Skip to main content

Full text of "Jahresberichte der Geschichtswissenschaft"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


/.v 


Jahresberichte 


der 


i .  /. » 


■/>••  V^ 


Greschichtswissenschaft 


im  Auftrage 

der 

Historischen  Gesellschaft  zo  Berlin 

herausgegeben 

▼OB 

Dr,  J.  Henumi     Dr.  J.  Jastrow     Dr.  Bdm.  Meyer. 


rv.  JfcblurgCLVkg 


Berlin  1885. 

Ernst  Siegfried  Mittler  &  Sohn 

Königliche  Hofbncbhandlang 
Kochstrafse  69  70. 


/ 


Vorwort. 


Auch  bei  dem  Yorbericht  Aber  den  4.  Jahrgang  der  Historischen  Jahres- 
berichte liegt  uns  vor  allem  ob,   Seiner  Excellenz  dem  Herrn  Minister  der 
GeiBÜicheii,  Unterrichts-  nnd  Medizinalangelegenheiten  Dr.  v.  Gofsler  nnsem 
ehrerbietigsten  Dank  auszusprechen  für  die  wesentliche  Untersttttznng,  die  er 
nnaerm  Unternehmen  fortgesetzt  hat  zn  teil  werden  lassen.    Wir  können  nur 
den  Wunsch  wiederholen,  dafs  sich  auch  der  vorliegende  Band,  der  mit  Hülfe 
dieser  Unterstützung  zustande   gekommen    ist,   derselben  wert  erweise  und 
den  FachgenoBsen  in  der  That  das  biete,  was  die  Wissenschaft  von  ihm  er- 
warten darf. 

Zn  unserem  groDsen  Bedauern   erscheint   der   4.  Jahrgang  wieder  be- 
deutend später  als  wir  ursprünglich  glaubten  hoffen  zu  dürfen.      Zwei  Um- 
Btftnde  sind  es  hauptsächlich,  welche  diese  Verzögerung  herbeigeführt  haben. 
Zuerst  eine  Änderung,    die  in  der  Amtsthätigkeit  des  Jetztgezeichneten  Mit- 
gliedes der  Redaktion   vor  sich  ging  und   ihm  nicht  in  gleicher  Weise  wie 
früher  gestattete,  sich  den  Jahresberichten  zu  widmen.    Suchte  nun  auch  die 
Historische  Gesellschaft  ihn  zu  entlasten,    indem  sie  auf  seinen  Antrag  zur 
Obemahme  zunächst  der  specialgeschichtlichen  Kapitel  des  deutschen  Mittel- 
alters Herrn  Dr.  Jastrow  als  viertes  Mitglied  in  die  Redaktionskommission 
wählte,  80  sollten  doch  die  Vorteile,  welche  sich  die  Historische  Gesellschaft 
und  wir  selbst  von  dieser  gröfseren  Arbeitsteilung  yersprachen,  nicht  erreicht 
werden.    Denn  —  ^nd  dies  ist  der  zweite  Umstand  —  bald  nach  dem  Er- 
scheinen des  3.  Bandes  sah  sich  unser  bisheriges  Mitglied,  Herr  Dr.  Abraham, 
genötigt,  ans  der  Redaktion  auszuscheiden,  nnd  die  Verhältnisse  brachten  es 
mit  sich,  dafa  die  Redaktion  des  Altertums  dem  letztgezeichneten  zufiel  und 
80  der  UmÜEmg   seiner  Arbeit   wieder  erweitert   wurde.     Wenn   nun   Herr 
Dr.   Jastrow   auch   zu   den    genannten   Kapiteln   noch    drei    weitere   des 
Mittelalters  übernahm  (Frankreich,  Diplomatik  und  das  'Allgemeines'  über- 
8diriebene  Kapitel),  so  ist  doch  leicht  zu  ermessen,  welche  Schwierigkeiten 
das  Zusammentreffen  jener  beiden  Umstände  der  Herstellung  des  4.  Bandes 
bereiteten.     Übrigens  wollen  wir  auch  hier  wieder  hervorheben,  wie  wir  dies 
bei  Jg.  n  thaten,   dab  wir   im  Vergleich   zu  anderen  Jahresberichten  und 
namentlich  zn  den  Philologischen,  keineswegs  so  sehr  im  Rückstande  sind.  Denn 
wenn  Ton  den  ca.  40  Kapiteln,  in  denen  hier  nach  dem  ursprünglichen  Plane 
das  klassische  Altertum  umfasst  werden  sollte,  jährlich  nur  etwa  ein  Dutzend 
erseheinen  nnd  manche  Kapitel  seit  Jahren  für  das  nächste  Jahr  angekündigt 
werden,  so  dürfen  wir  demgegenüber  wohl  darauf  hinweisen,  dalis  wir  den  Be- 
stand des  1 .  Jahrgangs  —  von  vorübergehenden  Lücken  abgesehen  —  nicht  nur 


TV  Vonrwt 

gewahrt,  sondern  anch  yermehrt  haben.  So  erscheint  denn  auch  dieser  Band 
mit  zwei  neuen  Kapiteln:  Rumänien  (n,  S.  354  —  60)  und  'Neuere  G-e- 
schichte  Italiens'  (III,  S.  175—181):  dafs  ersteres  eine  umfassende 
Kückschan  hält,  wird  unseren  Lesern  nur  angenehm  sein,  wie  sie  es  an- 
dererseits nicht  störend  empfinden  werden,  wenn  dasselbe  über  das  Jahr  1*881 
hinausgeht.  Mit  einem  umfassenden  Referat  erscheint  dann  wieder  Polen, 
gleichfalls  Ober  1881  hinausgehend  (was  wir  sonst  im  Interesse  guter  Öko- 
nomie zu  meiden  suchen)  und  die  Vereinigten  Freistaaten  sowie  Britisch 
Nord-'Amerika;  dagegen  fehlt  zu  unserem  grofsen  Leidwesen  in  Abteilung  I 
das  Referat  über  'Römische  Geschichte'.  Dafür  wird  man  aber  in  dieser 
Abteilung  die  Kapitel  'Griechische  Geschichte' und 'Allgemeines'  wesent- 
lich gegen  früher  erweitert  finden.  Dies  ist  auch  bei  dem  Kapitel  'Allgemei- 
nes' der  II.  Abteilung  der  Fall,  in  der  freilich  die  'Kreuzzüge'  diesmal  aus- 
gefallen sind.  —  In  der  III.  Abteilung  ist  das  in  seinen  Grenzen  etwas  un- 
bestimmte Kapitel  'Kulturgeschichte'  mit  dem  Kapitel  'Allgemeines'  ver- 
einigt, während  hier  das  Kapitel  über  österreichische  Specialgeschichte 
in  Folge  der  Beförderung  seines  Vertreters  zum  Gymnasial -Direktor  in  01- 
mütz  ausfallen  mufste.*) 

Dafs  einige  Kapitel  wieder  nicht  an  ihrer  richtigen  Stelle  stehen,  hängt  z.  t. 
mit  dem  Wechsel  der  Referenten  zusammen,  der  bei  der  grofsen  Zahl  unserer 
Mitarbeiter  ja  nicht  zu  yermeiden  ist,  aber  gerade  die  empfindlichsten  Stö- 
rungen und  Verzögerungen  herbeiführt.  —  Dies  wolle  man  bei  Kap.  XIX,  1 
in  Abt.  in  als  einem  Notreferat  der  Redaktion  berücksichtigen. 

In  Abt.  I  sind'  die  ersten  Kapitel  anders  geordnet,  entsprechend  dem 
historischen  Auftreten  der  drei  Zweige  der  weifsen  Rasse.  — 

Die  Lücken,  die  unser  Jahresbericht  noch  immer  aufweist,  dürfen  wir 
in  dem  Grade  zuversichtlicher  auszufüllen  hoffen,  als  die  Jahresberichte  — 
dank  der  Unterstützung  seitens  Sr.  £xcellenz  des  Herrn  Unterrichtsministers 
—  an  Sicherheit  des  Bestehens  gewinnen.  Ein  uns  zugesagtes  Referat  über 
Spanien  und  Portugal  blieb  in  letzter  Stunde  aus;  mögen  sich  unsere 
Hoffnungen,  im  nächsten  Jahre  vor  allem  Rufsland  und  die  Südsiawen 
vertreten  zu  sehen,  besser  erfüllen. 

Sonst  wird  unsern  Lesern  dreierlei  als  wesentlich  neu  entgegentreten. 

Zuerst  ist  diesmal  das  Referat  des  Hrn.  A.  Molinier  über  Frankreich 
im  Original,  nicht  in  Obersetzung  gegeben.  Wir  durften  dies  bei  dem  all- 
gemeinen Verständnis,  dessen  sich  die  französische  Sprache  unbestreitbar  er- 
freut, unbedenklich  wagen.  Bestimmend  für  uns  war  nicht  nur  der  Vorgang 
anderer  Zeitschriften,  die  ähnlich  wie  unsere  Jahresberichte,  einen  inter- 
nationalen Charakter  tragen,  sondern  auch  der  Umstand,  dafs  die  Referate 
in  fremden  Sprachen  durch  die  Übertragung  ins  Deutsche  immer  leiden,  wes- 
halb wir  nur  bedauern  können,  nicht  auch  die  Referate  über  Italien,  Däne- 
mark u.  s.  w.  in  der  Muttersprache  der  Herren  Referenten  liefern  zu  können. 
Der  Redaktion  wurde  die  Arbeit  wesentlich  erleichtert;  auch  versprechen 
wir  uns  jetzt  eine  gröbere  Verbreitung  der  Jahresberichte  im  Auslande,  ein 
Punkt,  den  in  Betracht  zu  ziehen  wir  alle  Ursache  haben.  —  Wenn  es  aber 
in  der  Natur  der  Sache  liegt,  dafs  die  Geschichte  leicht  einseitig  nationale 
Tendenzen  verfolgt,  so  darf  die  deutsche  Geschichtswissenschaft  auf  den 
internationalen  Charakter,  der  sie  auszeichnet  und  der  in  jenem  Original- 
referat lediglich  zu  tage  tritt,  nur  stolz  sein;  ja,  wenn  Deutschland  augenblick- 


*)  £■  folgt  bettimmt  in  Jg.  V  nach. 


Vorwort.  V 

Heh  eine  leitende  Stellang  auf  dem  Gebiete  der  Geschichtswiseenschaft  nicht  ab* 
iQsprechen  sein  inrd,  so  darf  man  wohl  anch  sagen,  da£s  die  historischen  Jahres- 
berichte in  ihrer  umfassenden  Gestalt  nur  in  Dentschland  entstehen  konnten. 

Die  zweite  Nenemng  ist  die  £infühmng  von  Abkürzungen  für  die  oft 
sehr  langen  Titel  von  Zeitschriften.  Wir  folgen  auch  hierin  nur  dem  Vor- 
gänge anderer  Zeitschriften,  namentlich  der  Jahresberichte  der  Deutschen 
Moigenl&ndischen  Gesellschaft,  deren  Abkürzungen  wir  auch  dem  Prinzip 
nach  im  wesentlichen  adoptiert  haben,  zumal  sie  in  einigen  Kapiteln  unserer 
Jahresberichte  (Indien,  Islam)  schon  Anwendung  gefunden  hatten.  Allerdings 
konnten  sie  noch  nicht  vollständig  und  nicht  gleichmäfsig  durchgeführt  werden. 

Kommt  diese  Neuemng  in  erster  Linie  dem  Umfange  der  Jahresberichte 
zu  gnte,  80  wird  die  dritte  unseren  Benutzern  eine  wesentliche  Erleichterung 
gewahren:  im  Index  ist  fQr  Abt.  I  und  11  durchweg,  in  Abt.  III  an  einzelnen 
Stellen  die  Anmerkung  hinzugefügt. 

Der  Index  weist  diesmal  ca.  7000  Nummern  gegen  5300  in  Jg.  III  auf; 
allerdings  beruht  diese  Vermehrung  auch  darauf,  dals  die  Autoren  bedeu- 
tenderer Rezensionen  aufgeführt  sind.  Übrigens  woUe  man  bei  Benutzung 
des  Index  die  Vorbemerkungen  zu  demselben  beachten.  — 

Wird  man  der  Redaktion  hiemach  hoffentlich  das  Bestreben  zugestehen, 
an  der  Vervollkommnung  der  Jahresberichte  weiter  zu  arbeiten,  so  wissen 
wir  doch,  dafs  noch  manches  zu  bessern  übrig  ist:  wir  bitten  daher  um 
eingehendste  Kritik.  Was  uns  bisher  an  Rat  und  Wünschen  zur  Kennte 
nis  gekommen  ist,  haben  wir  nach  Kräften  berücksichtigt.  Allen  Stand- 
punkten, politischen  wie  insbesondere  religiösen,  gerecht  zu  werden,  wir 
wiederholen  das,  haben  wir  nicht  erwartet  und  können  es  auch  nicht  wollen. 
—  Der  römisch-katholischen  Litteratur,  selbst  wenn  sie  auf  gleichem  Stand- 
punkt steht  wie  die  von  Mitgliedern  der  Gesellschaft  Jesu  geleiteten  ^Stim- 
men aus  Maria- Laach',  in  denen  die  Tendenz  oft  den  wissenschaftlichen  Ge- 
balt überwiegt,  ist  Berücksichtigung  nach  bestem  Wissen  und  Willen  der 
Redaktion  zu  teil  geworden;  manchem  werden  wir  dabei  eher  zu  weit  ge- 
gangen sein.  — 

Ist  Vollständigkeit  in  Vorführung  der  historischen  Litteratur  eins  der 
Hauptziele  unserer  Jahresberichte,  so  wird  hier  die  erneute  Bitte  an  Ver- 
leger, Vereine  und  Autoren  gerechtfertigt  scheinen,  uns  durch  Zusendung 
von  Rezensionsexemplaren  zu  unterstützen.  Wo  eine  solche  nicht  möglich 
ist,  würden  wir  den  Autoren  event.  schon  für  Mitteilung  einer  entsprechen- 
den sachlichen  Analyse  dankbar  sein.  Den  zahlreichen  Verlagsfirmen,  die  uns 
Rezensionsexemplare  haben  zugehen  lassen,  sagen  wir  unsern  besten  Dank. 

Auch  in  diesem  Jahre  erfüllen  wir  eine  schmerzliche  Pflicht,  wenn  wir 
der  Verstorbenen  unseres  Kreises  gedenken.  Hier  haben  die  Jahresberichte 
einen  besonders  schweren  Verlust  erlitten  durch  den  Heimgang  des  Herrn 
Prof.  Dr.  Johann  Gustav  Droysen.  Seine  Bedeutung  für  die  Wissenschaft 
zu  würdigen  ist  hier  nicht  der  Ort:  für  die  Jahresberichte  hatte  er  das  leb- 
hafteste Interesse  nicht  nur  bei  ihrer  Begründung,  zu  welcher  er  durch 
eigene  Mitarbeit  in  Jg.  I  beitrug:  auch  später  hat  er  sich  stets  als  treuen 
Freund  durch  Rat  und  That  bewiesen.  Wenn  das  Unternehmen  mehr  und 
mehr  auf  festen  Grund  und  Boden  gelangt  ist,  so  hat  er  daran  ein  hervor- 
ragendes Verdienst:  die  Redaktion  wird  sein  Andenken  in  dankbarer  Treue 
bewahren. 

Ein  zweiter  Verlust,  der  die  Jahresberichte  betroffen  hat,  ist  der  des  Herrn 
Dr.  H.  Zurborg  in  Zerbst,  dessen  frühzeitigen  Tod  am  15.  Januar  d.  J.  mit 


VI  Vorwort. 

nns  viele  Kreise  der  Wissenschaft  beklagen  werden:  er  ist  aus  einer  um- 
fassenden nnd  frnchtbaren  wissenschaftlichen  Thätigkeit  schneller  als  es  ni 
erwarten  war,  herausgerissen.  Die  Redaktion  wird  sein  Andenken  nm  so 
mehr  in  Ehren  halten,  als  er  die  Jahresberichte  nicht  nur  mit  hat  begrOn- 
den  helfen,  sondern  anch  treu  bei  nns  ausharrte:  das  Referat,  das  unsere 
Leser  in  Jg.  Y  von  ihm  lesen  werden,  ist  eine  seiner  letzten  Arbeiten  ttber- 
haupt 

In  weniger  nahem  Verhältnis  stand  zu  den  Jahresberichten  Herr  Oe- 
heimrat  Prof.  Dr.  Lepsius;  gleichwohl  müssen  wir  auch  seiner  als  eines 
unserer  Gönner  in  Dankbarkeit  hier  gedenken.  Seine  Teilnahme  für  unser 
Unternehmen  war  es,  die  unsem  Mitarbeitern  und  der  Redaktion  die  reichen 
Httlfsmittel  der  hiesigen  Königlichen  Bibliothek  in  ausgiebigster  Weise  zur 
Verfügung  stellte:  wenn  die  Jahresberichte  der  Wissenschaft  Dienste  leisten, 
die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin,  die  er  ja  leitete,  hat  daran  einen  wesent- 
lichen Antdl. 

Die  Verstorbenen  aber  fahren  uns  zu  den  Lebenden  zurück:  wenn  wir 
zum  SchluTs  untren  Herren  Mitarbeitern  sowie  allen  denen,  die  uns  bei  dem 
Zustandekommen  dieses  Jahrgangs  freundlichst  unterstützt  haben,  unseren  auf- 
richtigsten Dank  aussprechen,  so  dürfen  wir  insonderheit  der  Beamten  der 
hiesigen  Königlichen  Bibliothek  nicht  vergessen:  auch  sie  sind  unseren  viel- 
fachen Wünschen  mit  liebenswürdigster  Bereitwilligkeit  überall  entgegen- 
gekommen. — 

Wie  bereits  erwähnt,  schied  aus  der  Redaktion  unser  langjähriges  Mit- 
glied Herr  Dr.  Abraham,  dem  an  dieser  Stelle  unser  Dank  gebührt  für  das 
bedeutende  Verdienst,  das  er  sich  um  Begründung  der  Jahresberichte  er- 
worben hat  Denn  die  Herausgabe  der  Jahresberichte,  die  unabhängig  von 
ihm  schon  von  anderer  Seite  geplant  und  in  Angriff  genommen  war,  ist  durch 
seine  Anregung  zu  einer  Sache  der  Historischen  Gesellschaft  gemacht  worden, 
und  dies  Verdienst  wird  dadurch  nicht  geschmälert,  da&  sie  in  einer  andern 
Form  als  er  beabsichtigt,  ins  Leben  traten. 

Jg.  V  ist  bereits  in  Bearbeitung-,  sei  Jg.  IV  einer  freundlichen  Auf- 
nahme empfohlen! 

Berlin,  im  Oktober  1884. 


Die  Redaktionskommission. 


SiglM. 


vn 


I.   S  i  g  I  e  n. 


a)  Allgemeine  Zeitschriften  n.  Ä. 

AAnthr.  =  ArchiTf.  Anfliropo]ogi«(Brftanschw.)' 

AAZ.  =  Aagabarger  Allgem.  Zeitang. 

Ae.  =  The  Academj. 

ABB.  =  AUg.  deatiche  Biographie. 

ABLKZ.  =  Allg.  er.-latk.  Kirehen-ZeitaDg; 

AEMÖ.  :=  ArehadoL-epigr.  Mitt  aoi  ÖBterr. 

ABO.  ^  Annalea  de  TextrSme  Orient 

JklOA.  =   Annali  dell'  Instit  di  Correcp.  ar- 

cheol. 
AJRl  =  Amer.  Jornn.  of  Fhilol. 
iXDY.  =  Abb.  t  Kunde  d.  deatach.  Yoneii. 
AKKB.  ^  Archiy  fftr  kathol.  Kirchenrecht 
AJUL  =  Abhandlgn.  s.  Kunde  d.  Morgenlandei. 
AMQ.  =  Annale«  dn  Moste  Qnimei 
AÖ0.  ^  Arch.  fllr  diterr.  Geteh. 
APhC.  3c  Annalaa  de  philoiophie  chr^i 
AnihZg.  =  ArchSol.  Zeitasg. 
Ath.  =  The  Athenaenm. 
AZg.  ==  Allgem.  Zg.  (frflher  Aogsbnrger  AZ.). 
BAG.  =  Bnlletino  di  archeol.  criitiana. 
BGH.  =  Bullet  de  oorreep.  hellte. 
BECh.  =  Bibliofh.  de  l'äcole  des  Ghartes. 
B£0.  =  Bull,  ^igraph.  de  la  Gaule. 
BawGL  =.  Beweis  des  Glaubens. 
BIGA.  =  Bull.  dell'Instituto  di  Gorrespond.  arcb. 
BKIS.  =  Beitrage  ftr  d.  Kunde  d.  indogemi. 

Sprachen. 
BTLYNL  =:=  Bijdngen  tot  de  Taal-,  Land-  en 

Yolkenkunde  Tan  Nederlandsch  Indie. 
CbH.  =  Gabinet  histor. 
GBl.  =  Gentral-Blatt  (ohne  Zusati:  Zarnckes 

Litterariaches  GBL). 
GB.  ^  Gompte  rendu;  ohne  Zusati:  der  Aca<i. 

des  Inser.  et  Beiles  Lettres. 
DLZ.  =  Deutsche  Literatur-Zg. 
DE.  =  Deutsche  Berue. 
DBs.  =  Deutsche  Bnndschau. 
FDG.  =  Forschungen  s.  deutsch.  Geschichte. 
QOA.  =  Gottinger  gelehrte  Anzeigen. 
HB.  =  Hebräische  Bibliographie. 
HJb.  =  Histor.  Jahrb.  d.  G5rros-GesellBchaf i . 
HFBL  =  Histor.-polit  Blätter. 
HZ.  =  Historische  Zeitschrift 
JA.  =:  Jonxval  asiatique. 
lAnt  =  Indiaa  Antiquary. 
JA08.    =r   Jonm.   of   the    American   Orients  I 

Sodetj. 
JASB.  =  JonziL  of  fhe  Asiatic  Soc  of  Benga) 
JB.  =r  Jahresberichte;    ohne  Zusata:  Jahre«- 

ber.  der  Geschichtswissenschaft 
JBBA8.  :=   Journal  of  the  Bombay  Brauch  oi 

the  Boyal  Asiatic  Soe. 
JBDM0.  =  Jahresber.  d.  deutsch.  Morgenland 

Oawllsch. 
JGBAS.   =  Journal  of  the  Geylon  Brauch  ol 

the  Boyal  Asiatic  Soc 
lEBw  =  Indian  Evang.  Beriew. 
JHBt.  =  Journal  of  Hellenic  Studies. 
JLBI.  =  Jfld.  Literatur-Blatt 
IlTR.  =  Im  Neuen  Beich. 


JFh.  =  Joum.  of  Philology. 
JFTh.  =  Jahrbücher  t  protest.  Theologie. 
JBAS.  =  Journal  of  the  Boyal  Asiatic  Soc. 
JSaT.  =  Journal  des  Savants. 


KBl.  z=  Korrespondens-Bl.y  Gorresp.-Bl. 

KBAAnthr.  =  Korresp.-Bl.  für  Anthropologie 
im  Anhang  des  Archiv  f.  Anthr. 

KBGY.  =  Korresp.-Blatt  des  Gesamt- Vei  ein a 
d.  dtsch.  Geschichts-  u.  Altertums- Yereine. 

LBL  =  Litteratur-Blatt 

LBs.  =  Literarische  Bundschan. 

MA.  =  MAlanges  Asiatiques. 

MAH.  =  M61anges  d'ArchteL  et  d'Hist. 

MAStP.  =  MteiL  de  l'acad.  de  St-F^torsbourg. 

MBer.  =  Monatsberichte. 

MDAL  =:  Mitt  d.  dtsch.  archaeol.  Instttuts 
XU  Athen. 

MGH.  =  Monumente  Germaniae  Historica  (SS. 
=  Scriptores.    LL.  =  Leges  etc.). 

MGWJ.  =  Monatsschr.  fftr  Gesch.  u.  Wissen- 
schaft des  Judenthums. 

MHL.  =  Mitteilungen  aus  d.  bist  Litteratnr. 

MJ.  =  Madras  Journal  of  Lit  and  Sdence. 

MIÖG.  =  Mitteüungen  des  Instituts  f.  österr. 
Geschichtsforschung. 

MLA.  =  Magaain  fOr  d.  Litteratur  des  Aus- 
landes (bis  1881). 

MLIA.  =  Magaain  fttr  d.  Litteratur  des  In- 
und  Auslandes  (seit  188S). 

MSchr.  ^  Monatsschrift 

MSLP.  =  M6moires  de  la  Soo.  de  Linguistique 
de  Paris. 

MWJ.  =  Magasin  t  Wissensch.  d.  Judenthums. 

NA.  =  Neues  Archiv ;  ohne  Zusati :  d.  Gesellsch. 

fttr  ältere  deutsche  Geschichtskunde. 
NEKZ.  =  Neue  evang.  Kirchen-Zeitung. 
NJbPh.  =  Neue  Jahrbttcher  fttr  Fhilol. 
NB.  =  La  NouTelle  BoTue. 
NBHD.   ^   Nouy.  Bevue  historique  de  druit 

fran^.  et  itranger. 
PAOS.  =  Froceedings  of  the  American  Oriental 

Society. 
FASB.  =   Froceedings  of  the  Asiatic  Soc.  of 

Bengal. 
PhBs.  =  Phüol.  Bundschau. 
PhWS.  =  FhiloL  Wochenschrift. 
FKZ.  =  Protest  Kirchen-Zeitung. 
FSBA.  =3  Froceedings  of  the  Soc  of  Biblical 

Archaeology. 
RA.  =  Beyue  archtelogique. 
BAG.  =  Beyue  de  l'art  chr^ 
BG.  =  Berue  critique  de  litterature  et  d'hist. 
BDH.  =  Beyue  des  documents  historiques. 
BDM.  (BdM)  =  Beyue  des  denz  Mondes. 
BE.  =  Bevue  ^gyptologique. 
BEJ.  =  Beyue  des  £tudes  Juiyes. 
Bep.  =  Eepertorinm. 
E^.  ==  Repertoire;   ohne  Zusati:    R^p.   des 

trayauz  histor.  (Paris). 
RFr.  =  Beyue  de  France. 
BH.  =  Beyue  historique. 


VBD[ 


Siglen.    Abkilnuiigen. 


RHR.  =  Beyne  de  l'hiAtoire  des  religioni. 

BL.  =  Bayae  de  LinguiBÜqae. 

BPh.  =  Beyne  de  Philologie. 

BPL.  =  Beyne  politiqae  et  littteire. 

BQU.  =  Beyue  de«  question«  historiquen. 

BB.  =  BoBiiBche  Beyne. 

BT.  =  Becneil  de  tnyanx  relatifii  k  la  philol. 

et  rarchfol.  igypt  et  aacyr. 
BThPh.  =  Beyne  de  Thtel.  et  Philoi. 
SayZ.  =  ZeitMhr.  d.  Sayigny-Stiitnng  f.  BechU- 

geichichte.    (G.  =:  German.,  B.  =  Bo- 

mailiBtiache  Abteilung.) 
SB.  =  Sitanngaberichte;  bei  Akademieen  der 

histor.  Klaaaen. 
ST.  =  Stocea  et  Trayaoz  de  l'academie  dea 

adencea  moralee  et  politiquea. 
StMBGO.  =:  Stndien  n.  MitteilnngeD  am  dem 

Bened.-  n.  GittenieDaer-Orden. 
StML.  =  Stimmen  ana  MariarLaach. 
ThJB.  =  Theol.  Jahreabericht 
ThLBI.  =  Theolog.  Littentni^-Blatt. 
ThLZ.  =  Theolog.  litteratnr-Zeitnng. 
ThQSchr.  =  Theolog.  Qnartalachr. 
ThStK.  =  Theolog.  Stadien  und  Kritiken. 
ThT.  =  Theolog.  Tijdachrift 
TITLV.  =  Tijdachr.  yoor  Indische  Taal-,  Land- 
en Volkenknnde. 
TB.  =  Trttbnen  American  and  Oriental  Lite- 

rary  Beoord. 
TSBA.  =  Tranaactions  of  the  Soc.  of  Biblical. 

Aichaiology. 
VGAnthr.  =  Yerhandlnngen  d.  Geaellach.  für 

Anthropologie  (im  Anhang  d.  Zeitaohr.  f. 

Ethnologie,  Berlin). 
WStBO.   =^   WiaaenflchafÜ.  Stadien  n.  Mitteil. 

ans  d.  Benediktinex^Orden. 
ZATW.    =    Zeitschr.  für  AIt-Te«tamentliche 

Wiaaensch. 
ZDA.  r=  Zeitffchr.  ftr  deutachea  Altertum. 
ZDHG.  =  Zeitachr.  d.  dtach.  morgen ISnd.  Ge- 

sellchaft 
ZDPh.  z=  Zeitaohr.  für  dentache  Phüologie. 
ZGW.  —  Zeitochr.  für  Gymnaaial-Weaen. 
ZKG.  =  Zeitachr.  für  Kirchen-Geachichte. 
ZKB.  =  Zeitachr.  für  Kirchenrecht 
ZKTh.  =  Zeitachr.  für  kathol.  Theologie. 
ZKWL.  =  Zeitachr.  f.  kirchl.  Wiaaenschaft  o. 

kirchl.  Leben. 
ZOG.  =  Zeitachr.  für  daterr.  Gymnaaien. 
ZStW.  =  Ztachr.  f.  d.  geumte  Staatawiaaenach. 


ZVglS.  =  Zeitachr.  f.  yergleich.  Sprachfonehnng. 
ZWTh.  =  Zeitachr.  f.  wiaaenachaftl.  Theologie. 

b)  Deutsche  Lokal -Zeitschriften. 

ASchwG.  =r  Anseiger  f.  Schweiier.Geachichte.^) 
JbSchwG.  =  Jahrbuch  f.  Schweiaar.  Geachichte. 
MCC.  =  Mitteilungen  d.   K.  K.  Central-Com- 

misaion  a.  Erforschung  u.  Erhaltung  der 

Kunst-  und  hiat  Denkmale  (Wien;. 
MYGDB.  =  MttteUungen  d.  Vezeina  f.  Geach. 

der  Deutachen  in  Böhmen. 
MYGF»/M.  =  MitteUnngen  d.  Ver.  für  Geach. 

yon  Frankf.  a/M. 
NASachsG.  =  Neuea  Archiy  t  aidha.  Geach. 
ZGOBh.  =  Ztachr.  t  Geachichte  d.  Oberrheina. 
ZPGL.  =  Zeitachr.  für  preufa.  Geachichte  und 

Landeakunde. 
ZSchlH.  =  Zeitachr.  d.  Geaellach.  t  Schleawig« 

Holstein-Ltnenbnrgiache  Geachichte. 
ZYtG.  =  Ztachr.  t  yaterlind.  Geach.  (Weatf.). 


Bonner  Jbb.  ==  Jahrbücher  d.  Vereins  y.  Alter- 
tumsfrennden  im  Bheinlande  (Bonn). 

c)  Siglen  in  Verbindung  mit  Znsätsen. 

AG.  =  Archiy  für  Geschichte 

[£.  B.  AGObfranken  =  Arch.    f.  Geach. 

(u.  Alterttkde.)  yon  Ober-Franken]. 
AHV.  =  Archiy  d.  bist.  Vereins  [a.  B.  AHVBem 

=-^  Archiy  d.  hiat  Ver.  des  Kant  Bern]. 
AV.  =:  Archiy  d.  Vereins. 
BG.  =:  Beiträge  aur  Geachichte. 
JBGV.  =  Jahresberichte  d.  Geachichtsyereins. 
JBHV.  =  Jahresberichte  d.  hiator.  Vereina. 
JBV.  <=  Jahresberichte  des  Vereins 
JbGV.  •=  Jahrbuch  d.  Geachichta-Vereina. 
JbHV.  =  Jahrbuch  d.  hiator.  Vereins. 
JbVG.  =  Jahrbach  d.  Vereina  f.  Geachichte. 
MG.  =  Mitteilungen  a.  Geachichte. 
MHY.  =  Mitteilungen  d.  hiat  Vereins. 
MVG.     \  =  MitteU.  d.  Vereins  f.  Gew^hichl» 
MV...G./  (a.  B.  MYAnhaltG.  =  Mitt  d.  Ver. 

f.  anhält  Geachichte). 
SVG.  =  Schriften  dea  Vereina  f.  Geachichte. 
VHV.  =  Verhandlungen  d.  hiat  Vereins. 
ZG.  =  Zeitachr.  f.  Geachichte. 
ZGV.  =  Zeitachr.  d.  Geachichta-Vereins. 
ZHV.  =  Zeitachr.  d.  hiator.  Vereina. 
ZVG.  =  Zeitschr.  d.  Vereina  f.  Geachichte. 


II.  Abkürzungen. 


A.  =  Archiy.  ao.  Ak*  =  Akademie  etc.  Ann.  =  Annalen.  Anz.  =:  Anaeiger.  AT., 
ATlIoh  s=  Altea  TeaUment  etc.  Beitr.,  Beitrr.  =  Beitrag,  Beiträge.  Ber.  =  Bericht  El., 
Bll.  =  Blatt,  Butter.  Bull.  =  Bulletin,  Balletino.  Q.  =  Geachichte.  QBI.,  QBII.  =  Ge- 
schichtsblatt, -blatter.  Ges.  =  Geaellachaft  QV.  =  Geachichta-Verein.  HV.  =  Hiatoriacher 
Verein.  J.  =  Journal.  Jb.|  Jbb.  =  Jahrbuch,  Jahrbücher.  MA.  =  Mittelalter,  Moyen 
&ge  etc.  MAlioh  =  mittelalterlich.  Mag.  =  Magasin.  M6m.  =  M6moirea.  Miti  =  Mit- 
teilungen. N.  =  Ken,  Noayeag  etc.  NT.,  KTUch  r=  Neaea  Testament  etc.  P.  =  Prooeodings. 
R.  =  Beyne,  Beyiew  etc.  Rt«  =  Bundachau.  Sehr.,  Schrr.  =  Schrift,  Schriften.  Verh.  == 
Verhandlungen.  VJa.,  Vjachr.  =  Vierteljahrschrift.  Vjh.  =  Vierteljahrshefte.  WB.  =  Wör- 
terbuch.   Z.  =  Zeitschrift    Zg.  =  Zeitung. 


^)  Spitfr,  aar  Vermeidung  yon  Verwechslungen:  AnaSohwG. 


Inhalts  -Y  erzeichnis. 


Seite 

Vorwort HI 

Verzeichnis  der  Abkürzungen VII 


I.  A-ltertum. 


I.     Ägypten  —  Dr.  L.  Stern  in  Berlin 1 

H.     ÄBsyrien  und  Babylonien  —  Pfarrer  G,  R&sdi  in  Hermaringen 

a.  Brenz       12 

Jadische  Geschichte  bis  zur  Zerstörung  Jerusalems  durch 

die  Römer  —  Prof.  Dr.   W.  Lotz  in  Wien 146 

Ulb.     Oeschichte  der  Juden  Ton  der  Zerstörung  Jerusalems  bis 

zur  Gegenwart  —  Dr.  M.  Steinschneider  in  Berlin  ....      23 

rV.     Indien  —  Dr.  /.  KlaU  in  Berlin 37 

V.    Medien  und  Persien  —  Prof.  Dr.  Spiegel  in  Erlangen  ....      60 

VI.     Griechenland. 

a.  Bis  zur  dorischen  Wanderung  —  Dr.  E.  Meyer  in  Berlin      .      61 

b.  Bis  zu  Alexander  dem  Ghrofinen  —  Dr.  H,  Zurborg  in  Zerbst  (f)      70 
c  Spatere  Zeit  Ton  Alezander  an.     Griech.  Colonieen  etc.  — 

Dr.  E.  Meyer  in  Berlin 91 

VXL     Römische  Geschichte  —  (fiel  aus). 
Vm.     Kirchengesehichte  —  Prot  Dr.  0.  Zockier  in  Greifswald      .    .      97 
Allgemeines  und  Paralipomena  —  Dr.  E.  Meyer  in  Berlin    .    133 


Inhalts- VerzeichDis. 


II.  Mittelalter, 

8«it6 
I.    Germanische  Urzeit  bis  zum  Ende  der  VSlkerwandernng  — 

Dr.  J,  JiutrotD  in  Berlin 1 

II.    FränkischesReichunter  denMerowingern  —  Dr.  M,  Handloike 

in  Berlin 374 

m.    Karolingische  Zeit  —  Prof.  Dr.  H,  Hahn  in  Berlin       ....  7 

IV.    Konrad  I.  und  die  Sachsen  —  Direktor  Dr.  Fr.  ßtoof  in  Graz  20 

y.    Heinrich  n.  und  die  Salier  —  Prof.  Dr.  H.  Bresslau  in  Berlin  24 

VI.    Lothar  m.  und  die  Staufer  bis  1208  —  Prof.  Dr.   W.  Schum 

in  Halle  a.  S 31 

VU.    Deutschland    im    XIII.    Jahrhundert    (1208—73)    —    Prot 

Dr.  J,  Egger  in  Innsbruck 41 

yni.    Deutsches   Reich   Ton  1273—1400   —   Dr.   W.  FriedeMburg  in 

Marburg 48 

IX.    Deutschland  im  XV.  Jahrhundert  —  Dr.  E,  Huckert  in  Berlin  58 

X.    Verfassungsgeschichte  —  Dr.  J,  Jastrow  in  Berlin       ....  65 

XL    Südwest-Deutschland 

Elsafs-Lothringen  —  Dr.  A.  Holländer  in  Strafsbnrg     .    .  81 

Baden  —  Prof.  Dr.  K.  Hartfelder  in  Heidelberg 84 

Württemberg  —  Prof.  Dr.  /.  Hartmann  in  Stuttgart     ...  91 

Xn.    Mittelrhein  —  Prof.  Dr.  F.  Otto  in  Wiesbaden 94 

Xm.    Bayern  —  Dr.  •/.  Mayerhof  er,  Kreisarchivar  in  Bamberg  ....  101 

XIV.    Niederrhein  —  Dr.  F.  Hoeniger  in  Köln 105 

XV.    Nieder-Deutschland  —  Dr.  H,  Hertzberg  in  Bremen     ....  112 

XVI.    Obersachsen,  Thüringen  und  Hessen — ArchiYratDr.£f..&Y?iMcA 

in  Dresden 124 

XVn.    österreichische    Ländergrnppe    —    Prof.  Dr.   F.   R,   Krones 

V.  MardUhal  in  Graz 131 

XVlli.    Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und 

Pommern  —  Direktor  Dr.  K,  E,  H.  Krause  in  Rostock      .    .  140 

XIX.    Brandenburg  —  Dr.  F.  Bemer  in  Berlin 160 

XX.    Schlesien  und  Posen  —  Dr.  C  Oerstenberg  in  Berlin  ....  168 

XXI.    Deutscher  Orden  und  Liyland 

Deutscher  Orden  —  Dr.  P.   Wagner  in  Koblenz     ....  172 

LiT-,  Est-  und  Kurland  —  Dr.  C.  Mettig  in  Riga  ....  176 

XXa.    Schweiz  —  Pro£  Dr.  B.  Hidber  in  Bern 179 


Inhalts-Verzeichnis. 


xr 


XXIU. 

XXIV. 

XXV. 

XXVI. 

XXVII. 

xxvin. 

XXIX. 


XXXI. 


XXX III. 
XXXIV. 


XXXVI. 


Seite 

Hansa  —  Dr.  K,  Koppmann  in  Barmbeck  bei  Hamburg    ....  381 

Papsttum  und  Kirche  — -  Prof.  Dr.  P.  Tschackert  in  Königsberg  i.  Pr.  185 

Bjaantinische  Geschichte  -—  Prof.  Dr.  F,  Hirsch  in  Berlin     .  201 

Islam  —  Dr.  K,   Völlers  in  Berlin 207 

Italien  —  C.  0/.  Oipoüa  in  Verona 225 

France  —  A.  MoHnier  in  Paris 267 

Schweden  —  Prof.  Dr.  H.  Bjame  in  Upsala 314 

Norwegen  und  Dänemark  —  Dr.  H,  Sckjoth  in  Christiania  .    .  316 

Böhmen  und  M&hren  —  Prof.  Dr.  Ad»  Horcicka  in  Prag  .    .    .  327 

Polen  —  Dr.  Gern,  Kantecki  in  Posen 333 

Ungarn  —  Prof.  Dr.  J,  U.  Schmcker  in  Budapest 348 

Bumänien  —  N,  Densusianu,  Bibliothekar  des  Grofsen  Generalstabs 

in  Bukarest 354 

Paläographie  —  Prof.  Dr.  W.   Wattenbach  in  Berlin       ....  361 

Diplomatik  —  Prof.  Dr.  H.  Bresslau  in  Berlin 364 

Allgemeines  —  Dr.  «7.  Jastrow  in  Berlin 369 


in.  Neue  Zeit. 


I.     Deutsche  Geschichte  1519—1618  —  Direktor  Prof.  Dr.  AI  DiUrich 

in  Olmfitz 1 

n.     Deutschland  1618—1713  —  Prot  Dr.  E.  Fischer  in  Berlin    .    .  7 

Deutschland  1713—1786  —  ArcUvrat Dr.  jß.  Koser^Yrot  inBerlin  19 

Deutschland  1786—1813  —  Geh.  Staatsarchivar  Dr.  P.BaiUeu  in 

Berlin 29 

Neueste,   insbesondere   deutsche  Geschichte   seit  1815  — 

Dr.  J,  Hermann  in  Berlin 25 

Preufsen  —  Dr.  E,  Berner  in  Berlin 35 

Mark  Brandenburg  —  Dr.  E.  Bemer  in  Berlin 42 

Provinz  Preufsen  —  Dr.  P,  Wagner  in  Koblenz 45 

.Liv-,  Est-  und  Kurland  —  Dr.  C.  Mettig  in  Riga 49 

Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und 

Pommern  —  Direktor  Dr.  K,  E,  H,  Krause  in  Rostock     .    .  54 

Schlesien  —  Dr.  C.  Oerstenberg  in  Berlin 69 

Nieder-Deutschland  —  Dr.  H.  Hertzberg  in  Bremen     ....  72 

Niederrhein  —  Dr.  R,  Hoeniger  in  Köln 83 

XIII-     Obersachsen,  Thüringen,  Hessen  —  ArchirraX  Dr,  H.  Ermisch 

in  Dresden       87 


V. 

VI. 
VII. 
VIII.1. 
2 


Xn  Inhalts- Verzeichnis. 

Seite 
XIV.    Mittelrhein  —  Prot  Dr.  F.  Otto  in  Wiesbaden 96 

XV.    Sadwest-Deutschland 

Württemberg  —  Profi  Dr.  J.  Ebrtmann  in  Stuttgart    .    .    .     100 

Baden  —  Prof.  Dr.  AI  Bartfelder  in  Heidelberg 104 

Elsafs-Lothringen  —  Dr.  A.  Holländer  in  Strafsburg      .    .    109 

XVI.    Bayern  —  Dr.  J.  Mayerht^ery  Kreisarchivar  in  Bamberg    .    .    .    .     115 

XVIL    Österreich-Ungarn 

1.  Österreich  —  fiel  ans. 

2.  Ungarn  •:-  Prof.  Dr.  J.  H.  Schmdcer 119 

XVm.    Schweiz    seit    dem    Anfang    des    XVI.    Jahrhunderts    — 

Dr.  DändUker  in  Kfissnach  bei  Zfirich 127 

XIX.    Frankreich 

1.  Frankreich  1515—1789  —  Dr.  J.  Hernuam  in  Berlin  .    .     134 

2.  Frankreich  seit  1789  —  Dr.  J.  Hermann  in  Berlin      .    .     137 
XX.    England  —  Dr.  S.  HerrUck  in  Berlin 

1.  England  bis  1688       145 

2.  England  seit  1688 149 

XXI.    Skandinavien 

1.  Schweden  —  Prof,  Dr.  H,  Hjäme  in  Upsala 157 

2.  Norwegen  —  Dr.  H.  Schjoth  in  Cbristiania 164 

3.  Dänemark  —  Dr.  H,  Schjoth  in  Cbristiania 169 

XXn.    Italien  —  Proü  B.  Moreolin  in  Vicenza 175 

XXIIL    Die   Vereinigten   Staaten   und   Brittisch-Nordamerika  — 

Dr.  K.  V.  KaUutän  in  Berlin 181 

XXrV.    Allgemeines,  Kulturgeschichte,  Nachtrage  —  "Dt»  J»  Hermann 

in  Berlin 212 

XXV.    Indien  —  Dr.  J.  Klaü  in  Berlin 221 

Berichtigungen  und  Nachträge 

SU  Bd.  ni  und  IV 228 

Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen      ........    231 


Altertum. 


L 
L  Stern. 


Ägypten. 


iN'as    keine   Berechnang  des    Oelehrten  vermuten  and  keine  Phantasie 
des  I>icliiers  erdenken  konnte,  das  hat  in  dem  alten  Wanderlande  ans  der 
Tiefe  der  Jahrtausende  das  J.  1881  an  den  Tag  gefördert     Man  dringt  in 
die   GTabkammem  der  nralten  Könige  von  Memphis   ein,   man   findet   die 
l^eiber    der    mächtigsten  Herrscher  des  hnndertthorigen  Thebens   unversehrt 
und  ndt   dem   letzten  Schmucke  ihrer  königlichen  Würde  angethan  in  ihren 
^krgen-     Bie  Geschichte  der  Altertumskunde  kennt  keine  Entdeckungen,  die 
SD  erstaanlich   wären  wie  diese  innerhalb  weniger  Monate  in  Ägypten   ge- 
machten   —    die  Öffnung  der  Pyramiden  bei  Saqqfirah  und  die  Auffindung 
des  Yerateckes  in  Deir^bahrL    Sie  nehmen  daher  bei  unserem  diesmaligen 
Berichte  unsere  Auftnerksamkeit  zunächst  in  Anspruch. 

Yen  den  Pyramiden,   deren  sich   einige    70  am  Rande  der  libyschen 
Wüste  hinziehen,  waren  uns  durch  Herodot  nur  die  drei  gröCsten  bei  Gizeh 
als  die  Gräber  der  Könige  Cheops,  Chephren  und  Mycerinus  bekannt.     Ftlr 
die  erste  hatte  eine  im  Innern  aufgefundene  Inschrift,  fär  die  dritte  der  noch 
erhaltene  Sarg  seine  Angabe  bestätigt.     Welchen  Königen  aber  die  übrigen 
Pyramidengräber   zugehörten   und  ob  etwa  unentdeckte  Inschriften  in  den- 
selben uns  darüber  belehren  könnten,  das  wuIsten  wir  nicht      Hatte  doch 
schon  mancher  kleinmütig  die  Hände  sinken  lassen,   der   des  Geheimnisses 
ihrer  Baukunst  unkundig  die  Grabkammem  unter  diesen  Steinbergen  zu  er- 
schlieCsen  sich  unterfangen  hatte.     Gleichsam   zum  Abschlufs    seiner  erfolg- 
gewohnten Thätigkeit  hatte  sich  der  Leiter   der  Ausgrabungen  in  Ägypten 
M ariette-Pascha  die  schwierige  Aufgabe   gestellt,   die  Öffnung  der  noch 
Tcrscfalossenen  Pyramiden  bei  Saqqärah  (in  die  durch  Stufenbau  ausgezeich- 
nete  grörste  derselben  hatte  schon  ?.  Minutoli   vor  60  Jahren  leichter  ein- 
dringen können)  in  Angriff  zu  nehmen.     Sein  Plan,  nach  dem  er  die  müh- 
same  Arbeit  an  der  Nordseite  begann,    war  wohl  durchdacht;   das   Unter- 

Historiseha  Jahretberiohto.    1B81.    I.  1 


1,2  I-   I"  Stern: 

nehmen  gelang  and  lohnte  über  alle  Erwartung.  Vor  seinem  Tode  noch,^) 
zu  Anfang  des  J.  1881,  ward  ihm  die  Nachricht  von  der  Öffnung  dreier 
Pyramiden,  und  seinem  Nachfolger  Maspero  gltlckte  alsbald  die  mehrerer 
anderer.  Das  ganze  zwischen  Abusir  und  Dahschur  gelegene  Pyramidenfeld 
ward  so  aufgedeckt:  was  aber  fünf  Pyramiden  eine  unvergleichliche  Wichtig- 
keit verleiht,  ist  der  ungeahnte  Umstand,  dafs  ihre  den  Kern  des  Baues 
bildenden  Grabkammern  mit  Inschriften  und  Verzierungen  reich  geschmückt 
sind,  aus  denen  zunächst  hervorgeht,  welche  Könige  in  ihnen  bestattet  lagen. 
Die  Pyramiden  bei  Saqqärah  wurden  von  Pharaonen  der  Y.  und  VI.  Dynastie 
erbaut,  nämlich  No.  35  des  Lepsiusschen  Planes  von  Unas  (Onnos),  No.  30 
von  Teta  (Othoes),  No.  36  von  Merirä  Pepi  I.  (Phios),  No.  39  von  Merenrft 
Mätemsaf)  (Methusuphis),  dessen  Mumie  man  noch  in  seinem  Sarkophage 
fand,  und  No.  41  von  Nefrkara  Pcpi  II.  (Phiops).  Die  gleichfalls  geöffneten 
Pyramide  No.  37,  welche  nur  einen  leeren  Sarkophag  enthielt,  sowie  No.  38 
und  No.  40  haben  Inschriften  nicht  ergeben.  Diese  Aufgrabungen  haben  uns 
nicht  nur  über  die  Anlage  und  die  Bauart  der  Pyramiden  vollends  auf- 
geklärt^ sondeni  uns  auch  ein  unschätzbares  Material  fttr  die  Erkenntnis  der 
ältesten  Religion  und  der  frühesten  Sprachform  enthüllt  Sie  haben  uns  den 
geistigen  Inhalt  eines  Zeitalters  überliefert,  welches  Griechen  und  Römern 
mythisch  war,  der  Blütezeit  des  ägyptischen  Reiches  aber  schon  als  ein  weit 
zurückliegendes  Altertum  erschien.  Von  all  den  begeisterten  Berichten, 
welche  der  Welt  von  diesen  Ereignissen  die  erste  Kunde  brachten,  mag  es 
genügen,  den  von  R.  Lepsin s^)  zu  erwähnen,  sowie  den  von  ILBrugsch,^) 
der  die  Inschriften  aus  der  Pyramide  des  Methusuphis  mitteilte,  femer  die 
Veröffentlichung  der  Texte  aus  der  Pyramide  Pepi  L  durch  S.  Birch^)  und 
aus  der  des  Onnos  durch  Maspero.^)  Die  Sprache  dieser  Zeit  ist  dunkel 
und  schwierig  und  von  der  spätem  vielfach  abweichend.  J.  Lauth^)  hat 
viel  gewagt,  wenn  er  uns  die  Texte  Pepis  bis  aufs  Wort  verdeutscht.  Es 
spricht  sich  in  ihnen,  soviel  erkennen  wir,  der  Glaube  an  die  Fortdauer  des 
Lebens  in  einer  andern  Welt  oftmals  seltsam  und  beängstigt  aus. 

Nach  diesen  glücklichen  Ergebnissen  wandte  sich  Maspero  der  Pyramide 
von  Meidüm  zu,  welche  schon  durch  ihre  Form  ungewöhnlich,  von  vornherein 
für  die  allerälteste  gehalten  werden  darf,  da  sich  in  ihrer  Umgebung  Gräber 
aus  dem  Anfange  der  IV.  Dyn.  befinden.  Es  gelang  auch,  die  den  Bau  be- 
deckenden Schuttberge  zu  durchbrechen  und  in  einem  beschwerlichen  Gange 
vorzudringen:  aber  üble  Luft  und  unerträgliche  Hitze  nötigten  von  der  wei- 
teren, noch  immer  aussichtslosen  Arbeit  abzustehen.  Nur  die  Namen  zweier 
Männer,  die  sich  etwa  in  der  Zeit  der  XX.  Dyn.  verewigt  hatten,  fand  man 


1)  Aug.  Harietto  t  18.  Jan.  1881;  ygl.  E.  Bevillont,  Bot.  6g.  (B£.)  II,  317—320;  E. 
Deaeille,  les  d^bntsde  Mar.-P.  Boulogne  Rnr-mer,  28  S.;  A.  Rhön 6,  A.  Mar.,  esqa.  de  sa  vie 
et  de  aes  tra^.,  ayoc  nne  bibliographie  de  ses  oeuTres,  Gaz.  d.  beanx-arts.  24,  289 — 66.  —  2)  Das 
erste  Zeichen  in  diesem  Namen,  welches  Bmgsch  mit  Zweifel  Hör  oder  Han  spricht,  sdieint 
den  Weit  Mfit  oder  Ment  zu  haben,  wodurch  die  manethoniache  Form  Methusophia  ge- 
schützt wird.  —  3)  Über  d.  Wiedereröffii.  zweier  üg.  Pyr.  nach  Mitt  ▼.  Prot  Bmgsch.  MB. 
d.  Berl.  Ak.  März.  —  4)  Zwei  Pyr.  m.  Inschrr.  aus  d.  Zeiten  d.  VL  Dyn.  Z.  f.  Sg.  Sprache 
etc.  (ZJE8.)  XIX,  1^16.  Vgl.  Berl.  MB.  S.  324—27.  —  5)  Bemarks  on  one  of  the 
newly  diacoy.  pyr.  of  Sakkarah.  Proceed.  of  the  Soc  of  BibL  Arch.  (PSBA.)  XI,  93—96.  — 
6)  La  pyr.  du  roi  Ounaa.  Hecueil  de  travaux  relat  k  la  philol.  et  Tarditol.  6g.  et  assyr. 
(RT.)  III,  177—224.  (Koch  nicht  beendigt.)  —  Von  Maspero  sind  auch  Berichte  über  die 
fouillos  en  Egypte  an  die  Ac.  d.  Inscr.  gelangt;  man  findet  deren  anÜBerdem  in  d.  Ac  n.  im 
Ath.  —  7)  D.  Fyramidentexte.    Münch.  SB.  II,  3. 


J^WP*«-  1,3 

dort  mgeschrieben,  ^)  —  ein  neuer  Beweis,  wie  wenig  man  schon  im  ägyp- 
tischen Aliertame  die  Entweihung  der  Ednigsgräber  gescheut  hat. 

Anderer  Art  ist  die  überraschende  Entdeckung,  die  man  im^  Sonuner 
1681  in  Theben  machte.  Hier  konnten  einige  Araber  nicht  l&nger  geheim 
halten,  dass  ihnen  in  Deir-elbahri  (d.  h.  das  nördliche  Kloster)  ein  Versteck 
bewulst  war,  dessen  aberreichen  Inhalt  sie  seit  mehreren  Jahren  bei  kleinem 
ausgebeutet  und  zu  ihrem  Vorteil  genutzt  hatten.  Ein  geräumiges  Oemach, 
zu  welchem  von  einem  12  m  tiefen  Schachte  aus  ein  74  m  langer  Grang 
führt,  enthielt  in  Beihen  und  flbereinander  geschichtet  einige  30  Särge  mit 
ihren  Mumien,  30  sogenannte  Ganopenyasen,  mehr  als  3500  Totenstatuetten, 
das  lederne  Zelt  einer  Königin  und  5  Papyrusrollen.  Es  haben  hier  Könige 
und  Anverwandte  des  königlichen  Hauses  aus  der  XVH.  bis  XXI.  Dyn.  ihre 
prunklose  letzte  Ruhestätte  gefunden:  in  jener  unruhigen  Zeit,  in  welcher 
sich  der  Herrschaft  die  Libyer  von  Bubastis  bemächtigten,  hatte  die  Über- 
f&hrung  dieser  Särge  aus  den  FelsengrOften  auf  obrigkeitlichen  Befehl  statt- 
gefunden; daher  ist  der  Fund  für  die  Geschichte  der  XXI.  Dyn.  besonders 
belangreich.  Alles  wurde  ohne  Verzug  zu  seiner  Asservierung  in  das  Museum 
zu  B&laq  befördert,  und  was  märchenhaft  erscheinen  könnte,  gerade  die  be- 
rühmtesten Pharaonen  sind  dort  nunmehr  leibhaftig  vereinigt:  der  König 
Taä  m,  der  Vasall  der  Hyksos,  Amosis,  ihr  Oberwinder,  Amenophis  I.  und 
seine  Gemahlin,  die  drei  Thutmosis,  Sethos  L,  Bamses  U.,  Panotem  u.  a. 
Der  von  den  Griechen  hochgepriesene  Sesostris,  möge  er  nun  Bamses  II. 
oder,  wie  uns  glaublicher  dflnkt,  Thutmosis  HI.  sein,  ist  nicht  länger  ein 
Mythus,  sondern  ist  eine  greifbare  Gestalt  geworden.  Diesen  einzigen 
Fund  hat  uns  6.  Maspero  gelehrt  geschildert*)  und  bildlich  zugänglich  ge- 
macht. *)  Auch  die  Beschreibungen  von  Lef^bure,^)  von  S.  Birch^)  und 
von  A.  B.  Edwards^)  seien  genannt  Eine  Übersicht  Aber  die  mannig- 
«*  &chen  Entdeckungen,  welche  die  Ägyptologie  in  den  letzten  Jahren  bereichert 
haben,  gab  der  Erstatter  dieses  Berichts.^)  Sie  haben  die  Hoffiiungen  und 
Wflnscfae,  welche  G.  Ebers ^)  aussprach,  weit  flbertroffen. 

Auf  die  geschichtlichen  Darstellungen  des  Jahres  haben  die  Funde  in 
Memphis  und  Theben  ihren  Einflufs  noch  nicht  geltend  gemacht  Aber  die 
Teilnahme,  welche  man  der  Erforschung  der  ägyptischen  Geschichte  zuwendet, 
ist  in  der  Zunahme  begriffen,  vor  allen  andern  Ländern  in  England,  und 
zwar  in  solchem  Mafse,  dais  neben  der  fördersamen  ^Andent  history*  von 
S.  Birch  und  der  2.  englischen  Ausgabe  der  Geschichte  von  Brugsch,  durch 
deren  Anzeige  im  vorigen  Jahresberichte^)  wir  dem  gegenwärtigen  schon 
vorgegriffen  haben,  die  für  noch  allgemeinere  Belehrung  berechnete  Geschichte 
des  alten  Ägyptens  von  G.  Bawlinson^^)  sich  selbdritt  um  die  öffentliche 
Gunst  bewerhen  konnte.  Dieses  opus  bipartitum  ist  freilich  etwas  anderer 
Art,  indem  es  in  Bd.  I.  auf  einem  naturgeschichtlichen  und  geographischen 


1)  A.  B.  Sdwmrds,  the  opening  of  the  pyramid  of  Heydoom.  Ac  Jan.  1S82.  —  2)  Sor 
la  caehette  d^eoay.  k  Üdr-el-Baharl  en  jmUet  1881.  Verh.  d.  V.  intemat  Orient-Congr.  HI, 
12_24.  Ber.  «gyptol.  (RB.)  II,  844—346.  —  3)  La  troayaille  de  Deir-el-Bahari,  ayec  20 
pbotogr.  par  £.  Brugsch.  Kairo,  Monrta.  —  4)  Le  pnita  de  Deir  el  bahari.  Ann.  da 
ÜBafe  Oniiiiet  (AMG.)  IV.  —  5)  Bemarks  on  the  reoent  dUcoTeries  at  the  Deir  el  hahari. 
PSBA.  XI,  5  f.  n.:  The  rnumies  of  the  Deir  el  bahari,  in:  Time,  a  monthly  mag.  (Lond.), 
Ko.  38,  8.  841 — 49.  —  6)  The  diaooTery  at  Thebes.  Ac.  18.  Aug.  —  7)  Art  «Ägyptologie*, 
JihTe«-8uppl.  1881/82  zu  Meyers  KonverB.-Lez.  S.  9 — 14.  —  8)  YorschlSge  s.  neuen  ägypt 
AasgrBbgn.  Uiuere  Zeit,  No.  8.  —  9)  lU,  1,  88  £  —  10)  Bist,  of  anc.  Egypt  London, 
LoBgmsDs-     S  YolL 


Xy4  I«   ^*  Stern: 

Hintergrnnde  ein  nicht  ttbles  Bild  der  ägyptischen  Eoltur  entwirft  und  im 
zweiten  mit  einem  chronologischen  Überblicke  anhebend,  zur  Geschichte  der 
Dynastieen  fortschreitet,  durchgehends  aber  die  Anschaulichheit  des  Dar- 
gestellten dnrch  Illastration  zu  heben  sucht.  Da  wird  man  denn  seltener  ge- 
wahr, dafs  die  Ägyptologie  nicht  das  eigentliche  Fach  des  Vf.  ist,  und  findet 
sich  mitunter  durch  eine,  ich  will  nicht  sagen  kritische,  aber  um-  und  ein- 
sichtige Behandlung  angeregt  Wenn  er  die  vielberedeten  Seevölker  aufzählt, 
welche  dem  Bestände  des  ägyptischen  Reiches  der  XIX.  und  XX.  Dyn.  so 
bedrohlich  wurden,  und  in  der  Tajnuna  die  Danai  (wir  würden  eher  die 
Daunier  in  Erwägung  ziehen),  in  den  Schardana  die  Sardi,  in  den  Schakelscha 
die  Siculi  und  den  Tnlscha  die  Tnsci  oder  Tursci,  Turscer  der  Eugabinischen 
Tafeln,  in  den  Uaschascha  die  Osci,  in  den  Zakru  die  Tencri  erkennt,  so 
urteilt  er  so:  The  argument  which  has  the  greatest  force  in  favour  of  the 
proposed  identifications  is  the  cumulative  one.  While  severally  and  separately 
considered,  the  identifications  are  in  almost  every  case  doubtfhl,  they  lend 
Support  to  each  other  by  the  way  in  which  they  blend  into  an  harmonious 
whole.  No  counter  theory  has  been  proposed  which  is  nearly  so  plausible'.^) 
Die  Brugschische  Theorie,  nach  der  die  ausziehenden  Hebräer  ihren  Weg 
nicht  durch  das  rote  Meer,  sondern  durch  den  Sirbonitischen  See  genommen 
hätten,  ist  ihm  ^beyond  a  doubt  exceedingly  ingenious,  but  it  has  failed  to 
convince  more  than  a  selected  few'.')  Dafs  die  Dynastie  von  Bubastis 
nicht,  wie  derselbe  geistreiche  Forscher  aufgestellt  hat,  Assyrer  waren,  gilt 
unserm  Yf.  als  eine  ausgemachte  Sache;  er  bemerkt,  dafs  sie  nach  Birch^) 
^possibly  Libyans'  gewesen  sind,  —  eine  Vermutung,  deren  Richtigkeit  unser 
YOijähriger  Beitrag  erwiesen  hat.  Ohne  die  Untersuchung  selbständig  zu 
führen,  haben  doch  die  gewonnenen  Ergebnisse  zu  verbreiten  ferner  R.  S. 
Poole,*)  Er.  Wilson^)  und  in  Ägypten  H.  de  Vaujany «)  geholfen,  während 
Fr.  Lenormant^)  im  2.  Teile  seines  recht  anziehend  illustrierten  grofsen 
Werkes  die  geschichtliche  Stellung»  Ägyptens  in  der  alten  Welt  auf  ethno- 
logischen und  kulturhistorischen  Unterbau  begründet.  —  Das  Verhältnis  der 
ägyptischen  Urkunden,  welche  die  Hieroglyphen  darbieten,  zu  den  geheiligten 
Überlieferungen  der  Bibel  beschäftigt  fortwährend,  wie  es  scheint,  weite 
Leserkreise  in  England,  denen  einesteils  mit  möglichst  bestimmten  Daten 
über  den  Aufenthalt  der  Hebräer  in  Ägypten  sehr  gedient  wäre  und  andem- 
teils  die  Neigung  beiwohnt,  in  Ägypten  den  letzten  Grund  alles  Geistigen  zu 
erkennen.  Dieser  Umstand  begünstigt  manche  schriftstellerische  Thätigkeit,^) 
namentlich  auch  D.  J.  Heath^)  und  G.  Massey.  ^o)  Diesen  schliefst  sich 
vermutlich  eine  Schrift  von  Sarrasi^^)  an. 


1)  2,  514.  »  2)  2,  355.  —  3)  Anc.  hi«t.  S.  115.  —  4)  Anc.  Egypt  in  ita  comparat. 
relationB.  Lectore  deliyered  at  the  r.  institation  in  febr.  and  march  1881.  Conteinp.  B.  may, 
july,  aug.,  9ept.  —  5)  The  Egypt  of  the  Faat  with  iUustrat  Lond.,  Kegan  Paul,  Trench  &  Co. 
475  S.  —  6)  Hiiit  de  l'ißg.  dep.  lea  temps  les  plns  recul^s  juaqa'  k  no«  joiin.  £gypte  anc, 
domination  musolm.,  ezp6d.  fran9.,  Mohamed  Ali  et  sa  dynaatie.  Le  Caire-Paris,  Maisonneuve. 
—  7)  Hist.  anc.  de  l'orient.  9.  6d.  Paris,  A.LeTy.  I:  473  S.;  U:  (1882)  461  S.  —  8)  Egypt 
as  Seen  in  scripture  and  in  the  monoments.  Lond.,  Hohiess.  400  S.  12^.  —  9)  Egypt  Tiew 
of  the  Exodus  from  the  Sixth  Anastari  papyrus.  Palest,  ezplor.  fund  quart  statem.  july.  — 
10)  A  book  of  the  beginning,  containing  an  attempt  to  recoier  and  reconstitote  the  last  origins 
of  tlie  myth  and  mystories,  types  and  eymbols,  religion  and  language  with  Egypt  for  the 
mouth-piece  and  Africa  as  the  birth-placo.  Lond.,  Williams  &  Norgate.  2  toU.  VIII,  503 
u.  684  S.  —  11)  L'antique  Orient  .d^Toile  par  les  hi^roglyphes.  Toulouse.  Über  diese  ygl. 
u.  S.  41>» 


Ägypten.  1^5 

Merklichen   Fortschritt  bezeichnen  bei   dem  gegenwärtigen  Stande   der 
^ypöschen   Geschichtsforschong  in  der  Regel   nnr   einzelne   ans  Licht  ge- 
zogene   oder     dem    Verständnis    sprachlich    eröffnete   Texte,    deren    wieder 
mehrere  zn  yerzeichnen  sind.    Wie  die  Entdeckungen  in  Memphis  und  Theben 
der  Geachicbte  der  VI.  und  der  XXI.  Dyn.  förderlich  werden,  habe  ich  oben 
angedeutet.     Eine  wichtige,  nur  mit  scharfem  Glase  und  hoher  Leiter  erreich- 
bue  Inschrift   am  Speos  Artemidos    oder  Stabel  Antar,   die  zu  Anüäng  der 
XVilL  Dyn.   eingegraben,  der  asiatischen  Fremdherrschaft   der  Hyksos   ge- 
denkt, konnte  W.  Golenischeff ^)  liefern.     Jemand  berühmt  sich  daselbst: 
Ich  stellte,  was  in  Verfall  geraten  oder  unvollendet  geblieben  war,  her.    Denn 
es  hausten  im  Umkreise  Unterägyptens  und  in  der  Stadt  Avaris  die  Aamu 
(Asiaten),  und  Fremdlinge  ringsumher  hatten   die  alten  Denkmäler  zerstört, 
sie,  die  ohne  den  Grott  Bä  herrschten'.    Diei  sagenhafte  Darstellung  ttber  den 
Verkehr  des  Königs  Taa  III.  der  XVH.  Dyn.  mit  einem  der  letzten  Hyksos- 
könige  Apophis  behandelte  G.  Maspero^)   aufs  neue:    ob  dies  der  König 
Rä-äa-qenn  Apophis  oder  der  aus  einer  Inschrift  im  Berliner  Museum  von 
mir  mitgeteilte  Bä-äa-us  Apophis  ist,  mufs  dahin  gestellt  bleiben;  jedesfalls 
wnrde  im  33.  J.  des  letztem,  was  mir  wichtig  erschien,  der  mathematische 
Papyrus  des  britischen  Museums  geschrieben,  wie  A.  Eisenlohr^)  bekannt 
machte.    Derselbe  veröffentlichte  auch  ein  Monument  der  dunklen  XI.  Dyn.,^) 
während  W.  Golenischeff^)  nach  einem  Ostracon  im  Florentiner  Museum 
die  Aufmerksamkeit  auf  einen  wenig  bekannten  König  der  Xm.  Dyn.  lenkte. 
T.  H.  Lewis  ^  gab  eine  dankenswerte  Nachricht  über  die  Buinen  des  alten 
Tempels  beim  heutigen  Tell-el-yehüdi,  an  dessen  Ausbau  namentlich  Bamses  ni. 
grossen  Anteil  gehabt  hat.     S.  Birch^)  stellte  die  ägyptischen  Denkmäler 
aas  der  Regierung   des  Athiopen  Taharka   zusammen,   die   freilich  weniger 
wichtig  sind  als  die  deutlichen  assyrischen  Oberlieferungen  über  diesen  König. 
Dieselben  bestätigen  auch  den  vielbezweifelten  Feldzug  Nebukadnezars  gegen 
Ägypten,  wie  T.  G.  Pinches^)  zeigt.    Durch  zwei  hieroglyphische  Inschriften 
glanbt  £.  Bevillout^)    die  Thatsache  gesichert,   dafs  Amasis   von  mütter- 
licher Seite  der  Familie  seines  Vorgängers,  dessen  Schwester  er  geheiratet 
hätte,   bereits  nahe  stand.    Viel  nützliches  Material  zu  der  Geschichte  der 
mittlem  Dynastieen  hat  G.  Maspero  aus  dem  reichen  Turiner  Museum  ge- 
wonnen,^^)   anderes  in  einem  gemischten  Aufsatze  ^^)  gesammelt,  in  welchem 
er  auch  die  Identifikation  der  aus  den  Feldzügen  Thutmosis'  ni.  bekannten 
palestinl^chen  Städte  einer  neuen  Prüfung  unterzieht.    E.  Bevillout  hat  fort- 
gefahren ans  den  demotischen  Urkunden  Aufklärungen  über  die  späten  Epochen 
der  Geschichte  zn  liefern.    Aus  der  von  ihm  erschlossenen  demotischen  Chronik, 
welche  die  Geschichte  der  XXVin.  bis  XXX.  Dyn.  in  unruhiger  und  gewisser- 
malken  prophetischer  Sprache  schildert,  gab  er^^)  weitere  Auszüge;    manche 
Schwierigkeit   der   manethonischen    Darstellung  scheint   durch    diese   merk- 


1)  Notice  ft.  nn  texte  hi&rogl  de  Stabel  Antar.  BT.  UI,  1—3.  -  2)  Stades  «gypt 
(Far.,  MaiBonneuTe)  I.  2:  Stades  s.  quelques  peintares  et  bot  quelques  textes  relat  aux  fune- 
railles;  le  conte  d'Apopi  et  de  Soknounri  (S.  82—216).  Vgl.  JA.  1880,  ftvr.— juin.  — 
3)  An  histor.  monanent  PSBA.  XI,  97—8.  —  4)  Ibid.  XI,  98—102.  —  5)  Notice  s.  un 
oetraeon  hiknt  du  Hos.  de  Vlorenco,  avec  deux  planches.  BT.  III,  3 — 7.  —  6)  Tel-el- 
yehoodeli.  (The  moand  of  the  Jew),  Transact  of  the  Soc.  of  Bibl.  Archaeol.  (TSBA.)  YII, 
177—92.  —  7)  On  some  monumonts  of  the  reign  of  Tirhakah.  Ibid.  S.  193—209.  — 
8)  A  new  fngm.  of  the  bist,  of  Nebuch.  Ibid.  S.  210—225.  —  9)  La  femmo  et  la  m&re 
d'AnasiB.  BE.  H,  96—98.  —  10)  Bapport  s.  une  mission  en  It.  BT.  lU,  103—128.  — 
11)  Notes  sor  quelques  points  de  gramm.  et  dldst.  ZiBS.  XIX,  116—131.  —  12)  Second 
extr.  de  la  chronique  d6mot  de  Paris.    B£.  I,  45  ff.  u.  II,  1 — 10,  52—64. 


Iß  I.    L.  Stern: 

würdigen  Expectorationen  gehoben  za  werden.  Weiter  hat  derselbe  rastlose 
Forscher  die  neuentdeckte  einheimische  Dynastie,  welche  200  v.  Chr.  in 
Theben  herrschte,  näher  bestimmt,^)  wobei  er  A.  Baillets*)  Anspruch  auf 
eine  selbständige  £rforschang  dieses  Gegenstandes  ungestüm  zurückweist.  Der 
erste  König  dieser  Dynastie,  Harmachis^  wurde  im  letzten  Jahre  Philopators 
ausgerufen,  sein  Nachfolger  Anchmachis  wurde  im  J.  19  des  Epiphanes  be- 
siegt Für  die  griechische  Epoche  der  ägyptischen  Geschichte  werden  wir 
durch  eine  neue  Ausgabe  der  klassischen  Abhandlungen  dieses  Meisters  wieder 
auf  A.  J.  Letronne')  (t  1848)  verwiesen.  Ein  Gegenstand,  den  derselbe 
mit  der  ihm  eignen  Sorgfalt  behandelt  hat,  empf&ngt  durch  die  von  mir  aus 
Theben  mitgebrachten  Fragmente  eines  griechisch-ägyptischen  Epos  im  heroi- 
schen Yersmafs  neue  Beleuchtung.  Ich  erkenne  in  dem  vermutlich  dem  Zeit- 
alter des  Nonnos  und  Eoluthos  angehörenden  Gedichte,  dessen  spärliche  B.este 
ich  veröffentlicht  habe,^)  eine  Verherrlichung  des  Zuges,  durch  den  die  kaiser- 
lichen Feldherm  Maximinus  und  Florus  in  den  Jj.  451—2  n.  Chr.  die 
nubische  Völkerschaft  der  Blemyer  unterwarfen.  Was  von  der  Sprache  einer 
andern  nubischen  Völkerschaft,  die  am  blauen  Nile  im  Mittelalter  ein  christ- 
liches Beich  gegründet  hat,  übriggeblieben  ist,  hat  A.  Er  man  zusammen- 
gestellt,^) während  R  N.  Gust  aus  der  kürzlich  wieder  von  Lepsius  angeregten 
Frage  der  afrikanischen  Sprachen^)  Veranlassung  nahm,  den  gegenwärtigen 
Stand  dieser  Forschungen  darzulegen.*^) 

Der  ägyptischen  Chronologie,  an  der  sich  die  Kritik  nahezu  erschöpft 
hatte,  führt  J.  Krall ^  neue  Ideen  zu.  Er  beginnt  seine  Untersuchung  wirk- 
lich mit  dem  Anfange  und  stellt  vor  andern  die  wichtige  Frage,  wie  lang 
das  ägyptische  Jahr  gewesen  sei.  Er  überzeugt,  dafis  das  älteste  Jahr  der 
Ägypter  entsprechend  den  bei  ihnen  gebräuchlichen  120  und  30jährigen 
Perioden  ein  'kleines'  von  360  Tagen  gewesen  sei,  welches  später,  vielleicht 
unter  der  XIL  Dyn.,  durch  die  Epagomenen  (hru'  rnpt)  auf  ein  'grofses  Jahr* 
von  365  Tagen  erweitert  wurde-,  dafs  man  die  Grundlage  der  spätem  Chrono- 
logie, die  Sothisperiode,  aber  erst  anwenden  konnte,  als  die  wirkliche  Länge 
des  Jahres  bekannt  war,  denn  sie  ist,  wie  Mommsen  sagte,  nichts  als  'die 
Formel  für  das  Verhältnis  des  schaltlosen  Kalenders  zu  dem  mit  der  sechsten 
Epagomene  versehenen'.  Der  Phönixperiode,  über  die  J.  Lauth^)  wieder 
handelt,  legt  diese  Auffassung  kaum  noch  eine  Bedeutung  bei.  Krall  hat 
auch  zum  Verständnis  des  auf  das  alexandrische  Ehrenjahr  des  Angustus  sich 
beziehenden  Kalenders  von  Esne  und  des  von  Edfu,  welcher  vom  tanitischen 
Jahre  zu  Ehren  Euergetes  I.  ausgeht,  beigetragen.  Die  Kenntnis  des  Kalender- 
jahres haben  aufserdem  J.  Dümichen^^)  und  V.  Loret^>)  gefördert     Das 


1)  Le  roi  Harmachis  et  le  roi  Anchmachis.  RE.  II,  145 — 7.  —  2)  Le  roi  Horemhon 
et  la  dynafitie  th6b.  au  IIL  a.  de  notre  ^re.  Par.,  MaiBonneaTe.  38  S.  Vgl.  R£.  II,  282  ff. 
—  3)  Oeuvres  choisies  assembUes,  mises  en  ordre  et  augmentöes  d'un  index  par  E.  Fagnan. 
I.  s^r.:  Egypte  anc.  Par,  Leroox.  2  toll.  XXIV,  420,  499  S.  —  4)  L.  Stern,  Frag- 
mente e.  griech.-8g.  Epos.  ZJEß.  XIX,  70—75  u.  Analyse  d'nne  lecture  s.  mie  ^pop^e  gr6co-£g. 
EE.  n,  340  f.  —  5)  D.  AJoa-Inschriften.  Z^S.  XIX,  112—115.  —  6)  Vgl.  Max  Müller, 
Lepsias  Üb.  afrikan.  Philol.  MLA.  No.  16.  —  7)  Über  unsere  gegenwSrt  Kenntn.  d.  Sprachen 
Afrikas.  Verh.  d.  V.  Orient-Congr.  HI,  123—146.  —  8)  Stud.'z.  Gesch.  des  alten  Äg.,  I.  Wien. 
SB.  98,  835—912.  —  9)  Abhandl.  d.  Münch.  Ak.  —  10)  D.  kalendar.  Opferfest-Listen  im 
Tempel  v.  Medinet-Kabn.  10  Tafeln,  enthalt,  auf  3  Taf.  in  Buntdr.  die  am  vordersten  Pylon  y. 
Medinet-Haba  aufgefund.  30  Bruchstücke  des  unter  Bamses  II.  abgefafsten  Origin.  d.  theban. 
Schenkungsurkunde  u.  auf  7  Tal  die  d.  allmonatlichen  Feste  behandelnden  Tabellen  m.  d.  altem 
u.  jung.  Redaction,  in  YoUständigk.  u  Richtigk.  zsgest  Leipz.,  Hinrichs.  16  S.  —  11)  Les 
fStes  d'Osirifl  an  mois  de  Khoiak.     BT.  lU,  43—57. 


Ägypten.  1,7 

astronomische  Datum,  welches  der  Papyras  Ebers  liefert,  würdigt  aufis  ueae 
F.  Robiou  ^)  in  einer  Arbeit,  deren  Pablikation  mehrjährige  Yerzögerang 
erlitten  hat.  Leider  läfst  sich  diese  denkwürdige  Urknnde,  über  die  so  viel 
gedacht  und  geschrieben  worden  ist,  nicht  nutzbar  machen,  so  lange  der  in 
ihr  erwähnte  Königsname  unlesbar  bleibt.  Von  den  bisherigen  Yermutungen 
darüber  scheint  die  yon  Chabas,  welche  ihn  für  Mencheres  nimmt,  am  meisten 
anzasprechen.  J.  Lieblein ^)  hat  fortgefahren,  in  den  nach  dem  beweg- 
lichen Jtihre  datierten  Texten  nach  Angaben  über  das  Eintreffen  der  Jahres- 
zeiten zn  spüren,  nm  so  über  das  Verhältnis  des  natürlichen  Jahres  zu  jenem 
Sicheres  zu  erlangen.  In  mehreren  Beispielen,  die  er  vorführt,  erblickt  er 
Argumente  lediglich  zu  Gunsten  seines  eignen  chronologischen  Systems. 

Der  bedeutenden  Aufgabe,  den  ganzen  Kreis  der  den  alten  Ägyptern 
bekannten  Völker  geographisch  zu  bestimmen,  unterzog  sich  H.  B  rüg  seh') 
in  einem  Vortrage,  der  früher  Angedeutetes^)  gelehrt  ausführend  und  er- 
weiternd, den  V.  internationalen  Orientalistenkongrefs  ebenso  sehr  anzog  wie 
überraschte,  namentlich  da,  wo  zur  Deutung  ägyptischer  Bezeichnungen  die 
semitische  Sprache  herangezogen  vdrd.  6.  Ebers  ^)  widmete  seinem  Beise- 
werke  über  das  unterägyptische  Gebiet,  welches  ehemals  die  Hebräer  bewohnt 
haben,  erneute  Sorgfalt  Seinem  beschreibenden  Prachtwerke  über  das  alte 
und  neue  Ägypten  ward  das  englische  Bürgerrecht  verliehen.^) 

Immer  willkommen  werden  uns  die  Arbeiten  sein,  welche  unsere  Kenntnis 
von  den  Denkmälern  des  alten  Ägyptens  ergänzen.  In  einem  postumen  Werke 
A.  Mariettes^)  bleibt  uns  die  Schilderung  der  Grabbauten  des  alten  Reiches 
durch  diesen  besten  Kenner  erhalten.  Wohl  verdient  auch  ein  Tempelchen 
in  den  weiten  Ruinen  von  Karnak,  das  der  Göttinmutter  Apet,  die  ausführliche 
Beschreibung,  welche  de  Rochemonteix®)  unternommen  hat.  Eine  Schrift 
E.  da  Ghatenets,^)  welche  die  Geschichte  jener  1836  errichteten  Zierde 
der  Place  de  la  Concorde  erzählt  und  die  Verdienste  Champollions  in  Er- 
innerung bringt,  ist  vnederholt  worden.  —  Dafs  man  der  rein  archäologischen 
Würdigung  der  ägyptischen  Denkmäler  näher  tritt,  ist  ein  Gewinn.  G.Maspero 
hat  diesem  Gebiete  gelegentlich  seine  Aufmerksamkeit  zugewandt;  ^^)  Fr.  Rossi 
untersuchte  eine  Bronze  des  Turiner  Museums, ^^)  während  G.  Perrot,  einer 
Gesamtdarstellong  vorarbeitend,  die  Architektur,^')  das  Grab^^)  und  6ie  Re- 
ihen überhaupt,  insofern  sie  die  Kunstformen  bedingt  hat,^^)  behandelt.  Zu 
jener  Gesamtdarstellung  hat  letzterer  sich  mit  dem  durch  tüchtige  Leistungen 
bereits  bekannten  Architekten  Charles  Chipiez  verbunden:  sie  soll  die 
Kunst  des   ganzen  Altertums  umfassen;    einstweilen   haben   wir    die   ersten 


1)  ObflerrationB  siir  ose  dato  astron.  da  baat  empire  6g.  BT.  III,  S6— 102.  —  2)  Über 
datierte  Sg.  Texte.  Verh.  d.  V.  Orient  -  Congr.  ni,  92 — 99  u.:  ConcordancoB  entre  Tannöe 
Tsgue  et  rannte  aolaire.  BE.  II,  337-^339.  —  3)  B.  ag.  Yölkertafel.  Verh.  d.  Y.  Orient- 
Congr.  III,  25—79  n.:  La  table  etbnique  des  anc  Egypt  BE.  II,  322—385.  —  4)  Ag. 
Beitrr.  x.  Volkerkimde  d.  Slteaten  Welt  DB.  Oct.  —  5)  Darob  Gosen  zum  Sinai  aas  dem 
Waaderbache  n.  der  Bibliotbek.  2.  Aufl.  Leipz.,  Engelmann.  —  6)  Egypt,  descriptive  bisto- 
rical  aod  pictnreaqiie ,  transl.  from  tbe  orig.  germ.  by  C.  Bell.  Witb  mti'od.  and  notes  by 
S.  Bircb.  Lond.,  Caosel.  Vol.  L  —  7)  Los  mastaba  de  l'anc  empire,  fragm.  du  demior 
oDTT.  de  A  Mariette,  pnblii  d'apr^  le  manascrlt  de  rauteor  par  6.  Mas  per  o.  Livr.  1.  Par., 
Yieweg.  80  S.  fol.  —  8)  Le  temple  d'Apet  oii  est  engendrö  rOsiris  de  Tb6bee.  BT.  III, 
72 — 86.  —  9)  L'ob^lisqae  de  Loaqsor  et  les  d6couT.  de  Cbamp.  Edit.  revue.  Limoges, 
Aidant  120  S.  —  10)  Sar  ane  repr6sentation  debazar  6g.  remont  ä  Tanc.  empire,  Gaz.  arcb^ol. 
Vgi.  aach  das  Anm.  9  erwabnte  Bach  S.  6,  No.  2.  —  11)  lUastrazione  di  an  bronzo  nel  mus. 
Egiao.  Torino,  Atti  della  B.  accdi  Scienze,  XVI.  (6.  März.)  —  12)  L'architectare  civ.  de  Tanc. 
Eg.  BDU.  T.  46.  (aoüt).  —  13)  De  l'idee  de  la  mort  cbez  los  anc.  Egyptions  et  de  la 
tambe  ^.  Ibid-  (f<6Tr.)  —  14)  La  relig.  6g.  dans  ses  rapports  avoc  l'art  de  l'Eg.  BHB.  HI,  2. 


Ig  L   L.  Stern: 

Liefemngen  der  Ägyptischen  erhalten.^)  Die  altftgyptische^  Landwirtschaft, 
mit  der  nns  die  bildlichen  Darstellungen  in  den  Gräbern  des  alten  und 
mittleren  Reiches  so  umständlich  bekannt  machen,  hat  in  A.  Thaer*)  ihren 
Beschreiber  gefunden«  Was  das  alte  Yolk  an  eigentlicher  Wissenschaft  be- 
sessen hat,  ist  allerdings  wenig.  Doch  denkt  L.  Rodet  ^)  gar  zu  gering  von  der 
ägyptischen  Arithmetik  und  von  der  Behandlung  jenes  mathematischen  Hand- 
buchs durch  Eisenlohr  und  Cantor,  wie  E.  Revillout^)  eingehend  dar- 
zuthun  für  nötig  gehalten  hat,  dem  derselbe  arithmetisch-geometrischa  Pa- 
pyrus eine  Gelegenheit  giebt,  über  das  ägyptische  Winkelmafs  zu  handeln.^) 
Belehrung  über  die  den  alten  Ägyptern  bekannten  Krankheiten  und  die  von 
ihnen  angewandten  Heilmittel,  wie  sie  die  Geschichte  der  ärztlichen  Kunst 
aus  d6m  Papyrus  Ebers  erwartet,  kann  nur  die  mit  der  Philologie  verbündete 
Medizin  gewähren.  So  erkennt  denn,  unsere  eigenen  sprachlichen  Andeutungen 
benutzend,  Dr.  Scheuthauer<^)  z.  B.  in' dem  Ausdruck  aaä  die  Ghlorosis 
aegyptiaca,  in  äat  den  Aussatz  u.  a.  m. 

Die  demotische  Litteratur,  welche  vor  einem  Decennium  nur  erst  wenig 
bekannt  war,  wird  durch  E.  Revillout  immer  mehr  erschlossen,  und  da 
dieser  begabte  Forscher  scheinbar  förmlichsten  Urkunden  sogleich  ein  sachliches 
Interesse  abzugewinnen  weifs,  so  werden  wir  über  manchen  bedeutenden 
Umstand  aufgeklärt.  Freilich  erwächst  uns  aus  diesen  mannigfaltigen  und 
wortreichen  an-  und  abgebrochenen  Kommentaren,  deren  Gang  nicht  selten 
durch  persönliche  Einwirkung  beunruhigt  wird,  die  unbequeme  Mühe,  das 
Wesentliche  und  Neue  auszuscheiden.  Über  die  Einrichtungen  des  Serapeums 
zu  Memphis  waren  wir  schon  durch  griechische  Urkunden  unterrichtet; 
Revillout  hat  nun  das  Yerhältnis  der  'Eingeschlossenen'  dieses  Instituts  näher 
betrachtet^)  und  aus  seinen  Verwaltungsakten  eine  Bittschrift^  und  ein 
Schriftstück  über  die  Beleuchtung  *)  {aviiyqa(fov  tüv  huxi^ttiv)  veröffentlicht. 
Da  die  demotische  Literatur  zum  gröfsten  Teil  aus  Kontrakten  besteht,  so  wird 
es  förderlich  sein,  über  die  stehende  Form  der  öffentlichen  Urkunden  klar 
zu  werdei^.  Revillout  hat  angefangen,  das  Wichtigse  darüber  zusammen 
zu  stellen  ^<^)  und  unter  andern  Fragen  des  ägyptischen  Rechts  den  Ent- 
scheidungseid ^^)  erläutert,  während  J.  KralP')  die  ägyptischen  Kontrakte 
mit  den  assyrischen  vergleicht;  Revillout  hat  aufserdem  mehrere  Kontrakte 
dieser  Art  bekannt  gemacht,  einen  Hausverkauf  aus  der  Zeit  Darius  L,^^) 
eine  Eheverschreibung  aus  der  Zeit  desselben  Königs,  i^)  eine  andere  aus  der 
Regierung  Psammetichs  H.^^)  und  eine  dritte  aus  späterer  Zeit;^^  auch  vdeder- 


1)  G.  Per  rot  et  Ch,  Chipiez,  Eist  de  Tut  dsns  TantiqiL,  ägypte-Asayr.-Asie  mineore- 
Gröce-ftrario- Borne.  T.  I.  L'igypte.  Contenant  enYiron  600  grav.  dessin^  d'apr^  les 
origin.  Liyr.  1  —  6.  S.  1—96.  Par.,  Hachette.  Hoch  4.  Weiteres  Jahresber.  IV.  — 
2)  B.  altäg.  Laadwirtsch. ,  e.  Beitr.  s.  Gesch.  d.  Agricaltor,  m.  6  Tal  Berl.,  Parey  (Land- 
wirthsch.  Jbb.  X,  4).  —  3)  Les  pr^tendas  probl&mes  d'alg^bre  du  Manael  du  calculateor  6g. 
JA.  7.  s^.  XYIU.  aoüt-ddc.  —  4)  Ibid.  S.  2S7— 803.  —  5)  Sur  l'^nerre  £g.  et  s.  emploi 
d'apr6s  le  pap.  math^m.  B£.  II,  304 — 314.  ~  6)  Beitrr.  s.  Erklar,  des  Pap.  Ebers,  des  her- 
metischen Buches  üb.  d.  Arzneimittel  d.  alten  Ägypter.  A.  f.  pathoL  Anatomie  u.  Fhysiol.  8.  J.  5, 
345—54.  —  7)  Les  reclus  du  S^p.  BE.  I,  160  iL,  II.  143—5.  —  8)  La  requete  d'an 
taricheuto  d'ibis  &  Tadministrat  du  S^rap.  Ibid.  II,  75 — 78.  —  9)  L'antigraphe  des  lumi- 
naires.  Ibid.  S.  78—33.  —  10)  Authenticit«  des  actes.  Ibid.  S.  103—124.  —  11)  Sur  le 
serment  döcisoire  chez  les  £g.  Ibid.  I,  180  £f.,  II,  15  £f.  72  ff.  —  12)  Demot  u.  assyr. 
Contracte.  Habilitationsrede.  Wien,  Eonegeu.  22  S.  Vgl.  u.  S.  20^.  —  13)  Une  rente  de  maison  de 
]'an  12  de  Darius  I.  B£.  II,  30.  —  14)  Contrat  de  mariage  du  temps  de  Darius.  Ibid.  S.  270. 
—  15)  Un  contrat  de  mariage  de  Tan  4  de  PsammSt  II.  Ibid.  S.  29  f.  —  16)  Un  quasi-mariago 
apr^  concubinat    Ibid.  S.  89 — 95;  vgL  H,  planches  41  ff. 


Ägypten.  1,9 

holte  er  die  Ausgabe  einer  diesen  Gegenstand  bertthrenden  griechischen 
Prozess-Urkunde^)  und  besprach  die  den  Frauen  zu  gewährenden  Alimente, 
die  in  der  Regel  aus  einer  Geldsumme,  Getreide  und  Ol  bestanden.') 

Bei  diesem  anhaltenden  Studium  der  demotischen  Eontrakte  gewann 
Revillout  nfthere  Einsicht  in  das  Rechnungswesen  der  alten  Ägypter^  und 
in  die  Mause  und  Werte,  deren  sie  sich  im  öffentlichen  Verkehr  bedienten. 
Er  behandelte  die  FlächenmaCse^),  die  Hohlmafse,  ^)  die  Geinchte,  namentlich 
in  Verbindung  mit  denen  der  semitischen  Völker^  und  endlich  die  Münz- 
fragen,^)  in  welchen  letzteren  er  zu  neuen,  von  denen  anderer  abweichenden 
Resultaten  gelangt.^)  Bei  diesen  Untersuchungen  trat  er  in  einen  Mit- 
teilnngsaustausch  mit  Fr.  Lenormant,^)  L.  Stern  ^^)  und  W.  Gole- 
nischeff.  ^^)  Endlich  suchte  Revillout  das  Zinsengesetz  ^')  zu  erklären, 
als  dessen  Urheber  Diodor  den  König  Bocchoris  bezeichnet. 

Eontrakte  aus  dem  christlichen  Ägypten,  deren  Sprache  die  koptische 
ist,  hatte  Revillout  1876  ediert  Jetzt  liefert  uns  A.  Ciasca^^)  eine  neue 
Ausgabe  zweier  derselben  und  drei  ähnliche  noch  unbekannte  aus  demselben 
Elosterarchive  von  Gdme,  deren  Erhaltung  allerdings  zu  wünschen  übrig 
läCst,  in  der  Ursprache  und  in  der  Übersetzung  mit  einem  Eommentare. 

Eine  allgemeine  Eenntnis  von  der  altägyptischen  Litteratur  kann  der 
Laie  am  zweckmäüsigsten  aus  dem  Sammelwerke  entnehmen,  welches  in 
England  unter  der  Leitung  des  verehrten  S.  Birch  veröffentlicht  worden 
und  nun  mit  Bd.  Xu.  zum  Abschlnb  gelangt  ist;  die  Mitarbeiter  dieses 
letzten  Bandes  sind  E.L6f6bure,i*)  S. Birch,")  L.  Stern, i«)  P.Pierret,i^ 
E,  Naville,i8)  P.  J.  de  Horrack,!»)  G.  Maspero,«»)  p.  Le  Page  Re- 
nouf*  1)  und  E«  F.  Lushington.^')  Etwas  Neues  hat  den  zu  Berlin  ver- 
sammelten Orientalisten  W.  Golenischeff  ^)  geboten,  indem  er  das  Märchen 
von  dem  Schlangenkönige  von  Punct  aus  einem  hieratischen  Papyrus  in 
St.  Petersburg  übersetzte.  Die  Vorbereitung  der  Ausgabe,  welche  £.  Na- 
ville  von  der  ältesten  Redaktion  des  ^Totenbuchs'  übernommen  hat,  ist  weit 
fortgeschritten,   wie  sein  Bericht  an  den  Orientalistenkongrefs  in«TIorenz'^) 


1)  Le  pi^yr.  grec  18  de  Tarin.  R£.  n,  124 — 142.  —  2)  Les  pensioiis  alimentaires. 
Ibid.  S.  147-158.  —  3)  La  tenue  des  livrea.  Ibid.  S.  154—162.  ^  4)  Noar.  meanieB 
agraireB.  Ibid.  S.  152 — 154.  —  5)  Les  mesures  de  capacit^.  Ibid.  8.  165 — 170,  il:  Donn^es 
iii6tax>]og.  des  preti  de  bI6.  S.  150—152.  —  6)  Poids  s^mitioo-^.  S.  177—184,  u.:  Com- 
panuon  de  mesotes  6g.  et  bebr.  S.  197 — 200.  —  7)  Les  moxmaies  6g.  Verbandl.  d.  V. 
Or.-Gongr.  HI,  80 — 91;  Premi&re  lettre  k  M.  Lenormant  R£.  II,  201—234;  Seconde 
lettre  k  M.  Lenormant  S.  245—266;  Bilingne  mon^taire.  S.  266—268;  La  Taleur  de 
llmile.  8.  162 — 165.  —  8>  Ibid.  8.  278  £  —  9)  8ar  lei  moimaies  6g.  mentionn^ea  dana 
lee  contrata  demotiques  de  l^poqne  dea  Ptolemtes.  Ibid.  II,  49 — 52.  —  10)  Snr  des  poida 
provenant  d'£g.  et  r^cemment  entris  an  Mob.  6g.  k  Berlin.  Ibid.  8.  171 — 173.  —  11)  Snr 
denx  poida  de  sa  oollection.  Ibid.  S.  177.  —  12).  La  loi  de  Boccboris  et  rint6r6t  k  txente 
poor  Cent  Ibid.  8.  142  f.  —  13)  I  papiri  coptL  del  mna.  borgiano  della  8.  0.  di  prop. 
fide.  trad.  e  comment  Borna.  4.  Die  vielfache  Berichtigung,  welche  Refilloat  hier  er- 
fahrt, hat  ihn  R£.'ll,  287  an  einem  unbilligen  Urteile  ttber  das  Buch  yerführt  —  14)  The  book 
of  Hades,  continuation.  Records  of  the  Fast.  XU,  1 — 35.  —  15)  Scarabaei  of  Amenophis  HI. 
Ibid.  8.  37 — 41;  Breara  of  Thothmes  IV.  8.  43 — 49;  Inscription  of  Ameni-Amenemha. 
8.  59 — 64;  Inscription  of  Chnum-hetep.  8.  65 — 76;  Inscription  of  prince  Nimrod.  8.  93 
— 99.  —  16)  The  foundation  of  the  templos  of  the  8un  at  Heliopolis.  8.  51 — 57.  — 
17)  Libation  vase  of  Osor-ur.  8.  77—80.  —  18)  The  great  tablot  of  Bameses  II.  at  Abu 
8imbel.  8.  81 — 91.  —  19)  8poliation  of  tombs.  8.  101->115;  Inscription  on  the  statue  of 
Bak-en  Khonsn.     8.   117—122.    —  20)   The  papyrus  I,  371  of  Leyden.     8.  123—126.    — 

21)  Inscription  of  Queen  Hatasu  on  the  base  of  the  great  obelisk  at  kamak.    8. 127 — 136.  — 

22)  8epulchral  inscription  of  Panehsi.  8.  137 — 143.  —  23)  Sur  un  anc  oonte  eg.  Verh. 
d.  V.  Or.-Congr.  HI,  100—122;  vgl.  RE.  U,  341—344.  Auch  sep.  —  24)  La  grande 
6dit  du  Li  vre  des  Morta.  Atti  del  lY.  congr.  intern,  degli  Orient   (Firenze  1880.)  I,  91 — 95. 


1,10  1.    L.  Stern: 

nnd  an  den  in  Berlin, >)  sowie  eine  Nachricht  von  Lepsins')  hekunden. 
Inzwischen  hat  W.  Pleyte*)  einen  Teil  der  Arbeit  vorweggenommen,  indem 
er  13  ältere  Kapitel  des  Baches,  welche  das  Turiner  Exemplar  nicht  auf- 
weist, veröffentlichte.  Derselbe  übersetzte  auch  einen  Papyrus  verwandten 
Inhalts^)  aus  dem  J.  305  v.  Chr.,  H.  Brugsch*)  einen  merkwürdigen  von 
Naville  edierten  mythologischen  Text  und  A.  Schilbach^)  wenig  accurat 
einen  fonerären  Papyrus  in  Dresden.  Zur  Mythologie  und  Götterkunde 
haben  weiter  H.  Brugsch^)  aus  hieroglyphischen  Inschriften  und  E.  Re- 
villout^)  aus  einem  demotischen  Papyrus  beigetragen,  während  R.  Y.  Lan- 
zone^)  mit  einem  mythologischen  Wörterbuche  ein  allgemeines  Verlangen 
zu  befriedigen  scheint.  Philosophische  Tiergespräche,  die  sich  über  das  Gute 
und  Böse,  die  menschliche  Verantwortlichkeit  und  die  endliche  Vergeltung 
verbreiten,  entdeckte  Revillout  *®)  in  einem  demotischen  Papyrus  zu  Leyden 
und  femer  ein  neues  Zauberbuch  in  einem  ebensolchen  zu  London.  ^^)  Ebenso 
interpretierte  er  die  griechisch -demotische  spielende  Poesie  des  Moschion, 
die  ein  Monument  des  Berliner  Museums  giebt.^')  Über  die  Vorstellungen 
vom  Tode  in  der  christlichen  und  heidnischen  Litteratur  der  Ägypter  handelte 
ebenderselbe.  *') 

Das  verdienstliche  Werk  P.  Le  Page  Renoufs  über  die  Religion  der 
alten  Ägypter  ist  in  deutscher  Ausgabe  erschienen;  ^^)  wenn  eine  Anzeige 
derselben  dem  Autor  in  der  Annahme  widerspricht,  dafs  die  Erkenntnis 
einer  einzigen  Urkraft  dem  spätem  Polytheismus  vorangegangen  sei,  so  kann 
man  ihr  nur  beipflichten.  Auch  wir  können  in  den  henotheistischen  und 
pantheistischeu  Ergüssen  ägyptischer  Hymnen  nur  das  Produkt  einer  späteren 
Reflexion  erkennen.  Dafs  die  ägyptische  Religion  nicht  sowohl  Monotheismus 
als  Pantheismus  sei,  da  sie  des  Glaubens  an  einen  persönlichen  Gott  gänz- 
lich entbehre,  betont,  von  Darstellungen  K  Stanley  Pool  es  ausgehend,  ein 
ungenannter  Autor.i^)  in  ^ie  religiösen  Vorstellungen  der  Ägypter  ein- 
zudringen, ist  für  den  Fernstehenden  immer  noch  schwierig.  Erst  wenn  be- 
friedigende Übersetzungen  der  Pyramidentexte  und  des  thebaischen  Toten- 
buchs vorliegen,  werden  exoterische  Darteilungen  derselben  zuverlässig  werden 
können.  Indes  wollen  wir  einen  Aufsatz  von  G.  Selekovitsch^^)  nicht 
übergehen. 

Einzelne  hieroglyphische  Texte,  die  teils  sprachlich,  teils  sachlich 
mehr  oder  weniger  förderlich  wurden,  veröffentlichten  G.  Maspero  von  einer 


1)  L'Mition  th6b.  du  Livre  des  Morta.  Yerh.  d.  Y.  intern.  Or.-Congr.  HI,  3—11;  vgl. 
BE.  n,  335 — 387.  —  2)  Nachricht  Über  d.  Fortgang  der  yon  E.  Kaville  nntemommenen 
Herausgabe  des  theb.  Totenbachs.  MB.  d.  Berl.  Ak.  S.  936 — 39.  —  3)  Chapitres  suppl^ent. 
du  LiTTO  des  Horts.  lo.  sSr.  1  toI.  de  textes  et  2  vol.  de  traductions  et  oommentaires. 
Leyde,  Brill.  4^  —  4)  SAr  an  pap.  in6d.  du  Brit  Mus.  BT.  III,  66—64.  —  5)  D.  neue 
Weltordnung  nach  Yemicht  d.  sündigen  Menschengeschlechts,  nach  e.  altä^.  Überliefer.  M. 
Taf.  Berl.,  Calvary.  41  S.  —  6)  D.  Totenpap.  An/if-en-amen.  Leipss.  Diss.  53  S.  — 
7)  D.  Osiris-Mysterium  v.  Tentyra.  ZJES.  XIX,  77—111  u.:  D.  Götter  d.  Nomos  Arobia. 
Ibid.  S.  16 — 18.  —  9)  Un  fragmi  de  la  legende  osirique.  BE.  II,  10 — 15.  —  8)  Disionario 
di  mitologia  egiz.  Prima  disp.  oon  47  tavole.  Torino.  S.  1 — 96.  —  10)  Entretiens  philo- 
sophiques  d'une  chatte  6thiop.  et  d'un  petit  chacal  Eoufi.  BE.  I,  153  ft.,  II,  83—89.  — 
11)  Le  liyre  d'incantation  du  nome  de  Pemdje.  Ibid.  S.  270 — 72.  —  12)  Les  po6sies  bilingues 
de  Moschion.  Ibid.  S.  272—278;  Tgl.  planches  65—72.  —  13)  Les  affros  de  la  mort  Ibid. 
I,  139  flf.  II,  18—20.  —  14)  Vorles.  über  ürspr.  u.  Entwickel.  d.  Belig.  d.  alten  Ägypter. 
Autor.  Übers.  YII,  240  S.^  Leipz.,  Hinrichs.  Vgl.  CBl.  1882  Sp.  385.  —  15)  Le  scheol 
des  H6br.  et  le  Bes  des  Egyptiens ,  ^tude  archdol.  relat.  k  l'expression  de  la  Bible  compar^ 
k  Celle  des  textes  hi6rog1.  Atb^6e  orient  S.  98—112.  —  16)  Altag.  Bei.  a.  jüd.  Monoth. 
Jüd.  Lit.-Bl.  X,  94. 


Ägypten.  1,11 

Stele  in  Bül&q,i)  P.  Pierret  von  Pariser  Sarkophagen,«)  E.  Revillout 
aus  der  Kollektion  Posno,»)  E.  Ledrain  aus  der  Pariser  Bibliothek,*) 
G.  Ebers  aus  einer  nnn  in  Dresden  befindlichen  Sammlung,*)  K.  Piehl 
teils  in  Zeitschriften^)  und  teils  in  einer  besondem  Schrift.'')  Die  grie- 
chischen Söldner-Inschriften  von  Abu-Simbel  hat  E.  AbeP)  in  Budapest  neu 
behandelt:  er  glaubt  stringentere  Beweise  als  seine  Vorgänger  dafär  zu  er- 
bringen, da£s  sie  aus  dem  Feldzuge  Psammetichs  II.  590  oder  89  herrühren.  — 
P.  Pierret  veranstaltete  eine  neue  Ausgabe  des  Dekretes  von  Canopus,^) 
in  der  Reibe  der  erschienenen  die  vierte.  Diffs  der  vor  60  Jahren  in  das 
ägyptologiscbe  Studium  eingetretene  und  durch  sorgfältige  AneinanderfOguug 
der  Fragmeute  des  Turiner  Eönigspapyrus  wohlverdiente  G.  Seyffarth  die 
rechlich  bewährte  Lehre  der  Champollionschen  Schule  noch  immer  von  sich  weist, 
lälst  der  Titel  einer  neuen  in  Amerika  gedruckten  Abhandlung^^)  vermuten. 
Alle  die  grammatischen  und  lexikalischen  Fragen,  welche  in  den  ägypto- 
logischen  Arbeiten  des  Jahres  zur  Erörterung  gebracht  sind,  aufzuzählen, 
geht  tlber  die  Aufgabe  dieses  Berichtes  hinaus.  Doch  verdient  hervorgehoben 
zu  werden,  dafs  A.  Baillet^^)  die  beiden  Hauptdialekte  der  ägyptischen 
Sprache  über  das  Koptische  hinaus  schon  im  Demotischen  durch  manche 
Eigenheiten  geschieden  sieht;  freilich  scheint  es,  als  sei  er  in  dieser 
Überzeugung  durch  Mitteilungen  von  Revillout  bestärkt  worden.  In  den 
Meroglypbischen  Texten  der  spätesten  Epoche  kommen  einzelne  griechische 
Wörter  vor;  ein  solches  weist  H.  Brugsch^^)  nach.  P.  Pierret ^*)  be- 
sprach einen  bieroglyphischen  Ausdruck.  Dafs  die  Lesungen  mancher  Zeichen 
noch  dem  Zweifel  unterliegen,  wird  allgemein  zugegeben  und  ist  von  Le  Page 
Renouf^^;  aufs  neue  hervorgehoben.  Ein  hieroglyphisches  Bild,  den  ge- 
krümmten Fisch,  will  H.  Brugsch^^)  von  der  gewöhnlichen  Annahme,  nach 
der  es  cha  lautete,  abweichend,  nun  wie  eher  sprechen.  Er  hat  uns  aber  nicht 
überzeugt,  ebensowenig  A.  Erman,^^)  der  die  Unterscheidung  des  kurzen  i 
von  der  Länge  i  in  der  hieroglyphischen  Schrift  gegen  uns  glaubt  aufrecht 
erhalten  zu  können.  An  die  letzte  Stelle  müssen  wir  nun  ein  Werk  ersten 
Ranges  verweisen,  das  hieroglyphische  Wörterbuch  von  H.  Brugsch,^^)  das 
allen  Mitforschenden  erwünscht  und  fast  unentbehrlich,  seinen  Abschlulis  er- 
reicht hat^^.) 

1)  Sur  une  stile  dn  Mos.  de  Boulaq.  Atti  del  IV.  Congr.  etc.  —  2)  Les  sarcophages 
D  5  et  7  da  Loayre.  BE.  II,  25—28.  —  3)  Statae  d'on  miniBtre.  Ibid.  8.  62^64;  Acte 
de  ünidfttioii  d'nne  chapelle  &  Hor-merli  dans  la  yille  de  Pharbaetiu  en  Tan  51  de  Psamm^- 
tiqae  I.  Ibid.  S.  32 — 42;  Acte  de  fond.  d'ane  chapelle  ä  Bast  dans  la  rille  de  Bubastii  Tan 
32  da  Toi  Aman«.  Ibid.  S.  42 — 44.  —  4)  Les  monuments  6g.  de  la  biblioth.  nat,  cabinet 
des  B^dailleB  et  antiqaee,  Hti.  2 — 3,  pl.  XXXI  —  C.  Par.,  Yieweg.  (Biblioth.  de  Täc.  des 
hantet  ^t  üuc  47.)  —  5)  Bemerkenswertes  Neues,  welches  sich  aas  dem  Stadium  d.  Gem- 
■iag'sefaen  Samml.  ergiebt  Z^SS.  XIX,  66—77.  —  6)  Inscription  de  la  XIL  dyn.  Ibid. 
XlXy  18 — 22;  one  inscr.  de  T^p.  sai'te.  JA«,  f^yr.-mars;  deux  inscr.  de  Mend^.  BT.  III, 
27—31:  Petites  notes  de  critique  et  de  philol.  Ibid.  lU,  65—72.  —  7)  Fetites  etudes 
egjptol,,  diflsort  acaddm.  Yieone.  62  S.  —  8)  Wien.  Stud.  IV,  161—84.  —  9)  Le  d^cret 
trihagoe  de  Canope^  transcription  et  interpret  interlin6aire  du  texte  hi^rogl.,  pr6c6d6  d'une 
tnd.  synopt  da  texte  grec,  d^mot.  et  hi^rogl.  Paris,  Leroux.  XIII,  44  S.  autogr.  Vgl. 
BLZ.  Sp.  781.  —  10)  Hierogl.  tables  of  Pompeium  gramatically  transl.  and  commonted, 
IViBMdioii«,  Ac  of  Scieoce,  St  Louis,  April  27.  —  11)  Dialectes  4-  ^'^'  ^  32—42;  vgl. 
fiJS.  Uf  283  iL  —  12)  Le  mot  grec  avrvnos  ^crit  hi^rogliphiqaement  BE.  II,  170  f.  — 
lih  Le  givape  pohtL    Ibid.  S.  74.  —  14)  Wrong  yalnes  assigned  to  hierogl.  groups.  PSBA. 

XI,  $61   —  15)  ^^^  ^  Lautwert  d.  Zeichens  d.  Fisches.  Z^S.  XIX,  25—41.  —  16)  Altäg. 

Stadien.  Ibid.  S.  41 — 66.  —  17)  Hierogl.-demot.  Wörtorb.,  enthaltend  in  wissenschaftl.  Anordn. 

d  WbrtMchatz  d.   heu-  a.  d.  Volkssprache  d.  alten  Ägypter.    VI,  2.  Hälfte.    Leipz.,  Hinrichs.  — 

{%)  igyptiecho«   ■-    aach  u.  S.  14»  f.,  15,  16» 


1,12  IL   Q.  Befichj 


n. 

G.  Röseh. 

Assyrien  und  Babylonien. 

Beginnen  wir  die  Verzeichnung  der  Fortschritte^)  auf  dem  Gebiet  der 
assyrisch-babylonischen  Geschichte  mit  der  Keilschrift enknnde,  so  haben 
sich  um  die  Beschaffung  des  keilschriftlichen  Stoffe  zwei  Engländer  und  zwei 
Deutsche  das  erste  Verdienst  erworben.  H.  C.  Rawlinson  und  Th.  G. 
Pinches')  haben  das  berühmte  Sammelwerk  der  Eeilinschriften  Westasiens 
in  einem  fünften  Bande  mit  einer  Inschriften -Auswahl  philologischen  und 
historischen  Inhalts  von  dem  altbabylonischen  König  Agfl  bis  auf  Cyrus  her- 
unter weitergeführt,  und  Friedr.  Delitzsch  und  Paul  Haupt s)  haben  die 
fortlaufende  Herausgabe  von  Keilschrifttexten  und  -Studien  begonnen.  Die 
drei  1881  erschienenen  Hefte  enthalten  aufser  einer  wertvollen  Einleitung 
mit  Schrifttafel,  Ideogrammensammlung,  Vokabularien  und  Monatsnamen 
51  Seiten  'akkadische*  und  125  Seiten  'sumerische*  Texte  von  Haupt.  — 
Von  einzelnen  Texten  ist  zuerst  die  Keilschriftausgabe  der  Bronzeinschriften 
vonBalawat^)  mit  Übersetzung  ^)  zu  nennen.  Sodann  haben  wir  wieder  von 
Pinches<^)  ^e  Ausgabe  des  bekannten  Inschriftenfragments  aus  dem  37.  Re- 
gierungsjabr  des  biblischen  Nebukadnezar ,  welches  schon  früher  A.  Wiede- 
mann  und  £b.  Schrader^)  besprochen  haben.  Femer  die  Publikation  der 
babylonischen  Talismane  des  Johanneums  zu  Graz  in  photographischer  Wie- 
dergabe mit  einer  mineralogischen  Erklärung  von  H.  Fischer  und  einer 
archäologischen  von  A.  Wiedemann.^  Ihr  Wert  liegt  in  ihren  mytho- 
logischen Figuren,  nicht  in  ihren  spärlichen  Inschriften.  Aus  dem  J.  1880 
ist  eine  assyrische  Kultusinschrift  des  altbabylonischen  Königs  Chammurabi 
oder  Ghamurragas  nachzutragen,  deren  Text  J.  Menant^)  veröffentlicht  hat, 
um  zu  beweisen,  dafs  der  uralte  König  schon  so  gut  assyrisch  gesprochen 
habe  wie  Nebukadnezar  UI.  und  Naboned.      Weiter  die  Transkription  des 


1)  Einen  Beriebt  flb.  d.  Arayr.  lit.  y.  1880  enthalt  auch  d.  Athen,  t.  30.  Apr.  in  d. 
(anon.)  Aofa.:  *Semitic  Lit  in  1880'.  —  2)  Cimeiform  inscriptionB  of  western  Asia.  Vol.  Y. 
plates  1 — 35.  Imp.  fol.  London.  —  3)  AMyriol.  Bibliothek.  Leiprig,  Hinricht.  gr.  4. 
Hieran  hat  sich  eine  heftige  Polemik  swischen  Hommel  u.  Hanpt  angeschlossen.  GBl.  1882 
Sp.  636,  1014,  1131.  —  4)  Jahresber.  II,  1,  40  unten.  —  &)  The  Bronze-ornaments  of  the 
palace  gates  of  Balawat  Edit  with  an  introd.  by  J.  Birch,  with  descript  and  translat  by 
Th.  0.  Pinches.    Fol.    Lond.,  1880/81.     YoUstdg.  in  5  Teilen.    —  Über  die  interessanten 

DarsteUnngen  der  Bronzethüren  ygl.  Emm.  C :  les  portes  de  bronse  du  temple  de  Nergal., 

Pr^cis.  bist  2  S.  X,  56-60  (nach  einem  anon.  Art  der  Times).  ^  6)  TSBA.  (s.  o.  S.  5<.) 
VU,  210—225.  --  7)  Jahresber.  U,  1,  41  med.  —  8)  Über  babylon.  «TalUmane*  (Gylinder 
a.  andere  Formen)  aus  d.  bist.  Mos.  im  steieriscb-landschaftl.  Joann.  sa  Graz.  Stattgart, 
Schweizerbart.  Imp.-Fol.,  16  S.  (10  M.)  ^  Einen  Anfs.  über  'Religiöse  Symbole  d.  Baby- 
lonier*  hat  die  rnss.  Bev.  f.  Volksnnterricbt  ?.  Not.  —  9)  Une  nout.  inscript  de  Hammourabi» 
roi  de  Bab.,  BT.  (s.  o.  S.  2«)  U,  (1880)  6.  76—85.  Vgl.  hierzu  d.  Bemerkgn.  Barbier 
de  Meynards  (GR.  IX,  49  t),  der  den  Namen  des  einen  der  erwähnten  Tempel  mit  Gnyard 
Bit  Eschakil  oder  Schakil  losen  will,  =  Babylon,  das  auch  Beit  el-eschkul  n  Bet  scbaggal 
heilse. 


und  Babyloaieii.  1,13 

Textes  anf  dem  Cymscylinder  über  die  Eiiinahme  Babylons  mit  Obersetznng 
und  Anmerkangeu  zu  dem  geographischen,  mythologischen  und  linguistischen 
Det^  von  H.  G.  Rawlinson,')  während  wir  A.  Budge')  die  Bearbeitung 
der  beiden  Alabastertafeln  Rassams  aus  Imgur-BSl-Balawat  mit  den  fast  gleich- 
lautenden  Inschriften  Asumasirpals  und  endlich  E.  Schrader^)  die  Heraus- 
gabe Yon  5  Fragmenten  von  4  Cylindern  verdanken,  die  vielleicht  ein  imd 
dieselbe  Inschrift  enthielten,  jedenfalls  aber  einen  König  aus  dem  Ende  der 
assyrischen  Geschichte  betreffen. 

Das  philologische  Verständnis  hat  durch  die  von  Oppert,  Fr.  Le- 
Bormant  und  Pinches  vermutete  und  von  P.  Haupt  ^)  gemachte  Entdeckung 
zweier  verschiedener  Dialekte  in  der  nichtsemitischen  Ursprache  Babyloniens, 
des  nordbabylonischen  oder  akkadischen  und  sfldbabylonischen  oder  sume- 
rischen, einen  wichtigen  Schritt  vorwärts  gemacht.  Der  letztere  Dialekt  soll 
ein  altertümlicheres  Gepräge  zeigen,  als  der  erstere,  und  bei  den  assyrischen 
Grammatikem,  oder  wie  A.  H.  Sayce  meint,  schon  bei  den  Akkadiem  '6mö 
sal'  gehei&en  haben.  Der  Ausdruck  ist  noch  unaufgeklärt,  nach  Sayce  und 
Haupt  bedeutet  er  'Weibersprache^  doch  ist  der  letztere  neuestens  wieder 
skeptisch  geworden.  Um  die  von  Halevy  aufgebrachte  und  von  Guyard 
unterstatzte  Auffassung  des  Sumerisch-Akkadischen  als  einer  von  der  baby- 
lonischen Priesterschaft  erfundenen  Geheimschrift  für  das  Assyrische,  nicht 
aber  zugleich  auch  als  einer  Geheimsprache  neben  der  phonetischen  Yolks- 
schrift  und  assyrischen  Volkssprache,  wie  im  voijährigen  Bericht  ein  Versehen 
der  Redaktion  Ref.  irrtümlich  sagen  liels,  zu  widerlegen,  soll  sogar  nach  dem 
Urteil  J.  Menants^)  ein  von  A.  Amiaud^)  schon  1879  besprochenes 
Fragment  einer  phonetischen  und  ideographischen  Parallelinschrift  des  Königs 
Ghammurahi  genügen,  indem  dieses  Fragment  klar  beweise,  dafs  im  öffent- 
lichen Leben  seines  Reiches  zwei  verschiedene  Sprachen  neben  einander  her- 
g^iangen  seien.  Berechtigen  aber  auch  wirklich  die  wenigen  unverstümmelten 
Zeilen  der  umfänglichen  Inschrift  zu  diesem  Urteil?  Wenig  förderlich  soll 
dagegen  für  das  Studium  der  nichtsemitischen  Ursprache  nach  dem  Urteil 
Fr.  Delitzschs^  die  letzte  Veröffentlichung  Lenormants^)  aus  dem  J. 
1880  sein.  —  Dem  Assyrischen  kommen  zu  gut:  ein  Syllabar,  Grammatik 
und  Chrestomathie  enhaltendes  Handbuch  der  assyrischen  Sprache  von 
Menant,*)  eine  Zusammenfassung  seiner  früheren  Arbeiten,  welche  nach 
dem  Urteil  Fr.  Delitzschs  nicht  ^o)  auf  der  Höhe  der  Zeit  steht    Ferner  die 


1)  Notes  on  a  newly-diMSor.  Clay  Cylinder  of  Cynu  fhe  Great,  JBAS.  N.  8.  XII  (1880), 

8.  70—97.  —  2)  On  a  recently  dücov.  text  of  AHnraatBirpal,  TSBA.,  Vn,  59->88.  —  Von 

B«dge  vonen  frir  nachtraben  (vgl.  Jahresber.  in,  1,  50^):  Archaic  daarica.  AHyr.  teztis 

WiBg  eztracU   firom  the  Annais  of  Shalnian  II,    Sennacherib  and  AHorbanipal  with  pMld. 

Botet.    Lond.,  Trflbner,  1880,  44  S.     (Enthält:  1)  Arab.  war  of  Abs.;  2)  6^  exped.  of  Sen- 

laeh.  B.  C.  699/8;    3)  Mission  of  Gyges  K.  of  Lyd.  to  Ass.:    4)  Senn.'s  Exped.  to  the  Pen. 

Golf;    5)  Sxped.   of  Shalm.  II  ag.  Haaael   E.   of  the  Hettits;    6)  Egypt  war  of  Ass.)  — 

S)  Fragmffite  ron  Konigsinschrr.  ans  d.  Ausgange  d.  ass.  Gesch.    Anhang  s.  d.  Schrift:  Zar 

Krit  d.  chronol.  Angaben  d.  Alex.  Abyd.  etc.      (Ber.  d.  k.  sachs.  Ges.  d.  W.,  s.  Jahresber. 

HI,  1,  50'^.)    —    4)  Über  e.  Dialekt  d.  snm.  Sprache,   Nachrichten  d.  G5tt  Ges.  d.  Wiss. 

1S90,  No.  17,  Haapts  Einleii  m  d.  Assyriol.  Biblioth.   (o.  S.  12>)  n.:   D.  akkad.  Sprache, 

Vartr.  anf  d.  intemat    Orient-Kongr.  ra  Berlin  im  Sept   1881.    Hrsg.  1888,   BerL,   Ascher 

et  Comp.  —  o)  BT.  U  (1880),  S.  70—77.  —  6)  Une  inscr.  bilingne  de  Hamourabi,  roi  de 

Bib.    JfcuL   1879,  S.  180—190.  -—   7)  Jahresber.  über  d.  Morgenland.  Stadien  im  J.  1880, 

Babrik:  Keüin^duiften,  S.  76.  ^  8)  £tudes  Accadiennes.    T.  III,  li?r.  2.    Paris,  1880.  — 

9h  iümentB  d'Spigrs,'?'^^  uagji,    Manael  de  la  langne  assyr.     I.  Le  syllabaire;    II.  la  gram- 

Jin-  ni.  €hoi3i  de  lectures.    Paris,  1880.     YI,  888  S.  —  10)  A.  a.  0.  S.  71. 


I,]4  II.    G.  BDtoli: 

lexikalischen  Beiträge  von  Amiand,^)  Gayard  >)  und  £b.  Schrader')  nnd 
etliche  Bemerkungen  aber  grammatische  nnd  graphische  Einzelheiten  von 
George  Bertin,  Rieh.  Call  und  Rob.  Brown.  ^)  Einige  kosmogonisch- 
mytbologische  Texte,  die  Smith  nicht  richtig  übersetzt  habe  (Aber  die 
Schöpfung,  Lob  des  Gottes  Nabir,  Kampf  des  Men>dach  mit  Tlamat,  dem 
Meer)  hat  Oppert'^)  in  neuer  Übersetzung  gegeben,  während  Schrader 
den  Wert  zweier  Keilschriftzeichen,  die  bisher  ai  und  ja  gelesen  wurden, 
gegen  Haupts  Einwendungen  (Sumer.  Familiengesetze)  zu  sichern  suchte.  ^)  — 
In  den  Inschriften  Tiglat-Pilesars  II.  u.  a.  Könige  wird  öfter  der  Musukkan- 
Baum  erwähnt;  es  ist  darunter  die  in  Sttd-Babylonien  einheimische  Dattel- 
palme zu  verstehen.^) 

In  ein  bisher  verschlossenes  Grenzgebiet  der  Assyriologie,  die  he t hi- 
tische Frage,  ist  A«  H.  Sayce^)  eingedrungen.  Was  den  Bestand  der 
hethitischen  Monumente  betrifft,  so  sind  sie  in  Syrien  und  Kleinasien  ge- 
funden worden.  In  ihren  Bildern  zeigen  sie  einerseits  mit  der  ägyptischen, 
andererseits  mit  der  assyrischen  Kunst  Verwandtschaft,  in  ihrer  Schrift  nur 
mit  den  ägyptischen  Hieroglyphen.  Sie  als  den  Hethitern  zugehörig  zu 
rekognoscieren,  gelang  durch  die  zuverlässige  Bestimmung  der  Lage  der  alten 
Hethiterstadt  Karchemis  auf  der  Trümmerstätte  von  Europos-Dscheräbts  (aber 
nicht  Dscherablus,  was  nach  W.  Wright^)  nur  eine  Verderbnis  des  wirk- 
lichen Ortsnamens  durch  europäische  Reisende  infolge  einer  ungehörigen 
Reminiscenz  an  Hierapolis-Mabbugh  ist)  von  Skene  und  G.  Smith  erst 
neuerdings.  Dieselben  sind:  1)  eine  Inschrift  auf  der  Rückseite  einer  zer* 
brochenen  Statue,  von  Smith  auf  der  Trümmerstätte  des  alten  Karchemis 
gefunden,  wovon  aber  leider  nur  unzuverlässige  Kopieen  existieren;  2)  zwei 
Monumente  mit  hethitischen  Charakteren,  von  Konsul  Henderson  an  dem- 
selben Ort  gefunden;  3)  fünf  kurze  Inschriften  ans  Hamath,  von  denen  drei 
fast  identisch  seien;  4)  acht  thöneme  Siegelabdrflcke,  darunter  vier  von  dem- 
selben Stempel,  welche  Layard  in  dem  Palaste  Sanheribs  gefunden  habe; 
5)  eine  halb  verwischte  kurze  Inschrift  aus  Aleppo;  6)  eine  Inschrift  aus 
Ivris  im  alten  Lykaonien,  zuerst  von  Major  Fischer  1838  und  in  der  Folge 
von  Davis  kopiert  Sodann  die  von  Texier,  Hamilton,  Perrot  und  anderen 
Reisenden  in  verschiedenen  Teilen  Kleinasiens  aufgefundenen  Skulpturen:  1)  auf 
den  Felsen  von  Boghasköi,  dem  klassischen  Pteria;  2)  auf  den  Palasttrümmem 
von  Eyuk  am  Ostlichen  Ufer  des  Halys  und  an  der  Heerstra&e  von  Sardes 
nach  Armenien;  3)  zu  Ghiaur-Kalessi  in  Phrygien;  4)  auf  einem  Berggipfel 
des  Bulgar-Dagh;  5)  die  zwei  herodoteischen  Sesostrisbilder  bei  Karabel, 
etwa  25  englische  Meilen  landeinwärts  von  Smyma.  Die  Geschichte  der 
Hethiter  rekapituliert  S.  nach  den  ägyptologischen  und  assyriologischen  Er- 
gebnissen dahin,  dass  sie  nach  den  astrologischen  Tafeln  Sargons  von  Agane 
schon  im  19.  Jh.  v.  Chr.  eine  gefOrchtete  Macht  und  jedenfalls  vom  17. 
bis  12.  JL  das  leitende  Volk  in  Westasien  gewesen  seien,  welches  zwischen 


1)  MatManx  ponr  le  dictioim.  BMyr.  JA.  1879,  1880  a  1881.  —  2)  Notes  aMyriol. 
et  tyriaquas.  BT.  1880,  8.  18—21  n.  184—189.  —  3)  Aasyr.  Syllabar  t  d.  Oebranch  in 
a.  Vorieagn.  M.  d.  Jagdinachrr.  Aaurbanipala  in  Anlage.  1  Taf.,  8  S.,  gr.  4^  (3  M.)  Berl., 
Dflmmler,  1880.  —  4)  Alle  drei  in  PSAB.  (a.  o.  S.  2«)  Novbr.  1879  to  Joly  1880.  •— 
5)  Trad.  de  qnelqnea  textes  aaayr.,  Gongt,  internaz.  d.  Orient  Seaa.  IV  (1878),  I  (Flor.  1880), 
S.  229—286.  —  6)  MB.  d.  Berl.  Akad.  1880,  8.  271—284.  —  7)  Schrader,  Ladan  nnd 
Palme  anf  d.  aaayr.  Monumenten.  Ibid.  S.  418 — 428.  —  8)  The  monomenta  of  tbe  flitütos. 
TSAB.  Vn,  248—298.  Vgl.  deaaeiben:  tho  Hitt  title  of  Damaa,  Ac.  27.  Aag.  a.  Jahrea- 
ber.  III,  1,  160.  —  9)  PSAB.  Febr.  1881. 


AMyzien  nad  Babylonien.  1^15 

issyiien  und  Ägypten  das  Gleichgewicht  gehalten  habe.  Von  ihren  zwei 
E«iptBt&dteu  Kadesch  am  Orontes  (welches  aber  schwerlich  mehr  anf  der 
Inad  in  dem  See  von  Homs,  sondern  vielmehr  mit  Conder^)  vier  englische 
Meilen  südlich  von  diesem  See  auf  der  Trümmerst&tte  des  Teil  Nebi  Mendeh 
am  Orontes  zu  suchen  sein  wird)  nnd  Karchemis  am  Enphrat  sei  die  süd- 
liche nach  dem  13.  Jh.  ans  der  Geschichte  verschwanden,  weil  die  Hethiter 
um  diese  Zeit  von  den  Aramäem  immer  weiter  gegen  Norden  zurückgedrängt 
worden  seien,  während  sich  in  Karchemis  ein  hethitischer  König  bis  717 
gdialten  habe,  wo  das  herabgekommene  Reich  mit  seiner  Hauptstadt  eine 
Beute  des  Eroberers  von  Samaria  geworden  sei.  Halevy')  will  das  im 
10.  Jh.  V.  Chr.  aus  den  ägyptischen  und  assyrischen  Annalen  verschwindende 
Kades  auf  Grund  einer  Variante  der  LXX.  zu  2.  Sam.  24,  6:  ^xat  eqxovtai 
dg  Tfjy  Y^v  KevTelfi  Kadijg'  dem  Belebe  Davids  einverleibt  sein  lassen.  — 
Über  die  Nationalität  der  Hethiter  bemerkt  S.,  dals  die  Figuren  auf 
ihren  Skulpturen  durch  Gesicht,  Gestalt  und  Kleidung  die  Zagehörigkeit  der 
Hethiter  zu  einer  nichtsemitischen  nördlichen  Rasse  beweisen.  Ihre  Sprache 
teilt  er  der  Sprachenfamilie  der  Yölkerstämme  zwischen  dem  Halys  und 
Kaspischen  Meer  einer-  und  Mesopotamien  andererseits  zu.  In  der  Er- 
örterung der  Sprachfrage  bringt  er  den  Namen  Karchemis  beziehungsweise 
Gvgamis  mit  dem  protoarmenischen  Königsnamen  Argistis  und  mit  dem 
kappadocischen  Yolksnamen  Gamgumai  oder  Gamgamai  in  Zasammenbang, 
damit  die  von  Boscawen^)  aufgebrachte  und  auch  jetzt  noch  festgehaltene, 
sowie  auch  von  Tjler  gebilligte  Deutung  des  Namens  Karchemis  auf  Testung 
des  Chamos'  beseitigend,  welche  auch  Rieh.  Gull^)  angegriffen  hat,  weil  sie 
die  Kongruenz  der  Ankngssilbe  kar  mit  dem  assyrischen  ^kar*,  Festung, 
voraussetze,  während  doch  'kar*  als  konstitutives  Element  vieler  Länder-, 
Städte-  und  Yölkemamen  vorkomme  und  also  unmöglich  immer  Testung' 
bedeuten  könne,  und  znm  andern  gegen  die  gewöhnliche  Schreibung  Er  (Ir, 
Stadt)  Gargamish  (von  den  Divergenzen  in  der  assyrischen,  hebräischen  und 
ägyptischen  Namenschreibnng  hat  Eb.  Schrader^)  schon  1879  gebandelt) 
verstolse.  Ihre  Schrift  läüst  er^)  von  ihnen  selbst  (Plin.  H.  N.  YH,  57  — 
apud  Syros  [=  Hethiter]  — )  und  zwar  in  Kappadocien  erfanden  und  um 
ihres  Reliefcharakters  willen  zuerst  nicht  auf  Stein,  sondern  auf  Metallplatten 
aufgetragen  worden  sein,  was  ihm  die  hethitische  Kopie  des  bekannten  Frie- 
densvertrags Ramses  IL  auf  einer  Silberplatte  beweist.  Über  ihr  Pantheon 
vermutet  er,  daüa  der  kleinasiatische  Sonnengott  Atys  oder  AtUs  mit  der 
weiUicl^en  Ate  das  vornehmste  Götterpaar  in  ihm  gewesen  sei.  Den 
Schlüssel  zu  den  bisher  unerkannten  Resten  der  hethitischen  Schrift  und 
Sprache  erklärt  Sayce^  durch  einen  aus  Smyrna  stammenden  Silberknopf 
mit  einer  assyrischen  Keilumschrift  in  seinem  äuXseren  und  mit  einer  nicht- 
ägyptischen  Hieroglyphenumschrift  um  die  Königsfigur  in  seinem  inneren 
Bing,  welchen  A.  D.  Mordtmann  schon  vor  Jahren  zuerst  beschrieben  hat, 
f&r  gefunden.  Da  die  Hieroglyphen  sich  als  gleichartig  mit  denen  von 
Hamath  und  Dscheräbis  erwiesen,   so  war  ihr  hethitischer  Charakter  unan- 


1)  Falert.  ExploT.  Tund,  S.  163— 73  a.  Ath.  I,  688b,  718  n.  75lo.  (Der  Name  Kadeach 
]«bt  noch  bei  den  Eingeborenen  fort)  —  2)  M6m.  relat.  aa  texte  asa.  coUationn^  aar  des 
tMblettm  coMerr^ea  aa  Brit  Maa.,  CB.  IX.  —  3)  Jahreaber.  II,  1,  40  unten  n.  Pal.  Explor. 
Ftad,  8.  227.    —    4)  PSBA.  Nov.  80  to  Juny  81,  S.  11.  —    5)  ZJES.  (a.  o.  8.  2*)   1879, 

8.  4S.  —   6)  In  d.  Anm.  7  zu  dtier.  Aufsatz,  S.  300  u.  307.  —  7)  The  blHng.  Uittite  and 

Cmuit  iaflcriptian  ot  Tarkondemoa,  TSBA.  VII,  294—308. 


1,16  U.   G.  Bttieh: 

fechtbar  klar  gestellt,  und  nonmehr  leistete  der  Silberknopf  dem  Scbarfsinn 
des  englischen  Assyriologen  den  Dienst  des  Steins  von  Rosette  zunächst  an 
sich  selbst.  Das  Resultat  seiner  vergleichenden  Entzifferung  ist  die  Lesung 
der  zweisprachigen  Umschrift  als:  'Tarrik  (oder*  Tarku)  timme  König  des 
Landes  ErmS'.  Den  Namen  in  der  assyrischen  Umschrift  hat  schon  Mordt- 
mann  mit  dem  eines  cilicischen  Fürsten  zur  Zeit  des  Augustus,  TaQKOvdl- 
fiovog  und  TaQuovdifjfiog  bei  Dio  Gassius,  Tacitus  und  Plutarch  identificiert 
Das  Land  ErmS  sucht  Sayce  in  der  Nachbarschaft  der  cilicischen  Gebirgs- 
reihe  Arima,  während  Tyler^)  den  Namen  ErmS  in  Zume  umwandeln 
möchte.  Einen  weiteren  Versuch  mit  dem  besprochenen  Schlüssel  hat  der 
letztgenannte  Oelehrte')  an  den  zwei  hethitischen  Inschriften  aus  Dscheräbis 
im  Britischen  Museum  gemacht.  In  der  einen  derselben  will  er  die  Susim 
im  1.  Mos.  14,  5  gefunden  haben.  Gegen  Sayce  ist  D.  J.  Heath')  auf- 
getreten, der  jedoch  noch  mit  unzuverlässigen  Waffen  kämpft  Denn  nicht 
nur,  daüs  er  den  Inschriften  von  Karabel,  Boghasköi,  Eyuk  n.  s.  w.  den 
hethitischen  Charakter  abspricht,  ohne  das  Rätsel  der  Verwandtschaft  ihrer 
Schriftzüge  mit  denen  von  Karchemis  und  Hamath  und  der  Bundesgenossen- 
schaft der  Völker  in  den  Ländern  dieser  Inschriften  in  der  Schlacht  von 
Kades  gegen  Ramses  U.  lösen  zu  können;  er  lafst  die  Hethiter  auch  noch 
in  ihren  Inschriften  ein  semitisches  Sprachgemengsel  anwenden,  das  nur  in 
der  Phantasie  seines  Erfinders  möglich  ist  Der  zweisprachige  Silberknopf 
ist  ihm  natürlich  auch  nur  ein  nichthethitisches  problematisches  Fundstück. 
Heath  hat  von  dem  mit  Sayce  ganz  einverstandenen  Boscawen^)  die  ver- 
diente Abfertigung  empfangen. 

Der  Aufschlufs  der  hethitischen  Monumente  würde  wohl  auch  das  Ver- 
ständnis der  armenischen  Keilinschriften  wesentlich  fördern.  Inzwischen 
ist  Guyard^)  als  Gegner  A.  D.  Mordtmanns  ^)  aufgetreten  und  hat  vor  der 
Zuweisung  ihres  Idioms  an  eine  Sprachenfamilie  (an  die  arische  von  Hincks 
und  Mordtmann,  an  die  semitische  von  L.  de  Robert)  die  Sicherstellung  der 
Schriftlesung  durch  eine  sorgfältige  Vergleichung  der  Schreib-  und  Ausdrucks- 
formeln der  assyrischen  Königstexte  verlangt  Eine  von  ihm  gegebene  Lese- 
probe des  Fluches  über  die  Denkmalbeschädignng  hat  den  Beifall  Delitzschs  7) 
gefunden. 

Wenden  wir  uns  zu  der  Geschichte,  so  hat  ihr  Oppert^)  noch  1880 
unter  Anknüpfung  an  die  Schriften  von  Pesd,  Raika  und  Schäfer  über  die 
profane  und  biblische  Zeitrechnuug  eine  allgemeine  chronologische  Grundlage 
zu  geben  versucht  An  der  Eponymenlückenhypothese  hat  er  dabei  fest- 
gehalten. —  Die  Chaldäer  galten  im  Altertum  als  Erfinder  der  Astronomie, 
man  durfte  sich  also  aus  astronomischen  Aufzeichnungen  Gewinn  ftbr  Chro- 
nologie und  Geschichte  versprechen,  allein  die  gefundenen  astronomischen 
Keilinschriften  von  Kigundschik  sind  zum  teil  astrologischer  Natur  und  chro- 
nologisch nicht  zu  verwerten,  führen  aber  zu  dem  Vorhandensein  eines  aus- 
gebildeten Kalenders  in  Ninive  bis  in  das  10.  Jh.  v.  Chr.  hinauf.  Vermut- 
lich stammte  die  Astronomie  der  Assyrer  aus  Babylon.  Anders  ist  es  mit 
den  Tafeln,   die  aus  Sipparah  (h.  Abu  Habba  n.  v.  Babylon)    zu   stammen 


1)  PSBA.  Not.  1880,  S.  4.  —  2)  Ibid.  —  8)  Jahresber.  in,  1,  160<  n.  Pal.  Expl.  F. 
Oct.  1880  n.  Apr.  1881.  —  4)  Ebda.  S.  221—223.  —  5)  Les  inscriptions  de  Van.  JA. 
7.  S4r.  XV,  640—643.  —  6)  ZDMG.  1872,  S.  465  ff.  u.  1877,  S.  406  ff.  —  7)  Dolitasch, 
«Keilinschriften'  im  VITiBseniichaftliclion  Jahreabericbt  dor  BMG.  aber  das  J.  1880,  S.  77.  — 
8)  La  m4thQde  cbronol.    RH.  Xin  (1880),  S.  879^808. 


Assyrien  und  Babylonien.  T  X7 

scbeinen    {ytve  z.   B.  ein  grofser  Teil  der  Spartoli-Sammlang  des  brit.  Mos.) 

nnd  die  zwar  aas  der  Seleaciden-Zeit  sind,  aber  anf  die  auch  von  den  Griechen 

envähnteii  uralten  Beobachtungen  zurückgehen.     Vielfach  wird  in  ihnen  das 

Beobacbtungsjahr  nach  bekannten  Aeren  oder  Königen  angegeben,  doch  sind 

sie  meist  za  fragmentarisch,  um  sichere  Resultate  zu  ergeben.  ^)     Gleichwohl 

ist  es  J.  Epping  gelungen,  einige  vollständige  Tafeln  zu  entziffern,  welche 

Mond-  und  Planetenephemeriden  Yon  bewundernswerter  Genauigkeit  enthalten; 

es  stehen  nunmehr  die  meisten  Planetennamen  fest  und  ein  sicherer  Anschlufs 

der  babylonischen  Aera  an  die  unsere  ist  möglich.     So  z.  B.  ist  189  Sei.  Aera 

Nisan   1.  =  25.  März   123  v.  Chr.,  nicht    124  wie  Petri  bestimmte;    111 

Nisan  1.  =   11.  April.     Die  noch  immer  zahlreich  in  London  anlangenden 

Tafeln  dieser  Art  versprechen  einen  groüsen  Gewinn. 

Auf  dem  prähistorisch-mythologischen  Gebiet  begegnet  uns  zu- 
erst Haupts')  babylonischer  Sflndfiutbericht  im  Jzdnbarepos  mit  dem  Text 
einer  neu  aufgefundenen  Ergänzung  des  bisher  fehlenden  Anfangs.  Dafs 
Smith  die  Darstellungen  eines  Cylinders  fälschlich  auf  biblische  Vorgänge 
(auf  den  Sflndenfall,  Noah  in  der  Arche,  Turmbau  zu  Babel  u.  s.  w.)  be- 
zogen, zeigte  Menant.')  Wo  Smith  Adam  und  Eva  zu  beiden  Seiten  des 
Lebensbaumes  sitzend  zu  erblicken  glaubt,  scheint  vielmehr  die  religiöse  Weihe 
eines  Bündnisses  zwischen  Assyrien  und  Susiana  dargestellt.  Mehrfach  hat 
man  in  einer  janusköpfigen  Figur,  die  sich  auf  verschiedenen  altchaldäischen 
Cylindem  findet,  ein  mann  weibliches  Wesen  erkennen  wollen,  das  nach  den 
mythologischen  YorstelluDgen  einiger  Völker  der  Menschheit  den  Ursprung 
g^eben  habe.  Doch  zeigt  die  Gleichheit  des  oft  noch  dazu  bärtigen  Profils 
auf  beiden  Seiten,  dafs  davon  keine  Rede  sein  kann.  Die  Künstler  scheinen 
durch  das  doppelte  Profil  nur  eine  doppelte  Handlung  derselben  Person  haben 
BQsdrücken  zu  wollen:  sie  nähert  sich  stets  einem  Gott,  dem  sie  deshalb  das 
Gesicht  zuwendet,  und  winkt  dabei  andere  herbei,  denen  sie  sich  gleichfalls 
zukehrt.  Analogieen  zu  solcher  Auffassung  scheinen  nicht  zu  fehlen.  ^)  Eine 
Bronzetafel,  die  der  1.  Dragoman  des  ft'anzösischen  Konsulats  in  Beyrut, 
P6retie,  erworben  hat,  gewährt  uns  durch  ihre  eschatologischen  Darstellungen 
dnen  Einblick  in  die  Anschauungen  der  Assyrer  von  der  Unterwelt;  sie  be- 
rühren sich  aber  mit  denen  der  übrigen  orientalischen  Völker,^)  und  finden 
sich  auch  bei  den  Griechen;  Hauptvehikel  ihrer  Verbreitung  war  die  phö- 
tticische  Bildnerkunst.  —  Sodann  führt  uns  Pinches*)  zu  Rassams  babylo- 
nischen Königen  der  Urzeit,  welche  er  den  Namen  nach  registriert,  in  sechs 
Dynastieen  einteilt  und  mit  denen  des  Berosus  kombiniert.  —  Jud.  3,  8 — 11 
wird  ein  König  Kusan  Risathalm  von  Aram  Naharaim  (d.  h.  Syrien  der 
beiden  Flüsse)  erwähnt,  der  die  Juden  8  Jahre  lang  in  Knechtschaft  ge- 
halten habe.     Von  seiner  ins  1 6.  Jh.  v.  Chr.  gehörenden  Dynastie  sollen  die 


1)  Z.  Entadffexg.  d.  utroo.  Taff.  d.  Chaldäer.    I.  Einleitonde  goschichtl.  Bemerkangen  t. 
P.   Strassmaier.      IL    Aatronom.    Enthüllungen  von  J.  Epping.     StML.  21,  277—92.  — 

2)  D.  keUmschr.  Sintflatbericht  £.  Episode  d.  babyl.  Nimrodepos.  Mit  d.  antograph.  Keil- 
•durifttext  d.  babyl.  Sintflatfiragments.  Leipz.,  Hinricbs,  VI,  30  S.  gr.  8.  (Habilit-Scbr.  y. 
Gott)  —  Smith,  the  chald.  account  of  Genesis,  erschien  1880  in  6.  Ausg.,  hrsg.  t.  Sayce. 
(1.  Aufl.  1876.)  —  Eine  yerbesserte  Übersetzung  hatte  Oppert  im  Anh.  y.  Ledrains  Eist 
d'lsr.  (s.  Jahresber.  II,  1,  45  t)   S.  411 — 34  gegeben;    auch  sep.:  Paris,  Lemerre.    33  S.  — 

3)  Sur  an  cylindre  da  Mas.  brit.  CB.  VII  (1879),  S.  270—86;  Empreinte  d'an  cylindre 
9mmjT.  Ebda.  VIII,  19  —  24.  —  4)  Derselbe,  le  mythe  de  l'Androgyne  et  les  cyl.  ass.- 
rhald-  Ibid.  iX,  10-4 — 68.  —  5)  Clermont-Ganneau,  Tenfer  assyr.  L  RA.  .38  (1879), 
3^7—49.    (Forts,  steht  noch  aus.)  —  6)  PSBA.  7.  Dez.  1880  u.  11.  Jan.  1881. 

Historische  Jaliresberiohte,    1881.    I.  t 


1,18  IL    G.  Rösch: 

grofsartigen,  von  der  sonstigen  babylonischen  Kunst  wesentlich  abweichenden 
und  an  die  ägyptischen  Denkmäler  erinnernden  Gebäude  und  Skulpturreste 
herrühren,  die  von  de  Sarzec,  franz.  Vice-Konsul  in  Basra,  bei  Tell-Ho 
aufgegraben  sind.  ^)  Das  Material  soll  nach  Oppert  Gestein  des  Sinai  sein 
oder  aus  Ünter-Agypten  stammen.  —  Diese  Entdeckungen  de  Sarzecs  wären 
nach  Oppert  seit  denen  von  Ninive  und  Babylon  die  bedeutendsten;^)  hat 
Menant')  bereits  an  den  Darstellungen  dreier  Gylinder,  welche  bzw.  dem 
Reiche  von  Agade,  dem  7.  Jh.  und  der  Achämenidenzeit  angehören,  ge- 
zeigt, dafs  Südbabylon  in  alter  Zeit  die  Wiege  einer  Kunst  gewesen,  die 
während  der  eigentlich  historischen  Zeit  in  der  Auffassung  verfallend,  aber 
im  Detail  sich  verfeinernd,  in  ganz  Westasien  Verbreitung  fand,  so  bestätigen 
die  Ausgrabungen  nicht  nur  diese  Aufstellung,  sondern  sind  auch  gerade  da- 
durch wichtig  für  die  Frage  der  sumerisch-akkadischen  Urbevölkerung  über- 
haupt. Denn  das  Vorhandensein  eines  andersartigen,  nicht-semitischen  Kultur- 
volks vor  den  Assyro-Ghaldäern  war  oft  bestritten  mit  dem  Hinweis,  dafs  das- 
selbe Kunstdenkmäler  hinterlassen  haben  müsste.  Diese  finden  sich  eben  jetzt: 
noch  mehr  als  an  die  ägyptischen  Denkmäler  erinnern  sie  an  die  Statuen 
des  Branchiden -Weges  in  Garien  (6.  Jh.),  und  zwar  zeigen  die  Köpfe  der 
gefundenen  Statuen  entschieden  einen  nicht -semitischen  Typus.  ^)  Heuzey 
glaubt  drei  Kunstperioden  unterscheiden  zu  können;  eine,  in  der  naive  Roheit 
herrschte,  eine  zweite,  die  durch  'sobri6t6  savante'  in  Technik  und  Stil  aus- 
gezeichnet gewesen  wäre  und  eine  dritte,  welche  das  Streben  nach  Grazie 
bekundete.  ^) 

Auf  dem  historischen  Gebiet  hat  FloigH)  noch  1880  eine  über- 
weisende' Lösung  der  Streitfrage  zwischen  Bibel  und  Keilschriften  mit  den 
Mitteln  einer  umfänglichen  archäologischen  Belesenheit  und  einer  ausgiebigen 
Anwendung  einer  nicht  immer  mafsvoUen  Konjekturalkritik  auf  die  ein- 
schlägigen chronologischen,  pragmatischen  und  textkritischen  Fragen  in  dem 
ganzen  Umfang  der  alttestamentHchen,  ägyptischen,  phönizischen  und  baby- 
lonisch-assyrischen Synchronistik  versucht,  aber  nicht  gefunden.  Wie  kann 
man  aber  auch  mit  kritischen  Direktiven,  wie  die,  das  hebräische  'Sohn*  be- 
deute in  gewissen  Fällen  'Enkel',  'Neffe',  ja  'Bruder',  oder  die,  die  west- 
asiatischen Fürstensöhne  hätten  sich  erst  nach  der  Zurücklegung  des  dritten 
Lebensjahrsiebends  legitim  verehelicht,  oder  die,  die  assyrischen  Monumente 
liefsen  es  als  Grundsatz  der  offiziellen  Geschichtschreibung  erscheinen,  illegi- 
time Könige  womöglich  tot  zu  schweigen  und  ihre  Regierungszeit  dem  Vor- 
gänger zuzuzählen,  sodais  dieser  über  seinen  Tod  hinaus  regiere,  eine  histo- 
rische Probabilität  erreichen?  Später  hat  derselbe  Autor  ^)  über  die  Kon- 
sequenzen der  beiden  Inschriften  von  Cyrus  und  Naboned®)  über  die  baby- 
lonische Katastrophe  für  die  Chronologie  der  Meder  und  Lyder,  der 
zoroastrischeu  Reform  und  der  Skythenzüge,  des  Herodot  und  Ptolemäus,  wie 
für  seine   eigenen  Aufstellungen    in    dem    vorgenannten  Versuch   gehandelt. 


1)  A.  de  Longp6rier,  monnmentB  ant.  de  la  Glxald^;  d^oT.  et  rapport  p.  M.  d.  S. 
CR.  IX,  281 — 86.  —  2)  'Pendant  qnatre  anjs  M.  Heozey  a  su,  avec  nne  grande  discr^tion, 
maintenir  cette  d^couverte  ä  la  France',  Oppert,  ibid.  S.  234;  Tgl.  Heuzey,  KA.  42,  56  f., 
wo  ein  Brief  von  de  S.  mitgeteilt  ist.  —  3)  Obserrations  rar  troia  cyl.  Orient,  Gais.  des 
beaux  arts  20  (1879),  477—86.  —  4)  Monant,  Fouille«  de  M.  Sarzec  en  M^aop.  Ibid.  24, 
496—504.  —  5)  Lee  fooülee  de  Chald^o.  RA.  42,  257—71  (mit  e.  Briefe  de  Sarzecs).  Vgl. 
u.  S.  20  f.  —  6)  D.  Chrono),  d.  Bibel,  d.  Manetho  u.  Beros.  S.  Jahrenber.  III,  1,  54.  — 
7)  CyruB  u.  Uerod.  nach  d.  neugefand.  Keilinschriften.  Leipzig,  Friedrich.  —  8)  S.  Jah|^os- 
ber.  lU,  1,  35  t  u.  Tgl.  u.  K.  V. 


AMyrian  und  Babylonien.  I.ld 

Des  Interessanten  bieten  beide  Bücher  viel,  aber  des  Unhaltbaren  leider  noch 
mehr.  So  ist  es  z.  B.  demütigend  für  den  Vf.,  in  dem  letzteren  Bache  die 
jüdisch-israelitische  Königsrechnnng  des  ersteren  als  anf  die  falsche  Basis  der 
Verlegung  des  Neumondes  des  Nisans  im  Epochei^ahr  der  Nabonassarischen 
Aera,  747  t.  Chr.,  anf  deren  Epochentag  26.  Februar  julianischer  Rechnung 
gestellt,  zurücknehmen  zu  müssen.  So  ist  femer  zwar  die  übrigens  auch 
schon  früher  von  Köhler  vorgebrachte  Identifikation  des  viel  umstrittenen 
Phnl  mit  Pur-il-sagali,  dem  Eponymen  des  J.  768,  statt  der  augenblicklich 
üblichen  mit  irgend  einem  obskuren  Pulu  sehr  ansprechend,  da  die  Yer- 
tanschung  des  1  mit  r  im  Pöros  des  ptolem&ischen  Kanons  wegen  der  Yer- 
schonnng  der  übrigen  ein  1  enthaltenden  Königsnamen  mit  dieser  Änderung 
nicht  erst  die  Folge  persischen  Einflusses  sein  kann;  allein  die  von  Fl.  be- 
hauptete ascendente  Verwandtschaft  Purilsagalis  mit  dem  angeblich  schon  als 
Knabe  auf  den  Thron  gekommenen  Assnrnirar,  seine  Regentschaft  für  diesen 
von  763  bis  754,  sein  Rückzug  u\  den  Schmollwinkel  k  la  Wallenstein  bis 
zu  seiner  Entthronung  des  jugendlichen  Grofsherm  und  seiner  eigenen  Thron- 
besteigung als  Tiglath-Pileser  n.  im  J.  745,  das  alles  ist  doch  nur  die  phan- 
tastische Ausfüllung  eines  geschichtlichen  Vakuums.  Endlich  wird  sich  die 
Beseitigung  Asarhaddons  IL  durch  die  Beziehung  des  Keüinschriftenfragments 
über  Kastarit  auf  Asarhaddon,  den  Sohn  Sanheribs,  um  des  Sarakos  willen 
bei  Berosns-Abydenus  ebensowenig  stichhaltig  erweisen.  Halevy^)  labt 
wenigstens  in  einem  Vortrag  über  Kastaritu  von  Karkassi  und  Mknitiarsu 
oder  Mamitarsu,  den  Meder,  welch  letzteren  er  zum  iranischen  Helden  Guderz, 
im  Pehlewi  Vidarz,  machen  möchte,  Asarhaddon  n.  noch  passieren.  —  Wohl- 
thuend  sticht  von  der  Floiglschen  Zuversichtlichkeit  eine  Auslassung  Opperts') 
über  Nabonassar  und  seine  Aera  ab.  Er  glaubt  diesen  König  mit  dem 
Eponymen  des  J.  745,  Nabu-bel-nasir  (nicht  Nabu-bel-nsur,  wie  er  früher 
mit  Schrader  las),  dem  Statthalter  von  Arrhapachitis  und  diesen  wieder  mit 
Tiglath-Pileser  n.  indentificieren  zu  sollen,  verhehlt  sich  aber  dabei  das  Ge- 
wicht des  möglichen  Einwurfs  nicht,  wie  denn  ein  König  von  Babylon  drei 
Jahre  nach  seiner  Thronbesteigung  habe  als  Statthalter  einer  Provinz  in 
Assyrien  figurieren  können.  Den  Grund  der  Aera  sucht  er  in  einer  Re- 
gulierung der  Schaltmonate  fQr  die  babylonische  Mondrechnung  im  J.  747, 
den  Grund  des  Epochentags  aber  nicht  etwa,  wie  Floigl  thut,  im  Zusammen- 
treffen des  26.  Februars  mit  dem  Neumond,  denn  dieser  ist  sechs  Tage 
früher  gewesen,  sondern  mit  dem  1.  Toth  des  J.  576  des  Hundsterncyklus, 
der  in  Assyrien  so  gut  als  in  Ägypten  habe  bekannt  sein  müssen.  Die 
schon  von  Schrader^)  behandelten  zwei  Listen  Asarhaddons  und  seines 
Sohnes  Assurbanipal,  in  denen  die  von  unterworfenen  syro-phönicischen  und 
cyprischen  Königen  dargebrachten  Tribute  verzeichnet  sind,  glaubt  Halevy^) 
nach  erneuertem  Studium  der  Originale  im  Britischen  Museum  richtiger  über- 
setzt zu  haben.  Die  Abführung  des  Königs  Manasse  zur  Verantwortung  vor 
seinen  assyrischen  Suzerain  nach  Babel  statt  nach  Ninive  liefert  Halevy  den 
Beweis  der  angezweifelten  Geschichtlichkeit  dieser  Episode,  da  nach  den 
keilinschriftlichen  Urkunden  Assurbanipal  in  der  That  nach   dem  Sturz  und 


1)  JA.  7.  Wr.  XV,  630—581.  —  2)  Ibid.  XV,  532—633.  —  S)  S.  JahrosbOT.  m, 
1,  50  med.  —  4)  Masaaa^,  roi  de  Jada,  et  ses  covtemporainB.  Be?.  des  &.  juiyes.  Jan?.- 
Man  1881.  Dem  Inhalt  nach  offenbar  identiBch  mit  dem  der  Ac.  d.  Inscr.  et  B.  L.  vor- 
gelegten 'M^oire  relatif  au  texte  aasyr.  collationn6  aar  des  tablettes  conserv^fl  au  Brit.  Man.*, 
WOTon  ein  Ausaug  Compte  rendu  d.  Akad.    N.  S.    IX,  100 — 105. 


1^20  U.    G.  Rösch: 

Selbstmord  seines  rebellischen  Brnders  Samalmnkin,  in  dessen  Eomplot  Ma- 
nasse  verwickelt  gewesen  sein  möge,  Babel  erobert  and  einundzwanzig  Jahre 
regiert  habe.  Schrader^)  hat  eine  interessante  Untersuchung  ttber  den 
Wahnsinn  Nebukadnezars  ^)  im  Buch  Daniel  und  dessen  Verzückung  und 
Weissagung  über  den  persischen  Maulesel  und  dessen  Mitschuldigen  bei 
Abydenus  geliefert  Den  Mi^dtjg  ro  l^aavqicüv  ctvxqfia  korrigiert  er  mit  A. 
y.  Gutschmid  in  v\og  Mi^dtjgj  den  Sohn  der  Mederin  (Amjite,  der  Gemahlin 
Nebukadnezars),  und  identificiert  ihn  nach  dem  Beispiel  des  Labynetos  I. 
und  n.  bei  Herodot  mit  Naboned,  wogegen  ihn  Büdinger^)  für  den  in  der 
Annaleninschrift  Naboneds  erwähnten  Statthalter  Gobryas  von  Guti  nimmt, 
welcher  nach  der  Cyropädie  zu  Cyrus  übergetreten  ist.  Das  Ergebnis  der 
Untersuchung  ist,  der  danielitische  und  abydenische  Bericht  seien  unabhängig 
von  einander  zustande  gekommene  Ausgestaltungen  einer  und  derselben 
babylonischen  Volkssage,  nur  dafs  der  Danielitiker  die  relativ  ursprünglichere 
Konfiguration  bei  Abydenus  einer  jüdisch-apokalyptischen  Reform  unterzogen 
habe.^)  —  Dafs  in  den  Darstellungen  der  Bas-Heliefs  die  Königsgestalten 
ähnlich  wie  in  den  ägyptischen  Darstellungen  trotz  aller  konventionellen 
Manier  Portraits  seien,  sucht  Menant^)  zu  zeigen:  wir  hätten  dann  solche 
von  Marduk-idin-akhi,  Asur-ris-isi,  Tiglatpileser  I.  u.  n.,  Assur-nasir-habal,  Sal- 
manassar n.,  Samsi-Bin,  Sargon,  Sanherib,  Asarhaddon  und  Assurbanipal.  Ver- 
mutlich rührten  die  Köuigsfiguren  von  dem  officiellen  Künstler  selbst  her, 
während  das  Übrige  nur  handwerksmäfsig  ausgeführt  wurde. 

Die  Ergebnisse,  welche  die  von  Rassam  in  Abbn  Habba  (dem  alten 
Sippara)  gefundene  Tafel  Nabu  -  Bai -iddins  (c.  850)  fUr  die  Kenntnis  des 
dortigen  Sonnendienstes  (Verehrung  der  Sonnenscheibe  und  der  Strahlen) 
und  seines  Zusammenhangs  mit  dem  ägyptischen  liefert,  hat  Boscawen^) 
dargelegt,  während  uns  einen  Einblick  in  das  Rechtsleben  Kralls^)  und 
Opperts^)  Besprechung  von  Kontrakttafeln  gewähren.  Das  Bemerkens- 
werteste in  der  letzteren  ist  die  Umwandlang  des  vormaligen  Bankhauses  und 
nachmaligen  Schatzkammeramtes  Egibi  in  eine  Tribus.  —  Babylonische  Terra- 
kotten sind  in  grofser  Anzahl  von  Lord  Loftus  ins  Britische  Museum  ge- 
schafft, die  eine  von  der  assyrischen  sehr  verschiedene  Kunst  erweisen;  die 
babylonische  nahm  wohl  die  Mitte  ein  zwischen  der  assyrischen  und  der 
ägyptischen.  Es  scheinen  zwei  Kunstperioden  unterschieden  werden  zu  können : 
eine  rein-asiatische  und  eine  von  griechischer  Kunst  beeinflufste;^)  doch  scheint 


U  D.  Sage  v.  Wabnuiim  N.b.  Jahrbb.  f.  prot.  Theol  VIl,  618—629.  —  In  dem  Hand- 
WB.  cL  bibl.  Altert,  t.  Riebm  (a  Jahresber.  m,  1,  55)  sind  yon  Schrader  die  Artikel 
Sargon  u.  Sanherib.  -  2)  Über  N.b  ägypt  Feldzng  o.  S.  5^  —  3)  Wieaer  SitEongsber. 
97,  721.  —  Hier  sei  erwähnt:  K.Babelon,  les  inscript.  ciin6if.  relat  ä  )a  prise  de  Bab.  p. 
Cyrus,  Ann.  de  philos.  chrM.  Jan.  —  4)  Die  gesamte  assyrische  Geschichte  ist  seit  1878 
im  Zasammenhange  und  im  Anschlufs  an  die  neuere  Litteratur  dargelegt  in  anonymen  Artikeln 
der  Giviltä  cattolica.  Wir  führen  hier  nur  die  1881  erschienenen  Aufsätze  an  (Jg.  1881 
:^  N.  Folge.  Bd.  5 — 8):  Sargon  in  guerra  contro  l'Egitto,  5,  164—82;  Saig.  e  Merodachbala- 
dan,  S.  404  ff.;  Sennacharib,  S.  657—73;  Sennach.  in  Palest  6,  400—414;  La  grande  dis- 
fatta  di  Sennacharib,  S.  655—75;  Fine  di  Senn.  7,  279  ff.;  U  regno  di  Asarhaddon,  S.  C6l 
— 79;  Conquiste  di  Asarh.  in  Arab.  e  in  Egitto,  8,  139—56;  Fine  di  Asarh.  e  primord.  di 
Assurban.,  S.  422  ff. ;  le  prime  guerre  di  Assurb.,  S.  653 — 68.  —  Die  von  Layard  u.  später 
von  Smith  gemachten  Entdeckungen  der  Bibliothek  Assurbanipals  hat  Menant  populär  be- 
handelt: D^Gouvertes  assyr.  La  biblioth.  du  palais  de  Ninive.  Paris,  Leroux,  1880.  VIII, 
163  S.,  12^.  (Bibl.  elz^vir.)  —  5)  Remarques  sur  des  portraits  des  reis  ass.-chald.  CR. 
N.  S.  IX,  254  —  68.  —  6)  Chaldean  Sun-Worship.  Ac.  3.  Sept.  —  7)  S.  o.  S.  8".  — 
8)  Les  tablettes  jurid.  JA.  XV,  543  —  56.  ->  9)  Vgl.  hierzu  die  Bemerkungen  über  die 
babylonische  Kunst  o.  S.  18'-^ 


ABüTrien  und  Babylonien.  I  21 

sich  die  babylonische  Kanst  schon  früh  za  einer  ziemlichen  Höhe  entwickelt 
la  haben.  Auf  den  Terrakotten  erscheint  oft  die  wenig  decente  Darstellung 
einer  weiblichen  Göttin,  die  wohl  Mylitta  ist,  der  Name  ist  noch  nicht  fest- 
gestellt. ^^  —  £ine  babylonische  Stadt  hat  Rassam  am  Kanal  Nähr  Malka 
aufgefunden.  *) 

Die  Brttcke  von  der  Geschichte  zur  Geographie  sei  uns  der  Bericht 
Boscawens^)    aus  Beirut  Ober  die  Inschriften  aus  Nähr  el  Kelb.      Er  be- 
sichtigte dieselben   am  25.  Sept.  und  1.  Okt.  1879.     Soweit  dieselben   dem 
morgenl&ndischen  Altertum  angehören,  sind  sie  teils  ägyptisch,  teils  assyrisch. 
Die  drei  ägyptischen  Inschriften  rühren  von  Ramses  U.  her  und  gelten  seinen 
Siegen  ftber   die  Eheta  und  oberen  Rnttenu.     Von  den  assyrischen  gehört 
die  älteste  nach  B.  dem  Assur-ris-ilim  (?)  1140  v.  Chr.  an,  die  nächst  jüngere 
dem  Tiglath-Pileser  n.  1 100,  der  sie  nach  seinem  glücklichen  Feldzug  gegen 
die  Syrer  lyid  seiner  Unterwerfung  von  Karchemis  herstellen  liefs.    Die  dritte 
assyrische  Tafel  stammt  von  Assur-nasir-pal  885,  die  vierte  von  Salmanassar  II. 
860  her  nnd  bezieht  sich  auf  seinen  ersten  Feldzug  nach  Phönizien  860 — 
859.    Eine  weitere    ist  nach  dem  allgemeinen  Urteil  von  Sanherib  703  und 
die  letzte   der  ganzen  Inschriftenreihe  auf   dem   höchsten  Punkte  der  alten 
Paf^trafse  endlich  von  Asarhaddon   681.      Sie  dient  dem  Andenken  seines 
ägyptischen  Feldzugs,  ist  aber  leider  sehr  beschädigt. 

Auf  dem  Felde  der  Geographie  erwartet  uns  zuerst  das  Paradies. 
Delitzsch,^)  der  den  Edengarten  in  die  Landschaft  um  Babel  her  verlegt, 
hat  jedoch  die  Anerkennang  der  mafisgebenden  Kritiker  nicht  gefunden.  Um 
von  diesen  Dillmann^)  und  Nöldeke^)  zu  nennen,  so  sind  beide  in  der 
Betonung  der  Unmöglichkeit  der  israelitischen  Verlegung  des  Paradieses  in 
die  typische  Heimat  aller  Feinde  des  Volkes  Gottes  und  in  der  Verurteilung 
seiner  einzelnen  Kombinationen  einig.  Sie  erklären  die  Identifikation  des 
Pison  mit  dem  Pallakopas  und  des  Gihon  mit  dem  Schatt  en  Nil,  die  Ver- 
setzung ^des  ganzen  Landes  Kusch'  nach  Babylonien,  die  Lokalisierung  Ha- 
wilas  in  die  rechtseitige  Nachbarschaft  des  Pallakopas  und  die  Ausstattung 
dieses  Landstrichs  mit  Gold,  Bedellium  und  dem  Schohamstein  für  Mifsgriffe. 
Der  Wert  des  Buches  besteht  jedoch  glücklicherweise  keineswegs  in  der  Be- 
handlung des  Gegenstandes  seines  Titels,  sondern  vielmehr  in  der  imposanten 
Sammlung  und  Erörterung  aller  möglicher  keilschriftlicher  Notizen  aus  der 
Geographie  und  Ethnographie  des  mit  Assyrien  und  Babylonien  in  Berührung 
gekommenen  Orients.  Die  Aufstellungen  des  Meisters  hat  Fritz  HommeF) 
popularisiert,  nur  darin  von  ihm  abweichend,  dafs  er  die  Urgeschichte  der 
Genesis  nicht  wie  dieser  erst  von  den  Juden  des  Exils,  sondern  schon  von 
deren  Urvätern  während  ihrer  einstigen  Ansiedlung  in  der  Nachbarschaft  der 
sumerisch -babylonischen  Kultur  der  dortigen  Tradition  entnommen  worden 
sein  lafst  In  letzterem  Punkte  ist  ein  anderer  Bearbeiter  der  Paradies- 
frage ^)  mit  fiommel  ganz  einverstanden.  Dagegen  sucht  er  das  Paradies  in 
C-entraJasien  nnd  zwar  mit  Renan  im  Königreich  Udyana  neben  Kaschmir, 
dsis  ihm  den  der  primitiven  gemeinschaftlichen  Tradition  der  Arier  und  Se- 


1)  Heasey,  les  terres  cnite«  babyl.  BA.  39  (1860),  S.  1—10.  —  2)  Ibid.  41,  242. 
—  3)  The  monaiiienta  and  inscriptioiu  on  the  roclu  at  Nähr  el  kelb.  TSBA.  YH,  331 — 352.  — 
1)  Wo  Jag  d.  Paradies  .>  Leips.,  Hinricha.  XI,  346  S.  —  5)  Über  die  Herkunft  der  iirge- 
«,>i.;^hfj.>i.^  Sagen  der  Hebräer.  MB.  d.  Berl.  Ak.  y.  27.  Apr.  1882,  S.  431  f.  —  6)  ZDMQ. 
1882,  S.  173  — 184.  —  7)  D.  Lage  d.  Gartens  Eden  nach  d.  neuesten  keilinschriftl.  Forsch. 
AÄZ.  Xo.  229  a-'230.  —  8)  Fr.  Lenormant,  Ararat  and  Eden.  Gontemp.  R   40,453—478. 


1,22  II-    G.  RöBch: 

miten  angehörigen  Namen  Eden  wiederspiegelt,  nur  sieht  er  in  der  Nachbar- 
schaft Kaschmirs  eine  südliche  Verschiebung  des  ursprünglich  meiir  nördlich 
gelegenen  oder  wenigstens  gedachten  üdyana,  solange  man  noch  den  Götter- 
berg Meru  ip  den  Nischadha- Bergen  zu  besitzen  beansprucht  habe.  Von 
Bedeutung  ist  dem  Vf.,  dafs  sich  die  ältesten  religiösen  Traditionen  des 
Brahmanismus  an  Udjana  knüpfen.  Auch  die  nicht  minder  unentschiedene 
Heimatfrage  der  Akkfiuiier  und  Semiten  ist  berührt  worden.  Hyde  Clarke^) 
sieht  in  den  ersteren  den  Niederschlag  einer  weifsen  Rasse,  die  aus  den 
Hochländern  Afrikas  von  ihren  Negerunterthanen  vertrieben  nach  Asien  aus- 
gewandert sei.  Auch  KralP)  hat  sich  im  Anschlufs  an  H.  Rawlinson  und 
Lepsius  ^)  gegen  ihre  tnranische  Nationalität  und  für  ihre  Zugehörigkeit  zu  den 
mit  den  Hamiten  zusammenhängenden  Kuschiten  ausgesprochen.  Ohne  Rück- 
sicht auf  die  Frage  nach  dem  Woher  sucht  Oppert^)  die  Heimat  der 
^assyrisch-chaldäischen'  Kultur  auf  einer  sumerisch  NitukM  genannten  Insel, 
deren  Namen  er  mit  ^Insel  des  Ursprungs'  übersetzt  und  deren  Hage  er  mit 
dem  assyrischen  TÜYun,  griechischen  Tylos  und  heutigen  Samak-Bahre'ln  im 
persischen  Grolf  identifiziert.  Den  Semiten,  welche  die  kuschitische  Ablagerung 
an  den  Ufern  des  Euphrat  und  Tigris  schon  Yorgefunden  zu  haben  scheinen, 
hat  Hommel^)  gegen  Schrader  und  Sprenger  mit  A.  v.  Kremer  1878  ihre 
Heimat  in  der  Nachbarschaft  der  Arier  im  Westen  des  Belur-Dagh  und  der 
Hochebene  von  Pamir  angewiesen.  Von  dort  seien  sie  dem  Lauf  der  Flüsse, 
vomämlich  des  Oxus,  entlang  und  am  südlichen  Ufer  des  kaspischen  Meeres 
vorüber  immer  gegen  Südwesten  gezogen,  dann  quer  durch  den  Albordsch 
in  Medien  eingedrungen  und  endlich  durch  das  Defil6  von  Holwän  in  die 
mesopotamische  Ebene  hinabgestiegen,  wo  sie  sich  zunächst  zwischen  Assyrien 
und  dem  eigentlichen  Mesopotamien  niedergelassen  hätten.  Den  Beweis  für 
diese  nördliche,  nicht  arabische  Herkunft  der  Semiten  sucht  H.  in  dem  Um- 
stand, dafs  gewisse  Tiemamen  im  Primitiv- Semitischen  vorkommen,  welche 
im  Arabischen  fehlen,  und  umgekehrt  einige  im  Arabischen  vorkommen, 
welche  in  den  andern  semitischen  Sprachen  fehlen.  Denselben  ältesten  Sitz 
in  Mesopotamien  teilt  den  Semiten  Boscawen^)  zu,  der  die  Urväter  der 
semitischen  Bevölkerung  Babyloniens  für  nomadische  Räuber  im  Nordwesten 
des  Landes,  hier  als  Snkhi  (von  nno)  und  in  Ägypten  als  Schasu  (von  T]ÜW) 
bekannt,  erklärt.  Im  13.  Jh.  hätten  diese  Nomaden  sich  ansässig  gemacht 
und  auf  der  Westseite  des  Euphrat  eine  Reihe  kleiner  föderierter  Königreiche 
gegründet,  mit  denen  Tiglath-Pileser  U.  harte  Kämpfe  bestanden  habe.  Auch 
Karchemis  und  Pethor,  die  Heimat  Bileams,  seien  ursprünglich  semitisch- 
aramäische Gründungen.  Ihre  höchste  Blüte  habe  die  Konföderation  in  der 
Periode  von  1100  v.  Chr.  bis  zur  Thronbesteigung  Assumasirbals  erreicht, 
wo  sie  sich  von  Damaskus  und  Aram  Zoba  an  bis  auf  Ammon,  Moab,  Edom 
und  Saba  (Wadi  es  Seba)  erstreckt  habe.'^) 


1)  P8BA.  Not.  1879  to  Jiüy  1880.  S.  51—52.  —  2)  A.  a.  0.  S.  15.  —  3)  Jahresber. 
lil,  1,  40  f.  —  4)  Le  riöge  primit  dea  Aasyr.  et  des  Phänic  JA.  7.  S6r.  XV,  90—92.  — 
5)  La  patrie  origin.  dee  S^mites.  Atta  del  lY.  congr.  intemaz.  degli  orientaliBti  tenuto  in 
Firenze  nel  Sett  1878.  Firenze,  1880.  S.  217—228.  ~  6)  The  ABsyrians  in  oast  Palest 
and  Syria  deserta.  Pal.  Expl.  F.  S.  224—229.  —  7)  Erwähnt  seien  noch  biograph.  Notuen 
von  LoTasseur  ttber  Botta  (Le  Gorrespondant  t.  25.  Febr.  1880);  über  Mohls  Jahres- 
berichte Ton  1840—67  s.  u.  Kap.  IX. 


Jüdische  Geschichte  Ton  der  ZerAtörnnf;  JoruRalcmn  bis  zur  Gegenwart  1,28 


IIL 
M.  Steinschneider. 

Jüdische  Geschichte  von  der  Zerstörung 
Jerusalems  bis  zur  Gegenwart. 

Die  Schwierigkeiten  eines  Berichtes  über  wissenschaftliche  Schriften 
auf  unserem  eigentümlichen  Gebiete,  die  im  I.  Jahrg.  weitläufig  besprochen 
worden,  haben  sich  in  den  letzten  Jahren  durch  zwei  Umstände  besonders 
vermehrt,  nämlich  zuerst  durch  die  s.  g.  Jndenfirage  oder  den  Antisemitismus, 
welcher  der  strengen  Wissenschaft  nicht  blofs  Kräfte  entzieht,  sondern  eine 
Zwittergattung  von  Schriften  erzeugt,  welche  ^geschichtliche  Betrachtungen 
und  Daten  für  polemische  Zwecke  zurechtmachen.  Unter  der  Flut  solcher 
Schriften,  welche  im  J.  1881  noch  recht  hoch  ging,^)  mag  die  von  R. 
Andree')  wegen  des  reichen,  allerdings  noch  zu  sichtenden  Materials  her- 
vorgehoben sein.  —  Ein  zweiter,  allerdings  auch  sonst,  aber  hier  besonders 
fühlbarer  Obelstand  ist  die  Superfötation  der  Zeitschriften  in  aller  Welt 
Ländern  und  Sprachen  —  Jargone  nicht  ausgeschlossen  ^)  — ,  deren  Existenz 
auch  mitunter  die  eines  Fötus  nicht  lange  überdauert,  wie  z.  B.  der  in  Ber- 
lin vom  Drucker  Itzkowski  unternommene  ^Hamdaber'  (der  Redner,  L:  ha- 
Medabber),  ^)  welcher  Mitteilungen  aus  Handschriften  enthält,  die  wir  nament- 
lich unter  Griechenland  erwähnen  werden.  Eine  zum  Teil  sehr  eingehende 
Inhaltsangabe  der  Zeitschriften,  soweit  sie  materielle  Belehrung  bieten  und 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  Geschichtliches,  findet  man  in  H.  Loebs 
'Revue  bibliographique',  welche  regelmäfsig  in  den  YierteUahrsheften  der 
'Revue  des  £tudes  juives'  zu  finden  ist  und  auch  für  uns  die  willkommene 
Mittelquelle  für  Bücher  und  namentlich  für  Artikel  in  uns  nicht  zugänglichen 
Zeitschriften  gewesen  ist.  ^)  Ein  neues  Organ  für  Wissenschaft  ist  uns  nicht 
bekannt  geworden,^)  hingegen  ist  von  der  hebr.  Bibliographie,  durch  einzige 
Schuld  des  Verl^ers,  in  den  beiden  Jahren  1881/82  nur  ein  Bd.  (XXI)  er- 
schienen. 

Über  Bibliographie  im  allgemeinen  haben  wir  eine  begonnene  Schrift 
über  das  letzte  Jahrhundert^)    und  Beiträge   für  den  Supplementband  des 


1)  Zasammeiistellang  in  Uebr.  Bibliogr.  (ÜB.)  S.  47—52.  —  2)  Z.  Yolksknnde  d.  Jaden. 
M.  e.  Karte  üb.  d.  Yerbreit  d.  Jaden  in  Mitteleoropa.  Bielefeld  u.  Leipz.»  Velhagen  o.  Klasing. 
Vm,  296  S.  —  R.  des  Stades  joives.  (BEJ.)  HI,  231.  —  3)  Qarlands  rnss.  Kalender  (ygl. 
HB.  S.  90)  veraeicbnet  116  jüd.  Zeitschr.,  24  hebr.,  15  jüd.-deat8cho,  5  firenz.,  30  deutsche, 
15  engl.,  3  ital.,  3  holland.,  je  1  poln.,  angar.,  roman.,  7  spaniol.  (jadenspanisch ,  meist  in 
der  Tfirkei  noch  mündl.  a.  littorar.  in  Gebrauch).  Neue  Zeitschr.  yorzeichnet  die  K£J.  II, 
170,  846;  III,  297.  Vgl.  Jahresber.  m,  1,  57.  'Foreign  Jewish  Journals'  in  Jew.  Chronicle. 
N0.-647,  649  rerzeichnet  ZeitMhr.  seit  1821  (nach  REJ.  III,  297).  —  4)  '\li:Qr\  L  Jg. 
Berl.,  1881/2.  Xo.  1—12.  (2,50  M.)  —  &)  Zur  Orientierung  bemerken  wir,  dals  die  2  Quar- 
talhefte der  RBJ.  des  J.  1880  Bd.  I  bilden,  sodafs  1881  ans  Bd.  H  u.  m  besteht  ~  6)  S. 
jedoohu.  S.  27^  n.  83*.  —  7)  W.  Zeitlin,  Bibliotheca  hebr.  post  Mendelssohniana.  Bibliogr. 
Handbuch  d.  neuhebr.  Litt,  seit  Beginn  d.  Mendelssohnschen  Epoche  bis  1880.  Nach  alphab. 
Baihenfolge  nebst  Indices  d.  hebr.  Büchertitel  u.  d.  dtierten  Automamen.  1.  Lfg.  S.  1 — 80 
(bis  Hurwitz).    Petenb. 


X  24  m*    ^'  SteinBchneider: 

Thesauras  Benjacobs  als  Ergänzung  einer  Anzeige  von  Dr.  Brann^)  er- 
halten. 

Von  öffentlichen  Bibliotheken  ist  nur  ein  Katalog  aus  Strafsburg  zu 
verzeichnen.')  Er  beschreibt  51  hebr.  Bände,  darunter  n.  37  Dokumente 
und  Entwürfe  übef  Gremeindeverhältnisse  in  Metz  um  1720  und  später; 
S.  52  wird  K^TD  'aus  Say*  erklärt-,  der  Namen  reicht  bis  in  die  Mitte  des 
16.  Jh.  hinauf.  3)  Die  Briefe  in  n.  36  sind  sicher  nicht  blofse  Muster; 
der  Arzt  David  ist  vielleicht  der  berühmte  de  Pomis;  Josef  (Jehuda)  Marie 
(anderswo  Darle,  d.  h.  d'Arle),  der  vom  Papste  Konzessionen  in  bezug  auf 
das  Talmudverbot  (1553  ff.)  erhält,  ist  sonst  bekannt;^)  er  erscheint  1535 
und  1544  in  Hdss.  Fischl-Hirschs  n.  22,  24,  die  ich  im  vorigen  Jahre  für 
denselben  verzeichnet  habe.  Zu  beachten  ist  der  Ausdruck  HTpri  für  die 
Inquisition.  Für  die  Vorgänge  jener  Zeit  ist  jede  neue  Einzelheit  erwünscht 
—  Zwanzig  Hdss.  in  Nimes  beschreibt  Jos.  Simon,^)  darunter  das  bekannte, 
für  die  Kulturgeschichte  der  Juden  im  13.  Jh.  wichtige,  in  neuester  Zeit 
vielbesprochene  'Buch  der  Frommen',  dessen  Ursprung  Grätz  ohne  genügenden 
Grund  aus  Deutschland  nach  Frankreich  verlegt  hat.  S.  bespricht  (S.  232) 
die  darin  vorkommenden  fraizösischen  Glossen.  Eine  Hds.  (S.  236)  enthält, 
wie  nicht  selten,  Familiennotizen  späterer  Besitzer,  hier  der  Familie  Cava- 
gliero  (nicht  'Gavagliro'),  span.  Cavallero,  auch  de  la  Cavalleria  ^)  in  Aucona 
zu  Ende  des  16.  Jh.,    worunter  eine  'Lionessa'  (vielleicht  für  hebr.  Leah?). 

Bei  weitem  bedeutender  als  manche  öffentliche  Bibliothek  sind  einzelne 
Sammlungen  von  Privaten,  über  welche  man  fast  nur  gelegentlich  etwas 
zu  hören  bekommt,  wie  z.  B.  in  Amsterdam  die  Bibliotheken  der  bekannten 
Familie  Lehren,  deren  Abkömmling  Hr.  van  Biema,  ein  tüchtiger  Kenner 
der  hebr.  Litteratur,  einen  Teil  geerbt  hat  und  gerne  verwertet;^)  daselbst 
auch  die  Bibliothek  des  Hm.  Montezinos,  während  die  durch  einen  sehr  ge- 
nauen Katalog  von  M.  Roest  (1875)  bekannte,  aus  Hannover  stammende 
grofse  Bibliothek  Rosenthal  nach  vielfachen  resultatlosen  Unterhandlungen 
mit  verschiedenen  Bibliotheken  Europas,  kürzlich  der  Universitätsbibliothek 
in  Amsterdam  einverleibt  und  Roest  (Red.  des  'Letterbode*)  zum  Kustos 
derselben  bestellt  worden.  Von  der  bedeutenden  Sammlung,  welche  Abr. 
Merzbacher  in  München  zu  vermehren  nicht  unterläfst,  eriahren  wir  gelegent- 
lich durch  Rabbinowicz'  Verwertung  in  seinem  Talmndwerke,®)  auch  durch 
Mitteilungen  von  Perl  es,  z.  t.  in  der  MGWJ.,^)  in  welcher  Dr.  Beruh.  Ziem- 
lich^) über  eine  Hds.  desselben  in  Verbindung  mit  Cod.  62  der  Münchener 
k.  Bibl.  berichtet;  letzterer  soll  identisch  mit  Cod.  Hamburg  40,  also  um 
1300  kompiliert  sein.  Das  Detail,  welches  hauptsächlich  Deutschland  be- 
trifft, bedarf  näherer  Prüfung.  —  Alle  öffentlichen  Bibliotheken  Deutschlands 
überragt  an  Zahl  und  Liberalität  in  der  Benutzung  die  Bibliothek  S.  J. 
Halberstams  in  Bielitz  (Österr.-Schles.)  mit  mehr  als  400  Handschrift- 
bänden, welche  einen  guten  Katalog  verdienten;  doch  wird  auch  eine  vor- 


1)  MonatMchr.  f.  Gesch.  n.  Wies.  d.  Judentums.  (MGWJ.)  S.  375,  570.  —  2)  Katalog 
d.  kais.  Univen.-  u.  Landesbibliothek  in  Strafab.  Orient.  Hdss.  T.  1.  Hebr.,  arab.,  pers.  u. 
türk.  Hdss.,  bearb.  Ton  S.  Landauer.  Strafsb.  75  S.,  4^  Das  Buch  enthält  yerschied.  Register, 
nur  keins  der  Autoren.  —  3)  S.  Katal.  Hamburger  Hdss.  S.  46,  Anm.  1.  —  4)  MGWJ. 
1880,  S.  527.  —  5)  Les  mannscr.  h6br.  de  la  biblioth.  de  la  rille  de  Nimes.  £EJ.  m,  825 
—237.  —  6)  HB.  Vm,  89;  XI,  124;  MGWJ.  1879,  S.  549.  Der  Namen  ist  verstümmelt 
in  Catal.  Carmoly  ms.  93.  Vgl.  auch  Jakob,  Isak  n.  Salomo  bei  Gonforte,  Köre  87**  ^*  33, 
Si^  h.  _  7^  Mitteü.  aus  e.  Briefe  desselben.  HB.  S.  60.  —  8)  8.  u.  S.  27«.  —  9)  Hand- 
schriftliches aus  München,  S.  19,  84,  305. 


JudiBclie   Geschichte  yon  dor  Zerntöninf;  JornnalemB  hi«  zur  Gegenwart.  I  25 

liufige  kurze  Inbaltsangabe  allen  Fachmännern  erwünscht  sein.  Eine  solche 
b^^n  A.  Berliner  mit  der  Abteilung  Exegese  (33  Nummern).^)  Auch 
vom  Markte  des  Buchhandels  erhalten  ¥rir  manchmal  Nachrichten  über  ver- 
käufliche seltenere  Drucke  und  Hdss.,  doch  sind  dieselben  in  der  Regel  höchst 
anzuverlässig.  Unter  den  in  der  HB.  aufgeführten  Katalogen  heben  wir  den 
zuverlSssigen  hebräischen  des  R  M.  Rabbi nowicz  hervor,  der  1100^) 
Druckwerke  und  12  (nicht  gezählte)  Hdss.  umfaüst,  darunter  ein  Ritual  aus 
Corfu  mit  meist  ungedruckten  Stücken.  —  Zur  Bibliographie  und  Quellen- 
kunde gehören  zwei  Schriften,  welche  die  verstorbenen  Mitbegründer  der 
jfidischen  Wissenschaft  betreffen:  ein  überaus  genaues  Verzeichnis  der  Schriften 
S.D.  Luzzattos  vom  Sohne  Jesaia')  und  Heft  1  der  Briefe  S.  L.  Rapo- 
ports  an  Luzzatto.^)  An  P.  Perreaus  Verzeichnis  von  1700  hebr.  Ab- 
breviaturen^) knüpft  Ref.^)  weitere  Erläuterungen  abgekürzter  Automamen, 
wobei  auch  M.  Grünwalds  'Additamenta  zu  Zunz'  Namen  der  Juden' ^ 
erwähnt  sein  mögen. 

Zur  allgemeinen  Geschichte  ist  —  gottlob!  —  wenig  geschrieben 
worden.  Zu  geistreichen  Apercus  ^)  wird  die  feste  Grundlage  noch  lange 
nicht  gegeben  sein.  Grätz  hat  einen  leider  zu  wenig  ebenbürtigen  Kritiker^) 
und  Jos.  Cohens  'Leidensgeschichte  bis  zum  XVI.  Jh.*  einen  Obersetzer  ge- 
fonden.^^)  Heinr.  Ellenberger, ^^)  ein  Greis  und  seinem  Berufe  nach 
wissenschaftlichen  Forschungen  femstehend,  hat  aus  den  von  ihm  (S.  XI, 
XU)  ang^iebenen  Quellen  die  Leidensgeschichte  der  Juden  zusammengestellt. 
In  Aussicht  gestellt  werden  uns  erschöpfende  Biographieen  jüdischer  Gelebri- 
täten,  nämlich:  'Le  Monde  isra^lite'  von  dem  Publizisten  Gh.de  Villedeuil, 
and  ein  biographisches  Lexikon,  mit  Unterstützung  der  Alliance  isra^lite  uni- 
verselle, herausgegeben  von  Grätz.  ^^)  Wenn  solche  Werke  den  Forderungen 
der  Wissenschaft  genügen  sollen,  so  —  werden  sie  nicht  erscheinen. 

Die  Kulturgeschichte  der  Juden  bietet  so  verschiedenartige  Seiten, 
da(s  eine  systematische  Anordnung  der  Abhandlungen  kaum  möglich  ist,  noch 
weniger  kann  jede  kürzere  Notiz  berücksichtigt  werden.  An  dem  l.  Teil 
einer  gröfseren  Abhandlung  des  (inzwischen  verstorbenen)  Seminarrabbiners 
D.  JoeP')  (zu  unterscheiden  von  seinem  Bruder,  dem  Breslauer  Rabbiner) 


1)  Eine  seltene  PriTatbibliothok.  Mag.  f.  Wim.  d.  Judont.  (MWJ.)  S.  108—116.  —  2)  So 
i<t  for  110  in  HB.  3  58  ra  leoen,  wo  Ausführliche«.  D.  Titel  ist:  onBD  flD^Sn  b.  I.  e.  a. 
(München,  1881),  38  S.  —  3)  laaia  Laisatto  S'^V  ^DMO  flO^ttn.  Gatal.  ragionato  degli 
•eritti  apani  di  Sam.  Dar.  Lasxatto  con  riferimenti  agli  altri  saoi  scritti  oditi  ed 
inediti  Padova.  XVI,  488  S.  (5  Lire.)  ~<  Vgl.  K£J.  n,  S.  144.  —  Jahresber.  lU,  1,  58  u. 
Index  8.  869  int  der  Name  falsch  godrackt.  —  4)  A.  Harkavy,  ü^y\m¥rh  p*OT  8ik- 
kiron  la  Bisehonim  ete.  Litter.  Gorrespondenx  neuerer  jüd.  Gelehrton  nebst  Anmerkgn.  a. 
Einleit  Hft  1.  Briefe  S.  L.  Bapoports  an  S.  D.  Lnzsatto  (1829 — 60),  nebst  einigen  An- 
nierkgtt.  ▼.  8.  J.  Halberstam.  Petersb.  70  S.  —  5)  P.  Perreau,  1700  Abbreviatore  e 
•igle  ebr.,  cfaald.,  rabbin.,  talmnd.  etc.  Aatografia.  Edizione  di  60  esemplari.  Parma,  1882. 
Fol.  IV,  87  S.  —  6)  HB.  8.  J03.  —  7)  Jttd.  LBl.  No.  11;  BBJ.  n,  321.  —  8)  James 
Darme  stet  er,  Coap  d'oeil  sar  lliist.  da  penple  jaif.  Paris,  Libndrie  noay.  [ayril]  21  8.  — 
Vgl  RBJ.  II,  164.  —  9)  Em.  Schreiber,  Dr.  Grates  jttd.  Geschichtsbaomeistorei.  Berlin. 
108  S.  (1  M.)  Besieht  sich  meistens  auf  die  einseitigen  Darstellungen  in  Bd.  XL  —  10)  Jo- 
•ff  ha -Cohen.  La  Vall£c  des  pleurs.  Ghronique  des  sonffirances  dlsrael.  Publik  pour  la  pre- 
aihe  fois  en  fnnc.  arec  notes  et  textes  hister.  par  Julien  S6e.  Paris.  LXII,  262  S.  —  Vgl. 
HB  S.  99.  —  11>  H.  £.  (der  rolle  Namen  in  einer  2.  Aufl.  Prag,  1882).  Die  Leiden  und 
^'erfolaagm   d.    Joden    u.   ihre  Beschflteer  in   chronolog.  Reihenfolge.     Von  Pharao  u.  s.  w. 

ßnkpnt  XVl^  141  S.  (1,50  M.)  —  VessUlo  8.  366.  —  12)  REJ.  H,  171,  343.  —  13)  D. 

ihndMahe  n    d.  Stellang  d.  Judentums  zu  demselben.    Hft.  I.    Breslau.   116  S.  —  Vgl.  HB. 

S.  15;  DLZ.  8p.   1413;   MQWJ.  8.  139. 


126  Ul.    M.  Steinschneider: 

Über  den  Aberglauben  bei  den  Joden  vermifst  man  eine  principielle  Aaf- 
fassung  des  Begriffs,  Unbefangenheit  der  Anfbssang  und  genügende  Kennt- 
nis der  allgemeinen  Qnellen  fiir  den  Gegenstand.  M.  Gaster ^)  giebt  Pa- 
rallelen zu  deutschen  Sagen  und  Märchen,  Aug.  Wünsche  wirft  einen  'Blick 
in  die  Sagen  des  Judentums' ^)  selbst.  Jos.  Bergeis')  Darstellung  des  Him- 
mels kenne  ich  nur  aus  einem  Referat.  F.  Rosenthals  ^ber  HD'^p-,  ein 
Beitrag  zur  Sittengeschichte  der  Juden  vor  und  nach  der  Zerstörung  des 
zweiten  Tempels',*)  verfolgt  Grätzs  Untersuchungen  über  Mischehen  (1879) 
und  Legitimität.  Jos.  Bergel  vergleicht  die  jüd.  Eheverhältnisse  überhaupt 
mit  anderen.^)  Das  Unterrichtswesen  der  alten  Juden  bespricht  ein  fran- 
zösischer Artikel,^)  die  Litteratur  verschiedener  Gebräuche  ein  hebräischer 
von  J.  Reif  mann.  7)  Ein  Artikel  von  Vikt  Schnitze  über  'jüdische  Stein- 
sarkophage in  Palästina' ^)  veranlafst  H.  Grätz  in  einem  so  überschriebenen 
Aufsatz  einige  Leichengebräuche,  namentlich  die  Übertragung  von  Leichen 
nach  Palästina,  zu  besprechen.*)  —  Den  Judeneid  behandelt  ein  mir  unzu- 
gänglicher französischer  Artikel;^®)  die  in  Augsburg  gültige  Formel,  die  A. 
Jeitteles  aus  einer  Hds.  der  Innsbrucker  Universitätsbibliothek  (No.  778) 
herausgab,  entbehrt  der  Berufung  auf  die  ^Schöpfung  von  Laub  und  Gras'.^^) 
K.  Schmidts  interessante  kritische  Studie  über  das  'Jus  primae  noctis'^') 
prüft  auch  die  jüdischen  einschlägigen  Sagen.  Siegm.  FränkeP')  zeigt  u.  a. 
die  Richtigkeit  eines  arabischen  Münznamens  und  verspricht  nachzuweisen, 
dafs  ii^^3  [d.  h.  im  Thaji]  'arabisch'  schlechtweg  bedeute;  das  hat  Fleischer 
schon  vor  40  Jahren  erledigt.^*)  —  Ad.  Jellinek  sammelt  Züge  zur 
Charakteristik  der  Juden  in  fremden  Sprüchwörtern,  ^b)  A.  Berliner  fafst 
einige  der  in  letzter  Zeit  nachge¥riesenen  Beziehungen  zwischen  Juden  und 
Christen  in  einem  Vortrag  zusammen,  i^)  Die  Preisaufgabe  der  Pariser  Aka- 
demie: 'Systematische  vollständige  Zusammenstellung  der  wissenschaftlichen 
hebräischen  Übersetzungen'  (Termin  Dez.  1882)  ist  indirekt  eine  Geschichte 
der  profanen  Wissenschaften  bei  den  Juden  und  kann  fast  nur  aus  Hand- 
schriften geschöpft  werden.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  eine  englische  Über- 
setzung der  dreimal  französisch  und  in  deutscher  Übersetzung  (von  B.  Beer) 
bekannten  Abhandlung  von  Munk,  ^^)  und  noch  ein  Brief  von  Ch.  J.  D.  Asu- 
lai  erwähnt,")  welchen  Berliner  mitteilte.^®) 


1)  Z.  Qaellenkande  dtscher.  Sagen  u.  Märchen.  Germania,  24  (N.  R.  13,  1S80),  S. 
274  ff.  u.  26  (N.  B.  14),  S.  199-— 213,  dazu  Ref.  in  HB.  S.  53.  —  2)  Voss.  Ztg.  Sonnt- 
Beil.  14,  15.  —  3)  D.  Himmel  a.  seine  Wander,  e.  archaolog.  Studie  nach  alten  jfld.  Mytho- 
grafien.  Leip«.  32  S.  —  Vgl.  REJ.  n,  309.  —  4)  MGWJ.  S.  88—48  u.  ö.  —  6)  D.  Bhe- 
vorhältnisse  d.  alten  Jaden  im  Vergl.  mit  d.  griech.  a.  rom.  Leipz.  64  8.  (1,50  M.)  — 
6)  Aristide  Astruc,  L'enseignement  chez  les  anc.  Juifs.  Brux.  32  S.  (Extr.  de  la  R.  de 
Bolg.)  —  7)  In  d.  Zeitschr.  'ha-Bohor  Or*.  (Warschau)  No.  5;  REJ.  II,  149.  —  8)  Z.  d. 
Palest-V.  IV,  9  ff.  —  9)  MGWJ.  VIU,  529—39.  —  10)  Bdm.  Benoit-LÄvy,  Btudes  hist 
et  jnrid.  sur  le  serment  more  judaico.    Par.,  libr.  Gottillon.    16  S.   (Extr.  de  rUniTera  israil.) 

—  11)  Germania.  N.  R.  XIV,  376.  —  12)  8.  u.  Abt.  11,  S.  73.  —  13)  MGWJ.  VIII,  83.  — 
14)  S.  meine  *Polem.  u.  apologet.  Litt.'  8.  249,  ein  altes  Zeugnis  in  W.  Wrights  Catal.  of 
the  Syriac  mss.  Brit  Mus.  I,  65,  III,  1246.  —  15)  D.  jüd.  Stamm  in  nich^üd.  Sprflchwdrtom. 
1.  Ser.  Wien.    43  S.    2.  Ser.  Span.,  ungar.  u.  kleindeutsche  SprUchwörter.   Wien,  1882.   98  S. 

—  Vgl.  REJ.  II,  311;  MGWJ.  S.  271  (Güdemann).  —  16)  Persönl.  Beziehungen  zw. 
Christen  u.  Juden  im  Mittelalter.  Halberstadt  20  S.  Sep.  aus  'Illustr.  jüd.  Familien-Kalender' 
f.  1882.  —  HB.  S.  93;  D.  Kaufmann  machte  mich  aufmerksam,  dafs  auch  die  Antwort  des 
Papstes  bei  Gedalja  ihn  Jahja  f.  113  vorkomme.  Vgl.  auch  REJ.  III,  132.  —  17)  Phi- 
loBophy  and  philoeophical  authors  of  the  Jews.  A  hist.  sketch  with  explanat.  notes,  by  8. 
Munk  translat.  by  Dr.  Itid.  Kali  seh.  Ginoinnati,  Bloch  &  Co.  60  S.  —  Der  Überaeteer 
scheint  nicht  zu  wissen,  daCs  die  Abhandl.  auch  in  Monks  Melanges  etc.  (1859)  aufgenommen 
ist.  —  18)  Vgl.  Jahresber.  II,  1,  51.  —  19)  Medabber  (o.  8.  88«)  8.  73. 


Jüdische  Qe«chichte  von  der  Zentörun^  Jorusalemu  bi«  zar  Gogonwart.  J  27 

Für  Talmud  und  Midrasch,  die  Hauptquellen  des  nachbibliscben 
Jndeniiiins,  ifit  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  gearbeitet  worden.  Eine 
eigene  hebr.  Monatsschrift  TIQ^n  ti'^n  (Beth  Talmud)  von  Friedmann  und 
Weif 8  in  Wien  begründet,  geht  zwar  über  die  Peripherieen  des  vorgezeich- 
neten  Bereiches  hinaus  —  z.  B.  durch  Biographieen  Yon  Männern  wie  Salomo 
ben  Isak  (vnlgo  Raschi)  und  Maimonides,  den  berühmtesten  Erkl&rem  des 
Tahnuds,  —  doch  fast  immer  mit  Rücksicht  auf  das  Centrum.  ^)  Ad.  Jellinek, 
der  eine  grössere  Reihe  hebräischer  Bibliographieen  über  bestimmte  Kreise 
in  hebr.  Sprache  herauggiebt,  hat  diesmal  die  Litteratur  der  Indices  zum 
Tahnud  etc.  gegeben.*)  —  Von  Textausgaben  ging  die  wichtige  der  Tosefta 
von  M.  S.  Zuckermandel  ihrer  Beendigung  entgegen;  derselbe  behandelt 
inzwischen  Varianten.^)  Von  den  'Variae  Lectiones'  zum  babylonischen  Tal- 
mud, welche  Raf.  Rabbinowicz  in  München  herausgiebt,  ist  Bd.  XI,  Traktat 
Baba  Bathra,  erschienen.^)  Chi^im  M.  Horowitz  verwendet  vielen  Fleifs, 
aber  nicht  genug  Kritik,  zur  Heransgabe  kleiner  Midraschim;^)  seine  dafUr 
gerundete  Monatsschrift  kenne  ich  nicht  näher,  ^  vielleicht  sind  wir  für  den 
nächsten  Bericht  besser  unterrichtet,  oder  das  Unternehmen  ist  bis  dahin 
ausgegeben.  —  Rüstigen  Fortgang  nehmen  die  Übersetzungen  des  jemsale- 
misdien  Talmuds  von  M.  Schwab,^)  und  der  Sammlung  von  Midraschim, 
welche  Wünsche  als  ^Bibliotheca  Rabbinica'  in  Lieferungen  herausgiebt.^) 
Die  Ausgabe  des  Wörterbuchs  von  Na  tan  ben  Jochiel  (Tlenus  Aruch')  mit 
Ergänzn&gen  von  Alex.  Kohut,  seit  1878  bis  zu  Bd.  III  fortgeschritten, 
hat  eine  Kontroverse  hervorgenrfen;  *)  zu  dem  Wörterbuch  von  Jak.  Levy 
giebt  M.  Lattes  weitere  wertvolle  Ergänzungen.^®)  —  Schollen  in  hebr. 
Sprache  bietet  A.  Krochmal, ^^)  eine  Anleitung  zum  Selbstunterricht  Ph. 
Lederer.*') 

Zur  Einleitung  und  Kritik  erschienen  verschiedene  Schriften  und  Artikel: 
Rabbinowitz,   der  Übersetzer  ins  Französische,*')  behandelt  Gesetzgebung 


1)  Inhaltsangaben  BEJ.  n,  317;  III,  140.  —  2)  nnson  D*it9^p  (Knntres  ha-Mafteach). 

Kbliognphie  d.  Nominal- Verbal  u.  Beal-Indioes  z.  babyl.  a.  jertualem.  Talmad,  aar  Midraach- 

iL  Sdbar-LiteTatar  a.  d.  alphab.  geordneten  HagadaBammlongen ,  nebst  ZnsStaen  z.  d.  früheren 

BibEographien    a.  Mittheilongen   aas  Hss.     Wien.     36  S.   —  Vgl.  HB.   S.  4   n.  Goldfahn  im 

Jfld.  LB).  No.  15,  16,  18.  —  3)  Tosefta-Yarianten.    Sonderabdr.  aus  d.  Graetzschen   MGWJ. 

[ISSl,  S.   26   ff.,   65   ff.].     Trier,  Lintz.     40  S.   —  4)  20,    466   u.  48  S.   —   5)  Agudath 

Agadoth  nrUM  ri*UK  (oder)   Kobez  Midraschim  Kotannim  Samml.   kleiner  Midraschim.     T.  1 

enthalt:  Perek  Babbi  Elieser  ben   Hyrcanos;    drei  Recensionen  des  Midrasch  Jona;    Agadath 

Kane-Be'emim ;   Erzahlang  von  Abraham;  Abhandlung  von  zehn  Königen;  Midrasch  Megillath 

Esther;  Agadah  aus  d.  Buch  Uamaasim.     Nach  seltenen  Hdss.  u.  Druckwerken  mit  Varianten, 

Fnallelstellen,  Anmerkungen  n.  krit.  Einleitungen.     Berl.,   XII,   80  S.  —  Vgl.  HB.  S.  3.   — 

€)  Nur  ans  SEX.  LEI,  295.   —  7)  Le  Talmud  de  J^rus.   trad.  ijour  la  prem.  fois,  p.  Moise 

Schwab.     T.  IV,  trait^  Schabbath  et  Eronbin.     Par.,  Maisonnouve,  VII,   312  8.,   gr.  8.  — 

BEJ.  H,  147.  —  8)  Der  Midrasch  Beieschith  Babba,  d.  i.  d.  haggadische  Auslegung  d.  Genesin 

mm  eratenmale  ins  Deutsche  übertragen,  m.  e.  Einleit   v.  Dr.  J.  Fürst,  Noten  und  Ver- 

besserongen  t.   denu.   a.   D.  0.  Straschun   u.    Varianten  t.   Dr.  M.  Grttnwald.     Leipzig, 

VIII,  587  S.  —  'Sopplem.'  zu  seinen   Noten   u.  Verbesserungen  giebt  Straschun   im   Jüd. 

LBl.  No.  40,    41.   —   Über  die  Megillot  im  nächsten  Jg.  -    9)  Perez  Smolenskin  Dfie^D 

gip^yyt;  (gegen   den   Becensenten   H.  J.  WeiTs  in  Beth  Talmud  I,   286  iL,  317  ff.)   aus  d. 

Zeitsehr.  ha-Sehachar  (Wien  5642  =  1881)  besonders  abgedr.    Wien,   16  S.  —  10)  N^uoyo 

Hggio  di  ginnte  e  correnom  al  lessico  talmud.     Borna,  81  S.,  4.     Sep.  aus  Atti  della  R.  Ac. 

da  linoei    a.    CX/LXXVm,  ser.  III,  yol.  IX.    —    11)  ü'^VUVt  Peruschim  .  .  .  .,    Scholien 

nm  }mbrl  Tsim.     Lemberg,  320  S.  —  12)  Lehrbuch  z.   Selbstunterricht  im  babyl.  Talm. 

Autg9wiblie  Knsterstücke  etc.   1.  Hft.  (s.  1.)     Selbst- Verl.    96  S.   (Friederici,  Bibl.  Orient 

Ho  898     ohne  OxtsaagmlM).  —  2  M.  —  13)  Einleit  in  d   Gesetzgebung  u.  d.  Medizin  des 

IWb.     Aom   d.    Fnnui.    übers,  t.  Siegm.  Mayer.      Trier,    XXUL    286  S.  u.   4   S.    Inhalt 

gr.8.    4  U. 


1^28  in.    M.  Steinschneider: 

und  Medizin;  wir  knüpfen  daran  die  Kontroverse  über  den  Kaiserschnitt.^) 
*D.  Hoffmanns  ^Bemerkungen  zur  Kritik  der  Miscbna'^)  sind  von  der  Ten- 
denz beherrscht,  dem  Inhalt  der  Mischna  ein  höheres  Alter  zu  vindizieren; 
J.  Derenbourg  bespricht  'Les  sections  et  les  traitös  de  la  Mischna'.')  Wer 
eine  Broschüre  Aar.  Hahns  ^)  (Rabb.  in  Gleveland)  mit  vielversprechendem 
Titel  durchliest,  wird  sich  enttäuscht  finden;  sie  enthält  allerlei,  aber  keine 
Geschichte.  Jos.  Abrahams  stellt  sich  die  Aufgabe,  das  Verhältnis  des 
Midrasch  über  die  Klagelieder  (Threni)  zu  den  beiden  Talmuden  (genauer 
Gemaras)  und  Pesikta  des  R.  Kahana  festzustellen.^)  Verschiedenes  erörtern 
die  *fitudes  talmudiques*  von  Perl  es*)  und  Isid.  Weil,^)  namentlich  den 
Ausdruck  'Doresche  Reschumot',  'Boätusim'  (gewöhnlich  Boöthusier)  und  die 
Frage,  ob  Homer  im  Talmud  erwähnt  sei.  ^Den  Talmud  und  die  Farben' 
behandelt  Krön  er.®) 

An  Artikeln  über  einzelne  Gegenstände  haben  wir  folgendes  zu  er- 
wähnen: S.  S  ekles  in  Neu  York^)  führt  den  Kalender  auf  Perioden  zwischen 
zwei  Eklipsen  zurück;  Isr.  Levi  (verantw.  Red.)  behandelt  ^La  Legende 
d'Alexandre  dans  le  Talmud',  ^^)  das  Pädagogische  ein  deutscher  Vortrag.  ^^) 
Perlcs'  'Bemerkungen  zu  Bruns-Sachaus  syrisch -römischem  Rechtsbuch  aus 
dem  5.  Jh.'^*)  bringen  Parallelen  aus  dem  Talmud.**) 

Zur  späteren  Geschichte  des  Talmuds  stellt  Ref.*^)  Nachrichten  von  der 
Schrift  des  Neophyten  und  'Suppriors'  Therebaldus  de  Saxonia  zusammen. 
Gegen  erneute  Auflagen  von  Rohlings  Talmudtjuden  erscheinen  ebensoviele 
von  Prof.  Fr.  Delitzschs  Widerlegung,  **)  welcher  die  Citate  R.s  beleuchtet. 
Dasselbe  thut  ein  ungarischer  Rabbiner.**) 

Zur  eigentlichen  Geschichte  hat  das  J.  1881  auffallend  wenig  selb- 
ständige und  umfassende  Bücher  gebracht;  wir  sind  fast  nur  auf  Zeitschriften 
angewiesen.  Das  meiste  und  beste  hat  diesmal  Frankreich  geliefert,  wo 
das  Interesse  an  der  Vergangenheit  der  Juden  in  keiner  Beziehung  zu  Tages- 
fragen steht,  dieselbe  also  nur  als  ein  Teil  der  Geschichte  des  Vaterlandes 
oder  der  Geschieht«  überhaupt  angesehen  und  von  christlichen  Gelehrten  in 
unbefangener  Weise  studiert  wird. 

Wir  beginnen  diesmal  unsere  Weltreise  mit  dem  Heimatlande  der  Juden, 
welchem  ein  Teil  der  letzteren,  infolge  der  russischen  Kalamitäten,  allerdings 
besondere  Aufmerksamkeit  zuwendet,  aber  im  rein  praktischen  Interesse  der 
Kolonisation  oder  gar  der  Restauration.  Von  den  hebräischen  Organen, 
welche  sich  fast  ausschliefslich  diesem  Gegenstande  widmen  oder  dafür  neu 
gegründet  sind,   dürfen  wir  antiquarische  Forschungen  nicht  erwarten,   wenn 


1)  L.  Kotelmann,  Krit  Bemerkungen  z.  d.  Aufs.  v.  Bawitzki,  *Ober  d.  Lehre  v. 
Kaiserschnitt  im  Talm.'.  Arch.  f.  path.  Anat.  Bd.  84,  Hft  1;  M.  Bawitzki,  Erwied.  auf 
d.  krit.  Bemerk,  d.  Hrn.  Dr.  med.  Kotelmann  etc.  Ibid.  86 ,  240 — 63  a.  sep.  —  Vgl. 
auch  A.  Berliner  im  MWJ.  S.  48.  —  2)  MWJ.  S.  121—30.  —  3)  KEJ.  II,  306—10.  — 
4)  Babbln,  dialectics,  a  bist,  of  the  dialecticians  and  dialectica  of  Midrash  and  Talm.  Cin- 
cinnati,  XII,  46,  VI  S.  -—  5)  The  soiircea  of  the  midrasch  Echah  Babbah.  (Leipz.  Dias.) 
Dessau,  60  S.  —  6)  S.  BEJ.  Hl,  109,  119.  —  7)  Ibid.  S.  276.  —  8)  AAZ.  Beil.  244  ff. 
--  9)  Z.  jüd.  Kalender,  MGWJ.  S.  424—27.  —  10)  BEJ.  m,  293  ff.  —  11)  Blach- 
Gudensberg,  D.  Fadagogiache  im  Talm.  Vortr.  geh.  auf  d.  JahresTOrsamml.  d.  iarael. 
Lehrer  Hessens  zu  Fulda  a.  5.  Juli  1880.  Halberst.,  26  S.  —  12)  S.  Jahresber.  III,  2, 
230».  —  13)  ZDMG.  39,  725.  —  14)  HB.  S.  39  u.  S.  VII  gegen  BEJ.  H,  142.  —  15)  Boh- 
lings  Talmudjnde.  7.  durch  Beleuchtung  d.  Gegenschrift  Bohlings  erweit.  Aufl.  Leipzig, 
120  S.  —  16)  Jos.  Nobel  (Babb.  in  Totis)  Krit  Bichtschwert  filr  Bohlings  Talmudjoden. 
E.  quell enmäfs.  streng-krit.  Bourteilg.  u.  s.  w.  Totis  (Halberstadt);  86  S.  (1,20  M.). 


Jüdische  Qe«chichte  toh  der  Zerstörung  JeniBsIeniB  bis  zur  Gegenwart.  1,29 

sie  uns  nur  mit  aufgewärmten  Legenden  and  neu  fabrizierten  Inschriften  and 
Antiqoit&ten  verschonen,  welche  anderweitig  wissenschaftliche  Kräfte  in  An- 
spruch nehmen. 

An  der  Grenzscheide  unserer  Abteilang  steht  ein  Artikel  von  £.  lUhardt:  ^) 
Titos  habe  wohl  die  Absicht  gehabt,  den  Tempel  za  verbrennen,  aber  erst 
später.  S.  J.  Halberstam  ')  findet  in  ^dem  vielgedeuteten  Namen  ^Apostemos' 
den  Feldherm  Julius  Severus,  genannt  Faustinus.  Grätz^)  untersacht  a.  a. 
den  Charakter  and  Ursprung  der  talmudischen  Dissidenz  über  'Raub  an 
NichtJaden',  welchen  er  auf  die  exorbitante  Steaerlast  bezieht.  Derselbe^) 
identifiziert  den  Sohn  des  Patriarchen  Gamaliel  mit  ^Jullos',  dem  Lehrer  des 
Origenes  (a.  232-64). 

Die  Geschichte  des  sfldarabischen  Jadenkönigs  Dsu-Nowas  belichtet 
indirekt  Will.  Fell;^)  eine  Besprechung  seines  Aufsatzes*)  weist  auf  die 
von  Zotenbei^  veröffentlichte  Chronik  des  Job.  v.  Nikru  hin. 

Reisende,  welche  bis  nach  Asien  gekommen;  sind  in  uns  unzugänglichen 
Schriften  behandelt.  Der  angebliche  Danite  Eldad  ist  nach  J.  Reifmann  7) 
nicht  Verf.  des  nach  ihm  benannten  Schriftchens  tiber  das  Land  der  10 
Stämme,  in  denen  er  eine  Analogie  der  Therapeuten  findet.  Ks  ingeniöse 
Hypothesen  mufs  man  genau  kontrollieren.  Über  die  10  Stämme  haben 
wir  eine  Monographie  von  Ad.  Neubauer  zu  erwarten.  Von  Eldad,  Ben- 
jamin V.  Tudelas  und  Petachja  aus  Regensburgs  Reisebeschreibungen  sind 
russische  Obersetzungen  von  B.  Margolini  in  Petersburg  erschienen.^) 
Die  Reisen  des  Dichters  Jehuda  al-Charisi  (um  1216 — 18)  sind  von 
M.  Schwab^)  besprochen.  Apokalypsen  über  den  Islam  mit  Figuren,  d.  h. 
Abbildungen  der  Personen,  bringt  Ref.^^)  zur  Kenntnis,  mit  Beziehung  auf 
eine  von  H.  Usener  behandelte  griechische  Apokalypse. 

Ans  Afrika  ist  vielleicht  von  einiger  Bedeutung  eine  in  Avignon  er- 
schienene Broschüre  von  Weill:  'Le  cimeti^re  de  Tlemcen'.^^)  Is.  Loebs 
Obersetzung  der  Schrift  über  die  Daggatun  ist  von  Isak  Ahron  Bernfeld^^) 
aus  Lemberg  ins  Hebräische  zurückübersetzt,  ohne  den  Namen  Loebs  zu 
nennen.  Paul  Soleillet^')  berichtete  über  die  Juden  in  der  Sahara,  bei 
denen  er  durch  Empfehlung  der  Alliance  univ.  isr.  (1872 — 4)  gute  Aufnahme 
gefunden  hatte. 

In  Europa,  wiederum  mit  Griechenland  beginnend,  erwähnen  wir 
zunächst  unsere  eigenen '^)  Nachrichten  über  Candioten  (um  1460 — 80)  in 
dem  von  Assemani  sehr  ungenau  beschriebenen  Cod.  105,  der  aach  nach 
den  Mitteilungen  A.  Berliners  einer  genauen  Durchforschung  bedürftig  ist. 
Aus  einer  Hds.  in  Ancona  teilt  A.  Berliner^ ^)  Verschiedenes  mit,  zunächst 
euien  Bericht  des  bekannten  Chronisten  Elia  Kapsali  über  den  Vene- 
zianischen Krieg  a.  1538 — 41;  Sabbatai  Cusin  (?),  Sohn  des  Arztes  Leon 
(Jehuda),  ist  wohl  ein  Verwandter,  vielleicht  Vater  des  Elia  Cusin  beu  Sab- 


1)  Tit.  n.  d.  jtld.  Tempel,  PhUol.  40,   189—96.     Vgl.   D.  Kaafmaiin,  REJ.  IH,  143. 

—  2)  SLEJ.  n,    127.  —  3)  Agrippa  II   u.   d.  Ziutaiid  JudSas   nach   d.   Unterg.  JeruBalems. 

MGWJ.  S.  481   ft  —  4)  Gratz,  Hillel  d.  Fatriaichensolui,  Ibid.  S.  438.  ~  5)  D.  Christen- 

rerfolg.   ia    Sfidarabien,  ZDMG.  39,   1—74.   —   6)  REJ.  II,   330.  —  7)  In  «ha-Bokor  Or 

\o.  U  «-  B£J.   II,  318.  ^  8)  Nach  REJ.  U,  172.  —  9)  Al-Hari2i  et  a.  p^r^gmations  on 

tom  wnte.     Qenes,  16  S.  lex.-8.    (Extr.   des  Arch.   de   rOriont  Lat  I,  231 — 44.)  —   Dazu 

HB.  S.  19.  —  10)   HB.  8.  35.  —  11)  Avignon;  REJ.  U,  346  als  Geschenk  an  d.  Gea.  erwähnt 

—  12)  Mng^d   MiM^hne  (Lyck)  No.  13,  S.  49  ff.  —  Das  Eingehen  dieser  hebr.  Zschr.  wird 

man  aicfat  bedauern.  —  13)  Les  Toyages  et  d^ooayertes  etc.  S.  80— 8S.  —  Sein  Bericht  aus- 

2ttgsweise  REJ.  II,  344.   -  14)  Im  Mose,  s.  Jg.  lU,  1,  S.  65.  —  15)  Uamdabber  (o.  S.  23«) 

S.  15  ff. 


1,30  ^     ^-   SteinBchneider: 

batai,  Besitzers  von  Cod.  Vat.  83.  Er  erwähnt  (S.  42)  einer  Gefahr  durch 
die  Griechen  im  J.  1537.  Aus  einer  .Abschrift  des  Gemeindebnchs  von 
Corfu  vom  J.  1708')  wird  von  B.  femer  ein  Bericht  mitgeteilt,  weicherden 
Familiennamen  Asulai  erklären  will.  Darin  erscheinen  Ricca  und  Facienda, 
Töchter  des  Abraham  Minerbo  (oder  Minerbi,  s.  HB.  XYIII,  132);  der  Arzt 
£lieser  di  Mordo  ist  auch  sonst  als  Hymnendichter  bekannt.*)  Die  afrika- 
nische Familie  ist  aber  älter.  Ans  Corfu  ist  wahrscheinlich  David  Mauro- 
gonato,  der  1453  von  Venedig  wegen  seines  Patriotismus  eine  Belohnung 
erhielt,  ä) 

Wir  streifen  an  Türkei,  Ungarn  etc.  mit  kleinen  Artikeln.  Plewna, 
bekannt  durch  den  russisch -türkischen  Krieg,  hatte  schon  am  Anfang  des 
16.  Jh.  jüdische  Bewohner.^)  Eine  ungarische  Schrift  über  die  Juden  in 
Ungarn  &)  ist  mir,  und  wohl  den  meisten  Geschichtsfreunden,  unverständlich. 
Eine  Partie  gab  der  Vf.  S.  Kohn  auch  deutsch. <^)  Der  ^Cameval  von 
Buda'^)  über  eine  Gefahr  in  Padua  während  der  BeJagemng  Ofens  (1685) 
ist  wahrscheinlich  übersetzt  aus  den  italienischen  ^Notizie^  etc.  von  M.  Lattes.^) 
(Sonderabdr.  S.  20  richtiger:  Purim  di  Buda;  die  Juden  nannten  Fastenfeste 
wegen  Befreiung  von  Ge&hren:  Turim';  es  giebt  z.  B.  einen  Purim  der 
Ägypter,  einen  Purim  von  Algier.)  Über  den  Judenmord  in  Ofen  selbst,  d.  h. 
ein  Lied  darüber,  und  anderes,  macht  M.  Brann  Mitteilungen  aus  der  Bres- 
lauer Stadt-  und  Gemeindebibliothek. ^)  —  In  Kroatien  beginnt  man  sehr 
zeitig  fQr  Gemeindegeschichten  zu  sorgen,  ^o) 

Italien  haben  wir  zunächst  eine  angebliche  Inschrift ^^)  zu  vindi- 
zieren, welche  man  im  Nachlafs  Silv.  de  Sacys  fand.  Es  ist  der  Text  einer 
Medaille,  welche,  in  Lyon  in  der  Mitte  des  17.  Jh.s  gefunden,  vor 
40  Jj.  viele  Federn  in  Bewegung  setzte  und  Zunz  Veranlassung  zu  einem 
Stückchen  Kulturgeschichte  gab ;  sie  nennt  einen  italienischen  Arzt  Benjamin 
b.  Elia  aus  dem  15.  Jh.  ^^)  —  Für  die  Zeit  der  Renaissance  knüpft  Ref.^') 
an  eine  ältere  Abhandlung  von  L.  Dukas  Nachweisungen  über  die  jüdischen 
Lehrer  des  Pico  de  la  Mirandola,  Elia  Cretensis  (del  Medigo)  und  Jochanan 
Alemanno  (der  nicht  aus  Konstantinopel  war),  über  den  Übersetzer  Flav. 
Mithridates,  und  Beziehungen  zum  Kardinal  Dom.  Grimani,  und  des 
Elia  Levita   zu   Aegidius    de   Viterbo.    —    Regesten   der   römischen   Inqui- 


1)  Ibid.  S.  42.  —  Daa  J.  465  (1705)  S.  63  ift  Drackfehler,  da  S.  64  das  Ghronogramm 
468  (1708)  betragt.  —  2)  Zunz,  Lit  531,  HB.  XXI,  118.  —  3)  Notiz  y.  M.  Lattea  im  Mono 
(S.  313:  ona  memoria  storica).  —  4)  HB.  S.  38;  ygl.  MGWJ.  S.  150.  MWS.  VII,  132; 
Brttll,  Jb.  V,  132.  —  5)  Sam.  Kobn  H^ber  Katforrasak  es  adatok  Magyaronzag  tör- 
t^net^bezirta,  (Jüd.  Quellen  a.  Mitteil.  z.  Gesch.  Ungarns.  Sep.:  aas  Torttoelmi  Tftr,  [Jahresb. 
I,  402>]).  Pest,  1879—81,  VU,  168  S.  •—  6)  D  Land  *Hagar'  (für  Ungarn)  in  d.  hebr.- 
MAliohen  Litter.,  MGWJ.  S.  145  ff.,  304  ff.  —  7)  Jüd.  LBl.  n.  17;  Tgl.  REJ.  U,  322.  -- 
H)  Ans  dem  Mos^,  1879.  —  9)  Z.  Ofen.  Jadenmord  1686.  (Sep.  aas  MGWJ.  S.  540—53.) 
—  10)  M.  Grünwald,  Z.  Gesch.  d.  jüd.  Kultusgemeinde  in  Belovar.  Festschr.  z.  Einweih, 
d.  neuerbant  Synag.  19.  Sept  1881.  Beloyar,  17  S.  —  11)  Una  inscripc  hebr.  ined.,  in  der 
neuen  Rey.  de  Cienc.  hist.  (publ.  por  S.  Sanpere  y  Miquel)  I,  S.  121 — 25;  ygl.  HB. 
S.  87.  —  12)  Grünwald,  Jüd.  GBl.  1882  No  19  erkannte  die  Identität  u.  yerweist  auf 
Zunz,  Ges.  Schriften  III,  81 — 97;  über  nMS  vgl.  daselbst  S.  207  mit  meinem  Katal.  d. 
Münch.  Hdss.  n.  210  (auch  n.  79,  216);  Salomo  nM2  in  Cod.  Fischl  40.  Für  den  Arzt 
Benjamin  b.  Elia  ist  Cod.  Paris  933  im  J.  1448  geschrieben.  Vgl.  auch  HB.  XIX,  63.  — 
18)  Elia  del  Medigo,  HB.  S.  60  ff.  —  Jochanan  Allemanno,  Flavius  Mithridates  u.  Pico  de 
la  Mirandola,  ibid.  S.  109  ff.,  130  ff.  —  Litteraturgeschichtl.  S.  79  ff.  und  Berichtigungen 
S.  VII,  VIII.  —  Wir  haben  hier  des  Zusammenhanges  wegen  in  die  spätem  Nummern  von 
Bd.  XXI  ein  wenig  yorgegriffen.  Vgl.  auch  HB.  S.  129  über  ein  Beferat  M.  Schwabs:  La 
literat.  rabbin.  et  la  littet,  ohr^t  au  MA.  Elie  de  Medigo  et  aa  famille,  Pic  de  la  Mirandole. 
,   Argenteuil.  1878.     32  S.   (Extr.  d.  Ann.  de  philos.  chr^t.  Noy.-Dec.  1878.) 


J^diache   Ckichichte  Ton  der  Zerstörung  JeruBalenu  bis  zur  Gegenwart.  J  31 

ätioa  von  1552  bis  1764  ans  Originalakten  bietet  Perugini.^)  Es  ist 
darin  vielfstch  die  Rede  von  Neophyten  und  Ärzten,  welche  zn  gebrauchen 
eine  besondere  Erlaubnis  erteilt  wird.  Im  J.  1752  (S.  99  p)  wird  den 
Juden  jede  ^conversation  familiäre'  mit  Christen  auf  der  Strafse  verboten; 
sie  dOrfen  nicht  reisen,  um  ihre  Feste  abzuhalten  (d.  h.  um  Synagogen  auf- 
zusuchen, in  denen  öffentlicher  Gottesdienst  abgehalten  wird),  unter  An- 
drohung der  Scblieisnng  der  Bethäuser  (S.  100  v.);  1758  hatten  die  Juden 
in  Ancona  zu  einem  Hochzeitsfeste  Sonette,  Rätsel  und  Lobgedichte  ('Girim^ 
soll  wohl  heifsen:  Scirim)  drucken  lassen:  man  konfisziert  sie  und  bestraft 
den  Vikar,  der  die  Druckerlaubnis  fUr  einige  Sonette  erteilt  hatte.  Der 
S.  108  n.  54  a.  1762  genannte  Jos.  Frenk  ist  der  bekannte  Sabattianer 
Frank;  das  italienische  Stack  sollte  ganz  herausgegeben  werden.  —  Eine 
Sammlung  hebräischer  Grabschriften  aus  Venedig,  grofsenteils  von  dem  be- 
kannten Leon  (Jehuda)  da  Modena  (gest  1648)  herrührend  und  wahr- 
scheinlich von  dessen  Enkel  Isak  Levi  ergänzt,  im  Besitz  von  M.  Soave  in 
Venedig,  wurde  mit  Bemerkungen  desselben  herausgegeben. ')  Die  darin  vor- 
kommenden Familiennamen  und  anderes  bespricht  Ref.^)  in  einer  Anzeige. 

Aus  Kayserlings  'Jüdische  Frauen'  hatte  A.  Pesaro  die  Italienerinnen 
herausgehoben;^)  dazu  kamen  Nachträge  und  Berichtigungen,^)  nämlich  über 
Fioretta  da  Modena,  Debora  Ascarelli,  Sara  Copia,  Benvenida  oder  Benve- 
nuta Abravanel,  verschiedene  Wohlthäterinnen  aus  neuerer  Zeit.  —  Wir 
erwähnen  noch  zwei  biographische  Artikel:  'Dott.  Benedetto  Frizzi',  geb. 
in  Ostiano  bei  Mantua  April  1756,  gest.  daselbst  30.  Mai  1844,  1789—1831 
Arzt  in  Triest,  ^  dessen  eben  neu  aufgelegte  hebräische  und  italienische 
Schriften  wissenschaftliche  Tendenz,  wenn  auch  nicht  historische  Kritik,  be- 
kunden, und  einen  Nekrolog  ^Marco  Dott.  Gav.  Osimo',  geb.  in  Montagnana 
1818,  begraben  in  Padua  3.  Mai  1881,  von  dem  wir  eine  historische  Mono- 
gn^hie  früher  hervorgehoben  haben.  7)  Aus  Italien  soll  das  'Hep,  Hep' 
stammen;  F.  Th.  Sprenger  notiert  in  seiner  'Roma  nova'  (Frankf.  16G0), 
dafs  in  Italien  sich  jüdische  Handelsleute  ankündigten  'clamando  Heb,  quod 
Hebraeum  notat.'^) 

Zur  Geschichte  einzelner  Städte  ist  mancherlei  geboten.^)  So  er- 
fahren wir,  daCs  in  Florenz  das  Ghetto  1571  gegründet  ist,'^)  während  mit 
Benutzung  eines  Artikels  von  M.  Staglieno^^)  F.  Perreau^^)  Mitteilungen  über 
die  Juden  in  Genua  macht;  darin  kommt  vor:  Annalist  August.  Justinianus 
ftlhlt  Mitleid  mit  den  aus  Spanien  Vertriebenen,  die  er  als  'Geschöpfe  Gottes' 


1)   L'inqnis.    lom.    et   les   iBn^L,    B£J.  HI,    94—108.    —    2)    A.   Berliner  nimS 
0^1311    LachoUi    Abanim.       Hebr.    Orabschriften    in    Italien,     T.    I.    200    Inschrr.    an«   Ve- 
nedig, 16.  IL  17.  Jh.     Frank!  a./M.    109  S.   —   M.  Soave,  ein  Kenner  und  Sammler,  atarb 
SB  27.  XoT.   1882;    was    wird   mit    seiner  Samnüong    i.  t.   äaTBent   seltener  Flugblätter  u. 
üäm.  geMhehin?    —    3)   HB.  S.  72—76.  —   Bef.s  Artikel  über  Abr.  Jageis  Memoiren 
siebt  1881/S.  HB.   S.  67.  —  4)  Le  donne  celebri  israelite,  Schiurs  im  Yessillo,  her.  t.  F. 
Sern,  Gaaal  Monferrato,  S.  6.  —  5)  Note  aggiunte  e  rettificaEioni  alle  Donne  ecc,  ibid.   S.  33 ; 
34,  67;  68,  339  (vgl.  mit  Yess.  ISSO.  S.  148  u.  HB.  XYII,   125;  XXI,  75);    69,  101.   — 
Abr.   Pesaro,    der   in  Italien  einen   Verein  für  jüd.    Geschichte   gründen   wollte  und  nach 
iwiiften  selbst  dafür  arbeitete,  starb  30.  Aug.  1882.     Seine  ^Cenni  sugli  Israelit!  della  cittä  di 
Venm  per  Vvmo  1880'  (Yessillo  S.  135,  162,  196,  als  Forts,  d.  «Memorie*  u.  des  'Appendice' 
[Jahresber.  111,   1>   67'],   leitet  er  mit  einer  Aufforderung  ein,   durch  ähnliche  Jahresberichte 
ein  <Aj«bino  etorico'    herzustellen.   —    6)  Yess.  S.  110  f.    -   7)  Ibid.  S.  144.  ygl.  Jahresb. 

I,  457    8)  A.   Landau,   Hep.,  Hep.    Qermania  N.  R.    14,   382.  —  9)  Wir  ordnen   die 

ArÜkel  hier  and  in  den  nachfolg.  Landern  nach  dem  Alphabet  der  Städtenamen.  —  10)  11 
Quirtiere  dßl  Ghetto,  Baas,  settim.  (Rom)  YU,  182.  (20.  Man).  —  11)  Ebrei  in  Cienova, 
OüiPL  Ug,  1Ö76.  —    12)  Appunti  stör,  intomo  agli  Kbr.  in  Gen.,  Vess.  S.  12  ff.,  37  ff.;.  70  ff. 


X  32  I^-  M.  Steinschneider: 

betrachtet  (S.  14).  —  Ant  Ives'^)  'Jüdischen  Banken  und  Leihhäusern  in 
Istrien'  liegen  die  'Capitoli*  der  Juden  in  Pirano  vom  J.  1484  zu  gründe, 
welche  nach  dem  Original  (S.  188—98)  mitgeteilt  werden.  —  Zur  Geschichte 
der  Juden  in  Lugo  sammelte,  mit  Benutzung  der  Geschichte  Lugos  von  Gir. 
Bonoli  (1732)  und  des  Supplements  von  G.  A.  Soriani  (1831),  Abr.  Pe- 
ßaro^)  Nachrichten,  welche  bis  ins  13.  Jh.  hinaufreichen;  Rabbiner  Sal. 
Dav.  del  Yecchio  wird  von  G.  B.  de  Rossi  in  den  Aunalen  der  Drucke  von 
Sabionetta  n.  29  als  'perdoctus'  erwähnt  —  Ein  wohlthätiges  Vermächtnis 
aus  Rimini  vom  J.  1390  ediert  A.  Berliner.')  —  Die  Spiele  der  Juden 
in  Rom  während  des  Karnevals  in  den  Jj.  1467,  1470,  1513,  1581,  welchen 
Clemens  IX.  in  einem  Breve  vom  28.  Jan.  1668  ein  Ende  machte,  bespricht 
A.  Ademollo.*)  —  Frühere  Mitteilungen»)  führt  A.  Bertolotti«)  über 
die  Juden  in  Rom  im  16.,  17.  und  18.  Jh.  weiter.  —  'Capitoli'  aus  Todi 
hatte  1875  M.  Lattes^)  gebracht;  wir  erhalten  von  demselben  Vf.®) 
'L.  Leonij':  Decreti  del  comune  di  Todi  contra  gli  Ebrei  e  giustizia  loro 
resa  da  Francesco  Sforza'  (1436,  1438). 

In  Spanien  hat  die  Herausgabe  eines  wichtigen  Werkes,  die  Gesetz- 
gebung betreffend,  begonnen.®)  Fid.  und  Colom6  Fita^®;  bieten  eine  'Con- 
fessio  seu  professio  Judaeorum'  (d.  h.  der  getauften)  vom  J.  637,  mit  spani- 
scher Übersetzung.  Ad.  Neubauer  1^)  veröffentlichte  'zwei  [hebr.]  Klagelieder'-, 
das  erste  von  Abraham  ihn  Esra  über  die  Verwüstung  der  spanischen 
Gemeinden  (durch  die  Berbern?)  enthält  nach  N.  das  J.  1142.^*)  Das  Ge- 
dicht findet  sich  auch  in  dem  kürzlich  von  der  hiesigen  k.  Bibliothek  erwor- 
benen Divan  des  ihn  Esra  (unicum),  mit  dessen  Herausgabe  sich  Dr.  Egers 
beschäftigt  und  woraus  er  die  Varianten  an  S.  J.  Halberstam  mitgeteilt 
hat,  der  das  Gedicht  nochmals  herausgeben  will.  Die  zweite  Elegie  betrifft 
die  Kalamität  vom  J.  1391,  über  welche  D.  Kaufmann  in  Pest  zu 
schreiben  beabsichtigt.  ^3)  —  Einen  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  Spaniens 
giebt  eine  Abhandlung, ^^)  in  welcher  ich  die  Vermutung  aussprach,  da(s  der 
von  Pedro  mit  einer  Übersetzung  aus  dem  Arabischen  beauftragte  Jude  Jakob 
Alcarsi  identisch  sei  mit  einem  sonst  bekannten  Jakob  Alcarsoni  in  Barcelona, 
Pedro  demnach  nicht  der  HI.  von  Arragon,  sondern  der  IV.  (HI.  von  Ca- 
talonien)  sei.  Diese  Vermutung  hat  eine  überraschende  Bestätigung  aus  Bar- 
celona erhalten.  Andren  Balaguer  y  Merino,  ^^)  Mitglied  der  dortigen 
Akademie,  veröffentlicht  aus  dem  Archiv  drei  Dokumente  vom  J.  1367, 
worin  Peter  den  Dalmatius  Planes  (dem  zuerst  jene  Übersetzung  aufgeti*agen 


1)  Banqueft  juiyea  et  monts  de  pi^t^  en  Istrie,  BEJ.  II,  175  ff.  —  2)  Cenni  stör,  sulla 
comun.  isne].  di  L.,  Wen.  S.  234  ff.,  267  ff.;  298  ff.,  330  ff.;  360  ff.  —  3)  Hamdaber 
(o.  S.  23«;  S.  47.—  4)  Fanfulla  della  dornen,  n.  29.  (27.  Febr.);  mir  nur  aiu  BEJ.  II,  320 
bekannt  —  5)  Goris  Arcb.  stör.  1879.  —  6)  Lee  Juifii  ä  B.  aux  XVL,  XVB.  et  XVIU.  b. 
Docam.  et  notices  inM.  BEJ.  n,  278^89.  —  7)  Im  Aich.  stör,  worüber  HB.  S.  109.  — 
8)  Ibid.  S.  IV.  n.  19;  s.  BEJ.  II,  319.  —  9)  Franc.  Ferna:idez  y  Gonzales.  Inati- 
tionoB  jurid.  del  pueblo  de  Israel  en  los  differentes  estados  de  la  penins.  iberica  desde  su  dis- 
persion  en  tiempo  del  emper.  Adriano  hasta  los  principes  del  s.  XVI.  T.  I.  Introdoccion 
hlRt.  crit  Madrid,  Murillo;  XY,  341  S.  (Bibliotheca  jurid.  de  aatores  espan.  T.  X.  vgl. 
Jahresber.  III,  2,  76'^ )  S.  BEJ.  III,  133.  —  10)  Supplementes  al  concilio  nacion.  Toled.  VI; 
(»op.  aus  d.  ^Civilisazione'  [rer.  madrilona,  Madrid,  1881],  60  S)  S.  43 — 49;  51 — 56. 
Vgl.  BEJ.  II,  137,  141  u.  Jahresber.  in,  1,  68».  —  11)  Letterbode  VI  (1880/81)  S.  32 
—37.  —  12)  S  dagegen  HB  XX,  118.  —  13)  S.  u.  S.  33^  —  14)  M.  Steinschneider, 
Notice  sur  1.  table»  astron.  attrib.  k  Pierre  III.  d*Aragon ;  avec  u.  addition  h  l'article  *Intomo  a 
Jo.  de  LinerÜB  etc.'  Boro.  4.  Sep.  aus:  Bullet  di  bibliogratia  e  di  stör,  delle  sdenze  matem. 
e  tis.  T.  XIII  (1880)  S.  413-^36.  —  15)  'La  Veu  del  Montaerrat'  (Barcelona)  t.  22.  April  1882. 


Jüdische  Geschichte  toh  der  Zentörung  JenmlemB  bis  sur  Gegen  wart    •       1,33 

worden),  ein  Honorar  für  einige  fibersetzte  'libri  Astrologie'  dekretiert  etc. 
Peter  lY.  benahm  sieb  den  Juden  gegenüber  wohlwollend.^)  Von  Jakob 
Earsono  erzählt  Chajjim  ihn  Musa,  über  welchen  D.  Kaufmann*)  eine  Notiz 
giebt  —  Aus  Barcelona  werden  uns  femer  Dokumente  über  die  Plünderung 
von  1391 3)  und  von  Fidel  Fita^)  ein  Paus  für  den  ebenfalls  1391  aus- 
geplünderten Salomo  Gracian  mitgeteilt  Aus  Gerona  erhalten  wir  durch 
£nr.  Claud.  Girbal  ein  jüdisches  Testament  von  1470^)  und  andere  Privat- 
akten von  1407,^)  lateinisch  und  spanisch. 

Über  Portugal  ist  mir  nichts  bekannt  geworden  als  eine  Notiz  von 
Is.  Loeb,  ^)  der  die  Frage,  ob  die  Vertreibung  der  Juden  aus  Portugal  am 
4.  oder  5.  Dez.  1496  verfügt  worden,  unentschieden  Iftfst,  hingegen  den  Ort 
der  Verfügung,  Muyem,  durch  eine  Emendation  auch  bei  Abr.  Sacut  findet. 

Für  Frankreich  im  aligemeinen  ist  zuerst  eine  hebr&ische  Sammlung 
von  Gutachten  zu  nennen.  ^)  Sodaun  hat  die  ^Soci6t^  des  £tudes  juives'  mit 
der  Herausgabe  eines  Jahrbuches  begonnen,^)  welches  historischen  Inhalt«  ist, 
später  aber  auch  Berichte  über  die  Gesellschaft  bringen  soll,  deren  Fortschritte 
erfreulich  sind.  Zwei  Sonderabdrücke  daraus  nehmen  die  Hälfte  desselben  ein.  ^®) 
Das  Statut  ^^)  (aus  einem  seltenen  Druck  von  1779)  gewährt  uns  einen  Einblick 
in  die  Organisation  der  Gemeinden;  eine  unedierte  ältere  Bedaktion  des  16.  Jh. 
ist  von  A.  de  Mauide  ^^)  für  die  Zustände  einer  noch  früheren  Zeit  (ob  überall 
mit  Recht?)  benutzt;  einAnhang^^)  enthält  aus  Carpentras  eine  Liste  von 
83  versammelten  Personen,  worin  der  Name  Alphanderic  (n.  65,  83)  sicher- 
lich Alphandery  oder  Alphanderie  heifsen  soll.  —  G.  Saiges  verdienst- 
liches Werk  über  die  Juden  in  Languedoc^^)  ist  endlich  mit  allen  Beilagen 
und  alphabetischem  Register  erschienen.  Das  letzte  Kapitel,  Identifikation 
früher  genannter  Personen  mit  bekannten  Rabbinern,  ging  über  den  Gesichts- 
kreis des  Vf.  hinaus.  —  Zur  Kunde  der  Dokumente  sind  drei  fieifsige 
Zusammenstellungen  zu  erwähnen:  ^Zum  Codex  diplomaticus  von  Jos.  Lands- 
berger, Urkundenregesten  zur  Geschichte  der  Juden  in  FrankreichV^)  von 
1162 — 1313;    der  ^Catalogue   d'actes    relatifs  aux   juifs  pendant   le  moyen 


1)  Gasael  in  Ench.  a.  Ghnber,  27,  217;  Ghratz,  Gesch.  VIl,  411;  HB.  Vm,  126, 
wonach  Zanz,  Ges.  Schrr.  IIX,  178  sro  bericht  --  2)  Beth  Talmud,  ■.  BEJ.  lU,  411.  ~ 
3)  Koticia  de  Joena  conyenofl  quals  bena  foren  robata  en  lo  aaqaeig  j  destracioD  del  Oallj- 
nich  de  Barcel.,  La  Vea  del  Monta.  y.  23.  and  30.  Juli.  a.  EEJ.  UI,  146.  —  4)  Gni- 
datich  en  fayor  de  Sal.  Gracian  jaheu  de  Bare  (20.  Jan.  1396)  autenticad  en  lo  Begiatr. 
gratiarum  etc.,  ibid  13.  Aug.;  BEJ.  1.  c.  —  5)  TTn  testam.  hebr.  de  la  etad  med.,  Bey.  de 
Gerona,  Mars.  —  Girbal  iat  Yf  des  *Judioa  en  Gerona',  welchea  Schriftchen  (BEJ.  U,  319) 
ich  nicht  aoftreiben  kann.  —  6)  Docum.  ined.  de  Judioa  gerandenaea,  B.  de  Ger.,  Jnli-Aag. 
—■  7)  La  dato  de  Texpala.  doa  Joifa  en  Port,  BEJ.  lU.  206.  —  S)  Teachaboth  Chachme 
Zarfat  we-Loter.  B^ponaea  faita  par  de  c^lftbrea  rabina  (aic!)  fran^.  et  lorr.  da  XI  et  XII  a., 
pnbl.  d'aprte  an  macr.  et  accomp.  d'an  Comment  et  d'ane  pr6f.  p.  JoSl  Mo  eil  er.  Yienne, 
XL  S.  u.  61  Bl.  3  £n.  S.  Ad.  Neabaaera  Beaprech.  BEJ.  lU,  16.i  —  9)  Annoaire  de 
la  Soc  dea  Et  joiyea.  I.  Paria,  281  S.  Vgl.  Jahreaber.  II,  1,  63'<>;  lU,  1,  69.  —  Aafaar- 
dem  enthält  der  Annnaire  noch  folg.  Artikel:  S.  1  —  73:  Jamea  Darmeateter,  Joaeph 
Salvador,  eine  biogr.  Sldzse  yon  Leben  und  Schriften  dea  bekannten  Schriftatellera,  nach  einer 
Schrift  vom  Neffen  deaaelben  (Gabr.  Salvador,  *Joa.  Salvador,  sa  vie,  aea  oeayrea  et  aea 
critiquea*.  Paria,  1881.  639  S.)  —  S.  75-112:  Abr.  Cahen:  B^lemente  aomptaairea  de  la 
communauie  juiye  de  Metz  ä  la  fin  du  XVII.  aiMe;  S.  277 — 81 :  ^Statuta  de  laSod^t^  dea  Etadea 
juives'.  —  10)  Ja.  Loeb,  Statuta  dea  juifa  d'Avignon  (1779).  Yeraaillea.  111  8.  —  Hirtiel 
Lcvy,  mort  martyr  (Justizmord)  &  Colmaren  1754.  Yeraailles.  39  S.  -  11)  S.  2.  *Eacamot' mafa 
berichtigt  worden  in  Ascamot  (-:  Haskamot,  Übereinkünfte).  —  12)  S.  Jahresber.  II,  1,  64^.  — 
1:^)  Hiat  de  deux  Manifestes  faits  k  Carpentr.  en  1669/70  et  1678/79,  1.  r.  S.  97.  —  14)  Loa 
Juifs  de  Languedoc  ant^rieurement  aux  XIY  s.  Lei.-8.  Par.  388  S.  (Für  die  Mitglieder 
(1.  Soc.  dea  &t  j.  zu  ermäfa.  Preise.)     Vgl.  Jahreaber.  II,  1,  63  f.    -    15)   HB.  S.  106—9 

Hittorisclie  Jahresbericht«,    ibttl.    1.  & 


1,34  ni.   M.  Steiniclmaidar: 

dge'  96  Nnmmem  (1183—1300)  von  UL  Robert  *)  und  der  ^Gatalogae  des 
Docoments  da  Träsor  des  cbartes  relatife  anx  jnifs  sous  le  rögne  de  Philippe 
le  bei'  (104  Nummem,  1288—1314)  von  Sim.  Lace.')  Letztere  Znsammeii- 
stellang  ist  sehr  lehrreich;  wir  bedauern  aas  Mangel  an  Raam  nicht  in 
Einzelheiten  eingehen  za  können,  doch  möchten  wir  wissen,  was  S.  26  n.  X.: 
'Belle,  la  maitresse  (Lehrerin?)  des  jaiüs'  bedeutet  —  Sonst  ist  eine  Anzahl 
einzelner  Themen  behandelt.  So  von  H.  Grofs  Melr  b.  Simon.')  Meir  (am 
1245)  hielt  öffentliche  Disputationen,  z.  B.  in  Capestang,  disputierte  mit  dem 
Erzbischof  v.  Narbonne,  dessen  Namen  6r.  (S.  299,  444)  Guillem  L  de  la 
Broa  liest;  das  demselben  gespendete  Lob  pabt  (nach  S.  300)  auf  Petras 
Amelii.  Meü*  hatte  die  Absicht,  eine  Beschwerdeschrift  gegen  die  neuen 
Steuern  an  den  König  zu  richten;  er  erwähnt  die  Anleihen  desselben  (S.  297). 
In  den  Erläuterungen  zu  den  hebräischen  Auszügen  beleuchtet  Gr.  (S.  445  ff.) 
die  in  der  Person  yariierenden  Angaben,  dafe  ein  König  durch  das  ihm  an- 
gebotene Bofs  eines  Juden  gerettet  worden.  Der  letzte  Abschnitt  des  Auf- 
satzes gehört  indirekt  zur  Kulturgeschichte;  es  handelt  sich  um  den  Yf.  des 
Buches  'Bahir,^  worin  wahrscheinlich  zuerst  die  neue  Theosophie  (Kabbala), 
die  Lehre  von  den  sog.  Sephirot  (Emanationen)  sich  kund  giebt;  nach  Gr. 
wäre  der  Yf.  etwas  jünger  als  man  bisher  angenommen  hat,  was  nicht  un- 
bedenklich ist.  DaÜB  die  'Kabbala'  des  Chasid  (S.  451)  das  historische 
Schriftchen  des  Abraham  b.  Dayid  bezeichnen  soll,  ist  nicht  sicher.  —  Is. 
Loeb^)  giebt  die  35  auf  die  Talmud-Kontroverse  von  1240  bezOglichen 
Artikel  lateinisch  mit  Übersetzung.  Auch  Zadok  Kahns  verwandte  '£tude 
sur  le  livre  de  Joseph  le  Zdlateur'  etc.  ist  zum  Abschlufs  gelangt;^)  eine 
vollständige  Ausgabe  des  Buches  ist  beabsichtigt;  S.  15  giebt  ein  Yerzeichnis 
der  erwähnten  Städtenamen.  —  Über  das  Autodafe  von  Troyes  (24.  April 
1288)  hat  Ars^ne  Darmsteter^  einen  froheren  Artikel  umgearbeitet;  er 
teilt  hebräische  und  französische  Yerse  nach  einer  Hds.  im  Yaükan  mit.  — 
Ul.  Bobert  'Donation  du  cimeti^re  des  Juifs  de  Dijon  ä  Tabbaye  de  la 
Bussi^re'^  datiert  1331.  —  Auf  Metz  und  Strafsburg  bezügliche  Notizen 
nennen  wir  unter  Deutschland. 

Holland  ist  kaum  bertlhrt  worden;^)  doch  ist  die  'Familie  Belinfante' 
behandelt.*) 

Auch  England  bietet  nur  zwei  mir  unzugängliche  Aufeätze:  einen 
Sonderabdruck  über  die  Juden  in  Lincoln^")  und  einen  Artikel  über  die 
Juden  in  York.^^) 

Zur  Geschichte  der  Juden  in  Deutschland  ^*)  im  allgemeinen  sind  uns  für 
die  Zeit   der  Kreuzzüge   neue  Quellen    eröffiiet    in   den   sog.  Memorbüchern 


1)  BSJ.  m,  211-84.  —  2)  BEJ.  n,  15—78.  —  3)  M.  b.  Sim.  n.  8.  [inedierte] 
Sehrift  MUchemet  Muwa,  Analekten.  MQWJ.  S.  295—805,  444—52,  554—69.  —  4)  La 
ooBtrörene  de  1240  snr  le  T&lm.,  BEJ.  II,  248—70.  III,  39—57  (Forts,  n.  Schi.)  — 
5)  BBJ.  in,  1-38.  —  S.  13  A.  1.  u.  6  aind  ongenaa.  —  6)  BEJ.  U,  199—247.  — 
7)  BEJ.  m.  128—25.  —  8)  E.  Notiz  ttb.  AmsterdAm  s.  a.  S.  SS^.  —  9)  In*.  Niewabode 
(Woehenbl.)  n.  40.  —  10)  Ad.  Jellinek,  Kontres  ha-Mekonen.  Mftrtyrer-  a.  Hemorbuch. 
Yeneichn.  d.  Mürtyrergemeinden  aaa  den  Jj.  1096  o.  1849,  daa  alte  Hemorbncli  d.  Deutaer 
Gemeinde  ▼.  1581—1784  nebst  Ansztlgen  aus  den  neaen  t.  1786 — 1816.  Kach  Hdss.  au 
Deata,  Cob).,  Dfisseld.  u.  Yenailles.  Wien;  YII,  73  S.  Ygl.  HB.  S.  91.  Einige  Stildtenamen 
sind  berichtigt  in  BEJ.  m,  288.  —  D.  Da  Tis,  The  mediaer.  Jews  of  liincoln;  24  S.  Aus 
The  Archeol.  Jonm.  (London).  —  Inh.  BEJ.  HI,  290.  —  11)  The  Jews  of  York,  Jew.  Chro- 
nicle  n.  648.  —  12)  Über  dio  Juden  in  Hessen,  Braunschw.  u.  in  der  Oberlausita  s. 
die  Anfsütae  v.  Nenber,  Jacobs  u.   Knothe  u.   Abt.  H,  118*,  129*-«. 


IWaeha  Geachichte  von  dar  Zentoning  Jenualams  Ins  tax  Gegenwart  1^35 

dordi  Jellinek  und  Lowe.^)  Die  Schrift  des  enteren  ist  bereits  benutzt 
io  dem  ^Inventaire'  des  Qül  Riant,*)  wo  S.  110  das  Datum  der  Ver- 
folgungen am  Rhein  (Febr.  1096)  berichtigt  wird.  Eine  Dissertation  aber 
den  schwarzen  Tod')  behandelt  auch  die  Judenverfolgungen  . des  J.  1849. 
'Texte  aus  Josselmans  n^pon  'D,  über  Leiden,  welche  durch  Denun- 
danten  (getaufte  Juden)  an  verschiedenen  Orten  entstanden,  giebt  Ad. 
Neabauer  aus  der  Bodleyanischen  Hds.^)  Der  Vf.  jener  in  Regensburg 
1546  verfsJsten  Schrift  ist  Gegenstand  des  hLstorischen  Romans  von  Dr.  Leh- 
mann, 'Rabbi  Joselman  aus  Rosheim';^)  er  wird  als  'Befehlshaber  und  Re- 
gierer' der  Jaden  bezeichnet.  Biographische  Daten  Aber  iha  sammelte  Is. 
Loeb.*;  Die  Herausgabe  seiner  Schrift  ist  in  Aussicht  genommen.  Ein 
ofißdelles  Gutachten  aus  dem  J.  1696  seitens  der  juridischen  Fakultät  zu 
Nürnberg  erlaubt  den  Christen,  den  Juden  am  Sonnabend  Dienste  zu  ver- 
richten. ^) 

Der  'Versuch  einer  ostfriesischen  Judenhetze  im  J.  1658'  bestand 
in  der  Denunziation  eines  getauften  Juden  von  einem  Christenmord,  wogegen 
die  Juden  von  Aurich  eine  Denkschrift  einreichten  und  der  Fttrst  die  Be- 
schuldigung als  Verleumdung  anerkannte.  Die  Angabe  der  Quelle  für  die 
mitgeteilten  Aktenst&cke  wird  vermifst.^)  —  Eine  gute  Sammlung  der  gegen- 
wtrtigen  Jadengesetze  in  Preulsen  ist  auch  für  die  Geschichte  nicht  wert- 
los.*) ürkondenregesten  zur  Geschichte  der  Juden  unter  den  Markgrafen 
T.  BrandenboTg  (1294-^1516)  giebt  Jos.  Landsberger. ^<')  —  Deutschland 
gehörte,  trotz  längeren  Aufenthalts  in  England  (1825 — 44),  der  Komponist 
Ignaz  Moscheies  an  (geb.  in  Prag  1794,  t  in  Leipzig  1870),  dem  Ferd. 
Hiller^^)  eine  Studie  widmete. 

Artikel  über  einzelne  Städte  kOnnen  wir  nur  kurz  aufzählen.  In 
Berlin^')  ond Breslau^*)  erschienen  Jubiläumschriften;  Dyhrenfurth^^)  ist 
mit  einer  Monographie  bedacht,  in  welcher  manches  zu  berichtigen  wäre;  ^zur 
Geschichte  d6r  Juden  in  Frankfurt  a.  M.  (die  Tfirkensteuer/  von  G.  Wolf^^) 
bringt  u.  a.  das  Dokument  vom  24.  Juni  1340,  worin  Karl  IV.  die  Juden 
in  die  Stadt  verkauft  Auch  E.  Grotefend^^)  behandelte  die  Frankfurter 
JadenschafiL  Ausführlich  und  mit  Dokumenten  belegt  ist  die  ^Histoire  des 
joife  de  Hagenau  sous  la  domination  allemande'  von  Elin  Scheid '7),  mit 
Abbildung  einer  Synagogeninschrift  vom  J.  1492.  Die  Geschichte  der 
Synagoge  behandelt  derselbe. ^^)    Die  Fortsetzung  von  Em.  Davids  ^Origine 


1)  The  memorbook  of  Kfimberg.  The  name»  of  the  Jewa  nuurtyred  in  that  citj  in  the 
Year  5109 — 1439  A.  D.  From  the  oniqaet  macr.  in  the  Uniy.  Library  Cambridge.  Lond. 
29  8.  Sep.  mam  Jew.  Chron.  No.  633—7  Zu  BEJ.  U,  320  s.  die  Beriohtignng  IH,  297; 
Tg^  HB.  S.  101.  —  2)  Inyontaire  crit  de*  lettre»  hiat  de*  croiaades.  1880.  S.  BEJ.  11, 
U5  o.  Jahz«0ber.  HI,  2,  23S>  _  3)  R.  Höniger,  a.  o.  Abt.  II,  66*  —  4)  Letterbode 
\1,  137.  —  5)  Frankf.  a.  M.  1879/80.  —  6)  Babbi  Joaelm.  de  Boah.,  BEJ.  lU,  271—77. 
—  7)  AUg.  Ztg.  d.  Jadent  n.  11.—  S)  Jttd.  Volkabl.  n.  39.  —  9)  C.  Zander,  Handbuch, 
enthaltend  die  a&mtlichen  Beatimmnngen  über  d.  Verhältniaae  d.  Jaden  im  (alt-)  preab. 
Staate.  Leipx^  XX,  124  S.  2,40  Mk.  —  10)  HB.  S.  22—26;  a.  o.  S.  23.  —  11)  DBdech. 
VII,  H.  11.  —  12)  Jnbilänmaachr.  d.  Alter- Veraorgongaanatalt  d  jttd.  Gemeinde  in  Berl.  i. 
Feier  ihre«  50jihr.  Beatehena.  Berl.  1879.  52  S.  4.  —  13)  M.  Brann,  Geach.  d.  Ge- 
»dlaeh.  d.  Brftder.  Festachr.  s.  Sakularfeier  am  21.  Mars  1880.  Breal.  82  S.  —  14)  M.  Grttn- 
wAia,  Z.  GeMh.  d.  jOd.  Gemeinde  Dyhrenf.  Breal.,  Selbatrerl.  (Vf.  iat  gegenwärtig  Babb.  in 
t'^iorar,  Kroatien).  47  S.  Sep.  aas  Liebermanna  Jb.  znm  Yolkakal.  f.  1882.  Brieg.  S.  57 
—103.  —  15)  Pop.-wiaa.  Monatabi.  (Frankf.  a.  M.)  —  16)  S.  u.  Abt  11,  S.  100  Anm.  1.  — 
17)  REJ.  IL,  73—92;  III,  58-74  (noch  nicht  beend.)  —  18)  £1  Scheid  in  Uniyera 
un4L  B.  22  0.  Jg.  37.  n.  2. 


1,36  m*   H.  Stainielindider. 

des  commanaatte  de  Hamburg  et  d'Amsterdam' ')  war  hier  nicht  aofiEotreiben. 
Einiges  erfahren  wir  auch  über  Juden  in  HombnrgJ)  Das  'Koblenzer 
(Coblenzer)  Memorbach'  (seit  1616)  beschreibt  Lewin')  and  berichtet  Aber 
'Eine  Familie  von  Ärzten'  (1660—1804)  daselbst*)  Über  Metz  bringen 
französische  Zeitschriften  verschiedenes:  'Enseignement  obligatoire  Mict6  par 
la  communant^  isra61.  de  Metz'  (1689)  von  Ab.  Cahen;^)  Aaszttge  aus 
Chaberts  'Metz  ancien  et  moderne';^)  ein  Dokument  v.  J.  1737  liefert 
wieder  A.  Cahen.^)  Die  Friedhofe  bespricht  £.  Lambert^  Die  Geschichte 
der  Juden  in  Prag  behandelt  hebräisch  D.  Hoffmann;^)  eine  alteStrafs- 
burger  Grabschrüt  wieder  £.  Lambert^^  Ehrmann  giebt  eine  'Ge- 
schichte der  Juden  in  Trier*; ^^)  'das  Trierer  Memorbuch^  vonLewin^*)  um- 
schreibt die  darin  genannten  Ortsnamen.  Ein  Schreiben  der  Gemeinde  zu 
Wien  vom  J.  1670  an  die  venezianische  um  Beihilfe  zu  den  aufserordent- 
liehen  Lasten,  welches  M.  Soave  im  'Vessillo'  italienisch  abersetzt  hat,  teilt 
A.  Berliner  ^3)  in  hebräischem  Original  mit.  Der  unterzeichnete  Arzt  Jehuda 
Winkler  wird  ohne  Familiennamen  in  Wol&  Bibl.  hebr.  (L  454,  775)  als 
Verf.  eines  zugleich  deutschen  und  hebräischen  Hochzeitsgedichts  genannt. 
^Samuel  Oppenheimer*  ist  ein  Wiener  Banquier  aus  jener  Zeit,  welcher  in 
neuerer  Zeit  in  verschiedenen  Schriften  genannt  ist^^) 

Zum  erstenmal  überschreiten  wir  den  Ocean;  denn  nach  Amerika 
wandert,  wie  viele  Juden,  auch  ihre  Geschichte.  'Les  jui&  de  la  Martinique 
au  XVII.  si^e'  von  Ab.  Gaben  ^^)  ist  mit  Dokumenten  belegt  —  Zum 
Schlub  noch  eine  sonderbare  Erscheinung:  eine  spanische  Schrift  eines 
Amsterdamer  Gelehrten  ^^)  Aber  den  Ursprung  der  Amerikaner  (ursprunglich 
mit  der  Tendenz  verfafst,  die  russischen  Juden  aber  die  gro&e  Kalamität 
V.  1648  zu  trösten  und  den  Juden  Eingang  in  England  zu  verschaffen),^^)  ist 
von  einem  christlichen  Gelehrten  in  Madrid  neu  herausgegeben,  in  der 
Tendenz,  den  deutschen  Antisemiten  eine  Lektion  in  Toleranz  zu  geben. 


1)  Arch.  Im^l.  (Ftru)  n.  11—19;  b.  BBJ.  IU,  S19.  —  2)  InmeL  WoehenMhr. 
(Magdeb.)  n.  10;  s.  fiEJ.  III,  880.  —  3)  Jüd.  LBl.  n.  28.  —  4)  Ibid.  n.  88.  —  5)  BSJ.  U, 
808—5.  —  6)  Arch.  iMmhl  n.  19  ff.  —  7)  Le  noble  et  le  Jnif  prdtear  d'argent,  REJ.  HI, 
126  f.  —  8)  UniT.  iv.  n.  15,  18.  —  9)  Mitggid  MiMhne.  n.  18  ff.  —  10)  Univ.  i».  n.  6; 
BBJ.  m,  807.  —  11)  Unelit  n.  84  ff.  —  12)  Jfld.  LBl.  n.  40  f.  —  13)  Hamdaber  (o. 
S.  28«)  S.  65.  —  14)  A.  Däuser.  Imel.  Reichibote  n.  40—44.  —  15)  B£J.  S.  98— 
114.  —  16)  Menasseh  b  Israel  httyan  nipO:  eito  et  Eaperanca  de  Israel.  Beimpreaa.  del 
libro:  sobre  el  origen  de  los  Americanoe  pabl.  en  Amaterdam  5410  (1650)  con  im  preamb. 
y  el  retrato  y  la  biograph.  del  antor  p.  Santago  Peres  Janquer a.  Madrid,  XXXYII,  126 
S.    4.    6  Frs.  —  17)  S.  meine  Ani.  DLZ.  1888,  S.  272. 


Indien. 


1,37 


IV. 

J.  Klati 

Indien. 

ilbweichend  von  iinBeni  Berichten  in  den  ersten  drei  Jahrgängen  ge- 
denken wir  uns  diesmal  anf  die  eigentlich  historischen  Werke  zn  beschränken, 
anter  JLnsscbeidang  der  Text- Publikationen  nnd  -(Tbersetznngen  und  tlber- 
bmpt  aller  Schriften,  welche  mehr  philologisches  Interesse  haben.  Die  letz- 
teren sind  zu  finden  im  'Wissenschaftlichen  Jahresbericht  Aber  die  morgen- 
lindiachen  Stadien  im  J.  1881/ 1) 

IHe  Frage  nach  der  Urheimat  der  arischen  Inder  und  der  stamm- 
Yoirandten  Völker  scheint  mit  dem  vorhandenen  ethnographischen  nnd  lin- 
gmstiscben  Material,  ohne  emente  üntersnchong  der.  Völker  nnd  Sprachen 
GentralasienB  nicht  gelöst  werden  zn  können.  £in  kritischer  Versuch  über  die 
bisher  aufgestellten  Theorieen*)  wendet  sich  besonders  gegen  die  Ansicht 
Rhodes,  die  von  Pi6trement  erneuert  worden  ist,')  daÜB  das  erste  Kapitel 
des  Yen^däd  eine  Beschreibung  der  Wanderungen  der  Arier  enthalte.  Auch 
die  Meinung,  dals  die  Heimat  dey  Arier  in  Osteuropa  liege,  welche  von  nam- 
haften Gelehrten  verteidigt  wird  und  neuerdings  wieder  von  ethnographischer 
Seite  ^^^  besprochen  worden  ist,  könne  nicht  aufrecht  erhalten  werden,  die 
naeisten  GrOnde  sprächen  vielmehr  fflr  das  Hochland  im  Nordwesten  des 
Hindukusch. 

Ein  Werk,  dessen  nächster  Zweck  die  Darstellung  der  heutigen  Ver- 
hältnisse Indiens  ist,  welches  aber  auch  far  dpn  Altertumsforscher  nicht  zu 
entbehren  sein  wird,  ist  das  neue  geographische  Wörterbuch  des  Kaiserreichs 
Indien.*)  Dasselbe  wurde  im  Auftrage  der  indischen  Regierung  von  dem 
G^ieraldirektor   der  Statistik   fllr  Britiseh- Indien  verfafst,  auf  Omnd  der 


1)  BeiL  I.  ZDMG.  1S83,  Haft  1  n.  2,  S.  SO— 58  (590  nn.).  —  2)  J.  ran  den  Oheyn, 
Oa^am  iudo-enrop.  Le  berceaa  des  Arju.  &ade  de  gtegr.  hiit:  Prids  hiit  XXX,  133 
—56,  300—25,  366—77,  484—95,  581 — 99.    Auch  sep. :  Broxellet,  Vromont.  96  S.  fr.  2,50. 

—  YgL  D.  ia  TB.  N.  8.  U,  64;  Ac.  XX,  55:  Ch.  Michel,  Ath.  beige,  1  Dec;  A.  ▼. 
BrtinBtein,  BeT.  crit  intern.  1882,  8.  79 — 81.  —  J.  van  den  Gheyn,  ätat  aetael  des 
n^erehea  rar  Je  beroean  prinit  de  la  raoe  aryenne:  Ball,  de  la  Soc  de  g^ogr.  d'Anyers.  V, 
363—78.  —  3)  8.  Jahresber.  II,  1,  1>.  —  4)  Fligier,  Europa,  d.  Heimat  d.  Arier  u. 
Indneniopaer:  Koamoa.  Bd.  IX,  216—20.  Vgl.  o.  8.  63f  —  5)  Mm«  G16mence  Boyer,  Les  origines 
«TfeBBea:  Congxie  intern,  des  sc.  ethnogr.,  tenn  k  Paris  .  .  1878.  GB.  st6nogr.  S.  102 — 7. 
DiMaia.  8.  108—28,  Tgl.  ibid.  S.  641-58.  (Aach  sep.:  Paria,  Impr.  nat  1882.  32  S.)  — 
€)  QMrJea  Schoebei,  Origine  et  migrations  antiques  des  peaples  aryena:  ibid.  8.  618 — 23. 

—  VgL  Lea  peaplee  de  la  fam.  aryaqae  et  leort  langnes:  ibid.  8.  673 — 7;  Lliabitat  primitif 

^  Aiyena:  ibid.  S.  677 — 87.  —  7)  A.  Caataing,  Les  popalations  prAtendaea  brahmaniqaes: 

i'M.  &  623—57.    —    8)  W.  W.  Honter,  The  Imperial  Gasetteer  of  India.     In  9  Yols. 

Lffad^Trübaer.  £  S.  S  b.     Yol.  I:  XXXIII,  544.  U:  539.  IH:  567.  IV:  XIX,  716.  V:  509. 

>7:  531.  VU:  555.  VIII:  537.  IX:  XU,  478  S.    Jeder  Bd.  m.  d.  Karte:  The  Ind.  Empire. 

—  VgL  demanta    B.  Hnrkham,  Ac.  XX,  1,  3;    Ath.  27.  Aug.;    Peterm.'s  Mitth.  XXYII, 

308  t,  895;    CBL   1883,  8p.  145;   A.  Weber,  DLZ.  m,  285  f.;    H.  G.  Keene,  Calentta 

R.  LXXIV,  ?,  I — rV;    Amer.  Antiqn.  IV,  25.3:    A.  Barth,  BC.  N.  8.  XV,  241  f.    —  Ver- 

lieaBeraBgVB  «o  d.   Art.  «AUahabod'  y.  J.  D.  Bäte:  lAnt  XI,  87  f. 


1,38  rv.  j.  Kiatt: 

systematischen  ^Statistical  Snrrejs'  der  240  Distrikte,  in  welche  Britisch- 
indien zer^lt.  Von  letzteren  sind  in  den  J.  1869 — 81  etwa  100  Bände 
erschienen,  ans  denen  Hnnter  in  den  vorliegenden  9  stattlichen  Bänden 
das  Wissenswerteste  zasammeugestellt  bat.  Das  Werk,  welches  innerhalb 
weniger  Monate  gedmckt  worden  ist,  enthält  die  Geschichte  and  Beschreibung 
der  örtlichkeiten  Indiens,  mit  genauer  Angabe  der  geographischen  Länge  and 
Breite  and  mit  Darchführang  einer  einheitlichen  Orthographie  der  indischen 
Namen.  Wiederam  ein  Extrakt  des  ganzen  Werkes  ist  der  Artikel  'India' 
in  Bd.  lY  desselben,^)  der  ein  Kompendiam  der  Geschichte  and  Geographie 
Indiens  enthält  and  aach  als  besonderes  Bach  erschieoan  ist.  Noch  kürzer 
wird  der  nämliche  Stoff  in  einem  Artikel  der  'Encjdopaedia  Britannica'  be- 
handelt.') Ein  Seitenstflck  zn  dem  Honterschen  Gazetteer  ist  ein  anderes 
Ortslexikon,*)  welches  in  dem  beschränkten  Raame  eines  handlichen  Bandes 
eine  reichhaltige  and  sorgftltige  geographisch-statistische  Beschreibang  Indiens 
darbietet  and  bezüglich  der  kartographischen  Aasstattang  den  ^Imperial 
Gazetteer*  übertrifft,  da  letzterer  nar  eine  jedem  Bande  beigeftigte  Übersichts- 
karte von  ganz  Indien  enthält,  während  hier  jede  Provinz  eine  besondere 
grOfsere  Karte  hat.  Ein  Yersach  über  die  alte  Geographie  Indiens,  der  sich 
in  der  Vorrede  eines  Sanskrit-WOrterbaches  befindet,^)  nntemimmt,  die  in 
der  indischen  Litteratar,  namentlich  im  Mahäbh&rata  and  R&ml^ana  vor- 
kommenden geographischen  Namen  za  identifizieren,  woran  sich  ein  Verzeich- 
nis indischer  geographischer  Namen  mit  ihrer  Sanskrit-Originalform  anschliefst. 
In  Form  eines  Baches,  z.  t  amgearbeitet,  erscheinen  21  Essays  über  ver- 
schiedene Stoffe  der  indischen  Altertnmskande,  die  sämtlich  schon  früher  ver- 
öffentlicht waren.  B)  Der  Vf.  eines  ähnlich  betitelten  Werkes*)  zeigt  sich  an- 
geblich ^gat  orientiert  im  Yeda,  wie  in  der  earopäischen  Litteratar  darüber*. 
Von  S.  Lefmanns^  Werk  ist  die  Fortsetzang  erschienen  and  von  J.  Tal- 


1)  Bd.  XV,  129—644.  (Auch  sep.  a.  d.  T.:  W.  W.  Hanter,  The  Ind.  Empire:  its 
Hill.,  People,  and  Prodncts.  Lond.,  Trttbner,  1882.  568  S.  1  Karte.  16  s.  (Trfibner's  Orient 
Seriea.)  —  Vgl.  Atib.  22.  Apr.  1882;  Edinb.  R.  GL  VI,  61.  —  2)  W.  W.  Hnnter,  India: 
Eneyd.  Brit  9  Ed.  XB,  781 — 812.  —  3)  Fred.  San  eis,  Index  Geograph.  Indicos  being  a 
List,  aiphabet  arranged,  of  ihe  Principal  Plaoes  in  Her  Imp.  Maj.  Ind.  Empire  .  .  .  With 
Kaps.  Lond.,  Stanford;  Galc,  Newman.  201,  CXn  S.  gr.  8^  21  ■.  —  Vgl.  Galc  &.  LXXII, 
2,  m;  Afh.  6.  Aug.;  Jas.  S.  Gotton,  Ac  XX,  234;  Peterm-'s  Mitth.  XXVn,  309.  — 
4)  Annndoram  Borooah,  A  Practical  Engl.-Sanskr.  Dictionary.  Vol.  IIL  P  to  Z.  Witib  a 
Pre&t  Essay  on  the  Anc.  Qeography  of  Ind.  Galc.  —  Vgl.  Jahresber.  d.  DMG.  1881,  8.  22, 
n.  16.  —  5)  R4jendral41a  liitra,  Indo-Aryans:  Gontribations  tnwards  the  Elncidat  of 
their  Anc.  and  Mediaer.  Hist  In  2  Vols.  Lond.,  Stanford;  Galc,  Newman.  Vol.  I:  XI,  443, 
XVIII;  H:  YI,  478,  XXVI  S.  30  s.  —  Gontents:  1.  Origin  of  Ind.  Artihitectnre.  2.  Prin- 
oiples  of  Ind.  Temple  Architectore.  8.  Ind.  Scalptare.  4.  Dress  and  Ornament  in  Anc.  Ind. 
5.  Fnmitore,  Domestic  Utensils,  Mnsical  Instruments,  Arms,  Horses  and  Gars  in  A.  I.  6.  Beef 
in  A.  I.  7.  Spirit  Drinks  in  A.  I.  8.  A  Picnic  in  A.  I.  9.  An  Imper.  Goronation  in  A.  I. 
10.  On  Homaa  Sacrifices  in  A.  I.  11.  Funer.  Geremony  in  A.  I.  12.  Ön  the  snpposed  Iden- 
tity  of  the  Greeks  with  the  Tavanas  of  the  Sanikr.  Writers.  13.  On  the  PAla  and  the  Sena 
D^tiee  of  Bengal.  (S.  Jahresber.  II,  1,  22«.)  14.  On  the  Pecnliarities  of  the  Githi  Dialect 
16.  On  the  Bishya  of  the  Aitareya  Br&hmana.  16.  On  the  Origin  of  the  Hindi  Langnage 
and  its  BeUt  to  'the  Urdo  Dial.  17.  Vestiges  of  the  Kings  of  Gwalior.  18.  Bhoja  lUjd  of 
Dh4r  and  bis  Homonyms.  19.  Early  Life  of  A^ka  (s.  Jahresb.  II,  1,  13*).  20.  The  Primit 
Aryans.  21.  Origin  of  the  Sanskr.  Alphabet.  No.  1—6  aus  «Antiquities  of  Orissa*  (Jahres- 
ber. III,  1,  311*);  6_i8  1^0.  JASB.;  19  n.  21  ans  PASB.;  20  aus  Galc  B.  —  Vgl.  Galc  B. 
LXXIV,  1,  S.  V— VH;  Jas.  S.  Gotton,  Ac  XXI,  247.  —  6)  Bama  Ghandra  Ghosha, 
The  Indo-Aryans,  tibeir  Hist,  Greed,  and  Pnustice.  Galc,  Baneiji.  176  S.  12^  Bs.  2.  —  Vgl. 
A.  Weber,  DLZ.  II,  1676  —  7)  Gesch.  d.  alt  Indiens.  S.  129—266  M.  eingedr.  Holaschn. 
n.  6  Holaschntaf.  Berl.,  Giote.  M.  3.  (Onckens  Allg.  GeMsh.  in  BinseUarstellgn.  Abth.  42.) 


Indien.  1,39 

boys  Wheelers^)  Geschichte  Indiens  der  Schlnfsband,  welcher  die  Geschichte 
des  Anrangzeb  (1658 — 1707)  und  den  Niedergang  der  mongolischen  Kaiser 
(1707— 61)  behandelt  In  demselben  ist  die  Ansnntznng  der  occidentalischen 
Quellen,  namentlich  der  Reiseberichte  und  der  offiziellen  Dokumente  von 
Wert,  während  dem  Bache  sonst  nicht  viel  Lobendes  nachgesagt  wird.  Ein 
anderes  Buch  desselben  Vf.,')  welches  eigentlich  für  Schalen  bestimmt  ist, 
enthält  AaszQge  aas  dem  indischen  Epos  and  eine  kurze  Geschichte  Indiens 
von  der  muhammedanischen  Invasion  im  10.  Jh.  bis  zur  Gegenwart.  Ein  in 
elegantem  Stile  geschriebenes  Werk  ist  die  Geschichte  der  ältesten  Zeit  des 
indischen  Volkes  von  Marius  Fontane,')  der  es  auch  verstanden  hat,  die 
bei  den  Nichtorientalisten  üblichen  Fehler  grofsenteils  zu  vermeiden.  Der- 
selbe^) zieht  eine  historische  Parallele  zwischen  den  Ariern  Indiens  nach  den 
Liedern  des  l^igveda  und  den  Eraniem  nach  dem  Avesta.  In  einem  Hand- 
buch der  indischen  G^eschichte  ftbr  das  englische  Publikum^)  wird  grade  der 
historische  Teil  als  ungenügend,  die  Schilderung  der  gegenwärtigen  Verhält- 
nisse als  geglückt  bezeichnet.  Nur  der  Vollständigkeit  wegen  erwähnen  wir 
verschiedene  Handbücher  der  indischen  Geschichte,  die  in  Indien  in  eng- 
lischer,«-') Uriija-,»)  ürdu-,*-ii)  Tamil- 1«)  und  Malajalam  -  Sprache  ")  er- 
schienen; keines  von  ihnen  enthält  wohl  selbständige  wissenschaftliche  Unter- 
suchungen. Das  im  vorigen  Jahr  begonnene  historische  Wörterbuch  Indiens  i^) 
ist  fortgesetzt  worden.  Ein  von  der  asiatischen  Gesellschaft  von  Bengalen 
herausgegebenes  biographisches  Wörterbuchs^)  ist  ein  sorgftltig  gearbeitetes 
und  praktisch  eingerichtetes  Nachschlagewerk  der  historischen  und  litterarischen 
Persönlichkeiten  des  Orients,  d.  h.  des  muhammedanischen  Orients,  besonders 
Indiens,  in  welchem  die  orientalischen  Eigennamen  nicht  nur  in  lateinischer, 
sondern  auch  in  arabischer  Schrift  wiedergegeben  sind.     Der  Vf.  der  'Lin- 


1)  The  Hut  of  Indxt  from  the  Eurliatt  Ages.  Vol.  IT.  Pt  IL  Moghal  Empire  — 
Annngseb.  Lcmd.,  Trttbner.  XXVII,  821—600.  1  Karte.  18  t.  —  Vgl.  Jas.  8.  Cotton, 
Ac  XIX,  816;  Unt  X,  184;  Cala  E.  LXXIU,  1,  I— V;  E.,  DLZ.  H,  1478—80.  — 
2)  Talea  from  Ind.  Hiat:  being  the  Amiala  of  India  retold  in  KarraÜTea.  Lond.,  Thaeker. 
273  8.  12«.  5  i.  —  Ygl.  Ath.  1.  Okt;  Jahzeaber.  d.  DKG.  1881.  S.  28.  n  67.  —  3)  Hiat 
imiTen.  T.  L  lade  VMiqoe  (de  1800  k  800  ar.  J.-G.).  Paria,  Lemerre.  Vn,  482  S.  2  Kart 
fr.  7,50.  —  Vgl.  Alb.  Cbabrier,  SPL.  m  8^.  I,  21—4;  A.  Lepitre,  BnlL  crit  I, 
440—2.  —  4)  Aryaa  et  Iranieni:  Noqt.  B.  XI,  294-319.  Aach  is  d.  <Hisi  nnlTera.'  (a. 
vor.  Anm.)  T.  IL  (Lea  Iramena).  8.  835—72.  —  5)  Boper  Lethbridge,  A  Short  Maanal 
of  the  Hiat  of  Ind.;  with  an  Acooimt  of  Ind.  aa  it  ia  .  .  .  With  Kapa.  Lond.,  Macmillaa. 
380  8.  5  8.  —  Vgl.  Ac  XIX,  150—1.  —  6)  Mra.  L.  Handy  aide,  Hiat  of  Ind.  9.  Ed. 
Madraa,  Vepery,  C.  K.  8.  PreM.  175  8.  8  a.  —  7)  A.  K.  Kriahnaiyar,  A  General  Sketch 
of  Ind.  Hiat  Madraa,  Addiaon.  132  8.  12  a.  —  8)  Haria  Chandra  Sark&r  and  Bho- 
Undth  De.  Bhiratbanwr  Itihia  (Hiat  of  Ind.).  Balaaore,  De'a  Ufkal  Preaa.  154  8.  12^ 
8  a.  —  9)  Mnraqqa-i-jahin  nomd  hiaaa-i-dainim.  ( A  acrape  book  ahewing  the  oniTerse,  Part 
U.)  Dehli,  Moir  PMaa.  254  8.  4^  Ba.  7.  [Brief  sketchea  of  the  U?ea  of  the  Bulen  of  Ind.] 
—  10)  Mohammad  Zaka-nl-la,  Tarikh-i-Hinduatän.  (Hiat  of  Ind.,  P.  L)  Dehli,  Morta- 
eawi  Presa  1880.  102  8.  lith.  4  a.  —  11)  Jdnaki  N&th,  Hindoatin  ki  Tawirfkh.  (Hiat 
of  Ind.,  P.  IIL)  Ajmere,  printed  Benarea.  50  8.  Lith.  —  12)  H.  Morria,  Hiat  of  Ind. 
P.  L  Madraa,  C.  K.  8.  Pteaa.  214  8.  8  a.  —  Vgl.  Jahreaber.  III,  1,  3>.  —  13)  P.  0.  Pot- 
ham,  Hiat  of  Ind.  P.  L  Calicnt,  Yidya  Vilaaam  Preaa  1880.  136  8.  12  a.  —  Daaaelbe, 
Maagalore.  140  8.8  a.  —  14)  Baghnn&th  Bh&akar  Godbole,  Hindnathinichi  Anr&chin 
Koaha.  (Hiat  Dietion.  of  Ind.,  in  Marithi.)  Vol.  IL  No.  1—8.  Poona.  4^  Lith.  Vgl.  Jahrea- 
ber.  IIL  1,  8*.  —  15)  The  Orientml  Biograph.  Dietion.  By  the  Ute  Thomaa  William  Beale 
(Anthor  of  the  Miftah-nl-Tawarikh.)  Ed.  by  the  Aa.  Soc.  of  Beng.  nnder  the  Snperintendenee 
of  Henry  George  Keene.  Gale.,  Baptiat  Miaaion  P^eia.  V,  291  8.  4^  [Trfibner:  18  a.]  — 
(Baale  t  1875.) 


1,40  TV.    J.  Klatt: 

gnifitic  and  Oriental  Essays*  ^)  hat  wieder  eine  Anzahl  Bilder  ans  dem  Leben 
des  alten  und  neuen  Indiens  veröffentlicht,^)  damnter  anch  eine  Geschieht« 
Rämas,  des  Königs  ASoka,  des  Religionsgründers  Nänak,  ferner  Artikel  über 
die  Religionen  Indiens,  über  die  Hindas,  über  die  Kaste.')  Der  2.  Bd.^) 
des  Katalogs  der  persischen  Handschriften  im  britischen  Maseam  enthält 
1128  Mscr.  über  Philosophie,  Astronomie,  Medizin,  Lexikographie,  Grammatik 
and  Poesie.  —  Den  auch  in  ältester  Zeit  starken  Verkehr  Indiens  mit  dem 
Westen  erweisen  die  in  andere  Sprachen  übergegangenen  Namen  indischer 
Produkte-,  die  hauptsächlichsten  Häfen  Indiens  und  Arabiens,  welche  diesen 
Verkehr  vermittelten,  werden  von  E.  Behatsek^)  ans  der  alten  Litteratur 
zusammengestellt  —  Der  erste  Grieche,  der  ein  besonderes  Werk  über  Indien 
schrieb,  war  Ktesias,  dessen  7ydtxa  jedoch  ebenso  wie  seine  übrigen  Werke 
verloren  sind.  Vorhanden  ist  nur  der  Auszug  des  Photios  und  Fragmente 
bei  Aelian  und  anderen  Schriftstellern.  Sowohl  der  Auszug  als  auch  die 
Fragmente  werden  von  J.  W.  McCrindle^)  übersetzt,  dazu  der  Abschnitt 
in  Lasseus  indischer  Altertumskunde,  welcher  über  Ktesias'  Indica  handelt. 

Die  Geschichte  der  indischen  Religionen  bildet  einen  wesent- 
lichen Bestandteil  in  Max  Müllers  'Essays'  und  'Selected  Essays'.  Bd.  II. 
der  Essays^  ist  in  der  neuen  Auflage  um  eine  erhebliche  Reihe  von  Auf- 
sätzen vermehrt:  er  enthält  23  Aufsätze  gegen  12  der  ersten  Ausgabe.  Die 
'Selected  Essays',^)  deren  Bd.  H  fast  ausschliefslich  der  indischen  Religion, 
Kultur  und  Litteratur  gewidmet  ist,  geben  eine  Auswahl  aus  den  'Chips  from 
a  German  Workshop'  mit  einigen  Ergänzungen  und  2  neuen  Essays,  deren 
einer  die  in  Japan  entdeckten  Sanskrit- Hdss.  betrifft.^)  Einer  der  Haupt- 
gegner Müllers  ist  W.  D.  Whitney, ^^)  welcher  in  einem  kurzen,  aber  durch 
Klarheit  und  Nüchternheit  ausgezeichneten  Artikel  M.s  Ansicht  bestreitet, 
dafs  man  neben  den  monotheistischen  und  polytheistischen  Religionen  noch 
eine  dritte  Klasse,  die  henotheistische  (welche  zu  gewissen  Zeiten  einen  ein- 
zelnen Gott  als  den  einzigen  verehre)  annehmen  müsse.  Die  betreffenden 
Stellen  der  vedischen  Lieder  lassen  sich  nach  seiner  Meinung  ohne  Schwie- 
rigkeit als  eine  natürliche,  in  der  Glut  der  Andacht  begangene  Übertreibung 
erklären.     Die  Vorlesungen  von  John  Caird^^)   enthalten  nach  A.   Barths 


1)  8.  Jahzeaber.  lU,  1,  3«.  —  2)  B.  N.  Gast,  Pietoree  of  Ind.  Liüe,  ikAtch.  wifh  tba 
Pen,  ^m  1852  to  1881.  Lond.,  Trttbner.  X,  346  S.  With  Map«.  7  s.  6  d.  —  Vgl.  Jas.  S. 
Gotton,  Ac  XX,  235;  A.  Barth,  BEB.  V,  248.  —  3)  Letzterer  aach  sep.,  a-a.  S.  52*.  — 
4)  Charles  Biea,  Gatal.  of  the  Fers.  ManuscriptB  in  the  Brit  Mus.  Vol.  11.  Lond.  VII  S. 
u.  S.  438-877.  4«.  :€  1.  6  s.  —  Vgl.  Jahresber.  m,  1,  3«  u-  K  Fagnan,  BG.  N.  S.  XIV, 
421 — 4.  —  5)  Emporia,  chiefly  Ports  of  Arab  and  Indian  Internat.  Commerce,  before  the 
Christ  Era.  (With  Map.):  JBBAS.  XV,  109-49.  —  6)  Anc  India  as  describ.  by  Ktes. 
Being  a  Translat  of  the  Abridgm.  of  his  Indlka  by  Fhötios  and  of  the  Fragments  of  the 
Work  preserved  in  other  Writers:  lAnt.  X,  296—308,  309—23.  Auch  sep.  u.  gl.  T.,  W^ith 
Introd.,  Notes,  and  Index.  Beprinted  (with  Additions).  Bombay,  Education  Soc.  Press,  1882. 
Vm,  104  S.  Bs.  8.  —  Vgl  Ath.  19.  Aug.  1882;  Jas.  S.  Cotton,  Ac.  XXHI,  77.  — 
7)  Essays.  Bd.  II.  Beitrr.  z.  yergleich.  Mythol.  u.  Ethologie.  Mit  aosf.  Beg.  z.  I.  u.  II.  Bde. 
2.  yerm.  Aufl.,  bes.  t.  0.  Francke.  Leipz.,  Engelmann.  666  S.  M.  10.  —  Vgl.  A.  E.,  DLZ. 
III,  1180  f.  —  S)  Sei.  Essays  on  Language,  Myth.,  and  Bei.  In  2  Vols.  Lond.,  Longmans. 
16  s.  Vol.  I:  vm,  623  S.  Vol.  H:  VI,  588  8.  1  Taf.  —  Vgl.  Ac.  XIX,  212;  Ath.  20  Aug. 
—  9)  8.  Jahresber.  VI,  1,  22".  —  10)  On  the  so-caUed  Henotheism  of  the  Veda:  PAOS. 
Okt,  S.  LXXIX— LXXXn.  Auch  lAnt  XI,  146—8.  —  Vgl.  A.  Barth,  BEB.  V,  110  f., 
1882.  —  11)  St-Giles'  Lectures.  See  Ser.  —  The  Faiths  of  the  VTorld.  Lectnres  I  and  II. 
Beligions  of  India:  Vedic  Period  —  Brahmanism,  Buddhism.  By  the  Bey.  J.  Caird.  2  Fase. 
Edinb.,  Blackwood.  (Fase.  lU:  Confucianism,  IV:  Zoroaster.)  —  Vgl.  A.  Barth,  BEB.  V^ 
243;  The  Fftiths  of  the  World:  Blackwood's  Edinb.  Mag.    GXXXI,  681—700. 


Indien.  1,41 

Urteil  weder  Wissenschaft  erster  Hand,  noch  besonders  neue  Ansichten.  Doch 
ist  dem  Vf.,    der   auTserdem  ein  in  England  hoch  angesehener  Theologe  ist, 
nacbznrOhmen,  dafs  er  die  besten  Quellen  benutzt  hat    Nichts  Näheres  wissen 
wir  über   die   2.   Auflage  eines  zuerst   1880  erschienenen  Buches  von  K.  S. 
Macdonald ^)  und   über  eine  Verteidigung  des  Christentums   seitens  eines 
za  letzterer  Religion  übergetretenen  Hindus,^)  femer  über  2  andere  Schrif- 
ten.'~*)     Nach   L.  Krumm el,^)   der  sich   besonders   an   Max  Müller   an- 
schlie£st,   ist   die    ursprüngliche  Religion  der  Arier  monotheistisch  gewesen, 
wodurch    das  Zeugnis  der  Bibel  von  den  heidnischen   Religionen    bestätigt 
werde.      Eün   schon   1876  gehaltener,  jetzt  in  einem  Sammelbande  neu  er- 
schienener Vortrag  von  Jak.  Wackernagel')  handelt  namentlich  über  den 
hrahmanischen  Kultus  unter  Vergleichung   mit  dem  Kultus  der  semitischen 
Völker,  der  Griechen,  Römer  und  alten  Germanen.     Louis  Jacolliot^)  ver- 
^eicht  ohne  jegliche  Kritik  verschiedene  indische  Götter  und  sonstige  mytho- 
logische Gegenstände  mit  denen  anderer  Mythologieen.     Gegen  JacoUiots  after- 
wissenschaltliche  Thätigkeit  im  allgemeinen  und  besonders  gegen  sein  Werk 
'La  Bible  dans  Finde*  richten  sich  zwei  Publikationen  von  C.  de  Harlez') 
und  P.  Regnaud.^)     Ein  Seitenstück  zu  JacoUiot  ist  sein  Landsmann  Sar- 
rasi,^^)  welcher  in  einem  bereits  in  2.  Aufl.  erschienenen  Buch  auch  öfter 
auf  Indien  zu  sprechen  kommt  und  u.  a.  aus  dem  Soma-Kultus  folgert,  dafs 
der  AlkohoUsmus  die  Religion  der  alten  Inder  gewesen  sei.   Nicht  näher  be- 
kannt ist  uns  eine  Abhandlung  von  de  Millou^. ^^)    —    A.  Barths  vor- 
treffliches Buch  ^*)  ist  in  einer  englischen  Ausgabe  erschienen ;  derselbe  ^')  hat 
seine  sachkundigen  und   z.  t  sehr  eingebenden  Berichte  über  die   neuesten 
Erscheinungen  auf  diesem  Gebiet  fortgesetzt. 

Wir   schliefsen   hier   einige  Schriften  zur   vergleichenden  Mytho- 
logie an.   In  der  einen  ^^)  wird  der  Sonnenlauf  als  Symbol  der  menschlichen 


1)  The  Vadic  Beug,  or  the  Creed  and  Pnctiee  of  the  Indo-Aryui«  Three  Thoiuuid  Tmts 
^a  2.  Ed.  Lond.,  Nisbet  V,  229  B,  12<».  3  s.  6  d.  —  Vgl.  Jahresber.  III,  1,  6«.  —  2)  K. 
IL  Banerjea,  The  Arian  WitnoM;  or,  the  Te«tim.  of  Arian  Scripture«  in  Corroboration  of 
BibL  Hut,  and  tbe  Badimenta  of  Christian  Doctr.;  indading  Disaertations  on  the  Origin. 
HoiBe  and  Eariy  AdTentnies  of  Indo-Arians.  XVII,  286  S.  8  s.  6  d.  Vgl.  Jahreaber.  III,  1, 
V.  —  3)  Bd.  T.  Hartman n,  On  Beligioiia  Development  in  Ind. :  Modem  Thonght  Jan.-lCira. 

—  4)  Andr.  Fleisch,  D.  Belig.  n.  Philo«,  d.  Indier  a.  ihr  Einfloas  auf  d.  Beligionen  d. 
VslkOT.  Mit  e.  natnrwias.  Betrachtong  als  Anhang.  Chnr,  Kellenberger.  fr.  2,25.  —  5)  Die 
BeligioD  d.  Arier  nach  d.  ind.  Vedas.  fPrommel  a.  Ptaff,  Vorträge.  Bd.  6.  Hft  5.  6.  S.  111 
-59.)  Heidelb.,  Winter.  M.  1.  --  Vgl.  Wolf  Baadissin,  ThLZ.  Vn,  265  f.  —  6)  Über 
d.  Urtpr.  d.  Brahmanismos.  Vortr.,  geh.  so  Basel  am  17.  Nov.  1876.  Basel,  1877,  in  ^Aas 
GMeh.,  Litterator  a.  Kanst*  Popnl.  Vortrage  v.  Gottfr.  Kinkel,  H.  Behn  -  Eschenbarg  .  .  . 
BmoI.  Scbveighaaser.  35  S.  —  Vgl.  Jahresber.  d.  DMG.  1876/7.  I,  126,  n.  356.  — 
7)   L'Otjmpe  brahm«n.  —  La  mythol.  de  Manoa.    Par.,  Marpon  et  Flammarion.   368  S.  fr.  6. 

—  8)  V6diame,  Brahmanisme  et  Ghristianisme :  La  Bible  dans  I'Inde  et  la  rie  de  Jeaeos 
Ckriatna  d'aprfta  M.  Jacolliot.  La  personnalitö  du  Christ  et  le  Dr.  Marius.  Par.,  PalmA ;  Brox., 
AlbuMl;  Oen^e,  Trembley.  lU,  304  S.  fr.  3.  —  Vgl.  Vetter,  LR.  Vm,  675  f.  —  9)  Une 
mystifieatioii  scientif.  Les  ouTiagea  de  M.  Jacolliot  sor  l'Inde  anc:  R.  lyonnaise  I,  Jan. — 
Jaai.  (Auch  sep.)  —  10)  L'orient  d^voil^.  2  M.,  revue,  oorr.  et  consid^r.  aogm.  Par.,  Leroux. 
497  S.  fr.  8.  Darin  Kap.  5,  8.  86—108:  Inde,  Kap.  26:  S.  403 — 33:  Le  bouddhisme  et  la 
Cbine.  —  11}  Aper^a  des  religions  de  linde:  R.  borde!.,  1.  Juni.  —  12)  The  Religions  of 
Ind.  Anthor.  Transl.  by  J.  Wood.  Lond.,  Trübner.  XXIV,  309  8.  (Trübner's  Orient.  Series.) 
[16  a.;  Broekhaae:  M.  19,20.]  —  Vgl.  T.  W.  Rhys  Dayids  Ac.  XXI,  66—7;  Ath.  17.  Juni 
1882;  J.  M.  M.  lAnt.  XI,  175  f.;  Calc.  R.  LXXV,  1,  XVI— XVH;  Amer.  Antiqu.  IV,  350 
—1;  AhM  de  Broglie,  Bull.  crit.  IV,  61—3.  —  Zorn  Original  Tgl.  noch:  H.  Kern,  RHR. 
l  2«1— 5,    1880;    B.   Renan,  JA.   VII  8^r.,  XVI,   20—4;    C.  P.  Tiele,   Theol.  Tijdschr. 

UV,  511—4».  IS)   A.  Barth,  Bnll.  crit.  des  religions  de  linde:  RHR.  III,  72—98.  — 

14t  0.  D.  Miller,    Solar  Symbolism  in  the  Anc.  Religions:  Amer.  Antiqn.  III,  218 — 27. 


t,42  IV-    J-  Klatt: 

Existenz  an  Osiris  in  der  ägyptischen,  an  Jama  in  der  vedischen  Religion 
gedeutet,  in  einer  andern  ^)  werden  die  Vorstellnngen  von  der  Nacht  in  der 
indischen,  ägyptischen,  rötnischen  Mythologie  verglichen,  in  einem  Vortrage') 
Aber  die  Rolle,  welche  der  Hund  in  den  mythologischen  Vorstellnngen  spielt, 
wird  auch  der  Hunde  im  ^igveda  gedacht,  insbesondere  der  beiden  S&ramejan 
und  ihrer  Beziehungen  zu  den  Gottheiten  der  Nacht  und  des  Todes,  endlich 
wird  der  Mythus  von  den  Totenhunden,  der  zuerst  im  ftigveda  erscheint, 
aus  einer  angeblich  alt-arischen  Sitte,  die  Toten  nicht  zu  begraben,  sondern 
wilden  Tieren,  besonders  wilden  Hunden  Preis  zu  geben,  erklärt*)  Aus 
einer  Vergleichung  der  kosmologischen  Vorstellungen  der  Inder,  Griechen, 
Perser  und  Skandinavier  ergiebt  sich,  dab  die  Idee  eines  Schöpfers  sich  nicht 
bei  den  arischen  Völkern  findet;  die  Materie  ist  das  erste  und  ursprClngliche, 
aus  der  die  Götter  selbst  erst  entstanden  sind>)  Der  vergleichenden  Reli- 
gionswissenschaft ist  femer  ein  in  der  Academy  wenig  empfohlenes  franzö- 
sisches^) und  ein  italienisches  Buch^  gewidmet.  —  Die  Religion  beginnt 
nach  der  Meinung  der  Einen  mit  der  Fetischverehmng  (Evolutionismus),  nach 
der  Meinung  der  Anderen  mit  dem  Monotheismus  (Degradations-Theorie)  und 
nach  einer  mittleren,  besonders  von  Max  Müller  vertretenen  Ansicht  mit  der 
Verehrung  des  Himmels  und  der  Himmelserscheinungen;  ein  auf  dem  Stand- 
punkt der  Offenbarung  stehendes  Buch^  hält  keine  dieser  Ansichten  für 
vollkommen  genügend.  Ein  anderes*)  erklärt  die  ganze  Götterwelt  aus  dem 
Sternenhimmel  und  den  meteorologischen  Erscheinungen.  Schliefsiich  nennen 
wir  aufser  einer  nicht  näher  bekannten  Schrift*)  eine  Abhandlung  über  die 
besonders  bei  den  Germanen  und  Griechen  sich  findende  Vorstellung  von 
einem  wunderbaren  Welt-  oder  Himmelsbaum  ^*)  und  die  Erklärung  des  Wortes 
arisch  aus  ^ar,  Erde"  mit  der  Bedeutung  'der  Erde  entstammt'  oder  'die  Erde 
bebauend/ ^^\ 

Zur  Geschichte  des  Buddhismus  nennen  wir  zuvörderst  F.  W. 
Rhys  Davids  Versuch,  an  der  Geschichte  des  Buddhismus  die  Entstehung 
und  Entwickelung  der  Religionen  im  allgemeinen  darzulegen.  ^>)  Er  behandelt 


1)  duuriet  Schoebel,  La  nüit  dans  les  mythologies :  Ball,  de  rAthfoöe  oriant  S.  245 
— 59.  —  2)  Wierolod  Miller,  Snr  le  rdle  da  chien  dans  qaelqaes  croyaiioec  mytholog.: 
Atti  del  IV  oongr.  intern,  d.  orient  II,  39—60.  —  3)  B.  Hitra,  On  the  Origin  of  the 
Myfli  aboat  Kerberoa:  PASB.  8.91—97.  —  Weatland,  Bemarks  on  theaboTo:  ibid.  S.  97.. 
—  4)  James  Darm  es  teter,  Les  ooemogonies  aryennes:  B.  philos.  Annfo  YI,  T.  XI,  449 
—93.  Vgl.  a.  S.  60^  (Abgedr.  in  Darmesteters  Essoib  orientanx,  Par.,  1883,  S.  185— 
807.)  —  5)  Alph.  Gilliot,  Stades  bist,  et  crit  sar  les  religions  et  institations  oomparies. 
Part  I.  Les  origines.  Nancy,  Oollin;  Paris,  Bailliftre.  IV,  212  S.  12«.  fr.  3.  —  Vgl.  Ac  XX, 
145.  —  6)  A.  de  Gabernatis,  Hitologia  comparata.  Hilano,  Hoepli,  1880.  149  8.  18^ 
1.  1,50.  (Manoali  Hoepli,  XXX.)  —  7)  E.  0.  Steade,  Ein  Problem  d.  allgem.  Beligions- 
wissenschaften  a.  e.  Versach  seiner  Lösung.  Leips.,  Naumann.  107  S.  gr.  8®.  1£.  2.  —  Vgl. 
GBl.  1882.    Sp.  985  f.;   Wolf  Baudissin,  ThLZ.   VII,   340  f.;    NEKZ.  XXIV,  488  f.    — 

8)  Ant.  Krichenbaaer,  Theogonie  a.  Astronomie.  Ihr  Zasammenh.  nachgewies.  an  d. 
Gdttern  d.  Griechen,  Ägypter,  Babylonier  u.  Arier.    Wien,  Konegen.   Vm,  461  8.   M.  12.  — 

9)  M.  Bfldinger,  Zeit  n.  Baam  bei  d.  indogerro.  Volke.  Eine  aniyersalhist.  Stadie.  Wien, 
Gerold.  22  8.  (Sep.  ans  Wien.  SB.)  40  Pf.  —  10)  W.  Schwarti,  Zar  indogerm.  Mytiio- 
logie.  I.  D.  himml.  Lichtbanm  in  Sage  a.  Coltas:  Z.  f.  EthnoL  XIII,  139—84.  -  11)  F. 
Max  Müller,  Aryan,  as  a  Technical  Term:  Selected  Essays  (s.  o.  S.  40*).  I,  204—15.  Ab- 
gedr. aas  d.  neuen  Ausg.  d.  Encydop.  Britannica.  —  Auch  deutsch:  Arisch  als  ein  techn.  Aus- 
dmck:  Essays,  2.  Aufl.,  II,  383 — 45.  —  12)  Ledures  on  the  Origin  and  Growfh  of  Beligion 
as  illnstrated  by  Some  Points  in  the  Eist  of  Ind.  Baddhism.  Lond.,  Edinb.,  WiUiams  ft 
Norg.  Vn,  262  8.  10  s.  6  d.  (The  Hibbert  Lectores,  1881.)  —  Vgl  A.  M.  Fairbairn, 
Ac  XX,  476—8;  Ath.  25.  Min  1882;  H.  Kern,  Modem  Beriew  Apr.  1882,  8.  321-42; 
Nation  (New  York)  20.  Apr.  1882;  Z.  Erklär,  des  Nirwana:  Ausland  LV,  888;  C.  P.  Tiele, 


Indien.  1,43 

die  religjLonageacbichtliche  Stellang  des  Hnddhismas,  die  heiligen  Schriften 
der  sttdlicheii  Buddhisten,  die  baddhistische  Theorie  vom  Earman  (Einflafe 
der  Werke  auf  das  menschliche  Schicksal) ,  die  Erz&hlangen  yon  Buddhas 
Lehen,  die  buddhistische  Gemeinde  nnd  die  spätere  Entwickelnng  des  Bad- 
dhismns.  Nicht  wesentlich  unterscheiden  sich  seine  Ansichten  von  denen 
Herrn.  Oldenbergs.^)  Beide  halten  die  Pftli-Texte  der  südlichen  Buddhisten 
für  die  allein  gOltige  Quelle,  während  H.  Kern*)  sowohl  aas  den  Quellen 
des  Nordens  als  auch  des  Sadens  schöpft.  Während  Oldenberg  bemfiüit  ist, 
die  wenigen  in  den  Päli-Texten  von  Buddhas  Leben  überlieferten  Zflge  zu 
dem  Bilde  eines  historischen  Buddha  zusammenzustellen,  vertritt  Kern  die 
Ansicht,  dads  Buddha  eine  mythische  Pe^Onlichkeit  sei,  nämlich  der  Sonnen- 
gott, und  dab  die  Erzählungen  von  seinem  Leben  als  Sonnenmythen  zu  er- 
klären seien.  A.  Barth  hält  beide  Ansichten  für  einseitig  und  sagt:  ^Dans 
le  livre  de  M.  Kern,  c*est  lliomme  qui  manque  ä  cette  histoire,  dans  celui 
de  M.  Oldenberg,  c'est  le  dien'.  Über  Buddhas  Stellung  seinen  Zeitgenossen 
gegenflber  giebt  Oldenbergs  Buch  ein  von  dem  frflheren  wesentlich  abweichendes 
Bild.  Während  Buddha  nach  der  froheren,  besonders  von  Koeppen  in  seiner 
'Religion  des  Buddha'  vertretenen  Ansicht  ein  socialer  Reformator  war,  der 
an  der  Spitze  der  unterdrackten  Massen  sich  gegen  die  bestehende  Ordnung 
auflehnte,  die  Eastenunterschiede  durchbrach,  die  Menschenrechte  der  Frauen 
verteidigte,  zeichnet  ihn  Oldenberg  als  einen  Asketen,  wie  es  zu  allen  Zeiten 
in  Indien  gegeben  hat,  der  seine  Jünger  mit  Vorliebe  aus  den  ol)eren  Kasten 
auswählte  und  den  Frauen  in  seiner  Gemeinde  nur  eine  untergeordnete  Bolle 
anwies.  Einen  bei  wissenschaftlichen  Werken  Deutschlands  seltenen  Vorzug 
b^tzt  Oidenbei^  Buch  darin,  dafs  man  es  im  schönsten  Sinne  populär 
nennen  kann.  Aniserdem,  dafs  es  die  Resultate  umfassender  Quellenstudien 
enthält,  ist  es  in  einem  solchen  Stile  abgefafst,  dafs  jeder  Gebildete  es  mit 
GennÜB  lesen  wird.  —  Ein  selten  gewordenes  Buch  von  R.  S.  Hardy>)  ist 
von  neuem  auflegt,  Edw.  Arnolds^)  'Light  of  Asia*  ins  Holländische 
flhereetzt  worden.  An  letzteres  Buch  schlieüst  sich  eine  Parallele  zwischen 
dem  Leben  Buddhas  und  Jesu  an.^)      Ein  amerikanisches  Werk^  ist  nach 


TteoL  TijdMhr.  XYI,  376-SO;   A.  Barth,   BHB.  V,  242—3;    lAni  XI,    300  1;    C.  W. 

Park,  BLbL  Sacra  XL,  196—200.  —  1)  Buddha.     S.  Leben,  ■.  Werke,  b.  Gemeinde.   Bert., 

Herta.     Vm,    459  8.     M.  10.    —    Vgl.  B.  Garbe,    DLZ.  H,    1967—9;    Mor.   Carriere, 

kAZ.  BeiL  18S2,  Ko.  11  ff.;    J.  Klatt,  Nationalzeit.  13.  Jan.  1S82;    A.  Barth,  BHR.  V, 

234—42;  C.  P.  Tiele,  Theol.  Tijdaohr.  XVI,  380—4;  £.  Winditch,  CBl.  27.  Mai  18S2; 

NESZ.  XXrV,  489  1;    T.  W.  Bhys  Davids,  Ac  XXU,  165;    J.  £.  C,  Modem  Bev.  Apr. 

1883.   —    2}  GoMhiedenis   Yan    het   Buddhisme  in  IndiS.     (I.)    Haarlem,   Tjeenk  Willink. 

Vni,  452    S.   gr.  8«.     fl.  4,60;  in  linnen  fl.  6,40;    Brockhai»:   M.  11.     (Umschlagtit:    De 

Toonaamate  Godedienaten.)  —  Vgl.  A.  Barth,  RHR.  V,  122,  227—34;  G.  P.  Tiele,  Theol. 

^daehr.  XYI,  384—7.  —  Eine  'tradaction  r^doite':  H.  Kern,  Hiat.  da  boaddhiame  dans  l'Inde. 

(tfbenTT.  Collina.  Art  1.):  BHB.  IV,  149—65.  —  3)  The  Legends  and  Theoriea  of  the 

Beddkista  oorapar.   with   Hiat  and  Science.     2.  Ed.    Lond.,  Williama  &  Norgate.     264  S. 

7  a.  6  d.     [1.  Ed.  1866.]  —  4)  Het  Licht  van  Azie;   Leren  en  Leer  tu  Bnddha,  naar  het 

fl^beh,   F.  H.   V.  Meljboom.     Amaterd.,  Scheltema.  —  Vgl.  TB.  N.  S.  11,   162.  —  Zaro 

OrigfaaJi  Tgl.  Doeh  MLIA.  LI,  432;  A.  Barth,  BC.  N.  S.  XV,  323  f.;  T.  W.  Bhya  Davida 

(a  4i'*),    S.    140.    —    5)   G.   T.   Flandera,    Ghriat    or    Bnddha?    A  Beyiew    of   Edwin 

4jio/d'a  Poem,    'The  Light  of  Aaia*.     Reprinted  firom  the  Umyeraaliat  Qoart  Rer.     Salem 

(JKiaa.),  Bttem.      40  S.    12».    [1  a-  6  d.]   —    Vgl.  TB.  N.  8.  H,  122.    —    6)  Arth.  Lillie, 

UniUhm   gnd    Sarlj    Baddhiam      With    DlnstrationB.     New  Tork,   Patnam;   Lond.,   Trübner. 

UV    256   S.    gr-    8^.    0    2,50.  [7   a.  6   d.]  —  Vgl.  Ac.  XX,  146;    GBl.  1882  8p.  267—8; 

(klf.B.  LXXV,   1,  XTX:  «Boddhiamna  in  den  Katakomben':  AUg.  er.-lnth.  KZ.  1882,  8.  849 f. 

^mt  BBsag  ma^  Kmp-  XTTI  'Baddhiam  in  the  Gatacomba'  in  Lilliea  Bach];    Amer.  Antiqa.  lY, 

349_50;  LAnt.  XI,  8*^- 


1,44  IV.    J.  KUtt: 

den  Besprechnngen  mit  grofser  Bewündenmg  des  Buddhismiis,  auch  mit  Be- 
lesenheit, aber  ohne  Kritik  abge&fst  Einem  Hollftnder  zufolge  0  üt  bud- 
dhistische Lehre  und  Askese  frühzeitig  nach  Ägjrpten  gekommen;  Jesus  sei 
wohl  einmal  in  Alexandria  gewesen  und  daselbst  mit  Bekennem  des  Bad- 
dhismns  bekannt  geworden.  Nach  einem  anonymen  französischen  Werk,') 
dessen  Hanptqndle  Jacolliot  *)  ist,  stammt  das  Christentam  direkt  ans  Indien. 
Ans  dem  BÄhmanismns  sei  der  Mazdeismus  nnd  der  Buddhismus  entstanden, 
ans  diesen  der  Mosaismus  und  der  Essenismus,  und  aus  den  letzteren  beiden 
das  Christentum.  Die  dem  Buche  vorgedruckte  These  lautet:  ^Le  Christianisme 
n'est  qu'un  schisme  bouddhique,  fond6  par  les  disciples  de  J6sus  sous  le 
nom  de  leur  maitre,  dont  ils  ont  ftdt  leur  Bouddha*.  Ähnliche  Verirrungen 
enthalten  zwei  Journalartikel,  ^)  ein  dritter  <^)  ist  ganz  dflrftig.  —  Auch  die 
Ethnologen  beschäftigen  sich  mit  dem  Buddhismus.  Einer  derselben  <)  stellt 
die  Behauptung  auf,  Buddha  sei  keine  historische,  sondern  eine  mythische 
Persönlichkeit,  und  der  Buddhismus  sei  nicht  in  Indien  entstanden,  worauf 
in  der  sich  daran  knüpfenden  Diskussion  die  Beziehungen  des  Katholicismus 
zum  Buddhismus  erörtert  werden  und  L^on  de  Rosny  einige  der  bekannteren 
buddhistischen  Ausdrücke  mit  ihren  Seitenstücken  in  anderen  Sprachen  zu- 
sammenstellt. A.  Bastian 7)  hielt  einen  Vortrag  über  einen  Gegenstand 
der  buddhistischen  Mythologie  im  Anschluss  an  Hardy  und  Edkins.  Eine 
Ijebensbeschreibung  Buddhas  findet  sich  neben  anderen  Essays  im  Anhange 
zu  einer  vergleichenden  Grammatik  der  hinterindischen  Sprachen.*)  Eine 
populäre,  aber  gut  geschriebene  Abhandlung  über  das  Leben  Buddhas*) 
folgt  im  wesentlichen  einem  Artikel  von  Rhys  Davids  in  der  9.  Aufl.  der 
Encyclopaedia  Britannica,  jedoch  unter  Beifügung  verschiedener  Ausfälle 
gegen  das  Christentum.  Wir  nennen  femer  ein  nicht  näher  bekanntes 
Buchf^^*)  welches  neben  vielen  anderen  Isms  auch  den  ^Buddhism'  behandelt, 
und  einige  schon  öfter  gedruckte  Abhandlungen  aus  Max  Müllers  ^Selected 
EssaysV^)  über  den  Buddhismus  im  allgemeinen,  über  die  chinesischen  Pilger, 
über  das  Nirv&^a  und  über  den  buddhistischen  Nihilismus.  Über  den  wich- 
tigsten der  chinesischen  Pilger  gab  H.  Yule^*)  einen  kurzen,  aber  inhalt- 
reichen Artikel.  Mit  dem  Nirväna  nach  den  Vorstellungen  der  chinesischen 
Buddhisten  beschäftigt  sich  ein  schon  1878  auf  dem  4.  OrientalistenkongreCs 


1)  0.  Birnie,  De  Iii?loed  der  Hindoe  Beachafing  ook  met  Betrekkiiig  of  Ja?».  Deren- 
ter.  —  Vgl.  Chantepie  de  la  Saassaye.  Tier  Schetsen  nit  de  GodadienstgetchiedeBii. 
Utrecht,  18S8.  S.  285.  —  2)  Jfooa-Bonddha.  Par.,  Sandoz  et  Fischbacher.  371  S.  fr.  3,50. 
—  3)  S.  o.  S.  41.  —  4)  J.  de  Bonniot,  De  Torigine  booddh.  do  chriatianUme :  APhC. 
JobL  —  Dera.,  Lea  fanx  miraclea  da  Bouddha:  Controverae  n.  15,  16.  —  5)  Theod.  Ver- 
oaleken.  Ober  den  Baddhiamna.  E.  Beitrag  z.  vergl.  Beligionaknnde :  Paedagogium  III, 
555 — 9.  —  6)  A.  Gaataing,  Le  bouddhiame  en  ethnographie:  Congria  intern,  dea  ac.  eth- 
nogr.,  tenu  k  Paria  .  .  1878.  CB.  at6nogr.  S.  328—33,  Diacaaa.  S.  334—56.  —  7)  Die 
Terraaaenhimmel  d.  Boddhiaten:  Z.  f.  Ethnol.  XIII.  Verh.  S.  316—23.  —  8)  Life  of  Gau- 
tama  (S.  161—92),  in:  C.  J.  F.  S.  Forbea,  Oomparat.  Grammar  of  the  Langnagea  of  Forther 
India.  Lond.,  Allen.  YIU,  192  S.  6  a.  -  Verf.  f  Noy.  1879,  a.  JBAS.  N.  S.  XII,  1880. 
Ann.  Bep.  8.  VL  —  9)  G.  A.  v.  Klöden,  Buddha:  DR.  VI,  197—213.  —  10)  G.  C. 
Lorimer,  lama  Cid  and  New.  Winter  Snnday  Evening  Sermon  Seriea  for  1880/81,  deliv.  in 
the  Firat  Baptiat  Ghnrch,  Chicago.  Chicago,  Grigga.  367  S.  12«.  [7  a.  6  d.]  —  Vgl.  TR. 
N.  8.  II,  161.  —  11)  Bnddhiam:  8el.  Eaa.  II,  160—238  (zuerst  Edinb.  Rev.  1862).  — 
Buddhiat  FUgrima:  ibid.  8.  234—79  (zuerst  Times  1857).  —  The  Meaning  of  NirWUui:  ibid. 
8.  280—91  (suent  Timea  1857).  —  Lecture  on  Buddhiat  Nihiliam:  ibid.  8.  292—312  (au- 
erat  deutach  1869).  —  Vgl.  Jahreaber.  IIL  1,  11",  12«-«  und  22«  —  12)  Hwen  Taang: 
Encycl    Brit    9.  Ed.    XU,  418  f. 


Indien.  1^45 

gehaltener  und  nunmehr  zum  Dmck  gekommener  Yortrag  Ton  Jos.  Edkins,^) 
welcher  dorch  eine  ausführlichere  Abhandlung  desselben  Yer&ssers ')  Überholt 
worden  ist.  £.  kommt  zu  dem  Resultat,  dals  sowohl  nach  den  alten  Texten 
als  auch  nach  der  heutigen  Auf&ssung  der  Chinesen,  welche  letztere  er 
wilhrend  seines  Aufenthalts  in  China  im  Verkehr  mit  buddhistischen  Priestern 
kennen  gelernt  hat,  Nirvftna  ein  euphemistischer  Ausdruck  fftr  Tod  sei 

£.  Senarts  Tortreffliche  Untersuchungen  über  die  14  Edikte  des  A^oka 
sind  zum  AbschluTs  gekommen  und  besonders  erschienen,  ^  auszugsweise  auch 
ins  Englische  übersetzt  worden.^)  Von  dem  ersten  Edikt  giebt  Bhagwftn- 
läl  Indraji^)  ein  neues  Facsimile  und  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  eine 
Eigentflmlichkeit  bei  der  Schreibung  der  Eonsonantengruppen ,  die  auch 
Seuart  unabhängig  yon  dem  indischen  Gelehrten  bemerkt  hatte.  Eine  Inschrift, 
die  nach  Btthler  (lAnt.  YI,  149  ff.)  von  A^oka  herrührt  und  in  der  Ära  des 
Nirrftna  datiert  ist,  was  schon  Pischel  und  Rhys  Davids  bezweifelt  hatten,*) 
ist  nach  H.  Oldenberg^)  gar  nicht  buddliistisch  und  für  chronologische 
Fragen  ohne  Wert,  wogegen  jedoch  wiederum  Senart  Einspruch  erhebt. 
Eine  in  Buddha  Craj&  gefundene  Inschrift  in  Sanskritversen,  welche  den  Bau 
eines  buddhistischen  Tempels  beurkundet,  trftgt  das  Datum  1813  nach 
Buddhas  Nirv&na,  was  nach  Cunningham  dem  J.  1336  n.  Chr.  entsprechen 
würde.  Bhagwftnl&l  Indraji*)  berechnet  dagegen  als  das  Alter  der  In- 
schrift das  J.  1176  n.  Chr.,  so  dafs  hiemach  die  Ära  Buddhas  mit  638  v. 
Chr.  beginnen  würde.  Von  Oskar  Frankfurter*)  wird  die  Differenz  von 
60  Jahren  zwischen  dem  Nirv&na  Buddhas  nach  der  Überlieferung  und  dem 
Tode  Buddhas  nach  den  Inschriften  so  erkl&rt,  dals  Buddha  erst  60  Jahre 
nach  seinem  Nirvft^a  gestorben  wftre.  Zu  den  in  Cunninghams  Werk  über 
den  Bharhut  Stftpa  publizierten  Inschriften  teilt  A.  F.  Rud.  Hoernle  i*) 
Verbesserungen  mit.  Beil&ufig  sei  erw&hnt,  dab  er  wenigstens  die  Möglich- 
keit hinstellt,  dafs  mit  dem  Hschatuschpftda'  der  in  Cunninghams  Werk 
8.  94  erklärten  Inschrift  das  Schachspiel  (tschaturanga)  gemeint  sei.  Die 
ario-päli-Inschriften,  zunächst  eine  Inschrift  v.  J.  11  des  Kanischka,  werden 
ebenfalls  von  Hoernle  ^^)  einer  grammatischen  Untersuchung  unterzogen. 
Eine  in  Bulandshahr  (NWprov.)  gefundene  buddhistische  Skulptur  ist  von 
Interesse  als  Beispiel  der  einstigen  Herrschaft  des  Buddhismus  in  dieser 
Gegend.  ^')    In  den  Bildern  der  Grotten  von  Ajantä  will  man  aus  dem  Stil 


1)  The  Nirviiui  tccord.  to  Northen  Buddhiim:  Atti  del  IV  congr.  intarn.  d.  Orient  U, 
295—308.  —  2)  J.  Edkins,  The  Nirrana  of  the  Northeni  Baddhuts:  JEAS.  K.  S.  XHI, 
59—79.  [Beprint.  Lond.  21  S.  1  «.]  >-  8)  £tade  sor  let  inicript  de  Piyadan:  JA.  VIL 
Sfo.,  XVn,  97—158.  Sep.:  Lee  inscript  de  Piyadasi.  T.  I.  Lee  qnatone  Mite.  Pur.,  impr. 
nat  326  S.  2  Taf.  fr.  16.  Bxtr.  —  Vgl.  B.  Eenan,  JA.  VIL  S4r.,  XYIU,  23—5:  Ac 
XX,  55;  lAnt  X,  276;  B.  Pischel,  GOA.  8.  1813—37;  E.  Benan,  J.  dea  Sav.  1883, 
S.  259—64.  —  4)  £.  Senart,  On  the  In^nript  of  Piyadiui  (continued):  lAnt  X,  83—5, 
180—2,  209-11,  269—73.  —  5)  The  Insoriptiona  of  Aäoka:  lAnt  X,  105—9,  with  f^ca. 
—  6)  S  Jahresber.  I,  6*.  —  7)  D.  Datimng  d.  neaen  angebl.  AMka-Inachriften:  ZDMO. 
XXXY,  473—6.  —  Vgl.  Senart,  JA.  Vn.  S^.,  XIX,  509;  XX,  105.  —  8)  An  Inicript 
at  Gayfi  dated  in  the  Tear  1813  of  Baddha'a  Nirrfioa,  wifh  two  othera  of  the  Same  Period: 
lAnt  X,  341—7.  1  Taf.  —  Vgl.  Hoernle,  Bzhibition  of  BeUci  from  Buddha  Qaya:  PASB. 
8.  88—9;  Ball,  Bemarka  on  the  above:  ibid.  S.  89.  —  9)  Bnddhiat  Chxonology:  Ac.  XIX, 
209.  (Auch  lAnt.  X,  153.)  —  2  andere  kleine  Artikel  desielben  Vta  a.  Jahnsber.  d.  DM0. 
1881.  S.  49,  n.  296.  —  10)  Beadinga  from  fhe  Bharhut  Stüpa:  lAnt  X,  118—21,  255— 
59.  1  Taf.  —  Vgl.  dasn  S.  Beal,  ibid.  XI,  49  f.,  146.  (From  a  private  letter.)  — 
11)  Beadinga  from  the  Axian  P&li:  lAnt  X,  324—31.  1  Taf.  —  Vgl.  daaa  Senart,  JA. 
VU.  S4r.,  XIX,  242.  —  12)  F.  S.  Growse,  Note  on  a  Photograph  of  a  Bnddh.  Sculptare 
foand  at  BiUndahahr:  PASB.  S.  112  L 


1,46  tV.    J.  KUtt: 

der  Malereien  chinesische  Einflüsse  erkennen.  ^)  Ein  Verzeichnis  der  Bilder 
des  Amar&vati  Tope  in  Südindien  ist  in  einem  Privatdrack  erschienen.*) 
Nach  J.  Bargess')  ist  der  neu  entdeckte  buddhistische  Tope  zu  Jaggayya- 
peta  am  Flusse  ErishnA  noch  um  mehrere  Jahrhunderte  älter  als  der  von 
Amarftvati,  und  zwar  aus  der  Zeit  der  Maurjas,  c.  200  v.  Chr.,  so  dafs  von 
demselben  bedeutende  Aufschlüsse  für  die  Altertumsforschung  zu  erwarten 
sind.  Die  Entdeckung  dieses  Tope  ist  eins  der  ersten  Ergebnisse  des  neu 
eingerichteten  'Archaeological  Survey  of  Southern  India'.  Wenig  unterrichtet 
zeigt  sich  eine  Notiz  von  F.  H.  Lewin, ^)  zu  welcher  der  Herausgeber  der 
Academy  die  Bemerkung  hinzufügt,  dab  in  Wahrheit  Assam  mit  Ruinen  von 
Tempeln  und  Pal&sten  bedeckt  sei,  welche  der  Ankunft  eines  kompetenten 
Archäologen  harren.  —  Zu  den  1880  erschienenen  Arbeiten  über  die 
'Svastika'  genannte  buddhistische  Figur ^)  tragen  wir  eine  von  Girard  de 
Rialle*)  nach,  in  welcher  der  Svastika  als  die  mythische  Darstellung  des 
Blitzes  erklärt  wird:  die  verschiedenen  über  dieses  Symbol  aufgestellten 
Theorieen  stellt  R.  Sewell^  einander  gegenüber  und  entscheidet  sich  schlieüs- 
lich  selbst  für  die  Theorie  von  E.  Thomas. 

Die  in  dem  Flufsthal  von  Dschelalabad  in  Afghanistan  befindlichen 
buddhistischen  Ruinen  haben  zur  Identificierung  des  von  Einen  Thsang  er- 
wähnten Nagarahara,  der  alten  buddhistischen  Hauptstadt  dieser  Gegend 
geführt  8) 

Einige  in  Ceylon  befindliche  buddhistische  Skulpturen  werden  in  dem 
Journal  der  dortigen  asiatischen  Gesellschaft  beschrieben.*) 

An  das  holländische  Prachtwerk  über  die  buddhistischen  Ruinen  Javas  ^^) 
schlielsen  sich  noch  ein  Paar  Abbandlungen^^'~^')  an.  Auch  in  gewissen 
malayischen  Legenden  lassen  sich  die  Spuren  der  Einfühmng  indischer  Civi- 
lisation  nach  dem  malayischen  Archipel  erkennen,  is— i^) 

In  Hinterindien  sammelt  die  französische  Expedition  ein  reiches  in- 
schriftliches Material,  welches  die  Forschung  auf  lange  Zeit  beschäftigen 
wird.^^)  Eine  kurze  Inschrift  in  Kambodscha-Sprache  wird  in  Text  und 
Obersetzung  veröffentlicht,^^  freilich  in  unzureichender  Weise,  wie  sich  aus 
der  erst  im  nächsten  Jahre  zu  erwähnenden  Untersuchung  H.  Kerns  ergiebt, 
welcher  darin  noch  mehrere  Sanskritwörter  und  die  Jahreszahl  gaka  755  als 


1)  George  Birdwood,  The  Ajanta  Gave  Paintingi:  Ath.  11.  JnnL  —  2)  A.W.  Frank«, 
Lift  of  Drawingi  from  the  Amanvati  Tope,  South.  India,  made  for  Ool.  C.  Mackenaie  1816 
— 19,  and  preaerred  in  the  Library  of  the  India  OfSce.    (Privat  printed.)     Weatminster.  — 

3)  Ac  XXI,    238,   Tgl.  W.  8.  W.  Yaax,   JRAS.  K.  S.  XIV,   Ann.  Bep.  S.  LVI— LDL  — 

4)  Baddhism  in  Aasam:  Ac  XX,  241.  —  5)  S.  Jahreaber.  III,  1,  l8io-i>  .  6)  Sur  la 
■ignifieat.  de  la  croix  dite  sTaatika  et  d'aatrea  emblömes  de  mdme  natnre :  Balletins  de  la  See. 
d'anthrop.  de  Paria,  m.  66r.,  m,  13—17.  1880.  —  7)  Kotea  on  the  Swaatika:  lAnt  X, 
199—202.  —  8)  Will.  Simpaon,  On  the  Identificat  of  Nagarahara,  with  Beference  to  the 
TraTela  of  Hiouen-Thaang:  JBAS.  N.  S.  XIII,  188—207.  1  Karte  und  2  Lithograph.  — 
9)  Jamea  Q.  Smither,  Scnlptares  at  Horana:  JCBAS.  Vn,  I,  9—11  —  10)  S.  Jahresber. 
in,  1,  20^^  —  11)  Uon  Peer,  Bdid-Bondoor  dana  Itle  de  Java:  AEO.  lY,  72—82. 
4  Taf.,  105—15,  145—50,  2  Taf.  —  12)  Zichy  Agoat,  A  Boro-Badar  J&va  nziget^n.  Buda- 
pest, Akad.  35  S.  3  Taf.  40  kr.  (^rtekea^aek  a  nyelr-  ^a  az6ptadomAnyok  k5r6bol.  Kdtet 
IX.  Saim  U.)  —  13)  W.  E.  Maxwell,  Aryan  Mythol.  in  Malay  Traditiona:  JRAS.  N.  S. 
XIII,  399—409.  —  14)  Dera.,  Two  Malay  Mytha:  the  Frinceaa  of  the  Foam,  and  the  Biya 
of  the  Bamboo:  ibid.  S.  498 — 523.  —  15)  E  Ay monier,  Recherches  et  m^langea  nit  lea 
Chans  et  lea  KhmerB*.  Cochinchine  fran«;.  Excuraions  et  reconnaisaanceB.  Faao..  8.  S.  319  ff*. 
SaYgon.  —  Vgl.  Bergaigne,  JA.  VU.  S£r.,  XIX,  210—4.  —  16)  A.  Lorgeau,  Inscript. 
cambodg.  trony^e  k  Lophabouri  (Siam):  AEO.  III,  33—36.    1  Taf.    1880. 


Indien.  1^7 

das  Datom  des  Königs  SftxjaTarman  entziffert  hat.  Eine  Sanskritinschrift, 
ebenfalls  ans  der  Zeit  des  Sflijavannan  wird  von  H.  Kern  ^)  in  Facsimile, 
Transkription  und  Cbersetznng  mitgeteilt.  Eine  wichtige  Pnblikation,  von 
welcher  leider  nur  wenige  Exemplare  nach  Europa  gekommen  sind,  ist  nach 
L.  de  Bosny  in  Saigon  erschienen.  Sie  ist  das  Werk  eines  Mission&rs 
Cordier,')  welcher  sich  auf  dem  Titel  nicht  nennt,  und  enth&lt  die  Kam- 
bodscha-Gesetzbücher, ans  handschriftlichen  Quellen  übersetzt  Damit  er- 
halten wir  nun  auch  einmal  ein  litterarisches  Denkmal  des  Chmer-Yolkes. 
Auf  Delaportes  Beisewerk')  beziehen  sich  noch  einige  Abhandlungen.^^*) 
Ein  gröiseres  Werk  enthält  auch  einen  Abschnitt  Aber  die  Kunst  des  Chmer- 
Volkes.  ^  Wir  erwähnen  noch,  ohne  auf  YoUständigkeit  Anspruch  zu 
machen,  eine  Abhandlung  über  die  Polygamie  in  Kambodscha,^  über  die 
Bedeutung  Kambodschas  für  Frankreich,')  über  Annam,^®)  über  Sprüche  der 
Siamesen,^^)  über  Binna,^')  ein  Werk  über  Arakan^')  und  über  die  in  den 
alten  chinesischen  Geschicbtswerken  erwähnten  Völker,  ^^)  als  welche  neben 
den  Völkern  des  Ostens  (Aino,  Japan  u.  s.  w.),  des  Südostens  (malayischer 
Archipel),  besonders  die  Völker  des  Südens,  mit  welchen  die  Bewohner 
Hinterindiens  gemeint  sind,  namhaft  gemacht  werden. 

EmU  Y.  Schlagintweits^«^)  'Buddhism  in  Tibet'  (London  1868)  ist 
ins  Französische  übersetzt  worden.  Den  eigentlichen  Inhalt  des  Werkes 
bildet  die  Schilderung  des  Buddhismus,  wie  er  g^enwärtig  in  Tibet  besteht 
(Lamaismus),  unter  Beifügung  der  Geschichte  des  Buddhismus  in  Indien 
und  der  12  Jahrhunderte  seines  Bestehens  in  Tibet  Die  Hauptquelle 
sind  die  von  Schlagintweits  Brüdern  Hermann,  Adolf  und  Bobert  auf  ihrer 
wissenschaftlichen  Beise  1854 — 58  in  Tibet  und  Nepal  gesammelten  Materialien. 
Ein  Hindu  ^^  beginnt  eine  umfangreiche  Studie  über  Beligion,  Geschichte 
n.  s.  w.  von  Tibet,  nach  tibetischen  Quellen,  von  denen  Auszüge  und  Über- 
setzungen mitgeteilt  werden.  Eine  Beschreibung  von  nepalesischen,  tibetischen, 
tibeto-nepalesischen  und  tibeto-chinesischen  Münzen  nach  den  Sammlungen 
des  britischen  Museums  liefert  Beiträge  zur  tibetischen  Geschichte  am  Ende 


1)  InMTiptionB  cambodg.  Artide  II.  Inteription  de  Bimm:  AEO.  III,  66—76.  186. 
2  Tn£  (Art  I  b.  Jahreaber.  m,  1,  20>.)  —  2)  Les  codea  cambodg.  Sidgon,  impr.  nst 
288  S.  -<  V§^.  Lfon  de  Boany,  BC.  intern  S.  181  1  —  8)  S.  Jahreaber.  HI,  1,  19*.  — 
4)  Marqnia  de  Croiaier,  Lea  explorateDxa  da  Gamb.  Paria.  (Pampbl.)  —  5)  L.  Dela- 
porte,  Vojage  an  Gamb.:  APhC.  Jan.  —  6)  The  Arcbitectnre  ofOnnbodin:  TheBoilder  XL, 
689  f.  8  Tal  —  7\  &n.  Soldi,  Lea  arta  mteonnna.  Lea  cam^  et  les  pierrea  graTte, 
Tart  an  moyen  dge,  Itit  pera.,  Tart  kbmer,  les  arta  dn  Piron  et  da  Mez.,  l'art  Agjpt,  lea 
arta  indoatriela,  lea  moa^  da  Trocad^.  Par.,  Lenrax.  681  S.  4^  400  giaforea.  fir.  26. 
—  8)  De  Villemereail,  Ja  polygamie  aa  Camb.:  Gongr.  intern,  dea  ac  ethnogr.,  tena  h 
Taxi»  .  .  1878.  CB.  atinogr.  S.  378—86.  —  9)  L.  Baaangeon,  Aper^  aar  le  royaome 
de  Camb.:  Ball,  de  la  Soc  de  gfogr.  de  Lyon  lY,  167—66.  —  10)  M.  Bartet,  Docamenta 
p.  aerr.  k  lliiat  de  la  langae  et  dea  moeara  de  TAnnam:  BalL  Soc  de  giogr.  de  Bochefort 
I,  S.  819—80.  —  11)  Saphaait  aiamois.  Trad.  par  id.  Lorgeou:  Ball,  de  l'Athfote  oriental 
S.  69— -66,  122—86,  261—79.  —  Vgl.  Marqaii  de  Croiaier,  Ball,  de  la  Soc  acad.  indo- 
chin.  n.  S4r.,  I,  288—40.  —  12)  J.  L.  Soobeiran,  La  Birmanie  et  lea  Birmans:  Ball, 
de  la  Soc.  langaed.  de  g^ogr.  lY,  Ko.  1.  Aach  aep.:  Montpellier,  Boehm.  88  S.  —  13)  W. 
Q.  Haghes,  The  Hill  Tracta  of  Arakan.  Bangoon.  VI,  66,  X  S.  With  plate  and  map. 
7  8.  6  d.  —  14)  Lfon  de  Boany,  Lea  peaplea  orient.  connna  dea  anc  Chimna  d'aprfta  lea 
ooTT.  originanz.  Memoire  acoomp.  de  IX  carte«.  Paar.,  Leroax.  111  S  fr.  8.  —  V^.  Jah- 
reaber.  II,  1,  21*.  —  15)  Le  booddhiame  aa  Tibet  prteM^  d'an  r^aami  dea  pr6c6denta  ayat 
boaddh.  dana  linde,  tind.  de  rangl.  p.  L.  de  Milloa«.  Par.,  Leroax.  292  S.  4^  40  Tai. 
(AMG.  UL)  —  16)  Baboo  Sarat  Chandra  D&a,  Contribationa  on  the  Belig.,  Hiat,  etc.  of 
Tibet:  JASB.  L,  I,  187—261. 


1,48  IV.    J.  Klatt: 

des  Torigen  Jahrhunderts.^)  Vier  in  den  ^Asiatic  Researches' ')  enthaltene 
Artikel  des  Begründers  der  tiheüschen  Stadien,  Alex.  Csoma,  von  welchen 
der  erste,  dritte  nnd  vierte  ein  Resum^  der  gesamten  heiligen  Litteratnr 
der  Tibeter  (Eandjnr  nnd  Tan^jor),  der  zweite  das  Leben  Buddhas,  besonders 
nach  dem  Lalitavistara  enthält,  sind  ins  Französische  übersetzt  worden.^) 
Abgesehen  von  dem  Verdienst,  diese  in  einer  selten  gewordenen  Zeitschrift 
versteckte  wertvolle  Arbeit  wieder  ans  Licht  gezogen  zu  haben,  hat  der 
Übersetzer  eine  Liste  der  689  im  Kancljur  enthaltenen  Werke,  einen  Index 
der  Personen-  und  Ortsnamen  und  Anmerkungen  und  Yerbesserangen  zu- 
gefügt. Wm.  W.  Rockhill,^)  von  dem  eine  Übersetzung  des  Udänavarga, 
der  nordbuddhistischen  Version  des  Dhammapada  in  naher  Aussicht  steht,  ^) 
handelt  über  die  Lehren  des  Mahiy&na  (der  grofsen  Über&hrt)  nach  unge- 
druckten tibetischen  Quellen  und  über  den  Unterschied  zwischen  den  älteren 
und  späteren  Sütras  dieser  Schule.  £ine  Abhandlung  über  den  buddhistischen 
Papst  nach  Mitteilungen  mongolischer  und  buijätischer  Lhassa-Pilger®)  ent- 
hält beiläufig  die  unrichtige,  aber  später  von  Otto  Feistmantel  in  Kal- 
kutta^) berichtigte  Angabe,  dafs  Marco  Polo  vor  600  Jahren  der  einzige 
Europäer  gewesen  sei,  der  die  tibetische  Hauptstadt  betreten  hat  Schlieüs- 
lich  sei  noch  ein  Artikel  über  die  tibetischen  Klöster^)  erwähnt 

Für  den  chinesischen  Buddhismus  liegen  aufser  den  schon  er- 
wähnten Arbeiten  von  Edkins^)  mehrere  Abhandlungen  S.  Beals  vor.  In 
der  einen  ^®)  handelt  B,  über  zwei  in  Buddha  Gaj&  gefundene  chinesische  In- 
schriften, deren  eine,  undatierte  nach  seiner  Meinung  im  n.  Jb.  n.  Chr.  ge- 
schrieben ist,  während  die  andere  das  Datum  1022  n.  Christus  trägt  Die 
Inschriften  rühren  von  den  buddhistischen  Pilgern  her,  welche  damals  von 
China  nach  Indien  kamen.  Aus  einem  chinesischen  Werk,  welches  Berichte 
von  Pilgern  aus  den  Jj.  618 — 907  enthält,  veröffentlicht  Beal  Auszüge^') 
und  giebt  kurze  Notizen  über  21  Pilger  des  YII.  Jh.^*)  Aufserdem  sind 
zwei  schon  früher  gedruckte  Arbeiten  B.s  reproduciert  worden,  deren  eine  ^') 
das  über  das  Nirv&na  handelnde  Kapitel  eines  chinesisch-buddhistischen  Sütra 
übersetzt,  während  die  andere  ^^)  über  den  buddhistischen  Gott  Avalokites- 
vara  (Kwan-yin)  handelt  Auch  auf  dem  ethnographischen  EongreCs  in  Paris 
wurde  über  den  Buddhismus  diskutiert.  ^^)  Eine  anonyme  Abhandlung  ^^)  ist 
uns  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 


1)  A.  Terrien  de  la  Couperie,  The  SiWer  Coinage  of  Tibet:  NamUm.  Ghron.  III. 
Ser.,  I,  340—63.  1  Taf.  Anch  sep.:  Trübner.  —  Vgl.  H.  Yule,  Ac.  XXII,  140—1.  — 
2)  Bd.  XX.  (Galc.,  1S36.)  —  3)  Analyse  da  Kandjoar  recaeil  de«  llTres  ucr^  an  Tibet  par 
A.  Cfloma,  de  KSröa  Hongroia-Sicilien ,  de  TransylTanie.  Trad.  de  Tangl.  et  augm.  de  di- 
verse« additions  et  remarques  par  L4on  Fe  er:  AMO.  II,  131—349.  —  Abr^  des  matiirea 
du  Tandjour:  ibid.  S.  363—677.  —  4)  Studiea  on  tbe  MahSyana  or  Great  Vehide  School 
of  Buddhism:  PAOS.  8.  LXVI— LXVIL  —  Vgl.  The  Sut»  in  Forty-two  Chapters,  transl. 
from  the  Tibetan  by  W.  W.  Rockhill:  ibid.  Okt.  1880,  S.  XLIX— LI.  —  5)  S.  TR.  N.  S. 
lU,  121  (1882).  —  6)  Karl  v.  Neumann,  Einige  Nachrichten  über  d.  Dalai-Lama  in 
L'Hassa:  Ausland  LIV,  461—6.  —  7)  Bemerkungen,  ibid.  S.  738  f.  -  8)  Besgodins, 
Lettre  sur  les  lamaseries  an  Thibet:  Bull  de  la  Soc.  de  g6ograph.  de  Lyon  III  (1880).  — 
9)  S.  o.  S.  451  '.  —  10)  Two  Chinese-Buddh.  Inscript.  found  at  Buddha  Gayü:  JRAS.  N.  S. 
Xlll,  662-72.  3  Taf.  —  11)  Indian  Travels  of  Chin.  BuddhisU:  lAnt.  X,  109—11.  — 
12)  Bnddh.  Pilgrims  from  China  to  India:  ibid.  S.  192—7  (1  Taf.),  246—8.  —  Vgl.  daiu : 
A  Chin.  Inscription  from  Baddha-Gayä:  ibid.  S.  339  f  [From  the  Pioneer.]  —  13)  The 
Chong-Lun  or  Pranyamüla-slstra-tika  of  Nfigfirjuna:  ibid.  S.  87—9.  [The  Oriental,  Oct.  9, 
1875.]  -  14)  Kwan-yin:  ibid.  8.  82  f.  [From  The  Orientel,  Not.  6,  1876.  —  lö)  P.  de 
Lucy-Kossarieu.  La  relig.  chez  les  peuples  de  race  jaune:  Congr.  int.  des  sc.  etlmogr., 
tenu  k  Pari«..  1878.  CR.  st^nogr.  S.  758— 65. —  Le  pr^curseur  du  Bouddha  en  Chine :  ibid. 
S.  7C.0   -74.  —  Le  bouddliisme  et  le  sintauYsme;   ibid.  S.  774—88.    -      16)   Letter  to  Prof. 


Indien.  J  49 

Über    die    Dschainas    gab   Rhys    Davids   einen   kleinen    Artikel.^) 

Von  besondrem  Wert  fdr  die  Geschichte  der  Dschainas  ist  die  in  den  Besitz 

der  Ke^enmg  von  Bombay  gelangte  Sammlung  alter  Palmbiattmanuskripte,^) 

Ton  denen   das  älteste  'saqivat  1138'  (1081  n.  Chr.)  datiert  ist,   also  noch 

beinahe  200  Jahre  älter  als  die  Palmblatthandschrift  der  Berliner  Bibliothek 

(saqivat  1307).     Überraschend  ist  die  geringe  Zahl  der  im  XIY.  christl.  Jh. 

geschriebenen  Palmblatthandschriften,    welchen  Umstand   Eielhorn    mit   dem 

Fall  von   Anhilwäd,    1297   n.    Chr.,    in  Zusammenhang  bringt       Eine    in 

Kahaun,   ongeföhr    46  miles  s.-ö.   von  Gorakhpur  (N.  W.  Prov.)   gefundene 

Dschaina-Inschrift^)   ist  unter  der   Regierung  des   Skandagupta   geschrieben 

und  trägt  das  Datum  141,  aber  ohne  Angabe  der  Aera.    Sie  beurkundet,  dafs 

Madra,    der  Sohn  des  Budrasoma  Bildsäulen  von  5  Adikartris  (TIrthakaras) 

aofetellte.     Die  von  Oldenberg  angegriffene  Identität  des  Ud^in  der  Dschainas 

mit  dem  Kälä^ka  der  Buddhisten  wird  von  Herm.  Jacobi^)  verteidigt.    Eine 

kurze  Notiz    fiber  eine  Dschaina-Statue   bringt   die  Academy.^)    —    Hieran 

schliefsen    vrir   wie    im    vor.  Jahr    eine    Liste   der   in    Indien    erschienenen 

Dscfaaina-Bficher.    AuDser  den  im  Jahresbericht  der  DMG.  1881®)  erwähnten 

SAlralqitanga,    Aupapätikasütra   und  Prakaranaratnäkara  sind   es  5  Drucke 

der  Nimaya    Sdgar   Press   in    Bombay,  7~^^)    3  Lithographieen  der  Jagad- 

bhwar  Press  in  derselben  Stadt,  J*-i*)   i  in  Ahmedabad^^)  und  1  in  Ddkor^«) 

erschienenes  Buch,  sämtlich  in  Gudscherati-Sprache.     Ihrem  Inhalt  nach  sind 

es  Gebete,  Hymnen,  heilige  Erzählungen  und  sonstige  religiöse  Schriften. 

Wir  kommen  zu  den  verschiedenen  unter  der  Bezeichnung  Hinduismus 
oder  Brahmanismus  zusammengefafsten  neueren  Religionsformen  Indiens. 
Kabir  ist  nach  Ernst  Trumpp'^)  eine  historische  Persönlichkeit  und  c. 
1449  n.  Chr.  gestorben,  während  ihn  A.^de  Gubematis  fftr  mythisch  erklärte. 
Die  in  den  Schriften  des  Kapuzinermöncbs  Marco  della  Tomba  ^^)  befindliche 
Obersetzung  von  Schriften  des  Kabir  hält  Trumpp  für  unecht.  —  Kabfrs 
Lehren  wurden  von  Nänak,   dem  GrflnAer   der  Sikh-Religion   adoptiert. 


F.  Max  MfiUer  <m  the  Sscred  Book«  of  China.  Part  I.  By  Inqnirer.  Shanghai  1880.  27  S. 
[Trainer:  2  a.  6  d.]  —  1)  Jain»:  Enoycl.  Brit  9  Ed.  XUI,  543  f.  ~-  2)  F.  Kielhorn, 
Beport  on  the  Search  for  Sanskrit  MSS.  in  the  Bombay  Freridency,  daring  the  Year  1880/81. 
Bombay:  Gort  Central  Book  Dep6t  XIY,  104  S.  [6  s.]  —  Vgl.  Anc.  Palm-Leaf  MSS.  in 
West  India:  TR.  N.  S.  I,  127  (1880).  —  F.  Kielhorn,  Anc.  Palm-Leaf  MSS.  lately 
acquired  for  the  Goyemm.  of  Bomb.:  lAnt  X,  100 — 2.  —  3)  Bhagwfinlll  Indraji 
Faodit  and  Jas.  Borges s.  The  Kahfion  Inscription  of  Skandagopta:  lAnt  X,  125  f.  1  Taf. 
-  4>  lieber  Kild9okaP>üdäyin :  ZDMG.  XXXY,  667—74.  —  5)  H.  S.  Ashbee.  The  Jain 
StsUie  at  Sraranbelgola:  Ac.  XX,  458.  —  6)  S.  51  n.  816  ff.  —  7)  Shri  Samyaktwa  Mai 
B«r  Waratani  üpa;  or  an  enumerat  of  the  tweWe  obserrances  of  the  Jain  relig.  196  S. 
1^.  1  4  a.  —  S)  Shri  Widhipaksha  gachhiya  Shr4wakasya  Daiwasikidika  pancha  Pratikra- 
maa  Widhi;  or  tiie  book  called  Pratikraman,  containing  Baiwasik  and  other  prayers  for 
the  Jaisfl.  (Migadhi  and  Gojar.)  350  S.  Be.  1  4  a.  —  9)  Gahnnli  Sangrah&khya  Pastak; 
or  a  eoU.  of  GahnnU  Songs,  F.  I.  2  Ed.  128  S.  8  a.  [A  coli,  of  songs  in  praise  of  Jain 
iiainta.]  —  10)  Jinodaya  Sori,  Hansr&j  Watsar&jano  B^;  or  the  story  of  two  princes 
Hansrij  and  Watsar&j.  136  S.  8  a.  —  11)  Shri  Padya  Sangraha.  32  S.  3  a.  [Jain 
hjmo«.]  —  12)  Daiwasik  tathÄ  B&ipratikramanddi  Mulsutra;  or  the  Daiwasik,  Pratikramana» 
faul  other  prsyers  for  deTout  Jains.  (MÄgadhi.)  112  S.  7  a.—  lli)  Shri  Jainkäwya  San> 
graha  .  .  .,  or  a  coli,  of  Jain  hyrans.  78  S.  7  a.  —  14)  Harkisan  Harjiwand&s  ... 
Venes  descr.  the  great  reL  ansterities  performed  by  the  Jain  Saint  Tilakchandji  at  P&lanpor. 
12  S.  9  p.  —  15)  Shii  Mahati  PajÄ  Sangraha  .  .  .  or  a  coli,  cont  the  prayers  known  as 
th«  oeat  worahip  .  .  •  276  S.  Be.  1  4  a.  —  16)  Atha  Pandit  Shri-Wirawijayaji  krit  Pa- 
jio  Adi.  .  .  or  prayers,  etc.,  by  Pandit  Shri  Wirawijayaji.  (Magadhi  and  Gnjar. )  3  £d. 
-OO  5.  Bm.  2  S  ^  —  17)  Bemorkgn.  flber  d.  ind.  Reformator  Kabir:  Atti  del  lY  congr. 
üt  ä.  ment.  H,    lö® — 78.  —  18)  Hrsg.  v.  A.  de  Gabematis. 

UiBtoriMche  J*lire»berioht«.    1881.    1.  4 


1,50  IV.   J.  KUtt: 

Ein  vortreffliches  Handbuch  der  letzteren,  verfafst  von  dem  Herausgeber  des 
Adi  Granth,^)  enthält  in  einer  populärwissenschaftlichen,  von  gelehrtem 
Apparat  absehenden  Darstellung  eine  Geschichte  der  Eutwickelung  dieser 
Beligion  und  ihrer  Lehren.  Das  Leben  Mnaks  in  Pandschäbi- Sprache  ist 
in  zwei  Ausgaben')  erschienen.  Unter  verändertem  Titel  hat  M.  Macau- 
liffe')  eine  frühere  Schrift  fortgesetzt  und  die  Geschichte  der  Sikh-Religion 
unter  dem  dritten  bis  zehnten  (letzten)  Guru  gegeben,  woran  sich  in  einem 
zweiten  Artikel^)  die  Epoche  unter  Banda,  welcher  zur  Zeit  des  Bahadur 
Shah,  des  Nachfolgers  des  Aurangzeb,  von  dem  letzten  Guru  Gobind  Singh 
bekehrt  wurde,  und  eine  Schilderung  der  gegenwärtigen  Verhältnisse  an- 
schliefst. —  Erst  nach  1764  fingen  die  Sikhs  an,  in  Lahore  Münzen  zu 
prägen  (die  Sikh  Rupees).^)  Im  Museum  zu  Lahore  ist  selbstverständlich 
die  vollständigste  Sammlung  von  Sikh-Münzen-,  dieselben  reichen  von  saqivat 
1822  (1765)  bis  saqivat  1905  (1848),  d.  h.  bis  zum  Untergange  der  Macht 
der  Sikhs  gegen  die  Engländer  ^~'^).  —  Interessant  als  Beleuchtung  der 
Heiligen-Yerehrung  im  Pendschäb  ist  ein  lied  über  den  Heiligen  Sakhi 
Sarwar  (XE.  Jh.  n.  Chr.)»). 

Über  Sitten,  Gebräuche  und  Wohnplätze  einer  in  der  Gegenwart  ge- 
gründeten Sekte,  welche  kürzlich  das  Götterbild  im  Tempel  des  Dschugannäth 
zu  Pur!  zu  zerstören  versuchte,  handeln  zwei  anonyme  Artikel,^)  deren 
letzterer  von  einem  mit  dem  Beligionsgründer  Mukund  Das  persönlich  be- 
kannten Manne  verfafst  ist. 

Die  hervorragendsten  Persönlichkeiten  der  unter  dem  Namen  Brah- 
masamädsch  bekannten  Reform  des  Brahmanismus  sind  der  Gründer  der- 
selben Rämmohun  Roy  (geb.  1772,  f  in  Bristol  1833),  welcher  am  23.  Jan. 
1830  in  Calcutta  die  erste  theistische  oder  wie  sie  auch  genannt  wird,  uni- 
tarische Kirche  eröffnete,  femer  der  Fortsetzer  seines  Werkes  Debendra 
Näth  Tägore  (geb.  1818,  noch  am  Leben),  welcher  der  theistischen  Kirche 
eine  wirkliche  Organisation  gab  und  1839  die  Tattvabodhint  Sabhft  gründete, 
endlich  Keshaba  Chandra  Sen  (geb.  1838).^^)  Zu  den  auf  Anlafs  des  50jäh- 
rigen  Bestehens  des  Brahmasamädsch  erschienenen  Biographieen  des  Be- 
gründers desselben  ^^)  fügen  wir  noch  ein  wegen  seines  reichen  Inhaltes  ge- 
rühmtes bengalisches  Werk^')  und  den  Neudruck  eines  schon  1845  erschie- 
nenen Artikels.  >')  Die  von  Keshaba  Chandra  Sen  während  seines  Aufenthalts 


1)  Ernst  Trampp,  D.  Beligion  der  Sikhs.  Nach  d.  Qaellen  dargest.  Leipng,  0.  Schnlse. 
IV,  124  S.  M.  3.  —  Vgl.  Michel,  Ath.  beige,  No.  10;  Ac.  XZ,  54  f.;  GBl.  Sp.  1207  f.; 
J.  G.,  DLZ.  II,  1483  f.;  Wolf  Baudissin,  ThLZ.  VU,  217  f.  ^  2)  Bh&i  B&14, 
Pothf  Janaxn  Sakhi  (Life  of  B4b&  Kinak.  PunjÄbi  in  Gurmukhi  chsr.)  Lahore,  Mnatafü  Prem, 
1880.  408  S.  12  a.  —  Basselbe,  ibid.  592  S.  4^.  Bs.  5.  —  3)  The  Bise  of  Ani- 
ritsar,  and  the  Altercations  of  the  Sikh  Belig.:  Galc.  B.  LXXH,  57—75.  Vgl.  Jahreaber.  III, 
1,261*.  _  ^y  pers.  The  Sikh  Belig.  ander  Banda,  and  its  Present  Gondition:  ibid.  LXXIU, 
155—68.  —  r>)  Chas.  J.  Bodgers,  On  the  Goins  of  the  Sikhs:  JASB.  L,  I,  71— 9a^. 
5  Taf.    —    Vgl.  PASB.     S.  6  f.  6)  Henry  Lawrence,  The  Seikhs  and  their  Conntry: 

Selections  from  the  Galc.  B.  I,  308—63.  Abgedr.  aus  Galc.  B.  U,  153-208  (1844).  — 
7)  Hebert  Edwardes,  The  Sikh  Inyasion  of  Brit  India  in  j845— 1846:  Sei.  from  the 
Calc.  B  n,  259—322.  Abgedr.  aas  Galc.  B.  VI,  241—304  (1846).  —  8)  B.  C.  Tempi e, 
A  Song  aboot  Sakht  Sarwar:  Galc.  B.  LXXm,  253 — 74.  —  9)  Gommunication  regard.  the 
^Kumbhapatias',  a  Sect  of  Hinda  Dissenters:  PASB.  154 — 7.  —  Note  on  the  Origin  and 
Growth  of  the  Sect  of  the  Knmbhipatias:  ibid.  1882.  S.  2—6.  —  10)  Monier  Williams, 
Indian  Theistic  Beformers:  JBAS.  N.  S.  XIII,  1—41.  ~  Snppl.  ibid.  S.  281—90.  Apr.  — 
Vgl.  Ac.  XIX,  66.  -  11)  S.  Jahresber.  HI,  1,  26»»»«.  —  12)  Nijfendra  N4th  Ghat- 
terji,  Mahitmi  B^4  B4mmohan  lUyer  Jibancharita.  (Life  of  BÄj&  B4mmohan  Boy, 
Bengali.)  Galc,  BÄya  Press.  161  S.  Be.  1.  —  13)  Baboo  Kissory  Ghand  Mitter,  Bam- 
mohun  Boy:    Sei.  from  the  Galc.  B.  I,  710—48.  Abgedr.  aus  Galc.   B  IV,  355—93  (1845.) 


Indien.  1^51 

in  England  gehaltenen  Vortrage  werden  gesammelt  heraodgegeben.^)  Mit 
der  ^on  ihm  gegründeten  neaen  Kirche  The  New  Dispensation'  ist  der 
Brahmasam&dsch  in  eine  nene  Entwickelungsphase  getreten.**^)    Das  alljähr-  ^' 

lieh  erscheinende  Jahrbach  der  Miss  S.  D.  CoUet^)    ist  anch   diesmal  er- 
sebienen.     Der  Brahmasamädsch  hat  zwar  in  Calcatta  seinen  Hauptsitz,   ist 
aber  anlserdem  in  140  Kirchen  tlber  ganz  Indien  von  Assam  bis  Sindh  and  . 
von  Labore  bis  Madras  verbreitet 

Ein    anderer    gegenwärtig   lebender  Reformator   des  Brahmanismns   ist 

Dayänand  Sarasvatl     Er  beabsichtigt,  die  Religion  des  ^igveda,  welche 

nach  seiner  Meinung  ein  reiner  Monotheismus  ist,  wiederherzustellen.     Zwei    \ 

Streitschriften  des  Rädscha  Sivaprasäd,   Star  of  lodia,   gegen  ihn  nebst  den 

Antworten    des  Dayänand  werden  in  einem  Briefe  an  das  Athenäum  von  Max 

Müller^),    welcher  die  Schriftstücke  aus  dem  Hindi  ins  Englische  üliersetzt 

hat,  mitgeteilt.      Ein  früherer  Aufsatz  desselben  <^)  über  die  Lebensfähigkeit 

des  Brabmanismus    ist    von  neuem  gedruckt.     Unter  dem  Namen  ^Mütter{ 

werden  gewisse  Gottheiten  in  einzelnen  Gegenden  Indiens  verehrt,  auf,  welche 

im  Anschlufs  an  Monier  Williams^    wiederum  die  Aufmerksamkeit   geleIl^t 

wird.^     Bei  den  unteren  Yolksklassen  des  Pandschäb  sind  in  eigentümlicher 

Weise  mohammedanische  und  brahmanische  Religionselemente  unter  einandei 

gemischt.')    Über  einen  Platz  in  der  Präsidentschaft  Madras,  Namens  Tiruka^ 

lukunram,  der  von  den  Brabmanen  Pakshitirtha  genannt  wird,  und  die  sich 

an   denselben    knüpfenden  Legenden    handelt    ein    südindischer  Gelehrter.  ^^) 

W.  Knighton^^)    kennt  aus  eigener  Anschauung  die   religiösen  Jahrmärkte 

(mela),    welche    teils   der    Religion    teils   dem  Vergnügen   dienend  an   den 

Ufern  der  heiligen  Ströme,    besonders   des  Ganges  und   der  Narmadä  (Ner- 

budda)  stattfinden  und  von  zahlreichen  Pilgern,  die  in  den  heiligen  Strömen 

baden,  besucht  werden.     Derselbe  schildert  ebenfalls  aus  eigener  Anschauung 

die  indischen  Hanshaltnugen  ^^)    und    handelt    über  die  wilden  Bergstämme 

Indiens,  ^^)  die  Santals  in  Bengalen,  die  Gonds  in  Orissa,  die  Maris  in  R^jpu- 

tana,   die  Bhils  in  Ehandesh,    die  Karens  in  Birma  und  die  Leptschas   und 

Bhutias  des  Himalaja. 

Auf  die  Sitten  und  Gebräuche  der  Eingeborenen  bezieht  sich  ein 
Werk  in  Urdu-Sprache.^^)  —  Über  die  Kasten  handeln  aufser  einem  all- 
gemein gehaltenen  Essay^^)  der  3.  und  letzte  Band  des  früher  erwähnten 
Werkes  von  M.   A.  Sherring.^^)      Es  sind  darin  die  Stämme  und  Kasten 

1)  Kwhabft  Chandra  Sen  in  England.    Vol.  I.    Calc,  BidMn  Press.     184  S.     Ba.  2.  — 
2)  WUl.  Knighton,  The  new  Beyelopm.  of  the  Brahmo  Somaj:  Contemp.  B.   XL,  570 — 84. 

—  3)  Sophia  Dobaon  Coli  et,  The  Brahmo  Somig  Torsiu  the  'New  Diapenaation':  ibid. 
S.  726— S6.  —  4)  Brahmo  Tear-Book  for  1881  .  .  .  s.  Jahresber.  III,  1,  26««.  No.  VI. 
Lond.,  Williams  &  Korgate.   151  S.   2  s.  6  d.  —  5)  An  Ind.  Belig.  Reformer:  Afh.  5.  Febr. 

6)  On  the  Yitality  of  Brahmanism:  Sei.  Essays  II,  87—108.    Zuerst  Fortn.  B.  1874,  Juli. 

—  7)  8.  Jahresber.  n,  1,  18«;  lU,  1,  26^  ~  8)  E.  W.  West,  The  Diyine  Mothers  or  Lo- 
cal  GoddeMMs  of  India:  lAnt  X,  245  f.  —  9)  B.  C.  Temple,  Muhamm.  Belief  in  Hindu 
Saperstition :  ibid.  S.  371  f.  —  10)  T.  Bamakrishna.  Tirukalnkunram  or  Pakshitirtha: 
ibid.  S.  198  t  —  11)  BeUg.  Fairs  in  India:  Nineteenth  Gent  IX,  '838—48.  —  12)  Hindu 
Booseholds:  Fortn.  B.  N.  S.  XXIX,  767  75.  —  13)  Sarage  Life  in  India:  Contemp.  B.  XXXIX, 
403  lif.  14>  W.  B.  M.  Holroyd,  Rnsüm-i-Hind.  (Cnstoms  of  India,  Urdü.)  Beprint 
Labore,  Gort  Bclac.  Press.    250  S.    Lith.     10  a.  (Stories  relat  to  the  roanners  and  customs 

€i  the  XaÜTea  of  Ind.)   —  15)  Bob.  Needham  Gast,  Essay  on  the  National  Cnstom  of  Brit. 

1^  knowB  as  Caate,  Vama  or  Jaty.     P.  I,  Gaste  in  the  World.     P.  II,  Gaste  in  the  Christ. 

Choi^h.     London.     Auch  in:   Pictnres   of  Ind.  Life   (S.  o.  S.  40*).   —    Vgl.  Calc.  B.  LXXV, 

L  S.  XX.  —  16>  Hindu  Tribes  and  Gastes  .  .  .     Vol.  III.     Calc,  Thacker ;   Lond.,  Trnbner. 

\Ll,  336  S.      4»      £  l    1^  B    -  Vgl.  Jahresber.  II,  1,  19*  u.  zu  Vol.  II:    Ac.  XVIU,  96  u. 

iiS  (Nekrolog;;  TK.      N.  S.  U,  U\    Saturd.  B.  LUI,  84—86;  Calc.  B   LXXY,  I,  8.  XXI. 

4* 


1,52  IV-    J-  KUtt: 

von  lUgpatana,  Madras,  Mysore,  Travancore  und  TinneveUy  behandelt,  sowie 
drei  Abhandlangen  aas  d.  J.  1880^)  wieder  abgedrackt  and  ein  Index  Aber 
das  ganze  Werk  gegeben.  Eine  schon  1788  verfafste  Übersicht  aber  die 
Kasten  bei  den  Tamnlen,  besonders  in  der  Provinz  Jaffhapatam  ist  aas  dem 
holländischen  Manaskript  des  Vf.  ins  Englische  übersetzt  worden.*)  Ganz 
verschieden  von  den  heatigen  Eastenverh&ltnissen  waren  die  der  alten  Zeit, 
wie  sie  aas  Manns  Gesetzbach  erschlossen  werden  können.')  Eine  Mischang 
nenester  Art  sind  die  Earasier,  ^~^)  d.  h.  Abkömmlinge  von  Enropäem 
(Portagiesen,  Holländern,  Franzosen  and  Engländern)  mit  eingeborenen  Fraaen. 
Max  Maliers^)  Essay  über  die  Kasten  ist  neu  erschienen. 

Die  Dorfgemeinschaft  bernht  daraaf,  da£B  alles  Einkommen  der 
Mitglieder  zasammengethan  and  je  nach  den  Bedürfnissen  der  Einzelnen 
verteilt  wird.  Diese  altertümliche  Einrichtang  wird  von  einem  Hinda®)  in 
einem  gaten  Artikel  des  Näheren  beschrieben.  Sie  findet  ihr  Seitenstück 
bei  anderen  Völkern,  namentlich  bei  den  alten  Germanen.')  In  einem  nn- 
garischen  Werk^<>)  über  die  Dorfgemeinschaft  im  allgemeinen  werden  aach 
die  indischen  Verhältnisse  berührt. 

Ober  die  indischen  Fraaen  handeln  zwei  nicht  näher  bekannte 
Schriften,  ^1-1')  ein  Bach  in  Hindi -Sprache  über  die  berühmten  Fraaen 
Indiens,^')  ein  knrzer  and  allgemein  gehaltener  Artikel  über  die  Polyandrie 
in  Indien  and  Tibet,^^)  ein  anonymer  Artikel  über  Heiratsgebränche  in  einer 
Landschaft  des  Pandsch&b,  ^^)  and  zwar  sowohl  wie  sie  bei  den  Hindas  als 
aach  bei  den  Mohammedanern  üblich  sind. —  Emil  Schlagintweit^^  widmet 
in  seinem  Werke  ^Indien  in  Wort  and  Bild'^^)  aach  den  indischen  Unterrichts- 
verhältnissen einen  Abschnitt,  welcher  besonders  gedruckt  worden  ist.  Die 
Erziehung  der  Mädchen  stöfst  in  manchen  Gegenden  Indiens  auf  grofse  Vor- 
urteile, weil  unter  dem  Hinduregimente  nur  die  öffentlichen  Dirnen,  die  zu 
den  Tempeln  gehören,  lesen  lernten,  und  daher  auch  jetzt  noch  die  Töchter 
der  Brahmanen  diesen  übelbeleumundeten  Bajaderen  gleichgestellt  zu  werden 
fürchten,  wenn  sie  sich  Kenntnisse  erwerben.  Änderungen  dieser  Verhältnisse 
werden    schon   seit   langer  Zeit  von   den  Hindus  selbst  angestrebt.  ^^)     Ein 


1)  Jahreeber.  UI,  1,  28^1  ff.—  2)  Philip  De  Melho,  A  Samniary  View  of  the  Castoa 
of  the  Tamil  Nation.  Gommanicated  by  Mat.  F.  J.  Ondaatje:  lAnt  X,  85 — 87.  —  8)  £dw. 
W.  Hopkins,  The  Mutual  BelationB  of  the  Four  Gastes  aoeoid.  to  the  MänaYadhanaa9ästram. 
Leipz.,  Breitkopf.  VI,  114  S.  M.  2,50.  (Biss.)  -  Vgl.  (J.  Joll)7  GBL  Sp.  1684  f.  — 
4)  Thom.  Edwards,  Eurasians  and  Poor  Europeans  in  Ind.:  Galc.  R.  LXXU,  38 — 56.  — 
r>)  S.  P.  Heron,  Anglo-lndians  and  Eurasians.  Frint  by  Ghum  Dass  at  the  Station  Press. 
—  Vgl.  Galc.  B.  LXXm,  II,  8.  V— VU.  —  6>  D.  S.  White,  The  Bducation  of  Eurasians  and 
Anglo-Indians  in  the  Madras  Presid.  Madras,  Thomas  1880.  58  S.  8  a.  —  7)  Kaste: 
Essays,  2.  Aufl.,  II,  282 — 832.  —  H)  Jogendra  Ghandra  Qhosh.  Onr  Joint  Family 
Organisation:  Galc.  R.  LXXIH,  275—300.  —  9)  W.  R.  Hamilton,  Deyelopments :  ibid. 
S.  87 — 121.  Juli.  —  10)  Jul.  L&nczy,  A  fiduközöss^  eredete.  Budapest  —  Vgl.  Ignas 
Kont,  Ung.  R.  S.  251 — 8.  —  H)  Hindu  Women,  with  Glimpses  into  their  Lives  and  Ze- 
nanas,  by  H.  LI.  2  s.  6  d.  —  12)  The  Women  of  India.  Ed.  by  the  G.  V.  E.  Society. 
2.  Ed.  Madras,  G.  K.  S.  Press.  24  S.  6  p.  —  13)  KÄshl  N&th,  Bhärat  Varsh-ki- 
WikhiyÄt  Strion-ke-Jiwan  Ghdritra  (Stories  from  Ind.  Hist  Liyes  of  female  celebrities  of 
India,  in  Hindi.)  Labore,  Mitr  BUäs  Press  1880.  98  S.  Lith.  Re.  1.  —  14)  John 
A?ery,  Polyandry  in  Ind.  and  Thib.:  Amer.  Antiqu.  IV,  48 — 53.  —  15)  Marriage  Gustoms 
in  the  Rfiwal  Findi  District:  lAnt.  X,  47—50.  (From  the  Roman-Ürdü  J.,  Sept  1879.)  — 
16)  I.  D.  ind.  Schulen  u.  d.  Schulyerwaltg.  II.  D.  ind.  Studenten  u.  d.  Hochschulen:  Paedag. 
A.  XXin,  449—57.  —  17)  S.  Jahresber.  III,  3,  220^^  —  18)  Ganpat  Lakshuman, 
An  Essay  on  the  Promot  of  Domestic  Reform  among  the  Natives  of  Ind.  (English.)  3.  Ed. 
üumUy,  Ihiyan  Mitra  Press.     240  S.     Rs.  2.    8  a.     [writteu  in  1841.J 


Indien.  1^53 

mdi&cYies  Journal  ^)  soll  einen  beachtenswerten  Artikel  über  die  dortigen 
Sc^ni^ertiältiÜBse  enthalten.  Max  Müller')  bespricht  einige  der  bestbe- 
S^bigten  F&lle,  die  aas  Indien  berichtet  wnrden,  ^s  Kinder  von  Wölfinnen 
gesingt  worden  seien,  nnd  wünscht  die  Frage  nach  der  physischen  Möglich- 
keit solcher  Wolfiskinder  dnrch  competente  Beurteiler  beantwortet  zu  sehen. 

Ein  anschauliches  Bild  der  indischen  Kunstgewerbe  gewährte  die 
in  Berlin  veranstaltete  Ansstellnng  der  Schätze  des  Sonth  Kensington  Museoms. 
Über  dieselbe  erschien  ein  gnt  verfaDster,  aber  schlecht  übersetzter  Katalog,^) 
der  nach  einer  allgemeinen  Einleitnng  eine  systematische  Darstellung  der 
einzelnen  Kunstgewerbe,  Töpferei,  Metallarbeit  u.  s.  w.  enthält,  welcher  die 
ausgestellten  Gegenstände  als  Beispiele  dienen.  Die  Illustrationen  sind  z.  t. 
Birdwoods  ^Industrial  Arts  of  India'^)  entnommen.  Über  die  indische  Bau- 
kunst handelt  ein  Joumalartikel.^)  Über  dasselbe  Thema  hielt  Ang.  de  Gu- 
bernatis*)  vier  Vorlesungen,  die  das  indische  Haus,  die  indische  Stadt,  den 
indischen  Palast  und  den  incUschen  Tempel  zum  Gegenstand  haben  und  mit 
einem  Überblick  über  die  alten  buddhistischen  Inschriften  und  einer  Yer- 
herrlichnng  des  Königs  Asoka  schliefsen.  Letztere  bewog  einen  italienischen 
Vater,  der  sein  Söhnchen  alle  Morgen  zur  Schule  begleitet*  (angeblich 
Giacomo  Lignana),  zu  einem  wunderlichen  Protest,  da  Atoka  ein  Bruder- 
mörder sei  und  nicht  der  Jugend  als  ein  Seitenstück  des  Marc  Aurel 
empfohlen  werden  dürfe.  Der  ganze  darauf  bezügliche  Schriftenwechsel  ist 
von  G.  auf  einem  Bogen  in  Grofsfolio  publiziert^) 

Über  verschiedene  Gegenstände  von  archäologischem  Interesse  handelt 
M.  J.  W  alhouse.^)  James  Burgess^)  führte  auf  dem  Berliner  Orientalisten- 
kongrefs  ans,  dafs  bei  dem  Mangel  historischer  Werke  in  der  indischen 
Utteratnr  die  Inschriften  einigen  Ersatz  bieten  und  auf  ihnen  die  Hoffnung 
beruhe,  die  Lücken  in  der  indischen  Geschichte  auszufüllen.  Es  finden  sich 
Inschriften  auf  Felsen,  Säulen  und  Bauwerken,  in  Grotten,  Topes,  auf  den 
Manem  der  Tempel,  auf  Stein-  und  ^upfertafeln.  Diese  letzten,  welche 
meistens  Landschenknngen  von  Königen  für  religiöse  Zwecke  beurkunden, 
haben  ihren  historischen  Wert  darin,  dab  sie  den  Namen  des  Fürsten,  eine 
mehr  oder  weniger  vollständige  Liste  seiner  Vorfohren,  eine  Jahreszahl  n.  s.  w. 
enthalten.^®)  Vieles  ist  schon  in  Indien,  meistens  von  privater  Seite,  für  die 
Sammlung  und  Herausgabe  der  Inschriften  geschehen.  Burgess  ist  der 
Meinung,  dals  die  Sache  wichtig  genug  sei,  um  von  der  Regierung  in  die 
Hand  genommen  zu  werden.  In  ähnlicher  Weise  schlägt  Chas.  J.  Rodgers^^) 
die  Gründung  eines  kaiserlich  indischen  Münzkabinets   und   einer  Zeitschrift 


1>  i.   of  the  National  Indian  AMocaation,  Febr.  ^  Vgl.  Ac.  XIX,  116.   —   2)  Wolfs- 

kinder:    Enays,     2.    AnfL,    H,    236  —  44.      [Üben,    des    Art    'Wolfflchildreo':     Ac.    1874. 

Nof.   7.]    —     3)  George  Birdwood,    Auutellg.   ind.   Kaust -Gegenstände  zn  Berlin,    1881. 

üben.  T.  John  W.  Mollett.  M.  55  Fig.  in  Hzschn.  Lond.,  Clay;  o.  J    YUI,  135  S.,  1  Krie. 

H.  3.   —    Vgl.   Alfir.  Licbtwark,    D.    ind.    Ausstellong   in  Berlin:    Frenss.    Jbb.    XLIX, 

376—91.  —  4)  aJaliresber.  III,  1,  29".—  5)  The  Building  Arte  of  India:  Joum.  Soc.  of 

ArtB  (Lond.),  XXIX,  No    1485.   —   6)  Lettnre  di  archeol.  ind.     Milano,  Hoepli.     V,  81  S. 

i.  1.   _    Vgl.  GBL,   Sp.   1149  f.   Ac.  XX,   145;    H.  Zimmer  DLZ.   U,    1917.    —    7)  La 

qiestiaBe  dal  re  A^ka.     Firenae,  tip.  dei  Snccessori  Le  Monnier.  25.  febbr.  1  Bl.  gr.  fol. — 

H)  Aivhaeol     Xotes.     No.    XXTQ.     Scraps    of   Legend   and    Folk-lore      lAnt    X,    363<— 6. 

S.  Jahntber.    TTT^    ly    26^.    —   9)  Memorandum   on  the  Coli,   and  Fablic   of  Ind.  Hist.  In- 

acnptioBs.      (Untexz.:    Jas.  Borgess.     Edinb.,    20th    Aug.  1881.)     7  S.    fol   —    10)  John 

Doirsoii,  Ind.  Inscriptlonfl:   Encyd.   Brit     9  Ed.  XIII,    118—21.    Verf.  f   23.  Aug.  1881. 

Xdbokg:    JBA6.     N.  6.    XIY,  Ann.  Rep.  S.  XIV— XV.    —    11)  Ind.  Portable  Antiqoities: 

CaJc.  B.  LXXIl,  264—82. 


1,54  IV.    J.  Klatt: 

für  indische  Mfinzknnde  vor,  weil  unzählige  Münzen  eingeschmolzen  würden 
oder  auf  andere  Weise  verkämen.  —  Allenthalben  in  Indien  werden  auch 
die  Diamanten  in  Kasten  eingeteilt.^)  Ein  weifser  Diamant  von  reinem 
Wasser  heifbt  Brahmane,  ein  rother  Kschatrija,  ein  rauchiger  Yai^ja  und 
ein  unreiner  ^üdra.  Y.  Ball  berührt  auch  die  Erwähnung  der  Edelsteine 
in  der  alten  Litteratur  und  versucht  in  einem  Anhang  die  fabelhafte  Er- 
zählung von  der  Diamantpngewinnung ,  wie  sie  von  Marco  Polo  und  in  Sind- 
bads Reisen  erzählt  wird,  aus  den  bei  Eröffnung  einer  neuen  Diamantmine 
üblichen  Gebräuchen  zu  erklären.  Derselbe  glaubt  drei  von  Tavemier  (Mitte 
des  XVn.  Jh.)  besuchte  Diamantminen  identifizieren  zu  können.')  A.  de  Gu- 
bernatis')  giebt  als  ein  Specimen  des  erst  im  nächsten  Jahre  zu  erwäh- 
nenden Bd.  n.  seiner  ^'Mythologie  des  plantes'  eine  alphabetische  Liste  von 
Pflanzennamen  (bis  Bluet),  mit  ausführlicher  Darstellung  der  sich  an  sie 
knüpfenden  Legenden. 

Zu  den  einzelnen  Ländern  Indiens  übergehend  beginnen  wir  an 
der  Nordostgrenze,  über  deren  wilde  Gebirgsstämme  drei  Forscher *~ß)  aus 
eigener  Anschauung  berichten.  Ein  Hindu  ^)  beschreibt  seine  Reise  durch 
Assam  in  bengalischer  Sprache. 

Über  die  alt«  Sen-Dynastie  von  Bengalen  enthält  eine  in  Calcutta  er- 
scheinende bengalische  Zeitschrift  ^)  mehrere  Artikel.  Vierzehn  im  Nov.  1 880 
in  Assam  gefundene  Münzen,^)  welche  teils  von  den  bengalischen  Sultanen, 
teils  von  den  Kaisern  von  Dehli  herrühren,  stellen  einiges  in  der  Chronologie 
sicher.  Die  aus  einem  einzigen  Stein  gefertigten  Denkmäler,  i^)  die  sich  in 
den  Gegenden  nördlich  vom  Ganges  in  grofser  Anzahl  befinden,  werden  für 
Merksteine  von  Landstrafsen  erklärt. 

Die  ältere  Geschichte  von  Bündel kh and  teilt  sich  in  eine  Epoche  vor 
der  Tschandel-Herrschaft  (bis  830  n.  Chr.),  in  den  Zeitraum  der  Tschandel- 
Herrschaft  (831  —  1182)  und  in  die  Periode  nachher  (1182  —  1352).     Über 
H.  diese  drei  Perioden  liegt  eine  gewissenhafte  Arbeit  ^^)  vor,  welcher  aufser  den 

gedruckten  Materialien  die  Lokaltradition  zur  Quelle  gedient  hat,  letztere 
besonders  für  die  dunkele  Epoche  zwischen  dem  Fall  der  Tschandels  i.  J. 
1182  und  dem  Auftreten  der  Bundelas. 

Eine  in  Kämä  oder  Kämavana  (etwa  40  miles  w.  von  Mathurä  in  dem 
Territorium  Bharatpur)  gefundene  Steininschrift  ^*)  in  Sanskritversen,  die  nach 
der  Meinung  des  Herausgebers  aus  dem  YHI.  Jh.  herrührt,  enthält  die  Namen 


• 


1)  V.  Ball,  The  DiamondB,  Coil  and  Gold  of  India:  their  Mode  of  Occorrence  and 
Distribution.  Lond.,  TrUbner  Vm,  136  S.  5  b.—  2)  Der«.,  On  the  Identificat  of  oertain 
Diamond  Minea  in  Ind.  which  wäre  known  to  and  worked  by  the  Ancients,  especialiy  thoae 
which  were  nsited  by  Tavernier.  With  a  Note  on  the  Hist  of  the  Koh-i-nnr:  JA8B.  L,  II, 
31—44.  —  Addit.  Kote:  ibid.  S.  219—23.  —  3)  KotionB  I^gendaiies  qui  ooncernent  cer- 
tainea  plante«  ind.:  Atti  de!  IV  Congr.  int.  d.  Orient.  II,  129—62.  —  4)  K.  G.  Woodthorpc, 
Notes  on  the  Wild  Tribes  inhabiting  the  so-called  Naga  Hills,  on  onr  North-east  Frontier  of 
Ind.  Part  I:  J.  Anthrop.  Instit.  XI,  56—73.  2  Taf.  —  &)  S.  E.  Peal,  Report  on  a  Visit 
to  the  Nongyang  Lake,  on  the  Burmese  Frontier,  Febr.  1879:  JASB.  L,  II,  1  —  30.     6  Taf. 

—  6)  A.  Bastian,  D.  Httgelstämme  Assam's:  Z.  f.  Ethnol.  XIH.  Verh.  S.  149—60.  — 
7)  B&mkum&r  BhattÄch&rya,  The  Belig.  Mendicant  SatyasrabA's  Travels  in  Assam.  (Ben- 
gali). Calc.  136  S.  Re.  1.  —  8)  BhÄrati,  A  monthly  paper.  Vol.  V.  No.  8  ff.  —  9)  A.  F. 
Rad.  Hoernle,  A  New  Find  of  Early  Mohamm.  Coins  of  Beng.:  JASB.  L,  I,  53 — 71. 
4  Tal  —  Vgl.  PA8B.  S.  52  f.  —  10)  H.  B.  W.  Garrick,  Ind.  Monoliths:  Ath.  17.  Sept 

—  11)  Vincent  A.  Smith,   Contribntions  to  the  Hist  of  Bnndelkhand:   JASB.  L,  I,  1—53. 

—  Vgl.  PA8B.  1880.  8.  175—82.  -  12)  Bhagwfinlil  Indraji  Pandit  Inscription 
from  &lmä  or  Kämayana:  lAnt  X,  34—36.     1  Taf. 


Indien.  1^55 

von  sieben  Königen  einer  Stü^asena- Dynastie,  welche  sonst  nicht  bekannt 
\8i.  Em  Münzfand  im  Pandschäb  ^)  förderte  500  in  Lahore  unter  den  Gazni- 
Sultanen  geprägte  Münzen  an  den  Tag.  Eine  Münze  v.  J.  689  H.  (1290 
n.  Chr.)  *)  ist  im  Namen  eines  dreijährigen  Kindes,  welches  nnr  wenige  Tage 
den  Thron  inne  hatte,  geschlagen.  In  den  Rainen  einer  alten  Manofaktor 
zu  Balandshahr  sind  verschiedene  Alteitümer  gefunden  worden.^)  Das  im 
Yiritaparvan  des  Mahibh&rata  erwähnte  Upaplava  wird  mit  dem  heutigei^ 
üpeUo  an  der  Strafse  von  Delhi  nach  Agra  identificiert.  ^)  Ein  schon  1846 
erschienener  Essay  ^)  über  die  Ebenen  von  Sirhind  und  Malwa  ist  von  neuem 
gedruckt  worden.  Reisebriefe  über  eine  im  östlichen  Himalaja  unternommene 
Beise*)  enthalten  auch  ethnographische  Notizen  über  die  Kulu,  Lahuli  und 
SpitL  Eine  Geschichte  der  Stadt  Amroha  (Moradabad  Distr.,  NW.  Prov.)  7)  in 
persischer  Sprache,  eine  historische  Skizze  der  Könige  von  Lucknow^)  und 
eine  Geschichte  des  Pandschäb^)  in  Urdu-Sprache  sind  in  Indien  erschienen. 

Ein  modernes  Werk  über  den  Rädschput-Fürsten  Siddharadscha^^) 
in  Gudscherati- Sprache  hat  seinen  Stoff  angeblich  ans  Forbes'  'Ras  Mala' 
entlehnt  und  scheint  mehr  legendarisch  als  historisch  zu  sein.  Dagegen  ist 
das  Alt-Hindi -Gedicht  des  Tschand  ^^)  eine  wertvolle  Quelle  zur  Geschichte 
des  Prithiradscha,  eines  Füisten  der  Tschohän- Dynastie   in  Delhi   (f  1192). 

Einige  indo-scythische  Mtlnzen  werden  von  A.  F.  R.  Hoernle^') 
beschrieben.  In  Bezug  auf  die  von  P.  Gardner  im  Numismatic  Ghronicle 
neuerdings  veröffentlichte  Tetradrachme  des  baktrischen  Königs  Agathokles 
macht  A.  v.  Sallet^^)  einige  Bemerkungen. 

In  Kafiristän  sind  die  Tschug&nis  von  einem  Reisenden^^)  näher  unter- 
sucht worden.  Das  von  demselben  gesammelte  Vocabular  der  Tschugaui- 
Sprache  wird  anderweitig  (von  Trumpp)  verwertet  werden.  Nach  einem  Ar- 
tikel der  Encyclopaedia  Britannica,  ^^)  der  hauptsächlich  Biddulphs  Werk  über 
die  St&mme  des  Hindukusch  ^^)  benutzt,  nennt  letzterer  die  Religion  der  Kafirs 
eine  rohe  Form  der  vedischen  und  bringt  ihren  Hauptgott  Imbra  mit  dem 


1)  C.  J.  Bodgera,  A  Find  of  Coins  stnick  by  Gaani  Sultans  in  Lahore:  PASB.  $.4-- 6. 
—  2)  J.  G.  Delmerick,  On  a  SilTer  Coin  of  Shams-ad-din  Kaimars.  With  a  Kote  by  A. 
Casningliam:  ebda.  8.  157  f.  —  3)  F.  S.  Growse,  Note  on  some  Curiosities  foand  at 
BnliBdidiaiir:  ebda.  S.  113  f.  —  4)  Bishi  Kesh  Bhatt&cMrya  Shistri.  On  the  Identity  of 
UpeUo  with  üpapUya:  JASB.  I,  I,  103—7.  —  Vgl.  jahresber.  111,  1,  33^  —  5)  B.  N. 
Cost,  The  Coontriea  betwixt  the  Satlcrj  and  the  Jamna:  Selections  from  the  Calc.  B.  II,  114 
—38.  (Ans  Oalc.  B.  V,  348—72.)  —  Anch  in  Cnsts  «Lingn.  and  Orient  Essays',  s.  Jahres- 
ber. in«  1,  3*.  —  6)  Ch.  de  UjfalTy,  Voyage  dans  THimalaya  occid.:  Ball,  de  la  Soc.  de 
s:«ogr.  de  Par.  VH.  S«r.,  U,  524—37.  —  7)  Maalana  Sayyid  AI  Hasan,  Nakhbat  at- 
TkvariUi  (the  best  of  histories,  Persian).  Amroha,  1880.  146  S.  lith.  5  a.  3  p.  —  8)  Bu- 
laqi  D4b,  Gnldasta-i-Awadh  (a  nosegay  of  Oudh,  Urd6).  Dehli,  Mair  Press  1880.  44  S. 
iith.  Be.  1  8  a.  —  9)  B4i  BahÄdar  Kanhaiya  L&\,  Tarikh-i-Panjib  (bist  of  the  Punjab, 
Uidn).  2  Jßd.  Lahore,  Victoria  Press.  514  S.  lith.  Be.  1  10  a.  -  10)  MahipatrÄin 
Rnprim  Nilkanth,  Sadhar&jsangh ,  or  the  Story  of  SiddharÄj  Jayasinhdew.  (Gajariti). 
Vhmedabad,  United  Printing  .  .  Press.  146  S.  Be.  1  4  a.  —  11)  The  Prithiräja  Basao  of 
Cband  Bardal,  transl.  from  the  Original  Old  Hindi,  by  A.  F.Bad.  Hoernle.  Part  II.  Fase.  1. 
(¥Ie.  74,  11  S.  S  Taf.  (Bibl.  Indica.  N.  S.  No.  452.)  Vgl.  Jahresber.  UI,  1,  33«».  — 
1^)  Coiiie  and  antiqoities  from  Khokhrakote:  PASB.  S.  69—^72.  —  13)  Alex.  d.  Gr.  als 
GrftDder  d.  baktr.-ind.  Beiche:  Z.  f.  Num.  VIU,  279  f.  —  Vgl.  Verh.  d.  numism.  Ges.  z. 
Beri,  1879/80.  S.  27  f.  —  14)  H.  C.  Tann  er,  Notes  on  the  Ghag&ni  and  Neighboaring 
Tribes  of  Kafiriatan:  Proceed.  B.  Geogr.  Soc.  N.  B.  III,  278—95.  Discass.  S.  295—301. 
1  Karta.  —  15>  Henry  Tale,  KIfiriatän:  Enc.  Brit.  9  Ed.  Xm,  820—3.  —  16)  Tribes 
of  the  Hindoo  Kooah,  a.  Jahresber.  III,   1,  33^*, 


1,56  IV.    J.  Klatt: 

vedischen  Indra  zusammen.  Zwei  schon  1878  gehaltene  Vorträge  ^''^)  über 
Dardistan  und  die  Erwähnung  der  Dards  bei  Herodot  liegen  nun  gedruckt 
vor.  Ein  offizielles  Werk')  bandelt  über  die  verschiedenen  Pässe,  die  aus 
Indien  nach  Balfttschist&n  und  Afghanistan  führen,  und  macht  nebenbei  Mit- 
teilungen über  die  heutigen  Bewohner  dieser  Gegenden  und  über  die  Geschichte 
derselben  nach  afghanischen  und  anderen  Quellen. 

Die  ergiebigsten  Gebiete  für  die  indische  Altertumsforschung  sind  gegen- 
wärtig in  der  Präsidentschaft  Bombay.  Der  neue  Band  des  'Archaeological 
Survey  of  Western  India'  *)  ist  wieder  sehr  reichen  Inhalts  und  liefert  wich- 
tige Beiträge  zur  Inschriftenkunde  von  der  Zeit  der  Maurjas  an  (c.  200  v. 
Chr.)  bis  zum  VII.  Jh.  n.  Chr.  und  zur  (reschichte  der  Dschainas  und 
Buddhisten.  Als  unübertrefflich  werden  die  Facsimiles  der  Inschriften  ge- 
rühmt. —  Auch  diesmal  liegen  zahlreiche  (37)  Sanskrit-  und  altcanaresische 
Inschriften  der  westlichen  Tschalukja- Könige  vor,  weiche  Urkunden  über 
Tempelgründungen,  Schenkungen  an  Tempel  und  Brahmanen,  Stammbäume 
u.  dgl.  enthalten.^)  Die  datierten  unter  denselben  tragen  die  Jahreszahlen 
saka  500  (578/9  n.  Chr.),  621,  866,  996,  1017,  1052,  1261,  1465;  als 
Könige,  von  denen  sie  herrühren,  werden  genannt  Mangalt^vara,  Vidschajäditja, 
Vikramaditja  IL,  Some^vara  II.  und  m.  und  Tribhuvanamalla  (Vikramäditja 
VL).  Von  besonderem  Interesse  ist  die  erste  in  Bädämi  (dem  alten  Vätäpi) 
gefundene  Inschrift,  weil  durch  sie  die  ^aka-Ära  als  von  der  Königsweihe, 
nicht  von  der  Geburt  des  ^aka-Königs  beginnend  fixiert  wird.  An  einß  In- 
schrift des  Vikramaditja  I.  hat  sich  eine  Polemik  zwischen  Rice  und  Fleet^) 
angeknüpft.  Letzterer^  hat  von  Sewell  mehrere  Kupfertafeln  mit  Inschriften 
der  Ganga-  und  der  östlichen  und  westlichen  Tschalulga- Könige  erhalten, 
worüber  er  später  ausführlicher  berichten  wird.  H.  Oldenberg*)  gelangt 
durch  geschickte  Gruppierung  des  vorhandenen  Materials  zu  wichtigen  Re- 
sultaten. Er  identifiziert  die  Ära  Kanischkas  mit  der  Saka-Ara  (78  n.Chr.); 
in  Bezug  auf  die  Ära  der  Guptas  geht  er  auf  die  Angabe  Albirunis  zurück, 
dafs  sie  i.  J.  319  n.  Chr.  beginne,  und  identifiziert  sie  mit  der  Valabhi-Ära. 
Der  Name  'Säh-Dynastie'  sei  aufzugeben,  da  die  betreffenden  Königsnamen 
nicht  auf  säha,  sondern  auf  sena  ausgehen.  Dafür  schlägt  er  den  Namen 
Kfichatrapa- Dynastie  vor  und  setzt  den  Anfang  ihrer  Ära  um  100  n.  Chr. 
Zum  Schluis  stellt  er  selbst  die  erlangten  Resultate  folgendermalsen  zusammen: 
^Nahapäna  regiert  in  Guzerat  und  südlich  davon,  55 — 100  n.  Chr.   Im  nord- 


1)  G.  W.  Leitner,  L'ethnographie  du  DardiBtan:  Congrte  int  des  sc.  ethn.,  tena  a 
Paris  .  .  1878.  CR.  st^ogr.  8.  600—11.  Discuss.  8.  612—7.  —  2)  Bers.,  A  Note  on 
Classical  AJInsions  to  the  Dazds  and  to  Greek  Inflnence  on  India:  Atti  del  IV  congr.  int.  d. 
Orient  ten.  in  Firenze  .  .  1878,  II,  113—16.  —  Vgl.  Jahresber.  II,  1,  21*.  —  3)  H.  G. 
Raverty,  Kotes  on  AfgMnist&n  and  Part  of  Balüchistiui,  Geogr.,  Ethnogr.,  and  Historical . . . 
Print.  by  Order  of  the  Secretary  of  State  for  India  in  Cooncil.  Lond.  98  S.  kl.  fol.  —  Vgl. 
Ath.  24.  Dez.  —  4)  Jas.  Bargess  and  Bhagwanlal  Indraji  Pandit  Arcb.  Sorrey  etc. 
(No.  10.)  Inscriptions  frora  the  Caye  Temples  of  W.  Ind.,  with  Descript  Notes,  &c.  Bombay. 
V,  114  S.  4.  —  Vgl.  Ath.  1.  Okt;  A.  Burnell,  Ac.  XX,  386  f.;  A.  Barth,  RHR.  V, 
245.  —  5)  J.  F.  Fleet,  Sanskr.  and  Old-Can.  Inscriptions  (N.  81—117):  lAnt  X,  57—67. 
3Taf.;  102—6,  iTaf.;  126—32;  162— 71,  9Taf.;  185— 90;  249— 55.  —  Vgl.dazu  J.  Burgess: 
Bambal  Baddh.  Inscription  of  6.  1017,  ebda.  S.  273  f.  u.  Jahresber.  lU,  1,  34*.  —  6)  A 
Note  in  Connect  with  the  Western  Chalnkya  King  Vikramäditya  I:  lAnt  X,  132—35.  — 
7)  New  Gopper-Plate  Grants:  ebda.  8.  243  f.  —  8)  Über  d.  Datierg.  d.  ältam  ind.  M&iz- 
o.  Inschriftenreihen :  Z.  f.  Nnm.  VHI,  289 — 328.  —  Bers.,  Z.  Chronol.  d.  Kshatrapa-  n. 
Gapta^Bynastie.  Nachtrr.  o.  Berichtigungen:  ebda.  IX,  90 — 5.  —  Ins  Bngl.  tthers.  (ohne  die 
^Nachträge'):  lAnt  X,  213—27.  —  Vgl.  Ac  XX,  299. 


iBdien.  1,57 

itsQiehen  Kelche  wird  Kanishka  gekrönt,  78  n.  Chr.     Sätaka^  stürzt  den 
l^th&paaa.  Beizt  Gashtana  als  Satrapen  ein;  Anfting  der  Kshatrapa-Ära,  100 
n.  Chr.      Pudnmäyi  folgt  dem  Sätakanni ,  r^ert  noch  mit  Cashtana  ^eich- 
idüg.    Radradaman,  Enkel  des  Casbtana,  besiegt  einen  jüngeren  S&takanni; 
^  Kshatrapa  sind  jetzt  unabhängig  von  den  Qatavähana;  um  173  n.  Chr. 
Im  Nordwesten  endet  um  dieselbe  Zeit  die  Regierung  des  Väsndeva  und  die 
Glanzperiode  des  indoskythischen  Reichs.    Anfang  der  Gupta-Ära,  319  n.  Chr. 
Letzte  datierte  Münze  der  Kshatrapa,  395  n.  Chr.    Bald  darauf:  die  Ksha- 
tn^  werden  von  den  Gupta  gestürzt.     Erste  Gupta-Münze  in  Kathiawad: 
etwa  415  n.  Chr.      Ende  der  Gupta -Herrschaft  in  Kathiawad,   Anfang  der 
Yalabhi-Dynastie:   um  480  n.  Chr.'   —  Auch  Edw.  Thomas^)  widmet  un- 
abhängig von  Oldenberg  der  Gupta-Ära  eine  eingehende  Untersuchung.    Eine 
neue,  kürzlich  zu  Gflnda  in  E&thiftväd  entdeckte  Kschatrapa-Inschrift  ')  ist  da- 
tiert saQivat  102,  unter  der  Regierung  des  Rudrasinha;   Bühler*)  hält  es 
für  ein  Datum  der  SakarÄra,  sodals  die  Inschrift  aus  d.  J.  1 80  n.  Chr.  sein 
würde.     Eine  angeblich  i.  J.  ^aka  400  (478  n.  Chr.)  unter  Dharasena  IL 
von  Yalabbi  geschriebene  Sanskritinschrift  hatte  derselbe  wegen  des  Gebrauchs 
der  Gudscherati- Schrift  und  der  I^aka-Ära  früher  für  gefälscht  angesehen; 
er  ist  nun  der  Meinung,  daCs  zwar  diese  Argumente  hinftllig  seien,  dafs  aber 
andere  Gründe  für   die  Fälschung  sprechen.')     Eine  Reihe  von  Inschriften 
der  Könige  von  Gudscherat  wird  eröffiiet  durch  eine  unter  Dschigasinhadeva, 
Herrn  von  Anahilap&(aka  geschriebene  Inschrift,^)   welche  zwei  Daten,  näm- 
lich saipvat  1196  (1140  n.  Chr.)  und  1202  (1146  n.  Chr.)  trägt    Das  Ein- 
gangswort alter  Prakrit-  und  Sanskrit -Inschriften  ^Siddham'   wird  am  wahr- 
scheinlichsten als  Segensformel  aufgefafst.  ^)      Eine  in  Goa  gefundene  Sans- 
krit-Inschrift^) von   ^aka   1313  (1391   n.  Chr.)  beurkundet  eine  Schenkung 
an  21  Brabmanen  seitens  des  Mftdhava,   Ministers    des  Bukkarädscha   und 
Harihara,  Königen  von  Yidschajanagara,  aus  der  Jädava-Dynastie.     Über  die 
älteren  Könige  von  Gudscherat  handelt  ein  einheimisches  Werk»  ^)  das  jedoch 
in  dem  indischen  Katalog  als  historischer  Roman  bezeichnet  wird.   K.  Raghu- 
nathji^)  fährt  in  seinen  aus  eigener  Anschauung  geschöpften  Angaben  über 
die  religiösen  Sekten  von  Bombay  fort;  diesmal  handelt  er  über  22  Sekten, 
darunter  die  Dscharimari-  oder  Cholera -Bettler,   welche   sich  ein  möglichst 
ekelerr^endes  Aufsere  zu  geben  suchen,   und  die  Säktas  mit  ihren  überaus 
anxflchtigen  Gebräuchen.     Die  islamitische  Sekte  der  Wahhäbiten  zählt  auch 
in  Gudscherat  Anhänger. ')   Von  einem  Gudscherati- Werk  über  die  Geschichte 
der  Parsen  im  westlichen  Indien,^^)  welches  nach  dem  indischen  Katalog  in- 


1>  The  Bpoch  of  Ihe  Goptaa:  JBAS.  N.  8.  XIU,  524—51.  Okt   —  2)  A  New  Kshatrapa 

lucxi]^:  lAnt  X,   157  f.   —   3)  ValabM  QnmU.  Ko.  XVI:  ebda.   S.  277-  86,  1  facs.  ~ 

4)  H.  H.  DhrnTa,    Sanskrit  OranU  and  InBcriptions  of  Gojarfit  Kings.     No.  I.    The  Bobad 

laacriptioii  of  the  Chaoliikya  King  Jajaaimha-Deva ;  witb  Note  by  G.  Bühler:  ebda.  S.  158 

—62.  —  5)  G.  Bühl  er,  A  Note  on  the  Word  Siddham  osed  in  Inscriptions :  ebda.  S.  273. 

—  Vgl.  A.  Barnell,  Ac.  XX,  387.  —   6)  Pfendit  Bhagwanlal  Indraji,   A  Copper  Plate 

6nat  bj  Minister  lUdhav  or  Mädhayich&iya  dated  SaUyahan  Era  1313   (1391  A.  C):   Atti 

dei  IT  coBgr.  int.  d.  Orient  U,  153—8.    —    7)  Bäw  Säheb   Mahipatrim  Bupr&m  Nil- 

kanth,  WanarA}   ChAwado;   or  an  account  of  Üie  Bajpat  kings   of  Gujarit,  of  the  Chawadä 

I>rnafltT,  and  paücal.  of  king  Wanadij  and  hia  father  Jayaahekhar  and  son  TogrAj.   (G^jaräti.) 

2  Bd.  Ahmadsbad,  United  Printing  .  .  Piess.   226  S.  Be.  1  8  a.  —  8)  Bombay  Beggars  and 

Criew:  lAnt   X,    71—75,   145—7,   286  t    —    Vgl.  Jahreaber.  HI,  1,  25*».    —    9>  Faasl 

I'BtfaIJsh,  The  Wahhabia:  lAnt  X,  67—71.     Vgl.  Jahreaber.  m,  2,  227>.  —   10)  Bo- 

■anji  Bairimji  Pstel,  P4ni  Prak&ih;  being  a  reeord  of  Import,  eyents  in  the  giowth  of 

the  Ffan  Commnxdtf  of  W.  Ind.,   chrono!,    anranged  from  the  dato  of  their  immigrat  into 

lad.  ti>  the  psw.  öm,y.   (GoiaritL)  Part  V.  VL  Bombay,  Daftar  ishkiri  Pxeaa.  94,  92  S.  4«.  Ba.  2. 


1^58  I'^     J-  Klatt: 

haltreich  and  mit  Fleifs  kompiliert  sein  soll,  ist  die  Fortsetzung  erschienen. 
Von  einer  französischen  Schrift  über  die  Parsen  ^)  können  wir  nur  den  Titel 
angeben.  Ein  Bericht  des  Jordanus  über  das  Martyrium  von  Christen  i.  J. 
1319  (oder  1321)  zu  Thän&  (bei  der  Insel  Diu)  ist  abgedruckt  worden.*) 
In  I.  Minajews^)  Artikel  über  'das  alte  Indien'  wird  über  die  Reise  des 
Athanasius  Nikitin  (XV.  Jh.)  nach  dem  westlichen  Indien  gehandelt. 

Für  Südindien  hat  Roh.  SewelM)  chronologische  Tafeln  zum  Ge- 
brauch bei  Inschriften  zusammengestellt.  Sie  reichen  von  ^a  500  (578  n. 
Chr.)  bis  1822  (1900)  und  stellen  in  sechs  Kolumnen  die  Daten  des  ^aka-, 
des  KaUjiga-,  des  cyklischen  Jahres,  der  KoUam-Ära  von  Quilon,  der  christ- 
lichen und  muhammedanischen  Ära  nebeneinander.  Die  Tage  kann  mau 
indessen  nicht  daraus  berechnen,  und  Sewell  sagt  selbst  in  dem  im  nächsten 
Jahr  zu  erwähnenden  'Archaeological  Survey  of  Southern  IndiaV)  dafs  nicht 
eher  eine  genaue  Geschichte  Südindiens  möglich  sein  wird,  als  bis  man  Tafeln, 
in  denen  auch  die  Wochentage  ausgerechnet  sind,  haben  wird.  Zwei  Stein- 
inschriften in  kanaresischer  Sprache®)  aus  der  Zeit  der  Mahävali- Dynastie, 
und  zwar  von  zwei  verschiedenen  Königen,  Namens  Banarasa  (VH.  Jh.?)  sind 
in  der  Nähe  von  ^riniväspur,  östlich  von  Maisnr,  gefunden  worden.  —  Die 
Bahmani- Dynastie  herrschte  fast  2  Jahrhunderte  (1347 — 1525)  über  den 
Deccan;  Münzen  derselben  sind  selten,  sodafs  durch  3  Gold-  und  15  Silber- 
münzen ^  die  Anzahl  der  Könige,  die  auf  Münzen  noch  nicht  vertreten  waren, 
wieder  verringert  wird.  Von  dem  Autor  der  Grammatik  der  dravidischen 
Sprachen^)  ist  eine  kurze  Geschichte  des  Landstriches,  in  welchem  er  lange 
lebte,  erschienen.  Die  Regierung  von  Madras  macht  den  Versuch,  eine  neue 
Orthographie  der  geographischen  Namen,  bei  welcher  die  einheimische  Schrei- 
bung zu  Grunde  gelegt  ist,  einzuführen,  z.  B.  Arkadu  für  Arcot,  Korikot  für 
Calicut,  Malayam  für  Malabar,  Mangaluru  für  Mangalore,  Puducheri  für 
Pondichery,  Tiruvankodn  für  Tranvancore,  was  vom  philologischen  Standpunkt 
aus  sehr  zu  billigen  ist,  während  es  von  Geographen^)  getadelt  wird.  Zwei 
französische  Schriften^^^^^)  handeln  über  archäologische  Funde  in  Südindien. 
Die  Fortsetzung  einer  Abhandlung  von  J.  Cain^*)  hat  einen  rein  philo- 
logischen Inhalt  (grammatische  Skizze  der  Koi- Sprache).  Von  demselben 
Autor  ^')  werden  die  Kois  oder  genauer  der  eine  Stamm  der  Kois,  mit  welchem 
er  während  seines  Aufenthalts  in  Dummagüdem  in  nähere  Berührung  kam, 
nämlich  die  Gt)mmu-Kois,  nach  ihren  ethnographischen  Beziehungen  behandelt. 
Über  die  wilden  Stämme  der  West-Ghats,    die  Dhangars,    Dhawads,    Kolis, 


1)  L.  Juillard,  Les  Panis  oa  adoratours  du  soleil.  Bourg.  58  S.  -  2)  The  Tha^a 
Mart3rn:  lAnt.  X,  22 — 3.  Jaa.  [*£xtr.  from  the  Satyrica  Geetaram  of  Jordanas,  giren  in 
Tnle'fl  edition  of  The  Wonden  of  the  East,  by  Friar  Jordaniu,  pref.  p.  X.*]  —  3^  Staraja 
Indija:  Sharnal  Ministerstwa  nar.  nrosweschtsch.  (J.  d.  Minist,  f.  Volksaafklär.)  COXV, 
2,  160—241,  CCXYI,  2,  1—58.  —  4)  Chronol.  Tables  for  South.  Ind.,  from  the  Sixth 
Cent  A.  D.  Print.  by  Authority.  Madnui,  Govt  Pre««.  XXXVI  S.  4®.  [Trübner:  7  «.  6  d.] 
—  Vgl.  TR.  N.  S.  III,  58;  lAnt.  XI,  271  f.  —  :>)  I.  R.  m.  -  6)  Lew.  Rico,  The 
Mahävali  Dynasty:  lAnt.  X,  36—40.  1  Taf.  —  7)  Jaxn.  Gibbs,  Gold  and  Silyer  Coina  of 
the  Bahmani  Dynasty:  Namism.  Chron.  m.  Ser.,  I,  91—115.  1  Taf.  —  8)  CaldweJl,  A 
Polit.  and  General  Hiat  of  the  Diatr.  of  Tinneyelly.  From  the  Earliest  Period  to  its  CeMion 
to  the  Engl.  Govemm.  in  1801.  Madras,  Goyt  Press.  —  Vgl.  Jas.  S.  Gotton,  Ac.  XXI, 
247.  —  9)  Peterm.B  Mittheil.  XXVn,  156.  —  10)  Recherches  arch^l.  dans  le  sud  de  linde. 
Nancy,  imp.  Berger-Lerrault.  6  S.  (Extr.)  —  11)  D^couv.  des  ruines  de  Pamba  anc.  capitale 
dn  ni^kan  dans  les  Indes:  Ann.  de  la  Soc.  d'agric,  indnstr.  etc.  de  la  Loire.  (Saint>ätienne) 
1879.  —  12)  The  Bhadrachellam  and  RekapalH  T^lnqas:  lAnt.  X,  259—64.  Vgl  Jahreaber. 
n,  1,  19f   —    13)  The  Koi,  a  Southern  Tnbe  of  the  Gond:   JRAS.    N.  S.    XHI,  410—28. 


Indien.  1^59 

Thakars  u.  s.  w.  und  deren  Behandlung  seitens  der  indischen  Regierung 
schreibt  W.  Lee-Warner.^)  Ein  schon  1846  in  der  Calcntta  Beview  er- 
schienener Artikel*)  über  die  Mafsregeln  der  indischen  Regierung  zur  Ab- 
schaffung der  Menschenopfer  und  des  Tötens  weiblicher  Kinder  bei  den 
Khonds  ist  neu  gedruckt  worden.  Ein  Buch  über  die  Bergstationen  in  Süd- 
indien 3)  handelt  auch  über  die  Sitten  und  Gebräuche  der  dort  hausenden 
wilden  Stämme.  Der  Islam  in  Südindien  ist  durch  eine  an  einen  Ort  der 
Präsidentschaft  Madras  sich  knüpfende  muhammedanische  Legende^)  vertreten. 
Schliefslich  nennen  wir  zwei  Abhandlungen  über  sogenannte  prähistorische 
Denkmäler,  nämlich  Urnen,  Waffen  und  andere  in  Gräbern  gefundene  Gegen- 
stände^) und  einen  an  Ophir  anknüpfenden  Artikel  über  die  Goldminen  in 
Südindien. «) 

Über  die  Weddas  in  Ceylon  handelt  R  Virchow^)  vom  anthropo- 
logischen Standpunkt.  Er  begrenzt  das  von  ihnen  bewohnte  Gebiet,  läfst 
sich  über  ihre  Sitten,  Sprache,  Namen  aus  und  behandelt  im  Hauptteile 
seines  Werkes  ihre  physischen  Eigentümlichkeiten  unter  Vergleichnng  mit 
denen  der  Singhalesen  und  Tamulen,  mit  dem  Ergebnis,  dafs  eine  Verwandt- 
schaft mit  den  wilden  Stämmen  des  Festlandes  von  Indien  das  wahrschein- 
lichste sei.  Religion  spricht  er  den  Weddas  vollständig  ab;  doch  dürfte  viel- 
leicht 'der  heimliche  Handel',  d.  i.  der  bei  ihnen  übliche  Gebrauch,  die  Waaren 
an  einen  bestimmten  Platz  niederzulegen  und  später  die  Tauschartikel  heim- 
lich abzuholen,  nicht  die  Scheu  des  wilden  Tieres,  wie  Virchow  zwar  nicht 
direkt  sagt,  aber  zwischen  den  Zeilen  lesen  läfst,  sondern  religiöse  Motive, 
die  Furcht  sich  zu  verunreinigen,  zur  Ursache  haben.  Abbildungen  von  drei 
Schädeln  sind  dem  Werke  beigegeben.  —  Wir  nennen  zum  Schlufs  noch 
Aufsätze  über  den  Namen  Taprobane,^)  über  religiöse  Ceremonieen  in  Ceylon,^) 
einen  Auszug  aus  F.  Valentyns  'Oud  en  Nieuw  Oost  Indie  1724 — 26*,*®)  ein 
schon  1878  erschienenes  Reisewerk  I.  Minajews^i)  'Skizzen  von  Ceylon 
und  Indien',  und  einige  Artikel  über  die  Andamanen^')  und  Nikobaren.^^) 


1)  PerMcation  on  the  Weit.  Ghats:  CbIc.  B.  LXXUI,  169—83.  —  2\  Alex.  Dnff, 
The  Fint  Seriea  of  QoTernm.  Meaaarea  for  the  Abolition  of  Haman  Saerincea  among  the 
Khonds:  Selections  from  the  Calc.  R.  II,  194—257.  Aus  Gale.  R.  VI,  45—108.  —  3)  Ooty 
and  her  SUten  or  cor  Hill  Station«  in  Soofh  Ind.,  with  Sketches  of  Hill  Tribes,  &c  Madras, 
Higginbotham.  166  S.  Re.  1.  —  4)  H.  Le  Fanu,  A  Mnsalm.  Legend  of  Kiish^agiri  in 
Salem:  lAnt.  X,  191—2.  —  5)  B.  R.  Branfill,  On  the  SäTandurga  Rade  Stone  Cemetery, 
Central  MaisAr:  lAnt  X,  1>-12.  2  Taf .  —  Bers.,  Old  Slab-Stone  Monuments  in  Madras  and 
Maisdr:  ebda.  8.  97—100.  1  Taf.  —  6)  H.  Rein  hold,  B.  Goldminen  in  Süd-Ind.:  Österr. 
Mschr.  f.  d.  Orient,  VII,  1  f.  —  7)  Über  d.  Weddas  t.  Ceylon  a.  ihre  Beiiehangen  sn  d. 
Nachbarstämmen.  Berl  143  S.  4^  3  Taf.  M.  8.  (Abh  d.  Berl.  Ak.  d.  Wiss.)  —  Vgl.  A. 
Bnrnell,  Ac.  XXI,  372  f.  —  8)  Wm.  Fergnson,  On  the  Supposed  Origin  of  Tamana 
Nawara,  where  Wijayo  landed  in  Ceylon,  B.  C.  543,  and  hence  Taprobane,  as  the  Classical 
Name  for  Ceylon:  JCBAS.  1880,  Part  II,  S.  35— 7.  —  9)  C.  J.  R.  Le  Mesiirier,  A  Short 
Account  of  the  Principal  Relig.  Ceremonio«  obserred  by  the  Kandyans  of  Ceylon:  ebda.  VII, 
I,  32—48.  —  10)  A.  SpenceMoBs,  *Valontyn*s  Account  of  Adam's  Peak*:  ebda.  S.  49— 5H. 
11)  Otscherki  ZeUona  i  Indiji.  T.  1.  2.  St  Petersburg,  1878.  V,  284,  18.;  3,  238, 
3  S.  Rab.  2,50.  —  12)  M.  V.  Portman,  On  tho  Andaman  Islands  and  the  Andaniancso: 
JRAS.  X.  S.  Xni,  469—89.  —  £.  H.  Man  and  R.  C.  Temple,  Note  on  two  Maps  of  the 
Andaman  Islands.  Lond.  (Pamphlet).  —  13)  F.  A.  de  RoSpstorff,  Notes  on  the  Inhabitantn 
of  the  Nicobars:  PA8B.  S.  7—15;  104-10.  —  V.  Ball,  Remarks  on  the  above:  ebda. 
S.  110—12. 


1,60  ^-  ^-  Spiegel: 


V. 
F.  Spiegel. 

Medien  und  Persien. 

In  die  Zeit  vor  der  Entstehung  des  medischen  and  persischen  Reiches 
fahrt  uns  im  J.  1881  nur  eine  Abhandlung  J.  Darmesteters^)  zurtlck, 
welcher  die  Obereinstimmung  der  indogermanischen  Kosmogonieeii  in  ähnlicher 
Weise  erörtert,  wie  er  früher  die  Lehre  von  dem  höchsten  Gotte  bei  den 
Indogermanen  besprochen  hat.  Eine  Geschichte  Erftns  in  alter  Zeit  bis  zum 
Auftreten  des  Islam  ist  unter  dem  Titel  eines  Buches  der  Könige  von  Jel&l- 
eddin  Mirzä*)  in  persischer  Sprache  veröffentlicht  worden;  der  Vf.  benützt 
zumeist  morgenländische  Quellen  und  fügt  Bildnisse  der  einzelnen  Könige  bei. 
In  der  Geschichte  der  Achämeniden  beginnen  die  neuentdeckten  Denkmale 
über  Kyros,  die  wir  im  vorigen  Jahresberichte  besprochen  haben,  mehr  und 
mehr  die  Aufmerksamkeit  der  Historiker  zu  beschäftigen;  ihnen  ist  eine  Ab- 
handlung Bü dingers')  gewidmet,  welche  untersucht,  warum  Kyros  vor  seiner 
Eroberung  Mediens  König  von  Ansau  genannt  und  erst  später  als  König  der 
Perser  bezeichnet  werde.  Die  Angaben  des  Kyros  über  seine  Abstammung 
werden  mit  den  Angaben  des  Darius  verglichen,  ebenso  andere  ÄuCsenmgen 
der  Inschrift  mit  den  Berichten  der  Alten.  Ähnliche  Zwecke  verfolgt  auch 
eine  Schrift  Floigls;^)  sie  will  zunächst  die  Ergebnisse  feststellen,  welche 
sich  namentlich  für  die  Chronologie  der  ältesten  Geschichte  Mediens  and 
Persiens  aus  den  neuentdeckten  Inschriften  ergeben,  sie  verbreitet  sich  aber 
auch  noch  weiter  über  die  Geschichte  Lydiens  und  die  Züge  der  Kimmerier 
und  Skythen.  Für  die  Geschichte  der  Achämeniden  ist  weiter  zu  erwähnen 
die  2.  Auflage  von  der  Ausgabe  der  altpersischen  Keilinschriften  des  Ref.;^) 
über  eine  —  wie  es  scheint  in  Berlin  —  gefiüschte  Dariusstele  giebt  Schra- 
der^  kurze  Nachricht.  Eine  Abhandlung  von  0.  Neuhaus  ^j  verbreitet 
sich  mehr  über  die  assyrische  und  skythische  Geschichte  als  über  die  per- 
sische. In  die  Achämenidenperiode  (527 — 405  oder  340— 32)  verlegt  Cler- 
mont-Ganneau^  mehrere  in  Ägypten  gefundene  aramäische  Denkmale. 
Auf  dem  Gebiete  der  Awestaforschung  ist  eine  Reihe  von  Einzelarbeiten  zu 
verzeichnen:  zunächst  die  Fortsetzung  der  Übersetzung  von  Teilen  dee 
Awestä  durch  Geldner,')  sowie  die  Besprechung  des  Awestäkalenders  durch 
Roth^o)  und  Harlez.  ^^)  Die  Ansichten  Darmesteters  über  die  Entstehung 
der  Awest&religion  sind  von  Luqniens^')  und  Ref. '')   besprochen   worden; 


1)  8.  o.  8.  42«.  —  2)  Nfimei  Khotrav&n.  VTieii,  Zamenki.  —  3)  Die  nenontdeckten 
Inschrr.  d.  CyniB:  Wien.  SB.  97,  711  fg.  —  4)  Cyrue  u.  Herod.  etc.,  b.  o.  S  18'.  —  5)  Die 
altpenischen  Keilinschrifteu  im  Grnndtexte  mit  ÜbenetEong,  Grammatik  und  Qlosaar.  Leipzig. 
—  0)  MB.  d.  Berl.  Ak.  1880.  8.  1038.  —  7)  D.  Qnellen  des  Trogiu  Pomp,  in  d.  pen. 
Gesch.  (Ftogr.  d.  Gymn.  zu  Hohenstein  in  Ostpr.)  —  8)  Origine  pene  des  monnments  anm. 
de  r^gypte.  Abgedr.  ans  der  BA.  Aönt  1878.  u.  Janv.  1879.  —  9)  ZVglS.  85,  465—590.  -- 
10)  D.  Kalender  de«  Aweatfi  a.  die  sog.  Gfihanbfirs:  ZDMG.  34,  698—720.  —  11)  Le  Ca- 
lendrier  Pers.  et  les  pays  origin.  da  Zoroastrisme:  Bull,  de  TAÜiento  oriental.  S.  79 — 97  a. 
159—188.  —  12)  The  Aresta  and  tbe  Stormmyth:  New  Engländer.  Sepi  —  13)  Ormaad 
Q.  Ahriman:    Im  neuen  Beich.    No.  38. 


Modien  vnd  Penien.  1^61 

VMhir  die  kriüsche  Seite  vertreten  Bartbolomaes^)  Beitrflge  zur  KenntniB 
te  A.irQBt&,  die  Erkl&rang  des  Textes  Darmesteters*)  Fragment  eines 
Kommentars  des  Yendidäd  und  Harlez'')  Entgegnung.  Die  alt6rftnische 
Bdigion  bespricht  Fe  er*/)  J.  Vinson^)  in  einer  kurzen  Abhandlung  die 
Geschichte  der  alt^nischen  Studien.  Den  Eräniem  selbst  hat  Marius  Fon- 
tane^ ein  eigenes  Werk  gewidmet.  —  Auf  die  Zeit  der  Seleukiden  bezieht 
sieh  biois  eine  geographische  Abhandlung  J.  Olshausens.^  Endlich  ist  für 
die  ftltere  Zeit  noch  eine  wichtige  Abhandlung  Cnnninghams^)  zu  nennen, 
welche  ans  Bericht  aber  einen  interessanten  Fund  von  iranischen  Aiter- 
tflmem  und  Münzen  giebt;  die  letzteren  umfiissen  die  Zeit  von  Darius  bis 
auf  Antiochus  d.  Grofsen  und  Euthydemus  v.  Baktrien. 

Über  die  Nationalität  der  Parther  hat  Wieseler  ^)  gesprochen,  der  sich 
bemOht,  dieselben  dem  germanischen  Yolksstamme  zuzuweisen.    Für  die  Ge- 
schichte der  Parther  ist  noch  eine  Abhandlung  J.  Olshausens^^)  aus  dem 
J.  1880    nachzutragen:   sie  verbreitet  sich  über  die  socialen  Zustände  des 
Rdches  und  bespricht  die  Titel,    welche  den  höheren  Beamten  damals  bei- 
gelegt wurden.    Eine  Säsanideninschrift  bespricht  West;  ^^)  zwei  Abhandlungen 
J.  Oishansens^*)  beziehen  sich  gleichfalls  auf  die  Zeit  der  S&sftniden,  sind 
sber  mehr  sprachlichen  Inhalts.    Eine  Abhandlung  über  Atropatene  hat  Nöl- 
deke^*)  veröffentlicht;  demselben  ^^)  verdanken  wir  auch  Nachweisungen  über 
den  &beihafteo  Pfeilschfltzen  Arish.    Zum  Schlüsse  mögen  noch  zwei  Abhand- 
Jimgen  von  Williams i^)  über  die  Religion  Zoroastei'S  und  über  die  Parsen 
erwähnt  werden. 


VI. 
E  Meyer.    H.  Zurborg. 

Griechenland. 

Wenn  es   vorzugsweise  die  griechische  Litteratur  ist,  deren  Bekannt- 
werden im   15.   «Hl.  eine  Wiedergeburt  des  menschlichen  Geistes  herbeiführte, 
in  der  Weise,  dafs  die  Kenntnis  des  griechischen  Altertums  einstweilen  noch 
einen  integrierenden  Teil  unserer  Bildung  ausmacht,   so  reicht  dagegen  die 


1)  ZDMG.  35,  153 — 161.  —  2)  JA.  Att.,  Ifai,  Jain.  —  3)  Un  Fragm.  du  Gommentaire 
4e  M.  Bsnneateter  mit  le  Veodidiid.  LooTain.  —  4)  In  Lichtenbergen  Enoydop.  de«  Sdencet 
reL  48.  Utt.  —  5)  SL.  14,  208—215.  —  6)  Lei  Inniens.  Zoroestre  (de  2500  k  800  sv. 
J.  C.)  VgL  o.  8.  39*  n.  Fhilol.  Wochenschr.  1882.  8.  1234  fg.  —  7)  D.  Slymaeer  am  cMp. 
Meeve  bei  Polyb.  n.  IHolem.:  Herme«  15,  821—380.  —  8)  BelicB  from  andent  Perria  in  Gold, 
Hiher  aad  Copper:  JA8B.  50,  151—186.  9  Tafeln.  —  9)  Untersnchgen.  a.  Getch.  n.  Belig. 
d.  aUen  Qemumen  ia  Aaien  etc.  (■.  n.  Abt  II,  2*).  S.  95  f.  —  10)  Z.  Brlluter.  einiger 
Xadmehten  über  d.  Beieh  d.  Amkiden:  BiB.  d.  Berl.  Ak.  1880,  S.  344—362.  —  U)  Sa- 
*M>>«»  ituuinpöoD»  ot  Naqshi  Biutem:  JA.  Febr.  24.  —  12)  £rläatergen.  z.  Gesch.  d.  Pahlafi- 
■dizift-  Berl.  HB.  1880,  S.  897—910  n.  ForMh.  aaf  d.  Gebiete  ^rän.  Sprackkonde,  ebda.  1881, 

.S   675^691.    1S>  Atropatene:  ZDMG.  34,  692—697.    —    14)  Ebda.   35,  445—447.  — 

1^)  Nineteenth  Century.  Jan.  Mar^b. 


1,62  VI.    E.  Meyer: 

griechische  Geschichte  —  ahsorhiert  durch  die  römische  --  nicht  entfernt 
so  unmittelbar  in  unsere  eigene  Zeit  hinein  wie  die  römische.  Während 
daher  die  letztere  viele  der  grofsartigen  Fortschritte,  die  sie  aufzuweisen 
hat,  Nicht-Philologen  verdankt,  die  mit  einem  durch  die  Praxis  geschärften 
Blicke  in  dem  Duukel  der  Überlieferung  oft  den  wahren  Sachverhalt  zu 
durchschauen  vermochten,  wird  die  griechische  Geschichte  im  wesentlichen 
nur  für  Philologen  und  von  Philologen  geschrieben;  und  von  diesem  Stand- 
punkt aus,  der  über  das  geschriebene  Wort  der  Überlieferung  nicht  hinaus- 
zugehen nötigt  und  die  Frage,  wie  die  uns  vorliegende  Überlieferung  entstanden 
ist  oder  überhaupt  entstehen  konnte,  nicht  aufstellt,  wird  man  neue  Dar- 
stellungen der  griechischen  Geschichte  einstweilen  nicht  erwarten  dürfen. 
Daher  haben  wir  aus  dem  J.  1881  nur  die  Fortsetzung  der  neuen  Über- 
setzung der  Grotescheu  Geschichte  Griechenlands^)  zu  melden,  die  wir 
freudig  begrüfsen,  weil  sie  in  der  realistischen  Auffassung  der  Verhältnisse  — 
Grote  war  ja  Banquier  gewesen  —  unsern  deutschen  Darstellungen  immer- 
hin ein  Vorbild  sein  kann,  wenn  auch  der  bedächtige  englische  Konservatismus 
den  Blick  des  Praktikers  hier  und  da  trübt.  —  Auch  von  M.  Dunckers^) 
Geschichte  des  Altertums  liegt  der  die  griechische  Geschichte  bis  zur  be- 
ginnenden Blüte  loniens  behandelnde  Band  in  neuer  Auflage  vor,  in  der 
selbstverständlich  die  neuere  Litteratur  ausgiebig  benutzt  ist  Im  wesent- 
lichen hält  D.  an  seinen  frühereu  Ansichten  fest,  nur  dafs  vieles  präciser 
gefafst  und  ausführlicher  begründet  ist.  —  Fafst  Duncker  die  griechische 
Geschichte  nicht  für  sich,  sondern  nur  als  Teil  der  alten  Geschichte  auf 
(wobei  allerdings  doch  das  Hauptgewicht  auf  die  Einzelgeschichte u  fällt),  so 
giebt  L.  V.  Ranke')  die  griechische  Geschichte  innerhalb  des  Rahmens  der 
gesamten  Weltgeschichte.  Aber  wir  müssen  bekennen,  dafs  uns  die  meisterhafte 
Zusammenfassung  der  Hauptthatsachen  sowie  die  gedankenvolle  Beleuchtung 
des  Einzelnen  doch  mehr  angesprochen  hat  als  die  Durchführung  und  Glie- 
derung der  Grundgedanken,  welche  die  Geschichte  der  einzelnen  Völker  als 
Glied  in  der  ganzen  Kette  aller  Kulturvölker  erscheinen  lassen.  Besondere 
Aufinerksamkeit  hat  R.  der  Litteratur  gewidmet  (man  sieht  die  klassische 
Schule  Pforias,  die  auch  in  dem  Greise  frisch  erhalten  hat,  was  der  Schüler 
mit  Liebe  getrieben)  als  demjenigen,  was  Gemeingut  anderer  Nationen 
und  der  folgenden  Jahrhunderte  geworden  ist.  —  Sonst  heben  wir  hervor, 
dafs  R.  den  Fortschritt  der  Thucydideischen  Geschichtsschreibung  darin  findet, 
dafs  er  das  historische  Motiv  in  der  moralischen  Beschaffenheit  der  Menschen 
sieht.  Für  den  Verfall  Athens  und  Spartas  sucht  er  den  Grund  nicht  in 
einem  Mangel  an  Energie,  sondern  in  dem  Fehlen  einer  dio  Besonderheiten 
zu    einer   grofsen    Gemeinschaft    zusammenfassenden   Idee.      Bei    Alexander 


1)  Lf.  13-  21.  Bd.  11  (=  Bd.  UI  n.  lY  d.  Origin.),  647  S.,  mit  dem  Zeitalter  des 
Tyrannen  beginnend;  lU,  1—144  (bis  seht  Schi,  bei  Plstaeae);  Bd.  VI,  289—757  (Scbl.,  mit 
dorn  Philokrat.  Frieden  beginnend).  —  Verleger  bt  Th.  Hoff  manu.  —  S.  J&hresber.  III, 
1,  ÖO».  —  2)  Bd.  V.  3.,  4.  u.  ö.  Aufl.  Leipz.,  Duncker  u.  Humblot.  VH,  579  S.  — 
:)>  Weltgeachichte.  1.  Die  älteete  Yölkergruppe  der  Uriecben.  Abt.  I.  X,  375  S.  (K.  5: 
I).  ältere  Hellas;  K.  C:  Zusammentreifen  der  Griechen  mit  d.  per».  Weltreich;  K.  7:  Die 
Demokratie  in  Athen  und  ihre  Führer.)  —  Abt.  II.  Zur  inneren  (Josch.  d.  griech.  Geistes. 
Überwältigung  d.  Perser.  300  S.  (K.  8:  Antagonismus  u.  Fortbildung  der  Ideeen  über  die 
göttl.  Dinge;  K.  9:  Pers.-griech.  Verwickelungen  in  der  1.  Hälfte  des  4.  Jh.;  K.  10:  D. 
niacodon.  Weltmacht;  K.  11:  Ursprung  d.  macedon.-hellonist.  Königieiche ;  K.  12:  £iu  Blick 
auf  Karthago  und  Svrakus.  —  Beilage:  Zur  Chronol.  des  Eusebiuä.)  Leipz,  Duncker  und 
Humblot. 


Qr&achenland  bU  sor  domchen  Wanderung.  1^63 

mmmt  er  nicht  von  Yornherein  die  Absicht  an,  das  Perserreich  zu  erobern. 
->  Sdblielsen  wir  hier  gleich  die  Quellen  an,  cBe  für  die  gesamte  griechische 
Geschichte  in  Betracht  kommen,  so  wird  Platarchs  Schrift  ^Apophthegmata 
ngom  et  imperatonim'  von  Fr.  Safs^)  für  echt  erkl&rt,  nur  habe  Plnt  sie 
nicht  an  Trajan  übersandt,  da  er  vielleicht  nur  für  sich  zum  Gebrauch  eine 
soldie  Sammlung  angelegt,  die  dann  nicht  von  ihm  selbst,  sondern  erst  von 
heineu  Söhnen  oder  Schalem  herausgegeben  wäre.  —  Das  1.  Buch  von 
Aristoteles'  Politik  hat  M.  Schmidt*)  in  neuer  Recension  veröffentlicht.  -— 
In  die  griechische  Urgeschichte  führt  uns,  seine  frtkher  gegebene 
Darlegung')  populär  zusammenfassend,  Fligier,^)  der  in  seiner  Annahme 
des  ürsitzes  der  Arier  in  SüdruTsland  Latham,  Benfey,  Pictet  und  Toma- 
Bcb^^)  auf  seiner  Seite  hat  Armenier,  Lyder  und  Phryger  läfst  er  im 
Gegensatz  zu  den  Indem  und  Eraniem  über  den  Hellespont  nach  Klein- 
Asien  einwandern;  in  der  Ansicht,  daüs  die  Pelasger  Illyrer  seien,  stimmt  er 
mit  Benlöw  und  Hahn  ttberein*,  Illyrier  sind  ihm  auch  lapyger  und  Tursener; 
lapygos  ist  aus  lapetos  geworden.  Gleichfalls  in  die  Urzeit  gelangen  wir 
für  M^aris  durch  J.  Holle.  ^)  £r  glaubt  aus  den  megarischen  Sagen  als 
historischen  Kern  herausschälen  zu  können,  dab  die  Urbevölkerung  von 
Megaris  entweder  aus  Argolis  eingewandert  sei  oder  doch  wenigstens  mit 
den  argivischen  Pelasgem  eines  Stanmies  war;  dann  hätten  Karer  dort  die 
Herrschaft  gewonnen,  um  freilich  bald  in  den  Pelasgem  aufzugehen.  Ihre 
Herrschaft  sei  der  der  Leleger  gewichen,  die  wohl  aus  Böotien  kamen;  doch 
sei  das  Land  bald  durch  Kolonieen  von  Attika  aus  ionisiert,  daher  es  von 
Hinos  mit  Krieg  überzogen  worden,  als  er  Athen  angriff.  Er  habe  dabei 
die  Macht  der  megaiischen  lonier  so  geschwächt,  dafe  diese  sich  nicht  gegen 
die  Achaeer  hätten  halten  können,  die  unter  den  Pelopiden  ihre  Macht 
mehr  und  mehr  ausdehnten,  doch  sei  deren  Herrschaft  bald  von  Athen  aus 
gestftrzt  und  Megara  Attika  tributpflichtig  geworden,  bis  die  Dorer  es 
eroberten.  —  An  der  Ansicht  der  französischen  Ägyptologen,  dafs  die 
Againsha,  eins  der  Seevölker,  welche  Ägypten  nach  den  Inschriften  in  so 
grofse  Gefahr  brachten,  die  Achaeer  seien,  hält  C.  Paparrigopulos^) 
Bragseh  gegenüber  fest:  Od.  14,  257—80  stimme  auffallend  mit  der  Schil- 
tlemng  jener  Kämpfe  in  den  Inschriften,  auch  sonst  hätten  die  Griechen 
genaue  Kunde  von  Ägypten  gehabt.  Der  Name  Ägypten  sei  von  einem  der 
Namen  entlehnt,  mit  dem  Memphis  benannt  wurde:  H^ka-phtah,  d.  h. 
Wohnung  des  Phtah;  er  müsse  also  von  Auswanderern  aus  Memphis,  welche 
die  griechiache  Sage  in  Argos  landen  lasse,  nach  Griechenland  gebracht  sein. 
Ein  Denkmal  der  Urzeit  ans  Tageslicht  gefördert  zu  haben,  ist  wiederum 
ein  unbestreitbares  Verdienst  Schliemanns,^)  der  das  von  Paus.  9,  38  be- 
schriebene und  den  Pyramfden  zur  Seite  gesteUte  'Schatzhaus  des  Minyas' 
in  Orchomenos  bei  dem  heutigen  Dorfe  Skripu  glücklich  ausgegraben  hat, 
was  Anfang  dieses  Jahrhunderts  den  Künstlern,    die  Lord   Elgin   damit   be- 


1)  Plat«  Apophth.  reg.  et  imp.  Progr.  v.  Plön.  No.  241.  21  S.  4.  —  2>  Im  Ind.  Lect 
J«».  (lest)  —  3>  Arch.  f.  Anthrop.  13,  438 — 82;  1880  vorweg  genommen,  s.  Jahresber. 
111,  I,  74f  —  A)  Vgl.  oben  S.  37*.  —  5)  S.  T.b  Ana.  von  Poescheft  Ariern  (Jshresber. 
U  9),  Z.  f  d«tr.  Gyinn.  1879,  S.  862.  —  6)  Megara  im  myth.  Zeitalter.  Progr.  d.  Gymn. 
20  BeekHngbsoMn.  No.  311.  24  S.  4.  -  7)  Gr6ce  et  tg.  aox  tempe  pr61iom^r.:  Bull,  de 
CoiT.  HeUen.  6,  241 — öO.  Vgl.  oben  S.  4  u.  unten  8.  60.  —  8)  Orchomenoe.  Bericht  Über 
meiae  Anagnib.  im  Boeot.  Orch.  Mit  9  Abbüd.  u.  4  Taf.  Leip/..,  Brockhaiu;  YI,  58  S.  — 
Vgj.  denselben  in  Alb.  1,  2b^  f.  and  Bursians  Referat  im  KBl.  d.  dtsch.  Qe«.  f.  Anthr. 
13.    (1882.;    H.   4. 


1,64  VL    E.  Meyer: 

auftragt  hatte,  nicht  gelangen  war.  Es  ist  ein  unterirdisches  Kuppelgrab, 
d.  h.  in  Form  eines  Bienenkorbes  aus  concentrischen,  nach  oben  kleiner 
werdenden  Steinringen  gebaut,  die  ein  grober  Block  abschlofs.  Die  Binen- 
sionen  geben  denen  des  Schatzhauses  des  Atreus  nur  wenig  nach:  46'  gegen 
50  des  letzteren  im  Durchmesser.  £s  sind  noch  die  8  untersten  Reihen 
ganz  unversehrt,  in  der  9.  und  10.  Reihe  aber  nur  noch  je  8  Blöcke  an 
ihrer  Stelle,  in  der  11.  4,  in  der  12.  3.  Die  Blöcke  variieren  in  der  Länge 
meist  zwischen  3 — 5',  in  der  Stärke  um  das  Mittel  von  1'  b'^.  Das  Thor, 
das  allein  aus  dem  Schutt  hervorragte,  ist  18'  4'/s'^  hoch,  die  lichte  Breite 
oben  8'  2^/4^  unten  9'  Vs"'-  Die  Stärke  der  Mauer  beträgt  im  Eingang 
2,04  m;  dieser,  der  nach  Süden  hin  liegt  und  von  2  Mauern  nach  aufsen 
fortgesetzt  wird,  ist  im  Ganzen  17'  8"  lang  und  wird  aberspannt  von  einem 
16'  8"  langen,  7'  5"  breiten  und  3'  2Vs"  starken  Steine,  der  also  klein 
ist  gegen  den  des  Schatzhauses  zu  Mycenae.  Die  wahrscheinliche  Höhe, 
die  Schi,  nicht  angiebt,  war  wohl  wie  bei  dem  in  Mycenae  ungefähr  dem 
Durchmesser  gleich.  —  Die  Wände  waren  mit  Bronzeplatten  bedeckt,  was 
an  die  Schilderung  der  homerischen  Anaktenhäuser  erinnert  —  Vor  dem 
Eingange  befand  sich  ein  von  Mauern  eingefafster  etwas  breiterer  (18') 
Zugang,  dQOfiog^  der  gepflastert  war.  Das  merkwttrdigste  ist^  dals  vor  der 
Ostseite  noch  eine  besondere  Kammer  aufgedeckt  ist,  zu  der  ein  9'  4^  langer, 
7'  2"  hoher  und  ö'  breiter  Korridor  führt.  Dieser  S'oXafiog^  z.  t.  in  Kalk- 
felsen eingearbeitet,  war  12'  7Vö"  tief,  9'  3V6"  breit  und  8'  hoch.  Die 
Platten,  welche  die  Decke  bildeten,  waren  prachtvoU  skulptiert,  die  Wände 
mit  Marmorplatten  belegt;  aber  dem  Thalamos  scheint  eine  zweite  Etage 
ursprünglich  beabsichtigt  gewesen  zu  sein.  —  In  späterer  Zeit  stand  das 
ganze  Grab  offen,  daher  Fundstttcke  aus  macedonischer  und  römischer  Zeit 
erklärlich  sind.  Rätselhaft  ist  es  noch,  wie  einzelne  Teile  des  Grabes  Spuren 
von  Brand  (wohl  von  Opfern)  zeigten,  andere  nicht.  —  Schis  sonstige  Aus- 
grabungen in  Orchomenos  und  sein  Besuch  in  dem  alten  Copae  (h.  Topolia), 
ehemals  auf  einer  Insel  im  See,  —  waren  ohne  erhebliche  Resultate.  — 
Dem  orchomenischen  Kuppelgrab  durchaus  ähnlich  ist  das  in  Menidi,  dem 
alten  Achamae  in  Attika,  im  Auftrage  des  deutschen  archäologischen  Instituts 
von  Köhler  und  Lolling  aufgegrabene.^)  Es  war  schon  in  der  Zeit  der 
sog.  mycenischen  Gefäfse  geschlossen  und  ist  jetzt  unversehrt  aufgedeckt; 
unter  den  darin  enthaltenen  Geräten,  die  denen  von  Mycenae  und  Spata 
(s.  Jahresber.  in,  1,  75^)  nahe  stehen,  sind  die  zahlreichen  Elfenbeinsacheu 
bemerkenswert  Sonst  ist  es  roher  als  das  in  Orchomenos  gebaut.  —  Alle 
diese  Bauten  können  nur  Gräber  für  Familien  von  Fürsten  gewesen  sein, 
die  über  bedeutende  Mittel  geboten.  Sie  finden  sich  nur  auf  der  Ostseite 
(Tfiechenlands  von  Thessalien  an  südwärts.  —  Noch  nachträglich  erwähnen 
wir  eine  Beleuchtung  der  Schliemannschen  Ausgrabungen  in  Mycenae  von 
Lenormant.*) 

Vor  ein  vollständiges  Rätsel  hat,  wie  insbesondere  Virchow^)  hervor- 
hebt. Schliemann  die  Prähistoriker  und  Historiker  gestellt  durch  Auf- 
t^rabung  des  Trümmerberges  von  Hissarlik,  deren  Krgebnisse  nun  zusaramen- 


1)  D.  Knppolgrab  in  Menidi.  Athen,  Wüberg.  1880:  IV,  58  8.  4.  Barin:  R.  Bohn, 
L).  tecbn.  Hentell.  d.  Tholos  bei  M.;  A.  Furtwängler,  Die  im  Grabe  bei  M.  rorgefand. 
Vuen;  U.  Köhler,  D.  vorhist.  Grabstätten  in  Griechenland.  —  2)  Les  antiqnit&t  de  M., 
Gas.  d.  B.  Arta  19.  (1879.)  S.  106—21,  321-41.  -  t^)  In  dem  Werke  Schliemanna. 
Vgl.  S.  65  Anm.  1. 


Griechenland  bis  zur  dorischen  Wanderung.  1 65 

gestellt  Yorliegen.  1)  Er  hat  bekanntlich,  52 Vs'  tief  bis  auf  den  Urfelsen 
grabend,  die  Schichten  Yon  7  übereinander  erbauten  Städten  entdeckt,  deren 
Trtouner  von  unten  gezählt  7V«,  12,  10,  10,  6V«,  V«  und  6  Fufs  ein- 
lehmeu;  5  Städte  erklärt  Schi,  für  prähistorisch,  darunter  als  dritte  Bion, 
die  Stadt,  die  durch  eine  so  forchtbare  Feuersbrunst  zerstört  ist,  dafs  viel- 
fache Spuren  von  Yerglasung  sich  zeigen.  Ihretwegen  hat  Schi,  die  beiden 
iütesten  Schichten  am  wenigsten  aufgegraben,  dennoch  läfst  sich  erkennen, 
daCs  das  erste  hier  angesiedelte  Volk  trotz  seiner  Steinwaffen  schon  verhält- 
nismäüsig  hoch  koltiyiert  war:  hier  sind  unzählige  Wirtel  gefunden,  die  z.  t. 
nicht  gebraucht  sind,  also  wohl  Opfergeschenke  waren,  dazu  tausende  von 
Hämmern  sowie  Steinäxte  und  -Beile  von  Nephrit  und  Jadeit.  —  Das  Volk 
der  2.  Stadt  war  nach  der  ganz  andern  Architektur  von  dem  ersten  ver- 
schieden: während  bei  dem  ersten  die  Häuser  und  Mauern  aus  kleinen 
Steinen  erbaut  waren,  bestehen  sie  jetzt  aus  grofsen;  erhalten  ist  noch  eine 
mit  Platten  belegte  Strafse.  —  Die  3.  Stadt,  bei  der  nur  die  Sttdost-Ecke 
verschont  vom  Brande  ist,  hatte  die  Gestalt  eines  Dreiecks  und  kaum  fUr 
3000  Einwohner  Baum.  Ihre  Bewohner  haben  die  Strafse  ihrer  Vorgänger 
benutzt  und  neu  gepflastert;  daneben  ist  eine  zweite  4'  breite  gepflasterte 
Gasse  angelegt  Jene  grobe  Strafse  fllhrt  zu  einem  von  einem  Turm  über- 
ragten Doppelthor,  das  das  skäische  Thor  Homers  sein  soll,  in  dessen  Nähe 
dn  grofses  Haus  mit  8  Bäumen  gefunden  wurde,  welches  viele  Stockwerke  ge- 
habt zu  haben  scheint  und  fUr  zahlreiche  Bewohner  eingerichtet  war:  hier  ist 
der  grofee  vielbesprochene  Goldschatz  des  Priamus  gefunden,  welch  letzterem 
ja  Schi,  auch  den  Palast  vindiciert.  —  Auch  ein  Opferaltar  fand  sich  bei 
diesem  Hanse:  vielleicht  der,  an  dem  Priamus  sein  Leben  endete!  —  Die 
Bauart  der  Häuser  scheint  die  gewesen  zu  sein,  die  noch  jetzt  in  Troas 
herrscht  Die  Überreste  der  Nahrung  beweisen  einen  verfeinerten  Geschmack : 
man  als  schon  Anstem,  aber  keine  Schildkröten,  die  heut  in  Troas  zahlreich 
sind,  aber  gleichfalls  nicht  gegessen  werden,  femer  Rotwild,  Schafe  und 
Zi^en  und  besonders  Schweine;  Knochen  der  Kuh  sind  selten,  das  Haus- 
hahn fehlte,  aber  Thunfische  und  Mollusken  waren  beliebt;  sonst  ist  Weizen 
und  die  Erve,  d.  h.  die  Erbse  mit  Kantenkömem,  nachweisbar.  —  Das  Skelett 
einer  jungen  Fran  zeigte  brachycephalen  Schädel.  —  Diese  3  Städte  zeigen 
die  Idole  nnd  Gefässe  mit  Eulengesichtem  und  weiblichen  Geschlechtsteilen, 
d.  h.  nach  SchL  Darstellung  der  /Acnr/cuTTig  Athene:  doch  erkennt  Yirchow 
die  Eulengesichter  nicht  an.  —  Auf  mehreren  Vasen  findet  sich  das  indische 
Henkelkreuz  (Svastica), ')  das  M.  Mttller^)  jedoch  für  Indien  nicht  vor  dem 
4.  Jh.  T.  Gh.  annimmt;  uralt  scheint  eine  in  den  Pfahlbauten  nicht  gefundene 
Form  dreif&fsiger  Vasen,  die  demnach  vor  die  graeco-phönicische  Zeit  ge- 
hören muls.  Bemerkenswert  ist  bei  den  GefälJsen  die  Form  von  Tieren 
(Schaf,  Schwein,  Maulwurf,  selbst  Nilpferd).  Von  den  zahlreichen  (ca.  600) 
KrOgen  möchte  Schi,  die  mit  doppeltem  Halse  für  die  homerischen  oivoxoac 
halten.     Daneben   sind  Flaschen,  Amphoren,   Teller,   Trichter,   Siegel  mit 


I)  I]ioc  Stedt  Q.  I^md  d.  Trojaner.    Leipz.,  BrocVhans.    XXIY,  880  S.  —  Voran  geht 

äehlSellwtbiognKphie;  viele  Gelehrte  haben  ihm  Beiträge  geliefert.    So  Bchrieb  Yirchow  die 

Votnde;  Sayce  behandelte  die  Schriftzeichen  einiger  Gegenstände,  die  er  fUr  hethitiach  erklärt 

Vgl  flPBJ.   87,    321.  407;   Grenzboten    1,   516— äö;    Th.  v.  Huber-Liebenau,  d.  neust. 

tnjn.  Aoflgrabgn.:    Yjschr.  f.  YoiluwirUchft.   18,  tf.  1.   —    Seine  Sammlung  der  gefundenen 

GegeagSade  hat  SehL   bekanntlich  dem  Kaiser  geschenkt;    sie  repräsentiert  die  Gefäfsformen 

•nit  Unpmngs  in  grotMer  Vollständigkeit.   Vgl.  Grenzboten  1,  386  -92.  —   2)  Vgl.  o.  S.  46». 

—  3)  Der  gleicbüülB  einen  Beitrag  lieferte. 

HIatorlaohe  JiOu'eaberichte.   1881.    I.  5 


166  VI.   E.  Meyer: 

Svasüka,  Sachen  von  Glas  und  ägyptischem  Porzellan  zu  bemerken;  desgl. 
gegen  90  Formsteine  zum  Gieüsen  von  Streitäxten,  Messern  u.  s.  w.,  auch 
Sägen  und  Handmühleu  sind  zahlreich.  Eisen  fehlt  gänzlich.  Ein  hölzerner 
Spinnrocken  war  noch  mit  verkohltem  Zwirn  umgeben.  —  Die  bekannten  2 
grofsen  und  5  kleinen  Schätze  von  Gold-  und  SilbergefiUsen  und  Schmuck- 
sachen —  unter  letzteren  ein  Diadem,  das  ein  Meisterstück  des  Eunstfleibes 
ist  —  brauchen  wir  nur  kurz  zu  erwähnen.  —  Das  Volk  der  4.  Stadt  war 
nach  den  gefundenen  Gegenständen  dem  der  3.  Stadt  gleichartig,  nur  sind 
die  Funde,  meist  Topfwaren,  roher.  Eigentümlich  sind  die  grofsen  Gefilfse 
mit  vier  dünnen  Henkeln,  die  vielleicht  fremden  Ursprungs  sind.  Die  Ver- 
zierungen weichen  jedoch  von  denen  der  3.  Stadt  ab;  Gold  und  Silber  fehlt, 
dafür  finden  sich  Elfenbein,  Nadeln  und  Pfriemen.  Die  Häuser  sind  ganz 
aus  Stein  mit  Lehm  als  Mörtel.  —  Die  5.  Stadt  will  Schi,  wegen  der  ganz 
verschiedenen  Form  der  Wirtel  einem  eigenen  Volk  zuschreiben;  die  Topf- 
waren bekunden  Verfall.  —  Die  6.  Stadt  wäre  nach  Schi  von  Lydern  ge- 
baut gewesen,  weil  die  Funde  Ähnlichkeit  mit  italischen  zeigen:  die  Etrusker 
aber  wären  nach  Herod.  Lyderl  Diese  Stadt  war  jedenfalls  auf  den  Hügel 
von  Hissarlik  beschränkt,  während  derselbe  bei  der  7.,  Neu-Ilion,  nur  zur 
Burg  diente  und  die  Stadt  selbst  im  Osten  und  Süden  lag.  Die  Reste 
(Aquädukte,  Theater  für  5000  Zuschauer  u.  s.  w.)  bezeugen  grofsen  Luxus. 
—  Dais  Schliemann  seine  Funde  nicht  immer  richtig  gedeutet,*  steht  schon 
jetzt  fest;  wie  sie  zu  deuten,  muls  die  Zukunft  lehren.  Einstweilen  hat 
Schi,  die  Troas  noch  einmal  bereist  und  den  Ida  untersucht.^)  —  Dafs  die 
Zweifel  über  die  Lage  des  alten  Ilion  durch  die  Auffindung  jener  verbrannten 
dritten  prähistorischen  Stadt  noch  nicht  beseitigt  sind,  betont  Virchow, 
der  meist  mit  Schliemann  zusammen  die  Troas  nach  allen  Richtungen  hin 
durchreist  und  dabei  eine  objektive  naturwissenschaftliche  Untersuchung 
der  natürlichen  Verhältnisse  vorgenommen  hat.^  Er  findet,  dafs  die  Land- 
schaft sich  in  der  Dichtung  wahr  und  treu  wiederspiegelt  Einwürfe  da- 
gegen sind  die  warme  und  die  kalte  Quelle  des  Skamander  (H.  21,  147  — 
52),  die  dicht  bei  Troja  in  der  Ebene  liegen  (während  sie  12,  19  ff.  auf 
dem  Ida  liegen),  der  Lauf  der  Flüsse,  namentiich  des  Skamander  (h.  Men- 
dereh)  und  die  Uferlinie  des  Hellespont.  —  Obwohl  das  ganz  troische  Land 
vulkanischen  Ursprungs  ist,  kann  von  einer  eigentlich  wannen  Quelle  in  der 
Ebene  nicht  die  Rede  sein,  wohl  aber  ist  der  Anblick  der  wirklichen  Ska- 
mander-Quellen  auf  dem  Ida  ein  so  gewaltiger,  dafs  das  Schauspiel  zu  allen 
Zeiten  die  Menschen  bezaubert  haben  wird:  diese  Quellen  habe  offenbar  auch 
der  Dichter  vor  Augen  gehabt:  ^seine  Behandlung  der  Skamander -Quellen 
beweist  nichts  gegen  seine  Kenntnis  des  troischen  Landes,  da  er  weder 
Historiker  noch  Geograph  sein  wollte;  sie  beweist  vielmehr,  dafs  er  mehr 
davon  wufste,  als  ein  grober  Teil  seiner  Kritiker'.^)   —   Die  Uferlinie  des 


1)  S.  Schis  Vortrag  in  d.  Berl.  geogr.  Qes.  am  2.  Juli  1881.  Beichs-Anz.  No.  153; 
Philol.  Anz.  XI,  413  f.;  A.  Beiger,  Schl.8  neneste  Beise  in  d.  Troas,  Mai  1881:  AAZ. 
No.  324;  Uns.  Zeit,  Hft  8.  —  2)  Beitrr.  z.  Landeskunde  d.  Troas.  Abhdlgn.  d.  Berl.  Ak. 
a.  d.  J.  1879.  Fhys.  Kl.  HI,  1_176.  Mit  2  Karten.  Berl.,  Dümmler,  1880.  —  3)  Wohl 
auch  gerichtet  gegen  Her  eher,  Homer.  Aufsätze  (Berl.,  Weidmann.  96  8.)  [U:  üb.  d.  Homer. 
Ebene  ▼.  Troja,  S.  26 — 69,  aus  Abhdlgn.  d  Berl.  Ak.  1875],  der  Autopsie  des  Dichters  in 
Abrede  stellt  ebenso  wie  bei  Ithaka  [I.  Homer  u.  das  Ithaka  d.  Wirklichkeit,  8.  1 — 25,  aus 
Hermes  II,  263].  —  Die  D.  12,  20  ff.  genannten  Flüsse  Bhesos,  Heptaporos,  Koreeos,  Bho- 
dioe  rerdanken  nach  H.  8.  70 — 92  [No.  HI:  Vier  Homer.  Flüsse,  aus  'Comment.  philol.  in 
hon.  Mommseni*]  ihre  Entstehung  lediglich  der  Phantasie  des  Dichters. 


QiiachenUmd  bis  snr  domchon  Wandemng.  I  67 

Hellespont  pa&t  noch  heut  vollkommen  zu  Homers  Angaben,  wenn  nnr,  was 
sich  aber  als  sehr  wahrscheinlich  herausstellt,  der  Mendereh  ehemals  weiter 
östlich  dnrch  das  Bett  des  h.  Kalifatli-Asmak  und  wohl  auch  das  des  Intepe- 
Asmak  (w.  von  Bhoiteion)  ins  Meer  ergofs.  —  £s  stimmt  noch  mit  den 
heutigen  Verhältnissen,  wenn  Homer  die  Trojaner  im  wesentlichen  als  Hirten- 
volk schildert  und  ihre  Pferdezucht  hervorhebt.  —  Die  qyrjyog  der  Dias  war 
weder  eine  £iche  noch  eine  Buche,  sondern  wohl  eine  Art  Garpinus  (Hom- 
bftQm),  die  Hagebuche,  die  auch  bei  uns  mit  der  eigentlichen  d.  h.  Rot- 
buche verwechselt  wird.  Dafs  Schliemanns  Angaben  über  seine  Ausgrabungen 
nicht  frei  von  Widersprüchen  und  Unklarheiten  sind,  sucht  £.  Brentano  ^) 
zu  zeigen,  indem  er  seine  schon  früher  dargelegte  Ansicht,')  Ilion  sei  im 
Thale  des  Dnmbrek,  eines  unbedeutenden  östlichen  Nebenflusses  des  h.  Kali- 
fatli-Asmak auf  einem  Hügel  bei  dem  Dorfe  Dumbrekköi  zu  suchen,  d.  h. 
tetlidi  von  Hissarlik,  gegen  Virchows  Einspruch  dadurch  aufrecht  ez^ 
halten  will,  dafs  er  nachweist,  Virchows  eigene  Angaben  liefsen  die  Lage 
Ilions  weder  in  Bunarbaschi  noch  in  Hissarlik  zu,  sondern  sprächen  ledig- 
lich fär  Dumbrekköi,  wie  dies  die  Ansicht  des  Demetrios  von  Skepsis,  der 
Quelle  Strabos,  d.  h.  also  die  ^wissenschaftliche  Ansicht  des  Altertums'  ge- 
wesen sei 

So  werden  wir  zu  der  homerischen  Frage  geführt,  die  auch  im 
J.  1881  mehrfach  behandelt  ist.  Für  die  Einheit  des  Dichters  tritt  haupt- 
sächlich mit  ästhetischen  Gründen  —  die  Poetik  Homers  sei  eine  andere 
als  die  moderne  —  E.  Frey')  ein;  ebenso  A.  Kiene,  ^)  der  besonders  dem 
Einwand  entgegentritt,  ein  eüiziger  Dichter  würde  ohne  die  Kenntnis  der 
Schrift  seine  Dichtungen  im  Ganzen  nie  haben  zur  Anschauung  und  zur  Er- 
kenntnis bringen  können.  Dies  sei  dennoch  auf  den  grofsen  musischen 
Festen,  insbesondere  den  Panathenaeen  möglich  gewesen,  wo  Ilias  und  Odyssee 
ganz  von  wettkämpfenden  Rhapsoden,  deren  jeder  mindestens  einen  Gehülfen 
hatte  (vgl.  Piatos  Ion),  vorgetragen  seien.  Zu  diesem  Zwecke  seien  beide 
Gedichte  in  Gruppen  von  Liedern  geteilt  gewesen,  die  Ilias  in  8,  die  Odyssee 
in  6,  die  noch  jetzt  sich  leicht  erkennen  liefsen  und  ca.  1600 — 2200  Verse 
am&fsten.  Obrigens  sei  es  gar  nicht  unmöglich,  dafs  Homer  die  Gedichte 
rorher  aafgeschrieben  habe.  ^Wenn  der  Dichter  der  Blas  und  Odyssee 
auch  nur  erfahren  hätte,  dafs  die  Phönizier  ihre  Worte  niederschreiben 
konnten,  so  hatte  keiner  eine  dringendere  Veranlassung,  eine  solche  Kunst 
zu  lernen.'  —  Eine  neue  Theorie  hatte  in  der  homerischen  Frage  1878 
W.  D.  Geddes^)  in  Aberdeen  aufgestellt:  im  Grofsen  und  Ganzen  wie  Grote 
Akr  die  Blas  an  einer  ursprünglichen  Achilleis  (I.  VUI.  XI— XXU.)  fest- 
haltend, scheidet  er  noch  in  XI  v.  670—806,  in  XVÜI  die  Beschreibung 
des  ScMldes  und  in  XXH  alles,  was  dem  Tode  Hectors  folgt,  aus  und  sucht 
zu  zeigen,  dafs  diese  Stücke  besonders  Odysseus  verherrlichen  und  in  vielen 
Punkten  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  der  Odyssee  haben,  weshalb  er  sie 
von  dem  Dichter  der  Odyssee  gedichtet  sein  läfet.  Diese  Theorie  beleuchtet 
L  R.  Paekard,^  der  selbst  der  Lachmannschen  Schule  angehört.    Grotianer 


1)  Z.  Loflong  d.  troj.  Frage.  Kebst  e.  Anhang:  Einige  Bemerkungen  zu  SchliemannB  llios. 
M.  Karte  d.  trotscheii  Bbene  a.  2  Plänen.  Ueilbronn,  Henninger.  138  S.  —  2)  Alt-Ilion  im 
Bambrek-Thale.  Prankf.  a./M.,  1877.  —  3)  Homer.  Bern,  BHala.  48  S.  4».  —  4)  D.  Epen 
d.  Homer.  Hannorer,  Helwing.  123  S.  —  5)  The  Problem  of  the  Hom.  Poeme.  London, 
Midullaii.  —  6>  Geddea'  Problem  of  the  Hom.  Poems:  Amer.  i.  of  Phüol.  I  (1880), 
3!-44. 


1,68  VI.    E.  Meyer: 

ist  im  Grande  auch  Mahaffy,^)  dessen  Darstellang  der  homerischen  Frage 
in  eleganter  Übersetzung  J.  Immelmannin  Deutschland  bekannter  zu  machen 
sucht.  Offen  gestanden,  wir  verstehen  den  Grund  der  Obersetzung  nicht:  oder 
sollte  Hr.  Imelmann  mit  M.  darin  übereinstimmen,  der  Dichter  der  Odyssee 
sei  ein  ^bewufster  Rivale*  des  Dichters  der  Dias  gewesen,  der  darum 
jede  Anspielung  auf  sie  vermieden  habe?  Wir  begreifen  das  Wünschenswerte 
der  Übersetzung  um  so  weniger,  als  uns  eine  neue  Auflage  von  Bouitz**) 
Vortrag  vorliegt,  der  ebenso  objektiv  wie  dialektisch  fein  das  Facit  der  Er- 
örterungen zu  Gunsten  der  Wolfschen  Schule  zieht  Auch  auf  einzelne 
Punkte,  die  auf  Entstehung  der  homerischen  Gedichte  Licht  werfen  oder  zu 
werfen  versprechen,  richtet  sich  nach  wie  vor  die  Aufmerksamkeit  der  Ge- 
lehrten. So  hat  W.  V.  Christ')  die  gleichen  widerkehrenden  Verse  der 
Ilias  zusammengestellt  und  darauf  hin  untersucht,  wo  Original  und  wo  Nach- 
ahmung anzunehmen  sei.  —  Derselbe  ^)  macht  auf  eine  Art  der  Interpolation 
aufmerksam,  die  darauf  beruht,  dafs  die  Sänger,  welche  in  alter  Zeit  Partieen 
der  Ilias  und  Odyssee  bei  feierlichen  Gelegenheiten  vortrugen  (vgl.  a.  326, 
338  u.  ö.),  diesen  eine  Art  Einleitung  und  Schlufs  zu  geben  bemüht  waren. 
Ein  allmähliches  Anwachsen  der  Dichtungen  erweist  sich  auch  daraus, 
daüs  sich  Interpolationen  aus  den  Cyklikern,  die  anerkanntermafsen  später 
sind,  nachweisen  lassen.  ^)  beachtenswerte  Bemerkungen  über  die  Entstehung 
des  1.  Buchs  der  Dias,  welche  auf  die  Thätigkeit  der  Rhapsoden  sowie  der 
Pisistrateischen  Redaktionskommission  Licht  werfen  und  die  Mafsregeln  der 
letzteren  zur  Herstellnilg  eines  unverfölschten  Textes  als  sehr  berechtigt  er- 
scheinen lassen,  macht  Häseke.  ^  Er  findet,  dafs  seit  Ol.  50  neben  der 
älteren  Form  der  Dichtung  v.  1—429,  493 — 611  zwei  rhapsodische  Formen 
V.  1—318,  430—87  und  1—347,  488—92  existierten.  —  Für  die  eigent- 
lich historische  Erkenntnis  des  heroischen  Zeitalters,  soweit  sie  überhaupt 
möglich  ist,  leisten  E.  Buch  holz*  'Homerische  Realien' 7)  gute  Dienste.  Nach- 
dem Bd.  I  —  'Welt  und  Natur'  d.  h.  Kosmographie  und  Geographie  sowie 
die  drei  Naturreiche  umfassend  —  1871  erschienen,  liegt  jetzt  von  Bd.  II 
die  1 .  Abteilung  vor,  die  das  'öffentliche  Leben'  zur  Darstellung  bringt,  d.  h. 
die  Organisadon  des  Staates,  die  Klassen  der  Bevölkerung,  König,  Rat  und 
Volk  sowie  Rechtspflege,  femer  Besitz  und  Erwerb  nach  allen  Seiten  hin 
(Ackerbau,  Handel,  Gewerbe  und  Handwerk,  Kunstfertigkeiten)  und  endlich 
den  Staat  im  Kriege  (Motive  und  Art  der  Kriegsführung,  Heer-  und  Lager- 
wesen, Bewaffnung  und  Bekleidung)  zur  Anschauung  bringt  —  Die  Stellung 
der  Herolde,  ihre  Thätigkeit  im  öffentiichen  wie  im  PrivaÜeben,  die  Namen 
der  einzelnen  bei  Homer  erwähnten  wie  auch  die  ihnen  beigelegten  Epitheta 
hat  H.  Löwner ^)  untersucht,  während  P.  G.  Egerer»)  die  'Homerische 
Gastfreundschaft'  darstellte  und  an  ihr  nachweist,  dafs  sich  zwar  manche  An- 
sichten über  Recht  und  Unrecht  in  späterer  Zeit  klärten  und  berichtigten, 


1)  Üb.  d.  Unpning  d.  Homer -Oedichte.  —  Üb.  d.  Sprache  der  Hom.  Oed.  Ton  H. 
Sayce.  Antorifl.  Übersetz.  Berl.,  Weidmann.  IV,  68  S.  —  Aus:  A  hiat  of  Claaa.  Greek  lit 
2  yolL  1880.  L  Kap.  V.  Append.  A.  u.  B.  S.  64—84.  622—24.  493—621.  —  2)  Üb.  d. 
ünpr.  d.  Homer.  Gedichte.   5.  Aufl.,  bes.  Ton  R.  Neubaner.    Wien,  Gerold.  VI,  118  S.  — 

5)  Mflnch.  SB.  1880,  221—72.  —  4)  Eine  bes.  Art  d.  Interpol,  bei  Homer:  N.  Jbb.  1  PhüoL 
123,    145—60.    —   5)  Der 8.,    Noch  e.   Art  d.   Interpol,   bei   H.     Ebda.   S.  433—48.   — 

6)  Progr.  T.  Rinteb  (No.  341).  25  S.  —  7)  Leipz.,  Engelmann.  XX,  430  S.  —  II,  2  wird 
das  Privatleben,  Bd.  m  die  relig.  Weltanschauung  (Theologie  u.  Götter]ehre  —  Ethik)  be- 
handeln. —  8)  D.  Herolde  in  d.  Hom.  Gesängen.  Progr.  d.  Gymn.  t.  Eger.  XXY  S.  — 
9)  Progr.  (32.  Ausweis)  d.  FOrstersb.  Prirat-Gymn   Colleg.  Borromaeom  au  Salzburg.    27  S. 


Gxiechfiiüand  bis  zur  dozuchen  Wandenmg.  I  69 

die  Griechen  jedoch  nie  roh  nnd  zügellos  waren,  vielfflehr  Beohachtang  des 
Rechts  nnd  der  Sitte  Regel,  Überschreitnngen  nur  Ausnahmen  waren  wie  sie 
aach  später  Yorkommen.  —  Die  ürteilsscene  auf  dem  Schilde  des  Achill  hat 
Tom  juristischen  Standpunkt   aus  Hofmeister^)  beleuchtet    —   Der  geo- 
graphische Horizont  der  Dias  ist  im  wesentlichen  auf  die  Länder,  welche  das 
a^^üsche   Meer  umgeben,   beschränkt.     Im    Nordwesten   ist  Epirus   wenig, 
niyrien  noch  gar  nicbt  bekannt,  doch  zeigt  sich  schon  eine  Kunde  von  den 
Nomadenvölkem  in  den  Ebenen  nördlich  am  Balkan  und  in  Süd -Rufsland. 
In  Kleinasien  beginnt  jenseits  Paphlagonien  und  Lycien  sagenhaftes  Land; 
dagegen  sind  Gypem,  Phönicien  und  Ägypten  bis  nach  Theben  hin,    wenn 
auch  letzteres  nur  unvollkommen,  bekannt.  —  Die  Odyssee  hat  —  wenn  man 
Ton  den  Sagen  über  die  unbekannten  Teile  der  Erde  absieht  —  ihren  Ge- 
sichtskreis nur  wenig  erweitert;  neu  sind  nur  einige  Namen  aus  dem  west- 
lichen Mittelgriechenland  und  ans  Attika,   die  Erwähnung  Messeniens,   ge- 
nauere Berichte   über  die  Bewohner  von  Kreta  nnd  bessere  Kenntnis  von 
Phönicien  nnd  Ägypten  und  die  Kunde  von  Libyen.*)   —   Dem  gegenüber 
will  K.  Jarz')  in  den  Inseln  Trinakia,  Scheria,  Ogygia  und  Aiaia  auf  Grund 
der  BoUeschen  Schilderung  die  canarischen  Inseln  erkennen;  Trinakia  sei  das 
dreieckige  Teneriffa,   dessen  Vulkan   mit  seinen  glatten  Felswänden  immer 
von  dner  bläulichen  Dampfwolke  umschwebt  sei  (Od.  12,  73  ff.)    Die  Gha- 
lybdis  seien  die  ^Bufaderos^  d.  h.  zahlreichen  natürlichen  Heber  (Siphone) 
an  der  Küste,  die  in  der  That  das  Wasser  einschlürften;  die  Nymphengrotte 
(12,  418)    sei  die  Höhle  von  Tkod,    deren  Stalaktiten  die  Webstühle  der 
Nymphen  seien.  —  Aber  auch  Scheria  sei  Teneriffa:  die  so  charakteristisch 
geschilderte  Landschaft  der  Phäakeninsel  mit  ihrer  Stadt  entspreche  genau 
der  Umgebung  der  1706  zerstörten  Stadt  Garachico;  die  Sitte,  die  Speisen 
ohne  Salz  zu  essen,  hätten  auch  die  Guanchen.  —  Gomera  sei  die  Sirenen- 
Insel  wie  anch  Ogygia;  Gran  Canaria  erinnere  schon  im  Namen  an  Zakyn- 
thos.  —  Die  homerischen  Mjrthen  will  auf  astronomische  Thatsachen  Krichen- 
bauer^)    zurückführen:   setze   man   die  einzelnen    Götter   und  Heroen   als 
Planeten   nnd  deute  die  ihnen  zugeschriebenen  Handlungen  richtig,  so  er- 
gftben  sich  Gestimkonstellationen   ganz  bestimmter  Perioden,    z.  B.   des  J. 
2000  V.  Chr.  u.  s.  w. 

Ganz  historisch  hat  den  Hercules  Diodor  gefafst.  Nach  Hölzer^) 
folgte  er  dem  ^EytuofiLOv  'HQaxXiovg  des  Rhetors  Matris,  dessen  Zeit  nicht 
sicher  festzustellen  ist.  Dieser  scheint  jedoch  nicht  alle  Punkte  aus  der  Ge- 
schichte seines  Heros  behandelt  zu  haben,  daher  Diod.  auch  den  Posidonius, 
limaens  nnd  eine  augenscheinlich  rationalistische  Quelle  herbeizog.  —  Einen 
Beitrag  zar  Erkenntnis,  wie  die  überwältigende  Anzahl  der  griechischen 
Heroen  entstanden  ist,  giebt  W.  H.  Röscher,')  der  den  Namen  des  bei 
P^us.  8,  4,  1  erwähnten  Heros  Adristos,  von  dem  Arkas  die  Kunst  der 
Wollbearbeitung  gelernt  haben  soll,  auf  das  dor.  arfi^oftai^  weben,  zurück- 


1)  Z.  t  TgL  Bechtswin.  37  (1880),  H.  2.  —  2)  H.  Hahn,  d.  geognph.  Kenntniue  d. 
ittenA  griech.  Epiker.  U.  Fxx)gr.  d.  Gyrnn.  in  Beathen  O/S.  (No.  146),  16  S.  4.  —  8)  Wo 
nid  d.  kenn.  InMln  Trinakia,  Scheria,  Ogygia,  Aiaia  zu  suchen?  Z.  f.  wiss.  Oeogr.  II,  10 — 
18;  tgl.  Wimmer,  Lokalirierg.  hom.  Inaein:  Bll.  f.  bayer.  Oymn.-W.,  17,  312^16.  — 
4)  Tkeogonie  a.  Aatronomie.  Ihr  Zahang.  nachgewiesen  an  d.  Oottem  d.  Griechen,  Ägypter, 
Bahylonier  n.  Amyrer.  Wien,  Konegen.  YIII,  46  t  S.  —  K.  Schnorf,  d.  myth.  Hinter- 
gnrad  im  Gndniiilied  n.  in  d.  Odyssee  (Zürich,  Schalthefs,  1879,  Diss.,  66  S.)  war  mir  nicht 
sBgiBglieh.  —  &)  Katris,  ein  Beitr.  s.  Quellenkritik  Diod.s.  Progr.  d.  Gymn.  zu  Tübingen. 
26  a  4.  —  Aach  im  Bnchh.  ~  6)  N.  Jbb.  t  FhiloL  123,  670  ff. 


IJO  ^i-    H-  Zur  borg: 

führt,  wie  es  viele  Heroen  gab,  die  nach  den  von  ihnen  gemachten  Er- 
findungen hiefsen,  so  sei  z.  B.  in  Eamirus  auf  Rhodus  ein  Mvlag  als  Er- 
finder der  Mühlen  verehrt  u.  a.  m.  —  Wie  die  Knnst  imstande  war,  auf  die 
Sagen  verändernd  einzuwirken,  sodafs  bildliche  Darstellungen  nur  mit  strenger 
Kritik  zur  Rekonstruktion  verlorener  Epen  benutzt  werden  dürfen,  zeigt 
C.  Robert  *) 

Neue  epigraphische  Funde  von  hervorragender  Wichtigkeit  oder  Gesamt- 
publikationen von  wissenschaftlicher  Bedeutung  sind  für  die  historische 
Zeit  nicht  zu  registrieren.  C.  Th.  Newtow's  Auswahl  von  Inschriften,  welche 
auf  die  Geschichte  und  die  sakralen  Altertümer  Bezug  haben,  ist  in  Über- 
setzung^) erschienen.  Die  Schrift  ist  für  ein  gelehrter  Bildung  teilhaftes, 
aber  nicht  eigentlich  fachmännisches  Publikum  bestimmt  und  hat  keinen 
wissenschaftlichen  Wert.  —  Von  den  zu  Olympia  gefundenen  Inschriften  haben 
wir  noch')  die  in  den  drei  Jahrgängen  der  Archäol.  Zeitung  1879 — 1881 
publizierten  kurz  zu  besprechen.  Ihre  Zahl  ist  bis  Ende  1881  auf  423 
gestiegen;^)  viele  sind  nur  dürftige  Fragmente,  viele  gehören  der  römischen 
Zeit  an,  doch  sind  auch  manche  höchst  altertümlich,  wie  z.  B.  No.  303 
(Inschrift  eines  Discus- Siegers),  362  aus  der  Zeit  vor  580  (nicht  deutlich 
erkennbare  elische  Verhältnisse  betreffend)  u.  a.;  alt,  wenn  auch  nach  OL  50 
ist  415,  mit  189,  318,  361,  365  zusammengehörig,  eine  eidliche  Abmachung 
über  die  Güter  solcher,  die  aus  dem  (nisäischen  oder  hybläischen)  Megara 
nach  Selinus  geflohen  waren,  geschlossen  zwischen  Megara  und  den  Flücht- 
lingen oder  ihrer  neuen  Heimat.  —  Aus  dem  5.  Jh.  sind:  226  (Staatsvertrag 
in  chalcidischer  Mundart);  298,  384,  421  (auf  Stücken  der  tarentinischen 
Weihgescheuke  für  die  Siege  über  Thurii,  OL  85—90);  894  n.  95,  welche 
wichtig  sind  für  die  Kenntnis  des  sicyonischen  Alphabets  vor  Annahme  des 
ionischen  und  zeigen,  dafs  das  Schatzhaus  der  Sicyonier  nicht  dem  7^  sondern 
der  1.  Hälfte  des  5.  Jh.  angehört;^)  224,  Vertrag  eines  Nikarchides  mit 
der  Gemeinde  Elis  über  eine  uns  dunkle  ^Kordataaig^  stellt  sich  dem 
Alphabet  nach  zu  Kirchhoffs  zweiter  Reihe.  —  Von  denen  des  4.  Jh.  seien 
erwähnt:  401  von  Kyniska,  der  Schwester  des  Agesilaos,  ==  AnthoL  13,16;  304 
(Ernennung  einer  Anzahl  Personen  zu  Prozenen  und  Euergeten  wohl  durch 
die  arkadischen  Prostaten  des  Tempels  Ol.  103,4 — 104,2);  275  u.  309  von 
Philonides,  dem  Hcmerodromen  und  Bematisten  ttjg  liaiag  Alexanders  d.  Gr. ; 
221  u.  222  sind  Bathra  von  Praxiteles.  —  Wichtig  für  die  Geschichte  von 
Olympia  und  die  Festspiele  ist  416,  aus  älterer  Zeit  (die  Verwaltung  von 
Skillus  durch  elische  Beamte  nach  Niederwerfung  eines  Aufstands  betreffend); 
216  zeigt,  wie  grofs  die  Zahl  der  musischen  und  scenischen  Kämpfe  zur 
Kaiserzeit  war;  346  beweist  die  häufige  Beteiligung  der  Frauen  an  hippischen 
Agonen;  351  (Priesterverzeichnis  aus  233  p.  G.)  ist  ein  Beleg  dafür,  wie  eng 
der  Kreis  vornehmer  Familien,   welche   das    öffentliche  Leben    in  Elis   zur 


1)  Bild  a.  Liod.  Archäol.  Beitrr.  z.  Gesch.  d.  giiech.  HeldenMge:  Fhilol.  Untenuchongen. 
H.  5;  258  S.  —  Dantellungen  aus  d.  troischen  Sagenkreise  (Sarpedon  u.  Memnon;  eine 
AchilleiB;  BriBeis  u.  Teleus;  d.  PariBurtoil;  Apollos  Ankunft  in  Delphi)  bespricht  Brunn, 
Troische  Miscellen,  UI.  Münch.  SB.  1880,167—216.  —  2)  D.  griech.  Inschriften.  2  Anfnätze. 
Autoris.  Übersetz,  v.  J.  Imelmann.  HannoT.  102  S.  —  3)  Vgl.  JB.  II,  1,  68.  —  4)  Hrsg. 
V.  Dittenberger  (No.  334— 353,  366—80):  38,  52—63,  164—68;  Purgold  (No.  354— 56), 
8.  63;  Kirchhoff  (No.  357-65),  S.  GTi— 69,  117;  Kirchhoff  (No.  381— 85,  393—95) 
39,  77—83;  Purgold  (No,  386—92,  396—414),  8.  83—90,  171—94;  H.  Bohl  (No.  415 
— 423),  8. 327 — 44.  —  5)  Vgl.  hierzu  die  Bemerkungen  Adlers  in  d.  Sitz.  d.  Berl.  Archäol. 
Ges.  y.  2.  Febr.  1881  (Archaeol.  Zg.  39,  66). 


Qiiochftttland  Ton  der  domchen  Wanderang  bü  m.  Alexander.  1^71 

Ktiaerzeit   beherrschten,   durch  Verwandtschaft  verbanden  war;   204  a.  41, 

347 — 49,  350  sind  gleichfalls  Priesterverzeichnisse  aas  c.  20  a.  C,  113  — 116 

und  209    p.  C.',    aas  349   geht  hervor,   dafs  Paasanias  die  Aufzählang  des 

Personals  nach  Alteren  Qnellen  giebt.    —   Bestätigangen  von  Angaben   des 

Paasanias  erh&it  man  darch  288  (miles.  Inschr.  des  Troilas,  Ol.  102,  Paas. 

6,  l,  4)-,  326  (von  dem  6,  4,  1  erw.  Athenaens);  327  von  Aristion  (6, 13,  6); 

3M,  von  Damagetos,  Sohn  des  Diagoras  (6,  7,  l);  369  betrifft  das  6,  16,  8, 

enf Ahnte  Denkmal  (wohl  ans  316  a.  C.)  and  ergiebt  eine  Verbesserang  des 

Paus.;   390   war  die  Basis  des  6,  16,  9    erwähnten  Wagens   des   Glaacon 

(3.  Jh.  a.  C);  391  ist  die  Basis  der  6, 16,  5  erwähnten  Statae  des  Leonidas 

ans  Naxos.   —   Aaf  bekannte  Persönlichkeiten  späterer  2teit  beziehen  sich: 

342,  wohl  aof  den  Historiker  Asinins  Qaadratas  (Malier  III,  659);  266  aaf 

den  Sophisten  Aristokles  aas  Pergamam,   dessen  Gentilnamen  Glaadias   wir 

erfahren;  353  aaf  den  aas  dem  Martyriam  des  Polykarp  bekannten  Asiarchen 

PhiMppos  von  Tralles.  —  In  397  sind  Yersatzmarken  von  Steinen  aufgeführt. 

Dals  No.  87  die  Inschrift  aaf  den  an  Siegen  reichen  Theagenes  aas  Thasos 

(Paos.  6,  12,  1,  5.  Jh.)  war,  hat  Trea  wahrscheinlich  gemacht^)  —  Die 

oboi  erwähnte  Inschrift  No.  362  haben  Ahrens  and  Bücheier*)  behandelt, 

von  Kirchhoff  mehrüach  abweichend.    A.  findet  darin  eine  Bestimmang  gegen 

das  im  Altertum  so  häafige  ^devovere'  xatieQeveiv  (=  xa&UQevuv).    Im  Zeas- 

tempel  za  Olympia  befand  sich  auch  die  Lade,  in  der  angeblich  Kypselos  von 

seiner  Matter  verborgen  war,  als  bald  nach  seiner  Gebart  die  Bacchiaden  ihn 

ennorden  wollten.     Oette')  hält  die  Lade  für  ein  altkorinthisches  Braatge- 

sebeok  an  die  Bacchiadin  Labda  bei  ihrer  Vermählnng  mit  dem  Kypseliden 

Eetion.    Die  Bilder,   die  Paasanias  so   ansftthrlich   beschreibt,   stellten    die 

Macht  der  Frau  im  Gaten  wie  im  Bösen  and  ihre  Bedeatang  fhr  Verbindnng 

ond  Trennung  der  Völker  dar.  —  Hier  sei  bemerkt,  dafs  es  nicht  der  Alpheas 

war,  der  ans  in  Olympia  erhalten  hat,   was  die  slavische  Plttnderang  übrig 

gelassen  hat,  sondern  der  Eladeos,  der  einen  Teil  der  Erdmassen  des  Eronos- 

hügels  über  die  Trümmer  lagerte.^) 

Hinsichtlich  anderer  Inschriften  erwähnen  wir,  dafs  zwei  hexametrische 
Weihinschriften  aas  Naxos  aas  d.  6.  Jh.  —  eine  schon  von  Homolle  vor 
knrzem  pabliziert  —  ein  selbständiges  Verhalten  des  naxischen  Alphabets 
dem  des  ionischen  Festlandes  gegenüber  zeigen.^).  —  Eine  eigentümliche 
mehrfach  behandelte  altionische  Elektron-Münze,  die  P.  Gardner  OANOS 
EMI  SHl/L/i  las  and  aaf  den  Phanes  von  Helikamass  bei  Her.  3,  4  bezog, 
will  M.  Fränkel«)  0AINO2  E.  S.  deuten;  d.  h.  0AINOY2,  was  der 
Hirsch  der  Vorderseite  als  einen  Beinamen  des  Artemis  erscheinen  lasse: 
letztere  werde  als  Prägherr  genannt,  weil  die  Münze  von  einem  Tempel  aas- 
ging. Gardner  ^)  hat  dagegen  repliziert  In  der  Inschrift  des  Ai^vers 
Atotos^  will  H.  Röhl ')  'Argaiadas'  nicht  als  Personen-,  sondern  als  Geschlechts- 
namen fassen,  indem  er  an  die  macedonischen  Argeaden  (Her.  5,  22)  denkt, 
daher  der  barbarische  Name.  —  Unter  den  Inschriften,  die  J.  Schmidt^®) 


1)  Ax«h.  Zg.  37,  S12.  ~  2)  Bhein.  Miu.  35  (18S0).  8.  578—85.  631.  —  3)  Beitrr. 
1.  Etklir.  T.  Piiu.  V,  17,  5.  Progr.  d.  Gymn.  in  Eiaenberg  (No.  SSS).  18  S.  4.  —  4)  Bttcking, 
Voriial  Bericht  über  d.  geolog.  üntenuch.  ▼.  Ol.:  BerL  MB.  8.  315—24.  —  5)  M.Frankel, 
IpoUoB  ans  Naxo«:  Arch.  Zg..  37,  84 — 91.  —  6)  £1.-Mttnie  m.  altion.  Aafschr.:  ib.  8.  27 
—30.  —  7)  Th«  SIectnm  Coin  with  Iubgt.:  ib.  S.  184  ff.  —  8)  Arcbaeol.  Zg.  1876.  Taf.  1. 
—  9)  D.  Iiwchr.  d.  At:  Aichaeol.  Zg.  37,  37.  —  10)  Beisefrüohte :  Mitth.  d.  srchMoI. 
Int  5,  115—48;  197—202. 


I  72  ^^    ^-  Zurborg: 

auf  einer  Reise  iu  Böotien  sammelte,  ist  eine  Yerpachtungsurkande  heryorzu- 
beben;  gröfsere  Ausbeate  lieferte  ihm  Delphi;  Beachtung  verdient  eine  In- 
schrift, in  der  den  Thuriern  dieselben  Vorrechte  eingeräumt  wie  den  Massalioten 
und  Tarentinem.  —  In  Delphi  hat  die  !^cole  frang.  d' Äthanes  die  Fundamente 
eines  Porticus  freigelegt,  welchen  eine  Inschrift  als  Bau  der  Athener  zu 
erkennen  giebt,  die  sie  von  gewonnener  Siegesbeute  errichteten.  £s  ist  der 
von  Paus.  10,  11,  5  erwähnte,  der  aus  einer  anderen,  nicht  wieder  aufge- 
fundenen Inschrift  schliefst,  da£s  der  Porticus  nach  den  Siegen  Phormios  429 
(Thuc.  2,  68  u.  ö.)  erbaut  sei.  Allein  die  altertümlichen  Buchstabenformea  der 
neu  entdeckten  Inschrift  scheinen  auf  die  1.  Hälfte  des  5.  Jh.  zu  weisen. 
Dann  würde  man  bei  der  Inschrift  an  die  Schlacht  bei  Kekryphaleia  (Thuc.  1, 105) 
zu  denken  haben,  deren  reiche  Beute  die  Mittel  zur  Erbauung  des  Porticus 
abgegeben  hätte:  später  hätten  dann  die  Athener  in  diesem  ihren  Porticus 
auch  die  Siege  des  Phormio  verewigt  in  der  Inschrift,  die  Pausanias  sah. 
Fälschlich  scheint  Fränkel  eine  Inschrift  aus  Dodona  auf  die  Siege  von 
Aegina  bozogen  zu  haben;  hier  würden  die  Buchstaben  besser  zum  Jahre 
429  passen.  ^) 

Eine  Anzahl  cyprischer  Inschriften  glaubt  W.  Deecke^)  besser  als 
früher  entziffert  zu  haben;  historisches  Interesse  würde  nur  die  bei  M.  Schmidt 
Taf.  4  abgebildete  haben,  die  einen  Aribs^os  nennt ,  welcher  für  den  Sieg 
seines  Sohnes  Amyntas  einen  Tempel  erbaute.  Arrian  kennt  einen  Feldherm 
Alexanders  Amyntas,  Sohn  des  Arrhabaeus,  der  trotz  seiner  hervorragenden 
Stellung  plötzlich  ganz  verschwindet;  dagegen  wird  1,  17,  9  ein  Amyntas 
genannt,  der  zum  Darius  überging  und  nach  der  Schlacht  bei  Issus  nach 
Cypern  und  von  da  nach  Aegypten  entkam,  der  aber  Sohn  eines  Antiochus 
heifst.  D.  meint,  dafs  Arrian  einen  Irrtum  begangen  habe  und  hier  nur  ein  Am. 
vorliege,  der  Sohn  des  Arrhabaeus.  —  Eine  metrische  Inschrift  bestätigt  die 
schon  hervorgehobene  Berührung  der  kyprischen  mit  der  homerischen  Sprache 
in  Wortschatz  und  Syntax,  scheint  aber  auch  Kenntnis  des  attischen  Dramas 
zu  verraten. 

Direktere  historische  Beziehungen  haben  attische  Inschriften.  — 
W.  Dittenberger^)  giebt  Ergänzungen  und  Berichtigungen  zu  der  in 
nnserm  letzten  Bericht^)  besprochenen  Abhandlung  von  C.  Schäfer  über  die 
attischen  Trittyen,  worin  er  besonders  über  die  Trittye  der  ^ETtaxQeig  handelt, 
desgleichen^)  eine  Berichtigung  zu  der  Legende  des  Psephismas  über  die 
Selymbrianer  (C.  I.  A.IV,  61'),  der  Methone-Urkunde  (ib.  1,40),  sowie  einiger 
anderen  Inschriften  von  geringerer  historischer  Bedeutung  oder  aus  späterer 
Zeit.  —  U.  Köhler^)  bietet  Ergänzungen  zu  der  5.  Böckhschen  Seeurkunde 
(aus  OL  106,  4  =  353/2);  die  darin  erwähnte  Trierarchie  des  Demosthenes 
will  Vf.  am  liebsten  mit  der  auch  litterarisch  bezeugten  des  J.  359  identi- 
fizieren, giebt  aber  zu,  dafs  es  auch  eine  sonst  unbekannte  aus  der  Zeit  nach 
357  sein  könne;  die  dort  als  von  Thrasybulos  eingebracht  bezeichnete  Beute 
bringt  K.  mit  den  Operationen  des  Chares  343/2  an  der  thrakischen  Küste 
in  Verbindung  und  vermutet,  dafs  Thrasybulos  als  Mitstrateg  sie  nach  Athen 
übergeführt  habe.  Interessant  ist  die  Beobachtung  des  bisherigen  Wachsens 
der  attischen  Flotte,  wie  es  aus  dieser  Urkunde  in  Verbindung  mit  anderen 


1)  B.  HauBBou liier,  Foailles  ä  Delphee:  Bull,  de  corresp.  hell.  5,  1 — 19.  —  2)  Nachtr. 
z.  Lesung  epichor.  cyi)r.  Inschrr.:  BKIS.  6,  69 — 83;  137 — 54.  —  3)  Krit.  Bemerkongen  zu 
griech.  Inschrr.:  HormeB  16,  161  ff.  —  4)  JB.  III,  1,  84.  —  5)  S.  188  ff.  —  %)  Aas  d. 
att  Seeurk.:  Mitt  d.  arch.  Inst.  z.  Athen  6,  21  ff, 


Griechenlaiid  ron  der  doriacheD  Wanderang  bia  zu  Alexander.  I  73 

henrorgeht:  378/7  hat  der  Staat  100,  357/6  283,  353/2  349,  330/29  410 
Fahrzeuge  q.  s.  w.  Der  zweite  Teil  des  Aufsatzes  giebt  Berichtigungen  zu 
den  im  vorigen  Jahresbericht^)  besprochenen  Seeurkunden-Publikationen  von 
C.  Schäfer-,  K.  setzt  Böckhs  Urkunde  lY  Ol.  105,  4,  die  neugefundene  In- 
schrift Ol.  106,  1  an  und  ergänzt  die  letztere  vielfach  anders.  Aus  den 
Angaben  der  Urkunden  im  Yei^leich  mit  den  entsprechenden  Notizen  bei 
Diodor,  Demosthenes  u.  a.  gewinnen  wir  einige  sichere  Daten  für  die  Ge- 
schichte des  Bundesgenossenkrieges.')  —  £ine  Prytanenurkunde  der  Phyle 
Aegis  vom  J.  340/1  nennt  alle  Demen  der  Phyle:  die  Zahl  der  Prytanen, 
welche  auf  die  einzelnen  Demen  kommt,  ist  meist  dieselbe  wie  in  den  In- 
schriften derselben  Phyle  G.  I.  G.  183  u.  115.  Der  Inschrift  schliefsen  sich  an 
4  Dekrete  über  die  Verleihung  des  Kranzes  an  den  Tamias  der  Phyle  und 
an  eine  aus  den  Prytanen  gewählte  Kommission  von  3  Männern,  sowie  über 
die  Belobung  von  10  ans  ihrer  Mitte,  die  leQOTtotol  in  Eleusis  gewesen  waren, 
nnd  die  eines  einzelnen  Prytanen.') 

Mit  den  litterarischen  Quellen  beschäftigen  sich  eine  ganze  Reihe  Arbeiten, 
welche  häafig  in  ihren  Resultaten  sich  ergänzen  oder  aber  sich  durchkreuzen 
nnd  so  die  Perspektive  auf  neue,  vielleicht  entscheidendere  Untersuchungen 
eröiaen.  Die  in  dem  letzten  Bericht^)  besprocheneu  Papyrusfragmente 
eines  griechischen  Historikers  haben  inzwischen  eine  erneute  und  erfolgreiche 
Behandlung  erfahren.  Th.  Bergk^)  hat  nachgewiesen,  dafs  Fragm.  II  (Blass) 
mit  dem  Fragment  der  aristotelischen  Politie  der  Athener  bei  Schol.  Ar. 
Nah.  37  identisch  ist,  eine  andere  Stelle  des  Papyrus  mit  Polyaen.  I,  30,  6 
genau  übereinstimmt.  Fr.  Blass ^)  hat  infolge  dieser  Entdeckung,  die  er 
aeceptiert,  eine  abermalige  Prüfung  des  Papyrus  und  Untersuchung  über  den 
hihalt  und  die  ursprüngliche  Reihenfolge  der  Bruchstücke  angestellt,  in 
welcher  er  eine  Reihe  weiterer  Ergänzugen  und  verschiedene  neue  Kombi- 
nationen vornimmt  —  Hellanikos,  der  von  496  — 11  angesetzt  wird,  scheint 
nach  Schol.  Aristoph.  Ran.  698  noch  die  Ereignisse  des  Jahres  406  erwähnt 
zu  haben,  weshalb  dann  Thukydides  die  bekannte  Stelle  über  ihn  kaum  vor 
400  geschrieben  haben  dürfte. '')  —  Indem  wir  einige  Abhandlungen  zu 
Herodot  and  Thukydides  dem  unten  folgenden  Bericht  über  die  Geschichte 
des  5.  Jh.  vorbehalten,  wenden  wir  uns  zu  den  Arbeiten,  welche  sich  mit 
den  uns  verlorenen  späteren  Geschichtswerken  oder  den  aus  diesen  abge- 
leiteten Kompilationen  beschäftigen.  K.  Endemann ^)  charakterisiert  richtig 
die  Arbeitsweise  des  Ephoros,  der  bei  Zugrundelegung  einer  zusammen- 
hängenden Hanptquelle  die  etwaigen  Lücken  derselben  teils  durch  anderweitige 
Ntchrichteu,  besonders  aber  durch  eigene  Kombinationen,  rationalistische 
Deutungen  and  zurechtgemachte  Motivierungen  in  einer  seinem  Bildungsgange 
nnd  dem  Geschmack  seiner  Zeit  entsprechenden  Weise  auszuftlllen  und  zu 
ergänzen  sacht.  Dieses  sein  Verfahren  wird  besonders  deutlich  durch  einen 
Vergleich  der  Ephorischen  Darstellung  mit  der  des  Thukydides  und  Herodot, 
wo  wir,  wie  z.  B.  in  der  Geschichte  des  Themistokles  und  Miltiades,  die 
Nachrichten  beider  neben  die  des  Ephoros  stellen  können,  ganz  besonders 
aber  in  der  Behandlung  der  älteren  Geschichte,  wo  der  mythische  Charakter 


1)  III,  1,  91.  —  2)  8.  n.  S.  89».  —  3)  Ed.  Gollob  (in  Athen),  E.  Prytenenork: 
Wies.  Stiid.  2,  209  —  18.  —  4)  IIL,  1 ,  78.  -  5)  Zur  aruitot.  Politie  d.  Athener:  Rhein. 
Mob.  36,  87  ff.  —  6)  Papyrasfragmente  im  ägypt  Mns.  zu  Berlin:  Hermes  16,  42  if.  — 
7)  H.  Lipaiofly  Chronologie  d.  Hellan.  Leipz.  Stadien.  4,  153  f.  —  8)  Beiträge  z.  Krit 
i  Ephon».     Progr.  Coharg.    25  S.     i:    (No.  603). 


1,74  VI.    H.  Zurborg: 

der  Überlieferung  Anlafs  zu  rationalistischen  Umdentungen  oder  die  Lücken- 
haftigkeit derselben  (wie  bei  der  Eolonisationsgeschichte  oder  der  lykurgischen 
Verfassung)  Gelegenheit  zu  mannigfaltigen  Kombinationen  bot.  —  In  einer 
Untersuchung  tlber  das  Geschichtswerk  des  Timäos  bezweifelt  J.  Beloch,^; 
dafs  man  mit  Recht  aus  den  verschiedenen,  unklar  neben  einander  gestellten 
Titeln  desselben  bei  Suidas  auf  eine  verschiedene  Bucheinteilung  desselben 
geschlossen  habe,  ebenso,  dafs  die  Zahl  von  68  Büchern,  die  dort  der  aviXoyrj 
^rjtoQixäv  afpoQfiiov  des  Timäos  zuerteilt  sei,  auf  die  ^larogiac  übertragen 
werden  dürfe.  Vielmehr  ergebe  eine  Prüfung  der  sicher  nach  Büchern  einzu- 
ordnenden Fragmente  und  eine  Berechnung  der  Ausdehnung  des  Stoffes, 
den  Timäos  überhaupt  behandelte,  dafs  sein  Werk  höchstens  40  Bücher  um- 
fafst  haben  könne.  An  der  Hand  der  sicher  überlieferten  Buchcitate  — 
hierher  gehört  besonders  der  Sieg  des  Hippokrates  am  Heloros  B.  X,  Notizen 
über  Lais  B.  XIII,  über  Akragas  B.  XV,  Anfänge  des  Dionysios  B.  XVI  u.  a. 
—  läfst  sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  eine  Verteilung  des  Stoffes  auf 
die  einzelnen  Bücher  vornehmen.  £s  ergiebt  sich  folgende  Disposition: 
I.  bis  Trojas  Eroberung  1334;  II.  bis  Ol.  1;  III— VI.  Hellenische  Koloni- 
sation des  Westens  bis  Ol.  30;  VII— IX.  weitere  Geschichte  bis  Gelon  Ol.  70; 
X.  bis  zur  Schlacht  bei  Himera;  XL  bis  zum  Sturz  der  Deinomeniden  01.77; 
XII.  bis  zum  athenischen  Kriege  Ol.  87;  XIII.  der  athenische  Krieg  bis  Ol.  91 ; 
XIV.  der  1.  Krieg  mit  Karthago  Ol.  92;  XV.  Belagerung  von  Akragas; 
XVI— XXIV.  Dionysios  I  und  II;  XXV— XXVH.  Anarchie  Ol.  106-108; 
XXVm— XXX.  Timoleon,  bis  OL  110;  XXXI-XXXIIL  Oligaichie  bis  OL  114; 
XXXIV— XXXVm.  Agathokles,  bis  Ol.  122;  der  Rest  bis  Ol.  128.  Dafs 
Timäos  eine  allgemeine  geographische  Obersicht  seinem  Werke  vorausschickte, 
bestreitet  B.;  an  der  Annahme,  dafs  derselbe  die  Olympiaden-Rechnung  in 
die  griechische  Historiographie  eingeführt  habe,  hält  er  trotz  Volquardsen  und 
Unger  fest.  —  Mit  Diodor  beschäftigen  sich  zwei  Arbeiten.  G.  F.  ünger*) 
baut  auf  dem  von  ihm  gefundenen  Prinzip  der  Quellenanalyse  des  Diodor^) 
weiter,  indem  er  aus  den  von  dem  Kompilator  nach  oder  neben  einander  iu 
seiner  Darstellung  verwendeten  Jahrepochen  auf  die  von  ihm  ausgeschriebenen 
Quellen  —  zunächst  für  Buch  XI  —  schliefst.  Für  Ephoros  wird  die  Zeit 
der  Herbstnachtgleiche  als  Jahrepoche  erwiesen,  für  Timäos  der  Frühlingsan- 
fang. Die  litterarhistorischen  Notizen  dieses  Abschnitts,  denen  die  attische 
Jahrepoche  zugrunde  liegt,  gehen  auf  einen  Chronographen  zurück,  die 
spartanischen  Königslisten  auf  Ephoros.  In  der  Fortsetzung  dieser  Unter- 
suchung *•)  wird  auch  das  makedonische  Königsverzeichnis  dem  Ephoros  zuge- 
wiesen, ebenso  im  Anschlufs  an  Volquardsen  der  gröfste  Teil  der  eigentlichen 
griechischen,  sowie  der  persischen  Geschichte  von  480 — 445,  während  Ver- 
einzeltes auch  hier  auf  den  Chronographen  zurückgeht;  endlich  in  den  sici- 
lischen  Partieen  ermittelt  Unger  neben  Timäos  als  Quelle  des  Diodor  für  eine 
Reihe  von  Abschnitten  (mit  Holm)  wiederum  den  Ephoros.  H.  Kallenberg^) 
leitet  gegen  Volquardsen  die  sämtlichen  sicilischen  Partieen  des  XVI.  Buches 
ans  Ephoros  ab;  der  Hauptbestandteil  der  übrigen  Darstellung,  insbesondere 
die  Geschichte  Philipps  von  Makedonien  und  des  heiligen  Krieges,  sowie  die 


1)  D.  Ökonomie  d.  Tim.:  Jb.  f.  class.  Philol.  123,  697  ff.  —  2)  Diodon  QaeUen  im 
XI.  B.:  Philol.  40,  48  ff.  Über  Diod.  vgl.  auch  o.  8.  69»  —  3)  Vgl.  JB.  DI,  1,  79  f.  Ver- 
worfen wird  diese«  Prinzip  als  einseitig  von  A.  Bauer,  Themifitokles  (s.  a.  S.  80^).  S.  89  f. 
—  4)  PhUol.  41,  78  ff.  —  5)  Z.  Quellenkritik  Ton  Diod.  XVI.  B.:  Festschr.  d.  Fxiedr.-Weid. 
Ojnui.  z.  2.  Baec-Feier.    Berlin,  Weidmann.    S.  85 — 103. 


Qxieclienlaiid  ron  der  doriichen  Wanderung  bis  zu  Alexander.  1,75 

der  persischen  Geschichte  angehörenden  Kapitel  stammen  aus  einer  und  der- 
selben Qaelle,  die  za  ermitteln  Vf.  sich  aher  bescheidet;  ebenfalls  dem  Ephoros 
gehören  die  Kapp.  7,  14,  21 — 27  an.  —  Dafs  Plutarch  weit  mehr,  als  bis- 
her meist  angenommen  wurde,  direkt  den  Thukydides  benutzte  and  man 
Unrecht  thnt,  die  zahlreichen  Cbereinstimmongen  zwischen  beiden  Autoren 
aal  die  Vermittlung  des  £phoro8  und  anderer  Sekundärquellen  zurückzuführen, 
suchte.  Siemon  1)  durch  eingehende  Yergleichung  der  in  Betracht  kommenden 
Stellen  zu  erweisen.  Eine  englische  Quellenuntersuchung  der  plutarchischen 
Vita  Artaxenis*)  kommt  zu  dem  auch  von  andern  schon  gelegentlich  aus- 
gesprochenen Resultate,  dads  als  die  Hauptquelle  (leading  source)  Deinen 
anzosehen  ist,  dafs  dagegen  der  Bericht  über  die  Schlacht  bei  Kunaxa  und 
deren  unmittelbaren  Folgen  auf  Ktesias  zurückgeht.  Des  Vf.  Auffassung  und 
Darstellung  der  letzteren  Partieen  schliefst  sich  vielfach  an  0.  Kämme P)  an. 
Von  den  verhältnismädsig  wenig  Arbeiten,  welche  sich  mit  der  älteren 
griechischen  Geschichte  bis  500  v.  Chr.  beschäftigen,  behandelt  die  Mehrzahl 
Fragen  aus  dem  Gebiet  der  lakonischen  Altertümer.  Gegen  die  Ansicht, 
da&  Plutarchs  Angaben  über  Lykurgs  Landteilung  Phantasieen  seien,  welche 
lof  die  Restaurationsversuche  Agis' IV.  zurückgingen,  richtet  sich  M.  Duncker^): 
es  seien  wiederholte  Landanweisungen  an  den  spartanischen  Herrenstand  zu 
gleichen  Theilen  erweisbar,  zuerst  c.  800  nach  Eroberung  des  unteren  Eurotas- 
thaies, dann  c  700  nach  dem  1.  messenischen  Kriege,  und  nach  dem  2. 
seien  die  früheren  Zustände  wieder  hergestellt  worden.  —  G.  Leithäuser ^) 
weist  au  verschiedenen  (meist  aus  Xenophon  entnommenen)  Beispielen  nach, 
dafs  in  dem  Ephorenkollegium  nicht  selten  innere  Zwistigkeiten  sich  geltend 
machten,  welche  von  den  spartanischen  Königen  und  anderen  Politikern  zur 
Erreichung  ihrer  Zwecke  benutzt  wurden;  es  mufste  dann,  da  das  Kollegium 
aus  fünf  Mitgliedern  bestand,  per  niajora  entschieden  werden,  doch  diente 
auch  die  mehrfach  erwähnte  Institution  der  TQimovra  (ixxkrjtoi)  dazu,  durch 
ihr  Eingreifen  einem  dauernden  Zwiste  vorzubeugen.  L.  giebt  eine  will- 
kommene Ergänzung  zu  den  Handbüchern  der  lakonischen  Altertümer;  auf- 
gefallen ist  Ref.,  daCs  er  an  die  Echtheit  der  chronologischen  Notizen  in 
Xenoph.  Hell.  I,  2,  1 ;  3,  1  n.  s.  w.  zu  glauben  scheint  —  H  Stehfen^) 
behandelt  die  Heereseinteilung  der  Spartaner  und  geht  dabei  ans  von  den 
Notizen  der  Grammatiker.  Diese  gruppieren  sich  in  drei  Klassen,  deren 
letzte  das  wertvollste  Material  bietet  (am  ausführlichsten  das  Schol.  in  Ar. 
Ljs.  Tthrageg  loxoi).  Hiernach  sind  die  loxoi  eine  alte,  specifisch  spar- 
tanische Einrichtung,  nicht  Teile  der  ^OQai,  sondern  letzterer  Name  trat 
vielmehr  später  an  Stelle  des  ersteren.  Aus  einer  Yergleichung  der  jene 
termini  enthaltenden  Stellen  in  Xenoph.  Hellenika  (besonders  wichtig  ist 
der  Umstand,  dafs  in  B.  I — VI  die  Lochen  gar  nicht,  in  B.  YU  die  Moren 
gar  nicht  erwähnt  werden)  eruiert  sodann  Verf.  höchst  scharfsinnig,  dafs  das 
Spartanerbeer,  wenn  die  Periöken  den  Hauptbestandteil  ausmachten,  in  (loqat^ 
wenn  die  Spartiaten  allein  auszogen,  in  Xo^oi  nach  alter  Weise  eingeteilt 
war. ^  Insofern  an  Stelle  der  alten,  nur  die  Spartiaten  umfassenden 
Locheneinteilang  im  Laufe  der  Zeit  die  häufiger  angewendete,   das  gesamte 


1)  Qaomodo  Flut.  Thacydidem  legerit  Berl.  Dias.  66  S.  —  2)  Ch.  F.  Smith,  a  stady 
rf  PhU  Ufa  ot  Artax.  Leipz.  Bim.  56  S.  —  3)  Philol.  34,  516  ff.  Vgl.  a.  S.  88«.  —  4)  D.  Hufen 
<1  Spartiaten:  MB.  d.  Berl.  Akad.  .8.  138 — 51.  —  5)  De  ephororom  collegio  ac  dUcordiis: 
Festachr.  t.  Creoelin«'  (n*  ^  ^^y  ^)  S-  96  ff.  —  6)  De  Spartanorum  re  militari.  Diu.  Gryphiaw. 
31  S. 7)  Almlich  nchoJL  Schomaim,  Gr.  Altert  I',  299,  doch  ohne  konsequente  Durchf&hning. 


1,76  VL    H.  Zurborg: 

Kontingent  umfassende  Moreneinteilung  trat,  haben  die  oben  erwähnten 
Grammatiker -Notizen  recht.  Die  abweichende  Darstellnng  in  Xenophons 
Aan^i.  TtoXireia  beroht  auf  einem  Irrtum.  Thukydides  kennt  die  Moren 
nicht;  wo  er  die  Lochen  (an  Zahl  wahrscheinlich  12)  erwähnt,  sind  ihnen 
bald  Heloten  (V,  57),  bald  Periöken  (IV,  8)  beigeordnet.  Gegen  Ende  des 
peloponnesischen  Krieges  mögen  also  die  6  Moren  nach  den  6  alten  Regionen 
Lakoniens  eingerichtet  sein.  Die  Syssitien,  wie  sie  Herodot  erwähnt,  sind 
überhaupt  keine  militärische  Einrichtung. 

Die  ältere  attische  Geschichte  ist  fast  leer  ausgegangen.  Für  die 
Religions-  und  Kulurgeschichte  Atticas  ist  die  von  Benndorf  erörterte  Frage 
nach  dem  Alter  der  Kultusstätte  der  Athena  Nike  auf  der  Akropolis  von 
hervorragender  Bedeutung.  Benndorfs  Gründe  für  späte  Stiftung  des  Heilig- 
tums sucht  E.  Curtius ^)  zurückzuweisen.  A. Philippi  ^)  hält  gegen  Büdinger 
daran  fest,  dafs  die  Notiz  bei  Plut.  Sol.  32,  Selon  sei  unter  dem  Archontat 
des  Hegestratos  (Ol,  54,  3),  im  zweiten  Jahre  der  Tyrannis  des  Peisistratos, 
gestorben,  wirklich  auf  Phanias  zurückgeht.  A.Bauer  prolemisiert  in  einer 
unten  eingehender  zu  besprechenden  Schrift  gelegentlich')  gegen  v.  Wilamo- 
witz*  ^)  Annahme,  dafs  zur  Peisistratidenzeit  die  Mauern  Athens  beseitigt  seien. 

Eine  Gesamtdarstellung  der  lakonischen  und  attischen  Staatsaltertümer 
von  berufener  Hand  liegt  uns  in  dem  bisher  erschienenen  ersten  Bande  von 
G.  Gilberts  Handbuch  der  griechischen  Staatsaltertümer ^)  vor,  dem  später 
die  entsprechende  Behandlung  der  übrigen  Staatswesen  folgen  soll.  Der  Vf., 
der  bereits  durch  verschiedene  Monographieen  über  eine  Reihe  von  staats- 
rechtlichen Fragen  auf  diesem  Gebiete  seine  eminente  Befähigung  dargethan 
hatte,  bietet  uns  in  seinem  Handbuch  ein  durchweg  zuverlässiges  und  geradezu 
unentbehrliches  Hilfsmittel,  das  ebenso  durch  Vollständigkeit  des  Materials  wie 
durch  Klarheit  und  Knappheit  der  Darstellung  ausgezeichnet  ist.  Auf  Einzel- 
heiten seiner  Behandlung  einzugehen  können  wir  hier  um  so  eher  unterlassen, 
als  das  Werk  zwar  überall  auf  der  Höhe  der  neuesten  Forschung  steht, 
aber  in  zweifelhaften  Fragen  und  noch  schwebenden  Kontroversen  im  ganzen 
mit  grofser  Reserve  verehrt.  —  Ein  Programm  von  L.  Schippner*)  enthält 
unter  anderen  auch  aus  dem  griechischen  Altertum  die  Darstellung  der 
wichtigsten  Staatsverfassungen,  aber  in  einer  für  ein  gröfseres  Publikum 
berechneten  Form  und  ohne  jeden  wissenschaftlichen  Wert.  —  Die  Orte,  an 
welchen  unsere  Quellen,  Inschriften  wie  Schriftsteller,  Prytanen  resp.  Prytaneen 
erwähnen,  hat  G.  Hage  mann  ^)  zusammengestellt  Letztere  scheinen  stets  am 
Markt  gelegen  zu  haben;  was  wir  von  ihrer  inneren  Ausstattung  und  Ein- 
richtung wissen,  ist  wenig.  —  Wir  schliefsen  hier  unserer  früheren  Gewohn- 
heit gemäfs  sogleich  einige  Spezialuntersuchungen  aus  dem  Bereich  der 
attischen  Antiquitäten,  ohne  Rücksicht  auf  die  Chronologie  der  in  ihnen  be- 
handelten Thatsachen,  an.  Zu  diesen  mag  überleiten  die  sehr  willkommene, 
von  J.  H.  begonnene  Neubearbeitung  von  Meiers  u.  Schümanns  attischem 
Prozefs.  *)   —   Ein  Aufsatz  von  A.  Hug*)  wendet  sich   gegen  W.    Hartcls 


1)  D.  KaltiiMtätte  der  Ath.  N.:  Archaeol.  Zg.  37  (1879/80).  S.  97  f.  —  2)  Solon  und 
Erösas:  Rhein.  Mas.  36,  472  f.  -  3)  ThemiBtokles  etc.  S.  5.  S.u.  S.  SO*.  —  4)  Vgl.  JB. 
in,  1,  83.  —  5)  1.  Bd.  Leipzig,  Teobner  VIII,  433  S.  Vgl.  auch  Thumser,  Ztschr.  f. 
d.  ÖBt.  Qyinn.  1883.  S.  21  ff.  —  6)  HerTorragende  Staatsyerfassangen  d.  klaas.  Altertumci. 
Progr.  Münster.  16  S.  4<*.  --  7)  De  Graecor.  prytaneis  capita  tria.  Breslau,  Köbnor.  61  S. 
—  8)  M.  H.  E.  Meier  a.  0.  Fr.  Schön  mann,  d.  att  Prozess.  lY  Bächer.  £.  gekrönte 
Preisschr.  Berl,  Galvary.  Lf.  1.  S.  1—128.  (Sollen  ca.  8  Lfgn.  werden.)  —  9)  Studien 
aus  d.  griech.  Altertum.   I.  Freiburg-Tübingen,  Mohr.    S.  104  ff. 


Oriechenland  yon  der  dorüchen  Wandemng  bis  za  Alexander.  1,77 

Hypothese^)  yon  der  ^doppelten  Lesung'  in  der  attischen  Volksyersammlnng. 
Vielfach  mit  den  Einwendungen  Höcks^)  and  Gilberts')  zusammentreffend, 
zeigt  er,  dafs  Harteis  Annahme  vom  allgemein  staatsrechtlichen  Standpunkte 
ans  höchst  unwahrscheinlich  ist,  dafs  sie  mehreren  ausdrücklichen  litterarischen 
Zeugnissen  geradezu  widerspricht,  und  dafs  die  inbetracht  kommenden  in- 
schriftlichen Zeugnisse  yiel  einfacher  auf  die  vor  Hartel  übliche  Weise  erklärt 
werden,  wonach  in  der  Kegel  in  einer  und  derselben  Ekklesie  der  formu- 
lierte Ratsantrag  eingebracht  und  über  den  Fall  definitiv  entschieden  wurde. 
—  Die  Verleihung  des  attischen  Bürgerrechts  geschah  in  der  älteren  Zeit 
durch  zweimalige  Abstimmung  in  der  Ekklesie  und  konnte  von  der  Heliäa 
erst  infolge  einer  eingebrachten  Klage  wegen  Gesetzwidrigkeit  kassiert  werden; 
seit  Ol.  128  dagegen  bestand  eine  regelmäfsige  doyufiaaia  der  Ehrendekrete 
durch  die  Heliasten.  Diese  Thatsache  hat  E.  Szanto^)  richtig  aus  den  in- 
schriftlichen Quellen  eruiert,  nur  dafs  er  dieselbe  nicht  mit  Harteis  Hypothese 
Ton  der  doppelten  Lesung  in  der  athenischen  Volksversammlung  hätte  zu- 
sammenbringen sollen.  Die  Ausführungen,  welche  der  zweite  Teil  seiner 
Abhandlang  über  die  attische  Demenverfassung  und  die  Rechte  der  Demos- 
genossen enthält,  liegen,  ebenso  wie  eine  Abhandlung  von  A.  Hug  verwandten 
Inhalts,  ^)  dem  Gebiet  der  eigentlichen  Geschichte  ziemlich  fem.  —  Den  atti- 
schen Demen  und  den  schwierigen  Fragen,  die  sich  an  ihre  Organisation  und 
Verwaltung  anschliefsen ,  hat  0.  Müller^)  eine  erneute  Untersuchung  ge- 
widmet und  nach  einer  Einleitung,  welche  die  Methode  der  Untersuchung 
darlegt,  die  Gröfse,  die  Demengenossen,  die  Bedeutung  und  Stellung  der 
Demen  in  der  attischen  Staatsverfassung  sowie  den  Umkreis  ihrer  Selbstver- 
waltung, ihre  Versammlungen,  Beamte,  Finanzen  und  Opfer  behandelt.  — 
Szanto^)  sucht  auch  zu  zeigen,  dafs  in  Athen  nicht  bei  allen  Prozessen 
geheime  Abstimmung  stattfand,  z.  B.  nicht  in  dem  Diadikasie verfahren,  wie 
ach  aus  Dem.  c.  Mak.  10  ergebe;  auch  Is.  5,  17  beweise  offene  Abstimmung 
in  einer  d/xij  i^tevdofia^vQiciv,  wie  solcher  Stimmmodus  gleichfalls  für  eine 
Bemotenyersammlung  bei  Dem.  c.  Eubul.  S.  1303  heryorgehe.  Offene  Ab- 
stimmung werde  im  wesentlichen  fQr  Privatprozesse  zugelassen  sein.  —  Dafs 
das  Kollegium  der  Ealokretai  durch  Perikles  einen  gröfseren  Geschäftskreis 
erhalten  als  ihm  Klisthenes  belassen,  insofern  auf  sie  446  die  Kosten  für 
zwei  Inscbriftenplatten  angevriesen  wurden,  scheint  die  1879  bei  dem  Zacharias- 
tempel  in  Eleusis  entdeckte  Inschrift  zu  lehren.^).  M.  Stahl ^)  behandelt  die 
Gerichtsbarkeit  der  Bundesgenossen  zu  Athen,  soweit  sie  sich  aus  den  An- 
gaben der  Historiker,  Redner  (so  Hegesipp.  über  Halonn.  9  ff.),  Gramma- 
tiker, besonders  aber  einiger  Inschriften  (inbetracht  kommen  die  Dekrete  für 
ChaUds  C.  L  A.  IV,  27%  Selymbria  ib.  61*,  Mytilene  ib.  96,  Phaseiis  ib.  II,  1 1) 
ermitteln  lädst,  zunächst  die  d/xat  aTio  av^ßoXwv  und  die  sonstigen 
ffi/toQixaif  dann  die  übrige,  besonders  kriminale  Gerichtsbarkeit,  für  welche 
namentlich  der  Vertrag  mit  Ghalkis  reichhaltiges  Material  liefert  —  Dafs 
äe  Archonten  schon  während  ihrer  Amtszeit  Sitz  und  Stimme  im  Areopag 
batten  ähnlich  wie  die  römischen  Magistrate  im  Senat,  sucht  H.  Lipsius^<^) 


1)  YgJ.  JB.  U,  1,  70.  —  2)  Ebda.  UI,  1,  85.  —  3)  Ebda.  —  4)  Untenachang^en  üb. 
i  att  Börgerrecht.  Wien,  Konegen.  53  S.  —  5)  A.  a.  0.  (o.  76»).  S.  1  flf.  —  6)  De  demia 
ittkü.   Gott  Di*«.     64   S.  —  7)  D.  Abstimm.  in  d.  att.  Geschworenengerichten:  Wien.  Stud. 

4,  24—31.   8)  J-    A-   ^^^Jf  *^®  Eleu«,  inscr.  of  446  B.  C:   Hermathena  7,  90 — 93.  — 

9)  I)e  soeiorain  Athexkienaiam  iadiciie.     Ind.  lect.  Monast.    31  S.    4^   —    10)  D.  Archonten 
i  d.  Aieop.:  Leipz.   Stnd.  4,  151  ff. 


1,78  VI-    H.  Znrborg: 

nach  Lys.  7,  22  und  26,  12  darzathan.  —  Anläfslich  eines  in  seiner  Art  einzigen 
Bildes  einer  Trinkschale,  welches  einen  offiziellen  Akt  ans  dem  öffentlichen 
Leben  Athens  zur  Darstellung  bringt,  nämlich  die  Musterung  einiger  Reiter 
von  einer  aus  der  Bule  genommenen  Kommission  von  2  Männern,  hat 
6.  Körte  ^)  zusammengestellt,  was  wir  über  die  doxtfiaaia  der  Reiterei  Ober- 
haupt wissen,  indem  er  hervorhebt,  dafs  doKijxaoia  teils  die  öffentliche 
Parade  sei,  welche  der  mit  der  Oberaufsicht  über  die  Reiterei  betraute  Rat 
von  Zeit  zu  Zeit  abnehmen  mufste,  teils  die  Musterung  des  einzelnen  Reiters, 
die  vielleicht  auch  periodisch  wiederkehrte.  —  Endlich  erwähnen  wir  A.  Gar- 
tau Its  Monographie  über  die  attische  Triere,*)  eine  höchst  gründliche  und 
unsere  Kentnis  des  antiken  Seewesens  fördernde  Behandlung  der  nautisch- 
technischen Fragen,  wobei  jedoch  historische  Erörterungen  selten  nur  als 
Hintergrund  jener  antiquarischen  Auseinandersetzungen  vorkommen.  Z.  t.  mit 
demselben  Gegenstande  beschäftigen  sich  auch  eine  kleine  Schrift  von 
L.  Brunn ^)  und  der  Schlufs  des  oben^)  bereits  erwähnten  epigraphischen 
Aufisatzes  von  U.  Köhler.^) 

Kleinere  Aufsätze  haben  wir  über  folgende  Punkte  der  griechischen 
Altertümer.  In  vielen  griechischen  Städten,  z.  B.  Byzanz,  Ghios,  Cyzicus, 
Smyma,  Halicamass  u.  a.,  kommen  neben  den  Kollegien  der  Erheben  solche 
der  vioi  vor,  die  also  mit  ersteren  nicht  identisch  sein  können:  sie  scheinen 
aus  den  engen  Beziehungen  erwachsen  zu  sein,  welche  die  Epheben  während 
der  ganzen  Erziehung  zu  einander  hatten.  Die  Inschriften  aus  römischer 
Zeit  lassen  uns  die  Beamten  der  Kollegien  einigermafsen  erkennen;  es 
wird  anzunehmen  sein,  dafs  die  Institution  selbst' viel  älter  ist^)  —  Die 
Jleihenfolge  der  Festlichkeiten  bei  der  ötUgigen  olympischen  Festfeier  war 
nach  A.  E.  J.  Holwerda^)  in  Leiden  wahrscheinlich  folgende:  1)  Bov^aia 
sowie  sonstige  Vorbereitungen  (Eid  zum  Zeus  Vorkios,  Prüfung  der  Knaben 
und  jungen  Pferde;  2)  Wettkampf  der  Knaben;  3)  1.  Hälfte  vom  Wettkampf 
der  Männer:  dohxog,  oxddiov,  diavXog,  Ttdlrj^  Ttvyfii^y  nafK^tov^  iwifiog 
der  Sieger;  4)  2.  Hälfte:  iTtTtoÖQO^ia^  Tvivrad'XoVy  OTtXiTwv  ögoiiog,  xcifiog 
der  Sieger;  5)  Opfer  der  Sieger  und  Theoren;  Festmahl  im  Prytaneum.  — 
Derselbe  stellt  dann  nach  den  Ol.  Inschr.  146  u.  47  das  Wesen  der  iq>EdqBia 
fest,  wie  er  femer  auch  die  Bedingungen  bei  der  Siegeszuteilung  im  Pentathlon 
anders  fafst  als  Hermann,  Böckh  und  Dissen;  von  der  Reihenfolge  der  5 
Kämpfe  weist  er  nach,  dafs  sie  nur  für  die  drei  letzten  axoi^ioy,  ögofiog 
Ttakr]  feststehe,  während  es  zweifelhaft  bleibt,  ob  ofAjUor  oder  diaiwg  die 
erste  Stelle  einnehme.  Diesem  letzteren  Gegenstande  hatte  mit  abweichenden 
Resultaten  P.  Gardner  ^)  eine  Untersuchung  gewidmet.  —  Den  uns  bisher  unbe- 
kannten 12.  Monatsnamen  des  böotischen  Kalenders,  lAyqitiviog^  hat  uns  die 
Inschrift  von  Chaeronea  kennen  gelehrt.  ^)  —  Die  Gründungsgeschichte  der 
macedonischen  Stadt  Aineia  berührt  eine  Münze,  welche  nach  G.  Robert  >^) 
Aeneas,  den  Gründer,  mit  einer  Tochter  an  der  Hand  zeigt;  letztere  liefs 


1)  Dokimasie  d.  att  Eeiterei:  Archaeol.  Zg.  38,  177—81.  —  2)  La  Tri^  Ath^nienne 
PariB,  K.  Thorin.  XXVI,  260  S.  (illuatriert).  —  3)  AKAT02.  Featachr.  «.  Stottiner  Philo- 
logenren.  1880.  —  4)  S.  72<  —  5)  Mitteil.  d.  dtach.  arch.  Inat  zu  Athen.  6,  38  f.  — 
6)  M.  GoUxgnon,  lea  collögea  des  vioi  dana  les  cit^a  grecquea:  Ann.  de  la  fac.  dea  Lettres 
de  Bordeaux  2,  136—51.  —  7)  Olymp.  Studien:  Archaeol.  Zg.  38,  169—72;  39,  806—16. 
—  8)  ThePentathl.  of  the  Greeka:  J.  of  Hell.  Stud.  I  (1880).  S.  210—23.  —  9)  H.  Lipaiaa  , 
».  böot  Kalender:  Leipz.  Stud.  4,  155  ff.  —  10)  Zur  Münze  y.  Ain.  mit  der  Flucht  dea  Aen. : 
Arch.  Zg.  37,  23—26. 


Oriechenland  Ton  der  doriflchen  Wandernng  bi«  za  Alezander.  1^79 

die  Lokalsage  nach  des  Vaters  Ab&hrt  wohl  deshalb  znrackbleiben ,  am  den 
verwandtschaftlichen  Znsammenhang  der  yomehmen  Geschlechter  mit  dem 
Grander  der  Stadt  zn  erhärten.  Übrigens  werden  dem  Aeneas  eine  ganze 
Anzahl  Töchter  zugeschrieben.  —  Auf  das  Verkehrswesen  der  gesamten  alten 
Welt  läCst  oft  die  Metrologie  interessante  Streiflichter  fallen.  So  zeigt 
Fr.  Hnltsch,^)  welche  Abänderangen  die  von  den  Phöniciem  den  Griechen 
übermittelte  grödsere  oder  königliche  ägyptische  Elle  (d.  i.  die  samische 
Herodots)  =  Va  ^^^  Klafter  bei  Tempelbauten  in  Griechenland  erfahr.  Der 
Tempel  der  Athena  Polias  in  Priene  sowie  das  Heraion  zu  Olympia  zeigen 
die  königliche  Elle  deutlich  als  Grundmab-,  der  Zenstempel  dagegen  will  das 
nationalgriechische  Mafs  neben  der  Elle  hervortreten  lassen,  und  beide  Mafse 
sind  in  bewundernswerter  Harmonie  im  Artemistempel  zu  Ephesus  ausge- 
glichen; ein  neues  Mafs,  eine  attische  Bauelle  ==  Ys  der  Klafter,  scheinen 
die  jüngsten  Messungen  der  Parthenons  zu  ergeben.  Wahrscheinlich  war  sie 
auch  bei  dem  vorpersischen  Parthenon  zu  Grunde  gelegt  Daus  an  dem  von 
Wurm,  Paucker  und  Boeckh  für  den  attischen  Fufs  bestimmten  Werte  von 
308,3  mm  gegen  den  von  309  mm,  den  Penroses  Messungen  des  Parthenon 
ergaben,  festzuhalten  sei,  zeigt  H.')  ferner  an  den  Mafsen  des  erwähnten 
älteren  Parthenons  und  des  Theseions,  und  dieser  Wert  wird  sichergestellt 
durch  den  römischen  Fufs,  der  zu  dem  attischen  sich  wie  24  :  25  verhielt 
und  =  275,7  mm  feststeht  Bei  dem  netfen  Parthenon  wurde  ein  dem 
grölseren  olympischen  Fufs  genau  entsprechender  zu  Grunde  gelegt  =  308,7  mm. 
—  Höchst  merkwürdig  ist  der  Umstand,  dafs  es  die  meist  von  der  Grundzahl 
5  beherrschten  Verhältnisse  des  samischen  Heraions  und  des  Artemisions  in 
Ephesus  waren,  welche  neben  dem  Mafse  der  von  anfeen  überliefertei\ 
königlichen  Elle  den  Fufs,  d.  h.  das  Zweidrittelmafs  einer  kleineren  natio- 
nalen Elle,  zur  Anwendung  brachten:  es  wurden  Fünftelbrüche  der  Elle  ver- 
mieden. ') 

Wir  gehen  über  zu  der  Geschichte  des  6.  Jh.  und  werfen  zu  Anfang 
einen  Blick  auf  die  Herodotforschung  des  J.  1881.^)  R.  Müller^)  ist 
der  Ansicht,  dafs  H.  seinem  Werke  eine  ausgeführte  Karte  beigegeben  habe 
(vgl.  IV,  34)  und  sucht  die  letztere,  zugleich  unter  Berücksichtigung  der 
Angaben  älterer  Logographen,  zu  rekonstruieren.  Die  vom  Vf.  der  Abhand- 
lung beigefügte  Karte  giebt  eine  sehr  instruktive  Verdeutlichung  seiner  Aus- 
führungen, die  mit  gründlicher  Sorgfalt  aus  den  Angaben  des  Historikers 
zusammengesucht  sind.  —  Eine  mit  den  Keilinschriftfunden  von  1880^  sich 
beschäftigende  Schrift  von  V.  Floigl,^)  deren  eigentliche  Ergebnisse  in  das 
Gebiet  der  persisch-medischen,  lydischen  und  babylonischen  Geschichte  fallen, 
ist  insofern  zu  erwähnen,  als  Vf.  sich  bemüht  die  Resultate  jener  Funde  für 
die  Erklärung  verschiedener  Herodotstellen  zu  verwerten,  die  dadurch  Be- 
stätigung oder  Modifikationen  erfahren.^)    Dafs  Herodot  gegen  die  Griechen 


1)  B.  OnrndmaTse  d.  griech.  Tempel:  ib.  38,  91—98.  —  2)  Bestimmg.  d.  attFnfsaB  nach 
d.  Parth.  a.  Thea.:  ib.  S.  172—76.  —  3)  Haltach,  D.  Kaabe  dea  Her.  t.  Samoa  und 
einiger  and.  Tempel:  ib.  39,  97—128.  —  4)  Von  H.  Steins  Herod.-Ausg.  erachien  Bd.  IV. 
(=>  B.  Vn)  in  4.  Terb.  Anfl:  BerL,  Weidmann.  220  S.  M.  3.  (Lith.  Kärtchen  t.  H.  Kiepert) 
Hier  sei  auch  hingewiesen  auf  H.  Kallenbergs  Bericht  über  die  Herod.-Forachang:  Z.  f. 
Gymn.  W.  Jg.  15,  Anh.  —  5)  D.  geograph.  Tafel  nach  d.  Angaben  Herodote.  Progr.  yon 
Beichenberg.  24  S.  4°.  —  6)  Vgl.  Jahresber.  HI,  1,  85  f.  —  7)  Cyrus  n.  Herod.  Leipa., 
W.  Friedr.  197  S.  —  8)  E.  Evers  in  seiner  Anzeige  (MfiL.  10,  114  ff.)  giebt  bemerkens- 
werte Erganzangen  daan;  Herod.  VII,  11  will  er  rov*AxatfJidvtos  hinter  tov  Tetcnetoe  mn- 
schieben.    Über  Büdinger,  d.  neuentdeckten  Inschr.  über  Cjtub  b.  o.  S.  60'. 


1,80  VI.    H.  Zurborg: 

Überhaupt  so^ie  gegen  einzelne  Staaten  nnd  Männer  nicht  Yororteilsfrei  ge- 
wesen sei,  behauptet  bekanntlich  der  Verf.  der  unter  Plutarchs  Namen 
gehenden  Schrift  Tte^t  Ttjg  ^Hqodatov  xoyiorjd'eiag.  Demgegenüber  weist 
Fr.  Majchrowicz  nach,  dafs  Herodot  seiner  Objektivität  im  wesentlichen 
nur  dann  untreu  werde,  wenn  seine  philosophische  Weltanschauung  ins  Spiel 
komme.  ^) 

Die  alte  Kontroverse  über  die  strategische  und  historische  Bedeutung 
der  Schlacht  bei  Marathon  hat  wieder  zwei  neue  Untersuchungen  hervorge- 
rufen. M.  Duncker^)  betont  mit  Recht,  daüs  es  verkehrt  ist,  mit  Beiseite- 
setzung gerade  der  ältesten  Zeugnisse  dem  Theopomp  u.  a.  darin  zu  folgen, 
dafs  man  aus  der  Schlacht  nur  einen  kurzen,  verhältnismäfsig  bedeutungs- 
losen Zusammenstofs  macht.  Herodot,  dem  als  dem  ältesten  Berichterstatter 
und  infolge  seiner  persönlichen  Verbindungen  die  besten  Nachrichten  zu  Ge- 
bote standen,  mufs  als  allein  entscheidende  Quelle  angesehen  werden;  die 
späteren  Historiker  können  ihn  wohl  ergänzen,  aber  nicht  korrigieren.  In 
diesem  Sinne  bespricht  D.  den  Verlauf  des  Feldzugs,  unterzieht  aber  zugleich 
auch  eine  Beihe  auffälliger  Punkte  der  Überlieferung  einer  Kritik,  so  die 
Beratung  der  10  Strategen,  die  er  in  die  Zeit  bereits  vor  Landung  der  Perser 
verlegt,  die  angeblich  ausschlaggebende  Rolle  des  Polemarchen  dabei,  die  D. 
bezweifelt,  die  Stellung  der  persischen  Reiterei  —  nach  D.  wahrscheinlich 
hinter  den  Flügeln  — ,  die  Ereignisse  unmittelbar  nach  der  Schlacht,  die  in 
der  Tradition  in  zu  kurze  Zeit  zusammengedrängt  erscheinen.  —  H.  Noethe^) 
prüft  zuerst  in  sorgföltiger  Zusammenstellung  die  sämtlichen  Quellen  der 
Marathonschlacht,  die  er  in  4  Gruppen  zerlegt:  1)  Herodot  und  die  ihm 
folgen,  wie  Plutarch,  Suidas  s.  '//r^rca^,  Justinus;  2)  Nepos,  Diodor,  Suidas 
s.  iTCTTiag  yidTjv.  TVQ.  n.  a.,  denen  allen  Ephoros  zugrunde  liegt;  3)  Suidas 
s.  x^Q^S  iftTteig,  wo  eine  ganz  allein  stehende,  aber  fabulöse  Version  sich 
findet;  4)  Ktesias,  die  Notizen  bei  Piaton,  einigen  Rednern  u.  a.,  die  sich 
nicht  sicher  ans  älteren  Quellen  ableiten  lassen.  Auch  N.  kommt  nun  wie 
Duncker  zu  dem  Resultate,  dafs  Herodot  stets  als  die  glaubwürdigste  Quelle 
anzusehen  ist,  die  Relation  des  Ephoros  und  der  übrigen  nur  einen  höchst 
zweifelhaften  Wert  besitzt.  Auf  dieser  Grundlage  unterzieht  Verf.  die  ver- 
schiedenen Berichte  über  die  Schlacht  einer  eingehenden  Kritik,  worin  er 
sich  besonders  gegen  die  Ansichten  von  Campe,  Wecklein  (in  der  bekannten 
Plutarchstelle  TVQoanQovafia  ßgcexv  toig  ßaqßdqoig  äuoßaOL  erklärt  er  den 
letzten  Ausdruck  richtig  ^postquam  e  navibus  escenderunt*;  ähnlich  Duncker) 
u.  a.  wendet.  Zuletzt  bespricht  er  die  damaligen  militärischen  Verhältnisse 
Athens  und  will  nachweisen,  dafs  die  Strategen  je  aus  den  einzelnen  Phylen 
erwählt  seien  (?)  und  die  letzteren  in  der  Schlacht  nach  der  ein  für  allemal 
vorher  erlosten  Reihenfolge  gestanden  hätten.  Über  die  Stellung  des  Pole- 
marchen ergiebt  sich  bei  N.  nichts  Neues. 

A.  Bauer  ^)  stellt  es  sich  zur  Aufgabe,  alles  was  sich  über  die  Persönlich- 
keit des  Themistokles  in  den  Quellen  findet,  von  den  gleichzeitigen  Dichter- 
stellen an  bis  zu  den  spätesten  Kompilatoren,  zusammenzustellen  und  so 
gleichsam    eine   kritische  Geschichte  der  Vorstellungen  zu  geben,   die   das 


1)  De  aoctoritate  libelli  Plutarcbei,  qni  77.  *//.  K,  inscribitar.  Progr.  d.  K.  K.  2.  Ob.- 
Gpan.  in  Lemberg.  17  S.  —  2)  D.  Scblacbt  t.  Mar.:  HZ.  N.F.  10,  231  ff.;  rgl.  Sitzung»- 
protok.  d.  Hiflt  Qes.  zo  Berlin  vom  2.  Mai  1881.  —  3)  De  pugna  Marath.  qaaestiones.  Disa. 
inaog.  Lip«.  71  S.  —  4)  Themistokles,  Stadien  u.  Beitrr.  z.  griech.  Historiographie  a. 
Qaellenkande.    Meiseburg,  F.  Steffenhagen.    (YI),  173  S.     Vgl.  JMJlt.  Sp.  1816. 


QrieclLeiiJaiid  ron  der  doriichen  Wanderung  bU  in  Alexander.  t^gj. 

Altertam  mit  der  Person  des  berühmten  Salamissiegers  verband.    In  erster 
Linie  handelt   es   sich,  da  man  über  seine  Verdienste  in  den  Perserkriegen 
im  grofsen   und  ganzen  einig  ist,  um  die  Beurteilung  seines  Charakters  und 
die  Schnldfrage  in  betreff  der  schon  früh  gegen  ihn  erhobenen  Anklagen  der 
Bestechlichkeit   und  des  Vaterlandsverrates.     In  den  bezüglichen  Dichtungen 
des  Äschylos    und  Simonides  klingt  nur  die  Siegesbegeisterung  jener  groDsen 
Zeit  wieder;    selbst    Timokrates   von   lalysos,    der   persönliche    Feind  des 
Themistokles,  weifs  in  der  Zeit  vor  dessen  Ostrakisierung  trotz  aller  Gehässig- 
keit von   dem  angeblichen  Vaterlandsverrate  desselben  nichts;   ebensowenig 
scheinen   von   seinen  athenischen  Gegnern,  in  den  Kreisen  des  Kimon,   der- 
gleichen Anschuldigungen  kolportiert  zu  sein  (Kimons  Äufserungen  bei  Plut. 
Ciffl.  9   nach    Ion).     Doch    entstand  jene  Tradition   von    Themistokles'    Be- 
stechlichkeit  und  seinen  vaterlandsfeindlichen  Umtrieben  schon  früh,  wahr- 
scheinlich  in   bündnerischen  Kreisen.     Bei  Herodot  finden  wir  dieselbe  aus- 
führlich wiedergegeben  und,  was  wichtiger  ist,  geglaubt;  bei  ihm  spiegelt  sich 
naiv   die  Auffassung  der  Quellen  seiner  Erzählung  wieder.     Ein  Verteidiger 
erwuchs  dem  Themistokles  in  Thukydides,  der,  wie  er  überhaupt  gegen  die 
Methode  der  Logographen  und  des  Herodot  Front  macht  —  'es  ist  das  Urteil 
des  eingeweihten  Atheners  über  den  umherwandemden  Helikarnassier,  dessen 
historische  Grundsätze  Thukydides  für  einen  überwundenen  Standpunkt  hält',  — 
so  auch  die  Tradition,  welche  sich  bei  jenem  über  Themistokles'  Schuld  zu- 
sammengestellt findet,   in  nüchterner  Prüfung  der  Thatsachen  auf  ihr  Nichts 
zurückführt'    Die   angebliche  zweite  Gesandtschaft  zum  Xerxes  bezeichnet  er 
ausdrücklich    als   unwahr,    die   Reise    zum  Hieron    —    dies   eine  der  Auf- 
stellangen  des  Stesimbrotos,  —  die  Vorwürfe  der  Bestechlichkeit  ignoriert  er. 
Bd  seiner  Besprechung  des  Stesimbrotos  zeigt  B.,  dafs  Ad.  Schmidts  ^)  Beur- 
teilung  desselben,    sowie    seine    Zurückführung  der  meisten   biographischen 
Nachrichten  bei  PIntarch  u.  a.  auf  jenen,  durchaus  haltlos  sind.     Ktesias, 
weicher  kurz   berührt  wird,   enthält  für  Themistokles  nichts  von  Bedeutung. 
Der  Komödie,  welche  'die  gute  alte  Zeit'  so  gern  hervorhebt,  gilt  nach  B.  * 
besonders  jene  Polemik  des  Thukydides,  in  der  er  die  Bedeutungslosigkeit 
der  früheren  kriegerischen  Ereignisse  gegenüber  dem  letzten  Kriege  behauptet; 
speeidl  die  Person  des  Themistokles  wird  bei  den  Komikern  nur  mit  Achtung 
genannt.     Piaton    und  Xenophon  beurteilen  denselben  von  dem  moralphilo- 
sophischen Standpunkt   der  Sokratiker  aus,    ohne  gesichertes  biographisches 
Material   weiter  über  ihn  zu  besitzen.     Einen  Wendepunkt,   welcher  zu  der 
Behandlungsweise  der  späteren  Historiker  überleitet,  bezeichnet  die  Thätig- 
keit  des  Isokrates.     Mangel  an  wirklich  historischem  Verständnis,  unklare, 
der  Vergangenheit  entlehnte  Ideale,  als  hervorstechender  Zug  die  oft  wieder- 
kehrende Verurteilung   der  auf  die   Seeherrschaft  gegründeten  Demokratie, 
womit  ein  gewisser  Stolz  auch  auf  die  zur  See  errungeneu  Erfolge  öfters  in 
Widerspruch  steht,  —  dies  charakterisiert  den  Isokrates.    Aus  seiner  Schule 
gingen  Ephoros    und  Theopomp    hervor.      Sie  schreiben  Geschichte  in  dem 
rationalistisch-rhetorisierenden  Geschmack   ihrer   Zeit;    nicht   die  historische 
Wahrheit,  sondern  die  Phrase,  der  stilistische  Effekt  dominiert,  und  nötigen- 
falls dient  ihnen  Ihre  Phantasie  als  gleichwertige  Quelle  wie  die  miüshandelte 
t^berliefemng^.     Speciell   für  Themistokles   giebt  Ephoros    das   bei  Herodot 
Vorgefundene,  aber  eben  rhetorisch  ausgeschmückt  und  rationalistisch  zurecht- 


1)  Vgl.  JB.  II,   1,   73  1 
BktorUeke  J*lir««1»eriohtt.   1881,    I.  Q 


1,82  VL     H-  Zurborg: 

gemacht,  zugleich  gefiU'bt  durch  seine  athenerfreundliche  Tendenz  (so  in  den 
Motiyen  der  angeblichen  zweiten  Sendung  des  Them.  an  Xerxes  und  seiner 
Verbannung)',  das  wenige,  was  wir  von , Theopomps  Darstellung  dieser  Zeit 
kennen,  verrät  dagegen  einen  ebenso  dem  Themistokles  wie  den  Athenern 
abgeneigten  Standpunkt.  Ephoros'  Auffassung  wurde  für  die  sp&teren  Kom- 
pilatoren  fast  ausnahmslos  die  geltende.  Was  wir  aus  den  Atthidographen 
Ober  Themistokles  erfahren,  ist  unbedeutend,  was  Phanias,  Theophrast, 
Neanthes,  Idomeneus  u.  a.  bieten,  wertloser  Anekdotenkram.  Für  Plutarch 
behauptet  B.  einmal  eine  gröfsere  Selbständigkeit  des  Urteils,  als  ihm  in 
neuerer  Zeit  meist  zugestanden  wird,  und  sodann  eine  über  das  gewöhnlich 
angenommene  Mafs  hinausgehende  direkte  Anlehnung  an  die  alten  Quellen, 
Herodot  und  Thukydides.^)  Versehen  oder  kleine  absichtliche  Änderungen 
(z.  B.  wenn  er  von  Herodot  ohne  Namen  überlieferte  Thatsachen  einfach  dem 
Themistokles  zuschiebt)  finden  sich  bei  ihm,  wie  bei  anderen  Kompilatoren, 
Diodor,  Nepos,  Trogus  Pompeius  (Justin);  seinen  zahlreichen  Gitaten  aus  den 
nachthnkydide!schen  Autoren  danken  wir  wenigstens  einen,  wenn  auch  dürftigen 
Einblick  in  diese  uns  verlorene  Litteratur.  Auf  Plutarch,  neben  Herodot 
und  Thukydides,  geht  endlich  die  Rede  des  Älios  Aristides  vTtiQ  täv  TettaQWv 
zurück.  Von  Einzelheiten  heben  wir  aus  B.s  Schrift  noch  folgendes  hervor. 
Inbetreff  der  Rückkehr  des  Xerxes  aus  Griechenland  verwirft  er')  die  bei 
Herodot  u.  a.  überlieferte  Nachricht  von  einer  zweiten  Botschaft  des  The- 
mistokles an  den  König  mit  folgender  Motivierung:  'Dafs  er  (Xerxes)  seinen 
Zweck  durch  die  Zerstörung  Athens  erreicht  hatte  und  wie  weiland  die 
assyrischen  Orofskönige  sich  nachher  ruhig  in  die  Heimat  begab  und  dazu 
nicht  ein  Rat  des  Them.  oder  die  Furcht  vor  dem  Abbrechen  der  Brücke 
nötig  war,  konnte  sich  die  Tradition  bei  Herodot  nicht  vorstellen'.  In  der 
Frage  nach  der  Entstehungszeit  des  herodotischen  Geschichtswerks  h&lt  B. 
—  wir  können  nach  Bachofis  gründlicher  Widerlegung  >)  nur  sagen,  leider  — 
an  seiner  Ansetzung  der  Abfassung  von  B.  VH  -IX  und  der  Vorlesung  dieses 
Abschnitts  zu  Athen  fest. 

Im  Verlauf  seiner  oben  besprochenen^)  Untersuchungen  über  Diodor 
gewinnt  G.  F.  Unger  eine  Reihe  von  chronologischen  Fixierungen,  deren 
Resultate  wir  hier  kurz  folgen  lassen:  471  (April)  Themistokles  verbannt, 
(vor  Juli)  Byzanz  erobert;  470  (Frühjahr)  Zug  gegen  Elon,  469  Eroberung 
desselben;  468  (im  Vorsommer)  Krieg  gegen  Earystos,  Pausanias  f ,  (November) 
Hieron  f;  467  Schlacht  am  Eurymedon-,  466  Abfall  vonThasos;  465  (Früh- 
jahr) Empörung  Messeniens,  (Dezember)  Xerxes  f;  464  Thasos' Fall,  Kimons 
erster,  463  (Frühjahr)  sein  zweiter  Zug  nach  Sparta;  462  Eimon  verbannt;  460 
(Sommer)  Aufstand  Ägyptens;  459  (nach  Juni)  Kämpfe  auf  Kypros,  Schlachten 
bei  Halieis  und  Agma;  458  (Frühjahr)  Schlacht  bei  Megara,  (August)  bei 
Tanagra,  (September)  Kimons  Rückkehr,  (Oktober)  Schlacht  bei  Oinophyta; 
457  Megabyzos  in  Ägypten;  456  (Sommer)  Tolmides'  Seezüge,  (Ende)  der 
Messenier  Abzug;  453  (vor  Mitte)  Untergang  der  Flotte  in  Ägypten,  (nach 
Juni)  Perikles'  Seezug;  445  (Februar)  öjfthriger  Friede.  —  ^Die  religiös- 
sittliche  Gesinnung  der  Helleneu  bei  und  nach  ihren  Siegen  über  die  Perser* 
hat  H.  Röscher^)  behandelt.  Die  Stellung,  die  Perikles  zum  Bau  des 
Parthenons  und  Phidias  gegenüber  einnahm,  sowie  Ursprung  Bedeutung  und 


1)  Vgl  die  o.  S.  751  beaprochene  Schrift  Ton  0.  Siemon.  —  2)  S.  20.  —  3)  Vgl.  JB. 
III,  1,  86.  —  4)  Biodon  Quellen  im  XL  B.  s.  o.  S.  74*.  —  5)  Wim.  BeU.  d.  Leipi.  Zg. 

Xo.  82. 


GriechenlaDd  Ton  aer  doriBchen  Wanderung  bu  lu  Alexander.  X,83 

Geschichte  des  Parthenoo  in  historischer  und  archäologischer  Beziehung  sachte 
Brizzi^)  auf  Grund  der  zahlreichen  neueren  Arbeiten  über  das  Parthenon 
darzulegen. 

Eine  sehr  reichhaltige  Litteratur  hat  sich  wieder  um  Thukydides  gruppiert, 
welche  teils  direkt  die  sich  an  sein  Werk  knüpfenden  historiographischen 
Fragen  behandelt,   teils  mehr  in  indirekter  Beziehung  zu  demselben  steht, 
indem  sie   einzelne   der  von  ihm  erzählten  Ereignisse  aufs  neue  kritisch  be- 
spricht    Für  die  Frage  nach  der  Zuverlässigkeit  des  Thukydideischen  Textes, 
an  der  zn   zweifeln  die  inschriftlichen  Funde  der  letzten  Zeit  zwingen,  sind 
Ton  Wichtigkeit  die  Scholien.    Vielfach  gegen  Doberentz  polemisierend,  der 
sie  1875  <)   behandelt  hatte,  stellt  E.  Schwabe^)  die  in  ihnen  erwähnten 
sowie  die  sonstigen  Commentatoren  des  Thuk.  fest  und  sucht  die  Thuk.  be- 
treffenden Stellen  der  Lexicographen  auf  ihre  Quellen  zurückzuführen.    Sämt- 
liche Quellen  der  Scholien  scheinen  zwischen  dem  1.  u.  4.  Jh.  nach  Chr.  zu 
Hegen;  ihre  jetzige  Form  haben  die  Scholien  von  der  Zeit  Justinians  ab  er- 
halten. —  Auch  Doberentz^)  hat  seine  Untersuchungen  fortgesetzt.  —  Den 
2,  25  sowie  von  Her.   7,   137   genannten   Nymphodorus   von   Abdera,   den 
Schwager   des    Thrakerkönigs  Sitalkes,    erweist  eine  Münze  als   förmlichen 
Dynasten  von  Abdera:  einer  der  wenigen  Fälle,  dab  in  älterer  Zeit  ein  be- 
kannter oder  berühmter  Mann  auf  griechischen  Antonommünzen  als  Präge- 
berr  genannt  ist.^)     L.  Herbst^)  unterzieht  in  der  Fortsetzung  seines  ^Jahres- 
berichts'  über  Thukydides  alle  neueren,  die  Komposition  seines  Geschichtswerks 
behandelnden  Arbeiten  einer  Kritik,  in  der  er  an  seinem  bekannten  Stand- 
punkt festhält  und  alle  Resultate  von  Cwiklinski  (Kirchhoff),   Leske  n.  a., 
welche  auf  Ullrichs  Hypothese  fufsen,  und  dieselbe  weiter  ausbauen,  rundweg 
verwirft,  ebenso  wendet  sich  gegen  Cwiklinski  J.  N.  Fischer  S.  J.  ^)     O. 
Meyer  läfst  die  Darstellung  der  Zeit  bis  zum  Frieden  der  Nicias  bald  nach 
letzterem    Ereignis,    die  der   sicilischen  Expedition  vor  404  abgefafst  und 
beide  Teile   für   sich  veröffentlicht  sein;  nachher  seien  sie  zu  einem  Ganzen 
verarbeitet  sowie  auch  einige  Partieen  hinzugefflgt.^)  —  Dem  gegenüber  be- 
tont F.  Kiel,  dafs   keine  Spur  auf  eine  frühere  Abfassungszeit  als  die  Zeit 
nach  404  führe:  ob  Tb.  schon  vorher  einiges  vorbereitet  hat,  läfst  sich  nicht 
sagen.')  Mflller-Strübings^^')  neueste  Hypothese  über  den  ursprünglichen 
Zustand    und    die  absichtliche   Verstümmelung   des    thukydideischen  Werkes 
haben  wir  bereits  ^^)  kurz  berührt.     Der  genannte  Gelehrte  beruft  sich  auf 
das  angebliche   Zeugnis  (V,  26)  des  Thuk.  selbst  und  knüpft,  wenn  er  den 
Xenophon    auf   Grund   thukydideischen   Materials    die   erdten  Bücher  seiner 
HeUenika    (als   Ersatz  des   Verlorenen)  abfassen  läfst,    an  die  späte  Über- 
lieferung in  den  Viten  an.    Über  den  Wert  dieser  Hypothese,  welche  nicht 
minder   den    bisherigen  Forschungen   über   die  Biographie    des  Thukydides, 
wie  den  Besnltaten   der  neueren  Untersnchungen  über  die  Entstehungszeit 


1)    Perid«,    Fid.    e  il  Parten.:    N.   Antol.   24   (1880).     S.  665-85;    25,  69—88.  — 

t)  Haflena.  Diaa.  —  3}  QuaMtiones  de  Thocyd.  scholiornm  fontibuB:  Leipi.  Stnd.  4,  65 — 150. 

—^  4)  De  achol.    in    Thac.   Vwgr.  d.   Magdeb.  Bom-Gymn.    16  S.  4.   —  5)  A.  t.  Sallet, 

ISpaph^  Rdgeat  r.  Abd.,  am  430  t.  Chr.:  Z.  f.  Namism.  8,  105  ff.  —  6)  Philol.  40,  271  fl. 

V^L  JB.  II,  1,   77.  —    7)  Hat  Thuk.  d.  VI.  u.  VII.  B.  als  Specialgeach.  d.  sicil.  Krie;;»  be- 

■rbeitet?    Zachr.    f.    3«t.    Qymii.  32,   241 — 60.    —  8)  Quibua  teinpor.  Thnc.  bist,  «uae  parioa 

Mripwrit     Progr.  d.   Klostench.  llefeld.    1880.    No.  264.    —    9)   Quo  toiup.   Thuc.  priureiu 

opcris  aoi  partem  composnerit    Gott  Diaa.,  1880.  —  10)  Thukydide'ische  Furschun^on.  V/ien^ 

C.  KoiM^eii.     V,  27«  S.   —  11)  JB.  m,  1,  87. 


1^84  ^I-    H-  Znrborg: 

der  Hellenika^)  zuwiderläuft,  wird  sicli  erst  dann  urteilen  lassen,  wenn  die 
versprochene  nähere  Begründung  vom  Vf.  gegeben  sein  wird.  H.  Swo- 
boda,*)  der,  auf  den  Arbeiten  seiner  Vorgänger,  besondei^  Mttller-Strtt- 
bings  und  Cwiklinskis  fnfst,  liefert  dankenswerte  Beiträge  zu  einer  ein- 
dringenden Kenntnis  der  thukydidelschen  Arbeitsmethode.  Er  bespricht 
zunächst  seine  Forschungsweise,  ausgehend  von  den  I,  22  aufgestellten  Grund- 
sätzen, indem  er  an  einzelnen  Beispielen  zeigt,  wie  uns  teils  die  verschiedenen 
Berichte  als  Quellen  der  thukydidelschen  Darstellung  noch  erkennbar  sind,  teils 
nur  das  Resultat  derselben  als  fertiges  Ganze  vorliegt;  die  wenigen  vom 
Historiker  eingestreuten  subjektiven  Urteile  und  Charakteristiken,  zuletzt  auch 
die  Reden,  werden  in  ihrer  Bedeutung  für  das  Geschichtswerk  abgeschätzt. 
Der  2.  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  der  Darstellung  der  Ereignisse  auf 
Pylos  und  Sphakteria,  bespricht  die  Veränderungen,  welche,  nach  einem  Ver- 
gleiche von  Thukydides'  Angaben  mit  den  heutigen  Verhältnissen,  das  Terrain 
erfahren  haben  mufs,  und  vermutet  als  Hauptquelle  (wie  schon  früher 
Büdinger  ^)  die  Berichte  des  Strategen  Demosthenes,  für  einzelnes  jedoch  auch 
lakedämonische  Mitteilungen.  Dafs  auch  für  die  Erzählung  des  ätolisch- 
amphilochischen  Feldzuges  des  Demosthenes  Bericht  allein  zugrunde  liege 
und  zwar  den  Autor  zu  einseitiger  Schönfärberei  in  des  ersteren  Interesse 
veranlafst  habe,  ist  Sw.  zu  beweisen  nicht  gelungen,  da  —  wie  schon  von 
P.  Leske^)  hervorgehoben  ist  — des  Thukydides  Darstellung  keineswegs  des 
Demosthenes  Thätigkeit  in  allzu  günstigem  Lichte  darstellt.  Im  3.  Kap.  will 
Sw.  dem  Thukydides  verschiedene  Unklarheiten  und  Verwechselungen  in  der 
topographischen  Behandlung  der  Belagerung  von  Mytilene  nachweisen,  doch 
ist  unsere  Kenntnis  der  betreffenden  Verhältnisse  noch  eine  höchst  unsichere; 
die  dortigen  Vorgänge  schilderte  der  Autor,  abgesehn  von  vereinzelten 
athenischen  und  spartanischen  (?)  Nachrichten,  nach  einer  mytilenäischen 
Quelle,  die  vielleicht  in  dem  Kreise  der  Angeber  zu  suchen  ist,  durch  die 
Athen  von  dem  mytilenäischen  Anschlag  Kenntnis  erhielt.  Endlich  in  der 
Beurteilung  der  sicilischen  Partieen  im  B.  IH  und  IV  schlieüst  sich  Sw.  an 
Wölfflin  an,  der  in  Antiochus  v.  Syrakus  auch  die  Quelle  der  thukydidelschen 
Darstellung  vermutete;  doch  glaubt  er,  schon  um  den  I,  22  ausgesprochenen 
Grundsätzen  gerecht  zu  werden,  noch  eine  zweite  und  zwar  rheginische  Quelle 
daneben  annehmen  zu  sollen.  J.  Steup^)  untersucht  den  Waffenstillstands- 
vertrag von  423  (Thuc.  IV,  118.  119),  die  Urkunde  des  50jährigen  Friedens 
(V,  18.  19)  und  des  spartanisch-attischen  Bündnisses  von  421  (ib.  23.  24) 
auf  ihren  Wortlaut  und  analysiert  die  einzelnen  Bestandtheile  desselben. 
Inbetreff  der  erstgenannten  Urkunde  gelangt  er  mehrfach  zu  denselben  Resul- 
taten wie  A.  Kirchhoff, ^)  ohne  jedoch,  wie  dieser,  eine  nachträgliche  Ein- 
fügung des  Instruments  in  den  Kontext  der  Darstellung  anzunehmen.  Die 
Urkunde  des  Nikiasfriedens,  die  anerkanntermafsen  an  mancherlei  Unklar- 
heiten leidet,  sucht  St.  durch  verschiedene  Emendationen ,  bez.  Annahme  von 
Lücken  oder  Emblemen,  verständlicher  zu  machen;  er  vermutet,  dafs  Oisyne  und 
Thyssus  18,  5  ursprünglich  hinter  Amphipolis  erwähnt  waren,  erklärt  die  Worte 
alare  .  .  .  rr/f  Niaatav  17,  2  für  ein  fremdes  Einschiebsel  und  läfst  18,  9  durch 


1)  Ref.  hat  eine  knappe  Zusainmenstellang  dieser  Beaaltatein  der  Einleitung  teiner  kommen- 
tierten Ausg.  der  Hellonika  (Gotha,  Porthes  1882)  S.  6  ff.  gegeben.  —  2)  Thokyd.  Quellen- 
itudien.  Innsbr.,  Wagner.  85  S.  —  3)  Vgl.  JB.  III,  1,  88  f.  —  4)  In  s.  Bec.  der  Schrift, 
Philol.  Ra.  ir,  489  ff.  —  5)  Thukyd.  Studien.  I.  Freiburg-Tttbingen,  Mohr.  VI,  92  8.  — 
C)  Vffl.  JB,  ni,  1,  88. 


Griechenland  yon  der  donochen  Wandemog  bis  zu  Alexander.  1,85 

UmstelluDg  auf  yuxi  rovg  ^fifidxovg  die  Worte  6  6*OQiiog . .  ^ngog  ^Adifjvaiovg 
md  dann  erst  xcrra  ftoleLg  ff.  folgen.  Um  den  Wortlaut  endlich  der  Btlndnis- 
arknnde  von  421  mit  der  übrigen  Erzählnng  in  Einklang  zu  setzen,  wird 
y,  39,  3  elgrjfievov  .  .  .  7Volef>telv  und  46,  2  yca&aTteQ  .  .  .  ^vfißaiveiv 
g^trichen.  Kap.  24,  1  rechnet  St.  ebenso  noch  zum  Text  der  Urkunde,  wie 
in  der  vorigen  19,  2.  —  H.  Mttller-Strübing  sucht  in  seiner  oben  er- 
wähnten Schrift  ^)  auf  Grund  meist  historisch-sachlicher  Deduktionen  eine 
Reihe  Interpolationen  des  Thukydides-Textes  nachzuweisen,  wonach  z.  B.  die 
Erwähnung  der  etxoaz^  VU,  28,  4  ausgemerzt  wird.  Die  bedeutendsten  der 
auf  diese  Weise  proponierten  Änderungen  sind  folgende:  III,  68  schreibt  er 
yavaixag  ä'rjyÖQaTtodiaav  und  Y,  32  27U(avaiovg  fiev  .  •  .  fjvdqanodLaav 
einem  Interpolator  zu,  der  sich  das  Andichten  von  Grausamkeiten  zum  Ge- 
schäft gemacht  habe.  Den  grölsten  Raum  nimmt')  die  Geschichte  der 
^chtigong  der  Mjtilenäer  ein«  wobei  Vf.  nachzuweisen  sucht,  dafs  die  an- 
gebliche Hinrichtung  der  tausend  Mytilenäer  das  Werk  eines  'blutdürstigen 
Interpolators'  sein  müsse;  dieselbe  sei  sonst  nirgends  bezeugt  und  werde 
selbst  an  solchen  Stellen  nicht  erwähnt,  wo  sie  nach  der  Tendenz  des  Zu- 
sammenhangs, wenn  historisch  feststehend,  nicht  hätte  fehlen  dürfen;  auch 
sei  eine  derartige  Massenhinrichtnng  in  oder  unmittelbar  bei  einer  bevölkerten 
Stadt  eine  physische  Unmöglichkeit.  Ebenso  sucht  M.-St.  die  an  derselben 
Stelle  des  Autors  (III,  50)  erzählte  Einrichtung  von  3000  lesbischen  Land- 
losen und  Festsefzung  der  Pacht  auf  100  Tal.  durch  eine  Berechnung  der 
agrarischen  Verhältnisse  der  Insel  als  unhistorisch  zu  erweisen  und  nimmt 
eine  grölsere  Verderbnis  des  Textes  an;  etwa  30 — 40  Güterkonfiskationen 
mögen  stattgefunden  haben,  doch  sei  es  zweifelhaft,  ob  auch  nur  die  Be- 
sitzer dieser  Grundstücke  hingerichtet  seien.  Wiederholt  polemisiert  M.-St. 
gegen  v.  Wilamowitz'  'Thukydideslegende\ ')  gegen  deren  Methode  er  den 
Vorwurf  erhebt,  dafs  man  mit  dieser  negierenden  Art  der  Kritik  schliefslich 
sogar  Thukydides'  Existenz  wegdisputieren  könnte.  Er  übersieht  dabei,  dafs 
T.  W.  seine  einschneidende  Kritik  an  dem  Objekt  von  späten,  höchst  ver- 
sdiiedenwertigen  Grammatikerelaboraten  vornimmt,  während  ihm  selbst  der 
Thnkydidestext  das  'corpus  vile^  zu  sein  scheint,  an  dem  er,  meist  auf  Grund 
ziemlich  subjektiver  Voraussetzungen  und  unter  Verschmähung  methodisch- 
diplomatischer  Wahrscheinlichkeitserwägungen,  seine  Operationen  vollzieht.  — 
Dafs  sich  aus  den  Formeln  der  bei  Thuc.  IV,  118  erhaltenen  Urkunde  über 
den  Waffenstillstand  des  J.  423  noch  deutlich  erkennen  lasse,  welcher  Art 
die  Verhandlungen  waren,  die  zur  Aufiiahme  der  einzelnen  Bedingungen 
fährten,  will  Fr.  Kiel  ^)  zeigen.  A.  Philip pi  bringt  unter  einer 
ganzen  Reihe  textkritischer  Bemerkungen  zu  Buch  I— V^)  auch  eine  Be- 
sprechung topographischer  Fragen,  so  im  Anschlufs  an  IV,  67  ff.  von  Nisäa 
und  Megara  and  V,  10  von  Amphipolis.  Das  IV,  67  erwähnte  Enyalion 
sucht  er  anf  dem  Festlande.  Eingehender  behandelt  er  den  Krieg  um  Argos 
T.  $8  ff.,  wo  er  verschiedene  Unmöglichkeiten  in  der  thukydide'i'schen  Dar- 
stellung nachzuweisen  sucht,  die  er  aus  dem  unfertigen  Zustande  des  Werkes 
ffklärt;  so  z.  B.  in  den  Märschen  Kap.  58,  für  deren  Dauer  er  einen  Tag 
mehr  verlangt.  —  W.  Jerusalem  sucht  zu  zeigen,  dafs  für  die  6  Jahre 
10  Monate  bei  Thuc.  V,  25,  3  als  terminuis  a  quo  Winter  421/20  (nach  V, 


II  Thakjd.  Forschangen,  s.  S.  83»".  —  2)  S.  149  ff.  —  3)  Vgl.  JB.  I,  60.  —  4)  Bemer- 
fangcn  n  den  enten  5  Bttcbern  des  Thuk.  Bh.  Mos.  36,  245  ff.  —  5)  B.  WftffeiuitiUBt.  d.  J. 
«3:  N.  Jbb.  t  Phüol.    123,  311-20. 


1,86  VI.   H.  Zurborg: 

36),  als  term.  ad  quem  Sommer  414  (VI,  105)  anzunehmen  sei.^)  —  Dafs 
in  den  ^hmviag  xat  Melaiovg  in  der  Oberliefemng  bei  Thukyd.  V,  5,  3 
die  Hipponiaten  und  Medmäer  zu  suchen  seien,  ist  schon  früher  vermutet 
worden;^)  doch  scheint  erst  jetzt  die  richtige  Form  des  ersteren  Nmnens  ge- 
funden, wenn  J.  Bei  och  3)  vorschlägt  zu  lesen  ^iTtcDviiag  aal  Medfiaioi^. 
—  A.  Bauer  vermutet^)  entgegen  Chr.  Roses  Erklärungs- und  Emendations- 
versuch^)  bei  Thuk.  I,  13,  6  MaaaaXiav  oiytiaayreg. 

H.  Hengstenberg*)  betont  die  vereinsamte  und  unbeliebte  Stellung, 
die  Brasidas   anscheinend   in  seiner  Vaterstadt  gehabt   und    die    besonders 
darin  sich  zeigt,  dafs  Sparta  seine  Unternehmungen  auf  Chalkidike  ganz  un- 
genügend  unterstützte   und    nach   seinem  Tode  g&nzlich  aufgab,   sowie  den 
warmen  Anteil,  mit  dem  Thukydides  gerade  die  Persönlichkeit  des  Brasidas 
behandelt.    ^Brasidas  hatte  in  seinem  Wesen  zuviel  Selbständiges,  um  in  den 
Organismus  des  spartanischen  Staates  zu  passen'.  —  K.  Kubicki^)  unter- 
wirft die  neuerdings  von  Gilbert,  Seeliger  und  Ref.  behandelte  Frage  nach 
dem  'Ostrakismos  des  Hjperbolos'  einer  erneuten  Besprechung,  ohne  jedoch 
die  Ergebnisse   seiner   Vorgänger   zu   verwerten  oder  polemisch  zu  berück- 
sichtigen.   Nach  seiner  eignen  Hypothese ,  welche  sich  auf  ein  paar  durchaas 
vereinzelte,  teilweise  ganz  anders  zu  deutende  Zeugnisse  stützt,  fand  418  ein 
Ostrakismos  zwischen  Nikias  und  Alkibiades  statt,  in  welchem  letzterer  ver- 
bannt wurde,  415  ein  zweiter  zwischen  Alkibiades  und  Phäax;  beide  wurden 
in  unseren  Quellen  verkehrterweise  vielfach  mit  einander  vermischt.   Alkibiades^ 
Aufenthalt  418/7  in  Argos  war  kein  officieller  {idutnrjg  äv  Diod.  XII,  79, 
wonach  Vf.  bei  Thuk.V,  61,  2  TVQeaßevrov  streichen  will;  aber  Idiikrjg  be- 
zeichnet  den   Alk.    nur  als  NichtStrategen).     Die  Expedition    gegen  Melos 
datiert  K.   diesem   angeblich    zweiten  Ostrakismos    zuliebe  auf  417.     Ganz 
haltlos  ist  K.*s  Vermutung,  dafs  in  der  Urkunde  C.  I.  A.  I,  180,  Z.  16  das 
erhaltene  -öjj  zu  dem  Demotikon  JlBqi&oldjß^  sc.  ^YnEqßoh^^  zu  ergänzen  sei 
und  die  darauf  gebaute  Annahme,  der  letztere  habe  418/7  die  Würde  eines 
axqarrffhg  i^  änawiov  (!)  bekleidet.     Die   ganze  Hypothese  ist  zwar  gut 
vorgetragen,  aber  auf  durchaus  schwankendem   Grunde  aufgebaut.  —  Phi- 
lippis  Aufsatz:  'zu  Thuc.  B.  VI  u.  VU'®)  enthält  meist  textkritische  Bemer- 
kungen, die  aber  auch  zur  Klärung  des  Sachverhalts  beitragen,  so  z.  B.  den 
Nachweis,  daÜB  für  die  VI,  16  erwähnten  Siege  des  Alcib.  in  Olympia  Gorsinis 
Ansatz  Ol.  91  =  416  unmöglich  ist.  —  Derselbe^)  ist  hinsichtlich  des  Prozesses 
der  10  Feldherren  nach  der  Schlacht  bei  den  Arginusen  der  Meinung,  dafs  nicht 
das  Psephisma  des  Kannonos  verletzt  sei,  sondern  die  Bestimmung,  dafs  einzeln 
befunden   werden   müsse,   weshalb  Xen.  Hell.   1,  7,  34  xata  ro  KavvwvoT 
\fniq>iafia  zu  streichen  sei.  —  Für  das  Ende  des  peloponnesischen  Krieges  ist 
neben   Xenophon^^')  auch  Lysias   von  Bedeutung.     Sein  Leben  hat  aufs 
neue  B.  Pretzsch  ^^)  untersucht,  der  an  dem  überlieferten  Geburtsjahre  459/8 


1))  £.  duonol.  Angibe  b.  Thak.:  Wien.  Stad.  3,  287—- 90.  —  2)  A.  Wddner,  PhUol. 
19,  140  f.  ->  3)  Melaift  q.  Itone:  Jb.  f.  cl.  Phil.  123,  391  f .  —  4)  a.  a.  0.  (o.  S.  80^) 
S.  32  Anm.  3.  —  5)  Vgl.  JB.  II,  1,  69  ^  —  6)  Die  Stellung  d.  Bnridas.  Festichr.  f.  Cre- 
celiiiB  S.  138  ff.  — 7)  DePhaeacis  cam  AIcibiade  testalarnm  contentione.  Progr.  y.  Glats.  24  S. 
4».  (No.  lös.)  —  8)  N.  Jbb.  f.  cl.  Philol.  123,  95—102.  —  9)  D.  Argin.-Schl.  a.  d.  PaepbiBma 
des  K.:  Bh.  Mas.  35  (1880)  S.  607—10.  —  10)  Hier  wollen  wir  erwähnen  A.  Kirchhoff  s: 
Xenophontia  qai  fertar  libelloa  de  rep.  Athen.  In  osam  Bchol.  acad.  Ed.  II  oorrectior.  Berl., 
Herta.  XY,  24  8.  —  Raaach,  QoaestioneB  Xenoph.  (Hau.  DIm.,  43  8.)  kenne  ich  nur  d.  Titel 
nach.  «-  11)  De  vitae  Lys.  oratoria  temporibiia  definiendia.  Hall.  Bisa.,  46  8.  —  Rauchen - 
ateina  tod  K.  Fuhr  besorgten  *Aiisgew.  Beden  d.  L.'  erschienen  in  8.  Aufl.  (Bd.  II,  Berl., 


OriechenUmd  toh  der  doruolidB  Wandenivg  bis  zu  Alexander.  1^87 

=  Ol.  80,  2  festhält.  Hinsichtlich  der  IX.  Rede,  welche  Hermann  fiOr  ein 
späteres  Machwerk  erklärte,  kommt  E.  Stutzer^)  anf  seine  frflher  dar- 
gelegte Ansicht  zarftck,  die  Bede  sei  ein  Excerpt,  wenngleich  Franckens 
Anszngstheorie  etwas  zu  modifizieren  sei.  —  A.  Pohl*)  gieht  eine  branch- 
bare Zusammenstellnug  der  Kontroversen,  welche  sich  an  Lysias^  für  die 
Geschichte  der  Vierhundert  nicht  anwichtige  Bede  ftlr  Polystratos  knQpfen, 
ohne  wesentlich  neue  Besnltate  zu  erzielen;  die  Bede  selbst  setzt  er  auf  410  an. 
Dafs  für  die  Geschichte  der  Belagerung  nnd  Einnahme  Athens  durch  Lysandros 
404  die  Beden  XH  nnd  XHI  des  Lysias  im  Vergleich  mit  der  Darstellung 
Xenophons  vielfach  tendenziöse  Entstellung  enthalten,  erweist  aufs  neue 
0.  Hirt»)  G.  Lübbert^)  bietet  eine  kritische  Sichtung  der  über  die 
Amnestie  von  403  (über  die  Geschichte  des  Namens  und  Begriffs  äfirriaria 
schickt  er  eine  interessante  Skizze  vorauf)  bei  Xenophon,  den  späteren 
Historikern  und  den  Bednem  überlieferten  Daten,  wobei  er  sowohl  entgegen 
Taylor,  der  mit  dem  von  Pausanias  vermittelten  Frieden  die  Amnestie  ver- 
binden wollte,  als  entgegen  der  von  Midfort  u.  a.,  zuletzt  von  B.  Grosser 
aufgestellten  Hypothese  einer  doppelten  Amnestie  nachweist,  dafs  eine  solche 
nur  einmal,  nämlich  unmittelbar  nach  der  Ermordung  der  zu  Eleusis  kom- 
mandierenden Oligarchenführer  (Xen.  Hell.  U,  4,  48)  stattgefunden  haben 
könne.  Zuletzt  bespricht  L.  eine  Beihe  scheinbarer  oder  wirklicher  Aus- 
nahmefälle, in  denen  in  der  Folgezeit  nach  dem  Zeugnis  der  Bedner  vor  den 
athenischen  Heliasten  trotz  der  Amnestie  politische  Vergehen  anhängig  ge- 
macht wurden.  —  Beiche  und  sorgsame  Nachweise  über  das  häusliche  Leben 
der  Athener,  während  der  im  Vorhergehenden  behandelten  Periode  giebt  aus 
den  Komödien  des  Aristophanes  in  Fortsetzung  einer  früheren  Abhandlung^) 
G.  Lukas, <^)  indem  er  Bodenkultur  und  Viehzucht  (Ackerbau,  Gartenkultur, 
Baum-  und  Weinpflanzung),  Nahrungsmittel,  Mahlzeiten  und  Symposien, 
Gewandung  und  Körperpflege  zur  DarsteUung  bringt.  —  Auf  das  litterarische 
Gebiet  führt  uns  ein  interessanter  Nachweis  B.  v.  Braitenbergs,^)  dafs  sich 
die  Zeitereignisse  auch  in  Sophokles'  Dramen  widerspiegeln,  ohne  dafs  diese 
dadurch  zu  Tendenzstücken  würden.  —  Hier  mag  auch  darauf  hingewiesen  sein, 
dafs  die  von  dem  britischen  Museum  1876  erworbene  sehr  schöne  ^Euripides'- 
Büste  zu  Zweifeln  berechtigt,  da  sie  in  einigen  Punkten  von  dem  gewöhn- 
lichen Euripides-Typus  abweicht.  —  Die  Geschichte  der  alten  attischen  Komödie, 
die  ja  so  wichtige  Streiflichter  auf  das  innere  Leben  in  Athen  wirft,  dafs 
wir  den  Verlust  ihrer  zahlreichen  Erzeugnisse  nicht  genug  beklagen  können, 
hat  im  Anschlufs  an  Meinecke  und  Bergk,  aber  doch  mit  selbständigem  Urteil 
mehrfach  von  ihnen  abweichend,  J.  Mühl»)  für  die  Zeit  von  Ol.  87, 1—93,  4 
ausführlich  dariegt,  indem  er  naturgemäfs  auf  die  historischen  Beziehungen 
das  gröfste  Gewicht  legt 

Mit  Xenophons  Anabasis  beschäftigen  sich  W.  Vollbreeht^)  und  E. 


Weidmans;  lU,  128  S.)  —  1)  Beitrr.  z.  Krit  a.  Erklär,  d.  L.:  Herme«  16,  88—121  (St  be- 
hasdelt  auch  einzelne  Stellen  ron  or.  lY,  über  welche  die  Urteile  sehr  aaseinandergehen,  and  von 
or.  XX Vn.  —  2)  De  orat  pro  LysiBtrato  Lysiaca.  Disa.  inaag.  Argentor.  37  S.  —  8)  Commen- 
tationnm  Lysiacaram  capp.  U.  Disa.  Berol.  49  S.  —  4)  De  amneatia  a.  403  ab  Athenienribiu  de- 
creta.  Disa.  inaag.  KU.  96  8.  ->  5)  Jahresber.  d.  I.  Staatagymn.  za  Graz.  1878.  —  6)  D.  häoal. 
Leben  d.  Athener  z.  d.  Zeiten  dea  Ariatoph.  Jahresber.  d.  Gymn.  za  Weidenau  (Oes^.-Schles.). 
43  S.  —  7)  D.  histor.  Anspielgn.  in  d.  Tragödien  d.  Soph.  Progr.  d.  K.  K.  Deutachen  Nea- 
atadter  StaaUgymn.  zu  Prag.  34  S.  —  G.  Krttger  (in  Görlitz),  Eurip.:  Archaeol.  Zg.  39, 
6—12  (M.  Abb.)  —  8)  Zur  Gesch.  d.  alt  ath.  Korn.  Progr.  d.  K.  Stadienanstalt  zu  St.  Annen 
in  Augsburg.  127  S.  —  9)  Zur  VTürdig.  a.  Erklärg.  y.  Xen.  Anab.,  Progr.  y.  lEUtzeborg 
(1880,  Ko.  241)   34  S.    4. 


1,88  VI-    H-  Zarborg: 

A.  Richter.^)  Ersterer  folgt  im  wesentlichen  Mnre,  wenn  er  Xenophons 
Darstellnng  den  Vorzug  zuspricht  für  diejenigen  Punkte,  wo  die  Griechen 
selbst  beteiligt  waren ,  in  anderen  Fällen  aber  den  uns  erhaltenen 
Nachrichten  des  Ktesias.  Eämmel  stimmt  er  darin  nicht  bei,  dafs  Diodor 
im  Gegensatz  zu  Xenophon  die  Lacedämonier  ungebührlich  bevorzuge  und 
als  Quelle  nur  den  Ktesias  benutzt  habe.  Diodor  habe  Xenophon  zwar 
nicht  direkt,  wohl  aber  durch  Ephorus  benutzt.  Sophaenetos  sei  nicht  neben 
Ktesias  Quelle  dps  Ephorus  gewesen;  letzterer  habe  durch  sein  Schweigen 
über  Xenophon,  wie  es  bei  Diodor  hervortrete,  gegen  Xenophons  Darstellung 
protestiert.  Richter  behauptet  gegenüber  einer  früheren  Arbeit  VoUbrechts 
die  Unechtheit  einer  Stelle  in  An.  5,  2,  6,  welche  das  sonst  anschauliche 
Bild,  das  wir  von  der  Metropolis  der  Drilen  gewönnen,  störe. 

Es  bleiben  uns  noch  die  Erscheinungen  aus  dem  Gebiete  der  Geschichte 
des  4.  Jh.  Die  Zeit  vor  dem  Antalkidas-Frieden  behandelt  nur  eine  Arbeit 
C.  A.  Brückler^)  bespricht  den  korinthischen  Krieg  im  Anschlufs  an  die 
Werke  von  Gurtius,  Grete  u.  a.,  die  Monographieen  von  Hertzberg,  Spiller, 
Sievers  u.  a.,  indem  er  die  Ghronologie  der  einzelnen  kriegerischen  Ereignisse 
genauer  und  sicherer,  als  es  bisher  gelungen,  zu  fixieren  unternimmt.  Wir 
heben  von  seinen  Resultaten,  in  denen  er  übrigens  häufig  mit  denen  seiner 
Vorgänger  zusammentrifft,  folgende  hervor.  Das  Treffen  bei  Oinoe  setzt  er 
394,  das  am  Nemeaflusse  Juli  394  an;  die  Schlacht  bei  Knidos  Anfang  August, 
Agesilaos*  Aufbruch  aus  Kleinasien  am  14.  oder  15.  Juli  desselben  Jahres. 
Die  Niedermetzelung  der  korinthischen  Optimaten  erfolgte  392,  bis  zum  Herbst 
dieses  Jahres  dann  des  Iphikrates  weitere  Züge  und  Herstellung  der  Isthmos- 
mauern  sowie  Antalkidas'  Absendung  nach  Sardes.  Frübjahr  oder  Anfang 
Sommer  391  fällt  die  Einnahme  des  Lechäon.  Herippidas  fungiert  392 — 391 
als  Flottenführer,  Teleutias  seit  Frühling  391;  er  bleibt  nach  Eroberung  des 
Lechäon  im  korinthischen  Meerbusen.  Die  andokide'ische  Rede  negl  UQi^vtjg 
fällt  in  das  Jahr  391.  Die  Einnahme  der  Peiräeusinsel  und  die  Niederiage 
der  Lakedämonier  durch  Iphikrates  erfolgt  390,  ebenso  die  Niederlage  des 
Thibron  seitens  des  Satrapen  Strutha,  390  auch  die  Ermordung  des  Thra- 
sybulos  bei  Aspendos.  Sommer  389  bricht  Agesilaos  nach  Akarnanien  auf, 
388  werden  die  Akamanen  unterworfen;  um  dieselbe  Zeit  fallen  die  Kämpfe 
des  Agesipolis  gegen  die  Argiver.  Die  übrigen  Ereignisse  bis  zum  antal- 
kidischen  Frieden  geben  .zu  keiner  besondem  Kontroverse  Anlafs.  —  Ad. 
Hock')  zieht  aus  der  Form,  in  welcher  C.  I.  A.  II,  17  in  der  Bundes- 
genossenliste die  Kerkyräer  erwähnt  werden,  den  Schlufs,  mit  dem  auch 
Xen.  Hell.  V,  4,  64  wohl  zu  vereinen  ist,  dafs  375  Kerkyra  zwischen  den 
Aristokraten  und  Demokraten  gespalten  war  und  Timotheos  durch  Unter- 
werfung der  ersteren,  zugleich  aber  durch  milde  Behandlung  die  Insel  für 
den  Seebund  gewann.  Die  C.  I.  A.  H,  49  erwähnte  Gesandtschaft  bezieht 
H.,  soweit  sie  die  Kerkyräer  betrifft,  nur  auf  eine  Erneuerung  des  Bünd- 
nisses im  Namen  des  nun  geeinigten.  Gesamtstaates.  In  der  Bestimmung  des 
athenisch-kerkyräischen  Bündnisses  G.  I.  A.  U.  Add.  49,  6  TtQa^u)  nad'otL 
Uv  T(^  nXrid^et  zwv  av^ifiaxiov  douji  sieht  H.  trotz  des  Widerspruchs  von 
Volquardsen ^)    auch   jetzt    noch   eine    allgemeine,    nicht    blofs  speciell   den 


1)  Xen.s  Zag  geg.  d.  Drilen.     Progr.  d.  Gymn.  v.  Aitenbiirg  (1880,  No.  579)  21  S.    4. 

Vgl.  o.  S.  75*.    —    2)    De  chronologia  belli  quod  dicitar  CorinthiacL    Diu.  Hai.  50  S.   — 

3|  Die  Beziehungen  Kerkyraa  zum  zweiten  atheniAchen  Seebnnde.    Progr.  HaBum.  (No.  238.) 
16  S.    4^  —  4)  Baraians  Jahreab.  1879,  UI,  72  f. 


Griechenlind  tob  der  doruchen  Wanderang  bu  va  Alexander.  Ifi9 

Kerkyr&em   gegenüber  getroffene  Festsetzung,  indem  er  meint,   dafs  Athen 
mar  Krieg    und   Frieden  and   Bündnisse,    welche   die  Stadt  allein  betrafen, 
vicb  selbständig   schliefen  konnte,   in  allen  solchen  Beschlüssen  aber,   die 
uch   für    den  Bond  Gültigkeit  haben  sollten,   an  das  Votum  des  Bundes- 
genossen gebunden  war.    H.'s  weitere  Darstellung  behandelt  die  kriegerischen 
Ereignisse  bis    871   in  eingehender,   quellenmäfsiger  £rzählung,    doch  ohne 
nennenswerte  Differenzen  von  den  bisherigen  Darstellungen.    Für  die  Geschichte 
des  Bandesgenossenkrieges  gewinnt    U.  Köhler^)    aus  neuen  Seeurkunden 
folgende  sichere  Daten.     Die  Flotte  des  Chares  kann  nicht  vor  Herbst  Ol. 
105,  4  ausgelaufen  sein;  die  bundesgenössische  Flotte  beherrschte  seit  dem 
miÜBglückten  Angriffe  der  Athener  auf  Ghios  lange  das  ägäische  Meer,   bis 
auf  Bitten  der  von  jenen  gebrandschatzten  Imbrier  und  Lemnier  106,  1  ein 
neues  Geschwader   aaslief.     Der  FriedensschluiJB  erfolgte  kaum  vor  Anfang 
des  Jahres  Ol.  106,  2. 

Damit  befinden  wir  uns  bereits  in  dem  Bereich  des  eigentlich  demostheni- 
schen  Zeitalters.^)  £ine  Reihe  von  Untersuchungen  knüpft  direkt  au  die 
Person  oder  an  die  Reden  des  Demosthenes  an.  Die  uns  erhaltenen  Bio- 
graphieen  (Plut,  Pseudo-Plut.,  Phot.,  den  sog.  Anon.,  Zosimus,  Suid.)  hat 
auf  ihre  Quellen  hin  W.  Sturm  ^)  untersucht  Gegen  Gebhard,  Schöne  und 
Zucker  meist  polemisierend,  dagegen  in  vielfacher  Übereinstimmung  mit 
Ballheimer,  mufs  er  sich  zum  teil  mit  einem  ^non  liquet*  begnügen.  Plutarch 
ist  nach  ihm  zwei  Quellen  gefolgt,  einer  Demosthenes  wohlwollenden  (c.  4 — 10, 
12,  13,  15 — 18,  27 — 31)  und  einer  ihm  ungünstigen  (c.  4  Anf.,  c.  13  extr., 
14,  19,  20,  23 — 26).  Mehrfach  lassen  sich  Spuren  von  Satyros,  Hermipp 
V.  Smyma  und  Demetrius  v.  Magnesia  nachweisen,  die  sich  mit  Demosthenes 
in  de^i  Sinne  der  peripatetischen  Schule  beschäftigt  zn  haben  scheinen, 
welche  überhaupt  zuerst,  freilich  wesentlich  von  einem  ethischen  Standpunkt 
aus,  den  Lebensschicksalen  berühmter  Männer  Aufmerksamkeit  schenkte. 
F.6.  Unger^)  hat  die  schon  vielfach  behandelte  Zeitfolge  der  vier  ersten  Reden 
aufe  neue  eingehend  untersucht  und  findet,  dafs  Ol.  II  im  Vorsommer  352, 
OL  I  Febr.  351,  Phü.  I  Anfaug  Oktober  351,  Ol.  m  Anfang  August  349 
gehalten  sei.  Die  Rede  icegl  naQaTtQBoßeiag  läfstHeld^)  vor  Gericht  ge- 
halten sein;  sie  sei  keineswegs  ein  verworrenes  Machwerk,  sondern  wenn  man 
mit  0.  Gilbert  zwei  umfangreiche  Interpolationen  ausscheide  (§  201 — 36  u. 
329—40),  ein  harmonisches  Ganze,  das  nach  aUen  Regeln  der  Kunst  ge- 
arbeitet sei  und  sich  der  Rede  c.  Ctes.  ebenbürtig  an  die  Seite  stelle.  A. 
Hog^  macht  den  Versuch,  aus  gelegentlichen  Äufserungen  in  den  Reden 
des  Demosthenes  eine  Art  demosthenischer  Theorie  der  Politik  zusammen- 
zustellen; von  eigentlich  historischem  Interesse  ist  an  der  liebevoll  und  klar 
geschriebenen  Abhandlung  nur  der  erste  Teil ,  in  welchem  des  grofsen  Redners 


1)  S.  o.  S.   73'.  —  2)  Eine  neae  Ausgabe  von  Plntarchs  Lebon  d.  Dem.  bat  Ch.  Qraux 

fCSebea,  die  nach    einem   biaher  unbeachteten  Madrider  Cod.  wichtige   oeae  Lesarten  giebt: 

Plat,  ne  de  D^m-  Texte  gr.,  roTue  sur  la  mscr.  de  M.,  accomp.  d'une  notice  sur  Plut  et  sur 

la  scHDces  de  In  rie  de  Dem.,  d'un  argum.  et  de  notes  en  fran^.  (Par.,  Hacbette;  XXY,  95  S.). 

~  Vor  H.  Weile  Aasgabe  d.  Staatsreden  liegt  d.  2  Ausg.  vor:  Les  haranguea  de  Dim.  Teite 

gr.,  pabti^  d'mprha  lea  trav.  les  plus  r^ents  de  la  pbilol.  av.  un  comment.  crit  et  explic    2>"^ 

ed.  eatierem.   revae    et  oorrigeo.   (Par.,  Hacbette  LII,  484  S.)    In    der  Ansetisung  d.  Olynth. 

fiedflB  weicht  W.   Ton  XTnger  sebr  ab.  —  3)  Do  fontibus  Demoatbenicae  historiae  quaestiones  IL 

IHm.  Hai.     65  8.    —    ^)  Müncb.  Sit2.-Bor.  1880.   S.  237—329.    —   «Die  Olynth.  Beden'  be- 

hnd^Hr  polniech  Terlikowski,  Jabresber.  d.  Fr.-Jos.-Oymn.  in  Lemberg.  —  5)  D.  Rede  d. 

Ikm.  ,'r.  Tta^a'TtQ'   Progr-  d.  Oymn.  z.  Lemgo.  (No.  612)  18  8.    4.  —  6)  a.  a.  0.  (o.  8.  76») 

8.  51  fi 


1,90  VL    H.  Zur  borg: 

Aufschwung  von  Athens  Stellung  gegenüber  Philipp  von  Makedonien  warm 
und  mit  Geschick  verteidigt  wird.  Auch  J.  Sörgel  ^)  behandelt,  und  zwar  in 
allgemeinverständlicher,  übersichtlicher  DarsteUung,  die  Person  und  die 
Politik  des  Demosthenes,  indem  er  seinen  Charakter  und  seine  politischen 
Ziele  gegen  die  Vorwürfe  seiner  zeitgenössischen  Gegner  und  die  abfilllige 
Kritik  neuerer  Gelehrten  verteidigt;  dabei  erkennt  er  auch  die  Schwächen 
seiner  grofsartig  angelegten  Natur  an  und  weist  wiederholt  darauf  hin,  dafs 
wir  die  Angaben  seiner  Reden  immer  als  die  eines  an  den  Ereignissen  selbst 
nächstbeteiligten  Staats-  und  Parteimanns,  nicht  eines  Historikers  aufeu- 
fassen  und  zu  würdigen  haben.  J.  Windel >)  erweist  aufs  neue  durch  Zu- 
sammenfassung aller  darauf  bezuglichen  Momente  die  Unechtheit  der  1 7.  Bede 
unserer  Demosthenesüberlieferung,  indem  er  dieselbe  sogar  überhaupt  nicht 
einem  Zeitgenossen  der  Ereignisse,  sondern  einem  späteren  Rhetor  zuschreibt. 
Nach  den  darin  behandelten  Ereignissen  ist  die  Rede  als  nach  336  gehalten 
fingiert,  r-  Die  Verhältnisse,  unter  denen  sich  der  Prozefs  gegen  Etesiphon  ab- 
spielte, hat  L.  Loof  dargelegt,  ohne  neue  Resultate  zu  gewinnen;  er  ist  u.  a.  der 
Meinung,  Demosthenes  habe  den  Streit  wieder  aufgenommen.  —  Fr.  Renfs*) 
bespricht  die  Beziehungen  Philipps  von  Makedonien  zu  seinem  Schwager, 
dem  Molosserkönig  Arybbas,  dem  Gemahl  einer  Schwester  der  Olympias,  wobei 
er  Justin  VII,  6,  10  als  auf  festen  Quellen  ruhend  anerkennt.  Den  Feld- 
zng  Philipps  gegen  Arybbas  setzt  er  erst  nach  der  Krankheit  des  ersteren 
und  nach  dem  Einfall  in  das  olynthische  Gebiet,  351  oder  350,  an.  Von 
Philipp  340  vertrieben  starb  Ar.  nach  gewöhnlicher  Annahme  in  Athen  im 
Exil  in  hohem  Alter.  Allein  bei  Diodor  18,  11  wird  ein  !r^^7rTaTog  genannt, 
ein  Name,  der  wohl  in  Arybbas  zu  ändern  ist.  Dann  wäre  A.  nach  Alexanders 
Tode  wieder  auf  den  Thron  gelangt,  von  Olympias  unterstützt,  die  ihrerseits 
auch  in  ihm  eine  Stütze  gegen  Antipater  suchte.  Als  sein  Neffe,  d.  h.  als 
der  Sohn  seines  von  ihm  erzogenen  Schwagers  Alexander  und  der  Kleopatra 
(bei  deren  Hochzeit  Philipp  ermordet  wurde),  wird  Neoptolemos,  der  295  ge- 
storbene Gegner  des  Pyrrhus  angesehen ,  allein  manches  spricht  dagegen,  dafs 
Kleopatra  überhaupt  einen  Sohn  gehabt  habe.  —  A.  Gartault^  prüft  die 
gesamte  Überlieferung  der  mit  dem  Harpalischen  Prozefs  zusammenhängenden 
Ereignisse  nochmals  eingehend  und  gelangt  zu  dem  Resultate,  dafs  Demosthenes 
die  bekannten  20  Tal.  zur  Bestreitung  seiner  Arcbitheorie  nach  Olympia  an- 
genommen habe,  dafs  seine  Verurteilung  durch  die  Heliasten  nicht  eigentlich 
als  eine  Schuldigsprechung  wegen  Bestechung  anzusehen  sei,  sondern  dafs 
man  ihm  nur  die  Wiedererstattung  jener  20  Tal.  (so  nimmt  0.  die  Summe, 
zu  der  er  verurteilt  wurde,  entgegen  Plutarchs  50  Tal.  an)  auferlegt  habe; 
Demosthenes  sei  dann  im  Interesse  seiner  Ehre  vor  dem  Zahlungstermin  frei- 
willig in  die  Verbannung  gegangen.  —  Der  jüngst  verstorbene  J.  Bernays^) 
sucht  in  einer  hinter! assenen  Schrift  die  politische  Stellung  des  Pbokion  mit 
seinem  philosophischen  Standpunkt  in  Verbindung  zu  bringen.  Wie  schon 
die  älteren  Philosophen  in   der  Regel  aus  Abneigung  gegen  den  Anthropo- 


1)  Demoethen.  Studien  I.  Progr.  Hof.  36  S.  —  De  orttione  qaae  est  inter  Bemotthenicas 
XVII^  Götting.,  Vandenh.  u.  Raprecht  40  S.  4®.  Einen  schon  Mher  begonnenen  Comment. 
za  Dem.  Epitaphios  vollendete  Lentz,  Progr.  d.  Gymn.  in  Wolfenbüttel  (No.  60S)  39  S.  — 
2)  D.  Procefs  d.  Ktes.  Progr.  d.  Gymn.  in  Qaedlinb.  (No.  209)  15  S.  i.  —  3)  König  Arybbas 
T.  Epeiros:  Rh.  Mas.  36,  161  IT.  --  4)  De  csuaa  Harpalica.  Paris.  Thorin.  143  S.  —  W. 
Trobst,  Qnaestiones  Hyperid.  et  Dinarch.  B.  I.  (Progr.  d.  Gymn.  z.  Hameln  [No.  261]  26  S. 
4».),  ist  nicht  historisch.  —  o)  Phok.  u.  s.  neueren  Beurteiler.  Berlin,  Herta.  (lY)  139  8. 
Vgl  des  Ret  Anz.  Phil.  Bdsch.  II,  65  ff. 


Griedienland  yon  der  doritehen  Wanderang  bis  za  Alexander.  1,91 

morphismos  und  das  ^Stadtbürgertum*  der  Republik  eine  Vorliebe  für  monar- 
chische Staaten  gezeigt  hätten,  so  habe  anch  der  Kreis  von  Philosophen,  dem 
Phokion  nahe  gestanden,  besondci-s  Platou,  Aristoteles,  Hermias,  Xenokrat^s, 
eine  Hinneigung  zu  dem  Makedouiertum  an  den  Tag  gelegt.  Phokion  wird 
von  B.  als  ein  Anhänger  der  Akademie  aufgefafst,  deren  Grundsätze  er  z.  ß. 
durch  sein  Verhalten  gegen  Nikauor,  den  Kommandanten  von  Munychia^ 
befolgt  habe  (Plut.  Phoc.  32). 

Da  bis  zum  lamischen  Kriege  Athen  für  uns,  schon  weil  es  im  Mittel- 
punkt der  Litteratur  steht,  am  meisten  auch  in  der  Geschichte  hervortreten 
wird,  selbst  in  den  Perioden,  wo  es  politisch  zurückstand,  schliefsen  wir  hier 
die  sonstigen  Arbeiten  über'  Athen  und  Attika  an.  Zuerst  ist  hier  auf 
£.  Gurtius'  und  J.  A.  Kanperts  ausgezeichnete  Karten  von  Attika^)  hinzu- 
weisen, welche  zunächst  Athen  und  den  Piräus  umfassen.  Bl.  I  (Athen  und 
Umgebung)  und  P  (Altathen  mit  seinen  nachweislichen  Denkmälern,  Plätzen 
und  Verkehrsstrafscn)  sind  die  mit  Nachträgen  bis  1877  versehenen  Blätter 
des  1878  erschienenen  Atlas  (Mafsstab  1:12500);  Bl.  II  enthält  den  Piräus, 
Bl.  11"  die  Rekonstruktion  der  Befestigungen  desselben  nach  Erbauung  der 
hippodamischen  Stadtanlage  und  der  Befestigungsmauer.  Sie  werden  erläutert 
durch  G.  v.  Alten,  während  MilchhOfer  eine  Geschichte  des  Piräus  giebt. 
Curtius  und  Kaupert  verdankt  man  auch  einen  Wandplan  von  Alt-Athen.^)  Zahl- 
reich sind  die  archäologischen  Untersuchungen  über  die  Bauwerke  der  Akro- 
polis.  Zwischen  der  Propylaeeu-Südhalle  und  dem  Niketempel  liegt  eine  kleine, 
heut  nur  in  5  Stufen  erhaltene  Treppe,  die  K.  Bötticher  in  seinen  Tektonischen 
Untersuchungen  auf  der  AkropoHs'  (1877)')  für  mittelalterlich  erklärt  hat  R 
Bohn^)  sucht  sie  als  antik  zu  erweisen.  Dessen  Untersuchungen^)  der  vor  der 
südlichen  Seite  des  östlichen  Hexastylos  der  Propylaeen  befindliche  Athene- 
Hygieia-Basis  modifizieren  Michaelis'  Ansicht  über  die  Gruppierung  den  Anlage. 
Dafs  die  von  Sunium  aus  sichtbare  (jedoch  nicht  übermäfsig  kolossale)  Statue 
der  Athene  Prouiachos  nicht  im  Schema  der  Polias,  d.  h.  mit  geschwungener 
Lanze  und  vorgestrecktem  Schild  dargestellt  war,  sondern  in  ruhiger  Haltung, 
sucht  aus  verschiedenen  Münzen,  welche  die  Statue  des  Phidias  wieder- 
zugeben scheinen,  K.  Lange  ^)  nachzuweisen.  Unter  Cimon  scheint  Phidias 
noch  nicht  thätig  gewesen  zu  sein;  die  Parthenos  scheint  früher  ent- 
worfen, aber  später  vollendet  als  die  Promachos.  Für  die  Ansicht,  dafs 
in  der  Parthenos -Statue  des  Phidias  die  linke,  die  Nike  tragende  Hand 
durch  eine  Säule  aus  technischen  Gründen  gestützt  war,  führt  R.  WciP) 
einen  Münztypus  in  Smyrna  aus  der  pergamenischen  Zeit  an,  in  dem  wahr- 
scheinlich die  Aphrodite  Stratonikis  dargestellt  ist.  —  Auffallend  war  es,  dafs 
in  den  Inventarien  über  die  Kunstwerke  der  Akropolis  alle  Spuren  von  der 
wertvollen  Goldelfenbeinstatne  zu  fehlen  schienen.  Jetzt  glaubt  Köhler^) 
in  4  Inschriften  solche  gefunden  zu  haben.  —  Das  Bild  scheint  in  dem 
Hekatompedos  genannten  Räume,  die  Urkunde  darüber  in  dem  Parthenon  im 
engeren  Sinne  genannten  Räume  gestanden  zu  haben  und  der  mit  Schranken 

1)  Auf  Veranlasfl.  d.  k.  dtsch.  archaeol.  Inst.  u.  oi.  Unterstütz,  d.  k.  preafs.  Miniat  d. 
geifltl.  etc.  Angelegenb.  aufgen.  durch  Offiziere  n.  Beamte  d.  k.  preafs.  groben  Generalstabs. 
M.  erläut  Text.  4  Karten  in  Snpfercl.  and  Chromolith.  Imp.-Fol.  M.  (kart)  Text.  lY,  72  8. 
Berl.|  D.  Reimer.  Über  d.  trigonometr.  Aufnahmen  d.  Akrop.  machte  Kaupert  Mitteilungen 
in  d.  Sitz.  d.  Bcrl.  Archaeol.  Gosellsch.  y.  1.  Juli  1878:  Archaeol.  Zg.  37,  115.  —  2)  4  Bl. 
1:6000.  Chromolith.  Imp-Fol.  M.  Text.  Borl.,  Schropp.  14  S.  —  ii)  Auch  schon  früher, 
Philol.  XXI.  —  4)  Zum  Nike-Pyrgos:  Archaeol.  Zg.  38  (Jg.  1880;  Berl.  1881),  85—91.— 
5)  Zur  Ath.-Hyg.-Baais.  Mitt  d.  arch.  Inst.  5,  331—34.  —  tt)  D.  Ath.  Prom.  d.  Phid.; 
Arch.  Zg.  39,  197—206.  —  7)  Zur  Parth.-Statue  d.  Phid.:  Z.  t  Numism.  8,  334—38.  — 
8)  Periegese  d.  Akrop.:  Mitth.  d.  arch.  Inst  5,  89 — 101. 


1,92  VL    E.  Meyer: 

umgebene  Raum  in  der  Mitte  der  Gelia  auch  nach  dem  Bilde  zu  geschlossen  gewesen 
zu  sein.  —  Gegen  Michaelis'  Ansicht,  dafs  der  südwestliche  Karjatiden-Porticus 
des  Erechtheums  ein  Treppenhaus  gewesen,  wendet  sich  A.  S.  Murray;^) 
es  habe  vielmehr  dort  ein  Altar  gestanden  und  die  Öffnung  an  der  nordöstlichen 
Ecke  sei  nicht  eine  Thür,  sondern  ein  Fenster  gewesen.  Zu  der  Plattform,  die 
sich  an  diesen  Porticus  anschlieüst  und  zum  Parthenon  hinabgeht,  hätten  im  N. 
und  W.  Freitreppen  hinaufgeführt;  vor  denen  der  Nordseite  habe  das  Pan- 
droseum  gelegen.  —  Über  die  antike  und  moderne  Topographie  des  Hymettus 
machte  Hauptm.  Steffen*)  Mitteilungen,  und  Gregorovius^)  schilderte 
einen  Ausflug  nach  dem  in  wildromantischer  Felslandschafb  gelegenen  Phyle, 
wobei  er  auch  das  Kuppelgrab  in  Menidi^)  berührte. 

Den  bei  Diogenes  Laertios  erhaltenen  athenischen  Yolksbeschlufs  zu 
Gunsten  des  Zenon  weist  H.  Droysen<^)  als  aus  zweien  zusammengesetzt 
nach,  von  denen  jeder  sich  durch  seine  regelrechte  Form  als  echt  dokumen- 
tiert, während  die  Münzen,  Maaüse  und  Gewichte,  die  in  voreuklidischen 
Inschriften  erwähnt  werden,  Th.  Büttner-Wobst^^)  zusammen  stellte. 

Alexander  d.  Gr.  und  seine  Zeit ^)  scheint  nur  mittelmäßiges  Interesse 
zu  erregen.  Die  Erzählung  von  seiner  Rettung  durch  seinen  Leibarzt  Philippus 
in  Tai-sus  ist  meist  als  historisch  angesehen  worden,  doch  zeigt  eine  Zusammen- 
stellung der  Quellen,  wie  die  Thatsache,  dafs  Alexander  in  Tarsus  erkrankte  und 
infolge  eines  gewagten  Heilmittels  des  Philipp  genas,  nach  und  nach  ausge- 
schmückt ist.  Dafs  auf  Philipp  eine  Denunciation  übertragen  ist,  die  von 
Olympias  gegen  den  Lynkestier  Alexander  erfolgt  war,  welcher  gerade  in 
Tarsus  verhaftet  wurde,  scheint  Sen.  de  ira  2,  23  zu  zeigen.^)  —  Nach 
Jurien  de  la  Graviore,')  der  Alexander  vielfach  mit  Cäsar  und  Napoleon 
vergleicht,  beginnt  Alexanders  Gröfse  erst  mit  der  Schlacht  bei  Arbela.  Der 
Übergang  über  den  Tigris  steht  einzig  da,  und  weder  Cäsar  noch  Hannibal 
noch  Napoleon  hätten  Ähnliches  geleistet.  —  Die  Feldzüge  Alexanders  in 
Bactricn  soll  auf  Grund  des  geographischen  Materials,  das  neuerdings  die 
russischen  Eroberungen  in  jenen  Ländern  geliefert,  Grigoriev^^)  gründlich 
erläutert  haben.  Eine  von  P.  Gardner^^)  veröffentlichte  und  erläuterte  Tetra- 
drachme des  Agathokles  zeigt,  dafs  die  baktrisch-indischen  Könige  Erinnerungs- 
münzen an  ihre  Vorgänger  auf  dem  Thron  schlagen  liefsen  und  Alexander  als 
den  Begründer  ihres  Reiches  ansahen  und  offiziell  feierten.  ^')  —  Eine  Anzahl 
Münzen  der  Nachfolger  Alexanders  in  Indien  und  Baktrien  hat,  sein  gröfseres 
Werk  ergänzend,  A.  v.  Sallet^^)  beschrieben  und  den  von  Grant  ange- 
nommenen König  Hardagases  als  unhaltbar  nachgewiesen;  auch  zeigte  er,  dafs 
die  Beizeichen  auf  den  Münzen  Philipps  nicht  wie  L.  Müller  wollte,  den 
Prägeort  angeben.  —  Unter  den  Büsten,  die  uns  Alexander  d.  Gr.  darstellen, 
ist  der  Marmorkopf  des  Britischen  Museums  das  Portrait,  welches  am 
malerischsten  behandelt  ist  und  die  Persönlichkeit  des  Königs  am  höchsten 
fafst.   Diesem  Kopfe  ähnelt  durchaus  Alexanders  Relief  auf  einem  in  Chrysaoris 


1)  The  Erechtheiiiii:  J.  of  Hell.  Stad.  I,  224—27.  —  2)  Sitz.  d.  Berl.  archaeol.  Ges. 
4.  Febr.  1879:  Arch.  Zg.  38,  38  f.  —  3)  Aus  d.  Umgegend  Athens.  Unsere  Zeit  1881,  1,  33—49. 
—  4)  8.  o.  S.  65».  —  5)  Herrn.  16,  291—301.  —  6)  N.  Jhb.  f.  Philol.  123,  239  f.  — 
7)  A.  Böhmer,  Arrianea  (Acta  Semin.  Erlang.  2,  Heft  2)  ist  textkritisch.  —  8)  F.  Rühl, 
AI.  u.  8.  Arzt  Phil.:  N.  Jbb.  f.  FhUol.  123,  361—64.  —  9)  Le  drame  macMonien.  lY.  La 
bat  d'Arb.:  RDM.  43,  599—624.  Vgl.  41,  124;  783;  42,  394.  —  10)  Feldzüge  Am  im  heat 
West-Turkestan:  Rev.  d.  öffenU.  Unterrichts  [russ.]  Sept  Oct  —  S.  RQH.  31,  651.  —  11)  Ku- 
mism.  Chrom.  20,  181  ff.  —  12)  A.  v.  Sallet,  AI.  d.  Gr.  als  Begründer  d.  baktr.-ind. 
Reichs:  Z.  f.  Namism.  8,  279  f.  —  13)  Beitrr.  z.  Ant  Münz-  und  Altertskde:  ib.  S.  138— 
189.     Vgl.  JB.  m,  1,  20W  it;  88». 


Spatere  griech.  QeichieMe  Ton  Alexander  d.  Gr.  an.  1^93 

(Hekatesia)  geprägten  Tetradrachmos  des  Lysimachus,  der  Alexanders  Bild 
auf  seinen  Münzen  bis  306  beibehielt.  Nach  J.  Nane^)  in  München  rührten 
beide  Darstellungen,  die  einen  Künstler  ersten  Ranges  verlangten,  von  Lysipp 
her,  der  nach  Dnris  ursprünglich  ^aerarius'  gewesen  sei,  also  leicht  auch  (Uesen 
Mflnzstempel  oder  doch  ein  Relielportrait  hergestellt  haben  könne,  das  dem 
Schneider  der  Stempel  zum  Vorbild  diente.  Lysipp  würde  beim  Regierungs- 
antritt des  Lysimachus  67 — 71  Jahre  alt  gewesen  sein.  —  Zu  den  griechischen 
Reichen,  die  sich  auf  dem  Alexanders  bildeten,  gehört  auch  das  von  Characene, 
sfldL  ¥on  Babylon.  Zu  Waddingtons  Arbeit  über  die  Münzen  desselben,  die 
von  124  V.  Chr.  bis  122  n.  Chr.  reichen,  hat  A.  v.  Sallet')  Nachtrüge 
gegeben. 

Die  Kriege,  welche  die  Unterwerfung  Griechenlands  unter  Macedonien 
zur  Folge  hatte,  brachten  auch  dem  alten  txiiv6fy  der  Achaeer  den  Unter- 
gang, das  nach  dem  Aufstande  des  Agis  330  aufgelöst  wurde.  Ein  neuer 
Bund  bildete  sich  erst  280,  zuerst  nur  die  alte  Landschaft  umfassend,  dann 
sich  nach  und  nach  über  den  ganzen  Pelopennes  erweiternd.  In  dem  Bundes- 
staat, der  sich  hier  bildete  und  der  in  mancher  Beziehung  einen  modernen 
Charakter  trügt,  war  auch  ein  gemeinsames  Mafs-,  Gewichts-  und  Münz- 
system eingeführt,  doch  so,  daüs  jedes  Bundesglied  sein  Prägerecht  beibehält 
und  dasselbe  neben  dem  gemeinsamen  Wappen  des  Bundes  durch  Beizeichen 
oder  Schrift  zur  Geltung  bringt.  Die  Münzen  illustrieren  auch  hier  die  Ge- 
schichte des  Bundes  in  anschaulicher  Weise.  ^)  —  Wie  mangelhaft  aber 
QDsere  Quellen  über  die  Bundesverfassung  nur  sind,  zeigt  sich  aus  einer 
Abhandlung  von  A.  Weinert,^)  der  in  5  Kapiteln  das  Bundesgebiet  und  die 
Bandesglieder,  die  Stellung  der  letzteren,  die  allgemeine  Volksversammlung, 
die  Bnndesmagistrate  und  ihre  amtliche  Thätigkeit  und  die  ßovXri  behandelt 
Nor  Inschriftenfunde  können  viele  unklare  Punkte  aufhellen.  —  Eine  Portrait- 
darstellnng  des  Polybius  glaubt  Milchhöfer^)  auf  einer  im  Gebief  des  alten 
Eldtor  in  Arkadien  gefundenen  Reliefstelle  entdeckt  zu  haben,  über  die 
Garlitt*)  bereits  Mitteilung  gemacht  hatte.  Conze  hat  indes  den  Zettel 
mit  der  Inschrift  Tolybius'  von  dem  Gypsabguüs  des  Berliner  Museums 
wieder  entfernt 

Nicht  ohne  Bedeutung  sind  die  Arbeiten,  welche  sich  auf  die  G^chichte 
einzelner  Landschaften  oder  der  Griechen  anfeerhalb  des  eigentlichen  Griechen- 
lands beziehen.  So  hat  die  arkadische  Geschichte  in  ebenso  klarer  wie 
anziehender  Weise  durch  die  vorhandenen  Münzen  R.  WeiH)  beleuchtet 
Letztere  zeigen,  daüs  das  Land  auch  vor  der  Erbauung  von  Megalopolis 
kemeswegs  der  Einheit  ganz  entbehrte;  die  gäng  und  gäbe  Landesmünze 
(Klein-Mflnze),  die  nur  die  Aufschrift  Idq-,  ^^xa-,  'A^Kadinov  trägt,  scheint 
von  dem  zu  Lykosura  gehörigen  Heiligtum  des  Zeus  Lykaios  ausgegangen 
nnd  hat  neben  dem  socialen  auch  politischen  Charakter  getragen.  Es  ist 
hier  also  eine  wenn  auch  lockere  Amphiktyonie  anzunehmen.  Den  Anspruch, 
das  gesamte  Arkadien  zu  vertreten,  hat  dann  Megalopolis  nach  Ausweis  der 
Manzen  bis  etwa  zum  Beginn  des  3.  Jh.  aufrecht  erhalten.  —  P.  Girard^) 


1)  Portraifdanrtellg.  Alex.  d.  Gr.  auf  griech.  MUnzen  d.  Königs  Lysim.  t.  Thraden:  Z. 
l  Kamum.  8,  89 — 63.  —  2)  D.  Münzen  d.  Könige  t.  Char.:  Z.  f.  Nami»m.  8,  818—219.  — 
3)  &.  Weil,  D.  Hfinaweaen  d.  achSiachen  Bandes:  Z.  f.  Numism.  9,  199—272.  —  4)  O. 
aduiaehe  Bandeflrerlaaag.  Ein  fieitr.  a.  Qeacb.  d.  FSderaliam.  L  Progr.  t.  Demmin  (No.  104). 
—  o)  Polybina:  ArchSoL  Zg.  89,  153—58.  —  6)  Mitt  d.  arcb.  Inst  6,  Tat  5.  —  7)  Arkad. 
Iföaan.  Z.  1  Nvmiam.  9,  18—41.  —  g)  De  Locria  OpontÜB.    Paria,  Thorin.  IV,  110  S. 


1,94  VI.    E.  Meyen 

giebt  in  sorgfUtiger  Zasammenstellung  aller  über  den  opnntischen  Zweig  des 
Ijokrerstammes  überlieferten  litterarischen  oder  inschriftlichen  Notizen  den 
Versuch  einer  Specialgeschichte  desselben,  die  natürlich  nur  sehr  lückenhaft 
ausfällt,  aber  immerhin  durch  eine  neue  Behandlung  verschiedener  geogra* 
phischer  Probleme  des  Lokrerlandes,  sowie  durch  Mitteilung  einiger  noch 
unedierter  Inschriften  verdienstlich  ist.  —  Mit  einer  Übersicht  über  die 
französischen  Ausgrabungen  in  Dolos  und  einer  Würdigung  ihrer  Bedeutung 
für  Topographie,  Skulptur  u.  Epigraphik  verbindet  Jebb,^)  Prof.  in  Glasgow, 
der  Dolos  im  Sommer  1878  besuchte,  einen  Abrifs  der  (Teschichte  der  Insel, 
die  von  selbst  in  die  4'  Perioden  zerfällt,  1)  bis  478,  wo  es  in  Athens  Macht- 
sphäre geriet,  2)  478—322:  athenische,  3)  322—166:  macedonische ,  und 
4)  römische  Zeit.  Der  Fund  einer  Münze  der  Stadt  Hypate,  im  Sperchiusthale, 
von  der  man  Münzen  bisher  nicht  kannte,  giebt  P.  Lambros^)  Anlafs,  die 
wenigen  vorhandenen  historischen  Nachrichten  über  dieselbe  zusammen- 
zustellen. 

Nach  Kleinasien  führt  uns  G.  Weber, 3)  der  seit  geraumer  Zeit  sich 
mit  Erforschung  der  Denkmäler  des  Sipylus  beschäftigt  und  dem  es  gelungen 
ist  manches  Neue  aufzufinden.  So  hat  er  westlich  von  Bumabat  auf  einem 
Hügel  von  geringer  Höhe  einen  Mauerring  entdeckt,  den  er  als  Reste  der 
von  den  Aeolischen  Einwanderern  gegründeten  Akropolis  ansehen  will;  femer 
Ruinen,  nördlich  von  Cordelio,  die  er  als  Heiligtum  der  Cybele  bezeichnet, 
und  Reste  einer  Stadt  auf  dem  Berge  über  dem  Dorfe  Bei  Ca'iv6.  —  Die 
Gombinationen,  die'  er  auf  dem  gefundenen  umfangreicheren  Material  aufbaut 
und  die  er  in  dem  historischen  Teil  seines  Buchs  darlegt,  sind  jedoch  nicht 
frei  von  kühnem  Gedankenfluge.  —  Reste  einer  cyclopischen  Mauer  bei 
Smyrna  hat  auch  Ramsay^)  aufgefunden:  er  hält  sie  für  eine  griechische 
Gründung  aus  der  Zeit,  wo  die  alte  lydische  Stadt,  welche  nicht  sowohl  von 
Seefahrt  lebte  als  Handel  nach  dem  Binnenlande  trieb,  nicht  mehr  ausreichte. 
Ihre  beherrschende  Lage  scheint  anzudeuten,  dafs  sie  wichtiger  war  als  die 
Mutterstadt,  daher  Alyattes  sie  zerstörte.  Auch  im  N.  des  Sipylos  fand  R 
Ruinen,  die  Weber  entgangen  waren.  —  Smyrnas  Nachbar,  Gyges  II.  will 
Gelzer^)  nicht  als  ahnenlosen  Söldnerhauptmann  aufgefafst  wissen,  der  nur 
eine  Palastrevolution  ins  Werk  gesetzt  habe:  er  stamme  vielmehr  aus  einen 
der  mächtigsten  Dynastengeschlechter  und  habe  einen  regelrechten  Bürger- 
krieg begonnen,  der  Lydiens  Stellung  in  der  Weltgeschichte  verändert  und 
es  in  den  Kreis  der  griechischen  Geschichte  hineingezogen  habe.  —  Unter 
den  lycischen  Denkmälern  nimmt  die  Xanthussäule  einen  hervorragenden 
Platz  ein.  Gegen  Savelsbergs  Lesung  und  Deutung^)  wendet  sich  M.  Schmidt  ^): 
die  Schrift  beginne  auf  der  Südseite  und  gehe  über  Osten  nach  Norden  und 
Westen,  die  Säule  sei  dem  Andenken  des  Harpagus  und  den  12  Göttern  ge- 
weiht und  von  Verwandten  des  Harpagos  errichtet.  —  Hier  mag  auch  eine 
Notiz  über  die  Kappadocier  Platz  finden.  Sie  waren  nach  allen  Nach- 
richten des  Altertumes  Kartwelen,  ein  Stamm,  der  sich  noch  heute  in  seinen 
alten   Grenzen  hält  und  in  zwei  Abteilungen  zerföllt:    Gmsiner   einer-   und 


1)  J.  of  Hell.  Stad.  1,  7—62.  —  2)  Uned.  Münzen  y.  U.:  Z.  f.  Namism.  9,  42  f.  — 
3)  Le  Sipylos  et  ses  monuments.  Ancienne  Smyme  (Nftvlochon)  Monographie  histor.  et  topogr., 
eontenant  une  carte  4  fol.  lithogr.  et  2  photogr.  Par.,  Dächer  1880;  120  S.  —  4)  J.  of 
Hell.  Stad.  1,  63 — 74.  —  HomoUe,  Conför.  sur  llle  de  Dolos  (Nancy,  Berger-Leyrault),  kenne 
ich  nicht.  —  5)  D.  Zeitalter  d.  Oyges  II.;  Rhein.  Mus.  35,  514— 28.  — 6)  Symh.  Lydaell, 
209.  —  7)  De  colamna  Xanthica:  Ind.  Lect.  y.  Jena,  Sommer-S.    Jena,  Frommann;  12  S.  4, 


Spatere  griech.  Geschichte  von  Alexander  d.  Or.  an.  I  95 

IGngrelier  nnd  Dachanen  (Lasen)  andererseits:  letztere  bewohnten  Pontus  und 
Kappadocien.  Die  Grasinischen  Namen  haben  sich  bis  hent  erhalten.  ^)  Eappa- 
doeien  ist  das  gms.  Ewapodoki,  d.  h.  weicher,  poröser  Stein,  der  dort  in  sehr 
charakteristischer  Weise  hervortritt  and  die  zahlreichen  in  den  Felsen  ge- 
haaenen  Höhlen  erklärt  —  Die  Bedentnng  der  ergebnisreichen  cyprischen 
Ausgrabungen  L.  Palmas  aus  Cesnola,  die  ans  durch  eine  alle  Gebiete  mensch- 
ücher  Thätigkeit  umfassende  Reihe  von  Funden  handgreiflich  bestätigen, 
was  ans  die  äaüsere  Geschichte  von  Cypern  lehrt,  dafs  nämlich  die  Insel 
iwischen  orientalischer  und  hellenischer  Bildung  die  Vermittlerin  war,  hat 
J.  Keller  iji  Mainz  dargethan.') 

Reisen  in  der  alten  Cyrenaika,  die  im  Auftrag  der  Handels-Erforschungs- 
gesellschaft  in  Mailand  von  Gapt  Gamperio,  Dr.  Mamoli,  Gommend. 
Haimann  und  Pastore  unternommen  wurden,  haben  für  Altertumskunde 
ond  Geschichte  wenig  Gewinn  abgeworfen. ')  —  Wenig  ist  bisher  durch  Aus- 
grabungen f&r  die  Geschichte  Grofs-Griechenlands  geschehen.  Es  ist  daher 
ein  grolses  Verdienst  des  unermüdlichen,  der  Wissenschaft  aber  bereits  ent- 
rissenen Lenormant,^)  (f  10.  Dez.  1883)  durch  ein  Buch,  das  sich  an  ein 
gröiseres,  aber  ffir  Altertumsstudien  interessiertes  Publikum  wendet,  die  Auf- 
merksamkeit auf  diese  in  so  vieler  Beziehung  merkwürdigen  Landschaften 
gelenkt  zu  haben.  Er  giebt  uns  eine  höchst  anziehende  Beschreibung  einer 
in  Sttditalien  1879  gemachten  Reise  und  wünscht  durch  sein  Werk  einen 
Führer  f&r  Reisende  in  jener  Gegend  geliefert  zu  haben.  Es  wird  uns 
erstaunlich  viel  Material  geboten  und  über  die  Greschichte  der  griechischen 
Kolonieen  mancher  neue  Gesichtspunkt  aufgestellt,  insbesondere  auch  die 
Münzen  zur  Erkenntnis  der  Geschichte  herbeigezogen,  aber  der  Vf.  hat  sich 
nicht  von  Irrtümern  so  freigehalten,  wie  es  ihm  ohne  Zweifel  gelungen  wäre, 
wenn  er  selbst  sein  Werk  mit  dem  wissenschaftlichen  Apparat  hätte  ausstatten 
wdlen,  den  er  dem  Zweck  des  Buches  gemäis  weggelassen  hat. 

Gröfseren  Einfluüs  auf  die  hellenische  Geschichte  darf  sich  Sicilien 
rindieieren.  F.  Bafs,^)  der  mit  Plass«)  die  niedrige  Herkunft  Dionys*  I.  v. 
Syrakus  nach  Giceros  Zeugnis  und  auf  Grund  der  Thatsachen  leugnet,  stellt  sich 
tueh  die  weitere  Aufgabe,^)  die  Persönlichkeit  desselben  in  günstigerem  Lichte  er- 
sdieinen  zu  lassen,  als  es  gemeinhin  der  Fall  sei,  und  weist  mit  Recht  auf  die 
wichtige  Kaltoraufgabe  hin,  welche  seiner  Tyrannis  zur  Rettung  des  sicilischen 
Hellenentoms  gegenüber  den  Karthagern  zufiel;  doch  geht  er  zu  weit,  indem  er 
dem  Dionysios  die  bewnüste  Absicht  zuschreibt,  diese  seine  Tyrannis  nur  als  Mittel 
zur  Förderung  jenes  idealen  Kulturzweckes  aufrecht  zu  erhalten.  Die  Dar- 
stellung der  Greschichte  des  Dionysios  bei  Diodor,  der  Vf.  hauptsächlich  folgt, 
leitet  er  aus  Ephoros  ab,  indem  er  einen  Beweis  dafür  sich  für  später  vor- 


1)  K.  T.  S(eidlitx)y  Sthnogr.  üntenuchong  üb.  d.  BeySlkenug  d.  alt  Kappadok.  od. 
i:  BoM.  R.  17  (ISSO),  S.  381— 2S,  nach  Tschabinows  Bsrlegimgeii  in  d.  gntsin. 
Ziüg.  «Iberia*  n.  dem  Referat  in  d.  rosa.  'Xavkas'.  —  2)  D.  cypr.  Altertomafunde.  Berl., 
Habal;  SS  S.  (YortiT.  hng.  y.  Virchow  u.  HolUendorf;  Ko.  363).  Vgl.  JB.  U,  1,  36  u.  üb. 
^  «Tpr.  hucbr.  o.  S.  78*.  —  3)  S.  den  Bericht  in  Peterm.  Mitfh.  27,  821—31.  —  Über 
^kpaäüMhe  VflMn'  handelte  0.  Fachstein;  Archaeol.  Zg.  39.  H.  3.  —  4)  La  Qrande-GMce; 
pafHge  et  hi«toire.  Le  litoral  de  la  mer  ion.  I.  II.  Par.,  Uvy.  Yin,  474  u.  466  S.  Vgl. 
Q.  Boisaier,  La  Gr.  Gr^  d'apria  on  liyre  r^cent:  RDM.  48,  352—78;  Ad.  Holm,  RH. 
19,  169—71;  Baraian,  GBl.  Sp.  1686  tf.  —  5)  Die  Herkunft  d.  Tyr.  Dion.  I  t.  Bic.: 
Wien.  Stod.  3,  161  ü.  —  6)  Die  Tyrannis  bei  d.  alten  Griechen.  1862.  —  7)  Dion.  I.  t. 
Sjr.  Kaeh  d.  QaeUen  dargest  Progr.  d.  Staatsgym.  im  2.  Bes.  z\n  Wien.  Aach  im  Buchh. 
Holder.     46  8. 


1,96  E,  Meyer: 

behält.  Die  Machtstellung  Ton  Syracus  vor  and  während  der  Herrschaft 
Dionys  I.  hat  Beloc h^)  eingehend  untersucht  und  zuerst  die  äufsere 
Ausdehnung  des  syrakusanischen  Herrschaftsgebietes,  das  sich  sogar  über  die 
Küsten  der  heutigen  Galabrien  erstreckte,  sodann  die  innere  Organisation 
dargelegt.  In  einem  Anhang  wird  der  von  Dionys  mit  Athen  368/7  ge- 
schlossene Vertrag,  der  vor  einigen  Jahren  inschriftlich  aufgefunden  ist, 
behandelt.  Eine  Karte  giebt  die  Ausdehnung  des  Reiches  im  J.  378.  — 
Auf  einer  syracusanischen  fein  gebildeten  Silbermttnze  (Gatal.  d.  Brit.  Mus. 
1876.  Sicilien,  No.  662),  deren  Vorderseite  einen  lorbeerbekränzten  Apollo* 
köpf  zeigt,  wurde  die  Darstellung  des  Reverses  für  eine  Bacchantin  erklärt. 
Das  stimmt  nicht  zu  dem  Apollokopfe:  es  ist  daher  in  der  Figur  eine  Pythia 
zu  Sehen,  und  demgemäfs  auch  ein  bisher  nicht  weiter  benannter  Frauen- 
kopf auf  einer  andern  sicilischen  Münze,  dessen  Haare  sich  sträuben  (Brit. 
Mus.,  Syrac.  No.  195)  als  Kopf  einer  Pythia  zu  deuten.')  —  Daus  das 
enböische  Münzsystem  eine  Vierteilung  kannte  und  daher  die  Dreiteilung  in 
den  euböischen  Colonieen  in  Sicilien  und  der  Chalcidice  besondere,  in  den 
Verhältnissen  der  Colonieen  liegende  Gründe  gehabt  haben  muGs,  betont 
Imhoof-Blumner.^)  —  Neue  Funde  lehren,  da£s  Boeckh  sich  nicht  geirrt 
habe,  als  er  auf  Grund  eines  verhältnismäfsig  dürftigen  Materials  für  die 
ältesten  Münzen  der  sicilischen  Städte  Zankle,  Himem,  Naxus  und  Rhegium 
einen  eigenen  Münzfnfs,  den  euböischen,  annahm.  In  den  korinthischen  Gebieten 
Siciliens  ist  wohl  zugleich  nach  attischem  Fufs  geprägt  und  ihr  etwa  um  500 
errungenes  Übergewicht  verdrängte  den  euböischen.^) 

In  die  Peripherie  griechischen  Lebens  und  in  späte  Zeit  gehört  die 
Bemerkung,  dafs  die  umfangreiche  Inschrift  über  Diophantes,  den  Feldherrn 
des  Mithridates  auch  den  Namen  Saumakos  auf  einer  Münze  statt  Saulakos 
sicher  stellt.  Der  Saumakos  der  Münze  müfste  aber  ein  älteres  Glied  der 
Spartakidendynastie  im  Chersonnesus  gewesen  sein  als  der  der  Inschrift, 
falls  er  nicht  gar  scythischer  König  war.^)  — 

Den  Sacralaltertümern  hat  Kopp«)  (f  14.  Jan.  1881)  eine  für 
Schulen  bestimmte  Darstellung  gewidmet,  deren  2.  Abschnitt  ^die  Götter- 
verehrung der  Hellenen'  nicht  ohne  das  Kopp  eigene  Geschick  und  nicht 
unbrauchbar  ist.  Das  Wesen  der  Geo^ivta  oder  Sivia,  jener  Gattung 
von  Fest-Opfern,  zu  denen  auch  die  lectisternia  der  Römer  gehörten  und 
die  darauf  beruhen,  dafs  die  Götter  der  Sage  nach  mit  bestimmten  Familien 
in  besonders  engen  Beziehungen  gestanden  hätten  und  ihre  Gastfreunde  ge- 
wesen, hat  F.  Deneken^)  durch  Inschriften  und  bildliche  Darstellungen  auf 
Reliefs  erläutert  Sie  sind  meist  aus  Familienculten,  die  Aufnahme  in  den 
öffentlichen  Gottesdienst  fanden,  hervorgegangen,  daher  Angehörige  der  Familien, 
in  denen  der  Cult  sich  erhalten  hatte,  ganz  besonders  als  Gäste  zu  den 
von  Staatswegen  dem  Gotte  dargebrachten  Festmahle  eingeladen  wurden.  — 
Nach  der  gewöhnlichen  Annahme  durften  den  unterirdischen  Göttern  nur 
weibliche  oder  verschnittene  Tiere  geopfert  werden.  Die  Inschriften  beweisen 
aber,  dafs  die  Angabe  des  Schol.  zu  Apoll.  Rh.  1,  587,  auf  die  man  sich 


1)  L'impero  licü.  di  Bion.  I:  Atti  dell'  accad.  d.  Lincei  7,  211—36.  —  2)  A.  de 
Longp^rier,  un  portrait  de  Pythie  delph.:  M^m.  de  la  aoc.  des  Antiq.  de  France  T.  S. 
2,  1—3.  —  3)  B.  eaboische  Silberwahrg. :  Berl.  MB.  S.  656—74.  —  4)  J.  Friedlander, 
Boeckhs  eub.  Münsfafii  in  Sic:  Z.  f.  NamiBm.  9,  Hft  2.  —  5)  R.  Weil,  König  Sanm.:  Z.  f. 
Kaminn.  8,  329—34.  —  6)  Oriech.  Sacralaltertttmer.  Berl.,  Springer.  YII,  98  S.  Vgl.  CBl. 
Sp.  1257.  —  7)  De  Theoxenüa.    Berl.  Diu.  59  S. 


Griechenlimd  bis  smr  doriichen  Wandenmg.  [  97 

allein   stützt,    anrichtig    ist:    der   Scholiast    Terallgeineinerte   einen   allein 
stehenden  Fall.^) 

Zur  'Eflnstlergeschichte'  lieferte  Brunn*)  einen  Beitrag,  indem  er 
sich  gegen  Kleins  Annahme  gleichnamiger  Grofsväter  des  Praxiteles  und 
Skopas  wendet  and  dann  einzelne  Künstler  behandelt:  den  jüngeren  Polyklet, 
Lysipp,  Myron,  Ptolichos,  Eresilas,  Aemilins,  Apellas,  der  nicht  Kunstschrift- 
steller war,  Boethos  (erstes  Drittel  des  3.  Jh.)  und  Epigonos.  —  WertToll  ist 
der  von  L.  y.  Sybel  mit  mühsamstem  Fleifee  hergestellte  ^Katalog  der  Sculp- 
turen  in  Athen';»)  für  den  gebildeten  Reisenden  hat  Milchhöfer*)  einen 
sehr  schätzenswerten  Führer  durch  die  mannigfaltigen  Antikensammlungen 
Athens  verfalst 

Ein  Handbuch  der  griechischen  Archaeologie  Ton  Collignon^)  ist  uns 
flieht  näher  bekannt. 

Wir  schliefsen  unsem  Bericht  mit  einem  Hinweis  auf  eine  in  sehr  merk- 

irördiger  Weise    den  Sinn  der  Griechen  beleuchtenden  Thatsache,   dafs  in 

s^terer  Zeit  viele  Städte  —  allerdings  in  überwiegender  Mehrzahl  Kolonieen 

ao&erhalb    des    eigentlichen  Griechenlands   —    die  Bildnisse  von  Dichtem, 

Geschieh tsscfareibem,  Philosophen,   Rednern  u.  s.  w.  zu  ihren  Münzstempeln 

wihlten.^ 


vm. 

0.  Zöokler. 

Kirchengeschichte. 

Wir  beginnen  den  Bericht  über  die  kirchengeschichtliche  Litteratur  des 
J.  1881  mit  nachträglicher  Erwähnung  eines  in  seinem  ersten  (altkirchlichen 
und  mittelalterlichen  Teile  bereits  1880  erschienenen  vollständigen  kirchen- 
lustorischen  Kompendiums,  das,  ohne  wesentlich  Neues  zu  bieten,  das  tra- 
ditionelle Material  in  wohlgeordneter  Übersicht  zusammengestellt  und  mit  seiner 
leichtfasslichen,  klaren,  meist  etwas  trocknen  Darstellungsform  hauptsächlich 
dem  BedürMsse  Studierender  entgegenzukommen  sucht.  ^)  Die  in  den  beiden 
Textbänden  fehlenden  Litteratur-Notizen  hat  ein  1882  veröffentlichtes  Supple- 
mentsheft  zugleich  mit  dem  Sach-  und  Namen-Register  zum  2.  Teile  nach- 
gebracht. 

filolse  Aphorismen,  aber  in  geistreicher,  edel  volkstümlicher,  auch  dem 
wissenschaftlichen  Forscher  hie  und  da  Anregung  gewährender  Darstellungs- 


1)  P.  Stengel,  m  d.  griech.  Totenopfern:  N.  Jbb.  f.  Fhilol.  123,80;  740.  —  2)  M&nch. 

SB.  1880,  8.  435 — 86.    —   3)  li.  System.  Übersicht  o.  epigraph.  Index.     Marburg,  Elwert; 

XXIV,  489  S.    Vgl.  Milchhofei,  GBl.  Sp.  1659.  —  4)  D.  Maseen  Athens.  Athen,  WUberg; 

V,  108a  ^  Vgl.  Bnrsian,  CBI.  82,  Sp.  582.  —  5)  Manuel  d'archeol.  gr.  Par.,  Qaantin.  368  S. 
—  6}  L.Bfirclinery  Griech.  Münzen  m.  Bildnissen  histor.  Privatpersonen:  Z.  f.  Numism.  9, 
109—37.  Vgl.  hiersco  Weil:  ib.  S.  338.  —  7)  Hein.  Schmidt  (o.  Prof.  d.  Th.  in  Erlangen), 
fla&dbocfa  d.  Kircliengeachichte.    2.  Tle.     Erlangen,  Deichart     383,  406  S. 

Hiatofiselie  J*hreaberiohte.   1881.    I.  7 


1,98  Vin.    0.  Zocklor: 

form  bietet  K.  F.  A.  Kahnis'  Kirchengeschichte  in  Lebensbildern,  in  ihren 
Beiträgen  zur  älteren  Zeit  verhältnismäfsig  etwas  reichhaltiger  als  beim  Mittel- 
alter und  der  neaeren  Zeit,  übrigens  anch  dort  dem  gesamten  Stoffe  gegen- 
über nur  sehr  eklektisch  zu  Werke  gehend  und  hauptsächlich  nur  den  Ent- 
wicklungsgang des  Dogma  ihr  Interesse  zuwendend.  ^)  —  Des  Genfer  Theologen 
Et.  Chastel  Anfang  einer  Gesamtgeschichte  der  Kirche')  behandelt  in  ihrem 
1.  Teile  die  vorconstantinische  Zeit,  allerdings  weniger  elementar  und  skizzen- 
haft als  ein  nach  klarem  Mafsstabe  gearbeitetes  früheres  Werk  ^)  des  Vf.,  aber 
doch  auch  vorwiegend  populär  gehalten.  Die  in  Neanderscher  Weise  das 
Moment  des  christlichen  Lebens  überall  hauptsächlich,  teilweise  auf  Kosten 
der  übrigen  Hauptfaktoren  der  Entwicklung  betonende  Darstellungsweise  des 
Vf.  entbehrt  nicht  mancher  Reize,  wenigstens  in  formaler  Hinsicht,  erscheint  in- 
dessen behaftet  mit  mehr  oder  minder  erheblichen  Versehen  inbezug  auf  historisch- 
kritische und  litterarische  Einzelheiten  und  repräsentiert  keineswegs  auf  allen 
Punkten  oder  auch  nur  in  der  Mehrheit  der  behandelten  Fragen  den  neuesten 
Stand  der  Forschung.  Das  ganze  vorrömische  Zeitalter  behandelt  das  in  neuer 
Auflage  erschienene  Buch  von  Wordswort h.^)  Eine  vollständige  kirchen- 
historische Obersicht  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Papstgeschichte 
lieferte  Gossi.ß) 

Fast  über  den  ganzen  hier  zu  behandelnden  Zeitraum  erstreckt  sich  das 
in  seiner  Art  bedeutende  Werk  des  Bonner  (altkatholischen)  Theologen  Jos. 
Langen  über  die  Entwicklung  der  römischen  Kirche  von  ihren  frühesten 
Anfängen  bis  um  die  Mitte  des  5.  Jh.,  eine  umsomehr  zur  kirchenhistorischen 
Litteratur  zu  stellende  Arbeit,  da  der  Vf.  seine  Absicht  einer  Fortführung 
der  Darstellung  bis  ins  Mittelalter  hinein  ausspricht.  ^)  Den  kirchlichen  Vor- 
gängen im  Orient  widmet  er  selbstverständlich  keine,  oder  doch  nur  neben- 
sächliche Aufmerksamkeit;  von  der  abendländisch-kirchlichen  Entwicklung  da- 
gegen erhält  man  durch  seine  Darstellung  ein  annähernd  vollständiges  Bild, 
mögen  immerhin  Rom  und  das  Papsttum  im  Vordergrunde  seines  Interesses 
stehen.  Sein  kirchlich  freierer,  antiultramontaner  Standpunkt  berührt  wohl- 
thuend  und  kommt  seiner  Geschichtsauffassung,  was .  unbefangene  Erhebung 
der  Tatsachen  und  gesunden  Pragmatismus  betrifft,  auf  nicht  wenigen  Punkten 
zu  gute.  Über  die  Genesis  der  Christengemeinde  Roms,  ihre  Zusammen- 
setzung und  Haltung  zur  Zeit  von  Pauli  Römerbrief,  ihre  Beziehung  zu  den 
beiden  Apostelfürsten,  urteilt  er  kaum  anders  als  die  Mehrzahl  heutiger  evan- 
gelischer Geschichtsforscher.  Petrus  war  nach  ihm  allerdings  in  Rom  —  die 
Lipsiussche  Leugnung  jedweder  Anwesenheit  des  angeblichen  ersten  Papstes 
in  der  Tiberstadt  bekämpft  er  als  hyperkritisch  — ;  aber  erst  nach  Paulus 
sei  er  dahin  gekommen.  Sein  mit  demjenigen  Pauli  ungefähr  gleichzeitig  er- 
duldetes römisches  Martyrium  setzt  er  einige  Zeit  nach  dem  Ausbruche  von 
Neros  Ghristenverfolgung  im  J.  64,  aber  nicht  etwa  erst  auf  den  29.  Juni 
67,  welches  traditionelle  Datum  ihm  als  legendarisch  gilt.  Über  Reliquien 
Petri  meint  er  im  Gegensatze  zu  de  Rossi  und  F.  X.  Kraus,  sei  nichts  Sicheres 
bezeugt.     Clemens  Romanus  (nach  ihm  jedenfalls  verschieden  vom  Gonsular 


1)  D.  Gang  d.  ehr.  Kircho,  in  Lebensbildern  dargeat  Lpz.,  Dorffl.  a.  Franke.  464  S. 
—  2)  Hifit.  du  ChriBtianiflme  dep.  son  orig.  jasqu'ä  nos  joars.  T.  I.  Prom.  fige,  prora.  p6riode : 
Le  Ghristianisme  avant  Conßtantin.  Paris,  Fischbacher.  464  S.  —  3)  Le  GhristianiBme  dans 
les  Premiers  six  siöcles;  Oen^yo  et  Par.  1880.  —  4)  Church  hiat  to  iho  Council  of  Nicee. 
2.  edit.  —  5)  Bist  du  Christianisrae  et  de  la  Papaut^.  Paris,  Ghio.  —  6)  Gesch.  d.  rom. 
Kirche  bis  z.  Pontifikate  Leos  n.     Bonn,  Cohen  n.  S.     XII,  873  S. 


Kiiche&gMchichta.  1,99 

T.  Flay.  Clemens), ')  sei  laat  seinem  Schreiben  an  die  Korinther  noch  nicht 
eigentlicher  Bischof  sondern  nur  Mitglied  des  ÄltestenkoUegiams  —  vielleicht 
nidit  einmal  als  primns  inter  pares  —  gewesen.    Nicht  einmal  ein  römischer 
Primat  gegenüber  der  korinthischen  oder  sonstweichen  Gemeinden  werde  dnrch 
diesen  Brief  (oder  auch  durch  Ignat  ad  Rom.,  wie  Nirschl')  wolle)  bezeugt. 
Dennoch  müsse  der  Primatsgedanke  schon  einige  Zeit  vor  Entstehung  der 
Pseadoklementinen  sich  gebildet  haben,  denn   dieses  Apokryphen   aus    der 
Mitte  des  2.  Jh.  begründe  ihn  nicht  als  etwas  Neues,  sondern  suche  ihn  viel- 
mehr zu  verschärfen.   Die  ältesten  römischen  Bischo&listen  beruhen  auf  Zurück- 
datiemng  späterer  Zustände;  so  schon  bei  Lrenäus,  welcher  übrigens  mit  seiner 
Anerkennung  einer  potior  principalitas  Roms  etwelche  Primatsgedanken  keines- 
wegs begünstige,  vielmehr  die  römische  Kirche  nur  als  ein  besonders  brauch- 
bares Beispiel  für  seine   Theorie  von  der  bischöflich    bewährten  Tradition 
hervorhebe.    In  ähnlichem  Sinne  beleuchtet  L.  die  Äulserungen  Cyprians  über 
die  römische  Kirche,  unter  Hinweisung  darauf,  daJs  zur  Zeit  dieses  Kirchen- 
vaters der  Titel  Tapst'  weniger  dem  (auf  Orabsteinen  der  decianischen  Epoche 
meist  nur  episcopus  genannten)  römischen  Gemeindevorsteher  als  vielmehr  ge- 
rade dem  karthagischen  (laut  mehreren  Briefen  an  Cyprian  aus  Rom)  erteilt 
zo  werden  pfl^e.     Sehr  unbefangen  und  antikurialistisch  lauten  L.'8  Urteile 
Qber  Viktors  I.  Haltung  im  Osterstreit,  sowie  gegenüber  Praxeas,  über  Gallist  L 
ond  das  Hippolytsche  Shisma,  über  Silvester  I.  und  das  NidLnische  Konzil 
(weder  sei  diese  Synode  von  Silvester  präsidiert  worden,  noch  habe  ihr  6.  Kanon 
dem  römischen  Bischöfe  mehr  als  eine  lediglich  metropolitane,  nicht  patriar- 
chale  Jurisdiktion  verliehen),  über  Julius  I.  und  das  Sardicense  (Kanon  3 
dieses  Konzils  gewähre  dem   genannten  Bischof  nur  ein  Recht  der  Kognition 
über  kirchliche  Rechtgläubigkeit,  nicht  inbezug  auf  alle  möglichen  kirchliche 
Rechtshändel  und  ebensowenig  för  alle  Zeiten),  über  liberius  als  vom  Atha- 
nasianismus  zum  Arianismus  Abgefallenen,  über  Damasus  als  mittels  blutiger 
Gewaltakte  auf  den  päpstlichen  Stuhl  Gelangten,  über  Innozenz  I.  und  dessen 
nächste  Nachfolger  in  ihrem  Verhältnisse  zu  der  von  Augustinus  gei&hrten 
Kirche  NordaMkas. 

Mehrere  andere  auf  die  .älteste  Kirchengeschichte  Roma  bezügliche  Ar- 
beiten (Kneucker,  Keim  etc.)  werden  weiter  unten  zu  besprechen  sein.  Wir 
gedenken  zum  Schlüsse  des  allgemeinen  Teils  unseres  Berichts  noch  der  Fort- 
schritte, welche  die  realencyklopädischen  Werke  von  Herzog-Plitt^)  und 
?on  Kaulen^)  erfahren  haben. 

Betreu  der  einzelnen  Gebiete  der  älteren  (vormittelalterlichen)  Kirchen- 
geschichte ist  zunächst  die  neutestam entliche  litteratur  des  in  Rede 
stehenden  Jahres,  soweit  sie  für  die  Erforschung  der  Urgeschichte  des 
Christentums  direkt  oder  indirekt  von  Belang  ist,  übersichtlich  vorzuführen. 
Das  die  NTlichen  Urkunden  des  Christenglaubens  und  deren  Geschichte 
betreffende  Forschungsbereich  lieferte  vor  allem  einige  ausgezeichnete  Bei- 
träge zur  Feststellung  und  allgemeinen  Zugänglic&machung  der  bestbeglaubigten 
Textgestalt  jener  Urkunden.  Die  zweibändige  kritische  Ausgabe  des  N.  T. 
von  den  Cambridger  Gelehrten  *B.  F.  Westcott  und  F.  J.  A.  Hort  darf 


1)  VgL  JB.  II,  ly  124.  —  2)  S.  JahroBber.  DI,  1,  128.  ~  3)  Real-EncyklopSdie  f.  prot 
TlMoL  nsd  Kirche.  2.  Aofl.  Bd.  VH  und  YIU  (bis  Miecblaw).  Vgl.  JB.  m,  1,  115i.  — 
4)  Kirchenloxikon.  2.  Aufl.  (».  ebda.  Anm.  2).  Bd.  I  (—  Baaomath).  2011  S.  —  Dem 
Smith- Waceachen  Biction.  of  Chr.  Biography  (ebda  A.  i)  ist  erst  1882  Bd.  IIL  (~  Myen- 

«■)  gefolgt 

7* 


1,100  via   0.  Zöckler: 

geradezu  ein  epochemachendes  Werk  genannt  werden.  ^)  Sie  liefert  in  Bd.  I. 
einen  anfs  sorgfältigste  castigierten,  die  wahrscheinlich  ältesten  Lesarten  mit 
strenger  Eonsequenz  bevorzugenden,  aber  auch  auf  das  minder  Gesichert« 
(bald  durch  Einklammerung  der  betr.  Wörter,  bald  durch  Randnoten)  hin- 
weisenden Text  sämtlicher  Bücher,  in  Bd.  II,  betitelt  ^Introduction'  (nebst 
Appendix)  eine  umfassende  Rechenschaftsablage  über  das  von  den  Vff.  ange- 
wandte textkritische  Verfahren  sowie  über  dessen  Ergebnisse  sowohl  im  all- 
gemeinen als  bei  den  kritisch  Torzugsweise  wichtigen  und  theologisch  belang- 
reichen Hauptstellen.  Den  subsidiären  Gebrauch  eines  vollständigen  kritischen 
Apparats  von  der  Art,  wie  Tischendorfs  Ed.  octava  maior  oder  Tregelles  ihn 
bieten,  setzen  die  Herausgeber  bei  ihren  Lesern  voraus-,  derselbe  erscheint 
aber  in  den  meisten  Fällen  thatsächlich  als  überflüssig,  da  die  systematische 
Strenge  und  Gewissenhaftigkeit  des  hier  zur  Durchführung  gebrachten  Ver- 
fahrens das  gröbte  Vertrauen  erwecken.  Es  ist  insbesondere  eine  äuCserst 
sorgfältige  und  umfassende,  an  die  Arbeiten  Griesbachs  anknüpfende  Ver- 
wertung der  Textgeschichte  zur  Klassifizierung  und  Abschätzung  der  verschie- 
denen Zeugen,  worauf  die  Operationen  der  beiden  englischen  Kritiker  gestützt 
erscheinen.  Daran,  dals  es  ihnen  gelungen,  für  die  allermeisten  Fälle  die- 
jenige Textgestalt  festzustellen,  wie  sie  um  den  Beginn  des  2.  Jh.  in  der 
alexandrinischen  Kirche  als  vorzugsweise  zuverlässiger  Trägerin  der  betr. 
Überlieferung  vorhanden  war,  kann  nicht  gezweifelt  werden.  —  Den  auf  länger 
als  25  jähriger  (schon  im  J.  1853  begonnener)  gemeinsamer  Arbeit  der  britischen 
Gelehrten  ruhenden  wissenschaftlichen  Ertrag  zum  Besten  deutscher  Schrift^ 
forscher  auf  zweckmäfsige  Weise  zu  verwerten,  hat  Osk.  v.  Gebhardt  sich  ange- 
legen sein  lassen,  durch  Herausgabe  einmal  einer  kritisch  gesicherten,  mittels 
Beifügung  der  Westcott-Hortschen  sowie  der  Tregellesschen  Varianten  bereicher- 
ten Reproduction  des  letzten  Tischendorfschen  Textes  in  einer  Tauchnitzschen 
Stereotyp- Ausgabe,  ^)  sodann  einer  neuen  Diglotte,  bestehend  aus  dem  nach  ähn- 
lichen Grundsätzen  wiedergegebenen  (Tischend.-,  Treg.-,  Hortschen)  griechischen 
Texte  auf  der  einen,  sowie  aus  dem  kurz  zuvor  zum  Abschlofs  gelangten 
Produkte  des  deutsch -evang.  Bibelrevisionswerks  (Luther -Gansteins  revid. 
NTliche  Text)  auf  der  anderen  Seite.  3)  Mit  der  mustergiltigen  Akribie,  die 
man  an  seinen  Arbeiten  gewöhnt  ist,  hat  der  Göttinger  (jetzt  Berliner)  Gelehrte 
hier  den  Ertrag  des  auf  NTlich-textkrit.  Gebiete  bis  jetzt  Erarbeiteten  in 
zweckmäfsig  kondensierter,  dem  BedlLrfnisse  von  Theologen  wie  Laien  auf 
wirksame  Weise  Rechnung  tragender  Form  übersichtlich  zusammengesteUt.  — 
Von  deutschen  Erzeugnissen  textkritischen  Forscherfleises  mag  noch  erwähnt 
werden  eine  Neuausgabe  der  Tischendorfschen  Editio  academica,*)  von  sol- 
chen des  Auslands  insbesondere  eine  durch  das  englische  Bibelrevisionswerk 
veranlafste  Scrivenersche  Ausgabe  des  griechischen  Grundtextes  behufs  Ver- 
anschaulichung seines  Verhältnisses  zu  den  in  der  Revision  zur  Geltung  ge- 


1)  Tho  New  Testament  in  the  Original  Greek.  Introduction.  Appendix.  2  yoli.  Cambridge 
&  London,  Macmillan  &  Co.  (▼.  I:  U,  580  S.;  ▼.  H:  XXXI.  824  &  188  S.)  —  2)  Nov. 
Test,  graece.  Kocensionis  Tischendorfianae  altimae  textum  cum  Trogellesiano  et  Westcottio- 
Uortiano  contnlit  et  breri  adnotatione  critica  additisque  locis  panülelis  illostrarit  0.  de  Geb- 
hardt. LipB.,  B.  Taachnitz.  XXI,  492  S.  —  3)  N.  T.  graece  et  germanice.  Das  N.  T. 
griech.  nach  Tischendorfs  letzt  Kec.  und  deutsch  in  dem  rerid.  Luthertext  mit  Angabe  ab- 
weichender Lesarten  beider  Texte  und  auRgowahlten  Farallelstellen.  Stereotypansgabe.  Ebda. 
XVIll,  919  S.  —  4)  N.  T.  graece.  Rec.  inque  usum  acad.  instruxit  C.  de  Tische ndorf. 
£d.  acad.  XII.    Lips.,  *  Mendelssohn.   LXX,  929  S. 


KirchengMchichte.  1,101 

langten  neuen  Lesarten.^)  Eine  ungemein  grofse  Zahl  teils  britischer  teils 
Dordamerikanischer  Brochüren  und  Abhandlungen  —  viele  fast  ausschliefslich 
unter  praktisch -kirchlichen  Gesichtspunkten  gearbeitet,  einige  auch  wissen- 
schaftlich gehaltvoll  —  sah  man  aufserdem  im  Gefolge  des  engl.  Revisions- 
werkes ans  licht  treten.  Zu  den  beachtenswerteren  dürften  die  von  Roberts 
and  Schaff,')  Salmon,  3)  Kennedy,^)  Norman,^)  undSanday^)  gehören. 

Genauerer  Erforschung  der  den  Ursprung  der  NTlichen  Schriftsammlnng 
betreffenden  Verhältnisse  oder  der  Geschichte  des  Kanons  widmen  sich 
Westcott  in  einer  neuen  Auflage  seiner  (1855  zuerst  erschienenen)  bekannten 
Monographie,^  und  von  deutschen  Publikationen  eine  Studie  Hilgenfelds 
über  den  Muratorischen  Kanon,  darauf  ausgehend  den  noch  mitten  im  Pro- 
zesse der  Kanonbildung  drinstehenden,  mit  der  Abwehr  häretischer  Einflüsse 
auf  die  junge  Schriftsammlung  der  Christenheit  angelegentlich  beschäftigten 
Charakter  des  genannten  Schriftstücks  zu  erweisen,  sowie  die  Hypothese  einer 
nrsprünglicb  griechischen  Abfassung  desselben  zu  verteidigen,  ^)  sowie  als  her- 
vorragend wichtiger  Beitrag  zu  diesem  Litteraturgebiet  eine  gründliche  Unter- 
suchung der  Tatianschen  Evangelienharmonie  von  Th.  Zahn.  ^)  Ihre  bleibende 
Bedeutung  besitzt  diese  Zahnsche  Studie  an  dem  Versuche  einer  annähernd 
vollständigen  und  getreuen  Reproduktion  des  lange  verlorengeglaubten  Textes 
von  Tatians  Diatessaron,  welche  er  einer  einige  Jahre  zuvor  erschienenen 
lateinischen  Wiedergabe  eines  in  armenischer  Sprache  erhaltenen  Ephrämschen 
Tatiankommentars  von  Mösinger  entnahm.  ^<>)  Dafs  Tatians  Stellung  zum 
Geschichts-  und  Lehi^ehalt  der  Evangelien  eine  nicht  in  dem  Grade  häretische 
ond  heterodoxe  gewesen  sein  kann,  wie  man  dies'^seit  altkirchlicher  Zeit 
meist  annahm,  giebt  die  Originalgestalt  seiner  Evangelienkonkordanz  wie  sie 
uns  hier  wesentlich  getreu  und  ohne  erheblichere  Lücken  vorgeführt  wird, 
dentllch  zu  erkennen.  Allerdings  läfst  der  Harröonistiker  beide  Geschlechts- 
register,  das  matthäische  und  das  lukanische,  aus  seinem  Text  der  Geburts- 
geschichte Jesu  fort,  flicht  auch  in  die  Berichte  über  die  Taufe,  die  Abend- 
mahlsstiftung, die  Leidens-  und  Auferstehungsgeschichte  einiges  Apokryphische 
ein.  Aber  er  steht  dabei  im  vollen  Glauben  an  die  wesentliche  Geschicht- 
lichkeit des  gesamten  Inhalts  der  vier  Evangelien,  bethätigt  diesen  Glauben 
gerade  durch  die  unbefangene  Freiheit  und  Kühnheit,  womit  er  bei  seinem 
Yersuche  einer  einheitlichen  Konstruktion  der  evangelischen  Geschichte  ver- 
fiLhrt,  und  giebt,  was  vor  allem  bemerkenswert,  das  festeste  Vertrauen  zum 
vierten  Evangelium  als  echter  urapostolischer  Quelle  zu  erkennen.  Seine 
Harmonie  trägt  ein  überwiegend  johanneisches  Gepräge:  sie  hebt  an  mit  Job. 


1)  The  New  Teftt  in  ihe  original  Greek  according  to  the  text  foUowed  in  the  aathorizod 
renioD,  togetber  with  the  yariationB  adopted  in  the  revised  version.  Cambridge,  Wasehoase. 
660  S.  Das  hier  genannte  revid.  engl.  NT.  erschien  kurz  vorher  a.  d.  Tit.:  The  N.  Test., 
truiaL  oat  of  the  Oieek,  reiis.  a.  d.  1881.  liond.,  Oxf.  &  Cambr.  (Lpz.,  Brockhaua).  — 
2)  Compuiion  to  the  revis.  Tersion.  Lond.,  Gauell  etc.  156  S.  12°.  With  Supplement  by 
a  member  of  the  Amer.  oommittee  of  re?ision  (Ph.  Schaff).  New-York,  Funk  &  Co.  Y, 
117  S.  —  3)  The  Beyifiion  of  the  N.  T.,  Loni  —  4)  Ely  Lcctures  on  the  rev.  Vers,  of 
tbe  N.  T.  Lond.,  Bentley.  182  8.  —  &)  Considerations  on  the  rev.  V.  of  the  N.  T.,  Montreal, 
Gasette  Printing  Co.  65  8.  —  6)  The  Greek  Text  of  the  N.  T.:  Conterap.  Rev.,  Docbr.  — 
7)  The  Canon  of  tho  N.T.,  5  edit,  Lond.,"Macmilian ;  LVI.,  593  8.  —  8)  Das  Muratorianum 
tmd  die  Untersuch nngen  von  Ad.  Hamack  und  Franz  Overbeck:  ZWTh.  24,  129  — 170. 
—  9)  Forschungen  z.  Gesch.  des  NTI.  Kanons  u.  d.  altkirchl.  Litteratur.  I.  Tl.:  Tatians  Dia- 
tessaroa.  Erlangen,  Dachert  VI,  386  8.  —  10)  £vangelii  concordantis  expositio  facta  a.  8. 
Ephraemo  in  Lat.  translata  etc.,  ed.  G.  Moesinger,  Yonetiae,  1876.  Vgl.  Ad.  Hamack,  Ta- 
tians Distessaron  u.  Marcions  Gomm.  zum  £v.  bei  Ephräm  etc.:  ZKG.  4,  476 — 505. 


1^102  •    Vin.   0.  ZöckUr: 

1,  1,  Stützt  ihr  ganzes  chronologisches  Fachwerk  auf  Johannes,  verleibt  der- 
artiges specifisch  Johanneische  wie  die  Anferweckung  des  Lazarus  und  die 
Abschiedsreden  Jesa  vor  seiner  Passion  ihrem  Texte  ein,  n.  s.  f.  Als  den- 
jenigen Text  der  vier  Evangelien,  dessen  Tatian  bei  seiner  harmonistischen  Ar- 
beit sich  bedient  habe,  sucht  Z.  den  s.  g.  Syrus  Curetonianus,  eine  nach  ihm 
an  Alter  die  Peschitto  weit  übertreffende,  wohl  schon  um  150  entstandene  syr. 
Version  des  N.  T.  zu  erweisen.  Ob  diese  Annahme  sowie  überhaupt  die  Mut- 
mafsung  einer  Ursprung],  syrischen  Abfafsung  des  Diatessaron  gegenüber  den 
hie  und  da  erhobenen  Einwürfen  aufrecht  erhalten  werden  kann,  wird  fernere 
Untersuchung  lehren  müssen.  Auch  dürfte,  ob  Tatian  wirklich  in  dem  Grade 
wie  Z.  dies  wahrscheinlich  zu  machen  sucht,  vom  Vorwurfe  enkratitischer  Häresie 
freizusprechen  ist,  vorerst  als  eine  offene  Frage  zu  behandeln  sein. 

Neben  der  Eanongeschichte  ist  es  aus  dem  Bereiche  der  NTlichen  Ein- 
leitungswissens chaft  hauptsächlich  noch  die  Geschichte  der  biblischen 
Exegese,  welche  durch  fleifsige  Specialstudien  einige  Pflege  erfahren  hat  ^) 
—  Den  gröfseren  Teil  des  2ur  NTlichen  Isagogik  gehörigen  Materials  be- 
handelt der  als  op.  postumum  des  Erlanger  Theologen  J.  Gh.  E.  v.  Hof- 
mann sowie  als  erster  Anhang  zu  dessen  unvollendet  gebliebenem  grofsen  Kom- 
mentarwerke von  W.  Volk  herausgegebene  Grundrifs  einer  Einleitung  ins 
N.T. ')  Es  ist  wesentlich  nur  die  Entstehungsgeschichte  der  einzelnen  NTlichen 
Schriften  nebst  einem  kurzen  Abriüs  der  Geschichte  ihrer  Vereinigung  zu 
einem  Schriftenkanon,  was  in  diesem  Werke  geboten  wird.  Seine  Bedeutung 
liegt  weniger  in  etwaigen  neuen  Hypothesen  oder  historisch-kritischen  Einzel- 
untersuchungen, als  in  der  wohlgeordneten,  jenem  Kommentarwerk  auf  mehreren 
Punkten,  (bes.  was  die  Evangelienlitteratur,  die  Apg.  und  die  Apk.  betrifft) 
zu  willkommener  Ergänzung  dienenden  Übersicht  über  die  isagogisch-kriüschen 
Hauptannahmen  des  Erlanger  Theologen,  welche  sie  bietet  —  Populäre  Ein- 
leitungsschriften, teils  neue,  teils  neuaufgelegte  sind  mehrere  ans  Licht  getreten. ') 

Die  auf  die  Evangelien  und  ihren  Geschichtsinhalt  bezügliche  exege- 
getische  Thätigkeit  des  J.  1881  hat  der  vollständigen  Kommentare  zwar  nur 
wenige,  der  kleineren  evangelien-kritischen  Studien  aber  sowie  der  Versuche 
zur  Aufhellung  des  Lebensganges  Jesu  nach  besonderen  Seiten  oder  unter 
bestimmten  Gesichtspunkten  desto  zahlreicher  hervorgebracht  Ansehnlicheren  ^ 
Umfang  zeigen  von  hierhergehörigen  deutschen  exegetischen  Werken  nur  die 
Arbeiten,  womit  C.  F.  Keil*)  in  Leipzig  und  P.  Schanz^)  in  Tübingen  — 
jener  als  Vertreter  eines  lutherisch-,  dieser  eines  römisch-orthodoxen  Stand- 
punktes—  ihre  früher  begonnenen  Evangelienerklärungen  fortführten,  wozu  noch 
Fragmente  von  nachgelassenen  Vorlesungen  H  o f manns  ^)  über  das  Markusevan- 
gelium, sowie  eine  mehr  praktisch  gehaltene  ausführliche  Erklärung  der  Passions- 


1)  F.  Zimmer,  Über  Ausgabe  u.  Methode  einer  Gfeecb.  der  SchrifterklfKnmg :  ZKWL., 
I,  18---28;  A.  Kühn,  Über  d'etoQia  u.  aU.rjyoQitL,  nach  d.  yerloronen  hermeneat  Schriften 
der  Antiochener:  ThQS.  66.  —  2)  ZoBammenfasB.  Untersuchung,  d.  N.  TL  Schriften.  Kach  Mss.  n. 
Yorles.  (Th.  IX  des  y.  Hofmannsdion  Werks :  Die  h.  Seh.  K.  Ts.  zusammenhängend  untersucht). 
Kördlingen,  Beck.  XU,  411  S.  —  3)  F.  W.  Weber,  Kurzgef.  Einl.  in  die  h.  Schriften 
A.  u.  N.  Ts.  6.  Aufl.  ▼.  Füller,  ebda.  VU,  344  S.  —  Hob.  Kübel,  Bibelkunde.  2.  Tl.  Das 
N.  T.  3.  Aufl.  Stuttg.,  Steinkopf.  493  S.  —  J.  P.  Lange,  Grundrils  d.  Bibelkunde.  Heidelb., 
Winter.  XU,  298  S.  —  F.  W.  Fuchs,  Et.  Bibelkunde  etc.  Berlin,  Schwarz.  XII,  236  S. 
4)  Komm.  üb.  d.  Er.  des  Jobs.,  Lpz.,  Dörffl.  604  S.  —  5)  Komm.  üb.  d.  Ey.  d.  h.  Mar^ 
kus.  Freiburg  i.  B.,  Herder.  XI,  435  S.  —  6)  3Iitteilgn.  aus  y.  Hofmanns  Yorloss.  üb.  d. 
Marknseyang.:  ZKWL  1,  236  ff.;  343  ff. 


Kirchengeschichte.  1,103 

geschiebte  nach  allen  vier  Evangelien  von  A.  Nebe^)  kommen.     Unter  den 
Kommentaren  des  Auslands  mag  der  von  A.  L.  Nicholson  zu  Matthäus^) 
genannt  werden,   eine  besonders  in  Beibringung  talmudischer  Parallelen  ge- 
lehrte und  reichhaltige  Arbeit,  die  eine  Folge  der  im  Vorjahre  ans  Licht  ge- 
tretenen Studie  des  Vf.  über  das  (nach  ihm  gleichfalls  von  Matthäus  her- 
rührende Hebräerevangelium  ^)  bildet  und  mit  ihren  apologetischen  Ausführungen 
sich  besonders  gegen  Seeleys  'Supernatural  Religion'  wendet.  —  Eine  originelle 
Matthäus-  und  zugleich  Johannes-Hypothese  hat  ein  Anonymus  zu  begründen 
?ersacht;  sie  lautet  dahin,  dab  der  Ap.  Johannes  auCser  seinem  Evangelium 
auch  unsem  jetzigen   griechischen  Matthäus   verfafst   habe,   unter  Zugrund- 
legang  des  aramäischen  Urmatthäus  sowie  mit  der  Tendenz  ein  Komplement 
zu  seinem  eigenen  Evangelium  (mit  welchem  das  Evayy.  XAxta  Mcttd^aiov  Ein 
Ganzes  bilde)  zu  liefern.  ^)   Vermifst  man  strengere  wissenschaftliche  Methode 
an  dieser  Arbeit  nur  zu  sehr,  so  sieht  man  in  dieser  Hinsicht  sich  besser 
befriedigt  bei  einem  Versuche  von  E.  Simons,  das  Problem,  ob  der  dritte 
Evangelist  den  Kanonischen  Matthäus  benutzt  habe,  in  dem  ^inne  zu  lösen, 
dads   er   den  Lukas   die  beiden  vorhergehenden  Synoptiker,   und  zwar  den 
Markos  vornehmlich,  den  Matth.  wenigstens  nebensächlicherweise ,  benutzen 
lallst^)     Scharfsinnige,  tendenz-kritisch  gerichtete  Studien  zur  Quellenkritik 
des  Lukasevangelinms  sowie  zur  Markusfrage  lieferte  der  inzwischen  verstor- 
bene C.  Wittichen.  ^)     Die  sämtlichen    vier  Ew.  beleuchtete    in    quellen- 
kritischer Hinsicht  W.  Bey schlag  in  einer  hauptsächlich  gegen  B.  Weifs  ge- 
richteten Stadie,   worin  er  im  wesentlichen  der  Holtzmannschen  Lösung  des 
Sjnoptikerproblems   beipflichtet,   unter  Erhebung   einiger  Einwürfe  dawider, 
welche  H.  selbst  seitdem  gröfstenteils  als  gegründet  anerkannt  hat.  7)     Geist- 
reich, aber  doch   wohl  zu  sehr  künstelnd  und  zu  viel  schriftstellerische  Ab- 
sicht voraussetzend,  hat  H.  Holtzmann  die  Disposition  des  Johannesevange- 
lioms  klarzulegen  gesucht:  der  wesentlich  ideal  componierende  Evangelist  habe 
seinen  Geschichtsstoff  streng  symmetrisch  gegliedert;  jede,  die  galiläische  wie 
die  judäische  Reihe  von  Erlebnissen  und  Reden  Christi  schliefse  drei  paralelle 
Cyklen  in  sich,  sodafs  die  Darstellung  sowohl  vor  wie  nach  dem  Haupttei- 
Inngspunkte  am   Schlüsse  des  6.  Kap.  in  triadischen  Abschnitten  verlaufe.  ^) 
Auch  die  theologische  Litteratur  des  Auslands  brachte  wieder  einiges  Beach- 
tenswerte Aber  das  joh.  Evangelium,  namentlich  eine  umfangreiche  apologe- 
tische Monographie  von  L.  Griffith  und  eine  Studie  über  Johannes'  und  Philos 
Logoslehre  von  Jean  R6ville.^)  Ziemlich  zahlreiche  kleinere  Monographieen 
dienen  einerseits  zur  Beleuchtung  einzelner  Aussprüche  oder  Lehrweisen  Jesu,^^) 


1)  Die  Leidansgeachichte  anseres  H.  J.  Christi  nach  den  4.  Et.  ansgolegt.  2  Bde.  Wies- 
baden, Niedner.  Zob.  XDC,  845  S.  —  2)  The  Qospol  accord.  to  Matth.  Lond.,  Kogan 
Paul.  2S6  S.  —  3)  S.  JB.  HI,  1,  129.  —  4)  D.  Einheit  d.  ersten  a.  letzten  Evangelii. 
1  Aofl.  Leips.,  Bredt.  —  5)  Hat  der  dritte  EvangoliBt  den  kanonischen  Matthäus  benutzt? 
Bonn,  Stnnla.  112  S.  —  6)  Zur  Frage  n.  den  Quellen  des  Lukasovg.  JPTh.  7,  713.  — 
Zar  llarbufrage,  obda.  S.  366  f.  —  7)  Die  apostolische  ßpruchsamnüung  u.  uns.  4  Ev. 
ThSTK.  563  ff.  Vgl-  Holtzmann  im  ThJB.  S.  52  f.  sowie  dos  daselbst  von  Holtzmann 
beorteilte  Gymnafi.-Frog.  yon  A.  Jacobson:  Ein  Beitr.  z.  Eyangolienkritik.  Berl.  Progr. 
18  8.  —  8)  Über  d.  Disposition  des  4.  Evang.:  ZWTh.  24,  257—290.  —  9)  L.  Griffith, 
The  Gospel  of  the  Divine  Life;  a  Study  of  tho  fourth  Evangelist.  Lond.,  Kegan  Faul.  500  S 
—  Jean  R^tÜIc,  La  doctrine  du  Logos  dans  lo  quatri&mo  6vang.  et  dans  les  oeuvres  de 
PWloB.  Paris,  FLschbacher.  II,  187  S.  VgL  auch:  Fisher,  Tho  fourth  Gospel  (Frincot. 
Be?.,  July^  und:  The  evangelists  (ib.  Sept). . —  10)  Aug.  Werner,  Die  Gebete  Jesu  u.  Jesu 
Uhie  T.  Gebet:  JFTh.  7,  385  ff.   —    £.  Simons,  D.  Auslegung  der  Parabeln  Jesu  n.  die 


1^104  Vm.    0.  ZockUr: 

andrerseits  zur  Orientierang  über  manchen  seiner  Lebensumstände  oder  über 
diese  oder  jene  Personen  seiner  Umgebung.  ^)  —  Umfassendere  Darstellungen 
des  Lebens  Jesu  oder  wenigstens  Beleuchtungen  seiner  Hauptmomente  bieten 
Gust  Yolkmar  im  1.  Teile  seines  für  weitere  Kreise  der  religiös  Aufge- 
klärten und  Radikalen  geschriebenen  'Jesus  Nazarenus',^)  sowie  vom  schrift- 
gläubig orthodoxen  Standpunkt  Steinmeyer s)  in  einer  Fortsetzung  seines 
trilogisch  gegliederten  Werks  über  die  Epi-,  die  Theo-  und  die  Christophanieen 
im  Leben  des  Herrn',  M.  G.  Weitbrecht^)  in  seinen  das  Bedürihis  der 
Gebildeten  in  der  Gemeinde  berücksichtigenden  Leben  Jesu-,  der  Nordameri- 
kaner J.  W.  Chadwick,^)  sowie  die  Engländer  G.  A,  Chadwick^)  und  P. 
Fairbairn.  ^) 

Den  wichtigsten  Beitrag  zur  NTlichen  Zeitgeschichte  lieferte  im  J.  1881 
P.  E.  Lucius  in  Strafsburg  in  seiner  Studie  über  den  Essenismus, ^)  einer 
Fortführung  der  die  Therapeuten  betreffenden  Untersuchung,  womit  der  Vf. 
ein  Jahr  zuvor  unter  dem  Beifalle  vieler  sich  in  der  Wissenschaft  eingeführt 
hatte.  ^)  Das  Essaertum  sucht  dieser  Gelehrte  unter  sorgfältiger  Prüfung 
sämtlicher  Angaben  der  Hauptberichterstatter  (Philo,  Josephus,  Plinius), 
als  specifisch-jüdische  Erscheinung  zu  erklären.  Die  Annahme  seiner  Ent- 
stehung unter  den  Einflüssen  fremdländischer  Ideeen  verwirft  er  gänzlich; 
ebenso  bestimmt  lehnt  er  die  Hypothese  ab,  dafs  eine  Mitwirkung  irgend- 
welcher essäischer  Einflüsse  bei  Bildung  des  Christentums  stattgefunden  habe. 
Entstehen  läfst  er  die  Partei  nicht  erst  um  die  Mitte,  sondern  schon  gegen 
den  Anfang  des  2.  vorchristl.  Jh.  und  zwar  identifiziert  er  sie  geradezu  mit 
den  aus  Josephus  bekannten  Chasidäern;  l''Dn,  wovon  lAaLÖaiog^  sei  gleich- 
bed.  mit  syr.  XDn,  wovon  beide  synonyme  Formen  des  Namens  des  ^EaaaioQ 
und  ^Eaarpfog  sich  herleiten.  In  dem  Konflikt  der  Chasidäerpartei  mit  dem 
sie  grausam  verfolgenden  syrisch  gesinnten  Hohenpriester  Alkimos,  der  einst 
sechzig  von  denselben  auf  einmal  hinrichten  liefs,  sei  die  Genesis  des  Esse- 
nismns  zu  suchen.  Die  über  das  heidnischartig  laxe  Wesen  des  von  den 
Seleuciden  eingesetzten  Hohenpriestertums  überhaupt  erbitterten  Frommen 
separierten  sich  seit  jener  Zeit,  vollzogen  einen  gänzlichen  Bruch  mit  dem 
Tempeldienst  und  Opferwesen  und  wurden  so  zu  der  über  200  J.,  bis  zur 
Zerstörung  Jerusalems   durch  Titus,   bestehenden   ascetischen  Sekte,  die  in 


Ftnbel   t.  ungerechten  HaoBhalter.    Fefltgabe  f.  Prof.  Creceliiu   (s.  a.  II,  89*).    8.  234  ff. 

—  G.  Jäger,  D.  Gleichnilk  ▼.  unger.  HaashAltcr:  ZKWL.  S.  111  ff.  —  Hübner,  D.  Qleich- 
nife  y.  barmh.  Samariter:  ibd.  8.  501  ff.  —  Merbacb,  Hunzinger  u.  Zimmer,  Der  reiche 
Mann.    Ibid.  8.  70  f.,  283  f.,  446  ff.  —  Hemann,  Z.  Auslegg.  der  6.  Bitte.   Ibid.  8.  506  ff. 

—  F.  Zimmer,  Der  8pruch  yom  Jonaazeichen :  Luk.  11,  29—32  u.  Matth.  12,  39^-42,  nach 
s.  nrsprüngl.  Wortlaut  u.  8inn.  Hildburghausen,  Gadow.  YII,  35  8.  —  1)  Yorberg,  Pon- 
tius Pilatus  in  Bibel,  Gesch.  u.  Sage.  Berlin,  Traktatgesellsch.  16  8.  —  Wagner-Groben^ 
Yom  Tabor  bis  Golgatha.  Zum  Yerstandnils  der  Leidensgesch.  J.  GhristL  Basel,  Miss.-Buch- 
hdlg.  lY,  386  S.  —  W.  Milligan,  The  Resurr.  of  our  Lord  (Croall  Lectures).  Lond.,  Biac- 
millan.  —  Kennedy,  The  Besurr,  of  our  Lord  J.  Chr.  an  Historial  Fact,  with  an  Examination 
of  Naturalistic  Hypotheses.  Lond.,  Beligions  Tract  Society.  500  8.  —  W.  A.  Taylor,  The  Gospel 
Miracles  in  their  Belation  to  Christ  and  Chritianity,  Lond.  u.  K.-York,  Hamilton,  Adams  &  Co. 

—  2)  Jesus  Naz.  u.  die  erste  christl.  Zeit  nach  den  Schriftzeugen  des  1.  Jh.  Zürich,  Schmidt. 
Lief.  1,  64  8.  —  3)  Beitr.  s.  Christologie.  IL  Tl.:  Die  Theophanien  im  Leben  des  Herrn. 
Berl.,  Wiegandt  u.  Grieben.  Yl,  130  8.  —  4)  Das  Leben  Jesu  u.  d.  4  Eyy.  für  die  ehr. 
Gemeinde  dargestellt.  Stuttg.,  Steinkopl  YIII,  445  8.  —  5)  The  man  Jesus.  Boston,  Koberts 
258  8.  —  6)  Christ  bearing  Witnefs  to  Himself.  2.  £dit  London.  —  7)  Studies  in  the 
Life  of  Christ  Lond.,  Hodder  u.  Stoughton.  360  8.  —  8)  D.  Essenismus  in  s.  Yerhältnisae 
cum  Jndenthum.    Strafsb.,  Schmidt     132  8.  —  ^)  8.  JB.  II,  1,  125. 


Xirchengeflchichte.  1^105 

manchen  ihrer  Eigentümlichkeiten  an  das  Neupythagoräertam  erinnert,  ohne 
irgendwie  in  nachweislichem  Zusammenhange  mit  demselben  zn  stehen.  — 
Gleich  dieser  Lucinsschen  Arbeit,  von  deren  Ergebnissen  wohl  nur  die  all- 
zQspedelle  Znrückführung  des  ersten  Hervortretens  des  £ssenismus  auf  das 
tjrannische  Walten  des  Alkimos  zn  beanstanden  sein  dürfte,  sieht  auch  E. 
Breests  fleifsige  Studie  über  Johannes  den  Täufer  als  prophetischen  Vor- 
gänger und  Herold  Jesu  von  etwaiger  Zuhilfenahme  der  Essäer  bei  Erforschung 
der  geschichtlichen  Ursachen  das  Christentum  gänzlich  ab.  Die  Arbeit  hält 
sich  vorzugsweise  an  die  biblisch-theologische  Seite  ihres  Problems,  der  sie 
eine  im  Ganzen  verdienstliche  Förderung  angedeihen  läfst,  während  religiös- 
nnd  kirchen-historische  Fragen,  wie  namentlich  die  nach  einem  etwaigen  Zu- 
sammenhange der  Johannesjünger  (Apg.  18,  25;  19,  1  ff.))  ^^^  Elkesaiten 
and  der  Mandfter  oder  Ssabier  mit  Johannes  d.  Täufer  ganz  unberührt  ge- 
lassen werden. ')  —  Dem  Bereiche  der  NTlichen  zeitgeschichtlichen  Probleme 
gehört  auch  der  angeblich  zwischen  den  Philosophen  Seneca  und  dem  Ap. 
Panlus  stattgehabte  Verkehr  au,  ein  in  älterer  wie  neuerer  Zeit  viel  traktierter 
Sagenstoff,  dem  neuerdings  Gymnasiallehrer  £.  Westerburg  eine  lehrreiche 
kritische  Beleuchtung  hat  angedeihen  lassen.')  Sein  selbstverständlich,  was 
die  Hauptfrage  betrifft,  rein  negatives  Ergebnis  fufet  auf  scharfsinniger  Unter- 
sacbong  des  apokryphen  Briefwechsels  zwischen  P.  und  Sen.,  betreffs  dessen 
litterarischer  Cberlieferung  zwei  verschiedene  Schichten  nachgewiesen  werden: 
eine  ältere  und  kürzere,  schon  dem  Hieronymus  bekannt  und  angeblich  blofs 
die  Briefe  10 — 12  umfassend;  und  eine  jüngere,  beträchtlich  erweiterte,  mit 
allen  übrigen  Briefen.  Von  der  letzteren  habe  angeblich  Erzb.  Martin 
V.  Braga  (f  580)  noch  nichts  gewufst,  sie  scheine  erst  gegen  die  Zeit  der 
Karolinger  hin  entstanden  zu  sein,  freilich  aufgrund  irgendwelcher  älteren 
Urkunde,  f&r  welche  übrigens  die  von  Einigen  hierhergezogene  Passio  Petri 
des  Pseudolinus  keinesfalls  zu  halten  sei,  sondern  eine  diesem  Apokryphen 
nnd  dem  Seneca-Paulns-Briefwechsel  gemeinsame  Grundschrift,  welche  alt- 
ebbnitische  Märchen  von  paulnsfeindlicher  Tendenz  in  konziliatorischem  Sinne 
bearbeitet  habe.  W.'s  im  Anhang  beigegebene  Recension  des  Texts  der 
jüngeren  und  erweiterten  Briefsammlung,  auf  erstmaliger  vollständiger  Ver- 
wertung eines  Mailänder  Codex  fufsend,  ist  auf  jeden  Fall  dankenswert, 
mögen  immerliin  einige  seiner  Hypothesen  betreffs  des  Ursprungs  der  Sage, 
namentlich  die,  dalis  dieselbe  aus  antipaulinischen  Tendenzdichtungen  ebioni- 
tischer  Sekten  hervorgegangen  sei,  erneuter  Prüfung  bedürfen.  3) 

Hit  Erwähnung  der  letztgenannten  Arbeit  ist  bereits  das  Feld  der  zweiten, 
das  Wirken  der  Apostel  samt  seinen  litterarischen  Urkunden  (Apg.  u. 
aposL  Briefen)  betreffenden  Hälfte  des  NTlich- historischen  Forschungsbe- 
reichs berührt.  —  Der  Apostelgeschichte  ist  keine  in  Kommentarform  ge- 
haltene gröfsere  Erläuterungsschrift  zu  teil  geworden;  aber  über  ihr  Ver- 
bütniüs  zu  den  Hauptlebensumständen  Pauli  verbreiten  sich  mehrere  Mono- 
grapbieen  in  besonders  breiter  Ausführlichkeit:  die  des  Engländer  Malleson,^) 
sowie  mit   grflndlichem  Eingehen  wenigstens  auf  einen   vorzugsweise  belang- 


1)  Joh.  d.  Kttfcr.  Bibl.  Studie.  Lpzg.,  Lohmann.  V,  140  S.  —  2)  D.  Ursprung  der 
^e,  dafB  Seneca  Christ  gewesen  sei.  Eine  krit.  Unters,  nebnt  einer  Kec.  des  apokryphen 
Briefvedbsel«  des  Ap.  Paulus  mit  Sen.  Berlin,  Grosser.  111,  52  S.  —  3)  Vgl.  u.  a.  Funk» 
litt  Es.  No.  13;  Harnack,  ThLZ.  S.  484  ff.  --  4)  The  Acts  &  the  fipisües  of  St  Paul. 
LndoD,  Hodder  &  Stoughton.    628  S. 


1,106  Vm    0.  Zöckler: 

reichen  and  viel  umstrittenen  Pankt  die  fleifsige  Studie  von  Fr.  Zimmer 
über  den  Apostelkonvent  oder  über  das  Verhältnis  von  Apg.  15  za  6al.  2.\) 
Das  Ergebnis  der  letzteren  Arbeit  (welcher  eine  beachtenswerte  textkritische 
Beleuchtung  der  beiden  ersten  Kapitel  des  Galaterbriefes  von  demselben  Vf. 
voranging)^)  stimmt  mit  dem  seitens  der  Mehrheit  konservativ  gerichteten 
NTlichen  Forscher  neuerdings  festgehaltenen  Annahmen  überein,  ohne  dafs 
sich  ihm  ungesunde  Harmonistik  vorwerfen  liefse:  die  beiden  verglichenen 
Abschnitte  handeln  von  der  nämlichen  Reise  des  Apostels  nach  Jerusalem; 
zwischen  ihren  Angaben  besteht  die  Möglichkeit  naturgemäfser  und  zwang- 
loser gegenseitiger  Ergänzung;  die  Widersprüche  sind  überall  nur  scheinbare. 
—  Dagegen  ist  es  eine  antiapologetische  Auffassung  der  Entstehungsweise 
der  Apg.  sowie  des  Geschichtswertes  eines  namhaften  Teils  des  Inhalts,  wo- 
von Holtzmann  sich  leiten  läfst,  wenn  er  gegenüber  H.  Wendts  Identifizie- 
rung des  Urhebers  der  sogen.  Wirabschnitte  (Apg.  16,  10  ff.)  mit  dem 
Apostelgeschichtsschreiber  die  Verschiedenheit  beider  zu  erweisen  sucht;  es 
sei  ein  erst  nachlnkanischer  Sammler  als  Redakteur  des  ganzen  Buchs  in 
seiner  jetzigen  Gestalt  anzunehmen,  zu  dessen  Qnellenmaterial  auch  die  echt 
lukanischen  Wirberichte  gehörten;  jener  erweise  sich  ebenso  mangelhaft  unter- 
richtet über  Pauli  Lebensumstände,  wie  der  Autor  der  Wirabschnitte  genau 
mit  denselben  vertraut  erscheine.^)  —  Teilweise  ähnlichen  Anschauungen 
huldigt  der  Leidener  Theologe  J.  H.  Schölten*)  in  dem  auf  Grund  zweier 
voraufgegangener  holländischer  Publikationen  durch  R.Redepenning  deutsch 
bearbeiteten  Werke  ^Das  paulinische  Evangelium'.  Der  Apostelgeschicht- 
schreiber ist  danach  grundverschieden  von  dem  keinerlei  konziliatorische  Ten- 
denzen verfolgenden  strengpaulinischen  3.  Evangelisten;  letzterer  sucht  den 
Paulinismus  über  das  Judenchristentum  zu  erheben,  die  Apg.  dagegen  ver- 
sucht Paulum  der  als  herrschend  vorausgesetzten  judenchristlichen  Partei  zu 
empfehlen;  kurz:  das  Ev.  ist  eine  antijudaistische  Streitschrift,  die  Apg.  eine 
mild  paulinische  Verteidigungsschrift. 

Mit  der  Person  und  den  Lehreigentümlichkeiten  des  ^aulus  beschäftigen 
sich  die  Arbeiten  einiger  Schriftforscher  des  Auslands  mehr  oder  weniger 
ausführlich,^)  vorzugsweise  geist-  und  lehrreich  A.  Sabatier  in  einer  neuen 
Auflage  seiner  Geschichte  des  Geisteslebens  Pauli,  ^)  worin  auch  Nichtan- 
gehörigen  des  tendenzkritischen  Standpunkts  vom  Vf.  Anregendes  geboten  wird 
und  worin  jetzt  eine  andere  Chronologie  der  Hauptdata  des  paulin.  Lebens- 
gangs zugrunde  gelegt  erscheint  als  in  der  11  J.  früher  erschienenen  ersten 
Auflage  (Pauli  Bekehrung  früher  37,  jetzt  schon  35;  die  erste  Missionsreise 
früher  47—48,  jetzt  51—52;  Gal.-Br.  56  L  und  H.  Kor.  57,  u.  s.  f.).  Von 
hierhergehörigen  deutschen  Arbeiten  sind  zu  nennen  eine  um^gliche  Paulus- 
biographie  von  dem  Jesuiten  Patiss,^)  sowie  die   kleineren,  teils  Paulum 


1)  Fr.  Zimmer,  Galaterbrief  o.  Apostelgesch.  £.  exeget  Beitr.  HüdbnrglianMii,  Gadow. 
208  S.  —  2)  ZurTextkrit  d.  Galaterbriefc:  ZWTh.  24,  484-494.  —  3)  Über  d.  s.  g.  Wir- 
bericht  d.  Apostelgesch.:  ib.  S.  409—20.  —  4)  D.  Paulin.  Evang.  Krit.  Untersuchungen.  Elberf., 
Friderichs.  XlII,  326  S.  Zu  Grunde  liegen  die  beiden  vom  Übers,  ineinander  gearbeiteten 
Schriften  Scholtons':  Het  paulinisch  Eyangolie,  1870,  und:  Is  de  derde  Evangelist  de  achrijvor 
van  het  boek  der  Handclingen?  1873.  —  5)  Causso,  Charactöro  de  la  thöologie  de  S.  Paul; 
R.  th^ol.  S.  134—150;  Blom,  Hot  ontetaan  van  het  evangol.  van  Paulus:  ThT.  S.  63—95; 
Meyboom,  Het  gotuigenis  van  Paulus  to  Jerusalem:  ib.  S.  96  f.,  244  ff.  Fortsotz.  d.  JB.  lll, 
1,  124»  erw.  Arbeit.  Vgl.  Malloson  o.  S.  105*.  —  6)  L'apotre  Paul.  Esquisso  d'uno 
histoire  de  sa  pens^e.  2.  6d.  Paris,  Fischbacher.  XXIV,  320  S.  —  7)  Paulus  in  a.  apostol. 
Tugenden  dargest    Begensburg,  Pustet    VI,  602  S. 


Kirche&geschichte.  1,107 

selbst,  teils  seine  Apostelgehilfen  betreffenden  Studien  von  Kämmlitz,^) 
Scholz*)  und  Zimmer:^)  des  letzteren  angelegentliche  Plaidoyers  für  die 
angebliche  Identität  von  Silvanos  und  Titus,  womit  auf  frühere  Hypothesen 
von  F.  Märcker  und  £.  Graf  zurückgegriffen  wird,  scheinen  an  Apg.  15  und 
16  einige  Anhaltspunkte  zu  besitzen,  vorausgesetzt,  dafs  man  mit  Zimmer  den 
im  ersteren  dieser  beiden  Kapitel  mehrere  Male  genannten  Silas  (=  hebr. 
Schelach),  als  jemsalemischen  Deputierten  neben  Judas  Barsabas,  von  Titns 
Silvanus,  dem  römischen  Bürger  und  heidenchristüchen  Jünger  Pauli,  unter- 
scheidet Doch  hat  die  Annahme,  in  Stellen  wie  Apg.  16,  19  und  29  (auch 
17,  10,  14  etc.)  setze  der  Apostelgeschichtschreiber  irrigerweise  2ilag  für 
lilovctvosj  ihr  Mifsllches,  und  eine  direkte  Bewahrheitung  der  These:  Titus 
=  Silvanos  lä&t  sich  doch  keiner  NTlicheu  Schrift  entnehmen,  auch  nicht 
den  Korintherbriefen  oder  dem  Titusbriefe;  sodaCs  die  Annahme  der  Region 
des  Hypothetischen  noch  keineswegs  entrückt  erscheint. 

Die  ziemlich  zahlreichen  Kommentare  und  Monographieen  zu  den  Pau- 
lushriefen  und  den  übrigen  Episteln  hinsichtlich  ihres  exegetischen  Werts 
ond  Ertrags  eingehender  zu  würdigen,  muls  den  theologisch-fachwissenschaft- 
hohen  Organen  überlassen  bleiben.  Wir  beschränken  uns  auf  Namhaftmachung 
der  wichtigsten  dieser  Leistungen  sowie  auf  Hervorhebung  einiger  der  mit 
AnfheUong  historisch  belangreicher  Fragen  ans  dem  epistolischen  Bereiche 
sich  beschäftigender  Einzelschriften. 

Der  Auslegung  des  Römerbriefes  erscheinen  jetzt  zwei  gröbere  Kommen- 
tare gewidmet:  die  von  B.  Weifs  bearbeitete  ü.  Aufl.  des  Mey ersehen  exeget. 
Handbuchs,^)  sowie  das  zweibändige  französische  Werk  von  Prof.  Oltra- 
mare^)  in  Genf,  letzteres  neben  dem  in  vielen  Punkten  mit  ihm  übereinkom- 
menden Godetschen  Kommentar  als  ein  weiteres  Zeugnis  dafür,  dafs  auch 
das  aoiserdeutsche  Reformiertentum  vom  Prädestinationsdogma  mehr  und 
mehr  abfällt  und  namentlich  in  K.  9  des  Römerbriefes  keine  Stützen  dafür 
mehr  sucht  Beide  Ausleger  stimmen  auch  darin  mit  ihrem  Vorgänger  Godet 
äberein,  daüs  sie  den  Römerbrief  an  eine  heideuchristliche  Adresse  gerichtet 
sein  lassen,  also  den  nicht  judenchristlichen,  sondern  wesentlich  heidenchrist- 
lichen Charakter  der  römischen  Christengemeinde  zur  Zeit  Pauli  behaupten. 
Dieser  Annahme  einer  heidenchristl.  Adresse  des  vornehmsten  und  theologisch 
gehaltreichsten  der  Panlusbriefe  hat  auch  Ed.  Gräfe  in  seiner  beachtens- 
verten  Monographie  über  Zweck  und  Anlafs  des  Briefs  sich  angeschlossen; 
doch  statuiert  derselbe,  damit  einen  Schritt  der  Annäherung  zu  der  etwas  an^ 
ders  gearteten  Zweckbestimmungen  des  Briefs  bei  Beyschlag,  H.  Schultz,  Schürer 
ü.  besonders  Weizsäcker  hin  vollziehend,  einen  nicht  schlechthin  beiden- 
cbistUchen,  sondern  der  Gefahr  judaistischer  Verführung  ausgesetzten  Cha- 
rakter der  Römergemeinde.  ^)  Mit  den  Ursprüngen  des  römischen  Christen- 
tums beschäftigt  sich  auch  eine  Abhandlung  von  J.  J.  Kneucker,  welche 
ebenfiüls  an  der  überwiegend  heidenchristlichen  Beschaffenheit  der  römischen 
Gememde  festhält,  ja  ein  Begründetsein  derselben  durch  Pauli  Apostelgehilfen 


1)  Piolofl,   d.  Ap.  J*  Christi.     £.  Lebonsbild,  einzig  aaf  d.  Grunde  des  NTs.  f.  gebild. 
Le««r  Mtworfen.      Frankonborg,  Rofsberg.    111  8.  —  2)  D.  Ap.  P.:  Deutsch -ey.  Blätter.     S. 

j,I$— 41.  3k   Wohor  kommt   der  Name  Silas?  JPTh.  7,  721  f.  u.:   Die  Identität  v.  Titas, 

SiJ»  ond  SUrunam:  ZKWL.  2,  169  ft.  —  4)  H.  A.  W.  Meyer,  Krit-oxeg.  Kommentar  üb. 
4  XT.  4-  Abt.:  D-  Br.  dos  Paalas  a.  d.  Ilömer.  Göttingen,  Yandenlioeck  u.  lluprechi  VI, 
^  S.  —  51  Cominentaire  sur  T^p.  aax  Rom.  T.  I.  Par.,  Fischbacher.  XI,  530  8.  — 
61  Über  YormnlaiMmyg  n-    Zyreck.  des  Rdmorbriefii.    Freibnrg  i.  Br.,  Mohr.     YII,  100  S. 


1,108  Vm.  0.  Zöckler: 

Titus  wahrscheinlich  zu  machen  sucht,  anfserdem  in  ihrer  Auffassung  des 
Römerhriefs  als  eines  für  mehrere  italische  Gemeinde  bestimmten  Rundschreibens 
Pauli  von  den  herkömmlichen  Annahmen  abweicht.^)  Einer  Anzahl  von  mehr 
nur  exegetisch  und  biblisch-theologisch  belangreichen  Stellen  des  Römerbriefs 
hat  Klostermann  seine  gelehrten  Specialuntersuchungen  gewidmet.^)  Mehre- 
ren erlänterungsbedürftigen  Ausdrücken  im  11.  Kapitel  des  Briefes  gelten 
die  Abhandlungen  von  Dillmann 3)  und  von  Münchmeyer>)  Dafs  die 
apostolische  Mahnung  zum  Gehorsam  gegen  die  Staatsobrigkeit  und  zum  Ge- 
bete für  sie  in  Rom.  13,  1 — 6  durch  gewisse  Oppositionsneigungen  des  Juden- 
tums und  Judenchristentums  hervorgerufen  sei,  dafs  also  Paulus  in  dieser 
Empfehlung  christlich  staatsbürgerlicher  Loyalität  eine  antijudaistische  Haltung 
hervortreten  lasse,  suchte  Mangold^)  zu  zeigen,  dem  indessen  von  anderer 
Seite  her  widersprochen  wurde,  mit  dem  Hinweis  darauf,  dafs  die  betr.  Stelle 
höchstens  einen  präventiven,  keinen  bestimmt  antithetischen  Charakter  trage.  ^) 

Dem  1.  Korinth erbriefe  hat  G.  Heinrici')  eine  gediegene  Neube- 
arbeitung für  das  Meyersche  Handbuch  angedeihen  lassen,  worin  er  ähnlich 
wie  in  dem  1880  von  ihm  publizierten  selbständigen  Kommentar  ^)  zu  eben- 
derselben Epistel,  seine  an  Foucarts  Forschungen  sich  anschliefsenden  Anschau- 
ungen über  die  religiös-genossenschaftliche  Verfassung  der  Gemeinde  von  Korinth 
und  der  paulinisShen  Christengemeinden  insgesamt,  aufs  neue  darlegt;  —  ein 
auch  in  einer  besonderen  Abhandlung  von  ihm  eingehend  erörterter  Punkt, 
in  welchem  er  mit  den  gleichzeitig  ans  Licht  getretenen  Forschungen  mehrerer 
andrer,  besonders  des  Engländers  Hatch^)  zusammentrifft  Dem  Galater- 
briefe  sind,  aufser  der  gediegenen  Arbeit  von  Zimmer*®)  sowie  einem  in  seiner 
Art  wertvollen  (durch  geschickte  Reproduktion  des  Hauptertrags  der  bisherigen 
Forschung  und  Frische  der  Diktion  ausgezeichneten)  englischen  Kommentar 
von  Ph.  Schaff**)  umfänglichere  Untersuchungen  nur  betreffs  einzelner  Ab- 
schnitte zu  teil  geworden.'*)  Auch  die  übrigen  Briefe  Pauli  haben  haupt- 
sächlich nur  durch  Beiträge  zur  Einzelexegese  oder  durch  kürzere  Betrach- 
tungen isagogisch-kritischen  oder  apologetischen  Inhalts  Berücksichtigung  er- 
fahren.* 8) 

Von  den  nicht-paulinischen  Briefen  ist  wenigstens  der  des  Jakobus 
Gegenstand  einer  gründlich  eindringenden  wissenschaftlichen  Untersuchung 
geworden.    Sein  Kommentator,  Gen.-Sup.  0.  Erdmann  *^)  in  Breslau,  hält 


1)  Die  Anfange  d.  rom.  Christenth.     Karlsrahe,  Reather.     57  S.  —  2)   Korrekturen    z. 
bisher.  Erklär,  d.  BömerbriefiB.    Gotha,   F.  A.  Forthea.   IX,  235  S.  —   3)  Vgl.  u.,  JUd.  Gesch. 

—  4)  Bdm.  11,  25—26  im  Znsammenhg.  m.  d.  Abschn.  Korn.  9—11:  ZKWL.  2,  561—70. 

—  5)  Do  eccleria  primaera  pro  Gaesaribus  ac  magistratibus  Komanis  preces  f andeute.  Bonn, 
Straufs.  17  8.  4».  Uniy.-Progr.  —  6)  A.  Harnack,  ThLZ.  8  498  f.  —  7)  Meyer, 
Komm.  5.  Abth.  Der  1.  Br.  an  d.  Korinther.  6.  Aafl.  Gott.,  Vandenhoeck  u.  B.  X,  479  S.  Vgl. 
y.  Heinrici  auch :  Zam  genossonschaftl.  Charakter  d.  paal.  Christengemeindon :  ThSK.  S.  305 
—24.  —  8)  8.  JB.  m,  1,  124  f.  —  9)  S.  u.  112«.  —  10)  8.  o.  106«.  —  11)  The  Epietle 
of  Paul  to  the  Gal.  New-Tork,  8cribner.  66  8.  —  12)  A.  Meta,  Die  antipetrin.  Rode  des 
Ap.  Faalus,  Gal.  2,  14—21,  dialekt  erörtert  Hamb.,  Nolte.  37  8.  4^  Vgl.  auch  8 ohne d er- 
mann, Das  axat'Sakov  tov  crnvQol  [Gal.  5,  11;  1.  Kor.  1,  18,  23]  ond  die  ftcogia  ror 
evayysliov:   Festschr.   zu    Luthardts    25  j.   Prof. -Jubiläum.     Leipz. ,  DSrfßing.      8.    22 — 40. 

—  13)  Graf,  Zu  2.  Kor.  12,  1—10:  BowGl.  17,  364—70;  Ph.  Schaff,  St  Pauls  Ihorn 
in  the  flesh:  Presb.  Rev.  8.  378-84  (vgl.  JB.  UI,  1,  123»);  Gottfr.  Jäger,  Über  1.  Tim. 
3,  14—28:  Festschr.  für  Luthardt  8.  1—21;  Langheinrich,  Excurs  über  1.  Tim.  1,  11 
— 14,  BewGl.  S.  410—28;  Preiss,  Üb.  d.  Echtheit  des  Kphesorbr.  (Königsberg.  Progr. 
der  Loben,  h.  Biirg.-Sch.);  H.  Reinecke,  Die  Briefe  Pauli  a.  d.  Thessalonicher.  Lps.,  Dürr. 
42  8.  Ders.,  D.  Br.  P.  a.  d.  PhUipper.  Ibid.  31  8.  —  14)  D.  Brief  des  Jak.  erkl.  BerL 
Wiegandt  u.  Grieben.     VU,  383  8. 


£irclLOikgeichicht0.  1,109 

mit  der  Mehrzahl  konservativ  gerichteter  Exegeten  neaer  Zeit  an  der  An- 
nahme einer  frühen,  noch  vor  das  Apostelkonzil  nnd  die  panlinisch-heiden- 
christlichen  Gemeindegründangen  in  Klein- Asien  fallenden  Abfassung  des  Send- 
schreibens fest,  bestreitet  eben  darum  die  Meinung,  als  polemisiere  der  Vf. 
in  Kap.  2,  14 — 26  wider  die  paulinische  Rechtfertigungslehse,  und  betrachtet 
die  Adressaten  des  Briefis  als  judenchristliche  Gemeinden  des  anlserpalftsti- 
nischen  Länderbereichs,  an  welche  der  Urheber  (Jakobus,  Bruder  des  Herrn 
und  Vorsteher  der  jerufialemischen  Gemeinde,  verschieden  vom  Apostel  Ja- 
kobus, dem  Alphäiden^)  in  paränetischer  und  parakletischer,  nicht  etwa  in 
missionierender,  zum  Glauben  an  die  Messianitftt  Jesu  bekehrender  Absicht, 
sich  wende.  Im  Gegensatze  zu  dieser  Auffassung  des  Briefs  als  eines  der 
ältesten  litterarischen  Produkte  des  Urchristentums  hat  ein  hoU&ndischer  Essay- 
ist die  den  Voraussetzungen  der  Tübinger  kritischen  Schule  konforme  An- 
nahme seines  Entstandenseins  gegen  Ende  des  1.  oder  zu  Anfang  des  2,  Jh. 
im  Schofse  der  palästinischen  Kirche  aufs  neue  zu  vertheidigen  gesucht') 
—  Meist  nur  praktisch-theologisch  belangreichen  Ertrag  liefern  die  auf  die 
übrigen  katholischen  Episteln  bezüglichen  Veröffentlichungen.^)  Die  kritische 
Richtung  rapräsentieren  hier  nur  Holtzmann^)  als  Erörterer  des  Problems 
des  1.  Johannesbriefs  nach  seinem  Verhältnisse  zum  Evangelium,  sowie  W. 
Seufert^)  als  Vf.  einer  Studie  über  das  Verhältnis  des  Petrusbrieä  zum 
Epheserbrief  und  zur  Apostelgeschichte,  wonach  diese  drei  Schriften  als  Werke 
eines  und  desselben  im  Zeitalter  Trajans  lebenden  Autors  von  konziliatorischer 
Tendenz  sein  sollen. 

Ein  kleiner  Beitrag  zur  Exegese  des  Hebräerbriefs  von  Holtzheuer 
mag  als  Vorläufer  einer  (inzwischen  erschienenen)  vollständigen  Auslegung 
dieser  Epistel  durch  denselben  Vf.  hier  genannt  werden.^)  Mit  apokalyp- 
tischen Studien  ist  die  deutsche  biblische  Litteratur  durch  K  KübeP)  die 
französische  reformierte  durch  Gh.  Bruston  bereichert  worden;^)'  letzterer  be- 
schenkt uns  mit  einer  neuen  Deutung  der  vielumstrittenen  Zahl  666  in  Apok. 
13,  welche  nach  ihm  s.  v.  a.  Nimrod  ben  Kusch  sein,  also  die  gottfeindliche 
Weltstadt  Babylon-Rom  bezeichnen  soll.  Zwei  vollständige  Apokalypse-Kom- 
mentare sah  die  englisch-theologische  Welt  erscheinen:  einen  am  Schlüsse 
der  in  ihrem  NTlichen  Teile  nun  zum  Abschlüsse  gediehenen  Speakers  Bible,  *) 
sowie  einen  als  selbständiges  Buch  (mit  apologetischer,  biblisch-prophetischer 
Tendenz)  veröffentlichten  von  Huntingford.^®) 

Als  wichtige  lexikalische  Hilfsmittel  zum  wissenschaftlichen  Studium  des 
NT.S  überhaupt  nennen  wir  Echliefslich  die  nur  leider  keine  Verbesserungen 
im  Vergleiche  mit  ihrer  Vorgängerin  vom  J.  1867  aufweisende,  griechische 


1)  Vgl.  JB.  in,  1,  126  t  —  2)  Blom,  De  achtergrond  van  den  Jacobiubriaf:  ThT. 
S.  439 — 449.  —  3)  G.  A.  Wolf,  Ein  exeget  a.  praktUcher  Gommentar  za  den  drei  Briefen 
St  JohanniB.  Lps.,  Kosaling.  VI,  354  S.;  Boob,  D.  Verhältnis  zwischen  d.  Et.  Joha.  n. 
d.  Johann.  Briefen:  Th.  Studd.  a.  Württemb.  S.  186—209;  Alph.  Witz,  D.  1.  Brief  Petri 
in  Vortragen  f.  die  Gemeinde  auogelegt  Wien,  Braamfiller.  VIU,  500  S.  —  4)  D.  Problem 
des  1.  Johannesbr.  in  a.  Verh.  zum  Evang.:  JFTh.  7,  690  ff.  —  5)  B.  Verwandtachafta- 
verhaltn.  des  1.  Potrasbr.  a.  Epheserbr.  ZWTh.  24,  178  f.,  382  f.  —  6)  Zu  Hebr.  9,  18 
—20  u.  Exod.  24,  6—8:  ZKWL.  2,  28  -34.  —  7)  Apokal}'pt.  Studien:  ib.  S.  285—808. 
—  8)  Le  Chiffre  666  et  lliypoth&ie  da  retour  de  N^ron.  ißtude  sur  le«  chapttres  XII— XIX 
de  TApocalypse.  Par.,  Fischbacher,  1880.  52  S.  —  9)  Speakers  Goromentary.  Vol.  IV:  He- 
brei?s  to  ttie  Berelation.  Lond.,  Murraj.  856  S.  —  10)  The  Apocalypse  with  Gomment 
and  an  Introd.  on  the  Boality  of  Prediction,  the  History  of  Ghristendom  etc.  Lond.,  Kegan 
Paul.     300  S. 


1,110  Vm.   0.  ZSckler: 

Konkordanz  von  K.  H.  Bruder,^)  das  in  eine  neue  vielfach  bereicherte 
and  auf  zahlreichen  Punkten  vervollkommnete  Auflage  eintretende  biblisch- 
theologische Wörterbuch  von  Cremer ^)  und  das  langsam  seinem  Abschlüsse 
entgegenreifende,  aber  vorerst  noch  kaum  beim  Buchstaben  S  anlangende 
illustrierte  Handwörterbuch  der  biblischen  Altertumskunde  von  Biehm.^) 

Die  Eirchengeschichte  der  nachapostolischen  Zeit  in  ein  vor-  und 
ein  nachnicänisches  Zeitalter  zerl^end,  unterscheiden  wir  bei  der  ersteren 
dieser  beiden  Perioden,  auf  Vielehe  sich  weitaus  die  meisten  und  die  bedeu- 
tendsten Specialwerke  des  J.  1881  beziehen,  die  Gebiete  der  äulseren  Be- 
ziehungen des  Christentums  zum  Heidentum  (Yerfolgungs-  und  Missionsge- 
schichte), der  kirchliche  Verfassungsentwickelung,  der  christlichen  Sitte  (As- 
kese), Kirchenzucht  etc.),  der  Patristik  sowie  der  Ketzer*  und  Lehrgeschichte. 
Nach  ähnlicher  Einteilungsweise  wird  beim  folgenden  Zeitraum  zu  verfahren 
sein,  wo  jedoch  einige  der  aufgezählten  Rubriken  einen  weit  geringeren  Reich- 
tum einschlägiger  Studien  aufweisen,  ja  als  last  ganz  ohne  monographische 
Bearbeitung  geblieben  erscheinen  werden.  Dem  kirchlich  archäologischen 
Bereiche  im  engerer  Sinne,  oder  der  die  Entwickelung  des  gottesdienstlichen 
Lebens  und  der  Kunst  betreffenden  Litteratur  widmen  wir  am  Schlüsse  unserer 
Obersicht  eine  zusammenhängende  Betrachtung. 

Die  Beziehungen  zwischen  Christentum  und  römischen  Heidentum  bis 
zum  Schlüsse  des  2.  Jh.  beleuchtet  eingehend  Th.  Keim  in  seinem  von 
Ziegler  herausgegebenen  postumen  Werke  ^Rom  und  das  Christenthum'. ^) 
Dem  in  Verfall  geratenen  hellenisch-römischen  Heidentume,  dessen  zunehmende 
Zersetzung  eine  konservative  Kaiserpolitik,  unterstützt  durch  die  in  der 
Hauptsache  stoisch  gerichtete  eklektische  Popularphilosophie  des  Römertums 
sowie  durch  religiös-synkretistische  Bestrebungen  wie  die  des  ApoUonius  von 
Tyana  etc.,  vergebens  aufzuhalten  sucht,  tritt  das  Christentum  als  äufserlich 
unscheinbare,  aber  innerlich  überlegene  neue  religiös-ethische  Lebensform 
gegenüber.  Sein  sturmwindartiges  Yorwärtsdrängen  vom  Orient  aus  nach  Rom 
führt  schon  am  Schlüsse  des  Wirkens  Pauli  zu  ernsten  Konflikten  mit  der 
heidnischen  Staatsgewalt,  welche  seit  Anfang  des  2.  Jh.  sich  zum  schroffeten 
Gegensatze  steigern  und  neben  widerholten  blutigen  Verfolgungen  äufserer 
Art  (Trajan,  M.  Aurel)  eine  iiy  ihrer  Schärfe  und  der  Vielseitigkeit  ihrer 
Angriffsweisen  stetig  sich  steigernde  litterarische  Polemik  wider  die  neue 
Religion  nebst  entsprechender  Rührigkeit  und  Mannigfaltigkeit  der  christlich- 
apologetischen Bestrebungen  hervorrufen.  Eigentlich  Neues  bietet  die  über- 
all anziehend,  auf  manchen  Punkten  glänzend  zu  nennende  Darstellung  zwar 
nicht,  doch  ist  es  interessant,  die  vorher  mehr  nur  sporadisch  zu  Tage  ge- 
tretenen Früchte  der  aufis  apostolische  und  nachapostolische  Zeitalter  bezüg- 
lichen Studien  des  geistreichen  Geschichtsschreibers  Jesu  von  Nazara  hier 
in  wohlgeordnetem,  im  ganzen  lückenlosem  (durch  den  Herausgeber  wo   es 


1)  TAHIEIOK  TMP  Ttjg  xaivfjg  Sta&rixTje  ki^stov  eive  Concordantiae  omninm  vocmn 
N.  Ti.  graed,  primam  ab  Eraamo  Schmidio  editao,  nanc,  scundum  critices  et  hermeneatices 
BOfltrae  aotatis  ratiunea  emendatae,  aactae,  meliore  ordino  diapositae.  £d.  stereotypa  CaroH 
Taachnitii  tertia  aactior  et  emendatior.  Noya  impresBio.  Lipa.,  Bredt  XXXYIII,  876  S.  4®. 
—  2)  Bibl.-theolog.  W^örterbuch  d.  NTl.  Gracität.  3.  Aufl.,  Lief.  1  u.  2  {'u^ßveaoe-Jixawco). 
Qofha,  Perthes.  266  S.  —  3)  Handwörtorb.  d.  bibl.  Altertumak.  Liefl  14.  15  (Piin«r  — 
Schuldopfer).  Bielefeld  u.  Leipz.,  Velhagen  u.  Klasing.  —  4)  Rom  u.  d.  Christentum.  Sine 
Bantellnng  des  Kampfii  zwischen  d.  alten  u.  d.  neuen  Glauben  im  rom.  Reiche  während  der 
beiden  ersten  Jahrh.  unserer  Zeitrechnung.     Berl.,  Reimer.    XXXYI,  667  S. 


KirchengOflchichte.  1,111 

nötig  schien  anderw&rtsher,  z.  B.  ans  Keims  1873  erschienenen  Werke  über 
Gelsus  ergänztem)  Zusammenhange  vorgeführt  zu  bekommen.  —  Speciell  nur 
die  Politik  der  ersten  christenverfolgenden  Kaiser  von  Nero  bis  zu  Mark 
Aurel,  bezw.  die  successiv  sich  steigernde  Strenge  ihrer  Edikte  wider  die 
Christen,  behandelt  —  hiebei  von  der  Voraussetzung  der  Nichtechtheit  der 
dem  Hadrian  und  Antonin  beigelegten  Indulgenzedikte  ausgehend  —  der  jüngere 
Hilgenfeld  in  einer  fleifsig  gearbeiteten,  aber  im  ganzen  nichts  Neues  brin- 
genden Abhaudlung.  1)  Die  Yerfolgungsgeschichte  Domitians  insbesondere  be- 
trifft eine  Arbeit  des  Holländers  Straatmann  über  'die  Leute  von  des  Kaisers 
Hause',  zu  welchem  derselbe  primo  loco  abweichend  von  J.  Langen')  den 
mit  dem  Consular  T.  Flav.  Clemens  identifizierten  römischen  Gemeindevor- 
steher Clemens  rechnet.^)  Auf  die  Verfolgungszeit  der  Antonine,  und  zwar 
speciell  auf  Polykarps  Martyrium,  beziehen  sich  kürzere  chronologische  Unter- 
suchungen von  R.  A.  Lipsius^)  und  von  Rovers,^)  von  welchen  der  erstere 
für,  der  letztere  gegen  die  bekannte  Waddingtonsche  Zeitbestimmung  des 
Feuertods  des  smyrnensischen  Märtyrers  als  ins  J.  155  fallend  plaidiert^) 
Auch  einige  Arbeiten  französischer  Forscher  ^)  gelten  den  Christenverfolgnngen 
des  2.  Jh.,  z.  t.  unter  Bezugnahme  auf  die  Renansche  Behandlung  dieser 
Epoche,  z.  t.  eigne  früher  begonnene  Studien  auf  diesem  Grebiete  fortführend, 
in  welch  letzterer  Hinsicht  besonders  Aub6  über  die  Lage  der  Christen  von 
Antonin  bis  auf  Decius  hervorzuheben  ist.  Auf  die  innere  Seite  der  Be- 
ziehungen zwischen  Christentum  und  Heidentum  um  den  Anfang  des  2.  Jh. 
hat  eine  schriftstellemde  englische  Dame  durch  ihre  Entdeckung,  dals  Plu- 
tarch  Vertreter  eines  unbewufsten  Christentums  gewesen  sei,  ein  neues  Licht 
zu  werfen  gesucht,  in  Wahrheit  jedoch  den  betr.  Sachverhalt  nur  verdunkelt') 
—  Zur  Missionsgeschichte  Galliens  während  der  nächsten  Zeit  nach  den 
Aposteln  glaubt  Abb6  Arbellot  (Kanon,  in  Limoges)  in  seiner  Studie  über 
den  hl.  Dionysius  von  Paris  einen  wichtigen,  zur  Zerstreuung  vie^ähriger  Irr- 
tümer dienenden  Beitrag  geliefert  zu  haben  durch  seinen  Versuch,  den  Schutz- 
heiligen von  Paris  wenn  nicht  direkt  als  Apostelschüler  und  als  mit  dem 
durch  Paulus  (Apg.  17,  34)  bekehrten  athenischen  Ratsherrn  identisch,  so  doch 
als  der  Apostelzeit  unmittelbar  nahe  kommend  und  als  jedenfalls  nicht  erst 
der  Mitte  des  3.  Jh.  angehörig  zu  erweisen.^)  Wie  schon  in  einer  früheren 
Studie  über  St  Martialis^  den  Gründer  der  Elirche  von  Limoges,  ^<^)  behauptet 
er  die  Irrtümlichkeit  der  Angabe  bei  Gregor  v.  Tours  Hist  Franc.  I,  28, 
wouach  mehrere  der  ältesten  gallischen  Bischofssitze,  nämlich  aufser  Paris 
und  Limoges,  noch  Tours,  Arles,  Narbonne,  Toulouse  und  Auvergne,  erst  um 
250  zur  Zeit  des  Decius  gegi*ündet  worden  seien.     Gregor  widerspreche  sich 


1)  D.  Vorh.  des  röm.  Staats  z.  Chrintenth.  in  d.  zwei  ersten  Jh.  ZWTh.  S.  291—331. 
—  2)  S.  o.  S.  98'.  —  3)  Clemens  on  ol  ^x  rtjs  Kaiad^os  oixiae  Tan  den  brief  aan  de 
Filippiers;  ThT.  S*  429—38.  —  4)  Zum  Martyr.  Polykarps:  JPTh.  S.  674—76.  —  5)  Ko- 
Ters,  De  marteldood  van  Polykarp:  ThT.  S.  450 — 64.  —  6)  Boissier,  Les  orgines  da 
Christianisme  d'aprteBenan:  RDM.  15.  Mars  1882;  Douais,  Les  perstoitions.  Questions  con- 
troTOrs^  (vgl.  JB.  III,  1,  116^  —  7)  Aub6,  Les  Chr^tiens  dans  Temp.  Bom.  de  la  fin  des 
Atonins  an  milien  da  S^'s.  Far.,  Didier  &  C^e.  Vgl.  JB.  I — m  im  Ind.  —  8)  Ja  Ha  Wedgwood, 
Flutarch  and  the  Unconscioas  Ghristianity  of  tho  too  ürst  Centurios  (Contomp.  R.,  Jan.,  S.  44 
—60.  —  Über  Kanakis'  Hypoth.  einer  Gleichzeitigkeit  a.  Ooistesvorwandtschaft  Platarchs 
rait  Psendodionys  Tgl.  n.,  bei  Psendodion.  —  9)  Etüde  sar  les  Origines  chr^t  de  la  Gaale. 
1«  partie:  St  Denys  de  Paris.  Par.,  Haton,  1880.  112  S.  —  10)  Docaments  in^ts  snr 
l'Apostolat  de  ßt.  Martial  et  sar  l'antiqait^  dos  ^glises  de  France.  Ib.  1860.  96  S.  Vgl.  JB 
111,  1,  134,  n,  1,  126. 


1,112  Vm.   0.  Zockler: 

hier  selbst,  mische  notorische  Apostelschüler  wie  namentlich  Trophimas  (Apg. 
20,  4;  21,  29;  2.  Tim.  4,  20)  mit  Persönlichkeiten  ans  späterer  Zeit  unge- 
hörig zusammen  und  werde  durch  Angaben  eines  Irenäus,  Tertullian,  Hiero- 
nymns  etc.  widerlegt,  .welche  Gallien  längst  vor  250  die  Anfänge  seines  christ- 
lichen Bekenntnisses  erhalten  lassen.  Den  interpolierten  Märtyrerakten  des 
h.  Satumin  v.  Toulouse,  auf  welche  Gregors  Angabe  sich  stützt,  stellt  der 
gelehrte  Abb^  einen  älteren  nicht  interpolierten  Text  dieser  Passio  Saturnini  ^) 
gegenüber,  worin  von  Entsendung  des  betr.  Bischofs,  des  Zeitgenossen  von 
Dionys,  Martial  etc.  erst  unter  Decius  noch  nicht  die  Rede  ist  Auch  zeigt  er, 
dafs  nicht  erst  Abt  Hilduin  v.  St.  Denys  unter  Ludwig  d.  Frommen  (in  seinen 
873  geschriebenen  Areopagitica)  die  durchs  ganze  Mittelalter  hindurch  all- 
gemein angenommene,  erst  seit  Sirmond  (1629)  und  Launoy  (1641)  bestrittene 
Identität  des  Pariser  Bischofs  und  Schutzheiligen  mit  dem  Paulusjünger  Dio- 
nysius  Areopagita  behauptete,  sondern  dab  fQr  diese  Annahme  schon  be- 
deutend frühere,  bis  ins  7.,  ja  6.  Jh.  zurückreichende  Zeugnisse  direkter  und 
indirekter  Art  beigebracht  werden  können.  Seine  Argumentation  verfolgt,  wie 
man  sieht,  streng;  reaktionäre  Ziele  und  erscheint  in  manchen  Einzelheiten 
ohne  Zweifel  kritischer  Sichtung  bedürftig,  bringt  aber  andrerseits  gewichtige 
Bedenken  gegen  die  Glaubwürdigkeit  jener  Stelle  des  ältesten  fränk.  Ge- 
schichtsschreibers zur  Geltung  und  wird,  gleich  der  vom  Yf.  hier  bereits  an- 
gekündigten weiteren  Studie  über  den  genannten  hl.  Satumin,  auch  audser- 
halb  Frankreichs  gebührend  beachtet  werden  müssen. 

Für  die  kirchliche  Yerfassungsgeschichte  der  Urzeit  hat  Edwin 
Hatch  wichtige  neue  Gesichtspunkte  zur  Geltung  gebracht,  welchen  deutscher- 
seits rasch  mehrseitige  Zustimmung  zuteil  geworden  ist.^)  Die  Grundthesen, 
deren  Darlegung  und  Begründung  ihn  beschäftigt,  lauten  auf  eine  nur  lang- 
same Entwicklung  der  urchristlichen  Gemeindeverfassungsverhältnisse  sowie 
auf  ihr  Wurzeln  nicht  so  sehr  in  jüdisch-theokratischen,.  als  römisch-socialen 
Verhältnissen  und  Einrichtungen.  Dem  urchristlichen  Episkopat  vindiziert  er 
einen  ganz  und  gar  heidnischen  Ursprung,  die  ETtLayLOTtoi  der  Kirche  seien 
den  gleichnamigen  Beamten  hellenisch-römischer  Vereine,  welche  daneben  auch 
iTtifieXrjrai  heissen  und  denen  hauptsächlich  die  Vermögensverwaltung  der 
betr.  Genossenschaften  oblag,  nachgebildet  worden,  seien  also  wesentlich  als 
Kassenbeamten  der  mit  Armenpflege  viel  beschäftigten  urchristlichen  Gemeinden 
zu  denken  und  dürften  keineswegs  ohne  weiteres  als  identisch  mit  den 
TtQBoßvteQOi  betrachtet  werden.  Was  sodann  diese  angeht,  so  seien  ihre 
Urbilder  wohl  eher  in  dem  jüdisch-synagogalen  Institut  der  Ältesten  als  etwa 
in  demjenigen  der  yiQOweg  oder  TtQBOßvteqoi  hellenischer  Kollegien  zu  er- 
blicken, so  gewifs  als  Handhabung  der  Gemeindezucbt  und  des  Schiedsamts 
anftnglich  ihre  Hauptfanktion  bildeten,  die  erst  allmählich  hinter  die  des 
Lehrens  und  Sakramentspendens  zurücktrat.  Dafs  jene  htioKUOftoi  bald  zn 
Vorsitzenden  der  Presbyterenkollegien  und  damit  überhaupt  zu  Gemeinde- 
häuptem  wurden,  beruht  in  erster  Linie  auf  der  hohen  Wichtigkeit  des  von 
ihnen  bekleideten  Amts  der  Vermögensverwaltung;  doch  wirkte  lokal  auch 
die  Erinnerung  ah  apostolische  Bestellung  einzelner  Persönlichkeiten  zur  Aus- 
bildung des  bischöflichen  Supremats  mit,  desgleichen  die  Erwartung  der  nahen 


1)  Vollständig  abgedr.  S.  12 — 15.  —  ^)  The  Organization  of  tho  early  Christ  Chorches. 
Oxford  &  Cambridge.  XX VIII,  216  S.  Über  die  inzwischen  erschienene  deatsche  Bearboi- 
tnng  mit  Exkursen  von  A.  Harnack  wird  später  za  referieren  sein. 


Kirchengeachichte.  1113 

Znkonft  Christi,  die  Rücksicht  auf  abzuwehrende  häretische  Irrtümer,  sowie 
seit  Gyprians  Zeit  und  unter  dessen  Einflüsse  die  Notwendigkeit  der  Bekämpfong 
scbismatischer  Oppositionsgelüste  vom  Standpunkte  streng  einheitlicher  kirch- 
licher Organisation  und  Verwaltung  aus.     Hand  in  Hand  mit  dieser  Konzen- 
tration   apostolischer  Autorität   und  Machtfülle   im  Episkopat  ging  die  zu- 
nehmende Absonderung   des   geistlichen  Beamtentums   oder  Klerus   von  der 
Masse  der  nicht  beamteten  Gemeindeglieder  (dem  kaog^  der  Laienschaft)  — 
eine  Zeitlang  bekämpft  durch  die  das  allgemeine  Priestertum  aller  Christen 
oigierende  Reaktion  des  Montanismus,  aber  unaufhaltsam  fortschreitend  unter 
begünstigender  Einwirkung  der  Institute  der  Kindertaufe,  des  Staatskirchen- 
toms  (mit  seiner  Tendenz  auf  Privilegierung  des  klerikalen  Standes)  sowie  des 
Mönchtums.    Was  das  letztere  betrifft,  so  widerspricht  H.  der  neuerdings  von 
Bronet  de  Presle,  Weingarten  u.  a.  Tersuchten  ^Deutung  desselben  als  eines 
wesentlich   exotischen  Gewächses   ägyptischen  Ursprungs,  leugnet  aber  auch 
seine  l^üme  Begründung  im  Urchristentum,    läfst  es  vielmehr,  unbeschadet 
vereinzelter  früherer  Spuren  von  Anachoretismus,  wesentlich   erst  seit  dem 
konstantiniscben  Zeitalter  als  Ersatz  für  das  aufhörende  Märtyrertum  und  als 
Fracht    der    vom   orientalischen  Heidentum   her  eindringenden  dualistischen 
Weltansicbt  zu  gröberer  filüte  und  Ausbreitung  gelangen.    Das  allmähliche 
Erwachen  eines  Einheitsbewufstseins  der  bischöflich-klerikal  organisierten  Kirche, 
wie  es  besonders  durch  das  an  die  römische  Reichseinteilung  sich  anlehnende 
Institnt   der  Provinzialkonzilien  befördert  und  durch  Eingriffe  der  Staatsge- 
walt  (schon    vor    dem  Nicänischen   Konzilium   Mitwirkung   Konstantins   zur 
Unterdrückung    des  Donatismus    bei   der  Synode  von  Arles  314)  begünstigt 
wurde,  bildet   einen  weiteren  Gegenstand  der  Darlegungen  H.s,  welche  mit 
einem  vorwärtsweisenden  Hinblick  auf  die  im  Mittelalter  erfolgten  Weiterbil- 
dungen  des   kirchlichen  Yerfassungswesens,   insbesondere    auf   das    wichtige 
Moment  eines  allmählichen  Auseinandertretens  der  Parochial-  und  der  Kathe- 
dralgeistlichkeit,   abschliefsen.    —    Was  H.s  Werke  seinen  besonderen  Wert 
verleiht  und  die  Wahrscheinlichkeit,   daüs  selbst  Englands  kirchlich -konser- 
vative Kreise  von  seinen  Ausführungen  Notiz  nehmen  werden,  nahe  legt,  ist 
des  Vf.    umsichtiges    Mafshalten   in  Geltendmachung   derjenigen    seiner  An- 
schaanngen,  die  den  herkömmlichen  als  mehr  oder  minder  neu  kritisch  gegen- 
übertreten, besonders  der  Statuierung  heidnischer  anstatt  jüdisch -synagogaler 
Einflüsse   und  Vorbilder  für  die  kirchliche  YerfEissungsentwicklung.     Wein- 
garten in  einer  hierher  einschlagenden  neueren  Untersuchung  ^)  hält  sich  — 
ihnlich  wie  auch  schon  in  seiner  bekannten  Studie  über  die  Ursprünge  des 
Mönchtoms')  —  von  einem  gewissen  überspannten  Ethnicismus  keineswegs 
frei     Weit   über  Hatchs  Annahmen  hinausgehend,  will  er  nicht  einmal  fürs 
Presbjrteramt  jüdische  Vorbilder  und  Grundlagen  als  vorhanden  gelten  lassen. 
Die  Analogie  des   hellenisch-religiösen  Genossenschaftswesens   wird    bis   zum 
CbermaOse    ausgebeutet;   aufser  dem  Presbyterat  soll  auch  die  urchristliche 
Diakonie  (gemäfs  Stellen  wie  Rom.  12,  8;  16, 1  f.  zu  verstehen  im  Sinne  eines 
Patronatsverhältnisses    hervorragender  Männer    oder  Frauen   zur  Gemeinde) 
lediglich  ans  jener  Analogie  heraus  zu  erklären  sein.    Und  dafs  auf  die  Aus- 
bildung der   christlichen  Hierarchie  irgendwelche  jüdische  oder  judenchrist^ 
liebe  Vorbilder,  wie  beispielsweise  die  pseudoclementinische  Idee  eines  Ober- 
bistums in  Jemsalem  einen  mitwirkenden  Einflufs  geübt  hätten,  wird  in  Ab- 


1)  D    Umwandlung    d.  nnprüngl.    Gemeindeorganisation   xnr    kathol.   Kirche:    HZ.    45, 
441-65.  —  2)   Vgl.   JB.  m,  1,  140  *•  6- 

HiatorUehB  J»fare0beriohte.    1881«    I.  8 


1,114  Vm.   0.  Z5ckler: 

rede  gestellt  Der  Episkopat  soll  seine  zunehmende  Autorität  and  Macht- 
ftklle  lediglich  der  Notwendigkeit,  dafs  gegenüber  dem  Umsichgreifen  der 
gnostischen  Häresieen  eine  starke  monarchische  Spitze  fOr  die  Gemeindeleitnng 
gewonnen  werde,  zu  danken  gehabt  haben;  and  was  den  gnostischen  Gegen- 
satz selbst  betrifft,  so  soll  auch  er  ausschliefslich  aus  heidnischen  Einwir- 
kungen herzuleiten  und  als  Versuch  zur  Umgestaltung  des  Christentums  nach 
der  Form  griechischer  oder  orientalischer  Mysterien  aufzufassen  sein.  — 
Eigentümlich  kontrastiert  mit  dieser  überm&fsig  modernen,  das  Traditionelle 
allzu  geflissentlich  meidenden  Betrachtungsweise  des  Breslauer  Gelehrten  ein 
Versuch  des  Jesuiten  Orisar,  römisch -infallibilistische  Anschauungen  selbst 
in  solche  Gebiete  des  urchristlichen  Lebens  und  Geschehens  hineinzutragen, 
wo  bisher  fast  noch  nie  Anhaltspunkte  fQr  dieselben  gesucht  worden  sind.  ^) 
Gyprian  soll  nichts  weniger  als  ein  freimütiger  Vertreter  nordafrikanischer 
kirchlicher  Sitten  und  Bechte  gegenüber  Rom  gewesen  sein ;  sein  im  Ketzer- 
taufetreit  zu  Karthago  256  gehaltenes  Konzil  soll  nicht  die  Bedeutung  eines 
^Oppositionskonzils^  gehabt  haben.  Vielmehr  hätte  er,  als  er  dasselbe  ab- 
hielt, von  Stephans  v.  Rom  ^päpstlichem  Entscheid'  in  der  Ketzertaufsache 
noch  nichts  gewufst,  auch  nichts  wissen  können,  weil  dieser  Entscheid  infolge 
Abhaltung  einer  römischen  Synode  sich  verzögert  habe,  u.  s.  f. 

Auf  dem  Felde  der  Geschichte  der  christlichen  Sitte  verdient  vor 
allem  das  auch  über  die  nachkonstantinische  Zeit  sowie  über  das  Mittelalter 
handelnde  Werk  von  W.  Gafs  anerkennende  Hervorhebung.')  In  seinen 
auf  die  unmittelbar  nachapostolische  Epoche  bezüglichen  Darlegungen  ist 
dasselbe  nicht  überall  ganz  so  reichhaltig,  wie  die  hohe  Wichtigkeit  der  in 
Betracht  kommenden  Materien  dies  wünschen  läfst,  erweist  sich  aber  im 
Ganzen  als  ein  instruktiver,  viele  feinsinnige  Bemerkungen  und  treffende  Ur- 
teile darbietender  Führer  auf  diesem  Gebiete.  Inbezug  auf  Clemens  v.  Ale- 
zandrien  als  einen  der  wichtigsten  Vertreter  der  altkirchlichen  Sittenlehre 
vorkonstantinischer  Zeit  hat  eine  etwas  später  ans  Licht  getretene  Mono- 
graphie^) eine  reiche  Nachlese  halten  können.  Sehr  beachtenswert  ist  die 
von  G.  an  der  Weingartenschen  Theorie  eines  aufserchristlichen  und  erst 
nachkonstantinischen  Ursprungs  des  Mönchtums  geübte  besonnene  Kritik;  sie 
berührt  sich  mit  der  von  Hatch^)  sowie  von  A.  Harnack^)  in  dieser  Frage 
eingenommenen  Stellung.  Auf  Hamacks  Schrift,  welche  übrigens  weiter  greift 
und  die  gesamte  historische  Mission  des  Mönchtums  einer  übersichtlichen 
Würdigung  unterzieht,  wird,  da  ihrer  1.  Auflage  rasch  eine  2.  gefolgt  ist, 
später  zurückzukommen  sein.  —  Den  Montanismus,  eine  zum  Mönchtum 
im  Verhältnisse  teilweiser  Vorläuferschaft  stehenden  Erscheinung,  welche  der 
kirchlichen  Verfassungsgeschichte  ebensosehr  wie  der  des  christlichen  Lebens 
angehört,  hat  Renan  in  skizzenhaft  oberflächlicher,  nichts  wesentlich  Neues 
bietender  Weise  behandelt,  ohne  tieferes  Verständnis  für  das  relativ  Berech- 
tig^) geschichtlich  Notwendige  der  von  dem  phrygischen  Propheten  ausge- 
gangenen und  durch  Tertullian  weitergeführten  ascetisch- antiklerikalen  Be- 
wegung, nur  darin  richtig  sehend,  dafs  er  im  Mönchtum  eine  mehrfach  anders 
geartete,  den  fortgeschrittenen  Zeitverhältnissen  besser  sich  anpassende  und 
darum  haltbarere  Wiederaufnahme   des  montanistischen  Strebens  nach  Ver- 


1)  Gypruna  K)ppoaitioiiBkoiizU'  gegen  Pitpst  Stephan:  ZKTh.  5,  198—221.  —  2)  GMch. 
d.  chrutl.  Ethik.  L  Bis  x.  Beform.  Berl.  Beimer;  XVIH,  455  S.  —  3)  Von  VTinter, 
worüber  JB.  V.  —  4)  S.  o.  S.  113.  —  5)  D.  Honchtham,  seine  Ideale  n.  a.  Qeaohichte. 
£.  kirchenhiatoriBche  Yorles.     QieiaeD,  Bicker.    48  S. 


B^irchengeschichte.  1,115 

wirklichQDg  des  urcbristlichen  Lebensideals  erblickt.  ^)  Weit  gründlicher  hat 
Naäian  Bonwetsch  (Doc.  d.  Theol.  in  Dorpat)  die  in  Rede  stehe&de  anti- 
klerikale Reaktion  nadi  ihrer  inneren  Bedeutung  wie  ihrem  äufseren  ge- 
scbichtlichen  VeHaufe  gewürdigt.*)  Unter  Zugrundelegung  der  seit  Ritschis 
^Entstehung  der  altkatholischen  ^rche'  (1850)  zu  ziemlich  allgemeiner  Gel- 
tang gelangten  Annahme  eines  nicht  sowohl  dogmatischen  als  in  erster  Linie 
ethischen  und  disziplinarischen  Charakters  der  wider  das  Treiböl  des  Klerus 
ihrer  Zeit  gerichteten  montanistischen  Bewegung,  vindiziert  er  zugleich  der 
OTerbeck-Hamackschen  Annahme,  wonach  die  Propheten  des  Montanismus 
den  kanonbildenden  Bestrebungen  des  kirchlichen  Episkopats  gegenübertraten, 
ihr  nebensächliches  Recht.  Was  das  erste  Hervortreten  der  Sekte  Montans 
betrifft,  so  setzt  er  dasselbe,  abweichend  von  Schwegler  und  de  Soyres^) 
nicht  vor,  sondern  erst  nach  Mitte  des  2.  Jh.,  um  155,  für  welche  Zeitbe- 
stimmong  er  triftige  Gründe  beibringt.  Dankenswert  ist  die  Parallelisierung 
des  MontanismuB  mit  späteren  kirchlichen  Erscheinungen  wie  Mönchtum, 
Bettelmönchtum,  Anabaptismus  etc.,  sowie  eine  Zusammenstellung  der  ^Aus- 
sprüche montanistischer  Propheten',  wie  solche  aus  dem  kirchlichen  Altertum 
überliefert  worden.  Bedenklich  aber  ist  uns  erschienen,  daHs  der  Vf.  in  der 
anhangsweise  beigegebenen  Würdigung  des  Pastor  Hermae  nach  seinem  Ver- 
hältnisse zum  Montanismus  nur  einen  ganz  entfernten  Zusammenhang  zwischen 
der  ascetischen  Richtung  des  genannten  apost.  -  patristischen  Schriftstücks 
and  der  montanistischen  Bewegung  statuiert,  sofern  er  (mit  Ewald,  Zahn, 
Gaab,  Nirschl  etc.)  dem  Hermas  seine  Stelle  schon  zwischen  90  und  100,  in 
zeitlicher  Nähe  von  Clemens  Romanus  zuweist.  —  Zwei  lehrreiche  Arbeiten, 
über  das  Wohlthätigkeitswesen  der  alten  Kirche  haben  wir  von  Gazzaniga^) 
und  von  Uhlhorn;^)  letztere,  eine  Art  von  Fortsetzung  seines  ^Kampfs  des 
Christentums  mit  dem  Heidentum',  behandelt  die  sämtlichen  sechs  ersten  Jahr- 
hunderte der  Kirche,  und  zwar  gerade  die  nachkonstantinischen  oder  die 
*Zeit  nach  dem  Siege'  der  Kirche  über  ihre  heidnischen  Widersacher  vorzugs- 
weise eingehend  and  auf  besonders  lehrreiche  Weise. 

Zur  Geschichte  der  Theologie  und  ihrer  Lehr-  und  Wehrthätig- 
keit  übergehend,  haben  wir  vor  allem  eine  reiche  Fülle  neuer  Beiträge  zur 
Geschichte  der  Träger  der  kirchlichen  Lehrentwicklung  oder  zur  Patristik 
(altkirchlichen  theologischen  Litteraturgeschichte)  zu  überschauen.  Die  Patristik 
bat  J.  Nirschl  in  Würzbuig  in  der  Weise  mit  dem,  was  er  Tatrologie' 
oemit,  verbunden,  dafs  er  (nach  einem  bei  röm.-katholischen  Theologen  nicht 
seltenen  Sprachgebrauche)  unter  letzterer  Benennung  die  litterargeschichtliche 
DarsteUong  vom  Leben  und  der  schriftstellerischen  Hinterlassenschaft  der 
Viter,  unter  ersterer  eine  Schilderung  ihrer  Lehreigentümlichkeiten  begleitet 
T<m  erläuternden  Quellenauszügen  und  Belegen  versteht.  Patrologie  ist  also 
hiernach  eine  kirchenhistorische  Parallele  zu  dem,  was  innerhalb  der  Schrift- 
wissenschaft die  biblische  Isagogik  bildet,  Patristik  dagegen  ein  Pendant  oder 
eise  Fortsetzung  der  biblischen  Theologie.  Bd.  I.  des  nach  diesem  Prinzip 
verik&ten  patrologisch  -  patristischen  Werks  von  N.  reicht  bis  zur  Zeit  des 
Nicänischen  Konzils.^)  Der  Epoche  der  s.  g.  apostolischen  Väter  erscheint 
hier  beträchtlicher  Baum  gewidmet;   die  auf  sie  bezüglichen  Annahmen  des 


1)  Les  criaea  da  Gatholicismo  nalBsant  Le  Montanisme :  RDM.  43,  793 — 809.  —  2)  B. 
GeaÜL  d»  MontaxuBiniu-  Erlang.,  Deichert  VIII,  210  S.  —  3)  MontaniBmus  etc.  1878. 
S.  JB.  m,  1,  IBI**-  —  ^)  L'eleemosyna.  Stud.  stop.  iioc.  1880;  462  S.  —  5)  S.  u.  120'. 
6)  Lelirb    d-  Patrologie  u.  PatriBtik.     L     Mainz,  Kirchheim;  IV,  384  S. 

8»  . 


1,116  Vin.    0.  Zockler: 

Yt  schlieJjBen  manches  Absonderliche,  den  neuerdings  vorherrschenden  An- 
sichten Widersprechende  nnd  meist  doch  nur  mangelhaft  Begründete  in  sich. 
Der  s.  g.  Barnabasbrief  soll  wirklich  vom  Apostel  Bamabas  herrühren;  so- 
wohl die  Ep.  ad  Diognetnm  als  des  Clemens  y.  Bom  1.  Eorintherbrief  sollen 
noch  vor  Jerusalems  Zerstörung  durch  Titus  entstanden  sein;  aber  auch  der 
R.  g.  2.  Clemensbrief  sowie  die  Clementin.  Briefe  'an  die  Jungfrauen'  werden 
als  echte  Schriften  des  römischen  Clemens  verteidigt.  Hermas,  der  Verfasser 
des  Iloifiifpfj  soll  Bischof  von  Cumä  gewesen  sein  und  die  genannte  Schrift 
unter  Domitian  oder  Nerva  geschrieben  haben;  dagegen  soll  der  jüngere  Her- 
mas, um  140  oder  150,  welchen  der  Can.  Murat  als  Autor  des  Hirten  nennt, 
die  alte  lateinische  Obersetzung  dieses  Buchs  verfällst  haben.  Etwas  weniger 
reich  an  derartigen  Paradoxieen  ist  der  die  Zeit  der  Apologeten  und  Antigno- 
stiker  bis  zum  Beginn  des  4.  Jh.  behandelnde  2.  Abschnitt.  Hier  werden  die 
Resultate  neuerer  patristischer  Forschung  mehrfach  unbefangen  adoptiert,  z.  B. 
das  Herrühren  der  Philosophumena  von  Hippolytos  vorzugsweise  wahrschein- 
lich gefunden.'^)  Auf  anderen  Punkten  freilich  bethätigt  auch  hier  sich  ein 
reaktionärer  Zug:  nicht  Minncius  Felix  soll,  gemäfs  A.  Eberts  Darlegung,  vor 
Tertullian,  sondern  dieser  vor  jenem  geschrieben  haben.  Auffallend  sind 
einige  Defekte  im  Punkte  der  ^atrologischen'  oder  litterarhistorischen  Aus- 
führungen (welchen  überhaupt  eine  geringere  Sorgfalt  gewidmet  erscheint,  als 
den  Orientierungen  über  den  Lehrgehalt  der  Väter  und  Mitteilungen  aus  ihren 
Werken):  vom  Autor  des  Muratorischen  Kanon  wird  überhaupt  nicht  gehan- 
delt; von  den  verloren  gegangenen  Schriften  Justins  bleiben  die  meisten  un- 
erwähnt; ähnlich  bei  Origenes,  der  überhaupt  nur  in  seinem  noch  erhaltenen 
schriftstellerischen  Nachlasse  vorgeführt  wird. 

Diesem  Werke  von  zusammenfassender  Bedeutung  tritt  eine  groüse  Zahl 
von  Untersuchungen  einzelner  Schriftsteller  oder  Schriftstelleigruppen  zur 
Seite.  In  wissenschaftlicherem  Geiste  als  Nirschl  beleuchtet  einen  Teil  der 
apostol.-väterlichen  Litteratur  der  Tübinger  katholische  Theologe  Funk.')  Es 
sind  die  in  Bd.  P)  seiner  verdienstlichen  Ausgabe  der  apost.  Väter  noch 
nicht  mit  enthaltenen  Apokrypha,  interpolierten  Texte  und  sonstigen  Paralipo- 
mena  dieser  Litteratur,  welche  hier  mit  lobenswerter  kritischer  Sorgfalt  re- 
censiert  und  kommentiert  werden:  1)  zwei  angebliche  Briefe  des  Clemens 
V.  Rom  über  die  Jungfräulichkeit  nebst  dem  Martyrium  des  Clemens,  jene 
nach  Funk  um  den  Anfong  des  4.  Jh.,  dieses  noch  später,  erst  nach  Kon- 
stantin entstanden,  beiderlei  Schriftstücke  nur  in  lateinischen  Texten  vor- 
handen; 2)  die  längere  Recension  der  ignatianischen  Briefe  (Ignat  interpo- 
latus),  nach  F.  gegen  d.  J.  400  oder  in  der  1.  Hälfte  des  5.  Jh.  von  einem 
syrischen  Anhänger  des  ApoUinaris  v.  Laodicea  verfaüst,  in  sich  begreifend  aufser 
erweiterten  (griech.  und  lat.)  Texten  der  sieben  echten  Ignatianen:  einen 
Brief  der  Maria  v.  Cassobolä  an  Ignaz  nebst  dessen  Antwort,  Briefe  an  die 
Tarsenser,  Philipper,  Antiochener,  an  den  Diakon  Hero  in  Antiochia  (nebst 
einer  Laus  Heronis  in  eum  et  successores  eins),  an  den  Evangelisten  Jo- 
hannes sowie  an  Maria  d.  Mutter  Christi  nebst  Antwort  der  letzteren  an 
Ignaz  (diese  letzten  Stücke  von  der  Laus  Heronis  an  nur  in  lat  Texten  vor- 
handen); 3)  das  Martyrium  Vaticanum  Ignatii,  nebst  einigen  teils  ans  ihm 
teils  aus  dem  Mart  Colbertinum  geflossenen  späteren  Texten  der  ignatianischen 


1)  Vgl.  JB.  m,  1,  137*'  —  2)  Opera  Patram  Apostol.  Teztum  recenauit,  adnotationiboa 
crii  ezeg.  hiat  UlnstraTit,  yerrionem  lat,  prolegg.,  ind.  addidit  F.*  X.  Funk.  IL  Tabingae,  Laapp. 
LYm,  872  S.  —  3)  S.  JB.  II,  1,  120»- 


KirchengMchichte.  1,117 

Passio;  4)  die  Papiasfragmente  nebst  hist-kritischen  Erläaterangen  dazu;   5) 
die  Fragmenta  presbyterorum  s.  seniornm  apad  Irenaenm;   6)   die  YitA  et 
conversatio  s.  et  beati  martyris  Polycarpi  Ep.  Smyrna  Asiae,  eine  griech.  Le- 
gende  ans    dem   3.  oder  anhebenden  4.  Jb.  nebst  der  ans  T.  m  Jan.  der 
Acta  Sanctonim  entnommenen  lateinischen  Übersetzung.    Diesem  Schluisbande 
der  Apost-Yäter  hatte  Funk  eine  auf  den  lat  Pseudoignaz  bezflgliche  text^ 
kridsche  üntersochnng,    sowie  eine  Notiz  zur  Ep.  ad  Diognet.  c  10,  6  — 
Toranfgehen  lassen.  ^)  —  Von  erheblichem  Belang  ist  eine  neue  Ausgabe  des 
griech.  Hermas -Textes  v.  Hilgenfeld,')  worin  der  Jenenser  Gelehrte  teils 
verschiedene  Textverbesserungen  und  Bereicherungen  des  erläuternden  Noten- 
apparats mitteilt,  teils  eine  kritische  Zerlegung  des  ganzen  IIoifjLrpf  in  drei 
Bestandteile   yerschiedenen  Ursprungs  und  Alters   zu   begründen    sucht:    1) 
Hennas   apocalypticus,   die   vier   ersten  Visionen  umfassend   und   angeblich 
kurz  nach  dem  J.  112  yerfafst;   2)  Hermas  pastoralis,  die  Abschnitte  von 
Vis.  5  bis  zu  Simil.  7  umfassend  und  noch  vor  dem  J.  112  entstanden;    3) 
Hermas  secundarius,  die  drei  letzten  Gleichnisse  (nebst  einigen  Interpolationen 
in  den  froheren  Abschnitten,  z.  B.  in  Vis.  5, 5)  umfassend  und  von  des  Pins  I.  Bruder 
Hermas  oder  irgendwelchem  gleichzeitigen  römischen  Christen  herrührend).  — 
Den  Diognetbrief  hat  J.  Draeseke  zum  Gegenstande  einer  umfassenden  Studie 
gemacht,')  welche  gegenüber  der  dieses  Schriftstück  dem  3.  oder  gar  4.  Jh. 
zuweisenden  Hyperkritik  Overbecks  u.  a.  seine  Entstehung   im  Zeitalter   der 
Antonine,  also  in  der  Nähe  der  echten  Schriften  Justins  und  an  der  Grenze 
der  apostol.-väterlichen  Epoche  wahrscheinlich  zu  machen  sucht.    Hierfür  wer- 
den, neben  einigem  Gewagten  (wie  u.-  a.  der  Hypothese,  der  marcionitische 
Gnostiker  Apelles  möchte  wohl  den  Brief  ver&fst  haben)  verschiedne  beachtens- 
werte, wenn  auch  nicht  absolut  neue  Argumente  ins  Feld  geführt.   So  nament- 
lich,  dafs   die  in   dem  Briefe  erwähnten  Christenverfolgungen  sehr  wohl  die 
des  Zeitalters  der  Antonine  sein  könnten,   da  u.  a.  auch  ein  Sichbeteiligen 
der  Juden  an  denselben  (vgl.  Ep.  c.  5,  17)  durch  die  Passio  Polycarpi   als 
wihrend  dieser  Zeit  gel^entlich  vorkommend  bezeugt  sei.    So    femer,    dafs 
das  Fehlen  des  Weissagungsbeweises  für  Christi  Messianität,  das  strenge  Ur- 
teil des  Briefe  über  das  Judentum,  seine  johanneisch-paulinische  Haltung  in 
soteriolc^^her  Hinsicht  zwar  mit  der  seit  Mitte  des  2.  Jh.  vorherrschenden 
Denk-  und  Lehrart  der  kirchlichen  Apologeten   nicht  stimme,   darum    aber 
doch  sehr  wohl  ihrer  Zeit,  für  welche  eine  einheitliche  apologetische  Manier 
sidi  nicht  nachweisen  lasse,    entstammt   sein    könne.     Auch  das  Anklingen 
mancher  Ausdrücke    und  Wendungen   in   Tertullians   Apologeticum   an   den 
Diognetbrief  wird  vom  Yf.  mit  Glück   zu  gunsten   seiner  Setzung   desselben 
ins  Zeitalter  der  Antonine  geltend  gemacht.    Ob   man   hiemach    die   früher 
schon  von  manchen  (wie  Halloix,  Otto  etc.)  versuchte  Identifikation  des  Adres- 
saten des  Briefs  mit  Diognet  dem  Lehrer  M.  Aureis  au&  neue  wird  vertei- 
digen dürfen,  bleibt  immerhin  noch  fraglich. 

Betreffs   des  ältesten  lateinischen  Apologeten  Minucius  Felix,  den  man 
seil  Ad.  Eberts  gründlichen  Darlegungen  (1868)  in  der  Regel  der  M.  Aurel- 


1)  D.  lat.  PBeudo-Ign.:  ThQSchr.  63,  187  ff.;  (vgl.  JB.  lU,  1,  127');  Zu  Ep.  ad.  Diogn. 

10  6:  ib.  S.  146  f-   —  2)  Hermae  Pastor.  Graece  e  codd.  Sisait  et  Lips.  scriptoramqae  occle- 

Bvt&oonim  ercerpü»,  collatis  Terrionibna  lat.  atraque  et  aetMop.,  libri  daiuala  addita,  restitiüt, 

eomiDtfotario    eritico    et   adnotationibiu  inatnixit,  Elxai  libri  fragmenta  addidit  Ad.   Hilgen- 

feld.    Ed.  altera  om.  et  ralde  aacta.     Lips.,   Weigel.     XXXI,    257  S.    —    3)  D.  Brief  an 

Dioa     Nebet  Beitr.    zur  Gesch.  d.  Lebens  a.  d.  Schriften  des  Qregor  t.  Neocisarea.     Lps., 

ItaS*  207  S.      Sep.   a.  JPTh-  7,  213— 83;  414—84.     VgL  u.  S.  118". 


1,118  Vm.    0.  Zöckler: 

sehen  Zeit  zuweist  and  als  Vorbild  fär  Tertollians  Apologeticom  betrachtet, 
ist  ein  Versuch  zur  Repristination  der  früher  gewöhnlichen  Annahme,  die  in 
Tertullian  das  Original  und  in  Minucius  den  Nachahmer  erblickt,  gemacht 
worden.  Vi  ct.  Schulze^)  führt  dafür  u.  a.  die  Nennung  des  Vesuvs  als 
feuerspeienden  Bergs  an  (Octav.  c.  35),  womit  man  auf  eine  jenseits  des  J. 
203  gelegne  Abfassungszeit  des  Dialogs  geführt  werde;  femer  das  Zurück- 
treten der  bei  Tertullian  eine  grofse  Rolle  spielenden  Beschuldigungen  ge- 
heimer Verbrechen  und  Scheufslichkeiten  wider  die  Christen,  die  friedliche 
Lage  der  allenthalben  im  Besitz  von  Kirchen  befindlichen  Christenhöit,  sowie 
die  angebliche  Anspielung  auf  den  Oberkaiser  Diokletian  und  seine  drei  Mit- 
kaiser Maximian,  Galerius,  Constantius  Chlorus  in  K.  37:  —  wegen  des  letz- 
teren Judiciums  soll  die  Schrift  erst  zu  Auf.  des  4.  Jh.  verfafst  sein  können. 
Mit  Recht  ist  von  einem  späteren  Bearbeiter  desselben  Themas')  auf  das 
Unsichre  dieser  angeblichen  Spuren  eines  so  jungen  Ursprungs  der  Schrift 
hingewiesen  und  die  Abhängigkeit  TertuUians  von  zahlreichen  charakteristischen 
Ausführungen  derselben  als  mit  nichten  durch  Seh.  widerlegt,  betont  worden. 
Wenn  letzterer  den  Umstand,  dafs  auch  Gyprians  Schrift  ^De  idolorum  vani- 
tate'  vom  Octavius  sich  abhängig  zeigt,  kurzerhand  durch  Unechterklärung 
dieser  Schrift  beseitigen  wolle,  so  werde  dabei  Cyprians  eignes,  die  Authentie 
derselben  bestätigendes  Zeugnis  in  der  Ep.  ad  Demetrianum  übersehen.  — 
Auch  Dombart  beharrt  bei  der  durch  Ebert  wahrscheinlich  gemachten  An- 
nahme der  Priorität  des  Minucius  gegenüber  Tertullian.  ^)  —  An  den  Schlufs 
der  Zeit  M.  Aureis,  welcher  man  den  eben  besprochnen  Apologeten  wohl 
wird  lassen  müssen,  will  B.  Aub6^)  ein  interessantes  historisches  Dokument, 
die  von  Usener  aus  einer  Pariser  Hds.  griechisch  edierten  Scillitanischen 
Märtyreracten  ^)  gesetzt  wissen,  verwirft  übrigens  Useners  Mutmafeung  eines 
latein.  Originals  fOr  den  griech.  Text,  den  er  vielmehr  als  die  Urschrift  be- 
trachtet. 

Als  Beiträge  zum  Kirchenväterstudium  des  3.  Jh.  sind  zu  nennen: 
Untersuchungen  zur  Chronographie  des  Julius  Afrikanus  von  H.  Geizer ^) 
und  E.  K.  Müller,^)  kritische  und  sprachgeschichtliche  Studien  zu  Tertullian 
und  Commodian  von  Hauschild, ^)  M.  Klufsmann^)  und  F.  Hannsen,^^) 
ein  neues  Plaidoyer  für  den  Hippolytischen  Ursprung  der  Philosophumena  (im 
Gegensatze  zu  Jungmanns  TertuUian-Hypothese  und  zu  Grisars  Versuch  den 
Novatian  als  den  Vf.  zu  erweisen)  von  Funk-,**)  sowie  eine  Metakritik  zur 
Rysselschcn  Monographie  über  Gregor  den  Wunderthäter  *^)  von  Draeseke, 
beigegeben  dessen  Schrift  über  den  Diognetbrief.  **)  Zwei  Schriften  des 
Pontischen  Bischofs  will  Dr.  chronologisch  anders  placiert  wissen,  als  R.  sie 
gesetzt  hat,  nämlich  die  Ep.  Origenis  ad  Gregorium  in  die  Zeit,  wo  Adressat 


1)  D.  AbfauangBzeit  d.  Apologie  d.  Bfin.  Fei.:  JTTh.  8.  485—506.  Vgl.  JB.  HI,  1, 
130«-  —  2)  W.  Möller,  za  Min.  Felix:  ib.  S.  757  1  —  8)  Octayiue.  Ein  Dialog  d.  Min. 
Fei.  üben.  2.  A.  Erlangen,  Deichert.  —  4)  l^tude  snr  an  nonv.  texte  des  actoe  des  mar- 
tyrs  Scillit  Par.,  Firmin-Didot  et  C;  39  S.  —  5)  TJBoner,  Acta  Martymm  ScUlitanoram 
graece  ed.  (Bonn.  Ind.  Lekt,  Sommer).  —  6)  Zu  Julias  Afrik.:  JPTh.  8.  376  flf.  —  7)  Zu 
J.  Afr.:  ib.  S.  759  f.  —  8)  D.  Grundsätze  u.  Mittel  d.  Wortbildung  bei  Tert  2.  Beitr. 
(der  erste  1876).  Lpz.,  Zangenberg  u.  K.  56  S.  4^*  —  9)  Curarum  Tertullianearum 
particulae  I  u.  IL  Hai.  Sax.  51  8.  —  10)  De  arte  metrica  Gommodiani.  Strafsburg,  Trüb- 
nor,  90  8.  —  11)  Über  den  Vf.  der  Philosoph.:  ThQSchr.  8.  428  —  64.  Auch  ders.  in 
Lit  Es.  No.  2;  Tgl.  JB.  IH,  1,  137»-  —  12)  JB.  HI,  1,  138.  —  18)  0.  8.  117».  Der 
daselbst  genannten  'Beitrage'  zu  Oreg.  Th.  sind  drei  (gleich  der  8tudie  über  den  Diognet- 
brief) Torher  schon  JPTh.  B.  7  erschienen:  1)  D.  Brief  des  Orig.  an  Greg.  v.  Neocaa.  (8. 
102  —  26);  2)  Der  kanon.  Brief  des  Greg.  v.  N.  (8.  724—58);  3)  Zo  V.  Byssels  Greg. 
Thaom.  (8.  879—84). 


Kiidioiigawbichte.  1,119 

noch  bei  Orlgenes  in  Cäsarea  stndiert  habe,  jedenfalls  vor  Abbssong  seines 
Panegyiicas  in  Orig.,  sowie  die  £p.  canonica  nicht  erst  258,  sondern  (da 
der  darin  berührte  verheerende  Ooteneinfall  bereits  früher  stattgehabt  haben 
mflsse)  schon  254.  Eine  dritte  von  R.  dem  Gregor.  Thanmatiirgos  vindizierte 
Schrift:  IlQog  Otkayqiov  tc^qi  Ofxoovaiag  spricht  Draeseke,  sie  fOr  reichlich 
100  J.  jünger  erklärend  and  ihren  Titel  in  ^ÜQog  Evdyqiov  Ttegi  d'eozrjrog' 
abändernd,  vielmehr  dem  Gregor  von  Nazianz  zu,  anter  dessen  griech.  Werken 
dieselbe  Ungst  sich  befanden  habe.  Dem  letzten  dieser  Einwürfe  gegenüber 
hat  Ryssel  innere  wie  äafsere  Gründe  zu  gansten  der  Autorschaft  des  älteren 
Gregor  beigebracht,  für  welchen  insbesondere  die  syrische  Oberlieferang  zeuge 
nnd  gegen  welchen  das  Polemisieren  der  Schrift  wider  Porphyrianische  An- 
griffe auf  die  Gottheit  Christi  nicht  geltend  gemacht  werden  kOnne.  Es  sei 
Dicht  Porphyrins  selbst,  an  den  die  Schrift  gerichtet  sei,  sondern  ein  durch 
seine  Lehren  bennrahigter  Christ.  ^)  —  Von  zweien  auf  Euseb  bezüglichen 
Stadien  römisch-katholischer  Autoren  unternimmt  eine  Dissertation  von  Ben- 
der die  Rechtfertigang  der  ATlichen  Zeitrechnung  gegenüber  dem  eusebia- 
nischen  Chronikon, ')  während  ein  Au&atz  von  Vetter  die  vom  Mechi- 
taristen  Abraham  Dschari  1677  edierte  armenische  Version  der  Eirchengeschichte 
als  ans  einem  syrischen  Original  (firagmentenweise  publiziert  durch  Cureton) 
geflossen  und  als  darch  grobe  Treue  ausgezeichnet  erweist')  Eine  treffliche 
Gesamtabersicht  über  Eusebs  Leben,  s.  litterarische  und  theologisch-kirchliche 
Bedeutung  bot  schon  1880  Bischof  Lightfoot.^) 

Einige  Arbeiten  geringeren  Umfangs  gelten  der  häretischen  Gnosis 
des  2.  Jh.  Funk  unterwirft  die  Differenz  zwischen  den  beiden  DarsteUungen 
des  hasilidianischen  Systems  einer  erneuerten  Prüfung  mit  dem  Ergebnisse, 
dais  dieselbe  nicht  von  so  fundamentaler  Art  sei,  wie  man  meist  annehme. 
Der  Weltentwicklungslehre  des  Basilides  der  Philosophumena  liege  keineswegs 
nackter  Pantheismus  oder  Monismus  zu  gründe;  vielmehr  sei  sowohl  ihr 
Scböpfnngsbegriff  (wenn  man  denselben  richtig,  und  nicht  mit  Jakobi  u.  a. 
im  Sinne  eines  Hervorgehens  der  Welt  aus  absolutem  Nichts  verstehe),  als 
ihre  Apokatastasis  entschieden  dualistisch  geartet;  als  Endergebnis  der  Welt- 
estwicklung  lasse  die  letztere  zwei  durchaus  verschiedene  Daseinssphären  aus- 
einandertreten. ^)  —  Ober  Kordon  und  Marcion  handelt  eine  StudieA.  Hil- 
genfelds,^  welche  den  ersteren,  unter  Zurückgehen  auf  Irenäus  und 
TertolHan,  als  Vorgänger  und  Lehrer  des  letzteren  darzuthun  sucht,  ohne 
dessen  genialer  Selbständigkeit  zu  nahe  treten  oder  die  Bedeutung  des  von 
ihm  vollzogenen  gänzlichen  Bruchs  mit  der  katholischen  Kirche  verkennen 
za  wollen.  Dafs  die  Adressatin  der  Ep.  ad  Floram  des  valentinianischen 
Gnostikers  Ptolemäos  als  Marcionitin  zu  gelten  habe  und  dafs  PtoL  zur  Be- 
lehrung derselben  eine  Theorie  vom  Gesetze  entwickle,  welche  das  fortwäh- 
reztde  Vorhandensein  stark  judaisierender  Anschauungen  in  der  Christenheit 
seuer  Zeit  voraussetze,  zeigt  eine  zweite  Abhandlung  Hilgenfelds,^)  welche 
nigldch  einen  kritisch  geläuterten  Text  der  Epistel  bietet.  Ober  die  Gnosis 
im  aUgemeinen  bandelt  eine  von  G.  Koffmane  veröffentlichte  Dodekas  von 
Thesen,  worin  ähnliche  Anschauungen  wie  die  Weingartenschen,  ^)  betreffend 


1)  Zu  Grog.  Thanm:  JPTh.  S.  565  ff.  —  2)  Notationes  criticae  ad  Easebii  chronolo- 
ptBL  Bnnuherg,  Hoye.  18  8.  —  3)  Über  d.  annen.  Üben,  der  KQ.  des  Eas.:  ThQSchr. 
B.  J50— 76.    —    4)   In  Smith  n.  VTaces  Diction.     n.     (S.  JB.  m,  1,  115*)    —   5)  Irt 

iier  BaähdeB  der  FhiloMph.   Pantheut?  ThQSchr.    S.  277—98.  —  6)  Gerd.  u.  Marc.:  ZWTh. 

8.  1—37.    —    7>    I>.  Brief  d.  Yalentiiiiaiien  Ftol.  an  Flora:   ib.  S.  214—30.   —   8)  S.  o. 

&  114  ob. 


1,120  Vm.    0.  Z5ckler: 

das  angebliche  Hervorgegangensein  alles  Onosticismas  aas  dem  Streben  nach 
Verpflanzung  des  hellenischen  Mysterienwesens  in  die  Kirche,  vorgetragen 
werden.  1)  —  Seiner  vorjährigen  Pablikation  über  die  Edessenische  Abgar- 
sage  hat  Lipsias  einige  teils  berichtigende  teils  ergänzende  Nachträge  folgen 
lassen,^)  während  Zahn  die  Lipsinssche  Zeitbestimmung  hinsichtlich  einer  apo- 
kryphen Hauptquelle  jener  Sage,  der  Doctrina  Addaei,  als  unrichtig  darzuthun 
sucht.  Die  genannte  Urkunde  rühre  nicht  erst  ans  der  2.  Hälfte  des  4.  Jh. 
her,  sondern  wie  angebliche  Spuren  ihres  Benutztwerdens  schon  durch  Euse- 
bius  zeigten,  bereits  aus  der  Zeit  zwischen  250  und  300.  Ihre  Ereuzauf- 
findungssage  könne,  falls  man  sie  nicht  als  Vorstufe  zur  Helenasage  fassen 
wolle,  auch  wohl  als  Interpolation  gelten.  Jedenfalls  seien  die  von  Lipsius 
mit  zu  den  Quellen  der  Doctr.  Addaei  gerechneten  Akten  des  h.  Scharbil  und 
Barchamja,  als  ein  späteres  Produkt,  mindestens  100  Jahre  jünger  als  das 
genannte  Apokryphon,  zu  betrachten.  3) 

Für  das  nachkonstantinische  Zeitalter  sind  die  äufseren  Beziehungen 
zwischen  Christentum  und  Heidentum,  mit  steter  Rücksicht  auch  auf  die  innere 
Entwicklung  des  ersteren,  von  Abb6  Duchesne  in  einer  geistreichen  und 
gelehrten,  aber  freilich  ultramontan  befangenen  Vorlesung  beleuchtet  worden.  *) 
Den  Anfängen  und  der  frühesten  Entwicklung  des  Christentums  in  Schottland 
hat  Anderson  eine  Darstellung  gewidmet.^)  Eine  Eirchengeschichte  Sizi- 
liens während  der  ersten  10  Jh.  hat  Lancia  di  Brolo  zu  schreiben  be- 
gonnen. *) 

Das  Eirchenverfassungswesen  dieser  Periode  hat  eingehendere  Special- 
darstellungen nicht  erfahren.  Dagegen  sind  der  christlichen  Sitten-  und  Cul- 
turgeschichte,  einschliefslich  der  Entwicklung  des  Mönchtums,  einige  neue  Bei- 
träge zugeflossen,  unter  welchen  das  bereits  erwähnte  Werk  von  G.  Uhlhorn 
die  vorderste  Stelle  behauptet.  ^)  Nach  den  die  vorchristliche  Welt  (Heiden- 
tum und  Christentum),  sowie  die  apostolische  Grflndungszeit  des  Christentums 
betrachtenden  Abschnitten  von  einleitender  Bedeutung  wird  zunächst  die 
Märtyrerkirche  des  2.  und  3.  Jh.  oder  die  nachapostolische  Christenheit  als 
Trägerin  'der  ersten  Liebe'  geschildert,  wobei  die  Darbringung  von  Beisteuern 
zur  Gemeindekasse  oder  zum  Eorban  (Vgl.  Mark.  7,  1 1),  die  Almosen,  Obla- 
tionen, Eollekteri,  Erstlingsgaben,  sowie  die  gegen  Ende  der  Periode  entstan- 
denen Zehnten,  als  Hauptmittel  oder  -formen  des  Liebeswirkens  in  Betracht 
kommen.  Beim  Übergange  zur  nachkonstantinischen  Zeit  giebt  es  über  eine 
Reihe  von  Trübungen  zu  berichten,  welche,  zum  teil  schon  anhebend  am 
Schlüsse  des  3.  Jh.,  in  wachsendem  MaTse  zur  Verdunklung  des  Feuers  der 
ersten  Liebe  beitragen,  derselben  aber  immer  noch  einen  weiten  Spielraum 
lassen,  bis  gegen  die  Zeit  Gregors  d.  Gr.  und  noch  darüber  hinaus.  Dank 
den  rasch  durch  Schenkungen  allerart  gemehrten  Reichtümern  der  Eirche 
blüht  die  Gemeindearmenpflege  an  vielen  Orten  herrlich  empor,  gerät  aber  in- 


1)  D.  Gnosia  nach  ihrer  Tendenz  a.  Organisation.  Zwölf  Theaen.  Breslao,  Kohler,  33  S. 
—  2)  Zor  edeasen.  Abgar-Sage:  JPTh.  S.  187  f.  Vgl.  JB.  UI,  1,  136^-  —  3)  Forschungen 
z.  Gesch.  des  KTl.  Kanon  (s.  o.  S.  101").  Anh.  II:  Über  d.  Lehre  des  Addai  (S.  250—282). 
Über  Lipsius'  Beplik  wider  die  Zahnschen  Ausführungen  (in  Bd.  I  seiner  'Apokr.  Apostelge- 
schichten u.  Ap.-Legenden')  später.  —  4)  L'6glise  d'Orient  dep.  Diocl^i  ä  Mahomot  Le^n 
de  cloture  du  cours  d'hist  eccl^s.  k  Vic  super,  de  Paris.  Bureau  de  la  Bey.  d.  deux  Mondes. 
Paris.  —  5)  Jos.  Anderson,  Scotland  in  early  Chr.  Times.  Edinburgh.  —  6)  Storia 
della  Chiesa  in  Sicilia  nei  dieci  primi  secoli.  T.  I  (1880).  —  7)  D.  christl.  LiebesÜiatigkeit 
in  d.  alten  Kirche.     Stuttgart,  Gunderi  lY,  421  S.     Vgl.  o.  S.  115^ 


KirchengeMhichte.  1,121 

folge  von  Luxus  and  Egoismus  gar  mancher  der  ihrer  wartenden  Personen 
aaeh  mehrfach  in  jähen  Verfoll  Kräftige  Gegenwirkung,  zum  teil  mit  glän- 
zenden Ergebnissen,  üben  einmal  verschiedene  Träger  des  Mönchtums,  andrer- 
sdtB  eine  Reihe  Yon  Vertretern  des  Episkopats,  die  sich  wie  Basilius  d.  Gr., 
Chiysostomns,  Gregor  d.  Gr.  etc.  in  aufopfernder  Weise  der  Gründung,  Lei- 
tung und  Pflege  grofiser  Hospitäler  und  andrer  Wohlthätigkeitsanstalten  wid- 
men und  gegenüber  den  weltlichen  Behörden  freimütiges  Zeugnis  zu  gunsten 
dessen,  was  für  Sklaven,  Gefangene,  zum  Tod  Verurteilte  etc.  zu  geschehen 
habe,  ablegen.  Eine  'Zuflucht  aller  Unterdrückten  und  Notleidenden'  bleibt 
die  Kirche,  im  groCsen  und  ganzen  betrachtet,  bis  zum  Schlüsse  des  behan- 
delten 2Seitraum8,  und  das  Sprichwort  'Kirchengut  ist  Armengnt'  erscheint 
durch  die  Wahrheit  der  in  ihm  charakteristisch  hervortretenden  Erscheinungen 
als  bewahrheitet.  —  Weiter  als  Uhlhorn,  der  eine  Fortführung  seiner  Dar- 
stellung durch  die  Zeiten  des  Mittelalters  hindurch  für  später  deutlich  beab- 
sichtigt, ')  den  vorliegenden  Band  aber  mit  dem  Beginne  des  7.  Jh.  abschlieCst, 
hat  der  Katholik  J.  Albertus  für  seine  historische  Schilderung  der  Social- 
politik  der  Kirche  des  christlichen  Abendlandes  sich  das  Ziel  gesteckt.  >) 
Aber  seine  auf  Verherrlichung  des  Papsttums  in  seinem  socialpolitischen 
Wirken  (and  zwar  mehr  während  des  Mittelalters  als  in  der  altkirchlichen 
Zeit)  ausgehende  Darstellung  ist  historisch  fast  wertlos  zu  nennen.  Sie  geht 
9rar  in  ihren  beiden  ersten,  von  den  gesellschaftlichen  Zuständen  der  heid- 
nischen Welt,  sowie  von  den  socialen  Prinzipien  des  Christentums,  handelnden 
Bicbem  auch  auf  historische  Verhältnisse  mehr&ch  ein,  erörtert  aber  dieselben 
flterwiegend  nur  in  der  Weise  einer  kirchenpolitischen  Tendenzschrift  und 
bietet  im  3.  Buche  ('Der  Geist  der  katholischen  Kirche  in  seiner  Einwirkung 
aol  die  politischen  und  socialen  Verhältnisse  nach  den  historischen  Erschei- 
nnii^en')  wesentlich  nur  aufs  Papsttum  im  Mittelalter,  desgleichen  auf  Inqui- 
sition, Ketzerbekämpfung  etc.  bezügliches  apologetisches  Räsonnement 

unter  den  Beiträgen  zur  Geschichte  des  Mönchtums  wollen  wir  zunächst 
ancb  an  dieser  Stelle  auf  die  zahlreichen,  im  vorigen  Jahre  zu  der  Litteratur 
des  Kittelalters  gezogenen  Schriften  hinweisen,  3)  zu  welchen  das  1400jährige 
Jnbilium  der  Geburt  des  abendländischen  Mönchspatriarchen  Benedikt  v.  Nursia 
(geb.  480)  den  Anlafs  geboten  hat. 

Len  älteren  Mönchspatriarchen  des  Abendlandes,  Martin  v.  Tours,  hat 
der  Geschichtsprofessor  am  Pariser  Institut  catholique  A.  Lecoy  de  la 
Marche  zum  Gegenstande  biographischer  Schilderung  gemacht.^)  Obgleich 
in  erster  Linie  illustriertes  Prachtwerk  nach  dem  Muster  von  Maynauds  Ste. 
V^leige,  Gn^rangers  Ste.  C^ile  und  andrer  hagiographischer  Salonzierden,  will 
seine  Arbeit  doch  auch  die  historische  Wissenschaft  fördern.  Es  geschieht 
dits  auch  insoweit  als  die  chronologischen  Auseinandersetzungen  mit  H.  Rein- 
koüs  als  bedentendstem  Vorgänger  des  Vf.  einiges  Neue,  oder  doch  weiterer 
Prtfung  Werte  über  Martins  Lebensumstände  und  Zeitverhältnisse  zu  tage 
föroem;  so,  daCs  derselbe  nicht  336  (so  Reinkens),  sondern  schon  316  oder 
317  geboren  sei,  dals  seine  Taufe  in  sein  23.  Lebensjahr  zu  setzen  sei,  zwei 
Jahre  nach  seinem  Austritt  aus  dem  Heere;  femer  dafs  er  371  Bischof  v.  Tours 
geworden  nnd  endlich,  dafs  er  am  8.  Nov.  397  (nicht  erst  399  oder  400) 


1)  Vgl.  aU  Vorboten  davon  den  Aafsatz:  Yontndien  za  einer  Geech.  der  christL  Liebes- 
üütigkeit  im  MA.:  ZKQ.  lY,  73  ff.  —  2)  Die  Sodalpolitik  d.  Kirche.  Gesch.  der  sozialen 
EntvicUimg  im  christl.  Abendlande.  Regensborg,  Postet;  X,  715  S.  —  3)  S.  JB.  HI,  2, 
189  ff.  —  4)  Saint  Martin.    Tours,  Alfir.  Marne  &  fils.     735  S. 


1,122  '^ni.   0,  Zöckler: 

gestorben  sei.  Über  das  Wirken  Martins  als  Klostergründers  und  Hönchs- 
organisators  bringt  der  Biograph  nichts  Irenes.  Sämtliche  von  Solpicios  Se- 
vems  und  Gregor  v.  Tonrs  berichtete  Mirakel  werden  als  unantastbare 
historische  Thatsachen  behandelt.  Aach  in  dem  zweiten,  auf  die  gloria 
postuma  und  den  Kultus  des  Heiligen  bezüglichen  Teile  des  Werks  ist  Kritik 
nur  allzusehr  zu  vermissen.  Doch  ist  die  betr.  Abteilung  in  kunstgeschicht- 
licher Hinsicht  nicht  ohne  Interesse;  sie  bietet  u.  a.  in  den  Text  eingedruckte 
Abbildungen  der  wichtigsten  nach  St.  Martinus  benannten  Kirchen,  auch  gute 
Reproduktionen  alter  Miniaturen,  Holzschnitte  etc.  —  Für  die  Mönchsge- 
schichte  und  Sittengeschichte  des  altchnatlichen  Gallien  ist  fast  von  gröfserem 
Belange  als  diese  Martinusbiographie  Guillouds  Werk  über  Eucherius  von 
Lyon,  das  zugleich  in  patristischer  und  dogmengescbichtlicher  Hinsicht  eine 
Lücke  auszufüllen  bestimmt  ist^)  Kritische  Schärfe  und  gesunde  historische 
Methode  geht  freilich  auch  ihm  in  hohem  Grade  ab.  Der  dem  Jesuitenorden 
angehörige  Vf.  reiht  damit  den  vorausgegangenen  Lebensbildern  zweier  älterer 
Lyoner  Bischofsheiligen,  des  Pothinus  und  des  Irenäus,  ^;  einen  dritten  Bei- 
trag zur  lugdunensischen  Kirchengeschichte  an,  insofern  jene  Vorgänger  an 
Gehalt  übertreffend,  als  über  Eucherius  —  zuerst  wohlhabenden  Patrizier  und 
Senator  (ob  gebürtig  aus  Lyon,  ist  ungewifs),  dann  mehrjährigen  Einsiedler 
auf  der  Insel  Lirinum  oder  Lerins,  unter  dem  Mönchs vater  Honoratus  (St. 
Honor6),  zuletzt  434 — 54  Bischof  zu  Lyon  —  in  der  That  manches  Neue 
oder  minder  Bekannte  mitgeteilt  wird.  Freilich  wird  dabei  mit  ermüdender 
Weitschweifigkeit  zu  Werke  gegangen,  keine  wirkliche  Bereicherung  des 
Quellenmaterials,  weder  des  aufs  Leben  noch  des  auf  die  Schriften  des  Hei- 
ligen bezüglichen,  erzielt  und  den  vorhandenen  Quellen  gegenüber  die  Pflicht 
der  Kritik  nur  zu  sehr  verabsäumt  Euchers  20jährige8  Wirken  als  Bischof 
wird,  unter  Herbeiziehung  von  allerlei  nur  indirekt  darauf  bezüglichem  kirclien- 
und  kulturhistorischem  Material,  auf  so  überschwänglich  panegyristische  Weise 
geschildert,  als  habe  sein  Zeitgenosse  Gl.  Mamertus  in  der  That  Hecht,  ihn 

—  den  jüngeren  Zeitgenossen  Augnstins  und  den  genauen  Zeitgenossen  Leos  I. 

—  als  magnorum  saeculi  sui  pontificum  longo  maximum-(!)  zu  feiern.  Und 
von  seinem  biblisch -hermeneutischen  Werke  Liber  formularum  spiiitualis 
intelligentiae,  das  an  Abgeschmacktheit  der  dargebotenen  mystisch -typolo- 
gischen  Namendeutungen  oder  Glossen  mit  der  berüchiigten  Glavis  des  Fseudo- 
Melito  (herausgeg.  von  Pitra)  wetteifert,  wird  geurteilt,  es  bilde  dasselbe  ein 
hochwichtiges  Glied  in  der  Kette  der  Tradition  fllr  das  tiefere  geistliche 
Schriftverständnis.  Zum  Teil  besser  ist  das  für  die  Analyse  des  sonstigen 
schriftlichen  Nachlasses  Euchers  Geleistete*,  so  die  Inhaltsangaben  der  In- 
structiones  ad  Salonium,  der  Schrift  De  contemptn  mundi  und  des  Büchleins 
De  laude  eremi  mit  seiner  blühend  geschriebenen  Schilderung  der  durch 
Honorats  Mönche  besiedelten  Insel  Lirinum  als  eines  *von  WasserqueUen 
sprudelnden,  von  Blumenschmuck  erglänzenden,  mit  lieblichen  Düften  er- 
füllten Paradieses  seiner  Besitzer.'  Nach  dieser  mönchs-  und  kulturgeschicht- 
lichen Seite  hin  ist  das  Guilloudsche  Werk  nicht  ohne  Wert,  bereichert  aber 
weder  die  äufsere  Kirchengeschichte  noch  die  Dogmengeschichte  (ftlr  welche 
Euchers  Stellung  zur  semipelagianiscben  Bewegung  Südgalliens  besonders  in 
Betracht  kommt)  mit  erheblichen  neuen  Daten  und  läfst  die  litterargeschicht- 


1)  Saint^Encher,  LMns  et  l'^gliae  do  Lyon  an  Y^  ri6cle.    Lyon,  Briday.  X,  564  8.  — 
2)  Saint-FothiD  et  aes  compagnone  martyn,  1868;  Saint-Iränöe  et  son  tempe,  1874. 


KirchengeBchichte.  1,123 

liehe  Kritik  hinsichtlich  ihres  Interesses  an  der  Sondemng  echter  Yön   un- 
echten Schriften  Enchers  gänzlich  leer  ausgehen. 

Das  mit  der  letztgenannten  Arheit  bereits  von  uns  betretene  patristisch- 
dogmenhistorische  Forschnngsbereich  erfuhr  sowohl  fCür  das  griechische 
wie  filr  das    abendländische  Litteraturgebiet   einige    nennenswerte  Bereiche- 
ningen.    E.  Scholls  Basilius-Monographie,  eine  Wtkrzbnrger  theolog.  Preis- 
sebiift,^)  will  dem  gestellten  Thema  zufolge  wesentlich  nur  die  soteriologischen 
Lehranschaunngen    des    grofsen  Eappadokiers  entwickeln  und  leistet  in  der 
That  auch  kaum  mehr  als  dies.     Es   ist   ein  Nebenpunkt  der  theol.  Welt- 
ansicht des  hauptsächlich  nur  auf  dem  Felde  der  Trinitätslehre  bedeutenden 
Kirchenvaters,  der  hier  in  ziemlicher  Breite  behandelt  wird,  nicht  ohne  Kritik 
betreffe  der  als  echt  zu  Grunde  gelegten  und  der  als  unecht  ausgeschiedenen 
Schriften  des  Basilius,  aber  doch  ohne  dafs  dem  bei  Zusammentragung  sämt- 
licher auf  die  Lehre  von  der  Gnade  bezüglicher  Aussprüche  desselben  an- 
gewandten mühevollen  Fleifee  ein  wahrhaft  erheblicher  Gewinn  ftlr  die  Dog- 
mengeschichte    entspräche.     Zur  Erbriugung  eines  solchen  mangelt  es  dem 
Yi  auch   an    der  nötigen  Unbefangenheit  und  am  gehörigen  Sichlosmachen 
von  den  traditionellen  Voraussetzungen  seines  röm.-kathol.  Standpunktes.  — 
In  ähnlichem  Geiste  ist  Jos.  Kopalliks  Gyrill  gehalten,^)  mehr  eine  Apologie 
des  ehrgeizigen  und  ÜEinatischen  alexandrinischen  Kirchenfürsten,  als  ein  ob- 
jektives, kritisch   fundamentiertes  Geschichtsbild,  immerhin  aber  dankenswert 
w^n   der  fldlsigen  Zusammenstellung  aller  Hauptnachrichten  über  dessen 
Leben  und  schriftstellerische  Thätigkeit,  die  es  bietet      Eine  Mitschuld  am 
Tode  der  Hypaüa  soll  dem  Cyrül  in  Kingsleys  Roman  wie  in  Wolfs  histo- 
racfaer  Monographie')  und  seitens  fast  aller  protestantischer  Kirchenhistoriker 
UDgerechterweise  Aufgebürdet  werden,  weil  geschichtliche  Zeugnisse  von  Zeit- 
genossen dafür  fehlen  und  weil  insbesondere  Cyrills  heftige  theologische  Geg- 
ner Job.  V.  Antiochia  und  Nestorius  darüber  gänzlich  schweigen.    Auch  die 
angebliche  Härte  Cyrills  in  Verfolgung  der  Juden  und  Novatianer  entbehre 
des  geschichtlichen' Grunds;  nicht  minder  sei  er  vom  Vorwurfe  ränkesüchtigen 
Vorgehens  wider  Chrysostomus  v.  Konstantinopel  sowie  in  späterer  Zeit  wider 
Jovenal  v.  Jerusalem  freizusprechen.    Sowenig  wie  diese  im  Advokatentone 
gehaltene  Schutzrede  fEkr  Cyrill  den  Bischof,   befriedigt   die  auf  Gyrill  den 
spekulativen  Theologen,  den  christlichen  Apologeten,  den  Exegeten,  Prediger 
und  sonstigen  theologischen  Schriftsteller  bezügliche  Partie  der  Untersuchung. 
Sie  fördert  weder  die  textkritische  Erforschung  des  unter  Gyrills  Namen  über- 
lieferten Schriftenmaterials,   noch  die  präcise  Feststellung  seiner  Verdienste 
om  einzelne  theologische  Litteraturbereiche    (namentlich  die  Apologetik,  wo 
eine   eingehendere  Vergleichung   des  von   ihm  gegenüber  Julians   Anklagen 
wider  das  Christentum  Geleisteten   mit  Vorgängern    wie  Gregor  v.  Nazianz 
n.  a.  zu  wünschen  gewesen  wäre).     Selbst  katholischerseits  hat  man  an  dem 
Werke  auszusetzen  gefunden,  dafs  es  in  seinem  biographisch-dogmenhistorischen 
Tefle  fast  ganz  nach  Hefeies  Konziliengeschichte,  im  litterarhistorischen  ganz 
nach  Fefslers  *Institutiones  patrologicae'  gearbeitet  sei.  *)  —  Über  des  älteren 
(Jerosalemischen)    Cyrill   Parteistellung    im  arianischen  Streit   hat  J.  Mar- 


1)  B.  Lehre  des  h.  Btnl.  y.  d.  Qnade.  Freib.  i.  B.,  Herder.  YIII,  235  S.  —  2)  Cyr. 
T.  Alsi.  Bine  Biographie  nach  d.  Quellen  gearb.  Hains,  Kirchheim.  375  S.  (Kop.  iat  Frieater 
la  St  Stephan  n.  emerit  Subrektor  dea  F.  E.  KlerikalBeminars  in  Wien.)  —  3)  Wien,  1879. 
-  4)  &  d.  Boc  ▼on  Berg,  in  LEa.    No.  18. 


1,124  Vm.   0.  Z 8 ekler: 

qnardt,^)  über  Gregor  v.  Nazianz  in  dogmatischer  Hinsicht  Castaing*) 
geschrieben.  —  Eine  anf  drei  Bände  angelegte  groCse  Biographie  Leos  I.  hat 
der  Italiener  Carlo  Bertani  schon  1880  zn  publizieren  begonnen.  3)  Über 
ein  Konzil  zu  Nimes  im  J.  394,  das  den  Übelständen  in  der  Kirche  und  ganz 
Gallien  abhelfen  sollte,  hat  der  Benediktiner  L6v6qae  eine  Abhandlung  ver- 
öffentlicht^)  and  dabei  den  1839  von  Knnst  entdeckten  Text  der  Akten  des 
Konzils  analysiert.  —  Den  hier  genannten  Stadien  parallelgehend,  aber  in  seinen 
letzten  Abschnitten  darüber  hinaasgreifend  und  bis  zum  Schlosse  der  alt- 
kirchlichen  Zeit  fortschreitend,  bietet  Bd.  II  von  Bern.  Jnngmanns^)  lat. 
Dissertationenwerke  eine  Heptas  von  Stadien  znr  Geschichte  der  trinitarischen 
und  christologischen  Streitigkeiten,  yom  Arianismas  an  bis  zom  Monotheletift- 
mus.  Das  römisch -apologetische  Interesse  waltet  durchweg  stark  vor.  So- 
wohl Liberias  als  Honorius  I.  müssen  vom  Vorwurfe  ihres  Beteiligtseins  an 
zeitgenössischen  Häresien  gereinigt  werden;  um  dies  betreffs  des  ersteren 
Papstes  zu  erreichen,  schreckt  der  Vf.  sogar  nicht  davor  zurück,  zwei  das 
Übergehen  des  Liberius  zur  arianischen  Seite  bezeugende  Stellen  bei  Atha- 
nasius  (Apol.  contra  Arianes  c.  89  sq.  und  Hist.  Arianor  c.  41)  aller  hdsr. 
Überlieferung  gegenüber  fUr  gefälscht  zu  erklären!^)  Auch  hinsichtlich  der 
zwischen  der  Liberius-  und  der  Honoriusstudie  gelegenen  fbnf  mittleren  Ab- 
handlungen wäre  unbefangenere  Objektivität  der  Forschung  und  Darstellung 
sehr  zu  wünschen  gewesen.  "^  Bei  No.  3,  den  Nectarius  von  Konstantinopel 
(f  397)  und  sein  Einschreiten  gegen  das  Institut  der  Bufspriester  betreffend,  - 
erscheint  selbst  die  einschlägige  röm.- katholische  Litteratur  nicht  genügend 
ausgenutzt,  z.  B.  eine  Abhandlung  von  Peters  über  die  altkirchliche  Bufs- 
disciplin  ^)  unberücksichtigt  gelassen.  —  Einem  reaktionären  Zuge  folgt  auch 
die  den  Pseudoareopagiten  betreffende  Dissertation  von  Kanakis.*)  Noch 
über  den  Bussen  Skworzow,^^)  welcher  eine  teilweise  Indentifikation  des 
Psendodionys  mit  Dionysius  d.  Groben  v.  Alexandria  um  250  versuchte, 
hinausgehend,  meint  K.  die  Genesis  der  areopagitischen  Schriften  in  den  An- 
fang des  2.  Jh.  znrückverlegen  und  den  Urheber  für  einen  philosophischen 
Zeit-  und  Berufsgenossen  des  Plutarch  (nicht  etwa  für  einen  pater  apostolicus) 
erklären  zu  sollen.  Über  entgegenstehende  kritische  Schwierigkeiten  sucht 
auch  er  sich  mit  einer  Fälschungshypothese  hinwegzuhelfen:  was  an  Bezug- 
nahme auf  die  christologische  Kontroversen  des  5.  und  6.  Jh.  in  den  Schriften 
vorkommt,  soll  interpoliert  sein.  —  Verdienstlicher  Art  ist  die  von  F.  G.  F. 
v.  Otto  in  Wien  mehreren  pseudojustinischen  Schriften  aus  dem  4.  u.  5.  Jh. 
aufs  neue  zugewendete  kritische  und  exegetische  Fürsorge.  Dieselbe  betrifft 
die  neu  edierten  Quaestiones  et  responsiones  ad  orthodoxes,  die  Quaestiones 
Christianorum  ad  gentiles,  die  Quaestiones  gentilium  ad  Christianos,  sowie 
die  kleineren  pseudojustinischen  Fragmente,   deren  Zahl  jetzt  von  fünf  auf 


1)  S.  Cyril].  Hieroflol.  quid  de  contentionibiu  et  placitis  Arianonun  senaerit  Dias.  II. 
(Braunab.  Lyc-Progr.)  —  2)  St  Qr6g.  de  Naz.  et  renBeignem.  dur^t:  R.  cath.  de  Bordeaux, 
n.  —  3)  YiU  di  S.  Leone  H.  1880  f.  Monza.  yol.  I:  360  S.,  t.  U:  320  S.  —  4)  Le 
Conc  de  Kimes  ä  la  fin  do  IVe  b.:  RQH.  30,  549 — 61.  —  5)  Diaeertationes  aelectae  in  Hiat. 
eccleaiaai  Batiab.,  Fuatei  464  S.  Vgl.  JB.  m,  1,  139^1.  —  6)  Diaa.  1:  De  Arianiami  fatia 
ac  de  aappoaito  lapaa  liberii  B.  F.  Vgl.  Diaa.  7:  De  caaaa  Honorii  B.  F.  —  7)  Diaa.  2:  De 
Arianiami  Decrementia  ac  de  Conc.  ConataDtinop. ;  D.  3:  De  abolito  per  NeGtarinm  officio 
Freabyteri  poenitentiarii;  D.  4:  De  Born,  pontificibna  yertente  aecolo  IV  ac  de  Conc  Epbeeixio; 
D.  5:  De  Conc.  Chalcedonenai;  D.  6:  De  tribna  capitulia  ac  de  Conc  Conatant  IE,  oecam.  V. 
—  8)  Katholik  1876.  —  9)  Dionyaioa  der  Areopagite  nach  a.  Charakter  ala  Fhilotoph.  Inaug,- 
Diaa.    Lpz ,  Lorentz.    35  S.  —  10)  Fatrol.  Unteraachgn.  1875. 


Kiiehengeachichte.  1,125 

acht  Yennehrt  worden  ist^)  —  Aaf  eine  der  wichtigsten  griechisch  kirchen- 
historischen Quellen  der  aasgehenden  altkirchl.  Zeit  bezieht  sich  die  kleine, 
aber  nicht  anwichtige  kritische  Stadie  von  de  Beer  ttber  den  Text  der 
Eirchengeschichte  des  Antiocheners  Eoagrios  (um  600).  Die  Verbesserangs- 
bedürfligkeit  desselben  in  seiner  bisherigen  (Valesins-Readingschen)  Gestalt 
wird  auf  eindringliche  Weise  von  ihm  dargethan,  aber  freilich  zar  Abstellang 
des  so  aufgezeigten  Mangels  vorerst  nichts  beigetragen.') 

Von  lateinisch-patristischen  Stadien  ist  vor  allem  G.  Eoff- 
manes  fleüsige  und  yerdienstliche  Arbeit  über  Marias  Yictorinus,  den 
berthmten  römischen  Bhetor  and  älteren  Zeitgenossen  des  Hieronymas  and 
Angostin,  hervorznheben.  ^)  Die  Lebensamstände  des  am  300  in  Afrika  Ge- 
borenen and  nach  Erlangong  bedeatenden  Rofe  and  Einflasses  als  Lehrer 
der  Philosophie  and  Rhetorik  anter  Constantias  öffentiich  in  Rom  zam 
Christentam  Obergetretenen  werden,  soweit  sie  näherer  Aufhellung  fähig  sind, 
genau  dargelegt.  Die  Frage,  ob  eine  Stelle  bei  Hieron.  adv.  Joyinianum  ihn 
als  noch  um  382  lebend  bezeuge,  wird  wegen  kritischer  Unzuverlässigkeit 
der  Stelle  offen  gelassen.  Den  theologischen  Schriften  Victorins  wird  eine 
ziemlich  genaue  Betrachtung  gewidmet,  dabei  auber  anerkannt  echten,  wie 
De  trinitate  contra  Arium,  Comm.  in  £p.  ad  Gal.,  Eph.,  Phil,  etc.,  auch 
einiges  andere  (so  Ad  Justinum  Manichaeum;  De  verbis  Scripturae:  factum 
est  vespere  et  mane,  dies  unus)  ihm  zagesprochen;  mehreres  dagegen  (^De 
physicis'  und  ^Carmen  de  Septem  fratribus  Macchabaeis')  ihm  abgesprochen 
nnd  auch  bestritten,  daÜB  das  durch  Hückstädt  (1875)  ihm  vindizierte  pseudo- 
tertullianische  Gedicht  Adv.  Marcionem  von  ihm  herrühre.  Die  wegen  ihres 
B^riffenseins  in  barbarischer  Verwilderung  sehr  interessante  Latinität  des 
Autors  er&hrt,  wie  sich  das  von  K  als  eifrigem  Erforscher  der  Eigentttm- 
fichkdten  des  älteren  Kirchenlateins  erwarten  läfst,  gebührende  Beachtung, 
obschon  noch  mehr  in  dieser  Richtung  von  ihm  hätte  geschehen  könnend) 
—  Eine  verdienstiiche  Würdigung  des  Ambrosius  von  Mailand  als  Moral- 
theologen (mit  bes.  Beziehung  auf  sein  Verhältnis  za  Cicero  de  officiis)  hat 
Paul  Ewald  geboten.^)  Ohne  wissenschaftlichen  Gehalt  ist  des  Belgiers  A. 
Dnpont  (Prof.  an  der  kath.  Univ.  v.  Löwen)  Darstellung  der  philosophischen 
Weltansicht  Augustins,  ^  im  Grunde  nur  ein  Versuch,  die  vollständige  Über- 
einstimmung der  Lehrweise  des  grofsen  Kirchenvaters  auf  philosophischem 
Gebiete  mit  der  kirchlichen  Philosophie  des  Mittelalters,  insbesondere  der 
des  Thomas  v.  Aqoin  darzuthun  und  so  überhaupt  das  stete  Sichgleichbleiben 
der  Kirche  in  ihrer  Stellung  zar  Weltweisheit  darzuthun.  —  Viel  bedeutender 
als  dieser  seitdem  durch  einen  deutschen  Bearbeiter  des  gleichen  Themas 
(Storz  in  Tübingen)^)  übertroffene  Versuch  sind  die  von  H.  Reuter  ge- 
botenen Beiträge  zum  Verständnis  und  zur  Würdigung  von  Augustins  Kirchen- 
begriff. ^)  Wie  derselbe  zum  Prädestinationsdogma  und  zu  den  Ausgangs- 
pankten  des  pelagianischen  Streites  sich  verhalte,  zeigen  zwei  erste,  schon 
1880  erschienene  Beiträge;  ein  dritter  sich  daran  schliefsender  handelt  von 
^er  Kirche  als  Reich  Gottes',  besonders  auf  Grund  von  De  Civ.  Dei  XX,  9, 


1)  Corp.  i^ologetanim  gnec  saec.  IL  Vol.  Y :  Justliii  Opp.  T.  III  pars  II:  Opp.  Jiut  snb- 
ditidi.  Sd.  in.  Jenae,  Flacher.  425  8.  YgL  XB.  III,  1,  129^.  —  2)  Die  handBchrifÜ.  Über- 
Hafisr.  d.'KO.  (L  £iuigr.:  ZKO.  Y.  H.  2.  —  3)  De  Mario  Yictorino  philoaopho  christiano. 
IHmat  hist-ihaoL  Yratial.,  Koebner,  ISSO.  36  S.  —  4)  Ygl.  L.,  Th.  LBl.  Ko.  23.  — 
§)  n»  Bfn^liifi»  d.  atoiBch-dceronian.  Moral  auf  d.  DarsteUimg  d.  Ethik  bei  Ambr.  Leips., 
Bredt  88  S.  —  6)  La  philoaophie  de  St  Aug.  Loairain,  Feetera.  250  S.  Sep.  a.  Bey.  cath. 
d»  Lovr.  ^  7)  S.  JB.  t  1882.  »  8)  AnguatiiuBche  Stadien:  ZKQ.  lY,  E.  1,  2  n.  4. 


1,126  Vm.  0.  ZSckler 

WO  das  lOOOj&hrige  Reich  der  Apokalypse  als  in  der  von  den  Heiligen  Gottes 
(nicht  etwa  von  den  Bischöfen)  regierten  sichtharen  Kirche  znr  Erfüllung  ge- 
langt, heschriehen  ist.  Obwohl  als  sichtbare  Gemeinschaft  gedacht,  ermangle 
diese  von  Christo  und  den  Heiligen  beherrschte  diesseitige  civitas  Dei  doch 
nicht  einer  gewissen  idealen  Fassung;  sie  sei  eben  nur  Vorstufe  des  voll- 
endeten Gottesreichs  Im  Jenseits  und  der  Name  Gottesreich  komme  ihr  da- 
her nur  uneigentlicherweise  zu.  —  Auch  eine  kleine,  lehrreiche  Studie  von 
Ittameier  liefert  Beiträge  znr  Aufhellung  ekklesiologischer  und  zugleich 
eschatologischer  Lehren  Angustins.  Sie  zeigt,  wie  nüchtern  und  zurück- 
haltend derselbe  den  auch  in  seiner  Zeit  ziemlich  verbreiteten  christlichen 
Hoffnungen  auf  eine  nahe  Zukunft  Christi  gegenüberstand.^) 

Ausgewählte  Werke  Job.  Cassians,  des  semipelagianischen  Gegners  des 
Augustinus,  gaben  die  kath.  Theologen  Abt  und  Kohlhund  ins  Deutsche 
übersetzt  heraus.  *)  —  Eine  neue  kritische  Ausgabe  Victors  v.  Vita,  des  Ge- 
schichtsschreibers der  vandalischen  Christenverfolgungen  in  AMka,  hat  M. 
Petschenig  geliefert,^)  nachdem  nur  zwei  Jahre  zuvor  Karl  Halm  eine 
solche  in  den  Monumenta  Germaniae^)  geboten  hatte.  Dafs  diese  letztere  durch 
ihre  jüngere  Nebenbuhlerin  gänzlich  verdunkelt  worden  wäre,  läfst  sich  nicht 
sagen;  doch  hat  P.  eine  dankenswerte  Nachlese  zu  dem  von  H.  zusammen- 
gestellten kritischen  Apparat  geboten,  bestehend  in  Vergleichnng  von  sechs 
neuen  Mss.  und  in  Aufstellung  eines  dritten  genus  mss.  neben  den  beiden 
von  H.  unterschiednen.  Dafs  das  erste,  ältere  dieser  Halmschen  genera  (re- 
präsentiert durch  7  Mss.)  durchweg  die  zuverlässigsten  Lesarten  biete,  hält 
auch  P.  fest,  wie  er  denn  überhaupt  auf  den  Ruhm,  ganz  neue  Bahnen 
brechen  zu  wollen,  gern  Verzicht  leistet,  übrigens  aber  im  Punkte  korrekten 
Drucks  und  übersichtlicher  Anordnung  sein  -Werk  auf  der  Höhe  der  übrigen 
Bestandteile  des  Wiener  Corpus  zu  halten  weifs. 

Mehrere  tüchtige  patristische  Studien  und  Ausgaben  von  Kirchenvätern 
betreffen  geistliche  Dichter  des  Abend-  wie  des  Morgenlandes.  Wir  ver- 
binden deren  Besprechung  mit  der  kirchf.- archäologischen  Schlufsabteilung 
unserer  Übersicht,  zu  der  wir  nun  tibergehen. 

Auf  dem  Gebiet  der  Kultusaltertümer  der  Kirche  sind  zunächst 
einige  auf  ältere  nationalkirchliche  Liturgieen  bezügliche  Studien,  von  Propst 
über  die  nordafrikanische '^)  und  von  War  reu  über  die  keltische  Liturgie  zu 
nennen.  ^)  Femer  einige  die  Taufe  und  den  Katechumenat  betreffende  von  dem 
mit  unermüdlichem,  Eifer  hierüber  forschenden  Franzosen  Corblet^)  sowie 
ein  Aufsatz  über  das  Taufbekenntnis  von  Th.  Zahn,  darauf  ausgehend,  die 
wesentliche  Identität  von  Taufsymbol  und  Glaubensregel  zu  erweisen.  Das 
erstere,  speciell  der  den  Sohn  Gottes  betreffende  2.  Artikel  desselben,  habe 


1)  AngoBtins  SteUang  z.  Frage  nach  d.  KShe  des  Weltendes:  ZKWL.  S.  570—81.  — 
2)  Bibliofh.  d.  Kirchenväter.  Aaswahl  d.  yorzUglichsten  patrist  Werke  in  deutscher  Übers., 
hrsg.  anter  Oberleitang  Ton  Prot  Thalhofer.  Kempten,  Kösel.  Die  wahrend  des  J.  81  er- 
schienenen Bändchen  (No.  345 — 365)  enthalten  sonst  noch  Fortsetzungen  der  aasgew.  Briefe 
der  Päpste,  der  Werke  des  Basilius,  Gregor  y.  Nyssa,  Chrysostomas,  sowie  den  Schlafs  einer 
fi ayd sehen  Übersetzang  der  Dogmatik  CExSoais  ax^ißrjs)  des  Damasoeners.  —  8)  Vi- 
ctoris  Yitensis  episc.  hist  persecationis  Afric.  proyinciae:  Corp.  scriptorum  eccl.  lat.,  ed. 
oonsilio  et  impensis  academiae  lit  caes.  Yindobon.  y.  YIIL  Wien,  Gerold  Sohn.  7CTTT,  174  S. 
—  4)  S.  JB.  n,  2,  11.  —  5)  D.  aMk.  Liturgie  d.  4.  a.  5.  Jh.:  Katholik,  Hai- Juni  — 
6)  S.  u.  Abt  II,  1921*.  Vgl.  Folybibl.  1881,  I,  410.  —  7)  Da  Cat^amenat  (aas  Key.  de 
l'art  chrdt,  Jany.-Mars).  Par.,  Baor.  36  8.  —  Introduction  k  Thisi  da  bapteme ,  jetzt  sep.  a. 
Bey.  des  sciences  ecd^s.,  Mai  etc.  1880.    Vgl.  JB.  III,  1,  146. 


KircheiigeBchiclite.  1,127 

den  festen  Gmndstock  der  vielerlei  Yarianten  der  Begala  fidei  gebildet,  and 
zwar  einen  schon  zn  Anfang  des  2.  Jh.  feststehenden,  ja  im  Grande  schon 
Ton  Christo  und  den  Aposteln  her  überlieferten  Grandstock.  ^Glaabensreger 
hiels  dieses  yon  den  Täofiingen  herzosagende  Bekenntnis  nicht  etwa  als  Regel 
fflr  den  Glauben,  vielmehr  nannte  man  den  Glauben  selbst  so  als  Regel 
oder  Norm  ftirs  kirchliche  Leben  and  Lebren.  ^)  — 

Eine  beträchtliche  Zahl  Abhandlangen  und  besonderer  Schriften  gilt  der 
Heiligenverehrung  und  der  sie  betreffenden  legendarischen  Überlieferung.  Als 
belangreichste  Erscheinung  ist  hier  voranzustellen  das  Werk  des  hohenzoUem- 
schen  Hofrats  und  Museumsdirektors  v.  Lehner  in  Sigmaringen  über  die 
Anfänge  des  Marienkoltus. ')  Der  kultus-  und  dogmengeschichtlichen  Über- 
lieferung über  Maria  während  der  ersten  vier  Jahrhunderte  widmet  der  Vf. 
seine  ersten  sieben  Abschnitte,  betreffend  die  Jungfrau-Matter,  Josephs  Weib, 
die  perpetua  virgo,  das  geistige  Wesen  Marias,  ihren  Anteil  am  Erlösungs- 
werke und  ihre  Yerehrang.  DaCs  die  Wurzeln  zur  letzteren  bereits  im  NT. 
gelegen  seien,  dals  Christi  eignes  Verhalten  sowie  dann  das  seiner  Jünger 
die  Kirche  auf  die  Notwendigkeit  anbetender  Verehrung  zur  Heilandsmutter 
hingewiesen,  sucht  er  entsprechend  seinem  katholischen  Staudpunkt  ange- 
l^ntlich  zu  zeigen,  würdigt  aber  anter  den  zur  Ausbildung  dieses  Eultas 
beitragenden  Faktoren  bei  weitem  nicht  genügend  den  vor  allen  wichtigen 
eines  in  der  Christenheit  vorhandenen  und  zumal  seit  Konstantins  Zeit 
mächtig  auflebenden  Zuges  zum  Ethnicismus,  eines  mehr  oder  minder  un- 
bewufsten  Bedürfnisses  nach  heidnisch-polytheistischer  Gestaltung  des  Andachts- 
lebens und  zanehmender  Bereicherung  von  dessen  Objekten.  Der  ethnisierende 
Synkretismus,  dem  die  christliche  Tradition  so  manche  der  charakteristischen 
Formen  ihres  Heiligen-  und  znmal  ihres  Madonnenkoltas  dankt,  läfst  sich 
nicht  verkennen,  wird  aber  vom  Verf.  thatsächlich  nar  zu  sehr  verkannt. 
Nicht  einmal  dafs  die  Sekte  der  Kollyridianerinnen  einem  Versuche  zar  Ver- 
pflanzung gewisser  lüten  aas  hellenischen  Ceresfesten  (der  Brotkuchen  der 
Thesmophorien)  auf  christlichen  Boden  ihren  Ursprung  verdankte,  will  er 
zugestehen.  Dabei  datiert  er  die  Anfänge  der  Verehrung  der  h.  Jungfraa 
durch  besondere  kirchliche  Feste  weit  früher  hinauf  als  zulässig  ist.  Dals 
eine  Lobrede  des  Patriarchen  Proklas  v.  Konstantinopel  auf  Maria  v.  J.  429 
das  Fest  ^M.  Verkündigung'  am  25.  März  betreffe,  ist  blofse  Vermutung, 
welcher,  was  man  im  Übrigen  über  die  Anfänge  des  Annnnciationsfbstes 
(sicher  bezeugt  erst  fürs  6.  Jh.)  weüs,  keineswegs  entspricht;  die  Ttan^Qig 
fiaq^^ixi]  des  Proklas  scheint,  nach  dem  ganzen  Inhalte  der  Rede  zu  ur- 
teilen, eher  Weihnachten  za  sein.  Nach  der  kunstarcbäologischen  Seite  be- 
bandelt Y.  Lt.  seinen  Gegenstand  in  den  beiden  letzten,  auf  Maria  Verherr- 
lichnng  durch  die  Poesie  und  die  bildende  Kanst  bezüglichen  Abschnitten, 
welche  —  besonders  der  letzte,  mit  8  Tafeln  Abbildangen  illustriert,  —  ent- 
schieden den  gediegensten  und  lehrreichsten  Teil  des  Werkes  bilden.  Freilich 
findet  unbeüangene  Kritik  auch  hier  vieles  za  beanstanden.  Von  den  87 
Marienbildern  der  ältesten  Kunst,  welche  der  Vf.  aufzählt,  sind,  wie  er  selbst 
Zugesteht,  manche  streitiger  Art  In  nicht  wenigen  Fällen  erscheint  es  zwar 
onfraglich,  dafs  die  abgebildete  weibliche  Figur  Maria  darstellen  soll  ( —  was 
fibrigens  nicht  von  den  unter  No.  3,  18  und  19  mitgeteilten  Freskenbildem 
der  Katakomben  von  S.  Priscilla,  Agnes  und  Soteris  gilt,  welche  keinenfalls 


1)  Glsabemvegel  o-  Taofiiyinbol  in  d.  alten  Kirche:   ZKWL.  S.  808—24.    —    2)  Die 
KarittTerebnuig  in  den  enten  Jlüi.    Mit  S  Doppeltsf.  in  Steindr.    Stattgart,  Cotta.    342  S. 


1^128  VXn.   0.  Z5ckl6r: 

einen  Bezag  auf  die  h.  Jungfraa  ansdrQcken  — ):  allein  dieselbe  ist  dann 
sehr  oft  doch  nnr  Nebenperson  und  figuriert  nicht  als  eigentlicher  Koltos- 
gegenstand.  So  überall  da,  wo  die  Gebortsscene  im  Stalle  oder  die  An- 
betung der  Magier  dargestellt  ist:  Hauptperson  ist  da  stets,  wie  v.  L.  selbst 
zugiebt,  das  Kind:^)  diesem  gilt  die  Anbetung  der  Hirten  wie  der  Magier, 
mag  dasselbe  nun  in  der  Krippe  oder  dem  Wiegenkorbe  oder  im  Schofse 
der  Mutter  ruhen,  oder  (wie  einmal  in  S.  Maria  Maggiore)  neben  der  Mutter 
auf  einem  Throne  sitzen.  Auch  wo  die  Auffindung  des  12jährigen  Jesus- 
knaben im  Tempel  oder  die  Begegnung  mit  Jesus  auf  der  Hochzeit  zu  Gana 
dargestellt  wird,  ist  nicht  etwa  Maria  Hauptperson,  sondern  ihr  Sohn.  Von 
Marienbildern  ohne  den  Sohn  gelten  dem  Vf.  als  sichrer  Deutung  nur  einige 
auf  die  Verkündigung  bezügliche,  als  wahrscheinlich  sicher  nur  eine  Ver- 
mählung und  eine  Heimsuchung;  sds  ganz  streitig  zwei  (auf  Sarkophagdeckeln 
zu  Syrakus  und  zu  Pisa  vorkommende)  Darstellungen  der  Himmelskönigin, 
wie  sie  Seelen  von  abgeschiedenen  Frommen  empfängt  Selbst  über  die  Mulier 
orans  der  Katakomben  bemerkt  v.  L.  vorsichtigerweise,  'es  sei  noch  nicht 
gelungen,  auch  nur  Eine  solche  Figur  mit  völliger  Sicherheit  als  Darstellung 
der  Maria  zu  erweisen.'  —  Eine  hervortretende  Stelle  behauptet  die  Mario- 
logie  auch  in  dem  auf  die  Personen  der  biblischen  Geschichte  NT.s  bezüg- 
lichen erbaulichen  Biographieenwerke  des  päpstlichen  Protonotars  Gaume.') 
Mehrere  Legenden  einzelner  Heiligen  sind  als  Grundlagen  zu  biographischen 
Specialwerken  benutzt  worden.  Aus  Frankreichs  Litteratur  gehört  dahin 
(aufser  der  -oben  erwähnten  Martinus-Biographie  Lecoy  de  la  Marches  sowie 
einer  neuen  Aufl.  von  Lacordaires  Marie-Madeleine):  Piaines  St.  Clarus 
von  Armorica^)  (Bisch,  v.  Nantes,  angeblicher  erster  Apostel  der  Bretagne 
um  800),  Loisons  S.  Scholastica,^)  Grignards^)  und  Quillots^)  S.  Regina 
V.  Alesia,  eines  Ungenannten  St  Symphorian,^)  sowie  eine  Neuausgabe  der 
Miclotschen  Vie  de  Ste.  Catherine  d^Alexandrie ^)  aus  dem  15.  Jh.,  eines 
wesentlich  nur  für  die  Kunstgeschichte  des  späteren  Mittelalters  (Geschichte 
der  französisch -burgundischen  Miniaturmalerei)  belangreichen  Werkes.  Ita- 
lienischerseits  wurden  zu  dieser  hagiologischen  Monographieenlitteratur  Bei- 
träge geliefert  von  Zenti^)  und  G.  Lais,^^)  schweizerischerseits  von)  Vf. 
der  Helvetia  sancta,^')  deutscherseits  von  Bruder,^*)  Falk")  und  ver- 
schiedenen Mitarbeitern  des  jetzt  beim  Z.  angelangten  und  dem  Abschlüsse 
seines  letzten  Bandes  nahe  gekommenen  Stadlerschen  Heiligenlexikons.  ^^) 
Die  russisch-hagiographische  Litteratur  bereicherte  Barsukow^^)  durch  eine 


1)  Vgl.  hierso  JB.  m,  1,  165^  —  2)  Biographies  £y«Dg£l.  Par.,  Gaume.  T.  lY :  Les 
parenta  de  N.  Seigneur.  162  S.;  V:  Les  disciples  de  N.  S.  111  S.;  VI:  Lw  amU  de  N.  S. 
(Mar.-Mad.,  Las.)  112  S.;  VII:  Leu  hdtessea  de  N.  S.  (S.Marthe,  Veronique,  Claadia  Procnla.) 
112  S.;  VIU:  Lee  Diiddes.  Le  San^drin.  (Hasn.,  Caiph.)  116  S.;  IX:  Le  CalvaiTe  (Sim.  de 
Cyr.  etc.)  115  S.;  X:  Le«  7  Diacrea.  —  3)  L'apoetolat  de  St  Ciaire  et  les  orig.  chr^t  de 
rArmoriqae  (ygl.  JB.  III,  1,  148>).  —  4)  Ste.  Scholastiqae.  Bar-le-Dac  —  5)  Ste.  Beine 
d'Aliae.  Far.,  Picaid.  XVI,  507  S.  —  6)  Ste.  Beine  d'AL  Par.,  Haton.  33  S.  —  7)  Vie  de  St 
Symphorien,  patron  de  la  paroiase  de  Maasangea.  —  8)  Vie  de  Ste.  Cath.  d'Alex.  par  Jean 
Miclot,  Ton  dea  secr^tairea  de  Phil,  le  Bon  etc.  Texte  rem  p.  Marina  Sopet  Paris, 
Horbrel.  342  S.  —  9)  L'epoca  dei  aa.  mart.  Firmico  e  Baatico.  Verona.  —  10)  G.  Laia, 
Memoria  del  titolo  di  Faadola  e  diacaaaione  aal  yaloro  ator.  degli  atti  di  SS.  M.  Flaria  Do- 
mitilla,  Noreo,  Achilloo.  752  S.  —  11)  D.  hl.  Mauritiua;  Einaiedeln.  —  12)  Die  Verehrung 
d.  hl.  Bochoa  am  Bhein:  LBa.  No.  16.  —  13)  D.  hl.  Alban,  Märt  zn  Mains:  Katholik,  Joni. 
—  14)  Vollst  Heiligen -Lex.  Ton  Stadler  etc.,  fortgea.  t.  J.  N.  Ginal.  V,  Lief.  9  (yon 
Walfridus  3  — Zephyrinos  2.  Vgl.  JB.  UI,  1,  148«.  L%.  10  hat  daa  Werk  abgeachlosaen.  ~ 
15)  Soorces  dliagiographie  niaae.    Vgl.  BQH.  81,  270. 


Kirchengeechiclito.  1 129 

ÜDtenachang  über  die  Quellen  der  Heiligenlegenden  RoMands,  desgleichen 
erschien  (in  mss.  Sprache)  ein  Menologinm  yon  Makarins.  ^)  —  Zwar  nicht 
in  hagiologiscber,  wohl  aber  in  liturgisch-heortologischer  Hinsicht  von  Interesse 
ist  Bd.  n  des  orientalisch -occidentalischen  Festkalenders  yon  Nie.  Nilles, 
S.  J.  in  Innsbruck. ')  Derselbe  behandelt,  nachdem  sein  1879  erschienener 
Vorgänger  die  grofsen  christlichen  Hanptfeste  samt  den  unbeweglichen  Hei- 
ligen- und  Märtyrertagen  des  kath.  Kalenders  beider  Hälften  der  Christen- 
heit historisch-liturgisch  beleuchtet  hatte,  die  festa  mobilia  des  Kirchenjahrs, 
and  zwar  unter  Zugrundelegung  der  in  den  liturgischen  Büchern  des  grie- 
chischen Kitus  gebräuchlichen  dreiteiligen  Schema,  wonach  das  Kirchenjahr 
zerMt  in  ein  Triodion  (Cyklus  der  Vorbereitung  aufe  Osterfest,  von  Septua- 
gesimä  bis  zum  hl.  Sabbat),  ein  Pantekostarion  (Cyklus  der  Oster-  und  Freuden- 
zeit, mit  Pfingsten  als  Abschlufs)  und  ein  Octoechos  {oyiToiTjxog^  d.  i.  Cyklus 
der  in  8  ^Töne'  geteilten  nachpfingstlichen  Sonntage,  einschliefslich  der  Ad- 
vents-, Weihnachts-  und  £piphanienzeit).  Angehängt  sind  lehrreiche  Bemer- 
kungen über  die  Kirchenjahre  der  Armenier,  der  Kopten,  Syrer  und  Chal- 
düer,  die  jedoch  gleich  den  aufserdem  beigegebenen  Notizen  über  den  Kultus 
der  Slavenapostel  Cyrill  und  Methodius  aus  dem  Bereiche  des  die  ältere 
Eirchengescbichte  und  Archäologie  Betreffenden  ganz  hinausfallen. 

Den  Obergang  von  der  Kultus-  zur  Kunstarchäologie  mag  uns  das 
Wörterbach  von  Fr.  X.  Kraus  bilden,  das  in  seiner  Art  tüchtige  und  lehr- 
rdche  Mitteilungen  aus  beiden  Bereichen  der  christlich-archäologischen  Wissen- 
schaft liefert^) 

Das  Gresamtbereich  der  älteren  christlichen  Kunstentwickelung  bis  zum 
Schlosse  des  8.  Jh.  behandelt  das  grofsartige,  prächtig  ausgestattete  Monn- 
mentalwerk  des  Jesuiten  Raff^  Garrucci,  abgeschlossen  jetzt  mit  Bd.  I.^) 
Dieser  enthält  in  seiner  1.  Hälfte  u.  d.  T.  ^Teorica'  eine  allgemeine  Ein- 
leitung zu  den  vorausgegangenen  Specialarbeiten  über  die  einzelneu  Kunst- 
zweige, betreffend  Ursprung  der  altchristlichen  Kunst,  Verhältnis  derselben 
tarn  Heiden-  und  Judentum,  Symbolik  der  christlichen  Kunst  und  Haupt- 
phasen ihrer  Entwickelung  bis  zum  8.  Jh.  In  der  2.  Hälfte,  Annali  betitelt, 
ist  eine  chronologische  Aufzählung  und  Erörterung  der  Kunstdenkmäler 
während  der  betrachteten  Zeit  beigegeben,  nebst  einem  diese  Dbersicht  bis 
ins  9.  Jh.  hinein  (bis  gegen  840)  fortführenden  Anhang.  Von  den  vorher- 
gegangenen 5  Bänden  hatte  der  H.  (Pitture  cimiteriali)  auf  105  Tafeln  die 
Denkmale  altchristlicher  Wandmalerei  aus  den  Katakomben  von  Rom,  Neapel, 
Albano,  Alexandria  etc.  vorgeführt.  Bd.  IH  (mit  Taf.  106  —  203)  hatte  die 
Pittnie  non  cimiteriali  behandelt,  nämlich  die  eiKOveg  dxstQOTtolj/fOi  Christi, 
die  Marienbilder  und  Papstbrustbilder  aus  S.  Paolo  fuori-le-mura,  die  Minia- 
tnnnalereien  aus  älteren  Hdss.,  die  Wandgemälde  aus  S.  demente,  S.  Felicita, 
S.  Süvestro  e  Martine  etc.,  sowie  die  Goldgläser-Miniaturen.  Bd.  lY  (Musaici 
cimiteriali  e  non  cimiteriali)  hatte  (Taf.  204 — 294)  die  Mosaiken,  besonders 


1)  Menologinm  (nus.:  ebend.)  —  2)  Kalendarinm  mannale  atriusque  ecclesiaey  Orient 
6t  oeodent.  academiia  clericoram  accomodatam.  Tom.  IL  Oeniponte,  Rausch.  XL,  814  S.  ^ 
3)  Beal-fincyklopSdie  der  chrisü.  Altertttmer,  unter  Mitwirkung  mehrerer  Fachgenossen  bearb. 
etc.  Lief.  4 — 6  (Ghristophori — GefangniMtrafe).  Freib.  i.  B.,  Herder.  —  4)  Storia  della  arte 
czist  aei  primi  otto  eecoli  della  Chiesai  corredata  della  coUezione  di  tutti  i  monumenti  della 
pittoia  e  acaltnr«  incue  in  rame  an  500  tayole  ed  illastrati.  6  voll,  in  fol.  Frato,  Franc. 
Giacbetti,  1873 — 81  (in  3  Aosgg.  auf  Handpapier  Fr.  1200,  auf  feinem  ä  600,  auf  gewöhn- 
Uehem  414  fincs.) 

Hutoriaoho  Jabrosberioht«.    1881.    I.  9 


1,130  rOL    0.  Zaoklar: 

diejenigen  von  Born  und  Hayenna,  abgebildet  and  beschrieben.  Bd.  Y  (Taf.  295 — 
404)  enthält  die  Sarkophagreliefe  in  reichhaltiger  Zosammenstellang,  römische, 
wie  aufserrömische  aas  Italien  and  Spanien-,  Bd.  VI  endlich  (Taf.  405 — 500) 
die  nichtcömeterialien  Skalptaren,  als:  Säalenkapitäle,  Altäre,  Bischofsthrone 
(wobei  die  berühmte  cathedra  Petri),  Diptychen,  Lampen,  Ringe,  Münzen  etc., 
nebst  einer  Anzahl  jüdischer  and  häretischer  Denkmäler.  —  Nach  der  ülastra- 
tiven  Seite  leistet  das  Garrnccische  Werk  fast  darchgehends  Meisterhaftes. 
Aach  der  Text  verdient  in  zahlreichen  Partieen,  zamal  gerade  im  einleitenden 
oder  rekapitulierenden  Schlafsbande,  als  trefflich  gerühmt  zu  werden.  Des  Vf. 
Deatangen  sind  selbstyerständlich  nicht  immer  frei  von  nltramontan  einsei- 
tigen Voranssetzangen  and  von  Proben  eines  minder  glücklichen  Verständ- 
nisses der  altchristlichen  Symbolik.  Dabei  begegnet  man  anf  mehreren  Punkten 
erheblichen  Defekten-,  vor  allem  fehlt  die  Berücksichtigang  der  kirchlichen 
Architektur  gänzlich  —  ein  höchst  fühlbarer  Mangel,  der  die  Frage  gerecht- 
fertigt erscheinen  läfst,  ob  der  generell  gehaltene  Titel  ^Geschichte  der  christ- 
lichen Kunst'  etc.  überhaupt  zutreffe.  Empfindliche  Mängel  bietet  die  Zu- 
sammenstellung der  Eatakombengemälde  in  Bd.  II  insofern,  als  den  Katakomben 
von  Syrakus^)  darin  nicht  die  nötige  Aufmerksamkeit  gewidmet  ist;  sodann 
der  die  nicht-cömetirialen  Malereien  behandelnde  Bd.  in  auf  einigen  Punkten, 
besonders  was  die  interessanten  Miniaturen  des  Codex  Rossanensis  ^)  betrifft, 
denen  wenigstens  ein  Nachtrag  (zu  Bd.  I)  zu  widmen  gewesen  wäre.  Von 
den  Mosaiken  fehlt  das  in  Ancona  1879  gefanden,  von  den  Sarkophagen 
einige  aus  mittel-  und  oberitalischen  Fundorten  (Urbino,  Spoleto,  Bologna, 
Tortona  etc.),  sowie  besonders  zahlreiche  aus  Frankreich,  auch  verschiedne 
spanische.  Desgleichen  ist  die  Reihe  der  in  Bd.  VI  behandelten  Erzeugnisse 
der  bildenden  Kunst  keine  ganz  vollständige;  und  was  die  zusammenfassende 
historische  Übersicht  im  Schlufsteile  betrifft,  so  vermifst  man  hier  die  oft 
sehr  nötige  Rücksichtnahme  auf  die  deutsche  archäologische  Litteratur  fast 
gänzlich.  3) 

Von  den  einzelnen  Kunstzweigen  hat  der  von  Garrucci  übergegangene 
der  altkirchlichen  Architektur  überhaupt  fast  keine  nennenswerte  litterarische 
Pflege  erfahren.  Forschungen  über  Ursprung  und  Entwicklung  der  christ- 
lichen Basilika  fehlen  ganz.  Ph.  Diel,  Definitor  und  Pfarrer  in  Ruwer,^) 
beschäftigt  sich  zumeist  mit  dem  gegenwärtigen  Bau  der  Trierer  Matthias- 
kirche und  ihrem  Inhalte  an  Reliquien,  Kunstsachen,  Grabdenkmälern  etc.; 
die  Versuche,  altchristliche  Vorgänger  des  heutigen  Heiligtums  nachzuweisen 
und  deren  Spuren  bis  zur  Urzeit  des  christlichen  Trier  (also  nach  des  Vf. 
Annahme  bis  ins  1.  Jh.!)  zurück  zu  verfolgen,  ergeben  wenig  sichere  Resul- 
tate. Ähnlich  verhält  sichs  mit  Dardys  Geschichte  der  Kirche  von  Agen^) 
und  anderen  derartigen  Arbeiten.  Lecoy  de  la  Marches  Übersicht  über 
eine  Anzahl  älterer  und  neuerer  Martinuskirchen  ist  schon  erwähnt.*)  — 
Bei  weitem  die  meisten  Einzelstudien  gelten  der  Sculptur  und  der  Malerei. 
Ein  Weihrauchbecken  der  Sammlung  des  Mannheimer  Schlosses  weist  J.  Les- 
sing 7)   als   der  Zeit  des  4.  bis  6.  Jh.  angehörend  und  durchaus  klassische 


1)  S.  Jahresber.  m,  1,  158^  —  2)  Ebda.  8.  117*.  —  8)  Kritiken  Ton  Kraus:  LRs. 
No.  2  n.  V.  Schalze,  ThLBl.  Ko.  42;  vgl  Edm.  Le  Blant,  Hut.  de  l'art  cbr6t,  JSa?., 
Jnillei  —  4)  D.  St.  Matthiaakirche  bei  Trier  n.  ihre  Heiligtümer.  Trier,  Paalinas-Dra- 
ckerei;  Tgl.  de  Lorenai,  LBa.,  No.  40.  —  5)  L'^glise  d'Agen  detant  la  pers^cation  et  Vh^ 
Time  aa  IV.  S.;  88  S.  —  6)  0.  S.  121f  —  7)  Über  früh,  chribiü.  WeihranchfSuer:  JB.  d. 
preuOi.  Konataamml.  U,  89^92.  Sonst  sei  hier  n.  a.  erwähnt:  Falastre,  Le  moste  archiol. 
de  Limoges:  B«U.  monnm.  YIII. 


KlrcliengeBcliiclLto.  1,131 

Tradition  zeigend  nach«  In  den  ELatakombendarstellnngen  finden  sich  Räa- 
cherbecken  nicht  abgebildet,  die  erste  kommt  vielmehr  in  einer  Miniatur  des 
Bildes  Karls  d.  Kahlen  vor.  Der  Gebranch  des  Weihranchs  ist  sonst  schon 
für  das  klassische  Altertum  (z.  B.  durch  den  Parthenonfries)  bezeugt.  Von 
einer  häretischen  christlichen  Sekte,  welche  Frösche  verehrte,  (vgl.  Philaster) 
scheinen  die  zahlreichen,  ans  Ägypten  stammenden  Lampen  in  Form  von  Fröschen 
herzurühren,  wie  eine  neu  aufgefundene  mit  der  Inschrift  EFSl  EIMI  ANA- 
SJAS12  zeigt.  Der  Frosch  galt  vielleicht  als  Bild  der  Auferstehung  wegen 
der  Verwandlungen,  die  er  durchmacht,  i)  —  Sonst  schliefsen  sich  die 
meisten  Arbeiten  an  die  Katakomben-Forschung  an.  Zusammenfassendes  über 
den  Stand  dieser  Forschung  bieten  die  Aufsätze  von  Hasenclever')  und 
y.  Schulze^).  Die  römischen  Katakomben  beschrieb  J.  Martorelli^)  in 
kürzerer  populärer  Fassung,  ausführlich  und  mit  kostbarem  ülustrationen* 
schmuck  Theod.  Roller.^)  Über  das  Cömeterium  der  h.  Agnes  insbesondere 
handelt  6.  M.  Tourret ^);  ausführlich  behandelt  deRossi^  das  neu  ent- 
deckte Gubiculum  in  S.  Domitilla;  beachtenswert  ist,  dafs  es  in  einer  In- 
schrift den  Namen  Aurelia  Bonifatia  bietet,  eine  neue  Bestätigung  der  Rich- 
tigkeit der  entsprechenden  Schreibung  auch  des  Mannesnamens  Bonifatius.  ^) 
—  Über  eine  palmyrenische  Grabinschrift  hat  W.  Wright  Mitteilungen 
gebracht;')  alte  christliche  Inschriften  nach  dem  Texte  der  LXX  hat  £.  Bohl 
erläutert.  ^0)  Das  häufige  Vorkommen  der  Formel  D.  M.,  d.  i.  diis  manibus 
(sacrum)  auf  christlichen  Grabsteinen  erklärt  Ferd.  Becker^^)  selbstverständ- 
lich nicht  mit  de  Rossi  durch  Umdeutung  des  D.  M.  in  Deo  Magno,  er  star 
tuiert  vielmehr  eine  gewohnheitsmäfsige  Beibehaltung  der  Zeichen  trotz  ihres 
heidnischen  Sinnes,  zeigt  übrigens,  wie  man  statt  D.  M.  zuweilen  B.  M.  (bonae 
memoriae)  zu  korrigieren  versucht  oder  auch  das  Monogramm  Christi  zwischen 
beide  Buchstaben  eingefügt  habe.  Die  Zahl  der  (meist  dem  3  ,  zum  ge- 
ringeren Teile  noch  dem  4.  Jh.  angehörigen)  Grabinschriften  dieser  Art, 
welche  B.  als  sicher  christlichen  Ursprungs  bespricht  und  faksimiliert  ab- 
bildet, beläuft  sich  auf  100.  —  Mit  neuen  Darstellungen  des  Labarum-Mo- 
nogramms  haben  einige  christliche  Altertumsforscher  Englands  sich  versucht.^'') 
Anderes  altchristlich -epigraphische,  betreffend  eine  alte  Sarkophag -Inschrift 
von  S.  Petronilla,  nordafrikanische  Kircheninschriften,  die  Semo-Sancus-In- 
schrift  der  angeblichen  Simousstatue  etc.  bringen  Italiens  kunsthistorische  oder 
sonstige  Zeitschriften.^^)  —  Über  Wert  und  Bedeutung  des  Studiums  alt- 
christlicher Inschriften  im  allgemeinen  hat  der  Engländer  G.  T.  Stokes  ge- 
handelt, unter  Beibringung  mancher  die  Kritik  herausfordernder  Einzelheiten, 


1)  Le  BlAnt,  Note  bot  qnelqnea  Umpes  6g.  en  forme  de  grenooilleB :  OB.  YII  (1879) 
S.  27  ff.  —  2)  D.  altchristl.  Monamente  als  Zeugnisse  f.  Lohre  a.  Leben  d.  Kirche:  JPTh. 
7,  60—101).  —  8)  V.  Schulze,  Stand  der  Katakombenforschang :  ZKQ.  Y.  H.  2.  — 
4)  Le  catacombe  di  Borna;  154  S.  —  5)  Les  catacombes  de  Roma,  2  toI.  (avec  100  plan- 
ches);  Paris,  Morel.  VgL  aach  Allard,  Les  peintores  des  Catacombes:  Qaost.  controy.  (s.  JB. 
ni,  1,  116^).  —  6)  La  cimetiftre  de  S.  Agn^:  APhC,  Jany.  -  7)  Ball,  di  arch.  crist.  S  S.  6, 
67— 76;  ygL  JB.  III,  1,  162»-  —  8)  S.  JB.  III,  2,  19*.  —  9)  Note  on  a  sepulcr.  monum. 
of  Palmyra:  TSBA.  VIl,  1—6  (1880).  —  10)  ThStK.  64,  692—713.  —  11)  Die  heidn. 
Weiheformel  D.  M.  auf  altchristlichon  Grabsteinen.  Ein  Beitr.  z.  Kenntnis  d.  ehr.  Altertums. 
M.  yielen  Abbildungen  u.  Holzschnitten.  Gera,  Beisewitz.  68  S.  —  12)  £dm.  Yenablos, 
The  Labarum:  Athen.  8.  Jan.;   F.  E.  Warren  u.  j.  £.  Price,  The  Labarum:  ib.  15.  Jan. 

—  13)  Le  statue  e  le  epigraphi  di  Semone  Sanco  e  di  Simone  Mago:   Ciy.  catt.  8,  466.   — 
Esame  crit  e  archeol.  dell'  epigr.  scritta  sul  sarcoph.  di  S.  Petronilla:   BAC.  3.  S.  4  (1879). 

—  lacriaioni  di  basiliche  etc.  cxisl  in  Africa:  ib. 


1,132  Vra.   0.  Zöcklar: 

z.  6.  einer  Besprechung  der  bekannten  Inschrift  von  Pompeji,  welche  an  der 
schwerlich  haltbaren  Lesung  4gni  gaude  Christiane'  festhalten  will.  ^) 

Auf  dem  Gebiete  der  altcbristlichen  Hymnologie  sind  mehrere  Arbeiten 
zu  nennen,  dabei  einige  wirklich  verdienstliche.  Prov.-Schulrat  Dr.  J.  Kayser 
hat  seine  anderthalb  Jahrzehnte  zuvor  in  10.  Aufl.  erschienenen  Beiträge  zu 
diesem  Zweige  der  christlichen  Kunst-  und  Litteraturgeschichte  stark  ver- 
mehrt und  zu  einer  fast  vollständigen  Geschichte  des  ältesten  lateinischen 
Kirchenlieds  bis  auf  Gregor  d.  Gr.  ergänzt  neu  herausgegeben.  Hilarius, 
Damasus,  Ambrosius,  Prudentius,  Sedulius  und  Yenantius  Fortun.  sind  die  des 
näheren  vom  Vf.  besprochenen,  in  ihren  Lebensumständen  kurz  skizzierten 
und  in  ihren  Hauptdichtungen  mehr  oder  minder  eingehend  kommentierten 
Hymnendichter.  Ein  kritischer  Exkurs  über  das  Te  Deum  als  ein  sicher 
erst  nachambrosianisches,  vor  der  Mitte  des  5.  Jh.  unmöglich  anzusetzendes 
Produkt,  ist  besonders  dankenswert.  Die  Haltung  der  Arbeit  ist  überhaupt 
eine  kritische;  auf  die  vielfachen  Abweichungen  der  vom  Vf.  zugrundegelegten 
Texte  der  Hymnen  von  den  im  römischen  Brevier  gebotenen  wird  durch 
zahlreiche  Noten  hingewiesen.')  —  Ein  populäres,  sehr  kurzes  und  wenig 
instruktives  Kompendium  der  abendländisch -kirchlichen  Musikgeschichte  mit 
besonderer  Berücksichtigung  des  Kirchengesangs  lieferte  J.  Sittard.')  Dem 
jüngsten  der  von  Kayser  behandelten  Dichter,  Yenantius  Fortunatus,  hat 
F.  Leo  eine  kritische  Ausgabe  für  die  Monumenta  Germaniae  zu  widmen 
begonnen,  wovon  der  zuerst  ans  Licht  getretene  1.  Teil  die  Gedichte  nebst 
den  auf  sie  bezüglichen  Briefen  bietet.^)  Es  sind  die  11  Bücher  Gannina 
nebst  dem  Epos  De  vita  S.  Martini  lY.,  welche  als  echte  Denkmale  der 
reichen  poetischen  Produktivität  des  Bischofs  v.  Poitiers  vollständig  mitgeteilt 
werden.  Anhangsweise  beigefQgt  sind  die  Spuria,  z.  B.  ein  360  Yerse 
haltendes  Carm.  de  laude  S.  Mariae,  der  auch  schon  von  Ebert  angezweifelte 
Hymnus  'Quem  terra  pontus  aethera',  der  Weihnachtshymnus  'Agnoscat  omne 
saeculum  venisse  vitae  proemium'  u.  a.  Seit  Angelo  Luchis  Ausgabe  (Rom 
1786  f.),  welche  Migne  lediglich  abdruckte,  war  für  korrekte  Tcxtdarstellung 
dieses  litteratur-  ?ne  kulturgeschichtlich  gleich  sehr  interessanten  Repräsen- 
tanten altchristlicher  Poesie  nichts  geschehen.  Um  so  dankenswerter  darf 
das  von  Leo  Gebotene  genannt  werden. 

Auf  wichtige  Eigentümlichkeiten  der  griechischen  Kirchenhymnik,  die 
zwar  schon  seit  einiger  Zeit  bekannt  waren,  aber  noch  nicht  genügende  Be- 
achtung gefunden  hatten,  hat  J.  L,  Jacobi  hingewiesen.^)  Eine  beträcht- 
liche Zahl  der  durch  Christ  (1871)  und  Pitra  (1876)  mitgeteilten  griechischen 
Hymnen  ist  nämlich  nicht  metrisch,  sondern  rhythmisch  angelegt;  die  Yerse 
bestehen  nicht  aus  'nach  der  Quantität  in  ein  Yerhältnis  der  Länge  und 
Kürze  zu  einander  gesetzten  Silben',  sodafs  der  Wortaccent  dem  Yersaccent 
weichen  müfste,  sondern  die  Silben  werden  gezählt  und  es  findet  ein  durch- 
gängiges Zusammentreffen  des  Wortaccents  mit  dem  Yersaccente  statt  Mehr- 
fach  tritt   auch  das  Princip  des  Reimes  hinzu;    sowohl   akrostichische    als 


1)  Latin  Christ.  inBcriptiona:  Cont.  Key.  Febr.,  S.  91  ff.  —  2)  Beitrr.  z.  Gösch,  n.  £r- 
kl8r.  d.  ältesten  Kirohenhymnen.  Mit  bes.  Bücksicht  auf  d.  altröm.  Brevier.  2.  nmgearb.  n. 
yerm.  Aufl.  Paderborn,  Schöningh.  XIV,  477  S.  —  3)  Kompend.  d.  Gesch.  d.  Kirchenmusik, 
insbes.  des  kirchl.  Gesanges  von  Ambros.  bis  zur  Neuzeit.  Stuttg.,  L6vy  u.  Müller.  Vm, 
287  S.  —  4)  Venanti  Honori  Clementiani  Fortunati»  presbyteri  italici,  opp.  pootica:  MGH. 
Anctores  antiquiss.  t.  IV.  p.  1.  Berol.,  Weidm.  XXVUI,  427  8.  4».  Vgl.  fl.  Hahn,  MHL. 
10,  28  ff.  —  5)  S.  n.  U,  193>. 


KurcbeageBchichte.  1 133 

alphabetische  Reihen  kommen  nicht  selten  in  Anwendung.  Mit  Bezag  aaf 
ihre  masikalisehen  Weisen  (tqotvoi)  heifsen  die  Lieder  rqoTtdqia^  die  sie 
enthaltenden  Sammlungen  oder  Gesangbücher  also  T^onohoyia  (oder  auch 
tßncnuxQicL,  von  dem  schwer  zu  deutenden  %ovda:moi^.  Eine  lehrreiche  Aus- 
wahl von  Stellen  aus  kleineren  wie  grösseren,  bertlhmten  wie  minder  be- 
rühmten  Liedern  (dabei  u.  a.  eine  Analyse  des  grofsen  vom  Patriarchen  von 
Constantinopel  Sergius  um  626  gedichteten  Hymnus  akathistos  zu  Ehren  der 
Ifaria)  dient  zur  Erläuterung  dieser  zwar  nicht  absolut  neu  ermittelten,  aber 
bisher  in  der  einschlägigen  Litteratur  wenig  beachteten  Verhältnisse. 


IX. 

E.  Meyer. 

Allgemeines  und  Paralipomena. 

Die  Obersicht  über  solche  Werke,  welche  das  Altertum,  sei  es  im 
Ganzen,  sei  es  nach  irgend  einer  besonderen  Richtung  hin  betrachten,  be- 
ginnen wir  mit  denjenigen  Werken,  welche  das  Altertum  ebenfalls  wieder  in 
seinem  ganzen  Umfange  oder  in  einer  bestimmten  Beziehung  innerhalb  der 
gesamten  Weltgeschichte  umfassen.  Hier  liegen  sowohl  Nachschlagewerke 
wie  darstellende  vor.  Zu  ersteren  gehört  das  von  der  Bolm sehen  Verlags- 
handlung  gelieferte  'Geschichtslexikon',  ^)  dessen  beide  Teile  einander  ergänzen. 
In  dem  ersten  sollen  Won  Tag  zu  Tag  in  chronologischer  Reihenfolge  alle 
bedeutenden  historisch -biographischen  Erinnerungen  in  knapper,  doch  sorg- 
filtiger  Darstellung^  gegeben  werden,  während  der  zweite  gleichfalls  'in  alpha- 
betischer Ordnung  möglichst  jedes  der  Geschichte  angehörige  Datum  und  von 
möglichst  jeder  für  die  Vergangenheit  oder  doch  die  Gegenwart  wichtigen  Per- 
sönlichkeit genaue  Angabe  des  Namens,  des  Berufs,  des  Geburts-  und  Sterbe- 
dstnms'  enthalten  soll.  Es  ist  insbesondere  als  Ergänzung  an  Schlossers  Weltge- 
schichte and  Meyers  Konversationslexikon  gedacht  und  enthält  in  seinen  mehr 
ak  24  000  Personennamen  220  mehr  als  letzteres.  —  Von  Oettingers  ^Mo^ 
niteur  des  Dates'*)  ist  ein  neues  Supplement  erschienen.  Dem  Selbstgefühl 
gegenüber,  mit  dem  Oettinger  sein  Werk  einführte,  glaubte  T  ha  mm  3)  auf 
mehrfache  nicht  unerhebliche  Fehler  desselben  hinweisen  zu  müssen,  obwohl 
er  zttgiebt,  dafs  durch  Schramm* Macdonald  die  Redaktion  an  Sorgfalt  ge- 
wonnen habe.     Fttr  den  Historiker  wichtig  sind  bei  der   engen  Verbindung 


1)  OeechiclitAlezikoii.  Berl.  I:  Tagebuch  d.  6e«ch.  a.  Biogr.  über  alle  wichtigen  Er- 
«gnime  a.  Personliclikeiten  f  alle  Tage  d.  Jahres  y.  d.  ältesten  Zeiten  bis  z.  Gegen w.  Unter 
Mitwirk.  tob  Dr.  H.  Preife  a.  Dr.  H.  Tod  hrsg.  t.  A.  Bolm.  (4  Abteilgn.;  375,  389,  228, 
$49  S.)  —  II:  Hand  lex.  d.  Qesch.  a.  Biogr.  Bearb.  t.  Dr.  N.  Beeck.  443  S.  ~  2)  M. 
d.  D.,  conteBaiit  im  million  de  renseignements  biogr.,  g^n^.  et  bist  £d.-r6d.  Hago  Schramm- 
Uaedonald.  LItt.  49  (Bd.  DL  S.  1—32).  Leipzig,  Hermann.  Imp.-fol.  —  JB.  III,  2,  385*. 
—  Vgl  Petsholdt  im  N.  Anz.  f.  Bibliogr.  8.  273—75.  —  3)  Beleachtong  yon  Schr.-lLs  IC. 
1  D.    Progr.  d.  Oyttok.  Ton  Lanban  (No.  16^.    4^. 


1,134  IX.    B.  Meyer: 

von  Geschichte  and  Geographie  auch  die  geographischen  Lexica,  zumal 
wenn  sie  wie  das  von  Vivien  de  S.  Martin^)  in  Verhindnng  mit  einer 
Anzahl  von  Gelehrten  nnd  Reisenden  seit  1879  heraosgegebene,  ausdrück- 
lich erklären,  die  historische  Geographie  mit  berücksichtigen  zu  wollen;  auch 
bibliographische  Angaben  fehlen  nicht  —  Ein  dazu  gehöriger  Atlas')  wird 
80  historische  Karten  erhalten.  —  Was  die  Gesamtdarstellungen  der  Welt- 
geschichte betrifft,  so  sei  zuerst  ein  Artikel  ^)  erwähnt,  der  die  Erscheinungen 
auf  diesem  Gebiet  während  der  letzten  Jahre  beleuchtet  und  den  älteren 
Werken  (Herder,  Job.  Müller,  Rotteck)  gegenüber  die  verschiedenen  Gesichts- 
punkte hervorhebt,  die  bei  den  neueren  mafsgebend  gewesen  sind.  Es 
wird  mit  Recht  bemerkt,  dafs  dem  auf  die  Specialforschung  gerichteten  Zuge 
unserer  Zeit  gegenüber  die  Bewegung  auf  dem  Felde  der  Universalgeschichte 
keineswegs  unbedeutend  gewesen  ist.  —  Im  J.  1881  sind  zunächst  die  Werke 
von  J.  Chr.  Schlosser^)  und  G.  Weber^)  durch  die  Index-Bände  ab- 
geschlossen. Eine  umfangreichere  illustrierte  dänische  Weltgeschichte,^) 
die  nach  einer  schwedischen  Vorlage  bearbeitet  ist,  kennen  wir  nicht  genauer, 
doch  bürgt  der  Name  des  einen  ihrer  Herausgeber  L.  Daae  ^)  fUr  einen 
gewissen  Wert.  Ein  schwedisches  Werk,',^)  obwohl  umfangreich,  dürfte 
durchaus  populären  Charakter  tragen.  —  Populär  ist  jedenfalls  die  jetzt 
gleichfalls  abgeschlossene  katholische  Weltgeschichte  von  F.  J.  Holz- 
warth;^)  in  weiterem  Erscheinen  begriffen  ist  die  Prachtausgabe  der  be- 
kannten Held-Corvinscben.  ^^)  Ihres  Herausgebers  wegen  nennen  wir  einen 
französischen  Abriüs;^^)  dafs  Bossuets  ^Discours  sur  Thistoire  universelle'^') 
in  Frankreich  immer  neue  Auflagen  fELr  den  Schulgebrauch  erlebt,  ist  er- 
klärlich. — 

Nur  die  orientalische  und  griechische  Geschichte  liegt  in  L.  v.  Rankes^') 


1)  NouT.  dictionn.  de  g^gr.,  contenant  1)  la  g£ogr.  phya.;  2)  la  gtogr.  polit;  8)  l'^co- 
Domie;  4)  TetlmogT.;  5)  la  giogr.  histor.;  6)  la  bibliographie.  Par.,  Hachette.  I  (A — C). 
850  S.  1879.  Liel  12  u.  13  >-  Ehzenstetten.  Vgl.  RQH.  27,  668  f.  —  2)  Atlas  aniTen. 
de  g^ogr.  anc.  et  mod.  et  du  moyen  äge,  construit  d'apr^  les  sourceB  originaleB  et  lea  docum. 
actuelfl  arec  un  texte  analyt.  Ebda.  Bisher  8  Lfgn.  —  Sollen  c.  110  Karten  werden,  gestoch. 
Ton  £t.  Gollin  n.  Delanne;  jährl.  8  Lfgn.  Vgl.  RQH.  a.  a.  0.  —  3)  I.  Jastrow,  d. 
Weltgesch.  in  ihren  neaesten  Darstellangen :  DBs.  7,  260 — 71  [Backle,  Hellwald,  Schloaser, 
Weber,  Becker,  Lotze,  Onckens  Samml.,  Bänke].  —  4)  Weltgesch.  f.  d.  dtsch.  Volk.  Mit  26 
hist  Karten.  M.  d.  Fortsetz,  bis  auf  die  Gegenw.  Unter  Zugrundelegg.  d.  Bearb.  v.  G.  L. 
Kriegk  bes.  t.  0.  Jager  a.  Th.  Creiznach.  Berl.,  Seehagen.  Lf.  34—54  (Bd.  XU:  560; 
Bd.  XIII:  660;  Bd.  XTV:  572;  Bd.  XV:  690;  Bd.  XVI:  576;  Bd.  XVH:  574;  Bd.  XVEtt: 
595;  Bd.  XIX:  (Index)  352  S.  —  Irrtflmlich  war  JB.  III,  2,  385>  gesagt,  das  Werk  sei 
noch  nicht  bis  zum  MA.  gelangt  —  5)  Allg.  Weltgesch.  Register  za  B.  13 — 15  (Neuste  Z.) 
Bd.  IV  (Schiafs).  Leipzig,  Engelmann.  136  S.  —  6)  Hlustrered  Verdens  historie  £ra  den  nldste 
til  den  nyeste  Tid.  Efter  den  syenske  yed  E.  Wallis  redigerede  Original  ndg.  yed.  L.  Daae 
og  A.  G.  Drolsnm.  Ny  Sabskript.  V:  677,  IX  S.;  VI:  S.  1 — 240.  Kopenh.,  Cammermeyer. 
—  7)  Vgl.  unsere  Jahresberichte  in  d.  Indices.  —  8)  Fortmann,  H.,  Verldshist  Gallerie. 
Borättelser  [Erzählangen]  och  karakters-skildringar  ar  allmanna  historia.  öfrers.  af  F.  Hell- 
berg. Stoekh.,  Fritze.  Bisher  23  Hfte.  (B.  1—4  u.  5,  1—240.  —  9)  Weltgesch.  Lf.  40— 
48.  Mainz,  Kirchheim.  Bd.  VI:  IV  n.  S.  577—676;  Bd.  VU:  Vm,  766  S.  —  10)  lUnstr. 
Weltgesch.  f.  d.  Volk.  Begründ.  v.  0.  t.  Corvinus  u.  Fr.  W.  Held.  2.,  bis  z.  Gegenwart 
fortges.  Aufl.  Lf.  53—88.  Bd.  IV,  XH  u.  S.  97—756;  V,  S.  1—650;  VII,  S.  1—120.  — 
11)  V.  D  u  r  u  y ,  Abr6g6  dliisi  univers.  comprenant  la  royision  des  grandes  4poque«  de  Yhiat 
dep.  les  orig.  jusqn'ä  1848.  Nouy.  6d.  Paris,  Hachette.  —  12)  'Sony.  M.  Collationn^e  aur  las 
roeilleurs  textes;  pröcM6  d'une  6t  litt4r.  sur  ce  discours  etc.  et  de  la  chronol.  de  raateur 
rapprochöe  de  celle  de  Boss,  par  £.  Delachatelle.  Paris,  Delagraye.  XII,  417  S.  12.  — 
Ed.  classiqne,  accomp.  de  notes  et  remarques  grammat,  litt^r.  et  histor.  p.  £.  Lefranc 
3e  partie:  lea  Empires.  Paris,  Delalain.  100  S.  —  13)  S.  o.  S.  62*,  wo  es  heilsen  mn£s: 
die  älteste  Völkergmppe  nnd  die  Griechen.    —    [K.  I:  Amon-Ra,  Baal,  Jehora  a.   d.  alte 


AUgemeisM  imd  PanlipomMia.  1,135 

anf  ca.  6  Bände  berechneter  Weltgeschichte  vor,   die  noch  i.  J.  1880  aas- 
gegeben war.  1)   —  Hier  ist  auch  zu  nennen  ein  Werk  E.  A.  Freemanns:') 
im  Grande  eine  auf  Europa  —  alle  Oeschichte  beginnt  ihm  überhaupt  erst 
mit  den  Griechen   —    beschränkte  Weltgeschichte  unter  geographischem 
Gesichtspankt      Natnrgemftfs  sind   nur  in  groben  Zflgen  die  geographisch- 
politischen  G^taltungen  Europas  bis  in  die  Urzeit  yerfolgt.    Die  beigegebe- 
nen  Karten  hätten  sorgfältiger  angefertigt  sein  können.    —  Mit  den  ^Welt- 
geschichten^ berfihren  sich  die  sog.  Kulturgeschichten,  deren  Titel  freilich 
mdit  immer  so  lauten.    Populär  ist  eine  solche,  die  einstweilen  nur  die  alte 
Geschichte  nmfa&t ')  und  die  Entwickelung  des  menschlichen  Oeistes  in  eigen- 
tOmlicher  Reihenfolge  vorführt:  Ägypter,  Mongolen  (Chinesen),  Juden,  Eranier, 
Semiten,  Griechen  und  Römer.    Die  Behandlung  der  Mongolen  ist  nicht  ohne 
Interesse.  —  Wohl  nur  allgemeinere  Betrachtungen  kann  bei  ihrem  geringen 
Umfange  die  Schrift  von  R^gis^)  enthalten.  —    Vollendet  ist  die  populäre 
und  illustrierte  Kultnigeschichte  yon  Faul m an n.^)    —   Welche  Zeiten  die 
Termutlich populären  'kulturhistorischen  Studien'  A.  Strindbergs®)  umfassen, 
Yermögen  wir  nicht  zu  sagen.   —   0.  Henne- am  Rh yns  Kulturgeschichte 
bat  eine  holländische  Obersetzung  erfahren.^)  — 

Hat  Ranke  mit  Recht  die  Entwickelung  der  religiösen  Anschauungen 
zü  einem  Hauptgesichtspunkt  seiner  Darstellung  gemacht,  so  werden  andrer- 
seits Religionsgeschichten  stets  zum  groDsen  Teil  Kulturgeschichten.     Hier 
haben  wir  A.  Riville^)  zu  nennen,  dessen  Prolegomena  zu  einer  Geschichte 
der  Religionen  —  aus  Vorlesungen  entstanden  —  eine  Art  Philosophie  der 
Cirilisation  geben  und  schneU  eine  3.  Auflage  erlebten;  Lippert,')  der  nur 
die  Religionen  der  europäischen  Arier  behandelte  und  den  Seelenkult  als  Aus- 
gangspunkt aller  Religionen  darthun  will,  der  sich  zu  Ahnen-  und  dann  zu 
Götteikult  entwickelt  habe,  wird  nicht  ohne  Grund  hier  und  da  Oberfläch- 
lichkeit vorgeworfen.   Ein  Werk  von  Com.  Krieg ^<^)  giebt  eine  Bearbeitung 
▼on  H.  Formbys  ^Ancient  Rom^^^)  an  und  hätte  zur  Ehre  der  katholischen 
Geschichtsauffassung  lieber  ungeschrieben  bleiben  sollen.  —  E.  L.  Fischers 
populäres  und  mit  katholischer  Tendenz  geschriebenes,  von  der  Wissenschaft 
Terurteiltes  Buch^')  hat  in  Belgien  gleichwohl  einen  Übersetzer  gefunden.  ^^) 
—  Des  Katholiken  J.  H.  Oswald  'religiöse  Urgeschichte  der  Menschheit' i^) 
ist  eine  dogmatische   Anthropologie.  —  Der  österreichsche  Gymnasial- 


i-gypten;  K.  II:  Dm  Beich  Israel;  K.  HI:  Tyr  n.  Awor;  K.  Vf:  Bas  medo-pen.  Reich.] 
A.  Sehaefer,  BH.  16,  447—57;  Fdhlmaiiii,  HZ.  51,  31—53.  —  1)  Daher  schon  JB. 
ni,  1,  15S*  besprochen.  —  2)  The  Histor.  Geogr.  of  Ear.  Vol.  I.  Text,  XLIX,  604  S. 
ToL  II.  Map«.  Vm,  54  pl.  London,  Longmans.    Vgl.  J.  Bafs  Mnllinger,  BH.  17,  377—80. 

—  Koch  1881  in  2.  Anfl.  erschienen.  —  8)  0.  Dieroks,  Entwickelangsgesch.  d.  Geistes  d. 
MeMchheit  In  i^emeiiiyerstSndl.  Darstellg.  I.  Das  Altertum.  Berlin,  Th.  Hofmann.  YII, 
417  8.  —  4)  £tiide  snr  la  marche  da  progr^s  dans  llramanit^.  Vers.,  Gerf.  et  F.  23  S. 
fS«p.-Ab8.)  —  5)  Mit  14  Taf.  in  Farbendr.,  4  Fesm.-Beil.  a.  279  in  den  Text  gedr.  Illastrat 
L%.  9—20.  Wien,  Hartleben.  Vin  n.  8.  957—656.  Vgl.  JB.  IH,  2,  835«.  —  6)  Knltar- 
historiske  Stadier.  M.  5  illnstr.  Stockh.,  Bonnier.  182  S.  —  7)  Geschiednis  van  den  yoor- 
mtgang  [Fortsehritt]  der  menscheid  etc.  Door  wylen  G.  Kuyper  Ha.  yervolgt  door  J.  Sepp. 
I:  m,  604;  II:  4,  620,  VIS.  Amsterd., Brinkmann,  1880.  —  8)  FroMgomAnes  d'nne  bist 
des  religioiia.  Paris,  Fischbacher.  VII,  324  S.  —  9)  Die  Beligionen  der  enrop.  Kaltaryölker 
der  LHaner,  SImwen,  Germanen,  Griechen  nnd  Bomer  in  ihrem  geschichtlichen  Ursprünge. 
Berlin,  Hofmano.  XVI,  496  8.  Vgl.  ThLBl.  8.  267;  GBl.  1883,  8p.  478.  —  10)  Der 
MoBotheinniu  d.  Offenbanmg  und  d.  Heidentham.  Beligionsgeschichtl.  Studie.  Nach  H. 
F«mbT  a.   d.    EngL   bearb.  n.  mit  Koten  versehen.    Mains,  Kirchheim,  1880.     VlU,  368  8. 

-  11)  8.  JB.  I,  116*-  CBl.  8p.  210  f.  —  12)  8.  JB.  I,  2;  14;  23;  88.  —  18)  Faganisme 
et  iMlation  etc.  Trad.  p:  Frosper.  Lille  et  Brages,  Desdto.  LVI,  320  8.  Vgl.  Folybibl. 
M,  193,  —   14)  Paderborn,  Schöningh.    V,  286  8. 


1 136  I^    ^  Meyer: 

direktor  Krichenbauer  findet  in  dem  gestirnten  Himmel  den  Ausgange 
pnnkt  der  Religionen-,  zn  welchen  Wunderlichkeiten  ihn  aber  seine  doch 
nur  in  gewissem  Umfiange  richtige  Hypothese  führt,  haben  wir  oben  an- 
gedeutet, i)  —  Einige  mit  den  religiösen  Auffassungen  der  Völker  in  engster 
Verbindung  stehende  Punkte  hat  0.  Henne-Am  Rhyn^)  behandelt, 
auch  hier  nur  für  ein  gröfseres  Publikum  schreibend,  ohne  gelehrten 
Apparat  und  ohne  die  Absicht,  den  Gegenstand  zu  erschöpfen.  —  Einem 
der  von  ihm  erörterten  Punkte  hat  E.  Bonnem^re')  eine  Arbeit  ge- 
widmet, die  durch  eine  seitens  der  'Soci^t^  scientifiqne  d'^tudes  psycho- 
logiques'  auf  Veranlassung  Gu^rins  gestellte  Preisaufgabe  hervorgerufen  ist, 
wie  nämlich  die  Völker,  Religionsstifter  und  Philosophen  über  die  Existenz 
von  Geistern,  über  die  Möglichkeit  eines  Verkehrs  derselben  mit  dieser  Welt 
und  einer  Rückkehr  derselben  zu  neuem  Leben,  sei  es  auf  unsere  Erde  oder 
eine  andere  Welt,  gedacht  haben.  Das  Buch  enthält  viel  nicht  gerade  tief- 
gehendes Raisonnement,  während  Henne -am  Rhyn  eine  gewisse  Fülle  von 
Material  bietet 

Von  einer  andern  Seite  aus  beleuchtet  L.  Noir6^)  die  Kulturgeschichte. 
Er  hat  in  einem  früheren  Werke  nachzuweisen  gesucht,  wie  es  möglich  ge- 
wesen, dafs  der  Mensch  zweckmäfsiger  überlegen  und  handeln  konnte,  als 
seine  Mitgeschöpfe;  jetzt  soll  gezeigt  werden,  wie  der  Mensch  die  ihm  ge- 
wordene Anlage  in  der  Schaffung  von  Werkzeugen  benutzt  hat.  Bei  der 
Entstehung  der  ältesten  Werkzeuge  treten  nach  N.  schon  Principien  und 
Ideeen  hervor,  deren  schwache  Abdrücke  in  den  untersten  Schichten  der 
Sprache  enthaiten  seien.  FtU*  das  wichtigste  Werkzeug  erklärt  N.  die  Axt, 
deren  Auftreten  die  Grenzmarke  zweier  Zeitperioden  bezeichne.  —  Enthält 
dieses  Buch  viel  philosophische  Diskussion,  so  wird  rein  historisch  das  bei 
einer  durch  populären  Verlag  bekannten  Firma  erschienene  Buch  von  Ghau- 
mette^)  verfahren.  Eine  Geschichte  der  Arbeit  ist  von  V.  Nadal^)  be- 
gonnen. —  Von  H.  Baudrillarts  Werke  über  den  Luxus ^  ist  die  2.  Aufl. 
im  Erscheinen.  —  Mit  der  Bedeutung  der  Frau  für  die  Civilisation  der 
Völker  beschäftigt  sich  wohl  0.  Bruni;^)  der  Geschichte  der  Prostitution 
sind  zwei  französische  Werke  gewidmet,  von  T.  F.  Debray')  und  Ra- 
butaux,^^^)  von  denen  aber  das  erstere  in  wenig  gutem  Sinne  populär, 
das  andere  aber  (schon  in  2.  Aufl.)  von  Bedeutung  ist.  — 

Einer  ganz  besonderen  Pflege  hat  sich  die  Eostümkunde  zu  erfreuen. 
Erwähnt   sei    die  für  diesen   Zweig  der  Kulturgeschichte  von  F.  Lipper- 


i)  S.  69^.  Vgl.  den».,  die  Thiere  in  d.  AatroDomie  a.  im  Kalt  d.  Alten;  Qaea  17, 
2S0— 40;  303—9.  —  2)  Das  JenaeiU.  KaltorgMchichtliche  Darstellang  der  Ansichten  über 
SchSpfnng,  WeltnntergaDg,  die  andere  Welt  and  das  Oeiaterreich.  Leips.,  Wigand.  iV,  302  S. 
—  3)  L'fime  et  aes  manifeatationa  k  trayera  Thiatoire.  Oayr.  coar.  etc.  Par.,  Denta.  Vlil, 
394  S.  —  4)  D.  Werkzeug  a.  a.  Bedeutung  f.  d.  Entwickelungageachichte  d.  Menacliheit.  Mains, 
Diemer,  1880.  XVIII,  397  S.  —  5)  DöcouTertea  et  inventiona  lea  plua  utilea  depoia  los  temps 
lea  plua  recal6a  j.  &  noa  joara.  Limogea,  Ardant  2  6d.  rer.  304  S.  —  6)  Hiat.  da  travail. 
Par.,  Marpon  et  Flammarion.  (Sollen  100  Lfg.  werden  ä  60  c.)  Einatweilen  Lf.  1.  16  S.  — 
7)  Hiat  du  luxe  priy^  et  public  dep.  l'antiqu.  j.  &  noa  joara.  T.  II  (le  luxe  rom),  522  S.; 
lU  (Hoyen-Ige  et  Benaiaa.),  708  S.  Par.,  Hacbette.  —  Bd.  IV  d.  1.  Aufl.  (740  S.)  eracbien 
1880.  —  8)  La  donna  e  la  djilik.  Parma,  Battei.  182  S.  —  9)  Hiat  de  la  proatit  et 
de  la  d^bauche  chez  toua  le«  peuplea  du  globe  dep.  l'antiqu.  la  plua  recolte  j.  k  noa  joara. 
Liyr.  31—102  (ScblulB).  Paria,  Lambert.  S.  241— 810.  4  i  2  col.  M.  Zeichngn.  —  10)  I>o 
la  proatit  en  Eor.  dep.  l'antiqu.  j.  &  la  fin  du  XVI.  a.  Ay.  une  bibliographie  p.  Lacroix. 
Planche«  hora  texte,  gray.  p.  Biaaon  et  Cottard  d'apr^  les  deaaina  fncaim.  de  A.  Bacinet 
All.     Paria,  Daqueane.     307  S. 


AllgeraeineA  und  Paralipomena.  1 137 

beide  ins  Leben  gerafene,  unter  der  Leitung  von  A.  v.  Hejden^)  stehende 
neue,  noch  nicht  abgeschlossene  Sammlung,  an  der  sich  eine  Anzahl  hervor- 
ragender KDnsUer  beteiligen  und  in  welcher  noch  nnpnblizierte  Eostümbilder 
nach  z.  t.  seltenen  Quellen  mit  genauer  Beschreibung  in  mustergültiger  Weise 
herausgegeben  werden.     J.  v.  Falk  es  ^Eostümgeschichte  der  Kulturvölker'') 
ist  vollendet;    von   Weifs'  ^Eostümkunde', ')  die  im  weitesten  Sinne  gefa&t 
wird  und  daher  auch  das  Haus-  und  Eriegsgerftt  einbegreift,  auch  stets  das 
Einzelne  im  Zusammenhang  mit  der  Natur  des  Landes  und  in  dem  der  Ge- 
schichte darstellt,    liegt    die   das  Altertum  behandelnde  Abteilung  in  neuer 
Auflage  vor,  freilich  noch  mehr  als  die  1.  auf  praktische  Zwecke  beschränkt; 
die  2.  Auflage  von  A.  Eretschmers    und    C.  Rohrbachs  ^Trachten  der 
Völker  vom  Beginn  der  Geschichte  bis  zum  Beginn  des  19.  Jh.'^)  geht  bis 
zum  Ende  des  Mittelalters.  —  F.  Hottenroths  Werk, 6)   obwohl  erst  bis 
Lf  6  gelangt,  scheint  bereits  eine  russische  Bearbeitung  gefänden  zu  haben;  ^) 
in  ähnlicher  Weise  erscheint  von  dem  langsam  weitergeführten,  ebenso  kost- 
baren wie  gediegenen  Werke  Racinets,^)  das  trotz  des  Titels  selbst  un- 
dvilisierte  Völker  unserer  Zeit  behandelt,  eine  deutsche  Ausgabe.^)  —  Von 
einer  kleinen  italienischen  Schrift  Aber  die  ParfOmerie    liegt   eine  2.  Auf- 
lage vor.  •) 

GharflJcteristisch  fftr  die  Eultur  der  Völker  ist  auch  der  Tanz,  den  A. 
Czerwinski  bereits  1862  auch  vom  historischen  Gesichtspunkte  aus  be- 
bandelte; jetzt  ist  auch  hier  eine  neue  Auflage  erschienen.  ^^)  Eine  andere 
Belustigung  ist  das  Eegelspiel,  das  seinem  Ursprünge  nach  germanisch  ist, 
schon  in  deutschen  Mythen  erwähnt  wird  und  im  1 2.  Jh.  in  Deutschland  all- 
gemein eingebürgert  ist;  in  der  Odyssee  wird  bei  den  Freiem  ein  ähnliches 
Spiel  erwähnt  ^^)  Die  französische  Bezeichnung  ^boule  sur  le  vert'  hat  sich 
zu  ^Boulevard'  umgestaltet.  — 

Der  Geschichte  der  Musik  sind  mehrfache  Darstellungen  zu  teil 
geworden;  ^')  selbst  ein  einzelnes  Instrument  hat  eine  Geschichte  er- 
halten. >>)  — 


1)  BU.  für  Koatümknnde  a.  hiBtor.  Yollutrachten.    Hrsg.  7.  A.  t.  Hey  den.    N.  F.   Hft 

11  tt.  12  ^  Bl.  121—144  n.  Text:  X  u.  S.  157—206  (SchlaCB  t.  Bd.  IL)    Berl.,  Lipper- 

beide.     E0   eoUen   24  Hefte  =  4  Bde.   werden;  jeder  Bd.   enthält  2   Abteiign.     1.  Bilder, 

2.  Text  mit  aahlreichen  Holzschn.     Mit  Becht  hebt  Lipperh.   die  Billigkeit  des  Werke«  ähn- 

üeken  fruuSdochen  gegenüber  heryor  (108  Mk.  für  das  Qanae).  —  2)  Lief.  10 — 16.   Stattg., 

SpMnami.  IV  n.  S.  273—480  m.  Hobwchn.    hoch  4.     Vgl.  JB.  IH,  2,  3dö>.  —  3)  Koatiim- 

koade.    Gesch.  d.  Trachten  a.  d.  Geräths.    2.  umgearb.  Aufl.    L  M.  454  Fig.  in  Holzschn.  a. 

8  €ub.  Taf.    Btottg.,  Ebner  u.  Senbert.    —    4)  Lief.  1—21  (S.  1—192)   mit  je  4  Chrono- 

lithogr.   Leips.,  Bach  (1.  Anfl.  1864).  —  5)  Trachten,  Haut-,  Feld-  a.  Kriegsgeratschaften  d. 

Tolker  alter  a.  nener  Zeit.     Gezeichn.  u.  beschrieb.    Stattg.,  Weise.   Lf.  6  =  S.  81 — 96  mit 

eiagedr.  Holzeehn.  n.  13  Steintaf.  gr.  4.   (Aach  eine  Aasg.  m.  Taf.  in  Farbendr.)  —    6)  Lief. 

1  0.  2.   Petersb.y  1880.    32  S.    4.  —  7)  Le  Costame  histor.  500  planches,  300  en  conleura, 

9t  tt  argent,  200  en  camaiea,  ar.  des  notices  explic.  et  a.  6tade  hisi    Livr.  9  — 12.     Paris, 

Didot    (Eraeh.  seit  1878;  die  Lieferangea,  je  25  Tafeln  mit  Text,  sind  schwer  zu  ordnen.) 

^gl.  CHI.  1882.   No.   14.   —  8)  Bacinet,  Gesch.  d.  Kostüms  m.  500  Taf.  in  Gold-,  Silber- 

iL  Farbendr.  m.  erl.  Text.    Dtsche.  Aasg.  t.  Ad.  Bosenberg.  Berlin,  Wachsmnth.  —  9)  La 

pnfameria  dai  tempi  piü  antichi  fino  ai  giomi  nostri:  cenni  stör,  e  bibliografici.   Fir.,  Pellas. 

40  S.  —  10}  Tanz  and  Tanzkunst  in  kleineren  a.  grofseren  Kreisen.     Die  Tänze  b.  d.  Kal- 

tirrdlkeni  r.  d.  ältesten  Zoiten  bis  zar  Gegenw.   2.  Ausg.  Mit  50  Text-Illastr.  a.  e.  Titelbilde. 

Laipa.,  Spsmer.    VIII,  268  8.   —   11)  A.  Z.,  Zar  Gesch.  des  Kegelspiels.    Europa,  Sp.  1294 

JSOO. 121  A.   W.  Ambros,  Gesch.  d.  Musik.     Leipz,  Lenckardt,  1880 — 81;  Tollstdg.  in 

4  fida.  o.  1  LieC  Notenbeilagen  (48  8.),  redig.  y.  0.  Kade.  Vgl.  Litt.  Handweiser  1880, 
Sp.  521  t  (W.  Bäamker).  —  H.  A.  Köstlin,  Gesch.  der  Musik.  Tüb.;  Freib.  i.  B.,  Mohr, 
19S0,  Vgl.  Litt.  Haiidw.  1880.  Sp.  804  ff.  —  Herm.  Bitter,  Bepetitorium  der  Mosikgesch.,  nach 


1,188  DL   E.  Mayer: 

Von  andern  in  die  Koltorgeschichte  fallenden  Punkten  sind  behandelt 
das  Hexenwesen,  1)   die   Liebesmittel  >)    im   Altertum  and  die   Talismane.  >) 

—  Den  Ackerbau  des  Altertums  hat  A.  Berghaus  besprochen,^)  die  Be- 
deutung des  Weins  yon  seiner  Heimat,  Asien,  aus  durch  alle  Völker  und 
Länder  bis  in  die  neueste  Zeit  und  in  die  neuen  Weltteile  hinein  in  an- 
sprechender  Weise   der    Sophokles -Obersetzer  G.   Thudichum^)   verfolgt. 

—  Die  drei  bei  Griechen,  in  Ägypten  und  Indien  vorkommenden  Lotus-Arten 
gehören  der  Gattung  Rhamnus  an;  speciell  der  Homerische  ist  Bhamnus  lotos 
Linn.  =  Zizyphus  Lotos  Willd.  ^)  Gelegentlich  der  Frage,  woher  stammt 
unser  Huhn,  bÄt  A.  Bergbaus^)  nicht  nur  seine  allmähliche  Einführung  bei 
den  europäischen  Kulturvölkern,  sondern  auch  die  Rolle,  die  das  Huhn  in  der 
Vorstellung  bei  den  Völkern  des  Altertums  spielte,  dargelegt,  d.  h.  die  Grund- 
linien einer  'Symbolik'  des  Huhns  resp.  Hahns  gegeben.  Das  Alte  Testament 
und  Homer  kennen  das  Huhn  nicht;  zu  Christi  Zeit  war  den  Juden  das 
Halten  von  Hühnern  verboten;  um  so  schlimmer  fOr  Petrus,  dafs  ein  gesetz- 
widriges Tier  ihm  seine  Charakterlosigkeit  zum  BewuDstsein  kommen  lassen 
mufste.  —  Die  'Bienen  in  Sage  und  Kulturgeschichte'  erörterte  H.  Sun- 
delin,^)  den  'Steinbock  und  die  Gemse  im  klassischen  Altertum'  0.  Keller;*) 
auch  dem  Schakal,  der  in  der  griechischen  Fabel  durch  den  Fuchs  ersetzt 
ist,  ist  eine  Betrachtung  zu  teil  geworden.  ^^)  Die  griechischen  und  römischen 
Sentenzen  und  Sprichwörter,  die  auf  Beobachtung  irgend  einer  Eigentümlich- 
keit der  Tiere  beruhen,  hat  C.  Sylvio  Köhler^ ^)  in  alphabetischer  Ordnung 
herausgegeben,  indem  er  für  eine  spätere  Znsammenstellung  die  ausschied, 
welche  eine  alte  Beobachtung  zu  Nutz  und  Frommen  praktischer  Lebens- 
weisheit verwendete.  Zink  und  Messing  im  Altertum  hat  Ad.  Frantz^') 
behandelt,  das  Zinn  Beyer,  ^s) 

Nur  wenig  historischen  Gewinn  wird  man  aus  dem  kunstgewerblichen 
Vortrage  J.  A.  Kuhns  'Ober  die  Kunstweberei  der  Alten*  ^*)  ziehen. 

In  die  alte  Wissenschaft  führt  es  uns,  wenn  K.  Silberschlag  ^^) 
uns  die  Ansichten  des  klassischen  Altertums  über  Entstehung  der  Welt  und 
die  organischen  Wesen  vorführt  und,  davon  ausgehend,  dads  die  Alten  sich 
nie  eine  Schöpfung  aus  dem  Nichts  dachten,  zeigen  will,  dafs  den  Sagen 
von  Amun,  Seb  und  Osiris  und  den  (keineswegs  von  diesen  ägyptischen  ab- 
geleiteten) von  Uranos,  Kronos  und  Zeus  eine  naturwissenschaftliche  An- 
schauung zu  Grunde  liege,  daüs  die  Zeit  erst  nach  der  Entstehung  der  Him- 
melskörper geworden  ist,  daüs  der  zerstörenden  Gewalt  der  Zeit  alles  unter- 
worfen ist   und  dafs  durch  die  Macht  der  Zeit  der  Himmel  die  Macht  der 


JSpochen  flbernolitl.  daigest  Mit  e.  Veneichn.  der  htaptflächiichsten  wiMODwhafU.  Miudk- 
litteratnr.  Wtlrsb.,  Staber.  278  S.  —  Rec:  GBl.  Sp.  1448  (sehr  anyoUkommeD).  —  18)  H. 
Eichborn,  Bie  Trompete  in  alter  a.  neuer  Zeit.  £.  Beitr.  z.  Mosikgescb.  n.  InetminentB^ 
tionslebre.  Mit  Notenboispielen.  Leipz.,  Breitk.  &  Härtel.  V,  118  S.  —  SchlieiJBt  zieh  s.  i. 
an  Lacroix,  Eist   de  Tinatnimentation   (1878)   an;   ygL  KeifBrnann,  GBl.  1882.  No.  12. 

—  1)  6.  Rosa,  Stregonerie:  ricercbe  stör.  int.  le  streghe.  Bergamo.  14  6.  (Sep.-Aba.)  — 
2)  H.  Peters:  Natur.  N.  F.  J.  No.  25.  —  3)  £.  Gilbert,  Euai  bist  sor  le«  taliam.  dans 
l'antiqa.,  le  m.  a.  et  les  tempa  mod.  Pariz,  Savy.  89  S.  —  4)  Europa  No.  41.  —  5)  Traabe 
ond  Wein  in  d.  Kolturgescb.  Tttb.,  Lanpp.  106  S.  —  6)  £.  Seytter,  d.  Lotoa  d.  Alten: 
Qaea  17,  613—18.  —  7)  Europa.  Sp.  1771—77.  —  8)  Natur.  N.F.  7,  No.  20;  Tgl.  G.  Ha- 
berland, Biene  und  Honig  im  Volksglauben:  Globus  39,  No.  15.  —  9)  Globus  40,  No.  10. 

—  10)  Ausland  54,  No.  35.  —  11)  D.  Thierleben  in  Sprttcbw.  d.  GMeeh.  u.  B5mer.  Leipa., 
Femau   VIU,  221  S.  —  12)  Berg.-  u.  HüttenmSnn.  Zg.  40,  No.  33  f.  —  18)  S.  u.  11, 119«. 

—  14)  Leipzig,  Schlömp.  (Samml.  kunstgewerbl.  n.  kunsthistor.  Vortr.  No.  S.)  Vgl.  GBl. 
No.  46.  —  15)  Yjschr.  f.  Volkswirtoch.  Jg.  18,  2,  83—93. 


Allgemeines  aad  Panlipomeni.  1,139 

Sehöpfoog  neaer  Wesen  verloren  hat,  dads  also  die  Entstehung  neuer  Wesen 
aii%ehört  hat  —  Von  der  Sexualität  der  Pflanzen  hatten  die  Griechen  und 
Bömer  insonderheit  seit  Theophrast  klare  Vorstellungen,  zu  Plinius'  Zeit  wubte 
jeder  Gärtner  die  Thatsache;  gleichwohl  kennt  Plinius  den  Zusammenhang 
Ton  Frucht  und  Blute  noch  nicht.  ^)  —  Im  Anschluß  an  die  Naturwissen- 
schaften sei  hier  erwähnt,  daüs  H.  Häsers  Geschichte  der  Medizin')  nun- 
mehr ToUständig  ist;  desgleichen  —  schon  1880  —  ein  sehr  gelohtes  Werk 
TOB  A.  Gorradi, s)  das  die  aus  Italien  seit  Beginn  seiner  Geschichte  ge- 
meldeten Epidemieen  Ms  zum  J.  1850  behandelt  — 

Obwohl  wir  nicht  den  Krieg  als  ein  Eulturideal  ansehen,  schlielsen  wir 
Mer,  da  nun  einmal  in  der  allgemeinen  Geschichte  die  Kriege  eine  so  grodse 
RoUe  spielen,  die  Werke  Aber  Kriegsgeschichte  an,  welche  die  gesamte  Ge- 
schichte oder  das  Altertum  betreffen.  —  Hier  liegt  ein  von  Fachmännern 
gdobtes  französisches  Nachschlagewerk  vor,  das  die  kriegsgeschichtlichen  und 
biographischen  Artikel  am  SchluTs  zusammenstellen  will;^)  des  Norwegers 
ßchnitlers  allgemeine  Kriegsgeschichte  geht  jetzt  bis  1350,^)  während  M. 
Jahns*  Geschichte  des  Kriegswesens^)  bereits  1880  zum  AbschlufiB  d.  h.  der 
Zeit  der  Renaissance  gelangt  ist.  —  Das  Transportwesen  der  Alten  ist  mit 
nicht  allzu  tiefgehender  Kenntnis  des  klassischen  Altertums  tou  einem 
angenannten  französischen  Offizier  beleuchtet  ^)  Interessant  sind  jedoch 
Mitteilongen,  die  er  aus  chinesischen  Werken  macht:  manche  Vorschriften 
alter  chinesischer  Schriftsteller  Aber  Pflege  und  Haltung  des  Pferdes  berühren 
sich  anffidlend  mit  ganz  modernen  Reglements.  Die  Frage  über  das  prä- 
historische Pferd  ist  im  Zusammenhang  mit  der  des  prähistorischen  Menschen 
in  nicht  gerade  klarer  Weise  erörtert  —  Der  besonders  in  Klein-Asien  weit 
Yorgeschrittenen  Fortifikationskunst  der  Griechen  hat  A.  de  Rochas 
d'Aiglun^)  eine  zusammenhängende  Darstellung  gewidmet,  nachdem  er  früher 
bereits  Arbeiten  über  verschiedene  Einzelheiten  Teröffentlioht  hatte.  Er  er- 
örtert zuerst  die  Principien,  die  der  Verteidigung  resp.  dem  Angriff  zu  Grunde 
lagen,  und  zählt  die  Spuren  auf,  die  noch  ihre  Anwendung  bewiesen,  giebt 
dann  den  Text  der  erhaltenen  Lehrbücher  des  griech.  Altertums  an  und  end- 
lidi  ein  Verzeichnis  der  wichtigsten  und  instruktivsten  Oberreste  alter  Ver- 
tddigungswerke.  — 

Die  Geschichte  des  Krieges  zur  See  hat  Viceadmiral  z.  D.  L.  v. 
Henek')  dargestellt  Versteht  v.  H.  offenbar  auch  besser  mit  einer  Flotte 
ZQ  manoeuvrieren  als  mit  Feder  und  Sprache,  so  hat  er  doch  den  Verlauf  der 


1)  W.  Behrene,  Anrichten  d.  Griechen  n.  Römer  über  d.  Seznalit  d.  Pflanzen:  Flora 
64,  145  ff.;  161  fL  —  2)  Lehrbach  d.  Geech.  d.  Med.  a.  d.  epidem.  Krankheiten.  3.  Bearb. 
n.  Jena,  Fischer.  1120  S.  —  3)  Annali  delle  epidemie  ocoorse  in  Italia  dalle  prime  memorie 
fivo  al  1850.  P.  IV,  disp.  3  (1833—50):  Memorie  d.  soc.  med.-chirurg.  di  Bologna  segnito 
agii  opoMoli  di  eaaa  pubblicati  VI,  fasc.  8.   1880.   S.  2259—2609.     Vgl.  Bömers  Jb.  S.  654. 

—  4)  Le  Faare«  Dictionnrire  militaire.  1  Livr.  A-Art  160  8.  Paria,  Berger -Lerraalt 
TgL  BLZ.  Sp.  1523.  —  5)  Almindelig  Krigahiatorie.  UL  KrigahiatorienB  3e  Periode  eller 
[oder]  Krig8T«flenetfl  Forfaldatid  [Verfall].    Christ,  Kammermeyer.    8.  378 — 500  m.  4  Karten. 

—  6)  Handb.  d.  Gesch.  d.  Kriegsweaens  t.  d.  Urzeit  bis  z.  Benaisaance.  Techn.  Teil :  Be- 
wiilbang,  Kampf  weise,  Befeatigang,  Belagerung.  Mit  e.  Atlas  y.  100  Ta£.  Leipz.,  Granow. 
XLIT,  1288  S.  —  7)  Le  transport  chez  les  anciens:  Bull,  de  la  B^on.  des  offiders  1880,  6., 
13^  20.,  27.  Not.;  1881,  15.,  29.  Jan.,  5.  Febr.,  10.  u.  17.  Dec.  —  8)  Principes  de  la  for- 
tifie.  antiqae  0t  Pr^ci«  des  connaisa.  n^cess.  aux  arch^olognes  p.  explorer  les  ruines  des  fortif. 
at  Pkris,  Dneher.  112  8.  (Sep.  a.  Bey.  gSner.  d.  TArchit.  et  des  Tray.  pnbl.)  Vgl.  DLZ. 
Sp,  1314.  9^  D.   Kriegführung  aur  See  in  ihren  wichtigsten  Epochen.    Berl.,  Janke.  (VI) 

m  8. 


I  140  ^^    S-  Meyer: 

Hauptschlachten  klar  zur  Anschaaung  za  bringen  gewofst,  wozu  Skizzen  von 
Plänen  das  ihrige  beitragen.  Hierbei  sei  ein  teilweise  aach  historisches,  aber 
oberflächliches,  wenn  anch  gut  lesbares  Werk  Aber  die  Flaggen  erwähnt.^) 
Gehen  wir  nunmehr  zu  den  Werken  Aber,  die  das  Altertum  allein 
behandeln,  so  führt  uns  ein  durch  Klarheit  ansprechender,  auch  Nicht-Fach- 
leuten verständlicher  Aufsatz  eines  geschätzten  Geologen')  in  das  Grenzgebiet 
von  Naturgeschichte  und  Geschichte,  in  die  sog.  £iszeit,  die  ja  für  das  erste 
Auftreten  der  Menschen  mit  in  Betracht  gezogen  wird.  Es  wird  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  das,  was  lange  als  Resultat  plötzlicher  Revolutionen  angesehen 
wird,  vielmehr  als-  eine  langsame  Hervorbringung  von  Jahrtausenden  anzu- 
sehen ist:  die  sog.  Glacialzeit  ergiebt  sich  gewissermafsen  als  ein  vorttber- 
gehendes  Eältemaximum.  —  Dem  gegenüber  sind  die  zahlreichen  Fälle,  wo  sich 
auf  der  Erde  eine  Zunahme  der  Kälte  und  eine  Abnahme  der  Feuchtigkeit 
(meist  eine  Folge  leichtsinniger  Entwaldung)  sowie  andrerseits  eine  grOisere 
Feuchtigkeit  (leider  nur  an  verhältnismäßig  wenig  Punkten)  und  Ameliorie* 
rung  des  Klimas  in  historischer  Zeit  nachweisen  läfst,  von  L.  Polluge')  zu- 
sammengestellt. —  Ist  die  Geschichte  nicht  sowohl  Weltgeschichte  als  vielmehr 
Geschichte  der  Menschheit,  so  mub  sie,  da  nicht  alle  Völker  in  den  Kreis 
der  Geschichte  eintreten,  wenigstens  einen  Überblick  über  die  Völker  geben, 
welche  neben  den  historischen  Völkern  das  Ganze  der  Menschheit  ausmachen. 
Daher  hat  in  der  That  die  Ethnologie  die  Aufgabe,  die  Grundlagen  für  die 
Geschichte  zu  legen,  auch  in  dem  Sinne,  daüs  das  Wesen  des  Menschen  als 
solchen  (und  in  diesem  Wesen  liegen  ja  die  Faktoren,  welche  die  Geschichte 
bestimmen)  festgestellt  werde.  Nach  diesem  Gesichtspunkte  hin  hat  Bastian*) 
die  Bedeutung  der  Ethnologie  sowie  ihre  Entwickelung  zu  einer  Wissenschaft 
dargelegt.  —  G.  Jägers  Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie 
und  Ethnologie^)  ist  in  weiterem  Fortschreiten  begriffen.  Wie  wichtig 
die  Herbeiziehung  der  uncivilisierten  Völker  unserer  Zeit  werden  kann,  zeigen 
die  Forschungen  des  holländischen  Missionars  G.  A.  Wilken')  über  die 
Ehe  bei  den  Naturvölkern.  Nach  seiner  ausgedehnten  Kenntnis  heutiger  sog. 
wilden  Völker  zeigt  sich,  dafs  die  Ehe  keineswegs  ein  durch  die  Natur  ge- 
gebenes Institut  ist,  vielmehr  herrscht  bei  aufserordentlich  vielen  Völkern 
freie  Liebe  und  Promiscuität  der  Frauen.  Unter  Voraussetzung  dieses  Zu- 
Standes  als  des  ursprünglichen  erklären  sich  dann  bei  einzelnen  Völkern  die 
zahlreichen  hetärischen  Gebräuche,  die  bei  den  Hochzeiten  vorkommen:  in- 
dem die  Völker  zu  einem  andern  Kulturzustand  übergingen,  haftete  in  ihrem 
Bewufstsein  die  Erinnerung  an  das  Ältere,  Ursprüngliche,  das  man  als  das 
Natürliche,  von  den  Göttern  Gewollte  angesehen  hatte  und  von  dem  man 
sich  deshalb  nur  ungern  trennte:  als  ein  Tribut  an  die  Götter,  welche  die 
alte  Gesellschaftsordnung  eingeführt  und  geschützt  hatten,  blieben  jene  Ge- 
bräuche. —  Die  Sitte  des  Brautkaufs  führt  W.  darauf  zurück,  dafs  ursprüng- 
lich die  Frau  aus  einem  fremden  Stamm  geraubt  wurde,  dem  dann  für  den 
Raub  die  Rache  abgekauft  wurde.  Noch  heut  gehört  bei  manchen  Wilden 
der  Raub  der  Frau  mit  obligatem  Kampf,  bei  dem  die  armen  Frauen  selbst 


1)  A.  Macgeorge,  Flags,  some  accoant  of  their  liist  &  their  lue.  Lond.,  Blackie.  Vgl. 
Ac.  20,  7a.  —  2)  G.  de  Saporta,  les  tempa  quaternaires :  RDM.  47,  381 — 69;  835 — 66. 
—  3)  Klimaanderangen  in  hiat.  Zeiten.  Berlin,  Habel.  30  S.  (Virchow  u.  Holtiendorf,  Vor- 
träge No.  359.)  —  4)  S.  a.  Abt.  U,  1  f.  —  5)  Unt.  Mitwirk.  ▼.  B.  Böhm,  W.  Hartmann 
n.  A.  (Bncycl.  d.  Natnrwiss.  Abt.  1,  Lf.  25.  Breslaa,  Trewendt)  Bd.  2,  278 — 400.  —  6)  Over 
de  primitieren  vormen  Tan  het  hnwelyk  en  den  oortprung  van  het  gerien:  Ind.  Gida  1880. 
Oct;  Tgl.:  Die  Ehe  in  ihren  oraprflngl.  Gestalten:  Audand  54,  No.  44. 


AllgemfimM  und  FUralipomena«  I  X41 

entsetzüch  zugerichtet  werden,  za  den  Hochzeitsceremonien.  —  Letzteres  be- 
stätigt auch  Abel  Hovelacque.  ^)  Die  Marken,  mit  denen  oft  die  Natur- 
Yölker  Gegenstände  zeichnen,  um  ihre  Eigentum  daran  auszudrücken  — 
mannigfaltige  Beste  kommen  noch  heut  Tor,  z.  B.  die  Hausmarken')  —  hat 
R.  Andr^e  behandelt.^) 

Mit  den  Problemen  der  Ethnologie  bertthren  sich  aufs  engste  die  Fragen 
Aber  die  Anfänge  der  Civilisation,  in  die  dann  wieder  die  sog.  Prähistorie 
einen  Blick  zu  thun  versucht  Hier  sind  von  den  auf  so  prononciertem  Dar- 
winschen Standpunkt  stehenden  bekannten  Werken  von  J.  Lubbock^)  und 
W.  Bagehot^;  für  das  erstere  die  4.  Ausgabe,  für  das  letztere  die  4.  fran- 
zösische zu  verzeichnen;  ein  neues  Werk  ist  von  dem  durch  ähnliche  Studien 
schon  bekannten  E.  B.  Tylor®)  zu  nennen.  Hierher  dtU'fte  auch  ein  fran- 
zösisches von  Le  Bon^)  zu  ziehen  sein.  —  Gegen  Lubbock  wendet  sich  A. 
Yelardita^)  und  die  2.  Auflage  einer  schon  1876  erschienenen  Schrift  von 
A.  Ebrard.*)  Des  letzteren  Resultat  ist,  das  menschliche  Geschlecht  habe  im 
ersten  Anfang  seiner  Existenz  die  Kenntnis  und  Erkenntnis  des  einen  un- 
sichtbaren heiligen,  sich  ihm  aber  in  sichtbaren  Theophanieen  offenbarenden 
Gottes  gehabt;  der  Geist  des  Menschen  habe  sich  nicht  allmählich  aus  der 
Tierheit  heraus  entwickelt,  sondern  sei  in  den  höchsten  Energieen  und 
Entelechieen  von  Anfang  an  gegeben  gewesen:  so  sei  nicht  Brutalität  und 
Bestialität,  sondern  Geisteskraft  und  Gewissen,  gestellt  unter  die  erziehende 
und  leitende  Offenbarung  des  persönlichen  heiligen  Gottes,  der  Anfang  des 
Maischengeschlechts  gewesen. 

Hat  man  es  in  diesen  Werken  z.  t.  mit  philosophischen  Konstruktionen 
und  Hypothesen  zu  thun,  so  sucht  die  Prähistorie  in  die  Urzeiten  an  der 
Uand  der  Thatsachen  einzudringen.  Hier  wollen  wir  zuerst  auf  zwei  perio- 
dische Erscheinungen  aufmerksam  machen,  die  durch  Zusammenfassen  des 
ungemein  zerstreuten  Materials,  das  tiberall  in  der  Welt  von  den  Prähisto- 
rikern zu  Tage  gefördert  wird,  der  Wissenschaft  vielleicht  in  noch  höherem 
Grade  als  die  sonstigen  ethnologisch -prähistorischen  Zeitschriften  ^<^)  Dienste 
leisten  können,  ^i)  —  Mit  Geschick  macht  die  Fragen,  welche  die  Urgeschichte 
bewegen,  einem  gröfseren  Publikum  in  einem  Umfange,  wie  es  bisher  noch 
nicht  geschehen,  de  Kadaillac^^)  zugänglich;  dafs  sich  manche  Einwendungen 
geg^i  seine  Auffassungen  machen  lassen,   darf  bei  der  kontroversen  Materie 


1)  Le0  dAhniß  de  l'hnnuaiit^:  lliomme  primit.  contemp.  (Biblioth.  maUrialiBte.  Plar.,  0. 
Dom.  IT,  334  &)  S.  79  1  —  2)  Vgl.  JB.  I,  601«  —  3)D.EigentamBEeiclieiid.Naturr51ker: 
Olobm  40,  No.  20  t  —  4)  The  origin  of  GiyiliBatioii  and  the  primit  Gondition  of  Man, 
Meotal  and  Social  Gondition  of  SaTages.  With.  numer.  Additiont.  Lond.,  Longmans.  570  S, 
—  5)  LoAb  scientif.  da  d^Toloppem.  des  nations  dans  lears  rapports  ay.  le«  principes  de  la 
täee&oa  nator.  et  de  Yhir^^U,  PariB,  Germer-Bailli&re.  lY,  265  S.  (Übersetzer  nicht  genannt.) 
~  6)  Anthiopology:  introdnct.  to  the  study  of  man  and  civilization.  Lond.  (Auch  K.-Tork,  Ap- 
piefoB.  16,  448  8.  12.)  —  7)  L'homme  et  les  soci^t^s,  lenrs  origines  et  leor  hist.  2^  partie: 
k»  BoditiB.  Par.,  Bothachiid.  532  S.  —  8)  La  dyiltä:  stato  primit  dell'  nemo.  Una  riposta 
ä  Sir  J.  Lubbock.  Piazza  Armerina,  Fansini.  198  S.  16.  —  9)  Die  Anfänge  d.  Menschen- 
gekblechU.    (Zeitfiragen  d.  christl.  Yolkalebens.  H.  7  =  Bd.  2.  H    1.)  Heilbronn,  Henninger. 

MS. ^oy   Über  diese  vgl.  die  o.  S.  140*  cit  Schrift  Bastians.   —   11)  Mat^riaux  pour 

ridft  primit.  et  natur.  de  Thomme.  Hrsg.  y.  Gartailhao.  Tooloase,  Bareaa  de  la  Key, 
Toaloiise'  (Par.,  Beinwald)  1881  =  N.  8.  XVI;  Fortschritte  der  Urgeschichte.  Hrsg.  von 
Klein.  No.6:  B.  d-  Katnrwiss.  (Köln,  Mayer)  9,521 — 613.  (Beschränkt  sich  diesmal  haupt- 
äehllch  anf  d-  Verhdlgn.  d.  Berl.  Antrop.  Kongresses,  Inhaltsangabe  d.  Wiener  Mitteilg.  u.  a.) 
~  1*^1  Lee  Premiers  hommes  et  les  temps  pr^hist  Par.,  Massen.  2  voll.  VI,  976  S.  av.  12 
pl.  et  844  gl«*.      Vgl.   ST.  16,  720. 


1,142  I3L  H,  Mayer: 

nicht  verwundern.  >)  Von  Jolys*)  gleich&lls  mit  französischem  Geschick 
geschriebenen  bekannten  Werke  liegt  eine  deutsche  Übersetzung  vor.  —  Von 
besonderem  Interesse  wegen  ihres  Wertes  sind  die  JadSit-  und  Nephritfunde: 
H.  Fischer  3)  in  Freibnrg  i.  B.  sucht  in  betreff  ihrer  nachzuweisen,  dafs 
diese  beiden  Materialien  niemals  anderswoher  gekommen  seien  als  ans  China, 
wo  sie  ehemals  als  Edelsteine  galten  und  noch  jetzt  sehr  geschätzt  sind. 
Das  zahlreiche  Vorkommen  von  Artefacten  aus  diesem  Gestein  in  Amerika 
gilt  ihm  daher  als  Beweis  fQr  den  mongolischen  Ursprung  der  amerikanischen 
Race.  —  Als  Mongolen  sind  nach  vielen  Forschern  wie  Lenormant  u.  a.  die 
Akkadier  anzusehen.  Fligier^)  ist  darauf  hin  der  Ansicht,  diese  hätten  in 
grauer  Vorzeit  durch  ihre  Nachbarschaft  auf  die  Sprache  der  uralo-altaischen 
Völker  eingewirkt,  wie  solche  Einwirkungen  in  historischer  Zeit  mehrfach 
nachweisbar  seien,  z.  B.  die  Verdrängung  der  italienischen  Dialekte  durch 
das  Lateinische.  —  In  Tiflis  hat  sich  eine  'Gesellschaft  der  Freunde  der 
Archäologie  im  Kaukasus'  gebildet,  welche  bereits  tüchtige  Publikationen 
aufzuweisen  hat.  Sie  hat  ihre  Aufinerksamkeit  besonders  den  Grabfeldem 
zugewendet,  von  denen  vier  Gruppen  unterschieden  werden  kOnnen,  und  den 
eigentümlichen,  Babi  genannten  Steinstatuen.  ^)  —  Über  die  'anthropologischen 
und  prähistorischen  Forschungen  in  Ost^Europa',  d.  h.  die  Polen  betreffenden 
Arbeiten,  welche  die  anthropologische  Kommission  der  Krakauer  Akademie  der 
Wissenschaften  angestellt  hat,  berichtet  Fligier.<^)  —  Nur  auf  die  mittel-  und 
nordeuropäische  Urzeit  bezieht  sich  eine  Übersicht,  die  Aber  die  vorgeschicht- 
lichen Grabstätten  im  Anschlufs  an  Rankes  'Anleitung^  gegeben  wird.^  — 
Aus  Amerika  wird  die  Entdeckung  von  drei  fossilen  menschlichen  Fuüsspuren 
im  Sandstein  der  ältesten  Secundärschichten  in  Union  County,  Kentucky, 
IV4  M.  von  Ohio,  gemeldet.^)  Die  eine  hat  eine  Länge  von  10^  eine  Breite 
von  ö'.  —  Als  Urvolk  der  Welt  sieht  G.  Massey*)  die  Ägypter  an,  wovon 
auch  auf  den  britischen  Inseln  und  bei  den  Maoris  Spuren  in  der  Sprache 
vorhanden  seien. 

Kommen  wir  zu  den  historischen  Perioden  des  Altertums,  so  führt 
uns  ein  von  katholischer  Seite  ^^)  gelobtes  populäres  Buch  durch  das  gesamte 
Altertum,  indem  es  die  bedeutendsten  Städte  des  Altertums  darstellt,  welche 
neuere  Forschungen  wieder  haben  aufleben  lassen:  so  sind  Ninive,  Babylon, 
Troja,  Garthago,  Pompeji  und  Herculanum  behandelt.  ^^)  —  Einen  neuen 
Versuch,  die  semitischen  und  arischen  Sprachen  auf  gemeinsame  Wurzeln 
zurückzuführen,  machte  Mc.  Curdy.^*) 

Für  die  Kenntnis  der  gesamten  orientalischen  Geschichte  mögen  hier 
die  Berichte,  welche  von  1840 — 67  J.  v.  Mo  hl*»)  über  die  Fortschritte  der 


1)  S.  die  aonst  sehr  anerkonnende  Bec.  (▼.   Cartailhac)  in  d.  Mat^riaaz  16,  120  IL 

—  2)  D.  MexiBcli  vor  d.  Zeit  d.  MetaUe.  Autor.  AoBg.  Mit  136  Abb.  VIII,  450  S.  Leips., 
BrocUiaoB.  (Internat  Wias.  Bibl.  Bd.  46;  Orig.  1879.)  —  3)  Über  d.  mineralog.-archaeol. 
BeEiehnngen  zw.  Asien,  Europa  a.  Amer.:  N.  Jbb.  f.  BOneral.  etc.  2,  199 — 227.  —  4)  Gaea 
17,  258—66.  ~  5)  ürgeacbichtl.  Forachgn.  im  KaoL:  AnsL  64,  281—83.  —  6)  Oaea  17, 
361  fL  —  Zu  de 0  8.  <Urseit  y.  Griechenland  o.  Italien'  (1881,  aber  schon  JB.  m,  1,  173«)  Tgl. 
die  ablehnende  Bec.  in  HZ.  61,  82  u.  o.  S.  63<  —  7)  Ausland  64,  972  ff.  —  8)  Gaea  17, 
267  f.  —  9)  Vgl.  o.  S.  4^^  wo  es  <of  the  Beginnings'  heifsen  muls.  (Vol.  I.  Egjpt  Origine« 
in  the  Brit.  Isles;  II.  £g.  Orig.  in  the  Hebrew,  Akkado-assyrien  &  Maori.)    Vgl.  GBl.  No.  41. 

—  10)  £.  Trayers,  Polyb.  31,  461.  —  11)  G.  Hanno,  les  tUIos  retrouTÖes.  Oayr.  ilL 
de  76  gray.  d'apr^  les  dessins  du  P.  Seil i er,  £.  Th6rond  etc.  (Biblioth.  des  meryeillea). 
Pkris,  Hachette.  407  S.  18».  —  12)  S.  u.  n,  207>.  —  13)  Vingtrsept  Ans  d'itndes  orient 
2  Toll.  Vgl.  JB.  n,  1,  7<  Q.  F.  Bruneti^re,  RDM.  40,  467  —  67  (wo  im  Titel  «dea 
itndes'  yerbeMert  wird). 


AUgemeiMs  ind  PanUpommu»  1 143 

orientaliseben  Stadien  überhaupt  in  der  Soci^t^  asiatiqne  allj&hrlich  erstattet 
hat,  noch  einmal  erw&hnt  sein.  —  Von  F.  Lenormants  Geschichte  des 
alten  Orients^)  ist  T.  I  in  nener  vermehrter  Ausgabe  erschienen.  —  Für 
die  geschichtliche  Wahrheit  des  AT.  tritt  in  populärer  Weise  Pastor  G. 
Bichter')  ein.  Von  feinem  Takt  zeugt  die  Ton  0.  Rayet')  begonnene 
Sammlung,  die  charakteristische  Denkm&ler  der  alten  Kunst  in  Abbildungen 
bringt 

Eine  gröfsere  Reihe  von  Schriften  betreffen  die  Phönicier.  Zu  der 
Inschrift  Edschmoun - Azars  hat  D6renbourg^)  meist  philologische  Be- 
merkungen gemacht  und  glaubt  den  Text  an  einzelnen  Stellen  richtiger  über- 
setzt zu  haben.  Es  scheint  ihm  unzweifelhaft,  dafs  die  Mutter  dem  ihr  zu  früh 
entrissenen  Sohne  die  Inschrift  gesetzt  Von  Interesse  ist  D.s  Erklärung  yon 
Addir  =  der  Mächtige,  d.  h.  einer  Art  Pluto,  woraus  sich  ergeben  würde,  dab 
die  Phönicier  YorsteUungen  von  dem  Leben  nach  dem  Tode  gehabt  haben,  die 
dch  mit  denen  der  Hebräer  vom  Scheol  berühren.  —  Einige  zu  Larnaka 
auf  Gypem  gefundene  Inschriften  haben  zwei  neue  phönizische  Monatsnamen 
eigeben;  der  eine,  Etanim  ist  der  jüd.  Tischri,  der  andere,  Fäulat  (Bauwerk) 
entspricht  dem  jüd.-bab.  Elul,  dem  assyrischen  Monat  Ale  (ITVPIN),  der  die 
hieratischen  Epitheta  'Monat  der  Bauten'  u.  a.  trägt.  Da  die  Sabäer  und 
Aethiopen  einen  ähnlichen  Bautenmonat  hatten,  so  soll  daraus  folgen,  dafs  die 
Semiten  früh  sefshaft  und  nicht  eine  Race  von  Nomaden  waren.  ^)  —  Zu  der 
loschiift  der  Stele  von  Byblos  sowie  der  1.  Inschrift  von  Um  el-Awamid  hat 
Clermont-Ganneau^)  sehr  beachtenswerte  Bemerkungen  geliefert.  Bei 
der  ersten  betont  er,  dafs  die  Worte  getrennt  seien  und  dafs,  wenn  auch  die 
ZeOen  mit  ein^n  vollen  Worte  schlössen,  dies  den  Einflufs  der  aramäisch-per- 
sischen Bureaukratie  beweise.  pl3  will  er  nicht  =  Enkel  erklären,  sondern 
=  Kachkomme,  was  auch  einzelne  Stellen  der  Edschumnazar- Inschrift  auf- 
helle; *f^*lK  sei  vielleicht  der  in  den  assyrischen  Inschriften  genannte  König 
von  Gelat  (d.  i.  Byblus);  thy^  hält  er  nicht  fOr  den  Namen  der  Oöttin, 
sondern  fär  das  Appellat  =  'Herrin':  gemeint  war,  wie  eine  von  Renan  in 
Byblus  gefundene  Inschrift  zeigt,  die  d-ea  olgayla,  Astarte:  man  scheute 
sich  —  wie  bei  den  Juden  —  den  Namen  der  Gottheit  auszusprechen.  Die 
Zeichnung  über  der  Inschrift  steht  zu  dieser  in  engster  Beziehung:  es  ist 
kein  einfaches  Opfer,  sondern  ein  Opfer,  das  die  Einweihung  der  Bauten  be- 
reitete, welche  der  König  zu  Ehren  der  Göttin  aufgeführt  hatte.  Es  ver- 
^eicht  sich  dazu  1  Reg.  8;  2  Chron.  6  u.  a.  St.  —  Die  2.  Inschrift  erklärt 
C1.-G.  dahin,  dafis  der  König  der  Gottheit  3  Gegenstände  schenkte:  1)  n^TD, 
einen  Steinaltar;  2)  rtilD,  eine  (goldene)  Bildsäule,  die  den  König  darstellte; 
3}  füiy,  eine  Art  Altarhäuschen,  in  dem  die  Bildsäule  stand:  die  Bildsäule 
des  Weihenden  wurde  oft  der  der  Gottheit  gegenüber  aufgestellt,  wie  die  In- 
sdirift  von  Rosette  Analogieen  aufweist  in  dem  diuov  oder  ^oavov  und  dem 


1)  flist   anc   de  l'Or.  j.  anx  gneriM  m6d.    9«  6d.  reyac,  conig^e,  coniid^.  tagm.  et 

iQutr^  de  nombr.  fisT-  d'aprts  les  monam.    T.  L:  Les  origines,  les  raceei  lea  langaes.  PariB, 

l^.  XVI,  477  S.     Vgl-  o-  8-  ^6*    —   2)  Wie  die  alten  DenkmSler  Ägypten«,  Babyl.  und 

^imtB  ±  geBchiehÜ.  Wahrheit  d.  AT.  beweisen.  Schwedt,  BraoB,  1880.  22  S.  4.  —  3)  Mo- 

nmeBtä  de  Tart  ant.      Paris,  Qoantin.    Lf.  1,  1880.    LI  2,  1881.    Jede  Liel  15  Tal  mit 

Tat  "Vgl  ConMOf  Dl^-  Sp- 1197.  —  4)  Encore  quelques  obseirationB  sur  Tinscr.  d'Edschm.: 

^  j9   ßQfy gß,    Aach  sep.:  Paris,  Boreanx  de  la  BA.   7S.  —  5)  HaUyy,  Inscrr.  peintes 

UmfhB  k  Lam«  'o*'^  loin'  de  l'ant.  Oitiiim:  CB.  9,  190 — 92  (Inhaltsangabe  e.  in  d.  Ac.  yer- 
kmm  MaL).  Ö>   jfitadea  d'urch^l.  Orient    I,  1.    Pari«,  Yieweg,  1880.    86  S.    (Äbl.  de 

iifc  i  Baat0i^  ^y  »^  ^^ 


1^144  IX.   E.  Meyer: 

vaog,    y^nh  ih&2  will  Cl.-G.  nicht  übersetzen  'im  Gebiet  von  Laodcea'  son- 
dern 4n  der  Mitte  des  Monats  Laodikios',   der  in  einem  ionisch -asiatischen 
Kalendariom  genannt  ist.  ^)      Ref.  mnüs  gestehen,   dals  er  die  Ausführungen 
GI.-G.S   sehr    ansprechend  findet,    indefs   ist    ein   kompetenter   Orientalist^) 
anderer  Ansicht.     Die  Jahreszahlen,  als  180  und  143  gelesen,  ergeben,  die 
erste  nach  der  Seleuciden-Ära  berechnet,  132  v.  Chr.  —  Eine  zweisprachige, 
lateinisch-neupunische  Inschrift  ältesten  Typus',  die  sich  durch  schöne  Form 
der  Buchstaben  auszeichnet,  ist  in  dem  alten  Sulci  (h.  S.  Antioco)  auf  Sar- 
dinien von  Job.  Schmidt  entdeckt:   sie  betrifft  eine  Statue,  die  einem  Hi- 
milkat  errichtet  ist,  weil  er  Anlafs  gab  zum  Bau  eines  Tempels. ')  —  Von  den 
77  Inschriften,    die  der  im  Auftrage  der  Pariser  Akademie  nach  Tunis  ge- 
sendete Gf.  U6risson  aus  Utica  mitgebracht  und  in  Paris  ausgestellt  hatte, 
wies  Berger^)  nach,  dafs  sie  nicht  aus  Utica  stammen,  sondern  aus  Carthago, 
und  zwar   aus  der  Sammlung  des  Chasnadär  in  der  Manuba,   deren  Reste 
nach  Paris  gebracht  zu  haben  immerhin  ein  Verdienst  sei.    In  einem  Katalog 
hatte  H.  zahlreiche  Fehler  gemacht.  —  Einen  höchst  wertvollen  Beitrag  zur 
Erkenntnis,  in  welcher  Weise  der  Orient  auf  Griechenland  durch  seine  bild- 
lichen Daratellungen  auf  Gefäfsen  u.  s.  w.  einwirkte,   hat  Clermont-Gan- 
neau^)  durch  Erklärung  der  Schale  von  Palästrina  gegeben,  an  der  die  Inter- 
pretationskunst Helbigs  ^)  ihre  vollständige  Impotenz  bewiesen  hatte,  wie  es  ja 
oft  vorkommt,  dafs  man  vor  lauter  Gelehrsamkeit  das  Einfache  nicht  sieht. 
Es  ist  in  den  Darstellungen  der  Trinkschale    eine   Reihe  von  Scenen,    eine 
Art  kleines  Drama  dargestellt,  das  man  'belohnte  Frömmigkeit'  überschreiben 
könnte:    ein  Jäger  zieht  auf  seinem  Wagen  zur  Jagd  aus,    trifft   auf  einen 
Hirsch,    erlegt  ihn,   stärkt  sich  durch  ein  Mahl  und  opfert  dabei  frommen 
Sinns  den  Göttern,   die  ihn  dafür  schützen,  als  ein  ungeheurer  Troglodyten- 
Affe  ihn  unversehens  von  hinten  angreift:    so    gerettet   kehrt  der  Jäger  in 
seine  Burg  zurück.  —  Aus  ganz  einfachen  Darstellungen  dieser  Art, 
die  auf  GefäTsen  einst  in  grofsen  Massen  von  Phönizien  aus  in  die  Länder 
des  Mittelmeeres    verhandelt   wurden,   sind,    wie  C1.-G.  nachweist,  bei  den 
weniger  civilisierten  Völkern,  die  sie  nicht  verstanden  und  zu  deuten  suchten, 
Mythen   entstanden,    mithin  die  bildlichen  Darstellungen  nicht,  wie  man 
bisher  annahm,  Fixierungen   der  mündlichen  Tradition,  sondern  Anlaüs 
der  Mythenbildung:   der  bisherigen  Art  der  mythologischen  Betrachtung,   die 
G1.-G.  Mythologie  auriculaire^  nennen  möchte,  stellt  er  daher  eine  ganz  neue 
gegenüber,  die  'mythologie  oculaire'  zu  nennen  wäre.     So  z.  B.  ist  Hercules 
und   der   dreiköpfige  Geryon   nichts   anderes    als  das   auf  ägyptischen  Dar- 
stellungen so  häufige  Bild  eines  Königs,   der  eine  Masse  Feinde  auf  einmal 
niedermetzelt,  indem  er  sie  bei  dem  einzigen  Schöpfe  fafst,  in  dem  die  Schöpfe 
der  Opfer  zusammenlaufen.  — 

Die  Lage  von  Tigranocerta  hat  Ed.  Sachau^)  genauer  bestimmt  als 
es  Mommsen  konnte:  es  lag  südlich  vom  Tigris,  westlich  oder  nordwestlich 
von  Nisibis  am  Südabhange  des  Masius.     Ob  es  aber  mit  dem  h.  Tel  Ermen 


1)  Idoler,  Chron.  I,  414.  •>-  2)  H.  St(rack),  GBl.  1S82,  Sp.  181  f.  --  3)  Dill- 
mann,  üb.  eine  neu  entdeckte  pun.  Inschr.:  Berl.  MB.  S.  429—35.  —  4)  Sor  les  inscxT. 
pnn.  rapport^es  d'Dtiqae  par  M.  le  Cte  H6riB8on:  CR.  9,  248—54;  278—81.  —  H.  liat  der 
Akademie  einen  gedruckten  Bericht  eingereicht,  den  wir  nicht  kennen.  —  5)  Stades  d'arch^ol. 
Orient  L'imagerie  ph^nic.  et  la  mythol.  iconologiqae  chez  les  Greca.  1^  part :  la  coape  pli6]u 
de  Palaeatr.  XT.rX,  156  S.  Mit  8  Taf.  Paris,  Leroiu,  1880.  —  6)  B.  dell'  inst  di  oorrisp. 
«rch.  Juni  1876.  S.  117—131.  —  7)  Über  die  Lage  v.  Tigr.:  Abhd.  d.  Berl.  Ak.  d.  W. 
1880.    Borlin,  Dümmler,  1881.    92  S.    4. 


AllgememM  nnd  Psnlipomena.  1 145 

tmdDnnaiflir  za  identifizieren  ist,  bezweifelt  Th.  N(Oldeke),^)  wenn  er  auch 
zngiebt,  dafs  es  nicht  weit  davon  lag.  — 

Znr  Erkl&mng  libyscher  Inschriften  haben  Faidherbe'J  nnd  A.  Gher- 
bonnean*)  Beiträge  geliefert.  Ersterer  schUefst  sich  der  DentuDg  an,  die 
Letonrneux  dem  senkrechten  Strich  gegeben  hatte,  =  n,  wie  er  es  selbst 
uisprünglich  angenommen  hatte,  nm  freilich  seine  Meinung  zweimal  zu  ändern. 
So  ergebe  sich  -an  als  Endong  der  vielen  numidischen  nnd  mauretanischen 
l^ftmen,  welche  die  Römer  auf  -a  ausgehen  liefsen.  —  Die  Geltung  des  n 
nimmt  bei  der  Erklärung  einer  bei  Karkab  nö.  v.  Saida  gefundenen  Grab- 
inschrift auch  fttr  den  horizontalen  Strich  Cherbonnean  an.  Er  bemerkt, 
dafs  die  Zahl  der  libyschen  Inschriften  seit  1861  um  48  gewachsen  ist,  die 
meisten  aus  Numidien,  nur  etwa  10  aus  Mauretanien.  Die  Schrift  hat  sich 
nach  Slane  n.  a.  bei  den  Tuaregs  erhalten.  — 

Für  das  griechische  und  römische  Altertum  zusammen  sind  zu 
nennen  eine  neue  Auflage  von  Guhl  und  Koners ^)  bekanntem  Werke; 
Aber  ^Reichsbildungen  im  klassischen  Altertum'  handelte  E.  Gurtius,^)  in- 
dem er  betonte,  wie  bei  dem  Vorherrschen  des  Bürgerstandes  die  Diplomatie 
meist  nur  eine  Kleinkunst  gewesen,  die  grolse  Bildungen  nicht  gestattet.  — 
A.  Schäfer  hat  seine  Quellenkunde^)  bis  auf  die  Zeiten  Justinians  hinab- 
geführt, doch  werden  ihm  mehrfache  Unvollkommenheiten  nicht  mit  Unrecht 
forgeworfen.')  —  Zu  seinem  Werke  über  Julius  Africanus^)  giebt  H.  Geizer*) 
Berichtigungen.  —  Bontkowskis^^)  numismatisches  Lexikon  wird  trotz 
erheblicher  Mängel^ ^)  doch  hier  und  da  Dienste  leisten.  —  W.  Fröhners 
Nekrologe  über  die  Numismatiker  F.  de  Saulcy  und  H.  Gehen  ^>)  sind  separat 
erschienen;  der  über  de  Saulcy  ist  sogar  ins  Französische  übersetzt.^*)  — 
Das  ^Orakelwesen  im  Altertum'  hat  Franziska  Hoff  mann  ^^)  sehr  dilettantisch 
behandelt.  —  Sartorius  von  Waltershausens  Werk  über  den  Ätna,  das  ja 
auch  historische  Partieen  enthält,  ist  in  2.  Aufl.  von  A.  v.  Lasaulx^^)  zu 
Ende  geführt.  —  Für  die  Geschichte  der  Medizin  im  Altertum  sind  die 
*  Schriften  des  im  1.  — 2.  Jh.  n.  C.  lebenden  Arztes  Rufus  von  Ephesus  wich- 
tig; die  von  Daremberg  begonnene,  von  E.  Ruelle  beendigte  Ausgabe 
derselben  bespricht  E.  Miller.^«)  — 

Gehen  wir  zn  den  wenig  in  das  Licht  der  Geschichte  eintretenden 
Tölkern  des  alten  Occidents,  so  hat  J.  Yinson^^)  die  Stellen  der  Alten  ge- 
sammelt, in  denen  gallische  und  hispanische  Worte  aus  der  Zeit  vor  der 
römischen  Eroberung  vorkommen;  Lagneau^^)  dagegen  die  ethnographischen 


1)  GBL  Sp.  689  It  —  2)  L'inacr.  troarto  dans  Im  enYironi  de  Tnnii:  CR.  9,  15—19. 

—  S)  laaer.  troaTte  k  Karkab.:  ib.  S.  95—97.  —  4)  Leben  d.  Griechen  n.  Romer.  5.  Anfl. 
U  1—7.    Berlin,  Weidmann.   —  5)  Dtach.  Rmidach.  29,  196-202.   —   6)  S.  n.  n,  286*. 

—  7)CBL  1882,  8p.  205  f.  —  8)  8.  JB.m,  2,  138«.  —  9)  Jbb.  f.  prot.  TheoL  7,  876—78. 

—  10)  Dietionn.  nnmiBmat  p.  serr.  de  gnide  aoz  amatenrs,  ezperti  et  achetenrs  des  m^dailles 
ivm.  imp^rialei  et  greoque«  colonialee  ayec  indication  de  lear  degr6  de  raret^  et  de  lear  prix 
■ctael  etc.  T.  L  toI.  2.  Leipa.,  Weigel.  8.  674—1279.  —  11)  Vgl.  F.  R.,  GBl.  Sp.  843  f., 
8.  Zippe],  HZ.  50,  441.  —  12)  Berlin,  Calyary.  16  8.  (Ana  Banians  Biogr.  Jb.  f.  Alter- 
tamMe.)  ~  13)  F.  de  Sanlcy.  Farii,  impr.  Pillet  et  Damoulin.  23  8.  —  14)  Basel,  Krtisi. 
VII,  226  8.  Vgl.  CBl.  1882,  No.  26.  —  15)  D.  Aetna.  Nach  d.  Mscrr.  des  verstorb.  W.  Sart 
?.  W.  hn^^  aelbetand.  bearb.  n.  yollendet.  I.  Reisebeschreibung  Sartorios'  a.  Oescb.  d.  Erap- 
twMD.  tf.  d.  Büdn.  T.  Sart,  1  Karte  in  Lichtdr.,  14  Kupfertaf.  a.  yerscbied.  Holzscbn.  II. 
Topqgr.  ■.  geogn.  Beschreib.,  Entwickelgsgesch.  u.  Produkte  d.  Aetna.  M.  e.  Farbendruckbild. 
Uipog^  Sogelnuum,  1880.  XX,  871;  yUTy  548  8.  gr.  4.  Vgl.  GBl.  8p.  50  n.  991.  — 
i<)/&r.  S.  29 — 41,  80—93  u.  9.  —  17)  Les  anc.  idiomes  de  l'Eur.  occid..  RL.  14,  408 
-14.  ~  18)  L'ethnogr.  de  la  p4nins.  ib4r.:  CR.  9,  27—44. 

fliitoiifltffte  /»hresberiohte«    1861.    I.  10 


1,146  in«.   W.  Lots: 

Verhältnisse  der  iberisclien  Halbinsel  untersucht  Er  unterscheidet  1)  Atr 
lanten,  die  von  Afrika  gekommen  waren;  2)  Iberer  im  Ebro-Becken;  3)  Li- 
gurer  in  verschiedenen  Gegenden,  im  SW.  bis  zu  den  Ufern  des  Tartesseus 
und  im  Osten  in  der  Nähe  des  Segura-,  4)  Gelten  im  NW.,  W.,  in  der  Mitte 
und  im  SW.  der  Halbinsel,  im  W.  und  im  S.  mit  Atlanten  gemischt,  in  der 
Mitte  mit  Iberern;  letzteres  Mischvolk  hatte  die  nicht  celtisierten  Iberer  nach 
N.  über  den  Ebro  zurflckgedr&ngt. 


W.  Lotz. 

Jüdische  Geschichte  bis  zur  Zerstörung 
Jerusalems  durch  die  Römer.  ^) 

Auf  dem  Gebiete  der  jüdischen  Geschichte  hat  im  J.  1881  eine  rege 
Thätigkeit  geherrscht.  Nicht  nur  Einzeluntersuchnngen  sind  in  grolser  Zahl 
geführt  worden,  sondern  auch  mehrere  Gesamtdarstellungen  erschienen. 

Das  bedeutendste  Werk,  das  wir  billig  an  die  Spitze  stellen,  ist  das  von 
£d.  Reufs,')  ein  Kunstwerk  ersten  Ranges,  das  die  Entstehungsgeschichte 
der  althebräischen  Litteratur  im  Zusammenhang  mit  der  politischen  und  re- 
ligiösen Geschichte  Israels  bis  zur  Zerstörung  Jerusalems  zeichnet.  In  Bezug 
auf  die  jetzt  auf  unserm  Gebiet  im  Vordergrund  der  Untersuchungen  stehenden 
Frage  nach  der  Entstehung  des  Pentateuchs,  insonderheit  der  elohistischen 
Tora  (des  Priesterkodex),  stellt  sich  R  nicht  nur  auf  die  Seite  Grafs,  Kuenens, 
Wellhausens,  sondern  er  stellt  sich  als  den  eigentlichen  Begründer  der  von 
Graf  zuerst  öffentlich  ausgesprochenen  Ansicht  dar,  nach  welcher  die 
elohistiscbe  Tora  den  nach  Ezecbiel  entstandenen  Schiufs  der  Entwickelung 
der  gesetzlichen  Litteratur  bildet.  Davidische  Psalmen  erkennt  er  nicht  an, 
nmsomehr  makkabäische.  Das  Spruchbuch  setzt  er  nach  Esra  an.  Im  Übrigen 
aber  läfst  er  von  dem  Bilde  der  israelitischen  Geschichte,  welches  das  AT., 
wie  es  uns  vorliegt,   entwirft,    weit  mehr  stehn  als  viele  andere  Forscher, 


1)  Der  BerichteTBtatter ,  erst  ipat  und  nicht  ohne  Bedenken  in  diese  Arbeit  eingetreten, 
moTs  hier  tein  Bedaaem  darüber  anssprechen,  dalJs  er  wegen  der  Kurse  der  ihm  sn  Gebote 
■tehenden  Zeit  darauf  hat  rersduhten  mttaaen,  Bücher  und  Zeitschriften  zum  Zwecke  dieeea 
Berichtes  herbeizuschaffen,  welche  nicht  er  selbst  oder  die  Erhinger  UniTersitatsbibliothek  be- 
safsen.  Schriften  und  Becensionen ,  welche  er  nur  aas  den  Litteratorblättem ,  Kaatzschs 
TorzÜglichem  Beferate  in  dem  Jahresbericht  der  DMG.  für  1881  oder  anderen  seknndiren 
Quellen  kennt,  sind  mit  einem  Sternchen  bezeichnet.  —  2)  Die  Gesch.  der  heil.  Schriften 
ATestaments.  Braanschw.,  Schwetschke.  XY,  743  S.  —  Vgl.  We  11h aasen:  DLZ.  1882, 
S.  889  f.;  Guthe:  ThLZ.  1882,  S.  577  —  581;  Hilgenfeld:  ZWTh.  1883,  8.  241—247; 
Bandissin:  ThStK.  1883,  S.  818—845;  V^ttnsche:  JLB.  1883,  No.  8«;  A.  L.  M.:  Bew. 
des  Gl.  1882,  S.  364  f.;  Koenen:  Theol.  Tijdschr.  1881,  Kot.,  S.  659  ff.  n.  1882,  Not.*; 
C.  A.  Briggs:  Presb.  BeT.  1882,  Apr.»;  P.  H.  Wicksteed:  Mod.  BeT.  1888,  S.  1— 23»; 
H.  Vaillenmier:  BThPh.  1882,  ICai«;  M.  Yernea:  BC.  1883,  No.  4«;  KhJB.  &  14; 
JBDKG.  B.  70  t;  NBKZ.  1882,  S.  212—218. 


Jldiflcha  G«M]iiehto  bü  rar  2«rtt5niiig  J^roMlanu  durch  die  BSmor.  I  147 

welche  jener  Ansicht  Aber  den  ürsprnng  des  Pentateachs  sngethan  sind. 
Mose  and  Samnel  gelten  ihm  als  Männer,  deren  religiöse  and  politische 
Gröfee  nicht  blofe  der  Sage  ihren  ürsprang  verdankt  Der  Chronik  erkennt 
er  weit  mehr  Glanbwürdigkeit  zn  als  Wellhansen.  Er  hält  die  Jastizreorga- 
fliMtion  Josaphats  2  Chr.  17  fftr  geschichtlich;  er  vermatet  sogar,  dals  das 
Bondesbach  Ex.  21 — 23  das  Landrecht  Josaphats  sein  möge  (S.  231).  Das 
Bfiehlein  Jod  glanbt  er  mit  flbennegender  Wahrscheinlichkeit  fGür  die  älteste 
ans  erhaltene  Prophetenschrift  halten  za  sollen.  —  Man  vergleiche  besonders 
die  Besprechnng  Bandissins. 

Bemb.  Stade  ^)  steht  in  Bezng  anf  litterarische  Kritik  der  Quellen  f&r 
die  älteste  Geschichte  Israels  auf  ähnlichem  Standpunkt  wie  Reafs,  in  der 
Bebandlnng  der  Sachen  nnterscheidet  er  sich  merklich  von  ihm.  Denn  während 
Beuis  trotz  schärfster  Kritik  doch  flberall  vor  allem  nach  Auffindang  halt- 
barer Momente  der  Überlieferang  strebt,  scheint  Stade  das  Hauptgewicht  auf 
Wegräamnng  irgendwie  angreifbarer  Angaben  der  Qnellenschriften  mittels 
Bcbarfinnniger  (zum  Teil  nar  allzu  scharfsinniger)  Kritik  zu  legen.  Alles, 
was  Über  die  Zeit  vor  Saul  und  David  flberliefert  ist,  gilt  ihm  fftr  unglanb- 
wtLrdige  Sage  mit  Ausnahme  weniger  Angaben  des  Richterbaches  über  die 
gaoz  allmähliche  Einnahme  Kanaans  durch  die  einzelnen  israelitischen  Ge- 
schlechter ('Clans').  Die  Darstellung  reicht  bis  jetzt  nur  bis  zu  Salomo,  es 
mag  also  das  Buch  in  einem  spätem  Jahre  näher  besprochen  werden. 

Die  dritte  (jeschichte  Israels  aus  dem  Berichtsjahr,  die  von  Well* 
haasen')  in  der  Encyclopaedia  Britannien,  steht  in  manchen  Punkten  Beuls 
niher  als  Stade.  Z.  B.  findet  W.  in  der  Überlieferung  Über  die  vormosaische 
nnd  mosaische  Zeit  nicht  ganz  unbedeutende  Erinnerungen  an  wirklich  Ge- 
schehenes. Nichtsdestoweniger  ist  das  Bild,  das  er  zeichnet,  nicht  nur  von 
dem  eines  Kurtz,  sondern  auch  von  dem  eines  Ewald  u.  a.  ganz  und  gar 
Terschieden.  W.  sagt  selbst,  er  glaube  durch  diese  Skizze  auch  für  die, 
weiche  es  seiner  Kritik  selber  nicht  anmerkten,  gezeigt  zu  haben,  dafs  die- 
selbe die  Snbstruktion  zu  einem  positiven  Aufbau  sei.  Ref.  hat  nie  zu  jenen 
gehört,  gehört  aber  noch  zu  denen,  welche  wichtige  Teile  der  Substruktion 
für  hinfiUlig  halten  und  deshalb  den  Aufbau,  trotz  seiner  an  und  fQr  sich 
meisterhaften  Gestaltung,  nicht  als  Bestand  verheifsendes  Bauwerk  anerkennen 
ktanen. 

Ton  Ang.  Köhlers^)  Lehrbuch  ist  Heft  2  des  IL  Bandes  ausgegeben 
worden,  welches  fortfährt,  bei  Verteidigung  der  Geschicbtsdarstellung  des 
Alten  Testamentes,  wie  es  überliefert  ist,  auch  für  abweichende  Standpunkte 
DQtzbare  grflndlichste  Erörterung  der  in  Betracht  kommenden  Fragen  zu 
Meten.  —  Nor  erwähnt  werden  soll  die  Darstellung  der  israelitischen  Ge- 
schichte in  Rankes^)  Weltgeschichte.  —  Endlich  ist  noch  das  nun  zum  Ab- 
scUqIs  gebrachte  populäre  Werk  von  E.  Langhaus^)  zu  nennen. 


1)  (3meh.  da«  Volke«  Iirael.  IL  Elattntionen  a.  Karten.  (6.  Teil  der  1.  HtaptabteiL 
^-rw  OBcIceii  hrmg.  Allgemeinen  Geich.  in  EinMldarstellangen.)  Bi«  jetst  2  Hefte:  S.  1— 
304.  ~  V(ri.  V7ellhftasen:  DLZ.  1888,  S.  681  f.;  Ac.  1882,  S.  ISQbo;  G.  Bosa:  Arck. 
«tor.  itnL  1882,  !•;  JBDMG.  S.  98;  ThJB.  S.  28  f.  —  2)  9th  ed.,  13,  396—482.  —  Vgl. 
JBDVO.  8.  75.  S.  B.  DrlTor,  Ae.  1882,  S.  130^^132»  (nelfach  tadelnd).  --  3)  Lebrb. 
i  UbL  GMch.  ATe«tniientet.  2.  Hilfte,  2.  Lief,  S.  129—266  (Saal  ond  erste  Zeit  Davida). 
Mngea,  Beiehert  —  Vgl.  Eb.  Schrader:  BLZ.  1881,  S.  1649  f.:  G.  F.  Keil:  ThLB. 
1881.  a  S61 — S68.  —  4)  8.  o.  I,  1,  8.  62',  wo  es  beUsen  rnnfs:  Die  älteste  Vdlkergrappe. 
IXs  fixiedieft.  —  5>  Handboch  d.  bibl.  Gesch.  n.  Litteratnr.  Nach  d.  Eigebniüen  d.  hont 
*innisfbift     844  B.*  —  Vgl.  Nowack:  DLZ.  8.  1289—1291. 

lO» 


1,148  Uli.    W.  L^tz: 


V 


Chronologische  Fragen  sind  behandelt  worden  Ton  F.  Tigonronz,^) 
einem  Anonjrmas  £.  A.,')  Robertson  Smith >)  nnd  Nowack.^)  £.  A.  hat 
eine  neue  chronologische  Rechnung  nach  ^/lo  Sonneigahren  erfunden.  Smith 
untersucht  die  auf  den  Tempel  bezflglichen  chronologischen  Angaben  des 
Königsbnches  und  findet,  dafs  das  23.  Jahr  des  Joas,  in  welchem  nach  2  Kön. 
12,  7  ff.  eine  Neuordnung  der  Tempeleinkünfte  stattfand,  das  161.  Jahr  des 
Tempels  sei,  also  das  erste  Jahr  des  zweiten  Drittels  einer  Periode  von  480 
Jahren;  das  dritte  Drittel,  die  Zeit  des  Verfalls,  beginne  mit  dem  ersten 
Jahre  Manasses.  Nowack  macht  einen  neuen  Versuch,  das  Jahr  701  als 
das  14.  des  Hiskia  zu  erweisen. 

Fügen  wir  hier  an  die  Bearbeitungen  chronologischer  Rätsel  die  der  kri- 
tischen Streitfragen  und  die  textkritischen  Untersuchungen  an.  Es  ist  auch  im 
J.  1881  für  und  wider  die  Grafeche  Pentateuchhypothese  viel  geschrieben 
worden.  Für  dieselbe  hat  A.  Kuenen^)  fortgefahren  in  der  Theol.  T^'d- 
schrift  zu  arbeiten,  wo  er  sich  mit  Dillmann  u.  a.  auseinander  gesetzt  hat, 
femer  Roh.  Smith ^)  in  schön  geschriebenen,  für  weitere  Kreise  bestimmten 
Vortragen.  Eayser,^  welcher  Ton  einer  Besprechung  des  den  Pentatench 
behandelnden  Abschnittes  in  Reufs'  französischem  Bibelwerk  ausgehend,  den 
gegenwärtigen  Stand  der  Pentateuchfrage  darstellen  will,  verteidigt  Grafs  Hy- 
pothese besonders  gegen  Dillmann  und  Delitzsch. 

F.  Gl ese brecht^)  hat  in  einer  Abhandlung  in  der  im  Berichtsjahr 
zuerst  erschienenen  'Zeitschrift  für  die  alttestamentliche  Wissenschaft*^)  das 
sprachliche  Verhältnis  des  Elohisten  zu  den  übrigen  biblischen  Schriftstellern 
von  neuem  untersucht  und  ist  dabei  (von  teilweise  sehr  anfechtbaren  Prä- 
missen aus)  im  Gegensatz  zu  V.  Ryssel  zu  dem  Schlüsse  gelangt,  dafs  jener 
durch  seinen  Sprachgebrauch  als  spät  erwiesen  werde.  —  Endlich  gehört 
hierher  noch  die  Schrift  von  Horst,  i<^)  welcher  wahrscheinlich  zu  machen 
versucht,  dafs  die  Gesetzreihe  Lev.  17 — 26  von  Ezechiel  zusammengestellt 
sei.  An  'die  direkte  Verfasserschaft'  desselben  sei  hiicht  mehr  zu  denken^ 
aber   er   habe   in   seinen  Jüngern  Jahren  diese  ^quellenmäfsige  Zusammen- 


1)  La  Chronologie  bibl.  ayant  le  daläge :  Qaeations  oontroyers^  de  rHistoire.  2«  sMe. 
Soc.  bibliogr.*  (Vgl.  JB.  III,  1,  116<.)  —  2)  Die  Chronologie  d.  Oenesis  im  Einklang  m.  der 
profanen.  Nach  d.  Quellen  dargest.  VI,  253  S.  Regensb.*  —  Vgl.  JBBMO.  S.  95.  —  3)  The 
chronology  of  the  Books  of  Kings:  Jonm.  of  Fhil.  10,  210—213.*   —   YgL  JBDMO.  8.  96. 

—  4)  Bemerkungen  über  d.  14.  Jahr  des  Hiskia:  ThStK.  S.  300^310.  —  Vgl.  JBDMG.  S.96. 

—  5)  Bijdragen  tot  de  critiek  van  Pentatench  en  Jozna.  YIL  Israel  bij  den  Sinai:  Theol. 
Tijdschr.  S.  164—223.*  —  6)  W.  Robertson  Smith,  The  Old  Testament  in  the  Jewish 
Ghurch.  TweWe  lectnres  on  biblical  critidsm.  £dinb.  XII,  446  S.  —  Vgl.  Wellhausen: 
ThLZ.  S.  250  f.;  Strack:  ThLB.  18S2,  S.  321—323;  Cheyne:  Ac  7.  Mai;*  Ath.  8.  6S3  f.; 
Toy:  Nation  16.  Jun.*;  W.  H.  Green:  Presb.  Eev.  Oct*;  J.  P.  Taylor:  Biblioth. 
Sacra  1882,  S.  291—344*;  Nation  (New  York)  1882,  9.  Not.*:  A.  Kuenen:  Th.  Tijdschr. 
1881,  S.  485  ff*;  G.  Wildeboer:  Studign  7,  4,  400—415*;  RThPh.  S.  152—163*; 
JBDMG.  S.  72  f.  —  7)  Kays  er,  D.  gegenw.  Stand  d.  Pentateuchfrage  m  bes.  Bücksicht  auf 
£d.  Reufs,  La  Bible.  Anden  Test.  3«  partie:  L'histoire  sainte  et  la  loi:  Jahrbb.  f.  prot. 
Th.  7,  326—365.  520—564.  630—665.  —  Vgl.  JBDMG.  S.  77  f.  —  8)  Zur  Hexateuch- 
kritik.  Der  Sprachgebrauch  des  hezateuch.  Elohisten:  ZATW.  1,  177—276.  —  9)  Hrag.  r. 
Bemh.  Stade.  Giefsen.  —  Vgl.  über  Heft  1.  Giesebrecht:  ThLZ.  S.  441—444;  MGWJ. 
S.  239  f.,  277  ff.,  317  ff.*;  über  Bd.  L:  ThLB.  1882,  S.  121  f.;  Kautssch:  ZDMG.  1882, 
S.  690— 702;  Smend:  ThStK.  1883,  S.  429—434;  Kuenen:  ThTijdschr.  S.  481  f.,  657  f.*; 
JBDMG.  S.  61.  —  10)  L.  Horst,  Leviticus  XVU— XXYI  nnd  Eaechiel.  Bin  Beitrag  aar 
Pentatenchkritik.  96  S.  gr.  8.  Colnuur,  Barth.  —  Vgl.  Baudissin:  ThLZ.  1882,  S.  198 — 
195;  E.  Nestle:  CBL  1882,  S:  1097;  Wellhausen:  DLZ.  1882,  S.  1450;  ThLB.  1888, 
8.363  1;  Kuenen:  Th.  T.  1882,  Not.*;  J.  Weill:  BEJ.  1882,  8.  149  iL*;  ThJB.  S.  17; 
JBDMG.  8.  81. 


JttdiMk«  OMchiekto  bis  snr  ZtntSnng  J«niMl«mi  dnreh  di«  BSmer.  1,149 

stolliiiig  schon  vorhandener  Gesetze'  yeranstaltet.  Viel  später  erst  habe  er 
seine  nene  Ordnung  (Ez.  40 — 48)  f(lr  das  wiederherzustellende  Israel  ver- 
ölst mit  den  Bestimmnngen  jener  Gesetze  Inderangen  vornehmend,  deren 
Veranlassung  teilweise  noch  zu  durchschauen  sei.  Schwerlich  wird  diese  An- 
sicht sich  als  haltbar  erweisen.  Bemerkenswert  aber  ist  es,  dafs  hier  Lev. 
17 — 26  fhr  älter  als  Ez.  40 — 48  erwiesen  werden,  wodurch  die  Grafsche 
Hypothese  nicht  unbedeutend  ins  Wanken  gebracht  zu  werden  scheint 

Gegen  letztere  gerichtet  ist  das  von  ihren  Anhftugem  aufe  ungünstigste 
beurteilte  Buch  G.  J.  Bredenkamps,^)  das  seinen  Titel  daher  bekommen 
hat,  daCi  Bredenkamp  meint,  bei  Annahme  der  Grafischen  Hypothese  müsse 
an  die  Stelle  des  neutestamentlichen  Ausdrucks  ^Gesetz  und  Propheten'  der 
umgekehrte  ^Propheten  und  Gesetz'  treten.  Br.  sucht  nachzuweisen,  dafs  ^die 
prophetische  Litteratur  keineswegs  eine  ihr  parallel  laufende  Genesis  des  Ge- 
setzes fordert,  vielmehr  überall  das  entstandene  voraussetzt'.  Das  Buch  ent- 
bftlt  manche  sehr  beachtenswerte  Ausführungen,  aber  auch  unhaltbare  Auf- 
steUungen  und  leidet  vor  allem  am  Mangel  rechter  Methode,  sodaOs  seine 
Beweiskraft  filr  den  Hauptpunkt  leider  nur  gering  ist.  SorgfklUger  ist  die 
Beweisführung  Rud.  Kittels,*)  der  sich  aber  auch  damit  begnügt,  nur  Ein- 
flchrftnkungen  der  Aufstellungen  namentlich  Wellbansens  zu  verlangen.  Sein 
Resultat  (freilich  erst  1882  im  dritten  Artikel  aufgestellt)  ist  dies,  dals  eine 
ältere  Schicht  des  Priesterkodex  als  erste  Stufe  der  gesetzlichen  Entwickelung 
nadiznweiaen  sei,  auf  welche  dann  Deuteronomium,  zweite  Schicht  des  Priester- 
kodex, endlich  Ezechiel  folgen.  J.  Hal^vy')  weist  nach,  dafs  Neh.  8 — 10 
nicht  von  der  Proklamation  eines  neuen  Gesetzes  die  Rede  sei.  Die  Schrift 
von  Watts^)  gegen  Rob.  Smith  ist  wissenschaftlich  ziemlich  wertlos. 

Das  Bach  Josua  zusammen  mit  dem  Richterbuch  hat  Job.  Hollen- 
berg ^)  zum  Gegenstand  einer  textkritischen  Untersuchung  gemacht,  die  Ent- 
stehung des  Richterbuches  Stade  ^  in  einem  Aufsatz  behandelt,  welcher 
nachweisen  soll,  dafs  das  Richterbuch  eine  'jehovistische'  Zusammenarbeitung 
einer  jahvristischen  und  einer  elohistischen  (d.  h.  mit  der  pentateuchischen 
Quellenschrift  des  sog.  2.  Elohisten  zusammenhängenden)  Vorlage  sei.  Auf 
emem  ähnlichen  kritischen  Standpunkt  steht  nach  Kautzsch  ein  Aufsatz  von 
J.  C.  Matthes.  ^)  Von  einer  Arbeit  von  R.  0.  Thomas®)  über  das  Samuel- 
Imch  kenne  ich  wie  Kautzsch  nur  den  Titel.  J.  Fürst^)  bietet  nach  ihm 
zu  einer  Reihe  von  Stellen  desselben  Buches  ^Konjekturen,  vornehmlich  aber 
Vermutungen,  yrie  LXX  oder  Targum  zu  der  oder  jener  auffallenden  Über- 
setzung gekommen  seien.' 


1)  Gamets  n.  Propheten.    Bin  Beitr.  rar  alttestam.  Kritik.     204  S.     Erlangen,  Deichert. 

—  V^.  ZSekler:  BewOl.  S.  6491;  ThLBl.  1882,  S.  65  f.  (mit  Einschränknng  beistimmend); 
HEXZ.  1882,  S.  201;  Nowack:  DLZ.  1882,  S.  1177  f.  (nicht  ohne  Anerkennung  rttgend); 
Stade:  ThLZ.  1882,  S.  241— -248  (aafa  achSrfste  Terarteüend) ;  Ac.  1882,  S.  190^,  191»; 
Green:  Fteeb.  Bot.  188S,  Jan.«;  Knenen:  ThT.  1882,  Nor.*;  JBDMG.  S.  48  f.  (abffUlig); 
ThJB.  S.  17.  —  2)  Die  neaette  Wendung  der  pentatench.  Frage.  Yeranch  einer  Kritik  yon 
Wellkaaseiia  Geeeh.  Inrsela:  Th.  Stadien  ans  Wfirttemb.  S.  29—62.  147—169  (1882,  S.  278 
—314).  —  V^.  JBDMG.  S.  49.  —  3)  Esdras  et  le  code  «acerdotal:  BHB.  4,  22-46*.  — 
V0.  Kaenen:  Hibbert  lectnrea,  Note  IX,  8.  323  ff.*;  JBDMG.  S.  80.  —  4)  The  newer 
eriüdam  aad  the  analogy  of  tbe  üaitli.  A  reply  to  lectores  by  W.  Bob.  Smith  on  the  Cid  Test 
n  fhe  Jewiah  Chorch.  XI,  320  S.  Edinb.  (3.  Anfl.  1882:  XXIY,  326  S.).  —  Vgl.  Strack: 
TU^BI.  1882,  S.  3SS;  JBDMG.  S.  73.  >-  5)  Zor  Textkritik  d.  Bnohe«  Joana  a.  des  Bachaa 
d.  Biehter:  ZATW.  8.97 — 105.  —  6)  Zar  Entatehungageech.  d.  Tordeateronomiachen  Biehter^ 
Miet:  ZATW.  1881,  S.  389—343.  —  7)  Het  Bichterenboek:  de  aamenstelling:  TbT.  8.  589 
_ll(*  8)  A  Key  to  the  Booka  of  Sam.  and  tbe  correaponding  Parti  of  Chroniclaa.  96  S. 

-  9)iJBtttcr.  s.  Kxitik  der  Bücher  Sam.:  ZWTh.  24,  170—178. 


Mehrere  Prophetenschriften  sind  Gegenstand  in  ihrer  Art  noch  nicht  da- 
gewesener Kritik  geworden.  'Die  Untersuchung  hat  andere  Wege  einge- 
schlagen' sagt  Stade,  welcher  von  dem  Gedanken  ausgeht,  es  sei  möglich 
oder  yielmehr  wahrscheinlich,  dafs  die  Prophetenschriften  vor  der  Sammlung 
des  Prophetenkanons  vielfach,  um  sie  mit  den  Anschauungen  späterer  Ge- 
schlechter 'auszugleichen',  durch  Zusätze  oder  auch  Änderungen  mehr  oder 
weniger  umgestaltet  seien.  Namentlich  am  Buch  Micha  glaubt  B.  Stade  ^) 
breite  Spuren  solcher  Umarbeitung  entdeckt  zu  haben:  4,  1 — 4.  11 — 14. 
5,  1 — 3.  6 — 14  soll  Zusatz  eines  Zeitgenossen  Ezechiels  sein,  welcher  ^an 
der  Einseitigkeit  des  Inhalts  von  Kap.  1 — 8  einen  nicht  unberechtigten  An- 
stofs  nahm';  ein  noch  späterer  Bearbeiter,  welcher  bereits  voraussetzte,  jener 
Zusatz  stamme  von  Micha,  soll  sich  dann  bewogen  gefühlt  haben,  die  Weis- 
sagung dieses  Propheten  durch  Einfttgung  von  4,  5 — 10  und  5,  4.  5  'mit 
dem  Geschichtsvprlauf  auszugleichen'.  Da  nun  6,1—7,6  aus  der  Zeit 
Manasses,  der  Schlufs  dieser  Weissagung  7,7  ff.  aber  aus  dem  Exil  stammen 
soll,  so  bleiben  für  Micha  nur  Kap.  1 — 3  übrig,  wovon  aber  noch  3,12.  13 
als  späterer  Zusatz  auszuscheiden  seien.  Dieser  Aufistellung  ist  vorerst  von 
keiner  Seite  entschiedener  Beifall  zu  Teil  geworden. 

W.  Henry  Cobb*)  bemüht  sich  in  zwei  Aufsätzen  zu  beweisen,  dafs 
Jes.  40 — 66  von  Jesaja  verfafst  sei.  In  sehr  ausführlicher  Behandlung  hat 
Stade')  darzuthun  versucht,  dafs  Sach.  9 — 14  nicht  vorexilisch,  sondern  im 
Gegenteil  wohl  erst  im  Anfang  des  3.  Jh.  v.  Chr.  verfafst  sei.  Diese  Arbeit, 
erst  1882  vollendet,  mag  im  nächsten  Jahresbericht  näher  besprochen  werden. 
Ref.  ist  nicht  durch  dieselbe  überzeugt  worden.  Ein  kritisches  Werk  über 
einen  grOfseren  Teil  der  Prophetenschriften  hat  Ch.  Bruston^)  verfafst, 
darin  die  deutsche  Kritik  nach  Frankreich  verpflanzend.  H.  Steiner^)  in 
der  von  ihm  besorgten  neuen  Ausgabe  des  Hitzigschen  Kommentars  zu  den 
kleinen  Propheten  verteidigt  die  Ansetzung  Joels  unter  Joas  und  behält 
andere  Ansichten  Hitzigs  einfeu^h  bei. 

Auch  über  die  Abfassungszeit  vieler  Psalmen  ist  geschrieben  worden. 
F.  Giesebrecht^  will  nachweisen,  dafs  weder  im  vierten  und  fünften,  noch 
im  zweiten  und  dritten  Buche  vorexilische  Psalmen  zu  finden  seien,  hat  sich 
aber  den  Beweis  an  mehreren  Punkten  so  leicht  gemacht,  dafs  er  aufhört, 
ein  Beweis  zu  sein.  G.  H.  CornilP)  vorsucht  zu  zeigen,  dafs  Psalm  42. 
43.  84.  85  von  einem  Priester  zur  Zeit  Josias  und  seiner  Nachfolger  her- 
rühren.     Markus   Kopfstein^)   schliefet    sich    de    Lagardes    Aufstellung 


1)  Bemerkungea  üb«r  das  Buch  Micha:  ZATW.  8.  161—172.  —  Vgl.  Giesebreekt: 
ThLZ.  1881,  8. 448  f.;  Renfs  in  dem  oben  (8.  146*)  beeprochenen  Werke  8.  814;  JBDMG. 
8.  91.  Bandiaain:  ThLZ.  1883,  8.  269  f gelegentliche  Abweisung  der  Anfatellong  Stades 
bei  der  Betpreeh.  eines  and.  Boches.  Vgl.  auch:  Stade,  Weitere  Bemerkungen  zn  Uicha  4.  5: 
ZATW.  1883,  8.  1  —  16.)  —  2)  Two  Isaiahs  or  oneh  Biblioth.  Sacra.  8.  230—253*;  The 
Lfloguage  of  Tsaiah  XL— LXVI:  ibid.  S.  G58— 686*.  —  Vgl.  JBDMO.  8.  89  1  —  8)  Dea- 
terosachaija.  Eine  krit  Stadie:  ZATW.  8.  1—96  (1882,  8.  161—172;  275—309).  —  Vgl. 
ThJfi.  S.  18.  JBDMG.  S.  92.  —  4)  Hist  critiqne  de  la  litt^rat.  prophit  des  H^brenz.  depnis 
les  orig.  jusqo'k  la  mort  d'lsaTe.  YUI,  2728.  8.  Paris.*  —  Vgl.  ZSckler:  BewGl.  S.  660 f.; 
Bandissin:  ThLZ.  1882,  8  8871  (sehr  anerkennend);  Krüger:  ReT.  ÜtM.  8.  878—381*. 

—  5)  Knrsgefafstes  exeget.  Handb.  Lief.  1.  Die  12  kleinen  Proph.  4.  Anfl.  —  Vgl.  NEKZ. 
8.  282  f.;  Schrader:  DLZ.  8.  1401—1403;  Strack:  ThLBI.  8.  251;  Katftzsch:  ThLZ. 
8.  637—540;  Stade:  GBl.  1882,  8.  73—74;  Knenen:  ThT.  Not.*  —  6)  Über  die  Ab- 
iassangszeit  der  Psalmen.  I.  Bach  II— V:  ZATW.  S.  276—882.  —  Vgl.  JBDMO.  8.  92.  — 
7)  Ein  Wort  ttber  d.  Psalmen  84.  85.  42  n.  48:  ZKWL.  1881,  8.  887—843.  —  V^L 
JBDMG.  8.  98  (ablehnend).  —  H)  Die  Asaph-Psalmen.    Hist-krit.  nntersacht.    41  S.   Marb.« 

—  YgL  Nestle:  GBl.  1882,  8.  1314—1315;  Garo:  JLBl.  1882,  Na  42«* 


JBdiMhe  Getehiehta  bU  rar  ZtatSmng  IsniMlemi  durch  die  Btaiar.  1,161 

(Orieotalia  n,  13)  an,  dab  die  fünf  Teile  des  Psalters  f&r  fünf  verschiedeae 
Teile  des  Gottesdienstes  bestimmt  gewesen  seien.  Die  Asapbpsalmen  leitet 
er  Ton  einem  Dichterkreis  im  makkabaischen  Zeitalter  ab. 

Über  Ooldfabns^)  kritische  Untersnchongen  yennag  ich  nichts  an- 
sQgeben.  Einzelne  kritische  Fragen  behandelt  nach  Bandissin  Maar. 
Vernes')  von  einem  ziemlich  radikalen  kritischen  Standpunkt  ans. 

£s  sei  hier  noch  genannt  die  Einleitung  ins  AT.  überhaupt  yon  Franz 
Kaulen:')  nach  Kautzsch  ein  Carpzovins  redivivus. 

Endlich  ist  auf  einige  Artikel  in  Encyklopädieen  hinzuweisen.  So  handelt 
Yolck«)  aber  die  BOcher  der  Könige,  Maleachi  und  Micha-,  Bob.  Smith &) 
Aber  Hosea,  T.  K.  Cheyne^)  über  Jesiga. 

Wichtigere  Erklärungsschriften  haben  geliefert  Jos.  Knabenbauer^ 
(Katholik)  und  Gheyne')  zu  Jesiga,  L.  A.  Schneedorfer*)  und  A.  W. 
Streane^^)  zu  Jeremia;  Steiner  hat  Hitzigs  Kommentar  zu  den  kleinen 
Propheten  neu  herausgegeben«^^)  Das  Buch  der  Weisheit  hat  Deane^') 
bearbeitet 

Wir  kommen  nunmehr  zu  den  Arbeiten  über  einzelne  Punkte  oder  Ab- 
schnitte der  israelitischen  Geschichte. 

Für  die  Urgeschichte  haben  mehrere  Assyriologen  gearbeitet:  F.  Le- 
aormant,^')  A.  H.  Sayce,^^)  welcher  G.  Smiths  Chaldäische  Genesis  in 
aeoer  Bearbeitung  herausgegeben  hat,  P.  Haupt,^^)  welcher  seine  den  baby- 
lonischen Sintfiutsbericht  behandelnde  Antrittsvorlesung  im  Buchhandel  hat 
erseheinen  lassen,  und  Friedr.  Delitzsch:^')  des  letztgenannten  Ansicht 
aber  die  Lage  des  Paradieses  in  der  Landschaft  Babylon,  wenn  auch  yon 
den  meisten  wissenschaftlichen  Kritikern  yerworfen,  ist  dennoch  durch  deren 


1)  Krit  Strei&flge:  JLBl.  18S1,  S.  59«.  —  2)  Milanget  de  critiqae  relig.  XV,  348  S. 
Fkiu*  —  Vgl.  Baadissin:  ThLZ.  1882,  S.  409— 412.  —  3)  Einleitang  in  d.  heil  Schrift 
i.  D.  N.  Teat  Mit  Approbation  des  hochw.  Capitels-Vikariata  Freibarg.  2.  Hüfte,  1.  Abt 
JKflMmdere  Einl.  in  das  AT.  228  S.  (S.  153—870  de«  OeaamtwerkB).  Freib.  i.  Br.,  fierdei*. 
-  Vgl  BaadisBin:  ThLZ.  1882,  8  318—815;  Nestle:  CBl.  1882,  8.  1813—1314.  — 
4)  Henogs  Beal-£ncjklop.  Bd.  8  n.  9.  —  5)  Eocydop.  Brit  B.  12.  Vgl.  o.  8.  147*.  — 
6)  Ib.  Bd.  13.  —  7)  ErklSrong  d.  Propheten  laaias.  IX,  718  8  Freib.  L  Br.«  —  VgL 
Zoekier:  BewOl.  8.  650—651;  Katholik  1881,  8.550—554;  Stade:  ThLZ.  1882,  8.195; 
Iowaek:  BLZ.  1888,  8.  745—747;  A.  L.  M.:  BewOI.  1882,  8.  172—173.  —  8)  The 
IVophedas  of  Isaiah.  A  new  translation  with  Commestary  and  Appendices.  Vol.  XI.  XV,  294  8. 
Undi».  —  VgL  Ath.  S.  65lAt)o;  Addis:  Dablin  Ber.  Joi.*;  Kaenen:  ThT.  8.  489  fL* 
~  9)  Das  yreiflsagongsboch  des  Prof.  Jeremia  erklärt  XX,  765  8.  8.  Prag*.  —  Vgl.  Kap 
tholä,  Febr.*;  Nowack:  BLZ.  1881,  8.  1369—1370;  NEKZ.  1882,  8.  233.  —  10)  The 
Book  of  the  Paraphe!  Jeremiah,  together  with  the  Lamenutions.  With  Map,  Notes  and  Intro- 
daetioB.  XXXVIU,  404  8.  8.  Cambr.«  —  VgL  ThJB.  8.  26  f.  —  11)  8.  o.  a  150*.  ^ 
12)  £0<P1A  SaJomon.  The  book  of  Wisdom.  The  Greek  text,  the  Lat  Volgate,  and  the  an- 
ttoized  Engl.  Version  with  an  Introd.,  Oritical  Apparatus  and  a  Commentary.  VQ,  224  8. 
^  New  York  (Oz£.  and  Lond.)*.  —  Vgl.  Schürer:  ThLZ.  1882,  8.  412—414  (sehr  an- 
«rknaendj;  Ball:  Ac  1881,  17.  n.  24.  Dez.*;  Addis:  Dablin  Ber.  1882,  Apr.*;  Poole: 
ICsd.  Est.  1882,  S.  442- 461«;  Gort:  ThT.  1882,  Man*;  Vernes:  BG.  1883,  No.  9.  — 
1^  Aniat  and  Eden,  o.  8.  21^  —  14)  George  Smith,  The  Ghaldean  Aoconnt  of  Genesis 
eoBtai&iag  the  Description  of  the  Creation,  the  Delnge,  the  Tower  of  Babel  etc.  New  ed.  by 
A  H.  Sayce.  XIV,  337  8.  8*.  —  16)  8.  o.  8.  17«.  —  VgL  C.  H.  Wright:  Nineteenth 
Cat  1882,  S.  2d2 — 241*.  —  16)  Wo  lag  das  Paradies?  8.  o.  8.  21^.  Za  den  hier  Anm. 
&— 7  ingefOhrten  Kritiken  Tgl.  noch:  NEKZ.  8.  795;  Bohling:  Katholik  1882,  8.  57—78; 
Ztehokke:  Lit  Bs.  1882,  No.4*;  Oppert,  GGA.  1882,  8.801—831;  Zdckler:  AELKZ. 
1S82,  Sl  541—560;  Philippi:  ThLZ.  1882,  8.  147—152;  Strack:  ThLBl.  1882,  S.  90 
-91;  Sayee:  Ac  6.  Not.  1881*;  Wright:  Nioeteenth Cent  1882,8.556-571*;  Valeton: 
ätaiüa  VU,  4«  S.  363—888*;  Tiele:  ThT.  1882,  8.  247—269*;  Hal4?y:  SO.  1881, 
Hol  50.  51* 


1^152  ffla.   W.  Lot«: 

Oegengrttnde  noch  keineswegs  g&nzlich  ans  dem  Felde  geschlagen.  Jeden* 
falls  wird  das  Buch  seine  hervorragende  Bedeutung  für  die  Gfeschichta- 
forschung  auf  dem  Boden  Yorderasiens  nie  verlieren. 

Auf  die  Urgeschichte  Israels  insonderheit  beziehen  sich  zwei  Auf- 
sätze von  Stade,^)  welche  die  Anschauung  vertreten,  dafs  die  ^Gestalten  der 
Yätersage'  von  Hause  aus  nichts  anderes  seien,  als  'alte  Stammnamen  oder 
Namen  von  heroes  eponymi,  auf  welche  einzelne  St&mme  oder  Clans  sich 
zurückführten',  bez.  zurückgeführt  wurden,  und  dals  die  'Urteile  der  genea- 
logischen Sage  über  die  Herkunft  jener  Völker'  u.  dergl.  nicht  auf  Kenntnis 
der  einstigen  Verhältnisse  beruhten,  sondern  nur  auf  Rückschlüssen,  welche 
die  Priesterkreise  der  alten  Heiligtümer  zur  Königszeit  aus  den  damaligen 
Zuständen  zogen. 

Den  Durchgang  Israels  durch  das  rote  Meer  betrifft  ein  Aufeatz  von 
M.^)  und  einer  von  F.  Vi'gouroux. ')  Über  das  Manna  haben  E.  Renard 
und  E.  Lacour^)  eine  eingehende  Untersuchung  angestellt. 

Über  die  Einnahme  von  Kanaan  hat  Eduard  Meyer  ^)  eine  Unter- 
suchung geführt,  welche  zu  dem  Ergebnis  gelangt,  dafs  Won  historisch  ver- 
wertbaren Nachrichten  über  die  Eroberung  Palästinas,  geschweige  denn  über 
die  älteren  Zustände  des  Landes  keine  Rede  sein  kann.'  Nur  ein  Punkt 
müsse  'auf  Tradition  beruhen  und  seinem  Kerne  nach  historisch  sein:  daüs 
das  Volk  bei  Jericho  über  den  Jordan  ging,  und  dies  die  erste  Stadt  war, 
die  erobert  wurde'.  Im  übrigen  gehen  die  ältesten  Erinnerungen  des  Volkes 
auf  seine  Kämpfe  mit  den  nachdringenden  Wüstenstämmen  während  der  sog. 
Richterzeit-,  mit  den  älteren  Bewohnern  des  Landes  habe  es  meist  in  Frieden 
gelebt  Dieser  Ansicht  schliefst  sich  Stade  ^)  im  wesentlichen  an,  nur  daüs 
er  sogar  jenen  einen  Punkt  (Jericho)  für  unsicher  hält  und  mit  gröfserer 
Entschiedenheit  das  Eindringen  der  Israeliten  in  Kanaan  für  ein  mindestens 
anfänglich  rein  friedliches  erklärt.  Ref.  drückt  seinen  Widerspruch  gegen 
diese  ganze  Aufstellung  Meyers  und  Stades  (der  natürlich  in  seiner  ange- 
führten Geschichte  Israels ^)  ebenso  urteilt)  mit  den  Worten  Kautzschs  aus, 
dafs  er  ^sich  des  Eindrucks  nicht  erwehren  kann,  als  sei  hier  der  kritische 
Scharfsinn  etwas  stark  ins  Kraut  geschossen'. 

Eine  Abhandlung  von  J.  Darmesteter®)  über  David  vermag  ich  nnr 
zu  nennen.  J.  Hal6vy^)  sucht  die  Angabe  der  Chronik  über  die  Weg- 
führung Manasses  als  glaubwürdig  zu  erweisen.  Erwähnt  seien  hier  noch 
die  Artikel  0.  Baurs^^)  über  Samuel  und  Saul  sowie  der  von  v.  Orelli^^) 
über  Könige  und  Königtum  in  Israel. 

Die  Listen  der  Bücher  Esra  und  Nehemia  untersuchte  Smend,  ^*) 
während  Schrader^*)  über  die  Erzählungen  vom  Wahnsinn  Nebukadnezars 


1)  Left  und  Bahol:  ZATW.  S.  112—116.  —  Wo  entstanden  die  ^enealog.  Sagen  über 
d.  Unprang  d  Hebräer?  ibid.  8.  847 — 850.  —  2)  B.  Borchgang  der  Israeliten  dnrch  das 
rothe  Meer:  ZKTh.  V,  378  f.*  —  3)  La  Bible  et  I'^gyptologie.  Le  passage  de  la  mer  rouge 
par  les  Höbreux:  BQH.  29,  6—61*.  —  4)  De  la  manne  da  d^sert  oa  manne  des  Hibreox: 
Critiqne  histor.,  bist,  natarelle,  analyse  cbimiqne.  20  S.  Alger*.  —  5)  Kritik  d.  Bericbte 
über  d.  Eroberung  Palastinas:  ZATW.  S.  117 — 146.  —  6)  Nachwort  des  Heraasgebers:  ibid. 
8.146 — 150.  —  Vgl.  Qiesebrecht,  Kautzsch,  Smend  in  den  oben  8.  148*  angefübrten 
Beoensionen.  —  7)  o.  8. 147*  —  8)  Bayid  et  Bama:  B£J.  8.  800—802'^.  —  9)  BEJ.  1881, 
1—14.  Vgl.  o.  8.  19«.  —  10)  Biehms  HWB.  des  bibl.  Altertums.  Lief.  15.  8.  1355—1857. 
1878—1882.  —  11)  Herzogs  Bealencykl.  8,  102—110.  —  12)  Die  Listen  d.  Bftcher  Bsra 
n.  Neh.  Zasammengest  a.  ontersacht  28  8.  4.  Basel  (UniTersitStsprogr.).  —  Vgl.  Strack: 
ThLBi.  1888,  S.  27;  Knenen:  Tbl.  1882,  Not.*  —  13)  S.  o.  8.  20'. 


Jf&diache  GMchieht«  Ins  tni  Zentönixig  J^nualemt  darch  die  Römer.  I  153 

handelte.  Grätz  ^)  bearbeitet  die  Geschiebte  der  nacbeziliscben  Hohenpriester. 
Über  die  Samaritaner  handelt  ein  ausfohrlicher  Artikel  Eaatzschs,*) 
Fürst*)  bat  einen  Aufsatz  über  die  Differenz  zwischen  jenen  and  den  Juden 
geschrieben. 

Endlich  hat  111  bar  dt  ^)  die  Gesinnung  des  Titas  gegen  den  Tempel  in 
Jerusalem  erörtert 

Wir  kommen  zu  den  geographischen  Arbeiten.  Da  ist  zuvörderst 
noch  einmal  das  schon  angeführte^)  Werk  Friedr.  Delitzschs  zn  nennen; 
sodann  die  2.  (verbesserte)  Auflage  von  G.  Ebers' <)  Buch  'durch  Gosen 
znm  Sinai'.  Ein  Aufsatz  von  C.  Schick ')  stellt  die  Ansicht  auf,  es  habe 
zwei  verschiedene  Gr&ber  Raheis  gegeben,  wodurch  die  in  1  Sam.  9  vor- 
liegenden topographischen  Schwierigkeiten  gehoben  werden  sollen.  J.  6i  1  do- 
rn eister*)  giebt  Beitrage  zur  Palästinakunde  aus  arabischen  Quellen. 

Über  Jerusalem  sind  Arbeiten  von  Klaiber,')  der  die  Identität  des 
Zion  mit  dem  Tempelberg  aus  den  Aussagen  des  ersten  Makkabäerbuches 
and  des  Josephus  erweist,  von  Spiefs^^)  und  von  Schick ^^)  erschienen. 
Schick  berechnet  die  Einwohnerzahl  des  alten  (was  beifat  das?)  Jerusalem 
auf  200 — 260  000  Einwohner. 

Der  Aufeatz  Schicks  f&hrt  uns  auf  das   archäologische  Gebiet  hin- 

flber.    Da  nennen  vrir  zunächst  die  Aufsätze  (bez.  Briefe)  über  die  im  Siloa- 

kanal  gefundene,  von  Eautzsch  der  Zeit  Hiskias  zugewiesene,  inhaltlich  leider 

unbedeutende  Inschrift  von  A.  H.  Sayce,^*)  A.  Neubauer,^')  H.  Guthe'^) 

and  Kautzsch.^'^)     Daran   mögen   sich   Hinweise    auf   Schlottmanns ^^) 

wertvollen    Artikel   Ober  Schrift  und  Schriftzeichen   sowie   auf   die  Artikel 

Lejrers  >')  über  Kleider  und  Geschmeide  der  Israeliten,  Krankheiten,  Mause 

und  Gewichte,    von  Rfletschi^^  über  Bj-eti  und  Pleti,   Krieg,  Leibes-  und 

Lebensstrafen  bei  den  Israeliten,   von  Pressel^*)  über  das  Laubhüttenfest 

sehliefeen.  —  Dab  während  der  israelitischen  Königszeit  zwar  ein  im  Herbste 

beginnendes  Jahr  bekannt  und  auch  gebräuchlich  gewesen  ist,   daneben  aber 

auch  schon  in  alter  Zeit  ein  mit  dem  Frühlingsmond  beginnendes,   weist  A. 

Dillmann *^)  nach.    Nebenden  kanaanitischen  Sonnenmonaten  mit  den  ka- 

naanitiscfaen  Namen  seien  auch  Mondmonate  (tinn)  in  Gebrauch  gewesen,  deren 

Bezeichnung  mit  Ordnungszahlen  zuerst  in  priesterlichen  Bj-eisen  angewandt 

so,  aber  schon  vor  dem  Exil  sich  ins  Volk  verbreitet  habe.    Der  Name  des 


1)  Zn  Getch.  d.  iMchAxil.  Hohaninrietter:  MOWJ.  8.  49->-64,  97— IIS^  —  2)  Biekms 

HWB.  S.  1347 — 1354.  —  8)  Zur  BifferenB  iwüchen  Juden  n.  Samaritanein :  ZDMG.  8.  ISS 

— 13S.  —  y^  JBDMa  8. 106.  —  4)  a  o.  8.  29*.  —  5)  o.  8.  161».  —  6)  Leipz.,  Eagel- 

nm.  XYI,  636  S.    V^.  Dentscli,  Fhüol.  Wodionielir.  1888,  8p.  1601  ff.  —  7)  Saals  Beise 

1  8am.  Ki|i.  9:   ZDPV.  1881,  8.  847 — 849.   —  8)  Beitrr.  i.  PaliBtinakuide  am  arabischen 

QMBm:  ZDPV.  1881,  8.  85—98.  —  9)  Klaiber,  Zion,  DaTiäntadt  und  Akra  innerhalb 

im  aKen  JeruMÜem.    8.  Artikel:  ZDPV.  1881,  8.  18—56  (irt  1:  ibid.  1S80,  8.  189—813). 

~  10)  D«e  Jeronlem  des  JcMephni.   Mit  8  lifhograph.  Tafeln.    lY,  118  S.    Berlin,  Habel*. 

-  T^  JA  m,  1,  120*;  Klaiber:  ZDPV.  8.  878-874;  8track:  ThLB.  1882,  8.  166  f.; 

?orrer:  DLZL  S.  1217-1219;   Oort:  ThT.  1882,  Jan.*  —  Über  dess.:  Der  Tempel  zu 

/emaleai  (JB.  ft.  ft-  0.)  Tgl.  8chftrer:  ThLZ.  8.  261.  —  11)  8tadien  Aber  die  Einwohner- 

mhS  im  alten  Jmramiem:  ZDPY.  1881,  8.  211—221.   —   12)  The  SUoam  inscription:  Ath. 

JOSke.  Ac  8.  364  t*  —  18)  The  8üoam  inscription:  ib.  8.  167*b,  239o.  —  14)  Über  die 

SOoahfBsehrift :    ZDPV.    a  260—269.    —    15)  Die  8iloahinschrift:  ibid.   8.   260  —  272.    — 

16)  BiahiD«  HWB.  S.  1416-1481.    Das  Heft  (Tgl.  o.  8.  162i<»j  enthalt  fiberhanpt  eine  An- 

■U  anUoL  Artikel-  —  17)  Heraogs  Bealeneyd.  (vgl  o.  8.  99»)  8,  83—44,  249—260; 

9  876—336.  18>  ^'  ^f  868—870,  887—898,  684—587.  —  19)  Ib.  8,  479—484.  — 

»))  Üb.  d.  XAlendenraMn  d.  IsraeUten  tot  d.  babyL  Sdl:  HB.  d.  Berl.  Ak.   8.  914—986 
Biatorimohm  ^•lir#»bariohU.    1881.    I.  11 


1 154  nia.   W.  Lot«. 

Monats  Etanim  ist  jetzt  auch  auf  einer  phönicischen  Infichrift  in  €)yp6rn  ge- 
fanden worden.^) 

Neabauer')  weist  nach,  dals  eine  Medaille  des  Britischen  Maseams 
aus  Gaza  mit  der  Aufschrift  W  nicht  Yon  Jeha  von  Israel  herrtthrt,  sondern 
wahrscheinlich  eine  grftco-phOnicische  Mttnze  von  etwa  400  v.  Chr.  ist. 

J.  BergeP)  behandelt  die  Eheverhftltnisse  der  alten  Jaden,  H.  Gr&tz^) 
die  Mnsik  im  Tempel,  T.  Laarie^)  die  Weine  der  Bibel.  Eine  biblische 
Mineralogie  hat  P.  Cultrera^)  ans  Licht  gestellt. 

Auf  die  israelitische  Religionsgeschichte  beziehen  sich  Aufisfttze  von 
J.  J.  P.  Valeton^)  jr.  und  Reg.  Stanley  Poole,^)  welcher  die  Entlehnung 
des  hebräischen  Monotheismus  aus  dem  ägyptischen  fOr  unmöglich  erklärt. 
Ferner  seien  genannt  die  Aufsätze  von  H.  Oort,^)  P.  Wurm,*®)  H,  Preifs.*^) 
Auch  ist  hier  zu  erwähnen  der  bündige  Nachweis  A.  Dillmanns, ^*)  dafs 
^  Baal  in  der  Übersetznng  der  LXX  auf  die  Lesung  f)  aiaxv^  geht,  also 
eine  Art  Eeri  perpetuum  darstellt.  Ein  weiblicher  Baal  ist  nicht  verehrt 
worden. 

J.  Lipperts^^)  vermeintlicher  Nachweis  von  zahlreichen  Spuren  des 
Seelenkultus  im  Alten  Testament  ist  kaum  ernst  zu  nehmen. 

Den  Schlufs  mOge  die  Erwähnung  der  englisch  erschienenen  Vorlesungen 
Franz  Delitzsch s^^)  über  die  alttestamentliche  Heilsgeschichte  bilden. 


1)  J.  D^renbourg,  Le  moii  de«  Etanim:  BEJ.  8.  194— 127^  Vgl  o.  S.  184«.  —  2)  A. 
Neubauer,  La  monnaie  de  J6ha:  REJ.  8. 190*.  —  3)  8.  o.  8.  26*.  —  4)  D.  mudkal.  Inatrn- 
mente  im  jeruBalem.  Tempel  u.  d.  musikal.  Chor  der  Leviten:  MOWJ.  8.  241 — 259*.  —  Vgl. 
JBDM6.  8. 102.  —  5)  The  Winee  of  the  Bible:  New  Englander  S.  866—878*.  —  6)  Minenlogia 
biblica  oyyero  spiegazione  dei  corpi  inorganici  mensionati  nella  Sacra  Scrittara.  254  8.  8. 
Palermo*.  —   7)  Bijdragos  tot  de  Kennii  en  Waardering  Tan  den  itraSIiet  godsdienst:  8todiSn 

7,  1—27,  81—120*.  —  8)  Hebrew  Ethics  in  Eridence  of  the  Date  of  Hebrew  docamentB: 
Contemp.  Hey.  8.  629  —  686*.  —  Vgl.  JLBl.  1881,  No.  24*  —  9)  De  Godadienat  en  de 
Wording  yan  den  Staat:  ThT.  8.  1  ff.*  —  De  doodenyereering  bij  den  laraSHeten:  ibid.  8. 
3.'i9— 363*.  —  10)  D.  Oottesname  Elohim  n.  d.  Verhältnis  von  Qott  u.  Engeln  im  AT.:  Th. 
Stadien  ans  Würt  S.  173—182*.  —  U)  D.  Ursprung  d.  JehoyapKultus :  ZWTh.  24,  210 
—213*.  —  Vgl.  JBDMG.  8.  104  (sehr  abfUIig).  —  12)  Über  Baal  mit  dem  weibUchen 
Arükel  (^  Baal):  MB.  d.  Berl  Ak.  16.  Juni,  20  8.  —  iB)  D.  Seelencnlt  in  s.  Benehimgeii 
z.  althebr.  Literatur.  E.  etbnolog.  Studie.  VIII,  181  8.  Berlin*.  —  V^.  st:  DLZ.  S,  18, 
19;    L.  F.:   ThLBI.  S.   107,   108;    Bruchmann:  Z.   f.  Völkerpsych.   n.   Sprachwiss.   1882, 

8.  465—479;  1883,  S.  91—120;  R.  K.:  CBl.  1882,  8.  425  f.  —  14)  Old  Testament  History 
of  Redemption.  Lectures.  Translated  from  Mannsoript  Notes  bj  Sam.  lyes  Curtiss.  Edinb. 
XV,  218  8.  —  Vgl.  Strack:  ThLBI.  1882,  8.  188  f.;   Addis:  Dublin  Bey.  1882,  Jan.* 


Mittelalter. 


I. 

J.  Jastrow. 

Germanische    Urzeit 

bis  zum  Ende  der  VoIkerwaBdening. 

Ungezählte  Jahrtausende  mag  unser  Vaterland  hewohnt  gewesen  sein, 
beTor  seine  Einwohner  es  verstanden,  ihren  Werkzeugen  eine  Gestalt  zu  gehen, 
aas  der  die  heutige  Trähistorie'  auf  eine  menschliche  Hand  zu  schliefsen 
Termag.  Mit  Sicherheit  aher  führt  keine  Spur  menschlicher  Thätigkeit  auf 
deutschem  Boden  in  eine  frühere  Periode  zurtLck  als  die  ältesten  Steinwerk- 
zeoge,  wie  die  von  der  Schussenquelle  zwischen  Rhein  und  Donau;  sie  stammen 
aos  einer  Zeit,  wo  um '  die  Eisfläche  des  heutigen  Bodensees  unter  nordischer 
Fauna  und  Flora  der  Jäger  mit  steinenien  Pfeilspitzen  dem  Ren  nachstellte. 
Weiter  nordwärts  zeigen  die  Kalkhöhlen  des  Jura  die  hochgelegenen  Zufluchts- 
stätten gegen  Cberschwemmungen,  durch  Reste  von  ThongeßLfsen  als  Wohn- 
stätten einer  entwickelteren  Zeit  charakterisiert.  Nach  Norddeutschland,  wo  die 
abfliefsenden  Wassermassen  noch  durch  waldlose  Steppen  mit  kontinentalen 
Wänneschwankungen  dahinströmten,  scheint  damals  der  Mensch  nur  auf 
Msommerlichcn  Jagdzügen  gelangt  zu  sein.  Welcher  Menschenrasse  diese 
ältesten  Bewohner  angehörten,  entzieht  sich  beinahe  gänzlich  der  Beurteilung  ^). 

Der  weiteren  Erforschung  der  germanischen  Prähistorie  dienen  die 
nordischen  Museen,  von  denen  das  Kopenhagener  als  das  wissenschaftlich 
bedeutendste  anerkannt  ist.*;  Die  Berliner  Sammlung^)  betrachtet  die 
nordischen  Altertümer  mehr  und  mehr  unter  dem  Gesichtspunkte  der  all- 
gemeinen Völkerkunde.  Schon  hat  der  Bau  eines  ethnologischen  Museums 
begonnen,  und  dessen  Direktor  ist  Autor  einer  Schrift,  welche  mit  einem 
Rttckblick  auf  den  bisherigen  Gang  dieser  Studien  in  Deutschland  eine  Dar- 
ie^ODg  der   wissenschaftlichen  Grundsätze   verbindet,    nach    denen   anthropo- 


I)  Fr.  Kinkel  in,  D.  Urbewohnor  Deatachlandii.  Lindaa  u.  Leipz.,  W.  Ludwig,  1882. 
^3  6.  (enelu  1881).  —  2)  Qrienberger,  D.  nord.  Mur.  in  Kopenh.,  Z.  f.  Real  schal  wesen 
\l,  H.  7.  —  3)  Führer  darch  d.  ethnol.  Samml.  mit  Einschl.  d.  nord.  Altert  Hersg.  t.  d. 
-'^MFalTenraltniig.     Berl.,  Weidmann.     32   S.   u.  1  GbrandrifB. 

Hiitoriseh«  Jab reibe riohi«.    1881.    II.  X 


n,2  ^     J-  Jaatrow: 

logische  a.  a.  Museen  einzurichten  sind.^)  Die  Mitteilung  neuer  Funde  an 
solche  Zentralstellen  und  die  sachgemäfse  Erforschung  derselben  nach  dem 
Stande  der  Wissenschaft  ist  eine  Forderung,  welche  diesmal  der  Alpenverein 
durch  Herausgabe  einer  Anleitung^)  Yon  berufener  Hand  ganz  besonders 
unterstützt  hat:  an  dem  Beispiel  der  Ostalpenländer  zeigt  dieselbe  den 
gegenwärtigen  Stand  der  Forschung  sowie  Ziel  und  Methode  weiterer  Unter- 
suchungen. 

Auch  bei  dem  Auftreten  der  Germanen  ist  das  Material  zur  Beurteilung 
der  ethnographischen  Zugehörigkeit  der  einzelnen  Barbarenstämme  noch  so 
lückenhaft,  dafs  immer  von  neuem  der  Versuch,  auftaucht,  durch  Zusammen- 
legung femer  und  naher  Volker  eine  gröfsere  Ansammlung  von  Quelleunach- 
richten  zu  ermöglichen.  Seit  Hieronymus  sind  die  kleinasiatischen  Galater 
für  das  Germanentum  reklamiert  worden;  jetzt  werden  auch  die  Calaguri- 
taner  in  Spanien,  die  Pikten  und  Eimrer  in  Britannien,  die  Pruzi  in  Preuüsen 
für  den  gleichen  Ursprung  in  Anspruch  genommen,  die  Parther  werden  als 
Skythenstämme  bezeichnet  und  mit  allen  ihren  skythischen  Brüdern  unter 
die  Germanen  eingereiht,  —  um  den  Stoff  für  die  Rekonstruktion  einer  ehe- 
maligen gemeinsamen  Religion  aller  dieser  Völker  herzugeben.')  Auf  diese 
Art  wird  es  sogar  ermöglicht,  in  den  pergamenischen  Bildwerken  germanische 
Gottheiten  zu  entdecken.^)  Dafs  dieselbe  Mischungsmethode  möglich  bleibt, 
selbst  wenn  man  sich  auf  deutschen  Boden  beschränkt,  zeigt  der  Versuch, 
unsere  Flufsnamen  (auch  in  den  vormals  slawischen  und  keltischen  Landes- 
teilen) auf  germanische  Wurzeln  zurückzuführen; 5)  dafs  sie  vermieden  werden 
kann,  beweist  die  historische  Verwendung,  welche  die  Ortsnamen  gefunden 
haben.  ^) 

Die  Urzeit  betreffen  zum  Teil  die  von  Lindenschmit^)  in  Fortsetzung 
seines  bekannten  Werkes  veröffentlichten  Abbildungen  von  Helmen  (2),  Stein- 
geräten (2),  Gürtelbeschlägen  (7,  sehr  kunstvoll,  bisher  nur  in  der  Schweiz, 
Ost-Frankreich,  Süddeutschland  und  am    Oberrhein  bis  zur   Pfalz  gefunden 


1)  [Bastian]  Vorgasch.  d.  Etlmologie.  Berl.,  Dümmler.  HI,  132  S.  —  Veneichnis 
aller  dtschen.  SammluDgen :  Jahresber.  III,  2,  149^*.  —  2)  J.  Bänke,  Anleit  a.  anthrop.  u. 
prahlst.  Beobacht.  auf  Alpenreisen.  Beil.  z.  Z.  d.  dtsch.  a.  öst  Alpenver.  M.  1  Karte  u.  56  Taf. 
im  Text  8.  Abteil.  d.'Anl.z.  wies.  Beobacht  auf  Alpenreisen' (S.  2Ö7— 264).  Vgl.  Natur.  N.  F.VIX, 
N.  42.  Vgl.  0.  Kap.  XVn.  Erwähnt  sei  hier  Fraas,  Wandtafel  d.  Pinhiat.,  d.  Steinzeit  darst  (Uth., 
Imp.  FoL  Stuttg.y  Ulmer,  1880).  Mit  erklär.  Text,  9  S.  —  J.  de  Baye,  L'arch^logie  prShist; 
^poqoe  tert,  quatem.  etc.  (PariB,  Leroux,  1880.  VI,  416  S.)  behandelt  nur  Frankreich.  — 
Spranck,  D.  Wälder  Europas  während  der  Tertiärperiode  im  Vergl.  zu  denen  der  Jetzt- 
zeit (Homburg  r.  d.  Höhe,  Progr.)  ist  beinahe  ansschliefslich  botanisch.  —  P.  Bataillard, 
Historique  et  pr^lim.  de  la  question  de  Hmport.  du  bronze  dans  le  nord  et  Tooc.  d.  TEiir.  par 
les  tsiganes.  Paris,  imp.  nat  16  S.)  war  mir  nicht  zugängl.  —  Übrigeos  sind  zu  diesem  Ab* 
schnitt  die  ersten  Teile  fast  aller  lokalgeschichtl.  Kapitel  (insbesondere  Kap.  XYXQ.  und  über 
d.  röm.  Zeit  XI.  XU.  XIV.)  zu  Tergleichen.  —  3)  K.  Wiesel  er,  Untersuchgen  z.  Qesch. 
u.  Religion  d.  alten  Germanen  in  Asien  n.  Eur.  Leipz.,  Hinrichs,  VIII,  178  S.  Vgl. 
Jahresber.  II,  1,  89;  2,  1.  —  4)  Ders.  German.  Götter  in  griech.  Umgebg.  N.  Jbb.  f. 
Philol.  123,  823  f.  —  5)  Th.  Lohmeyer,  Z.  Etym.  hanpts.  westfäl.  Flufs-  u.  Gebirganamen, 
A.  f.  d.  Stud.  d.  n.  Sprachen  63  (1880),  347—378.  —  Ders.,  Beitr.  z.  Etym.  dtscher  FluTa- 
namen.  Gott.,  Vandenhoeck  n.  Ruprecht  VI,  126  S.  Sehr  ablehnend  rez.  v.  Müllenhoif,  DLZ. 
II,  1961.  —  6)  Von  W.  Arnolds  Ansiedlgn.  d.  Dtschen  zumeist  nach  hess.  Ortsnamen  ist 
d.  2.  (Titel-)  Ausg.  mit  der  8.  Abteilung  yollst  geworden.  (XIV,  S.  465^694  Marburg, 
Elwert).  —  Zur  Namensforschung  ygl.  u.  S.  5^  —  H.  Moses,  d.  dtsch.  Pflanzennaraen  in 
ihr.  Bedeut  f.  d.  Gesch.  u.  Altertskde  (Natur,  N.  F.  VII,  39.  231.  442),  bespricht  d.  Pflanzen, 
die  der  Volksglaube  früher  und  auch  noch  jetzt  zusammenbringt  mit  den  Alben  u.  Drad^i  u.  s.  w. 
—  7)  D.  Altertümer  uns.  heidn.  Vorzeit  Nach  d.  Originalien  zagestellt  u.  hrsg.  t.  d.  rom.- 
germ.  Central-Mua.  in  Mainz.    14  S.  o.  6  Ta£f.   gr.  4.   Maüia,  y.  Zabem.    lig.  1  enchien  1871. 


Germanische  Urseit  bU  zum  Ende  der  Ydlkerwanderung.  tX  ä 

and  wohl  rar  Fraoentracht  gehörig)  and  der  berühmten  Grabhügelfunde  im 
Kl.-Aspergle  bei  Ludwigsburg.  ^)  Der  reiche  Fund  wurde  in  dem  Neben- 
grabe eines  amfangreichen  Hügels  gemacht,  dessen  Hanptgrab  in  früher  Zeit 
aasgeraabt  war,  wie  der  beigegebene  Fnndberieht  von  0.  Fraas^)  darthut. 
—  Hinsichtlich  des  Heinersdorfer  Runensteins^)  gewinnt  es  immer  mehr  an 
Wahrscheinlichkeit,  daüs  die  Zeichen  aus  dem  hebräischen  Alphabet  zu  er- 
klären sind.^) 

Über  die  Yortaeiteischen  Quellenschriftsteller  ist  etwas  Erhebliches  nicht 
geschrieben  worden;*)  auch  v.  Sybel*)  geht  die  Qüellein,  auf  welchen  die 
Kenntnis  der  ältesten  Geschichte  unseres  Volkes  beruht,  —  mit  der  Sprach- 
rergleichung  beginnend  über  Pytheas  und  Ennius  fort  bis  Tacitus  —  nur  in 
populärer  Weise  durch.  Für  Tacitus  selbst  hat  A.  Baumstark^  ausführ- 
liche Erklärungen  ssa  dem  vdlkerschaftlichen  Teile  der  Germania  in  derselben 
Bearbeitung  hinterlassen,  in  welcher  er  bei  Lebzeiten  den  allgemeinen  Teil 
kommentiert  hatte.  Beide  Werke,  äufserlich  getrennt,  bilden  dennoch  ein 
zusammenhängendes  Ganze.  In  einer  weitgehenden  Polemik  gegen  beinahe 
alle  seine  Vorgänger  unterrichtet  B.  den  Leser  bei  jeder  einzelnen  Frage 
über  die  gesamte  einschlägige  Litteratur.  Zusammen  mit  den  ^Urdeutschen 
Staatsaltertümern'  bietet  dieses  Werk  einen  Überblick  über  eine  ganze  Taci- 
ti&'Bibliothek.  *)  —  Zu  den  Deutschen  rechnet  Tacitus  auch  die  Ästier,  welchen 
er  den  Kuit  der  Magna  Mater  zuschreibt:  Diese  ist  ohne  allen  Beweis  Tön 
Scha&rik  mit  der  lith.  Göttin  Seewa  oder  Zemmes  mahti  (Zemlna,  Zeminele, 
lett.  Semmes  mäte),  die  nur  Erdgöttin  war,  identificiert.  Tacitus  ist  zu  seiner 
Angabe  Ton  einer  Magna  Mater,  ftlr  welche  die  lithanische  Mythologie  keine 
Spuren  aufweist,  vielleicht  nur  deswegen  gekommen,  weil  die  Ästier  Amulete 
in  Form  von  Eberköpfen  trugen  wie  die  Metragyrten  der  Gybele:  zwar  wurden 
derZemina  u.  a.  auch  Schweine  geopfert,  aber  diese  bilden  keine  haltbare 
Brücke  zu  jenen  Amulet^n,  von  denen  Ausgrabungen  keine  Spur  ergeben,^) 

Den  Standpunkt,  welchen  A.  Deppe  zur  Varusschlacht^^)  eingenommen 
bat,  hält  er  auch  hinsichtlich  des  Besuchs,  den  Germanicus  *  ^)  dem  SchJacht- 
felde  abgestattet  hat,  fest,  i*)  —  Die  auf  die  Römerflotto,  'classis  germanica', 
bezüglichen  Inschriften  hat  Schuermans^^)  zusammengestellt  und  besprochen; 


1)  S.  Jahre»ber.    II,    2,   119.    —    2)  Ebda.    —    3)   Bbda,   S.  187;   HI,   2,  165».   — 

4)  Ernst  Hon  rici,  Nathtr.   z.  Heinersd.  Runenst.   ZDA.  25,  57—59    —  5)  Bav.  Böhm, 

Bktxr.,  welche  G.  J.  (sie!)  Caesar  z.  Ethnl.  d.  Germanen   liefert.     Progr.  d.  U.-Koalgymn.  in 

Skhf.-Rflgen.    24  S.   — -   6)  D.  Btacben  b.  ihrem  Eintreten  in  d.  Gesch.,  Kl.  bist.  Scbrr.  I*. 

Sta  2.  _   7)   AosfÜhrl.  £rläQt0rg.  d.  beoond.  ▼ölkerM^haftl.  Teiles  d.  Germ.  d.  Tac.    Leips., 

VeigeJ,  1880.   —    Dio  /Aiisf.  Erl.  d.  allg.  Teiles'  ersch.  ebda.    1875.  —   Bez.   y.  Schweizer- 

Sdlsr,  G6A.  S.  1157—1178.  —  Die  Tac-Ausg.  v.  A.  Holder  (Germ.  Bücherschatz  I.  22  8. 

^mhnrg  im  B,,  Mohr)  ist  im  wesentl.  o.  Wiederbolang  s.  Tenbnerscben  Ausg.   (GBl.  1882,  958.) 

—  fi}  Von  Bdttger  ist  o.  *VöUeertafel'  der  Germ;  (1880)  in  den  ^Brnnonen-Welfen'  (Jahres- 

ha.  1/J,  2,  186^).    —  9)  Brief  Mannhardts  (nach  s.  Tode  v.  Mttllenhoff  Terdff.)   ZDA.  84, 

159—168.  —  10)  S.  Jahresber.  I,  2,  6;  III,  2,  2.  —  11)  Über  dessen  Familie  (Büotzers 

Erridenrng  gegen  Mominsen)  s.  o.  Abt.  I.  Kap.  VII.  —  12)  A    Deppe,  B.  röm.  Rachekrieg 

i&DtBcbld,  ri4 16)  a.  d.  Völkerschlacht  auf  d.  Idistavisasfelde.  Heidelberg,  Weifs.  VIII,  114  S. 

.M]»tavBns  BMch  Aga.  ^Ant  and  vidhig  als  'Ostwieden'  übers.,  was  in  dem  spat.  Gattnamen 
OiurboT'  aocli  DBchküngen  soll.  Hiergegen  e.  d.  u.  K.  XIV  erw.  Schrift  Ton  K.  Christ 
S.195  l:  n.  gegen  diesen  IF.  Hülse  ab  eck,  ebda.)  —  Sehierenberg,  D.  Götterdfimmerang 
ä.  i  GMafeln  d.  IcbUeidea  od.  d.  Tontobg.  Sehl.  in  d.  Liedern  d.  Edda.  £.  Streitschr. 
&r  Wjderi.  t.  Bange  a"  I^g>)  Detmold,  Schenk,  XXXIV,  156  S.,  mir  nar  d.  Tit.  nach  be- 
^^^  _  lß\  BnlL  de«  commiss.  roy.  (belg.)  d*art  et  d'arch6ol.  XX.  —  V^l.  Bone,  Oassis 
jra  p  f-  (B09ner)   J*»**-  *'  ^-  ^-  Altertsfrenaden  i.  Bheinl-    71,  107—110. 

1* 


114  I-     J-  Jastrow: 

sie  empfing  den  Beinamen  'pia  fidelis*  vielleicht  in  der  Zeit  von  Hadrian  bis 
M.  Aurel  and  scheint  zuletzt  ^aagusta"  genannt  zu  sein. 

Stnmme  Zeugen  der  Römerherrschaft  auf  deutschem  Boden  sind  die  Reste 
der  Hoch-  und  Wegebauten.  Von  den  älteren  römischen  Festungen  ist 
das  Lager  von  Yetera  (Xanten)  noch  in  allen  seinen  vier  Seiten,  am  (ehe- 
maligen) Rheinufer  als  Ostfronte,  an  einem  Erdrifs  im  Süden,  an  einem 
Strafsenzug  (über  Eiting),  und  einer  eingesenkten  Nordseite  zu  verfolgen.^) 
Römischen  Ursprungs  scheint  auch  die  ^Weckenburg*  oder  ^Wittekindsburg' 
bei  Meppen  zu  sein,  an  welcher  eine  Römerstrafse,  von  Westen  her  nach 
Essen  führend,  vorbeiging.^) 

Von  den  Arbeiten  über  spätere  Römerbauten  in  Deutschland  gehören 
die  hervorragendsten  zwar  dem  Gebiete  der  Lokalgeschichte  an;  dennoch 
müssen  zwei  kritische  Bemerkungen  von  Nach  er')  auch  an  dieser  Stelle 
erwähnt  werden.  Die  Untersuchung  der  römischen  Strafsenreste  im  heutigen 
Baden  hat  mit  Sicherheit  ergeben,  dafs  die  Strafsen  nicht  durchweg  gepflastert 
waren  (z.  B.  nicht  auf  den  Berggraten),  und  dalJs  ferner  die  Landhäuser  mit 
Vorliebe  abseits  von  den  Verkehrswegen  errichtet  wurden.  Man  darf  also 
1)  aus  dem  Fehlen  des  Pflasters  allein  nicht  mehr  Veranlassung  nehmen, 
eine  Strafse  den  Römern  abzusprechen,  und  2)  aus  dem  Vorhandensein  von 
Gebäuderesten  allein  nicht  auf  die  Existenz  einer  ehemals  vorbeiführenden 
Römerstrafse  schliefsen.  N.s  Untersuchungen  über  die  römischen  Wasser- 
bauten in  demselben  Gebiete^)  liegt  die  geographische  Voraussetzung  zu 
Grunde,  ^dafs  zur  Römerzeit  längs  des  Schwarzwaldgebirges  und  Odenwaldes 
bis  Trebur  ein  durch  die  Binnenflüsse  gespeister  Wasserlauf,  der  stagnierend 
zwischen  Sandhügeln  sich  oft  auf  eine  Breite  von  2 — 3  km  ausdehnte  und  teil- 
weise schiffbar  war,  sich  erstreckte'.  Der  Lauf  der  rechten  Nebenflüsse  war 
damals  ähnlich  wie  noch  heute  links  der  der  Dl.  Bei  dieser  Annahme  eines 
parallelen  Laufes  der  beiderseitigen  Nebenflüsse  und  des  Hauptstroms  ist 
die  Behauptung  von  der  dreifachen  Stromspaltung  unterhalb  Basel,  sowie 
die  Bezeichnung  ^deutscher^  und  'gallischer'  Rhein  gänzlich  zu  verwerfen. 
Wie  bisher  noch  jede  gründliche  neue  Untersuchung,  so  hat  auch  diese  eine 
Anzahl  starker  Übertreibungen  des  nach  vielen  Seiten  hin  unschätzbaren 
Mone  auszuscheiden  gehabt  (so  die  durch  nichts  erwiesene  Verschanzungs- 
linie  von  Rüppner  zum  Wersauer  Hof);  die  Flufsregulierungen  sind  in  das 
frühe  Mittelalter  zu  setzen.  Nur  am  Neckar  hat  Valentinian  (364 — 367) 
zum  Schutz  eines  'munimentum'  (Amm.  Marc.  28,  2)  eine  Ableitung  ausge- 
führt. Dieses  Kastell  war  nicht  Ladenburg,  sondern  Altrip  (=  alta  ripa)^) 
an  der  Neckarmündung,  welche  damals  mehr  rheinäbwärts  lag.  Hier  ist 
1867  bei  Korrektionsarbeiten  das  Kastell  zum  Vorschein  gekommen.  Ks 
lag  auf  gallischer  Seite  und  war  ein  sog.  'Streichbau'  in  den  Neckar  hinein.  — 
Von  dem  Grenzbau  dieser  Gebiete,  dem  Pfahlgraben,  sind  wiederum  Stücke 
im  Odenwald  ^)  sowie  die  Strecke  vom  Main  bis  zur  Wetter,  ^)  topographisch 
untersucht  worden. 

Von  der  alten  Rheinbrücke  zu  Mainz  scheint  nunmehr  festzustehen,  dafs 


1)  y.  Yeith,  Yetera  castra  m.  a.   Umgebnngen  etc.  im   1.  Jli.   yor  a.  nach  Chr.      M. 
2  Karten.     Berlin,  Mittler.    VI,  42  S.    —  Über  J.  Schneider,  Xanten,  s.  u.  Kap.  XIV.  — 

2)  J.  Schneider,   d.  Römerlager  za  Bokeloh  b.  Meppen.     Picka   MSchr.  YU,  338—335.  — 

3)  Strafsennetz  in  d.  Zehntlanden,  bes.  Baden,  Bonner  Jbb.  71,  1 — 106;  ygl.  u    Kap.  XI. 

4)  DerB.:  d.  Wasaerbauten  d.  Homer  in  d.  Zehntlanden  a.  am  Oberrhein,  m.  Abbild,  ebda. 
70,  6  (auch  sep.).  —  S.  u.  Kap.  XI.  —  5)  Ygl.  Jahre»ber.  ni,  2,  80.  —  6)  Christ, 
B.  u  Kap.  XI  (Baden).  —  7)  y.  Gohaasen,  Korr.-Bl.  d.  GeB.-Y.  der  dtaoh.  GeBGh.-Yer.  29,  96. 


Gemumiscbo  Üneit  bis  sum  Eado  der  Völkerwanderung.  ]J  5 

sie  nicht  karolingischen,  sondern  römischen  Ursprungs  ist.  ^)     Während  karo- 
lingische  Funde   gar  nicht,    spätere  nur  ganz  vereinzelt  zu  Tage  gekommen 
sind,  kennen   wir   bereits    21   römische  Inschriften  und  andere  Monumente, 
römisches  Handwerkszeug,  das  nicht  an  den  Pfeilern,  sondern  in  der  Stein- 
packung selbst  gefunden  ist.     Dasselbe  ist  durchgängig  zur  Bearbeitung  von 
Holz  bestimmt;  die  Brücke,  genau  im  Zuge  der  alten  Römerstrafse,  wird  als 
ein  mächtiges  Zimmerwerk  charakterisiert,  bei  welchem  die  Mauerarbeit  und 
die  (vielfach  gute)  Schmiedearbeit  nur  nach  Erfordern  hinzutrete.     Dafs  diese 
Zimmerarbeit   einen  Steinbau  getragen  habe   wird  (trotz  der  Abbildung  auf 
der  Lyoner  Bleimedaille)  bestritten;  um  so  mehr,  als  bei  der  geringen  Gewalt 
des  Hochwassers  (vor  Entwaldung  und  Eindämmung)  ein  Holzbau  noch  ge- 
nügte.*)    Durch    'Spundwände'    war    zunächst    ein   wasserfreier  Raum    her- 
gestellt,  sodann   die  Pfähle  durch  Rammen  eingetrieben;   jedoch    sind   auch 
Schlägel  mit  der  Inschrift  LYALE  LEG  XUH  (Legionseigentum  mit  Namen 
des  zeichnenden  Decurionen?  des  nachmaligen  Kaisers  Licinius  Valerianus?  — 
Standort  der  Legion  bisher  unbekannt)  LEG  XXII  ANT  gefunden.     Auf  das 
Torhandensein    einer   Schiffsbrücke   weist    nichts   hin;    möglich    bleibt   aller- 
dings,  dafs    Alexander  Severus  eine  solche  vorbereitet  habe,   wozu    der 
Zusatz  'Antoniniana'   auf  dem  Brandstempel    der  22.  Legion  passen   würde. 
Sein  Nachfolger  Maximin  (23Ö  —  238)  hat  nach  Herod.  7,  1,  13   an  dieser 
SteDe   eine    Rheinbrücke   erbaut,    mit    welcher    die   aufgefundene    identisch 
sein  wird. 

Weiter  rheinabwärts  danern  die  Versuche  fort,  ganze  Strahlcnbüschel 
von  Römerstrassen  —  diesmal  um  Köln  und  Dcutz  zwischen  Rhein  und 
Weser  —  zu  Papier  zu  bringen; 3)  gegen  die  erste  Orientirung  in  den 
Deutzer  Ausgrabungen  regt  sich  jetzt  einiger  Widerspruch.^)  Bedeutungs- 
los sind  zwei  in  Wimpfen  ausgegrabene  römische  Inschriften,  ^)  während  zwei 
Mainzer  Legionargrabsteine  (leg.  II  Pannen.,  leg.  I  adintrix)  möglicherweise 
im  Wege  der  Kombination  auf  die  von  Mommsen  im  C.  I.  gesuchte  leg.  U 
adintrix  (=  U  Pann?)  führen  können. «») 

Den  Anfang  zur  Befreiung  des  rechten  Rheinufers  von  der  Römerherr- 
schaft bildet  das  Aufkommen  der  grossen  Völkerschaften.  Die  Namen  der 
drei  westlichen  Yölkervereinigungen  deutet  K.  Christ)  dahin,  dafs  Alemannen 
"alle  Männer^  bedeuten,  während  die  Franken  die  'Vereinigten'  (von  vranka, 
Band,  wie  ans  vriso  Friese  wurde)  seien  und  die  Sachsen^)  ebensowenig  wie 
die  Franken  von  ihrer  Nationalwaffe,  sondern  von  saxum  (Wurzel  sak),  Fels- 
sfer,  genannt  seien.  —  Hinsichtlich  der  Franken  vertheidigt  R.  Schröder ^)  im 


1)  Yrdr.    Sehneider,  d.  Rheinbrttcke   zu  Mainz   ein  Bomerbau,  Korr.-Bl.  S.  79 — 83, 

^^—91;  rgl.  S.  71.  —  2)  Über  eine  abweichende  Ansicht  von  J.  Grimm  b.  Jahreaber.  f.  1882. 

—  $)  J.  Schneider    (mit   gelegen tl.  Widersprach   gegen   dessen   frühere   Arbeiten)   and  0. 

»   flirschfeld    »-   a-   Kap.   XIY.    —   4)   H.  Düntzer  s.   u.   Kap.   XIY.    —    &)    Zange- 

■eister,    BomiBchem    sob    Wimpfen.     Corr.-Bl.   S.  100.   —   6)  Ebda.     S.  40.    —   7)   Picks 

JtSehr.  VH,  339 — 41-   —   8)  Ohne  Wert,  weil  ganz  ohne  Kenntnis  d.  neueren  deutschen  Litt, 

utUoulin:  los  inva».   de«  Saxons  snr  les  cotes  de  France,  notomment  sar  le  littor.  de  Flandre. 

Tean,  Bonsrez.     10   S.       Beantw.  d.  10.  auf  d.   Archaelog  -Congr.   zu  Arras.   1880   gestellten 

ft^dgruag:  Bonner  le   Ben»  des  nombreux  noms  de  lieux  saxons  qui  existent  encoro,  faire   k  co 

«jft  ITdatmaoe    des    ixiTas.    eax.  dans  la   contr^o   [sc.   y.    Arras]  avant  et  aprds  G^s.    Congr. 

ncyelflg.  d.  Ft.  47-    »«"•      ^-  207—222.  —  9)  D.  Herkunft  d«r  Kranken.  HZ.  YU  (1880), 


n,6  I-    J-  Jaatrow: 

Gegensatz  za  Mülleuhoff  ^)  die  ältere  Ansicht,  dass  die  Sigambrer  in  die 
Salfranken  aufgegangen  seien;  freilich  nnr  der  linksrheinische  Teil  derselben, 
die  Cugonen.  Die  Hreibende  Kraft*  bei  der  Zusammenscharung  seien  die 
Chatten,  die  eigentlichen  Führer  ein  Stamm  derselben,  die  Bataver  (verwandt, 
nicht  identisch  mit  den  Chattuariern)  gewesen.  Die  rechtsrheinischen  Sigambrer, 
die  Marsen,  sollen  unter  dem  Namen  der  ^kleinen  Brukterer*  zusammen  mit 
Ubiern  und  Ampsivariern  den  Grundstock  zu  den  ribuarischen  Franken  ge- 
liefert haben,  während  die  von  ihnen  vertriebenen  Bructerer,  die  ^grossen', 
in  den  Sachsenstamm  der  Westfalen  übergegangen  sind:  ganz  ebenso  wie  der 
Name  der  Chamaven  sowohl  für  einen  fränkischen,  als  auch  für  einen  säch- 
sischen Stamm  vorkommt.  —  Zwischen  Hermunduren  und  Thüringern  eine 
Kontinuität  herzustellen  ist  schwer,  weil  zwischen  beiden  Namen  ein  zweihundert- 
jähriges Schweigen  unserer  Quellen  liegt;  der  Versuch^),  diese  Lücke  aus- 
zufüllen, indem  man  die  Jutungen  mit  beiden  identifiziert,  ist  inzwischen  durch 
eine  neuere  Arbeit  3)  überholt. 

Der  turanische  Ursprung  der  Hunnen^)  wird  von  neuem  zu  Gunsten 
einer  slavischen  Stammeszugehörigkeit  bestritten,  welche  es  ermöglichen  soll, 
die  Völkerwanderung  als  einen  slavisch-germanischen  Zusammenstols  dar- 
zustellen. 

Von  dem  Einbruch  der  Hunnen  wurden  zunächst  die  Goten  betroffen. 
Damals  scheinen  sie  zuerst  in  die  Krim  ^)  gelangt  zu  sein.  In  den  taurischen 
Bergen  haben  sie  dann  aber  alle  Stürme  der  Völkerwanderung  überdauert 
und  sind  noch  im  16.  Jh.  in  voller  Spracheigentümlichkeit  nachweisbar. 
Im  J.  1780  nach  Mariupol  am  Asowschen  Meere  versetzt,  haben  sie  zu  dem 
Typus  der  dortigen  Mischbevölkerung  einige,  noch  heute  auffallende,  germa- 
nische Züge  hergegeben. 

Die  gesamteV ölkerwanderunghat  seit  Jahrzehnten  zum  ersten  mal  wieder 
eine  Darstellung  nach  dem  Stande  der  Wissenschaft  gefunden  in  der  nunmehr 
vollständig  gewordenen  Neubearbeitung,  welche  E.  v.  Wietersheims^  Werk 
durch  F.  Dahn  zu  teil  geworden  ist.  Das  Buch  ist  in  seiner  neuen  Gestalt 
um  die  Darstellung  der  römischen  Verfassungsgeschichte,  der  römischen  Politik 
im  Orient  u.  a.  m.  ärmer  geworden;  aber  befreit  von  diesen  heterogenen  Be- 
standteilen liefert  es  nunmehr  von  dem  'Ausbreitnngs-,  Zertrümmerungs-  und 
Neugründungswerk',  welches  wir  die  Völkerwanderung  nennen,  den  zusammen- 
hängenden Faden,  der  durch  keine  Ablenkung  mehr  unterbrochen  wird.  Der 
Herausgeber  hat  seine  Ansichten,  wie  sie  aus  seinen  früheren  Werken  bereits 


1)  Siehe  Jahreaber.  U,  2,  3.  —  2)  C.  Hehlie,  Hemumduren  und  Thüringer.  Aaeland  54, 
648.  570.  589.  —  3)  A.  Kirchhoff,  worüber  Jahreaber.  1882.  ~  4)  IloTaiski,  Ursprung 
der  Hannen  (raaaiich)  cf.  RQH.  30,  627.  —  &)  W.  Tomas  chek,  Die  Goten  in  Taorion. 
Wien,  Holder.  75  S.  u.  2  S.  Beg.  A.  d.  d.  T.:  Ethnologische  Forschungen  über  Osteuropa 
und  Nordasien.  I.  T.  hat  russischo  Schriften  und  eigene  Beobachtungen  benutzt  — 
Empfehlende  Rez.  ron  Müllenhoff  in  BLZ.  U.  Sp.  1116.  —  6)  Geschichte  d.  Völker- 
wanderung. 2.  Tollst.  umgearb.  Aufl.  II.  Mit  Sachregister  und  Litteraturübersicht  über  die 
Quellen  u.  mehr  als  1000  neuere  Werke.  Leipzig,  Weigel.  YIII,  532  S.  (vgl.  Jahresber.  Ul, 
2,  6).  —  Gegen  Dahns  Ungleichmafsigk.  d.  Änderungen:  G.  Kaufmann,  GGA.  1881,  S.  221 
—224.  1882,  1117-— 1120.  —  H.  KieperU  Karte  aus  dem  1.  Bande  (Jahresber.  ILI,  2, 
150),  sep.  —  Von  F.  Dahn,  Urgesch.  d.  germ.  und  rom.  Völker  (Jahresber.  III,  2,  5) 
ist  Bd.  I.  vollst,  (603  S.),  II  begonnen  (S.  1 — 176).  Bez.  vom  entgegengesetzten  rechts- 
geschichtlichen Standpunkt:  W.  Sickel,  MIÖG.  II,  127—134.  —  Von  W.  Arnold,  Deutsche 
Urzeit  (Jahresber.  Ü,  2,  8.  86)  ist  eine  3.  Aufl  erschienen^  einen  Überblick  Über  die 
Litteratur  des  letzten  Jahrzehnts  giebt  F.  Dahn:  Neuere  Darstellungen  d.  dentseh.  Urgesch 
(Im  neuen  Beich,  No.  4,  S.  121—136). 


GermaDiache  TTneit  bis  snm  Ende  der  Yölkerwanderunt^.  XI,  7 

bekannt  sind^  in  diese  Bearbeitang  hineinverwoben.  Ihm  ist  die  sog.  Völker- 
wanderung das  letzte  Stadium  der  Einwanderung  der  Germanen  aus  Asien; 
daher  war  ihrer  ^Ausbreitung*,  welche  man  sonst  nur  einleitungs weise  zu 
behandeln  pflegt,  der  ganze  erste  Band  gewidmet;  daher  wird  auch  in  Bd.  II 
mit  der  ^Zertrümmerung'  des  römischen  Reiches  die  Darstellung  nicht  ge- 
schlossen, sondern  bis  zu  der  ^Neugrtindung'  geführt,  in  welcher  auf  römischem 
Boden  die  Langobarden  ihr  Reich  einrichten.  —  Die  letzteren  kamen  aus 
Pannonien  und  hatten  frtther  unter  König  Wacho  (f  ca.  539)  in  Böhmen  ge- 
wohnt; Tielleicht  war  dieses  Land  nach  der  Rogierkatastrophe  von  487  da- 
durch frei  geworden,  dafs  es  die  Baiem  mit  der  nach  ihnen  benannten  Hoch- 
ebene vertauschten.^) 

Eine  verlassene  £cke  der  germanischen  Geschichte  ist  das  Yandalenreich 
in  Afrika,  tlber  welches  das  kirchengeschichtliche  Werk  des  Victor  von  Vita 
die  Hauptquelle  ist.  <)  —  Über  AbJavins  glaubt  Buch  holz  (Quellen  d.  Flav. 
Biondas)  neue  Daten  zu  bieten  (s.  u.  Kap.  XXVIII). 

Das  ganze  Zeitalter  des  von  den  Germanen  überschwemmten  Reichs  ist 
litterarisch  unfähig:  mit  den  Westgoten  s)  ringend  bringt  das  Römertum  aller- 
dings noch  einen  Dichter,  wie  Apollinaris   Sidonius  hervor,  der,  wiewohl 
gßlhscher  Abkunft,  sich  dennoch  mit  Stolz  als  Römer  fühlt;  aber  die  Form, 
in  der  er   seinen  Empfindungen  Ausdruck  verleiht,  lässt  nur  noch  darüber 
anea  Streit    zo,    ob  StaüuB^)  oder  Claudian^)  mehr   von  ihm  nachgeahmt 
worden  ist      Seine   spätere  Hinneigung  zu  den  germanischen  Siegern,  sonst 
als  Wiankelmot  gerügt,  wird  politisch  dahin  erklärt,  dass  er  der  einzige  seiner 
Zeit  gewesen,    welcher  ^mit  universalhistorischem   Sinn^    sich    in   die  neuen 
Ferbäitoiaae  zu  finden  verstand.^) 


III. 

H.  Hahn. 


Karolingische  Zeit. 


Far  die  karolingische  Zeit  kommen  im  J.  1881  auch  die  Handschriften- 
Teneichnisse  in  Betracht,  die  P.  Ewald 7)  besonders  von  den  Bibliotheken 
zu  Madrid  und  Barcelona,  G.  Waitz^)  von  Pariser  Bibliotheken,  besonders 
der  Bibl.  nationale,   Bibl.  de  T^cole  des  chartes  und  Mazarine,  und  endlich 


1)  J.  Ifoserthy  Herrsch,  der  Langobarden  in  Bölimen  etc.  E.  Beitrag  e.  Frage  über 
^  EiBw.  der  Baiem.  HIÖO.  II,  353 — 364.  —  2)  Victoria  episc.  Vitensis  bist,  persecutionis 
Africuae  provinciae;  reo.  M.  Fetschenig.  acc  incerti  auctoris  Fassio  septem  monach.  et 
XflHtixpi«A  TocatOT.  Corp.  Script  eccles.  Latin.  Yll.  Wien,  Gerold.  XVI,  174  3.  (im  wesentl. 
«adi  Halm,  Jahresber.  II,  2,  11).  Vgl.  GBl.  S.  1604.  —  Ders.:  B.  handscbrifO.  Überliefrg. 
^  V.  y.  V.  Ebda.  98  8.  —  3)  Üb.  1.  Yisig.  s.  n,  Kap.  X.  —'4)  R.  Bitschofsky,  de 
C.  Sollii  Apollinaxia  Sid.  stadiis  Statianis.  Wien,  Konegen.  —  5)  F.  Mobr,  Zu  Sidonius 
Caraina.  Trog.  y.  Laobach.  —  M.  bespricbt  tadelnd  £.  Barets  Ausgabe  (Jabresb.  Ul,  2,  11) 
■it  hesag  auf  E.  Chatelains  Bez.  (Re?.  crit  XUI,  298^304).—  6)  M.  Blidinger,  Apoll. 
Sid.  als  Politiker.  Wien.  SB.  97,  915—953.  —  7)  Reise  nacb  Spanien  im  Winter  1878/79. 
XA-  VI,  817 — 398;  rgl.  b.  B.  8.i287,  290,  310,  311,  822  u  s.w.  —  8)  Pariser  Hdss. 
eUa.,  8.  473—96;  s.  B.  6.  476,  478,  480,  484,  486  u.  s.  w. 


n,8  in.     H.  Hahn: 

Gillert^)  in  der  Fortsetzung  seines  Berichtes  über  Petersburg  gegeben  haben. 
Im  ersten  Verzeichnis  sind  Hss.  von  Werken  Alkuins,  Hrabanus  Maurus, 
Hinkmar,  Johannes  Erigena  erwähnt,  auch  eine  fabelhafte  Erzählung  Ober 
Karl  d.  Gr.  und  die  Geschichte  einer  Belagerung  Barcelonas  zur  Zeit  Lothars 
875  u.  a.  m.;  unter  den  Pariser  finden  wir  u.  a.  einen  von  Jaffö  nicht  be- 
nutzten Brief  Alkuins.  ein  Gedicht  über  den  Brand  von  Ronen  841,  ver- 
schiedene Biographieen  z.  B.  des  h.  Wigbert,  der  Walburgis,  eine  Fredegar-Hs. 
aus  dem  7.  oder  8.  Jh.,  eine  Hs.  von  Briefen  Einhards  ans  dem  9.  u.  a.  m., 
endlich  unter  den  Petersburger  verschiedene  Gedichte  der  karolingischen  Zeit, 
ein  Martyrologium  Usuardi  mit  Zusätzen  für  Chartres  u.  s.  w.  —  Die  fttrstl. 
Oettingen-Wallersteinsche  Bibliothek  in  Maihingen  besitzt  eine  Anzahl 
historischer  Hdss.,  die  schon  Jaff^  verzeichnete;  aus  einer  Hds.  der  vita  S. 
Magni  daselbst  teilt  Wattenbach*)  Verse  über  Wicterp  und  Pippin  mit. 

Besonders  reich  war  das  verflossene  Jahr  für  unsere  Zeit  an  Qaellen- 
veröffentlichungen,  und  :^war  fanden  diese  hauptsächlich  seitens  der  Monumenta 
Germ.  bist,  in  ihren  verschiedenen  Abteilungen  statt.  Zunächst  ist  der  1.  Hälfte 
von  Dümmlers  Pogtae  latini  die  zweite  rasch  gefolgt:^)  Ref.  hat  schon  an 
anderer  Stelle*)  ausführlich  über  diese  Ausgabe  und  ihre  Vorzüge  berichtet.  Wie 
im  1.  Teil  Alkuin^)  den  Mittelpunkt  bildet,  so  hier  Theodulf,  an  dichterischer 
Begabung  dem  ersteren  weit  überlegen,  besonders  durch  seine  humoristische 
Schilderung  der  Hofgenossen  Karls,  wie  auch  durch  seine  tragischen  trotz 
der  Untersuchungen  von  Dümmler,  Ebert  und  'Liersch®)  noch  wenig 
aufgeklärten  Schicksale  und  die  darüber  handelnden  Gedichte  interessant. 
Voran  gehen  die  Gedichte  zweier  unbekannten  Dichter,  des  sog.  ^hibernicus 
exul\  hinter  dem  vielleicht  ein  Schotte  Dungal  in  S.  Denys  zu  suchen  ist. 
Ueber  die  verschiedenen  Personen  dieses  Namens  äussert  sich  D.  sehr  vor- 
sichtig. Der  andere,  Bernowin,  nach  D.  wahrscheinlich  ein  Bischof  von 
Auvergne,  ist  ein  Freund  Angilberts.  Ausserdem  gehen  noch  voran  die 
Reiseerinnerungen  des  gelehrten  B.  Amalarius  v.  Trier  über  seine  Reise 
nach  Byzan'z,  femer  Grab-  und  andere  Inschriften  aus  Mainz  und  Aachen 
und  der  bereits  von  Pertz  edierte  Planctus  de  obitu  K.  Auf  Theodulf  folgt 
dann  die  Dichtung  eines  northumbrischen  Mönchs  Aedilwulf  (clarus  lupus), 
wichtig  fQr  north.  Verhältnisse,  dann  die  grammatischen  Verse  des  Abts 
Smaragdus  u.  s.  w.  Einige  Nachträge  zu  Theodulf  schliefsen  den  Band, 
dessen  Brauchbarkeit  treffliche  Einleitungen,  Anmerkungen  und  Register  erhöhen. 
Von  Dümmler  rührt  auch  ^Rhythmorum   eccles.  aevi  Carol.  specimen'^  her. 

Auch  die  Abteilung  Scriptores  der  Mon.  enthält  für  die  Karolinger-Zeit 
wichtige  Fortsetzungen,®)  die  von  Waitz  aufser  in  der  Vorrede,  auch  in 
einer  Selbstanzeige  erläutert  sind.^)    Die  Lücke  von  3  Bänden  in  der  Reihe 


1)  LatHdu.  in  St  Petenb.,  ebda.  S.  497— 512;  vgl.  Jahresber.  Ui,  2,  15^^  —  2)  Ge- 
schieht]   Hds.  d.  fürsti.   Ött-Wallerat.  Bibl.  zu  Maih.,  ebda.  Vn,  169—186.     Vgl.  u.  S.  12*. 

—  3)  Mon.  Germ.  hist.  Antiqoit  Poetarum  latin.  med.  aevi  T.  I.  Poetae  lat.  aeri  Carol. 
T.  I  pars  po«t  Berl.,  Weidmann.  —  4)  Vgl.  Jahresber.  III,  2,  13  f.  —  MHL.  X,  20  S. 
Über  den  1.  Teil  s.  das.  16  ff.  and  HZ.  N.  F.  XI,  52  ff.;  BLZ.  N.  22;  über  d.  handachr. 
Material  vgl.  Jahresber.  L,  120  ff.  a.  11,  2,  16  ff.  —  5)  Von  K.  Werners  <Alcain  n.  s. 
Jahrh.'  (1876)  ersch.  e.  neue  (Titel-)  Aufl.;  desgl.  yon  desselben  Beda  (1875);  beide  Berl., 
Hoffmann.  —  6)  S.  Jahresber.  UI,  2,  28.  —  7)  Halle.  Ind.  lect  1881/82.  (Weidmann,  Berlin.) 

—  Zu  den  (ZDA.  23,  201  edierten)  karol.  Rhytiimen  hat  Seiler  Textverbessernngen  gegeben, 
ZDA.  25,  25 — 30.  100;  <un  poeme  anon.  sur  les  lettres  de  Talphabite'  aus  Karoling.  Zeit  ist 
von  Omont  veröffentlicht,  BECh.  42,  Livr.  2.  —  8)  MGH.  SS.  Xm.  XI,  882  S.  (Register  S. 
752—832.)     Vgl.  auch  u.  K.  IV,  V  u.  YL  —  9)  GQA.  ft82,  8.  161—84. 


Earolingucho  Zeit  JJ,9 

der  Scriptores   wird  zum  ersten  Mal  ausgefüllt    Die  Bände  Xm — XVI  sind 
for  Nachträge  der  karolingischen,  sächsischen  und  fränkischen  Zeit  bestimmt, 
ond  zwar  teils  für  Werke  gröfsem  Umfangs,    wie  Flodoards,  teils  für  neu 
ond   besser    edierte    Annalen,    teils   für.  neue  Funde    zur  Bereicherung  des 
Qoellenmaterials.    Den  Anfang  macht  das  jetzt  viel  behandelte  Cbron.  univers. 
—  741,  vielleicht  um  801  in  Autun  verfasst,  mit  der  Fortsetzung  bis  811, 
den  sog.  Ann.  Maximiniani,  über  die  schon  vielfach  gehandelt  ist.  ^)    Manche 
wichtige  Notizen  sind  eingestreut,  die  sich  auf  Sarazenen  und  Autun  beziehen. 
Anderes   deutet    auf   bairischen    Ursprung.     Der  Autor  ist  ein  Zeitgenosse 
Karls   d.  Gr.,  sein  Aufenthalt  unbekannt.  —  Es  folgen  Fragmente  von  Be- 
arbeitungen der  grofsen  Karolinger  Annalen  mit  Schriftproben,  in  SS.  XX.  schon 
abgedruckt,    aber  in  ihrem  Verhältnis  zu  den  Ann.  Laur.  maj.  bisher  nicht 
richtig  erkannt,  nun  aber  durch  ihre  Vereinigung  besser  zu  verwerten.    Auch 
die  oft  untersuchten  Ann.  Sithiens.  sind  in  verbessertem  Abdruck  nach  einer 
Abschrift  aus  Jaff^  Nachlafs  aufgenommen.    Ihre  Quelle  ist  nach  Waitz  ein 
vollständigeres  Exemplar  des  1 .  Teils  der  Ann.  Fuld.,  die  wahrscheinlich  £in- 
hard,    nicht   einem    unbekannten  Mönch  Enhard    zuzuschreiben  sind.     Von 
Manitins*)  weicht  W.  aber  bei  sonstiger  Übereinstimmung  in  einigen  Punkten, 
so  über   die  Grenzen  der  Arbeit  Einhards,  ab.      Bei  der  Zusammenziehung 
ibrer  Qaelle  haben  die  Ann.  Sith.  mancherlei  Irrtümer  begangen.     Es  folgen 
eine  Anzahl  kleiner  Annalen,  zum  ersten  Mal  oder  besser  abgedruckt,  z.  B. 
die  Ann.  Amandi  brev.'),  Ann.  Stabul.  mit  Notizen  über  S.  Martin  v.  Tours 
und  Kloster  Stablo  (881,  937  u.  s.  w.),  Ann.  s.  Emmer.    minor.,    Fragment 
TOD  Regensburger  Annalen ,  solche  von  Weihenstephan-Freisingen  mit  teilweis 
irrigen  Notizen,  ein  Chron.  Suevor.,  von  H.  Bresslau  veröffentlicht. —  Eine 
Gruppe  dieser  Annalen  geht  Frankreich  näher  an,  z.  B.  die  Ann.  Heirici  mon. 
S.  Germani  Autissiodor.   (836 — 90),  Ann.   Rem.  u.  a.  m.    Daran  reihen  sich 
Excerpte   ans    angelsächsischen   und  spätem  Annalen  Britanniens,  von   dem 
jöDgst  verstorbenen  Pauli  und  von  Liebermann  ediert,  auf  fränkische  und 
deotscfae  Geschichte  bezüglich,  z.  B.  aus  Asser.  gest.  Aelfredi,  Flor.  Wigorn. 
cbron.,  Wilh.  Malmesbur.  chron.  u.  a.  m.     Die  Notiz  aus  Simeons  v.  Durham 
Geschichte   seiner  Kirche  über  die  Verbindung  des  Northumbrierkönigs  mit 
Pippin  fehlt.  —  Wegen  annalistischer  Form  sind  sodann  auch  die  Ann.  necrolog. 
Fuld.   mit    reichen   Daten  über  Bischöfe  und  Äbte  hier  eingereiht  und  zur 
Erklärung   der  Namen  ältere  Vorarbeiten   benutzt.     Die  Ann.  necrol.  Prüm, 
ans  dem   Lib.  aureus  Prüm,  beruhen  in  ihrem  1.  Teil  auf  den  eben  ange- 
gebenen.   Es  folgen  eine  Reihe  von  karolingischen  Genealogieen,  einige  weniger 
wertvolle   Königs-,  dann  Bischof-  und  Abtskataloge  von  Fulda  mit  Angaben 
von   Banten    n.  s.  w.,   femer  solche  von   Corvey    und  Epternach;   letzterer 
Katalog  ist  neu  abgedruckt.    Ähnliche  Kataloge,  die  aber  nur  Namen  bieten, 
US  Deutschland,   Burgund  und  Flandern,  sind  von  Holder-Egger  ediert 
lud  so  geordnet,  dass  die  der  Klöster  denen  der  bischöflichen  Diöcesen  nach- 
gestellt sind.      Ihre  Zahl    ist  gering;    von  Bischofskatalogen  fehlen   wenige, 
aber  wichtige  z.  B.  Worms  und  Halberstadt.    Ältere  Klöster,  wie  S.  Martin 
zu  Köln,  Werden  u.  s.  w.  sind  vertreten;  einzelne  Berichte  ragen  durch  die 
Form  unter   den  übrigen  hervor  z.   B.  die   Versus  de   episc.   Mett.    (schon 
SS.  n)  u.  8.  w.     Von  gröfsem  Werken  sind  aus  unserer  Zeit  anfgenommen: 
Stficke  der  Gest.  episc.  Autissiodor.  und  hinzugefügt  ex  Heirici  mirac.  S.  Germani. 

1)  Vg].  Jaliresber.  I,  123;  II,  2,  20;  m,  2,  18.  —  2)  Über  dieaeB  n.  S.  13^  -  3)  Vgl. 
M6H.  8S.  I,  6  a.  II9   184. 


U^O  ni.    H.  Hahn: 

Flodoardß  Hist.  Rem.  eccl.  ist  von  Heller  vorbereitet  und  nach  dessen  Tode 
von  Waitz  ediert,  aber  mit  dem  Quellennachweis  and  den  Anmerkungen 
von  Heller.  Von  Holder-Egger  herausgegeben  sind  die  Gest  abb.  S.  Bertini 
Sitbiens.  von  Folcwin,  dem  Nachkommen  Karl  Martells,  dem  nach  des 
Herausgebers  Nachweis^)  auch  die  Geschichte  des  Kl.  Lobbes  zu  verdanken 
ist.  Den  Scfalufs  bildet  das  Chron.  Vedast.,  eine  Weltchronik,  die  z.  t.  auf 
gleichen  Quellen,  wie  Ann.  Mett.  und  Lobiens.,  ferner  aber  auf  einer  Ver- 
bindung von  Ann.  Laur.  maj.  mit  Ann.  Bertiniani,  aber  unter  Einschaltung 
kurzer  lokaler  Nachrichten  beruht.  Wertvoll  ist  das  umfangreiche  sorgfältige 
Raster  von  Kruse h  und  die  Schrifttafeln. 

Von  gleicher  Wichtigkeit  wie  der  eben  besprochene  Bd.  und  einem  längst 
geftthlten  Bedürfnisse  Abhülfe  bietend,  da  der  entsprechende  Band  von  Pertz 
vergriffen  ist,  ist  das  Erscheinen  eines  Bandes  der  2.  Abteilung  der  Mon. 
Germ,  bist,  nämlich  der  Kapitularien  der  Frankenkönige  von  A. 
Boretius.')  In  7  Abschnitten  werden  131  Nummern  gebracht  und  zwar 
mit  einem  Schreiben  Chlodwigs  (507—11),  das  bei  Pertz  nicht  vorhanden 
ist,  begonnen.  Den  Hauptraum  nehmen  natürlich  die  Kapitularien  Karls 
d.  Gr.  ein,  teils  seine  eigenen  (allein  68  Nummern),  teils  die  mit  seinem 
Sohne  Pippin  zusammen  erlassenen  italienischen,  teils  zweifelhafte,  endlich 
26  Nummern,  Zusätze  zu  den  Kapitularien  Pippins  und  Karls,  z.  B.  die 
Bischofsliste  des  Totenbundes  von  Attigny,  die  Teufel-: Abschwörungsformel, 
der  Indiculns  superstitionum  mit  Hinweis  auf  Oelsners,  Scherers  und  Hefeies 
Erläuterungen,  das  Verzeichnis  der  Sachsengeiseln  (N.  115).  Im  Ganzen 
ist  dem  Gange  von  Pertz  und  Baluze  gefolgt,  aber  nicht  ohne  eigne  Zu- 
sätze; fränkische  Concilienbeschlüsse  sind  wegen  MaaTsens  baldiger  Aus-^ 
gäbe  derselben  weggelassen.  Der  Hauptwert  der  Ausgabe  liegt  in  der  Be- 
nutzung der  besten  Hss.  und  infolgedessen  in  der  Berichtigung  der  Pertzschen 
Fehler.  —  Neue  Stücke  sind  nicht  zahlreich.  Bei  Pertz  nicht  vorhanden  ist 
z.  B.  der  erwähnte  Brief  Chlodwigs,  ferner  ein  Kapitnlar  Karls  von  809 
(n.  63),  für  Spanien  812  (n.  76),  u.  a.  m.  Andre  sind  vervollständigt  z.  B. 
de  latronibus  (n.  82.  c.  ^ — 9).  Ein  sorgfältigeres  Verfahren  als  bei  Pertz 
ist  auch  betreffs  Datierung,  Ortsbestimmung,  Kapitelüberschriften  u.  s.  w. 
eingehalten;  unsichere  Zeitgrenzen  sind  mit  Fragezeichen  kenntlich  gemacht. 
Familiengruppierung  der  Hss.  und  vollständige  Aufzählung  der  Abdrücke  ist 
vermieden.  Ein  gewisser  Eklektizismus,  unterstützt  durch  Übung,  Gewöhnung 
und  scharfen  Blick,  und  damit  ein  angenehmes  Maljs  betrefiiB  Benutzung  von 
Hss.,  Auswahl  der  Varianten,  Aufstellung  von  Konjekturen  ist  beliebt  worden.^) 
Gleich  sparsames  Mafs  ist  auch  in  Citaten,  Parallelstellen  und  Erläuterungen 
eingehalten.     Register  folgen  in  der  2.  Hälfte. 

Eine  Arbeit  von  besonderer .  Sorgfalt  ist  die  Edition  der  Vitae  s. 
Liudgeri>)  Bei  dem  sonst  so  fleifsigen  Zusammenfassen  alles  auf  Liudger 
bezüglichen  Materials  wird  mit  Recht  L.  vita  Gregori  Trs^ect.  vermifst;  denn 
eine  eigne  Arbeit  hellt  über  die  Geisteseigentümlichkeit  eines  Mannes  mehr 


1)  S.  u.  S.  12*.  —  2)  MG.  hist.  Log.  eect  I.  Gapitularia  reg.  Prancor.  T.  I.  Pars  prior- 
1881.  VllI,  269  S.  gr.  4.  —  Selbetanzoigo  in  GGA.  1882.  S.  65—77.  Re».  GBl.  1882. 
Sp.  396.  DLZ.  1882  n.  22  (Sohm).  —  3)  Bei  n.  10,  7.  8.  26.  wäre  eine  Verbesserung  aus 
Ben.  Lev.  (MGH.  LL.  IL  Ben.  cap.  S.  46;  ygl.  Forsch,  z.  D.  Gesch.  XV  and  Loofs,  Zar 
Chronologie  S.  13)  joxta  regulam — neglegant  zn  entnehmen,  überhaupt  Benedikt  mehr  zu  TOr- 
gloichen  gewesen.  —  4)  ed.  W.  Die  kam  p  (Gesch.-Qnell.  d.  Bist  Münster.  IV.  Münster, 
Theissing.  CXXn,  380  S.  SU.)  —  Bec  HZ.  N.  F.  XI,  686.  (Holder-Egger).  MIÖO. 
U,  636—38  (Schalte);  HJb.  H,  468—62  (Prinz);  DLZ.  n.  36;  NA.  VI,  608. 


Karolingisohe  Zeit  11,11 

als»  fremde  Biographieen  aaf.  In  der  ausführlicheu  Einleitung  wird  das  Ver- 
hältnis der  älteren  Vitae  klar  gelegt ,  das  Leben  L.s  skizziert  and  die  Per- 
sdnlichkeit  Altfrids,  des  ältesten  Biographen,  beleuchtet.  Die  Vita  ist  nach 
D.  825,  nach  Prinz  nach  839  verfafst,  enthält  manche  wichtige  Notizen, 
n.  a.  2  Gedichte  Josephs  und  Alkuins,  die  beide  schon  von  Dümmler  ab- 
gedruckt sind.^)  Die  2.  und  3.  Vita,  in  Werden  im  9.  Jh.  entstanden,  sind 
wegen  charakteristischer  Bemerkungen  über  Sachsen  und  Friesen  von  einigem 
Wert,  eine  rhythmische  Vita,  von  geringem  Interesse,  war  bisher  ungedruckt. 
Es  folgen  noch  mittelalterliche  Gedichte  über  L.,  spätere  Lebensbilder, 
Wanderberichte,  Regesten  u.  s.  w.  Bei  dieser  Reichhaltigkeit  wäre  auch 
eine  Geschlechtstafel  L.s  am  Platz  gewesen. 

Textausgaben  von  Einhards  vita  Kar.,  aber  ohne  Einleitung  und  Auslassung 
über  Zweck  und  Notwendigkeit  der  Ausgabe  mit  Walahfrids  Prolog  und  Namen- 
index, sowie   Nithards  histor.   1.  IV.  liegen  von  A.  Holder^)  vor;   desgl. 
eine  Ausgabe    der    vita    S.    Willebrordi.  ^)      Mit    der   Veröffentlichung   des 
Hodoeporicon    s.    Willibaldi    will    J.    Brück  1^)    eine    wichtige    Biographie 
weiteren  Kreisen  zugänglich  machen,    erläutern  und  der  Ortsgeschichte    von 
Eiehstädt    dienen.     Dem  Text  liegt  der  beste,  der  cod.  Frising  zu  Grunde. 
Die  Übersetzung  ist  mitunter  etwas  zu  frei.     Geographische  und  sprachliche 
Anmerkungen  erläutern  den  Inhalt     Die  Einleitung  läfst  sich  hauptsächlich 
über  Eigentümlichkeiten  der  Hs.  und  des  Stils  aus,  wobei  er  den  der  Nonne 
gegen  Ref.  in   Schutz  nimmt.     Ergänzung  und  Berichtigung  wird  wohl  die 
bald   zu    erwartende    Ausgabe   in   den  M.  Germ.  bist,  durch    Holder-Egger 
bringen.  —  Aus  Hss.  des  Klosters  S.  Arnulf  von  Metz,  über  die  berichtet  wird, 
werden  bisher  ungedruckte  Inschriften  bekannt  gemacht;^)  unedierte  Formeln 
des  9.  Jh.,^)  angeblich  von  Dümmler  bei  Abdruck  einer  Formel  übersehen, 
werden  von  A.  O(mont)  veröffentlicht. 

Teils  besprochen,  teils  abgedruckt  sind  einzelne  Urkunden,  Briefe  und 
Aktenstacke.  So  hat  Gf.  Cipolla^)  ein  Verzeichnis  der  Kaiserurkunden  in  den 
Arehiveu  von  Verona  von  Karl  d.  Gr.  bis  Heinrich  IV.  mit  Angaben,  wo  sie 
gedruckt  und  in  Regesten  enthalten  sind,  gearbeitet;  darunter  sind  Urkunden 
von  Karl  d.  Gr.,  Ludwig  d.  Fr.,  Lothar  I.  u.  s.  w.;  6  sind  vollständig  wieder- 
gegeben. Eine  Bulle  des  P.  Zacharias  von  743  weist  J.  v.  Pflugk-Hartung 
als  Fälschung  nach,  ebenso  eine  Urk.  Hadrians  I.  vom  Kl.  Kempten  v.  21.  Apr. 
773.^)  Darüber  und  über  andere  von  Pfl.-H.  behandelte  Urkunden  eröffnet 
Mühlbacher  eine  Polemik  unter  dem  Vorwurf  des  Mangels  an  klarer  Sonderung 
zwischen  der  Kunstfertigkeit  des  Kopisten  und  des  Fälschers.^)  Eine  Original- 
urininde  von  Karlmann  v.  4.  Nov.  769  veröffentlicht  mit  Heliogravüren 
Victor  Bart;  ^^)  desgleichen  einen  in  den  Mon.  Alcuini  von  Jaff6  nicht  vor- 
handenen  Brief  Alkuins,   der   sich  auf  die   Adoptianerstreitigkeiten   bezieht, 


1)  Vgl.  Jahreaher.  III,  2,  14.  —  2)  Genn.  Büchenchats.  (b.  o.  S.  3^)  II.    Mohr,   Fretb. 

i.  B.  (Binh.  r.  K.      33    S.     0,60  M.)   u.    VI.  (Nith.  h.  1.  IV.     54  S.     0,75  M.)     Rec.:   CBI. 

ms.    8p.    958     [W.    A(rndt)].    —   3)   Deckdr:   Tita  S.  Willebrordi  a  Thiodfredo   Bcripto 

vne  primam   edita.     Progr.  d.  Gymn.   v.  Trier.     S.  Nachtrage.   —  4)   Hod.  b.  W.  oder  S. 

Wülibj  Pilgerrei»e,  Progr.  d.  Real.-G.  v.  EichBtädt  XVI,  78  S.  ~  5)  J.  v.  Pflugk-Hart- 
laBf.  Antiqa.    Amnlfinae.    NA.   VII,   218   C  —    6)  FormuleB  inM.  da  IX.  b.  BECh.  42, 

j()2,  7)  VerzeichTi.    etc.  I.,  MIÖG.  II,   83 — 111.  —  8)  Beitrr.  zu  Jaffi^s  RegeBtensaininl. 

yi.  VIf  83  ff'  —  Diplom.  Beitrr.,  FDG.  21,  229.  —  9)  Über  diplom.  Beitrage  n.  b.  w., 
HIÖ6  IL  307.  —  1^)  ^'^^  Charte  carlov.  et  nne  charte  du  MA.  YerBailles  1880  n.  M^m.  de  la 
aoc.  A  ideiic.  moral.  etc.  de  Seine  et  Oi«e  XH,  286—46;  vgl.  MIÖG.  II,  305  a.  Mühl- 
HthtT    Beg.  dl   Karoh:   Karlnami  N.  120  a.  Nachiriige  daza. 


11,12  ni.     H.  Hahn: 

S.  Löwenfeld  mit  Verbesserungen  von  Delisle. *)  Das  Schreiben  rlftirt 
wahrscheinlich  vom  April  oder  Juni  798  her.  Der  darin  erwähnte  Freund 
ist  vielleicht  Richbod  v.  Trier  oder  Theodulf  v.  Orleans.  —  Ein  angebliches 
Privileg  von  Nicolaus  I.  für  die  Mönche  von  S.  Bland  in  vom  J.  801  weist 
Wattenbach  nach.*)  'Kleine  Bemerkungen*  macht  F.  Falk*)  über  eine 
Schenkung  Pippins  v.  Herstall  und  eine  von  Ida,  einer  angeblichen  Schwester 
Karls  d.  Gr.  (vgl.  Joannis  rer.  Mog.  II,  462),  v.  809;  ebenda  werden  auch 
einige  Erläuterungen  zur  passio  s.  Bonif.  gegeben  und  Sponesheim  und 
Caputmontis  auf  Sponsheim  und  Kempten  bei  Bingen  gedeutet.  —  Unedierte 
Diplome  aus  Arezzo  und  Novara  bringt  A.  v.  Jaksch,*)  darunter  2  Be- 
stätigungsurkk.  Ludwigs  d.  Fr.  (819)  und  aus  Novara  einen  Rotulus  von 
Kopieen  karolingischer  Urkunden  (21),  daraus  17  Regesten,  worunter  einige 
von  Lothar  I.  (840,  841  und  846);  Mühlbacher,  dessen  Regesten  einige 
Berichtigungen  dadurch  erhalten,  hat  eine  Einleitung  vorangeschickt.  —  Ein 
Fragment  eines  päpstlichen  Briefes  aus  der  Zeit  nach  Nov.  867,  vielleicht 
von  Hadrian  ü.,  und  eine  verdächtige  Urk.  P.  Stephans  VI.  (Apr.  887)  wird 
nach  Pariser  Hss.  von  Löwenfeld  abgedruckt*) 

Eine  hervorragende  Stelle  nimmt  wieder  die  Fortsetzung  der  karolin- 
gischen  Regesten  von  Mühlbacher  ein.^)  Sie  reichen  von  N.  392 — 862 
ohne  die  chronologischen  Notizen  oder  Nebennummern,  d.  h.  von  803  bis 
9.  Juni  830.  Der  Hauptanteil  fällt  dabei  natürlich  auf  Karl  d.  Gr.,  dem 
jetzt  148  S.  (in  der  alten  Ausgabe  Böhmers  nur  4  S.)  und  auf  Ludwig  d.  Fr., 
dem  109  S.  gewidmet  sind.  Pippin  und  Bernhard  v.  Italien  werden  hier  ge- 
sondert aufgeführt.  Bei  Nachträgen  wird  z.  B.  Dümmler,  po6t.  lat.  I,  407 
und  434  bei  Karls  Tod  (N.  489  b),  ebenso  die  Schrift  von  Berndt  über  den 
Sarg  K.  d.  Gr.  zu  berücksichtigen  sein.  In  der  Besprechung  einer  Urk.  wäre 
mehr  Übersichtlichkeit,  in  der  Kritik  mehr  Kürze,  bei  der  Angabe  'Fälschung' 
sofort  sichtbare  Voranstellung  der  Bezeichnung  und  bei  Korrekturen  eines 
Datums  an  der  falschen  Datierungsstelle  ein  Hinweis  auf  die  richtige,  z.  B.  bei 
N.  841,  endlich  sorgfältigere  Korrektur  des  Druckes  zu  wünschen.  Die  Be- 
richtigungen erschöpfen  die  Druckfehler  keineswegs. 

Wichtig  zur  Kenntnis  italischer  Urkunden  ist  die  historische  Darlegung 
der  Entstehung  des  Registrum  Farfense.^  Durch  einen  Mönch  Gregor  ist 
eine  Sammlung  von  Klosterurkk.  (1092—99)  angelegt.  Bd.  II  der  Ausgabe 
von  den  Brüdern  Balzani  umfabt  300  Urkk.  (bis  857),  darunter  auch  eine 
Anzahl  fränkischer,  bisher  noch  nicht  edierter  Königsurkunden.  —  Aus  dem 
nunmehr  geöffneten  Vatikanischen  Archiv  giebt  G.  Levi®)  einen  unedierten 
Schutzbrief  für  die  Suffraganen  während  der  Sedisvakanz  von  877  heraus. 

Eine  Anzahl  teils  kleinerer,  teils  gröfserer  Abhandlungen  beschäftigt  sich 
mit  der  Untersuchung  von  Quellen  und  Quellenstellen.  So  führt  Holder- 
Egger^)  den  Nachweis  der  Identität  von  Folkwin  von  Sithiu  und  Lobbes, 
die  schon  von  Pertz  behauptet,  von  andern  bestritten  war,^^)  bespricht  die 
Quellen  der  Gest.  abb.  Sith.,  die  z.  t.  karolingisch  sind,  wie  die  Pass.  s.  Dion. 
mit  dem  Brief  P.  Stephans  und  dem  Bericht  über  Pippins  Krönung.    Die 


1)  Une  lettre  in6d.  d'A.,  BECh.  42,  8—10.  —  2)  Ge«ch.  Handflchriften  (b.  o.  S.  8«) 
S.  177.  N.  27.  —  3)  Kleine  Bemerkungen,  FDG.  21,  634.  Vgl.  u.  Kap.  XU.  -  4)  MlÖG. 
n,  441—55.  —  5)  NA.  VIT,  158  ff.,  vgl.  dw.  V,  412  u.  459  (Ewald).  —  6)  Lf.  2.  Innsbr., 
Wagner.  S.  161—320.  Vgl.  Jahreeb.  III,  2,  16.  —  7)  H.  Brunn  er:  D.  regiatx.  Parf. 
MlÖG.  n,  1—7.  —  8)  II  tomo  P  dei  regg.  vatic.  Arch.  d.  soc.  Rom.  d.  Stör.  pat.  IV,  161—195 
(Anh.);  Tgl.  MlÖG.  H,  304.  —  9)  Folcwin  v.  S.  Bertin.  NA.  VI,  416—88.  —  Vgl.  o. 
S.  10*.  —  10)  Wattenbach  GO.  I*,  279. 


Karolingische  Zeit.  11,13 

Nachrichten  über  karolingische  Ereignisse  sind  chronologisch  genau.  Ann. 
Bland,  bringen  dieselben,  aber  kürzer,  sind  von  Folkwin  jedoch  nicht  ab- 
hängig; beide  beruhen  vielmehr  auf  verlorenen  Annaleu.  Die  'Chronique  de 
S.  Claude'  enthält  u.  a.  Daten  über  verlorne  Urkk.  von  Karl  d.  Gr.  und 
eine  Inventarisierung  des  Klosterbesitzes  durch  den  Abt  Smaragdus  v.  S. 
MihieP).  —  Eine  längere  bereits  oben  berührte  Qnellenuntersuchung  stellt 
M.  Manitins  an.')  Mit  Waitz  hält  er  gegen  Wattenbach  und  Simsen  die 
Ann.  Sith.  für  Excerpt  aus  Ann.  Fuld.,  von  803  an  mit  kleinen  den  Ann. 
Laor.  maj.  verwandten  Zusätzen.  Die  Ansicht,  dafs  die  Ann.  Sith.  in  der 
2.  Hafte  des  9.  Jli.  entstanden  seien,  verwirft  Waitz.  —  Für  Ann.  Laur. 
min.  ist  Fredeg.  cont.  bis  741  als  Hauptquelle,  bis  757  als  mitbenutzte 
Quelle  gefunden  worden,  dann  bis  768  unbekannte,  den  Ann.  Petav.  und 
Mosell.  näher  stehende  Annalen,  bis  788  Ann.  Laur.  maj,^  bis  800  Ann. 
Lauresham.,  femer  Paul.  Diac.  gest.  ep.  Mett.  und  Klosteraufzeichnungen. 
Eine  Abschrift  wird  in  Fulda  bis  817  mit  eigenartiger  Fortsetzung  versehen. 
Die  Zeit  der  Abfassung  liegt  zwischen  787—814.  —  Die  Quellen  der  Ann. 
Fold.  sind  bis  794  die  Ann.  Laur.  min.,  eine  Compilation  aus  Fredegar  und 
annalistische  Nachrichten  (741 — 70),  die  vita  Stephani,  Ann.  Laur.  maj. 
(757 — 829)  u.  s.  w.  und  endlich  Fuldische  Klosteraufzeicfanungen.  Sie  sind 
zwischen  786—813  abgefaüst  und  zerfallen  in  zwei  Hälften.  Bis  794  sind 
sie  Kompilation,  von  da  Excerpt  aus  Ann.  Laur.  maj.  Die  1.  Hälfte  bis 
794  ist  eine  Jugendarbeit  Einhards,  wobei  Manitius  an  eine  Hypothese 
Dflnzelmanns  anknüpft;  von  796  hat  Einhard  die  Laur.  maj.  fortgesetzt, 
zwischen  802  —  806  den  alten  Text  verschönert,  dann  weiter  fortgeführt; 
weshalb  der  Stil  von  816 — 20  mit  dem  der  v.  Caroli  auf  gleicher  Höhe 
steht    Einige  der  Behauptungen  und  Beweise  erscheinen  Waitz  künstlich. 

Ebenso  gründlich  und  scharfsinnig,  aber  auch  ebenso  der  Nachprüfung 
wert  wie  bedürftig,  ist  die  Untersuchung  von  F.  Loofs")  in  der  nicht  zur 
Rahe  kommenden  Frage  über  die  Chronologie  der  Briefe  und  Synoden  des 
Bonifaz.  L.s  Behauptungen  sind  prinzipieller  Natur;  er  wendet  sich  gegen  Ref. 
und  Dünzelmann,  indem  er  bestreitet,  dafs  gewisse  Datierungen  der  Briefe 
spätere  Nachträge  sind,  und  daijs  nach  Jaff^  die  Indiktion  allein  mafsgebend 
sei  Das  1.  germanische  Konzil  setzt  er  dann  743  statt  742,  indem  er  statt 
der  Daten  des  betreffenden  Briefes  die  der  Konzilsakten  bemängelt.  Ep.  66, 
dessen  Datierung  seiner  Annahme  einer  fehlerlosen  Zeitbezeichnung  zu  wider- 
sprechen scheint,  ist  nach  ihm  nur  Kompilation.  Betreffs  der  Konzilien  von 
745  und  747  schliefst  er  sich  unter  gewissen  Voraussetzungen  den  Ansichten 
des  Ref.  und  Dünzelmanns  an.  Ep.  81,  dessen  Datum  L.s  Annahmen  durch- 
löchern würde,  verwirft  er  als  unecht.  —  Für  andre  Briefe  der  gleichen 
Sammlung,  deren  Autoren  oder  Adressaten  unbestimmt  sind,  hat  Ref.^)  durch 
Sprachvergleichung  Vermutungen  über  die  Autoren  angestellt,  für  einige  Lul 
als  Absender  erkannt  und  so  Aufhellung  über  seine  Jugendschicksale  und 
seinen  ersten  Aufenthalt  in  Germanien  gewonnen.  Ein  einzelner  Brief  des 
Papst  Zacharias,  dessen  Echtheit  Hahn  und  Löwenfeld  nachgewiesen  haben, 
wird  zum  Beweise  der  Translation  der  Gebeine  des  h.  Benedikt  nach  Fleury 


1)  VI  Bobert,  BECh.  41,  561—69;  Tgl.  MXÖG.  II,  461.  —  2)  B.  Ann.  Sith.,   Laar. 

mis,  a.  Enliard.    Fold.     Leipz.   DIm.     Dresden,  Heinrich.     62  S.  —  3)  Zur  Ghronol.  d.  aaf 

d.  frink.  Synoden  d.  h.   Bonif.  beztigl.  Briefe  der  Bonif.  Briefsamml.     Leipz.   Dias.     54  S.; 

Tgl.  SA.   Vn,    418.    Bez.:   ThLZ.    1882.     N.   11    (Hamack).   —   4)  H.  Hahn:  Üb.  einige 

ftiffe  <L  Bonit  Samml.  u.  •.  w.     FDG.  21,  383—400. 


11,14  ni.    H.  Hfthn: 

(S.  Benott  s.  Loire)  gegen  die  abweichende  Meinnng  Bartolinis  ver- 
wertet.^) Ein  Geschichtswerk,  das  Aventin  in  den  Annalen  nnd  der  Chronik 
für  das  8.  Jh.  citiert,  an  das  man  aber  nicht  hat  glauben  wollen,  meint 
Riezler')  als  authentisch  nachweisen  zu  können.  Der  Autor  der  dort  mehr- 
fach citierten  Quelle  wird  Crantz  genaiint  nnd  als  Kanzler  Tassilos  III.  be- 
zeichnet. Die  Feststellung  des  Namens,  ob  eine  Verdrehung  aus  Croon  (782 
vorkommend)  oder  Übersetzung  aus  Stephanus  vorliegt,  ist  schwer.  Unter 
den  Kanzlern  Tassilos  m.  findet  sich  keiner  mit  ähnlichem  Namen;  ein 
anderer  einmal  von  Aventin  erwähnter  Kanzler  Theodos,  Madegotus  (Madelgoz) 
ist  beglaubigt.  Jedenfalls  gehörte  der  Autor  den  hohem  Kreisen  an  und 
stand  Tassilo  tiahe.  Die  Nachrichten  enthalten  Eigentümliches,  beziehen  sich 
teils  auf  römische,  longobardisühe  und  fränkische,  teils  auf  bairische  Vor- 
kommnisse und  reichen  von  Hugbert  bis  Tassilo  (c.  737—788).  Aventin 
scheint  dieses  Werk  nur  in  den  Nachträgen  zu  den  Hss.  A.  und  B.  seines 
Werkes  benutzt  zu  haben. 

Schwer  zu  entziftemde,  auf  die  Adressaten  bezügliche  Namen  in  einem 
der  oben  angedeuteten  Luisehen  Briefe')  deutet  P.  Ewald^)  auf  Susann a 
und  Brannlinde.  Die  dankenswerte  Untersuchung  liefert  aber  noch  keine 
endgültige  Entscheidung.  Das  Leben  des  h.  Suidbert,  angeblich  ein  Werk 
des  Marcellinus  oder  Marchelm,  eines  Zeitgenossen  Gregors  v.  Utrecht  und 
Liudgers,  längst  aber  als  Fälschung  erkannt,  ist  nach  Diekamp,^)  der  die 
Entstehung,  Quellen  und  Handschriften  desselben  bespricht,  im  14.  oder 
15.  Jh.  in  Holland  verfafst.  Eine  Untersuchung  über  die  Translatio  s.  Alexandri, 
obwohl  fleissig  und  scharfsinnig,  wird  in  ihren  Behauptungen,  dai's  das 
Werk  nicht  von  seinem  vorgeblichen  Autor  herrühre,  sondern  ein  Machwerk 
zum  Zweck  genealogischer  Täuschung  sei  und  eine  auch  von  Adam  v.  Bremen 
und  Eckehard  benutzte,  aber  verlorne  Schrift  Einhards,  die  Gesta  Saxo- 
num,  in  betrügerischer  Weise  verwandt  habe,  von  Wattenbach  und  Waitz 
teils  als  hyperkritisch,  teils  als  nicht  überzeugend  getadelt  und  widerlegt^). 

Wenden  wir  uns  von  den  Detailforschungeu  zu  den  Werken  allgemeineren 
Inhalts,  so  haben  wir  zunächst  zwei  zu  nennen,  die  gründliche  gelehrte 
Kenntnis  mit  Geschmack  verbinden,  die  deutscheu  Geschichten  von  G.  Kauf- 
mann und  Arnold,  deren  Vorzüge  schon  früher  nnd  anderweitig  gewürdigt 
worden  sind.  Vom  3.  Buch  an  wird  bei  Kaufmann  7)  in  weltgeschicfatUcfaer 
Form  die  Entwickelung  der  Franken  im  Zusammenhang  mit  der  der  Nachbar- 
staaten zu  erklären  versucht  und  daher  die  Geschichte  der  Araber,  des  Papst- 
tums, der  Longobarden,  des  britischen  Missionswesens  in  treffenden  Skizzen 
beleuchtet,  bei  Karl  d.  Gr.,  dem  eine  ganze  Abteilung  von  über  100  Seiten 
gewidmet  ist,  die  persönliche  nnd  weltgeschfchtliche  Bedeutung  hervorgehoben, 
aber  auch  die  Schattenseiten,  die  Bestechlichkeit,  Sittenlosigkeit  und  Gewält- 
thätigkeit  des  Frankenvolks,  sowie  die  Mängel  der  Staatseinrichtuugen  nicht 
verschwiegen,    dagegen   das   geistige   Leben  umsomehr   in   den  Vordergrund 


1)  P.  Gabriel  Mai  er  (Einsiedeln) :  E.  Brief  Fapet  Zacharia«,  in  den  von  Kinten  heraasgeg. 
Wiu.  Stadien  a.  MitteU.  aas  d.  Bened.-Ord.  1881.  S.  46  ff.;  vgl.  Jahresber.  1,  125.  — 
2)  Üb.  e.  verlorneB  baier.  Geschichtswerk  d.'  8.  Jh.  (Mfinch.  SB.  I,  247—91  u.  Nachtrage 
S.  S89).  —  3)  8.  oben  S.  13*.  —  4)  Bub.  u.  Brannl.  NA.  VU,  196.  —  5)  B.  Fälsch,  d.  r. 
S.  Saidb.  fiJTb.  U,  272—287.  —  6)  Aag.  Wetzet:  D  tranii}.  t.  Alex.  Kiel,  Lipsitts  imd 
Tischor.  90  S.  3  Tfl.  —  Bez.:  GGA.  N.  23,  24  (Waitz);  NA.  VII,  228  (Wattenbach).  — 
DtM^.  Gesch.  bis  aaf  Karl  d.  Gr.  Bd.  II.  (419—814).  Leipz.,  Donckei*  u.  Humblot 
420  S.     7,80  H.;  vgl.  Jahresber.  11,  2,  8;  MHL.  X,  218  ff.  (Fofs). 


IV, 


Kurolingische  Zeit.  IL  15 

g^ckt,  und  zwar  in  lebendiger,  anschauiicfaer,  wenn  aiteh  nicfat  durchweg 
unanfechtbarer  Weise. 

Arnold,^)  bei  aller  Wärme  meist  schlicht  in  der  Darstellnng,  nur  zu- 
weilen zu  ttbertriebenem  Schwünge  fortgerissen,  liebt  weltgeschichtliche  Parallelen 
and  Reflexionen.  Diese  erstrecken  sich  gleichfalls  auf  Einflufs  und  Wesen 
der  britischen  Mission  und  des  Papsttums  und  die  weltgeschichtliche  Bedeu- 
tung der  einzelnen  Helden.  Aus  unserer  Zeit  ist  Bonifaz  und  Karl  d.  Or. 
breiter  Baum  gegönnt,  das  Bild  Karls  der  Darstellung  Kaufmanns  gegen- 
über jedoch  vielleicht  zu  glänzend  gemalt  Die  knappe  Skizze  der  Regierung 
nnd  Gesetzgebung  Karls  würde  wohl  ihre  ausführliche  Ergänzung  im  nächsten 
Bande  bei  der  Darlegung  des  karolingischen  Staats-  und  Kirchenlebens 
emp&ngen  haben,  wäre  A.  nicht  leider  inzwischen  yerstorben  (3.  Juli  1883). 
Franz(ysi8che  Lebensbeschreibungen  Karls  ^)  in  gröfserer  oder  geringerer 
Aosftthrlichkeit  erhalten  wir  von  L.  Double, >)  G.de  Falvert,^)  E.Demoiins^) 
and  J.  J.  E.  Roy-,  ^  die  letztere,  die  allein  Ref.  zu  Gesichte  kam,  ist  eine 
lebendige,  populäre  Erzählung,  der  2.  Serie  der  biogr.  nationales  angehörig, 
nach  einigen  HauptqueUen  und  französischen  Historikern,  wie  Oaülard,  Sis- 
mondi,  Chateaubriand,  Guizot,  erzählt  und  von  romantischen,  unverbttrgteu 
Geschichten  nicht  ganz  frei 

Den  früher  ^)  erwähnten  Lebensbeschreibungen  des  Bonifaz  reiht  sich  die 
?on  0.  Fischer  an^).  Er  will  den  Ausschreitungen  von  katholischer,  wie 
protestantischer  Seite  entgegentreten,  besonders  der  Anschauung  von  Ebrard, 
dals  BonifBiz  nur  ein  Zerstörer  der  reinen,  in  dem  germanischen  Festlande 
weit  Terbreiteten  britischen,  der  sog.  kuldeischen  Kirche,  und  in  seinem  ultra« 
montanen  Übereifer  voll  Rücksichtslosigkeit  und  Tücke  gewesen  sei.®)  In 
seiner  Hand  wird  das  Bild  des  Apostels  ehrwürdiger.  Die  Darstellung  ist 
klar,  nicht  tief  eindringend,  aber  doch  von  denkender  Selbständigkeit  auch 
in  Detailfragen;  nur  wird  der  Yf.  mitunter  von  seiner  Phantasie  irregeleitet 
and  ist  mit  der  neuesten  monographischen  Litteratur  dieses  Gebiets  nicht 
völlig  vertraut;  er  erfährt  deshalb  von  verschiedenen  Seiten  Einwendungen. 
—  Auch  einzelne  Fragen  aus  dem  Leben  des  Apostels  sind  behandelt.  So 
sucht  B.  Brannmüllerio)  die  Zeiten  von  Bonifaz'  Aufenthalt  und  Thätigkeit 
mBaiem  für  die  Jj.  719,  734,  738  u.  s.  w.,  sowie  seine  Bistnmeinrichtungen 
und  Klosterstiftungen  festzustellen.  Seine  Anwesenheit  bei  einer  Synode  zu 
Regensbarg  (748)  bezeichnet  er  als  fraglich.  Ein  angebliches  Werk  des 
Bonifaz  ^de  nnitate  fidei',  das  nicht  mit  seinem  Glaubensbekenntnis,  auch 
nicht  mit  der  Unterwerfungserklärung  der  fränkischen  Bischöfe  zu  verwechseln 
sei,  bespricht  Nürnberger^^),  verlegt  die  Abfassung  in  das  J.  746  oder  747 


1)  DtMh.  Gesch.  II,  1.  Frihik.  Zeit  Gotha,  Ferthee.  329  S.  7  M.;  Tgl.  Jahresbei.  1.  c 
a.  8.  83  o.  90;  ferner  F.  Dahn:  Z.  älteren  dtach.  Gesch.  BR.  YU,  116;  HFBl.  89,  H.  8; 
TkLBL  1882.  n.  Id;  CBl.  1883  n.  3  (W.  Anidt).  —  2)  Popol.  ist:  finches,  Hist  de  la 
bnuL  de  Im  oationalit^  fran^.  II.    Les  Garloy.    Faris,  Germer-BaiUiöre.    191  B.    38®  (eOca). 

-  3)  L'emper.  Charlem.  Paris,  Fischbacher.  XYIU,  291  8.  —  4)  Hist  de  Gh.  Aus  <La 
Fnaee  aa  VIII.  s.'  Par.,  Ardant  fr.  120  S.  —  5)  Gharlem.  Paris,  Libr.  de  la  soc.  biblioph. 
5S&~  DemoÜDs  schrieb  anch:  La  legende  de  Gharlem.,  im  GoBtemp.  D^  1880.  —  6)  Gh. 
«t  a.  dsele.    16.  Sd.    Tours,  Mame  et  f.  1880.  288  S.     4  grvr,  —  7)  Jahresber.  III,  2,  19. 

-  8)  Bonif.,  Ap.  d.  Deutschen.  Leipz.,  Weigel.  YU,  296  S.  6  M.  --  Bez.:  GBl.  1882. 
&42  (Tb.  Liiidjier);  HJb.  II,  484—91;  ThLZ.  1882.  n.  2.  (Moller);  ThLBl.  1888.  n.  19: 
2.  Aai&daaateratiiT.  —  9)  Ygl.  hierzu  u.  Kap.  XYl  (Wemeburg).  >-  10)  D.  h.  Bonif. 
iaftnth.  n.  Thsti^k.  in  Baiem.  HFBl  88,  721--36  u.  822—34.  —  Ober  dess.  Yf.  Aufs. 
iber  e.  Synode  xa  Bsgenahvag  i.  J.  745  s.  u.  X.  XIII.  —  11)  Des  h.  Bonif.  Werk  de  uai- 
^  &dri.    KjifhoUk,  61,  2,  15—28. 


n,16  HL     H.  Hahn: 

und  glaubt  in  Deusdedits  Sammlung  die  Spuren  dieses  Werks  in  gewissen 
Fragmenten  zu  finden. 

Die  Schicksale  König  Bernhards  von  Italien  behandelt  Mflhlbacher,^) 
und  zwar  mit  Hülfe  von  Privaturkunden,  die  von  Malfatti')  nicht  benutzt 
worden  sind;  alle  Schicksale,  z.  B.  seine  Designierung,  die  Annahme  des 
Kaisertitels,  die  Zeit  seiner  Ankunft  in  Italien,  sein  Abhängigkeitsverhältnis, 
wie  der  Versuch  sich  demselben  zu  entziehen,  die  endliche  Empörung,  alles 
spiegelt  sich  in  diesen  Urkunden  ab.  Andere  Persönlichkeiten  findet  man 
in  der  Allgem.  Deutschen  Biographie'). 

Den  Sarg  Karls  d.  Gr.  beschreibt  F.  Berndt^)  und  deutet  das  Relief 
desselben  auf  einen  Proserpinaraub,  seine  Erklärungen  durch  einen  Lichtdruck 
unterstützend.  Ohne  es  zu  wissen,  stimmt  er  mit  Lindners  Ansicht  über  die 
Deutung  von  solium  überein  ^)  und  bezeichnet  spätere  Nachrichten  über  das 
Begräbnis  gegenüber  guten  zeitgenössischen  Quellen  als  Mifsverständnisse. 
Die  karolingische  Pfalz  zu  Aachen  schildern  Kessel  und  Rhoen^),  weisen 
deren  allmähliche  Entwickelung  nach  und  gestalten  sie  mit  kühnen  Kombi- 
nationen zu  einem  Idealpalaste.  —  Die  ^Züge  Karls  d.  6r.  gegen  die  Sachsen' 
hat  Zdiarski^)  behandelt. 

Ludwig  d.  Fr.  soll  die  Dichtung  des  Heliand  veranlasst  haben.  Indes  zeigt 
eine  Analyse  der  lateinischen  Vorreden  des  Gedichts,  dalJs  die  Beziehungen 
des  Kaisers  zu  dem  altsächsischen  Gedicht  eine  Wahrscheinlichkeit  nicht  für 
sich  haben.  Die  Verse  gehören  wohl  dem  10/1 L  Jh.  an^).  —  Unter  Ludwig 
d.  Fr.  blühte  in  Reichenau  Walahfnd  Strabus,  von  dem  in  einer  Hds.  in 
St  Gallen  (No.  446,  10  Jh.)  eine  ungedruckte  Schrift  ^de  exordiis  et  incre- 
mentis  quarundam  in  observationibus  ecclesiasticis  rerum'  vorhanden  ist.  Ein 
Kapitel  daraus,  das  für  die  Geschichte  der  deutscheu  Sprache  wichtig  ist  und 
das  Wort  ^theodiscus',  auch  von  der  Sprache,  für  uns  wohl  zum  ersten  Male 
gebraucht,  hat  Dümmler^j  mitgetheilt. 

Kämpfe  um  Lothringen  und  die  Rheingrenze  zwischen  Karl  d.  Kahlen 
und  Ludwig  d.  Deutschen,  die  Niederlage  in  der  Schlacht  bei  Andernach, 
endlich  die  Abtretung  Lothringens  und  Festsetzung  der  neuen  Grenzen  sind 
ausführlich  von  Flofs^^)  beschrieben.  —  Keine  Frage  hat  in  neuerer  Zeit 
den  Forschungsgeist  so  angeregt  als  die  von  den  Schenkungen  Pippins  und 
Karls  an  die  Päpste.  Die  Ansichten  treten  sich  jetzt  noch  schärfer  gegen- 
über als  früher, '^)  und  trotz  des  Scheines  objectiver  Wisseuschaftlichkeit  ver- 
leugnet sich  doch  nicht  der  konfessionelle  Parteistandpunkt.  Gegen  SybeP') 
erklären  sich  Niehues^^)und  G.  Hüffer^^);  auf  Sybels  Seite  steht,  ohne  dafs 


1)  Zur  Gesch.  B.b  y.  It    MIÖG.  U,   296^302.   —   2)  B.,  rh  d'Italia.     Firenxe   1876. 

—  3)  Allgem.  Dt«ch.  Biogr.  B.  XIV:  Job.  t.  Falda,  Dichter,  Musiker  (Boiler mann); 
Jadith,  Gemahlin  Ludwigs  d.  Fr.  (Sims on).  —  4)  Der  Sarg  Karls  d.  Gr.  Z.  d.  Aach. 
GV.  IXI.  Auch  sep.:  Aachen,  Benrath,  Yogelsang.  22  S.  —  5)  S.  Jahresber.  II,  2,  26.  — 
6)  Beschreibung  und  Geschichte  der  karolingischen  Pfalis  zu  Aachen.  2  phot  liih.  Ab- 
bild. Z.  d.  Aach.  Gesch. -Y.  III,  1—97.  —  7)  Frogr.  d.  U.-Iioalsch.  zu  TamoiK>l  (nicht 
ges.).  —  Zu  dem  Jahresber.  III,  2,  22S  bespr.  Aufs.  v.  He  ine  mann  sei  nachtraglich  auf 
den  denselben  Gegenstand  betreffenden  yon   Kopp  mann  (Jahresber.  III,   2,  151)  yerwiesen. 

—  8)  A.  Wagner,  D.  fleliandycrreden.  ZDA.  26,  173  ff.  —  9)  Wal.  Str.  über  deutsche 
Sprache,  ebda.  S.  99  —  10)  Kämpfe  am  Bhoin  vor  1000  Jahren  (Annal.  d.  histor. 
V.  f.  d.  Niederrhein.  36,  82—109.  —  11)  S.  Jahresber.  II,  2,  2ö«  u.  III,  2,  212-8.  — 
12)  Dessen:  'Schenkungen  d.  Karolinger'  u.  'Karol.  Annalen'  haben  gleich  in  Bd.  11 1  der 
^Kleineren  bist.  Schriften'  (Stuttg.,  Cotta.  1880)  Aufnahme  gefunden.  —  1^)  Schenkungen  d. 
Karolinger  an  die  Päpste.  HJb.  II,  76—99,  201-^41.  —  14)  1).  Äohth.  d.  Schenk.  Karl» 
T.  J.  774,  ebda.   II,   242—53. 


KarolingiBche  Zeit  Hl? 

er  dessen  Anschaoangen  rechtzeitig  gelsannt  faat,  W.  Martens^).  Der  erstere 
deatet  zonächst  den  Begriff  res  publica  Romanorum  als  italische  Republik  und 
sacht  dann  den  Papst  als  Vertreter  der  römischen  Kirche  und  der  Freiheit 
der  italischen  Republik  hinzustellen.  Er  beschwert  sich,  dals  man  den  Päpsten 
stets  Eigennutz  unterschiebe  und  wirft  Sybel  irrige  Obei^setzung  und  Erklä- 
rung der  Quellenstellen  vor.  Er  nimmt  ein  mtlndliches  Versprechen  der  Rück- 
gabe der  von  den  Longobarden  geraubten  Patrimonien  der  römischen  Kirche 
ond  der  Städte  der  italischen  Republik  an,  in  Kiersy  schriftliche  Bestätigung 
anter  BeihQlfe  der  Groben,  in  den  Friedeusschltissen  Ton  754  und  756  eine 
«pecialisierte  Schenkungsurkunde.  Die  Echtheit  der  Schenkungsstelle  in 
r.  Hadriani  nimmt  er  in  Schutz,  sucht  den  Biographen  von  dem  Verdacht 
beabsichtigter  Fälschung  zu  reinigen  und  wirft  ihm  nur  Verwechselung  von 
Patrimonien  und  Territorien  vor. 

Htlffer  hält  nicht  blois  die  wichtige  Stelle  der  vita  Hadriani  für  echt, 
sondern  auch  dem  Inhalt  nach  f&r  zweifellos,  erklärt  sich  gegen  die  Annahme 
von  Irrtflmem  des  Verf.  und  findet  Spuren  des  Anrechts  der  Päpste  auf  alle 
dort  verzeichneten  Besitzungen.  Die  Schenkung  habe  ganz  Italien  aufser  dem 
I/>Dgobardenreich  und  dem  griechischen  Unteritalien  umfällst  Kai*l  habe  aber 
774  seine  Gesinnungen  betreffs  der  Schenkung  geändert  und  Hadrian  nach 
einiger  Verstimmung  auf  seine  Anspräche  verzichtet.  Eine  teilweise  und 
alhnäbliche  Regelung  sei  von  781  ab  erfolgt.  Den  ersten  Teil  der  Urkunde 
Ludwigs  d.  Fr.  hält  er  für  Kompilation,  den  zweiten  mit  Ficker  für  echt  — 
Martens  konnte  Sybels  Abhandlung  nicht  mehr  benutzen  und  kennt  obige 
noch  nicht-,  in  spätem  Nachträgen  (1882)  kritisiert  er  sie,  wie  er  selbst  von 
F.  Hirsch  (1882)')  in  manchen  Punkten  angegriffen  wird.  In  gründlicher, 
ausführlicher,  oft  zu  breiter  und  sophistischer  Weise  untersucht  er  die 
Schenkungsfrage  bis  an  den  Schlufs  des  Jahrhunderts  sowohl  betreffs  der 
Quellen,  wie  der  historischen  Sachlage.  Auch  er  hält  wie  Sybel  die  bezüg- 
liche Stelle  der  vita  Hadr.  fttr  getischt,  ebenso  das  fragm.  Fantuzzianum 
fiber  die  Pippinsche  Schenkung  (Absch.  VII),  die  beide  unter  Hadrian  in  der 
Absicht  verfafst  seien,  auf  Karl  und  seine  Nachfolger  einen  Druck  zu  üben. 
Die  angebliche  konstantinische  Schenkung  (Absch.  VIII)  ist  mit  Benutzung 
dieser  beiden  eine  Fälschung  des  9.  Jh.  Das  Privileg  Ludwigs  d.  Fr.  hält 
er  f&r  nur  interpoliert  In  Ponthion  sei  blofs  ein  mündliches  Versprechen 
gegeben,  in  S.  Denys  ein  Liebesbund  geschlossen,  in  Braisne,  nicht  Kiersy, 
eine  Bestätigung  erfolgt.  Über  die  754  von  Aistulf  versprochene  Rückgabe 
Ton  Ravenna  und  einigen  andern  Städten  habe  Pippin  erst  756  eine  Schenkungs- 
urkunde ausgestellt  und  das  Versprochene  wirklich  überliefert.  Nur  mündlich 
habe  Karl  774  das  Versprechen  von  754  und  den  Liebesbund  erneuert. 
Weitergehende  Ansprüche  Hadrians  habe  Karl  unter  Erkaltung  des  Freund- 
schaftsverhältnisses zurückgewiesen,  später  einzelne  Verträge  in  Bezug  darauf 
abgeschlossen,  aber  als  Kaiser  erst  die  Oberhoheit  über  die  res  publica  Ro- 
oana  ausgeübt.  —  Mit  Martens  und  Sybel  stimmt  Kaufmann^)  betreffs 
der  Fälschungen  in  v.  Hadr.  und  fragm.  Fant,  übcrein. 

Die  Schwierigkeiten  der  ganzen  Frage  glaubt  H.  Thclcn^)  durch  richtige 


1)  B.  Tom.  Frage  anter  Pippin  a.  K.  d.  Gr.  Stattg.,  Cotta.  XII,  380  S.  6  M.  —  Rec. :  CBl. 
ft.  26;  HZ.  XLVU  (NF  XI),  321  (Schulte);  MHL.  X,  138-  42  (Hirsch);  ZKB.  (1882)  U,  368—87 
(WeüiDd).  —  2)  Darüber  Jahresbcr.  f.  1882.  —  3)  Dtsch.  Gesch.  (s.  o.  S.  14^)  U,  415—20.  — 
4)  Zor  LStang  d.  Streitfrage  Aber  die  Verhandlungen  K.  Pippin«  u.  Papst  Steph.s  II.  zu  Ponthion 
u-  4.  SehenkongaTerspivchen  Pipp.  n.  K.  d.  Gr.     Oberhausen.     65  S. 

Historisoha  J»lirtsber lohte.    1881.    II.  2 


n,18  II-     H-  Hahn: 

Interpretation  des  Schenknngsbericfates  Ton  Kiersy  in  der  vita  Hadr.  beseitigen 
zu  können.  Pippin  habe  von  vornherein  die  Absicht  einer  Schenkung  gehabt 
und  sich  in  Ponthion  durch  eidliches  Versprechen  gebunden.  Der  Passus  über 
die  Schenkung  von  Kiersy,  wo  Pipin  sein  Versprechen  in  allgemeiner  Form 
durch  eine  Urkunde  bestätigt  habe,  weise  keineswegs  fast  ganz  Italien  dem 
Papste  zu,  sondern  gebe  mit  ^per  confinium'  etc.  nur  die  Gebiete  an,  in  denen 
die  vom  Papste  beanspruchten  Städte  gelegen  hätten,  also  sei  der 
Inhalt  des  Versprechens  nicht  genau,  solidem  in  einer  gewissen  Allgemeinheit 
gegeben;  wenn  auch  einige  der  genannten  Gebiete  nicht  in  der  Gewalt  der 
Longobarden  gewesen,  wie  in  Korsica,  Venedig  und  Istrien,  so  seien  sie  doch 
bedroht  gewesen.  —  Der  Friedensschlufs  habe  die  Erwartungen  Stephans  frei- 
lich nicht  bestätigt,  gleichwohl  sei  er  in  Anbetracht  der  Gröfse  des  Erreichten 
demselben  beigetreten.  Eine  Schenkungsurkunde  ist  nach  dem  ersten  Frieden 
754  ausgestellt.  —  Wenn  Pippin  der  Zusage  von  Kiersy,  die  nicht  unbedingt 
gewesen,  nicht  in  vollem  Umfang  nachgekommen  sei,  so  beruhe  das  wohl 
auf  der  Opposition  des  Adels  und  den  inneren  Verwickelungen  mit  Aqni- 
tanien  und  Bayern,  welche  die  Longobarden  zu  schonen  rieten.  Wenn  dann 
775  Hadrian  sage,  Pippin  habe  Rom  auch  Spoleto  versprochen,  so  beruhe 
das  auf  einem  erklärlichen  Mifsverständnis:  im  Gebiete  des  Herzogtums  seien 
nur  die  'justitiae  S.  Petri'  versprochen  gewesen,  als  aber  Karl  bei  seinem 
Besuch  in  Bom  den  Papst  im  Besitz  Spoletos  fand,  das  sich  dem  Papst  er- 
geben hatte,  ihn  im  Besitz  liefs  und  die  Schenkung  bestätigte,  habe  das  auch 
die  Schenkung  von  Spoleto  zu  involvieren  geschienen,  und  Hadrian  habe 
Karls  Garantie  auch  für  Spoleto  erlangen  wollen,  während  Karl  sich  auf  die 
versprochenen  'justitiae'  beschränkte:  später  habe  Hadrian  seine  Ansprüche 
auch  ganz  im  Sinne  des  Schenkungsberichtes  der  vita  Hadr.  gehalten. 
Übrigens  habe  Pippin  das  Recht  der  Schenkung  keineswegs  aus  der  Erobe- 
rung heiigeleitet,  sondern  es  erst  durch  den  Papst  selbst  erhalten,  dadurch, 
dafs  er  von  ihm  als  Oberherr  anerkannt  sei,  was  von  katholischen  Autoren 
ganz  mit  Unrecht  in  Abrede  gestellt  werde.  —  Ein  Exkurs  wendet  sich 
gegen  Niehues. 

Eine  halb  weltliche,  halb  geistliche  Frage  beleuchtet  M.  Sdralek, i) 
als  eine  Vorarbeit  für  eine  Biographie  P.  Nikolaus  I.,  nämlich  die  Ehe- 
scheidung Lothars  U.  und  das  Gutachten  Hinkmars  v.  Rheims  darüber.  In 
erschöpfender  Weise  giebt  er  das  Material  des  Prozesses  und  versucht,  da 
H.  nach  ihm  wegen  der  Verworrenheit  seiner  Schrift  nicht  vollständig  und 
immer  richtig  benutzt  ist,  eine  Klarstellung  seiner  Ansichten,  zumal  da  sie 
ein  wichtiger  Beitrag  zur  Geschichte  der  geistlichen  Gerichtsbarkeit  und  die 
einzige  Apologie  der  Ordalien  sind.  Nach  einer  Einleitung  über  Zeit^  Motive 
und  Bedeutung  der  einschlägigen  Schriften  H.s  handelt  der  Hauptteil  über 
den  Prozefs  selbst  und  ein  dritter  über  ein  Gutachten  betreffs  einer  ver- 
wandten Eheangelegenheit,  des  adulteriums  der  Gräfin  Engeltrud.  Scherer*) 
bestreitet  bei  aller  lobenden  Anerkennung  der  Arbeit  in  längerer  Auseinander- 
i^ctzung,  dafs  H.  den  Prozefs  als  weltliches,  nicht  zur  geistlichen  Rechts- 
kompetenz gehöriges  Geschäft  gefafst  habe;  nur  der  Grund  der  Ehescheidung, 
die  Konstatierung  des  Incests,  sei  nach  ihm  weltliches  Geschäft  gewesen.  Mit 
dem  Vf.  stimmt  er  überein,  dafs  H.  hier  von  sittlichem  Rechtsgefühl  getrieben. 


1)  Hinkm.  y.  Rheims  kanon.  Qutachton  üb.  d.  Ehescheidung  Lothars  n.  Freib.  i.  Br., 
Herder.  X,  199  S.  3  M.  —  Rec:  A.  f.  kath.  Kirchenr.  1881.  XXXIX,  467—79  (t.  Scherer)  j 
HZ.  (N.F.)  XI,  61  f;  LR.  No.  10.  —  2)  S.  Anm.  1. 


Karolingiflche  Zeit  11,19 

als  Verfechter  der  ünschnld  aufgetreten  sei.  Von  anderer  Seite  wird  die  An- 
nahme eines  wirklichen  Wunders  beim  Gottesurteil  zu  Gunsten  der  Königin 
bemängelt. 

Das  Verhältnis  der  fränkischen  Bischöfe  speciell  geht  auch  die  Frage  der 
Anwendung  Pseudo-Isidors  durch  die  Päpste  an.  C.  H.  Föste^)  weist  nach, 
dafe  eine  deutliche  Anwendung  der  Fälschung,  die  etwa  851  oder  852  be- 
endet sein  mag,  erst  ca.  860  unter  Nikolaus  I.  und  Hadrian  II.  eintritt,  dals 
die  Päpste  nicht  blols  die  ihnen  von  Pseudo-Isidor  eingeräumte  Gewalt  benutzt, 
sondern  auch  ausgedehnt,  Pseudo-Isidor  aber  nur  als  'Schild  fOr  die  Bischöfe, 
nicht  als  Waffe  gegen  dieselben'  angewandt  haben.  Durch  Nikolaus  I.  ist 
die  Fälschung  ein  Pfeiler  des  Papsttums  geworden.  Von  der  Eirchen- 
geschichte  des  fränkischen  Reichs  unter  den  Karolingern  liegt  eine  ausführ- 
liche Darstellung  in  Kellners  Bearbeitung  Ton  Rohrbachers  Kirchen- 
geschichte vor.*)  Unter  Kellners  und  seines  Vorgängers  Rump  Hand  hat 
sich  Rohrbachers  Geschichte  nicht  nur  wesentlich  erweitert,  sondern  auch 
Teränderf)  Es  ist  ein  fleifsiges,  mit  selbständigem  kritischen  Geiste  unter- 
nommenes und  neue  Arbeiten  selbst  im  Detail  berücksichtigendes  Werk.  Der 
Schwerpunkt  der  Darstellung  liegt  naturgemäfs  in  der  Geschichte  der  deutschen 
Mission,  besonders  des  Bonifaz  und  des  karolingischen  Regierungsanteils  daran, 
daneben  tritt,  wie  in  einer  Universalgeschichte  selbstverständlich,  der  Einflufs 
des  britischen  Landes  darauf  schärfer  hervor.  Nur  ist  der  innere  Zusammen- 
hang der  geschilderten  Vorgänge  durch  Massendetail  und  Paragrapheneintei- 
long  sehr  gelockert  und  durch  die  skizzierte  Übersicht  vor  jedem  Buch  zu 
wenig  gewahrt.  —  Die  hb.  Cyrill  und  Methodius  hat  Kard.  D.  Bartolini 
behandelt.  ^) 

In  das  (Gebiet  historischer  Geographie  fallen  A.  Hubers  Untersuchungen 
9ber  den  longobardischen  Besitz  an  der  Etsch  und  die  Landesgrenzen  zur 
Zeit  der  Karolinger.^)  Eine  Studie  verbreitet  sich  Ober  die  Geschichte  des 
Elsals  beim  Fall  des  Karolingerreiches,  ^  die  Strafsburger  Bischöfe  und  El- 
sasser Gelehrten  und  Dichter.  Eine  Erwähnung  von  Thuinas  oder  Tirlemont 
im  Gau  von  Hesbaye  in  einer  Urk.  v.  20.  Apr.  872  bespricht  Wauters,^) 
die  Karlsschanze  bei  Willebadessen  in  Westfaleo  Schneider.®) 

Beiträge  zur  Kritik  der  französischen  Karisepen  philologischer  Art  sind 
in  dem  Sammelwerk  Stengels^)  enthalten. 

Die  Kunstgeschichte  unserer  Zeit  beleuchten  A.  Springers  Unter- 
suchungen über  die  Psalterillustrationen  in  frühen  Mittelalter,  lo)  Den  Ver- 
fasser des  Utrechtpsalters  hält  Spr.  für  einen  Angelsachsen  aus  Winchester, 


1)  D.  Beception  P«ondo-U.  unter  Nik.  ^n.  Hadr.  II.  Leipz.,  Q.  Böhme.  39  S.  (76  Pf.). 
-  Vgl.  hierzn  Jahrenber.  lU,  2,  192',  19I*-  -  2)  AbW  RohrbacherB  Univ.-Qescli.  der 
bth.  Kirche.  IX.  Dtsch.  bearb.  v.  Ds  K.  A.  Q.  Kellner.  Münster,  Theyoaing.  ISSO. 
XXIV,  566  S.  —  R4X!-:  HJb.  U,  313-/1  (Fechtrup).  —  3)  S.  Jahreaber.  lU,  2,  1S6«.  — 
4)  S.  o.  Kap.  XXIV.  —  5)  Beitr.  r  älter.  Gesch.  Österreichs.  MlÖG.  II,  365-89.  — 
«)  L'Al«.  pol.  et  relig.  aa  IX.  s.  %  nonv.  d*Als.  et  de  Lorr.  Oct-Dec.;  vgl.  RQH.  31, 
292.  —  7)  Une  roention  dans  un  d^l-  du  IX.  s.  de  Thainas  en  Hesbaye.  Ac.  Roy.  d.  Belg. 
IX,  387—378.  —  8)  Picks  MficlT  H.  8.  —  9)  Beitrr.  ss.  Kritik  d.  franz.  Karlsepen  (Ans- 
i?aben  u.  Abhandl.  a.  d.  Gebiet«!-  rem.  Philol.  H.  III).  Marburg,  Elwert  XX,  176  8. 
?r.  8.  5  M.  Inhalt  3  fröher^arb.  Dissert.:  1)  H.  Forsch  mann:  Die  Stellung  von  0  in 
<L  Überiiefg.  d.  altfranz.  Ro^dsliedes.  —  2)  W.  Reimann:  D.  chanson  de  Gaydon,  ihre 
Quellen  n.  d,  angcrin.  Thierf-Gaydonsage.  —  3)  A-  Rhode:  D.  Beziehungen  zwischen  den 
Hunwotts  de  gestea  Hervi»ae  Mes  n.  Garin  de  Loherain.  Vorw.  v.  Stengel.  Vgl.  DLZ. 
^  1743.  —  10)  D.  P/tor- Illustrationen  i.  frühen  MA.  mit  bes.  Rucks,  auf  d.  Utrecht- 
paalter.  Leipzig,  HinB/(Abh.  d.  phil.  Kl.  d.  k.  sächs.  Ges.  d.  Wisp.  VIII,  2).  —  Rec.: 
HZ.  47  (N.  F.  11)  49^52.     (Rahn.) 


11,20  IV.    Pr.  Ilwof: 

die  Schrift  für  eine  spät-karoHngische,  die  Initiale  f&r  eine  der  Epoche  Karls 
des  Kahlen  entsprechende.  In  den  Psalter-Illastrationen  der  karol.  Zeit  tritt 
das  moralisch-dogmatische  Element  gegenüber  dem  historischen  zarflck.  — 
Aach  das  pädagogische  Gebiet  der  Karolingerzeit  ist  dnrch  Schilderung  einer 
Schale  in  Lyon  nicht  unvertreten  geblieben.^) 


IV. 
Fr.  Ilwof. 

Konrad  I.  und  die  Sachsen  bis  1002« 

An  Quellenwerken  Ober  das  10.  Jh.  ist  im  J.  1881  ausser  Bd.  Xm.  der 
Scriptores  der  Monum.  Genn.  hist.,^)  der  einen  Teil  der  Nachträge  an 
Annalen  und  Chronisten  auch  fflr  die  sächsische  Periode  enthält,  die 
3.  Oktav-Ausgabe  des  Widukind')  erschienen.  Zu  derselben  wurden  neben 
dem  Codex  y.  Monte  Cassino  auch  die  Dresdener  und  Londoner  Handschrift 
benutzt  und  auch  zwei  früher  verlorene,  jetzt  wiedergefundene  Blätter  der 
Dresdener  Hs.  zur  Yergleichung  herbeigezogen. 

An  Urkundenpublikationen  sind  zu  erwähnen  26  Regesten  von  Diplomen 
Berengars  I.,  Rudolfs,  Hugos,  Lothars,  Ottos  I.,  Berengars  IL  und  Adalberts, 
Ottos  n.  und  ni  und  der  vollinhaltliche  Abdruck  einer  Urkunde  Ottos  11. 
(er  verleiht  den  Bewohnern  von  Lazise  den  ÜberfahrzoU  und  das  Fischerei- 
recht am  Gardasee  und  gestattet  die  Anlage  einer  Befestigung,  Verona, 
983,  Mai  7);^)  femer  zehn  Regesten  ^)  von  Urkunden  Berengars  I.  aus  den 
Jj.  911—919;  und  das  Diplom  Ottos  HI.«)  vom  J.  996  (Stampf  896); 
endlich  enthält  der  Bd.  11  des  Cartulaire  de  Cluny  von  Bruel,^  der  die 
Jj.  954 — 968  umfabt,  mehrere  Urkunden  Ottos  I.  und  der  burgundischen 
Könige  dieser  Zeit. 

Auch  zur  Kritik  der  Geschichtsschreiber  und  der  Urkunden  liegen  einige 
Beiträge  vor.  So  schildert  Ch.  Breite®)  ausführlich  Thangmars  Leben  und 
analysiert  dessen  Vita  Bemwardi,  nikch  Wattenbach  eines  der  schönsten  bio- 
graphischen Denkmale  des  Mittelaltei«,  welche  wir  besitzen,  und  eine  der 
wichtigsten  Quellen  flir  einen  bedeutenden  Zeitraum.  B.  spricht  die  Ver- 
mutung aus,  dafs  auch  die  Geschichte  d«r  Übertragung  des  Heil.  Epiphanius 
von  Thangmar  geschrieben  sei,  ohne  sie  jedoch  näher  zu  begründen.  Be- 
züglich der  Vita  Bernwardi  stellt  er  die  Zeiten  fest,  in  denen  die  einzelnen 
Teile  geschrieben  sind,  und  macht  darauf  aufmc^rksam,  dals  c.  11  bis  43,  welche 


1)  Reure:  Un  ooll&ge  k  Lyon  aa  9.  b.  Lyon,  Impr.  S<Vneider.  44  S.  ->  2)  S.  o.  S.  8*. 
—  3)  Vl^idakindi  rerum  geat  Saxonicarmn  libri  IIL  Ed.  ^rtia.  Denno  reoogn.  G.  Waitz. 
Hann.,  Hahn.  1882.  —  4)  Gipolla,  Yerzeiclin.  d.  Kaiaervrkk.,  o.  S.  11^;  insbMondere 
s.S.  95— 98.  u.  104  f. —  5)  A.v.  Jaksch,  Uned.  Diplome.  L  Am  Areiso  und  NoTaim,  s.  o. 
S.  12f  —  6)  In  Em.  Dogani:  LaDiocesi  di  Goncordia  (1880),  VI.  Jahresber.  III,  2,  245*.  — 
7)  Collection  des  Docaments  inMits.  S.  Jabresber.  UI,  2,  272*.  -.  ^)  Thangmar.  S.  Lebea 
n.  Bearteilang  s.  Vita  Bernardi.  Progr.  d.  bischofl.  Gymn.  Josephin  zq  Hildesheim.  Hildes- 
heim, Lax.     26  S.    4*.     Vgl.  o.  S.  26>. 


Konrad  I.  and  die  Sachsen  bis  1002.  IL21 

Tom  Gandersheimer  Streite  handeln,  so  lose  mit  den  übrigen  zusammenhängen, 
da/s  man  sie  herausnehmen  und  als  selbständige  Arbeit  hinstellen  könne; 
in  dieser  Partie  hat,  wie  B.  nicht  mit  Unrecht  glaubt,  Thangmar  nicht  immer 
die  gaoze  Wahrheit  gesagt:  er  erzählt  alles,  was  für  Bemward  günstig  ist, 
während  er  die  Fehler  und  Schwächen  der  Gegner  sehr  hart  mitnimmt  und 
ihre  Ansprüche  als  absolut  unbegründet  und  unberechtigt  hinstellt.  —  Femer 
weist  0.  Holder-Egger^)  die  Identität  Abt  Folcuins  v.  Lobbes,  des  Ver- 
fassers der  Gesta  Abbatum  Lobiensium  (Mon.  SS.  lY,  52 — 74)  mit  Folkwin 
Y.  St.  Bertin,  dem  Autor  der  Gesta  abbatum  Sithiensium  nach.  —  Auf  zwei 
Untersuchungen,  die  auf  unsere  Periode  Bezug  haben,  von  Th.  SickeP) 
Dnd  K.  Rieger')  sei  hier  nur  kurz  hingewiesen. 

Eine    numismatische    Studie   über   Münzen   Heinrichs  I.    veröffentlichte 
Maxe-Werly.*) 

Beachtenswerte  Publikationen  haben  wir  über  die  deutsche  Geschichte 
des  10.  Jh.  und  einzelne  Ereignisse  dieses  Zeitraums  zu  verzeichnen.    Jakob 
Gegenbaner^)  erörtert  die  Frage,  wo  König  Eonrad  bestattet  wurde  and 
gelangt  nach  eingehender  Prüfung  der  einschlägigen  Quellenstellen,  der  Be- 
richte der  Geschichtsschreiber  und  der  örtlichkeit  zu  dem  wie  es   scheint 
ziemlich  feststehenden  Resultate,  dafs  Konrad  zu  Weilbnrg  gestorben  sei,  dafs 
dort  die  Exequien  für  ihn  gehalten  worden,  dafs  aber   sein  Leichnam  nach 
Fulda  gebracht  und  dort  in  der  Basilika,  nahe  ihrem  Ostende  zunächst  dem 
ersten  Grabe  des  heiligen  Bonifacius  und  dem  alten  Kreuzaltaif,  beigesetzt 
worden  sei,  nnfem  welcher  Stelle  vor  kurzem  durch  den  Verein  für  hessische 
Geschichte  and  Landeskunde  eine  Gedenktafel,  welche  über  dieses  Ereignis 
berichtet,  eingefügt  wurde.  —  K.  Th.  v.  Inama-SternegjK)  bespricht  die 
rechtlichen,   politischen  und  wirthschaftlichen  Ursachen   d«  Entstehens  der 
deutschen  Städte  im  10.  Jh.  und  findet  dieselben  vornehj^ch  in  dem  schon 
vor  Heinrich  I.  sich  ausbildenden  Hofrechte,  in  der  untr  and  durch  Heinrich 
erfolgten  Übertragung  der  Grafengewalt  an  die  machten  Herren  städtischer 
Territorien,  in  dem  Bannrechte,  dem  alle  Klassen  dors^tischen  Bevölkerung 
onterstanden,  in  der  durch  denselben  König  ang^dneten  Städtebefestigung 
oDd  in  der  Übersiedelung  der  kriegerischen  Di^tmannen  des  Königs,   die 
bisher  zerstreut  auf  Reichsdomänen  und  königli^en  Hausgülem  wohnten,  in 
die  Städte,  wodurch  diese  ein  neues  sociales  /ement  erhielten,  welches  zu- 
gleich ein  mafsgebender  Faktor  für   die  j^icklung   des  deutschen  Stadtr 
hörgcrtums   geworden:   so   ist   Heinrich,  ^^    ^^^^   i"cht   als   eigentlicher 
Städtegründer  im  alten  Sinne,  so  doch  aJ^^^  ®"^  ^^^  mächtigste  Förderer 
des  Städtewesens  und  Bürgertums  zu  hf^^^^^-  ""  Gestützt  auf  die  Berichte 
der  Quellen    und   auf  die   Beschaffä^^^    ^^   örtlichkeiten    sucht   Ernst 
Fr.  Wyneken   die  Stelle,   wo    die/«-  Schlacht  auf  dem  Lechfelde^)  ge- 
schlagen wurde,  zu  ermitteln.     Ey*^™°^^'   ^^  Ö^o,  von  Sachsen  heran- 
rückend, seinen  Marsch  zuerst  gc/  Regensburg  richtete  und  erst  dann,  als 
er  vernahm,    dafs  die  üngarn/^®^^®   ^^^  Augsburg  erschienen    seien  und 


/ 


1)  Polcw  v.  S.  Bertin.,  s.^*  ^**  ""v^^  Erklärung  anomaler  Datierungsformeln  d. 
iHirf.  laÖG.  IL  266—280;/?'?."  ^*®L.  '  ''^^^\  ^  ^)  InununitatapriTUegien  der 
Kaw»r  au  dem  wcha.  Haui«^ '*^*'''-.  ^^^^^^'  Jahrwiber.  d.  Franz-Jos.  Gymn.  in  Wien. 
56  8.  —  4\  £tade  aar  qn/"  "*"'*"*l  *^  ^'^  ^^^^  de  Henri  l'Oiseleur.  MÄm.  de  la 
••e.  de  letoJ^de  Bar-lrfT.  Mirnar  dem  Titel  nach  bekannt  -  5)  D.  Grab  d.  Königs 
Km  L  iTT  ÄMilika  y?^;„  ^'^-  ^'  ^^ynm.  za  Fulda.     24  8.    4.  —  6)  D.  Anfinge 


i^  Bü^e^iBr/ ^«-  ^  ^-  3'  l*«-""ö-  -  7)  EDG.  21,  289^60. 


/ 


/ 


n,22  IV.    Fr.  Ilwof: 

diese  Stadt  hart  bedrängten,  etwa  vom  Fichtelgebiiige  ab  gegen  Südwesten 
abbog,  bei  Donauwörth  die  Donau  überschritt  und  direkt  von  Norden  her 
gegen  Augsburg  vorrückte,  so  dafs  die  grofse  Schlacht  nördlich  von  Augs* 
bürg  auf  dem  linken  Ufer  des  Lech  stattgefunden  habe. 

Über  den  Anspruch  Fuldas  auf  den  ersten  Platz  nach  dem  p]rzbischof 
von  Mainz,  welcher  auf  gefälschte  Urkunden  Ottos  I.  und  Ottos  III.  gegründet 
wurde,  spricht  Arn.  Bussen^)  und  widerlegt  zugleich  die  von  Rübsam 
(Heinrich  V.  v.  Weilnau)  wieder  aufgenommene  Ansicht,^)  dafs  das  Erz- 
kanzleramt der  Fuldaer  Äbte  schon  ans  der  Ottonenzeit  stamme. 

'Das  Papsttum  und  die  deutsche  Landeskirche  zur  Zeit  der  Ottonen' 
behandelt  Gust  Kuod^)  und  weist  nach,  dafs  der  Papst  in  der  Ottonischen 
Zeit  trotz  mancher  scheinbaren  Erfolge  weder  als  höchster  Richter  noch  als 
höchster  Gesetzgeber  im  pseudoisidorischen  Sinne  erscheine,  und  dafs  seine 
rechtliche  Einwirkung  auf  Ordnung  und  Regierung  der  deutschen  Landes- 
kirche lediglich  durch  seine  Stellung  zum  Kaisertum  bestimmt  worden  sei: 
'allerdings  ehrt  der  Kaiser  im  Papst  den  Nachfolger  Petri  und  das  sichtbare 
Oberhaupt  der  Kirche,  aber  diese  letztere  selbst  ist  so  unlöslich  mit  dem 
Organismus  des  Staates  verknüpft,  dafs  sie  als  ein  wesentlich  staatliches 
Institut  erscheint  und  als  solches  samt  ihren  Dienern  dem  Staate  unter- 
worfen iat.  Darum  ist  das  Verhältnis  des  Kaisers  zum  Episkopat  ein  vorzugs- 
weise poliUsches:  in  erster  Linie  gilt  der  Bischof  als  Lehensmann  des  Kaisers, 
dann  erst  kommt  der  Priester.  Darum  suchte  ferner  der  Kaiser  auch  das 
bischöfliche  kteresse  mit  dem  der  Krone  aufs  engste  zu  verknüpfen  und 
stets  in  dem  Bischof  das  Bewufstsein  lebendig  zu  erhalten,  dafs  er  die  ihm 
anvertraute  Gei^t  nicht  kraft  eigenen  Rechts,  sondern  nur  im  Namen  des 
Kaisers  verwalte.  Darum  endlich  nahm  er  das  Recht  der  Ein-  und  Ab- 
setzung des  Bische^  aig  der  Krone  zuständlich,  in  Anspruch,  wenngleich  er 
es,  um  jede  gehässiie  Deutung  zu  vermeiden,  soweit  es  anging,  durch  das 
Medium  der  kanonisqien  Bestimmungen  auszuüben  pflegte.  Ganz  analog 
diesem  Verhältnis  ist  a\^^h  die  Stellung  des  Kaisers  zum  Papste  aufzufassen. 
Auch  diesem  sucht  er  di.  durch  die  Natur  des  weltlich-geistlichen  Reiches 
bedingte  Unterordnung  unt^  die  weltliche  Obergewalt  dadurch  zu  erleichtem, 
dafs  er  den  Papst,  soweit  ^s  ohne  Minderung  seiner  eigenen  kaiserlichen 
Autorität  geschehen  kann,  zu «^eoge^jisamem  Zusammenwirken  heranzieht;  nur 
wo  es  im  Sinne  der  kaiserliche!  Politik  liegt,  wird  aus  dem  ,primatus  honoris' 
ein  ,primatus  jurisdictionis',  so  dw.  westfränkischen  Kirche  gegenüber.  Darum- 
hielt  der  Kaiser  aber  auch  in  Rc^  das  Heft  um  so  fester  in  Händen  und 
übte  namentlich  bei  den  PapstwahleLginen  über  die  karolingischen  Traditionen 
weit  hinausgehenden  Einflufs.  So  h+^e  Kaiser  Otto  I.,  wie  er  die  deutsche 
Kirche  aus  Roheit  und  Unwissenheit  -^  ^euer  innerer  und  äufserer  Würde 
erhoben,  auch  dem  Papsttum  die  verlogne  Hoheit,  die  es  durch  die  Ver- 
worfenheit seiner  Vertreter  eingebüfst,  ^-dergegeben ;  durch  seine  Fürsorge 
gepflegt,  erwachte  die  Kirche  zu  neuem  Bv^^fg^ein  ihres  göttlichen  Berufes 
und  entfaltete  bald  ein  so  reges  sittliches  un  wissenschaftliches  Streben,  dafs 
diese  Zeiten  des  grofsen  Otto  einem  spätem  ^schlecht  des  höchsten  Preise 
würdig  erschienen.' 

Der  wertvollste  Beitrag  zur  Geschichte  Deü^ß^^ds  in  der  ottonischen 


1)  Fulda  u.  d.  Gold.  Bulle.  MIÖQ.  II,  29—48,  insbee.  S.  <j  ^  ygl.  n.  8.  56*  u.  K.  X. 
—  2)  Über  Rttbeam  b.  Jahresber.  H,  2,  163«.  —  3)  Progr.  d.  ^^  ^  Gebweüer.  28  s! 
4.    Ygl.  MHL.  X,  302  (Fofo).  ^ 


Konrad  I.  und  die  Sachsen  bis  1002.  11,23 

Periode  flofs  aus  dem  Nachlasse  von  K.  W.  Nitzsch  als  Einleitung  zu 
seiner  Arbeit:  ^Das  deutsche  Reich  und  Heinrich  lY/^)  Die  Weltlage  Europas 
im  10.  Jh.,  die  Politik  der  sächsischen  Kaiser  in  staatlicher  und  wirtschaft- 
licher Beziehung,  in  ihrem  Verhältnisse  zur  Kirche,  wie  sie  beeinflulist  wurde 
TOD  der  gesamten  Kultur  jener  Zeit  und  wieder  rttckwirkte  auf  diese,  wie 
darcb  alle  diese  Umstände  den  grofsen  Kaisem  des  10.  Jh.  die  Reform  des 
zerrütteten  Reiches  und  der  tief  Tcrfallenen  Kirche  gelang,  und  wie  dadurch 
doch  wieder  die  grofsen  politischen  und  kirchlichen  Kämpfe  der  folgenden 
zwei  Jahrhunderte  vorbereitet  wurden,  alles  das  ¥fird  in  diesem  kurzen  Essay 
in  gründlicher,  geistreicher,  vielfach  neuer  Weise  dargelegt. 

Den  Versuch,  welchen  dem.  Schmitz')  machte,  die  Herkunft  der 
^babenbergischen'  Markgrafen  v.  Österreich  von  den  bayerischen  Scheyern- 
Wittelsbachem  abzuleiten,  widerlegt  Alf.  Hu  her  ^)  gründlich  und  stellt  bei 
dieser  Gelegenheit  die  Vermutung  des  schwäbischen  Ursprunges  der  'Baben- 
berger'  auf,  weil  es  in  einer  Urkunde  des  Markgrafen  Wilhelm  v.  Montferrat 
und  seiner  Gemahlin  Judith,  Tochter  des  Markgrafen  Leopold  EI.  des  Hei- 
ligen V.  Österreich  vom  9.  Mai  1156  heifst,  dafs,  während  Wilhelm  nach  dem 
salischen  Oesetze  lebe,  'ego  Julita  ex  natione  mea  lege  vivere  videor  Ala- 
mannorum*.  —  J.  Loser th^)  weist  nach,  dads  die  Angaben  des  Cosmas  von 
Prag  über  den  Umfang  des  böhmischen  Herzogtums  unter  Boleslaw  IL, 
wonach  sich  dasselbe  über  Böhmen,  Mähren,  die  Slovakei,  Ober-  und  Mittel- 
Schlesien,  über  Galizien  bis  Lemberg  und  über  die  ganze  südliche  Hälfte  des 
heutigen  russischen  Polens  erstreckt  habe,  und  wovon  keine  zeitgenössische 
Quelle  irgend  etwas  weifs,  der  historischen  Begründung  vollkommen  ent- 
behren und  dafs  dieselben  von  Cosmas  jener  gefälschten  Urkunde,  angeblich 
ein  Privileg  des  heil.  Adelbert  bestätigt  von  Papst  Benedikt  VI.  und  Kaiser 
Otto  I.  enthaltend,  entnommen  wurden,  welche  Bischof  Gebhardt  1086  der 
Synode  zu  Frankfurt  vorlegte,  um  zu  bewirken,  dafs  das  eben  erledigte  Bis- 
tum Olmfitz  dem  von  Prag  einverleibt  werde,  was  er  durch  die  Urkunde 
Kaiser  Heinrichs  IV.  vom  39.  April  1086  vorübergehend  auch  erreichte; 
in  diesem  auf  gefälschter  Grundlage  errichteten  Dokumente  werden  die 
Diöcesangrenzen  in  ähnlicher  Ausdehnung  angegeben,  und  aus  diesen  fingierten 
Diöcesangrenzen  machte  Cosmas  Reichsgrenzen  und  liefs  Boleslaw  H.  sein 
Herrschaftsgebiet  durch  glückliche  Kriege  in  solcher  Weise  erweitern.^)  — 
Aasführlich  und  quellenmäfsig  handelt  von  der  eingreifenden  Thätigkeit  Hein- 
richs I.  und  der  Ottonen  in  den  sächsisch-thüringischen  Landen  0.  Posse.  ^) 
—  Die  Verhältnisse  der  slavischen  Völker  betrifft  der  von  de  Goeje  heraus- 
gegebene Bericht  des  Ibrahim  Ihn  Jakob  ^)  aus  dem  J.  973;  derselbe  ist 
anszagsweise  von  G.  Haag^)  in  deutscher  Übersetzung  wiedergegeben. 

Ad.  Otto  lieferte  eine  Biographie  des  Papstes  Gregor  V.  (996—999), 
des  Sohnes  jenes  Konrad  von  Lothringen,  der  seine  frühere  Untreue  gegen 
Kaiser  Otto  L,  seinen  Schwiegervater,  durch  den  Heldentod  in  der  Lechfeld- 
sdilacht  sühnte.  Gregor  V.  war  der  erste  Deutsche  auf  dem  päpstliche  Stuhle 
und  seine  Regierung  ist  wichtig  durch  den  Aufstand  des  Crescentius  in  Rom 


1)  HZ.  N.  P.  II,  1—42.  —  2)  S.  Jahresbor.  HI,  2,  102',  140«.  —  3)  Z.  Herkunft 
d.  Mirkgr.  toh  ötterr.  MIÖG,  II,  374—385.  —  4)  B.  umfang  d.  bShm.  Reiches  nnter 
Bol6tlaw  n.  E.  Beitr.  s.  Kritik  d.  älteren  b8hm.  Gesch.  Ebda.  li,  15—28.  —  5)  VgL 
dira  die  Bemerkung  A.  Hubers,  ebda  IE,  885  t  —  6)  B.  Markgrafen  von  Meilsen  u.  d. 
Hns  Wettin  etc.  ■- u.  K.  XYL  —  7)  S.  Jahreeber,  m,  2,  161»,  180»,  237".  —  8)  Halt  Stud. 
31,  71-80. 


n,24  IV.    Fr.  Ilwof: 

und  deshalb,  weil  es  ihm  wenigstens  teilweise  gelang,  Ordnung  in  die  zer- 
rütteten Verhältnisse  Roms  and  der  Kirche  in  Italien  und  Frankreich  zu 
bringen.^)  -  F.  Falk  erzählt  das  Leben  des  heil.  Wiligis,  £rzbi8chofs  von 
Mainz*)  und  W.  Wattenbach  das  des  Johannes, 3)  welcher  960—974  Abt 
des  Klosters  Gorze  bei  Metz  war. 

Von  Giesebrechts  Geschichte  der  deutschen  Kaiserzeit^)  ist  Bd.  I. 
in  5.  Auflage  und  von  K.Werners  Gerbert  von  Aurillac^)  eine  neue  Titel- 
auflage erschienen.  --  P.  Besses  'Geschichte  der  Deutschen',^)  welche  bis 
zum  Tode  Heinrichs  III.  reicht  und  vornehmlich  für  die  reifere  Jugend  von 
Elsafs-Lothringen  geschrieben  ist,  berücksichtigt  besonders  die  alte  Verbindung 
dieser  Landschaften  mit  dem  deutschen  Eeiche  und  den  hervorragenden  An- 
teil, welchen  das  Elsafs  an  dem  Wohl  und  Wehe  desselben  gehabt.  Die 
Tendenz  ist  eine  löbliche  und  die  Ausführung  entspricht  ihr;  das  Buch 
beruht  auf  gründlichen  Studien  und  ist  gut  und  lebendig  geschrieben.  Die 
zwei  letzten  Kapitel  des  Werkes  von  Franc.  Bertolini  'Storia  delle  domi- 
nazioni  germaniche  in  Italia  del  V.  all'  XI.  secolo'  ^)  bebandeln  ^Italien  von 
880 — 950  nnd  'das  deutsche  Reich  und  Italien  bis  zum  Ausgange  des  säch- 
sischen Hauses',  ganz  auf  ältere,  bis  1^69  erschienene  deutsche  Vorarbeiten, 
namentlich  auf  Giesebrecht,  gestützt.  —  Eine  gute  populäre  Geschichte 
Ottos  n.  und  Ottos  IH.  lieferte  A.  Mücke.») 

Schliefslich  möge  erwähnt  werden,  daüs  im  J.  1881  zu  Quedlinburg  in 
der  Steinbrückgasse  eine  aus  König  Heinrichs  I.  Zeit  stammende,  der  ältesten 
Stadtbefestigung  angehörende,  150  Fufe  lange  Steinbrücke  unter  der  jetzigen 
Strabe  entdeckt  wurde.  ^) 


V. 

H.  Brefslau. 

Heinrich  II.  und  die  Salier. 

Eine  reiche  Fülle  der  wertvollsten  Gaben  für  die  Geschichte  des  11.  Jh. 
bietet  der  erste  der  Monumenten-Bände,  ^^)  welche  die  in  der  Reihe  der 
Scriptores  von  Pertz  gelassene  Lücke  ausfällen  sollen.  Wir  erhalten  —  um 
nur  das  Wichtigste  zu  nennen  —  neue  Ausgaben  der  Annalen  von  Stablo; 
der  kleineren  Jahrbücher  von  St.  Emmeram  zu  Begensburg ;  des  höchst  wert- 
vollen Fragments  grofser,  auf  kaiserlichem  Standpunkt  stehender  Regensburger 
Annalen  fdr  1084  ff.*,  Annalen  von  St.  Stephan  zu  Freising;  reichhaltige,  bis- 
her ganz  unbekannte  Annalen  von  Nevers;  das  bisher  als  Epitome  Sangallensis, 


1)  F.  Gregory.  996—999.  Münster.  Bisa.  45  8.  •- 2)  B.  KathoUk.  61,2,273—290, 
u.  383—405.  —  8)  Allgem.  dtach.  Biogr.  XIV,  457.  Vgl.  Jahiösber.  n,  2,  35'.  —  4)  Brann- 
schweig,  Schwetschke.  XLII,  934  S.  (M.  e.  Übersichtskarte  von  H.  Kiepert.)  —  5)  Berlin, 
Ho0mann.  Vgl.  Jahresber.  I,  139  a.  323.  —  6)  Vgl.  Q.  S.  27^  —  7)  MUano,  VaUardi.  1880. 
292  S.  Vgl.  MHL.  IX,  338  f.  —  8)  Kaiser  Otto  IL  n.  Otto  m.  Enahlmigen  ans  d  dtuh. 
MA.  Hrsg.  V.O.  Nasemann.  VIII.  Halle,  Waisenhaus.  VI,  122  S.  —  9)  AKBV.  29,Sp.  253. 
—  10)  S.  o.  S.  8*  u.  20«. 


Heinrich  IX.  nnd  die  Salier.  11,25 

jetzt  von  dem  Ref.  als  ^Chron.  Suev.  universale'  bezeichnete,  mit  Hermann 
V.  Reichenan  in  engern  Zusammenhang  stehende  schwäbische  Geschichtswerk, 
die  Fortsetzung  Hermanns  aus  dem  St.  Galler  Codex,  eine  abweichende 
Rezension  der  Chronik  des  Marianus  Scotus,  einen  für  burgundische  Ge- 
schichte wichtigen  Catalogus  abbatum  S.  Eugendi  Jurensis,  die  Gesta  abbat. 
Sithiensium;  Weihe-  und  andere  Notizen  aus  St.  Viktor  zu  Xanten,  aus  dem 
Elsafis,  aus  Allerheiligen  zu  Schaffhausen  und  aus  St.  Gereon  zu  Köln-, ^) 
flandrische,  weifische,  zähringische  Genealogieen;  die  lange  in  brauchbarem 
Abdruck  ersehnten  Totenannalen  von  Fulda  und  Prüm;  endlich  Paulis  Bear- 
beitung der  älteren  angelsächsischen  und  englischen  Quellen  sowie  die  sehr 
sorgfältige  Znsammenstellung  der  deutschen  und  burgundischen  Abts-  und 
Bischofs-Kataloge.  Dem  gegenüber  tritt,  was  sonst  an  neuem  Quellenmaterial 
f&r  unsere  Periode  zu  Tage  gekommen  ist,  an  Umfang  und  Bedeutung  zurück. 
Von  den  mehr  als  dreifsig  Diplomen,  welche  die  Schlufsabteilung  des  Urkunden- 
werks von  Stumpf- Brentano*)  bringt,  ist  nur  der  dritte  Teil  wirklich 
ganz  unediert:  N.  454  für  das  Kapitel  zu  Arezzo  v.  31.  März  1027,  (aber 
nicht  im  Or.,  wie  Stumpf  nach  Pacis  Angaben  mitteilt,  sondern  nur  abschrift- 
lich überliefert),  N.  459  für  St.  Paul  zu  Verdun  v.  17.  Juni  1040  (bisher 
nur  im  Regest  bekannt),  N.  462  für  S.  Maria  di  Tolentino  v.  17.  März  1047 
(desg.),  N.  464  für  das  Bistum  Verdun  v.  7.  Aug.  1065  (desg.),  N.  465  für 
Treviso  v.  20.  Febr.  1066  (bisher  nur  dürftiger  Auszug  bei  Ughelli),  N.  470 
ftr  S.  Feiice  e  Fortunato  zu  Vicenza  v,  5.  Jvni  1091  (bisher  nur  im  Regest 
bekannt),  N.  471  für  das  Kapitel  zu  Arezzo  v.  19.  Jan.  1111  (bisher  nur 
dOrfüger  Auszug  bei  Dragoni),  Nr.  472  für  Cristallo  de  Premeriaco  v.  19.  Mai 
1111  (bisher  nur  im  Regest  bekannt),  N.  516  für  Fulda  vom  11.  Mai  1025, ») 
N.  517  für  das  Kloster  St.  Maria  auf  der  Isola  di  Trimiti,*)  N.  518  für 
dasselbe  v.  1054;^)  von  einigen  anderen  erhalten  wir  vollständige  Texte. 
Zwei  bisher  unbekannte  Diplome  Konrads  II.  für  San  Zeno  zu  Verona  v. 
24.  Mai  1027«)  und  Heinrichs  IV.  für  die  Leute  von  Lazise  v.  1077  fügt 
6f.  Gipolla  seinem  wertvolle  Bemerkungen  enthaltenden  Verzeichnis  der 
Veroneser  Eaiserurkunden  ^  hinzu.  Diplomatische  Erläuterungen  und  Kritik 
von  salischen  Eaiserurkunden  bringen  die  2.  Lieferung  der  Eaiserurkunden 
in  Abbildungen  ®)  und  die  Jahrbücher  Heinrichs  UI.  ^)  Des  entlegenen  Ortes 
wegen  verzeichnen  wir  schliefslich  noch  einen  Neudruck  der  Urkunden  Hein- 
ridis  IL  für  Eloster  Neuburg  v.  15.  Apr.  1007^0).  Die  Schenkung  Hein- 
richs n.  an  Benedikt  VIH.  resp.  die  Bestätigung  der  karolingischen  Schenkung 
vom  J.  1120  suchte  P.  Balan^^)  als  authentisch  nachzuweisen. 

Einen  bisher  unbekannten  Brief  Bardos  von  Mainz,  betreffend  eine  Abts- 
wahl  in  St  Alban  hat  Bef.  publiziert -j^^)  einen  wichtigen  Brief  Clemens'  IL 
an  Heinrich  III.,  dessen  Echtheit  aber  noch  zu  untersuchen  ist,  v.  Pf  lugk- 
Harttung;  15)  Verse  des  11.  Jh.,  darunter  Epitaphien  auf  Eberhard  v.  Augs- 


1)  Diene  aach  NA.  VI,  447.  —  2)  D.  Beichakanzler  Tornehnil.  des  X.,  XI.  u.  XII.  Jh. 
Bd.  in,  Acta  imp.  adhac  inedita.  Indices.  5.  (Schlafs-)  Abtlg.  Innsbr.,  Wagner  (begonnen  1865) 
XUV  n.  8.  601—887.  —  3)  Vgl.  Jahrbb.  Heinr.  H,  H,  97.  —  4)  Vgl  Jahreaber.  I,  1438. 
~  b\  8.  Ebda.  —  6)  8.  Jahrbb.  Konr.  U.  I,  189'.  —  7)  MIÖQ.  II,  85  ff.,  •.  o.  11'. 
-  8)  S.  IL  Kap.  Diploiiiatik.  —  9)  S.  u.  8.  27*.  —  10)  Rottmann,  Bll.  1  d.  bayer.  Gymn.- 
nBealflch.- Wesen  XVI,  197.  —  11)  Aatenticitä  del  dipl.  di  Enrico  H  a  Ben.  VHI.,  La 
Seieiixa  e  la  Fede  1880,  I,  388.  (Es  ist  dies  das  Organ  d.  Thomistenschule  in  Neapel.)  — 
12)  NA.  rv,  441.  —  13)  Ebda  8.  626.  Zwei  andere  dort  gedruckte  Stücke  ans  d.  Anf.  d. 
12-  Jh.  wnen  schon  bekannt,  ygl.  NA.  VII,  648.  Über  e.  neae  Ausg.  d.  Verse  Ekkehards  III. 
V-  St  Gallen  sn  den  von  Aribo  y.  Blainz  projektierten  Gemälden  im  Mainzer  Dom  v.  Xieffer 
«.  IL  Kap.  Xn. 


n,26  V.     H.  BrefsUu: 

barg  nnd  einen  Gfn.  Dietpold,  Dumm  1  er;  ^)  eine  Notiz  über  das  Lateran- 
kodzil  y.  1112  aus  einer  Handschrift  von  Schaffbaasen  Wattenbach. ^) 

Unter  den  queltenkritischen  Arbeiten  steht  chronologisch  eine  Unter- 
sachung  über  die  Vita  Bernwardi  an  der  Spitze').  In  einer  eingehenden 
Biographie  erklärt  der  Verf.  Thangmar  für  einen  gebornen  Hildesheimer;  bei 
seiner  Kritik  der  Vita  sind  ihm  aber  die  neaeren  Untersnchangen  über  die 
Hildesheimer  Annalen  wie  die  Edition  derselben  von  Waitz  leider  nicht  be- 
kannt geworden.  Kap.  1 — 13  soll  vor  1013,  der  Rest  des  Buches  erst  nach 
Bernwards  Tode  geschrieben  sein;  in  Kap.  34  soll  der  Satz  ^qui  a  pri- 
maeva  —  operam  dabat'  Interpolation  von  Wolfhere  sein.  Dafs  der  Bericht 
über  den  Gandersheimer  Streit,  dem,  wie  Vf.  glaubt,  Thangmars  Tagebuch  zu 
Grunde  liegt,  nicht  unparteiisch  ist,  wird  auch  hier  anerkannt.  Die  ver- 
lorenen schwäbischen  Reichsannalen,  die  Wipo,  Herim.  Aug.,  den  Ann.  Sangal- 
lenscs,  dem  Chron.  Suev.  univer.  zu  Grunde  liegen,  sind  wahrscheinlich  noch 
von  Aventin  benutzt,  der  wohl  noch  eine  andere,  von  der  gedruckten  ver- 
schiedene Rezension  der  Altaicher  Annalen  sowie  ein  verlorenes  Geschichts- 
werk des  Othochus  v.  Freising  gekannt  hat;  sein  Zusammenhang  mit  verschiedenen 
jüngeren  ungarischen  Geschichtsschreibern  ist  auf  gemeinsame  Benutzung  der 
ungarischen  Chronik  von  1358  zurückzuführen.^)  Von  den  Fortsetzern  der 
Chronik  Hermanns  v.  Reichenau  handelte  Paul  Meyer^);  seine  Ergebnisse 
sind  aber  höchst  angreifbar  und  von  Waitz*')  wohl  mit  Recht  bekämpft  Nach 
M.  hätte  die  1079/80  verfafste  sogen.  Gompilatio  Sanblasiana  bis  1066 
Berthold  benutzt,  wäre  von  da  als  selbständig  und  bis  1077  ihrerseits  von 
Bemolds  Chronik  benutzt.  Autor  der  2.  Fortsetzung  Hermanns  sei  vermutlich 
Gisilbert,  der  1079  Gesandter  Rudolfs  in  Rom  war.  —  Der  Anhang  der 
Schrift  giebt  eine  Edition  der  Fortsetzungen  bis  1066  und  Bernold  bis  1076. 
Ebensowenig  wie  Meyer  hat  R.  Dewitz  Aussicht  auf  Zustimmung  in  wei- 
teren Kreisen,  der  in  einer  wohl  von  ultramontanen  Tendenzen  nicht  unbe- 
einflufst  gebliebenen  Abhandlung^)  Bruno,  den  Autor  des  Liber  de  hello 
Saxonico,  für  einen  durchaus  glaubwürdigen  G^chichtsschreiber  erklärt,  so- 
dafs  sogar  alle  mehr  als  lokalen  Nachrichten  Lamberts  über  den  Sacbsen- 
krieg,  die  Bruno  nicht  gebe,  schon  deswegen  zu  beanstanden  oder  zu  ver- 
werfen seien. 

Von  darstellenden  Arbeiten  betrifft  die  Regierung  Heinrichs  II.  und 
Konrads  ü.  ein  kleiner  Aufsatz  des  Ref.,  der  im  Anschlufs  an  eine  Auf- 
zeichnung aus  einer  vatikanischen  Handschrift  die  Genealogie  des  berufenen 
Grafen  Otto  Hammerstein  erläutert,  seiner  Gemahlin  Irmgard  Abkunft  vom 
Hause  der  Ardennergrafen  wahrscheinlich  zu  machen  sucht  und  die  Schick- 
sale beider  Gatten  bis  zu  ihrem  Tode  verfolgt.  7)  —  Meine  Hypothese  über  die 
Art  des  verwandtschaftlichen  Zusammenhanges  zwischen  Aribo  v.  Mainz  und 
Pilgrim  V.  Köln  widerlegt  in  einer  fleifsigen  und  sorgsamen  Arbeit  R.  Müller,^) 


1)  NA.  YI,  445.  —  2)  Ebda  VI,  448.  Daselbst  aach  Variante  z.  Text  d.  Wormser 
Konkordats.  —  3)  S.  o.  8.  20».  —  4)  Steindorff,  (s.  u.  27»)  Exk.  I  u.  H.  —  5)  D. 
Fortsetzer  Herm.8  y.  B.  Eingel.  y.  G.  y.  Noorden.  Y,  60  8.  (Hist  Stadien  [s.  Jahresber. 
ni,  2,  53^.  H.  1.  Leipz.,  Yeit  n.  Co.  Ursprung!.  Leipz.  Diss.)  Ygl.  MHL.  X,  283—35 
(Yolkmar).  —  6)  GGA.  S.  712  ff.  —  7)  Würdigung  von  Brunos  lib.  de  b.  Sax.  im  Yergl. 
m.  d.  Ann.  Lamb.s  y.  Hersf.  Offenbarg.  Progr.  43  S.  4.  (N.  535).  -^  Eine  neue  Aufl.  d. 
Schulausgabe  des  Lib.  de  b.  Sax.  y.  Wattonbacb  (Hannover,  Hahn,  YUI,  104  S.)  erschien 
schon  1880.  Ygl.  MHL.  X,  303  (Fofs).  —  8)  Otto  y.  H.  u.  s.  Haus,  FDG.  XXI,  401  £ 
—  9)  Erz.  Aribo  v.  M.  1026—1031.  Eingel.  y.  B.  Pauli.  YI,  62  S.  (Historische  Studien 
[s.  Anm.  5].     H.  3.)     Ygl.  u.  Kap.  X£L 


Heinrich  U.  und  die  SaUer.  11,27 

Stimmt  aber  hinsichtlich  der  meisten  anderen  Thatsachen   mit  meinen  Aus- 
föhnmgen  überein,  nur  dafs  er,  aber  wie  mir  scheint  ohne  zureichende  Be- 
gründang, bezweifelt,  was  Giesebrecht  und  ich  ttber  Aribos  kirchenpolitische 
Tendenzen  angenommen  haben.     Wesentliche  Förderung  hat  die  Geschichte 
Heinrichs  IIL  durch  E.  Steindorff  erfahren.  ^)     Zahlreiche  Details,    die  in 
der  Darstellung  Giesebrechts   übergangen   werden  konnten,    sind   jetzt   zum 
ersten  Mal  einer  genaueren  und  eingehenderen  Behandlung  unterworfen  wor- 
den;  unter  den  wichtigeren  Abweichungen  der  Darstellung  Steindorffs   von 
der  Giesebrechts  hebe  ich   die  folgenden  hervor.     Die  Ablehnung    der    ihm 
angebotenen  Papstwürde  durch  den  Erzb.  Halinard  v.  Lyon   setzt  S.  in  das 
J.  1048  vor  die  Wahl  Leos  IX.,  nicht  wie  bisher  meist  geschehen,  1049  vor 
diejenige  Damasns'  IL     Dafs  Hildebrand   jemals  Mönch  in  Cluny  war,    hält 
S.  für  zweifelhaft,   ja   wahrscheinlich    für    unrichtig;    seine    Begegnung    mit 
Leo  IX.  setzt  er  auf  den  Wormser  Hoftag  von  1048  und  nimmt  an,  dafs  schon 
hier  die  Bückkehr  Hildebrands  nach  Rom  verabredet  sei.     Die  Vermittelungs- 
versuche  Leos  IX.  zwischen  dem  Kaiser  und  den  Ungarn,  welche  nach  Giese- 
brecht während  des  Feldzuges  von  1052  bei   der  Belagerung  von  Prefsburg 
angestellt  sind,  verlegt  S.  in  ein  früheres  Stadium,  indem  er  sie  dem  Beginn 
des   Feldzuges     vorausgehen    läfst.      In    den    nordischen    Patriarchatspläneu 
Adalberts    t.    Bremen   unterscheidet    S.  mit  Dehio    gegen  Giesebrecht   zwei 
Phasen,  eine  frühere  unter  der  Regierung  Heinrichs  HI.,  während  deren  der 
Bremer  nur  in   einer  Zwangslage,    um    die  Errichtung   eines  dänischen  Erz- 
bistums für  &$ich  unschädlich  zu  machen,  jenen  Gedankeu<  einer  Rangerhöhung 
fafste,  und  eine  spätere  unter  Heinrich  IV.,  bei  der  jener  Plan  mit  allerhand 
Erweiterungen  (namentlich  auch  einer  Abtrennung  des  Bistums   Verden  vom 
Mainzer  Erzsprengel)  wiederauftauchte.     Die  Nachricht,   dafs  der  Grund  der 
Feindschaft  zwischen  Heinrich  IIL  und  Herz.  Eonrad  v.  Bayern  des  letzteren 
Weigerung  gewesen  sei,   sich  mit  einer  Tochter  des  Kaisers  zu  vermählen, 
verwirft  S.  als  ungeschickte  Erfindung.     Den  Aufenthalt  Leos  IX.  in  Benevent 
1053  hält  S.  nicht  fUr  einen  freiwilligen,  er  nimmt  nach  Hermann  v.  Reiche- 
Dan  und  anderen  Quellen  an,    dafs  der  Papst  thatsächlich  Kriegsgefangener 
der  Normannen  war;  die  Nachricht  Bonizos,  dafs  Leo  vor  seinem  Tode  Hilde- 
hrand  die  Sorge  für  die  Kirche  ans  Herz  gelegt  und  ihn  so  gleichsam  zu  seinem 
Nachfolger  designiert  habe,  bezeichnet  er  als  eine  Erfindung.  —  Der  streng 
chronologischen  Darstellung  der  Ereignisse  schliefst  sich  eine  Würdigung  und 
Charakteristik  der  Regierung  Heinrichs  HL  an,    die   man    ausführlicher  ge- 
wünscht haben  würde.    Von  den  Exkursen  sind  1.  und  2.  schon  erwähnt.^) 
Ber  3.  behandelt  das  Itinerar  Leos  IX.  durch  Unteritalien  1049 — 52,  der  4. 
die  Geschichte  von  Fürstentum,  Erzbistum  und  Stadt  Benevent  unter  Heinrich  HL 
Besonders  wertvoll  ist  Exk.  5,  der  das  Verhältnis  Heinrichs  und  Hildebrands 
zn  den  Papstwahlen  1049  und  1054  bespricht,  und  insbesondere  an  Bonizos 
Berichten  scharfe,   aber  gerechte  Kritik   übt.     Exk.  6   endlich   erörtert  den 
angeblichen  Konflikt  zwischen    dem  Kaiser  und  Ferdinand  L   v.  Gastilien^ 
der  natürlich  ganz  unhistorisch  ist,   während  das  Bestehen  einer  antikaiser- 
lichen Stimmung  in  Spanien  nicht  geleugnet  wird. 

Insbesondere    eifrige   Thätigkeit    ist    auch    in   unserer   Berichtsperiode 
der  Geschichte  Heinrichs  IV.^)  zugewandt  worden.    Bei  weitem  das  wichtigste 

1)  Jahrbb.  d.  dtsch.  Reichs  nnt  Heinr.  in.  Bd.  11.  (Schlafs.)  Leipz.,  Dnncker  u.  Humblot. 
H,  554  S.  Die  Jabresber.  III,  2,  337  besprochene  Gesch.  d.  Deutschen  bis  z.  höchsten 
Miehtentfilt  unter  Heinrich  IIL  yon  Besse  ist  nun  beendigt  S.  o.  S.  24«.  —  2)  6.  S.  25«. 
~  S)  H.  IV.  eelbst  hat  populär  Th.  Lindner  behandelt,  s.  Nachträge. 


n,28  V-    H.  Brefslau; 

sind  zwei  Abbandlongeii^~')  aas  dem  Nachlasse  des  verstorbenen  K.  W.  NitzscL 
Würden  sie  aucb,  falls  der  za  früh  der  Wissenschaft  entrissene  Forscher  selbst 
die  letzte  Hand  daran  hätte  legen  können,  in  manchen  Einzelheiten,  die  der 
Berichtignng  bedürfen,  vielleicht  noch  eine  andere  Gestalt  erhalten  haben, 
so  sind  sie  doch  auch  so,  wie  sie  nun  vorliegen,  als  aufserordentlich  wert- 
voll zu  bezeichnen.  Die  erste  und  umfangreichste  derselben  bietet  in  ihrer 
ersten  Hälfte  einen  Rückblick  auf  die  Entwicklung  des  Reichs  und  der  Reichs- 
verfassung bis  auf  die  Zeit  Heinrichs  lY.,  der  eine  Fülle  feiner  und  anregen- 
der Bemerkungen  enthaltend,  gleichsam  eine  Quintessenz  derjenigen  Ansichten 
des  Verf.  giebt,  welche  man  jetzt  aus  den  vor  kurzem^)  herausgegebenen 
Vorlesungen  desselben  eingehender  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hat.  Die 
zweite  Hälfte  beginnt  mit  einer  Skizzierung  der  wirtschaftlichen  Stellung  des 
Königtums  unter  Eonrad  ü.  und  Heinrich  HI.  (wobei  allerdings  eine  ganz 
verfehlte  Interpretation  einer  Stelle  Wipos  zu  weitgehenden  Kombinationen 
benutzt  ist),  um  dann  bei  den  Anfängen  Heinrichs  IV.  besonders  das  Auf- 
treten der  hier  zuerst  machtvoller  in  die  deutsche  Geschichte  eingreifenden 
Reichsministerialität  zu  betonen;  ihrer  Verbindung  mit  Adalbert  wird  dessen 
überwiegender  Einflufs  bis  1066  zugeschrieben^  in  welchem  Jahre  eben  ihr 
Abfall  seinen  Sturz  entschied.  Die  Zeit  bis  107^3  wird  dann  als  eine  Periode 
immer  steigender  Macht  jener  Laienelemente  charakterisiert,  bis  mit  dem 
Sachsenaufstand  die  Gegenbewegung  der  Fürsten  dieser  Machtentwicklung  sich 
entgegenwirft.  Als  den  Hauptträger  dieser  Gegenbewegung  betrachtet  N.  Otto 
V.  Nordheim,  dessen  Persönlichkeit  und  Charakter  er  mit  besonderer  Vorliebe 
behandelt;  in  dem  Kampfe  stützt  sich  der  König  auf  ein  gleichfalls  hier 
zuerst  bedeutender  hervortretendes  Element,  die  freien  Herren,  die  als  un- 
mittelbare Vasallen  der  Krone  neben  die  Ministerialität .  treten.  Auch  das 
Auftreten  Gregors  gegen  den  König  wird  von  N.  wesentlich  mit  auf  den 
Gegensatz  gegen  die  Laienelemente  zurückgeführt,  die  an  dessen  Hofe  vor- 
wogen; als  bezeichnend  hebt  er  hervor,  dafs  ein  Reichsministerial  das  einzige 
deutsche  Mitglied  der  Gesandtschaft  war,  welche  nach  Rom  ging,  um  Gregor 
den  Absetzungsbeschlufs  von  Worms  zu  notifizieren.  Jetzt  erst  machten  die 
süddeutschen  Fürsten  sich  die  neuen  strengeren  kirchlichen  Anschauungen 
zu  eigen;  es  war  besonders  verhängnisvoll,  dafs  sich  ihnen  auch  Otto  v.  Nord- 
heim anschlofs,  der  vorher  mit  dem  Könige  versöhnt  war.  Die  Wahl  Rudolfs 
V.  Rheinfelden  zum  König  fafst  der  Verf.  wesentlich  als  das  Werk  der  Laien- 
fürsten auf,  den  neuen  König  als  ein  Werkzeug  in  der  Hand  Ottos,  dessen 
Tod  1083  die  Verbündeten  völlig  führerlos  machte.  Inmitten  dieser  Kämpfe 
aber  verfolgt  N.  eine  mächtige  fortschreitende  Bewegung  noch  anderer  Klassen 
der  Bevölkerung,  die  in  dem  Lütticher  Gottesfrieden  von  1081,  in  den  Kölner 
Beschlüssen  von  1083  ihren  Ausdruck  findet;  eine  Bewegung,  an  der  ^die 
ganze  Menge  des  Volkes'  Anteil  nahm  und  die  dann  auch  wieder  zu  einer  Ver- 
bindung wischen  Königtum  und  Kirche  führte.  So  steigerte  sich  wiederum 
die  Macht  Heinrichs  in  verhältnismäfsig  ruhigen  Friedensjahren,  bis  der  Ab- 
fall Heinrichs  V.  die  letzte  Katastrophe  herbeiführte;  N.  sieht  als  eine  ihrer 
wesentlichsten  Ursachen  den  Gegensatz  der  Ministerialität  gegen  die  eine 
friedliche  Entwicklung  der  arbeitenden  Klassen  begünstigende  Politik  der 
letzten  Jahre  Heinrichs  IV.  an.  —  Gleichsam  in  Ergänzung  zu  dieser  geist- 
vollen Abhandlung,  die  niemand  ohne  vielfache  Anregung  lesen  wird,  zu  wie 


1)  S.  o.  S.  231.  ^  2)  Heinr.  IV.  u.  d.  Gk^ttos-  u.  Landfrieden.    FDG.  XXI,  269  ff.  — 
3)  1883. 


Heinrich  II.  and  die  Sftlier.  11,29 

manchen  Zweifeln  nnd  Einwendangen  sie  aach  Veranlassung  giebt,  geht  N. 
in  dem  2.  Anfsatz  insbesondere  aaf  den  Lütticher  Gottesfrieden  y.  1081  näher 
ein;  er  verwertet  dafOr  ein  umfangreiches,  der  Abhandlung  angefügtes  Akten- 
stttck,  welches  das  Fortbestehen  der  durch  den  Frieden  hervorgerufenen 
Institutionen  noch  fQr  das  14.  Jh.  bezeugt  und  dieselben  näher  kennen  lehrt, 
und  verfolgt  einige  andere  Spuren  des  Instituts  des  Gottesfriedens  in  Stadt- 
rechten  Soester  Ursprungs  (denen  von  Madebach,  Ltlbeck  und  Groningen) 
sowie  in  den  friesischen  Landrechten.  In  den  Zusammenhang  dieser  Bestre- 
bungen setzt  N.  dann  auch  die  unter  Heinrich  lY.  zustande  gekommenen 
nicht  kirchlichen  Friedensordnungen  von  1093,  1097,  1099,  1103,  deren 
Bestimmungen  mit  denen  der  Gottesfrieden  verglichen  werden. 

Wer  Nitzschs  Ansichten  über  die  Geschichte  Heinrichs  lY.  aus  diesen 
Abhandlungen  und  sonst  näher  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  gehabt  hat,  wird 
sofort  erkennen,  dafs  die  Biographie  Adalberts  v.  Bremen  von  M.  Blumen- 
tbaH)  ganz  und  vollkommen  auf  diesen  Anschauungen  fufst.  B.  schätzt 
Adalbert  sehr  hoch  -,  was  er  als  dessen  Finanzreformpläne  bezeichnet  (Streben 
nadi  Ansammlung  barer  Gelder,  energische  Ausnutzung  der  Elosterservitien 
n.  dgl.)  soll  durch  einen  direkten  Ideeenaustausch  zwischen  Adalbert  und 
Benzo  angeregt  sein.  Die  Ergebnisse,  zu  denen  B.  gelangt,  sind  mindestens 
zom  groben  Teil,  wie  z.  B.  dies  letztere,  noch  problematischer  Natur.  — 
Sehr  unbedeutend  ist  die  kurze  Biographie  eines  anderen  Anhängers  Hein- 
richs IV.,  des  Bischofs  Eppo  v.  Naumburg,  von  0.  Breitenbach,*)  der  bei 
dieser  Gelegenheit  noch  einmal  die  längst  abgethane  Ansicht,  dafs  Eppos 
Vorgänger,  Kadelhoh,  mit  dem  Gegenpapst  Alexanders  IL,  Honorius  (H.)  (Cadalus 
V.  Parma)  identisch  sei,  ohne  gentlgende  Kenntnis  der  neueren  Litteratur 
wieder  aufwärmt.  —  Wertvoller  ist  eine  Biographie  des  Herzogs  Magnus  v.  Sachsen 
von  K.  Köster^),  von  der  freilich  erst  der  Anfang  veröffentlicht  ist.  In 
sorgsamer  Untersuchung  und  mit  vollständiger  Litteraturkenntnis  verfolgt  der 
Verf.  in  dem  vorliegenden  Abschnitt  das  Leben  des  Herzogs  (geb.  wahrschein- 
lich 1043/44),  seine  Kämpfe  mit  Adalbert  und  Heinrich  lY.,  insbesondere 
während  des  Sachsenkriegs  (bei  dem  Magnus  freilich  bis  1083,  wie  man 
gerade  ans  den  Zusammenstellungen  K.s  erkennt,  neben  Otto  v.  Nordheim 
nur  eine  Nebenrolle  spielt)  bis  zu  seinem  Tode  23.  Aug.  1106.  Zwei  Ex- 
kurse stellen  die  Nachrichten  Ober  Heinrichs  Yerhandlungen  mit  Dänemark 

1071  und  1073  und  das  Itinerar  des  Königs  von  Ängsten  1071  bis  Ostern 

1072  znsamraen.  Als  Gegenstand  der  Yerhandlungen  zu  Lüneburg  1071  sieht 
K.  die  Wendenfrage  an;  über  die  Nachrichten  von  dem  Burgenbau  Heinrichs 
in  Sachsen  urteilt  er  sehr  umsichtig.  Yon  der  Fortsetzung  der  fleifsigen 
Arbeit  darf  man  nach  dem  Titel  derselben  wohl  eine  Darstellung  der  säch- 
sischen Zustände  unter  Magnus  erwarten.  —  Die  Daten  einiger  Briefe  im 
Registrum  Gregorii  YH.  und  im  Cod.  Udalrici,  welche  sich  auf  die  Geschichte 
Hermanns  v.  Bamberg  1073 — 75  beziehen,  untersucht  K.  Beyer;*)  zu 
gröfserer  Sicherheit  wird  über  die  aufgeworfenen  Zweifel  erst  zu  gelangen 
sein,  wenn  in  der  wichtigen,  neuerdings  viel  behandelten  Frage,  ob  die 
Briefe  Gregors  in  den  Originalen  überhaupt  datiert  waren,  gröfsere  Klarheit 


1)  D.  SteUimg  Adalb.  ▼.  Brem.  in  d.  VerfiisstuigakSnipfen  s.  Zeit  a.  seine  Finanzreform. 
Gott  BiM.  GStt,  Yandenhoeck  u.  Raprecht.  42  S.  Vgl.  u.  K.  X.  —  2)  £in  Leidensgefährte 
Heiiir.s  IV.,  in  «Festgabe  f.  Wilh.  Crecelius'  (Elberfeld,  Lucas).  S.  205  ff.  —  3)  Sachsen 
rater  Hers.  Magnus  L  Frogr.  d.  höh.  Bttrgersch.  za  Marne.  (N.  251.)  24  S.  4.  —  4)  Üb. 
i  Ditienmg  einiger  Briefe  etc.,  FDG.  XXI,  407. 


11^30  V,     H.  BrefBlau: 

erzielt  sein  wird.  Von  demselben  Autor  besitzen  wir  eine  Geschichte  der 
geistlichen  Wahlen  in  den  ersten  zwei  Jahrzehnten  von  Heinrichs  IV.  Regie- 
rung, i)  welche  in  der  für  solche  Arbeiten  nun  schon  typisch  gewordenen 
Form  die  Qnellennachrichten  über  die  Erhebung  jedes  einzelnen  Bischofs  und 
Reichsabts  zusammenstellt,  vorher  aber  in  einer  allgemeinen  Einleitung  zeigt, 
wie  das  von  Heinrich  IE.  noch  unbedingt  festgehaltene  Verfügungsrecht  über 
die  Besetzung  der  Reichskirchen  unter  dem  Nachfolger  mehr  und  mehr  be- 
schränkt wurde.  Hinsichtlich  des  Fürstentages  von  Tribur  und  Oppenheim 
(1076)  hebt  Jarosl.  GolP)  wohl  mit  Recht  hervor,  dafs  gegenüber  dem 
Berichte  Lamberts  über  jene  Vorgänge,  dem  Giesebrecht  und  Grund  in  der 
Hauptsache  gefolgt  sind,  deijenige  Bertholds  den  gröfseren  Anspruch  auf 
unseren  Glauben  habe;  daher  seien  insbesondere  1)  die  Bestellung  Gregors 
zum  Richter  zwischen  König  und  Fürsten,  2)  die  Anerkennung  des  Grund- 
satzes der  Fürsten,  ein  über  Jahr  und  Tag  währender  Bann  verwirke  das 
Reich,  nicht  Bedingungen  des  Vertrages  zwischen  Heinrich  und  den  Auf- 
ständischen gewesen,  wie  Lambert  erzählt :  diese  Bestimmungen  beruhten  auf 
einseitigen,  erst  nach  Abschlufs  jenes  Vertrages  gefafsten  Beschlüssen  der 
Fürsten. 

Unter  den  beiden  letzten  Saliern  haben  Wiprecht  v.  Groitzsch  und  Otto 
v.  Bamberg  eine  Rolle  gespielt.  Hinsichtlich  des  ersteren  verwirft  Blumen- 
schein ^)  die  genealogischen  Angaben  der  Pegauer  Annalen  als  ganz  un- 
glaubwürdig und  behandelt  demnächst  im  einzelnen  die  Thätigkeit  des  unter 
glücklichen  Umständen  in  die  erste  Reihe  der  deutschen  Aristokratie  hinauf- 
gestiegenen Emporkömmlings,  dessen  Politik,  wie  auch  er  annimmt,  nicht  durch 
irgend  welche  Principien,  sondern  lediglich  durch  Rücksichten  unmittelbaren 
Vorteils  bestimmt  wurde.  Die  Freilassung  Wiprechts  aus  seiner  Gefangen- 
schaft datiert  B.  Okt.  oder  Nov.  1116;  1123  (nicht  schon  1117)  hat  der- 
selbe von  Heinrich  V.  nach  B.s  Ansicht  nur  die  Mark  Lausitz,  nicht  auch 
die  Mark  Meifsen  zu  Lehen  erhalten,  die  letztere  sei  vielmehr  an  Hermann 
V.  Winzenburg  vergabt  worden.  Mit  den  letzten  Erörterungen  von  Posse*) 
und  Bernhardi  stimmt  diese  Ansicht  nicht  überein.  —  Auch  Otto  v.  Bam- 
berg ist  aus  der  Regierung  Heinrichs  IV.  in  die  Heinrichs  V.  übergegangen. 
W.  Friedrich 5)  untersucht  nicht  die  Missionsthätigkeit  des  berühmten 
Pommemapostels,  sondern  seine  politische  Wirksamkeit  unter  beiden  Kaisern, 
die  er  sehr  günstig  beurteilt.  Herbords  Berichte  über  Wahl  und  Weihe 
Ottos  verwirft  F.  vollständig  als  teilweise  tendenziöse  Entstellungen  dessen, 
was  Ebo  angiebt;  auch  der  Brief  Ottos  an  den  Papst  und  dessen  Antwort  (Jaff^ 
Reg.  4516)  seien  gefälscht.  Im  Investiturstreit  habe  Otto  als  Mitglied  einer 
zwischen  den  Ansprüchen  von  Kirche  und  Staat  Vermittlung  suchenden 
Partei  eine  hervorragende  Rolle  gespielt,  sich  selbst  aber  während  aller 
Kämpfe  unter  Heinrichs  V.  Regierung  fleckenlos  erhalten.  —  Der  bedeutende 
Einflufs  des  französischen  Bischofs  Ivo  v.  Chartres  in  den  letzten  Phasen  eben 
des  erwähnten  Streites  ist  bekannt;  Dombrowski^)  ist  aber  noch  nicht 
dazu  gelangt,  diese  für  uns  wichtigste  Thätigkeit  des  bedeutenden  Mannes  dar- 


1)  K.  Beyer,  D.  Bischofs-  a.  Abtswahlen  in  Dtschld.  nntor  Heinr.  lY.  in  d.  Jj.  1056 
—1076.  Dias.  Halle.  63  S.  —  2)  D.  Fürstentag  z.  Trib.  u.  Oppenh.  MIÖG.  n,  391  ff.  — 
3)  Wipr.  V.  Gr.,  Diss.  Jena;  auch  Z.  d  V.  f.  Thür.  G.  etc.  N.P.  H,  331—96.  Eine  Schrift 
von  Hingst  über  W.  v.  Gr.  s.  u.  Kap.  XVL  —  4)  D.  Markgfn.  v.  Meifsen  etc.,  s.  u  Kap. 
XVI.  —  5)  Die  polit.  Thätigk.  d.  Bisch.  Otto  I.  t.  Bamb.  Diss.  Königsberg.  —  6)  Ivo 
Bischof  von  Chartres.     Sein  Leben  u.  Wirken.     I.  Teil.     IHss.  Breslau. 


Lothar  lU.  und  die  Staufer  bu  1208.  11,31 

zastellen,  sondern  behandelt  nur  bis  zum  J.  1098  gehend  wesentlich  fran- 
zösische Dinge.  Einen  Beitrag  zur  Interpretation  des  Wormser  Konkordats 
V.  1122  giebt  schlielslich  Huber,^)  indem  er  gegen  Palacky  und  Dudik  aus 
der  späteren  Praxis  erweist,  dafs  Böhmen  1122  zum  ^regnum  Teutonicmn* 
and  nicht  zu  den  'aliae  partes  imperii'  gerechnet  sein  mufs,  dafs  also  erwählte 
böhmische  Bischöfe  wie  die  deutschen  vor  der  Konsekration  und  nicht  wie  die 
italienischen  erst  binnen  6  Monaten  nach  derselben  die  Investitur  per  sceptrum 
vom  Kaiser  nachzasnchen  hatten. 

6.  Schneider^)  untersucht  den  Vertrag  zwischen  Heinrich  Y.  und 
Pascbal  vom  4.  Febr.  1111  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  dals  weder  der 
König  noch  der  Papst  bei  dessen  Abschlufs  ehrlich  und  aufrichtig  gehandelt 
hätten;  auch  der  letztere,  den  Giesebrecht  von  solchen  Vorwürfen  freispricht, 
habe  nur  die  Absicht  gehabt  den  König  und  die  deutschen  Bischöfe  zu  ent- 
zweien. S.  stellt  dann  die  Folgen  dieses  Vertrages  insbesondere  die  Vor- 
gänge vom  12.  Febr.  1111  in  der  Peterskirche  in  manchen  Beziehungen 
abweichend  von  seinen  Vorgängern  dar,  indem  er  diese  Darstellung  durch 
eine  eingehende  Kritik  der  beiden  offiziellen  Berichte  des  Königs  und  des 
Papstes,  die  er  beide  f&r  gefälscht  hält,  begründet. 

Die  Siegel  der  salischen  Könige  hat  Rcf.^)  behandelt. 


VI. 
W.  Schum. 

Lothar  m.  und  die  Staufer  bis  1208. 

Die  reichsgeschichtliche  Litteratur  für  die  Zeit  Lothars  m.  und  der 
älteren  Hohenstaufen  hat  im  J.  1881  weder  allzuviele  noch  allzuumfangreiche 
Bereicherungen  erfahren.  Die  Quellen,  die  uns  der  Xm.  Scriptoren-Band 
der  MGH.^)  teils  neu,  teils  in  geläuterter  Form  bringt,  beschäftigen  sich 
vorwiegend  mit  älteren  und  jüngeren  Perioden,  gehen  andererseits  aber  wieder 
mebr  auf  territorialgeschichtliche  Einzelheiten  ein  und  sind,  wenn  auch  mit 
deutschen  Verhältnissen  sich  befassend,  nicht  durchgehends  heimischer  Her- 
Ininft.  Aus  der  Zahl  der  letzteren  wollen  wir  die  von  R.  Pauli  neu  heraus- 
gegebene englische  Königsgeschichte  des  Simeon  Dun  el  mens  is,^)  die  z.B. 
auf  die  Wahl  Lothars  m.  besonders  eingeht,  und  die  von  0.  Holder-Egger 
bearbeitete  Fortsetzung  der  ^Gesta  abbatum  S.  Berthini'*)  der  den  Kreuz- 
zng  von  1147  betreffenden  Mitteilungen  halber  hier  erwähnen;  umgekehrt 
«9^  mit  Rücksicht  auf  die  eigentümlichen  Verwicklungen  der  deutschen 
und  englischen  Politik,  wie  sie  das  letzte  Jahrzehnt  des  12.  Jh.  durch  den 
Krenzzug  Richards  Löwenherz  und  all  die  Folgen  desselben  erlebte,  aus  der 


1)  Böhmen  n.  das  WormB.  Konkordat.  MIÖQ.  n,  386  ff.  —  2)  Der  Yertrag  t.  Santa 
)(ina  dei  Tnrri  n.  seine  Folgen.  Dies.  Bostock.  —  3)  6.  a.  Kap.  XXXYI.  —  4)  S.  o.  S.  241». 
-  5)  8.  167—61.  —  6)  S.  663—673.     Vgl.  o.  S.  10». 


n,32  VI.    W.  Schum: 

Zahl  der  deatschen  Quellen  ein  nach  einer  Münchener  Hds.  von  Watten- 
bach gegebenes  Additamentnm  der  im  IX.  Script-Bande  erschienenen  Ann. 
Salisburgenses^)zu  nennen.  Noch  weniger  bedeutungsvolle  Beiträge  liefern 
anderweit  neu  veröffentlichte  kleinere  Quellen:  nur  nebenbei  berührt  Kaiser 
Friedrichs  Auszug  aus  Deutschland  zum  verhängnisvollen  Kreuzzuge  und 
den  Durchmarsch  desselben  durch  Griechenland  ein  von  einem  burgnndischen 
Geistlichen  auf  Grund  eigener  Anschauung  der  Verhältnisse  zwischen  Oct.  1189 
und  Juli  1190  verfafstes  und  Erzb.  Dietrich  IT.  von  Besangen  zugeeignetes 
Gedicht  über  die  Belagerung  von  Akkon,  das  H.  Prutz  aus  einer  Pariser 
Handschr.  edierte;')  noch  femer  liegen  uns  die  nicht  allzu  bestimmten  und 
verbürgten  Nachrichten  des  Nerses  von  Lampron,  des  Übersetzers  des 
Bituales  der  lateinischen  Kirche  für  seine  armenischen  Landsleute,  über  das 
durch  den  Tod  Friedrichs  unerfüllt  gebliebene  Versprechen  desselben,  den  Fürst 
Leo  von  Cilicien  zum  König  von  Armenien  zu  erheben,')  was  eigenmächtig  aus- 
zuführen die  armenischen  Bischöfe  trotz  eines  vorliegenden  mit  goldener  Bulle 
besiegelten  kaiserlichen  Schreibens,  das  N.  gleichfalls  zu  übersetzen  beauftragt 
wnrde,  sich  beharrlich  weigerten:  die  hierauf  bezügliche,  nur  durch  ein  Citat 
Petermanns  *)  aus  Tschamtscheans  ^)  Geschichte  Armeniens  bekannte  Stelle  aus 
einem  Münchener  armenischen  Kodex  ist  jetzt  in  vollständiger  Übersetzung 
zugänglich.  —  Erheblichere  Beiträge,  wenn  auch  nicht  fllr  die  politische  Ge- 
schichte, so  doch  zur  Charakteristik  der  allgemeinen  Anschauungen  der  Zeit 
und  zur  Veranschaulichung  der  Kulturzustände  lassen  sich  hingegen  wohl  aus 
einzelnen  Heiligenleben  schöpfen,  namentlich  aus  solchen,  deren  Held  oder 
Heldin  eine  so  absonderliche  Stellung,  wie  die  h.  Hildegund,  der  weibliche 
Mönch,  einnimmt;  es  ist  daher  nicht  zu  übersehen,  dafs  uns  J.  Schwarzer^ 
aus  einer  dem  frühen  13.  Jh.  angehörigen,  aus  Ebrach  in  Franken  stammenden 
Handschrift  der  Raczinskischcn  Bibliothek  in  Posen  eine  Recension  dieser 
Quelle  bringt,  die  noch  im  Todesjahre  der  Heiligen,  1188,  verfafst  sein  mufs 
und  sich  so  als  echter  und  besser  bewährt  als  die  in  den  Acta  SS.  abge- 
druckte und  eine  daselbst  nur  im  allgemeinen  beschriebene  Fassung:  als 
Urheber  der  neuen  Vita  glaubt  S.  auf  Grund  einer  auffälligen  Ähnlichkeit 
des  Stiles  den  Mönch  Eberhard,  den  Verfasser  der  Vita  der  Äbtissin  Mathilde 
von  Edelstetten,  bezeichnen  zu  können  und  veröffentlicht  daher  gleichzeitig 
aus  obiger  bandschriftlichen  Quelle  einen  leider  noch  nicht  abgedruckten  Brief 
des  letzteren  an  Abt  Hermann  von  Ebrach.  Es  sind  freilich  nur  schöne 
erbauliche  Miracula,  die  da  erzählt  werden,  aber  das  eine  derselben  führt 
uns  noch  in  die  heidnischen  Verhältnisse  Pommerns.  Der  von  S.  gegebene 
Anstofs  hat  ferner  auch  Wattenbach ^)  veranlasst  gleich  aus  seinen  Samm- 
lungen eine  metrische  Vita  Hildegundis  beizufügen,  die  eben  nur  eine 
poetische  Umformung  der  neuen  Prosaversion  sein  kann. 

Urkunden  für  die  Mheren  staufischen  Kaiser  haben  wir  von  Stumpf- 
Brentano  (f  12.  Jan.  1882)  erhalten.  Von  seinen  'Acta  imperii  inedita'®)  um- 
fafst  die  3.  Abteilung  für  unsere  Zeit  47  Urkunden  (von  No.  475—531,  sämt- 
lich von  Kaisern  herrührend:  4  von  Konrad  lU.,  26  (davon  9  im  Anhang) 
von  Friedrich  L,   17  (2   im  Anhang)   von  Heinrich  VL     Darunter  sind  nur 


1)  Ebda.  S.  236—241.  -  2)  FDG.  21,  449-495.  -  3)  Vottor  (Eepot.  in  Ttibintj.): 
New.  V  L.  Bor.  über  K.  iViedr.  I.  Tod.  HJb.  n,  288—291.  —  4)  Abb.  d.  Borl.  Ak.  1860. 
S.  löO.  —  5)  Vened.  1784—1786.  —  6)  Vitao  et  Miracula  fkw  Kloster  Kbrach.  NA.  VI, 
513—529.  —  7)  Ibid.  S.  531—540.  —  8)  S.  o.  S.  25«. 


Lothar  OL  and  die  Staofer  biB  1208.  11,33 

9  bereits  gedrackt,  der  Abdruck  erfolgte  bei  2  nach  besseren  Quellen,^) 
während  die  flbrigen  während  der  Yeröffentlichang  der  Sammlang  anderweit 
gedrackt  sind;')  25  waren  anch  noch  nicht  in  der  Regestensammlung  vor- 
handen.') Als  anecht  bezeichnet  St  No.  481  (=  St.  3799)  und  521  (Privileg 
Friedrichs  L  Ar  Peschiera,  Prato  di  S.  Daniele,  1154,  Jali  8.).  — 
Sonst  hat  das  orkandliche  Qaellenmaterial  nur  geringen  Zuwachs  erfahren:  ob- 
wohl zur  Specialgeschichte  gehörig,  darf  doch  allgemeines  Interesse  ein  aus 
dem  Mfinchener  Archive  stanmiender  Brief  Eonrads  I.  von  Wettin  an  Papst 
Innocenz  ü.  vom  27.  Mftrz  1142  aus  Brehna  beanspruchen,  indem  ersterer 
Namens  seiner  Familie  auf  das  aus  der  Erbschaft  der  Frau  herstanunende 
Kloster  £lchingen  verzichtet  und  es  dem  römischen  Stuhle  überweist.^) 

IDt  gröfserem  Eifer  und  Ertrage  scheint  dagegen  die  nähere  Erforschung 
einzelner  Quellen  betrieben  worden  zu  sein:  hier  ist  die  Aufmerksamkeit  der 
interessierten  Kreise  nach  wie  vor  in  erster  Linie  auf  die  Schriften  Ottos 
von  Freising  und  seiner  Fortsetzer  gerichtet  Von  Ottos  Chronik  ist  endlich 
wenigstens  ein  Teil  in  ansprechender  deutscher  Übersetzung  erschienen-,  es 
sind  zwar  nur  Buch  Yl  und  VIP)  des  eigentümlichen  Werkes,  die,  mit  der 
Teilung  des  karolingischen  Reiches  beginnend,  der  zeitgenössischen  Geschichte 
gewidmet  sind,  doch  ist  auch  die  Obersetzung  der  Briefe  Ottos  an  Kaiser 
Friedrich  und  an  Rainald  von  Köln,  sowie  der  dem  Freunde  Isengfin  gewid- 
meten Vorrede  vorausgeschickt  Die  Zweifel,  ob  Otto  seinem  Vorgänger  auf 
dem  Freisinger  Bischofsstuhl  unmittelbar  oder  erst  nach  längerer  Sedisvakanz 
gefolgt  sei,  haben  auch  hier  in  der  Einleitung  noch  immer  keine  Lösung 
gefunden,  wohl  aber  ist  die  Yermutung,  Otto  sei  auch  Verfasser  einer  öster- 
reichischen Geschichte  gewesen,  mit  Entschiedenheit  zurückgewiesen.  In  dem 
erwähnten  Isengrin  sieht  auch  der  Übersetzer  noch  einen  Weihenstephaner 
Mönch,  während  F.  L.  Baumann^)  bestreitet,  dafs  Otto  einen  solchen  als 
Tratei^  angeredet  haben  würde,  dagegen  bezeichnet  er  Isengrin  als  Abt  von 
Ottobeuren  und  weist  die  Eintragung  vom  Tode  eines  Bischofs  Otto  im  Otto- 
benrer  Nekrolog^),  die  er  früher  selbst  auf  Otto  von  Konstanz  bezog,  jetzt  richtiger 
dem  gleichnamigen  Freisinger  Kirchenfürsten  zu.  —  Das  VIII.  Buch  der 
Chronik,  das  sich  in  mystisch-philosophischen  Ausführungen  ergeht  und  bei 
dem  Fehlen  jedes  näheren  Bezuges  zur  Zeitgeschichte  in  der  Übersetzung 
bei  Seite  gelassen  wurde,  bat  um  so  mehr  M.  Büdinger®)  als  Vorwurf 
filr  eine  oniversalhistorische  Studie  gedient.  Ausgehend  davon,  dafs  Otto,  was 
seine  Auffassung  der  Universalgeschichte  betrifft,  eine  Mittelstufe  zwischen 
dem  ihm  oft  als  Vorbild  dienenden  Eusebius  und  dem  Lord  Bolingbroke  der 
Neuzeit  einnehme,  sucht  B.  zu  zeigen,  dafs  Otto  trotz  der  Widmung  an 
Isengrin ,  der  für  einen  Cistercienser  zu^  halten  sei,  sein  Werk  im  Ganzen 
eher  als  *libri  YUI  de  mutabilitate  rerum'  denn  als  eine  Abhandlung  'de 
duabus  civitatibus'  habe  bezeichnet  sehen  wollen  und  dafs  die  Zeitgenossen, 
namentlich  Kaiser  Friedrich  erst  den  Namen  ^Chronik'  dafür  eingeführt 
hätten.  In  der  Einteilung  des  Werkes  soll  Olto,  namentlich  seitdem  er 
anf  eigenen  Füfsen  steht^  einen  ungemeinen  Scharfblick  und  Verständnis  für 


1)  S.  8.  XL  a.  —  2)  8.  8.  XUI".  —  3)  8.  8.  X/XL  Anm.  4.  —  4)  ▼.  Pflugk- 
Harttang:  Briefe  aas  d.  J.  1047—1146.  NA.  VI,  634.  —  5)  Üben,  yon  Hont  Kobl:  Ge- 
«Uchtnchreiber  d.  dtach.  Voneit  Lf  60.  XU.  Jh.  Bd.  YUI*.  Leipz.,  Duncker  u.  Homblot 
III  S.  —  6)  Iiengr.,  d.  Freand  Ottos  v.  Preis.  NA.  VI,  600—602.  —  7)  Z.  d.  bist.  Y.  t 
Sebwibe«  d.  Keabarg.  Y.  (1878)  8.  422.  —  8)  D.  Entstebg.  d.  VIII.  B.  Ottos  y.  Preis. 
Wie».     SB.  98,  325—366. 

Hiiieriiche  Jahresbericht«.    1881.    II.  3 


11^34  VI.     W.  Scham: 

grofse  historische  Wendepunkte,  die  gegen  die  herkömmliche  Anschannng 
als  Ausgang  und  Schlufs  einzelner  Epochen  zu  dienen  hätten,  an  den  Tag 
gelegt  haben.  Was  den  von  Seiten  einzehier  hervorragender  Zeitgenossen 
auf  Otto  geübten  Einflufs  anbetrifft,  so  sind  nach  B.  alsdann  zwischen  ihm 
und  Bernhard  von  Clairvaux  nur  wenig  Berührungspunkte  zu  verzeichnen. 
Hingegen  hat  es  an  Beziehungen  amtlicher  und  gelehrter  Natur  zwischen 
Otto  und  einem  anderen  geistvollen  Schriftsteller  jener  Zeit,  Gerhoh  von  Reichers- 
berg, ^)  zwar  nicht  gefehlt,  aber  es  scheinen  eher  Gegensätze  als  Oberein- 
stimmungen gewesen  zu  sein,  die  sich  je  länger  desto  mehr  ergaben  und  in 
denen  Gerhoh  als  der  minder  bedeutende  Kopf  in  den  Hintergrund  tritt. 
Ebenbürtiger  soll  dann  Rainald  von  Dassel  neben  Otto  gestanden  und  letzterer 
der  praktisch-politischen  Stellung  des  ersteren  durch  Milderung  einer  der  ihm 
liebsten  mystischen  Theorieen  Rechnung  getragen  haben:  als  Quelle  dieser 
Theorie,  nach  der  das  ganze  Werk  auch  seinen  Namen  emplSng,  werden  nun- 
mehr —  und  das  ist  wohl  B.s  wichtigstes  Ergebnis  —  die  Revelationen  des 
Methodius  von  Pataria  nachgewiesen,  deren  Benutzung  bei  Otto  ebenso- 
wenig verwundem  dürfe  wie  in  der  Schulgeschichte  des  Petrus  Gomestor; 
neben  ihnen  ist  es  die  Schrift  des  Pseudoareopagiten  Dionysius  über  die 
himmlische  Hierarchie,  die,  wenn  auch  nicht  in  ihrer  originalen  Fassung, 
sondern  wohl  eher  in  der  Gestalt  eines  von  Hugo  von  S.  Victor  verfafsten 
oder  vorgetragenen  Kommentares  Otto  zugänglich,  als  Grundlage  für  einen 
grofsen  Teil  des  YU.  Buches  gedient  haben  muss.  Konnte  Ottos  selbst- 
ständiges Urteil  sich  schon  nicht  entschliefsen,  alles,  was  er  an  solchen  Mate- 
rialien vorfand,  unverarbeitet  und  unverändert  herüberzunehmnn,  so  ist  der 
grofse  weitere  Ausbau,  der  sich  auf  jenem  Boden  erhebt,  als  eigene  und 
eigenartige  Geistesarbeit  des  Freisinger  Bischofes  anzusehen. 

Wie  Ottos  Werke,  so  sind  auch  die  Fortsetzer  derselben  wieder  neuen 
Untersuchungen  unterworfen  worden.  So  hat,  nachdem  1873  H.  Prutz') 
sich  eingehend  mit  Rage w ins  Fortsetzung  der  Gesta  Friderici  beschäftigt 
hat,  G.  Jordan^)  aus  Danzig  wieder  in  einer  kritischen  Untersuchung 
die  verschiedenen  von  Prutz  aufgeworfenen  Fragen  teils  ergänzt,  teils 
berichtigt  Die  Namensform  'Ragewin'  als  die  richtigere  bezeichnend,  geht 
J.  einleitungsweise  scharf  gegen  die  von  Wilmans  in  der  Monumenten- 
Ausgabe  bei  der  Benutzung  der  handschriftlichen  Überlieferungen  beobach- 
teten Grundsätze  vor  und  sucht  dann,  wie  schon  Lindner^)  hervor- 
gehoben hatte,  eine  Beendigung  des  Werkes.,  in  der  Zeit  vom  9.  März  bis 
18.  Juni  1160  wahrscheinlich  zu  machen,  so  dafs  Ragewin  für  viele  wichtige 
Abschnitte  als  gleichzeitiger  Berichterstatter  anzusehen  ist,  der  vornehmlich 
nach  eigener  Anschauung  und  ibündlichen  Berichten  schreibt  Vor  allen 
leugnet  J.  aber  eine  Benutzung  nachgelassener  Aufzeichnungen  Ottos,  dagegen 
stimmt  er  nicht  nur  mit  Prutz  darin  überein,  dafs  Ragewin  eine  übergrofse 
'Zahl  der  vorkommenden  Schilderungen  und  Reden  antiken  Mustern  nach- 
gebildet habe,  sondern  weist  anfserdem  auch  noch  vielflBU^he  und  umfängliche 
Entlehnungen  aus  Sallust  nach:  dennoch  habe  eine  Entstellung  der  That- 
sachen  nicht  stattgefunden.  Andere  Widersprüche  in  den  Schilderungen  Rs 
sollen   auf   einer  vielfach   vorkommenden   Einreihung  guter   und  wertvoller 


1)  Nobbes  Schrift  Über  dieeen  iat  schoA  im  vorigdn  Jg.  tonrdg  genotnmeti  (tl,  38^). 
—  2)  Radewins  PortBete.  d.  Getta  Frid.  imp.  Danzig.  —  g)  Bagewins  G«sta  Prid.  imp., 
©.  quellenkrit.  Untersuchung.    Strafcb.,  Trübner.    89  S.  (Strafsb.  Dia*.)  —  4)  CBL  1874.    8p.  800. 


Lothar  HL  and  die  Stanfer  bis  ISOd.  11,35 

Aktensttteke  an  unrechter  Stelle  beruhen.  Sonst  zeichne  sich  Ragewin  durch 
eine  grölsere  Sachlichkeit  sogar  vor  seinem  Meister  ans. 

Anch  die  Fortsetzung  des  Buches  ^von  den  beiden  Staaten',  als  deren  Ver- 
fasser Abt  Otto  von  S.  Blasien  gilt,  hat  in  den  ^Geschichtsschreibern'^) 
eine  Verdeutschung  erhalten:  die  hier  gegebene  Einleitung  konnte  neuere, 
erst  an  der  Hand  der  lateinischen  Monumenten  -  Ausgabe  entstandene 
Forschungen*)  berücksichtigen  wie  auch  kritisieren.  Selbständig  ist  hier  wohl 
der  Hinweis  auf  eine  Bekanntschaft  Ottos  mit  Virgil  and  mit  Orosius,  aas 
dessen  Werk  einige  Stellen  eher  direkt  entnommen  sein  können  als  erst 
durch  Vermittlung  der  Chronik  Ottos  v.  Freising,  femer  die  Abweisung  der 
von  Pannenborg  früher  angenommenen  Vermutung  einer  Benutzung  der  Historia 
Constantinop.  des  Guntheros  Ligarinus.  Als  Verfosser  des  Briefes  'de  morte 
Friderici',  der  als  beste  Quelle  über  dies  Ereignis  der  Übersetzung  der  Chronik 
angefügt  ist,  wird  auch  hier  in  Übereinstimmung  mit  neueren  Arbeiten^) 
Bisch.  Peter  y.  Toni  bezeichnet 

Von  specifisch  deutschen  Quellen  haben  wir  in  den  'Geschichtsschreibern' 
sonst  noch  Übersetzungen  eines  älteren  bis  1200  reichenden  Teiles  der 
Erfurter  Peterschronik^)  und  der  Marbacher  Jahrbücher  erhalten; 
die  Einleitung  zu  ersteren  ist  recht  dürftig  geraten  und  bringt  kaum  etwas 
Neues,  wie  es  überhaupt  wohl  noch  etwas  yerfrüht  war,  hier  mit  der  Über- 
seteung  vorzugehen,  so  lange  noch  nicht  eine  abschliefsende  Ausgabe  in  den 
Monumenten  vorlag.  Auch  hinsichtlich  der  zweiten  Quelle  ^)  beschränkt  sich 
der  Übersetzer  auf  eine  einfache  Wiedergabe  der  einander  entgegenstehenden 
Ansichten  von  Wilmans  einer-  und  Böhmer  und  Hegel  anderseits,  welche 
letztere  Stralsburg  eher  als  das  von  ersterem  vorgeschlagene  Marbach  als 
Entstehungsort  ansehen  möchten;  Grandaur  redet  lieber  einer  anbestimmten 
Bezeichnung  des  Werkes  als  'Elsäfsische  Annalen'  das  Wort.  Weiter  nach 
Westen,  auf  romanisches  Gebiet  hinüber,  führen  uns  femer  die  von  C.  Platner 
besorgten  Übersetzungen  der  ^Jahrbücher  von  S.  Jacob'  in  Lüttich  und 
der  von  Lambert  d.  Kleinen  und  Reiner  verfafsten  historischen  Schriften.^) 
Die  Einleitung  zu  denselben  verwertet  wenigstens  amsichtigst  alle  nach  dem 
Erscheinen  der  Monumentenausgabe  namentlich  über  das  Verhältnis  der  Jahr- 
bücher von  Lobbes,  Fosse  und  S.  Jacob  veröffentlichten  Beiträge.  Ganz 
französischen  Quellen  hat  diesmal  G.  Waitz'^)  einzelne  eingehende  und 
treffliche  Untersuchungen  gewidmet:  an  der  sich  mit  der  Wahl  Lothars  in. 
beschäftigenden  Stelle  der  Gesta  Ludovici  VIL  rcgis  zeigt  er,  dafs  dies  Werk 
als  eine  lateinische  Übersetzung  der  französischen  Chroniques  de  S.  Denis,  die 
ihrerseits  wiederum  aus  der  lateinischen* ^Historia  gloriosi  regis  Ludovici  VU' 
hervorgegangen  waren,  gehalten  werden  müssen,  dads  aber  diese  'Historia' 
nichts  weiter  ist  als  eine  die  Jfj.  1137  —  63  umfttssende,  aus  S.  Germain 
herrührende  Fortsetzung  des  um  die  Vita  Ludovici  VI.  bereicherten  Aimoin, 
die  man  selbständig  abgeschrieben  und  mehrfach  verbreitet  habe.  Nicht 
minderes  Licht  bringt  Waitz^)  in  die  verwickelten  Verwandtschaftsverhält- 


1)  Lf.  63.  XU.  Jh.  Bd.  VUlb.  (D.  Chron.  d.  Otto  y.  S.  Bl.  Über»,  v.  Dr.  Horst  Kohl. 
120  8.,  vgL  S.  33».  —  2)  Thomae:  Die  Chr.  d.  0.  y.  8.  Bl.  Leipz.  1877.  —  8)  Fischer, 
Gtteh.  d.  Kivuanga  Friedr.8  I.  Leipz.  1870.  —  4)  Lief.  61.  Xu.  Jh.  Bd.  IV;  Chron.  y. 
S.  Peter  in  £rf.  Übers,  y.  G.  Qrasdaar.  93  S.  Vgl.  o.  Anm.  1.  —  5)  Li  62.Xin.  Jh. 
Bl  VI.  Die  Jahrbb.  t.  Marbach.  Nach  d.  Ausg.  d.  Mon.  übers,  y.  Gt.  Grandaur.  YIII,  64  S.  — 
€)  GeMhichtaflchr.  d.  dtsch.  Vorz.  Lf.  64.  XHI.  Jh.  Bd.  H.  X,  121  S.  —  7)  Über  d.  Gesta  a.  Hist 
ns»  ladov.  VII.  KA.  VI,  117—128.  —  8)  Herrn,  y.  Toarn.  u.  d.  Qeschichtaschreibang 
i  Sladt    FDG.  XXI,  429-449. 

3* 


n,36  VL    W.  Scham: 

nisse  der  von  Hermann  von  Toumai  Überlieferten  Terschiedenartigen  Werke 
und  die  mit  denselben  verbundenen  weiteren  Quellen  zur  Tounuder  Stadt- 
geschichte: die  letzteren,  z.  t.  auf  guten  historischen  Grundlagen,  z.  t  auch 
auf  Fabeln  beruhend,  zumeist  erst  um  Mitte  des  12.  Jh.  entstanden,  sind 
hiemach  von  einem  Eompilator  dieser  Zeit  mit  gröfseren  Stücken  aus  einer 
sich  mit  der  Wiederherstellui^  des  Toumaier  Bistums  beschäftigenden  Schrift 
Hermanns,  die  in  etwas  anderer  Grestalt  als  Rundschreiben  des  dortigen 
Kapitels  in  jener  Angelegenheit  bekannt  ist,  zusammengeschmolzen  worden. 
Übereinstimmung  in  Anschauungen,  Stil  und  Wortlaut  dieser  Schrift  mit 
einer  anderen,  einem  bisher  nicht  näher  bezeichneten  Hermann  zugeschriebenen 
Abhandlung  ^de  laudibus  S.  Mariae  Laudunensis'  giebt  das  Recht,  auch  diese 
dem  Toumaier  Hermann  beizumessen.  Sein  bedeutendstes  Werk  ist  und 
bleibt  aber  immer  der  Traktat  'de  restauratione  S.  Martini  Tornacensis',  den 
er  1142  in  Rom  begann  und  bei  Rückkehr  in  die  Heimat  vollendete;  leider 
ist  diese  überaus  verdienstliche  Leistung  nicht  mehr  in  ursprünglicher  Form 
erhalten,  sondern  einmal  um  eine  in  der  Mitte  des  Jahrhunderts  angefOgte 
Fortsetzung  aus  Hermanns  Schrift  über  die  Wiederherstellung  des  Bistums 
vermehrt  und  sodann  in  einer  ziemlich  entstellenden  Überarbeitung,  die  bis 
1147  auch  Materialien  aus  ersterem  Werke  entnimmt 

In  ähnlicher  Weise  hat  neben  Waitz  wieder  v.  Giese brecht  einige 
italienische  Quellen,^)  die  fOr  die  Reichsgeschichte  von  erheblicher  Bedeutung 
sind,  behandelt  und  durch  Zurückgreifen  auf  die  Muratorischen  Ausgaben  an 
mehreren  Stellen  auf  eine  Umkehmng  und  Yerwischung  des  richtigen  Zn- 
sammenhanges durch  die  von  Pertz  in  den  Monumenten  getroffene  Ordnung 
und  Gestaltung  hingewiesen.  Gem  rühmt  G.  hierbei  die  unparteiische,  unbe- 
fangene und  würdige  Haltung  des  unbekannten  Verfassers  der  von  1154  —  1 177 
reichenden  Ann.  Mediolanenses  maiores,  in  denen  neben  manchem 
Tadel  der  eigenen  Landsleute  mehr  als  einmal  E.  Friedrichs  Grösse  aner- 
kannt wird,  und  schlägt  vor  zur  Ergänzung  dieses  bedeutsamen  Werkes, 
das  ziemlich  unverändert  um  1230  in  die  Kompilation  des  Sire  Raul  aufge- 
nommen, nur  in  einer  späten  Hds.  der  Brera  vorliegt,  den  sog.  'Liber 
tristitiae',  der  früher  dem  Johann  Codagnello  zugeschrieben,  im  Grunde  nur 
als  eine  höchst  tendenziöse  Umarbeitung  der  Mailänder  Ann.  in  weifischem 
Sinne  gelten  könne,  aus  einer  Pariser  Hds.  heranzuziehen ;  aus  letzteren  sollen 
dann  wieder  durch  emeute  Umgestaltung  in  politischem  Parteiinteresse  die 
Ann.  Piacentini  Gibellini  hervorgegangen  sein.  Eine  andere  Pariser  Hds., 
die  Beiträge  zur  mailändischen  Geschichte  unserer  Epoche  enthalten  sollte, 
ergiebt  bei  näherer  Untersuchung  weiter  nichts  als  die  erst  in  der  2.  Hälft« 
des  13.  Jahrb.  entstandene  Chronica  Danielis  oder  Historia  comitum 
Angleriae,  deren  Verfasser,  ein  ungenannter  Geistlicher  von  S.  Ambrogio, 
gute  Ortskenntnis  besitzt  und  mit  diesen  Kenntnissen  sich  vergeblich  bemüht 
als  den  Ereignissen  gleichzeitig  zu  erscheinen.  Aulserdem  hat  G.  einige  be- 
deutsame Stellen  aus  den  Briefen  des  Johannes  v.  Salisburj  mit  beson- 
derem Erfolge  und  Geschick  neu  beleuchtet:^)  die  im  138.  Briefe  der 
Migueschen  Edition  vorkommenden,  Reuter  und  Prutz  so  anstöfsigen  ^verba 
imperatoris',  die  über  eine  Verständigung  des  französischen  und  englischen 
Königs  zur  Beseitigung  des  englischen  Earchenstreites  an  den  Papst  gerichtet 
worden  sein  sollen,  werden  hierbei  in  'verba  imperatricis'  emendiert^  so  dafs, 


1)  Z.  mailänd.  GeschicIitMchreib.  d.  12.  a.  18.  JIl  FBG.  21,  299—341.  Vgl.  a.  8.  42«. 
^  2)  Noten  zu  Briefen  Joh.  y.  Salisb.     Ibid.,  8.  612^634. 


Lothar  in.  und  die  Staufer  bis  1208.  11,37 

da  unter  ^imperatrix'  nach  englischem  Sprachgebrauch  jener  Zeit  die  Witwe 
des  letzten  Saliers  und  die  Matter  des  englischen  Heinrichs  11.  zii  verstehen 
ist,  jeder  innere  wie  äafsere  Widersprach  jener  Mitteilnngen  fortfällt.  Aas 
dem  292.  Briefe  greift  6.  sodann  die  Mitteilung,  dafs  der  nachmalige 
Kaiser  Heinrich  VI.  der  2.  Sohn  Friedrichs  gewesen  sei,  heraus  und  bringt 
eine  Reihe  von  anderen  Beweismitteln,  wie  eine  Urk.  für  Weifsenau  vom 
1.  Nov.  1164,  einen  wohl  zu  1164  statt  1168  zusetzenden  Brief  des  Markg. 
¥.  Montferrat  an  Ludwig  VII.  und  eine  Stelle  aus  dem  Chron.  Favent.  des 
Toloaanus  zur  Yergleichung  bei;  im  Einzelnen  hie  und  da  anfechtbar  und 
der  £mendation  bedürftig  gewinnt  dies  Material,  im  Ganzen  genommen,  ein 
derartiges  Gewicht,  dals  man  sich  dem  Glauben  an  den  obenbezeichneten 
Sachverhalt  nicht  entziehen  kann. 

Eine  deutsche  Quelle,  deren  Entstehung  freUich  jenseits  der  zeitlichen 
Grenze  unseres  Referates  liegt,  die  sich  indes  eingehend  mit  den  Mainzer 
Yerhailnissen  des  12.  Jh.  beschäftigt,  ist  die  von  H.  Reimer  1880  wieder 
herausgegebene  'Chronica  de  calamitate  Moguntinae  ecclesiae\^) 
Audi  Reimer  weiCs  keine  nähere  Auskunft  über  Heimat  und  Lebensverhält- 
nis des  als  Yerüasser  jener  Schrift  genannten  Bischofs  Christian  zu  geben; 
nachträglich  erst  ist  es  Co rn.  Will  in  Regensburg')  gelungen,  es  an  Einzel- 
heiten wahrscheinlich  zu  machen,  dafs  wir  es  mit  einem  Deutschordens- 
Weihbischofe,  Christian  v.  Litthauen,  als  Autor  zu  thun  haben. 

Noch  dürftigere  Früchte  hat  die  darstellende  Litteratur  der  Geschichte 
des  12.  Jh.  getragen.  Aus  dem  Gebiete  der  Reichsgeschichte  3)  haben  wir 
sogar  nur  eine  einzige  grössere  Bearbeitung  eines  nicht  deutschen  Schrift- 
stellers zu  verzeichnen:  der  Pariser  Akademiker  Jul.  Zeller  ist  in  seiner 
Geschichte  des  Deutschen  Kaiserreichs  *)  zu  Lothar  HI.  und  den  Hohenstaufen 
bis  zu  Heinrich  YI.  einschliefslich  gelangt.  Wie  im  Titel  so  besteht  auch 
in  dem  früheren  Teile  des  Werkes  eine  gewisse  Übereinstimmung  mit 
Giesebrechts  Kaisergeschichte;  so  weit  noch  keine  Bearbeitung  der  behandelten 
Epoche  von  letzterer  Seite  vorliegt,  werden  andere  Produkte  der  diesseitigen 
Litteratur  verwertet  und  verwendet,  aber  dem  Vf.  ist  trotzdem  kein  mecha- 
nisches Nachschreiben  zum  Vorwurf  zu  machen,  sondern  ein  verständiges 
Zurückgehen  auf  die  Quellen  und  eine  Yergleichung  der  bisherigen  Dar- 
stellungen mit  denselben  anzuerkennen.  Am  selbständigsten  sind  natürlich 
die  Parüeen,  die  von  den  Beziehungen  Deutschlands  zu  Frankreich  handeln, 
wie  die  Erörterung  der  Wirksamkeit  des  h.  Bernhard,  des  Kreuzzuges  von 
1147,  des  grolsen  Kirchenschisma,  des  Kreuzzuges  von  1190  und  seiner 
Folgen,  vornehmlich  der  Gefangenschaft  K.  Richards  Löwenherz:  Z.s  Urteil 
über  Heinrichs  YL  Charakter  scheint  eher  schärfer  als  milder  geworden  zu 
sein.^)  Auf  französicher  Seite  ^)  findet  Z.s  Auffassung  und  vor  allem  auch 
die  Form  seiner  Darstellung  allgemeinen  Beifall. 

Hiemeben  ist  nur  eine  Episode  aus  dem  Kampfe  des  grofsen  Staufers 


1)  M6H.  Sa  XXY.,  8.  Jahresber.  lU,  2,  42.  -^  2)  Über  d.  Verf.  d.  Ghron.  Mogunt. 
HJb.  n,  335—387.  —  3)  Die  mit  „ —  t**  anterzeiclmete  BoBprechang  yon  y.  Giesebrechts 
„Q«tch.  d.  d.  Kaiaet  anter  fV.  Barb.<S  Im  Keaen  Beich  1880.  No.  40.  S.  522  -  524, 
beaduiakt  ach  darauf,  der  Auffiuaang  des  Charakters  des  Helden  und  seiner  Zeit,  sowie  der 
Pam  der  DanteUnng  imbe«c]irankten  Beifall  zu  spenden.  —  4)  Tempire  germ.  soos  les 
floliAuitaiiffeii.  Par.,  Didier.  495  S.  (Bd.  III  dieses  Werkes,  <Les  Henri;  Qaerelle  des 
iBfesütsn«',  519  S.  u.  Karte,  erschien  1877.  ->  5)  Vergl.  Jahresber.  III,  2,  40f  Die  an 
dieser  Stau«  beaproch.  Abhandlong  ^Captint^  de  Bich«  Coonr-de-L.'  erschien  auch  ST.  XY, 
«74-86.    821—34-  —  6)  Polybibl.  XXV,  1,  69  t 


n,38  ^^    W.  Schum: 

mit  der  Curie,  das  Verhältnis  desselben  zu  Papst  Hadrian  IV.,  von  jangerer 
Hand  einer  eingehenden  und  sorgföltigen  Betrachtung  gewürdigt  worden.^) 
Der  2.  Teil  dieser  Arbeit,  soweit  sie  die  kirchlich  politischen  Differenzen 
seit  dem  Roncalischen  Tage  verfolgt,  stimmt  im  wesentlichen  mit  Giesebrechts 
neuesten  Forschungen  überein,  nur  dafs  an  der  Hand  der  umsichtig  ge- 
sammelten uud  sorgfältig  geprüften  Quellenstellen  alle  Vorgänge  und  Ver- 
handlungen bis  in  die  kleinsten  Details  verfolgt  werden;  einzelnes  ist  daher 
etwas  anders  formuliert  und  der  Versuch  gemacht,  an  verschiedenen  Angaben 
Giesebrechts  durch  schärfere  Fassung  zu  bessern.  Am  ehesten  vdrd  man 
der  Ausfuhrung  beipflichten  können,  dafs  die  strengkirchlichen  Kardinäle 
sich  trotz  der  kirchenrechtlichen  Bestimmungen  nicht  vom  Schwur  werden 
haben  abhalten  lassen,  nach  Hadriaus  Tode  nur  einen  der  ihren  zu  wählen. 
Hinsichtlich  der  im  1.  Teile  erörterten  Verhältnisse,  namentlich  des  für  alle 
späteren  Beziehungen  Friedrichs  zur  Kurie  mafsgebenden  Vertrages,  der  im 
März  1153  zu  Konstanz  mit  Eugen  IH.  abgeschlossen  wurde,  hält  der  Vf. 
im  Widerspruch  zu  Giesebrecht  dafür,  dais  diese  Abmachungen  der  Kurie 
neben  einer  Reihe  bestimmter  Vorteile  gröfste  Freiheit  des  Handelns  verstattet 
und  nach  dem  Wortlaute  derselben  Friedrich  nicht  im  Rechte  gewesen  sei, 
Hadrian  wegen  des  zu  Benevent  einseitig  mit  den  Normannen  geschlossenen 
Friedens  des  Treubruchs  zu  beschuldigen.  Ferner  wird  zu  erweisen  gesucht, 
dafs  Friedrich,  da  er  nicht  einmal  imstande  war,  die  zu  Konstanz  zuge- 
sagte Unterwerfung  der  Römer  und  Normannen  durchzuführen,  den  Papst 
selbst  in  die  Arme  der  letzteren  getrieben  und  damit  zur  Wiederaufiiahme 
der  gregorianischen  Politik  nach  dem  nunmehr  30jährigen  Waffenstillstand 
veranlafst  habe:  dem  Kanzler  Rainald  wird  es  alsdann  zur  Last  gelegt,  dafs 
Friedrich  mit  gleicher  Politik  geantwortet.  In  der  Schilderung  der  weiteren 
Verwicklungen  ist  es  wohl  neu,  wenn  wir  im  Anschlufs  an  den  Tag  von 
Besan^on  einige  nähere  Andeutungen  über  das  Treiben  der  Legaten  in 
Deutschland,  die  von  ihnen  geübten  Erpressungen  u.  s.  w.  erhalten;  bei  der 
Besprechung  der  Verhandlungen  zu  Roncalia  wird  in  ansprechender  Weise 
der  Zusammenhang  der  dort  publizierten  Erlasse  mit  dem  justinianischen 
Rechte  belegt. 

Wie  unter  Friedrichs  Feinden  in  Deutschland  Heinrich  der  Löwe  und 
die  weifische  Familie  den  ersten  Platz  einnehmen,  so  fesseln  dieselben  neben 
der  Kaisergeschichte  auch  am  meisten  das  Interesse  der  Forschung:  hatte 
daher  das  700jährige  Gedächtnis  des  Sturzes  des  gewaltigen  Weifen  in  ver- 
wichenem  Jahre  dazu  geführt,  dafs  man  sich  das  wechselvolle  Leben  desselben 
als  Stoff  für  historische  Betrachtungen  ausersah,  so  war  das  50jährige  Regie- 
rungsjubiläum des  letzten  Sprossen  eines  der  weifischen  Familienzweige  kein 
minderer  Anlafs  zu  gleichem  Vorgehen.  Leider  ist  das  Werk'),  das  dieser 
Gelegenheit  seine  Entstehung  verdankt,  kaum  als  wissenschaftUches  zu  be- 
zeichnen; eigene  Quellenstudien  hat  der  Vf.  weder  unternommen  noch  nnter- 
nchmen  wollen,  aber  selbst  für  die  von  ihm  beabsichtigte  populäre  Schilderung 
hätte  er  sich  etwas  besser  und  eingehender  in  der  gedruckten  Litteratur  um- 


1)  Walter  Ribbeck,  K.  Friedr.  I.  o.  die  Bödl  Oorie  in  d.  Jj.  1157—1159.  Leipng, 
Veit  u.  Co.  79  S.  —  2)  0.  Hohn  st  ein,  Heinr.  d.  L.,  s.  Leben,  s.  Th«ton  n.  a.  Yer- 
dionate  um  Brannachw.  Featacbr.  zur  Feier  d.  50jahr.  RegierungajttbiL  a.  H.  d.  reg.  Hen. 
Wim.  y.  Braunachw.  Brannachw.,  Wraken.  208  S.  —  Den  Nachfolger  Heinr.  d.  L.  in 
Bayern,  Otto  v.  Wittelabach,  beapricht  wohl  in  d.  Jahreaber.  UI,  %  103«  berührten  Ponkt» 
C.  Oater,  d.  Yeroneaer  Klanaen  a.  0.  y.  W.,  Lit.  Beü.  d.  Kttknih.  Ztg.    No.  97  fll 


Lothar  m.  und  die  Sfaufor  bis  1208.  11,39 

sehen  and  sich  ven  den  in  neuer  Zeit  erschienenen  Berichtigungen  älterer 
FoTSchongen  unterrichten  sollen;  vielfach  läfst  er  dann  da,  wo  es  gilt, 
Lacken  in  den  entworfenen  Bildern  auszufüllen,  der  Phantasie  die  Ztlgel 
schieüsen,  wie  auch  seine  Darstellung  nicht  gerade  günstig  durch  den  Zweck, 
för  den  sie  geschrieben,  und  durch  die  Stellung  der  hohen  Persönlichkeit, 
der  sie  gewidmet  ist,  beeinfluTst  wird,  wie  u.  a.  S.  161  die  Schilderung  der 
^edlen  Gr&nde',  die  Heinrich  zum  Abfall  von  K.  Friedrich  bewogen  haben 
sollen,  beweist 

In  jeder  Weise  vorteilhaft  unterscheidet  sich  hiervon  die  gleichzeitig 
erschienene  Biographie  der  vornehmsten  Vertreter  des  jüngeren  Zweiges  des 
wdfischen  Hauses,  Herz.  Welfis  VI.  und  seines  Sohnes,  ^)  der  vorzeitig  bei 
der  groben  Pest  des  J.  1167  den  Tod  fand.  Das  Werkchen  ist  mit  warmem 
Interesse  für  die  Sache  und  die  behandelten  Personen  geschrieben:  beruht  es 
ebenfalls  nicht  auf  eigenen  archivalischen  Studien,  so  bleibt  doch  die  Auf- 
ÜBssong  eine  stets  objektive,  mit  den  realen  Verhältnissen  rechnende,  und 
flberall  ist  neben  einer  Benutzung  älterer  und  jüngerer  Publicationen  zur 
Beichs-  und  Territorialgeschichte  auf  das  durch  den  Druck  zugängliche 
Qnellenmaterial  zurückgegangen.  Selbst  eine  kritische  Prüfung  und  Sichtung 
derselben  ist  nicht  unterblieben,  freilich  ohne  viel  Neues  zu  ergeben;  denn 
nur  gegen  Ende  begegnen  einzelne  Verbesserungen  der  Petersschen  Studien, 
wie  z.  B.  S,  132  n.  23  mit  Recht  bestritten  wird,  daüs  der  Kleriker  K,  den 
Weif  1 1 76  mit  der  Bitte  um  eigenhändige  Erteilung  der  Weihe  an  den  Papst 
sandte,  Otto  v.  Baitenbuch  gewesen  sei.  Auch  neue  Gesichtspunkte  und 
Darlegungen  finden  sich  kaum,  aber  es  ist  und  bleibt  erfreulich,  das  Lebens- 
bild eines  so  eigentümlichen  und  so  ganz  in  seiner  Zeit  lebenden  Ftlrsten, 
wie  es  Weif  Vi.  war,  in  abgerundeter  und  zusammenfassend  gefälliger  Form 
for  weitere  Studien  zur  Hand  zu  haben. 

Die  Thätigkeit  der  Reichsfürsten  des  12.  Jh.  beleuchtete  schon  1880 
in  einer  nicht  unbrauchbaren  Biographie  Erzbisch.  Heinrichs!  v.  Mainz,  ^) 
W.  Stöwer,^)  der  auch  bisher  ungedruckte  Urkunden  jenes  Eirchenfürsten 
ans  dem  Münchener  Reichsarchiv  und  der  Conradischen  Sammlung  in  Milten- 
berg mitteilt.  In  der  Frage  über  die  Führung  des  Reichsvikariates  nimmt 
der  Vf.  mit  Giesebrecht  an,  dafs  man  wohl  einen  theoretischen  Anspruch 
Heinrichs  auf  jenes  Amt  anerkannt,  thatsächlich  aber  die  Leitung  in  die 
Hluide  Wibalds  v.  Corvey  gelegt  habe.  Den  Anlals  zum  Sturze  Heinrichs 
findet  St.  in  dessen  Weigerung,  päpstlichen  Befehlen  ohne  weiteres  Folge  zu 
geben,  und  in  einer  Verfeindung  mit  K.  Friedrich  I.  dadurch,  dals  er  weniger 
dessen  Wahl  als  der  des  gleichnamigen  Sohnes  Eonrads  HI.  Vorschub  leistete. 
—  Unter  Heinrich  VI.  war  Eonrad  v.  Querfurt,  (f  1202)  Bischof  v.  Hildes- 
heim u.  Würzburg,  Eanzler,  dem  L.  v.  Borch  aÜs  seinem  Ahnen  Studien^) 
widmet,  die  mehr  von  Liebe  als  von  Eritik  und  Methode  getragen  sind. 
Gegen  einige  Ausstellungen  Winkelmanns  ^)  verteidigt  er  sich  und  sucht  ein- 
zeke  Punkte  im  Leben  seines  Helden  richtig  zu  stellen.  ^) 

Die  politischen  Verhältnisse  des  Reiches  in  einem  meist  nur  nominell 
za  ihm  gehörenden  Gebiete  berührt  für  das  ausgehende  12.  Jh.  R  Stern- 


1)  Dr.  S.  Adler,  Herz.  Weif  VI.  a.  b.  Sohn.  Haim.,  Helbing;  IV,  160  S.  Von  S.  137 
tB  ttid  160  Regestennnmineni  für  die  yonufgehenden  AiufÜhruiigen  gegeben.  Vgl.  MHL. 
1,282.  (Volkmar).  —  2)  Heinr.  L,  Enb.  y.  Mainz  1U2— 1153.  Grei&w.  Dies.  102  S.  — 
3)  S.  Jahieaber.  HI,  2,  405.  -^  4)  HZ.  45,  340.  —  5)  Kanal  Konr.  in  Phil.  y.  Schwab. 
oBd  Otto  IV.  T.  E.  Winkelm.,  Beil   z.  CBl.  n.  20. 


n,40  V^-     ^-  Schum: 

feld,^)  in  einer  Darstellung  der  Beziehungen  des  Areiats  zur  kaiserlichen 
Gewalt.  Konnte  er  sich  z.  t.  an  Hüffer^)  anschlieüsen,  so  war  seine  Auf- 
'gäbe  doch  namentlich  für  die  Zeit  von  1190 — 1214  keine  leichte:  es  galt 
eine  unendliche  Reibe  einzelner  Fälle  und  Vorgänge  mit  Mühe  zu  verfolgen, 
um  einige  Anhaltspunkte  für  eine  umfassendere  Beleuchtung  des  allgemeinen 
Zustandes  des  Landes  und  der  politischen  Strömungen  zu  gewinnen;  dazu  gab 
es  nur  ein  sprödes  und  wenig  ergiebiges  Quellenmaterial.  Dasselbe  genügt 
indes  zu  zeigen,  dafs  Heinrich  VI.  im  Anfange  seiner  Regierung  der  Wich« 
tigkeit  des  Areiats  für  die  Verbindung  zwischen  Deutschland  und  Italien  in 
vollem  Umfange  Rechnung  trug  und  das  Land  auch  in  geeigneter  Weise  für 
die  Zwecke  seiner  Universalpolitik  nutzbar  zu  machen  suchte,  dagegen  es 
versäumte,  diesen  seinen  Plänen  durch  entsprechende  innere  Organisationen 
den  nötigen  Rückhalt  zu  geben.  Je  weiter  man  nach  Westen  kommt, 
sieht  mau  an  den  Urkunden-Datierungen,  dafs  Heinrichs  Ansehen  hier  stark 
im  Argen  lag.  Noch  weniger  war  es  Kg.  Philipp  vergönnt,  Kraft  und  An- 
sehen zu  gewinnen;  nur  im  Norden  fafste  er  festen  Fufs.  Sonst  hat  Kampf 
und  Fehde  das  Land  aufs  Tiefste  zerrissen  und  geschädigt;  Otto  IV.  hat  es 
nicht  einmal  betreten  und  so  ist  es  gekommen,  dafs  damals  schon  die  Rhone 
als  westliche  Reichsgrenze  erschien. 

Kann  so  die  Verfassungs-Geschichte  aus  diesen  Forschungen  kaum  brauch- 
bares Material  gewinnen,  so  gewährt  uns  in  dieser  Beziehung  eine  Unter- 
suchung über  das  deutsche  Kriegswesen  in  der  staufischen  Zeit^)  einige 
Belehrungen.  Der  1.  Abschnitt,  der  sich  in  einer  Charakteristik  der  Stra- 
tegie des  beginnenden  13.  Jahrb.  beschäftigt,  gipfelt  in  der  Behauptung, 
dafs  es  in  allen  damaligen  Schlachten  darauf  angekommen  sei,  behufs  Ge- 
winnung hohen  Lösegeldes  so  viel  als  möglich  Gefangene  zu  machen  und 
dafs  man,  wenn  die  Uebermacht  der  einen  Partei  einen  unglücklichen  Aus- 
gang des  Kampfes  in  diesem  Sinne  voraussehen  Hess,  die  offene  Feldschlacht 
mit  allen  Mitteln  vermieden  habe.  Ministerialen  und  Lehnsritter  bildeten  noch 
immer  den  Kern  der  Heere,  neben  ihnen  erscheinen  zuerst  unter  Heinr.  VI.,  noch 
mehr  aber  unter  Philipp  und  Otto  auch  Soldritter,  dann  vor  allen  aber 
städtische  Bürgerwehren,  die  mit  Bogen  und  Armbrust  bewaffnet  waren;  doch 
war  auch  in  gröfserem  Umfange  den  auf  Grund  der  Lehnsverhältnisse  Kriegs- 
dienste Leistenden  eine  Entschädigung  zu  gewähren,  die  als  Solda  bezeichnet 
wird:  der  Beitrag,  der  sonst  zur  Equipierung  und  für  den  Unterhalt  nur  auf 
dem  Romzuge  gewährt  wurde,  wird  jetzt  in  erhöhtem  Mafsstabe  dazu  für  alle 
kriegerischen  Unternehmungen  gefordert.  Letzterer  Umstand  hat  es  dann 
nach  L.  wieder  nötig  gemacht,  sich  mit  umfänglichen  Proviantkolonnen  zu 
versehen.  Die  Fürsten  im  inneren  Deutschland  haben  es  hierbei  nicht  ver- 
standen, sich  die  Kräfte  der  Städte  nutzbar  zu  machen  und  sind  bald  durch 
die  flandrischen  Grofsen,  die  sowohl  Bürger  als  Bauern  zu  Kriegsdienst- 
leistungen heranzogen,  überholt  worden.  Auch  in  der  Mobilisierung  des 
Reichskriegsheeres  hat  die  Zeit  gewaltige  Änderungen  hervorgebracht;  die 
Notwendigkeit,  schneller  schlagfertig  zu  sein,  zwang  auf  die  Abhaltung  des 
einen  der  bisher  üblichen  zwei  Hoftage,  auf  die  lange  Frist  bis  zum  Auf- 


1)  S.  u.  46*.  Vgl.  HZ.  47,  62.  (L.  Weiland);  MfiL.  X,  23S  ff:  (Y olkmar).  —  2)  S.  Jaliies- 
ber.  I,  368.  —  3)  K.  Lindt,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  dtsch.  KriegswoBens  in  d.  staof.  Zeit  im 
Anadil.  an  die  Kämpfe  zwischen  Phil.  y.  Schwaben  u.  Otto  IT.  Tttb.  IHm.,  Freib.  i.  B. 
u.  Tilb.     71  S.  —  Vgl.  MHL.  X,  236  ff.     (Volkmar.) 


Lothar  HI.  und  die  Staufer  bu  1208.  11,41 

gebot  und  auf  den  besonderen  Schwur  za  verzichten.  —  Ein  Exknrs  be- 
schäft^  sich  damit,  das  beginnende  IB.  Jh.  als  die  Entstehung  des  deutschen 
Kdlner  Dienstmannen-Rechtes  zu  erweisen,  ein  zweiter  will  die  Erinnerung  an 
die  alte  persönliche  Freiheit  als  Grund  fttr  eine  Unterscheidung  der  ^milites 
bereditarii'  von  den  ^rvientes  hereditarii'  im  Hennegauer  Dienstrecht  kenn- 
leichnen.  —  Eine  mehr  germanistische  Dissertation  ist  dem  Turnier- 
wesen des  12.  und  13.  Jh.  gewidmet,  i)  Dieselbe  beabsichtigt  in  erster  Linie 
an  der  Hand  der  poetischen  Litteratur  alle  auf  das  ritterliche  Kampfspiel 
mit  seinen  Abarten,  seinem  Verlauf  und  Folgen  bezüglichen  Ausdrücke  und 
Bedewendungen  in  ihrem  Wesen  zu  erörtern  und  zu  ergründen.  Mehr  auf 
die  Geschichte  des  Tumierwesens  geht  die  Einleitung  der  verdienstlichen  und 
wohlgelungenen  Arbeit  ein;  sie  hält  hierbei  an  der  Ansicht  fest,  dafs  das 
Tamier  als  Kampf  mit  stumpfen  Waffen  eine  französische  Erfindung  des 
11.  Jh.  ist,  von  der  im  J.  1127  in  Deutschland  die  erste  sichere  Spur  (in 
WQrzburg  bei  Otto  Fris.  Gesta.  I,  17)  nachweisbar  ist;  alles,  was  man  aus 
Nithard  und  Widukind  für  ein  höheres  Alter  geltend  gemacht,  sei  nicht  auf 
das  wirkliche  Tornier,  sondern  auf  Vorläufer  desselben,  'Kampf-  und  Reiterspiele', 
ZQ  beziehen.  Von  allen  verschiedenen  Arten  kann  als  die  'klassische'  be- 
seichnet  werden  der  'tumei  durch  ere  ze  schimpfe,  mit  vride  äne  kipper', 
d.  h.  ohne  Belohnung,  mit  stumpfen  Waffen,  unter  Verabredung  der  Frei- 
lassungsbedingungen  und  ohne  Beteiligung  der  Knappen  mit  Knütteln.  Die 
auf  Tötung  and  Roheit  hinauslaufenden  Nebenarten  sind  erst  in  der  Verfall- 
zeit (Mitte  d.  13.  Jh.)  aufgekommen  und  bedauert  worden. 


VIL 
J.  Egger. 

Deutschland  im  XIH.  Jh.  (1208—1273). 

Die  historischen  Publikationen  des  J.  1881  über  die  deutsche  Reichs- 
gesehichte  von  1208 — 1273  stehen  hinter  denen  der  unmittelbar  vorausge- 
gangenen Jahre  an  Umfang  und  Bedeutung  im  allgemeinen  erheblich  zurück, 
doch  wie  in  diesen  sind  wieder  die  veröffentlichten  Geschichts  quellen  von 
grdiserem  Belange  als  die  darstellenden  Werke. 

Von  den  Historikern  des  Mittelalters,  die  ganz  oder  teilweise  unsere 
Periode  hehandeln,  ist  nur  einer  herausgegeben  worden  und  dieser  nicht  zum 
ersten,  sondern  schon  zum  drittenmal,  aber  Christian  Kuchimeisters  ^Nüwe 
casus  monasterii  sancti  Galli'*)  bieten  in  der  neuen  Ausgabe,  weiche  wie  die  der 
übrigen  seit  1 8 tO  erschienenen  St.  Gallischen  Geschichtsquellen  Prof.  G.  Meyer 
V.  Knonau  besorgt  hat,  einen  viel  bessern  Text  als  in  den  früheren  beiden, 
namentlich  in  Hardeggers  Ausgabe,  und  die  ausfohrliche  Einleitung  M.s  hat 
die  Bedeutung    dieses   Historikers   erst  in    das   rechte  Licht   gesetzt.    Wir 


1)  Pol.  Niedner,  d.  dtsch.  Turnier  i  XU.  a.  XIH.  Jahrh.   1.  Teil.   Berl.  Dias.   80  S. 
2)  IGtt  z.  Tftterl.    GeMh.    Hrsg.   ▼.  hiat  Y.  in  St.  GaUen.     N.F.   Heft  YIU.,  d.   ganz.  F. 

xym.  15,  Lxn,  391  s. 


11,42  VIL     J.  Egger: 

haben  in  Knchimeister  einen  der  bedeutendsten  Chronisten  Deutschlands  im 
Mittelalter  zu  verehren.  Obwohl  ein  Bürger  der  Stadt  St.  Gallen,  zeigt  er 
sich  doch  nicht  blofs  als  würdiger  Fortsetzer  der  'Gontinuatio  casunm  sancti 
Galli'  Eonrads  de  Fabaria^),  sondern  übertrifft  diesen  noch  weit  an  Darstel- 
lungstalent und  Zuverlässigkeit  Allerdings  sind  nicht  alle  Partieen  seines 
Werkes,  welches  den  Zeitraum  von  1226 — 1329  umfaTst,  gleich  wertvoll  und 
gerade  die  besten,  in  denen  er  als  Zeitgenosse  berichten  kann,  fallen  in  den 
folgenden  Zeitraum;  allein  schon  die  Darstellung  der  Regierung  des  Abtes 
Berchtold  v.  Falkenstein  (1244 — 1272)  enthält  manche  merkwürdige  Nach- 
richten, die  sonst  nicht  überliefert  sind;  nur  dafs  er  hier  noch  öfter  sich 
nicht  hinreichend  zuverlässig  erweist,  so  dafs  seine  Angaben  der  genauesten 
Prüfung  bedürfen.  So  verlegt  er  irrtümlich  die  Teilnahme  Berchtolds  an  der 
Frankfurter  Schlacht  (1246)  in  das  J.  1244  und  schreibt  sie  seinem  Vor- 
gänger zu,  läfst  von  Eonrad  lY.  statt  von  Heinrich  Raspe  bei  Frankfurt 
zuerst  die  Streiter  sammeln,  Papst  Alexander  IV.  (1254  —  61)  noch  in  Fried- 
richs II.  Zeit  leben,  setzt  die  Ereuzpredigt  gegen  die  Staufer  in  eine  viel 
spätere  Zeit  u.  ä.  von  geringerem  Belange.  Trotzdem  bleiben  seine  Aus- 
führungen auch  für  die  Reichsgeschichte  dieses  Zeitraumes  sehr  beachtenswert 
und  sind  nun  um  so  leichter  benutzbar,  als  der  Herausgeber  durch  ebenso 
eingehende  wie  gründliche  Anmerkungen  über  alle  im  Texte  vorkommen- 
den Personen  und  Orte  sowie  durch  ein  Verzeichnis  der  Äbte  und  eine 
chronologische  Obersicht  in  zwei  Beilagen  das  Verständnis  aufserordentlich 
gefördert  hat.  Von  den  zwei  beigegebenen  Exkursen  behandelt  der  eine  die 
Beziehungen  zwischen  Bisch.  Eberhart  H.  von  Eonstanz  und  Abt  Berchtold, 
der  andere  den  Plangtus  beati  Galli  als  Quelle  zur  Geschichte  des  J.  1252.  — 
Von  Wichtigkeit  auch  für  unsere  Zeit  sind  die  Jahrbücher  von  Marbach*) 
(b.  Eolmar),  mit  denen  die  kaiserlich  gesinnte  Geschichtsschreibung  in  Deutsch- 
land 1238  verstummte,  und  der  nicht  blofs  Lothringen  und  Lüttich  in  den 
Bereich  seiner  vielseitigen  Aufmerksamkeit  ziehende  Reiner.  3) 

Über  historische  Quellenwerke  unseres  Zeitraumes  haben  wir  drei  Ab- 
handlungen zu  verzeichnen.  Zunächst  hat  W.  v.  Giese brecht  ^)  die 
Ursperger  Chronik  unter  Beiziehung  der  neu  aufgefundenen  Petroneller  Hds., 
welche  er  für  älter  als  die  Peutingersche  und  für  die  Vorlage  der  Incunabel 
hält,  in  Bezug  auf  ihre  Quellen  genauer  untersucht  und  weist  Benutzung  der 
Ann.  Zmfslt  maj.,  der  Geneal.  Weif,  und  wahrscheinlich  eines  dem  Tibur- 
tinus  verwandten  Gatal.  Pontif.  nach.  Unsere  Handschriften  gehen  nach  ihm 
auf  eine  schon  inkorrekte  Abschrift  zurück;  z.  B.  sieht  er  die  ganze  Stelle 
von  der  Verschleuderung  der  Reichsgüter  durch  E.  Philipp  von  Schwaben 
für  eine  spätere  Interpolation  an,  worin  ihm  C.  Frey*)  beistimmt  —  Der- 
selbe^) hat  dann  drei  Mailänder  Geschichtsquellen  besprochen,  von  denen 
dem  13.  Jh.  die  sog.  Chronica  Danielis  und  die  sog.  Annales  Mediol.  min. 
angehören:  erstere  charakterisiert  G.  als  ein  vielleicht  in  der  1.  Hälfte  des 
13.  Jh.  entstandenes  Machwerk  voll  Ungeheuerlichkeiten,  während  er  die 
Ann.  Med.  min.  als  Annalen  von  S.  Eustorgio  bezeichnet,  weil  sie  in  dieser 


1)  Vgl.  Jahreaber.  n,  2,  62^.  —  2)  Geschichtsachieiber  d.  dtsch.  Von.  (Leips.,  Doncker.) 
Lf.  62.  13.  Jh.  VI.  D.  Jbb.  y.  Marbach.  Üben.  y.  G.  Qrandaur.  S.  o.  S.  35^  —  3)  Da 00. 
Lf.  64.  13.  Jh.  IL:  D.  Jbb.  v.  St.  Jakob  in  Lttttich.  D.  Jbb.  Lamb.  d.  El.  Die  Jbb. 
Reiner».  Über»,  y.  0.  Platner.  0.  S.  36«.  —  4)  Mönch.  SB.  Heft  2.  S.  201—89.  — 
5)  S.  u.  S.  450.  —  6)  W.  y.  Giesebrecht,  Z.  mailSnd.  GewhichtsMhreib.  i.  12.  n.  13  Jh., 
FDG.  21,  301—339.     Vgl.  o.  S.  36». 


Deatschland  im  XIIL  Jh.    (1208—1278).  >  11,43 

1320  den  Dominikaneni  flbergebenen  Kirche  entstanden;  sie  sind  nnr  zom 
geringsten  Teil  Original.  Die  dritte  Abhandlung  ist  von  H.  Cardauns,^) 
der  die  in  den  Kölner  Chroniken  ^)  gegebenen  Nachrichten  in  Bezug  auf  die 
benatzten  Quellen  berichtigt  und  vervollständigt,  wobei  er  die  von  Wyfs^) 
gemachte  Bemerkung,  dafs  die  Chronica  regia  Colon,  hier  benutzt  worden, 
bestätigt;  der  Vergleich  beider  ergab  ferner,  dafs  von  letzterer  nur  wenig 
yerioren  gegangen  sein  kann. 

Die  einschlagigen  ürknndenpublikationen  des  J.  1881  waren,  wie  es  bei 
der  regen  Thätigkeit  auf  diesem  Felde  zu  erwarten,  ziemlich  zahlreich;  doch 
sind  nur  wenige  zum  erstenmal,  so  hingegen  mehrere  in  wesentlich  ver- 
besserten Texten  erschienen.  In  den  Kaiser-Urkunden  der  Prov.  Westfalen  *) 
erhalten  wir  wieder  19  in  unsern  Zeitraum  entfallende  Nummern  (261 — 79), 
darunter  neu  aber  nur  eine,  die  ürk.  Friedrichs  IL  für  die  Äbtissin  D. 
V.  Fischbeck:,  welche  der  Herausgeber  irrig  statt  in  das  J.  1221  in  das 
folgende  setzt  *^).  —  Gleichfalls  bringt  eine  ungedruckte  Urkunde  das  Dortr 
mander  XJrkundenbuch :  ^)  das  Diplom  K.  Wilhelms  v.  17.  März  1254  fdr 
das  Eatbarinenkloster  in  Dortmund  (n.  98);  von  den  übrigen  7  Kaiser- 
Urkunden  sind  die  Nummern  59.  62.  63.  71  u.  74  gleichfalls  den  Originalien 
entnommen  und  ebenso  die  Papsturkunde  n.  122,  während  eine  andere  noch 
angedruckte  Papsturkunde,  n.  142  c.  nach  einer  Abschrift  gegeben  ist.  Noch 
wertvoller  ist  das  Urk.-Buch  der  Stadt  Hildesheim''):  es  umfafst  eine  Reihe 
neuer  Abdrücke  und  Begesten  von  Kaiser-  und  Papsturkunden,  darunter 
Urkunden  Ottos  IV:  sowie  Heinrichs  (VII.)  und  Wilhelms  v.  Holland  (nach 
Originalien  die  Kaiserurkk.  nn.  131  u.  221)  und  die  Papsturkunden  nn.  105. 
111.  137.  246.  248,  nach  anderem  handschriftlichem  Material  die  Kaiser- 
urkunden nn.  67.  86.  96.  Auch  ein  Teil  der  Begesten  beruht  auf  Originalien 
oder  handschriftlichem  Material.  Nicht  minder  belangreich  erscheint  der  in 
schöner  Ausstattung  mit  trefflichen  Siegeln  publizierte  Codex  Diplomaticus 
Salemitanus.  ®)  In  den  nn.  75.  84.  85.  86  erhalten  wir  4  Kaiserurkk.,  deren 
Text  auf  Originalien  beruht,  und  ebensoviel,  die  dem  Codex  Salem.,  einer 
vorzüglichen  Abschrift  des  15.  Jh.,  der  Grundlage  für  alle  früheren  Publi- 
kationen, entnommen  sind;  aufserdem  ein  Papsturkundenregest  (n.  74).  — 
Das  Poraerellische  (—1283)»)  sowie  das  Pommersche  i«)  Urkundenbuch  (1254 
—78)  dürften,  namentlich  das  erste,  das  soviel  neues  Material  publiziert, 
eine  ziemliche  reiche  Ausbeute  für  unseren  Zeitraum  gewähren.  Dagegen 
bietet  weder  das  Baseler  Urk.-Buchii)  (708 — 1570)  noch  das  der  Kollegiatr 
Stifter  S.  Ronifacii  und  S.  Pauls  i>)  in  Halberstadt  erhebliche  Ausbeute. 
Letzteres  enthält  nur  einige  päpstlichen  Urkunden  von  lokaler  Bedeutung  und 
zwei  Urkunden  des  Kardinals  Hugo  v.  S.  Sabina  (nn.  46.  47,  Helmstädt^ 
1252).  ffingegen  enthalten  wieder  die  Register  Innocenz'  IV. ^*)  auch 
manche  vollständige  Papstbullen  und  eine  gröfsere  Anzahl  neuer  auf  das 
Kaiserreich  bezüglicher  Stücke,  deren  mehrere  auch  für  die  Profangeschichte 
von  Belang  sind,  wie  z.  B.  die  an  die  Erzbischöfe  von  Kdln,  Mainz  und 
Trier  und  an  den  Landgrafen  Heinrich  Raspe  gerichteten  Schreiben.  Letzterem 
bestätigt  Innocenz  lY.  u.  a.  alle  kirchlichen  Lehen,  befreit  ihn  von  Ebckom- 


1)  B.  dtsch«  Kölner  Kauerchxonik,  HJb.  2,  416—445.  —  2)  L  S.  LXXIY.  —  3)  NA. 
VI,  159.  —  4)  Bd.  n.,  ■.  IL  Kap.  XV.  —  5)  Fickor,  Heg.  (a.  u,  8.  44»)  n.  1369.  —  6)  8. 
SleicUalLi  n.  K«p.  XV.  —  7)  8.  ebda.  —  8)  Heft  1,  ■.  u.  Kap.  XI.  —  9)  8.  u.  Kap.  XXH. 
—  Md.  nicht  angingl.  —  10)  Bd.  ü,  s.  n.  Kap.  XVUL  —  Ref.  gleich&llB  nicht  angangl.  — 
U)  T.  I.,  ■.  IL  Kftp.  XXin.  —  12)  8.  u.  Kap.  XV.  —  13)  8.  n.  Kap.  XXIV. 


11,44  Vn.    J.  Egger: 

munikation  oder  Interdikt  and  teilt  ihm  seine  Yerhandlongen  mit  Friedrich  ü. 
mit  (nn.  602.  603.  646). 

Weitaas  die  hervorragendste  Publikation  des  J.  1881  und  eine  Publi- 
kation von  eminenter  wissenschaftlicher  Bedeutung  ist  die  Fortsetzung  der 
Neubearbeitung  von  Böhmers  Regesten  unter  Philipp  u.  s.  w.  ^)  Die  Vor- 
züge der  1.  Lieferung^)  gelten  noch  in  erhöhtem  Grade  von  der  2.,  welche 
die  Jj.  1225 — 50  umfafst.  Die  Zahl  der  neuaufgenommenen  Regesten  erreicht 
nahezu  die  Höhe  von  ein  und  einem  halben  tausend  und  in  demselben  Ver- 
hältnisse ungefähr  haben  die  Citate  ans  den  Quellen  und  andere  orientierende 
Zeitangaben  zugenommen.  Sodann  aber  hat  der  Herausgeber  wieder  die 
schon  von  Böhmer  stammenden  Regesten  häufig  teils  durch  stillschweigend 
angebrachte  kleinere  Änderungen  berichtigt  oder  vervollständigt,  teils  durch 
kenntlich  gemachte  umfangreichere  und  eingreifendere  Korrekturen  oder  Zusätze 
verbessert  und  bereichert:  diese  Zusätze  sind  um  so  wertvoller,  als  sie  von 
einer  ganz  einzigen  Beherrschung  des  gesamten  Materials  Zeugnis  ablegen, 
eine  Menge  wichtigere  Gesichtspunkte  zur  Sprache  bringen,  zahlreiche  Winke 
und  Erklärungen  bieten  und  kaum  einen  erheblichen  Punkt  aufser  Acht 
lassen.  Überdies  ist  die  ungeheuere  Mühe  nicht  gescheut,  auch  die  undatier- 
ten Briefe  zeitlich  einzureihen:  ihre  Auffindung  ist  durch  ein  alphabetisch 
geordnetes  Verzeichnis  der  Anfangs-  und  Schlulsworte  sehr  erleichtert.  Trotz 
dieser  Umgestaltungen  hat  F.  dennoch  die  Eigentümlichkeit  Böhmers  so  zu 
wahren  gestrebt  und  gewuDst,  dals  die  neue  Ausgabe  ein  eben  so  schönes  Zeugnis 
seiner  Pietät  gegen  seinen  einstigen  Lehrer  und  Freund  als  seines  wissen- 
schaftiichen  Gewissens  ist.  Daher  insbesondere  auch  Böhmers  Vorrede  zu 
dieser  Abteilung,  das  Umfangreichste  und  Bezeichnendste,  was  er  überhaupt 
geschrieben  hat^  unverändert  aufgenommen  ist  Doch  hat  F.  auch  hier  seine 
von  Böhmers  Charakteristik  Friedrichs  H.  in  manchen  Punkten  abweichende 
Auffassung  von  dem  Charakter  und  dem  Streben  dieses  Kaisers  in  ausführlichen 
Vorbemerkungen  dargelegt. 

Diese  Charakteristik  Friedrichs  U.  ist  ohne  Frage  das  Gründlichste,  was 
über  die  Eigenschaften  des  Kaisers  und  die  Ziele  seiner  Politik  bisher  ge- 
schrieben worden:  sie  zeigt  eine  wohlthnende  Ruhe  und  von  reinster 
Wahrheitsliebe  getragene  Objektivität.  Hat  Böhmer  seine  Antipathie  gegen 
Friedrich  H.  an  der  ruhigen  Erwägung  dessen,  was  zu  seinen  Gunsten 
spricht,  verhindert,  sodafs  er  stets  das  Recht  auf  Seite  der  Gegner  Friedrichs 
suchte  und  deren  verläumderischen  Aussagen  zuviel  Gehör  schenkte,  so  ge- 
winnt F.  durch  gründlichste  Quellenkenntnis  und  Auffassung  der  Sachlage 
vielfach  einen  andern  Mafsstab  für  sein  Urteil.  Zwar  lassen  sich  die  von 
Böhmer  dem  Kaiser  zum  Vorwurf  gemachten  Charakterschwächen  und  Laster 
nicht  in  Abrede  stellen,  da  auch  unparteiische  Zeitgenossen  davon  Meldung 
thnn,  aber  diese  wissen  doch  auch  manche  gewinnende  Züge  von  ihm  zu  melden, 
und  selbst  der  kirchlich  gesinnte  Salimbene  meint,  der  Kaiser  hätte  seines- 
gleichen nicht  gehabt,  wenn  er  ein  Freund  der  Kirche  gewesen  wäre.  Auch 
läfst  sich  im  allgemeinen  nicht  leugnen,  dafs  Friedrichs  Politik  häufig  unred- 
lich, unaufrichtig  und  unehrlich  gewesen,  aber  das  für  alle  Fälle  anzunehmen, 
widerspricht  ganz  den  Thatsachen.  F.  betont  nachdrücklich,  dais  der  Kaiser 
über  die  Endabsicht  seiner  Politik  gegen  die  Lombarden  den  Papst  nie  im 
Unklaren  gelassen  und  dafs  er  wiederholt  mit  allem  Ernst  den  Frieden  mit 


1)  Nach  d.  Nenbearb.  a.  aus  d.  Kachl.  J.  F.  Böhmen  neu  hng.  o.   erg.  v.  J.  Ficker. 
Lf.  2.   ImiBbr.,  Wagser.    UV  n.  S.  821-695.    gr.  4.   18  tfk.  —  2)  S.  Jahreaber.  H,  2,  62^ 


Beatachland  im  XIII.  Jh.    (1208—1273).  Ü^S 

der  Kirehe  angestrebt;  tun  bo  viel  weniger  kann  dann  natürlich  davon  die 
fiede  sein,  dab  der  Kaiser  es  vom  Anfange  an  anf  eine  Yernichtang  der 
kirchlichen  Macht  abgesehen  habe.  Nicht  in  Friedrich  sieht  F.  den  an- 
greifenden Teil,  sondern  in  der  Kirche,  in  den  damaligen  Pftpsten.  Diese 
haben,  mit  den  weitgehendsten  Konzessionen  des  Kaisers,  die  den  kirchlichen 
Interessen  voUstftndig  genflgt  hätten,  nicht  zufrieden,  Bedingungen  gestellt, 
auf  die  derselbe  nie  eingehen  konnte,  wollte  er  nicht  die  Rechte  des  Reiches 
und  alle  errungenen  Vorteile  preisgeben!  Auch  darin  weicht  F.s  Ansicht 
wesenüich  von  der  Böhmers  und  anderer  ab,  dafs  er  die  kaiserliche  Sache 
mit  dem  Tode  des  Kaisers  noch  nicht  fflr  verloren  h&lt  Gerade  im  letzten 
Jahre  habe  dieselbe  wieder  sich  bedeutend  gehoben  und  erst  Konradins 
Niederlage  deren  Niedergang  besiegelt.  In  dieser  Fortdauer  der  kaiserlichen 
Partei  nach  Friedrichs  Tode  sieht  F.  einen  Hanptbeweis  fOr  die  Ansicht,  dafs 
Friedrich  eine  Sache  verfochten,  die  sehr  vielen  seiner  Zeitgenossen  am 
Herzen  gelegen,  und  wie  sehr  er  darin  Recht  hat,  zeigt  ein  Blick  in  die 
hmem  Yerhftltnisse  Deutschlands  und  Italiens  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts, 
namentlich  in  die  der  oberitalischen  Städte,  von  denen  fast  jede  eine  grOfsere 
oder  geringere  Menge  von  Bewohnern  hatte,  die  mit  des  Kaisers  Bestrebungen 
zur  Eindämmung  der  Aber  Gebühr  angeschwollenen  kirchlichen  Macht  sym- 
pathisierten. In  einem  Hauptpunkt  stimmt  jedoch  F.  vollkommen  mit  Böhmers 
Urteil  Aber  Friedrichs  Politik  überein:  Friedrich  hätten  die  Mittel  und  Wege 
zur  Wiederaufirichtung  der  kaiserlichen  Gewalt  nicht  gefehlt,  und  es  sei  vor- 
zflglich  persönliches  Interesse  gewesen,  wenn  er  Deutschland  zuerst  auf  Kosten 
Siciliens,  dann  ganz  Italiens  preisgegeben.  Haben  ihn  ja  Oberhaupt  bei 
seiner  Politik  nie  höhere  Gesichtspunkte,  sondern  stets  nur  das  persönliche 
Interesse,  Herrschsucht,  Habsucht  oder  Rachsucht  geleitet. 

Von  andern  Regesten  gehen  unsere  Zeit  noch  die  Mittelrheinischen  ^) 
(1237—73),  die  Liv-,  Est-  und  Kuriändischen  *)  und  die  des  Erzstiftes  Magde- 
burg«) (1192—1269)  an. 

Weit  weniger  bedeutend  als  die  besprochenen  Publikationen  sind,  wie 
bemerkt,  die  1881  erschienenen  Darstellungen.  Nur  kurz  hinweisen  wollen  wir 
hier  anf  die  Schriften  von  Niedner*)  u.  Lindt:^)  auch  von  C.  Freys •) 
Schrift  tsnt  der  Schwerpunkt  in  die  Zeit  Philipps.  Bezflglich  Ottos  IV. 
kommt  F.  zu  dem  Ergebnis,  dals  er  in  umfassenderem  Mafse  als  Philipp  die 
Hoheitsrechte  der  Krone  vergeben,  also  die  Grundlagen  der  Monarchie  ge- 
schädigt habe,  während  er  das  Hausgut  der  Staufer,  als  deren  Rechtsnach- 
folger er  sich  in  allen  Stücken  angesehen,  sehr  geschont.  Ist  der  Abschnitt 
fiber  Otto  ähnlich  dem  über  Philipp  noch  eine  wohlgeordnete  Studie,  so  bietet 
der  Verfasser  im  3.  Abschnitte,  welcher  die  Verleihungen  Friedrichs  IL,  seiner 
Söhne  und  Enkel  behandelt,  nichts  weiter  als  eine  sehr  lückenhafte,  in  ihren 
Citaten  sehr  unzuverlässige  und  meist  blofs  auf  den  Reichsregesten  von 
Böhmer  und  Stumpf  beruhende  Materialiensammlnng.  Allein  trotz  des 
Mangels  an  Gründlichkeit,  welcher  der  ganzen  Arbeit  anhaftet,  dürfte  doch  das 
Schlufeergebnis  richtig  sein :  'Phüipp,  Otto  IV.,  Friedrich  ü.,  Heinrich  (VII.), 
keiner  von  ihnen  hat  soviel  vergabt,  dafs  man  ihm  allein  die  Schuld  bei- 
messen könnte,  den  Güterbesitz  zerstreut  zu  haben;  aber  die  Verleihungen 
aller  zusammen  machen  doch  eine  bedeutende  Verminderung  des  königlichen 


1)  8.  n.  Kap.  XH.  —  2)  8.  n.  Kap.  XXH.  —  3)  S.  a.  Kap.  XV.  —  4)  D.  dtwxh. 
Tmner,  a.  o.  S.  41^.-5)  Kriegswesen  z.  Z.  d.  Holiensi,  o.  S  40*.  —  6)  D.  8chicksale  des 
^l  Gutes  in  Dtsdild.  ont.  den  Staafern  seit  K.  Philipp.   Berlin,  Herts.     821  8.     Vgl.  Kap.  X. 


11,46  Vn.    J.  Bgger: 

Gates  ans.  Eonrad  und  Eonradin  wirtschafteten  dann  so  lange  rücksichtslos 
nnd  ohne  Bedenken  weiter,  bis  der  ganze  Stanferbesitz  sich  in  fremden 
Händen  befand.  Am  nm&ssendsten  ging  diese  Yeräufsemng  vor  sich,  als  beide 
im  Begriff  standen,  ihr  Erbreich  Sicilien  in  Besitz  zn  nehmen.'  Von  den  1 1 
Exkursen,  die  z.  t.  gut  sind  nnd  auf  reichem  Qnellenmaterial  bemhen,  hat 
nur  der  wieder  etwas  lückenhafte  über  die  Zollst&tten  eine  mehr  als  provin- 
zialgeschichtliche  Bedeutung. 

Von  der  sorgsamen  und  gut  geschriebenen,  an  fruchtbaren  Gesichtspunkten 
weniger  reichen,  aber  auch  mit  weniger  Schwierigkeiten  verknüpften  Unter- 
suchung R.  Stern felds  'über  das  Verhältnis  des  Arelats  zu  Eaiser  und  Reich 
vom  Tode  Friedrichs  I.  bis  zum  Interregnum'  fällt,  wie  auch  der  weitere  Titel 
besagt^),  der  Hauptteil  in^ unseren  Zeitraum.  Aus  den  Zeiten  Heinrichs  YI. 
und  Philipps  verdient  nur  Erwähnung,  dafs  ersterer  in  der  Person  Richards 
V.  England,  letzterer  in  der  seines  Gegners  Otto  dem  Arelat  einen  eigenen 
König  zu  geben  versuchte,  dafs  aber  beide  Versuche  scheiterten.  Otto  IV. 
überläfst  zur  Zeit  seiner  AUeinreglernng  das  Arelat  sich  selbst.  Unter 
Friedrich  H.  unterscheidet  der  Verf.  drei  Perioden.  In  der  ersten,  vom 
Hoftage  zu  Basel  bis  zum  Ende  der  Albigenserkriege  (1214 — 1229),  be- 
schränkt sich  der  Kaiser  nach  einem  vorübergehenden  Versuch,  einen  welt- 
lichen GroiJsen,  Wilhelm  v.  Banx,  an  die  Spitze  des  Reiches  zu  stellen  (der 
Verf.  hält  die  von  Winkelmann  angefochtene  bezügliche  Urkunde  mit  Ficker 
und  andern  fttr  echt),  gleich  seinen  Vorgängern  darauf,  seine  Herrschaft  auf 
die  Bischöfe  zu  stützen,  und  tritt  den  Obergriffen  des  Papsttums  infolge  der 
Albigenserkriege  nur  mit  Verwahrungen  entgegen,  trotzdem  hebt  sich  das 
kaiserliche  Ansehen  im  Arelat.  Als  aber  bei  dem  zwischen  Kaisertum  und 
Papsttum  entbrannten  Kampfe  die  Bischöfe  sich  als  sehr  unzuverlässige  Stützen 
erweisen,  suchte  Friedrich,  in  der  2.  Periode,  vom  Ende  der  Albigenserkriege 
bis  zur  Belagerung  von  Brescia,  1230 — 1238,  auch  in  Burgund  eine  Beamten- 
regierung  mit  absolutistischem  Gepräge  einzuführen  und  setzte  darum,  wenigstens 
in  Südburgund,  italienische  Reichsvikare,  in  den  Kommunen  italienische 
Podestas  ein;  er  nahm  nun  zum  erstenmal  auch  die  Kontingente  der  are- 
latischen  Grolsen  für  seine  Kriege  in  Anspruch  und  begünstigte  immer  häu- 
figer die  früher  zu  Gunsten  der  Bischöfe  zurückgehaltenen  Kommunen.  Der 
Erfolg  des  neuen  Systems  war  ein  sehr  bedeutender;  der  Kaiser  erlangte  bis 
1238  eine  Macht  in  der  Provence,  wie  sie  weder  er  selbst  noch  je  einer 
seiner  Vorgänger  dort  geübt  hatten.  Hatten  sich  früher  die  burgundischen 
Grofsen  höchstens  dazu  bequemt,  auf  den  Hoftagen  die  Bestätigung  ihrer 
Privilegien  zu  holen,  so  waren  zur  Belagerung  von  Brescia  mehrere  persön- 
lich mit  ihren  Kontingenten  erschienen,  andere  hatten  Truppen  geschickt 
Allerdings  war  dies  günstige  Resultat  nicht  bloDs  eine  Folge  des  neuen  Systems 
und  der  vieljährigen  Bemühungen  Friedrichs  in  Bui^nd  seine  Macht  zu 
heben,  sondern  auch  das  natürliche  Resultat  der  damals  dem  Papste  und  den 
Lombarden  gegenüber  errungenen  Vorteile.  In  der  3.  Periode,  von  der 
Belagerung  Brescias  bis  zu  Friedrichs  Tode  1238 — 50,  vollzieht  sich  dem 
Verf.  zufolge  der  Untergang  der  kaiserlichen  Herrschaft  in  Burgund.  Schon 
bald  nach  der  Exkommunikation  beruht  die  Herrschaft  Friedrichs  daselbst 
nur  noch  auf  Raimund  VH.  v.  Toulouse  und   auf  der  Kommune  Avignon, 


1)  E.  Beitr.  x.  Gesch.  K.  Friedr.»  11.     Berlin,  Hertz.  IV,  147  S.     Vgl.  MHL.  X,  23S  ff. 
(Volkmar.) 


DeatBchlaad  im  XHL  JK  (1208 --1273.)  11,47 

und  schlieCslich  gelingt  es  der  sehr  rfihrigen  Partei,  an  deren  Spitze  der 
Kardinal  Jakob  steht,  anch  diese  dem  Kaiser  zn  entfrenften.  Wohl  wendet 
sich  der  erstere  nochmals  dem  Kaiser  zn  nnd  sucht  dann  eifrigst  den 
Frieden  zwischen  ihm  nnd  der  Kirche  zn  vermitteln;  aber  vergeblich  bewirbt 
er  sich  nach  dem  Tode  seines  Hanptgegners  und  der  sichersten  Stütze  des 
Papettnmes  im  Areiat,  des  Gfn.  Raimund  Berengar  v.  Provence,  um  die  Hand 
der  Erbtochter  desselben;  diese  wird  vielmehr,  ohne  dais  es  der  Kaiser  zu 
Terhindem  vermag,  die  Gemahlin  Karls  v.  Anjou,  der  sich  als  Graf  der 
Provence  nicht  nur  nicht  um  die  kaiserliche  Oberherrschaft  kümmert,  sondern 
bald  auch  dem  Papsttum  willige  Dienste  leistet,  um  die  letzten  Verfechter 
der  kaiserlichen  Sache  niederzuwerfen.  Nach  dem  Tode  Friedrichs  kann  nach 
Stemfeld  von  einem  Eingreifen  der  Kaiser  in  die  Greschichte  des  Arelats  nicht 
mehr  die  Rede  sein. 

In  das  Endjahr  der  Hohenstanfen  führt  uns  wieder  Ficker.  ^)  Er 
kommt  nach  eingehendster  Prüfung  der  Quellen  sowie  der  Lokal-  und  der 
Terrainverhältnisse  zu  dem  Ergebnis,  'dafs  abweichend  von  der  zuletzt  herr- 
schenden Meinung  Konradin  nicht  über  Tagliacozzo  und  Scurcola,  sondern 
den  Salto  aufwärts  durch  die  Gegend  bei  Magliano  vorrückte ;  dafs  demgemäfs 
der  für  die  Bestimmung  der  Stellung  beider  Heere  bei  Beginn  der  Schlacht 
maOsgebende  Wasserlauf  nicht  der  Salto  nächst  Scurcola,  sondern  ein  zwischen 
Magliano  und  Cappelle  fliefsender  Bach  war\  Beide  Wege  sind  allerdings 
nur  durch  einen  mälsig  hohen  Gebii^gsrücken  getrennt,  aber  durch  dieselben 
war  eine  ganz  verschiedene  Richtung  des  Anmarsches  und  damit  eine  wesent- 
lich verschiedene  Aufstellung  vor  Beginn  der  Schlacht  bedingt,  und  nur  bei 
der  Annahme,  dafs  Konradin  obgenannten  Weg  eingeschlagen,  läfst  sich 
begreifen,  was  die  Quellen  über  die  Bewegungen  Karls  vor  der  Schlacht 
melden.  Die  Schlacht  wird  in  den  gleichzeitigen  Quellen  am  häufigsten  nach 
dem  palentinischen  Felde,  erst  später  nach  Scurcola  benannt,  würde  aber  am 
besten  nach  dem  zunächst  gelegenen  Alba  bezeichnet.  —  Hinsichtlich  Wilhelms 
V.  Holland  weist  ebenfalls  Ficker*)  den  Irrtum  der  Annahme  nach,  als 
hätte  der  König  der  Grundsteinlegung  zum  Kölner  Dom  beigewohnt.  —  Gegen 
Lacomblets  Ausführungen  und  andere  Schriften,  welche  die  letzte  Festfeier 
hervorgerufen,  tritt  Gardanns')  für  die  Echtheit  der  Stelle  in  den  Annalen 
von  St  Pantaleon  mit  aller  Entschiedenheit  ein  und  widerlegt  aus  äufsern 
nnd  innem  Gründen  die  dagegen  vorgebrachten  Argumente.  Es  muls  danach 
als  erwiesen  gelten,  'dafs  am  30.  April  1248  ein  grofser  Brand  den  Dom 
in  Asche  legte,  dafs  am  15.  Aug.  die  Grundsteinlegung  erfolgte,  dafs  bereits 
damals  der  Plan  bestand,  nicht  etwa  blofs  einen  gotischen  Chor  anzubauen, 
sondern  den  alten  Dom  durch  einen  in  allen  seinen  Teilen  neuen  zu  ersetzen, 
dafs  gleich  nach  der  Grundsteinlegung  die  Bauthätigkeit  begann.' 


1)  Konndins  Manch  zum  palentinuchen  Felde.  MIÖ6.  II,  513—50.  —  2)  Zar  Grond- 
stnalegmig  d.  Donu  m  K.,  ebda.  8.  111.  fl  _  S)  D.  AnfSnge  d.  Köln.  Doms,  HJb.  II, 
254-71. 


11,48  Vm.    W.  Priedensburg: 


vm. 

W.  Friedensburg. 

Deutsches  Reich  von  1273—1400. 

Der  lebhafte  Eifer,  mit  welchem  die  historische  Forschung  sich  seit 
einiger  Zeit  den  späteren  Jahrhunderten  der  mittelalterlichen  Reichsgeschichte 
zugewandt  hat,  ist  auch  im  J.  1818  nicht  erkaltet;  im  Mittelpunkt  des  Inter- 
esses steht  in  unserer  Periode  König  Ludwig  d.  Bayer  und  seine  Zeit,  doch 
hat  auch  die  Geschichte  mehrerer  anderer  Herrscher  dieses  Zeitraums  sowohl 
durch  Herbeischaffung  neuen  Quellenmaterials  wie  durch  tieferes  Eindringen 
manche  wertvolle  Bereicherung  erfahren. 

Ober  das  habsburgische  Geschlecht  von  K.  Rudolf  an  bis  ins  15.  Jahr- 
hundert hinein  teilt  J.  Wichner  aus  einer  Admonter  Handschrift  eine  Reihe 
genealogischer  und  historischer  Notizen  mit.  ^)  —  Das  Schreiben  P.  Gregors  X. 
an  die  deutschen  Fürsten  über  seine  Anerkennung  Rudolfs  als  römischen 
Königs  (Potthast  20931)  befindet  sich  nebst  anderen  wichtigen  Papstbriefen 
der  Zeit,  anscheinend  den  päpstlichen  Registern  entnommen,  in  einer  Hand- 
schrift des  Escorial  aus  dem  14.  Jahrhundert.')  —  Auf  eine  (schon  1879 
im  Mus6e  des  archives  d^partementsdes  yeröffentlichte,  von  Roth  in  seiner 
Geschichte  Adolfs  von  Nassau  übersehene)  Bündnisurkunde  burgundischer 
Grofsen  vom  März  1295  gegen  K.  Philipp  d.  Schönen  zu  Gunsten  des 
deutschen  Herrschers  macht  neuerdings  A.  Leroux  aufmerksam.')  —  Für 
die  Beziehungen  K.  Albrechts  (und  seines  Sohnes  Friedrichs  des  Schönen?) 
zu  Italien  scheint  ein  der  Biblioteca  Colombina  zu  Sevilla  angehöriger  Kodex 
des  14.  Jh.  von  einigem  Belang,  der  neben  Formeln  wirkliche  Briefe  (als: 
Fredericus  Rom.  rex  nach  Mantua;  Albuinus  de  la  Scala  an  K.  Albert) 
enthält.  *)  Zu  den  wichtigsten  urkundlichen  Quellen  der  Geschichte  Albrechts 
aber  gehört  das  bislang  nur  teilweise  ediert«  s.  g.  Formelbuch,  Cod.  Yindob. 
5779,^)  da  hier  allein  eine  Reihe  wichtiger  Urkunden  Albrechts,  insbesondere 
über  die  Aiifbebung  der  Rheinzölle  und  über  des  Königs  Verhältnis  zur  Kurie, 
zu  Böhmen  und  Ungarn  überliefert  sind.  Wir  haben  es  mit  einer  Compilation 
mehrerer  Formelbücher  und  Diplomatare  zum  Zweck  einer  für  die  verschie* 
densten  Bedürfiiisse  genügenden  Formelsammlung  zu  thun.  Der  rein  didak- 
tischen und  formelhaften  Practica  des  Laurentins  von  Aquileja  und  dem  haupt- 
sächlich für  geistliche  Kanzleien  bestimmten  Auszug  aus  dem  Formelbuch 
Boncampagnus  des  Buoncampagno  von  Florenz  geht  ein  dem  Anschein  nach 
direkt  aus  den  Urkunden  der  königlichen  Kanzlei  ohne  Vermittlung  durch 
die  Kopierbücher  zusammengestelltes  Diplomatar  K.  Albrechts  voraus,  dessen 
Urkunden  sich,  soweit  sie  eine  Prüfung  zulassen,  gegen  die  Befürchtungen 
von  Wattenbach  und  Rockinger  als  nicht  fingiert,  sondern  vielmehr  als  mit 
grofser  Genauigkeit  angefertigte,  zuverlässige  Arbeiten  herausstellen.  Dazwischen 


1)  Z.  QenMl.  d.  Hftnsea  HaUbarg.  WStBO.  11,  334—44.  —  2)  P.  Bwald,  BeiM  Dach 
Spanien,  a.  o.  S.  7^  —  3)  RH.  XYI,  207.  Bosprechung  d.  Werkes  von  Both,  Jahresber.  n, 
2,  67».  —  4)  P.  Ewald  I.e.  8.  876.  —  5)  P.  Schweizer,  Über  daR  s.  g.  Fornielboch  Al- 
brechts 1,  MIÖO.  II,  223—264. 


DeutMhM  Beicb  von  1278-1400.  11,49 

befindeo  dch  Urkunden  E.  Rndolfis,  die,  obwohl  ans  anderen  Formelbüchem 
bekoDDt,  doch  eine  selbständige  Redaktion  verraten,  höchstens  aof  eine  ge- 
meinsame Grundlage,  einen  verlorenen  Codex  epistolaris  Rudolfi,  schlielsen 
lassen.  Manches  spricht  dafür  dafs  der  Verfasser  oder  Yeranlasser  dieser 
Kompilation  der  Abt  Otto  von  Heiligenkrenz  (1818 — 1327)  gewesen  sei 

Unter  den  Getreuen,  welche  E.  Heinrich  VII.  zu  Pisa,  ehe  er  den  Todes- 
ritt gen  Neapel  antrat,  fQr  ihre  Dienste  belohnte,  befand  sich  auch  der  franzö- 
sische Graf  von  Forez,  dem  die  Herrschaft  Soncino  bei  Cremona  zufiel 
(13.  Mftrz  13ia)-,  die  bezüglichen  Urkunden  veröffentlicht  Fr.  Galantino,  i) 

—  Der  Bomfahrt  fem  blieb  Erzb.  Heinrich  von  Eöln,  der  daher  seine 
Fanktionen  als  Erzkanzler  für  Italien  in  einer  Urk.  vom  5.  Sept  1310  an 
Abt  Heinrich  von  Villers  übertrug.*)  Dagegen  gehörte  Erzb.  Balduin  von 
Trier  zu  den  treuesten  Begleitern  und  Beratern  seines  kaiserlichen  Bruders, 
dem  er  nach  dessen  frtlhen  Tode  ein  eigenartiges  Denkmal  setzte,  indem  er 

—  wohl  sicherlich  durch  einen  Teilnehmer  der  Romfahrt  —  die  Erhebung 
seines  Hauses  und  die  wichtigsten  Momente  der  italischen  Kämpfe  und 
Siege  bildlich  darstellen  liefs.  Einer  Nachricht  des  Johann  von  Victring 
zufolge  handelte  es  sich  um  Wandgemälde,  die  den  erzbischöflichen  Palast 
zu  Trier  schmückten  oder  schmücken  sollten.  Erhalten  aber  sind  uns  auf 
37  Blättern  73  mit  Wasserfarben  g^nalte,  unter  der  unmittelbaren  Aufsicht 
des  Erzbischofs  angefertigte  bildliche  Darstellungen,  die  einem  der  groCsen 
onter  Balduin  angelegten  Eopiarbücher  der  Trierer  Eirche  vorgeheftet  sind. ') 
Die  Bedeutung  der  Bilder  liegt  weniger  auf  dem  Gebiet  der  Euust  als  der 
Geschichte;  sie  sind  eine  reiche  Fundgrube  für  die  Eenntnis  der  Trachten 
ood  Geräte,  der  Bewaffiiung  und  Eriegführung,  für  Sitten,  Bräuche  und  Ein- 
richtungen des  beginnenden  14.  Jh.;  femer  lassen  sich  an  der  Hand  der 
jedesmal  sorgfilltig  dargestellten  Wappen  die  Teilnehmer  an  den  einzekien 
Aktionen  der  Romfahrt  mit  Sicherheit  erkennen.  Die  den  Bildern  beigegebenen 
Umschriften  stimmen  groDsenteils  wörtlich  mit  den  bezüglichen  Abschnitten 
der  Vita  Balduini  in  den  Gesta  Treveromm  überein.  Die  Aufgabe  des  mit 
ebenso  groCser  Sachkenntnis  wie  Sorgfalt  gearbeiteten  begleitenden  Textes 
ist  es  zunächst,  sich  den  Bildern  erläuternd  anzuschliefsen;  das  Eingehen  auf 
historische  Eontroversen  u.  dgL  mufste  möglichst  vermieden  werden;  immer- 
hin bietet  dieser  Text  einen  auf  besonnener  Eritik  beruhenden,  dabei  gefällig 
geschriebenen  Eommentar  zu  den  Thaten  und  Bestrebungen  des  hochgemuten 
Lützelburgers.  Der  Vf.  hat  auch  die  Urkundenbücher  Balduins  herangezogen; 
am  wichtigsten  unter  denselben  ist  ein  kleines  Heft  (im  Domkapitelsarchiv 
zu  Trier  befindlich),  welches  in  Italien  während  der  Romfahrt  entstanden  ist. 

Die  Eenntnis  der  Geschichte  Ludwigs  d.  Bayern  erfährt  durch  die  Fort- 
setzung der  Publikation  vatikanischer  Regesten  durch  Fr.  v.  Löher^)  aber- 
mals rielseitige,  erfreuliche  Förderung;  409  Regesten  umfassen  die  Zeit  vom 
3.  Jan.  1327  bis  zum  1.  Okt.  1381.  In  den  Anfang  desselben  Zeitraumes 
fiillt  ein  einer  Handschrift  des  Escorial  entnommener  Brief,  der  die  Partei- 
strömungen  in  Oberitalien  zur  Zeit  des  Romzuges  Ludwigs  beleuchtet.  '^)    Den 


i 


1)  I  conti  del  Foreee  ed  i  Oonffier  do  Boysl;  Sapplementband  zu  der  dreibändigen  Gesch. 
Ton  Soncino  deuelbon   Antors.  —  2)  Aob  dem   Orig.  in   Florenz   abgedr.   von.   Ges.  Faoli,  f 

MlÖG.  II,  294>-296.  —  3)  Die  Komfahrt  Kaiser  Heinr.s  YIl.  im  Bildercycloa  d.  Cod.  Bal- 
•Inim  Trevireniiis,  hr«g.  v.  d.  Dir.  der  Preab.  StaataarchiTe,  m.  orlaut.  Text  von  G.  Irmer. 
BerL,  Weidmann.  120  S.  boch  4^  —  4)  ArcbiTal.  Z.  VI,  212—243.  Vgl.  Jahresber.  III, 
i,  51.  —  o)  P.  Ewald,  1.  c  S.  244-246. 

Hiitorlwhe  Jahreaberiobte.    1881.    U.  4 


n,50  "^ni.    W.  Friedenaburg: 

Streit  des  letzteren  mit  Johann  XXII.  und  das  Verhalten  Ludwigs  zu  den 
deutschen  Städten  betreffen  mehrere  Urkunden  der  Stadt  Dortmund,  unter 
deren  Urkundenvorrat  sich  ebenfalls  Dokumente  E.  Rudolfs  und  seiner 
nächsten  Nachfolger  befinden.^).  —  Zehn  Urkunden  Ludwigs  aus  den 
Jj.  1342 — 1346,  die  insbesondere  das  Verhältnis  des  Kaisers  zu  Erzbischof 
Heinrich  von  Mainz  betreffen,  finden  sich,  aus  den  Originalen  des  Reichs- 
archivs zu  München  entnommen,  dem  gleich  hernach  zu  erwähnenden  Werke 
Wicherts*)  beigegeben. 

Die  Regierung  E.  Wenzels  ist  durch  die  ritterlichen  und  städtischen 
Bündnisse  bezeichnet;  Stalin  teilt  3  von  Lindner  in  Wien  aufgefundene 
und  nur  auszugsweise  veröffentlichte  Urkunden  ^)  in  extenso  mit,  welche  die 
Stiftung  des  St.  Wilhelmsbundes  und  dessen  Anschluss  an  den  Löwen-  und 
St.  Georgsbund  betreffen  (1380  u.  1381).*)  Das  energische  Eingreifen  des 
schwäbischen  Städtebundes  in  die  Verfassungsverhältnisse  der  Stadt  WeÜJBen- 
bürg  L  N.  läfst  einen  Blick  in  die  straffe  Organisation  des  Bundes  und  den 
festen  Zusammenhang  der  einzelnen  Glieder  desselben  thun.^) 

Die  Chroniken  allgemeineren  Inhalts  haben  im  späteren  Mittelalter  eine 
so  ausgedehnte  Verbreitung  gefunden,  dafs  man  nicht  leicht  eine  gröfsere 
Handschriftensammlung  durchsuchen  kann  ohne  auf  Exemplare  des  s.  g.  Mar- 
tinus  oder  ähnlicher  Werke  zu  stofsen.  So  weist  die  Öttingen-Wallcrsteinsche 
Bibliothek  zu  Maihingen  ^)  einen  Martinus  Polonus  auf  mit  Fortsetzung  bis 
1453,^^)  eine  Handschrift  der  Chronik  des  Hermann  Gigas  bis  1349,®)  eine 
andere  bis  in  die  Zeiten  Earls  IV.  reichende  und  diesem  gewidmete  Welt- 
chronik ^)  und  endlich  ein  hauptsächlich  auf  Martinus  Polonus  basiertes 
Werk,  welches  in  seinem  letzten  Teil  zwar  sehr  dürftige,  doch  immerhin  der 
Beachtung  nicht  ganz  unwerte  Nachrichten  zur  Reichsgeschichte  bietet.  ^^) 

In  Paris  fand  G.  Waitz^^)  in  Handschriften  des  15.  Jh.  eine  ausführ- 
liche Welt-  (Kaiser-  und  Papst-)  Chronik,  eine  bis  1314  reichende  Eaiser- 
chronik,  einen  Martinus  Polonus  mit  der  dem  Heinrich  von  Rebdorf  zu- 
geschriebenen Fortsetzung,  sowie  einen  Martinus  des  14.  Jh.,  der,  anscheinend 
in  Italien  geschrieben,  besonders  über  Clemens  V.  und  Heinrich  VH.  ausführ- 
lich ist  und  Verwandtschaft  mit  Bemardus  Guidonis  zeigt.  Ein  aus  Venedig 
stammendes  Manuskript  giebt  eine  beachtenswerte  Notiz  über  den  Gesundheits- 
zustand Kaiser  Heinrichs  kurz  vor  seinem  Tode;  in  einer  Handschrift  des 
Galvaneus  Flamma  ist  dessen  Werk  bis  1371  fortgeführt.  In  Aix  findet  sich 
die  Chronik  des  Wilhelm  von  Nangis.  **)  —  Spanische  Handschriften  sind  von 
P.  Ewald  in  grofser  Zahl  untersucht  worden,  i»)  Die  Bibliotheken  des  Es- 
corial,  von  Madrid,  Toledo,  VaUadolid,  Salamanca,  Sevilla,  Barcelona,  endlich 
Lissabon  enthalten  eine  Reihe  von  Kaiser-  und  Papstchroniken,  welche,  meist 
im  ersten  Drittel  des  14.  Jh.  auslaufend,  in  den  Zusammenhang  der  auf  den 
Namen  des  Martin  von  Troppau,  Tolomeo  von  Lucca,  Bernardus  Guidonis  ^*)  etc. 


1)  K.  Bübel,  Dortm.  Urk.-B.  b.  n.  Kap.  XY.  Zur  Geach.  Ludwigs  d.  B.  Tgl.  iiuibd«. 
No.  453,  462,  479.  —  2)  S.  u.  S.  523.  _  3)  s.  Jahresber.  UI,  2,  70.  —  4)  Württemb. 
Vjflhfte.  IV.  S.  1  ff.  —  5)  D.  Kerler,  Z.  Vorfassungagesch.  der  Stadt  Weifsenburg  L  N. 
Archival.  Z.  VI,  202—205  (3  Urkk.  v.  1384).  —  6)  S.  o.  S.  8«.  —  7)  NA.  VI,  174  (aaoc,  XV). 
8)  1.  c.  S.  175  (saec.  XV).  —  9)  Ebda.  (saoc.  XV.).  —  10)  1.  c.  S.  174  (saec.  XV);  der 
Schlufs  abgedr.  S.  183—186  (von  1273  bis  c.  1525).  —  11)  S.  o.  S.  7«».  —  12)  G.  Waitx, 
AnB  noaeren  HandscbriftonTeTzeichmssen.  NA.  VI,  188.  —  13)  Beifle  nach  Sp.,  1.  c.  S.  217 
bis  398.,  vgl.  insbes.  die  SS.  236,  248,  2:,b,  259,  260,  270,  272,  320,  321,  328,  335,  344, 
345,  370,  372,  378,  379,  388,  396.  —  14)  Über  Thomas,  Six  manuecrito  de  Bernard  Gni, 
a.  u.  Kap.  XXIX. 


Deatschei  Beidi  yon  1278—1400.  11,51 

gehenden  Kompendien  der  Weltgeschichte  gehören.  Besonders  hervorzuheben 
möchte  etwa  eine  in  Madiid  wie  auch  in  Toledo  vorhandene,  bis  anf  Hein- 
rieh Yü.  hinabgehende  Kaiserchronik  sein,  welche  in  Konstanz  zur  Zeit  des 
Konzils  abgefafst  und  dem  Kaiser  Sigmund  dediciert  worden  ist.  ^)  —  Eine 
andere  Toledaner  Hdschr.  enthält  eine  Kaisergeschichte,  die  bis  zur  Königs- 
wahl Wenzels  reicht  und  um  dieselbe  Zeit  auch  abgefafst  zu  sein  scheint.^) 

—  Bis  in  die  Zeiten  des  Thronstreites  zwischen  K.  Ludwig  und  dem  Habs- 
burger Friedrich  erstreckt  sich  die  im  14.  Jh.  abgefalste  Fortsetzung  einer 
im  G<kL  1314  der  Leipziger  Univers.-Bibliothek  enthaltenen,  im  übrigen  wert- 
losen Weltchronik  aus  Altenzelle.  ^) 

fün  bequemes  Handbuch  der  Geschichte  in  Versen  zum  Gebrauch  für 
die  jongen  Kleriker  zu  liefern,  war  die  Absicht,  mit  der  Hugo  Spechtsart  um 
die  Mitte  des  14.  Jh.  an  die  Abfassung  seiner  Chronik  ging,  welche  nun- 
mehr von  ihrem  Entdecker  aus  der  Petersburger  Handschrift  ediert  worden 
iit>)  Das  Werkchen  ist  nicht  ohne  Interesse;  bemerkt  sei  hier  nur,  dafs 
der  Vf.  (v.  700  sq.)  von  einem  Betrug  weifs,  der  dem  Kaiser  Ludwig  durch 
einen  Schreiber  mittels  Fälschung  von  Aktenstücken  gespielt  worden  sei, 
womit  unzweifelhaft  auf  die  noch  immer  nicht  ganz  aufgeklärte  Fälschung 
der  Sachsenhäuser  Appellation  durch  Ulrich  den  Wilden  angespielt  wird. 
übrigens  ist  Spechtsart  ein  Gegner  dieses  Kaisers,  den  er  als  'cleri  mordax 
inimicus'  bezeichnet,  während  die  Frömmigkeit  Karls  IV.  seinen  Beifall  findet 

—  Von  einer  deutschen  in  Köln  entstandenen  Kaiserchronik  mit  lokaler 
Färbung,  deren  früher  behaupteten  Zusammenhang  mit  der  'Chronica  quo- 
mndam  regnm'  H.  Cardauns  nunmehr  völlig  fallen  lässt,  ist  durch  diesen 
der  Schlulsteil  von  1198  bis  zur  Wahl  K.  Albrechts  herausgegeben  worden; 
derselbe  beruht  fast  durchweg  auf  der  Chronica  regia,  Chronica  presulum 
Colon,  und  Martin  von  Troppau  mit  der  Kölner  Fortsetzung.^) 

Ein  im  Mittelalter  fast  einzig  dastehendes  Werk  ist  die  Autobiographie 
Kaiser  Karls  FV.  Dieselbe  hat  in  die  von  J.  Emier  veranstaltete  Ausgabe 
der  in  böhmischer  Sprache  abgefafsten  Schriften  Karls  Aufnahme  gefunden,  ^) 
wobei  sich  der  böhmische  Text,  den  Dudik  für  das  Original  hielt,  als  eine 
ziemlich  schlechte  Übertragung  herausgestellt  hat,  ein  Ergebnis,  welches  an- 
gesichts des  Streites  über  die  Nationalität  Karls  IV.  ^)  vielleicht  nicht  ohne 
Interesse  ist. 

Auch  für  die  Biographie  der  Quellenschriftsteller  unseres  Zeitraumes 
imd  die  Kritik  ihrer  Werke  ist  das  Jahr  1881  keineswegs  unfruchtbar 
geblieben. 

Der  geschichtsschreibende  Abt  von  Königsaal  ist  von  J.  Loserth^) 
allerdings  nur  als  theologischer  Schriftsteller  gewürdigt  worden.  Den  als 
Historiker,  Dichter  und  Staatsmann  merkwürdigen  Paduauer  Albertino  Mussato 
machte  die  spätere  Sagenbildung,  die  noch  heute  ihre  Vertreter  findet,^) 
ZQ  einem  unehelichen  Sohne  des  vornehmen  Paduaners  Viviano  da  Musso, 


1)  Ewald,  Beiße  S.  270  u.  367.  —  2)  Ebda.  S.  366.  —  8)  0.  Holder-Egger, 
^^  e.  Chronik  aus  AltenzeUe.  NA.  VI,  399—414.  —  4)  K.  Gillert,  D.  Chronik  des 
Högo  von  BeuÜ.  FDG.  XXI,  21—65.  Vgl.  Jahresber.  m,  2,  47.  —  5)  S.  o.  S.  43».  — 
6>  &  IL  Kap.  XXXn.  —  7)  J.  Loeerth,  in  dor  Eoc.  von  Werunsky,  Gesch.  Karl»  IV., 
HZ.  N.P.  10,  148  f.;  Erwiderung  Werunskys  und  Eeplik  Loser th»,  ebda.  11,  188—190; 
Tpl.  Jshresber.  lU,  2,  317».  —  8)  D.  geisü.  Schriften  Peters  v.  Zittau.  Wien.  SB.  98, 
379—403.  —  9)  A.  Gloria,  Documenti  ined.  intomo  a  Franc.  Petrarca  e  Albert.  Mussato. 
AtÖ  del  K.   Ist  Yen.  VI,   5,   1.   S.    22  ff.   (1879/80.) 

4* 


11,52  '^^II-    V-  Friedenibnrg: 

während  doch  die  unbefangene  Erwägung  der  eigenen  Angaben  des  Albertino 
dessen  eheliche  Abstammung  von  dem  armen  Ausrufer  Cavallerio  an  die 
Hand  giebt^)  Wichtiger  ist  die  Gontroverse,  die  sich  an  die  Person  des 
Jakob  von  Mainz  knüpft.  Dieser,  1319  in  Speier  als  Notar  urkundlich 
nachweisbar,  ist  wohl  zweifellos  der  Verfasser  der  wenig  umfangreichen,  aber 
nicht  unwichtigen  Gesta  Heinrici  VII.  imp.  *)  Wenn  aber  später  der  Chronist 
Nanclems  Jakob  von  Mainz  als  Quelle  für  eine  grofse  Reihe  von  Nachrichten 
aus  der  Zeit  Ludwigs  und  Karls  lY.  anführt,  die  sich  meistens  in  dem  G^ 
Schichtswerke,  welches  wir  seit  Studers  Ausgabe  dem  Matthias  von  Neuenburg 
zuzuschreiben  gewohnt  sind,  wiederfinden,  so  entsteht  die  Frage,  ob  die  in 
Rede  stehenden  Nachrichten  in  letzter  Linie  auf  Matthias  oder  Jakob  zurück- 
gehen. Ein  sehr  verwickeltes  Verhältnis  zwischen  den  Arbeiten  beider  Männer 
nimmt  Th.  F.  A.  Wich  er t^)  an:  Matthias  teilt  sein  um  1345  abgefalstes 
Werk,  als  er  es  bis  1330  geführt,  seinem  'Freunde'  Jakob  v.  M.  mit,  der 
darauf  sein  früheres  Werk,  die  Gesta,  durch  Zusätze  aus  Matthias  ergänzt, 
um  es  dann  selbständig  und  gleichzeitig  fortzusetzen  und  diese  seine  origi- 
nalen Aufzeichnungen  nun  seinerseits  dem  Matthias,  vielleicht  sogar  in  einzelnen 
Partieen,  zur  Verfügung  zu  stellen,  schliefslich  aber,  wohl  den  Freund  über- 
lebend, seine  Chronik  über  diesen  hinaus  bis  1360  weiter  zu  führen.  Zu 
der  weit  einfacheren  und  natürlicheren  Annahme,  dafs  Jakobs  (xeschichtswerk 
eine  Kompilation  gewesen  sei,  zusammengesetzt  aus  den  von  ihm  verfabten 
Gesta,  aus  der  Chronik  des  Matthias  und  aus  einer  Reihe  von  Kapiteln,  die 
er,  sei  es  nach  andereü  ihm  vorliegenden  Quellen,  sei  es  auch  nach  eigenen 
Erlebnissen  hinzufügte,  versteht  sich  W.  deshalb  nicht,  weil  ihm  erstens  der 
Cod.  A.  der  Chronik,  welcher,  auf  Speier  als  Entstehungsort  hinweisend,  der 
dem  Nauclerus  vorliegenden  Redaktion  entspricht,  der  ursprünglichere  und 
älter  als  die  Recension  B.,  in  der  wir  das  Werk  des  Matthias  zu  sehen  haben,  zu 
sein  scheint,  und  weil  es  zweitens  ihm  undenkbar  ist,  dass  Matthias  von  Neuen- 
burg als  Diener  des  Bischofs  Bei  thold  von  Strafebui^,  eines  entschiedenen 
Gegners  Kaiser  Ludwigs,  diesem  Herrscher  in  dem  Grade  geneigt  gewesen 
sei,  wie  es  die  Chronik  zu  erkennen  gebe.  Diese  beiden  Argumente  aber 
entkräftet  A.  Huber^),  dessen  Beweis,  dafs  Codex  B.  eine  ursprünglichere 
Fassung  repräsentiere  als  A,  wohl  unanfechtbar  ist;  desgleichen  zeigen  H.s 
Darlegungen,  dafs  der  Verfasser  der  streitigen  Chronik  weniger  für  die  Person 
Ludwigs  als  vielmehr  für  die  Wahrung  der  Rechte  des  Reichs  und  die  Selb- 
ständigkeit der  deutschen  Krone  eingenommen  ist,  ein  Ergebnis,  welches  mit 
dem,  was  wir  über  Matthias  von  Neuenburg  sowohl  wie  über  Bisch.  Berthold 
wissen,  nicht  unvereinbar  ist  Überhaupt  aber  macht  die  Einheitlichkeit  der 
Chronik  in  Form  und  Auffassung  es  nötig,  nur  einen  Verfasser  anzunehmen ; 
eben  demselben,  d.  h.  dem  Matthias  von  Neuenburg,  erkennt  H.  aufs  nene  die 
AutorschaJft  der  Vita  Bertholdi  episcopi  zu,  die  in  ihrem  ganzen  Um&nge 
erst  nach  der  Chronik  entstanden  und  ans  derselben  enüiommen  sei,  wc^gen 
Wiehert  auch  hier  wieder  einer  komplicierteren  Ent8tehun|s'aTt  das  Wort  redet. 
Zur  Lebensgeschichte  Dietrichs  von  Niem  ergiebt  sich  aus  dessen  ^Stilos 
abbreviationis'  (Cod.  Mon.  lat.  nr.  3063),  dafs  D.  schon  unter  ürban  V.  als 
Notar  am  Sacrum  Palatium   angestellt  war  und  unter  Urban  VI.   zwischen 


1)  D.  Konig,  Herkunft  dos  Alb.  Man.  K.  A.  VII,  121-^138.  —  2)  Abgedr.  FDG. 
XY,  583 — 95.  —  3)  Jak.  v.  Mainz,  der  zcitgonoBB.  Historiograph,  und  da«  Goochichtawerk  des 
Matthias  ?.  Ncoenbnrg,  nebst  Excnrsen  zur  Kritik  des  Nanclems.  Konigsb.  i.  F.,  Harton^. 
X,  368  S.  -^  4)  Matth.   y.  Keaenbnig  u.  Jak.   y.  Mainz.  AÜG.  63,  239—272. 


BeatBchM  Beich  Ton  1273—1400.  11,53 

1378  und  1380  abbreviator  geworden,  ist.  *)  —  An  der  Hand  der  Berichte 
Dietrichs  belenchtet  Siebeking*)  insbesondere  den  Ursprung  der  grofsen 
Kirchenspaitang  von  1378. 

In  populärer  Weise  ist  E.  Rudolf  von  Habsbnrg  dargestellt  worden.  3) 
£m  Moment  aas  der  Geschichte  der  französisch-deutschen  Beziehungen  zur 
Zeit  des  nämlichen  Herrschers  behandelt  J.  Havet^)  Herausgefordert  durch 
eine  1287  zu  St  M6n^hould  vorgenommene  französische  Enquete,  bei  welcher 
die  Abtei  Beaulien-en-Argonne  Frankreich  zugesprochen  wurde,  liefs  K.  Rudolf 
durch  den  Kanoniker  Ansebn  de  Parroine  und  die  Ritter  Hartmann  von  Ratzen- 
hausen  und  Eberhard  von  Landsberg  im  folgenden  Jahre  die  Argonnengrenze 
nntersuchen  und  zahlreiche  2jeugen  über  die  Besitzverhältnisse  daselbst  ver- 
nehmen. Das  hierüber  aufgesetzte,  nunmehr  aus  dem  Archiv  zu  Nancy  veröffent- 
lichte umfangreiche  Aktenstück  führt  66  Zeugenaussagen  auf,  nach  denen  nicht 
nor  Beaulien,  sondern  auch  Montfaucon-d'Argonne  nw.  Yerdun  dem  deutschen 
Reiche  zustehen  soll.  Von  Interesse  ist  auch  die  in  den  Aussagen  mehrfach 
enthaltene  Angabe,  wonach  das  Flübchen  Biesme  (jetzt  die  Grenze  zwischen 
den  D^pp.  Marne  und  Meuse)  damals  die  Grenze  zwischen  Frankreich 
(Champagne)  und  dem  Reich  (Lothringen)  bildete,  was  sich  auch  in  Verschieden- 
heiten der  Lebens-  und  Rechtsgewohnheiten  der  Anwohner  gezeigt  habe,  indem 
man  z.  B.  die  auf  dem  Ostlichen  Ufer  herrschende  altgermanische  Bluti^ache 
jenseits  nicht  mehr  gekannt  habe.  Zeigt  sich  hier  die  Absicht  Rudolfs  die 
Bechte  des  Reichs  zu  wahren,  bezw.  in  Erneuerung  zu  bringen«  so  ist  bekannt, 
dafs  derselbe  Herrscher  zumal  im  Anfang  seiner  Regierung  nicht  minder  auf 
die  Wiedereinbringung  des  im  letzten  Menschenalter  vor  seiner  Wahl  ver- 
schleuderten und  abhanden  gekommenen  Reichsgutes  bedacht  war,'^)  dieses 
Projekt  aber,  welches  durchgeführt  das  Reich  vielleicht  vor  Hausmachts- 
gröndungen  bewahrt,  höchstens  eine  gröfsere  Hansmacht  in  der  Zerstreuung 
geschaffen  hätte,  nur  allzubald  fiallen  lassen  mnÜBte.  Überdauert  aber  wurde 
das  Revindicationsprojekt  von  der  allerdings  durch  eine  Reihe  von  Vorstufen 
hindurchgegangenen  Institution  der  Willebriefe,  d.  h.  der  Bestätigung  gewisser 
königlicher  Akte  durch  die  Kurfürsten  mittels  eigener  Urkunden.  —  Erfolg- 
reicher war  Rudolfs  Bemühen  den  Landfrieden  aufrechtzuerhalten;  im  Hin- 
blick auf  Westfalen  wird  diese  Thätigkeit  des  Königs  von  Fr.  Zurbonsen 
erörtert,  der  auch  behauptet,  dab  die  Bopparder  Münzkonirention  des  Königs 
mit  Kuxköln  (1285)  ndttelbar  den  Anstofs  zu  gleichartigen  Bestrebungen  der 
Städte  gegeben  habe.  ^)  —  In  seiner  trefflichen  Quellenstudie  tther  die  Schlacht 
bei  Bomkmt  ^)  war  A.  Bussen,  insbesondere  in'^tler  Frage  pach  der  Bedeu- 
tong  der  Nachrichten,  welche  die  Ann.  Colmar.  und  die  ]ßteirische  Reim- 
chronik f^  die  Schlacht  beibringen,  der  Arbeit  G.  Köhlers^)  mehrfach 
^tgegengetreten,  der  daraus  Anlals  zu  einer  scharf  gehaltenen  Erwiderung 
genommen  hat  ^)     Da  Köhler  Militärisch  zu  empfinden'  gelernt  hat,  so  kommt 


])  Hl  LindBor,  Beitrr.  b.  d.  Leben  n.  d.  Schriften  D.«  t.  Kiem.  FDG.  XXI,  67—92. 
Vgl  0.  8.  58^.  —  2)  Z.  Gesch.  d.  groisen  Kirchenspaitang.  Progr.  d.  Annen-BealBch.  ra 
Dresden.  VgL  MHL.  X,  111.  —  3)  Damesnil,  TAllemagne  sous  le  r^e  de  Bodolphe. 
Liaiogeft,  Bsrboo,  123  S.  12°.  —  4)  La  frontifoc  d'Empire  dann  l'Argonne,  enquote  laite  par 
nidre  de  Bod.  de  Hahsb.  k  Verdnn  en  nud  1288.  BECh.  XLII,  383-428.  Daza  Nachtrage 
S.  612 1  Aach  aep. :  Parii,  Champion.  50  S.  —  5)  K.  Lampr  e  cht*  Über  d.  Entstehung  d.  WiUe- 
briefe  B.  d.  Berindication  d.  Beichsgut«!  unter  Rad.  v.  Habsb.  FDG.  ^tSl,  1—20.  Vgl.  u.  K.  X, 
—  6)  D.  westfiO.  Stadteband  v.  1253  bis  zum  Territorialfrieden  von  1298.  Münst  Diss. 
6«  S.  —  7)  8.  Jahresber.  III,  2,  140.  —  8)  S.  ^[ahresbcr.  XI,  Jf,'  66.  —  9)  D.  Schlacht 
uf  d.  Marchfelda.     Zweiter  Nachtr.    FDG.  XXI,  251^260. 


n,54  VUL   W.  Friedensburg: 

ihm  methodische  Quellenkritik  erst  in  zweiter  Linie;  er  berücksichtigt  oder 
verwirft  die  Angaben  der  Quellen,  jenachdem  sie  sich  seinem  militärischen 
Empfinden  anpassen  oder  nicht.  Es  fällt  Bussen  nicht  schwer,  dem  gegen- 
über seine  methodische  Behandlung  der  Quellen  zu  rechtfertigen.  ^) 

E.  Albrecht  ist  specieller  nur  in  seinem  Verhältnis  zur  schweizerischen 
Eidgenossenschaft  behandelt  worden.^)  —  Aus  seiner  Kanzlei  ging  Bischof 
Johann  von  Strafsbarg  (1306—1328,  vorher  seit  1305  B.  v.  Eichstädt) 
hervor,  der  dem  König  von  1303  bis  zu  dessen  Tode  als  Kanzler  zur  Seite 
stand  und  auch  zu  Albrechts  Nachfolger  mannigfache  Beziehungen  unter- 
hielt, ohne  doch  in  der  Reichsgeschichte  eine  hervorragende  Bolle  zu  spielen. 
Die  über  ihn  aus  Chroniken  und  Urkunden  zu  gewinnenden  Daten  stellt 
N.  Rosenkränzer  zusammen,  der  übrigens  die  Bedeutung  seines  Helden 
erheblich  überschätzt.^)  Unter  den  im  Anhang  mitgeteilten  ungedruckten 
Urkunden,  welche  teils  dem  Bezirksarchiv  zu  Strafsburg,  teils  dem  schon 
von  Ghmel  benutzten,  von  R.  in  Hinsicht  auf  Authenticität  des  Inhalts  und 
Zeit  der  Abfassung  untersuchten  Formelbuch  des  Bischofs  (Cod.  Vindob.  410) 
entnommen  sind,  befinden  sich  Urkunden  bezw.  Briefe  der  Könige  Albrecht, 
Friedrich  und  Heinrich  Yü.,  welcher  letztere  dem  Bischof  u.  a.  im  Frühling 
1311  voll  Freude  mitteilt,  dafs  P.  Clemens  auf  seinen  Wunsch  den  Termin 
der  Kaiserkrönung  verkürzt  habe.  —  Ein  etwas  älterer  Zeitgenosse  des 
Bischofs  ist  der  Abt  Heinrich  V.  von  Fulda  (1288—1313),  der  mit  Rudolf 
von  Habsburg  und  dessen  drei  Nachfolgern  mehrfach  in  Verbindung  erscheint, 
insbesondere  aber  in  der  thüringischen  Politik  der  Könige  Adolf  und  Albrecht 
eine  Rolle  spielte  und  später  an  dem  Romzuge  K.  Heinrichs  teil  nahm. 
Wesentlich  Neues  über  diese  Dinge  erfahren  wir  von  J.  Rübsam^)  nicht;  auch 
von  den  am  Schlufs  in  Regestenform  sorgfältig  zusammengestellten  Urkunden 
Heinrichs  liegen  die  für  die  allgemeine  Geschichte  in  Betracht  kommenden 
längst  gedruckt  vor.  —  Der  Arbeit  von  C.  Wenck  über  Clemens  V.  und 
Heinrich  VII.  wird  erst  im  nächsten  Jahresbericht  an  dieser  Stelle  zu  ge- 
denken sein;  der  i.  J.  1881  ausgegebene  Teil  derselben^)  hat  es  nur  mit 
den  Verhältnissen  der  Kurie  bis  zur  Wahl  Clemens'  V.  zu  thun. 

Über  die  Beurteilung  K.  Ludwigs  des  Bayern  ist  unter  den  Forschern 
noch  keine  Einmütigkeit  erzielt  worden.  Gegen  Kluckhohn^)  hält 
S.  Riezler'^)  seine  Auffassung  des  Kaisers,  der  es,  wie  er  allerdings  zugiebt, 
mit  ungewöhnlich  schwierigen  Situationen  zu  thun  gehabt  habe,  als  eines  halt- 
losen Schwächlings  im  wesentlichen  aufrecht,  wogegen  wiederum  H.  Simons- 
feld,®) der  die  einzelnen  Momente,  welche  Riezler  erörtert  hatte,  durchgeht, 
überall  dasjenige  hervorhebt,  was  Ludwig  in  einem  günstigen  Lichte  erscheinen 
läfst;  nach  ihm  ist  der  Grundzug  in  L.s  Wesen  nicht  verzagte  Weichheit^ 
sondern  vorsorgliche  politische  Klugheit.  Auch  W.  Preger,  der  schon  in 
mehreren  Arbeiten  als  Verteidiger  des  Kaisers  aufgetreten  ist,  hat  aufs  neue 
für  diesen   eine  Lanze  gebrochen,^)  indem   er  das  Verhalten  Ludwigs   den 


1)  Znr  Schi.  b.  Dürnkrut,  MIÖG.  U,  503—512.  —  2^  P.  Wsllnöfer,  Albr.  L  b.  d. 
ünprong  d.  Schweizer  Eidgenosa.  b.  n.  Kap.  XXin.  —  3)  Bisch.  Joh.  L  y.  Stnfsb.,  gen. 
y.  Dürkheim.  StraTsb.  IHbb.  Trier.  116  S.  —  4)  J.  Rübsam,  Heinrich  V.  y.  WoUnau, 
PBxBtabt  y.  Fulda,  Z.  d.  V.  f.  heas  G.  otc.  N.  F.  IX.  Hft  1  u.  2.  Vgl.  Jahreibcr.  II,  2, 
163«.  —  5)  Clem.  V.  u.  Heinr.  VII.  Dio  Anfänge  d.  franz.  Papstthums.  Teil  I.  D.  Walil 
Clem.  V.  Hall.  HabUit-Schr.  48  S.  Vgl.  u.  K.  XXIV.  —  6)  S.  Jahrosber.  IH,  2,  53».  ■ — 
7)  AAZ.  n.  14  u.  15.  Beü.  —  8)  Bll.  f.  d.  bayr.  Gymn.-  a.  RealschulweB.  XVII,  241—253. 
—  9)  Anfange  d.  kirchenpolit.  Kampfes  unter  Lndw.  d.  B.  Mit  AuBzüg.  ans  Urk.  d.  yaÜk. 
Archiya  yon  1315—1324.    Abhdl.  d.  Ak.  d.  W.  s.  Mfinchen  (IHKl.)  XVI,  Hoft  2,  113-284. 


DeatscheB  Seidi  yon  1273—1400.  11,55 

ersten  Prozessen  Johanns  XXn.  gegenflber,  wo  man  bei  Lndwig  den  Mangel 
einer  einheitlichen,  konsequenten  nnd  ihrer  Ziele  bewulisten  Politik  ganz  vor- 
zugsweise zu  rflgen  liebt,  untersucht,  um  Ludwigs  Benehmen  namentlich  aus 
den  Satzungen  des  kanonischen  Prozesses  zu  erklären  nnd  zu  rechtfertigen. 
Wenn  nämlich  auf  den  ersten  Prozefs  des  Papstes  vom  8.  Okt.  1323  hin 
Ludwig  in  Avignon  durch  eine  Gesandtschaft  erklären  liefs,  dals  er  bereit  sei, 
die  Rechtmäfsigkeit  seiner  von  Johann  angegriffenen  Schritte  in  Italien  zu 
erweisen»  so  überhob  ihn  dies  der  nur  innerhalb  dreier  Monate  nach  Eröffnung 
des  Verfahrens  zulässigen  Appellation  an  die  höhere  Instanz  der  Kirche  um 
so  weniger,  als  ihm  bald  klar  werden  mulste,  daüs  der  Papst  seine  Gesandten 
absichtlich  hinhalte.  Daher  die  Ntlmberger  Appellation  vom  16.  Dec,  noch 
vor  Rflckkunft  der  Gesandten.  In  einen  anderen  Zusammenhang  aber  gehört 
die  zweite,  s.  g.  Sachsenhäuser  Appellation,  die  sich  als  Ludwigs  Antwort  auf 
die  päpstliche  Sentenz  vom  23.  März  herausstellt.  Dabei  ist  es  auch  nicht 
widersinnig,  wenn  Ludwig  in  seiner  ersten  Kundgebung  den  Papst  als  Be- 
günstiger der  Minoriten,  der  Verächter  des  Beichtsakraments,  angreift,  zu 
Sachsenhaasen  aber  Johann  der  Häresie  beschuldigt,  weil  derselbe  die  Lehre 
der  Minoriten  von  der  Armut  Christi  verwerfe;  denn  beides,  die  Verwerfung 
der  Praxis  und  die  Anerkennung  der  Principien  der  fratres  de  communitate, 
findet  sich  in  den  s.  g.  Spiritualen  vereinigt,  welche  insbesonders  in  der 
Person  des  Franz  von  Lutra  damals  bei  Ludwig  in  hoher  Gunst  standen. 
—  Von  einer  Fälschung  der  Sachsenhäuser  Appellation  will  Pr.  nichts 
wissen,  da  Lndwig  1328  voll  und  ganz  für  ihren  Inhalt  eintrete;  die  bekannte 
Erklärung  des  Kaisers  vom  Jahre  1331  aber  wolle  nur  besagen,  dafs  er  bei 
seiner  gegen  den  Papst  geschleuderten  Anklage  eine  Verpflichtung  wegen  der 
^oena  talionis'  nicht  habe  eingehen  wollen.  —  Der  geistvollen  Abhandlung 
sind  199,  die  Zeit  vom  3.  Jan.  I31ß  bis  20  Dec.  1324  umfassende,  ausfdhr- 
licbe  Auszüge  aus  den  (in  der  Archival.  Zeitschrift  kurz  verzeichneten) 
vatikanischen  Urkunden  beigegeben,  in  der  Form  wie  dieselben  vor  mehreren 
Jahren  durch  einen  ungenannt  bleibenden  deutschen  Gelehrten  nach  zu- 
verlässigen Abschriften  in  Rom  angefertigt  worden  sind.  Sie  gewähren  ftir 
die  Kenntnis  des  Umfanges  des  päpstlichen  Einflusses  und  der  Mittel,  durch 
die  sich  dieser  geltend  machte,  wie  auch  der  Parteistellung  in  den  kirchen- 
politischen Kämpfen  und  der  Verhältnisse  in  den  Bistümern  eine  reiche 
Ausbeute.  —  In  den  folgenden  Jahren  der  Begierung  Ludwigs  tritt  bekannt- 
lich der  Einflnfs  des  Marsilio  von  Padua  in  den  Vordergrund,  dessen  Haupt- 
schrift, der  ^Defensor  pacis'  £.  Comba^)  zufolge  in  socialpolitischer  und 
dogmatischer  Hinsicht  einen  Fortschritt  bekundet,  während  die  Tendenz,  die 
Usorpationsgelttste  des  Staates  wachzurufen  um  den  Übergriffen  der  Kirche 
entgegenzutreten,  verfehlt  sei.  —  In  der  Geschichte  des  Thronstreites  zwischen 
Ludwig  und  dem  Habsburger  Friedrich  spielt  auf  des  letzteren  Seite  sein 
Marschall  Dietrich  der  Pilichtorfer,  welcher  später  die  Gefiangenschaft  seines 
Herrn  teilte  und  die  Trausnitzer  Sühne  vereinbaren  half,  eine  Rolle;  sein 
Leben  ist  unter  Beifügung  von  Eegesten  beschrieben  worden.')  —  Über  die 
Erwerbung  Brandenburgs  für  das  Haus  Bayern  bringt  J.  Heidemann  einige 


1)  Mars,  da  Padova  ossia  an  protestante  ghibellino  del  bcc.  decimo  quarto.  Aus  dorn  im 
Dmck  befindlichen  Werk  douelben  Autors  'Introdaz.  alla  stör,  de'  Martiri  della  RiformB 
ItaUana'  in  La  Riv.  CriBt  Vm,  129—137  mitgeteilt.  Vgl.  Jahroaber.  ffl,  2,  297*.  Über 
Man.  T.  P.  aach  outen  K.  X  za  Ende.  —  2)  6.  E.  Fries,  Dietr.  d.  Marscb.  v.  Pilichtorf. 
Piogr.  d.  Qymn.  zu  Seitenstetten  (N.-Österr.).     43  S. 


n56  VIII-   W.  Friedensburg: 

ErgänzüDgen  zu  Riezlers  Darstellong  bei.  ^)  —  Nicht  von  Bedeatang  ist  ein 
den  Romzug  Kaiser  Ludwigs  behandelnder  Aufsatz,^)  da  ihm  die  Kenntnis  der 
neueren  Litteratur  gröfstenteils  abgeht,  die,  umfangreich  und  zerstreut  wie  sie 
ist,  freilich  femer  von  wissenschaftlichen  Centren  nur  schwer  zu  erlangen  ist. 

Nahm  man  bisher  insgemein  an,  dafs  die  drei  traurigen  Erscheinungen, 
welche  der  Mitte  des  14.  Jh.  ein  so  unheimliches  Gepräge  geben,  in  der 
Reihenfolge:  Schwarzer  Tod,  Geifselfahrt,  Judenmord  eingetreten  seien,  so 
zeigt  eine  soi^gfältigere  Yergleichung  der  überlieferten  Daten,  dafis  Juden- 
verfolgungen und  Flagellantentum  zwar  unzweifelhaft  in  gewissem  kausalen 
Zusammenhang  mit  der  Pest  stehen,  dafs  aber  beide  Bewegungen,  die  erste 
von  Südfrankreich  her,  wo  sie  gleichzeitig  mit  der  Pest  sich  erhebt,  die 
zweite  in  der  letzten  Ostmark  Deutschlands  unmittelbar  vor  dem  Auftreten 
der  Pest  entstanden,  in  rapider  Ausbreitung  über  das  deutsche  Reich  der 
Krankheit  (welche  übrigens  damals  aufser  Rußland  u.  a.  auch  Ostfranken, 
Böhmen,  Schlesien  und  Polen  unberührt  gelassen  zu  haben  scheint)  voraus- 
eilten. Auch  darf  die  Beschuldigung  der  Brunnenvergiftung  vielfach  nur  als 
ein  Verwand  für  die  Ausrottung  der  Juden  angesehen  werden,  denen  vielmehr 
ihr  Geld  und  Gut,  das  sie  allerdings  grodsenteils  durch  Wucher  zusammen- 
gescharrt hatten,  verderblich  ward.') 

Den  Gedanken,  dafs  Karl  lY.  die  mancherlei  Begünstigungeu,  welche 
das  groüse  Reichsgesetz  der  goldenen  Bulle  einer  beschränkten  Anzahl  von 
Fürsten  gewährte,  nicht  habe  durchsetzen  können  ohne  andere  für  die  Ver- 
luste, die  ihnen  daraus  erwuchsen,  zu  entschädigen,  führt  A.  Bussen  in  Be- 
zug auf  das  Hochstift  Fulda  näher  aus,*)  dessen  Äbte  seit  dem  11.  Jh.  — 
ohne  dafs  wir  wüfsten  worauf  sie  fufsten  —  Ansprüche  —  wie  es  scheiut  — ' 
auf  den  Ehrenplatz  zur  Linken  des  Kaisers  machten.  Da  nun  dieser  Ehren- 
sitz durch  die  goldene  Bulle  Kurköln  zugewiesen  wurde,  so  ist  es  eine  sehr 
ansprechende  Vermutung,  dafs  der  geschädigte  Abt  als  Kompensation  für 
diesen  Verlust  damals  —  neben  einer  Reihe  anderer  Privilegien  —  auch 
den  tönenden,  aber  inhaltslosen  Titel  eines  Erzkanzlers  der  Kaiserin  erhalten 
habe.  —  Allerdings  geschah  diese  Verleihung  in  der  Form  einer  Erneuerung 
des  Titels,  doch  läfst  sich  derselbe  vor  1356  ebenso  wenig  nachweisen  wie 
eine  besonders  nähe  Beziehung  zwischen  der  Kaiserin  und  dem  Hochstift. 
—  Als  eine  Vorstudie  zur  Geschichte  des  2.  Romzuges  Karls  IV.  giebt  sich 
die  Arbeit  von  St.  Stoy'^)  kund,  welche  den  ebenso  verwickelten  wie  schnell 
wechselnden  diplomatischen  Konjunkturen  zwischen  der  Kurie,  deren  Politik 
sich  um  die  Wiedererlangung  des  von  Bemabö  Visconti  beanspruchten 
Bologna  dreht,  und  dem  Kaiser,  der  in  seinem  Auftreten  im  wesentlichen 
dui'ch  östeiTcichs  und  Ungarns  Haltung  bestinmit  wird,  im  Anfang  der 
60er  Jahre  sorgfältig  nachspürt  Gegen  Sickel,  Vicariat  der  Visconti,  wird 
der  ausgezeichnete  Wert  des  Matteo  Villani  hervorgehoben.  Von  den 
5  Excursen  beschäftigt  sich  einer  auf  Grund  von  Huber  Regg.  3149—  3157 
mit  dem  von  Karl  gehegten  Plane  einer  ^ecuperatio  regni  Arelatensis'  1360; 


1)  HZ.  N.  F.  X,  530.  (Bec.  toh  Riezlen  Gefich.  Bayerns  U.)  —  2)  K-iPreaer,  Kaiser 
Ladw.  d.  B.  in  s.  Beidehungen  zn  Papst  Joh.  XXH.  2.  Teil.  VIII.  Jahresber.  d.  deutschen 
Staatsrealsch.  zu  Pilsen.  39  S.  (Teil  I  erschien  1878.)  —  3)  B.  Hoeniger,  ßang  und 
Verbreitung  d.  schwarzen  Todes  in  DeutschJ.  y.  1348 — >1351,  n.  s.  Zusammenhang  m.  d.  ^aden- 
Terfolgungen  u.  Oeifselüahrten.  Gott.  Biss.  Berlin.  46  S.  (1882  erweitert  als  Buch  erschienen.) 
—  4)  Fulda  n.  die  gold.  Bulle.  MIÖG.  U,  29—49.  S.  o.  22^  —  5)  D.  polit  Besiehongea 
zwischen  Kaiser  und  Papst  in  den  Jj.  1360^1364.     StraCsb.  Dias.    88  S. 


DeotsehM  Beich  Ton  1273—1400.  11,57 

em  anderer  bespricht  die  bei  Heinrich  von  Diessenhoven  erwähnten  kaiser- 
llchmi  Gesandtschaften  an  die  Kurie  im  Winter  1360/61.  Als  Beilage  ist 
Haber  nr.  3731  aus  dem  Orig.  des  Strafsborger  Stadtarchivs  abgedruckt.  — 
Im  Frtthling  1368  trat  dann  Karl  seinen  2.  Romzug  an'),  welcher  haupt- 
sächlidi  der  Kräftigung  der  soeben  —  gleichsam  versuchsweise  —  aus 
ingnon  nach  Italien  zurückverlegten  Kurie  mittels  Bekämpfung  der  Visconti 
and  Yemichtung  der  zuchtlosen  Soldbanden,  welche  das  Land  beunruhigten, 
galt  Bekanntlich  hat  Karl  diese  Aufgabe  gar  nicht  oder  nur  sehr  unvoll- 
kommen gelöst;  dagegen  gelang  es  seiner  Meisterschaft  in  der  Diplomatie 
die  kaiserliche  Oberhoheit  bei  den  Kommunen  Ober-  und  Unteritaliens 
wenigstens  nominell  aufs  neue  zur  Annerkennung  zu  bringen  und  die  kaiser- 
liehen Taschen  mit  Geld  zu  füllen.  So  kommt  denn  auch  die  neueste  Unter- 
sQchung  Ober  diesen  Romzug,  welche  sich  übrigens  in  der  Regel  darauf 
beschränkt,  den  äulserlichen  Verlauf  der  Dinge  zu  skizzieren,  auf  Oregorovius' 
Urteil,  wonach  Karl  ^der  unkaiserlichste  aller  romfahrenden  Kaiser,  aber  ein 
Terständiger  Mann'  gewesen  sei,  zurück.  Bekanntlich  ist  Karl  lY.  der  letzte 
der  deutschen  Kaiser,  welcher  den  Zusammenhang  der  Centralgewalt  mit 
Norddentschland  zu  offener  Anschauung  gebracht  hat;  unter  diesen  Umständen 
ist  sein  durch  Hermann  Corner  eingehend  geschilderter  Besuch  in  Lübeck 
von  erhöhtem  Interesse,  sodaTs  der  Aufsatz,  welchen  W.  Mantels  schon  im 
Jabre  1875  diesem  Ereignis  widmete,  gewiHs  mit  Recht  in  die  nach  des 
Autors  Tode  herausgegebene  Sammlung  ausgewählter  Abhandlungen  desselben 
angenommen  worden  ist') 

Fast  gänzlich  unfruchtbar  ist  das  J.  1881  für  die  Geschichte  K.  Wenzels 
verbb'eben;  doch  behandelt  Brülcke,')  übrigens  bis  ins  13.  Jh.  zurückgreifend, 
die  Reichstage  unter  K.  Wenzel,  für  welche  ja  in  den  ^Deutschen  Reichstags- 
akten' eine  sichere  Orundlage  gegeben  ist,  mit  Rücksicht  auf  die  freien  und 
Beichsstädte,  deren  Stellung  auf  der  Reichsversammlung  dieser  Zeit  im  engsten 
Zusammenhang  mit  der  Geschichte  der  beiden  grofsen  süddeutschen  Städte- 
bande, insbesondere  des  schwäbischen,  steht. 

Das  Yorkonmien  heraldischer  Rangkronen  weist  jetzt  fOr  Frauensiegel 
schon  im  3.  Viertel  des  14.  Jh.  F(ürst  Hohenlohe-Waldenburg-)  K(upferzell) 
nacb.^}  Abbildnngen  von  Jagdscenen  des  14.  u.  15  Jh.  teilte  Essen- 
wein  mit^) 


1)  6.  Warn  ecke,  Der  zweite  Bomenng  Kaiser  Karls  lY.  51  S.  Jen.  Diss.  Altena. 
-  2)  Beitrr.  rar  Iüb.-han8.  Gesch.  (1S81)  S.  287—323.  S.  Jahresber.  111,  2,  178.  —  3)  S. 
1.  S.  77^  —  4)  Die  herald.  Bangkr.  Weiterer  Kaohtr.  AKDY.  28,  n.  10.  Vgl.  Jahresber. 
n,  s,  81«.  —  5)  £bda.  27,  Sp.  139. 


11,58  ^'   ^  Huckert: 


IX. 

E.  Huokert 

Deutschland  im  XV.  Jahrhundert. 

Das  J.    1881   hat  für  die  Erkenntnis  der  allgemeinen  deutschen   Ge- 
schichte im  15.  Jh.  äusserst  wenig  geleistet.     Der  gröfste  Teil  dessen,   was 
wir  anzuführen  haben  werden,  ist  Arbeiten  über  die  Specialgeschichte   ein- 
zelner Gebiete  entnommen.     Zu    den    wichtigsten  Abhandlungen   gehört    die 
von  Th.  Lindner^)  über  Dietrich  v.  Niem.     Die  Schrift  'de  stilo',  welche 
den  Zweck  hat,  eine  kurze  Übersicht  über  das  Verfahren  und  den  Geschäfts- 
gang bei  dem  Sacrum  Palatiura,  der  Rota,  zu  geben,  zeigt  D.s  genaue  Kennt- 
nis des  Rechtes  und  seiner  Formen.     Ein  zweites  Werk,  'über  cancellariae', 
bestimmt  für  den  speciellen  und   ausschliefslichen  Gebrauch   in   der   päpst- 
lichen Kanzlei,  war  das  dienstliche  Handbuch,  welches  alles  Notwendige  über 
die  Kanzleiordnung,  Ausfertigung  und  Taxierung  der  Schreiben,  wie  Gang  der 
Geschäfte    überhaupt   enthielt.     D.,  über   dessen  Leben   es    nichts  Näheres 
bringt,  hat  es  1380  im  Auftrage  des  Kardinals  Ramnulphi  verfafet.     Archi- 
valien des  Dortmunder  Stadtarchives  zeigen,  welche  Rolle  D.  in  dem  Prozesse 
spielte,   den   die  Stadt  Dortmund  von   1407  bis  1412   bei  der  päpstlichen 
Kurie  mit  dem  Erzb.  Friedrich  v.  Köln  führte,  insbesondere,  welche  Zahlungen 
an  D.  oder  auf  sein  Anraten   an   andere  Personen   gemacht  wurden.     D.s 
Schrift  ^privilegia  aut  jura  imperii'  ist  in  der  1.  Hälfte  des  J.  1414  verfafst 
und  hat  den  Zweck,  ein  Programm  des  zu  erwartenden  Konzils  zu  sein  und 
D.8  hohe  Ansicht  von  der  kaiserlichen  Gewalt,  die  jetzt  so  schmählich  dar- 
niederliege, mit  dem  Aufgebote  seiner  gesamten  historischen  Kenntnisse  zu  be- 
gründen.   ^In  spiritualibus  papa  omnibus  praeest,  Imperator  omnibus  in  tem- 
poralibus',    sagt  er,   aber  der  Kaiser  hat  das  Recht,    die   römischen  Päpste 
zu  erwählen,    er  ist  gleichsam  der  gegenwärtige   und   verkörperte  Gott  — 
Lindner  fügt  dann  noch  einige  Bemerkungen  hinzu  über  die  Quellen  D.s  für 
seine  Nachrichten  unter  Heinrich  I.  und  Otto  I.  —  Wenig  wufste  man  bisher 
von  einem   anderen   Chronisten  Theodorich  Engelhus  aus  Einbeck;    er    bat 
seine  Studien  in  Prag  gemacht  und  dann  als  Rektor  die  Stadtschulen  in  Ein- 
beck,  Magdeburg,  Bamberg  und  seit  dem  Anfange  des  15.  Jh.  in  Göttingen 
geleitet.     Von  seinen  Zeitgenossen  wurde  er   das  %men  Saxoniae^   genannt, 
trat  1435  als  Donat  in  das  reformierte  Kloster  Wittenburg,  starb  aber  schon 
am  5.  Mai  d.  J.^)  —  Eine  umfangreiche  Chronik  von  Lorch-Passau  bis  1464 
glaubt  Rockinger^)  dem  bekannten  Historiker  Thomas  Ebendorfer  v.  Hasel- 
bach beilegen  zu  dürfen.  —  Eine  wichtige  Quelle  ist  mit  Loserths  Ausgabe 


1)  S.  o.  S.  52  f.  Auch  die  o.  S.  53'  angef.  Schrift  von  Siebeking  betrifft  zum 
grofscn  Teil  D.  v.  N.,  insbesondere  wird  auch  desAon  BatirischoR  'Nemus  unionis'  besprochen. 
—  2)  Grube,  J.  Busch,  Augnstinerpropst  zu  Hildesh.,  o.  kath.  Reformator  d.  15.  Jh.  (Freib. 
i.  B.,  Herder.  303.  S.)  S.  59.  Vgl.  u.  K.  XXIV.  -  3)  Über  ältere  Arbeiten  z.  baier.  u.  pfÄlx. 
Gesch.  im   geh.   Haus-  u.  Staatsarch.     2.  Abt:   Abh.  d.  Münch.  Ak.     3.  Kl.  XY.,    1.  Vgl.   n« 

K.  xm. 


DeaUchland  im  XV.  Jalirli.  11,59 

yon  dem  'Tractat  de  longevo  schismate'  des  Abtes  Ladolf  von  Sagan  ge- 
wonnen: einige  Text- Verbesserungen  giebt  Wattenbach. ^) 

Auch  far  die  allgemeine  Geschichte  kommen  mehrere  Urkunden  in  Be- 
tracht, welche  vornehmlich  für  die  Geschichte  des  Reichshofgerichts  Bedeutung 
haben.  Meist  der  Zeit  Ruprechts  angehörend,  beziehen  sie  sich  auf  den  Prozefs, 
welchen  die  Burggrafen  v.  Nürnberg  mit  den  Markgrafen  von  Meifsen  und 
Landgrafen  y.  Thüringen  wegen  der  Ansprüche  führten,  die  sie  auf  einen  Teil 
des  Allodialnacblasses  ihres  mütterlichen  Oheims,  des  1407  verstorbenen 
Markgrafen  Wilhelm  v.  Meifsen,  und  auf  einige  reichslehenbare  Städte  und 
Schlösser  erhoben.') 

Der  Römerzug  Ruprechts,  die  Schwierigkeiten,  vornehmlich  finanzieller 
Art,  die  sich  ihm  hierbei  entgegenstellten,  die  vielfachen  Unterhandlungen, 
wdche  endlich  Herzog  Leopold  auf  die  Seite  des  neuen  Königs  brachten  und 
damit  die  Pässe  nach  Italien  öffneten,  die  Thätigkeit  des  Franz  von  Carrara, 
welcher  w^en  der  militärischen  Verhältnisse  in  Italien  zum  Feldmarschall 
ftber  sämtliche  Truppen  gemacht  wurde,  u.  s.  w.  fanden  eine  eingehende 
Behandlung  durch  Donnemiller. ^)  Erwähnenswert  ist  der  gelungene  Ver- 
such, besonders  durch  das  spätere  gute  Verhältnis  Leopolds  zu  Ruprecht, 
wodurch  er  sich  von  den  übrigen  Österreichern  unterschied,  darzuthun,  dafs 
der  von  alten  und  neuern  Historikern  vielfach  ausgesprochene  Verdacht, 
Leopold  habe  Ruprecht  in  Italien  verraten,  unbegründet  sei. 

Nachdem  A.  Kaufmann  der  Wahl  Sigismunds  zum  römischen  Könige 
eine  besonderre  Monographie  gewidmet  und  H.  Finke  dieselbe  eingehend 
behandelt  hat,  bespricht  C.  Quidde^)  dasselbe  Thema  von  neuem  mit 
Benutzung  von  ungedrncktem  Material,  das  im  Anhange  mitgeteilt  ist.  £r 
stimmt  fast  durchweg  den  Resultaten  Kaufmanns  bei  und  verteidigt  in 
mehreren  Punkten  dessen  Darstellung  gegen  Finke,  dem  er  in  anderen  zustimmt 
Im  Gegensatz  zu  ersterem  zeigen  Urkunden,  auf  die  z.  t.  schon  Menzel^) 
aufmerksam  gemacht  hatte,  dafs  zwischen  Wenzel  und  dem  Erzbischof  Johann 
?.  Mainz  von  der  Wiederwahl  des  ersteren  die  Rede  war.  Johann  ist  viel- 
leicht besonders  als  Vertreter  der  alten  kurmainzischen  Politik  anzusehen,  die 
auf  Schwächung  des  Königtums  zu  Gunsten  des  Kurfürstentums  hinauslief 
und  ihn  veranlassen  mufste,  entweder  einen  Gegenkönig  neben  Sigismund 
anfeustellen  oder  die  G^ensätze  unter  den  Kurfürsten  (in  der  Kirchenfrage) 
auszugleichen.  Doch  bezeichnet  der  Vf.  diese  Auffassung  selbst  als  Hypo- 
these, deren  Richtigkeit  oder  Unrichtigkeit  wohl  aus  der  angekündigten  Fort- 
setzung der  Arbeit  zu  ersehen  sein  wird.  —  Denselben  König  betrifft  eine 
bisher  unbekannte  Urkunde  des  Patriarchen  v.  Aquileja,  Ludwig  v.  Teck, 
in  welcher  dieser  kraft  inserierter,  1418  erteilter  Generalvollmacht  des  Königs 
das  Geleit  von  Venzone  einem  Anhänger  des  Königs,  Anthonius  Cachus, 
verleiht^)  —  In  die  Reichsregistraturbüeher  Sigismunds  im  Staatsarchive  zu 
Wien  war  auch  die  konstantiuische  Schenkung  eingetragen,  ohne  dafs  dem 
Zweifel   an    der  Echtheit   irgendwie  Ausdruck    gegeben    wäre.    Eine  Hand, 


1)  NA-  VL,  464  in  e.  Notiz  über  L.s.  Aasgabe.  (Vgl.  Jahreaber.  III.,  2,  319*.)  — 
•2>  Vogel,  SbtZ.  n..  Gem.  Abt  S.  151—198.  Vgl.  u.  K.  X.  —  3)  Der  Romerzug  Ru- 
praebts  tod  der  Pfalz  und  dessen  Verhältnis  zu  Österreich  inAbosondero  zu  Herzog  Leopold. 
Programm  des  k.  k.  Obcrgymnasinms  in  Kudolfswcrt.  1880/81.  51  S.  —  4)  König  Sigism. 
tt.  d.  Ltsch.  Reich  v.  1410—1419.  1.  D.  Wahl  Sigin.  Gott.  Diss.  54  S.  —  5)  Roc.  v. 
iJd-  VII.  d.  Reichstagsakten.  HZ.  41,  (1878)  S.  509  f.  —  ü)  Simonsfeld,  Z  dtach.  Gesch. 
aos  Venedig,  FDG.   21,  507—510. 


n,60  IX.    £.  Hackert: 

welche  der  2.  Hälfte  des  15.  Jh.  angehört,  fügte  aber  zweifelnde,  resp. 
negierende  Randglossen  bei^).  —  Mit  dem  J.  1400  beginnt  erst  die  fort- 
laufende Serie  der  erhaltenen  kaiserlichen  Register  im  k.  k.  geh.  Hans-, 
Hof-  und  Staatsarchive  zn  Wien.  Auf  Aufzeichnungen  vor  dieser  Zeit  weist 
eine  Aufforderung  Sigismunds  an  den  Bischof  Raban  v.  Speier,  der  unter 
Ruprecht  Kanzler  war,  die  Register  Ruprechts  und  alle  andern  Reichsregister 
zurtlckzugeben.  Da  Sigismund  die  Registrierung  als  notwendige  Bedingung 
der  Besiegelung  bezeichnet,  so  mufsten  offenbar,  wenigstens  in  dieser  Zeit, 
alle  Urkunden,  welche  Rechtskraft  erhalten  sollten,  registriert  werden*).  — 
Der  Einflufs  Sigismunds  auf  dem  konstanzer  Konzil  wurde  beständig  bekämpft 
von  der  französischen  Regierung.  Diese  erklärte  sich,  wie  J.  Schmitz^) 
zeigt,  von  vornherein  gegen  ein  Konzil,  bei  dem  die  erste  Rolle  dem  römischen 
Könige  zufallen  sollte;  beschickte  dasselbe  dann  jedoch  vornehmlich  aus 
politischen  Gründen.  Dann  trat  sie  in  den  Streitigkeiten  Johanns  XXIII. 
mit  Sigismund  und  der  Konzilsmehrheit  entschieden  auf  die  Seite  des  Papstes. 
Da  dieser  Kampf  ohne  Erfolg  war,  ging  sie  zu  Benedikt  XIU.  Ober  und 
suchte  die  Unionsbestrebungen  Sigismunds  in  Spanien  zu  vereiteln.  Im  An- 
hang bespricht  S.  mehrere  Quellen  zur  Geschichte  des  Konstanzer  Konzils. 
Zur  Geschichte  des  Husitismus  in  den  verschiedenen  Stadien  seiner  Entwick- 
lung erhalten  wir  durch  Dudik  Auszüge  aus  einer  ^Eüstoria  Husitarum',  die 
sich  in  einer  Hds.  der  Petersburger  Bibliothek  befindet.*)  —  Gremeint  sind 
gewifs  die  Husiten,  wenn  ein  Spruch  vom  römischen  Reiche  ans  dem  J.  1422, 
welchen  Ernst  Henrici  ediert,^)  König  und  Fürsten  zum  einträchtigen 
Handeln  auffordert,  damit  die  Ketzer  vertrieben  werden  können.  Der 
hauptsächliche  Inhalt  des  Spruches  besteht  in  einer  auf  den  Quatemionen 
beruhende  Aufzählung  der  Kurftlrsten,  Fürsten,  Grafen,  Ritter,  Städte  des 
Reiches  und  der  Wappen  verschiedenster  Art.  —  Auf  die  Kampfesweise  und 
Grausamkeit  der  Husiten  wirft  ein  scharfes  Licht  die  Schlacht  bei  Brüx,^) 
wie  sie  sich  im  Gegensatz  zu  Palacky,  der  ausschliefsiich  dem  Berichte 
des  husitischen  Greschichtsschreibers  Laurentius  von  Brezowa  folgte,  nach 
einem  Augenzeugen,  dem  Mag.  Johann  Leonis  aus  Brüx  darstellt.  Die  Ohn- 
macht Sigismunds,  seinen  Anhängern  in  Böhmen  zu  helfen,  zeigte  sich  auch 
hier;  die  Stadt  verdankte  ihre  Rettung  denen  von  Meifsen.  Dieselben  trugen 
auch  1448  bei  Sellnitz  einen  Sieg  über  die  Husiten  davon,  dessen  Darstellung 
bei  Palacky  sich  gleichfalls  nach  neuem  nicht  husitischen  Material  in  seinen  Ur- 
sachen, seinem  Verlauf  und  seinen  Folgen  als  unhaltbar  zeigte.  ^)  %s  ergeben 
sich  aus  den  Akten  auch  die  husitischen  Gefangenen  nach  Herkunft  und 
Stand,  sowie  die  Art  der  Detinierung.  Über  das  Verhalten  der  beiden  säch- 
sichen  Brüder  Kurfürst  Ernst  und  Herz.  Albrecht  zum  böhmischen  Könige 
Georg  Podiebrad  ist  neben  gedrucktem  auch  ungedrucktes  Material  vorhanden. 
Von  1464 — 1471  suchten  die  Brüder  den  Frieden  auf  jede  Weise  zu  erhalten, 
blieben  aber  wegen  der  Rücksichten,  die  sie  auf  Brandenburg,  Bayern,  ihre 
Unterthanen,  Friedrich  IH.  und  die  Kurie  zu  nehmen  hatten,  in  einem  fort- 


1)  Mühlbacher,  d.  Konstant  Schenk,  i.  d.  dtsch.  'Beichakanslei'.  MIÖO.  n,  115  f. 
—  2)  H.  Zim ermann,  a.  Geschäftsgebahrg.  i.  d.  kaia.  Kanzlei  i.  15.  Jh.  Ibid.  S.  116 
— 119.  —  3)  B.  franz.  Politik  a.  d.  Unionsvorhandlgn.  d.  Kons.  t.  Konat.  Bonn.  Diaa. 
1879.  38  S.  —  4)  Hiator.  Fowchgcn  i.  d.  k.  öflFentl.  Biblioth.,  Wien.  SB.  95  (1880),  S.  366 
bis  370.  ~  5)  E.  Spruch  v.  dtich.  Eeich.  ZDA.  25,  71—77.  —  6)  Tupeta,  dio 
Schlacht  b.  Brüx.  MYQDB.  XX.,  78—87.  —  7)  L,  Schlealager,  D.  Kampf  bei  S. 
ibid.  S.  1—61.  —  Zum  HnaitiamaB  ygl.  Kap.  XXXU. 


DeatMhIand  im  XV.  Jahrh.  11,61 

wihrenden  Lavieren,  ohne  zu  einem  beätimmten  Besaltat  zo  gelangen.  ^)    Die 
DanfeÜDDg  ihrer  Politik  wirft  auch  auf  die  übrigen  beteiligten  Kreise  oft  Licht. 
Ober  den  pftpstlichen  Legaten  für  jene  böhmischen  Angelegenheiten,  Rudolf 
von  Rtldesheim,  Fttrstbischof  von  Lavant  und  Breslau,   gelangt  Zaun  nicht 
za  neuen  Resultaten.    Auch  nimmt  er  viel  zu  wenig  Rücksicht  auf  die  all- 
gemeinen Verhältnisse  Deutschlands  in  jener  Zeit.    Im  Anhang  ist  ein  schon 
froher  benutztes  Promemoria  abgedruckt,  welches  Rudolf  als  päpstlicher  Legat 
dem  Erzbischof  Diether  übergeben  hatte.     Dasselbe  bestand  in  Erweiterung 
einer  Rede,  welche  er  auf  dem  Fürstentag  zu  Mainz  1461  gehalten  hatte.') 
Fflr  Albrecht  von  Brandenburg  sind  von  Wichtigkeit  die  Berichtigungen  und 
Nachtrfige,    welche  ^das  Kaiserlich  Buch  des  Markgrafen  Albrecht  Achilles', 
welches  l^nutoli  herausgab,  durch  F.  Wagner  erhielt.    Hatte  schon  Droysen 
auf  die  Unzuverlässigkeit  des  Abdrucks  hingewiesen  und  deshalb   für   seine 
Zwecke  die  Originale  benutzt,  so  zeigt  sich   nun,  dafs  M.  keinerlei  Achtung 
vor  der  Originalhandschrift  gehabt,  sondern  sich  grolse  Willkürlichkeiten  er- 
laubt bat.  Die  ursprüngliche  Reihenfolge  der  Aktenstücke  nach  Materien  ist  von 
ihm  nach  Chronologie,  aber  oft  unrichtig  geändert   Manche  Daten  sind  falsch 
gelesen,   üalsch  berechnet  oder  ausgelassen.     Ganze  Zeilen,  ja  ganze  Akten- 
stficke,  die  Vf.  jetzt  beibringt,  sind  ausgefallen.   Der  Abdruck  Minutolis  wird 
fortan  nicht  benutzt  werden  dürfen  ohne  W.s  Verbesserungen.') 

Das  letzte  Drittel  des  15.  Jh.  ist  in  Beziehung  auf  politische  Geschichte 
überaus  spärlich  erforscht  worden.  Wattenbach  edierte  ein  gleichzeitiges 
Triomphlied  auf  den  Untergang  Karls  v.  Burgund,^)  während  Eleinschmidt^) 
aoch  über  das  Verhältnis  der  Städte  zu  Humanismus  und  zu  Max  I.  handelt, 
ohne  dafs  wir  jedoch  Neues  erfahren. 

Für  die  Kulturgeschichte  unserer  Zeit  ist  mancherlei  und  zwar  nach 
vielen  Richtungen  hin  veröffentlicht  Das  zuletzt  genannte  Werk  führt  uns 
em  in  die  Handelsverhältnisse  insbesondere  Nürnbergs  und  Augsburgs  auf  Grund 
der  gedruckten  Litteratur,  die  jedoch  vollständiger  hätte  herangezogen  werden 
können.  Janssens  'Geschichte  des  deutschen  Volkes'^)  durfte  unter  den 
Werken,  die  von  K.  als  hauptsächlich  benutzt  angegeben  sind,  wohl  nicht 
fehlen.  Für  unsere  Zeit  kommen  vornehmlich  in  Betracht:  Kap.  1.  Weltstellung 
and  Welthandel  von  Augsburg  und  Nürnberg;  Kap.  3.  Humanismus;  Kap.  5. 
Fogger  und  Welser,  welches  die  historische  Entwickelung  der  beiden  Häuser 
darlegt,  und  Kap.  8.  Kunst  und  Wissenschaft  in  A.  u.  N.  Die  Urteile  über 
allgemeine  Verhältnisse  sind  nicht  immer  begründet.  —  Eine  sehr  sorgfilltige 
und  im  Gegensatz  zu  manchen  bisherigen  Forschungen  nüchterne  und  be- 
sonnene Abhandlung  übe^  die  deutschen  Universitäten  im  Mittelalter  verdanken 
wir  Paulsen.  ^  Das  Vorbild  war  die  Pariser  Universität,  während  die  von 
Bologna  fast  gar  nicht  in  Betracht  kam.  Zwei  Gründungsperioden  sind  zu 
nnterscheiden:  die  erste  fällt  in  das  Ende  des  14.  Jh.  und  folgt  der  Periode 
des  wirtschaftlichen  Au&chwunges  von  1150—1300.     Der  Bedarf  an  Kle- 


1)  H.  Ermiseh,  Stadien  s.  GeaclL  d.  fl8clu.-boluu.  Bexiehnngen  i.  d.  Jj.  1464 — 1471. 
DrcadAD,  Bmengch.  106  8.  (Wenig  Terand.  Abdr.  ans  Bd.  I.  a.  II.  d.  A.  f.  Sachs.  G.  etc. 
VgL  Jahreeber,  in,  2,  13d.)  Beigegeb.  sind  19  nngedr.  Urkk.  u.  Aktenstücke.  -^  2)  Bnd. 
V.  B&desh.  Ffixwtbiech.  etc.  S.  o.  K.  XVH  a.  DLZ.  No.  45.  —  3)  ZPQL.  18,  304—350. 
—  4>  AKDV.  28,  161-^166.  —  5)  Im  Kap.  UL,  von:  Augsb.,  Kfimb.,  a.  ihre  Handels- 
ftzBlen  im  15.  n.  16.  Jh.  Kassel,  Kay.  214  8.  —  6)  1S81  in  7.  yerb.  Aufl.  erschienen. 
Vgl  aber  sie  Jahreabor.  I,  174,  605;  II,  2,  80;  3,  11,  260;  IH,  2,  186«;  HJb.  III, 
660-.690.  n.  Const  Frantz,  d.  Weltpolit  (1883)  IIL,  141—67.  —  7)  D.  GrUndg.  d.  dtsch. 
t'niTersititen  im  MA.,  flZ.  N.  F.  9,  251 — 311,  Organis.  u.  Lebensordngn.  d.  dtsch.  Univ.  i. 
HA.,  ibid.  S.  385—440. 


n,62  HL    S.  Hnokert: 

rikern  war  in  dieser  Zeit  sehr  gewachsen  and  die  alten  Dom-  und  Stiftsschalen 
konnten  der  neuen  theologischen  Wissenschaft  nicht  mehr  genügen.  P.  stellt 
die  Entstehung  der  einzelnen  Universitäten  dar  nnd  kennzeichnet  namentlich 
die  änderen  Verhältnisse  derselben.  Die  2.  Periode,  das  letzte  Drittel  des 
15.  Jh.,  rief  innerhalb  zweier  Jahrzehnte  zu  den  alten  noch  7  neae  und 
nach  längerer  Pause  im  Anfang  des  16.  Jh.  noch  2,  Wittenberg  nnd  Frank- 
furt a.  0.  hervor.  Ursachen  waren  ein  gesteigertes  allgemeines  Bildungs- 
bedürfnis infolge  des  Humanismus  und  der  Buchdruckerkunst,  ein  Steigen 
der  kirchUchen  Präbenden  und  das  Studium  des  römischen  Rechts.  Bis  zum 
Ende  des  Mittelalters  behalten  Paris  und  die  italienischen  Universitäten  ihr 
Ansehen  als  Musteranstalten;  wer  höher  strebt,  besuchte  diese,  und  deutsche 
Universitäten  sind  bemüht,  ausländische  Gelehrte,  besonders  italienische 
Juristen  zu  bekommen.  Zur  geistlichen  Gewalt  bildeten  sie  keinen  Gegen- 
satz. Zuerst  wurden  nach  dem  Wortlaut  der  Bullen  die  Universitäten  geradezu 
vom  Papst  errichtet,  die  Kirche  stattete  im  wesentlichen  die  Lehrer  mit 
Einkommen  aus,  und  die  meisten  Lehrer  und  Schüler  wollten  ein  Kirchen- 
amt erlangen.  Wittenberg  ist  die  erste  Universität,  die  nicht  unmittelbar 
durch  die  päpstliche,  sondern  durch  die  kaiserliche  Autorität,  jedoch  keines- 
wegs im  Gegensatz  zum  Papste  errichtet  wurde.  Die  weltliche  Gewalt  hatte 
anfangs  nur  Patronatsrechte,  im  15.  Jahrh.  entwickelte  sich  jedoch  ihre  Ver- 
fügungsgewalt mehr  und  mehr,  und  die  jüngeren  fürstlichen  Universitäten 
lernten  die  Autonomie  gar  nicht  kennen.  Die  P>equenz  war  keineswegs  so 
grofs,  wie  vielfach  angegeben  wird.  P.  erörtert  auch  das  Verhältnis  des 
Besuches  der  einzelnen  Fakultäten  und  handelt  bei  der  Organisation  und 
Lebensordnung  der  Universitäten,  1)  über  die  Selbstverwaltung  in  der  Glie- 
derung nach  Nationen;  2)  über  Lehranstalt  und  die  Fakultäten,  die  mit  unsern 
Fakultäten  wenig  gemein  haben;  3)  über  Besoldung  und  Annehmung  der 
Universitätslehrer,  wobei  von  der  Festigkeit  heutiger  Verhältnisse  nichts  zu 
merken  ist;  4)  über  die  Stellung  der  Artistenfakultät,  die  den  3  übrigen 
nicht  neben-,  sondern  untergeordnet  war.  Die  artistische  Fakultät  war  Vor- 
bereitungsknrsus,  wir  können  sagen  Gymnasium,  und  berührt  sich  deshalb 
vielfach  mit  den  Stadtschulen.  Die  äufsere  Lebensordnung  der  Universitäten 
war  wesentlich  beeinflufst  durch  den  Cölibat  der  Dozenten,  den  die  Kollegien 
der  artistischen  Magister  voraussetzen  und  der  eine  wirkliche  Lebensgemein- 
schaft zwischen  Lehrer  und  Schüler  hervorrief.  Die  genaue  Schilderung  der 
Einrichtung  und  des  Lebens  in  den  Studentenhäusern  schliefst  P.  mit  einer 
abweisenden  Kritik  der  Urteile,  welche  neuere  Gelehrte  über  die  Roheit, 
Zügellosigkeit  und  Lasterhaftigkeit  in  den  Kollegien  und  Bursen  gefällt  haben. 
In  Bezug  auf  die  sociale  Stellung  der  mittelalterlichen  Universitätsglieder  und 
des  gelehrten  Berufs  überhaupt  weist  P.  vornehmlich  darauf  hin,  dafs  die 
Mitglieder  der  Universitäten  aus  allen  und  in  ungleich  höherem  Mafse  als 
heute  auch  aus  den  ärmsten  Volksklassen  hervorgingen.  Der  mittlere  Jahres- 
bedarf eines  Scholaren,  für  den  er  aber  keineswegs  immer  selbst  zu  sorgen 
hatte,  betrug  etwa  20  fl.,  der  Professor  hatte  im  günstigsten  Falle  100— 120  fl. 
Einkommen.  Neben  dieser  lehrreichen  Abhandlung  Paulsens  erhalten  wir 
speciell  für  die  Universität  Erfurt  reiche  Aufklärung  durch  die  Akten  der- 
selben. ^)  Die  mitgeteilten  päpstlichen  Stiftungsurkunden  gehören  dem  14.  Jh. 
an.     Der  Text  der  schon  früher  publizierten  Statuten  von   1447   wird  ver- 


1)  Eng.  V.  Weifsenborii,  s    u.  Kap.  XVI. 


Dentflchla&d  im  XY.  Jährh.  11,63 

bessert  mitgeteilt;  es  ist  jedoch  nach  der  Vorrede  S.  XY  mehr  als  zweifelhaft, 
ob  es  nicht  vielmehr  Stataten  einer  früheren  Zeit  sind.  Im  Teirt  ist  davon 
nichts  gesagt  und  deshalh  ein  Irrtam  bei  der  Benutzung  leicht  möglich. 
Im  Nachwort  zum  Vorwort  kündigt  der  Heraasgeber  den  ältesten  kurzen 
Entwurf  der  Stataten,  wie  er  ihn  nachträglich  gefunden,  für  Bd.  n.  an  und 
Torspricht  eine  Vergleichung  der  vorhandenen  Reda^ktionen.  Den  grölsten 
Teil  des  Werkes  nehmen  die  Matrikeln  ein,  welche  bis  1472  reichen..  — 
Eine  eigenartige  Ergänzung  der  beiden  letztgenannten  Arbeiten  bieten  die 
lateinischen  Stadentenlieder  ^)  des  15.  Jh.  Ihre  kulturgeschichtliche  Bedeutung 
ist  nicht  unerheblich;  das  erste  rein  deutsche  Lied  tritt  uns  im  15.  Jh. 
entgegen.  —  Mit  den  Universitäten  steht  der  Humanismus  in  engster  Be- 
ziehung. Von  Samuel  Earoch,  einem  der  frühesten  Herolde  dieser  geistigen 
Bewegung,  veröffentlicht  aus  einer  Weimarer  *  Hds.  Wattenbach^)  einen 
Teil  einer  Rede,  in  welcher  derselbe  seinen  Landsleuten  den  Lerneifer  der 
Italiener  als  Master  hinstellt. 

Von  Murmellius^)  werden  uns  35  Gedichte  mitgeteilt*),  die  z.  t.  an 
andere  Veilreter  des  Humanismus,  vornehmlich  Rudolf  v.  Langen  gerichtet 
sind  und  in  M.  einen  wirklichen  Dichter  erkennen  lassen.  Die  beigegebene 
Übersetzung  rührt  von  Prof.  Schlüter  her,*)  während  Bäum ker*)  über  ein 
von  Reichling  nicht  aufgefundenes  Buch  von  Epigrammen  des  M.  ^de  magistri 
et  discipulorum  oficiis'  berichtet  und  die  Überschriften  aller  Epigramme  und 
in  extenso  diejenigen  mitteilt,  welche  für  die  Pädagogik  des  M.  und  seinen 
Streit  mit  Kemner  von  Wichtigkeit  sind.  Die  ebenfalls  abgedruckte,  an 
seine  Schüler  gerichtete  Vorrede,  ein  Art  Programm  für  seine  Thätigkeit  im 
kommenden  Semester  (1510  gedr.)  zeigt,  dafs  der  Kreis  der  erklärten  Dichter 
ein  recht  weiter  war.  B.  fügt  einige  Berichtigungen  zu  den  bibliogra- 
phischen Angaben  Reichlings  hinzu.  Nachdem  Klüpfel  durch  den  Tod 
verhuidert  war,  die  druckfertig  vorliegenden  Epigramme  des  Konrad  Geltes 
herauszugeben,  veröffentlicht  jetzt  Hartfelder  nach  der  zwar  nicht,  wie 
Mut  glaubt,  von  Geltes  selbst  geschriebenen,  aber  doch  von  ihm  korrigierten 
Nttmb^^er  Hds.  in  sehr  sorgfältiger  Weise  5  Bücher  und  fügt  zu  den  55 
des  letzten  Baches,  mit  welchem  der  Dichter  nicht  fertig  geworden  zu  sein 
scheint,  noch  37  hinzu,  die  Klüpfel  aus  den  meist  sehr  seltenen  Schriften 
des  Geltes  gesammelt  hatte.  Der  Inhalt  der  Epigramme  ist  sehr  mannig- 
faltig und  wirft  auf  die  Lebensumstände,  den  Charakter  und  die  Anschauungen 
des  Dichters  manch  neues  Licht.  Er  nähert  sich  hier  mehr  als  in  seinen 
übrigen  Sehriflen  der  Volkslitteratur  und  berührt  sich  mit  den  Mönchs-  und 
Bauemanekdoten.  ^) 

Hatten  wir  in  den  letzten  Jahresberichten  mehrfach  Beiträge  zum  Leben 
nnd  Wirken  Albrecht  Dürers  zu  verzeichnen,  so  verdanken  wir  jetzt  L.  Kauf- 


1)  IJbi  Bont,  qni  ante  nos  in  mundo  faere.  Ausgewählte  latein.  Studenten-,  Trink-, 
liebes-  und  andere  Lieder  des  14.  bis  18.  Jh.  aus  Terschied.  Quellen  m.  neudeutschen  Ober- 
tnsongen.  Würzb.,  StUber;  X,  162  S.  Vgl.  auch  Pole  hau,  d.  Bficherwesen  im  MA.  Berl., 
Hsbel.  36.  S.  (Virchow  u.  Holtzend.,  Samml.  No.  377^  und  J.  Schmitz:  d.  Yolksschul- 
wesen  im  MA.  (Frankf.  aeitgemäfse  Broschüren,  hrsg.  y.  P.  Haffner.  B.  II.,  H.  10.)  28  S. 
~  2)  Ssm  Karoch.  AKBY.  28.  No.  3  u.  4;  »Berichtigungen  zu  S.  Karoch'  Ibid.  No.  5.  — 
S)  VgL  Jahresber  III.,  2,  62.  —  4)  Ausgow.  Qedichte  von  Joh.  Murm.  Urtext  u.  metrische 
Cbersets.  Ueraasfc.  u.  m.  Anroerkg.  y.  Reichling.  Freib.  i.  B.,  Herder.  87  S.  —  5)  LB. 
Na  24.  —  6)  Z.  f.  vaterl.  0.  u.  Altertkde.  (Westf.)  39,  113—135.  —  7)  Fünf  Bücher 
ISpiframme  y.  Conr.  Celtes.  Berl.,  Calyai*}'.  —  Einige  Ausstellungen  macht  F.  v.  Bezold. 
UZ.  N-F.  14,  123. 


n,64  IX.    E.  Hnckert: 

mann  eine  vollständige  Monographie,  die,  obwohl  für  einen  grölseren  Leser- 
kreis bestimmt,  doch  allen  Historikern  wohl  empfohlen  werden  darf.  Der 
Vf.  kennt  die  Dürer-Litteratnr  vollständig  nnd  wie  die  Kunstkritiker  bemerken, 
fehlt  ihm  keineswegs  tiefe  und  selbständige  Erfassung  der  Kunst  Dürers. 
Neue  Resultate  wollte  Kanftnann  nicht  bringen,  unterlftsst  es  aber  nicht,  bei 
strittigen  Punkten  ein  bestimmtes  eigenes  Urteil  abzugeben.  Nach  ihm  liegt 
die  Bedeutung  Dürers  nicht  sowohl  in  seiner  künstlerischen  Thätigkeit  als 
in  seinem  ganzen  Wesen  und  Wirken  auf  der  Grenze  zweier  Zeiten.^)  — 
Dürers  Studien  nach  der  Antike,  die  ein  Kupferstich  von  1494  beweist,  >) 
führt  M.  Lehrs  auf  zwei  bestimmte  Vorbilder  zurück.^)  Lehrs'  wie  Wickho& 
Ansichten  bekämpft  entschieden  H.  Grimm:^)  Dürer  sei  von  der  Antike, 
die  erst  da  eintritt,  wo  die  Künstler  von  dem  Nackten  ausgegangen  seien, 
gänzlich  unberührt  geblieben  und  habe  seine  Personen  stets  ursprünglich  nur 
in  Gewandung  gedacht,  gehöre  also  ganz  dem  Quattrocento  an. 

Volle  Beachtung  verdient  auch  für  das  16.  Jh.  die  Zimmerische  Chro- 
nik.^) Sitten  und  Gewohnheiten,  Sagen,  Sprichwörter,  Lieder,  Gebräuche 
volkswirtschaftliche,  rechtliche  und  sonstige  Kulturzustände  treten  uns  hier 
in  groDser  Fülle  und  in  lebhafter  Schilderung  entgegen.  —  In  mancher  Be- 
ziehung verwandt  damit  sind  die  Predigten  des  groDsen  Predigers  im  Straiüs- 
burger  Münster  in  den  J.  1478  —  1510,  Geilers  v.  Kaisersberg,  die  Phil,  de 
Lorenz!  herausgegeben  hat.  ^)  Bd.  I  enthält  1)  Geilers  Leben  und  echte 
Schriften,  2)  das  Buch  vom  guten  Tode  und  3)  die  12  Früchte  des  h.  Geistes, 
während  Bd.  U.  unter  anderm  das  Narrenschiff  umMst.  Der  Herausgeber 
will  keine  Übersetzung  geben  und  hat  bei  seinen  Lesern  auch  nicht  Germa- 
nisten und  Kulturhistoriker  im  Auge,  sondern  er  will,  ^dafs  der  deutsche 
Chrysostomus  wieder  rede'.  Dabei  bleibt  das  Werk  selbstverständlich  von 
grosser  Wichtigkeit  auch  far  die  Sittengeschichte.  Besonders  sei  hervoi^e- 
hoben  die  Abhandlung  des  Herausgebers  über  die  Echtheit  der  ndch  vor- 
handenen Schriften.  Wenn  derselbe,  wie  alle  Biographen,  Schaffhausen  als 
Geburtsstadt  Geilers  angiebt,  so  hält  Nick  dagegen  an  Kaisersbei^  fest.  ^) 
Geiler  wird  neben  Wimpheling  und  andern  Humanisten  auch  berührt  von 
Falk.^)  Grolsen  Wert  für  die  socialen  Verhältnisse  haben  die  Rechnungs- 
und AuÜBchreibebücher  des  Geschlechts  der  Herren  von  Schiandersberg  aus 
dem  14.  und  den  ersten  Jahren  des  15.  Jh.,  welche  sich  im  Schlosse  Kasten 
im  Vinstgau  befinden.  Die  von  £.  v.  Ottenthai  veröffentlichten  Teile  be- 
treffen die  Preise  landwirtschaftlicher  Psodukte,  Taglöhne,  Tuchpreise,  Gre- 
würze,  Reisen,  Botenfahrten,  Ausgaben  für  Ärzte  u.  s.  w.  *)  Die  eingehende 
Darstellung  der  holsteinischen  Lohnverhältnisse  im  15.  Jh.  durch  G.  v.  Buch- 
wald zeigt  in  Übereinstimmung  mit  der  neuesten  Forschung  die  günstige 
Stellung  der  Arbeitnehmer.^^) 


1)  Albr.  Dürer.  (1.  Yer.-Schrift  d.  Gorresges.  f.  18S1).  Köln,  Bachern  112  S.  —  Von 
Ziffer  32  bu  189  stimmen  die  Citate  des  Textes  nicht  mit  denen  der  Anmerknngen.  —  Der 
kaiserl.  HiBtoriogn^h  L.  Sontheim  iat  nicht  aas  Begensborg  (S.  53)  sondern  ans  BaTen«> 
barg  in  Schwaben.  S.  HFBl.  87,  716.  —  2)  s.  Jahresber.  UL,  2,  63«.  -«  3)  Z.  Dürers 
Stadiom  nach  der  Antike.  MlÖG.  II,  281 — 86.  —  4)  Bemerkongen  über  d.  Zusammenh.  v. 
Werken  Dürers  m.  d.  Antike,  Jb.  d.  preab.  Knnstsammlgn.  U,  186 — 92.  —  5)  Hrsg.  y.  £arl  Bar  ac  k. 
2.  yerb.  Aofl.  Freib.  i.  B.  u.  Tübingen,  Mohr.  3  Bde.  BHl,  651,  634  8.  —  6)  OeU.  t. 
Kaisersb.  aasgew.  Schriften  in  freier  Bearbeit.  Trier,  Oroppe.  2  Bde.  477,  450  S.  — 
7)  Litt.  Handweiser  1882.  No.  306.  —  S)  Dompredigerstellen  in  Deutschld.  im  Ausganf^e 
des  MA.  HPBl.  88,  1—16,  81—93,  178—188.  —  9)  D.  iQtesten  Bechnongsbücher  der  Herren 
T.  Schi.,  MIÖG.  n,  551-614.     Vgl.  u.  K.  XVH.  —  10)  S.  u.  Kap.  XYin. 


DevtMhlaad  im  XY.  Jahrh.  11,65 

Für  die  Kenntnis  des  Wohlstandes  der  Zeit  kommen  auch  die  Eleider- 
ordnimgen  in  Betracht,  wie  sie  L.  Bartsch  speciell  fOr  Sachsen  hehandelt  ^) 
Eine  nnerschOpf liehe  Quelle  f&r  die  Kulturgeschichte  bietet  die  grobe  Reihe 
der  Bifttter  jener  Prachthandschrift,  welche  Maximilian  L  von  hervorragenden 
Künstlern  seiner  Zeit  in  der  sorgfältigsten  Miniaturmalerei  hat  herstellen 
lassen,  um  als  Erinnerung  an  die  Spiele  und  Feste  zu  dienen,  denen  der 
Kaiser  beigewohnt  hat  Sie  soll  in  26  Lieferungen  herausgegeben  werden. 
Die  4  ersten  Lieferungen  enthalten  53  Tafeln.  >)  Ein  Stickmuster  zur  Yer- 
zienmg  eines  Ärmels,  welches  dem  Schlüsse  des  15.  Jb.  angehört,  giebt  A. 
Essenwein  in  Abbildung  heraus  und  veröffentlicht  zugleich  eine  dazu  ge- 
hörige Vorschrift  für  die  Stickerei. ')  Eine  der  drei  ersten  Schriften  über 
Architektur,  welche  in  Deutschland  die  Presse  verlassen  haben,  ist  das  jetzt 
im  G^manischen  Museum  in  Nürnbeiig  befindliche  'Fialenbüchlein'  des  Hans 
Schfflattermayer  aus  Nürnberg  (2  Doppelblatter  in  4^^),  welches  mit  dem 
Boritzerschen  Büchlein  ^on  der  fialen  Gerechtigkeit'  verwandt  ist,  und  einige 
Jahre  vor  1489  gedruckt  sein  dürfte.*)  Fialen,  Fioles  d.  h.  %lioli'  sind  die 
kleinen  Türme  der  Kirchen  gegenüber  den  grofsen.  Drucker  war  Georg 
Stachs  aus  Sulzbach  in  Nümbeiig.  —  Auch  unser  Jahrhundert  betreffen 
Essenweins  Beiträge  aus  dem  germanischen  Mtiseum  zur  Geschichte  der 
Bewaffnung  im  Mittelalter.^)  —  Nach  einer  andern  Seite  hin  ist  nicht  un- 
wichtig die  Schilderung  des  Mifswachses  und  der  Not  von  1469  sowie  der 
darauf  folgenden  Fruchtbarkeit  in  dem  oben  erwähnten  Briefe  Earochs.  ^) 

Die  Abbildung  des  Marktplatzes  einer  Stadt  teilt  nach  einer  Feder- 
zeichnung ans  der  Zeit  um  1500  Essen wein^)  mit,  ebenso  die  eines  Jägers 
Tom  Schlüsse  des  15.  Jh.^)  und  eines  Begräbnisses  aus  einer  Hds.  des 
J.  1441.») 


J.  Jastrow. 


Verfassungsgeschichte, 


Der  altertumliche  Charakter,  welcher  die  nordischen  Quellen  ^^)  auch 
des  sp&teren  Mittelalters  auszeichnet,  ruft  im  Anschlufs  an  die  grofse  Aus- 
gabe der  schwedischen  Gesetze  ^^)  noch  immer  einzelne  Anfisätze  hervor.  ^^ 


1)  SSchfl.  KlaiderordnimgeD  «la  d.  Z.  Ton  1460—1750.  S.  a.  K.XVL  —  2)  (Der)  Frey- 
^:  Dm  Kauen  Uazim.  I.  Tamiere  n.  Mammereien.  Wien  1880.  —  8)  AKDV.  28 ,  42.  >- 
4^  Bbda.  8.  65—78.  (Text  mit  Bemerkungen  yon  Frommann.)  —  5)  Ebda.  S.  1  ff.  a.  5.  — 
€)  Sbda.  8.  95.  —  7)  Ebda.  Sp.  176.  —  8)  Ebda.  87,  Sp.  150.  Vgl  o.  S.  57«.  —  9)  Ebda. 
8p.  152.  —  10)  Unter  dieser  Bobrik  sind  aacb  diejenigen  darstellenden  Werke,  welche  d. 
labatt  m  einer  Quelle  oder  QaeUengattong  behandeln,  in  d.  Begel  vorweg  genommen.  — 
11)  8.  Jahreaber.  U,  2,  319^  —  12)  B.  Darette  hat  unter  gleichlaat  Titehi  im  J.  d.  Say. 
.oad  in  den  STr.  yerdffentlicht:  les  anc  loia  da  Danem.  (S.  108—117  n.  STr.  15,  687—721), 
de  Ildaade  (8.  490—500,  anch  sep.  Fte.,  imp.  nat  11  8.  49,  n.  STr.  16,  766—780),  femer 
de  la  Norrie  (J.  d.  Say.  8.  242^249;  297—806),  n.  taMoiaes  (STr.  15,  89—105;  226—237). 

Hiitorlaehe  Jahretberiohte.    1881.    II«  5 


n,66  X.    J.  Jastrow: 

Von  der  normannischen  Verfassung  steht  zwar  fest,  dals  sie  fränkischen 
Ursprungs  ist^);  im  Privatrecht  aher  zeigen  die  sizilischen  Stadtrechte 
(in  Y.  Brünnecks^)  Ausgahe)  vielfachen  Zusammenhang  mit  dem  germanischen 
Norden:  die  Gütergemeinschaft  zwischen  Eltern  und  Kindern,  wie  sie  das 
normannisch-bretonische  Recht  kennt,  ist  ein  Bechtsinstitut,  für  welches  nur 
Seeland  und  Schonen  ein  Analagon  bieten. 

Von  allen  Südgermanen  ist  den  Westgoten  am  schnellsten  die  syste- 
matische Verschmelzung  ihrer  Satzungen  mit  dem  römischen  Recht  gelungen. 
Die  bereits  von  Beth mann  und  von  Merkel  ausgesprochene  Annahme,  dals 
jeder  König  bei  seinem  Regierungsantritt  zu  dem  Gesetzbuch  seines  Vor- 
gängers Stellung  genommen  habe,  scheint  sich  an  dem  Beispiele  Becesuinths 
zu  bestätigen;  vor  seiner  bekannten  Redaktion  in  12  Büchern  hatte  er 
bereits  eine  ältere  Fassung  publiziert;  das  noch  erhaltene  Publikationspatent 
(lex  Quoniam)  zeigt,  dafs  sich  dieselbe  an  eine  Redaktion  des  Königs  Chinda^ 
suinth  anschlofs;  dieser  hatte  in  seinem  zweiten  Jahre  der  Antiqua  Reccareds 
seine  Novellen  hinzugefügt.  3) 

Weniger«  zusammenhängend  ist  im  fränkischen  Reich^)  die  Fortbildung 
der  Volksrechte  durch  die  Kapitularien.  Die  neue  Ausgabe  derselben^) 
behält  die  Ergänzungen  zur  lex  Salica  der  bevorstehenden  Edition  dieses  Gesetz- 
buches vor,  ist  aber  andrerseits  nicht  nur  um  die  inzwischen  gedruckten, 
sondern  auch  um  einige  neu  aufgefundene  Stücke  vermehrt,  welche  meistens 
Instruktionen  für  die  Königsboten  über  die  Gesichtspunkte  ihrer  Inspektion 
in  den  einzelnen  Jahren  enthalten. 

Diese  Gesetzgebung  löst  sich  mehr  und  mehr  in  Verordnungen  der  laufenden 
Verwaltung  auf,  die  uns  in  den  Urkunden  erhalten  sind.  Die  Muster- 
publikation einzelner  derselben,  in  welcher  v.  Sybel  und  Sickel®)  wiederum 
29  Abbildungen  vorlegen,  dient  in  erster  Reihe  diplomatischen  Zwecken.  — 
Ergiebig,  wie  der  Titel  es  erraten  läfst,  sind  dagegen  auch  für  unsem 
Zweck  Stumpfs  'Acta  imperii  inedita*,^)  ferner  die  'Kaiserurkunden  der 
Provinz  Westfalen'  und  Fickers  Neubearbeitung  der  Böhmerschen  Re- 
gesten. ®) 

Mit  dem  Verfall  der  kaiserlichen  Gesetzgebung  nahm  die  Durcharbeitung 
der  populären  Rechtsbücher  zu.  Kaum  war  zum  Sachsenspiegel  dio 
Buchsche  Glosse  entstanden,  so  erfuhr  dieselbe  —  kurz  nach  1329  —  un- 
abhängig von  der  bekannten  Wurmschen  Bearbeitung  auch  eine  Interpolation 
mit  Hilfe  des  sächsischen  Weichbildsrechts,  der  Weltchronik  und  der  Glossen 
zur  Vulgata  des  Weichbilds  (Berl.  Hds.;  Do*  Homeyer,  3.  Ausg.);  die 
])iagdeburger  Schöffensprüche,  auf  die  sich  der  Interpolator  beruft,  haben 
ihm  wohl  nicht  vorgelegen;  trotzdem  scheint  Magdeburg  der  Ursprungsort 
zu  sein.  ^)  —  Einen  Auszug  aus  demselben  Rechtsbuch  (am  meisten  überein- 


1)  Aaf  dio  Identität  d.  engl,  writa  u.  d.  frank,  indiculi,  sowie  auf  d.  Frage  d.  siziliBchen 
oxcheqaer  k(nnmt  H.  Brunn  er  noch  einmal  anrttck  in  d.  Bez.  y.  Bigelow  (Jahreaber.  III,  8, 
G6M  —  2)  S.  u.  Kap.  XXVIII.  >-  3)  R.  Schmeltzer,  D.  Bedaktionen  d.  Westgotenreckta 
durck  Chind.  n.  Bocess.,  SavZ.  Germ.  Abt.  2,  128—180.  —  4)  Über  1.  Sal.  Tgl.  Schröder^ 
u.  S.  71*.  —  5)  S.  o.  S.  10».  —  6)  S.  n.  K.  XXXVL  ~  7)  S.  o.  S.  25«.  —  8)  D.  Kar«>. 
linf^or  hat  Mühlbacher  bis  830  (s.  o.  S.  12«),  y.  d.  Stanfem  hat  Ficker  (s.  o.  S.  44i) 
Philipp,  Otto  lY.,  Friedr.  II.  bearbeitet,  die  früh.  Stanfer  hat  Schef for-Boichorat  wieder 
iibomommen;  yon  d.  sächs.  u.  frank.  Zeit  ist  abgesehen,  dagegen  d.  Fortftthning  bis  aaf 
Ludwig  d.  Baier  gesichert.  —  Kaiserurkk.  aus  Verona  s.  o.  S.  11%  25'.  —  9)  £.  Steffen- 
ha  gen,  D.  Entwickel.  d.  Landrechtsglosse  d.  Ssp.  I.  Eine  interpol.  Glosaenhda.  Wien.  SlB. 
98,  47—83;  auch  sop.    Wien,  Gerold.  89  S.  —  Ostfrios.  'Waterrecht*  (Deiter)  s.  n.  K.  XV. 


■ 

YerfauungsgeAchichte.  II 67 

stimmend  mit  Ah  Homeyer)  enthält  mitten  unter  gottesdienstlichen  Ordnungen 
und  Betrachtungen  ein  Darmstädter  Codex,  i) 

Was  sich  von  kaiserlicher  Jurisdiktion  erhielt,  hlieb  auf  das  Gewohn- 
heitsrecht beschränkt.  Eine  Darstellung  des  gewohnheitsrechtlichen  Eon- 
tomazialverfahrens  am  Reichsgerichtshofe  ist  es,  welche  im  J.  1409  der 
Reichshofrichter  Engelhard  v.  Weinsberg  an  die  Kurie  gelangen  liefs,  als  die 
Wettiner,  in  einem  Erbprozesse  auf  Antrag  der  Burggrafen  von  Nürnberg  in 
contumaciam  verurteilt,  den  Streit  vor  den  Papst  zogeu.  Diese  Aufzeichnung, 
den  Prozefsakten  nur  in  wenig  zugänglichen  Werken  beigegeben,  liegt  jetzt 
in  einem  Neudruck^)  nach  dem  Bamberger  Original  (aus  dem  Archiv  von 
der  Plassenbui^)  vor.  Wir  ersehen  daraus,  dafs  in  Immobiliarprozessen  eine 
doppelte  Ladung  erging:  eine  allgemeine  an  jeden,  der  Einspruch  erheben 
wollte,  und  eine  specielle  an  den  Beklagten;  so  bietet  in  der  That  die  beiden 
Fonneln  hintereinander  die  Vorladung  in  dem  Prozesse,  den  Wenzel  im 
J.  1397  gegen  Rotenburg  an  d.  Tauber  vor  seinem  HoMchter  führte. s)  Nach 
dreimaligem  Ausbleiben  wird  durch  einen  eigens  bestellten  ^anleyter'  (in- 
daetor)  nochmals  die  übliche  Frist  von  6  Wochen  und  3  Tagen  verkündet, 
und  erst  nach  deren  Ablauf  dem  Kläger  das  Eigentum  zuerkannt. 

Der  Schwerpunkt  der  mittelalterlichen  Bechtsentwicklung  lag  in  der 
Autonomie  lokaler  Kreise.  Unter  den  ländlichen  Quellen  obenanstehend, 
schreitet  die  grofee  Sammlung  der  österreichischen  Weistümer^)  regel- 
mäßig vorwärts.  —  Ein  (undatiertes)  Weistum  des  Kellhofes  Hörn  am 
Untersee^)  zeigt  uns  in  Weinbau  und  Besitzverhältnissen  die  uralte  Kell- 
hofwirtschaft noch  am  Ende  des  Mittelalters  lebendig.  <^)  —  Das  sog.  älteste 
Fehmarnsche  Landrecht  scheint  dem  Gebiete  des  dänischen  Rechts  an- 
zugehören. "0 

In  den  Städten  hat  die  Gesetzgebung  am  frühesten  wieder  eine  festere 
Form  gewonnen.  Die  umfassenderen  Kodifikationen  schliessen  sich  nicht 
selten  an  die  Rechtsbücher  an.  So  zeigt  das  Berliner  S ch offen re cht, ^) 
wiewohl  es  sich  weder  auf  eine  bestimmte  Hds.,  noch  auf  eine  bestimmte 
Ordnung  des  Sachsenspiegels  zurückfahren  läfst,  dennoch  ganz  den  Typus 
eines  sächsischen  Rechtsbuches  und  zwar  (wie  sich  in  der  Halbteilnng  des 
Gesamtvermögens  nach  dem  Tode  eines  Ehegatten  zeigt)  vielfach  den  des 
westfiQischen  Rechtssystems  im  Gegensatz  zum  Magdeburgischen-,  in  seiner 
Unterscheidung  der  Tötung  'met  willen  und  met  vorsate'  und  Murch  tornes 
and  kriges  wille'  (d.  h.  im  Affekt)  sieht  man  bereits  die  Anfänge  der  modernen 
Unterscheidung  von  Mord  und  Totschlag.  —  Für  die  Lehre  von  den  itechts- 
flbertragungen  kann  von  allgemeinerer  Bedeutung  werden  E.  Hubers ^)  An- 
sicht, dab  die  Begabung  Freiburgs  i.  B.  mit  Kölner  Recht  einen  neuen  Rechts- 
znstand  nicht   eigentlich  eingeführt,   sondern   nur  angebahnt   habe.  —  An 


1)  Watserscbleben,  Mitt  üb.  e.  im  Cod.  2667  d.  Hofbibl.  8.  Domut  enthalt.  .  . 
btereat  Werky  SayZ.  Germ.  Abt  2,  131 — 160  (vorglichen  mit  Homeyer  u.  teilw.  abgedr.)  ~ 
2)  S.  o.  S.  59*.  —  3)  Ebda,  abgedr.  ans  e.  alten  Botenb.  Kopie.  —  4)  S.  n.  Kap.  XVH.  — 
ä)  8.  IL  Kap.  XI  (Bad.)  —  6)  D.  Ordnnng  v.  Weiler  (Kr.  Kreuanach)  v.  1697  b.  n.  Abt  Ul. 
1^  XIY.,  W.  des  Üaenbergischen  Dingbofea  i.  Bischofiingen  1279  s.  u.  Kap.  KI  (Bad.).  In 
vieler  Besiehong  ähnlich  nnsem  'Weiatümem'  sind  die  'Consaetndines  de  Insula,  quas  Bor- 
Midn«  Jordany  tonnif  etc.  (12.  Jh.),  her.  t.  E.  Cabiö.  NRHB.  ö,  643—53.  —  7)  P.  Hasao, 
*.  n.  Kap.  XVIII-  —  8)  Q.  Sello,  s.  u.  Kap.  XIX;  über  d.  neue  Ausgabe  Jahreabor.  1883.  -^ 
9)  S.  tt.  Kap.  XIV.  —  NitzBch,  Übtrag.  d.  Soeater  Rechte,  a.  u.  K.  XV. 


5» 


JI,68  ^   ^'  JTattrow: 

neuen  Ausgaben  von  Stadtgesetzen  sind  die  von  Eger,  ^)  sowie  verein- 
zelte aus  Niederösterreicb  <)  und  Steiennark^)  hinzugekommen.  Zütphens^) 
Rechstmitteilungen  und  Weistümer  zeigen  uns,  wie  weit  das  lübische  Becht 
auch  den  Oberhof  von  Geldern  beeinflufst  hat  —  Die  Mitwirkung  des 
Volkes  an  der  städtischen  Gesetzgebung  beschränkte  sich  zuletzt  auf  die 
Entgegennahme  polizeilicher  Anordnungen;  unter  dem  Namen  der  ^Bur- 
spraken'  beginnen  dieselben  in  Kiel,^)  ganz  wie  sonst  in  norddeutschen 
Städten,  Anfang  des  15.  Jh.;  die  älteste  datierte  ist  von  1423.  —  Von 
gröfserer  Bedeutung  als  die  eigentlichen  Gesetze  sind  auch  fOr  die  Geschichte 
der  Städte  die  Urkundensammlungen,  wie  sie  fär  Dortmund,^)  Hildes- 
heim^  und  Ploen»)  begonnen,  fttr  Lübeck»)  bis  1426,  für  Göttingeni«)  bis 
zur  dortigen  Beformation  (1533)  und  für  Strafsburg  ^^)  bis  über  dieselbe 
hinaus  fortgeführt  wurden.  Königsberg^*)  hat  Begesten  über  sein  ganzes 
Mittelalter  (1256 — 1524)  erhalten.  —  Besonders  reich  an  wirtschafts- 
geschichtlichem Material  sind  drei  Verzeichnisse  über  die  EinktUifte  der 
Stadt  Biga  ^^)  aus  Grundbesitz  und  Zinspflichtigkeit  (libri  redituum  v.  1334 
und  später).  —  Von  den  Hanserezessen  ^*)  kommt  mehr  als  die  neu  in  An- 
griff genommene  3.  Abteilung  (1477 — 1485)  die  Fortsetzung  der  zweiten 
in  Betracht,  welche  uns  den  politischen  Niedergang  in  der  fortschreitenden 
Mediatisierung,  den  merkantilen  in  dem  Erstarken  der  Handelskonkurrenten 
und  in  der  Unsolidität  des  eigenen  Handels  vor  Augen  führt.  —  Das  Chro- 
nikenmaterial ist  verfassungsgeschichtlich  gerade  für  diejenige  Stadt  am 
meisten  von  Wichtigkeit,  die  im  Verhältnis  zu  ihrer  Bedeutung  an  schrift- 
stellerischen Quellen  besonders  arm  ist:  für  Mainz.  Die  Chronik  Won  alten 
Dingen  der  Stadt  Mainz' ^^)  behandelt  einen  Zeitraum,  der  reich  an  äufseren 
Ereignissen  ist  (1332  — 1452)  und  widmet  sich  trotzdem,  weit  zurück- 
greifend, mit  besonderer  Vorliebe  den  inneren  Verfassungskämpfen,  die  sie 
durch  eine  Menge  eingeschalteter  Aktenstücke  illustriert  Wiewohl  der  Wert 
der  Edition  durch  ihre  Beilagen  (Weistum  über  das  Becht  der  Hausgenossen 
1365,  1421  u.  a.  m.)  noch  erhöht  wird,  so  mufs  doch  eine  eingehendere 
Besprechung  im  Zusammenhange  mit  der  der  Fortsetzung  beigegebenen  Ver- 
fassungsgeschichte  vom   Herausgeber   C.  Hegel   fOr  das  nächste  Jahr  auf- 


1)  S.  u.  Kap.  XXXII.  —  2)  Gast  Winter,  a.  u.  Kap.  XVIL  —  3)  Ebda.  —  Alberti, 
reass.  Städte,  s.  su.  Kap.  XVI.  —  Polemik  Üb.  Hauea  schleswiger  Stadtr.  a.  n.  Kap.  XVIIL  — 
4)  Bechtabronnon  der  atad  Zutphen  (14. — 16.  Jh.)  ....  door  C.  Fijnacker-Hordijk. 
Haag,  Nijhoff.  XXVII,  164  S.  (Onde  raderl.  recbtabronnen ,  II.).  —  Erwälmt  aeien  hier: 
Andreae,  oyeraicht  yan  oud-nederlandache  rechtabronnen  (Harlem,  67  S.)  —  P.  L.  Maller, 
Regeata  Hannonenaia.  Lijat  y.  orkonden,  betreff.  Holland  en  Zeeland  1299 — 1345,  die  in  het 
charterboek  y.  yan  Mieru  ontbreken  (Haag,  Nijhoff;  VIJI,  342  8.,  a.  CBl.  1882  Ko.  34.)  und 
0.  Knrth,  la  loi  de  Beaamont  en  Belgique  (BrÜBael,  aoc.  biblioph.,  a.  RQH.  31,  290).  — 
Germaniatiache  Elemente  enthalten  aach  d.*  Goatnmea  de  Glermont-Deaana  (1262)  hrag.  y. 
H.  Beboaia  (NRHD.  5,  45—97  a.  aep.  Par.,  Laroae;  a.  BQH.  31,  329)  a.  die  Coatamea  de 
StBanzeil,  hrag.  y.  F.  Faaqnier  (NBHD.  5,  517—552).  —  5)  A.  Wetael,  a.  n.  K.  XYIII. 

—  yom  Chemnitzer  Rat  a.  u.  K.  XYI.  —  6)  S.  n.  K.  XV.  —  7)  S.  Jahreaber.  IH,  2,  124«.  — 
8)K.XYm.  —  Ebda.  Repertorien  fib.  Neuatadt,  Entin,  Stadthagen,  Oldendorf  (y.  Bnchwald). 

—  9)  Ebda.  —  Fragm.  d.  lübiachen  Rechta  (Haaae,  Frenadorff),  Verleihung  an  Olden- 
burg (Frenad.),  Stadtbach  y.  Laaonbnrgi.  F.  (y.  Buchwald),  ebda.  — - 10)  S.  u.  Abt.  DJ,  K.  XI. 

—  11)  S.  Abt.  III.  Kap.  XV.  —  12)  S.  u.  Kap.  XXH.  —  13)  Ebda.  —  14)  S.  u.  Kap.  XX f 

—  Zum  BÜddeutach -italien.  Handel:  Gioy.  Mileaio  (u.  S.  77')  und  A.  Bruder,  Reia&- 
rechenbuch  d.  Hana  Koller  1489—90  (Ma.  d.  Wiener  Hofbibl.  N.  2196)  ZStW.  37,  831—851 
(einige  Daten  über  die  Qeachwindigk.  d.  Handelayerkehra).  —  15)  D.  Chroniken  d.  dtach. 
Städte  yom  14.  bia  ina  16.  Jh.,  hrag.  durch  d.  hiat.  Kommiaa.  b.  d.  kgl.  [bayer.]  Ak.  d.  Wisa. 
16.  Bd.  D.  Chroniken  d.  miUelrhein.  Städte.  Mainz.  1.  Bd.  Loipz.,  Hinel.  XXV, 
414  S. 


VerfaflsiingsgeachiGhte.  IL69 

gehoben  werden.  —  Städtischen  Ursprungs  sind  aach  die  meisten  jüdischen 
Quellen  des  Mittelalters.  Einstweilen  aber  bleiben  die  zahlreichen  alt- 
jüdischen Parallelen  zum  deutschen  Recht  ^)  noch  so  lange  rechtsgechichtlich 
ooerheblich,  bis  über  ihre  Herkunft  und  ihren  Einflnüs  auch  nur  einiges  Licht 
Terbreitet  ist. 

Die  Organisation  der  kirchlichen  Stifter  gehört  zwar  zunächst  der 
Kirehengeschichte  an;>)  dennoch  sind  die  Urkundenbücher  der  Halberstädter 
KoUegiatstifter  S.  Bonifacü  und  S.  Pauli  (1147,  bez.  1136—1810)»)  auch 
hier  zu  erwähnen;  ihre  Notizen  über  Einkünfte  der  Pröpste  und  Dekane 
lassen  uns  namentlich  einen  Blick  in  die  Verhältnisse  der  nnterthänigen 
Slaven  thun.  —  Abgeschlossen  ist  das  Mittelalter  in  dem  Urkundenbuch  für 
Kloster  Kamenz/)  (1210—1498),  begonnen  für  Salem»)  (1134—1213)  und 
Himmelgarten ^)  bei  Nordhausen  (bis  Mitte  des  14.  Jhs.);  über  Kloster  Sittich 
(Krain)^)  wird  eine  regestenartige  ältere  Aufzeichnung  (1140 — 1665)  publi- 
zi^t  Die  Regesten  der  Magdeburger  3)  Erzbischöfe  sind  bis  1269  fort- 
gefthrt 

An  Urkundenbüchem  über  ganze  Territorien  siiid  neu  begonnen  die 
fcLr  Pommerellen  ^)  und  für  die  Landschaft  Basel, ^o)  eine  Auswahl  für  die 
Herrschaft  Gera^^)  und  endlich  die^Lehns-  und  Besitzurkunden  Schlesiens,") 
welche,  wenigstens  für  das  Verhältnis  zur  Krone  Böhmen,  nicht  ohne  yer- 
fassungsgeschichtliche  Ausbeute  sind.  Der  älteren  pommerschen  Publikation 
tritt  ein  neues  regestenartiges  Ergänzungswerk ^^)  (786—1353)  zur  Seite. 
Fortgesetzt  wurden  die  mittelrheinischen  Regesten  ( —  1273),  der  Cod.  dipl. 
Anhaltinns '^)  ( — 1400),  das  liv-,  est-  und  kurländische,^**)  Urkundenbuch 
(—1429,  Bc^esten  bis  1800),  die  Akten  der  Ständetage  PreuTsens^«)  (1447 
—1452)  nnd  das  ostMesische^^)  Urkundenbuch  ( — 1500).  Den  Zugang  zu 
Sodendorfs  braunschweigischem  Sammelwerke  eröffnet  endlich  Sattlers  ^®) 
Terzeichnis.  Der  Indexband  zum  Cod.  diplom.  maioris  Poloniae  ^^)  wird  in 
Zukunft  eiife  Verwertung  auch  dieser  Sammlung,  namentiich  für  die  Ge- 
schichte des  sächsischen  Rechts  in  unseren  östlichen  Kolonieen,  erleichtem.  — 
lo  der  Znsammenschliefsung  der  Territorien  zu  färstiichen  Staaten  bezeichnen 
die  Hausgesetze  ^^)  in  der  Regel  ein  wichtiges  Stadium,  insofern  sie  zuerst 
die  Unteilbarkeit  des  Gebietes  aussprechen.  Der  sächsische  Haupt teilungs- 
Tergleich  von  1485  ist  freilich  gerade  dadurch  bemerkenswert,  dafs  er  die 
Teilung  in  die  ernestinische  und  albertinische  Linie  verewigt  hat. 

Für  die  Yerfassungsgeschichte  kommt  nur  noch  wenig  in  Betracht  die 
neue  Ausgabe  der  kleinen  akademischen  Urkundensammlung  zur  Geschichte 


1)  Gaster,  s.  Abt.  L  Kap.  HL  —  Joittelea,  Augsbnrger  Jndeneid  (ohne  Beznfiuig  auf 
Sehopfimg  toa  Laub  n.  Wald).  Ebda.  —  2)  Über  d.  Akten  d.  Universität  Erfurt  b.  u.  Kap.  XYI.  — 
8)  8.ILK.XV.  — .  4)  S.  u.  Kap.  XX;  ebda.  üb.  Gneaen.  —  5)  Kap.  XL  —  6)  Kap.  XV.  — 
7)  Ki9.xyiL  —  8)  Kap.  XV.  —  Über  Eldena  (Pyl)  s.  u.  Kap.  XVin.  —  AUgemeine  kanoni- 
stische  Bechtsqaellen  b.  n.  KircbengeBcbichte.  —  E.  Katz,  Ein  Grondr.  d.  kan.  StrafrechtB. 
(BerL  il  Leipz.,  Gnttentag.  211  S.)  enthalt  im  Anhang:  poenitentiale  Bemense  des  8.  Jh. 
(bisher  nnr  aaszngsweiae  bekannt).  —  Üb.  Offizialate  b.  a.  78^.  —  G.  y.  Buchwald,  Zorn 
Verfahren  bei  Gottesorteilen ,  MIÖG.  2,  287 — 294  enthält  nur  kirchliches  Zeremoniell;  ygl. 
It.  Kap.  XVm.  —  9)  S.  n>  Kap.  XVQI.  —  10)  Kap.  XXHI.  —  11)  Kap.  XVI.  — 
If)  Kap.  XX.  —  13)  Kap.  XVm.  —  14)  Kap.  XV.  —  15)  Kap.  XXIL  —  16)  Ibid.  — 
17)  Kap.  XV.  —  18)  1881;  vgl.  jedoch  Jahresber.  IH,  2,  125  u.  u.  K.  XV.  —  Über  den 
Stand  des  Index  z.  Hecklenb.  ÜB.  s.  u.  Kap.  XYIU.  —  19)  S.  u.  Kap.  XX.  —  20)  H. 
Schalzc,  D.  Haasgosetze,  Bd.  III,  s.  n.  Abt  in.  Kap.  XIII.;  ygl.  Jabresbor.  II,  2,  152^ 
—  Urkt  üb.  Bitterbündnisse  s.  o.  S.  ÖO»-*. 


n,70  X.   J.  Jastrow: 

des  dentschen  Priyatrechts^);  die  Urkunden  des  öffentlichen  Rechts  sind 
ganz  ausgeschieden  und  dem  schon  lange  geplanten  staatsrechtlichen  Teile 
der  Sammlung  vorbehalten. 

Eine  wenig  beachtete,  eben  darum  noch  vielversprechende  Quellengattung 
sind  die  lebendigen  Zustände  der  Gegenwart,  insofern  Einrichtungen  der 
Vorzeit  in  ihnen  erhalten  sind;  im  Unterschiede  von  den  toten  ^Überbleibseln' 
ist  den  deutschen  Archäologen  hierfQr  der  Name  ^Cberlebsel'  längst  geläufig. 
Dafs  eine  ähnliche  Ausbeute  auch  für  die  Wirtschaftsgeschichte  möglich  ist, 
zeigt  das  Gesamteigentum,  welches  sich  in  einigen  Genossenschaften  bis  auf 
den  heutigen  Tag  erhalten  hat.  Als  im  J.  1878/9  die  Haubergsgenossen- 
schaften  im  Kreise  Siegen  durch  Gesetz  geregelt  wurden,')  wurde  die  Auf- 
merksamkeit der  preulsischen  Regierung  auch  auf  die  Gehöferschaften 
im  Regierungsbezirk  Trier  gelenkt,  und  die  darüber  ausgearbeitete  Denk- 
schrift^) hat  den  Wert  einer  wissenschaftlichen  Arbeit  G.  Haussen*) 
hat  aus  derselben  zu  seiner  früheren  Abhandlung  die  detailliertesten  Nach- 
träge entnommen  und  findet  sich  im  wesentlichen  in  seiner  Ansicht  bestärkt, 
dafs  der  periodische  Wechsel  der  Ackerfluren  das  Taciteische  ^arva  per  annos 
mutant'  und  das  Obrigbleiben  einer  Gemeinheit  dessen  ^et  superest  ager* 
illustrieren.  —  Der  Fortbestand  der  Genossenschaften  mit  Feldwaldwirtschafi 
scheint  durch  das  Gesetz^)  über  gemeinschaftliche  Holzungen  zum  teil  ge- 
sichert Dennoch  sind  Karten  gehöferschaftlicher  Fluren,  me  wir  sie  von 
Saarhölzbach  (Kr.  Merzig)  aus  d.  J.  1861  besitzen, 6)  von  besonderem  Wert. 
—  Dafs  sich  ganz  ähnliche  Verhältnisse  auch  sonst  in  Deutschland  erhalten 
haben,  zeigt  sich  in  Sesenheim,^)  wo  neben  dem  Privatgrundbesitz  und 
neben  dem  Gemeindebesitz  auch  ein  'abwechselnd  von  den  einzelnen  Ge- 
meindemitgliedern bewirtschaftetes  Ackerland'  mit  zwölQähriger,  früher  neun- 
jähriger Verloosungsperiode  sich  erhalten  hat,  —  merkwürdig  selbst  dann, 
wenn  es  nicht  uralt  sein  sollte,  namentlich  da  ähnliche  Zustände  auch  sonst 
im  Elsafs  vorkommen.  —  Bei  einem  Prozesse  der  Gemeinde  Bannwyl  bei  Aar- 
wangen (Bern)  sind  altertümliche  Zustände  bekannt  geworden,  welche  aus 
einer  'erblehensweisen'  Verteilung  (1718)  der  Almende  bis  zum  Aussterben 
des  Mannesstammes  entstanden  sind.^)  —  Eine  wahre  Fundgrube  altertüm- 
licher Prozefsformen  scheint  der  moderne  livländische  Rechtszustand  zu  sein, 
in  welchem  der  gemeine  Procefs  vom  jüngsten  Reichsabschied  nicht  mehr 
beeinflufst  worden  ist  und  also  wenigstens  im  Civilprozefs  noch  vielfach  mittel- 
alterliche Rechtsinstitute  aufzeigen  mufs.^)  — 


1)  K  Lorscli  u.  R.  Schröder,  Urkk.  i.  Gesch  d.  dtsch.  BeclitB.  I.  FriTBtrecht, 
hrsg.  out  Mitw.  y.  A.  Keif f erscheid.  2.  yerb.  Aufl.  Bonn,  MarcoB.  XII,  274  S.  — 
2)  Frensfl.  Qes.-S.  1879.  8.  228—238.  —  3)  Drucluachen  d.  Hauses  d.  Abg.  aus  d.  XIL  Leg.-Fer. 
III.  Sess.  (1878/9).  No.  54.  —  4)  Agrarhist  Fragm.  i.  Erk.  d.  dtsch.  FeldmarkTOrf.  ?.  d. 
Urzeit  bis  z.  Aufhebung  d.  Feldgemeinschaft  n.  Die  Gehöferschaften,  ZStW.  36  (1880), 
407—438.  —  A.  Meitzen,  G.  Haussen  als  Agrarhistoriker  (ebda.  37,  371—417)  bespr. 
hauptaächl.  dessen  vorjähriges  Werk  (Jahresber.  III,  2,  68<).  —  5)  ▼.  14.  März  1881  (Froufs. 
Ges.-S.  S.  261 — 264).  —  B.  Danckelmann,  Gemeindewald  u.  Genossenw.  E.  Beitr.  z. 
Beurt  d.  Freufs.  Ges.  v.  14.  März  1881.  Z.  f.  Forst-  n.  Jagdwesen  13,  241—253,  297—308, 
353 — 370  (inzwischen  sep.)  giebt  auch  o.  kurze  bist  Skizze.  —  Knebel,  Überg.  d.  alten 
Gehöferschaften  z.  neuen  Waldgenossensch.,  ebda.  S.  34 — 40,  betrifft  d.  'Erbscliaft'  zu  Dreisbach 
(Kr.  Merzig).  —  6)  A.  Meitzen,  D.  alt.  Anbau  d.  Dtschen.,  (Jbb.  f.  Kat-Ök.  2,  [1880], 
1 — 46),  enthalt  sonst  hanpts.  e.  Bespr.  y.  Inamaa  Wirtschaftsgesch.  (Jahresber.  II,  2,  28*.) 
—  7)  E.  Martin,  Abwechselnd  bewirtschafteter  Gemeindeacker,  Strafsb.  Stadien  (1882, 
erscb.  1881)  S.  98  f.  —  8)  0.  Gierke,  Belohnung  d.  Mannsstammes  m.  Almendstücken, 
SavZ.  Germ.  Abt  2,  198—200.  —  9)  Osw.  Schmidt,  d.  ordenti.  Zivü-Frozels  nach  livländ. 
Kocht.     Dorpat,  Mattissen.     YIII,  239  S. 


YeriaMimgBgeflchiehte.  11,71 

An  allgemeinen    Darstellungen    der    mittelalterlichen    Verfassungs- 
geschichte sind  nur  neue  Auflagen  älterer  Werke  zu  verzeichnen,^)   unter 
denen  freilich  J.   Grimms   längst  vergriffene  ^Rechtsaltertümer' ^)  mit  ganz 
besonderer  Freude  hegrüüst  werden,   zumal  ihr   reiches  Material   durch  ein 
Inhaltsverzeichnis  noch  zugänglicher  gemacht  ist.  —  Von  den  Darstellungen, 
welche  von   einer   einzelnen  Periode  den   gesamten  Verfassungszustand  be- 
handeln, sind  die  über  die  älteste  Zeit  bereits  besprochen.  3)  —  Die  Gesamt- 
ansicht, weiche  in  Zusammenfassung   seiner   früheren    Einzeluntersuchungen 
nunmehr   R.   Schröder^)   von    der  Verüassung   der  Franken   gegeben   hat, 
grfindet  sich  im  wesentlichen   auf  zwei  Punkte:  einmal  auf  seine  wirtschaft- 
liche Gmndanschauung  (im  Gegensatz  zu  v.  Inama),  dafs  das  Dorfsystem,  nicht 
das  Hofsystem  die  Grundlage  der  fränkischen  Besiedelung  bilde,  und  sodann 
auf  seine  Lehre  vom  allgemeinen  Bodenregal,  von  welchem  das  spätere  Berg-, 
Salz-  und  Jagdregal  blofse   Ausflüsse   seien.     ^Die  rechtliche  Stellung   der 
Gemeinden  war  die,  dafs  sie  ein  Nutzungsrecht  zu  gesamter  Hand  besafsen, 
das  Eigentum  aber  dem  Könige  zustand*.     Aus  diesem  Nutzungsrecht  folgte 
der  Ansprach  der  Gemeinde  auf  den  besitzerlos  gewordenen  Anteil  und  daraus 
ihr  Einspmchsrecht  dagegen,  dafs  auf  den  verlassenen  Hof  eines  andern  ein 
Fremder  ziehe;  aus  dem  Bodenregal  folgte  die  Gestattung  dieses  'super  alterum 
migrare'  (1.  Sal.   45)  ganz  ebenso   wie   das  Rodungsprivilegium.    Dem  Ge- 
meindesystem steht  aber  ein  herrschaftliches  zur  Seite.    Von  dem  bebauten 
Teil  einer  herrschaftlichen  Almende  wird  eine  Quote  (meist  die  siebente  Garbe) 
der  Herrschaft  entrichtet.    Das  Gebiet   dieses  'Medems'   erstreckt   sich  von 
der  Saar  bis  zur  Weser  genau  über  das  Gebiet,  welches  S.  den  alten  Chatten 
anweist^)     Ursprünglich  eine  Abgabe  an  den  Inhaber  des  Bodenregals,  ge- 
langte sie  erst  durch  Schenkung  in  die  Hände  des  Grundherrn;    kamen  nun 
die  Pflichtigen  Güter  an  Stifter,  so  suchten  diese  den  Modem  abzulösen.    In 
so  veränderter   Gestalt   läfst   sich    der  Modem   auch   in  Belgien   und    der 
Champagne,   abao  im  ganzen  Salierlande  nachweiseti.    Die  Grenze  zwischen 
dem  saiischen  und  ribuarischen  Recht  läfst  S.  auf  beiden  Seiten  des  Rheins 
mit  der  Köln-Trierer  Diöcesangrenze  zusammenfallen-,  er  bestimmt  dies  nach 
den  Urkunden  über  praktische  Handhabung  des  Mündigkeitstermins,  welcher 
bei  den  Saliern  auf  12,  bei  den  Ribuariern  auf  15  Jahre  festgesetzt  war. 
Seine  Ansichten  über  die  Entstehungszeit  der  Volksrechte  sind  unverändert. 
Unter  den  Werken  über  die  königliche  Gewalt^)  steht  obenan  die 
Neubearbeitung  der  Untersuchungen,  welche  H.  v.  Sybel^  seinem  Freunde 
und  Gegner  6.  Waitz  selbst  gewidmet  hat,   ohne  darum  sachlich  an  seinem 
Standpunkte  irgend  etwas  zu  ändern.    Im  Gegenteil  trotz  mehrerer  Zugeständ- 
nisse im  Einzelnen,  bringt  er  noch  vielfach  neue  Beweisgründe  für  die  beiden 
Hauptpunkte  bei.    Als  solche  werden  wohl  allgemein  betrachtet:  die  Annahme 
eines  ursprünglichen  Geschlechterstaats  ohne  Privatgrundeigentum   und  die 


1)  J.  F.  y.  Schalte,  Lehrb.  d.  dtschn.  Beiche-  u.  Rechts-G.  5.  verb.  Aufl.  Stuttgart, 
Nitnchke.  XIV,  646  S.  —  Oienbrttggen,  Stadien  z.  dtach.  schweizer.  Bechts-G.  2  (Titel-) 
Aug.  Basel,  Schwabe.  XU,  440  S.  —  H.  Schalze,  Lehrb.  d.  dtsch.  Staatsrechts.  1—3 
lief.  (VII  n.  S.  1  —  690,  Loipz.,  Breitkopf  &  Härtol)  giebt  einen  kurzgehaltenen  historischen 
Überblick.  —  2)  3.  Aasg.  Gott,  Diederich.  XXVI,  971  S.  —  3)  Baumstark,  Wietors- 
beim-Dahn,  s.  o.  S.  3%  6*.  —  4)  D.  Franken  a.  ihr  Becht,  SayZ.  Germ.  Abt  2,  1—82, 
sneh  Ben.:  Weimar,  Böhlau.  82  S.  —  Vgl.  Jahresber.  n  a.  III  im  Ind.  —  5)  Vgl.  o.  S.  5  f. 
—  6)  über  Hermann,  Hansmeieramt  (1881),  s.  Jahresber.  in,  2,  7;  vgl.  jedoch  die  Boc. 
V.  W.  A(rndt),  GBl.  1882,  Sp.  1419.  —  7)  Entstehung  d.  dtsch.  Königtums.  2.  umg.  Aufl. 
Frankt  a.  M.,  Litt  Anst  Y,  497  S. 


n,72 


X.   J.  Jastrow: 


EBtstehong  des  deutschen  Eönigtoms  als  Reception  des  römischen  Sonverä- 
netätsbegriffs  dnrch  die  Germanen.  In  beiden  Paukten  fadst  Alles,  was  sich 
von  gegnerischer  Seite  vorbringen  läfst,  L.  Erbardt^)  im  wesentlichen 
zusammen.  Dessen  Frage  aber,  wieso  von  der  alten  Feldgemeinschaft,  wenn 
sie  einmal  bestanden  habe,  sich  anf  deutschem  Boden  keine  Spur  erhalten 
habe,  ist  eine  Suggestivfrage,  und  zwar  nach  dem,  was  wir  gesehen  haben,') 
der  bedenklichsten  Art.  —  Fttr  das  aufkommende  Königtum  hat  sich  der 
Name  erst  ganz  allmählich  festgesetzt;  wenn  Ammian  den  Athanarich  Hudex' 
nennt,  so  braucht  er  dies  Wort  auch  sonst  im  Sinne  von  'Feldherr*')  — 
Der  Ursprung  des  späteren  Wahlkönigtums  wurde  schnell  Gegenstand  der 
Sagenbildung.  Schon  Anfang  des  14.  Jh.  weils  die  Beimchronik  von  Brabant 
zu  erzählen,  dafe  nach  dem  Aussterben  der  Karolinger  die  Erblichkeit  der 
Krone  durch  fQrstliche  Übereinkunft  abgeschafft  worden-,  Loher  v.  Maller 
fahrt  die  Königswahl  dann  auf  päpstliche  Anordnung  zurück.^)  —  Die  einzige 
Urkunde  Aber  die  Wahl  bildete  ursprtlnglich  die  Benachrichtigung  an  die 
Kurie,  welche  seit  Rudolf  v.  Rheinfelden  gelegentlich,  seit  Friedrich  I.  aus- 
nahmslos erfolgte.  Dazu  traten  seit  Albrecht  L  die  Wahlnotifikationen  ins 
Reich,  endlich  in  der  Zeit  des  Papstschismas  auch  die  Benachrichtigung  an 
den  Gewählten  selbst  (seit  1400,  namentlich  1437)  in  den  Vordergrund.^)  — 

Die  ökonomischen  und  militärischen  Grundlagen  dieses  Königtums  bilden 
den  Hauptgegenstand  eines  postumen  Aufsatzes  von  K.  W.  Nitzsch,®)  welcher 
eine  Reihe  von  Gedanken,  die  als  Lieblingsideeen  des  verewigten  Vf.  längst 
bekannt  waren,  zu  einem  Gesamtbilde  gruppiert.  Er  betont  die  beiden 
'negativen'  Grundlagen  der  deutschen  Verfassung,  dafs  das  'wandernde  König- 
tum' keine  feste  Residenz  und  keine  Steuer  hatte;  eine  Stütze  fond  es  gegen 
die  'Laienaristokratie^  an  den  geistlichen  Fürsten.  Erst  unter  Heinrich  IV. 
erscheinen  mit  dem  Versuch,  im  Sachsenlande  festen  Aufenthalt  zu  nehmen, 
an  Stelle  dieser  bischöflichen  Grundlage  die  beiden  neuen  Machtmittel,  in 
welchen  bis  auf  Friedrich  H.  die  königliche  Gewalt  ihre  Stütze  gesucht  hat: 
die  unmittelbare  Ministerialität  und  Vasallität,  mit  deren  Hilfe  es  dem  Könige 
schon  1074  gelang,  unabhängig  von  jeder  Bewilligung  ein  eignes  Heer  zu- 
sammenzubringen. Endlich  hat  N.s  Auffassung  von  der  gesamten  sächsischen 
Kultur  als  einer  Bildung,  welche  dem  Nordgermanentum  ebenso  gut  zugehört, 
wie  dem  Südgermanentum,  auch  diesem  Bilde  seine  Züge  geliehen.  —  Die 
Ansicht  M.  Blumenthals,  ^  dafs  Adalbert  von  Bremen  durch  Fixierung 
der  'servitia'  und  durch  Benutzung  der  Einnahmen  bei  Stellenbesetzungen 
(Simonie)  die  Geldwirtschaft  nach  italienischem  Muster  in  Deutschland  habe 
einführen  wollen,  kann  von  grofser  Wichtigkeit  werden,  sobald  der  Nachweis 
dafür  geliefert  wird;  derselbe  soll  in  einer  späteren  Behandlung  des  letzten 
Lebensabschnittes  Adalberts  erfolgen,  In  dem  eigentlich  die  finanzreformato- 
rischen  Pläne  erst  völlig  zu  Tage  traten'.  —  Die  Schicksale  des  staufischen 
Königsgnts  in  Deutschland  hängt  aufs  engste  mit  der  politischen  Geschichte 
zusammen;  von  den  staatsrechtlichen  und  wirtschaftlichen  Partieen  der  über 
dieses    Thema    handelnden    Schrift   von   Frey^)    (Lage    der    Reichsgüter, 


1)  GGA.  18S2,  1217—1278.  —  2)  S.  o.  S.  70*-'.  —  3)  F.  Dahn,  Zo  Amm.  XXVII,  5. 
FDG.  21,  226—228.  _  4)  R.  Schröder,  Z.  GmcIi.  d.  dtseh.  Königswahl,  SatZ.  Gem. 
Abt.  2,  200  f.  —  5)  F.  Math,  Beork.  u.  Fablik.  d.  dtach.  Königswahl  bia  aa  Ende  des 
15.  Jh.  Gott  Bisa.  61  S.  —  6)  S.  o.  6.  23^  u.  28*.  —  Üb.  d.  Geachichtschreibniig  N.'s 
im  Allg.  Tgl.  Bosenmand,  Preafs.  Jbb.  48,  321  ff.,  425  ff.  (noch  nicht  abgeschl.)  und 
J[a8lro]w.    AAZ.  S.  665—667.  —  7)  S.  o.  S.  29«.  —  8)  S.  o.  S.  45«,  vgl.  42*. 


Yerfnasungsgeschichte.  11,73 

ZdUe,  Burggrafen,  Willebriefe  u.  a.  m.)  ist  inzwischen  der  Nachweis  ^)  geliefert 
worden,  dafs  sie  wissenschaftlich  erst  dann  in  Betracht  kommen  werden, 
wenn  eine  neue  Untersnchnng  feststellt,  wieviele  vtn  den  Gitaten  zuver- 
lässig sind. 

Wie  die  auswärtigen  Kronen,  welche  die  deutschen  Könige  trogen, 
för  ihre  Politik  gegentlber  Fürsten  and  Städten  von  Einflufis  worden,  sehen 
wh*  an  Friedrich  IL  in  Arelat^)  —  Böhmen  dagegen  worde  schon  zor  Zeit 
des  Wormser  Konkordats  nicht  nor  zom  römischen  Kaiserreich,  sondern  aoch 
zorn  deotschen  Königtum  gerechnet,  s)  — 

In  dem  yon  diesem  Königtom  beherrschten  Volke  beansprocht  die  tiefste 
IQssBe  der  Leibeigenen  als  die  zahlreichste  eine  ganz  besondere  Beachtong. 
Die  Art,  wie  in  den  Rechtsanschaoongen  allmählich  die  Persönlichkeit  des 
Sklaven  zor  Geltang  kommt,  hat  Bef.^)  früher  in  einigen  Arbeiten  für  einen 
beschränkten  Qoellenkreis  verfolgt;  in  allem  wesentlichen  stimmt  mit  ihm 
Georg  Meyer^)  überein,  der  dieselbe  Untersnchnng  aof  breiterer  Grondlage 
fflurt  Auch  über  die  Person  des  Beklagten  beim  Prozesse  ans  dem  Sklaven- 
deükt  in  karolingischer  Zeit  besteht  die  Differenz,  welche  M.  betont,  zwischen 
uns  nicht:  der  Herr  erscheint  vor  Gericht,  aber  nicht  mehr  in  eigener 
Sache,  sondern  in  Sachen  seines  Sklaven.  Von  dem  Gottesorteil  des 
friesischen  Becbts  nimmt  M.  an,  dafs  es  aach  im  SklavenprozeCs  ein  gericht- 
liches gewesen  seL  Von  den  liten  stehen  nnr  die  langobardischen  Aldionen 
den  Sklaven  gleich;  die  salischen,  sächsischen,  friesischen  Liten  standen  nach 
M.  unter  öffentlichem  Recht  —  Die  Freilassongsformen  der  Volksrechte 
gruppiert  A.  Stock  ^  nach  Langobarden,  Westgoten,  Stämmen  des  Franken- 
reichs, ohne  etwas  wesentlich  Nenes  zo  bieten.  —  Die  Zostände  der  späteren 
Leibeigenen  würden  klarer  vor  ons  liegen,  wenn  ihre  Haoptthätigkeit,  der 
Ackerbau,  eine  mehr  als  nnr  gelegentliche  historische  Behandlang  fönde.'^)  — 
Von  den  aof  ihnen  lastenden  Herrenrechten  war  das  -Ma  i^oxriv  sogenannte, 
das  4os  primae  noctis',  nach  unserer  Anschaoong  das  härteste.  Von  dem 
Standpunkte,  daCs  es  undenkbar  sei,  'dafs  ein  solcher  Mifsbrauch  geherrscht 
haben  könnte,  ohne  dals  die  Kirche  dagegen  ihre  Stimme  erhoben  hättet 
versncht  K.  Schmidt,^)  der  schon  früher^)  dem  Gegenstande  seine  Auf- 
merksamkeit gewidmet  hat,  den  Nachweis,  dafs  dasselbe  niemals  existiert  habe. 
Die  einzelnen  Quellenstellen  sollen  entweder  auf  Irrtum  oder  auf  einem 
schenhaften  Ausdruck  des  Gesetzgebers  beruhen.  Von  Anhängern  ^o)  und 
Gegnern  ^^)  des  Werkes  ist  die  Sammlung  und  Dorcharbeitung  des  Materials, 
von  dessen  Fülle  schon  das  beigegebene  Litteraturverzeichnis  zeugt,  gleich- 
aäUg  anerkannt.    Mehr  als  seine  Vorgänger  hat  S.  das  Gebiet  der  aufser- 


1)  L.  Weiland,  GGA.  1551—1591.  —  2)  S.  o.  S.  40^  46'.  —  3)  S.  o.  S.  31».  — 
4)  Jalnesber  I,  186  f.;  II,  2,  90.  —  5)  D.  Gerichtsbark.  üb.  Unfreie  u.  Hintenaasen  nach 
ütMtem  Becht,  SstZ.  Germ.  Abt  2,  83 — 114.  —  Lippert,  B.  Leibeigensch.  Zar  Erinn. 
»1781.  21  S.  n.  1  Holsschn.  (Samml.  gemeinntttz.  Yortr.  d.  dtsch.  Y.  in  Prag)  behandelt 
woU  nicht  das  MA.  —  6)  D.  Freilassung  im  Zeitaltar  d.  Yolksrechte.    Jnr.  Diss.    HaUe.  — 

7)  Über  Hochacker  handelt  A.  Meitzen,  s.  o.  S.  76^  —  A.  Kaufmann,  Popol.  Yorträge 
^  eioaelne  Gegenat.  d.  Knltargeach.  I.  Üb.  Gartenbau  im  MA.  und  wahrend  d.  Period.  d. 
SaaisL  (Picks  ICSchr.  YH,  129—54)  ist  nicht  wirtschaftsgeschichÜ.  —  Über  Maurer,  And- 
baifldie  Piünh5fe  im  Breisgaa  (auch  rechtsgesch.)  s.  u.  S.  89^<*.  —  Wegen  d.  Fülle  entlegener 
IMI  fib.  Beigbaa   a.   Bergrecht  sei  auch  auf  H.  Gramer  (u.  Kap.  XIX)   hingewiesen.  — 

8)  Jos  primae  noctis.  Freib.  i.  B.,  Herder.  XLin,  397  S.  —  Rabutaux,  de  la  prostitut.  en 
£vrope  jnsq'aa  XYI.  s.  avec  bibliogr.  p.  Lacroix  (Paris,  Duquesne,  307  S.)  ist  mir  nnr  d.  Tit. 
■ach  bekannt  —  9)  S.  Jahresber.  I,  372».  —  10)  HPBll.  89,  H.  11.  —  11)  Kohler,  Z.  f. 
Tg].  Baehtswiss.  4  (1883),  S.  279—287.  —  F.  Liebrecht,  GGA.  1882,  S.  496—508. 


11,74  X.   J.  Jastrow: 

'deatschen  und  selbst  der  aufsereuropäischen  Rechtsgeschichte  herbeigezogen, 
aber  hier  auch  den  meisten  Widersprach  erfahren;  jedenfalls  hat  er  von 
neuem  den  Anstofs  za  einer  Behandlung  dieser  Frage  als  eines  Gegenstandes 
der  allgemeinen  Yolksknnde  gegeben.  — 

Hervorgegangen  aus  dem  obersten  Stande  der  Hörigen  ist  der  Ritter- 
stand, ^)  dessen  kriegerische  Leistungen  in  der  Stauferzeit  eine  neue  Ge- 
stalt gewinnen.^) 

Die  Unterstützung,  welche  die  Könige  an  dem  geistlichen  Stande 
&nden,  haben  sie  mit  beständig  gesteigerten  Privilegien  erkauft  Auch  die 
italienischen  Immunitätsprivilegien ')  fallen  unter  diesen  Gesichtspunkt.  Den 
deutschen  nicht  unähnlich,  zeigen  sie  eine  Fortbildung  nach  zwei  Seiten: 
in  der  Übertragung  missativer  Befugnisse  an  die  Bischöfe  (schon  seit  Otto  I.) 
und  in  der  Überlassung  ganzer  Grafschaften;  indem  die  erstere  Klasse  noch 
das  letzte  pfalzgräfliche  Recht,  die  Beweiserhebung  durch  Zweikampf,  erhält, 
gelangt  die  £ntwickelung  zum  Abschluss.  —  In  Deutschland  waren  diese 
Privilegien  nicht  ge&hrlich,  so  lange  das  königliche  Emennungsrecht  unau- 
gezweifelt  blieb,  wie  noch  in  den  ersten  20  Jahren  Heinrichs  IV.^)  —  Unter 
den  Abten  hatte  der  von  Fulda  durch  päpstliche  Verleihung  (erste  unver- 
dächtige: Clemens  IL  1046.  Dez.  3)  einen  Vorrang  vor  allen  andern;  wie 
sich  sein  Anspruch  auf  den  Vorrang  auch  vor  den  Bischöfen  gebildet  habe, 
ist  nicht  zu  sehen.  In  eins  seiner  Vorrechte  griff  die  goldene  Bulle  ein, 
wofttr  ihn  Karl  IV.  entschädigt  zu  haben  scheint.^)  —  Von  den  Reform- 
bewegungen im  Mönchsleben  hatte  die  des  10.  Jh.  auch  ihre  wirtschaftliche 
Seite;  besserer  Anbau  und  besseres  Haushalten  lieferten  die  Mittel  zu  den 
Anfängen  einer  geordneten  Krankenpflege  ui^  einigen  Schulunterrichts.  Aber 
gleichzeitig  schuf  der  neue  ascetische  Geist  das  alte  ^Reichsbischofstum'  zu 
einem  Klerus  um,  der  seinem  weltlichen  Herrn  in  dem  Moment  gefikhrlich 
werden  mufste,  wo  sein  geistlicher  Oberhirt  die  Führung  ttbemahm.^) 

Wie  die  bunte  Mischung  von  geistlichen  und  weltlichen  Herrschaften 
zur  Umbildung  in  den  fürstlichen  Territorialstaat  gelangte,  wird  in  einer 
Anzahl  von  Arbeiten  über  Greschichte  der  Landstände  erörtert,  welche  der 
Provinzialgeschichte  angehören.  "^  —  Eine  wahre  Musterkarte  aller  Arten  von 
Herrschaften  bietet  Kurrhätien  dar.^) 

Die  Spitze  des  Fürstentums,  die  Kurfürsten,  machten  schon  früh 
ihren  Einflufs  auf  die  Reichsregierung  durch  Bewilligung  oder  Versagung 
ihrer  Zustimmung  bei  Veräufserung  des  Reichsgutes  geltend.  Ihre  Wille- 
briefe scheinen  aus  einer  Art  von  Kompromifs  der  Interessen  hervorgegangen  zu 
sein.  Einerseits  war  Rudolf  v.  Habsburg  wegen  der  massenhaften  Vergabungen 
Wilhelms  und  Richards  besorgt;  andrerseits  wollten  die  Kurfürsten  den  neuen 
König  beschränken.     So  band  sich  der  König  an  ihre  Zustimmung  bei  neuen 


1)  L.  y.  Borch,  Beitrr.  z.  Bechtsgesch. :  Bitter  n.  Dienstmannen  i  b.  Jalureiber.  IQ,  2, 
70.  (Scheint  erst  später  in  d.  Buchhandel  gegeben.)  —  2)  Lindt,  s.  o.  S.  40*;  über 
Niodner  (Turnier)  S.  41^  Böder  v.  Diersburg,  Z.  Gesch.  d.  Beichsritterschaften,  s.  u. 
8.  88»«.  —  3)  K.  Bieger,  s.  o.  S.  21»  —  4)  K.  Beyer,  s.  o.  S.  30«.  —  5)  8.  o.  S.  56*. 
6)  K.  Lamprecht,  D.  Charakter  d.  klösterl.  Beformbowegung  Lothringens  im  10.  Jh.; 
Picks  MSchr.  VU,  91—107,  217—225.  —  Üb.  A.  Koch,  Niederl.  d.  Minoriten  s.  u.  Kap. 
XXIV.  —  Faulsen,  Universitäten,  ebda.  u.  o.  S.  61^.  —  7)  Üb.  Jäger,  landständ.  YerlÜBM. 
Tirols  8.  u.  Kap.  XVII;  üb.  [Bai er]  Kommunalständ.  v.  Nouvorpommem  s.  Abt.  III,  Kap.  IX. 
—  T.  Mirbach,  Territorialg.  v.  Jülich,  s.  u.  Kap.  XII,  Fleischmann,  Sachsen -Kobnig- 
Saalfeld:  Kap.  XVL  —  8)  ▼.  Planta,  s.  u.  Kap.  XXUI. 


Yerfasiuigsgeiehichte.  11,75 

Yeränliseningen;  gleichzeitig  wurden  aber  auch  in  praeteritnm  die  ohne  diese 
Zastimmong  erfolgten  Yerschlendernngen  kassiert.  Beides  stand  schon  1273 
fest,  wo  Rudolf  (vielleicht  in  einem  Zusatz  zum  Krönungseid)  super  'conser- 
vatione  bonorum  imperii'  einen  Eid  geleistet  hat  So  sollte  das  Königtum 
pekoniftr  gesichert,  das  Recht  der  Kurfürsten  erweitert  werden.  Die 
entere  Absicht  wurde  nicht  ausgeführt,  die  Willebriefe  aber  blieben  be- 
stehen. ^) 

Von  allen  Ständen  des  Volkes  ist  der  Bürgerstand  deijenige,  dessen 
Eotwickelung  weitaus  am  meisten  im  Vordergrunde  der  Forschung  steht. ') 
Es  liegt  im  Wesen  dieser  Litteratur,  wie  sie  sich  in  den  letzten  Jahrzehnten 
entwickelt  hat,  dalÜB  in  ihr  am  allerwenigsten  die  wirtschaftliche  und  die  ver- 
£&ssangsmä£5ige  Entwickelung  von  einander  getrennt  werden  dürfen.  Selbst 
das  Civilrecht,  insofern  es  eigentümlich  städtischen  Charakter  trägt,  fällt  mit 
in  diesen  Gesichtskreis.  Grewissermafsen  einen  Querschnitt  yon  dem  gegen- 
wärtigen Stande  dieser  Studien  zeigt  nun  der  langersehnte  Bd.  III  von 
W.  Roschers  Nationalökonomik.  ^)  Wie' der  vorhergehende  über  die  land- 
wirtschaftlichen Verhältnisse,  so  bietet  dieser  über  das  Städtewesen  in  seinem 
ganzen  Umfieinge  eine  umfassende  Orientierung.  Der  Handel  vom  Krämer 
bis  zum  Grofskaufmann,  das  Gewerbe  vom  Handwerker  bis  zum  Fabrikanten, 
die  Entwickelung  von  Münze  und  Mafs,  das  Verkehrswesen  etc.  finden  eine 
systematische  Beleuchtung,  welche  bis  in  die  zartesten  Fasern  hinein  historisch 
dorchwoben  ist.  Allerdings  sind  auch  in  diesem  Bande  die  illustrierenden 
Beispiele  dem  englischen  Mittelalter  in  gröCserer  Anzahl  entnommen  als  dem 
deutschen;  aber  dies  bezeichnet  gerade  den  Stand  der  Forschung,  welche 
auf  dem  Gebiete  der  Wirtschaftsgeschichte  sich  den  ergiebigen  englischen 
Quellen  mit  Vorliebe  zugewandt  hat.^)  —  Wie  im  wesentlichen  der  Handel 
die  ökonomische  Grundlage  des  Städtewesens  bildet,  so  ist  das  Handels- 
recht^) der  eigenartigste  Teil  seiner  Rechtsentwickelung.  Das  Institut  der 
Bodmerei^)  ist  historisch  nur  auf  das  PfandrecHt  und  zwar  auf  die  neuere 
Satzung  zurückzuführen,  deren  Wesen  in  der  Anweisung  von  Exekutionsgegen- 
ständen  an  den  Gläubiger  besteht..  Diese  letzteren  können  auch  in  Objekten 
iMstehen,  welche  ein  Schiffer  mit  Genehmigung  seines  Gläubigers  'op  den 
bodem'  nimmt  Der  Ausdruck  'bomerie'  steht  um  Beginn  der  Neuzeit  in 
holländischen  Quellen  bereits  als  terminus  technicus  fest,  ein  Beweis,  dals 
das  Geschäft  früher  bereits  in  vollem  Gange  war  (auch  in  den  Hansestädten 
im  14.  Jh.).  So  erscheint  die  Bodmerei  als  das  jtlngste  Bechtsinstitut, 
welches  Deutsche  und  Skandinavier  gemeinsam  und  eigentümlich  ausgebildet 
haben.  Ob  freilich  dieser  Standpunkt  bei  einer  vergleichenden  Mitberück- 
^ditigang  der  italienischen  Quellen  zu  halten  wäre,  bleibt  abzuwarten."^)   — 


1)  K.  Lampreclit,  b.  o.  S.  63*.  —  W.  Domke,  D.  Viril*tiiiimen  im  Beichsfürstenrat 
T.  1495—1654,  Berl.  Du«.,  36  S.  (Nachweu,  daTs  d.  Mosenche  Kormaljahr  1582  spat  er- 
fBBdene  Theorie  sei)*  ist  inzwischen  erweitert  im  Bachhandel  erschienen;  weiteres  Jahres- 
ber-  V.  —  2)  Vgl.  V.  Inama-Sternegg,  o.  S.  21«  —  3)  Stuttgart,  Cotta.  X,  820  S.  — 
4)  6.  Seh  ans.  Engl.  Handelspolit.  geg.  Ende  d.  MA.  m.  bes.  Berücksichtig,  d.  Zeitalters  d. 
beid.  enten  Tndon  (Leips.,  Dancker  a.  Humblot  XIX,  684  n.  XIII,  672  S.),  kommt  auch 
ftrldtsehe.  Handelagesch.  in  Betracht.  —  Handelsgeschichtl.  ttb.  Holstein  u.  Hamb.  (t.  Buch- 
▼tld)  8.  n.  Kap.  XVIII,  Berlin  (Holtae)  Kap.  XIX.  —  5)  W.  Bndemann,  Handb.  d. 
dtfldL  Handels-,  See-  o.  Wechselrechts.  Uni  Mitw.  v.  Brunn  er  u.  A.  1.  (Leipz.,  Fuess, 
XIV,  886  S.)  giebt  nur  einen  ganz  kurzen  bist  Überbl.  —  6)  B.  Matthias,  D.  foenus 
aaotiaim  n.  d.  geschichtl.  Entwickl.  d.  Bodmerei  Würzburg,  Diss.,  IV,  132  S.  —  7)  Vgl. 
CBL  No.  51. 


n,76  X.   J.  Jaatrow: 

An  E.  Bttchers^)  Versuch,  feste  Grandlagen  für  eine  Bevölkemngsstatisük  der 
mittelalterlichen  Städte  za  schaffen,  hat  sich  eine'  weitgehende  Polemik  an- 
geschlossen, welche  im  nächsten  Jahre  im  Zusammenhang  za  besprechen  sein 
wird.  So  viel  kann  aber  schon  jetzt  gesagt  werden,  dafs  B.s  Aafsatz  für 
die  Methode  dieser  Forschungen  geradezu  epochemachend  ist.  An  und  für 
sich  sind  hierfür  zwei  Methoden  möglich:  entweder  operiert  man  kritisch 
mit  den  tiberlieferten  Zahlen,  oder  man  gewinnt  die  Zahlen  erst  selbst  durch 
Zählung  aus  dem  Bohmaterial.  Die  erstere,  bisher  die  allgemeine,  wird  von 
B.  als  auf  Schätzung  beruhend,  abgelehnt;  er  wendet  die  zweite  an  und 
zählt  die  einzelnen  Fälle  aus  den  Bürger-  und  Bedebüchern,  den  Sterbe- 
registem  u.  s.  w.  Materiell  freilich  beruhen  alle  seine  Resultate  auf  der 
einen  einzigen  Annahme,  dafs  wir  berechtigt  seien,  die  statistischen 
Beduktionsfaktoren  gerade  der  Nürnberger  Zählung  von  1449  zu  ent- 
nehmen. — 

Von  den  Arbeiten  über  Entwickelung  der  einzelnen  Städte  wird 
A.  Hagedorns')  Ableitung  der 'burggräflichen  Rechte  zu  Magdeburg  aas 
der  dortigen  erzbischöflichen  Vogtei  erst  im  nächsten  Jahre  ausführlicher  zu 
besprechen  sein,  die  übrigen  gehören  zumeist  der  reinen  Lokalgeschichte 
an.')  —  Von  Forschungen  über  Strafsburg  aber  sind  wir  bereits  gewohnt, 
dafs  sie  über  die  Verhältnisse  des  gesamten  Deutschlands  gleichzeitig 
orientieren.  Dies  gilt  auch  Ton  der  Geschichte  der  StraDsburger  Goldschmiede- 
zunft, für  welche  wir  zugleich  die  einschlägigen  Urkunden  (1355 — 1675) 
erhalten.^)  Das  allmähliche  Steigen  des  Goldschmiedehandwerkes  drückt  sich 
in  der  ältesten  Zeit  in  dem  Steigen  des  Wergeides  aus;  Yon  der  lex  Salica, 
welche  den  Goldschmied  noch  mit  dem  Grobschmied  auf  eine  Linie  stellt, 
führt  eine  allmähliche  Entwickelung  bis  auf  den  Standpunkt  der  lex  Burgond., 
die  ihm  dessen  dreifaches  Wergeid  zuerkennt.  Dem  technischen  Au&chwung 
des  Handwerks  geht  im  9.  Jh.  der  gesteigerte  Eintritt  von  Freien  parallel; 
im  folgenden  Jh.  kommt  durch  Theophano,  namentlich  in  Sachsen,  die 
byzantinische  Tradition  dazu;  gegen  Ende  des  11.  Jh.  lälüst  sich  wiederum 
gleichzeitig  der  Fortschritt  zu  wirtschaftlicher  Selbständigkeit  in  dem  Zu- 
nehmen der  Marktarbeit  neben  dem  Hofdienst  und  die  gesteigerte  Beteiligung 
der  Freien,  namentlich  unter  Cluniacensem  und  Benediktinern  verfolgen. 
Organisiert  waren  die  Goldschmiede  zuerst  mit  den  privilegierten  Münzem 
zusammen ,  zu  denen  sich  bei  der  fortschreitenden  Teilung  der  Arbeit  das 
Verhältnis  verschieden  gestaltete.  Die  Befreiung  vom  patrizischen  Magistrat 
setzten  sie  meist  schon  im  13.  Jh.  durch;  in  Stralsburg  gelang  es  ihnen 
allerdings  erst  1362,  mit  den  Malern  und  Schiltem  zusammen  zu  einer 
Zunft  vereinigt  zu  werden,  der  ihr  Handwerk  den  Namen  gab.  Die  Aaf- 
nahme  war  anfangs  noch  sehr  erleichtert;  aber  während  einige  in  die  Stube 
aufgenommen  wurden,  ohne  darum  Zunftrecht  zu  haben,  wurde  anderen  nur 
dieses  ohne  das  Stubenrecht  verliehen;  eine  dritte  Klasse  allein  hatte  an 
beidem  Anteil.     Die  Goldschmiede    umfafste   Handwerk  und  Kunst;   in  der 


1)  Zar  mittelalterl.  BeTolkeniDgsstat  m.  bes.  Berttcksicht.  auf  Fnmkf.  a.  M.  1.  ZStW. 
37,  536—580.  —  0.  Bichter,  Statwt.  ▼.  DreBden  im  XV.  Jh.  s.  u.  Kap.  XVI.  —  Kopp- 
ln ann,  Bevolk.  V.  Hamb.,  s.  u.  Kap.  XVni.  —  2)  S.  u.  Kap.  XV.  —  3)  S.  u.  S.  S8»« : 
Fhilippebafg  (Kopp)  n.  a.;  Kap.  XII:  Frankf.  a.  M.  (Grotefend);  K.  XIV:  Köln  (Char- 
T6riat);  K.  XV:  Burg  (Wolter);  K.  XVU:  Wien  (Schalk),  Krema  a.  Stein  (Strobl); 
K.  XVIII:  Hamburg  (Koppmann).  —  4)  H.  Meyer,  D.  Strafsb.  Qoldiichmiedezonft  bin 
1682.  Urkk.  a.  Darstellg.  Schmollers  Staats-  a.  socialwiss.  Forsch.  III,  2.  (=  Hfl  12.) 
Loipz.,  Dnnckor  u.  Humblot     XII,  224  S. 


Yerftwsangigetebiolite.  11,77 

Organisation,  wie  sie  ilir  das  Artikelbach  von  1456  bis  1540  bewahrte,  kann 
sie  geradezu  als  Typus  des  Mittelstandes'  bezeichnet  werden. 

Von  den    Städtebanden   stellt    F.  Zarbonsen^)    den  westfälischen 
von  1253  als  ein  Glied  in  der  Kette  städtischer  Bewegungen  dar,   welche 
während  des  Interregnums  die  Staatsaufgaben  nicht   nur  für   ihre   Bttrger, 
sondern  f&r  das    gesamte   Land  in  die   Hand   nahmen.    —    Wenn   in   der 
späteren  grofsartigen  Entwickelung  der  Hansa  Lübeck  im  nordischen  Handel 
ids  Oberhaupt  auftritt,   so  hatte  dies  zunächst  wenigstens  keinen  rechtlichen 
oder  vertragsmäfsigen   Grund.      In  den  ausländischen  Handelspriyilegien  er- 
scheinen vielmehr  entweder  alle  einzelnen   Städte  neben  einander  oder  ge- 
schlossene Korporationen,  wie  in  Nowgorod  der  ^gemeine  deutsche  Kaufmann 
von  Wisby*.     Wie  in  beiden  Fällen  im  12.  und  13.  Jh.  Lübeck  thateäch- 
lich  an  die  Spitze  gelangte,   zeigt  uns  eine  Zusammenstellung  der  einzelnen 
Privilegien  von  Livland  bis  England.')   —    Dem  nordischen  Hansabund  ent- 
spricht fär  den  Süden  die  Vereinigung  des  Deutichen  Hauses  in  Venedig. 
Im  J.  1505   brannte  der  fondaco  dei  Tedeschi  nieder.     Über  den  pracht- 
vollen Neubau   ist   eine   Beschreibung  des    18.  Jh.  erhalten   und  aus  dem 
dortigen  Pfkrrarchiv  ediert.^)     Dieselbe  ist  nicht  nur  kunstgeschichtlich  be- 
merkenswert,   sondern  bietet  auch  mannigfoches  Material  für  die  Handels- 
geschichte z.  B.  ein  Verzeichnis  der  deutschen  Konsuln.      Diese,  wie   alle 
Beamten  den  venetianischen  Vicedomini  unterstellt,   entstanden  zugleich  mit 
der  Selbstbesteuerung  des  Cottimo,  welche  sich  die  Teilnehmer  im  Jahre  1429 
auferlegten.      Einzelheiten  über  die  Entstehung  dieser  Steuern  bieten  Akten- 
stücke aus  einem  ProzeOs  über  die  Beitragspflicht  im  18.  Jh.   —    Wie   die 
Städte  allmählich  zur  Reichsstandschaft  gelangt  sind,  ist  eine  Frage,  bei 
deren  Beantwortung  niejnand  den  Vorwurf^)  mangelnder  Klarheit  ganz  wird 
Tenneiden  können.     P.  Brülcke^)  knüpft  an  Weizsäckers  Resultat  an,  dafs 
aof  dem  Hoftage  Wilhelms,   Worms  1255,  die  Städte  nur  als  Glieder  des 
rheinischen  Bundes  anwesend  waren,   und  erblickt  eine  Fortentwickelung  in 
zwei  Momenten:    erstens,   dafs   die   Landstädte  ausscheiden,  und  zweitens, 
daüs  die  Reichsstädte  nicht  mehr  als  Bundesglieder,  sondern  als  Reichsstädte 
erscheinen.      Für    beides   bildet   die    Regierung  Wenzels   den   Wendepunkt. 
Die  Verpföndung  durch  den  Kaiser  und  die  ünterwerfong  durch  die  Fürsten 
sind  Befürchtungen  der  Reichsstädte   allein,   welche  sie  einerseits   von   den 
Landstädten  loslösen  und  sie  andrerseits  als  selbständige  Einung  neben  die 
Fürsten  stellen.      Indem  aber  Wenzel,   die  ihm  gefährlichen  Bündnisse  igno- 
rierend,   sich  an  die  Städte  einzeln  wendet,   bewirkt  er  selbst,   daüs  in  den 
Teidigungsversammlungen  jede  Stadt  wie  ein  Fürst  geladen  wird,  und  kann  doch 
nicht  yerhindem,    dafs  sie  alle  zusammen   eine  Gruppe  neben  den  Fürsten 
bilden.    Zu  einer  dauernden  Fixierung  dieser  Stellung  haben  die  Städte  aber 
die  Gelegenheit  nicht  benutzt. 

Wie^es  um  unsere  Kenntnis  des  mittelalterlichen  Strafrechts  bestellt 


1)  S.  o.  S.  53<  n.  K.  XV.  —  2)  M.  Banmann,  Die  HandeUprlyU.  Lübecks  im  XU.,  Xni. 
B.  XIY.  Jli.  E.  Yonurb.  f.  d.  Vf.  e.  HandeUgesch.  L.8,  Gott.,  Diss.,  96  S.  —  Über  K51n«  engl. 
Privil.  (Twifls)  a.  u.  Kap.  XIY.  —  3)  G.  B.  Milesios  Beacbreib.  d.  dtsch.  Hauaea  in 
Venedig.  Aas  e.  Hda.  in  Yen.  hrsg.  u.  eingel.  t.  G.  M.  Thomas.  (Aus  Abb.  d.  Münch. 
AL  XYI.)  München,  Franz.  100  S.,  40.  —  4)  CBl.  1882.  No.  37.  —  5)  D.  Entwickel. 
d.  Beiduitandflch.  d.  StSdte  t.  d.  Mitte  d.  XIU.  bis  z.  Ende  d.  XIY.  Jh.  Gott  Disa., 
Hamb.,  Knebel.     lY,  100  S.  —  Ygl.  oben  S.  67. 


n,78  X.   J.  JsBtTow: 

isty  zeigt  C.  6.  v.  Wächters^)  aus  seinem  Nachlasse  herausgegebenes  Lehr- 
bach. In  allen  seinen  systematischen  Teilen  auf  das  freudigste  begrüfst, 
bietet  es  in  den  historischen  Partieen  nicht  erheblich  mehr,  als  die  venigen 
Notizen,  die  W.  bei  Lebzeiten  in  seinen  'Beilagen*  den  Zuhörern  in  die 
Hände  gegeben  hatte.  Für  die  Zukunft  verspricht  allerdings  die  neu  ge- 
gründete von  A.  Dochow  und  F.  Liszt  herausgegebene  'Zeitschrift  für  die 
gesamte  Strafrechtswissenschaft' ')  auch  der  Geschichte  des  Strafrechts  ihre 
Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  Bis  jetzt  aber  verbergen  sich  noch  die  meisten 
einschlägigen  Aufsätze,  selbst  wenn  sie  nicht  überwiegend  lokalgeschichtlich  ^) 
gehalten  sind,  unter  Titeln,  unter  denen  man  sie  nicht  sucht.  So  dürfte 
auch  gerade  auf  diesem  Gebiete  die  Bedeutung  des  Aufsatzes  von  K.  W. 
Nitzsch^)  über  den  Gottesfrieden  liegen.  N.  Mste  den  Gottesfrieden  nicht 
bloCs  als  einen  vorübergehenden  Notbehelf,  sondern  als  eine  dauernde  In- 
stitution auf.  Mehr  als  auf  die  befriedeten  Zeiten  legte  er  demgemäfs  auf 
die  positiven  Strafbestimmudgen  Gewicht.  Diese  enthalten  überwiegend  Strafen 
an  Leib  und  Leben  im  Gregensatz  zu  dem  herrschenden  Bu&ensystem.  Aller- 
dings waren  sie  zunächst  nur  für  die  Unfreien  festgesetzt;  aber  wie  N.  schon 
früher  darauf  hingewiesen  hatte,  dafs  Redte  dieses  Strafensystems  sich  noch 
nach  Jahrhunderten  im  Bereiche  des  Soester  Rechts  zeigten,  so  macht 
er  jetzt  darauf  aufmerksam,  dafs  in  der  Diöcese  Lüttich,  derselben,  die  den 
Gottesfrieden  zuerst  angenommen  hatte,  die  Institution  noch  in  dem  bischöf- 
lichen Gericht  des  14.  Jh.  lebendig  war  und  den  Herzog  von  Brabant  ver- 
anlafste,  vor  dem  Papste  auf  Aufhebung  derselben  zu  klagen.  Wenn  N.  aus 
alledem  schliefist ,  die  städtischen  Gemeinden  hätten  das  hörige  Strafrecht 
recipiert,  so  hängt  dies  ganz  sicher  mit  seiner  Hypothese  vom  Ursprung  des 
Bürgertums  zusammen;  aber  es  scheint  in  der  That,  als  ob  man  auf  diesem 
Wege  den  Schlüssel  zu  dem  gröfsten  Problem  finden  könnte,  welches  die  Ge- 
schichte des  deutschen  Strafrechts  bietet:  der  Verdrängung  des  alten  Bufsen- 
Systems  durch  die  Idee  der  öffentiichen  Strafe.  —  Die  Geschichte  des 
deutschen  Strafrechts  hat  eben  heute  noch  dieselben  beiden  Aufgaben  zu 
lösen,  welche  ihr  vor  Jahrzehnten  Wilda  gestellt  hat:  die  Entwickelung  der 
Stände  und  den  Einflufs  des  kirchlichen  Strafrechts  zu  verfolgen.  Auf  das 
erste  dieser  beiden  Momente  gelangt  die  Forschung  zuweilen  von  anderen 
Ausgangspunkten ;  ^)  allein  das  kanonische  Strafrecht  erfährt  mehr  eine 
juristisch-dogmatische^  als  eine  historische  Behandlung.  Nicht  ganz  be- 
deutungslos auch  für  die  deutsche  Rechtsgeschichte  sind  die  Arbeiten  über 
die  Of&cialate.  ^  Das  kanonische  Recht  hat  auch  zuerst  die  Strafen  gegen 
Verstorbene,  namentlich  gegen  Selbstmörder  (unehrliches  Begräbnis,  Ver- 
mögenskonfiskation), in  das  Strafrecht  der  europäischen  Völker  in  gröfserem 
Umfange  eingeführt.^) 

Wie  untrennbar  im  Mittelalter  Strafrecht  und  Strafprozefs  in  ihrer 


1)  Dtaoh.  Strafrecht  Yorlesg.,  hrsg.  t.  0.  t.  Wächter.  Leips.,  Breitkopf  n.  Hirtel. 
IV,  634  S.  —  2)  I.  Berl.,  Leips ,  Gattentag.  Wien,  Mauz  (Jg.  L  =  1881).  —  3)  So  aus 
Berlin:  o.  S.  75^  Frank!  a.  M.  (Orotefend)  s.  o.  Kap.  XII,  Hambarg  (Koppmann)  Kap. 
XTUI.  —  4)  S.  o.  S.  28«.  —  5)  8.  o.  S.  78*-».  ^  6)  E.  Katz,  a.  o.  8.  69«.  —  7)  Da- 
her sei  hier  Dupont,  r6gistre  des  offidalit^  de  CSrisy  (Caen,  Le  Blanc;  394  S.,  4*),  er- 
wähnt Vgl  Jahresber.  Hl,  2,  74*.  285>.  —  Über  Foarnier,  offidalit^  (Jahresber.  1.  c) 
8.  £.  Beaodoain,  NRUD.  5,  227—233;  üb.  J.  Havet,  l'h^sie  et  le  bras  b4c  (Jahresber. 
III,  2,  21.  201.  283),  £.  Glasson,  ebda.  S.  433—436.  —  8)  Ch.  de  Lajudie,  dos  proc^s 
contre  les  cada?res  ou  contre  la  mkia.  des  döfunts  dans  Tanc.  droit  fir.,  B.  cath.  des  inst  et 
du  dr,  XI,  126—152.     (Z.  f.  d.  gea.  Straf RW.  1,  337.) 


YerfoMimgBgOfichichte.  11,79 

Entwickelimg  yerbanden  sind,  zeigt  P.  Franenstaedts^)  beiden  Kategorieen 
gleicbm&fsig  angehörende  Untersuchung  über  die  Blutrache  im  Mittelalter.  In 
Wergeid  und  Rache  liegt  die  privatrechtliche  Auffassung  von  Strafrecht  und  Straf- 
prozefs,  wie  sie  sich  das  ganze  Mittelalter  hindurch  in  der  Totschlagsühne  unter 
den  Beteiligten  äuDsert,  bis  sie  der  öffentlichrechtlichen  Auffassung  in  der  Todes- 
strafe und  dem  Kapitalprozeüs  ganz  allmählich  Platz  macht.  Der  Vf.  bringt  Bei- 
spiele fOir  die  Totschlagsühne  aus  allen  Perioden  des  Mittelalters,  ja  noch  aus  der 
Zeit  nach  der  Carolina  bei;  eine  nicht  bloüs  chronologische,  sondern  auch 
geographische  Anordnung  würde  ihn  allerdings  zu  erheblich  anderen  Ergeb- 
nissen gefELhrt  haben.  ^)  Unabhängig  hiervon  ist  jedoch  sein  Nachweis,  dafs 
die  Totschlagsühne,  überall  wo  sie  sich  findet,  in  direkter  Linie  von  der 
alten  Totschlagfehde  herstammt,  sowie  der  Abschnitt  über  das  Asyl,  der  eine 
kleine  Monographie  für  sich  bildet  —  In  der  Gerichtsgewalt  der  Fürsten 
zeigte  sich  in  der  Verleihung  des  Königsbannes  die  Abhängigkeit  vom  Könige 
noch  am  längsten  (Ssp.  59,  §  1;  64,  §5).  Nach  Georg  Meyer^)  ist  dieselbe 
nicht  ein  Erfordernis  zur  Ausübung  der  Gerichtsgewalt,  sondern  gewährt  nur 
das  Recht,  sie  bei  dem  königlichen  Gewedde  von  60  Schilling  auszuüben; 
eine  spedfisch  sächsische  Einrichtung,  welche  auf  das  Capit  de  partibus  Sax. 
c  31  zurückgehe.  Nur  in  Sachsen  konnte  daher  dem  Dingen  bei  Königs- 
bann das  Dingen  bei  markgräflichem  Gewedde  (von  30  Schilling)  entgegen- 
gesetzt werden.  Dies  und  nichts  anderes  sei  mit  dem  Dingen  des  Markgrafen 
^bi  sines  8el¥es  hulden'  gemeint.  Völlig  verschieden  davon  sei  die  Bannleihe 
des  Sehwabenspiegels  als  Verleihung  des  Blutbannes  an  die  Vögte  geistlicher 
Fürstentümer:  diese,  wiewohl  im  Sachsenspiegel  nicht  erwähnt,  war  dennoch 
ein  allgemeiner  Grundsatz  des  Reichsrechtes  und  rührte  von  der  ursprünglich 
notwendig  gewesenen  Belehnung  mit  der  Gerichtagewalt  über  die  Freien  inner- 
halb der  Immunitäten  her.  —  Im  Gegensatz  gegen  die  herrschende  Annahme, 
dab  das  Schöffengericht  von  Karl  d.  Gr.  zur  Entlastung  der  kleinen  Freien 
eingeführt  worden  sei,  nimmt  E.  Hermann^)  für  dasselbe  einen  indoger- 
manischen Ursprung  in  Anspruch.  Die  'comites'  im  alten  Rom,  die  'witan' 
im  'Staatsrecht  des  Heiland'  und  die  fränkischen  'rachinburgi'  seien  alle 
nicht  als  das  Volk  oder  dessen  Vertreter,  sondern  als  eine  bestimmte  Klasse 
eingesetzter  Urteiler  zu  denken.  Erst  mit  der  Differenziierung  der  Gerichte 
nach  Ständen  ent?rickelte  der  oberste  Stand  der  Gemeinfreien  allein  aus 
sdnen  'witan'  oder  'rachinburgi'  unmittelbar  das  Schöffentum;  allen  anderen 
Ständen  fehlte  diese  Grundlage,  sie  gelangten  aber  auf  Umwegen  zu  dem- 
selben Resultat  Der  neue  Name  der  Schöffen  sei  ein  'blofser  Kunstausdruck 
zur  Bezeichnung  der  ,dömnefna'  neben  dem  Richter',  durch  langobardische 
Kanzlisten  in  die  fränkischen  Kapitularien  eingeführt.  —  Durchweg  den 
Charakter  des  deutschen  Rechts  zeigt  alles,  was  uns  über  das  ungarische^) 
Beweisver&hren  mitgeteilt  wird:  die  städtischen  Rechtsquellen,  aus  denen 
diese  Arbeiten  schöpfen,  entstammen  eben  einem  Kulturleben,  welches  in 
unseren  östlichen  Nachbarländern  vollkommen  deutschen  Ursprungs  ist   Einen 


1)  B1iitz«che  und  TotachlagBÜline  im  dtsch.  IIA.  Sind.  e.  dtach.  Knllitr-  und  Rechtsgescli. 
Leips.,  Duncker  n.  Hnmblot  XI,  250  S.  —  2)  Vgl.  Bei  MHL.  10,  334 --836.  (Borl.) 
VJEdir.  t  Yolkswirtsch.  76  (1882),  176  —  178.  —  3)  D.  Yerleihnng  d.  KönigsbannOB  a.  das 
Dingen  b.  markgr.  Halde.  Jena,  Fischer.  VI,  46  S.  —  4)  Üb.  d.  Entw.  d.  altdtsch.  Schöffen- 
SsrichtB.  £.  rechtflgosch.  Unten.  Breslau,  Koebner.  VI,  264  S.  (Unters,  ss.  dtsch.  Staats-  u. 
Beehteg.  X.)  —  Gre yel,  Qerichtsw.  in  Kellinghausen,  rein  lokal,  s.  u.  Kap.  XI Y.  —  5)  K 
Uajnik,  D.  Eid  u.  d.  vorangehende  Zeugonbcweis  i  niittelalterl.  ung,  Proz.  Ung.  R.  S.  970 
bis  976, 


11,80  X,    J.  Jtitrow: 

Oberblick  darttber,  wo  das  deutsche  Bechtsleben  in  das  ansländiBche  Volks- 
tum tiefer  eingedrungen,  wo  es  nur  auf  der  Oberfläche  geblieben,  werden  wir 
erst  dann  bekommen  können,  wenn  die  Gelehrten  dieser  Gebiete  an&ngen  werden, 
sich  auch  den  schwerer  zugänglichen  ländlichen  Bechtsquellen  zuzuwenden. 

Privatrechtliche  Schriften,  insofern  sie  nicht  unter  eine  der  be- 
sprochenen Rubriken  fallen,  können  hier  nur  in  geringem  Mafse  Berück- 
sichtigung finden.  Der  Ursprung  des  Pfandrechts  wird  von  E.  WeisP)  bis 
zum  Analogen  der  Gdselstelluog  zurtlckverfolgt  und  daran  der  kühne  Ver- 
such geknüpft,  in  dem  Verlust  der  Freiheit  beim  Würfelspiel  (Tac.  Genn. 
c.  24)  die  Anfänge  des  späteren  Einreitens  zu  erblicken.  —  Der  deutsch- 
rechtliche Grundsatz  'Hand  nraJs  Hand  wahren'  ist  aus  unserer  neueren  Ge- 
setzgebung dem  römischen  Recht  zu  Liebe  mehr  und  mehr  verdrängt  worden ; 
gerade  das  französische  Recht  hat  ihn  in  dem  Satze  des  Code  Nap.  'en  fait 
de  meubles  la  possession  yaut  titre^  konserviert*)  —  Die  Ansicht,  dafs  der 
Rechtssatz  'Ein  Wort,  ein  Wort'  im  Gegensatz  zum  römischen  Recht  die 
Elagbarkeit  der  formlosen  Verträge  bewirkt  habe,  gilt  als  aufgegeben.  Es 
scheint  sogar,  dafs  noch  der  Elagspiegel  (Anfang  d.  15.  Jh.)  den  Standpunkt 
des  römischen  Rechts  teile-,  sicher  hat  ihn  Ulr.  Zasius  in  seinen  bei  Leb- 
zeiten veröffentlichten  Schriften  festgehalten.  Aber  sein  Freiburger  Stadt- 
recht von  1520  konstatiert  die  Elagbarkeit  mit  bewuCster  Absicht:  'dann  es 
gepürt  sich  menschlicher  erberkeit,  das  man  glouben  halte'. ^)  —  Brunners 
schon  1880  ausgesprochene  Ansicht,^)  dab  die  Formel  'stipulatione  subnixa^ 
urspr.  nur  einen  Hinweis  auf  die  Unterzeichnung  enthalte,  findet  eine  Be- 
stätigung aus  dem  Strabburger  Urkundenbuch;  erst  im  13.  Jh.  erscheint 
dieselbe  in  Verbindung  mit  obligatorischen  Versprechen.^) 

Gegenüber  der  herrschenden  Ansicht,  dafs  es  eine  nationalökonomische 
Wissenschaft  im  Mittelalter  nicht  gegeben,  dab  die  Scholastiker  und  Ka- 
nonisten  durch  die  biblischen  Zinsverbote  u.  a.  Vorschriften  auch  zu  öko- 
nomischer Begründung  und  dann  bei  den  entgegenstehenden  Verkehrsverhält- 
nissen zum  Verlassen  derselben  genötigt  wurden,  versucht  M.  V.  Brants^ 
den  Nachweis,  dafs  die  kirchliche  Gesetzgebung  von  einer  festen  Theorie 
über  das  Verhältnis  von  Eapital  und  Arbeit  geleitet  vnirde  und  dab  es  ins- 
besondere im  Mittelalter  ebenso  angemessen  war,  das  zinsbare  Darlehen  zu 
verbieten,  wie  heute  es  innerhalb  gewisser  Grenzen  zu  gestatten.  —  In 
engstem  Anschlüsse  an  die  Korporationslehre  im  allgemeinen  behandelt  die 
mittelalterliche  Wissenschaft  vom  Staate  die  Fortsetzung  von  0.  Gierkes^) 


1)  BtBch.  Pfandreclit  bis  z.  Besept  d.  r5m.  R.  Wien,  HSlder.  lY,  80  S.  ^  2)  E. 
Kern,  Entwickelg.  d.  OrondB.  'H.  m.  H.  w.'  Jar.  Dias.  Brealan.  lY,  68  S.  (nur  juriBt,  nicht 
hiator.  ^Entwickelong*).  —  3)  L.  Senf  fort,  Z.  Gesch.  d.  oblig.  Verträge.  Dogmengesch. 
Unten.  Nöidlingen, Beck.  YH,  170  S.;  vgl.  CBl.  Sp.  1881—84.  —  4)  Bechlsgeech.  d.  Urk., 
Jahresber.  IH,  8,  889*.  -^  5)  L.  Senf f er t,  Mater.  2.  Dentnng  t.  stipnlatio  in  mittelalterl. 
Urkk.  SarZ.  Qerm.  Abt  8,  115 — 183.  —  Erwähnt  eei  wegen  der  Partieen  über  al^ln.  n. 
bohm.  Becht:  Ogonowski,  öiterr.  Ehegüterrecht  L  Leips.,  Bnncker  xl  Hamblot,  1880. 
VI,  448  S.  —  Siegel,  Qütexrecht  d.  Ehegatten  in  Salzb.,  b.  n.  Kap.  XYIL  —  Koppmann, 
Hamburg.  Teatam.,  a.  n.  Kap.  XYin.  —  6)  Coop  d'oeil  anr  lea  dSbuta  de  la  ac.  4oon.  dana 
lea  ^lea  fr^.  anz  13.  et  14.  aiidea.  Lonvain,  Feetera.  Paria,  Champion.  87  S.  (A.  o.  d.  T. 
L'6con.  aoc.  an moyen-fige.)  —  7)  0.  Gierke,  D.  dtach.  G^noaaenachaftarecht  m.  D.  Staats- n. 
Korporationalehre  d.  Altert  u.  d.  MA.  n.  ihre  Ao&ahme  in  Btachl.  Berl.,  Weidmann.  LII9 
886  S.  —  Zum  Teil  hier  hineinverarbeitet  iat  Gierkea  'Joh.  Althiuina  u.  d.  Entwickel.  d. 
natarrechtl.  Staatatheorien.  Zugl.  e.  Beitr.  z.  Geach.  d.  BechtaByatematik*.  (Untera.  s.  dtach. 
St-  n.  BG.  No.  7.)  Brealan,  Kobner,  1880.  XYIU,  888  S.  —  H.  Sachaae,  D.  Lehre  t. 
defoctoa  aacramentL  Hiat  Entwickel.  n.  dogm.  BegrÜndg.  (Berl.  a.  Leipz.,  Gnttentag.  YIII9 
819  S.)  iat  auch  in  d.  hiat  Partieen  nur  von  kanoniat  Intereaae. 


YerliMtiingigeichichte.  11,81 

Haaptwerk.  Die  Anschanang  des  Altertums,  das  anlser  dem  Staat  und  seinen 
Anstalten  überhaupt  keine  Korporationen  kannte,  wurde  zuerst  durch  das 
Christentum  durchbrochen,  welches  daneben  den  Begriff  der  Kirche  setzte. 
Der  freien  Ausbildung  des  mittelalterlichen  Genossenschaftswesens  parallel 
geht  trotzdem  die  Fortbildung  der  romanistischen  Lehre  durch  die  Glossa- 
toren, die  Kanonisten  und  die  Legisten  und  berOhrte  sich  mit  dem  politischen 
Leben  zunächst  nur  in  dem  Bestreben,  'Kirche  und  Staat  in  ihrer  Gesamt- 
erscheinung principiell  zu  erfassen  und  so  das  Wesen  der  menschlichen  Ge- 
sellschaftsordnung überhaupt  wissenschaftlich  zu  begreifen*.  Eben  darum  aber 
trägt  die  publizistische  Wissenschaft,  welche  sich  aus  den  polemischen  Schriften 
des  Investitnrsireites  schon  im  13.  Jh.  zur  Theorie  ausbildete,  von  vorn- 
herein 4n  der  Hülle  des  mittelalterlichen  Systems  einen  unaufhaltsam  wach- 
senden antik -modernen  Kern,  welcher  allmählich  seiner  HfiUe  alle  lebens- 
kräftigeu  Bestandteile  entzieht  und  endlich  dieselbe  sprengt'.  Diesem  Ent- 
wickelungsprozels  hat  unbewufst  selbst  die  päpstlich -absolutistische  Richtung 
Vorschub  geleistet,  während  die  kaiserlich-absolutistische  ihn  namentlich  durch 
ihre  romanistische  Jurisprudenz  förderte.  Die  aristotelisch -scholastische  Phi- 
losophie bat  ihr  neues  Material  zugeftlhrt,  selbst  Thomas  t.  Aquino  nicht 
ausgenommen.  Während  des  litterarischen  Streites  über  Staat  und  Kirche 
zu  Anfang  des  14.  Jh.  sind  nicht  nur  Ideen  der  Reformation,  sondern 
selbst  der  französischen  BeTolution  (tou  Marsilius  v.  Padua^)  und  Occam) 
antezipiert  worden.  Mit  der  scholastischen  Form,  in  der  es  geschah,  bricht 
im  15.  Jh.  der  Humanismus.  Unvermittelt  steht  neben  der  rein  antikisierenden 
Richtung  des  absolutistischen  Aeneas  Sylvius  und  des  republikanischen  Pa- 
tricias T.  Siena  die  uralt  germanische  Staatsanschauung,  die  sich  im  Volke 
eibüt  Nikolaus  ▼.  Cues,  der  zwischen  beiden  den  ersten  Yeijüngungsversuch 
des  mittelalterlichen  Gedankensystems  gemacht  hat,  ist  bereits  ein  Vorläufer 
der  Befonnation. ') 


XI. 

A.  Holländer.   K.  Hartfelder.    J.  Hartmann. 

Südwest  -Deutschland. 

Für  die  Urgeschichte  Elsafs-Lothringens  ist  auf  eine  schon  früher 
erschienene  Arbeit  hinzuweisen  ,>)  welche  auf  Grund  sorgfältiger  Zusammen- 
stellung und  Prüfung  sämtlicher  im  Elsafe  bekannt  gewordener  prähistorischer 
Funde  u.  a.  zu  dem  Resultate  gelangt,  dalis  auch  das  Elsafs  seine  Steinzeit 
gehabt  hat;  dafs  übrigens  die  ersten  menschlichen  Niederlassungen  in  den 
Hügelgegenden  entstanden  sind,  vermutlich  weil  die  Tiefebene  damals  noch 
Tom  Wasser  bedeckt  war.  Erst  in  der  Bronze-  und  Eisenzeit,  in  welchen 
Perioden  die  Gewässer  bereits  regelmäfsigen  Abflufs  gefunden  hatten,  scheint 


1)  Vgl.  o.  8.  56*.  —  2)  Vgl.  Jahxeaber.  m,  2,  69*-«.  —  3)  Bleicher  et  Faadel, 
MaiinMBJL  poor  ose  dtade  präbdit  de  TAIb.    Colmar,  Decker.    1.  public.  1878,  2.  publ.  1880. 

Historisob«  Jahreibtriohte.    1881.    II.  6 


n,82  ^^    A.  Holländer: 

auch  die  Ebene  besiedelt  worden  zu  sein.  Auch  die  im  Elsab  sich  befin- 
denden sogenannten  Heidenmanem,  Ton  denen  die  des  Odilienberges  die 
bekannteste  ist,  haben  eine  eingehende  Behandlung  er&hren.  —  In  dem  spät- 
römischen Totenfelde  beim  Strafsburger  Weifstormthore,^)  kann  naomehr  ein 
abschliefsender  Bericht^)  mehr  als  250  Gräber  konstatieren.  Während  man 
auf  dem  westlichen  Teile  des  Platzes  eine  Anzahl  Aschenamen  auffand,  scheint 
aof  dem  östlichen  fast  ausschliefslich  die  Bestattung  in  Särgen  stattgefunden 
zu  haben;  die  meisten  der  letzteren  waren  aus  Holz,  nur  zwei  aus  Blei, 
19  aus  Vogesensandstein  gefertigt.  Die  Zahl  der  gefundenen  Münzen  be- 
schränkt sich  auf  30,  sämtlich  aus  der  zweiten  Hälfte  des  3.  und  der  ersten 
des  4.  Jh.  herrtlhrend.  Dieser  2^it  mufs  denn  auch  allen  anderen  Indizien 
zufolge  das  Totenfeld  angehört  haben,  da  keine  Spur  auf  die  alemannische 
Invasion  hinweist,  die  in  der  Mitte  des  4.  Jh.  stattfttnd  und  höchst  wahr-' 
scheinlich  die  Zerstörung  von  Argentoratum  zur  Folge  gehabt  hat.  Keine 
einzige  der  Leichen  zeigte  den  Waffenschmuck,  den  die  Germanen  ihren 
Toten  mit  ins  Grab  gaben.  —  Ähnliche,  wenn  auch  nicht  so  umfangreiche, 
Ausgrabungen  wurden  in  den  Jahren  1880  und  81  an  der  Lunette  d^Ar^on 
unweit  des  Metzer  Bahnhofes  vorgenommen;')  sie  lassen  auf  einen  grofsen 
an  der  Lyon-Trierer  Heerstraise  gelegenen  Begräbnisplatz  schliefsen,  der  von 
dem  1.  Jh.  an,  vorwiegend  aber  in  dem  3.  und  4.  Jh.  in  Gebrauch  war. 
Gefunden  wurden  aufser  einigen  Urnen,  Steinsärgen  und  mit  Inschriften  ver- 
sehenen Grabsteinen  eine  Anzahl  von  Metallgegenständen,  Geftlsen  aus  terra 
sigillata,  aus  Thon,  sowie  einige  Münzen.  Infolge  genauer  Untersuchung  dreier 
aus  diesen  Gräbern  stammender  Schädel  sind  auch  in  ethnologischer  Be- 
ziehung von  kompetenter  Seite  interessante  Schlüsse  gezogen  worden.^)  — 
Über  die  Funde  von  Sablon^)  erhalten  wir  weitere  Mitteilungen.  —  In 
Tetingen ^)  arbeitet  man  augenblicklich  an  der  Freilegung  einer  groben 
römischen  Villa.  £ine  Anzahl  von  Räumen  mit  interessanten  Heizeinrich- 
tungen versehen,  diente  teils  zu  Wohnräumen,  teils  zu  Bädern.  Ein  Mosaik- 
boden ist  ziemlich  gut  erhalten.  —  Auf  den  zahlreichen  Fundstellen  in  der 
Nähe  von  Falkenberg ^)  wurde  bisher  u.  a.  ein  Badekabinet  aufgedeckt.  — 
Die  1879  bei  Bettingen  ^)  (Kr.  Forbach)  entdeckten  römischen  Mauerreste 
scheinen  von  einem  zusammenhängenden  Dorfe  oder  einer  enggebauten  Stadt 
herzurühren.  —  Pfannenschmid^)  sucht  nachzuweisen,  dafs  bereits  zur 
Römerzeit  auf  dem  Oberrhein  und  seinen  Nebenflüssen  Holzflöfserei  stattfand 
und  giebt  gleichzeitig  Näheres  über  das  Alter  der  Schiffahrt  auf  der  Saar.  — 
Zu  erwähnen  sind  schliefslich  noch  einige  allgemeinere  Mitteilungen  über  das 
römische  und  mittelalterliche  Metz.^^) 

Die    historische  Litteratur  des  Mittelalters   ist  diesmal  nur   durch 


1)  Vgl.  Jahresber.  IT,  2,  124*.  —  2)  A.  Straab,  Le  cimeti&re  gallo-romain  de  Str. 
(aT.  6  planches,  3  plana).  BoU.  de  la  soci^tS  p.  la  conserr.  d.  mon.  hiat  d'Als.  II.  S^. 
XI,  2,  S.  1 — 135.  (146  Leichen,  darunter  aach  die  einsige  ricber  ehriBtliche,  waren  nach 
Süden,    73  nach  Osten,   die  übrigen  anders  gerichtet;  —  mannl.  Skelett  von   197  cm.)  — 

3)  Jahresber.  d.   Y.  f.  £idk.  z.  Metz.     3    (1880)    S.   114—136   und  4   (1881)    S.   25.  — 

4)  Ebda.  3,  S.  136—160.  —  5)  Ebda.  S.  13—15.  —  6)  Litt.  BeU.  z.  Gem.-Zg.  f.  £Is.-L. 

5.  116.  —  7)  Ebda.  S.  7.  (D.  Fandstelle  b.  Edelingen  ist  200  m  lang,  80  m  breit)  — 
8>  Jahresber.  d.  Y.  f.  Erdkde.  z.  Metz  3,  78—88.  —  (Münzen  ans  d.  Jj.  138—352.)  — 
9)  Üb.  d.  Alter  d.  Flofserei  im  Geb.  d.  ob.  Rheins  m.  bes.  Bezieh,  auf  die  Saar  a.  ihro 
Nachbarflfisse.    Colmar,  Barth.    31  S.  —  10)  Mitt  d.  Y.  f.  G.  u.  Altertkde.  in  Frankf.  a.  M. 

6,  514—519. 


Südweet-Deaticlüsiid  (Elttfil-Lofhriiigen).  11,83 

einige  wenige  SpecüJantersachangen  bereichert  worden.^)  E.  Lamprechts ^ 
aosduiiiliehe  Darstellang  der  Regeneratioii  des  lothringischen  Klosterwesens 
im  10.  Jh.  ist  an  anderer  Stelle  besprochen.  —  Die  Thätigkeit  Johanns  L, 
Bischofs  von  Straüsborg,^)  (1306 — 1328)  &llt  ebenfalls  mehr  nnter  die 
Beichsgeschichte.  Seine  Beziehungen  znr  Stadt  StraCsbnig  scheinen  vorzugs- 
weise freundschaftlicher  Art  gewesen  zu  sein.  Den  Pflichten  seines  bischöf- 
lichen Amtes  kam  er  auf  das  gewissenhafteste  nach.  —  Aus  der  Beschreibung 
eines  1390  zu  Strafsburg  abgehaltenen  glänzenden  Turniers  hebe  ich  das 
Namensverzeichnis  der  zahlreich  anwesenden  Bitterschaft,  sowie  die  bei  dieser 
Gelegenheit  erlassenen  Batsverordnungen  hervor.^)  —  Aus  Strasburg  rafart 
ferner  eine  bischöfliche  Verordnung^)  gegen  mancherlei  volkstümliche  Sitten 
her,  welche  mit  der  Zeit  zu  Unsitten  geworden  waren,  wie  das  Zutrinken, 
die  Königreichmachung,  Eirchweihen  und  andere  Gastereien.  —  Am  3.  Dezember 
1415  nahmen  Abgesandte  des  Kapitels  und  der  Stadt  Strafsburg  den  Elekten 
Wilhelm  von  Diest  in  Molsheim  gefangen.  Der  ProzeCs,  den  sie  deshalb  vor 
dem  Konzil  zu  führen  hatten,  sowie  die  SteUung,  die  König  Sigismund  der 
Frage  gegenüber  einnahm,  ist  unter  Benutzung  ungedruckten  Materials  aus 
dem  Strafsburger  Stadtarchive  neu  beleuchtet  worden.^  —  Im  Hinblick  auf 
die  von  Hegel  und  Weizsäcker  gewonnenen  Besultate  in  betreff  der  Glaub- 
wfirdigkeit  Königshofens  wurden  die  für  die  historische  Forschung  wich- 
tigsten Abschnitte  des  Werkes  des  Strafsburger  Chronisten,  so  die  Behand- 
lang  der  Beutlinger  und  Döffinger  Schlacht,  einer  genaueren  Untersuchung 
unterzogen.^) 

Mehrere  Arbeiten  behandeln  das  Gebiet  der  Kunstgeschichte.  Bei 
dem  Brande  der  alten  Strafsburger  Stadtbibliothek,  in  der  Nacht  vom 
24/25.  August  1870,  ging  der  im  12.  Jh.  von  der  Äbtissin  Herrad  von 
Landsberg  verfiaüste  Hortus  deliciarum,  jene  bekannte  illustrierte  lateinische 
£ncyclopädie'  verloren.  Im  Auftrage  der  'Soci6t6  pour  la  conservation  des 
monuments  historiques  d'Alsace'  werden  die  überall  zerstreuten  Nachzeich- 
nmigen  der  kunsthistorisch  so  bedeutsamen  Miniaturen  gesammelt  und  durch 
Lichtdruck  dargestellt.  Die  drei  ersten  mit  erklärendem  Texte  versehenen 
Lieferungen  sind  bereits  erschienen.^  —  Von  dem  groben,  im  Auftrage  der 
Landesregierung  unternommenen  Werke  'Kunst  und  Altertum  in  Elsafs- 
Lothringen'  liegt  die  1.  Abteilung  des  2.  Bandes,  der  das  Oberelsafs  be- 
handelt, vor-,  die  Besprechung  der  einzelnen  denkwürdigen  Ortschaften  in 
alphabetischer  Reihenfolge  ist  bis  zum  Buchstaben  K.  gekommen.^)  —  Die 
Biographie  Schongauers,  des  gröDsten  deutschen  Malers  seiner  Zeit,  hat 
dnrdi  eine  sorgfältig  geführte  kritische  Untersuchung  ^<^)  einige  wesentliche 
Änderungen  erfahren.  S.  ist  demnach  um  das  Jahr  1450  zu  Kolmar  ge- 
boren.   Noch  als  junger  Geselle  besuchte  er  die  Niederlande;   längere  Zeit 


1)  Über  Uaellen  in  den  Mon.  Germ.  SS.  XTTT  s.  o.  S.  25  (ob.),  SS.  XXV.  s.  Jahresber. 

in,  2,  12*.  —  Marbacher  Ann.  (tos  elaaüi.  Qnellen)  i.  o.  S.  36^  —  InBchriften  au  Mets 

«•  0.  S.  IIB.  —  Über  nngedrackte  Qedichte  ans  Mets:   E.  Dflmmler,    NA.   6,   433   (ygl. 

Jalireaber.  III,  2,  15^).  —  'L'Ak.  poL  et  relig.'  s.  o.  S.  19«.  —  Ffir  d.  ElsaTs  kommt  aach 

in  Betr.:  Besse,  Geacli.  d.  Dtschn.  (s.  o.  S.  24^  27>).  ^  2)  S.o.S.  53».  74^  —  3)  Boaen- 

krSnzer,  a.   o.   3.  54*.  —  4)  Kindler  y.  Knoblocb,  D.  Turnier  m.  Str.   1890.     Str., 

ftdkvltx  &  C.     13  8.  —  5)  K.  Hartfelder,   Alemannia  9,  40—47.  —  6)  H.  Finke,  s. 

Jakreeber.  in»  2,  67*.    —  7)  G.  von  der  An,  Z.  Kritik  KönigsbofenB.  Tüb.  Dim.  18S0.  Essen, 

Gaek,  54  S.  —  8)  Hortna  deliciaram,  par  rabbesse  Herrade  de  Landsperg,  reprodnction  b^liogr. 

ar.  texte  explic  do  M.  le  chanoine  Sti-aab.  Strafsb.,  Trübner.  1879—82.  Livr.  I,  II,  IIL  fol. 

V^  Jahreaber.  III»  2, 196*.  —  9)  F.  X.  Kraus,  Kunst  u.  Altertum  in  £ls.-L.  U.Bd.  I.Abt. 

Stalab.,  BuH    224  S.  —  10)  A.  y.  Wurabach,  Martin  S.    Wien,  Mana.    1880.    124  S. 

6» 


n,84  ^*   A.  Holunder.    K.  Hartfelder: 

verweilte  er  in  Köln  und  sahm  dort  nachhaltige  Eindrucke  in  sich  auf. 
Später  war  er  dauernd  in  Kolmar  ansässig,  wo  er  am  2.  Fehmar  1488  starb. 
Der  Einflnfs  seiner  Werke  auf  seine  Zeitgenossen  war  ein  sehr  bedeutender. 
—  Zur  Feststellnng  des  Alters  der  zahlreichen  aus  dem  Mittelalter  erhaltenen 
romanischen  und  gotischen  Bauwerke  des  Elsasses  werden  dem  Laien  vom 
architektonischen  Standpunkte  aus  Anhaltspunkte  geboten.^)  —  Die  Bau- 
geschichte der  Metzer  Kathedrale  ist  ausführlicher  behandelt  worden.')  — 
Das  Schlofs  Girbaden,  einst  eine  der  wichtigsten  Ritterburgen  der  Yogesen, 
noch  heute  in  seinen  Ruinen  bewundert,  verdankt  seine  Entstehung  höchst 
wahrscheinlich  Kaiser  Friedrich  n.^) 

Kulturhistorisches  Interesse  bieten  einige  kleinere  Schriften.  Eine 
anonyme  Broschtlre  bringt  Beiträge  zur  Geschichte  des  Weinbaues  im  Elsasse 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart.^)  —  Ein  Vortrag  handelt  von  den 
elsässischen  Jagdtieren  in  vergangenen  Zeiten.^)  —  Von  dem  Vagabundenwesen 
am  Oberrhein  gegen  Ende  des  Mittelalters  wird  eine  anziehende  Schilderung 
entworfen.®)  —  Aus  dem  Archiv  von  Hagenau  haben  wir  eine  Geschichte 
der  dortigen  Juden  vom  Ende  des  12.  Jh.  bis  1610  erhalten.^) 

Zu  erwähnen  ist  ferner  die  Beschreibung  einiger  kürzlich  gefundener 
Metzer  und  Strafsburger  Münzen  aus  dem  Ende  des  10.  Jh.,^)  ein  ausfiühr- 
lieber  Bericht  über  die  wertvolle  Handschriftensammlung  des  im  Oktober  1880 
verstorbenen  Freiherm  Louis  Numa  de  Salis,  eines  der  eifrigsten  Altertums- 
freunde Lothringens,^)  eine  Erklärung  der  Namen  der  in  unmittelbarer  Nähe 
von  Strafsburg  gelegenen  Ortschaften  Wanzenau  und  Vendenheim,^^)  sowie 
die  Geschichte  der  Abtei  von  Viller-Betnach  in  der  Nähe  von  Metz.'^) 

In  Badens  Sagen-  und  Sittengeschichte  erfahren  die  Erzählungen 
vom  Schlosse  Hundheim  und  vom  Hündlein  von  Bretten  eine  neue  Be- 
handlung. K.  Christ  ^^)  erklärt  sie  als  durch  Volksetymologie  entstanden. 
Hundheim  hatte  ursprünglich  mit  Hund  nichts  zu  thun:  es  ist  eigentlich 
Hünen-  oder  Hünenheim.  Das  an  der  Kirche  zu  Bretten  eingemauerte 
Hündlein  ist  vielleicht  das  Zeichen  der  Schäfergilde  gewesen.  —  A.  Birlinger^') 
veröffentlichte  aus  alten  und  selten  gewordenen  Büchern  eine  Anzahl  Sagen, 
die  sich  auf  Konstanz,  Offenburg,  die  ehemalige  Markgrafschaft  Baden,  Bühl, 
Freiburg  i.  B.  beziehen.  —  F.  Fiala**)  publiziert  aus  dem  Jahrzeitbucb  der 
Pfarrkirche  zu  Waldshut  eine  Mitteilung  über  den  sog.  Schweizer -Feiertag, 
welcher  in  genannter  Stadt  zur  Erinnerung  an  den  siegreich  abgeschlagenen 
Angriff  der  Schweizer,  im  Jahre  1468  bis  auf  den  heutigen  Tag  gefeiert  wird. 
Die  Sitte  der  Mitführuug   eines  Bockes  im  Festzug'  und   dessen  Verlosung 


1)  G.  Winkler,  Beitr.  z.  Kunstgesch.  d.  MA.  im  Eis.  nnd  spec.  der  eis.  Bargen.  Strafsb., 
Fiflchbach.  20  S.  —  2)  M^m.  de  l'ac.  de  Metz.  59,  293—330.  —  3)  £.  Hering,  SchJoiJi  G. 
StralAb.,  Heitz.  20  S.  —  4)  D.  Weinlgnd  ElsaTB.  Straljib.,  Schultz  &  Co.  1879.  51  S.  — 
5)  F.  T.  Etzel,  Mitt  ans  d.  Yogesenclab.  Ko.  10  (1880)  18  S.  —  6)  A.  Scbricker, 
Bettler-  und  Qaunertam  am  Oberrhein  vom  14.  bis  zum  16.  Jh.  StratiBb.,  Scholts  &  Co. 
18  S.  —  7)  £.  Scheid,  Hiat  d.  jnifs  de  Hag.  sons  la  domination  allemande.  R.  d.  tode« 
juives  2,  73—92;  3,  58—74.  —  8)  Z.  f.  Numum.  7,  (1880)  8.  147—149.  157.  — 
9)  F.  X.  Kraus,  Horae  Metenses  I.  Bonner  Jbb.  69,  72—82.  —  10)  Picki  MSchr.  7,  77. 
—  1])M.  B.Dupriez,  Kotice  hiat  sur  Tanc.  abbaye  de  Viller-Betnach.  M^m.  de  Tac  de  Mets. 
1879.  S.  263—292.  —  StraTsb.  Goldschmiedezonft  8.  o.  S.  761  —  Ackerbau  in  Seaonheim 
8.  o.  S.  70'.  —  Üb.  Joh.  V.  Gorze  8.  o.  S.  24*.  —  12)  D.  alte  Schlofs  H.  am  Neckar  n.  d.  Hündl. 
▼.  Br.  Karlsr.  Ztg.  litt  Beil.  No.  34.  —  J.  Frank,  Hündl.  v.  Br.  Anz.  f.  Kde.  d.  dtsch. 
Yorzt  28  Ko.  1  ist  eine  (bist  unerhebliche)  Berichtigung  zu  e.  früh.  Arbeit.  (Jahresber.  Hl, 
2,  79".)  —  13)  Alem.  9,  249—258.  —  14)  Anz.  f.  Schwel«.  G.  12,  427. 


Südwoat-Denticliland  (Baden).  11,85 

nnter  den  Janggesellen   der  Stadt  dürfte  jedoch  anf  einen    mythologischen 
Hintergrand  des  Festtages  hinweisen. 

Für  die  Bömerzeit  ist  es  mit  Freude  zu  begrüfsen,  dafs  J.  Naeher,^) 
ein  technisch  gebildeter  Gelehrter,  von  Beruf  Ingenieur,  sich  der  Erforschung 
der  römischen  Land-  und  Wasserstrafsen  in  den  Zehntlanden,  besonders  im 
badischen  Anteil,  in  einer  Reihe  von  Arbeiten  zugewandt  hat.  Frei  von  den 
Vorurteilen  früherer,  die  überall  römische  Überreste  sahen,  teilt  der  Verf. 
den  vorgefundenen  Bestand  an  alten  Landstrafsen  in  römische  Militärstrafsen, 
römisch -keltische  Verbindungswege  und  mutmafsliche  Saumpfade  keltischen 
Ursprangs.  Durch  die  Hinzufügung  einer  deutlichen  Karte  gewinnt  die  Dar- 
stellung an  Übersichtlichkeit  Den  ursprünglichen  Lauf  des  Kheins  in  der 
Ebene  von  Basel  bis  Mainz,  die  Mündungen  der  kleinen  Seitenflüsse  von 
rechts  und  links,  bezüglich  deren  seither  viele  Veränderungen  eingetreten 
sind,  die  mancherlei  römischen  und  keltischen  Niederlassungen  behandelt  N.>) 
im  ganzen  mehr  vom  Standpunkte  des  Technikers  als  des  Archäologen. 
Wenn  frühere  Gelehrte  angenommen  hatten,  dafs  schon  die  Römer  künstliche 
Mündungen  oder  Durchstiche  fär  die  Schwarzwaldbäche  im  obern  Rheinthal 
hergestellt  haben,  so  sucht  N.')  darzuthun,  dafs  die  Römer  dazu  keine  Ver- 
anlassung hatten.  Er  verlegt  die  Durchstiche,  durch  welche  das  an  dem  Ge- 
birge sich  ausdehnende  Land  entwässert  und  entsumpft  werden  sollte,  in  das 
frühere  Mittelalter. 

K.  Christ,^)  welcher  gemeinsam  mit  Ereisrichter  Konrady  den  Zug  der 
romischen  Grenzlinien  im  Odenwald  erforscht  hat,  berichtet  über  das  Resultat 
dieser  Untersuchungen,  wobei  gelegentlich  auch  die  an  den  Grenzwall  sich 
knüpfenden  Sagen  zur  Besprechung  kommen.  —  Derselbe^)  bespricht  zwei, 
jetzt  in  der  Mannheimer  Sammlung  befindliche  römische  Denkmäler:  einen 
zu  Nierstein  gefundenen  Votivstein  des  Merkur,  welcher  eine  künstlerisch 
gearbeitete  Gestalt  dieses  Gottes  zeigt  mit  einer  von  C.  folgendermafsen 
gelesenen  Inschrift:  ^In  honorem  domus  divinae  Mercurio  aedem  cum  signo', 
und  einen  Minervastein,  welcher  in  dem  Römerkastell  zu  Osterburken  ge- 
fanden worden,  und  dessen  Inschrift  von  C.  dahin  gedeutet  wird,  dafs  die 
zwei  Centurionen  Gattonius  Fortio  und  Placidius  Placidinus  den  Stein  ge- 
stiftet haben.  —  In  der  Umgebung  der  Stadt  Pforzheim  stöfst  man  allent- 
halben auf  Spuren  römischer  Anlagen,  die  in  früherer  Zeit  bei  der  Auf- 
decknng  zum  teil  verständnislos  beschädigt  oder  gar  zerstört  worden  sind. 
S.  Näher ^  hat  die  noch  vorhandenen  Überreste  von  neuem  geprüft  und 
die  Malse  genommen,  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  im  Eanzlerwald 
gelegenen  Ansiedelung.  —  Chr.  Roder^)  berichtet  über  Reste  von  Römer- 
bauten bei  Villingen  in  der  Baar,  von  denen  die  bei  Sinkingen  bedeutender 
sind  als  die  bei  Nordstetten.  Leistenziegel  und  Mauerreste  lassen  nicht  an 
römischem  Ursprung  zweifeln,  doch  harren  die  beiden  Fundstätten  noch  einer 
genaueren  Untersuchung. 

In  die  Römerzeit  fallen  auch  die  altgermanischen  Ringwälle.  E.  Christ^) 
nennt  drei  von  ihm  selbst  aufgefundene  Riugwälle  bei  Heidelberg  auf  dem 
Heüigenbeiig,    bei  Rippenweiher    auf   dem  Steinberg   und  bei  Eberbach  auf 


1)  8.  o.  8.  4».  —  2)  Z.  f.  wi«a.  Geogr.  2,  133—137.  173—180.  —  3)  S.  o.  S.  4*. 
—  4)  D.  rom.  Grensl.  im  Odenwald.  Z.  f.  wi«.  Qoogr.  2,  61  ff.  137  flF.  —  5)  Picks 
yUehr.  7,  58 — 61.  —  6)  D.  Baureste  d.  röni.  Niederlassangen  in  d.  Umgebung  d.  Stadt  Ff. 
KarLsr.  Ztg.  liitt  Beil.  No.  22.  —  7)  Sehr.  d.  V.  f.  G.  n.  Naturgesch.  d.  Baar  etc.  zu  Donaa- 
escbin^ren  (SVGBaar)  4  (1882)  213  f.  —  8)  KariRr.  Ztg.  Litt.  BoU.  No.  10.  Vgl.  Jahresber. 
111,  2,  79>*. 


n,86  ^-    K.  Hartfelder: 

dem  sog.  Stutz,  deren  ersten  er  eingehend  beschreibt.  —  Oberst  v.  Giese^) 
behandelt  die  Binken-Mauer  bei  Baiersbronn  im  Schwarzwald  and  erklärt 
dieselbe  für  einen  Zufluchtsort  in  Eriegszeiten ,  der  zwar  nicht  römischen 
Ursprungs  sei,  aber  einen  gewissen  römischen  Einfluls  erkennen  lasse.  Der 
Name  wird  als  ^Bingmauer'  gedeutet.  —  v.  Cohausen')  beschreibt  eine 
Wallburg  zu  Bippenweiher  im  badischen  Odenwald,  die  von  nicht  grofser 
Ausdehnung  ist  (28  X  ^8  m)  und  vermutlich  den  Zweck  hatte,  blofs  einer 
Gemeinde  beim  Andringen  der  Bömer  Schutz  zu  gewähren.  Die  Boden- 
gestaltung ist  so  geschickt  benutzt,  dafs  die  Anlegung  keine  grofse  Mühe 
yeranlaCste. —  F.  L.  Baumann^)  berichtet  kurz  über  eine  Aufdeckung  Ton 
ungefähr  30  Beihengräbem  auf  dem  Käppelebuck  bei  Löf&ngen  in  der  Baar. 
Es  handelte  sich  um  Anlegung  eines  Steinbruches  daselbst,  und  leider  war 
kein  Sachverständiger  zugegen,  so  dafs  die  Fände,  in  Schädeln  und  Waffen 
bestehend,  fast  sämtlich  verschleudert  worden  sind. 

Mit  geschichtlichen  und  sprachlichen  Kenntnissen  gleich  gut  ausgerüstet, 
verwirft  derselbe  Yf.^)  die  keltische  Deutung  unserer  Ortsnamen  in  der 
Baar,  die  er  nur  bei  zwei  Namen  (Hinterzarten  und  Hewen)  gelten  lälst. 
Alle  anderen  sind  ihm  deutschen  Ursprungs.  Nachdem  dieselben  gruppen- 
weise besprochen  sind,  kommt  er  zu  dem  Schluls,  dafs  die  ersten  deutschen 
Ansiedelungen  der  Baar  im  3.  u.  4.  Jh.  n.  Chr.  entstanden  sind.  Die  an- 
grenzenden Schwarzwaldthäler  wurden  erst  später  besiedelt,  und  die  Burgen 
der  Baar  sind  seit  dem  Ende  des  11.  Jh.  entstanden. 

Unter  den  Arbeiten  über  die  mittelalterliche  Geschichte  Badens 
trägt  einen  allgemeinen  Charakter  die  Schilderung  des  zähringisch-badischen 
Fürstenhauses,  welche  zur  silbernen  Hochzeit  des  grofsherzoglichen  Paares 
Fr.  V.  Weech^)  gegeben  hat.  Ohne  gelehrtes  Beiwerk  wird  die  Geschichte 
der  Zähringer  durch  alle  Jahrhunderte  bis  zur  Gegenwart  verfolgt.  Die 
lebendige  Darstellung  gewährt  eine  klare  Übersicht  über  die  oft  verwickelten 
und  schwierigen  genealogischen  und  politischen  Fragen.  Dem  Werke  sind 
wertvolle  Xllustrationen  von  Maler  Götz  beigegeben.  —  Einzelne  Personen 
des  Fürstenhauses  sind  wiederum  in  der  'Allgemeinen  Deutschen  Bio- 
graphie' dargestellt  worden.*)  — 

Für  die  Geschichte  der  Zähringer  ist  unter  den  Klöstern^  des  Landes 
in  der  älteren  Zeit  namentlich  das  von  St.  Peter  im  Schwarzwald  als 
Stiftung  und  Begräbnisstätte  der  Familie  von  Interesse.  Das  Totenbuch, 
welches  Abt  Peter  Gremelspach  im  Jahre  1497  anfertigen  liefs,  ist  als 
ein  Auszug  der  älteren  jetzt  sämtlich  verlornen  Nekrologien  anzusehen. 
An  die  annalistischen  Aufzeichnungen,  welche  von  der  Gründung  des 
Klosters    1093    bis   1716    gehen,    reiht  sich   ein   Katalog  der   Wohlthäter 


1)  SVGBaar  4  (1882),  1—6.  —  2)  KBl.  d.  GeB.-V.  No.  11  u.  12.  —  3)  SVGBaar 
4  (1882),  214  f.  —  4)  Ortsnameii  d.  bad.  Baar  n.  d.  Hemch.  Hewen.  Ebda.  S.  7—69. 
—  Über  Christ,  Alamannen  s.  o.  S.  5^.  —  5)  D.  Zähriaf^T  in  B.  Illastr.  Ton  H.  Götz. 
M.  10  Lichtdrack-Taf.  u.  12  Holzsclm.  Karhur.,  Braon.  m,  84  S.  gr.  4^  —  H.  Maar  er 
8.  u.  S.  88^  —  6)  Bd.  12.  14  (s.  a.  Kap.  XXXVII)  Markgrafen  y.  B.:  Jakob  I.  t.  B.- 
Hochberg  (von  Kleinschmidt),  Jakob  IL  Korf.  t.  Trier  (Endrulat),  Jakobe,  Herzogin 
Y  Jülich  (Stieye),  Jakob  IIL  y.  Baden -Hochberg  (Stieye),  Johann  IL  Korf.  y.  Trier 
(Endrulat).  —  Ferner  betreffen  B.  folgende  Artikel:  Bilgen  (yon  Heudorf),  Ritter  (G. 
y.  Wyfs),  Bruno  (Hernberg),  Minneaanger  (Wilmanns),  Johannes  y.  Freiburg,  Domini- 
kaner (y.  Schulte),  Max  Sittich  H.  y.  Hohenems,  Bisch,  y.  Konstanz  (6.  y.  Wyfs).  — > 
7)  Zur  klösterl.  Qeschichtschr.  ygl.  tlber  Otto  y.  Blasien  o.  S.  35'-^,  tlb.  Reichenauer  Ge- 
echichtswerke  o.  S.  26  (ob.),  26*-^. 


Südwest-Deatschland  (Baden).  11,87 

und  Äbte  von  St.  Peter,  and  durch  eine  Vergleichang  des  Anfanges 
desselben  mit  der  von  Leichtlen  veröffentlichten  Aufzeichnung  über  die 
Genealogie  der  Zähringer  zeigt  der  Herausgeber,^)  dafs  auch  diese  letztere 
im  Kloster  St.  Peter  entstanden  ist  —  Aus  der  Cisterzienserabtei  Salmans- 
wefler  oder  Salem  bei  Überlingen,  nahe  dem  Bodensee,  war  ein  Teil  des 
wertvollen  ürkundenarchivs  in  früheren  Bänden  der  'Zeitschrift  für  die  Ge- 
schichte des  Oberrheins'  und  in  verschiedenen  Urkundenbüchem  veröffentlicht. 
Fr.  V.  Weech^  hat  sich  nun  der  dankenswerten  Aufgabe  unterzogen,  dasselbe 
in  einer  vollständigen  und  kritisch  gearbeiteten  Sammlung  zu  publizieren. 
Die  Siegel  finden  eine  kurze,  sachkundige  Besprechung.  Die  Nachweisung 
der  Ortsbezeichnungen  wird  mit  dem  Register  verbunden.  Hft.  1  bringt  die 
Urkunden  von  1134 — 1213.  —  Die  Chronik  des  ehemaligen  Bickenklosters 
zn  Viliingen')  ist  ein  wertvoller  Beitrag  zur  Geschichte  des  mystischen 
Lebens,  wie  es  in  vielen  Klöstern  am  Oberrhein  bestanden  hat  Das  Kloster, 
nach  der  Kegel  der  Cisterzienserinnen  1238  gegründet,  stand  ursprünglich 
aolserhalb  der  Stadt,  siedelte  aber  später  nach  Villingen  über  und  nahm  die 
Regeln  des  dritten  Ordens  v.  heiligen  Franziskus  an  unter  dem  Namen 
'Seelenscbwestemsammlung  beim  Bickenthor.'  Die  Yerfosserin  der  Chronik, 
Juliana  fimstin,*)  welche  dem  Kloster  von  1603 — 1637  angehört  hat, 
arbeitete  nach  guten  Quellen,  so  dafs  ihre  Arbeit,  zusammen  mit  den 
Urkunden  ^)  dieses  Klosters  ein  reiches  Material  fOr  die  Geschichte  auch  der 
Nachbarschaft  bietet.  —  J.  G.Mayer  ^  setzt  die  Herausgabe  von  Mezlers 
*Monumenta  historico-chronologica  monastica*  fort  und  veröffentlicht  diesmal 
die  Abtsreihe  der  Klöster  Ettenheimmünster  und  Schuttem,  welche,  beide 
Benediktinerklöster,  nahe  bei  einander  in  der  Ortenau  gelegen  sind.  Die 
Bdhe  der  Äbte  ist  durch  beigefügte  historische  Angaben  erweitert.  Obgleich 
Mezler  erst  um  die  Wende  unseres  Jahrhunderts  geschrieben  hat,  besitzen 
diese  Aufseichnungen  doch  historischen  Wert,  indem  ihm  das  Material  aus 
den  betreffenden  Klöstern  selbst  zugeschickt  wurde,  damals  aber,  vor  der 
Aufhebung,  die  Klosterafchive  noch  manches  Aktenstück  aufbewahrten,  das 
jetzt  verschwunden  ist.  Während  der  Herausgeber  bei  Schuttern  bemerkt, 
dab  die  Abtsreihe  bis  zum  12.  Jb.  nicht  immer  zuverlässig  ist,  unterläfst  er 
diese  Bemerkung  zu  Ettenheimmünster,  wo  die  Sache  ähnlich  liegen  dürfte. 
—  J.  E.  Nothhelfer  verfafste  auf  Grund  von  gedrucktem  und  ungedrucktem 
Material  eine  Geschichte  des  'ehemaligen  Priorats  St.  Ulrich  im  Breisgau.'  ^) 
Die  früheren  Namen  desselben  sind  Vilmarezell,  Peterszell,  St.  Peter  zu 
Zdl  etc.  Seine  Blüte  unter  den  Cluniacensem  dauerte  nicht  sehr  lange; 
mit  diesem  Orden  verfiel  auch  das  Priorat  und  ging  später  an  die  Klöster 
St  Georgen  und  St  Peter  über,  unter  welch  letzterem  Kloster  es  eine  neue 
Blüte  erlebte. 

unter  den  Bistümern  ist  über  das  Konstanzer  mehreres  publiziert 
worden.  A.  Poinsignon^)  macht  aus  den  Schätzen  des  Freiburger  Stadt- 
ardiivs  allerlei  Mitteilungen  über  Heinrich  Bayler,   Bischof  von  Alot  und 


1)  F.  L.  Baamann,  Geachichtlicliea  ans  St.  Peter  v.  13.  bU  18.  Jh.  Freiburger  DiBoea.- 
A.  14,  63—96.  —  2)  Z.  f.  d.  G.  d.  Oberrheins  (ZGORh),  35,  1—124;  auch  in  e.  Separat- 
mg.  n.  d.  T.  Cod.  dipl.  Balemitanns,  welcher  vortrefflich  aasgetuhrte  Siegelabbildongen  (zn- 
nadutt  3  Tat)  beigegeben  sind.  Zu  letzterer  Tgl.  Fürst  K.  v.  Hohen  lohe.  AKDV.  S.  888 
—330.  — Vgl-  o.  8.  43".  —  3)  1238—1614.  Her.  v.  K.  J.  Glatz.  166  S.  (Bibl.  des  ütt  V. 
in  StHttg.  Bd.  151.)  —  4)  Vgl.  Jahresber.  I,  521".  —  5)  a.  Jahresber.  H,  2,  76^  123'.  — 
«)  Fieib.  Di3c«L-A.  14,  141—167.  —  (Vgl.  Jahresber.  HI,  2,  84«)  —  7)  Ebda.  S.  97—140. 
-  8)  Ebda.  S.  237-248. 


n88  XL    K.    Hartfolder: 

Administrator  des  Bistnms  Eonstanz.  Ihn  hatte  anf  Wonach  des  Herz. 
Leopold  y.  Österreich,  der  entgegen  dem  Kaiser  and  fast  allen  anderen 
Ftlrsten  des  Beiches  es  mit  Avignon  gegen  Rom  hielt,  Papst  Clemens  YII 
1387  mit  der  Verwaltung  der  Diöcese  hetrant.  —  Th.  v.  Liebenau^)  ver- 
öffentlicht eine  kurze  Aufzeichnung  des  ehemaligen  General vikars  v.  Wessen- 
berg  über  die  ^Archidiakonate  im  Bistum  Eonstanz.'  Diese  jedenfalls  alte 
Einrichtung  wird  von  manchen  schon  in  das  5.  Jb.  gesetzt,  doch  lädst  sich 
bei  dem  Mangel  urkundlicher  Beweismittel  nichts  Bestimmtes  tlber  den 
Ursprung  derselben  festsetzen.  —  ZelP)  veröffentlicht  neue  urkundliche 
Mitteilungen  aus  Konstanzer  Protokollen,  die  sich  auf  das  bischöfliche  Seminar 
in  Meersburg  beziehen,  wozu  Staiger  eine  Mitteilung  über  den  Seminar- 
bau fügt. 

Üeber  die  obere  Pfarrei  zu  Waldshut, 8)  die  Münsterpfarrei  zu  Freiburg*) 
und  die  P&rrei  Ballrechten  im  Breisgau  ^)  sind  einige  lokalgeschichtliche 
Publikationen  zu  erwähnen.  — 

Für  die  Adelsgeschichte  veröffentlicht  A.  Poinsignon^)  zwei  Ur- 
kunden von  1336  u.  1481,  die  sich  auf  die  jetzt  ausgestorbenen  Freiherren 
von  Baden  beziehen,  und  von  welchen  die  zweite  speciell  die  Ritterbürtigkeit 
und  Tumierfähigkeit  des  Ritters  Hans  Heinrich  v.  Baden  behandelt,  der  auf 
einem  Turnier  zu  Mainz  nicht  zugelassen  worden  war.  —  Ph.  Buppert^) 
weist  die  Heimat  des  Markgrafen  Eonrad  von  Ancona  und  Fürsten  von 
Ravenna,  welcher  einer  der  tapfersten  Eämpfer  für  die  Hohenstaufen  in 
Italien  war,  in  einem  Schlosse  der  Ortenau  nach.  —  Entgegen  bestehenden 
Meinungen,  suq^t  H.  Maurer^)  an  der  Hand  reichen  urkundlichen  Materials 
darzuthun,  dafs  die  Markgrafen  von  Hachberg  sich  schon  vor  1276  im  Besitz 
der  Landgrafschaft  im  Breisgau  befunden  und  diese  von  ihren  Vorfahren, 
den  Markgrafen  von  Baden-Verona  geerbt  haben.  M.  behandelt  die  Rechte 
und  Güter,  welche  zu  dieser  Grafschaft  noch  nach  1218  gehörten,  und  zeigt 
wie  aus  ihr  die  Markgrafschaft  Hachberg,  die  LandgrafBchaft  Sausenberg  und 
die  österreichische  Landgrafschaft  im  Breisgau  entstanden  sind.  —  C.  Rein- 
fried ^)  veröffentlicht  eine  Anzahl  von  Grabschriften  des  im  Jahre  1592 
erloschenen  Geschlechtes  der  Herren  v.  Windeck  in  der  nördlichen  Ortenau, 
welche  jetzt  alle  bis  auf  eine  zerstört  sind,  nach  einem  Manuskripte.  — 
H.  Röder  v.  Diersburg^®)  bespricht  kurz  die  Gründung  des  Ritterschafts- 
kantons  Ortenau.  Unter  den  nicht  eben  zahlreichen  Familien  des  Eantons 
waren  die  Röder,  Hummel  von  Stauffenberg,  Pfau  von  Rüppur  u.  VlTidergrün 
die  bedeutendsten.  — 

Unter  den  Beiträgen  zur  Städtegeschichte  ruht  auf  gründlichen 
archivalischen  und  litterarischen  Studien  die  Geschichte  der  Stadt  und  ehe- 
maligen Reichsfestung  Philippsburg,  welche  H.  Nopp^^)  als  die  Frucht  lang- 


1)  Anz.  f.  Schweiz.  G.  12,  419.  —  2)  Z.  Qesch.  d.  Erriditaiig  des  bisch.  Sem.  in  M. 
Freib.  Dioc-A.  14,  260  —  267.  —  3)  K.  Riezler.  SVGBaar  4  (1S82),  215  —  217. 
(B.  Pf.  ist  anpr.  die  des  abgegangenen  Dorfes  Stanzingen.)  —  4)  F.  Zell,  Freib.  Diöc.-A.  14,  293 
— 295.  (Urk.  y.  15.  Dez.  1464:  D.  Pf.  wird  der  UniTersitat  inoorporiert)  —  5)  F.  Branner 
ebda.  S.  288—291.  —  6)  ZGORh.  34,  810—312.  —  7)  Die  Heimat  Ks.,  d.  Markgr.  y.  A. 
n.  Fürsten  y.  R.  (Earlsr.  Ztg.  Litt.  Beil.  No.  1.)  —  8)  D.  Landgrafsch.  im  Breisgan.  £. 
Beitr.  z.  Gesch.  d.  bad.  Ffirstenhaases.  Emmendingen,  4^  26  8.  (Frogr.  Beil.)  —  9)  Grab- 
legen  a.  Epitaphien  d.  Herren  y.  W.  in  d.  früheren  Pfarrkirchen  zu  Kappel  u.  Otterswoior  b. 
Bühl,  sowie  in  d.  Klosterkirche  z.  Schwarzach.  Freib.  Dioc-A.  14,  251—260.  —  10)  Z. 
Gesch.  d.  Reichsritterschaften,  im  Speciellen  d.  Gründang  d.  Ritterkantons  d.  Ortenaa.  Yjschr. 
f.  Heraldik  etc.,  HI,  Hft.  8.  —  Üb.  d.  Herren  y.  Üsenberg  s.  a.  S.  89".  —  11)  Selbstverlag 
d.  Vf.,  XXXII,  767  S.    3  Karten  (auch  Freib.  i.  B.,  Herder). 


Südwest-Deutschland  (Baden).  1189 

jflhriger  Arbeit  veröffentlicht  hat.  Das  Städtchen  ist  aas  einer  Borg  nnd 
einem  Dorf  erwachsen,  welches  den  Namen  Udenheim  geführt  hat.  N.  geht 
bis  in  die  ältesten  Zeiten  zurück,  hierbei  zum  Teil  noch  von  veralteten  An- 
schaaongen  abhängig.  Je  weiter  er  vorrückt,  desto  reicher  wird  ihm  das 
Material  Da  Udenheim  Residenz  der  Bischöfe  von  Speier  war,  so  ist  das 
Buch  anch  ein  schätzbarer  Beitrag  zur  Geschichte  dieses  ehemaligen  Bistums. 

—  In  Nachahmung  der  gediegenen  württembergischen  Oberamtsbeschreibungen  ^) 
erzählt  J.  B.  Trenkle^)  die  Geschichte  der  Umgegend  Karlsruhes.  Das 
erste  Heftchen  behandelt  die  Geschichte  der  Orte  Ettlingen,  Marxzeil  und 
der  beiden  ehemaligen  Klöster  Frauen-  und  Herrenalb  im  Albthal.  Trotz 
der  populären  Zwecke,  welche  der  Verfasser  verfolgt,  ruhen  seine  Arbeiten 
doch  auf  eingehenden  Quellenstudien.  —  Auch  der  Führer  durch  Karlsruhe, 
welcher  gelegentlich  der  dort  tagenden  allgemeinen  deutschen  Lehrerversamm- 
Inng  erschien,  zeichnet  sich  durch  eine  Menge  historischer  Angaben  aus.') 

—  Eine  nach  gedruckten  und  ungedruckten  Quellen  gearbeitete  Geschichte 
des  alten  und  neuen  Rathauses  der  Stadt  Freiburg  i.  B.  hat  Ad.  Poinsignon^) 
gegeben.  Für  Bearbeitung  von  Urkunden  dürfte  das  angehängte  Verzeichnis 
der  Freiburger  Bürgermeister,  bezw.  Schultheifsen  von  Nutzen  sein.  — 
Re£^)  veröffentlicht  ungedrucktes  urkundliches  Material  zur  Geschichte  der 
Stadt  Breisach.  —  Unter  Benutzung  reicher  Vorarbeiten  hat  F.  Huggle^) 
seine  ^Geschichte  der  Stadt  Neuenbürg  a.  Rh.*  zu  Ende  geführt.  Der  Schlufs 
des  Werkes  umfafst  die  Zeit  von  1500  bis  auf  die  Gegenwart.  Vielleicht 
wird  der  Yf.  in  einem  Anhang  noch  die  allemeueste  Geschichte  der  Stadt 
besprechen.  Ungern  vermifst  man  Inhaltsverzeichnis  und  Register,  durch 
welche  solche  lokalgeschichtlichen  Arbeiten  erst  ihren  rechten  Wert  für  die 
allgemeine  Geschichtsforschung  erhalten.  Denn  die  Bearbeiter  der  allgemeinen 
Geschichte  brauchen  aus  solchen  Werken  meistens  doch  nur  bestimmte  Ein- 
zelheiten. —  0.  V.  Eisengrein ^)  stellte  die  Notizen  über  die  Geschichte 
des  Dorfes  Kirchzarten  zusammen.  — 

Rechtsgeschichtlich  merkwürdig  ist  das  Weistum  des  Kellhofes 
Hom  am  Untersee,  ^)  sowie  das  des  Dorfes  Bischoffingen  im  Breisgau,  welches 
letztere  durch  sein  Alter  (1279)  und  seinen  teilweise  schwer  zu  erklärenden 
Inhalt  Anspruch  auf  allgemeines  Interesse  hat.  ^)  —  H.  Maurer  ^^)  behandelt 
die  Geschichte  und  Rechtsverhältnisse  der  ^Stift  Andlauischen  Fronhöfe  im 
Breisgau'.  Das  elsässische  Kloster  Andlau  besaCs  durch  Schenkung  der 
Kaiserin  Richardis,  der  Gemahlin  Karls  d.  D.,  welche  sich  nach  der  Trennung 
von  ihrem  Gemahl  in  das  genannte  Kloster  zurückgezogen  hatte,  vier  Fron- 
oder Dinghöfe  im  nördlichen  Breisgau,  zu  Kiechlinsbergen,  Endingen,  Bäh- 
ungen am  Kaiserstuhl  und  Sexau  im  Schwarzwald.  Dieselben  waren  der 
Kaiserin  als  Morgengabe  von  ihrem  Gemahl  dargebracht  worden.  Da  das 
mächtige  Geschlecht  der  Herren  von  Üsenberg  das  Vogteirecht  tlber  die  ge- 
nannten Höfe   ausübte,   so  handelt  Maurer   auch  von  dieser  breisgauischen 


1>  8.  «.  B.  Jahresbor.  n,  2,  121*«.  —  2)  Beitrr.  z.  Gesch.  d.  ümgeg.  K.b  I.  D.  Alb- 
thftl.  Kcrisr.,  Gntsch,  36  S.  -^  3)  Ulastrierter  Führer  durch  d.  Haupt-  u.  Residenzstadt  K. 
Hit  43  Bildern  y.  Dorm,  Kolloff,  Hasomann,  Dörr  n.  a.  Karlsr.,  Bielefeld.  —  4)  B.  Gösch, 
d.  Batshofes  zu  F.  i.  B.  (Beigabe  zum  Adrefsbuch  d.  Stadt  F.  i.  B.)  XXXII  S.  —  Fr. 
l«tr.  aoeh:  Hnber,  kölnisches  Recht  in  d.  zähring.  Städten,  s.  u.  Kap.  XIV.  —  5)  K.  Hart- 
felder, Beitrr.  «.  Gesch.  d.  St  Br.  ZGORh.  34,  66—121.  —  6)  3.  Heft,  Freib.  i.  B., 
Herder,  383  S.  —  7)  Schau-ins-Land,  7,  76—94.  —  8)  Her.  v.  F.  L.  Bau  mann,  Alem. 
^  5—16;  s.  o.  8.  67*.  —  9)  K.  Hart  fei  der,  Weist,  d.  üsenborgischen  Dinghofos  zu  B. 
1279.     ZGORh.  34,   234—239.  —  10)  Ebda.  S.  122—160. 


11,90  XI-    K.  Hartfelder: 

AdelsfaiDilie,  deren  Stammbaam  er  mehrfach  berichtigt.  —  Die  Bewohner 
der  ehemaligen  Grafschaft  Hauenstein,  welche  bis  heute  viel  Eigentümliches 
in  Sprache,  Sitte  und  Tracht  bewahrt  haben,  führen  den  Namen  Hetzen. 
Diesen  bis  jetzt  nicht  sicher  gedeuteten  Namen  sucht  G.  v.  Seydlitz^)  als 
^Bauem\  d.  h.  freie  Bauern,  wie  die  benachbarten  Schweizer,  zu  deuten, 
welche  Erklärung  durch  die  socialen  Zustände  der  ehemaligen  Grafschaft  im 
Mittelalter  unterstützt  wird. 

Den  bisher  besprochenen  Eategorieen  gemeinsam  gehören  die  Nach- 
richten aus  Archiven  und  Bibliotheken  an.  Freiherr  F.  Röder  t. 
Diersburg  setzt  seine  ^Mitteilungen  aus  dem  Freiherrl.  v.  Röderschen 
Archive'  fort.  Dieselben  bezieben  sich  auf  Diersburg,  Hofweier,  Schutterwald 
und  Oberweier.')  —  Ad.  Boell  berichtet  über  ein  bis  jetzt  wenig  ausgebeutetes 
Sammelwerk  von  alten  Drucken  und  Manuskripten,  das  sich  in  der  Überlinger 
StadtbibUothek  befindet. ')  Nach  einer  Einleitung  über  die  Entstehung  dieser 
Sammlung,  insbesondere  die  beiden  Sammler,  Jakob  Beutlinger  und  dessen 
Enkel  Medardus  Beutlinger  zu  Überlingen,  wird  der  Wert  des  Werkes  haupt- 
sächlich in  den  reichen  Notizen  über  Überlingen  und  Eonstanz,  überhaupt 
die  Bodenseegegend,  gefunden.  Es  hat  die  Aufzeichnungen  der  Chronisten 
Werner  Dreybrodt,  Linhart  Wintersulger,  Zodtler,  Preyfs,  Hacher,  Tacher 
oder  Dacher,  Märklin,  Michel  Hauptmann  und  Gallus  Oheim,  ^von  welchen 
die  fünf  ersten  völlig  unbekannt  sind',  uns  erhalten.  Daran  schlieÜBt  sich 
ein  genaues  Inhaltsverzeichnis  der  drei  ersten  Bände.  In  einer  Fortsetzung 
wird  der  Inhalt  der  weiteren  Bände  in  derselben  Weise  aufgezählt  werden. 
—  Chr.  Boder^)  macht  die  Mitteilung,  dafs  das  Original  der  Yillinger 
Chronik,  welche  Mone  in  Bd.  U  der  Quellensammlung  der  badischen  Landes- 
geschichte herausgegeben  hat,  in  der  fürstlich  waldbnrgischen  Bibliothek  zu 
Zeil  aufgefunden  worden  ist.  Danach  ergiebt  sich,  dafs  alle  bis  jetzt  be- 
kannten Handschriften  nur  mehr  oder  minder  genaue  Auszüge  sind.  Man 
darf  deshalb  mit  Spannung  der  Veröffentlichung  des  Originals  entgegensehen, 
welche  Boder  bereits  in  Angriff  genommen  hat. 

Für  die  badische  Kunstgeschichte  hat  F.  Schober  im  Auftrag  des 
Konstanzer  Münsterbauvereins  dem  Breisgauer  ^Schau-ins-Land' ^)  eine  nene 
Zeitschrift  ^Das  alte  Konstanz'  ®)  zur  Seite  gestellt.  Dieselbe  wird  Geschichte, 
Sage,  Kunst  und  Kunsthandwerk,  sowie  die  Naturschönheiten  von  Stadt  und 
Diöcese  Konstanz  behandeln  und  die  im  ganzen  populär  gehaltenen  Aufsätze 
durch  Illustrationen  erläutern.  In  den  vier  ersten  Heften  findet  sich  von 
dem  Herausgeber  Schober^  eine  kunsthistorische  Beschreibung  des  Münsters 
zu  Konstanz,  welche  die  einzelnen  Bauperioden  unterscheidet;  ebenda  ein 
teilweiser  Abdruck  des  Gutachtens,  welches  Dr.  A.  Essen  wein  über  die 
Restauration  und  Ausstattung  des  Innern  des  Konstanzer  Münsters  gegeben 
hat  —  F.  H.  UUersberger^)  hat  die  zahlreichen  Steinmetzzeichen  an  dem 


1)  Etwas  üb.  d.  H.,  Karlsr.  Ztg.,  litt  BeU.  No.  16  —  2)  Freib.  Didoes.-A.  14,  225 
— 236.  —  3)  D.  grofse  bist  Sammelwerk  von  R.  io  d.  Leopold-Sopbien-Bibliotbek  in  Überl. 
ZGORh.  34,  31—65.  842—392.  —  4>  SVGBaar.  4  (1882),  217—218.  —  5)  Jahresber.  I, 
209  (nnt).  —  6)  D.  alte  K.:  Stadt  u.  Diöcese  in  Schrift  a.  Stift  dargestellt  BU.  t  G., 
Sage  etc.  d.  Stadt  u.  Diöcese.  Organ  d.  Munsterbau- V.  4^  —  7)  Vgl.  dazu  Jahresber.  IH,  2, 
81'.  —  8)  D.  Steinmotzzeiehen  d.  Überl.  Münsters,  12  S.  u.  5  Taf.  S.  1.  e.  a.  —  Derselbe, 
Beitrr.  z.  Gesch.  d.  Pfarrei  u.  d.  Münsters  zu  Überl.  Mit  2  artist  (lith.)  Beilagen.  Lindaa, 
Stettner,  1879,  75  S.  (jetzt  im  Buchhandel),  war  bereits  1878  in  d.  Sehr.  d.  Y.  f.  d.  G.  d. 
Boden  neos  gedruckt. 


SüdweBt-DentBchland  (Baden,  Wfiritemberg).  11,91 

mteVessanten  Münsterban  zu  Überlingen  gesammelt  and  dieselben  nach  Perioden 
geordnet.  —  Ad.  BoelP)  berichtet  über  die  uralten  Wandgemälde,  welche 
in  der  St  Georgskirche  za  Beichenau-Oberzell  unter  der  Tünche  wieder  zum 
Vorschein  gekommen  sind.  Während  Pecht  dieselben  in  die  Zeit  des  Abtes 
Witigowo  setzte,  verzichtet  B.  auf  die  Fixiemng  des  Zeitponktes  ihrer  Ent- 
stehung. 

Zur  Neuzeit  leiten  uns  drei  Arbeiten  aus  der  älteren,  mittleren  und 

sp&teren  Humanistenzeit  hinüber.     W.  Wattenbach >)  vervollständigt  das 

Bild,  welches  er  firüher  von  dem  Heidelberger  Humanisten  Samuel  Earoch 

entworfen  hat,  durch  den  teilweisen  Abdruck  eines  bisher  unbekannten  Briefes 

aas  einer  Berliner  Hds.,  in  welchem  dieser  frühe  Herold  des  Humanismus  in 

Deatscbland  den  Lerneifer  der  Italiener   rühmt   und   seine  Landsleute   zur 

Nacbeiferung  anspornt.  —  Zwischen  dem  älteren  und  späteren  Humanisten- 

kreiB  zu  Heidelberg  steht  der  ^deutsche  Erzhumanisf  Eonrad  Celtes,  welcher 

zuerst  lernend^  sodann  lehrend  sich  in  der  schönen  Neckarstadt  aufgehalten 

and  auch  später  noch  Beziehungen  zu  den  Heidelbergern  unterhalten  hat.    Den 

geistigen  Verkehr  dieses  Kreises  hochbegabter  Männer,  zu  dem  der  Kanzler 

Dalberg,  der  Jurist  Yigilius,   der  Abt  Trithemius,  der  fromme  Werner  von 

Themar  u«  a.  gehörten,  schilderte  Bef.')  hauptsächlich  auf  Grund  der  noch 

angedruckten  Briefe  im  Codex    epistolaris   des    Celtes.    —   Die    Giefsener 

UniTersitätsbibliothek  bewahrt  ein  Ölgemälde,  welches  bis  jetzt  so  allgemein 

für  das  Bildnis  Beuchlins  galt,  dafs  Thorwaldsen  danach  die  Büste  des  be- 

rOhmten  Pforzheimer  Humanisten  für  die  Walhalla  gearbeitet,  Lamey,  Pflüger 

nnd  Böcking   genaue  Holzschnitte  desselben  in  ihren  Arbeiten  veröffentlicht 

haben.    Gothein^)  sucht  mit  Hilfe  eines  Kupferstiches  von  Rembrandt  dar- 

zathoD,  dafs  wir  in  diesem  Bilde  nichts  als  ein  von  diesem  Maler  geschaffenes 

Portrait  einer  Frau  besitzen,  das  auüser  aller  Beziehung  zu  Reuchlin  steht. 

In  Württemberg  ^)  fährt  der  Konservator  der  vaterländischen  Alter- 
tümer Paulus *)  fort,  die  Kunde  der  Vorzeit  mit  Hilfe  namentlich  auch 
der  Forstleute  zu  erweitern,  insbesondere  die  zahlreichen  Bingwälle  des 
Landes  klarzulegen.  Über  einen  der  umfangreicheren,  die  Binkenburg  bei 
Baiersbronn  im  Schwarzwald,  berichtet  Giese,^)  H.  v.  Ow®)  über  Erd- 
vofanungen  und  Grabhügel  im  obern  Neckargebiet  zwischen  Starzel  und  Eyach, 
Herzogt)  über  einen  in  Bottenburg,  dem  alten  Sumelocenna,  gefundenen 
Mithrasstein.  Bazing^P)  versucht,  Belsenberg  bei  Künzelsau  als  eine  Balders- 
knltstätte,  Buck^^)  den  Namen  Ulm  als  keltisch  (=  sumpfiger  Ort),  aus 
Analogieen  im  Etruskischen  und  Kymrischen  nachzuweisen.  Thele^^)  setzt 
seinen  Versuch,  Hohenzollem  von  ^solarius'  abzuleiten,  fort  und  kommt 
dabei  auf  den  Zusammenhang  der  Sagen  vom  Berge  und  vom  Fürsten- 
geschlechte  Hohenzollem  zu  sprechen.    Weiteres  zur  Namenforschung  bieten: 


1)  B.  alten  WandgemfUde  in  der  St  Qeorgskirche  zu  Beichenaa-ObeneU.  Karlar.  Ztg., 
Utt  BeiL,  Ko.  29.  —  2)  AKBV.  28,  93.  144.  s.  o.  S.  63>  n.  JahrMber.  lU,  2,  68>.  —  3)  K. 
Hartfelder»  Celtee  o.  d.  Heidelb.  HumanistenkreiB  HZ.  N.F.  11,  15—86.  —  4)  D.  Bild- 
ais  Seaclilina.  Ebda.  10,  562—568.  —  5)  Schwäbischer  Städteband  r.  o.  S.  50^  ~-  Zim» 
Biehflehe  Chronik  a.  o.  S.  64^^.  —  Marbacher  Annalen  b.  o.  S.  35*.  —  Füratl.  Oettingen-Waller- 
«teinlKha  Bibliothek  in  Maihingen  s.  o.  8.  8«.  6(fi-^^.  —  Hugo  y.  Reuüingen  0.  o.  S.  51^ 
—  6)  Ao£uüime  d.  AltertHmor  durch  d.  Forstbeamten.  Staatsans.  69,  Beil.  Archaol.  Ent- 
decbrngen  11.  Untersachnngen  im  J.  1880.  Württ.  Vjh.  S.  50  ff.  Ringwalle  am  Filathal.  Ebda. 
S.  220.  —  Fond  ▼.  Kl.  Aspergle:  ».  o.  S.  3».  —  7>  S.  o.  S.  86».  —  8)  Württ  Vjh.  79.  — 
9)  Schw.  Merk.,  Chr«n.  S.  2129.  —  10)  Württ  Vjh.  283.  —  11)  Ebda.  45.  —  12)  Progr. 
d.  hoL  BürgerMh.  z.  Hechingon.    36  S.  —  Vgl.  Jahresber.  III,  2,  87'. 


n,92  XI.    J.  Hartmann: 

Tscherning^)  über  den  Waldnamen  Schönbach  (Tautologie  aas  scac,  scaho, 
scfaachen,  Wald,  nnd  baoch,  Bachwald),  Back')  über  oberdeatsche  Familien- 
and  Lokalnamen  auf  -1er  und  -eler,  H  artmann  und  Weigelin')  über  Stutt- 
garter Familiennamen,  Birlinger^)  über  den  Namen  Gfrörer  und  über  Orts- 
namen im  Mergentheimischen.  Letzterer^)  teilt  auch  Sagen  und  Schwaben- 
neckereien in  Fortsetzung  vieler  früherer  Gaben  mit,  während  Hartmann^) 
die  geschichtliche  Sage  in  Württemberg  bespricht. 

Die  in  Steicheles  'Bistum  Augsburg'  (lUL,  341  ff.)  veröffentlichten  Briefe 
des  Feuchtwanger  Dekans  Wigo  benutzt  Bossert,^)  über  die  Geschichte 
von  Nordwürttemberg  um  das  J.  1000  Lieht  zu  verbreiten,  insbesondere 
über  die  Einsiedeleien  im  Ornwald,  das  älteste  Eupferzell,  die  uralten 
Salinen  im  Eocherthal,  die  Grafen  von  Rothenburg  and  die  alten  Bistums- 
grenzen  von  Würzburg  und  Augsburg. 

Wegen  der  Benennung  des  Kaisers  Konrad  IL  nach  Waiblingen  weist 
Stalin^)  nach,  dals  Waiblingen  an  der  Rems  unter  dem  salischen  Erbe 
der  Staufer  begriffen  gewesen  und  zur  Bezeichnung  einzelner  Glieder  des 
Hauses,  auch  Konrads  III.,  mit  dem  Konrad  n.  verwechselt  worden,  gedient 
haben  könne.  —  Urkunden  zur  Geschichte  der  Ritterbündnisse  im 
14.  Jh.,  des  Löwen-,  Wilhelms-  nnd  Georgsbundes,  welche  Lindner  ^)  aus- 
züglich mitgeteilt,  werden  von  Stalin  ^^)  vollständig  veröffentlicht,  die  Chronik 
des  Hugo  (Spechtshart)  von  Reutlingen  durch  K.  Gillert.  ^^) 

Die  abgegangenen  Orte,  Burgen  und  Klöster  hat  Pregizer^') 
zusammengestellt,  eine  willkommene,  wenn  auch  nicht  vollständige  Ergänzung 
zu  den  fränkischen  Übersichten  von  f  H.  Bauer  (in  der  Zeitschrift  für  das 
württ.  Franken)  und  von  Bessert.^*)  —  Über  schwäbische  Totenbücher 
referiert  der  mit  ihrer  Herausgabe  in  den  Monum.  Germ,  beauftragte  F.  L. 
Baumann.  ^^) 

Reich  ist  wieder  die  Orts-  und  Geschlechtergeschichte  landauf  landab 
vertreten.  So  für  die  Klöster:^^)  Bebenhausen  von  Tscherning,^®)  Maul- 
brenn  von  Paulus,*^  Lorch  von  Kirn*®)  und  Klemm, *•)  Anhausen  bei 
Crailsheim  von  Bessert, ^o)  Mengen  von  Schilling,'*)  Munderkingen  von 
Schöttle,**)  das  Chorhermstift  zu  Rottenburg-Ehingen  von  Schnell;*')  die 
Reichsstädte  Ulm  mit  dem  herrlichen  Münster  und  der  grofsartigen  Festung, 
von  Löffler,«*)    Schultes,")    v.    Arlt,««)    Klemm, «^)  Heilbronn    von 


1)  Staatans.  Bes.  Beil.  2.  3.  —  2)  Alem.  9,  25  ffl  —  3)  Schw.  Merk.  Chron.  15  ff. 
KBl.  f.  Gel.-  a.  BealMhalen  28,  469  ffl  —  4)  Hohenzoll.  Mitt  U,  117.  Württ  Vjh. 
295  ff:  —  5>  Alem.  60,  102  ff.  249  ff.  -—  «>  Schw.  Merk.  Chron.  125.  —  7)  Württ  Vjh. 
67.  231.  282.  287.  —  8)  Ebda.  120  ff.  —  9>  Jahresber.  II,  2,  70*.  —  10)  Ebda.  1  ff.  — 
Vgl.  o.  S.  50*.  —  11)  S.  o.  S.  51*.  —  12)  Württ  Jbb.  1880.  Suppl.  8.  91  ff.  Auch  sep. 
Stuttg.,  Kohlhammer.  —  13)  Württ  Vjh.  76  ff.  —  14)  NA.  7,  1.  —  15)  Üb.  KL 
Elchingen  b.  o.  S.  33*.  —  16)  Zur  Gesch.  n.  Beschr.  des  Kl.  B.  Staatsanz.  Bei.  Beil.  16. 
17.  —  17)  D.  Ciftt  Abtei  M.,  hrsg.  v.  Württ  Alt -Verein.  2.  A.  Stuttg.,  Bona.  — 
18)  Führer  durchs  Kl.  Lorch.  —  19)  Württ  Vjh.  54  ff.  —  20)  Ebda.  141  ff.  —  21)  Gewli. 
d.  Wilhelmiterkl.  su  M.  Ebda.  93  ff.  207  ff.  (Berichtigung  1882.  S.  320.)  —  22)  Nekrologien 
der  Klausnerinnen  za  M.  1673  — 1782  mit  einer  übersichtlichen  Vorgeschichte.  Freiburger 
Diöc-Arch.  14,  279  ff.  —  23)  B.  frühere  Chorherrenstift  St  Moritz  zu  Bott-£h.  n.  seine 
Beziehungen  zu  HohenzoUem.  Hohenz.  Mitt.  14,  108  ff.  —  24)  Gesch.  d.  Festung  Ulm.  Ulm, 
Wohler.  VUI,  592  S.  rec.  BLZ.  1882.  No.  8.  —  25)  Chron.  v.  Ulm  von  den  Zeiten  Karls 
d.  Gr.  an  bis  auf  die  Gegenwart.  Ulm,  Nübling.  V,  576  S.  —  26)  Nochmals  die  Baoaalage 
des  Münsters.  Württ  Vjh.  38.  —  27)  Hans  der  Glockengiefser.  Ebda.  48.  —  A.  Bruder, 
Iloincrechenbuch  d.  Hans  Keller  (Ulmer  Geschäftsreisenden)  s.  o.  S.  68^*. 


Stldweft-Deataolüand  (Württemberg).  U  93 

Dfirr, ^)  Hall  von  Haufser,  *)  GmOnd  von  Eaifser,')  Bnchhorn  von 
Trachsel.*)  Ferner  zahlreiche  oberschwäbische  Kirchen  und  Bargen,  in 
Isnj,  Wangen,  Leutkirch,  Ratzenried,  Prasberg,  Unterzeil,  Urlan  etc.  von 
Detzel,^)  das  altberühmte  Wildbad  von  Renz,**)  der  Oberamtsbezirk  Neckar- 
sohn  von  Dtlrr,  Hartmann  nnd  Panlns,^)  die  Herrschaft  Jnstingen  von 
Schilling,^)  Ursperger  Elosterbesitz  in  den  Bezirken  Blanbenren,  Geislingen  etc. 
YonBanmann,^)  Bauliches  in  Weinsberg,^®)  Eünzelsau^^)  von  Klemm,  Lan- 
genbarg, Croilsbeim  etc.  von  Bessert, i*)  StQzbach  von  Caspart,^^)  Fanrndan 
von  Klemm, ^^)  Göppingen  von  Stochdorph,  i^)  Mergentheim  von  Zim- 
merle,^^)  Schalkstetten  und  Stötten  bei  Geislingen  von  Klemm. ^^)  Der 
St  Galler  Abt  Berchtolt  von  Falkenstein  bei  Schramberg  darch  Meyer 
V.  Knonan,^^)  die  Herren  von  Nenneck  darch  Locher,^')  die  von  Asch- 
haosen  darch  v.  Alberti,'®)  die  Herren  and  Grafen  von  Degenfeld  durch 
Klemm, *0  ^^  Herren  v.  Gemmingen  durch  Stecker.^')  Ein  Leben  der 
guten  Beta  von  Reute  (1386 — 1420),  einer  der  wenigen  Heiligen  des 
Schwabenlandes,  teilt  Birlinger^^)  ans  einer  Stra&burger  Hds.  mit. 

Beiträge  zur  Heraldik  liefern:  Dr.  Fürst  F.  K.  von  Hohenlohe- 
Waldenbarg  Aber  ein  hohenbergisches  Siegel  von  1251  >^)  und  ttber  das 
hobenlohische  Wappen,^^)  Stalin  *®)  tlber  die  Tinktur  einiger  schwäb.-^württem- 
beigiscber  Wappen  nach  dem  Clipearium  Teutonicorum  Konrads  von  Mure 
and  Aber  das  dennalige  wtlrttembergische  Staatswappen,  Klemm^^  Aber  die 
Wi^[)pen  der  Herzoge  v.  Teck,  der  Grafen  v.  Berg,  v.  Hohenberg  u.  a.,  sowie 
der  Herren  v.  Degenfeld,  Paulus'^)  über  ein  frAhgotisches  Siegel  des 
Hospitals  der  Reichsstadt  Bopfingen. 

Populäre  Zwecke  verfolgea  in  teilweise  neuer  Form  zwei  Sammlungen 
von  Hartmann*^)  und  Kaifsner.'^) 


1)  Der  Siebenrohrbninneii  oder  Kirchbr.  in  H.  Bericht  über  die  Veraamml.  d.  Hiai  V.  in 
H.  —  2)  Schwab.  Hall  u.  seine  Umgebung.  2.  Aufl.  Hall.  —  3)  Führer  durch  G.  u.  Umgebung. 
Gmünd,  Schmid.  —  4)  Die  Münzen  der  ehem.  Reichsstadt  B.  Lausanne,  Selbstrerlag.  — 
h)  KiDist-  n.  Altertnmsreste  in  Oberschwaben.  Württ  Vjh.  46  ff.  191  ff.  —  6)  Litteratnr- 
geseh.  T.  W.  in  Textproben  n.  Biographieen.  Stattg.,  Greiner.  —  7)  Beschr.  d.  Oberamts  N., 
hng.  T.  K,  stat-top.  Borean.     Stattg.,  Kohlhammer.  —  8)  D.  Herrsch.  J.  Stottg.,  Selbstrerlag. 

—  9)  Anj  d-  Begistrum  fnndationis  Ursp.  Württ  Vjh.  204  ff.  —  10)  Conrados  am  Tym- 
pnoa  der  Kirche  zu  W.  Ebda.  72.  —  11)  Inschr.  an  der  Kirche  au  K.  Ebda.  150.  — 
12)  Banmeiater  a.  Kümtler  in  Franken.  Ebda.  76.  —  13)  Ein  Epitaphium  in  S.  Ebda.  161. 

—  U)  Ebda.  56  £.  —  15)  D.  Oberhofenkirche  in  G.  Göpp.,  Bück.  —  16)  Gesch.  d.  Marien- 
tiiche  in  M.  Freiborg,  Herder.  —  17)  Mittelalterliche  Wandgemälde.  Württ  Vjh.  118.  — 
18)  D.  Verwandtachaft  d.  St.  G.  Abts  B.  t.  F.  Ana.  f.  Schweiz.  Ali  12,  2.  —  19)  Urkondl. 
Kiehv.  ihrer  Glieder  and  Besitaungen.  Begesten.  Hohena.  Mitt  14,  76  ff.  —  20)  Burg- 
friede ron  a.  1393,  Württ  Vjh.  233.  —  21)  Zum  600 jähr.  Jubiläum  der  Farn.  t.  D.  Ebda. 
Ul  ß.  —  22)  Chronik  d.  Farn.  y.  G.  u.  ihrer  Besitzungen  II,  8.  Heilbronn,  Schell.  — 
3)  AJem.  9,  275  Ä  —  24)  Württ  Vjh.  221.  —  25)  Ebda.  76.  ff.  223  ff.  —  26)  Ebda.  122  ff.  — 

i!)  Ebda.  39  ff.   56.  202  ff.  —   28)  Ebda.  140.   —    29)   Gesch.  Schwabens  im  Munde  d. 

IKekter.     F.    Schule    n.   Haus.     Stuttg-»  Bonz.  —    30)    Gesch.  Württs  in    Charakterbildern. 

GiDond,  Schmid. 


n,94  Xn.    F.  Otto: 


XII. 
F.  Otto. 

Mittelrhein. 

Von  den  am  4.  Aug.  1880  in  Mainz  gelFdndenen  römischen  Stein- 
skolpturen  ^)  trägt  die  Ära  (51  cm  hoch,  18  cm  breit)  keine  Inschrift;  der 
Yotivaltar  des  Jupiter  0.  M.,')  jedenfalls  aus  einem  privaten  Lararinm,  52  cm 
h. ,  32  cm  br.,  zeigt  in  der  zweiten  Zeile  der  Inschrift  nach  Hübner  die 
Anfangsbuchstaben  des  Namens  des  Besitzers;  die  geschuppte  Säule ^)  zeigt 
u.  a.  drei  Götterfiguren,  Juno,  Minerva,  Merkur  mit  ihren  Attributen;  ein 
zweiter  Inschriftenstein  scheint  der  Flora  errichtet  gewesen  zu  sein.  —  Die 
vier  Inschriften  des  ebenfalls  1880  gefundenen  Augenarztstempcls^)  enthalten 
den  Namen  eines  Arztes  und  dreimal  Angabe  des  Mittels,  einmal  des  Augeh- 
Übels;  die  zwei  Buchstaben  in  der  Mitte  sind  Gravierproben.  —  Dafs  die 
Mainzer  Wasserleitung  von  den  Finthener  Quellen  gespeist  wurde,  scheint 
jetzt  sicher  zu  sein;  bei  Nachforschungen  fiand  sich  ein  Altar  der  Nymphen.^) 

—  Bei  Gelegenheit  der  Hebungsarbeiten  an  den  Pfeilern  dar  Römerbrttcke 
fand  man  einen  Grabstein  mit  Inschrift,^  sowie  eine  gröfsere  Menge  Hand- 
werkszeug, welches  als  neuer  Beweis  für  den  römischen  Ursprung  des  Bau- 
werks verwendet  worden  ist. '')  —  Ebenfalls  in  Mainz,  Ecke  Emmeramsgasse 
und  grofse  Langgasse,  'also  an  der  Nordseite  der  alten  Römerstrafse,  die  in 
dieser  Richtung  vom  Kftstrich  bis  zum  Rhein  zog',  ist  ein  Römerbau  ge- 
funden worden;  der  mit  quadratischen  Ziegeln  geplattete  Boden  ist  unver- 
sehrt; an  Münzen  war  nur  römisches  Eleinerz  vorhanden.^)  —  P/i  km  vom 
gegenüberliegenden  römischen  Brückenkopf  Castel  sind  Pioniere  in  einer 
Tiefe  von  2  m  auf  schwere  Mauern  h*ömischer  Art'  gestoben.  Dieselben 
sind  aus  Muschelkalk  mit  rotem  Mörtel  überkleidet  auf  Längsschwellen  von 
Eichenholz  und  scheinen  Reste  eines  besonders  grofsen  Bauwerks  zu  sein.^) 

—  Von  den  rheinischen  Legionen,  die  zu  Mainz  lagen,  sind  die  wichtigsten 
die  leg.  XIY,  leg.  YHI  und  leg.  XXU.  Vorübergehend  stand  auch  die  leg.  11 
Traiana  oder  Troiana  am  Rhein,  vielleicht  zuerst  im  Munimentum  Traiani.'^^) 

Eine  unerschöpfliche  Fundgrube  römischer  Altertümer  ist  bei  Heddern- 
heim;^^)  seit  dem  J.  1877  hat  man  dort  28  Legionsziegel  mit  dem  Stempel 
der  Leg.  YHI,  XIITT  (auch  mit  G.  ü.  GMY)  und  der  XXTT,  19  Töpfßrstempel 
auf  Lampen,  155  auf  Schüsseln  u.  s.  w.,  12  auf  Amphoren  und  eine  gröbere 
Inschrift  gefunden;^')  sie  befinden  sich  meist  im  städtischen  Museum  za 
Frankfurt  a./M.  —  Weniger  reich  an  Altertümern  ist  die  Stadt  Frankfurt; 
ihre  Umgebung  hat  jedoch  manche  Spuren  römischer  Ansiedelungen,  Mauer- 


1)  Jao.  Keller.  Bonner  Jbb.  70,  1—5.   Vgl.  Jahresber.  Ul,  2,  88^  —  2)  Abgelnldet 
ebdA.  Taf.  1.  —  3)  Ebda.  Fig.  2  n.  3.  —  4)  Bers.  ebda.  70,  140—150.    Vgl.  Jahreaber. 

m,  2,  88*.    —    5)   KBl.  d.  Gee.-V.  29,  47.    —   6)   Ebda.   8.  56.   —    7)  S.  o.  8.  6».   

8)  KBl.  d.  Gefl.-V.  29,  76.  —  9)  Ebda.  S.  84.  —  10)  K.  Christ.  Picks  MSchr.  7,  162 
—167.  —  VgL  o.  S.  5»-«.  —  U)  Vgl.  Jahreaber.  H,  2,  131».  —  12)  AI.  Riese,  un- 
edierte  Heddemh.  Inschr.  Mitt  an  d.  Mitgl.  d.  V.  f.  G.  n.  Altertamskdo.  in  Frankfurt  a.  M. 
(Frkf.  Mitt.)  6,  397—420. 


Mittelrhein.  11,95 

irork,  Ger&t,  Gräber  n.  &.,  auch  fränkisches  aufzuweisen  ;i)  jedenfalls  hatte 
fOr  die  Römer  diese  Übergangsstelle  über  den  Main  wenig  Bedeutung.  — 
In  Frankfurt  kamen  die  bekanntlich  modernen,  frflher  ^schlich  für  römisch 
gehaltenen  Würfel  ebenfalls  zum  Vorschein  und  zur  Sprache.^) 

Bei  Dornassenheim  in  der  Wetterau  stieb  man  ai^  Fundamente 
römischer  Gebäude  im  Umfang  Yon  150  Schritt  mit  mancherlei  Fundstttcken; 
nicht  weit  davon  war  früher  eine  römische  Begräbnisstätte  entdeckt  worden.') 

—  Noch  wichtiger  ist  das  in  Friedberg  weiter  verfolgte  Mithrasheiligtum, 
aof  das  man  1879  zuerst  gestoben  war;  man  fand  ein  Bruchstück  einer 
Beliefylatte  mit  Mithras  und  dem  Stier  ;^)  auch  eine  früher  gefundene  Platte 
wurde  als  dazu  gehörig  erkannt.^)  —  Bei  Steinbach  im  Odenwald  befindet 
sich  mitten  im  Walde  eine  römische  Inschrift  auf  einer  Ära  von  Sandstein.^) 

—  Det  Zug  des  Pfahlgrabens  vom  Main  zur  Wetter  scheint  nunmehr 
festzustehen.  ^ 

Ein  Münzfund  von  der  Nahe')  enthielt  Münzen  von  Helena,  Gon- 
stantin  und  Constantius  U^  meist  in  Trier  geschlagen,  vergraben  im  J.  332; 
das  wichtigste  Ergebnis  ist,  dafs  der  Revers  'Gloria  exercitus^  schon  vor  335 
Torkonunt  und  Münzen  dieser  Art  mit  zwei  Feldzeichen  die  älteren  sind.  — 
An  der  Ecke  der  Pfarrkirche  zu  Kempten  (^Caput  montis^)  befindet  sich 
ein  römischer  Yiergötteraltar  ohne  Inschrift  und  am  Turm  ein  christliches 
EpiUph  aus  c.  600—700.») 

Bei  dem  römischen  Eaiserpalaste  in  Trier  fand  man  1879  viele  Gub- 
formen  zur  Herstellung  römischer  Münzen;  es  sind  dies  die  Matrizen  für 
Münzen  des  kaiserlichen  Hauses  von  193  —  235,  aus  Thon,  dünne  runde 
Scheiben;  sie  dienten  zum  Giefsen  von  Silberdenaren,  aber  falschen,  da 
eine  noch  in  der  Form  haftende  Münze  gar  kein  Silber  enthielt.  Es  hatte 
also  eine  Falschmünzergesellschaft  auch  schon  damals  und  zwar  in  Trier 
äeh  etabliert  ^^) 

Bei  Born  a/Sauer  fand  man  1879  die  Substruktionen  eines  römischen 
Monumentes,  dabei  eine  Statue  ohne  Kopf  und  3  Köpfe  aus  Sandstein;  die 
Statue  stellt  einen  schreitenden  Mann  dar  in  dem  nationalen  Kleid  der 
Gallier;  die  3  Köpfe  vielleicht  eine  Frau  und  zwei  Kinder  (?).^^) 

Eine  Bevision  der  römischen  Altertümer  und  Inschriften  des  Mannheimer 
Altertumsvereins  ist  an  anderer  Stelle  besprochen,  i^)  —  Der  Verein  für 
Birkenfeld  hat  zwanzig  Jahre  lang  Ausgrabungen  veranstaltet  und  Unter- 
suchungen geführt,  welche  ein  reich  verzweigtes  Netz  von  römischen  Strafsen 
und  Rennwegen  aufgedeckt  haben;  dieselben  sind  nunmehr  aus  den  Akten 
imd  Mitteilungen  des  Vereins  zusammengestellt.  ^')  —  Auch  der  Hunsrück 
weist  viele  Grabhügel  aus  römisch-fränkischer  Zeit  auf.  ^^)  —  Die  Wallburgen 
im  Odenwald  fallen  zumeist  in  badisches  Gebiet  ^^)  —  Einen  germanischen 
(merowingischen)    Begräbnisplatz   fand   man   bei   Niederursel;  ^®)  von  27 


1)  A.  Harn  mar  an,  heidniichd  Annedlnngen  und  Fnndplltse  in  d.  nieluiten  Umgeb.  v. 

Vr.  MlUitt  8.  475—506.  KBl.  d.  Ge8.-V.  8.  78.  Holthof  n.  Grotefend  (s.  n.  8.  99^0 

&  6.  ^  2)  H.  Grotefend.  Frkf.  Mitt.  S.  18.  >-  3)  G.  D(ieffenbacli).   KBL  d.  Ges.-V. 

8.  16.  —   4)  Dere.,   ebda.  8.  73.    —   5)  G.  Wo*lff,  ebda.  8.  91—98.    —    6)  Zange- 

meiflter,  ebda.  S.  93.  —  7)  8.  o.  8.  4^.  —  8)  yan  Vlenten,  Bonn.  Jbb.  8.  14—17.  — 

•)  F.  Falk  B.  o.  8.  12^  —  10)  F.  Hettner.    Bonner  Jbb.   70,  18—49.   —   11)  Ders. 

Reb  MSehr.  7,  1—24.     Jahreaber.  d.  Ge«.  f.  nütsliche  Forschungen  in  Trier   1878 — 1881, 

S.  63.  —  12)  S.  o.  8.  85».  —  13)  A.  v.  Cohansen.  Pick»  MSchr.  7,  27—41.  —  14)  K. 

Heklis,  Arcbaologiaches  Tom  Uansrflck.     KBL  d.  dtsch.  Ges.   t  Anthrop.   8.  30 — 32.  — 

15)  a  o.  S.  86  f.   —  16)  S.  A.  8cheidel.    Frkf.  Mitt  6,  506—517. 


11,96  Xn.    F.  Otto: 

Hünengräbern  bei  Oiefsen  wni^den  mehrere  geöffnet^)  and  bei  Bodenheim 
einige  fränkische  Gräber  (eine  merowingische  Münze,  Waffen  u.  a.).  ^)  —  Auf 
weit  ältere  Zeit  (Steinzeit)  weist  ein  Grab  bei  Kirchheim  a.  d.  Eck:  primitive 
Technik  der  GeMsreste,  eine  Steinaxt,  germanisches  Skelet  aas  vorrömischer 
Zeit  in  hockender  Stellang  (mit  einem  von  Schaaffhaasen  bestimmten  Schädel, 
der  an  die  von  £ngis  and  Niederingelheim  erinnert).') 

Unter  den  Forschangen  über  das  Mittelalter^)  ist  diesmal  die  Litte- 
ratar  über  einzelne  Kirchenfürsten  besonders  stark  vertreten. 

Umfassend  war  die  Thätigkeit  des  Erzb.  Willigis  von  Mainz ^)  975 
— 1011,  geb.  c.  940.  Eine  ganze  Reihe  von  Kirchen  aafserhalb  and  in 
Mainz  (Dom,  S.  Stephan,  S.  Victor)  verdanken  ihm  ihre  Erbanang  and  Do- 
tiernng,  viele  hat  er  geweiht;  nnermjkdlich  war  seine  Fürsorge  für  Arme  and 
Kranke,  für  Erbanang  von  Brücken  (Aschaffenbnrg,  Bingen)  and  für  den 
Unterricht;  sein  Andenken  lebte  fort,  doch  ist  er  vom  römischen  Stahl  nicht 
heilig  gesprochen,  sondern  erst  Erzb.  Job.  Phil,  von  Schönborn  ordnete  die 
Eintragung  in  den  allgemeinen  Kirchenkalender  des  Erzstiftes  von  1663  ab 
an;  anfser  der  Mainzer  Diöcese  hat  nar  die  Limborger  das  Fest  aufgenommen. 
Aach  haben  sich  in  Mainz  viele  Reliquien  erhalten.  Die  ältesten  bischöflichen 
Münzen  von  Mainz,  sowie  ein  Siegel  von  1006,  zeigen  W.s  Brustbild,  aber 
ohne  dessen  Namen.  —  Erzb.  Aribo  von  Mainz,*)  1021 — 1031  (dessen 
Verwandtschaft  mit  Pilgrim  von  Cöln  sich  nicht  näher  bestimmen  lädst),  war 
nicht  frei  von  Leidenschaftlichkeit  und  Herrschsucht,  doch  ist  der  Vorwurf 
der  Unsittlichkeit  unbegründet.  Schon  bald  nach  seiner  Erwählung  geriet 
er  in  Gegensatz  zu  Kaiser  und  Papst,  deren  Reformplänen  er,  um  seine 
Machtstellung  zu  sichern,  widersprach.  Dem  eben  einbrechenden  Konflikt 
machte  der  Tod  von  Kaiser  und  Papst  ein  Ende.  Bei  Kaiser  Konrad,  dessen 
Wahl  hauptsächlich  sein  Werk  gewesen,  Anfangs  von  greisem  EinfluCs,  sank 
er  in  seinem  Ansehen  bald,  besonders  wegen  seines  Verfahrens  in  der  Gan- 
dersheimer  Sache;  er  starb  gebrochen  auf  einer  Pilgerfahrt  nach  Rom.  — 
Die  biblischen  Bilder,  mit  welchen  er  den  von  ihm  neu  auferbauten  Dom  za 
schmücken  gedachte,  blieben  unaasgeführt.  Aber  die  lateinischen  Verse, 
welche  in  seinem  Auftrage  Ekkehart  IV.  v.  S.  Gallen  als  Inschriften  daza 
gedichtet  hatte,  sind  in  einem  Cod.  S.  Gall.  erhalten  and  jetzt  zam  ersten- 
male  vollständig  nach  der  Handschrift  abgedruckt.^)  —  Über  den  Anteil, 
welchen  Erzb.  Heinrich  I.  v.  Mainz  (1142 — 1153)  an  der  Reichsgeschichte 
hat,  ist  bereits  an  anderer  Stelle  berichtet.^) 

Erzb.  Egbert  v.  Trier  (877—93)^)  war  eifrig  bemüht,  die  verkomme- 
nen Verhältnisse  seiner  Diöcese  zu  ordnen,  zunächst   durch  würdige  Her- 


1)  KBl.  d.  Ge8..Y.  S.  48.  —  2)  Ebda.  S.  75.  —  3)  G.  Mehlis,  d.  Grabfand  y.  Kirch- 
heim  a.  d.  Eck.  (Stadien  z.  ältesten  G^ch.  d.  Bheinlande.  Abt  V.  M.  Beitrr.  d.  Proff.  A. 
Fraas,  Hoppe-Seyler  u.  A.  a.  6  Taff.  Hrsg.  y.  d.  Pollichia,  natorw.  Verein  d.  Kheinpfalx. 
Leipz.,  Boncker  a.  Hnmbl.  70  S.)  —  Vgl.  Picks  MSchr.  7,  73—76.  —  4)  Üb.  Alamannea 
u.  Franken  b.  o.  S.  6'».  —  B)  F.  Falk,  s.  o.  S.  24«.  —  6)  B.  Müller,  s.  o.  S.  26*.  — 
7)  Joe.  Kieffer,  Ekkeharti  IV.  Sangall.  yersoB  ad  pictoras  aomoB  Mognnt  Aob  d.  cod.  San- 
gall.  mit  E.B  eignen  Glossen  herausgegeben  a.  erläutert.  Progr.  d.  Gymn.  zn  Mainz  (Ko.  548). 
—  8^  StSwer,  s.  o.  S.  39';  im  Anhang  4  Urkk.  H.8  —  Zu  Mainz  ygl.  aach  d.  Litt  Über 
Bonifacias  o.  S.  15^'*^;  Mainzer  Archiyalien  in  Wflrzbarg:  Jahresber.  III,  2,  59';  Chr.  de 
calam.  Mog.  ecd.,  s.  o.  S.  37^'«;  Brief  Bazdos  y.  Mainz,  s.  o.  S.  25'«;  KaroL  Ihschr.  aas 
Mainz  und  Aachen,  s.  o.  S.  8*.  —  9)  K.  Lamprecht,  d.  Bilderscbmack  d.  cod.  Egb.  au 
Trier  n.  cod.  Ept  zu  Gotha.    Bonner  Jbb.  70,  56-112.  —  Üb.  Bichbod  v.  Trier,  s.o.S.  12». 


MittelrheÜL  n,97 

steUnng  des  äuDseren  Schmackes  der  Kirchen;  insbesondere  war  er  Liebhaber 
von  kostbaren  Handschriften  und  Einbänden.  Auf  ihn  gehen  zurück  das 
Psalterinm  von  Cividale  mit  19  Miniaturen,  verfertigt  von  Ruodprecht  (970 
—981  in  Trier  Chorbischof  u.  Archidiacon),  und  der  Codex  Egberti  zu  Trier, 
angefertigt  in  Reichenau,  das  Registrum  Gregorii  zu  Trier  und  der  Codex 
Eptemacensis.  Der  Cod.  Egb.  enthält  einen  Auszug  der  Evangelienpartie 
aus  dem  Comes,  dem  offiziellen  Lectionarium;  der  Text  ist  c.  969  geschriebeu, 
die  Bilder  dazu  sind  etwas  später  zugeftigt  und  waren  wohl  977  fertig,  als 
das  Buch  dem  Erzbischof  bei  seiner  zweiten  Anwesenheit  in  Reichenau  über- 
geben wurde.  Der  Cod.  Eptem.  ist  abgefalst  zwischen  983  und  992,  da  auf 
dem  Deckel  Theophano  und  Otto  rex  (III)  dargestellt  sind.  In  den  Miniaturen 
desselben  bilden  Kindheit,  Wunder,  Gleichnisse  und  Leiden  Jesu  vier  selb- 
ständige Cyklen,  während  der  Cod.  Egb.  von  dem  Lektionar  abhängig  ist 
and  die  Leidensgeschichte  hervorhebt  —  Unter  den  Orten,  für  welche  aus 
der  letzten  Zeit  des  Mittelalters  (1450—1520)  eigene  "praedicatores'  für 
deutsche  Predigt  nachgewiesen  sind,  befinden  sich  auch  die  beiden  erzbischöf- 
lichen Sitze  unseres  Gebiets.  In  Mainz  wurde  die  betr.  Stelle  1465  kreiert, 
aber  schon  vorher  wirkten  dort  Heinr.  Hofgarten  und  Gabriel  BieP)  (t  1493), 
dann  Mag.  Engelin  (f  1481),  Job.  von  Lauterecken  (f  1479),  Job.  Srip- 
toris(1493),  Thom.  Ruscher  (1510),  Job.  Bertram  (1515),  Barthol.  Zehenter 
(1519)-,  in  Trier:  Encu  (1519)  und  Nie.  Schienen  (1519).») 

Rudolf  V.  Rüdesheim  (nicht  zu  verwechseln  mit  Rudolf  Faber 
T.  Rödesheim,  welcher  1450  Rektor  der  Universität  Heidelberg  war  und  1460 
einen  gewaltsamen  Tod  als  Kanonikus  zu  S.  Victor  in  Mainz  fand),  geboren 
von  bürgerlichen  Eltern,  studierte  1422  —  26  zu  Heidelberg  Philosophie,  in 
Rom  Rechtswissenschaft,  erhielt  frühe  in  der  Wormser  Diöcese  Beneficieu 
aod  wurde  1438  als  Kanonikus  am  Dome  zu  Worms  zu  dem  Baseler  Kon- 
zile delegiert  und  hier  zum  auditor  camere  ernannt;  Domdekan  1446 — 65, 
Propst  zu  Freisingen  und  zu  S.  Victor  in  Mainz,  war  er  überall  thätig  und 
eifrig  bedacht  auf  Hebung  des  kirchlichen  Lebens.  Mit  Aeneas  Sylvius  (Pius  II.) 
war  er  1438  zu  Basel  bekannt  geworden-,  auch  schon  vorher  diplomatisch 
thätig,  war  er  im  J.  1461  als  päpstlicher  Legat  auf  dem  Tage  zu  Mainz  in 
dem  Mainzer  Bischofsstreit.  Der  Loha  für  seine  Thätigkeit  war  das  Bistum 
Lavant  1462  —  68.  Auch  in  dieser  Stellung  war  er  mehrfach  päpstlicher 
Legat  und  Referendar  (Thätigkeit  für  einen  Kreuzzag,  Aussöhnnug  zwischen 
K.  Friedrich  und  Matthias,  Erzherz.  Sigismund  und  Kardinal  Nicolaus  v.  Cusa, 
Legat  für  Schlesien,  Polen  und  Preulsen  1465,  in  den  Händeln  mit  K. 
Podiebrad,  und  1466  Friedeusvermittler  zu  Thorn);  1468  geriet  er  als  Fürst- 
bischof von  Breslau  mitten  in  die  Kämpfe  mit  K.  Podiebrad,  war  aber  trotz- 
dem gleichzeitig  noch  als  Schriftsteller  thätig  (Predigten,  Jurist.  Werke, 
schwerlich  die  ihm  zugeschriebenen  theologischen  Werke).    Er  starb  1482.^) 

Über  einzelne  Klöster  und  Kirchen  sind  historische  Übersichten  er- 
schienen, welche  zumeist  die  Neuzeit  mit  umfassen.  Das  Kloster  beatae 
Mariae  foris  murnm  Andernaci  oder  ad  St.  Thomam^j  soll  schon  um  630 
neben  der  zum  Andenken  an  die  thebaische  Legion  erbauten  Kirche  des  St. 


1>  über  dieaan  Jahresber.  Ul,  2,  20S".  —  2)  Fr.  Falk,  s.  u.  Kap.  XXIY.  --  3)  J. 
Zaun,  R.  t.  R.,  Ffirstb.  v.  Lavant  a.  Brealau.  £.  Lebensbild  ans  d.  XY.  Jh.  Frankfurt  a/M., 
FoeMer.  VLLIf  111  S.  AnL  1:  Kuncii  papales  in  dieta  Maf^ntinensi.  —  Vgl.  o.  S.  6t'  and 
K^.  XYYTI,  —  4)  Gerh.  Terwelp,  Ge«ch.  d.  Klost.  U.  1.  Fr.  zum  h.  Thomas  bei  Ander- 
nach.    Prognmm  das  Progymn.     33  S.     i^, 

BiatoriMhe  Valiresberioht«.    1881.    II,  7 


11,98  xn.  p.  Otto: 

Stephan  gegründet,  aber  durch  Bischof  Milo  (707  —  757)  oder  die  Nor- 
mannen 893  zu  Grande  gerichtet  and  seine  Güter  von  K.  Arnulf  einge- 
zogen worden  sein.  £rzb.  Meginher  v.  Trier  (1127 — 1130)  setzte  durch  Abt 
Richard  v.  Springiersbach  das  Kloster  von  neuem  in  Stand,  1128;  die  Kirche 
wurde  1129  konsekriert;  der  genannte  Abt  und  seine  Nachfolger  sollten 
das  Kloster,  welches  für  nicht  über  100  Nonnen  nach  der  Regel  des  h. 
Augustinus  bestimmt  war,  beaufsichtigen.  Rasch  emporblühend  erfuhr  es 
bald  trübe  Tage  durch  Streitigkeiten  mit  der  Stadt,  durch  Kriegszeiten  und 
durch  schlechte  Verwaltung  seiner  Güter;  vergeblich  ftuid  im  J.  1499  eine 
Reform  statt-,  die  schlechte  Gutsverwaltung  durch  nachlässige  Pröpste  dauerte 
fort,  dazu  traten  die  Leiden  des  30jährigen  Krieges;  etwas  besser  wurde  es 
nach  diesem,  besonders  seit  die  enge  Verbindung  mit  Springiersbach  gdöst 
war,  1700;  doch  ergab  die  Klostervisitation  von  1786  soviel  Mifsstände  in 
den  Vermögensverhältnissen,  dafs  eine  Umwandlung  in  ein  Damenstift  und 
nach  der  Zerstörung  der  Gebäude  durch  General  Marceau  1794  eine  Auf- 
lösung auch  dieses  Stifts  herbeigeführt  wurde;  1807  wurden  die  noch  übrigen 
Güter  für  56  000  Francs  verkauft. 

Die  reichsunmittelbare  Prämonstratenser- Abtei  Arnstein  an  der  Lahn^) 
war  gestiftet  und  reich  dotiert  von  dem  letzten  Grafen  von  Arnstein  Ludwig 
im  J.  1139,  bestätigt  vom  Papst  1142,  vom  König  und  Erzb.  HiUin  in  den 
folgenden  Jahren;  in  der  Folgezeit  erhielt  sie  noch  weitere-  Schenkungen 
namentlich  vom  Adel  der  Umgegend  und  wurde  ausgestattet  mit  Rechten 
und  Freiheiten,  wie  freier  Abtswahl,  Wahl  der  Schirmherm  u.  a.,  doch  er- 
rang sie  keine  bedeutendere  politische  Stellung;  die  Schirmherrlichkeit  ma&te 
sich  Trier  an.  Nach  den  Verlusten  durch  die  Reformation  und  in  Folge  von 
Mifswirtschaft  in  Verwaltung  ihrer  Güter  war  schon  am  Ende  des  18.  Jh. 
die  Rede  von  Säkularisation  oder  Verwandlung  in  ein  KoUegiatstift;  jene  er- 
folgte sofort  nach  der  Überweisung  der  Abtei  an  Nassau -Weilburg  1802. 
Das  sog.  Nekrologium  umfafst  auch  andere  Aufzeichnungen,  das  eigentliche 
Nekrologium  entstand  natürlich  zu  verschiedenen  Zeiten,  die  ältesten  Ein- 
tragungen reichen  weit  zurück  und  sind  wie  auch  die  jüngeren  wichtig  für 
Erforschung  der  Lokalgeschichte  und  die  Namenkunde.  —  Oloft  Feldpost^) 
bemüht  sich  zu  zeigen,  wie  ein  einzelnes  Kloster,  Eberbach  (von  c.  1115 — 
1803)  im  Rheingau,  durch  einfache  und  heilige  Lebensweise,  durch  Fleifs, 
erhebenden  Gottesdienst  und  Armenpflege  sowie  durch  Sinn  für  Wissenschaft 
und  Kunst  Wohlthäter  des  Rheingaus  geworden  ist.  Es  hat  vielleicht  zu- 
erst den  Wein  lagern  gelehrt.  —  Stift  und  Kirche  St.  Paulus  in  Worms  ^) 
wurden  begründet  von  Bischof  Burkard  I.  1002,  doch  ist  von  dem  ältesten 
Bau  nichts  erhalten;  der  Neubau  des  Chores  erfolgte  am  Anfang  des  13.  Jh., 
zur  selben  Zeit  der  Schiffbau,  etwas  später  die  Vorhalle;  im  J.  1389  war  die 
Kirche  im  Ganzen  vollendet,  Znthaten  erfolgten  im  andern  Jh.  Nach  der  Zer- 
störung im  französischen  Kriege  schritt  man  1707  zum  Neubau  der  Kirche, 
welcher  1716  vollendet  war;  abermals  erfolgte  durch  französische  Vergewaltigung 
1802  die  Aufhebung  des  Stiftes  und  der  Kirche,  welche   1806  Heumagazin 


1)  Becker,  das  Nekrologium  der  vormaligen  PrämonstratenBer-Abtei  Amfttein  an  der 
Lahn.  Bd.  16  d.  Ann.  d.  V.  f.  Nass.  Altertumskunde  u.  Gesch.  Wiesbaden.  VIIJ,  347  S.  — 
2)  Kath.  Bewegung.  17,  54—64.  ->  Koch,  Minoriten  s.  n.  Ki^.  XXIV.  —  3)  Fxxlr. 
Schneider,  Festgabe  zur  ErSfinung  des  Paulus-Museums  zu  Worms  9.  Okt  1881.  Die  St. 
Paulus-Kirche  zu  Worms,  ihr  Bau  und  ihre  Qesch.  Anhang:  Die  Pfarrei  St  Rupert,  «IIq 
Siegel  u.  d.  Inschriften  d.  St.  Paulus-Kirche.     41  S.,  4«'  mit  14  Tafeln. 


Mittelrhein.  Jl,99 

w&r;  jetzt  ist  sie  als  Mnseam  (Paiüas-Museain)  hergestellt  und  1881  diesem 
Zwecke  übergeben  worden.  —  Nach  der  gewöhnlichen  Annahme  ist  die  S. 
Remigiaskirche  in  der  Pfalz  zu  Ingelheim,  die  jetzige  protestantische 
Kirche,  im  13.  Jh.  erbaut  Indessen  sind  in  einer  dortigen  Kirche  schon 
vorher,  z.  B.  948,  grofse  Versammlungen  abgehalten  worden  und  da  von 
dnem  Neu-  oder  Umbau  einer  älteren  Kirche  nirgends  die  Kede  ist,  so  fragt 
es  sich,  ^)  ob  wir  in  der  noch  erhaltenen  Kirche  nicht  die  dhprüngliche  An- 
lage, also  ein  Werk  etwa  der  sächsischen  Kaiserzeit  zu  erblicken  haben;  wo- 
gegen die  Bauart  nicht  zu  sprechen  scheint. 

Die  Burgen^)  des  Mittelalters  am  Mittelrhein  sind  nicht  Nachahmungen 
römischer  Befestigungen,  etwa  der  Wachtürme  des  Limes,  sondern  aus  origi- 
nalen Eingebungen  geflossen,  ursprünglich  Holzbau;  der  von  Karl  d.  Gr. 
eingef&hrte  Steinbau  war  Anfangs  selten;  im  10.  bis  11.  Jh.  opus  incertum, 
mitunter  Guismauem,  seit  dem  12.  Jh.  sorgfältiger  behauene  Steine  in 
horizontaler  Lagerung,  im  13.  Jh.  Quaderbau  und  Anwendung  von  Buckel- 
steinen.*) —  Die  Geschichte  der  Burg  Bödelheim^)  ist  bisher  nur  bis  1276 
zurück  verfolgt,  doch  schon  1150  erscheint  ein  comes  Gerhardus  de  Bedelen- 
heim.  Die  Kappeier  von  Rödelheim  stammen  von  Mühlhausen,  wie  jetzt 
auch  mehrere  Siegel  beweisen.^)  —  Die  Kuine  ^Schlosseck'  bei  Dürkheim 
ist  der  Torso  eines  Profanbaues  aus  älterer  romanischer  Zeit  (Salier,  Anfang 
des  11.  Jh.),*  doch  bestand  hier  schon  eine  menschliche  Niederlassung,  viel- 
leicht von  Flüchtlingen  oder  Militärposten,  seit  Ende  der  römischen  Occu- 
pation.^)  —  Dais  der  Name  Limburg  an  das  römische  lim  es  (limitburg) 
sich  anlehne,  hält  K.  Mehlis'')  aufrecht.  —  Ausgrabungen  auf  dem  Trifels 
ergaben  einige  Ausbeute.^)  —  Die  meisten  oder  gar  alle  älteren  Adelsge- 
schlechter des  vormaligen  Herzogtums  Nassau  sind  abgestorben,  doch  fehlte  es 
bislang  an  einer  Znsammenstellung  derselben  und  ihrer  Wappen.  Eine  solche 
hat  der  vor  zwei  Jahren  verstorbene  Heraldiker  A.  v.  Grafs  in  Wiesbaden 
begonnen;  sein  Material^)  weist  auf:  von  hohem  Adel  49  Familien  und 
216  Wappen;  von  niedrem  Adel  bis  jetzt  (bis  Scharfenstein)  259  Familien 
und  648  Wappen.  —  Ähnliche  Anlagen  wie  die  Burgen  zeigen  die  Dorf- 
befestignngen:  verschiedenartig  geformte  Scharten,  Mauertürme,  Thore  zur 
Verteidigung  mit  mancherlei  Vorrichtungen,  wie  Pechnasen  u.  s.  w.^^) 

Von  den  Städten  unseres  Gebiets  ist  Frank  fürt  ^^)  aus  einer  mero- 
wingiscben  Pfalz  hervorgegangen  (frankono  furd  =  fürt  im  Frankenlande, 
nicht  =  fort  der  Franken),  wird  daon  als  königliche,  seit  dem  Ende  des 
14.  Jh.  als  Reichsstadt  (*des  Königs  und  des  Reiches  Stadt'),  und  erst  seit 
1495  als  freie  Reichsstadt,  wie  die  fraheren  sieben  freien  Städte,  bezeichnet; 
seit  1147  Wahl-,  seit  1562  Krönungsstadt  wird  es  infolge  seiner  städtischen 


1)  £.  WSrner,  KBl.  d.  Q6S.-V.  S.  20  a.  21.  —  2)  W.  Franck,  d.  dtsche.  Burgen- 
bn  m.  beft.  Backncht  auf  d.  Bargen  d.  Groash.  Hessen,  Picks  Mschr.  S.  108—129.  226—257; 
—  T.  Bitgen,  Oleiberg,  s.  o.  S.  125^<^.  —  3)  Vgl.  aach  E.  Radjera  und  K  Grotefend, 
Borg  Milnxenberg,  Frkf.  Mitt  6,  41—44;  54—59.  —  4)  6.  Schenk  y.  Bcliweinsberg, 
ebenda  8.  249  —  251.  —  5)  Ebda.  S.  251.  —  Vgl.  Jahresber.  111,  2,  97^  —  6)  K. 
ICehlis,  Pick»  Mschr.  S.  179  -183.  Vgl.  Jahresber.  n,  2,  132';  III,  2,  105^.  —  7)  Picks 
Usckr.  S.  292 — 294.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  128i<>  —  8)  Picks  Mschr.  S.  353—356.  —  9)  Bearb. 
ton  H.  ▼.  Gockingk  in  Siebniachers  Wappenb.  VI,  1,  2,  3,  4.  —  Liefr.  194,  195,  196, 
JOO.  —  10)  E.  Wörner  u.  M.  Heckmann,  KBl.  d.  Ges.-V.  S.  13—16;  41—42.  Vgl. 
Jtfaiesber.  lU»  2,  94^.  —  11)  L.  Holthof  n.  H.  Grotefend,  Frankfurt  a./M.,  s.  Gesch., 
äeheaswilfiiigkeiten  a.  Verkehrsm.  Festschr.  z.  Gen. -Vers.  d.  Ges. -Voreins  etc.  62  S.  — 
Bttcher  (•.  o.  S.  76^)  kommt  bis  jetst  noch  nicht  anf  F. 


7* 


11,100  XII.    F.  Otto: 

Entwickelung  seit  dem  Ende  des  Mittelalters  die  Stadt  der  Handelsmessen 
nicht  blofs  für  mancherlei  Waren,  sondern  anch  für  den  geistigen  Verkehr, 
schon  im  15.  Jh.  für  den  Buchhandel;  bald  ist  es  für  200  Jahre  der  Mittel- 
punkt desselben.  —  Die  erste  Erwähnung  der  Judengemeinde  in  F.^)  findet  sich 
in  den  Erfurter  Annalen  bei  Gelegenheit  der  Judenschlacht,  die  aber  nicht 
in  das  J.  1240,  sondern  1241  fällt,  wie  zwei  gleichzeitige  und  im  wesent- 
lichen mit  jene»  Quelle  stimmende,  jüdische  Berichte  mit  genauer  Datierung 
beweisen;  der  zweite  enthält  die  147  Namen  der  gemordeten  Juden;  die 
Judenschaft  wohnte  damals  auf  einem  kaiserlichen  Grundstücke  hinter  dem 
Dome,  wo  man  beim  neuen  Archivbau  Bruchstücke  aus  alten  jüdischen  Ge- 
bäuden fand.  —  Auch  die  Folter*)  war  dem  alten  Frankf.  nicht  ganz  unbe- 
kannt, namentlich  die  sog.  Streckleiter  mit  den  Höckerschrauben,  spanischen 
Stiefeln  u.  a.;  bisweilen  drohte  man  nur,  einmal  sogar  mit  der  Todesstrafe 
selbst,  zu  deren  Exekution  aUes  vorbereitet  war,  1492.  —  In  gleicher  Weise 
finden  sich  wenigstens  einige  Spuren  von  Hexenprozessen, ^)  wie  1471,  1494 
und  namentlich  1541.  —  Beispiele  von  Bauernfängern  lieferte  gleichfalls 
schon  am  Ende  des  Mittelalters  (1508,  1515)  dieselbe  Stadt.  ^)  —  Die 
hülsenden  Schwestern  der  h.  Maria  Magdalena,  die  Beuerinnen  oder  Weifs- 
frauen in  Deutschland  werden  gewöhnlich  mit  ähnlichen  Erscheinungen  andrer 
Länder  vermischt.  Sie  haben  1227,  Juni  10,  von  Papst  Gregor  IX.  die  Be- 
stätigung ihrer  Privilegien  erhalten,  an  diese  Bulle  reihen  sich  noch  andre; 
es  sind  ihrer  bis  1250  im  Ganzen  35  und  für  die  Frankfurter  Weifsfrauen 
noch  8  zusammengestellt.^) 

Unter  den  Quellen  allgemeinen  Charakters^)  hängt  das  Geschichts- 
werk des  Matthias  von  Neuenbürg^)  seinem  Ursprung  nach  auf  das 
engste  mit  unserm  Gebiete  zusammen.  Von  dem  Speirer  Notar  Jakob  v. 
Mainz,  dem  M.  seine  Kompilation  mitteilte,  erhielt  er  dessen  annalistiscbe 
Aufzeichnungen  und  benutzte  dieselben  für  die  zweite  Hälfte  seiner  Chronik. 
—  Die  Untersuchungen  über  den  Yf.  des  sogenannten  'chronicon  Mogun- 
tinum',^)  sowie  die  neu  begonnene  Publikation  der  deutschen  Chroniken  der 
Stadt  Mainz  ^)  sind  bereits  an  anderer  Stelle  besprochen.  Die  hohe  Be- 
deutung der  letzteren  wird  im  nächsten  Jahre  im  Zusammenhange  zu  wür- 
digen sein. 

Der  Verein  für  nassauische  Altertumskunde  und  Geschichte  erwarb  das 
Exemplar  des  'Exordium  magnum  ordinis  Cisterciensis',  welches  dem  Kloster 
Eberbach  im  Rheingau,  als  dessen  Abt  sein  Verf.  Conrad  a.  1221  starb,  ge- 
hört hatte  und  wahrscheinlich  die  Original-Handschrift  ist.^^)  —  In  ähnlicher 
Weise  fand  sich  ein  vollständiges  Exemplar  des  ^liber  annalis  seu  chronicoraoi 
anonymi  autoris  ab  initio  mundi  usque  ad  med.  saec.  XIV.'  in  einer  Papierhds. 
der  kgl.  Landesbibliothek  zu  Wiesbaden,  von  der  bisher  nur  Fragmente  be- 
kannt waren;  die  Handschrift  stammt  vielleicht  aus  dem  Kloster  Schönau  im 
Einrieb;  die  letzten  Einträge  sind  aus  den  Jahren  1512  und  1513.^^) 


1)  H.  Grotefend,  Frkf.  Mitt.  6,  60—66.    (Wolf,  Türkensteuer,  «.  o.  Abt  I,  35"».)  — 

2)  Ders.,  ebda.  S.  67—70.  —  3)  Dere.,  ebda.  S.  70—78.  —  4)  Der».,  ebd».  S.  78—84.    

5)  Den.,  ebda.  S.  301—316.  —  Beginen  in  Münzenbarg  8.  u.  S.  125^  —  6)  \iU  b.  Sirid- 
berti  b.  o.  S.  14».  —  Annalen  von  Prüm  b.  o.  S.  25  (ob.)  —  7)  Wiehert,  b.  o.  S.  52»-*. 
—  8)  H.  »eimers  Ausgabe  s.  o.  S.  37*.  —  Com  Will,  über  den  Vf.,  b.  o.  S.  37«.  — 
^)  S.  0.  S.  68»  —  10)  Ref.,  d.  Exord.  magn.  ordinis  Oisterc.  dea  KlosterB  £berb.  im 
Rheingao.  NA.  6,  603 — 605.  —  11)  Sim.  Widmann,  lib.  anna).  b.  chron.  anon.  autoriA 
(Euaeb.  Caesar.  Cat.)  ab  initio  mundi  usque  ad  med.  s.  XI Y.     Ebda.  7,  391 — 395. 


Bayern.  11,101 

Während  von  Einzelarknnden  nur  einige  wenige  behandelt  worden  sind,^) 
ist  das  umfassende  Regestenwerk  über  die  Regierangsbezirke  Koblenz  und 
Trier  wiedernm  nm  einige  Jahrzehnte  gefördert  worden. ') 


xm. 

J.  Mayerhofer. 

Bayern. 

Von  der  ^prähistorischen^)  Karte  Bayerns'  hat  Fr.  Ohlenschlager^) 
drei  weitere  Blätter  erscheinen  lassen:  Ulm  (and  Umgegend  von  Brack  a.  d. 
Amper),  Regensbnrg  und  Ansbach,  sowie  den  Plan  der  Reihengräber  bei 
Nordendorf  und  bei  Langweid.  —  Der  Reihengräberfand  bei  Aaing  am 
Wörthsee  in  Oberbayern  weist  zwei  Arten  Schädel  auf;  während  die  einen 
dolichokephal  sind,  sind  die  andern  brachykephal  und  entsprechen  somit 
genao  den  Schädeln  der  hentigen  Oberbayern.  Da  die  Dolichokephalen  hent- 
zatage  verschwanden,  so  schliefst  der  Yf.^)  mit  dem  Prager  Professor  Bach- 
mann,  die  betreffenden  Schädel  hätten  den  seiner  Zeit  bis  an  den  Inn  sich 
erstreckenden  Alamannen  angehört.  —  Vierlinge)  weist  die  Ringwälle  in 
Bayern,  besonders  die  Honbirg  im  Pegnitzthale,  den  Kelten  and  Germanen 
za.  —  £ine  in  Heidenheim  aufgefundene  Grabstätte  ist  altgermanisch,  "^j 

Die  Reihe  der  Schriften  über  die  historische  Zeit  eröffnen  Fr.  Eberls^) 
fleilsig  gearbeitete  ^Studien  zu  einer  Geschichte  der  zwei  letzten  Agilolfinger'. 
Eberl  sucht  u.  a.  im  Gegensatze  zu  Quitzmann  und  Riezler,  welche  in  den 
Agilolfingem  fränkische  Dynasten  erblicken  wollen,  dieselben  wieder  als  ein- 
heimisches Adelsgeschlecht  neben  den  Huosi,  Drozza,  Fagana,  Hahilinga  und 
Anniona  zu  retten.  —  Von  den  späteren  Herzogen  sind  die  hervorragendsten 
bereits  andern  Orts  besprochen.®)  —  Ant.  Kalcher^®)  giebt  die  Witteis- 
bacher Fürstenurkunden  des  Stadtarchives  Landshut  bis  zum  Erlöschen  der 
Landshuter  Regentenlinie-,  in  den  Abdruck  einzelner  lateinischer  Urkunden 
haben  sich  leider  einige  Fehler  eingeschlichen. 

Für  die  Kirchengeschichte**)    fallen  zuvörderst   die  Arbeiten    von 


1)  SchenkoDg  Pippins  v.  HeriBtal  erwiesen  aus  e.  Mainzer  Urk.  y.  1070.  Vgl.  o.  S.  12*; 
Pipstark.  f.  Mainz  n.  Trier  s.  o.  S.  43^'.  —  2)  A.  Oörz,  Mittelrhein.  Regesten  (ygl.  Jahresber. 
li  2,  140«).  in  (1237—1273).  Nebst  Nachträgen  zum  1.  u.  2.  Teil,  m,  654  S.  —  Jahrg. 
1881  <L  Arcb.  f.  heas.  Gesch.  u.  d.  Qoartalblätter  sind  erst  geg.  Endo  1882  ausgegeben  word/)n 
II-  werden  im  nächsten  J.  besprochen  werden.  —  3)  Hartmann,  Altgerm.  Wohnstätten  s.  n. 
iUp.  XVUL  —  Grabfund  ?.  Kirchheim  a.  d.  Eck  s.  o.  S.  96'.  ' —  4)  Beitrr.  z.  Anthropol. 
B.  Cigesch.  Baieras  Bd.  IV.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  113^.  —  5)  AAZ.  No.  266.  —  6)  Beitrr. 
L  Anthropol.  a.  Urgeech.  Baiems  Bd.  IV.  —  7)  Ausl.  54  No.  41.  —  8)  Progr.  d.  Studienanst. 
Xeobing  a.  D.  1880/81.  67  S.  —  Üb.  Einwanderung  d.  Bayern  (Loserth)  s.  o.  S.  7*.  — 
fisjern  am  Lech  bei  Venantius  Fortunatus  s.  u.  Kapitel  Merowinger.  — 9)  Vogeler,  Otto 
T.  Xordhfliiii,  a.  Jahresber.  lU,  2,  32^.  Hohnstein,  Heinr.  d.  Lowe,  s.  o.  S.  38*.  —  Litt. 
Sb,  Lodw.  d.  Baier  ».  o.  S.  49  f.,  54  ff.  —  10)  Verh.  d.  bist  V.  L  Niederbaiem  Bd.  21. 
—  11)  Bistumegrenzen  y.  Würzbnrg  u.  Augsburg  (Bessert)  s.  o.  S.  92*. 


n,102  Xni    J.  Mayerhofer: 

C.  B.  ßrauiimüller  über  Bonifaz'  Thätigkeit  in  Bayern^)  sowie  über  eine 
Synode  zu  Hegensbnrg  um  796^)  ins  Gewicht.  Derselbe  Historiker  liefs 
auch  seiner  ersten  Serie  von  ^Namhaften  Bayern  im  Kleide  des  hl.  Benedikt' 
eine  zweite  ^)  folgen ,  worin  Abt  Eigil  von  Fulda  und  Bischof  Baturich  von 
Kegensburg  zur  Behandlung  kommen.  —  Hierher  ist  auch  die  Besprechung 
zu  ziehen,  die  Eberl^)  der  Frage  nach  einem  bayerischen  Bistume  Neu- 
burg gelegentlich  angedeihen  läfst 

Zur  bayerischen  Bibliographie  und  Litteraturgeschichte^)  refe- 
rierte J.  Kränzler^  über  die  Incunabeln  der  Kreis-  und  Stadtbibliothek  in 
Augsburg.  —  Von  S.  Kiez  1er  bearbeitet,  liegt  Buch  I— HI  der  'Annales 
ducum  Boiariae'^  als  1.  Hälfte  des  2.  Bandes  der  sämtlichen  Werke  Johann 
Turmairs,  genannt  Aventinus  vor.  Rs  Ausgabe  zeichnet  sich  ans  nicht  nur 
durch  die  Reinheit  des  Textes,  die  durch  sorgsame  Kollation  der  Autographen 
erzielt  wurde*  sondern  auch  durch  Erklärung  der  von  Aventin  häufig  arg 
vcrlatinisierten  Orts-  und  Personennamen  und  durch  den  Nachweis  der  bibli- 
schen, klassischen  und  patristischen  Quellen  Aventins.  Bei  Gelegenheit  dieser 
Avcntinstudien  gelang  es  Riezler^)  eine  von  Aventin  benutzte  aber  seither 
verschollene  Geschichtsquelle,  die  sich  jedenfalls  innerhalb  der  Jahre  737 
— 788  bewegt,  von  einem  bayerischen  Kanzler  'Craontius'  oder  'Kranz\  nach- 
zuweisen. 

Für  die  Ortsgeschichte  zunächst  Altbayems^)  ist  zum  vorigen 
Jahresberichte  nachzutragen  das  'Historische  Alter  der  Diözese  Passau  in 
ihrem  gegenwärtigen  Umfange V^)  ein  Werk,  das  aus  den  gedruckt  vorliegenden 
Quellen  eine  knappe  Geschichte  der  Pfarreien  des  Bistums  liefert.  Die  über- 
eilende Hast,  womit  das  Ganze  gearbeitet  wurde,  sowie  die  Pluralität  der 
jungen  Verfasser  (Zöglinge  des  Klerikalseminars)  lassen  viele  Fehler  erklärlich 
finden,  legen  aber  andererseits  den  Gedanken  nahe,  das  verdienstvolle  Unter- 
nehmen mit  mehr  Mufse,  weiser  Beschränkung  der  Kräfte  und  Heranziehung 
auch  des  archivalischen  Materiales  neuerdings  in  Angriff  zu  nehmen.  —  Die 
^Historischen  Notizen  über  (Kloster)  Vormbach  und  (die  Dynastenburgen) 
Neuburg  am  Inn  und  Hals'  von  H.  HeindH^)  mögen  einfach  registriert  sein. 
—  Die  Geschichte  der  Pfarrei  Obing  giebt  AI.  Kis,**)  Daisenberger  **)  die 
der  Pfarrei  Oberammergau,  deren  Schnitzereien  ihren  Ruf  nicht  erst  von 
heute  haben.  Die  dortigen  kunstreichen  Schnitzer  verstanden  es  schon  im  J. 
1520  4n  einer  Nufsschale  die  Leidensgeschichte  des  Herrn  so  niedlich  und 
kunstvoll  darzustellen,  wie  man  es  sonst  in  Deutschland  und  selbst  in  ganz 
Europa  nicht  finden  wird'.  —  P.  Ben.  Braunmüller  ^*)  berichtet  von  dem 
Denkstein  einer  Kapellenweihe  zu  Metten  i.  J.  1407  und  von  Kloster  Nieder- 
altaichs  Drangsalen  i.  J.  1226.  —  J.  B.  PrechtP'^)  liefert  die  Geschichte 
des  Schlosses  Isareck  bei  Moosburg,   Gg.  Bapp^^)  die   der  Stadt  Amberg 


1)  S.  o.  S.  15>^  -—  2)  Diakon  a.  Abt  Otto  aaf  e.  Spiode  jsa  R.  am  796.  WStB-O. 
II,  1.  S.  118—24.  ^  3)  Progr.  d.  Stadienanat.  Metten  1880/81;  Tgl.  Jahretber.  III,  ^,  106«. 
—  4)  8.  0.  S.  101".  —  5)  Bair.  Ann.  b.  o.  S.  24»».  —  Büdinger,  Otto  y.  Freia.,  a.  o.  8. 
33«.  —  6)  N.  Anz.  f.  Bibliogr.  5.  Hft  ~  7)  München,  Kaiser.  418  S.  —  8)  S.  o.  S.  14>.  — 
Üb.  Ayentin  s.  o.  S.  26^.  —  9)  Begensborger  Annalen  s.  o.  S.  91  (Mitte).  24'^  Freiainger: 
S.  24 1^  Potachia  v.  Regenab.:  Abt.  I,  29<*,  Begnet,  Hezenakten:  Abt  III,  Kap.  XVI.  — 
10)  Passau,  Bucher,  1880,  355  S.  —  11)  Paaaan,  Bacher.  —  12)  Oberbayr.  A.  40,  72 — 
183.  —  13)  Jahreaber.  d.  hiai  V.  f.  Mittelfranken,  1881,  S.  55.  —  14)  WStB-0.  II,  2  ; 
ebda.  U,  1.  S.  99—108.  —  15)  Oberbayr.  A.  40,  87—71.  —  16)  Geachichtl.  Mitt  üb.  d. 
Stadt  A.  n.  ihre  Nachbaratädte,  ni.  bea.  Rückaichtnahme  aaf  deren  Handel  and  Enrerbaqaellefn. 
Amberg,  Uabbel.     49  S. 


Bayern.  11,103 

mit  besonderer  Rücksichtnahme   anf  ihren  Handel  und  ihre  Erwerbsquellen. 

—  P.  Paul  Döllinger^)  teilt  die  Urkunden  des  reizend  an  der  Altmühl 
gelegenen  Marktes  Riedenburg  teils  in  extenso  teils  in  Regesten,  übersichtlich 
nach  den  Stiftungen  ausgeschieden,  mit.  —  Über  die  St.  Andreaskirche,  das 
Katsenhaus  und  das  Paradies  (=  Gottesacker  für  die  Mönche  zunächst)  in 
dtm  Yom  h.  Otto,  Bischöfe  von  Bambeig,  gegründeten  Benediktinerstifte 
Prtfening  bringt  P.  B.  Braunmüller')  Notizen  bei.  —  Aus  Ingolstadt') 
liegt  neben  anderm  bunten  Allerlei  eine  kleine  Geschichte  des  dortigen 
Heil^eistspitales  vor.  — 

Ziemlich  reichhaltig  ist  die  Litteratur  über  Franken.  ^Aus  Frankens 
Vorzeit'  li^en  'kleine  Kulturbilder*  von  Fr.  Lei  st*)  vor.  Die  übrigen 
Schriften  gehen  vdr  nach   den  einzelneu  drei  fränkischen  Provinzen  durch. 

In  Oberfranken  billigt  Ecker mayer^)  den  Gedanken  des  verstorbenen 
Pfarrers  Hirsch,  dafs  der  Name  der  Stadt  Bayreuth  davon  herzuleiten  sei, 
dafe  der  Ort  in  alter  Zeit  eine  'villa  bei  Reut'  gewesen,  welch  letzteres  die 
Bezeichnung  für  die  jetzige  Altenstadt  gewesen  sei.  —  Dagegen  ersieht  H. 
Frh.  Reizen  stein  ^)  Bayreuth  im  heutigen  Altenstadt  selbst,  in  seiner  orts- 
geschichtlich wichtigen  Abhandlung  über  die  'Burggüter  und  Freihäuser  in 
der  Stadt  Bayreuth'.  —  J.  BilabeP)  erzählt  das  Wissenwerteste  von  Schlofs 
nnd  Park  Fantaisie  bei  Bayreuth,  früher  Donndorf  genannt  —  Heinr. 
Weber  bringt  zu  seiner  gelehrten  'Geschichte  der  gelehrten  Schulen  im 
Hochstifte  Bamberg  v.  1007 — 1803'®)  einen  ganzen  Band  Belege^)  als  Bei- 
lagen. —  Ein  nach  Bamberg  gehöriges  Bücherverzeichnis  weist  Dümml er  ^^) 
nach.  —  Die  Untersuchungen  über  die  Briefe  Bischof  Hermanns  von  Bam- 
berg") und  über  die  politische  Thätigkeit  Ottos  ^*)  gehören  der  allgemeinen 
Geschichte  an.  — 

Mittelfranken  betrifft  eine  liebenswürdige  Arbeit  des  Frh.  G.  v.  Krefs, 
die  Geschichte  'von  Gründlach  und  seinen  Besitzern'«-**)  Nach  Grilndlach, 
einem  nur  2  Stunden  von  Nürnberg  entfernten  Pfarr^^^fe,  wurde  i.  J.  1348 
das  1343  von  der  Gräfin  Eunigunde  v.  Orlamünde  gestii^.Cce  Cisterzienserinnen- 
Kioster  Himmelthron  transferiert.  Im  J.  1525  überliefsen  die  letzten  Nonnen, 
von  denen  nur  eine  schreiben  konnte,  das  Kloster  mit  allen  Zugehörungen 
an  das  Almosenamt  der  Stadt  Nürnberg.  Frh.  v.  Krefs  weist  in  dieser  Ab- 
handlung auch  die  Erzählung  vom  Kindermorde  der  Gräfin  v.  Orlamünde 
gebührend  in  das  Gebiet  der  Fabel  zurück.  —  Kerler^*)  bespricht  die  Ver- 
fassungsänderung in  Weifsenburg  im  Nordgau  v.  J.  1377,  wodurch  thatsäch- 
lich  der  äuÜBere  Rat  der  Sechsundzwanzig  das  Übergewicht  über  die  Drei- 
zehner, die  alte  Geschlechterherrschaft,  erlangte.  Die  Sieger,  damit  noch 
nicht  zufrieden,  stürzten  1384  auch  den  nach  dem  Statut  von  1377  ge- 
wählten Rat,  wurden  aber  durch  Spruch  des|  schwäbischen  Städtebunds  am 
8.  Sept  1384  zur  Wiederherstellung  der  Ratsverfassung  von  1377  vermocht. 

—  Bemh.  Hofmann ^s)  fahrt  uns  das  Lebensbild  der  Barbara  v.  Hohen- 
zollern,  Markgräfin  von  Mantua  vor;  geb.  1423  als  Tochter  des  Johann 
(alchymista)  Markgrafen  von  Brandenburg, '[ward  sie  1433  mit  Ludwig  Gon- 


1)  Verh.  d.  hist.  V.  v.  Oberpf.  u.  RegensVg.,  36,  143—271.  —  2)  Ebda.  S.  275—279. 
—  S)  Sammelbl.  d.  hist  V.  f.  Ingolst.  6,  263—327.  —  4)  Würzbarg,  Stahel.  190  S.  — 
^)  A.  1  G.  a.  Altertumakdd.  t.  Oberfr.  15,  46—53.  —  6)  Ebda.  S.  61—114.  —  7)  Ebda, 
a  HS— 124.  —  8)  Jahresber.  m,  2,  107>.  —  9)  44.  Bei.  üb.  Bestand  u.  Wirken  d.  hiBt. 
Y.  a.  Bamberg.  S.  583—782.  —  10)  NA.  6,  (1880),  624  f.  —  11)  Beyer,  b.  o.  29*.  — 
12)  Friedrich,  a.  o.  S.  30».  —  13)  Mitt  d.  V.  f.  Geacb.  d.  Stadt  Nürnberg.  3,  175— 
237-  (I.  Tea)  —  14)  8.  o.  S.  60».  —  15)  41.  Jahreaber.  d.  hiat  V.  f.  Mittelfrank.  S.  1—51. 


n,104  ^XJII-    J-  Mayerhofer. 

zaga,  Erbprinz  v.  Mantna  vermählt  und  führte  als  solche  'ein  Leben,  so 
bewegt  und  gehaltreich,  wie  es  nur  wenigen  Franen  beschieden  ist'.  Papst 
Plus  U.  rühmte  sie  als  'moribos  et  forma  landabilis'  und  wie  sie  nicht  minder 
durch  Klugheit  und  Geistesgröfse  das  ganze  Land  ihres  Gemahles  beherrscht 
habe.  Sie  starb  1481.  —  Dafs  auf  Schlofs  Cadolzburg,  wo  noch  1474  und 
1494  Terenz-  und  Horaz-Hdss.  angefertigt  wurden,  auch  deutsche  Lefsbüche*' 
d.  h.  wohl  Minnesängerlieder,  Helden-  und  Lehrgedichte  vorhanden  waren, 
geht  aus  dem  Testamente  des  1440  verstorbenen  Kurfürsten,  Friedriche  I., 
hervor.  1)  —  Der  Nürnberger  Volkszählung  von  1449  sucht  K.  Bücher*) 
die  Grundlagen  einer  allgemeinen  Bevölkerungsstatistik  des  Mittelalters  abzu- 
gewinnen. —  Lefflad^)  setzt  die  Regesten  der  Bischöfe  von  Eichstädt  fort 
(1297—1303.) 

Aus  Unter  franken  liegen  aufser  kleineren  lokalgeschichtlichen  Ar- 
beiten*) eine  'Entwickelungsgeschichte  der  Stadt  Würzburg' von  J.  A.  0 egg ^) 
vor.  —  Frh.  v.  Bibra^)  behandelt  'das  Burggrafenamt  des  ehemaligen  Hoch- 
stiftes Würzburg',  H.  Lippert^)  die  älteste  Goldmünze  des  HoÄhstifts,  von 
Fürstbischof  Gerh.  v.  Schwarzburg  aus  dem  Ende  des  14.  Jh.  —  Über  Roten- 
burg a.  d.  Tauber,^)  dieses  Juwel  deutscher  Städtebaukunst,  wÄchst  die  Litte- 
ratur  immer  mehr  an.  Allgemeine  Werke  über  die  Stadt  haben  W.  Klein ^) 
und  A.  Merz^®)  geliefert;  Lampert*^)  hat  einen  Aufsatz  über  den  sog. 
Bürgermeister  H.  Toppler  veröffentlicht. 

Aus  Schwaben^')  ist  zu  berichten,  dafs  v.  Steicheles  ^^)  Beschreibung 
des  Bisturas  Augsburg  unermüdlich  und  gründlich  vorwärts  schreitet,  sowie 
dafs  Hoeynck  eine  'Geschichte  des  Franziskanerklosters  in  Kaufbeuren' ^*) 
verfafst  hat.  — 

Alles  gedruckte  einschlägige  Material  hat  Arth.  Kleinschmidt  ^^)  fleifsig 
zusammengetragen,  um  eine  Handelsgeschichte  von  Augsburg  und  Nürnberg 
im  15.  und  16.  Jh.  a^j^hreiben.  Der  Ref.  der  'Allg.  Ztg.' ^®)  darüber  weist 
bei  dieser  Gelegenhe^^  den  Namen  der  bekannten  unglücklichen  Agnes  Per- 
uanerin (t  1435)  aus  dem  Steuerbuche  von  1421  als  einen  in  Augsburg 
wohl  vorkommenden  nach,  wie  auch  die  dem  Ereignis  zeitlich  am  nächsten 
stehenden  Augsburger  Chroniken  alle  die  Arme  als  Augsburgerin  bezeichnen. 


1)  41.  Jahresbor.  d,  hiat  V.  f.  Mittelfr.  S.  56  flf.  —  2)  S.  o.  S.  76«.  —  Memorbuch 
V.  Niirnb.  «.  Abt.  I,  35*.  —  Prozefe  d.  Wettiaer  geg.  d.  Buiggrfh.  v.  N.  ».  o.  S.  59*.  67*. 
--  3)  Eichstädter  Progr.  III,  1.  —  Üb.  Eichst.:  Hodoeporicon  s.  o.  S.  11^.  Rosenkränzer, 
Job.  V.  StraTsb.y  s.  o.  S.  54'.  —  4)  0.  Schnell,  Beitrr.  z.  Qesch.  d.  Marktfleckens  Barg- 
windheim. A.  d.  hist.  V.  V.  ünterfrk.  u.  Aschaffenbg.  25  (1879),  359—444.  —  P.  Dom. 
Gramm  er,  Nachtr.  z.  hist.  Beschr.  d.  Schlosses  d.  Schenken  v.  BoCsborg.  Ebda.  S.  444 — 47. 
—  Schwarzer,  vitae  v.  Ebrach,  s.  o.  S.  32«.  —  5)  Entw.-G.  d.  St  W.  Mit  Bewillig,  d. 
Eigentümers  des  Ms.,  d.  hist.  V.  y.  Untfrk.  u.  Aschaffenb.,  hrsg.  u.  mit  e.  Einl.,  Anm.  u. 
Reg.  versehen  ▼.  A.  Schaf fl er.  ^ürzb.,  Woerl.  480  8.  —  6)  A.  d.  hist  V.  f.  Untfrk.  u. 
Aschaffb.  25  (1879),  257—359.  —  7)  Ebda.  S.  447  ff.  ~  8)  Wenzels  Prozefs  geg.  R.  s.o. 
S.  67'.  —  9)  Roth.  ob.  d.  T.  E.  Kleinod  aus  dtsch.  Vergangenh.  M.  10  Illostr.  (Holzschnittaf.^ 
u.  1  hist.  (lith.)  Plane.  Rotbg.,  Klein,  YH,  288  S.  —  lOy  Rotbg.  in  alter  n.  neuer  Zeit  Mit 
Illustr.  (HolzBchnitttaf.  u.  1  Lichtdruck)  n.  2  (lith.)  Planen.  Ansbach,  Brttgel  Y,  244  S.  — 
11)  Karlsruher  Zg.  No.  5—8.  —  12)  Wyneken,  Ortd.  Schi,  auf  d.  Lechfelde,  s.  o.  S. 
2V.  —  Z.  Ursperger  Chron.  (Giese brecht)  s.  o.  S.  48^.  —  Ursperger  Besitz  (Bau mann) 
8.  o.  S.  93».  —  Üb.  Kl.  Elchingen  (v.  Pflugk-Harttung)  s.  o.  S.  38*  —  Urk.  Hadrians  I.  f. 
Kempten  (773)  a.  o.  S.  11*-»  —  IHe  Kemptener  Ghronik  d.  15.  Jh.  hrsg.  v.  L.  Baumann  (Ale- 
mannia Bd.  9)  ist  e.  sog.  <Lügenchronik'.  —  13)  Ygl.Jahresber.il,  2, 116  (Mitte).  —  30.  HfL 
=  Bd.  lY,  S.  731—832.  Augsb.,  Schmid;  vgl.  o.  S.  92».  —  14)  Mit  bes.  Berücksicht  d.  Zeit 
d.  ehrw.  Crescentia.    Kaufbeuren,  Mayr.    YI,  170  S.  —  15)  S.  o.  S.  61».  —  16)  No.  138. 


Niederrhein.  IL105 


XIV. 
R  Hoeniger. 

Niederrhein. 

Über  den  jährlichen  Zuwachs  an  Altertümern  in  den  Bheinlanden  haben 
wir  erst  einen  Gesamtüberblick  gewonnen,  seitdem  die  redaktionelle  Thätig- 
keit  der  ^Westdeutschen  Zeitschrift'  einen  Sammelpunkt  auch  für  diesen  be- 
deutsamen Zweig  unserer  Studien  geschaffen  hat.  Der  erste  Band  bringt  als 
gnindlegend  eine  ^westdeutsche  Museographie  für  das  Jahr  1881'.^)  Es 
sind  darin  die  vorhandenen  Bestände  in  öffentlichen  und  privaten  Samm- 
longen übersichtlich  gruppiert  und  gleichzeitig  die  Accessionen  des  Jahres 
verzeichnet.  Daneben  bieten  die  fortlaufenden  Fundberichte  in  dem  monat- 
lich erscheinenden  ^Korrespondenzblatt'  derselben  Zeitschrift  dem  rheinischen 
iUertnmsforscher  endlich  statt  mehr  oder  weniger  lückenhafter  Notizen  eine 
systematisch  geordnete  und  vollständige  Zusammenstellung  des  einschlägigen 
üaterials.  Der  überraschende  Umfang  des  Sto&  verbietet  an  dieser  Stelle 
eine  Berücksichtigung  von  Einzelmomenten.  Es  mag  der  Hinweis  genügen, 
dars  für  das  hier  in  Betracht  kommende  Gebiet  des  Niederrheins  25  ver- 
schiedene Institute  und  Sammlungen  aufgeführt  sind.  In  gleicher  Weise  ist 
der  archiTalische  und  bibliographische  Stoff  mit  gewissenhaftester  Sorgfalt 
and  anendlicher  Liebe  zusammengetragen,  und  dem  Ref.  in  der  Bibliographie 
f^  1881  *)  eine  sichere  Grundlage  gegeben. 

Im  allgemeinen  sind  zunächst  drei  neue  periodische  Publikationen  zu 
nennen,  die  das  J.  1881  geboren  hat.  Für  Duisburg')  hat  eine  historische 
Kommission  der  Stadt  die  Mitteilung  des  Quellenmaterials  in  Angriff  ge- 
nommen. In  Essen  liefert  ein  ^historischer  Verein  ftlr  Stadt  und  Stift 
Essen' ^)  das  Muster  einer  lokalen  Zeitschrift,  die  in  weiser  Beschränkung 
onter  AusschluTs  weiterer  Fragen  lediglich  örtliche  Interessen  vertritt.  Dilet- 
tantischer in  Form  und  Inhalt  giebt  sich  die  'Monatsschrift  des  Vereins  für 
Geschichte  und  Altertumskunde  von  Düsseldorf  und  Umgegend.' 

Einen  vollständigen  Umsohwung  dürften  wir  von  der  im  J.  1881  kon- 
stitaierten  Gesellschaft  für  Bheiuische  Geschichtskunde  erwarten. 
Das  Programm^)  derselben  trägt  zum  erstenmal  grofse  leitende  Gesichts- 
punkte in  die  bislang  arg  zersplitterte  Bethätigung  der  rheinischen  Lokal- 
forscher.  —  Seit  Ende  1880  hat  E.  Höhlbaum  die  Leitung  des  Kölner 
Stadtarchivs  übernommen.  Damit  ist  die  sichere  Hoffnung  gewonnen,  dafs 
dem  chaoüschen  Zustand^)  dieses  Instituts  und  seiner  reichen  zum  grofseu 
Teil  noch  unbekannten  Schätze  ein  Ende  bereitet  wird. 


1)  Wettdeatache  Z.  f.  Gesch.  and  Kunst,  hrsg.  y.  F.  Hettner  und  K.  Lamprecht 
iWeitd.  Z.).  L  Trier  1882.  S.  258  u.  517.  —  2)  Ebda.  I,  88.  —  3)  Beitrr.  tot  G.  d.  Stadt 
D-  (Dnisb.  Beitrr.)  •—  4)  Beitrr.  z.  G.  ▼.  Stadt  and  Stift  E.  (Essener  Beitrr.)  —  5)  Denk- 
•«br.  fiber  d.  Aufgaben  d.  Ges.  f.  Rhein.  Geschichtsknnde,  Köln.  —  6)  Vgl.  Westd.  Z.  1  (1882), 
^06  0.  Hdhlbanm,  Üb.  Ait^iTe,  tot  Orientierung.  Mitt.  aus  d.  Stadtarcb.  r.  KSln,  1  (1882), 
1-18. 


n,106  XIV.    B.  Hoeniger: 

Die  Wirkungen  dieser  neaen  Momente  setzen  allerdings  erst  seit  1882 
erkenntlich  ein,  und  niit  einer  gewissen  Resignation  verzeichnen  wir  die  zer- 
streuten Beiträge  des  Jahres  1881  zur  Greschichte  des  Niederrheins. 

Mit  sichtlicher  Yorliehe  ist  die  römische  Zeit  unseres  Gehietes  be- 
handelt, nur  vereinzelt  erstreckt  sich  die  Forschung  auch  auf  die  früh- 
fränkische.  Periode,  unter  Anerkennung  der  sachkundigen  Berichterstattung 
WolffB^)  über  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  des  Deutzer  Gastrums 
wendet  sich  Dttntzer^)  gegen  einige  geschichtliche  Erörterungen  und  Schlflsse. 
Nach  seiner  Ausführung  ist  D.  als  Brückenkopf  nicht  vor  Konstantin  zu 
erweisen.  Sowohl  die  beiden  Cäsarischen,  wie  die  bei  Strabo  erwähnte  Brücke 
vom  J.  19  sind  im  Gebiete  der  Trevirer,  nicht  bei  Köln  geschlagen.  Die 
in  Deutz  gefundenen  Stempel  der  leg.  YIII  Aug.  und  der  leg.  XXn  C(onstan). 
y(ictoria)  müssen  nicht  notwendig  aus  dem  1.  Jh.  stammen.  Bezüglich  des 
Standorts  der  ara  Ubiorum^)  polemisiert  J.  Schwann^)  in  sehr  erregtem 
Tone  gegen  Düntzer. 

Besonders  eifrig  sind  die  Nachforschungen  über  die  Bömerstrafsen  von 
J.  Schneider*)  fortgeführt,  welcher  allmählich  ein  immer  dichter  ver- 
flochtenes Netz  römischer  Heer-  und  Verkehrswege  in  den  Rheinlanden  er- 
mittelt, ohne  dafs  die  Kritik  mit  bereitwilliger  Anerkennung  diesen  Resultaten 
nachfolgen  kann.  Ein  Kartenbild  läfst  z.  B.  in  16  gleichwertigen  Linien 
'Römerstrafsen'  in  Köln  und  Deutz  zusammenlaufen.^)  In  lyohlthuendem 
Gegensatz  dazu  berühren  die  wertvollen  Untersuchungen  v.  Veiths*^)  über 
das  Römerlager  bei  Xanten.  Nach  seiner  wohlbegründeten  Ansicht  haben 
die  Römer,  zumal  auf  dem  rechten  Rheinufer,  'weder  Zeit  noch  Veranlassung 
gehabt,  für  die  Germanen  ein  ganzes  System  durchgehender  LandstraOsen 
und  Wege  zu  bauen'.  Sehr  beachtenswert  sind  v.  Vs.  Angaben  über  die 
Verproviantierung  der  römischen  Truppen  durch  den  Schiffsverkehr^)  und  die 
Bedeutung  der  Wasserwege  für  die  römischen  Kriegsoperationen  gegen  Ger- 
manien. 

Zur  sprachlichen  Erforschung  der  Orts-  und  Volksnamen  liefert  K.  Ohr  ist^) 
einige  Beiträge.  Eine  Verwertung  antiquarischen  Materials  für  die  Lokal- 
geschichte Duisburgs  in  römischer  und  frühfränkischer  Zeit  giebt  das  1.  Heft 
der  Duisburger  Beiträge.  ^^)  Vorausgeschickt  sind  Fundberichte  bis  1845 
zurückreichend    und   eine    Beschreibui^   des   Grabhügelfeldes   bei  D.    sowie 


1)  8.  JahrOBber.  IH,  2,  113^*.  —  2)  D.  Romerbrücke  zwiach.  Köln  u.  D.  Picks  MSdir.  7« 
357—379.  —  3)  S.  Jahresber.  HI,  2,  llBi^'^^.  —  4)  Wo  war  d.  Lager  d.  1.  u.  20.  Legion  s.  Z. 
des  Germaniciu.  Bonn,  Hanstein,  37  S.  Vgl.  dazn:  Düntzer,  Picks  MSchr.  7,  530.  — 
—  5)  S.  Jahresber.  III,  2,  113^  ^  In  d.  Gebiet  d.  Kiederrh.  fallen  diesmal  J.  Schneider, 
D.  röm.  Heer^  a.  Handelsweg  vom  Rhein  nach  d.  Wesermlindang.  Picks  MSchr.  7,  41-^50 ; 
Xanten,  ebda.  87 — 90,  324'— 333,  380—391 ;  Bdmerstralsen  in  d.  Umgehung  v.  Köln  u.  Deuts. 
Ebda.  280 — 283 ;  D.  rSm.  Militärstrafsen  d.  linken  Rheinnfers  (Xanten-Nymwegen)  Bonner  Jbb. 
72,  54;  —  G.  v.  Hirschfeld,  Gesch.  n.  Topographie  d.  Rheins  n.  seiner  Ufer  t.  Mainz 
bis  Holland  mit  bes.  Berücksichtigung  d.  Römerzeit.  Picks  MSchr.  7,  400—482.  —  6)  Picka 
MSchr.  7,  280.  —  7)  Vetera  Castra,  s.  o.  S.  4*.  —  Deppe,  röm.  Rachekrieg,  s.  o.  S.  3*^*. 
Von  geringerem  Werte  sind:  Saalfeld,  Jnl.  Cäsar,  sein  Verhalten  gegen  die  gallischen 
Stamme  rom  Standpunkt  der  Ethik  etc.  HaDnover,  u.  Pfitzner,  Gesch.  der  röm.  Kaiaer- 
legionen  von  Angastas  bis  Hadrian.  Leipzig,  Tenbner.  Vgl.  DLZ.  Sp.  394.  1922.  — 
8)  Rom.  Flotte  s.  o.  S.  3^».  —  9)  D.  Lippegegenden  n.  Aliso.  Picks  MSchr.  7,  185 — 216. 
Vgl.  Fr.  Hülsenbeck,  Zar  Aliso-Frage.  Ebda  S.  564—569;  —  E.  Christ,  d.  Kamen  d. 
Alam.  etc.,  s.  o.  S.  5*.  —  10)  H.  Genthe,  Duisbarger  Alierfhümer.  £.  Beitr.  z.  Gesch.  d. 
Stadt  D.  u.  z.  prähist.  Karte  Deatschlands.     Progr.  No.  377,   73  S.,  3  Taf. 


Niederrhein.  11,107 

anderweiter  Gr&berfande  auf  städtischem  Terrain.  Mooren  i)  will  nach- 
weisen, dafs  die  vielen  kleinen  Gmndherrschaften  und  Gerichte  an  der 
Römerstrafse  zwischen  Mors  und  Xanten  auf  römische  Ansiedelung  schliefsen 
lassen,  während  die  Urbevölkening  der  Menapier  in  die  westlich  gelegenen 
Striche,  einst  das  Bnchholz  genannt,  znrttckgedrängt  sei. 

Fflr  die  eigentlich  mittelalterliche  Forschung  kommt  zunächst  das 
Quellenmaterial  in  Betracht  Ton  den  yorhandenen  grOüseren  Urkunden- 
werken  zur  engeren  Geschichte  des  hier  behandelten  Gebietes  entspricht 
etwa  mit  Ausnahme  Lacomblets,  nicht  ein  einziges  Men  Forderungen  der  Wissen- 
schaft, denen  beute  zu  folgen  ist,  in  vollem  Mafse;    man  vermifst  an  ihnen 
die  Korrektheit  der  Texte,  die  Grttndlichkeit  und  Planmäfsigkeit  der  Anord- 
nung, überhaupt  die  Akribie,  ohne  welche  das  Urkundenmaterial  sich  nicht 
mit  Erfolg  darzubieten  vermag'.';     Das  J.  1881  hat  daran  nichts  geändert. 
Aber   es   regt  sich  doch  allseitig,    um  dem  beklagten  Stande    der  Quellen- 
editionen abzuhelfen.    Lorsch 3)  entwickelt  den  Plan  der  Herausgabe  eines 
Urkundenbuchs  ftir  die  Städte  Aachen  und  Burtscheid,  und  rechtfertigt  diese 
Zusammenfassung  durch  die  enge  Verbindung  und  die  gemeinsamen  Schick- 
sale   der    beiden  Nachbarorte.     In  gleicher  Weise  ist  die  Herausgabe  eines 
Essener  Urkundenbuchs,  sowie  die  Bearbeitung  des  Zunftr  und  Innungswesens 
der  Stadt  proklamiert.^)    Für  Duisburg  ist   ähnliches   in  Aussicht  gestellt, 
und  über   die  Lösung   der  grofsen  Aufgaben,    welche    von   der  Rheinischen 
Geschichtsgesellschaft  in  Angriff  genommen  sind,  giebt  der  erste  Jahresbericht 
erfreuliche  Auskunft.^)     Vor  der  Hand  wird  der  archivalische  Stoff  noch  in 
bomdopathischen    Dosen   an    verschiedenen    Stellen    mitgeteilt.     Relativ   ge- 
schlossene Komplexe,   wie    sie  z.  B.   Cardauns^)   mit   bekannter  Sorg&lt 
aus  der  Bibliothek  der  vereinigten  Kölner  Gymnasien  mitteilt,  bleiben  sicher- 
lich   immer   dankenswert    Mit   gutem  Rechte   bilden   die   lokalen  Vereins- 
sehriften  einen  Sammelpunkt  für  derartig  versprengte  Einzelurkunden.    Aber 
irgend  eine  organische  Zusammenfassung  liefse  sich  doch  ohne  Mühe  durch- 
fuhren.    So  geht  es,  um  ein  Beispiel  zu  erwähnen,  doch  entschieden  zu  weit, 
wenn  in  einer  Zeitschrift  regelmäfsig  da,  wo  der  Text  eines  Aufsatzes  nicht 
ausreicht,  um  das  Blatt  zu  füllen,  die  leer  bleibende  Seite  für  den  Abdruck 
einer  beliebigen  Urkunde  benutzt  wird,  damit  der  nächste  Aufsatz  mit  einem 
neuen  Blatte  anfange.     Diese  disjecta  membra,  nur  nach  den  Erfordernissen 
der  räumlichen  Druckanordnung  und  ohne  Rücksicht  auf  Zugehörigkeit  nach 
Zeit   oder   Inhalt  gewählt,   sind  hier  schwerlich   am  richtigen  Platz.     Noch 
schlimmer  steht  es  mit  dem,  was  dilettantische  Liebhaberei  dem  Zufall  abge- 
winnt.     Einstweilen    müssen    wir    darauf    verzichten,    ein    Repertorium    für 
solche  Einzelurkunden  anzulegen.    —    Hier  sei  noch  erwähnt,   dafs  in  den 
Jahren    1875  — 1881    der   Urkundenvorrat  von  Düren  durch    den    dortigen 
Bürgermeister  Werners  im  Anhang   der  jedesmaligen   Yerwaltungsberichte 
publiziert   ist.      Ein  jeden&lls   seltenes  Unternehmen.     Mit    der  5.  Folge  ^) 
ist   die   Sammlnng    abgeschlossen.     Dieselbe  bringt  als  einzige  Nummer  die 


1)  Über  d.  Xachkommenachaft  d.  ersten  Anaiedler  in  d.  unteren  Rheingegend.  Ann. 
d.  bist  V.  f.  d.  Ndrh.  36,  1—11.  —  2)  Denkschr.  üb.  d.  Aufg.  d.  Rhein.  Gei.  §.  7.  — 
S)  Z.  d.  Aachoner  6eBch.-Y.  (Aach.  Z.)  3,  S.  IX.  —  4)  Estener  Beitrr.  Hft  4,  5^10.  — 
0)  Köln,  Dunopt  —  6)  Aach.  Z.  3,  219-239.  20  Urkk.  d.  Xm.  Jh.;  wichtig  ftbr  d.  Jfilich- 
Aachener  Gesch.  —  7)  Urkk.  d.  Stadtarchiya  zu  D.  5.  Folge.  Anh.  z.  stadt  Verwaltangaber. 
t  ISSO— 81.     4». 


n,108  .  ^rV    R.  Hoeniger: 

aus  dem  Nachlasse  des  Prof.  Floss  für  Düren  erworbene  Urkunde  Karls  des 
Dicken  von  887  Sept.  21  (No.  94  der  ganzen  Wemerschen  Sammlung).^) 

Die  erzählende  Überlieferung')  liegt  nach  Ausweis  der  vortrefflichen 
Zusammenstellung  Goeckes')  fast  durchweg  in  brauchbaren  Editionen  vor. 
Eine  überaus  wertvolle  Bereicherung,  die  auch  hier  zu  erwähnen  ist,  be^ 
zeichnet  die  neue  Herausgabe  der  Schriften  des  gewandten  Presbyters  zu 
Poitiers.  Es  sind  zunächst  die  1 1  Bücher  der  carmina  und  die  vita  s.  Mar- 
tini meist  nach  Hdss.  des  8. — 10.  Jh.  mitgeteilt.^)  Über  eine  deutsche 
Kölner  Kaiserchronik  mit  lokaler  Färbung,  auf  welche  er  schon  in  Bd.  I. 
der  Chroniken  hingewiesen  hatte,  macht  Cardauns<>)  genauere  Mitteilungen. 

In  Betreff  der  darstellenden  Werke  mufs  für  die  ältere  Zeit 
unseres  Gebietes  auf  die  an  anderer  Stelle  besprochenen  rechtshistorischen 
Forschungen  hingewiesen  werden.^)  Die  geschichtlichen  Arbeiten  wenden  aich 
der  Mehrzahl  nach  dem  städtischen  Leben  zu.  Nur  vereinzelt  haben  die  Ver- 
hältnisse des  platten  Landes  Berücksichtigung  gefunden.  Hervorzuheben  sind 
in  dieser  Richtung  zwei  Arbeiten  W.  Grevels.  Die  erste '^)  behandelt  die 
Entwickelnng  des  ursprünglich  freien  Gerichtes  des  Oberhofes  Rellinghausen 
unter  dem  Einflufs  des  Essener  Frauenklosters,  die  zweite^)  giebt  an  der 
Hand  der  Urkunden  und  Heberegister  eine  namentlich  wirtschaftsgeschicht- 
lich recht  interessante  Geschichte  des  Oberhofes  Ehrenzell  und  ein  Verzeichnis 
der  dem  Hofe  zugehörigen  57  Unterhöfe.  Eine  für  die  Bildung  der  Terri- 
torialverfassung und  -Verwaltung  in  hohem  Grade  wertvoUe  Untersuchung 
bietet  eine  Darstellung  der  Jülichschen  Ämter, ^j  die  bis  auf  ihren  Ursprung 
zurückverfolgt  werden.  Der  erste  Teil  dieser  Monographie  (1874)  behandelte 
die  alten  Ämter  der  Grafschaft,  während  der  zweite  sich  mit  den  nach  der 
Erhebung  zum  Herzogtum  hinzugekommenen  beschäftigt. 

In  jedem  Jahre  haben  wir  eine  Anzahl  genealogischer  Forschungen 
für  den  althistorischen  Boden  der  Rheinlande  zu  verzeichnen.  Diesmal  giebt 
W.  Harless^®)  eine  Skizze  der  Geschichte  des  mit  den  Edlen  Herren  von 
Hardenberg,  Rennenberg  u.  a.  m.  stammverwandten  Dynastengeschlechtes  derer 
v.  Hückeswagen,  von  ihrem  frühesten  Auftreten  in  H.  und  am  Sieben- 
gebirge im  12.  und  13.  Jh.  bis  zur  Übersiedelung  des  Geschlechts  nach 
Mähren  und  seinem  Aussterben  daselbst  zu  Anfang  des  14.  Jh.  unter  gleich- 
zeitiger Berücksichtigung  der  ältesten  Verhältnisse  des  Hofes  und  der  Herr- 
schaft H.  nebst  Umgegend.  Ausführlich  ist  die  Geschichte  der  Edlen  v. 
Lülsdorf,  eines  der  ältesten  Vasallengeschlechter  des  Grafenhauses  von  Berg 
behandelt.  ^1)  Sehr  sorgfältige  Zusammenstellungen  bringt  der  zweite  Band  der 
Geschichte  der  Familie  Merode.^^)  Äbtissin  Sophie  v.  Essen  und  Abt  Kob- 
rad  von  Werden  sind  durch  Münzen  und  Urkunden  von  1461  und  1475 
als  Geschwister  aus  dem  Hause  der  Grafen  v.  Gleichen  erwiesen.  ^3) 


1)  Fapstark.  f.  Köln  s.  o.  S.  43^".  —  2)  Abtskataloge  ans  St  Martin,  Werden  s.  o.  S.  9 
(unten),  Vitae  S.  Liudgeri  s.  o.  S.  10—11,  Vita  S.  Wülebrordi  a.  o.  S.  11  (Mitte);  üb.  S. 
Gereon  in  Köln  s.  o.  S.  25^.  S.  Victor  zu  Xanten  s.  o.  S.  25  (ob.).  —  3)  Gedruckte  Rheinischo 
Chroniken  n.  s.  w.  (bis  1500).  Anhang  d.  Denkschr.  über  d.  Anfg.  d.  Rh.  Geschichteges. 
S.  43— 51.  —  4)  Fr.  Leo,  Venantii  Honori  Glementiani  Fortunati  opera.  Mon.  Germ.  Aoctorea 
antiq.  IV,  1.  4».  —  Vgl.  jedoch  Hahn  MHL.  10,  (1882),  23—29.  —  5)  S.  o.  S.  43»,  51». 

—  6)  R.  Schröder  s.  o.  S.  71*-*.  —  Aus  d.  polit.  Gesch.  Tgl.  Flofs  o  S.  16".  —  7)  Ewener 
Boitrr.  Hft.  1  u.  2, 15—45,  kl.  8«.  —  8)  Ebda.  Hft.  3.  —  9)  W.  Gr.  ▼.  Mirbach,  Zur  Terri- 
torialgOBch.  d.  Herzogtums  Jülich  I.  Düren,  1874.  JI.  Düsseid.,  1881.  i^.  —  10)  £.  Kapitel 
Y.  d.  Edlen  Herren  u.  Grafen  v.  Hückeswagen.  Festgabe  für  Crecelius  (s.  o.  S.  29^.  S.  159 — 170. 

—  11)  G.  Y.  Lülsdorf,  Genealog.  Forschungen  üb.  d.  Edlen  y.  L.    Engelski ii2hen,  Schallert. 

—  12)  E.  Richardson,  Gesch.  d.  Farn.  M.  Bd.  L  Prag,  Dorainicus,  1877,  XII,  247  S. 
Bd.  U.  ebda.  1881,  VI,  495  S.  —  13)  A.  Düning  s.  u.  S.  129>. 


Niederrhoin.  11,109 

Von  groEsem  Interesse  für  die  Beorteilang  der  früheren  kommerziellen 
Stellung  Duisburgs  ist  Genthes^)  Nachweis,  dafs  die  Stadt  im  Mittelalter 
durch  einen  Rheinarm  über  eine  direkte  Wasserstradse  verfügte,  die  bis  um 
die  Wende  des  15.  Jh.  benutzbar  war,  dann  aber  infolge  von  Stromver- 
änderungen  des  Rheines  verloren  ging  und  erst  im  letzten  Drittel  des  16.  Jh. 
durch  einen  Graben  oder  Kanal  dürftig  wieder  ersetzt  wurde.  Für  dieselbe 
Stadt  haben  wir  eine  sorgfältige  Untersuchung  über  die  daselbst  vom  11. 
bis  13.  Jh.  befindliche  kaiserliche  Münze')  erhalten.  Es  sind  damit  neben 
der  Repertorisierung  der  vorhandenen  Altertümer^)  die  nicht  direkt  archi- 
valischen  Quellen  für  die  Älteste  Geschichte  der  Stadt  erschöpfend  und  über- 
sichtlich zusammengestellt,  und  sicherlich  ist  es  ein  anerkennenswertes  syste- 
matisches Verfahren,  dieses  Material  einer  bevorstehenden  Edition  der  urkund- 
lichen Überlieferung  des  städtischen  Archivs  vorauszuschicken.  Nach  Angabe 
der  Einleitung  beginnt  letztere  mit  dem  J.  1129.  Abweichend  davon  giebt 
E.  Friedländer^)  als  zeitlichen  Ausgangspunkt  der  städtischen  Urkunden 
das  J.  1314  an,  und  druckt  von  da  bis  zum  J.  1592  35  Diplome  von  engstem 
lokalgeschichtlichen  Interesse  ab. 

In  die  alte  Kaiserstadt  Aachen  führen  uns  Kessels  und  Rhoens^j 
eingehende  Forschungen  über  die  karolingische  Pfalz,  die  sich  später  auch 
auf  die  Pfalzkapelle  (das  Münster)  und  die  Wohnung  des  Kaisers,  wie  die 
sonstigen  Teile  der  Pfalz  ausdehnen  sollen.  Der  vorliegende  Aufeatz  bietet 
mehr,  als  der  Titel  sagt,  er  spricht  zunächst  vom  römischen  Aachen,  dann 
von  der  merowingischen  Pfalz  und  der  kirchlichen  Kultur  der  fränkischen 
Zeit,  dann  von  Karls  d.  G.  EinfiuTs  auf  die  rheinische  Architekturentwickelung 
nnd  giebt  zuletzt  eine  architektonisch -historische  Beschreibung  des  grofsen 
Beichssaales  der  Pfalz,  der  sich  eine  Geschichte  desselben  bis  zu  seinem  Ver- 
fall im  12.  und  13.  Jh.  anschliefst  Zwei  beigegebene  Grundrisse  des 
Reichssaals  erhöhen  die  Anschaulichkeit  der  DarsteUnng.  —  Ein  Lichtdruck- 
bild macht  uns  mit  einem  Marmorsarkophag  römischen  Ursprungs  bekannt, 
der  im  Münster  zu  A.  auf  der  Empore  der  Kreuzkapelle  unter  dem  Namen 
des  Proserpinakastens  gezeigt  wird.  Fr.  Bern  dt  ^)  hält  denselben  für  den 
eigentlichen  Sarg  Karls  d.  G.,  in  welchem  sein  Leichnam  von  der  Bestattung 
bis  zur  Erbebung  durch  Kaiser  Friedrich  I.  im  J.  1165  im  Grabe  geruht  habe. 

Eine  grofse  Anzahl  von  Untersuchungen  schliefsen  an  die  Geschichte  des 
Erzbistums  und  der  hervorragendsten  Stadt  unseres  Gebietes  an. 
Die  Regierungszeit  Erzb.  Arnolds  II.  (1151 — 1156)  behandelt  eine  Jenenser 
Dissertation  ^)  hauptsächlich  vom  Standpunkte  der  Reichsgeschichte,  in  welcher 
A.  schon  vor  seiner  Wahl  auf  den  Kölner  Stuhl  eine  RoUe  spielte.  Hier 
interessieren  einige  persönliche  Züge,  die  mit  Geschick  aus  seinem  Briefwechsel 
mit  Wibald  von  Stablo  zur  Charakterisierung  des  Kirchenfürsten  herausgegriffen 
sind.  Was  über  seine  territoriale  Politik  beigebracht  wird,  geht  nirgend  über 
eine  äußerliche  Aneinanderreihung  bekannter  Urkunden  hinaus,  die  Schilderung 
seines  Verhältnisses  zu  der  aufstrebenden  Kölner  Bürgerschaft  beschränkt 
sich  auf  die  leider  unzutreffende  Interpretation  einer  schiedsrichterlichen  Ent^ 
Scheidung.  —  Die  Abfassungszeit  des  deutschen  Kölner  Dienstrechts,  welche 
der  Exkurs  einer  Tübinger  Dissertation®)  zu  bestimmen   sucht,    werden   wir 


1)  Dui«b.  Beitrr.  S.  65—73.  —  2)  F.  Banmbach,  D.  UuiBburger  Mttnxen.  Ebda.  — 
*A)  S.  0.  S.  105^.  —  4)  Urkundl.  Beitrr.  s.  Gesch.  y.  Rheinland  u.  YfwtL  Picks  MSchr.  7, 
4S7-500.  —  o>  Vgl.  jedoch  üb.  dieselben  o.  S.  16«.  —  6)  S.  o.  S.  16^  —  7)  F.  K ersten, 
Anold  T.  Wi£d.     BerUn,  Engelhardt  ~  8)  K.  Lindt,  s.  o.  S.  40>. 


n,110  XIV.   E.  Hoeniger; 

im  Znsammenhange  mit  Frensdorffs  inzwischen  erschienenen  Untersnchongen 
im  nächsten  Jahre  zu  besprechen  haben. 

Die  zusammenhängende  Darstellung  der  kölnischen  Verfassungsgeschichte 
ist  von  einem  Franzosen^)  versucht.  Wir  wollen  das  Bemühen  des  in 
der  deutschen  Geschichte  gut  bewanderten  ^)  Verfassers  gern  anerkennen,  sich 
an  der  Lösung  der  schwierigen  Probleme,  welche  die  deutsche  Städt^eschichte 
bietet,  zu  beteiligen;  aber  er  kennt  von  der  einschlägigen  Litteratur  nur 
Hegel,  auf  den  er  sich  einseitig  stützt^  seine  Daten  und  lokaltopographischen 
Angaben  sind  nicht  genau,  und  kontroverse  Fragen  sind  einfiftch  mit  Still- 
schweigen übergangen.  —  Vortrefflich  ist  dagegen  eine  Schweizer  Abhandlung,^) 
die  allerdings  nur  zum  Teil  hierhergehört.  Sie  beschäftigt  sich  mit  der 
Cbertragung  des  kölnischen  Rechtes  aaf  Freibnrg  (1120),  welche  als 
realiter  geschehen  in  Abrede  gestellt  und  nur  als  Trogrammpunkt'  bei  der 
Gründung  der  Stadt  anerkannt  wird.  Eine  wesentliche  Stütze  für  den  Be- 
weis ist  die  Voraussetzung,  dals  für  irgend  welchen  politischen  oder  so- 
cialen Zusammenhang  Freiburgs  mit  Köln  keine  Spur  vorliegt  Aber 
es  ergeben  sich  für  das  12.  Jh.  aus  anedierten  Quellen,  die  dem  Femer- 
stehenden  nicht  bekannt  sein  konnten,  deutliche  Beziehungen  zwischen 
den  beiden  Städten.  Steht  demnach  eine  endgültige  Entscheidung  noch 
aus,  so  trägt  die  überaus  sorgföltige  Arbeit,  welche  die  Differenzpunkte 
in  dieser  Frage  prfUFt,  sehr  wesentlich  zur  Klärung  bei.  —  Ein  eng- 
lischer Aufsatz  *)  bespricht  auf  Grund  der  stadtkölnischen  Quellen  den 
ältesten  englisch -deutschen  Handelsverkehr,  in  welchem  die  überragende 
Bedeutung  Kölns  so  unzweifelhaft  zu  Tage  tritt.  Die  Ergebnisse  der  Unter- 
suchung sind  von  kompetenter  Seite  nachgeprüft  und  nur  in  Einzelheiten 
bestätigt.  ^) 

Für  die  Lokalgeschichte  Kölns  ist  eine  wesentliche  Bereicherung  zu 
verzeichnen.  Die  alte  Tradition,  welche  dem  Erzb.  Philipp  von  Heinsberg 
(1167  — 1191)  den  Bau  der  kölnischen  Befestigungswerke  zuschreibt,  ist 
durch  eine  präcise  Beweisführung  ^)  dahin  richtig  gestellt,  dafs  nur  Wall 
und  Graben  aus  seiner  Zeit  stammen,  die  Mauern  und  Thorburgen  aber  erst 
im  Anfang  des  13.  Jh.  entstanden  sind.  —  Die  ältesten  Ansichten  von 
Köln^)  stammen  aus  dem  15.  Jh.  und  dienen  zunächst  nur  als  landschaftliche 
Staffage,  wie  z.  B.  die  älteste  aus  der  Schule  des  Meisters  Wilhelm  nur  den 
Hintergrund  zum  Martyrium  der  h.  Ursula  bildet  Die  in  der  Schedeischen 
Chronik  beruht  meist  auf  Phantasie.  Eine  richtigere  Zeichnung  der  Details 
zeigt  Antons  v.  Worms  Kolossalpanorama  v.  1530.  Nach  der  Münsterschen 
Kosmographie  bezeichnet  das  Auftreten  Mercators  einen  grofsen  Fortschritt, 
dessen  kunstvolle  noch  vorhandene  Ansicht  1570  auf  Anregung  des  Rates 
entstand.    Der  erste  geometrische  Plan  ist  von  1620.  — 

Eine  zahUose  Litteratur  ist  durch  Vollendung  des  Kölner  Domes  im 
Herbst  1880  ins  Leben  gerufen  worden.^)      Durch   1881   spürt  man  noch 


1)  K.  £.  Charv^riat,  itade  bot  Thisi  de  la  constitation  de  Cologne  au  moyen  fige,  lae 
&  Tac.  d.  BcieoceB  etc.  de  Lyon.  Lyon,  Abboc.  typograph.  —  2)  S.  Abt  III,  7*.  8^.  — 
3)  £.  Haber,  D.  kolniBche  Recht  in  den  zShringiBchen  Städten.  Acad.  Antrittarede.  Base), 
Riehm.  —  4)  Tr.  TwIbb,  on  the  early  charters  granted  by  the  kings  of  England  to  tl&e 
merchantB  of  Cologne.  London,  Clowes.  —  5)  K.  Höhlbaum,  Kölns  älteste  HandelspriTi- 
legien  f.  England.  HanB.  GBU.  Jahrg.  1880.  S.  41  —  50.  —  6)  6.  Eckerts,  D.  Alter  d. 
jetzt  zum  Abbrach  kommenden  Mauern  und  Thorbargen  der  Stedt  Köln  in:  Festgabe  fUr 
Crecelins  (s.  o.  S.  29>).  S.  178—184.  —  7)  L.  Ennen,  Proapekte  d.  Stadt  Köln  v.  XV.— 
XYIU.  Jh.    Jb.  d.  PrealB.  KunstBamml.  2,  78—89.  —  8)  S.  Jahreeber.  III,  2,   11  f. 


Niederrheb.  II,  1 1 1 

die  Nachwirkmigen.  In  die  am  Tage  des  Dombaufestes  in  den  Knaaf  der 
Kreuzblume  eingefügte  Urkunde  hat  die  schon  früher  bezweifelte  Angabe  von 
der  Anwesenheit  König  Wilhelms  von  Holland  bei  der  Grnndsteinlegong  Auf- 
nahme gefunden.  Die  vollständige  Unhaltbarkeit  dieser  Tradition  wird  yon  J. 
Ficker^)  nachgewiesen.  —  In  sorgfältiger  Analyse  der  originären  gleichzeitigen 
Überlieferung  bespricht  Cardanns  ^)  die  Vorzüge  vor  und  während  der  Dom- 
baugrflndung  gegenüber  den  kritisch  nicht  durchweg  stichhaltigen  Angaben 
der  offiziellen  Festschrift  Für  jeden  Einsichtigen  wird  klar  erwiesen,  dafs 
die  mehrfach  als  unbequem  bei  Seite  geschobene  Stelle  der  Pantaleons- 
annalen,  ^  auf  deren  Bedeutung  Gardauns  wiederholt  aufmerksam  gemacht 
hatte,  unantastbar  ist  Demnach  ist  der  Plan  eines  Neubaues  nicht  durch 
den  Brand  von  1248  veranlafst,  der  den  alten  Dom  in  Asche  le^e,  sondern 
älteren  Datums;  der  Brand  selbst  ist  erst  durch  die  Abbruchsarbeiten  ver- 
ursacht Mit  grofser  Umsicht  ist  das  einschlägige  Quellenmaterial  heran- 
gezogen, besonders  durch  den  exakten  Nachweis  einer  successiven  Entstehung 
des  bekannten  Ealendariums  der  Domcustodie  sind  weitere  Irrtümer  über  die 
Geschichte  des  Doms  beseitigt  —  Die  erfreulichste  Arbeit,  welche  durch  die 
Vollendung  des  gewaltigen  Baues  angeregt  ist,  verdanken  wir  Lamprecht^) 
Sein  kleines  Büchlein  geht  bei  weitem  über  die  Verhältnisse  einer  Gelegen- 
heitsschrift heraus.  Zum  erstenmal  ist  hier  der  innige  Zusammenhang  der 
Knnstentwickelung  nicht  nur  mit  den  politischen,  sondern  ganz  besonders 
mit  den  wirtschaftlichen  Verhältnissen  durchgeführt 

Köln  darf  mit  Recht  als  ein  Hauptsitz  mittelalterlicher  Kunst  und 
Wissenschaft  gelten.  Bei  Betrachtung  seiner  Geschichte  wird  das  Augen- 
merk der  Forschung  immer  wieder  auf  hervorragende  Männer,  die  in  seinen 
Mauern  gewirkt,  hingelenkt  Das  J.  1881  brachte  uns  2  Biographieen  des 
gefeierten  Universitätslehrers  in  Oxford  und  Paris  Job.  Duns  Scotus,  der 
Anfemg  des  14.  Jh.  in  seiner  Vaterstadt  Köln  sein  Leben  beschloüs.  ^) 
Eine  Arbeit  von  bleibendem  Werte  für  die  Erkenntnis  mittelalterlicher 
Kunstgeschichte  beschäftigt  sich  mit  der  Köli^er  Malerschule.  ^)  Auf  Grund 
om&ssender  vergleichender  Studien  wird  zum  erstenmale  die  grofse  Masse 
der  Bilder  anonymer  Meister  nach  der  Künstlerindividualität  derselben  ge- 
schieden. In  seltenem  Umfange  und  gewissenhafter  Genauigkeit  ist  die 
konsthistorische  Litteratur  auch  älterer  Vorgänger  herangezogen. 

In  den  allgemeinen  Gang  der  Kulturentwickelung  greift  eine  Arbeit  über 
das  Unterrichtswesen  in  Geldern  ein.')  Der  erste  Teil  des  Werkes  reicht 
bis  zur  spanischen  Herrschaft  ( — 1555).  Zunächst  wird  die  Lehrthätigkeit 
der  ersten  christlichen  Missionare  besprochen.  Die  älteste  am  Niederrhein 
nachweisbare  Schule  ist  in  Utrecht  vom  h.  Wilibrord  gegründet.  Freilich 
beschränkt  sich  die  Lehrthätigkeit  auf  Ausbildung  der  jungen  Kleriker,  und 
das  Volk  bleibt  bis  ins  8.  Jh.  in  tiefster  Unwissenheit  Erst  Karls  d.  G. 
Bemühungen,  die  bis  zum  Schulzwang  voi^ehen,  bezeichnen  auch  hier  einen 


1)  S.  o.  S.  47>.  —  2)  S.  o.  S.  47>.  —  3)  Chronica  regia  Colon,  partim  e  MG.  recuaa, 
ed.  6.  Waits,  1880,  Hannoy.,  Hahn,  293  S.  —  4)  D.  Dom  zu  £.  o.  seine  Gesch.  Bonn,  Cohen. 
45  a  —  Ferner  ist  an  erwihnen:  Beissel,  D.  Dom  r.  £.  StML.  24,  163,  388.  —  5)  K. 
Werner,  Johannes  Dons  Scotus.  Wien.  —  J.  Müller,  Biographisches  fther  Joh.  Dans  Scotus. 
Ptvgr.  d.  Apoatel - Gymn.  za  Köln.  —  6)  L.  A.  Scheibler,  Die  herrorragendsten  ano- 
Bpnen  Meister  o.  Werke  der  Kölner  Malerschule  (1460—1500).  Bonn.  Diss.  1880.  64  S. 
—  7)  Fr.  Nettes  heim,  Gesch.  d.  Schalen  im  alten  Herzogtum  Geldern.  Düsseldorf,  Bagel. 
Vm,  790  a 


n,112  XrV.   E.  Hoenigor. 

wesentlichen  Fortschritt.  In  erster  Linie  ist  es  die  Kirche,  die  anf  dem 
Gebiete  der  Schule  wie  anderwärts  im  früheren  Mittelalter  als  Eolturver- 
mittlerin  wirkt  Eingehend  and  anschaulich  sind  dann  die  Dom-,  Stifts-  und 
Klosterschuleu  geschildert,  an  welche  sich  die  Schulen  der  Neuzeit  ^)  anreihen. 


XV. 

H.  Hertzberg. 

Nieder  -Deutschland. 

Das  Gesamtgehiet  unseres  Referates  hetreffen  die  einschlägigen 
Wörterbücher*)  und  die  Untersuchungen  über  den  Sachsenspiegel  und  seine 
Glossen. 3)  —  Auf  das  ganze  Sachsen  bezieht  sich  ferner  K.  Köster,*) 
der  mit  genauer  Quellenangabe  die  Geschichte  des  Landes  unter  Herzog 
Magnus  behandelt,  aber  nicht  viel  Neues  bringt.  Den  Hauptgrund  des  Sachsen- 
krieges unter  Heinrich  IV.  sieht  A.  Zw  eck  ^)  in  der  Ausnahmestellung, 
welche  Sachsen  in  vieler  Beziehung  im  Reiche  einnahm,  die  Heinrich  zu  be- 
seitigen bemüht  gewesen  sei.  —  Eine  lediglich  populäre  Darstellung  der  Ge- 
schichte Heinrichs  d.  Löwen  giebt  0.  Hohnstein, «)  in  der  aber  selbst  die 
einschlagenden  neueren  Forschungen  nicht  hinreichend  verwertet  sind.  Da- 
gegen beruhen  durchweg  auf  wissenschaftlicher  Grundlage  0.  v.  Heine- 
manns^)  und  J.  Niemeyers®)  Schilderungen  der  Verdienste  Heinrichs  um 
die  Germanisierung  slavischen  Bodens.  —  Als  Grundlage  der  Historia 
Welforum  Weingartensis  ist  eine  alte  Weifengenealogie ^)  aus  dem  12.  Jh.  (im 
Münchener  Cod.  21,  563)  ermittelt,    die  man  bisher  umgekehrt  für  einen 


1)  Vgl.  Abt.  m,  Kap.  XU.  Ebda,  b.:  BisBolbeck,  Zur  GoBch.  Bheinbachs.  —  2)  H. 
Bergbau«,  SpracbBcbatz  d.  SaBBon.  Wörterb.  d.  plattdtBch.  Sprache  in  den  baaptaachl.  ihrer 
Mundarten.  13.— 15.  Heft  (2.  Bd.  S.  177—416).  Berl.,  EiBenschmidt  —  £.  Schiller  u. 
A.  Lübben,  mittelniederdtBch.  Wörterb.  80.  u.  31.  (SchlulB-)  Heft  (6.  Bd.  Nachtr.  S.  129 
-319).  Bremen,  FiBcher.  Vgl.  die  Nachtrr.  von  Kr[au8e]  Bostocker  Zg.  1882,  No.  7.  — 
BremiBch-niederBichB.  Wörterb.,  worin  die  etc.  Mundart  nebBt  den  Bchon  veralteten  Wörtern  u. 
BedenBarten  in  brem.  GeBetsen,  Urkk.  u.  Dicht  geBammelt  etc.  erkl.  Bind.  Hrsg.  v.  d.  brem. 
dtBch.  GeB.  424  S.  Bremen,  Haake.  —  Ostfriea.  Wb.  b.  u.  S.  120^.  KiederdtBche.  Wörter  im 
LittauiBchen  b.  u.  Kap.  XXH  (Prenia.).  —  3)  S.  o.  S.  66  f.  u.  S.  114^  —  4)  S.  o.  S.  29<, 
Tgl.  u.  Kap.  XYIII.  —  5)  B.  Gründe  d.  SachBenkrieges  unter  Heinrich  IV.  im  J.  1073. 
KönigBb.  DiBB.  37  S.  8<».  —  Dewitz,  Bruno,  b.  o.  S.  26^.  —  6)  S.  o.  S.  38*.  —  7)  Ans 
d.  Vergangenheit  d.  Welfiachen  HauBeB.  6  Vortrr.  Wolfenbüttel,  Zwifaler.  VI,  245  S.  Vgl.  CBl. 
1882,  No.  1.  —  1.  <Heinr.  d.  Löwe  im  Wendenlande'.  (Vgl.  u.  Kap.  XVIU.)  —  No.  2  handelt 
über  d.  Sohn  d.  Herz.  Heinr.  v.  BraunBchw.-Gmbenhagen :  Otto  d.  Tarentiner,  der  1376  d. 
Königin  Johanna  r.  Neapel  heiratete  u.  1398  od.  99  in  Foggia  Beinen  Tod  fand.  —  8)  Slawen- 
land, B.  u.  Kap.  XVni.  Adler,  Weif  VI  n.  aein  Sohn,  b.  o.  S.  39*.  Vgl.  GBl.  No.  49.  (In 
SachBen  war  W.  nur  einmal,  1152,  in  der  Begleitung  Kaiser  Friedrichs  I.  erschienen.)  — 
Auch  sei  an  dieser  Stelle  hingewiesen  auf  die  2.  genau  durchgesehene  Aufl.  t.  W.  Görgea, 
Braunschweig-Hannoversches  Volksbuch.  Vaterland.  Geschichten  u.  Denkwürdigkeiten  d.  Vor- 
zeit, umgearb.  u.  vermehrt  v  F.  Spehr,  m.  zahlr.  Ulustr.  Braunschw.,  Wagner.  2.  Bd.  IV, 
515  S.  3.  Bd.  rv,  468  S.  m.  8  geneal.  Tab.  —  9)  G.  Waitz,  Üb.  e.  alte  Geneal.  d.  Weifen, 
Abh.  d.  Berl.  Ak.  u.  sep.     Berl.,  Dümmler.     15  S.     A"*. 


NIeder-BeiitMhknd.  11,113 

Auszog  ans  derselben  gehalten  hat  Unsere  Kenntnis  der  weifischen  Geschichte 
wird  übrigens  dnrch  dieselbe  nicht  bereichert.  — 

Ober  die  Entstehung  und  Bedentang  des  Giebelschmncks  der  altsächsi- 
schen Baaemhftaser  handelt  H.  Hartmann, ^)  der  wie  in  den  Pferdeköpfen 
bei  den  Ost-  und  Westfalen  so  auch  in  den  Säulen  auf  den  Giebeln  fingern- 
scher Bauernhäuser  schätzende  Götterzeichen  sieht,  und  zwar  in  den  letzteren 
Nachahmungen  der  Innensäule.  —  H.  Babuke')  sucht  nachzuweisen,  dafs 
die  noch  heute  bestehende  dialektische  Verschiedenheit  in  den  niederdeutschen 
Formen  der  Personalpronomina  mi,  di  und  mek,  dek  mit  den  alten  Gau- 
grenzen  zusammenhängt 

Zahlreich  sind  die  Arbeiten  über  die  einzelnen  Territorien  unseres 
Gebiets. 

Ffir  die  Geschichte  des  Magdeburger  Landes  ist  die  wichtigste 
Qnellenpublikation  der  zweite  Teil  der  Begesta  archiepiscopatus  Magde- 
borgensis,')  welcher  mit  dem  Begierungsantritt  des  Erzb.  Ludolf  (1192)  be- 
ginnt und  mit  dem  J.  1269  schliefst,  bedeutsam  durch  die  Yeräuberung  der 
Borggraüschaft  des  Erzstifts  an  die  Herzöge  von  Sachsen.  Der  dritte  und 
Sdüuls-Band  soU  bis  zum  J.  1305  reichen.  —  Als  Nachtrag  zu  dem  Ur- 
kondenbuch  des  Klosters  U.  L.  Frauen  veröffentlicht  Fr.  Hülsse^}  eine  Ur- 
kunde des  Klosters  vom  14.  Sept.  1302,  deren  Original  sich  im  Staatsarchiv 
zu  Hannover  befindet  Propst  und  Konvent  beurkunden  in  derselben,  dafs  sie 
die  Insassen  des  Nonnenklosters  in  Derenbuig  bei  Hildesheim  in  ihre  Brüder- 
schaft aufoehmen.  —  Die  späteste,  mit  dem  J.  1513  abschlielsende  Fassung 
der  Chronica  oder  Gesta  archiepiscoporum  Magdeburgensium  befindet  sich  in 
einer  Pergament-Hds.  der  FttrsÜ.  Mettemichschen  Bibliothek  auf  Schlofs 
Kdnjgswart  in  Böhmen.  Als  Zeit  der  Niederschrift  des  Werkes  ist  das  auf 
dem  Titelblatt  angegebene  J.  1525  anzusehen.  Die  beiden  Breslauer  Hdss., 
die  Weimarische,  Hallesche,  Hannoversche  und  die  Leipziger  sind  teils  direkt, 
teils  mittelbar  ans  der  Königswarter  abgeleitet  B)  — 

Unter  den  Abhandlungen  zur  Geschichte  Magdeburgs  sind  vor  allem  zu 
erwähnen  die  grundlegenden  Forschungen  A.  Hagedorns^)  zur  Verfassungs- 
geschichte der  Stadt,  deren  1.  Teil  die  Zeit  der  ungebrochenen  Herrschaft 
des  Moritzstiftes  umfalst,  bis  zum  J.  1192.  Die  Besultate  dieser  Unter- 
sochungen  weichen  so  vielfach  von  denen  M.  KrUhnes^)  ab,  dafs  H.  auf 
eine  Erörterung  der  letzteren  nicht  eingegangen  ist  Im  Gegensatz  zu  K. 
sieht  H.  in  dem  Burggrafenamt  ein  Institut,  das  aus  der  militärischen  Orga- 
nisation Sachsens  durch  König  Heinrich  I.  hervorg^^ngen  ist.  Bis  937  war 
der  Burggraf  rein  königlicher  Beamter,  ihm  kam  als  solchem  in  dem  Burg- 


1)  nckM  HSchr.  7,  4S2— 486.  —  Christ,  Name  d.  Sachsen  b.  o.  S.  5^.  —  2)  Über 
Sprach-  and  Gangrensen  zwiachen  Elbe  und  Weser.  Jb.  d.  Y.  f.  niederd.  Sprachfonchang, 
7»  71—79.  —  3)  B.  a.  H.,  Samml.  y.  Auszügen  ans  Urkk.  iL  Annalisten  a.  Gesch.  d.  Erz- 
■tifU  IL  Herzogt  M.  Hrsg.  ▼.  6.  A.  t.  Mülrerstedt  Magdeb.,  Baensch  jan.  YU,  784  S. 
Vgl  CBL  1882.  No.  20  u.  d.  ergänzenden  Bemerkangen  in  d.  Bec.  HZ.  49,  146—51.  — 
i)  6B1L  t  Stadt  u.  Land  Magdeb.  (Magd.  GBll )  16,  221  1  —  5)  W.  Scham,  NA.  5 
(1880),  459—65.  —  Erwähnt  sei  hier:  J.  Müller  (Stadtpfarrer) ,  Leben  a.  Offenb.  d.  h. 
Xeehthildu  a.  d.  Schwester  Mechthildis  ▼.  Magd.  Hrsg.  nach  den  neuesten  lat.  Aasgaben. 
S  Bde.  m.  2  Stahlst  428,  304  S.  Begensborg,  Manz.  —  6)  Magd.  GBll.  16,  375—443, 
Teil  I  auch  als  G6tt  Diss.  Magdeb.,  Schäfer.  YUI,  66  S.  Nach^l.  sei  erwähnt:  K.  Lösch- 
korn,  kurze  Übersicht  d.  Gesch.  M.s  bis  1680  f.  Jederm.  Yeranl.  durch  die  am  4.  Jani  1880 
fttttfind.  Feier  d.  200j.  Anschlusses  an  d.  Haus  Hohenzollem.  Wittenb.,  Zimmermann,  1880. 
^8—7)  Jahreabor.  III,  2,  120«. 

Historisehe  Jahresberichte.    1881.    II.  8 


n,114  X^-    H.  Hertaberg: 

wart  Magdeburg  sowohl  das  militärische  Kommando  wie  die  niedere  Gerichts- 
barkeit zu.  Als  dann  aber  der  ihm  untergebene  Bezirk  fast  ganz  an  das  neu- 
.  gegründete  Moritzkloster  überging,  wurde  auch  der  Burggraf  Beamter  einer 
geistlichen  Herrschaft.  Wahrscheinlich  hat  er  dann  aber  auch  von  vorn- 
herein die  Vogtei  über  das  Moritzstift  erworben.  —  Über  Quellen,  Entwicke- 
lung  und  Ausbreitung  des  Sachsenrechts  sowie  über  die  Bedeutung  des 
Schöffenstuhles  in  Magdeburg  handelt  Zacke,  ^)  indem  er  zugleich  einen 
Überblick  über  die  Entwickelung  der  Verfassung  der  Stadt  überhaupt  giebt 
Doch  entsprechen  manche  Ansichten  des  Vf.  nicht  mehr  dem  heutigen  Stande 
der  Forschung  über  diesen  Gegenstand.  —  Ein  Verzeichnis  der  Magdeburger 
Schultheifsen  (1244—1552),  Schöffen  (1225—1533)  und  Ratmänner  (1238 
— 1318),  das  allerdings  in  Bezug  auf  die  Schöffen  und  Ratmänner  vielleicht 
nicht  vollständig  ist,  veröffentlicht  G.  Hertel.  ^)  Die  Zusammenstellung  ist  der 
Magdeburgischen  Hds.  der  Schöppenchronik  entnommen,  wo  am  Schlufs  die 
Verzeichnisse  aufgeführt  sind,  die  sich  teilweise  aus  der  Chronik  selbst  wieder 
kontrollieren  lassen.  —  Aus  derselben  Hds.  teilt  G.  HerteP)  die  Bestim- 
mungen über  die  Wahl  der  Ratmänner  mit,  aus  denen  Hoffinann  bereits 
einen  Auszug  gegeben  hat.  —  H.  Schmidt^)  behandelt  eingehend  und  mit 
besonnener  Kritik  die  Geschichte  des  Erzb.  Albrecht  H.  von  Magdeburg  von 
seiner  Kindheit  (geb.  c.  1176)  bis  zum  J.  1217.  Bereits  im  Todesjahre 
Philipps  gelang  es  Albr.,  mit  Otto  IV.  (wahrscheinlich  bei  Sommerschenburg) 
einen  Vertrag  zu  schliefsen,  der  die  weitgehendsten  KonzessiouQn  für  die 
Magdeburger  Kirche  enthielt,^)  und  als  Gegenleistung  veranlafste  dann  der 
Erzbischof  die  sächsischen  und  thüringischen  Fürsten,  auf  einer  Versammlung 
in  Halberstadt  Otto  als  rechtmäfsigen  König  anzuerkennen.  Nach  dem  Bruche 
zwischen  Innocenz  HI.  und  dem  nunmehrigen  Kaiser  Otto  suchte  A.  sich  den 
streitenden  Parteien  gegenüber  neutral  zu  halten,  erst  die  Drohung  des 
Papstes,  ihn  seiner  Würde  und  Herrschaft  zu  berauben,  bewog  ihn,  den  von 
Innocenz  über  Otto  verhängten  Bann  in  Magdeburg  zu  verkünden.  Diese 
durch  die  Not  gebotene  Parteinahme  für  den  Papst,  der  A.  sogar  zu  seinem 
Legaten  ernannte,  brachte  Kriegsgreuel  aller  Art  über  das  Magdeburger  Land, 
von  denen  es  erst  der  Tod  Ottos  IV.  befreite.  Der  Vf.  hat  bei  seiner  Arbeit 
bereits  Bd.  II.  der  Regesta  arch.  Magd,  benutzen  können.  Die  Ergebnisse  von 
S.S  Untersuchungen  über  die  Herkunft  A.s  weichen  von  v.  Arnstedts  früheren 
sehr  genauen  Forschungen  in  einigen  Punkten  ab.  —  Unter  den  Berichten 
über  den  jähen  Tod  des  Erzb.  Ludwig  von  Magdeburg,^)  Landgrafen  von 
Thüringen,  der  am  17.  Febr.  1382,  ein  halbes  Jahr  nach  dem  Antritt  seines 
erzbischöflichen  Amtes  bei  einem  Fastnachtstanze  in  Calbe  a./Saale  den  Hals 
brach,  sind  die  sächsischen  und  die  thüringischen  zu  scheiden.  Als  die  aus- 
führlichste und  glaubwürdigste  Quelle  für  dies  Ereignis  ist  der  Bericht  der 
Magdeb.  Schöppenchronik  anzusehen.  Der  Vf.  dieses  Teiles  der  Chronik  war 
ein  Zeitgenosse  Ludwigs.  —  Im  Kampfe  gegen  den  Unfug  des  Wi Isnacker 
Wunderblutes ^  war,  namentlich  auf  dem  Provinzialkonzil  zu  Magdeburg 
im  Juni  1451,  der  rührigste  Streiter  auf  Magdeburgischer  Seite   Dr.  Heinr. 


1)  Magd.  GBU.  16,  34-62.  —  2)  Ebda.  S.  258—67:  —  3)  Ebda.  S.  335—41.  Vgl. 
dazu  Hoffmann,  Gösch,  d.  Stadt  Magdob.  I,  478 — 81.  —  4)  Brzb.  A.  II.  y.  M.  Magd. 
GBli.  16,  1—33.  105—56.  -^  Auch  aU  IHbs.  IX,  85  S.  Halle,  1880.  —  5)  Gedruckt  in 
Ledeburs  Allg.  A.  16,  169  u.  Riedels  Cod.  dipl.  Brandonb.  A.  XVII,  43C— 438,  auaführl. 
bcapr.  in  Excura  IL  —  6)  G.  Hertel,  d.  Überlief,  v.  d.  Tode  d.  Erab.  L.  v.  M.  1382» 
Magd.  GBll.  S.  63—104.  —  7)  Breest  b.  u.  Kap.  XIX. 


Nieder-Dentsehlind.  11,115 

Tocke,  der,  geborener  Bremer,  seit  1419  Professor  der  Theologie  in  Rostock, 
im  J.  1426  als  Lektor  nach  Magdeburg  berufen  und  dort  bald  darauf  auch 
Domherr  wurde.  Er  ward  kräftig  unterstützt  von  dem  Magdeburger  Erzb. 
Gflnther  und  dessen  Nachfolger,  Friedr.  v.  Beichlingen,  w&hrend  die  Magde- 
burger Franziskaner:  Dr.  Döring  und  Studienrektor  Kannemann  für  die  Wils- 
nacker  Sache  eintraten.  In  dem  Konflikt  des  Erzb.  Günther  mit  der  Bürger- 
schaft Yon  Magdeburg  im  J.  1429  wurde  nach  Tockes  Synodalrede  der  Erz- 
biBchof  von  den  Bürgern  förmlich  aus  der  Stadt  vertrieben.  —  Im  Anfange 
des  14.  Jh.  finden  wir  im  Besitz  einer  DomherrnsteUe  des  Erzstiftes  Magde- 
burg den  Fürsten  Günther  aus  der  werlischen  Linie  des  mecklenburgischen 
FOrstenhanses,  auch  h&ufig  als  das  Haus  von  Wenden  bezeichnet  Ober  die 
Veranlassung  zu  seinem  Eintritt  in  das  Kapitel  lassen  sich  nur  Vermutungen 
aufstellen.  G.  ist  später  aus  dem  geistlichen  Stande  ausgetreten,  voraus- 
gesetzt, dafis  die  Urkunde  von  1312  echt  ist,  die  ihn  als  Ritter  bezeichnet. 
Demselben  Geschlecht  von  Wenden  entstammte  die  Fürstin  Mirislawa,  die 
nach  3  Urkunden  von  1402,  1407  und  1411  zu  den  Chorfrauen  des  Stiftes 
Quedlinburg  gehörte.  Auch  die  Beweggründe  zu  ihrem  Eintritt  gerade  in 
das  Quedlinburger  Stift  sind  uns  nicht  bekannt.  Wahrscheinlich  ist  sie  schon 
vor  1400  in  das  Kapitel  aufgenommen,  1406  wurde  sie  Dechantin  und 
fungierte  als  solche  noch  1411.  Mutmafslich  hat  auch  sie  später  ihre  Würde 
niedergelegt  and  ist  in  die  Heimat  zurückgekehrt,  wenigstens  stellte  sie  im 
Herbst  1436  in  Malchin  eine  Urkunde  aus.  Das  Jahr  ihres  Todes  kennen 
wir  nicht.  ^} 

Aus  dem  Nachlaüs  von  F.  0.  Müller')  wird  das  Bruchstück  eines  Auf- 
satzes zur  Baugeschichte  der  Liebfrauenkirche  publiziert,  der  eine  Fort- 
setzung der  früheren  trefflichen  Arbeiten  des  Vf.  über  die  kirchlichen  Bau- 
werke Magdeburgs  werden  sollte.  —  Einen  Abrifs  der  Geschichte  der  Jakobi- 
kirehe  und  -Gemeinde  sowie  eine  ausfOhrliche  Beschreibung  des  Gotteshauses 
giebt  H.  Hoppe.')  —  Abergläubische  Bräuche  im  Magdeburger  Lande,  aus 
dem  Yolksmund  gesammelt,  stellt  Ph.  Wegener^)  in  303  Nummern  zu- 
sammen. 

Wertvolle,  vielfach  auf  archivalischen  Studien  beruhende  Beiträge  zur 
Geschichte  der  Stadt  Burg  liefert  F.  A.  Wolter,^)  als  Vorarbeiten  für  eine 
queüenmälisige  erschöpfende  Darstellung.  Er  behandelt:  die  Urgeschichte  der 
Stadt  und  deren  landeshoheitliche  Verhältnisse,  das  Stadtgebiet,  die  städtische 
und  kirchliche  Verfassung,  die  Gewerbs-  und  Verkehrsverhältnisse  und  schliefst 
mit  einer  chronologischen  Übersicht  der  wichtigsten  auf  Burg  bezüglichen 
Begebenheiten  bis  zur  Einführung  der  Städteordnung  von  1808.  Im  Anhang 
smd  Nachrichten  über  die  Urkunden  und  Stadtbücher  des  städtischen  Archivs 
sowie  ein  Abdruck  der  ältesten  Stadtwillkür  von  1474  mitgeteilt,  2  Beilagen 
enthalten  eine  Ansicht  und  einen  Plan  von  Burg  nach  einer  Aufnahme  von 
1685.   Den  besseren  Teil  des  Quellenmaterials  für  eine  Geschichte  der  Stadt 


\  1)6.  A.  T.  HfilTerstedt,  Mirblawa,  F&rBtin  ▼.  Wenden^  im  Stiftskapitel  zn  Qaedib. 

1        M.  d  V.  £   mecklenburg.   0.   etc.   46,   284—295.   —   £.  bisher  rnibokannto  Urk.   v.  1405, 

/       die  dsh  auf  Zwistigkeiten   der  M.  mit  der  Pröpstin  des  Klostors  bezieht ,   ist  nach  dem  im 

StiatmtldT  <o  Ifagdeb.  befindlichen  Original  wiedergegeben.  —  2)  Zur  Baugesch.  d.  Klosters 

U.  L  Fnoen  xa  M-     Magd.  GBll.  16,  196—209.  —  Vgl.  Jahresber.  I,  238»   —  3)  Die  Ja- 

^oliikirche  in  M.  Brinnemngsschr.  an  ihre  500j.  Jubelfeier,  am  3.  April  1881.  Magdeb.,  Creutzs. 

144  S.  8* 4)  Magd.  GBll.  16,  227 — 52,  nebst  e.  Nachtr.  zu  d.  Segonsformeln  (Jahresber. 

UI.  ai  73<).  5)  Mitt  aus  d.  Gesch.  d.  Stadt  B.    Burg,  Hopfer.    240  S. 

8* 


\ 


11,116  XV.    H.  HertEberg: 

bietet  Übrigens  nicht  das  städtische  Archiv  za  Borg,   sondern  das  Magde- 
burger Staatsarchiv. 

Für  das  Harzgebiet ^)  kommt  zunächst  das  Urknndenbuch*)  der  Hal- 
berstädter Stifter  S.  Bonifacii  und  S.  Pauli  in  Betracht  Beide  wurden 
im  12.  Jh.  gegründet,  und  wie  sie  überhaupt  in  ihren  Schicksalen  manches 
Ähnliche  aufweisen,  so  sind  sie  beide  gleichzeitig  durch  Dekret  J^römes  vom 
1.  Dezember  1810  aufgehoben.  Die  Stiftsarchive  sind  dem  Staatsarchive  in 
Magdeburg  einverleibt.  Die  Urkunden  und  Register  reichen  bis  zum  J.  1643 
bez.  1787,  während  die  späteren  in  der  Einleitung  verarbeitet  sind.  —  Das 
Kopialbnch  und  das  Nekrologium  von  S.  Bonifacii  befindet  sich  in  der  Biblio- 
thek des  Domgymnasiums,  von  dessen  Hdss.-yerzeichnis ')  der  2.  Teil  vorliegt. 
—  Eine  eingehende  durchaus  auf  urkundlichem,  zum  Teil  ungedruckten  Material 
basierende  Untersuchung  über  den  Domprobst  Johannes  Zemeke  (Semeka)  in 
Halberstadt  ^)  ergiebt  die  Identität  desselben  mit  Johannes  Teutonicus,  dem 
Glossator  des  Dekrets  und  der  Compilaüo  lY.  J.  ist  wahrscheinlich  in  Halber- 
stadt selbst  oder  im  Gebiete  der  Stadt  geboren,  und  zwar  aus  niedrigem 
Stande.  Zu  zwei  verschiedenen  Zeiten  hat  er  sich  in  Bologna  aufgehalten 
und  dort  ein  Lehramt  bekleidet,  einmal  vor  1212  und  dann  von  1216  bis 
1219  oder  in  1220.  Schon  1212  erhielt  er  die  Würde  eines  Kanonikus 
der  Domkirche  zu  Halberstadt,  zwischen  1218  und  1220  wurde  er  Scho- 
lastikus  desselben  Kapitels,  von  1223  bis  an  seinen  Tod  fungierte  er  zu- 
gleich als  Propst  des  Stiftes  b.  virginis  (U.  L.  Frauen)  daselbst,  1235  ward 
er  Dekan  des  Hochstiftes  und  Ende  1241  Propst  desselben.  Gestorben  ist 
er  1245  oder  1246.  —  Aus  der  Halberstädter  Diöcese  stammte  wahrschein- 
lich auch  der  berühmte  Bischof  Anselm  v.  Havelberg,  der  spätere  Erzb.  y. 
Ravenna,  wie  F.  Winter^)  zeigt,  der  früher  seine  Herkunft  in  die  Rhein- 
lande oder  nach  Lothringen  versetzt  und  dessen  Vermutung  auch  W.  Giesc- 
brecht  angenommen  hatte. 

In  der  Gegend  der  goldenen  Aue^)  dicht  bei  Nordhausen  lag  das  Ser- 
vitenkloster  Himmelgarten,  welches  im  Bauernkriege  zerstört  wurde.  EUne 
Reihe  von  Urkunden  desselben  aus  den  Archiven  von  Nordhansen  und  Stol- 
berg veröffentlicht  R.  Rackwitz,^)  der  auch  die  Publikation  einer  Ge- 
schichte des  Klosters  in  nahe  Aussicht  stellt.   —   Zu  G.  Menzels^)  Unter- 


1)  Hifltoriaches  über  d.  Bergbau  im  Oberhan  bietet  Lohmeyer,  Z.  f.  Bergrecht  21, 
113.  —  Fund  in  auedlinb.  b.  o.  S.  24».  —  Mirislawa  in  Qaodlinb.  s.  o.  S.  116^  —  2)   ÜB. 
d-  Eollegiatfitifter  S   Bonifacii  u.  S.  Pauli  in  U.  bearb.   y.  6.  Schmidt     Nebst  6  Siegoltaf. 
u.  2  Holzachn.    XXVI,  630  S.    =   Geechichtsquellen  d.   Proy.   Sachsen  u.  angrene.    Gebiete, 
lirag.  y.  d.  hist  Kommiss.  d.  Proy.  Sachsen.  13.  Bd.  Halle,  Hendel.  Vgl.  o.  8.  6d*.  —  3)  O. 
Schmidt;  ygl.  Jahresber.  11,  2,  71'^  72^   —   4)  J.  F.  y.  Schulte,  Johanne«  Teutomcaa 
(Semeca,  Zemeke),  Z.  f.  Kirchenrecht,   16,  107 — 132,  mit  genauer  Aufiilhrang  d.  benatzten 
Urkk.  ygl.  HJb.  1882,  S.  149.   —   5)  Z.  Gesch.   d.  Bischofs  Anselm  y.  Hayelberg,    auB  dem 
Nachlasse  Winters  Ycröffentlicht.     Z.  f.  Kirchengesch.  5,  138 — 43.    Beigegeben   ist  eine  *Bo- 
ntimmung  des  Domkapitels  in  H.  üb.  d.  Zehnten  in  Wichusen  1187',  in  welcher  d.  Domprobst 
Anselm  y.   Halberstadt  den  Bischof  als  seinen  Blutsyerwandten  bezeichnet.    —    6)  Üb.  diese 
ist  nachzutragen:   £.  Dietrich,   d.   landschaftl.   u.  geschieht!.  Merkw.  d.  Güldenen  Aue,    bea. 
d.  hochgräfl.   Residenz   Rofsla   and  der  dazu  gehör.   Orte.      Nach  e.  alten   Chronik    t.   J.  C. 
Kranoldt,   abgeschl.  im  J.  1740  und  unt  Berücksichtig,   d.  Gegenwart  gezeichnet.      Rofsla, 
1879.    Halle,  Fricke.    188  S.    —    Dors.,    Stolberg   s.   Jahresber.   II,   3,   265   (ob.)       Wenig 
Historisches  enthält:  J.  W.  0.  Bichter,  kl.  dtsch.  Kyffhäoserbuch.  Natur,  Gesch.  a.   Sage  d. 
Kyffhäusergeb.    Nebst  e.  Anh.  üb.  Questcnberg  u.  Sachsenbarg.  Eisleben,  Mahnert  VIII,   59  S. 
m.  1  lith.  Karte.  16«.   —   7)  Progr.  d.  Bealschule  I.  0.  zu  N.    28  S.  (wiid  fortgesetzt).    — 
S)  Jahresber.  lU,  2,  122«». 


Niedei^Deotachland.  11 1 1 7 

sacfaiingeii  über  die  Herren  von  Sangerhausen  hat  E.  E.  H.  Krause')  Er- 
gänzungen geliefert 

Für  die  Geschichte  Anhalts'  ist  als  besonders  wichtige  Publikation 
Bd.  Y  des  Codex  diplomaticus  Anhaltinus')  hervorzuheben,  die  Jj.  1380  — 
1400  umfassend.  Im  Anhang  sind  Verbesserungen  und  Zusätze  zu  sämtlichen 
5  Teilen  gegeben,  ein  Register  fehlt  noch.  —  Th.  Elze')  behandelt  im  2. 
Hefte  seines  grofsen  Münzenwerkes  die  Brakteaten  Bernhards  als  Herzogs 
von  Sachsen,  Yon  1180,  wo  Bernhard  die  Herzogswürde  erhielt,  bis  1212. 
Ausserdem  sind  Berichtigungen  und  Nachträge  zu  dem  1.  Heft  gegeben.  Die 
Grundsätze  der  Bearbeitung,  die  im  1.  Heft  befolgt  sind,  haben  auch  auf 
das  zweite  Anwendung  gefunden,  nur  in  bezug  auf  die  Anordnung  sind  im 
2.  Heft  die  Münzbilder  mafsgebend  gewesen,  da  die  herzoglichen  Münzen 
Bernhards  eine  groüse  Mannigfaltigkeit  der  YorsteUungen  aufweisen,  während 
die  gräflichen  Münzen  ausschliefslich  Standbilder  zeigen  und  deshalb  am  rich- 
tigsten nach  ihren  Legenden  geordnet  wurden.  In  einem  3.  Heft  soll  das 
ganze  Werk  zum  Abschlnfs  gebracht  werden.  —  Auf  Grund  des  Cod.  dipl. 
Anh.  stellt  Th.  Stenzel^)  die  urkundlichen  Nachrichten  über  vier  Klöster 
auf  anhaltischem  Gebiet  zusammen:  die  Frauenabteien  Frose  und  Gemrode 
und  die  Mönchsklöster  Thankmarsfelde  und  Hagenrode,  während  F.  Rnoke^) 
dne  Geschichte  der  Abtei  Hecklingen  und  eine  genaue  Beschreibung  der 
noch  erhaltenen  Klosterkirche  giebt.  —  Bruchstücke  einer  Bulle  des  Papstes 
Alexander  m.  fftr  Hagenrode  (von  1179)  sind  neuerdings  von  W.  Schumi 
aufgefunden,  der  auch  eine  Anzahl  wertvoller  Originalurkunden  fOr  das  im 
Mittelalter  besonders  angesehene  Kloster  Nienburg  a.  d.  Saale  dem  Zerbster 
Archiv  zurückgewonnen  hat.  —  Die  ältesten  herrschaftlichen  Siegel  von 
Z  erb  st  hängen  an  zwei  Urkunden  über  die  Zollbefreiung  der  Stadt  seitens 
Richards  v.  Zerbst  (von  1259  und  1262),  die  erst  jetzt  zugleich  mit  einer 
Urkunde  des  Markgrafen  Otto  von  Brandenburg  (1259),  gleichfalls  auf  die 
Zollbefreiong  von  Zerbst  bezüglich,  durch  F.  Kindscher  7)  der  wissenschaft- 
lichen Forschung  zugänglich  gemacht  sind.  —  E.  Kühne ^)  liefert  eine  sorg- 
^iltige,  bis  zum  J.  1818  geftihrte  ZusammensteUung  der  geschichtlichen  Auf- 
zeichnungen über  das  Dorf  Mehringen,  dessen  Entstehung  mutmafslich  in 
das  7.  oder  8.  Jh.  fiült  und  dessen  urkundlich  beglaubigte  Geschichte  mit 
dem  J.  1086  beginnt  —  E.  Blume ^)  bespricht  die  farbigen  Handzeich- 
nnngen  in  einer  ans  dem  Ende  des  15.  Jh.  stammenden  Hds.  der  Bibliothek 
zu  Köthen,  welche  die  Geschichte  des  alten  Testaments  von  der  Schöpfung 
bis  auf  die  Makkabäerzeit  enthält,  mit  Glossen  und  Noten,  die  fOr  gelehrt 
gdten  sollen,  aber  oft  grofse  Unwissenheit  des  Schreibers  verraten.  Die 
Bilder  dagegen  (über  500)  haben  kulturhistorische  Bedeutung. 


1)  Z.  d.  Han.-y.  14,  162—165.  —  2)  G.  d.  A.  V.  Teil  hrsg.  von  0.  t.  Heinemann. 
Kit  8  Stammtifeln.  Besaaii,  Bartli.  414  S.  gr.  4<>.  Vgl.  Jahresber.  11,  2,  147».  —  3)  Die 
Vfiazen  Bemhirds,  Grafen  t.  Anhalt,  Hers.  t.  Sacluen.  2.  Heft:  1).  Brakteaten  B.8  als  Hers. 
V.  Sl  Hit  5  Kapfertat  Berl.,  Mittler.  60  S.  40.  —  4)  Mitt.  d.  V.  f.  anhält.  G.  o.  Alter- 
toBukinide  (Anh.  Mitt)  3,  97—141.  —  5)  Ebda.  S.  141—91.  Dem  wesentlichen  Inhalt 
nach  Khon  in  den  MontagsbU.  d.  Magdeb.  Zg.  1879,  Ko.  18—22  u.  1880,  No.  24 — 28  pabli- 
aert  —  S)  Üb.  nenerdings  wieder  atiigefandene  Originale  papstl.  Bollen  f.  Nienburg  a.  d. 
Stile,  NA.  6,  613 — 25.  —  Vgl.  auch  F.  Kindscher,  Münchennienbg.  Urkk.  in  Zerbst  Anh. 
Uitt  3,  82 — 87.  —  7)  Drei  Siegel  t.  1259  u.  1262.  Nebst  Abb.  d.  beiden  Zerbster  Siegel. 
£bda.  8.  249 — 56.  —  Vgl.  die  Nachtrr.  b.  G.  Stier,  Zu  3  Zerbster  Urkunden  des  13.  Jh., 
ebda.  S.  89  f.  —  (Nach  Mitt  Anderer  waren  die  Urkk.  gedr.  Cod.  dipl.  Anh.  U,  242.  250. 
273,)  —  8)  Ebda.  S.  1—61.  —  9)  Ebda.  8.  238—246. 


n,118  iV.    H.  Hert»berg: 

Für  die  braupschweigisch- hannoverschen  Territorien  ist  die 

Litteratur  des  weifischen  Haoses  ^)  bereits  erwähnt,  die  übrigen  Arbeiten  sind 
nach  den  einzelnen  Territorien  durchzugehen. 

Eine  Braunschweiger  Ratsurknnde')  y.  1348  ist  bezeichnend  für  die 
Wohlhabenheit  einzelner  jüdischer  Familien  am  Harz  im  Mittehüter.  —  Aas 
der  Agende  des  dortigen  Ghorherrenstiftes  St  Blasii  werden  Formeln')  für 
das  Verfahren  bei  Gottesurteilen  mitgeteilt.  —  Im  heutigen  braunschweigi- 
sehen  Kreise  Hobsminden  liegt  die  Ortschaft  Kemnade/)  einst  eines  der 
reichsten  und  unabhängigsten  Nonnenklöster  Sachsens.  Begründet  wurde 
dasselbe  um  960.  Unter  der  Leitung  der  leichtfertigen  Äbtissin  Judith 
V.  Bomeneburg,  aus  dem  gräflich  nordheimschen  Hause,  lockerte  sich  die 
klösterliche  Zucht  in  solch  unerhörter  Weise,  dafs  der  päpstliche  Legat, 
Kardinal  Thomas,  im  Jahre  1146  die  Absetzung  Judiths  aussprach.  Ver- 
gebens waren  alle  Bemühungen  der  letzteren  sich  als  Äbtissin  zu  behaupten-, 
1147  wurde  dem  Abt  Wibald  v.  Gorvey,  bekannt  als  Ratgeber  Konrads  HL, 
Yon  dem  König  Kemnade  zur  Umgestaltung  und  geistlichen  Reform  über- 
tragen, und  Wibald  schuf  dasselbe  nun  zu  einem  Benediktinerkloster  um, 
indem  er  Mönche  von  Gorvey  dorthin  verpflanzte.  Nach  dem  Willen  Konrads 
verlor  das  Kloster  damit  auch  seine  bisherige  Stellung  als  Reichsstift  und 
wurde  Besitztum  des  Klosters  Gorvey.  Als  Mönchskloster  hat  sich  K.  bis 
1169  gehalten,  dann  ging  es  ein,  wurde  aber  1194  wieder  als  Nonnenstift 
eingerichtet. 

Für  Hildesheim  ist  über  die  2.  Lieferung  des  städtischen  Urkanden- 
buches  bereits  berichtet.^)  —  Die  Kunstdenkmäler  Hildesheims  bespricht 
H.  Roemer^,  zugleich  mit  einem  kurzen  Hinweis  auf  die  in  den  letzten 
Jahrzehnten  in  der  Nähe  der  Stadt  gemachten  Funde  aus  prähistorischer  und 
vorchristlicher  Zeit,  welche  hinlänglich  bezeugen,  dais  Hildesheim  schon  lange 
vor  der  Übertragung  des  Bistums  dorthin  ein  beachteter  Ort  gewesen  sei.  — 
Die  eingehende  biographische  Studie,  welche  Gh.  Beelte^  dem  berühmten 
Hildesheimer  Domdechanten  Thangmar,  dem  vertrauten  Freunde  des  Bi- 
schofs Bern  ward,  widmet,  ist  in  ihren  allgemeineren  Partieen  bereits  be- 
sprochen. Nach  B.  wurde  Thangmar  in  der  Diözese  Hildesheim  um  950  ge- 
boren. Seine  wissenschaftliche  Vorbildung  gewann  er  wahrscheinlich  in  der 
dortigen  Domschule,  der  er,  später  unter  die  Geistlichen  der  Domkirche  auf- 
genommen, bis  zu  seinem  Greisenalter  auch  seine  Lehrkraft  weihte.  Etwa 
bis  zum  Jahr  1013  hat  er  unterrichtet,  er  starb  erst  nach  1024.  Daneben 
finden  wir  ihn  auch  häufig  auf  Reisen  als  Begleiter  oder  Vertreter  des 
Biscbcfs,  namentlich  Bemwards;  wenn  er  aber  auch  mit  dem  letzteren  im 
innigsten  Freundschaftsverhältnis  stand,  so  ist  doch  nicht  zu  erweisen,  dafs 
er  der  Beichtvater  des  Bischofs  gewesen  sei.  —  Einer  der  Hauptförderer 
der  von  der  Windesheimer  Kongregation  ausgehenden  Klosterreform  war  der 


1)  S.  o.  S.  112*-*.  —  UB.  z.  Gesch.  d.  Herzoge  t.  Bnonschw.  u.  Lflneb.  n.  ihrer  Lande. 
Qesammelt  a.  hrsg.  v.  H.  Sudondorf.  11.  Teil,  1  Abt:  Chronol.  Verseichn.  d.  ürkk.,  be- 
arb.  y.  K.  Sattler.  HannoTor,  RUmpler.  114  S.;  a.  Jahresber.  HI,  2,  125^  —  Vgl.  CBl.  No.  21. 
—  2)  £.  Jacobs.  Z.  d.  Harz-Y.  14,  161  f.  —  3)  S.  o.  S.  69«.  —  4)  H.  Dttrre,  D.  Kl. 
Kemn.  z.  Z.  d.  Äbtissin  t.  Bomeneburg.  Z.  d.  hist  Y.  f.  Niedersachsen  1881  (KdaSchs.  Z.) 
S.  39 — 69,  —  beruht  hanptaächl.  aaf  d.  Orig.  Kamin  (s.  Jahresber.  II,  2,  150').  —  5)  Jah- 
resber. m,  2,  124*.  —  YgL  o.  S.  43».  CBl.  18S2.  No.  25.  —  Wattenbach,  Hildeah.  Brief- 
sammlang  (Jahresber.  III,  2,  188*^)  bietet  für  Hild.  selbst  nichts.  — -.  Üb.  Konrad  y.  Qaerfart, 
Bisch.  V.  Hild.,  s.  Jahresber.  III,  2,  40«.  —  Üb.  £ngelbas  y.  Einbeck  s.  o.  S.  58'-.  -  6)  Hans. 
GßlJ.  1880/81.     S.  25-36.  —  7)  S.  o.  S.  20». 


Nieder-Deutachland.  11, 1 1 0 

Propst  Johannes  Busch  zu  Hildesheim, ^)  dessen  Thätigkeit  bisher  viel  zn 
wenig  Beachtung  und  noch  neuerdings  Yon  F.  Winter  (Cistercienser  III,  123) 
mit  unrecht  eine  ungünstige  Beurteilung  erfahren  hat.  Geb.  um  1400  in 
Zwolle  trat  6.  1417  in  das  Kloster  Windesheim,  das  er  1437  wieder  ver- 
liefs,  um  seine  reformierende  Thätigkeit  in  Sachsen  zu  beginnen.  1440 
wurde  er  Vorsteher  (Tropsf)  des  Augustinerklosters  St.  Bartholomaeus  oder 
'der  Stute'  vor  Hildesheim.  Später  Propst  im  Neuwerkstift  zu  Halle, 
reformierte  er  in  den  Diöcesen  Hildesheim  und  Magdeburg,  seit  1451  als 
päpstlicher  Legat.  Im  J.  1456  trat  er  wieder  als  einfacher  Mönch  in 
Windesheim  ein  und  verfafste  hier  das  Chronicon  Windesheimense.  3  Jahre 
später  nahm  er  abermals  die  auf  ihn  fallende  Wahl  zum  Sttltenpropst  an 
und  wirkte  nun  von  Hildesheim  aus  in  derselben  Art  flir  die  Elosterreform. 
1479  resignierte  er  auch  als  Propst  der  Sülte,  Jahr  und  Tag  seines  Todes  sind 
nicht  bekannt.  In  seinen  letzten  Lebensjahren  arbeitete  B.  an  dem  noch 
keineswegs  genug  gewürdigten,  überaus  wertvollen  Werke  4ibri  quatuor  re- 
formationis  monasteriorum  quorundam  Saxoniae'  (bei  Leibniz,  SS.  rer. 
Bmn.  II).  Bogen  Anteil  an  diesen  reformatorischen  Bestrebungen  nahm 
auch  unter  dem  eifrigen  Prior  Löder  das  Kloster  Nordhom  im  hannover- 
schen Amt  Neuenhaus,  ftlr  welches  eine  wichtige  Quelle  die  noch  ungedruckte 
Chronik  des  Klosters  Freuswegen  bei  Nordhorn  bildet,  von  Johann  v.  Horstmar, 
bis  1494  reichend,  deren  einzige  bekannte  Hds.  sich  im  Besitze  des  Vereins 
ftkr  vaterländische  Geschichte  und  Altertumskunde  zu  Münster  befindet.  — 
H.  Dürre')  hat  zu  den  früher  publizierten^)  Regesten  der  Edelherren  von 
Homburg  Nachträge  geliefert,  in  79  Urkunden -Auszügen,  die  Jj.  1166 
bis  1409  umfassend,  und  durchaus  nach  urkundlichen  Angaben  einen 
Stammbaum  der  edlen  Familie  zusammengestellt,^)  dir  vielfache  Irrtümer  in 
den  von  Falke  und  Scheidt  aufgestellten  Stammbäumen  berichtigt. 

In  der  Gegend  der  Oberweser^)  ist  vielleicht  der  Vf.  eines  mittel- 
niederdeutschen Gedichtes^)  zu  suchen,  von  welchem  aus  einer  Hds.  des 
15.  Jh.  in  der  Oldenburger  Bibliothek  einige  Proben  mitgeteilt  werden.  — 
Die  Sage  von  der  Entführung  der  Kinder  von  Hameln^)  durch  den  Batten- 
fänger  wird  in  einem  bisher  noch  nicht  veröffentlichten  Briefe  Leibnizens  an 
den  Numismatiker  Toinard  in  Paris  auf  ein  historisches  Faktum  zurück- 
geführt: Man  habe  gewufst,  dafs  Hamelnsche  Kinder  sich  zur  Zeit  der  Kreuz- 
zflge  auf  Veranlassung  extravaganter  Prediger  zusammengeschart,  um  in  das 
heilige  Land  zu  ziehen,  und  die  Wahrscheinlichkeit  liege  nahe,  dafs  während 
dieser  Verwirrung  irgend  ein  Versucher  einen  Haufen  Kinder  aus  der  Stadt 
gelockt  habe.  —  In  dem  Kloster  Corvey  war  die  Tradition  herrschend, 
dafs  die  Insel  Rtlgen  einst  Eigentum  des  Klosters  gewesen  sei,  sie  stützte 
sich  auf  die  historisch  unhaltbare  Ansicht,^)  dafs  die  besonders  auf  Rügen 
verehrte  slavische  Lichtgottheit  Swantovit  nur  aus  einer  Paganisierung  des 
S.  Vitus  entstanden  sei  —  Das  Gut  Landesbergen  bei  Stolzenau  ist  der 
Stammsitz  der  1881  erloschenen  Familie  von  Landesberg,  die  aber  wahr- 
scheinlich schon  im  13.  Jh.  sich  mehr  nach  der  oberen  Weser  zuwandte,  wo 


1)  Samml.  hiBt.  BildniMe:  Johannes  Busch,  Ati<^ustinerpropst  zu  Uildesheim,  y.  K.  Grobe, 
fmbaig  i/B.,  Herder  VI,  302  8.  vgl.  o.  S.  58«.  —  2)  Ndsächs.  Z.  S.  1—21.  380.  — 
3);ihresber.  in,  2,  124«.—  4)  Ndsächs.  Z.  S.  22— 38.  —  5)  Hariand,  Gesch.  d.  Stadt 
Einbeek  (erscfa.  1882)  a.  Jahresber.  V.  —  0)  A.  Lübben,  d.  Faiadies  des  Klausners  Jo- 
bmes.  Z.  d.  V-  f.  niedordtsch.  Sprachforsch.  7,  80—100.  —  7)  E.  Bodemann,  Leibn.s 
ritdi  ob.  d.  Sage  v.  d.  Auszuge  d.  Hamelnschon  Kinder.  Ndsächs.  Z.  S.  148  if.  — 
VSchildgen  s.   a.   K.  XVIIL 


11,120  XY.    H.  HertBberg: 

sie  zunächst  in  dem  benachbarten  Bistam  Minden,  später  auch  in  der  Graf- 
schaft Schaamburg  Lehen  erwarb.  Sie  wird  urkundlich  zuerst  erwähnt  am 
das  Jahr  1160.^) 

M.  Bahrfeldt*)  hat  als  Nachtrag  zu  seinem  umfassenden  WeilLC  über 
die  Münzen  der  Stadt  Stade  die  Besprechung  dreier  Denare  von  c.  1200  ver- 
öffentlicht 

In  der  osnabrückischen  Ortschaft  Babber  (Amt  Wittlage)  ist  ein 
merowingischer  Triens  gefunden  worden.  >)  —  In  Osnabrück  wurde  im  J.  1880 
beim  Aufräumen  der  Registratur  des  dortigen  Generalvikariates  ein  Fonti- 
fikalkelch^)  gefunden,  welcher  Yon  Engelbert  Hofalegers,  einem  hervor- 
ragenden Meister  der  Goldschmiedekunst,  im  15.  Jh.  verfertigt  ist  Eine  In- 
schrift giebt  als  H.s  Geburtsort  Cosvldyge  an  (vielleicht  Coesfeld  in  We8t£alen). 

Vom  ostfriesischen  Urkundenbuch  sind  die  beiden  Schlufsiieferungen 
des  2.  Bandes  und  zugleich  des  ganzen  Werkes  erschienen,  von  denen  die 
5.  ^Nachträge'  enthält  (gegen  40  Nummern  allein  aus  den  inzwischen  publi* 
zierten  Bd.  lY  und  Y  der  Hanserecesse) ,  auTserdem  in  zwei  Anhängen  die 
auf  Friesland  bezüglichen  Stellen  der  Heberegister  der  Abtei  Werden  und 
der  Traditiones  Fuldenses;  die  6.  Register  und  ein  Siegelverzeichnis  zu  der 
ganzen  Sammlung.^)  —  Aus  dem  ostfries.  Urkundenbuch  und  dem  4.  Bande 
der  Hanserecesse  steUt  H.  HoUing^)  die  Nachrichten  zusammen,  welche 
sich  auf  die  Expedition  der  Hansestädte  gegen  die  ostfriesische  Küste  im 
J.  1400  beziehen.  —  Eine  wahrscheinlich  im  15.  Jh.  verfafste  niederdeutsche 
Übersetzung  des  Appingadammer  Bauerbriefes  v.  2.  Juni  1327,  sowie  eine 
Übertragung  des  'Water rechts',  die  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Ostfriealand 
verfafst  ist,  wird  aus  einer  bisher  unbekannten  Auricher  Hds.  mitgeteilt^) 

An  die  hannoverschen  Lande  schliefst  sich  räumlich  das  Gebiet  der 
Stadt  Bremen  an,  deren  Schulwesen  eine  historische  Behandlung  durch 
G.  W.  Ritz^)  gefunden  hat-,  doch  sind  gerade  die  Quellen,  welche  bei  einer 
wissenschaftlichen  Darstellung  in  erster  Linie  hätten  verwertet  werden  müssen, 
d.«h.  die  reichen  Schätze  des  Bremer  Archivs,  die  Protokolle  der  Konferenzen, 
die  Verhandlungen  der  Bürgerschaft  keineswegs  genügend  benutzt  worden. 


1)  D.  Herron  t.  Landesberg.  E.  genealog.  Sldzze  yon  J.  Gfiii.  Oeynhaasen.  NdsSchB. 
Z.  S.  151—180.  —  2)  A.  d.  y.  f.  G.  u.  AltertOmer  s.  Stade  8»  35—37.  Ygl.  Jahresber. 
n,  2,  151^  —  3)  Hartmann,  Picks  MScbr.  7,  72.  —  4)  K  aaa'm  Weerth,  Ponti- 
fikalkelch  aus  d.  Dome  z.  Osnabr.  Bonner  Jbb.  71,  133 — 36.  —  Bömerlager  b.  Meppen  s. 
o.  S.  4^.  >-  5)  Ostfries.  ÜB.,  hrsg.  y.  E.  Friedländer  11.  Bd.,  5  a.  6,  Emden,  Haynel. 
VIII  n.  S.  643—876,  gr.  4«.  —  Vgl.  Jahreeber,  m,  2,  128«,  CBl.  No.  49.  u.  za  der 
ganzen  Samml.:  D.  Schäfer,  ZP6L.  19,  328 — 330.  —  Dafis  unter  den  einsein  erwähnten 
Strandfriesen  (Strantyresen)  Nordfriesen  oder  Wurster  zn  yerstehen  seien,  zeigt  K.  K  H. 
Krause  (Hans.  GBU.  1880/81.  S.  133—139),  der  bei  dieser  Gelegenh.  e.  Keihe  yon  geo- 
graphischen Irrungen  in  d.  hans.  ÜB.  n.  in  d.  neuen  Anag.  yon  y.  Spruner-Menkes  Atlas  be- 
richtigt —  J.  ten  Boornkaat-Koolmann,  Wörterb.  d.  ostfries.  Spr.  (Norden,  Braams)  ist 
bis  zum  13.  Hft  (2.  Bd. bis  S.  528)  fortges.  —  H.  Adley,  a  grammar  of  the  old  FrU.  langnagel 
London,  Trübner,  12<'  ist  nach  DLZ.  1882  No.  1  Plagiat  aus  Heyne,  altgerm.  Dial.  —  Hooft 
yan  Iddekinge,  Friesland  en  de  Friezen  in  de  middeleeuwen.  Bijdr.  tot  de  geschiedenis, 
rechtskennis,  muntkunde  en  geographie  der  Friesche  gewesten,  inzonderheid  gedurende  de 
elfde  eeuw.  Leiden,  Brill.  VIII,  228  bl.  met  1  uitsl.  tabel,  —  mir  nur  aus  HZ.  N.  F.  13, 
304  f.  bekannt  —  Liudger  in  Ostfr.  s.  u.  S.  121«-^  —  6)  Jb.  d.  Ges.  f.  bild.  Kunst  u.  yaterl. 
Altert  z.  Emden  4,  20—44.  —  7)  H.  Deiter,  Jb.  d.  V.  f.  niederdtsch.  Sprachforschg.  7, 18— 
23.  34—62.  —  8)  Gesch.  d.  Bremer  Schulwesens.  Bremen,  Fischer.  U,  268  S.  —  Üb. 
Benutzung  einer  angebl.  Sehr.  Einharts  durch  Adam  y.  Br.  s.  o.  S.  14*.  —  Adalberts  y. 
Bremen  Patriarchatspläne  s.  o.  S.  27^,  Finanzpläne  s.  o.  S.  29*.  72^.  —  Wörterb.  s.  o. 
S.  112«. 


Nieder^DeutBehlancL  11,121 

Für  Westfalen  kommt  Yor  allem  in  Betracht  die  Fortsetzung  der 
Pablikation  der  Kaisemrknnden  der  Provinz  i)  ans  der  Zeit  von  901 — 
1254.  Die  vielbestrittene  Urkunde  Lothars  v.  1133  ist  nach  dem  erst  kürz- 
lich anfgefondenen  Originale  abgednickt.  —  Der  Denkm&lerkande  West- 
fiüens  ist  eine  Serie  von  Publikationen  gewidmet,  von  denen  das  erste  bisher 
erschienene  Stück  den  Kreis  Hamm  umfafst  Um  das  Werk  möglichst  ge- 
meinverstilndlich  zu  machen,  tritt  zu  dem  beschreibenden  Texte  die  Ab- 
bildung der  Denkmäler  in  einer  Reihe  von  Holzschnitten  und  Lichtdrucken.') 

Für  die  Geschichte  des  westfälischen  Städtebundes')  v.  1253  sind 
wir  bei  dem  gänzlichen  Mangel  an  Nachpchten  in  den  gleichzeitigen  Chro- 
niken lediglich  auf  das  vorhandene  urkundliche  Material  angewiesen.  Als 
Aasgang  des  Bundes  ist  der  Vertrag  anzusehen,  welcher  am  22.  Mai  1246 
in  Ladbergen  geschlossen  wurde  von  Abgeordneten  von  Münster,  Osnabrück 
and  den  sämtlichen  zu  den  genannten  Städten  in  Schutzverhältnis  stehenden 
Orten.  Am  17.  Juli  1253  erfolgte  an  der  Lippebrücke  bei  Werne  der 
grundlegende  Vertrag  zwischen  Münster,  Soest,  Dortmund  und  Lippstadt. 
Osnabrück  wird  hier  nicht  namentlich  aufgeführt,  hat  aber  an  allen  folgenden 
Bandestagen  aufser  einem  teil  genommen.  Eine  engere  Verbindung  tritt 
ans  dann  in  dem  2.  Grundvertrage  vom  10.  Sept.  1268  entgegen,  und  1277 
aaf  einer  Versammlung  in  Soest  verpflichten  sich  die  Bnndesstädte,  gegen 
jeden  ungerechten  Angriff  einander  beizustehen  mit  Gut  und  Blut  Als 
Rudolf  V.  fiabsburg  dem  städtefreundlichen  Grafen  Eberhard  von  der  Mark 
den  Schutz  des  Landfriedens  in  Westfalen  übertrug,  steUten  sich  auch  die 
Städte  gern  unter  den  Schutz  des  Friedens,  aber  der  dann  1298  von  Erz- 
bischof Wicbold  von  Köln  zustande  gebrachte  ^westfälische  Landfriedens- 
band', dem  auch  Dortmund,  Soest  und  Münster  beitraten,  lockerte  das 
städtische  Bündnis  und  bedeutete  den  Niedergang  dieser  engeren  städtischen 
Bew^^g  auf  westfälischem  Boden. 

Für  das  Bistum  Münster  ist  das  gesamte  auf  den  ersten  Bischof^  den 
L  Liudger,  bezügliche  Material  in  sorgfältigster  Weise  znsammengesteUt^) 
Aadi  in  Ostfriesland,  namentlich  in  Norden,  hat  Liudger  sich  eines  be- 
deutenden Ansehens  erfreut.^)  —  Ergänzungen  zu  Beichlings  Monographie 
Aber  den  münsterischen  Humanisten  Murmellius  bietet  Kl.  Baeumker,^ 
indem  er  namentlich  über  M.s  Schrift  'de  magistri  et  discipulorum  ofGciis 
epigrammatom  liber'  ausführlich  berichtet. 

Der  historische  Verein  fGkr  die  Grafechafb  Bavensberg  beabsichtigt  eine 
Chronik  der  Stadt  Bielefeld  zu  publizieren.  Dies  hat  die  Veranlassung 
gegeben  zu  einer  Sichtung  des  auf  die  städtische  Geschichte  bezüglichen 
urkundlichen  Materials  im  Stadtarchive.     Eine   Auslese  aus  den   historisch 


1)  K.  Wilmans,  B.  KaiBenirkk.  d.  Prov.  W^estf.  2  Bd.  D.  Urkk.  d.  Jj.  901—1264. 
L  Abt:  D.  Texte  beerb,  r.  F.  Philipp i.  M.  4.  Taf.,  Siof^elabbild.  u.  Facaimilia.  MünBtor, 
Begeuberg,  XVI,  433  S.  —  Vgl.  o.  S.  43«.  Vgl.  Jahresber.  m,  2,  25*  n.  CBl.  No.  35.  — 
3)  D.  Kauet-  n.  (Jeechicbte-Denkmäler  d.  ProT.  Westf.  Heg.  yom  Westfal.  Proyiiiziel.-V.  f. 
WiMeneeh.  n.  Kimst.  Stack  I.:  Kreis  Hamm.  Im  Auftr.  d.  Kommias.  z.  Erforscli.  d.  provinz. 
Kimat-  imd  Gesehichtadenkmaler,  beerb,  von  J.  B.  Nord  hoff,  Münster,  1880,  Coppenrath, 
Vn,  146  S.  4®.  —  Nicht  zuginglich  war  dem  Bei  Memminger,  d.  Kunstdenkmäler  d. 
Xreiaee  Soeet,  korz  beechr.  Eaaen.  gr.  4®.  30  S.  —  Hier  sei  aach  erwähnt  0.  Prouss, 
du  banlichen  Altert&mer  d.  Lippischen  Landes.  2.  verm.  a.  yerb.  Aufl.  gr.  8.  IV  n.  172  S. 
Detmold,  Meyer.  —  3)  Zorbonsen  s.  o.  S.  53*.  77>.  —  4)  Diekamp  s.  o.  S.  10^  — 
^)  Prinz  in  d.  Bez.  HJb.  2,  454—62.  —  6)  Beitrr.  z.  Gesch.  d.  Münsterischen  Humanisten 
X.;  Z.  1  raterL  O.  n.  Altertnmskde.  (Vatrl.  Z.)  39,  I,  113—135. 


11,122  XV.    H.  HorUborg: 

wertvollen   Urkunden,   deren    älteste   landesherrliche  von   1317   datiert   ist, 
giebt  Michael.^) 

Eine  grofse  Anzahl  bisher  nngedrackter  für  die  Geschichte  und  die  alte 
Topographie  des  Paderborner  Landes  wertvoller  Urkunden  enthält  das 
Eopialbnch  des  ehemaligen  Klosters  G  ehr  den  im  Kreise  Warburg.  20  Stuck 
aus  den  Jj.  1200  — 1250  sollen  in  den  Nachträgen  zum  westfälischen  Ur- 
kundenbuch,  ebensoviele  von  1251  —  1300  in  Bd.  IV  desselben  Aufnahme 
finden,  die  noch  übrigen  47  aus  den  Jj.  1304—1540  publiziert  W.  £.  Gie- 
fers')  (f  1880),  meistens  in  abgekürzter  Form,  aber  ohne  dafs  etwas  ge- 
schichtlich irgendwie  Bedeutsames  fortgelassen  ist.  Derselbe^)  stellt  die  ur- 
kundlichen Nachrichten  über  die  Anfänge  der  Städte  Borgentreich,  Borg- 
holz und  Feckelsheim  zusammen  und  teilt  den  Wortlaut  zweier  unge- 
druckter Urkunden  Paderborner  Bischöfe  von  1330  und  1429  mit,  die  sich 
auf  die  beiden  ersteren  Orte  beziehen.  —  L.  A.  Th.  Hol  scher  ^)  setzt  seine 
Untersuchungen  über  den  Umfang  der  älteren  Diöcese  Paderborn  fort  und 
handelt  eingehend  über  das  Archidiakonat  Höxter  und  den  Bezirk  des  Abtes 
zu  Helmershausen.  —  Interessante  Aufschlüsse  über  örtlichkeiten  der 
Paderbomer  Kathedrale^)  und  ihrer  nächsten  Umgebungen,  heute  unter 
ihren  alten  Benennungen  teüs  gar  nicht  mehr,  teils  nur  noch  wenig  bekannt, 
enthält  ein  Prozessionale  des  Paderbomer  Domstiftes  in  einer  Pergamenthds. 
des  15.  Jh.  —  Das  im  Padergau  gelegene  Dorf  Alfen^  ist  vermutlich 
identisch  mit  dem  alten  Arbalo.  Die  erste  mittelalterliche  Urkunde,  in  welcher 
der  Ort  als  Alflaan  erwähnt  wird,  stammt  von  1031;  1183  wird  es  unter 
den  Vergebungen  des  Klosters  Abdinghof  als  Alfonon  aufgeführt,  im  13.  Jh. 
ist  schon  die  heutige  Form  Alfen  üblich.  —  Die  sogenannte  Karlschanze, 
Vs  Meile  nordöstlich  von  Willebadessen,  in  der  einige  bisher  ein  Lager 
Karls  d.  Gr.  haben  erkennen  wollen,  andere  ein  römisches  Lager,  ist  wahr- 
scheinlich eine  dem  frühesten  Mittelalter  angehörige  Burg,  die  von  Karl  bei 
seinem  Feldzuge  gegen  die  Sachsen  im  J.  772  erstürmt  wurde. ')  —  Schwere 
Gefahren  hatten  Soest  und  Lippstadt  in  der  'Soester  Fehde'  im  J.  1447 
zu  bestehen,  wo  der  Kurf.  Dietr.  v.  Köln,  um  den  Bund  der  westfälischen 
Städte  zu  sprengen,  vom  Herzog  Wilh.  v.  Sachsen  gesammelte  böhmische 
Heerhaufen  in  Sold  nahm.  Auf  dem  Zuge  der  Böhmen  nach  Westfalen  wurde 
unterwegs  auf  Anliegen  des  Herzogs  Wilh.  v.  Braunschweig  die  Stadt  Einbeck 
zum  Gehorsam  gegen  letzteren  und  das  lippische  Land  zur  Unterwerfung 
unter  den  Kurfürsten  Dietrich  gebracht  Dagegen  blieb  die  Belagerung  von 
Lippstadt  sowohl  wie  von  Soest  vergeblich  infolge  der  heldenmütigen  Yer* 
teidigung  der  Bürgerschaften  und  des  Mangels  an  Proviant,  der  im  Lager  der 
Böhmen  ausbrach.  Auf  dem  Rückzuge  nach  Böhmen  wurde  namentlich  die 
Grafischaft  Ravensberg  von  den  wilden  Scharen  mit  Brand  und  Verwüstung 
heimgesucht^)  —  K.  W.  Nitzsch^)  zeigt,  in  welcher  Weise  man  die  Über- 

1)  Urkdl.  Mitt.  a,  d.  Archiv  d.  Stadt  B.  Progr.  d.  Gymnas.  zn  B.  19  S.  4<>.  — 
2)  Copiariam  Gerdenae.  Vatrl.  Z.  39,  H,  3—35.  —  3)  Ebda.  S.  164—80.  —  4)  Ebda. 
S.  105— 163.  VgLJahresber.n,  2,32M53",in,  2,  1273.  —  Üb.  Corvey  s.  o.S.  118*.  119«. 

—  5)  J-  Evelt  (t  1879),  Üb.  einige  etc.  Ortabozeichnaogen  in  u.  bei  d.  Dome  bii  Paderb.  Kebst 
einschlag.  archäol.  Bemerkungen.  VatrI.  Z.  S.  54 — 104.  —  6)  K.  Christ,  Zu  Arbalo- Alfen. 
Picks  MSchr.  7,  535.  —  7)  Schneider,  D.  Karlschanzo  b.  Willebadessen,  in  Festg.  f. 
Crocel.  (s.  o.  S.  29>)  S.  185—88,  nochm.  abgedr.  Picks  MSchr.  7,  335-89,  wo  auch  die  An- 
nahme L.  Hölzermanns  zurückgewiesen  wird,  daCs  die  Yerschanzung  d.  germanischen  Urzeit 
angehöre.  —  Vgl.  Jahresber.  I,  106  (ob.)  —  8)  A.  Bachmann,  Herz.  Wilh.  t.  Sachsen  u. 
sein  böhm.  Söldnerheer  auf  d.  Zuge  vor  Soest,  NA.  f.  »ächs.  G.  2,  97—128.   Vgl.  u.  K.  XVI. 

—  9)  B.  Übertrag,  d.  Soester  Bochts  auf  Lübeck  u.  d.  älteste  Marktverkohr  d.  dtschen  Bin» 
nenlandes.     Aus  d.  Nachl.  von  K.  W.  Kitz  seh.    Hans.  GBll.  1880/81.  S.  9—22. 


Nieder-DenUchlaxid.  11,123 

tragoBg  des  Soester  Rechtes  sowohl  aaf  Lippstadt  and  Hamm  wie  auf 
Lflbeck  zu  verstehen  hat:  dafs  die  iara  Sosatiae  eben  nur  die  Grundlage, 
den  Ausgangspunkt  der  schnell  erfolgenden  selbständigen  Entwickelung  jener 
neuen  städtischen  Bechte  bildeten.  —  Einen  Beitrag  zur  Geschichte  von 
Recklinghausen  liefert  A.  Jansen^)  in  einer  eingehenden  Arbeit  über  die 
Entwickelung  der  Gemeinde  Datteln,  deren  Gründung  ins  9.  Jh.  zurück- 
weist, die  urkundlich  jedoch  erst  1147  erwähnt  wird.  Auch  über  die  im 
17.  Jh.  Yon  Datteln  abgetrennten  Pforren  Ahsen  und  Horneburg  werden 
Mitteilungen  gemacht  — 

Der  historische  Verein  für  Dortmund  und  die  Grafschaft  Mark  hat 
den  1.  Halbband  des  Dortmunder  Urkundenbuches  ^)  erscheinen  lassen,  der  in 
547  Nummern  die  Jj.  899 — 1340  umfalst  Den  eigentlichen  Urkunden  sind 
auch  andere  Aufzeichnungen  hinzugefügt.  Das  in  den  älteren  Sammlungen 
?on  Thiersch  und  Fahne  enthaltene  urkundliche  Material  wird  sämtlich  noch 
einmal  vollständig  gedruckt,  dagegen  soll  das  den  westfälischen,  den  nieder- 
rheinischen und  den  hansischen  Urkundenbüchern  Entnommene  nur  in  Be- 
gestenform  wiedergegeben  werden.  —  Im  J.  1406  gerieten  Bat  und  Bürger- 
schaft von  Dortmund  mit  dem  Erzb.  Friedrich  Hl.  von  Eöki  in  einen  Kon- 
flikt, der  einen  Prozefs  der  streitenden  Parteien  bei  der  Kurie  zur  weiteren 
Folge  hatte.  Die  Sache  Dortmunds  wurde  in  demselben  u.  a.  auch  von  dem 
1  berühmten  Magister  Dietrich  yon  Niem  vertreten,  doch  endete  der  Streit 
1412  mit  einem  gütlichen  Vergleich.^)  —  Die  volkstümlichen  Schauspiele,^) 
in  Dortmund  überwiegend  ernsten  Charakters,  sind  bis  1593  nachweisbar. 
Die  gelehrten  Schauspiele  wurden  zuerst  von  der  Beinoldischule,  seit  Grün- 
dang des  Gymnasiums  (1543)  von  diesem  aufgeführt  Für  diese  Schulauf- 
fthrungen  hat  ein  dortiger  Priester,  Jac.  Schöpper,  6  lateinische  Dramen  ge- 
dichtet — 

Die  Liebfrauenkirche  zu  Schwelm  wird  schon  in  einer  Urkunde  des 
Enbischofs  Sigewin  von  Köln  vom  J.  1085  erwähnt  (die  Obergabe  der  Kirche 
an  das  Kloster  St  Mariae  zu  Köln  betreffend).  Bei  ihr  war  Oberbarmen 
eingepfEUTt,  das  auf  altsächsischem  (jebiete  lag,  während  Uuterbarmen,  ur- 
sprünglich auf  fränkischem  Boden  gelegen,  der  Laurentiuskirche  in  Elberfeld 
zugewiesen  war.  Oberbarmen  lag  östlich  der  'Landwehr',  der  mutmafslichen 
alten  Grenze  zwischen  Franken  und  Sachsen,  Unterbarmen  westlich  der- 
selben.^) — 

Zur  Geschichte  der  Burgen  Kallenhard,  Körtlinghausen,  Steukenburg 
(Stokenbuiig,  Stotenburg)  und  Bonenburg  unter  den  Familien  v.  Luerwald 
zu  Suttorp,  V.  Hanxlede,  v.  Westrem  und  v.  Weichs  hat  K.  Tücking^)  ge- 
naue Untersuchungen  angestellt,  während  F.  Brüning^)  Beiträge  zur  Ge- 
schichte des  Süderlandes  liefert,  in  denen  ausführlich  die  ältere  Geschichte 
der  Edelherren  von  Büdenberg,  die  ältere  Geschichte  von  Drolshagen  unter 
den  Grafen   von  Bavensbei^g   und   von  Sayn  und  dem  späteren  Geschlecht 


1)  Virl.  Z.  39,  I,  1  — 162,  beruht  namentl.  auf  d.  umfangreichen  Aktenmaterial  des 
Cirehen-  n.  Pfarrarchir«,  doch  ist  auch  vielfach  mündliche  Überlief,  yerwertet.  —  2)  Bort- 
Bimder  ÜB.,  bearb.  y.  &.  BübeL  Bd.  I,  1.  Hälfte.  Dortm.,  Koppen.  YU,  376  S.  Vgl. 
CBL  No.  24  u.  die  Ergänzungen  in  d.  ausführl.  Bec  y.  W.  Diekamp.  Westd.  Z.  2  (1883), 
66—76.  —  D.  KsiienirUc.  daraas  ■.  o.  S.  43^  50^  —  3)  Lindnor  ■.  o.  S.  53^  58^  -< 
4)  0.  Kinkel,  Theaterapielo  in  D.  Picks  MSchr.  7,  301—24,  beraht  ganz  auf  d.  Material 
in  Ddriag«  4  Gtymnasialprogr.  (1875  u.  vorher).  —  5)  A.  Werth,  D.  kirchl.  Verhältnisse  Bar- 
mens  yor  d.  Beform.;  in  Festg.  f.  Crocel.  (o.  S.  29*),  S.  189—93.  —  0)  Bll.  z.  näh.  Kdo. 
Westf.  18  (1880),  3—29.  —  *i)  Ebda.  8.  30—102. 


11,124  XV.   H.  Hertaberg. 

derer  von  Drolshagen  sowie  die  ältere  Geschichte  von  Waldenberg  behandelt 
wird  und  Berichtigangen  zu  F.  W.  Gosmanns  Abhandlung  über  die  Greschichte 
der  Familie  v.  Westphalen  gegeben  werden.  —  Ans  der  gräflich  Herzfeld- 
schen  Familie  ist  die  h.  Ida^)  im  Anschlufs  an  frühere  Forschnngen  bio- 
graphisch behandelt  worden. 

Die  im  Kreise  Warendorf  besonders  zahlreichen  heimischen  und  rö- 
mischen Strafsen  bespricht  ausführlich  J.  B.  Nordhoff,^)  indem  er  annimmt, 
dafs  westlich  von  Warendorf  keine  Römerstrafse  die  Ems  kreuzte,  während 
J.  Schneider 3)  nach  genauen  Untersuchungen  einen  römischen  Heer-  und 
Handelsweg  vom  Rhein  nach  der  Wesermflndung  aufgefonden  hat,  der  von 
Neuwied  über  Iserlohn,  Münster,  Ibbenbüren,  Löningen,  Markhansen,  Frie- 
soythe  führte,  weiter  an  der  Ostseite  des  Zwischenahner  Sees  entlang,  dann 
über  Griestede  nach  Wiefelstede  und  über  Dringenburg  nach  Conneforde. 
Hier  dreht  sich  die  Strafse  nach  NO.,  und  ihre  letzten  nachweisbaren  Beste 
gehen  über  Büppel  und  Jethausen  in  der  Richtung  auf  den  Schönhof  und 
dicht  am  Jadebusen  vorbei  nach  der  Mündung  der  Weser  in  die  Nordsee. 
Auch  den  Bohlweg  durch  das  Specker  Moor,  den  F.  v.  Alten ^)  als  einen 
mittelalterlichen  Weg  bezeichnet,  nimmt  S.  als  ein  Stück  der  grofsen  rö- 
mischen Heerstrafse  in  Anspruch,  das  vielleicht  im  Mittelalter  zum  Zweck 
der  Verbindung  Edewechts  mit  Wiefelstede,  der  ältesten  Kirche  des  Landes, 
erneuert  worden  sei.  —  Im  Anschlufs  an  eine  Besprechung  der  v.  Alten- 
schen  Schrift  weist  J.  B.  Nordhoff^)  überhaupt  auf  die  dringende  Not- 
wendigkeit des  Studiums  der  noch  erhaltenen  Erdwerke  auf  west^ischem 
Boden  hin,  sowohl  der  römischen  wie  der  urdeutschen,  mittelalterlichen  und 
neuzeitlichen  Reste,  die  schnell  ihrem  Untergange  entgegengehen.  —  End- 
lich sei  hier  auch  der  fleifsigen  Arbeiten  K.  Christs^)  und  Lohmeyers  ^) 
gedacht,  die  eine  Reihe  neuer  Aufschlüsse  über  die  Etymologie  westfälischer 
Ortsbezeichnungen,  FluHs-  und  Gebirgsnamen  liefern. 


XVI. 
H.  Ermiseh. 

Obersachsen,  Thüringen,  Hessen. 

Unter  den  Quellenpublikationen  ist  an  urkundlichem  Material 
zunächst  der  Anfang  einer  Sammlung  von  Akten  der  UniversitHt  Erfurt  zu 
nennen.^)    Der  vorliegende  erste  Band  enthält  aufser  den  päpstlichen  Stiftungs- 


1)  A.  Hfifling,  B.  h.  Ida  (Hn.  z.  Herafeld  in  Westf.  Müiuter,  Theifaing,  1880.  lU^ 
109  S.  —  2)  A.  f.  Post  u.  Telegr.  Beihefte  z.  Amtsbl.  d.  Reichspostamts  9,  591—601.  — 
3)  S.  o.  S.  106^  —  4)  Jahresber.  HI,  2,  128>^  — •  5)  I).  alten  Wallungen,  Landwehren, 
IhraimstrarBen  u.  anderweit  Altertümer.  Vtrl.  Z.  39,  I,  136 — 52.  —  6)  B.  Lippegegenden  u. 
AllBO,  Picks  MSchr.  7,  185—216.  Vgl.  dazu  Fr.HüUenbeck,  Zar  Ali«ofirage,  ebda.  S.  564 
—69.  —  7)  S.  o.  S.  2»  (abweich.  Urteü).  —  8)  Akten  d.  Erfurter  üniven.,  bearb.  v.  I>r. 
J.  G.  H.  Weifsenborn.  I.  Teil.  Halle,  Hendel.  4^  XXVU,  442  S.  (Geschichtaquellen 
d.  ProT.  Sachsen  u.  angrenz.  Gebiete.     Hrsg.  v.  d.  bist  Kommission  d.  Ptoy.  Sachsen.  VLLL.^ 


ObeiBaehidn,  ThUriagen,  HeiMn.  11,125 

nrkonden  v.  18.  Sept.  1379  nnd  4.  Mai  1389  and  den  Statuten  v.  1447  die 
£rfarter  Matrikel  1392—1492,  die  allerdings  erst  dann  recht  benutzbar  werden 
wird,  wenn  der  2.  Band  das  beabsichtigte  ausfohrliche  Register  gebracht  haben 
wird.    Die  Einleitung  bespricht  die  Begründung  der  Universität  und  die  ein- 
zelnen mitgeteilten  Stücke.  —  J.  Alberti^)  veröffentlicht  eine  Auswahl  von 
Urkunden  zur  Geschichte  der  Herrschaft  Gera,  teils  nach  Originalen,   teils 
nach  Drucken;   die  Behandlung  der  Texte  l&Tst  die  wünschenswerte  Gleich- 
mäbigkeit  vermissen.     Die  teilweise  recht  umfangreichen  Anmerkungen  und 
Ezcurse  sollen  auch  weiteren  Kreisen  das  Verständnis  der  mitgeteilten  Stücke 
erschließen;    sie    enthalten   übrigens   vieles,    was    sich   schon    in    früheren 
Schriften  des  fleifsigen  7f.  findet.    So  sind  namentlich  die  Vorbemerkungen 
zor  letzten  Nummer,    zu   den   Statuten   der   Stadt  G.  v.    1487,   nur    eine 
Überarbeitung   der    Einleitung    zu  einem   Aufsatze  A.s')   über  die  ältesten 
Stadtrechte  der  reufsischen  Städte,  in  welchem  aufser  den  genannten  Geraer 
Statuten  die  Stadtrechte  von  Zeulenroda  (1438)  und  Hirschberg  (1479)  ab- 
gedruckt   und    besprochen    sind.      Ein    Verzeichnis    bisher    veröffentlichter 
Statuten  thüringischer  und  sächsischer  Städte   ist  nicht  ganz  vollständig.  — 
Zu  seinem  Chemnitzer  Urkundenbuch')  giebtRef.^)  eine  Anzahl  Nachträge 
nach  neu  aufgefundenen  Originalen  des  CSiemnitzer  Batsarchivs  und  des  Schön- 
bnrgischen  Archivs  zu  Glauchau.  —  Sechs  Urkunden  (1301  —  1346),  welche 
die  Michaeliskirche  zu  Jena  betreffen,  teilt  J.  E.  A.  Martin^)  als  Beilagen 
zu  einem  Gesuche  des  Rates  von  Jena  wegen  der  Einktlnfte  dieser  Kirche  (1544) 
mit    Nicht  uninteressant  ist  eine  Urkunde  von  1345,  die  W.  Crecelius^ 
aus  dem  Minzenberger  Stadtarchiv  veröffentlicht;  sie  betrifft  die  Aussagen 
einer  wegen  hartnäckiger  Ketzerei  verfolgten  Begine.  —  Von  den  im  Besitze 
der  deutschen  Gesellschaft  zu  Leipzig  befindlichen  Urkunden  aus  den  Jahren 
1319— <  1430,  soweit  sie  Deutschland  betreffen,  giebt  Br.  Stübel^  Auszüge; 
doch  beziehen  sich  nur  wenige  davon  auf  unsere  Gebiete.   —   Von  weiteren 
Begestenpublikationen   nennen   wir   die  W.  J.  A.  v.  Tettaus^)   über   die 
Grafen  v.  Gleichen  (1301—1631),  mit  Nachträgen  zu  den  firüher  mitgeteilten 
Regesten  (1246—1300),   von  Jos.  Rübsam*)  über  die  Geschichte  des  Ful- 
daer Abts  Heinrich  V.  von  Weilnau  (1288—1313),  endlich  von  H.  v.  Ritgeni») 
über  die  Geschichte  der  Burg  Gleiberg  (919—1729). 

Unter  den  Chroniken  ist  die  aus  Altzelle  stammende  Weltchronik,  auf 


Die  Mmtrikel  ist  Baageseidmet  durch  zahlreiche  kanstrolle  and  farbenprächtige  Initialen  der 
Namen  der  jeweiligen  Bektoren,  deren  Wappen  mit  gegeben  wird.  Die  bemerkenswertesten 
(ans  d.  15.  Jli.)  hat  nach  Mitt  Weifsenborns  Ad.  M.  H(i Idebrand)  heraasgegeben,  D. 
Herold  11  (1880)»  8.  56.  —  1)  UrkL-Sammlung  z.  Gesch.  d.  Herrsch.  G.  im  MA.  Mit  Brlaot 
Gen,  Griesbach.  248  8.  —  2)  Jnl.  Alberti,  D.  ältesten  8tadtrechte  d.  Reolaiachen  Städte. 
Abt  L  50.  u.  51.  Jahresber.  d.  Vogtland.  Altert.-V.  z.  Hohenleuben,  2.  o.  d.  Jahresber.  d. 
6..  a.  altertnmaforBch.  Y.  za  Schleiz.  8.  1—81.  —  3)  8.  Jahresber.  I,  251*.—  4)  Kachtrr. 
s.  ÜB.  d.  Stadt  Ch.  NA.  f.  sächs.  G.  2,  290— Sil.  —  5)  Jenaische  Urkk.  Z.  d.  Y.  f. 
ThOring.  G.-  n.  Altokde.  N.  F.  2,  42d— 37.  — -  6)  Üb  d.  Yerbreitnng  d.  Beginen  in  Heuen 
a.  deren  Grundsätze.  Z.  f.  KirGh.-G.  4  (1880/1),  334  £.  —  7)  Yeneichnis  der  d.  Deotschen 
Ges.  z.  Leipsig  gehörigen  Originalnrkk.  y.  1819—1430.  Mitt  d.  Dtsch.  Gea.  7,  113—151. 
—  Ped.  Bech,  Yerzeichn.  d.  alt  Hdss.  n.  Drucke  in  d.  Bomherren-Biblioth.  z.  Zeitz.  Berl., 
Weidmann.  XI,  58  S.,  enthalt  nichts  hierher  Gehöriges.  —  8)  Beitrr.  z.  d.  Begesten  d.  Grafen 
T.  Gleicheil.  2.  Abt  1301—1631.  Mitt  d.  Y.  f.  d.  G.  a.  Altertnmskde.  t.  Erfurt  (Erfurt 
Kitt)  10,  193—313.  —  9)  8.  o.  8.  54«.  —  10)  Begesten  z.  Gesch.  v.  Gleiberg:  2.  Jahres- 
ber.  d.  OberheM.  Y.  f.  Lokalgesch.  8.  33—77.  —  Urkk.  f.  Heinr.  Baspe  s.  o.  8.  43".  — . 
Kaisenirkk.  ▼.  Fulda  s.  o.  8.  25*.  —  Brief  Konrads  I.  von  Wettin  (1142)  s.  o.  8.  33^  - 
HaasTertrag  y.   1485  s.  o.  8.  69^0. 


n,126  XVL    H.  Srmiseh: 

welche  0.  Holder-Egger^)  aufmerksam  gemacht  hat,  geschichtlich  wertlos. 

—  6.  Grandaars')  Ühersetzung  des  Chronicon  Sampetrinnm  schlielst  sich 
lediglich  an  Stühels  Ausgabe  dieser  Quelle  an.  —  Die  Historiographie  des 
Klosters  Fulda  behandelt  im  Anschlüsse  an  eine  frühere  Arbeit  von 
V.  Pflugk-Harttung  ^)  Jos.  Rübsam^)  und  macht  auf  verschiedene  chronika- 
lische Quellen,  besonders  Abtbiographieen,  aufmerksam,  die  jenem  entgangen 
sind.  —  Die  1575  verfafste  hessische  Chronik  des  Joseph  Imhof,  deren 
ältere  Teile  bis  1479  im  wesentlichen  auf  der  von  Senckenberg  im  3.  Bd. 
der  Selecta  jur.  et  histor.  herausgegebenen  ^Chronica  und  alte  Herkommen'  etc. 
beruht,  die  aber  für  die  Zeit  von  1479  —  1567  selbständigen  Wert  besitzt, 
hat  Herm.  Müller^)  veröffentlicht.  —  Zu  den  bessern,  im  vorigen  Jh.  ver- 
fafsten  Chroniken,  welche  auch  die  älteren  Zeiten  gebührend  berücksichtigen^ 
gehört  die  'Historia  Schmalcaldica'  des  Job.  Conr.  Geisthirt,*)  deren 
ersten  Teil  (bis  1722)  der  Verein  für  hennebeigische  Geschichte  und  Landes- 
kunde zu  Schmalkalden  nach  zwei  Handschriften  zum  Abdruck  gebracht  hat. 

Das  von  der  historischen  Kommission  der  Provinz  Sachsen  ins  Leben 
gerufene  Sammelwerk  über  die  Bau-  und  Eunstdenkmäler  der  Provinz 
Sachsen  bringt  in  seinem  4.  Hefte,  das  wie  die  früheren  von  G.  Sommer 
bearbeitet  ist,  die  Beschreibung  des  Kreises  Mühlhausen ;^)  über  die  Hälfte 
nimmt  die  baugeschichtlich  sehr  interessante  Stadt  Mühlhausen  in  Anspruch. 

—  P.  Mitzschkes  Sammlung  von  Naumburger  Inschriften  liegt  voll- 
endet vor.  8) 

Unter  den  allgemeinen  darstellenden  Arbeiten  ist  wiederum  ein 
populär  gehaltener  Vortrag  Ad.  Fleischmanns ^)  zu  erwähnen,  der  eine 
Übersicht  über  die  Geschichte  der  Grafechaft  Henneberg  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zum  Übergange  in  den  Besitz  des  Hauses  Wettin  und  der  Herr-  « 
Schaft  Saalfeld  bis  Anfang  des  18.  Jh.,  sowie  einen  Abrifs  der  Entwicklungs- 
geschichte der  landständischen  Verfassung  in  Koburg  enthält.  —  Die  ober- 
lausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  hat  den  bisher  nur  handschriftlich 
vorhandenen  2*  Bd.  von  Tb.  Schultz'  'Gesammt-Geschichte  der  Oberlausitz'  zu 
veröffentlichen  angefangen:  freilich  bei  allem  Verdienst  des  Vf.  eine  Gabe 
von  zweifelhaftem  Werte,  da  sie  mit  Bücksicht  auf  die  seit  1847  erheblich 
fortgeschrittenen  Quellenpublikationen  nur  mit  greiser  Vorsicht  benutzt  werden 
darf.JO) 

Die  ältesten  Zeiten  unserer  Gebiete  betreffen  einige  kleinere  Mit- 


1)  S.  o.  8.  61».  —  üb.  Sififidufl  Preabytor  s.  Jahresber.  UI,  2,  49*  —  2)  8.  o.  S.  So*. 
—  8)  s.  Jahresber.  II,  2,  158^  —  4)  S.  o.  S.  64*.  —  Üb.  Fuldaer  Ann.  a.  o.  8.  13*. 
Fuldaer  Totenann.  in  Mon.  Germ.  SS.  XITF.  s.  o.  S.  26  (ob.)  —  Üb.  Translatio  S.  Alex.  s.  o. 
S.  14>.  —  5)  Jos.  Imhofs  Hess.  Ghron.:  ZPGL.  18,  389—470.  >-  6)  Z.  d.Y.  f.  benneberg. 
Q.-  o.  Landeskde.  I.  Sapplementheft.  Schmalk.,  Wilisch.  170  S.  u.  1  Karte.  —  7)  Beschreib. 
Darstell.  d.  alt  Bau-  and  Kunstdenkmäler  dL  Proy.  Sachsen  (rgl.  Jahresber.  U,  2,  169^) 
Heft.  4:  D.  Kreis  Mühlhansen,  Unt.  Mitwirk.  ▼.  Th.  H.  Otte  bearb.  y.  G.  Sommer.  Halle, 
Hendel,  III,  144  S.  —  Im  Anschlösse  sei  hingewiesen  auf  t.  Oriegern,  S.  konstgeschicht- 
liehe  Wanderung  durch  Sachsen.  Beil.  d.  Leipz.  Zg.  No.  71.  —  8)  Naumbnrger  Inschriften  ge- 
samm.  u.  erlaut.  Nanmb.  a.  S.,  Bomrich.  488  8.  16<^.  Vgl.  Jahresber.  III/2,  136>^  —  9)  Z. 
Gesch.  d.  Herzogt  Sachsen-Koburg-Saalfeld,  enth.  d.  Gesch.  d.  geforsteten  Grafsch.  Henneb.,  d. 
Herrsch.  Saalf.,  d.  landständ.  Verfassung  in  Kob.  bis  Ende  d.  18.  Jh.  2.  Heft.  Hildbarghausen, 
Kesseiring,  120  8.;  vgl.  Jahresber.  III,  2,  131^.  —  Vgl.  auch  H.  Spiess,  Z.  Gesch.  d. 
Hauses  Henneberg.  ZPGL.  18,  379 — 86.  —  Blofses  Schulbuch  ist:  K.  Peter  mann,  Gesch. 
d.  Königr.  Sachsen  mit  bes.  Berücksichtigung  d.  wichtigsten  kulturgeschichtl.  Erschein.  Fflr  d. 
Unterricht  in  yaterländ.  Schulen  bearb.  2.  yerb.  A.  Leipz.,  Künkhardt  XVIII,  494  S.  — 
10)  N.  Laus.  Mag.  57.     Heft  1.     182  S.     (Umfaßit  d.  Jj.  1373—1439.) 


Obenaehien,  Thttriagen,  Hcunen.  11,127 

teilongen  yon  6.  Wolff,  v.  Röfsler  und  Ed.  Finder  über  yerBchiedene 
Ausgrabungeii  in  Hessen,  besonders  über  römische  Banwerke  zu  Grofs- 
krotzenburg  and  Rückingen  nnd  über  den  Pfahlgraben. ^)  —  H.  Gröfsler^) 
weist,  unterstützt  dorch  A.  Brückner,  anf  Gmnd  von  Ortsnamendeutangen 
and  nrknndlicben  Zeugnissen  zahlreiche  Sparen  slavischer  Ansiediongen  im 
Hassengaa  westlich  der  Saale,  die  yermatlich  im  7.  Jh.  entstanden  sind, 
flach.  —  Heidnische  Altertümer  in  Oberhessen  glaabt  Wilh.  Kolbe^)  in  dem 
Rosengarten  bei  Marbnrg,  angeblich  einer  nrsprünglich  dem  Waotan  ge- 
widmeten Begräbnisstätte,  und  in  einem  Monolith  sowie  einigen  Skalptaren 
an  der  Kirche  za  Langenstein  entdeckt  zu  haben.  An  die  letztere  Deutang 
hat  sich  dann  eine  Polemik  zwischen  ihm  and  Bemerk)  angeschlossen,  die 
jedoch  nicht  viel  Klarheit  in  die  Sache  gebracht  hat.  —  Die  Christianisierang 
Th&ringens  behandelt  A.  Werne  bar  g;^)  er  tritt  den  Ansichten  Ebrards 
(iro-schottische  Missionskirche)  entgegen,  welcher  behauptet  hatte,  dafs  schon 
vor  Bonifacios  eine  etwa  680 — 716  entstandene  organisierte  cnldeische  Kirche 
in  Thüringen  bestanden  habe,  ^)  and  antersacht  dann  eingehend  die  £nt- 
stehnng  des  Bistams  Erfurt;  er  nimmt  an,  dafs  Bonifacios  dessen  Bischof  ge- 
wesen und  auch  nach  Errichtung  des  Erzbistumes  Mainz  geblieben  sei. 

Zur   älteren  Geschichte  des  Hauses  Wettin   erwähnen   wir  kurz  Karl 
Frhr.  v.  Kellers^)   Tagebuch  aus  der  Genealogie   des  Hauses  Wettin.  — 
Eine  wesentliche   Förderung   hat   die  Haus-  und  Landgeschichte  durch  ein 
Werk  Yon  Otto  Posse  ^)  er&hren,  das  die  Vorarbeiten  zu  den  ersten  Bänden 
des  Codex  diplomaticus  Saxoniae  regiae  zusammenfafst.    Es  enthält  eine  ein- 
gehende Darstellung  der  ältesten  Geschichte  Meiüsens  bis  zum  Regierungs- 
antritt Konrads   des  Grofsen  auf  streng  urkundlicher,  mit  allen  Hilüsmitteln 
der  Diplomatik    untersuchter    Grundlage    und    unter    Berücksichtigung   der 
chronikalischen  Quellen  und  aller  bisherigen  Arbeiten.      Nach   einer  kurzen, 
Einleitang,  die  sich  mit  den  ältesten  Zuständen  des  Landes,  seiner  Germani- 
sierung und  Christianisierung  bis  zum  Tode  des  Markgrafen  Gero  (965)  be- 
£iist,  zerlegt  der  Vf.  seinen  Stoff  nach  den  vier  Familien,  die  in  der  Haupt- 
sache die  Mark  Meifsen  bis  ins  12.  Jh.  verwaltet  haben,  den  Ekkehardinem, 
dem  Hanse  Weimar-Orlamünde,  den  Brunonen  und  den  Wettinem,   in  vier 
Hanptabschnitte.    Überall  ist  der  Reichsgeschichte  besondere  Aufmerksamkeit 
zugewandt  worden.    Der  erste  Excurs  bringt  Beiträge  zur  altern  Geographie 
der  Mark  and  Diöcese  Meifsen  und  wird  durch  eine  Gaukarte  sowie  6  kleine 
Kärtchen^  welche  die  Entwickelnng  der  Bistümer  Meifsen,  Zeitz  und  Merse- 
burg yeranschaulichen,  erläutert.  —  Neben  P.s  Buch  yerdient  Beachtung  eine 
fleiüsige,    hauptsächlich  auf  chronikalischer   Grundlage   (AnnaL  Pegay.)   be- 


1)  Mitt  an  d.  Mitgl.  d.  Y.  f.  hess.  G.  u.  Landeakde.  (heas.  Mitt.).  Jahrg.  1881.  Hft  1/2. 
8.  23.  24.  Hfl.  3/4.  8.  XY.  XYU.  XXVUI  ff.  liXKUl  ff.  —  2)  D.  «lavischen  Anaiedlungen 
im  Haaaengao.  A.  1  alar.  Fhilol.  5,  333 — 69.  NachtrSgl.  ist  ra  erwähnen:  ILBieger,  Üb. 
d.  Anaedel.  d.  Chatten.  A.  f.  hose.  G.  15  (1880),  S.  1  —  23.  —  3)  Heidn.  Altertümer  in 
OberheasB».  3  Yortrr.,  gehalten  in  d.  Yersanimlimgen  d.  heaa.  G.-Y.  zu  Marburg.  Mit  e. 
Hthogr.  Talel.  Marboxg,  Elwert  50  S.  —  4)  Bemerkungen  z.  d.  Skalptnren  an  d.  Kirche  zu 
L  Heea.  Mitt.  Jahrg.  1881.  Heft  1/2.  8.  40  f.  W.  Selbe,  Nochmale  d.  Skulpturen  d. 
Kirche  m  L.  Ebda.  Heft  3/4.  8.  XLIU— XLYI.  —  5)  Beitrr.  z.  Thür.  u.  inabes.  z.  Erfurt 
Oeaeh.  Erforter  Mitt  10,  119--92.  —  6)  Ygl.  o.  S.  15*.  ~  7)  Leipz.,  MeiaeL  128  S. 
—  Aom.  Aug.  Merkel,  Zar  Geach.  d.  aächa.  Erbfolgeordnung.  Yortrag  etc.  Mitt.  d.  Dtach. 
Oea.  sa  Leipa.  7,  1 — 28,  enthalt  oSenfalla  nichta  Keuea.  —  8)  Die  Markgrafen  y.  Meifaen 
0.  d.  Haua  Wettin  bia  zu  Konrad  d.  Grofaen.  Mit  4  Stammtafeln  u.  8  Karten.  Loipz.  Gieaeko 
0.  Dement  XV,  464  S.  —  Üb.  H.  Schulze,  Hsuageaetze,  a.  o.  S.  69^«  u.  Abt.  HI. 
Kap.  Xm. 


n,128  XVI.    H.  Ermlscli: 

rahende  Arbeit  von  Blnmschein^)  über  Wiprecht  von  Groitzsch.  —  Diese 
Arbeit,  nicht  aber  Posses  Bach,  benatzte  C.  W.  Hingst*)  für  einen  Aufsatz 
Aber  denselben  Mann,  der  hauptsächlich  sein  Verhältnis  zu  Leisnig  and  zu 
Colditz  darstellt-,  H.  wiederholte  dabei  seine  schon  frflher  (Mitt.  des  kgi. 
Sachs.  Altertamsvereins  23,  25)  aufgestellte,  von  Posse  verworfene  Hypothese, 
nach  welcher  der  rätselhafte  Name  der  tribus  Buzici  mit  der  in  der  Nähe 
von  Colditz  gelegenen  Burg  Titibutzien,  die  auch  Butsin  genannt  wird,  in  Zu- 
sammenhang stehen  soll. 

Zur  Geschichte  Hessens  im  12.  und  13.  Jh.  giebt  Th.  Ilgen  einige 
Notizen.^)  Nachträglich  nennen  wir  E.  Berneckers^)  kritische  Unter- 
suchung über  die  Chronologie  Lud¥rigs  des  Heiligen  1217 — 1227;  als  wertr 
vollste  QueUe  dienten  ihm  die  in  den  Reinhardsbrunner  Annalen  enthaltenen 
Aufzeichnungen  Yon  Ludwigs  Kaplan  Berthold,  wobei  B.  das  Verhältnis  dieser 
zu  der  deutschen  Lebensbeschreibung  Ludwigs  nochmals  untersucht,  ohne 
jedoch  den  Ausführungen  Wencks  ^)  etwas  Wesentliches  hinzufügen  zu  können. 
—  Nicht  blofs  flir  die  Geschichte  des  Hochstifts  Fulda,  sondern  auch  fClr 
die  Geschichte  Thüringens  und  Meifsens  sowie  für  die  Beichsgeschichte  bietet 
einen  Beitrag  die  schon  genannte  Arbeit  von  J.  Rübsam  ^)  über  den  Fflrst- 
abt  Heinrich  V.  von  Weilnaa,  der  namentlich  bei  den  Bemühungen  der  Könige 
Adolf  und  Albrecht  um  die  Lande  der  Wettiner  eine  bedeutende  Rolle  spielte. 
Die  Arbeit  beruht  auf  tüchtigem  Quellenstudium;  doch  läfst  sich  der  Vf. 
zuweilen  von  der  Vorliebe  zu  seinem  Helden  zu  kühnen  Schlüssen  und  tenden- 
ziösen Auffassungen  verleiten,  wobei  die  Wettiner  und  namentlich  Friedrich 
der  Freidige  wohl  nicht  ganz  billig  beurteilt  werden. 

Aufserdem  haben  wir  für  die  Geschichte  des  14.  Jahrhunderts  nur 
noch  auf  einen  Vortrag  von  Friedensburg ^)  über  Landgraf  Hermann  den 
Gelehrten  v.  Hessen  und  Erzb.  Adolf  von  Mainz  (1385),  sowie  auf  Th. 
Lindners®)  Biographieen  Johanns  v.  Görlitz  und  des  Bisch,  von  Meilsen 
Johann  (H.)  von  Jenzenstein,  spätem  Erzb.  von  Prag,  hinzuweisen. 

Für  das  15.  Jahrhundert  hat  L.  Schlesinger^)  den  Kampf  zwischen 
meifsnischen  Truppen  unter  Kuriürst  Friedrich  H.  und  böhmischen  Heer- 
haufen bei  Sellnitz  (23.  Sept.  1438)  auf  Grundlage  bisher  unbenutzter  Mate- 
rialien des  Dresdener  Hauptstaatsarchivs  behandelt  —  Mit  dem  sächsischen 
Bruderkriege  im  nahen  Zusammenhange  steht  der  Zug  nach  Soest,  welchen 
Herz.  Wilhelm  von  Sachsen  mit  einem  Söldnerheere,  welches  er  ursprünglich 
gegen  Kurfürst  Friedrich  H.  geworben  hatte,  nach  eingetretenem  Waffen- 
stillstände aber  aus  dem  Lande  zu  entfernen  suchte,  im  J.  1447  zur  Unter* 
Stützung  des  Kurfürsten  Dietrich  von  Köln  unternahm;  Ad.  Bachmann^^) 
hat  demselben  zum  erstenmale  eine  eingehende  Behandlung  zu  teil  werden 
lassen.  —  Mit  den  Beziehungen  der  Wettiner  zu  König  Geoi^  in  den  Jahren 
1468 — 1471  befafet  sich  ein  längerer  Aufsatz  des  Ref.;^^)  eine  Separataus* 
gabe,^')  welche  diesen  und  einen  frühem  Aufsatz^')  zusammenfaDst,  fügt  an* 


1)  S.  o.  S.  30*.  —  2)  Gf.  Wipr.  y.  Groitosch  ak  Herr  t.  Leimig  o.  Coldits.  lütt  d. 
G.-  0.  Alt.-V.  2U  Leianig  7,  86—48.  —  Üb.  Eppo  t.  Naumburg  vgl.  o.  S.  29*.  ~  3)  Heu. 
Mitt.  Jg.  1881.  Heft  lU/IY.  S.  XKYI.  -.  4)  Beitrr.  z.  Chronol.  «L  Regierung  Lndwiga  IV., 
d.  Heiligen,   Landgr.  t.  Thür.     Königsberg,  Beyer,  1880.     74  S.  —  5)  Jahreaber.  I,    268*. 

—  6)  S.  o.  S.  54^  —  7)  Hesa.  Mitt  Jg.  1881.  Heft  1/2.  S.  13.  —  8)  AUg.  DeutMhe  Biogr. 
Bd.  14.  —  9)  Mitt  d.  y.   f.   G.  d.  Dtscben.   i.  Böhmen.  20,  1—61.  —  10)  S.  o.  S.  182« 

—  11)  Stad.  B.  Geacb.  d.  aächB.-böhm.  Beziehungen  in  den  Jj  1468—1471.  Ebda.  1  »49.  

12)  Stttd.  z.  Geach.  d.  aächa.-böhm.  Beziehungen  i.  d.  Jj.  1464 — 1471.   Mit  urkundl.  Bollasen. 
Dresden,  Baonach.     144  S.     -  13)  S.  Jahresbor.  XII,  2,  133^ 


Oberaachsen,  Thüringen,  Hessen.  II  129 

haogsweise  19  bisher  noch  unbekannte  Dokumente  des  Archivs  zu  Weimar 
nnd  Dresden  aas  den  Jahren  1466 — 1471  bei.  —  Zur  hessischen  Geschichte 
dieser  Zeit  sei  schlieislich  noch  auf  einen  Vortrag  von  R.  Suchier^)  über 
eine  Fehde  zwischen  dem  Grafen  Schafried  von  Leiningen  und  den  Brüdern 
Jakob  und  Ludwig  von  Lichtenberg  (1451  ff.)  hingewiesen. 

Zar  sächsischen  Mflnz geschieht e,  namentlich  des  15.  Jh.  sind  einige 
Irldnere  Beiträge  zu  nennen.^ 

Die  Schicksale  der  Juden  in  Hessen  und  in  der  Oberlausitz  behandelt 
ein  Vortrag  von  Neuber*)  und  ein  gründlicher  Aufsatz  von  H.  Knothe.*) 

Beitrftge  zur  Geschichte  des  seit  der  Mitte  des  15.  Jh.  aufkommenden 
Zinnbergbaus  in  Sachsen  (Altenberg,  Ehrenfriedersdorf,  Marienberg,  Geier, 
Eibeastock)  bietet  ein  Werk  von  E.  Reyer.^)  — 

Unter  den  lokalgeschichtlichen  Arbeiten  aus  Sachsen  und  Thü- 
ringen^) ist  besonders  verdienstlich  eine  kleine  Untersuchung  von  Otto 
Richter')  über  die  Vermögens-  und  Bevölkerungsstatistik  der  Stadt  Dresden, 
die  auf  Grund  von  zuverlässigen  Materialien  des  Ratsarchivs  den  Nachweis 
fahrt,  dals  Dresden  gegen  Ende  des  15.  Jh.  etwa  5000  Einwohner  mit  einem 
Oarchschnittsvermögen  von  rund  21  fl.  hatte.  —  Merkwürdig  für  die  Ge- 
schichte unserer  Schriftsprache  ist  eine  Stelle  in  den  Denkwürdigkeiten  des 
Ratsmeisters  Marcus  Spittendorf  zu  Halle  (ed.  Opel  S.  272),  welche  uns 
daselbst  gegen  Ende  des  15.  Jh.  einen  bewufsten  Gegensatz  zwischen  der 
niederdeutschen  Volks-  und  der  hochdeutschen  Geschlechtersprache  zeigt.  ^)  — 
K.  Eckard ts^)  Chronik  von  Glauchau,  deren  erste  Lieferungen  wir  schon 
früher  angezeigt  haben,  hat  gerade  für  die  älteren  Zeiten  nicht  viel  Wert; 
sie  erhebt  sich  überhaupt  nicht  über  das  Niveau  gewöhnlicher  Städtechroniken 
alten  Stils.  —  Dagegen  beruhen  die  Mitteilungen  Fei.  Mühlmann s^**)  über 
Kloster  und  Stadt  Riesa  auf  urkundlichen  Grundlagen.  —  Das  400jährigo 
Johiläum  der  Stadt  Schneeberg  hat  zwei  Gelegenheitsschriften  von  P. 
Neesse^*)  nnd  von  Heinr.  Jacobi**)  veranlafst;  sie  gehen  hauptsächlich  ant 
eine  bandschriftliche  Chronik  des  Albinus  zurück,  doch  benutzt  J.  auch  das 
dortige  Stadtarchiv.  —  Dankenswerte,  auf  archivalischer  Forschung  beruhende 
Beitrftge  zur    altem  Geschichte  der  Stadt  Erfurt  bis  zum  13.  Jh.   und  zur 


1)  Hess.  Hitt  Jg.  1881.  Heft  1/2.  S.  25.  —  Erbprozefs  der  Wettiner  1407  s.  o.  S.  59«. 
67«.  -  2)  Fr.  Barth,  E.  unerklärt.  Meißm.  Groschen.  Bll.  f.  Münzkunde  17,  787  f.  —  J.  u.  A. 
Erbutein,  D.  angebl.  Groechen  mit  d.  alleinigen  Kamen  d.  Kurflirstin  Katharina  v.  Sachsen. 
Hbda.  S.  789 — 791.  —  A.  Düning,  D.  Borbecker  Groschen  d.  Sophia,  Gräfin  v.  Gleichen, 
Abt  T.  Emen.  Z.  f.  Nnmism.  9,  47  —  55  [vom  Mttnzfund  t.  Güntersberge :  Jabresber.  111,  2, 
122».  —  Vgl.  o.  S.  108««].  —  Nachlese  zu  S.  P.  Wagners  gründl.  Nachr.  etc.  der  in  Sachsen, 
TkSr.  0.  MeifBen  gemünzten  Groschen.  8  Taf.  in  Lichtdr.  Her.  v.  numism.  V.  in  Leipz.  A^.  — 
.3)  Hern.  mtt.  Jg.  1881.  Heft  1/2,  S.  5.  —  4)  Zur  Gesch.  d.  Juden  in  d.  Oberlausit^  während 
d.  MA.  NA.  f.  flachs.  G.  2,  50—67.  -  5)  Zinn,  E.  geolog.-montanist-hist  Monographie.  Berlin, 
Heiaer,  248  S.  —  0.  Metznor,  D.  Erzgebirge  u.  s.  Bed.  f.  d.  Kulturentw.  Sachsen».  Fest- 
n^  etc  im  Seminar  z.  Annaberg,  29  S.,  ist  winsenschaftl.  nnerhebl.  —  6)  Üb.  Peter  v.  Zittau 
?.  o.  S.  51«  —  7)  Zur  BeTÖlk.-  u.  VermögensHtatistik  D.s  im  15.  Jh.  NA.  f.  sächs.  G.  2,  273 
— 2S9.  —  8)  Fed.  Bech,  Merkw.  Zeugnis  v.  d.  in  Halle  a.  S.  um  1477  herrschenden 
^\ftvthe.  Germania.  N.  R.  14,  851  f.  —  9)  Obren,  y.  Gl.  (s.  Jabresber.  lU,  2,  1341''). 
'lianehau,  Peaehke.  VI,  707  S.  1  Stadtplan.  —  10)  Beitrr.  z.  Gesch.  d.  Klosters  u.  d.  Stadt 
^  Riesa.  lY,  48  S.  —  11)  Schneeb.  in  d.  ersten  50  Jj.  seinen  Bestehens,  unter  besond. 
Hetonong  der  daselbst  waltenden  kirchl.  Verhältnisse.  Festrortrag,  gehalten  z.  Feier  d.  400ja'br. 
JobeJf,  d-  Stadt  S.  am  8.  Dezbr.  1881.  Schneeb.,  1882.  24  S.  —  12)  Schneeberg.  E. 
''«ienkbl.  z.  400j.  Jubelfeier  d.  liebon  Vaterstadt  gewidmet.  Anbei  Abbild,  der  Hauptkirche 
23  8.  vor  d.  Brmnde  1719  nnd  dem  Stadtwappen  nach  d.  Original-Farbendruck.  Sehn.,  Gärtner. 
Vll,  124  S. 

HUtorisohe  Jahresberichte.    18S1.    II,  ^ 


11,130  XVI.    H.  Ermiech. 

Geschichte  des  dortigen  Petersklosters  haben  A.  Wernebnrg^)  and  R. 
Böckner')  geliefert.  —  Über  das  Altenburger  Franenhans  handelt  M.  J. 
Meissner^)  auf  Grund  archiyalischer  Quellen.  —  Für  die  Geschichte  säch- 
sischer Städte  kommen  ferner  einige  bau-  und  kunstgeschichtliche  Beiträge  ^) 
in  Betracht,  während  eine  Anzahl  rein  lokalgeschichtlicher  Schriften^)  ohne 
wissenschaftlichen  Wert  sind. 

Zar  Geschichte  des  hessischen  Hochstiftes  Fulda  ist  aufser  der  Schrift 
von  Rübsam  ^)  ein  kleiner  Aufeatz  von  A.  Busson^)  über  die  Ehrenrechte 
des  dortigen  Abtes  zu  nennen.  —  Jak.  Gegenbaur^)  giebt  wertvolle  Notizen 
zur  Baugeschichte  der  Basilica  in  Fulda  und  untersucht  die  Lage  des  dort 
befindlichen  Grabes  König  Eonrads  I.  —  Von  Interesse  sind  L.  Bickells^) 
Mitteilungen  über  verschiedene  alte  Bauten  zu  Gelnhausen,  unter  denen 
namentlich  ein  Gebäude  aus  dem  12.  Jh.  deshalb  beachtenswert  ist,  weil  es 
nach  der  Vermutung  des  Verf.  das  alte  Rathaus  der  Stadt  sein  soll;  es  wäre 
dann  wohl  das  älteste  erhaltene  Rathaus  in  Deutschland.  —  Aufserdem  haben 
wir  zur  hessischen  Ortsgeschichte  noch  einen  fleifsigen  Aufsatz  von  H.  v. 
Ritgen^^)  über  die  Burg  Gleiberg  und  eine  Anzahl  kürzerer  Mitteilungen^^) 
zu  nennen. 

Von  Arbeiten  über  die  Geschichte  einzelner  Familien  haben  wir  end- 
lich einen  sehr  eingehenden,,  durchaus  auf  archivalischen  Grundlagen  beruhendeu 
Aufsatz  von  H.  Enothe^')  über  die  Berka  von  der  Duba  und  J.  Albertis^^) 
Nachweisungen  über  die  Familie  von  Plauen  in  Schleiz  anzuführen. 


1)  S.  o.  S.  127^  —  J.  Voll  bäum,  D.  Specialgemeinden  d.  Stadt  £.,  s.  Jahreiiber.  V.  — 
2)  D.  PetenUoster  za  £.  Erfurter  Ifitt  10,  1—118.  —  3)  Zur  Getch.  d.  Franenhauaea  in  A.. 
XA.  f.  Sachs.  G.  2,  68 — 76.  —  J.  Lobe,  gesch.  Beachr.  d.  Reeidenutadt  A.  u.  ihrer  Umgeh. 
3.  umg.  A.    Altenb.,  Schnuphase.  VIII,  210  S.  hat  mir  nicht  vorgelegen.  —  4)  C.  M.  Müller, 

D.  Burg  Leisnig.  Mitt  d.  G.-  u.  Alt.-V.  z.  Leisnig.  6,  60—77.  —  H.  Algendorff,  D.  Kircke 
in  OberÄrankenhain.  Wira.  Beil.  d.  Leipz.  Zg.  No.  102.  —  C.  Gurlitt,  D.  Schlofs  zu  MeifBen. 
£.  kunstgeschichtl.  Studie.  Dresden,  Gilbers.  44  S.  —  £.  Wernicke,  Zur  Gesch.  d.  ICaler- 
innung  in  Freiberg.  Mitt.  d.  Freib.  Alt-Y.  17,  17—82.  —  Ders.,  £.  Freiberger  Schnitc- 
bild  in  Gi-aupen.  AKDV.  28,  268  f.  —  Steche,  D.  Altarschrein  zu  Flöha.  Ebda.  Sp.  172.  — 
o)  Th.  Gelbe,  Stollberg  im  Besitze  adliger  Herren.  2.  u.  3.  Flugbl.  d.  Stadt.  V.  zu  St  zur  Er- 
gründung  u.  Erhaltung  d.  Gesch.  Sts  u.  Umg.  Jahr  1880/1881.  —  A.  Richter,  D.  Schlofs 
Lichtenburg  u.  s.  nächste  Umgebung,  Yergangenh.  u.  Gegenw.  nach  Urkk.  n.  Traditionen  zu- 
sammengestellt. Mit  Titelbild.  Prettin  a./E. ,  Heinr.  Schmidt  94  S.  —  Fr.  Volger,  1> 
Leuchtenburg  u.  ihre  Umgeb.  in  Sage,  Gesch.  u.  Gegenw.  Altenburg,  Bonde.  32  S.  12^.  — 
M.  Warn  atz,  d.  Wartburg  n.  Eisenach  in  Sage  u.  G.  Mit  e.  Ansicht  d.  Wartb.  Wien, 
Braumüller.  VII,  143  S.  —  B.  Spiess,  D.  Kirschenfest  in  Naumburg.  Europa  No.  29  u. 
F.  E.  Ruder,  Chronik  d.  Pfarrei  Unterlauter.  Koburg,  Riemann,  68  S.,  sind  mir  nur  dem 
Titel  nach  bekannt  —  A.  Moschkau,  D.  Cottmar  b.  Walddorf  S.  Beschreib.  Gesch.  u. 
Sagen  etc.  2.  verb.  Aufl.  Oybin,  Zittau,  Oliya,  20  S.  1  Holzschn.  2  Steintaf.  —  F.  Phenn, 
1).  Schneckenstein  im  Yogtlando.     Wissenschaftliche   Beilage  der  Leipnger  Zg.     No.  50 — &«. 

—    6)    S.  o.  S.   102«.    —   7)   S.  o.  S.  Ö6*.  74»     —    Abt   Eigil   v.   Fulda  a.  o.  S.  128«.    

8)  S.  o.  S.  21<^.  —  9)  K.  Profanbau  d.  12.  Jh.  u.  einige  and.  alte  Bauten  z.  Gebih.  AKli\  . 
28,  269—72.  Dazu:  Hess.  Mitt  Jg.  1881.  Hft.  3/4.  S.  XXU.  —  10)  Gesch.  d.  Burg  Ol. 
2.  Jahresber.  des  Oberhess.  V.  f.  Lokalgesch.  S.  3  77.  Vgl.  o.  S.  125^^  —  11)  K.  Zoppr  itx  , 
l).  Rödersburg  u.  d.  Hof  bei  Dreihausen.  Ebda.  S.  93-99.  Brunn  er,  Schlofs  u.  Stadt 
Gudensberg  u.   Landgericht  Maden.     Hess.  Mitt.   Jg.  1881.   Hft  1/2.   S.  7.     F.  t.  a[ilaa]« 

E.  befestigter  Kirchhof,  z.  Niederurff.  Ebda.  S.  37.  Junghans,  Über  das  Antonitenhaoa  zu 
Rofsdorf.  Ebda.  Hft  3/4.  S.  XXIX.  Jak.  Rullman,  Versuch  o.  Gesch.  d.  Pfandorfs  KeaaeU 
Stadt.  Hanau  (hat  Ref.  nicht  vorgelegen).  —  12)  Die  Berka  v.  d.  Duba  auf  HohiiAtein« 
Wildenstein,  Tollenstein  u.  ihre  Beziehungen  zu  d.  meifsnischen  Fttrsten.  NA.  f.  sachs.  (i.  ^^ 
193—236.  Vgl.  auch  Kap.  XXXU.  -  13)  D.  Farn.  v.  PI.  in  Schi.  50.  u.  51.  Jahreaber! 
des  Vogtland.  Altert.-V.  zu  Hohenleuben  u.  2.  u.  '.).  Jahresber.  de«  G.-  u.  AlteHomsforseb  >\ 
zu  Schleiz.     S.  82—86. 


Öeterreirhische  Ländergruppe  bis  1526.  11,181 


XVII. 
F.  V.  Krones. 

österreichische  Ländergruppe  bis  1526. 

Von  allgemeinen  für  Zwecke  des  Stndinms  berechneten  Darstellungen 
Terzeichnet  Ref.  die  eigene  Arbeit.^)  Der  'Grundrifs'  legt,  wie  bereits  der 
Titel  andeutet,  den  Schwerpunkt  nicht  in  die  geschichtliche  Erzählung  sondern 
in  die  historischen  Belege,  in  eine  vollständige  Gruppierung  der  Quellen  und 
Litteraturbehelfe,  welche  den  knapp  und  wortkarg  gehaltenen  Text  von  Zeit- 
abschnitt zu  Zeitabschnitt  begleiten.  Hierbei  ist  sowohl  der  Analyse  als 
Synthese  der  Quellen  Rechnung  getragen  und  in  den  die  Hauptperioden 
alföchliefsenden  Anmerkungen  der  Versuch  gemacht,  in  wichtigen  historischen 
Fragen  und  Controversen  Stellung  zu  nehmen.  Überdies  erscheint  das  genea- 
logische Moment  der  Geschichte  und  das  biographische  der  Litteraturkunde 
möglichst  berücksichtigt.  Die  diesem  Referate  zufallenden  Teile  (I.  II.)  sind 
folgeudermafsen  gegliedert.  Auf  die  Einleitung,  Methodik,  Quellen-  und 
Litteraturkunde  der  österreichischen  Geschichte  folgt  die  I.  Abteilung,  welche 
in  8  Hauptstücken  ^die  Zeit  von  den  Anfängen  des  geschichtlichen  Lebens 
unserer  Länder  bis  zu  der  Epoche  der  Babenberger  als  Markgrafen  Öster- 
reichs' (976)  verfolgt.  Die  II.  Abteilung  behandelt  in  zwei  Hauptabschnitten 
A)  Das  babenbergische  Österreich  und  die  süddeutschen  Nachbargebiete, 
Böhmen  und  Ungarn  bis  zur  Epoche  der  Habsburger  (976 — 1278)'  und  B) 
*Die  ältere  Epoche  der  österreichischen  Habsburger,  ihre  Macht-  und  Nachbar- 
verhältnisse, die  Zeit  der  Vorbereitung  des  Gesamtstaates  Österreich  (1278 
—1526)'.  Regententafeln  und  genealogische  Übersichten  eröffnen  die  einzelnen 
K  Unterabteilungen  des  einen,  die  5  Kapitel  des  andern,  worauf  die  Quellen- 
und  Litteraturbestände  der  jeweiligen  Epochen  und  die  Darstellung  der  be- 
züglichen Ereignisse  folgen.  Den  Schlufs  der  IL  Hauptabteilung  bildet  ein 
^Rückblick  auf  die  Entwicklungsstadien  des  inneren  Geschichtslebens  der  drei 
Ländergruppen  des  nachmaligen  Gesamtstaates  Österreich  während  des  Mittel- 
alters bis  1526*. 

In  der  prähistorischen  Litteratur  allgemeinen  und  populären  Sclilages, 
nimmt  einen  hervorragenden  Platz  J.  Rankes')  ^Anleitung  zu  anthropologisch- 
voigeschichtlichen  Beobachtungen'  ein.  Das  Gebiet  der  Ostalpen,  an  deren 
Heispiel  er  die  'ältesten  Spuren  der  menschlichen  Besiedlung'  verfolgt,  deckt  sich 
grofseuteils  mit  dem  österreichischen  Alpenboden.  Über  'die  Stätten  prähi- 
storischer Industrie,  namentlich  Metallgewinnung  und  Bearbeitung'  kommen 
vorzugsweise  Forschungsergebnisse  österreichischer  Fachmäinier  zur  Geltung, 


1)  Dr     F.    Krones    K.  t.  Marchland,    Grundrifs   d.   ostr.  Gesch.   m.  bes.   Rttcksicht  auf 

'^ttelJen  o.  Littonturkunde.     £.  Compendium  etc.     4.  Abt.    Wien,  1881/2.  Holder.    VI,  440  S. 

•2>  8.  o.  S.   2«.      Kec  CHI.   No    49.   —  Erwähnt  «eie«  hier:  Oberniüllor,  Vorrömisehe 

I^toJkerong  Noricum«.    Mitt.  d.  Wiener  antbrop.  Ges.  Bd.  10.  —  P.  v.  Kadi  es,  'Quellenstudien*. 

AJtc  u.  neue   Kulturhilder  v.  Öi«lr.>  Alpenbädem  u.  Alpon!«i»een.  VII,  222  S.  Wien,  BraumüUer, 


11,132  XYH.    F.  T.  Kronos: 

SO  die  des  Gfh.  Warmbrand,  Wankeis  (für  prähistorischen  Eisen-  und  Bronze- 
gufs),  Mucbs  (für  den  prähistorischen  Enpferbergbaa),  Frh.  v.  Sackens  (aber 
Salzbergbau,  prähistorische  Gerberei  and  Weberei).  Unter  den  'prähistorischen 
Grabstätten'  sind  namentlich  aach  die  Fundstätten  in  Erain  and  das  Hell- 
statter  Grabfeld  berücksichtigt. 

Den   Zweck  einer  Gesamtdarstellung   der  historisch-ethnographi- 
schen und  national-statistischen  Verhältnisse  Gesamt-Österreichs  verfolgt  ein 
in  der  rührigen  Verlagsfirma  K.  Prochaska  erscheinendes  und  rasch  gefördertes 
Unternehmen.^)    In  demselben  giebt  K.  Schober  einen  Überblick  über  die 
Einwanderung   des   deutschen  Volksstammes  in  die  dentsch  -  österreichischen 
Landesteile,   über  seinen  Kulturzustand   im  Mittelalter  and  über  die  Refor- 
mation.    Er  behandelt  sodann  das  Ständewesen  und  in  weitestem  Umfange 
die  Volkswirtschaftliche  Entwickelang'.     Landbau  und  Forstwirtschaft,  Berg- 
ban,   Gewerbe  und  Handel  werden  in  ihrer  Gestaltung   vom  Mittelalter  bis 
zur  Gegenwart  verfolgt,  ferner  die  bildende  Kunst  des  Mittelalters  und  der 
Neuzeit,  die  Musik  und  die  nationale  Poesie,  die  Wissenschaft  und  das  Volks- 
leben der  Gegenwart  in  Umrissen  behandelt.     Dem  biographischen  Momente 
ist  thunlichst   Rechnung  getragen.     In   ähnlicher  Art   behandelt  J.  Saman 
nach  einem  Überblicke  über  Namen,    Alter  und  Ursitze  der  Slovenen   (auf 
Grundlage  der  Forschungen  Safariks  und  insbesondere  Miklosichs)  zunächst 
ihre  Einwanderung  in  die  heutigen  Wohnsitze  und  ihre  Kulturzustände  in  der 
heidnischen  Zeit.      Der  Abschnitt  über  die  Christianisierung  bietet  dem  Vf. 
Gelegenheit,   sich  über  die  Kyrilitza-  und  Glagolitza-Frage  litterarhistorisch 
zu  verbreiten  und  mit  einem  Verzeichnis  der  altslovenischen  Kirchenschriften 
zu  schliefsen.     Das  Werk  ist  eigentlich  eine  Sammelarbeit;  denn  diesem  An- 
teil des  auf  dem  Titel  genannten  Herausgebers  schliefst  sich  Fasching  mit 
einer  'skizzierten  Geschichte  der  von  Slovenen  bewohnten  Länder*  an,   die 
nur.  auf  den  Charakter    eines  Abrisses    in    Schlagworten    Anspruch    macht. 
Ungleich  dankbarer  ist  die  Aufgabe  Hub ads,^ welcher  die  ^Sitten  und  Ge- 
bräuche der  Slovenen*  unter  die  Feder  nahm.     Simonie  giebt  eine    ziemlich 
eingehende  Übersicht  der  slovenischen  Litteratur,  deren  erste  Periode  er  von 
Trubar  bis  Pohlin  (1550—1768),  die  zweite  von  Pohlin  bis  zum  Erscheinen 
der  *Novice'  (red.  v.  Bleiweis)  1768 — 1843   und  die   dritte   bis  zur  Gegen- 
wart rechnet.     Der  Abschnitt  über   ^die  slovenische  Sprache    und   ihre  Ge- 
schichte', sowie  der  Schlufsabschnitt  über  die  ^Pflege  der  Künste  und  Wissen- 
schaften* gehören  wohl  wieder  dem  Herausgeber  an.     Was  bei  den  letzteren 
den  Slovenen  oder  den  Deutschen  angehört,    ist  ein  sehr  schwieriges  Unter- 
suchungskapitel,  dessen  Klippen  wohl  auch  nicht  immer  mit  Glück  umschifft 
wurden. 

Für  die  römische  Epoche  unserer  Ostalpenländer  bietet  das  Werk 
J.  Jungs ^)  eine  quellenmäfsige  Übersicht  der  territorialen  und  admini- 
strativen Zustände  Noricums,  Rätiens  und  Pannoniens,  welche  den  bezüglichen 
Inhalt  seines  früheren  Werkes  (Röfner  und  Romanen)  abgeklärt  und  ergänzt 
uns  vorführt. 

Mit    der    mittelalterlichen    Quellenkunde    Österreichs    berühren 


1)  D.  Völker  Östr. -Ung.s.  Etknogr.  u.  kultarhist.  Schilderangen.  Teschen,  Prochaska. 
1.  K.  Schober,  D.^DUchen.  in  Nieder-  u.  OberöBterr.,  Salsb.,  Steierm.,  Kärnten  u.  Kraiu. 
397  S.  X,  1.  J.  Suman,  D.  Sloyenen.  184  S.  —  3)  S.  Abt  1.  Kap.  VII  a.  —  Toik>- 
graphiAche«  b.  u.  S.  187'-'. 


öffterreichiiiche  Ländergnippe  bi«  1526.  JI  ]  33 

sich  die  beiden  akademischen  Abhandlungen  Büdingers^)  undPetschenigs,^) 
deren  erstere  die  Entstehung  des  8.  Buches  der  Chronik  Ottos  v.  Freising 
'als  uttiversalhistorische  Studie',  die  andere  einen  (philologischen)  Beitrag 
'Zar  Kritik  und  Würdigung  der  Passio  sanctorum  quatuor  coronatorum'  liefert 
ond  nachweist,  dafs  der  Vf.  den  erzählten  Ereignissen,  wenn  nicht  als  Zeitge- 
00686  im  strengsten  Sinne,  so  doch  mindestens  sehr  nahe  stand.  —  W.  Watten- 
bach*) bespricht  eine  Wolfenbtttteler  Hds.  der  österreichischen  Annalen,  welche 
in  seinen  ^Geschichtsquellen'  (4.  Aufl.  U,  243)  erwähnt,  in  seine  Ausgabe 
(MG.  SS.  IX)  aber  nicht  aufgenommen  war;  sie  enthält  nach  kurzen  anna- 
listischea  Notizen  und  fabelhaften  Erzählungen  im  wesentlichen  den  Text  F. 
einschlieblich  des  ^Auctarium  Vindobonense'. 

Fftr  die  Geschichte  des  Klosterwesens  Deutsch-Österreichs  im  Mittel- 
alter bietet  eine  fibersichtliche  Darstellung  das  ^Cisterzienserbuch'  hrsg.  v.  S. 
Brauner,^)  welches  seinem  ^Benediktinerbuche'^)  in  diesem  Jahre  folgte. 
Im  2.  Abschnitt  werden  die  aufgehobenen  Cisterzienser- Abteien  Österreich- 
Ungarns  behandelt,  u.  zw.  auf  dem  betreffenden  Boden:  Sittich  (Kr.),  Viktnng 
(Kä.),  Baumgartenberg  (O.-ö.),  Landstrass  (Kr.),  Engels^ell  b.  Engelhardszell 
(O.-Ö.),  Neuberg  (Stm.)  und  Sensenstein  (N.-ö.).  Von  den  noch  bestehenden 
Cisteixienser  -  Stiften  des  österreichischen  Alpenbodens  wurden  die  ein- 
zelnen als  Gegenstand  kleiner  Monographieen  behandelt  u.  zw.  Heiligenkrenz 
fN.-ö.)  von  Ben.  Gsell,  Lilienfeld  (N.-ö.)  von  J.  Gottwald,  Neukloster  in 
W.-Neustadt  von  B.  Kluge,  Renn  (Stm.)  von  G.  Malis,  Schlierbach  (O.-Ö.) 
von  Alois  Eyger,  Stams  (Tyr.)  von  F.  Spielmann,  Wettingen -Mehrerau 
(Vorarlb.)  von  Dom.  Willi,  Wilhering  (O.-Ö)  von  B.  Söllinger,  Zwettl 
fO.-ö.)  von  St.  Rössler.  Die  Geschichte  der  aufgehobenen  Cisterz.-Frauen- 
Klöster  Österreich-Ungarns  skizziert  Berth.  Bayer  u.  zw.  zu  St.  Bernhard  in 
Meylan  (Alt-Melon  in  N.-ö.),  Friesach  (Kä.),  Gereut  bei  Neumarkt  (O.-St.), 
Heiligengeist  in  Ips  (N.-Ö.),  Schlierbach  (bei  Kirchdorf  in  O.-Ö.),  während  D. 
Willi  die   Geschichte  des  Kl.  Mariastern  (Yorarlb.)  im  Umrisse  behandelt. 

För  die  quellenmäfsige  Geschichtskunde  Gesamtösterreichs^) 
tritt  der  2.  Band  der  'Mitteilungen  des  Instituts  für  österreichische  Ge- 
schichtsforschung' ein,  deren  Redaktion  wie  im  Vorjahre  Mühlbacher  be- 
sorgt. In  dieses  Referat  fallen  die  'Beiträge  zur  altern  Geschichte  Öster- 
reichs' von  Alf.  Huber. ^  Nach  H.  dehnte  sich  noch  im  9.,  10.  und 
U.  Jh.  das  Königreich  Italien  am  rechten  Etschufer  aufwärts  bis  Nals  und 
Prissian,  also  wohl  bis  zur  Grenze  des  Bistums  Trient,  bei  Forst  oberhalb  Mar- 
Hng  aus.^)  Die  Ansicht  von  der  scheyern-wittelsbachischen  Abstammung  der 
babenbergischen  Markgrafen')  wird  von  H.'*')  eingehend  bekämpft.     Endlich 


1)  8.  o.  S.  33».  —  2)  Wiener  SB.  97,  761—779  u.  sep.  Gerold.  21  S.  —  Diese  Schrift 

i*t  allerdingB  aach  t.  Wattenbach  su  d.  dtsch.  a.  ▼.  Büdinger  zu  d.   österr.  Quellen  gezogen ; 

hl  d.  Haoptpaehe  gehört  rie  unter  Abt  I.  Kap.  VIII.  —  3)  Üb.  e.  biih.  unbenutzte  Hd«.  östr. 

Ana.    NA.  7,    135  —  142.  —  Havelka  (Sechiach),    *Üb.  d.  geschriebenen  Nachrichten,  auf 

dcaeo    d.   Gesch.    anserer   Monarchie  haupts.    beruht*.      Progr.  d.   slaw.    Gymnaa.   i.   Olniätz 

1880.  L  Abt  35  S.    II.  Abt  1881.  32  S..  —  ist  e.  kompilatorische  Übersicht  —  Auch  bist 

^bemerkenswert  ist;   J.  A.  Frh.  y.  Hei  ff  ort,  Östr.  Kunsttopogr.    (Sep.-Abdr.   aus   d.  Mitt.   d. 

CeatralkomiD.  a.  Erforsch,  n.  Erh.  v.  Bau-  u.  KnnstdenkmSIem.     N.  F.  VIII).     Wien,  Staats- 

dmek.   16  S.  4^    (Übersicht  üb.  d.  Stand  d.  Frage.)  —  4)  Cisterzienserbnch,  Gesch.  u.  Beschr. 

d.  besteh.  D.  AnftUurang  d.  aufgehobenen  Cist-Stifte  i.  Östr.-Ungam,  Deutschland  u.  d.  Schweiz. 

(M.  Abbild,  i.  Texte.)     Würzburg,  Woeri.  VIU.    738  S.    12».  —  5)  Vgl.  Jahresber.  m,  2, 

106'.  ^  6)  ■.   Schlacht  anf  d.  Marchfelde  (Köhler,  Busson)  s.  o.  S.  53*.  54^.  —  Leop. 

▼•  Öttt.  für  ArigiMm  a.  a  S.  88  (ob.).  —  7)  lilÖG.  2,  365—88.  —  S)  D.  Grenze  zw.  Bayern 

0.  limgobciden,    n.   zw.  Dtschl.  u.  Ital.  auf  d.  rechten   Etschufer.     Ebda.   S.  367—72.  — 

9)  /afaiesber.  lU,   2,  102'.  140«.  —  10)  z.  Herk.  d.  Markgrfn.  t.  östr.    MIÖG.  2,  374—82. 


11,134  XVU.    K  V.  Krone«: 

tritt  Hubcr^)  nach  dem  Vorgänge  Zeifsbergs  auf  Grund  einer  Klosternen- 
bnrger  Notiz  (Mounmenta  Germaniae  Scriptores  IX,  610)  fflr  das  Seniorat 
Heinrichs  II.  Jasomirgott  ein.  —  Mit  Habers  erster  Untersuchung  berührt 
sich  in  etwas  ein  Beitrag  Ottenthals,')  worin  eine  Urkunde  aus  den  Jj. 
1386 — 1395  angezogen  erscheint,  derzufolge  noch  am  Ende  des  14.  Jh.  im 
'  Glurnser  Gerichte  Rechtens  war,  das  Gericht  in  wälscher  (romanischer) 
Sprache  zu  halten.  —  Schweizers*)  Aufsatz  über  das  sogenannte  Formel- 
buch Albrechts  I.  liefert  einen  Beitrag  zur  Charakteristik  einer  QueUenspecies, 
welche  die  akademischen  Publikationen  Chmels  und  Stobbes  ihrer  Zeit  er- 
schlossen. 

Zur  Genealogie  und  Familiengeschichte  der  Habsburger  bietet  Wi eb- 
ner,^) der  unermüdliche  Historiograph  des  steierischen  Klosters  Admout,  einen 
Beitrag,  in  dem  er  die  (bereits  im  Pertzschen  Archive  X,  633  verzeichneten) 
deutsch  geschriebenen  Angaben  eines  Admonter  Codex  des  15.  Jh.  (c.  1425, 
no.  19,  Pap.  fo.  Bl.  321  f.)  für  die  Geschlechtshistorie  Habsburgs  innerhalb 
der  Jj.  1273 — 1424  vollinhaltlich  ediert  und  erläutert.  —  Neumanns^j  Studie 
'die  Jerusalemfahrten  der  älteren  habsburgischen  Fürsten'  läfst  sich  stofflich 
anreihen.  —  A.  Steinwenters®)   'Studien  zur  Geschichte  der  Leopoldinei-*, 
deren  Vorläufer  ^)  bereits  bei  den  Fachgenossen  freundliche  Aufnahme  fanden, 
fufsen  vorzugsweise   auf  archivalischem  Material   (47  Beilagen).     Durch  den 
Schutzvertrag  Udiues  und  seiner  Verbündeten   mit  den   Leopoldinern  (Her/. 
Ernst  d.  Eis.  u.  Friedrich  IV.  v.  Tyrol),  v.  2.  Nov.   1411,   erfährt  die  Stel- 
lung Venedigs,  Wladislaws   v.    Polen    und    K.    Sigismunds    zu    den    Söhnen 
Leopolds  III.   eine   neue  Beleuchtung.      Der  'Allianztraktat  der  Leopoldincr 
mit  der  Signoria'  v.  Dez.  1411   und   der  Einfiedl  Friedrichs  IV.  v.  Tyrol  in 
das  Gebiet  von  Cadore   erlaubt  uns  einen  Einblick  in  das  widerspruchsvolle 
Wesen  der   beiderseitigen  Politik    und  in  die  stets    gespannten  Beziehungen 
der  Leöpoldiner  zu   dem  Luxemburger,  auf  welche  die  Signoria  ihre  Rech- 
nung stellte.     Nachdem  das  Bündnis  zwischen  Venedig  und  Wladislaw  Jagello 
kaum  eingefädelt,  durch   den  Lublauer  Vertrag  des  Jagelloncn  mit  R.  Sigis- 
mund  wieder  halb  zu  den  Toten  gelegt  ward,  schien  die  Republik  ernstlich 
gewillt,  die  Bundesgenossenschaft  der  Leopoldiner  zu  erkaufen;  doch  zerrann 
das  Ganze  schliefslich  ebenso  in  nichts  als  die  phantastische  Idee  Herz.  Frie- 
drichs, sich  mit  Hilfe  der  Venetianer  des  Kaiserthrones  zu  bemächtigen.     Aus- 
dauernder in  seinen  Beziehungen  zu  der  Signoria,  weil  entschieden  in  seiner 
Gegnerschaft  zu  K.  Sigismund  zeigt  sich  Herz.  Ernst  der  Eiserne,  doch  wurde 
auch  bald  wieder  sein  Bruder  durch    seinen   grofsen  Konflikt   mit   K.  Sigis- 
mund seit  dem  Konstanzer  Konzile  und  die  Besorgnisse   vor  den  Annexions- 
pläneu  Herz.  Ernsts  Tyrol  gegenüber  den  Venetianern  näher  gerückt.    Venedig 
entschlofs    sich    1416    zur   Vermittlung   zwischen   den    beiden    Habsburgern. 
Doch  mulstü   der    innere   Gegensatz  der  venetiauischeu    und  habsburgischen 
Interessen  die  Beziehungen  beider  Mächte  schliefslich   eher  lähmen   als  för- 
dern, —  Zeitlich    und    stofflich  berührt   sich    mit  Steinwenters   Abhandlang 
N.  Donnemi  Her  8®)  Arbeit  'über  den  Römerzug  Ruprechts  von   der   Pfalz 
und    dessen   Verhältnis    zu    Österreich,   insbesondere  zu  Herz.   Leopold  IV,' 


1)  z.  Oeneal.   d.   Markgrfn.  t.  Östr.     MIÖ6.  2,  382—85.   —   2)  D.  deutsch -romanisirhe 
Sprachgronxo    im    Vinstgau   za  Ende  d.    14.   Jh.     Ebda.    S.    112  ff.   —   3)  S.   o.  S.  48V    — 
4)  WStB-O.  II,  2,  S.  345—51.  —  5)  Ber.  u.  Mitt.  d.  Wiener  Altert-Ver.  20.  Bd.  —  <l>  A 
f.  ostr.  G.  62.  Bd.  1.  Hälfte.   S.  4—146.  —  7)  S.  Jahresber.  II,  2,  102«.  —  8)  S.  o.  S.   69». 


Öi«terreichi«che  Ländergriippe  bi?  1526.  II  135 

(bis   1410);    eine   Zusammenfassang    der    bezüglichen   Forschungsergebnisse 
Höflers,  Lindners  u.  a. 

Die  rechtsgescbichtlichen  Quellen  Deutsch-Österreichs  haben  im 
Bd.  VI  des  akad.  Unternehmens  'österreichische  Weisthümer':  'Steirische  und 
Kämtische  Taidinge,  hrsg.  y.  F.  Bisch  off  und  A.  Schönbach'^)  eine  neue 
sachlich  und  linguistisch  vortreffliche  Bereicherung  erfahren.  Unser  Referat 
mofs  sich  auf  die  kurze  Angabe  beschränken,  dafs  für  Steiermark  75  Stücke 
innerhalb  der  Jahre  1330 — 1784,  auf  Kärnten  22  Nummern  aus  der  Zeit 
von  1289—1651  entfallen. 

Wenden  wir  uns  nun  der  Specialgeschichte  der  einzelnen  Länder  zu.^) 
Für  Niederösterreich  erwähnen  wir  zunächst  eine  willkommene 
Skizze^)  von  der  prähistorischen  Physiognomie  des  Landes.  Über  die  älteste 
historische  Zeit  ist  wenig  Erhebliches  zu  berichten.^)  —  Dagegen  zieht  uns 
als  Monographie  nicht  nur  zur  Geschlechterkunde  des  Landes,  sondern  zur 
mittelalterlichen  Geschichte  Österreichs  überhaupt  die  Abhandlung  Ed.  Friess'^) 
aber  Dietrich  den  Marschall  von  Pilichdorf  (f  1326)  an.  —  Nach  dem 
Holenburger  Vertrage  v.  1396  zwischen  Albrecht  IV.  und  dessen  Neffen 
Wilhelm  sollte  auch  die  Stadt  Wien  beiden  zusammen  Gehorsam  schwören. 
Die  Rechtfertigung  eines  ihrer  ^Genannten'  gegen  die  Anklage  einer  aus- 
schliefslichen  Eidesleistung  an  Albrecht  ist  aus  dem  Geschäftsbuch  der  Stadt 
abgedruckt.^)  —  Mit  Rücksicht  auf  Ortshistoric  darf  ferner  das  gutgemeinte, 
aber  inhaltlich  etwas  bunt  gemischte  Buch  vom  Stadtarchivar  Herm.  Rolle tt 
'Heiträge  zur  Chronik  der  Stadt  Baden  bei  Wien'  ^)  angeführt  werden. 

Die  Bausteine  für  die  Geschichte  und  historische  Landeskunde  Nieder- 
österreichs erliegen  vor  allem  in  den  'Blättern  des  Vereins  für  Geschichte 
ond  Landeskunde'  zu  Wien.^)  Für  die  mittelalterliche  Geschlechterkunde  Bayern- 
Österreichs  bietet  zunächst  Wendrinsky,^)  der  fleifsige  Genealoge,  eine 
ziemlich  stoffi*eiche  Abhandlung  über  die  Grafen  v.  Peilstein,  Burghausen  und 
Schale.  Zunächst  erörtert  sie  den  Ursprung  des  genannten  mächtigen 
Dynastenhauses  von  Sighard,  dem  dritten  Sohne  des  ostmärkischen  Grafen 
Aribo  ans  dem  Hause  Scheyern,  untersucht  dann  die  Genealogie  des  einen 
Haaptzweiges,  der  Grafen  v.  Burghausen-Schala,  gleichwie  des  andern,  der 
Grafen  von  Peilsteiu,  als  deren  gemeinsamer  Stammvater,  Friedrich  Graf 
V  Tengling  (t  c.  1072),  der  Sohn  Sighards  III.,  zu  gelten  hat.  3  Stamm- 
tafeln und  160  Urkundenregesten  begleiten  den  Text.  —  PölzP®)  beendigt 
die  bereits  früher  in  Angriff  genommenen  Studien  über  die  Meissauer 
(erloschen  1440);  von  47  Regesten  und  einer  Stammtafel  begleitet,  erscheint 
nunmehr  die  willkommene  Arbeit  als  Ganzes.  —  R  v.  Beckers  ^*)  'die  Herren 
voQ  Toper  (Tobel,  Dobel,  Doppel)  macht  uns  mit  einem  wenig  geläufigen 
Adelsgeschl echte  Nieder-Österreichs  bekannt,  das  zunächst  bis  in  den  Anfang 
des  14.  Jh.   in  seiner  ersten  Reihe   untersucht  wird.    —    Zur  Ortsgeschichte 


1)  V^ien,  Braomiiller.  XX,  732  S.  8^.  —  2)  Mehr  der  böhm.  Lündergruppe  gehört  an: 
Zaan,  Rad.  t.  Rfidesheim,  s.  o.  S.  61>  u.  Kap.  XXXIl.  ->  3)  Mach,  Nd.-Ö8tr.  in  der 
l'neit.  Gam  17,  4.  —  Vgl.  auch  Kittel,  prahist.  Funde  in  Nd.-Ö8tr.  in:  Mitt  d.  Wiener 
aathrop.  Ges.  Bd.  10.  —  4)  Erwähnt  sei  Widmann,  Östr.  u.  d.  Enns  nach  d.  Herrsch,  d. 
Rpmer.  Progr.  d-  Oberrealich.  Steyer.  —  5)  S.  o.  S.  55*  (auch  sep.).  —  6)  K.  Schalk, 
X.  Paitaiweseii  in  Wien  e.  Ende  d.  14.  Jh.  MIÖG.  2,  458  f.  —  7)  Wien,  1880.  Schütze. 
IV,  247  S.  Bes.  CBl.  No.  50.  —  8)  Über  die  ▼.  dem  V.  herauageg.  'Topographie'  8.  Jahree- 
ber.  n,  2,  107*.  lU,  2,  142«»  —  9)  BU.  f.  Ldskde.  Nd.-()Btr.8  S.  1—42.  —  10)  Ebda. 
42—70.     (Vgl.  Jahreaber.  lU,  2,  142».)  —  11)  Ebda.  460—66. 


n,186  XVII.    F.  V.  Krön  es: 

zählen  die  Aufsätze  von  K.  Schober*)  über  die  Arabarg,  von  A.  Zitter- 
hof er*)  über  Gansei-feld,  von  Anton  Mayer*)  über  Vergangenheit  und  Gegen- 
wart von  Hainfeld,  von  Steph.  NeilM)  über  abgekommene  Ortschaften  in 
Nieder -Österreich  und  von  F.  Schwarzhofer^)  über  das  gleiche  Thema, 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  den  Gerichtsbezirk  Schwechat;  —  während  in 
das  Bereich  der  mittelalterlichen  Rechts-  und  Verwaltungsgeschichte  Gust. 
Winters^)  'Beiträge  zur  nieder -österreichischen  Rechts-  und  Verwaltungs-, 
geschichte'  (Drosendorfer  Stadtrecht  von  1399,  Komeuburger  Vogtei,  Ungeld-, 
Maut-  und  Zollsachen  des  15.  Jh.  1399 — 1452  ff.)  als  Materialiensammlung 
und  die  beiden  Abhandlungen  von  E.  Schalk 7):  Finanzverwaltung  Öster- 
reichs unter  Berthold  von  Mangen  (1412 — 1436)  und:  Finanzlage  der  Stadt 
Wien  im  J.  1458  gehören.  Dem  Gebiete  der  mittelalterlichen  Kulturgeschichte 
läfst  sich  wenigstens  teilweise  E.  Ha  sei  bachs^)  Aufsatz  über  das  Weinbuch  des 
Joh.  Rasch  und  die  Weinkultur  Nieder-Österreichs  zuweisen,  obschon  die  gen. 
Quelle  erst  in  die  2.  Hälfte  des  16.  Jh.  fällt.  —  Der  20.  Bd.  der  'Berichte  und 
Mitteilungen  des  Wiener  Altertumsvereines'  stellt  sich  mit  Linds  Beitrag  zur 
Kunde  mittelalterlicher  Denkmale  in  Nieder- Österreich,  mit  H6yrets  Beiträgen 
zur  Geschichte  des  Erlaklosters  in  Nieder-Österreich  und  mit  Frhn.  v.  Sackens 
Aufsätzen  'über  einige  wenig  bekannte  Kunstdenkmale  des  späten  Mittelalters 
und  der  Frührenaissance  in  Nieder-Österreich'  ein.  —  Einen  nicht  gerade 
mafsgebenden,  wenn  auch  gut  gemeinten  Versuch,  den  'Isiskultus  in  östeireicb' 
zu  erklären,  bietet  Urwalek  in  seiner  Programmstudie.**)  —  Eine  wackere 
ortsgeschichtliche  Leistung  ist  die  von  Joh.  Strobl  'die  Städte  Krems 
und  Stein  im  Mittelalter.'*®)  Strobl  tritt  mit  dieser  auf  sorgfältigen,  insbe- 
sondere archivalischen  Forschungen  basierenden  Monographie,  deren  erster 
Teil  bis  1395  vorliegt,  der  Program raarbeit  F.  Eberls  ('Anteil  der  Städte 
Krems  und  Stein  an  den  politischen  Ereignissen  der  Jj.  1395 — 1452'  — 
veröff.  im  Progr.  d.  J.  1866)  zur  Seite  und  bietet  zum  erstenraale  eine  quellen- 
mäfsige  Stadtgeschichte,  die,  was  Methode  und  Kritik  betrifft,  der  Kinzlschen 
'Chronik  der  Städte  Krems  und  Stein  und  deren  nächster  Umgebung^  (Krems 
1869),  durchaus  überlegen  erscheint.. 

Für  Ober-Osterreich  erhalten  wir  aus  der  Feder  des  littcrarisch 
sehr  thätigen  Konventualen  und  Bibliothekars  S.  Florian,  Czerny,  ^^)  an  der 
Hand  des  'Oblaibuchs'  oder  des  Stiftungs-Gaben-Buches  von  S.  Florian  (in 
welchem  Kloster  der  'Oblaiarius'  d.  i.  Stiftungsverwalter  zugleich  'Infir- 
marius'  d.  i.  Spitalsverwalter  zu  sein  pflegte),  —  eine  Darstellung  des 
Klosterwesens  bis  ins  15.  Jh.,  sowie  das  Kalendarium  des  Pfarrers  Albert  von 
Waldkirchen  mit  einer  ausführlichen  Einleitung. ^*) —  E.  Friefs  setzt  seine 
fleifsige  Geschichte  des  Kl.  Garsten  für  die  Jj.  1290—1537  fort.*») 

Salzburgs  ^^)  prähistorisch -römische  Zeit  betreffen    die   Arbeiten    von 


1)  Kbda.  451—460.  —  2)  3Q0— 304.  —  3)  429—451.  —  4)  122—129,  186  -247, 
304—374.  -  •>)  248—250.  —  6>  374—378,  405—417-  —  7)  277—299,  113—122. — 
8>  161— 186.  —  9)  8^  17  S.  16.  Jahresber.  des  Landeaoborgyni.  zu  Slockerau  (Nd.-Ost,). 
—  Nachträglich  sei  noch  hingewioflen  aaf  Blaaa,  Vollustüml.  aoa  Nd.-Östr.  Qermania  25 
(1880)  42G— 31  (1.  Qeburtfl-  u.  Kinderjahro.  2.  Liebe  a.  Ehe).  —  10)  Jahresber.  d.  Landes«- 
oberrcalsch.  in  Kreron.  70  S. —  11)  Z.  d.  Mos.  FranciBCo-CaroIin.  zu  Lina.  23.  Lief.  —  D. 
alig.  Erläut.  z.  Oblaibuche.  S.  1—79;  Abdruck  S.  79—97.  —  12)  D.  Einl.  ».  Calendariam 
Alberti  Plob.  de  W.  S.  98—115,  Abdr.  S.  115—139.  Regg.  f.  beide.  S.  140—150.  — 
13)  WStB-0.  11,  Heftl,  1—28.  2,235—252.  3,40—65.  —  J.  Maade,  Preiatadto Handels- 
gesch.  u.  Handelsleben.  1.  Abt  Freistadt  Progr.  92  S.  —  wird  mit  d.  2.  Abt  sugl.  im 
nächsten  Jahr  bospr    werden.   -     14)  Additament«  zu  Ann.  Soliab.  a.  o.  S.  32^. 


Öptorreichwche  Ländergruppe  bi«  1526.  JI  "[37 

E.Richter^)  und  Prinzinger.*) —  L.  Steub,^)  der  gewiegte  Onomatologe, 
bietet  eine  im  Ganzen  sehr  ansprechende  Deatung  romanischer  Ortsnamen  des 
Salzbnrger  Gebietes.  —  Das  Recbtsgeschichtliche  dieses  Bodens  betrifft  die 
akademische  Abhandlung  Siegels:^)  das  Güterrecht  der  Ehegatten  im  Stifts- 
lande  Salzbarg. 

Fflr  Steiermark^)  bieten  zunächst  die  vom  L.-Arch.-Dir.  v.  Zahn 
herausgegebenen  ^Geschichtsblätter'  willkommenes  MateriaF.  Zunächst  sei  des 
Beitrages  zur  Geschichte  der  Finanzgebahrung  in  Nieder- Österreich  unter 
K.  Rudolf  I.  (1281 — 1282)^)  gedacht,  worin  wir 'Absolutorien*,  Abrechnungen 
Dnd  Verpfändungen  zwischen  E.  Rudolf  und  seinem  Sohne  Herzog  Albrecht 
mit  dem  niederösterreichischen  Landschreiber,  Mag.  Konrad  v.  Himberg,  be- 
gegnen (9  Urkk.).  Sodann  betonen  wir  das  zur  Geschichte  der  Warenpreise 
und  Löhne  zu  Graz  um  die  Mitte  des  15.  Jb.  von  N.  Huber,^)  Amanuensis 
der  Musealbibliothek  in  Salzburg,  aus  dem  dortigen  Archive  Mitgeteilte  u.  zw. 
die  ^Satzung  der  pfenwert  in  der  Steyrmarch'  vom  29.  Juli  1460,  welche  der 
Linzer  Satzordnung  von  1461  (Ztschr.  f.  östr.  Gymn.  1880,  4  ff.)  auffallend 
analog  erscheint  Sodann  linden  wir  das  Privilegienwesen  der  steirischeu 
Städte  und  Märkte  für  die  Zeit  von  1317—1342  mit  21  Stücken  für  13  Orte 
bedacht®) —  Zahn^)  liefert  überdies  eine  sehr  anziehende  Abhandlung  über 
steiennärkische  Taufnamen,  wobei  er  von  der  allgemeinen  Bildung  mittel- 
alterlicher Tanfnamen  ausgeht  und  dann  die  steiermärkischen  Personennamen 
bis  1200  nach  den  einzelnen  Momenten  ihrer  Bildung,  ferner  die  des  13.  Jh. 
und  der  Nachzeit  analysirt  und  gruppiert.  —  Die  steirischen  Taidinge  sind 
bereits  erwähnt**^)  —  Im  Besitz  der  Familie  von  Stubenberg  befindet  sich 
ein  Etui  in  Form  eines  silbernen  Zopfes,  wahrscheinlich  von  dem  sonderbaren 
Orden  herrührend,  den  Albrecht  III.  v.  Österreich  (1365 — 95)  aus  unbe- 
kanntem Anlafs  unter  dem  Namen  der  Zopfgesellschaft  gestiftet  hat'^) 

Für  Kärnten  können  wir  nur  auf  die  Lineamente  der  Vorgeschichte 
des  jetzt  im  Aufstreben  begriffenen  Touristenortes  Friesach,  der  uralten 
Kämtnerstadt,  in  dem  Büchlein  von  Karl  Peez,^*)  auf  Beckh-Widman- 
stetters^')  kleinen  Beitrag:  'Grabsteine  der  christlichen  Zeit  zu  Friesach' 
und  auf  die  andrerorten  erwähnte  archäologische  Skizze  K.  R.  Hausers  i^); 
^Ausgrabungen  auf  dem  Zollfelde^  verweisen.  Die  Ausgabe  von  Valvasors 
Topographia  Carinthiac^^)  ist  blofs  Reproduktion  des  Originaldruckes  und 
als  solche  willkommen. 


1)  Veneichnis  d.  Fundfltellen  vorhiet.  n.  röni.  GogenAtande  im  ÜKgt.  Salxb.  Mitt.  d.  V.  f. 

l»-  0.  Ldakde.  ▼.  Sakb.  21,  90—98   mit  nettem  Kärtchen     —    2)  D.  Euienbahn  u.  d.  alten 

^erkehnwege  mit  be«.  Rückflicht  auf  Knchel-Georgenberg ;  ebda.  S   1 — 24  (vgl.  Jahreuber.  II, 

2,  111«).  —  Befund  üb.  d.  Umgehung  d.  Andstädter  Tauerns  t.  d.  Fonganer  Seite  z.  Erhebung 

d.  Zaget  d.  Romentr.  a.  ihrer  Benkzeichen ;  ebda.  S.  24 — 80.  —  (Fugger,  Bergbau  d.  Hzgt. 

S.    Progr.  d.   OberrealBch.  in    S.     24  S.   ist   hauptsachl.    naturwiBsenschaftl.)    —    3)    Ebda. 

8.  98—101.  —  4)  Wiener  SB.  99,  75—109;  erschien  eigen«,  erst  1882.  —  5)  z.  Frähist. 

vgi-  MSllner,   anthropol.  ForschnngsergebniiMO  aus  Obor-St.  in:  Mitt.  d.  Wiener  Anthr.  Ge». 

W-  10.  —6)  Steiermark.  GBll.  2,  129—137.  —  7>  Ebda.  S.  65—75.  —  8)  Ebda,  an  ver- 

»chiedeiien  Orten  eingeschaltet.  —  9>  Mitt.  d.  V.  f.  Stmk.  29,  3—57.  —  10)  S.  o.  S.  135'. 

—  11)  Essenwein,  D. Zopf  d.8tubenberger.  AKDV.  28,193—97.  (Mit  Abbild.)  —   12)  Fr., 

geick.  0.  topogr.  Beschr.  Klagenfurt,  Leonzen.  V,  42  S.  —  13)  Mitt  d.  Contralcomra.  f. 
Er£  0.  Erh.  d.  Budenkm.  S.  92—96.  —  Auch.  sep.  —  14)  Klagenfnrt,  v.  Kleinmayr.  30  S.  (Aus 

d-  XiigeDl  Zg.)  ».  o.  Abt.  I,  K.  VII.  —  15)  J.  W.  YalTasor,  top.  archid.  Gar.  ant  et  mod. 

<Mnipl.;  das  ist  voUk.  u.  gründl.  Landbeschr.  d.  berühmten  Erzherz.  Kämdten  etc.  etc.  Kttm- 

berg,  1688.    Hrsg.  t.  J.  Krajec  (in  14  Lief.)  1.— 3.  Lief.    Rudolfswert  u.  Wien,  Reger.  X, 

36  S.  mit  40  Steintaf.  etc.     4^ 


11.138  XVII.    F.  V.  Krone«: 

Krains  Yergaugenheit  berührt  zunächst  Hochstctters^)  Abhandlnng 
über  den  Kreutzberg.  Einen  Beitrag  zur  ortsgeschichtlicheu  Quellenkunde 
enthält  eine  Publikation  Seb.  Brunners: ^)  Regesten  aus  der  Geschichte  des 
Cisterzienserstiftes  Sittich  in  Erain.  Sie  stammen  aus  einer  Handschrift  der 
erzbischöflichen  und  Kapitels-Bibliothek  in  Agram  (Sign.  5611),  wo  sie  sich 
u.  d.  T.  'Notata'  vorfinden.  Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  die  Gründung 
des  Klosters  wird  die  Reihenfolge  von  43  Äbten  für  die  Jj.  1136  —  1680 
verzeichnet  und  dann  näher  auf  die  Gütergeschichte,  Privilegien  u.  s.  w. 
Sittichs  eingegangen.  Die  regestartigen  Aufzeichnungen  bewegen  sich  inner- 
halb der  Jahre  1140—1665  und  sind  reich  an  Detail  —  Ein  sehr  will- 
kommener Beitrag  zur  Handschriftenkuude  ist  v.  Luschins^;  Aufsatz  über 
die  Sammlung  dos  gfl.  Ehrenthalschen  Schlosses  Lustthal  bei  Laibach, 
dessen  archivaliscber  Bestand  nun  dem  Laibacher  Museum  einverleibt  er- 
scheint. —  Die  Laibacher  Publikationen  des  Vereines  ^Matice  slovenska'  und 
des  ^Ljublauski  zvon*  (1.  Jahrg.)  in  bezug  historischer  Artikel  entziehen  sich 
durch  ihre  Sprache  dem  deutschen  Leserkreise.^) 

Zu  den  bedeutenderen  Publikationen  für  die  Geschichte  des  gesamten 
Küstenlandes  zählt  die  italienische  Monographie  von  G.  Cesca^)  über 
die  Beziehungen  zwischen  Triest  und  Venedig.  Sie  hebt  mit  der  Zeit  Karls 
d.  Gr.  an  und  schliefst  mit  der  Gegenwart;  für  die  mittelalterliche  Epoche 
erscheinen  das  13.  und  14.  Jh.  am  besten  bedacht.  —  Eine  sehr  eingehend 
und  sachgemäi's  behandelte  Skizze  der  Urzeit  Istriens  bietet  auf  streng  quellen- 
mäi'siger  Grundlage  Benussi^)  in  der  ersten  Abt.  seiner  Abhandlung :  Istrien 
bis  auf  Augustus.  —  K.  Pervaisoglu')  behandelt  die  ersten  Anwohner  der 
Lagunen  und  die  vorrömischen  Thermen  Monfalcones.  —  Horti^)  bespricht 
die  szenischen  Vorstellungen  Triests  vor  dem  S.  Pietro-Theater.  —  A.  Mar- 
sich®) setzt  die  Regesten  des  Triester  Domkapitelarchivs  fort  (1384 — 1399; 
1401  — 1431).  —  Eine  nichts  Neues  bietende,  aber  in  ihrer  Art  sehr  ver- 
dienstliche Arbeit  ist  die  von  Maionica^^)  über  Aquileja  in  der  Römerzeit, 
da  sie  sehr  sorgfältig  den  heutigen  Stand  der  historischen  Topographie  der 
einst  so  berühmten  Hafenstadt  an  der  Adria  registriert. 

Für  Tyrol-Vorarlberg  veröffentlichte  Chr.  Schneller*')  die  in  ita- 
lienischer Originalsprache  mit  gegenüberstehender  deutscher  Übersetzung  ge- 
botenen Statuten  einer  Geifslerbrüderschaft  in  Trient  aus  dem  14.  Jh.  Voran 
geht  eine  geschichtliche  Einleitung.  —  Von  rechtsgeschichtlichem  Interesse 
sind  die  Statuten  der  Kürschnerinnung  zu  Bruneck  aus  dem  14.  Jh., 
welche  Zingerle**)  veröffentlichte.  —  0 rgl er* ^)  behandelt  die  Ausgrabungen 
antiker  Bau-Gberreste  und  Gräber  am  Debontbache  bei  Lienz  mit  Rücksicht 
auf  die  Ausgrabungen  der  Jahre  1746,  1753,  1829  und  1858.  —  Hohen- 
büheP*)  widmet  eine  wohlgemeinte  Untersuchung  dem  tyrolischen  Ortsnamen 


1)  Mitt.  d.  Wiener  antbro])ol.  Gen.  Bd.  10.  Y^l.  obda.  Scheyer,  üeidengräber  itn 
Bez.  Ratscha.  —  2)  WStB-0.  2.  Jg.  3.  Heft.  S.  66—89.  —  3)  Mitt.  d.  Centr.-Komra.  («.  o. 
S.  137^"\  S.  96 — 105.  —  4)  Jedoch  nicht  dem  Herrn  Ref.,  der  f.  Jahrosber.  V.  e.  Aiusa^ 
vuFftprnchen  hat.  —  R.  —  ö)  Dr.  Giov.  Cenca,  Le  relazioni  tsa  Triente  e  Yenezia  nino  al 
1881  saggio  stör,  documontato.  Verona-Padua.  188J,  IX  u.  241  S.  16*.  —  6)  Archfo- 
grafo  Triestino.  N.  S.  8,  167—259.  —  7>  Ebda.  S.  47—61.  275—286.  —  8)  Ebda, 
S.   144  —  164.  —  9)  Ebda.  S.  21—42.  286—325.  —  10)  Görzer  Staata-Gymn.   Progr.  1881, 

41    S.  gr.  8**.   mit   1   Plane    des    alten   Aquileja  und   einem   AuBRchn.  der  Tab.  PentiBger.  

11)  Z.  d.  Ferdinandeums  f.  Tyrol  u    Vorarlberg    S.  5 — 55  (auch  aep.  —  Rec.  GBl.  No.  48.) 
—  12)  AKDV.  28,  36—12.  -     13)  Ebda.  S.  83—99.  —  U)  Ebda.  S.  119—137. 


0»terr6ichiftche  Länilergriippc  bis  1526.  II  139 

Igels,  wobei  alle  bezüglichen  Lokalbezeichnungen  und  möglichen  Derivationen 
gemustert  werden  und  der  Vf.  für  ^collicnlus'  plaidiert.  —  Für  die  tyrolischen 
Denkmäler  liefert  Newald^)  einen  kleinen  Beitrag  in  dem  'Grabstein  des 
Rob.  Sanseverino',  des  im  Zweikampfe  mit  Hanns  Truchsefs  von  Waldburg 
bei  Stein  am  Callian  (Calliano)  (1487)  Gefallenen.  —  J.  E.  Wackerneils 
'Ältere  tjrolische  Dichter'*)  bat  mehr  mit  der  Germanistik  als  mit  der  Ge- 
schichte zu  schaffen,  —  obschon  sie  durch  historische  Einleitungen  auch  der 
letzteren  zu  gute  kommt.  —  Für  die  Geschlechterkunde  Tyrols  ist  ein  be- 
achteuswerter  Aufsatz  L.  Schmids^)  (Prof.  in  Tübingen)  über  die  Wolken- 
steiner nachzutragen.  Er  fufst,  was  die  unser  Referat  betreffende  Persön- 
lichkeit, Oswald  von  Wolkenstein,  anbelangt,  vorzugsweise  auf  Beda  Webers 
älteren  Publikationen,  doch  hat  der  Vf.  für  die  Geschichte  dieses  Geschlechtes, 
das  er  weiterhin  behandelt,  auch  Stuttgarter,  Karlsruher  Archivalien  und 
handschriftliche  Mitteilungen  des  noch  lebenden  Grafen  Leopold  v.  Wolken- 
stein benutzt.  —  Die  Rechnungsbücher  der  Herren  von  Schiandersberg*) 
zeigen  uns  den  Junker  Peter  von  der  jüngeren  Linie  in  seinem  bescheidenen 
Haushalt  in  Schlanders  (1366 — 69),  während  die  Auszüge  aus  den  Büchern 
der  älteren  Linie  zu  Golsaun  (1394 — 1402)  eine  gröfsere  Hofhaltung,  aber 
nicht  gröfsere  wirtschaftliche  Leistungen  verraten. 

Das  stofflich  bedeutendste  Werk  im  Bereiche  der  inneren  Geschichte 
Tyrols  und  auch  eine  wichtige  Erscheinung  auf  dem  Felde  der  gemein- 
ubtcrreichischen  und  mittelalterlichen  Geschichte  überhaupt  bildet  A.  Jägers 
Geschichte  der  landständischen  Verfassung  Tyrols,  in  seinem  I.  Bande,  der 
die  Entstehung  und  Ausbildung  der  socialen  Stände  und  ihrer  Rechts- 
verhältnisse^) behandelt.  J.  beginnt  mit  der  Besitzergreifung  des 'Landes  im 
Gebirge'  durch  Langobarden  und  Bojovaren,  verfolgt  sodann  an  der  Hand 
des  reichen  Inhalts  der  Wcistümer  die  Genesis  des  freien  Bauernstandes  in 
Tyrol.  Bei  der  Besprechung  des  Adels  und  der  Entstehung  des  Stände- 
wesens linden  die  grofsen  Geschlechter  des  Landes:  Andechs-Meraner,  Eppaner, 
die  Grafen  von  Tyrol  u.  s.  w.  so  auch  die  südtyrolischeu  Adclsfamilien,  wie 
die  Grafen  v.  Flavon  oder  Pflaumb,  Castelbarco,  Arco  und  Lodron  eine  ein- 
gebende Beleuchtung,  ebenso  wie  das  4.  Kapitel  von  der  'hohen  Geistlichkeit' 
eine  sehr  willkommene  territoriale  Grundlage  der  gesamten  Kirchengeschichtc 
Tyrols  liefert.  Der  Entwicklung  des  ministerialen  oder  niedem  Adels  und 
der  Darlegung  der  'herrschaftlichen  Rechte',  (insbesondere:  grundherrliches 
Gericht,  Landgericht,  Gerichtsverfahren,  Kriegsdienst)  hält  J.  als  natur- 
gemäfses  Gegenstück  die  'leibeigene  oder  bäuerliche  Bevölkerung'  entgegen, 
deren  Verhältnisse  er  in  umfassender  Weise,  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
Kolonat,  Baurecht,  Landrecht,  Locazionc  oder  Erbpacht  charakterisiert.  Den 
Schlufs  bildet  das  'Städtewesen',  insbesondere  die  urkundenmäfsige  Beleuchtung 
des  Aufschwungs  der  Vororte:  Innsbruck,  Hall,  Storzing,  Botzen,  Meran, 
Tiient  in  rechts-  und  handelsgeschichtlicher  Beziehung.  Zwei  'Excurse'  be- 
treffen 1)  die  fvom  Vf.  im  55.  Bde.  des  'A.  f.  österr.  G.'  ausführlich  dar- 
gelegte) Anschauung  über  die  Kaiserurkuude  für  Trient  von   1028  und  2)  über 


l)  lütt  d.  Centr.-Comm.  S.  75—78.  —  2)  Bd.  III.  A.  u.  d.  T.:  Hugo  v.  Montforl  in. 
ibbmdl.  1.  Gesch.  d.  dtach.  Litteratar,  Sprache  n.  Metr.  im  14.  u.  15.  Jh.  Innsbr..  Wapiei*. 
\i,  CCLX,  281  S.  u  l  SUimntafel.  —  3)  Die  Herren  u.  »imt.  Grafen  v.  Wolkenstein. 
Mitt.  d.  V.  f.  O.  u.  Alt.-Kde.  v.  HohenzoHem.  13.  J.  1879  (1880).  S.  3—38.—  Boesch, 
Ordnimg  a.  Gewalt  dee  Minnesängers  Osw.  v.  W.  z.  Vornahme  d.  Inventar  d.  Nachlasses  seines 
Vetters  Veit  ▼.  W.  AKDV.  5,  296—99,  ist  rein  priyatrechtl.  —  4>  S.  o.  S.  64».  — 
5)  Mit  Unterst  d.  kais.  Akad.  d.  W.   Innsbruck,  Wagner.    VIU,  730  S.   Res. :  ROH.  30,  237. 


n,140  XVII.    F.  T.  Krone«. 

den  Ort  *Stegon'  in  dem  k.  Diplom  v.  7.  Juni  1027  fttr  Bisch.  Hartwig  v. 
Brixcn.  Das  Werk  des  greisen,  um  die  Geschichte  seines  Landes  und  Öster- 
reichs üherhaupt  bestverdienten  Vf.,  anf  langjährigen  gründlichen  Studien  be- 
ruhend, füllt  eine  wichtige  Lücke  aus. 


XVIII. 
K.  E.  H.  Krause. 

Schleswig  -  Holstein,  Hamburg,  Lübeck, 
Mecklenburg  und  Pommern. 

Unter  den  Quellenpublikationeu  Mt  von  den  urkundlichen 
Erscheinungen  auch  in  unser  Gebiet  ganz  erheblich  die  Erfurter  Univer- 
sitäts  -  Matrikel.  ^)  Die  Zahl  der  Studierenden  ist  aus  unserem  Norden 
beträchtlich;  soweit  mit  einiger  Sicherheit  zu  erkennen,  sind  von  1392  bis 
Mich.  1440  aus  Schleswig-Holstein  immatrikuliert  83,  darunter  Ostern  1400 
Heinrich  von  Holstein  und  Schaumburg,  Sohn  des  weil.  Gfn.  v.  Holstein 
Heinrich  (des  Eisernen):  er  wurde  Ostern  1401  Rektor,  und  ist  derselbe, 
welcher  1402  Bischof  von  Osnabrück  wurde,  aber  1404  die  Regierung  von 
Holstein  antrat.  Okt.  1405  wurde  Herzog  Albrecht  v.  Sachsen,  Kanonikus 
zu  Köln  und  Münster,  Ostern  1430  der  Probst  zu  Schleswig  und  Scholastikus 
zu  Lübeck  Nicolaus  Tzachouwe  eingetragen.  Aus  Dlthmarschen  allein  zähle 
ich  13,  aus  Hamburg  für  dieselbe  Zeit  73,  darunter  den  Mitbegründer  der 
Rostocker  Universität  Mag.  Henricus  de  Geysmaria,  Ostern  1410  Vicerektor, 
dann  Rektor  1412  und  abermals  1417.  Lübeck  lieferte  59,  darunter  den 
späteren  Bischof  Aniold  Westfal,  der  am  1.  Mai  1430  Rektor  wurde,  und 
Mich.  1431  den  bekannten  Chronisten  Trater  Hermann  Korner  de  Lubeke, 
ordinis  predicatorum'.  Mecklenburger,  einschliefslich  der  späteren  Rostocker 
Professoren,  zähle  ich  bis  Ostern  1453:  110,  darunter  auffallend  viele  Wis- 
maraner;  Pommern  bis  1440:  53,  die  verhältnismäfsig  meisten  aus  Stettin. 
—  Die  Namen  der  Hamburger,  Lübecker  und  Holsteiner  Studenten  in  Bo- 
logna von  1490 — 1500  hat  aus  der  Übersetzung  des  Malagolaschen  Werkes') 
K.  Koppmann')  ausgezogen.  Der  letzte  ist  der  bekannte  Gegner  Wulleu- 
Webers,  Heinr.  Brooisse.  —  Aus  Abt.  II,  Bd.  3  der  Hanserezesse  ^)  lernen 
wir  vom  21.  März  1440  bis  September  1451  eine  grofse  Reihe  z.  t.  bisher 
unbekannter  Ratsherren,  auch  aus  minder  oft  genannten  Städten,  z.  B. 
Treptow,  Stargard  etc.  kennen,  die  Politik  der  Mecklenburger  und  Lauen- 
burger  Herzoge,  wie  der  gesamten  poramerschen  Hen-eii,  gegen  ihre  Städte 
tritt  in  den  Recessen  hervor,  namentlich  die  Furcht  der  letzteren  vor  fürst- 
licher Überwältigung;   daher  die  Versöhnung  Rostocks    mit  den  Landesherrn 


1>  S.  0.  S.  124»  —  '2>  Mitt.  d.  Kopern.-V.  zu  Thorn.  H.  2  (1880),  18—120.  — 
:U  Mitt.  d.  V.  f.  HambiirRische  G.  4,  105  f.  —  Vgl.  BeichitnsB.  v.  16.  Febr.  1882.  — 
4)  8.  u.  Kap.  Uanfl«.     Vgl.  Rmtocker  Zg.    No.  156.    (Krause.) 


Scbleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommem.  H  141 

und  seine  Lösung  ans  Acht,  Bann  und  Interdikt,  welche  die  Universität  ver- 
trieben hatten  und  indirekt  znr  Gründung  der  Universität  Grejfswald  fahrten. 
Der  grofee  Straüsenranb   in  Mecklenburg  und  der  Umgegend  durch  Scharen 
anter  Johann  Qaitzow  bis  za   1200  Mann,    1446,   giebt  geradezu  das  Bild 
eines  Adelskrieges  gegen  die  Städte.     Ein  Irrtum  ist  es,  den  Bostocker  Uni- 
versitätsrektor  Heinr.  Bekelin  unter  den  Domherren  mitzuzählen,  in  Bostock 
bestand  damals  kein  Eollegiatstift  —  Den  anbrechenden  Verfall  der  Städte 
will  G.  V.  Buchwald^)  in  der  'Bildung  einer  wucherischen  Geldaristokratie' 
tmd  des  Kapitalismus  sehen,   der    zu    einer  Unterdrückung    des    eigentlich 
städtischen  Interesses  und  weiter  zum  Proletariat  geführt  habe.   —  Abt.  ni 
der  Hanserecesse  beleuchtet  in  ihrem  1.  Bde.  (1477 — 10.  Juni  1485)')  den 
Beginn  des  grofsen  Bostocker  Aufruhrs,  der  sogen.  'Domfehde',  und  berührt 
vielfach    auch    die  Specialgeschichte  der  Städte,  Länder  und  Fürstenhäuser. 
Der  als  weltlicher  mecklenburgische  Bat  genannte  Joh.  Thnn  ist  der  spätere 
Bischof  V.  Schwerin  (1504 — 1506).  Aufi^llig  ist  die  Form  Svige  =  Schweden. 
Von    den    'Bepertorien    zu    Schleswig -Holsteinischen    Urkunden- 
Sammlungen'  liefs   G.  V.  Buchwald   die   4.  Beihe,    die  Archive  der  Städte 
Neustadt    und    Eutin,   folgen;')    als   ^Beiträge    zur   Geschichte    der    letzten 
Schanenburger'^)  lieferte  derselbe  Begesten  und  Urkundenabdrücke  aus  den 
Archiven   zu  Stadthagen   und  Oldendorf  (bei  Binteln),  welche  auf  das   hol- 
steinische   Herrscherhaus  bezng  haben;    vorher  weist  er,   auf  Urkunden  ge- 
stützt,  die  Unwahrheit   der  Mordsagen  über  das  Erlöschen  dieses  Stammes 
klar  nach.      Gerhard,  der  vorletzte,  starb  an  der  Schwindsucht,  einen  Sohn 
hatte  er  überhaupt  nicht,  den  sein  Oheim  Adolf  VIII.  hätte  ermorden  können, 
die  einzige  Tochter  ist  mit  Willen  des  Vaters   ins  Kloster  Preetz   gebracht 
und  dort  sehr  jung  verstorben.  -     'Drei  Kieler  Burspraken'  hat  Aug.  Wetzel*^) 
herausgegeben;  die  eine  ist  vom  22.  Febr.  1422,  eine  zweite  etwa  aus  der- 
selben Zeit,  die  dritte  etwas  später.  —  Für  die  Geschichte  der  Kieler  Nico- 
laikircbe  und  vieler  Persönlichkeiten  giebt  das  'Denkelbök'  dieser  Kirche  von 
1487  —  1601  Ausbeute,  das  P.  Hasse*)  aus  einem  Pergamentcodex  in  Privat- 
besitz herausgab;    ebendesselben   'Aktenstücke  zur  Geschichte   der  Jj.   1440 
and  1441'  aus  der  Kopenhagener  Bibliothek  enthalten  den  Entwurf  der  Be- 
lebnung  Herz.  Adolfe  mit  Schleswig  von  1440  und  zweier  Geleitsbriefe  König 
Christophs  von  1442  für  die  Hansestädte  und  für  König  Erich.  7)   —   Sonst 
ist  noch  veröffentlicht^)  eine  Urkunde  über  die  Unterwerfung  Fehmai*ns  1350, 
die  Abt.  II  des   Bepertonum   zur  Geschichte    der  Familie  Brockdorff,    vom 
6fn.  Gay   v.  Brockdorff,    und    die  'Bolle  der  alten  Kieler   Krämerzunft'; 
auch  Reinhardts')   'Waldemar  IV.'    ist   für  die   schlesw.-holsteinsche  und 
f^r  die  Städtegeschichte    w^en  zahlreicher   ungedruckter  Urkunden  wichtig. 
'Zum  Verfahren  bei  Gottesurteilen'  hat  G.  v.  Buchwald^®)  aus  der  Agende 
von  St.  Blasius  zu   Braunschweig  die  Vorschriften    zum    Abdruck   gebracljt, 
welche  für  ^den  nordwestlichen  Teil  von  Mecklenburg,  Lübeck  und  das  öst- 
liche Holstein'  Geltung  erlangten;   die  Schrift  ist  aus  dem  12.  Jh.,  der  Text 


1)  HJb.  2,  622^24.  —  Ge^en  y.  B.8  Rez.  (ebda.  S.  618)  vgl.  Jahresber.  lU,  2,  177*. 
-<  2)  S.  a.  Kap.  Hansa.  —  HJb.  2,  624  f.  (G.  v.  Buchwald)  a.  Boetocker  Zg.  No.  160 
fKranse).  —  3)  Z.  d.  Ges.  f.  ScUesw.-Holst-Lanenb.  G.  (Z31-H-L.)  10.  Anh.  1—10.  —  Üb. 
Bd.  9  vgl.  F.  Holtze,  MHL.  9,  89  f.  — -  4)  ZSl-H-L  10,  97—142.  —  5)  Ebda.  S.  171 
—198.  —  (Vgl.  o.  S.  68*.)  —  6)  Ebda,  S.  21.5—236.  -  7)  Ebda.  Bd.  11.  (Vgl.  Reichs- 
aaz.  1882.  Ko.  40.)  —  8)  Ebda.  —  9)  Valdemar  Atterdag  og  bans  Kongegjerning.  Med  et 
TUlag  af  hidtU  utrykte  diplomer.  (s.  Jahresber.  111,  2,  174>.  296'*.  309i).  -  Vgl.  CUl.  1882. 
Sp.  112  f.  BJC.  Xo.  19,  9  (J.  Steenstrup).  —  10)  S.  o.  S.  69^ 


11,142  XVIU.    K.  E.  H.  Krause: 

c.  200  Jahre  älter.  —  P.  Hasses^)  Schleswiger  Stadtrecht  hat  noch  nachträg- 
lich manche  Kontroversen  wachgerufen.  —  Das  älteste  Fehmamsche  Land- 
recht weist  P.  Hasse ^)  als  eine  Beliehung  der  pociores  terre  nach,  aber 
nur  als  einen  Entwurf  ohne  Genehmigung  des  Landesherrn.  Es  trug  das 
jetzt  verschwundene  Siegel  der  Insel.  Doch  ist  es  bestätigt  worden,  wie  das 
Landrecht  von  1558  zeigt.  Es  ist  ein  hartes  Ausnahmegesetz  und  weist  auf 
König  Christoph  und  die  Jj.  1320/21  hin.  Die  'consuetudines',  anf  welche  es 
bezug  nimmt,  sind  dänisches  Landrecht.  —  Den  ältesten  mittelalterlichen 
Siegelstempel  von  Cappeln  an  der  Schlei  hat  man  bei  Flensburg  gefunden.^) 

—  Zu  einer  Korrespondenz  Dreyer's  mit  dem  Rate  der  Stadt  Oldenburg  in 
Holstein  wegen  Auslieferung  des  Originals  der  Verleihung  ihres  lübischen 
Stadtrechtes  hat  F.  Frensdorff*)  diese  Urkunde  v.  17.  Mära  1392  ab- 
drucken lassen;  ein  unbemerkt  gebliebenes  Wort  ^ütschellen'  übersetzt  er 
*ausschellen'.  Es  ist  aber  'ütschelen'  =  ausscheiden.  *)  —  Ein  'Urkundeu- 
buch  zur  Chronik  der  Stadt  Ploen'  hat  J.  C.  Kinder  begonnen.^) 

Von  dem  ^Urkuudenbuch  der  Stadt  Lübeck'  ist  durch  Fortführung  der 
Nachträge  und  durch  die  Register  der  6.  Bd.')  (  —  1624)  komplett  geworden. 

—  Aus  Urkunden  zog  Senator  Dr.  W.  Brehmer*)  zu  Lübeck  die  Mit- 
glieder des  Rates  von  Riga,  Reval  und  Dorpat,  welche  in  Lübeck  geboren 
sind,  mit  einem  Anhange  von  Urkunden  aus  dem  Niederstikdtbuche;  der  Be- 
richt und  die  Rechnungsablage  über  das  vom  Lübecker  Rat  am  12.  und 
13.  Juni  1502  veranstaltete  Mahl  auf  der  Clausburg  ist  nach  dem  Original 
von  Ant.  Hagedorn^)  abgedruckt;  man  verwandte  zu  der  Festlichkeit  an- 
gesammelte Strafgelder  von  24  Jahren,  interessant  ist  die  vollständige,  ko- 
lossale Speisekarte  samt  den  Lebensmittelpreisen.  —  Unter  den  bis  1300 
reichenden  baitischen  Urkunden -Regesten  ^^)  finden  sich  eine  ganze  Anzahl 
lübischer,  mecklenburgischer  und  pommerscher,  z.  t.  über  Schenkungen.  Aber- 
mals 2  ^neue  Fragmente  des  lübischen  Rechts  in  niederdeutscher  Sprache' 
hat  P.  Hasse  *i)  aufgefunden.  Schon  vorher  machte  F.  Frensdorff  **)  solche 
lateinische  ^Tristes  Roliquiae*  bekannt,  in  denen  er  einen  Rest  des  längst  ver- 
schollenen Rostocker  Codex  zu  sehen  geneigt  ist.  Dietr.  Schäfer**)  lieferte 
ein  Schreiben  des  Lübecker  Rates  an  Danzig  mit  den  Brügger  Bestimmungen 
wegen  des  Gehaltes  der  Ölfässer  (Oliepipen)  nebst  Abbildung  der  Eich- 
mnrken. 

Für  Hamburg  bringt  K.  Koppmann *^)  ^Mitteilungen  aus  dem  Archiv 
des   Elisabeth- Hospitals',    welche    bis    ins   16.  Jb.   reichen    und   C.  F.  Gae- 


1)  S.  Jahresber.  111,  2,  156«-^.  311  f.  —  Vgl.  GBl.  Sp.  254.  (D.  Bez.  erklärt  d.  See- 
recht  für  darchaUB  skandinaTisch.)  —  R.  Schröder,  UZ.  48,  537  f.  —  Üb.  d.  Fehmamschen 
Urkk.  (Jahreaber.  UI,  2,  152»")  vgl.  noch  CBl.  Sp.  1307.  ZPGL.  18,  303  f.  MHL.  10  (1882), 
S.  189.  —  2)  ZSl-U-L  10,  73  fT  D.  Hds.  im  Kopenh.  Archiv  ist  c.  rotalua  aus  d.  l.  Halfle 
oder  Mitte  des  14.  Jh.  —  Jahrenber.  11,  2,  167,  Z.  27  i^t  Bonedictinerinnen-Abtei  Matt 
Cidtercicnserinnen  zu  losen;  ZSl-U-L.  10  (hinter  d.  KouiBter)  korrigiert  d.  Redaktionn- 
fehler  v.  9,  16.  —  3)  Abgeb. :  (Leipz.)  lUustr.  Zg.  v.  29.  Okt.,  S.  369.  Die  Inwhrift 
scheint  aber  nicht  richtig  gedeutet.  —  *)  Hans  GBll.  1879  (1881),  S.  78—81.  —  Vgl. 
XA.  6,  G44.  -  r>)  Vgl.  Rostocker  Zg.  No.  151.  Beil.  3.  >-  G)  Uft  1.  Pioen,  Hahn.  IG  S. 
4.  —  7)  (Hrsg,  durch  Wehrmann).  871  S.,  s.  Jahresber.  Ul,  2,  1Ö2»>  —  8>  Z.  d.  V.  f. 
lübeck.  G.  4,  119— 1.H5  (vgl.  Reichsanz.  No.  304).  —  ft)  Ebda.  S.  112—118.  <Dania«chen 
(water)'  ist  aber  Rosenwa.<48er  und  ^Kriigesche  Appel'  sind  Uranatäpfel.  —  10)  Bunge,  s.  n. 
K.  XXII.  -  11)  Z81-H-L.  11,  12ri— 150.  -  12)  Uaiis.  (iUli.  1879  (1881),  S.  33  51.  - 
V,\)  Ebda.  S.  100—102.  -  1-1)  Z.  d.  V.  f.  hamburg.  «.  X.  F.  4,  269— .H05.  I).  Kliwibeth- 
hoi«]ntal  fttunimle  v.  1427.  d.  Maria-Mugd.-klimtor  vom  Siege  b.  lUimhövcd. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  JJ  143 

dechens^)  Arbeit  'das  Hospital  St.  Elisabeth  und  das  Marieu-Magdalenen- 
Kloster'  zur  Begrandnng  dienen.  —  Zn  Lad.  Kalcksteins^)  'Geschichte 
der  Hambargischen  Testamente'  (1314-1562)  hat  K.  Koppmann^)  einen 
Beitrag  geliefert  mit  kaltur-  and  spezialhistorisch  reichen  Details:  £r  er- 
innert au  den  hohen  Gewinn,  den  die  Wissenschaft  aus  einer  systematischen 
Veröffentlichang  der  älteren  Testamente  ziehen  könne.  -  Derselbe^)  liefs 
den  'Llber  soldatorum  missoram  contra  Hereticos'  von  1430  wieder  abdrucken, 
als  Beilage  za  Gaedechens'^)  Arbeit  über  die  Teilnahme  Hamburgs  an 
diesem  Hussitenkriege.  Die  Hamburger  zogen  vom  II. — 28.  Jan.  bis  Weifseu- 
fels  und  kehrten  am  9.  Febr.  zurück,  ohne  den  Feind  gesehen  zu  haben. 

Vom  Mecklenburgischen  Urkundeubuchc  wurde  noch  am  Sachregister^; 
zum  5. — 10.  Baude  gedruckt.  —  Einen  Schuldbrief  des  Rostocker  Bürgers 
Simon  Hau  für  den  Augsburger  Konrad  Fischer  aus  der  2.  Hälfte  des  14. 
Jh.  hat  F.  Frensdorff  ■')  veröffentlicht. 

Das  Pommersche  Urkundenbuch ^)  ist  bis  1278  fortgesetzt-,  es  bringt 
4  Nachträge  zu  Bd.  I  und  530  neue  Nummern,  davon  106  bisher  ungedruckte. 
Lesart-Varianten  sind  nicht  angegeben,  Abweich uügen  von  früheren  Drucken, 
selbst  dem  Mecklenburgischen  Urkundenbuch,  nicht  begründet.  Es  enthält 
reichen  und  interessanten,  selbst  über  Mecklenburg,  Kloster  Reinfeld  etc.  sich 
erstreckenden  Stoff,  in  No.  771  kommt  sogar  eine  Schenkung  des  holsteiu- 
sehen  Otto  von  Barmestede  an  das  Kloster  zu  Uckcrmünde  (Patronat  über 
Morin)  vor.  Die  Urkunden  von  Pommerellen ,  ^)  welches  1310  au  den 
deutschen  Orden  fiel,  sind  von  der  Sammlung  ausgeschlossen  und  werden  in 
Westpreufsen  publiziert.  —  Hieher  gehören  ferner  die  Regesten  des  Klosters 
Eldena,  um  deren  wegen  Pyls*^)  Geschichte  dieses  Klosters  schon  an  dieser 
Stelle  zu  besprechen  ist.  Die  Grundlagen  dieser  mühseligen  Arbeit  bringt 
Bd.  I,  dann  die  mittelalterliche  Topographie^*)  mit  eingeflochtener  Hekehrungs- 
und  kirchlicher  Besiedelungsgescliichte  des  Landes  und  der  Entwickelung  des 
Cisterzienserordens.  Darauf  folgen  die  Klosterämter  mit  Prioren-  und  Uiiter- 
priorenliste,  sowie  das  ganze  bekannte  Personal,  die  Gebäude,  die  Architektur, 
CiiTibsteine   (mit   der  Genealogie   des   Geschlechts  Warschow),    0ber8i(;ht  des 


1)  Ebda.  S.  223— 2G8.   —   2)  Ebda.   S.  19.H— 202.     J).  Vf.  hatte  faat  600  Testamente 

«lorchgeMhen.  —  3)  Kbda.  S.  203-223.  —   4)  Bbda.  S.  425—428.  —  5)  Ebda.  S.  421  — 

^24.   Der  Hamburger  waren  wohl  nicht  riele,  doch  tranken  sie  zu  e.  Abendmahlzeit  3  Tonnen 

Bier.  —  6)  £a  enchien  1882  als  Bd.  12.   Quartalsber.  d.  Y.  f.  Meckl.  G.  etc.  47,  1   (3.  Okt); 

.4nhing  zu  den  Jbb.  d.  Y.;  S.  3.     Die  Kegister  fUr  die  'Jbb.'  31  —  41  sind  druckfertig,  doch 

sollen  sie  erst  für  20  Jahrgänge  (31 — 50)  gemeinsam  gedruckt  werden.  — -  Üb.  Mecklenb.  llrk.- 

B.  XI  (1878)  B.  HZ.  48,  134.  —    Register  zu  Sudendorf  s.  o.  S.  Il8i.  —  7)  Hans.  OBli. 

1S79  (1881),  S.  81—82,  aus  d.  Mitesten  Kopialbuch  d.  Augsb.  Stadtarch.  —  8)  11.  Bd.,  l.  Abt., 

12.^4—1278,  bearb.  von  Rodg.  Prümers.    Stettin,  Nahmer.    387  S.,  4«.    im  CBl.  Sp.  7ö3  — 

756  Verden   Inkonsequenzen  n.    Ungenauigkeiten  gerügt    —    G.  Haag,   HZ.  48,  129     131, 

vermiist  d.  heraldisch  korrekte  Beschreib,   d.  Siegel  etc.   —    Ygl.  NA.  7,  240.   —    9)   S.  u. 

Xai».XXXI.  ~  Vgl.  CBl.  Sp.  1339  f.  (D.  Druckf.  *pomraor8che8'  ÜB.  ist  verb.  Sp.  1458):  Die 

'Herrin  v.  Scblawe*  nicht  Mutter,  sond.  Schwiegerm.  des  Gfn.  y.  Schwerin;  Yithazlawa  (Schw. 

•Sonbors  1275)  u.  Vitozlawa  (Schw.  Mestwins  Y.  1280)  wohl  identisch.  —  10)  Gesch.  d.  Cist- 

KlMters  EJdena  im  Zshang  mit  der  St.  u.  Univ.  Greifsw.    Hrsg.  von  Th.  Pyl.   T.  1  etc.    Mit 

<>  Abb.  d.  Ruinen  a.  d.  Gräbst.   Yereinsschr.  d.  Rüg.-Pomm.  Abt.  d.  Ges.  f.  pomm.  G.  u.  Alter- 

tnroskde.  in  Stralsund  o.  Greifsw.     Greifswald,  J.  Bindewald,  1880/81.   XYI  u.  S.  1—544.  — 

T.  2  (als  Ver.-Schrift  f.   1882  ausgegeben,   erschien  Aug.   1881)  ebda.   1882,  S.  545—825. 

—  11)  Der  See  Dyckstowinge  ist  aber  kein  natürlicher,  sondern  e.  ^Deichstauuug'.  P.  hält 

El  den a,  Elda,    Hilda   für  e.  Namen   deutschen  Stammes,   dagegen    Rosen  dal   (ronea   vallis 

^   Marie!)  seltawner  Weise   fUr   slavi^ch.     Er   nimmt   für  d.   erste  Ansiedelung  doH   Konvents 

Tun  Dargun  her  1199,  für  die  dauernd  feste  1209  (bestätigt  1216)  an. 


11,144  XVllI.   K.  E.  H.  Krauset 

riesigen  Grandbesitzes  mit  historischer  Behandlung  von  95  Klosterdörfern. 
Die  chronologische  Geschichte  des  Klosters  ist  eingefügt  in  vorwaltende  Ge- 
schichte des  Landes,  femer  der  Stadt  und  seit  1456  der  Universität  Greifs- 
wald. Mit  Liebe  ist  die  Pflege  der  Wissenschaften  im  Kloster  und  die  in 
der  Universitätsbibliothek  aufgegangene  Klosterbibliothek  behandelt.  Bogis- 
law  XIY.  schenkte  1634  das  freilich  verschuldete  Kloster  mit  dem  gröfsten 
Teile  der  Güter  der  Universität;  die  Verwüstung  der  Gebäude  fällt  den 
Wailensteinem  zur  Last.  Teil  2  rezensiert  die  Quellen,  giebt  die  Abtsreihe, 
dann  die  Regesten  ^)  von  1098 — 1535,  an  welche  sich  solche  über  das 
Amt  Eldena  mit  einer  Liste  der  AmtshaupÜeute  schliefsen.  Nachträge  u.  s.  w. 
sowie  eine  Liste  der  (12)  Pristaffschen  Fälschungen  machen  den  Beschlufs. 
—  Ein  hart  mitgenommenes  Stadtbuch  vom  pommerschen  Lauenburg  fiand 
G.  V.  Buchwald^)  in  den  früher  schon  genannten  Wachstafeln  der  Kopen- 
hagener Bibliothek;  es  erstreckt  sich  über  Jahre  zwischen  1340  und  1419.  — 
Eine  Zuschrift  der  Signoria  von  Venedig  an  den  Bat  von  Stralsund  mit  Zu- 
sage, dessen  nach  Rom  ziehende  Angehörige  zu  schützen,  vom  17.  Jan.  1420, 
hat  L.  Geiger')  mitgeteilt.  —  Ein  Brief  des  Vf.  der  Vita  Mathildis,  Engel- 
hard, an  Hermann,  5.  Abt  von  Ebrach,  berichtet  über  ein  in  Pommern  ge- 
sehenes Wunder  des  S.  Otto,  konstatiert  bei  einem  der  Rachezüge  der  Dänen 
durch  Erzb.  Absalon  von  Lund  (1178 — 1201).*)  —  Ein  'noch  niemals  publi- 
ziertes' Siegel  des  Henning  v.  Blankenborg  aus  der  pommerschen  Familie, 
'mindestens  aus  dem  Anf.  des  14.  Jh."  trägt  den  seine  Jungen  aus  der  Brust 
fütternden  Pelikan  über  dem  Schilde.  *>) 

Von  Annalen,  Chroniken  und  ähnlichen  Aufzeichnungen  ist  wenig 
zu  Tage  gefördert,  ö)  —  In  Thiofrids  Leben  Willibrods^)  beziehen  sich  die 
Verse  des  c.  XI  auf  Helgoland  (insula  Fosytesland  sub  Fresonum  dicionc), 
natürlich  nach  Alcuini  vita  Willibr.  und  der  vita  Liudgeri;  die  heutige  Insel 
erkennt  man  darin  nicht  wieder.  —  Im  Bericht  des  Ibrahim  Ihn  Jaküb  von 
den  Slaven  aus  dem  J.  973  erklärt  G.  Haag^j  das  angeblich  westlich  vom 
Araazonenlande  (Qnänland,  Kainulaiset)  liegende  Ubaba,  das  slavisch  ist  und 
mit  Polen  Krieg  führt,    nicht  mit  Kunik  und  de  Goeje  für  Danzig,    sondern 


1)  2,  563—757.  -  D.  UmTen.-Matrikel  n.  d.  Begister  vor  16S4  sind  yerlopen.  —  Von 
1207— 15S5  regierten  34  Äbte.  —  2,  634  (Stellung  Mecklenburgs  anter  Dänemark),  63G 
(«Waldemar  IL  t.  Dänemark'  1326—1340);  661  (Recht  der  Stidte  fib.  d.  danuche  Königs- 
wahl, wobei  d.  Hansarezesse  nicht  verglichen  sind)  und  675  (fib.  d.  Vitalier)  bedürfen  der 
nessorung.  —  Üb.  d.  Mutterkloster  Esrom  s.  u.  Kap.  XXX  (Komerup).  —  2)  D.  Wachs- 
tafeln d.  Orofsen  Kgl.  BibL  zu  Kopenh.  Sep.  aus  Z.  d.  Westpreufs.  G.-Y.  Heft  4.  Danrig,  Kafe- 
mann.  33  S.  Vgl.  u.  Kap.  XXII.  —  3)  Bans.  GBII.  1879/81.  S.  83  f.,  aus  Bomanins  Storia  do- 
cum  di  Venezia  (Yenexia,  1855),  3,  520—521.  —  4)  J.  Schwarzer,  NA.  6,  523  ff.  (vgl. 
o.  S.  32«),  bes.  S.  524—527.  —  5)  (Leipz.)  Illnstr.  Zg.  No.  1995,  268,  Sp.  3.  Im  Schilde 
ist  nicht  ein  *Wid  der  köpf  mit  Hals',  sondern  deutlich  e.  bartiges  Ziegenbockshaupt  mit  Hain. 
—  6)  Vita  n.  Mirac.  S.  Hildegnndis  s.  o.  S.  32^.  —  Hinsichtl.  der  Chmn.  princ.  Sax.  (Jahrefi- 
ber, m,  2,  155*)  hält  Weiland  (HZ.  46,  503  f.)  gegen  Holder-Egger  fest,  dafs  Adam 
Y.  Bremen  benutzt  sei,  namentl.  b.  d.  wunderbaren  Traum  Bernhards  II.  v.  Sachsen.  Bilingi 
Villa  ist  nicht  nach  v.  Heinemann  Billingshausen  bei  Qottingen,  vielmehr  weist  das  Geschlecht 
nach  Lüneburg  (Bilm  oder  Wilkendorp?)  —  Auch  zu  den  Actis  quorund.  episc.  Lubec.  (Jahres- 
ber.  1.  1.)  vgl.  Weiland  (HZ.  46,  504).  —  Üb.  v.  Broska,  Helmold,  s.  Jahresber.  lU,  2, 
30»  u.  NA.  6,  639  f.  —  Lexica»  s.  u.  Kap.  XXXVII,  niederdeutsche  s.  o.  S.  112*.  —  7)  Vita 
s.  Willibrordi  archiep.  Ultrajectensis  a  Thiofrido  abbate  Eptemacensi  versibus  ronscripta.  Ex 
cod.  m»8.  hibl.  Trever.  primum  ed.  Kich.  Deckcv.  Trier.  Progr.  des  K.  Gymn.  (No.  :J91K) 
2(5  S.,  4«.  Thiofrid  ward  als  Abt  erwählt  1081,  bestätigt  1083.  —  8)  Balt.  Stndien.  :JU 
71—80,  s.  o.  S.  2.3*  u.  Jahresber.  111,  2,  löP-«.  —  Vgl.  NA.  C,  038  f.:  Virrhow,  Z, 
f.  Kthnoi.   la,  Verhaiidl.  S.  47.  4b. 


Schleswig-Holsteiu,  Uamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  XI  145 

f&r  Jalin  (WoUin);  Ubaba  sei  entstellt  ans  Ueltaba,  Ualtaba,  den  Welatabeu 
oder  Waltaben.    Es  wird  dabei  gelegentlich  als  Quelle  £rnst  v.  Kirchbergs  ^) 
fftr  c.  17,  a.  1001,    die  Denkschrift^)    des   pommerschen    Augustinerlektors 
.VBgelns  von  Stargard  über  die  Unabhängigkeit  Pommerns   von  Polen  nach- 
gewiesen, die  z.  t.  wörtlich  übersetzt  sei.  —  Dr.  Blümcke^)  in  Stettin  hat 
erwiesen,  dafs  alle  Kunde  über  den  pommerschen  Erbfolgekrieg  (1464)  bei 
Bagenbagen  aus  dem  Lübecker  Tarrochus  Suselensis'  stammt  und  bei  diesem 
aas  dem  Fortsetzer  des  Detmar  um  1470.     Bl.  braucht  diese  Thatsache,  um 
Albrecht  Glinde,    den  Stammherm  der  Familie  Glinde  in  Pommern,   akten- 
mäfsig  von  dem  seit  Kanzow  auf  ihm  lastenden  Verdachte  des  Verrates  von 
Stettin  zu  befreien.  —  G.  Haag*)  nimmt  eine  verlorene  niederdeutsche  Reim- 
chronik von  Pommern  aus   dem   14.  Jh.  au,   die  schon  Bugenhagen  suchte, 
und   die  Kanzow    fEUr    seine  Erzählung  vom  falschen  Waldcmar   und  Herz. 
Barnim  HJ.,  allerdings  nur  in  hochdeutscher  Bearbeitung,  benutzt  habe.    — 
Eine  kurze  chronikartige  Xistc  des  Verlustes  in  der  Schlacht  bei  Hemming- 
stedt'  (1500)    hat   G.  v.  Buchwald^)    in    einer    Inkunabel   der   Rostocker 
Bibliothek  gefunden.  —  Ein  lateinisches  und  ein  deutsches  Gedicht  auf  die- 
selbe Dithmarsenschlacht  hat  Ref. ^)  herausgegeben.     Das  erste  stammt  von 
Dr.  11.  B(^er,  ^)   die  deutsche    Bearbeitung  vermutlich   von    Tilemau   Hever- 
ling.     Aus   Rostock    ging  auch   das  Lied  bei  Neocorus  1,  495  ff.  hervor,^) 
vielleicht  von  demselben.   —    Zu  des  Referenten  'Rostocker  Domfehde* ^)  lial 
H.  V.  Buchwald  ^^)  die  betr.  Stellen  aus  Alb.  Crantz  und  Reimer  Kock  zu 
einer  Besprechung  herangezogen.   —  Ein  'Lied  von  der  Fehde  Lübecks  mit 
Her/.   Heinrich    v.    Mecklenburg',  1506,    hat    aus  dem  Nachlasse    von    W. 
Mantels  '^)  noch  veröffentlicht  werden  können.    —    Kurze  Notizen  aus  der 
Jauibal-Chronik  von  Hamburg,    die  aber  erst  für  das   16.  und  17.  Jb.  selb- 
ständigen Wert  hat,  brachte  C.  Walther.") 

Für  die  älteste  Geschichte  und  zunächst  für  die  sog.  Prähistoric 
gerade  unseres  Gebietes  ist  die  Berichterstattung  jetzt  sehr  ei-schwert  durch 
^  Hinübergreifen  nach  und  von  dem  Norden,  mehr  noch  dadurch,  dafs 
einige  begeisterte  Anhänger  der  einen  oder  anderen  lebhaft  kämpfenden 
Uichtnng  der  Vorgeschichte,  auch  auf  streng  historisches  Gebiet  sich  vor- 
ragende Ethnologen  oder  Anthropologen  nicht  müde  werden,  denselben  Stoff 
iu  einer  ^öfseren  Reihe  von  Zeitschriften,  Vereinen,  auch  selbständigen 
Werken  zu  wiederholen.  Die  Prähistorie  hat  augenblicklich  viel  mit  der 
Frage  zu  thun,    ob  bei  der  Terrainbildung  Drift  oder  Vergletschernng  anzu- 


1)  Biüt.  Stttd.  17  u.  26.  -  2)  Welche  Thoms  in  SchimnacherB  Beitr.  2,  17  nicht  finden 
konnte.  —  3)  D.  Fam.  Glinde  in  Stettin,  Balt  Stud.  31,  95—153.  D.  märklBche  AdeLi- 
i^eachiecht,  seit  1 205  bekannt,  kam  in  Gliedern  aus  Neuruppin  nach  Stettin.  Albrecht,  in  Stettin 
^it  1434,  Bürgermeister  144S — 1471,  wurde  aoBgewieften  im  Streit  um  e.  Geldforderung.  D. 
OAKhleehty  bis  1618  im  Bat,  f  1619  aus.  —  4)  Balt.  Stud.  31,  154—156.  Da  Kanzow 
&b«r  nur  d.  hochdeutsche  Beimgeschichte  des  verstorbenen  Wittenborger  Studenten  Joh.  v.  d. 
^)aie&  kennt  und  citiert,  und  überhaupt  nirgends  y.  e.  niederdeutschen  Reimchronik  etwas  ge- 
•»ft  ift,  so  erscheint  d.  Sache  sehr  fraglich.  —  5)  Abgedr.  iu  ZSl-U-L.  11,  364  f.  D.  Buch 
vird  Boger  oder  Heverling  in  Rostock  gehört  haben.  Für  'Knyffkaruen'  =  Büchsen  ist  wohl 
ksjffkamen  zu  lesen  =  Knypbusse  mit  Radschlofs  (Knipmühle  ?).  Vgl.  mnd.  Wb.  (s.  o.  S.  112') 
C,  179.  -_  6)  ZSl-H-L.  11,  1—24.  Vgl.  NA.  7,  647.  —  7)  Jahresber.  UI,  2,  165*.  160». 
S)  T.  Liüencron,  bist  Volksl.  II,  436  ff.  —  9)  Jahresber.  HI,  2,  155».  ~  10)  Rostocker 
h'  No.  298— .100  u.  HJb.  2,  425.  Vgl.  Jahresber.  d.  germ.  Philol.  2,  No.  1200.  HZ.  48, 
li«».  —  11)  Hans.  GBU.  1879  (1881),  S.  87-90.  —  12)  Mitt.  d.  V.  f.  Hamb.  G.  4,  46—49; 
im  AjisehluCi  fordert   Koppmann  zur  Anmeldung  v.  Ud.sfi.  Hnmb.  Chron.  auf. 

Historiiche  J»hresberioht«.    1881.    IX.  lU 


11,146  XVUl.    K.  E.  H.  Krausei 

nehmen  ist,  um  danach  die  erste  Bewohnerschaft  einzureihen.  Der  Streit  ist 
freilich  auf  dem  Gebiete  der  Geologie  und  auch  der  Geographie  noch  aus- 
zugleichen, i)  —  Über  das  Zusammenleben  des  Menschen  mit  dem  Renntier 
kann  für  unser  Gebiet  kein  Zweifel  sein.*)  —  Bezüglich  der  Volkstypeu 
werden  auf  Grund  der  Zählung  der  Blonden  und  Braunen  2  blonde  Typen 
konstruiert,  ein  blauäugiger  deutscher  und  ein  grauäugiger  slavischer;  beide 
zusammen  erreichen  in  unserem  Gebiete  über  40  %,  die  Brünetten  in  Lübeck 
und  Mecklenburg-Strelitz  nur  10%.  Das  Resultat  ist  aber  sehr  unsicher, 
es  ist  das  historische  völlige  Ausrotten  der  Slaven  auf  weiten  Gebieten  über- 
sehen, und  im  hannoverschen  Wendlande  erkennt  man  noch  heute  den  Slaven  an 
der  dunkeln  Farbe.  —  Nach  Kollmann,*)  der  auch  durch  die  von  Virchow*) 
gefundene  Chamaecephalie  der  Friesen  (50%)  beeinflufst  ist,  den  Caesar  aber 
nicht  richtig  versteht  uud  einen  Wust  der  unzurechnungsfähigen  Meinungen 
des  16.  Jh.  ^)  benutzt,  wären  Slaven  als  Ruteni  schon  vor  Caesar  bis  Flan- 
dern gerückt,  da  durch  ihr  'nemus'  Caesar  gegen  die  Moriner  gezogen  sei; 
so  seien  die  heutigen  Friesen  (z.  t.  in  Gegenden,  wo  niemals  welche  safsen), 
auch  die  Nordfriesen  aus  slavisch- deutscher  Mischung  entstanden  u.  s.  w.; 
im  Bremischen  (Wlmodia)  sollen  auch  die  Obotriten  Sitze  gehabt  haben  1 
—  Ähnlich  ist  es,  wenn  ein  Verein  von  Dilettanten  überall  in  Norddeutsch- 
land, namentlich  aber  in  Schleswig -Holstein  Altbritten  entdeckt  hat.  ^)  Die 
Sache  wird  viele  Köpfe  auf  Grund  der  Obermüllerschen  Sprachphantasieen 
verwirren.  Alle  deutschen  und  nordischen  Runen  sind  nunmehr  brittisch.  Die 
Entdeckung  des  Kiiegsgottes  Hu  oder  Hü,  die  neue  Lesung  der  Inschrift  des 
goldenen  Hernes  von  Mögeltonderu, ^)  sowie  andere  ähnliche  Leistungen**) 
lassen  wir  auf  sich  beruhen. 

Die  schleswig-holsteinischen  Altertümer  berührt  auch  die  neue  Aus- 
gabe von  J.  F.  Worsaaes^)  Vorgeschichte  des  Nordens,  sowie  von  Soph. 
Müllers^®)  Thierornamentik,  die  von  den  norddeutschen  Ostseefunden  eben- 
falls nicht  zu  trennen  ist;  die  alte  nordische  Einteilung,  etwas  durch  Host- 
manns Opposition  modifiziert,  ist  beibehalten ;  auch  bei  Importen  wird  immor 
neu  erfunden,  namentlich  Ornament-Tiere.  Ingv.  Undset,  dessen  Studien 
über  das  nordische  Eisenalter  ^^)  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  deutschon 
Ostseeländer  bedeutend  erweitert  in  einer  sehr  beachtenswerten  selbständigen 
Schrift  erschienen,  1  *)    findet  nach  der  Bronzezeit  in  Pommern,  Mecklenburg 


1)  Wagners  Geogr.  Jb.  8,  317  ff.  —  Für  d.  OBtseoländer  vgl.  E.  Dathe,  Vergletache- 
rung  Norddtschl.B :  Xb.  d.  K.  preufs.  geol.  Landesanstalt ,  S.  317 — 330  (s.  Petermanns  Mitt. 
aus  Perthes'  Instit.  1882,  S.  273);  E.  H.  Wichmann,  D.  Eibmarsch  u.  d.  Flüsae  d.  nord- 
dUch.  Tiofeb.  Gäa  17,  H.  3— 5;  d.  »Alsterthal  b.  Hamb.'  Z.  d.  V.  f.  hamb.  G.  N.  F.  4,  305— 32rt. 
(alter  Meerbusen,  violl.  noch  z.  Z.  der  Marschen);  ^Hinterpommems  Terrainfonnation*,  Au»- 
Jand  54,  No.  25;  C.  Strnckmaun,  D.  Insel  Btlgen,  s.  Jahresber.  d.  Geogr.  Ges.  e.  Hannover, 
S.  1 — 23.  —  Üb.  die  f.  d.  Funde  wichtigen  Moore:  F.  Sonft,  D.  Torfmoorbildung,  Gäa  17, 
II.  3—5;  Kunde,  Statistik  d.  Moore  in  d.  Prov.  Schl.-H.  m.  Lauenb.  Berl.,  1880,  Keymlcr. 
-  2)  Stenogr.  Ber.  d.  11.  allg.  Vers.  d.  anthropol.  Ges.  (Anh.  «um  A.  f.  Anthrop.  Bd  13) 
(St.  Ber.)  S.  134  (Renntiergeweihe  aus  Mcckl.  u.  Pomm.).  —  3)  Beitr.  zu  e.  Kraniolovric 
d  europ.  Völker,  A.  f.  Anthrop.  13,  104  ff.  —  4)  Ebda.  S.  107.  —  5)  Ebda.  S.  113,  Anm.  5. 
—  6)  'Am  Urdhs  Brunnen*.  Organ  d.  V.  f.  Verbreit.  Volkstum),  wissensch.  Kunde.  Red.  v. 
F.  Höft.  1.  B.  1.  Jahrg.  H.  L— 6.  Rendsburg.  (Lipsius  u.  Tischer  in  Kiel.)  —  7)  A.  Rabo 
(Lehrer  in  Biere),  ebda.  H.  2,  6  ff".  —  8)  P.  Moll  er- Hamburg,  ebda.  H.  5.  14  ff.  — 
9)  Nordens  Forhistorie  efter  samtidige  Mindesmaerker.  Kjöbenh.,  Gyldendal.  IV,  206  S. 
m.  1  Karte.  (1.  Ausg.  1878.)  Vgl.  MHL.  8,  334  f.  —  10)  Jahresber.  IIl,  2,312*;  dtuch.  van 
J.  Mestorf,  Hamburg,  Meissner.  Vni,  191  S.  2  Taf.  — •  vgl.  DLZ.  1882,  18  (Undsed). 
CBl.  1882,  Sp.  1115— 17(v.  Hefner-Alteneck).  —  U)  s.  Jahresber.  lU,  2,  300»;  übrigens 
auch  sep.  Vgl.  Mestorf,  KBl.  f.  Anthrop.  1880.  No.  12,  91  f.  (im  A.  f.  Anthrop.  13).  —  12)  Jer- 
ualdcrens  begjndclso  i  Nor«! -Europa.     Eu  Studie  i  samenlignende  forhist.  Arkaeologi.  M.  tO\i 


Schlesing-HoUtein,   Uamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  11,14? 

und  Holstein  die  altitalische  (vorrömische)  Eisenzeit,  den  sog.  Hallstadt-Typus, 
dann  die  jüngere  vorrömische  Eisenzeit  (La-Töne-Typas) ,    endlich  römische 
Fuude.     Pommern  zerföllt  in   das  Terrain  der  Steinkisten  (Osten)   and  der 
Irnenhügei  and  Urnenfelder.     Die  'Wendenkirchhöfe'  Mecklenhargs   rechnet 
er  zur   römischen  Eisenzeit,   sie   gehören  den   Germanen   der   ersten  Jahr- 
hunderte nach  Christas  an,    nur  die  ältesten  noch  zur  La*T^ne-Zeit;    aher 
auch   in    den    ersteren  finden  sich  La-T^ne-Sachen ,    zu  denen  auch  die  sog. 
wendischen'  Kronen  mit  Chamier  zu  zählen  sind.^)     Die  viel  besprochenen 
Kesselwagen'  gehören  zur 'Hallstadt' -Eisenzeit.     Die  Urnen  mit  Punkten  und 
Mäander,    die   mit  Töpferrädchen  hergestellt,    deren  Haaptfundstelle  in  Hol- 
stein, Mecklenburg  und  den  Marken,    sind  frührömisch. ^)      Die   nach  Lisch 
'römischen'  Gräber   bei  Häven   (Meckl.)  sind  nach  U.  nicht  römisch.      Der 
Pansdorfer  schöne  Bronze-Eimer  (Ciste,  Situla)^)  aus  der  Haugschen  Sammlang 
in  Labeck  wird  zu  ^Hallstadt'  gerechnet,    aber  Haags  Zuverlässigkeit  gegen- 
über ohne  allen  Grand  bezweifelt,    ob    die    römischen  Fibulae  wirklich   mit 
U-T^ne-Resten  in  den  Kegelgräbern  bei  Waldhausen  gefanden  sein  könnten. 
Die  holsteinischen  Gürtelfunde,  gleichfalls  meist  zum  La-T^ne-Typus  gerechnet, 
scheint  U.,  wie  einige  frührömische,    für  einheimisches  Fabrikat  zu  halten.^) 
Unienhügel  fänden  sich  namentlich  in  Pommern,  die  jüngeren  Urnenfriedhöfe 
besonders  zahlreich  in  Mecklenburg.     Die  Bronzekultur  des  Nordens,  an  der 
U.  als  originaler  Entwicklung  festhält,  soll  diese  Besonderheit  in  Holstöin,^) 
Mecklenbarg,  Pommern  und  Hannover  angenommen   und  nach  dem  Norden 
verpflanzt  haben,  sie  produziert  nur  Gufs.^)    Das  Eisen  kam  über  den  Osten, 
etwa  Ungarn,   za  ans  herauf;*)    die  Bronzekaltar  hielt  sich  in  Mecklenbarg, 
am  Zähesten,    vielleicht   weil  der  La-T^ne-Yerkehr  nur  den  Flüssen  folgte.*^) 
Nicht  die  südliche  'Hallstadt'-Kultur  (c.  500  v.  Chr.),^)  sondern  erst  die  kel- 
fiscbe  La  T^ne    der    2   ersten  Jahrhunderte  n.   Chr.    verdrängte    die    nord- 
'leutsche   Bronzezeit.      Zu  originalen  Produkten   der  letztern    rechnet  U.  die 
ampelartigen  Hängegefäfse.^®)  —  Auch  K.  MüUenhoff'^)  hält  immerhin  an 
den  Thomsenschen   3  Urzeitaltern  fest :  das  Gebiet  der  Bronze  gehe  westlich 
wesentlich  bis  zur  Weser,    der  alten    Germanen-Westgrenze;    das  Steinalter 
in^hränke   sich  in  der  Massenablagerang   auf  eine   ziemlich   schmale   Zone 
gegen   die  See   hin;    die  nördliche  Bronzetechnik,    wenn   auch    eigentümlich 
<'iit wickelt,    stehe    mit    der   südlichen    im   Zusammenhang.    —     Als  Grenze 


M.  og  32  Pianch.  Krutiania,  Cammermeyer.  464  8.  Vgl.  KBl.  f.  Anthrop.  1.  1.  1882. 
N'o.  8.  (Von  J.  Meatorf  1882  übers.) —  1)  Doch  schwerlich  so  alt,  eher  rom.  Koiseneit  D. 
Bbliehe  Unfag  mit  den  Bronzewagen:  Aasland,  54,  241—246.  —  2)  Vgl.  KBl.  d.  Oes.-V. 
2S,  I  tf.  a.  Jahresbor.  111,  2,  146^.  —  o)  Sie  hat  e.  Zeichen  od.  e.  Schriltvermerk.,  n. 
Uandelinann,  St  Ber.  (o.  S.  146^)  S.  104,  Virchow  ebda.  100  if.  Centram  d.  Situla- 
Fonde  sei  Folaina  (Bologna).  Eisen  kam  lange  vor  Chr.  ins  Land.  Ebda,  auch  S.  9.:  Meckl.- 
>trelitzer  Funde.  —  4)  KBl.  des  Qes.-V.  29,  6.  —  5)  Schleswig  samt  Nordfriesland  rechnet 
i .  zum  skandin.  Norden.  —  6)  Woher  die  Bronze,  d.  h.  d.  Zinn,  gekommen,  wurde  nicht 
erörtert  Aas  Sachsen  kam  es  jedenfalls  nicht,  denn  dort  ist  es  zuerst  im  12,  Jh.  (bei 
'iraapen)  entdeckt.  Vgl.  Beyer  (o.  S.  129*).  —  Auch  Müllenhoff  (s.  u.  Anm.  11)  berührt  d. 
^rage  nicht.  —  7)  Eisen  in  Steinkisten  z.  B.  in  der  Landdrostei  Stade,  —  wird  übersehen. 
'l«r  Eisensteingeblide  in  Bronzegrabern  s.  Handelmann,  KBl.  d.  Gen-V.  29,  4.  Eis^nfundc 
(1»  Srlter  Gangbau  deutet  er  auf  wiederholte  Begräbnisse.  Ebda.  S.  3.  Vgl.  Jahresber.  111,  2. 
:47i«i_ia  —  gj  Wohl  Einflufs  von  Lisch.  —  9)  U.  rechnet  dazu  die  Goldschalen  von  Alsen.  ~ 
10)  Lindenschmit  (s.  o.  S  2"^)  bezeichnet  d.  Neubrandenb.  ehernen  Hängebecken  als  ^Zeugnisse 
'T  hottltften  Geschicklichkeit  u.  Erfahrung  im  Erzgufs',  die  nicht  im  Norden  od.  an  d.  Ost- 
^<^e  entstanden.  Er  denkt  im  4.  B.  die  Gründe  darzulegen.  —  11)  Anz.  f.  dtsch. 
Aliert.  etc.  7,  209 — 228,  bittere  Krtik  gegen  L.  Lindenschmit,  besonders  auf  sprat^bl.  Gebiet. 
V,:.  dagegen  CBl.    Iöö2,  Sp.  531.  —  Übrigen^i  vgl.  u.  Kap.  XXXI. 

10* 


11,148  XVlll.    K.  E.  H.  Krause: 

zwischen  deotschen  und  nordischen  Ranen  setzte  Dr.  Henning^)  die  Linie 
zwischen  der  Schlei  und  der  Eidermüudung  an,  als  alte  Grenze  zwischen 
Dänen  und  Sachsen.  —  Ober  die  Prähistorie  Schleswig-Holsteins,  welche 
die  Karte  v.  Tröltzschs^)  nicht  übersichtlich  genug  darzustellen  schien, 
wurden  der  12.  Versammlung  zu  Regensburg  4  neue  Karten'),  getrennt 
nach  den  verschiedenen  Altcrtttmern,  wesentlich  .  nach  den  3  filtern,  vor- 
gelegt, wozu  Yirchow  Berichtigungen  gab,  auch  mindestens  4  Perioden 
der  Urnenbegräbnisse  und  ältere  und  jüngere  Bronze  unterschieden  haben 
wollte.  Dafs  schon  zur  Steinzeit  Lübeck,  Wismar  und  Doberan  (1  statt 
der  Warnowmündung)  Ausgangshäfen  für  den  Verkehr  auf  der  See  gewesen, 
klingt  doch  paradox.  Zur  Beleuchtung  alter  Erdschüttungen  im  allge- 
meinen zieht  —  dilettantisch  arbeitend  —  Dr.  Edm.  Veckenstedt*)  zu 
Li  bau  des  'Slavenchronisten'  Adam  Beschreibung  von  Rethra  heran;  Slaven, 
Preufsen  und  Kuren  mit  ihien  Göttern  und  Mythen  sind  ihm  identisch.  — 
Die  schleswig-holsteinischen  Bargwälle  hat  Handel mann^)  wiederholt  vor- 
sichtig und  lehrreich  behandelt;  er  zählt  dazu  auch  die  Thyraburg  am  Danne- 
wirke,  Alt-Lübeck,^)  Alt-Gottorp,  die  Bökelnburg  in  Süderdithmarschen ,  im 
Ganzen  35. 

In  Mecklenburg  suchte  eine  Expedition  vergeblich  das  bisher  im 
Tollense-See  vermutete  Rethra  bei  Feldberg  auf  den  Inseln  der  Verbindung 
des  Zausen  und  des  Carwitzer  Seees.'')  Von  dem  altwendischen  Burgwall  hei 
Wulfsahl  (Volzendoupe)  giebt  F.  Wigger®)  so  weit  möglich  die  Geschichte. 

Julin,  als  Pfahl  baustadt ,  und  andere  po  mm  ersehe  Pfahlbauten  be- 
sprach Virchow.^)  -  Major  a.  D.  F.  W.  Kasiski^®)  stellt  dem  wichtigen 
Tfahlbau'  im  ehemaligen  Persanzigsee  bei  Neustettin,  richtiger  der  aufge- 
schütteten losel  mit  Feste,  Brücken  und  Pfahlwall,  20  Burgwälle  im  Keu- 
stcttiner,  ^  im  Schlochauer  und  2  im  Konitzer  Kreise  zur  Seite,  indem  er 
die  dortigen  Funde  erörtert.^') —  Über  Hufeisensteine  als  Grenzzeichen  vom 
Limes  Saxonicus  macht  Handelmann^^)  Mitteilungen. 

Bezüglich  des  prähistorischen  Lebens  ist  auf  desselben  Forschers '') 
Nachrichten  vom  Eddelacker  Fund  zurückzukommen,  dem  Leben  auf  der  un- 
bedeichten  Marsch  und  der  Töpferei  in  einer  Sommerkolonie  auf  der  'Plaat*. 


1)  st  Ber.  (8.  o.  S.  146«)  S.  113.  —  2)  Jahresber.  111,  2,  150*.  —  3)  St.  Ber.  S.  87  f. 
AubI.  54,  761  ff.  —  E.  andere  Bedeutung  als  die  hier  gebotenen  ^Steinzeitliäfen'  hat  Virchows 
.\nnahnie,  daCs  die  Linie  d.  Romerbronzen  nach  der  PorsantomUndung  (Kolberg)  hin  Tielleicht 
einen  Weg  nicht  nur  zum  Bernstein,  sondern  auch  nach  Schweden  hinüber  anweise.    Sten.  1). 
S.   103.  —  4)  D.  Schwedenachanzen  d.  wend.-sarmat.  Tiefebene,   die  via  sacra  der  'Wenden'. 
Aufll.  54,  241     246.   —    Über  e.  whlesw.-holst.  Kjökkenmödding  «.  A.  Vofs,   Z.    f.  £thnul. 
l.J,   18ö.  —  5)  Verh.  d.   11.  Anthr.-Vorß.  (A.  f.  Anthrop.,  13),  47—51;  Au«fÜhrl.  ZSl-H-I.. 
10,  1—44  (ra.  Abbild.),  11,  243  ff.    Verhandl.  d.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  etc..   S.  409  f.  \^\. 
.Jahresber.  III,  2,  148'.    149".    —    Dazu    Beiträge   aus  llaraburg,   KBl.  d.  Oes.-V.  29,   1 — 2 
u.  4.     Vgl.  Jahresber.  111,  2,   148^    —    6)  Modell,   ebenso  wie   das  des  Pöppendorfer  Rin^« 
walls,  jetzt  in   d.  Lübecker  Samml.,   Jahresber.   1880  d.  V.  f.  Lüb.  G.  (1881).    —    7)   Z.    f. 
Kthnol.  13.     Verhandl    S.  267—278;   Nordwest  (red.  v.  Lammers)   No.    28.     Vgl.  Jahresber. 
111,  2,  148'.  -     8)  Jb.  u.  Jahresber.  f.  Meekl.  Gesch.  (Mecklenb.  Jb.)  46,  307  ff.    D.  mittclalterl. 
Burgstelle  Borgfeld  bespricht  L.  Schmidt  ebda  S.  a09  -311.    —   9)  A.  f.  Anthr.   13.   Anli. 
S.  72      80.    —    Von  Haags   einschlägigem   .Aufsatz    in   Jahrg.   1882   der  Balt  Stud.   ist    ein 
Sep.-Abdr.  bereits  Nov.   1881  als  oftizielle  Begrtilsuugsschr.  f.  Virchow  ausgegeben.    (Näheres  : 
Jahresber.  V.)   —     10)  Beschreib,   d.    vatorländ.    Altert,  im  Noustott.   u.   Schlochauer  Kreise. 
Mit  (i  Taf.  Abb.  u.   1  Karte.      Danzig,  Bertling.      VII,    l  h;  S.      K.   hatte   in  Neustettin    eine 
Samml.  v.  702  Numm.  zusammengebracht.  (Vgl.  u.  S.  149M50*.)  —  11)  Üb.  Burgwall-Altor- 
tümer,  namentl.  den  Typus  der  Topfscherben  s.  A.  f.  Anthr.  13.  Anh.  S.  09  ff.  —  12)  Z.    f. 
Kthn.   13.   Verhandl.    S.  4<I7  — 409.    —    i:j)    Ebda.  S.   15—23,    404  -407.      Vgl.  Jahr««>»or. 
Jll,  2,   U7'-»      Vgl.  d»u.K.,  das  Nordlrie8i».<he  Salz,  ZSl-H-L    10,  no— .^fi,  aueh  S.   70. 


Sch1e*iwig-Holstcin,  Hambfiru,  Iiühc«'l<,  "Nrccklenhurg  iinrl  Pommern.  If,1  J9 

Er  hat  Reste  solcher  Hantierung  aus  heutiger  Zeit  zum  Vergleich  heran- 
gezogen, ist  aber  nicht  völlig  in  Gbereinstimmung  mit  J.  Mestorf.^)  Letztere  ') 
glaubt  auch  eine  Ur-Silberfiligran-Arbcit  für  Schleswig-Holstein  festhalten  zu 
können,  welche  aus  ur-arabischen  Mustern  sich  entwickelt  und  bis  heute  er- 
halten habe.  Die  ^Hochäcker^  will  Handel m an n^)  als  prähistorisch  we- 
nigstens in  Holstein  nicht  gelten  lassen.  —  Schöne  Broiizen,  (Hängeurne, 
Celt  mit  Schaftloch  und  Öhr  etc.),  auch  goldene  Spiralringe  etc.  sind  zu 
ßamekow  bei  Wismar  gefunden f  nach  Lisch^)  stammen  sie  aus  der  ^reinen 
mittleren  Bronzezeit'  und  gehören  wahrscheinlich  Pfahlbauten  an.  Kasiski^) 
hatte  das  Glück  einen  Brennofen  mit  Resten  der  Urnen  eines  benachbarten 
Gräberfeldes  zu  entdecken,  femer  eine  wendische  Töpferei  und  Schmiede  am 
Streitzig-See ;  eine  Feuerstein-Messer-Werkstätte  mit  den  Feuersteinknollen 
im  Scblochauer  Kreise,  eine  Fischer-Ansiedelung  mit  Geräten  am  Mösken- 
dorfer  See  im  Kr.  Konitz,  Mahlsteine,  unterirdische  Anlagen,  vielleicht  einen 
Dörrofen,  auch  einen  vorgeschichtlichen  Brunnen  aus  Eichenbohlen  bei 
streitzig.  Über  Trichtergruben  in  Pommern  und  um  Lübeck  berichtete  Ser. 
Hartmann,*)  über  vorhistorische  Eisenschlacken  in  Neuvorpommern,  Vir- 
chow^  und  F.  v.  Alten ^)  über  unterseeische  Funde  aus  früheren  An- 
siedelungen nicht  allztthohen  Alters  von  Westerland  Sylt  bei  Keitum,  wo 
1872  beim  Zurücktreten  der  See  ein  greiser  Teil  des  alten  Grundes  zu  Tage 
kam,  auf  dem  einst  Eidum  gestanden:  Bmnuenplätxe,  Garten  wälle,  Wagen- 
und  Pferdespuren,  über  welche  früher  zunächst  die  Dünen ^)  hin wegge wandert, 
bis  die  See  folgte.  Auch  alte  Viehweiden  mit  Herden -Fufstapfen  sind  so 
erschienen. 

Was  Gräberfunde,  Aufgrabungeu  etc.  anbelangt,  so  besprach  in  den 
Eibherzogtümern  Handelmann ^*^)  ein  Doppelgrab  auf  Sylt,  Kitt  in 
Goldschmuck  von  dort  und  eine  Gufsform,  ferner  ein  Rieseubett  bei  Broacker 
'Kr.  Sonderburg),  worin  ein  Doppelbegräbnis,  Skelettgräber  in  Wagrien  und 
gefundene  Annschienen  und  Doppelcelte.  Über  Funde  am  Stocksee  bei  Ploen 
berichteten  Dr.  Wiebel  und  Dr.  Rud.  Krause;*^)  Funde  bei  Basthorst  im 
Lauenburgischen  gleichen  denen  von  Darzau.  Eine  Urne  von  Stimmnitz 
hatte  4  Zeichnungen,  die  Wasservögeln  glichen.  Hünengräber,  die  Bronze- 
und  Eisenfunde  ergaben,  sind  im  Kirchspiel  Hademarschen  und  in  der 
Orsdorfer  Feldmark  Guts  Hanerau  aufgedeckt.  ^>)  Eine  Fensterurne  aus 
Ritzebflttel    stimmt    zu    den    Stadem.  ^^)     —     Aus    Mecklenburg    hat 

1)  Z.  f.  EthnoL  13.  Verh.  S.  168—169.  —  2)  EMa.  S.  60—65.  -  3)  ZSl-H-L.  10, 
47  f.  Vgl.  F.  Dahn,  Im  Neueo  Reich,  No.  4.  S  12S  ff.  —  4)  Meckl.  Jb.  46,  300—303. 
—  .>)  8.  o.  S.  148*"  —  6)  Altgerm.  Wohnstätten  in  Bayern.  Z.  f.  Ethnol.  13,  241  f.  — 
7>  £bda.  Verhandl.  S.  89.  —  8)  Ber.  über  die  Thätigk.  d.  Oldenburger  Lande»-Y.  f.  Altertskde. 
>^  3,  S.  4  and  5.  Hieran  hat  sich  angeschlosfien :  L.  Qreve,  Yergioicheude  Untersuch,  d. 
in  d.  Kreiagribem,  tieferen  Erdschichten  u.  im  Moore  d.  Hensogth.  Oldenburg  aufgefundenen 
Rindsknochen  mit  den  der  z.  Z.  das.  rorkommenden  Rindyiehrace.  Oldenb.,  Schulzesche  Hof- 
bochdr.  32  S.  (Bost.  Diss.)  —  9)  D.  'Syltor  Dünen',  Hist.  Beobachtungen  üb.  d.  Wandern 
\  Düneoflacht).  Weserzeitung  No.  12  470,  23.  Sept.  Mittagsausg.  (nach  d.  Kieler  Zeitung.)  — 
10)  KBl.  d.  Ges.-V.  29,  3  ff.  S.  43.  (Vgl.  Jahresber.  Ol,  2,  147«);  S.  37  (Jahresber.  IIl,  2, 
147ia_ii)  _  2.  f.  Bthn.  13,  44;  auch  S.  187  f.  —  A.  f.  Anthrop.  XIII.  KBl.  (dazu)  12, 
*»0.  —  (Statt  d.  Beerdigung  in  Tierhauten  wäre  doch  eher  an  Lederkleidung  zu  denken);  Z. 
f-  Ethn.  13,  47,  vgl-  ZSI-H-L.  10,  69.  —  Eich.  Haupt,  Abgerissene  Bll.  z.  Kunde  vaterl. 
Altertfimer  in  Wagrien.  Plön,  Hahns  Buchdruckerei.  1880.  11  S.  4\  —  AKDY.  28, 
^.  126  u.  250.  —  11)  KBl.  d.  Ges.-V.  29,  6  f.  A.  f.  Anthr.  13.  KBl.  (dazu)  12  No.  ü.  — 
Die  Stimmnitser  Urne  imKatal.  d.  Berl.  AussteUnng  (Jahresber.  lU,  2,  149^*)  S.  146.  Photogr.- 
Alh.  r,  Yok.  Sect.  V,  7.  —  12)  Reichsanz.  No.  126.  8.  4;  No.  188.  S.  3;  No.  193.  S.  3, 
ih  aüen  Fillen  nach  d<nn  Hamb.  Korresp.  —  13)  J.  H.  MUH  er,  Z.  f.  Ethn.  13,  208  f. 


IIJ50  XVIIl.    K.  E.  H.  Krause: 

Lisch  1)  Steiuzeit- Altertümer  besprochen,  die  der  Vereinssammlung  geschenkt 
waren,  sowie  Bronzehefleln  von  Malkwitz;  den  Bronzefund  von  Karbow, 
Bronze- Stangen  von  Pferdestangengebissen  und  Pferdeschmuck  hält  L.  fin- 
den Vorrat  eines  Händlers.  Über  einen  grofsen  und  kostbaren  Fund  zu 
Friedrichsruhe  liegen  erst  vorläufige  Berichte  vor.*)  Ein  Steindolch  aus 
Feldberg  kam  an  das  k.  Museum  zu  Berlin. 3)  —  Von  Pommern  liefert 
Kasiski^)  das  weitaus  Wichtigste:  Er  unterscheidet  1)  Steinkistengräber, 
aus  deren  Beigaben  vor  allem  6  Gesichtsiünen  und  die  auffälligen  Pokal- 
urnen mit  Becherfufs  hervorstechen;  2)  Brandgräber,  3)  Wendengräber  und 
4)  Begräbnisse.  Auf  dem  Gräberfeld  bei  den  Persanziger  Mühlen^)  fand 
man  auffallenderweise  Wenden-,  Brand-,  Steinkistengräber  und  Gräber  ohne 
Leichenbrand,  also  alle  Arten  mit  Ausnahme  von  Steinkammern,  auf  einem 
Raum  von  800  Schritt  Länge  und  600  Breite  ohne  Ordnung  durcheinander, 
teils  unter  ebenem  Boden,  teils  unter  Grabhügeln.  Unter  den  14  Gräber- 
komplexen, die  K.  beschreibt,  lieferte  der  ^Hünenring'  von  Neustettin,  jetzt 
ohne  Steinring,  Eisenreste.  ^)  Die  Fundstücke  sind  zahlreich  und  von  hohem 
Interesse.  —  Ferner  ist  der  berühmte  Goldschmuck  von  Hiddcnsoe  im  Pro- 
vinzialmuseum  zu  Stralsund  veröffentlicht,^)  in  das  k.  Museum  in  Berlin  ge- 
langte eine  bronzene  Zaumkette  mit  eiserner  Gebifsstange  aus  Sallin  (Kr. 
Dramburg);*)  pommersches  und  mecklenburgisches  Vorkommen  von  spiralig 
gedrehten  Arm-  und  Halsringen,  tassenförmigen  getriebenen  Bronzeschalen 
und  Buckelzierraten  (tutuli)  besprach  A.  Vofs.^)  Von  weiteren  pommerschen 
Funden^®)  heben  wir  hervor:  römische  Bronzen,  bei  Schwedt  an  der  Persanto 
und  an  der  oberen  Rega  gefunden. ^^)  Wendische  Funde  am  Madüesee  in 
Skelettgräbem  brachten  auch  sog.  Schläfenringe ;  das  grüne  Bronzeoxyd  an 
den  Schädeln  zeigte,  dafs  diese  Hakenringe  hinter  beiden  Oberohren  ge- 
tragene Haarringe  sind.  Von  der  Rugianischen  Steingerät«ammlung  des 
Dr.  Sternberg  in  Stralsund,  für  das  Provinzialmuseum  angekauft,^*)  sowie 
von  den  Altertümern  dieses  Museums  überhaupt  ^^)  ist  ein  Verzeichnis  publi- 
ziert worden. 

Münzfunde  sind  wenig  zu  verzeichnen:  Handelmann  hat  alle  auf 
schleswig-holsteinischem  Boden  gemachte  besprochen,  meist  neuere,  doch  auch 
den  sog.  Poppenbütteler  aus  dem  15./16.  Jh.,^^)  dann  den  Silberfund  von 
Lübeck,  c.  1028,  und  den  Münzfund  von  Bunstorf  c.  1225,  ferner  den  you 
Blunck,  reichend  bis  1666,    und  einen  in  Dithmarschen.*^)  —  Ein  weiterer 


1)  Mecklenb.  Jb.  46,  299—307.  Geschenke  für  den  Y.  ebda.  Uuartalsber.  46,  L  S.  2; 
3  S.  2.  Über  d.  Karbow-Fand  s.  aucli  Reichsanz.  No.  194,  S.  3  (nach  dem  Meckl.  Tagebl.) 
u.  AKDV.  28,  249.  —  2)  Meckl.  Jb.  Quarlalsber.  1,  3;  4,  6;  Reichsanz.  No.  118.  S.  3  (nach 
d.  Mecklenb.  Anscigen  u.  d.  Hamb.  Korr.);  AKDV.  28,  118.  -  8)  Reichsanz.  1882.  No.  17 
(aus  d.  Jb.  d.  k.  pr.  Kunstsamml.  1881.  Berlin,  Weidmann).  —  4)  S.  o.  S.  148^<'.  Die  Pokal- 
iirnon  sind  abgeb.  Taf.  2,  29  u.  30;  ebenso  die  6  Gesichtsumen,  doch  sind  mir  3  in  den  Abli. 
erkennbar.  —  o)  Ebda  S.  48.  —  6)  D.  Hünengrab  auf  d.  Wilm  u.  Königstuhl  (Rügen)  int 
(«chön  abgebildet  in:  KtLstenfahrten  an  der  Nord-  und  Ostsee.  Geschild  v.  E.  Höfer,  M. 
Lindemann,  C.  Passarge,  0.  Rüdiger,  J.  Wedde.  lUustr.  t.  G.  SchÖnhobor, 
H.  Baisch,  J.  Brandt,  J.  Gehrdts,  F.  Lindner.  2.  8er.  v.  *Unser  Vaterland  in  Wort 
u.  Bild'.  Stöttg.,  Kröner  1880.  81.  22  Lief.  VllI,  360  S.  fol.  Vgl.  Weser-Zg.  12.^34. 
Morgen-Ausg.  —  7)  Berlin,  Betta.  o.  J.  1  S.  3  Taf.  4»  -  AKDV.  28,  342:  'in  Skandinarion 
entstanden'.  —  8)  Reichsanz.  1882.  No.  17,  S.  4.  (Aus  d.  Jb.  der  k.  pr.  Kunstsamml.  1881  j. 
—  9)  Z.  f.  Ethn.  13,  107—127.  —  10)  Bali  Stud.  31,  82  ff.  u.  242;  256.  —  11)  Ebda, 
S.  84.,  Z.  f.  Ethn.  13,  279.  —  12)  Balt.  Stud.  a.  a.  0.  Z.  f.  Ethn.  13.  Vorhandl.  S.  1  1  ; 
Verzeichn.  S.  12  — 14.    Ein  Album  rugian.  Steingeräthe  des  Baron  T.Bohlen-Bohlendorf,  eb<ia, 

67.  —   Fund  von  Steinwaffen  bei  l>ibsees:  Nordd.  Allg.  Zg.  No.  255;  AKDV.  28,  Sp.  188     

13)  Bai  er,  s.  u.  Nachtr.  —   14)  ZSl-H-L.  10,  Ö7  ff.   —   15)  Ebda.  11,  242  f.,  247— ÖO. 


Schleawig-Holstoiii,  HaniburK,  liübo<ls,  Mecklenburg  und  Poniraem.  11,151 

Silberfund  in  Raiitrum  (stidschlesw.  Westküste)  lieferte  Silberbarren,  zer- 
backten Silberschmuck  und  Silbermünzen  mit  Inscbriften,  wahrscheinlich  der 
abassidischen  Kalifen  von  Bagdad  (Dirrhems,  Denare).^)  —  Nachträge  za  den 
in  Schleswig-Holstein  gefundenen  Münzen  von  Galba  bis  Constantius  IL  und 
eine  nachgeahmte  Constantinische  Münze  mit  Runen  gab  auch  Handel- 
mann.*)  —  Warum  die  zwischen  Elbe  und  Weichsel  heimischen  Wenden- 
münzen  als  ^prähistorisch'  auf  dem  Anthropologen -Kongresse  zu  Berlin  galten, 
hat  J.  Friedländer 3)  verraten:  weil  Nachrichten  gleichzeitiger  Schrift- 
steller fehlen. 

Die  alte  Völkerkunde  betrifft  C.  Walthers^)  Versuch,  die  Aenenen 
und  Swaefeu  des  angelsächsischen  Travellor  song  nach  vorkommenden  Namen 
anf  die  kimbrische  Halbinsel  zu  versetzen.  —  Auch  suchte  man  die  alte  Aus- 
dehnung Stormanis  nach  Anleitung  von  Böttgers  Gau-  und  Diöcesangrenzen 
festzustellen.  ^)  —  Das  Metonomon  des  Pytheas  und  Eratosthenes  setzt 
H.  Berner^)  dem  Meer  der  Belte  und  so  ziemlich  dem  Codanus  sinus  des 
Pomponitts  Mela  (worin  Scandinavia  mit  den  Teutonen  liege),  als  der  Ostsee, 
gleich.  —  Die  Angeln  sucht  W.  Arnold^)  nach  Ptolemäus  weit  ab  auf  dem 
linken  Eibufer  um  die  mittlere  Saale,  nördlich  von  ihnen  die  Warnen 
(Varini)  zwischen  'Teutonen  (Juten)'  und  Semnonen  noch  zu  Anfang  des 
H.  Jh.,  doch  seien  Angeln  und  Wanien  aus  dem  Norden  gekommen,  die  Orts- 
namen auf  -leben  von  Hadersleben  in  Schleswig  bis  nach  Würzburg  hin 
bezeichneten  ihre  Wanderung.  Die  reinen  Friesen  setzt  auch  er  nur  west- 
lich von  der  Ems.  Östlich  davon  hätten  sie  sich  mit  Chaukenresten  und 
Sachsen  (also  östlich  der  Elbe)  verbunden,  aber  nicht  an  der  neuen  Stamm- 
verbindung der  Sachsen  teilgenommen  und  deshalb  Men  niederdeutschen  Cha- 
rakter bewahrt'  (?)•,  später  seien  sie  zu  den  Friesen  gezählt.  —  W.  Wieseler,*) 
der  in  den  Galatern  bekanntlich  Germanen  sucht,  findet  in  diesen  Verwandte 
der  Kimbern  (Kimmerier,  Gomer)  und  stellt  auch  die  Gambrivier  dazu.  — 
Auch  'Vineta'  spukt  wieder.  Bei  A.  Bergbaus^)  soll  Jörn,  normannisch  ge- 
sprochen Joum,  sächsisch  Jumne  oder  Jumpne  das  Gebiet  der  Odermündungen 
sein.  Im  südöstlichen  Winkel  von  Wolin  habe  eine  frühe  slavische  Nieder- 
lassung gelegen,  wo  dann  970  Harald  Blaatand  gegen  die  Polen  oder  gegen 
seinen  Sohn  die  Jomsburg  angelegt  habe,  für  welche  Hynnisburg  ein  Schreib- 
fehler sein  müsse.  Wolin  laute  dänisch  Julin,  sächsisch  heifse  es  Vineta  = 
'Wendeustadt.'  —  Das  norddeutsche  Haus,  das  sächsische  sowohl  wie  das 
friesische,  läfst  A.  Meitzen^*^)  ans  der  Scheune  hervorgehen  und  bezieht 
sich  dabei  auf  die  Hausurnen,  deren  er  II  kennt.  Rud.  Henning^ ^)  da- 
gegen läfst  das  sächsische  und  friesische  Haus  völlig  getrennte  Typen  sein, 
freilich  aus  einem  arischen  Ursprünge.  —  Eine  grofse  lexikalisch  geordnete, 
erklärende,  wenn  auch  schwerlich  schon  abschliefsende  Arbeit  über  die  slavi- 


1)  Weiier-Zg.  No.  12  372,  17.  Juni,  Mittags-Ausgabe.    Bll.  f.  Münzfroundo.  Xo.  94.    KBl. 

d.  Gc«.-V.  29,  56.    —    2)  ZSl.-H-L.   10,   48  ff.    —    Ein  Denar  Helogabal«   zu   Damitzow  bei 

Tantow:  Balt    Sind.  31,  82.    —    3)    K.  Museen,    D.  Mflnzkabinett,  Reichsanz.    Xo.  6.    S.  4. 

D>M«lbe   gilt    Ton    den   celtiflchen  Münzen   des   c.   1.  Jh.  v.  Chr.    auB  Böhmen  u.  Bayern.  — 

4)  KjBI.  d.  6e8.-V.  29,  19  (zuzusetzen,  dafs  e.  Schwabensee  bei  Stade  liegt.)  —  ö)  Ebda.  Üb. 

^ttgers  ZoTerlamiigkeit  s.  Bef.  im  A.  d.  V.  f.  G.  etc.  zu  Stade  G  (1877),  505  ff.  —  6)  Die 

^TCogr.  Fragm.  d.   Eratosthenes.    Leipz.  1880,  Teubner.  Vm,   393.  S.  214  ff.;   dagegen  s.  K 

Frick,  X.  Jljb.  f.  Phüol.  etc.  125  (1882),  78  f.   —   7)  S.  o.  S.  6«.  —   8)  S.  o.  S.  2«.  — 

9|  Aosl.  S.  296    f.     Die  Yineta-Sago  erkennt  B.  selbst  als  *Unsinn'  an    —  10)   Zeitungsber. 

^b.   d.  Verhandl.    d.    C^eographen-Tags  in  Berlin   v.    7.  u.  8.  Juni.     Die  Verhandl.   erschienen 

*T»t  1882.    —   11)   Verh.  d.  35.  Versamral.  d.  Philologen  u.  Schulmänner.     Leipz.     S.  204  f. 


IT,152  XVm.    K.  E.  H.  Krause: 

sehen  Ortsnaraeu  in  Mecklenburg  hat  P.  KtihneH)  geliefert.  Nachträge 
bringen  brieflich  ausgesprochene  Bedenken  von  A.  Brück  er  nnd  Jagic,  and 
die  Ergebnisse  aus  dem  Studium  des  Yf.  in  den  Werken  von  Jagic,  Bau- 
douin,  Hilferding,  Moroschkin  und  Zeiberg. 

Die  Slavenzeit,  die  germanische  Eroberung  und  die  gleich  nach- 
folgende Periode,  behandeln  eine  Anzahl  kleinerer  Schriften.  Die  Vemichtang 
des  Butue  mit  der  Blüte  der  Billungischen  Mannen  des  Bardengaues  vor 
Ploen  am  8.  Aug.  1071  sucht  K.  Eöster^)  gelegentlich  in  den  Einzelheiten 
festzustellen;  dafs  Herz.  Magnus  auch  Dithmarscher  habe  aufbieten  können, 
bezweifelt  er;  der  Verlust  von  Ratzeburg  mit  Polabien  und  Wagrien,  die 
Zerstörung  Schleswigs  und  der  Slavenkrieg  des  Sven,  der  Polenkrieg  gegen 
Pommern  1092  und  die  siegreiche  Behauptung  des  slavischen  Heinrich  von 
Lübeck  kommen  zur  Erörterung.  —  In  einer  ansprechenden  Darstellung  der 
Unterwerfung  bis  zum  J.  1159,  von  der  Errichtung  der  'slavischen  Mark' 
f Nordmark)  an,  fafst  Job.  Niemeycr*)  die  Stellung  der  Dithmarschen  zu 
Magnus  anders  auf  als  Röster ;  dafs  aber  die  Erschlagung  des  Grafen  Rudolf 
durch  jene  der  Versuch  eines  Lossagens  vom  Reiche  war,  ist  nicht  /u  be- 
haupten; Ebensowenig  stimmt,  was  über  die  Besitznahme  dieses  Landes  durch 
Heinrich  den  Löwen  gesagt  ist.  Ein  AUod  der  Stader  Grafen  war  es  nicht, 
konnte  es  auch  schon  als  Cometia  nicht  sein.  Dafs  die  westlichen  Circipancn 
und  gar  die  Kicinen  je  unter  Albrecht  dem  Bären  gestanden,  ist  mehr  als 
zweifelhaft.  Die  Feste  Dobin  verlegt  N.  gegen  Lisch  und  Wigger,  die  den 
Burgwi^l  Dope  am  Nordostende  des  Schweriner  Sees  ziemlich  sicher  ansetzten, 
an  die  Ostsee,  etwa  an  die  Stelle  Wismars.  —  E.  Sieniawski*)  hat  den 
Obotriten-Fürsten  Niklot,  weniger  auf  Forscherwegen  und  mehr  aus  polnischer 
Perspektive,  geschildert,  für  die  wissenschaftlichen  Belege  auf  seinen  (polnischen; 
'Überblick  der  Geschichte  Nordwestslaviens' *)  verweisend.  Auch  er  beginnt 
mit  dem  Slavenkönig  Heinrich,  der  1119  gestorben  sei;  dafs  nachher  nicht 
Heinrich  d.  L.,  sondern  dessen  Mutter  Gertrud  das  Polabenlaud  mit  Ratze- 
burg in  Besitz  nahm,  läfst  sich  doch  schwerlich  sagen.  Niklots  Vorfahren 
sollen  Melleichf  schon  zu  Karls  d  Gr.  Zeiten  den  Titel  'Grofsfiirat'  (wielki 
Kniaze)  geführt  haben.  —  Eine  Christianisierung  Rügens  vor  dem  12.  Jh. 
stellt  Th.  Schildgen ^)  dnrchaus  in  Abrede:  dafs  Svantowit  nur  der  vor- 
göttlichte  St.  Vitus  sei.  ist  daher  gänzlich  unhaltbar,  aber  es  hat  solche 
Meinung  sich  früh  festgesetzt,  und  so  haben  die  Mönche  von  Corvey  An- 
sprüche erheben  zu  können  geglaubt  und  sich  deshalb  diese  1147  durch  eine 


1)  Drei  Schriften:  1)  die  «lav.  Ortsnameii  d.  OrofRhzgt.  Merklenb.-StrelitE.  Gyinn.-Propr. 
No.  572.  Nenbnndenbnrg.  31  8.  4^  (Dasu  vgl.  Jagi5,  A.  f.  slsv.  Philo!.  5,  659  ff.;  e» 
sei  sn  riel  und  mifslich  erklärt,  von  den  16  Namen  seien  8  sicher  deutsch.)  —  2)  D.  slav. 
Ortsnamen,  Mecklenb.  Jb.  46,  1  —  168.;  3)  d.  slav.  Ortsnamen  in  Mecklenb.  Neubrandenburg 
1882,  Brilnslow.  186  S.;  d.  i.  No.  1  u.  No.  2  nebst  Nachträgen.  Letztere  (8.  179— 186)  auch 
sep.  D.  «lav.  Ortsn.  etc.  Nachträge.  (Ebda.)  —  Üb.  Jagics  Bewoisftihmng  üb.  d.  Zeit  d. 
Fälschung  der  'Frillwitzer  Idole'  n.  deren  slavischer  Runen  (Jahresber.  Hl,  2,  148'*)  f^. 
0.  Götz,  A.  f.  Anthrop.  13.  KBl.  (dazu)  12.  39.  Wigger,  Mecklenb.  Jb.  Quartalber.  1881. 
4,  4.  —  Lohmeyer,  Flufsnamen,  s.  o.  S.  2«.  -  2)  S.  o.  S.  29'.  —  3)  D.  Slavenland 
unter  Herz.  Heinrich  d.  L.  Meldorf.  Progr.  N.  240.  25  S.  4°  —  v.  Heinemanns  Vortrage 
Üb.  Heinr.  d.  Löwen  als  Kolonisator  sind  nach  Z  d.  Harz-V.  13,  498  gedruckt  in  d.  Hagdeb. 
Zg.  1880,  N.  243  u.  249.  —  Vgl.  o.  S.  112'.  —  4)  Üb.  d.  ObotritenfÜrsten  Niklot  Düsael- 
dorf  (G}'mn.-Progr.  N.  379)  8  S.  4®.  —  Heinr.  hiefs  bekanntlich  schon  als  Knabe  Leo  (= 
CatuluB  =  Weif).  Dnbin  wird  auch  an  den  Wismarschen  Meerbusen  gelegt.  -  -  5)  Pogl^ 
na  dzieje  Sfowian  zachodnio-p<Vlnocnych.  Gnesen  V,  469,  X  S.  —  6)  8t  Vitus  u.  d.  slav 
Swantovit  in  ihrer  Ro/iohung  zu  einnnder.     Münster,  Progr.  d.  Realsch.  No.  321.    18  S.    4* 


Schl6«wiK-Hol»tcin,  Hamhnrp,  Tiliherk,  >rpcV]pnbnrpj  und  Pommern.  II  153 

päpstliche  Urkunde  bestätigen  lassen;  positive  Beweismittel  besafsen  sie  da- 
mals nicht.  —  Wegen  der  alten  Beziehungen  Ostpommerns  \)  ist  K.  Loh- 
meyers')  Geschichte  von  Ost-  und  Westpreufsen  zu  vergleichen. 

Von  den  Arbeiten  ttber  unsere  einzelnen  Territorien  kommen  zu- 
uächst  die  über  die  Elbherzogtttmer  in  Betracht.     Die  Mythen  über  die 
Jagendzeit  Gerhards  des  Grofsen  hat  W.  Berblinger')   (in  der  Genealogie 
Cohn  gegenüber   nichts  Neues   gebend)    beseitigt;    nachher   laufen  Irrtümer 
unter;  das  Verhältnis  des  Landes  und  der  Stadt  Rostock  zu  Dänemark  1310 
0.  ff.,    auch   das  der  wendischen  Städte  ist  verkannt,   die  Mythen   von  der 
Einnahme  Segebergs  sind  aufgeklärt,  aber  im  Citieren  echte  und  abgeleitete 
Quellen  darcheinandergestellt    Das  Wort  'avunculus^  hat  S.  18  stark  getäuscht, 
überhaupt   ist  in  der  Verschwägerung  manches  versehen.      Die  beanstandete 
Bestätigung  des  Lübecker  Bischofs  (Heinrich  von  Bocholt)  erklärt  sich  leicht 
ans  der  Geschichte  des  Erzbistums  Bremen;    das  Bremer  Domkapitel,   d.  h. 
der  in  seinem  Auftrage  regierende  Administrator  Johann  von  Lüneburg,  hatte 
sie  ausgesprochen.    —    Den  ^Eampf  um   Schleswig  von  1405  — 1445'  schil- 
dert Adolf  Daehne^)  nach  einer  von  der  Ankunft  der  Schaumburger  aus- 
holenden Einleitung  sachgemäfs  und  gründlich.     Es  werden  die  Versuche  der 
Königin  Margarete,  die  unmündigen  Söhne  des  1404  in  der  Hamme  gefalle- 
nen Herzogs  Gerhard    aus  Schleswig  zu  verdrängen  und  das  Herzogtum  un- 
mittelbar unter  das  Unionskönigtum  zu  stellen,  klargelegt,  dann  ebenso  die 
Kämpfe,  welche  zur  Wiedergewinnung  und  festen  Beherrschung  durch  Adolf 
Vin.  führten.  —  Einen  sehr  wichtigen  Beitrag  zur  volkswirtschaftlichen  Er- 
kenntnis des  Mittelalters  bilden  zwei  Arbeiten  von  G.  v.  Buchwald,^)  beide 
aas   einer   Anzahl   minutiösester  Rechnungen    und   Notizen   der  umfänglichen 
Register    des  Klosters  Preetz    und   des  Abts   von   Reinfeld  mosaikartig   zu- 
sammengesetzt.    Auffallend  ist  die  gute  Beköstigung  der  Arbeiter.    Fast  alle 
Handelswaren,  sowie  auch  die  Handwerker,  bekam  man  von  Lübeck,  weniger 
\ou  Hamburg;  die  Preise  richten  sich  nach  dem  Lübecker  Markt.    Eine  ein- 
gehende Berechnung  mit  möglichst  niedrig  gegriffenen  Zahlen  ergiebt,   dai's 
die  5  holsteinischen  Klöster  vom  Lübecker  und  Hamburger  Markte  allein  an 
notwendigsten  Lebensbedürfnissen  bezogen  oder  an  Handwerker  dieser  Städte 
an  Lohn  asahlten:    mindestens  jährlich   11254  M.   und   die  c.  200  Familien 
der  Ritterschaft  105  000  M.,   eine  fQr  das  15.  Jh.  riesige .  Summe.     Auszüge 
ans  Lohnregistern  sind  als  Belege  abgedruckt.  —  Zu  Jensen-Michelscns 
schleswig-holsteinischer  Kirchengeschichte  sind  jetzt  die  unentbehrlichen  Re- 
gister^ erschienen.  —  Nach  Fred.  Krarups  Erklärung  der  Reisen  des  Niccolo 
Zeno  d.  A.   erklärt  G.  v.  Buchwald  7)   die  Insel  Frislanda,    wo    Z.   Schiff- 
bruch litt,    wie  jener  für  Nordfriesland,   und  den  Principe  Zichmni  für  den 
Marschall  Hinrik  v.  Sigghem.     Dann  war  der  ältere  Niccolo,  der  augeblichf 
Entdecker  Nordamerikas,    nichts   anderes  als  ein   veuetiaiiischer  Vitaiianer- 
Pirat  und    die  Schilderung  seiner  Fahrten   betrifft  das  VitaiienbrQder- Leben. 
~  Antiquarische  Miscellen.  meist  zu  schleswig-holsteinschen  Sagen,  Bräuchen. 


1)  S.  o.  S.  143*  —  2)  S.  u.  Kap.  XXn  —  3)  Gerh.  d.  Gr.  u.  b.  Residenz  Rendn- 
^]^.  M.  e.  aothograph  Abdr.  d.  Schenkan^urk.  v.  6.  Dee.  1339.  Rendsburg,  Ehlem.  50  S. 
4*.  —  4)  Berlin,  Druck  t.  Pormetter.  (Rost.  Bisa.)  42  S.  —  5)  Holstein.  Abnehmer  auf  d. 
Markte  Hamb.s  u.  Lübecks  im  lö.  Jb.  Hana.  GBU.  1881/S2  (auch  aop.)  —  Holstein.  Lohn- 
TerhaltniMe  im  15.  Jh.  ZSl-H-L.  11,  16.5—206.  —  6)  Bearb.  t.  Job.  Gl aufsen.  Kiel, 
Ucimaao.    24  S.    —    7)  HJb.  n,  620.  Vgl.  Jahreaber.  1,  355*.  HI,  8,  259<^ 


11,151  XYlll.    K.  E.  H.  Krauso: 

Papageieu-Gildeu  etc.  hat  Haudelmauii^)  zusammengestellt,  ^iie  reichen 
auch  in  die  neuere  Zeit,  z.  ß.  die  nicht  unwichtige  Notiz,  dafs  die  Papier- 
mühle in  Buxtehude  im  17.  Jh.  den  Zuuftgerichtshof  für  die  norddeutschen 
Papiermüller  bildete.     Das  ist  gewifs  älter. 

Zur  Bau-  und  Kunstgeschichte  der  Herzogtümer  liefs  Architekt 
Robert  Schmidt*)  eine  Beschreibung  der  alten  Bordesholmer  Stiftskirche 
erscheinen,  deren  Altartafel  von  dem  Meister  des  Schleswiger  Altarschreins, 
Hans  Brüggemann,  herrührt.  —  Die  kirchliche  Kunst  in  Schleswig-Holstein 
hat  in  gröfserem  Umfange  F.  Posselt^)  behandelt,  der  wieder  aus  Robert 
Schmidt  schöpfte.  Holzkirchen  sind  nicht  erhalten,  aber  solche  aus  Granit- 
blöcken, aus  rheinischem  Tuff  von  Andernach,  seit  dem  13.  Jh.  aus  grofsen 
roten  Ziegeln.  Von  romanischem  Stil  wird  die  Segeberger  Kirche  genannt; 
von  gothischem  vor  allem  die  von  Hadersleben,  von  Bordesholm  und  der 
genau  beschriebene  Dom  zu  Schleswig.  Auf  alle  scheint  der  Stil  der  Lü- 
beclter  Marienkirche  eingewirkt  zu  haben.  Hauptschnitzwerke  sind  aufscr 
den  beiden  obengenannten  der  Betstuhl  in  Gottorp  und  der  Altar  der  Marien- 
kirche in  Flensburg.  Nach  Lübeck  scheinen  die  mehrfach  vorkommenden 
prachtvollen  gegossenen  Messingkronleuchter  zu  weisen,  das  Bronzeepitaph 
Friedrichs  1.  von  Dänemark  und  der  Königin  Anna  wird  der  Schule  Peter 
Vischers  zuzuweisen  gesucht.  Eine  ganze  Reihe  Arbeiten  Haus  Br üg ge- 
rn a  uns*)  (kurz  nach  1500)  stammt  aus  Bordesholm.  —  In  dieses  Gebiet, 
wenn  auch  politisch  zu  Mecklenburg -Strelitz,  gehört  der  eben  restaurierte 
Dom  zu  Ratzeburg,  den  der  herstellende  Architekt^)  in  einer  Festschrift  be- 
schrieb-, die  historischen  Data  stammen  aus  Maschs  bekanntem  Werk.  Es  ist 
anzuerkennen,  dafs  die  Restauration  mit  Schonung  geschah,  doch  sind  die 
Anbauten  entfernt.  Der  Dom  ist  spätromanisch  in  Backsteinbau.  Im  ältesten 
Teile  sind  die  gelblichen,  harten  Backsteine,  Formsteine,  mit  dem  Meifsel 
nachgehauen^  daher  wie  die  Rügenschen  Kirchen  mit  Riffeln  und  Rillen,  mit 
dem  Aussehen  der  jetzt  sogen,  'gestockten  Arbeit*.  Zuerst  sei  c.  1200  das 
Langschiff  vom  Turm  bis  zum  Querschiff,  mit  niedrigerem  Schiffe  als  jetzt 
und  wohl  mit  Holzdecke  gebaut,  dann  das  Querschiff  mit  dem  Rundbogen, 
der  ältesten  der  4  vorhandenen  Gewölbekonstruktionen,  schwerlich  vor  12. SO 
etc.  Die  Kapelle  Erichs  von  Sachsen,  c.  1350  —  80,  ist  erhalten;  alle 
anderen,  auch  die  sog.  Bergedorfer  (Grabkapelle  der  Herzöge)  sind  entfernt, 
sie  stammten  aus  dem  15.  Jh.  und  durchbrachen  die  Kirchenwand.  In 
einigen  Kapellen  waren  Spuren  völlig  vergangener  Malerei  auf  Tünche. 

Eine  brauchbare 'Geschichte  des  Lübecker  Domkapitels'  bis  c.  1250  von 
K.  Malchow^)  beginnt  mit  Otto  d.  Gr.  und  enthält  daher  anfangs  vieles 
allgemein  Wendisches,  bis  wir  von  Lothar  an  festere  Bahn  betroten.  M. 
schliefst  mit  den  Streitigkeiten  des  Kapitels  mit  der  Stadt  1212,    1227  und 


1)  ZSl-H-L  II.  229—250.  —  üelogenheitflschr. :  Tli.  NoltenhoiK,  Au«  alton  Zeiten. 
E.  Stück  Chronik  der  Gottorper  Gemeinde.  Kiel,  Jenson,  1880.  34  S.  —  L.  J.  Cirsovius, 
Nachrichten  über  Pronntorf  otc.  Seyioborpf,  Mayer.  —  2)  l).  ehem.  Stiftskirche  d.  regul.  Chor- 
hcrren  August -Ord.  zu  Borde.-h.  Mit  Ilohsschn.,  (3)  Lith.  und  (2)  Photogr.  Darmstadt 
(Schleswig,  Bergas.)  16  S.  Imp.-Fol.  —  3)  ZSl-H-L.  11,  2.')l-339.  Bei  Lygumkloster  (274) 
ist  eine  den . Cisterzienserklnstem  nicht  eigene,  daher  irrige  Anlage  angegeben.  —  4)  Yer> 
zeichn.  y.  Br.s  Werken,  ebda.  S.  296  ff.  —  5)  W.  F.  Rick  mann,  D.  Dorakircbc  zu  Katze- 
burg in  gesch.«  architekt.  und  monum.  Bez.  Mit  3  Taf.  in  Lichtdr.  (v.  J.  Nöbring,  Lübeck). 
Ratzeburg,  M.  Schmidt.  V,  72  S.  Vgl.  Meckl.  Jb.  4«;.  (iuartalsber.  1,  5  u.  HZ.  i«.  140.  — 
«)  T.  1.,  Rost.,  Difw.    90  S. 


Schleaiiig-Holstoin,  Hamburg,  Liibe«V,  MtuklonburK  und  Pommern.  11,155 

1235 — 1239;    u.  a.  sind  die  ßesitzangcn   und  Einkünfte  aufgeführt.   —   Ein 
Denkmal  für   den   verstorbenen  tüchtigen  lübischen  und  hansischen  Forscher 
Wilh.  Mantels  sind  dessen  10  Aufsätze,^)    die  durch  schonende  Einfügung 
der  neueren    Forschungsresultate    sämtlich    auf  den  wissenschaftlichen  Stand 
der  Gegenwart   gebracht   sind.      Wir  heben  hervor  No.  5;    'die   hansischen 
Scbifiishanptlente    Job.  Wittenborg,    Brun  Warendorp  und  Tidemann   Steen*. 
Von  diesen    hat  Th.  v.  Güstrow   den  bekannten  Codex  des  lüb.  Rechts  ab- 
schreiben lassen,    er  lebte   in   der  1.  Hälfte  des    14.  Jh.  und  strebte  dahin, 
in  den  Vitten  (Häringsfang-Niederlassungen)  auf  Schonen  den  Lübeckern  ihre 
eigene  Gerichtsbarkeit  zu  erlangen.      Die  3  Schiffshauptleute,   lübische  Rats- 
herren,   hatten  z.  t.  ein  tragisches  Geschick  nach  Niederlagen;    ihre  Namen 
sind  sagen-uniwoben  und  nur  durch  die  Urkunden  ist  ihre  Geschichte  einiger- 
mafsen  klarzustellen.     Auch  No.  9:    'Aus   dem  Memorial-  oder  Geheimbuche 
des  lüb.  Krämers  Hinr.  Dunkelgud'  ist  wichtig;  da  das  Memorial  eine  seltene 
Reliquie  aus  dem  Handelsleben   des   15.  Jh.  ist.*)    —    Eine  Reihe  kleinerer 
Aufsätze   haben   wir  von   Senator   Dr.  Brehmer^)    über  die  Beginenhäuscr, 
den  ältesten   Schützenplatz    und    die    verschwundeneu   bronzenen   Sakrament- 
häuschen der  Kirchen  erhalten.  —  Dr.  Th.  Hach*}  brachte  eine  chronologische 
Notiz  zum  Streit  mit  Bischof  Burchard  von  Sercken :  das  fast  1 9jährige  Inter- 
dikt wurde  am  3.  Juli,  nicht  am  11.  Nov.   1317   wieder   aufgehoben.     Der- 
selbe*) besprach  die  Geschenke  an  lebenden  Löwen,  welche  Kampen  an  Lübeck 
machte,  und  Dr.  M.  Funck*^)   gab  Notizen  über  Amtswohnungen  der  Geist- 
lichen VOM   1284  an.   —    In   der  Geschichte  der   Minoriten  am  Rhein   zieht 
Adolf  Kocb"^)    einzeln   im    2.  Teile   auch    holsteinische  Quellen   heran  und 
würdigt    mehrfach    die    Thätigkeit    und    Bedeutung    des    Johannes    v.  Diest, 
Bischofs  V.  Lübeck,  im  Orden.     Die  lehrreiche  und  tüchtige  Arbeit  mufs  für 
die  Ordenstbätigkeit  so  lange   auch  im  Norden    beachtet  werden,   bis    eine 
allgemeine  Geschichte  der  Wirksamkeit  der  Minoriten  vorhanden  ist. 

Eine  Übersicht  über  die  lübeckische  Geschichte  und  namentlich  die 
Bauten  und  Kunstwerke  giebt  die  neue  Bearbeitung  von  Deeckes  be- 
kanntem Werke.®)  —  Zu  Wehrmanns  'Fastnachtsspielen  der  Patrizier'  in 
Lübeck  und  C.  Walthers  Erklärungen  liegen  einige  weitere  Erläuterungen 


1)  W.  Mantels,  Boitrr.  zur  lübisch-hanBischcn  Geschichte.  Aasgewählto  historüche 
Arbeiten,  heransgegeb.  von  K.  Koppmann.  (Mit  einer  biographischen  Einleitung  und  einem 
Porträt  d.   Vf.  in  Lichtdr.   von   C.  Nöhring.)     Jena,  Fischer.     XXXI,    391  S.   u.    1    Siegeltaf. 

Die  9  dem  MA.  angehörigen  Aufsätze  schon  früher  gedruckt,  aber  wenig  bekannt.  —  Vgl. 
Weier-Zg.  Xo.  12373;  AAZ.  No.  55:  *E.  Forscher  in  d.  Gesch.  Lübecks  u.  d.  Hansa';  U. 
Pauli,  Lüb.  u.  d.  Hansa.  Im  N.  Reich,  No.  9,  S.  313— 320;  CBl.  Sp.  1243;  Kr[au8o],  Zur 
han«.  Gesch.  Rost.  Zg.  N  146,  Beil.  —  2)  Die  übrigen  sind:  1)  *Lüb.  als  Hüterin  d.  Land- 
n  Seefriedens';  2)  *Über  die  beiden  ältesten  lüb.  Btirgermatrikoln' ;  3)  *Herr  Thideroann  v. 
OÜÄtrow,  Bürgerro.  d.  St.  L.';  41  'L.  u.  Marquard  v.  Westensee'  (die  abgedruckten  Siegel  auch 
in  d.  Siegeln  d.  MA.',  Jahresber.  III,  2,  153^);  6)  ^Der  im  J.  1367  zu  Köln  beschlossene 
Pfuodaoir  (worüber  Jahresbor.  III,  2,1 78^;  7)  »K.  Karls  IV.  Hoflager  in  L.';  8)  *D.  Reliquien 
d-  Ratskapelle  z.  St.  Gertrud  in  L.'  —  3)  Z.  d.  V.  f.  lüb.  G.  IV,  1,83—93. 1 1 9  f.  —  4)  Ebda.  8. 1 34  f. 

:>)  Kbda.  IV,  2,  142—144  —  6)  Ebda.  IV,  1,68—83.  —  Üb.  K.  Sigismund  u.  Lüb.  vgl. 
Finkc  (Jahresber.  III,  2,  57*)  —  Bau  mann,  Handelsprivil.  L.s,  s.  o.  S.  77*.  —  7)  S.  u. 
Kap.  XXIY.  —  8)  D.  Freie  u.  Hansestadt  L.  4.  nach  d.  Vf  Tode  neu  bearb.  Ausg.  m.  1 
Lichtdr.  (Rathaus)  u.  1  Karte.  Lübeck,  Rahtgens.  (VI)  162  S.  Von  den  alten  Bauten  und 
Kunstwerken  erschien  eine  grofse  Anzahl  schöner  Lichtdruckbilder:  Lüb.,  Dittmarschc  Buchh. 
4»  (a  Bl.  1  M.  20.)  und  8°  fä  Bl.  30  Pf).  Aus  dem  Totentanze  zu  St.  Marien  hat  Bob. 
Npringor  (die  Totentänze)  2  Abb.  gebracht  in  Westemianns  Monatsh.    1880,  723  ff. 


ir,15ß  XVIir.    K.  E.  H.  Rrauee; 

vor.  ^)  —  Von  0.  K lockhoff*)  wird  die  0:»waldssage  auf  das  niederdeutsche 
Passional  zurückgeführt,  was  also  nach  Lübeck  weist.  Da  der  Reineke  Vos 
mit  der  lübeckischen  und  Rostocker  Druckgeschichte  eng  verbunden  ist,  seien 
'die  bildlichen  Darstellungen  des  Reineke  Fuchs  im  Mittelalter*  von  A.  L. 
Meifsner')  hier  genannt,  der  eine  Tiersage  nicht  anerkennt  und  den 
Reineke  auf  Klosterhafs  der  Benediktiner  gegen  die  Cisterzienser  (den  pre- 
digenden Esel  Bernhard)  und  die  Bettelbrüder- Orden  (den  Fuchs)  zurückführt. 
—  E.  Koppmann^)  stellt  nach  Dokumenten  die  Einnahme  Kopenhagens 
durch  die  Hansestädte  1368  auf  den  16.  Juni  fest. 

Eine  Zusammenstellung  über  die  Entstehungsweise,  Einschreibung,  Kün- 
digung und  Auslösung  der  Renten  in  Hamburg  hat  C.  F.  Gaedechens^) 
geliefert.  —  Das  Irrige  in  der  Berechnungsweise  der  mittelalterlichen  Volks- 
zahl aus  den  Neubürgerlisten  durch  Laurent  hat  K.  Koppmann^)  nachge- 
wiesen, da  eine  geringere  Bürgeraufuahme  bei  der  Ausschliefsung  derselben 
durch  die  mehr  und  mehr  geschlosseneu  Zünfte  (z.  B.  bei  den  Böttchern) 
einem  starken  Wachsen  der  arbeitenden  Klassen  gegenübersteht.  —  Derselbe^) 
entwarf  ein  eingehendes  Gemälde  des  Wachsens  der  Stadt  Hamburg  von  der 
ersten  Anlage  der  Altstadt  bis  zum  Ende  des  Mittelalters.  Auffällig  ist  der 
bei  allem  Machtbestreben  enge  Blick,  der,  um  die  Reichsleistung  gegen  Karl 
v.  Burgund  zum  Zuge  nach  Neufs  zu  ersparen,  die  Stellung  Hamburgs  als 
holsteinische  Landstadt  betonen  liefs.  Auch  die  auswärtigen  Kriege  und  Er- 
werbungen fehlen  nicht.  —  Der  Bürgereid  ist  in  Hamburg  erst  1B75  nach 
dem  groi'seu  Aufstande  nachzuweisen.^)  —  Zur  Geschichte  des  Hamburger 
Gerichtsverfahrens  (preplacitatio)  steuerte  wieder  Kopp  mann*)  bei  und 
lieferte  auch  die  Aufzählung  der  Prokuratoren  der  Stadt  beim  Reichsgericht 
im  Mittelalter.  —  In  den  Bereich  der  Störtebekersage  sind  die  (jüngeren) 
Kleinodien  der  Schifferbrüderschaft  zu  stellen.  ^^) 

Für  Mecklenburg  hat  v.  Mülverstedt^^)  die  Mirislava  von  Wenden 
(Werle)  im  Stiftskapitel  von  Quedlinburg  besprochen,  dabei  auch  gelegentlich 
die  Domherrn  Nikolaus  und  Hermann  v.  Mecklenburg  und  Günther  v.  Wcrlc- 
Güstrow,  und  ebenfalls  die  Pommern -Herzoginnen  im  Kloster:  Anastasia  (f 
1240),  Jutta  (1290—1323)  und  die  mecklenburgische  Elisabeth,  Äbtissin 
von  Wienhausen  (t  c.  1265).  —  Die  Universitäten  Rostock  und  Greifswald 
hat  Fr.  Pauls en^*)  bezüglich  der  'Lebenshaltung  des  mittelalterlichen  Uui- 


])  R.  Sprenger,  Lit.-Bl.  f.  gerni.  u.  rom.  Phil.  1882,  178.  179.  Rost  Zg.  N.  304, 
2.  Beil.  Vgl.  Jahreaber.  III,  2,  157^.  —  2)  Sind  bidrag  tili  nordiska  literatarhistorien  under 
niedeltiden.  Upsala.  30  S.  4^  1.  OmOsvaldB  Saga.  Vgl.  GBl.  No.  2.  (Edzardi.)  ~  3)  Herrig» 
A.  f.  neuere  Spr.  65,  199—233  (Forts,  v.  Bd.  56  u.  58).  —  4)  Festg.  f.  Crecelias  (s.  o. 
S.  29«),  S.  198  —  204.  —  5)  Z.  d.  V.  f.  Hamburgische  G.  N.  F.  4,  429—52.  — 
«)  KBI.  d.  Ge8.-V.  29,  17  f.  (vgl.  o.  S.  76»  a.  Jahreeber.  11,  2,  180  (unten),  III,  2, 
159*).  —  7)  Ebda.  S.  25—29  (vgl.  Jahresber.  Ill,  2,  158*.  —  Für  die  wissenschaftl.  Be- 
strebungen hatte  Hamb.s  Zuthun  z.  Gründung  d.  Universität  Rostock  noch  verwertet  werden 
können.)  —  8)  Ebda.  S.  18.  —  9)  Mitt.  d.  V.  f.  Uarnb.  G.  (D.  Monatsliefgn.  ersch.  sas. 
als  Bd.  1882)  4,  81—83,  108—112.  —  Üb.  d.  Gefängnis  <Roggenkiste'  ebda.  S.  128  f.  — 
Th.  Hach,  Beitrr.  s.  Gesch.  d.  Uamb.  Glockengiefser,  ebda.  S.  1— 6.  —  £.  H.  Wichmann^ 
•£.  Gesch.  d.  Hamb.  Festungswerke,  ebda.  S.  113.  —  Harab.  Häusemamen,  ebda.  ß.  116  f. 
10)  W.  Nathansen,  ebda.  S.  154—56.  Kleinere  Beitrr.  zur  St.-Sage,  ebda.  S.  184.  152 — 
154.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  171"-".  D.  alte  Stortebeker-Lied  hat  C.  Walther  nieder- 
deutsch  wiederherzustellen  versucht:  'Dree  oolde  Leider  tor  Wisbtte  faart*  s.  1.  (Hamburg), 
1-.>  S.  ohne  Zahlfr.  —  11)  S.  o.  S.  115*.  ■-  12)  S.  u.  Kap.  XXW.  Das  S.  408  erwähnte. 
nicht  aufgeklärte  T^oipziger  Gericht  'Quorgk'  ^  Fromadium  ist  ein  Käsepudding,  Quark,  Fromage. 


Schleswig- Holstein,  Uaiuburg,  Lübeck,  Meckleubiug  und  Pomiuem.  II  157 

versitfttslehrers'  herangezogen;  das  Kollegiatstift  St.  Jacobi  in  Rostock  wurde 
aber  erst  1491  durchgesetzt,  der  Versuch  1484  raifslang.  —  Der  2.  Professor 
der  neuen  Universität  Rostock,  Dr.  Heinrich  Tocke  (spr.  Töke)  hat  als 
Magdeburger  Lektur-Domherr  durch  E.  ßreest^)  hohe  Anerkennung  gefunden. 
—  Unter  den  wenigen  Ealandsgescllschaften  aus  dem  13.  Jh.  wird  die  Kol- 
berger  ?.  1297  genannt,  auch  mehrere  Mecklenburger  angeführt.*)  —  Die 
in  Mecklenburg  und  Pommern  vorkommenden  v.  Moruugen  vindiziert  v. 
Malverstedt^)  dem  mausfeldischen  Geschlechte. 

Eine  eingehende  architektonische  Behandlung  fand  die  schöne  Kreuz- 
kircbe  zu  St  Marien  zu  Rostock.^)  Dennoch  scheint  dieses  ein  z.  t.  flüchtig 
gemachter  Auszug  aus  einer  gröfseren  Arbeit  zu  sein,  der  zu  3  Zwecken 
verschieden  zugestutzt  wurde  und  daher  mancherlei  Widersprüche  des  Textes 
mit  den  Tafeln  zeigt.  Die  Urkunden,  auf  welche  verwiesen  wird,  sind  nicht 
abgedruckt,  so  dafs  eine  Kontrolle  der  historischen  Zuverlässigkeit  fehlt.  Die 
Tafeln  sind  eine  dankenswerte  Arbeit.  Angenommen  wird  ein  erster  Bau 
vor  1232,  freilich  kühn  aus  Resten  geschlossen  (einen  Traepositus'  hatte  die 
Kirche  1252  nicht),  1279-90  Choranbau,  1340—50  höherer  Bau  der 
projektierten  Türme,  1379  statt  dessen  Dachreiter  auf  dem  Mittelbau  des 
Tarmes,  1394—1420  jetziger  Bau  des  Lang-  und  Querhauses,  während 
dessen  1398  das  alt«  Langhaus  abgebrochen  wurde,  1452  Einspannung  der 
(iewölbe  des  Lang-  und  Querhauses.  In  der  Bestimmung  der  19  Kapellen 
sind  Widersprüche,  ebenso  in  der  Benennung  der  Altäre.  —  Die  Nachricht, 
dafs  die  neu  entdeckten  Kirchenmalereien  im  Chorgewölbe  zu  Teterow  und 
zu  Gnoien  aus  der  2.  Hälfte  des  13.  Jh.  restauriert  sind,  hat  grofses  In- 
teresse erregt.*)  —  Kürzere  Nachrichten  bezielen  das  Grabmonument  der 
Königin  Margarete  Sprenghaest  in  Doberan,  ^)  Längsrillen  und  Ruudmarkeii 
an  Mecklenburger  Kirchen, ^j  alte  Mefsgewönder  xu  Bützow,^)  Gebräuche  und 
Aberglaube  (Nachlese  zu  Bartsch).^) 

Die,  jetzt  verlorene,  Stiftnngsurkunde  des  pomraerischen*®)  Klosters 
Stolp  an  der  Peene  erklärt  Frdr.  Scliultz,!^)  den  Fälschungen  von  Pudagla 
jregenflber,  für  echt;  geweiht  wurde  dasselbe  als  Benediktinerkloster  mit 
Mönchen  von  Bergen  bei  Magdeburg  am  3.  Mai  1153  durch  Bischof  Adal- 
bert.  —  'Das  Geschlecht  der  Mukervitz  und  Vidante  Mukervitz'  ist  der 
Titel   einer   ftorgf&ltigen  rntersuchung  von  G.  Haag.^*)      In  die  Gefichichte 


1)  8  D.  K.  XIX.  -^  Vgl.  o.  S.  lU^  —  2)  D.  KalandsgeselUchftn.  u.  d.  Kaland  in 
Moofter.  HPBll.  87,  669~6S0.  Unfragiich  haben  die  Kalande,  abgesehen  t.  d.  kirchl.  Orga- 
niiatioa,  Äbnlichk.  m.  d.  Freimaurerei.  Auch  d.  Schwanenorden  war  e.  Art  Marienkaland. 
—  3)  8.  Jahresber.  lU,  2,  122^^  —  4)  Wilh.  Bogge,  D.  St.  Marienkirche  xu  Bost  £. 
fieitr.  z.  Gesch.  d.  inittelalterl.  Backstein  baue«  in  Nord-Dtschld. :  a)  in  Prüfers  A.  f.  kirchl. 
Kunst  4.  (1880.)  b)  Rost.  Biss.  8  S.  u.  4  Taf.  c)  Titelausg.  Berl.,  Prüfer.  Vgl.  Meckl. 
Jb.  46.  Qnartalsber.  4,  5.  —  Zu  d.  Marientagen  sei  bemerkt,  dass  der  26.  März  *Pflug  Marien* 
liei.«ftt.  'Wenn  en  Pflugmarion  friert,  so  friert  es  noch  40  Tage'!  Bost  Zg.  No.  90.  — 
'»)  litüch.  Bau-Zg.  Xo.  29,  .\nz.  f.  Kde.  d.  dtsch.  Vorzeit.  28,  118.  Vgl.  Jahresber.  III,  2, 
16ü^  —  6)  H.  Petorsen,  Aarbö^or  f.  Nord.  Oldkyndighed  S.  50—56.  -  7)  Dr.  Krü- 
ger, Meckl.  Jb.  46,  :;il— J18.  —  8)  Lisch,  ebda.  S.  321.  —  9)  F.  Latendorf, 
Meckl.  Anz.  No.  116,  127,  132.  —  In  d.  Lokal-  oder  NationalspottTersen  (Anz.  f.  Kde.  d. 
dtseh.  Vors.  28,  240)  kommen  auch  Bostock  und  Pommern  vor.  Die  Bostocker  Verse  sind 
iltbekaant  —  10)  Zur  heidn.  Zeit  Pommerns  Tgl.  auch  o.  S.  152  f.  —  Hückstädt,  Gesch. 
d  Stadt  Pasewalk,  (bisher  1  Lfg.)  s.  Jahresber.  V.  —  11)  D.  Weihe  d.  Kl.  8.  a.  d.  P.,  aus  d. 
Xarhl.  hrsg.  v.  K.  Leimbach,  ebda.  S.  1 — 70.  —  D.  Landeavorgesch.  u.  die  des  Kl.  Qrove, 
«p.  Pudagla,  «ind  mit  herfioknrhtiKt.  —  12)  Klnla.  S.  259— .SOS.  ihr  Wappen  ist  d.  Lnwen- 
\^{  \.   Mördar. 


11,158  XVlll.    K.  E.  Jl.   krause: 

des  slavischen  Geschlechtes  (1294 — 1575),  ist  die  der  niedersäcbsischen 
Broker  eingeflochtea,  ^)  der  vou  Vogelsang  und  von  Warburg.  Bltlrackes^) 
Nachweise  über  Bugenhagens  Abhängigkeit  von  der  Wendischen  Cbronik 
werden  dabei  noch  sehr  erweitert.  Die  Sage  von  Vidante  Mukervitz  ijst 
vollständig  unbistorisch.  Vidante  ist  der  Name  eines  alten  Geschlechtes. 
-  Das  Siegel  der  Merislava  v.  Pommern,  Gemahlin  des  Gf.  Nikolaus  I. 
V.  Schwerin ,  besprach  Fttrst  K.  v.  H  o  h  e  n  l  o  h  e  -  W  a  1  d  e  n  b  u  r  g  3)  zu 
Kupferzeil.  —  Heidemanu^)  macht  aufmerksam,  wie  Kaiser  Ludwig  d. 
Bayer  in  Bezug  auf  Rügen  beim  Aussterben  der  Fürsten  1326  sich  stellte. 
Gegen  die  dänischen  Ansprüche  erklärte  er  Bügen  als  Beichsichen  und  über- 
trug es  an  Bertbold  v.  Henneberg,  wodurch  die  Verbindung  mit  Christoph 
v.  Dänemark  sich  lockerte.  Christophs  Tochter  Margrete,  welche  1324  mit 
Ludwig  d.  Älteren,  dem  neunjährigen  Sohn  Ludwigs,  vermählt  wurde,  starb 
nicht  um  1329,  sondern  1340.  —  Dem  Wunsche  des  Hansischen  Geschichts- 
vereins, in  den  Städten  die  alten  Strafsennamen  zu  sammeln  und  heraus- 
zugeben  ist  in  Stettin  H.  Lemcke^)  und  in  Stralsund  Oberbürgermeister 
0.  Francke^)  nachgekommen.  — 

Von  den  ^Bau-Denkmälern  der  Provinz  Pommern'^)  ist  Heft  1,  der 
Kreis  Franzburg,  herausgegeben.  Nach  kurzer  historischer  Einleitung  (nach 
(>.  G.  Fabricius  und  Otto  Fock)  und  allgemeiner  Besprechung  der  Denk- 
mäler werden  31  Ortschaften  behandelt,  namentlich  Barth  (restaur.  Marion- 
kirche), Kanz  (Grabmal  Herz.  Barnims  IV.  v.  P.-Wolgast,  f  1405),  Pütto 
(Gräbst,  d.  Ritters  Pawel  Mörder,  f  1427)  etc.  —  J.  L.  Löfflcrs  ^Kirchen 
zu  Altenkirchen  und  Schaprode'  auf  Rügen  hat  G.  v.  Rosen  aus  dorn 
Dänischen  übersetzt.*)  Die  erstere,  die  älteste  Kirche  im  Lande,  soll  aus 
Holz  gleich  nach  Zerstörung  des  Arkona-Tempels  erbaut  sein,  auch  die  jetzige, 
unten  'Feldstein',  dann  grosse  Ziegel,  stammt  aus  dem  Anfang  des  13.  Jh., 
sie  ist  vielfach  verändeit.  Noch  mehr  umgebaut  ist  die  zu  Schaprode.  Das 
Swantcwitsbild  ^)  in  der  Kirchenwand  von  Altenkirchen  hält  Vf.  für  ein 
wirkliches,  dem  alten  Tempelbilde  nachgebildetes,  aus  der  Zeit  dos  Kirchen- 
baues, als  Symbol  der  Besiegung  des  falschen  Gottes.  Eine  Anzahl  dänischer 
und  schleswigscher  Kirchen  werden  verglichen,  und  dänischer  Einflufs  ange- 
nommen, doch  sei  diese  Bauart  aus  Norddeutschland  (Jerichow)  nach  Däne- 
mark gekommen.  —  Die  Gewölbemalereien  im  Dome  von  Kolberg  aus  dem 
14.  Jh.,  die  der  Restauration  zum  Opfer  fallen  sollten,  sind  auf  Befehl  der 
Regierung  erhalten.*^)  —  Veröffentlicht  ist  sonst  ein  Siegel  der  Chirurgen- 
zunft zu  Anklam.^^) 

Soweit  ein  Bezug  auf  unser  Gebiet  vorliegt,  seien  hier  noch  R,  Hoo- 
nigcrs^^)  Untersuchungen  über  den  schwarzen  Tod  erwähnt.     Zur  See  kam 


1)  De  palude,  van  dem  Broke,  seit  1220,  seit  1260  in  Pommern,  ihr  Wappen  ist  ein 
Hnksgokehrtes  Ledermesser  und  eine  lilienartige  Figur.  Ebda.  S.  268—275.  Vogelsang  wird 
hIb  ßaumfestung  erklärt.  Vgl.  Jahresber.  111,  2,  156*.  —  2>  S.  o.  S.  145».  —  3)  ¥K)  im 
Kin.  d.  Qe8.-V.  29,  35.  —  4)  HZ.  46,  534  ff.  (ßespr.  v.  Riezler,  Gesch.  Bayerns.  U.) 
r>)  D.  älteren  Stett.  Strafsennaroeu.  Stettin,  Saunier  IV,  50  S.  —  G)  D.  Strsl?.  Strafscnn. 
Aus  d.  Stadtbüchem  u.  d.  Stadtkataatem  zsgest.  Hans.  GHll.  1879  (1881  ),  S.  XXXI  -  I.l.  — 
i)  Hrsg.  T.  d.  Ges.  f.  Pomm.  Gesch.  u.  Altortumsk.,  1.  Bearb.  v.  Iv  v.  Ua^elberg,  Stadt- 
baumeister in  Stralsund.  Stettin,  Saunier.  VI,  02  S.  Vgl.  C'BI.  1882,  1367.  KBl.  d.  (ie^.- 
V(»r.  29,  44.  ~  8)  Balt.  Stud.  31,  211  ff.  (als  Fortsetzg.  von  23,  77  tf).  Ülier  dif  grofseii 
'dänischen'  Ziegel,   s.  Rickmann  (o.  S.  154^^).         9)  Abbildung  beigegeben.  \if)  Ebda. 

Uf  241.  —  11)  (Lcipz.)  lllustr.  Zg.  S.  298.  —   12)  S.  o.  S.  50^ 


Schleswig-Holstein,   Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  11,159 

• 

die  Pest  nach  Jütland  1350  und  schon  1349  nach  Preafsen;    erst  von  Jüt- 
land  wanderte  sie  1350  nach  Schleswig-Holstein,  vielleicht  auch  schon  nach 
Stralsund,  überhaupt  wütete  sie  1350  in  Norddeutschland.       Für  die  Juden- 
hetze in  Mecklenburg    begnügte  sich  H.  mit  Donaths   ^Geschichte  der  Juden 
iü  Mecklenburg'  (1874).      Über   Judenverfolgungen  in  Rostock  und  Wismar 
berichtet  er  nichts;    es  liegen   aber  Berichte  von  1350  vor  über  Judenaus- 
sagen, in  Betreff  Vergiftung,  vor   einer   Kommission   der  Räte   von   Wismar, 
Rostock  und  Stralsund  und  ein  offener  Erlass  darüber  vom  Rat  zu  Rostock.^) 
—  In  derselben  Art  ist  hier  bruchstückweise  die   'Geschichte  des  deutschen 
Volkes  seit  dem  Ausgang  des  Mittelalters'   von  Johannes  Janssen  heran- 
zDziehen,  für  das  MA.  nur  der  1.  Teil.^)     Das  streng  katholische,  aber  edel 
in  elegischem  Tone  gehaltene  Buch  verstöfst  völlig  gegen  die  übliche  historische 
Anschauung  und  durchaus  nicht  immer  mit  Recht.    Absichtlich  scheint  dieses 
aber  nie  zu  geschehen,  nur  scheiterte  öfter  die  augenscheinliche  Absicht  ge- 
recht zu  sein  an  präoccupierter  Meinung.      Wenn  unser  Norden  mit  seiner 
Lobensanschanung  besser  gekannt  und  herangezogen  wäre,  würde  es  vielleicht 
anders    geworden   sein.      Aus  unserem    Gebiete  ist  Peter  von  Ravenna  (in 
(ireifswald),  Nicolaus  Rus  (in  Rostock)  und  Bogislav  X.  von  Pommern  heran- 
gezogen.    Dafs  den  pommerschen  und  mecklenburgischen  Herzogen  nur  sehr 
mit  Unrecht  nachgesagt  wird,  sie  hätten  die  fürstliche  Alleinherrschaft  durch 
Einheitlichkeit  des  Regenten  in  ihren  Häusern    herstellen    wollen,    hat  doch 
die  Folgezeit  deutlich  gelehrt.     Der  bekannte  Handel  der  mecklenburgischen 
Herzoge  durch  Joachim  v.  Maltzan  mit  Franz  I.  von  Frankreich  ist  benutzt. 
Gegen  das  'heidnisch-römische'  Recht  wird  wohl  wesentlich  deshalb  gekämpft, 
weil  es  das  römisch-kanonische  verdrängte.      Für  die  Darstellung  der  durch 
jenes  'heidnische'    Recht   herbeigeführten    Leibeigenschaft   der  früher   freien 
Ikoem  hätten  für  Mecklenburg  die  klaren  Untersuchungen  Böhlaus  gebraucht 
sein   sollen,    auch   hätte  die   Benutzung    der   zahlreichen    Publikationen  der 
norddeutschen  Geschichtsvereine,  der  älteren  Mecklenburger  Sammlungen  und 
von  Meyers    'Hamburger   Schulwesen  im   Mittelalter'    vielfach    reichen    Stoff 
jit'währt.       Das    hansische  Städtewesen  ist  kaum    richtig,    sicher    nicht    voll 
«rfafet. 

In  den  'Küsteufahrteu  an  der  Nord-  und  Ostsee'*)  finden  wir  aus  allen 
unseren  Landen  geographisch-historische  Schilderungen  in  novellistisch  ge- 
iarbtem  Gewände,  welche  den  geschichtlichen  Hintergrund  im  ganzen  treu 
wiedergeben.  Die  Hauptgebäude  und  berühmteren  Kunstwerke  sind  in  künst- 
lerisch ausgeführten  Blättern  beigegeben,  daneben  Stimmnngs-,  auch  Phantasie- 
iJilder.  *) 


1)  Vffl.  Serapenm  14.  (1853)  218  f.  —  2)  S.  o.  S.  61«.  —  3)  Stuttg.,  üebr.  Krönor; 
V  o.  S.  160*.  Bilder  aus  d.  Kahmen  dieser  Darstellungeii  brachte  auch  mehrfach  die  'Oarten- 
t»al«*  a.  die  (Leipa.)  ^lllustr.  Zg '  —  +)  Allg.  dtsdi.  Bio|?r.  b.  u.  Kap.  XXXVll.  --  Mittel- 
;j"  ,TatM-h.   Wtburli.,  H.  o.  S.   112*. 


11,160  ^iX.    K.  Ueriier 


XIX. 
E  Berner. 


Mark  Brandenburg. 


Auf  dem  Gebiete  der  Prähistorie  sind  nicht  nur  einzelne  Funde  teils 
neu  entdeckt  oder  neu  untersucht  worden,  ^^ondern  die  Gesamtheit  derselben 
)iat  auch  zu  manchem  wichtigen  Resultat  geführt. 

Die  weitgehendsten  Untersuchungen  sind  auf  den  Urnenfeldern  in  der 
Lausitz  namentlich  in  der  Gubener  Gegend  angestellt  worden.  Eine  Nadel 
vom  Urnen felde  bei  Jessen  ^)  ist  das  erste  Eisen^  ein  Ring  westlich  von  der 
Neifse*)  die  erste  Bronze,  die  daselbst  gefunden  wurde.  —  Ganz  im  SQden 
des  Gubener  Kreises  beim  Dorfe  Strega*)  ist  ein  neues  Urnenfeld  entdeckt 
worden;  die  Urnen  zeigen,  wie  auch  die  auf  dem  Amtitzer  Weinberg  schon 
1830  gefundenen,  den  Lausitzer  Typus.  Hervorzuheben  ist  eine  fast  völlig 
mit  Ornamenten  bedeckte,  mit  einem  Henkel  versehene  Schale  und  drei 
eiserne  Nägel  mit  nur  keilförmig  zugespitztem  Stift.  —  Behlas*)  zahlreiche 
Lausitzer  Funde  hat  namentlich  Vir chow^)  besprochen.  Wenn  das  von  ihm 
für  eine  Feuersteinpfeilspitze  erklärte  Fundstück  v.  Golssen  wirklich  in  einer 
Urne  gefunden  ist,  so  wäre  bewiesen,  dafs  derartige  Pfeile  noch  zur  Zeit  der 
Anlegung  von  Urnenfeldern,  also  wahrscheinlich  in  der  jüngeren  Bronzezeit 
gebräuchlich  wareu.  Die  durchlochten  Gefäfse  dienten  nach  V.  nicht  nur  als 
Räuchergefäfse,  sondern  auch  als  Feuerhalter  zum  Kochen,  dann  zum  Seihen 
der  Milch,  zur  Käsebereitung  u.  a.  m.  —  In  derselben  Art  von  GeföHseu 
unterscheidet  Vofs®)  im  Anschlufs  an  Krugsche  Funde  auf  dem  Urnenfelde 
bei  Jüritz  in  der  Nähe  von  Jessen  drei  Kategorien:  die  einen  seien  durch- 
bohrt zu  Gebrauchszwecken  (zum  Räuchern,  Durchsieben,  Durchziehen  einer 
Schnur  u.  s.  w.),  andere  zu  ornamentalen  Zwecken,  und  die  dritten  hingen 
mit  einem  Aberglauben  zusammen,  indem  sie  der  Seele  dos  Verstorbenen  ge- 
wissermafsen  einen  Durchgang  eröffnen  sollten.  An  dieselben  Funde  knüpft 
V  0  f s  eine  längere  Erörterung  der  Frage,  welche  Begräbnisplätze  dieser  Gegend 
Hügelgräber  und  welche  Flachgräber  hatten.  —  Virchows^)  Vermutung, 
dafs  die  Lausitzer  ebenen  Urnenfelder  als  Hügelgräber  aufzufassen  seien, 
sucht  Behla^)  namentlich  durch  die  Verhältnisse  der  Urnenfelder  bei 
Weissagk  bei  Wendisch-Drehna  zu  beweisen;  aber  auch  die  Übrigen  Lausitzer 
Urnenfelder,  die  er  im  vergangenen  Jahr  entdeckt  habe  (15  au  der  Zahl) 
deuten  darauf  hin,  dafs  die  ursprüngliche  Gräberform  kleine  Hügel  waren. 
Aus  der  grofsen  Anzahl  der  Lansitzer  Urnenfelder  schliefst  er  fenier  auf  die 
Dichtigkeit  der  Bevölkerung,  während  ihn  die  Gleichmäfsigkeit  der  Fundo 
l»rähistorische  Töpfereien,  in  denen  man  die  Urnen  kaufte,  sowie  Einheit- 
lichkeit des  hier   wohnenden  Stammes   und   Gleichheit  der   ßestattuugsweise^ 


1)   Krug    in:    Verh.    d.   Berl.    Ges.   f.  Anthrop.     (Aiih.  (L  Z.  f.  Ethuol.   13),  S.  7.5.  - 
2)  Jeutsuh,   elida.   S.  90  ff.    —    ;i)  Ebda.   S.  179  ff.  265  ff.     (7  ^\h.  Gefirse  tu.  durch, 
bohrteni  Boden,  Bronzering,  eiBeme  Axt,  krummes  oisenieA  Messer  u.a.).  —  4)  Ebda.  S.  :iat;. 
-  -  ;>)  Kbd».    —   B)  Ebda.  S.  42K.     ^    7)    Vgl.  Jahref.hor.   lll,  2,   HJl«.    —    8)  Verh.  .  s.    o. 
Anm.   l)y  S.  aa7  ff.  410  f. 


Mark  Brandenburg.  11,101 

ja  selbst  die  Existenz  von  Erbbegräbnissen  vermaten  läfst.  —  Bei  Zerkwitz 
in  der  Lausitz  fand  mau  bei  den  Oebeinen  eines  Kindes  Gegenstände  aus 
Knochen  in  Gestalt  von  kleinen  Keulen  und  Pfeilen.  Yircbow^)  nimmt  an, 
dals  sie  als  Kinderspielzeug  (äbnlich  nnserm  Zitterspiel)  gedient  haben.  — 
Kleinere  Funde  wurden  bei  Wirchenblatt*)  und  nördlich  von  dem  schon 
bekannten  ürnenfelde  bei  Reicbersdorf, •)  sowie  in  Guben*)  selbst  gemacht. 
Die  Gabener  Funde  im  allgemeinen  sondert  JentEfch^)  in  drei  Gruppen: 
1.  in  solche  mit  dem  allgemeinen  Lausitzer  Typus  (Buckelurnen);  2.  in  orna- 
mentlose und  3.  in,  mit  einem  mehrzackigen  Gerät  gezeichnete,  die  nach 
Form  und  Art  der  ersten  Klasse  näher  stehen. 

Dnter  den  Funden  in  der  Nähe  von  Kyritz  *)  erinnert  die  Form  einer 
eisernen  Streitaxt  an  die  mittelalterlichen  Hellebarden  und  die  orientalischen 
Goldverzierungen  eines  eisernen  Beiles  an  die  Prunkbeile  polnischer  Magnaten. 
Die  Qbrigen  Funde  gruppieren  sich  in  näherer  oder  weiterer  Entfer- 
nung um  die  Reichshauptstadt.  In  Charlottenburg ^j  wurde  auf  Werner 
Siemensschem  Terrain  ein  Urnenfeld  mit  mehr  als  hundert  Gräbern  unter- 
sucht; fOr  dieses  scheint  die  sonst  sehr  seltene  Wannenform  charakteristisch 
zu  sein.  —  Aus  der  Gegend  von  Spandau^)  scheint  sich  noch  eine  reiche 
prähistorische  Beute  erwarten  zu  lassen.  —  Von  einem  'BurgwalF  bei  Zossen*) 
ist  es  fraglich,  ob  derselbe  als  Befestigung  oder  als  Wohnstätte  diente;  und 
die  Burgwälle  zwischen  Potsdam  ^^)  und  Rathenow  geben  immer  von  neuem 
zor  Erörterung  der  Frage  Anlafs,  wieviel  an  diesen  Bauwerken  wendisch, 
wieviel  germanisch  ist. 

Von  den  historischen  Hülfswissenschaften  ist  es  die  Numismatik,  auf 
deren  Gebiet  wir  Forschungen  zu  verzeichnen  haben.  Dannenberg*^)  giebt 
eine  Veröffentlichung  der  Inedita  seiner  reichen  Sammlung  und  verbindet 
dieselbe  mit  einer  instruktiven  Dbersicht  der  bedeutenderen  Stücke,  welche 
die  letzten  Jahre  gebracht  haben,  nebst  Angaben  über  die  bezügliche  Litte- 
ratnr.  Die  hier  vorgetragene  Meinung,  dafs  es  von  Albrecht  dem  Bären 
keine  Denare  gebe,  vielmehr  die  ersten  Denare  in  der  Mark  erst  unter  den 
Brfideni  Otto  IL,  Albrecht  IL  und  Heinrich  geschlagen  wären,  ist  allerdings 
darch  die  neuesten  Funde  widerlegt  worden.  ^^)  Von  Joachim  I.  giebt  es 
keine  Halben-,  nur  Viertelthaler  und  von  Joachim  U.  keine  Viertel-,  nur 
llalbetbaler.  Noch  während  dieser  Aufsatz  gedruckt  wurde,  erhellte  der 
i^ehuell  bekannt  gewordene  Münzfund  von  Michendorf  bei  Potsdam  nicht  nur 
die  dunkle  Numismatik,  sondern  auch  die  älteste  Geschichte  der  Mark  selbst 
in  erfreulichster  Weise.     Dannenberg  würdigt  denselben  noch  in  einem  Nach- 


i)  Ebda.  S.  265  ff.  —  D.  Fund  enthält  u.  a.  Urnen  aaa  d.  Zeit  d.  Leichenbrandea  u.  d. 
jui»];.  Bronae.  —  2)  Jentach,  ebda-  S.  179  ff.  (zahlr.  Urnen  ohne  Henkel,  Ornamente  u.  Stein- 
«fttz).  —  3^  Dera.,  ebda.  S.  339  (kl.  Taaae  mit  grofaem  Henkel,  ungewöhnl.  achwer,  3  Urnen 
mit  knopturtigem  Anaatz,  2  steinerne  Speerspitzen).  —  4)  Dera.,  ebda.  S.  90  (2  Schädel  v. 
l^lottorkirchhof);  Dera.,  ebda.  8.339  berichtet  Üb.  2  alav.  Topfscherben  mit  Wellenomament 
in  d.  Oymnaaialbibl.  —  5)  Ebda.  S.  91.  —  Dera.,  ebda.  8.  92,  üb.  Lausitzer  Burgwälle.  — 
^-  ächalenbarg,  ebda.  S.  76,  bespr.  Lauaitzer  Altertümer  (Totenume  aus  d.  Nd.-Lau8itz,  Ge- 
wöhne Henkel  nach  Art  d.  BnrgwallgefalBe).  —  6)  Pippow,  ebda.  S.  97.  —  7)  Virchow, 
ebda.  S.  189  (Urnen  ohne  Stütze,  Beigaben  selten,  Lausitzer  Typus).  —  8)  Vater,  ebda. 
'<.  98.  —  9)  Götze,  ebda.  S.  137.  —  10)  Grupp  im  7.— 12.  Jahresber.  d.  bist.  V.  zu 
lirtndenb.  a.  H.  S.  11  —  45.  —  Üb.  d.  Heinersdorfer  (angebl.)  Runenstein  s.  o.  S.  3*-*.  — 
ii>  z.  Brandenburg.  Münzkunde.  Z.  f  Numiero.  8,  lGI-190.  —  12)  Jul.  Friedländer, 
K  Denar  Alhrechts  d.  B.  ebda.  S.  27.'>  u.  276.  —  A.  v.  Sali  et,  z.  d.  Denar  Albrei'hts  d  B. 
^a>  d.  Michendorfer  Funde.  Ebda.  S.  277  u.  278.     -  Groto,  Sophia  od.  Vetrissa,  s.  u.  Nachtr. 

Historiiclie  Jahreaberiohta.    18S1.    II.  .11 


n,162  XIX.    E.  Beriicr:  ^ 

trag  zu  seinem  Aufsatz  und  v.  Sallet')  unterzieht  denselben  einer  grOnd- 
lichen  Betrachtung.  Aufser  einigen  Magdeburgern  ist  eine  grofse  Zahl 
Brandenburger  in  elf  verschiedenen  Geprftgeu  gefunden  worden.  Für  die 
Geschichte  haben  die  von  Heinrich,  dem  ehemaligen  Hevellerflirsten  Przjbislaw 
und  die  von  Albrecbt  dem  Bären  herrührenden  dadurch  besonderen  Wert, 
dafs  sie  die  früher  so  sicher  angezweifelte  Glaubwürdigkeit  der  Chronik 
Pulkawas  über  jeden  noch  vorhandenen  Zweifel  erheben.  —  Über  den  bei 
Frankfurt  a.  0.  gemachten  Fund  berichtet  Fr.  Bardt,*J  der  die  hier  gefun- 
denen Münzen  nach  den  verschiedenen  Münzstätten  zusammenstellt. 

Die  historische  Zeit  der  Mark  Brandenburg  hat  im  Gegensalz  zu 
früheren  Jahren  diesmal  zu  mehreren  recht  bedeutsamen  Werken  Anregung 
gegeben,  die  z.  t.  qnellenkritisch,  ^j  meist  darstellender  Art  sind. 

Über  die  Kämpfe  des  Germanen-  und  des  Christentums  gegen  die  Wenden 
in  den  Gebieten  zwischen  der  Elbe  und  Oder  bis  zur  Mitte  des  IB.  Jh. 
orientiert  an  der  Hand  der  bekannten  Werke  und  neueren  Forschungen  in 
detaillierter  Weise  F.  Pflug.*) 

I)ie  Zeit  der  Regierung  des  Markgrafen  Jobst  von  Mähren  hat  J.  Heide- 
mann^)  zum  Gegenstande  einer  eingehenden  Studie  gemacht.     Ungedmcktes 
Material  ist  nicht  herangezogen;    aber  von  einer  grofsen  Anzahl   undatierter 
Urkunden    durch    streng   kritische   Untersuchungen    die  chronologische   Ein- 
reibung ermöglicht.     Die  Arbeit  leidet  allerdings  darunter,  dafe  H.  die  Yer- 
hältnisso  der  Mark  zu  den  Nachbarfürsten   sowie   die  Verhältnisse  der   mär- 
kischen Städte    und  des    märkischen  Adels   zu  einander    immer  gelegentlich 
eines   in  den  Zeitraum    seiner   Untersuchung    fallenden  Anlasses    ab  ovo    zu 
erzählen  beginnt:    ein  Übelstand,   dem  eine  umfassende  über  die  innere  und 
äufsere  Lage   dei*  Mark  bei   dem   Auftreten   Jobsts   orientierende    Einleitung 
wohl  hätte  abhelfen  können.     Doch  von  dieser  geringeren  formalen  Schwierig- 
keit abgesehen ,    bietet  sich  eine  für  den  Forscher  aufserordentlich  wichtige, 
mit  kritischer  Schärfe  und  vorsichtiger  Besonnenheit  gearbeitete  Studie  dar. 
Die    Regierungszeit    Jobsts    in    der    Mark    zerfällt    gewissermafsen    in    zwei 
Perioden,  vor   und   nach    1404.      In    der    ersten    derselben    ist    es    zunächst 
Lippold    von    Bredow,    der    den    meisten    Einflufs  auf  die    Geschicke    der 
Mark  ausübt.     Weder  er,  noch  der  redlich  strebende  Markgraf  Wilhelm  von 
Meifsen,  den  Jobst  zum  Mitregenten  annahm,  noch  auch  die  sonst  von  Jobst 
bestellten  Haaptleute,   die  Grafen   von  Schwarzenburg  und  von  Lindow,  ver- 
mochten  dem  Lande  Frieden    7u  verschaffen.     Kämpfe    der  Mittelmark    mit 
Magdeburg,    der    Altmark    unter    Hüner    von    Königsmark    mit   den    branu- 
schweigischen,  der  Priegnitz  mit  den  mecklenburgi^^chen,  der  Uckermark  mit 
den  pommerschen  Herzogen  und  Kämpfe  im  Innern  des  Landes  selbst  gebeu 
nebeneinander  her.     Auch  die  Vereinigungen  einzelner  Städte  zu  Bündnissen^ 
ja  selbst   die  Annahme   fremder  Fürsten    als  Schutzherren    seitens   einzelnei- 
Landesteile  —  Pronzlau  unterwarf  sich  sogar  freiwillig  der  Landeshoheit  dei- 
Herzöge  von  Stettin  —  führten  zu  keinem  Resultat.    Da  ejitschlossen  sich  die 
beiden  wichtigsten  Faktoren  der  Mark,  die  Stadt  Berlin  und  die  Familie  der 
Quitzows  zu  einem  Bündnis  miteinandei*.  das  den  aiigeublicklichen  Interessen 


1)  8.  o.  S.  161«.  —  2)  D.  Münzfund  v.  K,  Z.  f.  Numwm  8,  126—132.  De».,  z.  Mati-^r 
V.  P.  ebda  S.  288.  3)  S.  u.  S.  167.  —  4)  0  letzten  Wemlonkämpfe  u.  StÄdteumwaoti. 
langen  in   d.  Mark.     Voss.  Zg.  Sonntagn-Beil.  No.  9— 14.  5)  D.  Mark  Br.  unter  Jobst     v 

Mähren.    Berl ,  Weber.     VIIl,  260  S.  —  Bern.,  über  Wittelsbachor,  •.  o.  S.  56>. 


Jftrk  Bnuiüenbürg.  II,iÜo 

beider  f&r  eine  Zeit  Schutz  gewährte,  um  daDn  aber  in  die  heftigste  Fehde 
auszuarten,  so  dafs  auch  diese  zweite  Periode,  die  hauptsächlich  infolge  der 
kriegen$cheu  Tüchtigkeit  der  Quitzows  verhäitnismäfsig  wenig  Kämpfe  mit 
ftufseren  Feinden  aufweist,  eine  Zeit  ruheloser  Fehde  wird. 

Diese  Fehde  behandelt  auch  Sello,^)  dessen  kurz   vor  U.s  Arbeit  er- 
schienenes   ^  Lehnin  ^  auch   sonst   gelegentlich    auf  die  allgemeineu    Verhält- 
nisse der  Mark  eingeht.     Bei  Wusterwitz  behauptet  Dietrich  v.  Quitzow,  die 
Stadt  Berlin  habe,  als  sie  die  Quitzows  zu  Schutzherreu  der  Mark  zu  machen 
suchte,  die  Stände  aber  auf  Betrieb  des  Lehnitier  Abtes  Heinrich  Stich  das 
dafür  erforderliche  Jahrgeld    ablehnten,    ihm    selbst    ein  Jahrgeld   zugesagt, 
das  sie  nun  nicht  zahlen  wolle.    Diesem  Berichte  gemäls  erscheint  bei  S.  der 
Abt  Heinrich  Stich  als  deijenige,  der  das  Ungewitter  heraufbeschwor.    Hei  de - 
mann  hält  auf  Grund  von  urkundlichem  Material   die  Notiz  bei  WusterwitJs 
für  eine  irrige;  und  der  Umstand,  dafs  Dietrich,  als  er  den  Berliner  Kat  des- 
halb bei  Saantebor  von  Stettin  verklagte,  diese  Forderung    nicht   beweisen 
konnte,  zeigt  jedenfalls,  dafs  dies  nur  ein  von  Dietrich  gesuchter  Anlafs  war; 
der  Grund  lag,  wie  H.  tiberzeugend  nachweist,  tiefer,  lag  in  der  heterogenen 
Politik  beider.     Dem  entspricht  es,    dafs  S.  in  dem  Kampfe  um  Köpenick 
nur  das  Verlangen  Dietrichs   sieht,    sich    für  das  nicht   bezahlte  Schutzgeld 
schadlos  zu    halten,   während  Heidemann  darthut,   dafs   es  sich   thatsächlich 
um  zwei   miteinander  verquickte   Streitpunkte  handelt,    einmal   um  die  An- 
sprüche, die  Berlin  sowohl  wie  Dietrich  an  Köpenick  erheben  und  dann  um 
das  Lösegeld  der  bei  der  Eroberung  von  Straufsberg  gemachten  Gefangenen. 
Sehr    dankenswert   ist    die    Biographie   des  Markgrafen    Ottoko    von    Bran- 
denburg,   für    die  S.    mehrfach    Neues    bringt.      Ottoko,    als  jüngster   Sohn 
Ottos  ni.    c.    1264    geboren,     heimtete  Hedwig,   eine   Tochter  Rudolfs  von 
fiabsbnrg,    lebte  dann  viel  am  königlichen  Hofe,   wo  er  mehrfach  auch  mit 
dem  Burggrafen  Friedrich   von   Nürnberg  in   Beziehungen  trat,   nahm  auch, 
soviel    möglich,    teil    an  der    hauptsächlich    von  seinem    Bruder,   Otto  dem 
Langen,  geführten  Regiernng  der  Mark.     Seine  Teilnahme  an   der  Schlacht 
am  GertuDger  Berg  ist  nicht  zu  erweisen.     Schon    1286  wahrscheinlich  trat 
Ottoko  in  den  Templerorden   ein,    verliefs  denselben  jedoch   enttäuscht  noch 
vor  1 29 1 ,   um  Mönch  im  Kloster  Lehnin  zu  werden.     Als  solcher  stirbt  er 
am  6.  Juli   1303,  und  es  ist  unwahrscheinlich,    dafs  er  eine  Zeit  lang  aus 
diesem  Kloster  entwichen  sei;  jedenfalls  ist  er  nicht,  wie  mau  behauptet  hat, 
während  dieser  Zeit  Kanonikus  in  Magdeburg  nnd  Pfarrer  in  Treuen brietzen 
gewesen.     Der  bedeutendste  Mönch,   den  das  Kloster  Lehnin  gehabt  hat,  ist 
Dietrich  von   Portitz,  genannt  Kagelwit,   aus    dem  Stendaler  Geschlecht  der 
Bismarcks.     Er  war  zuerst  als  Offizial  des  Brandenburger  Bischofs  in  Anger- 
mfbide  nnd   als  Schiedsrichter  in   dem   Prozefs  der  Stadt  Berlin  wegen   der 
Ermordung    des  Propstes   von    Bernau   thätig.     Als  Krzb.  v.  Magdeburg  und 
Kanzler  Kaiser  Karls  IV.  war  er  es,  der  mit  den  bayrischen  Markgrafen  am 
10.  Oezember  1362  den  Vertrag   schlofs,    der   dem  Kaiser  die  Mitregierunp; 
sicherte      S.  berücksichtigt    namentlich   sein  Verhältnis  zu  Kaiser  und  Reich. 
Die   Bedeutung    des    Wnnderbluts   in   Wilsnack    ist    ein<^   allgemein   die 
Mark    betreflFende.      Auf    Grund    neu    aufgefundenen    Materials,    namentlich 
alter  eines  Tractats  de  sacro  cruore  in  Wilsnack,  unternimmt  E.  Breest^) 


1)  Lehnin,  Bcitrr.  k.  Gesch.  t.  Kloator  u.  Amt.  Berl.,  Lehmann.  V,  262  S. ,  bespr.  v. 
>  HoJtze  jun.,  ZPÜL.  19  (1882),  311—327.  —  Vjj;!.  ii.  S.  16(>»  —  2)  I).  Wunderblut  v.  W. 
( 1  :i»3  _  1 5f»3  .  Qucnenmäfn.  Darst.  «einer  Gowh.  Markinfhe  Foi*f«hungen,  16,  133 — 303.  Re«. 
HZ.  47,  527—530   (Jacob«).  —  Vgl.  o.  S.  114'. 

H* 


11,164  XIX.    E.  Bernar: 

eine  eingeheude  Untersuchung  der  Geschichte  des  Wunderbluts.     Der  erste 
ernstere  Angriff  gegen  das  Wilsnacker  Wunderblut  erfolgte  von  Prag  aus, 
indem  der  Erzb.  Sbinko  veranlafst  wurde,   drei  Magister  und  unter  diesen 
Johann  Hufs  1403  mit  der  Untersuchung  dieser  Angelegenheit  zu  beauftragen; 
HuCs  schrieb  einen  scharfen  Tractat  gegen  das  Wunderblut.    Dann  stellt  ein 
sächsisches  Provinzialkonzil  von    1412   an  den  Bischof  von  Havelberg  zwölf 
pointierte  Fragen  über  das  Wunderblut;  ja  einer  der  heftigsten  Gegner  von 
Hufs,   der  Augustiner  Job.  Zachariä,   war  in  dieser  Frage  ganz  derselben 
Meinung,  wie  Hüls  selbst.      Das  Kostnitzer  Konzil  scheint  sich   mit  dieser 
Frage  nicht  beschäftigt  zu  haben.    Weitaus  der  bedeutendste  Kämpfer  gegen 
das  Wunderblut  war  der  Doktor  Heinrich  Tocke,  Domherr  zu  Brandenburg 
und  Havelberg,  Hofprediger  des   Kurfürsten  Friedrich  I.  und  Professor  der 
Theologie.     Er  war  von  1411  an  unermttdlich  bemüht,  die  grofsartige  Lüge 
aufzudecken.     Seine  Bitten  bei  dem  Kurfürsten  Friedrich  E.  blieben,  wie  es 
heilst,  wegen  dessen  Vorliebe  für  Wilsnack,  so  gut  wie  vergeblich.     Erst,  als 
Gf.  Friedr.  v.  Beichlingen  den  erzbischöflicben  Stuhl  von  Magdeburg  bestiegen 
hatte,  gelang  es  Tocke,  die  Sache  in  ein  anderes  Fahrwasser  zu  leiten.    Den 
Tagfahrten,   welche  der  Erzbischof  in  den  Jj.  1446 — 1449  ansetzte,   wufste 
die  Hauptperson,   der  Bischof  von  Havelberg,  jedesmal  auszuweichen.     Die 
eingeforderten  Gutachten,  namentlich  das  der  theologischen  Fakultät  zu  Er- 
furt, stimmten  zwar  auf  das  entschiedenste  den  Tockeschen  Grundsätzen  zu-, 
allein  die  namhaftesten  Anhänger,  die  Magister  Döring  und  Kannemann  in 
Rom,  wufsten  sich,  sowohl  vom  Papst  Eugen  wie  vom  Papst  Nikolaus,  immer 
erneute  Anerkennungsbullen  zu   verschaffen.     Der  Kurfürst  liefs  zwar  im  J. 
1449,  als  der  Erzbischof  die  alten  Ansprüche  der  Magdeburger  Kirche  auf 
die  Oberlehnsherrlichkeit  über  Brandenburg  aufgab,  persönlich  von  dem  Kampf 
für  das  Wunderblut  ab,  Papst  Nikolaus  beauftragte  den  Bisch.  Arnold  von 
Lübeck  mit  der  Untersuchung   der  Angelegenheit   und,   als   diese    erfolglos 
blieb,    verurteilte  der  päpstliche  Legat  Nikolaus  von   Cusa   1451   auf  dem 
Proviuzialkonzil  zu  Magdeburg  i)  den  Kultus  des  heiligen  Bluts  auf  das   ent- 
schiedenste   und    der  Erzb.   von  Magdeburg  belegte  endlich   die  Kirche   iit 
Wilsnack  mit  dem  Interdikt  und  exkommunizierte  den  Bischof  von  Havel- 
berg; aber  dieser  that  desgleichen  mit  dem  Erzbischof,  und  es  gelang  schliefst 
lieh    trotz    der   Vorstellungen    des   Kardinals,   vom  Papst   Nikolaus   X.   am 
6.  März  1453  eine  Bulle  zu  erhalten,  welche  Interdikt  und  Exkommunikation 
aufhob,   den  Kultus  des  Wunderbluts  als  durchaus  zu  Recht  bestehend  an- 
erkannte und  allen  Feinden   desselben  den  Mund   verbot.      Tocke    wird    7.u 
dieser  Zeit  gestorben  sein,  und  so  blieben  die  Anhänger  des  heiligen  Blates 
Sieger;  die  Anbetung  des  heiligen  Blutes  blieb  bis  zur  Reformation  hin  mehr 
oder  weniger  gebräuchlich.      Ein  neuer  Angriff  gegen   dasselbe  erfolgte  erst 
durch  Luther  in  seiner  Schrift  ^An  den  christlichen  Adel  deutscher  Nation*, 
die  Vernichtung  der  Hostien  geschah  aber  erst  am  28.  Mai  löö2  durch  den 
ersten  evangelischen  Pfarrer  in  Wilsnack,  Ellefeld,  der  indessen  deshalb  von 
dem   eifrig  katholisch  gesinnten    Havelberger    Domkapitel   gefangen    gesetzt 
und  nur  unter  der  Bedingung  der  Auswanderung  entlassen  wurde. 

Die  Geschichte  der  Bergwerke  in  der  Niederlausitz  beschreibt  ein  höherer 
Bergbeamter  H.  Gramer')  nach  den  einzelnen  Kreisen  und  stellt  bei  jedem 


1)   Tockea  Bede   daselbat   r.   Breest  übersetzt  i.  BU.  f.  Handel  etc.   (Beibl.  z.  Magdeb 
Zg.)  18S2,  No.  21—23.    -      2)   Beitrr.   2.  Gesch.  d.  Bergbaues   in   d.  Prov.  Br.      D.  Nic^der- 
lauaita.  1.  Halle,  1878.    li.  Ebda.  1880. 


Mftrk  Brandonbunf.  11,165 

die  bezügliche  Litteratar  zasammen.  Sehr  praktisch  ftlr  die  OrientieraDg  auf 
diesem  sonst  wohl  sehr  uobekannten  Gebiet  erscheinen  die  für  einzelne 
Kreise  beigefügten  Zeittafeln ;  anch  ein  Sachregister  erleichtert  die  Übersicht. 

Aas  der  märkischen  Lokalgeschichtsschreibang  ^)  sind  zunächst 
die  Arbeiten  für  die  Rechtsgeschichte  der  Reichshauptstadt  zu  nennen. 
Die  Quellen  der  Berliner  Geschichte  sind  zwar  ediert,  aber  wie  dringend 
namentlich  vor  der  Benutzung  der  Berliner  Chronik  und  des  Berliner  Ur- 
kandenbuchs  ^)  gewarnt  werden  muls,  dafär  hat  Sello')  detaillierten  Nach- 
weis in  den  krassesten  Farben  geführt.  Auch  auf  die  Beigaben  erstrecke 
sich  die  allgemeine  Unzuverlässigkeit.  Gut  sei  jedoch  die  Schrift  über  die 
Berliner  Medailleo,  sowie  die  Eunstbeilagen  'Berliner  Bauwerke^  und  'Berliner 
Denkmäler'.  —  Die  äufsere  Greschichte  der  Berlin -Kölnischen  Gerichtsver- 
fassung ist  eine  in  vielen  Punkten  unklare.  Sello^)  rekonstruiert  dieselbe 
etwa  in  folgender  Weise.  Die  ordentlichen  Gerichte  Berlins  bestanden  anfäng- 
lich in  dem  des  Schulzen  und  in  dem  Landgericht  des  Vogts  fQr  den  Barnim. 
Durch  Urk.  von  1315  hob  Markgraf  Johann  den  alten  Instanzenzug  auf  und 
ordnete  einen  solchen  nach  Brandenburg  an.  Durch  eine  Urk.  Waidemars 
V  J.  1317  wird  endlich  nach  S.s  Ansicht  Berlin  auch  die  höhere  Gerichts- 
barkeit verliehen,  zugleich  auch  die  Judicatur  über  Verbrechen,  die  von 
bisher  eximierten  Personen,  Edelleuteu  und  Juden,  im  Bezirk  des  Berliner 
Gerichts  begangen  werden;  ein  Privileg,  das  1319  durch  die  Markgräfin 
Agnes  und  den  Herzog  Rudolf  von  Sachsen  in  einer  vielfiach  ganz  mifs- 
verstandenen  Urkunde  näher  deklariert,  1348  aber  vom  falschen  Waldemar 
dahin  ausgedehnt  wurde,  dafs  der  Berliner  Schulze  auch  zuständig  war,  wenn 
die  Klage  'sich  vernächtigte'.  Am  25.  Juli  1345  erteilte  Markgraf  Ludwig 
die  Anwartschaft  auf  das  Schulzenamt  und  belehnte  mit  den  Einkünften  aus 
dem  iudicium  supremum  den  Thilo  von  Brügge,  dessen  Sohn  dasselbe  1391 
mit  dem  obersten  und  niedersten  Gericht,  allen  Gerechtigkeiten  und  Frei- 
heiten gegen  eine  Geldzahlung  der  Stadt  Berlin  überläfst;  eine  Gberlassung, 
die  auch  von  Jobst  bestätigt  wird.  Die  Zwietracht  zwischen  Berlin  und  Köln 
führte  indessen  1442  zur  Rückgabe  des  obersten  und  niedersten  Gerichts  in 
beiden  Städten  an  den  Kurfürsten  Friedrich  IL  Nunmehr  unterlagen  die 
Schöffen  der  Bestätigung,  der  Richter  der  Ernennung  des  Kurfürsten. 
Das  Berliner  ^Schöffenrecht',  dessen  Charakter  als  deutsche  Rechtsquelle 
bereits  an  anderer  Stelle^)  besprochen  ist,  setzt  S.  in  die  Zeit  zwischen  1325 
und  1333  (vielleicht  noch  genauer  1325 — 28);  nur  der  letzte  Abschnitt 
btammt  aus  der  Zeit  kurz  nach  1367.  Andere  Teile  des  Stadtbuches  sind 
r.  1382  entstanden.  Im  J.  1397  wurde  der  Teil  *der  herren  privilegia' 
verfällst  und  das  Ganze  zusammengestellt.  —  Abweichend  hiervon  setzt  F. 
Holtze^  (jun.)  das  Buch  Mer  stad  rechticheit'  in  die  Zeit  zwischen  5.  Juni 
1391  und  24.  Okt.  1392,  jedoch  sei  der  Inhalt  des  Buches  unzweifelhaft 
älter,  als  die  Zusammenstellung.  Anziehender  in  der  Form  und  sachlich  mit 
grölserer  Vorsicht  geführt  als  H.s  vorjährige  Arbeit^)  ist  die  Untersuchung, 
io  welcher  H.  unter  sorgsamer  Heranziehung  alles  brauchbaren  Materials  Ber- 
lins HandelszöUe  eingehend  würdigt:  den  Herrenzoll  und  die  Niederlage,  das 


1)  F.  Winter,  Anaelm  ▼.  iUTolberg,  s.  o.  S.  116^  —  2)  Fortsetz.  b.  u.  Abt  III,  Kap.  VII. 
—  S)  D.  Bari.  U.-B.  ZFGL.  18,  248—378.  —  4)  B.  Gerichtsvf.  a.  d.  Schdffonrecht  B.8  bin 
tor  Mitte  dee  15.  Th.  Mark.  Forsch.  16,  1—129.  —  5)  S.  o.  S.  67^  —  6)  D.  Berl.  Handels- 
beiteaeraBg  a.  HandelapoUtik  im  13.  a.  U.  Jb.  Berlin,  Mittler.  VI,  66  S.  (=  Sehr.  d.  Y.  f. 
i  G.  d.  8t  Berl.   19.  Ha)  —  7>  S.  Jihretber.  IH,  2,  167>. 


IJ^lfiß  XrS.    B.  Bern  er: 

Stättegeld  und  die  Martinizinsen,  das  Platzgeld,  das  Weinsetzen,  den  Gewerk- 
zins, den  Häuser-  und  Budenzins  —  der  wenigstens  teilweise  als  Handels- 
zoll auftritt  —  und  den  Ziegelhöf  der  Stadt;  er  sucht  den  Ursprung  und 
Charakter  derselben  als  Stättegeld,  Gewerkzins  u.  s.  w.  nachzuweisen,  wobei 
allerdings,  wie  z.  B.  bei  den  Martinizinsen,  Schlufsfolgerungen  gemacht  werden, 
die  Ref.  als  zutreffend  nicht  immer  erachten  kann.  Der  zweite  Teil  be- 
handelt die  sich  aus  dieser  Haudclsbesteuerung  ergebende  Handelspolitik: 
eine  klare  national  ökonomische  Betrachtung,  die  zeigt,  wie  die  Stadt  mit 
Hcwufstscin  die  schon  durch  die  geographische  Lage  Berlins  begünstigte 
Handels-  und  Industriethätigkeit  ihrer  Bürger  gegen  ttbermäfsige  auswärtige 
Konkurrenz  durch  monopolartige  Beschränkungen  und  schützende  Ein-  und 
Durcbf ulir/öUe ,  andererseits  aber  durch  Zulassung  einer  beschränkten  und 
geregelten  Konkurrenz  zu  heben  versteht.  Die  Stadt  als  solche  und  die 
einzelnen  Bürger  gelangten  zu  einem  ansehnlichen  Reichtum  und  durch  diesen 
vornehmlich  auch  zu  einer  solchen  Macht  und  Bedeutung,  dafs  Berlin  in  der 
Zeit  der  politischen  Wirren  von  dem  Aussterben  der  Askanier  bis  zu  der 
Ankunft  der  HohenzoUern  in  der  That  als  ein  sich  selbst  leitender  Handels- 
staat im  kleinen  erscheint.  —  Eine  kurze  Übersicht  über  die  Geschichte  der 
Stadt  Berlin  ist  von  Neuber*)  erschienen.  —  Für  die  die  Stadt  betreffende 
Litteratur  ist  ein  Hilfsmittel  durch  einen  Katalog  der  Bücher-,  Karten-  und 
Bildersammlung  des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Stadt  Berlin  ei-schienen.^) 
Die  Geschichte  des  ältesten  märkischen  Klosters,  Lehn  in,  die  bisher 
durch  Sage  und  unkritische  Darstellungen  vielfach  verdunkelt  war,  sucht 
Sellos^)  schon  erwähntes  Werk  an  der  Hand  neu  aufgefundenen  oder  kri- 
tisch neu  beleuchteten  Materials  aufzuhellen.  Wir  erhalten  zwar  nicht 
eine  systematische  Geschichte  des  Klosters,  wohl  aber  eine  Kette  sehr  inter- 
essanter Beiträge  zu  einer  solchen.  Die  alte  Gründungssage  wirft  S.  nicht 
gänzlich  bei  Seite,  bespricht  die  erste  Ansiedlung  (1183)  und  rekonstruiert 
aus  den  vorhandenen  Trümmern  die  Gechichte  des  Kirchenbaues.  Die  Kirche 
ist  vollständig  bis  zum  J.  1262  vom  Meister  Konrad,  dem  ältesten,  nament- 
lich bekannten,  Architekten  der  Mark,  in  romanischem  Sti)  erbaut;  nicht,  wie 
bisher  angenommen  wurde,  in  zwei  von  einander  völlig  geschiedenen  Ban- 
perioden.  Von  der  inneren  Einrichtung  ist  wenig  erhalten;  Reste  von  bunten 
Fensterscheiben  sind  1876  gefunden,  von  den  zahlreichen  Grabdenkmälern 
nur  das  eines  unbekannten  Abts  (f  1509).  das  des  Markgrafen  Ottoko  und 
das  berühmte  des  Kurfürsten  Johann  Cicero.  Dem  Kloster  gehörte  fa^t  die 
ganze  Zauche  und  grofse  Strecken  im  Nieder-Barnim  wie  im  Erzstift  Magde- 
burg, sowie  einzelne  Häuser  in  Berlin  und  Brandenburg.  Die  Vorliebe  der 
('istercienser  für  Latifundien  und  demgemäfs  für  Zusammenlegung  von  Feld- 
marken legt  dem  Vf.  den  Gedanken  nahe,  dafs  das  häufige  Verschwinden  von 
Dörfern  nicht  immer  auf  Kriege,  sondern  gewifs  oft  auch  auf  Absicht  zurück- 
zuführen sei.  Der  Grundbesitz  war  nicht  nur  reich,  sondern  auch  sehr  mannig- 
faltig, sodafs  ein  erspriefsliches  wirtschaftliches  Ineinanderarbeiten  möglich 
war.  Namentlich  wurde  die  Wiesenkultur  gepflegt,  Schaf-  und  Rinderherden 
gehalten,  daneben  aber  auch  der  Gewerbebetrieb,  für  welchen  der  bekannte, 
unter  dem  Schutz  der  Klostermauern  abgehaltene  Gründonnerstagmarkt  in 
Betracht  kam,    nicht   vernachlässigt.      Für  den   Haushalt   des  Klosters   sind 

1)  KnrzgefafBte  Geschichte  d.  Stadt  B.  Vorgetriigen  im  Beamten  verein  zn  CsHiel.  Berlin, 
\.  Decker.  70  S.  12^  —  2)  L.  Alfieri  u.  H.  Oniard:  Verseichnia  d.  Bttcher-,  Karten- 
und  Bilder -Sammlung  etc.  Berl.,  Mittler.  XIV,  279  8.  (=  Sehr.  d.  V.  f.  d.  G.  d.  St  B. 
Hft  18).  —  3)  8.  o.  S.  163». 


Mark  Brande nlmr;;.  11  167 

fenier  die  Einiiahmeu  aus  der  Fischerei  aud  die  Steaerprivilegien  von  Wichtig- 
keit.   Die  Gesammteinuahmen  des  Klosters  lasseu  sich  nicht  berechnen,  aber 
bald    nach    der  Säkolarisation ,    im  Rechnungsjahr   1549/50    betrag    dieselbe 
nach  anserm  Gelde  17  880  Mark,    und    im  15.  Jh.   legte   das  Kloster  seine 
Kapitalien  nicht  mehr  in  Grundbesitz  oder  im  Gewerbe  an,  sondern  war  im 
Stande,  an  Fürsten,   Städte  und  Private  Geld  gegen  Zinsen  auszuleihen,   ja 
das  Kloster  erscheint  als  die  nie  versiegende  Schatzkammer  des  ganzen  Landes, 
daher  sich  auch   hier  natürlich   die  Sage  von  vergrabenen  Schätzen   bis  in 
die  Neuzeit  findet.     Die  Gerichtsgewalt   über    seine  Unterthanen    übte    das 
Kloster  seit  1208  selbständig,  nur  die  Vollstreckung  der  Todesstrafe  und  die 
Einkünfte  ans  dem  iudicium  supremum  blieben  dem  Landesherrn  vorbehalten. 
Aus  dem  Bibliothekskatalog   (Hds.  des  15.    Jh.,   jetzt   in  Jena,   im  Anhang 
gedruckt)    läfst    sich    wenigstens    ein   Schriftsteller    aus  Lehnin  selbst   nach- 
weisen,  jedoch  auch  dieser  wohl   nur  als  Editor  einer  Mustersammlung  von 
Predigten.      S.  sucht  auch   die  Existenz  von  Lehniner  Klosterannalen  nach- 
zuweisen,   die    von  Brobuff  benutzt    seien.      Solche,    nicht  aber  die  chron. 
March.,  noch  wie  Hertel  meine,  die  chron.  princip.  haben  diesem  vorgelegen. 
Auch  bringt  S.  Neues  für  die  Hertelsche  Vermutung,  dafs  die  Chron.  March. 
von  einem  Hofkaplan  Ottos  in   der  Altmark  verfafst  sei,    möglicherweise  in 
Seehausen.     Ober   die  Art  der  Abtswahl  haben   wir  kein  direktes  Zeugnis 
mehr,  doch  werde  die  aus  späterer  Zeit  überlieferte  Wahl  eines  Abts  in  Lehnins 
Tochterkloster    Himmelpfort    im    wesentlichen   dieselbe    wie    in  Lehnin   ge- 
wesen sein.     Die  Reihenfolge  der  Äbte  ist  nur  mit  ungefährer  Sicherheit  auf- 
zustellen.   Nur  wenige  haben  einen  wichtigen  Anteil  an  der  Landesregierung;') 
erst  nachdem  durch  die  Hohenzollern  Ordnung  im  Lande  geschaffen  war,  finden 
wir  lehniner  Abte  als  kurfürstliche  Räte,  zuerst  Abt  Johann  V.  (f  1444)  und 
als  den  letzten  den  durch  seine  Stellung  am  Hofe  Joachims  I.  und  seinen 
Kinflufs  auf  die  Geschicke  der  Kurfttrstin  Elisabeth   bekannten  Abt  Valentin 
(den  Gegner  Luthers).     Von  besonderem  lokalen  Interesse  ist  die  Regierung 
des  Abtes  Arnold  (1456 — 1467),  gegen  dessen  Geschäftsführung  die  Mönche 
so  energisch   protestierten,   dafs    derselbe  schliefslich    das  Kloster    verlassen 
mufste.      Unter    allen    den   namentlich    aufgeführten  Mönchen   befindet   sich, 
abgesehen    vom     Markgrafen    Ottoko,^)     kein    einziger    märkischer    Adliger. 
Die  Geschichte  des  Amtes  L.  bietet  namentlich  kurz  nach  der  Säkularisation 
.1542)  und  während  des  dreifsigjährigen  Krieges  manches  Interessante.     Ein 
Amtshanptmann  verwaltete  das  Amt  bis  zum  Jahre  1652.  dann  wurde  diese 
Würde   nur   noch  als  Hofcharge  verliehen,    das  Amt  selbst  aber  verpachtet 
and    gegen    Ende  des    Jh.    die  durch   den   dreifsigjährigen   Krieg  stark    zu- 
sammengeschmolzene   Zahl    der   Amtsunterthanen    durch    Schweizerkolonisteu 
kompletiert.     Der  grofse  Kurfürst  verweilte  mit  seiner  Familie  oft  in  Lehuin 
tnr  Jagd;    die  dadurch  veranlafsten  Neubauten  gaben  dem  Ganzen  mehr  das 
Gepräge    eines    Jagdschlosses,    für    dessen    nächste   Umgebung    dann    König 
Friedrich  I.  besondere  Sorge  trug.     Später  aber   verfällt  das   Amt,    obwohl 
es  Friedrich    der  Grofse  in  wirtschaftlicher  Beziehung  zu  heben  sucht,  immer 
mehr^  bis  erst  in  neuester  Zeit  das  Allerhöchste  und  Höchste  Interesse   sich 
diesem  Kleinod  wieder  zugewendet  hat  und  den  alten  Bau  wieder   neu   hat 
ersteben  lassen. 


1)  üb.  Abt  Heinr.  Stich  •.  o.  S.  163^  ^  2)  Kbda. 


n,168  XX.    C.  Gerwtcnberg 


XX. 

C.  Gerstenberg. 

Schlesien  und  Posen. 

Bei  der  grofsen  Zerstückelung  Schlesiens  in  eine  Reihe  kleiner  Fürsten- 
tümer, deren  jedes  seine  eigene  Geschichte  hat,  ist  das  urkundliche  Mate- 
rial, welches  die  Grundlage  für  dieselbe  zu  bilden  hätte,  zwar  sehr  reich- 
haltig, aber  mannigfach  zerstreut;  nicht  weniger  als  26  Archive  bilden  die 
Fundstätten,  aus  denen  die  ^Lehns-  und  Besitzurkunden  Schlesiens  und  seiner 
einzelnen  Fürstentümer  im  Mittelalter'  ^)  hervorgegangen  sind.  Sie  enthalten 
die  urkundlichen  Zeugnisse  fdr  die  Verbindung,  in  welcher  Schlesien  Jahr- 
hunderte lang  zu  Böhmen  und  Ungarn  gestanden  hat,  also  die  wichtigsten 
Quellen  für  die  Geschichte  Schlesiens  im  Mittelalter.  Dieselben  sind  nach 
Territorien  in  Gruppen  geordnet;  die  erste  enthält  die  auf  Schlesien  im  all- 
gemeinen bezüglichen  Urkunden,  die  andern  vier  die  Urkunden  des  Fürsten- 
tums Breslau  und  des  bischöflichen  Halts  Canth,  von  Glogau-Sagan  mit 
Steinau-Raudten,  Wohlau  und  Herrnstadt,  von  Liegnitz-Brieg  und  schliefslich 
von  Schweidnitz-Jauer.  Den  Urkunden  selbst,  von  denen  die  meisten  voll- 
ständig abgedruckt,  die  minder  wichtigen  blofs  dem  Inhalte  nach  angegeben 
sind,  folgt  die  Angabe  des  Fundorts  und  die  Beschreibung  der  an  den  Origi- 
nalen befindlichen  Siegel.  —  In  ähnlicher  Weise  sind  herausgegeben  die 
'Urkunden  des  Klosters  Eamenz'.^)  Dasselbe  ist  eines  der  ältesten  und 
angesehensten  Stifter  Schlesiens,  ursprünglich  eine  Gründung  der  Breslauer 
Augustiner-Chorherm,  später  im  Besitz  der  Cisterzienser ,  welche  durch  die 
Pflege  des  Ackerbaus  die  wichtigsten  Beförderer  der  Kolonisation  und  Ger- 
roanisation  des  umliegenden  Landes  geworden  sind.  Die  vorliegenden  Ur- 
kunden bieten  wichtiges  Material  für  die  Ausdehnung  und  das  Wachstum 
des  Klosterbesitzes,  sowie  der  Beziehungen  zum  Bischöfe  und  den  umliegenden 
Grundbesitzern.  —  Im  Anschlüsse  an  die  Urkunden  sei  noch  A.  Bauchs') 
Nachweis  erwähnt,  dal's  wenigstens  in  den  Urkunden  des  14.  Jh.  ein  einheit- 
liches Princip  in  den  Farben  der  Siegelfäden  nicht  herrschend  war;  nur  im 
allgemeinen  läfst  sich  feststellen,  dafs  grün  entweder  allein  oder  in  Verbindung 
mit  rot  besonders  beliebt  war;  ein  konsequentes  Festhalten  an  bestimmten 
Farben  ist  erst  spät,  in  Breslau  am  Anfange  des  16.  Jh.  aufgekommen. 

Wernicke*)  beschreibt  ein  Fragment  einer  verlorenen  Hds.  der  Hed- 
wigslegende, welche  er  in  dem  Anfange  des  14.  Jh.  entstanden  sein  läfst; 
die  Hds.  ist  verwandt  mit  denen  von  Trebnitz  und  Leubus,  aber  ohne  be- 
sonderen Wert. 


1)  Hrsg.  V.  £.  Grünhagen  u.  H.  Markgraf.  Publikationen  aus  d.  K.  Prcufs.  Staats- 
archiven. Bd.  7.  Leipz. ,  Hirzel.  X,  .555  S.  2)  Cod.  dipl.  Sil.  Bd.  10.  Breelau,  Max. 
Viri,  375  S.  4«.  mit  Heg.  Rec.  GBl  1882.  No.  33.  —  3)  Vh.  d.  Farben  d.  Siegelfaden  an 
d.  ürkk.  Hchles.  Herzöge.  Z.  d.  V.  f.  0.  n.  Alt.  Schlenens  15,  545  f.  —  4)  Ebda.  S. 
547—550. 


Schlenien.  11,169 

Die   darstellenden    Arbeiten   des    Berichtsjahres  sind   überwiegend 
lokalgeschichUich. 

Am  stärksten  ist  Mittelscblesien  (etwa  der  heutige  Regierungsbezirk 
Breslau)  vertreten. i)    Über  die  älteste  Geschichte  der  Stadt  Breslau  handelt 
H.  Markgraf).     Nach  der  Zerstörung  durch  die  Tartaren  im  J.  1241  ist 
Breslau  als  deutsche  Stadt  neu  gegründet  worden;  vorher  war  sie  ein  slavi- 
scher  Ort,  der  vorzugsweise  auf  der  rechten  Oderseite,  auf  den  Inseln  und 
auf  der  linken  Uferseite  der  Oder  sich  ausdehnte.     Doch  kamen,  durch  die 
Landeshemi  bewogen,  deutsche  Kaufleute  dortbin  und  siedelten  sich  auf  dem 
linken  Oderufer  an;  ihre  Niederlassung  entwickelte  sich  von  dem  Flusse  weg 
nach  Süden  zu  etwa  bis  zur  Adalbertskirche,  welche  die  älteste  Pfarrkirche 
der  Deutschen  wurde.     Die  Bezeichnung  civitas,  welche  fär  diesen  Teil  von 
Breslau  üblich  war,  weist  auch  auf  eine  deutsche  Ansiedlung  hin;    und  war 
dieselbe  auch  in  ihren  Rechten  noch  beschränkt,  so  bildete  sie  doch  immer- 
bin ein  geschlossenes  Gemeinwesen,  eine   communio  civium,  mit  besonderer 
durch  einen  vom  Herzog  ernannten  deutschen  Richter  oder  Schultheifs  aus- 
geübten Jurisdiktion   und   mit  einem  privilegierten   Gewerbe-  und  Handels- 
betriebe. —  Die  Geschichte  des  Franziskanerklosters  zu  ^Unser  Lieben  Frauen 
im  Walde'  in  Schweidnitz  hat  Kopietz^)  geschrieben.     Dasselbe  ist  die 
älteste  kirchliche  Stiftung  der  Stadt  und  von  den  Grafen  Wrbna  gegründet, 
wahrscheinlich  1214,   vollendet  und  eingeweiht  aber  erst  1220.     Die  Streitig- 
keiten, die  sich  im  Franziskaner-Orden  erhoben,  übten  ihren  Einflufs  auch  auf 
das  Kloster,  doch  schlofs  sich  dieses  der  strengen  Observanz  an.     Die  Refor- 
mation führte  1547  zur  Abtretung  des  Klostiers  an  den  Rat,    der  es    1566 
oach  dem  Tode  des  letzten  Bruders  mit  kaiserlicher  Genehmigung  in  Besitz 
nahm.     Der  Rat  stellte  allerdings  gegen  das  Abkommen  mit  den  Mönchen 
lutherische  Geistliche  an.  —  Einen  sehr  wertvollen  Beitrag  zur  Geschichte 
Schlesiens,   besonders  aber  zur  Stellung  dieses  Landes  der  hussitischen  Be- 
wegung gegenüber  liefert  eine  Abhandlung  von  H.  v.  Wiese.*)     Die  Graf- 
schaft Glatz,   obwohl  seit  den  ältesten  Zeiten  zu  Böhmen  gehörig,   nahm 
doch  eine  mehr  selbständige  Stellung  innerhalb  dieses  Landes  ein;    sie  war 
gewissermafsen    ein    Kammergut,    über    dessen    Einkünfte    die    Könige    von 
Böhmen  frei  verfQgen  konnten;   weshalb  sie  dieselbe  auch  oft  verpfändeten. 
Nur  Karl   lY.  hat  das  Land  25  Jahre  unter  eigener  Verwaltung  gehabt,  bis 
auch  er  es  an  den  Markgrafen  Jobst  verpfändete;  die  Zeit  Karls  IV.  ist  ver- 
bältnismälBig  die  glücklichste  für  Glatz.     Um   so  schlimmer  wurde  das  Land 
in  den  Hassitcnkriegen  heimgesucht.     Da  die   Grafschaft  fast  durchweg  von 
Deutschen    bewohnt  war,    so  stand   sie    den   hussitischen  Unruhen    feindlich 
g^enüber.      im  J.   1421    begannen  die  Feindseligkeiten.     Der   Landeshaupt- 
mann von    Glatz,    Puta  v.  Czastolowicz   war    einer   der   eifrigsten  Anhänger 
Sigismands;    1428  verteidigte  er  Glatz  aufs  tapfei-ste  gegen  die  anstürmenden 
Hunten,    doch  wurden  die  Schlesier  in  demselben  Jahre   bei  Wilmsdorf  in 
der  Nähe   von  Glatz  geschlagen,  wobei  der  letzte  Herzog  von  Münsterberg 
seinen  Tod   fand.     Auch  in  den  folgenden  Jahren   fanden  im  Glatzer  Lande 


I)  Jaden  in  Dyhrenfart  (Qrünwald)  b.  o.  Abt  I,  35^^.  —  2)  Breslao  aU  dtsche. 
Stadt  ?or  d.  ICongolenbnuide  ▼.  1241.  Z.  d.  V.  f.  0.  a.  Alt.  ScblesieDs  15,  527 — 44.  — 
Den.  giebt  ebds.  S.  564  Kachtrr.  aa  'Br.B  anrahige  Zeiten'  (Jahreeber,  m,  2,  169*).  —  (Zaun, 
Rudolf  V.  Bödeahoim,  a.  o.  S.  61«.  97« )  —  3)  Ebda.  S.  480—500.  Zu  deas.  »Pfarrkirche  in  S.' 
Jalmsber.  III,  «,  16%*)  giebt  Wem  icke  Kachtrr.,  ebda.  8.  567—64.  —  4)  D.  Glatzer  Land 
m  HiiMitaikriage 9  ebda.  S.  357—434.  —  Zu  Nürnberg,  Oeach.  Olatz',  (Jahresber.  III,  2, 
169*)  giebt  Wernicke  Nachtrr.,  ebda.  S.  565 — 69. 


noch  Kämpfe  statt,  doch  sind  die  Nachrichten  darüber  verloren.  Crastolowicz 
starb  1434;  indes  dauerte  es  lange  Zeit,  bis  sich  das  gänzlich  verwüstete 
Land  von  den  Verheerungen  des  Krioges  erholt  hatte;  die  nächsten  Folgen 
waren  die  übermälsige  Herrschaft  des  Adels  und  die  Unterdrückung  der 
Bauern,  die  meist  Leibeigene  wurden. 

Nach  Oberschlesien  führt  uns  A.  Swieuteks^)  Arbeit  über  den 
h.  Hyacinth.  Dieser  wurde  in  dem  Dorfe  Grofs  -  Stein  .  bei  Oppeln  gegen 
1200  geboren;  gestorben  ist  er  1257  in  Krakau,  kanonisiert  1594.  Er  ist 
der  einzige  schlesischc  Heilige. 

Zu  den  hervorragendsten  Klöstern  Niederschlesiens  gehörte  das 
Augustiiierkloster  zu  Sagan;  'kein  Kloster  in  Schlesien  hat  sich  durch  wissen- 
schaftlich gebildete  und  gelehrte  Männer  wie  dieses  ausgezeichnet';  freilich 
mufs  auch  sein  Besitzstand  zu  den  bedeutendsten  gehört  haben.  Zeugnis 
dafür  giebt  eine  Zusammenstellung  des  Oberlehrers  Heinrich.^)  Dieselbe 
stützt  sich  auf  ein  Zinsregister  des  Abtes  Ludolf  I.  vom  J.  1417.  Es  werden 
nach  dem  Register  aufgezählt  die  Propsteien  des  Stiftes,  die  Ortschaften,  die 
Münzen  des  Registers,  welche  eingehende  Schlüsse  auf  die  damaligen  Wert- 
verhältnisse gestatten,  femer  die  Mafse,  die  zinspflichtigen  Güter,  der  Besitz 
und  die  Rechte  des  Stiftes  und  zum  Schlufs  werden  die  Einkünfte  zusammen- 
gestellt, die  sich  aus  Opfern,  Zehnten,  Mafsgetreide ,  Mafshelleru,  Precarien 
(Reden),  Zöllen  und  Zinsen  zusammensetzen.  Nach  einer  Zusammenstellung 
des  zum  Stift  gehörigen  Hospitals  zum  h.  Geiste  folgen  vier  Beilagen:  ein 
Ablafsbrief,  ein  Lehnsbrief  des  Abtes  Ludolf  vom  J.  1408,  die  Saganer 
Minonten,  der  erste  Weihbischof  der  Diözese  Breslau.  —  Von  Bedeutung 
für  die  politische  Geschichte  Schlesiens  im  15.  Jh.  ist  ein  Vortrag  von  R. 
Werner*)  über  Ambrosius  Bitschen.  Der  Vf.  giebt  zunächst  eine  eingehende 
Übersicht  über  Entstehung  und  Entwicklung  des  Streites,  ob  Liegnitz  au 
Böhmen  fallen  oder  im  Besitze  der  Plasten  bleiben  sollte.  Ambr.  Bitschen, 
der  einer  sehr  angesehenen  Liegnitzer  Familie  angehörte  und  wiederholt 
dortiger  Stadtschreiber  und  Bürgermeister  war,  stand  in  diesem  Streite  auf 
Seite  Böhmens.  Darüber  entstand  unter  der  Btirgerschaft  grofse  Aufregung 
und  1454  ein  Aufstand,  der  mit  der  Hinrichtung  Bitschens  am  24.  Juli 
endete.  Dafs  sein  Plan  nicht  durchging,  ist  von  grofsen  Folgen  gewesen; 
denn  dann  hätten  die  Hohenzollern  keine  Rechte  auf  die  Liegnitzer  Fürsten- 
tümer erwerben  können,  und ' Schlesien  wäre  schwerlich  je  preufsisch  ge- 
worden. 

Die  angemessene  Vertretung,  welche  die  Provinz  Poseil  auf  der  Berliner 
anthropologischen  Ausstellung  1880  gefunden  hatte,  giebt  F.  L.  W.  Seh  wart z*) 
Veranlassung,  nach  dem  Kataloge^)  der  Ausstellung  in  kurzen  Bemerkungen 
die  bisherigen  prähistorischen  Funde  übersichtlich  zu  charakterisieren: 
Vereinzelt  kommen  vor  grofse  Gräber  mit  gewaltigen  Steinsetzungen,  quadra- 
tischen Steinkisten  aus  flachen  Steinplatten;  dagegen  sind  allgemein  verbreitet 
Gemeindegräber,  meist  mehrere  Urnen  enthaltend,  namentlich  Gesichtsnmcn ; 


1)  Ebda.  S.  501 — 510.  —  2)  D.  Stift  d.  regulierton  Aaguatiner- Chorherren  m  Sagan 
in  Schien,  n.  sein  Beaitaiitand  im  15.  Jh.  Progr.  d.  Oymn.  so  S.  (No.  174).  —  3)  Ambroaia» 
BiUchen;  D.  Stadtachreiber  v.  Liegnita.  E.  gench.  Gharaktorbild.  Liegnita,  Krambliaar.  t880. 
26  S.  —  4)  Materialien  z.  o.  prUiint  Karte  d.  Prov.  F.  8.  Nachtr.  PoseU)  Heine.  4^.  IS  S. 
n.  2  Tat;  auch  Progr.  d.  Frdr.-Wilh.-Qynin.  au  P.  Tgl.  Jahreaber.  III,  2,  170*.  —  5)  Jahre«. 
ber.  m,  2.  149*s. 


Sohl  »Meli.  IT,  171 

in  ihnen  kommen  Bronze  und  Eisen,  besonders  aber  Perlen  vor.  Hieran 
s«*hlief«t  S.  den  Bericht  ttber  die  Ansgrabangen  im  J.  1880;  den  Schlafs 
bildet  ein  Hinweis  auf  die  Spuren  prÄhistorischer  Eisenschmolzcn ,  die  sich 
aus  den  vorgefhndenon  Schlackenmassen  ergeben  und  der  Nachweis  dreier 
Stellen,  an  denen  auch  in  der  Provinz  Posen  die  Sage  von  einem  gespenstigen 
.fäger  vorkommt. 

Von  Qu  eilen  Publikationen  haben  wir  aufser  der  Ergänzung  und 
Vollendung  des  grofs-polnischen  Urkunden  Werkes*)  die  Herausgabe  des  Gnesner 
liehnsbuches  *)  zu  erwähnen,  wolches  im  ersten  Viertel  des  16.  Jh.  unter  dem 
Krzb.  Job.  v.  Leski  nach  Dhigoszs  Krakauer  Vorbild  zusammengestellt  ist. 
Die  in  polnischer  Sprache  geschriebene  Einleitung  enthält  einen  Bericht 
über  die  Entstehung  des  (lateinisch  geschriebenen)  Miber  beneficiorum*,  seine 
Geschichte  und  eine  Klarlegung  der  Bedeutung  desselben  in  rechtlicher  Be- 
ziehung; daneben  Untersuchungen  über  Mafse  und  Münzen. 

Neben  den  Urkundenwerken  kat  das  Jahr  als  besonders  bemerkenswert 
die  erste  Darstellung  der  Geschichte  der  Provinz  Posen  gebracht.^)  Der 
Vf.,  Staatsarchivar  in  Posen,  hat  daselbst  Quellenstudien  gemacht,  siuf 
denen  sein  der  Vorgänger  entbehrendes  Werk  aufgeba.ut  ist.  Die  äufsere 
Geschichte  der  Prov.  Posen  fällt  mit  der  Geschichte  des  polnischen  Reiches, 
von  1772  ab  mit  der  des  preufsischen  Staates  zusammen;  daher  betrachtet 
»'S  der  Vf.  als  seine  Hauptaufgabe,  die  innere  Geschichte  des  Posener  Landes 
nach  ihren  verschiedenen  Beziehungen  darzustellen.  Er  sieht  als  das  Haupt- 
föniernngsmittel  der  Provinz  die  enge  Berührung  mit  dem  Deutschtum  an, 
das  namentlich  durch  Kolonisation  mächtig  auf  das  Polentum  gewirkt  hat. 
Kr  bemüht  sich  nachzuweisen,  dafs  ein  besonderes  selbständiges  Leben  erst 
mit  der  Einverleibung  in  den  preufsischen  Staat  beginnt;  daher  nimmt  die 
Darstellung  dieser  neueren  und  neuesten  Entwicklung  des  Landes  fast  die 
gesamte  zweite  Hälfte  des  Buches  ein.  während  die  erste  in  vier  Abschnitten 
die  Geschichte  Posens  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  ersten  Teilung  Polens 
behandelt.  Als  ein  Vorzug  des  Buches  mufs  auch  die  einfache  und  klare 
Darstellaog  betrachtet  werden. 


1)  Codex  dipl.  mai.  Pol.  DocnmentB  etc.  (i.  Jahresber.  II,  2,  168^).  T.  IV.  compreh. 
Sapplemantom ,  indicem,  ngiUa  tabalis  impreoaa,  tabolam  mai.  Pol.  Poznaniae,  sampt  bibl. 
Kornicaiiaia  VIII,  389  S.  (=  Kodelu  Dyplomatyczny  Wielkopolaki  IV.).  —  2)  Joa.  de  Lasco, 
•iber  beneficiorani  arcbidioec.  OnernienBis,  soc.  litt  Posnan.  aiupice  e  codicibos  aatographis  Gnesn. 
«t  GaliM.  archiri  od.  J.  Lakownlci.  Notis  Tero  bistoriciB,  topogr.,  herald,  etc.  ac  Joa.  Lascii 
▼ita  ampliori  hoc  opas  adornaTit  J.  Korytkowski.  2  Tomi.  OnoMn,  Lange.  XVI,  809  ii« 
iiXXXVIU,  678  S.  m.  1  Karte.  •  3)  ühriiitian  Meyer,  Qeach.  d.  Lande«  P.  Posen,  Jolowicx. 
4S3  S.  ^m.  Index).  Rea.;  MHL.  10  (1882),  362— 6ö  (S.  Locwenfeld).  —  Kolberg,  Lob- 
iCiKdifht  aaf  d.  h.  Adelbert,  n.  ii.  S.  173^  —  Lukaiixewicz,  Posen,  b.  Jahreaber.  III,  2,   171^ 


II472  XXII.   P.  Wagner: 


XXII. 
P.  Wagner.    C.  Mettig. 

Deutscher  Orden  und  Preufsen.     Livland. 

Auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  des  Ordenslandes  Prenfsen  herrscht 
rege  Thätigkeit,  hervorgerufen  oder  doch  wesentlich  gefördert  durch  nicht 
weniger  als  fünf  historische  Vereine. 

Sehr  wesentlich  ist  zunächst  die  Bereicherung,  welche  die  Geschichte 
Preufsens  und  des  deutschen  Ordens  durch  Quelienpublikationen  erfahren 
hat.  Ober  M.  Perlbachs  bedeutsames  Unternehmen,  das  Toroerellische 
Urkundenbuch\^)  sowie  über  den  von  Toeppen  neu  begonnenen  dritten 
Band  der  ^Stäudetage' ')  behalten  wir  eine  genauere  Berichterstattung  den 
späteren  Jahresberichten  vor.  —  Unter  den  18  bisher  unbekannten  Urkunden, 
welche  M.  Perlbach')  aus  englischen  und  polnischen  Archiven  mitteilt, 
erregt  besonderes  Interesse  eine  Urkunde  des  Königs  Ottokar  v.  Böhmen,  die 
das  viel  bezweifelte  tiefere  Kindringen  desselben  in  Preufsen  sicher  stellt  — 
Gf.  Riant^)  veröffentlicht  7  Urkunden  zur  Geschichte  des  Ordens.  —  Einen 
unvermuteten  Beiti*ag  erhielt  die  preufsische  Rechtsgeschichte  durch  die  Ver- 
öffentlichung von  Wachstafeln  der  königlichen  Bibliothek  zu  Kopenhagen. 
G.  V.  Buchwald^)  entzifferte  und  publizierte  sie.  Sie  sind  zu  einem  Bande 
vereinigt,  der  aber  nicht  mehr  ganz  vollständig  ist  Es  sind  heute  nur  noch 
14  zweiseitige  und  eine  einseitige  Tafel  vorhanden.  Während  die  nieisten 
sonst  bekannten  nur  zu  Rechnungen,  Registern  und  Rollen  benutzt  worden 
sind,  enthalten  die  Kopenhagener  Protokolle  über  Verhandlungen  in  den 
Gerichten  der  Ordensgebiete  Putzig  und  Lauenburg  aus  den  Jahren  1373 
— 1419.  Ihre  Fassung  beweist,  dafs  sie  nicht  später  ausgearbeitet,  sondern 
noch  während  der  Verhandlungen  selbst  aufgenommen  wurden.  —  Im  An- 
schlüsse hieran  giebt  A.  Bertling^)  sehr  interessante  Mitteilungen  über  die 
Herstellung  und  Verwendung  von  Wachstafeln  im  allgemeinen  und  behandelt 
dann  im  speciellen  die  Kopenhagener  Tafeln,  aus  denen  die  Ergebnisse  ftlr 
die  Rechtspflege,  besonders  das  Prozefsverfahren,  und  für  die  Landeszustände 
in  den  Pommerellischen  Gebieten  Putzig  und  Lauenbnrg  zur  Zeit  des  Ordens 
sehr  eingehend  dargelegt  werden.  In  einem  nachfolgenden  Verzeichnisse 
werden  die  vorkommenden  Personen-  und  Ortsnamen  zusammengestellt  und 
hei  den  letzteren  die  Identität  mit  den  heutigen  Ortschaften  nachgewiesen. 
—  Von  den  jüngst  erschienenen  Bänden  der  'Hanserecesse' ^)  kommt  für 
uns  namentlich  der  über  die  Jj.  1443 — 1451  in  Betracht.  Die  vielfachen 
Verhandlungen  der  preufsischen  Städte  unter  sich  und  den  übrigen  Hanseaten 
betreffen  vor  allem  den  Streit  mit  dem  Könige  von  England  wegen  Be- 
schränkung des  englischen  Kaufmanns  in  Danzig,  und  hinzuweisen  ist  dabei 


1)  1.  Abt.  Daniig,  Bertling.  VI,  322  S.,  Tgl.  o.  S.  143«.  —  Üb.  d.  Vorbereitangen  •«. 
Jahro»ber.  lU,  2,  181».  -  2)  S.  Jahresber.  UI,  2,  1S2».  —  Bd.  3.  Lief.  1.  400  S.  R«c. 
(•Bl.  8p.  1787.  —  3)  Preufe.  ürkk.  auB  poln.  and  engl.  Archiven.  Altpreab.  MScbr.  18,  225 
—244.  -  4)  Archives  de  TOrient  laün.  1,  416—22.  —  5)  S.  o.  S.  144'.  —  ($>  ErlSate- 
Hingen  n.  Ergebniftse  d.  Kopenhagener  Wachntafeln.  Z.  d.  westpronfii.  GY.  Hft  4.  S.  34—82 
—  7)  S.  a.  Kap.  Haniia;  Tgl.  o.  S.   140*. 


Deutacber  Orden  and  Preufsen.  II  173 

auf  einige  Berichte  eines  Thoroei-s  aa  den  Hochmeister  über  den  Handel 
der  Preufsen  nach  England.  Auf  das  eigenttbnliche  Verhalten  des  Hoch- 
meisters Konrad  von  Erlichshaosen  der  Hansa  gegeuaber,  macht  y.  d.  Ropp 
in  der  Einleitung  aufmerksam.  —  Zur  Geschichte  der  Stadt  Königsberg  hat 
früher  schon  Perlbach ^)  sehr  dankenswerte  Beiträge  geliefert.  Neuerdings 
hat  er  die  gedruckten  oder  gelegentlich  citierten  Urkunden  der  Stadt  ge- 
sammelt und  in  163  Regestenformen  mitgeteilt.')  Beide  Arbeiten  zusammen 
enthalten  das  gesamte  bisher  bekannt  gewordene  Urkundenmaterial  der  Stadt. 
Den  Regesten  sind  die  erforderlichen  Angaben  über  die  Urkundentexte, 
soweit  P.  davon  Kenntnis  haben  konnte^  sowie  eine  Menge  von  Anmerkungen 
beigegeben,  die  zur  Erklärung  der  Urkunden  und  zur  Geschichte  der  Stadt 
von  Wert  sind. 

Unter  den  Quellenforschungen  sind  für  die  älteste  preufsische Ge- 
schichte von  Wichtigkeit  Dr.  Kolbergs')  Untersuchungen  über  die  Quellen 
zur  Geschichte  des  h.  Adalbert:  das  mehifach  gedruckte  Lobgedicht  auf  den- 
selben, die  ältere,  dem  Canaparius  zugeschriebene  Vita,  die  Passio  S.  Adal- 
berti  und  einige  kleinere  Stücke,  die  K.  sämtlich  auf  Grund  neuer  Vergleichung 
der  Hdss.  herausgegeben  hat.  Die  Resultate  seiner  Untersuchung  sind  über- 
raschend und  seine  Beweisführung  meist  überzeugend.  Während  man  das 
Gedicht  bisher  als  eine  Überarbeitung  der  älteren  Vita  angesehen  und  Cosmas 
von  Prag  als  Bearbeiter  vermutet  hatte,  weist  Kolberg  nach,  dafs  das  Ver- 
hältnis umgekehrt  liegt.  Das  Gedicht  ist  die  Vorlage  für  die  Vita,  ist  999 
in  Rom  entstanden,  und  sein  Vf.  ist  kein  Geringerer  als  Gerbert,  der  spätere 
Silvester  U.,  der  es  auf  Anregung  des  Kaisers  Otto  111.  zu  dem  Zweck  schrieb, 
die  Kanonisation  des  h.  Adalbert  vorzubereiten.  Die  ältere  Vita  hat  nach 
Kolberg  nicht  Canaparius  verfafst,  sondern  derselbe  Bruno,  der  auch  die 
jüngere  Vita  schrieb.  Die  Verschiedenheiten  beider  sind  aus  dem  Umstände 
zu  erklären,  dafs  der  älteren  das  Gedicht  vorgelegen  hat,  die  jüngere  dagegen 
ans  dem  Gedächtnis  und  nur  nach  dem  Schema  desselben  niedergeschrieben 
ist.  Die  Frage  nach  dem  Zweck  der  doppelten  Bearbeitung  ist  dabei  etwas 
oebensächlich  behandelt.  Von  der  Passio  S.  Adalberti  urteilt  K.,  dafs  sie  in 
der  Gestalt,  wie  sie  heute  in  der  Münchener  Hds.  vorliegt,  als  die  12  Lek- 
tionen eines  alten  Officium  S.  Adalberti  anzusehen  ist^  und  dafs  sie  aus  einer 
älteren  Passio  bearbeitet  ist.  Als  Vf.  dieser  älteren,  noch  vor  999  ge- 
schriebenen, gilt  ihm  Gaudentius,  der  Bruder  Adalberts. 

Von  den  Denkmälern  unseres  Gebietes  sind  die  Bauten  und  Befesti- 
gnngswerke  des  Ordens  mehrfach  Gegenstand  der  Untersuchung  geworden. 
Major  v.  Boenigk^)  findet  in  der  alten  Schanze  bei  dem  Dorfe  Tammo- 
wischken  bei  Insterburg  nichts  wie  frühere,  die  alte  Litauerburg  Kamenisvike, 
sondern  die  bekannte  Ordensburg  Tammow,  die  1376  den  Angriffen  der 
Litauer  erlag.  Die  lieste  einer  zweiten  von  ihm  untersuchten  Burg  liegen 
bei  dem  Dorfe  Kraupischkemen;  sie  gehören  der  Ordensburg  Walkow  an, 
deren  Lage  bisher  nicht  bekannt  war.  In  Tammow  und  Walkow,  sowie  in 
Georgenborg  sieht  B.  Glieder  eines  organischen  Verteidigungssystems,  dessen 
Mittelpunkt  Insterburg  war.  —  Derselbe  Vf.*)  hat  ferner  die  Umgegend 
der  Stadt  Wartenburg  untersucht,  eine   Reihe   von  Befestigungswerkeii   dort 


1)  JaiixMber.   I,    306«   -~  2)   Kegeaton   d.   Stadt    K.    1256—1524.     Altpr.    MS<^hr.   18, 

1—39.   —    3)  I>-    Lol>gedicbt   auf  d.    h.    Adalbert.     Z    f.   d.   G.   u.   Altertskde.    finiilanda    7 

1879/80),    79 — 112-  ^73 — 598.  —  4)  D.  S4:hlorsl)erge   KamsTicas,   Tammow  u.  Walkow  bei 

iMterUn^.    SB.  (L   Altertuma-Gee.  PruMia.    Jg.  1880/81.  S.  7i->84.  —  5)  Bbda.  S.  Co— 73. 


11,17-i  ^t^^-    P-  Wagner: 

konstatiert  und  unter  anderem  auch  die  ui'sprttugliche  Lage  der  Stadt  fest- 
gestellt. —  Toppen^)  setzte  seine  Beiträge  zur  Baugeschichte  der  alten 
preufsischen  Ordens-  und  Bischofsschlösscr  fort.  Kr  schildert  das  von  ihm 
untei*suchte  Schlofs  Stuhm,  dessen  Erbauung  in  die  erste  Hälfte  des  14.  Jh. 
fällt  und  von  dem  sich  Teile  bis  heute  erhalten  haben,  fenier  Christburg, 
das  sehr  früh,  wahrscheinlich  noch  vor  1237  angelegt  ist,  und  Pr.  Mark. 

Unter  den  darstellenden  Werken  erwähnen  wir  zunächst  einige  Ar- 
beitPii  über  die  älteste  Zeit.  V.  v.  Keltsch*)  beschäftigte  sich  mit  der 
Nationalität  der  alten  Bewohner  Preul'sens.  Er  findet  bei  ihnen  Reste 
der  meisten   europäischen    und   dazu  noch   einiger  asiatischer  Yölkerstämme. 

—  Ein  ungenannter  Autor*)  bemüht  sich,  aus  einigen  in  den  Provinzen 
Ost-  und  Westpreui'sen  vorkommenden  Ortsnamen  eine  Reihe  altpreufsischer 
Wortstämme  zu  erhalten,  um  aus  diesen  Rüokschltlsse  auf  die  frühere  Be- 
schaffenheit des  Jjandes,  seine  Kultur,  seine  Flora  und  Fauna  vor  Einwan- 
derung der  Deutschen  zu  machen.  —  Mit  gröfserer  Sprachkenntnis  und  Un- 
befangenheit behandelt  F\  Hoppe*)  ein  ähnliches  Thema  in  einer  Fortsetzung 
seiner  Forschungen  über  die  Orts-  und  Personennamen  der  Provinzen  Ost- 
und  Westpreufsen. 

Toppen*)  schildert  das  Verhältnis  der  preufsi sehen  Stände  zum 
deutschen  Orden  bis  zum  J.  14.^4.  Er  zeigt,  wie  die  Hochmeister  seit  der 
Tannenberger  Schlacht  die  Stände  zur  Bewilligung  von  Stenern  bedurften, 
wie  diese  ihrerseits  die  hülflose  Lüge  der  ersteren  benutzten,  um  sich  neue 
Konzessionen,  znlet-z!  die  Anerkennung  ihres  Bundes  zu  erwirken.  Auch  auf 
dem  Gebiete  der  Gesetzgebung  und  der  auswärtigen  Politik  macht  sich  ihr 
Eintiufs  bald  sehr  nachdrücklich  geltend.  Die  Versuche  einer  ständigen  Ver- 
tretung beim  Hochmeister  hatten  anfänglich  keinen  grofsen  Erfolg,  erst  der 
Bund  von  1440  brachte  ihnen  eine  feste  Organisation. 

Die  übrigen  Arbeiten  sind  lokalgeschichtlich  gehalten. 

In  Ostpreui'sen  sucht  Th.  Hoffheinz*)  die  Zeit  der  Anlage  der  sieben 
Brücken  Königsbergs  zu  bestimmen  und  erklärt  den  Ursprung  ihrer  Namen. 

—  Die  Nachrichten  über  den  Artushof  und  die  St.  Georgsbrüderschaft  in 
Braunsberg  hat  Prof.  Hipler')  zusammengestellt.  Es  ergiebt  sich,  dafs  der 
Artushof  bereits  im  14.  Jh.  erwähnt  wird,  und  dafs  damals  wahrscheinlich 
auch  schon  die  St.  Georgsbrüderschaft  bestand,  wenn  auch  bestimmte  An- 
gaben über  sie   erst  aus  dem   16.  Jh.   vorhanden  sind.     Bischof  Cromer   or- 


1)  Zar  Baugeschichte  der  Ordens-  a.  Bischofs -SchlÖmer  in  Preufsen.  Z.  d.  WestpreuiVi. 
GV.  Heft  4,  8ä— 127.  —  2)  Nationalitat  d,  Aisten  u.  Preo(Mn.  AIt|ireiirs.  MBchr.  18,  538 
•  -  GOö.  ~-  Mannhardt,  Aestyer,  s.  o.  S.  3^  —  »))  Preufs.  Ortsnamen.  Von  R.  J.  Altpr. 
MSi'Jir.  18,  40 — 52.  —  4)  Orts-  u.  Personennamen  d.  Provinaen  Ost-  and  Westiireufson.  VII. 
Ebda.  S.  245 — 70.  —  Von  mehr  philologischem  Interonse  sind  drei  Aufsätze  in  den  (Ueidei> 
berger)  Mitt.  d.  LitauUchon  Litterar.  Oes.  4.  Uft:  Üb.  d.  lit.  Volkslied  od.  d.  Daina  (S.  18G 
-218).  —  J.  Koncavicz,  Wörter  u.  Redensarten  in  schadowscher  Mundart  (S.  222 — 238). 
—  F.  Tamm,  Einige  germanische,  bes.  nddtsche.  Wörter  im  Littauischeu  (S.  238—242), — 
d.  beiden  letzteren  rein  lexikogr.  —  ö)  D.  dtsche.  Bilterorden  u  d.  Stande  Prea&ens.  UZ. 
4«;,  4:^0—4 St.  —  Lohmeyer,  Gesch.  v.  Ost-  u.  WestproufAOii  (Jahresber.  111,  2,  179')  iüt 
in  '1.  Aufl.  erschienen.  Rec.  CBl.  1882.  No.  40.  —  Simon sfeld,  z.  dtsoh.  Oesch.  auR 
\('ucdig,  s.  o.  S.  5!i '.  -  Von  B.  Benecke,  Fisthe,  Fischerei  und  Fischzucht  in  Ost-  u. 
Wflstpr.  Auf  Grund  eig.  Anscluiuuiig  gemeinfafAl.  dargestellt.  Mit  493  (Uolzschn.-) Abbild. 
V.  H.  Braune.  Königsberg,  Härtung.  Vill,  .'il4  S.,  —  sind  d.  hist.  Partieen  bereite  be- 
Sprüchen  (Jahresber.  111,  2,  18:)'.  8,  21H^),  Rec.  CBl.  1882.  No.  30.  -  6)  1).  7  Brficken  K.h 
Altprpufs.  MSchr.  18,  282  21)2.  —  7)  D-  Artushof  u.  d.  St.  Go.>ig«tibrOder  in  llr.  Z.  f.  d. 
0.  u.  AltertttBiskunde  £rmland«  7,  608—25. 


Deutscher  Orden  uiul  Preufsuit.  II  175 

neuerte  die  Statuten  des  Artashofei^  im  J.  1583.  Die  Urkunde  teilt  H«  voll- 
ät&ndig  mit  Der  Hof  existierte  bis  1760,  die  Georgsbi-üderschaft  noch  heute 
als  Begräbuisbrüdei-schaft. 

Für  Westpreufseu  sind  die  Danziger  Handelsbeziehungen  nach  ver- 
scbiedeuen  Richtungen  hin  erörtert  worden.  Schanz^)  führt  besondersaus, 
wie  es  das  unablässige  Streben  der  englischen  Politik  unter  den  ersten  Tudors 
war,  dem  englischen  Kaufmann  in  Danzig  das  Recht  des  freien  Verkehrs  auch 
mit  den  Fremden  zu  erwirken,  und  wie  nachdrücidicli  sich  Danzig  dagegen 
sträubte.  -~  Einen  Prozefs  Danzigs  im  15.  Jh.  behandelt  Damus.')  Er 
betraf  den  Streit  der  Stadt  mit  den  Bischöfen  von  Lesslau  wegen  Schaden- 
ersatz für  die  Zerstörung  des  bischöflichen  Hauses  auf  dem  Bischofsberge 
durch  die  Danziger  im  J.  1414.  Erst  im  J.  1435  wurde  er  durch  gütlichen 
Vergleich  beendet.  —  Bei  Gelegenheit  der  Neuordnung  des  Thorner  Rats- 
arcbives  hat  der  dortige  Bürgermeister  G.  Bender^;  eine  Menge  von  Briefen, 
Zinsbflchcrn  und  Registern  gefunden,  die  bi:3her  ganz  unbeachtet  geblieben 
waren,  die  aber  ftlr  die  Geschichte  Thorns  im  Mittelalter  von  Interesse  sind. 
Aus  ihnen  hat  er  diejenigen  Nachrichten  zusammengestellt,  welche  sich  auf 
die  Familiengeschichte  des  Kopemicus  beziehen,  namentlich  auf  die  Familie 
8(*iner  Mutter  Barbara,  der  Tochter  des  Thorner  Schöffenmeisters  Lucas 
Watzelrode.  Er  hat  damit  einen  schätzbaien  Beitrag  zu  der  viel  und  nicht 
ohne  Leidenschaft  erörterten  Frage  nach  der  Nationalität  des  groüsen  Astro- 
uomen  gegeben;  denn  es  ist  ihm  gelungeu,  die  Einwendungen  K^trczyuskis 
gegen  die  deutsche  Abstammung  der  Mutter  des  Kopernicus  zu  widerlegen. 
In  7  Beilagen  verbreitet  sich  B.  mit  Hülfe  Thorner  Archivalieu  über  die 
Nationalitäten  in  und  um  Thorn  im  15.  Jh.,  über  die  Münz-  und  Rechts- 
geschichtc  der  Stadt,  über  das  ludigenat  des  ermländischen  Bischofs  Lucas 
Watzelrode,  über  das  Geburtshaus  des  Kopcinicus  und  über  die  Existenz 
eines  Marcus  König  in  Thorn  iu  der  Mitte  des  15.  Jh.  Von  Interesse  ist 
besonders  die  Erörterung  der  Nationalitäten  in  und  um  Thorn.  Bender  ge- 
laugt zu  dem  Resultat,  dafs  die  Bevölkcruug  bis  in  das  15.  Jh.  hinein  im 
wesentlichen  deutsch  war,  dafs  erst  seit  1410  das  polnische  Element  in  den 
niederen  Volkskreisen  der  Stadt  und  auf  dem  Lande  zunimmt.  Zwar  hat 
Ketrczynski^)  ihm  in  vielen  Einzelheiten  widersprochen  und  gewifs  mit 
Hecht,  indessen  wii'd  der  deutsche  Charakter  der  Stadt  durch  seine  Ent- 
gegnungen nicht  alteriert.  —  Ober  die  Thorner  Familie  Stroband  bringt 
Curtze^)  aus  einer  Familieubibel,  jetzt  in  der  Thorner  Gymnasial bibliothek, 
einige  genealogische  Notizen,  die  Christian  Stroband  1483 — 1531,  später 
di'sseu  Sohn  Hans  eintrug.  -  Als  'Geschichte  des  Culmerlandes  bis  zum 
Thonier  Frieden'*^)  giebt  sich  die  zweite  Auflage  einer  Schrift  von  Brauns 
aus,  die  bereits  im  Jahre  1853  unter  dem  bescheideneren  Titel  ^Ober  die 
Ortsnamen  im  v.'ulmerlandt;',  erschienen  ist.  Eine  Veiünderung  des  Inhalts 
»i  nicht  vorgenommen  worden. 


1)  .S.  o.  S.  75*.  —  2)  e.  Proasefs  D  s  im  15.  Jh.  Z.  dea  Weatpr.  GV.  Heft  ;J,  .51 
--72.  _  Dem.,  D.»  Beziehungen  zu  Frkr ,  s.  Abt.  111,  Kap.  IX,  l.  —  KeRtner,  Eberh. 
Ferbcr,  «.  ebda.  —  B)  ArchiTaliache  Beitrr.  zur  Familiengesch.  d.  Nie.  Coppernicua  nebat  Boi- 
li^ea.  Mitt  des  Coppernic.-V.  f.  Wiasensch.  u.  Runtt  zu  Thorn.  Heft  3,  61 — 126  (auch  sep.) 
tjß  S.  —  4)  AltpreufH.  MSehr.  11»  fl882),  318—28.  —  r>)  Urkundl.  Notizen  über  d.  Fani. 
Ser.  in  Thorn.  Ebda.  18,  174  f.  —  tt)  2.  Aull.  Thoru,  Lambeck.  226  S.  -  Altertümer 
in  .SrhJochau   (Ka»i»ki)  a    o.  8    H«'". 


11,176  XXII.    C.  Mettig: 

Der  Provinzialgeschichte  in  Deatschland  kann  sich  die  Historiographie 
der  rassischen  Ostseeprovinzen  Liv-,  Est-  und  Knrland  dreist  an  die 
Seite  stellen,  da  sie  sich  sowohl  durch  Reichhaltigkeit,  als  auch  durch  manche 
gediegene  Leistung  auszeichnet. 

An  die  Spitze  unseres  Berichtes  tther  Quellenpublikationen  stellen 
wir  die  hervorragendste  Arbeit  dieses  Jahres,  den  7.  Band  des  ^Liv-,  £st- 
und  Kurländischen  Urkundenbuchs',  ^)  der  in  einer  allen  Anforderungen  der 
Wissenschaft  in  jeder  Hinsicht  genügenden  Weise  aus  39  Archiven  des 
In-  und  Auslandes  813  Urkunden  bringt  Die  vortreffliche  Einleitung 
giebt  über  den  Inhalt  und  die  Verwendbarkeit  des  publizierten  Materials  in 
klarer  Übersicht  Aufschlüsse.  Die  Mannigfaltigkeit  der  für  die  Geschichte 
der  verschiedenen  Teile  des  so  „wunderbar  komplizierten^^  livländischen  Staats- 
wesens dargebrachten  Spende  verbietet  hier  eine  Darlegung  der  durch  dieses 
Werk  gewonnenen  Resultate.  —  Mit  demselben  im  Zusammenhang  stehen 
die  Urkundenregesten  bis  1 300  von  dem  Nestor  der  livländischen  Greschichts- 
forschung  F.  G.  v.  Bunge,^)  welcher  mit  dieser  Arbeit  seine  fruchtbringende 
Thätigkeit  abschliefsen  will.  Zu  seinem  fundamentalen  Werke,  dem  'Ur- 
kundenbuche', liefert  der  Vf.  Ergänzungen  und  Korrekturen.  1518  Nummern 
enthält  der  Teil  der  chronologischen  Regesten,  265  der  2.  Teil,  welcher  zum 
Inhalt  hat:  Nachweis  der  mangelhaft  oder  unrichtig  datierten,  sowie  der 
unechten  Urkunden.  Jedem  Benutzer  des  Urkundenbuchs  der  erwähnten 
Epoche  ist  diese  Arbeit  unentbehrlich.  —  M.  Perlbach 3)  hat  Regesten 
von  42  Urkunden  des  rigaschen  Eapitelarchivs  in  der  fürstlich  Czartory skischeu 
Bibliothek  zu  Kmkau,  dann  Kollationen  von  Urkunden  und  einige  bisher  un* 
bekannte  Dokumente,  gröfstenteils  aus  dem  13.  Jh.,  veröffentlicht.  -  Winckel- 
mann^)  giebt  Regesten  von  4  auf  die  livländische  Geschichte  sich  beziehenden 
Urkunden  des  13.  Jh.  —  Eine  für  die  Stadtbibliothek  erworbene  Hds.*)  ent- 
hält Urkunden  vom  13.— 16.  Jh. 

Unter  den  hanseatischen  Quellen  bietet  die  Fortsetzung  der  2.  Ab- 
teilung der  Hanserezesse ^)  Akten  von  5  livländischen  Städtetagen,  auf 
welchen  der  Ausschlufs  der  Stadt  Nowgorod  vom  Handel  in  Folge  des 
Krieges  mit  dem  Orden  die  wichtigste  Frage  bildet  Auf  den  4  Städtetagen 
in  der  neu  begonnenen  3.  Abteilung  erscheinen  die  Städte  und  der  Orden 
in  Mitleidenschaft  gezogen.  Bedroht  von  der  Nachbarschaft  des  Moskowiters 
suchen  sie  bei  den  Genossen  des  Bundes  Hilfe.  Aber  der  Fall  Nowgorods, 
dieser  einstmals  so  wichtigen  Hansestadt,  interessiert  jetzt  kaum  noch  die 
gesamte  Hanse;  wenig  thut  dieselbe  zum  Schutze  des  östlichsten  Emporiums 
ihres  Handels,  lebhafter  ist  ihre  Teilnahme,  als  1481  ein  erbitterter  Streit 
zwischen  dem  Orden  und  der  Stadt  Riga  ausbricht.  —  In  dem  Werke  von 
(t.  Schanz 7)  finden  sich  3  Dokumente  über  Rigaer  Beziehungen  zu  Eng- 
land (1498  f.).  —  37  im  revalschen  Ratsarchive  von  K.  Höh  1  bau m^)  auf- 
gefundene   und    von    ihm    publizierte    Pergamentblätter    enthalten     genaue 


1)  Begr.  T.  F.  G.  y.  Bunge;  (im  Auftrage  d.  balt.  Ritterschaft  u.  Städte)  fortgesetzt  v. 
H.  Uildebrand.  7  Bd.  1423  Mai  bis  1429  Mai.  Kiga,  Deubuer,  Leipz,  Steinacker.  XXXIl, 
G08  S.  —  2)  Liv-,  est-  u.  kurländische  Urkk.-Rege8ten  bis  zum  J.  1.300.  Loipz.,  Duncker  u. 
Humblot  X,  119  8.  —  3)  Mitt.  aus  d.  livl.  G.  Bd.  13,  Hft.  1,  S.  1  ff.  —  vgl.  u  S.  177». 
—  ^)  SB.  d  gelehrten  estnischen  Ges.  1880.  —  7>)  G.  Berkholz,  Cori)u»  der  Pririlegien 
u.  Besitzarkunden  des  rigaMchen  Jesuitenkollegiunis.  SB.  d.  Ges.  f.  G.  u.  Altertumskde.  Kigasche 
Zg.  Beil.  178.  —  6)  S.  u.  Kap.  Hanse.  —  7)  S.  o.  S.  75*.  --  8)  E.  Revalsche  Pfnndzoll- 
berechnung  aus  den  Jj.  i:i8L'  ii  84.  Beitrr.  /..  Kenntn.  K^t-,  Liv-  u.  Kurlands  2  (1880r. 
Heft  4.    S,  492  ff. 


^▼Uad.  H177 

Aufzeichnangen  über  Schiffsbewegnng  in  Reval  nebst  Angaben  Aber  Ladongs- 
eigner,  Schiffe,  Wert  der  Ware  and  Aber  den  zu  entrichtenden  Pfnndzoll. 
Derartige  Yerzeichnisse  haben  sich  bis  jetzt  nicht  finden  lassen.  —  Man- 
tels^) macht  aafimerksam  auf  131  in  Lübeck  aufbewahrte  PfandzoUqmttungen 
der  Stftdte  Reval,  Biga,  Pemaa  und  Windaa. 

Von  den  Aa&eichnungen  über  die  aus  dem  Gmndbesitz  herflielsenden 
Einkünfte  der  Stadt  Riga  (1334—1344;  1344—1406;  1488—1517)  hat 
J.  G.  L.  Napiersky*)  eine  wertvolle  Aasgabe  geliefert  Dieselbe  bietet 
nicht  allein  interessantes  Material  fOr  die  Kenntnis  des  Immobiliarbesitzes 
and  der  Topographie  der  Stadt,  sondern  aach  für  die  Sprachforschang,  Namen- 
and  Personenkunde,  für  die  Geschichte  verschiedener  Rechtsinstitate  and  der 
Gewerbe.  —  Hildebrand')  publiziert  die  von  dem  1710  verstorbenen 
rigaschen  Ratsherrn  Andreas  Diepenbrock  zusammengestellten  Notizen  aus 
einem  Missivbuch.  Unter  denselben  begegnet  uns  auch  ein  Schreiben  über 
die  Rechte  des  Ordens  und  des  Erzbischofis. 

Die  Erfurter  StudentenmatrikeM)  weist  gegen  50  Livländer  auf,  welche 
sich  an  der  wissenschaftlichen*  Thätigkeit  zur  Zeit  der  Entfaltung  des  deutschen 
Humanismus  auf  der  dortigen  Hochschule  beteiligt  hatten. 

Gehen  wir  nun  zu  den  Monographieen')  über. 

Für  das  13.  Jahrhundert  macht  G.  Berkholz*)  auf  den  Wert  des 
Perlbachschen  Urkundenfandes  ^)  aufmerksam  und  giebt  neue  Aufschltlsse  über 
manche  in  den  betreffenden  Urkunden  vorkommende  Ortsnamen,  wie  auch 
zugleich  ergänzende  Nachrichten  zur  Geschichte  des  erzbischöflichen  Archivs. 
Von  hohem  Interesse  ist  eine  Hypothese,  dafs  der  in  der  Urkunde  v.  1259 
erwähnte  Priester  Heinrich  von  Papendorf  unser  erster  Chronist  Heinrich  von 
Lettland  gewesen  sei.  —  £.  Löfflers^)  Fingerzeige  zur  Beurteilung  des 
historischen  Wertes  der  Danebrogsage  sind  beachtenswert.  Das  älteste  Revaler 
Wappen,  wie  wir  dasselbe  an  Urkunden  aus  dänischer  Zeit  mit  der  Um- 
schrift: 'revl*  kennen,  ist  der  Danebrog.  Hierauf  sich  stützend  sucht  L.  den 
Ursprung  der  dänischen  Nationalflagge,  die  der  Sage  nach  1219  an  der  est- 
ländiscben  Küste  vom  Himmel  gefallen  sein  soll,  mit  Waidemars  Zug  nach 
Estland  und  der  Gründang  Revals  in  Zusammenhang  zu  bringen. 

Den  Übergang  zum  14.  Jahrhundert  bildet  der  Aufsatz  von  G.  Berk- 
holz*)  über  die  litterarischen  Arbeiten  der  rigaschen  Erzbischöfe  Albert 
Saerbeer  und  Friedrich.  —  K.  HOblbaum^^^)  liefert  eine  kurze  Lebensbe- 
aehreibung  des  vorzüglichen  Chronisten  des  deutschen  Ordens  Bartholomäus 
Hoeneke,  der  in  dem  nördlichen  Livland  als  Geistlicher  geirirkt  hatte;  über 
die  schriftstellerische  Thätigkeit  H.s  läfst  sich  der  Vf.  ausführlicher  aus.  — 
Bel^^)  beginnt  über  die  rigaschen  Gewerbe  im  Mittelalter  eine  Reihe  von 
Aaftätzen  zu  veröffentlichen,  zu  denen  ihm  neben  den  publizierten  Quellen 
(Schrägen,  libri  redituum.  Schuldbuch)  die  noch  nicht  veröffentlichten  Kämmerei- 
rechnungen das  Material  geliefert  haben.     Von  den  1883  erschienenen  Ar- 


1)  S.  n.  Kap.  HanBe.  —  2)  B.  Ubri   reditanm  d.  Stadt  R.    Nach  d.  Origmalhdas.  hng. 
I  latpL,  DoBcker  o.  Hnmblot    XLYU,   224  S.    Bec.  CBl.  Sp.  1404  f.  —  8)  Autsüge  au  a. 

'  Terloreaen  Bigiachen  MiMiT-Bache  t.  1347—84.     Mitt  an«  d.  liW.  G.  18,  97  £  —  4)  S.  o. 

a  1S4^  —  5)  LiTl.  CiTÜproxeCi  (Schmidt)  b.  o.  S.  70>.  ->  Qeborene  LUbecker  als  fiati- 

kema  in  Kiga  etc.  a.  o.  S.  142«.  —  6)  Mitt  aus  d.  UtI.  6.  Bd.  Id,  Hft.  1,  24  ffl  —  7)  S.  o. 

S.  172*   —  8>  Bidrag  til  Bedymmelse  af  Danebrog-Sagnett  hiatorike  Yaerd.    Hiat  Tidakrift  5. 

Roekke  S.  Bind.   8.  H.   KjdbenhaTn.   —  9)  SB.  d.  Oes,  f.  G.  a.  AltertnmBkde.    Bigaer  Zg. 

Xo.  206.  —   10)  Allg.   dtM^he.  Biogr.  Bd.  18.   —   11)  G.  Mettig,   Bigitche  Stadt-Ba  No. 

42   44.  46. 

Hiatoriseh«  J«br«Bb«riohU.    1881.    II.  VA 


11,178  XXn.   C.  Mettig. 

tikeln   behandelt   einer   die  Meisterstficke  verschiedener  Gewerke.    —   Von 
demselben^)  Vf.  ist  ein  Aufsatz  Aber  Bischof  Wescelos  v.  Dorpat  (1342— 
1344)  zu  erwähnen,   in  welchem   ergänzende  Notizen   zur  Chronologie  des 
genannten  Bischofs  und  zur  Feststellung  seines  Todesjahres  gegeben  werden. 

In  Ermangelung  einer  selbständigen  Monographie  aus  dem  15.  Jahr* 
hundert  führen  wir  Hildebrands ^)  schon  erwähnte  Einleitung  zu  Bd.  7 
unsers  Urknndenbuchs  an,  die  uns  auf  Grundlage  des  neupublizierten  Ma- 
terials die  Zeitgeschichte  v.  1423 — 1429  in  scharfen  Ztlgen  markiert.  Klar 
beleuchtet  H.  die  Verhältnisse  des  Ordens  zu  Polen,  litthauen,  Schweden, 
Nowgorod,  zur  Hansa  und  zu  den  übrigen  Gebietigem  in  Livland  selbst  und 
gewährt  in  die  Politik  der  Städte,  besonders  Rigas  und  Revals,  interessante 
Einblicke;  auch  erfährt  in  nicht  unbedeutendem  Grade  die  Kulturgeschichte, 
wie  die  Rechts-,  Münz-  und  Kirchengeschichte,  eine  Erweiterung. 

Den  letzten  Abschnitt  dieses  Berichtes  mögen  die  auf  Ethnographie, 
Archäologie  und  Numismatik  sich  beziehenden  Arbeiten  bilden. 

J.  Döring*)  gelangt  zu  dem  flberraschenden  Resultate,  dab  nur  ein 
Viertel  der  heute  in  Kurland  lebenden  Letten  direkte  Nachkommen  der  Ur- 
einwohner gewesen,  die  übrigen  aber  lettisierte  Kuren  von  finnischer  Natio- 
nalität oder  von  den  deutschen  Landesherren  in  Kurland  angesiedelt  worden 
seien.  Interessant,  indessen  nicht  unanfechtbar,  ist  diese  Hypothese.  Von 
bleibendem  Werte  jedoch  müssen  wir  die  Feststellung  mancher  in  den  Quellen 
erwähnter  Orte  bezeichnen.  —  G.  Greringks^^)  archäologische  Studien  er- 
strecken sich  auf  die  Nationalität  und  Lebensweise  der  ältesten  Völker  in 
den  OstseeproYinzen.  Vom  Onegasee  bis  nach  Samland  hinein  hat  ein  Wander- 
Yolk  finnischer  Rasse  (ein  Teil  desselben  fenni  des  Tacitus)  gelebt,  welches 
Jagd  und  Fischfang  trieb,  Geräte  aus  Stein  und  Knochen  verfertigte  und 
auch  Thongeschirre  benutzte.  Zugleich  werden  von  G.  alle  Beweise  für  das 
Vorhandensein  von  Resten  alter  Pfahlbauten  in  den  Ostseeprovinzen  als 
unbegründet  beseitigt.  —  Ein  verwandtes  Gebiet  berührt  J.  Jung,^)  indem 
,er  nachzuweisen  sucht,  dafs  die  von  Heinrich  v.  Lettland  erwähnte  Burg 
des  Lembit  Leole,  im  heutigen  Lihowa  gestanden  habe  und  eine  genaue 
Untersuchung  der  19  Steinlager  im  Würzgerwsee  anstellt.  —  Über  einen 
interessanten  Münzfund  auf  dem  Grundstück  des  Konvents  des  heiligen  Geistes 
in  Riga  referiert  Ant  Buchholt z.^)  Die  an  den  Tag  geförderten  nordischen 
Bracteaten  aus  dem  12.  Jh.  (mit  einem  Denar  der  Abtei  Corvei  v.  1250)  sind 
die  ältesten  der  bis  jetzt  in  Riga  gefundenen  Münzen.  —  Schliefslich  mag 
noch  darauf  hingewiesen  werden,  dafs  Harry  Jansen  ?)  und  F.  Löwe^) 
estnische  Sagen  in  deutscher  Sprache  veröffentlicht  und  dazu  J.  Klinge,^) 
L.  Stieda^^)  und  Körber i^)  Beiträge  geliefert  haben. 


1)  Mitt  aus  d.  Uyl.  Q.  Bd.  13,  Heft  1,  S.  85  ff.  —  2)  S.  o.  S.  176«.  —  3)  Üb.  d. 
Herkunft  d.  knrlftnd.  Letten  etc.  SB.  d.  kurl.  Ges.  f.  Litt.  u.  Kunst  p.  J.  ISSO.  S.  20.  An- 
huig  S.  47—118.  —  4)  SB.  d.  gelehrten  estnuchen  Ges.  f.  1880.    S.  47  ff.  172  ff.  113  ff. 

—  5)  Ebda.  S.  36.  136.  -    6)  SB.  d.  Ges.   f.  G.  n.    Altertskde.     Big.  Zg.    Beil.  No.  217. 

—  7)  Dorpat,  H.  Laakmann.  —  8)  Dorpat,  Mattiesen.  —  9)  SB.  d.  gelehrten  estn.   Qes. 
S.  174.  —  10)  Ebda.  S.  172.  —  11)  Ebda.  S.  99. 


Bcbwei*.  H179 


XXTTT. 
B.  Hidber. 

Schweiz. 

Mit  der  Prähistorie  hängt  in  der  Schweiz  die  römische  Periode 
bereits  anfs  engste  zusammen;  beide  werden  vielfach  zum  Ausgangspunkt 
der  Ortsgeschichte  genommen. 

Funde  ans  den  Pfahlbauten  hören  noch  nicht  auf,  da  auch  die 
Torfmoore^)  hierfür  durchforscht  werden.  Sie  sind  nicht  Gegenstand  ge- 
schichtlicher Forschung,  da  ihnen  die  Zeitbestimmung  fehlt,  aber  sie  geben 
Kunde  Yon  menschlicher  Thätigkeit  aus  frühester  (?)  Zeit.  Darum  eben  werden 
sie  bei  der  Geschichte  einzelner  Orte  gerne  an  die  Spitze  gesteUt,  wie  in 
der  Geschichte  der  Gemeinde  Wetzikon  im  Kanton  Zürich.')  Der  Vf.  knüpft 
daran  die  Darstellung  der  jeweiligen  Zustände  in  der  römischen,  alemannischen, 
mittelalterlichen  und  neueren  Zeit.  Die  Gemeinde  kam  djDirch  Pfandschaft 
an  die  Stadt  Zürich.  —  In  ähnlicher  Weise  werden  die  prähistorischen  Ver- 
hältnisse Südwestdeutschlands  und  der  Schweiz  in  den  ^Schriften  des  Vereins 
fttr  Geschichte  des  Bodensees*  besprochen.')  Daran  schliefst  sich  eine  ge- 
schichtliche Darstellung  Arbons^)  am  Bodensee.  Der  Name  Arbona  wird 
f&r  keltisch  gehalten;  er  erscheint  aber  erst  in  der  Notitia  dignitatum.  Der 
nordöstliche  Teil  des  helvetischen  Gebietes  gehörte  mit  dem  Bodensee,  der 
Lacus  Raetiae  Brigantinus  hiefs,  zu  Raetia  II.  Als  sich  in  den  Jj.  235 — 282 
u.  Chr.  die  Stürme  der  deutschen  Völker  gegen  das  römische  Reich  erhoben, 
war  Arbon,  von  den  Römern  Arbor  felix  genannt,  eine  befestigte  Poststation 
der  Römer  nnd  endlich  eine  Grenzfestung  gegen  die  Alemannen.  —  In  einer 
andern  Schrift^)  erscheint  Arbon,  obwohl  unstreitig  von  römischer  Anlage 
als  eine  alemannische  Ansiedlung,  in  der  schon  früh  eine  christliche  Ge- 
meinde mit  V^illimar  und  seinem  Gehilfen  Hiltibold  an  der  Spitze  sich  findet. 
Von  dort  ist  Konrad  Frhr.  v.  Arbon  (1138 — 1156)  Bischof  v.  Konstanz. 
Konradin  ▼.  Hohenstaufen  schenkt  Arbon,  im  J.  1266  eigenes  Gericht.  Noch 
gröfsere  Rechte  erhält  es  durch  den  Freiheitsbrief  Kaiser  Ludwigs  v.  1335 
and  den  von  Kaiser  Wenzel,  laut  welchem  es  vor  kein  fremdes  Gericht  ge- 
laden werden  darf.  —  Noch  immer  kommen  in  Baden  im  Kt.  Aargau 
römische  Altertümer  zum  Vorschein.^)  Baden  hatte  laut  einer  Inschrift 
unter  Kaiser  Tiberius  öfifentliche  Gebäude  und  viele  Privatwohnungen.  Noch 
immer  werden  dort  Münzen  von  Gold,  Silber  und  Kupfer,  Schmucksachen 
wie  Haarnadeln,  Brochen,  Glaskugeln,  Haus-  und  Küchengeräte,  Scherben  von 
Glasfenstem,  Schnellwagen  u.  a.  m.  gefunden.  Von  eigentümlicher  Beschaffen- 
heit ist  ein  7  cm  tiefes  pfannenartiges  Gefäfs  mit  breiter  Handhabe.     Rings 


1)   J.  Mesaikomer,    D.   Aatbentang    der  Torfmoore    im    Kt  Zürich  L.   Aosl.  No.  3. 

-  2)  P.  Meyer,  Gesch.  d    Gemeinde  W.     Zürich,  Uöhr.    VI,  610  S.  m.  1  lith.  Karte.  — 
:()  V.  Tr51«chy  i.  SVGBodenaee.  UfL  10.  —  4)  F.  Haug,  A.  in  römischer  Zeit.    ebda.  — 

—  5)  Bartholdi,  Gesch.  A.s  im  MA.  u.  in  d.  neaeren  Zeit.  SYOBodensee.  Hft.  10  (1880). 
-  6)  Frieker,  D.  rchn.  Fände  in  Baden,  i.  13.  JB.  d.  V.  schw.  Gymnasiallehrer.  Aaran, 
HoorJÜiider. 


xr 


n,180  XXm.   B,  Hidber: 

hemm  sind  auf  demselben  sieben  6  cm  hohe  Figuren,  symbolisch  die  sieben 
Wochentage  darstellend:  Sol,  Luna,  Mars,  Mercur,  Jupiter,  Venus  und  Saturn. 
—  Hannibals  Alpenzug  ^)  behandelt  die  sog.  Feuerwerkergesellschaft,  welche 
seit  1689  al^ährlich  ihr  'Netgahrsblatt'  herausgiebt  und  es  seit  1806  der 
schweizerischen  Kriegsgeschichte  widmet  Der  Vf.  nimmt  an,  Hannibal  sei 
über  den  Mont  Gen^Yre  gezogen.  —  'Wie  die  Römer  sich  in  den  Alpen,  in 
diesen  schwer  zugänglichen  Gebirgen  festgesetzt,  wie  sie  diese  Schluchten  und 
Bergzüge  in  Gr&ben  und  Wftlle  ihres  Reiches  verwandelt  haben\  dies  zu 
zeigen,  setzt  sich  H.  Dübi')  zur  Aufgabe.  Die  Siege  der  Römer  über 
die  Seduner  und  Veragrer  (J.  57  v.  Gh.)  bei  Martigny  im  Wallis  zur  Er- 
werbung des  Passes  über  den  Gr.  St.  Bernhard  und  über  die  Räter  15  ▼.  Chr. 
u.  a.  m.  werden  besprochen,  mit  genauer  Angabe  der  Quellen.  —  E.  ▼.  Mu- 
ralt') sucht  nachzuweisen,  dafs  der  Conventus  Helveticus  nicht  Mob  auf 
die  römischen  Bürger  sich  bezogen  habe,  sondern  auch  auf  die  Helvetier, 
wofür  er  eine  tunesische  Inschrift^)  anfährt  Ihn  berichtigt  Morel-Fatio^) 
in  scharfer  Art,  indem  er  ihm  viele  Irrtümer  nachweist  und  ihn  der  Leicht- 
fertigkeit und  Verworrenheit  zeiht;  der  Gonventus  Helveticus  bezeichne  nur 
^e  inscription  g^ographique*. 

Das  Mittelalter  betreffen  zunächst  eine  Anzahl  Quellenpublika- 
tionen. 

In  den  nördlichen  Kantonen  bringt  der  erste  Teil  des  auf  Anregung 
und  unter  Beihilfe  des  Ständerates  M.  Birmann  von  Dr.  H.  Boos  heraus- 
gegebenen Urkundenbuches  der  Landschaft  Basel*)  409  Urkunden  und  ür- 
kundenauszüge  aus  der  Zeit  v.  708-— 1370.  Laut  Plan  sollen  darin  aUe 
basellandschaftlichen  Urkunden  bis  zum  16.  Jh.  aufgenommen  werden,  aus- 
genommen die,  Welche  nur  die  Geschlechter  berührten,  die  in  der  Landschaft 
ihren  Sitz  hatten.*  Dieser  Ausschlufs  ist  nicht  begründet,  da  das  Schicksal 
der  Personen  und  ihrer  Verhältnisse  häufig  genug  mit  ihrem  Wohnorte  und 
den  dort  und  in  der  Umgegend  wohnenden  Personen  in  Verbindung  kommen. 
Von  Einzelheiten  abgesehen,^  ist  die  Veröffentlichung  dieser,  zum  grolsen 
Teil  bisher  unbekannten  Urkunden  zweifellos  höchst  dankenswert;  allein  wir 
fragen  uns:  sieht  es  nicht  aus  wie  die  disiecta  membra  poötae,  wenn  der 
ganz  junge  Staat  Basel-Land  einen  Codex  fär  sich  herstellt  und  der  alte 
Staat  Basel-Stadt  zurückbleibt?  WackernageP)  bedauert  mit  Recht  die 
Anwendung  der  arabischen  Zifferzeichen  statt  der  römischen.  —  In  über- 
sichtlicherem Druck  sind  Yon  Baumann*)  die  urkundlichen  Quellen  zur  Ge- 
schichte des  Benediktinerklosters  Allerheiligen  in  Schaffhausen  bis  zum  Ver- 
fall der  Gauyerfassung  in  Schwaben  (1150)  herausgegeben.  Da  die  erste 
Urk.  V.  987  (nach  Sickel)  nur  zufällig  hierher  gekommen,  so  ist  die  Reihe 
eigentlich  erst  v.  1045  zu  beginnen.    Der  Abdruck  ist  gut,  die  Anmerkungen 


1)  Ad.  Bflrkli-Meyer,  Obent,  i.  NenjahnbL  d.  Feaerwerker-Get.  1881  m.  1  Karte.  — 

2)  D.  Feldzttge  d.  Rdmar  in  d.  Alpen.     Jh.  d.   wliw.   Alpenklaba.    Jg.  1881.    8.  468  ff.  — 

3)  ASchwG.    1881.     S.  373.  ~   Üb.  dem.  Ggrtd.  e.  anonym.  Artikel  in:  Snropa  No.  14. — 

4)  RC.  1881.  No.  18.  —  5)  ASchwG.  Jg.  1881.  S.  417.  —  6)  1.  Teil  708--187O. 
BaMl,  Bahnmeyer.  XII,  890  8.  —  7)  Zu  No.  1  feblt  e.  Vermerk  ttb.  d.  Echtheit  o.  Hin- 
weit  auf  Schw.  Urkk.-Regg.  II,  No.  2815,  au  No.  10  Angabe,  ob  Original.  Anghoma  (Na  2) 
i«t  Anggen  mit  Zwischenform  Ougheim  (Urk.  y.  12.  März  1296.  8tadt-A.  a.  Freibuzg  i.  B. 
•.  8chw.  Urkk.-Begg.  U,  8.  XXU  zu  No.  28).  Melina,  MeUn  (No.  3.  13)  ist  Mfilin  b. 
Bheinfelden.  8tatt  «Strentse'  No.  8  lies:  Slrenae.  —  8)  QOA.  1881.  II,  No.  40.  — 
9)  D.  Kl.  Allerheiligen  in  8.  QneUen  x.  achw.  G.,  hreg.  t.  d.  getchichtef.  Qee.  d.  8chw 
BaMl,  Schneider.    Bd.  3.    -   Notiaen  v.  denn.  Kl.  in  MQü.     SS.  XIII,  t.  o.  8.  26  (ob.). 


SchWOiE.  11,181 

ndt  Hecht  nur  orientierend.  Es  ist  gewifs  verdiensUieh,  Urkunden  vom  Ver- 
dachte der  ünechtheit  zu  befreien.  Allein  die  Oründe,  welche  bei  No.  58 
and  70  ftr  die  Fälschung  sprechen,  sind  nicht  entkräftet.  Beispiele  gleich- 
zeitiger und  sofort  entlarvter  Fälschungen  kommen  auch  sonst  vor.^)  Die 
Ortsnachweianngen  sind  genau,  und  die  Bemerkungen  im  Nachwort  vor- 
trefflich. —  Von  der  einstigen  Benediktiner-Abtei  Pftfers  hat  Birlinger*) 
das  über  viventium  et  defhnctomm  abdrucken  lassen,  das  namentiich  für 
die  Genealogie  sflddeutscher  Geschlechter  Aufschlflsse  gewährt.  —  Eine 
Zfiricher  Urk.')  vom  22.  April  1357  enüiält  den  eidlichen  Beitritt  des 
Bitters  Egbrecht  v.  Goldenberg,  Vogt  zu  Kyhurg,  zum  Bündnis  der  Stadt 
mit  Österreich.  —  Kopps  Verdienst  ist  es,  die  Überschätzung  der  Chroniken, 
beseitigt  und  dennoch  eine  kritische  Verwertung  derselben  ermöglicht  zu  haben. 
Auf  seine  Veranlassung  sind  eine  Reihe  von  Chroniken  ediert  worden,  dar- 
unter auch  die  St.  GaUener  v.  Kuchimeister,  welche  für  das  13.  u.  14.  Jh. 
von  Wichtigkeit  ist.  Allein  später  fand  man  den  Text  einer  sprachlichen 
Beinigung,  eines  vollständigen  Registers  und  eines  Kommentars  bedOrftig; 
dem  abzuhelfen  ist  die  neue  Ausgabe^)  bestimmt. 

Die  innere  Schweiz  bietet  uns  al^ährlich  im  ^Geschicbtsfreund'  Ur- 
kundliches zur  Schweizergeschichte.  Es  war  ein  guter  Gedanke  von  J.  L. 
Brandstetter^)  darin  die  ältesten  Urbarien  des  Klosters  Rathhausen  ab- 
zudrucken und  mit  Anmerkungen  zu  versehen,  denn  sie  enthalten  einen 
vortrefflichen  nach  verschiedenen  Seiten  hin  zu  verwertenden  urkundlichen 
Qnellenschatz,  der  eigentiich  in  Urkundenauszügen  besteht,  da  sich  die  Angaben 
in  den  Urbarien  in  der  Regel  auf  Urkunden  oder  Akten  stützen.  Es  sind 
dazu  acht  Urkk.  v.  1303 — 1408  beigegeben,  von  welchen  die  erste  eine 
Jahrzeitstiftnng  ftr  Ritter  Hermann  von  Landenberg,  Marschalcus  des  Herzogs 
von  Österreich,  enthält  Die  Urbarien  sollen  aus  der  Zeit  v.  1380 — 1815 
stammen.  —  Es  folgen  noch  u.  a.  ein  wertvolles  Verzeichnis  der  Land- 
ammänner  des  Kantons  Uri  bis  zum  J.  1450  von  F.  J.  Schiff  mann.  ^)  - 
TIlv.  Li  obenauf  teilt  Stücke  aus  2  Luzemer  Kundschaften  v.  1438  mit. 
Danach  ist  die  Sühne  zwischen  Toggenburg  und  den  Eidgenossen  in  die  Zeit 
V.  25.  Mai  bis  19.  (oder  26.)  Juli  1388  zu  setzen. 

Wie  der  Geschichtsfreund  die  fünf  Kantone  der  innem,  vertritt  die 
jährliche  Publikation  der  'Soditi  dliistoire  de  la  Suisse  romande'  die  fünf 
Kantone  der  westlichen  oder  französischen  Schweiz.  Im  vorliegenden 
Bande  setzt  Morel-Fatio^)  seine  Münzgeschichte  von  Lausanne  fort,  indem 
er  die  Münzen  der  Bischöfe  Benoit  de  Montferrand  (1475—1491),  Aymon 
de  Mont&ucon  (1491—1517)  und  Sebastian  de  Montfaucon  (1517—1560) 
beschreibt  und  abbildet,  insofern  er  sie  bekommen  konnte;  ebenso,  gestützt 
anf  ein  vom  Archivar  v.  Crousaz  aufgefundenes  Dokument,  in  einem  Nach- 
trag*) die  Münzen  des  Bischofes  Aimon  de  Cossonay  (1355 — 1375).  Dazu 
folgen  jeweilen  Pikees  justificatives.  —    Eine  wichtige  Geschichtsqnelle  sind 


1)  Schw.  Urkk.-Bagg.  No.  2339.  —  2)  iUem.  9,  57—71.  ->  Vgl.  M.  B.  Back,  s.  d. 
«ilteliaD  Namen  d.  über  yiv.  ei  def.  t.  Pfifen  ebda.  8.  175  —  86.  —  3)  G.  t.  WysR, 
s.  xfiithdriMsh-itatr.  BttndniBM  ▼.  89.  Apr.  1356.  ASchwG.  3.  349  f.  —  4)  S.  o.  8.  41>  — 
•pitone  Sangill.  a.  Forts.  Hermiiin«  ▼.  Beichonan,  in  MGH.  88.  XIH,  •.  o.  8.  24  f.  — 
d)  Der  GaaehichtafreoBd.  Ifitt  d.  HV.  d.  5  Orte  Luem,  üri,  SehwyB,  ünterw.  a.  Zag. 
16,  263—90.  —  6)  Ebda.  8.  235—62.  —  7)  B.  Qfii.  ▼.  Toggenb.  im  8empacher1criege. 
ASehwG.  a«  360  f.  —  8)  Hut  monMaire  de  L.  (1476—1560).  Mm.  et  doc.  pabL  par 
la  «e.  dndat  da  ]a  Siium  lom.  35,  1—130.  4  Taff.  Vgl.  Jahreiber.  II,  2,  214«.  —  9)  Ebda. 
&  243— S89. 


11,182  XXm.    B.  Hidber: 

die  in  diesem  Bande  mitgeteilten  'Extraits  des  manuaux  du  conseil  de  Lan- 
sanne'^)  (1383 — 1511),  dann  ein  Bündnis >)  v.  1350  zwischen  dem  Bischöfe 
von  Lansanne,  den  Grafen  von  Savoyen  und  Genf  und  den  Frauen  IsabeUa 
von  Chftlons,  Kath.  v.  Savoyen  für  die  Waadt  einerseits,  und  den  Städten 
Bern  und  Freiburg  andererseits.  Ferner  sind  darin  die  Angaben  ^)  über  die 
geschnitzten  Chorstühle  aus  dem  15.  u.  16.  Jh.  in  der  Westschweiz  nament- 
lich im  ehem.  Kloster  Hauterive,  zu  Freiburg,  RomonU  £stavayer,  Moudon, 
Gen^ve  und  Lausanne.  —  Für  die  Rechtsgeschichte  besorgte  £.  Lehr^) 
eine  Herausgabe  der  Handfeste  von  Freiburg  in  der  Schweiz  v.  J.  1249  in 
lateinischer,  französischer  und  deutscher  Sprache  mit  Erläuterungen.  —  Eine 
Urk.  V.  29.  Apr.  1354^)  (aus  dem  Gemeindearchiv  Ulrichen)  zeigt  uns  die 
Freiherren  von  Attinghausen  in  Besitz  des  Rektorats  in  Wallis.  Sie  scheinen 
dasselbe  vom  Reiche  erhalten  zu  haben,  gerade  damals  erneuerte  Karl  lY. 
die  Ansprüche  auf  Burgund.  Nach  ihrem  Erlöschen  kam  das  Rektorat  an 
das  Bistum  Sitten,  und  ihre  Erben  verzichteten  durch  ürk.  v.  7.  Juli  1483 
(Original  ebenda)  auch  förmlich  anf  dieses  ^dominium'. 

Für  die  italienische  Schweiz  kommen  jetzt  auch  die  Publikationen 
der  historischen  Gesellschaft  zu  Gomo  in  Betracht.  Dieselbe  hat  wegen  der 
ehemaligen  Streitigkeiten  zwischen  den  Bistümern  Cur  und  Gomo  und  des 
Handelsverkehrs  mit  den  Urkantoneu  die  Orte  Lugano,  Locarno  und  Bellin- 
zona  in  den  Kreis  ihrer  Zeitschrift  gezogen.  Wir  finden  daselbst  die  ein- 
stigen Statutarrechte  von  Locarno,  Valle  maggia,  Brissago  (mit  Facsimile), 
BeUinzona,  della  valle  Riviera,  Leventina,  Blegno,  Lugano  und  Mendrisio, 
sowie  die  Chroniken  von  Bettramolo  und  Merlo  mit  Notizen  zur  Schweizer- 
geschichte;^)  den  auch  die  Schweiz  betreffenden  Handelsvertrag  zwischen  Como 
und  Venedig  veröffentlicht  A.  Rusconi.*^)  Nie.  Laghis  Chronik  von  Lugano^) 
(1466 — 1512)  giebt  Em.  Motta^)  eine  Abhandlung  über  die  Sanseverino 
bei,  die  v.  1434 — 1484  Lugano  und  Baierna  beherrschten.  —  Auch  aus 
der  speciellen  Zeitschrift  der  italienischen  Schweiz  sind  wiederum  einige 
Publikationen  zu  nennen.  ^^) 

Wir  gehen  nunmehr  die  darstellenden  Werke  in  derselben  topo- 
graphischen Reihenfolge  durch. 

In  den  nördlichen  Kantonen ^^)  nimmt  das  Kloster  St.  Gallen 
eine  so  hervorragende  Stelle  ein,  daüs  wir  alles,  was  uns  eine  genauere 
Kenntnis  von  seinem  Stifter  bringt,  willkommen  heifsen;  namentlich  wenn  es 
uns  in  so  ansprechender  Form  geboten  wird,  wie  die  Geschichte  der  Ruhe- 
stätte des  h.  Gallus  in  der  Jubelfestschrift  i>)  für  den  Bischof  Karl  Greith  (den 
Entdecker  des  Gregorius  von  Hartmann  v.  Aue).    Der  Vf.  erinnert  zunächst 


1)  Ern.  Chayannes.  Ebda.  S.  121—42.  —  2)  Ch.  le  Fort  Ebda.  S.  253^82  — 
3)  H.  0.  Wirz.  Ebda.  S.  283—315.  —  4)  Jabreaber.  HI,  2,  67«.  —  Bec.:  Z.  d.  Bern. 
Jnriaten-Y.  (Konig).  —  &)  Th.  t.  Liebenan,  Üb.  d.  Rektorat  y.  Wallis.  ASchwO.  3,  387 
—-91.  —  6)  Periodico  d.  ■oc  ator.  Gomense,  Pabl.  trimestr.  ül.  Bd.  1.  Hft  2.-7)  Ebda. 
Bd.  2.  Hft  1.  S.  55  ff.  —  8)  Ebda.  Bd.  2.  Hft.  2—4.  —  (Vgl.  BolL  etor.  S.  95.)  — 
9)  Ebda.  —  10)  Boll.  stör.  d.  Svizz.  ital.  anno  UI.  La  peste  nel  secolo  XY.  (So.  1).  — 
Bellinaona  e  Francesco  I  Sforza;  secondo  docnmenti  Milanesi  (Ko.  1 — 6).  —  I  soldati  bellin- 
zonesi  del  1475  (Ko.  1).  —  Le  pittore  morali  del  medio  ovo  nella  StIsz.  ital.  (Ko.  3.)  — 
Di  alconi  architetti  Inganesi  dei  seooli  XY  e  XYI  (Ko.  10—12).  —  11)  Üb.  Wetzikon  (F. 
Meyer)  s.  o.  8.  119*,  Arbon  (Hang,  Bartholdi)  S.  179*-^  —  12)  0.  Zardetti,  «Beqnies 
S.  Galli'  od.  gesch.  Belenchtg.  d.  Kathedrale  d.  h.  Gallus  im  Lichte  ihrer  eig.  Yergangenh.; 
m.  (chromoUth.)  Titelbl.  u.  iUastr.  Einlagen.    Eiosiedeln,  Blenaiger.     XYI,  200  S. 


Schweiz. 


n,i83 


an  Greiths  eigene  'Geschichte  der  altirischen  Kirche'  und  stützt  sich  dann  in 
seiner  Darstellnng  namentlich  anf  Walafried^)  nnd  andere  Qnellenschrift- 
steller.  Die  künstlerischen  Beigaben  sind  ausgezeichnet.  —  G.  J.  Ascoli*) 
verfolgt  die  irländischen  Glanbensboten  in  St.  Gallen  und  im  Kloster  Bobbio 
bei  Mailand,  wo  sie  sich  später  niederlieben,  nm  die  Langobarden  znm  Katho- 
lizismuB  zu  bekehren.  —  G.  Meyer  v.  Knonau')  behandelt  ^die  Verwandt- 
schaft des  St  Galler  Abtes  Berthold  v.  Falckenstein'  (1344—1272)  nnd 
zdgt  dabei  die  Übereinstimmung  Kuchimeisters  mit  den  Urkunden. 

Als  Beitrag  zum  Cistercienserbuch^)  giebt  P.  Dom.  Willi  ^)  eine  kurze  Ge- 
schichte des  Klosters  Wettingen  (Kt.  Aargau),  eigentlich  mehr  eine  Geschichte 
sämtlicher  Äbte  im  katholisch-kirchlichen  Sinne  geschrieben.  Gestiftet  wurde  das 
Kloster  im  J.  1227  von  Gf.  Heinr.  v.  Rapperswil  infolge  eines  Gelübdes  bei 
einem  Meeressturme  auf  seiner  Wallfahrt  nach  Jerusalem.  Den  letzten 
Mönchen  der  im  J.  1841  aufgehobenen  Abtei  verdankt  das  Kloster  Mehreran 
(Yorarlberg)  seine  Entstehung.  —  Luschin  y.  Ebengreuth^  findet,  dads  die 
im  J.  1867  erschienene  eingehende  Beschreibung  der  Habsburg  von  Krieg  v.Hoch- 
felden  in  ihren  Berichten  über  deren  frühere  Schicksale  nicht  über  Herrgotts 
Gen.  Habsb.  zurückgehe.  Zur  Ergänzung  dieser  Lücke  glaubt  er  nun  im  steier- 
märkischen  Landesarchive  eine  bisher  nicht  bekannte  Papier-Hds.  aus  dem 
16.  Jh.,  No.  914  mit  G.  bezeichnet,  aufgefunden  zu  haben.  Diese  Hds.  ist 
aber  nur  eine  teilweise  überarbeitete  Kopie  von  Cjrsats,  des  Stadtschreibers 
in  Luzem,  im  J.  1580  angelegter  Schrift  in  der  Bürgerbibliothek  inLuzem.^ 
—  Die  sog.  Zofinger  Mordnacht  v.  16.  Nov.  1238  lieferte  Prof.  E.  L.  Roch- 
holz^)  Stoff  zu  einer  scharfsinnigen  Untersuchung,  wonach  dieselbe  in  das  Reich 
der  Fabeln  verwiesen  wird.  Hierbei  findet  der  Vf.  auch  Gelegenheit,  nach- 
zuweisen, wie  die  Sage  von  der  Vergiftung  Kaiser  Heinrichs  VH.  entstanden 
ist;  eine  lehrreiche  Darstellung. 

Der  Kanton  Bern*)  hatte,  wie  auch  die  andern  Freistaaten  der 
Schweiz  seine  eigene  Staatschronik,  in  welche  zum  Gebrauche  fOr  die  Kanzlei 
nnd  für  die  Ratsverhandlungen  Bündnisse  u.  a  wichtige  Ereignisse  einge- 
tragen wurden.  Die  Objektivität  der  ältesten  Zeit  schwindet  in  den  späteren 
Eintragungen  mehr  und  mehr.  Im  Zeitalter  der  Reformation  geht  dann 
Valerins  Anshelm  gen.  Rüed  in  seinem  berechtigten  Eifer  filr  die  letztere 
gegen  ihre  Gegner  die  sog.  Franzosenfreunde  nicht  selten  zu  weit.  Dies  liefs  ihn 
auch  die  wahren  Ursachen  des  Burgunderkrieges  übersehen.  Leider  hat  er 
darin  auch  seinen  neuesten  Biographen  ^<^)  irregeführt,  wiewohl  doch  schon 
längst  von  Hidber  und  von  Dändliker,  neuerdings  von  K.  Rausch ^^)  die 
wahren  Ursachen  zu  Tage  gefördert  und  als  solche  unbestritten  geblieben 
sind.  —  Auf  der  der  Neuenstadt  gegenüberliegenden  südlichen  Seite  des 
Bielersees  sind  die  Trümmer  der  Burg  Fenis.  Der  Sohn  des  zuerst  genannten 
Besitzers  Gf.  Ulrich,  Bisch.  Burcard  v.  Basel,   wird  mit  dem  gleichzeitigen 


1)  üb.  diasen  Dümmler,  b.  o.  S.  16*.  —  2)  Le  chiesi  Irlanded  di  8.  Gallo  i.  Bendi- 
fioDti  d.  Instit.  K.  Lomb.  di  »denze  k  lett.  ser.  2  toI.  14.  fSuc  16  (1880).  —  3)  AScbwG. 
3,  379^82.  —  4)  8.  o.  S.  183^  —  5)  D.  CUteniensentift  Wettingen-Mehreraa  i.  OiBter^ 
äOMerboeh  (s.  o.  S.  133«)  S.  458—497.  •—  6)  Üb.  d.  ältesten  Ansichten  d.  Habsbnrg  i  MGC. 
Bd.  6.  Hft.  3.  -—  7)  Ms.  No.  156.  8.  534  des  Katalogs.  Fol.  268  Bll.  —  8)  i.  ArgoT^a 
18,  30—51;  hier  ist  aacb  zu  erwiUmen:  A.  Schamann,  D.  Zofinger  Schriftsteller  auf  bist. 
8«bi0te,  ebda.  8.  52—70;  6.  Schmidt-Haggnauer,  die  Adelsgeschlechter  d.  Stadt  Aarao, 
ebda.  8.  71—96.  —  9)  Almende  Ton  Bannwyl  (Gierke)  s.  o.  S.  70*.  —  10)  E.  filoesch, 
TaMas  AsMim  u.  s.  Chronik.  Basel,  Schweighanser.  38  S.  »  öff.  Yortr.  gehalten  in  der 
Sehveix.    6.  —  11)  S.  Jahreaber.  III,  2,  60*. 


n,184  XXm.    B.  Hidbor. 

Bisch.  Barcard  von  Lansaime,  Sohn  des  Grafen  Bncco  von  Ölungen  als  ein 
treuer  Anhänger  Kaiser  Heinrichs  IV.  geschildert^)  Die  Anhängerschaft 
heider  an  den  unglttcklichen  Kaiser  wird  dorch  eine  Anzahl  Beispiele  helegt, 
nicht  aber  der  Beweis  geleistet,  dafs  Graf  Bncco')  der  Bmder  des  Crrafen 
Ulrich  von  Fenis  gewesen. 

Die  Innenschweiz  im  allgemeinen  berührt  Wallnöfers')  Abhandlung 
Aber  den  Ursprung  der  Eidgenossenschaft.  —  Unter  den  Werken  aber  ein* 
zelne  Orte  ist  besonders  hervorragend  eine  gründliche,  mit  archivaJischen 
Angaben  reichlich  versehene  Leistung  Th.  v.  Liebenaus^),  mittels  welcher 
wir  uns  ganz  lebhaft  in  ^das  alte  Luzem*  zurückversetzen  können.  Der 
kenntnisreiche  Vf.  macht  uns  nicht  nur  mit  den  öffentlichen  und  bedeutendem 
Privatgebäuden  der  alten  Zeit  bekannt,  sondern  führt  uns  auch  durch  seine 
kulturhistorischen  Mitheilungen  das  öffentliche  und  Privatleben  der  alten 
Luzemer  in  anschaulicher  Weise  vor. —  Dagegen  vermilst  man  in  M.  Riedwegs 
'Geschichte  des  Kollegiatstiftes  Beromünster  (Kt.  Luzem)'^)  das  urkundliche 
Studium  umsomehr,  als  darüber  von  der  Stiftung  (9.  Febr.  1036)  an  viele 
wichtige  Urkunden  vorhanden  sind. 

In  der  Westschweiz  wird  die  überreiche  Litteratur  über  die  sog. 
thebaische  Legion  durch  eine  Schrift^)  über  den  h.  Mauritius  vermehrt,  ohne 
Neues  zu  bieten.  Ebenso  ohne  selbständige  Forschung  ist  die  Einleitung  zu 
einer  Greschichte  des  Klosters  St.  Maurice.^  —  Auch  Quiquerez'*)  Ab* 
handlung  über  Stellung  und  Bedeutung  der  jetzt  verfallenen  bischöflich- 
baslerischen  Burg  Schlofsberg  b.  Neuenstadt  am  Bielersee  entbehrt  einer 
urkundlichen  Unterlage  und  einer  eingreifenden  Darstellung  des  Verhältnisses 
der  Neuenburger  Grafen  zu  den  Bischöfen  in  Basel.  —  Dagegen  ist  durch* 
aus  auf  archivalische  Quellen  gestützt  die  Schrift  von  Pfarrer  Ochsen- 
bein*) über  die  Ketzerprozesse  gegen  die  Waldenser  zu  Freiburg  in  der 
Schweiz  während  des  15.  Jh.  In  der  Einleitung  bespricht  der  Vf.  das  mittel- 
alterliche Sektenwesen,  sowie  Ursprung  und  Geschichte  der  Waldenser  bis 
zu  den  Freiburger  Ketzerpmzessen  v.  1899,  1429,  1430  und  gewährt  sodann 
durch  einen  übersichtlichen  Auszug  aus  dem  weitschichtigen  Aktenmaterial 
einen  klaren  Einblick  in  die  Prozefeverhandlungen  selbst.  Das  Ganze  giebt 
sich  als  ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  reformatorischen  Bestrebungen  vor 
der  Reformation. 

In  die  italienische  Schweiz  haben  einst  die  bereits  erwähnten^^) 
historischen  Beziehungen  das  Geschlecht  der  Rusca  oder  Rnsconi  von  Gomo 
nach  Lugano  gebracht;  sie  sind  über  das  ganze  Tessin  hin  von  Einflufs 
gewesen.^^) 

Um  die  rätische  Bechtsgeschichte  macht  sich  mit  grofsem  Fleifse  und 
Scharfsinn  P.  C.  v.  Planta  verdient,  wie  früher  durch  ^das  alte  Rätien',  so 


1)  S.  Bloesch  i.  Berner  TiMhenboch.  Bd.  80.  —  2)  Üb.  denen  bdee.  Thaten  gPg-  d. 
Bisch,  T.  Lausanne  s.  Sohw.  Urkk.-Begs.,  No.  1879.  —  S.  49  ist  Qt  ririens  gemeint;  s. 
Bidle  i.  Mns6e  Nendh&i  1878.  S.  6.  —  3)  S.  n.  Nachtr.  —  4)  D.  alte  Luem ,  topojsr.- 
knltorgesch.  geschildert,  in  4  Bildern  nach  Diebold  Schillings  Chronik  t.  J.  1518.  In  ci. 
3  üg.  1  Lfg.  Lusem,  Prell-  64  S.  —  5)  Loaeni,  B&ber.  —  6)  P.  L.  Bnrgener  (Kaim- 
ziner  in  Sitten),  d.  h.  Manritins,  Oberster  d.  theb.  Legion.  Einsiedeln,  Benaiger.  — 
7)  E.  Gros  (chan.  de  St  IL),  martyres  de  la  16gion  th4b4enne  in:  ^Monatsrosen  d.  schw. 
Stndenten-Y.'  Jg.  1881.  —  8)  8.  Moste  Kenohatelois.  Bd.  18.  —  9)  Ans  d.  schw.  Volka- 
leben d.  15.  Jh.  D.  Inqoisitionsproiefs  wider  d.  Waldenser  an  Freibaig  i.  U.  L  J.  1480,  nach 
Akten  dargesteUi  Bern,  Dalp.  XI,  410  8.  —  10)  S.  o.  8.  188.  —  11)  A.  Bnscoai,  «b. 
Lütolfs  BegMten  d.  Familie  B.  i.  Periodioo  d.  soc  stör.  Conense.    Bd.  1.    Hft  8. 


Papfttom  und  Kirche.  11,185 

jetzt  dnrch  seiii  daran  anschlielisendeB  Werk.  ^  Mit  Recht  darf  der  Yf. 
daranf  hinweisen,  dafs  dasselbe  zugleich  einen  ^Beitrag  zar  allgemeinen 
Staats-  und  Becht^eschichte  des  Mittelalters'  liefere;  dafs  ihm  bei  seiner 
schwierigen  und  omftuigreichen  Arbeit  hie  and  da  eine  Quelle  entgangen 
ist,*)  ist  begreiflich.  Belehrend  ist  Ms.  467  im  Wiener  Archiv,  welches  nach 
Böhms  Verzeichnis  ein  reiches  Material  für  die  r&tische  Bechtsgeschichte 
entfallt 

Eine  umfassende  Schweizergeschichtc  hat  £.  v.  Muralt^)  im 
J.  1877  begonnen;  es  sollten  davon  monatlich  24 — 30  Lieferungen  erscheinen, 
allein  es  sind  bis  jetzt  nur  drei  Lieferungen  (bis  1039)  in  die  Hände  des 
Pnbliknms  gelangt.  Das  Werk  ist  streng  chronologisch  gehalten  und  giebt 
anter  dem  Texte  eine  Menge  Quellen  und  einschlägige  neuere  Bearbeitungen 
so,  demnach  ein  Nachschlagebvch  zum  Studium  der  Schweizergeschichte. 
Zun  Verständnis  mancher  Namen  und  Bttchertitel^)  dflrfte  ein  erklärendes 
Verzeiduis  folgen. 


XXIV. 

P.  Tsohaokert. 

Papsttum  und  Kirche. 

Für  die  Eörchengeschichte  des  Mittelalters  kommen  im  J.  1889  wie  in 
früheren  Berichten  zunächst  dieselben  allgemein  orientierenden  Werke 
in  Betracht,  die  ftur  die  alte  Eirchengeschichte  wichtig  sind:^)  es  mufs  hier 
jedoch  für  die  Kirchengeschichte  Deutschlands  noch  besonders  auf  die  All- 
gemeine deutsche  Biographie^)  hingewiesen  werden.  — 

Bereits  1880  ausgegeben,  aber  mit  der  Jahreszahl  1881,  ist  J.  H.  Kurtz' 
'Lehrbuch  der  Kirchengeschichte  fOr  Studierende'  in  8.  Auflage,^)  die  auch 
einen  angenehm  lesbaren  Überblick  tlber  die  gesamte  Kirchengeschichte  des 
Mittelalters  bietet.  Die  neue  Auflage  ist  wesentlich  besser  als  die  früheren, 
obgleich  der  Vf.  seinen  dogmatischen  Standpunkt,  nach  welchem  die  christ- 
liche Kirche  ein&ch  als  'die  von  Christus  gestiftete  Heilsanstalt'  aufgefafst 
wild,  auch  hier  nicht  geändert  hat.  Aber  die  neueren  Forschungen  sind 
mit  grobem  Fleibe  benutzt  und  in  Streitfragen  kommt  jetzt  auch  die  docta 
ignoranüa  des  vorsichtigen  Forschers  zum  Vorschein.  —  Von  der  neuen  Be- 
arbeitung von  Rohrbachers  schon  frtther  besprochenem  römisch-katholischen 


1)  D.  coznt  Hemchaften  in  d.  FeniUlseit;  m.  e.  Kart«  d.  corräi  weltl.  u.  geittl.  Herr- 
■^iflfln.  Ben,  Wym.  4SI  S.  m.  8  geneal.  Beil.  ->  Vgl.  o.  8.  74*  —  2)  So  zu  8.  321  f. 
^  Stener-  a.  Sehirmbrief.,  welehen  Leopold  in.  13S2  d.  Leuten  in  Nidbeig  erteilt,  aosge- 
■telit  T.  Bitter  Heinr.  Gefiler  (ArehiT  Mels  n.  8chwyB).  —  3)  SchweiseTgeseh.  m.  dorch- 
gngiger  QuelleiiingBbe  v.  in  genaiier  Zeitfolge  od.  orkimd].  Jbb.  d.  Sohweis.  Bern,  Wyss. 
ISSO.  (S.  Ug.  bk  8.  198);  bin  beorteUt  Jahretber.  in,  8,  187".  —  4)  b.  B.  dab  U.  R. 
=  SelKv.  VTkJL-nBtg'  bedeutet  —  5)  8.  o.  Abt  I,  Kap.  Vm.  —  •)  8.  o.  K^i.  XXXVH. 
—  7)  4  Tle.  ia  2  Bdn.    Leipa.,  Nemnann.    8.  Jabretber.  m,  1,  116*. 


11,186  XXIV.    P.  Tichackart: 

Kirchengeschichtswerke   ist  Bd.  XII  erschienen,    nar   den   kurzen  Zeitranm 
von  800  bis  znm  Tode  E.  Lothars  I.  865  omfassend.  ^) 

Für  die  eigentliche  Geschichte  des  Papsttums  und  des  Verhält- 
nisses der  Kirche  zu  den  Staaten  des  Mittelalters  sind  nicht  unbedeutende 
ürkundenpublikationen ')  zu  erwähnen.  In  erster  Reihe  mufs  mit  Freuden 
die  Neubearbeitung  von  Phil.  Jaffas  Regestenwerk  begrOlist  werden,  welches 
bis  590  (Pelagius  ü.  f)  von  Ealtenbrunner,  bis  882  von  Ewald,  bis 
1198  von  Löwenfeld  übernommen  ist.')  In  den  30  Jahren,  welche  seit 
der  1.  Aufl.  verflossen  sind,  hat  sich  das  neu  aufgefundene  Qnellenmaterial 
—  die  neue  Ausgabe  beschränkt  sich,  einige  Ausnahmen  abgerechnet,^)  auf 
das  seither  gedruckte  Material  —  derartig  gehäuft,  daiJs  eine  Neubear- 
beitung unabweisbar  war.  Plan  und  Anlage  des  Werkes  sind  dieselben  ge- 
blieben; nur  hat  man  die  unechten  Papstschreiben  nicht  mehr  in  einen  An- 
hang verwiesen,  sondern  den  echten  beigegeben,  ein  Verfahren,  welches  fUr 
das  Mittelalter  zweckmäTsig  ist,  f&r  die  alte  Kirche  dagegen  leicht  zu  Mifs- 
verständnissen  führen  kann.  Trotzdem  mufs  die  Neubearbeitung  als  eine 
überaus  wertvolle  Leistung  beurteilt  werden.  Die  erschienenen  2  Lieferungen 
gehen  bis  zu  Leo  n.  (681 — 83).  —  Zu  dieser  neuen  Auflage  hat  S.  Löwen - 
feld^)  in  Paris  mehr  als  600  Hdss.  der  Biblioth^que  nationale,  der  Archives 
nat.  sowie  der  Bibliotheken  Mazarine,  de  TArsenal  und  St.-Genevi^ve  ein- 
gesehen und  darüber  Bericht  erstattet;  auch  aus  Romans  wurden  ihm  von 
UL  Chevalier  zwei  von  diesem  selbst  angelegte  Urkundenbücher  zugesendet, 
die  nicht  ohne  Frucht  waren.  Das  gewonnene  reiche  Material  wird  in  der 
neuen  Bearbeitung  verwertet  werden,  doch  hat  L.  13  der  wichtigsten  Akten- 
stücke sofort  mitgeteilt:  1)  Fragment  eines  päpstlichen  Briefes,  nach  Nov.  867, 
vielleicht  von  Adrian  ü.;  2)  Schreiben  Stephans  VI.  an  Karl  lü.  vom  An- 
fang April  887,  worin  Zweifel  an  der  Echtheit  eines  Briefes  des  Kaisers 
ausgedrückt  sind,  der  zu  einem  Reichstage  die  Anwesenheit  päpstlicher  Le- 
gaten gewünscht  hatte;  3)  Breve  Alexanders  n.  an  Bisch.  Bartholom.  v. 
Tours  über  die  Konsekration  Amalds  von  Le  Maus,  1067/68;  4)  Aufforderung 
desselben  Papstes  an  die  hohe  Geistlichkeit  Frankreichs,  die  geistlichen  Ein- 
künfte nur  Würdigen  zu  übertragen,  1061—73;«)  5—8)  sind  von  Gregor  VII., 
eins  die  Priesterehe  betreffend;  9)  von  ürban  ü.,  1088;  10)  u.  11)  von 
Paschal  11.;  12)  u.  13)  von  Alexander  III.:  dieser  erklärt  in  No.  13  dem 
Bisch,  von  Salzburg,  dafs  Ehen,  die  von  Knechten  unter  dem  Widerspruche 
des  Herrn  geschlossen  seien,  nicht  getrennt  werden  dürften.'')  —  Reich  an 
Frucht  erwies  sich  auch  Ewalds  Reise  nach  Spanien^)  im  J.  1878/79;  es 
werden  von  £.  zahlreiche  Originale  wie  Kopieen  aufgeführt,  z.  B.  das  Original 
Gregors  VII.  von  Jaff6  3967.  —  Von  J.  v.  Pflugk-Harttung*)  haben  wir 


1)  DtMh.  bearb.  ▼.  Semin.-Fneft.  H.  KömBtedt.  MfliMter,  Theyfiring.  XVIII,  453  S. 
Vgl.  o.  S.  19*  u.  Jg.  III,  2,  186>.  —  2)  Eine  Übenidit  mit  eineichtigen  Kritiken  giebt  W. 
Diekamp,  die  noDore  Litt  d.  päpsti.  Diplomatik,  HJb.  4  (1883),  260—61,  361—84.  — 
3)  Begests  pontificam  Roman,  ab  oondita  ecciesia  ad  annam  p.  Chr.  n.  1198.  Edit  11.  cor- 
rectam  et  anctam  .  .  .  caraTerunt.  S.  Loewonfeld,  F.  Kaltenbranner,  P.  Ewald.  Fase. 
I— II.  Leipz.,  Veit.  6.  1—240.  Rec.:  TbLZ.  Sp.  500.  t.  A.  Harnack,  der  beacbtenowerte  Be> 
merknngen  macht;  Doye:  ZKB.  17  (N.  F.  2)  359.  —  Papetnrkk.  sind  auch  enthalten 
in  Deganis  Dioc.  di  Concordia,  worüber  JB.  n,  2,  245.  —  4)  S.  d.  Folgende.  —  5)  Papat> 
urkk.  in  Paria.  NA.  7,  143—67.  —  6)  Nach  freundlicher  Mitteünng  Ldwenfeidfl  doch  nur 
eine  Stilttbnng  ans  einem  Briefsteller  des  13.  Jh.  R.  —  7)  Schon  bei  Gratian,  hier  aber 
Hadrian  IV.  zageschrieben.  QleichfaUs  mflndliche  IGtteilong  L.t.  R  —  8)  S.  o.  S.  7*.  — 
9)  AcU  Pontificnm  ined.  Urkk.  d.  PXpete  t.  748—1198.  I,  Abt.  2;  S.  169  >476.  Tttb., 
Pnefii.     Vgl.  Jahresber.  III,  2,  187«. 


Pi9«ttom  and  Kirche.  11  187 

263  weitere  Urkunden  von  Päpsten  des  12.  Jh.  erhalten  (Innocenz  ü.  ^)  — 
Coelesün  m.,  1140—1197);  die  Hauptmasse  &llt  auf  Alexander  m.  (75  Nn.), 
Coelestin  m.  (46),  Lacius  m.  (42)  und  auf  Engen  HI.  (35);*)  die  Principien 
der  YerOffenÜichnng  sind  dieselben  geblieben.  —  Derselbe  hat  für  die  fer- 
neren Bände  seiner  ^Acta'  299  weitere  Regesten  publiziert^  von  denen  1  dem 
8.  Jh.  (Zacharias,  743),  2  dem  10.,  3  dem  IL,  die  übrigen  dem  12.  Jh. 
angehören.  Sein  Zweck  ist,  überall  dort  Bei-  bzw.  Nachträge  zu  geben,  wo 
es  sich  um  ungedrucktes  Material  handelt  oder  die  bisherigen  Drucke  nicht 
genügen,  um  ein  vollständiges  Jaff^sches  Regest  mit  ^Incipit'  etc.  herzustellen.') 
Gleichfalls  hebt  Pfl.-Harttung^)  das  Geschick  der  Kurie  hervor,  ihre 
Kanzlei  den  immer  wachsenden  Anforderungen  ihrer  zunehmenden  Weltherr- 
schaft entsprechend  zu  gestalten,  und  bespricht  dann  die  einzelnen  Arten 
der  Aktenstücke,  in  der  sich  die  Handhabung  ihrer  Weltherrschaft  vollzog: 
Bullen  (Pmnk-,  Mittel-  und  Halbbullen),  Breven  (feierliche  und  unfeierliche), 
Judicatis  (reine  und  Judicatsbullen  u.  -breven)  und  Synodalien  (Synodalbnllen, 
Synodalzuschriften,  Synodal-Akten)  sowie  Nachträge  in  Urkunden  und  Doppel- 
ausfertigungen. —  Die  im  Vatikan  erhaltenen  Papstregesten  fangen  mit  einem 
Bande  an,  der  Briefe  Johanns  VIII.  enthält  und  lange  Zeit  auf  Grund  einer 
Bezeichnung  Marinis  für  ein  Autograph  angesehen  ist.  G.  Levi^)  hat  die 
Hds.  genau  untersucht  und  sie  mit  der  römischen  Ausgabe  von  1591  ver- 
gehen. Letztere  hat  sich  erhebliche  unberechtigte  Abweichungen  von  der 
Hds.  erlaubt,  die  vielleicht  gegen  Ende  des  11.  Jh.  angelegt  und  in  dem 
Streite  zwischen  Papsttum  und  Kaisertum  für  päpstliche  Zwecke  wie  die 
Register  Gregors  VQ.  publiziert  scheint,  da  sie  nur  bestimmte  Kategorieen 
von  Briefen  aus  den  letzten  Registerbüchem  Johanns  bietet.  Zugleich  ver- 
öffentlicht L.  eine  Schutzerklärung  Johanns  VIII.  für  die  Suffragane  der 
Kirche  in  Bordeaux  (Sept.  877)  und  ein  Privileg  Gregors  VII.  für  Banza  aus 
Bd.  U  der  Regesten  (1075  Febr.  1).  —  Ewald«)  hält  L.s  Vermutung  über 
die  Zeit  der  Anlage  für  nicht  genügend  begründet.  —  Über  Arbeiten,  welche 
die  Schüler  der  £cole  fran^aise  in  Rom  für  eine  Ausgabe  der  päpstlichen  Re- 
gister ausführen,  berichtete  Heuzey  in  der  französischen  Akademie:  mit  der 
Herausgabe  der  Register  Innocenz'  IV.  (ca.  8100,  davon  6000  ungedruckt) 
ist  £lie  Berger  beschäftigt,  mit  denen  Bonifaz*  VIU.  Ant.  Thomas.'') 
Ersterer  hat  inzwischen  mit  der  Publikation  der  Register  begonnen  ^)  und  in 
1770  Nn.  die  drei  ersten  Regierungsjahre  Innocenz'  IV.  nmfafst  Einzeln  sind 
päpstliche  Urkunden  mehrfach  veröffentlicht  oder  behandelt.  Die  lange  als 
die  ältesten  Papsturkunden  angesehenen  Papyrus-Bullen  von  Johann  V.  und 
Sergius  I.  hat  Delisle^)  jetzt  endgültig  als  Fälschungen  dargethan.  —  Drei 
Urkunden  Benedicts  ü.  von  c.  685,  Hadrians  L  (773  Apr.  21,  in  Ober- 
setzung), Nicolaus'  U.  (1059,  Mai  1)  teilt  aus  Paris,  München  und  Köln  v. 
Pflugk-Harttung^^)  mit,  indem  er  zugleich  ihre  Unechtheit  nachweist    Die 


I)  iSiiieii  Brief  an  Inn.  11  s.  o.  S.  33^.  —  2)  Päpstl.  Verhältnisse  aus  dieser  Zeit  sind 
beriUirt  o.  S.  38.  —  3)  8.  o.  S.  11»  —  4)  Die  Urkk.  d  päpstl.  Kanalei  t.  10.— 13.  Jh. 
Aichir.Z.6,  1—76.  (Sep.  1882.)  VgJ.  n.  K.  XXXVI.  —   Bec:  Paoli,  Arch.  stör.  it.  11  (1883), 

5.  120.  —  5)  11  torao  I  dei  regesti  pont:  Arch.  della  soe.  distor.  patr.  4,  161  ff.  —  6)  NA. 

6,  647  f.  —  7)  CB.  8  (1880),  S.  466.  475.  —  8)  Les  r^gistres  dlnnoc.  IV.:  Biblioth.  des 
^sles  frm^.  d'Ath.  et  de  Borne.     1.  et  2.  fasc.     Vgl.  o.  S.  43'*.  —  Über  andere  Papstarkk. 
d.  13.  Jh.  TgL  ebda.  —  9)  Les  balle«  de  papes  de  Tabbaye  do  S.-B^igne  conserv.  ä  Ashbomfa.- 
Pibee  et  ä  Dijon:  in  D.s  Melange«  de  palAogr.  1880  (TB.  U,  2,  347  f.),  6.  37.  —  10)  Diplom 
Beitir.    1.  Gefälschte  Papstarkk.   FDG.  21,  229—36.     Vgl.  o.  S.  \3\  — 


11,188  XXIV.    P.  Tichackert: 

Echtheit  des  Zacharias-Diploms  v.  4.  Nov.  751  fttr  Fulda  will  A.  Komp^)  be- 
weisen.    Hinsichtlich  der  Briefe  im  Registnim  Gregors  Vn.  and   im  Cod. 
Udalrici,  welche  den  Streit  der  Bamberger  Kleriker  mit  ihrem  Bischof  Her- 
mann  betreffen,   sucht  K.   Beyer  die   Jaff(68chen   chronologischen   Ansfttze 
Dflnzelmann   gegenüber   als   teilweis    doch   richtig  darzuthnn.')   —   Ein 
Schreiben  Clemens'  IL,  der  Heinrich  lY.  das  Nahen  seines  Todes  ankflndigt 
und  ihm  einen  Ring   als   Andenken  sendet,  hat   (mit  2  schon  frOher  ge- 
druckten Stücken)  wieder  v.  Pflugk-Harttung^)  mitgeteilt  —  Die  Zeit- 
folge der  in  der   'Narratio  de  Eginone  et  Heiimanno'  (MG.  SS.  XH)  ent- 
haltenen  päpstlichen  Schreiben  (1106  —  1117)   hat   S.  LOwenfeld^)    aufs 
neue  zu  bestimmen  gesucht,  und  gleichfalls  die  Churer  Briefsammlung,  die 
sich  über  die  Jj.  1100  -1122  erstreckt  und  einen  Teil  der  Korrespondenz 
Paschais  H.  und  Calixts  H.  mit  Chur  enthält,^)    einer  neuen  üntersuchang 
unterzogen,  die  ihm  bei  einigen  Stücken  Ffilschungen  resp.  Stilübungen  er- 
giebt,  wogegen  jedoch  Ewald  Einspruch  erhebt^  —  Coelestin  JH.  wurde 
der  Tractat  ^de  salutatione  apostolica'  zugeschrieben;  Brefslau  will  ihn  als 
Umarbeitung  einer  aus  der  Zeit  Alexanders  HI«  stammenden  ^Ars  dictandi' 
von  Orleans  ansehen.^     Die  Originale  zweier  bei  Jaff6  8290  und  Potthast 
7908  angeführten  Bullen  Leos  IX.  und  Gregors  IX.  hat  W.  Seh  um*)  auf- 
gefunden.   Ein  ungedrucktes  Breve  Gregors  IX.  vom  24.  Jan.  1282,  das  in 
Zusammenhang  steht  mit  dem  vom  Kardinallegaten  Konr.  v.  Urach  1225  in 
Mainz  abgehaltenen  Konzil  c.   13,  veröffentlichte  E.  Winkelmann,*)  des- 
gleichen ein  Breve  Innooenz'  lY.  vom  20.  Sept  1248  über  die  Wahl   der 
Priorinnen  in  den  Klöstern  St.  Lamprecht  und  Himmelskrone  in  der  P&dz.  ^®) 
Wie  der   römische  Priester  Augustinus  Johannini  von  Correggio  eine  Bulle 
Innocenz*  YHI.  fiJschte,  zeigte  H.  Zimermann.  ^^)   —  Zum  SchluÜB  dieser 
Zusammenstellung  müssen  wir  auf  die  Darlegung  von  N.  Yalois  aufmerk- 
sam machen,  dafs  man  in  der  päpstlichen  Kanzlei  auf  einen  gewissen  Rhyth- 
mus im  Stil  —  'cursus'  genannt  — ,  allerdings  nach  den  Perioden  in  ver- 
schiedenem Mafse,   gehalten  hat  und  dafs  dieser  Rhythmus  ein  Mittel  der 
Kritik  werden  kann.^') 

Die  Hauptepochen  der  Geschichte  des  Papsttums  lassen  sich  im  An- 
schlufs  an  die  in  Rom  vorhandenen  Grabdenkmäler  der  Päpste  darlegen: 
Gregorovius*  bekanntes  Werk  über  letztere,^')  in  2.  Aufl.  vorliegend,  ist 
von  der  Kurie  für  so  wichtig  erachtet,  dafs  sie  das  Büchlein  auf  den  Index 
gesetzt  hat.  —  Die  20  Päpste,  welche  aus  dem  Benediktiner-Orden  hervor- 
gegangen sind  —  si0  gehören  bis  auf  den  letzten,    Pius  VH.  (1800—28) 


1)  D.  Zachariu-Diplom  t.  4.  Not.  751  oder  Foldia  UnmittellMurkeit  unter  d.  rSm.  Stuhl 
u*.  fl.  qnad-epukopale  Jnriidiktion.  JB.  d.  Gorreige«.  f.  1880  (KSln,  Beehem),  8.  41  ff.  —  Ülier  •. 
Brief  deM.  Papites  o.  S.  11.  —  2)  Vgl.  o.  S.  29«.  —  8)  Vgl.  o.  8.  98".  —  4)  Z.  Gbnniol. 
einiger  Briefe  Pasch.  U.  n.  Gal.  IL:  KA.  6,  590—99.  ~  &)  Eng.  ▼.  Ewald,  BeiM  nach 
It:  ibid.  8y  168  ff.  —  6)  Mitteilungen.  III.  Noch  einmal  i.  Chrono],  einiger  FliiMtbriefe 
etc.:  ibid.  7,  198—212.  —  7)  DLZ.  Sp.  899.  —  8)  8.  o.  8.  117«.  —  9)  ZKB.  K.  F.  I, 
429.  —  10)  Ibid.  8.  317  ff.  —  11)  Filschnng  e.  Bolle  J.s  Vm.:  MIÖ6.  2,  615—21.  — 
12)  &ade  sor  le  rhythme  des  boUea  pontif.:  BECh.  42, 161  ff.,  267  ff.  —  Über  das  pipstl. 
Archiv  handeln  im  wesentlichen  im  AnschloTs  an  Monch-Löwenfeld  (s.  JB.  II,  2,  218.  861) 
nnd  popolar  G.  Winter,  Vom  päpstl.  Archi?:  Oegenwart  1880,  No.  26;  üb.  d.  p^Ü.  Arck.: 
INR.  1880,  U,  823  ff.;  F.  List,  Aas  d.  Kanilei  d.  Pipste:  KB.  d.  dtsch.  ArchiTe,  U,  249  ff. 
a.  F.  T.  Ldher,  D.  vatik.  Arohix:  AAZ.  1880.  No.  138  n.  ArchiT.  Z.  5,  78  ff.  —  Über  d. 
päpotl.  Kanslei  d    15.  Jh.  vfrl-  o-  S.  ft9^.  18)  Qrabdenkm&ler  d.   Päpste.     Leipa.,  Brock- 

han«.     XII,  281  8. 


PtprttttBi  and  Kirehe.  IIilSS 

sämtlich  dem  Mittelalter  an  —  hat  mit  Hinznfllgimg  kurzer  hiographischer 
Notizen  B.  Pldcek^)  zusammengestellt 

Das  Verhältnis  des  Papsttums  zn  Deutschland  Mhrt  uns  zu  Boni&tius,') 
dessen  Person  und  Thätigkeit  auch  1881  diskutiert  ist.')  Wir  tragen  hier 
nach  A.  Nttrnhergers^)  Untersuchung  üher  die  8  ersten  deutschen  National- 
konzUien  zur  Zeit  des  Bonifaz.  N.  bestimmt  ihre  2^t,  resp.  die  Zeit  der 
Briefe  und  Aktenstflcke,  die  Aber  sie  berichten,  und  erläutert  Persönlichkeiten 
und  Vorgänge.  Betreffs  des  1.  Konzils  hält  er  am  1.  Apr.  742  fest;  nach 
Loofs  ist  es  1.  Apr.  743.^)  Das  sog.  conc.  Ldftinense  verlegt  er  gegen 
Hahn  und  Hefele  von  745  nach  743;  nach  ihm  baut  es  auf  dem  Grund  des 
1.  Konzils  weiter.  Roths  Annahme  einer  Säkularisation  verwirft  er.  Die 
ep.  48  und  49  sind  nach  ihm  vom  J.  743  und  auf  das  Konzil  von  743  be- 
zagKch«  Er  verbreitet  sich  dabei  (Iber  die  Regierungszeit  von  Artavasdus 
und  Nicephoms  und  über  den  Pallienstreit.  Grimo  v.  Ronen,  als  längst  ein- 
gesetzter, nur  bestätigter  Erzbischof,  erhält  allein  das  Pallium.  Die  andern 
beiden  erliegen  politischen  Hindernissen.  Der  Sieg  aber  Baiem  748  habe 
BonUss*  Stellung  daselbst  befestigt  Der  dort  abgesetzte  Bischof  sei  Wicco 
V.  Nenburg.  Zuletzt  erörtert  N.  den  Charakter  des  Konzils,  den  Ausdruck 
episcopi,  abbates  legitimi,  nimmt  gegen  Jaff6  die  Bestimmung  eines  Kirchen- 
zinses fttr  die  verliehenen  Kirchengfiter  an  und  erklärt  sich  gegen  die  Les- 
arten qnater  und  quintum,  auf  die  Zahl  der  Konzilien  bezogen,  fllr  Jaffto 
quatenus.  —  Hier  greift  die  Frage  nach  dem  Wesen  der  iro -schottischen 
Kirche  ein,  die  Bonüiftz  nach  Ebrard  ^)  ohne  Grund  zerstört  hat  Was  das 
sittliche  Leben  derselben  anbetrifft,  so  wird  die  Priesterehe  als  feststehende 
Stte  anzunehmen  sein.  ^)  —  Auf  die  beiden  Brüder,  welchen  den  Slawen 
das  Christentum  brachten,  Cyriilus  und  Methodius,  hat  die  Aufmerksamkeit 
der  katholischen  Welt  die  Encyclica  Leos  XHI.  'Grande  Munus'  (30.  Sept. 
1880)  gelenkt  Der  Dank  daftLr  wurde  ihm  seitens  der  Slawen  durch  zahl- 
reiche Deputationen  dargebracht,  die  am  5.  Juli  1881  —  es  waren  ca.  1400 
PQger  —  vom  Papst  empfangen  wurden.  Hierzu  hat  Kard.  D.  Bartolini  ^) 
eine  Festschrift  verfafst,  welche  die  Thätigkeit  beider  Apostel  schildert.  Er  stellt 
die  italienische  Legende  am  höchsten,  dann  die  mährische,  dann  die  panno- 
nische;  die  von  Bishop  entdeckten  und  von  Ewald  behandelten  Papstbriefe*) 
sind  benutzt  und  z.  t.  abgedruckt,  wenn  auch  Bishop  und  Ewald  selbst  nicht 
genannt  sind.  Auch  die  Grabstätten  und  die  Reliquien  der  Apostel  sind 
aosfllhrlich  behandelt  In  einem  Anhange  ist  das  älteste  slawische  Bild  der 
Apostel  Petrus  und  Paulus  im  Vatikan  besprochen,  das  Racky  auf  Grund  der 
Bacbstabenform  der  slawischen  Legende  ins  13.  Jh.  setzte;  nach  den  in  Ge- 
meinschaft mit  einem  Architekten  und  einem  Maler  angestellten  wiederholten 
Untersuchungen  B^  stehen  die  Buchstaben  aber  auf  Rasuren  und  das  Bild 
wire  ins  9.  Jh.   zu  setzen,  ein  Geschenk  des  Methodius  fär  die  ihm  von 


1)  Apborumen  s.  Gesch.  d.  röm.  PIpate:  WStBO.  8,  8,  140—46.  322—89.  —  2)  Üh. 
d.  Sdiieibaiig  d.  KuneDs  s.  o.  I  K.  Vm.  —  3)  8.  o.  8.  13'.  151  —  Bine  Besprechung 
der  neneren  Bonil-Idtterat  (Pfahler,  Bafs-Scherer,  Kellner)  hat  man  yon  6.,  HPBI. 
SS,  764— S3.  —  4)  Stadien  o.  Skizzen  z.  Qeach.  d.  3  ersten  Nationalkonzilien.  ThQSchr.  61 
(1879),  S.  403—66.  —  5)  8.  o.  3.  13».  —  Über  d.  h.  Liadger  o.  8.  10*.  —  6)  Vgl  o. 
S.  U'.  15*.  127';  weitere«  in  Jg.  Y.  ->  7)  Warren,  Litorgy  of  the  celtic  Church.  Lond., 
ClaiMidon  PreM.  XDL,  291  8.  Vgl.  o.  8.  I92i*.  -  8)  Memorie  stor.-artist  archeol.  dei  88. 
Cjrrillo  e  Metod.  e  del  loro  apostolato  fra  le  genti  slaTe.  Roma,  tip.  Vatic.  XXIX,  256  8.  4. 
Vgl.  Bellesheim,  Kard.  Bartolinia  Festschr.  z.  r5m.  Pilgerfahrt  d.  Slawen:  HPBI.  88,  313 
-23.  —  9>  S.  JB.  XU.  2,  189».  192«. 


11,190  XXIV.    P.  TicbRckort: 

Hadrian  flbertragene  Mission  nach  Cjrills  Tode:  daher  die  vor  dem  Papste 
knieende  Figur  Methodias,  nicht  Cyrill  darstelle.  — 

Nicolaos  L,  Gregor  YIL,  Innocenz  ni.  ind  Bonifiaz  YUI.  bat  als  die- 
jenigen Päpste,  welche  am  besten  die  Hanpte]^ochen  in  der  Geschichte  der 
päpstlichen  Macht  repräsentieren,  F.  Rocqnain^)  in  essayhafter  Weise  ge- 
schildert Bei  der  Studie  über  Nicolans  1.  ist  Lämmers  ^Nicolans  I.  und  die 
byzantin.  Staatskirche  seiner  Zeit'  (Berlin,  1857)  nicht  benutzt  In  der  Aber 
Gregor  YII.  hebt  R.  hervor,  daüs  der  grofse  Papst  keineswegs  immer  ein 
volles  Zutrauen,  zu  sich  hatte  und  wenn  er  auch  an  seinen  Ideeen  festhielt, 
in  ihrer  praktischen  Anwendung  nicht  immer  die  gleiche  Sicherheit  innerer 
Überzeugung  hatte.  Dies  habe  wohl  in  Zusammenhang  gestanden  mit  einer 
krankhaften  Körperkonstitution,  die  ihn  in  einer  gewissen  Melancholie  leben 
und  sterben  liefs.  —  Innocenz  III.  schreibt  R.  deshalb,  weil  er  zu  gewaltsam 
regiert  habe,  einen  wesentlichen  Anteil  an  dem  Verfall  des  Papsttums  zu, 
das  er  um  die  Achtung  bei  den  Ydlkem  gebracht  habe.  Dem  Streit  Inno- 
cenz' mit  Otto  V.  Braunschweig  ist  ein  besonderer  Appendix  gewidmet  Die 
Ursache  zu  dem  jähen  Sturz  des  Papsttums  mit  Bonifaz  Vül.  liege  darin, 
dafs  der  Klerus,  der  das  Papsttum  hätte  stützen  sollen,  von  diesem  selbst 
seit  langer  Zeit  geschwächt  gewesen  sei.  Bei  Bonifaz  ist  selbst  die  franzö- 
sische Litteratur  nicht  Yollständig  benutzt,*)  was  R.  nicht  scheint  fOr  nötig 
gehalten  zu  haben,  weil  er  teilweise  auf  die  Quellen  selbst  zurtickgeht.  — 
Der  Append.  II  über  die  Papstregister  und  Jaff6s  Regesta  geht  nicht  tief.  — 
Das  Leben  Willegis'  v.  Mainz,  der  nicht  nur  als  Reichskanzler  unter  Theo- 
phano  eine  mafsgebende  Rolle  spielte,  hat  F.  Falk  dargestellt') 

Mit  Leo  IX.  (1049 — 54)  beschäftigt  sich  Boureulle,^;  während  eine 
Schenkung  Urbans  IL  an  Casa  M.  Morcaldi^)  und  die  Anerkennung  Alexan- 
ders III.  £.  B losch  <^)  behandelte.  Welche  Thätigkeit  der  h.  Bernhard  ent- 
wickelte, um  das  Schisma  des  J.  1130  beizulegen,  zeigt  £.  Am61ineau^^) 
der  Innocenz  II.  fUr  den  berechtigten  Papst  erklärt. 

In  Deutschland  tritt  in  der  Zeit  Friedrichs  I.  Gerholi  von  Reichersbach 
hervor,  dessen  LebeusbeschreibuDg,  von  Nobbe^)  zu  einem  Bilde  des  Lebens 
der  Kirche  im  11.  Jh.  gestaltet,  ausgezeichnet  in  die  kirchlichen  Yerfassungs- 
kämpfe  jener  stürmisch  bewegten  Zeit  einführt.  Aber  eine  ausführliche  Bio- 
graphie jenes  interessanten  Mannes,  in  dem  der  Gegensatz  des  asketischen 
und  des  hierarchischen  Katholicismus  arbeitet,  ist  N.s  Schrift  nicht;  da  er 
wie  Möller^)  nachweist,  zwei  einschlagende  Quellen,  die  ^Epistola  ad  Car- 
dinales de  schismate' ^0)  und  ^de  quarta  vigilia  noctis' i^)  nicht  ausgenutzt 
hat.  —  Über  den  Marschall  des  halbenglischen  Königs  Otto  IV.,  Gervasius 
von  Tilbury,  der  harmlos  die  päpstlichen  Ansprüche  am  deutschen  Königs- 
liofe  vertrat,  liegt  noch  eine  Arbeit  R.  Paulis  vor.**)  —  Das  Verhältnis 
Clemens^  V.  und  der  Kurie  zu  Deutschland,   Frankreich  und  Neapel  hat  0. 


1)  La  papaat^  an  Moyen  ige.  £tudo8  sur  le  pouv.  pontif.  Paris,  Didier.  XII,  398  S. 
—  2)  Z.  B.  'kein  Wort  gesagt  über  die  von  Mary  aafgestellte  fieliauptang  der  Unechtheit  der 
Bulle  'Unain  sanctam*.  Vgl.  Jahresber.  n,  2,  223.  —  3)  S.  o.  S.  24^.  96<^.  —  Üb.  Gregor  V. 
s.  o.  S.  23  t;  Tgl.  auch  S.  22^  —  4)  Un  pape  alsac-lorr.  du  XI  s.  S.  Die,  Hnmbert. 
25  S.  -^  5)  Una  bolla  di  Urb.  II.  Napoli,  Moreno,  1880.  —  6)  AnzSchwG.  No.  3.  — 
7)  S.  Bern  et  le  schisme  d'Anaclet  IL:  BQH.  30,  47  —  112.  —  8)  Gerb.  v.  R.  Leipzig, 
Böhmer.    180  S.     Vgl.  Jahresber.  HI,  2,  38*.  9)  ThLZ.  No.  1.    —  10)  Hrsg.  t.  Mübl- 

bacher,  AÖG.   Bd.  47.   —    11)  Hrsg.  v.  Scbeibelberger.  —   12)  Nachrichten  d.  Gott  Ges.  d. 
W.  No.  11,  312--32. 


Pkpittum  und  Kirch«.  11,191 

Wenck^)  auf  Grund  onbekaiinter  Quellen  richtiger  darzustellen  ange&ngen, 
als  es  noch  Poehlmann  konnte;  dem  genannten  Papst  ist  auch  katholischer- 
seits  in  Deutschland  und  Frankreich  Aufmerksamkeit  geschenkt:  nach  B. 
Jungmann')  ist  er,  trotzdem  er  an  Charaktergröbe  (!)  vielen  Päpsten  nach- 
steht, nicht  so  tief  zu  stellen,  wie  gewöhnlich  geschieht;  er  war  keineswegs 
nur  das  willfilhrige  Werkzeug  in  Philipps  Hand.  Die  Führung  des  Prozesses 
gegen  den  Templerorden  ist  bis  auf  einige  Punkte  sachgemäCs  und  richtig 
und  die  Auihebuug  desselben  berechtigt  gewesen,  daher  das  Konzil  von 
Yienne  voU  zustimmte.  Eine  Geheimlehre  des  Ordens,  die  neuerdings  Prutz 
wieder  annahm,  ist  unerweislich.  —  Eine  Episode  des  grofsen  abendländischen 
Schismas  hat  in  einer  auf  sorgsamem  Quellenstudium  beruhenden  Darstellung 
Th.  Müller^)  beleuchtet:  den  mifslungenen  Versuch  Herz.  Philipps  v.  Bur- 
gund,  beide  Päi>ste  zur  Abdankung  zu  bewegen,  damit  ein  neuer  gewählt 
werden  könne.  Philipp  mufste  seiner  französischen  Besitzungen  wegen  sich 
mit  dem  Papst  in  Avignon,  seiner  flandrischen  wegen,  wo  der  römische  an- 
erkannt wurde,  mit  diesem  in  guten  Verhältnissen  zu  halten  suchen,  und 
wirkte  daher  auf  Beilegung  der  Spaltung  hin  durch  Verhandlungen  mit  Eng- 
land, der  Königin  von  Spanien  und  Deutschland.  Die  Pariser  Universität 
hat  in  dem  Streit  nur  eine  untergeordnete  Rolle  gespielt  —  Über  Alezan- 
der VL  Boi^a  hat  sich  anläfslich  des  Werkes  von  Leonetti^)  zwischen 
letzterem  und  L'£pinois  eine  lebhafte  Polemik  entwickelt,^)  aus  der  jedoch 
der  Verteidiger  Alexanders  VI.  nicht  als  Sieger  hervorgegangen  sein  dflrfte. 
D.  Dal  Be  (f  18.  Juli  1880)  sucht  Alexander  VI.  zwar  nicht  zu  'retten*, 
wohl  aber  ihn  in  ein  gtlnstigeres  Licht  zu  stellen  nach  einer  Seite  hin,  die 
ihm  bisher  nicht  genügend  beachtet  scheint^)  Die  Päpste  des  15.  Jh.  hätten 
einerseits  zwar  —  ihrer  eigentlichen  Aufgabe  wenig  entsprechend  —  einen 
starken  Staat  in  Italien  gründen  wollen,  andererseits  al^er  sich  auch  an  die 
Spitze  der  geistigen  Bewegung  ihrer  Zeit,  der  Renaissance,  gestellt  In 
jener  ersteren  Richtung  bezeichneten  die  Borgia,  die  übrigens  stets  nur  als 
Fremde  in  Italien  gegolten  hätten,  den  Höhepunkt  des  Papsttums:  sie  hätten 
in  der  That  im  Kirchenstaat  einen  modernen  Staat  mit  öffentlicher  Sidierheit 
a.  s.  w.  beigestellt.  Nach  ihrer  Zeit  beurteilt,  seien  die  Borgia  nicht  schlechter 
gewesen  als  ihre  Zeitgenossen.  Rafael  da  Voltterra  habe  richtig  bemerkt,  bei 
Alex.  VI.  gelte  dasselbe,  was  Livius  von  Hannibal  sage,  seine  Laster  seien 
seinen  Tugenden  gleich  gekommen.  Die  mitgeteilten  Aktenstücke,  aus  dem 
Stadtarchiv  von  Aquapendente  und  dem  römischen  Staatsarchiv  betreffen 
hauptsächlich  die  Verwaltung  des  Kirchenstaates.  Selbstverständlich  berührt 
sich  die  Geschichte  der  Päpste  oft  mit  der  italienischen.'^) 

Zur  Geschichte  der  Konzilien  und  des  kanonischen  Rechts 
sind  zunächst  Bemerkungen  A.  Harnacks  über  die  Papstwahlen  vor  und 
nach  Alexander  III.  von  Interesse.  Nach  ihm  wirft  Licht  auf  einen  noch 
nicht  genügend  aufgeklärten  Zweifel  über  den  vor  Alexander  lU.  gültigen 
Modus  der  Papstwahl,  ob  nämlich  bis  zu  diesem  Papst  Einstimmigkeit  oder 
einfache  *Migorität    gegolten,^)    vielleicht   der  Umstand,    dafs  trotz  der  von 


1)  Ciemena  V.  u.  Heinr.  YIL  Halle,  Habüit-Schr.  47  S.  Erweitert  erschienen:  Halle, 
Xiemeyer,  1882.  X,  183  S.  —  2)  Jan  gm  an  n,  Clem.  V.  u.  d.  Aufhebung  d.  Templerordens. 
ZKTh.  5,  389—462;  681—613.  Dazu  femer  de  Gaatelnau,  Gl^.  Y.  Bordeaux,  Dutha. 
—  3)  Frankreichs  UmongTersach  unter  d.  Herrechaft  d.  Herz.  y.  Burgund  1393 — 98.  Progr. 
T-  Gttenloh.  28  S.  4.  —  4^  S.  JB.  ni,  2,  269.  —  5)  RQH.  30,  526—44  (Brief  L.a); 
544—48  (Aatw.  1/6,b.)  —  6)  Difloono  Grit,  sui  Borgia:  Arch.  d.  soc.  di  stör.  patr.  4,  77 
—146.  —  7)  8.  a.  S.  244*,  246*,  256^  u.  ö.  —  8)  Worüber  Loreni  u.  Zöpifel  differieren, 
I.  HZ.  1877.  N.  F.  I,  187  ^. 


11,192  XXIV.   P.  Tichackort: 

Alexander  in.  angeordneten  Zweidrittel-M^jorität  in  den  Papstwahlen  des 
13.  Jh.  immer  noch  das  Priucip  der  Einstimmii^eit  als  Fiction  festge* 
halten  wird:  es  scheint  dies  eine  Nachwirkong  des  vor  Alexander  geltenden 
Prindps  gewesen  zn  sein.  ^)  Dann  liegt  ein  Aufsatz  J.  Yaesens')  aber  das 
Konzil  von  BaseP)  vor,  das  nach  Lyon  zn  verlegen  1436  beabsichtigt  wnrde, 
wie  ein  von  Y.  mitgeteiltes  Einladungsschreiben  zeigt  Die  Delegierten 
Karls  Yn.  lehnten  den  Plan  ab,  weil  kurz  vorher  in  Lyon  demokratische 
Unruhen  stattgefunden  hatten.  —  Ober  ^Laurentius  Yalla  und  das  Konzil 
zu  Florenz'  liegt  eine  d&nische  Arbeit  von  D.  0.  Monrad  vor,  welche  der 
Labecker  ev.  Pfarrer  A.  Mich  eisen,  dem  vrir  schon  manche  ausgezeichnete 
Obersetzung  dänischer  Schriften  verdanken,  in  das  Deutsche  übertragen  hat.^) 
Die  'Quellen  zur  Geschichte  des  Florentiner  Konzils'  behandelt  Ad.  War- 
schauer.^) Durch  seine  Abhandlung  wird  die  Aufmerksamkeit  mehr  den 
lateinischen  Akten  des  Konzils  zugewandt,  welche  sich  in  den  Protokollen 
als  zuverlässig  erweisen,  während  die  griechische  Redaktion  derselben,  auf 
welche  sich  Hefele  vorwiegend  gestutzt  hat,  im  unionsfreundlichen  Sinne 
parteiisch  ist  —  Yon  sechs  bisher  unbekannten  Provinzialkonzilien  des  Bis- 
tums Brixen  hat  schon  1880  G.  Bickell  die  Akten  herausgegeben -,<)  als 
die  wichtigsten  unter  ihnen  erscheinen  die  1453,  1455  und  1457  von  dem 
Kardinal  Nikolaus  v.  Cusa  gehaltenen,  weil  dies^  hier  seine  Beformgedanken 
praktisch  anwandte.  Indes  hat  diese  cusanische  Reformation  an  dem  Be- 
stände der  römisch -hierarchischen  Kirche  nicht  im  mindesten  gerüttelt;  der 
astrologische  Kardinal  war  also  kein  Bahnbrecher  der  modernen  Zeit,  wozu 
ihn  Janssen  in  Bd.  I  seiner  deutschen  Geschichte  gemacht  hat 

In  das  Gebiet  des  kanonischen  Rechts  fällt  die  Arbeit  H.  Sachf ses^) 
aber  die  Lehre  vom  'Defectus  sacramenti';  von  Friedbergs  Corpus  Juris 
Canonici^)  ist  Bd.  ([  in  weiterem  Erscheinen  begriffen.  —  Was  Beaune') 
aber  den  Unterricht  des  römischen  Rechts  und  das  Papsttum  darlegt,  ent- 
zieht sich  unserer  Kenntnis. 

Gehen  wir  zu  den  Schriften  über,  welche  das  religiöse  und  sittliche 
Leben  der  Kirche,  den  Kultus  und  die  kirchliche  Kunst  betreffen,  so 
ist  zuerst  eine  geistvolle  Obersicht  über  die  Sittengeschichte  und  litteratur 
der  Ethik  des  Mittelalters  von  W.  Gafs^<>)  zu  erwähnen.  Spedell  auf  Sitte 
und  Leben  der  Kirche  im  karolingischen  Zeitalter  werden  Dümmlers 
Poetae  aevi  Carolini^^)  mannigfach  neues  Licht  werfen.  Dem  eigentlichen 
Gebiet  des  Kultus  Mt  die  schon  erwähnte  Schrift  von  F.  B.  Warren  >*) 
zu,  der  nicht  nur  die  frühere  Litteratur  in  sehr  vollständiger  Weise  benatzt 
hat  (vermifst  haben  wir  jedoch  die  Anführung  von  Ebrards  Schriften),  sondern 
sich  auch  auf  handschriftliches  Material   stützen   konnte.     Einleitungsweise 


1)  BemerkgB.  s.  d.  püpttl.  Wthbiaelmchton  d.  18.  Jh.:  Z&6.  5,  844  IL  —  2)  Üb  projet 
de  trsDelation  da  oonc  de  Blle  k  Lyon:  BQH.  SO,  561—68.  —  3)  Httid«clirifU.  Akten  di— — 
u.  dea  CoBBtanier  KonsÜB  sowie  Akten  dei  Proseuea  gegen  Job.  XXnX  weist*W*its  in 
Paris  nach:  Par.  Hdaa.  (o.  S.  7*)  S.  480,  No.  951S  f.   —   4)  Gotha,  F.  A.  Perthes.    277  8. 

—  5)  Bresl.  Diss.  Druck  t.  S.  SchottlSnder.  Vgl.  A.  Bols,  Byiani  n.  d.  Baseler  Synode: 
Augeb.  AZ.  Sp.  321—327,  Beil.  —  6)  SynodiBriz.  saec  XY.  Innsbr.,  Ranoh.  S.  Jahrasber. 
111,  2,  60^  145'.  -  7)  Die  Lehre  Tom  Def.  sacr.;  ihre  histor.  Entwickelang  a.  dogmnt.  Be- 
gründung. BerL,  Gattentag.  VIII,  219  S.  —  8)  Leipa.,  Tauchnits.  (Bis  LI  14  =  U.  Sp.  1152.) 

—  9)  L'enseigm.  du  droit  rom.  et  la  papaut^:  E.  cath.  des  institat  de  droit,  jany.  —  Vgj. 
JB.  III,  2,  212  f.,  s.  u.  S.  226^  248.  —  Über  die  Becept.  d.  Pseud.-Isid.  s.  o.  S.  19>;  Job. 
TeutonicuB,  d.  Glossator  d.  Decrets,  o.  S.  116«.  —  10)  8.  o.  Abt  I,  K.  VIII,  S.  241   -415. 

—  11)  S.  ü.  S    8»   —  12)  8.  o.  S.  189». 


Pipsttan  und  Kirche.  11,193 

BtAÜt  W.  die  geographische  Verhreitiuig  der  schottischen  Kirche  and  ihre  zeit- 
liche Dauer  dar,  hebt  dann  ihren  fast  aasschlieblich  klösterlichen  Charakter 
ohne  Weltklems  hervor,  wobei  jedoch  die  Priesterehe  principiell  zulässig  war, 
betont  den  engen  Znsammenhang,  in  welchem  der  aufserordentliche  Missipns- 
trieb  der  schottischen  Kirche  mit  ihrem  Klosterwesen  stand,  worauf  auch  ihr 
zeitweiliger  Triumph  wie  ihr  später  Fall  beruht  habe,  stellt  ferner  ihre  un- 
zweifelhafte Orthodoxie  sowie  anch  ihre  Unabhängigkeit  von  Rom  fest,  unter- 
sucht ihren  Zusammenhang  mit  dem  Orient,  mit  der  gallischen  und  mit  der 
spanischen  Kirche  und  bespricht  zuletzt  ihre  Abweichungen  von  der  römischen 
Kirche,  die  in  der  Osterberechnung,  der  Taufe,  der  Tonsur,  dem  Ordinatlons- 
ritus,  der  Weihung  von  Kirchen  und  Klöstern  und  der  Liturgie  und  Messe 
hervortraten.  Auf  Grund  der  in  Kap.  3  zusammengestellten  und  commentierten 
Reste  der  celtischen  Liturgie  sind  dann  im  2.  Kap.  nach  einer  Übersicht  aber 
Bau  und  Ausstattung  der  Kirchen  die  einzelnen  Teile  der  Liturgie  erörtert. 
—  In  Kap.  3  sind  mehrere  Stucke  zum  ersten  Mal  veröffentlicht  —  £ine 
besondere  Wichtigkeit  hat  die  Liturgie  fQr  die  griechische  Kirche  gehabt, 
indem  sie  sich  hier  allein  von  allen  altchristlichen  Instituten  erhalten  und  Unter- 
richt, Kirchenleitung,  das  Wort,  die  Bflcher  und  die  ganze  äufsere  Form  der 
Kirche  ersetzt  hat.  Nachdem  im  7.  Jh.  das  Dogma  zum  Abschlufs  gekommen, 
ist  es  nur  das  Grebiet  des  Kultus  gewesen,  auf  dem  noch  Bewegung  statt- 
gefunden hat:  eine  heftige,  ja  selbst  stürmische,  in  dem  Bilderstreit,  und 
eine  innere  in  den  Schöpfungen  der  kirchlichen  Poesie.  Letztere  hat  nach 
den  eingehenden  Untersuchungen  J.  B.  Pitras  und  W.  Christs  J.  L.  Jacobi^) 
dargestellt.  Rhythmisch  der  Form  nach  schlofs  sich  das  griechische  Kirchen- 
lied nicht  an  die  Liturgie  des  Abendmahls  an,  sondern  füllte  die  Zwischen- 
räume zwischen  dem  Gesänge  der  Psalmen:  bald  überlud  es  den  Oottcsdienst, 
in  dem  mitunter  8  Oden  jede  n^it  so  viel  Versen  als  das  Alphabet  Buch- 
staben hatte,  gesxmgen  wurden.  Die  Formen  weisen  eine  sehr  grofse  Mannig- 
faltigkeit auf:  merkwürdig,  dafs  einzelne  abgekürzte  Schreibfiguren,  wie  arjQ 
=  aiovTjQ  Eingang  fanden.  Akrosticha  sind  sehr  verbreitet.  —  Aus  E. 
Breests  umfangreicher  Abhandlung  über  das  Wunderblut  in  Wilsnack'} 
roschen  wir  auf  die  neuen  und  wertvollen  Urkunden  besonders  über  den 
Kampf  aufmerksam,  der  von  Erfurt  und  Magdeburg  ans  gegen  den  Wunder- 
sehwindel geführt  wurde.  Doch  ist  die  Entstehung  der  Wilsnacker  Wall- 
fahrtsstätte noch  immer  nicht  aufgeklärt.  —  Ober  die  mittelalterliche  Vor- 
stellung, dafs  der  Teufel  das  Sündenregister  der  Menschen  führe,  spricht  Th. 
Haeh  in  München.^)  Die  ^Missionsthätigkeit  der  Kirche  bis  zur  Reformation' 
schildert  J.  L.  Jacobi.^;  —  Eine  andere  Art  der  Mission,  deren  richtige 
Eikenntnis  der  Kirche  des  Mittelalters  nur  volles  Lob  einbringen  kann,  war 
ihre  Sorge  für  gröfsere  Sicherheit  des  Menschenlebens  durch  Herstellung  von 
Verkehrswegen:  in  dieser  Beziehung  hat  sie  in  den  einzelnen  Ländern  der 
europäischen  Christenheit  für  Brückenbau  Aufserordentliches  geleistet.^)  — 
Auch  den  Bergbau  haben  die  Klöster  gefördert.^)  Die  allgemeinen  kirch- 
lichen Verhältnisse  im  Ausgange  des  Mittelalters  berührt  anch  F.   Falk.^) 


1)  Zar  GmcIi.  d.  griech.  Kirchenliedes:  ZKG.  5,  177—250.  --  2)  S.  o.  S.  163*.  — 
3)  A&DV.  28,  SS— 36.  —  Boequaint  <Les  Sorts  des  Sainta'  (s.  JB.  III,  2,  214*)  sind 
wp.  erKh.:  Nogant  le  Botroa,  Danpeley-GouTemear.  —  4)  Allg.  Miu.-Z.  Juli- Heft.  — 
•)  Kirche  o.  BrflckeBUu  im  MA.:  HPBl.  87,  89—109.  184—93.  245--59.  Vgl.  JB.  III,  2, 
)SM.  _  ^^  Commer,  D.  alten  Klöster  o.  d.  Bergbau:  N.  R.  d'AU.-Lorr.  I.  Ha  12.  — 
7)  BonpredigerateUen,  s.  o.  S.  64«.  9V'K 

Hifioxitehe  jAhresberlohte.    1881.    II.  13 


n,194  XXIV.   P.  Tichackert: 

In  der  Nengrttndung  oder  Neubesetzung  von  Dom-  nnd  Hofpredigerstellen 
(wie  in  Wien,  Dresden,  Heidelberg,  Merseburg,  Trier,  Bamberg,  Regensburg, 
Würzburg,  Augsburg,  Constanz,  Basel,  Strafsburg,  Speyer,  Worms,  Mainz) 
spiegelt  sieb  ganz  besonders  der  wieder  erwachte  Geist  der  Regsamkeit  und 
Frömmigkeit  ab.  Es  wurden  hohe  Anforderungen  an  den  Inhaber  gestellt, 
dem  oft  wissenschaftlicher  Ruf  vorausging.  Facit:  die  Reformation  sei  über- 
flüssig  gewesen.    Das  Ganze  ist  gegen  Plitt^)  gerichtet 

Über  die  Judenverfolgungen  und  ihre  Gründe  hatL.  Erler*)  seine 
Studien   fortgesetzt,   indem    er  mehr  oder  minder  historisch  den  volkswirt- 
schaftlichen  Charakter   der   Juden,    die   Bedeutung   des  Talmud   in   dieser 
Richtung,  das  Verhältnis  der  Juden  zu  Landbau  und  Handwerk   sowie    zu 
Geld-  und  Welthandel  namentlich   im  Altertum    und  Mittelalter   bespricht. 
Für  die  Albigenserkriege  hat   C.  Douais^)   die  Angaben   Ch.  Moliniers 
über  die  Quellen  zu  ergänzen  und  berichtigen  gesucht  und  auch  eine  Episode 
aus  denselben,  die  Belagerung  Carcassonnes  v.  1. — 15.  Aug.  1209,  geschil- 
dert; einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  in  dieselbe  Zeit  fallenden  religiösen 
Bewegungen  in  Frankreich  giebt  Hann  in  seiner  Abhandlung  über  'Amalrich 
V.  Bena  und  David  v.  Dinant'.^)    Hinsichtlich  der  Gottesfreunde  schlieft 
sich  F.  Ehrle^)  an  Denifle  an.    Von  Interesse  sind  Statuten  einer  Triden- 
tiner  Geifselbrüderschaft  aus  dem   13.  Jh.  ^)  —  P.  Gilles'  Geschichte  der 
Waldenserkirchen  von  1160—1643,  die  zuerst  1643,  in  2.  Aufl.  1655  er- 
schien, hat^)  P.  Lantaret,  Pastor  in  Pomaret,  neu  drucken  lassen,  während 
einen  wichtigen  Beitrag  zur  Waldensergeschichte  Ochsenbein ^)  bietet    Die 
Katharer  sind  nach  G.  Steude^)  ursprünglich  gnostischen  Ursprungs  nnd 
standen  mit  den  Paulicianem  in   engster  Verbindung.      Im   12.  Jh.  aber  ist 
dieser   ursprüngliche  Katharismus   von    dem  Bogomulismus   berührt   worden 
und  seit  dieser  Zeit  unter  den  Katbarem  die  bekannten  zwei  Hauptrichtungen 
vorhanden;   jedoch  seien  diese  beiden  Parteien  gegenseitig  nicht  intakt  ge- 
blieben.    Hauptsächlich  sei  durch  bogomilischen  Einflufs  in  den  Katharismus 
ein  asketischer  Zug,    ein  Streben   nach  äufserer  Organisation  und  die  Be- 
tonung des  einen  Sacraments  gekommen.     Diese  Organisation  sei  schon  früh 
bei  den  Messalianem  bemerkbar,    die  sogar,   wie  später  die  Katharer,   ein 
Haupt  und  zwölf  Apostel  hatten.     Wie  aber  Bogomil  und  Basilius   die  ver- 
schiedenen messalianischen  und  gnostischen  Strahlen  zusammengefafst  und  als 
Sektenhäupter  gewifs  ein  ausgebildetes  System  aufgestellt   hätten,    so  seien 
auch  unter  den  Katharern  hier  und  da  bedeutendere  Lehrer  aufgetreten,  die 
zu  dem  aus  alter  Zeit  Überlieferten  Eigenes  fügten:  die  verschiedenen  Länder 
und  Völker,  in  die  der  Katharismus  Eingang  fand,  hätten  das  Ihrige  dazn  bei- 
getragen.    So  sei  es  geschehen,  dafs  die  Katharer  in  ihrer  Blütezeit  in  ver- 
schiedene kleine  Parteien  und  Sekten  zerfielen,  die  nicht  immer  in  die  beiden 
Hauptklassen  sich  eingliedern  liefsen.  —  Brieger^^)  hält  die  Beweisführang 
Steudes  nicht  für  ausreichend  und  weist  auf  die  beiläufigen,  aber  beachtens- 


1)  Vgl.  JB.  III,  208"— 209«.  —  2)  AKKR.  42  (N.  F.  36),  S— 52.  Vgl.  Jahresber. 
II,  2,  228  u.  Berliner,  Penünl.  BeEiehungen  zw.  Christen  u.  Joden  im  Mittelalter.  Halber- 
Stadt,  Meyer.  29  S.  (Aas  «Illastr.  jttd.  Famil.- Kalender'.)  —  3)  Les  sonrces  de  rHiatoire  de 
l'Inquisit  dans  le  midi  de  la  France  aux  XLII.  et  XIV.  es.:  RQH.  80,  883>-459.  — 
4)  Jahresber.  d.  Gymn.  ▼.  Villach.  —  5)  Daa  Einst  u.  Jetzt  der  Gesch.  d.  Qotteafroande, 
StML.  Hft.  6—8.  Vgl.  Jahresbor.  III,  2,  207.  —  6)  S.  o.  S.  188«<.  —  7)  Uiat  eccl«a. 
des  Elises  vaud.  de  l'an  1160  an  1643.  Pignerol,  Ghiantore  et  Mascarelli.  2  toU.  (VI)»  464, 
508  S.  —  8)  S.  o.  S.  184».  —  9)  Über  d.  Ursprong  d.  Kath.:  ZKQ.  5,  1—12.  —  10>  Ib. 
S.  12. 


Pftptttam  and  Kirche.  11,195 

werten  Andentangen  Reaters  in  dessen  Alexander  m.  ^)  hin.  —  Znr  Geschichte 
derHnssiten  sind  zwei  Arbeiten  za  erwähnen.^)  Nach  Oberösterreich  führt 
uns  die  kleine  Schrift  des  Chorherrn  Albin  Czerny  ^Aus  dem  geistlichen 
Geschäftsleben  in  Oberöstreich  im  15.  Jh.':  unter  Benutzung  des  Briefbuches 
der  Pröbste  Johann  und  Kaspar  von  St.  Florian  wird  hier  der  bunte  Kreis 
von  Amtsgeschftflen  des  katholischen  Seelsorgers  am  Ausgange  des  Mittel- 
alters geschildert^) 

Für  die  Geschichte  des  deutschen  Bibeltextes  im  15.  Jh.  kommt  der 
Cod.  Teplensis^)  in  Betracht,  dessen  Text  angeblich  den  im  15.  Jh.  ge- 
drückten Bibeln  zum  teil  zu  Grunde  liegt,  aber  keineswegs  original  ist   — 

Der  um  Einführung  einer  strengen  Kirchenzucht  verdiente  Dunstan  ist  von 
W.  Ulrich  behandelt;  ^)  wie  sich  die  Sage  um  das  Leben  Bruder  Bertholds  von 
Regensburg,  des  feurigen  Bulspredigers  des  18.  Jh.,  gerankt  hat,  ergiebt  sich 
aas  einer  Abhandlung  Rehorns. ^)  Von  A.  Birlingers  ^Leben  heiliger 
alemannischer  Frauen  des  14.  und  15.  Jh.^  bringt  No.  I  ^Dit  erst  Büchlyn 
ist  von  d.  seligen  Kluseneryn  von  Rüthy,  die  genant  waz  Elizabeth'. '')  Über 
die  Heiligen  der  französischen  Schweiz  veröffentlicht  Genoud  zwei  Bände ;^) 
während  den  'sei.  Nicolaus  v.  d.  Flae'  in  erbaulieber  Tendenz  Kiem^)  be- 
handelt Blofs  erbaulichen  Charakter  trügt  die  Schrift  von  Di  Pietro  über 
die  Königin  Elisabeth  von  Ungarn.  ^^)  Sonst  sind  einige  Schriften  über  den 
h.  Bertewin,'^)  den  h.  Romuald,'*)  die  h.  Eulalia  von  Bordeaux  i^)  und  die 
h.  Catharina  von  Genua '^)  (f  1510)  zu  erw&hnen,  die  z.  t  wohl  gleichfalls 
erbaulichen  Charakter  tragen. 

Znr  'Einführung  des  AJlerseelentags  durch  den  h.  Odilo  v.  Clugny',  die 
im  J.  998  erfolgte,  liegt  eine  Studie  von  Odilo  Ringholz  ^^)  vor.  —  Sonst 
ist  noch  ein  Bruchstück  eines  mhd.  Mefsgebets  (Wandelnngsgebet)  aus  dem 
12.  Jh.  zu  erwähnen,  das  aus  einer  Hds.  der  ständischen  Landesbibliothek 
zu  Fulda  Rabsam  ^^)  herausgab,  und  eine  Abhandlung  von  A.  Danyss '^) 
über  ^das  Gebetbuch  der  h.  Hedwig*. 

Ein  'Kompendium  der  Geschichte  der  Kirchenmusik'  schrieb 
Sittard.  ^^)      Pothiers    Schrift  ^^)    über    den    gregorianischen    Choral    hat 


1)  in,  647.  —  2)  Kalauieky  d.  Gesch.  des  Kelches  in  d.  vorhiuait  Zeit  Jahreiber. 
•L  Kommqwml-Ttaalgynin.  za  Prag  ((eohiflch.).  —  Kabifita,  zur  Lehre  des  Mag.  Joh.  Uaa. 
Jahrenher.  d.  Oymn.  za  Budweis.  —  l\)  Linz  a.  D.,  F.  J.  Ehonhöh.  98  S.  —  4)  Der  Cod. 
Tcplensis,  enthaltend  <die  Schrift  des  neuen  Geseu^^os*.  T.  1.  München,  Augsb.,  Butlers 
Litter.  Institat  107  S.  (T.  2.  Die  Briefe  d.  Paulus,  ersch.  1882.)  —  5)  Dunstan,  e.  wunder- 
licher Heiliger  d.  10.  Jh.:  Europa  No.  32.  —  6)  Chronistenberichte  üb.  Br.  Bertholds  Leben: 
fiermania  N.  R.  XIV,  316—337.  —  7)  Alemannia  9,  iüt  3.  —  8)  *Lea  SainU  de  la  Suisse 
fnn^'  2  voU.  315  u.  387  S.  Bar-lo-duc,  Paris,  Bord.,  libr.  de  TOeuvre  de  S.  Paul.  —  9)  D. 
M>1  N.  T.  Fl.  £in  Vorbild  f.  alle  Christen.  Kinsicdeln,  Benziger.  352  S.  24"*.  —  Die  Abhdl. 
T.  Lütolf  über  d.  h.  Bemh.  v.  Menthone  (JB.  11,  2,  211'»)  steht  ThQSchr.  61,  179—207. 
~  10)  Una  eroina  dol  s.  Xin  proposta  ai  Torziari  Francescani  ossia  Vita  di  S.  Klis.  reg. 
dX'Bgheria.  Palermo.  272  S.  Vgl.  auch  Seil,  Aus  Religions-  u.  Kirchengeechiehte  (7  Vor- 
tr%e^  1880),  wo  neben  Franz  y.  Assisi  auch  die  h.  Elisabeth  behandelt  wird.  —  11)  Vie  de 
rdlaitr.  8.  Bortuin,  ^y.  et  fondateur  de  rcglise  de  Malonne,  publice  on  1651,  traduite  par 
Hasqain.  Namnr,  267  S.  —  12)  G.  Annibaldi,  la  traslasdone  di  S.  Ilom.  e  il  suo  culto  nell' 
&io.  Jen,  Tramontl-Fagi.  80  S.  18^  —  13)  Pepin  d'Escurac,  lo  corps  de  Ste.  Eulalie 
<le  ikmieaoz.  £t.  hiat  Bordeaux,  Boussin.  28  S.  —  14)  Fliehe,  Ste.  Catherine  de  Genes, 
ü  rie  et  0O1I  esprit  etc.  Paris,  Sauton.  XIX,  435  S.  —  15)  WStBO.  2,  2,  236-51. 
-  16)  AKDV.  87  (1880),  S.  306.  —  S.  340  wird  jedoch  bemerkt,  dafs  es  bereit«  von  £. 
^teinmeyer  ZDA.  18,  455  yerölfentlicht  war,  der  ib.  19,  103  auch  nachgewiesen  hatte, 
•ttfii  es  spater  von  Freidank  aufgenommen  war.  —  17)  A.  f.  nlav.  Philol.  5  (1880),  Hft.  3. 
~  18)  Vgl.  o.  Abt.  I,  K.  IX  u.  DLZ.  No.  34.  —  19)  S.  Jahresber.  111,  2,  191'. 

18» 


n,196  XSIV.   W.  Tschackert: 

Ambr.  Kienle^)  übersetzt,  w&hrdnd  die  'geistlichen  Volkslieder*  E.  Bartsch') 
und  die  Predigtlitteratur  Sprenger')  behandelte.  Von  den  biographischen 
Notizen,  die  Kornmaller ^)  aber  Masiker  in  86  Benediktiner-Klöstern  za- 
sammenstellt,  betreffen  die  meisten  die  Neuzeit,  nur  wenige  gehen  ins  Mittel- 
alter zurück,  wie  bei  Admont,  Kremsmünster,  Lambach,  Molk,  St.  Ulrich  und 
St.  Afra  in  Augsburg,  dem  Schottenkloster  in  Wien.  Einen  andern  Zweig 
der  Kunst  behandelte  A.  Springer.^) 

Aus  0.  B.  de  Rossis  Feder  wird  ein  Aufsatz  über  ein  Bild  des  Papstes 
Urban  11.  und  andere  Gemälde^)  genannt,  der  uns  unzugänglich  geblieben 
ist.  — 

Zur  Geschichte  des  Mönchtums  ist  es  von  Interesse,  dafs  £.  Schmidt^) 
aus  einem  Cod.  des  10.  Jh.  der  Wiener  Hofbibliothek  einen  Ritus  für  Ab- 
legung des  MOnchsgelübdes  publiziert  hat,  der  vielleicht  die  ursprüngliche  in 
dem  Benediktiner-Orden  geltende  Form  war.  Sodann  haben  wir  aus  Frank- 
reich eine  Schrift  über  Petrus  Damiani  zu  nennen,^)  eine  These  der  Sor- 
bonne, die  sich  auf  die  Quellen  gründet,  aber  die  reiche  Litteratur,  die  den 
Petrus  wenn  nicht  ex  professo  behandelt,  aber  doch  berücksichtigt,  ganz  bei 
Seite  lädst.  Mit  Neukirchs  Schrift,«)  die  freilich  nur  bis  1059  reicht  (D. 
t  1072),  kann  sie  sich  nicht  messen.  —  Eine  Skizze  über  Cluny  lieferte 
Jos.  Chmelice,^^)  während  auf  eine  Handschrift  des  12.  Jh.  in  der  Met- 
ternichschen  Bibliothek  mit  den  Consuetudines  Hirsaugienses  Schum^^) 
aufmerksam  machte.  — 

Über  den  h.  Franz  v.  Assisi  erscheinen  katholischerseits  immer  neue 
Publikationen;  ^^)  die  Geschichte  der  rheinischen  Franziskaner-Niederlassungen 
und  ihren  Einflufs  auf  das  kirchliche  und  politische  Leben  behandelt  Ad. 
Koch.  ^3)  Er  weist  nach,  dafs  bis  zum  letzten  Drittel  des  13.  Jh.  die  Nieder- 
lassungen des  Ordens  in  Deutschland  nicht  zahlreich  sind;  z.  B..  weifs  er 
für  das  rechtsrheinische  Bayern  aus  dem  ganzen  13.  Jh.  nur  10  Kloster- 
bauten nachzuweisen  und  für  das  Rheingebiet  von  der  Schweiz  bis  nach 
Holland  fUr  die  ersten  50  Jahre  nur  42.  Allein  da  sie  gerade  in  den 
Mittelpunkten  des  Handels  und  Verkehrs  angelegt  wurden,  haben  sie  auf 
das  kirchliche  und  politische  Leben  grofsen  Einflufis  gewonnen.  Wichtig  ist 
der  Nachweis,  dafs  die  Franziskaner  auch  Inhaber  der  Inquisition  gewesen 
sind,  so  dafs  die  landläufige  Ansicht,  als  ob  die  Dominikaner  die  ausschliefs- 
liehen  Inhaber  derselben  gewesen  seien,  korrigiert  werden  mufs.  —  Einem 
der  interessantesten  Repräsentanten  des  Mönchtums  im  15.  Jh.,  dem  Windes- 


1)  D.  gregor.  Melodien  etc.  Tournay,  Descl^e  (Aachen,  Barth).  X,  273  S.  —  2)  Ger- 
maoia  14,  H.  1.  —  3)  Ibid.  —  4)  D.  Pflege  der  Musik  im  Bened.-0.:  WStBO.  U,  1,  209 
--35;  2,  3—40;  l97>-236.  Vgl.  JB.  m,  2»  190«.  —  5)  PialteriUiutntionen,  s.  o.  S.  19>4». 
—  6)  Deir  imagine  di'  Urb.  II.  papa  e  delle  altre  ant  pitture  nell'  oratorio  di  S.  Niool6  extr. 
il  Pal.  Lateran,  ■.  d.  Bibliographie  d.  CivUtä  Cattolica  1882.  —  7)  Ein  sehr  alter  xitna 
pTofitendi:   WStBO.  2,   1,   173.    —    8)Qaerrier,  de  Petro  Damiano.     Orleans,  Herloisoii.. 

96  S.    ~    9)  D.  Leben  d.  P.  D.    Oöttingen,  Peppmflller,  1875.     Vgl.  MHL.  5,  185  iL   

10>  WStBO.  I,  Hft  2,  166->82.  —  11)  NA.  V,  457.  —  12)  Danrignac,  Eist  de  S. 
Fr.  d'Ass.  4.  £d.  Par.,  Bray  et  Betany  —  Le  Monnier,  La  jeunease  de  St  Fr.  d'Aas.,  aa 
yie  mondaine  etc.  Bmges.  95  S.  —  P.  Gabr.  Meier,  0.  S.  B.»  d.  h.  Anton,  t.  Ptdua  [»eit 
1220  im  Frans.-Ord.],  s.  Leben,  s.  Wunder  u.  s.  Verehrung  (Einaiedeln,  Beniiger.  197  S.) 
Terfolgt  erbauliche  Zwecke;  sonst  sei  noch  erwähnt:  J.  Th.  Bisouard,  Hist  de  Ste.-Oolette 
et  des  Glarisses  en  Bourgogne  d'apr.  des  docnm.  inM.  Pttr.,  Uaton.  396  S.  —  13)  Oie 
frtthesten  Niederlassungen  d.  Minoriten  im  Bheingebiet  u.  ihre  Wirkungen  auf  d.  kirdü.  u. 
poUt  Leben.  Von  d.  phil.  Fak.  Heidelberg  preisgekr.  Abhandl.  Leipzig,  Duncker  u.  Himblot. 
Vm,  118  S. 


Pftpsttum  ond  Kirche.  11,197 

heimer  Johann  Busch,  widmet  K.  Grabe  seine  Aufmerksamkeit,  i)  Die 
kirchengeschichtlich  wichtige  Wirksamkeit  des  Mannes,  welcher  aus  dem 
Windsheimer  Kloster  der  Brttder  vom  gemeinsamen  Leben  nach  dem  Sachsen- 
lande berufen  wurde,  um  hier  (vom  Kloster  Suite  bei  Hildesheim  aus)  eine 
Reformation  der  Klöster  vorzunehmen,  ist  unter  sorgfältiger  Benutzung  der 
Quellen  geschildert  Im  Unterschied  von  Janssen  giebt  Gr.  die  Notwendig- 
keit einer  Beform  der  Kirche  zu,  aber  nur  einer  Reform  ihres  sittlichen 
Lebens,  nicht  ihrer  Lehre.  Auf  demselben  Boden  stand  Johannes  Busch, 
den  man  mit  Becht  wohl  einen  römisch-katholischen  Reformer  nennen  mag, 
wie  z.  B.  Geiler  von  Kaisersberg  einer  war,  aber  keinen  Vorläufer  der  pro- 
testantischen Reformation  des  16.  Jh.  —  Ein  Privileg  Alexanders  lY.  v.  1257, 
das  den  Karthäusem  das  Recht  gewährt,  ihre  Klöstej*  nur  durch  Angehörige 
ihres  Ordens  visitieren  zu  lassen,  teilt  £.  Charavay')  mit.  Von  einer  Ver- 
breitung des  Karthäuserordens  in  Dänemark  war  bisher  wenig  bekannt  Eine 
Urkunde  des  Klosters  Mariebo  von  1445,  in  der  Aber  eine  ältere  von  1428 
gehandelt  wird,  zeigt,  dab  dieser  (k*den  Anfang  des  15.  Jh.  das  Nörre- 
Kloster  in  Glenstrup  bei  Mariager  (Nor^jätland,  n.  v.  Randers),  und  das 
Unserfrauen-Kloster  in  Randers  erhielt,  die  in  Verfall  geraten  waren,  ebenso 
wie  Besitzungen  in  Ijaereby  (Bez.  Stövring),  um  dort  ein  Kloster  zu  er- 
richten. Doch  scheint  aus  dem  Bau  nichts  geworden  zu  sein,  obwohl  zu 
dessen  Leitung  der  aus  Holland  infolge  eines  Streits  mit  dem  Bischof  von 
Utrecht  geflohene  Gozvin  Comhaer  bestimmt  war,  ein  eifriger  Ordensmann, 
der  1435  Bischof  von  Skalholt  (Island)  wurde.  Die  beiden  genannten 
Klöster,  1425  noch  selbständig,  waren  1445  in  dem  Besitz  der  Brigittinerinnen 
von  Meriebo,  das  sich  als  älter  ergiebt  als  Mariager,  wenn  letzteres  auch  im 
Anfimg  des  15.  Jh.  gegründet  sein  wird.^) 

Wenden  wir  uns  zur  Wissenschaft  und  Litteratur  der  Kirche,  so 
ist  hier  der  Neudruck  einer  Anzahl  von  Bänden  der  Migneschen  Patrologie 
zu  erwähnen,^)  diesmal  befindet  sich  auch  ein  Band  der  Series  graeca 
darunter.^)  —  Zur  Orientierung  Aber  die  philosophische  Arbeit  des  ge- 
samten Mittelalters  dient  die  sorgfältige  Neubearbeitung  des  wohlbekannten 


1)  Joh.  Biuch  etc.  Zugl.  e.  Beitr.  i.  Gesch.  der  V^Tindah.  n.  Banfelder  Kongregationen. 
'SunmL  liutor.  Bildnisse.)  S.  o.  S.  5S*.  Dasn  kommt  ein  Anlntz  von  Mach  im  Katholik, 
Jn.-Heft.  —  2)  RDH.  7  (18S0),  120  f.  —  3)  N.  Pedersen,  Bidr.  tU  dansk  Kloster^ 
lüstorie:  Kirkehiat  Samlinger.  3  F.  3,  174-85  (d.  Urk.  t.  1445  ist  mitgeteilt).  —  4)  Ser. 
Ist:  T.  117.  Haymonis  T.  II.  612  S.  —  T.  118:  Raymondis  T.  III;  Anscharii  Hamb.  Episc 
522  S.,  1880.  —  T.  119:  Flor.  Diac.,  Lop.  Femrienais ,  Walter.  Anrelian.,  Bothad.  II. 
Sasiskni.,  NicoL  L  616  S.,  1880.  —  T.  121:  Batramni,  Aeneae  Paris.,  S.  Bemigii  etc.  opp. 
oomia.  584  B.,  1880.  —  T.  127:  Anas!  BibUofh.  T.  I.,  798  S.,  1879.  —  T.  129:  Anast 
fiiUioth.  al^bas,  Steph.  Y.,  Formos.,  Stephan  VI.,  Boman.  pontiff.  rom.,  Erchembert  mon., 
Aagübert  abb.,  8.  Tntilo,  mon.,  Grimlaicns,  Wol&adns  presbb.,  Anamod.  sabdiac.  Anastasii 
T.  HL  (TgL  JB.  m,  2,  187^  T.  128),  ceteromm  tom.  onic.  724  S.,  1880.  —  T.  183:  8. 
Odo,  abb.  dun.,  Harinns  IL,  Agapetos  IL,  Joannes  XII.,  8.  Odo  ep.  Cantoariensis,  Rorioo, 
liodmi.  ep.,  Artbaldns,  Odalricns,  Bhem.  archiep.,  Cappidus  Straoriensis  sacerd.,  Oosmas 
^<P7gQs  liaterienab,  Joannes  Italas,  Laorentias  Gaasin.  monachi;  Sigehard.  mon.  S.  Maximini; 
^ridegod.  bened.  mon.  (T.  onictts).  524  8.  —  T.  136:  Bather.  Yeron.  ep.,  Lnitprandns  Cremen., 
Folqnians  8.  Bertini  mon.,  Gonco,  diac.  NoTar.,  Bichard.  abb.  Floriac.,  Adalberi  Metensis  sehol. 
(T.  onic)  674  8.  —  T.  142:  Bruno,  Herbipol,  ep.,  8.  Odilo  Abb.  Glun.,  Bemo,  Abb.  Aug., 
Breg.  YL,  Clem.  YL  pentiff,  Bodnlph.  Glaber,  Wippo  presb.  etc.  (T.  nnic.)  760  8.,  1880.  — 
T.  151:  B.  TJrb.  H.,  8aec.  XI  anctores  inoerti  anni  et  scripta  ade'ffTtora;  Monam.  Utiirgica, 
)IoD.  diplom.,  ad  aaec  IX  et  X  append.  748  8.  —  T.  192:  Petr.  Lomb.,  Mag.  Bandinns 
tlwol.,  Hugo  Ambian.  Bothom.  archiep.  696  8.  1880.  —  5)  Ser.  graeca  posterior,  in  qna 
prodeont  patres  etc.  ab  aeyo  Photiano  naqae  ad  Conc.  Flor,  tempora.  T.  124.  Theophyl.  Bolgar. 
ep.  680  8.,  1879. 


n  198  XXIV.    W.  TBChackert: 

Ueberwegschen  Grandrisses  darch  M.  Heinze.  ^)     Die  ausgezeichnete  Ge- 
schichte der  Scholastik  von  Haur6au  ist  in  2.  Aufl.  1880  vollendet.*)  — 
Werners  Werke  über  Beda,  Alcuin  und  Gerbert  v.  Anriilac  liegen  in  neuen 
Titelauflagen  vor.  3)     Über  die  Kenntnis  des  Griechischen  bei  den  Schrift- 
stellern des  7.  und  8.  Jh.  hat  Tougard*)  seine  Studien  fortgesetzt.  —  Zur 
Geschichte  der  Universitäten^)  des  Mittelalters  liegt  die  mustergflltige  Aus- 
gabe der   1.  Hälfte  der  Erfurter  Universiläts- Matrikel  vor,   bei    der  keine 
Mühe  gescheut  ist,  um  fttr  die  Geschichte  derjenigen  Universität,  welche  als 
Bildungsstätte  Luthers    und  als   Sitz    des   jüngeren   deutschen   Humanismus 
bleibendes  Interesse  beanspruchen  darf,  eine  objektive  Unterlage  zu  schaffen, 
die  wir  doch  trotz  Kampschultes  Buch  über  die  Universität  Erfurt  dringend 
nötig    haben.  ^)    —    Das    ^studentische   Leben   im   Mittelalter'   schildert    0. 
Thrauer,^)  die  ^klassische  Bildung  im  Anfang  des  Mittelalters  und  im  13. 
Jh.'  H.  Jacoby;^)  das  Schulwesen  des  Mittelalters  Wtreffen  Schriften  von 
Schmitz  und  Nettesheim.^)   —    Auf  ein  merkwürdiges  naturwissenschaft- 
liches  Werk    der   h.    Hildegard is,^^)    ein   zusammenhängendes   System   alt- 
deutscher Naturkunde  und  Medicin,  das  sich  in  Kopenhagen  befindet,  aber 
wegen    des    falschen   Titels,    der   ihm    gegeben,    der   Aufmerksamkeit    ent- 
gangen ist,  macht  K.  Jessen  ^^)  aufmerksam.     Es  enthält,  abweichend  von 
allem    Bekannten,    d.    h.    von    der   griechisch  -  arabischen    Medicin    ebenso 
wie  von  der  Bibel,   höchst  eigentümliche  Natnranschauungen,    die   auf  alt- 
einheimische zurückgehen  müssen.     Es  zerfällt  in  2  Teile,  der  erste  enthält 
eine  Astronomie  und  Anthropologie,  der  zweite  die   3   Naturreiche  in   Be- 
ziehung auf  die  Wohlfahrt  des  Menschen.     Besonders  beachtenswert  ist  die 
Trennung  von  Pathologie  und  Therapie.  —  Über  Lanfrancs  Verhältnis  zu 
Wilhelm  d.  E.  handelte  Du  Boys,  der  Lanfranc  als  nicht  so  abhängig  von 
Wilhelm  darstellen  will,  in  dessen  Zuge  er  eine  religiöse  und  civilisatorische 
Mission  sieht. ^')     In  das  12.  Jh.  führt  dann  Paulis  Abhandlung    über   die 
kirchenpolitische  Wirksamkeit  des  Job.  v.  Salisbury.  ^^)     Aus  dessen  Hist. 
pontificalis   hebt  P.   einige  Punkte  hervor,  die  auf  das   von  Schaarschmidt 
wenig  berücksichtigte  äui'sere  Leben  des  Autors  Licht  werfen.     So  ist  Joh. 
nach  12jährigen  Studien   in  Frankreich  nicht  nach  England  zurückgekehrt, 
sondern  in  dem  ^Mittelpunkt  der  Ereignisse'  geblieben:  er  war  auf  dem  gegen 
Gilbert  zu  Rhciras  gehaltenen  Konzil  und  in  Italien,  z.  B.  in  der  Umgebung 
des  Papstes    1 1 50/5 1 ;    auch    die    von  ihm  erwähnten  Reisen    dienten   dem 
Zwecke  der  Festigung  der  orthodox-hierarchischen  Tendenzen:  er  wollte  die- 
selben Ziele  wie  Bernhard  v.  Clairvaux,  aber  nicht  seine  Mittel.    Nach  P.  be- 
zeichnet Joh.    eine    nicht  'genügend '^gewürdigte  Stufe  der  allgemeinen  £at- 


1)  GnindriCB  d.  Gesch.  d.  Philos.  2..T.:  die  mittlere  oder  d.  patrUt  u.  scholast.  Zeit. 
6.  Aufl.  Berlin,  Mittler  &  S.  295  S.  —  2)  Hist.  de  la  phil.  scolast  See.  partie.  2  toII. 
463,  495  S.  Par.,  Pedono-Lattriel.  —  3)  S.  o.  S.  8^,  wo  es  jedoch  Wien,  Braumüller, 
heifsen  mub.  (Ale:  XII,  415  S.,  B.:  VUI,  235  S.)  —  Über  Gerb.  t.  Aor.  (ebda,  XII, 
337  S.;  1878)  n.  JB.  I,  323*.  —  4)  De  rHellenisme  dans  les  ^crivains  du  MA.:  Lottren 
ehret  III,  231—40.  Vgl.  JB.  III,  2,  212<'.  Über  Griechisches  in  der  celt  Kircho  s.  auch 
Warren  (o.  8.  189')  8.  157.  —  5)  Hierüber  vgl.  o.  S.  61'.  —  6)  Vgl.  o.  8.  124»  u.  62». 
—  7)  Litt  Beil.  d.  Karlsruh.  Zg.  No.  21  f[.  Vgl.  o.  S.  63».  —  8)  AAZ.  Beil.  146  ff.  Vj;l. 
J.  Haemer,  z.  Gesch.  d.  klass.  Stadien  im  MA.:  Z.  f.  östr.  G3'mn.  32,  6.  Hft.  —  9)  8.  o. 
S.  63»  n.  111'.  —  10)  Über  diese  vgl.  JB.  lU,  2,  195»;  II,  2,  229».  —  11)  Ein  nen  ent- 
decktes Werk  der  h.  Hild.  Me  causis  reruin':  Verhandl.  d.  Borl.  Ges.  f.  Ethnol.  (i.  Anh.  der 
ZEthn.)  XII  (1880),  8.  209;  femer:  Deatschlands  erste  Naturforscherin,  die  h.  Hild.:  Unncre 
Zeit,  H.  2.  —  12)  L.  et  G.  le  Gonqudrant:  RQH.  30,  329—82.  —  13)  ZKR.  N.  F.  I,  265 
—88;  übrigens  vgl.  o.  S.  29«. 


Fiipstfam  nnd  Kirche.  11 199 

Wickelung:  zwischen  Gregor  VIL,  dem  Mönch  von  Gluny,  und  seinen  frag- 
lichen Konkordaten  und  Thomas  v.  Aquino  samt  seiner  Fürsten  nnd  Völkern 
gebietenden  Sittenlehre  steht  J.  als  grundgelehrter  und  'ungleich  entschlossen- 
praktischer Weltpriester  mit  seinem  nicht  minder  den  Staat  überwölbenden 
Kirchengebäude.  —  Das  Studium  des  Thomas  Aquinas  hat  auf  die  Anregung 
des  Papstes  Leo  XIII.  hin  schnell  Fortschritte  gemacht,  nachdem  der  grofso 
Scholastiker  zum  Normalphilosophen  des  ganzen  römischen  Katholizismus  be- 
stellt ist  ^)  Nur  ein  einziges  gutes  Besnltat  wird  dieser  Verfinsterungsversuch^ 
der  den  Menschengeist  um  rund  600  Jahre  zurückschrauben  will,  hervor- 
bringen: eine  neue  ausgezeichnete  Ausgabe  der  Werke  des  groCsen  Domini- 
kaners.')  Naturgemäfs  schwillt  nun  die  Thomas -Litteratur  sehr  an.')  — 
Aus  der  universalen  Wissenschaft  des  Albertus  Magnus  hat  Fellner  die 
botanische  Disciplin  herausgegriffen,  ^)  Bach  seine  Erkenntnislehre.  ^)  —  Von 
Bonaventuras  bedeutendstem  dogmatischen  Werke,  dem  Breviloquium,  hat 
Anton  Maria  v.  Yicetia,  0.  S.  F.,  eine  zweite  Ausgabe  (die  1.  erschien  in 
Venedig  1874)  veranstaltet^;  —  Dem  'Averroismus  und  der  christlich  peri- 
patetischen  Psychologie  des  späteren  Mittelalters'  sowie  dem  Duns  Scotns  hat 
der  unermüdlich  schriftstellemde  K.  Werner  7)  neuerdings  seine  Aufmerk- 
samkeit gewidmet;^)  die  Wandelungen  in  den  Lehrmeinungen  Gersons  sind 
von  S.  Bolle  an  beleuchtet  —  Über  die  Scholastik  in  ihren  Beziehungen 
zur  modernen  Naturwissenschaft  handelt  Pfeifer.^)  —  Dafs  die  Frage  über 
den  Autor  des  Imitatio  Christi  einstweilen  noch  nicht  zur  Ruhe  kommt,  ist 
bei  den  nicht  rein  sachlichen  Gesichtspunkten,  die  sich  in  dieselbe  einge- 
mischt haben,  ^<))  erklärlich.  Einen  Beweis  gegen  Thomas  a  Kempis,  dafs 
nämlich  Johann  XXII.  die  Imitatio  bereits  citiert  habe,  beseitigt  F.  Stephenski 


1)  S.  JB.  UI,  2,  202«.  —  2)  Von  Zigliara,  worüber  mehr  Jg.  V.  —  3)  Aasgaben 
•einer  Werke:  D.  Th.  Aq.  Opp.  omnia,  notia  bist,  crit,  philos.,  theol.  cunctas  iUuBtrantibus 
eontrorerBias  oocasione  dogmatis  b.  antboris  exortas  sollidte  oroata  atud.  et  lab.  Stan.  Ed. 
Freite.  Vol.  33  a.  34.  Tabula  aorea  Mag.  Petri  de  Beigamo.  t.  33  (A^O),  68S  S.  t  34 
'P— Z),  566  8.  Par.,  Vivia.  4®  ä  2  col.  —  Th.  Aqn.  Sermone«  et  opp.  concionat  ed.  S.  B. 
Ranlx.  T.  U.  oomplectena  sermonea  in  Paria,  et  aliia  bibUoth.  nnperrime  repertoa;  Vni, 
436  S.  (vgl.  JB.  m,  2,  203«);  UI  (opuac.  dogmat)  554  S.  iV  (ultim.;  opaac.  moral.  et 
»cnmentaria:  509  S.)  Bar-le-Dac,  CBarro  de  S.  Paul,  12^.  —  Kine  andere  ebenda  er- 
"cbeinende  Aoag.  in  8  a.  2  toII.  giebt  in  T.  I  die  Scrm. ,  in  T.  II  die  opnac.  concionat:  U, 
571  IL  620  S.  —  D.  l*h.  Aqn.  Opuac.  ael.  .  .  opom  ferente  quodam  aacrae  ecciea.  profeeaore. 
T.  II.  y  Expoait.  in  librum  Boetii  de  Trinitato  et  Quaeationea  quodlibetalea  XII  continena. 
Par.,  Lethielleax.  IV,  590  S.  —  D.  Th.  Aqo.  Summa  x^hiloa.  s.  de  yeritate  fidei  cath.  contra 
KQitilea.  Ed.  nova  et  emend.  Par.,  Maraich.  XVHI,  664  S.  ä  2  ool.  Dem  iat  anzaachliefaen : 
Hchntz,  L.,  Thomaa- Lexikon,  d.  i.  Samml.,  Überaotz.  u.  Erklär,  d.  in  d.  Werken,  bea.  den 
Sanunen  Tork.  termini  techn.  Paderb.,  Schöningh;  380  S.  Vgl.  ThLZ.  1882,  No.  6;  LBa. 
No.  24;  ferner  Ferre  (6r.  de  Caaale),  S.  Th.  d'Aq.  et  Tidiologie;  prec  par  une  pr^f.  de  M. 
Itbbe  Martin,  prof.  k  Tic.  aap^r.  de  th^l.  de  Paria,  et  anivi  de  documm.  relat  aox  oeuTrea 
de  Bosmini.   Ed.  III.     Par.,  Soc.  bibliogr.    71  S.    12°.  (60  ca.)  —  Brin,  philoa.  aoolaat  de 

5.  Th.  d'A.  Ed.ni,  T.II,  512  S.  — -  4)  Alb.  M.  ala  Botaniker.  JB.  d.  Oymnas.  so  d.  Schotten 
in  I.  Bes.  Wiens.  —  b)  Dea  Alb.  M.  Verhältn.  zur  Erkenntnialehre  der  Griechen,  La- 
teiner, Aisher,  Jaden.     £.  Beitr.   z.  Geach.  d.  Noetik.    Featachr.   i.  Auftr.   des  Comit^  z.  d. 

6.  Ceatoaarfeier  n.  z.  Enthfillung  d.  Alb.  -  Denkmala  in  deaaon  Vateratadt  Laningen.  Wien, 
BtaomfiUar.  VIII,  212  S.  —  Bache  «Featrede*  (a.  JB.  UI,  2,  203>)  erach.  aep.:  Augaburg, 
Unttlera  latt  Inatit  26  S.  —  Die  Featfeier  in  Köln,  beaondera  auch  die  Featachriften  be- 
httidelte  Belleaheim,  Zum  6.  Centen.  dea  Heimganga  Alb.  d.  Gr.,  HPB].  80  (1880),  919 
--29.  _  Vgl.  J.  Sepp,  Alb.  d.  Gr.  Denkmal  in  Laningen,  AAZ.  ».257—264.  —  6)  Freib. 
i  B,  Herder.  Vgl.  HPBl.  88,  229  ff.  —  7)  Sop.  a.  Wien.  SB.,  148  S.  Wien,  Gerold.  — 
Üera.,  Seholaetik  de«  apat  MA.  I.  Job.  D.  Scotua.  Wien,  Braumüllor.  XVUI,  514  S.  —  Üb. 
l^a  Sc.  Ygl.  o.  S.  111^  —  8)  Lea  variationa  doctrinalea  da  chancelier  G. :  R.  du  monde 
«aa,  F^vr.  —  9)  Progr.  d.  Stad.-Anat  in  Dülingen.  —  10)  S.  JB.  HI,  2,  208>. 


n,200  XXIV,   W.  Tscliackert: 

durch  den  Nachweis,  dafs  die  fragliche  Stelle  schon  bei  Seneca  zu  finden 
ist.  1)  —  Im  Anschlnfs  an  die  holländische  Schrift  von  0.  A.  Spitzen') 
giebt  K.  Grnbe^)  eine  knrze  Belenchtang  der  ganzen  Frage,  insbesondere 
auch  darin  mit  Sp.  einverstanden,  dafs  Gersen  nur  konstmirt  sei  und  nie 
existiert  habe.  Zu  diesem  zun&chst  nur  negativen  Resultat  ist  auch  einer 
der  besonnensten  katholischen  Forscher,  Funk,^)  gekommen,  der  dann 
auf  Grund  einer  fortgesetzten  Untersuchung  auch  positiv  mit  vollster  Ent- 
schiedenheit für  Thomas  eintritt,  dessen  Rechte  durch  so  viele  vollgültige 
Zeugnisse  gesichert  seien,  dafs  ihnen  gegenüber  das  Zeugnis  einer  nicht  unbedeu- 
tenden Zahl  von  Handschriften  und  alter  Drucke,  die  für  Gerson  sprechen 
(von  dem  der  Gersen  des  13.  Jh.  nur  der  Schatten  ist),  nicht  ins  Gewicht 
fallen  können,  zumal  der  Vf.  als  Mönch  und  als  Deutscher  oder  Nieder- 
länder deutlich  sich  kundgiebt.^)  —  Dagegen  bleibt  Yeratti  bei  Gerson 
stehen.^)  —  Übrigens  ist  eine  neue  Pergament -Hds.  aus  d.  J.  1431  auf- 
gefunden, die  den  Vf.  nicht  nennt,  sondern  am  Schlnfs  mit  den  auch  für 
Thomas  vorkommenden  Worten  ^per  manus'  den  Bruder  Johannes  Gomelii 
als  Schreiber  nennt.  Der  gegenwärtige  Besitzer  heilst  Roolf.^  Diesen  Fund 
beleuchtet  wieder  Grube ^)  und  weist  die  Ansicht  zurück,  dafs  die  fehlende 
Angabe  des  Autors  gegen  Thomas  spreche. 

Die  ^Geschichte  der  deutschen  Mystik  im  MitteUilter'  hat  W.  P  reger 
im  II.  Bande  seines  Werkes  bis  zu  Heinrich  Suso  fortgeführt.^)  Mit  gründ- 
licher Quellenkenntnis  und  feinem  Verständnis  für  die  Eigenart  germanischer 
Mystik  hat  Preger  uns  tiefer  als  irgend  ein  Anderer  in  diejenige  Richtung 
der  mittelalterlichen  Theologie  eingeführt,  welcher  mit  Recht  ein  voireforma- 
torischer  Charakter  zugesprochen  werden  roufs.  Denn  indem  die  Mystiker 
die  Frömmigkeit  in  das  Innere  des  Menschen  verlegten,  wurden  sie  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  gleichgültig  gegen  die  hierarchische  Sakramentskirche 
und  ihren  äuliserlichen  Gottesdienst.  Indem  die  Mystik  die  Frommen  so  ver- 
innerlichte,  hat  sie  emancipierend  gewirkt;  Thomas  von  Kempen  erwähnt 
den  Papst  kaum. 

Auf  Dionys  den  Karthäuser  (f  1471)  macht  Zöckler  aufmerksam;  er 
behandelt  von  diesem  fruchtbaren  Autor  die  Schrift  de  venustate  mundi,  um 
auch  die  ästhetischen  Leistungen  der  mittelalterlichen  Mystik  nicht  unbe- 
achtet zu  lassen,  nach  welcher  die  Schönheit  als  Abbild  des  göttlichen  Ur-. 
schönen  aufgefafst  wurde.  ^^) 

Kirchliche  Verhältnisse  einzelner  Länder  und  Orte  sind  wie  immer  in 
zahlreichen  Schriften  berührt,  die  der  Specialgeschichte  zufallen; '')  wir  er- 
wähnen hier  noch,  dafs  A.  Werth^*)  die  kirchlichen  Verhältnisse  Barmens 
seit  der  Christianisierung  des  Landes  zwischen  Sieg  und  Ruhr  überhaupt  dar- 


1)  Z.  Frage  ttb.  d.  Vf.  d.  Nachf.  Chr.    UFBl.  87,  243  f.  —  2)  Sic,  und  nicht  wie  irr- 
tümlich JB.  UI,  2,  208<*  gedruckt  ist,   Spitoe.     Da«  Werk  tragt  auch  die  JahreanU  1881. 

—  3)  Z.  Frage  üb.  d.  Vf.  d.  Nachf.  Chr.     HPBl.  87,  744-64.     -   4)  HJb.  II,  149—177. 

—  5)  D.  Vf.  d.  Nachf.  Chr.  Ibid.  S.  481—509.  —  6)  Gerson  l'antoTe  dell'  Imitasione : 
Opasc.  relig.  e  letter.  Juli-Aug.-Hft.  —  7)Schmid-Reder,  Cod.  Boolf,  Perg. -Uda.  d. 
Tract  de  Im.  Chr.:  N.  Anz.  f.  Bibliogr.  etc.  S.  193  ff.,  240  ff.  (Auch  sep.:  Dresden,  Baenach. 
14  S.) ;  AKDY.  6.  63.  —  8)  ÜPBl.  88,  803—8.  —  9)  Gesch.  d.  dtsch.  Mystik  im  MA.  Nach 
(1.  Quollen  untersucht  u.  dargest.  II.  T.:  Ältere  u.  neuere  Mystik  in  der  1.  Hälfte  des  14.  Jh. 
Ileinr.  Suso.  Leipzig,  Ddrffling  u.  Franke.  VI,  468  8.  Reo.:  DLZ.  1882,  Sp.  201  ff.  (De- 
Difle^.  —  Zur  Gesch.  d.  Mysticism.  in  Baden.  S.  o.  S.  87^.  —  10)  ThStK.  5,  686-69.  — 
11)  Vgl.  z.  B.  S.  83*-^  86  ff.,  93  u  ö.  —  12)  D.  kirchl.  Verhaltnisse  B.b  Tor  der  Beform., 
Festschr.  f.  Crecelius  (s.  o.  S.  29>),  S.  189—93. 


Papsttum  und  Kiiche.  11,201 

1^.  Ans  Barmen  waren  Abgaben  nur  an  drei  Klöster  der  Umgegend  za 
zahlen:  nach  Werden,  an  die  Abtei  Altenberg  und  au  £ssen.  £]ngepfarrt  war 
B.  teils  nach  Schwelm  zur  Liebfrauenkirche,  teils  nach  S.  Lanrentius  in  Elber- 
feld.    Sparen  davon  waren  bis  in  die  neueste  Zeit  erhalten. 


XXV. 

F.  Hirsch. 

Byzantinische  Geschichte. 

Das  J.  1881   ist  für  die  byzantinische  Geschichte  wenig  fruchtbar  ge- 
wesen.   Was    Quellenpublikationen   anbetrifft,    so   sind   Ausgaben    von 
Chroniken  gar  nicht  erschienen;    doch    gab  Delisle^)    eine  Notiz  über 
dnige  Blätter,  welche  in  der  ältesten  Pariser  Handschrift  des  Cedrenus  (aus 
dem  14.  Jh.)  fehlen,  welche  aber  in  der  Basler -Bibliothek  aufgefunden  und 
jetzt  nach  Paris  abgegeben  sind.     Über  eine  im  J.   1767   gefertigte  Hand- 
schrift, die  Rhallis  in  seinem  ^Syntagma  canonum'  benutzt  hat  und  die  ein 
Fragment  aus  'de  caerimoniis  aulae  byz.*  (lib.  II)  sowie  eine  unvollständige 
Abschrift  des  Lydus  de  magistratibus  entliält,  giebt  Zachariae  v.  Lingen- 
thal  einige   Notizen.*)    —   Auszüge  aus  einer  in  einer  Moskauer  Hds.  er- 
haltenen,   bisher  unbekannten,   Ende    des  11.  Jh.   verfafsten  Schrift   teilte 
Wassilewski')  mit     £r  nennt  die  Schrift  'Strategie  eines  Unbekannten^ 
sie  weist  aber  nicht  nur  Regeln  und  Beispiele  für  die  Kriegskunst  auf,  son- 
dern   anch   Sittlichkeitslehren,   Regeln   über   Lebensweisheit,    über   gesunde 
Haushaltung,  über  Hof-  und  Gesindewesen,  über  den  Welt-  und  Hofverkehr 
u.  dergl.  m.    und  bietet  so  ein  interessantes  Material  für  die   byzantinische 
Auffassung  von  Leben  und  Sittlichkeit,   von   Familie,    Gesellschaft  und  Re- 
gierang dar:  in  den  angeführten  historischen  Beispielen  sind  wertvolle  Nach- 
richten   insbesondere    aus   der  Zeit  des  Kaisers  Basilius  II.  und  des  bul- 
garischen  Fürsten  Samuel  (Ende  des    10.  Jh.)    und    aus  der  Zeit  der  Re- 
gierung des  Konstantin  Monomachos  und  seiner  Nachfolger  bis  incl.  Romanos 
Diogenes  (2.  Hälfte  des  11.  Jh.)  enthalten.     Eine  dänische  Übersetzung  der 
Anna  Komnena^)  ist  uns  nicht  näher  bekannt.    Von  Urkunden  Publikationen 
ist  in  diesem  Jahre  Bd.  H.  des  Werkes   von  Sathas^)  erschienen;    er  ent- 
hält 840  den  venetianischen  Senatsprotokollen    entnommene,    auf   die  Ver- 
waltung  der   venetianischen   Besitzungen  in  Griechenland   bezügliche  Doku- 
mente ans  den  Jj.  1405—1412:  sie  betreffen  einmal  militärische  Vorkehrungen 


1)  FeuilleU  du  macr.  de  Gedr.:  CB.  N.  S.  9,  167—70.  —  2)  Berl.  MB.  1880,  S.  79  ff. 
—  3)  *B«t0chlage  a.  Erzählungen  einen  bysant.  Qrofsen  dea  11.  Jh.*  St  Potersb.  Die  Kennt- 
iii«  des  Inhalts  dieser  rassisch  geschriebenen  Abhandlung  verdankt  Hef.  der  Güte  des  H.  Dr. 
Poelchan  in  Riga.  Vgl.  auch  BQH.  30,  C24.  —  4)  Anna  Komnenens  Alexiade.  Skrifter 
odgiTiie  ai  Selskabet  til  bist  KUdeskrifters  Oversättelse.     XYIIL,  H.  3.  Udg.  for  2.    Halvaar 

Ig^     5)  Docam.  in^  relat.  ä  lliist  de  la  Orece  au  MA.     Par.,  Maissonneuve  et  Cie. 

XVI,'  298  8.     Vgl.  JB.  UI,  2,  219*. 


11,202  XXV.    F.  Hirsch: 

ZU  Lande  und  xu  Wasser,  Ernennungen  von  Beamten,  Instruktionen  für  die- 
selben, Verhandlungen  mit  den  benachbarten  fränkischen,  griechischen  und 
albanesischen  Fürsten,  andererseits  die  Kommunal  Verfassung,  Steuerverhält- 
nisse, kirchlichen  Angelegenheiten  u.  s.  w.  jener  Gebiete.  Ferner  haben 
ziemlich  gleichzeitig  sowohl  Zachariae  v.  LingcnthaP)  als  auch  Deff- 
ner^)  eine  Urkunde  des  Kaisers  von  Trapezunt  Manuel  Komnenos  fQr  das 
Kloster  S.  Johannis  auf  dem  Berge  Zabulon  in  der  Nähe  von  Trapezunt  aus 
dem  J.  1297  veröffentlicht,  und  der  letztere  aufserdem  noch  eine  Urkunde 
für  das  Kloster  Kutlumuri  auf  dem  Athos,  welche  angeblich  vom  Kaiser 
Alcxios  Komnenos  1082,  in  Wirklichkeit  aber  von  dem  trapezuntischen  Kaiser 
Alexios  III.  Komnenos  (1349—1389)  heiTührt  und  welche  aufser  dem  ge- 
fälschten Datum  auch  noch  in  der  Mitte  Interpolationen  zeigt.  —  Von  In- 
schriften hat  Sachau^)  eine  merkwürdige  dreisprachige  (griech.-syr.-arab.) 
Inschrift  aus  Zebed,  so.  von  Aleppo,  herausgegeben,  welche  sich  auf  die  im 
J.  512  erfolgte  Gründung  der  dortigen  Kirche  des  h.  Sergins  bezieht,  Schlie- 
mann*)  vier  schon  früher  in  dem  Corp.  inscr.  graec.  veröfiFentlichte  In- 
schriften an  der  Klosterkirche  des  h.  Paulus  zu  Skripu,  in  der  Nähe  des 
alten  Orchomenos,  wonach  diese  Kirche  von  dem  Protospatar  Leo  unter  der 
Regierung  des  Kaisers  Basilius  I.  874  erbaut  ist  Das  in  Konstantinopel 
befindliche  'Denkmal  des  Porphyrins',  eines  berühmten  Wagenlenkers  der 
Blauen,  hat  aufs  neue  Mordtmann^)  behandelt.  Es  scheint  durch  die 
Orthographie  der  Inschriften  in  die  Zeit  von  c.  490  gewiesen  zu  werden; 
gesetzt  war  es  dem  Porpbyrius  nicht  nur  von  den  Blauen,  sondern  von  allen 
vier  Taktionen*,  in  die  der  Demos  von  Konstantinopel  eingeteilt  war.  — 
Nicht  ohne  Interesse  sind  durch  ihre  auf  historische  Personen  und  griechische 
Grofswürdenträger  bezügliche  Inschriften  und  Darstellungen  auf  dem  Rahmen 
zwei  aus  dem  griechischen  Mittelalter  stammende  Heiligenbilder:  das  eine  im 
Kloster  der  Dreieinigkeit  bei  Moskau  aus  dem  14.  Jh.  nennt  als  Weihenden 
Constantin  Akropolites  und  seine  Gemahlin  Maria  Komncua  Tornikina;  das 
andere,  im  Freisinger  Dom,  aus  dem  13./14.  Jh.,  ist  für  einen  Manuel 
Dishypatios  Kanstrisius  gemacht,  der  vielleicht  Bischof  von  Thessalonich 
war.«)  Sathas^)  hat  über  die  Familie  Akropolites  einige  Mitteilungen  ge- 
macht, welche  Hopfs  genealogische  Tabellen  über  dieselbe  berichtigen.  — 
Eine  unedierte Münze  des  Kaisers  Michael  VIII.  Palaeologos  hat  P.  Lampros^) 
herausgegeben  und  besprochen.  Von  sphragistischen  Quellen  hat  Schlum- 
berger^)  wieder  einige  in  seinen  Besitz  gekommene  Bleisiegel,  nämlich  die- 
jenigen der  beiden  im  11.  Jh.  in  byzantinischem  Kriegsdienste  zu  hohen 
Würden  emporgekommenen  normannischen  Ritter  Hcrve  (EQßißiog)  und 
Koussel  de  Bailleul  (Or^a^Aiyg),  sowie  ihrer  Zeitgenossen  des  Grofshetaireiarchen 
David  und  des  als  Geschichtsschreiber  bekannten  Michael  Attaleiates  heraus- 
gegeben. Von  Rechtsquellen  verdanken  wir  Zachariae  von  Lingenthal 
aufser  einer  neuen  Ausgabe  der  justinianischen  Novellen^**)  diejenige*^)  einer 


1)  £.  trapesi.  ChrysobuH:  Münch.  SB.  2,  292.  —  2)  A.  f.  mittel-  n.  neugrioch.  Philol. 
1,  153.  —  31  Berl.  MB.  S.  169—79.  Vgl. d.  Nachtrag:  Vcrhdl.  d.  V.  Oriont-Congr.  1,  68,  o.  a. 
S.  209.  —  4)  Orchomono»  (o.  1,  63*)  S.  48.  —  h)  Mitth.  d.  archaeol.  Inst  ä.  Athen,  5, 
295—308.  —  6)  J.  Durand,  Note  sur  doux  tabloaux  byz.:  Bull,  monum.  45  (1879),  3.  357 
— 79.  —  Auch  sep. :  Tours,  Bounorcz.  27  S.  —  7)  In  einem  von  Durand  mitgeteilten  Briefe. 
—  8)  Z.  f.  Numisra.  9 ,  44  ff.  —  9)  Doux  chefn  norm,  des  armeos  byz.  du  XI.  s. :  RH. 
16,  289 — 303.  Vgl.  S.  205*.  —  10)  Just.  imp.  Kovellae  quae  voc.  sire  constitatLone«  qua© 
extra  cod.  supersunt,  ordine  chrono!,  digestae,  Graecis  ad  iidem  cod.  Yen.  caatigatia.  1.  II.  Leipa.) 
Teubner.    ZYI,  564,  436  S.     Vgl.  CBI.  1882,  Sp.  1031  f.  —  U)  Berl.  MB.  S.  13  >34. 


ByzantiniBche  OescMchto.  11,203 

lateinischen,  1604  von  dem  Florentiner  Fr.  Venturi  angefertigten  Übersetzung 
des  im  Original  verlorenen,  das  Seerecht  betrefiFendcn  53.  Buches  der  Basi- 
liken, sowie*)  einiger  auf  Papyrusblättern  des  Sinaiklosters  erhaltenen  Frag- 
mente griechisch-römischer  Jurisprudenz  aus  der  Zeit  von  438 — 528,  zwischen 
der  Abfassung  des  Cod.  Theodosianus  und  des  Cod.  Justinianeus,  welche  da- 
durch besonders  interessant  sind,  dafs  sie  zeigen,  *wic  das  Studium  der 
joristischen  Klassiker  unter  den  Rechtsgelehrten  zu  Ende  des  5.  und  zu  An- 
fang des  6.  Jh.  doch  ein  eingehenderes  gewesen  ist,  als  man  nach  der  Dar- 
stellung Justinians  und  den  Leistungen  der  justinianischen  Juristen  anzu- 
nehmen veranlafst  war.'  —  Auf  die  Einnahme  von  Icaria  durch  die  Genuesen 
am  die  Mitte  des  14.  Jh.  bezieht  sich  eine  griechische  Ballade,  die  einer 
der  Direktoren  des  Museums  der  evangelischen  Schule  in  Smyrna,  Foutricr, 
fand  und  W.  M.  Ramsay  herausgegeben  hat.*)  —  Die  von  Wagner  als 
0  l4hpaßijtog  zf^g  ^AyaTcrjg^)  abgedruckten  griechischen  Dichtungen  gehören 
nach  F.  Tozer*)  nach  Rhodus  und  beziehen  sich  auf  Liebesverhältnisse  der 
Jobanniterritter  mit  rhodischen  Frauen  in  der  Zeit  von  1309 — 1522.  Sie 
enthfillen  einen  sehr  verderbten  Zustand  der  Gesellschaft.  Historisch  ohne 
Interesse  sind  drei  von  W.  Wagner  gefundene  und  aus  seinem  Nachlasse 
von  Bikelas  herausgegebene  mittelalterliche  griechische  Gedichte.^) 

Quellenkritische  Arbeiten  sind  zunächst  wieder  einem  der  ältesten 
byzantinischen  Chronisten,  Johannes  Malalas,  zu  gute  gekommen.  Nach  H. 
Uaupt®)  sind  dessen  Personalschilderungen  homerischer  Helden  nicht  von  ihm 
fielbst  erfanden,  sondern  älteren  nachklassischen  Autoren,  nämlich  Dictys  und 
Sisyphos,  entnommen.  Im  Anschlufs  an  Mommsen  zeigte  Jeep,'')  dafs  die 
einzig  erhaltene  Oxforder  Hds.  des  Malalas  nicht  den  vollständigen  Text  des- 
selben enthält,  sondern  dafs  dieser  stellenweise  Vollständiger  bei  Theophanes 
erhalten  ist,  dafs  auch  einige  Lücken  der  Oxforder  Hds.  sich  aus  Theophanes 
ergänzen  lassen,  auch  der  fehlende  Schlufs;  doch  lasse  sich  nicht  genau  nach- 
weisen, bis  wie  weit  hier  in  der  Geschichte  Justinians  Theophanes'  Bericht 
aos  Malalas  entlehnt  ist.  Die  Quellen  für  die  ersten  12  Bücher  des  Zonaras 
hatte  1839  Ad.  Schmidt  untersucht,  währeud  Ref.s  Untersuchungen  mit  15, 
17  beginnen.^)  Die  dazwischen  liegenden  Partie  hat  P.  Sauerbrei ^) 
von  13,  24  an  (460-811)  behandelt.  Z.  ist  als  Hauptquelle  durchaus 
Theophanes  gefolgt,  doch  für  die  Zeiten  Leos  d.  Gr.  bis  zu  Justin  IL  hat 
ihm  ein  verlorener  Schriftsteller  als  Quelle  gedient,  der  selbst  auf  Grund 
jjBter  Gewährsmänner  geschrieben  haben  mufs.  Über  die  Quellen  von  Bucli 
13  ist  S.  noch  nicht  zu  einem  endgültigen  Resultat  gekommen.  —  Nur  die 
Anfänge  der  mittelalterlichen  Geschichte  des  byzantinischen  Reichs  berührt 
J.  V.  Sarrazin**^)  in  einer  Abhandlung  über  Theodorus  Lector,  dessen 
Historia  tripartita  in  Auszügen  Theophanes  bis  439  benutzt  habe,  während 
von  da  an  Theodors  Hist.  ecclesiastica  Theophanes*  Hauptquelle  gewesen  sei. 
Die  Hist.  eccles.,    die  mit  der  Synode   von  Ephesus   und  Nestorius  begann. 


1)  Ibid.  S.  620;  diese  Fragmente  waren  schon  1880  von  Dar  est  publiziert:  Bull,  de 
•^oRVsp.  hell.  4,  449—60  a.  in  der  NKHD.  4,  643—59.  —  2)  A  Romaic  Bailad:  J.  uf  hell. 
*tadies.  I.  (1880),  S.  293-300.  —  3)  Lip».,  Teubner,  1879.  -  4)  Mediaoval  Rhod.  Lovc- 
Pocms,  J.  of  Hell.  Stad.  I.  (1880),  308—12.  —  r>)  Trois  poeiues  grcc»  du  MA.  inMits.  Berl  , 
CalTarv.  XX,  349  S.  —  Das  mittelgriech.  Epos  Digenis  bo*»pracli  A.  Eberhard,  Vhdl.  d. 
f4.  Piiiiol.-Ver».  (Leipzig,  Teubner,  1880.)  S.  49—58.  —  6)  Philologus  40,  107.  — 
7)  Rhein.  Mus.  36,  351.  -  8)  Byz.  Studien,  1875.  —  9)  Do  fontibus  Zon.  quaeslionos  sc- 
iectae:  Commentat.  philol.  Jenenses  (Lips.,  Teubner),  1,  3—82.  —  10)  De  Theod.  Loci.,  Theo- 
phania  fönte  praedpno:  ib.  S.  165—238. 


11,204  XXV.    F.  Hirsch: 

hat  sich  nnmittelbar  als  Fortsetznng  an  die  Hist.  tripartita  aDgeschlossen ; 
Köchers  Ansicht  über  die  Benatzung  des  Eusthatins  dnrch  Theophanes  will 
S.  eingeschränkt  wissen;  bei  Sozomenus  hält  er  den  Schlafs  für  anvoli- 
ständig,  doch  sei  nicht  ein  volles  Buch  verloren  gegangen.  —  Über  die  Lebens- 
beschreibung des  zu  Anfang  des  9.  Jh.  gestorbenen  Bischofs  Georgios  v. 
Amastris/)  in  welcher  ein  Plünderungszug  der  Russen  an  der  Nordküste 
von  Kleinasien  und  ein  am  Grabe  dieses  Heiligen  geschehenes  Wunder, 
welches  die  Bekehrung  eines  russischen  Fürsten  zur  Folge  gehabt  habe,  er- 
wähnt wird,  handeln  v.  Gutzeit  und  Kunik.  Frsterer^)  sucht  gegen  Wassi- 
lewski  nachzuweisen,  dafs  diese  Vita  nicht  vor  842,  sondern  nach  865,  in 
welchem  Jahre  unter  Kaiser  Michael  III.  der  erste  gro&e  Einfall  der  Bussen 
in  das  byzantinische  Reich  erfolgte,  geschrieben  sei,  dafs  aber  auch  dieser 
Zug  von  865  nicht  von  dem  Vf.  gemeint  sein  könne,  da. weder  die  byzan- 
tinischen Chronisten  noch  Nestor  etwas  davon  wüfsten,  dafs  die  Russen  da- 
mals auch  bis  nach  Kleinasien  gekommen  seien,  dies  sei  erst  941,  bei  dem 
Zuge  Igors  geschehen.  Dagegen  kommt  Kunik  3)  zu  dem  Ergebnis,  dafis 
allerdings  die  Vita  erst  geraume  Zeit  nach  der  Einnahme  von  Amastris  durch 
die  Russen  abgefafst  sei,  dafs  der  dort  geschilderte  Plünderungszug  aber  der 
von  865  sei;  er  weist  zugleich  genauer  nach,  dafs  dieser  in  der  That  in 
diesem  Jahre  nnd  nicht  866  stattgefunden  habe.  Gegen  die  ungünstige 
Kritik,  die  Konstantinos  Porphyrogennetos  vielfach  gefunden  hat,  wendet 
sich  C.  J.  Grot  (in  Petersburg):*)  sie  sei  oft  von  vorgefofsten  Meinungen 
getragen,  so  auch  hinsichtlich  der  Stelle,  wo  er  über  die  Ansiediung  der 
Serben  und  Chroaten  handelt  (de  admin.  imp.  c.  29):  weil  man  einmal 
glaube,  jene  Völker  müfsten  sich  ihre  Sitze  erobert  haben,  sei  a.  a.  0.  eine 
Ijesart  adoptiert,  die  ganz  unberechtigt  sei  und  dem  Sinne  der  Stelle  nicht 
entspreche,  in  der  ganz  unzweifelhaft  gesagt  sei,  die  genannten  Stämme  hätten 
ihre  Sitze  auf  Gnind  gütlicher  Verträge  erhalten  und  seien  seit  Heraklius  in 
fortwährender  Abhängigkeit  von  Byzanz  gewesen,  um  erst  später  unter  Michael 
IL  Baibus  (820  —  29)  und  anderen  schwachen  Kaisem  sich  mehr  und  mehr 
Freiheiten  zu  erringen.  —  Endlich  behandelt  v.  Kap-Herr  in  einem  Ex- 
kurse seiner  gleich  näher  zu  berücksichtigenden  Schrift^)  zwei  der  wich- 
tigsten Chronisten  der  Komnenenzeit,  Cinnamus  und  Nicetas.  Er  stellt  die 
Lebensverhältnisse  beider  fest,  bemerkt,  dafs  Cinnamus'  Werk  einen  durchaus 
officiellen  Charakter  trägt,  dafs  er  vielfach  den  Sachverhalt  in  tendenziöser 
Weise  entstellt,  dafs  er  aber  über  vortreffliches  Material  verfügt  und  da& 
seine  Darstellung  streng  chronologisch  geordnet  ist.  Nicetas*  Darstellung  da- 
gegen trage  einen  rhetorischen  und  moralisierenden  Charakter,  er  verfüge 
zwar  auch  über  gute  Nachrichten,  aber  habe  dieselben  oft  unchronologisch 
und  fehlerhaft  verknüpft;  sein  sehr  ungünstiges  Urteil  über  Kaiser  Manuel 
sei  auch  nicht  frei  von  Parteilichkeit,  er  gebe  die  Auffassung  der  von  dem 
Kaiser  zurückgesetzten  griechischen  Aristokratie  und  der  mit  den  Unions- 
plänen desselben  unzufriedenen  Geistlichkeit  wieder. 

Eine  allgemeine  Darstellung  der  byzantinischen  Geschichte  ist  in  diesem 
Jahre  nicht  erschienen,  doch  bemerken  wir  bei  dieser  Gelegenheit,  dafs  jetzt 
die  Herausgabe  einer  2.  Auflage  des  grofsen  Werkes  von  Paparrigopnlos^) 


1)  AA.  SS.  Febr.  UI,  269.  —  2)  Ball,  de  Tac.  imp.  de  St.  Petorab.  27,  333.  —  3)  Ib. 
S.  338.  —  4)  A.  f.  slav.  Philol.  5,  390—97.  —  5)  D.  abendländ.  FoUtik  Kaiser  MaDoels 
mit  besond.  Rückricht  auf  Deutachl.  StraTsb.,  Trübner.  159  S.  Vgl.  CB).  1888,  No.  10.  — 
0)  'laro^ia  tov  iklriv.  k'd'rov^,  I  Athen,  BlaitoB.  140  S.  Vgl.  JB.  II,  2,  836^  (1.  Aufl. 
ebda.,  4  Bde.,  1866—77.) 


Byuoitiniache  Gewhichto.  11,205 

begonnen  hat,  deren  erster  in  diesem  Jahre  erschienene  Teil  allerdings  nar 
die   älteste  griechische  Gedchichte,  die  Achäerzeit,   behandelt.     Von   mono- 
graphischen Arbeiten  ist  zunächst  zn  erwähnen  das  eigentttmlicbe  Werk  von 
Marrast^)  über  das  byzantinische  Leben  im  6.  Jb.    Der  Vf.  schildert  darin, 
allerdings  auf  historischer  Grundlage,    aber  in  halb  romanhafter  Form,   die 
Zustände  des  byzantinischen  Hofes  und  Reiches  unter  Jnstinian  L  am  Vor- 
abende   des   Nikaaufstandes,    wobei    uns   in    anschaulicher   und    fesselnder 
Weise   die  Persönlichkeit  des  Kaisers,   der  Kaiserin,   der  höchsten  Staats- 
beamten und  das  Treiben  der  dem  Hofe  feindlichen  Parteien,  der  trotz  aller 
Verfolgungen  zu  heimlichen  Zusammenkünften  sich  vereinigenden  Heiden,  der 
zurückgesetzten  alten  Aristokratie,  dann  der  durch  die  Ungunst  des  Kaisers 
and  die  unbestraft  bleibenden  Gewaltthaten  der  von  jenem  begünstigten  blauen 
Partei  zur  äufsersten  Erbitterung  getriebenen  Grünen  vorgeführt  werden;  dann 
folgt   eine    höchst  lebendige  Schilderung  jenes  Nikaaufstandes  selbst.     Eine 
Abhandlung  von  Ellissen^)   beschäftigt   sich    mit  dem  Senat  zu  Konstan- 
tinopel.    Der  Vf.  behandelt  zunächst  die  Gründung  dieses  zweiten  Reichs- 
senates durch   Constantin  d.  Gr.,   giebt    dann   eine  Obersich^  über  die  Ge- 
schichte desselben  bis  zum  Anfang  des  10.  Jh.,  in  welcher  Zeit  durch  Kaiser 
Leo  VL  demselben  sowohl  seine  richterliche  Thätigkeit  als  auch  die  Ernen- 
nung der  Stadtprätoren  genommen  wurde,  zeigt  dann,  wie  derselbe  aber  auch 
nachher  fortbestanden  hat  und  zwar  einmal  als  ein  ganzer  Stand,   der  sich 
msammensetzt  aus  den  Mitgliedern  der  Aristokratie  und  den  hohen  Beamten, 
und  andererseits   als    ein    eine  wirkliche  beratende  Versammlung   bildender 
Ansschufs  aus  diesem.    Dann  bespricht  E.  die  einzelnen  Zweige  der  Thätig- 
keit dieses  Staatsrates,  den  Einflub,  den  er  bei  der  Thronerhebung  der  Kaiser 
ausübt,  seinen  Anteil  an  der  auswärtigen  Politik,  an  der  Jurisdiktion  und  an 
den  kirchlichen  Angelegenheiten,  zum  Schlufs  auch  die  Versammlungsplätze 
desselben.      Schlumberger^)  erzählt  ausgehend  von  den  schon  erwähnten 
Bleisiegeln    der   normannischen   Ritter   Herv6   und  Roussel  de  Bailleul   die 
Schicksale   derselben   im  byzantinischen  Dienste  auf  Grund  der  Nachrichten 
der  byzantinischen  Chronisten.     Herve  wird  von  denselben  zuerst  1038  ge- 
nannt,   wo  er  in  Sicüien   unter  Maniakes  gegen  die  Araber  kämpft,    dann 
1049  als  Befehlshaber  fränkischer  Söldner  im  Kampfe  gegen  die  Petschenegen, 
zuletzt  1057,  wo  er  sich  in  Armenien  gegen  den  neuen  Kaiser  Michael  VI. 
empörte  und  von  dem  türkischen  Emir  von  Chliat  gefangen  genommen  wurde. 
Schi,  vermutet  aber  aus  eben  jenem  Siegel,  dafs  er  später  (vielleicht  unter 
Kaiser  Isaac  Komnenos   1057 — 1059)  wieder  zu  hohen  Würden  gekommen 
ist    Roussel  de  Bailleul  kämpfte  anfangs  in  Unteritalieh  und  Sicilien  gegen 
die  Araber,    trat  dann  in  griechische  Dienste,   gelangte  hier  bald  zu  hoher 
Stellung,  machte  sich  aber  durch  Empörungen  und  Einmischung  in  die  Thron- 
wuren  gefürchtet;   er  starb   1078.     v.  Kap -Herr  behandelt  in  der  schon 
genannten  Arbeit  *•)  die  abendländische  Politik  des  Kaisers  Manuel  Komnenos, 
insbesondere    sein   Verhältnis    zu    den   deutschen   Königen  Konrad  IH.   und 
Friedrich  I.     Was  die  Beziehungen  zu  dem  ersteren  anbetrifft,  so  zeigt  er, 
dafs  dieselben  während  des  2.  Kreuzzuges  keineswegs  so  feindselig  gewesen 
sind,  wie  sie  Cinnamus  darstellt,   dafs  ebenso  der  Bericht  dieses  Chronisten 


1)  La  Tie  bys.  an  VI.  s.  Pr6f.  et  conunentaires  par  A.  Planta.  Paris, Thorin.  XXXV, 
445  S.  —  2)  D.  Senat  im  oströra.  Beiche.  Qöttingen,  PeppraUUer.  63  S.  ^  3)  S.  o.  S.  202^ 
—  4)  S.  o.  S.  204» 


n,206  XXV.    P.  Hirsch: 

ttber  den  Vertrag  von  Thessalonich  falsch  ist,  dafs  in  Wirklichkeit  durch 
denselben  nur  das  frühere  Bündnis  des  Kaisers  )nit  dem  deutschen  Könige 
wiederhergestellt  worden  ist  nnd  dafs  dieses  Bündnis  bis  zum  Tode  Konrads 
fortbestanden  hat.  Das  gespannte  Verhältnis,  in  welchem  Manuel  von  An- 
fang an  zu  Friedrich  I.  steht,  erklärt  er  daraus,  dafs  letzterer  durch  den 
schon  c.  1151  von  Manuel  gemachten  Versuch,  sich  durch  Einnahme  Anconas 
in  Italien  festzusetzen,  und  durch  dessen  Eroberungsgelüste  gegen  Ungarn 
gereizt  war.  Er  behandelt  dann  genauer  die  verschiedenen  von  Manuel  ge- 
machten Annäherungsversuche,  durch  welche  aber  keine  wirkliche  Verstän- 
digung erzielt  wird,  da  Manuel  daneben  immer  neue  Versuche  macht,  seine 
Herrschaft  auch  über  Italien  auszudehnen  (1155  Angriff  gegen  Apulien,  1158 
Vertrag  mit  Ravenna,  1161  Anschlufs  an  die  unter  Leitung  Papst  Alexanders 
III.  gegen  Friedrich  gebildete  grofse  Koalition,  1167  nochmalige  Besetzung 
Anconas),  Versuche,  welche  vereint  mit  seinem  Vorgehen  gegen  Ungarn  ihm 
nicht  nur  die  Feindschaft  des  deutschen  Kaisers,  sondern  auch  die  von  Venedig 
zuziehen,  und  welche  schliefslich  ganz  erfolglos  endigen.  —  Eine  Obersicht 
über  die  Schicksale  der  Stadt  Athen  im  Mittelalter,  unter  besonderer  Hervor- 
hebung der  'Kefiexe,  welche  das  verschollene  Athen  im  Mittelalter  in  die  An- 
schauung des  Abendlandes  geworfen  hat',  gab  in  einer  populären  Weise 
Gregorovins.  ^)  Sathas  bespricht  in  der  Einleitung  zu  dem  schon  ge- 
nannten^) Bd.  n.  seines  Urkundenwerkes  das  byzantinische  Archivwesen  nnd 
zeigt,  dafs  auch  in  den  lateinischen,  im  Orient  gegründeten  Staaten  und 
ebenso  auch  in  Venedig  die  dortigen  Einrichtungen  Nachahmung  gefunden 
haben.  Er  giebt  dann  nähere  Mitteilungen  über  diejenigen  Abteilungen  des 
venetianischen  Archivs,  welche  die  auf  die  mittelalterliche  griechische  Ge- 
schichte bezüglichen  Dokumente  enthalten,  das  Archivio  del  duca  di  Gaudia 
und  das  dazu  gehörige  Arch.  notarile,  ferner  die  Cancellaria  segreta.  Einige 
bisher  ungedruckte  theologische  Schriften  des  unter  Alexios  I.  Komnenos 
lebenden  Mönches  Euthymios  Zigabenos  behandelte  Kalogeras, ^)  der  de.s 
Euthymios  Verhältnis  zu  dem  Kaiser  und  zu  der  Sekte  der  Bogomilen  in 
einer  früheren  Schrift  dargestellt  hatte.*) 

Zum  Schlufs  mögen  noch  einige  Schriften  erwähnt  werden,  welche  sich 
mit  der  mittelalterlichen  Geographie  Griechenlands  beschäftigen.  Paparri- 
gopulos^)  behandelt  den  Namen  Morea  und  weist  die  Erklärungsversuche 
sowohl  von  Sathas,  ^)  welcher  denselben  von  einer  gleichnamigen  Stadt  in 
Elis,  als  auch  von  Zachariae  v.  Lingenthal, '^)  welcher  ihn  von  äfioQetOQ 
(=  dem  alten  Koihj  *Hkig)  ableiten  will,  zurück.  Jirecek  giebt  in  seinen 
^Beiträgen  zur  antiken  Geographie  und  Epigraphik  von  Bulgarien  und  Ru- 
melien^^)  auch  Mitteilungen  über  in  diesen  Landschaften  gefundene  mittel- 
alterliche Reste,  namentlich  in  Eski  Zagra  (Bcrrhoea)  und  Timowo.  Lam- 
pros^)  bespricht  zwei  griechische  Reise  werke,  das  des  Kananos  Laskaris 
(15.  Jh.),  der  wahrscheinlich  identisch  ist  mit  dem  Autor  der  Geschichte  der 
Belagerung  Konstantiuopels  durch  Sultan  Amurad  1422  und  von  dem  er 
ein  hier  abgedrucktes  Fragment,  eine  Beschreibung  von  Skandinavien  und 
den  Ostseeländern,  in  einer  Wiener  Hds.  gefunden  hat,  und  das  des  Basileios 


1)  Athen  in  d.  dunklen  Jahrhunderten:  Unsere  Zeit,  H.  5,  S.  664.  —  2)  S.  o.  S.  201  ^ 

—  3)  ^Ad-tivaiov.    10,   331.    —    4)   S.  JB.  lü,  2,  221'.    —    »)  Bull,  de  corresp.  hell.  5, 
145  ff.  —  6)  S.  JB.  UI,  2,  221.  —  7)  DLZ.  1880,  Sp.  196.  --  8)  Berl.  MB.  S.  434.  — 

—  9)    Kdravoi   ^JdaxaQis    xai    Baaü.sioi   BaTnT^t,i:   Svo   l'/.Xt;v££  Tie^trjpixni    rov    u 
xai  ir)  aicjvog.     Athen.      15  S. 


BynatiniMhe  GeMhichta.  11,207 

Batatzes  aus  dem  17.  Jh.,  welcher  grofse  Reisen  nach  Rnfsland,  Innerasien, 
auch  nach  dem  Abendlande  gemacht  nnd  eine  poetische  Reisebeschreibnng 
mit  einer  Karte  verfafst  bat,  welche  sich  im  Britischen  Mnsenm  befinden. 
Ciregorovias^)  behandelt  unter  Vergleichung  mit  den  ans  dem  12.  Jh. 
stammenden  'Mirabilien  Roms'  die  aus  dem  Mittelalter  erhaltenen  Nachrichten 
aber  die  Topographie  von  Athen,  nämlich  die  Stellen  in  den  Schriften  des 
Erzbischofs  Michael  Akominatos  (Ende  des  12.  Jh.),  die  Beschreibung  des 
Parthenon  von  dem  gelehrten  Italiener  Cyriacus  v.  Ancona  (1447)  und  zwei 
Fragmente,  den  von  L.  Rofs  herausgegebenen  Anonymus  Viennensis  (ra 
Haiqa  xai  didaanaleia  t<Sv  ^Ad-rjvüv)  und  das  von  Detlefsen  heraus- 
gegebene Brachstück  (naql  r^g  'ATUurjg)^  von  denen  er  zeigt,  dafs  das 
erstere  c.  1460,  das  zweite  wenig  später  abgefaüst  ist,  dafs  beiden  eine  ge- 
meinschaftliche Quelle  zu  Grunde  liegt  und  dafs  sie  die  Arbeiten  unwissender 
athenischer  Antiquare  sind.  Endlich  hat  Sathas  auch  dem  schon  genannten 
M,  II  seines  Urkundenwerkes  Facsimiles  von  zwei  Karten  beigegeben,  eines 
Portulans  des  griechischen  Archipelagus  von  1421  und  einer  1563  gezeich- 
neten Karte  von  Greta. 


XXVI. 

K.  Völlers. 

Islam. 

Die  im  folgenden  besprochene  Litteratur  verdankt  Ref.  zum  gröfsten 
Teil  den  Sammlungen  des  H.  Prof.  A.  Müller  und  des  H.  Dr.  Job.  Klatt, 
denen  Ref.  auch  hier  öffentlich  seinen  Dank  auszusprechen  sich  verpflichtet 
füblt.  Da  jedoch  Ref.  erst  zu  spät  in  die  Mitarbeiterschaft  eintrat,  als  dafs 
noch  das  gesamte  Material  hätte  revidiert  und  vervollständigt  werden  können, 
so  mufs  von  vornherein  wegen  etwaiger  Lücken,  Ungenauigkeiten  u.  s.  w.  um 
gütige  Nachsicht  gebeten  werden.  Aus  dem  genannten  Umstände  erklärt  sich 
femer  die  summarische  Behandlung  auch  derjenigen  Werke,  bei  denen  eine 
eingehendere  Besprechung  erwünscht  gewesen  wäre. 

Voran  stehe  hier  die  auf  Semiten  und  Semitismus  überhaupt  bezüg- 
liche Litteratur  sowie  die  des  vor  islamischen  Arabertums,  insbesondere 
der  südarabischeu  Kultnrepoche.  Das  im  Grunde  vorgeschichtliche  Thema 
des  Verhältnisses  der  semitischen  Sprachen  zu  den  arischen  wurde  von  J. 
Fr.  Mc  Curdy')  fleifsig  und  umsichtig  erörtert  Ober  die  seit  Renan 
ebenso  vielfach  wie  einseitig  erörterte  Frage  nach  der  religiösen  Veranlagung 
der  Semiten    im  Verhältnis  zu  den  Ariern  spricht  sich  ein  Vortrag  von  Fr. 


1)  Minbilien  d.  Stadt  Athen:  MUnch.  SB.  1,  348  ff.  —  2)  Aryo-aeniitic  ipeoch.  A  sta- 
tin in  KngnUtii'  arcbaeology.  Andover.  XI,  176  S.  7  s.  6  d.  Vgl.  A.  Bezsen berger,  BLZ. 
1882,  7  OS  f.,  TOD  de  ms.:  Relationn  of  the  Aryan  and  Semitic  language«.  V.  Compariton  of 
noU:  fiibl.  Sacra.  XXXVIII,  116—146. 


11,208  XXVL    K.  VolUri: 

Dieterici^)  ans,  der  hier  ans  den  Erfahmogen  einer  mehijährigen  eigenen 
Reise  im  Orient  schöpfen  konnte.  Den  Semiüsmus  als  Ganzes  in  sprach- 
licher und  knltureller  Beziehung  geschichtlich  darzustellen,  hat  Fr.  Bommel ') 
unternommen.  Sein  hisher  nicht  tlber  allgemeine  Gesichtspunkte  hinaus- 
gehender Versuch  dürfte  aufs  neue  zeigen,  dafs  einstweilen  der  gewissenhafte 
Aus-  und  Aufbau  der  semitischen  Sprach-  und  Geschichtsforschung  im  Kleinen 
und  Einzelnen  wichtiger  und  fruchtbarer  ist  als  derartige  ins  Grofse  strebende 
Gesamterfassungen.  Ähnliches  gilt  von  dem  breit  angelegten  Werke  von  A. 
Featherman,^)  der  unter  'Aramäern'  nicht  nur  Semiten,  sondern  auch 
noch  andere  ferner  Hegende  Yölkergruppen  mit  einbegreift.  Den  arabischen 
Volkscharakter  insbesondere  behandeln  zwei  Artikel  von  E.  H.  Palmer. ^'~'') 
Die  in  den  letzten  Jahren  durch  Eb.  Schrader,  J.  Guidi,  Fr.  Bommel 
und  Andere  in  Fluls  gebrachte  Frage  nach  der  Urheimat  der  Semiten  er- 
örtert ein  amerikanischer  Forscher  c)  in  ansprechender  Weise.  Endlich  möge 
der  hierher  gehörige  Versuch  eines  arabischen  Gelehrten  genannt  werden, 
nämlich  des  Ibrahim  el-Jäzi^i,^)  des  Sohnes  des  wegen  seiner  sprach- 
lichen Arbeiten  auch  bei  uns  vielgenannten  Näsif  el-Jäzigi  (f  8.  Febr. 
1871).  A.  Müller  bemerkt  über  den  genannten  Versuch:  ^Der  Vf.  geht  da- 
von aus,  daüs  jedes  Volk  (semitisch  ist  bei  ihm  hebräisch,  aramäisch,  arabisch, 
aethiopisch)  seine  Sprache  für  die  älteste  halte,  beweist,  dafs  die  Gründe  der 
einzelnen  haltlos  sind,  setzt  auseinander,  dafs  alle  von  einer  semitischen  Ur- 
sprache abstammen  und  macht  dies  daran  klar,  dafs  auch  die  einzelnen,  z.  B. 
das  Arabische,  sich  fortwährend  verändern  und  in  neue  Dialekte  spalten.  Er 
beginnt  nun  die  Verwandtschaft  der  semitischen  Sprachen  an  den  Wurzeln 
zu  zeigen  und  vergleicht  dazu  arab.  und  hebr.  ^kas^  u.  s.  w.' 

Die  südarabische  Forschung  ist  durch  mehrere  geschichtliche  und 
archäologische  Untersuchungen  vertreten.  W.  Fell^)  giebt  zu  den  zuletzt 
von  Dillmann  (Axum.  Reich),  J.  H.  Mordtmann  ^)  u.  a.  erörterten  himjarisch- 
aethiopischen  Kriegen  einen  Nachtrag  aus  der  aethiopischen  'Geschichte  des 
heiligen  Hirut  und  seiner  Genossen\  die  in  den  codd.  Mus.  Brit.  Orient. 
686—9  erhalten  ist.  Den  Brief  des  Bischofs  Simeon  von  Beth-Arschäm  über 
die  Märtyrer  Von  Negrän  legt  J.  Guidi  ^®)  syrisch  und  italienisch  vor.  Die 
Ächtheit  des  Briefes  wird  von  G.  mit  Noeldeke  gegen  J.  H.  Mordtmann  auf- 
recht erhalten.     Derselbe  Gelehrte  ^^)  veröffentlichte  eine  kurze  syrische  Ur- 


1)  Die  IndogermBnen  u.  Semiten.  Vortr.:  PKZ.  S.  409—421.  —  2)  D.  Semiten  a.  ihre 
Bedeutg.  f.  d.  Knlturgesch.  M.  3  Faxbenkärtclien  z.  Veranschaolichg.  d.  semit  Spnchent- 
wicklg.  a.  1  physikal.  Karte  d.  semit  Lander.  Leipz.,  0.  Schulze.  VIII,  68  S.  M.  S.  A.  n. 
d.  T.:  Die  semit  Völker  u.  Sprachen  als  erster  Versach  einer  Encyclop.  d.  semit  Bprach- 
u.  Altertnmswissensch.  Ein  Cydus  t.  Vortr.,  geh.  im  Sommer  1878  an  d.  Uni?.  Mttnchen. 
L  Die  Semiten  u.  ihre  Bedent  f.  d.  Kultnrgesch.  d.  Menschheit  Vgl.  Fhilippi,  ThLZ. 
Sp.  585—590;  A.  H.  Sayce,  Ac.  XX,  438.  —  3)  Social  hist  of  Mankind.  Fifth  diTision: 
Aramaeans.  Lond.,  Trübner.  XVII,  664  S.  1  s.  Vgl.  Eb.  Schrader,  DLZ.  IH,  1682  L; 
Saturd.  Ber.  1882,  I,  405  f.  —  4)  On  Arabic  Uomour:  Temple  Bar,  Jane,  Jaly,  Aug.,  Sept. 
1881.  Vgl.  Priederici,  bibl.  or.  947;  JBAS.  K.  S.  XIY.  Ann.  Bep.  S.  LXXXYUI.  —  5)  £. 
H.  Palmer,  Arabs  and  Ar.  Humoar:  Times  Sept  80,  Oct  1.  Vgl.  Friederid,  bibl.  or.  948. 
—  6)  C.  H.  Toy  (Harrard  Univ.),  The  horoe  of  the  primit.  Semitic  race:  Tranaact  Amer. 
Fhilol.  Assoc.  12,  26—51.  —  7)  Ibrahim  el  Jäzig!,  Asl  el-lagftt  es-simijja:  El-Muktataf 
Jg.  VI,  Hft.  6.  (Beirut)  S.  324—329.  —  8)  Die  ChristenTerfolgnng  in  Sfldarabien  und  die 
himjar.-aethiop.  Kriege  nach  abess.  Überlieferung:  ZDMG.  35,  1—74.  —  9)  JB.  III,  2,  222. 
10)  La  leiten  di  Sim.  tosc.  di  Beth-Arääm  sopra  i  martiri  Omeriti  pubbl.  e  tradotta.  Borna. 
32,  15  S.  4S  sep.  a.:  Atti  d.  Ac.  d.  Lincei  a.  278.  Mem.  d.  cl.  di  sc.  mor.  u.  s.  w.  YII, 
471—515.  Vgl.  Th.  Noeldeke,  QQA.  1882,198—212.  —  11)  Ign.  Quidi,  Mondhir  UI. 
u.  d.  beiden  monophys.  Bischöfe:  ZDMG.  35,  142—147. 


n,209 

künde  (aas  cod.  Yat.  Syr.  132  f.  8  b)  über  die  angebliche  Bekehrang 
Mundhirs  IIL  (b.  Mä-es-samä)  durch  den  Bischof  Sevems  v.  Antiochien.  Das 
2.  Heft  der  wertvollen  Mitteilangen  D.  H.  Maliers^)  über  Südarabien  ans 
dem  Iklil  des  Hamdäni  erschien  als  Sonderabzug.  J.  H.  Mordtmann^) 
bringt  eine  Photographie  und  eine  genaue  Beschreibung  des  schon  früher') 
besprochenen  Denkmals  und  veröffentlicht  eine  neue  zweizeilige  Inschrift  aus 
San^l  Ober  die  Münzen  des  stldarabischen  Königs  Earibail  handelt  ein  Auf- 
satz von  W.  F.  Prideaux.^)  Hieher  gehören  auch  die  Inschriften  von  Sa- 
£1  (östl.  vom  Haurän),  worüber  Hai^vy^)  seit  1877  fortlaufende  Aufsfitze 
brachte,^)  um  sie  1882  abschliebend  zusammenzufassen.  Als  der  Zeit  nach 
Torislamisch  und  dem  syrisch -christlichen  Eulturkreise  angehörig  mufs  hier 
auch  die  Inschrift  von  Zebed  erw&hnt  werden,  welche  EL  Sachau^)  am 
17.  Nov.  1879  auf  seiner  syrisch-mesopotamischen  Studienreise  aufllEuid.  Sie 
ist  datiert  vom  Bül  823  (sei.)  =  Sept.  512  (ehr.),  und  gewinnt  somit  als 
das  nunmehr  älteste  bekannte  Denkmal  nordarabischer  Sprache 
und  Schrift  einen  ungewöhnlichen  Wert.  Über  dasselbe  Denkmal  handeln 
aach  Fr.  Prätorius«)  und  W.  Wright») 

Bevor  vnr  in  die  Geschichte  des  Islam  eintreten,  möge  noch  zuvor  die 
Utteratnr    der   einschlägigen   Handschriftenkunde   nebst  Litterarge- 
schichte  und  Verwandtem  hier  gemustert  werden,  welche  gerade  auf  unserm 
Gebiete  eine  um  so  höhere  Beachtung  beansprucht,  als  vnr  den  Mangel  an 
omCassenden   und   zuverlässigen  litterargeschichtlichen  Arbeiten  noch  immer 
drückend  empfinden.     Um  so  erfreulicher  ist  die  Thatsache,  daüs  unser  Be- 
richtsjahr eine  reiche  und  zum  Teil  höchst  bedeutende  ThäÜgkeit  auf  diesem 
Gebiete  aufweist.    Der  musterhafte  Katalog  der  arabischen  Hdss.  der  Herzogl. 
Bibliothek    zu  Gotha  von  W.  Pertsch^^)   wurde  um  einen  Band  vermehrt, 
welcher  die  Abteilungen  der  Künste  und  Fertigkeiten,  Astronomie  und  Astro- 
logie, Mathematik,  Kosmographie  und  Geographie,  Geschichte  und  Biographie, 
Politik  und  Medicin  umfafst     A.  Müller i')  ftlhrte  mit  bekannter  Sorgfalt 
den  Katalog  der  Bibliothek  der  Deutschen  Morgenländischeu  Gesellschaft  zu 
Ende  mit  Bd.  IL,   der  uns  die  Handschriften,   Inschriften,  Münzen  u.  s.  w. 
vorführt.      Die   Strafsburger  Univ.-   und  Landesbibliothek  fügte   dem  früher 
von  J.  Entin  g  besorgten  Kataloge  ihrer  arabischen  Drucke  nun  einen  solchen 
ihrer  semitisch-islamischen  Hdss.  hinzu,  deren  Bearbeitung  Sam.  Landauer^*) 
anheimfiel.      Unter   den   26  arabischen  Hdss.  ragt  vor  allem  die  alte  Hds. 
der  Malcamen  des  ^ariri   (f  616  =  1122/3)    aus  d.  J.  1188  ehr.  hervor. 
Die  zum  Teil  schon  früher  durch  Frähn  und  Dorn  besprochenen  Schätze  des 
asiatischen  Museums  in  St  Petersburg  fanden  in  V.  v.  Kosen  ^^)  einen  trefif- 
lichen  Bearbeiter.     J.  Goldzlher  und  Aron  Szilddy  übernahmen  die  Be- 
schreibung der  arabischen  (5)  und  türkischen  (4)  Hdss.  für  den  Katalog  der  Univ.- 


I)  Vgl.  JB.  Ulf  2,  223*;  Friedend,  blbl.  or.  n.  1006.  —  2)  Zn  d.  himjar.  Inachriften: 
ZDMCi.  35,  432  »44.  —  3)  ZDMG.  32,  200  ff.  —  4)  On  the  coins  of  Charibael,  king  of 
the  Uomerites  and  Sabaeans:  JASB.  L,  1,  95 — 99.  w.  a.  plate.  —  5)  Euai  aar  les  inscrip- 
tioiu  da  Sala.  (suite):  JA.  janv.— jain-  Vgl.  Fr.  Prätorius,  CBl.  1883,  No.  23.  —  6)  Im 
JA.  —  7)  S.  o.  S.  202*.  -  8)  D.  Inschr.  v.  Zebed:  ZDMG.  86,  630  f.  —  9)  The  Triling. 
inicr.  of  Zebed:  Athen.  1881,  1,  264.  —  10)  D.  arab.  Handachrr.  d.  Hercogl.  Bibl.  c.  Gotha. 
UL  Gotha,  F.  A.  Perthes.  VU,  488  S.  Vgl.  Jakreab.  III,  2,  229*  n.  Th.  Noeldeke:  GBl. 
l»82,  Sp.  1152  f.  —  11)  Katal.  d.  Bibl.  d.  Deotachen  Morgenlind.  Geaellach.  IL:  Handachr., 
loachr.,  Münsen,  Verachiedenea.  Leipz.,  Brockhaua.  VI,  84  S.  t^Bd.  I.  1880:  Drackachriften.) 
12)  S.  o.  I,  24''.  Vgl.  CBl.  Sp.  1184  f.  —  13)  Noticea  aommairea  dea  MSS.  arabea  du 
miu.  asiat.  1  lirr.      St  P^terab.,  Eggera.     Leipz.,  Voaa.     iV,  2ö6  S.     1  R.  arg.     M.  3,30. 

Hiatoriiohe  Jahreaberioht«.    1881.    II.  14 


11,210  XXYL    K.  YoUera: 

Bibliothek  za  Budapest.^)  Biea^)  stellte  B<L  IL  des  groiSsartigeii  Katalogs 
der  persischen  Hdss.  des  Brit.  Mas.  fertig,  welcher  die  Haaptabteilangen  der 
^sciences  (Philosophie  and  exacte  Wissenschaften),  philology,  poetry'  enthält, 
wobei  der  Schwerpunkt  entsprechend  dem  Charakter  der  persischen  litterator 
natürlich  aaf  die  letztgenannte  Gattung  fällt  Über  den  Codice  Martiniano 
in  Palermo,  aus  dem  Guis.  Yella  (Ende  des  18.  Jh.)  seine  sicilianische  Ge- 
schichte zu  haben  behauptete,  giebt  S.  B.  Lagumina^)  einen  ausführlichen 
und  gründlichen  Bericht  Damach  haben  wir  ein  Traditionswerk  des  Abder- 
rahmftn  b.  A^ed  b.  Mah.  asch-SchäflM  (um  700  H.)  vor  uns,  der  n.  a. 
auch  alte  zuverlässige  Gewährsmänner  ausbeutete  (z.  B.  Vä^idi,  Tirmidi, 
I.  Hischäm).  £inige  arabische  und  persische  Urkunden  (z.  B.  die  Hds.  eines 
Auszugs  aus  Mal^zi  (t  B45  =  1441/2)  aus  d.  J.  1041  H.  finden  sich  in 
der  Hinterlassenschaft  von  Langlds  (f  1824).^)  Ober  einige  der  ältesten 
arabischen  Drucke  berichtet  M.  Schwab.^)  Ul.  Robert^)  förderte  seinen 
Katalog  der  bisher  unbekannten  Handschriften-Sammlungen  der  französischen 
Bibliotheken  um  ein  Heft,  das  in  alphabetischer  Folge  von  Arsenal  (Paris) 
—  Dijon  läuft.  Besonders  in  den  südfranzösischen  Bibliotheken  scheint  sich 
noch  manche  für  unser  Gebiet  wichtige  Urkunde  zu  verbergen.  Den  Hand- 
schriften-Katalogen reihen  sich  zwei  wichtige  litterargeschichtliche  Arbeiten 
an,  nämlich  die  1881  begonnene,  auf  den  umfassendsten  und  gründlichsten 
Sammlungen  beruhende  Arbeit  des  unermüdlichen  F.  Wüstenfeld ^  über 
die  arabischen  Geschichtsschreiber  und  ihre  Werke,  die  bei  der  bunten  Yiel- 
schreiberei  mancher  muslimischer  Autoren  uns  auch  mehrfach  über  andere 
Fächer  belehrt,  und  das  geschichtlich -biographische  Wörterbuch  von  Th.  W. 
Beale  (f  1875). »)  —  Sowohl  über  neue  Drucke  älterer  muslimischer  Werke 
als  auch  besonders  über  die  jetzige,  immer  mehr  der  abendländischen  Bildung 
und  Wissenschaft  sich  anbequemende  litterarische  Thätigkeit  in  Stambul  be- 
lehrt uns  die  fleilsige  und  dankenswerte  Bibliographie  von  Hnart,*)  dem 
Fortsetzer  Belins.  Schliefslich  mag  hier  auch  auf  das  treffliche  Unternehmen 
der  ^Archives  de  ^Orient  Latin^^^)  hingewiesen  werden.  In  unser  Ge- 
biet gehören  daraus  ein  von  Sch^ferj^^)  bearbeiteter  Text  und  ein  Aufeatz 
von  de  Mas  Latrie.'**) 

Die  eigentliche  Geschichte  des  Islam  beginnt  billig  mit  dem  Stifter 
der  muslimischen  Gemeinde.  Von  biographischen  Arbeiten  über  den  Pro- 
pheten liegt  dieses  Mal  nur  eine  späte  arabische  Arbeit  vor.  ^')     Das  be- 


1)  Catal.  codd.  biblioth.  TJniy.  reg.  Bcient.  Badapest  Bndap.  YIII,  155  S.  M.  2.  — 
2)  Catal.  of  the  PeiB  MSS.  in  the  Brit  Mus.  U.  Lond.  4<».  Vgl.  J.  6.:  GBl.  Sp.  885  f. 
[roL.  1, 1879.]  —  3)  II  falao  cod.  arabo-tioalo :  Arch.  ator.  sie.  N.  S.  Y,  233.  VgL  u.  8.  237".  — 
4)  Lei  papien  deLangUa:  Bull,  de  l'Ath.  orient  1881,  S.  212— 4.  —  5)  Le«  incanablea  Orient, 
et  la  litorgie  cathol.:  ibid.  S.  199—209.  —  6)  Invent.  sommairo  des  MSS.  des  biblioth.  de 
France,  dont  lea  catalognea  n'ont  paa  £t6  imprimea.  faac.  n.  Par.,  Picard  et  Champion.  S.  129 — 
288.  Vgl.  JB.  II,  2,  287.  —  7)  D.  Qeacbichtachreiber  d.  Araber  u.  ihre  Werke.  Lief.  1.  2.:  Ab- 
handl.  d.  Ak.  d.  VT.  an  Qott  Bd.  XXVIIL  (6.-  Aag.  1881)  a.  Bd.  XXIX.  (7.  Jan.  1882). 
[VIII,  170  S.  0.  189  S.]  M.  12.  Vgl.  Landauer:  BLZ.  3,  1612  f.;  Th.  N(oeldeke):  CBl. 
1883,  9  f  —  8)  The  Orient  Biograph.  Dictionary,  ed.  by  the  Aa.  Soc.  of  Bengal  ander  the 
ßaperintendence  of  H.  G.  Keene.  Calc.  Y,  291  S.  4^.  —  9)  Notice  des  livres  toroa,  arab. 
et  persana  imprimea  &  Conatantinople  darant  la  p^ode  1297— -1298  de  Th^.  (1880/1).  2. 
articie:  JA.  YU  a^.  19,  164-207.  Vgl.  JA.  1880  oct  S.  411  ff.  Auf  jenen  Artikel  beaiehe 
ich  mich  onten  öfters  unter  d.  Beaeichnung  ^Huarf  nebst  Angabe  der  Nummer  des  Werkes. 
Vgl.  JB.  m,  2,  226«.  —  10)  Ygl.  JB.  HI,  2,  238«.  —  11)  S.  u.  S.  215.  —  12)  S.  u. 
S.  216.  ^  13)  Abulfad&Ü  Schemaeddin  Mn^.  e^-Sälihi  el-Hiläli  (Lehrer  des 
agypt  Gelehrten  Sohihabeddin  Ahmed  el-Chaffi^i,  t  1064  =rr  1653/4;  vgl.  H^i  iUuüfa  4, 
61),  Sag;'el-]|ramam  t  mad^  chair  el-anam.  Conatant,  Qeväjib,  1298.  87  S.  Pi.  6.  Ygl.  HoartNo.  68. 


Warn.  n,211 

rahmte  Werk  des  Ibn  Hajar^)  (f  852  =  1448/9)  über  die  'Gefibrten' 
des  Propheten  wurde  in  der  Ausgabe  der  Bibl.  Indica  um  ein  Heft  weiter- 
geführt. 

Lebhafter  scheint  das  Interesse  zu  sein,   welches  dem  Werke  des  Pro» 
pheten,  dem  Islam  als  Ganzem,  als  religiöser,  kultureller  und  staatenbildender 
Macht  zugewandt  ist     Über   den  Propheten  im  Zusammenhang  mit  seinem 
Weike  handelt   ein  englischer  Aufsatz.*)     Auf  der  gewöhnlichen  Höhe  der 
gewissenhaften,    aber   unwissenschaftlichen  Beobachtung  an   Ort   und  Stelle 
hilt  sich  die  ^kulturgeschichtliche  Studie'   von    C.  N.  Pi schon 3)   mit  dem 
Endnrteil,  dafs   der  Islam  unaufhaltsam  dem  Untergange  entgegeneile.    Ign. 
Goldziher^)  unternahm  eine  gründliche  Erörterung  des  Gegenstandes,  leider 
in  der  so  fernstehenden  magyarischen  Sprache.     Um   so   dankbarer  müssen 
wir  Bacher^)  sein,  der  uns  wenigstens  vorläufig  über  den  Inhalt  der  Arbeit 
orientierte.    A.  Wahrmund^~~^)  lieferte  zwei  kleinere  einschlftgige  Beiträge 
and  Juynboll^)  setzt  sich  des  weiteren  mit  seinem  Gegner  v.  d.  Berg^)  aus- 
einander.   Barbier  de  Meynard^^)  begann  eine  Untersuchung  der  Frage, 
in  wie  weit   aufsersemitische  und  aufserislamische  Kulturen   auf  die   innere 
Entwicklung  des  Islam  eingewirkt  haben.      Bei  den  hierher  gehörigen  eng- 
lischen Arbeiten  yermischt  sich  der  rein  wissenschaftliche  Gesichtspunkt  mit 
dem  politischen  infolge  der  durch  den  Gang  der  politischen  Ereignisse  immer 
stärker  werdenden  Berühmug  von  englischen  und  mohammedanischen  Inter- 
essen.    Während  Wilfr.  Scawen  Blnnt^^)  auf  Grund  einer  Reihe  von  treff- 
lichen Einzelontersuchungen    die  Thatsache   einer  ^Erweckung*   in   der  Welt 
des  IsUuB  bestätigt,  neigt  sich  Malcolm  Mac  GolP')  zu  der  pessimistischen 
Ansicht  von  dem  baldigen  Untergange  des  osmanischen  Reiches.    Pessimistisch 
klingt  ebenfalls  das  Ergebnis  eines  französischen  AuÜBatzes  '')  über  den  Stifter 
and  das  heilige  Buch  der  muslimischen  Gemeinde.  ^^) 

Wenden  vdr  uns  nunmehr  dem  Koran  zu  und  nennen  hier  nacheinander 


1)  Bibl.  Ind.  Old.  Ser.  Ko.  243:  A  Biographical  Dictionary  of  Fenons  who  knew  Mo- 
hammad, by  Ibn  Hajar.  Edited  in  Aiabic,  by  Maulayi  Abd-nl-Hai  (Head  FrofesBor,  Cal- 
cattt  MadzBMli).  Faac  19  (toI.  HI.  No.  2).  Calc.  S.  97^192.  M.  3.  Vgl.  JB.  HI,  2,  224^». 
—  3)  J.  W.  H.  Stobart,  Islam  and  ita  founder.  (Soc.  for  promot  Christ  knowledge.  Non- 
Chhst  relig.  syatems).  2  s.  6  d.  —  3)  D.  EinflaÜs  d.  Islam  auf  das  häasl.,  sociale  u.  polit 
Üben  seiner  Bekenner.  Leipz.,  Brockhaus.  YIII,.162  S.  M.  3.  Vgl.  S.  Fraenkel,  DLZ. 
au  166  f.;  CBl.  1882,  239  f.;  C.  Weitbrecht,  DLBl.  1882,  No.  24;  La  caltura,  161—3 
1882).  —  4)  Az  isal&m.  Tanulm&nyok  a  moharamedin  Taliis  tort^nete  kör^böl.  (Der  Islam. 
Stadien  aas  d.  Gebiete  d.  mohammed.  Beligionsgesch.)  Budap.  412,  Xn  S.  —  5)  ZDMO.  36, 
'I8«2j,  720—24.  —  6)  Frincipien  d.  Islam:  AAZ.  No.  300—6.  Vgl.  Friederici,  bibl.  or.  VI, 
N'o.  1044.  —  7)  Der 8.,  Zur  goist  Bewegung  im  Islam:  AAZ.  Beil.  No.  224—248;  Frie- 
dend, b.  or.  VI,  No.  1043.  —  8)  Een  handloiding  Toor  de  studie  van  den  Islam  beoordeeld: 
Ind.  Gids  1881,  I,  241—261.  —  9)  Antwoord  aan  den  Heer  Dr.  A.  W.  T.  Juynb.  door  Mr. 
U  W.  C.  ran  den  Berg:  ib.  S.  120—133.  Vgl.  T.  H.  van  der  Kemp,  Eeen  paar  aan- 
teekeninf^en  op  Mr.  L.  W.  C.  t.  d.  Bergs  antwoord  aan  Dr.  Juynb.:  ib.  S.  986 — 8,  sowie  auch 
Ud.  Gids  1879,  II,  793—821;  1880,  I,  170—206,  und  zum  Ganzen:  v.  d.  Berg,  De  be- 
i^iuelen  van  het  Mohamm.  recht  1874.  Batayia.  —  10)  Analyse  de  la  communication  faite 
pv  M.  B.  de  11  sur  les  origines  de  la  soci^t^  musulm.:  GR.  9,  166.  226.  241—4.  Vgl.  RC. 
12,  371  f.;  KEE.  4,  241  f.  —  11)  The  Future  of  Islam.  I.  Census  of  the  Mohammedan 
World.  The  Haj:  Fortnightly  R.  N.  S.  30,  204—223;  The  Modem  Question  of  the  Caliphate: 
ih.  8.315 — 332;  The  True  Metropolis— Mecca:  S.  441— 58;  A  Mohamm.  Reformation:  8.  585 
-602;  [abgeschlossen  ib.  31,  32—48:  Englands  Interest  in  Ldam;  das  Ganze  auch  sep.: 
^d.,  1882.  ^20  S.  M.  7,20.]  —  12)  Are  reforms  possiblo  under  Mussulman  rule?:  Contemp. 
fi  40,  257—81.  —  13)  RoBseenw  Saint- Hilaire,  Mahomet  et  le  Koran:  ST.  15,  539 
-«4  Vgl.  R.  chr*t.  28,  265  -  286;  auch  sep..  Paris,  Piourd  28  S.  -  14)  Vgl.  auch 
Haart  No.  4  n.  105. 

14* 


11,212  XXVI.    K.  Vollore: 

Ausgaben,  Übersetzungen  and  erläuternde  Schriften,  so  liegt  von  eorop^seben 
Ausgaben  nur  eine  vor,  die  aber  durch  ihr  rein  orientalisches  Oewand  ein 
um  so  höheres  Interesse  beansprucht.^)  Von  der  allbekannten  Fl Ug eischen 
Ausgabe*)  erschien  ein  neuer  Abdruck.  An  indischen  Ausgaben  des  ein- 
fachen arabischen  Textes  sind  yier^^^)  zu  verzeichnen,  darunter  noch  zwei 
aus  dem  J.  1880.  Von  Obersetzungen  in  europäische  Sprachen  erschien  die 
deutsche  von  Ullmann^  in  S.Auflage.  Die  1881  beendete  englische  Über- 
setzung von  E.  H.  Palmer^)  wurde  bereits  früher  besprochen.  Über  diese 
sowie  die  bekannten  Bearbeitungen  von  Säle  und  Rodwell^  die  Selections 
von  Edw.  Will.  Lane  und  die  Flüge  Ische  Ausgabe  haben  vnr  eine  ein- 
gehende Besprechung.^)  An  Übersetzungen  ins  Bengali  *o-ii)  wurden  zwei  neue 
ins  Werk  gesetzt,  von  denen  wenigstens  die  eine  wohl  gelungen  sein  soll. 
An  die  einfachen  Übersetzungen  reihen  sich  die  in  Indien  anscheinend  be- 
liebten Doppelausgaben  mit  arabischem  Text  und  begleitender  Übersetzung 
in  der  Volkssprache.  Wir  nennen  hier  zwei  Ausgaben  in  Arabisch  und 
Urdu^*— ^*)  und  eine  in  Arabisch  und  Tamil.  ^*)  Über  den  berühmten,  lange 
verloren  geglaubten  Korancommentar  von  Abu  (ja^far  at-Tabari  (f  310 
=  922/3)  lieferte  der  treffliche,  der  Wissenschaft  nur  zu  früh  entrissene 
0.  Loth  Iß)  (f  17.  März  1881)  eine  gründliche  Abhandlung  nach  einer  bis- 
her unbekannten  Hds.  der  vicekönigl.  Bibliothek  zu  Cairo  a.  d.  J.  714/5  H. 
Zu  den  drei  bisher  bekannten  Eoranconcordanzen  ^<^)  tritt  eine  neue  aus 
HoUändisch-Indien^^)  hinzu.  Eine  neue  lexikalische  Bearbeitung  der  Koran- 
spräche  mit  IJinzuziehung  eines  anderen,  späteren  Werkes  lieferte  Fr.  Die- 
terici.  ^*)  —  Verfolgen  wir  nun  im  weitem  die  Ausdehnung  und  geschichtliche 
Entwickelung  des  Islam,  so  möge  hier  die  geographische  und  ethno- 
graphische Erforschung  des  weiten  islamischen  Ländergebiets  voranstehen. 


1)   D.  Koran  nach  d.   arab.  Original-Manuscr.    v.   AliAhkali  gesclmeben  t.  Hafis 
Ob  man   (im  J.  1094  d.  H.   [=  168S  ehr.]).     Phototypograf.  Reprod.     Lond.,   Mttnchen,  U. 
Franz.  876  S.  M.  30  (ohne  Zweifel  Nachdruck  d.  tOrk.  Ausgabe,  die  bei  Haart  No.  28  rer* 
zeichnet  ist:   Me^hef  Scherif,  Coran,  imprim^  par  les  soins  d'Osmän-bey,  second  cham- 
bell  an  de  S.  M.  j.  le  Soltan;    reproduction    de  T^critare  du   c^l^bre  calligraphe   Hafis  Oa« 
man-^fendi.   1297.)  —   2)  Corani  textas  arab.,  ad  fidem  librorum  mss.  et  impresaoram  et 
ad  praecipuorum  interprr.  lectiones  et  aactoritatem  rec.  indicesque  SO  sectionnm  et  suimtamm 
add.  Qust  FluegeL     Ed.  ster.  C.  Taachnitzii  tertinm  emend.  Nora  impressio.   Lipa.,  Bredt. 
X,  341  S.     4».     M.  20.    —    3)  Qur&n  Sharif.  (Arab.)  Lndhi&na,  GuM-Mahammadi  VremtL, 
3.  Aug.  1880;  236  S.   8^.   lith.   Rs.  2.  —   4)  Derselbe,  Dehli,  Mortazawi  Pr.,  Aag.  1880. 
544  S.     Uth.     Be.  1.  4  a    —   5)  Kur&n-i-Sharif.    The  Holy  K.  Munshi  Nawal  Kühor, 
editor.    3  ed.    Gawnpore.    482  S.   lith.   10  a.  6  p.  —  6)  Qur&n  sharif.  (Arab.)  Ludhi4na, 
Qul-i-Mahammadi  Pr.    488  S.    S^.  Repr.  Lith.    Bs.  2.   —   7)  Der  Koran  übers,  t.  L.  U11> 
mann.    Bielef.  u.  Leipz.,  Yelhagen  u.  Klasing.  8^.  —  8)  The  Qur'Sn  transl.  P.  I.  IL    Ox- 
ford,  1880/1.   (=  Sacr.  Book«  of  the  East  VI  u.  IX.)    Vgl.  JB.  IH,  2,  226*.  —  9)  Edinb. 
B.  154,366— 97.  —  10)  Kordn  Sharif.  The  Koran.  Parti.  (Bengali).  Transl.  by  Girish  Chan- 
dra Sen.    Sherpur.    28  S.    4  a.  [complete  in  12  parts].  —   11)  Koran.  ^Bengali),  transl.    by 
Bhai  Grish  Ghunder  Sen.  Calc.   Vgl.  Ac.  XXI,  265;  auch  JB.  HI,  2,  226*.  —  12)  Knr&n. 
i-Sharif  (Arab.  a.  Urdu).    Manlayi  Bafi*-ud-dln,  translator  and  Manlayi   Abd-al-K&dir, 
annotator.   8  ed.   Gawnpore;  Munshi  Nawal  Kishor.  862  S.  lith.   Be.  1.  6  a.  —  13)  Kur&n>i- 
Majtd  Mutaijam.     The  Holy  KurAn   transl.  Arab.   and  Urdu.     Ahmad   Kh&n   Süfi,    editor. 
Agra,  Mufid-i-Am  Press.   548  S.   4^.  Uth.   Es.  7.  —  14)  Fatuh&te  Rahamaniyah  or  the    Vic- 
tories  of  God,  or  an  Explanation  of  the  Alcoran.    (Arab.  and  Tamil).     Bomb.,  Huseni    and 
Safdari  Pr.    204  S.    4<'.  lith.    Es    2.  8  a.    [The  first  ten  chapters  of  the  Alooran  with   tkeir 
transl.  into  the  Tamil.]  —  15)  Tabarts'  Korancommentar:  ZDMG.  35,  588—628.  —  16)   Calc.« 
1836;   Leipz.,  1842;  Petersb.,  1859.    —    17)  J.  L.  Märten s,   Concoidantie  op  den  Korman, 
naar  de  yertaling  van  L.  J.  A.  Tollen s.   Batavia,  W.  Bruining  u.  Co.  4«.   -    18)  Arab.-dtoci*. 
Hand-WB.  z.  Koran  u.  Tier  u.  Mensch.   Leipz.   IV,  180  S.  8«.   5,50  M.     Vgl.  S[ocin],   CBl 
Sp.  1321;  S.  Praenkel,  DLZ   lU,  533;  Ac.  XX,  109. 


Ishun.  11,213 

Selbstverständlich  kann  in  dieser  zerstreuten  und  zum  Teil  schwer  erreich- 
baren Litteratur   nichts   weniger   als   unbedingte   Vollständigkeit   angestrebt 
werden.     Zwei  Arbeiten,  die  sich  im  Grunde  auf  das  vorislamische  Asien  be- 
ziehen, vei-dienen  hier  um  so  eher  genannt  zu  werden,  als  sie  nebenher  auch 
Licht  auf  die  spätere  Zeit  werfen:  ich  denke  hier  an  die  gediegene  Abhand- 
lang  Sachaus' ^)  über  Tigranokerta,  die  in  unserm  Jahre  im  Sonderabdruck 
erschien,  und  an  die  Arbeit  Behatseks^)  über  die  alten  arabisch-indischen 
Handelswege.    Zwei  andere  Aufsätze  liefern,  dankenswerte  Beiträge  zur  No- 
fflenclatnr  unserer  Länder,  der  von  A.  So  ein  3)  für  ein  rein  arabisches  Ge- 
biet, der  von  K  Himly^)  für  die  Gebiete  der  später  eingedrungenen  hoch- 
asiatischen Basse.    Aus  einem  mittelalterlichen  Beisenden  schöpft  Kiepert^) 
Beiträge  für  die  Topographie  von  Vorderasien.    H.  C.  Bawlinson^)  bringt 
einen  Artikel  über  Ispahan.      Unter  den  russischen  Arbeiten  über  Central- 
aden   ist    hier    besonders   die    eines   Militärs    über  Turkestan    namhaft    zu 
machen.^)    In  die  einstigen  semitisch-arischen  (aramäisch-armenischen)  Grenz- 
lande führt  uns   ein  Aufsatz   einer  französischen   katholischen  Zeitschrift^) 
A.  Socin^)  giebt  im  Anschlufs  an  seine  neusynschen  Texte  wichtige  Bei- 
träge  zur  Kenntnis   des  bisher  nur  wenig  erforschten  Tur  ^Abdin.      Über 
Damascus^^)  bandelt  ein  kurzer  englischer  Aufsatz.    Ein  bekannter  deutscher 
Archäologe   fuhrt  uns    Stambul   und  Umgebung   übersichtlich   vor.  ^^)     Eine 
erfrealich    reiche  Thätigkeit    zeigt    sich   in  der  Erforschung  der  arabischen 
Halbinsel.      Über  die  von  Gh.  M.  Doughty"-i»)   1876—78  ausgeführten 
Reisen  giebt  der  ^Globus'  Bericht     In  die  Wüste  führt  uns  das  Werk  eines 
eDglischen  Offiziers,  i*)  in  die  eigentliche  'Wiege'  des  arabischen  Volkes  — 
nnd  vennatHch   der  Semiten  überhaupt  —   eine  englische  Dame.  ^^)    J.  F. 
Keane  giebt  ausführlichen  Bericht  über  die  heiligen  Städte  Mecca^^)  und 
Medina,  ^7}  welche  er  als  verkleideter  Muslim  (u.  d.  Namen  Hi^  Mohammed 


1)  über  d.  Lage  ▼.  Tigranokerta.  Berlin,  Dümmler.  92  S.  gr.  4".  mit  2  Karten  (a.  d. 
Äbh.  d.  Bert.  Ak.  1880).  Vgl.  Th.  Noeldeke,  CBl.  Sp.  689—691.  —  2)  Emporia  chiefly 
portB  of  Arab.  and  Ind.  intemat  commerce  before  the  cbriat.  era.  w.  a.  map.  JBBAS.  n.  XXIX; 
Friederid,  bibl.  or.  VI  n.  57.  —  3)  Liste  arab.  Ortiiappellativa:  Z.  d.  dtsch.  Falaest-Ver.  4, 
1—8.  —  4)  Einiges  über  türk. ,  raongol.  u.  cbines.  Ortmaraen  n.  andere  in  Büchern  über 
Erdkoode  rorkommende  Anedrücke:  Z.  d.  Ges.  f.  Erdk.  16,  40 — 47.  —  5)  Über  Pegolottis 
[um  1340  ehr.]  vorderasiat  Itinerar:  Berl.  MB.  S.  901 — 13.  —  6)  Ispahan :  Encycl.  brit. 
XIII.  —  7)  L.  Th.  Rostenko,  Turkestan.  Versuch  einer  militärisch-statist.  Übersicht  des 
torkest  Militarbeairks.  Materialien  iiir  die  Oeogr.  a.  Statistik  Rafslands.  St  Fetersb.  (russ.) 
~  8)  R.  P.  Bh6tor^,  M^Bopotamie,  de  Serth  ä  Bitiis:  Les  missions  cathoL  1881,  S.  565 
-7.  —  9)  Zur  Geogr.  des  Tür  *Abdin:  ZDMG.  85,  237-269.  —  10)  The  Damascus  of 
to-day:  Satnrd.  B.  52,  382  t  —  11)  A.  D.  Mordtmann,  Führer  y.  Constantinopel  m.  bist 
Bioleitiing  u.  e.  color.  Plane  d.  Stadt  (Stambal,  Fera,  Galata,  Skutari)  nebst  einer  Übersichts- 
karte d.  Bosporus.  Konstant,  Lorentz  u.  Keil.  49  S.  12^.  cart.  M.  6.  (auch  in  franz.  Ausg.). 
—  12)  Beisen  in  Arabien:  Globus  39,  7—10,  23—30.  --  13)  Khaibar  in  Arabien:  ibid. 
40,  38 — 41.  —  14)  B.  D.  Upton,  Gleanings  from  the  desert  of  Arabia.  Lond.,  C.  Kegan 
Paul.  394  8.  10  s.  6  d.  —  15)  Lady  Anne  Blunt,  A  Filgrimage  to  Nejd,  the  cradle  of 
the  Aiabie  race.  A  Visit  to  the  Ck>nrt  of  the  Arab  Emir  and  our  Fersian  Campaign.  W. 
Map,  Portrait«  and  Illustrations  from  the  Author's  Drawings.  2  voll.  Lond.,  J.  Murray.  590  S. 
24  s.  —  Auch  franz.:  Voyage  en  Arabie,  p^lerinage  au  Nedjed,  berceau  de  la  race  arabe, 
tnd.  de  M.  Derome.  Far.,  Hachette,  1882.  LXVIU,  447  S.  1  Karte;  femer:  Tour  du  Monde 
1882.  43,  1—80;  M.  J.  de  Goeje:  Nieuwste  Reizen  in  Aitbie:   De  Gids  20,  500—10.   — 

16)  (HjgJ  Mohammed  Amin),  Six  months  in  Meccah:  au  acconnt  of  the  Mohamm.  Filgrimage 
to  K.  recentiy  accomplished  by  au  Englishman  professing  Mohammedanism.  Lond.,  Tinsley  Br. 
X,  212  8.    10  ».   6  d.    Vgl.  Ath.  May  14.  S.  649  f.  —  Andr.  Wilson:  Ac.  XIX,  409  f.  — 

17)  My  Joamey  to  Medinah.  Bescribing  a  Filgrimage  to  Medinah  performed  by  the  Author 
äiigoised  as  a  Mohammedani  Lond.,  Tinsley  Br.  220  S.  10  s.  6  d.  —  Vgl  Ath.  Oct  29, 
8.  557  t;    W.  B.  Smith:  Ac  XX,  483  f.;   de  Goeje:  De  Gida  20,  612—8. 


^ 


11214  X^VI.    K.  Voller«: 

Amin)  besachte.  Die  neueren  englischen  Nachrichten  Aber  Arabien  von  W. 
S.  und  Anne  Blunt  (über  Negd),  von  R  F.  Burton  (1877/8  in  Midian)  i) 
und  Ch.  M.  Doughty  (1876/8  in  West-  und  Mittelarabien)  behandelt  zu- 
sammenfassend H.  W  ich  mann.  ^)  Das  Hochgebirge  Asir,  über  dessen  Un- 
zugänglichkeit sich  schon  muslimische  Autoren  beklagten,  wird  von  Pasqua^) 
besprochen.  Ein  Deutscher  in  Dscheddah^)  macht  interessante  Mitteilungen 
über  eine  im  Frühjahr  1881  ausgeführte  Reise  durch  das  alte  Kulturland 
Jemen  von  Hodeida  über  San*4  nach  dem  Süden.  R.  Manzoni^)  giebt  von 
seiner  1877/9  ausgeführten  Reise  in  Südarabien  einen  neuen  Einzelbericht, 
dieses  Mal  über  Aden.  Den  Landstrich  Zafär  an  der  Südküste  behandelt 
A.  V.  Schweiger-Lerchenfeld, ^)  der  auch  auf  ältere  geschichtliche  wie 
mythische  Verhältnisse  eingeht.  Der  äufserste  Vorposten  des  Islam  im  In- 
dischen Ozean  ist  durch  einen  Artikel  von  H.  A.  Webster 7)  vertreten. 

Über  Ägypten  erschienen  2  englische  Handbücher.*""*)  Vermutlich  ist 
hier  auch  das  Werk  von  W.  Mc.  E.  Dye^®)  über  Ägypten  und  Habesch  zu 
nennen.  Das  alte  und  neue  Cairo  ^^)  bildet  den  Gegenstand  eines  franzö- 
sischen Aufsatzes.  In  die  südlichen  Grenzländer  des  Islam  führt  ans  das 
interessante  Werk  von  R  Buchta.**)  Über  den  Begriff  der  ^Mauren*  und 
die  ethnologischen  Verhältnisse  von  NordaMka  setzt  sich  B.  Schwarz^ 3) 
mit  G.  Rohlfs**)  auseinander.  Zwei  kleine  Proben  der  (arabischen?)  Tier- 
fabel im  Sudan  teilt  J.  v.  Müller  ^'^)  mit.  Marocco  ist  durch  die  spanische 
Übersetzung  des  interessanten  Werkes  von  A.  v.  Conring**)  und  die  fran- 
zösische Übersetzung  des  italienischen  Werkes  von  dem  bekannten  feinen 
Beobachter  E.  de  Amicis^^)  vertreten.  Das  Tunis  der  Jetztzeit  wird  in 
zwei  kleineren  französischen  Arbeiten  behandelt.*®—**)  G.  Fonrnier***) 
unternahm  die  Bearbeitung  einer  geschichtlichen  Geographie  von  Spanien, 
wovon  der  1881  erschienene  Teil  nicht  über  das  Altertum  hinausgeht. 

Den  europäischen  Berichten  über  die  Länder  des  Islam  lasse  ich  die 
geographische    Litteratur    der   Muslime    nebst   einschlägigen    Über- 


1)  8.  JB.  m,  2,  231'-"  —  2)  Nouere  Reuen  in  Arabien:  Peterm.  Mitt.  27,  213— 
222.  1  Karte.  —  3)  Apercu  topograph.  et  polii.  snr  TAasyr  (Arabie):  Drapeyron,  R.  deg^ogr. 
8.  28—82.  —  4)  Ludw.  Sttofs,  Zustande  in  Jemen:  Globus  40,  119—121.  136—137.  -- 
5)  Aden:  II  nnovo  Seeolo  Laglio  1881.  Vgl.  JB.  U,  2,  244«'«;  lU,  2,  232(^.  —  6)  Kine 
angebl.  BesitsEorwerbang  d.  Pforte  in  Arabien:  Österr.  Mtschr.  f.  d.  Or.  S.  107 — 112.  — 
7)  Indimn  or  Malay  Archipelago:  Enc.  Brit  12,  815b— 820b.  _  S)  C.  E.  Clement,  JBgypt, 
with  illaBtrationB.  Boston.  12<>.  n,  476  S.  7  sh.  6  d.  Friederici,  bibl.  or.  Ko.  1061.  — 
9)  St  L.  Poole,  Egypt  (Foreign  Coantries  and  Brit  colonies.)  Lond.,  Low.  2008.  Fried., 
bibl.  or.  No.  r065.  —  10)  Moslem  Egypt  and  Christ  Abyssinia.  New  Tork,  Atkin  a  Prout 
(1881 .»)  516  S.  M.  18;  Polybibl.  33,  188,  No.  2657.  —  11)  A.  Rhön«,  coap  d'oeü  sur 
r^t  pr^ent  da  Caire  anc.  et  moderne:  Qax.  d.  Beaax  Arts.  nov;  Fried,  bibl.  or.  No.  10€6b 

—  12)  D.  oberen  Nil-Länder.  Yolkstypen  u.  Landschaften,  dargeet  in  160  Fhotogx»phieen, 
anfgen.  nach  d.  Natur.  Mit  e.  Einleit  ▼.  Rob.  Hartmann.  Berl.,  Stiehm.  4^  K.  250.  — 
13)  Araber,  Berber  a.  Maaren:   Aasland   S.  834—37,   951—53.  —   14)  Ibid.  S.  895—97. 

—  15)  Zwei  Beitrr.  z.  sndanes.  Tierf&bel:  Globos  39,  382  (1.  Abol-Hossein  a.  der  Elephaat. 
2.  Esel  a.  Hyäne.)  —  16)  Marraecos,  el  pais  y  los  habitantes.  Condiciones  genermlee,  geo- 
grAfleas  y  etnogr&f.  Descrito  sobre  recientes  obserraciones.  Aeompan.  de  nna  carta  del  Imp. 
maroqoi  y  an  piano  de  la  ciad.  de  Marraecos.  Madrid,  Gaspar.  362  S.  4^.  18  r.  (deotsch: 
A.  y.  Conring,  Marocco,  das  Lmd  and  die  Leate.  Berl.,  1880.  8®.)  —  17)  Le  Maxoc,  tnd. 
de  l'italien  aveo  Taatoris.  de  Taatear  par  H.  Belle.  174  grav.  «or  boia.  Far.,  Hachette. 
405  S.  4^  fr.  SO;  Fried,  bibl.  or.  No.  1259.  —  18)  Tanis  et  la  Tanisie,  par  an  ingfoieor, 
qai  a  voyagA  et  habit^  dans  le  pays  pendant  plas  de  25  ann6es.    Par.,  Schmidt    16  8.    1881. 

—  19)  Yillot,  Deseription  g^o^ph.  de  Tonis  et  de  la  r^gence,  avee  notes  hiat,  eÜuogr. 
et  areh4ol.  Ay.  one  carte.  Baz^le-dac  Challamel  aSn4.  47  S.  —  20)  Bnsayo  de  geogmfia  hist6r. 
de  Espana:  T.  L  Oriente  y  Greda.     VaUadoUd.    l^. 


Wa»  n,215 

Setzungen ,  Avszflgen  u.  s.  w.  folgen.  Gherbonneaa^)  behandelt  die 
arabischen  Geographen  des  Mittelalters;  de  Goeje*)  stellt  die  arabischen 
Berichte  ttber  Japan,  J.  W.  Rothstein^)  desgleichen  diejenigen  ttber  das 
römische  Volk  zusammen  W.  Stassoff^)  sncht  eine  neue  Auffkssnng  der 
Gesandtschaftsberichte  des  Ibn  Fodiän  (um  310  H.  =  922)  zu  be- 
gründen, der  nach  ihm  unter  'Rüs'  nur  die  finnischen  und  tatarischen  Völker 
des  nord6stl.  Bnblands  versteht  L.  Stern<^)  giebt  aus  arabischen  Quellen 
kleine  Beiträge  zur  Kenntnis  der  ägyptisch  •nnbischen  Stämme.  Die  Reise 
des  persischen  Dichters  Nä^ireddin  b.  Chusran  (f  481  =  1088/9)  liegt 
in  der  tflchtigen  Bearbeitung  Ch.  Schefers<^)  vor.  Derselbe^)  gab  einen 
Auszug  aus  dem  Pilgerbuch  des  AbuM-Qasan  ^Ali  al-Haravi  (f  611  = 
1215).  E.  Saavedra^)  bespricht  die  Berichte  des  Sicilianers  Edrisi  (um 
1154  ehr.)  ttber  Spanien,  M.  Amari')  desgleichen  die  Nachrichten  des  spa- 
nisch-arabischen Geographen  Ali  b.  Sa'id  (geb.  1214  [1218]  ehr.  in  Gra- 
nada, t  1274  [1286]  in  Tnnis)  über  Italien.  Ober  den  letzten  und  grdfsten 
der  arabischen  Reisenden,  Ibn  Ba^üta  (f  779  =  1877/8)  handelt  ein 
Artikel  von  K.  Yule.  ^®)  Endlich  mögen  hier  auch  drei  Arbeiten  von  Theob. 
Fischer,***)  P.  de  Lagarde*^)  und  Schweiger-Lerchenfeld*')  über 
einige  der  wichtigsten  vorderasiatischen  Kulturpflanzen  erwähnt  werden. 

Im  folgenden  wird  nun  die  geschichtliche  Entwicklung  des  Is- 
iam  in  der  Weise  vorgeführt  werden,  daft  zuerst  ttber  die  centrale  religiös- 
politische  Macht,  das  Ghalifat,  in  allen  seinen  Wandlungen  berichtet  wird, 
sodann  über  die  einzelnen  Seiten  des  innem  und  geistigen  Lebens  des  Islam, 
Religion,  Recht,  Philosophie,  schöne  Litteratur,  exacte  Wissenschaften,  Kunst 
ond  Technik,  Inschriften  und  Münzen,  um  endlich  diejenigen  Länder  einzeln 
zu  betrachten,  welche,  meist  weiland  Grenzgebiete,  zur  Zeit  schon  entweder 
völlig  oder  doch  zum  Teil  in  der  Hand  europäischer  Mächte  sind. 

Die  Geschichte  der  Araber  und  Osmanen,  der  eigentlichen  Träger  des 
Chalifats,  nach  innen  und  aufsen,  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegen- 


1)  Les  g<iognphes  aiabee  aa  MA.:  R.  de  gAogr.  f^vr. — avr.;  Fried.'  bibl.  or  VI,  No.  961. 

—  2)  de  Goeje,  arab.  Berichten  over  Japan:  Venl.  e.  Meded.  K.  Ac  t.  Wetenacb.  Afd. 
Letterk.  2  reeka.  X.  ~  3)  Die  Bömer  and  ihre  AbstsmmoBg  bei  den  Arabern:  Featgabe 
for  Wilh.  Crecelius  (s.  o.  S.  29>)  S.  150—59.  —  4)  ZamjiÜci  o  Rusacbi  Ibni-Fadlana  i  dra- 
pehi  arabakichi  pi«atelei  (Bemerkungen  den  Ibn-Fadlan  ond  anderer  arab.  Schriftsteller  Über 
die  <Riia'):  Jonrn.  d.  Min.  f.  Volkaaafklämng  216,  2  St  Augiut.  Vgl.  W.  GoUniac^eff, 
Court  ximmS  de  la  notice  de  Mr.  W.  Staasoff  a.  a.  w.:  Verhandl.  d.  5  Orient  Congr.  II, 
1,  13  —  18.    —   5)  Fragmente  etc.:   s.  o.  I,  61     Vgl.  Verhandl.  d.   5.  Orient. -Congr.  I,  99  f. 

—  6)  Sefar  Nameh.  Relation  da  voyage  de  Nasairi  Khoaraa  en  Syrie,  en  t^alest,  en  ]6g., 
es  Aralrie  et  en  Ferse,  pend.  lee  ann^  de  I'H^.  437—444  (1035—1042)  [rielmehr  1045 
—1052]  Pabli^  trad.  et  aiinot«.  Par.,Leroox.  imp.  S^.  LVHI,  358,  96  S.  4  col.  Taf.  fr.  25 
(=:  Pablications  de  I'^cole  des  lang,  orient  rivantea.  2  s^.  I.)  Vgl.  zum  Dichter  unten 
S.  219,  ferner  Th.  N(oeldeke):  CBl.  1882,  Sp.  281—3;  £.  Renan:  JSar.  1882,  S.  633 
~41.  —  7)  Ch.  Schefer,  indication  aar  lea  lieox  de  p61erinage  par  Aboul  Haasan  Aly 
el  Herewy  [extnita]:  ArchiTOs  de  I'Or.  latin.  I,  587—592;  über  al  Haravi  vgl.  Ibn  Ghali. 
tTMal.  by  Mc  Guckin  de  Slane  (Par.  1843)  2,  281.  —  8)  La  geografla  de  Bspaäa  del 
Edrial:  Sociedad  geogr.  de  Madrid  11,  102—115.  —  9)  Frammenti  del  googr.  arabo  Ibn 
Said  m  ritalia»  pubbl.  e  trad.:  Boll.  ital.  degli  stodü  oriont  12  sett  Vgl.  u.  S.  235>.  — 
10)  Ihn  Bfttata:  JBncycl.  Brit  9  ed.  12,  607 — 9.  —  11)  D.  Dattelpalme,  ihre  googr.  Ver- 
Vi^tnig  und  coltorhist  Bedeotung.  £.  TorapSt  Gabe  in  Karl  Ritters  tOOj.  Geburtstagsfeier: 
Psterm.  Mitth.  KrgiinB..Hft  No.  64.  Mit  2  Karten.  Vgl.  Th.  Noldeke:  GGA.  8.  1222—33; 
M.  W.:  GBl-  Sp.  1022  f.  —  12)  Über  d.  aemit  Namen  d.  Fmgenbanms  a.  der  Feige:  Gott 
l^a^.  8.  368—  96.  Vgl  J.  HaUvy:  BC.  1882,  I,  161--6.  —  13)  Die  Kaffee-Benrke 
J6«eae:  Övt  MaebT-  f-  d.  Or.  8.  24—29. 


11^216  XXVI.   K.  Völlers: 

wart  darzustellen,  hat  F.  de  Marchi^)  unternommen.  Das  breit  angelegte 
Werk  geht  für  1881  nicht  über  die  vorislamische  Zeit  hinaus.  Ein  nen- 
arabisches  Werk,^^  angeblich  ^a  brief  account  of  Ehalifs  and  other  Maho- 
medan  saints'  (?),  wurde  in  Bombay  schon  1880  gedruckt.  Die  Geschichte 
der  Eroberungen  Syriens  von  dem  (falschen?)  Väkidi')  (der  echte 
f  207  ==  822/3)  liegt  ebenda  gedruckt  vor.  Die  unschätzbaren  Jahrbücher 
des  Islam  von  Abu  Ga'far  at-Tabari*)  (+  310  =  922/3)  wurden  in 
der  Leidener  Ausgabe  um  4  Hefte  weitergeführt,  welche  die  vorislamische 
Geschichte. bis  auf  Anuscharvan  und  vom  Islam  die  Jahre  40—61  (660 — 
680/1)  und  180—224  (796/7—838/9)  umfassen.  W.  Muir^)  veröffentlichte 
eine  Studie  über  das  alte  Chalifat  £.  H.  Palmer^)  stellte  das  Leben 
Härün  ar-Raschids  dar.  Im  Anschlufs  daran  bespricht  Arv.  Barine ^) -diese 
Chalifengestalt  nach  1001-Nacht.  £.  Rehatsek^)  setzte  seine  Aufsätze  über 
'Oriental  Folklore'  fort,  dieses  Mal  über  Mamün,  den  Sohn  Haruns.  Die 
fleifsige  Bearbeitung  der  Geschichte  des  Fatimiden-Chalifats  von  Wüsten- 
feld»)  wurde  beendet  Die  Annalen  des  Abulfidäi«)  (f  732  =  1331/2) 
nebst  einer  Fortsetzung  derselben  bis  1529  ehr.  erschienen  in  Urduüber- 
setzung in  Indien.  Die  englische  Übersetzung  der  Chalifengeschichte  des 
Polyhistor  Sujftti*»)  (f  911  =  1505)  wurde  mit  dem  6.  Hefte  voUständig. 
Dem  Bedürfniss  einer  knappen,  aber  sorgfältigen  und  gleichmäfsigen  Dar- 
stellung der  gesamten  osmanischen  Geschichte  hilft  das  Werk  von  de  la 
Jonqui^re  (ehem.  Lehrer  an  der  Militär-Schule  in  Konstantinopel)  ab.  ^>) 
De  Mas  Latrie^')  führt  uns  eine  Episode  aus  den  altem  Verwicklungen 
Venedigs  mit  den  Osmauen  vor.    Sowohl  das  innere  Leben  der  osmanischen 


1)  Arabe«  et  OttomanB,  lindes  snr  lenr  hist,  l<mr  droit  ot  lear  civilisat.  1  pirtie:  prol^om. 
hist  k  r^tade  da  droit  et  de  la  ciYilis.  des  Ar.  et  des  Ottom.  1  toI.:  Lee  Arabea  aYant  Pia- 
lamiame.  Introd.  giminXe.  S.  1 — 20.    St  Oaen,  impr.  Boyer;  Fried,  bibl.  or.  VI,  No.  1001. 

—  2)  Ahmad  bin  Mahamad  Ans&ri  Tamani  SharwAni,  Nafhatal  Yaman;  or  a 
fragrant  gast  of  wind  from  T.  (Arab)  Bomb.,  Fathol  Karim  Press.  420  S.  kl.  S^.  lith.  Re.  1. 
Sollte  hier  ein  Keadrack  des  anter  gleichem  Aatornamen  1811  erschienenen  Werkes:  Nafhnt  ool 
Tamon,  an  arabic  miscellany  of  compositions  in  prose  andrerse  (Galcntta.  4^.  603  S.)  Torli^enr 

—  3)  Sayad  Mahomed  bin  Umar-nl-W&kedi,  Fata  (!)  Hnssh&m;  or  the  rise  and  progress 
of  Mahomedan  conqoests.  (Arab.)  Bomb.,  Safdari  Press.  814  S.  8  voll.  8^.  lith.  Rs.  3.  — 
4)  Annales  aactore  Aba  Djafar  Moh.  Ibn  Djarir  At  Tabari:  sect  I  pars  III  edd.  J. 
Barth  [S.  641—812]  et  Th.  Köldeke  [S.  818—960]  (Vorgeschichte);  s.  U  p.  I:  edd.  U. 
Thorbecke  [S.  1—295]  et  S.  Fraenkel  [S.  295>-320]  (Jahre  der  H.  40—61);  s.  Ul 
p.  Ul'ed.  St.  Gayard  (180—198  d.  H.);  s.  III  p.  IV  edd.  St.  Gayard  [S.  961—1163] 
et  J.  de  Goeje  [S.  1164—1280]  (198— 224  d.  H.)   Vgl.  JB.  U,  2,  241"-»;  lU,  2,  «24«-». 

—  5)  The  Bede  Lectare  1881.  The  Early  Caliphate,  delirered  before  the  uniy.  of  Cambridge. 
Lond.  8<>.  Vgl.  Westm.  Hey.  Oct  S.  543  f.  —  6)  Haroan  AI  Raschid,  Calipfa  of  Bagdad. 
Lond.,  Marens  Ward  &  Co.  228  S.  2  s.  6  d.  Vgl.  Ac.  XIX,  95  f.;  Ath.  Mar.  12.  8.  361  f.; 
B.  M.:  JA.  7  H«r.  XVU,  564—6;  Sat  R.  51,  85—7.  —  7)  Haroan-AI-Baschid  et  les  Mille 
et  ane  Naits:  RPL.  3.  s^r.  I,  599—602.  —  8)  Oriental  Folklore:  Calc.  R.  LXXII,  76—89: 
M&mün  and  the  old  Persian.  Vgl.  JB.  III,  2,  231«.  —  9)  Gesch.  d.  Fatimiden-Chalifen  nach 
den  Arab.  Quellen.  Abth.  2  (130  S.)  a.  3  (126  S.)  (=  Abh.  d.  Gott.  Ges.  d.  W.  XXVH.) 
Vgl.  JB.  UI,  2,  235«;  vollst:  Gott,  Dieterich.  352  S.  Mit  e.  lithogr.  Karten-Skizse.  M.  14. 
Vgl.  CBl.  1882,  Sp.  7  f.:  Wellhauson:  BLZ.  Sp.  1476—8.  —  10)  Riasool  Akhbar, 
the  hist  of  Ab  ool  Fi  da  from  the  Oreation  to  A.  D.  1328  transl.  from  the  Arabic;  KbolA  (!) 
S&tal  (!)  Akhbar  (abridged)  from  A.  D.  1329  to  1529  transl.  from  the  Persian  (Urda).  MoalTi 
Karim  u  din  S&heb,  translator  from  the  Persian  into  Urdu.  Bomb.,  Safdari  Pr.  860  S. 
4^  Rs.  2.  8  a.  —  11)  Eist  of  the  CaUphs  by  Jal&la  'ddin  a's  SayAti  (transl.)  by  Major  H. 
S.  Jarrett  fasc.  VI.  Bibl.  Ind.  N.  S.  No.  453.  Vollst.:  Calc.  Baptist  Mission  Pr.  XXIII, 
563  S.  Vgl.  JB.  m,  2,  230«.  —  12)  Hist  de  l'emp.  ottom.  dep.  les  origines  jasqa'an  trait^ 
de  Berlin,  ar.  4  cartes.  12«.  677  S.  Par.,  Hachette.  fr.  5  (ans  der  Hist  nniTera.  tob  V. 
Daray).  —  18)  Projets  d'an  empoisonnement  de  Mahomet  II  et  do  pacha  de  Boniie  ac- 
cQcillis  par  la  r^pabl.  de  Venise:  Arch.  de  TOr.  lat  I,  653—662. 


Warn.  n,217 

Hauptstadt  als  auch  gleichzeitige  politische  Vorgänge  werden  in  dem  Tage- 
bnche  eines  altern  französischen  Diplomaten  beleuchtet.^)  In  die  neueste 
Phase  der  osmanischen  Geschichte  fuhrt  uns  eine  Mitteilung  6.  P.  Badgers*) 
über  eine  angebliche,  von  der  arabischen  Presse  geschürte  Gährung  gegen 
das  herrschende  Ghalifat.  Von  der  auf  die  'orientalische  Frage'  bezüglichen 
europäischen  litteratur  mögen  hier  eine  englische  Urkundensammlung')  und 
eine  geschichtliche  Untersuchung  genannt  werden.^)  Der  Versuch  von  de 
Vaujany,^)  die  gesamte  Geschichte  Ägyptens  übersichtlich  vorzuführen,  hat 
wenigstens  das  Verdienst,  daCs  er  auch  die  wenig  bekannten  Perioden  der 
arabischen  und  türkischen  Herrschaft  gebührend  berücksichtigt.  <^) 

Zur  religiösen  Entwicklung^  ist  eine  reiche  und  mannigfache  Litte- 
ratur zu  verzeichnen.  W.  L.  Schrameier^)  untersucht,  in  wie  weit  der 
Fatalismus  des  Islam  auf  die  religiösen  Anschauungen  des  arabischen  Heiden- 
tums gegründet  ist.  Hier  mufs  auch  die  eigenartige  Traditionswissenschaft 
erwähnt  werden.  Vor  allem  müssen  wir  die  Beendigung  der  seit  1864 
schwebenden  Ausgabe  des  Moschtabih  von  ad-Dhahabi  (t748=  1347) 
durch  de  Jong^)  begrüfsen.  Zwei  kleinere  Traditionswerke  brachte  uns 
die  Bulaker  Presse.^®)  Über  das  bisher  unbekannte  Werk  von  asch- 
SchäfiM  wurde  schon  oben  gesprochen.  ^^)  Ein  umfassendes  Werk  über  die 
Heiligen  des  Islam,  worüber  erst  1880  die  tüchtige  Untersuchung  von  Gold- 
ziher  ^*)  zu  verzeichnen  war,  begann  mit  besonderer  Beziehung  auf  Algerien 
und  Nordafrika  C.  Trumelet. ^5)  Über  die  Engellehre")  wie  über  die 
Wallfahrt*^)  handeln  kleinere  Aufsätze.  Den  Borak,  das  Wundertier  der 
islamischen  Theologie,  beschreibt  Rehatsek.  ^<^)  Über  die  Sekten  der  Is- 
maeliten*^)  und  der  Sufis^*)  liegt  je  ein  Artikel  vor.  In  das  innere  Leben 
des  Islam  von  HoUändisch-Indien  führen  uns  JuynbolP')  und  v.  d.  Berg'^) 


1)  Ant.  Galland,  joamal  pendant  son  sejoor  &  Constantinople  (1672 — 3)  publ.  et  annotd 
par  Cb.  Schofer.  T.  I.  U.  Par.,  Leroax.  XVU,  286,  220  S.  Imp.  8«.  Vgl.  CBl.  Sp.  1687  f. 
--  2)  The  coTinpiracy  against  the  Ottoman  Khalifate:  Ac.  XIX,  207  f.;  226  f.  —  3)  Strat- 
ford  de  Redcliffe  (Visc.),  The  East  Qaeiit  Being  a  selection  from  hia  writingB  dnring 
the  laat  5  yean  of  hin  life.  Lond.,  Marray.  224  S.  —  4)  A.  Scho Uze,  D.  orient.  Frage 
in  d.  öffentl.  Meüiong  des  16.  Jh.  34  S.  4^  (Frogr.  Frankenberg  i.  S.)  —  5)  S.  o.  I,  {«. 
—  €)  Zur  osmaniBchen  Beichsgeschichte  rgl.  man  noch  bei  Haart  No.  100.  105.  111.  117, 
va  den  neuesten  diplomatischen  Abmachungen:  No.  104  u.  173.  —  7)  Zur  neuesten  türk.> 
theol.  Litterat  Tgl.  bei  Hnart  No.  1.  2.  16 — 17.  —  8)  Über  d.  Fatalismus  d.  rorislam. 
Araber.  I.  Einleitg.  Bonn.  50  S.  Leipz.  Diss.  —  9)  Al-Moschtabih,  auctore  Schamso'ddin  Abu 
Abdallah  Mohammed  ihn  Ahmed  Ad-Dhahabi  e  codd.  mss.  [Paris,  Escurial,  Oxford,  Leiden.] 
Lagd.  Bat,  Brill.  Vgl.  S.  (Fränke)l:  CBl.  Sp.  9.97;  £.:  BLZ.  Sp.  1472  f.;  Haji  Khalfa  5, 
55S,No.  12064.  —  10)  Mobammad  b.  'Ali  Schaukani,  (tl250H.)  Nail  el  autar min  asrir 
nontaka  el  achbar.  Im  Anh.:  Abuttajjib  b.  Sadi^  Hasan  Khftn  (Melik  Bhopal),  'Aun 
el  bari'  litiall  adillat  el  Bnchäri  (Coinm.  zu  Zobeidis  [f  893  =>  1488]  Auszug  ausBuchari). 
Bulak.  Regiergsdruck.  1298  (heg.  1880.  4  Dec.)  7  voll.  Fi.  180.  ^  Vgl.  JA.  XIX,  175, 
No.  31.  —  11)  S.  210:  übrigens  Tgl.  bei  Huart  No.  78.  108.  112.  —  12)  JB.  III,  2, 
227'.  —  13)  Lo"  saints  de  l'lslam,  legendes  hagiol.  et  croyancos  alg^r.  I.  Les  saints  du 
Teil.  Par.,  Didier.  12».  LXIX,  441  S.  fr.  4.  (Folgen  soUen  d.  Heiligen  d.  Sahara.)  — 
14)  Angelologia  Islamitica:  Archivio  di  lett  bibl.  ed  or.  No.  6.  —  15)  J  D.  Bäte,  The 
Muhammadan  Hajj:  lAnt  X,  372.  —  16)  Pictore  and  description  of  Borak:  JBBAS.  15,  25 
—36.  Flatd.  [read  19.  VIL  1880].  —  17)  Alexius  Csetneky,  D.  Ismaeliten  [moslemische 
Kanfleote?]  in  Ungarn:  Ung.  R.  S.  658 — 75  (aus  dem  Febr.-Hefte  d.  'Egyetemes  philologiai 
koslony'  -^  18)  The  Sufis:  The  Times,  Aug.  20.  •—  19)  Een  Moslimsche  Catechismus  in  het 
Aiabisch  met  eene  Jaraansche  interlineaire  Tertaling  in  Pegonschrift  uitgegeyen  en  in  het 
yederl.  veriaald.:  BTLVNI.  5,  215—81;  ders. :  Samarkandi's  Gatech.  opnieuw  besproken:  ib. 
S.  267 — 84.  —  20)  De  Mohammedaansche  geestelijkheid  en  de  goestelijke  goederen  op  Java 
en  Madoera:  TTTLV.  17,  1—46.     Vgl.  S.  190. 


11,218  XXVl.    K.  Vollore: 

ein.  über  das  Leben  der  neuem  türkischen  Geistlichkeit  handelt  Osman 
Bey,  Major  Ylad.  AndrejevichM  (d.  i.  Fred.  Millingen).  Lehrreiche 
Mitteilungen  über  mehrere  dem  Aberglauben  entsprungene  W^ke  aus  der 
türkischen  Litteratur  (Eijäfet  N&me,  YU  Name,  Tabir  N&me,  Sa'äti  Name, 
Ichtylä^  N&me)  giebt  Decourdemanche. ')  Der  Sphäre  des  religiös -sitt- 
lichen Volkslebens  gehört  auch  das  Buch  von  Bev.  J.  Long')  an,  der  mit 
theologischen  Gesichtspunkten  biblische  Sinnbilder  und  Redensarten  durch 
Yergleichung  mit  andern  orientalischen  erläutern  will.  Über  aufserislamische 
religiöse  Elemente  in  islamischer  Verarbeitung  liegen  drei  Aufisätze  vor:  über 
Jesus,  ^)  Josef  ^)  und  eine  indische  Sage.  <*)  Schliefslich  mag  hier  auch  eine 
Arbeit  über  die  Mandäer,^)  dieses  Überlebsel  des  einstigen  vorderasiatischen 
Syncretismus,  genannt  werden. 

An  die  Religion  schliefst  sich  das  gerade  nach  semitisch-islamischen  Be- 
griffen damit  engverbundene  Recht.  Das  Compendium  des  Hanafiten 
Kudüri^)  (t  428  =  1036),  dessen  erste  europäische  Ausgabe  im  vorigen 
Jahre  gemeldet  wurde,  liegt  noch  aus"  demselben  Jahre  in  einem  indischen 
Drucke  vor,  desgleichen  aus  1880  ein  Kommentar  über  das  juristische  Hand- 
buch ya]jLäi^')  Ebenfalls  in  Indien  erschienen  zwei  Bearbeitungen  ^<^i') 
des  Stoffes  in  englischer  Sprache.  Die  wichtige  Frage  nach  der  Stellung  der 
englischen  Regierung  in  Indien  zu  dem  angestammten  Rechte  der  Eingebor- 
nen  erörtert  Baillie.  i*)  Von  der  'l^gislation  Ottomane'  erschien  Bd.  VI, 
welcher  den  'code  civil  ottoman'*')  enthält  i^) 

Zur  Philosophie  sind  dieses  Mal  nur  zwei  Beiträge  zu  verzeichnen, 
die  sich  allerdings  auf  zwei  der  gröist^n  Denker  des  Islam,  Ihn  Sina^^) 
(f  428  =  1036/7)  im  Osten  und  Ibn  Ruschdi«)  (+  595  =  1198/9)  im 
V^esten  beziehen.  Die  geographische  und  geschichtliche  Litteratur 
der  Muslime  kam  bereits  zur  Besprechung.  ^7)  Einen  groDsen  Umfang  nimmt 
unter  den  Geisteserzeugnissen  aller  islamischen  Völker  entsprechend  ihrer 
Bildungsstufe  die  schöne  Litteratur  (Dichtung  und  Adab)  ein,  der  ich 
auch  einige  andere  Werke,  die  sich  keiner  Sonderwissenschaft  bestimmt  ein- 


1)  Lm  imams  et  les  derrichei.  Pratiques,  aaperatitions  et  moeon  des  Tnrc«.    Par.,  De&tn. 

^     269  S:    12«.    8  fr.    •—   2)  De  la  litt^rat.  sapentitiease  chez  Je«  Tarc«:  RHR.  3,  111—124. 

c., —  3)  Eastern  proverbs  and  eniblems  illostnting  old  traths.  Lond.,  Trütoner.  XV,  280  S. 
*  1881.  Vgl.  Ac.  XIX,  431;  de  Gubernatis:  Nnota  Antologia.  2  eer.  XXYII,  540;  ferner 
J.  Long:  Verh.  d.  5.  Orient  Congr.  II,  2,  oetasiat.  Section  S.  3—9  —  4)  E.  Rebatsek, 
Tbe  life  of  Jenas.  Accord.  to  the  Qor4n  and  Moslem  Tradition:  Galc.  R.  J.  3,  16 — 34.  — 
5)EdeNeamann,  A  mobammedan  Jossefmonda.  Budapest  —  6)  Lefa&u,  a  maaalman 
legend  of  Krisbnagiri  in  Salem:  lAnt  Jdy.  —  7)  E.  Babelon,  Les  Mendai'tes:  APbC. 
(lept  —  8)  Qnd&ri.  (Arab.)  ed.  by  Abnl  Hasan  Labore,  Mnbammadi  Pr.  14  Oct  80. 
154  8.  Bepr.  Litb.  5  a.  Vgl.  JB.  UI,  2,  230>.  —  9)  Sbarb-i-Wa^4'i  jild  thd  (A  oompr«- 
hensive  comm.  on  tbe  W..  a  Standard  work  on  tbe  Mobamm.  law.  Tol.  II).  (Arab.)  Moftt 
Mnbammad,  Debli,  Hindu  Pr.  7.  Nov.  80.  340  S.  4<».  Repr.  Litb.  Ba.  2.  —  10)  Prasansa 
Knm4r  Sen.  A  Summary  of  Mubamm.  law.  Serampore.  print  Calc,  J.  C.  Böse.  58  S. 
Re.  1.  8  a.  —  11)  Macnagbten's  Principles  of  Üabomedan  Law.  Ed.  by  P.  G.  Sen.  Calc, 
Crannenbuigb.  300  S.  1  ed.  Rs.  4.  —  12)  On  tbe  daty  wbicb  Mobammodaas  in  Br.  India 
owe,  on  tbe  principles  of  tbeir  own  law,  to  tbe  Government  of  tbe  Goontry :  IRA8.  S.  429 — 36. 
577 — 83.  —  18)  Le  Code  dr.  ottom.,  pnbl.  par  D6m4trias  Nieola'fdes.  Lirres  I  k  VIII. 
Const  284  S.  Vgl.  Gl.  Haart:  RG.  1882,  I,  50^7;  JA.  1882, 1 19, 171,  No.  10.  —  14)  Zabl- 
reicbe  Enengnissa  der  neuem  tttrk.  Recbtsgelebrsamkeit  Toneicbnet  Haart  No.  5.  8.  9.  13. 
18.  19.  21.  23 — 26.  —  15)  Tre  Afhandlinger  af  ATicenna  om  Sjaelen,  beskreme  af  A.  F. 
Hebren:  Orerngt  over  d.  Kgl.  Danske  Videnskabemes  Selsk.  Forbandll.  Febr. — Mai.  S.  105 
— 119.  Darin:  er-risfila  el-n^Tiija,  r.  el  mabda'yal  ma'fid,  r..fil-na&.  Vgl.  Edl  de  Dilloa: 
Hnsion  I  (1882),  808<— 7.  a.  dam  ▼.  Mebren,  ib.  S.  389—409  a.  506—522.  —  16)  K. 
Werner,  Der  AYerroismos.   Wien.    S.  o.  S.  199'.  —  17)  0.  s.  214—217. 


IsIäui.  11,219 

f&gen  lassen,  anschliefse.  De  Lacoste^)  bringt  einen  Aufsatz  fiber  arabische 
Dichter  überhaupt.  W.  A.  Cloaston*)  bearbeitete  eine  Blnmenlese  arabischer 
Dichter  in  englischer  Sprache,  wobei  besonders  die  Übersetzungen  von  W. 
Jones,  Carlyle,  Hamilton,  Redhonse  u.  s.  w.  benutzt  wurden  (Mu'allakät, 
Ka'b,  Tugrai,  Büsiri,  Antarroman  u.  s.  w.).  Die  englische  Übertragung  der 
Maalhikat  von  W.  Jones ^)  wurde  in  Calcutta  neu  gedruckt.  A.  v.  Kremer ^) 
lieferte  im  Anschlufs  an  die  durch  ihn  angeregte  Ausgabe  des  Labid  durch 
Gialidi^)  eine  ausfEthrliche  Abhandlung  über  diesen  langlebigen  Dichter.  Die 
berühmte  L&mija  von  asch-Schanfarä,  an  der  bereits  so  viele  der  tüch- 
tigsten Arabisten  sich  versuchten,  wurde  von  Redhouse^)  neu  bearbeitet. 
Aus  der  Ham4sa  liegen  zwei  englische  Übersetzungsproben  ^~  ^)  vor.  Ein 
Üterer  Dichter,  *)  dem  nach  orientalischer  Weise  ein  anderer,  weit  jüngerer 
angehängt  ist,  wurde  in  Stambnl  gedruckt.  Über  eine  Dichterin  aus  der 
Abbasidenzeit  handelt  Huart.  ^^)  Von  den  rein  sprachwissenschaftlichen 
Werken  mag  hier  auf  die  in  ihrer  Bedeutung  einzigartige  Grammatik  des 
Sibavaih  hingewiesen  werden,  die  in  der  trefflichen  Bearbeitung  von  Hartw. 
D^renbonrg  vorliegt,  i')  Die  Stambuler  Presse  beschenkte  uns  weiter  mit 
den  zwei  berühmtesten  Erzeugnissen  des  besonders  als  Vorgftnger  von  Qariri 
wichtigen  Abulfadl  Badf -ez-zeman  al-Hamadäni  (f  398  =  1007/8), 
seinen  Ma^^amen  ^^)  und  seiner  Briefsammlung  ^')  Das  Märchen  'Thier  und 
Mensch'  konnte  Dieterici**)  neu  erscheinen  lassen.  R.  F.  Burton*^  be- 
richtet über  eine  neue  von  ihm  selbst  wie  von  J.  Payne  geplante  Über- 
setzung von  1001 -Nacht,  und  zwar  'without  abridgments  or  8uppressions\ 
Der  berahmte  'Antar-Roman  wurde  teilweise  ins  Dänische  tibersetzt.  *•)  Von 
dem  Sa*ädet-Näme  des  persischen  Dichters  Abu  Mu^in  Näsire ddin  b. 
Ghusrau,  welches  £.  Fagnan^^)  1880  veröffentlichte,^^)  erschien  ein 
Sonderabdruck.    Der  als  Dichter  wie  als  Astronom  und  Mathematiker  gleich- 


1)  Le»  poite«  arabes:  L'Infttroction  publ.  fÄTr. ,  Fried.,  bibl.  or.  VI,  No.  966.  — 
2)  Anbian  Foetry  for  English  Beaden.  Ed.  witb  Introd.  and  Notes.  Glasgow.  Vgl.  Sat 
R.  51,  250  L;  G.  P.  Badger:  Ac.  XIX,  375—7.  —  3)  The  Moallak&t.  Tho  saspended 
Poems,  transl.  Gate,  Gbosh  &  Co.  118  S.  2  ed.  Rs.  7.  —  4)  Über  d.  Gedichte  d.  Labyd: 
Wien.  SB.  98,  555—603;  auch  sep.:  Wien,  Gerold.  51  S.  —  5)  Wien,  1880.  —  6)  The  '  f 
L  poem  of  the  Arabs  by  Shanfarä,  rearraagod  and  transl.:  JRAS.  n.  s.  XIII,  3.  ^  ,^ 
7)  C.  J.  Lyall,  translations  from  the  Hamaseh:  JASB.  ▼.  50.  pt.  1.  No.  2.  —  8)  K  - 
Bebataek,  specimens  of  pre-lslamitic  Arabic  poetry  selected  and  transl.  from  the  Hamaseh: 
JBBAS.  No.  XXIX.  —  9)  Diva«  el  'AbbÄs  b.  el  Ahnaf  (f  192  =  807/8).  —  Dahinter: 
IKtib  de«  (Gemaleddin  Ja^ja)  Ibn  ICatrüli  [7.  Jh.  d.  H.].  Gonstentin.,  ÖayM'b.  1298. 
284  S.  Fi.  10;  Haart:  JA.  19,  180,  No.  64  u.  Haji  Khalfa  3,  243,  No.  5166;  3,  250, 
No.  5214;  Ibn  Challikfix*  tnmsl.  by  de  Slane  II,  7.  —  10)  La  po^tesse  Fad  hl,  seines  de  moears 
aous  les  KhaUfes  Abbaaides:  JA.  7.  s«r.  XYU,  1—43.  [Padl  t  260  «  873/4.]  —  11)  Le 
livre  de  9ibswaihi  [2.  Jh.  d.  Fl.].  L  Par.,  Impr.  nationale.  Vgl.  GBl.  1883,  Sp.  25  f.;  Gh. 
Sehefer:  GB.  9,  413  f.;  St.  Gayard:  BG.  1882,  I,  121  tt,;  Bob.  Duval:  REJ. 
4,  158  ff.;  G.  F.  Badger:  Ac  1882,  I,  214  f.;  Gh.  Biea:  ib.  S.  233.  —  12)  MaV&mat 
Abi  'l-fadl  Badf -ezseman  el-Hamaddni.  Gonstant.,  ÖaTäib.  1298.  100  S.  Fi.  6.  Vgl.  Haji 
Khalfa  6,  54,  No.  12708;  Haart:  JA.  186,  No.  92.  —  13)  Basäil  Abi  '1-fadl  u.  s.  w. 
GMistant,äaTiib.  1298.  240  S.  F.  12.  Vgl.  Haart:  JA.  19,  181,  No.  66  a.  de  Sacy 
chrestom.  ar*.  III,  259  ff.  —  14)  llder  a.  Mensch  vor  d.  König  d.  Genien.  2.  Ausg.  Leipz. 
IV,  146  S  M.  4,50.  [!.  Ausg.,  1879,  s.  JB.  II,  .2,  240«].  —  15)  The  Arabian  Nights: 
Ath.  1881,  II,  703.  Brief  y.  13.  Nov.  1881.  Vgl.  aach  Ao.  20,  421.  437  f.  —  16)  Antar, 
Arabemee  3ayard,  Holten  öden  Frygt  og  aden  Badel.  Episoder  af  Antar*3agnene.  Oyersaettelse 
af  C.  A.  flolmboe.  Kjoebenh.,  Jac.  Dybwad.  204  S.  1,50  Kr.  Vgl.  über  Holmboe:  ZDMG. 
36,  8.  XXXY  f.  —  17)  Le  liyre  de  la  Uüäib  par  N.  od.  D.  b.  KhosroH.  texte  arab.  et  trad. 
Pfr.  fr.  2,50.  Vgl.  S.  215  o.  mm  Leben  des  Dichters  £th6,  ZDMG.  33  (1879),  645  ff.; 
tener  GB.  9,  63.  —  I8)  ZDMG.  34,  648-  74. 


n,220  XXVI.    K.  Voller b: 

berühmte  ^Umar  b.  Chajjäm  (f  517  =  1123/4)  wurde  neu  ins  Eng- 
lische^) und  von  der  Hand  eines  bewährten  Meisters  auch  ins  Deutsche') 
übertrafen.  Das  ^Alexanderbuch' ')  des  Nizämi  (f  um  600  H.)  wurde 
wurde  gleichfalls  englisch  bearbeitet.  Der  auf  den  Wortsinn  gehende  Kom- 
mentar des  Burini*)  (f  1024  =  1615)  zu  dem  grofsen  Mystiker  ^ümar 
b.  al-F&rid  (f  632  =  1234/5)  liegt  in  einem  neuen  Drucke  vor.  Die 
(jevälb-Druckerei  in  Stambul  brachte  weiter  drei  Abhandlungen  von  Makrizi 
(+  845  =  1441/2),  Gemaleddin  (Kem&leddin?)  al-IJalabi  (f  660  = 
1261)  und  J&t^ftt  (dem  KaUigraphen  f  698  =  1298).^)  Das  Mesnevi 
des  (je läl eddin  ar-Rumi  (f  672  H.),  nach  Fleischer  das  'kanonische 
Hauptwerk  der  mohammedanischen  Mystik'  wurde  von  Redhouse^)  ein- 
gehend bearbeitet.  In  das  private  Leben  der  Perser  führt  uns  das  von  J. 
Thonnelier^)  übersetzte  'Damenbuch'.  Ober  Ihn  Ghallikän»)  (f  681 
'—  1282/3)  und  Ibn  ChaldAn»)  (f  808  =  1405/6)  liegt  je  ein  kurzer 
Artikel  vor.  Den  pers.  Dichter  Sa'di  (f  691  =  1291/2)  behandelt  F. 
N^ve.^)  Die  Geväibdruckerei,  welche  1881  infolge  der  zeitweiligen  Unter- 
drückung ihres  Blattes  durch  die  Regierung  (seit  22.  April)  sich  der  Ver- 
öffentlichung älterer  arabischer  Werke  zuwandte,  lieferte  endlieh  zu  den 
vielen  oben  genannten  Texten  auch  noch  die  Makamen  des  Sujüti^^^) 
(t  911  =  1505/6),  gelehrte  Abhandlungen  über  vermischte  Gegenstände. 
Von  der  bekannten  Encyclopädie  des  fleifsigen  und  gelehrten  Bistäni^^)  in 
Beirut  erschien  Bd.  Y.  Unter  den  alten  und  neuen  Adabwerken,  deren 
Drucke  Huart  verzeichnet,  sind  einige  besonders  beachtenswert,  ebenso  einige 
von  Zeitschriften.") 

Hier  möge  auch  ein  zweiter  Aufsatz  von  T.  £.  Colebrooke^')  über 
die  zuletzt  von  Gar  ein  de  Tassy  gründlich  behandelten  muslimischen  Eigen- 
namen erwähnt  werden. 


1)  The  Qaatraiiui  of  Omar  Khayyäm.  A  nev  traasl.  by  £.  H.  Whinfield.  London, 
Trübner.  Fried.,  bibl.  or.  VI,  No.  674.  —  2)  F.  Bodenstedt,  Lieder  u.  Sprüche  d. 
Omar  Ghajjam.  1.  u.  2.  Aufl.  Bresl.,  Schletter.  XXH,  217  S.  M.  6.  ^  Vgl.  £.  Sachau, 
DLZ.  Sp.  301  ff.;  GBl.  Sp.  1613  f.  —  3)  Wilberforce  Clarke,  The  Sikandar  Nama  e  Bara 
or  Book  of  Alex,  the  Ghreat  written  a.  d.  1200  by  Abu  Maharomad  bin  losof  b.  Ma'ajgid 
Nizama'-d-Dln   tnuiBl.  for  the  first  timo  out  of  Peraian  into  prone.    Lond.,  Allen.    31,  831  S. 

—  4)  Gomment  du  diyan  d'£l  Faredh  par  le  Oheikh  Hassan  el  Bonrini.  teile  ar.  — 
Fried.,  bibl.  or.  VI,  No.  973.  —  Bie  früheren  Drucke:  Marseille,  1853:  Paris,  1855.  Gairo 
1289  =  1872/3.  —  b)  Talat  rasäil  ihdahä  en-nu^üd  el-isl&mijja  li  'l-'alläma  Tai^f-eddin 
Ahmed  b.  Abd-el-Qadir  el-Makrtai  el-mn'arrich  el-maschhür  va  't'tanija  ed-derari  fi  [dikr] 
ed-derari  li  'sch-schaich  äemfiled-din  Umar  b.  Hibat^Allah  b.  el- Adim  el-Halabi  va  't-talita 
ma^mü'at  hikam  Ya  adab  va  asch  'är  va  achb&r  va  ätar  va  fi^ar  muntachaba  li'1-katib 
el-maschhür  Jäküt  el-Musta  'simi.  1298.  77  S.  P.  4  (5);  Huart:  JA.  19,  194,  No.  137  u.  au 
el-Halabi:  Haji  Khalfa  3,  1186,  No.  4843  (wo:  Kemfil-ed-din).  ^  6)  The  Mesnevy  (nsu- 
ally  Known  as  the  Mesneviyi  Sherif  or  Holy  M.)  of  Merlana  (our  Lord)  Jelaln-'D-Din 
Muh.  Er  Bumi  Book  the  first  Together  with  somo  acconnt  of  the  life  and  acta  of  the 
author,  of  his  ancesiors,  and  of  hia  descendants,  illustr.  by  a  selection  of  Gharacteristic  anec- 
dotes,  as  collected  by  their  historian,  Mevlana  Shemsu-'B-Din  Ahmed  el  Eflaki  el 
'Arifi,   [um   718   H.]  transl.  and  the  Poetry  versified.     Lond.,    Trübner.     21  eh.     (1881.^) 

—  7)  Le  livre  des  dames  de  la  Perse,  contenant  lea  reglos  de  leurs  moeurs,  nsages  et  auper- 
stitions  d*int6rieur  trad.  et  annot^.  Par.,  Leronx.  18^.  154  S.  fr.  2,50.  (=  bibl.  orieni.  ela^vir. 
t.  XXXI.)  Vgl.  J.  Atkinson,  customs  and  namers  of  the  women  of  P.  32.  Lond.  («=  Kitab 
i  Knlsnm  N&neh).  -<-  8)  Ibn  Khaldoun,  Ibn  Khallikan:  Encycl.  Brit  9  ed.  12,  609.  —  9)Le 
poite  Sadi:  R.  cath.  de  Lonvain.  Aoüt  —  10)  Ma^fimät  (Öelil-ed-din  Abd-er-Ba^man)  es-Sajftti. 
1298.    100  S.    Pi.  5;  vgl.  Haart:   JA.  19,  186,  No.  93  u.  Haji  Khalfa  6,   55,  No.  12712 

—  11)  Butroa  el-Bistani,  Kitab  daltrat  el-mafirif.  Beirut  V.  784  S.  4<>.  TR.  N.S.  II, 
173.  —  12)  No.  212.  214.  217.  ^  13)  On  the  Proper  Nambs  of  the  Mohamroedana.  U: 
JRAS.  n.  S.  13,  237—280.  (L:  JRAS.  n.  S.  (1879),  S.  171—237,  Tgl.  II,  2,  244.) 


lalain.  11,221 

Aaf  dem  Gebiete  der  Mathematik  mid  der  Natarwissenschaften 
zeigt  sich  eine  yerhältnismäfsig  fruchtbare  Thätigkeit  Vielleicht  gehört  hie- 
her  zunächst  das  in  Indien  veröffentlichte  Tiersprachige  Wörterbuch,  i) 
welches  über  naturwissenschaftliche  Eunstausdrücke  zu  handeln  scheint  Die 
schon  oft  genannt«  (jeväibdrückerei  in  Stambul  machte  sich  weiter  durch  die 
Herausgabe  mehrerer  Abhandlungen  von  Ihn  Sina')  nebst  einem  An- 
hang verdient  6.  Wiedemann^)  gab  einige  Notizen  über  die  Chemie 
der  Araber.  Dr.  Alf.  Sparagna^)  übersetzte  eine  Abhandlung  von  £11. 
Wie  de  mann  über  die  Optik  der  Araber  ins  Italienische.  M.  Klam- 
roth^)  lieferte  eine  gediegene  Untersuchung  über  den  arabischen  Euklid 
nach  den  Hss.  von  Leiden,  Oxford  und  Kopenhagen  mit  dem  textkritischen 
Ergebnis,  dalis  von  dem  umlaufenden  griechischen  Texte  ein  beträchtlicher 
Teil  unechter  Zuthaten  zu  streichen  ist  Steinschneider^)  setzte  seine 
Untersuchung  über  den  spanisch -arabischen  Arzt  Gftfiki  (f  560  =  1165) 
nach  der  Münchener  Hs.  No.  253  fort.  In  diesem  zwdten  geschichtlichen 
Teile  wird  das  Verhältnis  Gäfikis  zu  seinen  Vorgängern  und  zu  dem  spätem 
Ihn  Baitär  klargelegt.  Leclerc^)  lieferte  den  zweiten  Teil  seiner  Aus- 
gabe des  Ihn  el  Baitär  (f  646  =  1248/9),  der  von  BJiänek  en  nemer 
bis  'Aida  reicht  Steinschneider^)  wies  eine  lateinische  Übersetzung  des 
Taisir  des  Vezlr  Abu  mervän  Abd-el-melik  Ihn  Zohr  (f  557  =  1162)  durch 
den  als  Übersetzer  von  Kaiila,  Maimonides  u.  s.  w.  bekannten  Johannes 
?.  Capua  nach.  Eine  sprachlich -astronomische  Blumenlese  ^)  lieferte  end- 
lich die  (jevdlbdruckerei.  Die  überraschend  grofse  Zahl  der  bei  Huart  ver- 
zeichneten neueren  Werke,  welche  sich  auf  die  Theorie  und  Praxis  der  Na- 
turwissenschaften beziehen,  zeigt  deutlich,  wie  lebhaft  das  diesen  für  die 
abendländische  Kultur  so  charakteristischen  Studien  zugewandte  Interesse 
ist  lö) 

Hier  möge  die  zerstreute  Litteratur  über  Kunst,  Gewerbe  und  Ahn- 
liches der  islamischen  Kultur  folgen.  F.  Dillon^^)  beklagt  den  Verfall  der 
arabischen  Kunst  in  Ägypten  unter  der  osmanischen  Herrschaft.  £.  Soldi^^) 
behandelt  unter  anderen  als  eine  'verkannte'  Kunst  auch  die  persische  hin- 
sichtlich der  Verwendung  der  Emaille  und  der  Architektur.  Ste  inschneider^^) 
giebt  einige  Bemerkungen  über  ^Käristün'  (Wage),  Fingerrechnung  und  ara- 


1)  Arbaa  ana(!)8aT(!)  ('anafir),  The  4  elements.  A  diction.  of  tedm.  terms  in  engl, 
trab.  pen.  and  Mndiut  Lacknow.  51  S.,  Fried.,  bibl.  or.  VI,  No.  949.  -—  2)  Tum  [Ae. 
1S81,  II,  473,  No.  6  falsch:  siz]  ras&n  ffl-hikma  ya't-tabf ijjdt  li'sch-schaich  er-ta'u  Abi  Ali 
el-Hnsain  b.  Abdallah  Ibn  Sina  va  fi  ächirihl  ki^^at  Salfimin  ya  Absil,  tar^mahfi  min  el 
jibAni  Hanain  b.  Ishfik.  1298.  IV,  131  S.  Pi.  7.  Vgl  Haart:  JA.  7  sfo.  19,  193, 
No.  130.  —  3)  Zar  Qesch.  d.  Natorwissensch.  bei  d.  Arabern.  VI:  Annal.  d.  Phys.  a.  Chemie. 
N.  P.  14,  368.  —  4)  Eilardo  Wiedemann,  Sali'  ottica  degli  Arabi.  Tradoz.  dal  Ted.: 
Bali  di  Bibliogr.  e  dl  Storia  delle  scienze  matem.  e  fis.  14,  219—225.  1  Taf.  ^  5)  Über 
d.  arab.  Boklid:  ZDMG.  35,  270—326.  —  6)  Oafiki's  Verzeichnis  einfacher  HeUmittel.  U: 
Historisches:  Virchows  A.  a.B.  w.  85,  132—171,  355—370;  86,  98—149  [vgl.  B.  77  (1879), 
607—548].  —  7)  Ibn  £l<Be'ithar,  trait^  des  simples,  ed.  L.  Leclerc  t  2:  Not  et  extr. 
des  manascr.  de  la  bibl.  nat  t  25.  partie  1.  489  S.  Par.,  1881.  l^.  [tome  1 :  ebend.  t  23, 
1.  1877.]  —  8)  HB.  S.  37  f.  Über  Ibn  Zohr  vgl.  Haeser,  Gesch.  d.  Hiedidn.  I,  592. 
3.  Aofl.,  fiber  sein  Werk:  Haji  Khalfa  2,  488  f.,  No.  8816.  —  9)  Mohammad  b.  ÖeU- 
leddin  el-Chazra^i  el-Ifr!ki  (gen.  Ibn  ManzÜr),  Nitär  el-azhar  fi  '1-laiI  va'n-nahlr. 
Gonst  1298.  200  S.  Pi.  8.  (Ibn  ManzÜr  ist  nach  Einigen  der  711  H.  gestorbene  Verfasser 
des  berühmten  «Lisfin  al  Arab'.)  —  10)  Vgl.  besonders  a.  a.  0.  No.  121.  124-126.  131. 
132.  136.  138.  143.  148.  152.  155.  169.  172.  176.  177.  178.  212;  zur  Volkswirtschaft 
No.  158  o.  171.  —  11)  The  Arab  Monaments  of  Egypt:  Ninet  Gent  10,  276—283.  — 
12)  Les  arts  m^onnas.  Par.,  Leroox.  fr.  25.  —  13)  Waage  a.  Fingerrechnang :  HB.  S.  39  f. 


11,222  XXVI.    K.  Völlers: 

bische  Parallelen  zq  den  Bildern  in  Bachern,  Kirchen^)  n.  s.  w.  Vor  allem 
mufs  hier  aber  die  grOndllche  anch  ans  orientalischen  Quellen  schöpfende 
Arbeit  über  das  Schachspiel  von  A.  v.  d.  Linde*)  hervorgehoben  werden. 
Zwei  dankenswerte  Beiträge  znr  Kenntnis  der  Industrie  der  muslimischen 
Völker  geben  J.  Earabacek^)  und  W.  Nenmann>)  Zwei  archäologische 
Beiträge  sind  unten  bei  Spanien  verzeichnet.^) 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  den  Inschriften,  so  erhalten  wir  (ab- 
gesehen von  vorislamischen  Funden,  worüber  oben)  fast  nur  aus  italienischen 
und  spanischen  Händen  Beiträge  über  heimatliche  Denkmäler.  B.  Lagu- 
mina^)  beschreibt  arabische  Grabinschriften  in  Rom,  der  rastlose  M.  Amari 
desgleichen  Grabinschriften  aus  Sicilien,  ^)  die  Inschriften  eines  normannischen 
Palastes  (um  1140)  in  Messina ^)  und  zwei,  einst  von  G.  Caruso^)  ver- 
öffentlichte Denkmäler  aus  Verona«  Über  eine  kufische  Inschrift  ans  Al- 
meria,  betreffend  einen  gewissen  Musa  (f  507  =  1113),  berichtet  Barbier 
de  Meynard.  *<>)  Ad.  de  Longp6rier  (f  14.  Jan.  1882)")  bespricht 
gründlich  das  von  Brosselard^^)  veröffentlichte  angebliche  Grabdenkmal 
Boabdils  in  Tlemsen:  die  Inschrift  sei  nicht  auf  Abu  Abdallah  Mohammad 
XL  (el  rey  chico),  sondern  auf  Mohammad  Xn.  Zagal,  den  Zeitgenossen  von 
Ferdinand  und  Isabella,  zu  beziehen.  Aus  Tunis  langten  Abklatsche  von  1 1 
neuen  von  Gasselin  gefundenen  arabischen  Inschriften  in  Paris  An,  die 
noch  der  Besprechung  harren.  ^^) 

Hielten  uns  die  Inschriften  im  Westen  fest,  so  führen  uns  die  Münzen 
nach  allen  Richtungen  des  weiten  islamischen  Gebietes.  Über  einen  Beitrag 
zur  südarabischen  Münzkunde  wurde  bereits  oben  berichtet.  '^)  Der  deutsche 
Altmeister  J.  G.  StickeP^)  gab  einen  ausführlichen  Bericht  über  das  grofse 
englische  Unternehmen  der  'International  Numismata  Orientalia',  die  Fort-. 
Setzung  von  Marsdens  Numismata  Or.  H.  Sauvaire^^)  berichtet  u.  a.  über 
einige  Münzen  der  Bann  Musäfir  (oder  Bann  Sal&r,  950 — 1060  ehr.)  in  Azer- 
bei^än  und  Tarm  und  über  einen  Saffäridenfels  des  Tä^-el-mulük  IJarb  von 
Sigistän.  17)     Derselbe  setzte  seine  Beiträge   zur  Geschichte  der  Münz-   und 


1)  Apocalypsen  Über  d.  Ulam  mit  Figuren:  ib.  S.  34  f.  —  2)  Quellenstadien  z.  Qeach. 
des  Schach^ieU.  Berl.,  Springer.  VUI,  412  S.  Vgl.  F.  X.  Kr  aas:  AAZ.  Sp.  2401  f.;  M.T.: 
GBl.  Sp.  543  ff. ;  DLZ.  Sp.  12dt ;  Ac.  1881,  U,  83  ff.  —  3)  Die  pers.  Nadolroalerei  SnaaDdacbird. 
E.  Beitr.  aar  Entwickelongsgeach.  der  Tapisserie  de  Haate  liaae.  M.  Zagrandeleg.  e.  aaf- 
gefond.  Wandteppichs  nach  morgenländ.  Qaellen  dargeat  H.  Taf.  a.  Abbildungen.  Leipa., 
Seemann.  VUI,  208  S.  M.  10.  Vgl.  Neumann,  Z.  f.  bild.  Kunst  17,  7;  SatunL  B.  53,  808  f. 
—  4)  Über  oriental.  Seide  im  MA.:  Ost  MSchr.  f.  d.  Or.  S.  92—96,  112—118.  —  5)  Vgl. 
a.  S.  225.  —  6)  Le  iscririoni  sepolcrali  arabe  del  Coli,  di  Propaganda  a  Borna  edit,  tnuL 
ed  illustr.:  Bell.  ital.  d.  stud.  orient.  S.  892—407  (12  sett)  —  7)  Le  epigrafi  arab.  di  Sic 
trascr.,  trad.  e  illustr.  P.  II:  Iscr.  sepolcrali  (=  Documenti  per  senrire  alla  Storia  di  Sicilia 
pubbl.  a  cura  d.  Soc.  Sicii.  per  le  stör.  patr.  Epigralia.  I.  fasc.  2.  Palermo.)  [fasc.  1.:  1876.]  — 
8)  Sülle  iscria.  arab.  del  pal.  reg.  di  Mess. :  Mem.  de  Glaase  di  sc  mor.  etc.  d.  Ac  dei  Lincei. 
278  (1880/1),  7,  103—113.  Vgl.  F.  Lasinio,  La  Cultura.  v.  2,  2,  75— 78  (15  lugUo  82). 
-  9)  Le  due  lapide  arab.  pubbl.  nella  Bibliot  Eist,  del  Caruso:  Arch.  stör.  Sicil.  N.  S. 
6,  1 — 9.  —  10)  Bapport  snr  le  fragm.  d'une  inscr.  funSr.  en  arabe  couiique,  tronvee  k  AI- 
m^ria:  GE.  9,  4  ff.  —  H)  L'^pitaphe  d'on  roi  de  Grenade:  JSav.  S..  197— 204  (ferner  in: 
Oeuvres  de  L.  [Par.,  1888.]  I,  492-500.  Vgl.  OB.  9,  72.  —  12)  JA.  1876.  —  13)  CB. 
9,  14.  —  14)  S.  209.  —  15)  Morgenl.  Mttnakunde:  ZDMQ.  35,  477-90.  —  16)  Lettre 
ä  M.  Stanley  Lane  Poole,  sur  qnelques  monnaies  Orient,  rares  ou  in£d.  de  la  collect  de  K. 
Ch.  de  r^clnse:  JRAS.  13,  380—98.  Vgl.  CB.  9,  411.  —  17)  Lettre  k  M.  St  L.  F., 
sur  un  fels  safiarfde  inM.  de  la  coU.  de  M.  Ch.  de  T^d.:  Nnm.  Chron.  S.  129—157.  Vgl. 
Barbier  de  Meynard:  CB.  10,  50. 


Ulm.  n,223 

MaÜBkunde  fort^)  E.  Thomas^)  bespricht  ?on  neuem  zweisprachige  alte 
Münzen  aus  Buchara.  Von  dem  trefflichen  Dorn  (f  30.  Mai  1881)  liegen 
noch  Ton  zwei  frtlheren  Arbeiten  auf  diesem  Felde  Fortsetzungen^"^)  Tor.  Ein 
neuer  Fund  alter  Münzen  wurde  von  Hoernle^)  besprochen.  Über  die  Mon- 
golendjnastieen  liegt  das  umfassende  herrliche  Werk  von  Stanley  Lane  Poole^) 
vor.  Noch  aus  1 880  stammt  ein  Au&atz  von  Schlumberger^)  über  griechische 
Münzen  einer  alttürkischen  Dynastie.  Aus  Spanien  liegt  nur  ein  Fund  vor, 
der  von  Stickel^)  und  F.  Codera  y  Zaidin')  besprochen  wurde. 

Treten  wir  schlielslich  unsem  Rundgang  durch  die  Greschichte  der 
einzebien,  mehr  der  Peripherie  des  Islam  angehorigen  Staaten  an  und 
beginnen  im  Osten,  so  mag  hier  zunächst  auf  zwei  englische  Auf- 
sätze über  Tschinghis  Chan^^^'-^i)  aufmerksam  gemacht  werden,  der,  ob- 
schon  selbst  nicht  Muslim,  doch  durch  seine  gewaltigen  Eroberungen  den 
eisten  AnstoDs  zu  der  folgenreichsten  staatlichen  Umgestaltung  des  Islam  gab, 
wodurch  die  religiös -politische  Obmacht  von  der  semitischen  und  arischen 
Rasse  schwerlich  zum  Segen  des  Islam  auf  die  hochasiatische  übertragen 
wurde.  Wertvolle  Beiträge  zur  Geschichte  und  Landeskunde  von  Ost-Tur- 
kistän  aus  chinesischen  Quellen  verdanken  wir  Imbault-Huart^*)  In  die 
neueste  Phase  der  politischen  Entwickelung  von  Turkistän  führen  uns  der 
Bericht  eines  deutschen  Militärs,^')  eine  französische  Broschüre ^^)  und  das 
Werk  von  Marvin^^)  über  Merv  ein.  Die  einstige  Herrschaft  der  Muslime 
in  Indien  bildet  den  Gegenstand  einiger  z.  t.  bedeutender  Arbeiten.  Die 
Obersetzung  der  persischen  Tabak&t  i  Nä^iri  von  Raverty^^)  wurde  zu 
Ende  geführt.  J.  Talboys  Wheeler,^^)  der  seiner  groben  Aufgabe  schwer- 
lich ganz  gewachsen  ist,  schritt  in  der  neuem  Geschichte  bis  zum  17.  und 
18.  Jh.  (ehr.)  vor.     Thomas  i^)  untersuchte  die  Einkünfte  des  Mongolen- 


1)  SanTaire,  Mat^riaux  ponr  Hdst.  de  la  namism.  et  de  la  m^troL  muBalm.  trad.  ou 
r«eiieilIiB  et  mis  en  ordre:  JA.  18,  499—516.  oct-d^c.  1881.  Vgl.  JB.  III,  2,  282";  II,  2, 
244*.  —  2)  Bilingoal  coins  of  Bakh6r&:  Kamiam.  Chron.  S.  116—128.  w.  a.  plate.  Vgl. 
JAbL  1879,  S.  269—273;  JB.  U,  2,  245^;  F.  Lerch  [1858  in  Buchara]:  Trav.  da  congr. 
de«  Orient  k  St.  F^tersbg.  II,  417 — 31.  —  3)  CoUectiona  scientif.  de  Unat  dea  Langnea 
Orient  da  Minist  dea  Äff.  itr.  IV.  Monnaiea  de  diffSrentea  dynaatlea  muaulm.  inventoiieea 
loua  la  direct  de  M.  racad^micien  Dorn.  2m®  faacicule.  St  P^terab.,  1881.  8^  —  4)  Lea 
monnaiee  dea  Ileka,  anc.  Khana  du  Torkiatan:  Ball,  de  TAc  irap.  dea  ac.  de  St-F^terab.  27, 
1  Ygl.  JB.  UI,  2,  234".  Auch  in  den:  M^langea  aaiatiquea  YUI.  —  5)  S.  o.  S.  54».  — 
6)  Orient.  Coina  in  the  Brit  Maa.  YI:  coina  of  the  Mongola,  clasaea  18 — 22.  Lond.,  Brit. 
Mna.  76,  300  S.  9  pl.  —  7)  Monnaiea  k  16gendea  grecquea  de  la  Dyn.  tarqoe  dea  fila  dea 
Daniaclukiend :  BA.  39,  273 — 84.  —  8)  Arab.  Tortoaa-Mftnze  mit  Monatanamen:  Namiam.  Z. 
13,  J — 5.  —  9)  Franc.  Codera  y  Zaidin,  Monedaa  &rabea  de  Tortoaa:  fi.  de  cienc.  hiat 
Il4  381—405.  Vgl.  über  Codera:  Verbdl.  d.  5.  Orient-Congr.  II,  1,  34  ff.  —  10)  R.  K. 
Doaglaa,  Jengbiz  Khan:  Encycl.  Brit  9  ed.  XITI.  —  11)  Howorth,  Cbinghiz  Khan  and 
hifl  anceaton:  JAnt.  1881,  Jan.  Apr.—Aug.  Sept  Koy.  Vgl.  aach  JB.  HI,  2,  6'.  —  12)  Ca- 
müle  Imbaalt-Haart,  Becaeil  de  docamenta  aar  TAsie  centr.  Par.,  Leroux.  XI,  225.  fr.  15. 
(=  Pablic  de  V6c.  des  lang.  or.  yiy.  v.  XVI.)  —  13)  K rahmer,  Daa  Vordringen  der 
Rnaaen  in  Torkmenien.  Mit  e.  Karte  t.  Achal-teke  u.  Merw  u.  2  Skizzen  zam  Angriff  aaf 
Geok'tepe:  Beihft  z.  Milit- Wochenbl.  S.  255—338.  —  14)  W.  Danewaky,  Baaaie  et 
rAsgleterro  dana  TAa.  Centr.  Lond.,  Dalara.  32  S.  —  15)  C.  Mary  in,  Mery  the  qaeen  of 
the  World  and  the  aoourge  of  the  manatealing  Turcomana.  with  an  expoa.  of  the  Khoraaaan 
qneation.  Lond.,  Allen.  450  S.  18  ah.  —  16)  Tabakfit-i-Na^iri,  a  general  hiat  of  the  Mahamm. 
dpaitiea  of  Aaia,  indad.  Hindaatfin,  from  A.  H.  194  [810  A.  D.]  to  A.  H.  658  [1260  A.  D.], 
and  the  irroption  of  the  infidel  Maghals  into  Islam  By  the  Maulänä  Minhaj-ud-Din, 
Aba-'Umar-i-'Uamfin.  Tranal.  from  Original  Fersian  Mscr.  Lond.  Vgl.  Uaji  Khalfa  4,  153, 
No.  7928.  —  17)  The  Hiat  of  India.  IV.  part  U:  Moghul  Empire.  Lond.,  Trübner.  Vgl. 
£.:  BLZ  Sp.  1478—80;  CBI.  Sp.  1044;  Sat  R.  51,  818  f.  —  18)  The  reyenaea  of  the 
Moghal  empire:  JASB.  50,  pt  I. 


11,224  XXVI.   K.  Völlers: 

reichs.  Endlich  mafs  hier  der  tüchtigen  Arbeit  eines  deutschen  Forschers, 
des  Grafen  F.  A.  v.  Noer^)  (f  25.  Dec.  1881)  über  K.  Akbar,  unstreitig  eine 
der  anziehendsten  Gestalten  der  neuindischen  Geschichte,  rühmend  gedacht 
werden.  Zu  bedauern  bleibt  nur,  dals  die  Arbeit  durch  den  Tod  des  Yf. 
jäh  abgebrochen  wurde.  Hier  mögen  auch  zwei  Beiträge  zu  der  dem  ge- 
schichtlichen Leben  fast  völlig  entrückten  Halbinsel  Arabien  erwähnt  werden, 
der  eine  über  die  Juden  *)  daselbst,  der  andre  von  einem  indischen  Forscher 
über  die  eigenartige  Erscheinung  des  Wahhäbitentums. ^)  Nordafrika  aufser 
Ägypten^)  ist  vertreten  durch  Bd.  ü  der  Geschichte  der  arabischen  Er- 
oberungen von  H.  Fournel^)  (f  1876),  dessen  Bearbeitung  G.  Dugat  über- 
nahm, femer  durch  je  einen  Beitrag  zur  neueren  ^)  und  neuesten  ^)  politischen 
Geschichte  Maroccos  und  (noch  aus  d.  J.  1880)  zum  Islam  in  Senegambien.  ®) 
Aus  der  zahlreichen  auf  die  französischen  Besitzungen  sich  erstreckenden 
Litteratur  mögen  hier  ein  Aufsatz  von  Lesseps®)  und  zwei  Broschüren  ^<^^^) 
namhaft  gemacht  werden.  Noch  aus  d.  J.  1880  stammt  eine  eingehende  ge- 
schichüiche  Untersuchung  über  Algier,  i') 

Es  erübrigt  noch,  die  einstige  Blüte  des  Islam  in  Italien  (Sicilien)  und 
Spanien  zu  mustern.  Voran  mufs  hier  Bd.  H  der  arabisch  -  sicilischen 
Bibliothek  von  M.  Amari^')  erwähnt  werden,  die  der  Vf.  in  doppelter  Ge- 
stalt uns  vorlegte.  Der  Spanier  Simonet^^)  bespricht  die  Berichte  arabi- 
scher Schriftsteller  über  Rom.  Salv.  Cusa^^)  bearbeitet  neben  griechischen 
auch  arabische  Urkunden  über  Sicilien. 

Die  Eroberung  von  Spanien  durch  die  Araber  nebst  der  sich  daran 
knüpfenden  Eulturepoche  wurde  eingehend  von  H.  Copp6e^^)  (von  der 
Lehigh  Univ.)  behandelt.  Von  den  trefflichen  'Recherches'  des  nunmehr  uns 
auch  entrissenen  R.  Dozy^^)  (f  29.  Apr.  1883)  erschien  eine  dritte,  gründ- 


1)  Kaiser  Akbar.  £lii  Yersadi  über  d.  Gesch.  Indiens  im  16.  Jli.  I.  Leiden,  1880/1. 
lY,  516  S.  Vgl.  K:  DLZ.  Sp.  1965  ff.;  GBl.  Sp.  1274.  —  2)  A.  Stein,  Ans  d.  Leben  d. 
Juden  in  Arabien:  Pop.-wiss.  Honatsbl.  e.  Belehr^,  üb.  d.  Jadenth.  11,  Xo.  1.  —  3)  Fazl 
Lutfullah,  s.  o.  S.  57^.  —  4)  Über  dieses  6*.  S.  216.  —  5)  Les  Berbers,  it  stir  la  con- 
quete  de  TAfrique  par  les  Arabes,  d'apr^s  les  textes  arabes  imprim6s.  II.  Par.,  Ixnpr.  nat 
gr.  4«.  IV,  381  8.  fr.  30.  [t.  L:  1876.]  Vgl.  E.  Renan:  JA.  XVUI,  58.  CR.  9,  119.  — 
6)  U.  SauTaire,  Une  ambassade  musolm.  en  Espagne  an  XVII.  s.  Vgl.  Barbier  de  Mey- 
nard:  CR.  9,  411  f.;  RC.  1881,  H,  336;  Ac  20,  492.  —  7)  Phil.  Durham  Trotter, 
Oor  miMion  to  the.coort  of  Morocco  in  1880  ander  Sir  John  Drummond  Hay.  lUustr.  from 
Photographs  by  D.  Lawless.  Edinb.,  Douglas;  Lond.,  Hamilton.  328  S.  Vgl.  A<h.  June  4. 
S.  744  f.;  Cosmo  Honkhouse:  Ac.  19,  446  f.  —  8)  de  Grandpont,  Islamisme  ches 
les  Nalous:  Bull,  de  la  Soc.  acad.  de  Finist^re  (1880).     [Nalu  an  d.  Küste  unt.  11<*  n.  Br.] 

—  9)  Ferd.  de  Lesseps,  Alg^rie  et  Tunisie:  NR.  13,  489—497.  —  10)  La  Question 
alg^r.  Orleans,  impr.  Jacob.  VIII,  97  S.  —  11)  J.  Fahre,  Essai  sur  la  r^ence  de  Tunis. 
Ayignon,  Seguin  fr.  IX,  188  S.  12®.  --  12)  H.  D.  de  Qrammont,  Relations  entre  la 
France  et  la  rögence  d' Alger  an  17.  s.  3.  partie.  La  mission  de  Sanson  Le  Page  et  les  agents 
int^rimaines  (1638—46).  Alger.  —  13)  Biblioteca  Arabo-Sicula.  Vers,  italiana.  II.  Torino  e 
Roma,  Loescher.  838  S.  1.  20.  Vgl.  F.  Hirsch:  HZ.  X.  F.  10,  362  ff.;  12,  364  f.  u.  JB. 
III,  2,  237".  A.  u.  d.  T.:  Ad  rerum  Italic,  scriptores  Cl.  Muratori  T.  L  P.  II  addita- 
menta,  quae  sub  tit.  Bibl.  Ar. -Sic.  coUegit  atque  italice  tränst  H.  Am.  Romae  et  Flor.  1.  50. 

—  14)  Franc.  Simon  et,  La  Roma  cristiana  y  los  autores  muslim.:  Ciencia  Cristiana  19, 
108  ff.  Vgl.  Katholik  1882,  158—186  und  ttber  Simon  et:  Verhdl.  d.  5.  Or.-Congr.  II,  1, 
S.  41 — 3.  —  15)  I  Diplomi  greci  e  arabi  di  Sicilia,  pubbl.  nel  testo  orig.,  trad.  e  iUnstr. 
L  parte  2».     S.  505—862.    Palermo.    4<*.     Vgl.  M.  Amari:    La  Cultura.   I,  1,  321—4.  — 

16)  Uist  of  the  Conquest  of  Spain  by  the  Arab-Moors,  with  Sketch  of  the  CiTilüsation,  which 
they  achieved  and  imparted  to  Europe.  Boston.  2  yoll.  8».  XXXVI,  455  u.  XIV,  496  S. 
M.  22,50.    (5  doli.)     Eine  tfirk.  Bearbeitg.  desselben  Gegenstandes  s.  bei  Huart  No.  11.  — 

17)  Becherches  sur  Thist  et  le  litt^r.  de  l'Esp.  pendant  le  MA.  3  M.  rey.  et  augra.  Leide. 
XIV,  388,  LXXX  S.  u.  4  bl.;  u.  4,  480,  CXVU  S.u.  1  bl.  M.  16.  Vgl.  J.  Cornu:  DLZ.  1882, 
129  f.;  M.  Amari:  N.  Antol.    2  ser.   28,  146—9;  K.  Vollmöller:  G6A.  1882,  509—12. 


Lilam.  11,225 

Geh  durchgesehene  Auflage.  Desselben  Abdo-'l-w4hid  ^)  erlebte  eine 
zweite  Ausgabe.  In  den  Niedergang  der  arabischen  Macht  führt  nns  die 
tfichtige  Arbeit  von  F.  W.  Schirrmacher')  über  die  Geschichte  Castiliens. 
Die  spanisch -arabische  Eoltnrblttte  wird  nach  verschiedenen  Seiten  hin  be- 
leachtet '~~^)  Archäologische  Beiträge  liefern  A.  A.  Cardenas^)  für  die 
Hochschale  von  Granada  and  J.  H.  Middleton^)  für  die  grofse  Moschee 
von  Gordova.  Die  Oberlebsel  der  arabischen  Eultar  in  Spanien,  die  Moris- 
cos  and  die  literatora  a^amiada,  kommen  in  dem  Werk  des  Menendez 
Pelajo^)  ttber  die  spanischen  Ketzer  zar  Besprechung. 


XXVIL 
C.  Gf.  Cipolla. 

Italien. 

I.  Allgemeines. 

Unsem  diesmaligen  Bericht  beginnen  wir^)  mit  dem  kurzen  Hinweis 
aaf  eine  die  Methode  der  historischen  Forschung  im  allgemeinen  betreffende 
Arbeit:  Corn.  Desimoni^^)  zeigte  in  einer  Inaugural- Abhandlung,  welche 
Vorteile  bei  dem  Studium  der  Geschichte  philosophische,  philologische  und 
litterarische  Studien  gewähren.  —  Sodann  sei  auf  die  in  der  neuen  Ausgabe 
des  Spruner-Menkeschen  Atlas ^^)  schon  1879/80  erschienenen  beiden 
Karten  von  Mittel-Italien  für  die  Zeit  von  1137  —  1302  und  von  1302— 
1339  hingewiesen.  Ein  äufserst  wertvolles  Hülfsmittel  verdanken  wir  Giul. 
Bezasco:^^)  auf  Grund  veröffentlichter  und  nicht  veröffentlichter  Quellen 
hat  R  für  jeden  Teil  Italiens  in  geographischem  Sinne,  die  Kolonieen  mit 
einbegriffen,    vom  Ende    der  longobardischen  Epoche  bis  zur  französischen 


1)  Abdo'-UW&hid  al-Marr6ko8hi|  The  hiatory  of  ihe  Almohades,  preceded  by 
a  Sketch  of  the  Hlst  of  Spain  from  tho  timoB  of  the  conquest  tili  the  reign  of  YÖBof  Ibn 
T^ahaf  in  apd  of  the  hiet  of  the  Almorandes.  £d.  from  a  MS.  in  the  Univ.  libr.  of  Leiden, 
the  only  one  extant  in  Europe,  by  R  Dozy.  2  ed.  rey.  and  corr.  Leiden,  Brill.  XXI,  286  S. 
fl.  3,S0.  [ed.  1.:  1847].  Vgl.  J.  WoUhaaaen,  DLZ.  lU,  1245  f.  —  2)  Geech.  CaatilienB 
im  12.  n.  13.  Jh.  Gotha,  F.  A.  Perthes.  Vgl.  Ac.  20,  487  f.  —  3)  Hermile  Reynald, 
L'Eapagne  mnsnlm.  NR.  8,  116—141;  9,  581—603.  —  4)  R.  Contreras,  Hoyimiinto  ci- 
TÜiadoT  de  los  Arabes:  R.  de  £sp.  t  79  marzo  y  abr.  S.  28 — 48.  —  o)  Liazie  W. 
Champney,  The  Caliphate  of  Gordoya:  Good  Company.  March.  Ayr.  —  6)  Archaeol.  Notes 
on  the  Madraza,  or  Arab  uniYersity  of  Granada  translated  from  the  Spanish  byM.  Monteiro: 
Antiqnary  3,  199—202  (May).  —  7)  The  Djama,  or  great  Mosque  of  Cordoba:  Ac.  XX, 
388-90.  19. Not.  1881.  Vgl.  Somers  Glarke:  ibid.  S.  404  f.  26.  No?.  81.  —  8)  Hist 
de  los  Heterodoxos  espanoles.  T.  II.  Madrid,  MariUo.  786  S.  R.  40.  Vgl.  Th.  de  Puy- 
maigre:  Polybibl.  32,  226—8  u.  JB.  Ul,  2,  237^.  —  9)  Ein  bibUograph.  Hül&mittel  ist: 
0.  Bertocci,  Repertorio  bibliograf.  doUe  opere  stamp.  in  Italia  nel  s.  XIX.  Vol.  II:  Storia. 
Borna,  Armannini.  —  VoL  I,  gleichfalls  Gesch.  betr.,  erschien  1876.  —  10)  Lo  stadio  d. 
itoria  in  relaz.  all«  Facoltä  di  Filos.  e  Lett     Genoya,  Sordomnti.    23  S.   —  11)   Lf.  21.  22. 

—  12)  Dizionario  del  linguaggio  italiano  storioo  ed  amministratiyo.  Firenze.  XL VIII,  1287  S. 

—  Ebige  Fehler  sind  korrigiert  yon  Saly.  Bongi  im  arch.  st.  it.  lY  S.,  9,  383. 

Hiatorisohe  Jahresberichte.    1881.    II.  15 


11,226  XXVII.   C.  Gf.  CipolU: 

Kevolntion  die  anf  die  öffentliche  Yerwaltnog  bezüglichen  Aasdrücke  in  einem 
aufserordentlich  mühevollen  Werke  gesammelt  (es  ist  eine  Arbeit  von  35 
Jahren)  und  die  verschiedenen  Namen  der  gleichen  Institutionen  einander 
gegenübergestellt,  welche  in  verschiedenen  Gegenden  Italiens  im  Gebranche 
waren.  Für  den  Schnlgebranch  schrieb  ein  genaues  Gompendinm  über  Mittel- 
alter und  Neuzeit  Gins.  Colombo.  ^)  —  Als  Grund  der  inneren  Zerrissen- 
heit Italiens  seit  dem  Fall  des  römischen  Reichs  will  G.  Cittadella^)  das 
Fehlen  einer  nationalen  Monarchie  nachweisen.  —  Dafs  die  italienische  Ein- 
heit, zwar  notwendig  zur  Erringnng  der  Unabhängigkeit,  nicht  dauernd  sein 
werde,  ist  eine  von  Gust.  Chiesi^)  aufgestellte  Ansicht:  die  Einheit  wider- 
spreche den  föderalistischen  Traditionen,  welche  auf  Verschiedenheit  der 
einzelnen  von  geographischen  und  klimatologischen  Bedingungen  abhängigen 
Landschaften  Italiens,  beruhe.  Er  glaubt,  dafs  in  der  Zukunft  eine  Föderation 
von  Republiken  entstehen  wird.  —  Pasq.  Villari*)  untersuchte  die  poli- 
tischen Anschauungen  Allighieris,  Marsilios  v.  Padua  und  Guicciardinis,  um 
darnach  die  italienische  politische  Schule  zu  beleuchten,  aus  welcher  Macchia- 
velli  hervorging.  Dante  bekämpfte  das  politische  Übergewicht  der  Kirche, 
an  dessen  Stelle  Macchiavelli  das  des  Staates  setzte.  £.  Gaillemer,^)  der 
die  Thätigkeit  der  Kirche  auf  dem  Gebiete  des  Rechts  untersuchte,  stellt  die 
Behauptung  auf,  daüs  sie  das  römische  Recht  bekämpfte:  eine  entgegen- 
gesetzte Meinung  verteidigte  gegen  ihn  in  Bezug  anf  die  früheren  Jahrhun- 
derte Luigi  Chiappelli:  ^)  Uguccione  und  Thomas  v.  Aquino  hätten  sogar  die 
Yolkssouveränetät  begünstigt.  — ^  Ose.  Perini 7)  glaubt,  dafs  die  Parteien  der 
Guelfen  und  Ghibellinen  ihren  Ursprung  hauptsächlich  in  dem  'ewigen  Streite 
der  Optimaten  mit  der  Plebs  hätten'.  —  F.  Zocco,*)  welcher  die  Geschichte 
der  mittelalterlichen  Ketzereien  in  Italien  schrieb,  hält  den  Unterschied 
zwischen  den  Catharern  und  Waldensern  aufrecht.  Die  Ketzerei  des  Waldus 
ist  eine  Verbesserung  der  Katharischen,  deren  Rigorismus  er  mäfsigte  und 
deren  dualistisches  Princip  er  verwarf.  —  Ces.  Cantü®)  gab  auszugsweise 
aus  seiner  Universalgeschichte  einige  kurze  biographische  Darstellungen  be- 
rühmter Personen  aller  Nationen,  von  Moses  bis  auf  Garibaldi  heraus.  Es 
sind  zusammenfassende  Skizzen,  von  welchen  einige  dem  mittelalterlichen 
Italien  angehören,  so  die  über  den  hl.  Gregor  d.  Grofseu,  Arnold  v.  Brescia, 
Lodovico  il  Moro,  Savonarola  etc.  —  Die  Geschichte  der  Schrift  und  be- 
sonders der  italienischen  Schrift  war  Gegenstand  einer  Abhandlung  von  Rice. 
Predelli.  *®)  —  Costanzo  Rinaudo,*^)  welcher  in  seinen  'drei  Einleitungs- 
Vorträgen'  den  Charakter  des  historischen  Denkens  im  Mittelalter  prüfte,  be- 
handelte in  einer  andern  Schrift  ^^)  das  Studium  der  italienischen  Geschichts- 
quellen, besonders  derer  des  Mittelalters,  um  ihre  Bedeutung  für  die  heutige 


1)  Punti  di  storia  ad  uso  dei  Licei:  parte  I:  Eyo  medio;  parte  2,  e.  modemo.  Piacenaa, 
2  vol.  —  2)  Lltalia  nelle  aae  discoidie.  Fadoya,  Presperiiii,  1880.  2  yoU.  XXU,  455; 
405  S.  —  3)  La  tradizione  föderale  in  It:  stadio  stor.-crit.  Milano.  —  4)  La  sciensEa  politica 
ital.  nel  raedioeyo  e  nel  rinaacimento:  N.  Ant  55,  553  ff.  (ein  Kap.  an«  Bd.  U  seines  kun 
daraaf  heraasgekommenen  ^Hacchiayelli.)  —  Vgl.  über  letzteren  Radi  off,  ZStW.  36,  115 
— 25.  —  5)  Ac.  de  Lyon,  Fac.  de  droit  de  L.,  ann6e  scolaire  1879 — 80:  Lyon.  Vgl.  JB. 
in,  2,  212»-»<»  u.  o.  S.  192».  —  6)  A.  giarid.  24,  496.  —  7)  11  Ghibellinismo  e  U  Guolfismo 
nel  medioeyo:  A.  stör,  yeron.  8,  225;  9,  1.  —  8)  Delle  eresie  de!  ME.:  GKom.  Napol.  K.  S. 
6,  1.  —  9)  Caratteri  storici.  Milano,  1882  (erschien  schon  1881).  —  10)  Sulla  storia  della 
Bcrittura.  Discorso  letto  neirinangnraz.  del  Mus.  Faleografico  della  regione  yen.  Venez.,  Nara- 
toyich.  27  S.  —  11)  Tre  prolusioni  e  tre  conferenze.  Torino.  —  12)  Delle  fonti  d.  storia 
d'Ital.  nel  M£.:  A.  st  lomb.  8,  545. 


Italien.  11,227 

Zeit  heiTorznheben.  Er  entwirft  ein  System,  welches  bei  einer  späteren  zu- 
sammenfassenden Darstellung  befolgt  werden  könnte  and  von  politischen  Ge- 
sichtspnnliten  ausgeht,  wobei  dann  die  Einteilung  nach  Landschaften  erst  in 
zweiter  Linie  kommt.  —  Unter  den  Quellen  zur  italienischen  Geschichte 
machen  einen  sehr  grofsen  Teil  die  gröfstenteiJs  nicht  verOffentiichten  Sta- 
tuten aus.  Pasqu.  Del  Giudice^)  findet,  dads  die  ersten  Statuten  der  Ge- 
meinden das  öffentliche  Recht  betrafen,  während  im  Übrigen  (da  die  Ein- 
richtung des  Gemeinderegiments  zu  Neuerungen  keinen  Anlafs  gab)  die 
alten  Gewohnheiten,  ^ores  et  leges',  fortlebten,  welche  erst  später  mit 
den  Statuten  verschmolzen  wurden.  Im  öffentlichen  Recht  sieht  er  die  hef- 
tigen Kämpfe  unter  den  verschiedenen  socialen  Klassen  (Adel,  Geistlich- 
keit etc.)  sich  abspiegeln,  im  Privatrecht  den  Gegensatz  zwischen  dem  rö- 
mischen und  den  Gesetzen  der  deutschen  ^Barbaren'  (Longobarden).  Den 
Handel  Italiens  mit  der  Levante  vor  der  Zeit  der  Kreuzzüge  behandelte 
Mitrovi6.  *)  Nur  in  geringem  Grade  bezieht  sich  auf  unsere  Epoche  Gins. 
RiccaSalerno,')  welcher  in  seiner  Darstellung  der  gesamten  Finanzgeschichte 
von  Florenz  hier  die  ersten  Vorbilder  der  Einrichtungen  findet,  welche  in 
nnsem  modernen  Staaten  zur  Geltung  gekommen  sind.  Indirekt  hat  nach 
philologischen  Köterien  für  uns  Wichtigkeit  die  von  den  ältesten  Glossarien 
aasgehende  Geschichte  der  in  Italien  geschriebenen  lateinischen  Lexica  von 
Vinc.  de  Vit*)  —  Die  königliche  General-Direktion  der  Venetischen  Archive 
(General -Direktor  Bartol.  Cecchetti)  veröffentlichte*)  eine  umfiangreiche 
Statistik  allor  alten  und  modernen  Archive  (auch  die  privaten  möglichst 
miteinbegriffen)  des  Gebietes  Tenedig',  d.  h.  der  Länder,  welche  zum  Grebiet 
der  Republik  gehörten:  also,  aufser  Venetien,  fOr  einige  Zeitperioden:  Ber- 
gamo, Brescia,  Triest,  Istria,  Dalmatien,  Zara,  Cattaro,  Gefalonia,  Gorfu, 
Trentino.  Es  werden  die  verschiedenen  Aktenserien  registriert,  deren  Inhalt 
summarisch  mit  den  bezüglichen  letzten  Daten  angegeben,  ist;  auch  die 
Zahl  der  vorhandenen  Urkunden,  der  Bände  etc.  ist  mitgeteilt  und  die  Re- 
sultate mit  einem  zwischen  1820  und  1828  erschienenen  statistischen  Ab- 
riCs  verglichen.  Aufserdem  giebt  Luigi  Pas  in  i  darin  verschiedene  ^Schlüsser, 
Qm  die  chiffrierten  venetianischen  Depeschen  zu  entziffern,  und  Cecchetti 
fügt  eine  umfassende  Bibliographie  ttber  Archivwesen  bei.  Mit  Cecchetti  und 
onter  seiner  Leitung  arbeiteten  Franc.  Pellegrini  (Belluno),  Andr.  Gloria 
(Padna),  Abd-el-Kader  Modena  (Rovigo),  Vinc.  Joppi  (Udine),  A.  Ber- 
toldi  und  C.  Cipolla  (Verona),  T.  Luciani  (Istria),  aufser  den  von  den 
Prftfekturen  beschafften  Beiständen.  —  Bei  Gelegenheit  des  venetianischen 
geographischen  Kongresses  veröffentlichte^)  die  R.  Deputazione  Veneta  ein 
beschreibendes  Register  der  geographischen  Karten,  handschriftlicher  sowohl 
(n.  1—453,  V.  10.  Jh.  an)  wie  gedruckter  (n.  454—2196,  v.  15.  Jh.  an), 
welche  das  venetianische  Gebiet  betreffen;  es  ist  nach  Provinzen  geordnet. 
Das  Werk  rfthrt  von  Giov.  Marinelli  her,  mit  welchem  Fr.  Pellegrini 
(Belluno  und  Feltre),  V.  Joppi  (Friaul),  Carlo  Combi  (Istrien  und  Triest), 
Andr.  Gloria  (Padua),  Fr.  Bocchi  und  A.  S.  Minotto  (Rovigo  und  Adria), 


1)  61i  Btatnti  doi  comani  ital.  e  il  Toto  del  congreaso  stör,  di  Milano:  A.  st  lomb.  S, 
528.  —  2)  II  commercio  medioey.  deir  It.  col  Leyante.  £poca  antar.  alle  Crociate.  Progr.  d. 
Caminiin.-BealBch.  in  Triest.  —  3)  Storia  delle  dottrine  finanziarie  in  Italia.  Borna.  —  4)  Del 
leaiico  lat  dalla  piii  remota  origine  sino  a  noi.  Firenze  (Riv.  Nazionale).  —  5)  OU  arcMvi 
ileUa  regione  Yeneta.  Venezia,  1879—81.  3  vol.:  650,  340,  460  S.  —  6)  Saggio  di  carto- 
Snfia  della  regione  veneta.     Venezia. 

15* 


n,228  XXVn.   C.  Gf.  CipoUa: 

Bern.  Morsolin  und  Andr.  Capparozzo  (Yicenza),  T.  Lnciani,  A.  6er- 
toldi,  Filippo  Nani  Mocenigo  nnd  Feder.  S tef an i  (Venedig),  Lnigi  Bailo 
and  Ant.  Caccianiga  (Treviso)  und  C.  Cipolla  (Verona)  zusammenarbei- 
teten. —  E.  M.  1)  zeichnete  in  einem  glänzenden  Bilde  die  Schwierigkeiten, 
welche  das  venetianische  Volk  überwinden  muHste,  um  grofs  zu  werden  und 
seinem  öffentlichen  und  privaten  Leben  freie  Entfaltung  zu  sichern.  —  Ziem- 
lich flüchtig  ist  die  Arbeit,  welche  Eug.  Musatti,*)  obwohl  er  handschrift- 
liche Quellen  benutzte,  über  Venedig  (bis  zu  den  Foscari)  herausgab.  — 
B.  Gecchetti,^)  vom  Staatsarchiv  in  Venedig,  gab  Facsimiles  von  den 
Autographen  der  Dogen  und  begleitete  sie  mit  erläuternden  Anmerkungen  so- 
wie mit  andern  biographisch  erklärenden  Notizen:  das  älteste  Autograph  ist 
von  Franc.  Foscari,  1423.  —  Von  grobem  Werte  ist  eine  Monographie  von 
Luigi  Fincati,^)  welcher  nach  Urkunden  des  15.  Jh.  die  Beschaffenheit  der 
mittelalterlichen  Trireme  untersuchte.  —  Vier  Ansprachen  aus  der  Mitte  des 
15.  Jh.,  welche  bei  Gelegenheit  von  Verlobungen  und  Trauungen  von  den  Für- 
sprechern gehalten  sind,  die  in  Venedig  nicht  allein  die  Erklärungen  der  Nup- 
turienten  annahmen,  sondern  letzteren  die  staatliche  Anerkennung  der  Ehe 
erwirkten,  hat  Thaner^)  aus  der  Estensischen  Bibliothek  in  Modena  mit- 
geteilt und  erläutert  sowie  auch  dieses  Institut  mit  analogen  Bestimmungen 
des  deutschen  Rechts  verglichen.  —  Pietro  Serego  degli  Alighieri^) 
veröffentlichte  als  Syndikus  von  Venedig,  unterstützt  von  Gust  Boldria, 
Notizen  über  die  Geschichte  der  Wohlthätigkeit  in  Venedig. 

Für  Friaul  möge  das  topographische  Wörterbuch  des  Mittelalters  erwähnt 
werden,  das  Antonino  di  Prampero'^  zusammengestellt  hat,  welcher  hand- 
schriftliche Dokumente  in  groDser  Zahl  benutzte:  er  stellte  die  verschiedenen 
Namen  oder  die  Verschiedenheiten  der  Lokalnamen  zusammen,  indem  er  zu 
den  italienischen  Wörtern  auch  die  deutschen  und  slavischen,  wo  sie  existierten, 
hinzufügte.  —  Franc,  di  Manzano®)  entwickelte  einen  zusammenfassenden 
Überblick  über  die  Geschichte  der  friaulischen  Kastelle,  von  denen  er  147 
angiebt,  mit  Einschlufs  von  55  gänzlich  zerstörten. 

Gleichfalls  bei  Gelegenheit  des  geographischen  Kongresses  zu  Venedig 
veröffentlichte  Andr.  Gloria^)  eine  sorgfältige  Studie  über  die  Geographie 
des  Paduanischen  bis  zum  Frieden  von  Konstanz:  gestützt  auf  die  In- 
schriften des  G.  I.  L.  und  auf  die  Urkunden  seines  Codex  diplom.,  ^®)  sucht  er 
die  Grenzen,  die  Stra£senzüge,  die  Flufsläufe,  die  Bodenverhältnisse  der  einzelnen 
Gebiete  etc.  festzustellen.  Besonders  interessant  ist  seine  Bestimmung  des 
Laufes  der  Etsch  und  der  Spuren  der  mehr  oder  weniger  im  Mittelalter  er- 
haltenen römischen  Strafsen.  —  Was  Vicenza  betrifft,  so  handelte  Bern. 
Morsolin'^)  in  umfassender  Weise  über  die  Chronisten  jener  Stadt,  welche 
am  Ende  des  12.  Jh.  wieder  auftauchen:  er  legt  dabei  den  früheren  und 
späteren  Zustand  der  Archive  dar,   indem  er  die  Geschichte  der  über  die- 


1)  Veneeia  e  le  sae  lotte  contra  la  natura  e  contro  gli  uomini:  RiTiita  £iir.  22,  557; 
23,  22;  230.  (Übers,  aas  d.  Wostminster  R.)  —  2)  Veneaia  e  le  aae  conquiate  nel  ME. 
Verona,  Padna.  500  S.  —  3)  Autografl,  bolle  ed  aasise  dei  Dogi  di  Venezia.  Venezia.  — 
4)  Le  triremi :  Riv.  marit  ott-noy.  S.  55.  2.  Aasg.  m.  wichtigen  Beigaben.  Borna.  —  5)  Venet. 
Fürsprecher:  ZKB.  N.  F.  1,209 — SO.  —  6)  Docnmenti  per  la  ator.  d.  beneficenza  in  Venexia. 
Yenezia,  1879.  —  7)  Saggio  di  an  glossario  geogr.  friol.  dal  VI  al  XIII  sec:  Atti  del  r.  Ist 
Yen.  Y  Ser.,  7,  807  (geht  bis  M).  —  8)  Breve  prospetto  preparat  ad  ona  storia  dei  castelli 
friol.  Trieste.  (sep.  a.  Archeogr.  triest.)  —  9)  L'agro  pata?.  dai  tempi  rom.  alla  pace  di  Cost 
25  gingno  1183:  Atti  d.  r.  istit  von.  YSer.  7,  555,  m.  geogr.  Karte.  Aach  sep.  Ygl.  RQH. 
31,  258.  ->  10)  S.  JB.  II,  2,  269>.  —  11)  Le  fonti  d.  stör,  di  Yicenza:   A.  Yen.  22,  408. 


Italien.  n,229 

selben  gemachten  Stadien  giebt  (die  gesammelten  Handschriften  Fort.  Yignas 
und  Gaet.  Maccas  in  der  Kommonalbibliothek  zu  Yicenza);  auch  behandelt 
er  den  Gebrauch,  der  von  den  Dokumenten  bis  zum  19.  Jh.  gemacht  ist,  in 
welchem  GioT.  Da  Schio,  F.  Bressan,  L.  Gonzati  etc.  blühten.  —  Von  den 
vicentiner  Magistraten  unter  venezianischer  Herrschaft  wurde  ein  Katalog  ^) 
veröffentlicht  mit  Angabe  der  Amtsobliegenheiten,  der  Dauer  etc.  —  Was 
Verona  betrifft,  so  schickte  ein  unbekannter  Autor,  aber  eifriger  Re- 
publikaner vom  Ende  des  18.  Jh.,  einen  Abrifs  der  veronesischen  Geschichte 
(von  politischen  Gesichtspunkten  aus  verfafst)  seinem  'diario  della  rivoluzione 
del  1797'  voraus.')  —  Gius.  de'  Scolari  verdanken  wir  ein  mit  spärlichen 
historischen  Notizen  versehenes  Register  der  im  Veronesischen  gelegenen 
Kastelle.')  —  Nicht  sehr  bedeutend  ist  eine  kurze  Untersuchung  von  Ant 
Pighi^)  über  die  nach  Verona  (auch  vor  ihrem  Pontificat)  gekommenen  oder 
von  da  gebürtigen  Päpste. 

Über  das  Trentino  haben  wir  von  Franc.  Ambrosi^)  ein  kurzes 
aber  genaues  Compendinm  seiner  Geschichte  mit  Hinzufügung  von  Notizen, 
die  dem  Diarium  des  tridentinischen  Konzils  von  Aug.  Massarello  entnommen 
sind.  Die  geographischen  Verhältnisse  dieser  Landschaft  hat  in  Bezug  auf 
einen  zwischen  Italien  und  Österreich  später  etwa  zu  ftQirenden  Ejieg 
G.  Perrucchetti  «)  studiert.  Wichtig  ist  die  Frage  nach  der  vor  Alters 
im  Trentino  gesprochenen  Sprache.  Bart.  Malfatti^)  behauptet,  diese  Pro- 
vinz sei  niemals  deutsch  und  nur  teilweise  von  einer  beschränkten  Anzahl 
deutscher  Kolonieen  bewohnt  gewesen.  Denselben  Gegenstand  betrifft  eine 
Monographie  von  Tomm.  Virg.  Bottea,®)  welcher  der  Ansicht  ist,  dafs  die 
deutschen  Kolonieen  von  Pergine  erst  nach  dem  10.  Jh.  entstanden  seien. 
Letzteren  bekämpfte  Luigi  Benvenuti,*)  aber,  wie  Ref.^®)  meint,  mit  nicht 
stichhaltigen  Gründen. 

Um  zur  Lombardei  überzugehen,  so  behandelte  GB.  Rota^^)  Chiari 
(seit  1805  Stadt),  indem  er  dessen  Geschichte  in  Urkunden  bis  1859  ver- 
folgt Die  erste  urkundliche  Erwähnung  geht  zurück  auf  eine  Bulle  von 
1143.  Die  Geschichte  des  Val  Camonica  von  Gabr.  Rosa^^)  ist  ein  klarer 
and  eleganter  Abrifs,  aber  erschöpft  den  Gegenstand  nicht;  handschriftliches 
Material  ist  nicht  benutzt.  —  Nach  Bergamo  verzweigt  sich  eine  Linie 
der  Familie  Boselli,  welche  auch  Zweige  in  Ferrara,  Bologna  und  Savona  hat; 
ihre  Genealogie  mit  Urkunden  ist  anonym^')  veröffentlicht.  Über  eine  alte 
Kirche  von  Bergamo  schrieb  Elia  Fornoni.  **)  —  Nicht  viel  ist  von  Mai- 
land   zu    erwähnen.     R.   Bonfadini ^^)    verfolgte    bei    seinem   Abrifs   der 


1)  Mag.  della  spettab.  cittä  di  Vicenza  e  del  sno  territ.  ai  tempi  della  Bepabbl.  Vi- 
cenia,  Paroni.  40  S.  (Nozze  Lampertico-Balbi).  —  2)  Hng.  ?.  £d.  Osvaldo  Perini:  A.  stör. 
Veion.  10,  113  (sie!)  u.  22ö.  —  8)  Ibid.  9,  113  (iic!)  n.  225;  10,  3.  —  4)  I  papi  in 
Verona*,  ibid.  10,  162.  —  5)  Sommario  della  stör,  trentina  Borgo.  —  6)  H  Tirolo:  aaggio 
di  geogr.  militare.  3.  ed.  Torino,  Ronx  e  Favale.  Vm,  156  8.  —  7)  Etnografia  trent.: 
A.  Btor.  per  Trieste  etc.  I,  1.  (Widerlegung  eines  von  Biedermann  in  d.  Z.  f.  roman. 
Pbilol.  erschienenen  Aufsatzes.)  —  8)  Memorie  di  Pergine  e  del  Perginese.  Trento,  1880. 
—  9)  La  cronaca  di  Folgaria  e  le  mem.  di  Perg.  e  del  Perginese  del  Sig.  decano  don  T.  Y. 
Bottea  con  rignardo  speciale  air  orig.  dei  Hocheni.  Trento.  —  10)  A.  stör.  ital.  lY  Ser. 
8,  138.  —  11)  n  Comone  di  Chiari,  memorie  storiche  e  docanienti.  Brescia,  Bersi.  1880 
—81.^  16»  —  12)  La  YaUe  Camonica  nella  storia.  Breno,  YenturinL  205  8.  16«.  — 
13)  Btude  rar  une  famille  de  la  Lomb.  Paris.  —  14)  Appnnti  snlla  yecchia  basilica  di  S. 
Knia  Haggiore  di  Berg.  Bergamo.  —  15)  Una  passeggiata  istor.,  in:  Mediolanom  (hrsg. 
▼OD  Dr.  Fr.  Yallardi,  Milano).     2,  1. 


n,230  XXVn.     C.  Ot  CipoUa: 

mailftndischen  Geschichte  besonders  den  Zweck,  den  moralischen  Charakter 
des  Volkes  hervorzuheben.  Sehr  viel  interessanter  ist  eine  bemerkenswerte 
Studie  Yon  Luigi  Chirtani^)  über  die  maü&ndischen  Denkmäler;  besonders 
haben  Interesse  die  Untersuchungen  über  die  ersten  christlichen  Kirchen. 
Die  Mosaiken  von  Mailand  waren  Gegenstand  einer  Publikation  von 
A.  Barbier  de  Montault,')  welcher  Kunst-,  ikonographische  und  andere 
Notizen  für  das  Ö.,  8.,  12.  und  16.  Jh.  giebt.  —  Von  dem  Werke  über  di^ 
edlen  Mailänder  Familien 3)  sind  weitere  Lieferungen  erschienen,  welche  die 
Genealogieen  der  Familien  Gotta  (von  Dam.  Muoni),  des  mailändischen 
Zweiges  der  Familie  Borgia  (von  Feiice  Cälvi),  die  Familie  Olgiati 
(F.  Calvi),  die  Familie  Gusani  (F.  Galvi)  etc.  geben.  Das  System  ist  das- 
selbe wie  in  den  vorhergehenden  Fasdkeln.  Ungeachtet  vieler  Gelehrsam- 
keit ist  jedoch  immer  das  Bestreben  vorhanden,  den  Familien  ein  höheres 
Alter  zuzuweisen.  Den  kostbaren  Besitz  der  Johannes  dem  Täufer  ge- 
weihten Basilica  reale  in  Monza,  welche  von  Theodelinde  gegründet  und 
von  ihr  wie  von  Gregor  I.  reich  beschenkt  ist,  behandelt  wieder  Barbier 
de  Montault^),  indem  er  zunächst  die  sechs  noch  vorhandenen  Inventarien 

—  das  letzte  von  1345  —  mitteilt  und  erläutert.  Der  Schatz  wurde  1379 
auf  25  000  fl.  geschätzt.  —  Das  Kloster  Morimondo  im  Mailändischen  wurde 
von  Giulio  Porro^)  beleuchtet;  beigegebene  Notizen  erstrecken  sich  auf  die 
J.  1130—1444.  —  Franc.  Novati^)  vollendete  die  Ausgabe  des  Toten- 
buchs von  Cremona  mit  Daten  vom  11.  bis  16.  Jh.  Unter  dem  14.  Juli 
wird  der  Tod  des  zur  Zeit  Gregors  VII.  berühmten  Kard.  Bonizo  vermerkt. 

—  Mehrere  Abhandlungen  betreffen  Como.  Die  bertthmie  oomonsiache 
Familie  der  Rusca  oder  Busconi,  welche  in  der  lombardischen  Geschichte  zu 
Ausgang  des  Mittelalters  eine  groDse  Rolle  spielte,  fand  einen  Darsteller 
ihrer  Genealogie  in  Gost.  Goda.  ^)  Die  Numismatik  von  Como  bearbeitete 
Pietro  Eevelli.^)  V.  Bar  eil  i^)  besprach  eine  kleine,  unlängst  restaurierte 
Kirche,  welche,  künstlerisch  bedeutend  ist:  die  Tradition  läfst  sie  auf  die 
longobardische   Zeit   zurückgehen;    in  Urkunden  ist  sie  927  zuerst  erwähnt. 

—  Von  dem  elegant  geschriebenen  Abrifs  der  von  Pietro  Talini  i<*)  ver- 
fafsten  Geschichte  von  Pavia  kam  die  2.  Ausgabe  heraus. 

Für  Piemont^*)  gab  Nicom.  Bianchi^*)  eine  umfangreiche  Übersicht 
oder  einen  Führer  bei  Forschungen  in  den  piemontesischen  Archiven.  Das 
Werk  zerfällt  in  zwei  Teile:  im  ersten  ist  das  Staatsarchiv  behandelt,  von 
welchem  ein  Inventarium  zusammengestellt  ist.  Sehr  viel  dürftiger  sind  die 
Notizen,   welche  sich  auf  die  Provinzial-Archive  beziehen.  —  P.  Vayra,") 


1)  Müano  monumentale:  VallardiB  'Mediol/  2,  211.  —  2)  Les  moaaiqaes  de  Milan, 
Anas.  ^  3)  FamigUe  notabiU  milan.  Fase.  9  u.  10.  Milano.  Vgl.  JB.  II,  2,  260^  — 
4)  Lea  inyentaires  de  la  Baaü.  royale  de  M.:  Ball,  monam.  46  (1880),  18—82;  313—41; 
615—707;  47,  145 — 87;  701 — 68.  —  5)  Alcone  notizie  del  monaat  di  M.:  A.  stör.  lomb. 
8,  626.  —  6)  L'obitnario  della  cattedr.  di  Crem.  Ebd.  8,  246  und  484.  —  7)  Biuca  o 
Bosconi  di  Como.  Torino  (gehört  zum  Append.  t.  Litta,  Famiglie  celebri  ital.).  —  8)  Moneta 
e  medaglie  dell'  agro  com.:  Periode  della  aoc  stör,  di  Como  I,  139.  —  9)  S.  Pietro  ai  monti 
di  Civate.:  B.  archeol.  della  prov.  di  Como,  S.  3  (im  Anhang  dea  A.  ator.  lomb.  8).  — 
10)  Notiaie  stör,  aulla  dttä  di  PaTia,  in  s.  nachgelaasenen  'Scritti  di  storia  e  d'arte'.  (Milano, 
Frat  Dnmolard;  VUI,  359  8.  IS^.)  S.  25.  Die  1.  Ausg.:  Payia  1877.  —  U)  Populär  ist: 
Le  Gallais,  Hiat  de  la  Sa?,  et  da  Pi^mont.  K  &L  Toors,  Mame  1880;  237  S.  (biblioth. 
de  la  jeon.  chr4t).  —  12)  Le  carte  degli  archiTi  piemontesi,  politici,  amminiatrativi,  gindizian, 
finaDzian«  eommudi,  eodeaiaatioi  e  di  enti  morali.  Torino,  Frat  Bocca;  XL,  568  S.  —  18}  Ca- 
talogo  del  Homo  Stör,  dell'  Arch.  di  State  in  Torino.    Torino. 


Italien.  n,231 

der  seine  in  der  Zeitschrift  'Cnriositä  di  storia  piemontese'  veröffentlichten 
Artikel  sammelte,  gab  die  Erläatemng  der  Urkunden,  welche  in  dem  mit 
dem  Staatsarchiv  in  Turin  verbundenen  Museo  storico  ^)  gesammelt  sind.  Das 
Werk  ist  eingeteilt  in  'atti  publici\  d.  h.  Stücke  von  diplomatischem  Charakter, 
Deditiones  etc.  (726 — 1860),  in  'antografi',  sowohl  von  Fürsten  aus  dem 
Hause  Savoyen,  als  auch  von  anderen  Staaten,  einschlieüslich  der  Päpste,  in 
"manoscritti',  die  von  der  Hand  der  Fürsten  des  Hauses  Savoyen  sind  oder 
die  alten  palatinisch-savoyischen  Bibliotheken  angehen,  einige  kostbare  ge- 
druckte Ausgaben  inbegriffen.  —  In  der  Medaillensammlung  Seiner  Majestät 
in  Turin  werden  manche  Medaillen  von  savoyischen  Fürsten  oder  von  pie- 
montesischen  Magistraten  aufbewahrt,  deren  ältestes  Stück  Amadeus  Y.  zu- 
geschrieben wird.  Diese  wurden  erläutert  von  Vinc.  Promis.^)  Von  3  von 
demselben  besprochenen  piemontesischen  Siegeln  gehören  2  dem  Mittelalter 
an:  das  eine  vom  10.  März  1224  ist  von  Rainer,  Bischof  von  Alba,  das 
andere  von  dem  Abt  Andreas  von  S.  Michele  della  Chiusa  (1306,  Jan.  3.).') 
—  Von  höchster  Wichtigkeit  ist  die  Veröffentlichung  des  alten  Codex  diplom. 
von  Asti,  genannt  'Malabaya',  welcher  auch  Kaiserdiplome  enthält,  aufser 
sehr  zahlreichen  Akten  von  lokaler  Bedeutung.  Der  Herausgeber  ist  Quint. 
Sella,^)  von  welchem  noch  ein  Einleitungsband  zu  erwarten  ist.  Für  die 
Kirche  von  Ivrea  haben  wir  eine  Arbeit  von  Giov.  Savoglia,*)  sowie  für 
Biella  eine  Arbeit  von  Sever.  Pozzo.^)  Verschiedene  Abhandlungen  über 
Montferrat  erhalten  wir  von  Giov.  Min oglio.'^)  Das  piemontesische  Kloster 
Lucedio  berührte  Ant.  Ceruti^)  in  einer  Abhandlung  über  ein  MS.  der 
Ambroslana  (t.  J.  1063?).  Darin  findet  sich  ein  Martyrologium  mit  Nekrolog, 
in  welchem  letzteren  Notizen  über  Wohlthäter  der  Abtei  enthalten  sind 
(12. — 16.  Jh.).  —  Einige  Thäler  in  Piemont  werden  noch  heute  von  Wai- 
densem bewohnt;  über  sie  haben  wir  eine  Arbeit  zweiter  Hand  zum  Lobe 
der  Waldenser  von  J.  Luisa  Willyams.')  —  Berühmte  Alpenübergänge 
durch  das  Thal  von  Aosta,  im  Altertum,  Mittelalter  und  Neuzeit,  behandelte 
J.  0.  Melle. ^^)  Die  Arbeit  stützt  sich  auf  die  Untersuchungen  von  Cibrario, 
Marguerettaz  etc.  ohne  Originalstudien.  —  Die  piemontesischen  Berge  (Monte 
Rosa)  enthalten  9  einst  ganz  deutsche  Gemeinden,  welche  im  Begriffe  sind 
itahenisch  zu  werden.  Auf  Grund  tüchtiger  historischer  Untersuchungen 
(ohne  jedoch  handschriftliche  Quellen  zu  benutzen),  konstatiert  H.  Bress- 
lau,^^)  dafs  ihnen  ÜUschlich  ein  hohes  Altertum  zugeschrieben  wird:  im 
allgemeinen  sind  sie  nicht  älter  als  das  13.  Jh.,  nur  einige  können  bis  in 
das  £nde    des    11. 'Jh.   zurückgehen.  —   Gins.  Ottav.   Conte^^)   sammelte 


1)  Vgl.  JB.  m,  2,  829^  —  2)  Tetaere  di  principi  di  caaa  Say.  e  relat  ai  loro  antichi 
stati:  Mein,  della  r.  Acad.  delle  scienze  di  Tor.  XL  Ser.,  21,  403.  Torino,  1879.  —  3)  Sig. 
ined.  piem. :  Ac.  d.  acienze  di  Tor.  1880/81.  S.  158 — 63.  —  4)  Cod.  Asteneis,  qni  Malab.- 
commiiniter  ntmcupator. :  Ac.  d.  Lincei,  II.  Ser.,  t  5 — 7.  1196,  263,  S.  4.  —  5)  Mem.  stör, 
salla  Chie«a  di  lyrea.  Ivrea,  Tomatia.  184  S.  —  (>)  Biella,  mem.  etor.  od  indnatr.  Biella. 
Amo08o;  IH,  384  S.  —  7)  Miscellanea  monferratese.  Torino,  Yigliardi,  1880.  95  S.  mit 
5Tafl  —  8)  Un  cod.  del  monaat  ciaterc.  di  Lucedio:  A.  at.  it.  8,  366.  —  9)  The  Waldensian 
chnrch  in  the  Yalleya  of  Piedmont  from  the  earlibt  Feriod  to  the  prea.  Time  (Bei.  Tract.  Soc). 
Vgl.  Ac  19,  79  a.*JB.  lU,  2,  197''.  —  10)  De  la  yiabilit^  dana  la  vallee  d'Aoate  jaaqu'en 
1848.  EMiuiaae  hiat  Turin,  tip.  Bona.  28  S.  16<>.  —  11)  D.  Deutaclien  am  Monte  Roaa. 
SB.  H.  1.  Zur  Geach.  d.  deutaclien  Gemeinden  im  Gebiet  dea  M.  Boaa  und  im  Oaaola-Thal. 
Z.  d.  Gea.  f.  Erdkunde  26,  173.  Vgl.  SB.  d.  Hiat.  Gea.  in  Berlin  yom  7.  Noybr.  1881.  — 
12)  Mem.  ator.  crit  cronol.  per  aerr.  a  una  monografia  del  com.  di  Centallo.  Montegiorgio, 
Bei  Belio,  1879.     108  S.    W*. 


l 


11,232  XXVU.     C.  Gf.  Oipolla: 

Notizen  über  die  Gemeinde  Centallo,  Prov.  Cnneo.  —  J.  Th.  Bent  *)  ver- 
danken wir  eine  Studie  über  Grobe  und  Verfall  der  Republik  Genua:  dafs 
hier  schon  im  Mittelalter  eine  fest  begründete  Merkantilverfassung  existierte, 
geht  aus  einer  sorgfältigen  Studie  von  Enr.  Bensa*)  hervor,  der  Urkunden 
benutzte,  die  Desimoni  mitgeteilt  hatte.  Bereits  vom  Ende  des  12.  Jh.  an 
existierten  in  Genua  Konsuln  far  die  Marine,  welche  in  Urkunden  des  folgen- 
den Jahrhunderts  erwähnt  sind.  Den  Konsuln  folgte  das  'Officium  Maris' 
nach,  von  dem  in  Urkunden  des  15.  Jh.  die  Rede  ist.  Das  'Officio  di 
Mercanzia'  wird  1301  erwähnt.  Das  'Officio  di  Garzaria'  hatte  immer  einen 
exceptionellen  und  zeitweiligen  Charakter  und  wurde  1313  mit  Jurisdiktion 
ausgestattet,  welche  erst  1441  beschränkt  wurde.  Die  Existenz  eines  be- 
sonderen Handelstribunals,  welche  Gust.  Lastig  behauptet  hatte,  leugnet  B. 
—  Seine  Arbeiten  über  die  Kirchengeschichte  Genuas  setzte  F.  Luxardo') 
fort.  Ihm  wird  vorgeworfen,  dafs  er  nicht  chronologisch  zu  Werke  gehe. 
Über  die  Stadt  Sospella  haben  wir  einen  historischen  Abriüs  von  Ag.  Pel- 
legrini-,^)  er  beruht  auf  Sigism.  Albertis  'istoria  della  cittä  di  S.*  (Torino, 
1728).  —  Besonders  die  Geschichte  der  Kirchen-  und  Bauwerke  von  Ra- 
venna  geht  eine  Arbeit  von  Giul.  Berti  ^)  an,  dem  auch  handschriftliche 
Quellen  zu  Gebote  standen.  —  Pomposa  ist  eine  Ortschaft  der  Prov.  Fer- 
rara  und  wegen  eines  sehr  alten  Klosters  berühmt.  Mit  ihr  beschäftigte 
sich  Silv.  Busmanti,^)  indem  er  den  traurigen  Znstand  darlegt,  in  welchem 
jenes  Gebäude  sich  befindet,  dessen  Inschriften  nebst  einer  Bibliographie  er 
mitteilt.  —  Um  das  Projekt  der  Zerstörung  der  Mauern  von  Bologna  zu 
verhindern,  veröffentlichte  Senator  Giov.  Gozzadiui^  die  Gosohichte  der- 
selben. —  Von  L.  Toninis^)  ^Geschichten  von  Rimini'  erschien  Bd.  IV  mit 
Appendix.  —  Giul.  Yanzolini^)  sammelte  mehrere  Arbeiten  über  metau- 
rische  Majoliken.  In  Bd.  I  ist  Pesaro  vom  18.  Jh.  an,  von  G.  P.  Passari, 
Urbino  von  L.  Pungileoni,  Oasteldurante  von  Gius.  Raffaelli  behandelt; 
Bd.  n  betrifft  Gubbio  von  Franc.  Ranghiaschi  Brancaleoni,  Fabriano 
von  Or.  Marcoaldi;  Ferrara,  Mantua  etc.  von  Gius.  Campori;  Bd.  ni 
enthält  i  tre  libri  dell'  arte  del  vasago'  von  Cipriano  Piccolpasso  während 
der  Zeit  Guidobaidos  IL,  Herzogs  v.  Urbino,  und  ^Notizie  intomo  al  fabbricare 
la  m^jolica  fina'  von  Gianandrea  Lazzarini  etc.  —  Ang.  Genolini^®)  ver- 
fafste  eine  Geschichte  der  Majolikamalerei,  in  der  er  nicht  sowohl  die  Ge- 
schichte der  Künstler  zu  erläutern  beabsichtigte,  als  vielmehr  die  Geschichte 
der  Kunst  an  sich  von  ihren  Anfängen  bis  zum  Verfall;  er  fügt  seiner  Arbeit 
bis  jetzt  unbekannte  Marken  und  Monogramme  bei.  —  Nat  Cionini^^) 
stellte  für  das  12.  Jh.  die  Reihe  der  Podestä  von  Sassuolo,  einer  Ortschaft 
im  Modenesischen,  zusammen. 


1)  CtaioA,  how  fhe  repablic  rote  and  feil;  wifh  eighteen  üloBtr.     London.    XX,    420  S. 

—  2)  Della  giorudmone  mercant  in  Gen.  nel  ME.:  A.  fpxaid.  27,  281.  —  3)  Saggio  di 
■tor.  ecclee.  genoT.  HL  GenoTa,  tip.  della  Gioyentü.  320  S.  —  4)  Baggnagli  »tor.  della 
dtU  di  Soap.  3.  ed.  Parma,  Ferrari,  1880;  56  S.  16»  Nicht  im  Bnchh.  —  5)  Soll'  antioo 
dnomo  di  Bay.  e  il  battisterio  e  l'epiMopio  e  il  Trioolo.   —   6)  Fompoea,  cenni  §tor.  Imola. 

—  7)  Le  mnra  ehe  cingono  Bologna.  BoL,  Bomagnoli;  48  S.  —  8)  Stör.  ciy.  e  aacra  rimin. 
T.  lY.  Bim.  nella  Signoria  dei  Malatesta.  F.  I  che  comprende  il.  b.  XIY.  Bim.  Albertini 
XXIY,  540  S.  —  Append.  di  docnm.  al  yol.  IV  della  stör,  di  B.  Ebd.  477  S.  —  9)  Istorie 
delle  &bbriche  di  mijoliche  metanr.  e  delle  attinenti  ad  eete.   Fesaro,  A.  Nobili,  1878.    3  toU. 

—  10)  Maioliche  ital.,  marche  e  monogramml  Milano.  —  11)  I  podesti  di  Saasaolo.  Fiaa. 
Vgl.  Giom.  arald.  1880.    H.  2  u.  3. 


I 


I 


I 


Itidien.  11,233 

Indem  wir  uns  nach  Toscana  wenden,  haben  wir  zuerst  Gh.  Triarte^) 
za  nennen,  der  ein  Bild  der  florentinischen  Geschichte  entworfen  hat,  wobei 
er  auch  aosfCthrlich  anf  Ldtteratur  und  schöne  Künste  eingeht,  in  der  Ab- 
sicht, die  von  Florenz  in  der  Geschichte  eingenommene  Stellang  darznlegen 
and  seine  wunderbare  Fruchtbarkeit  auf  dem  Gebiete  geistiger  Thätigkeit  zu 
zeigen.  Dagegen  faüst  L6on  Yerhaege  de  Naeyer')  denselben  Gegenstand 
anter  politischen  Gesichtspunkten  auf,  indem  er  die  politische  Geschichte 
von  Florenz  bis  zum  Fürstentum  darlegt  und  die  alte  Politik  der  neueren 
gegenüberstellt  Südwestlich  von  Florenz  liegt  die  kleine  Ortschaft  Gimignano, 
dessen  Geschichte  und  Altertümer  P.  Schönfeld  skizziert  hat.')  Sorgfältig 
and  mit  Unparteilichkeit  ist  das  Compendium  der  livomesischen  Geschichte 
von  Gius.  Piombanti^)  geschrieben,  obwohl  es  keine  Originalarbeit  ist. 

Den  Anfang  seiner  sehr  sorgfiLltigen  Studien  über  die  ndttelalterliche 
Geographie  von  Rom  veröffentlichte  Pasqu.  Adinolfi^):  er  behandelt  die 
Straisen  und  ihren  Zustand,  die  Häuser  der  hervorragenden  Familien,  Kirchen, 
Spitäler,  Gefängnisse  etc.  Seine  Notizen  sind  aus  einer  Unzahl  von  ver- 
öffentlichten und  nicht  veröffentlichten  Quellen  zusammengebracht  und  bilden, 
wenn  auch  nicht  immer  zutreffend  geordnet,  doch  ein  kostbares  Material. 
A.  umfafst  das  9.  bis  15.  Jh.  —  Die  Inschriften  über  Konsekrationen  von 
Kirchen  in  Rom  vom  9.  Jh.  bis  zu  unsem  Tagen  sammelte  Barbier  de 
Montault.  ®)  Dafs  verschiedene  Punkte  des  christlichen  Altertums  in  Rom 
während  des  Mittelalters  berührt  werden,  macht  einen  Artikel  über  die  archäo- 
logischen Studien  von  Gins.  Grimaldi,  Archivar  der  Valentiana,  deren 
Manuskripte  in  Rom,  Florenz,  Mailand,  Turin,  Paris  aufbewahrt  werden, 
wertvoll. '')  —  Auch  die  Familie  der  Grafen  Pecci,  welcher  Leo  X.  entstammt, 
18t  wieder  behandelt  worden.  ^) 

Von  nicht  grofsem  Werte  ist  die  Geschichte  der  Lehen  im  Neapoli- 
tanischen von  Nicola  Santamaria. ^)  — -  Feder.  Ciccaglione  >^)  schrieb 
korz  über  die  Hochzeitsgebräuche  desselben  Gebiets  bis  zum  Anfang  des 
19.  Jh.  —  Interessant  ist  die  Studie  über  das  geistliche  Gericht  in  Neapel 
Ton  F.  M.  Barba.^^)  Die  neapolitanische  Kurie  wurde  1175  von  Erzb. 
Sergios  n.  gegründet,  und  im  Archiv  derselben  werden  die  Sjnodal-Kon- 
stitütionen  von  1328  aufbewahrt  —  Die  Geschichte  von  Gaeta  von  0.  Gae- 
tani  d'Aragona^^)  ist  besonders  für  die  Neuzeit  wichtig.  —  Ihren  Fort- 
gang nimmt  die  Veröffentlichung  der  Facsimiles  nach  den  Hdss.  von  Monte- 
casino,  sowie  die  Geschichte  der  Special-Paläographie  jenes  Klosters,  welche 
wir  0.  Piscicelli   Faeggi^')    verdanken:    zur  longobardo - casinensischen 


1)  Florenee.    Paru,  BothMhild.    Enchien  in  2  AbteU. :  F.  1  184  S.,  P.  2  XU,  224  S. 

—  V^  JB.  m,  2,  265*.  —  2)  Floronce,  itade  politiqae,  Pttis.  —  3)  Westermaniifl  Mon.- 
Hflfte  58,  596 — 606.  —  4)  Compendio  stör,  popolare  della  citt&  di  Liy.  con  nn  app.  sugli 
nomini  Uliutri  LiToin.     Livoioo.    —    5)  Borna  neir  etä  di  mezzo.    I.    Borna,  Bocca;    444  S. 

—  6)  Isflcriptions  de  d^icace  d'^glisea  k  Borne,  Arra«.  —  7)  Eng.  Müntz,  Bi?.  Enr.  24, 
172  D.  381.  (Üben,  ans  d.  fra&z.  Original  in  Bibl.  des  &  fran^.  d'Ath.  et  de  Borne,  I, 
1877.)  —  8>  Calhiat,  ^de  hist.  snr  la  iamiUe  de  L«on  Xm.  Paria,  DUIet;  24  S.  — 
>gL  I  CoDÜ  Pecci  d'Argiano:  Oiorn.  arald.  it  1880,  H.  1  a.  2.  —  9)  I  feudi,  il  diritto 
fead.  e  la  loro  storia  neU'  Italia  meridionale.  Xapoli,  Marghieri.  Vgl.  ST.  1881,  2,  272.  — 
10)  Le  leggi  e  le  piü  note  oonaaetadini  che  regolarono  i  patti  niudali  nelle  prov.  nap.  in- 
UBzi  alla  pabblicasione  del  cod.   franc.  Napoli.  —  11)  Del  foro  ecdea.  in  Napoli.  Napoli.  — 

12)  Memorie  stör,  delln  dtU  di  Gaeta.    Milano,   1879;   VU,  248  S.  (Baccolta  Daagnon).  — 

13)  Pkleogiafia  artiatica  di  Montecaasino.  Monteoaaaino ,  1878.  (sie!  aber  erat  1881  er- 
■dufliieD.)  —  Vgl.  JB.  II,  2,  345  n.  unten  S.  225  n.  K.  XXXY. 


11,234  XXVIL     C.  Gf.  CipolU: 

Schrift  gehören  232  Codices,  von  718—1282.  Jetzt  ist  die  Transkription 
dieser  Schrift  beendet,  deren  höchste  Blüte  bis  zum  Aasgang  des  11.  Jh. 
dauerte;  nachher  verändert  sie  sich,  indem  sie  orientalischen  Einflnls  er- 
leidet —  Amalfi  hält  Matteo  Camera  i)  für  älter  als  das  4.  Jh.;  seine  Blüte 
beginnt  mit  dem  10.  Jh.  (erster  Herzog:  Sergio,  958),  in  Folge  der  Aus- 
dehnung des  Seehandels  mit  dem  Orient.  Es  fällt  1131  unter  Roger  und 
von  da  beginnt  sein  Verfall,  beschleunigt  durch  die  den  Pisanem  1137  zu 
verdankende  Plünderung.  Obwohl  der  Vf.  nicht  immer  mit  den  neuesten 
Studien  ganz  vertraut  ist,  so  ist  seine  Arbeit  doch  wegen  der  Benutzung 
von  handschriftlichen  Quellen  bedeutend;  ungenügend  jedoch  ist,  was  er  über 
die  Beziehungen  Amalfis  zum  Orient  sagt  —  Von  geringerer  Wichtigkeit 
ist  die  Geschichte  von  Mileto  von  Dom.  Taccone  Gallucci.*)  Der  Glanz 
von  Mileto  fällt  ins  11./ 12.  Jh.  Die  alte  Stadt  wurde  durch  Erdbeben  1783 
zerstört,  und  in  der  Nähe  entstand  eine  neue.  Zum  Bischofssitz  wurde  es 
1081  von  Gregor  YIL  erhoben.  Der  Vf.  behandelt  auch  die  kirchlichen 
Verhältnisse,  desgleichen  die  Geschichte  der  Diöccse.  Jetzt  hat  Mileto  4500 
Einwohner. 

Alte  sicilianische  Monumente  des  Mittelalters  besprach  Dom.  Sala- 
zaro. ')  —  Wilh.  Rossmann, ^}  welcher  1869  Sicilien  zusammen  mit  dem 
Erbprinzen  von  Sachsen-Meiningen  besucht  hatte,  gab  von  dieser  Reise  eine 
lebendige  Beschreibung,  doch  beging  er  mannigfache  historische  Irrtümer, 
auf  die  Ant  Salinas^)  aufmerksam  macht  —  Von  der  lateinischen  Schrift 
in  Sicilien,  von  welcher  es  Denkmäler  nicht  vor  dem  11.  Jh.  giebt,  handelte 
S.  V.  Bozzo. ^  —  V.  La  Mantia^  führt  auf  Romer,  Muselmänner, 
Griechen  und  Normannen  die  sicilianischen  Rechts  -  Gewohnheiten  zurück, 
welche  zu  den  Zeiten  Wilhelms  d.  Guten  und  Friedrichs  II.  erwähnt  werden, 
unter  den  Anjous  fortbestanden  und  vom  Vf.  1862  (Palermo)  veröffentlicht 
sind.  Jetzt  hat  er  sie  einer  genauen  Prüfung  unterworfen  und  unter  ein- 
ander verglichen,  indem  er  die  einzelnen  Städte  durchgeht  (Palermo,  13.  Jh.; 
Messina,  bestätigt  1129;  Catania,  14.  Jh.,  Syrakus,  14.  Jh.  etc.).  Auf  ähn- 
lichem Gebiete  bewegt  sich  W.  v.  Brünneck,^)  welcher  die  Texte  der 
Statuten  von  Palermo,  Messina,  Catania,  Syrakus  etc.  wieder  abdruckt  und 
eine  Darlegung  des  in  ihnen  herrschenden  Rechtssystems  vorausschickt,  in 
welcher  er  das  Familien-,  Erb-  und  Strafrecht  sowie  die  Gerichtsordnung 
u.  a.  behandelt.  —  Den  2.  Teil  seiner  zuerst  1874  erschienenen  Sammlung 
von  sicilianischen  Urkunden  veröffentlichte  Salv.  Cusa.^)  Die  jetzt  ver- 
öffentlichten sind  202  griechische  und  arabische  Kanzlei-  und  Notariats- 
Akten,  welche  vom  11.  bis  zum  17.  Jh.  gehen,  und  besonders  dem  11.  bis 
13.  Jh.,  der  höchsten  Blüteperiode  des  mittelalterlichen  Siciliens,  angehören. 
Das  arabische  Element   verschwindet  eher  als  das  griechische;    das    letzte 


1)  Mem.  stör,  diplomai.  dell'  antica  citti  e  dac.  di  Am.,  cronol.  ordin.  e  contin.  sino  a] 
MC.  XVni.  T.  U.  Napoli,  Forchheim  LXYm,  710  8.  (T.  I  1876.)  —  2)  Monografia 
della  dttk  e  dioe.  di  Mileto.  Napoli.  —  3)  Stadi  soi  monam.  doli'  It  merid.,  dal  IV  al  XHI 
B.  Napoli,  fasc.  23,  24.  —  4)  Vom  Gestade  d.  Kyklopen  u.  Sirenen.  Beisebiiefe,  Leipsig, 
1880.  2.  Aofl.  —  5)  A.  Btor.  sie.  N.  S.  6,  146.  —  6)  La  noetra  scrittara  e  le  tue  ftai  in 
Sic :  A.  Btor.  Bic.  N.  S.  5,  346.  —  7)  Codd.  di  leggi  rom.  6otto  i  luurbari.  Pal.,  VirxL  21  S. 
S)  SicilienB  mittelalterl.  Stadtrechte  nach  alten  Drucken  u.  Hdas.  m.  e  Einleit.  hng.  n.  dem 
Inhalte  nach  BjBtemat  daigest  Halle,  Niemeyer.  XLV,  246  n.  IV,  383  8.  —  Vgl.  o.  S.  66*. 
—  9)  I  diplomi  gred  e  arabi  di  Sic,  pobblic.  nel  tOBto  orig.,  trad  e  illuBtr.,  vol.  I,  parte  2, 
S.  505 — 862.  Palenno.  —  Einige  Leearten  möchte  Mich.  Amari  geändert  wiaaen:  Goltraa 
I,   323. 

/ 


/ 


Italien.  11,235 

arabische  Dokument  ist  von  1242.  Die  Urkunden  betreffen  die  politische 
Geschichte,  das  öffentliche  nnd  Privatrecht,  die  Topographie,  die  Ethnologie, 
die  Philologie  etc.;  2  Urkunden  beweisen,  dafs  Graf  Roger  die  geistliche 
Jurisdiktion  ausübte.  Mich.  Amari^)  veröffentlichte  die  arabischen  Orab- 
inschriften  Siciliens  und  die  arabischen  Inschriften  des  königlichen  Palastes 
in  Messina.  —  Derselbe  Amari')  veröffentlichte  die  italienische  Übersetzung 
seiner  schon  im  Original  herausgegebenen  Sammlung  arabischer  Chronisten, 
welche  die  Geographie  und  Geschichte  Siciliens  behandeln.  Umfaüst  ist  die 
Zeit  vom  7. — 13.  Jh.  mit  reichen  politischen,  litterarischen  nnd  geographischen 
Notizen.  Die  Muselmänner  liebten  die  Insel  besonders.  'AI  Muquaddasi' 
schrieb:  %icilien  ist  eine  grofse  und  schöne  Insel  und  die  Muselmänner  be- 
sitzen keine  edlere  und  bevölkertere  als  diese,  noch  eine,  welche  sich  einer 
gröüseren  Zahl  von  Städten  rOhmt'  Das  Werk  ist  mit  zahlreichen  An- 
merkungen sowie  mit  Indices  und  Glossarium  ausgestattet  Luigi  Baffi^) 
schrieb  über  Taranto  und  Ign.  de  Blasio^)  überAlcamo.  —  Mehrere  kurze 
Monographieen  über  verschiedene  alte  sicilianische  Kirchen  wurden  von  An- 
tonino  Mongitore^)  veröffentlicht:  z.  B.  S.  Barbara,  die  Oberkirche  am 
kgL  Palast  etc.  —  Raff.  Solarini^^  hat  als  Anfang  einer  Arbeit  über  die 
Städte  des  Bezirks  Monaci  die  geographische  und  natürliche  Lage  des  Landes 
beschrieben.  —  Inzwischen  trug  Gins.  Castronovo  zur  Geschichte  von 
Monte  di  Ginüano  bei,  indem  er  biographische  Notizen  über  berühmte  dort 
gebürtige  Männer  veröffentlichte.^ 

II.  Die  Barbaren. «)    (V— XI.  Jh.) 

Für  die  erste  Epoche  der  mittelalterlichen  italienischen  Geschichte 
wollen  wir  zuerst  aus  dem  J.  1880  Bartolinis  Gesamtdarstellung  derselben 
nachträglich  nennen.^)  Der  Fortsetzung  der  bekannten  Arbeit  der  Mönche 
von  Montecasino^<>)  wird  entgegen  gesehen.  Der  neue  Band,  den  sie  der 
Erläuterung  ihrer  Bibliothek  widmen,  enthält  die  Beschreibung  der  Codd.  n. 
162—246.  Er  zerfällt  in  2  Teile;  der  erste  ist  für  den  Katalog  nnd  die 
paläographische  und  bibliographische  Beschreibung  der  einzelnen  Hdss.  be- 
stimmt nnd  der  zweite  enthält  die  Nachlese.  Jeder  Codex  ist  auf  den 
Tafeln  der  Facsimiles  dargestellt:  für  uns  sind  besonders  die  Notizen  über 
Paulas  Diaconns  (cod.  n.  175)  wichtig,  von  dem  ein  bis  jetzt  nicht  heraus- 
gegebener Kommentar  über  die  Regel  des  hl.  Benedikt  aus  dem  erwähnten 
Codex  veröffentlicht  wird.    —    Die  'lex  romana',   die  nach  dem  Codex  von 


1)  Le  epignfi  anb.  di  Sic.  trawar.,  tnd.  e  illnstr.,  p.  II  (T.  I  betrifft  die  Hacriziom 
edili').  —  Sa  le  iacrisioni  arab.  del  Palazzo  reg.  di  Mesnna.  Borna.  S.  oben  S.  S26*-*.  — 
2)  Bibliot  arabo-sicula,  osaia  raccolta  di  testi  arab.  che  toccano  la  geogr.,  la  stör.,  Ja  biogr. 
•  la  bibliogr.  della  Sic  Torino  e  Borna,  Löscher.  Vol.  II,  835  S.  (Über  VoL  I  ygL  JB. 
in,  2,  251.)  —  3)  Bicerche  snlla  orig.  del  fondatore  della  cattedra  epiac.  di  Taraoto  ed  altro 
ehe  intereaaa  la  storia  della  medeftima  Chiesa.  Taranto,  1880.  —  4)  Della  opnlenta  cittit  di 
Aleamo.  Ale,  Bagolino.  4<>.  (Erech.  in  Lfgn.)  1880.  —  5)  Effemer.  Sicü.  S.  T.  10,  282; 
II,  93  (nach  e.  MS.  der  Kommonalbibl.  von  Palermo).  —  6)  I  comoni  del  drcondario  di 
Monaci.  Ebd.  11,  134.  —  7)  Erice,  oggi  Monte  di  Gialiano  in  Sicilia.  Palermo  (parte  3: 
Botuie  biogr.,  arald.,  artiBt,  namism.,  epigrafiche).  —  8)  Vgl.  JB.  m,  2,  249^.  —  9)  S.  o. 
&  24^.  —  10)  Biblioth.  CaainenBis  sen  codicnm  mss.  qni  in  tabnlario  casin.  aaservantnr  aeriea 
per  pagiwaa  siogillatim  enndeata  notii,  character.  npeciminibiiB  ad  ungnem  exemplatia  aacta  cnra 
et  ftodio  Monach.  Ord.  S.  Benedicti  abbatiae  Montia  Casiiii.  Ex  typia  Gaain.  1880  (aber  1881), 
t  lY,  307,  438  S.     Vgl  u.  E..  XXXV. 


n,236  XXVn.     C.  Qf.  CipolU: 

Udine,  ans  dem  sie  zuerst  gedruckt  ist,  ütinensis  heifst,  soll  nach  Fr.  Schupf  er  i) 
in  Italien  im  10.  Jh.  verfiibt  sein,  während  man  sie  bisher  meist  in  Kurr&tien 
entstanden  sein  lieÜB.  Für  die  erste  Zeit  des  Mittelalters  ist  interessant  der 
bibliogr.  Abrifs  der  Quellenkunde  von  Am.  Schäfer,*)  obwohl  Seh.  nicht 
immer  genügend  auf  die  kritischen  Fragen  über  die  Zusammensetzung  einiger 
unter  diesen  Quellen  hinweist.  Er  kommt  bis  zum  6.  Jh.  und  bespricht  den 
Anonym.  Yales.,  den  Anon.  Cuspin.,  den  Jordanes  etc.  —  Die  Beziehung 
Theodorichs  d.  (Tr.  zum  byzantinischen  Reich  hat  KleifsM)  dargelegt  — 
Über  Boäthius  hat  Yinc.  Di  Giovanni^)  seine  Schriften  gesammelt,  indem  er 
ihn  speziell  als  Philosoph  behandelt:  im  Appendix  spricht  *er  über  einen  Codex 
von  ^de  consolatione'  in  Palermo.  —  Die  Frage  der  Echtheit  der  Geometrie 
des  Boethius  hat  mit  Beziehung  auf  den  Ursprung  der  Zahlenzeichen 
Weifsenborn^)  erörtert.  —  Eine  Münze  des  Totilas  hat  sich  in  dem 
Göthehügel  bei  Sesenheim  gefunden.^)  —  Giov.  Marinelli^  versteht  unter 
'geografia  patristica'  diejenige,  welche  vom  4.^5.  Jh.  bis  1000  geht.  Ejr 
erläutert  die  in  jener  Zeit  gemachten  Reisen,  über  welche  es  leider  nur  zu 
wenig  Nachrichten  giebt,  weil  sie  hauptsächlich  von  Mönchen  und  nur  zu 
religiösen  Zwecken  unternommen  wurden.  Die  Geographie  hat  nach  ihm  nur 
geringe  Fortschritte  gemacht:  die  bis  zum  Ende  des  römischen  Reichs  ver- 
breitete Kartographie  verschwindet.  Die  Karten  vom  6.  — 11.  Jh.  sind 
äufserst  roh  und  die  vom  12.  u.  1$.  Jh.  etwas  verbessert.  —  E.  Mühl- 
bacher^)  prüft,  in  wieweit  Privaturkunden  dazu  dienen,  die  offiziellen  Daten 
des  Anfangs  und  des  Endes  der  italischen  Herrschaft  König  Bernhards  zu 
bestimmen  (Anfang  Frühling  813,  Ende  März  818,  noch  vor  B.s  Terurteilung). 
—  Von  13  Urkunden  Berengars  L  von  Friaul  teilte  A.  v.  Jaksch')  die 
Regesten  mit.  —  Alf.  Huber  ^<^)  untersuchte  die  Grenzen  des  longobardischen 
Reichs,  ^^)  die  noch  im  9. — 11.  Jh.  unverändert  blieben,  in  den  Provinzen 
Verona  und  Trient,  wobei  er  sich  besonders  auf  die  Beschreibung  der 
fränkischen  Expedition  d.  J.  590  von  Paulus  Diaconus  stützte  (Lang.  3,  31). 
Venetien  betreffen  Vinc.  Padovans^^)  Nachträge  zu  seinem  Werk 
über  die  venetianischen  Münzen,  in  welchen  er  u.  a.  von  einem  Denar  Lud- 
wigs d.  Frommen  spricht.  Viele  andere  Notizen  sowie  eine  Urkunde  be- 
ziehen sich  auf  die  folgenden  Jahrhunderte  bis  zum  Schlufs  der  Münze. 
C.  A.  Rosada^*)  vollendete  die  Übersetzung  von  H.  Simonsfelds  Arbeit  über 
die  Abfassung  der  Cronaca  altinate.  —  Paolo  Rotta^^)  sprach  von  der  Ba- 
silika der  S.  Maria  Maggiore,  einer  der  ältesten  Kirchen  in  Mailand,  welche 
ursprünglich  die  erste  der  Stadt  war.  Jetzt  wiederaufgebaut,  enthält  sie 
nichts,  was  älter  als  das  14.  Jh.  ist.  —  Aus  P.  Talinis  gesammelten 
Schriften  ^^)  gehört  hierher  auCser  einer  Studie   über  die  Basilica  S.  Pietro 


1)  La  legge  rom.  Udinenae:  Atti  deirAcad.  dei  Line.  III.  S.  7,  47 — 103.  —  2)  Abrifs 
d.  QaeUenknnde  d.  griech.  u.  rom.  Qesoli.  Leipz.,  Teubner.  Abteil.  II.  199  S.  —  3)  JB.  d.  0.- 
Kealsch.  in  Odrk.  —  4)  Seyer.  Boezio  filos.  e  i  saoi  imitatori,  Palermo.  —  5)  Zar  Boeth.- 
Frage.  Progr.  d.  Bealach.  in  EiBenacb  (No.  570).  ~  6)  EBIGV.  1880,  S.  56.  —  7)  La 
Geografia  e  i  Padri  della  Chiesa:  Boll.  deUa  Soc.  Qeogr.  ital.,  II.  S.  7,  472  a.  532.  ~ 
8)  MIÖQ.  II,  296 ;  a.  o.  S.  16^  —  9)  Uned.  Diplome,  e.  o.  S.  12^  —  10)  MIÖG.  n,  367  £, 
0.  o.  S.  138'.  —  11)  Dieses  betrifft  Boretias,  Cap.  reg.  Franc,  (o.  S.  10^),  sowie  e.  nns 
nicht  niber  bekannte  Abbdl.  yon  Frosch ko:  Desid.  und  der  Untergang  des  Longob.-Beichs. 
(Progr.  der  Handelasch,  yon  Kremsmttnster.)  —  12)  Addicioni  ed  emendasioni  alla  nammo- 
grafia  yenee.:  A.  Yen.  21,  121,  249;  22,  289.  Vgl.  JB.  II,  2,  278.  —  13)  La  cronaca  alti- 
nate: A.  Yen.  21,  167;  (ygl.  19,  294).  —  14)  Solle  sette  basiliche  stuionaU  di  MiL  Mi- 
lano,  tip.  dal  Biformat  Fatronato.  Cmc.  1.  62  S.  —  15)  Scritti  di  stör,  e  d'arte  Mi).,  Dn- 
molard.     YUI,  359  S.     16^ 


Itriien.  n,237 

in  Ciel  d'Oro  in  Pavia,  ^)  die  umfangreiche  Lebensbeschreibung  der  hll.  Epi- 
phanias und  Ennodins,')  welche  das  Bistum  Pavia  unter  Odoaker  und  Theo- 
dorich innehatten,  und  deren  Thätigkeit  bewirkte,  die  siegreichen  Könige 
der  Kömer  zu  besänftigen;  vor  ihnen  war  Pavia  (Ticinum)  nur  'civitatula\ 
—  G.  Yassallo^)  setzt  die  Einweihung  der  in  der  Folge  neugebauten  Ea- 
thredale  von  Asti  auf  1096  an.  — 

Die  Krypten  der  alten  Kirchen  von  Ravenna  sind  nach  Corr.  Ricci^) 
später  als  diese,  während  sie  fär  gleichzeitig  gehalten  wurden.  Derselbe^) 
ist  der  Ansicht,  daüs  eine  goldene  1854  in  Ravenna  aufgefundene  Rüstung 
fälschlich  dem  Odoaker  zugeschrieben  werde;  sowohl  der  Metallreichtum  als 
auch  der  Ort,  an  welchem  sie  gefunden  wurde,  widersprächen  dem:  sie  rühre 
¥on  Theodorich  her.  —  Eine  nachgelassene  Publikation  von  Ges.  Gampori^) 
enthält  einige  Aufsätze,  welche  wir  hier  nur  dem  Titel  nach  erwähnen. 

Ober  die  mittelalterliche,  suburbanisch -römische  Topographie  hat  G. 
Tomasetti^  seine  sorgfältigen  Untersuchungen  fortgesetzt  —  Die  Register 
Johanns  VUL  betrifft  eine  Arbeit  0.  Levis.  ^) 

Hinsichtlich  des  Neapolitanischen  veröffentlichte  Bartol.  Gapasso^) 
für  die  dortige  historische  Gesellschaft  die  Sammlung  der  alten  neapolitanischen 
Geschichtsquellen,  das  ^Ghronicon  ducum  et  principum  Beneventi,  Salemi  et 
Capuae  et  ducum  Neapolis';  letzteres  ist  aus  der  Ausgabe  der  Monumenta  0er- 
maniae  reproduziert,  aber  ein  Appendix  über  die  byzantinischen  Kaiser  aus 
dem  God.  Gasin.  353  hinzugefügt.  Der  Druck  des  'Ghronicon  episcoporum 
8.  Neapolitanae  ecclesiae  iterum  ad  fidem  God.  Yatic.  editum'  ist  unabhängig 
und  gleichzeitig  mit  demjenigen,  welcher  schon  1878  in  den  Script,  rer.  Lang, 
et  Ital.  veranstaltet  wurde.  In  dem  'Appendix  monumentorum  ad  chronica 
ducum  et  episcoporum  Neäpolitanorum'  sind  enthalten:  'epistolae  pontif. 
Romanorum'  (aus  Jaffi6  und  Mansi),  ^documenta  quaedam  ab  a.  763  ad  a. 
874'  (eine  Urkunde  v.  839  ist  unediert,  die  andern  drei  werden  nach  er- 
neuter Lesung  der  Hdss.  mit  Lesarten  reproduziert),  'Acta  Sanctorum'  (darin 
auch  das  berühmte,  1742  entdeckte  'Kalendarium  neapolitanum  marmoreum' 
reproduziert)  und  'Varia'  (Anecdota  aus  der  heiligen  und  profanen  Geschichte, 
von  denen  keins  unediert  ist).  —  Matt.  Gamera^^)  lieferte  einen  Beitrag 
zur  Numismatik  von  Gaeta. 

Sicilien  betrifft  die  Geschichte  eines  Betrugs,  die  Bart  Lagumina^^) 
gab  durch  Erläuterung  des  sogenannten  Godex  Martinianus  in  der  Nationalbibl. 
von  Palermo,  welchen  im  vorigen  Jahrhundert  Oius.  Vella  aus  einem  arabisch- 
sicilischen  Godex  übersetzt  haben  wollte,  den  er  erfunden  hatte;  der  Betrug 
wurde  damals  auch  entdeckt.     Der  Godex  enthält  ein  Leben  Mahomets.  — 


1)  8.  121.  —  2)  S.  178.  YgL  JB.  m,  1,  148  t  —  3)  Duo  epigrafi  oeUa  cattodnle 
d*Afti:  A.  ator.  ital.  IV.  Ser.  7,  415.  —  4)  Le  eripte  di  Ray.,  in  seinen:  Note  itcnr.  e  lette- 
rar.  (Bologna,  Zanichelli.  179  S.  16<>.)  S.  147.  —  5)  Una  corazza  d'oro:  ibid.  S.  63.  Vgl. 
JB.  U,  2,  264^.  —  6)  Memoiie  patrie,  stör,  e  biogr.  Modena.  Darin:  *1  Longob.  nel  Mo- 
deneae';  *Leodoino  riedificatore  di  Mod.',  *Statati  della  Mirandola'.  —  7)  Bella  campagna  ro- 
niana  nel  medioeTO,  im  Arcb.  della  soc.  rom.  di  storia  patria  lY,  217  (cfr.  IH,  381).  — 
8)  S.  o.  S.  187^.  —  9)  Monamenta  ad  Keapolitani  dncatoB  biatoriam  pertinentia  (Soc  Napol. 
di  ctor.  patr.  Monamenta  ser.  I:  cronacbO)  yol.  I,  Napoli),  mit  vielen  Facsim.  —  10)  Una 
moneta  iaed.  di  Gaeta  del  X  sec  Kap.,  Forchbeim.  7  S.  u.  e.  Taf.  —  11)  II  falso  Codice 
araboHsicnlo:  A.  stör.  sie.    N.  S.    V,  233  ff.,  u.  sep.:  Palermo,  Yini.    84  S.    Vgl.  o.  S.  210*. 


11,238  xxYn.  a  Gt  CipoiU: 


III.  Blüte  des  Städtewesens.    (l  Comnni,  XI.— XIV.  Jh.) 

Ein  magliabecchianischer  Codex  enthielt,  wie  man  annahm,  die  arabischen 
Zahlenziffern  in  Schriftzügen  des  11.  Jh.  Ges.  Paoli^)  zeigt  jedoch,  dafs 
der  Qnaternio  mit  den  genannten  Ziffern  später  als  der  andere  Teil  des 
Codex  und  vielmehr  aus  dem  13.  oder  14.  Jh.  ist,  und  zwar,  wie  es  scheint, 
von  englischer  Hand.  —  Bei  dem  Tode  Honorins'  II.  warf  sich  Kard.  Pietro 
di  Leone  als  Anaclet  II.  zum  Gegenpapst  gegen  den  rechtmäfsigen  Papst 
Innocenz  n.  auf:  dafs  dies  Schisma,  das  mehrere  Jahre  dauerte,  besonders 
Dank  der  Thätigkeit  des  hl.  Bernhard   aufhörte,    zeigte  E.   Am^lineau. ^) 

—  A.  D'Ancona')  hat  in  Fortsetzung  einer  früheren  Arbeit^)  neue  Studien 
über  die  mittelalterliche  Legende  vom  ewigen  Juden  gemacht,  soweit  sie 
Italien  betrifft  und  dabei  auch  zwei  sicilianische  Oberlieferungen  veröffent- 
licht. —  Von  Nutzen  für  die  Geschichte  des  13.  und  14.  Jh.  ist  die  Ver- 
öffentlichung von  Dichtungen  aus  der  Anfangszeit  der  italienischen  Poesie, 
und  auch  die  Kataloge  von  Handschriften  derartigen  Inhalts  haben  Wichtig- 
keit So  haben  Ad.  Bartoli  und  Tomm.  Casini<^)  einen  bis  jetzt  noch 
nicht  vollständig  ans  Licht  gezogenen  palatinischen  Codex  des  13.  Jh.  ab- 
gedruckt, welcher  Dichtungen  enthält,  die  dem  Petrus  de  Vineis,  dem  König 
Enzio  und  Friedrich  n.  zugeschrieben  werden.  Ebenfalls  Casini^)  sammelte 
die  Dichtungen  bolognesischer  Autoren  des  13.  Jh.,  denen  einige  unedierte 
Stücke  beigefügt  sind.  —  Aless.  D' Anco  na  und  Dom.  Comparetti*^  voll- 
endeten die  Ausgabe  der  berühmten  vatikanischen  Liedersammlung,  von  der 
Bd.  I  vor  sechs  Jahren  erschienen  war.  —  Adolfe  Bartoli®)  hatte  1879 
die  Publikation  des  Kataloges  der  italienischen  Hdss.  der  Nationalbibliothek 
von  Florenz  begonnen  und  mit  den  Codd.  der  Magliabecchiana  —  Sekt.  Poesie 

—  den  Anfang  gemacht.  Jetzt  ist  Bd.  IV  vollendet.  Ein  daselbst  mitge- 
teiltes Anekdoton  wird  in  der  Folge  zu  erwähnen  sein. 

Nach  der  gewöhnlichen  Meinung  ist  die  Vorderseite  des  Hauptaltars  von 
S.  Marco  in  Venedig  aus  dem  14.  Jh.  und  von  byzantinischer  Hand,  nach 
Ant  Pasini ^)  wäre  sie  aus  dem  13.  Jh.  und  von  der  Hand  venetianischer 
Goldschmiede.  —  Ant.  Baracchi^^)  vollendete  seine  Publikation  der  Ur- 
kunden des  11.  und  12.  Jh.  aus  dem  Archivio  notarile  in  Venedig,  die  mit- 
geteilten Nummern  119 — 31,  von  1197  an,  sind  alles  Privatakten,  fast  sämt- 
lich in  Rialto  (Venetien)  ausgestellt  und  nur  sehr  wenige  anderswo  (Aquileia, 
Torcello,  Treviso).  —  P.  Des.  Pasolini,  ^i)  der  eine  frühere  Arbeit  Ober  die 
alten  Beziehungen  zwischen  Venedig  und  Ravenna  fortsetzt,  ^')  veröffentlichte 
jetzt  Dokumente,  von  denen  er  schon  Auszüge  gegeben  hatte,  vollständig, 
aufserdem  eine  Anzahl  neuer,  die  dem  Staatsarchive  von  Venedig  entnommen 
sind.     Das  erste,  v.  3.  Dez.  1234,  ist  ein  Handelsvertrag  zwischen  Venedig 


1)  Un  codice  magliabecchiano  con  dfre  arab.  supposto  del  sec.  XI:  A.  stör,  it  lY.  Ser. 
8,  277.  —  2)  BOH.  80,  47;  s.  o.  S.  190«.  —  3)  Le  Joif  emmt  en  It  aa  XUL  s.:  So- 
mania  10,  812.  —  4)  N.  Antol.  ISSO,  1.  Okt  —  5)  II  caoxoiiiere  palat.  418  della  Bibl. 
Nasion.  di  FireuBe:  Ihropngnatore  14,  1,  280  a.  2,  63.  —  6)  Le  rime  dei  poeti  bol.  del 
aec.  XIII  laoc.  ed  ord.  Bologna.  —  7)  Le  ant.  rime  Tolgari  secondo  la  lezione  del  Cod.  Vat 
8739.  Bologna:  II  foI.  —  8)  I  MSS.  ital.  della  bibliot.  naz.  di  Firenze.  Ser.  I:  Poosia, 
tomo  II.  —  9)  Sul  frontale  doli'  altar  maggiore  in  S.  Marco  di  Yen.  Yenezia.  —  10)  Le 
carte  del  miUe  e  millecento  che  si  conserr.  nel  r.  Arch.  Not.  di  Yen.:  A.  Yen.  21,  106;  22, 
318.  —  11)  Docomenti  rigaardanti  antiche  relazioni  fra  Yenezia  e  Bayenna.  Imola.  —  12)  S. 
A.  ator.  it  1870—74. 


Itriien.  n,239 

and  Ravenna;  das  letzte,  von  1629,  ist  ein  Breve,  worin  Clemens  YII.  Ve- 
nedig wegen  des  Beschlusses,  ihm  Ravenna  and  Cervia  znrückzngebön,  be- 
glackwünscht.  Eine  Urkunde  von  1452  beweist,  dafis  die  Yenetianer  damals 
für  Ravenna  eine  neue  besondere  Mflnze  zu  prägen  beschlossen  (das  ^mezzo* 
qoattrino',  neben  dem  schon  existierenden  'quattrino').  —  Kostbar  für  die 
Geschichte  der  venetianischen  Miliz  sind  die  von  6.  Di  Sardagna^)  heraus- 
gegebenen und  scharfeinnig  erläuterten  Urkunden,  obwohl  sie  nur  einige 
Seiten  jener  wichtigen  Materie  und  lediglich  das  13.  und  14.  Jh.  betreffen. 
Die  mitgeteilten  Dokumente  (1 — 52)  umfassen  die  Jj.  1289 — 1382.  —  Das 
Magazin  der  deutschen  Kauflente  in  Venedig  und  die  Lage  der  Deutschen 
daselbst  besprach  0.  B.  Milesio  in  einer  1715  geschriebenen  und  jetzt  von 
Georg  Thomas')  herausgegebenen  Arbeit.  —  Eine  populäre  Darstellung 
hat  man  von  Marco  Polos  Leben.  ^)  —  Für  Padua  sowohl  wie  für  die  ve- 
netianischen Provinzen  überhaupt  ist  von  der  höchsten  Wichtigkeit  die  Samm- 
lang von  paduanischen  Urkunden  vom  6.  Jh.  bis  zum  Frieden  von  Constanz 
(25.  Juni  1183),  welche  Andr.  Gloria^)  nunmehr  vollendet  hat  Die  Samm- 
lang umfafst  fast  1900  Aktenstücke.  Auch  in  dem  letzten  Bande  geht  61. 
Ton  seiner  Publikationsmethode  nicht  ab,  indem  er  wenig  bibliographische 
Notizen  giebt,  besonders  über  frühere  Veröffentlichung  der  Urkunden  schweigt 
and  nicht  immer  angiebt,  ob  diese  zum  erstenmale  herausgegeben  werden 
oder  nicht  Beigegeben  ist  eine  Karte  der  Provinz  Padua  von  der  römischen 
Zeit  bis  zum  Frieden  von  Constanz.  Zur  Erläuterung  derselben  dient  eine 
andere  Arbeit  desselben  Vf.,  in  der  die  Karte  mit  den  Urkunden  in  Über- 
eiuscimmong  gesetzt  wird.  ^)  Der  Vf.  hat  seine  Dokumente  mit  grofser  pa- 
Iftographischer  Oeschicklichkeit  den  ältesten  Urkunden  und  Quellen  entnom- 
men; bei  Verschiedenheit  der  Lesarten  enthält  er  sich  im  allgemeinen  der 
Controverse.  Reiche  Indices  schliefsen  den  Band.  —  Der  hl.  Antonius  von 
Padua  wurde  im  Abri(s  erläutert  vom  Abt  Arbellot^)  —  Was  Vice^nza 
betrifft,  so  klärt  Bern.  Morsolin^)  die  Legende  vom  Ursprung  des  Hauses 
Tnssino  auf,  welche  zu  den  Zeiten  Friedrichs  U.  entstanden  sein  soll,  der 
dieser  Familie  ein  Privileg  bewilligt  habe.  Er  weist  sie  jedoch  dem  16.  Jh. 
ZQ.  —  Gf.  Biant^)  prüfte  eine  vicentinische  Reliquie,  indem  er  ihren  Ur- 
sprung in  den  4.  Kreuzzug  (Plünderung  Konstantinopels  1204)  verlegt;  sie 
sei  geraubt  von  einem  der  ^sancti  praedones'.  —  Für  Verona  machte  Ref.  ^) 
anf  einen  bis  jetzt  unbekannten  Maler  aufinerksam  und  veröffentlichte  zwei 
alte  ländliche  Inschriften  (12. — 13.  Jh.),  deren  erste  einige  Wichtigkeit  für 
die  Geschichte  der  Oemeindeverfassung  hat 

In  Mailand  war  die  Adelspartei  anläfslich  der  Kämpfe  zwischen  Hein- 
rich IV.  und  dem  Papsttum  so  geschwächt,  daüs  sie  sich  mit  der  schon  or- 
ganisierten Bürgerschaft  zu   einer  ^Commune'  zusammenzuschlielsen  genötigt 


1)  Momorie  di  soldati  iatriani  e  foreftieri  che  militayano  nelF  Istria  allo  itipendio  di 
Yen.  Bei  sec  XUI  e  XIV:  Archeografb  triest   N.  S.   7,  285  f.  YgL  JB.  lO,  2,  144«;  26S*. 

—  2)  S.  o.  S.  77*.  —  3)  Yidal-Lablache,  M.  Polo,  e.  tempe  et  t.  rojages.  Fteia, 
Haduitte,  1S80.  192  S.  (Bibl.  de  la  jean.  cbi^t)  Ygl.  Rabaud:  ST.  14,  841.  —  4)  Cod. 
diplom.  padoT.  dalF  a.  1101  aUa  pace  di  Cost  Parte  U  (634  S.},  Yenesia  (B.  Depat  Yen.  di 
stör.  patr.  YD).  Ygl.  JB.  II,  2,  269i.  —  5)  S.  o.  S.  228».  —  6)  Kotioe  aar  s.  Ant  de  Fad. 
en  LimoofliD.  Paris,  Haton.  72  S.  —  7)  Ricordi  stör,  di  Triss.  (Ina  leggonda  arald.  Yic 
Vioena,  Barato.  XX,  217  S.  16^.  —  B)  Della  iscrizione  „her.  minne*'  incisa  sulla  leliqoia 
deUa  s.  Croce  donata  dal  yasc.  Pietro  Dandolo  alla  Chiesa  Cattedr.  di  Yic,  trad.  daY.  Barri- 
e  he  IIa.    Yicenza,  Staider.   16  S.  (Aus  d.  M£m.  de  la  Soc.  nat.  des  Antiquaire  de  France  XI.) 

—  9)  Ognibene  pittore  Teron.  del  sec.  XIII:  A.  Yen.  21,  143;  n. :  Iscriiioni  medioey.  nella 
duesa  Parroch.  di  Cipano:  ebda.  22,  438. 


11,240  XXVn.   C.  Gf.  CipolU: 

war.  Diese  ist  zuerst  nach  E.  Anemüller^)  bezeugt  in  einer  Inschrift,  die 
nach  einer  Vorlage  ans  dem  J.  1098  gemacht  ist;  sodann  in  einer  Urkunde 
vom  13.  Juli  1100.  Das  erste  Zeugnis  einer  litterarischen  Quelle  ist  das 
des  Land.  jun.  c.  7,  wo  die  Bildung  einer  Art  Parlament  der  verschiedenen 
Stände  deutlich  erkennbar  sei.  Ständige  jährliche  Konsuln  finden  sich  erst 
seit  1116,  unter  dem  republikanischen  Erzbisch.  Jordan.  Denn  bis  dahin 
hatte  die  Adelspartei  geherrscht,  d.  h.  die  Feudalaristokratie  und  die  mehr 
und  mehr  mit  ihr  verschmelzenden  Bürgergeschlechter.  In  Cremona  gab 
es  1118  und  20  noch  keine  Konsuln,  sondern  erst  von  1128  ab. 

0.  Lohe')  prflfte  die  Komposition  der  Ann.  Mediol.  und  des  'Liber 
tristitiae  et  doloris'  in  Bezug  auf  die  Frage  über  die  Kapitulation  von  Mai- 
land, das  sich  1162  an  Friedrich  L  ergab:  er  glaubt,  daüs  der  Verrat  Scacca- 
barozzos,  welcher  in  dem  Lib.  trist  erwähnt  ist,  sich  nicht  aufrecht  erhalten 
lasse.  Ref.')  scheinen  L.s  Beweise  nicht  überzeugend.  —  Einen  ähnlichen 
Gegenstand  behandelt  ein  Aufsatz  W.  v.  Gieseb rechts^)  und  ein  anderer 
vom  Ref.^)  über  die  ursprüngliche  Form  der  Ann.  Mediol.  minores  und  die 
gegenseitige  Einwirkung  zwischen  Sire  Raul  und  dem  'Liber  tristitiae'.  — 
Erc.  Ricotti^)  wendet  sich  gegen  eine  vor  Jahren  von  Franc.  Bartolini  ge- 
äufserte  Meinung  und  ist  der  Ansicht,  dafs  die  Schlacht  bei  Legnano  nicht 
nur  für  die  Kirche,  sondern  auch  für  die  Gemeinden  wichtig  gewesen,  welche 
sich  infolge  derselben  in  ihrer  Unabhängigkeit  befestigt  hätten.  Wenn  die 
in  Constanz  erreichten  Vorteile  geringer  waren,  als  man  erwarten  konnte,  so 
war  das  die  Wirkung  der  von  Friedrich  I.  nach  der  Schlacht  befolgten  Po- 
litik, welche  andererseits  auch  den  Vorteil  der  Versöhnung  zwischen  Friedrich, 
Alexander  DI.  und  Alexandria  brachte.  —  Infolge  der  Niederlage,  die  Otto 
Visconti  zu  Gorgonzola  am  25.  Okt.  1260  erlitt,  exkommunizierte  er  die 
Lodenser:  dies  bis  jetzt  unbekannte  Faktum  geht  aus  zwei  von  Ces.  Vig- 
nati?)  herausgegebenen  Urkunden  von  1284  hervor,  welche  sich  auf  die 
von  Bemard,  Bisch,  von  Porto  und  päpstlichem  Legaten,  bewilligte  Abso- 
lution beziehen.  —  Wiederveröffentlicht  ist  P.  Talinis  Arbeit  über  Lanfranc 
V.  Pavia.  ^)  —  Der  Chor  von  S.  Fedele  in  Como  ist  ein  interessantes 
Bauwerk  des  lombardischen  Stils:  in  geringem  Mafse  verändert  wurde  er  in 
seiner  früheren  Anlage  wieder  hergestellt,  wie  eine  Beschreibung  von  V.  Ba- 
relli»)  lehrt. 

Die  Fragen,  welche  die  Gräfin  Adelheid  betreffen,  wurden  neuerdings 
von  L.  Provana  di  Collegno^<>)  untersucht,  welcher,  gegen  Terraneo,  die 
Glaubwürdigkeit  der  bekannten  Schenkung  verteidigt,  die  am  29.  Dezbr. 
1035  (1034)  Mkgf.  Odo,  Gräfin  Adelheid  und  Gf.  Humbert  zu  Gunsten  des 
Klosters  S.  Giusto  machten.    Pr.  di  C.  giebt  nur  zu,  daüs  einige  Änderungen 


1)  Oetch.  der  Verfus.  MaiLe  in  d.  J.  1075-1117.  Kebat  e.  Anh.  fib.  d.  Konsnltt  sn 
Cremona.  Halle,  Niemeyer.  57  S.  —  (2  Ezknrse:  Wert  dea  Oalyan.  Flamma;  Landnlf  de  S. 
Paolo  n.  8.  Terminologie;  dain  3  Beilagen  Urkk -Aaszüge.  —  Vgl.  Volkmar,  MHL.  82, 
285.  —  2)  Beitr.  s.  Geflcb.  d.  Kapitulation  von  Mail.  1162.  Halle  a.  S.,  1880.  —  3)  Di 
nna  recente  indagine  intomo  alla  resa  di  Milano  nol  1162:  A.  Lomb.  8,  40.  —  4)  S.  o. 
S.  42*.  —  5)  Di  nna  rec  indagine  ani  dae  testi  degli  'annales  Mediol.  maj.':  A.  lomb.  8,  507. 
—  6)  Del  ralore  ator.  della  batt  di  Legn  :  Atti  d.  r.  Ac.  d.  Scienze,  XYl,  Heft  4.  —  7)  Una 
acommnnica  di  Ott.  Yiac.  arm.  di  MU.  1278—1284:  A.  lomb.  8,  449.  —  8)  Di  Lanfr.  pa- 
reae  e  della  coltnra  claaaica  in  Payia  nel  M£.,  in  T.a:  Scritti  di  atoria  e  d*arte  (o.  8.  236**). 
S.  49.  Vgl.  JB.  n,  2,  266*.  —  9)  Riatauri  al  Coro  di  S.  Fed.  in  Como:  R.  arcbeol.  diComo 
(ala  Appendix  z.  A.  lomb.  B.  8).  —  10)  Dei  matrimoni  di  Adel.  Conteaaa:  Carioaitit  e  ri- 
cerche  di  ator.  aabalp.  5,  64  u.  145. 


Italien.  11,241 

in  den  Urkunden  Torgenommen  seien  und  glaubt,  daCs  derselbe  Odo,  Sohn 
Humbert  Brancamanos,  von  da  an  der  Gemahl  Adelheids  gewesen  sei.  Er 
will  also  von  dieser  Adelheid  die  Gemahlin  Hermanns  von  Schwaben  (f  1038), 
geschieden  wissen.  —  Gaud.  Claretta^)  publizierte  eine  Urkunde  vom 
25.  August  1240  ('septimo  ex.  ang.',  erklärt  Vf.  irrtümlicherweise  fttr  7.  An- 
gost) über  einen  Streit  zwischen  den  Grafen  von  Biandrate  und  dem  Mark- 
grafen von  Salu7«zo  wc^en  des  Lehens  Tegerone.  Derselbe  Vf.*)  behandelte 
auch  Mart  Avogadro,  Bisch,  y.  Yercelli,  welcher  dem  Konzil  zu  Lyon  1245 
beiwohnte,  auf  welchem  Innocenz  lY.  Friedrich  IL  bannte.  Um  ihn  zu  be- 
strafen, nahm  letzterer  ihm  im  Dez.  1248  Yerrua,  das  er  an  Bonifacius  v. 
Monferrat  gab:  die  Urkunde  wurde  von  Petrus  de  Yinea  ausgestellt,  der  sich 
noch  nicht  von  Friedrich  n.  getrennt  hatte.  Die  folgenden  Urkunden  be- 
ziehen sich  auf  die  Wiedererlangung  Yerruas  durch  die  Bischöfe  von  Yercelli 
und  beleuchten  die  Lage  der  Gemeinden  Yercelli  und  Yerrua  im  14.  Jh. 
Eine  1386.  zwischen  Amadeus  YII.  und  Giac.  Cavallo,  Bisch,  v.  Yercelli,  ab- 
geschlossene Konvention  beweist,  dafs  in  jenem  Jahr  die  Savoyer  Schutz- 
berren  von  Yerrua  waren. 

Für  die  Geschichte  der  Genuesischen  Marine  haben  einige  Urkunden 
Wert,  welche  L.  T.  Belgrano^)  zur  Erläuterung  einer  Familiengeschichte 
veröffentlichte:  darin  sehen  wir  1113  die  Genuesen  und  Pisaner  am  Kampf 
gegen  die  Saracenen  teilnehmen.  Die  Familie  Passagno  stand  im  14.  Jh.  in 
Beziehung  zu  England;  von  derselben  erhalten  wir  die  Genealogie  von  1317 
—1510.  —  Die  Nov.  85  des  'Novellino'  (ed.  Gualteruzzi)  spricht  von  einer 
Teneraog  in  Genua,  welche  nach  einem  ungenannten  Yf.^)  1171  gewesen 
wäre.  —  Giov.  Bensa^)  übersetzte  die  Fragmente  Caffaros,  eines  genuesischen 
Chronisten,  in  welchen  die  Rückkehr  der  Kreuzfahrer  beschrieben  wird.  — 
Giov.  Doneaud^)  schrieb  nach  Urkunden  eine  wertvolle  Arbeit  über  die 
Zeit,  in  welcher  Porto  Maurizio  nach  dem  Aufhören  der  weltlichen  Lehns- 
hoheit unter  die  hohe  Lehnsherrlichkeit  der  Benediktinerabteien  Caramagna 
und  Gallite  kam.  Er  untersucht  die  bürgerlichen  und  politischen  Ein- 
richtungen jener  Zeit  und  zeigt,  wie  das  von  den  Benediktinern  begünstigte 
Volk  zar  Civilisation  hingeleitet  wurde  und  sich  wieder  zur  Gemeindefreiheit 
erhob.  —  A.  Thomas^)  publizierte  aus  dem  vatikanischen  Archiv  eine  Bulle 
Bonifacius'  Vlll.  von  1295,  in  welcher  von  dem  genuesischen  Dichter  Luce- 
letto  Gattilusio  die  Rede  ist 

Die  Geschichte  der  Ro magna  zur  Zeit  Friedrichs  1.  (von  1170  an) 
setzte  A.  Rubbiani^)  fort.  Die  hauptsächlichste  darin  erläuterte  Thatsache 
ist  die  heroische  Belagerung  Anconas,  die  aufzugeben  die  Bürger  Christian, 
Erzbischof  v.  Mainz,  zwangen:  der  Yf.  erzählt  sie  nach  dem  Werkchen  des 
Beno  Bencompagni  'de  obsidione  Anconae*,  welches  ihm  rhetorisch,  wenn 
auch  genau  erscheint.  --^>  Gins.  Yigano^)  berichtet  über  den  Zustand  des 
Verfalls,  in  welchem  sich  jetzt  das  Castell  Le  Carpinete    befindet,  dessen 


1)  Un  docam.  ined.  del  s.  XIII  ani  Conti  di  Biandr.:  A.  stör,  it,  IV.  Ser.  7,  297.  — 
2)  Bominiieeiixe  ant  di  Veima  Monferrato:  A.  stör.  lomb.  8,  225.  —  3)  DocuTnenti  geneal. 
dei  Fesaagno  genoveai  ammiragli  del  Fortogallo.  Genova.  —  4)  Un  ricordo  Genoyese  nel 
*NoTellino*:  Giorn.  Ligust  Jg.  7/8,  40  (Jan.).  —  5)  La  Cron.  doUa  Crociata  e  la  prima  de- 
cad«  degli  annali  di  Caffaro.  Genova.  —  6)  Porto  Maarizio  sotto  i  monachi  di  San  Bened. 
Porto  Manriz.  —  7)  Extraits  des  arch.  du  Yat.  p.  sor?.  ä  Thifit  litter.  11.  Luceletto  Gatti- 
losio:  Ronumia  10,  324.  Vgl.  JB.  III,  2,  254^  —  8)  Le  cospirazioni  imperiali  di  Romagna 
t  Toecana  contro  la  Lega  Lomb.  1167 — 75:  A.  stör,  marchig.  I,  535.  Vgl.  JB.  U,  2,  271. 
—  9)  n  M£.  delle  Carpinete,  cenni  stör,  e  descritt  Correggio. 

Hlitoriaohe  Jahretbenehte.    1881.    II.  16 


11,242  XXVn.    C.  Qf.  CipolU: 

Berühmtheit  aus  der  Zeit  der  Gräfin  Mathilde  her  datiert;  er  glauht,  es  sei 
seine  Anlage  nicht  viel  frtlher  anzusetzen  als  der  Tod  der  Gräfin  Beatrix, 
obwohl  ein  'castrum'  dort  wenigstens  zu  Anfang  des  11.  Jh.  existiert  zu 
haben  scheint.  Das  Buch  ist  reich  an  Notizen,  aber  oft  oberflächlich,  be- 
sonders in  dem,  was  das  Leben  der  Gräfin  Mathilde  betrifft,  in  welchem  er 
die  Lücken  Donizos  nicht  nur  mit  den  von  Giov.  Yillani  berichteten  Le- 
genden, sondern  auch  mit  den  von  Biemnei  herausgegebenen  Fälschungen 
ausfüllt!  Für  die  Geschichte  des  Castells  benützt  er  unedierte  Urkunden.  — 
Über  die  Heimat  des  Markgrafen  Conrad  v.  Ancona,  Fürsten  von  Ravenna, 
handelte  Ph.  Ruppert. ^)  —  V.  Curi*)  verfafste  eine  Geschichte  der  Uni- 
versität Fermo,  die  er  mit  einigen  Urkunden  begleitete,  darunter  eine  fast 
gänzlich  unedierte  Bulle  Calixts  III.  v.  1455,  welche  die  Errichtung  jener 
Universität,  die  schon  durch  Bonifacius  YIIL  1303  vermittels  einer  bekannten 
Bulle  erfolgt  war,  bestätigte.  —  Fabriano  ist  terra  nota  durch  seine  alten 
Papiermühlen,  deren  Studium  auch  für  Paläographie  und  die  Bibliographie 
Bedeutung  hat,  da  es  bei  Bestimmungen  chronologischer  Art  Hülfe  leisten 
kann.  Mit  Genauigkeit  hat  Aur.  Zonghi^)  diesen  Gegenstand  studiert  und 
eine  Geschichte  der  dort  gebräuchlichen  Marken  geschrieben.  —  Friedrich  IL 
belagerte  1247  vergebens  Parma,  wobei  er  sich  in  der  Nähe  zur  Wohnung 
das  sogenannte  Tittoria'  baute.  Die  Geschichte  der  Belagerung  wurde  nach 
bekannten  Quellen  von  Raim.  Di  Soragna^)  dargestellt.  Bei  derselben 
Gelegenheit  wurden  von  zwei  hervorragenden  Personen,  welche  sich  im  kaiser- 
lichen Heere  befunden  zu  haben  scheinen,  Giov.  da  Otranto  und  Giorgio 
Cartofilace  von  Gallipoli,  zwei  griechische  Gedichte  verfafst,  die  gegen  die 
Parmenser  gerichtet  sind.  Sie  werden  in  der  Laurentiana  (PI.  5,  n.  5,  cod. 
s.  XIY)  aufbewahrt  und  sind  von  J.  Pizzi^)  in  italienischer  Übersetzung 
herausgegeben.  —  Giov.  Mestica^)  untersuchte  die  sociale  Bedeutung  des 
hl.  Franz  v.  Assisi  und  bespricht  seine  Beziehungen  zu  Dante  und  Giotto: 
Dante,  obwohl  Bewunderer  des  hl.  Franz,  sei  jedoch  weder  Minorit  noch 
Tertiarier  geworden.  M.  erläutert  dann  die  Terzinen,  welche  Perugia  be- 
treffen, mit  historischen  und  ästhetischen  Noten.  —  Während  aber  Dante 
nicht  von  den  Wundern  des  hl.  Franz  spricht,  gewährt  Giotto  ihrer  Dar- 
stellung einen  sehr  weiten  Spielraum  in  den  ^astreschi',  die  er  in  der  Kirche 
von  Assisi  herstellte,  wohin  er  zur  Zeit  des  Abtes  Giov.  Minio  da  Morro- 
valle  (1296  —  1304)  gerufen  wurde.  —  Das  älteste  vorhandene  Zinsregister 
von  Macerata  ist  vom  J.  1278,  aber  es  ist  nicht  das  erste  überhaupt,  da 
es  sich  als  'renovatum  et  factum'  bezeichnet;  wegen  seiner  ökonomischen 
Bedeutung  wurde  es  von  Raff.  Foglietti^  abgedrackt.  —  Von  grofser 
Wichtigkeit  sind  0.  Hartwigs®;  weitere  Arbeiten  zur  Florentiner  Geschichte 
im  12.  und  13.  Jh.  Er  giebt  zu  dieser  eine  Anzahl  Quellen  heraus  und  erläutert 
sie  aufs  eingehendste  durch  'Commentare',  die  reich  sind  an  interessanten 
Bemerkungen.  Zuerst  die  schon  MG.  SS.  XIX  gedruckten  Ann.  Flor.  I. 
(1110—73),   dann  die  von  ihm  Ann.  Flor.  H.  genannten  und  endlich  genau 


1)  S.  o.  S.  88.  —  2)  UniTerBiti  degli  etudi  in  Fermo:  A.  marchig.  I,  9  n.  417,  — 
3)  Le  marche  principali  dello  carte  fabrianesi  dal  1293  al  1592.  Fabriano.  —  4)  Vittoria: 
la  riyolta  e  rassodio  di  Parma  nel  1247:  Atti  e  mem.  delle  rr.  Deputaa.  di  ator.  patr.  per  le 
proT.  deir  Emilia  (Modena).  S.  167.  —  5)  Bue  poeti  greci  aU'  aaaedio  di  Parma  1247: 
Baas,  settim.  8,  156.  —  6)  L.  Francesco,  Dante  e  Giotto:  K.  Antol.  K.  S.  27,  8  a.  203; 
28,  38.  —  7)  11  catasto  di  Mac.  della  1268.  Macerata,  Bianchini.  35  S.  —  8)  Qaellen  o. 
Forsch,  z.  Gesch.  d.  St.  Florenz.  II.  Halle  a/S.,  Niemeyer.  YII,  328  S.  1  Plan.  gr.  4.  (Bd.  I 
orsch.  1875;  Marburg,  Elwert.     III,  95  S.     Vgl.  u.  S.  245»*. 


Italien.  11,243 

gedrackten  Anfeeichnongen  von  1107^-1267;  ferner  ein  bisher  auch  nur 
mangelhaft  gedrucktes  Verzeichnis  der  Konsuln  und  Potesten  1196 — 1267; 
endlich  die  Abschnitte  aus  der  Chronik  Brunetto  Latinis,  die  Florenz  be- 
treffen. Daran  schliefst  sich  eine  Untersuchung  ttber  die  verlorenen  Gesta 
Florentinorum;  eine  Chronik  in  italienischer  Sprache,  die  H.  in  Neapel  fand 
und  mitteilt,  würde  nach  ihm  dem  Text  der  Gesta  Flor,  ziemlich  nahe  kom- 
men. In  den  Commentaren  sind  die  Hauptpunkte  der  Geschichte  von  Florenz 
behandelt;  beigegeben  ist  ein  für  das  Ende  des  13.  Jh.  entworfener  Stadt- 
plan und  ein  Aufsatz  über  die  Schlacht  bei  Montaperti  1260;  über  die  ihr 
Yorhergehende  Mobilisierung  sind  die  Urkunden  fast  vollständig  vorhanden. 
Von  den  Schriften  über  Dante  erwähne  ich,  mehr  wegen  ihres  histo- 
rischen als  litterarischen  Werts,  die  von  Giul.  Zenaroli,^)  welcher  mit 
Sorgfalt  die  Familie  des  Dichters  behandelte,  dem  er  adligen  Ursprung  zu- 
schreibt, 'Alighieri'  nennt  und  wahrscheinlich  1265  geboren  sein  läfst.  — 
G.  L.  Passerini')  hält  an  der  Geburt  Dantes  im  Mai  1265  fest;  von 
Genuna  und  den  Söhnen  sagt  er  sehr  wenig.  E.  Witte^)  geht  von  Scar- 
tazzinis^)  Studien  über  Dante  aus  und  prüft  die  Frage,  ob  Dante  von 
vornehmer  Abstammung  gewesen  sei  etc.  —  Fr^d.  Bergmanns^)  Lebens- 
beschreibung Dantes  ist  eine  an  Fehlern  reiche  Kompilation,  in  welcher 
Florenz  wie  eine  unter  die  Protektion  des  Reiches  gestellte  Republik  er- 
scheint! —  Das  in  dem  Florentiner  Archiv  existierende  'Libro  del  Chiodo*  ent- 
hält die  politischen  Verurteilungen  von  1302 — 1313  nebst  zwei  Urkunden 
von  1351  und  1379.  Isid.  Del  Lungo^)  hat  es  einer  Prüfung  unterzogen, 
wobei  besonders  die  Verurteilungen  von  1302  berücksichtigt  sind,  da  unter 
diesen  auch  die  Dantes  ist;  auch  die  Reihenfolge  derselben  ist  mitgeteilt. 
Auf  diesen  Gegenstand  ist  derselbe  Vf.  ^)  weitläufiger  zurückgekommen  in 
einer  Geschichte  von  Dantes  Exil,  der  nach  seiner  Meinung  niemals  Ghibel- 
line  war.  Indem  er  dann  den  Einflufs,  welchen  das  Exil  auf  Dantes  Dich- 
tungen ausübte,  untersucht,  kommt  er  zu  dem  Schlufs,  dem  Exile  sei  es  zu 
verdanken,  wenn  das,  was  in  ihnen  mystisch  sei,  mit  dem,  was  darin  mensch- 
lich, vereinigt  sei.  Er  weist  dabei  auf  die  Thatsache  hin,  dafs  im  15.  Jh. 
die  Florentiner  die  Ravennaten  um  die  Gebeine  des  grofsen  Dichters  gebeten 
haben.  Am.  Mazzini^)  veröffentlicht  die  Lokal-Traditionen  über  den  Aufent- 
halt Dantes  in  Mulazzo  als  Gast  des  Franceschino  Malaspina  di  Luuigiana. 
*Dante  in  den  Niederlanden'  ^)  ist  der  Titel  einer  uns  nicht  weiter  bekannten 
Schrift.  Vitt.  Imbriani^^)  gab  in  besserem  Text,  als  bisher  geschehen  war, 
die  Urkunde  von  1306  heraus,  welche  die  Gegenwart  Dantes  in  Padua  be- 
weist, indem  er  Zeuge  bei  einem  Kontrakt  in  der  Casa  Papafava  war.  Nach 
Eng.  Branchi^^)  weiis  man  nicht,  wo  Dante  zuerst  in  Raveuna  begraben 
wurde,  doch  ist  es  sicher,  dafs  die  Marmorlade  immer  dieselbe  war;  ein 
Monument  errichtete  ihm  1483  Bern,  ßembo,  Prätor  der  Venetianer  in 
Bavenna.  B.  giebt  eine  Geschichte  der  Restaurationen,  welche  1692  vom 
Kard.  Legaten  Dom.  Corsi   und    1780  vom  Kard.  Legaten  Valenti-Gonzaga 


1)  La  stirpe,  il  nome  di  fam.  e  la  data  del  nascim.  di  D.  Alighieri:  Sapienza,  Bd. 
lY,  Y,  VI.  —  2)  La  fam.  Alighieri.  Ancona,  Sarsani;  42  S.  ro.  geneal.  Taf.  —  3)  AAZ. 
Ko.  20—22.  Mai.  —  4)  Ygl.  JB.  lU,  2,  266.  —  5)  Dante,  sa  vie  etc.  2e  M.  augm.  Strafab., 
Sehmidt  XIII,  376  S.  —  6)  II  libro  del  Chiodo  o  le  condatinazioni  fior.  del  1302:  A.  ator. 
it  7,  204.  —  7)  Bell*  esiglio  di  D.  Discorso  con  documm.  Fir.,  succ.  Le  Monnior.  208  S.  — 
8)  Dante  Aligh.  al  castello  di  Malazzo  in  Lanigiana:  K.  Ear.  25,  873.  —  9)  D.  aas  Pays-bas. 
Amsterd.,  1880.  —  10)  Dante  a  Padova:  Giom.  Napol.  6,  97.  —  11)  Del  sepolcro  di  Dante 
e  del  rao  ritratto  in  Bayenna:  Baas,  nazion.  7,  665. 

16» 


n,244  XXYIL    0.  Gf.  Cipolla: 

vorgenommen  wurden.  Der  Sarkophag  war  übrigens  leer  nnd  die  Gebeine 
fanden  sich  erst  1865,  da  sie  1677  von  einem  Mönch  versteckt  worden 
waren,  vielleicht  um  zu  verhindern,  dafs  die  Inquisition  die  Asche  des  Ver- 
fassers des  Buchs  ^De  Monarchia'  zerstreue;  sonst  weifs  man  das  Motiv  nicht. 
Femer  bespricht  B.  das  Bildnis,  welches  Pietro  Lombardo  im  16.  Jh.  von 
Dante  anfertigte.  G.  B.  Giuliani^)  verteidigt  (gegen  den  Einspruch,  den 
früher  Fil.  Scolari  und  neuerdings  Ad.  Borgognoni  erhoben)  die  Authen- 
ticität  von  Dantes  Briefe  an  Cangrande,  wobei  er  sich  auf  innere  Gründe 
stützt.  Die  Authenticität  dieses  Briefes  wird  auch  von  Yinc.  Pagano')  zu- 
gegeben. Yitt.  Imbriani^)  begann  eine  ausführliche  Arbeit  über  einige 
Canzonen  Dantes  (4  sicherlich  authentische  und  2  zweifelhafte),  in  welchen 
das  Wort  'pietra'  so  oftmals  wiederholt  ist,  dafs  man  daraus  schliefsen  mufs, 
dies  sei  der  Name  der  geliebten  Dame  gewesen-,  L  diskutiert  auch  den 
von  Ant.  Maria  Amadi  aus  dem  14.  Jh.  berichteten  Namen,  unter  welchem 
Dante  in  Padua  1306  eine  Liebschaft  gehabt  haben  soll.  Siegfr.  Kapper^) 
verteidigt  bei  Gelegenheit  der  betreffenden  Episode  aus  Dantes  Leben  den 
Grafen  Ugolino  gegen  den  Bischof  Roger,  ß)  wäirend  Polcari*)  Coelestin  V. 
und  Bonifaz  YIII.  gegen  Dante  in  Schutz  nimmt  und  E.  H.  Plumptre^) 
den  Einflufs  Dantes  und  Roger  Bacos  auf  Chaucer  und  seine  Nachfolger  be- 
handelt. Schliefslich  wollen  wir  noch  auf  Pezolds  nunmehr  um  ein  zweites 
Supplement  vermehrte  schätzenswerte  'Bibliografia  Dantea^^)  hinweisen. 

Auch  im  J.  1881  ist  der  Streit  über  die  Chronik  des  Dino  Compagni 
fortgesetzt.  0.  Hartwig^)  bedauerte  in  hohem  Grade,  dafs  Is.  Del  Lungo 
das  MS.  Ashburnham  nicht  vollständig  gedruckt  habe.  D.  L.  habe  die  Frage 
nicht  gelöst:  indem  er  zeigte,  D.  habe  viele  Quellen  benutzt,  habe  er  viel- 
mehr zu  dem  Nachweise  beigetragen,  dafs  der  Yf.  der  Chronik  kein  Zeit- 
genosse war.  Die  Frage  habe  jedenfalls  keinen  praktischen  Wert,  weil  zu- 
gegeben werde,  dafs  die  Angaben  der  Chronik,  um  Glauben  zu  verdienen, 
durch  andere  Quellen  bestätigt  werden  müfsten.  Die  Frage  sei  bis  zur  Auf- 
findung neuer  Daten  unlöslich.  Ces.  Guasti^^)  verteidigte  Del  Lungo  gegen 
Hartwigs  Aufsatz,  indem  er  hervorhebt,  dafs  die  Schlüsse  des  ersteren  da- 
durch nicht  erschüttert  würden,  dafs  er  das  MS.  Ashburnham  nicht  habe  voll- 
ständig geben  können.  Salv.  Bongi^^)  betrachtet  die  Frage  als  entschieden, 
obwohl  er  in  einigen  Einzelheiten  uicht  mit  D.  L.  übereinstimmt.  Wo  dieser 
zugiebt,  dafs  Dino  geirrt  habe,  indem  er  den  bei  Campaldino  überwundenen 
Bischof  Guglielmino  dei  Pazzi  (und  nicht  degli  Ubertini)  nennt,  glaubt  B., 
dafs  die  Ubertini  ein  Zweig  der  Pazzi  waren,  welcher  sich  von  diesen  zu 
Anfang  des  13.  Jh.  trennte,  i^) 

Unter  Benutzung  sowohl  (von  Milanesi,  Boito  etc.)  edierter  als  auch 
unedierter  Urkunden,  die  der  'Opera  di  S.  M.  del  Fiore'  entnommen  sind, 


1)  Dante  spiegato  con  Dante:  metodo  di  commentare  la  Diyina  Commedui  dedotto  dalF 
epistola  di  Dante  a  Cangrande  della  Sc:  Sapienza  4,  166  (15.  sett).  —  2)  Stodi  sopra  Dante 
Aligh.  lettera  a  Cangrande  della  Sc:  Propugnatore  14,  2,  251.  •—  3)  Ld  canioni  pietroae 
di  D.:  ibid.  14,  1,  353;  2,  196.  ->  4)  Westorm.  Monatshefte.  Not.  ~  5)  Vgl.  n.  Benur- 
direlU.  S.  264,  Anm.  7.  —  6)  Cel.  Y  e  13onif.  YUI.  Stndi  au  Dante.  Nap.  14  S.  16^  —  Sep. 
a. :  La  scienza  e  la  fede  121,  719.  —  7)  Two  studiea  in  Dante:  Contomp.  R.  40  (1880), 
843 — 65.  —  8)  Bibl.  D.  ab  anno  1865  incboata.  Acc  conspectus  tebalamm  Dir.  Com.  vel 
stilo  Yol  calamo  Tel  penicillo  adbibitis  illustrantium.  N.  ed.,  dnob.  supplem.  aacta.  Dresden, 
Schönfeld.  YI,  90;  lY,  32;  lY,  42  S.  (1.  Aufl.  1872;  1.  Sapplem.  1876.)  —  9)  La  qnestion 
de  Dino  Comp.:  RH.  17,  64;  aurh  sep.:  Nogent-le-Rotroa,  Daapeley-G.  —  10)  Eaame  di  nn 
artic.  del  Dr.  0.  Hartwig:  A.  stör,  it  8,  239.  —  11)  Dino  Comp,  per  Ib.  Del  Longo:  ib.  7, 
351.  —  12)  Ygl.  auch  Guasti  (Anm.  11). 


Italien.  11,245 

schreibt  G.  J.  Cavallncci')  die  Geschichte  der  Kirche  S.  Maria  del  Fiore 
in  Florenz,  wobei  er  beweist,  daCs  der  gegenwärtige  Dom  nicht  das  ypn 
Giotto  fortgesetzte  Werk  Arnolfos  (f  1310)  ist;  dieses  erste  Gebäade  wurde 
1357  zerstört  Der  Vf.  beschreibt  dann  die  verschiedenen  Teile  der  Kirche. 
—  Cost.  Rinaado')  bebandelte  die  politischen  Wahlen  in  Florenz  im  J. 
1289.  —  Florenz-  hat  seine  Suprematie  über  Toscana  durch  den  Feldzug 
des  J.  1222  und  die  Schlacht  von  Castel  del  Bosco  errungen,  wovon  0. 
Hartwig^)  für  einen  gröfseren  Leserkreis  eine  genaue,  wenn  auch  nicht 
mit  Quellen  belegte  Darstellung  gegeben  hat.  Die  Erörterung  der  Quellen 
findet  sich  in  einer  andern  Arbeit  H.8.  ^)  —  Sehr  selten  sind  die  auf  Perga- 
ment geschriebenen  Urkunden:  eine  solche  von  1243,  den  Verkauf  eines 
Teils  des  Kastells  und  Hofes  Saltemo  betreffend,  wurde  von  Ces.  Paoli^) 
publiziert  Ges.  Stiavelli^)  weist  in  einer  Studie  über  Nicc.  Pisano  auf 
die  Frage  hin,  ob  er  aus  Pisa  oder  aus  Apulien  ist,  und  bespricht  dessen 
berühmte  Kanzel  im  Dome  zu  Siena.  Interessant  ist  die  Untersuchung  Giov. 
Livis^  über  die  Seiden-Spinnereien,  welche  lucchesische  Industrielle  in  Bo- 
logna hatten;  es  ergiebt  sich,  dass  solche  auch  im  13.  Jh.  existierten;  aber 
erst  später  werden  die  Urkunden  darüber  zahlreich.  Diese  Industrie  war 
sehr  blühend,  und  fElr  die  Beziehungen  derselben  zum  Staate  wichtig  ist  die 
1343  an  Taddeo  Pepoli  ergangene  Bittschrift  um  eine  Ermäfsigung  der 
Taxen,  welche  die  Drohung  enthält,  nach  Lucca  zurückzukehren. 

Für    die   Normannenherrschaft   in  Neapel    und   Sicilien   im   11.   und 

12.  Jh.  können  wir  einen  Aufsatz  von  0.  Delarc^)  nur  registrieren ;  speciell 
das  Neapolitanische  betreffen  die  von  Mauro  Schiano^)  aus  den  Hdss.  der 
Bibliothek  von  La  Cava  veröffentlichten  lateinischen  und  italienischen  Dich- 
tungen und  Aufschriften,  welche  im  13.,  16.  und  17.  Jh.  zu  Ehren  der 
Mönche  jenes  Klosters  verfafst  wurden.  Giac.  Racioppi^®)  untersuchte 
das  'officio  della  Bagliva',  dessen  Thätigkeit  in  das  Gebiet  des  Strafrechts 
Mt  Der  'bigulus'  geht  zurück  auf  Robert  Guiscard;  es  war  ein  Finanz- 
amt, welchem  Konfiscierungen,  Geldstrafen  etc.  oblagen*,  fest  organisiert  von 
Friedrich  ü.  verfiel  es  unter  den  Anjous.  Dieser  letzten  Epoche  kann  man 
die  Zusammenstellung  seiner  Statuten  zuschreiben;  später  gehörte  es  zu  den 
Befugnissen  der  Gemeinden.     R.  giebt  eine  Geschichte  der  Statuten,  die  vom 

13.  bis  15.  Jh.  vielfach  aufgezeichnet  wurden;  später  erfuhren  sie  nur  Mo- 
difikationen. Der  Vf.  publiziert  bei  dieser  Gelegenheit  zwei  specielle  Statuten 
Aber  Molitemo,  die  er  ihrem  Inhalt  nach  ins  15.  Jh.  verlegt.  —  Ed.  Winkel- 
mann,^^)  der  den  vom  Staat  auf  die  Universitäten  geübten  Einflufs  be- 
handelt, führt  denselben  auf  Friedrich  II.  zurück,  den  Gründer  der  Universität 
Neapel  (1224),  deren  Satzungen  W.  untersucht.  —  Tb.  Schott^*)  besprach 
die  Beziehungen  zwischen  Friedrich  n.  und  Petrus  de  Vineis.     Über  diesen 


1)  S.  Maria  del  Fiore,  storia  documentata  dall*  origine  fino  ai  nostri  giorni.  Firenze.  — 
2)  Le  elezioni  polit  nelle  repabbl.  fior.  1289.  Torino,  Bona.  32  S.  16^.  —  Auch  sep.  in  den 
'Frolaüoni',  o.  S.  226".  —  3)  Schi.  v.  Gast  d.  B.:  INK.  1880,  2,  201—11.  —  4)  QueUen  z. 
Florent.  Oescli.  IL  (o.  S.  242**.)  —  5)  Un  doc.  notarile  del  sec.  XIII  scritto  in  cnoio :  A.  stör, 
ii  IV  8.  8y  285.  —  6)  Nicc.  Pis.  e  il  sao  capolavoro:  B.  Enr.  25,  5.  —  7)  I  mercanti  di 
ieta  Incch.  in  Bologna   nei  sec.  XUI  e  XJY.    Notizie  e  doc:   A.  stör,  it   IV  Ser.  7,  29.   — 

8)  Le«  Norm,  en  It  et  en  Sic.  an  XI.  et  XII.  ss.:   Le  Contemporain  1880.  Noy. — Dec.   — 

9)  Sancti  Patres  Gavenses.  Neap.,  1880.  —  10)  ,Gli  statati  d.  Bagliva  delle  ant.  comnnita 
del  Napolet:  A.  sior.  napol.  6,  347  u.  508.  —  11)  Über  d.  ersten  StaatsoniTersitäten.  Heidel- 
berg, 1880.  —  12)  Daheim  No.  14. 


n,246  XXVIL    C.  Gf.  Cipolla: 

letzten  wurde  eine  seit  1857  von  Leop.  Pagano^)  geschriebene  Arbeit  ver- 
öffentlicht. —  Friedr.  Fahrenbruch*)  bekämpft  Schirrmacher,  der  in  'den 
letzten  Hohenstaufen^  die  Usurpation  Manfreds  zum  Nachteil  Eonradins  ent- 
schuldigte. Mit  dem  Zuge  Konradins  beschäftigte  sich  J.  Ficker.')  —  A. 
de  Lorenzo^)  nimmt  Karl  von  Aiyou  wegen  der  Anklage,  den  Tod  des 
hl.  Thomas  von  Aqnino  bewirkt  zu  haben,  in  Schutz.  An  der  Hand  von 
Urkunden  des  Archives  in  Neapel  zeigt  er,  dab  der  König  immer  gute  Be- 
ziehungen zu  dem  grofsen  Philosophen  des  Dominikaner- Ordens  hatte,  der 
von  ihm  auf  einige  Zeit  an  die  Universität  Neapel  berufen  wurde.  Cam. 
Minieri  Ricci  ^)  begann  die  auf  Grund  von  Archivalien  angefertigten  Jahr- 
bücher Carls  I.  für  1284;  sie  werfen  Licht  auf  die  Beziehungen  des  Königs  zu 
Venedig,  Florenz,  Ancona  und  zu  Martin  IV.  sowie  auf  die  inneren  Zustände 
des  Königreichs.  Eine  Urk.  vom  17.  März  erwähnt  'rebellem  Siciliae  in- 
sulam',  auf  welche  sich  auch  manche  andere  Notizen  beziehen:  Messina  wird 
5.  Dez.  genannt  'Hydrae  caput':  gegen  Sicilien  sollten  (15.  Mai)  auch  die 
Saracenen  von  Lucera  aufbrechen.  Dazu  kommen  Notizen  über  die  Oefangen- 
schaft  und  Niederlage  des  Prinzen  Karl.  —  Alf.  Miola^)  weist  darauf  hin, 
dafs  in  der  Nationalbibliothek  in  Neapel  ein  Codex  des  16.  Jh.  von  Matteo 
da  Giovenazzo  existiert,  dessen  Tagebücher  ja  die  Kritik  in  Bezug  auf  ihre 
bestrittene  Authenticität  beschäftigen.  —  Bart  Capasso^)  publizierte  den 
genauen  Text  des  Testaments  des  hl.  Amatns,  Bisch,  v.  Nusco  (1093  Sept), 
indem  er  die  Fehler  in  Ughellis  Ausgabe  verbessert,  derentwegen  der  Text 
für  apoki-yph  gehalten  wurde.  —  Nie.  Arnone®)  besprach  die  Versuche, 
die  Coelestin  Y.,  ehe  er  Papst  wurde,  zur  Hebung  der  Immoralität  seiner 
Zeiten  machte.  —  Ein  ungenannter  Autor  ^)  schrieb  ein  Repertorium  der 
Urkunden  der  Stadt  Aversa  von  1215 — 1549,  unter  welchen  54  sind,  mit 
Unterschriften  bedeutender  Männer,  die  in  Facsimile  mitgeteilt  werden. 
Schipa^®)  stellte  eine  Genealogie  der  29  Chroniken  von  Amalfi  auf,  die, 
wie  er  zeigt,  auf  eine  zurückgehen.  Von  Amalfi  giebt  es  zwei  Ausgaben 
seiner  civilrechtlichen  Satzungen,  ^^)  die  zwei  Codices  entnommen  sind,  von 
denen  der  eine  von  L.  Volpicella  und  der  andere  von  Matt.  Camera  ediert 
ist;  der  vorliegende  Text  scheint  aber  nicht  vom  J.  1274  zu  sein  (wo,  wie 
eine  von  Yolpicelli  edierte  Urkunde  versichert,  die  Consuetudines  von  Amalfi 
bestätigt  worden  sind),  sondern  aus  dem  14.  Jh.;  auch  scheint  es  nicht  der 
wörtliche  Text  zu  sein,  sondern  eine  gelehrte  Darstellung  des  Inhalts.  —  Die 
nur  in  wenigen  Buchstaben  erhaltene  Inschrift,  die  über  dem  Hause  Petrus 
de  Vincis  in  Caiazzo  ^^)  gestanden,  will  Faraone  nach  anderen  Inschriften, 
die  Petrus  betreffen,  folgendermafsen  herstellen:  (Dominu)S  M(agi8ter  de 
Vinea  Magnae  imperialis)  AVL(e  protonotarius  £des  Marmo)REAS  F(ecit) 
R(estituit).  —  Der  Neubau  habe  1247  stattgefunden.^^)  —  AuchinBeggio 
in  Calabrien,   nicht  nur  in  Venedig  wurde  der  Ghetto  der  Juden  'Giudeca' 


1)  Critica  stör,  della  vita  o  dello  opere  di  P.  d.  Yigne  in  relaz.  col  sao  secolo,  ed.  Yinc 
Paganö:  Propagnatore  14,  1,  212;  übrigens  vgl.  n.  Anm.  13.  —  2)  Zar  Oescli.  K.  Manfrede. 
Kosflia,  1880,  dies.  Strafsb.  —  3)  S.  o.  S.  47^.  —  4)  Memoria  intomo  agli  altimi  anni  della 
Tita  di  S.  Tomniaso  d'Aquino.  Roma,  1880.  —  5)  II  regno  di  Carlo  I.  d'Angiö  dal  4  genn. 
1284  al  7  genn.  1285:  A.  stör.  it.  IV  Ser.  7,  1—24.  —  6)  Propngnatore  14,  1,  141  f.  — 
7)  Soll'  aatenticita  del  testamento  di  S.  Amato  vesc.  di  Nasco  (1093):  A.  stör.  nap.  6,  543. 

—  8)  Pietro  da  Morone  anacoreta  e  Papa.  Cosenza.  —  9)  Bepertorio  delle  pergamene  della 
amyersitä  e  della  citta  di  Aversa  dal  luglio  1215  al  30  aprüe  1549.  Kapoli.  —  10)  La 
Cronaca  Amalfitana.  Salemo,  Progr.  d.  Liceo  gimnas.  *Torqa.  Tasso*.  33  S.  4^.  —  11)  Le  con- 
suetudini  civili  di  Amalfi  del  1274:   A.   stör.  nap.   5,  1—20.   —  12)   Vgl.  JB.  Hl,  2,  256». 

—  13)  Iscrizione  soll'  ontrata  della  casa  di  P.  d.  V.  in  C.  Nap.,  tip.  d.  Ac.  r.  de  bc.    14  S. 


ItaHen.  11,247 

genannt;  Reggio  war  durch  seine  Lage  ein  für  Gewerbefleils  und  Handel 
der  Juden  günstig  gelegener  Ort;  von  Johanna  II.  verfolgt,  wurden  sie  1511 
vertrieben.  1)  —  Giac.  Raccioppi*)  bespricht  die  Lebensbeschreibung,  welche 
Roberto  dl  Romana,  Diakonus  von  Saponara  in  Basilicata  1162,  vom  hl. 
Laverios,  einem  Märtyrer  des  4.  Jh.,  verfafst  hat.  Dip  Quelle  derselben 
war  nach  R.  nur  die  Tradition;  der  uns  erhaltene  Text,  den  R  noch  ein- 
mal mit  Urkunden  von  1163,  1189  giebt,  soll  nicht  original  sein.  —  Eine 
griechische  Urkunde,  über  die  Ant.  Salinas^)  handelt,  bezeugt  die  Existenz 
eines  basilianischen  Klosters  in  Calabrien.  —  Wie  im  12.  Jh.  in  Apulien 
eine  Braut  ausgestattet  wurde,  zeigt  auf  Grund  einer  im  Staatsarchiv  zu 
Neapel  befindlichen  Urkunde  J.  Ficker.^) 

Für  Sicilien  ist  zuerst  der  Nachweis  Mich.  Amaris^)  zu  erwähnen, 
dafe  zwei  von  Caruso  veröffentlichte  Leichensteine  in  der  That  ein  einziger 
vom  J.  1268  sind,  welcher  in  Verona  aufbewahrt  wird  (auch  veröffentlicht 
von  Aman,  epigr.  arabe,  n.  9).  A.  Engel^)  beschäftigte  sich  mit  der  nor- 
mannischen Nundsmatik.  Fr.  Brancaleone^)  ist  der  Ansicht,  dafs  hin- 
sichtlich des  Hugo  Falcandus  Schröter  weder  die  Frage  nach  dessen  Vater- 
land noch  nach  dem  Orte,  an  welchem  er  schrieb,  gelöst  habe;  der  Brief 
brauche  ja  nicht  an  demselben  Orte  verfällst  zu  sein  wie  die  Geschichte. 
Ant  Salinas^)  hält  gegen  Sehr,  es  nur  für  unwahrscheinlich,  dafs  Hugo  F. 
ein  Sicilianer  sei;  er  neigt  dazu,  ihn  für  einen  Franzosen  zu  halten.  — 
Stef.  Vitt.  Bozzo*)  will  ein  unter  dem  J.  1296  von  Gregorio^^)  ediertes 
Register  sicüianischer  Lehensträger  dem  J.  1336  zuweisen.  Salinas^^) 
weist  darauf  hin,  dafs  im  Archiv  der  Casa  Gaetani  in  Rom  Abschriften 
einiger  Urkunden  Friedrichs  H.,  Konrads,  Manfreds  existieren,  welche  Be- 
freiungen, Privilegien  etc.  für  Palermo  von  1221 — 1305  enthalten.  In  Sicli 
war  es  Sitte,  an  dem  der  Passionswoche  vorhergehenden  Sonnabend  ein 
kriegerisches  Fest  zu  veranstalten,  um  den  Sieg  zu  feiern,  welchen  nach  der 
Tradition  der  normannische  Graf  Roger  1091  gegen  die  Saracenen  bei  Sicli 
mit  übernatürlicher  Hülfe  davontrug.  Es  war  ein  Fest  der  Madonna,  und 
Ed.  Morana^^)  giebt  von  demselben  eine  für  die  Sittengeschichte  interessante 
Beschreibung:  Prozession,  Markt,  Scheinkampf  zwischen  Christen  und  Sara- 
cenen. —  G.  Patricolo*^)  entdeckte  und  beschrieb  eine  alte  Kirche  bei 
Castelvetrano:  Vinc.  Di  Giovanni^ ^)  hält  daran  fest,  dafs  das  Kloster,  das 
in  alten  Zeiten  ^S.  Maria  la  Gadera'  hiefs,  dasselbe  sei  wie  Kirche  und 
Kloster  ^S.  Maria  la  Latina\  Er  teilt  Urkunden  vom  12. — 14.  Jh.  mit  und 
Vktsi  die  Stiftung  des  Gotteshauses  über  die  normannische  Zeit  hinaus  auf 
die  muhamedanische  Zeit  zurückgehen,  welche  nicht  alle  Klöster  auf  Sicilien 
zerstört  hat.  — 


1)  Dom.  Spanö  Bolani:  I  Gindei  in  Reggio  di  Cai.  dal  b.  XIIL  sino  al  primo  de- 
Mnnio  del  a.  XYL:  A.  stör.  nap.  6,  636.  Enthalt  auch  litterarische  Notizen,  sonst  ohne  grofsen 
Wert  —  2)  L'agiografia  di  S.  Laverio  del  MCLXII:  fonti  d.  stör,  basilic.  nel  M£.  Borna.  — 
S)  IH  nn  diploma  greoo  del  Monast  di  S.  Pancrazio  di  Scilla  in  Cal.:  A.  stör.  sie.  N.  S.  6, 
10.  —  4)  MIÖQ.  U,  454 — 57.  —  5)  Le  due  lapidi  arabiche  pubblicate  nella  Bibliotheca  his- 
torica  del  Camao:  A.  stör.  sie.  6,  1.  —  6)  Becherches  sur  la  namismatiquo  des  Normands  de 
Sieile  et  d'Italie.  Paris,  Leronx.  X,  117  S.  —  Vgl.  Heuzey,  CB.  8,  473  f.  —  7)  A.  stör.  nap. 
6,  177.  YgL  JB.  lUj  2,  257>.  —  8)  A.  stör.  sie.  6,  137.  --  9)  Elenco  dei  feadatari  sie. 
Botto  re  Fed.  IL  l'Arag.:  Propugnatore  14,  2,  259.  ~  10)  Biblioth.  II,  464.  —  11)  Docam. 
tic.  nell'  arch.  di  Casa  Gaetani  di  Borna:  A.  si  sie.  N.  S.  5,  138.  —  12)  La  festa  delle 
milizie  in  Sicli:  Bfemer.  sie.  S.  T.  10,  270.  —  13)  La  Chiesa  della  Trinitä  di  Delia  presso 
CastelTotrano,  moniim.  del  XII  s.  scoperto  il  31  Marso  1880:  A.  stör.  sie.  N.  S.  5,  51.  — 
14)  II  monaat.  di  S.  Maria  la  Gadera,  poi  S.  Maria  la  Latina:  ibid.  S.  15. 


n,248  XXVn.     C.  Gf.  CipolU: 


IV.  Die  Signorieen.    (XIV.  n.  XV.  Jh.) 

Biagio  Brngi,^)  welcher  die  Geschichte  der  Post-glossatoren  in  Italien 
darlegt,  betrachtet  diese  als  die  Verteidiger  des  Civilrechts  gegen  die  Cano- 
nisten,  bestreitet  aber,  dafs  sie  die  Vorläufer ' der  deutschen  Beformaüon 
waren-,  er  weist  Bartolo  nnd  Baldo  eine  Mittelstellung  zu.  Marsilio  v.  Padoa 
sah  den  Volkswillen  als  Grundlage  der  kaiserlichen  Autorität  an,  was  den 
Juristen  nicht  fremd  war,  obwohl  sie  die  kaiserliche  Autorität  vermehrten, 
indem  sie  sie  wieder  auf  die  Höhe  der  römischen  Zeit  bringen  wollten,  fär 
welche  ja  die  Übertragung  der  Volksmacht  auf  den  Monarchen  charakteristisch 
ist.  Diese  Anschauung  ist  wieder  aufgenommen  in  dem  Grundsatz:  'Imperium 
est  a  popolo,  set  Imperium  dicitur  divinum  a  Deo/  Zugleich  handelt  Br. 
von  der  von  Cino  da  Pistoria  entwickelten  Theorie,  welcher  in  jener  Periode 
der  juristischen  Studien  unter  den  Juristen  einen  sehr  groben  Einfluls  hatte. 
Vf.  stützt  sich  für  Ciuo  teilweise  auf  die  umfassende  Schrift  L.  Chiapellis,^ 
der  sich  jedoch  mit  dem  toskanischen  Dichter  nur  vom  politischen  Gesichts- 
punkt aus  beschäftigte,  wobei  er  AnlaXs  nahm,  den  Streit  zwischen  den  An- 
hängern der  die  geistliche  und  der  die  kaiserliche  Autorität  verteidigenden 
Theorieen  zu  verfolgen.  Brugi  handelt  im  weiteren  Verlaufe  seines  Werks 
von  dem  'mos  italicus'  im  Gegensatz  zu  dem  hnos  gallicus\  d.  h.  der  Ein- 
führung der  Dialektik  in  das  Becht,  welche  eben  ein  französisches  Produkt 
ist.  Die  Darstellung  geht  bis  zum  16.  Jh.  und  beleuchtet  die  Wechsel- 
beziehungen und  -Einwirkungen  der  weltlichen  Gesetzauffassungen  in  Italien, 
Deutschland  und  Frankreich.  —  Einen  ähnlichen  Gegenstand  behandelte 
auch  Chiapelli,^)  der  die  Stellung,  in  welcher  die  Juristen  des  14.,  15. 
und  16.  Jh.  sich  befanden,  sowie  die  Kämpfe,  die  sie  zu  bestehen  hatten, 
historisch  beleuchtet.  Dante  nannte  sie  z.  B.  ^'uristae  praesumptuosi^  und 
auch  von  den  Humanisten  erfuhren  sie  Angriffe,  obwohl  Ang.  Poliziano  selbst 
Rechtsgelehrter  war  und  den  Codex  Justinianeus  zu  verbessern  bemüht  war. 
Den  'mos  gallicus'  und  den  'mos  Italiens'  findet  Br.  sowohl  in  Italien  wie  in 
Deutschland.  In  Frankreich  unterstützte  der  'mos  gallicus*  die  Richtung, 
welche  das  Denken  überhaupt  eingeschlagen:  auch  die  Beziehung  jener 
Juristen  zu  den  Hugenotten  wird  von  Br.  untersucht,  der  seine  Blicke  bis 
zu  den  modernen  Zeiten  hin  richtet  und  sich  in  Strafsachen  als  Anhänger 
des  Determinismus  gegen  das  'liberum  arbitrium*  zeigt.  Wichtiger  ist  die 
Monographie  über  Bartolo  von  demselben  Vf.^)  Bartolo  ist  ein  Imperialist, 
aber  er  unterwirft  das  Imperium  der  Autorität  der  Kirche,  weil  'apud  Christi 
Vicarium  est  uterque  gladius  seu  spiritualis  et  tcmporalis'.  Er  war  ein  ge- 
mäfsigter  Guelfe  und  betrachtete  die  politischen  Parteien  seiner  Zeiten  als 
von  hohen  Prinzipien  geleitet  (In  hoc  non  habetur  communiter  respectus  ad 
ecclesiam  vel  Imperium,  sed  solum  ad  illas  partialitates  quae  in  civitate  vel 
provincia  sunt'):  die  kaiserliche  Macht  will  er  durch  das  göttliche,  das  Natur- 
und  das  Völkerrecht  beschränkt  wissen.  Was  Italien  betrifft,  so  bedauert  er 
das  Auftreten  der  'Tyrannen'  und  erkennt  im  allgemeinen  an,  dafs  es  'peri- 
culosum  est  habere  regem  alterius  nationis'.    Er  klagt,   dafs  das  römische 


1)  Alcnne  OABer?az.  siil  periodo  stör,  dei  postgloBsatori  in  It:  A.  Giarid.  24,  401.  — 
2)  Vita  e  opere  giurid.  di  Cino  da  Pistoria  con  roolte  doc.  ined.  Pistoiia.  Gelobt  y.  Stiniiing: 
SayZ.  3,  233  ff.  Vgl.  o.  8.  226f  —  3)  La  polemica  contro  i  legisti  dei  sec  XiV.,  XV.  et 
XVI. :  A.  giiirid.  26,  295.  —  4)  Le  idee  politiche  di  Bartolo.    Ebd.  27,  387. 


IlBlien.  n,249 

Reich  sich  ^ab  italids'  getrennt  habe,  (geringeren  Wert  hat  die  Monographie 
über  denselben  Rechtsgelehrten  yon  Ges.  Bernabei.^)  —  Bei  dem  Jubiläu?! 
in  Rom  1450  war  der  Florentiner  Giov.  Ruccllai  gegenwärtig;  er  hinterlieb 
eine  Beschreibang  seiner  Reise,  in  der  er  von  den  Monumenten  Roms, 
Kirchen  etc.  spricht;  Gius.  Marcotti*)  bat  sie  publiziert  —  Als  die  Türken 
Otranto  eroberten,  emeaerte  Sixtos  lY.  das  Bündnis  mit  den  italienischen 
Staaten,  am  die  Muhamedaner  aus  Italien  zu  vertreiben.  Die  Geschichte 
dieser  Liga  und  der  Anteil,  welchen  an  ihr  die  Genueser,  sowie  Ferdinand 
V.  Neapel  hatten,  wird  durch  eine  grofse  Zahl  von  Urkunden  (22.  Jan.  1481 
bis  20.  Aug.  1483)  erläutert,  die  von  G.  Grasso^)  publiziert  sind;  auch 
die  Ursachen  des  schlechten  Ausgangs  der  Verhandlungen  sind  untersucht: 
der  Bruch  zwischen  Neapel  und  dem  Papst  und,  wie  es  scheint,  Verhand- 
lungen zwischen  dem  Papst  und  Venedig.  Über  letzteren  Punkt  giebt  G. 
fibrigens  nicht  genaue  Nachrichten.  —  H.  Heidenheim  er  ^)  behandelt 
Petrus  Martyr  Anglerius  (geb.  zwischen  1455 — 7);  er  lebte  in  Rom  1477 
—87,  wo  er  Schüler  des  Pomponio  Leto  und  auch  selbst  Lehrer  war.  Die 
weiteren  Untersuchungen  H.'s  Men  dem  16.  Jh.  zu.  —  Für  die  Wirtschafts- 
geschichte des  Mittelalters  haben  einige  Auszüge  Interesse,  welche  Dar. 
Bertolini^)  aus  einer  dem  Seminar  in  Portogruaro  gehörigen  Hds.  des 
15.  Jh.  machte  (Reise  des  Antonio  Zerro  nach  Eonstantinopel  1486 — 90).  — 
Tomm.  Casini^)  publizierte  ein  Anekdoten,  das  die  Vulgär-Iitteratur  des 
14.  Jh.  betrifft  Die  Erzählung,  welche  Bruder  Nicolo  da  Poggibonsi^j 
von  seinen  eigenen  Reisen  (1345  und  ff.)  gab,  besitzt  sowohl  philologisches 
wie  geographisches  und  historisches  Interesse  durch  die  Mitteilungen  über 
die  Lage  der  Christen  an  den  hl.  Orten  und  in  Ägypten.  —  Marc  Monnier^) 
behandelte  die  italienischen  Novellisten  des  14.  Jh. 

Giov.  Fioretto,^)  dessen  Absicht  es  war,  die  Humanisten  des  15.  Jh. 
in  Italien  zu  besprechen,  beschäftigte  sich  mehr  mit  der  ersten  als  mit  der 
zweiten  Hälfte  des  Jahrhunderts;  in  seinem  Lobe  der  Humanisten  wh-d  er 
gegen  das  Mittelalter  ungerecht.  Überhaupt  ist  der  Gegenstand  oberflächlich 
behandelt,  soweit  es  nicht  die  damals  herrschende  Philosophie  anbetrifft  Der 
bessere  Teil  des  Buches  besteht  in  dem  Vergleich  der  Humanisten  mit  ihren 
klassischen  Quellen  und  in  einigen  scharfsinnigen  Bemerkungen  über  die  Art 
und  Weise,  wie  diese  sieb  Sprache  und  Form  des  Klassizismus  aneigneten. 
—  Tullio  Ronconi,^®)  welcher  die  erotische  proveugalische  Litteratur  mit 
der  betreffenden  italienischen  vergleichen  wollte,  beschränkte  sich  auf  Bernard 
de  Ventadour  und  Guido  Cavalcanti,  von  denen  der  eine  dem  12.  Jh.  an- 
gehört, also  am  Anfang  der  Li tteraturent Wickelung  lebte  und  Provengale 
war,  während  der  andere  lebte,  als  die  Provence  in  ihrer  höchsten  litterari- 
schen Blüte  stand.  Bei  der  Gegenüberstellung  der  beiden  Dichter  berührt 
R.  auch  den  Gegensatz   sowie  die  Verwandtschaft  der  beiden  Nationen.  — 


1)  Bartolo  da  Sausoferrato  e  la  acienza  delle  loggi.  Roma.  —  2)  II  giobileo  dell'a. 
1450  secondo  ona  relaz.  di  6.  R.:  A.  d.  soc.  rom.  d{  stör.  patr.  4,  563.  —  3)  Docamm. 
riguaid.  la  oostitaz.  de  nna  lega  contro  il  Turco  1481:  Giom.  lig.  6,  321 — 494.  —  4)  Petr. 
Martyr  Angl.  n.  s.  Opus  opistolarum.  Ein  Beitr.  k.  Quellonkande  d.  Zeitalters  d.  Renaisaance 
0.  d.  Reformatioii.  Berlin,  Seehagen.  lY,  216  S.  Vgl.  Edm.  Meyer,  MHL.  10,  51.  — 
5)  Cootribazione  per  nna  storia  dei  prezzi  e  Balari.  Bioma.  —  6)  Un  repertorio  ginllaresco 
del  B.  XIV.  Ancona.  —  7)  Libro  d'Oltramare,  ed.  Alb.  Bacchi  dolla  Lega;  Bologna.  2  yoH. 
—  8)  Biblioth.  uniFenelle,  Oci  —  9)  Gli  Umanisti  e  lo  stndio  del  latino  e  del  greco  nel 
iec  XV  in  It  Verona,  G.  Kayser  aucc.  H  Münster.  170  S.  16^.  —  10)  L'amore  in  Bernardo 
di  Ventadora  e  in  Guido  CaTalcanti:  Fropngnatore  14,  1,  119.  176. 


11,250  XXVn.     C.  Gf.  CipolU: 

Ich  erwähne  hier  einige  Schriften  üher  Leonardo  da  Vinci:  in  einer  berichtet 
Giol.  Porro  ^)  über  eine  antographische  Hds.  Leonardos,  die  in  der  Bibl. 
Trivnlzio  in  Mailand  existiert,  mit  Notizen  and  Zeichnungen  militärischen 
Inhalts.  Aach  in  Paris  befinden  sich  12  antographische  Manuskripte  Leo- 
nardos, die  zum  gröfsten  Teil  nicht  veröffentlicht  sind.  Ch.  Ravaisson- 
Mollien^)  will  sie  der  Reihe  nach  herausgeben  in  Facsimile,  wörtlicher  Um- 
schrift und  Übersetzung.  Der  Inhalt  des  zuerst  veröffentlichten  Manuskriptes 
betrifft  die  Technik  der  Malerei  und  Skulptur,  ferner  Architektur,  Mathe- 
matik und  Physik.  Eine  Biographie  des  Künstlers  stellte  Em.  Förster^) 
zasammen,  wobei  er  auf  die  von  ihm  in  Mailand  gegründete  Akademie  der 
Malerei  hinweist.  J.  Paul  Richter^)  beweist  auf  Grund  einer  Hds.  des 
britischen  Museums,  dafs  Leonardo  in  seiner  Jugend  im  Auftrage  des  Sultans 
V.  Ägypten  sich  einige  Zeit  in  Armenien  aufhielt.  Seine  Beweise  werden 
von  Mary  M.  Heaton^)  als  überzeugend  anerkannt.  —  Paul  Schönfeld*) 
beschäftigte  sich  mit  Sansovino,  der,  wenn  Michel  Angelo  als  Bildhauer  bei 
weitem  überschätzt  sei,  in  erster  Linie  Beachtung  verdiene  und  auch  in  Italien 
mehr  genannt  als  bekannt  sei.  Sowohl  J.  Friedländcr,^)  wie  Aloiss  Heiss  ^) 
beschäftigten  sich  mit  den  italienischen  Medaillen  aus  der  Zeit  der  Renaissance, 
die  sowohl  der  Künstler  als  auch  der  dargestellten  Persönlichkeiten  wegen 
ein  hohes  Interesse  gewähren,  aber  bisher  wenig  ausreichend  litterarisch  be- 
handelt waren.  Der  erstere,  der  seine  schon  angefangene  Arbeit  fortsetzte,  be- 
spricht Amadeus  Mediolanensis,  Anton.  Marescotto,  Nikolaus  den  Alten  (alle 
drei  aus  Ferrara),  Petrecinus  von  Florenz  etc.,  d.  h.  verhältnismäfsig  anbe- 
deatende  Künstler.  Heiss  beginnt  sein  auf  noch  umfassenderem  Plane  be- 
ruhendes Werk  mit  Vittore  Pisano  (1380? — 1456),  dessen  Medaillen  er  mit 
den  Originalzeichnungen  des  Künstlers  vergleicht,  welche  sich  in  der  Samm- 
lang Vallardi  im  Louvre  befinden;  er  publiziert  diese  kostbaren  Skizzen  mit 
grosser  Genauigkeit.  —  Einige  Studien  über  Codices  der  genuesischen  Biblio- 
thek Durazzo  veröffentlichte  L.  G.  Oderico.  ^)  Manche  Codices  haben 
Wert  für  die  Geschichte  der  humanistischen  Studien  (z.  B.  n.  18,  Erm. 
Barbaro;  n.  20,  Leon.  Aretino  etc.);  einer  (n.  16)  enthält  Cassiodors 
Briefe,  und  zwar  in  einer  andern  Ordnung  als  der  gewöhnlichen.  —  Sehr 
erweitert  ist  in  2.  Auflage  Bd.  II  von  G.  Voigts  'Wiederbelebung  des 
klassischen  Altertums' ^<^)  erschienen,  Buch  5 — 7  umfassend  und  mit  B.  6 
(Propaganda  des  Humanismus  jenseits  der  Alpen')  über  Italien  hinausgehend« 
In  Buch  5  wird  namentlich  der  Humanismus  in  Rom  am  Hofe  Nikolaus'  Y. 
behandelt,  sowie  auch  die  Stellung  der  Universitäten  Rom  und  Bologna  zum 
Humanismus.  Buch  7  giebt  einen  zusammenfassenden  Überblick  über  die 
Humanisten  auf  dem  Gebiete  der  Grammatik,  Orthographie,  Metrik,  der 
Editionen  and  Erläuterung  der  Klassiker,  Poesie,  Beredsamkeit,  Philosophie, 


1)  Leon,  da  Vinci  libro  di  annotasioni  e  memorie:  A.  lomb.  8,  688.  —  2)  Le  liS.  A 
de  la  biblioth.  de  TAnen.  Par.,  Qnantin.  301  S.,  126  planckes.  —  3)  AAZ.  17.  Mai.  - 
4)  Z.  f.  bild.  Kanst,  Febr.  —  5)  Leon,  da  Y.  in  the  East:  Ac.  12.  Man.  —  6)  Andr. 
Bans.  u.  a.  Schule.  Stuttgart,  Metzler.  59  S.,  4^  mit  30  AbbUd.  in  Licktdr.  —  7)  Die 
italien.  Scbanmünzen.  Jb.  d.  kgl.  preafs.  Kunstsamml.  II,  24,  92,  151,  225.  Vgl.  CBl.  Sp. 
1768  and  JB.  III,  2,  258.  (Aacb  sep.  Berl.,  Weidmann.)  Koch  nicht  abgeschlossen.  — 
8)  Let  mMailleurs  de  la  Renaiss.  Par.,  Rothschild.  48  S.,  mit  11  Photogr.  u.  63  Beilagen. 
—  9)  Osservazioni  sopra  alc.  codici  della  libr.  di  G.  F.  Duraazo.  Giom.  ligust  8.  S.  2,  49,  95, 
142,  190,  236,  273,  299,  331.  —  10)  Wiederbeleb,  d.  kl.  A.  oder  d.  1.  Jh.  des  Hamanis- 
mne.    IL     2.  nmgearb.  Aofl.     BerL,  Reimer.     YIII,  547  S. 


N 


Italien.  11,251 

Pädagogik,  Geschichte,  Altertumskunde  und  Geographie.  Einige  der  er- 
wähnten Punkte  waren  früher  nicht  behandelt. 

unter  den  Humanisten  des  15.  Jh.  nimmt  Flav.  Biondo  (Blondus)  eine 
nicht  unbedeutende  Stelle  ein,  über  den  Alfr.  Masius^)  eingebend  handelte, 
wozu  dann  A.  Wilmanns^)  aus  handschriftlichen  Quellen  und  vatikanischen 
Archivalien  wichtige  neue  Notizen  gab.  Epochemachend  in  der  Geschichte 
waren  seine  ^Historiarum  ab  inclinatione  Romani  imperii  Decades\  die  er 
etwa  Yon  1440 — 52  schrieb.  Die  Quellen  derselben  hat  P.  Buchholtz^) 
untersucht;  er  glaubt  u.  a.  merkwürdige  bisher  unbekannte  Fragmente  des 
Ablavius  in  ihm  zu  finden,  welche  zeigen  sollen,  dafs  Ablavius  die  erste 
Hälfte  des  5.  Jh.  durchlebte  und  sein  Werk  zu  Ende  dieser  Periode  c.  465 
schrieb.  Er  könnte  mit  dem  unter  Theodosius  IL  erwähnten  Dux  Abi. 
identisch  sein  und  nahm  vielleicht  an  der  Schlacht  bei  Ghalons  teil. 

Die  Frauen  der  Benaissance  besprach  V.  Schnitze,^)  um  gerade  an 
der  Stellung,  welche  die  Frauen  in  jener  Zeit  eingenommen  haben,  sowie  an 
ihrem  Charakter  zu  zeigen,  dafs  die  Renaissance  keineswegs  moralisch  so 
tief  stand,  wie  man  oft  glaubt,  sondern  in  der  That  eine  Yorläuferin  und 
eine  Yorkämpferin  der  Reformation  war. 

Ang.  Marsich^)  setzte  sein  Verzeichnis  der  Urkunden  des  Kathedral- 
Kapitels  von  Triest  fort  (n.  169—201,  1370—1384);  die  mitgeteilten  Ur- 
kunden schliefsen  sich  wegen  der  Abhängigkeit  Triests  von  Venedig,  sowie 
aus  andern  Gründen  auch  an  die  Geschichte  von  Venedig  an.  Ein  Statut 
von  Monfalcone  wurde  von  Vinc.  Joppi^)  publiziert,  welcher  es  durch 
eine  Geschichte  jener  Ortschaft  erläuterte;  auch  das  Register  der  Rektoren 
ist  beigegeben  (1269 — 1866).  —  Giov.  Cesca^  schrieb  Urkunden  ans  dem 
Staatsarchiv  von  Venedig  zur  Ergänzung  anderer  von  Romanin  oder  von 
Kandier  edirter  ab,  um  die  Geschichte  der  Unterwerfungsforderung  zu  geben, 
welche  Venedig  1368  an  Triest  stellte;^  die  Veranlassung  war  unbedeutend 
(ein  von  den  Triestinem  genommenes  Kaperschiff),  aber  in  der  That  strebten 
die  Venetianer  seit  langer  Zeit  nach  der  Herrschaft  über  Triest  Derselbe  ^) 
gab  eine  Darstellung  der  Kämpfe,  die  Venedig  zu  bestehen  hatte,  um  sich 
Triest  zu  unterwerfen  und  um  es  in  Unterwürfigkeit  zu  halten,  bis  es  im 
Frieden  von  Turin  1381  darauf  verzichtete;  die  im  Laufe  dieser  Unter- 
SQchnngen  publizierten  Urkunden  sind  sehr  zahlreich  und  ans  dem  Archiv  in 
Venedig  und  der  Kommunal-Bibliothek  in  Udine  entnommen. 

Giov.  Messori-Roncaglias  ^)  kleine  Schrift  über  den  Krieg  gegen 
Ghioggia  ist  von  geringer  Bedeutung.  Cber  den  Schiffbruch,  den  1431 
der  Venezianer  Piero  Querini  erlitt,  sowie  über  die  Beziehungen  Venedigs 
zu  Schweden  bringt  seinen  Vorgängern,  namentlich  Odhner  gegenüber  nichts 
Neues  C.  Bullo.^^)  Die  1436  von  Venedig  an  Abu-Omar-Ottmann,  den  neuen 
König   von  Tunis,   übersandten  Glückwünsche   publizierte    Mas-Latrie;  ^^) 


1)  Fl.  BI.,  IS.  Leben  a.  s.  Werke.  NJbPhP.  120,  Heft  2—6  u.  Terbess.  als  Leipz.  DIbs. 
(1879).  —  2)  GOA.  1879.  St  47.  —  3)  D.  Qaellen  d.  Eist.  Dec.  des  Fl.  Bl.  Leipz.  Diw. 
139  8.  —  4)  ZKWL.  2,  249—60.  Vgl.  JB.  I,  352«  u.  unten  S.  269  Ann».  9.  —  5)  Begesto 
delle  pergam.  conserv.  nell'  archiTio  del  rer.  Capit.  della  Cattedr.  di  Trieste.  Archeograph. 
Trieat  K.  S.  7,  373.  —  6)  Statuti  della  terra  di  Monfalc.  del  1456.  Udine.  —  7)  XVI 
docom.  ined.  aalle  trattatiTe  fra  Trieste  e  Vonezia  prima  del  assedio  del  1368:  A.  stör,  per 
Trieste  ecc.  h  34*  —  S)  Le  relazioni  tra  Trieste  e  Yen.  sino  al  1381.  Verona-Padova.  — 
9)  Almer.  d'Este,  mem.  stör.  Sassuolo.  —  10)  Yiaggo  di  F.  Quer,  alla  Srec  Venez.«  Anto- 
aelli.  lOS  8.  Vgl.  BQH.  31,  259.  —  11)  Instmci  de  Foscari  doge  de  Yen.  aa  consol  de  la 
r^bL  chmrgi  de  complimenter  le  noa?.  roi  de  Tonia  en  1436:  BECh.  42,  279. 


11,252  xxvn.    c.  et  cipoiu: 

Venedig  schlofs  darauf  mit  dem  Bey  1438  einen  Vertrag.  Der  Venedig 
betreffende  Teil  in  dem  Itinerarinm  des  deutschen  Mönchs  Felix  Fabri  von 
Ulm  (v.  J.  1488)  wurde  nach  den  Ausgaben  von  Com.  Hessler  und  Vinc. 
Lazari  von  Dom.  Zasso^)  neu  gedruckt  und  durch  Anmerkungen  erläutert. 
—  Lor.  Fietta,*)  welcher  Simonsfelds 3)  Aufsatz  über  Catharina  Comaro 
bespricht,  verbessert  einige  Irrtümer  desselben  und  fügt  Notizen  hauptsäch- 
lich lokalen  Charakters  über  die  letzten  Jahre  bei,  welche  Catharina  in  Asolo 
zubrachte;  auch  Urkunden  und  Inschriften  sind  beigegeben.  Simansfeld^) 
publizierte  eine  Urkunde  Catharinas  zu  Gunsten  Lucrezia  Zenos  v.  7.  Febr. 
1493.  —  Über  Marin  Sanutos  d.  Alt.  (Torsello)  Werk  'Secreta  fidelium 
crucis'  hat  H.  Simonsfeld^)  Studien  hinsichtlich  der  Handschriften,  sowie 
der  drei  verschiedenen  Redaktionen  und  deren  Zeit  ausgestellt.  Er  setzt  die 
älteste  Redaktion  1306—9;  die  2.  1312;  vervollständigt  ist  sie  1318—21. 
Ein  Fragment  einer  alten  Obersetzung  dieses  Buches,  das  Sanuto  d.  Jüngere 
erhalten  hat,  giebt  R.  Fulin.  ^)  —  Fulin^)  beendigte  auch  seine  Ausgabe 
des  von  Sanuto  dem  Jüngeren  beschriebenen  Zuges  Karls  VIE.  Ferner 
prüfte  derselbe^)  die  Wichtigkeit  der  Chronik  Sanutos  dem  im  16.  Jh.  von 
dem  Chronisten  Guazzo  verübten  Plagiat  gegenüber  und  wies  nebenbei  auf 
den  Cod.  Marc.  it.  IX,  363  hin,  in  welchem  Sanuto  mehrere  politische 
Dichtungen  über  Karls  VIII.  Zug  mitgeteilt  hat.  —  Von  Neuem  ist  die 
Frage  über  den  Geburtsort  des  berühmten  Reisenden  Job.  Cabot  erörtert 
Während  C.  Barrera  Pezzi^)  nach  dem  Zeugnis  Raimondos  del  Raimondi, 
des  Gesandten  Lodovicos  il  Moro  am  englischen  Hof,  ihn  Venetianer  nennt, 
verfafste  Com.  Desimoni^^)  eine  sorgfältige  Monographie,  in  der  er  die 
Chronologie  der  Entdeckungen  1494,  1497,  1498  erörtert  und  Cabots  genue- 
sischen Ursprung  für  unzweifelhaft  hält.  Gegen  die  Abstammung  Cabots 
aus  Chioggia  wird  eingewendet,  dafs  er  1476  durch  Trivileg'  das  venetianische 
Bürgerrecht  erhielt:  dazu  bemerkt  Fulin,^^)  dafs  diese  Thatsache  nichts  be- 
weist, da  manchmal  ein  solches  Privileg  als  eine  Art  Recognitionspapier  be- 
willigt wurde.  A.  v.  Reumont,^^)  der  Bullös  ^3)  Buch  bespricht,  hält  es  für 
wahrscheinlich,  dafs  Cabot  in  Chioggia  geboren  war.  Er  setzt  auseinander, 
dafs  Cabot  nach  Fred.  Kid  der  ^discovery  of  America  by  John  Cabot'  Cap 
Breton  anlandete  ^*)  und  behandelt  auch  Cabots  andere  Entdeckungen.  Einem 
andern  Reisenden  aus  Chioggia,  Nicolö  de  Conti,  widmete  Wilh.  Heyd^^) 
einen  Aufsatz.  —  Gf.  N.  Papadopoli  ^^)  beschrieb  mehrere  in  seinem  Be- 
sitz befindliche  unedierte  venetianische  Münzen  von  Andr.  Dandolo  (1343 — 
54)  bis  zu  Marcantonio  Giustinian  (1684 — 88).  Seine  Arbeit  ist  von  Pa- 
dovan schon  benutzt.  1^)  —  C.  N.  Sathas^*)  setzte  die  Publikation  von  Ur- 


1)  Yenezia  nel  1488,  detcrüs.  di  Fei.  Fabri  da  U.  Venez.,  tip.  doli'  Anco»;  117  S.  ed. 
elzey.  —  2)  Gatter.  Corner  del.  dott.  Enr.  Simonsfeld:  A.  Yen.  21,  40.  —  3)  Ygl.  JB.  II, 
2,  277.  —  4)  Un  doc.  di  Gatt.  Comaro:  A.  Yen.  21,  293.  —  5)  Stadien  zu  Mar.  San.  d. 
Alt:  NA.  7,  45—72.  ~  6)  A.  Yen.  22,  1.  —  7)  Sie  endigt  A.  Yen.  Bd.  21.  —  8)  Mar. 
Sanato  e  la  spedia.  di  Carlo  Yin.  in  It.  Cronaca  (1879/80)  del  r.  Liceo  llarco  Polo  in 
Yeneua.  Yenezia,  Antonelli.  87  S.  —  9)  Di  Giov.  Cabotto  (!)  rivolatore  del  settentr.  emis- 
fero  d'America,  con  docam.  inod.  esist.  nei  rr.  Arch.  di  Stato  in  Milano.  Ebd.  50  S.  — 
10)  Intomo  a  Giov.  Caboto,  gonovese,  scopritoro  del  Labrador  e  di  altro  regioni  doli*  alta 
America  settentr.,  docam.  raccolti  cd  illustr.  Genova.  —  11)  A.  Yen.  21,  Ball.  S.  68  f.  — 
12)  Nota  aggianta  alla  Mem.:  4  dae  Caboto':  A.  st.  it.  lY.  Ser.  7,  62.  Ygl.  JB.  in,  2, 
257".  —  13)  Ygl.  JB.  m,  2,  259>*.  —  14)  New  England  bist,  andgeneal.  register,  oct. 
1878.  —  15)  Ausland,  n.  25.  —  16)  Monete  ined.  doUa  Zecca  yenoz.  Yenezia,  Antonelli. 
18  S.  tt.  1  Taf.    kl.  4«.  —  17)  A.  Yen.  22,  309—12.  —  18)  ß.  o.  S.  201» 


Mion.  n,258 

künden,  die  ans  dem  Staatsarchiv  in  Venedig  entnommen  Bind  und  die 
griechische  Geschichte  betreffen,  fort:  die  jetzt  vorliegenden  gehen  vom 
7.  März  1400  bis  zam  9.  Febr.  1413  (1412  m.  v.);  die  Einleitung  ist  von 
geringer  Bedeutnng.  —  R.  Falin,^)  der  das  Studinm  der  Geographie  in  Ve- 
nedig (alte  Wandkarten  etc.)  nnd  die  praktischen  Ziele  desselben  darlegt, 
bezweifelt,  dafs  Golumbns  jemals  seinen  Plan  Venedig  vorgeschlagen  habe: 
der  dem  Colnmbos  zugeschriebene  Brief  von  1492  sei  nnecht;  sicher  jedoch 
ist,  dafs  Venedig  1504  den  Durchstich  des  Isthmus  von  Suez  plante  und 
darttber  mit  Ägypten  verhandelte.  Allein  da  vereinigte  sich  plötzlich  in  der 
Liga  von  Cambray  Europa  gegen  Venedig,  und  als  der  Krieg,  welcher  nun 
folgte,  beendigt  war,  hatte  sich  der  allgemeine  Handel  schon  definitiv  von 
Venedig  abgewendet.  —  Über  die  politischen  Wahleft  der  Republik  Venedig 
lieb  C.  Rinaudo  ^)  einen  Vortrag  abdrucken.  —  P.  G.  Molmenti')  zeigte 
in  einer  Abhandlung  über  Vittore  Carpaccio  den  Zusammenhang,  in  dem 
das  venetianischo  Leben  des  15.  und  16.  Jh.  mit  der  Entwicklung  des  künst- 
lerischen Denkens  bei  dem  ausgezeichneten  venetianischen  Maler  stand.  — 
Fulin^)  publizierte  ein  unediertes  Fragment  aus  dem  1483  von  Sanuto 
geschriebenen  ^Itinerario  in  Terraferma'  mit  bemerkenswerten  Abweichungen 
von  der  1843  von  Rawdon  Brown  besorgten  Ausgabe.  —  E.  Nasse  ^)  fekfist 
in  ansprechender  Weise  zusammen,  was  die  von  Lattes  und  Ferrara 
herausgegebenen  Werke  über  die  venetianischen  Banken  im  14. — 16.  Jh.  ergeben. 
Der  Giroverkehr  war  früh  entwickelt  und  zeigte  sich  bald  unentbehrlich; 
der  Staat  beaufsichtigte  die  Banken,  die  ihm  vielfache  Vorschüsse  ohne  Zinsen 
gewährten.  —  Für  die  Geschichte  der  Künste  und  Werke  in  Friaul  haben 
Wichtigkeit  die  Untersuchungen  Ant  Di  Pramperos^)  über  die  Kunst  der 
WoUbereitnng  in  Udine;  er  teilt  21  Urkunden  mit,  aus  denen  das  fort- 
schreitende Wachstum  jener  im  14.  Jh.  von  der  Gemeinde  und  vom  Pa- 
triarchen begünstigten  Industrie  erhellt;  in  einer  Urkunde  von  1324  stehen 
12  Qualitäten  von  Geweben  verzeichnet,  in  einer  andern  von  1368  16.  Eine 
Urkunde  von  1348  giebt  als  für  Wollengewebe  wichtige  Orte  an:  Frank- 
reich, Florenz,  Mailand,  Verona,  Como.  —  Nachrichten,  die  V.  Joppi  über 
das  Leben  und  die  Werke  des  eifrigen  Humanisten  Jacopo  Grafen  v.  Porcia 
(1462 — 1538)  sammelte,  hat  G.  B.  Pirona^)  herausgegeben  mit  einem  Ver- 
zeichnis der  edierten,  unedierten  und  verlorenen  Schriften.  —  J.  A.  Bocchi^) 
setzte  die  Geschichte  der  politischen  Schicksale  Adrias  bis  1511  fort  und 
giebt  die  Reihenfolge  (von  1485)  der  regierenden  Magistrate  mit  kurzer 
Anführung  der  Ereignisse,  welche  ihre  Amtszeit  auszeichneten.  —  Bei  Ge- 
legenheit des  geographischen  Kongresses  in  Venedig  wurde  in  Pordenone 
eine  Büste  Oder.  Matteuzzis  (d.  i.  des  beato  Odorico  da  Pordenone)  auf- 
gestellt, eines  Minoriten,  der,  geboren  1285/86,  1314  Venedig  verliefs,  Ar- 
menien und  das  Innere  Asiens  besuchte  und  zuerst  Bomeo  berührte;  er  be- 
reiste China,   Tibet  und  vielleicht  Japan  und  starb   1331   in  Padua.     Ihm 


1)  Deir  attitudine  di  Veo.  dinanzi  ai  grandi  viaggi  maritt  del  sec.  XV. :  Atti  del  r.  Ist 
Yen.,  Y.  Ser.  7,  1462.  —  2)  In  dem  Buche:  Tre  prolusioni  etc.  (3.  Yortr.),  s.  oben  S.  226 
Anm.  11.  —  3)  Y.  Carpaccio:  diiicoTso  letto  alla  r.  Ac.  di  Belle  arti  in  Yen.  Bologna, 
Zanichelli.  69  S.  16^.  —  4)  A.  Yen.  22,  49.  —  5)  D.  venet.  Bankwesen:  Jbb.  f.  Nat-Ok. 
34,  329—58  (1880).  Vorname  n.  CiUt  JB.  III,  2,  260«  unrichtig.  —  6)  Statnti  friolani.  H 
dazio  dei  panni  e  l'arte  della  lana  in  Udine  dal  1324  al  1368.  ITdine,  Doretti.  33  S.  (Per 
nosze  Bossi-Sechler.)  —  7)  Jac.  conte  di  Porcia.  Udine.  —  8)  Bei  dominatori  di  Adria  ye- 
neta  etc.    A.  Yen.  21,  82.     Cfr.  JB.  III,  2,  245. 


11,254  xxvii.  c.  Gf.  cipoiit: 

widmete  eine  nicht  gerade  bedeutende  Biographie  A.  Y.  Pigafetta.^)  — 
Ern.  Degani*)  publizierte  eine  Urknnde  yon  1489  mit  dem  Verzeichnis 
der  Lehen,  Präbenden  etc.  des  Bischofs  von  Goncordia.  —  Nach  Licorgo 
Cappeletti^)  ist  der  Hanptcharakter  des  Trauerspiels,  welches  Albertino 
Mussato  über  die  Ezzeline  schrieb,  volkstümlich:  er  stellte  ihn  als  Sohn  des 
Teufels  dar  etc.  Übrigens  ist  die  Studie  Cs  von  geringer  Bedeutung.  — 
Vierzig  Bi^graphieeu  berühmter  Persönlichkeiten  aus  Este  —  ?on  dem  sog. 
Atestino  bis  auf  unsere  Tage  —  wurden  von  Giac.  Pietrogrande^)  zusammen- 
gestellt. —  Einen  Vorschlag,  der  vom  Hofe  zu  Este  1445  Alfons  I.  v.  Neapel 
gemacht  wurde,  sich  nach  dem  Tode  Philipp  Maria  Viscontis  Mailands  zu  be- 
mächtigen und  so  zum  Könige  ganz  Italiens  zu  machen,  ist  von  C.  Foucard^) 
unter  Mitteilung  wiclltiger  Akten-stücke  beleuchtet  Die  Verhandlungen 
hierüber  gmgen  yon  1445  bis  Aug.  1447  und  sind  durch  4  umfang- 
reiche Aktenstücke  erlfiutert.  —  Gut  geschrieben  ist  die  mit  Urkunden  be- 
gleitete Monographie,  welche  Ant  Tolomei^)  über  das  berühmte  'Arena*  ge- 
nannte Kirchlein  in  Padua  schrieb,  dessen  Wandgemälde  von  Giotto  sind; 
er  behandelt  auch  das  Mysterium,  welches  dort  am  Tage  Maria  Verkün- 
digung dargestellt  zu  werden  pflegte.  —  Ant  Favaros  Schrift  über  die 
Hochschule  zu  Padua  zu  Goppernikus  Zeit^)  ist  von  M.  Gurtze^)  übersetzt 
worden.  —  Andr.  Gapparozzo^)  verfafste  eine  Biographie  des  Vicentiners 
Giov.  Maria  Angioletto,  welcher  bei  der  Eroberung  von  Negroponte  durch 
die  Türken  1470  zugegen  war.  Er  lebte  als  Sklave  des  Sultans  in  Kon- 
stantinopel, wie  er  dies  zusammen  mit  seinen  Abenteuern  in  einer  Hds.  be- 
schrieb, über  welche  G.  Mitteilung  macht  Angioletto  ist  durch  seine  andern 
Reisebeschreibungen  bekannt  —  Vitt  Barichella  ^^)  erläuterte  mit  Urkunden 
das  Leben  des  mailändischen  ^lapicida'  und  Bildhauers  Bernardino,  welcher 
in  Vicenza  gegen  das  Ende  des  15.  Jh.  lebte;  ihm,  nicht  dem  Tomm.  For- 
menton sind  die  Skulpturen  der  Loggia  des  Bischofspalastes  von  Vicenza  zu- 
zuschreiben. —  Ref.^^)  druckte  einen  veronesischen  Lobgesang  aus  einer  Hds. 
ungefähr  aus  der  Mitte  des  13.  Jh.  ab  und  beendigte  seine  Studien  über 
S.  Anastasia  in  Verona  mit  der  Beschreibung  der  Kapellen  sowie  Mitteilung 
der  Inschriften  und  Urkunden.  ^^)  Ein  Anliang^^)  giebt  Notizen  über  das  13. 
und  14.  Jh.  nebst  der  Publikation  eines  von  einem  Künstler  herrührenden 
Projekts  aus  dem  Anfang  des  15.  Jh.  Weiter  mufs  ich  von  mir  erwähnen 
Untersuchungen  über  das  Leben  eines  Kupferstechers,  der  aus  Salö  gebürtig, 
in  Verona  wohnte  und  zu  Anfang  des  16.  Jh.  starb;  ^^)  sodann  einige  Notizen 
zu  der  Biographie  des  Gian  Nicola  Salemi,  eines  veronesischen  Staatsmannes 
und  Humanisten  aus  dem  15.  Jh.;^^)  die  Publikation^^)  einer  Urkunde  mit 
den  Titeln  einiger  Bücher  eines  veronesischen  Juristen  aus  dem  14.  Jh.  mit 

1)  II  beato  Odor.  da  Forden,  e  i  euoi  Tiaggi:  Baas,  settim.  7,  56S.  —  2)  Docnmenti 
ined.  della  dioc.  di  Goncordia  (nell'  ingresoo  di  Mona,  fra  Bornen.  Pfo  Rossi  alla  aede  veacor. 
di  Goncordia  14.  ag.  1881).  Pordenone.  —  3)  Albert  Mnaaato  e  la  aua  trag.  Eccerinia.  Parma, 
Ferrari  e  Fellegrini  aucc.  Adomi.  82  S.  —  4)  Biografie  ateatine.  Fadoya.  —  5)  Fropoata  fatta 
daUa  Corte  di  Eate  ad  Alf.  I.:  A.  ator.  nap.  4,  (1879)  689—803.  —  6)  LaChieaa  di  Qiotto  nell' 
Arena  di  Fadoya.  Fadova.  —  7)  Yenes.,  AntoneUi,  1880.  76  S.  Zuerat  in  den  Atti  del  r.  latitnto 
deUe  Sciense  e  Lettere.  —  8)  Mitt  d.  Coppem.-Yer.  a.  Thom.  3,  5  —  60.  —  9)  Di  0. 
H.  Angioletto  e  di  an  auo  ined.  MS.  Vicenza,  Staider.  —  10)  Cenno  aopra  an  monamento 
Ticent:  la  loggia  del  palazzo  yeac.  Lonigo.  —  11)  Laoda  apiritoale  in  Yolgare  veron.  del  aoc. 
XIII:  A.  ator.  it  lY  Ser.  7,  149.  ^  12)  Bicerche  ator.  intorao  aUa  Ghieaa  di  S.  Aniat: 
A.  Yen.  21,  5.  Gfir.  JB.  UI,  2,  261.  —  13)  Notis.  yarie  aulla  Ghieaa  di  S.  Anaat:  ibid.  22, 
833.  —  Ant  progetto  per  la  facciata  di  S.  Anaat.:  ibid.  S.  334.  —  14)  Lorenao  da  S.  Ce- 
dlia  intagUatore:  ibid.  S.  342.  —  15)  Gian  Kic.  Salemi:  ibid.  S.  341.  —  16)  Tre  libri  di 
an  giodioe  yeron.  del  1364:  ibid.  21,  141. 


ItaUen.  11,255 

den  bezüglichen  Preisen;  Mitteilungen  über  einen  Yeroneser,  der  1390  in  Ca- 
rone  auf  venetianischem  Gebiete  wohnte;^)  endlich  die  Veröffentlichung  einer 
Urkunde  betreffs  Bewilligung  des  veroneser  Bürgerrechts  an  Angelo  Simonetta, 
den  berühmten  Geheimschreiber  Franz  Sforzas  (1441).')  —  Aless.  Perez') 
wies  in  einem  Berichte  über  die  Ausgrabungen  und  seine  1880/81  im  Amphi- 
theater Ton  Verona  ausgeführten  Arbeiten  auf  den  Zustand  jenes  Bauwerkes 
im  14.  und  15.  Jh.  hin.  —  Von  geringem  Inhalt  ist  ein  Artikel  von  Osw. 
Perini*)  über  die  Monumentalgräber  der  Scaliger  in  Verona.  —  Das  Grab- 
monument eines  reichen  Tridentiners,  der  in  Verona  am  Anfang  des  15.  Jh. 
starb,  beschrieb  Ref.^)  und  erläuterte  es  mit  Urkunden.  —  Ein  anonymer  Vf. 
publizierte  ^  aus  einer  Hds.  des  vatikanischen  Archivs  den  Prozefs  der  Selig- 
sprechung des  s.  Simoncino  aus  Trident,  der  1475  von  einigen  Juden  ge- 
tötet wurde,  die  sich  seines  Bluts  zu  dem  Osterfeste  bedienen  wollten.  — 
Über  die  Bibliothek  der  Gonzaga  in  Mantua,  welche  zu  Anfang  des 
15.  Jh.  fast  400  Bände  zählte,  gab  uns  Will.  Braghirolli^  ausführliche 
Nachrichten;  ferner  schrieben  darüber  Thor  Sundby,  Ad.  Mussafia,  Ant 
Thomas.^)  —  Wenig  bekannt  ist  das  Leben  des  Bischofs  und  Kardinals 
Gabriel  Rangoni  von  Chiari  (f  1456),  mit  welchem  sich  der  P.  Gian  Franc. 
Da  Venezia»)  beschäftigte.  —  Aus  einer  Urk.  von  1492  leitet  D.  Sbar- 
dolini^^^)  Nachrichten  über  die  Erbauung  des  öffentlichen  Schlachthauses  in 
Brescia,  über  die  Metzger  n*.  s.  w.  ab.  —  Muratori  hatte  die  Urkunde  be- 
sprochen, mit  welcher  Heinrich  VII.  1313  Giovanni  I.,  dem  Grafen  v.  Forese, 
Soncino  abtrat,  aber  man  wufste  bis  jetzt  nicht,  ob  dieser  faktisch  seine 
Jurisdiktion  ausgeübt  habe.  Dafs  dies  geschehen  sei,  wird  von  Franc.  Ga- 
lantino ^^)  .mit  Urkunden  bewiesen;  die  Linie  Giovannis  erlosch  1371  mit 
Giovanni  II.  —  In  Com o  scheint  die  Münze  infolge  eines  Privilegs  Friedrichs  I. 
1162  begonnen  zu  haben;  aus  ihr  ging  auch  ein  bis  jetzt  wenig  bekannter 
^grosso*  hervor,  den  Pietro  Rovelli^^)  mitteilt;  er  weist  ihn  dem  14.  Jh.  zu. 
In  Como  war  1453  die  Pest,  sie  trat  aber  nicht  sehr  gefthrlich  auf  und 
dauerte  auch  nicht  lange;  einige  darauf  bezügliche  Urkunden  (Mai  und  Juni 
1453)  werden  von  Em.  Botta**)  publiziert.  —  Franc.  Foscati**)  zog  zwei 
Chroniken  über  das  Valtellina  und  Como  (1200—1335;  1486—1540)  ans 
licht.  Derselbe ^^)  handelte  auch  von  den  Statuten  von  Locamo  (1358), 
Bellinzona  (1391)  etc.,  wobei  er  Nachrichten  über  die  Codices,  in  welchen 
sie  sich  befinden,  und  über  ihren  Inhalt  gab.  Zum  erstenmal  kam  in  ur- 
sprünglicher Form  durch  die  Bemühungen  A.  Tiraboschis'^)  die  Inschrift 
des  Guisc.  Lanzi  'egregius  miles'  aus  Bei^gamo  (f  1352)  heraus.  —  Mai- 
land  betrifft  zuerst  eine  von  Mich.  Caffi^^)  publizierte  Inschrift  zu  Ehren 


1)  ün  Veronese  a  Coroae:  Arch.  Ven.  21,  292.  -^  2)  La  dttadinaiu»  Teron.  di  Aug. 
Simonetta:  A.  lomb.  8,  131.  —  8)  A.  ator.  Veron.  8,  54,  177.  Vgl.  Ton  dema.:  Utitaiione 
di  mi  officio  di  conaorvazione  deir  anfiteatro;  relazione  al  conaiglio  comanale:  ibid.  9,  79.  — 
4)  Arche  degli  Scaligeri  preaao  S.  Maria  Ant  in  Verona:  ibid.  9,  812.  —  5)  H  monrnnento 
diOenocello  diFolgorio  in  S.  Anast.  di  Verona:  A.  ator.  p. Trieate ecc.  1,  26.  —  6)  CiTiltä  catt 
XL  ser.  9,  225.  (Fortaetz.  in  d.  folg.  Nammem).  —  7)  Inventaire  dea  MSS.  en  langoe  fran^. 
par  Franc.  Gonsaga,  I.  capitaine  de  Mantoue,  mort  en  1407:  Bomania  9,  487.  —  8)  Ibid. 
10,  232  f.,  406  f.,  455.  —  9)  Fr.  Gabriele  Bangoni  di  Chiari  yeac.  e  card.  dell*  ordine  dei 
minori  oflaerranti;  cenni  biograf.  Veneria.  —  10)  II  ntto  cameo  a  Breacia  in:  'Brixia'  (Breacia), 
8.  545.  >-  11)  S.  o.  8.  49^.  (Milano,  Bebeachini.  168  S.)  —  12)  Moneta  della  lecca  di 
Como:  B.  aicheol.  di  Como  (S.  26)  im  Anh.  zo  A.  ator.  lomb.  Bd.  8.  —  13)  Della  peato 
di  Como  neir  anno  1453:  Periodico  d.  aoc.  ator.  di  Como.  2,  119.  —  14)  Cronicbe  ined.  di 
Beltramolo  de  Selra  e  Stefano  Merlo:  ibid.  1,  227.  —  15)  Statoti  della  STiazera  itaL,  cenni 
•tor.-biognf.:  ibid.  1,  191.  —  16)  Goiac.  Lanzi:  A.  lomb.  8,  459.  —  17)  Beccsrie  Becca- 
liiy  UDM  lapide  medioey.  milan.  ined.:  A.  ator.  lomb.  8,  522. 


n,256  XXVIL    C.  Gt  Oipollt: 

des  Beccario  Beccaria  ans  Pavia,  Podestä  von  Mailand  1325 — 26  nebst 
einer  andern  zu  Ehren  desselben  1329,  als  er  Podesta  von  Bergamo  war; 
femer  eine  dritte  von  1330,  und  endlich  die  Grabinschrift  1356,  deren 
Original  verloren  ist.  Unter  den  von  Oslo  edierten  Urkunden  befindet  sicb^) 
auch  die  vom  18.  Nov.  1383,  durch  welche  Bemabd  Visconti  und  Regina 
della  Scala  die  Schiaffinati  aus  Pavia  freisprechen.  Lodov.  Corio*)  publi- 
zierte zur  Erläuterung  derselben  die  Prozefsakten  und  den  Urteilsspruch  von 
1381;  Anlafs  war  ein  von  ihnen  gegen  die  herzoglichen  Besitzungen  in 
Yillanterio  gemachter  Anschlag  gewesen.  —  Cam.  Boito^)  schreibt  mit  Be- 
nutzung der  ^Annalen'  des  Dombaus  von  Mailand  die  Geschichte  jenes  Bau- 
werks vom  artistischen  Gesichtspunkt  aus,  und  behandelt,  sich  auch  auf 
das  Studium  des  Doms  selbst  stützend,  die  Geschichte  der  durch  den  Bau 
veranlafsten  Streitigkeiten  zwischen  den  Anhängern  des  fremden  Spitzbogen- 
stils und  den  Anhängern  der  gothisch-italienischen  Kunst  —  Franz  Sforza 
wurde  1462  seiner  Gesundheit  wegen  in  die  Heilquellen  von  Bormio  ge- 
bracht; die  darauf  bezüglichen  Urkunden  wurden  von  Em.  Motta^)  be- 
sprochen. —  Hier  wollen  wir  nachträglich  noch  auf  Üb.  Decembrios  Briefe 
aus  Prag  hinweisen.^)  —  Drei  Briefe  des  Cic.  Simonetta  wurden  von  C.  Ga- 
netta**)  gedruckt:  einer  (1452)  betrifft  den  Dombau,  ein  anderer  (1456) 
den  Bau  des  Kastells,  der  dritte  (1456)  die  von  den  Juden  im  Herzogtum 
Mailand  nachgesuchte  Kultusfreiheit.  Ober  den  am  Hofe  Ludwig  Sforzas  in 
hoher  Gunst  stehenden  Arzt  Laurent  Maiolus  macht  J.  Dukas^)  nach  einem 
Briefe  einige  Mitteilungen.  —  Neuerdings  wurden  die  in  der  Cappella  del 
Rosario  im  Dome  von  Monza  1444  ausgeführten  'astreschi'  ausgebessert-, 
sie  stellen  die  Geschichte  der  Theodolinde  ^)  dar.  —  Hinsichtlieh  der  Sforza 
aufserhalb  der  Lombardei  giebt  Ant.  Gianandrea^)  Nachricht  von  zahl- 
reichen, die  Eroberung  der  Mark  Ancona  durch  Franz  Sforza  betreffenden 
Urkunden  (1433 — 38):  am  7.  Dez.  1433  wurde  Jesi  erobert;  dieses  erklärte 
sich  1447  für  treu  dem  Franz  Sforza  ergeben;  Constanz  I.  Sforza  folgte 
seinem  Vater  Alexander  1473  in  der  Herrschaft  über  Pesaro  und  erklärte 
sich  in  einem  gleichzeitigen  von  Pino  Vanzblini^^)  edierten  Schreiben  be- 
reit, die  väterlichen  Schulden  zu  bezahlen.  —  Zar  Geschichte  der  Kunst 
publicierte  Mich.  Caffi^^)  interessante  Notizen  über  einige  Maler  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  15.  Jh.;  ebenso  Ant.  Bertolotti^^)  sehr  ausführliche 
Notizen,  Auszüge  aus  dem  Staatsarchiv  in  Mailand,  über  lombardische  in 
Rom  lebende  Künstler  vom  15.  bis  18.  Jh. 

Wenden  wir  uns  zu  Piemont,  so  bemerkt  Ces.  Nani,^^)  dafs  in  den 
savoyischen  Statuten,  ebenso  wie  in  der  alten  französischen  Monarchie,  die 
öffentliche  Finanzwirtschaft  einen  feudalen  Charakter  bewahrte:  das  Ge- 
setz wird  nicht  direkt  vom  Fürsten  erlassen,  sondern  es  ist  gleichsam  eine 
Übereinkunft  mit  den  Baronen  und  den  Gemeinden.    N.  prüft  die  Einnahme- 


1)  I,  1,  234,  n.  173.  —  2)  Procemo  e  condanna  degli  Schiaffinati  nel  1381:  A.  lomb. 
8,  668.  —  3)  II  Dnomo  in:  Mediolanom,  hng.  y.  Dr.  Franc.  Vallardi.  I,  170.  — 
4)  Franc.  Sfona  e  i  bagni  di  Bormio:  A.  lomb.  8,  651.  —  5)  S.  JB.  UI,  2,  318*.  -— 
6)  Spigolatare  d'archiTio:  ibid.  8,  629.  —  7)  L.  Maiolus  et  I^d.  Sforza:  Ball,  du  biblioph. 
1880,  S.  870 — 74.  —  8)  GH  astreschi  di  Monza  (Anon.):  La  Cnitora,  riy.  di  scienze  eoc. 
(hrag.  y.  B.  Bonghi)  I,  109.  — -  9)  Della  signoria  di  Franc.  Sforza  neUa  Marca:  A.  lomb. 
8,  68.  —  10)  Una  lettera  di  Cost.  I.  Sforza  sign,  di  Pesaro.  Pesaro.  —  11)  Di  altri  ant. 
pittori  milan.  poco  noti:  A.  lomb.  8,  54.  —  12)  Artisti  lomb.  a  Roma  nei  sec.  XY,  XVI  e 
XYII:  studi  e  ricerche  negli  archiyi  rom.  Milano.  2  yoU.  —  13)  1  primi  statnti  sopra  )a 
Camera  del  Conti  nella  Monarchia  di  Sar.:  Memorie  della  r.  Acc.  d.  scienze  di  Torino,  II. 
Ser.,  Bd.  34;  auch  sep. 


Itaüen.  11,257 

quellen  des  Fftrsten,  unter  welchen  die  hauptsächlichste  die  ans  seinen  Privat- 
besitznngen  ist;  ferner  mufs  man  dazu  rechnen:  die  Zölle,  die  Verträge  mit 
Eanfleuten,  die  Justizverwaltung  u.  s.  w.  Eine  Centralgewalt  zur  Eontrolle 
existierte  bis  zur  Zeit  Amadeus'  V.  (1288):  es  war  dies  anfangs  der 
'Consiglio*  des  Fürsten.  Später  wurde  eine  besondere  Behörde  eingerichtet: 
dies  ist  der  Ursprung  der  ^Camera'  der  Grafen:  es  ist  eine  normannische, 
nach  Frankreich  gekommene  Einrichtung,  woher  sie  die  Savoyer  entnahmen. 
Diese  Kammer  wird  in  dem  bis  jetzt  unedierten  Statut  Amadeus'  VI.  vom 
7.  Febr.  1351  erwähnt,  welches  der  Vf.  nebst  dem  mit  dem  Ms.  verglichenen 
Statut  Bonas  und  Amadeus'  VH.  von  1389  bekannt  macht.  Sitz  des  Amtes 
war  Chambery.  Aufser  den  zwei  Statuten  publiziert  N.  drei  Urkunden  aus 
dem  13.  und  14.  Jh.  —  Derselbe  Autor  i)  publizierte  auch  ein  Statut  Amar 
deus'  VL  von  1379,  woraus  man  die  Entwicklung  des  socialen  Lebens  in 
den  savoyischen  Staaten  und  zugleich  das  Anwachsen  der  königlichen  Ge- 
walt den  Zeiten  Peters  n.  *)  gegenüber  ersieht.  Der  Vf.  erläutert  das  Statut 
aasführlich,  indem  er  jede  einzelne  in  Betracht  kommende  Rechtsfrage  be- 
handelt; der  interessanteste  Teil  ist  derjenige,  welcher  das  gerichtliche  Ver- 
fahren und  die  Autorität  der  Gerichte  betrifft.  Auf  denselben  Gegenstand 
beziehen  sich  die  Statuten  des  höchsten  savoyischen  Ordens,  die  von  Gaud. 
Claretta')  gesammelt  sind.  —  Die  Bewohner  des  Gebiets  Tenda  griffen 
1439  einen  Zug  von  Edelleuten  vom  Hofe  Ludwigs,  Sohnes  von  Amadeus  Vm., 
au.  Von  diesem  Anlafs  aus  entstand  ein  Streit,  welcher  von  F.  Saraceno^) 
erläutert  wurde-,  der  Vf.  nimmt  dabei  Gelegenheit,  die  Verhältnisse  jener 
ganzen  Gegend  in  der  angegebenen  Zeit  aufzuhellen,  Nizza  einbegriffen,  das 
1388  an  das  Haus  Savoyen  kam.  So  klärt  er  den  entfernten  Anteil  auf, 
welchen  die  Franzosen  an  diesen  Angelegenheiten  hatten:  die  Herren  von 
Tenda  waren  Vasallen  Ben^s  v.  Arjou.  Cost.  Rinaudo^)  stellte  die  Ge- 
schichte der  allgemeinen  savoyischen  Ständeversammlung  von  1439  zusammen 
und  will  die  Uneigeunützigkeit  zeigen,  welche  die  Deputierten  damals  bewiesen. 
—  Giov.  Minolio^  verdanken  wir  die  Publikation  eines  Lobgedichts  auf 
eine  religiöse  Gesellschaft  zu  Turin  in  Vulgär-Italienischem.  —  Pietro  Ga- 
netta^  publizierte  das  Testament  (8.  Sept.  1429)  von  Carmagnola,  woraus 
sich  ergiebt,  dafs  der  berühmte  Gondottiere  in  den  besten  Beziehungen  zu 
seiner  Familie  lebte;  er  fQgt  ein  Aktenstück  von  1468  bei  über  die  Erb- 
schaftsteilung, welche  zwischen  den  Töchtern  Garmagnolas  stattfand.  Gaud. 
Claretta^)  sammelte  über  die  Familie  Alladii  aus  Alba  Nachrichten,  welche 
bis  zum  Ende  des  15.  Jh.  zurückgehen.  —  Louis  Vaccarone^)  erweist 
durch  Urkunden,  da(s  der  Pafs  im  Hochthale  des  Po  zwischen  Italien  und 
Frankreich,  im  Ortsdialekt  'Pertus  d'Viso'  genannt,  1479 — 80  angelegt  ist; 
bisher  kannte  man  den  Urheber  nicht  und  schrieb  ihn  sogar  dem  Hanni- 
bal  zu! 


1)  Gli  statati  deir  anno  1379  di  Amadeo  VI,  Conte  di  Savoia.  Separat  aus  den  Memoria 
deUa  r.  acc  delle  sc,  ser.  H,  t  XXXIV.  —  2)  YgL  Jahresber.  UI,  2,  253.  —  3)  Statati 
aotielii  inediti  e  statati  recenü  dell'  ordine  della  S.  S.  Annunsiata  con  notizie  atoriche  relative 
al  raedeaimo.  Torino.  —  4)  U.  pag.  del  diritto  delle  genti  nel  1439:  Curios.  e  ric.  di  stör. 
Bobalp.  öf  120.  —  5)  Le  elezioni  alle  congrogazioni  nei  dominii  di  casa  di  SaT.  l'anno  1439. 
Torino,  Bona.  38  S.  16.  —  Auch  in  den  *Tre  prolasioni  etc.',  b.  o.  S.  226'^.  —  6)  Laude 
de  Diaciplinali  di  S.  Maria  quali  coropose  M.  Bino  da  Torino.  Torino  (nozzo  Buronzo-Gioppo). 
H.  Facoim.  —  7)  II  Conte  di  Carmagnola:  A.  lomb.  8,  601.  —  8)  Sulla  famiglia  albesana 
degli  Alladii  donde  asd  il  celebre  pittore  Qian  Qiac.  Macrino:  K.  Kurop.  24,  ÖO.  —  9)  Le 
pertoia  da  Yiao.    Tarin,  Casanova.    127  S.    M.  o.  Facsim. 

Historis«h«  Jahrsiberioht«.    1881.    II.  17 


n,258  XXVII.   C.  Gt  Cipollt: 

Ces.  Paoli^)  giebt  von  einer  genuesischen  Seekarte  Nachricht,  welche 
den  Namen  des  Pietro  Visconti  and  das  Datum  1311  trägt;  es  ist  die  älteste 
bekannte  geographische  Karte  mit  sicherem  Datum.  —  Mit  einem  Brief,  den 
ein  anonymer  Autor  herausgiebt,  ^)  schickte  1473  Antonio  Ivani  dem  Donato 
Acciaiuoli  ein  Panorama  von  Genua;  dabei  erhalten  wir  Notizen  über  ver- 
schiedene Panoramen  von  Genua  aus  dem  16. — 18.  Jh.  —  F.  Eyfsen- 
hardt^)  bespricht  ein  1449  in  Genua  erlassenes  Gesetz  über  den  Aufwand, 
das  von  L.  T.  Belgrano  veröffentlicht  ist.  —  Ein  Brief  Karis  VII.  vom  22. 
Sept.  1457,  den  er  dem  Admiral  Job.  Phil.  Fiesco  bei  den  Verhandlungen 
schrieb,  welche  der  Doge  Pietro  Fregoso  eingeleitet  hatte,  um  Genua  unter 
französischen  Schutz  zu  stellen,  ist  von  Charavay^)  mitgeteilt.  —  Einzig 
in  seiner  Art  ist  bisher  ein  Dukaten  (1512)  des  Dogen  Johann  U.  v.  Gampo 
fregoso,  der  von  einer  antifranzösischen  Partei  unter  dem  Schutze  Maximilians 
gehalten  wurde.  ^)  —  Bei  einem  Aufenthalt  Ludwigs  XU.  in  Genua  soll  eine 
schöne  Genueserin,  Tommasina  Spinola,  ein  zartes,  jedoch  ganz  platonisches 
Verhältnis  zu  dem  Könige  gehabt  haben  und  der  König  später  ihren  Tod 
in  einem  Gedicht  beklagt  haben,  von  dem  sich  eine  kunstvolle  Abschrift  in 
Montpellier  befindet.  Neri^)  hat  diese  Anekdote  neu  untersucht  und  findet 
zu  manchen  Zweifeln  Aulafs.  Er  stimmt  Gazzera  zu,  welcher  sagte,  er  wisse 
nicht,  ob  das  Mscr.  von  Montpellier  historisch  oder  fabelhaft  oder  vieUeicht 
beides  sei.  —  Am.  V  ig  na  7)  gab  ein  Supplement  zu  seinem  Codex  Diplom, 
der  genaesischen  Kolonieen  auf  der  Krim.  Es  enthält  26  Urkunden  (1453 
— 1476),  das  'Statutum  Caphae',  das  1865  von  Nie.  Murzackewitz  heraus- 
gegeben ist  und  hier  nach  einem  nicht  benutzten  genuesischen  Codex  mit- 
geteilt wird,  Notizen  über  Bischöfe  und  Magistrate  von  Caffa  und  'questioni  pri- 
vate' mit  reichen  Notizen  über  den  Verfall  von  Caffa.  —  Columbns  will 
Mart.  Casanova  de  Pioggiola,^)  gestützt  auf  Lokaltraditionen,  zu  Galvi 
auf  Corsica  ge))oren  sein  lassen,  das  damals  Genua  unterworfen  war;  Aug. 
Sanguinetti^)  schrieb  eine  Untersuchung  über  Columbns'  Studien.  —  Altare 
ist  eine  liguriscbe,  dem  Passe  von  Cadibona  benachbarte  Gemeinde;  ihre 
erste  Erwähnung  geht  auf  das  J.  1495  zurück,  und  ihre  Geschichte  identi- 
fiziert sich  mit  der  dort  ausgeübten  Glaserei,  über  die  Gasp.  Buffa*®) 
spricht.  Ein  ungenannter  Autor  i^)  bestreitet  die  von  Gaet.  Milanesi^*) 
über  den  Dom  von  Sarzana  ausgesprochenen  Ansichten;  Milanesis  Schrift 
selbst  ist  nur  ein  Abschnitt  aus  Bd.  VI  seines  Kommentars  zu  Vasaris 
Werken.  ^3 j  —  Kalender  des  15.  Jh.  sind  nur  in  geringer  Zahl  auf  uns  ge- 
kommen: von  einem  genuesischen,  der  eine  Plauderei  zum  Lobe  Genuas  (von 
einem  dienenden  Bruder?)  enthält,  handelte  N.  Giuliani. ^^) 


1)  Una  carta  nautica  genoveae  dol  1311 :  Arch.  ator.  ital.  IV.Ser.  VII,  3dl.  —  2)  Gioro. 
Ligust.  7/8,  120.  —  3)  INR.  No.  25.  --  41  Ch.  VII.  et  loa  Genoia:  EDH.  7,  69  ff.  — 
5)  Longperier,  CB.  8,  470  (1880).  ~  6)  Oaaervaz.  all'  anedotto  di  Tomm.  Spin,  e  L. 
XII:  Giorn.  ligust.  1879,  S.  183—93.  —  7)  Supplom.  al  Cod.  dipl.  delle  Colonie  Tauro- 
Ligure  duranto  la  aignoria  doli'  Ufficio  di  S.  Giorgio  1453 — 75:  Atti  della  Soc.  ligure  di  St. 
patr.  7,  2,  44.3-1014.  Vgl.  JB.  U,  2,  280".  —  8)  La  v6rit6  aur  Torig.  et  la  patrie  de 
Chr.  Coiorab.  Baatia.  —  9)  Se  Criaioforo  Colombo  abbia  atodiato  all'  Unir.  di  Paria.  Genera, 
Schenono,  1880.  17  S.  —  10)  L'univeraitä  dell*  arte  vitrea  di  Altare  dalle  aae  origini  ai 
noatri  giorni.  Genova,  Schcnone,  1879.  (Progr.  d.  Lic.  r.  ^Criat.  Colombo*.  92  S.)  —  11)  Giorn. 
ligust.  7/8,  125.  —  12)  Notizie  di  Loronzo  e  di  Stagio  Stagi  da  Piotraaanta  acultori  del  XV 
e  XVI  aec.  Fir.,  Cameaecchi.  15  S.  —  13)  G.  Yaaari,  Opero.  Con  noori  annotaz.  e  commenti. 
T.  VI.  Fir.,  Sansoni.  662  S.  —  14)  *La  raxono  de  la  Pasca',  almanacco  geno?.  del  sec.  XV: 
Giorn.  liguat.  7/8,  81. 


ItaUon.  n,259 

Fei.  Geretti^)  schrieb  eine  wertvolle  Monographie  Qber  Jalia  Bojardo, 
Gemahlin  (am  1441)  OioT.  Francescos  L,   Herz.  y.  Mirandola,   welcher  von 
1451  an  die  Regiemng  seines  Staats  führte.     Als  er  1467  starb,  fangierte 
die  Witwe  als  Hnogotenente'  and  starb  in  Bologna  1478:   ihr   letzter  Sohn 
Giovanni  (geb.  1463)  war  Gelehrter.     Lnigi  Baldnzzi^)   setzte   seine  Ge- 
schichte von  Bagnacavallo  fort  and  behandelte  die  Herrschaft  der  Manfredi 
daselbst  (von  1334  an);    er  betrachtet  sie  als  Vikare,   indem  Bagnacavallo 
immer  von  der  Kirche  abhängig  war:  ihre  Herrschaft  geriet  ins  Schwanken, 
besonders  weil  sie  für  Bemabd  Visconti  Partei  ergriffen.     Nach  dem  Ende 
dieser  Herrschaft  1440  wnrde  Bagnacavallo  von  dem  Heere  der  röm.  Kirche 
erobert.    Interessant  für  die  Sittengeschichte  ist  der  Besnch,  den  der  Marchese 
V.  Mantna,    Lodov.    Gonzaga,    1458  in   Sassnolo   dem  Herz.  Borso  v.  Este 
machte:  eine  Beschreibnng  davon  giebt  Gins.  Campori. ')   —    Interessante 
Nachrichten   gewähren   die   von    C.   Malagola   heransgegebenen   Akten    der 
Universität  Bologna  gerade  über  die  deutsche  Nation  der  dortigen  Universität, 
über  welche  die  Urkunden  in  grofser  Vollständigkeit  erhalten  sind.    Einen 
Aofisatz  darüber  schrieb  Caro.^)   —   In  Rimini  hatten  sich  die  Malatesta 
der  Regierung  bemächtigt:   Sigismund  M.  hat  Ch.  Yriarte^)  einen  Aufsatz 
gewidmet,  in  dem  von  besonderem  Interesse  der  Nachweis  ist,  dafs  Sigismunds 
Geliebte,  später  seine  Gemahlin,  Isotta  dei  Atti,  die  von  den  humanistischen 
Dichtem  als  strahlende  Schönheit  geschildert  und   wegen  ihrer  Gelehrsam- 
keit und  Klugheit  den  Musen  an  die  Seite  gestellt  wird,  nach  den  erhaltenen 
Darstellungen    keineswegs   schön,   und   ebensowenig   gelehrt   war,  ja    nicht 
einmal  schreiben  und  lesen  konnte.   —   Der  Kard.  Egidio  Albornoz,  päpst- 
licher Legat,  liels  1352  in  einem  Statut  die  Konstitutionen  der  Mark  Ancona 
mit  Benutzung  Mherer  Aufzeichnungen    und    mit  Beifügung  seiner  eigenen 
Abänderungen  zusammenstellen.     Die  Sammlung  ist  veröffentlicht  und  blieb 
bis  zum  Ausgang  des  verflossenen  Jahrhunderts  in  Kraft.    Raff.  Foglietti^^) 
hat  den  Index  derselben  nach  der  Ausgabe  von  Jesi  wieder  abgedruckt  und 
das  Wesen  dieses  Statuts  dargelegt.  —  Mich.  Maroni  7)   macht  auf  ein  Ms. 
des  GemeindearchivB  von  Ancona  aufmerksam,    das  u.  a.  einige   von  dieser 
Stadt  im   14.  und  15.  Jh.  geschlossene  Handelsverträge  enthält:  die  Verträge 
mit  den  Lombarden  (1399?)  und  mit  den  Catalanen  (1399)  sind  mitgeteilt. 
Lor.  Leonij^)  veröffentlichte  mehrere  Anekdota  zur  Geschichte  von  Todi: 
diese  Gemeinde  beschlofs   1332,    dem  Bischof  des  Orts  Ranucrio  degli  Atti 
den  Verkauf  der  Guter  der  Cleriker  anzuraten.    Eine  Hexe  Matteuccia  wurde 
in  Todi  (1428?)  verurteilt  und  lebendig  verbrannt;  1436  verboten  die  Priores 
und  der  geheime  Rat  der  Stadt  den  Metzgern,   den    Juden  Fleisch  zu   ver- 
kaufen: als  diese  sich  an  Franz  Sforza  wendeten,  annullierte  dieser  1438  den 
genannten  Beschlufs.      Im  J.   1469  wurde  in  Todi  Bartol.  Angeli  öffentlich 
zum  Dichter  gekrönt.  —  Giov.  Daneo^)  untersuchte  in  einer  akademischen 


1)  Ginlui  Bojaxdo,  memorio  e  docnmenti:  Atti  e  mem.  dello  r.  r.  deputaz.  deir  Emiüa. 
N.  S.  VI,  1,  201.  Modena.  —  2)  Bagnacavallo  e  i  Manfredi^  ibid.  S.  157.  Vgl.  Jahresber. 
III,  2,  247.   —    3)   Una  viaita  del  march.  di  Qonzaga  al  duca  Borao  in  SoasuoIo:  ibid.  S.  119. 

—  4)  D.  dtuche  Nation  in  Bol.:  INR.  1880,  2,  497—507.  —  5)  l)n  condottiore  ital.  au 
XV  •.:  RDM.  48,  624—53.  —  6)  Le  *Conatitutionc«  Marchiao  Anconitanae'.  Macerala,  Bi- 
aAduni    54  S.    —   7)  Patti  dei  Lomb.  e  dei  Catal.  col  Com.  di  Anc:   A.  stör.  iomb.  8,  636. 

—  8)  üna  converBione  dei  beni  ecclos.  nolla  prima  metii  dcl  sec.   XIV:    Rasflogna  settim.  8, 

75.  Pn>ces§o  di  una  strega  nel  »ec.  XV:  ibid.  39.  —   Decreti  dcl  comuno  di  Todi  contro 

gli  Ebiei  a  gioatizia  loro  resa  da  Francesco  Sforza:  A.  st.  it.  IV  Sor.  7,  25.  —  La  coro- 
nacione  dei  poeti:  Baas,  aott  7,  280.  —  9)  Raffaello  Sanzio.  Ürbino. 

17» 


n,260  XXVII.    C.  Of.  Cipollt: 

Abhandlang  die  künstlerischen  Inspirationen,  die  Raphael  das  Christentum 
gewährte,  und  den  Einflufs  des  christlichen  Denkens  und  Glaubens  sowie  der 
Moral  auf  die  Entwicklung  seines  Genies.  —  J.  Piper i)  ist,  abweichend 
von  Eng.  Milntz,*)  der  Meinung,  dafs  unter  den  beiden  Daten  (28.  März 
1489,  6.  April  1489),  welche  für  die  Geburt  Raphaels  angegeben  werden, 
das  zweite  yorzuziehen  sei.  —  Nach  den  wenigen  Autographen  zu  urteilen, 
die  wir  von  Raphael  haben,  war  seine  Handschrift  nicht  regelmäfsig.^)  — 
Welche  Hülfsmittel  Raphael  zu  Gebote  standen,  als  er  durch  seinen  Aufent- 
halt in  Rom  1508  plötzlich  Interesse  für  Archaeologie  gewann  und  welche 
Dienste  er  der  Archaeologie  und  Kunstgeschichte  leistete,  will  E.  Müntz^) 
zeigen.  Er  hält  gegen  H.  Grimm  und  Springer  an  der  schon  früher  auf- 
gestellten Ansicht  fest,  dafs  der  1518  oder  19  an  Leo  X.  gerichtete  Bericht 
über  die  Wiederherstellung  des  alten  Rom  nur  von  Raphael  sein  könne.  — 
—  Einige  Münzen  aus  Urbino  von  Guidan tonio  Herz.  v.  Montefeltro  (1404, 

-  1442),  Federico  von  Montefeltro   (1444,  +  1482),    Guidobaldo  L  (1482, 

-  1508)  wurden  von  Carlo  Eunz^)  erläutert.  —  Ein  Dialog  eines  da  Gubbio, 
der  im  14.  Jh.  geschrieben  und  wichtig  für  die  Sittengeschichte  ist,  mit  sa- 
tirischen Sticheleien  (z.  B.  gegen  die  Sitten  des  Klerus),  wurde  (nach  zwei 
Mss.,  von  denen  das  bessere  das  der  Marcusbibliothek  aus  dem  14.  Jh.  ist) 
von  Gius.  Mazzatinti^)  herausgegeben  und  erörtert;  er  ist  dem  Bischof 
Francesco  von  Florenz  gewidmet. 

Aug.  Yernarecci^)  schrieb  eine  reichhaltige  Biographie  des  Ottav.de' 
Petrucci  da  Fossombrone,  welcher  die  beweglichen  metallischen  Tjrpen  fttr 
die  Musik  erfand;  V.  giebt  die  Bibliographie  der  musikalischen  und  litte- 
rarischen Drucke  desselben  Verfassers  mit  reichlicheren  Notizen  als  es  Schmid 
gethan  hat.  —  Luigi  Fumi*)  verdanken  wir  die  Publikation  mehrerer  Ur- 
kunden über  Orvieto,  mit  Relationen  und  Briefen  des  14.  Jh.,  nämlich: 
^ordinamentr  1357,  ^condotta  di  maestro  Andrea  detto  Orgagna*  1358 
(mangelhaft  schon  herausgegeben^)),  eine  Dichtung  des  Benuccio  v.  Orvieto 
und  eine  Predigt  des  Beuedetto  v.  Orvieto.  Von  Adamo  Rossi^^)  erhielten 
wir  den  Druck  einer  alten  Lebensbeschreibung  des  berühmten  SöldnerfUhrers 
und  Abenteurers  Braccio  Fortebracci  aus  Montone. 

In  Toscana  beginnen  wir  mit  Florenz.  M.  R.  S.  Oliphant**) 
schreibt  Gröfse  und  Ruhm  von  Florenz  besonders  einigen  einzelnen  Männern 
zu;  so  giebt  er  Skizzen  von  Dante,  den  Erbauern  des  Doms  (Amolfo,  Giotto, 
Ghiberti  etc.),  von  einigen  berühmten  Mönchen  von  S.  Marco  (dem  Maler 
Angelico,  S.  Antonino  u.  a.)  und  spricht  weitläufig  über  Savonarola,  der  kein 
Vorläufer  der  deutschen  Reformation  gewesen  sei.  Damit  stimmt  Elisabeth 
Warren  1')  in  ihrer  Biographie  Savonarolas  nicht  überein.  Einige  Anekdota 
in  Versen    wurden   aus   einem   Cod.  der  Nationalbibliothek  zu  Florenz  von 


1)  RaphaelB  wahrer  Geburtstag  ond  die  falschen  Säkulartage:  AAZ.  Sp.  S041,  3059.  — 
2)  Raphael,  sa  yie,  son  oouTre  ot  son  temps  (Par.,  Hachette.  658  S.)  S.  9 — 10.  —  3l  H. 
Orimm:  Jb.  d.  preoffl.  Kunstaamnilgn.  II,  222  ff.  —  4)  Raph.  arch^logue  et  hiatorien  d'art: 
Gaz.  des  beaax  arts  22,  S08 — 18,  453— -61.  —  5)  Monete  ined.  o  rare  di  aecclie  ital.: 
Archeogr.  trieiit.  N.  S.  7,  302.  —  6)  II  teleutologia  di  Ubaldo  Sebast  da  Gkibbio,  opera 
inedita  del  nee.  XIV:  A.  st.  ital.,  IV.  Ser.  7,  263.  —  7)  Ottaviano  de'  Petmcci  da  Foseom- 
brone,  inventore  dei  tipi  mobili  metallici  della  masica  nel  s.  XV.  Fossombrone.  174  S.  — 
8)  Saggio  di  volgari  orvietani  del  buon  tempo:  Propugnatore  XIV,  1,  78.  —  9)  Giom.  stör, 
arch.  Tose  1859,  S.  104;  Luzi,  II  duomo  di  Orrieto.  Fir,  1866.  —  10)  Vito  di  Braccio 
Fortebracci,  da  an  mn.  del  a.  XV.  Perugia.  —  11)  The  Masters  of  Flor.  Lond.  —  12)  Sa- 
Tonarola  (London,  S.  W.  Partridgo),  s.  JB.  III,  2,  207^ 


Italien. 


11,261 


A.  Bartoli^)  herausgegeben.  —  Den  Goldgulden  von  Florenz  widmete  H. 
Dannenberg*)  eine  Untersuchung,  während  Ces.  Paoli^)  die  Redensart 
'danaro  di  Dio'  erklärte,  indem  er  eine  Florentiner  Urkunde  von  1401  mit- 
teilte, worin  es  im  Sinne  von  ^Handgeld'  gebraucht  wird.  Das  Tagebuch 
eines  Florentiner  Gesandten  in  Ägypten  wurde  von  Dante  Catellacci^) 
herausgegeben;  die  Gesandtschaft  war  von  den  Consoli  di  Mare  (eingesetzt 
1421)  geschickt:  man  kannte  schon  andere  Aktenstücke  (Instruktion  1422, 
Bericht  1423).  —  Von  hoher  Bedeutung  sowohl  für  die  politische  wie  für 
die  litterarische  Geschichte  ist  die  Herausgabe  der  Urkunden,  welche  die  Hoch- 
schule in  Florenz  betreffen,  die  von  C.  Mine  111  begonnen  und  nach  seinem 
Tode  von  Aless.  Gherardi^)  vollendet  wurde.  Das  hier  gedruckte  Statut 
von  1378  war  unediert;  aus  einigen  Stellen  desselben  schliefst  der  Heraus- 
geber auf  ein  viel  älteres,  was  um  so  wahrscheinlicher  ist,  als  man  weifs, 
da£3  das  sog.  'Studium'  1321  eingerichtet  ist.  Dem  Statut  folgen  die  in  zwei 
Sektionen  geteilten  Urkunden.  Die  erste  1321 — 1472  (181  Nn.)  umfafst  das 
offizielle  Aktenmaterial  über  die  Akademie  (ihre  Gründung,  verschiedene 
Neuerungen,  Reformen,  Zuwachs  u.  s.  w.)-,  die  zweite  1320 — 1472  (228  Nn.) 
begreift  die  Geschichte  der  Personen,  d.  h.  der  Lehrenden  und  der  Schüler, 
mit  den  Schreiben,  welche  die  Florentiner  Signoria  an  Päpste  und  Fürsten 
sendete,  am  berühmte  Professoren  einzuladen  und  zu  erbitten.  Die  von  den 
Lektoren  und  Schülern  gehaltenen  Reden  sind  nicht  beigefügt,  weil  das,  was 
in  ihnen  Wichtigkeit  hat,  schon  bekannt  ist,  ausgenommen  eine  Urkunde  über 
die  von  Boccaccio  verfafste  Exposition  Dantes,  welche  Gh.  anderswo  mitteilen 
wird.  Die  Akademie  erreichte  1472  ihr  Ende.  Von  Morelli  ist  aufser  dem 
Gesamtplan  der  Arbeit  und  der  Auswahl  einiger  Urkunden  der  einleitende 
'discorso',  worin  die  Geschichte  der  Schulen  in  Florenz  zusammengefafst  wird. 
~  Ces.  Guasti^)  publiziert  das  Verzeichnis  der  *Strozzi -Papiere',  die  neuer- 
lich in  das  Staatsarchiv  zu  Florenz  gekommen  sind:  viele  derselben  betreffen 
die  Neuzeit,  einige  jedoch  das  13.  Jh.  (Brief  über  die  Familie  Medici),  das 
14.  und  besonders  das  15.  Jh.:  es  sind  hier  Briefe  von  Cosimo,  von  Giovanni 
de'  Medici  *und  anderen  Gliedern  dieser  Familie;  ferner  ein  1494  von  den 
'Officiali'  über  die  Thaten  und  Geschäfte  des  Piero  de'  Medici  gefafster  Be- 
schlufs  und  ein  Brief  des  Pietro  de'  Medici  an  die  Dieci  vom  9.  Mai  1486, 
ans  dem  Lager.  Ein  Anekdoten  über  Franc,  de  Medici  1433  wurde  von 
Dante  Castellini^)  gedruckt.  Guido  Morelli^)  druckte  ein  florentinisches 
Gesetz  über  den  Aufwand  vom  13.  Apr.  1439.  Aur.  Gotti^)  hob  auf 
Grund  der  Briefe  der  Alessandra  Macinghi  negli  Strozzi  ^^)  den  liebevollen, 
edlen  und  religiösen  Charakter  dieser  Familienmutter  hervor  und  betont,  wie 
wichtig  dieser  Umstand  ist  für  die  Beurteilung  des  Florentiner  Familienlebens 
in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jh.,  das  nicht  so  schlecht  war,  wie  man  all- 
gemein annimmt.  Alessandra  f  1470;  ihr  Gemahl,  Matteo  Strozzi,  war  ein 
Gelehrter,  verbannt  1434.    Nur  auf  das  Familienleben  zu  Florenz  im  15.  Jh. 


1)  I  mu.  della  bibl.  saz.  di  Firenze,  U,  282.  —  2)  Namism.  Z.  12,  H.  1.  —  3)  Banaro 
di  Dio:  Rasa,  iettim.  8,  396.  —  4)  Diario  di  Fei.  Brancacci  ambasc.  con  Carlo  Federigbi  al 
Cairo  per  ü  Com.  di  Fir.  1422:  A.  stör,  it  lY  Ser.  8,  157  a.  326.  —  5)  Statati  della 
CTiuTeniU  e  studio  fiorent  deir  a.  1387,  seguita  da  un'  append.  di  docara.  dal  1320  al  1472. 
Fireue.  —  6)  Le  carte  strozziane  del  r.  Arch.  di  etato  in  Fir. :  Arch.  stör.  it.  7.  Beil.  za 
Hfl  1.  —  7)  Ricordanza  delle  nozze  di  Franc,  de'  Medici  con  la  Teasa  Guicciardini  1433  (Nozze 
Vinbelli-Fedi).  Firenze,  1880.  —  8)  Deliberazione  suntaaria  del  Com.  di  Firenze  (nozze 
Stafjuuni-MorelH).   Fir.,  Arte  della  Stampa.   16  S.  —  9)   Una  gentildonna  fiorent  noi  s.  XV: 

nazion.  7,  490.   Vgl.  o.  S.  251*.  —  10)  Hrsg.  v.  Guasti.   Fir.,  1877.  Vgl.  JB.  I,  352». 


n,262  XXVn.    C.  Gf.  CipolU: 

bezieht  sich  eine  Pablikation  6.  Marcottis,^}  welcher  ein  Stück  ans 
dem  ^Zibaldone'  des  Kaufmanns  Giov.  Rucellai  druckte;  dort  wird  ausführlich 
von  den  für  eine  Hochzeit  veranstalteten  Festen  gesprochen.  R.  wurde  durch 
den  Handel  sehr  reich  und  verwendete  viel  zur  Verschönerung  seiner  Vater- 
stadt, auch  in  Sachen,  welche  den  Kultus  betrafen  (z.  B.  für  die  Fagade  von 
S.  Maria  Novella).  Nach  Virg.  Cortesi*)  ist  das  Buch,  welches  gewöhn- 
lich dem  Agnolo  Pandolfini  zugeschrieben  wird,  wirklich  von  ihm  und  wurde 
von  L.  B.  Albßrti  (f  1472)  in  seinem  Oeconomicus  abgeschrieben.  C. 
Gargiölli»)  giebt  Nachrichten  über  Borghino  di  Taddeo,  welcher  in  Florenz 
in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jh.  lebte;  er  schrieb  Familien-Memoiren,  von 
denen  nur  einige  von  Mons.  Borghini  im  17.  Jh.  gemachte  Auszüge  auf  uns 
gekommen  sind.  —  Von  hohem  Interesse  ist  ein  Artikel  von  Ges.  Guasti,^) 
welcher  es  als  unbegründet  nachweist,  dafs  Amolfo,  der  berühmte  Architekt, 
1310  gestorben  sei.  Man  stützte  sich  für  dieses  Jahr  auf  einen  schlecht 
interpretierten  Passus  im  Nekrolog  von  S.  M.  del  Fiore.  Jones  Jahr  be- 
zieht sich  dort  auf  den  Tod  von  Betto  Brunelleschi,  von  dem  Dino  Com- 
pagni^)  spricht.  Der  Tod  Arnolfos  ist  bezeichnet  als  am  8.  Mftrz  erfolgt, 
ohne  dafs  ein  Jahr  angegeben  wäre.  Wenn  Vasari  Recht  hat,  A.  im  J.  1300 
(florentinischen  Stils)  sterben  zu  lassen,  wäre  er  am  8.  März  1301  (gewöhn- 
lichen Stils)  gestorben. 

Petrarca  betrifft  ein  Artikel  Ad.  Borgognonis^)  über  einige  Petr. 
zugeschriebene,  aber  nicht  in  den  Canzoniere  aufgenommene  Dichtungen.  — 
Franz  RühH)  glaubt,  dafs  die  Briefe  Ciceros  ad  Atticum  in  der  berühmten 
laurentianischen  Hds.  nicht  von  der  Hand  P.s  geschrieben  seien.  In  einem 
sehr  flüchtigen  Artikel  berührt  Vene.  Baravelli*)  die  chronologische  Frage 
über  den  Charfreitag,  an  welchem  P.s  Liebe  zu  Laura  begann.  Gut  ge- 
schrieben ist  eine  Studie  von  Pagano  Paganini,')  welcher  De  Sades  An- 
sicht bestreitet,  P.  habe  in  Pisa  unter  Convenevole  da  Prato  studiert  und 
das  Priorat  von  Migliarino  besessen;  eine  Urkunde  von  1352  nennt  ihn 
jedoch  ^canonicus  praebendatus  ecclesiae  pisanae'.  Ul.  Ghevalier^®)  hat  den 
Artikel  Tetrarca'  aus  seinem  ^R6pertoire  des  sources  historiques  du  moyen- 
äge'  auch  einzeln  erscheinen  lassen.  Er  giebt  eine  reichhaltige  Litteratur 
über  P.s  Leben  und  Werke;  am  Schlufs  einige  Gedanken  P.s  über  den 
Glauben  an  Christus.  —  Um  alle  Freunde  Boccaccios  hat  sich  Cam.  An- 
tona  Traversi^^)  ein  grofses  Verdienst  erworben,  indem  er  Landaus  Bio- 
graphie des  Dichters  nicht  nur  übersetzt,  sondern  auch  mit  reichen  An- 
merkungen versehen  hat,  die  dem  Leser  fUr  die  vielen  bei  B.  in  Betracht 
kommenden  Fragen  das  Material  fast  vollständig  an  die  Hand  geben.  Oft 
hat  er  Körting  sowie  auch  Landau  selbst  berichtigt.  Einstweilen  liegt  nur 
die  erste  Hälfte  vor.  Derselbe  publizierte  dann  eine  Anzahl  kurzer  eigener 
Studien  über  Boccaccio.    So  bekämpfte  er**)  Franc.  Gorazzini,  nach  welchem 


1)  Ud  mercanto  fior.  o  la  sua  famiglia  nel  s.  XV  (Nozze  Nardi-Amaldi).  Fir.,  Barbara. 
123  S.  —  2)  II  guverno  della  famiglia  di  Agnolo  Pandolfini;  stnd.  crit.  —  3)  Borgh.  di 
Tadd.:  Propugnat  14,  1,  170.  —  4)  Arnolfo  quando  b  morto.':  Rass.  nazion.  6,  85.  ^— 
5)  Ed.  Del  Lungo.  S.  416.  —  6)  Lo  »Eatravaganti*  dol  Petr.:  Haa«.  »ettim.  8,  123.  — 
7)  Rhein.  Mus.  35,  H.  1.   —   8)  U  *Vonordi  Santo*  dol  Potr.:    Fanfalla  d.  dornen.  III,  n.  3. 

—  9)  Dello  relazioni  di  m.  Fr.  Petr.  con  Pisa.  Lucca.  —  10)  Fran^.  P^trarque,  bio-biblio- 
graphio.  Montb^liard,  IfoAinann,  1880.  —  11)  M.  Landau,  Giov.  Bocc,  soa  Tita  e  sne  opere. 
Traduz.  di  Cam.  Ant.-Trav.  Nap.,  Stamp.  del  VagUo;    XH,    476  8.    4».     Vgl.  CBl.  8p.  1687. 

—  12)  Della  patria,  della  famiglia  e  delJa  povertä  di  Q.  Bocc  :  R.  Eur.  36,  736.  Vgl.  Fan- 
fulla  d.  Domao.  II,  23. 


lüüien.  n,263 

B.  legitim  in  Florenz  geboren  wurde:    Ant  Tr.  läl'st  ihn  iUegitim  in  Paris 
geboren   sein  und  bespricht  auch  die  Armut  B.s.     Dieselbe   Meinung   über 
die  Geburt  stellt  A,  Tr.  auch  in  einer  anderen  Schrift  auf,  i)  worin  er  Kör- 
tings  Chronologie   angreift.      Ferner  hat  er^)  die   in  den  Noten  zu  seiner 
Übersetzung  von  Landaus  Biographie  geäufserten  Ansichten  über  die  Geburt 
B.8,  sein  Verlieben  in  Fiammetta  etc.  gegen  die  ihm  gemachten  Einwendungen 
verteidigt.^)     In  einer  besondern  Schrift*)  sucht  er  zu  erweisen,  dafs  Fiam- 
metta Maria,  die  Tochter  König  Roberts  von  Anjou,  ist.  —  Zur  Zeit  der  Pest 
war  B.  nicht  in  Florenz-,   bei  der  Beschreibung  derselben  schlofs  er  sich  an 
Lucrez  an,   welcher  seinerseits  wieder  Thucydides  nachgeahmt  hatte.      Ant. 
Tr.^)  hat  die  betreffenden  Stellen  der  drei  Schriftsteller  sorgfältig  einander 
gegenübergestellt.      Weiter   sucht   derselbe  Vf.«)   gegen  Rod.  Renier  zu  be- 
weisen, daEs  Petrarca  Achtung  und  Liebe  für  B.  hegte,  jedoch  dessen  Werke 
nicht  so  hoch  schätzte,  wie  sie  es  verdienten,  und  zwar  wegen  ihrer  ^vanit^' 
und  ^leggerezza':   nach  Renier 7)  ist  Att.  Hortis^)  in  seiner  grofsen  Arbeit 
über  die  lateinischen  Werke  B.s  in  der  Verteidigung  Petrarcas  in  der  That 
zu  weit  gegangen,    sowohl  was  dessen  Beziehungen  zu  B.  betrifft,   wie  hin- 
sichtlich der  Frage,    welche  Achtung  er  für  Dante  hegte.  —  Gegen  Landau 
glaubt  A.  Tr.,  dafe  B.s  Liebe  zu  Fiammetta  in  das  Jahr  1336,  nicht  1334 
fällt-,  gegen  Körting  behauptet  er,^)   dafs    B.   bei   dem   Examen  Petrarcas, 
welches    1341  in  Neapel  in  Gegenwart    König  Roberts    stattfand,   anwesend 
war.  —  Körtings  Werk  gab  Gaspary^<>)  zu  einer  ausführlichen  Studie  An- 
lals.     Für  die  Echtheit  von  Boccaccios   Zibaldone   trat   gegen  Landau  und 
Körting  H.  Simonsfeld  ^^)  ein.     Ferd.   Martini  i*)   weist    auf  die   Kalli- 
graphieen  Boccaccios,  Petrarcas  und  Dantes  hin;  f(lr  letzteren  bezieht  er  sich 
auf  das  Zeugnis  Leon.  Brunis,  nach  welchem  Dante  eine  schöne  und  saubere 
Handschrift  hatte.  —  G.  Arliä^')  gab  die  Canzone  'Cara  Fiorenza  mia'  neu 
heraus,    in  welcher  Matteo  Frescobaldi  (1.  Hälfte  des  14.  Jh.)  die  damalige 
elende  sociale  und  politische  Lage  von  Florenz  beschreibt;  zwei  Dichtungen 
Ant  Pacds,  die   derselbe  ^^)   veröffentlichte,    sind  von  geringem  historischem 
Wert     Unter  Lorenzo  de'  Medici  und  Lodovico  il  Moro   war  Bern.  Bellin- 
cioni  Hofpoet;    G.  Rigutini^^)  hat  ein  von  Lorenzo  an  B.  gerichtetes  So- 
nett   mit    der  Antwort  des  Dichters   publiziert;    letzterer  scheint  zum  Spion 
benutzt   zu  sein:    das    Sonett    Lorenzos  ist  eine    wahre    Abhandlung   über 
Kunstmittel  der  Politik.     Eng.  Müntz^®)  hat  die  Altertümer  (Bronzen,  Me- 
daillen, Mosaiken  etc.)  besprochen,  die  im  Besitze  Lorenzos  de'  Medici  waren. 
—  Wie  Karl  Robert  von  Anjou,  König  von  Ungarn  und  Polen,  dem  Sienesen 
Pietro  di  Simone,  einem  in  Ungarn  ansässigen  Goldschmied,  1331  einen  Terri- 
torialbesitz bewilligt  hat,  erzählt  A.  v.  Reumont,  ^'')  der  die  Urkunde,   die 
schon  von  Wagner  (a.  1773)  und  von  Katona  (a.  1779)  ediert  war,  hier  nur  ab- 


1)  Della  patria  di  Q.  Bocc.;  Giorn.  Napol.  di  filos.  6  lettere,  N.  8.  5,  77.  —  2)  Cicero 
pro  domo  saa:  ebd.  6,  29.  —  3)  Rasa,  settim.  8,  27.  —  4)  La  Fiammetta:  Fanf.  della 
Domen.  UI,  n.  51.  —  5)  Raffronto  fra  la  peste  di  Tac,  di  Lucr.  e  di  0.  Bocc:  Propngn. 
14,  1,  299.  —  6)  II  Petr.  estimatore  ed  amico  di  G.  Bocc:  Preludio  5,  185  (30.  Aug.).  — 
7)  A  stör,  per  Trieate  etc.  1,  69.  —  8)  Vgl.  JB.  UI,  2,  266.  —  9)  II  Bocc  in  Napoli 
preaente  aU*  eaame  del  Petr.:  Preludio  5,  133.  —  10)  LBl.  f.  german.  u.  rom.  Phil.,  Jan. 
—  11)  Zur  Bocc-Litteratur.:  Münch.  SB.  H  1,  1—18.  —  12)  Bricciche:  Fanf.  della  Dom. 
ni,  n.  21.  —  13)  Due  canzoni  di  Matt,  di  Dino  Freacobaldi:  Propugnat.  14,  2,  279.  — 
14)  Due  componimenti  di  Antonio  Pucci:  ibid.  1,  161.  —  15)  Un  poeta  del  quattro  cento: 
Fanf.  della  Dom.,  13.  März.  —  16)  Lea  collecüona  d'antiquitea  de  Lor.  de  M6d.:  KA.  1880, 
II,  257—259  a.  5.  —  17)  Un  orafo  sen.  del  Trecento  in  üngb.:  A.  ator.  it.,  IV.  8er.  7,  56. 


n,264  XXVII.     C.  Gf.  Cipolla: 

druckt  nebst  andern  Notizen  über  denselben  Künstler.  —  Das  Wunderbare  im 
Leben  der  hl.  Kalharina  von  Siena  läfst  sich  nach  Alf.  As  tu  ran  o  ^)  durch  Hysterie 
erklären.    —    Luc.  Banchi^)  hat  seine  Studien  zur  sienesischen  Geschichte 
fortgesetzt  und  zeigt,  wie  1456  der  verbannte  Petrucci  Piccinino  aufforderte, 
gegen   Siena  zu  rücken,    was  vielleicht  mit  einem  Plan  des  Königs  Alfonso 
über  die  Einigung  Italiens  in  Verbindung  stand.     Er  erzählt  die  Geschichte 
der  Gefahren,  welche  die  Stadt  lief,  die  durch  eine  Gesandtschaft  Calixt  III. 
um  Hülfe  bat;    dieser  hat  sich  hierbei  als  oflfener  und  ehrlicher  Freund  ge- 
zeigt.     Derselbe   Vf.  3)    sammelte   mehrere   Urkunden    über    die   Kunst    der 
Seidenbereitung,  während  Wright^)  die  Statinen  des  sienesischen  Hospitals 
dl  M.  Vergine,    die  schon  1864  von  Luc.  Banchi  ediert  sind,    ins  Englische 
übersetzte.  —  K.  Tanfani  Centofanti*'^)  publizierte  ein  pisanisches  Anek- 
doten von  1349  über  eine  Art  telegraphische  Signale  bei  einem  Kriege.   — 
Ein  an  der  Universität  Pisa  vorgefallenes   Ereignis,    welches  Licht  auf  das 
Leben  der  Schüler  fallen  läfst,  besprach  A.  Gherardi:^)  es  war  unter  den 
Schülern  der  Mi  fsbrauch  eingerissen,  im  Karneval  den  Docenten  ihre  Bücher 
wegzunehmen,  die  sie  nachher  teuer  zurückkaufen  mufsten*,  der  Erlös  wurde 
von  den  Studenten   verjubelt    —    F.  Berardirelli'')    untersuchte  in  einer 
ausführlichen    Arbeit   die    politische    Auffassung   Dantes  von  der  weltlichen 
Herrschaft  des  Papstes.  —  Aless.  d'Ancona®)  geht  von  Durrieus  Arbeit 
über  die  Errichtung   des    1379  projektieilen  Königreichs    Adria^)    aus  und 
stellt  zusammen,    was  man  über  den  Plan  schon  vorher  wufste,  so  insonder- 
heit die  Dispositionen  Galeazzo  Viscontis,   welcher  die  Herrschaft  Italiens  in 
seinen  Händen  zu  vereinigeii  strebte.  Er  führt  Stellen  aus  mehreren  Gelehrten 
an  (Loschus,    d.  i.:    Laviozzo  aus  Siena,   Tommaso  von  Rieti,  Vannozzo  aus 
Padua),    welche,  ihn    aufforderten,    die   zerstreuten   Glieder  Italiens  zu  ver- 
einen. —  Ad.  Borgognoni  *o)  widerlegt  die  Ansicht,  dafs  Petrarcas  Canzone 
^spirto  gentir  auf  Cola  di  Rienzo^^)  zu  beziehen  ist;  auch  um  Stefano  Colon  na 
d.  Jüngeren  handele  es  sich  nicht:  es  sei  wohl  an  Stef.  Colonna  d.  Alten  zu 
denken. 

Die  von  Steph.  Stoy^^)  behandelten  Beziehungen  zwischen  Papst  und 
Kaiser  1360 — 64  betreifen  besonders  die  Visconti  und  das  mittlere  Italien: 
die  Kirche  schlofs  am  3.  März  1364  mit  Bernabö  Visconti  Frieden. 
Excurs.  I  untersucht  Bernabös  Verhalten  dem  Kaiser  gegenüber,  dem  er  sich 
für  das  Vikariat  von  Pisa  und  Lucca  zur  Wiedererlangung  des  sogenannten 
arelatischon  Königreichs  verpflichtete.  An  den  Verhandlungen  Karls  IV. 
mit  Innocenz  VI.    wegen  der  Wiedererlangung  des  Königreichs  Arelat  nahm 


1)  S.  Cater.  da  Siona,  osserrazioni  psico-patol.    XapoH.    —    2)  Ultimo  relasioni  dei  Se- 
nesi  con  papa  CatUto  III:    A.   stör,  ital.,  lY.  Ser.  5,  427.    Siehe  daeelbat  3,  184  a.  4,  226. 

—  Vgl.  JB.  Ul,  2,  206.  —  3)  L'arte  della  seta  in  Siena  nei  a.  XV  o  XY.  Statati  e  doc. 
Siena,  tip.  Sordomuti.  145  S.  —  4)  Statutes  of  the  hospital  of  the  holy  Virgin  Maria  of 
Siena.  A.  D.  1305.  London,  1880.  —  5)  ProTvisione  degli  anziani  di  Pisa  ai  4.  apr.  1349 
che  approya  certi  segnali  proposti  dai  rettori  pis.  in  Lacca  per  comonicare  dalla  torre  del 
Germglio  al  ballatoio  del  palazzo  degli  anziani  medesimi  (Nozze  Moroeoli-Gioli).  Pisa,  Van- 
nacchi.     13  S.  —    6)  Uno  acandalo   nell'univers.  pia.  Tan.    1474:    A.  st  it  IV.  Ser.  7,  114. 

—  7)  U  dominio  temp.  dei  papi  nel  concetto  polit.  di  Dante  Alligh.  Modena,  1mm.  Conc. 
431  S.  —  8)  Un  diaegno  di  secolarizzazione  degli  atati  pontifici  nel  s.  XIY:  Rasa,  aettim. 
8,  102.  —  9)  Vgl.  JB.  III,  2,  206,  270.  —  10)  La  canz.  «Spirto  gentil*  a  chi  moglio  posaa 
tonerai    diretta;    nuova   interpretazione    de*  primi  tre  verai.     Kavenna.       Vgl.  JB.  II,  2,  284. 

—  11)  Pop.  ist:  Du  Cercean,  hist.  de  Rienzi.  Liraoges,  1880,  Barboa;  274  8.  (Bibl. 
chr^t.,  mor.  et  litt^r.)  —  12)  S.  o.  S.  56^ 


ItaUen.  11,265 

Bernabö  Teil  (Exe.  TU).  Ein  Brief  Karis  IV.  (12.  Aug.  1361)  an  die  Kon- 
suln und  die  Universität  Strafsburg  stellt  Bernabö  als  Feind  der  Kircbe  unc} 
des  Reichs  hin.  —  Franc.  Zambrini^)  teilt  Gedichte  eines  Florentiner 
Dichters  mit,  von  denen  drei  die  Ankunft  Urbans  V.  in  Rom  1367  betreffen 
aod  schickt  die  Bibliographie  der  gedruckten  Schriften  jenes  Dichters  vor- 
aas. Ugo  Balzani')  beschäftigte  sich  mit  der  vielleicht  1415  von  Adamo 
da  Usk  geschriebenen  Geschichte  von  Rom  1377  —  1405,  die  vor  5  Jahren 
von  Edw.  Maunde  Thompson  herausgegeben  ist  und  Interesse  gewährt  durch 
Nachrichten  über  die  Verhältnisse  am  römischen  Hofe.  —  Paul  II.  ordnete 
1469  die  Umarbeitung  der  Statuten  Roms  an.  Von  dem  Anfang  seines  Pon- 
tifikats  an  bereitete  er  jene  Reform  vor,  welche  die  Beziehungen  zwischen  der 
geistlichen  und  weltlichen  Autorität  veränderte.  Die  Eidesformeln,  die  er 
za  diesem  Zweck  anwandte,  sind  uns  in  Obersetzungen  nach  einem  Cod. 
des  Kard.  Garampi  mitgeteilt.  ^)  —  ^Die  römische  Kirche  zur  Zeit  der 
Gründung  des  Kirchenstaates'  behandelte  ein  Artikel  des  deutschen  Alt- 
katholiken-Orgaus. *) 

H.  L*£pinois,*)  der  zwar  Alexander  VI.  verteidigt,  bringt  doch  viele 
Anklagen  gegen  ihn  vor,  welche  vor  neu  publizierten  Dokumenten  fallen, 
z.  B.  die  Vergiftung  Djemms:  die  von  Alexander  der  Kirche  erwiesenen  Ver- 
dienste stellt  er  nicht  in  Abrede,  bekämpft  aber  Leonettis  zu  weit  gehende 
Verteidigung  des  Papstes.  Besonders  weist  er  die  Annahme  zurück,  dafs 
Cäsar  Borgia  und  seine  Brüder  Neffen  und  nicht  Söhne  Alexanders  gewesen; 
vielmehr  stimmt  er  Reumont  zu,  dafs  auch  der  während  seines  Pontifikats 
geborene  Giovanni,  Herzog  von  Nepi,  wahrscheinlicli  sein  Sohn  gewesen  sei. 
In  seiner  Erwiderung  auf  Leonettis  Verteidigung  giebt  L'^pinois  die  Mög- 
lichkeit zu,  dafs  neue  Aktenstücke  die  Tradition  als  falsch  nachweisen 
können.  Nach  Aless.  Ademollo  ^)  ist  der  genannte  Giovanni  ein  Sohn 
Lncrezias,  aber  die  Bulle  vom  1.  Sept.  1501  beweist  nicht,  was  Ademollo 
behauptet.^)  Eine  Bulle  desselben  Papstes  von  1501  zu  Gunsten  der  Com- 
mune Castro  wurde  von  G.  (Cugnoni)*)  gedruckt.  Ern.  Masi^)  hat  seine 
Skizze  von  Alexander  VI.  neu  herausgegeben. 

Im  14.  und  15.  Jh.  sind  die  Inschriften  in  der  Vulgärsprache  auf  den 
Gräbern  in  Rom  gewöhnlich  sehr  kurz  und  beziehen  sich  auf  Personen  aus 
dem  Volke;  erst  später  (besonders  zur  Zeit  Pius'  V.)  änderte  sich  der  Ge- 
branch. Dies  war  Gegenstand  einer  sorgfältigen  Studie  von  Dom.  Gnoli,^^) 
weiche  unter  anderem  eine  Inschrift  von  1517  publiziert.  Sie  betrifft  Va- 
nozza  Catanea  'madre  del  duca  Borge',  deren  beide  Gatten,  Giorgio  Croce  und 
Carlo  Canale,  darin  erwähnt  sind.  Eng.  Müntz^^)  gab  einen  unedierten  Plan 
von  Rom  heraus,  der  sich  in  S.  Gemignano  befindet:  er  wäre  nach  M.  von 
Cenozzo  Gozzoli.  Ein  anderer  noch  älterer  Plan  von  Rom  wurde  von  H. 
Stevenson^*)  erläutert.  —  Einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Künste  und 
Wissenschaften  am  päpstlichen  Hofe  hat  wieder  Eng.  Müntz^^)  gegeben,  der 


1}  Rime  di  Agnolo  Tonini  da  Firenze,  non  mai  fin  qui  atampato :  Propagnat  14,  1,  436. 
—  2)  La  Rtoria  di  Roma  nella  Cron.  di  Adamo  da  Usk.  Borna.  —  3)  Fonnuli  dei  giora- 
menti  del  Senate  Boro,  nol  pontif.  di  Faolo  II.:  A.  d.  boc.  rom.  di  storia  patria  4,  268.  — 
4>  DtMÜi.  Merkur  12,  No.  3.  —  7y)  S.  o.  S.  191  Anm.  4  ff.  —  6)  A.  d.  äoc.  rom.  di  »tor.  patr. 
4,  279.  —  7)  Ebd.  S.  280.  —  8)  Ebd.  S.  585.  —  9)  Studi  e  ritratti  (Bologna).  S.  3.  — 
Vgl.  JB.  m,  2,  269».  —  10)  Lo  iacrizioni  sepolcr.  ital.  nelle  chiese  di  Borna:  N.  Antol. 
55,  497.  —  11)  Vgl.  Ac,  26.  März.  —  12)  Bi  una  pianta  di  Borna  dipinta  da  Taddeo  di 
BortoJo  nella  cappella  interna  del  palazzo  del  Comune  di  Siena,  a.  1413—4.  Borna.  — 
IS)  Un  HMne  ital.  aa  XV.  s.   Les  arts  etc.  k  la  coor  de  Sixte  IV.:  BDM.  48,  154—92. 


n,266  XXVU      C.  Gf.  Cipolla: 

Sixtos'  lY.  Thätigkeit  fflr  das  moderne  Rom  schildert  nnd  zeigt,  wie  er  sich 
doch  allmählich  die  Bestrebungen  der  ^heidnischen'  Humanisten  gefallen  liefs, 
obwohl  an  seinem  und  seiner  Nachfolger  Hofe  immer  eine  ascetisch-strenge 
Partei  weiter  bestand,  die  später  so  grofsen  Einflufs  gewinnen  sollte.  — 
A.  Bertolotti^)  teilte  zahlreiche  Notizen  über  lombardische  Künstler,  welche 
in  Rom  arbeiteten,  mit.  —  Über  die  Statuten  von  Anticoli  aus  dem  15.  Jh. 
gab  GB.  De  Rossi^)  Nachricht;  aus  ihnen  ergiebt  sich  als  neu,  dafs  1448 
Stef.  Porcari  'provinciarum  Campauie  et  Maritime  pro  S.  R.  E.  et  SS.  D. 
N.  Nicoiao  D.  P.  P.  V.  Rector  Generalis'  war.  Auch  andere  unbekannte 
Nachrichten  über  Porcari  und  über  seinen  Palast  sind  von  R.  gesammelt 
Die  Untersuchungen  R.  Ambr.  De  Magist ris^)  über  Anagni  beziehen  sich 
meist  auf  spätere  Zeiten;  nur  wenige,  welche  die  Abtei  Grotta  di  Anagni 
mit  Urkunden  aus  dem  12.  und  13.  Jh.  betreffen,  machen  eine  Ausnahme. 
Einige  Urkunden  aus  dem  12.  Jh.,  die  S.  Loewenfeld  ^)  bekannt  macht, 
beleuchten  ein  Kloster  bei  Rom. 

Zwei  Schriften  zur  neapolitanischen  Geschichte,  welche  1880  von 
Hortis*)  ediert  waren,  giebt  B.  Capasso^)  mit  erläuternder  Einleitung  neu 
heraus;  er  beweist,  dafs  sie  von  verschiedenen  Verfassern  herrühren.  Aus 
den  Verschreibungen  der  aragonesischen  Schatzkammer  (Staatsarchiv  in  Neapel) 
teilte  Cam.  Minieri  Riccio^)  reiche  und  sorgföltige  Notizen  über  Alfons  I. 
v.  Aragon,  sowie  über  die  civilc,  militärische  und  Kunstgeschichte  seiner 
Zeit  mit,  nebst  Notizen  über  die  Hauptleute,  welche  in  Alfons  Solde  kämpften. 
Für  die  Litteraturgeschi^hte  sind  zwei  Urkunden  von  1453  und  1455  ^)  in- 
teressant, in  welchen  die  Bücher  beschrieben  und  die  Schriftsteller  genannt 
werden,  welche  sich  in  der  Bibliothek  des  Königs  befanden.  Auch  Diom.  Ca- 
raffa  hatte  mit  seinen  Finanztheorieen  Einflufs  auf  die  aragonesische  Regierung. 
Damit  beschäftigte  sich  G.  R.  S.  ^)  Einige  Notizen  zur  Kunstgeschichte 
sammelte  Bart.  Capasso,^^')  indem  er  zeigte,  dafs  der  Bildhauer  und  Maler 
Enea  Pisano  von  Alfons  I.  1449  mit  jährlicher  Besoldung  zu  seinem  *Fami- 
liaris'  erklärt  wurde.  —  Ober  ein  Ms.  aus  dem  17.  Jh.  in  der  Biblioteca 
Nazionale  zu  Neapel,  das  die  sogenannten  'Diurnali'  des  Herzogs  v.  Monte- 
leone  aus  dem  15.  Jh.*^)  enthält,  macht  Alf.  Miola^*)  Mitteilungen.  —  Der 
'molo  angioino',  der  von  Karl  II.  1302  errichtet  ist,  fand  eine  historische 
Beleuchtung  durch  Bart.  Capasso.^')  P'ür  die  Geschichte  Apuliens  ist  eine 
mit  Urkk.  von  1267—1366  ausgestattete  Arbeit  von  G.  B.  Beltrani^*) 
wichtig,  deren  Fortsetzung  folgen  soll.  —  Ccs.  Foucard**)  entnahm  dem 
Archiv  von  Este  einige  Aktenstücke  über  die  Unternehmung  von  Otranto 
1480,  mit  'dispacci'  von  Gesandten,  'avvisi'  von  Privatpersonen,  und  Vettere' 


1)  Artisti  lomb.  a  Koma  nei  sec.  XV,  XVl,  XVil;  Btudi  e  ricerehe  negli  Archivi  rom. 
Milano,  2  vol.  Vgl.  o.  S.  192  Anm  15.  —  2)  Gli  statuti  del  Com.  di  Anticoli  in  Campagna 
con  un  atto  ined.  di  Stef.  Porcari:  Stadi  e  docum.  di  stör,  e  diritto  2,  71.  —  3)  Docum. 
Anagniani:  A.  d.  noc.  rom.  di  st.  imtria  4,  317  u  408.  —  4)  Documenta  quaedam  historiam 
mon.  S.  Anatitasii  ad  Aqua«  Salviaa  illnstrantia.  Ebd.  S.  399.  —  o>  Vgl.  JB.  m,  2,  270^  — 
6)  Dae  Rcritture  riguard.  la  Htoria  napol.  nolla  seconda  mota  del  s.  XIV :  A.  stör,  naiiol.  6, 
313.    —    7)  Alcuni  fatti  di  A!f.  I.  d'Arag.  dal   15.  apr.  1437  al  31.  maggio  1458:     A.  Kap. 

6,  1;  231;  411.  —  8)  S.  419  und  439.  -      D>  Di  un  finanziere  ital.  del  s.  XV.:  Haan,  aett 

7,  44.  —  10)  Appunti  per  la  «tor.  dello  arti  in  Kap.:  A.  ßtor.  nap.  6,  531.  —  11)  Pro- 
pugnat  14,  1,  143.  -  12)  Murat.  SS.  XXI.  -  i:{>  La  funtana  doi  *Quattro  del  Molo*  di 
NaiKfli)  ricordi  stör.:  A.  tttor.  nap.  5,  15S.  —  1-I-)  Ccsaro  Lambertini  o  la  soc.  famigliare 
in  Faglia  durante  i  sec.  XV  o  XVL  P.  J,  1-  96.  Trani,  1879.  —  15)  Fonti  di  atoria 
nap.  neir  arch.  di  stato  in  Modena.     Otranto  nol  1480  e  nel  1481:  A.  stör.  nap.  6,  74. 


Italien.  11,267 

Ton  Fürsten  und  Condottieri,  nebst  einem  Breve  Sixtus'  IV.  Die  Geschichte 
der  Familie  Baffe  —  die  ältere  Zeit  mit  Benatzung  des  Filadelfo  Magnos  — 
schrieb  Gf.  Montgrand.  ^) 

Für  Sicilien  gab  die  Generalverwaltang  der  siciiianischen  Archive^) 
eine  Beschreibung  der  den  Handel  im  14. — 15.  Jh.  betreffenden  Urkunden 
(z.  B.  über  die  Handelsbeziehungen  1487 — 88  mit  Alexandrien  and  Syrien), 
der  Astrolabien  (aus  dem  10.  Jh.),  der  Piloten-  und  geographischen  Karten 
(15.  Jh.)  und  der  seltenen  im  Staatsarchiv  und  den  Bibliotheken  von  Palermo 
vorhandenen  Bücher;  dazu  kommen  Bemerkungen  über  sicilianische  Kosmo- 
graphen.  Yinc.  Di  Giovanni^)  besprach  als  Beitrag  zur  alten  Topographie 
Palermos  sowie  des  durch  die  Vesper  hervorgerufenen  Elrieges  einige  Thore 
Palermos;  am  Mazara-Thor  kann  man  noch  heutigen  Tags  die  Spuren  des 
Kampfes  von  1325  erkennen.  —  L^op.  Doli  sie  ^)  macht  Mitteilungen  über 
die  erste  Ausgabe  (1478)  des  Statuts  von  Palermo;  das  älteste  Exemplar 
befindet  sich  in  der  Nationalbibliothek  zu  Paris.  —  F.  M.  Mirabella '^) 
veröffentlichte  einige  Epigramme  des  berühmten  siciiianischen  Humanisten 
Sebast.  Bagolino;  eins  derselben  gilt  dem  Tod  Pescaras.  Vito  LaMantia®) 
beschrieb  die  Exemplare  der  ^consuetudines'  voo  Palermo  (von  1478  und 
1496)  und  der  Proteste  der  Messiner  von  1478,  welche  beide  Aktenstücke 
sich  in  einer  siciiianischen  Privatbibliothek  befinden. 


XXVllI. 
A.  Molinier. 

France. 

Tons  les  erudits  savent  combien  il  est  difficile  de  se  tenir  au  courant 
de  la  bibliographie  savante;  le  nombre  immense  de  recueils  savants  qui 
se  publient  actuellement  en  Europe,  la  difficulte  qu'on  eprouve  ä  les  reunir, 
tont  contribue  ä  rendre  les  recherches  longaes,  penibles  et  souvent  in- 
fructueuses.  Le  minist^re  de  Tlnstruclion  publique  a  voulu  rem^dier  ä  cet 
etat  de  choses,  et  il  a  erde  le  'Repertoire  des  travaax  historiques'.^)  Le 
Premier  volume  seul  a  paru  jusqu'ici;  il  indique  exclusivement  des  recueils 
et  memoires  parus  en  1881.  Le  plan  est  simple  et  commode:^)  chaque 
fascicule  (il  doit  en  paraitre  un  tous  les  trois  mois)  est  divis^  en  soci^t^ 
savaates  (de  Paris  et  des  döpartements) ;  p^riodiques  (fran^ais  et  6trangers); 
enfin   livres  et  opuscules  (fran^ais  et  ^trangers).     Le  comit^  de  r^daction  se 


1)  Vgl.  A.  st  it.  8,  290.  —  2)  La  Sicilia  al  rxingresso  geogr.  di  Venezia:  A.  storia 
sie.  6,  153.  —  S)  Sopra  alcane  porto  antiche  di  Palermo  e  suirassedio  1326.  Ebd.  S.  21. 
—  4)  BECh.  42,  Heft  2.  —  5)  Dodici  epigrammi  ined.  di  Seb.  Bagolino  tratti  da  un  ms. 
de!  Buo  tempo:  Effem.  sie,  T.  S.  11,  273.  —  6)  Sui  libri  rari  del  sec.  XVI  esistenti  nella 
bibliot.  lacche^iana  di  Girgonti.  Propugnat  14,  1,  143.  —  7)  1^»  ann^o  1882  (contenant  la 
litt,  de  1881).  Par.,  Impr.  Nat  1882/83.  1286  pp.  —  8)  C'est  k  dire  poor  les  coUabo- 
rateon  da  B^p.;  poor  ceax  qai  le  consulteat,  ce  n'est  pas  lo  plan  qni  est  commode,  c*est 
Benlement  Tindex.  —  BMaction.    Cfr.  Edm.  Heyor,  MHL.  10,  194—98. 


n,268  XXVUI.    A.  Mol  inier: 

compose  de  membres  du  comit^  des  travaux  historiqnes,  auxqaels  ont  6t6 
acjyoints  un  certain  nombre  d'eradits  et  de  specialistes.  Le  premier  volume 
est  certainement  loin  d'^tre  complet;  beaucoap  d'ouvrages,  mdme  parus  en 
France,  n'y  sont  point  indiqu^s,  mais  la  plupart  des  ouvrages  importants 
y  sont  relev^s  et  une  table, ^)  excellente  de  tons  points,  en  facilite  Tusage. 
—  Le  'Repertoire'  est  une  oeuvre  de  bibliogr^phie  officielle;  Tann^e  1881  a 
vu  paraitre  en  outre  plusieurs  publications  utiles  du  m^me  genre  dues  cette 
fois  ä  des  particuliers.  Parmi  les  d6p6ts  dont  ü.  Robert*)  donne  Tinventaire, 
on  remarque  TArsenal,  Avignon,  Chälon-sur-Saöne,  Cbälons-sur-Mame,  Cham- 
b^ry,  Chanmont,  Cluny  (cette  derni^re  collection  appartient  aujonrd'hui  k 
la  Biblioth^que  Nationale),  Cognac  et  Dijon.  —  ün  colldgue  de  Robert,  G. 
Raynaud, 3)  a  de  son  cöt^  publik  un  Supplement  au  Catalogue  de  Marsand, 
donnant  Tinventaire  des  mss.  italiens  de  la  Biblioth^que  Nationale,  rest^s 
inconnus  ä  Marsand  ou  acqnis  par  cet  Etablissement  depuis  une  trentaine 
d'annEes. 

L'activite  litteraire  des  Benedictins  n'ayant  cesse  que  lors  de  la  suppression 
des  ordres  religieux  en  1790,  beaucoup  d'^rudits  tr^s  estimables  n'^taient 
point  nomm6s  dans  THistoiro  de  D.  Tassin  parue  en  1770,  eile  mSme  tr^s 
incompiete.  U.  Robert^)  a  d^pouilie  soigneusement  les  matricules  de 
l'abbaye  de  S.  Germaln-des-Prös,  chef  de  Tordre,  conserv^es  ä  la  Bibl.  Nat  h 
Paris,  et  a  pu  composer  une  bibliographie  tout  k  fait  importante  ponr 
Tbistoire  des  provinces  et  des  institutions  de  la  France  au  moyen  äge. 

Un  seul  catalogue  de  mss.  est  ä  noter:  celui  de  la  biblioth^que  de 
Bordeaux,  r^dige  par  J.  Delpit.^)  Malgre  ccrtaines  bizarreries  de  redaction 
et  quelques  longueurs,  ce  r^pertoire  fait  connaitre  suffisamment  une  collection 
importante.  Le  tome  II  donnera  Tinventaire  des  mss.  relatifs  k  Thistoire  de 
Bordeaux  et  de  la  Guyenne.  , 

L*annee  1881  a  vu  se  terminer  un  autre  ouvrage  de  la  plus  baute  im- 
portance.  Leopold  Delisle^)  donne  dans  le  tome  3*"  et  demier  la  snite 
des  anciens  catalogues  publi^s  par  lui,  parmi  lesquels  ceux  de  la  Sorbonne,  de 
la  librairie  du  Louvre  sous  Charles  V.  et  Charles  VI.,  du  duc  de  Berry.  D. 
explique  ensuite  les  50  plancbes  qui  composent  Talbum,  et  la  plupart  des 
notices  redig^es  par  lui  sur  chacun  des  mss.  mis  k  coutribution  renferment 
des  details  du  plus  haut  int^ret.  Viennent  ensuite  les  additions  tr^s  nom- 
breuses,  un  pareil  ouvrage  ne  pouvaut  jamais  etre  regardE  comme  complet 
Le  volume  se  termine  par  une  table  copieuse.  exacte  et  digne  de  tous  points 
de  Touvrage  et  de  Tauteur.  L'album,  commenc6  par  malheur  k  une  Epoqne 
oü  les  procöd^s  photographiques  n'^taient  pas  encore  aussi  perfectionn^s 
qu'aujourd'hui,  renferme  50  planches  lithographiees  donnant  une  s^rie  de 
types  d'^critures  du  5**  au  16*  s.;  la  plupart  des  exemples  sont  emprunt6s  k 
des  mss.  dat^s. 


1)  R6dig6e  par  P.  Gn^ri.n,  archiyiBtd  aux  Arch.  Kat.  -^  2)  Inventaire  sommaire  des 
mamucrits  des  bibliothiqaes  do  France  dont  les  catalogues  n'ont  pas  6t^  pabii^.  Paris,  Cham- 
pion et  Ficard,  1879,  1881.  (Le  3i^nie  fasciculo  paru  en  1882,  va  josqu'  k  Nico.)  ▼.  JB. 
n,  2,  287».  —  3)  Supplement  au  catalogue  de  Marsand:  CbH.  27,  133—44.  145—64. 
225 — 304.  Tir.  ä  part  sous  le  titre:  Inv.  somm.  des  mss.  ital.  de  la  BibJ.  Nat  qui  ne  figurent 
pas  dans  le  catal.  de  Marsand.  Paris,  Picard  et  Champion,  1882,  152  p.  —  4)  Suppl.  k  lliist. 
litt,  do  la  congr6g.  de  St.  Maur:  CbH.  27,  83—132.  165—211.  Tir.  k  part:  Far.,  Picard  98  p, 
—  5)  Catal.  d.  mss.  de  la  Bibl.  municip.  de  Bordeaux.  I.  Bordeaux,  impr.  Delmas.  XXXllI, 
404  p.  4<».  —  6)  Le  cabinet  des  mss.  de  la  bibl.  nat.  Par.,  Impr.  Nat  1874—81.  4^  3  vol., 
1  album  de  fiics.,  —  fait  partie  de  la  Collection  de  Thist.  g^n.  do  Par.  publ.  par  la  moni- 
cipalitÄ.    V.  infra  c.  XXXYL 


France.  11,269 

Le  ministöre  de  Tlntöriear  a  contina^  activement  la  pnblicaüon  des 
Inventaires  sommaires  des  archives  d^partementales,^)  commnnales ') 
et  hospitali^res.')  —  De  son  cöt6  la  ville  de  Paris  6dite  les  d61ib6rations  de 
rancien  H6tel-Diea,  dont  les  registres  ne  commencent  qa'en  1531;  le 
r^dactenr,  Bri^le,^)  pr6pare  6galemeut  an  cartulaire  des  höpitaux  de  Paris, 
qui  paraitra  dans  la  Collection  des  docoments  in^dits.  —  La  pablication  des 
^Archives  de  la  Maison  Dien  de  Chateandnn',  par  de  Bei  fort,  avec  introdaeUon 
de  Merlet,^)  doit^tre  rapproch6e  de  ces  deux  derniers  travaax;  rinventaire 
sommaire  de  cette  collection,  publik  par  Merlet  il  y  a  quelques  ann6es,  est 
an  garant  de  Tint^ret  du  nouveau  volume  pour  l'hUtoire  du  Dunois  et  du 
pays  Ghartrain. 

La  collection  des  Dictionnaires  topographiques  des  d^partements 
de  la  France,  publice  par  le  minist^re  de  Tlnstruction  publique,  ne  s'est 
augment^e  que  d'un  seul  volume,  le  'Dictionnaire  topographique  du  d^par- 
tement  de  la  Yienne''^)  par  L.  Redet,  archiviste  du  d^partement.  Ce 
travail  est  le  fruit  de  longues  ann6es  de  rechercbes  et  de  d^pouillements. 
L'auteur  a  connu  tous  les  textes  existants  k  Poitiers  et  a  d6pouill6  nombre 
de  documents  conserv^s  k  Paris.  On  lui  a  n6anmoins  reprocb6  la  bri^vetä 
de  sa  priface  et  il  parait  avoir  n6glig^  les  anciens  aveux  et  d^nombrements 
conserv^s  aux  Archives  Nationales.^)  —  La  mort  pr6matar6e  de  Chazaud, 
archiviste  de  TAllier,  a  priv6  cette  collection  d'un  excelleut  volume  pour  le 
d^partement  de  l'Allier;  de  ses  notes  on  a  pu  toutefois  tirer  un  r^pertoire 
abreg6. '')  —  L'ouvrage  de  L.  Combarieu,^)  sur  le  d6partement  du  Lot, 
reodra  Igalement  des  Services  aux  g6ographes  et  aux  historiens.  —  Enfin 
signalons  TEssai  d^un  dictionnaire  philologique  du  d^partement  de  Yaucluse,' 
dont  quelques  fragments  ont  M  communiqu^s  par  l'auteur  Alb.  Marie  ^)  au 
Congr6s  de  la  Soci6t6  fran^aise  d'Arch6ologie,  tenu  ä  Arras,  en  1880. 

Le  Dictionnaire  de  l'ancienne  laligue  fran^aise  de  F.  Godefroy^^^) 
n'est  pas  Toeuvre  d'un  philologue,  mais  le  nombre  des  exemples  y  est  tel 
qoe  tous  les  historiens  devront  consulter  sans  cesse  ce  vaste  r^pertoire. 

Histoire  g^n^rale. 

A  cet  £gard  Tann^e  1881  a  &ii  particuli^rement  pauvre,  nous  ne  trouvons 
k  indiquer  aucun  travail  d'ensemble  ayant  une  reelle  valeur.     Celui  d'E. 


1)  Nord,  r6d.  par.  C.  DehalBues  (cf.  JB.  II,  2,  288^).  t  IV:  analjse  des  comptes  de 
Il  maiMii  de  Bonrgogne  de  1389  k  1426.  —  de  la  8arthe,  r6d.  par  A.  BolUe  et  V. 
Dachemin.  ArchiTes  eccl.  s^r.  H.  l^partie.  No.  1 — 1000.  tili.  Le  Mana,  imp.  Moimoyer. 
426  p.  (clergö  regulier;  anciennes  abbayes).  —  Meurthe-et-Moaelle,  rM.  par  H.  Lepage. 
AiühiTes  eccl.  s^r.  G.  H.  No.  1—1692.  t.  IV.  2«  parüe.  Nancy,  imp.  Bollin.  XXXVIU, 
187  p.  49.  —  2)  De  la  ville  de  la  Baaske,  par  C.  De  ha  i  an  es;  Lille,  imp.  Danel;  V,  109  p. 
—  de  Bonen  par  Ch.  de  Robillard  de  Beaurepaire.  S^rie  A.  Dilib^rations.  Bouen,' 
imp.  Lecerf.  2  faac.  p.  81—240.  i^.  —  3)  RM.  par  F.  Bolle.  Ville  de  Lyon:  la  chaiit^, 
oa  Aamone  g^fo.  T.  IV.  (s^r.  £  k  H.)  Lyon,  Bmn.  566  p.  4^  —  4)  Paria,  impr.  Ler^ 
XLI,  293  p.  —  5)  Comprenant  les  noms  de  lieux  anciens  et  modernes.  Paris,  imp.  nat. 
XXXVI,  Ö30p.  4».  —  6)  RH.  18  (1882)  258;  Rupert,  p.  734—85  (Longnon).  —  7)  Dict 
des  ooma  de  lieox  habit^  da  d^parteraent  de  l'AIlier.  Moalins,  impr.  Dearosiers.  IV,  283  p. 
18^.  —  8}  Dict  des  communes  da  Lot,  conten.  la  nomencl.  des  villages,  hameaax,  chäteaax«tc., 
et  pt6M6  d'ane  introdnct  sur  le  d^p.  du  Lot  av.  et  apr^s  1789.  Collabor:  A  Comb  es, 
J.  Malinowski,  A.  Sarcos.  Gabors,  Layton.  LXVIII,  262  p.  et  carte.  —  9)  Congr. 
archfologiqae,  p.  321—36.  —  10)  Par.,  Vieweg  4<».  cf.  Romania  10,  420—39  (Darmsteter); 
BCr.  16,  n,  114—118.  (Ant  Thomas);  Z.  f.  roman.  Phil.  147—59  (A.  Tobler). 


11,270  XXVm.     A.  Molinior: 

Montögat^)  est  roeavre  dW  litt6ratear  61£gant,  nuds  n'apprend  rien 
de  bien  nouveau;  le  yolume  en  question  ne  se  rapporte  d'aiUenrs  qn'ä 
Tancienne  province  de  Boargogne. 

li  sera  plus  utile  d'indiquer  soxtimairement  quelques  grandes  collections 
publikes  hors  de  France  et  renfermant  nombre  de  documents  ponr 
Thistoire  de  ce  dernier  pays.  On  appelle  röles  normands  et  gascons  des 
rouleaux  originaux  conservds  an  Eecord  ofi6ce,  k  Londres  et  renfermant  les 
actes  des  rois  d'Angleterre  pour  Tadministration  de  lenrs  domaines  du  con- 
tinent.  La  pnblication  des  röles  gascons,  de  beauconp  les  plus  6tendns,  a 
6t6  entreprise  par  le  gouvemement  fran^ais  dans  la  Collection  des  Documents 
in^dits.  Les  röles  normands  ont  6t6  publica  en  partie  par  Th.  Duffus  Hardy, 
en  entier  par  la  Soci6te  des  antiquaires  de  Normandie.  L'analyse  de  six 
röles  d'Henri  V.  noh  pnbli^s  par  Duffus  Hardy  vient  de  paraitre;  Tauteur 
de  cette  pnblication  anglaise  est  AI.  Charles  Ewald.')  —  La  püblication 
de  documents  6cossais^)  est  moins  importante  pour  la  France;  toutefois,  on 
y  tronye  encore  certaines  indications  ntiles  pour  l'histoire  du  continent  et  quand 
l'Miteur  aura  atteint  le  14'  s.,  les  historiens  fran^ais  anront  k  le  consnlter 
souvent.  —  L'Inventaire  des  Archives  du  Piömont^)  mentionne  anssi  nombre 
de  documents  &  consnlter  pour  lliistorien  fran^ais,  les  relations  entre  la 
couronne  de  France  et  la  maison  de  Savoie  ayant  toujours  ^t6  tr^  actives. 
—  Enfin  dans  la  refonte  des  'Regesta  Imperii',  de  Böhmer,^)  on  trouvera 
beauconp  de  documents  int^ressants  sur  les  terres  dites  d'Empire,  Provence, 
Dauphin6,  Franche-Comt^,  etc.  —  De  möme  beauconp  de  morceaux,  qui 
figurent  dans  le  t.  XIII  (Scriptores)  des  ^Monumenta  Germaniae  historica'') 
se  rapportent  autant  ä  la  France  qu'ä  TAUemagne,  et  les  ^rudits  fran^is  y 
trouveront  notamment  un  texte  excellent  et  tont  nouveau  du  c^l^bre  ouvrage 
de  Flodoard,  Historia  Remensis  ecclesie;^)  c'est  la  premi^re  Edition  critiqne 
de  cet  ouvrage,  source  de  premier  oHre  pour  l'histoire  des  9'*"*  et  lO**"'  s. 

Fassons  maintenant  aux  publications  et  monographies  frangaises 
et  examinons  —  les  par  ordre  chronologiqne.  Signaions  pour  le  neuvidme 
si^cle  la  d^couverte  par  A.  Giry^)  dWe  collation  par  Baluze  sur  les  origi- 
naux  de  diplömes  et  de  chartes  conserv^es  ä  St.  Martin  de  Tours,  qui  per- 
met  de  combler  quelques  lacunes  de  la  Tancarte  noire'  de  cette  coll^ale 
reconsütu^e  par  Em.  Mabille  en  1866. 

Du  reste  pour  ce  si^cle  ainsi  quc  pour  les  deux  si^cles  suivants 
nous  n'avons  presqu'ä  mentionner  que  quelques  livres  ^trangers,  qui 
ont    de   l'importance  pour   Thistoire  fran^aise.^)    —    Un    travail   de  E.  Le 


1)  Tableanz  de  la  Fr.  Par.,  Hachette.  2*'  ^.  410  p.  12^.  —  2)  Dans:  W.  Hardy,  the 
41*^  annaal  report  of  the  Deputv  Keeper  of  the  Public  Records.  Lond.  1880.  X,  820  et  59  p.  — 
id.,  the  42*^  ann.  rep.  etc.  Loiid.  1881.  X,  736  p.  cf.  Rupert,  p.  310/3  (L.  Delisle).  —  3)  J. 
Bain,  Galendar  of  Documents  relating  to  Scotland  preaenred  in  Her  Majesty's  Public  Keoord 
*  Office  London.  I  (1108—1272).  Publ.  by  the  anthority  etc.  Edinburgh,  H.  M.  Gen.  Beg.  Honae. 
LXXYI,  676  p.  Rupert,  p.  303/6  (L.  Delisle).  —  Notons  de  meme:  H.  S.  Sweetnian, 
Galendar  of  documents  relat  to  Ireland  preserved  in  H.  M.  publ.  Record  Off.  Lond.,  Longmana, 
XLYU,  482  p.  —  8^  report  of  the  Hist  ms.  commiss.  Lond.,  XXIV,  786  p.  —  4)  V.  aupra 
p.  230".  —  5)  V.  ci-desBUB  p.  12*.  44';  cf.  p.  66®.  —  6)  ▼.  ci-dessus  p.  8^  —  7)  ?.  ci-desaoB 
p.  10  (inennte).  Rupert,  p.  283 — 302.  (Aug.  Longnon,  utile  &  consulter;  le  Barant  g^ographe  y 
rectifie  un  certain  nombre  d'identifications  propos6es  par  les  Mitenrs  pour  des  noms  de  lieux  des 
pays  fran^aiB.  —  8)  Ghartes  de  St.  Martin  de  Tours ,  collat.  par  Baluze  sur  les  originaux : 
BEGh.  42,  278/78.  —  9)  t.  ci-dessus  p.  1^^"»  (Floss,  Kämpfe  am  Rhein),  18^  (Sdrale k, 
Hincmar  ?.  Rheims),  74'  (Lamprecht,  klösterl.  Reformbewegung),  et  surtont  27'  (Stein- 
dorff,  Jbb«  nnt  Heinr.  HL) 


France,  11,271 

H^richer^)  tendant  k  proaver  qae  la  chanson  de  Boland  est  d'origine 
normande,  est  k  peine  assez  important  pour  m6riter  une  mention;  T^tade 
de  Tabb^  Arbellot^)  est  plns  curieuse:  Tantenr  examine  une  question 
controyers^e  d'histoire  litt^raire,  ä  savoir  la  personnalit6  de  ce  Gr^goire 
B^hade,  qni  anrait,  suivant  Geoffroi  de  Yigeois,  ^crit  en  vers  limonsins  une 
histoire  de  la  premiöre  croisade.  II  essaye  de  d^montrer  qae  ce  Gr^goire 
B^chade.  s^appelait  en  r^alit^  G^raud,  qu'il  6tait  fr^re  d'un  seigneur  Ldmonsin 
assez  connn,  nomme  de  las  Tonrs,  enfin  que.rien  ne  prouve  Texistence  da 
po^me.     Ges  tb^ories  ont  6t^  assez  forteraent  combattnes.^) 

La  iitteratare  concernant  le  doazi^me  sidcle  a  M6  plas  prodactive. 
A.  Lachaire^)  a  pabli6  deax  excellents  m^moires,  pleins  de  faits  et  proavant 
cbez  l'aatear  ane  connaissänce  approfondie  de  Tbistoire  da  12''  s.  — 
Am^lineaa^')  retrace,  et  il  n'est  pas  le  premier  k  le  faire,  les  efforts  de 
S.  Bernard  poar  d^cider  Loais  le  Gros  k  reconnaitre  Innocent  ü.,  les 
n^gociations  entre  Bernard  et  les  ^veques  de  France.  —  C'est  encore  ä  an 
aatre  Episode  de  la  vie  de  S.  Bernard  qu'est  consacr6  le  travail  de  rabb6 
Yacandard,^)  mais  k  Tan  des  plas  penibles  pour  Tbistorien  moderne-,  le 
travail  en  question  est  une  tb^se  th^ologique  et  par  suite  une  discassion  de 
doctrines;  l'aateur  combat  les  tb^ories  de  Gbarles  de  R^musat  et  celles  de 
Touvrage  de  S.  M.  Dentscb.^)  Le  livre  de  l'abb^  V.  permettra  tout  au 
moins  d'appr^cier  T^cart  qui  existe  entre  des  doctrines  d'Ab^Iard  et  celles  de 
r^glise  catholique  de  nosjoürs.  —  L'abb6  Protois^)  raconte  bri^vement  la 
vie  de  Pierre  Lombard  et  analyse  sommairement  les  oeuvres  de  ce  prince 
des  th^ologiens  da  12''  s.  —  On  peut  rapprocber  de  ce  dernier  ouvrage  la 
th^se  latine  de  J.  Gillet^)  sar  Pierre  de  Gelle,  abb6  de  S.  Remi  de  Reims 
et  ^vSque  de  Gbartres.  —  Le  travail  de  Morlais^^)  n'apporte  par  contre 
rien  de  nouveau  ä  Thistoire  litt^raire;  c'est  la  mise  en  oeuvre  des  renseignements 
jadis  r^onis  par  L.  Delisle,^^)  pour  son  Edition  de  la  cbronique  de  Robert 
da  Mont.  —  C'est  6galement  au  12'' s.  qa'appartient  la  vie  frangaise  de  8.  Gilles, 
pabliee  par  G.  Paris  et  A.  Bos;  ^^)  ce  po^me  est  du  ä  Guillaume  de  Berneville, 
ecrivain  normand,  qui  a  du  le  composer  en  Angleterre  vers  1150,  sürement 
avant  1158.  Le  texte  est  publik  d'apr^s  an  ms.  de  la  Bibl.  Laurentienne, 
da  13*  s.  Dans  une  longue  et  interessante  pr^face,  P.  examine  les  rapports 
existants  entre  le  po^me  frangais  et  la  vita  Aegidii  et  se  trouve  amenö  k 
Studier  ce  dernier  ouvrage.     II  r^sulte  de  cet  examen  que  la  vita  date  du 


1)  Des  TDotfl  de  fiantaisio  et  des  rapports  du  Roland  a?ec  la  Normandie:  BnU.  d.  antiq. 
de  Normandie.  9,  410 — 25.  —  2)  Les  cheTaliers  Limonsins  k  la  premi&re  croisade:  Bull, 
de  la  soe.  arch.  da  Limoosin  t  29,  5 — 73;  k  part  Par.»  Haton.  72  p.;  reo. :  CBl.  col.  1243/4. 
RQH.  p.  292  (corato  Riant).  —  3)  A.  Thomas,  Gr%.  Bechada:  Romania  10,  591/3.  — 
4)  Remarques  sur  la  success.  d.  grands  officiers  de  la  couronne  qui  ont  souscrit  les  dipl.  de  Louis  VI. 
et  de  Louis  YIL  [1108—80]:  Ann.  de  la  fac.  des  lettres  de  Bordeaux.  3,63^77.  364—88.  —  id., 
Botice  sur  quelques  conseillers  intimes  des  rois  Phil.  I^  Louis  YL  et  Louis  VII.:  ib.  p.  389 — 
93.  —  5)  St.  Bernard  et  le  schisme  d'Anaclet  IL:  RQU.  30,  47.  V.  supra  p.  238*.  — 
6)  Abelard,  sa  lutte  avec  St.  Bernard,  sa  doctrine,  sa  m6thode.  Par.,  Roger  et  Chemoyis.  481  p. 
18^  —  7)  d.  Synode  y.  Sens;  y.  JB.  III,  2j  195^.  —  8)  Pierre  Lombard,  £yeqae  de  Paris, 
dit  le  Maitre  des  sentences;  son  epoque,  sa  yie,  son  caractere,  ses  oeuyres.  Paris,  Palm6. 
202  p.  —  9)  De  Petro  Cellensi,  abbate  s.  Remigii  RemenBis  et  Carnotensi  opiscopo  etc. 
Par.,  Uachetto.  117  p.  —  10)  De  vita  et  scriptia  Roborti  de  Torinneio,  abbatis  in  Monte 
Sancti  Michaelis  etc.  Paris,  Thorin.  X,  91  p.  Cf.  RCr.  1881,  27.  juin.  —  11)  Soc.  de 
rhist.  de  Normandie  1872—74.  —  12)  La  vie  de  S.  Gilles  par  GuiUaume  de  Berneville. 
Paris (Soci^tc des aociens  te^tes  francais).  Notons:  Rembry,  S.Gilles,  sa  yie,  ses  reliques,  son 
cnlte,  diDs   la  Belgique  et   le  nord  de  la  France.     Bruges,  2  vol. 


11,272  XXVm.     A.  Molinior; 

10*8.,  qa'elle  est  certainement  post^rienre  k  878  et  quHl  foat  faire  vivre  S. 
Gilles  aa  7'  s.  Paris  termine  en  6tudiant  le  sort  de  la  legende  de  S.  Gilles 
dans  la  littirature  da  moyen  äge. 

lies  Srudits  qui  s'occnpent  de  l'histoire  des  moenrs  aa  commencement  da 
treizi^me  si^cle  poarront  atilement  employer  les  oeuvres  da  trouv^re 
normand  Henri  d'Andeli,  dont  ane  boune  Mition  ^3)  vient  de  paraitre:  ils  y 
troaveront  des  d6tails  curieax  sar  Tenseignement  k  raniversitö  de  Paris,  an 
61oge  da  cä^bre  Philippe  de  Gr^ve,  chancelier  de  T^glise  de  Paris,  enfin 
dans  la  pr6face  de  T^ditear,  des  d^tails  noaveaax  sar  la  biographie  da  po^te. 
—  L'oBttvre  de  Tan  des  principaax  cBroniqaears  da  rögne  de  Philippe-Aagaste, 
Gaillaame  le  Breton,  a  6t6  Tobjet  d'ane  6tade  importante.  Tandis  qae 
Pannenborg,  charg6  d*6diter  poar  les  'Monamenta  Germaniae'  des  extraits 
de  la  Philippide,  ^tadiait  la  composition  et  Thistoire  de  ce  grand  oavrage, 
Delaborde^)  de  son  c6t6  examinait  la  chroniqae  en  prose  da  m§me  aatear. 
Aax  mss.  employ^s  par  les  anciens  6ditenrs,  il  a  pa  en  joindre  plasiears 
aotres  et  r6anir  jasqa'ä  8  copies  des  'Gesta  Philippi-Aagasti',  dont  5  ont 
nne  v^ritable  valear.  Certaines  de  ses  conclasions  ont  ktä  contest^,  son 
classement  des  mss.  critiqa6,>)  mais  sans  d6cider  les  qnestions  controvers^es, 
on  doit  recounattre  avec  la  critiqae  qae  ce  travail  proave  qae  D.  est  mieax 
pr^par6  qa'aacan  aatre  poar  donuer  ane  bonne  Mition  des  oeayres  de  Gaillaame 
le  Breton.  —  Sar  le  r^gne  de  S.  Loais,  il  n*a  para  qae  bien  pea  de  travaax. 
Gitons  toatefois  plasieurs  m6moires  sar  Joinville  et  en  premier  lien  ane 
Mition  da  texte,  revae  encore  nne  fois  par  N.  de  Wailly;^)  le  savant  Mitenr 
a  Toala  donner  an  texte  classiqae  da  biographe  de  S.  Loais,  mettre  ce  chef- 
d'oeavre  ä  la  port6e  de  toas;  mais  toajoars  scrupaleox,  il  a  reva  le  texte 
avec  soin,  mis  k  profit  les  observations  de  la  critiqae  et  cette  Mition  classiqae 
devra  Stre  consalt6e  par  les  pbilologaes,  toat  comme  la  grande  Mition  de 
1873.  —  La  langae  de  Joinville  a  4t^  Tobjet  de  plasiears  aatres  travaax.^)  — 
Signaions  encore  la  pablication  en  facsimile  d*an  diplömc  de  S.  Loais  poar 
la  Tille  de  Saint  Antonin  en  Koaergae;^)  Tacte  n'^tait  pas  inMit  mais  cette 
pablication  a  Tavantage  d'attirer  Tattention  des  ^rndits  sar  an  d6pöt  d'archives 
assez  riebe  en  docaments  anciens.  —  C'est  encore  aa  13*  s.,  mais  k  ane 
6poqae  an  pea  plas  ancienne  qae  se  rapportent  les  miracles  de  Notre-Dame 
de  Chartres,  pabli6s  par  A.  Thomas^)  d'apr^  an  ms.  da  fonds  de  la  reine 
Christine  an  Yatican.  L^^ditear  rapporte  la  rMaction  de  ce  texte  tr^  carienx 
aax  enyirons  de  l'annM  1210.  En  1262  Jehan  le  Marchant  tradaisit 
ce  recaeil  en  vers  fran^ais,  et  cette  tradaction  a  6t^  pabliee  par  G.  Daplessis  en 
1855.  L'Mition  da  texte  latin  n^en  sera  pas  moins  bienvenae  des  historiens; 
le  tradactear  fran^ais  avait  parfois  modifi^  l'original,   et  le  ms.  aniqae  de 


1)  Oeayrea  de  Henri  d'Andely,  troQT^re  norm,  da  13^  s.  pobl.  ay.  introd.,  Tsriaiitee,  notes 
et  gloH.  pur  A.  H6ron  (poar  la  soc.  Rouennaise  de  biblioph.)  Par.,  CXXI,  208  p.  —  2)  &. 
aar  la  chroniqae  en  prose  de  G.  le  Br.  (Bibl.  des  ^coles  fr^.  d' Äthanes  et  de  Rome, 
22«  fasc.)  Par.,  48  p.  —  3)  GOA.  21.  Juii  (G.  Waits).  —  4)  Joinville,  bist  de  saint 
Loais.  Texte  original  ramen^  ä  l'ortbographe  des  cbartes,  pr6cM6  de  notions  sur  la  langne 
et  la  grammaire  de  J.,  ot  saiTi  d'an  glossaire  par  N.  de  Wailly.  Paris,  Hachette.  XLII, 
840  p.  16^  —  5)  G.  Marx,  Über  d.  Wortstellung  bei  Joiny.  Fransos.  Stadien  1,  315—60 
h  part:  Heilbronn,  Henninger.  26  p.  —  Alb.  Haase,  Gebrauch  d.  Subjonctif  bei  Joiny. 
Cflstrin,  Gymnasialprogr.  (Schuljahr  1881)  1882.  —  6)  Pottier,  Lettres  patentes  de  saint 
Louis  aux  hab.  de  St.  Antonin  [1227]:  Bull,  de  la  soc.  arch.  de  Tam-et-Garonne  9,  231/6. 
—  7)  Les  mir.  de  N-D.  de  Gh.,  texte  lat.  ined.:  BECh.  42,  505—50.     cf.  43    (1882),  276. 


Pnmce.  11,273 

sa  tradnction  a  6t6  falsifi^e  dans  un  passage  important.  —  L'endura,  ^tudi^e 
par  Ch.  Molinier,^)  dtait  nne  coatume  particuliöre  aux  h^r6tiques  albigeois. 
Dans  certains  cas,  le  croyant  se  donnait  la  mort,  g6n6ralement  en  s'abstenant 
de  noarritore.  Des  recherches  de  Taatear  ü  r^ulte:  1®  qne  cette  pratique 
fat  en  usage  principalement  ä  la  fin  da  13*"  s.,  et  au  d^but  du  14*  *,  2®  qn'elle 
parait  avoir  ^t6  en  faveor  dans  r6glise  albigeoise  de  Tonlonse  (pays  de  Foix  et 
Todonsain);  3^  qn'elle  6tait,  anx  yenx  de  certains  ministres  albigeois,  la 
cons^qnence  obligatoire  de  la  c^r^monie  de  r^conciliation,  dite  'consolamentnm'; 
nne  fois  devenn  parfait,  le  croyant,  ponr  s'assnrer  le  b^n^fice  de  cette  c6r6- 
monie,  se  condamnait  ä  la  mort  et  6vitait  ainsi  tonte  occasion  de  recbute. 

Lliistoire  litt^raire  dn  IS"*  s.  n'est  pas  de  notre  ressort-,  tontefois  nons 
devons  dire  qnelqnes  mots  de  divers  mömoires  snr  nne  question  interessante, 
snr  la  personnalitä  da  c^l^bre  Gnillaame  de  Lorris.  Un  ^rndit  d'0rl6ans, 
L.  Jarry,  ^  ayant  tronv^  mentionn6s  dans  le  testament  d'Alfonse,  comte  de 
Poitiers  et  de  Tonlonse  fl270)  4es  hoirs  de  fen  Ouillanme  de  Lorris',  a 
essay^  de  pronver  qn'il  s  agissait  ici  da  po^te  de  ce  nom.  A  peine  6mise, 
la  tb^  de  cet  anteor  a  6t6  fortement  combattne  par  an  antre  ^radit  da 
pays,  F.  Gaillon^),  et  eile  a  para  peu  probante  anx  r^dactenrs  de  la 
'Romania',  *)  qai  n'ont  da  reste  accept^  les  opinions  ni  de  Tnn  ni  de  Tantre 
des  deax  aatears.  ^)  —  Un  article  de  P.  Bonnassienx,  ^)  raconte 
(d'apr^  nne  enqnete  datant  de  1322  et  relative  k  Tannnlation  da  mariage 
de  Charles  IX  le  Bei  et  de  Blanche  de  Bonrgogne),  la  naissance  et  le 
bapt&me  de  Charles,  fils  de  Philippe  le  Bei  et  de  Joanne  de  Navarre,  en 
1294.  On  y  tronvera  de  carieax  d^tails  sar  la  vie  ä  la  coar  de  France 
vers  la  fin  da  13*"  s.  et  sar  les  c6r6moniea  qai  accompagnaient  le  bapteme 
des  enfants  de  France. 

Nons  voici  aa  qaatorziöme  sidcle.  L'histoire  politiqae  des  r^es  de 
Philippe  le  Bei  et  de  ses  trois  fils  n'a  point  &i^  l'objet  d'an  grand  nombre 
de  m^moires.  En  voici  ponrtant  qnelqnes  niis.  Bayet^)  cherche  ä  pronver 
contre  les  historiens  ant^rieors  qae  Philippe  ne  convoqna  pas  les  £tats 
g^n^raox  en  1313.  B.  croit  qa'il  y  ent,  11  est  vrai,  ane  r^nnion  dn  conseil 
royal,  vers  le  mois  de  jnin  de  cette  ann^e,  r^union  qai  s'occapa  de  la 
qnestion  monetaire,  et  qn'ä  cöt^  des  membres  da  conseil  royal  vinrent  si^ger 
qnelqaes  d616ga^  des  trois  ordres,  mais  il  refase  de  voir  dans  cette  assembl^e 
particuliäre  ane  Session  des  £tats  g6n6raax.  —  Ch.  Joardain^)  cherche  ä 
^tablir  qae  depnis  la  gaerre  de  Gascogne  jusqa'ä  la  fin  de  son  r^gne 
Philippe  le  Bei  ne  cessa  de  faire  constmire  des  navires  et  qn'il  chercha  ä 
oiganiser  Tadministration  de  sa  flotte. 

Le  t.  28  de  THistoire  litt^raire  de  la  France',^)  pnbliee  par 
l'Acad6mie  des  Inscriptions  et  Beiles -Lettres,  se  rapporte  an  conimence- 
ment  da  14'  s.  Parmi  les  articles  qai  y  figarent,  tons  tr^s  ötndi^s,  on  doit 
mentionner  sortoat  de  E.  Kenan^^')  nne  6tnde  exqnise  et  d^licate  snr  ane 


1)  L'endara,  coat.  rel.  d.  deraien  sectairea  albigeois.  Aim.  de  la  fac.  des  lettres  de  Bordeanx 
3,  282 — 99.  —  2)  0.  de  L.  et  le  teatament  d'Alfonse  de  Poitien.  M6m.  de  la  soc.  d'agricalt. 
d'Orlteu  22,  5—53;  Rec.:  RQH.  p.  683;  Biul.de  la  aoci^t^  arch6ologiqae  de  l'OrltenaiB  7, 
402/4  (Trane ha a).  —  3)  Etüde  hiat  et  biogr.  sar  G.  de  L.  Orl.,  HerluiBon.  133  p.  —  defense 
deJarry:v-JB.  V.  —  4)  Bomania  10, 462. -— 5)  Cf. B^pertoire,  l,n.4l27  (A.  Chabouillet).  — 
6)  Uo  bapt^e  royal  aa  MA.  CbH.  27,  183 — 90.  —  7)  Y-a-t-il  eu  dea  Etats  g6n£raax  en 
1313?  EU.  17,  322/9.  —  8)  M^m.  aur  lea  commencementa  de  la  marine  milit.  aoiia  Phil, 
le  BeL  M^m.  de  Tac  d.  Inacr.  et  Bellea-Lettrea  30,  377  -418.  —  9)  Paria,  XX,  512  p.  4».  — 
lU)  La  bienheureiue  Chr.  de  St.  Hiat  Litt  de  la  France  28,  1 — 26:  notona  de  plua  id.,  Ber- 

Hiatoriaehe  Jahresbericht«.    1881.    II.  18 


11,274  XXYIIL    A.  Molinier: 

mystique  allemande,  Christine  de  Stommeln  (f  1312);  cet  öcrivain  consomm^ 
est  rarement  arriv6  si  prte  de  la  perfection.  —  C'est  encore  k  lldstoire 
litt^raire  du  14*  s.  qne  se  rapportent  les  actes  tir^s  des  Archives  da  Yatican 
et  pabli68  par  A.  Thomas.  ^)  Les  plus  importants  de  ces  actes  se  rapportent 
an  c^l^bre  Goillaome  de  Machant,  et  contribuent  k  renverser  la  th^e 
soatenne  jadis  par  L.  de  Mas-Latrie. 

L'^poque  de  la  guerre  de  Cent  ans  a  comme  toigonrs  donn^  Heu  ä 
an  assez  grand  nombre  de  travaax  et  de  dissertations ;  c'est  k  cette  6poqae, 
si  foneste  poor  la  France,  qae  se  rapportent  les  trds  importants  extraits  des 
registres  consalaires  de  Saint- Antonin  en  Roaergae,  pabli6s  parCh.  Damas 
de  Baaly;')  ces  registres  sont  des  registres  de  comptes,  et  chaque  fait  de 
gaerre  donnant  lieu  k  ane  d^pense,  on  peat  k  l'aide  de  ces  coartes  mentions 
refaire  Thistoire  militaire  da  pays  environnant  pendant  la  gaerre  de  cent 
ans.  Poar  le  14*  s.,  ces  registres  sont  gSniralement  pea  itendas,  mais  la 
plupart  des  villes  da  midi  de  la  France  et  beaacoap  de  villes  da  Nord  poss^ 
dent  la  collection  presqae  comptöte  de  ces  pr6cieax  docaments,  gräce  aaxqaels 
on  modifiera  qaelqae  joar  complötement  Thistoire  de  la  latte  entre  la  France  et 
TAngleterre.  —  Le  docament  commaniqa6  k  la  r6amon  des  soci6tte  savantes, 
tenae  ä'la  Sorbonne  en  avril  1881,  par  E.  Forestii,')  n'a  par  lai-m&ne  rien 
d'historiqae,  c'est  le  livre  de  comptes  des  fr^res  Bonis,  marchands  montal- 
banais  (1338 — 1369);  mais  les  renseignements  qae  de  pareils  textes  peavent 
foanür,  sont  k  jaste  titre  estimäs,  et  d*aatre  part  ces  registres  de  comptes 
sont  si  rares  en  France  que  Ton  doit  soahaiter  la  prompte  pablication  de 
celai-ci,  qai  deviendra  imm6diatement  an  texte  de  premier  ordre  poar 
l'histoire  6conomiqae  da  14*  s.  —  La  relation  contemporaine  de  la  conspira* 
tion  d'Etienne  Marcel,  par  F.  Comb  es  ^)  n'^tait  pas  in6dite;  le  mSme  6ditear 
Tavait  d^jä  pabli6e  en  1868,  et  eile  avait  6t6  r6imprim6e  en  1873  par 
Perrens.  5)  —  L'article  de  S.  Lace  •)  est  &  la  fois  plas  carieax  et  plas 
noaveaa;  il  montre  Tinflaence  trte  sensible  des  id6es  politiqaes  d'Aristote  sar 
la  politiqae  frangaise  an  14*  s.;  on  sait  qae  Charles  Y  avait  fait  tradaire  par 
Nicolas  Oresme  plasiears  trait^s  da  philosophe  grec.  II  serait  t6m6raire  d'en 
conclare  k  l'existence  chez  ce  prince  dMd6es  liberales  an  sens  moderne  da 
mot,  mais  c'est  ane  preave  de  plas  que  Charles  V,  plus  lettr6  que  la  plapart 
des  princes  de  son  temps,  lisait  les  livres  qu'il  ÜBiisait  tradaire  ou  copier.  — 
C'est  icl  le  lieu  d'indiquer  la  dScouverte  faite  k  la  Bibl.  du  Yatican  par 
A.  Thomas^)  d'un  ms.  ayant  appartenu  k  ce  roi;  c'est  an  yolame  ren- 
fermant  la  traduction  de  divers  opuscules  de  Bemard  Gui  par  Jean  Oolein; 


trand  de  Qot  (Clement  Y)  p.  272 — 314;  Hanr^an,  Jean  le  Lecteur,  firire  prScheor.  p.  262 
— 272;  id.y  Arnauld  de  VilleneQYe,  mMecin,  p.  26 — 126.  Littr6,  Henry  de  Monderille, 
Chirurg,  de  Phil.  V,  p.  325  —  52;  P.  Paris,  Jean  des  Heung  [antenr  d'one  partie  da  «Boman 
de  la  Boae'],  p.  391 — 439;  id.,  Gayard  de«  Moolina  [tradaeteor  de  THist  aool.  de  Petras 
Comestor],  p.  440 — 55.  G.  Paris,  Jakemon  Sakesep,  aatear  du  Ghfitelain  de  Coacy.  p.  852 
—90.  -  1)  Extr.  des  arch.  da  Yatican  poar  serrir  k  VYdat  litt  [1'  art].  BomaaiA  10,  321 — 33. 
—  2)  Docaments  in4d.  sur  St-Antonin  pend.  la  gaerre  de  Cent  ans.  Boll.  de  la  aoc  arch.  de 
Tam-et-Garonne  9,  273 — 301.  —  3)  Iiea  livres  de  comptes  d'an  marcband  montalbaiinia  an 
14**  s.  ib.  p.  138—53.  —  4)  Bei.  de  la  conjar.  d'£t  Marcel  et  da  roi  de  Na?arre  per  le 
daaphin  Charles,  adress^e  aaz  comtea  de  Savoie  le  31  aoüt  1858  et  tir^  des  arch.  roy.  de 
Tarin  etc  Ann.  de  la  fac.  d.  lettre«  de  Bordeaax  3,  356 — 63.  —  &)  D4mocratie  en  France 
aa  MA.  t  II,  361—68.  —  6)  De  T^lection  an  scratin  de  2  chanceliers  de  Fr.  aooa  le  rögne 
de  Charles  V.  BH.  16,  91—102.  —  7)  Un  ms.  de  Charles  V.  aa  Yatican,  not  smTie  d'ane 
itade  sar  les  tradoct  fr^.  de  Bemard  Gni.    6c.  fr^.  de  Borne.     M61.  d'areh.  et  d'hiirt.  i».  269. 


vftrwce.  tt,27§ 

on  sait  quo  celni-ci  itait  l*im  des  tradactenrs  attitrös  de  Charles  V.  — 
Menüonnons  encore  quelques  m^moires  se  rapportant  au  r§gne  de  ce  prince: 
Le  comte  de  Gharpia-Feugerolles^)  a  publik  un  r^cit  compos6  au  16*  s. 
de  la  gnerre  entre  Louis,  duc  d'Anjou,  et  la  reine  Jeanne  de  Naples,  com- 
tesse  de  Provence  (1368).  —  La  biographie  de  Raoul  de  Vienne,  par 
£.  Maignien,')  est  un  travail  interessant,  fait  sur  des  documents  in6dits,  et 
Tauteur  a  su  assez  bien  d^gager  la  physionomie  de  son  h6ros.  —  En  1376 
la  iutte  presque  s^culaire  existant  entre  ies  maisons  de  Foix  et  d'Armagnac, 
avait  amen6  de  nouvelles  bostilit^s  entre  (Jaston  Ph^bus  de  Foix  et  Jean 
d'Armagnac;  Tune  des  villes  qui  eut  le  plus  k  souffrir  fat  une  ville 
nomm6e  Caz^res.  On  ignore  la  Situation  de  cette  ville  et  on  h6site  entre 
Caz^es  sur  TAdour  (appel6  aussi:  de  Marsan)  et  Cazäres  sur  Garonne;  la 
question  a  ^t^  discut^e  par  deux  6rudits  du  midi.  £.  Cabi^j^)  tout  en  la 
laissant  ind^cise,  pencbe  pourtant  pour  la  premi^re  alternative,  tandis  que 
L  Sorbets^)  se  d^eide  pour  la  seconde.  —  N'oublions  pas  ä  propos  du 
r^e  de  Charles  V.  deux  notices,  Tune^)  qui  fixe  le  lieu  de  s^pulture  du 
cardinal  Talleyrand-P^rigord  (mort  en  1365),  k  Saint  Front  de  P6rigueux; 
Tantre  ^)  sur  le  lieu  de  naissance  du  cardinal  GuiUaume  Sudre.  —  C'est 
encore  an  14*  s.  qu'appartient  le  po^te  Eustache  Deschamps,  et  Ton  sait 
combien  de  renseignements  historiques  ses  oeuvres  foumissent;  aussi  T^dition 
compl^te  donn6e  par  le  marqnis  de'Quenx  de  Saint  Hilaire^)  sera-t-elle 
accneillie  avec  le  mSme  empressement  par  Ies  historiens  et  par  Ies  philologues. 

NoQS  passons  du  14*  s.  au  quinzi^me  avec  un  ouvrage  de  M.  de  la 
Chaavelaye^)  qui  se  rapporte  aux  rägnes  des  rois  Charles  V,  Charles  VI  et 
Charles  YII.  R^dig^  presque  uniquement  sur  des  documents  in^dits,  11  renferme 
mainte  indication  pr^deuse  sur  Torganisation  militaire  et  sur  Ies  guerres  de 
ces  siMes.  L'auteur  avait  d6jä  pr^c^demment  ^tudi^  la  composition  des  arm^es 
de  Charles  le  T6m6raire;  il  serait  k  d6sirer  qu'il  reprenne  aigourd'hui  ces 
deux  m^moires  et  qu'il  en  fasse  une  nouvelle  Edition;  on  aurait  ainsi  une 
bonne  6tude  sur  l'organisation  des  grandes  agg]om6rations  militaires  k  la  fin 
du  mojen  äge.  La  chose  serait  d'autant  plus  interessante  que  la  destruction 
des  archives  de  la  Chambre  des  Comptes  rendrait  difßcile  le  mSme  travail 
ponr  Ies  arm^es  royales  de  cette  6poque. 

Sur  le  r^e  de  Charles  VI,  peu  de  livres  ont  6te  Berits  et  publi^s. 
Nons  devons  citer  toutefois  r^dition  d'une  relation  contemporaine  de  l'entrevue 
d'Ardres  publice  par  S.  Luce  et  PaulMeyer^)  d'apr^s  un  ms.  du  College 
Oriel  ä  Oxford.  —  Mentionnons  pour  terminer  rddition  du  livre  du  'Chemin 
de  Longue   estude'   de  Christine  de  Pisan  donn^e  par  R  Puschel;^®)    cet 


1}  Docam.  in^dit  rel.  k  la  gaorre  qni  eat  lieu  en  1368  entro  loa  BaaphinoiB  et  Ies  Pro- 
Ten^nx.  Lyon,  Perrin.  XV,  43  p.  4^  —  2)  B.  d.  Y.,  rienr  de  Lonppy,  goaTernenr  da 
Duphiii^  1361 — 69.  Ball,  de  l'ac.  Delphimde  (Qrenoble)  16,  35—62.  —  3)  Un  probl.  hUt : 
la  prise  de  Caz^rei-de-Marian  oa  de  Gaiire8-de*Garonne  1376.  R.  de  Oase.  22,  53/8.  — 
4)  Un  probl.  hiflt.  Gaston  Phoebaa  a  lait  prUonnier  Jean  II.  comte  d'Armagnac  ä  Gaz^res-sar- 
6tr.  en  1376.  ib.  p.  264—70.  cf.  0.  de  Gau  na,  Gasires-sor-rAdoar.  ib.  p.  387  sq. —  5)  M. 
de  Montdgut,  Noa?.  renseign.  bot  le  liea  de  sanitäre  da  cardinal  H^lie  Talleyrand.  Bull, 
mon.  47,  56 — 68.  —  6)  L.  Greil,  Le  cardinal  Gaillaame  Sudre.  Note  sar  le  lieu  de  sa  naissance. 
Ball,  de  ]•  soc.  arch.  de  la  Gorr&ze  3,  409—20.  —  7)  I.  II.  (soc.  des  anciens  textes  fr9.) 
—  8)  Lef<  arm^  des  trois  premiers  dacs  de  Boorgogne  de  la  maison  de  Yalois.  M6m.  de 
I'ac.  de  Dijon  3«  S.  4,  19—335.  —  9)  L'entreyae  d'Ardres  (1B96).  Annuaire  ball,  de  la 
MC  de  lliiM.  de  France  18,  209—224.  -  10)  Berlin,  Damköhler.  XXXII,  301  p.  cf.  Ro- 
mania  10,  318;  RGr.  15,  II,  350.  Ath.  beige  15.  join  (A.  Scheler  foumit  de  nom- 
brenses  correct) 

Ifa* 


11,276  XXYm.    A.  Molinier: 

ouTrage  est  Tan  des  plus  importants,  an  point  de  vae  historiqne,  de  cet 
aatenr  trop  f6cond  et  c'est  Tune  des  piincipales  soorces  de  lliistoire  de 
sa  yie ;  il  sera  donc  tr^s  commode  aax  historiens  d'avoir  an  texte  snfifisamment 
pur  de  cet  ouvrage,  en  attendant  l'^tade  snr  Christine  qne  TAcad^mie  des 
inscription  de  Paris  a,  sans  sncc^s,  mise  an  concours  pendant  plnsieurs  anndes. 
—  L'^dition  de  la  Chronique  de  Lefivre  de  Saint-Remy  par  F.  Morand^) 
a  6t6  termin^e.  Le  texte  du  1'  voL,  paru  en  1876,  Stait  6tabli  snr  un  seol 
ms.  conservä  k  Boologne-sor-mer;  poor  le  t.  n,  T^ditenr  a  ntilis^  diff(6rents 
mss.,  entre  autres  one  copie  de  la  bibl.  Laorentienne  et  nne  antre  de  Donai. 
On  doit  regretter  qn*il  n'ait  pas  fait  la  critique  de  Taatenr  qn'il  ^ditait;  ses 
notes  sont  g6n6ralement  insignifiantes.  Le  texte  de  cette  nouvelle  Edition 
est  n^nmoins  infiniment  pr6f6rable  ä  celoi  des  andennes  impressions  de 
le  Labooreor  et  de  Bachon. 

C'est  k  Thistoire  de  Charles  YII,  qae  G.  du  Fresne  de  Beanconrt^) 
a  von^  son  existence.    Son  grand  OQvrage  est  le  firoit  de  pr^  de  26  ans  de 
travail.    Les  recherches  de  rantenr  ont  &tk  anssi  6tendaes  qae  possible;  et 
11  les  a  pouss^es  si  loin  qa'on  peat  croire  qa'aacon  acte    important  de    ce 
prince,    aacnne  chroniqae  ne  lai  ont  6chapp6-,   c'est  ainsi  qae  poor  dresser 
Titin^raire  de  Charles  YII,  travail  priliminaire  auqael  nol  historien  ne  peat 
se  soastraire,   11  a  ea  ä  sa  disposition  prte  de  30000  pi^ces,   en   msgeore 
Partie  in^dites.   Aassi  Toavrage  sorti  de  cette  longne  et  laboriease  pr^paration 
fera-t-il  absolament  onblier  les  travaax  ant6riears,  mdme  ceox  de  Yallet  de 
Viriville;  seoles  les  Stades  de  Qnicherat  sar  la  Pacelle  d'Orltens  et  le  volnme 
consacr6  par  Michelet  aa  rögne  de  Charles  Vn  subsisteront  encore.    Dös  les 
premiöres  lignes  de  son  introduction,  de  B.  expliqne  an  lectear  qae  c^est  one 
apologie  de  Charles  YII,  an  plaidoyer  en  favenr  de  ce  prince  qn'il  a  voala 
composer.     On  doit  croire  en  effet,  les  citations  qae  Tantear  &it  le  prouvent, 
qae  Thistoire  a  jasqa^ici  M  trop  s6vöre  poar  le  pöre  de  Loais  XI-,  toutefois 
^  la  tendance  apolog^tiqae  est  peat  6tre  trop  marqate  dans  cette  longae  pr6- 
face,  pleine  d^aillears  d'int^ressants  d^tails   snr  les   soarces   consolt^es   par 
l'aatear.    Le  premier  volame  raconte  la  vie  de  Charles  YII,  de  sa  naissance 
ä  son  av^nement  (1403 — 1422);   c'est  en  grande  partie  nne  histoire  rapide 
des  demiöres  ann^es  de  Charles  YI;  les  ^vönements,  dans  lesqaels  le  Dauphin 
a  joa6  an  röle  personnel,  sont  seals  raconte  en  detail,  mais  d^  ce  premier 
volame  l'aatear  troave  matiöre  k  an  plaidoyer  en  favenr  de  son   h^ros;  car 
il  a  ä  y  raconter  l'an  des  &its  les  plas  reproch^s  k  Charles  YII,    Taffaire 
de  Montereau.     Hätons-noas  d'ajoater  qae  cette  fois  il  s'en  tire  fort    bien-, 
de  son  r6cit,   fait  avec  soin,  et  d'aprös  les  soarces  contemporaines  les  plus 
dignes  de  foi,   il  r6salte  qae  poar  employer  le  mot  de  Michelet,    rhistoire 
s'est  foite  boargaignonne;  il  y  a  peat-itre  ea  pr6m6ditation  de  trahison  dans 
le  camp  de  Jean-sans-pear;  aa  contraire  il  n'est  pas  proov^  qae  le  daaphin 
ait  pr6par6  le  meartre.    Sar  le  pont,  ce  füt  an  des  officiers  da  dnc  qiii  mit 
le  premier  la  main  k  l'öp^e,  et  Charles  n'assista  qn'ä  ane  partie  de  la  scöne. 
Ajoutons  qne  F^tade  attentive  des  n^gociations,  qni  avaient  rempli  nne   partie 
de  rannte  1419,  montre  le  dnc  de  Boargogne  tellement  donble  et  teUement 
ambitieax  qa'on  ne  peat  admettre  qa'il  d^sirftt  r6ellement  se  röconcilier  avec 


1)  CliroD.  de  J.  Le  F^yre ,  seignenr  de  St.-Bemy  tnmscr.  d'an  ms.  apputenant  k  la  Bibl 
de  Boalogne-Bnr-Mer.  t  II.  Paris,  Loones.  LIX,  560  p.  —  2)  Eist  de  Charles  YII.  Jen 
6  ▼olunes]  t  I.  Le  Dauphin  1403—1422.  Paris  soc.  bibl.  LXXXVU,  478  p.  cf.  BCr.  16 
(1882)»  1,  252/8.  BAp.  p.  701/3.  UBl.  1882,    No.  19. 


Franoe.  11,277 

les  Annagnacs.  Sor  ce  point  important,  le  nouvel  historien  de  Charles  YII 
a  donc  r^nssi',  sera-t-il  anssi  heürenx  en  ce  qoi  tonche  Jeanne  d'Arc  et 
Jacqaes  Coenr?  Qnoi  qa'il  en  soit,  ce  premier  yolume  est  sans  contredit, 
parmi  les  ouvrages  paras  en  1881,  Tun  des  deux  ou  trois  plus  importants. 

—  Le  meme  autenr^)  cherche,  aillenrs  sans  sncc^,  ^  r6habiliter  les 
moeors  de  Charles   YII.   —   Le   Journal   d'an   bonrgeois   de  Paris  (1405 

—  1449)  pnbliä  par  A.  Taetey')  est  one  des  chroniques  les  plns  impor- 
tantes  du  commencement  du  IS"*  s.,  tant  k  cause  de  son  ^tendue  qu'ä  cause 
de  son  caractöre  particulier;  c'est  en  effet  un  vrai  Journal  oh  Tauteur  note 
chaque  jour  les  £aits  dont  il  a  en  connaissance.    L^anteur,  tr^s  passionn^,  chaud 
hourguignon,  devait  Stre  en  position  de  se  renseigner  sur  tous  les  ^y^nements 
da  temps;  U  a  du  reste  pris  soin  de  nous  cacher  son  nom.     On  a  d'abord 
attribu^  le  Journal  ä  un  docteur  de   Tuniversit^  de  Paris,  Jean  de  TOlive, 
mais  sans  all^er  aucune  raison  solide;  un  excellent  6rudit,  Aug.  Longnon, 
avait,  il  y  a  d6j&  quelques  ann^es,  conjectur^  que  Tauteur  du  Journal  pourrait 
bien  etre  un  certain  Jean  Beaurigout,  cur^  de  S.  Nicolas  des  Champs  ä  Paris. 
L'Miteur    montre  que  cette  hypoth^e  se  heurte   k   certaines    difficult6s   et 
propose  d'attribuer    cette  importante  chronique  ä  Jean  Chuffart;    il  ne  prä- 
sente d'ailleurs  cette  opinion  que  comme  probable,   et  beaucoup   des  argu- 
ments  qn'il  fait  valoir  ont  peu  de  valeur  par  eux-memes;  mais  on  ne  saurait 
disconvenir  que  la  personnalit^   de  Jean  Chuffart   r^unit  plusieurs  des  con- 
ditions  requises,  et  que  ce  haut  dignitaire  eccl^siastique  pourrait  bien  ^tre 
Tauteur  du  Journal.     Quoi  qu'il  en  soit,  la  pr^face  de  T.  m6rite  d*Stre  lue; 
le  texte  de  la  chronique,  revu  sur  les  diff^rents  mss.  de  Rome  et  de  Paris, 
a  ^te  tr^  amdüor^  et  des  notes  copieuses   t^moignent  cbez  l'Miteur   d'une 
connaissance  peu  commune  de  Thistoire  parisienne   du   commencement    du 
15'  s.  —  Jean  Chuffart  avait  succ^dä  au  c616bre  Gerson   comme  chancelier 
de  r^lise  de  Paris;    cette  particularitä  nous  am^ne  k  dire    quelques   mots 
d'un  ouvrage  qui  se  rapporte  k  ce  demier.    II  serait  inutile  de  chercher  dans 
Touvrage  de  H.  Jadart')  des  d6tails  sur  la  vie  publique  du  grand  pol^miste 
gallican,  mais  on  y  trouvera  des  renseignements  curieux  sur  son  village  natal, 
sor  la  famille  Charlier,   sur  la  m^e,   les  fr^res  de  Gerson,  sur  le  milieu 
dans  lequel  il  v^cut  de  longues  ann^es,  enfin  une  bibliographie  gersonienne. 

Les  recherches  que  Jadart  a  faites  sur  Tenfance  de  Gerson ,  un  ^rudit 
plus  connu,  S.  Luce,^)  les  a  tent6es  pour  celle  de  Jeanne  d'Arc;  il  a 
domi6  au  public  un  apergu  de  ses  recherches.  L.  a  voulu  savoir  comment 
s'6tait  formte  Jeanne  d'Arc,  de  quel  milieu  eile  ^tait  sortie ;  il  est  impossible 
ä  une  teile  distance  d'^tudier  la  formation  d'un  sentiment  tel  que  le  patrio- 
tlBme  de  cette  noble  fille;  on  peut  toutefois  par  une  6tude  attentive  des 
ecrits  du  temps,  connaitre  les  sentiments  qui  animaient  quelquesuns  de  ses 
contemporains.  Mais  les  ^rits  ne  suffisent  pas;  car  Jeanne  n^etkt  pu  les  lire, 
ce  sont  les  pr£dicateurs  ^)  quHl  faut  retrouver  et  suivre;   et  c'est  ce  que  L. 


1)  De  Beaacoart,  GharleB  YII  et  Agn^  Sorel,  dans:  Qaestioas  controyen^dB  de  lliiat. 
«t  de  U  science  (Paris,  soc.  bibliogr.)  2,  163 — 86.  —  2)  IVapr^  le«  mss.  de  Bome  et  de 
Ptrifl.  Paris,  Champion.  XLIV,  419  p.  (pnbl.  de  la  soc  de  YhiaL  de  Paris  et  de  THe  de 
Praace.)  —  3)  Bech.  aar  le  village  natal  et  la  fam.  da  chancelier  Gerson.  Tray.  de  I'ac.  de  Beims 
68, 17  »288  av.  portr.;  k  part:  Beims,  Deligne  et  Benard,  VIII,  280  p.  cf.  BGr.  16,  II,  174/5.  — 
4)  J.  d'A.  et  I.  ordrea mendiants.  BdM.  45,  65 — 103.  —  5)  ▼.  snr  cenx-ci:  Paul  Meyer,  m^langes 
cttiltts.     Bomania  10,  223 — 81  (remarques  sur  S.  Vincent  Ferner);  Bontillier,  des  anc 


11,278  XXVm.    A.  Molinier: 

a  fait.  n  suit  de  ville  en  viUe  quelques  uns  des  predicatenrs  ambulants  du 
temps,  ceux  dont  les  id^es  Staient  notoirement  Celles  qui  guid^nt  plus  tard 
Jeanne  d'Arc  et  montre  leurs  prMications,  lenr  influence  s'^tendant  sur 
Domremy  et^le  pays  environnant.  —  Uu  6rudit  tr^s  vers^  dans  la  litt^ture 
du  midi  de  l'Eufope,  le  comte  de  Puymaigre,^)  a  pu  examiner  un  ouvrage 
relatif  k  la  Pucelle  d'Orl^ans,  que  personne  jusqu'ici,  pas  möme  J.  Quicherat, 
n'ayait  pu  consulter.  C'est  un  impriin6  fort  rare,  intitul6  HThronique  de  la 
pucelle  d'Orl^ans'.  L'examen  fait  par  de  P.  est  de  nature  k  rassurer  les 
historiens  de  Jeanne  d'Arc  pr^ents  et  k  venir;  Touvrage  en  question  n'est 
qu'un  pur  roman  et  n^a  d'int6r6t  qu'au  point  de  yue  litteraire. 

J.  Yaesen*)  nous  fait  connidtre  Hin  projet  de  translation  du  concüe  de 
B&le  k  Lyon  en  1436',  projet  qui  d'aiUeurs  6choua;  des  troubles  assez  graves 
venaient  d'ensanglanter  la  ville  de  Lyon,  et  les  cardinanx  ne  jug^rent  pas  pru« 
dent  de  confier  leurs  vies  k  cette  grande  ville  turbulente.  —  L'abb6  Galabert ') 
montre  les  seigneurs  du  Quercy  essayant  de  repeupler  leurs  domaines  d6- 
vast^s  par  la  guerre,  appelant  des  cultivateurs  et  faisant  k  leurs  nouveaox 
tenanciers  des  conditions  beaucoup  plus  douces  que  par  le  pass^. 

Pour  l'histoire  de  Louis  XI,  la  Soci£t6  de  Tbistoire  de  France  a 
entrepris  depuis  d6jä  de  longues  ann^es  la  pnblication  de  la  correspondance 
politique  et  administrative  de  ce  prince;  le  travail  est  aigourd'hui  confi^  k 
£.  Charavay  et  k  J.  Yaesen.  Le  premier^)  de  ces  denx  savants  s'est 
charg^  d*explorer  les  archives  italiennes,  et  il  y  a  d^couvert  267  lettres 
missives  dont  la  plupart  adress^es  aux  ducs  de  Milan.  Cest  Ik  une  riche 
moisson;  si  tous  les  d^pöts  de  France  et  d'Europe  sont  aussi  soigneusement 
explor^s,  cette  pnblication  sera  un  v^ritable  corpus  des  actes  de  Louis  XL 
—  Lliistorien  de  Louis  XI  et  de  Charles  YIII,  Philippe  de  Gommines,  a  dt6 
Tobjet  de  plusieurs  travaux  importants.  De  Fierville^)  a  retronv^  aux 
archives  des  C6tes  du  Nord,  dans  le  fonds  de  la  maison  de  Penthi^vre,  une 
masse  de  pi^ces  concemant  ce  c^l^bre  ^crivain  et  en  a  donn6  la  substance 
au  public.  Les  faits  que  ces  documents  nous  fönt  connaitre  sont  en  g^n^ral 
tr^s  int^essants  et  expliquent  certaines  particularit^s  de  la  vie  de  Gommines; 
la  critique  a  itä  unanime  k  reconnaitre  Tint^ret  de  cette  pubücation.  *)  — 
II  n^en  a  pas  6t6  de  mSme  de  T^dition  de  Gommines,  donnte  par  R  de 
Ghantelauze.  ^  Le  texte  est  celui  de  T^dition  de  M*"*  Dupont,  aigourdlmi 
tr^s  rare,  et  T^diteur  s'est  content^  de  donner  les  variantes  d'un  ms.  jus- 
qu'ici non  employö,  sans  chercher  k  ätablir  un  nouveau  texte  au  moyen  des 


pr^c  de  Is  nlle  de  Neren  et  de  lenr  r^trib.  par  le«  Kevins  et  lee  habit  [1395 — 1790]. 
Ball,  de  la  soc.  NiTernaise  11,  41 — 69.  —  1)  La  chroniqae  espagaole  de  Im  PaceUe  d'Orl. 
RQH.  29,  553 — 66.  —  La  murion  de  Jeanne  d'Arc,  r^som^  par  an  chroniqaear  waUon  oon- 
temporain  (Soay.  de  la  Flandre  wallonne  2®  a&r.  1, 143 — 67),  —  d'apr^  an  extrait  donn£  par  Doaet 
d'Arcq  dans  aon  M.  de  Monstrelet  —  2)  RQH  30,  561/8.  —  3)  Le  repeuplement  do  bat  Qoercj 
apr^a  la  gaerre  de  cent  ans.  Ball,  de  la  soc  arch.  de  Tam-et-Gar.  9,  198 — 212.  —  4)  £t. 
Charavay,  rapp.  bot  les  lettre«  de  Looi«  XI  et  «ar  le«  docoments  concemant  oo  prinoe 
con«erT^  dan«  le«  archWe«  d'Italie,  adres«6  ä  M.  le  HiniBtre  de  Tlnstr.  pabl.  Archires  d. 
miB«ion«  «cientif.  et  litt  3«  «^r.  7,  437 — 74.  cf.  B^p.  1,  No.  1913  (Lace).  —  5)  Doc.  inMits 
»nr  Philippe  de  Conunine«.  Public  de  la  Soc  haTraise.  t  46,  annto  1879  (1881).  p.  107 
—269.  —  6)  Cf.  CR.  p.  130  «q.  RCr.  12,  II,  77.  —  Voir  aoasi:  A.  Joabert,  la  fenne 
da  «el  aax  Pont«-de-C4  aa  15*  «.,  d'apri«  le«  docoment«  inMit«,  Bevne  de  TAnjoa,  N.  S.,  3, 
217 — 22.  —  7)  H^m.  de  Philippe  de  Commines;  noay.  6d.  revne  aar  un  m«.  ayant  appartenu 
k  Diane  de  Foitier«  et  k  la  fiain.  de  Montmorency-Laxembonrg.  Ed.  illa«tr4  etc  Paria,  Firntin- 
Didot  Xin,  789  p.  l^.  cf.  lUp.  1.  No.  804  (A.  Darmsteter).  BoU.  crit  1,  318  (Ingo Id). 
RQH.   janT./ayr.    p.  337  (de  Beaaconrt).     RCr.  16,  I,  106/8.   BH.  15,  420  «q. 


Fimnce.  11,279 

Tariantes  de  cette  nouTelle  copie.  H  ne  faut  d'aülenrs  chercher  dans  cette 
edition  ni  annotation  historiqae,  ni  6tade  aar  la  vie  et  les  oeuvres  de  rautenr; 
c'est  an  texte  avec  gravures;  la  raret^  de  T^dition  de  M'"*"  Dupont  forcera, 
U  est  yrai,  beancoup  de  savants  k  employer  celle  de  Cbantelanze.  —  La 
gaerre  entre  Charles  le  T6m^raire  et  les  Lidgeois  en  1468  a  itk  racontie  tont 
r6cemment  par  le  d'  Estrnp,  conseiller  d'Etat  ä  Copenhagne;  son  travail 
a  ktk  tradnit  en  frangais  par  St.  Bormans.  ^)  —  *Un  po^me  latin  snr  la 
mort  da  dnc  de  Bonigogne  devant  Nancy  en  1477  a  ^t6  pnbli^  par 
W.  Wattenbacb')  d'aprös  nn  ms.  de  Weimar;  enfin  A.  de  Charmasse') 
a  fiedt  lliistoire  de  la  conqnSte  da  Cbarolais  par  les  troapes  de  Loais  XI  apr^s 
la  mort  de  Charles  le  TSm^raire,  en  1477  et  1478;  les  docnments  in^dits 
employ6s  par  lai  jettent  an  joar  toat  noaveaa  sar  cet  ^v^nement 

La  litt6ratare  da  rögne  de  Charles  VIII  est  assez  panvre.  Noas 
avons  d6jä  fait  mention^)  des  travanx  sar  Commines,  qni  se  rapportent  k  deax 
r^nes.  Un  article  de  P.  Gnillaame^)  est  dans  le  mSme  cas.  —  Noas  n'ayons 
ga^re  k  noter  qae  deax  petits  m^moires^  et  enfin  la  snite  de  Texcellente 
notice  sar  Etienne  de  Vesc,  par  A.  de  Boislisle;^  Taatenr  y  6tadie  Fad- 
ministration  frangalse  k  Naples  soas  Charles  YIII  et  fait  l'histoire  de  l'abandon 
da  royanme  par  les  troapes  de  ce  prince.  —  MentionDons  encore  an  proc^ 
dli^r^e  fait  en  1486  k  an  licenci^  en  th^ologie  de  la  facnlt^  de  Paris, 
nomm6  Jean  Laillier;  T^ditear  de  ce  carieax  docament,  H.  Omont,^)  l'a 
troav^  dans  an  ms.  de  la  Bibl.  de  Ronen  yenant  de  Jnmi^ges. 

Droit,  institations,  moeurs  et  coatumes;  histoire  des  classes. 

Le  droit  fran^ais  ancien  a  6ik  Tobjet  de  plasiears  travaax  impor- 
tants;  qaelqaes  textes  de  haate  valear  ont  6t6  pnbli^,  et  plasiears  mono- 
grapMes  interessantes  ont  para. 

Commen^ons  par  les  trois  pnblications  les  plns  importantes.  L'^dition 
des  etablissements  de  S.  Loais  donn^e  par  P.  Yiollet^)  pent  etre  regard^ 
comme  absoloment  definitive.  La  qaestion  d'anthenticite  de  cet  onvrage 
jaridiqae  est  definitivement  tranchde  dans  le  sens  n^gatif,  et  l'^ditear  estime 


1)  Li^oü  et  BonrguignonB  en  146S.  Stade  bist  de  M.  H.  Fr.  J.  Estrop  d'apr^  les 
rappoits  da  l^gat  Onafiriaa.  Tiad.  da  danois,  pabl.  avec  ane  introdact  par  St.  Bormans. 
liige,  imp.  Gnadmont-DonderB  LYm,  115  p.;  pabl.  24  de  la  aoc  des  bibliopb.  li^geois. 
et  BCr.  12,  H,  216/7.  Afh.  Selge  4,  189  (P.  Henrard).  —  2)  Weitere«  aas  d.  Weimarer 
Hda.  AXDY.  28,  161/6.  ~  3)  l^ote  sor  la  gaerre  da  Cbarolais  en  1477/8.  M6m.  de  la  soc. 
^aenne  10,  135 — 61.  —  4)  y.  sapra  p.  278'^—'.  —  5)  Boc.  inMits  rel  ä  la  d^Totion  de  Loais  XI. 
eoTeiB  St  Amoiilt  de  Gap  (1481)  et  aa  premier  p^Ierinage  de  Cbarles  YIII.  k  Notre-Dame 
d'Embmn  (1490).  Ball,  dliisi  eccl.  1  (1880/1),  84—89.  ~  6)  L.  Sandrot,  Loais  IL  de 
la  Tr^oilley  le  dheyalier  sans  reprocbe,  d'aprl«  le  pan^.  de  Jean  Boucbet  et  d'aatres  doc.  in^d. 
Paris,  aoc  bibl.  XXIY,  215  p.  et  repr.  d*an  portrait  contemp.  18^  (=  Petits  m^m.  sar  lliist. 
de  Fnmce  pabl.  aoua  la  dir.  de  Marias  Sepet  t  4.)  rec. :  RQH.  p.  647  (de  Beaacoart).  — 
Ul.  CbeTalier,  les  deax  entrden  et  s^joars  da  tr^  cbr^tien  roi  de  France  Cbarles  VIII.  en 
la  cit<  de  Yienne,  les  ann^s  1491  et  1494,  publ.  d'apr^  les  mss.  de  Grenoble,  de  Mont- 
pellier et  de  Yienne.  R.  da  Daapb.  et  da  ViTarais  p.  25 — 39.  cf.  R.  d.  langaes  rom.  20, 
94/5.  —  7)  Notice  biogr.  et  bist  sor  £t  de  Yesc,  s6n.  de  Beaacaire  (4«  art).  Ann.-Bali. 
de  la  BOG.  de  iliist  de  France  18,  275 — 317.  —  8)  R^tract  par  J.  Laillier  d'errears 
precb^ee  k  Paris  en  1486.  BaU.  de  la  soc  de  Iliist  de  Paris  8,  176—81.  —  y.  ib.  p.  90/1: 
formale  da  oertificat  d'^tadiant  en  rUniy.  de  Paris  aa  15'  s.,  pabl.  par  le  meme  autear. 
—  9)  £tBbL  de  St  Loais,  aooomp.  des  textes  primitils  et  des  textes  d^ny^s,  av.  ane  introdaction 
et  d«  Dotea,  t  I.  IL  Pfris,  Renooard.  cf.  ac  de  1^1.  de  Tooloase,  recaeil,  19  (1880/1) 
p.  XXYHI— XXXI. 


n,280  XXVin.    A.  Molinier: 

qoe  Touvrage  a  6t6  coropos6  vraisemblablement  entre  les  mois  de  juin  et  de 
novembre   1273.     Dans  nne    iongae   et   excellente   introdnctioD ,   Y.    Studie 
successivement  les  soorces  des  6tablis8ements,  le  droit  da  IS"*  s.  tel  qne  cet 
ouvrage  nous  le  foit  connaitre,  enfin  Finfluence  et  la  diffasion  des  Etablisse- 
ments.   Les   soorces    du    livre  I    sont   poor    les   cbapitres    1   ä  9   diverses 
ordonnances;  pour  les  cbapitres  10  ä  175  ane  ancienne  contnme  d'Anjou  et 
de  Tooraine-,  Celles  dn  livre  n  sont  en  partie  le  livre  de  Jostice  et  de  plet; 
8  cbapitres  de  ce  livre  appartiennent  an  droit  orl^anais.     Dans  la  seconde 
partie  de  son  introdnction,  Y.  6tndie  le  droit  tel  qn'il  apparait  dans  ces  denx 
coutumes  de  Tooraine-Apjon   et  d'0rl6anais.     Gette  partie   est   peut-Stre   la 
plus  interessante-,  l'anteur  montre  dans  ces  vieux  textes  certains  vestiges  de 
ce  qa'on  poorrait  appeler  la  l^gislation  primitive;    il  y  nbte  des  traces   des 
anciens  syst^mes  administratifs  qni  avaient  r^gi  le  pays.    Signaions  Egalement 
tont  ce  qui  regarde  la  pEnalitE  et  la  criminalit6;  Y.  y  distingne  avec  beau- 
conp  de  finesse  les  Elements  d'origine  germaniqoe  de  cenx  qui  proviennent 
d^id^es  religieoses.    Nons  conseillons  la  lectnre  attentive  de  ces  deux  cents 
pages   k   qaiconqne   s'int^resse    aux   Stades    bistoriqnes,    anssi   bien   qu'anx 
medi^vistes  de  profession.    Dans  la  troisi^me  partie,  Yiollet  Studie  Tinfluence 
et  la  diffusion  des  Etablissements  et  dEploie  ä  ce  propos  la  meme  pEnEtration 
et  la  meme  finesse.     Nons  indiquerons  comme  particnliErement  remarquables 
les  paragrapbes  snr  la  Bretagne,  sur  l'Artois  et  la  Picardie,  snr  le  Yendömois 
et   le   pays   Castrais,   sur   la   pratique    dite    de  Guido.     L'introdaction    se 
termine  par  la  description  des  mss.  examinEs  par  TEditeur,  ils  sont  disperses 
an  peu  partout  en  £urope   et  au    nombre  de  plus  de  40.    Le  tome  I  de 
TEdition  renferme  les  textes  primitifs  dEgagEs  des   interpolations;  le  tome  U, 
le  texte  courant  et  usitE,  avec  les  variantes;   le  tome  III,  actuellement  sous 
presse,  contiendra  les  textes  postErieurs  et  les  additions.    —    Les  Coutomes 
de  rAnjott  et  du  Maine  publikes  par  Beautemps-BeauprE^)  en  sont  k  leur 
4*  volume;   Tauteur  a  voulu   faire   un    corps   de  toutes  les  coutumes,  styles 
et  traitEs  de  jurisprudence  originaires  de  TAnjöu  et  du  Maine.    Beaucoup 
de  ces  textes    Etaient    inEdits,    d'autres    sont   difficiles  ä  trouver-,    aussi  la 
Gollection  sera-t-elle  trEs  apprEciEe  de  tous  les  historiens;  ils  y  trouveront 
maints  renseignements  et  des  textes  g6nEralement  corrects  de   beaucoup    de 
traitEs  souvent  dtEs.  —  On  peut  reprocher  ä  ce  recueil  un  peu  de  confusion ; 
rddition  du  ^trEs  ancien  coutumier  de  Normandie'  due  ä  J.  Tardif )  est  an 
contraire  un  modele  de  rigueur  et  de  critique  pEnEtrante.     Le  texte  publik 
est  le  texte  latin,  dont  Marnier  a  EditE  jadis  une  ancienne  version  firangalse. 
L'Editeur  aprEs  avoir  Etabli  son  texte,  prouve  que  le  trEs  ancien  coutumier 
est  une  oeuvre  privEe,  Ecrite  par  divers  auteurs;  la  premiEre  partie  daterait 
des  ann6es  1199—1200;  la  seconde  serait  postErieure  k  1218,  autErieure  & 
1223.     L'auteur  du  premier  traitE  serait  un  scribe  ou  greffier  de  TEcbiquier, 
originaire  de  Bayeux,  celui  du  second  serait  originaire  d'£vreux. 

A  cötE  de  ces  trois  ouvrages  de  baute  importance,  nous  devons  men- 
tionner  quelques  monograpbies  interessantes.  L.  Delisle^)  a  prouve  par 
l'Etude  des  mss.  que  l'auteur  du  Grand  coutumier  de  France,  texte  impor- 
tant  du  XIY*  siEcle,  6tait  un  certain  Jacques  d'AblEges,  bailli  de  S.  Denis  en 
France,  dont  il  a  refait  la  biograpbie;  ce  personnage  vivait  vers  1380. —  P. 


1)  Contame«  etc.  (JB.  H,  2,  297«)  t  IV.  cf.  EH.  16,  201  (P.  Viollet).  —  2)  Ronen, 
1881.  8«  cf.  BECh.  43  (1882),  526/8.  SayZ.  3  (1882),  226/8  (H.  Brauner).  — 
3)  L'aatenr  dn  gnnd  Coatamier  de  Fnnce.    Mfai.  de  la  toc.  dliut  de  Paria  8,  140 — 60. 


France.  11,281 

Yiollet^)  a  6todi6  dans  un  articie  intitnl^,  'Etablissements  de  S.  Louis  dans 
le  Beanvaisis',  les  emprants  faits  k  cette  grande  compilation  par  Philippe 
de  Beaninanoir.  —  G.  Enrth')  expose  la  propagation  de  la  loi  de  Beaa- 
mont  en  Argonne  dans  les  pays  environnants-,  cette  loi  fiit  adoptte  par 
ane  foule  de  villages  de  Champagne,  de  Lorraine  et  da  pays  Ardennois.  — 
Le  travail  de  Th.  Schwalbach^)  est  an  ouTrage  fait  avec  m^thode: 
les  indications  tir^es  da  'Style'  y  sont  compl^t^es  k  Paide  des  textes  diploma- 
tiqaes  et  jadiciaires  da  meme  temps.  —  Gelai  d'£.  Glasson^)  n'est  ni  an 
travail  bibliographiqae  k  proprement  parier,  ni  an  travail  d'exposition  didac- 
tiqae-,  Paatear  a  d^poaiÜ6  les  coatamiers  imprim6s  et  en  a  tir6  qaelqaes 
indications  snr  son  srget.  —  L'histoire  de  la  proc^dare  criminelle  en  France, 
d'A.  Esmein^)  renferme  bien  pea  de  chose  sar  le  moyen  ftge;  l'article  da 
meme  aatear')  sar  'les  Contrats  dans  le  tr^s  ancien  droit  fiangais'  sera 
plas  atile  aax  historiens,  et  donne  an  d^poaillement  m^thodiqae  des  pre- 
scriptions  des  anciens  coatamiers  sar  cette  matidre.  —  Le  travail  de  Jobb6- 
Daval,^;  'Et ade  historiqae  sar  la  revendication  des  meables  en  droit 
fran^ais',  est  ane  6tade  p6n6trante  de  la  qaestion;  l'aatear  est  aa  coarant 
de  la  bibliographie.  —  Enfin,  noas  devons  mentionner  TEssai  sar  This- 
toire  da  droit  d*appel  en  droit  roman  et  en  droit  fran^ais  de  M.  Fear  nie  r,*) 
poor  la  part  consid^rable  dliistoire  qae  cette  th^se  de  droit  renferme.  — 
Qaant  aa  'Jas  primae  noctis'  de  K.  Schmidt,  on  en  a  d^jk  Mi  mention 
ci-dessas.  ^) 

Sar  les  institations  de  la  France  noas  ne  poavons  signaler  qa^an 
QU  deax  bons  livres  et  qaelqaes  articles  int^ressants.  L.  de  Mas-Latrie^®) 
proave  qae  la  formole,  'car  tel  est  notre  hon  plaisir'  n'a  jamais  exist^  an 
moyen  äge,  qae  le  mot  'bon^  ne  parait  qa'aa  19*  s.,  enfin  qae  le  mot 
'plaisir*  n'avait  pas  anciennement  le  sens  qae  le  valgaire  lai  attribae.  — 
Le  travail  d'A.  Callery^')  sar  les  premiöres  assembl6es  repräsentatives  de 
la  France  a  ^16  k  la  fois  tr^s  lonä  et  tr^s  attaqnä;  tr^s  loa6  poar  certaines 
iddes  ing^nienses  souvent  pea  jastes,  il  est  vrai,  sar  l'origine  des  institations 
repr^ntatives  de  la  France,  träs  attaqaä  aussi  k  caase  de  l'inexpärience 
dont  cet  oavrage  renferme  des  preaves  nombrenses.  ^■)  —  Le  travail  de 
Yaitry  ^^)  n'est  pas  fondä  sar  des  recherches  personnelles ;  l'aatear  s'est 
content^  de  mettre  en  oenvre  les  docaments  d^jä  pobli^s  et  de  groaper  les 
faits    signal^s  par   ses    pr^d^cessears;    toatefois    ses  lectares  ont    M   assez 


1)  Mim.  de  la  soc  dabist,  de  ParU  8,  95 — 106.  —  2)  La  loi  de  Beanmont  en  Belgiqne; 
Mnde  snr  le  renoDTellement  annael  des  jiuticeB  locales.  Li^e,  ooc.  bibl.  beige.  (Extr.  d.  mini, 
eoar.  et  antres  mim.  de  Tac.  de  Belg.  t.  31.)  cf.  BQH.  p.  677  (Genien e er).  —  8)  Der 
CivilprocefB  d.  Pariser  Paris  nacb  d.  <Sti]fis'  da  Bmeils.  Freib.  i.  B.  n.  Tttb.,  Mohr  (Siebeck). 
Vn,  160  p.  cf.  GBL,  col.  188.  —  4)  Les  soorces  de  la  procid.  civile  %  KRHD.  5,  431/3. 
437—517.  —  5)  Par.,  Larose,  XI,  596  p.  -  6)  NRHD.  5,  21—45.  —  7)  Pw.,  Larose. 
254  p.  —  8)  Par.,  376  p.,  cf.  BH.  17,  363  (G.  Monod).  —  9)  p.  73«-",  ajontea  aux  ad- 
Tcrsairee  y  citis:  Fischer,  BLZ.  27.  Mai  1882;  P.  Yiollet,  BGr.  13  (1882),  30  janyier 
('bon  traTail,  conclnsions  faosses'),  tandis  qae  J.  Hayet  (Rip.  1.  Ko.  385),  appronye  Topinion 
de  S.  —  10)  De  la  formale  'car  tel  est  notre  plaisir*  dans  la  chancellerie  de  France.  BEGh. 
42,  560/4.  cf.  RQH.  31,  647.  —  11)  Les  premiers  itats  giniranx.  Origines,  ponvoir,  attri- 
bntioiifl.  BQH.  p.  62 — 119;  ä  part  (aagmenti)  sons  le  titre:  bist  de  l'origine  des  ponyoirs  et 
des  attribut  des  itats  giniraax  et  provincianx  dep.  la  fiodaliti  josqa'  aax  itata  de  1355. 
BnuL,  Vromant.  —  12)  cf.  Flammermont,  snr  an  premier  traTail  de  Taateiir.  BH.  18 
(1882),  206 — 12.  —  13)  Les  monnaies  soos  les  trois  premiers  Yalois  (1828—80).  ST.  116, 
5-57.  289—33$.  449—90.    Il  pari:  Orlians,  imp.  Golas,  144  p. 


n,"282'  XXVin.    A.  MoUnier: 

iteoduM)  ses  recherches  assez  longaes  ponr  qae  Ton  puisse  croire  qn'  aacnn 
teacte  important  publik  n'a  pu  lai  6chapper.  Aossi  cet  essai  de  synth^ 
piend-il  une  vMtable  valear,  sortout  due  k  an  6criTain  habitud  k  raction 
6t  auquel  le  mamement  des  grandes  aflEedres  a  dornig  Thabitude  des  choses 
et  des  hommes.  —  Le  traTail  de  Mart  Sarzeaad^)  sor  rinamovibilit^  de  la 
magistratare  ne  renferme  qae  bien  peu  de  chose  sor  le  moyen  &ge;  ranteur 
a  prindpalement  trait^  l'histoire  de  la  magistratare  k  partir  da  16*  &, 
et  s'est  sortoat  occap6  de  la  venalit^  des  charges  et  de  ses  cons^aeaces. 
—  SignaloDB  la  r^impression  de  l'^histoire  financi^re  de  la  France'  par  A. 
Monteil;*)  l'oavrage  est  vraiment  bien  vieilli,  l'^ditear  a  essay^  de  le 
nyeanir  en  y  i^oatant  qaelqaes  notes  et  an  sappl^ment  —  Le  traTail  da 
mijor  E.  Hardy  'Les  origines  de  la  tactiqae  frangaise'')  n'est  pas  an 
oa^rage  de  premiire  main,  mais  c'est  an  r^pertoire  commode  donnant  dans 
leor  ordre  cbronologiqae  les  principanx  faits  indiqnte  par  les  histoilens  et 
par  les  ^crivains  spteiaax.  Le  tome  I  comprend  les  temps  anciens  et  le 
moyen  ige;  toatefois  plasiears  chapitres  da  tome  n  appartiennent  encore 
an  moyen  &ge  et  ont  trait  aaz  armtes  de  Charles  le  Täniraire,  de  Loois  XI 
et  de  Charles  VIII. 

Noos  en  diröns  aatant  da  tome  III  de  T^histoire  da  laxe'  de  Baa- 
drillart/)  qai  se  rapporte  aa  moyen  &ge,  vaste  compilation  oü  les  d6- 
Teloppements  philosophiqaes  et  moraax  occapent  trop  de  place,  et  qai  n*est 
fond^e  sar  des  recherches  bibliographiqaes  ni  trte  ^tendaes,  ni  trte  exactes. 

Snr  r^tat  des  personnes  aa  moyen  age  nous  ne  tronvons  qae  trois 
arücles  de  valear  in^ale  k  signaler;  le  premier,  oelai  de  Gailloaard,^) 
est  intitnld:  'Recherches  sar  les  colliberts.*  On  appelait  ainsi  des  hommes 
qai  tenaient  an  rang  interm^diaire  entre  la  classe  libre  et  les  serfe;  les 
textes  qai  les  mentionnent,  rares  dans  certains  pays,  abondent  dans  d'aatres; 
on  pent  dire  toatefois  qa'il  n'y  a  en  de  colliberts  qae  dans  les  provinoes  da 
nord-oaest  de  la  France,  de  Reims  k  Poitiers.  On  troave  assez  soavent  cette 
expression  employ^e  par  le  Doomsday-Book  de  Gaillaame  le  Conqa^rant,  et 
c'est  cette  soarce,  n6glig6e  par  ses  devanciers,  qae  G.  a  le  premier  atilis^ 
Des  diffi6rents  textes  qa'il  cite  il  conclnt  qae  les  colliberts  itaient  des  affi'anchis, 
tenas  k  certaines  redevances  envers  lears  anciens  maitres,  mais  possMant  la 
libert^  personnelle  pleine  et  enti^re.  —  Les  trois  m^moires  de  J.  Finot*) 
se  rapportent  k  la  Franche  Comt^  et  k  des  ^poqaes  plas  modernes.  Les 
textes  pabli^s  dans  le  premier  memoire  sont  des  chartes  d^afranchisse- 
ment  de  villages  et  de  hameanx;  la  plas  ancienne  dato  de  1279,  la  plas 
rtcente  de  1496;  la  plapart.sont  trös  interessantes  et  renferment  de  carieases 
stipolations.    Les  notes  de  l'^ditear  ne  fönt  qa'ajoater  k  fimportance  de  ces 


1)  Radi,  hiflt.  bot  rinamov.  de  la  mag.  Par.,  Marchai -Billard,  XU,  503  et  41  p.  — 
2)  Hiat.  fin.  de  la  Fr.  dep.  les  premiers  temps  de  la  monarchie  jiieqii*a  nos  joars;  av.  in- 
trodactioii,  soppl.  et  notes  par  Ch.  Lonandre.  Limoges,  Barboa.  364  et  8  planches.  — 
S)  Paris,  Bomaine,  1879 — 81.  2  toI.  609,  810  p.  cf.  ac.  fr^.  rapp.  sor  les  ooncoars  (Par., 
DidotV  p-  13.  Spect  milit  13,  416—22.  —  4)  Eist  dn  luxe  priy6  et  public  dep.  Taa- 
tiqiiit4  joaqa'  k  nos  jonrs.  Paris,  Hachette.  2*>  6d.  4  vol.  cf.  JSav.  p.  477 — 90  (B.  Egg  er); 
Qnarterly  E.  juiU-oct  p.  486—526.  —  5)  Ball.  d.  antiq.  de  Norm.  9  (1878/80,  paru  81), 
332—80.  cf.  U.  Bobert,  RC.  8  (1879),  139—41.  —  6)  Etndes  sor  la  main  morte  dans 
le  bailliage  d'Amont  aox  13%  14«  et  15«  s.  (Ball,  de  la  soc.  de  la  Haate-Saone.  p.  269— 
435.)  —  Les  demiers  mainmortables  de  Tabbaye  de  Cherlien.  NRHD.  5,  243—97.  335 — 85. 
-—  L'aete  d'afonoluMement  des  habitants  de  Semmadon  (Haate-Saöne).  BL  d.  soc  sar.  YII,  3, 
p.  147—58. 


Rmnce,  11,283 

docnments.  Notons  encore  nne  s6rie  de  chartes  de  reconnaissances 
et  d'affiranchissements  des  serfs  de  Tablmye  de  Gherliea;  dates  exirtmes: 
1389  ä  1790.  lA  encore  rhistorien  et  le  jmiste  anront  k  relever  plns  d'an 
dMail  cttrienx;  on  sait  que  c'est  en  Franche-Gomt6  qn'ont  v6ca  les  dernien 
serfs,  affiranchis  senlement  aax  approehes  de  la  r^volutioii.  —  Noob  dterons 
encore  le  livre  de  Schanz^)  snr  la  politiqne  commerdale  de  l'Ai^leterre; 
lliistorien  fran^ais  derra  le  consolter,  car  Tantenr  a  itb  amen6  k 
parier  plns  d'one  fois  da  commerce  et  de  la  politiqae  de  ce  pays  an 
moyen  &ge. 

Histoire  provindale. 

Noiis  sniYTons  autant  qne  possible  Tordre  gtographiqae,  en  allant  da 
nord  au  sad. 

Flandre  et  Artois.  —  Nous  ne  troavons  paa  de  trayaax  d^ane  haate 
importance.  Toatefois  on  doit  signaler  deax  cartalaires,  Ton  pablie,  l'aatre 
analys^.  Le  cartalaire  de  l'^lise  de  Thdroaanne,  publik  par  Ph.  Da  eher 
et  A.  Giry*)  est  an  recadl  de  349  chartes  des  11',  12'  et  13'  s.  Les 
mss.  employ^s  appartiennent  atgoard'hoi  k  l'^v^ae  de  Brages,  ils  farent 
pris  k  Th^roaanne  an  16'  s.,  lors  de  la  destraction  de  cette  ville  par  Charles- 
Qaint  Les  öditears  n'ont  point  encore  pabli6  rintrodaction,  qai  doit 
noos  donner  des  renseignements  bibliographiqaes  sar  les  soorces  da  recaeil 
et  sar  son  importance.  An  cartalaire  ils  ont  Joint  an  anden  obitaaire  pabli6 
d'apr^s  an  ms.,  dont  ils  ne  donnent  pas  la  date.  —  Les  Cartalaires  de 
l'abbaye  de  Notre-Dame  des  Prte  de  Doaai,  analyste  par  N.  Valois*)  sont 
aigoardliai  aa  Mas6e  Britanniqae  soas  les  no'.  Add.  mss.  23932  et  23933; 
ils  datent  Tan  et  l'aatre  da  14'  s.  et  renferment  le  premier  134,  le  second 
67  chartes,  comprises  entre  les  ann^es  1217  et  1350.  L'aatear  de  la  notice 
donne  l'analyse  de  ces  deax  cents  chartes  dcrites  presqae  toates  en  Iran^s 
et  par  saite  interessantes  poar  la  philologie  aassi  bien  qae  poar  l'histoire 
locale. 

En  Flandre  on  s'occape  beaacoap  de  la  ville  de  Döaai  et  da  pays 
environnant;^)  parmi  les  travanx  sar  Cambray  aa  contraire  il  n'y  ena  qa^an 
seal,  qai  se  rapporte  an  moyen  äge,  c'est  Thistoire  d'Oisy  par  A.  de  Gar- 
devacqae;^)  il  faat  faire  qaelqaes  rteerves  sar  la  forme  parfois  an  pea 
romantiqae  de  ce  travail,  ^)  mais  cette  6tade  n'en  foamit  pas  moins  des  ren^ 
seignements  noaveaax  sar  plasiears  grandes  familles  da   pays;   Taateor  y  a 


1)  ▼.  sapn  p.  75^;  infn,  c :  Ha&M.  —  2)  Soc.  d.  aotiq.  de  la  Moriiiie.  1  yol.  4*.  —  8)  CbH. 
87,  5—39.  —  4)  Soavenin  de  la  Flandre  walloiuie.  2*>  »6r.  tom.  I:  J.  Leprenx,  inveBtidre  da 
moMIier  de  T^l.  de  Kotre-Bame  en  Donai  en  1421  (p.  60 — 74);  Mundes  de  St.  Amand 
1066  d'aprts  lea  Acta  Sanct  Belgii  4,  272  et  M6H.  (p.  75/8);  Mainler^e  par  le  comte  de 
Hainant  de  Tarret  mis  dane  son  comt4  snr  des  Mens  appartenant  ä  an  Dooaiaien  1313  (p. 
85/6)  (pnbl.  dans  les  manom.  etc.  de  Kamar  III,  28) ;  gaerre  pri^to  entre  la  commone  et  le 
me  d'Eeaiisaiiies  1352  (p.  87 — 97);  an  soavenir  de  la  premUre  campagne  da  roi  Charles  VI 
«ratre  les  Flamaods  rebeUes  1382  (p.  97/8);  i^6monial  asit^  k  Doaai  poar  renoncer  k  la 
eommanant^  1379 — 80  (p.  98 — 101);  exemption  de  senrioe  miUtaire  accordto  aox  Bonaisiens 
par  le  comte  de  Fld.,  moyenn.  finance  1380  (p.  101/3);  le  sceao  dea  archers  de  serment 
1460  (p.  103/7);  crtetion  de  deax  foires  et  d'an  maroh^  k  Oisy,  par  ord.  roy.  de  1489  (p. 
172/7J;  J.  Lepreax,  s^aestr.  par  an  lieatenant  de  la  goaTemance  de  Doaai  tm  1425  (p. 
17a — 85).  —  5)  Oisy  et  ses  seignears  dep.  rorigine  de  ce  boorg  josqa'  k  Tdp.  de  sa  rimioa 
a  l'Arteia.  M«m.  de  la  soc.  d'^alation  de  Cambrai  37,  53—212.  —  6)  et  B4p.  1,  ao.  1871 
(A.  Longnon). 


n,284  XXVra.    A.  Molinier: 

publik  en  meme  temps  la  Charte  de  coutame  d'Oisy,  datte  de  1216,  et  ane 
liste  d'hommes  d'armes  de  1274. 

L'Artois  n'edt  gaöre  mienx  partag6  qne  la  Flandre.  Le  grand  *Dic- 
tionnaire  historique  da  Pas  de  Calais',^)  continne  k  pandtre  et  s'est  enrichi 
d'une  volumineuse  histoire  de  la  ville  de  Saint -Omer,  par  Deschamps  de 
Pas.  L'aatear  a  consdencieasement  d^poaill^  les  arcMves  de  cette  ville, 
et  donne  beaacoap  de  renseignements  noaveanx,  mais  son  travail  ne  fera 
pas  onblier  rhistoire  des  institations  manicipales  de  S.  Omer,  publice  il  y  a 
plosienrs  ann^es  par  A.  Giry.  —  La  'Bibliographie  historiqae  de  S.  Omer*-, 
par  le  baron  Dard*)  est  platöt  le  catalogae  d'ane  biblioth^qne  d'amatenr 
instmit,  qa'an  travail  d'^rudition;  on  poiirra  toatefois  y  prendre  certains 
renseignements  int^ressants;  on  y  tronvera  snrtont  indiquies  beancoap  de 
pidces  snr  la  vie  manicipale  k  S.  Omer,  sar  les  fetes,  les  6vönements  qno- 
tidiens,  etc.  —  'Les  anciennes  commanaat^s  d'arts  et  m6tiers  de  Saint  Omer' 
par  Pagard  d'Hermansart')  sont  ane  importante  contribation  k  l'histoire 
de  rindastrie  et  da  commerce  an  moyen  &ge;  Saint  Omer  ent  jadis  an  commerce 
trös  florissant,  et  les  archives  de  la  ville  renferment  de  riches  docaments  k  ce 
s^jet.  Les  textes  pabliis  dans  le  tome  11  de  Toavrage  ne  sont  pas  toiyoars 
tr^  intiressants,  mais  abondance  ne  nnit  jamais.  Ce  travail  se  distingoe 
avantagensement  de  la  plnpart  des  monographies  semblables  pabli^  en 
province.  —  Lors  dn  oongrte  arch^ologiqae  tena  k  Arras  en  1880  par  la 
Soci6t6  iran^aise  d^ Archäologie,  le  chanoine  Van  Drival^)  lat  an  interessant 
travail  sar  les  reliqaes  de  la  cath^drale  d'Arras,  travail  qai  a  para  dans  le 
compte  renda  da  congrös;  on  y  tronve  des  d^tails  sar  les  Elises,  les  places 
et  les  caves  de  cette  ville,  sar  les  reliqaaires  da  Tresor  de  la  cathödrale, 
etc.,  enfin  ane  planche  repr^sentant  le  röchet  de  S.  Thomas  de  Canterbory. 

Picardie.  —  Cette  province  a  et6  Tobjet  de  plasiears  travaax  biblio- 
graphiqaes.  Le  r  volame  de  Toavrage  d'E.  Dramard^)  se  rapporte  k  la 
cireonscription  de  Bonlogne-sar-mer;  c'est  an  tr^  riebe  r^pertoire  de  ren- 
seignements sar  la  topographie  et  Thistoire  detaill^e  des  hommes  et  des  üeax 
da  Boalonnais.  —  Le  comte  de  Marsy  *)  donne  de  son  c6t6  la  'Biblio- 
graphie picarde'  poar  les  ann^es  1879  k  1881;  c'est  k  dire  le  relev^  de 
tont  ce  qai  peat  int^resser  l'histoire  de  cette  province  dans  les  oavrages  on 
les  revaes  paras  pendant  ces  trois  ann^es.  —  Enfin  signalons  an  article  de 
A.  Ledien^  sar  les  travaax  d'Emest  Prarond;  celai-ci  ayant  beaacoop  6crit 
sar  lliiBtoire  da  Ponthiea  et  d'Abbeville,  cette  ^tade  spteiale  poarra  &tre 
consoltte  poar  la  bibliographie  de  cette  partie  de  la  province  picarde. 

Apr^  avoir  mentionn^  en  passant  qnelqaes  travaax  de  l'histoire  locale 
de   Picardie,^)  noas   arrivons   k   an  oavrage  beaacoap  plas   important   dt 


1)  Pabl.  par  la  oommiM.  d^pari  des  mon.  hist  Anr.  de  Bonlogne.  t.  1.  Am»,  Baenr- 
Charrney.  402  p.  —  2)  Anas,  Saear-Charraey,  90  p.  —  3)  Saint-Omer,  Fleury-Leinaire  1879 — 81, 
2  Tol.  Areciiotice  de  BeBchampe  de  Pae  snr  les  mMailles  et  jetons  de  ces  corporations.  cL 
RH.  17,  128  (Faf^nies).  —  4)  Stades  arch^).  dans  le  Nord  de  la  Fr.  Congr.  archiol. 
(ci-dessoos  p.  305*)  p.  65 — 71.  —  5)  Bibliogr.  g^ogr.  et  bist,  de  la  Picardie  oa  catalogue  raisonnA 
des  onirrages  taut  imprimds  qne  mss.,  titres,  piices,  et  doc.  de  tonte  natnre  etc.  T.  1. 
Par.,  Domoolin.  XXIH,  494  p.  —  6)  La  Picardie.  2«  s^r.  t.  4,  276—85.  324—36.  — 
7)  L'oentTe  bist  et  arcbdol.  de  M.  Em.  Prarond,  H,  crit  et  bibl.  Amiens,  impr.  Jenret  98  p. 
16*.  —  8)  A.  Ledien,  denx  villages  dn  Santerre:  Ignanconrt  et  Anberoonrt,  snite.  La  ¥i- 
eardie  2«  s4r.  t  4.  1^20,  49—69,  108—22,  193—213.  —  A.  Braqnebay  fils,  bist  des 
^tabUssementa  bospitaliers  de  la  ville  et  de  la  banliene  de  MontrenilHmr-lCer  (8  articles)  ib. 
34—41  etc.  —528.  —  G.  de  Witasse,  le  cartnlaire  de  Picqnigny  ib.  p.  140/144,  286/28$ 


Fnmoe.  11,285 

k  la  collaboratioii  de  Bouchot  et  de  Lemaire;')  noiis  voulons  parier  da 
^livre  ronge  de  Saint  Qaentin'.  On  appelle  amsi  bn  cartulaire  de  cette 
ville,  datant  en  partie  dn  15%  en  partie  des  16%  17*  et  18*  s«;  les  actes 
qn'il  renferme  vont  de  1080  k  1728  et  sont  au  nombre  de  280.  La  nugeiire 
partie  des  actes  pablies  appartient  aa  16*  s.  Le  volame  renferme  nne  pr6- 
face  de  Lemaire  sor  la  jostice  et  l'organisation  mnnicipales  k  S.  Qaentin.  La 
Yüle  et  la  soci6t6  acad^miqne  de  S.  Qaentin  comptent  donner  procbainement 
an  pablic  an  second  volome,  renfermant  3  k  400  pieces  inödites  des  12*, 
13*  et  14*  s.  —  Enfin  rabb6  F.  A.  Leföbyre')  donne  an  travail  sörieose- 
ment  ^tadi6  sar  les  diyerses  chartreases  de  la  Picardle  et  spteialement  snr 
Celle  de  Neaville  pr^  Montreail,  datant  da  commencement  da  14*  s. 

Champagne.  —  Les  efforts  des  soci^tös  savantes  de  cette  province  se 
sont  sartoat  port6s  sar  des  6poqaes  plas  modernes.  Senle  la  soci6t6  acad^ 
miqae  de  Gh&teaa-Thierry  a  fait  exception,  et  ses  ^annales',  renferment  bon 
nombre  de  m^moires  intöressants  sor  Thistoire  ancienne  da  pays.')  —  Le 
travail  de  6.  Garr^^)  est  an  onyrage  de  valgarisation,  sans  portfe  scienti- 
fiqae,  destiü^  k  feire  connaitre  an  grand  pablic  les  rfealtats  des  trayaax  de 
r^radition  locale.  Le  tome  I.  s'arr6te  k  la  r^volation.  —  Ed.  Fleary^) 
a  donn6  nne  bonne  contribntion  k  Thistoire  des  th^&tres  en  province;  noas 
le  citons  k  canse  des  renseignements  qn'il  foamit  sar  des  mystdres  joa6s 
dans  cette  partie  de  la  France  vers  la  fin  da  moyen  äge.  —  H.  Omont^)  a 
retroav6  et  pabli6  le  'catalogae  de  la  bibliothöqae  de  Tabb^  Adson  de  Mon- 
tier en  Der'  (f  992,  pendant  an  pölerinage  en  Terre  sainte),  texte  pea  itenda, 
mais  interessant  k  caase  de  sa  date  et  de  la  composition  de  la  collection, 
qai  sar  23  volames  ne  comptait  qae  deax  oavrages  de  th6ologie;  les  aatres 
6taients  de  la  grammaire,  de  la  Philosophie,  de  la  litt^ratare  et  de  Thistoire. 
—  Les  aatres  oavrages  relatifs  k  la  Champagne  qae  noas  ponvons  dter  se 
rapportent  toas  k  lliistoire  locale  la  plas  d6taill6e.^) 


(eommencement  de  Tanalyse  du  cartulaire  oonaerr^  anz  arduTes  nat  k  Paria,  dont  Boutaric  a 
jadü  rignal^  TimportaDce  poor  les  instit  f^od.).  —  de  Marsy,  les  p^lerins  pieards  k  JAmsalem, 
Ue  aa  16«  8.  ib.  p.  500—18.  —  A.  Combi  er,  pr6face  de  llüst  de  Tabbö  de  Bietenil, 
ecr.  par  F.  £L  Wayard  religieiix  de  ce  coayent  en  1670,  compUt^e  etc.  1670  et  1710,  ib.  p.  541 
— 554.  —  H.  Bouchot,  chartes  du  12*  s.  rel.  aux  anciennes  abbayes  de  Fervaques  (1158 
etc.  k  1193),  d'Oorscamp  1162,  et  de  St-Quentin  en  llsle  1182,  M^.  de  la  soc.  ac.  etc.  de 
St-Qoentin  4«  sfo.  t  3,  344 — 55.  —  1)  Le  litre  ronge  de  lliötel  de  yille  de  St  Qnentin, 
pabl.  av.  nne  pr^f.  de  H.  Martin,  par  H.  Bouchot  et  £.  Lemaire.  St.  Qnentin,  impr. 
Poette.  4<^.  cf.  RH.  18,  392.  —  2)  La  chartrense  de  Notre-Dame-des-Fr^s,  k  NeuTÜIe  sous 
Montreail -Bur- Her.  Paris,  Biay  et  Betaox.  XYII,  522  p.  et  planches.  —  3)  J.  Maciet, 
les  templiers  et  les  hospitaliers  dans  l'arrondissement  de  Ch-lli.  Ann.  de  la  soc.  hist  et  arch. 
de  Ch-Th.  ann^es  1879/80  (para  1881)  p.  31^49.  —  A.  Corlien,  Loois  dnc  d'Orl.,  seigneor 
de  Ch-Th.  et  de  Nogent-rArtaud.  1400-1407,  ib.  p.  67—71.  —  id.,  l'abbaye  de  Gh^,  ib. 
p.  88 — 109,  127/8  (analyse  de  plasieurs  chartes  de  1063  k  1387).  —  J.  BertheU,  note 
sor  deux  pi&ces  du  iSrisor  des  Chartes  conc.  les  dmetiires  de  Ch-Th.  au  14*  s.,  ib.  p.  70/4.  — 
id.,  la  qnestion  de  Brennacum  et  les  d^couyertea  de  M.  Fr6d.  Morean,  ib.  p.  75 — 82  (ü  plaoe 
Br.  k  Breny).  —  4)  Hist  pop.  de  Troyes  et  dn  d6part  de  TAube.  Troyes,  Lacroiz.  t  I, 
482  p.  —  b)  Orig.  et  d^yel.  de  Tart  thdfitral  dans  la  proy.  eccl.  de  Beims.  Laon,  impr. 
CortUlot  392  p.  —  6)  BECh.  42,  157>-60  —  7)  A.  Mauroy,  Beims  k  trayen  les  Iges, 
•ouy.  hist  de  la  grande  cayalcade  de  bienf.  de  1881,  ay.  nn  pr6cis  de  Thiat  de  Beims,  M.,  ill. 
de  24  giay.  par  A.  Sayoye.  Beims,  Michand.  56  p.  et  plan  (trayail  de  yulgariaation,  bien 
eiicaU  d'ailleurs).  —  Lucot,  la  procession  des  chfisses  k  Chfilons  le  londi  et  le  mardi  de 
laPentecdte;  orig.,  caract,  et  cir^m.  d'apr&s  les  docum.  dn  12  au  18*  s.,  oonsery^  k  la  Bibl. 
nat  de  Par.  etc.  et  publik  ponr  la  prem.  fois  ay.  notes  et  trad.  Chälons,  impr.  Martin.  107  p. 
(^tnde  asaes  soignte).  —  A.  Bemy,  hist  de  Chdtillon-sur-Mame  ay.  notice  histor.  sor  les 
iommes  les  plas  ill.  de  la  maison  de  Ch.  Beims,    Bugg.  217  p.  12®    (cf.  B^.  1,  No.  1442). 


1I,2B6  XXYIIL    A.  Holinier: 

Lorraine.  —  La  Tie  de  Feny  F  de  Lorraine,  comte  de  Vandimont 
(1393 — 1415),  a  ÜA  Tobjet  d'une  excellente  ^tnde,  appay^e  sor  de  nom- 
breox  docnments  in^dits.  ^)  —  Gl.  Bonnabelle  parut  s'etre  impos^  la  tftche 
de  ftire  la  monographie  de  chacnne  des  commones  du  d^partement  de  la 
Mense.  Ghacune  de  ces  monographies  est  faite  d'aprte  les  docnments  in^ts, 
et  g&i&ralement  l'antenr  donne  les  plns  importants  en  appendice.  A  propos 
de  Longeville,')  il  parle  d'nn  petit  atelier  d'impiimerie  qni  y  fonctionna  an 
commencement  dn  16*  s;  Ligny  en  Barrois*)  possMe  nn  registre  de  T^tat 
civil  remontant  k  1656;  enfin  ponr  Lacbanss^e ,  ^)  l'antenr  a  trony^  de 
cnrienses  pidces  snr  Thistoire  müitaire  de  cette  locaiitö  an  15*  s.  —  Le 
trayail  de  Jacqnot^)  snr  Hngnes  M^tel  n'est  pas  k  proprement  parier  nne 
6tnde  originale;  c'est  nne  sorte  de  pan6gyriqne  de  cet  antenr  dn  12*  s.,  qne 
Jacqnot  identifie  avec  M^tellns  et  avec  Hngnes  de  Toni.  —  Par  contre  la 
notice  dn  Dr.  Baillot^  'snr  les  Etablissements  hospitaliers  de  Ligny-en- 
Barrois'  est  acoompagnto  d'nne  fonle  de  textes  inMits,  remontant  an  18*  s., 
tirfe  ponr  la  plnpart  des  archives  de  Thöpital  de  cette  petite  ville.  — 
L'bistoire  de  l'abbaye  de  Senones  de  D.  Calmet,^  qne  vient  de  pnblier 
F.  Dinago,  est  comme  la  plnpart  des  trayanx  des  BEnMictins  nne  oenyre 
s^riense  et  Etndi^e,  mais  eile  ne  s'occnpe  exclnsivement  qne  de  l'histoire  de 
l'abbaye  et  de  la  snite  de  ses  snpirienrs.  Les  bistoriens  lorrains  s'en  servi- 
ront  avec  fmit;  pent-£tre  tontefois,  an  lien  de  rMditer  ayec  nne  ezactitnde 
servile  les  travanx  des  savants  anciens,  cenx  de  nos  jonrs  feraient-ils  mienx 
de  se  aervir  de  ces  travanx  ponr  des  monographies  plns  Etendnes.  —  Les 
notes  de  H.  Lepage,^)  archiviste  de  Menrthe-et-Moselle,  snr  les  tranafor- 
mations  de  Nancy,  sont  tirtes  de  docnments  in6dits  et  la  plnpart  sont  em- 
pmnt6es  ä  des  docnments  d'archives.  Bares  ponr  le  moyen  äge,  elles  abon- 
dent  k  partir  dn  15*  s.  et  se  rapportent  k  tons  les  faits  IntEressants  de 
l'bistoire  des  moenrs,  des  arts  et  des  lettres  dans  la  capitale  de  la  Lorraine. 

Norman  die.  —  Tont  savant  qni  vent  Etndier  Tancien  droit  normand, 
doit  avant  tont  connaitre  les  institntions  et  les  lois  des  anciens  penples  dn 
nord  qni  ont  penplE  et  organisE  la  Nenstrie.  Anssi  tons  les  4mdits  fran^s 
seront-ils  henrenx  de  possEder  nne  tradnction  dn  grand  onvrage  deJ.  Steens- 
trnp*)  snr  l'bistoire  primitive  des  Normands.     Le  tradnctenr  ne  donne,  ii 


—  A.  Gor  lien,  hüt  de  Charly-mr-Marne.  FariB,  Chunpion.  YXII,  896  p.  et.  carte«  et 
deeniii  de  MM.  Adolphe,  Yarin,  Pille  (av.  beaaooup  de  doc.).  —  L.  Pigeotte,  le«  andens 
■eigneim  de  Beanfort,  aujoardliiii  Montmorency.  Troyea,  impr.  Dnfonr-Boaqaot  32  p.  Extr. 
de  rAwanaire  de  l'Aube  (les  Lancaster^Derby  tont  oiig.  de  ce  TÜlage).  —  (anon.),  notes  hüt. 
et  arch.  snr  GoortisoLi.  Annnaire  de  la  Marne  81,  395—417  (ar.  4  chartes  dn  12*  s.  et 
l'aDaljBe  de  plosieors  antres).  —  Grignon,  S.  Jean  de  Gbalons  t.  iofra  p.  810*.  — 
1)  L.  Garmain,  Feny  I'  de  Lorraine,  comte  de  YaadAmont    Nancy,  Grdpin-LeUond.  87  p. 

—  2)  Gl.  Bonnabelle,  le  d6p.  de  la  Mense  bist,  g^ogr.  et  statist  Longeyille-deT.-Bar., 
canton  et  arrond.  de  Bai^le-Dnc  (Extr.  dn  moniteor  de  llnstr.  prim.  de  la  Mense)  31  p.; 
Partie  dn  mSme  onvr.  et  Üri  da  mime  jonmal:  Spinoonrt,  chef-lien  d'nn  canton  de  TaRond. 
de  MontmMy.  Bar-le-Dnc,  s.  a.,  8  p.  —  3)  id.,  notes  snr  Ligny-en-Barrois.  M^m.  de  la 
soc.  etc.  de  Bar-le*Dac  10,  113 — 92.  —  4)  id.,  notice  snr  Lacbanss6e,  canton  de  Tignenlles, 
arr.  de  Gommercy  av.  nn  plan  de  1763,  ib.  p.  193—219.  —  5)  Hiet.  de  Ungues  M^tel,  ib. 
p.  220 — 37.  —  6)  ib.  p.  238—807.  —  7)  Hist  de  l'abbaye  de  Senones,  ms.  inMit  de  Dom 
üalmet,  publik  d«is  le  Bnll.  de  la  soc  pbilomath.  Tosgienne  et  en  tirage  k  part  ay.  nne  prftf., 
des  notes  et  qnelques  d^tails  snr  la  r6nnion  de  la  principaat^  de  Salm  ä  la  France  par  F. 
Dinago.  18^  cf.  B^p.  1,  No.  800  (H.  Michelant).  —  8)  Dans  rAnnnaire  adminirtr.  da 
dip.  de  Meorthe-et-Moselle.  p.  11 — 30.  —  J.  Hayet,  fronti^  dans  TAKonne,  y.  ci-dessas 
p.  581     et  enoore  BGr.   9.  Jany.  1882.     CBl.    25.  mars  1882.    >~    9)  Etüde   pi^lim.  ponr 

-serfir  k  IHiist  d.  Normands  et  de  lears  inyasions,  ay.  nne  introd.  de  K.  de  Beanrepaire.  Paris, 
Champion,     et  BH.  16,  402  (G.  Monod) ;  snr  Toriginal:  cC  JB.  111,  2,  306",  et  surt<mt  1, 385<. 


Fnmce.  11,28'? 

est  yrai,  qn'ime  partie  de  ronyrage  original,   et  il  ne  semble  pas  deroir  y 
comprendre  les  tomes  n,  m  et  lY  de  Tonvrage   (ces  demiers  ont  parn  en 
1880  et  1881);    tontefois  les  Stades  critiqaes  de  St  Bur  les  premidres  lois 
normandes,    sor   Ragnar  Lodbrog,    Saxo    grammaticos   et  Dndon  de  Saint 
Qaentin  serviront  ntilement  la  science  fran^ise,  en  attendant  qu'on  homme 
coaragenx   entreprenne  nne  noavelle  et  plas  comptöte   Version  de  Touvrage 
original  —  Noos   avons   parl6   plns   hant^)  de  l'excellente  Edition  de  Tan- 
cienne   coatnme  de  Normandie,   donn^e  par  J.  Tardif.     Noos  devons  nne 
coorte    mention  k  P^tion  de  W.  de  Grnchy,*)   qni   n'a   qn'ä   demi  le 
caractdre    scientifiqae;     l'ancienne    coutnme    de    Nonnandie    r^t    encore 
aogonrdliai  les  Des  Normandes,    et  T^ditenr  a  vooln   en  donner  an  texte 
lisible.    Le  texte  qn'il  a  snivi  et  qn'il  devait  snivre  est  celui  des  Mitions 
da  15*  et  da  16*  s.,  en  Tam^liorant  et  en  le  corrigeant.      Les  notes  sont 
toates  jaridiqaes  et  forment  an  commentaire  snccinct  da  eoatamier,  commen- 
taire  carieax  sartoat  comme  indiqaant  snr'certains  points  la  pratiqae  acta- 
elle  des  tribanaax  Jersiais.  —  L'Mition  de  Orachy  est  ane  Mition  k  l'nsage 
des  pratidens  des  lies  Normandes;   mentionnons  donc  poar  n'y  plns  revenir 
le  livre    de   P6got- Ogier,')    sorte   de   rteomi   rapide  et   saperfidel   de 
Tbistoire  de  TAngleterre  et  de  la  France  plntöt  qa'  histoire  de  rarcbipel 
Normand;  ce  qa'il  dit  des  institations  ne  dispensera  personne  de  lire  Texcel- 
lente  monograpbie  consacr^e  il  y  a  qoelqaes  ann^es  k  la  qnestion  par  J. 
Havet.  —   Les  'chartes  Normandes  de  Tabbaye  de  Saint  Florent,  prte  San- 
muf^   pabli6es  par  P.  Marcbegay^)   forment  an  tr^   interessant  recaeil 
allant  de  Fan  717  ä  l'an  1200.     La  grande  abbaye  angevine  possMait  pla- 
sienrs   priearte  en  Normandie;   les  actes  qne  M.  pablie,   se  rapportent  aax 
diocdses  de  Coatances,  Ayranches  et  S6ez.      Piasiears  de  ces  pidces  avaient 
d6jä  et£  pabli^es,   mais  les  textes  donn^s  par  Marcbegay  sont  excellents  et 
Tannotation  en  est  tr^s  soign^e.  —  Le  cbamp  de  bataille  da  Yal  des  Danes,^) 
oü  Galllaome  le  Gonqa6rant  vainqait  les  barons  Normands  en  1047,    a  6t6 
foailie  tont  r^emment,  et  cbose  bizarre,  ce  ne  sont  pas  des  sqaelettes  et  des 
armes  da   11*  s.  qae  les  foailles  ont  mis  an  joar,   mais  des  armes  et  des 
bijoax   m^rovingiens,   si  bien   qne  voilä  an  cimeti^re  de  Täpoqae  barbare  k 
ajoater  k  toas  ceax  qae  Ton  connaissait  d6jä.  —  Cb.  Lebreton')  a  pabli6  an 
r^samd  soigneax  de  toat  ce  qae  les  bistoriens  da  temps  disent  de  ^'Avranchin 
pendant  la  gaerre  de  cent  ans';  l*aatear  essaie  rarement  de  critiqaer  les  chroni- 
qnears  aa  moyen  des  cbartes,  seal  moyen  d'obtenir  poar  le  14*  s.  ane  Chrono- 
logie an  pea  exacte  des  faits.  —  C'est  aax  14*  et  15*  s.  qa'apparüent  le  registre 
de  Fofficialite  de   C^risy  pabli6,   d'apr^s  ane  copie  faite  par  L.  Delisle, 
par  6.  Dapont^    L'abbaye  de  Cerisy  en  Cotentin  avait  ane  coor  d*6gli8e 
oa  offidalite,  et  le  registre  pabli^,  leqael  est  conserv6  aax  Archives  d6parte- 


1)  p.  280*.  —  2)  L'andenne  cont  de  Norm.  BtimproM.  M.  ayec  de  Idg^rei  aniiotatioiiB  par 
W.  L.  de  Orochy,  jor^  Jiuitider  k  la  coturonne  de  l'lle  de  Jeney.  Saint  H6Iier,  XXXY,  420  p. 
et  BECh.  43  (1882),  244/46.  —  3)  Hist  des  Des  de  la  Manche,  Jersey,  Ghiemesey.  Aori- 
gny,  Serek.  Paris,  Plön.  XX,  560  p.  cf.  KH.  17,  128  (Fagniez).  Le  Corresp.  88,  1148 
—1145  (P.  Donhaire).  Spectatenr  milit  4«  air.  t  18,  458—61.  —  4)  Mdm.  d.  antiq. 
de  Korm.  80,  668 — 711.  —  5)  A.  Charma,  foailles  pratiqo^  sor  Templac  de  la  bat  du 
V^.D.  Ball,  de  la  soc.  des  antiq.  d.  Norm.  9,  138—46.  —  NoSl  (car^),  Rapp.  gin.  sur  les 
daox  foaillee  ez^.  en  1868  au  V-d-D.  ib.  p.  147 — 166.  —  6)  M£m.  de  la  soc.  d.  antiq. 
de  Notib.  30,  12—172.  —  7)  U  reg.  de  l'offic.  de  C.  ib.  p.  271—662,  k  part:  Caen,  le 
Blanc  394  p.     4«. 


11,288  XXVm.    A.  Mollnier: 

mentales  de  la  Manche,  est  le  plnmitif  on  registre  d'andience  de  cette  coar. 
On  voit  qael  int^rßt  doit  präsenter  ce  docoment;  non  senlement  il  nons 
donne  nne  id6e,  assez  triste  k  vrai  dire,  des  moeurs  da  clerg6  mral,  non 
senlement  il  nons  fonmit  nne  mnltitude  d'indicaüons  snr  les  moenrs  des 
lalqnes  stgets  de  Tabbaye,  tontes  les  affaires  concernant  le  manage  ^tant 
d6f6r6es  ä  la  conr,  mais  encore  on  ponrra  y  glaner  nombre  de  renseigne- 
ments  snr  les  contnmes  et  nsages  de  la  Normandie,  snr  la  terminologie 
nsnelle,  Tarch^ologie,  la  geographie,  les  d^lits  et  les  peines.  £n  un  mot  ce 
docnment  est  k  mettre  k  cöt^  du  registre  des  visites  de  Tarchev^que  de 
Normandie  Endes  Rigand  et  de  quelques  textes  analogues  publi^s  en  Angle- 
terre  (pour  r6v§ch^  de  Durham  par  exemple).  —  La  monographie  des  ba- 
rons  d'Orbec  par  Rioult  de  Neuville^)  est  nne  interessante  contribution  k 
l^istoire  nobiliair^  de  Normandie.  On  doit  senlement  regretter  que  Tautenr 
ait  achev^  son  travail  avant  la  dteouyerte  de  Thistoire  de  Guillaume  le 
Mar^chal  par  Paul  Meyer;  ce  personnage  ayant  poss^d^  la  seignenrie  d'Orbec, 
rhistoire  de  cette  seignenrie  au  12*  et  an  13"  s.  en  eftt  6te  plus  süre  et  plus 
d^taillte.  —  Lanotice  de  HoueP)  est  plutdt  une  esqnisse  qu'une  v6ritable 
histoire,  ce  sont  des  r^exions  k  propos  du  prix  des  chevaux  au  moyen  äge. 
—  Le  travail  de  Tr^butien^)  sur  Caen  est  avant  tont  un  ouvrage  de 
vulgarisation;  on  lui  a  reproch^  beaucoup  d'inexactitudes,  tont  en  lui  recon- 
naissant  certaines  qualit^s  litt^raires.  —  A.  Potiqnet^)  a  donn6  un  Supple- 
ment k  sa  Bibliographie  de  Magny-en-Yexin.  —  L'ouvrage  de  Semelaigne^) 
n^est  qu'une  r6union  de  textes,  curieux  d'ailleurs,  sans  mise  en  oeuvre-,  en 
tete  du  Yolume,  Tediteur  a  place  une  courte  introductiou  et  il  le  termine 
par  le  coutumier  de  la  forSt  de  Conches:  il  serait  k  d^sirer  qu'on  multipli&t 
les  publications  de  ce  genre;  le  r^me.  forestier  de  la  France  an  moyen 
ftge  est  en  somme  assez  mal  connu,  et  les  deux  seuls  ouvrages  que  nons  pos- 
sMions  sur  la  mati^re,  ceux  de  Maury  et  de  Maulde,  sont  loin  de 
snf&re. 

Ile  de  France.  —  Une  mention  particuliere  est  due  ici  aux  publica- 
tions de  la  Societe  de  Thistoire  de  Paris  et  de  Tlle  de  France,  ddjä 
arriTee  k  la  8**""  annde  de  son  existence,  et  qui  public  chaqne  ann6e  un 
bulletin,  un  volnme  de  memoires  et  un  volnme  de  documents;  beaucoup  des 
textes  et  des  m^moires  publi6s  par  elles  se  rapportent  k  une  ^poque  assez 
r6cente  de  Thistoire,  mais  en  revanche  eile  a  mis  au  jour  plusieurs  voiumes 
de  haute  importance  et  d'excellentes  monographies;  c'est  ainsi  qu'on 
lui  doit,  Texcellente  Edition  du  Journal  d'un  bourgeois  du  temps  de 
Charles  Yll.,  dont  nons  faisons  reioge  plus  haut^)  —  Dans  le  ^Bulletin* 
nons  trouvons  deux  articles  k  noter.  Le  premier  est  de  L.  Delisle^)  et 
porte  sur  le  jeu  de  mot  entre  Taris'  et  Taradis',  jen  de  mot  fr^quent  chez 
les  ecriTains  du  moyen  ftge-,  Texemple  qu'il  cite  se  trouve  dans  le  recueil 
de  miracles  Anglo-Normands  inedits,  publies  k  Strasbourg  par  Liebermann 
en  1879.    Le  second  article  est  de  Grassoreille^)  et  porte  sur  la  collec- 


1)  Ib.  p.  718 — 69.  —  2)  Le  cheval  norm,  an  MA.  Annuaire  des  dnq  d^p.  de  Is  Konn. 
48,    818—45.    —    3)  Caen,    son   bist  aes  monnm.    Caen,    Le  Blanc,    IV,    S58  p.     18«.   — 

4)  Bibliogr.  dn  cant  de  M-en>Y.    2*'  4d.    ir  rappl.    Magny-en-Yexin,    Bourgeois.     59   p.    - 

5)  Aveox  et  d^nombrements  de  la  yicomte  de  Concbes  an  15«  a.,  auivis  dn  *Coatamier  de  la 
Fördf,  Paris,  imprim.  Martinet.  X,  126  p.  cf.  RH.  17,  124  (Fagnies).  —  G)  p.  277<. 
—  7)  Bull,  de  la  Sog.  de  Tbist  de  Paris  et  de  l'Ue-de-Fr.  8,  29  -31.  —  8)  Invent  somm. 
de  la  coUection  Sarrasin  (eztr.  des  reg.  capit  de  Notre-Dame  1326—1766),  ib.  p.  163—173. 


ftnace.  11,289 

tion  Sarrasin,  eonserv^e  aax  Archives  Nationales;  on  appelle  ainsi  an  recneil 
d'extraits  des  registres  capitnlaires  de  Notre-Dame  de  Paris,  fonnd  au  IS"*  s. 
par  an  chanoine,  nomm^  Sarrasin,  collection  qai  foarnit  miUe  d^tails  carieaz 
snr  la  vie  et  Thistoire  de  Paris  ä  partir  da  d6bat  du  14*  s.  —  Dans  les 
'Memoires'  noas  en  remarqaons  deox  de  Lecaron^)  sar  les  'Origines  de  la 
monicipaiit^  Parisienne/  qai  m^ritent  de  noas  arr^ter  an  instant;  Taatear 
conimence  par  Stadler  la  Corporation  des  ^Naatae  Pansienses',  qa'ane  in- 
scription  c^l^bre  de  T^poqne  romaine  noas  fait  connaitre;  il  ne  pense  pas 
que  d'elle  ait  pa  descendre  la  Hanse  da  moyen  äge;  il  essaie  ensaite  de 
montrer  comment  l'organisation  manicipale  de  la  ville  de  Paris  est  sortie  de 
Celle  des  bateliers  de  la  Seine.  Dans  an  second  article,  L.  *)  6tadie  la  jari- 
diction  et  les  droits  da  pr^vöt  des  marchands  et  des  ^chevins  snr  les  m6tiers, 
les  droits  qai  pesaient  sar  ceax-ci,  les  relations  commerciales  de  Paris  avec 
les  Tilles  voisines.  —  Dans  an  article  int6re8sant  et  bien  fait,  J.  Gaiffrey  ') 
s^appayant  sar  an  acte  de  1302,  soatient  qae  Tart  de  la  tapisserie  a  existi  ä 
Paris  avant  d^Stre  pratiqa6  ä  Arras;  cet  article  fait  partie  de  la  grande 
histoire  de  la  tapisserie  qae  G.  a  pabli6e  depais  avec  la  collaboration  de 
Mflntz  et  de  Pinchard. 

£n  dehors  de  ces  qnelqaes  articles,  noas  n'avons  qae  pea  de  chose  ä  indi- 

qaer  sar  Thistoire  de  la  ville  menie.     L'abb^  Yal.  Dafoar  a  fait  pa- 

raitre  an  noaveaa  volame  de  ses  anciennes  descriptions  de  Paris  ;^)  Toayrage 

d'£st.  Cbolet  qai  date  de  1614  est  tellement  rare  qa'on  n'en  connait  qa'an 

seal  exemplaire,  k  la  Bibl.  Nationale  ä  Paris;    k  la  röimpression  est  jointe 

ane  copie  da  plan  de  Yassaliea.  —  L'oavrage  de  H.  Bonnardot^)  est  la 

mise  en   volame   d'articles   paras    dans  la  Revae  arch^ologiqae  en  1880  et 

1881.    n  renferme  plasiears  jolies  planches  qai  m6ritent  d'Stre  signal^es.  — - 

Un  article  de  fea  J.    Qaicherat,*)   Ton  des  demiers    qa'ait  prodaits  cet 

exceUent    6crivain,   est  an  modale  de  discassion   serrie  et  de  criüqae  p6n6- 

trante;    le  rapprochement   ing^nieax  des   rares  textes  qai  citent  le  clos  de 

Haatefeaille,   dont  le  nom  existe  encore  k  Paris,  Tam^ne  k  proaver  qae  ce 

clos  s'6tendait  bien  aadel^  de  l'espace  qa'on  lai  accorde  d'ordinaire,    et  de 

Tetude  da  terrain,  il  conclat  qae  ce  terrain,  sar  leqael  on  troava  plasiears  fois 

des   d^bris   d^anciennes  marailles,   6tait  Templacement  des  'castra  stativa'  de 

l'emperear  Julien,   et  qae  ce  camp  retranch6  formait  comme  ane  forteresse 

avanc^e   snr  la  rive  ganche  de  la  Seine,   coavrant  les  abords  de  la  Cit6  et 

occupant  la  crSte  occidentale  de  la  Montagne  Sainte  Genevi^ve. 

Noas  avons  fini  avec  Thistoire  de  Paris,  mais  il  noas  faat  dire  qaelqaes 
mots  de  celle  de  Tlle  de  France.  L'bistoire  de  Senlis  par  J.  Flam- 
mer mont^)  est  certainement  Tun  des  meillears  travaax  d'bistoire  locale  et 
provinciale  qae  l'ann^e  1881  ait  va  paraitre.  Fond6  sar  ane  6tade  atten- 
tive  des  docnments,  oenvre  d'an  esprit  critiqae  et  p^n^trant,  ce  livre  est  an 
exceUent    modele   d'bistoire*  manicipale.      La   commane   de  Senlis,  dont  il 


]>  M^m.  de  la  soc.  de  rhiat.  de  Paris  et  de  me-de-Fr.  7,  79—174.  —  2)  ib.  8,  p.  161 


plan 

et  plan  (=  Ancienneß  deacr.  de  Paria  VI).  —  5)  L'abbaye  roy.  de  St-Antoine-dea-Ohampe 
de  rordre  de  Citeaux.  Paria,  F^choz  et  L^touzey.  IV,  92  p.  4».  —  6)  La  rue  et  le  ohfiteau 
Hatttefeoille  k  Paria.  M6m.  d.  antiq.  de  Fr.  42,  11—44.  —  7)  Eist  des  inatitat.  manicip. 
de  SenliB,  Pariat  Vieweg.  XVI,  311  p.  (Bibl.  de  TEcoIe  dea  Haatea  Etadea,  45  faac.)  cf. 
Rtf,  16,  149 — 50;  BECh.  42,  579-80;  KCr.  11,  404/8;  CBl.  col  1140—41. 

Hiatoriache  Jahreaberiobte.    18ül.    II.  1*<> 


n,290  XrmL   A.  MoUnier: 

retrace  la  naissance  et  les  vidssitudes,  n'eat  pas  i'origiBe  dramatiqne  de  la 
commnne  de  Laon  ou  de  celle  de  Y^zelay,  eile  sortit  d'tine  concession  royale, 
d'nn  achat  des  droits  de  justice  par  les  habitants.  Malgrt  ses  allnres  mo- 
destea,  son  röle  effac6,  eile  succomba  aprös  150  ann6es  d'existence,  rain^ 
financiörement  et  politiqaement  A  la  v6rit£,  ce  n'est  pas  k  la  prodigalit6 
des  magistrats  mnnicipaux  qu'il  faut  attribaer  cet  6chec,  mais  anx  exigences 
chaqne  jonr  croissantes  de  la  royant^  cap£tienne  et  aux  abns  de  la  justice. 
Ghaqne  appel  port6  dn  tribnnal  mnnicipal  an  parlement  et  jag6  par  celui- 
ci,  se  tradaisait  par  nne  forte  amende  impos6e  ä  la  commune.  Celle-ci 
n'ayant  ni  ressonrces  r6galiöres,  ni  bndget  fixe,  avait  alors  recours  k  nne 
taille  extraordinaire,  et  ces  tailles  ri^tbes  finirent  ä  Senlis  comme  partout 
ailleurs  par  fatiguer  le  menu  peuple  toiyours  pr6t  k  accuser  la  classe 
bourgeoise  qui  administrait  la  yille  et  avait  le  monopole  du  gouvemement 
La  commune  de  Senlis  succomba  donc  et  fut  snpprimie  k  la  demande  mSme 
des  habitants,  et  cela  dte  le  d6bnt  du  14*  s.  L'organisation  municipale  qui 
la  remplaga,  Organisation  mal  ddfinie  et  tol6r6e  par  les  officiers  royaux, 
dteireux  de  faciliter  Tadministration  de  la  ville  et  la  levfe  des  impöta,  resta 
yivace  et  libre  jusqu'au  milieu  du  16*  s.,  mais  eile  subit  alors  cette  döcadence 
irr6missible  dont  les  institutions  municipales  fnrent  partout  frapp^,  laissant 
le  gouvemement  central  pour  ainsi  dire  saus  appui  et  suspendu  dans  le  vide, 
6galement  k  la  merci  d'une  r6volution  et  d'un  coup  d'itat  —  Le  travail  de 
£.  Müller,^)  sans  avoir  le  haut  int^rSt  de  celui  de  Flammermont,  con- 
stitue  une  bonne  monographie  locale,  interessante  k  parcourir;  nons  recom- 
manderons  surtout  un  article  6tendu  sur  Töglise  Notre  Dame  de  Senlis.  — 
L'^Histoire  de  Tabbaye  de  Lannoy  (ordre  de  Giteaux)*  par  Tabbö  Deladreue*) 
est  un  travail  important,  qui  ne  fait  que  s'achever;  le  demier  volnme  pani 
de  la  Soci6t6  de  l'Oise  renferme  la  fin  des  pidces  jnstificatives,  251  docn- 
ments  compris  entre  les  annöes  1218  et  1281.  —  Le  livre  de  L.  Marquis') 
est  un  travail  utile;  les  monuments  si  curieux  d'Etampes  y  sont  con- 
venablement  itudi^s,  et  Tauteur  a  donn6  des  gravures  des  principaux 
d'entre  eux. 

Bretagne.  —  ^La  bibliographie  de  la  Bretagne'/)  rendra  des  Ser- 
vices comme  toute  bibliographie;  malheureusement  ce  r^pertoire  est  loin 
d'Stre  complet,  et  dans  le  peu  qu'il  donne,  il  y  a  maintes  erreurs.  —  La 
'Chronique  de  Bretagne'  publice  par  de  LaBorderie'^)  est  le  seul  fragment 
existant  d'une  grande  histoire  de  cette  province,  entreprise  au  15*  s.;  on 
ne  possMe  plus  que  des  d^bris  de  cette  compilation  plus  ou  moins  in- 
telligente pour  les  temps  anciens,  mais  oeuvre  d'un  contemporain  bien  in- 
forme  pour  le  15*  s.     Les  notes   et  la  pr6&ce  de  l'editeur  sont  de  toua 


1)  Esioi  d'one  monographie  des  raes,  place«  et  monnmenU  de  Senlia.  Gomit^  archioL  de 
Senlis,  OB.  2«  s^r.  6,  1^160.  —  2)  M^m.  de  la  aoc  acad.  de  l'Oiae.  11,  2S9— 448.  — - 
3)  Les  mes  d'itampes  et.  ses  monuments  hist  etc.  av.  prtf.  par  V.  A.  Malte-Bran. 
CTunpes,  Bri&re.  VII,  434  p.  —  Citons  encore:  Y.  A.  Malte-Bron,  le  ^ont-Benaad« 
anc.  chartreuse  de  Noyon,  dite  da  Mont-St-Lonis.  Par.,  Champion.  27  p.  2planches.  —  Vat- 
tier,  notes  hist  sor  le  prieorS  de  St -Nicolas  d'Acy.  Comiti  aroh.  de  Senlis,  6,  227 — SOl. 
Chandö,  hist  de  Saulx-les-Chartrenx,  doyenn^  de  Longjamean,  dioo.  de  Yenailles.  Paris, 
Palm^.  Xin,  390  p.  18<*.  —  4)  Oa  cataL  g£n.  etc.  par  F.  S ach  er.  Bennes,  Piihon.  VI, 
286p.  icf.  B«p.  1  no.  1447  (L.  Belisle).  —  5)  Chion.  de  Br.  de  Jean  de  St-Panl,  cham- 
bellan  da  dac  Fran^ois  n.  Nantes,  Forest  et  Grimaad,  146  p.  —  id.,  oorresp.  d.  B^nediotins : 
T.  JB.  Ill,  2,  273*.  ~  B.  Oheix,  les  oayriers  de  Thist  de  Bretagne,  Le  Corresp.  87,  1098 
— 1117,  est  toat  entier  lait  d'aprte  ce  linre. 


Fmce.  11,291 

pomts  excellentes.  —  L'onvrage  de  TabM  Gnillotinde  Conrson,^)  que 
rannte  1881  n'a  point  vn  terminer,  fonnera  une  histoire  coitiplöte  de 
rarchev§ch6  de  Bennes  et  des  anciens  6vech6s  de  Dol,  Saint  Malö  et  RenneS', 
ddnt  la  r^union  a  fonn6  eD  1859  an  nonvean  dioc^e  m^tropolitain.  Le 
tome  r  donne  Thistoire  des  ^veqnes  et  des  ^glises  cath6drales;  dans  le  tome  U* 
raateor  fait  celle  des  abbayes  et  des  ^glises  mrales.  —  Ce  que  Tabb^  de 
Ck>iirson  a  fait  ponr  le  dioc^se  de  Rennes,  an  aatre  eccl^astiqae,  rabb6 
Laco,*)  Ta  essay^  poar  celai  de  Vannes,  mais  cette  fois  soas  forme  de  dic- 
tionnaire;  il  pablie  par  fragments  an  r^ertoire  des  paroisses  de  ce  diocdse, 
k  la  fois  g6ographiqae  et  historiqae;  il  en  est  arriv^  en  18S1  ä  la  lettre 
R.  —  Las  origines  de  Fhistoire  bretonne  ont  6t6  de  toat  temps  entoaröes' 
de  Inendes  qai  ont  anjoardliai  encore  nne  certaine  favear;  teile  est  le 
cas  de  oelle  de  Conan-Meriadec,  et  la  Soci6t6  arcb^ologiqae  dllle  et  Vilaine 
n'a  pas  jag6  inatile  d'imprimer  ane  ancienne  dissertation  de  Dom  Le  Gallois, 
datant  da  18*  s.,  ^rite  contre  cette  fable.  L'^diteor,  de  La  Borderie') 
a  promis  dV  joindre  one  longae  note  sar  la  qaestion,  note  qai  sera  pro- 
bablement  tont  k  fait  conclaante,  nal  ne  connaissant  mieax  qae  lai  Tancienne 
histoire  de  la  Breti^^ne. 

L'histoire  des  TÜles  de  Bretagne   a  6t6  assez  bien  partag6e  en 

1881.   Bennes,  il  estvrai,  n^a  k  son  avoir  qae  le  coart  article  de  Pijon/) 

leqael   renferme  qaelqaes  docaments  int^ressants  poar  lliistoire  da  pays,  de 

1428  k  1484;  mais  d'aatres  ont  et6  plas  heareases.  Ainsi  Qaimperl^;    cette 

petita  ville  a  ya  paraitre  deax  histoires  en  ane  seale  annto;  la  premiöre,'^) 

Celle  de  de  Blois  n'est  pas  noavelle,  eile  avait  para  en  1849  dans   TAn- 

naaire    de   Brest';   eile   a   ^t6   rämprim^e  par  les  soins   de   F.  Aadran, 

qai  l'a  fait  saivre   d'ane   ancienne   histoire   de  Tabbaye  de   S^   Croix  de 

Qoimperl^,   par   le    fröre    Bonaventare    da   Plesseix.      üne    aatre   histoire 

de   la   meme   abbaye,   dae   k  D.  Placide  Le   Dac,  b6n6dictin  da  IT""  s^ 

a  ^te  ^alement  6dit6e.*)     Enfin   mentionnons   ane   excellente   note  de  L. 

Delisle^)  sar  le  cartalaire  de  l'abbaye  de  Qaimperl6;   il  en  r^nlte  qae  ce 

pr^cienx   Tolame  6tait,  il  y  a  ane  qaarantaine  d'ann^es,  entre  les  mains  de 

M.  Sti^leton,  et  qa'il  doit  appartenir  aajoard'hai  k  lord  Beaamont.  —  L^oavrage 

de  G.  Bastard^)  sar  St  Nazaire  est  ane  revae  rapide  des  carieax  d^bris 

qae  la   constraction  da  port  a  fait  döcoaTrir;    on    sait  qae   les   g^ologaes 

croient  poavoir  dater  k  qaelqaes  siöcles  pr^  la  formation  da  bassin  inf§riear 

de  la  Loire  et  en  d6terminer  l'anciennetö,   gräce   k  Tanalyse  et  k  la  sap- 

patation  des  coaches  de  terrains  d^allavion;   la  döcoaverte  sar  ce  poinjb  de 

certains  d^bris  de  T&ge  pr^historiqae  rend  ces  recherches  d'aatant  plas  im- 

portantes.  —  Le  tra?ail  de  Tabb^  Gailard^)  est  ane  cariease  contribation 


1)  PonillA  hifll  de  rarchey^chi  de  Beänea.  Bennes,  Fovgeray,  1880—81.  2  toI.  808  et 
792  p.  —  2)  Lea  paxoiues  (snite).  Bull,  de  la  soc.  polymath.  du  Morbihan  an^Ckto  1880. 
(Yaoneo,  1881),  p.  25—154.  —  3)  B.  le  Galloia,  r^futation  de  la  fable  de  Con^  Mdriadec. 
Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  arch.  dlÜe-et-Vilaine  15,  1 — 51.  —  4)  Ghoix  de  pi&cea  in^dites 
tix^  des  ttrddye»  de  Bennes.  Bull,  de  la  soc  arch.  du  d^p.  dllle-et- Vilaine  15,  53 — 81.  — 
5)  Notice  hist.  sar  la  yille  de  Q.,  par  A.  de  Blois  soivie  d'une  bist,  partio.  de  Tabbaye  de  S^«.- 
Crttix,  d'apr^  le  ms.  de  Bonaventare  du  Plesseix  continn^e  jusqn*  en  1790  et  publik  ponr  la 
premiere  fois  ay.  app.  et  notes  par  F.  Aadran.  Qaimperlä,  Glairet  238  p.  18^  —  6)  Hist. 
de  Tabbaye  Sointe  Croix  de  Q.;  par  D.  Placide  Le  Dvc,  religieux  b6n£dictin  de  la  congr^ 
^on  de  S.  Haar,  pabl.  poar  la  prem.  fois  d*apr^  le  ms.  par  B.  F.  Le  Men.  ib.  666  p. 
—  7)  BECli.  42,  250  —  53.  —  8)  St  Nazaire,  son  histoire,  les  d^ouyertes  da  bassin 
de  Penhoaet,  le  Portas  Brivates  des  Bomains.  Nantes,  impr.  Forest  et  Grimaad,  s.  a.  46  p. 
15  gray.»  carte«  et  plans.  —  9)  Les  troay^res  Qu^randais  ea  la  fete  de  S.  Nicolas  an  14®  s. 
Ball.  do*la  Boc  arch.  de  Nantes  20,  91—102. 

19* 


11,292  XXVm.    A.  Holinier: 

ä  lliistoire  des  moeors  de  rancienne  Bretagne;  dans  le  fragment  publik  en 
1881,  raateor  s'occnpe  principalement  de  la  chroniqae  en  vers  de  Gnil- 
lanme  de  Saint-Andr6.  —  Enfin  mentionnons  en  terminant  Touvrage  de  E. 
Maillard,^)  monographie  d'histoire  locale,  enrichie  de  nombreases  pi^ces 
jnstificativeB. 

Maine.  —  Kons  n'avons  qn'on  article  k  mentionner,  de  R.  Triger, 
^Les  ötudiants  manceanx  k  raniyersit^  de  Gaen  1440 — 1567',')  article  qui 
ne  donne  ga^res  qu^nne  liste  de  noms  plus  oa  moins  connns,  et  an  onvrage 
important,  le  cartnlaire  de  la  Coatnre  et  de  Solesmes  (Sarthe).^)  Le  P  volame 
est  nn  recaeil  factice  de  501  piöces,  dont  6  antörienres  ä  Tan  1000  et  15 
post6rieares  k  Tan  1500;  ponr  le  composer,  les  ödlteors  ont  mis  k  profit 
les  diff^rents  cartnlaires  et  les  fonds  d'archives  de  Solesmes  et  de  la  Gou- 
ture,  aox  Archives  de  la  Sarthe.  A  la  snite  des  chartes,  on  troave  ane 
6tude  sar  les  soorces  de  lliistoire  des  deux  monast^res,  diff6rents  trayaux 
historiques  sor  Solesmes  et  la  Coatnre,  ant6riears  an  19*  s.,  et  qnatre  tables, 
g^ographiqne,  des  dates,  des  chartes,  des  noms  de  personnes  et  de  lieox. 
L'introdnction  est  parement  bibliographiqne  et  ne  donne  ancnn  renseignement 
snr  r^tat  des  terres  et  des  personnes  dans  le  Maine  an  moyen  ftge. 

Yendömois  et  Dunois.  —  La  pnblication  par  la  Soci6t6  Dnnoise  de 
ronvrage  de  Tabbä  Bordas^)  a  suivi  son  coors.  Neos  devons  ^galement 
nne  mention  k  l'article  de  Rochambeau;^)  c'est  nn  cnrienx  Episode  de 
Thistoire  da  15*  s.  Ren6e  de  Yendöme,  convaincne  d'adult^re  et  d'assassinat 
sor  la  personne  de  son  mari,  fat  enferm6e  le  20  mars  1488  dans  one  cellale 
anpr^s  da  cimetidre  des  Innocents,  k  Paris. 

Tonraine.  —  D.  Chantelon,  b^nedictin  de  la  congr^gation  de  S. 
Maar,  avait  jadis  fait  des  extraits  da  cartalaire  de  Marmontier;  ce  sont  ces 
extraits  qae  pablie  aajoard'hai  P.  Nobilleaa;^)  11  a  meme  pris  le  sein  de 
faire  reprodnire  les  sceaax  d'abbäs  donn^  par  le  ms.  moderne,  soin  bien 
inntile,  ces  sceaax  existant  ponr  la  plapart  en  originaax  et  les  dessins  da 
meine  b^nMictin  6tant  fort  d^fectneax.  Ces  chartes  renferment  d'aillears 
des  renseignements  tr^s  pr^cienx;  malheareasement  le  texte  imprim6  par  N. 
est  sonvent  aussi  d^fectaeax.  —  Soas  an  titre  bizarre,  J.  H.  Carr6  de 
Bnsserolles,^)  sans  indiqner  ses  soarces,  donne  de  carieax  d^tails  aar 
les  proc6d68  de  tortare  employ^  jadis  en  Tonraine.  —  Dans  le  tome  n  des 
'Registres  des  comptes  mnnicipaax  de  la  ville  de  Toars'^)  TMitear  donne 
scrnpoleasement  tont  ce  qai  lai  parait  interessant  k  an  point  de  vae  qael- 
conqne;  chacan  de  ces  volnmes  est  ane  mine  de  pr6cieax  renseignements. 
Ajontons  qa'ane  excellente  table  des  matidres  les  accompagne,  et  qae  l'^ditear 
y  ajoate  an  certain  nombre  d'^claircissements;    nons  mentionnerons  one  ex- 


1)  Hiit  d'AnceniB  et  de  les  barons.  2^  M.  revne.  et  aagm.  Kantes,  impr.  Forest  et 
Grimand.  719  p.  —  2)  B.  hiat  et  arch.  du  Maine.  9,  I,  329—64.^  ~  3)  Cartnlaire  des 
abbayes  de  Saint  Pierre  de  la  Coatnre  et  de  S.  Pierre  de  Solesmes,  pnbl.  par  le«  B^Mictin» 
de  Solesmes.  Le  Mans,  typ.  Monnoyer.  XY,  527  p.  A^.  cf.  BEGh.  42  (18S2),  79—87  (Brnel). 
—  4)  Bist  da  comt^  de  Dunois.  t.  2.  fasc.  1.  Chäteaudun,  imp.  Lecesne.  p.  1 — 128.  — 
5)  Ben6e  de  Vend6me,  la  Beclnse.  B.  bist  et  arcb.  du  Maine.  10,  5— 29.  —  6)  Mar- 
montier; Dom  Cl.  Cbantelon;  cartnlaire  tonrangean  et  sceanx  des  abbös.  Pr^c6d£e  d'one  biogr. 
de  l'autenr  par  D.  Piolin  (1210—1512).  Tonrs,  Qnillard-Verges.  XCV,  214  p.  cf.  Bnll. 
monnm.  47,  430 — 44  (L.  Palnstre).  —  7)  Les  usages  singnliers  de  la  Tonraine  No.  4,  la 
tortare;  qnestion  par  l'eau;  les  brodeqnins.  Tonrs,  PSricat.  16  p.  —  8)  Publ.  av.  notes  et 
^claircissements  [par  Delayille  le  Bonlx],  t.  II  (1367—80).  428  p.  Tonrs,  impr.  Booill^ 
LadeT&ze.    cf.  JB.  II,  2,  292^<>. 


Pnuic«.  11,293 

cellente  notice  sor  Jean  de  Baeil,  persoimage  assez  important  de  T^poqne 
de  Charles  V,  et  nne  antre  snr  le  si^e.de  Moncontoor  en  septembre  1371. 
—  Le  doctenr  E.  Giraadet^  a  voula  retracer  l'histoire  des  premiöres  im- 
primeries  tourangelles;  dans  beaucoup  de  cas,  ses  recherches  s'appoient  sor 
des  docnments  d'archives  et  les  r^snltats  obtenos  sont  d^antant  plus  s4rs  et 
d'antant  plns  nonveaiuL  II  semble  tontefois  avoir  tort  poor  le  premier  oavrage 
qiii  anrait  6t6  imprim6  ä  Tours  en  1467,  et  qui  est  probablement  une  im- 
pression  parisienne  d^enyiron  1475.  En  r6alit6  rimprimerie  n'a  pas  dft 
fonctionner  k  Tours  avant  1484.  G'est  encore  une  bonne  date  pour  une  Tille 
d'importance  secondaire. 

Orl6anais.  —  Sur  la  ville  mßme  d'0rl6ans,  Boucher  de  Molan- 
don>)  publie  divers  documents  du  r^e  de  Philippe  Auguste,  empruntte  au 
cartuhüre  Ottoboni:  privil^es  des  tisserands  d'Orlöans  (1209);  enquete  sur 
la  juridiction  de  r^vdque  d'0rl6ans  k  Pithiviers,  devis  pour  la  construction 
d^une  tour  k  Orleans  etc.  —  Le  m6me  auteur')  fait  l'histoire  des  elections 
municipales  d'0ri6ans  en  Tan  de  gr&ce  1485;  Elections  qui  furent  annul6es 
par  Charles  VUI.  —  L'^histoire  de  Tabbaye  de  Voisins'  par  A.  du  Faur  de 
Pibrac^)  est  une  oeuvre  assez  longue,  compos6e  directement  sur  les  docu- 
ments in^ts;  cette  abbaye  de  femmes,  de  Tordre  de  Citeauz,  para!t  dater 
des  Premixes  ann^es  du  13*  s. 

Nivernais.  —  L*etude  de  Roubet  sur  ^le  ch&tel  de  Bois-Bozerain' 
(aujourdliui  Bourrain)  ^)  est  k  la  fois  arch6ologique  et  historique;  ce  manoir  fut 
pendant  quelque  temps  aux  mains  de  la  cil^bre  famille  des  Barres,  k  laquelle 
appartenait  Guillaume  des  Barres,  compagnon  d'armes  de  Philippe -Auguste, 
h^ros  de  la  bataille  de  Bouvines.  —  Dans  Thistoire  de  la  commune  de 
Nevers  par  M.  Rouvet,^)  la  partie  arch6ologique  est  la  moins  sfbre  et  la 
plus  hypoth^tique;  Tauteur  a  appliqu^  k  T^tude  archtologique  de  la  ca- 
th^drale  de  Nevers  les  principes  de  Viollet-le-Duc  et  essaye  de  montrer  quels 
liens  rattachent  la  construction  de  ce  bei  6difice  au  döveloppement  des 
Ubertös  municipales  de  la  ville  elle-mSme. 

Bourgogne.  —  Ch.  Aubertin^  a  connu  tous  les  vestiges  d'enseignes 
bourguignonnes  existants  soit  en  France  möme,  soit  en  Suisse;  ce  demier 
pays  a  conserv^  la  majeure  partie  des  6tendar^  de  l'arm^e  de  Charles  le 
T^m&uire,  et  quelques  uns  de  ces  d^bris  sont  remarquables  au  point  de 
¥ue  artistique.  —  J.  d'Arbaumont,^)  en  publiant  TArmorial  de  la  Chambre 
des  Gomptes  de  D^on,  n'a  pas  seulement  fait  oeuvre  de  g^^alogiste:  son 
travail  sera  ntilement  consultä  par  tous  ceux  qur  s'occuperont  de  Thistoire 
de  Bourgogne  au  14*  et  au  15*  s.,  la  plupart  des  conseillers  des  ducs  de 
Bouiigogne  ayant  ii€  en  mSme  temps  membres  de  la  chambre  des  Comptes. 


1)  Les  origineB  de  rimprimerie  k  Tonn  (1467—1550)  contenant  Ift  nomenclatnre  de« 
imprimean  dep.  la  fin  du  15«  ■.  jiuqa'  en  1850.  Tonn,  impr.  Bonill^Ladey^.  Yin,  132  p. 
et  KCr.  13  (1882),  88-94  (Em.  Picot).  BECh.  42,  582/3.  —  2)  Docnment«  Orl^anai« 
da  r^e  de  Philippe  Angnate,  Orleans,  Herlnison.  30  p.  —  3)  Electiona  commnnales  d'O. 
da  6  man  1485;  atteinte  anx  priTÜifires  de  la  cit£;  annnlation  de  T^lection  et  confirmation 
des  droits  de«  haMtants  par  Charles  Vm,  extrait  des  registres  de  comptes  d'O.  Paris,  impr. 
nat  14  p.  —  4)  At.  2  planches  de  sceanz  et  de  plans,  2  pages  donnant  la  liste  des  donatenn 
etc.  U6m.  de  la  soc.  d'agric.  etc.  d'Orl.  2«  s^r.  22,  177—348.  —  5)  Bnll.  de  la  soc.  Kiv. 
11»  p.  I — XLVm.  —  6)  La  commune  de  N.;  origine  de  ses  franchises,  snivie  d'un  guide 
arch^logique  dans  N.  et  ses  ennrons.  Neven,Michot  201  p.  18<».  —  7)  Recherches  sur  les 
drapeaox  de  Tancienne  province  de  B.  Soc.  d'hist  etc.  de  Beanne  m4m.  2e  b^.  (1878 — 80) 
p.  27—110.  —  8)  Armorial  de  la  Chambre  des  comptes  de  D.,  d'apris  le  ms.  inMit  du  P. 
GaotieTy  ay.  im  ch^.  snppL  pour  lea  offlden  dn  bnrean  des  finances  de  la  mdme  Tille.  Dijon, 
LaMrdwu     516  p* 


11,294  XXVm.    A.  Mollnier: 

—  ^Les  contomes  et  p6ages  de  la  vicomt^  de  Sens'  avaieut  &tk  pnblies^) 
d^apr^  an  texte*  datant  da  13*  s.  H.  Monceaax^)  en  a  retroav6  one 
r^daction  beaacoap  plas  6tendae,  '  datant  de  1329,  qa'il  imprime  en  la 
fidsant  pr^ceder  de  carieax  renseignements  sar  Thistoire  de  la  vicomt^  de 
Sens.  —  Le  'Gartalaire  da  priear6  de  Jolly  les  Nonnains',  est  an  recaeil 
&ctice  compos^  par  l'^diteor  E.  Petit; ^)  les  archives  de  la  Cöte  d'or  et  de 
IToune  loi  ont  foarni  174  chartea  allant  de  1125  k  1456.  Ce  prieore 
d6pendait  de  Tabbaye  de  Molesmes;  k  la  süite  de  qaerelles  caos^  par  la 
tarbalence  des  nonnes,  il  fat  sapprimd  par  voie  d'extinctlon  des  religieoses 
existantes  de  1403  k  1451.  —  La  foret  d'Hervaax  dont  Magdeldnat^) 
fait  directement  sar  les  docaments  Fhistoire  da  12*"  aa  18**  s.,  est  sitade 
dans  Tarrondissement  d'AyaUon;  eile  fat  caase  de  longs  procös  entre  l'abbaye 
de  S.  Germain  d'Aaxerre  et  les  selgnears  de  Flsle.  —  L'origine  da  prieorS 
de  S.-Racho-lez-Aotan  est  toat  k  fait  ignor6e,  on  ne  connait  meme  pas  le  v£- 
ritable  nom  de  son  patron;  A.  de  Charmasse^)  identifie  S.  Racho  avec 
Bagnobertas,  6veqae  d'Aatan  aa  7*  s.  Qaoi  qa'il  en  soit,  son  memoire  est 
interessant  et  contient  plasiears  faits  npaveaux  et  des  docaments  in^dits.  — 
Le  martyrologe  de  Notre-Dame  de  Beanne  pabliä  par  l'abbä  Boadrot,*) 
a  &\A  imprim6  sans  notes  ni  äclaircissements,  mais  par  lai-mSme  il  m^rite 
de  fixer  Tattention.  Le  manascrit  publik  est  an  ndcrologe  et  cartalaire 
renfermant  1993  mentions  diff6rentes,  donnant  sar  chaqae  bienfaitear  de 
r^glise  qaelqaes  d^tails  biographiqaes,  indiqaant  la  date  de  son  d^c^,  les 
sommes  donn^es  oa  les  biens  ced6s  par  le  d^iant,  lear  sitaation,  lear  nom, 
lear  valear,  etc.  La  majeare  partie  des  mentions  datent  de  1280  k  1350; 
an  petit  nombre  sont  des  15''  et  16**  s.  On  poarra  j  relever  beaacoap 
d'indications  topograpbiqaes  et  arch^ologiqaes  sar  la  ville  de  Beaane,  des 
d^tails  sar  la  caltare  de  la  vigne,  sar  les  monnaies  ayant  coars,  sar  les 
p^lerinages,  les  moears,  etc. 

Franche-Comte.   —   L'oavrage  le  plas  important  est  celai  de  L.  de 
Pi^pape;^)   on   lai    a  reprochä  d'etre  sartoat  ane  bistoire  militaire  de  la 


1)  Par  Lecoy  de  la  Marche  das»  BECh.  1866.  —  2)  Bull,  de  la  soc.  de  rYonne  34 
(1880/81),  303—348.  —  3)  Ibid.  p  249—302.  —  4)  Kotice  sar  la  foret  d'H.  BnU.  de  U 
Boc.  d'^tades  d'Ayallon  21  (1880/81),  65—85.  —  5)  Le  prienr^  de  StB-l-A.  M^m.  de  hi  soc. 
Ednenne.  N.  S.  10,  1 — 56.  Notice  lappl.  ib.  p.  431/9.  —  6)  Martyrologe  de  Tuiaigne  ooUigiale 
Notre-Dame  de  B.  Eztr.  des  fondations  et  lib^ralit^  inscrites  dans  ce  ms.  Kism.  de  la  boc 
de  rarr.  de  Beanne.  2«  s^r.  (1878/80),  111 — 431.  —  Mentionnons  encore:  £.  Picard,  les 
p^es  du  cornt^  de  Charolais  en  1449.  M^m.  de  la  soc.  Ednenne.  N.  S.  10,  251 — 67.  — 
C halle,  la  l^roserie  de  Sainte-Margaerite,  T^lise  Saint- Simton  et  le  Chitean  des'Choax. 
Bnll..de  la  soc.  de  FYonne  34  (1880/81),  849—65.  —  Kam e an,  (l'abb4),  Hogaes  de  Mfieon, 
abb£  de  Pontigny  et  ^dque  d'Aaxerre  [f  1151].  B.  de  la  soc  de  l'Ain,  annöe  1881,  p.  60 — 
70.  —  P.  B.  SaDterean,  notice  bist  snr  Sombemon  (Cöte-d*Or).  2e  M^.,  corr.  et  aagm. 
Giteanx,  Saint- Joseph.  216  p.  —  Grignard,  Notitia  chronol.  de  exordiis  abbatiae  S*^  Feiri  Fla- 
Yin., dioc.  Ednensis.  (Flayigny,  aa  dioc^e d'Anton)  WStBO.  II,  2, 252—72.  —  A.  deCharmasse, 
note  sar  le  passage  et  le  s^oar  des  G^randes  Compagnies  dans  la  pr6vdt6  de  Baigneox-les-Jaifs  en 
1364  et  1365.  Par.,  Champion.  11p.  (£xtr.  des  m^m.  de  la  soc.  Ednenne.  t  9).  —  L.  P.  Des- 
Toyes,  Chronologie  des  baillis  d'Anxois.  Bull,  de  la  soc.  de  S^mnr  17  (1880/81),  28—61. 
F.  Grignard  (abb^),  la  yie  de  sainte  Beine  d'Alise,  pr^cMöe  d'£tades  critiqnes  snr  ses  actes 
et  ses  historiens  et  saiyie  de  nombrenses  recherches  snr  ses  reliqnes,  ses  mindes  et  son 
cnlte;  dd.  enrichie  de  pi^es  jnstif.  rares  on  inM.  et  om6e  de  plns.  gray.  Dijon,  Grigne.  Par., 
Picard.  XVI,  506  p.  —  Qnillot  (abb6),  Sainte  Beine  d'Alise;  ^tnde  snr  sa  Tie,  les  actes  de 
son  martyre  et  son  cnlte.  Arec  dessins  de  M.  le  doctenr  Lupine.  Citeanx,  St  Joseph.  Par., 
Haton,  385  p.  18^.  —  7)  Hist  de  la  rannten  de  la  Fr.-G.  k  la  France;  ^v£n.  dipL  et  miUt. 
(1279  k  1678),  a?.  notes,  pi^;es  jnstif.  et  docnm.  in6d.  Besang,  Marion,  Morel  et  Co.  Fto-., 
Champion.  2  70I.  XIX,  483,  516  p.  et  carte,  onvr.  conxonni  par  TAc.  fr^.  d  RQH.  anily 
p.  567—74  (L.  Pingand). 


Franche-Comt^  de  sacrifier  an  pea  k  oe  cöt6  de  la  qnestion  ilüstoire  diplo- 
matique; li  n'en  est  pas  moins  vrai  qae  enrioat  ponr  la  p6riode  moderne,  le 
travail  en  qaestion  donne  nne  foule  de  documents  et  met  en  lumi^re  an 
grand  nombre  de  faits  nonveaux;  au  surplns  nous  n'insifiterons  pas  sur  ce 
livre,  qui  n'appartient  qu*en  partie  au  moyen  äge.  —  H  en  est  de  mdme 
de  TouTrage  du  prMdent  Clerc.^)  Lee  Etats  de  Bourgogue  ezistaient 
avant  1364,  mais  les  procte  yerbaux  de  leurs  s^ces  ne  sont  complets  qn*k 
dater  de  PaY^nement  de  Philippe  IL  (1556);  pour  le  moyen  äge,  l'auteur 
n'a  pu  £Edre  qu'une  histoire  fragmentaire,  que  rapprocher  les  mentions  d'Etats, 
qu'il  retrouYait  daos  les  chroniqueurs  et  les  documents  d'archiyes.  —  L'article 
de  J.  Gauthier,^  se  rapporte  au  contraire  tout  entier  au  moyen  äge.  La 
funille  des  seigneurs  comtois  de  la  Roche  est  souvent  cit^  par  les  historiens 
de  Tempire  latin;  les  notices  de  J.  Gauthier,  notiees  qui  ont  pour  objet  les 
sceaux  et  lea  tombes  de  plusieurs  membres  de  cette  £&miUe,  &daircissent 
plnsieors  points  int6ressants  de  la  g^n^alogie  de  cette  puissante  race  et 
rectifient  les  listes  d'öv^ues  et  d*abb6s  donn6s  par  rK)riens  Ghristianus'  de 
Lequien.  —  Le  'catalc^e  des  mss.  de  Tabbaye  cisterdenne  de  la  Oharit^y 
au  dioc^  de  Besannen'')  r6dig6  au  IS^'^^  s.,  nous  fait  connaitre  une 
interessante  coUection  av^jourdliui  dispersöe;  eile  se  composait  de  76  yolumes, 
la  plupart  de  th^ologie;  on  y  trouyait  n^nmoins  une  copie  ancienne  des 
lettres  de  S.  Bemard,  un  ms.  d'Othon  de  Freisingen  du  13®  s.,  un  recueil 
de  yie  de  saints  et  divers  morceanx  historiques,  parmi  lesquels  une  vie 
latine  de  Thomas  Becket  et  Thistoire  des  Lombards  de  Paul  Diacre.  —  Le 
Premier  livre  imprim6  dans  la  Franche  Comt6  Ta  6t6  k  Salins;  c'est  un 
psautier  de  l'^glise  de  Besangen,  dat^  de  1484>) 

Poitou.  —  L'un  des  meilleurs  et  des  plus  laborieux  6rudits  de  pro- 
vince,  L.  Redet, ^)  a  fait  paraitre  le  tr^  important  'Cartulaire  de  r6vech6 
de  Poitiers,  ou  Grand  Gauthier'.  Ce  volume  est  ainsi  nomm6  de  Gauthier  de 
Bruges,  ^veque  de  Poitiers  de  1278  k  1306;  le  cartulaire  a  d'aillenrs  6t6 
compos^  au  14®  et  au  15®  s.  H  renferme  146  pitees,  comprises  entre  1185 
et  1506,  68  aveux  regus  par  r^veque  de  1307  ä  1311,  un  inventaire  de 
titres  du  14®  s.,  enfin  une  liste  des  dvSqnes  de  Poitiers.  üne  excellente 
table,  rMigie  avec  soin  et  comp6tence,  complöte  cet  interessant  recueil.  — 
Anx  Archives  Nationales  k  Paris,  on  conserve  la  s6rie  des  registres  dits  de 
chancellerie,  renfermant  les  principaux  actes  ^manäs  des  rois  de  France,  de 
1302  k  1570.  Cette  s^rie  est  tr^s  pr§cieuse  pour  Thistoire  politique  du 
14®  8.  L'histoire  provinciale  surtout  aurait  k  gagner  au  ddponiUement 
minntieux  de  cette  coUection  volumineuse,  qui  comprend  pour  le  14®  s.  seul 
environ  120  volnmes.  La  Soci^te  des  archives  historiques  du  Poitou  a  rdsolu 
de  pnblier  tout  ce  qui  dans  cette  coUection  se  rapporte  k  cette  province,  et 


1)  Hift  des  EtaU  g^ntenx  et  des  libert^  publique«  en  F.-C.  Lons  le  Sftalnier,  Declome. 
2  vol.  —  2)  Othon  de  la  Roche,  conqadrant  d^Athines,  et  sa  funille,  mat^riaax  ardi.  in^ts, 
1217 — 1385.  Ac  de  Besannen,  annto  1880,  p.  139—55;  4  planches.  —  Da  mdme  antenr: 
Torigme  des  armoiries  de  l'^lise  de  Besan^on,  6tiide  snr  quelques  sceaox  inidits  da  12®  aa 
14«  B.  ilyid.  p.  245—66.  —  Citons  eneore:  Meynier,  les  mödecins  i  rUniyersiti  de  Fr,-G. 
ib.  p.  47—97  (plntdt  esqoisse  qae  trav.  d4fin.  et  EÄp.  No.  94:  B.  Prost).  —  A.  Gas  tan, 
la  mUflcine  mnnidpale  h  Besanoon  aa  15«  s.  M6m.  de  la  soc.  d'^mol.  du  Boabs.  5«  s^. 
5«ToL  (1880/81),  70—78.  —  3)  J.  Gauthier,  BBCh.  42,  19—29.  —  4)  A.  Gastan, 
IMeoBTorte  du  prem.  litre  impr.  en  Fr.-O.,  R.  d.  soc  sayaates.  YH,  3,  223—80.  —  5)  Soc. 
d.  iRiiiTes  hiat  du  Poitoo  10,  p.  XXY— XXXU  et  1—425. 


n,296  XXVm.   A.  Molinler: 

eDe  a  charg6  de  ce  travail  P.  Ga^rin,^)  archiviste  aax  Archives  Nationales. 
On  tronvera  dans  ces  182  actes  beancoap  de  textes  int^ressants  snr  lliistoire 
de  Tadministration  royale,  snr  les  snbsides  lev^s  par  les  derniers  Gap^tiens 
de  la  branche  directe,  snr  la  g6ographie  dn  centre  de  la  France.  II  serait 
k  dteirer  qne  chaqne  province  fit  proc6der  dans  les  memes  conditions  an 
d^ponillement  et  k  la  pnblication  de  cette  pr^ciense  coUection.  —  C.  Cha- 
banean*)  a  fait  rhistoire  de  denx  tronbadonrs  dn  12*  et  dn  13*  s.,  tons 
denx  originaires  de  Saintonge;  cet  article  est  fait  avec  le  soin  qn'apporte  k 
tons  ses  travanx  cet  excellent  philologne. 

Limonsin.  —  Les  textes  pnbli6s  par  Holder-Egger')  se  rapportent 
k  la  fois  k  S.  Martial  de  Limoges  et  k  S.  Gybard  d'AngonlSme ,  ils  datent 
d'environ  1028  et  sont  tir6s  d'nn  ms.  c^l^bre  de  Leyde.  —  L.  Onibert^) 
pnblie  nne  bnlle  de  Clement  YII,  pape  d'Avignon,  antorisant  la  levie  d'nn 
snbside  snr  le  clerg6  limonsin  ponr  la  reprise  dn  lien  de  Chalncet  occnpä 
par  les  Anglais  (1398).  —  Un  second  article  dn  meme  antenr^^)  est 
beanconp  plns  consid^rable;  c'est  nne  6tnde  snr  le  livre  de  raison  d'nn 
bonrgeois  de  Limoges  an  15*  s.  Depnis  d6jä  longtexhps  Tattention  se  porte 
snr  ces  docnments  assez  rares  et  snrtont  assez  difficiles  k  ^tndier  ponr  di- 
verses raisons,  mais  qni  fonmissent  tant  de  renseignements  snr  le  regime 
dconomiqne  et  la  vie  sociale  an  moyen  äge.  6.  gronpe  habilement  les 
diff6rents  &its  qn'il  a  remarqn6s  dans  ces  registres,  et  parle  snccessivement 
des  rapports  entre  les  pöres  et  les  enfants,  dn  regime  dotal,  de  la  valenr 
de  l'argent,  de  la  vie  pnbliqne  k  Limoges.  Apr^  cette  introdnction,  on 
tronve  le  texte  dn  registre  en  langage  limonsin,  accompagn^  d^nne  tradnction 
fran^aise  et  de  notes. 

Mar  che.  —  Cette  province  est  l'nne  des  moins  riches  de  la  France  en 
docnments  anciens,  et  les  historiens  qni  s^occnpent  de  son  pass^  ^pronvent 
parfois  de  v^ritables  düficnlt^  k  les  r6nnir.  Dans  nn  bon  article,  A.  Thomas^) 
recherche  le  sort  probable  des  archives  des  anciens  mdtres  de  ce  pays;  en 
1475,  ces  archives  existaient  an  chätean  d'Anbnsson;  elles  y  sont 
encore  signal6es  en  1527  et  en  1560.  Elles  fnrent  pent-etre  dötmites  lors 
de  Toccnpation  de  la  ville  par  les  protestants  en  1575.  —  Le  travail  de 
A.  Laveix^  renferme  d'abord  nne  sorte  de  r6snm6  de  Thistoire  de  la  pro- 
vince de  la  Marche  et  donne  en  ontre  qnelqnes  d^tails  snr  les  mines  de  cbä- 
teanx  existant  dans  cette  partie  dn  d^partement  de  la  Corr^ze.  Malhen- 
rensement  Tantenr  se  dispense  g^n^ralement  de  renvoyer  anx  sonrces. 

Le  travail  de  P.  de  Flenry®)  se  rapporte  k  la  province  de  Bor- 
deanx;  ce  sont  des  rectifications  anx  listes  des  äveqnes  des  si^ges  snivants: 
Angonleme,  Saintes,  P6rignenx,  Poitiers,  Sarlat  et  Limoges,  donn6es  par  le 
'Gallia  Christiana',  et  anx  listes  des  abb^s  donn^es  par  le  mtoe  onvrage 
ponr  nn  grand  nombre  d'abbayes  de  cette  r^gion.    II  serait  k  sonhaiter  qne 


1)  Bec.  d.  docam.  oonc  le  Poitoa,  conteniu  dans  les  reg.  d.  1.  chanc  d.  Fr.  1.  1308 — 
33.  ib.  11,  p.  XIII— XXVm  et  1  —  472.  —  2)  Les  troab.  Renand  et  Geoffioy  de  Pons. 
Paris,  Maisonneuve.  27  p.  (Eztr.  da  Connier  litt  de  TOnest  1880.)  —  3)  Notisen  t.  8. 
Eparcb.  in  Angonleme  a.  S.  Martial  in  Limoges.  NA.  680 — 37.  —  4)  Imposition  de  sabside 
snr  le  clerg^  ponr  la  reprise  de  Ghalacet  Ball,  de  la  soc.  arch.  da  Limoasin  29,  369 — 62. 
—  5)  Le  liyre  de  raison  d'Etienne  Benoist  (1426).  Ib.  p.  225—318.  -~  6)  Lee  Arch.  da 
Comt«  de  la  M.  BBCh.  42,  36—51.  —  7)  La  s^^chanss^  de  Yentadoor.  BaU.  da  la  toe. 
de  la  Gorr^,  3,  201—92.  —  8)  Kotes  additioneUes  et  rectificatiTes  an  «GalHa  durUtiauA*, 
Angonldme,  impr.  Baillarger.    72  p. 


Fruice.  11,297 

tons  les  irodits  proYinciaax  r^anisseni  de  meme  leors  rectifications  et  lears 
notes;  on  aurait  bientöt  fonn6  an  pr6cieiix  corpus  de  corrections  aa  grand 
traYail  des  B^Mictins. 

PrOYinces  da  centre  (Bonrbonnais,  Berry,  Aayergne,  Forez  et 
Lyonnais).  —  Ces  provinces  ont  tu  paraitre  pea  d'oavrages  importants.  ^) 
A.  Brnel*)  a  pris  ponr  base  de  sa  pablication  les  visites  et  les  procorations 
des  deax  dioctees  de  Saint-Floor  et  de  Clermont;  ane  partie  des  listes 
publikes  est  ant^rieore  ä  1317,  date  de  la  cr6atioii  par  Jean  XXII.  da  diocdse 
de  Saint-Floor;  ane  carte  des  archidiacon^  de  Tancienne  'civitas  arvema' 
accompagne  ce  memoire.  —  L''histoire  da  chäteaa  föodal  de  Toamoäl  (en 
AuTergne),'  par  H.  Gomot^)  est  celle  des  possessears  de  cette  cä^bre  forte- 
resse,  sita6e  sar  les  limites  de  Tancienne  Lünagne;  le  demier  chapitre  de 
TouTrage  donne  la  description  arch6ologiqae  des  restes  da  ch&teaa.  —  Le 
prieor^  de  &t-Saavear-en-Rae,^)  fond6  vers  1061,  tat  sapprimi  en  1607, 
et  ses  biens  attribaes  aox  J6saites  de  Toamon.  B  n'existe  plas  qn'one  copie 
moderne  da  cartalaire;  celai-ci  datait  de  1265.  Cest  cette  copie  qai  a  va 
le  joar.  Elle  renferme  233  chartes  des  11*,  12*  et  13*  s.  Les  Mitears 
ont  pa  y  ajoater  prös  de  50  piöces,  prises  an  pea  partoat  —  Le  petit  pays 
des  Dombes  a  ^t^  le  siget  de  plasiears  pablications  interessantes,  b) 

Bresse  et  Bagey.  —  Le  travail  de  Jarrin^)  est  ane  vaste  compi- 
lation;  le  premier  cbapitre  embrasse  Tage  de  bronze,  T^poqae  romaine,  l'intro- 
daction  da  christianisme  et  r^poqae  barbare;  ce  sont  par  saite  plat6t  des 
g^n^ralit^s  qae  llustoire  speciale  des  deax  pays  en  qaestion.  —  Un  memoire 
de  J.  Brossard^  est  rempli  de  carieax  d6tidls  sar  les  fötes  da  15*  s.,  d6- 
tails  empnmtte  k  des  docaments  d'archiTes. 

Gayenne  et  G-ascogne.  —  Noas  ne  troayons  k  noter  ancan  oavrage 
gen^ral  interessant    P.  Perret^)  donne  sartoat  ane  description  pittoresqne 


1)  Kotons:  Grasaoreille,  notice  aar  les  regiBtres  de  comptes  des  receTenn  mnnicipaaz 

de  Monlins.     Bull,  de  la  boc  d'^mal.  de  TAIlier.  16,    392 — 400    (donne  seulement  iine  id6e 

de  rint^t  de  cea  doc.).    —    A.  Yachez,   le«  yienx  cMteanx  da  Fores.     Bellegaide  et  la 

la^e,  ^tade  hist  Bec  de  mim.  et  doc.  sor  le  Forez  pabl.  par  la  soc.  de  la  Diana.    7,  1 — 64, 

S43/8.     2  planches.  —  Ant  Gnillemot,    Charte  de  franchiaea  de  Yollore,  donn^  par  Lonia 

de  Thiera,  aeigneur  de  VoUore  et  de  Montgaerthe  [1312],   ib.  p.  66—120  (d'apria  ane  copie 

da  18«  B.).  —  Teatenoire-Lafayotte  et  Vinc.  Bar  and,  compromia,  aentenca  arbitrale 

et  accorda  entre  !ea  aeigneora  de  FeogeroUea  et  Malmont,  1312,  1314,  1324;  ib.  p.  243 — 72. 

—    2)    Ponill^   dea   diocdeea  de    Saint -Floor  et   de  Clermont     Gollection    dea    docomenta 

inMita   Milangea   hiatoriqaea   4,    1  —  299.    —  3)  Clermont -Ferrand   typ.    Montlooia.     Yll, 

229  p.       cf.    BECh.    42,  381/4.    —    4)  Cartulaire    da   prieori  de    St-S-en-B.    (Fores), 

dipendant   de    Vabbaye  de    la  Chaiae-Diea  (1062 — 1401),    pabL  aT.   ane  not  hiat  et  dea 

dea  table»  par  le  oomte  de  Charpin-FeagerollOB  et  M.  C.  Gaigae.    Lyon,  impr.  Perrin. 

XXIY,  379  p.    4«    B^.  no.  375,  p.  119—22  (L.  Deliale).  —  5)  Coatamea  et  naagea  dea 

Üangß  de  la  Dombea  et  de  la  Breaae,  par  Ch.  Bivoire  et  aotrea  aateora»   rinnia,    mia  en 

ordre,  annot^  et  anivia  de  la  Bibliogr.  dea  itenga  par  A.  Trachelat    Boarg,    Anthier*  et 

Barbier.    172  p.    —   Bibliotbeca  Dambenaia,    oa  Bec.  de  cbartea,   titrea  et  docomenta  rel.  k 

VhiaL  des  Dombea.     Tr^yoox,  imp.  Jeaayin.     198  p.    4^  —  J.  Broaaard,  not  aar  Torgani- 

aation  territ  et  radminiatr.  religieaae,    milit,  jodic,    fin.  et  provinc.  dea  anciennea  provincea 

de  Breaae,    dn  Bagey,   de  la  Dombea  et  da  paya  da  Gex  aooa  Tanc.  monarchie  (yera  1766). 

Mim.  adminiatr.  de  l'Ain  annie  1881,    p.   311 — 62    ä  part  Boarg,    66  p.  —  6)  La  Breaae 

et   le    Bagey    et    lear  place    dana    lliiat      B.  de    la  aoc.    de    l'Ain    14,    297—409    (eera 

continad).  —   7)  Bntrie  k  Boaig  da  dac  Loaia  [de  Savoie]  en  1461.     Ann.  de  la  aoc.  de  l'Ain 

14,  213 — 28.  —  id.,  Organisation;  BiToire,  coatamea:  t.  ci-deaaaa  n.  6.  —  Kotona  enoore: 

R.  de  Maalde,   concordat  paaai  entre  le  duc  de  SaToie  et  le  dergi  de  aea  Etata  [1432]  CbH. 

27,  193 — 228.  —  Nyd,  orig.  da  dioc^ae  de  Belley;  Boarg,  Yillefranche.  91  p.,  rentre  k  peine 

dana  le  MA.  —  8)  Lea  Pyrin^  firan^aiaea,  Illaatr.  d'£.  Sadoax.  L  Poitiera  et  Paria.  Oadin, 

360  p.  ST.  33  planchea;  loa^  par  L.  Palaatre,  BalL  monam«  47,  672/8. 


n,298  XXVÜL    A.  MoliBier: 

de  la  Partie  des  Pyrinies  qui  traverse  les  departements  des  Basses  et  des 
Haates  Pyrtn^es;  de  bonnes  illostratioiis  telairent  et  commentent  le  texte. 
A.  Lachaire*)  a  reley^  les  noms  propres  basqaes  dans  les  plus  andeiis 
cartolaires  des  denx  yersants  pyr4n6ens  et  dans  les  comptes  da  royanme  de 
Nayarre.  Les  textes  gascons  pnbli^s  par  L.*)  sont  6galement  atiles  k  con- 
solter  ponr  lliistoire  da  pays  et  des  dialectes  gascons. 

Poor  la  Gironde  on  commence  k  pablier  les  anciens  comptes  de  Tarche- 
v6ch6  de  Bordeaax.^)  £n  tftte  se  troave  an  premier  compte  de  1285,  donni 
d'aprte  one  copie  moderne;  tons  les  aatres  comptes  sont  ^t^  d^aprte  les 
originaax.  Les  historiens  locaax  et  toos  ceox  qoi  s'occapent  de  g^ogn^bie 
et  d*6conomie  politiqae  da  moyen  ftge  feront  bien  de  consnlter  ce  recaeil; 
on  y  troayera  6galement  beaacoap  de  renseignements  poar  Thistoire  de  la 
gaerre  de  cent  ans. 

Qoant  ä  la  Gascogne  noas  avons  d^ja  fidt  mention  de  la  pol^miqne  sar 
la  sitoation  de  Gazdres;^)  et  noas  n'ayons  plas  k  signaler  qae  qaelqaes 
artides  de  revaes  provinciales.^) 

Qaercy,  Roaergae  et  Agenais.  —  Piasiears  livres  importants. 
F.  Monlenq  ^  fiüt  la  monographle  des  diffirentes  commanderies  de  Tordre 
de  S.  Jean,  qai  existäient  jadis  en  Tam-et-Garonne,  et  commence  celle  des 
villes  et  yillages  de  ce  mSme  döpartement;  nne  copiease  notice  sor  le  chef- 
liea,  Montaaban,  oavre  cette  s6rie  qa'an  troisi^me  volame  ipaisera  k  grand 
peine.  L'aateor  a  fait  des  recberches  6tendaes,  mais  il  a  ea  le  tort  d'ana- 
lyser  les  docaments  qa'il  dte  d'ane  mani^re  trop  br^ve  et  de  n'en  pablier 
ancan.  —  Le  livre  de  C.  Daax,^  est  ^galement  le  froit  de  longaes  recber- 
ches-, sar  bien  des  points,  U  rectifie  et  compl^  les  listes  da  Krallia  Chri- 
stiana'. —  Le  sajet  trait6  par  J.  BaadeP)  est  trös  interessant;  mais.  de 
fortes  critiqaes  lai  ont  6ltk  adressdes  an  s^jet  de  la  mani^  dont  U  a  dressi 


1)  Sor  l6B  noms  propres  basqaM  oontoniu  dans  quelques  doc  pyr&i.  des  11«,  19e  et 
13«  s.  Bordenx.  82  p.  cf.  BCr.  11, 579.  —  2)  Beo.  de  textes  de  Tanden  dialecte  gaaoon,  d'nprfts 
les  doc  antir.  an  16«  s.,  soin  d'nn  glossaire.  Paria,  Maisonneave.  *  XVI,  SOS  p.  —  S)  L. 
Droayn,  comptes  de  rarcberddi^  de  B.  dn  18«  et  da  14«  s.  [1332 — 61]  tvanscr.  et  annot6s. 
Boideanz,  ünpr.  Goanoinllioa.  XTTI,  706  p.  49,  Arch.  bist  da  dip.  de  la  Gizonda  t  »1. 
—  Signaions:  J.  F.  Samazeailh,  dictionn.  g6ogr.,  hist  et  aroh^ol.  de  rairondissem.  de 
N^rac  M.  noor.  oompl^t^  snr  le  ms.  de  Taateor  pabl.  soos  la  dizect  et  ar.  les  notee  de  H. 
Faagire-Dnbonrg  et  pr^cM^  d'nne  not  hist  de  A.  Magen.  K6rac,  Dorey.  XXXVm, 
707  p.  —  4)  GabiA,  Sorbets,  ▼.  d-dessns  p.  276*-^.  —  &)  A.  Plienz,  les  denx  damiers 
abbAs  de  Condom  [1288—1317].  B.  de  Oase  28,  20—36.  101—17.  L'oayrage  de  PI.  main- 
tenant  oomplet  soos  le  titre:  bist  de  l'abbaye  de  St  Pierre  de  Condom  dep.  son  orig.  jasqn'4 
sa  transform.  «n  ijkhi  (1011  ? — 1317).  Aacb  impr.  Foix.  186  p.  —  P.  laPlsgne-Barris, 
B.  Dabord,  B.  Cabi6,  le  pays  de  Cogotois  [pays  da  Gers].  B.  de  Oase  22,  99.  100. 
123/7.  146/8.  —  A.  Larergne,  «pitapbe  d'on  cor«  d'AnteriTe  an  14«  s.  [1340],  ib.  p.  119 
•—'22.  —  J.  D.,  les  Angles,  Angali,  ib.  p.  250  sq.  (nne  des  12  baronnies  de  Bigorre).  —  P. 
Darriea,  llidtel  da  oonnitable  d'Arroagnac  k  Paris,  ib.  p.  263/8  (texte  de  la  donation  faite 
par  Charles  VI.  en  1405  oa  1406).  —  B.  Cabi^,  chartes  f^odales  da  12*  s.  ooneemant  le 
Qimote,  ib.  p.  423—31  (sealement  tradact  fran^.  d'apt^  le  cartalaire  des  comtee  de  llsle- 
Jonrdain).  —  L.  Lacase,  recberches  sar  la  rille  de  Pan:  les  maroh^  et  les  foires  de  Pao. 
Pao,  imp.  Menetiftre.  VII,  64  p.  Bxtr.  de  TBcho  des  Pyrfo^  (quelques  docnm.  inMita,  le 
plus  anden  de  1464).  —  6)  Ooc  hist  sar  le  Tam-et-Q«roane,  diocise,  abbayes,  ch^ntres, 
commanderies,  Elises,  seigneuries  etc.  t  ü.  Montauban,  imp.  Foresti^.  622  p.  —  7)  Hist 
de  r^.  de  Montauban,  dep.  les  premieis  temps  jusqu'ä  nos  jours.  t  I,  nos.  1 — 2,  l^^  p4r. 
(46—1317).  Hontnban,  Qecnrges  et  Ferri4.  XV,  111  p.  et  plandie.  —  t  1,  no.  12  (fin), 
suppl.  de  la  2«  p4r.  Tables  (1317—1560),  ib.  44  p.  (la  pagination  sp6c  est  peu  commode).  — 
8)  Kotes  ponr  serrir  k  Iliist  des  Btats  prorinoianx  de  Queroy.  Cahora,  Layton.  61  p.  ef. 
BCr.  11,  868/4  (A.  Thomas). 


FMace.  11,299 

sa  liste  chronologiqoe.  —  Glennont-Dessos  (en  dialecte  du  pays  Sobira)  est 
aiyoard'hai  one  petite  ville  du  dipartement  de  Lot  et  Garoime;  nne  coa- 
tnine  loi  fat  accordfe  en  1261  par  son  seignenr;  R^boais^)  Ta  publito 
avec  ane  tradaction  fran^aise  (le  texte  est  en  langae  vnlgaire)  et  des  notes 
assez  nombrenses,  historiques  et  pbilologiqaes.  -^  La  contnme  de  TMe-Joiir- 
dain  (Gers),  publice  por  E.  Gabi6*)  est  plus  andenne;  eUe  date  vraiBem- 
blablement  de  la  fin  du  12*  s.,  et  renferme  un  certain  nombre  de  cnrienses 
dispositions.  —  Le  moyen  ige  ne  peat  occaper  que  pen  de  place  dans  nn 
onvrage  tel  qae  celoi  de  H.  Affre,')  anssi  ne  le  dtons-noiis  qne  ponr  me- 
moire, et  principalement  k  cause  des  renseignements  qne  raateor,  longtemps 
archiviste  da  d^partement  de  TA^eyron,  a  pn  tirer  des  docnments  originaiix. 
—  De  meme  Constans,^)  ponr  composer  son  oayrage  porement  pbilolo- 
giqne,  a  In  beanconp  de  chartes  anciennes;  il  indiqae  la  sonrce  de  chacnne 
de  ses  assertions,  et  lliistorien  y  tronvera  mainte  indication  bibliographiqne 
k  ntiliser.  —  L'abb6  Lafon^)  a  comp086  l6  catalogne  des  bnlles  relatives 
au  monastöre  de  St-Antonin-en-Roaergae,  dont  il  a  ea  connaissance;  la 
question  de  Torigine  de  Tabbaye  et  de  Tauthentidt^  des  premiers  actes  qnl 
la  mentionnent  n'y  est  point  traitte. 

La  vall^e  inf^rieure  de  l'AYoyron  a  itb  l'objet  de  trois  m^moires 
k  la  fois  historiques  et  archtologiques.  E.  Trntat^)  d6crit  les  diff6- 
rents  chateaox  et  villages  qoi  convrent  les  bords  de  cette  riviöre;  de  char- 
fsantes  eanx-fortes  expliqnent  et  oment  le  texte.  —  Le  memoire  da  capi- 
taine  Qn^villon^  n'est  relatif  qa'ä  one  partie  de  cette  m6me  yall6e,  mais 
non  k  la  moins  Interessante;  aacane  contr^e  en  France  ne  possMe  plus  de 
corieox  monnments  qae  ce  petit  canton  da  Rooergae,  et  presqae  tons  dat^; 
nne  charmante  ean  forte  repr6sente  nne  Yne  de  N^jac.  —  Enfin  mentionnons 
briövement  an  memoire  de  A.  et  E.  Molinier;^  les  denx  aatears  fönt  d'abord 
lliistoire  de  la  rdyolte  des  habitants  de  N%jac  contre  Alfonse  de  Poitiers, 
fr^e  de  S.  Loois,  comte  de  Toaloose,  en  1249,  et  de  la  ripression  qni 
snivit,  r^pression  qni  amena  k  Nigac  Tintervention  des  Inqaisitears;  ane 
conrte  description  da  chateaa,  ane  ^tade  plas  ^tendae  sar  l'^lise  remplissent 
la  seconde  partie  da  memoire;  en  appendice  sont  pablites  plasieors  piöces 
in^tes,  notamment  des  fragments  d'nne  enqnete  de  1252,  racontant  la  r6- 
Yolte  de  la  ville. 

Langnedoc,  Foix,  Roussillon.  —  Ponr  lliistoire  da  dioo^  d'Albi, 
neos  signalerons  la  ^Bevae  historiqae  da  Tarn';  on  y  troave  quelques  docn- 
ments in^ts,*)  notamment  nne  pi^e  du  10*  s.^®)  qui  prouve  Texistence  en 


1)  T.  ci-dessoA  p.  68^  cf.  le»  obseryationt  de  Fanl  Meyer,  BomaBia  10,  447  sq.  — 
2>  T.  ci-de0sas  p.  67^  —  3)  Biogr.  aToyionnaise.  Bodez,  iinpr.  firoca.  383  p.  —  4)  Emd 
aar  lliist  da  aoofl-dialecte  du  Booergae.  Mim.  de  la  wc.  de  rATeyron  18,  71 — 329  4  pari 
cf.  J.  Aymeric,  LBl.  f.  PhiloL  1881.  Gol.  209/11,  et  Z.  f.  roman.  Phü.  5,  160/2. 
—  C.  Chabaneaa,  B.  des  langoes  xom.  18  (1880),  249  —  56;  19,  27 — 36  propoee 
nombreoBes  correctioiiB.  —  5)  M^m.  de  la  soc.  de  rAyeyron  12,  1 — 89.  Citona  enoort : 
Galabert,  ooop  d'oeil  aar  la  yille  de  Samt-Antonin  aax  14«  et  15«  ■.  Ball,  de  la  aoc  ardi. 
de  Tam-et-Garonne  9,  60/4.  —  6)  Vallte  inffe.  de  l'Av.  ib.  p.  13  —  34,  101—37.  — 
7)  Villefranche  de  Booergae  et  Najac,  ib.  p.  302—22.  —  8)  Kajac  en  Boaergae,  notea  bist 
et  areh.  BECh.  42,  129—56.  361—82.  —  9)  Glanarea  bist  BH.  da  Tarn  3,  pawdm:  Testa^ 
meat  de  Jean  de  Lameysa,  fondant  one  cbapeUerie  dans  l'^gl.  de  S.-G4cUe  d'Albi  en  1363 ; 
(p.  246) ;  1»  transl.  da  bras  de  S.-C^c.  en  1468,  p.  50,  et  d'aatres  pea  importants.  —  Le  car- 
talaire  de  Yiane.  Organisation  de  la  commune  [dep.  1274  jasqa'aa  oomm.  da  16«  s.],  ib. 
p.  34—39.  —  Les  koles  de  Laatrec,  ib.  p.  114,  acte  d6  1465  et  note  de  1477.  —  Obarte 
d'Ambialet,  ib.  p.  115—20:  ftttribato  k  Tan  1135,  refaite  en  1352,  pabL  d'aprte  und  copi«, 


11,300  XXYm.    A.  Molinier: 

962  du  monastöre  de  St.  Pierre  de  Bodas  et  beanconp  de  notes  archdolo- 
giqaes;  ^)  mais  ane  bonne  partie  du  Tolame  est  occupde  par  des  extraits 
d'onvrages  imprimis,  >)  et  les  articles,  la  plapart  anonymes,  sont  trop  conrts 
et  trop  morcelte.  —  Nons  renyerrons  le  lectenr  ponr  Thistoire  da  dioc^ 
de  Castros  an  ^Bulletin'  de  cette  contr^e  en  le  mettant  en  garde  contre  les 
assertions  de  certains  des  mimoires  qüi  y  sont  publik.')  —  Les  'assembläes 
da  dioc^  de  Lavaar*  6tod]6es  par  £.  RossignoH)  sont  les  memes  qoi 
s'appelaient  dans  d'aatres  diootees  möridionanx  'assiettes';  c'^taient  elles  qoi 
ripartissaient  les  impöts  Yotbs  par  les  Etats  de  Langaedoc  et  elles  avaient 
des  attribations  administratives  assez  6tendaes  en  mati^  de  trayaox  pablics 
et  de  finances.  La  plapart  des  faits  rapport6s  par  K  n'appartiennent  pas 
aa  moyen  ftge,  mais  les  institutions  qa'il  ötadie  existaient  avant  le  16*°^*  s. 
et  son  travail  est  atile  k  consalter  poor  rhistoire  des  institations  administra- 
tives da  midi  de  la  France.  —  Le  livre  de  6.  de  Blay  de  6aix^)  est  la 
monographie  d'ane  petite  seignearie  da  pays  castrais.  Les  seignears  de  Oaix  n'ont 
Jamals  6t6  ni  bien  paissants,  ni  bien  riches;  l'aatear  a  n^anmoins  ajont^  quelques 
faits  nouveaux  k  ce  quo  nous  savions  de  la  vie  /«Nodale  vers  la  fin  du  moyen 
ftge.  —  L.  Noguier^)  donne  d'apr^  des  copies  modernes  la  liste  des  vil- 
lages  qui  composaient  jadis  la  s^n^chaussöe  et  la  viguerie  de  B^ers.  Ces 
listes  peuvent  6tre  utiles;  mais  la  premiöre  condition  serait  de  les  publier 
correctement.  Les  formes  donn^  par  N.  sont  par  malheur  trte  souvent 
corrompues.  Ajoutons  qu'il  existe  des  listes  bien  plus  anciennes  et  plus 
exactes,  dont  l'impression  eftt  6t6  plus  utile.  —  L'Mition  par  A.  Germain  ^ 
de  la  chronique  d'Amaud  de  Yerdale,  est  an  contraire  de  tont  point  excel- 
lente.  Amaud  de  Yerdale,  dvSque  de  Maguelonne  au  14*  s.,  composa  une 
histoire  de  ses  prddicesseurs,  histoire  pour  laquelle  il  utilisa  principalement 
les  archives  de  son  ^glise  et  diverses  chroniques  locales  aujourd'hui  perdues. 
Getto  composltion,  tr6s  pr^cieuse  pour  lliistoire  du  Languedoc,  avait  itk  im- 
prim6e  plasieurs  fois,  mais  d^aprds  des  copies  interpoläes  et  fiiutives.  Le  nouvel 
6diteur  a  pu,  par  une  comparaison  minutieuse  de  tontes  les  copies  connues, 
^liminer  ces  additions  maladroites  et  donner  un  texte  compr^hensible  du 
chroniqueur.    Une  riebe  coUection  d'actes  inidits,  pr^  de  cent,  allant  de  Tan 


trop  interpolte  d«  1604.  —  Ghartee  de  florentixi  [fond£  en  1260],  ib.  p.  167— 7S.  —  Bztr.  des 
reg.  da  ptrlem.  de  ToulooBe  [15«  et  16«  s.],  ib.  paaaim  =r  Ibt.  somm.  dea  arch.  de  la  Hanta- 
Giur.  B^r.  B.  —  £.  Bossignol,  hdpital  de  Tordre  de  St-Antoine  de  Viennois  k  Albi,  ib. 
p.  249/64.  —  K  Gabi 6,  da  jet  de  la  pierre  empl.  dans  la  d^nonc  da  nooTel  oeuTre  par  la 
prooM.  do  MA.,  ib.  p.  261/3.  —  Mort  et  fon^railles  da  comte  de  Castros,  Bonfilla  de  Jage, 
ib.  p.  286/8  (t  1Ö02,  non  1497).    —    Les  Tigniers  d'Albi,  ib.  p.  300/9  (liste  1277—1770). 

—  £.  Gabi«,  4tat  f^odal  de  la  jadic.  d'Albigeois,  ib.  p.  313/20  (prd  des  mss.  de  Tooloose 
14e— 16«  s.).  —  Kotre  planche,  ib.  p.  320  (charte  acc.  en  1266  ä  Castelnaa  de  Um  par 
Sicard  Alaman).  —  10)  Notre  planche,  ib.  p.  285/6,  planches.  —  1)  y.  infra  p.  313*.  — 
2)  A.  Claadin,  origine  de  Timprimerie  ä  Albi  de  Langaedoc  (soite)  R.  da  Tan  3,  13, 
121  n'est  qa'ane  r^impress.  de  M'impr.  &  Albi;  les  p£rigrinations  de  J.  Neameister.  Paris, Ciaodin, 
1880*  (an  aatre  li?re  de  Cl.  y.  JB.  III,  2,  275*).  —  E.  Jolibois,  reconnaiss.  des  libertfe 
de  la  Yille  d'Albi,  ib.  p.  210/11  (extr.  da  dipl.  de  1220).  —  3)  GaraYen-Cachin,  bist, 
de  Kotre  Dame  de  la  Fiat«.  Ball,  de  la  commiss.  des  antiqa.  de  la  ville  de  Gaatres  et  da 
d^.  dn  Tarn  4,  12 — 35.  id,  les  plans  de  Castros,  ib.  p.  86/8.  —  4)  Paris,  Domoalin. 
101  p.  —  5)  £tade  bist  sar  les  seignears  et  barons  de  Qaiz  pr^  Castros  (Tun).  Mon- 
taoban,  Foresti«.  240  p.  —  6)  Ste^haass^  et  Yigaerie  de  B.  Benseignements  noaYoaaz. 
Ball,  de  la  soc.  uch.  de  Bteiers,  2«  s^r.,  t  11,  61—94.    cf  B6p.  no.  1797  (Ch.  Molinior). 

—  7)  Amand  de  Yerdale,  Catalogas  episcoporam  Magalonensiam.  M6m.  de  la  aoc.  arch.  de  Mont- 
pemer  7,  441—852. 


Ptuioe.  11,301 

1000  k  Tan  1350,  complöte  et  iclidre  le  texte;  nous  connaissons  pea  de 
docaments  plus  intdressants  pour  Thistoire  et  la  g^ographie  du  dioctee  de 
Magaelonne  au  moyen  äge.  —  Le  Dictionnaire  de  Tabb^  Goiffon^)  ren- 
ferme  Tanalyse,  paroisse  par  paroisse,  d'on  grand  nombre  de  docaments 
d'archiyes;  pour  chaqne  localit6  il  donne  le  nom  ancien  et  qaelqaes  d6- 
taUs  de  topographie  et  d'histoire  religieases.  C'est  an  atile  sappl6ment  an 
Dictionnaire  topographiqne  da  d^partement  da  Card  de  Grermer-Darand. 

Le  pays  de  Foix  n'a  pas  6t6  bien  partag6  en  1881.  Nons  ne  tron- 
Yons  k  noter  qa'one  seale  pablication  sdentifiqae;  les  ^coatames  de  Saint 
Baozeil,'')  yillage  da  d^partement  de  TAri^ge,  sont  de  1281,  redig6es  en 
latin  et  tr6s  cnrieases  ä  plas  d'an  6gard;  lenr  6tendae  les  recommande  k 
rexamen-,  T^tenr  y  a  Joint  qaelqaes  notes  et  nne  sorte  d'analyse,  qni  fönt 
ressortir  Tinteret  da  texte. 

Poar  le  Roassillon,  citons  le  carieax  'röle  de  la  confr^rie  de  S. 
Martin  da  Canigoa'  pabli^  par  L.  Blancard;')  cette  confr6rle  date  de 
1195,  date  fort  respectable.  Un  facsimile  accompagne  T^dition  da  savant 
archiviste  des  Bonches  da  Rhone;  la  peintare  qai  y  est  figar^e,  peintare 
dat^e  d'ane  manidre  pr6cise,  proave  ane  fois  de  plas  la  conservation  dans 
certaines  parties  de  TEorope  m^ridionale  des  proc^d^s  artistiqnes  de  T^poqae 
carolingienne. 

Daaphin6>)  —  Citons  d'abord  ane  sorte  de  revae  bibUographiqae^) 
des  demiers  travaax  historiqaes  dont  Taatear  anonyme  indiqne  bridvement 
les  conclosions  k  tirer  des  textes  nonveaax  pabli^s  depais  qaelqaes  ann6es. 
—  A  part  cet  article,  noas  n'avons  ä  indiqaer  aacan  travail  d^ensemble  sar 
la  province.  Le  memoire  de  de  Taillas^)  est  an  r^am6  beaacoap  trop 
saccinct  poar  renfermer  grand  chose  de  noaveaa;  on  y  remarqae  n^nmoins 
des  extraits  d'anciens  docaments  statistiqaes  da  17«  s.,  atiles  k  consalter 
poar  la  g^ographie  eccl^siastiqae  da  diocdse.  —  L'opascale  de  Tabb^  P. 
Gaillaame,^)  archiviste  des  Haates  Alpes,  est  plas  important,  parce  qa'il 
t^moigne  d'an  travail  personnel  et  d'an  effort  de  critiqae  qae  toas  les  savants 
^loign^  de  Paris  ne  tentent  point.  Ajoatons  qae  Taateor  s'occape  des 
qaestions  les  plas  difficiles,  de  la  g^ographie  mdrovingienne,  de  la  snccession 
des  Premiers  6vSqaes  d'Embran,  enfin  da  c^ldbre  testament  da  patrice  Abbon. 


1)  Dict  topogr.  stat.  et  hiit.  da  diociae  de  Ktmes.  Kimes,  Grinuiad;  Gerrais,  Bedot. 
824  p.  —  Citons:  Th.  Millerot,  hist  de  la  yille  de  Lunel  dep.  son  orig.  joaqa'en  1789. 
Montpellier,  Martel  s.  d.  XVI,  520  p.  (oompilation  aans  critiqae,  mtaa  qaelqaes  textes  noa- 
Teanx,  empr.  aox  riches  archiTes  de  cette  yille).  —  E.  Bondarand,  coatames  de  Genolhae. 
M^.  de  la  soc.  d'Alais  12,  187—200  (textes  assea  carieax  de  1228  et  1284).  —  A.  Tho- 
mas, La  Chirurgie  de  Boger  de  Parme  en  yers  proyenceaax.  Kotice  sar  an  ms.  de  la  BibL 
de  Bologne.  Bomania  10,  63 — 74,  cette  chir.  a  6t6  composöe  dans  la  contrto  da  Gard.  —  G. 
Charvot,  les  troabadoors  d'Alais  au  12e  et  13«  s.  Aaalais  de  Porcairargaes,  Clan  d'Andaae 
et  Pierre  de  Baijac.  Notices  biograph.  et  hist.  M£m.  de  la  soc.  d'Alais  12,  131 — 51.  •— 
2)  Pabl.  par  F.  Pasqaier  NBHD.  5,  517—52.  —  B.  Bameaa,  notices  hist  sar  les  20 
cantans  de  TAri^e,  Foix,  typ.  Pomi^.  120  p.  12^  (n'ajoate  rien  ä  nos  connaiss.).  —  H. 
Dacloa,  hist  des  Ari^geois,  ay.  eaoxfortes  de  Chaayet  Paris,  Didier.  XVI,  678  p. 
(compilation,  mais  quelques  indications  poar  lliistoire  des  comtes  de  Foix.)  —  3)  BECh.  42, 
5 — 7.  —  4)  Sternfeld,  Arelat  y.  ci-dessas,  p.  41^,  46^  —  5)  Daophiny,  Edinburgh 
B.  jaület-oct  p.  397—435.  —  6)  Essai  sar  T^tat  monast  de  Tancien  dioc&se  de  Gap.  Ball, 
de  Tac.  Delph.  16,  205  —  51.  —  7)  Rech,  hist  sar  les  Haates -Alpes.  L  Les  maisons 
religieuaea.  1^  Tabbaye  de  S.  Marcellin  d'Embrun;  2^  la  Noyalaise  prös  de  Suse  et  ses  d6- 
pendänees  alpines;  Paris,  Picard;  95  p.  c£.  BECh.  42,  306—11  (H.  Fr.  Belaborde);  BQH. 
joill-oct  p.  671  (Montremoy);  BH.  20,  239—42. 


n^2^  UVm.    A.  Molinier: 

Las  qaestions  traitöes  daas  ce  premier  memoire  itaient  yraunent  abstroses, 
et  Tanteiir  n'a  pas  tocgonrs  r^nssi  ä  diconviir  la  y6rit6;  dans  an  antre  me- 
moire ^)  il  donne  denx  textes  fort  int^ressants  ponr  Thistoire  de  TOrdre  de 
St-Jean,  dont  ran  proave  Texistence  ä  la  fin  da  11*  s.  dWe  commanderie 
ä  Gap. 

Proyence.  —  L^histoire  de  la  ville  d'Antibes\  par  le  Chevalier  J. 
Arazi')  date  da  18«  s.;  malgri  son  manqae  de  critiqae,  cet  oavrage  m^ri- 
tait  de  yolr  le  joar,  aa  moins  en  partie,  k  caose  des  nombreax  renseigne- 
ments  qa'il  renferme.  —  Le  trayail  de  Tabb^  Alban^s')  constitae  ane  ex- 
cellente  monographie ;  Taatear  a  sa  se  tenir  en  garde  contre  Fengoaement 
si  natarel  k  celai  qai  raconte  Thistoire  d'ane  petite  yille  et  faire  jastioe  des 
legendes  en£Eint6es  par  Timagination  ardente  des  andens  historiens  de 
Roqaeyaire. 

Corse.  —  La  soci6t6  des  sciences  historiqaes  et  natorelles  de  la  Gorse 
a  pabli6  le  t.  I  de  son  'Balletin'.  Les  docaments  anciens  snr  l'histoire  de 
cette  ile  6tant  fort  rares,  le  moyen  äge  est  assez  mal  repr6sent6  dans  ce 
Premier  volame.  Noas  y  troayons  n^omoins  des  notes  tirdes  par  Tabbe 
Letteron ^)  de  la  correspondance  de  S.  Gr^olre  le  Grand;  Taateor  a  reley6 
dans  ces  lettres  toat  ce  qai  conceme  la  Corse.  La  plapart  des  textes 
ajoat^s  ä  la  Hradaction  fran^se,  et  annotöe  de  T^stoire  des  Corses  de 
Gregorovias'^)  n'6taient  pas  inMits  et  toas,  saaf  an  de  1378,  datent 
da  15«  s. 

Archäologie  g^n^rale. 

L'histoire  de  Thomme  primitif^  teile  qn'on  la  fait  ai^oardliai,  est  ä  yrai 
dire  ane  d^pendance  de  l'histoire  natarelle;  aassi  ne  deyra-t*on  consid^rer 
les  qaelqaes  indications  qai  saivent  snr  les  Premiers  habitants  de  la  Ganle 
qoe  comme  trds  incompldtes;  ponr  plas  de  d6tails  noas  renverrons  le  lecteor 
aox  reyaes  scientifiqnes;  U  y  troavera  des  renseignements  plas  abondants  et 
certainement  plas  exacts. 

Si  la  plapart  des  savants   sont   ai:goard'hai   ananimes  ä  attribaer  les 


1)  P.  Onilianmey  origine  des  cheralien  de  Malte  et  de  la  commanderie  de  St-Martan 
de  Gf^i.  Boll.  dliiflt  ecd.  et  d'arch.  des  diocdees  de  Yalence,  Qap,  Grenoble  et  Vmen  1, 
145 — 5B,  —  id.,  rdle  des  donations  faites  k  lliöp.  de  St  Jean  de  J&nu.  et  ä  la  comm.  de 
St  ICartiB  de  Gap  aox  11«  et  12«  s.,  ib.  p.  167/9,  177 — 93.  —  Perrosaier,  lecherches 
■nr  lea  ^Tfiqnea  origiii.  da  diooftie  de  Yalence.  Bull,  de  la  soc.  de  la  Brome  1881,  livr.  56 
— 58  (4  saitea,  aar  le  IIa  a.,  k  oontinaer,  y.  Utt.  51 — 55).  —  Ul.  Chevalier,  la  famille 
Ay^^um  d^  Bomana,  ib.  p.  21/7.  —  id.,  la  famille  de  Deley,  ib.  p.  128^87.  —  id.,  gte^ogie 
de  la  fkinille  Boeafn,  ib.  p.  224^37  {k  sai?re).  —  J.  Clerc-Jacquier,  biblioth.  bist  da 
Danpbin^.  Hiat  de  Moinma  [Drdme],  3«  6d.  Grenoble,  BreTet  163  p.  12®;  n'eat  qu'an 
r^nmi6  dea  oaTragea  antfo.  —  J.  Boman,  note  bot  l'abbaye  de  Clairecombe,  dioo.  de  Gap 
1224—78.  BoU.  de  Yalence  etc.  1,  81/4.  —  L.  Fillet,  euai  bist  sar  la  paroine  de  Salles 
[canton  de  Grignan],  ib.  p.  18—28  (extr.  d.  doc.  1183—1779).  —  UI.  Cbeyalier,  eens  et 
rentea  en  Yivanda  da  priear6  de  St  Yallier;  doc.  en  langae  volg.  de  1282,  ib.  p.  49 — 54» 
118/6.  —  2)  At.  notes  d'Edm.  Blanc  et  A.  L.  Sardoa.  Ann.  de  la  «oc.  des  Alpes« 
Mar.  7y  1 — 114.  —  3)  Hiat  de  BoqaevaiTe  et  de  ses  seigneqrs  ao  MA.  Marseille,  Camoin. 
iLIYf  163  p.  —  7.  ^orte  et  A-  Bobbei  not  bist  aar  Tabbaye  de  Notre-Dame  de 
Silvaoane,  B.  Sextienne,  t  U  (5  saites).  —  Haitze,  bist  de  la  ville  d'Aix,  ib.:  app.  av. 
pagination  speciale  (cet  oavr.  date  da  18s  ■.).  —  Martel,  itade  bist,  snr  Toratoire  de  Notre- 
Dame-de-Giices  en  Proy.  Paris,  T^ai.  344  p.  12<^.  —  4)  La  Corse  dans  la  corresp.  ^e 
St  Gr4g.  le  Gr.  Ball,  de  la  soc.  de  la  Corse  1,  141/5.  —  id.,  conflrmation  de  certaines 
finmehises  aooord4es  k  St  Florent  1475  par  le  doge  de  G^nes,  ib.  p.  207—12.  —  5)  Ib. 
(pablic.  annexe). 


moniimentB  m^salithiqaes  de  la  France  k  ane  race  primitiye,  ant6rieiire  fihx 
Oanlois  on  Geltes,  quelques  uns,  principalement  en  Bretagne,  v  sont  restia 
attach&i  anx  anciennes  thfories;  ponr  beaaconp  de  personnes  instmites  da 
Toaest  de  la  France,  les  menhirs  ont  servi  d'antels  anx  dmides,  les  aligne- 
ments  de  Gamac  ont  nn  sens  religieax,  et  les  cercles  de  pierres  ICYtos  repr6» 
sentent  Tidfe  de  Dien  teile  qae  la  oonceyaient  les  Oanlois.  A  vrai  dire,  si 
on  n^glige  an  instant  la  qnestion  d^anthropologie,  beaaconp  des  conclosions 
tirdes  actnellement  des  faits  obser?^  paraissent  hasard^,  et  Tarchtologia 
pr6historiqne  doit  encore  dans  plns  d'an  cas  se  contenter  d'enregistrer  des 
observations.  G'est  k  cela  que  servent  les  soci6t&  locales;  beaaconp  de  mo- 
noments  ünportants  y  sont  Signal^,  et  le  temps  fera  justice  des  thiories 
üaaÜYes  et  des  exagöraüonB. 

Les  livres  g^niranx  sor  la  matidre  ont  6t6  rares  en  1881.  L'artide 
de  G.  Boissier,^)  sar  le  mas^  de  Saint  Oermain  est  one  notice  ä^gante, 
Oeuvre  d'un  esprit  distingnä  et  pr^cis.  On  ne  pent  rien  lire  de  mieux 
aTant  de  faire  une  visite  aux  collections  de  ce  Mus6e.  Uouvrage  du  nuurquis 
de  Nadaillac*)  se  rapporte  particulidrement  ii  la  France,  et  les  condusions 
de  Tanteor  sont  bas6es  presqne  uniquement  sur  des  observations  faites  dans 
ce  pays.  On  pourra  consulter  utilement  sur  Tethnographie  de  la  France  les 
Comptes  rendus  de  rAcad^mie  des  sciences  morales-,  on  y  trouvera  le  resumd 
ezact  d'une  interessante  discussion  entre  Levasseur, ')  Henri  Martin^) 
et  y.  Dnruy,^)  discussion  qui  n^a  converti  aucun  des  adversaires,  mais  dans 
laqneUe  des  id6es  ing^nieuses  ont  et6  exprimtes  et  des  vues  nouvelles  divelop- 
p6es.  —  Deux  catalogues  importants  ont  6te  r6dig6s;  Tun^  est  un  recueil 
de  plancbes  donnant  les  principaux  types  et  pouvant  servir  pour  Tötude  et 
pour  la  comparaison;  les  objets  repr^entte  sont  an  nombre  de  1269,  dont 
les  */s  existent  en  originaux  au  Muste  de  S.  Germain;  le  second  catalogue 
est  celui  du  Mus^e  de  Yannes;^  les  objets  dans  ce  mus6e  sont  groupte  par 
provenance-,  Tarchäologie  pr^historique  y  occupe  tont  naturellement  la  place 
dlionneur. 

Sor  cette  mSme  Periode  primitiv,  on  pourra  consulter  avec  fruit 
le  compte  rendu  de  l'associatiön '  bretonne;  ^)  on  y  trouvera  nombre  de 
renseignements  et  d'observations,  mais  on  devra  se  tenir  en  garde  contre  les 
th^ries  de  la  plnpart  des  auteurs,  qui  ne  peuvent  se  rdsigner  k  döposs^der 
lenrs  anc&res  de  la  gloire  d'avoir  61eve  les  menhirs  et  les  dolmens.  —  De 


1)  BdM.   46,   721 — 49.    £n  rapprocher:   BU-Faqaot,    ipe  vinte  an  lfa>^9  Bggc)^ 

de  Perthea  k  Abberille.    PariB,  Simon.     36  p.,  4  planches,  12*^.  —  2)  Les  premien  hommM 

et  les  temps  prahlst    Paris,   Masson.     2  toL,    VII,   976  p.,  12  planches,  244  flg.    Cf.  ansai 

Fiiri,  de  Tancieimet^  de  lliomme  en  Dauphin^.  BnlL  de  Vac  Delphinale  16,  200/4,  et  J.  de 

Baye  (d-deaaiiB  p.  2*.)  —  3)  Esqaisse  de  Tethnogr.  de  la  France.    ST.  115.  263 — 86,  612 

— 28,  635/7.  —  4)  Obserrations  sor  les  Celtes,  ib.  p.  528 — 36.    —   5)  Observations  sor  le 

djt^H  d»  ciTilis.  des  Ganlois  ayant  la  conqnete,    ib.  p.  637/8.    —    6)  Gt.  et  A.  Mortui  et, 

Moa^  prihist.     Fatib,  Beinwald.     100  planches  aT.  texte.  —  7)  J.  M.  Le  Men^e,  catalogne 

da  nuisle  srcli.  1881.    Bol|.  de  la  soc.  polymafh.  da  Morbiban  annie  1880    p.  1 — 72,   3  pL 

—  Citons:  de  Cessae,  liste  orit  e(  4eBcr.  des  monom.  mögalith.  du  d£p.  de  la  Grense.   bX 

1881.     2s  sem.  p.   41  —  65,   100  — 19,   165 — 76-    —    4*   Ber^ri^nd,    All^e   coifTorte  arec 

pierre  tronte.     Ball.   d.  antiq.  de  France   42,   191/2.    - —   Terninck,   Des   monom.  m^gal. 

daaa  les  dipart.  da  Kord.     Congr^  arch.,   47e  session  (de  1880),  181—40.    —    Pillot,  les 

poliBaoirs  m^alith.  da  d6p.   de  TAube.     Troyes,  imp.  pafoor-Bouqaot.     18  p.  et  giaT.    — 

8)  CB.  de  la  23®  session    de  rassoc.  bretonne  tenae   ä  Qaintin^en   1880.     S.  Brieoc,  voir 

notamnent  Bonnem^re,  note  relative  h  cfng  menhirs  (p.  14/8);  Audo,   essai   sar  les  mo- 

mnneDts  m^galithiqaes  (p.  47—112). 


s 


n,304  XXynL    A.  Holinier: 

toas  les  monoments  de  ce  genre  existants  en  Bretagne,  le  plus  c^ldbre  est 
Sans  contredit  les  alignemehts  de  Carnac-,  un  savant  breton,  Gaillard,^)  les 
a  6tadi^s  de  plus  pr^  qae  ses  devanciers,  a  compt6  avec  soin  toas  les  men- 
hirs  existants  et  a  pn  se  convaincre  qae  qaelqaes  ans  avaient  6te  toat  r6- 
cemment  d6traits;  il  donne  toas  les  renseignements  desirables  sur  ce  carieax 
et  y6n6rable  monament.  —  Un  Ecossais,  James  Miln^)  avait  entrepris  des 
foailles  aax  environs  de  Carnac,  foailles  interrompaes  par  sa  mort;  il  a  pa 
avant  de  monrir  consigner  dans  an  oayrage  special  les  principaax  r6saltats 
qa'il  avait  obtenas.  —  Noas  devons  citer  encore  d'aatres  foailles,  qai  ont 
fait  d6coaYrir  des  monaments  de  l'äge  de  pierre.^) 

L'histoire  et  Tarch^ologie  de  la  France  commencent  ayec  les  Gaalois 
oa  Celtes.  Ce  peaple  est  Tobjet  de  la  vaste  compilation  de  P.  L.  Le- 
miöre;^)  c'est  le  irait  de  recherches  6tendaes,  mais  beaacoap  des  conelasions 
de  Taatear  aaraient  besoin  d'^tre  examin^es  de  pr^s.  —  De  son  c6t6  H. 
d'Arbois  de  Jabainville^)  continae  ses  etades  sar  la  langae,  le  droit  et 
les  antiqait^s  celtiqaes  et  principalement  irlandaises.  —  Un  travail  de  £. 
Windisch^)  et  la  critiqae  de  H.  Zimmer,^)  pabli^  en  volame  par 
lai-m6me,^  ont  soalev6  an  yif  d6bat.  D'Arbois  de  Jabainville')  a 
combatta  Zimmer;  Windisch^^^)  a  r6ponda  de  son  c6te;  et  Whitley- 
Stokes  ^^)  a  examin6  certaines  assertions  de  Taatear;  Zimmer^')  a  r6ponda 
longaement  ä  toates  ces  critiqaes. 

Laissant  de  cöt6  ces  ddbats  an  pea  personnels,  noas  arrivons  aax  anti- 
qait6s  de  la  Gaale  proprement  dites.  Parlons  d'abord  de  la  g^ographie.^^) 
L'origine  des  noms  de  lieax  est  ane  qaestion  toajoars  controvers^e;  d'Arbois 
de  Jabainville^^)  a  essay^  de  marqaer  exactement  la  part  da  gaalois  dans 


1)  Bapport  g6n£ral  d^pos^  ä  la  soc.  polymath.  en  1880  sar  les  plana  des  aUgnemenU. 
Bull,  de  la  aoc.  polym.  du  Morbihan,  ann^e  1880,  p.  180/7.  —  2)  Excavations  at  Carsac 
Edinburgh,  Hamilton.  118  p.  —  On  doit  k  M.  Laco  T^dition  &9.:  J.  Mi  In,  fouillea  laiieB 
k  Carnac  [Bretagne]:  les  alignementB  de  Kermario.  Bennos,  impr.  Oberthnr.  YIU,  88  p., 
planches,  carte.  —  3)  H.  L'£p6e,  notes  sur  les  demiers  foailles  exöcut^s  aoz  enTiron«  de 
Montb^liard.  M^ro.  de  la  soc.  de  Montb.  3«  s^r.  3,  61 — 86.  —  Moreaa  et  Labalte, 
notes  aar  les  foailles  de  Montoison.  Ball,  de  la  soc.  d'6t  d*Avallon  21,  91/4.  —  F.  CuTier, 
rapport  aar  Texploration  des  tumoli  de  Bocbecbignard,  commane  de  Blannay,  ib.  p.  105 — 13. 
Bapport  sar  Texplor.  des  tamuli  des  Boaesses,  comm.  de  Cbatel-Censoir,  ib.  p.  105 — 13; 
note  compL,  ib.  113/7.  —  J.  Pilloy,  rapp.  sar  les  foailles  op^r^  par  la  soci^t^  [ac.  de 
St  Qaentin].  Mto.  de  la  soc.  ac  de  St  Q.  4e  s^rie,  3,  139 — 63,  plancbes.  —  P.  de  Lisi a, 
Foailles  da  tomolas  de  la  Boche  k  Donges  [Loire-Inf.].  Ball,  de  la  soc  arch.  de  Nantes  20, 
75 — 88y  8  planches.  —  D^ayertes  pr6hist  [en  Bretagne].  Bull,  monam.  47,  785.  —  4)  £tade 
aar  les  Geltes  et  les  Qaolois  et  rech.  d.  peaples  anc  appartenant  k  la  race  celt  ou  k  celle  d. 
Scythes.  Soc  d'^maL  des  Cdtes-da-Nord,  18,  618  p.  cf.  Phüol.  Ba.  1882,  22.  juill.  — 
5)  £tade  grammat  sor  les  langaes  celtiqaes  I.  Introdact;  phon6t  et  d^v.  bretonnea.  Par., 
Tieweg.  XV,  122  p.  cf.  BCr.  13,  1—7  (J.  Loth).  —  id.,  memoire  sur  l'alphabet  irlandaia 
primitif  et  le  diea  Ogmios.  OB.  1881,  p.  20 — 26.  —  id.,  le  droit  da  roi  dans  Tipopto 
irlandaise  BA.  1881.  2e  sem.  p.  831/4.  —  id.,  itade  sar  le  Senchas  Mör,  la  hi^rarchie  sociale 
en  Irlande.  3«  et  4e  m^m.  KBHD.  5,  1—19.  195—227.  —  id.,  ^tude  sar  le  droit  celt,  le 
Senchas  Mör.  Paris.  79  p.  —  cf.  H.  Qaidoz  (la  chronol.  d.  GauloiB  et  H.  d*Arb. 
d.  J.  BG.  13  (1882),  130—35),  qai  ^l^ye  des  doates  sur  la  date  assign^e  par  d'A.  aox 
diff.  transform.  phon^t  —  6)  Irische  Texte  mit  WB.  Leipzig,  Hirzel,  1880.  XY,  886  p. 
Bec:  GBl.  col.  58—62.  —  7)  DLZ.  2,  1188—90.  —  8)  H.  Zimmer,  Keltische  Stadien. 
1.  Hft.  tische  Texte  mit  WB.,  v.  E.  Windisch.  Berlin,  Weidmann.  141  p.  —  9)  BC.  12, 
43—44.  -_  10)  GBl.  col.  1444.  —  11)  B.  Celtiqae  5,  230—65.  —  12)  GGA.  1882,  I, 
673—736  («Selbstanzeige'),  et  DLZ.  2,  1645/6.  —  cf.  encore  pour  W:  H.  Sch[tt]ch[ar]dt  GBl. 
col.  58 — 62  1595/6.  —  13)  Kampen,  descriptiones  nobilissimorum  apad  dassicos  loooram, 
ser.  prima.  XY  ad  Gaes.  de  4>ell.  Gall.  comment.  tabb.  Gotha,  J.  Perthes,  1879.  8  p.  15  cartes. 
Bec  :  DLZ.  2,  1508.  —  14)  Note  sar  T^mologie  de  qaelques  noms  propres  gaalois.  Ball, 
d.  Antiq.  de  Fr.,  annte  1881,  p.  137. 


IPnuifle.  11,305 

lenr  fonnation  en  comparant  les  formes  anciennes  avec  celles  da  breton  ac- 
tael.  —  Buck^)  essaie  aa  contraire  de  noter  la  part  qoi  revient  anx 
laogues  germaniqnes  dans  cette  formation;  ses  remarques  sar  les  noms  de 
montagne  sont  particali^ement  interessantes.  —  La  question  de  Torigine 
des  pagi  et  des  yici  a  longtemps  pr6occnp6  les  antiqoaires;  eile  a  6t6 
agit^  de  nonvean  par  Lecesne*)  et  Terninck;')  celni-ci^)  a  repris  en 
m^me  temps  la  question  du  Mens  Helena',  oü  Sidoine  Apollinaire  place  la 
d^&ite  des  Francs  par  les  Romains,  et  a  concln  en  le  plagant  ä  Eleu 
prds  de  Lens.  II  est  ä  regretter  que  ni  lui  ni  ses  contradicteurs^)  n'aient 
eonnu  une  note  de  A.  Longnon,^)  ou  qu'ils  n'en  aient  tenu  aucun  compte; 
dans  cette  note,  r6minent  g^ographe  d^montre  qu'il  faut  placer  Helena  k 
Helesmes  ä  Pentr^e  du  plat  pays  artteien,  tont  pr^  da  champ  de  bataiUe 
de  Denain.  —  Sur  ce  point  l'opinion  de  L.  parait  inattaquable;  il  acra  ä 
r^pondre  ä  des  critiques  plus  s^rieuses  touchant  les  th^ories  6mises  jadis  par 
lui  sur  la  g^ographie  de  Tancienne  Bretagne.  A.  de  La  Borderie^)  a 
repris  la  question  et  essaie  de  d^truire  les  arguments  k  lui  oppos6s  il  7  a 
8  ans  par  Longnon.  —  L'une  des  peuplades  dont  il  s'agit  de  d^terminer  la 
Position  est  celle  des  Diablintes,  que  les  ^rudits  ne  savent  dans  quelle  partie 
de  la  Bretagne  placer.  —  Aussi  a-t-on  jug6  utile  de  r^imprimer  un  opuscule 
de  Guyard  de  la  Fosse^)  sur  les  Diablintes,  et  une  r^ponse  de  Tabb^ 
Lebeuf  k  cette  dissertation,  le  tont  paru  k  Paris  en  1714. 

Les  antres  parties  de  rarch6ologie  gauloise  ont  et6  ^galement 
6tudi6es.  A.  Terninck^)  a  examin6  le  trac^  des  routes  gauloises  dans  le 
nord  de  la  France.  S6nequier^^)  a  vonlu  prouver  que  certains  des  centres 
d^habitations,  dont  les  d^bris  existent  en  Provence,  datent  de  r^poque  gau- 
loise. Danbr^e^^)  donne  de  pr6cieux  ddtails  sur  l'exploitation  des  mines  de 
la  France  ä  la  mSme  6poque.  Fourdrignier^*)  veut  6tablir  l'origine 
Orientale  de  la  forme  conique  des  casques  gaulois.  A.  Plicque^^)  6tudie 
les  d^bris  de  poterie  trouv^s  k  Livsannum,  qu'il  d^core  du  nom  pompeux  de 
m^tropole  des  c^ramistes  gallo-romains;  cette  Tille  6tait  situ^e  en  Auvergne, 
sur  TAUier.  J.  G.  Bulliot^^)  a  continue  au  mont  Beuvray  les  fouilles  qui 
nous  valurent  jactis  la  trouyailie  de  nombreux  ^maux  gaulois;  ses  nouvelles 
dteouvertes  portent  sur  un  ^difice  k  destination  encore  inconnue,   mais  qui 


1)  Alamannia  9,  faac.  1.  —  2)  De  Torig.  da  pftgos  et  dn  vicofl.  Congr.  arch.  de  Fr. 
47«  meas.  S^aaoes  g^n^r.  tenaet  k  Ainui  en  1880  par  la  Soc  fr^.  d'Arch.  p.  397 — 442.  — 
3)  Qne  doit-on  entendre  par  les  dyitates  ou  le«  pagi?  aont-il»  gaulois  oa  romaina.  ib.  p.  159 
— 62.  —  4)  Terninck,  qaelquea  mots  aur  le  yiciu  Helena,  ib.  p.  179 — 206.  —  id.,  notes 
nur  le«  gla^nrea  ctem.  et  sur  le  vicns  Helena.  BoU.  d.  antiq.  de  Fr.  5«  s.  1,  91.  —  5)  Fro- 
mentin,  Oü.  eat  placö  le  vicuB  Helena.  Congröa  arcb^ologique  47,  41.  —  Decagny, 
obaeiTT.  aar  le  yicna  Helena.  Bull.  d.  antiq.  de  Fr.  5^  b.  1,  92.  —  6)  B6ponBe  [ä  Decagny] 
ib.  p.  91 — 97.  —  7)  G6ogr.  gallo -rom.  de  l'Armoriqae:  Diablintes,  Cnriosolites  et  Cori- 
•opitea.  Aaooc  bret  classe  d'arch.  23^  sesa.  p.  286 — 318.  —  8)  Remarques  sur  les  obser- 
Tationa  de  M.  Lebeuf  sur  les  peuples  Diablintes  et  leur  pays,  saiYios  d'one  r^ponse  de  Tabbö 
Lebeaf;  «xtr.  du  Hercure  de  Fr.  Laral,  Morean.  36  p.  18**.  —  9)  Des  routes  gauloises  dans 
le  nord  de  la  Fr.  Congr.  arch.  (de  1880)  47,  140 — 52.  et  id.,  y  a-t-il  dans  la  oontröe  des 
traofia  d'oppidea,  ib.  p.  153 — 59.  —  10)  Anc.  camps  retranchÄB  des  environs  de  Orasse. 
Ann.  de  la  00c.  des  Alpes  mar.  7,  143 — 66.  —  11)  Examen  minor,  et  chim.  de  matöriaux 
prorenant   de    quelques  forts  vitrifi^   de  la  Fr.,   conclnaions  qui   en  r^ultent     BA.  1'  sem. 

p.  18 28.    * —    id.,  aperen  bist   sur  Texploit  des  mines  mötall.  dans  la  Qaule,   ib.  p.  201 

21.  261 — S4,  327 — 53   —  12)  Les  casques  gaulois  &  forme  conique.  Congr.  arcb.  47,  370 

—95.  13)   Liysannum,  m^trop.  des  c^ram.  gallo-rom.  ib.  p.  220 — 39.     id.,  vase  d^conv.  ä 

Lezoox.   Gas.  arch.  1881,  p.  17 — 22.  —  14)  Fouillea  du  mont  Beuvray.  Le  parc  aux  cbevaux. 
K^m.  de  la  Sog.  Eduenne.    N.  S.    10,  75—118. 

Hiatoriaeb«  Jahxasberlclit«,    1881.    II.  20 


11,306  XXYm.    Ä.  Holini  er: 

d'aprds  Ini  serait  an  parc  anx  chevanx;  les  condusions  de  B.  ont  it€  con- 
test^es  pär  B.  de  Lasteyrie. ')  £n  Bretagne')  et  dans  la  Marne,')  on  a 
döconvert  quelques  curieox  b^eux  de  Tipoque  celtiqae. 

Si,  passant  sous  silence  Farchöologie  de  r^poque  romaine  et  des  temps 
barbares,  qui  n'est  point  de  notre  ressort,^)  nous  nous  transportons  au 
moyen  &ge,  nous  trouvons  deux  r6pertoires  i  signaler.  La  collection  des 
annales  jadis  publikes  par  Y.  Didron,  interrompue  apr^  le  27*  volume,  ne 
sera  probablement  jamais  reprise;  la  table  de  X.  Barbier  de  Montault^) 
pennettra  d'en  tirer  tout  le  parti  possible.  —  Anth.  8t.  Paul')  continue 
ä  publier  un  r6pertoire  assez  commode  des  prindpaux  artides  et  ouvrages 
parus  en  France  et  ä  Tötranger  sur  les  diff&rentes  branches  de  Tarchi^ologie. 

C^est  au  m6me  auteur^  que  nous  devons  le  seul  trayail  important  sur 
Tarch^ologie  monumentale  qu'ait  produit  Tannöe  1881.  Sa  critique  de 
Viollet-le-Duc,  r^minent  architecte,  est  parfois  un  peu  yive,  toutefois  il  faut 
reconnaitre  qu'elle  est  g6n6ralement  fondöe,  et  qu'artiste  de  premier  ordre, 
y.  ne  tenait  pas  to^jours  assez  compte  des  faits  historiques.  Certaines 
parties  du  ^Dictionnaire  du  mobilier  frangais',  sont  üne  oeuvre  de  pure  fan- 
taisie,  Perlte  sous  une  forme  admise  du  temps  de  Monteil,  mais  que  Tdrudi- 
tion  ne  comporte  plus  aigourd^hui.  —  C'est  ä  Paide  des  signes  d'appareillages') 
soigneusement  relev^s  qu'on  pourra  peut-Stre  un  jour  traoer  les  limites 
g6ographiques  des  diff6rentes  6coles  architecturales.  —  Le  nombre  des  diaires 
ext^rieures  en  Bretagne^)  est  grand  et  preeque  tougours  elles  pr6sentent  de 
rint^röt 

Au  milieu  des  objets  garnissant  d'ordinaire  les  ^glises 
du  moyen  äge,  la  premi^re  place  appartient  aux  tombeaux.  L'ouTrage , 
de  A.  Deville^®)  renferme  de  bonnes  remarques  arch^ologiques  et  historiques, 
mais  les  planches  sont  extremement  d6fectueuses.  —  Un  certain  nombre 
d'öpitaphes  ont  ^galement  paru.  Le  recueil  d'H.  de  Fontenay^^)  est  int^ 
ressant,  mais  ne  renferme  pas  d'inscriptions  ant^rieures  au  14*  s.  —  Les 
'Inscriptions  de  la  cath6drale  de  S.  Etienne  de  Besanyon\^')  sont  plus  im- 
portantes;  la  cath^drale  fut  d6molie  au  17*  s.,  lors  de  la  construction  d'une 
nouvelle  enceinte  par  Yauban;  l'^diteur  donne  ces  inscriptions  d'aprös  une 
copie.   —  Uouvrage  de  l'abb^  J.  Co r biet  ^')  est  k  la  fois  une  histoire  des 


1)  B^.  Ko.  41S4.  —  2)  Da  Gliitellier,  dAcoarertM  ä  Kemltr«.  BoU.  d.  antiq. 
de  Fr.  42,  121/3.  —  3)  S^nltore  gsoloiae  de  Sommetoarbe.  ib.  p.  170/S.  —  Notmu 
enoore:  A.  de  Barths lemy,  nota  tiir  les  monnaiee  tronTfoa  aa  Hont-Giaar  (Oiae). 
BA.  U  sein.  p.  68—76.  129^88.  —  Goarnaalt,  Note  aar  Titrier  ganloia.  B.  d.  aoc  aar. 
YXI,  3,  300/4.  —  4)  y.  d-dessoB  Abt  L  c.  VU  et  Abt  IL  c  I~IIL  X.  XXIY.  —  &)  Ann. 
arch.  fond^ea  par  Didron  ain^  oont  par  Ed.  Didron,  t  28.  table  aaalyt  et  m^tk.  par  X. 
Barbier  de  Montaalt  Par.,  Didron.  549  p.  4*.  —  6)  Annto  areh^.  Paria,  Qnantin. 
344  p.  —  '^y  ^  Saint-Pani,  Yiollei-le-Dac  Sea  tranuiz  d'art  et  aon  tyit  arch.  3 
anites  et  fin.  Ball,  mon  47,  5 — 54  etc.,  sooa  le  mdme  titre:  2«  6d.  Par.,  bor.  de  rAnnaaire 
arch.  367  p.  —  8)  Floaeat,  Signea  d'appareillage  aar  one  cb^ielle  dea  Templiera.  oomm. 
de  Lenglay  (Cdte-d'or.).  BalL  dea  antiq.  de  Fr.  212—21.  —  9)  B.  Keryiler,  loa 
chairea  ext  en  Br.  Amoc  bret  daaae  d'arch.  23«  seaa.  (de  1880).  p.  187 — 205.  —  'Kirche 
o.  Brttckenbaa':  t.  d-deuoa  p.  193*.  —  10)  Tombeaaz  de  la  cath.  de  Boaen  par  fea  A. 
DeTille.  3®  6d.  conaid.  aogm.  ar.  36.-planchea  de  J.  Adelina,  Boaredon  et  Galiläa- 
mot  graT.  d'apr^  lea  desaina  de  Taateor;  revoe  et  pabl.  ar.  notea  et  add.  nombr.  par  F. 
Boa  que  t  Par.,  A.  L^yy.  Y,  834  p.  etplanchea.  4®.  —  11)  Epigraphie  Antanoiae.  KA.  et  tempa 
modemaa.  (M6m.  de  la  Soc  Edaenne,  10,  361.)  —  12)  J.  Oaathier,  Ac  de  Beaan^on.  ann^ 
1880.  p.  322 — 78.  3  planchea.  —  13)  Hiat  dogm.,  litarg.  et  arch.  da  eacrement  da  bap- 
teme.  I.  Par.,  Palm^.  503  p.  —  Signalona  enoore:  Lecler,  inaer.  linnonainea  [en  langoe  Tolg.] 
BiüL  de  la  IOC.  arch.  da  Limoaain  29,  332—42  (lea  plaa  anciennea  di  13«  a.).    —    A.  d« 


Fnm«.  11,307 

rites  et  des  monomeuts  du  baptime;  il  avait  pani  par  fragments  djui3  la 
^fievue  de  Tart  chretien.'  L'archfologne  j  troavera  nombre  de  renseigne- 
ments  sar  les  baptist^res,  les  fonds  baptiamaux,  les  pnita  des  6glises,  etc.; 
rhistorien  devra  le  consolter  pour  Thistoire  des  c6r^monies  eccl^siastiques 
aa  moyen  &ge.  C'est  en  un  mot  nne  compilation  qne  la  profession  de  rauteor 
rend  particiiliöre|;aeiit  utile  aox  lalqaes  et  anx  ^radite  non-catholiques.  — 
L*h]stoire  de  la  peintare  sar  yerre  de  N.  H.  J.  Westlake ^)  peut 
§tre  mise  au  nombre  des  livres  d'arch^ologie  fran^aise;  cette  branche  de  Tart 
en  effet  peut-Stre  ji6e  en  France,  y  a  toigours  6t^  cnltiv^e  avec  pr^dilection, 
et  c'est  ce  pays  qoi  possdde  les  plus  anciens  vitraux  existants.  —  Les  vitraux 
da  nord  de  la  liVance  ont  6t6  d6crits  et  cataloga^s  par  Latteux,')  qui 
donne  nne  nomenclatore  des  verriöres,  assez  modernes  d'ailleurs,  existantes 
encore  en  Artois  et  en  Flandre.  —  Eng.  Müller^)  d^crit  les  dififörents 
tableanx  du  vitrail  de  St-Pantal6on  ä  la  catb^drale  de  Noyon  et  les 
interpr^te  k  Taide  des  actes  de  ce  martyr. 

£n  passant  ä  l'orföyrerie  et  r^maillerie  nons  parlerons  d^abord 
des  inyentaires  de  tr^rs  et  de  menbles,  ^pen-pr^s  tons  da  15*  s.  L'abb6 
Galabert^)  en  pablie  deax  datant  de  1392  et  1456,  lesqaels  donnent 
Tidee  de  ce  qn'^tait  le  trdsor  d'une  m6diocre  ^glise  de  campagne  vers  la  fin 
da  moyen  äge.  J.  Leprenx,^)  nons  fait  connaitre  celni  d'nne  ^glise  nrbaine. 
Doaet  d'Arcq^  nons  fait  p6n^trer  dans  Tint^riear  d^nn  clerc  ais6.  £. 
Molinier,^)  pablie  Finventaire  d'nne  abbaye  riebe  possedant  snrtont  des 
tapisseries;  ce  texte  i^onte  qnelqaes  termes  ä  la  nomenclatore  des  tissus  da 
moyen  äge.  —  Les  616ments  da  travail  de  L.  de  Farcy^)  sont  emprnnt^s 
aax  anciens  inventaires  et  anx  docaments  d'archives',  les  faits  relev6s  sont 
gronp^  par  natnre  et  rapproch^s;  c^est  an  proced6  an  pen  factice,  mais  les 
renseignements  tir6s  par  l'aatear  des  textes  anciens  prouvent  qne  le  tr^sor 
de  la  cath^drale  d'Angers  ne  le  cMait  k  ancan  autre  da  nord  de  la  France. 

Les  origines  m@me  de  l'orf^vrerie  ^maill^e  ont  ^t6  de  nouveaa 
discnt^es.  Tandis  qae  certains  arch^olognes  croient  qae  l'^maillerie  aa  moyen 
ige  fnt  cnltiv^e  en  Allemagne  avant  de  l'Stre  en  France,  et  avant  la 
naissance  de  l'^cole  Limousine,  d'antres  aa  contraire  admettent  qne  la  pra- 
tiqae  de  cette  branche  de  l'art  ne  se  perdit  Jamals  en  Gaule;  cultiv^e  par 
les  Ganlois,  les  fouilles  du  mont  Beuvray  Tont  prouy^  surabondamment,  eile 
n'aurait  Jamals  6t^  oubli6e  et  aurait  refleuri  en  Limousin  an  12®  s.  sons 


Lastayrie,  Un  dernier  mot  snr  T^pitaphe  de  B.  MawchalT.  [13®  ■.]  Bull,  de  la  boc.  de  la 
Con^te  3f  309 — 17.  —  Corrier,  Inscr.  tomulaire,  12®  b.  ib.  p.  121 — 27  (dans  r6gl.  deSt- 
Anumd-de-Coly.  1130.)  —  1)  A  hlBtory  of  deaign  in  painted  glaas.  t  P  cootenant:  1)  les 
plus  anciens  modales  jnaqa'  k  la  fin  du  12®  b.  2)  leB  fig.  et  les  compos.  da  13®  b.  3)  leB 
m^diillonB  et  lea  gritailleB  da  13«  b.  Lond.  and  Oxfozd,  Farkerpet  fol.  89  gray.  —  2)  £tade 
■or  les  Titraox  da  Nord  de  la  Fr.  Gongr.  arch.  47»  bobb.  p.  337 — 70.  —  3)  B.  de  l'art 
chr^t  14,  429 — 34.  —  4)  Inient  d.  omementa  des  6gl.  de  8t.-Pierre  de  Livron  et  de  St- 
Uartin  d'Espi^mont  Ball,  de  la  bog.  arch.  de  Tam-et-Garonne  9,  323/9.  —  5)  Inv.  da  mo- 
bllier  de  l'^l.  de  Notre-Dame  de  Doaai  en  1421.  Soav.  de  la  Flandre  wall.  2®  s^rie.  1,  60 
— 74.  —  6)  Iqt.  des  biena  meableB  d'an  chanoine  de  la  cath.  de  PariB,  P.  Cardonnel,  en 
1438.  M6m.  de  la  boc  do  rhiat  de  Paria  7  (188P),  37—60.  —  7)  Iny.  du  tr6sor  de 
l'abbaye  de  St -Victor  de  Paria,  ib.  8,  273— 86.  —  Egalem,  intäresa. :  A.  BoBerot,  iny. 
do  chiteaa  de  GoarBon  en  Champ.  [1482]  ay.  notea  de  A.  Darcel,  B.  doB  boc.  say.  YII, 
3,  253—68.  —  H.  de  Villefossei  note  Bar  le  tr6aor  de  Kotre-Dame  de  MontbriBon.  Bull, 
d.  antiq.  de  Fr.  1881,  p.  157—61.  —  8)  L'anc.  tr&ior  de  l'ögl.  cath.  d'Angers.  B.  de  Tari 
ehrit  13   (1880),  185—208;  14,  202—216;  354—74. 

20» 


11,308  XXVm.    A.  Molin ier: 

rinflaence  de  caases  assez  mal  connaes  d'aillears,  pent-ötre  gräce  anx  le^ons 
d'orföyres  orientanx.  C'est  cette  derni^re  throne  qne  soaüent  £.  Mo  linier,  i) 
Ch.  de  Linas ^)  an  contraire  croit  qne  rAllemagne  pr6cMa  la  France  dans 
cette  Yoie,  et  admet  l'existence  d^nne  ^cole  lotharingienne  ant^rienre  ä  l'^cole 
limonsine,  qni  d'aillenrs  anrait  pris  ä  la  fin  dn  12*  s.  nn  d^veloppement 
extraordinaire.  La  raret6  des  ^manz  certainement  ant^rienrs  an  12*  s.,  l'im- 
po8sibilit6  de  dater  exactement  les  qnelqnes  monnments  qni  snbsistent,  tobt 
se  r6nnit  ponr  imposer  la  pmdence.  Le  livre  de  L.  n'en  est  pas  moins  ex- 
cellent,  et  beanconp  de  monnments  tr^s  pr^cienx,  sortis  ponr  qnelqnes  jonrs 
des  GoUections  particnli^res  on  des  trösors  d'6glises,  y  sont  d^crits  ponr  la 
premidre  fois.  —  Le  mSme  antenr  ^)  a  fait  connaitre  en  France  les  recherches 
de  J.  Helbig^)  snr  des  reliqnaires  consery^  a^jonrdlini  an  ch&tean  de 
Brühl  en  Saxe,  antrefois  k  Lidge.  H.  les  croit  frangais  et  offerts  par  S. 
Lonis  anx  Dominicains  de  Liöge  en  1267.  Le  fait  parait  dontenx  k  beanconp 
d'arch^olognes  qni  croient  ces  reliqnaires  ex^cnt^s  en  AUemagne  an  13*  s. 

Parmi  les  articles  snr  divers  monnments^)  nons  ferons  remarqner 
celni  de  P.  de  Farcy;^)  il  ^met  l'opinion  qne  la  chasnble  de  saint  Regnobert 
ne  sendt  pas  antörienre  an  11*  s. 

Ponr  la  nnmismatiqne  on  doit  d'abord  citer  les  articles  de  l'Annnaire. '^) 
La  tronvaille  de  Nogent  le  Rotron  a  fonmi  des  vari^t^  nonvelles  des  monnaies 
vicomtales  de  Chäteandnn.  ^)  —  L'atelier  mon6taire  dn  mont  Saint  Michel,  cre^ 
en  1420  par  le  danphin  Charles,  cessa  d'exister  en  1431 ;  F.  de  Sanlcy^)in- 
dique  divers  moyens  pratiqnes  de  reconnaitre  les  monnaies  sorties  de  cet  atelier. 
—  L^exposition  r^trospective  organis^e  en  1881  parTUnion  centrale  desBeaux 
arts  appliqn^s  k  Tindnstrie,  portait  snr  les  arts  dn  m6tal,  et  nn  certain  nombre 
d'amatenrs  de  Paris  y  avaient  envoy6  lenrs  collections  nnmismatiqnes;  la  de- 
scription  de  cette  petite  exposition  a  ktk  donn6e  par  L.  Max-Werly.  *<>)  — 
Le  travail  de  L.  Dancoisne^^)  a  continn6  de  paraitre.  De  nombrenses 
planches  reprodnisent  les  principanx  objets  d^crits,  et  fönt  de  cette  interessante 


1)  Note  snr  les  orig.  de  r^maill.  frq.  GbH.  S7,  90 — 106.  —  2)  Les  expoeition«  r^ 
trospectives  do  Broxellea,  de  DüBseldorf  et  de  l'Un.  oentr.  des  beaoz  arts  &  Paris  [1880].  R. 
de  Tart.  chr6t  1881,  I,  39—140.  276—319.  ä  part  (ar.  nombr.  planches)  Paria  et  Aitaa, 
Klincksieck.  227  p.  —  H.  Meyer,  Stralsbarger  Goldschmiedezunft,  t.  ci-dessua  p.  761  — 
3)  Ch.  de  Linas,  Bull.  d.  anUq.  de  Fr.  1881,  p.  71/3.  —  4)  Les  reliqoea  et  les  reliqaaires 
donnis  par  le  roi  saint  Louis  aox  fr^res  pr§ch.  de  Li^e.  Messager  d.  seiences  hist  oa 
Archives  etc.  de  Belgiqne  1881,  p.  245 — 53.  —  Signaions  encore:  G.  Gallier,  reli- 
qnaires de  St-Pardoox.  i  Gairet  (Crease).  R.  de  l'art  chrdt  14,  196 — 201.  391 — 400.  — 
£.  Rupin,  coffiret  en  ctUTre  dor6  et  ^maill6.  13^  s.  j^oll.  de  la  soc.  arch.  de  la  Gorr^  3, 
27  —  34.  —  id.,  croix  £maill£e  du  13«  s.  ib.  p.  197  —  201.  —  id.,  discossion  [av.  L.  Pa- 
lastre]  snr  la  vierge  de  Beauliea  (12«  on  13e  s.)  ib.  p.  171/9.  343/7.  cd  la  critiqae  de  L. 
Palastre,  Bull.  mon.  46,  597 — 601.  826/9.  Les  articles  de  Rupin  avaient d'abord  pam:  R. 
d.  soc.  sar.  YIl,  3,  270/7.  Vn,  4,  236—53.  —  5)  M.  de  Lauri^re,  note  sur  la  moealqne 
tuxnulaire  de  l'^r^ue  Frnmauld  [d'Arras].  Congr.  arch.  47e  sess.  p.  244 — 53.  L.  parle  aussi 
d'autres  mon.  analogues.  —  Barbier  de  Montault,  le  maitre  autel  de  la  coll6gia]e  de  St- 
Leonard  (Haute-Vienne).  [12«  et  15«  s.]  ib.  p.  253—91.  —  6)  La  chasuble  de  S.  Regnobert 
conserv^o  dans  le  tr^sor  de  la  cath.  de  Bayeux.  Bull.  d.  antiq.  de  Normandie  1878/80,  p.  425 
— 41.  —  7)  M.  £.  Caron,  une  monnaie  d'all.  des  sires  de  Bourbon  et  de  Ch&teau-Meillant. 
Annnaire  de  la  soc  fr^.  de  Numism.  et  d'Arch.  1881,  p.  465 — 70.  —  Gariel,  trouTmille  de 
monnaies  fir^.  ib.  p.  506/7  (sans  importance).  —  8)  J.  Hermerei,  trouTaille  de  Nogent-1»- 
Rotrou.  ib.  p.  509 — 33.  —  9)  Bist  de  l'atelier  mon^t.  du  Mont  Saint-Michel  et  des  mon- 
naies qui  7  ont  k\k  4mises.  ib.  p.  545 — 60.  —  10)  Lettre  k  M.  Renier  Chalon.  R  beige  de 
numism.  1881,  p.  271—88.  —  11)  Les  mMailles  religieuses  du  Pas  de  GaUus,  suite.  Mim. 
de  l'ac  d'Arru.  2e  s4r.  12,  1—149,  ä  part  Anas,  Rohard-Gonrtin,  1880.  300  p.,  39  pl.  et 
gTBT.;  cf.  RQH.  1881,  p.  343. 


Rnmoe.  11,309 

publicaüoii  le  pendant  de  celle  de  Forgeais  Bor  les  plombs  parisiens.  —  H. 
Dannenberg^)  pnblie  nn  denier  6piscopal  da  11*  s.,  qu'il  attribue  k  r6y&- 
que  de  Verdun,  Raimbert  (1024 — 1039).  —  L'abb6  Pau«)  a  examinö  des 
monnaieB  de  la  Yicomt6  de  Tarenne,  troavöes  en  1880  et  1881,  et  reconna 
panni  ces  monnaiea  quelques  vari^tös  nouvelles.  —  J.  Borna  n^)  donne  de 
nouYeaa  quelques  uns  des  m^reaux  d^crits  par  G.  Vallier,^)  et  dresse  une 
Sorte  de  catalogue  des  monuments  de  cette  esp^ce  appartenaut  au  Daupbin6. 

Pour  la  sigillographie,  nous  devons  d'abord  signaler  un  nouveau 
volume  de  catalogue  raisonn^,  publik  par  G.  Demay.^)  Cet  excellent  et 
exact  arch^ologue  avait  d6jä  fait  paraitre  la  description  des  sceaux  de  Flandre, 
d'Artois  et  de  Picardle;  il  vient  de  donner  celle  des  sceaux  de  Normandie; 
ce  nouveau  Yolume  oompte  3187  articles,  d6crivant  autant  de  types  pour  la 
plupart  inddits;  pr^  du  tiers  des  sceaux  d^crits  appartiennent  ä  de  simples 
pajrsans  et  ä  des  hommes  de  fief;  16  planches  photoglyptiques  accompagaent 
rouYrage  et  reproduisent  107  types.  —  Le  travail  de  Bosredon^)  est 
moins  important,  mais  il  ne  sera  pas  inutile;  la  partie  parue  en  1881 
conceme  Yentadour  et  Combom. 

En  fait  de  blasen,  nous  ne  trouvons  ä  signaler  qu'un  article  du 
comte  de  Marsy^)  et  un  livre  de  K  Picard,^)  qui  renferme  des  dätails 
int^ressants  et  nouveaux  sur  la  vie  des  hautes  classes  au  moyen  äge. 

On  peut  noter  ici  quelques  articles  sur  des  manuscrits  d'arts  qui  ne 
rel^yent  pas  de  la  pal6ographie.  La  Biblioth^que  Nationale  a  achet^  il  y 
a  peu  d'ann6es  une  miniature  venant  d'nn  livre  d'heures  ^rit  par  Jehan 
Fouquet  pour  Estienne  Chevalier.^)  —  A  la  biblioth^que  communale  de 
Sienne  on  trouve  un  missel  d'art  flamand,  ex6cut6  pour  Ferry  de  Clugny, 
6veque  de  Toumay  (1474— 83).  i<») 

Archäologie  provinciale. 

Nous  suivrons  ici  le  mSme  ordre  que  pour  Thistoire  provinciale,  en 
commengant  par  le  Nord. 

Flandre,  Artois,  Picardie.    —    Le   Congrös  arch6ologique   s'^tant 


1)  Ein  Denar  d.  Bisch.  Bambert  oder  Begimbert  von  Verdau.  Z.  f.  Namism.  9  (1882), 
287/8.  —  2)  Monnaiea  de  la  vicomt^  de  Turenne.  Ball,  de  la  soc.  de  la  Gorrtee  3,  449 — 
56.  —  8)  M^eaox  et  jetons  eccl.  da  Dauphin«.  Ball,  de  I'ac  delphinale  16  (1880),  376—408. 
—  4)  Essai  sur  les  mon.  namiBm.  de  T^gl.  et  de  la  cit«  de  Yienne  en  Daaphin«  et  sur  ceux 
des  chapitres  et  commanaat^s  relig.  de  la  meme  proy.  dep.  la  fin  du  140  8.  B.  Beige  de 
Kumiam.  1881,  I,  1  —  110.  178—237.  —  id.,  glanures  monöt  de  Savoie  1188—1630.  M6m. 
pobl.  par  la  soc  Savoisienne  19,  221 — 72.  —  5)  Inyent  des  sceaux  de  Normandie,  recueillis 
dans  les  ddpots  d'archiyes,  mus^es  et  collect,  partie.  des  d^p.  de  la  Seine-Inf.,  du  Galy.,  de 
l'Eore,  de  la  Manche  et  de  l'Ome,  ay.  une  introduction  sar  la  pal6ogr.  d.  sceaux  et  16  planches 
photoglypt  Par.,  impr.  par  ordre  du  gouy.  &  Timp.  nat  XUV,  434  p.  4®.  —  6)  Sigillo- 
graphie da  Bas  limousin.  Bull,  de  la  soc.  arch.  de  la  Corr^ze.  3,  35 — 48.  293 — 308.  475 — 
98.  701 — 23.  Notons  encore:  H.  Yincent,  les  sceaux  communaax  deManre.  Trayaux  de  Tac. 
de  Beims  68,  508 — 20.  —  Donetd'Arcq,  Gommunic.  diyerses  de  sceaux.  B.  d.  soc.  say. 
Vn,  3,  291/5.  —  7)  Le  langage  herald,  an  13«  s.  dans  les  po^mes  d'Adenet  le  Boi.  Mira, 
d.  antiq.  de  Fr.  42,  169 — 212.  —  8)  La  y^nerie  et  la  fauconnerie  des  ducs  de  Bourgogne 
d'apr^  des  doc.  InM.  Par.,  Champion.  132  p.  et  planches.  —  9)  Miniature  de  Jean  Fouquet. 
BoU.  d.  antiq.  de  Fr.  42,  78—80.  —  10)  A.  Gastan,  Le  missel  du  cardinal  de  Toumay 
l  la  bibliothiqne  de  Sienne  dicrit  et  itudi«.  OB.  1881,  p.  267—78.     B£(}h.  42,  442^60. 


11,310  XXVnL    A.  Moliniar: 

tenn  h  Arras  en  1880,^)  ses  Stades  se  sont  port6es  sur  les  yilles  voisines, 
et  ses  m^moires*)  ont  ponr  objet  prindpal  les  monoments  du  Nord  de 
la  France.  —  A.  de  Cardevacqae^)  donne  la  description  et  fait  lliis- 
toire  des  deux  anciennes  places,  orgaeil  et  principal  monnment  d' Arras ; 
l'autear  a  connu  beanconp  de  documents  inMits,  et  les  dates  relev^  par 
Ini  permettent  de  faire  justice  d'nne  opinion  conrante,  ä  savoir  qne  le  style 
de  ces  constmctions  se  ressentirait  de  rinflnenoe  espagnole;  on  troave  de 
plus  dans  ce  livre  l'histoire  d^taill^  de  chaqae  maison.  —  A.  Pinchart ^) 
publie  d'int^ressants  d6tails  et  des  dates  pr^ises  sor  divers  monnments  des 
villes  flamandes  appartenant  aigourd'hoi  k  la  France  et  sur  certains  artistes 
frangais  du  mojen  ftge. 

Champagne.  —  L'onvrage  de  L.  Grignon^)  renferme  ä  la  fois  la 
description  d'nn  ^difice  et  llüstoire  de  la  paroisse  dont  il  est  le  centre; 
mais  la  p^nurie  des  archives  de  la  fabriqne,  soorce  employ^e  par  ranteor, 
ne  loi  a  qne  rarement  permis  de  remonter  an  delä  dn  16®  s.^) 

Lorraine.  —  L^onvrage  de  F.  Lienard,^)  ne  se  rapporte  qa'anx 
dpoques  celtique  et  romaine;  c'est  ane  compilation  ^tendne,  enrichie  de 
planches  interessantes  et  exactes,  mais  oh  Tindication  des  soorces  fiait  d^fant. 

Normandie.  —  E.  de  Robillard  de  Beanrepaire^)  donne  quelques 
notes  sur  le  Mont  Saint-Michel  d'aprds  un  ms.  de  la  Bibliothöque  Nationale. 
—  L'abb^  Por^e  ^)  a  publik  un  'Itin^raire',  qui  Mt  bien  connaitre  les 
monnments  si  int^ressants  de  cette  r^gion.  —  Nous  n'aTons  que  peu  de 
choses  ä  indiquer  en  outre.  ^®) 

L'Ile  de  France  —  a  ^t^  plus  heureuse.  La  premi^e  place  appar- 
tient  au  grand  ouvrage  sur  Paris,  dirig6  par  Hoffbauer '^)  et  a^jourdliui 


1)  Gongr.  arch.  de  Fr.  47«  tess.  S&mce«  g^nfo.  tanaes  k  Airas  en  1880  ptr  Im  loc.  fing. 
d'Arcli^ol.  etc.  Par.,  Champion.  I,  573  p.,  ay.  deuinB.  cf.  d-dessas  p.  284^.  303*.  305*>*. 
307>.  —  2)  Van  Drival,  Stades  arch.  dauB  le  Kord  de  la  Fr.  ib.  p.  121  —  30.  Brian, 
tnmalu»  de  Bonsies,  pr&i  Landredes.  ib.  p.  240 — 44.  —  Bnlart,  Boulogne  monumental,  ib. 
p.  291 — 340.  —  Üelaterre,  mortiers  et  pilons  en  granit  bleu.  Hanteau  de  cheminte  en  gr^ 
de  Vabbaye  du  St.-S6palcre  ä  Cambrai.  ib.  p.  310 — 20.  —  Comte  de  Nidonchel,  sommaire 
hiflt.  de  la  namiflm.  tonmalBienne.  ib.  p.  454 — 60.  —  Hoguet,  aper^  de  Is  cafh4dr.  de 
Toomai,  ib.  p.  461 — 90.  —  Soil,  notice  sur  les  andennea  tapias.  de  ToomaL  ib.  p.  496 
— 502.  —  Monan^.  m4galifh.,  rontes  ganloiaea :  y.  d-dessoB  p.  303^  305*.  (Terninck),  noms 
Saxons:  p.  5^  (Moalin),  yitraax  p.  307*  (Lattenx).  —  3)  Les  places  d' Arras.  Etade  bist  et 
arch.  sur  la  Grande-Flaoe  et  la  Petite-Place  d'Arras  et  la  rae  de  Im  TaiUerie.  Onyr.  coar.  pmr 
l'ac.  d' Arras.  Arras,  Saeor-Gharraey.  427  p.,  17  planches.  —  4)  Archires  des  arts,  des  sdencea 
et  des  lettres.  Messager  d.  sc  bist  ou  Archiyes  etc.  de  Belgiqae.  1881,  p.  60 — 78.  186 — 202. 
437 — 56.  —  5)  Eist  et  descr.  de  T^l.  et  paroisse  Si  Jean  de  Ghalons.  Ghalons-fior^ Marne, 
Martin.  204  p.  1  planche.  ^-  6)  A  noter:  A.  Babean,  les  andennes  tourelles  des  maisons 
de  Troyes.  Troyes,  impr.  Dnfonr-Bonquot  15  p.  et  planche.  —  id.,  l'^l.  St-Pantal6on  de 
Troyes,  sa  constr.  et  ses  objets  d*art  ib.  47  p.  et  planches  (tous  denx  eztr.  de  TAnniiaire  da 
TAabe  1881).  —  7)  Arch.  de  la  Mense,  descr.  d.  yoies  anc.  et  d.  monnm.  anx  ipoqaes  oel- 
tiqne  et  gallo-rom.  (pabl.  de  la  aoc.  philom.  de  Yerdon).  I.  (partie  snd  da  dip.)  Verdno, 
Laurent  125  p.  Atlas  de  XLI  planches.  4^.  —  8)  De  quelques  objets  de  d^«or.  artist 
existants  autrefois  dans  le  dottre  et  dans  T^glise  du  Mont  S.  Michel.  Bull.  d.  antiq.  d.  Norm. 
9  (1878/80),  472—90.  2  gray.  sur  bou,  1  lith.  —  9)  Itin6r.  arch.  de  Bemay,  Beanmont-le- 
Roger,  Harcourt,  Beaumesnil  et  Theyray.  Tours,  Bousrez.  55  p.  -^  id.,  Excurs.  faitee  les  21 
et  2  juillet  1881  par  la  Soc.  frf  d'arch.  ä  Bemay,  Fontaine -TAbbö,  Serquigny,  Beanmonteti 
Beaumont-le-Boger,  GoupilU^res,  Harcourt,  Beaumesnil  et  Theyray.  BulL  monum.  47,  503 — 
62.  —  10)  B.  Bordeaux,  miscellan4es  d'archtologie  norm.  rel.  an  d^.  de  l'Enre.  Par., 
Glaudin;  VI,  178  p.  r-  0-  Le  Breton,  notes  sur  2  pierres  tomul.  de  lUe-Diea  (Bure). 
B.  d.  soc.  say.  YII,  3,  304/9.  —  11)  Paris  k  tnyen  les  figea  eto.  Par.,  Didot,  1876—82. 
14  liyr.  in  fblio. 


Fnapa.  n,311 

beureiiflenient  tenniiiö.  Cet  OQYrage  a  ponr  objet  llustoire  des  diff6rents 
qnartlerB  de  Fanden  Paris  et  donne  snr  chacnn  d'enx  nne  notice  6tendne, 
enrichie  de  plana  comparatifis  et  de  graynreB  de  tonte  esp^ce;  les  noticea 
ont  ploB  on  moins  de  Yalenr,^)  mais  les  plans  sont  presqne  tons  ex- 
cellents  et  permettent  de  se  rendre  coznpte  des  transformations  infinies  qn'a 
Bnbies  cette  grande  ville.  L'onvrage  en  ontre  est  Inxnenx  et  fait  grand 
honnenr  anx  presses  de  la  maison  Didot  —  L'onyrage  de  Oonrdon  de 
Genonillac,')  porte  le  meme  titre  qne  le  pr6c6dent;  c'est  nne  oenvre  de 
Tnlgarisation,  avec  illnstration  abondante,  de  valenr  inegale  d'aillenrsy  et 
qn'on  ne  pent  comparer  avec  ronvrage  dirig6  par  Hoffbaner.  —  Enfin  citons 
le  Yolnme  de  Y.  Fonrnel,^  onyrage  d'nn  hemme  d'esprit,  om6  de  jolies  et 
nombrenses  graynres.  Le  grand  onvrage,  entrepris  par  P.  Durand,^)  a  en 
le  bonbenr  d'Stre  terminö»  pen  de  temps  avant  la  mort  de  Tantenr-,  ä  l'atlas 
pnbli6  depnis  d6jä  longtemps  est  venn  se  joindre  Texplication  des  planches, 
Yolnme  assez  mince  d'aillenrB  et  sans  grande  importance. 

Bretagne.  —  L'6glise  de  Saint  Lnnaire^)  n'a  par  eile  mSme  qne  pen 
d'int^rdt,  mais  eile  renferme  nn  sarcophage  anüqne,  et  trois  tombes  dn 
moyen  &ge  tr^  cnrienses. 

Yendömois,^  Anjon,  Tonraine,  Orl6anais.^  —  Ont  pen  fonmi.  G. 
Port^)  a  tir6  de  son  grand  Dicüonnaire  historiqne  dn  däpartement  de  Maine 
et  Loire,  tonte  la  partie  consacr6e  anx  artistes  dn  pays  angevin  et  Pa  pnbli6e 
sons  nn  titre  special,  en  renvoyant  de  pr^s  tontes  les  notices;  dans  Tintro- 
dnction,  il  donne  Tinventaire  exaet  des  monnments  et  objets  d'art  existant 
dans  le  d^partement.  —  L'oenvre  de  E.  Oantier^)  est  nn  travail  fait  avec 
sein;  on  y  remarqne  snrtont  de  nombrenx  d^tails  snr  le  donjon  de  Loches 
consid6r6  comme  prison  d'Etat  et  snr  les  personnages  cä^bres  qni  y  ont 
6t6  enferm^s;  le  plns  illustre  est  Lndovic  le  More,  qni  y  passa  les  sept 
demi^res  ann6es  de  sa  vie  (1501 — 1508). 

La  Bonrgogne  —  est  dans  le  m6me  cas.  Le  conrt  article  de  i'abb^ 
Bamean^^^)  est  h  peine  nn  travail  d'arch^ologie;  c^est  la  jnxtaposition  de 
notes  relevöes  par  Tantenr  dans  les  archives  commnnales  de  la  ville.  — 
Le  travail  de  Ch.  Anbertin^^)  est  plns  important;  l'antenr  y  fait  Thistoire 
de  la  collection  arch6ologiqne  de  Beanne  et  donne  nn  aperen  de  sa  compo- 


1)  o£  JB.  n,  2,  310'^    —    2)   Parifl  k  trayen  les  fli^es,  hui   nat   de  Paria  et  des 
Paiinass  .  .  .  dep.  la  fondation  de  Lat^  jasqu'  k  noe  jonn.   Par.,  Boy,  1879 — 82.  5  yol.  8®. 

—  S)  Los  raea  da  Tieax  Paris,  galerie  popnl.  et  pittoresqae.  2«  6d.  Par.,  Didot.  VI,  688  p. 
167  graT.  —  4)  Monogr.  de  Notre-Dame  de  Ghartrea;  Explic.  d.  planohea.  Par.,  impr.  nat 
Xd,  182  p.  l^.  (Coli.  d.  doe.  iii6d.  aar  Vhiat  de  Fr.)  —  Citons:  A.  de  Dion,  ^gl.  de 
HonCfort-rAiiuuiry  (8eine-et-0ise)  ar.  la  descr.  de  ses  Titrauz.  Bar-le-Dac,  imp.  Philipona. 
52  p.  (Xixtr.  de  TAlmanach  montfortois,  1881,  —  l'^l.  est  en  maj.  partie  d.  15«  et  16«  s.). 
et  IL  de  l'art  durdt  1881,  II,  466/8  (Y.  Thirion).  —  E.  B.,  rech,  sur  les  anc.  th6fitres  de 
Beanroi».  M^m.  de  la  soc  de  TOise  11,  449-«  59  7  (de  carieiiz  d^taÜB  but  les  fgtea  da  MA, 
jongieon  etc.).  —  5)  A.  de  La  Borderie,  St-Lanaire;  son  ^1.,  ses  monam.  Ball,  de  la 
■oc  areh.  d'lile-et-Yilaine  15,  145 — 87,  3  planches.  —  6)  (fea)  de  P6tigny,  hist.  arch.  du 
Yenddmoia.    8«  4d.  refae  et  oorr.  d'apr.  1.  mss.  de  Tantear.    Yenddmo  et  Bleis,  XTTT,  736  p. 

—  7)  Edm.  Michel,  les  inscriptionB  dT^Tre-le-Chfitel  (Loiret).  B.  des  soci^t^s  aavantes 
YII,  3,  277 — 91  (la  plns  anc  de  1356).  -^  8)  Lob  artistes  angeyins,  peintres,  scalptoars 
etc.  d'apröe  lee  arch.  angevines.  Par.,  Banr;  Angers,  Germain  et  Grassin,  Lachöse  et  Dolbeau. 
IX,  854  p.  —  9)  Hist  du  donjon  de  Loches.  Ghfiteaaroax,  Noret  221  p.  15  planches. 
2  plans.  —  10)  Les  anc.  ^1.  paroiss.  de  Mficon.  B.  de  la  soc  litt  de  TAin  1881,  p.  153 
—67.  —  id.,  notes  hist  et  arch.  snr  l'anc  4gl.  oath.  de  Mficon.  Ann.  de  la  soc  d'^mal.  de 
FAiB  14,  .20&-^18.  —  11)  Quelques  renseignements  sor  le  Mosöe  arch.  de  Beanne.  Beaonej 
Bstault^MoDot,  ISO  p.     12^     et  B4p.  No.  372  (E.  Babelon). 


n,312  XXVm.    A,  Molinier: 

sition;  ce  n*est  pas  d'aillenrs  an  catalogne  m6thodiqae.  —  Le  travail  d'A. 
de  M'ontaiglon^)  constitae  ane  excellente  monographie.  L'6raditioii  de 
raatear  est  abondante,  ses  informations  ezactes,  ses  descriptions  amm^es; 
les  gravores  qoi  accompagnent  ce  travail  sont  g^n^ralement  soign^es,  comme 
presqne  tontes  celles  du  beau  recaeil  oü  il  a  d'abord  para. 

Franche  Comt6.  —  Nons  avons  ä,  signaler  plasiears  articles int^ressants. 
La  Soci6t6  firangaise  d'arch6ologie  a  visitö  en  1880  Besangen^  Saint-Clande, 
Bonrg,  r^lise  de  Brou,  Nantua,  Yzernore,  etc.;  dans  son  compte  rendo,*)  on 
trouvera  k  glaner  de  bonnes  observations.  —  J.  Gauthier,*)  archiviste  du 
d^partement  du  Donbs,  pnblie  des  notes  interessantes  snr  des  tombes  histo- 
ri^es,  des  sceaox,  des  poids,  etc.,  de  cette  province.  Le  meme^)  donne  nne 
curiense  description,  6crite  an  18^™®  s.  par  nn  B6n6dictin,  des  monnments 
de  Tabbaye  de  Rosidres,  aajourd'hni  compl6tement  ddtruite;  T^glise  datait 
des  12®  et  13*  s.  et  renfermait  nombre  de  dalles  et   de  tombeanx  anciens. 

Poitou.  —  Mallat^)  a  etudie  deux  monnments  d'Angooleme,  monu- 
ments  dont  le  premier  remonte  k  une  ^poqne  fort  ancienne.  —  ün  excel- 
lent  dnidit  de  Toaest,  B.  Ledain/)  (mort  tout  r^cemment)  a  d^convert 
an  ancien  coffire  en  pierre  ayant  contena  des  fragments  da  corps  d*on 
Saint  local,  nomm6  Rafin-,  il  croyait  qae  cette  caisse  avait  send  d'aatel 
portatif.  Cette  hypoth^se  a  6t6  combattue.  ^  Ce  petit  monament  tr^s  froste 
peut  dater  du  7®  comme  du  11®  s.  —  Aubert,®)  d'un  nouvel  examen  de 
Tancien  clocher  de  T^glise  S.  Hilaire  le  Grand  k  Poitiers,  conclut  que  ce 
monument  peut  dater  du  9®  s. 

Provinces  du  centre.  —  L'ouvrage  d'A.  Buhot  de  Kersers*)  est 
un  travail  de  longue  haieine,  qni  formera,  quand  il  sera  acbev^  une  descrip* 
tion  arcböologique  compl^te  du  d^partement  du  Cher.  Les  demiers  fascicules 
sont  consacr^s  k  la  ville  de  Bourges,  chef  Heu  du  d6partement,  et  parti- 
culi^rement  k  la  catbddrale,  Tune  des  plus  belies  de  France;  de  nombreux 
dessins,  qui  paraissent  assez  exacts,  oment  et  ^clairent  le  texte.  —  La  grande 
publication  de  Geoffray^^)  est  loin  d'avoir  la  m@me  valeur,  et  tous  les  mo- 
nnments reproduits  n'ont  pas  une  6gale  importance;  les  armoiries  des  fa- 
milles  nobles  du  pays  y  occupent  une  trop  grande  place.  Pour  rarch^ologie 
du  meme  d^partement,  on  pourra  utilement  consulter  le  Bulletin  de  la  soci^te 


1)  Antiqnit&i  et  curios.  de?lB  viUe  de  Sens.  Par.,  Detaüle.  90  p.  1  planche.  (Eztr.  de 
la  Qaz.  d.  beaax  artB  1881.)  —  2)  de  Laurüre,  Compte  rendu  de  rexcnn.  etc.  Congr.. 
arch.  47,  513 — 61.  —  id.,  la  bog.  fr9.  d'arch.  en  Franche-Gomt^.  Bull.  mon.  47,  98—114. 
308 — 32.  —  3)  M^langes  d'arch.  frano-comtoUe.  Annuaire  da  Doabs,  de  la  Fr.-C.  et  de 
Beifort  68,  64—78.  —  dSjä  pabli6  en  partie:  B.  d.  bog.  say.  6  (1877),  520/4,  7  (1878), 
108—12.  cf.  ib.  6,  318/9  (Doaet  d'Arcq.).  -*-  4)  Les  mon.  de  Tabbaye  de  B.  (Jura)  U. 
Ac  de  Besan^on  1880,  p.  100 — 23,  2  planches.  —  GitooB  enoore  an  artide  anon.:  Notes  descr. 
des  antiq.  trooy^es  dans  le  d6p.  da  Jura,  depaia  1870  jaaqa'  k  ee  joar.  Annaaire  dn  Jara  1881,  p.  87 
— 94,  2  planches.  —  5)  Xa  chapelle-grotte  et  le  retable  de  Taatel  de  S.  Cybard  aoas  le« 
remparts  d'Ang.  B.  de  Tart  chr^t.  15,  331/9.  —  6)  D^UTerte  d'on  aatel  portatif  et  de 
reliques  de  S.-Bofin  dans  T^glise  de  Montier«  (Deax-S^Yres).  Ball.  d.  antiq.  de  rOnest  1881, 
p.  275—85  av.  1  planche.  —  7)  Par  A.Bam6,  Rßp.  No.  176.  —  8)  Etüde  «nr  l'anc  clocher 
de  St-H.  le  Gr.  k  F.  M6m.  d.  antiq.  de  Fr.  42,  45—70.  —  Noten«:  L'abb^  Aaber,  lee  «gl. 
de  Niort  B.  de  Tart  chr^t  14,  375 — 90.  —  9)  Hist  et  «tatiat  monamentale  da  d^  da 
Cher,  texte  et  deasin«.  5e  et  6«  fuc.  Par.,  Morel,  1879—81.  265  p.  —  10)  Iconogr.  de« 
d^pari  Doc  poar  «ervir  k  l'hiat  et  &  la  oonnai««.  da  travail  et  de  la  rieh,  en  France.  Fao- 
simil^B  etreprod.  photogr.  .  .  .  topogr,,  ardh.  etc.  Par.,  Geoffiray.  Iconogr.  de  la  Loire  Albom 
l,  1:  Armoirie«  (1879);  I  2:  Boanne  andon  (1880);  I  3:  Portrait«  (1881).  chaqae  fuc:  5 
planche«. 


Fnmca.  11,313 

la  Diana;  on  y  tronvera  des  mat6riaax  qne  les  arch6ologaes  de  ravenir 
anront  k  utiliser.^) 

L.  Niepce*)  a  voola  faire  connaitre  aa  moyen  des  inventaires  et  des 
pi^ces  d^archives  l'^tat  du  tr6sor  de  la  cath^drale  de  Lyon  an  moment  de 
Toccupation  de  cette  ville  par  les  protestants  en  1562,  et  son  livre  noas 
donne  une  id6e  des  pertes  inflig^es  ä  Part  ä  cette  6poqne. 

Gayenne  et  Gascogne. —  L'article  de  L.  Dronyn^)  est  une  bonne 
description  d'un  6difice  du  11"  s.  josqa'  ici  trop  n^glig^;  Tanteur,  arch^ologne 
expert,  en  a  bien  fait  ressortir  l'int^ret  artistique.  —  Mignöt^)a  6tudi6 
certaines  d^pendances  da  cloitre  de  Moissac  et  estime  qne  ce  beaa  monn* 
ment  pent  etre  rapport^  an  11®  s. 

Languedoc.  —  Noas  signalons  qaelqaes  aiücles  atiles  poar  l'archto- 
logie  da  pays  albigeois.  ^~^  Enfin  noas  terminerons  cette  trop  longae  revne 
par  la  mention  de  la  chroniqae  arch^ologiqae  de  L.  Nogaier-,^)  dans  cette 
ctaroniqae  annaeile,  sont  indiqa^es  les  principales  d^coavertes  arcb^ologiqaes 
faites  dans  ane  partie  da  d^partement  de  l'H^raalt  en  1881.  Les  d6bris 
les  plas  importants  appartiennent  natarellement  k  T^poqae  romaine. 


1)  Brassart,  la  grotte  des  £6m,  oomm.  da  Sail  de  Coosan.    Mim.  de  la  Diana  7,  207 

— 15  (d6bris  de  Tage  de  piorre).    —  AipK   Coate,  InTontairo  da  mobilier  des  chateaox  de 

S. -Andr^    d*Apclioii    et    d'OucheB,    ib.    p.    273  —  314.   —   2)  Les    monamentB   d'art  de  la 

primatiale    de    Lyon,    d^truits    oa    ali^n^s    pondant    Toccup.    proteet.    1562.      Lyon,    Oeorg, 

1S81.     106    p.    —    Notona:    Ray  erat,    Notre   vieux    Lyon.      Promenade«    biBtorlquea     et 

artiatiqaeB   dans  les  quartiers  de  la  riye  droite   de   la  Sä5ne.     Lyon,   imp.  Melon.     243  p. 

—  D.  J.   Pothier,   le  chant  de  l'^L-  de  Lyon  da  8^  aa   18«  b.      B.   de  Tart  chr^t  15, 

74  —  85;    av.  facaim.    —   3)   Bestauration    et    Yandalisme.      St.    Andr^   de  Bordeaax.     Bull. 

mon.    47,    115 — 20.   —  4)    Clottre    de  Moisaac,    recbercbes  sar    la   chapelle   de   S.   Julien. 

BolL  de  la  boc  arcb.  de  Tarn  et  Garonne,  9,  81 — 100.      Notons  ici  lea  artideB  de  A.  La- 

vergne  dans  la  B.  de  Gaacogne  t  22:  T^gL  de  Fromentas  p.  17/9   (6gL  gotb.);  projet  d'ex- 

coiBion  arcb.  dans  le  d^p.  du  Gen  p.  46/8;   une  inacr.  gaaconne  [de  1476]  p.  69;   6pitapba 

d'an  car^  d'Aaterive  [de  1340];  les  plua  anciennea  inacr.  cbröt.  du  dioc.  d'Aacb  p.  259 — 63; 

monaments    6pigr.    du    prioar6     de    St-Orona    d'Aacb    [13«    et   14«   a.]    p.    493  —  509.    — 

5)  de  A.  Carayen-Cacbin,  dana  le  BoJl.  de  la  commiaa.  dea  antiq.  de  CaBtres  et  da  Tarn, 

t  4:  bist  de  T^gl.  de  Notre-Dame  de  la  Plat^   [800—1802],  p.  12—35;   m^langea  de  g6oL 

et  d'arcb.  Invaa.  dea  glaciera  pend.  la  p^r.  pleiatoc^ne   et  a^paltares  gallo-rom.  dana  le  drift- 

glaci^e  de  la  Micbonne,  p.  39 — 42 ;  note  aar  une  baebe  en  bronzo  d6coay.  en  1880  sar  le  do- 

maine  de  la  Boae  (Tarn),  p.  43/6;  d^couy.  d*an   denier   in6dit  du   roi  Eudee  (887 — 98)   dana 

le  parc  du  cbat.  de  la  Boloterie,  p.  47/9 ;  nne  monnaie  d'Albi  [=  Poey  d'Ayant  No.  3889  sq.] 

p.  50 — 51;    les  inbam.  de  Boiaaezon   [ay.  monnaiea  de  Pbil.  le  Bei  et  Loaia  XI],  p.  52/3; 

oaaements  de  mammiförea  foaailea,  p.  54/7;  an  denier  d'Edoaard  dit  le  Frince-Noir  (1355 — 75) 

p.  58/9   [=  Foey  d'Ayant  pl.  LXV];    tombea  m^roy.  de  St.  Etienne  (Tarn),  p.  60/8;   tete  de 

flöcbe  en  silex  dec.  2i  Feyregoaa  (Tarn),  p.  69 — 70;  ^tude  aar  lea  tranaform.,  qu'a  aubiea  le  eigne 

d'^cbange    dans   le   d^p.  da  Tarn  dep.  la.plaa  baute  antiq.  juaqa'  &  noa  joara.,  p.  71 — 94;  le 

tr^Bor  mon^t  de  St-Jalien-du-Fuy  (Tarn),  p.  127/9;  lea  monnaiea  d'Albi  p.  130/2.  —  6)  De 

meme  diverB  articlea  de  la  BH.  du  Tarn  t.  9 :  CrMence  da   15«  a.  proyenant  da  cbateaa  de 

Cordes,    p.    38/9.   plancbe.  —   Maa6e  de  Toulouse.    Catal.   dea  antiq oit^a  et  dea  objeta  d'art, 

p.  45 — 53.    —   £.  Joliboia,  la  atatue  de   Lombera,  p.   164,  plancbe   [statue   galloromaine, 

anjoardliai  an  maa^  d'Albi].  —    E.  Gabi6   et  Fortea,   monnaiea    antiquea  trouy^ea  dana  le 

d^.  da  Tarn,    p.    174 — 80.    188—93.    —    A.  Gaillac,  recbercboB  aur  un  tiera  de  aol  d'or 

m^roT.  d^.  aa  liea  d'Ayena,  comm.  de  l'Iale  d'Albi,  p.  195/8.    —    E.  Joliboia,    le  tr^r 

de  Notre-Dame-de-Fargaea  d'Albi,  p.  201/4.  —    id.,   le  cbfiteaa  de  Tbori^  p.  204/7  plancbe 

(note  aar  aa  deatr.  en  1379).  —  id.,  la  atatuette  de  St.-Fran9oia  p.  267/8.   —  7)  Cbroniqae 

arcbfoL  Bull,  de  la  aoc.  arcb.  de  B^ziera.    2«  a^r.     11,  61 — 94, 


11,314  XXIX    H^HjIrnt; 


E  I^jäme, 

Schweden. 

Auf  dem  Gebiete  des  schwedischen  Mittelalters  hat  sich  anch  im  J. 
1881  Dor  eine  geringe  Thfttigkeit  der  historischen  Forschung  kundgegeben. 
Zuerst  haben  wir  wieder  eine  aDgemeine  Darstellung  zu  nennen:  H.  Hilde- 
brand ^)  hat  Heft  3  seiner  Kulturgeschichte  herausgegeben.  Die  Schilderung 
der  Hausindustrie  auf  dem  Lande  wird  beendigt  durch  einige  kurze  Angaben 
Aber  die  Holzschneidekunst,  die  Weberei  u.  s.  w.  Sodann  geht  der  Vf.  zu 
einer  ausführlichen  Untersuchung  über  Ursprung  und  Beschaffenheit  des 
Steuerwesens  über;  er  scheint  auf  dem  Boden  der  alten,  Tielleicht  ungenügend 
begründeten  Auffassung  zu  stehen,  nach  welcher  alle  Steuern  von  Anfang 
an  den  Charakter  freiwilliger  Gaben  trugen  und  mit  den  altheidnischen 
Opfern  zusammenhingen.  Die  Darstellung  ist  keine  eigentlich  systematische, 
sondern  fast  mehr  eine  Sammlung  von  interessanten  Beispielen,  die  von  ge- 
wissen allgemeinen  Gesichtspunkten  aus  zusammengestellt  sind;  bei  verschie- 
denen schwierigeren  Fragen  befindet  sich  der  Vf.  in  einem  bestimmten  Gegen- 
satz gegen  die  Ausführungen  Styffes,  der  sich  am  meisten  mit  der  mittel- 
alterlichen Wirtschaftsgeschichte  beschäftigt  hat.  Darauf  schildert  der  Yf. 
die  Kultnrverh&ltnisse  in  den  Städten  und  sucht  überall  die  Analogieen  mit 
den  deutschen  nachzuweisen. 

Was  Urkundenpublikationen  anbetrifft,  so  hat  auchC. Silfverstolpe*) 
ein  neues  Heft  des  'Svenskt  Diplomatarium'  herausgegeben,  das  die  beiden 
Jahre  1410  und  1411  in  283  Nummern  umfafst.  Die  meisten  sind  Privat- 
urkunden, die  von  lokalgeschichtlichem  und  genealogischem  Wert  sind;  von 
allgemeinerem  Interesse  ist  eine  kleipe  Gruppe,  welche  die  Folgen  des  grofsen 
kirchlichen  Schismas  auch  für  die  nordischen  Verhältnisse  beleuchtet.  Es 
handelt  sich  um  eine  Bischofswahl  in  Strengnäs,  wobei  zuletzt  die  streitenden 
Parteien  ihre  Zuflucht  zu  der  weltlichen  ^Herrschaft',  d.  h.  zu  König  Erich 
und  Königin  Margaretha,  nahmen.  Von  Eönigsurkunden  giebt  es  kaum  ein 
Dutzend.  Verschiedene  Akten,  welche  die  Geschichte  Schwedens  berühren 
oder  beleuchten,  finden  sich  in  den  TeOen  der  Hanserecesse.')  Die 
Arbeit  Bopps  umfafst  die  Jahre  1443 — 1451.  In  derselben  verdienen  die 
Berichte  zweier  Gesandtschaften  besondere  Aufmerksamkeit.      Der  eine  be- 


i)  Syerigea  medeltid,  kaltarhistoriBk  Bkildring.  I,  3.  Stockh.  —  Strindberga  'STeBska 
Folket  i  helg  och  aöken,  krig  och  fred,  hemma  och  nte,  eller  ett  tiuen  ar  af  BTOiaka  bild- 
nmigeiii  och  aederneB  hiat'  (Med.  Illaatr.  af  C.  Lanaon  m.  fl.)  Heft  1—5.  Stockh.,  Fritae, 
S.  1 — 270)  iat  gana  ohne  wiaaeaachaftl.  Bedeutung.  —  2)  St.  Diplom,  firan  och  med.  aroi 
1401,  hrag.  t.  BeichaarchiT  dnich  G.  S.  II,  2.  Stockh.,  Noratedt  &  Söner.  S.  241 — 456. 
Vgl.  JB.  U,  2,  319^  —  Bd.  I  erach.  1875—79.  —  Üb.  alte  achwed.  Geaetse  Tgl.  o.  S.  65"; 
eine  eingehende  Bec  y.  Söderwalla  Konnnga  Styrilai  (a.  JB.  DI,  2,  297*)  a.  BC.  18S0, 
No.  35  n.  36.  —  8)  Hanaereceaae  Abt  2  (1431—1476),  bearb.  von  G.  t.  der  Ropp.  Bd.  HL 
Leips.,  Dnneker  o.  Homblot.  XU,  608  S.  —  Diea.,  Abt  8  (Ton  1477—1530),  bearb.  tod 
D.  Schäfer.    Bd.  I,  ebd.   XY,  69ß  S. 


Schweden.  11,315 

schftftigt  sich  mit  den  Yerbandlmigen  in  Kopenhagen  im  September  1445, 
in  denen  die  Privilegien  der  Hansa  in  den  nordischen  Reichen  bestätigt  wer- 
den. Der  andere  behandelt  die  Zusammenkunft  der  dänischen  und  schwe- 
dischen Reichsräte  zu  Halmstad  1450.  Der  Teil,  den  Schäfer  herausgegeben 
hat,  ist  für  Schweden  von  geringer  Bedeutung.  Aufser  einigen  Notizen  über 
nnsre  feindliche  Berührung  mit  Ruüsland  1478 — 80  ist  nichts  Besonderes  zu 
merken  bis  nach  dem  Tode  Eristians  I  1481,  da  Schweden  und  die  Hanse- 
städte anfangen,  sich  einander  zu  nähern.  Die  klare  Aufstellung  der  Arbeit 
und  das  ausgezeichnete  Register  machen  es'  einem  jedem  Leser  leicht,  sich 
in  derselben  zurechtzufinden.  Auch  der  letzte  Band  von  H.  Hildebrands 
liTländischer  Urkundensammlung ')  enthält  verschiedene  Notizen  zur  schwe- 
dischen Greschichte.  Der  Bündnisvertrag  von  1423  zwischen  dem  König 
Erich  und  den  pommerschen  Herzogen  einerseits,  dem  Orden  andererseits 
(als  No.  23  gedruckt),  ist  schon  von  Styffe  publiziert  worden,  neu  aber  sind 
einige  Briefe,  betreffend  die  Zwistigkeiten  des  Königs  mit  den  wendischen 
Städten  und  des  Hauptmanns  auf  Wiborg,  Krister  Nilsson,  mit  der  Stadt 
BevaL  Auch  für  die  Kenntnis  von  dem  Gotenhof  in  Nowgorod  werden 
einige  Nachrichten  von  Bedeutung  gegeben. 

K  Hildebrand')  hat  die  Echtheit  der  dem  Peder  Svart  zugeschriebenen 
Bischofschronik  für  das  Stift  Yesteräs  einer  gründlichen  Kritik  unterworfen 
und  kommt  zu  dem  Resultat,  da£B  wir  es  hier  mit  einer  Fälschung  aus  dem 
17.  Jh.  zu  thun  haben.  Derselbe  Vf.  hat  auch  einige  Notizen  über  das 
Kanzleramt  im  späteren  Mittelalter^)  und  die  Genealogie  des  berühmten 
Geschlechts  der  Bonde^)  veröffentlicht  sowie  auch  2  Siegel  des  ihr  an- 
gehörenden Erzbischofs  Tord  Pederssons  von  1452  und  1466/8  mitgeteilt 

R.  Hansen  ^)  hat  die  (xeschichte  des  alten  finnländischen  Bischofs- 
schlosses Kuustö  geschrieben  und  im  Zusammenhange  damit  wichtige  Auf- 
schlüsse über  den  Güterbestand  des  Stiftes  Abo  mitgeteilt.  Derselbe  hat 
auch,^  nebst  einem  Facsimile  von  dem  Calendarium  im  Missale  Aboense  v. 
J.  1488,  zwei  sehr  merkwürdige  Protokollbücher  der  Gerichte  in  Tavastland 
publiziert.  Beide  stammen  aus  dem  ausgehenden  Mittelalter  und  gehören 
somit  zu  den  ältesten  derartigen  Denkmälern  des  schwedischen  Rechts  über- 
haupt. —  T.  Koskinen*^)  hat  die  rechtliche  Beschaffenheit  des  Grundeigen- 
tums in  Finnland  während  des  Mittelalters  festzustellen  versucht  Obwohl 
der  Vf.  im  einzelnen  viele  interessanten  Ergebnisse  zu  Tage  gefördert  hat, 
muTs  doch  die  zu  Grunde  liegende  Anschauung,  dafs  der  unbebaute  Boden 
schon  früh  als  Miteigentum  betrachtet  wurde,  als  verfehlt  bezeichnet 
werden. 

Die  Geschichte  des  alten  Klosters  Wamhem  von  H.  Werner^)  ist  eine 
fleiüsige,  aber  unkritische  Arbeit. 


II  8.  o.  S.  176*.  —  2)  Om  äktheten  af  den  Peder  Svart  tilUkri&a  biBkopsl^roiiikan  för 
Vestoraa  stift:  Hist.  Tidskr.  1,  274 — 96.  —  3)  Gm  kanslerSrnbetet  i  Sver.  nnder  den  senare 
medeltiden:  ebd.  1,  196— 9S.  —  4)  Ärkebisk.  Tord  Pederwoni  slagt:  ebd.  S.  198  ff.  — 
5)  KniutÖ  slott.  L  Helain^ors.  —  6)  Bidrag  tili  Finlands  bistoria.  I,  1.  Helaingfors.  — 
7)  Tntkimiu  mwuiomutaaseikoiBta  Snomessa  keakiajalla.  Helrin^ora.  —  8)  Wambems  kloster 
och  kyrkB.    IL     Lidköping. 


11,316  iXX.    H.  Schjötli: 


XXX, 

H.  SelyötL 

Norwegen  und  Dänemark. 

Im  ersten  Heft  seiner  'Stndien'  hatte  Bngge^)  bewiesen,  dafs  die  Er- 
zählungen christlicher  Männer  über  Persönlichkeit  und  Tod  Christi  einen 
durchgreifenden  Einflufs  auf  den  Baidermythus  in  Voluspaa  und  Gylfaginning 
gehabt  haben.  Diese  Erzählungen  haben  dagegen  die  Sagenform  nicht  be- 
rührt, welche  in  Saxos  Bericht  über  Hother  und  Balder  *)  vorliegt,  und  welche 
mittelbar  aus  antiken  Sagen  über  den  trojanischen  Krieg  entstanden  ist. 
Saxos  Hother,  Balders  Mörder,  ist  Paris  (oder  Alexander),  welcher  den 
Achilles  tötet;  Balder,  der  bei  Saxo  keinen  Zug  von  Christus  angenommen 
hat,  ist  Achilles.  Oenone  und  Helena  der  antiken  Dichtung  sind  zu 
Nanna  (von  dem  Namen  Oenone)  verschmolzen;  Oenones  Vater  Kehren 
ist  Gevarius,  und  endlich  Bo,  Hothers  Mörder  und  Balders  Rächer,  ist  zu- 
sammengeschmolzen aus  Ajax,  der  Paris  tötete,  und  Pyrrhus  (Neoptolemus), 
Achills  Sohn  und  Rächer.  Diese  Tradition,  auf  welche  sich  Saxos  Erzählung 
mittelbar  gründet,  ist  in  mehreren  Hauptpunkten  der  Erzählung  des  Dares 
aus  Phrygien  von  Trojas  Zerstörung  gefolgt.  Einige  Motive  stammen  wahr- 
scheinlich aus  Statins'  Achilleis  oder  eigentlich  aus  dem  Kommentar  zu  dieser 
Dichtung,  und  mehrere  Züge  sind  möglicherweise  mittelbar  aus  griechischen 
Schriften,  den  homerischen  Gedichten  und  den  Schollen  zu  Lykophrons 
Alexandra  entnommen.  Die  Sage  ist  wahrscheinlich  schon  im  9.  Jh.  halb- 
heidnischen  und  heidnischen  Dänen  bekannt  geworden  und  mufs  schon  unter 
den  Nordländern  des  Westens,  bei  denen  sie  zuerst  Boden  gewann,  ein  völlig 
nordisches  Gewand  angezogen  und  seitdem  auf  ihren  Wanderungen  in 
der  mündlichen  Tradition  neue  Veränderungen  erfahren  haben,  welche 
sie  mehr  und  mehr  von  dem  fremden  Vorbilde  entfernt  haben.  Diese  münd- 
liche dänische  Sage,  welche  Saxo  als  Hauptquelle  diente,  ist  und  war  stets 
eine  Heldensage  und  nicht,  wie  man  gewoÜt  hat,  ein  symbolischer  Ausdruck 
für  die  Kämpfe  zwischen  den  Mächten  des  Lichts  und  der  Finsternis,  möge  man 
diese  nun  physisch  oder  moralisch  verstehen.  Ein  Zusammenhang  zwischen 
der  isländischen  und  der  dänischen  Sage  besteht  ohne  Zweifel.  Die  Haupt- 
personen und  ihre  Namen  sind  dieselben,  ebenso  mehrere  hervortretende  Be- 
gebenheiten und  Züge.  Dennoch  springen  aber  die  Verschiedenheiten  sehr 
ins  Auge,  und  sie  gehen  tiefer  als  die  Obereinstimmungen.     Wir  haben  hier 


1)  JB.  m,  2,  298.  —  2)  Bngge,  Stadier  oTer  de  nord.  Gade-  og  Holtesagns  Oprindelse 
(Entstelmiig).  1.  Ser.,  Heft 2,  S.  81—288.  Chriatiania.  —  Vgl.  B.  B.  Anderson,  Die  Zer- 
Btömng  d.  german.  Mythol.  durch  Bang  u.  Bogge:  Daheim,  17,  No.  16;  Worsaaeind. 
Vortr.  über  die  Göldhömer  (JB.  UI,  2,  148);  Y.  Rydberg,  SibyUinema  och  YSliupl, 
I— ü:  Kord.  Tidakr.  1  Yet,  Konst  o.  Indnair.  S.  1—29,  113—162;  S.  Bugee,  Nogle 
Bemerkninger  om  Sibyllineme  og  YöluBpa,  ib.  S.  163 — 172;  Nagele,  Yöliupa  und  daa 
nbyU.  Orakel:  Wiener  Abendpoit  1880,  No.  187  ff.  —  Eine  populSre  Dazatellnng  ist  G. 
Schalks  Kordisch-German.  Götter-  u.  Heldensagen.     198  S.    Oldenbuxg. 


Nonregen  mud  BSnemark.  11,317 

nämlich  zwei  gegenseitig  selbständige  Entwickelangen,  die  nur  teilweise  die 
gemeinsame  änfsere  Grandlage  haben.  Aach  der  Balder  der  isländischen 
Sage  weist  in  seinem  Ursprange  aaf  Achilles  zarück,  aber  Achilles  ist  in 
ihm  mit  Christas  verschmolzen  and  aas  dieser  Yerschmelzong  ist  alsdann 
ein  Mytllns  heryorgegangen,  der  in  Charakter  and  Bedeatang  dnrchaas  von 
der  dänischen  Sage  abweicht  Züge  and  Motive,  die  von  der  Achillessage 
in  die  Baidersage  aafgenommen  waren,  bevor  diese  der  Einwirknng  christ- 
licher Yorstellangen  aasgesetzt  war,  haben  später,  nachdem  diese  Einwirknng 
stattgefdnden  hatte,  eine  veränderte  Form  oder  eine  nene  Beleachtang  anter 
dem  Einflnfs  christlicher  Yorstellangen  gewonnen.  Jedoch  finden  wir  früh 
in  der  isländischen  Sage  mehrere  Stellen,  welche  erst  von  Nordländern  ans 
der  Achillessage  eingefügt  sind,  die  in  der  Erzählnng  der  Fremden  über 
Achills  (des  Balder  der  Nordländer)  Fall  eine  Erzählnng  von  Christi  Tod 
za  hören  glanbten.  Nnr  zam  geringen  Teil  hat  die  isländische  Sage,  anab- 
hängig von  der  dänischen,  Sparen  ans  Erzählangen  des  trojanischen  Krieges 
aafgenommen;  zam  gröfseren  Teil  sind  die  antiken  Grandlagen  beider  Sagen 
dieselben.  Unter  den  lateinischen  Schriften,  aaf  welche  die  isländische  Sage 
als  anf  ihre  nrsprtLngliche  Grandlage  znrflckweist,  finden  sich  einige,  deren 
Einflnfs  sich  nicht  in  der  dänischen  Sage  nachweisen  läfst,  nämlich  Dictys 
aas  Creta,  die  Kommentare  des  Servias  zam  Yergil  and  die  vatikanischen 
Mythographen.  Die  isländische  Sage  mnfs  sich  von  der  dänischen  zn  einer 
Zeit  getrennt  haben,  da  die  Baidersage  noch  nicht  in  die  Geschichte  nordi- 
scher Könige  eingefügt  war.  Diese  Abweichung  der  beiden  nordischen  Sagen- 
formen, welche  die  Möglichkeit,  dab  später  teilweise  Berührnng  stattgefanden 
hat,  nicht  ansschliefst,  mnfs  anter  Yerhältnissen  entstanden  sein,  wo  griechisch- 
römische  Erzählangen  im  Yerein  mit  christlichen  Darstellnngen  weiter  in 
grolser  Menge  von  Christen 'im  Westen  zn  halbheidnischen  und  heidnischen 
Nordländern  drangen,  bei  denen  sie  sich  mit  echt  germanischen  mythischen 
Erzählangen  verwoben.  An  Einheit  and  Harmonie,  poetischem  Glanz,  ethi- 
scher Tiefe  and  umfassender  Bedentang  steht  die  Balder-Dichtnng  der  Edda 
weit  über  Saxos  Erzählnng,  aber  gerade  diese  Überlegenheit  hat  bewirkt, 
dafs  man  es  so  oft  übersah,  dafs  die  Erzählnng  Saxos  die  Sage  von  Balder 
and  Hother  in  einer  gröfseren  Yollständigkeit  bewahrt  hat,  und  dafs  die 
dänische  Sage,  die  er  wiedergiebt,  in  wesentlichen  Teilen  and  in  ihrem 
Grandcharakter  ursprünglicher  war,  obgleich  sie  in  vielen  Stücken  verfiQscht 
ist  und  durch  ihre  EinfQguDg  in  die  nordische  Geschichte  einen  unechten 
Zuschnitt  erhalten  hat.  Die  Baidersage  ist  eine  heroische  Sage,  die  in  der 
Edda  zar  Walhalla  empor  gehoben  ist,  und  nicht  ein  Göttermythus,  der  bei 
Saxo  aus  dem  Himmel  herabgesunken  ist.  —  In  einem  Exkurs  behandelt  Bugge 
die  Ausbreitung  der  Baidersage  im  Norden  und  spricht  dabei  die  Meinung 
aus,  dafs  der  Gott,  den  die  Isländer  Balder  nannten,  den  heidnischen  Stäm- 
men Mitteldeutschlands  nicht  bekannt  war;  'balder*  (d.  h.  der  Herr)  in  der 
Merseburger  Zauberformel  ist  eine  Bezeichnung  für  Wodan. 

Yeranlafst  durch  die  Übereinstimmungen,  welche  man  zwischen  einer 
christlichen  Allegorie  und  der  Sage  von  Thor,  der  nach  der  Midgardsschlange 
fischt,  gefunden  hat,^)  hat  Bang')  versucht,  den  Ursprung  dieser  christ- 
lichen Allegorie  aufzufinden,  und  kommt  zu  dem  Resultat,  dals  der  erdum- 
schlingende Drache  (Leviathan  +  Sammael  +  Okeanos)  als  Sinnbild  des  bösen 


1)  JB.  m,   2,  29S— 299.    —   2)  Om  Midgaidsormeiit  Prototyper:    Nonk  hiat  TicUkr. 
IL  8«r.,  3,  382—282. 


n^3l8  IXX.     H.  SclLJStli: 

Princips  nach  einem  langen,  mythologischen  Prozels  ^dlich  seine  letzte 
Ausbildung  anter  den  ophitischen  Gnostikern  gefanden  hat  and  von  den 
Gnostikern  in  den  allgemeinen  Yolksglaaben  übergegangen  ist;  daüs  Dar- 
stellongen  der  Jagd  auf  den  Leviathan  in  ihrer  Ausbildung  unter  den  baby- 
lonischen Talmudisten  vorliegen,  und  dafs  erat  nach  Vollendung  di^es  Pro- 
zesses dieselbe  Yorstellong  bei  einem  Kirchenvater  des  Ostens  auftaucht,  um 
dann  die  Runde  durch  die  gesamte  christliche  Welt  zu  machen;  femer  dafs 
es  wahrscheinlich  ist,  dafs  das  Bild  der  Gefangennahme  Leviathans  durch 
mündliche  Tradition  vom  rabbinischen  Judentum  zum  Christentum  über- 
geführt  ist 

Auf  dem  Gebiet  der  Archäologie  hat  J.  ündset  eine  Materie  behan- 
delt, die  noch  nicht  zum  Gegenstand  einer  ausführlichen  und  eingehendea 
Behandlung  in  ihrem  ganzen  Umfange  gemacht  worden  ist,  nämlich  die  Frage 
nach  dem  Beginn  der  Eisenzeit  in  Nord-Europa.  ^)  Er  hat  den  Stoff  auf 
eine  solche  Weise  gesammelt,  geordnet  und  behandelt,  daüs  sein  Werk  nach 
dem  Ausspruch  eines  erfahrenen  Kritikers  sicherlich  auf  lange  Zeit  die 
Grundlage  für  eine  fernere  Erörterung  dieser  Frage  bilden  wird.  Undset 
schildert  zuerst  die  drei  Hanptgruppen,  die  Hallstatt-Gruppe,  die  Tene-Gruppe 
und  die  Umenfelder  in  Mittel-  und  Süd-Europa;  darauf  geht  er  die  Ver- 
hältnisse in  Norddeutschland  und  im  Norden  durch,  ordnet  die  nordeuro- 
päischen Funde  und  sucht  ihr  Verhältnis  zu  den  südlicheren  Gruppen  za 
bestimmen.  Nach  seiner  Meinung  verdankt  weder  Nord-Deutschland  noch 
der  Norden  den  Beginn  der  Eisenzeit  der  Einwanderung  eines  neuen  Volkes 
mit  neuer  Kultur.  Langsam  und  allmählich  scheinen  die  Handelsverbindungen 
mit  dem  Süden  die  Bekanntschaft  mit  dem  Eisen  und  seinen  Gebrauch 
sowie  die  Formen  der  neuen  Kultur  über  das  nordeuropäische  Gebiet  ver- 
breitet zu  haben.  Dafs  sich  in  der  Folge  mit  diesen  Handelsverbindungen 
auch  teilweise  ein  langsamer  Zuzug  neuer  Volkselemente  vollzogen  haben 
mag,  läfst  sich  nicht  leugnen.  Im  übrigen  hält  sich  Undset  davon  fem,  die 
gewonnenen  archäologischen  Resultate  auf  ethnographische  Verhältnisse  an- 
zuwenden, da  er  glaubt,  dafs  die  Zeit  zu  einer  solchen  Kombination  noch 
nicht  gekommen  ist 

Die  Gräber  aus  der  Steinzeit  in  Dänemark  können  nach  den  am  meisten 
in  die  Augen  fallenden  Kennzeichen  unter  vier  Klassen  gruppiert  werden: 
1)  solche  mit  Gangbau  (^Setzstube'),  2)  mnde  Steinhaufen,  3)  längliche  Stein- 
haufen und  Grabkammem  von  rechteckiger  oder  5 — Gseitiger  Form  mit 
niedriger,  aus  Steinen  errichteter  Grabkiate,  4)  gedeckte  oder  umschlossene 
und  runde  Erdhügel  ohne  Steinkreis.  Die  Grenzen  fOr  diese  Klassen  sind 
jedoch  nicht  so  bestimmt,  dafs  sie  nicht  häufig,  besonders  in  den  Formen 
der  Grabkammem,  ineinander  übergriffen.  Der  Entwickelungsgang  in  dieser 
Reihe')  scheint  derart  gewesen  zu  sein,  dafs  der  Bau  eines  Ganges  die 
älteste,  die  rechteckige  Grabkammer  ohne  Steinkreis  die  jüngste  Form  ge- 
wesen ist  —  Im  J.  1880  machte  man  zwei  Moorfunde  in  Dänemark  (Jütland), 
die  sich  besonders  darin  gleichen,  dalis  Thongefäfse  auf  dem  früheren  Meeres- 


1)  Jernalderena  Begyndelae  i  Kord -Europa.  £n  Studie  i  sammenlignende  forhUteruk 
Arksologi  Med  209  Billeder  i  Texten  og  32  Plancher,  464  S.  Kriat  Über  die  Aiubeato 
der  antiqnar.  Untersacluuigen  in  Norw.  und  den  Zawachs  der  nord.  Mn«een  an  Altertümern 
findet  man  Mitteilungen  in  den  ^Aarsberetninger  £ra  Foreningen  til  norske  Fortida  minde»« 
maerken  Bevaring*  (Jahreaber.  d.  Ver.  zur  Bewahrung  der  Denkmale  nord.  Vorsext  in  Chria- 
tiania).  —  2)  Henry  Peteraen,  Om  atenalderena  Grabformen i Danmark  og  dere«  indbyrdett 
Tidaforhold:  Aarb.  f.  nord.  OldJL.  og  Hiat.    S.  299— 36S. 


Norwagn  und  Binomurk.  11,319 

grand  anter  Steiahaufen  anfbewahrt  worden,  unter  denen  man  mehrere 
Qnandte  nnd  andere  Steine  gefanden  hat,  welche  offenbar  in  Gebraach  ge- 
wesen sind.  Die  Fände  scheinen  daranf  hinzuweisen,  dafs  man  die  Seeen 
zu  religiösen  Geremonieen  benutzt  hat,  indem  man  Gaben  and  Opfer  in 
ihnen  niederlegte.^)  Der  eine  Fund  erweckt  noch  auTserdem  Interesse  durch 
eine  dort  vorkommende  Priapfigur  aus  Holz,  die  man  mit  den  auf  Helle- 
yistninger  gefundenen  Figuren  zusammenstellen  kann,  und  zu  der  man  viel- 
leicht Seitenstücke  in  den  Museen  zu  Berlin*)  und  Edinburgh  besitzt  (der 
Fund  von  1876). 

Bei  der  chronologischen  Ordnung  der  jütischen  Gräber  aus  der  Eisen- 
zeit sind  die  Art  des  Begräbnisses  und  die  Formen  der  Altertümer  allein 
entscheidend,  da  man  keine  Münzen  zur  Zeitbestimmung  hat.^)  Die  älteste, 
keltische  Steinzeit,  aus  der  man  in  Jütland  nur  einen  sichern  Gbrabfund 
kennt,  ist  der  unmittelbare  Vorläufer  der  halbrömischen  (älteren)  Stein- 
zeit, welche  die  Zeit  vom  3.  bis  5.  (oder  6.)  Jh.  n.  Chr.  umfabt  Bezeich- 
nend sind  für  diese  Periode  die  römischen  Fabrikarbeiten,  die  eher  aus  den 
nördlichen  Provinzen  des  Reichs  als  ans  Italien  stammen,  und  die  sich  be- 
sonders in  den  Gräbern  vornehmer  Männer  und  Frauen  finden.  Von  der 
keltischen  Bevölkerung  Mitteleuropas  stammen  vernietete  Kessel  aus  dünnem 
Metallblech-,  die  Gräber  der  gemeinen  Leute  schliefsen  inländische  Thon- 
gefiLfse  ein.  Die  Leichenverbrennung,  die  in  dieser  Periode  in  Jütland  die 
Begel  war,  hörte  in  der  mittleren  Eisenzeit  bei  den  Armen  nicht  auf^ 
aber  die  reicher  ausgestatteten  Gräber  schliefsen  jetzt  häufig  unverbrannte 
Leichen  ein.  Provinzial-römische  und  mitteleuropäische  Waffen  und  Gefäbe 
machen  mit  der  Zeit  inländischen  Arbeiten  Platz  und  häufigere  Funde  von 
Eisenwerkzeug  lassen  vermuten,  daüs  die  Nordländer  selbst  die  Metallarbeiten 
verfertigten.  Die  aus  den  letzten  Zeiten  des  Heidentums  ans  Licht 
gebrachten  Funde  zeigen,  daJs  Häuptlinge,  Krieger  und  vornehme  Frauen 
anverbrannt  in  Hügeln  beigesetzt  worden,  während  bei  dem  niedem  Volk 
die  Leichenverbrennung  noch  immer  üblich  war.  Auf  und  neben  den  Grab- 
hügeln, welche  in  gröfseren  Gruppen  zusammen  liegen  können,  stellte  man 
bisweilen  Bunen-  tmd  Bautasteine  oder  Schifisbestandteile  auf.  Innerhalb 
dieser  vier  Perioden  der  Eisenzeit,  die  einen  Zeitraum  von  ungefiihr  800 
Jahren  umfasseu,  bemerkt  man  eine  allmähliche  materielle  Entwickelung 
ohne  grö£sere  Sprünge.  Im  Laufe  der  Zeit  verbreiteten  sich  die  Verände- 
rungen von  Süden  aus  über  die  Halbinsel.  Die  jütischen  Funde  scheinen 
im  strikten  Gregensatz  zu  den  ostdänischen  niigends  für  einen  plötzlichen 
gröfseren  und  fremden  Volkszuwachs  zu  sprechen. 

J.  J.  A.  Worsaae  hat  teilweise  seine  Schrift  über  die  Vorgeschichte 
des  Nordens^)  umgearbeitet  und  hierin  aulser  seiner  Auslegung  der  'Gold- 
hömer'^)  die  in  den  J.  1878 — 80  erschienenen  archäologischen  Beobachtungen 
angenommen,  welche  mehr  und  mehr  eine  in  der  Hauptsache  frappante 
äolsere  und  innere  Obereinstimmnng  in  der  gradweisen  Entwickelungsstufe 
des  Bronze-    nnd  des   Eisen-Alters  in  den   verschiedenen   Weltteilen  nach- 


1)  Axthnz  Feddersen,  To  MoMfiind:  Aarb.  f.  noid.  Oldk.  og  Hift,  8.  369-^389.  — 
2)  KBlAntlir.  6  (1858)  8.  104  ff.  —  3)  G.  Engelhtrdt,  Jernalderons  GnTdokke  i  Jyl- 
Jand:  Aarb.  f.  nord.  Oldk.  etA.,  8.  79—184.  —  4)  Nordens  ForhiBtorie.  Efter  aamtidige 
HiiidaniUBrker.  KjöbenlL  197  S.  —  Vgl.  JB.  n,  2,  326.  AIb  bewmderM  Baeh  «Die  Vor« 
getehidliie  da«  l^ordens,  nach  gleichseitigen  Benkmälem',  Ton  J.  Meitorf  ttbem.  Hamh., 
1878.     JB.  n,  S.  169.  —  &)  JB.  HI,  2,  148* 


-11,320  XXX.     H.  ßchjatli: 

gewiesen  haben  und  dazu  berechtigen,  den  ersten  Anfang  der  Eisenzeit  im 
sfidlichsten  Norden  mit  der  vorrömischen  Eisenknltur  in  Yerbindong  zu 
bringen,  so  daüs  dieselbe  somit  in  der  Zeit  etwas  mehr  zurückzusetzen  wäre 
als  man  gewöhnlich  annahm.  Nach  Worsaae  kann  man  annähernd  folgende 
Perioden  in  der  vorhistorischen  Bebauung  und  Eulturentwickelung  des  Nor- 
dens aufstellen:^)  I.  Mindestens  3000  Jahre  v.  Chr.  ist  die  ältere  Stein- 
zeit aus  Südwesten  besonders  nur  nach  Jüüand  und  den  dänischen  Inseln 
an  Küsten,  Seeen  und  Flüssen  entlang  eingedrungen,  indem  sie  sich  an  den 
äufsersten  Küsten  des  Kattegats  und  Schönens  und  an  der  südlichsten  Spitze 
Norwegens  verlor.  Der  übrige  Norden  war  unbewohnt;  gleichzeitig  ist  die 
jüngere  Steinzeit  in  Süd-  und  West-Europa.  —  n.  Ca.  2.000^1000  v.  Chr.: 
jüngeres  Steinalter,  das  gleich&lls  aus  Südwest  in  die  Tiefebene  von  Däne- 
mark eingedrungen  ist  und  sich  von  hier  über  den  südlichsten  Teil  der 
skandinavischen  Halbinsel  (bis  ca.  59.  Breitengrad)  allmählich  ausdehnte.  Im 
Norden  findet  sich  keine  oder  eine  nur  sehr  schwache  Bevölkerung.  In  den 
Ländern  des  Mittelmeers  schon  vollständige  Bronzezeit  —  m.  Ca.  1000 — 
500  V.  Chr.  breitete  sich  die  ältere  Bronzezeit  langsam  von  Süden  un- 
gefähr in  derselben  Ausdehnung  gegen  Norden  aus,  vielleicht  noch  weiter 
bis  zur  äufsersten  Westküste  von  Norwegen,  sonst  herrscht  jetzt  erst  allge- 
mein die  Steinzeit  in  Norwegen  und  Nordschweden.  Gleichzeitig  drang  von 
Nordosten  eine  ^arktische'  Steinzeit  bei  Finnen  und  Lappen  im  hohen  Norden 
ein.  In  Südeuropa  fortschreitende  Eisenzeit  und  klassische  Kultur.  — 
IV.  Ca.  500  V.  Chr.  bis  Christi  Geburt  ist  die  jüngere  Bronzezeit  bis 
zum  59^  stark  verbreitet,  indem  sie  weiter  nördlich  (in  Schweden  bis  zum 
62^,  in  Norwegen  bis  zum  66^)  langsam  die  Steinzeit  verdrängt.  Gleich- 
zeitig hat  eine  sehr  entwickelte  vorrömische  Eisenzeit  Mittel-  und  West- 
Europa  erreicht.  —  V.  Von  Christi  Geburt  — 450  herrscht  die  ältere 
Eisenzeit  anfangs  vorrömisch,  aber  wesentlich  römisch,  zunächst  nur  in 
den  altdänischen  Ländern,  auf  alle  Fälle  schwächer  im  mittleren  Schweden 
und  südlichen  Norwegen;  höher  im  Norden  herrscht  die  jüngere  Bronzezeit 
weiter  bis  zu  dem  Gebiet  des  stetig  fortdauernden  arktischen  Steinalters.  — 
VI.  Ca.  450 — 700  ist  die  mittlere  Eisenzeit  (die  erste  Periode  der 
jüngeren  Eisenzeit)  so  zu  sagen  über  den  ganzen  Norden  ausgedehnt,  be- 
sonders an  Küsten,  Flüssen  und  Seeen.  Fremder  (halbrömisch-germanischer) 
Einflufs  überwiegt  weit.  —  Vn.  Ca.  700—1000.  Die  Wikingerzeit 
(2.  Periode  der  jüngeren  Eisenzeit):  es  herrscht  eine  gemeinsame,  eigentüm- 
liche Eisenkultur  fast  im  ganzen  Norden,  an  den  Küsten  und  im  Innern, 
sowie  in  den  nordischen  Ansiedelungen  im  Auslande.  Jedoch  ist  die  Stein- 
zeit kaum  schon  überall  verdrängt,  so  im  Norden  von  Finnmarken  und 
Lappland.  —  Zu  der  Geschichte  der  Wikingerzeit  haben  wir  eine  französische 
Übersetzung  von  Bd.  I  der  'Normannerne'  von  J.  Steenstrup,*)  sowie  Bei- 
träge von  J.  Anderson')  und  J.  Prendergast.*)  —  Das  altnordische 
Museum  von  Kopenhagen  schildert  A.  Grienberger.^) 

In  nordischen  und  isländischen  Qaellenschriften  findet  sich  an  mehreren 


1)  JB.  S.  299  f.  —  2)  Stades  pr61im.  p.  serv.  k  Yhist  dos  Normandfl  et  de  lean  in- 
YU.  Ayec  n.  introdact.  de  H.  E.  Beaurepaire.  Par.,  Champion.  Vgl.  KH.  16,  403.  —  3)  Notes 
on  the  content«  of  two  wiking  graves  in  Islay  (Scotland),  with  notices  of  the  barial  coBtoms  of 
the  none  seakings,  as  recorded  in  the  Bagas  and  illiutrated  by  their  grave-moundg  in  Norway 
and  in  Scotland:  Proceed.  of  the  society  of  antiquaries  of  Scotland.  N.  S.  2,  51 — 94.  — 
4)  Pr.  gab  heraas:  Ch.  Haliday,  The  scandinav.  kingdom  of  Dublin,  augleich  mit  einer 
Schildorang  Halidays  und  seiner  Stadien.     (Dublin,  300  S.)  —  5)  S.  o.  S.  2. 


Konregen  and  BSndnuik^k.  I[,321 

Stellen  das  Wort  ^Gagnfasta*  (oder  'Gangfasta')  als  Bezeichnung  für  gewisse 
Fasten.  Dieses  Wort,  dessen  ursprüDgliche  Form  nnd  Bedeutung  man  bisher 
nicht  in  befriedigender  Weise  erklären  konnte,  bezeichnet  sowohl  in  Norwegen 
als  auf  Island  (gerade  wie  'gen&sta'  in  Schweden)  ursprünglich  alle  und  jede 
Fasten,  welche  zur  Vorbereitung  auf  gewisse  höhere  Feste  Yor  diesen  ge- 
halten wurden;  erst  hinterher  beschränkte  sich  die  Geltung  des  Ausdruckes 
im  Gegensatz  zu  den  einzelnen  vor  bestimmten  Festen  zu  haltenden  Fast- 
tagen auf  die  Tier  gröfseren  Fastenzeiten,  welche  vor  den  höheren  Festen, 
nämlich  vor  Weihnachten,  Ostern,  Johanni  und  Michaeli  gehalten  wurden. 
Als  dann  die  langen  Fasten  ihre  eigentümliche  gesetzliche  Ausprägung  er- 
hielten, scheint  sich  •  die  Bezeichnung  nur  noch  auf  jene  drei  andern  Fasten- 
zeiten beschränkt  und  neben  ihnen  höchstens  noch  die  beiden  ersten  Wochen 
der  neun  wöchentlichen  Fasten  mit  in  sich  begrififen  zu  haben,  welche  als 
eine  Art  von  Yorfasten  vor  den  Siebenwochen-Fasten  betrachtet  wurden;  als 
später  auch  die  Fasten  der  Adventszeit  in  bestimmter  Weise  gesetzlich  ge- 
boten und  festgestellt  wurden,  scheint  auch  ihnen  wieder  eine  ähnliche  Yor- 
fastenperiode  vorangestellt  worden  zu  sein,  welche  selbstverständlich  eben- 
sowenig wie  jene  erstere  als  eine  allgemein  und  gesetzlich  gebotene  aufzu- 
fassen ist.  Da  aber  nun  auch  die  Fasten  vor  Johanni  und  Michaeli  entweder 
nie  aUgemein  gesetzlich  geboten  gewesen  waren  oder  doch  schon  frühzeitig 
aufgehört  hatten,  dies  zu  sein,  erscheinen  die  gagnföstur  fortan  als  Fasten- 
zeiten, welche  bestimmten  höheren  Festen  und  Fasten  vorangehend,  ohne 
allgemein  geboten  zu  sein  doch  von  Leuten  geistlichen  Standes  oder  beson- 
derer Frömmigkeit  gehalten  zu  werden  pflegten,  oder  deren  Haltung  auch 
wohl  Leuten,  welche  gewisse  schwere  Sünden  begangen  hatten,  vermöge  einer 
ihnen  gebotenen  Eirchenbufse  auferlegt  worden  war.  Während  also  ursprüng- 
lich und  etymologisch  betrachtet  die  gagnföstur  lediglich  Yorfasten  waren, 
trat  später  die  Eigenschaft  längerer  Dauer  und  weiterhin  die  Nichtzugehörig- 
keit zu  den  Lögföstur  als  ein  weiteres  charakteristisches  Moment  ftlr  deren 
Begriff  hinzu,  so  dafs  fortan  die  gagnföstur  zwar  immerhin  noch  Yor&sten 
blieben,  aber  keineswegs  alle  Yorfosten  mehr  zu  den  gagnföstur  gezählt  wur- 
den. —  Die  einzig  richtige  Schreibung  des  Wortes  ist  'gagnfasta'  (nicht 
gangfasta);  es  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  dem  adverbialen  Praefix 
gagn,  das  auch  für  das  deutsche  'gegen'  gebraucht  wird,  zusammengesetzt.^) 
lu  seiner  Schrift  'Über  die  Wasserweihe'  gab  Maurer  einen  inhaltsreichen 
Beitrag  zur  nordischen  Bechtsgeschichte.  ^) 

Die  Inschrift  auf  einem  Grabstein  aus  dem  Mittelalter,  die  bisher 
unerklärt  dastand  und  Yeranlassung  zu  verschiedenen  Sagen  gab,  unter 
andern,  dafs  der  Stein  errichtet  wäre  zur  Erinnerung  an  eine  franzö- 
sische oder  dänische  Prinzessin,  die  auf  einer  Fahrt  von  Frankreich  nach 
Dänemark  oder  aus  diesem  Land  in  jenes  an  der  Küste  von  Norwegen  um- 
gekommen sei,  —  hat  G.  Storm^)  sinnreich  erklärt.  Es  ist  ein  Grabstein 
für  die  Tochter  des  Barons  Isaak  Gantessön,  welcher  am  Ende  des  13.  Jh. 
lebte.  Er  stammte  wahrscheinlich  in  weiblicher  Linie  von  König  Haakon 
Uaakonssön  (1217—1263)  und  war  vermutlich  verheiratet  mit  einer  Tochter 
des   Grafen  von  Holland,    da  das  auf  dem  Grabstein    abgebildete    Wappen- 


1)  K.  Maaror,  Übor  die  norw.-isländ.  gagnfdstar.  Münch.  SB.  1881,  2,  226—268.  — 
2)  8.  JB.  III,  2,  6.  —  3)  Gm  Gravstenon  fra  FjoDro  og  en  Sidegren  af  det  nonke  Kongehas 
i  dot  Uäe    Aarh.:  Nowk  bist.  Tidakr.,  U.  Ser.,  .3,  206—221.     (Mit  e.  Tat.) 

Historische  Jahresberichte.    1881.    II.  21 


11,322  XXX.    H.  Sclij8tli: 

Schild  (Löwe  ohne  Krone,  Leopard  und  Seeblatt)  auf  Seitenlinien  des  nor- 
wegischen Eönigsgeschlechts  hinweisen.  —  In  Christians  I.  späteren  Jahren 
sollen  zwei  Männer  Tinningus  et  Pytchehorsins'  sich  längere  Zdt  als  vor- 
treffliche Seeleute  und  tüchtige  Freibeuter  ausgezeichnet  haben.  Von  dem 
letzteren  weifs  man  nichts  anderes,  als  dafs  er  stets  'Pinningus'  folgte,  und 
selbst  über  diesen,  dessen  Name  Dietrich  Pining  war,  fliefsen  die  Quellen 
äuÜBorst  sparsam.  Die  zerstreuten  Notizen,  welche  sich  finden,  hat  L.  Daae^) 
zu  einem  Bilde  vereinigt,  welches  beweist,  dafs  dieser  Pining  zu  den  merk- 
würdigsten Personen  seiner  Zeit  gehört  haben  mufs  und  eine  nicht  unbedeu- 
tende Rolle  in  der  Geschichte  seiner  Zeit  gespielt  hat.  Der  Schauplatz 
seiner  Thaten  war  teils  Island,  zu  dem  er  eine  Zeit  lang  in  einem  Lehns- 
verhältnis stand,  teils  die  Nord-,  teils  die  Ost-See.  Unter  den  vielen  Feh- 
den, an  denen  er  teil  nahm,  sei  nur  die  Fehde  genannt,  welche  z¥aschen 
Graf  Jakob  v.  Oldenburg  1484  und  Lübeck,  Hamburg  und  Buxtehude  geführt 
wurde,  da  diese  Städte  mit  Bischof  Heinrich  v.  Münster  im  Bündnis  waren, 
der  1483  den  Grafen  Jakob  aus  seinem  väterlichen  Erbe  Delmenhorst  ver- 
trieben hatte. 

Während  man  firüher  annahm,  dafs  Norw^ens  Volksmenge  in  den 
Zeiten  kurz  vor  dem  schwarzen  Tod  (1349)  gröfser  war,  als  in  der  Mitte 
des  17.  Jh.  (ca.  560  000  bis  ca.  450  000)  und  dafs  Norwegen  durch  den 
schwarzen  Tod  '/s  seiner  Bevölkerung  verloren  habe,  kommt  E.  Sars') 
nach  eingehenden  Untersuchungen  zu  dem  Resultat,  dafs  Norwegen  um  1300 
höchstens  300  000  Einwohner  hatte,  dalis  die  Bevölkerungszahl  durch  den 
schwarzen  Tod  auf  ca.  200  000  sank,  dafs  sie  im  Anfang  des  16.  Jh. 
wieder  ca.  die  Zahl  von  300  000  erreicht  hatte,  am  SchluDs  des  16.  Jh.  ca. 
400000  und  1660  500  000  betrug. 

Nach  der  Sage  stammt  das  dänische  Banner  Danebrog  von  Waldemar 
Seiers  Esthlands-Zug  (1219).  Aber  die  Untersuchungen,  welche  dänische 
Publizisten  (Worsaae,  Werlauf,  Paludan,  Müller  und  A.  D.  Jörgensen)  ange- 
stellt haben,  beweisen,  dafis  Alter  und  Ursprung  des  Danebrog  sehr  zweifel- 
haft sind.  Kein  zur  Zeit  des  Zuges  lebender  Schriftsteller  weife  etwas  da- 
von, weiter  rückwärts  findet  es  sich  auf  bildlichen  Darstellungen  und  wird 
in  schwedischen  Quellen  genannt,  in  der  dänischen  Littei*atar  jedoch  erst 
bei  den  Autoren  des  16.  Jh.,  welche  kurz  sein  Aussehen  angeben  und  die 
Sage  von  seinem  Niederfall  vom  Himmel  während  des  Zuges  1219  erzählen. 
Jetzt  hat  E.  Löffler')  gefunden,  daüs  das  älteste  Wappen  von  Reval,  das 
aus  der  Dänenzeit  stammt,  der  Danebrog  ist,  und  damit .  scheint  der  Teil 
der  Sage,  welcher  den  Ursprung  des  Banners  mit  dem  Zuge  nach  Esthland 
und  der  Gründung  von  Beval  in  Verbindung  bringt,  an  Glaubwürdigkeit  zu 
gewinnen. 

Über  Reinhardts  Waldemar  Atterdag^)  hat  Kr.  Erslev^)  ein  ausführ- 
liches Referat  geliefert,  aus  dem  einiges  hervorgehoben  zu  werden  verdient. 
Nach  ihm  hat  R  nicht  immer  genau  zwischen  gleichzeitigen  und  sj>äterea 
(unreinen)  Quellen  geschieden  und  sich  auch  erst  allmählich  zu  einer 
Klarheit  über  das  gegenseitige  Verhältnis  und  den  Wert  der  Quellen  empor- 


1)  Didiik  Pming:  Norsk  hist  Tidjibr.  n.  Sor.,  3,  233—45.  —  2)  TU  Oplyraing  om 
Polkernffingdens  BoYWgeLie  i  Norgo  fra  d.  I3de— i7de  Aarh.:  ibid.  S.  281  —  387.  — 
3)  Bidrag  til  Bedömmelse  of  Dannebrog-Sagnets  historiske  Ysord:  Dansk  hifit.  Tidokr. 
5.  Ser.,  2,  562—67.  —  4)  JB.  in,  2,  300.  —  5)  Dansk  biet  Tidakr.  5.  Ser.,  3,  285 — 
307.     Vgl.  JB.  m,  2,  296». 


Norwegen  und  Danemark  11,323 

gearbeitet.  Die  besten  Teile  sind  das  2.  und  3.  Buch;  hier  ist  die  saocessi^ 
Wiedervereinigang  des  Reiches  der  Hanptstoff  und  die  daranf  bezüglichen, 
sehr  verwickelten  Verhältnisse  hat  R.  mit  groCser  Gednld  nnd  grofsem  Scharf- 
sinn 2a  entwirren  yersucht;  zugleich  war  er  so  glQcklich  mehrere  bis  dahin 
onbekannte  Briefe  ans  dem  Gottorpschen  Familienarchiv  veröffentlichen  zu 
können.  Dieser  Teil  des  Werkes  bezeichnet  in  wissenschaftlicher  Beziehung 
den  gröfeten  Fortschritt,  während  die  beiden  letzten  BUcher,  welche  fOr  den 
gewöhnlichen  Leser  die  anziehendsten  sein  werden,  der  Wissenschaft  nicht 
viel  Neues  bringen.  Waldemar  selbst  kann  vom  Standpunkt  der  Moral  aus 
nur  hart  beurteilt  werden.  Man  kann  Waidemars  Wirksamkeit  auch  nicht 
als  einen  Ausfluls  von  Yateriandsliebe  und  NationalitätsbewuTstsein  auffassen. 
Was  er  wollte,  das  war  die  Ausdehnung  seines  Machtgebietes  und  seiner 
Machtfalle.  Fttr  dieses  Ziel  war  er  thätig  mit  grofser  Energie  und  uner- 
müdlicher Ausdauer,  mit  Aufbietung  aller  seiner  List  und  Rücksichtslosigkeit. 
Aber  er  erreichte  auch  sein  Ziel  zum  grofeen  Teil  und  /Wurde  dadurch  Däne- 
marks Retter.  Er  brach  die  fremde  Herrschaft  und  hemmte  die  aristokratische 
Entwickelung-,  dadurch,  und  zwar  durch  das  letzte  nicht  weniger  als  durch 
das  erste,  wurde  Dänemarks  Dasein  aufrecht  erhalten.  Mehr  als  einmal  lief 
Waidemars  Werk  Gefahr,  vernichtet  zu  werden;  besonders  grofe  war  diese 
1368,  als  er  die  77  Fehdebriefe  der  bedeutendsten  Städte  empfing,  der  Adel 
sich  empörte,  Mecklenburg  und  Schweden  sich  den  Städten  anschlössen  und  man 
eine  förmliche  Teilung  Dänemarks  verabredete.  Waldemar  verliefs  das  Reich, 
welches  von  seinen  Feinden  furchtbar  verheert  wurde.  Über  eine  der  Be- 
gebenheiten in  diesem  Kampf,  nämlich  die  Eroberung  von  Kopenhagen  1368, 
ist  jetzt  der  Bericht  eines  der  Teilnehmer  am  Angriff,  eines  Thomer  Rats- 
herrn, herausgegeben.  ^)  —  Der,  welcher  den  Weg  für  Waldemar  Atterdag 
bahnte,  war  Niels  Ebbesön,  welcher  den  ^ngehömten'  Grafen  (Gerhard  d. 
Greisen  v.  Holstein)  tötete.  Ihre  Geschichte  ist  behandelt  von  M.  H.  Ro- 
senörn^)  und  W.  Berblinger.^)  Mehrere  interessante  Beiträge  zu  Däne- 
marks Geschichte  vom  13. — 16.  Jh.  finden  sich  in  W.  Mantels*)  ausge- 
wählten historischen  Arbeiten,  welche  eine  sehr  anerkennende  Kritik  durch 
Fr.  Krampf)  erfahren  haben.  Die  Begebenheiten  während  der  Union  be- 
handelt Ad.  Daehne.^^ 

Wir  haben  früher^)  den  in  den  letzten  Jahren  über  die  Entstehung 
Kopenhagens  geführten  Streit  besprochen.  A.  Heise  ^)  geht  kritisch  prüfend 
die  Arbeiten  durch,  welche  diese  Frage  betreffen,  und  glaubt,  dafs  die  neuere 
Forschnng  sich  auf  etwas  eingelassen  hat,  was  sie  nicht  zu  lösen  im  Stande 
ist.  'Es  sind  in  den  Fragen  viele  interessante  Einzelheiten  vorgebracht 
worden,  aber  das  einzige,  was  bei  dem  ganzen  Streit  hinsichtlich  des  ältesten 
(Kjöbeii-)Havn  als  ein  einigermafsen  sicheres  Ergebnis  herausgekommen 
scheint,  ist,  dafs  Havn  ursprünglich  ein  Dorf  war.  Aber  wie  weit  die  Stadt 
in  ihrer  Entwickelung  vorgeschritten  war,    als  Absalon  seine  Burg  anlegte, 


1)  IL  Koppmann,  Dio  Einnahmo  Kopenhagens  durch  die  HanBestadte  1368  Juni  16. 
Festgabe  fUr  CxecoliuB  (a.  o  S.  29>),  S.  198—204.  —  2)  Greve  Gert  of  Holst  og  Niels 
Kbbeson  of  NSireris.  Udg.  med  Understöttelso  o^  det  jydske  hist-topograf.  Selskab.  Heft  5 
Q.  6.  Bandersy  1878 — 79.  36  o.  68  S.  —  3)  Gerhard  d.  Gr.  a.  s.  llesidenz  Bendsbnrg. 
Rendsburg,  60  8.  4«.  S.  P.  Hasse  in  GGA.  8.  1153—56.  —  4)  JB.  ni,  2,  178.  — 
ö)  Dansk  hiut.  Tidskr.  5.  Ser.,  2,  718—22.  —  <>)  S.  o.  S.  153*.  —  7)  JB.  I,  396  f.  — 
H^  Det  ffildste  KjobenhaTn  og  den  nyore  Granskning:  Dansk  histor.  Tidslu*.  5.  Ser.,  2,  489 
—561. 

21« 


n,324  XXX.    H.  Schj5th: 

das  wissen  .wir  nicht  und  können  wir  nicht  wissen.  Alles  scheint  jedoch 
darauf  hinzuweisen,  dafs,  falls  damals  schon  ein  Anfang  zu  einer  Handels- 
stadt da  war,  derselbe  doch  sehr  gering  war;  aber  eben  so  sicher  ist  es, 
dafs  sie  von  da  ab  stetig  im  Wachsen  war.  —  A.  D.  Jörgensen^)  von 
dem  Heise  in  mehreren  Punkten  abweicht,  yerteidigt  seine  früher  dargelegten 
Ansichten.  Er  hält  es  für  wahrscheinlich,  dafs  eine  Burg  oder  ein  Hof  Havu 
vor  Absalons  Zeit  und  vor  der  Aufführung  der  neuen  Bni^g  auf  einem  Wer- 
der existierte,  östergaard  ist  nach  seiner  Ansicht  die  ältere  Burg,  die 
Nicolaikirche  die  ursprüngliche  Gemeindekirche,  Oamlebode  Havn  der  erste 
Hafen  und  Wed  Stranden'  (d.  h.  'am  Strand')  die  älteste  Stadt;  femer  hält 
er  wie  früher^)  daran  fest,  dafs  Absalon  auf^r  der  Burg  auf  'Holmen* 
(Werder)  auch  einen  neuen  Stadtteil  auf  der  Höhe  westlich  von  der  alten 
Stadt  erbaute. 

Eins  der  ältesten  und  eigentümlichsten  kirchlichen  Denkmäler  in  Däne- 
mark aus  dem  früheren  Mittelalter  ist  die  Kirche  zu  Tamdrup  in  der  Nähe 
von  Horsens,  welche  man  in  den  Anfang  des  12.  Jh.  wird  setzen  dürfen. 
Eine  Beschreibung  dieser  Kirche,  deren  Aufseres  zum  gröfsten  Teil  ver- 
nichtet ist,  hat  J.  B.  Löffler^)  geliefert.  —  Ein  Vergleich  zwischen  däni- 
schen und  mehreren  wendischen  Klosterkirchen  (Dargun,  Hilda,  Colberg, 
Oliva)  aus  dem  12.  Jh.  scheint  darauf  hinzuweisen,  daTs  in  architektonischer 
Beziehung  eine  dänische  Einwirkung  sich  bei  diesen  wendischen  Kirchen 
geltend  gemacht  hat.^)  Diese  Einwirkung  ist  zweifelsohne  herbeigeführt 
durch  Mönche  aus  dem  Cistercienserkloster  Esrom  (nw.  v.  Helsingör);  aber 
es  ist  zugleich  höchst  wahrscheinlich,  dafs  die  Ziegelstein&brikation,  die  in 
der  2.  Hälfte  des  12.  Jh.  eine  ganz  neue  Architektur  hervorbrachte,  aus 
dem  christlichen  Norddeutschland,  namentlich  aus  den  brandenburgischen 
Landen,  nach  Dänemark  gekommen  ist,  und  die  Kirchengruppe,  welche  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  den  nächsten  Einfluis  auf  die  dänische  Baukunst 
gehabt  hat,  rnuDs  jedenfalls  die  von  Kloster  Jerichow  (Reg.-Bez.  Magdeburg) 
und  Umgegend  gewesen  sein,  wo  die  entwickelte  Ziegelsteinarchitektur  zuerst 
in  Nord-Deutschland  auftritt.  Der  Ursprung  der  Ziegelsteinfabrikation  und 
des  sich  daran  knüpfenden  Baustils  mufs  fOr  Deutschland  und  Dänemark 
jedenfalls  in  Nord-Italien  gesucht  werden,  wo  besonders  die  Lombardei  reich 
ist  an  schönen  Mauersteinkirchen  aus  dem  11.  und  12.  Jh.  Die  Lombardei 
und  Deutschland  standen  schon  im  frühen  Mittelalter  in  so  lebendiger  Ver- 
bindung, dafs  die  Deutschen  reiche  Gelegenheit  hatten,  von  den  in  der 
Kunst  weit  höher  stehenden  Italienern  zu  lernen.  Sowohl  die  deutsche  als 
die  dänische  Geistlichkeit,  welche  damals  noch  selbst  den  Bau  ihrer  Kirchen 
leitete,  reiste  oft  nach  Rom  und  mufste  auf  die  neuen  Ziegelsteinbauten  auf- 
merksam werden.  Der  Orden  der  Cistercienser,  welcher  auch  Klöster  in  der 
Lombardei  besafs,  ist  ohne  allen  Zweifel  einer  der  Träger  des  neuen  prakti- 
schen Fortschritts  auf  dem  Gebiete  der  Baukunst  gewesen.  —  Einen  Beitrag 
zur  Geschichte  der  Karthäuser  in  Mariager  und  Mariebo  in  JüÜand  gab 
N.  Pedersen,^)  während  C.  F.  Bricka*)  in  einer  das  erstere  der  genannten 


1)  Det  leldBte  KjöbenhaTn :  Aarb.  f.  nord.  Oldk.  o.  Bist  1881,  S.  281—98.  —  2)  JB. 
1,  392.  —  3)  Tamdrup  Kirko:  Aarb.  f.  nord.  Oldk.  o.  Hiat  S.  69—78.  —  4)  J.  Korne- 
rup,  Gm  Esrom  Klosters  Forbindolser  med  Yenden  og  de  architektoniske  Spor  deraf:  ib., 
8.  1 — 37.  —  Hier  sei  auch  Heft  2  des  Codex  Esroraensis,  hrsg.  v.  0.  Nielsen  (Kjbhm., 
196  S.)  genannt.  Vgl.  JB.  lU,  2,  306.  —  5)  S.  o.  S.  197*.  —  6)  Et  Aarstal  i  Mariager 
Klosters  bist:  Dansk  bist.  Tidskr.  5.  Sor.,  2,  482—88. 


0^  Korwegen  and  Danemark.  11,325 

Klöster  betreffenden  ürknnde  über  die  Stiftung  einer  Seelenmesse,  die  nnr 
in  einer  späten  Abschrift  erbalten  ist,  die  Jahreszahl  1457  in  1475  geändert 
wissen  will.  —  In  der  Klosterkirche  zn  Dobberan  (bei  Rostock)  wurde 
Christophs  I.  Gemahlin  Margarethe  Sambiria,  die  1282  in  Rostock  starb,  be- 
graben. Ihr  Grab  läfst  sich  nicht  nachweisen,  aber  in  der  Klosterkirche 
bewahrt  man  ihr  Grabdenkmal,  welches  dadurch  besondere  Bedeutung  hat, 
daüs  es  die  Statue  der  Königin  in  Eichenholz  geschnitzt  zeigt  und  gleich- 
zeitig das  älteste  derartige  Grabmonument  ist,  das  wir  von  einem  Mitgliede 
des  dänischen  Königshauses  besitzen.  Es  ist  keine  alte  Inschrift  in  Ver- 
bindung mit  dem  Bilde  erhalten,  welche  bekräftigen  könnte,  dalis  es  der  Zeit 
um  1300  angehört,  aber  es  existiert  auch  nichts,  was  gegen  die  Richtig- 
keit der  Tradition  spricht  Nach  früheren  Erklärungen^)  lag  die  Figur  in 
einer  Holzkiste  mit  einem  dachartigen  Deckel  gerade  wie  der  Deckel  auf 
einem  Heiligenschrein;  H.  Petersen')  glaubt  dagegen,  dais  das  Bild  auf 
der  Deckplatte  eines  sarkophagförmigen  Grabmonuments  geruht  habe,  das 
man  sich  als  aufgemauert  denken  kann  gerade  wie  das  Erich  Glippings  in 
der  Domkirche  zu  Yiborg.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  zwei  lebensgrofsen 
Figuren,  welche  man  in  einem  Schrank  nahe  bei  Margarethes  Bild  auf- 
bewahrt, und  welche  der  Rest  eines  Monuments  sind,  das,  wie  man  sagt, 
fiber  dem  Grabe  des  schwedischen  Königs  Albrecht  (1363 — 89,  f  1412)  und 
seiner  Gemahlin  Rikardis  errichtet  war. 

Vor  der  Einführung  des  Christentums  fand  man  in  Dänemark  keine 
Bekanntschaft  mit  der  Bildhauerkunst  und  einer  damit  verbundenen  Stein- 
hauerkunst Sie  begann  in  der  letzten  Hälfte  des  11.  Jh.  sich  zu  entwickeln, 
nachdem  Svend  Estridsen  (1047 — 76)  das  Kirchenwesen  geordnet  hatte  und 
das  Land  in  Bistümer  geteilt  war,  aber  sie  nahm  ihren  ersten  kräftigen 
Aufschwung  nicht  vor  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jh.  während  der  Blütezeit 
des  romanischen  Stils,  besonders  bei  der  Erbauung  der  wichtigsten  Dome 
im  alten  Dänemark,  in  Lund,  Ribe  und  Yiborg.  Von  diesen  Bauten  aus, 
welche  gleichsam  Schulen  für  die  Steinhauer  gewesen  sein  müssen,  breitete 
sich  die  Kunst  über  weitere  Kreise  aus.  Der  Stil  in  seinen  Einzelformen 
verrät  seine  Abstammung  aus  dem  Süden,  und  es  ist  höchst  wahrscheinlich, 
daüs  deutsche  Meister  in  Dänemark  gewirkt  haben  und  die  Lehrer  der  Ein- 
heimischen gewesen  sind.  So  bildeten  sich  bald  eingeborene  Steinhauer  aus, 
welche  bedeutende  Arbeiten  hinterlassen  haben,  die  mit  grofser  Treue  und 
Sorgfalt  ausgeführt  sind;  in  Jütland  allein  ist  die  mittelalterliche  Steinskulptur 
ein  äufserst  reichhaltiges  Gebiet  Während  die  Kunst  also  ursprünglich  ein 
fremder  Gast  in  Dänemark  war,  wurde  sie  bald  volles  Volkseigentum,  so  dafs 
sie  eine  nationale  Kunst  wurde,  da  das  Material,  mit  dem  man  arbeitete, 
die  Natur,  die  das  Werk  umgab,  und  das  Wesen  des  Volkes  nicht  verfehlten, 
der  Kunst  ihr  eigentümliches  Gepräge  zu  geben.  Indessen  kam  die  Stein- 
hauerkunst  in  dem  Dänemark  des  Mittelalters  nicht  über  die  erste  Kindheit 
hinaus  und  der  gothische  Stil  kam  hier  nie  zu  einer  Ausbildung  wie  in 
Deutschland  und  Frankreich.  Hierzu  trugen  verschiedene  Umstände  bei,  so 
die  Verarmung  des  Landes  unter  unglücklichen  politischen  Verhältnissen 
und  sein  Mangel  an  Steinarten,  die  sich  zur  künstlerischen  Behandlung 
eigneten. ') 


1)  Aarb.  f.  nord.  0.  o.  H.  1877,  8.  55—66,  wo  die  Statae  abgebüdet  ist  —  2)  Om 
Djxmmng  Maigreta  Sprenghests  QraTinonainent  i  Doberan,  o.  8.  157*.  —  3)  J-  Kornerap, 
Om  den  tidlige  Middelalden  Stenhoggenkimflt  i  Danmark:  Aarb.  f.  0.  o.  H.  8.  856—280. 


n,326  XXX.     H.  Schjöth.  ^ 

Beiträge  zur  Münzgeschichte    Norwegens  and  Dänemarks    haben   C.  F. 
Herbst^)  nnd  S.  Bergsöe^)  geliefert.      Letzerer  beschreibt  einige   Unica 
oder  sehr  seltene  dänische  Mttnzen  des  Berliner  Kabinete,  darunter  mehrere 
Ronenmünzen,  und  giebt  Bemerkungen  zur  Erklärung  der  noch  dunklen  sog. 
Pax-Mttnzen.   Vielleicht  hängen  diese  damit  zusammen,  dafs  die  ersten  Münzen 
des  Nordens  nicht  kriegerisch  und  wikingartig,  sondern  religiös  und  mit  der 
christlichen  Symbolik   zusammenhängend  sind:    Christentum  und  Mflnzwesen 
kamen  gleichzeitig  nach  dem  Norden.      Derselbe  hebt  hervor,  dafs  der  Yon 
Stenersen    beschriebene  Münzfund   von  Graslid  in  Thydalen  (1878),    der 
wohl  aus  den  J.  1066 — 68  stammt,  die  sehr  scharfsinnige  Deutung  bestätigt, 
die  G.  Stephens  von  einer  nicht  gedeuteten  Runeninschrift   einiger  Münzen 
gegeben  hat:  es  ist  der  Mttnzmeister  angegeben  durch  die  Worte:  ^NN  hat 
diesen  Stempel  (mot)*.  >)    —    Von  Werken  der  alten  Litteratur  sind  Fort- 
setzungen herausgekommen  von  Snorres  Edda  ^)  und  Hattatal  ^)  sowie  Ober- 
setzungen der  Yolsunga-  und  Ragnars-Saga.  ^)     Litterarhistorisches  Interesse 
haben  die  von  der  GeseUschaft  zur  Herausgabe  altnordischer  Litteratur  her- 
ausgegebenen   Schriften,    von   denen   1881    herausgekommen  sind:    Gydinga 
Saga,^)  Riddara  Rimur  ^)  und  das  ä.  Heft  von  Mandevilles  Reise.*)    Gydinga 
(der  Juden)  Saga,   welche  in  grofsen  Zügen  die  Geschichte  der  Juden  vom 
Tode  Alexanders  d.  Gr.  bis  zu  Pilatus  Tod   behandelt,   hat  als  Quellen  be- 
nutzt:   das  erste  Buch  der   Maccabäer    nach  der  Vulgata  des  Hieronymus, 
Petrus  Gomestors  Historia  Scholastica  und  Josephus'  Antiquitates  und  bellum 
ludaicum;  sie  ist  verfafst  von  dem  Priester  Brand  Jonssön  wahrscheinlich  in 
der  Zeit  zwischen  1250  und  1260.     Brand  Jonssön,  später  Bischof  in  Hole 
(Island),  war  ein  auf  Island  sehr  angesehener  und  sehr  gelehrter  Mann,  welcher 
diese   Sage    und   zugleich   die  Alexander-Sage  für  den   norwegischen  König 
Magnus  Haakonssön  schrieb.    —   Rimur  sind  eine  Island  und  den  Färöem 
eigentümliche  Dichtung  und  lassen  sich  als  mehrere  Sagas  in  Yersform  be- 
trachten.    Nach  ihrem  Inhalt  sind  sie  teils  historisch,  teils  mythisch-heroisch, 
teils   romantisch.      Die  herausgegebene    Sammlung   der   Gedichte    enthält  3 
Rimur  (Filipö-Herburts-Eonrads-Rimur) ,   welche   Umdichtungen   romantischer 
Sagas  sind.    In  einer  längeren  Einleitung  ist  über  den  Inhalt  dieser  Dichtung 
und  über  ihre  Yersform    sowie   über  die  den  Rimur  zu  Grunde   liegenden 
Sagas  und  Handschriften   gehandelt.      Litterarhistorische  Beiträge  haben  wir 
auch  von  R.  Heinzel,io)  E.  Pag6^i)  und  0.  Kaikar.  i«) 


1)  Einige  bisher  unbekannte  norweg.  Münzen  des  MA.:  Kamism.-sphnig.  Ans.  12,  No.  1 
—2.  —  2)  DSn.  Mittelaltermünzen  des  11.  Jh.:  Z.  1  NnmUmat  8,  281—87.  —  $)  Zur 
norw.  Q.  dän.  Münzkunde:  ib.  9,  339 — 42.  —  4)  Edda  Snorra  Sturlasonar.  Edda  Snorronis 
Starliei  Tomi  III  p.  prior.  Accodont  tabnlae  lithographicae  qainqae.  Kjbhyn.  506  S.  — 
5)  Hattatal  Snorra  Stnrliiflonar.  Henuisg.  von  Th.  Moebina.  II  (Gedicht  nnd  Kommentar). 
Halle,  W^aisenhans.  138  S.  Vgl.  JB.  HI,  2,  301.  —  6)  Volzonga-  u.  Bognara-S^a  nebet 
d.  Gesch.  yon  Komagest  Übers,  von  F.  H.  y.  d.  Hagen.  2.  Aufl.  Völlig  umgearb.  tod 
Ant  Edzardi.  Stattgart,  1880.  LXXX,  438  S.  —  Die  Saga  yon  den  Yolsungen  a.  Nie> 
belangen.  Aas  der  altnord.  Yolsanga-Sago  frei  übertragen  yon  Ant  Edzardi.  Stuttg.  XVI, 
123  S.  Vgl.  CBl.  Sp.  1146—47.  —  7)  Eftor  Haandskriftor  ud^'.  af  Gaömundar  ])orlaksBon. 
XIV,  116  8.  Kjbhyn.  —  8)  Efter  Handskriftema  utg.  af  Thcod.  Wisön.  XLVI,  176  S. 
Ebd.  —  9)  Mandeyilles  Beise  pa  Dansk  fra  15<le  Aarh.  Efter  Haandskriftor  ndg.  af  M.  Lo- 
renzen.  Heft  1—2.  S.  1—208.  Ebd.  —  10)  Beschreibang  d.  isländ.  Saga.  Wiener  SB. 
1880,  Bd.  97,  105 — 308.  —  11)  Über  zwei  pros.  Darstellangen  d.  T^'iobelangensage  in  der  nord. 
Litteratar.  Chemnitz  (Ptogramm).  23  S.  4°.  —  12)  Ordbog  til  det  sldre  danake  Sprog 
(1300—1700).  Trykt  paa  Carlsbergfondets  Bekostning  ifolge  Foranledning  of  UbIt.  Jafaütteta 
danske  Samfand.     Heft  1.     98  S.    Kjbhyn.    [Wörterbuch  d.  ilteren  dfta.  Spr.] 


BöhmeD  und  MShren.  U  327 

Von  zusammenhängenden  Darstellongen  der  dänischen  Geschichte  hahen 
wir  nur  zu  nennen  ^Aliens  Handbuch  der  Geschichte  des  Vaterlandes V) 
sowie  2  populäre  von  N.  Bache*)  und  L.  C.  Müller. *) 

Zuletzt  sei  erwähnt  die  Darstellung  des  Archivwesens  in  Norwegen  und 
Schweden  von  Secher,*),  der  die  vorhandenen  Archive,  ihre  Organisation 
und  den  Dienst  an  ihnen  bespricht;  J.  Steenstrnps^)  und  G.  Storms^) 
Berichte  über  die  historische  Litteratur  zur  dänischen  und  norwegischen  Ge- 
schichte, welche  die  Litteratur  hauptsächlich  der  J.  1879 — 81  besprechen, 
sowie  endlich  der  V.  Mollerups,^)  der  die  in  Dänemark  erschienene  Litteratur 
zur  dänischen  Geschichte  während  des  J.  1880  zusammenstellt  und  dabei  mehr- 
fach auf  frühere  Jahre  zurückgreift,  indem  er  auch  die  historischen  Aufsätze 
der  für  ein  gröfseres  Publikum  bestimmten  Zeitungen,^)  sowie  einzelner 
Fachblätter  ^)  herbeizieht  Aus  einem  der  letzteren  wollen  wir  eine  Zusam- 
menstellung der  Ausgaben  des  Saxo^^)  erwähnen. 


XXXL 

AcL  Horeieka. 

Böhmen  und  Mähren/^) 

Dem  Freunde  der  böhmischen  Geschichte  wird  die  Thatsache  nicht  ent- 
gangen sein,  dafs  auf  allen  Gebieten  der  geschichtlichen  Wissenschaft  1.  J. 
1881  gediegene  Forschungen  angetroffen  werden.  Erfreulich  insbesondere 
ist  der  Umstand,  dafs  neben  den  älteren  Männern,  welche  in  der  historischen 
Litteratur  einen  wohlbekannten  Namen  besitzen,  auch  die  jüngere  Generation 
an  der  Durchforschung  der  Landesgeschichte  immer  regeren  Anteil  nimmt. 

Wir  begegnen  zunächst  Studien  auf  dem  Gebiete  der  älteren  Geschichte. 
^Die  Herrschaft  der  Longobarden  in  Böhmen,  Mähren  und  Rogiland'  hat 
nach  Loserth^^)  jedenfalls  bis  546,  wahrscheinlich  bis  zu  ihrem  Einzüge 
nach  Italien  gewährt.  Das  zum  Teil  in  diesen  Gegenden  erstandene  'grofs- 
mährische'  Reich  erstreckte  sich  im  Südosten  bis  in  die  Theifscbene  und  das 
südliche  Ungarn.  ^^)  —  Zur  Biographie  des  Slavenapostels  Methodius  bringt 


1)  8do  Udg.  gjonnemseot  og  forbedret  856  S.  og  4  Tabeller.  KjbhTn.  —  2)  Nordens 
Historie  med  talrige  i  Texten  trykte  Illastrationer.  Fopiüsr  fremskillei  2.  omarb.  Udg. 
Heft  10—18  (Bd.  1,  Heft  7  u.  8;  IV,  4—10).  576  S.  Kjbhvn.  —  8)  Danmark»  Historie. 
Anden  Udg.  VI,  Heft  4  n.  5.  Udg.  ander  Ledelso  of  J.  T.  A.  Tang.  128  S.  —  4)  Das 
ArchiTwesen  im  skandin.  Norden:  Arch.  Z.  4  (1879),  S.  249^60;  5  (1880),  S.  40—50.  — 
5>  RH.  18  (1882),  S.  420—31.  —  6)  Ib.  S.  139  —  142.  —  7)  Fortegnelse  over  dansk 
bist   Litt    1880:  Dansk  bist   Tidsskr.    V.  Ser.,    2,    724  —  32;    vgl.  JB.   m,    2,   306«.    — 

8)  Hlostrered  Tidende;   Kutiden  i  Billeder  og  Text,  Nfer  og  Fem;  Ude  og  Hjemmo  etc.  — 

9)  Tidsakr.  for  Soyssen,  Tidsskr.  f.  Postreesen,  T.  f.  Landökonomie,  Blad  f.  Bogbandlormed- 
b^lpere.  —  10)  Cli.  Sörensen,  Beskrivelse  af  de  forskjelHge  Udgayer  af  Saxos  Danm.s. 
Krönike:  Blad  for  Bogbandlermedhj.  I  (1876/77),  No.  2.  —  11)  Bei  der  geringen  Anzahl 
TOB  Arbeiten  zur  neueren  Geschichte  Böhmens  sind  diese  hier  gleich  mit  eingereiht  — 
12)  mÖG.  2,  353—365.  —  13)  A.  Haber,  s.  o.  S.  236i^ 


11,328  TSXl.     Ad.  Hor«i5ka: 

Emler^)  neue  BcitrSge  aus  einer  Hds.  des  britischen  Museums.  Loserth^) 
verwirft  den  Bericht  des  Cosmas  über  Boleslaw  IT.  und  verlegt  die  Er- 
weiterung Böhmens  in  die  Zeit  eines  'kraftvollen  Premyslfdenherzogs',  wogegen 
Huber*)  in  dem  990  von  den  Polen  eroberten  Gebiete  des  böhmischen 
Reiches  einen  Teil  des  heutigen  Schlesiens  erblickt.  In  den  'Kritischen  Be- 
merkungen über  einige  Punkte  der  älteren  Geschichte  Böhmens'  bestimmt 
Loserth^)  das  Todesjahr  der  Herzöge  Udalrich  (1034)  und  Jaromir  (1035) 
und  setzt  den  Beginn  der  Unternehmungen  des  H.  Bfetislaw  gegen  Polen  in 
das  J.  1038.  Die  spärlichen  Nachrichten  über  das  aufstrebende  Geschlecht 
'Wrschowes'  und  dessen  tragischen  Untergang  wurden  von  Lacina^)  kritisch 
untersucht.  Die  oft  bestrittene  Thatsache,  dafs  Böhmen  vor  E.  Friedrich  I. 
als  Bestandteil  des  'regnum  Teutonicum'  angesehen  wurde,  wird  von  Huber  ^) 
mit  Bestimmtheit  in  diesem  Sinne  entschieden.  Veranlassung  zu  einer  leb- 
haften wissenschaftlichen  Kontroverse  zwischen  Bussen  und  Köhler^)  gab 
das  schon  häufig  behandelte  Thema:  'der  Krieg  von  1278  und  die  Schlacht  bei 
Dürnkrut';  insbesondere  wurden  von  Köhler  Bussons  Ansichten  über  die 
strategische  Interpretation  der  Quellen  angefochten.  —  Auch  in  diesem  Jahre 
beschäftigen  sich  mehrere  Abhandlungen  mit  der  Königinhofer  Handschrift,^) 
von  der  wir  an  diesem  Orte  nur  insoweit  Notiz  nehmen,  als  einige  Historiker 
bei  der  Darstellung  der  ältesten  inneren  Zustände  Böhmens  sie  als  Haupt- 
quelle benutzen.  Die  eingehende  Beschäftigung  des  Chronisten  Peter  von 
Zittau  mit  praktischer  Theologie  ersieht  man  aus  der  Besprechung  der  von 
Loserth^)  aufgefundenen  Hds.  der  Leipziger  Universitätsbibliothek,  welche 
eine  Folge  von  demselben  verfaüster  Predigten  enthält.  Die  Beschreibung 
des  Kulturzustandes  im  böhmischen  Reiche  von  1197  — 1306,  namentlich 
über  'Staat  und  Volkstum',  verdanken  wir  dem  verdienstvollen  Historiographen 
B.  Dudik,  der  unter  dem  bescheidenen  Titel  einer  'Allgemeinen  Geschichte 
Mährens'  ^^)  die  Entwickelung  der  böhmischen  Herrschaft  trefflich  be- 
leuchtet. 

Den  Höhepunkt  seiner  Macht  erreichte  Böhmen  im  14.  Jh.  Von  Ton- 
ner**) erschien  die  Fortsetzung  seiner  Geschichte  Böhmens  für  das  Volk, 
welche  in  anziehender  Weise  die  Ereignisse  nach  der  Ermordung  K.  Wen- 
zels U.  und  die  Herrschaft  der  Luxemburger  bespricht.  Swoboda*^)  be- 
handelt die  Frage  über  die  'Konstituierung  der  böhmischen  Erbmonarchie 
durch  Karl  IV.'  Von  gröfserem  Interesse  ist  die  Monographie  Menciks**) 
über  den  berühmten  Augustinermönch  und  Prediger  Konrad  Waldhauser 
(t  1369)  auf  Grund  der  zu  St.  Florian  (Oberösterr.)  aufgefundenen  Akten. 


1)  Kov6  zpr&vy  etc.:  Z.  d.  bohm.  Mas.  (Öas.  G.  Masoa)  55,  286—305.     Vgl.  o.  S.  189* 

—  2)  Vgl.  o.  S.  23*.  —  3)  Mitt.  d.  Inst  U,  385,  386.  —  4)  MVGDB.  19,  256—270.  — 
5)  0  VrÄovcich,  Progr.  d.  Gymn.  in  Schlan,  14  S.  —  6)  S.  o.  S.  31«.  —  7)  S.  o.  S.  63» f. 
u.  Krones,  MIÖG.  2,  475  flf.  —  8)  HrnCif,  Die  K.  Hds.  u.  d.  bohm.  Aloiandrois  (Kra- 
lodyorBk^  rakopiB  etc.),  Progr.  d.  böhm.  Gymn.  in  Bad  weis,  18  S.;  Maidk,  Eine  Probe  d. 
Textes,  d.  Grammatik  a.  d.  Glosaars  d.  K.  Hds.  (ITkAzka  texta  etc.),  Progr.  d.  G.  in  Neohaus, 
16  S.;  Ad.  Sembera,  Zweiter  a.  dritter  Beitr.  za  der  Abhandlang:  Wer  hat  die  K.  Hds. 
verfafst?  (DrahJ  a  tfeti  dodavek  etc.)  Wien,  Selbstveri.  S.  67—94.  Emier,  Bericht  über 
d.  ehem.  Untersuch,  d.  Badiernngen  in  d.  Alezandreis  a.  d.  K.  Hds.  (0  lacdbnim  proskoom&ni 
etc):  Ö.  Ö.  M.  55,  187—155.  Vgl.  JB.  HI,  315*.  —  9)  S.  o.  8.  51«  —  10)  Brunn, 
Winiker,  IX,  423  8.  Eine  Übersetzang  erscheint  in  Prag  bei  Tempsky.  —  11)  Yolksbib). 
^Matice  lidu),  Prag,  XV  a.  B.  lEL,  8.  129—254.  —  12)  Progr.  d.  Realsch.  in  Znaim,  26  S. 

—  13)  Konr.  Waldhaoser:  Abh.  d.  böhro.  Ges.  d.  Wiss.  (Spole^ost  k.  5.  naok),  VL  B.,  11. 
Aach  sep.:  Selbstrerl.  34  8. 


"^  Böhmen  und  Mahren.  11,329 

Eingehend  behandelt  Heidemann  i)  Jobs!  v.  Mähren  und  sein  Walten  in 
der  Mark.  —  Die  Indiccs  haben  wir  erhalten  zn  der  von  Tadra  herans- 
gegebenen  'Cancellaria  Amesti/  *)  Diese  Qnellenpnblikation  ermöglicht  das 
Stndinm  der  kirchlichen  Verhältnisse  jener  Zeit  in  derselben  Weise,  wie  zehn 
von  Emier»)  veröffentlichte  Urbare  aus  den  Jj.  1290—1392  wichtige  Bei- 
träge für  die  ältere  Topographie,  Kultur-  und  Rechtsgeschichte  Böhmens 
enthalten. 

Dafs  die  husitische  Bewegung  und  die  durch  dieselbe  neu  gestalteten 
Verhältnisse  in  Böhmen  das  Interesse  der  Forscher  besonders  anregen,  er- 
scheint leicht  begreiflich.  Ealousek^)  widerlegt  im  wesentlichen  die  An- 
sicht, als  ob  sich  die  communio  sub  utraque  in  Böhmen  bis  auf  die  Zeit  der 
Husiten  erhalten  habe.  Ober  die  Lehre  von  M.  Hus  giebt  Eubista^)  in  Kürze 
einen  Überblick  der  Resultate,  zu  denen  Prof.  Lenz®)  gelangte.  GradH)  bringt 
Beiträge  über  die  Ausbreitung  der  'Irrlehre  der  Wirsperger'  nach  Egerer 
Quellen  (c.  1466).  Die  Schlacht  bei  Brüx  1421,  den  vergeblichen  Versuch 
der  Husiten,  die  Stadt  einzunehmen,  und  das  daselbst  zum  Andenken  an 
diesen  Tag  gefeierte  Marienfest  beschreibt  Tupetz,®)  Schlesinger^)  auf 
Grund  neuen  Materials  den  Kampf  bei  Sellnitz  (1438).  ^Die  streng  sach- 
liche Biographie  des  unerschrockenen  Husitenführers  Job.  Zizka  (von  Tomek) 
wurde  durch  Prochdska^^)  ziemlich  wortgetreu  ins  Deutsche  übertragen. 
Veseiy  ^0  widmet  eine  biographische  Studie  Zizkas  Nachfolger,  Prokop 
d.  Grofsen.  Aus  der  Zeit  K.  Georgs  bespricht  Er  misch  ^^)  'die  böhmisch- 
sächsischen Beziehungen  und  Verhandlungen  zwischen  1464 — 1471',  welche 
in  der  für  K.  Georg  gefahrvollen  Lage  ein  inniges  Verhältnis  der  beiden 
Nachbarstaaten  anbahnten.  Besonders  wertvoll  ist  der  Abdruck  neuer  Ur- 
kanden  in  der  Beilage.  Bachmann  ^s)  schildert  den  Aufstand  der  Prager 
im  September  1483  nach  der  Tassio  Pragensium,^  einer  im  britischen  Mu- 
seum befindlichen  Hds.  Ein  kleines  aber  interessantes  Kulturbild  des  15.  Jh. 
entwirft  Marcs**)  in  der  Biographie  des  Heinrich  Roubik  von  Hlawatec. 
Goll  ^^)  unterzieht  die  Schriften  des  Peter  Chelcicky,  des  Begründers  der 
Sekte  der  böhmischen  Brüder,  einer  gründlichen  Untersuchung.  —  Mit  der 
schwachen  Herrschaft  der  Jagelionen  und  mit  der  Geschichte  K.  Ferdinands  I. 
beschäftigt  sich  Rezek.  Er  bringt  neue  Beiträge  zu  dem  Landshuter  Kriege 
i.  J.  1504,*^)  bespricht  ^die  Vereinbarungen  der  Wiener  Zusammenkunft 
i.  J.  1515  und  ihre  Bedeutung  für  die  böhmische  Wahl  i.  J.  1526' *7)  und 
macht  uns  mit  einer  dritten,  in  Mähren  aufgefundenen  Hds.  bekannt,  welche 
die  religiös-politischen  Unruhen  in  Prag*®)  i.  J.  1524  schildert. 

Das  13.  und  14.  Jh.  ist  die  Zeit  der  Städte-  und  Klostergründungen  in 
Böhmen,   und  mit  Recht  wird   gegenwärtig   gerade    diesem  Gebiete  in  der 


1)  S.  o.  S.  162».  —  2)  AÖG.  62,  321  ffg.  Auch  »ep.  Vgl.  JB.  UI,  2,  317»«.  — 
3)  Docem  registra  consouin  bohemica  compilata  aotato  bellum  Hnsiticum  praecedente.  Prag, 
GregT  u.  Datti,  436  S.  —  4)  0  hiatorii  Kalicha.  22  S.  Vgl.  o.  S.  195».  —  5)  Progr.  d. 
Gyinn.  in  Budwei«.  36  S.  —  6)  UCeni  m.  Jana  Husi.  Prag,  1875.  —  7)  MVGDB.  19, 
270—279.  —  8)  S.  o.  S.  60«.  —  9)  S.  ebda.  —  10)  Job.  Äifka.  Prag.  —  11)  Prok. 
d.  Gr.  (Prokop  Velik;f).  Prag,  Hynek.  54  S.  Vgl.  JB.  IH,  2,  319*.  —  Safrinek,  Von 
dem  Bograbniaplatze  etc.  (0  pohröbilti).     Pardubitz,  Hoblik.     23  S.    —    12)  S.  o.  S.  128". 

—  13)  MVGDB.  19,  241  —  256.  —  14)  Jindiick  Roubfk  z  Hlayatec:  Ö.  6.  M.  56,  8.  73  ff. 
IL  214  ff.  —  15)  Petr  Choläckv  etc.,  ib.  3—38.     Vgl.  JB.  I,  172«;  H,  2,  81«;  HI,  2,  319« 

—  16)  SB.  d.  K.  bohm.  Ges.  d.  Wisa.  -^  17)  ümluyy  gjezdn  ^densWho  etc.:  Ö.  Ö.  M.  65, 
385—403.  —  18)  Pamöti  o  bouH  Pra&k^  r.  1624:  Abb.  d.  K.  b.  Gea.  d.  Www.  VL  B., 
11.    48   S. 


n,330  XXXL     Ad.  Hor«i6ka: 

Historik  alle  Aufinerksamkeit  zugewendet,  da  ein  zusammenfassendes  Resultat 
sich  nur  dann  ergeben  kann,  wenn  eine  genügende  Zahl  eingehender  Special- 
forschungen Yorhanden  ist.  In  AuMtzen  und  selbständigen  Werken,  denen 
jedoch  nicht  immer  gleicher  Wert  zukommt,  erhalten  Beiträge:  das  Ascher 
Gebiet,  1)  Bilin,»)  Brunn,«)  Brüx,*)  Castalovic  a.d.  Adler, »)  Deutsch- 
brod,«)  Eger,  ^)  Iglau,®)  Jungbunzlan,»)  Böhm.  Kamnitz,*®)  der 
Klattauer  Kreis,  i^)  Königswart,  i«)  Kolin,  i»)  Kuttenberg,i*) 
Schloft  und  Kittergut  Lagau,  i«)  Böhm.  Leipa,i«)  Odrau,!^)  01mütz,i») 
Pardubitz,!»)  die  Choden  zu  Pfraumberg,20)  Pilsen,«*)  Pisek,««) 
Polic, ")  Policka, ")  Prag, ")  Tachau, ««)  Mähr.  Trübau, «^  Vsetin. «») 
Zwei  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  verdienen  besondere  Berücksichtigung: 
Schlesinger' 9)  bearbeitete  Simon  Hütteis  Chronik  der  Stadt  Trantenan 
(1484 — 1601),  welche  in  den  selbständigen  Partieen  in  Form  eines  Diariums 


1)  Gradl,  Katenal.  s.  GmgIl  d.  Aacher  GebietB :  MVQDB.  20,  87—98.  -*  2)  Schein- 
pflag,  Zur  ältesten  Gesch.  von  Bilin:  ebda.  S.  228—273.  —  3)  Costa-Bosetti,  Der 
Brünner  Spielberg  etc.  BrÜnn,  Winkler.  2.  Anfi.  67  S.  —  4)  Schlesinger,  Zweiter 
Kachtr.  snm  Brfixer  Sthdtbach:  MYGDB.  19,  211—228.  —  5)  LaSek,  Öastolonoe  nad 
Orlice  etc.  Tabor,  Selbstyerl.,  58  S.  —  6)  Ledyinka,  Gesch.  d.  Gymn.  in  Dentschbrod 
(IKyiny  gymnasia  etc.),  Frogr.,  m.  T.,  S.  28—57.  —  7)  Gradl,  D.  Waldsassener  Gebiet  in 
Böhmen:  MYGDB.  20,  260;  Egers  angebliche  Yerpfändung  L  J.  1213:  ebda.  S.  265;  Eger 
D.  Heinrich  t.  Plauen  1451 — 1454:  ebda.  19,  198 — 215;  das  alte  Egerland:  Egerer  Jahrb. 
B.  XI;  ans  dem  Egerer  Archiy  (Eine  Schulordn.  yon  c.  1350;  zum  Kleiderloxos  Alt-Egers; 
Gaoneneichen):  AKDV.  28,  173  ff.  —  Khnll,  D.  Stadtgesetse  y.  Eger  aus  d.  J.  1352 — 
1460.  Progr.  d.  2.  Gymn.  in  Gras,  42  S.  —  8)  Wallner,  Gesch.  d.  k.  k.  Gymn.  a.  Iglaa, 
LT.,  87  S.,  Frogr.  —  9)  Germ&f,  Aas  d.  Gesch.  d.  Jungbanzlauer  Gymn.  (Z  döjin  gymna- 
sia etc.),  Progr.,  19  S.  —  10)  Linke,  Gesch.  d.  Stadt  Böhm.  Kamnitz:  MYGDB.  19,  279 
—314.  —  11)  Pr&iek,  D.  polii  Kreis  Elattan  (Politick^  okres  Klatoysk^),  2.  T.,  8.  H., 
S.  65 — 95.  Elattan,  Eocora.  —  12)  Urban,  Aus  dem  Sagenbache  der  ehemal.  Herrschaft 
Koenigswart:  MYGDB.  20,  102  a.  271.  —  13)  Ylach,  100  Jahre  d.  Koliner  Schalwesens 
(Stolet  etc.).  Progr.,  11  S.  —  14)  Yeselsk^,  D.  Persecution  Kuttenbergs  nach  d.  Schlacht 
am  weüsen  Berge  (Perseknce  etc.).  Kattonberg,  Dolz.  H.  1 — 6.  S.  1 — 288.  —  15)  Mar- 
detschläger,  Schlofs  a.  Bittergat  Lagaa:  MYGDB.  20,  319—342.  —  16)  Schlesinger, 
Hans  Kriesches  Chronik  y.  Böhm.  Leipa:  ebd.  S.  290 — 313.  In  Leipa  hat  sich  ein  'Exkar- 
sionsklab'  gebildet,  der  in  seinen  Mitteilungen  interessante  Notizen  über  die  Lokalgeschichto 
des  nördlichen  Böhmens  bringt  —  17)  Loserth,  Materialien  z.  Gesch.  deutscher  Ansied- 
langen im  nördlichen  Mahren  a.  Schlesien:  MYGDB.  20,  98—101.  —  18)  Kram&IP,  Olmutz 
(Olomoac).  Olmütz,  Eram&f  a.  Prochazka.  216  S.  —  Müller,  Gesch.  der  kgl.  Hauptstadt 
Ohnütz  etc.  Lfg.  1  u.  2.  Wien,  Hölzel.  96  S.  —  Dudik,  Chronik  d.  Minoriten-Gaardians 
d.  Si  Jaoobs-Klost.  in  Olm.,  P.  Panlinus  Zaczkovic,  über  die  Schwedenhorrschafl  in  Olmüti 
yon  1642—1650:  AÖG.  62,  451  —  624.  —  19)  Nechyile,  Pardubitz  (Pardubice,  döje  a 
mistopisn^  n&stin  etc.):  Beil.  zur  'StrdiS  na  YychodS.'  —  20)  Loserth,  Die  Choden  zu 
P&aamberg,  zsgest.  aas  d.  Nachlasse  y.  Prof.  Pangerl:  MYGDB.  20,  105—130.  —  21)  Mannl, 
Ans  d.  Manuale  d.  Pilsner  Bürgermeisteramtes  y.  1604—1610.  Progr.  d.  dtsch.  Gymn ,  23  8. 
—  Strnad,  Regesten  der  die  Stadt  Pilsen  betr.  geistl.  Urkk.  (Begesta  listin  etc.)  Progr.  d. 
böhm.  Gymfl.,  6  S.  —  HruSka,  Gedonkbuch  d.  k.  Kreisstadt  Pilsen  yon  775—1870  (Kniha 
pamStr  etc.).  Pilsen,  Steinhäuser.  H.  1  u.  2.  S.  1 — 128.  —  22)  Matzner,  Betoiligong 
d.  Stadt  Pisek  an  d.  Widerstände  d.  böhm.  Stande  gegen  Ferdinand  1.  i  J.  1547  (Ueastenstvi 
meita  Piska  etc.).  Progr.  d.  Gymn.,  45  S.  —  23)  Tomek,  Gesch.  d.  Klosters  u.  d.  Stadt 
Polic  (Ffiböhy  kl&ite^  a  meita  Police).  Prag,  Otto.  368  S.  —  24)  Ad&mek,  Aus  der 
Gesch.  d.  Gemeindewesens  d.  k.  St  PoliSka  (Z  döjin  obecniho  hospod&rstyi  etc.) :  Ö.  C.  M.  55, 
485—456.  —  25)  Dyorsk^,  Yon  der  Zählung  der  Häuser  in  Prag  und  in  den  k.  Städten 
Böhmens  (0  poStu  dom&  etc.):  ebda.  S.  478 — 495.  —  Schneider,  Histor.  Beminiscenzen 
betr.  die  Prager  Uniyersitat.  Prag,  Baase.  —  26)  Stocklöw,  Gesch.  d.  St  Tachao.  Yerl 
d.  Stadtrates,  Fortseti.  —  27)  Fritscher,  Gedenkbuch  yon  Mähr.  Trübau  etc.  MShr.  Trü- 
bau, Nowotny,  2.  Anfl.,  1.  Lfg.,  48  S.  —  28)  Y&clayek,  Gesch.  d.  St  Ysetin  (DQiny 
misU  Ysetina).  Brunn,  Selbstyerl.  352  S.  —  Ders.,  Die  Unterthanenpaicht  und  Bobot  im 
Gebiete  y.  Ysetin:  Z.  d.  mahr.  Matice  (Ö.  M.  Moruosk^).  —  29)  Deutsche  Chroniken  aos 
Böhmen,    B.  n.,  435  S.     Ptag  u.  Leipz.,  Brockhaas. 


BiOimeii  ond  Biähren.  11,331 

angelegt  ist,  und  Tomek^)  veröffentlichte  Bd.  Y  seines  Werkes  ^Geschichte 
der  Stadt  Prag.'  Er  bildet  eine  Art  Schematismus  fOr  die  drei  Torange- 
gangenen  Bände  (1348 — 1436)  nnd  ist  mit  trefflichen  Registern  über  den 
Beamtenstand,  Klerus  etc.  in  jener  Zeit  versehen.  Ffir  den  Forscher  ist 
diese  Publikation  ein  unentbehrliches  Handbuch.  —  Diesen  Forschungen 
schliefsen  sich  die  beiden  grofeen  und  gut  illustrierten  Werke  von  Bernau*) 
nnd  Sedldcek^)  über  die  Burgen  in  Böhmen  an,  welche  eine  Fttlle  genea- 
logischer und  ortsgeschichtlicher  Daten  enthalten.  Selbständig  erschien  eine 
kleine  Abhandlung  über  die  Burg  Bösig  im  Bunzlauer  Kreise.^)  Ein  ge- 
lungenes Bild  über  die  kulturhistorische  Bedeutung  des  deutschen  Städte- 
wesens in  Böhmen  entwirft  Werunsky  ^)  in  einem  zu  Brüx  gehaltenem 
Vortrage. 

Auch  auf  dem  Gebiete  der  Bechtsgeschichte  macht  sich  eine  rege 
Thätigkeit  bemerkbar.  Celakovsk^^)  weist  die  in  das  13.  Jh.  reichenden 
Quellen  nach,  welche  M.  Briccius  für  die  erste,  1536  in  Leitomischl  gedruckte 
Sammlung  von  Stadtrechten  Böhmens  benutzte,  und  bespricht  in  trefflicher 
Weise  die  Anlage  wie  auch  den  Zweck  des  genannten  Werkes.  In  einer 
zweiten  Schrift  beschäftigt  sich  G.  '^)  mit  der  Geschichte  des  ^Unterkämmerer- 
Amtes  in  Böhmen,'  dessen  Entstehung  etwa  mit  den  Anfängen  des  Städte- 
wesens zusammenfällt,  während  eine  Aufhebung  erst  am  1.  Februar  1849 
erfolgte-,  daran  reiht  sich  eine  dritte  Arbeit  desselben  Vf.®)  über  den  ^Traktat 
des  Unterkämmerers  Wenzel  v.  Walecow  gegen  die  Weltherrschaft  der 
Priester.'  Im  Auftrage  des  Juristenvereines  'Vsehrd'  besorgten  die  Brüder 
Jirecek^)  die  Herausgabe  der  Sammlung  ^Landesverordnungen  des  Kgr. 
Böhmen,  der  Markgr.  Mähren  und  der  Schlesischen  FtLrstentümer,'  deren 
Bd.  I.  ^Landesverordnungen  des  Königreiches  Böhmen  im  16.  Jh.'  vollendet 
wurde.  Die  nach  jeder  Beziehung  gute  und  mit  zahlreichen  sachlichen  Be- 
merkungen versehene  Publikation  erleichtert  das  Studium  der  sonst  schwer 
zugänglichen  Quellen  über  die  Entwickelung  der  landesherrlichen  Gewalt  in 
Böhmen,  namentlich  in  Bezug  auf  die  Verordnungen  d.  Jj.  1500,  1517,  1530 
und  1549. 

Mit  den  sogenannten  prähistorischen  Funden  und  der  mittelalter- 
lichen Kunst  beschäftigen  sich  die  Tämatky  archeologick^,*  das  Organ  des 
archäologischen  Vereins  des  kgi.  böhmischen  Museums  und  des  historischen 
Klubs  in  Prag,^^)  welche  neben  kleineren  ortsgeschichtlichen  Notizen  zahl- 
reiche Publikationen  Über  Funde  der  Stein-  und  Bronzezeit,  wie  auch  einen 
Aufsatz  über  das  ältere  Münzwesen  in  Böhmen  und  den  Denarenfund  aus 
der  Zeit  K.  Ottokars  I.  von  Prof.  Smolik  enthalten.  Die  kunstgeschichtlichen 
Nachrichten  in  den  Chroniken  Peters  v.  Zittau   und   des  Domherrn  Franz 


1)  DSjipiB  mösta  Prahy.  270  S.  Frag,  Matice  SeskÄ.  —  2)  AJbmn  der  Borgen  und 
Schloflaer  im  Kgr.  Böhmen,  I.  (compl.)  Saaz  u.  Prag,  CalTe.  488  S.  —  3)  B.  böhm.  Bargen 
a.  Schlöuer  (Hrady  a  simky  5oske)  I.  H.  2—12.  Prag,  ÖimASek.  —  4)  Poppr,  Die  Barg 
Borig  (Hrad  Boadöz),  Selbstverl.,  27  S.  —  5)  MVQDB.  20,  61—77.  —  6)  Die  Stadtrechte 
des  M.  BriccioB  Ton  liczko  nnd  ihr  YorhältniB  zu  don  älteren  Bechtasammlangen  (0  pr&Yich 
mSstsk^ch  M.  Brikciho  z  Licaka  etc.).  Prag,  Orögr  a.  DatÜ,  67  S.  —  J.  a.  H.  JireSek, 
Cod.  ioriü  Bohemici,  lY,  p.  HE.  Briccii  a  Liszko  Ja»  mnnicipale  Pragense.  1880.  —  7)  I3fad 
podkomoTsk^  t  Öechäch,  Prag,  Otto,  134  S.  —  8)  Trakt&t  podkomomiho  Vafika  etc.:  SB.  d. 
kgl.  böhm.  Ges.  d.  Wisn.,  23  S.  —  9)  Sbfrka  säeizeni  zemsk^ch  etc.,  I.  T.  ZHzeni  zanakä 
kral.  Öeeköho  v  XVI.  yökn.  Prag,  Sim4(Sek.  703  S.  —  10)  11,  H.  11—14.  S.  481—695 
(SchlolB).     Frag,  Verl.  d.  k.  böhm.  Maa. 


n,332  XXXI.     Ad.  Hor«i2ka. 

V.Prag  hat  Referent^)  zusammengestellt.  Rehdk^)  bespricht  die  Barbara- 
Kirche  zu  Enttenberg,  NavrdtiP)  den  Earlshof  in  Prag,  —  beide  aus  der 
Zeit  E.  Earls  IV.  stammend  —  Zach^)  neben  einem  Artikel  über  die 
Monstranzen  insbesondere  das  Ostensorium  der  S.-Jakobskirche  in  Entten- 
berg, Miltner^)  die  alten  Malereien  an  den  Häusern  in  Prachabitz, 
Vychodil^)  die  neu  renovierte  Eapelle  in  Welehrad  in  Mähren,  LauziP) 
das  Schlofs  Eacerow  in  Böhmen,  Wernicke^)  ein  Freiberger  Schnitzbild 
in  Graupen.  Besonders  erregt  unsere  Aufmerksamkeit  Wernickes^)  Auf- 
satz ^Meister  Benes  v.  Laun  ein  Deutscher',  demzufolge  derselbe  aus  Piesting 
im  Erzherzogtum  Österreich  stammt  und  Benedikt  Ried  hiefs.  Zwei  Briefe 
des  Görlitzer  Magistrates  an  den  Ettnstler  dienen  als  Beilagen  und  Beleg- 
stellen. An  anderer  Stelle  bespricht  W ernicke  ^®)  das  Gutachten  der  Werk- 
meister Benedikt  Ried  v.  Prag,  Hans  v.  Troppau  und  Hans  Schickendantz 
über  den  Annaberger  Eirchenbau  1519.  Scheinpflug^^)  widmet  eine 
Biographie  der  einheimischen  Eünstlerfamilie  Jahn,  Müller  ^^)  dem  Eünstler 
der  Neuzeit  Josef  A.  Eranner  und  veröfifeutlicht  eine  Studie  über  die  Eapelle 
des  gräflich  Clam-Gallasschen  Schlosses  in  Reichenberg.  ^') 

Zum  Schlufs  sei  hier  noch  die  schon  früher  **)  kurz  erwähnte,  von  dem 
Ausschusse  der  böhmischen  Gesellschaft  (Matice  ceskd)  aus  Anlafs  des  500- 
jährigen  Gedächtnistages  an  den  Tod  Earls  lY.  herausgegebene  Sammlung 
der  altböhmischen  Schriften  Earls  IV.  ^^)  geiiannt.  Es  unterliegt  keinem 
Zweifel  für  den  Herausgeber,  dafs  ursprünglich  alle  diese  Schriften  lateinisch 
abgefafst  waren  und  dann  erst,  wahrscheinlich  noch  zu  seinen  Lebzeiten  ins 
Slavische  übertragen  wurden.  Nur  die  'Majestas  Carolina'  ist  in  diese  Samm- 
lung nicht  aufgenommen,  weil  in  dem  letzten  Decennium  deren  Herausgabe 
in  lateinischer  und  slavischer  Sprache  zu  wiederholtenmalen  erfolgt  war. 
In  der  Vorrede  ist  Earl  IV.  als  Schriftsteller,  femer  das  Verhältnis  der 
slavischen  Übersetzungen  zu  den  lateinischen  Originalen,  sowie  endlich  die 
Handschriften,  in  denen  sich  die  slavischen  Texte  befinden,  besprochen.  Es 
folgt  dann;  1)  Zivot  Earla  IV.  (Vita  Caroli  IV.);  ^6)  2)^RM  Eorunoväni 
krale  cesk^ho  a  krdlovny  (die  Erönungsordnung);*^)  3)  Zivot  sv.  Vaclava 
(vita  s.  Wenceslai);  *®)  4)  V^^klady  a  Nauceni  duchovni  (Geistliche  Er- 
bauungsschriften). ^^)  Nur  selten  und  wenig  weichen  die  Obersetzungen  vom 
Originale  ab.  Bei  den  einzelnen  Hds.  finden  sich  auch  die  Textabweichnngen 
untereinander  sorgfältig  in  den  Anmerkungen  angefahrt.  Die  Publikation  ist 
mit  grofser  Sorgfalt  und  aller  Sachkenntnis  geleitet,  wofür  schon  der  Name 
Emiers  bürgt. 


1)  Beport  f.  Kanetgoflcli.  5,  185 — 199.  —  2)  Mitt  d.  k.  k.  Central-Comm.  in  Wien, 
N.  F.,  7,  H.  .2.  —  3>  Kofltel  a  b^valj  klÄÄtör  etc.  Prag,  UrbÄnek,  28  S.  —  4)  Monstranoe 
väbec  etc.  Progr.  d.  Kealsch.  in  Kuttenb.,  8  S.  nobst  Abbild.  —  5)  Starö  malby  etc.  Progr. 
d.  Gymn.  in  Eöniggrätz,  12  S.  —  6)  Topis  obnovonö  svatynö  etc.,  Ungar.-Hradisch,  Selbnt- 
verl.,  20  8.  —  7>  MCC.  7,  H.  1.  —  8)  AKDV.  28,  268  ff.  —  9)  Ebd.  S.  141  ff.  — 
10)  Ebd.  S.  197  ff.  —  11)  MVGDB.  19,  3U-321.  —  12)  Ebd.  20,  166—193.  —  13)  Ebd. 
S.  313—319.  —  14)  JB.  I,  395.  —  15)  SpisoT^  ciaafe  Karla  lY,  hrag.  v.  Job.  Emier.  Prag, 
1878.  Verl.  d.  Matice  «eskd.  —  16)  S.  1—69.  —  17)  S.  70—108.  —  18)  S.  111—118. 
—  19)  S.  118—130. 


Polen.  11,333 


XXXII. 

Clem.  KanteekL 

Polen. 

Der  nachfolgende  Bericht  üher  die  wissenschaftliche  Thätigkeit  auf  dem 
Gehiete  der  polnischen  Geschichte  während  der  letzten  4  Jahre  wird  es  sich 
nicht  zur  Aafgahe  machen  können,  alle  historischen  Schriften  za  verzeichnen, 
was  zu  einer  zu  ermüdenden  Aafzählnng  von  Namen  nnd  Titeln  führen  würde; 
ebensowenig  wird  es  möglich  sein,  die  in  der  That  erwähnenswerten  Arbeiten 
ausführlich  zu  besprechen:  der  Bericht  soll  vielmehr  nur  eine  Einleitung 
sein  zu  den  künftigen  Referaten  über  einzelne  Jahre,  in  denen  eingehendere 
Besprechungen  möglich  sein  werden. 

Überblicken  wir  zuerst  di^  Quellenausgaben,  so  seien  hier  vor  allem 
die  grofsen  Verdienste  hervorgehoben,  welche  sich  die  Krakauer  Akademie 
der  Wissenschaften  erworben  hat  Sie  hat  eingesehen,  dafs  die  Vergangen- 
heit einen  grofsen  Fehler  begangen  hat,  indem  sie  sich  zu  wenig  die  Samm- 
lung historischeu  Materials  angelegen  sein  liefs.  Daran  waren  allerdings 
nicht  die  einzelnen  Gelehrten  schuld,  die  im  Gegenteil  sogar  unsere  Be- 
wunderung erregen  müssen,  da  sie  —  es  sei  nur  an  den  berühmten  Szsgnocha 
erinnert  —  die  Ausdauer  und  das  Talent  hatten,  das  umfangreiche  Material 
sich  selbst  zu  verschaffen  und  daraus  jene  Werke  zu  schaffen,  die  noch  der 
Stolz  der  spätesten  Geschlechter  sein  werden.  Folgten  diese  Schriftsteller 
nur  dem  Beispiel  des  eigentlichen  Stiftend  der  modernen  polnischen  Historio- 
graphie, des  Bischofs  Naruszewicz,  so  standen  ihnen  —  was  ihre  Verdienste 
nur  noch  gröfser  erscheinen  lassen  mufs  —  nicht  die  Mittel  zu  Gebote  wie 
dem  grofsen  Prälaten,  für  den  der  letzte  polnische  König  Stanislaus  August 
in  verschiedenen  Ländern  Quellen  sammeln  liefs,  während  jene  jeder  Hilfe 
von  aulsen  entbehrten  und  oft  mit  materiellen  Hindernissen  zu  kämpfen 
hatten. 

In  der  kurzen,  zehnjährigen  Frist  ihres  Bestehens  hat  die  Akademie 
Aafserordentliches  geleistet,  zumal  wenn  man  die  durchaus  nicht  bedeutenden 
materiellen  Mittel,  die  derselben  zur  Verfügung  stehen,  in  Anschlag  bringt. 
Der  eigentliche  spiritus  movens  der  Akademie  war  bis  jetzt  der  uner- 
müdliche, leider  vor  einigen  Monaten  zu  früh  verstorbene  Prof.  Jos.  Szujski, 
ein  genialer  Mann,  der  sich  in  verschiedenen  Zweigen  der  Litteratur  einen 
rühmlichen  Namen  erworben,  sich  seit  Jahren  aber  mit  besonderer  Vorliebe 
der  Geschichte  widmete:  hat  er  auf  diesem  Gebiete  auch  kein  imponierendes, 
seiner  grofsen  Begabung  würdiges  Werk  geschaffen,  so  wird  ihm  doch  eine 
grofse  Zahl  von  Essays,  Abhandlungen^und  Werken  in  der  polnischen  Histerio- 
graphie  eine  ehrenvolle  Stellung  sichern.  Vor  keiner  Arbeit  zurückschreckend, 
welche  er  für  nötig  erachtete,  selbst  wenn  sie  seiner  Individualität  wenig 
entsprach ,  beteiligte  er  sich  auch  an  Ausgaben  von  mittelalterlichen  Quellen, 
aber  mangelnde  Zeit  und  Ausdauer  liefsen  ihn  hier  etwas  Musterhaftes  nicht 


11,334  XXXn.    cum.  Kanteckl: 

leisten.  Zuletzt  hat  er  die  Denkwürdigkeiten  des  Jesuiten  Wielewiecki,  ^) 
welche  anf  die  letzten  Jahre  des  16.  Jh.  ein  helles  Licht  werfen,  heraus- 
gegeben.  —  Dagegen  hat  Dr.  Franz  Piekosinski  den  Codex  diplomaticns 
civitatis  Cracoviensis,*)  der  die  Zeit  von  1257 — 1506  umfa&t,  vor- 
trefflich ediert  und  mit  einer  ungemeinen  Sachkenntnis  und  Kritik  kommen- 
tiert. Derselbe  Gelehrte,  der  sich  durch  wissenschaftliche  Aufsätze  (einen 
numismatischen  und  einen  historischen^))  erst  in  den  letzten  Jahren  bekannt 
gemacht  hat,  hat  früher  aufser  anderen  Werken  zusammen  mit  Szujski  die 
Libri  antiquissimi  civitatis  Cracoviensis^)  (1300 — 1400)  heraus- 
gegeben. Neben  Piekosinski  hat  sich  um  die  Herausgabe  mittelalterlicher 
Quellen  Prof.  M.  Bobrzynski,  einer  unserer  jüngeren  Forscher,  verdient 
gemacht,  dem  wir  noch  mehrfach  begegnen  werden;  neben  dem  greisen 
Senator  Romuald  Hube  aus  Petersburg  ist  er  wohl  der  beste  und  scharf- 
sinnigste Kenner  des  polnischen  Rechts.  Ihm  verdanken  wir  die  Herausgabe 
der  ^Decreta  in  iudiciis  regalibus  tempore  Sigismundi  I.  regis 
Poloniae  a.  1607—1531  Cracoviae  celebratis,  lata  ex  actis  originalibus  in 
archivo  regni  Galiciae  Cracoviensi  asservatis'-,  ^)  aufserdem  Aktenstücke,  die 
um  so  wichtiger  sind  als  sie  einzig  in  ihrer  Art  sind:  Acta  expeditionum 
bellicalium  palatinatus  Calissiensis  et  Posnaniensis  in  Yalachos 
et  in  Turcas  a.  1497 — 1498  in  archivo  Posnaniensi  asservata.  ^)  Ferner 
hat  er  zusammen  mit  Dr.  M.  Sokolowski  das  interessante  Protokoll  des 
historischen  Kongresses ^j  redigiert,  welcher  vor  3  Jahren  (Mai  1880)  in 
Krakau  zum  400jährigen  Gedenktage  von  Dlugosz'  Tode  stattfand  und  auf 
welchem  deutscherseits  Roepell  und  Caro  zugegen  waren. 

Als  Bd.  IV  der  'Acta  historica  res  gestas  Poloniae  illustrantia  ab  anno 
1507  ad  annum  1795'  erschien  der  T.  I  der  Korrespondenz  und  anderer 
Materialien  zur  Biographie  des  Kard.  Hosius,  auch  seine  Beden  und  die 
Beschreibung  seiner  Gesandtschafben  enthaltend.^)  Die  beiden  Herausgeber 
sind  F.  Hipler  und  Prof.  Y.  Zakrzewski  in  Krakau,  dessen  Buch  ^Nach 
der  Flucht  Heinrichs  von  Yalois'  (Po  ucieczce  Henryka)  ein  gründliches, 
nach  neuen  Quellen  bearbeitetes  Werk  ist:  sie  haben  diese  Arbeit  mit  vielem 
Fleiüse  zu  Stande  gebracht  Das  Leben  des  Kardinals  von  Stanislaus  Rescius  und 
Hosius'  Jugenderzeugnisse  haben  sie  nicht  veröffentlicht,  aber  nicht  nur  die 
an  den  Kardinal  gerichteten  Briefe,  sondern  auch  Korrespondenzen  und 
Akten,  die  seine  Person  betreffen,  fanden  eine  Berücksichtigung.  Der  bisher 
erschienene  Band  reicht  kaum  zur  Mitte  des  16.  Jh.,  es  bleiben  also  — 
Hosius  t  1579  —  noch  volle  29  Jahre  übrig  und  zwar  gerade  die  Zeit, 
wo  die  Thätigkeit  des  grofsen  Mannes  ihren  Höhepunkt  erreichte.  —  Dr. 
Anton  Prochaska,  welcher  sich  in  der  letzten  Zeit  mit  dem  böhmischen 
Hussitismus  und  mit  der  imponierenden  Gestalt  des  Grofsherzogs  Yitold  von 
Litauen  eingehend  beschäftigt  hat,  auch  ein  Buch  über  die  letzten  Jahre 
Yitolds^)  (1882)  erscheinen  Ileus  (freilich  mit  zu  wenig  schriftstellerischem 
Talent  und  kritischem  Scharfeinn,   um  dessen   weitgehende  Pläne    würdigen 

1)  Histor.  Disrii  domns  profeuae  S.  J.  ad  S.  Barbaram  CraooT.  anni  Tiginti  1579 — 99. 
Script  rer.  polon.  T.  VII,  Krakow,  VIII,  273  8.  —  2)  Monumenta  med.  aoTi  kUt  res  geetaa 
Poloniae  iUiutraxitia.  Krakaa,  Friedlein,  1879  n.  82.  T.  V  u  VII.  LXXX,  370  n.  XXXIY, 
860  S.  m.  4  Steintaf.  —  3)  S.  unten.  —  4)  Monumenta  etc.,  T.  IV,  1878;  LXXXHI,  354  S. 
—  5)  Staradowne  Prawa  Polakiego  Pomniki,  T.  VI,  Orac.,  468  S.  —  6>  Staradowno  etc.  T. 
VII.  XVn  n.  S.  1 — 191.  Grac.,  1882.  —  7)  Primi  Bcriptorum  rernm  geatamm  Poloniae  oon- 
groMOB  püa  manibna  Joannis  iHagoaz  dicati,  acta  et  conailia.  Krakau,  1881.  154  S.  —  8)  Hrsg. 
Ton  P.  Hipler  und  V.  Zakraewski^  b.  JB.  Ul,  3,  49>.  —  9)  Ostatnie  laU  Witolda. 
Wanchaa,  1882. 


Polen.  11,335 

za  können),  hat  die  Briefsammlang  seines  Helden  herausgegeben,^)  wo  sein 
Fleils  ein  viel  geeigneteres  Feld  fand,  obwohl  ihm  doch  noch  manches  ent- 
gangen ist,  was  schon  im  Druck  erschienen  ist^) 

Das  Jubiläum  der  Entsetzung  Wiens  durch  Job.  Sobieski  wollte  die 
Krakauer  Akademie  dadurch  würdig  feiern,  dafs  sie  eine  grofsartige  Samm- 
long  von  Materialien  zu  seinem  Leben  und  seiner  Regierung  veranstaltete. 
Zwei  Bände  sind  bisher  erschienen.')  Läfet  sich  auch  an  der  Arbeit  dieses 
und  jenes  (besonders  Weitläufigkeit)  aussetzen,  so  ist  es  doch  imfülgemeinen 
eine  musterhafte  Ausgabe.^)  Wo  Kluczyckis  Arbeit  aufhört  —  mit  der 
Königswahl  Sobieskis  1674  —  setzte  Eaz.  Waliszewski  die  Arbeit  fort. 
Er  ist  bis  jetzt  bis  1679  gelangt.^)  Eifer  und  Talent  des  Herausgebers 
hatten  mit  einem  zu  reichhaltigen  Material  zu  kämpfen,  in  welchem  er  sich 
nicht  zurecht  zu  finden  vermochte.  Allerdings  muiste  er  sich  in  vielen 
Fällen  mit  Auszügen  begnügen,  aber  er  vergaüs  oft,  dafs  er  Herausgeber 
war  und  verfiel  in  die  Rolle  eines  Historikers,  wobei  er  nicht  immer  mit 
Glück  ^  dem  Beispiele  Kalinkas  folgte,  des  wohlbekannten  Autors  der  'Letzten 
Jahre  des  Königs  Stanislaus  August'. 

AuDser  den  bereits  genannten  grofsen  Ausgaben  von  historischen  Ma- 
terialien verdanken  wir  der  Akademie  noch  die  'Collectanea  ex  Archivo 
collegii  histor.  Cracoviensis'.'^)  Dieses  Archiv  der  historischen  Kom- 
mission enthält  eine  schätzbare  Sammlung  von  kleineren  geschichtlichen 
QneUen,  die  von  Sziigski,  Ketrzynski,  Liske,  dem  verdienstvollen  Dr.  Wl. 
Wislocki  n.  A.  veröffentlicht  sind;  darunter  auch  ^Briefe  des  Fürsten  G.  Zbarasld, 
Kastellan  von  Krakau',  deren  Ausgabe  nicht  nur  unkritisch,  sondern  auch 
sonst  höchst  mangelhaft  ausfiel;  Ref.®)  sprach  sich  daher  dafür  aus,  im 
eigenen  Interesse  der  Akademie  die  ganze  Ausgabe  der  'Briefe'  zu  vernichten 
nnd  eine  neue  zu  veranstalten.  Die  Polemik,  die  sich  deshalb  zwischen  dem 
Herausgeber,  Dr.  August  Sokolowski,^)  und  Ref.  ^^)  entspann,  bewirkte, 
dafe  die  Akademie  viele  Bogen  neu  drucken  liefs. 

Aufser  der  Akademie  verdanken  wir  Quellenausgaben  auch  andern 
Korporationen  oder  einzelnen  Männern.  Vor  allen  muiis  an  dieser  Stelle 
der  unermüdliche  Professor  der  Warschauer  Universität,  Ad.  Pawinski  ge- 
nannt werden,  dem  seine  vielseitige  Beschäftigung  in  bewundernswerter  Weise 
noch  Zeit  für  zahlreiche  wissenschaftliche  Publikationen  läfst.  Seit  ;L876 
bat  er  nicht  weniger  als  elf  Bände  wichtiger  historischer  Quellen  meist  allein, 
nur  selten  von  Herrn  Alex.  Jablonowski  unterstützt,  ediert  und  mit  Ein- 
leitungen begleitet,  die  wohlgelungene  Essays  auf  Grund  des  neuen  Ma- 
terials bilden.  Im  J.  1879  erhielten  wir  von  ihm  die  Berichte  der  Kom- 
missarien K.  Sigismund  Augusts, ^^)    die  zur  Ordnung  der  verworrenen  Yer- 

1)  Cod.  epifltoIariB  Vit  mogni  daciB  Lith.  1376—1430.  (Monam.  Bd.  VI.)  Krac,  1882;  GXVI, 
1113  S.  —  2)  S.  M.Ferlbacli8  Bec.  GQA.  1882.  S.  1294—1312.  —  3)  Acta  hiat  res  gestas 
Pol.  iUiutnmtia  ab  a.  1507  luqae  ad  a.  1795.  T.  II.  Acta  Joannia  Sobiesld  ad  Uloatraad.  vitae 
ejni  curBiun  resqae  inde  ab  iaTOntote  nsqoe  ad  electionem  in  regem  geataa  inaervientit.  T.  I 
(1628 — 1671).  Edid.  F.  Kluczycki.  Krakaa, Friedlein.  F.  1:  L,  750  S.;  F.  2:  XXXIX,  8.751 
—1666.  —  4)  S.  die  Bec.  des  Bef.:  Warschaa.  Aten.  1880.  S.  368—375.—  5)  Acte  res  bist. 
Pol  iJ].  T.  m  a.  Y.  Acta,  qaae  in  archivo  ministerii  remm  exteramm  gaUiei  ad  Joannia  III  re- 
gnom  UloBtrandum  spectant  T.  m  (1674—77)  XXYIH,  546  S.;  T.  lY  (1677—79)  495  8.  — 
6)  S.  die  Bec  des  freilich  mitunter  zu  strengen  Stanisl.  Lukas  (f  13.  Joni  1882).  Wanch. 
Aten.  1881,  HT,  887—375  u.  GGA.  1880.  S.  1163—78.  —  7)  Script  rer.  Folon.  T.  Y,  Krakow, 
409  S.  —  8)  Bec.  im  Lemberger  Frzewodnik  naakowy  i  literacki  1879.  S.  188—187.  — 
9)  Krak.  Dwutygodnik  naukowy  1879.  8.  73 — 78.  —  10)  W  spnwie  listÄw  ksipcia  Jenego 
Zbaraskiego  przez  Kl.  Kanteckiego.  Lw6w,  A.  Wild.  16  8.  —  11)  8prawy  Fms  Kaiai^ych  sa 
Zygmonta  Aog.  W.  Y.  1566 — 68.  De  rebos  ac  stata  dacatus  Fnusiae  tempore  8igiamiiiidi  8^ 
nioria  etc.,  a.  JB.  H,  2,  202*. 


n,336  XXXTT.    ClenL  Kantecki: 

hältüisse  1566 — 68  nach  Preufsen  geschickt  waren.      Sorgfalt  sowie  scharf- 
sinnige kritische  Methode  zeichnen  die  Ausgabe  ans. 

Mit  besonderer  Vorliebe  nntersncht  P.  die  Zeit  des  grofsen  Königs, 
Stephan  Batory.  Dem  Anfange  seiner  Begierung  hatte  er  schon  1877  ein 
Werk  gewidmet,  1881  folgten  2  weitere  Bände  über  dieselbe  Epoche:  die 
Aasgabe  der  Schatzmeisterbücher  ^)  aus  jener  Zeit  und  eine  Darstellung  des 
Finanzwesens  in  Polen  und  seiner  Entwickelang')  zur  Zeit  Batorys.  Die 
wichtige  udd  schwierige  Aufgabe  ist  Dank  des  um£Etösenden  Quellenmaterials 
glücklich  gelöst 

Zuletzt  erhielten  wir  (1882)  von  eben  derselben  Hand  die  wichtigeren 
Akten  der  Krön -Metrik  (d.  i.  des  Eronarchivs)  aus  denselben  Jahren.^) 
Vorauf  geht  dem  ausgezeichneten  Buche  eine  interessante  Einleitung,  die  K. 
Stephan  als  Jäger  behandelt.  Das  Heberegister  der  Wojewodschaft  Kalisz^) 
von  1618 — 20  gab  sehr  korrekt  A.  J.  Parczewski,  Rechtsanwalt  in  Kalisz, 
heraus. 

Eine  weitere  wichtige  Publikation  sind  die  1877  — 1881  erschienen 
4  Bände  des  'Codex  diplomaticus  majoris  Poloniae,^)  documenta  et 
iam  typis  descripta,  et  ad  huc  inedita  complectens,  annum  1400  attingentia'. 
Die  Initiative  dazu  gab  die  Posener  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissen- 
schaften, das  Geld  der  unvergefsliche  Gönner  litterarischen  Strebens,  Graf 
Job.  Dzialynski,  der  edle  Besitzer  der  grofsen  Bibliothek  zu  Komik,  währei^d 
die  wissenschaftliche  Ausführung  in  aufopfernder  und  uneigennütziger  Weise 
der  jetzige  Abgeordnete,  Oberst-Lieut  y.  Zakrzewski,  übernahm,  der  sich 
einzelne  Abschriften  selbst  auf  eigene  Kosten  anfertigen  liefs.  Der  kritische 
Apparat  ist  zwar  mitunter  nicht  ganz  zureichend,  aber  immerhin  sind  groCser 
Fleifs  und  Sorgfalt  anzuerkennen.  Die  gräfliche  Familie  Dzialynski,  welche 
sich  in  den  zwei  letzten  Geschlechtern  (den  Grafen  Tytus  und  Jan)  die  gröfsten 
Verdienste  um  das  Wohl  der  Wissenschaften  und  ein  Anrecht  auf  ein  dank- 
bares Andenken  bei  der  polnischen  Nachwelt  erworben  hat,  ist  vor  kurzem 
ausgestorben.  Der  letzte  männliche  Sprosse  dieses  alten  Stammes  adoptierte 
seinen  Neffen,  Gf.  Zamoyski,  welcher  neben  den  grofsen  Gütern  auch  grofse 
Pflichten  übernommen  hat.  Während  Graf  Tytus  Dzialynski  seine  freigebige 
Hand  hauptsächlich  der  Geschichte  zugewendet  hatte,  förderte  sein  Sohn  Jan 
vor  allem  Übersetzungen  der  Meisterwerke  des  klassischen  Altertums  und  die 
Mathematik;  als  Vorstand  des  Pariser  Vereins  der  reinen  Wissenschaften  hat 
er  eine  grofse  Zahl  mathematischer  Arbeiten  herausgegeben,  deren  Verfasser 
er  ausgezeichnet  honorierte.  Sein  Neffe  verfolgt  dieselbe  Richtang  und  läfst 
jetzt  ein  mathematisches  Werk  des  Prof.  Sagajlo  in  polnischer  und  französischer 
Sprache  drucken,  welches  ihm  30  000  frcs.  kostet.  Freilich  steht  in  seinem 
Belieben,  was  er  thut,  aber  wir  möchten  darauf  aufmerksam  machen,  dafs 
gröfsere  und  wichtigere  Ziele  mit  viel  kleineren  Mitteln  angestrebt  und  wohl 
erreicht  werden  könnten,  namentlich  in  der  Richtung,  welche  der  Gf.  Tytus 
eingeschlagen  hatte.      Unter  anderen   hatte  dieser  mehrere  Teile  der  ^Acta 


1)  Raipgi  podfikarbinskio  z  czaadw  Stefana  Batorego  1576—  1586.  Wanchaa,  Gebethner  a. 
Wolff,  1881.  lU,  314  S.  ~  2)  Skarbowoä6  w  Folsce,  j6j  dzieje  za  Stefana  Batorego.  Wancbaa, 
Qebethner  n.  Wolff,  1881.  XY,  IX,  470  S.  —  Eine  Dorpator  Dissertat  r.  Kicb.  HanamanD, 
Stadien  zur  Gescb.  des  Königs  Stephan  v.  Polen  (102  S.)  kenne  ich  nur  dem  Titel  nach.  — 
3)  Akta  metryki  koronn6j  co  wainiejsze  z  czasöw  Stefana  Batorego  1576-1586.  Ebd.  1882, 
318,  VI  S.  —  4)  Begestr  poborowy  wojewodztwa  Kaliskiego.  Ebd.  1879,  VUI,  304  S.  — 
5)  Vgl.  o.  S.  17r.  —  T.  I  Posen  1877,  S.  LXIl,  589  S.  T.  II  1878.  411,  629  S.  T.  lU 
1879,  LXl.  789  S.     T.  IV.  1881,  VUI,  389  S.     11  Tafeln  u.  1  Karte. 


Polen.  n,337 

Tomiciana'^)  herausgegeben,  welche  für  die  Geschichte  nicht  nor  Polens 
in  der  1.  Hälfte  des  16.  Jh.,  sondern  fast  aller  europäischer  Staaten  von 
gröfster  Bedeutung  ist:  aber  den  beiden  letzten  1876  erschienenen  Bänden 
(Vm  u.  IX)  ist  bisher  leider  keine  Fortsetzung  gefolgt.  Mag  6f.  Zamoyski 
uns  recht  bald  belehren,  dafs  der  Gedanke  der  Fortsetzung  gleichwohl  nicht 
aufgegeben  ist.  —  Eine  andere  Bibliothek,  die  des  Grafen  Erasinski  in  War- 
schau, trat  1881  mit  historischen  Akten  aus  der  Zeit  König  Stefans^)  her- 
vor. Dem  Herausgeber  Dr.  Janicki  geht  nicht  nur  die  tiefe  Sachkenntnis 
Pawinskis  ab,  er  nimmt  es  auch  mit  den  Pflichten  eines  Herausgebers  nicht 
zu  genau. 

Sehr  wichtig  für  den  Forscher  ist  weiter  das  Buch  des  Kreises  Czersk  ^) 
aas  den  J.  1404—1425,  das  der  Herausgeber,  Fürst  Thaddäus  Lubomirski, 
mit  einer  historischen  Einleitung  Tersehen  hat.  Leider  ist  dieses  schQnc 
Material  nicht  kritisch  genug  gesichtet,  und  auch  die  Einleitung,  die  auf 
neuen  archivalischen  Quellen  fufst,  läfst  eine  strenge  Methode  vermissen.^) 

Mit  besonderem  Lobe  kann  man  auch  nicht  den  1869  gedruckten  Bd.  I 
der  ^Decretales  summorum  pontificum  pro  regno  Poloniae  et  con- 
stitutiones  synodorum  provincialium  et  dioecesanarum  regni  ejusdem  ad  sum- 
mam  collectae'  erwähnen.  Derselbe  verHankt  sein  Erscheinen  einigen  posener 
Geistlichen,  die  offenbar  zum  ersten  Male  Hand  an  eine  solche  Arbeit  gelegt 
haben;  dagegen  entsprechen  Bd.  U  u.  HI,^)  die  den  Namen  der  Prälaten  Zeno 
Chodynski  und  Eduard  Likowski  tragen,  allen  wissenschaftlichen  An- 
forderungen; Likowski  ist  aber  auch  einer  der  besten  Kenner  der  polnischen 
und  rathenisch-unierten  Kirche.  —  Ebenfalls  zwei  Geistliche  aus  Gnesen,  Dr. 
Jan  Jbukowski  und  Kanon.  Jan  Korytkowski,  haben  der  Wissenschaft 
in  dem  Gnesener  Lehenbuche  *")  eine  nicht  unbedeutende  Quelle  geliefert. 
Hat  ersterer  seine  Aufgabe  auch  glücklich  gelöst,  so  kann  dies  nicht  von 
Korytkowski  gelten,  welcher  dem  Texte  historische,  topographische  und 
heraldische  Anmerkungen  und  eine  ziemlich  trockene  Lebensbeschreibung  des 
Erzbischofs  Laski  beigefQgt  hat,  die  hier  und  da  auch  mit  scharfen  und 
meist  angerechten  Ausfällen  gegen  die  Verfechter  abweichender  Ansichten 
durchwebt  ist  und  den  Charakter  aller  von  K.  yerfafster  Biographieen  trägt. 
Trotz  der  vielen  neuen,  aus  Handschriften  geschöpften  Einzelheiten  mufs  der 
Ausgabe  ein  höherer  Wert  abgesprochen  werden.  —  Bd.  YHI  der  von  H. 
Liske  edierten,  Przemysl  und  seine  Geschichte  betreffenden  Akten  des  Grod- 
und  Landgerichts^  aus  der  Zeit  der  Republik  und  das  vortreffliche  von 
groüser  Belesenheit  und  scharfer  Kritik  zeugende  Werk  R.  Hubes  ^)  über 
die  Gesetzgebung  Casimirs  d.  Gr.  und  das  polnische  Recht  im  14.  Jh.  ^) 
dürften  die  Aufzählung  des  in  den  letzten  Jahren  publicierten  Quellenmaterials 
zu  einer  vollständigen  machen. 

Eine  wesentliche  Erleichterung  ihrer  Arbeiten  finden  die  Forscher  jetzt 
in  2  Handschriften-Katalogen  der  Universitäts-Bibliothek  in  Krakau  und  der 


1)  Epistolae,  Legationea,  Besponsa.  Actiones  et  res  gestae  SigiBm.  I.  Per  Stanisl.  GörekL 
Posen,  Leitgeber  (Bd.  Vm  n.  IX  1876).  —  2)  Akta  hlBtoryczne  do  panowania  Stefana  Batorego 
od  3  marca  (8.  März)  1578  do  18  kwietnia  (April)  1579.  Biblioteka  Ordynacyi  Krasin. 
Yara.,  Swidziiiflki  YU,  401,  IX  S.  —  3)  Kai^ga  ziemi  czenki^.  Wanchaa,  1879.  CY,  357, 
XIX  S.  —  4)  S.  d.  Bec.  t.  Bobrzynski.  Warschan.  Aten.  1879.  August-H.  —  5)  Posnaniae, 
1882/83,  524  n.  24,  275  a.  14  S.  —  6)  S.  o.  S.  171*.  —  7)  Akta  grodzkie  i  ziemskie, 
s  ezu&w  BzeczyiMispolit^j  polsk.  Lemberg,  Seyfarth  n.  Czajkowski,  1880.  —  8)  Ygl.  o.  S. 
334.  —  9)  Frawo  polid^ie  w  XIY  wiekn,  ostawodawstwo  Eazimiersa  W.  Warszawa  1881. 
m,  226,  LXYI,  Y  S. 

Hiatoxiaeb«  Jabreaberlehie.    1881.   II.  <'    ^2>  -  > 


11^338  XXTTT.    dem.  Kanteckir 

Bibliothek  des  Ossolinskischen  National-Instituts  in  Lemberg.  Dr.  W.  Ke- 
trzynski,  Direktor  der  letzteren  Bibliothek,  hat  von  den  etwa  3000  Hand- 
schriften der  Sammlung  einstweilen  nur  317  verzeichnet;^)  das  Werk  ist  ent- 
schieden zu  breit  angelegt-,  es  geht  doch  zu  weit,  wenn  hunderte  von  Briefen, 
die  sich  mitunter  in  einer  Handschrift  befinden,  einzeln  aufgezählt  und  bei 
einem  jeden  das  zeilenlange  lateinische  Datum  wiederholt  wird.  Die  Be- 
nutzung des  Buches  ist  so  eher  erschwert  als  erleichtert. 

Viel  praktischer  und  übersichtlicher  ist  der  schon  fertige  Handschriften- 
Katalog  der  Krakauer  Universitäts-Bibliothek,  ^)  welcher  als  ein  Muster  ähn- 
licher Arbeiten  dienen  kann.  Die  Sammlung,  die  schon  mehr  als  5  Jahr- 
hunderte existiert,  zählt  jetzt  4176  Nummern  in  5226  Bänden,  unter  welchen 
298  auf  Pergament  und  97  sogenannte  Codices  mixti  sind;  und  zwar  ist  ein 
Mskr.  aus  dem  10.,  2  aus  dem  11.,  9  aus  dem  12.,  36  aus  dem  13.,  444 
aus  dem  14.,  1242  aus  dem  15.,  417  aus  dem  16.,  das  übrige  aus  den  3 
letzten  Jahrhunderten.  Die  Veröffentlichung  des  Katalogs  ist  aber  von  grober 
Wichtigkeit. 

Wir  wenden  uns  zu  den  untersuchenden  Arbeiten. 

Die  mythische  polnische  Geschichte  und  die  slawische  Mythologie^) 
ist  der  Titel  eines  Buches  von  Dr.  Kaz.  Szulc;  der  Yf.  kennt  aber  die 
neuesten  Ergebnisse  der  Archäologie  und  Linguistik  nicht  genügend  und  ver- 
liert sich  daher  in  phantastische  Kombinationen. 

Der  Ursprung  des  polnischen  Volkes  und  dessen  erste  Begierungsformen 
beschäftigt  unsere  Geschichtsforscher  schon  seit  dem  Anfange  dieses  Jahr- 
hunderts. Die  Unzulänglichkeit  der  Quellen  lälst  hier  der  Phantasie  zu 
Hypothesen  greisen  Spielraum.  Alle  bedeutenderen  Forscher  haben  daher 
eine  eigene  Meinung  aufgestellt,  an  der  sie  gewöhnlich  so  hartnäckig  fest- 
halten, dafs  sie  zu  ihrer  Begründung  manchmal  zu  den  verkehrtesten  Inter- 
pretationen der  Quellen  greifen  müssen,  wie  z.  B.  Szajnocha,  der  den  pol- 
nischen Adel  von  den  normannischen  Seeräubern  abstammen  liefs,  oder 
Bielowski,  der  die  Geschichte  der  Ulyrodaken  mit  der  Geschichte  unserer 
Urahnen  für  eins  hielt.  Die  Frage  ist  jetzt  wieder  auf  die  Tagesordnung 
gesetzt  durch  Bobrzynskis  Handbuch  der  polnischen  Geschichte.^)  Die 
neue  von  ihm  vorgetragene  Hypothese  über  die  Entstehung  des  polnischen 
Staates  und  über  dessen  älteste  Zustände  weicht  von  allen  bisherigen  stark 
ab,  ist  aber  höchst  einfach  und  darum  sehr  ansprechend,  leider  aber  vom 
Vf.  nicht  gehörig  begründet.  Der  Versuch  einer  Begründung^)  veranlaCste 
zwei  andere  Professoren  der  Krakauer  Universität,  F.  Piekosinski^)  und 
St.  Smolka  ^  zu  eigenen  Hypothesen.     Smolka  stimmt  wenigstens  in  einigen 


1)  Catol.  codd.  nu».  Bibliofh.  Osaol.  LeopolienaiB,  T.  I.  Lemb.,  YU,  760  8.  —  2)  D. 
Wliidysl.  Wislocki,  Catal.  codd.  mss.  bibliothecae  univera.  Jagellonicae  CraconensiB  (K&talog 
rpkopifiöw  biblijoteki  uniwersyteta  JagioIIonskiego).  T.  I,  II.  Grac.  1877 — 81 ;  LI  S.  a.  S.  1 — 
448;  8.  449^876,  LXXXI  8.  —  3)  Mythyczna  hiBtorija  polaka  i  mythologia  alowiaaska. 
Poaen,  Selbatrerl.,  1880.  XV  o.  243  8.  -^  4)  Dzieje  Folski  w  zaryaie.  Warsch.  a.  Krak.,  Gebetbaer 
Q.  Wolff,  1879;  2.  Term.  u.  yerb.  Aufl.,  1880/81,  T.  I,  324  8.,  T.  H,  397  S.  YgL  nuten 
8.  343*.  —  5)  W  imie  prawdy  dziejow^j  rzecz  o  zadaniu  hüitoryi  otc.  Ebda.  1879.  — 
6)  Entstehung  d.  poln.  GesolUch.  im  IIA.:  Abhdlgn.  (Bozprawy)  etc.  d.  Krak.  Akad.  Bd.  XIV, 
(1881),  8.  85—292.  —  7)  Bemerk,  über  die  ursprüngl.  geselischaftl.  Einriebt.  Folena.  Ebda. 
8.  293 — 398.  —  Gegen  B.'s  Bncb  im  Ganzen  richtet  eich  Smolkas:  0  poj^ciu,  zadanin  i 
fttanowizku  hiatoryi  (über  Begriff,  Aufgabe  n.  8tollang  d.  Gesch.):  Wanch.  Aten.  1879.  3, 
201—231;  492—514. 


PoleiL  11,339 

Punkten  mit  Bobrzynski  überein,  während  Piekosinski  zu  der  alten  Über- 
fallstheorie Szajnochas  zurückkehrt,  nur  dafs  die  polnischen  Slaven  nicht 
von  Normannen  aus  dem  Norden,  sondern  von  westlichen  Slaven  überfallen 
werden,  die  von  dem  rechten  Ufer  der  unteren  Elbe  von  den  Germanen 
zurückgedrängt  worden  seien. 

Sind   die  Quellen  unserer  ältesten  Geschichte  auch  zu  dürftig  und  un- 
klar,   um  ein  bestimmtes  und  deutliches,   auf  festen  Beweisen  fuTsendes  Bild 
der   Zustände  Polens  im  8.  und  9.  Jh.  zu  ermöglichen,  so  sind'  die  drei  ge- 
nannten Arbeiten    dennoch  von   grofsem  Nutzen,    da  sie  viele  Zustände  des 
11.  und  12.  Jh.  klar  stellen.      Die    sorgsame    Zusammenstellung   und    Yer- 
gleichung    der   betreffenden    Notizen   in  den   ältesten   polnischen    Urkunden 
bildet  den  schätzenswertesten  Teil  namentlich  der  Abhandlungen  von  Pieko- 
sinski und  Bobrzynski;    ersterem  ist  es  gelungen   eine  stattliche   Reihe  von 
Bezeichnungen  und  Begriffen,  auf  die  wir  in  den  ältesten  schriftlichen  Denk- 
mälern  stofsen    und  die   bis  jetzt  entweder  gar  nicht  oder  falsch  verstanden 
wurden,    in  richtiges  Licht  zu  setzen.    —    Bobrzynski   dagegen  verwirft  vor 
allem  die  ganze  bisherige  Methode  der  Forschung,    die  aus  den  Quellen  des 
13.,    14.  und  15.  Jh.  auf  die  Zustände    des    12.  und    der    früheren    zurück 
schliefst.      £r  beschränkt   sich   lediglich   auf  die   Chronik    des   sogenannten 
Gallus,    des  ältesten  polnischen  Chronisten,    sowie  auf  die  wenigen  urkund- 
lichen Überreste  aus  dem  12.  Jh.,  und  gelangt  zu  der  Schlufsfolgerung,  dafs 
es  in  Polen  im  12.  Jh.  folgende  7  Volksklassen    gegeben   habe:    1)  private 
und  fürstliche  Sklaven  (im  Kriege  erbeutet  oder  gekauft);    2)  Eirchenunter- 
thanen    (der  Kirche  vom  Fürsten    geschenkt);    3)  fürstliche  Erbpächter,  die 
auf  den  Äckern  des  Fürsten  safsen    und    bestimmte  Abgaben  zahlten    (aller 
Boden  war  nach  Bobrzynskis  Ansicht  Eigentum  des  Fürsten);  4)  freie  Leute; 
5)  die  Bitter  (Gefolge  des  Fürsten);    6)  den  Geburtsadei;    7)  die  Priester- 
schaft.   —    Der  Geburtsadel   rekrutierte  sich  nach  B.  aus  den  wenigen  Ge- 
schlechtern der  früheren  Herrscher  der  einzelnen   kleinen  polnisch-slavischen 
Stämme,  die  von  dem  Fürstenhause  des  um  Gnesen  und  Posen  angesessenen 
polnischen  Stammes  unterworfen  worden  sind.     Es  ist  selbstverständlich,  dafs 
so  zahlreiche  Klassenunterschiede  auf  die  Dauer  nicht  nebeneinander  streng 
geschieden    bestehen  konnten;    nach  B.  befinden  sich  denn  auch  im  12.  Jh. 
die  3  Klassen   der  Sklaven,   der  Erbpächter   und  des  ursprünglichen    Adels 
schon  sichtlich  im  Aussterben:  sie  seien  in  die  drei  Erlassen  der  Unterthanen, 
der  Ritter  und  des  Priesterstandes  allmählich  übergegangen.    Die  Klasse  der 
freien   Leute   tritt  im  12.  Jh.  erst  in  schwachen    Anfängen  auf.      In   dieser 
Hypothese  vrill  B.  die  Spuren  der  Vergangenheit  (Sklaven,   Erbpächter,  pri- 
mitiver   Geschlechtsadel),    die    Gegenwart,    d.  i.  das   12.  Jh.    (Unterthanen, 
Ritter,  Priesterschaft)  und  die  Keime  der  Zukunft  (freie  Leute)  entdeckt  und 
in  Übereinstimmung  gebracht  haben. 

Piekosinski  unterscheidet  zur  Zeit  Boleslav  Chrobrys  in  Polen  drei 
Volksklassen:  1)  die  dienende  Klasse  der  Sklaven,  deren  Kern  die  autochthone 
Landbevölkemng  bildete;  neben  ihnqn  Kriegsgefangene,  die  man  auf  den 
Äckern  angesiedelt,  eingewanderte  Landbevölkerung,  die  gastfreundlich  auf- 
genommen worden  ist,  und  endlich  die  bei  der  vornehmeren  Ritterschaft  im 
Dienste  befindlichen  Sklaven;  2)  die  Klasse  der  gemeinen  Ritterschaft,  die 
den  Kern  des  2  Jahrhunderte  früher  von  der  Elbe  her  hier  eingedrungenen 
Stammes  bildete,  der  darauf  die  Vornehmeren  des  autochthonenen  Stammes 
in  sich  aufnahm:  aus  dieser  Mischung  entstand  nach  einem  200jährigen 
Lagerleben    in    den   Burgen   eine   einheitliche   Ritterschaft,    der   bewaffnete 


11,340  XXXJX.    Olem.  Kantecki: 

Stand  des  Piastenreiches;  3)  die  Klasse  der  yornehmeren  oder  der  Fahnen- 
ritterschaft (rycerstwo  znakowe),  wie  sie  Piekosinski  nennt,  die  ihren  Ursprung 
besonders  den  Nachkommen  der  einst  souveränen  FtLrsten  verdankte,  jener 
Dynasten,  die  unter  der  Anführung  der  Popieliden  von  der  Elbe  her  die 
Länder  zwischen  Oder  und  Weichsel  besetzten*,  daneben  waren  es  auch 
Nachkommen  deijenigen  Fürsten  und  vornehmeren  fremden  Bitter,  die  später 
am  Hofe  der  Plasten  gastliche  Aufnahme  suchten  und  fanden.  Sie  führten 
das  Kommando  über  die  gemeine  Ritterschaft.  —  Von  diesen  3  Klassen  be- 
safs  ursprünglich  nur  die  erste,  nämlich  die  ländliche  Bevölkerung,  Grund- 
besitz, die  beiden  anderen  Klassen  wurden  von  dem  Fürsten  unterhalten; 
die  von  der  ersten  Klasse  gezahlten  Abgaben  lieferten  dem  Fürsten  die  dazu 
erforderlichen  Mittel. 

Es  fiel  Smolka  nicht  schwer,  P.s  Hypothese  von  dem  slavischen,  von 
der  Elbe  heranrückenden  und  die  Autochthonen  an  der  Warthe  unterwer- 
fenden Stamme  vollständig  zu  vernichten.  Denn  obgleich  die  Forschungen 
P.S,  soweit  sie  die  ältesten  Zustände  und  die  älteste  Bevölkerung  Polens  be- 
treffen, für  die  historische  Wissenschaft  von  gröfster  Bedeutung  sind,  so 
bieten  sich  doch  für  sie  nur  äusserst  schwache  Anhaltepunkte.  —  Der  zweite 
Teil  der  Abhandlung  Sm^  bietet  im  wesentlichen  eine  Auseinandersetzung 
mit  den  beiden  Gegnern  auf  Grund  des  von  diesen  sorgfältig  zusammenge- 
stellten und  gesichteten  Materials.  — -  Er  leitet  mit  B.  die  Herkunft  des 
polnischen  Adels  von  den  ostlechitischen  Dynasten  ab,  die  von  den  mäch- 
tigeren NachbariÜrsten  unterworfen  seien;  jedoch  hält  er  den  Boden  nicht 
für  das  ausschlielsliche  Eigentum  des  Fürsten,  sondern  nimmt  ursprünglichen, 
persönlichen  Besitz  an :  die  Klasse  der  freien  Eigentümer  kleiner  Grundstücke 
habe  ursprünglich  den  eigentlichen  Kern  der  Gesellschaft  gebildet.  —  Im 
Gegensatze  zu  B.  will  Sm.  Zustände  eines  Stammes  nicht  nur  aus  den 
späteren  Denkmälern  durch  Rückschlüsse  ergründen,  sondern  auch  Analogieen 
verwerten,  die  sich  bei  eng  verwandten  Stämmen  vorfinden:  man  wird  ihm 
zustimmen  können,  sofern  diese  Methode  mit  der  erforderlichen  Vorsicht  an- 
gewendet wird.  •—  Übrigens  will  Sm.  die  ganze  Frage  noch  einmal  einer 
gründlichen  Untersuchung  unterwerfen.  Da  hierüber  eine  Frist  von  mehreren 
Jahren  vergehen  dürfte,  haben  auch  seine  Gegner  ihre  Auseinandersetzung 
mit  Sm.  und  mit  einander  bis  auf  weiteres  vertagt. 

Lebhaftes  Interesse  erregte  Maximilian  Kante ckis  Untersuchung  über 
das  Testament  des  Bolesiav  Schiefmund  und  Seniorat  und  die  Primogenitur 
in  Polen.  ^)  Habe  das  Seniorat  bisher  als  eine  neue  Einrichtung  Krzywoustys 
gegolten,  so  müsse  er  es  vielmehr  für  eine  uralte  allgemein-slavische  Sitte 
halten  und  die  Neuerung  Boleslaws  HL  habe  eben  darin  bestanden,  dafs  er 
zur  Stärkung  der  monarchischen  Gewalt  in  Polen  das  Seniorat  beseitigte, 
um  an  dessen  Stelle  die  Primogeniturerbfolge  in  seiner  ältesten  Linie  ein- 
zuführen. Smolka*)  läfst  dem  Vf.  zwar  das  Verdienst,  den  Zusammenhang 
der  Geschlechtsordnung  mit  den  staatlichen  Einrichtungen  gründlich  nach- 
gewiesen zu  haben,  venrirft  aber  die  Einführung  der  Primogenitur  durch 
Krzywousty,  während  Szujski  Kantecki  beistimmt. 


1)  Bresl.  DisB.  Posen,  1880,  SelbBtyerl.  106  S.  Vgl.  Malecki,  Pnewodnik  nank.  i 
liter.  1881,Jaii.-H.;  Kptrzynaki,  ibid.  1880,  Oktob.-H.;  Semkowics,  Wanch.  Aten.  1881, 
Jan.-He(t;  Lewicki,  Kiak.  Moflenm  1881,  Jan.-Heft.  —  2)  D.  Teatam.  d.  Bol.  Schiefin. : 
Abhandl.  d.  Krak.  Akad.  biator.-pbilo«.  Kl.  18,  259—310. 


Polen.  n,341 

Als  wohl  durchdachte  nnd  mnsterhafte  Arbeit  werden  die  Untersnchungen 
Tbadd.  Wojciechowskis  (seit  kurzem  Prof.  an  der  Universität  Lemberg) 
Aber  die  polnischen  Annalen  des  10. — 15.  Jh.')  anerkannt.  Der  Aufsatz 
verdient  unstreitig  die  ihm  zu  teil  gewordene  Auszeichnung,  und  es  ist,  da 
der  Yf.  viel  arbeitet  und  selbst  schreibt,  ohne  es  zu  Ende  zu  führen,  um 
so  mehr  zu  wünschen,  dafs  möglichst  bald  die  Fortsetzung  folge.  W.  zeigt, 
daüs  die  Anzahl  der  annalistischen  Denkmäler  bis  zum  Ende  des  12.  Jh.  eine 
durchaus  nicht  grolse  und  auch  die  Qualität  derselben  geringfügig  ist.  Ihre 
Verfasser  verfolgten  keine  historischen  Zwecke,  sie  notierten  die  Ereignisse 
ohne  Auswahl  und  Überlegung,  indem  sie  dabei  oft  die  wichtigsten  That- 
sachen  der  polnischen  Geschichte  übergingen.  Eine  Wendung  zum  Besseren 
datiert  erst  seit  dem  ersten  Viertel  des  13.  Jh.,  wo  die  sog.  Cistercienser 
Annalen  erschienen,  die  schon  wissenschaftlicher,  mit  wohlbewufstem  histo- 
rischem Zwecke  bearbeitet  sind.  —  Desselben  Vf.s  kleinere  Schriften,  wie 
die  treffliche  Studie  über  Eazimir  den  Mönch  *)  (1880)  und  über  das  Leben 
und  die  V^erke  des  Vincenz  von  Eielce,^)  zeigen  einen  gleichen,  wunderbar 
klaren  Blick  und  es  gelingt  ihm  oft  zur  Lösung  der  verwickeltesten  Fragen 
der  polnisdien  Vorzeit  den  passenden  Schlüssel  zu  finden.  —  Eine  mit 
Kritik  nnd  Talent  durchgeführte  Quellenuntersuchung  von  Stanisl.  Lukas ^) 
betrifft  die  Eontinuation  der  Dhigoszschen  Chronik  von  Wapowski,  während 
die  ruthenischen  Annalen  und  Chroniken  des  15.  und  16.  Jh.  von  J.  Sza- 
raniewicz^)  behandelt  werden.  —  Eine  fleifsige  Zusammenstellung  ist  die 
Arbeit  von  Tadeusz  Gromnicki^  über  St.  Cyryl  und  Methodius,  während 
das  Verhältnis  des  Leszek  Bialy  zu  den  Ruthenen  und  Ungarn  L.  Droba^ 
besprach.  Von  seinem  1874  zuerst  erschienenen  Buche  'die  polnische  Be- 
völkerung Preufsens  zur  Zeit  der  Kreuzritter^  hat  W.  Kptrzynski^)  eine 
neue,  vermehrte  und  verbesserte  Ausgabe  veranstaltet;  das  Buch  ist  besonders 
wegen  des  reichhaltigen  Stoffes,  den  der  Vf.  aus  Archiven  an  das  Tageslicht 
gezogen,  beachtenswert.  Einer  der  ältesten  polnischen  Forscher,  Graf  Kaz. 
Stadnicki,  ein  guter  Kenner  der  lithauischen  Geschichte  des  14.  und 
15.  Jb.^)  hat  sich  unlängst  in  einer  neuen  Richtung  versucht  und  eine  Ab- 
handlung über  die  Königswahlen  zu  Zeiten  der  Jagiellonen  geschrieben. '<^) 
—'  Von  Fleifs  und  Talent  zeugt  eine  Schrift  von  R.  Maurer,  der  zu  einer 
früheren  Arbeit  über  die  Kanzleibeamten  des'  Königs  Wladislaus  Jagiello 
0877)  uns  jetzt  eine  Fortsetzung  giebt,  indem  er  von  denselben  Beamten 
polnischer  Könige  von  1434—1506  handelte,  ^i) 

Der  neueren  Geschichte  gehört  die  historische  Studie  Dr.  August 
Sokolowskis  'Vor  dem  Rokosz  d.  h.  der  Empörung  Zebrzydowskis  i.  J. 
1605'  an ;  in  erzählender  Form  gehalten  ist  diese  Abhandlung  in  den 
Schriften  der  Akademie  ^*)  der  letzten  Jahre  ganz  vereinzelt    —   Über  den 


1)  0  rocznikach  poIskichX^-XV  wieku.  Fami^tniki  (Denkschrr.)  d.  Krak.  Ak.  4  (1880).  S.  144 
—233.  —  Aachsep.:  Krak.,  80  S.  Vgl.  y.  Pap6e,  HZ.  46,  369.  —  2)  0  Ka:hnierza  MDichu: 
DenkBehTT.  d.  Krak.  Ak.  IV,  1881;  29  8.  —  3)  0  ^ycia  i  piamach  Wincentego  z  Kiele:  ib. 
9  8.  —  4)  Bozbidr  pod!agoezow6j  kroniki  Bernarda  Wapowskiego :  Abhandl.  etc.  d.  Krak. 
Ak.  X.  XI  (1879).  —  5)  0  latopisach  i  kronikach  raskich  XV  i  XVI  wiekn  a  zwlaazcza  o  latopinio 
veUkoho  kniaztwa  UtowBkoho  i  zomojtBkobo.  Ebd.  15  (1881),  8.351—413.  —  6)  £bd.  Bd.  11 
IL  12,  1880;  289  8.  —  7)  Ebd.  13  (1881),  8.  361—429.  —  8)  0  ludno^i  polski^  w 
Pnuiecli  niegdys  krzjzackich.  Lemberg,  Oasoliiiskisches  Instit,  1882.  XXTTT,  653  8.  —  9)  Vgl. 
denen  Synowie  Oiedymina,  Brada  Wtadyslawa  JagieUy  n.  s.  w.  1875.  —  10)  0  tronie 
elekeypym  za  Jagiellonöw.  Lw6w  1880;  98  S.  —  11)  Urzednicy  kancelaryjni  krdl6w  polekich 
z  lat  1434 — 1506.  Brody,  Bosenbeim,  1881.  51  8.  —  12)  Przed  rokoizem:  Abbaiidl.  d.  Krak. 
Ak.  XV  (1882),  1—227. 


n,342  XXXn.     Clem.  Kantecki: 

E^ampfplatz  bei  Zöfte  Wody  handelte  M.  Dnbiecki.  *)  —  Umfangreich,  aber 
chaotisch  sind  die  'Materialien  zur  polnischen  Geschichte  in  rassischen 
Schriften'  (1700 — 1862)  von  dem  in  den  letzten  Jahren  bekannten  histo- 
rischen Erz&hler  Dr.  med.  Rolle*)  (Pseudonym:  Dr.  J.  Antoni).  —  Oswald 
Balz  er,  der  die  Grod-Eanzeleien  und  Grod- Akten  des  18.  Jh.  bespricht  3) 
—  er  hat  seinen  Gegenstand  in  dem  sog.  BernhardinerarchiY  in  Lemberg 
praktisch  kennen  gelernt  —  giebt  richtige  und  treffliche  Weisungen,  ist  aber 
mitunter  zu  allgemein  und  zu  apodiktisch;  hier  und  da  erspart  er  sich 
den  Beweis  fflr  seine  Ansichten.  —  £ine  bedeutende  Lücke  ftült  Thadd. 
Korzon^)  aus  Warschau  mit  seiner  'Inneren  Geschichte  Polens  unter  Stanis- 
laus  August'  aus,  indem  er  seine  Forschungen  fast  ausschliefslich  den  ökono- 
mischen und  administrativen  Verhältnissen  zuwendet  und  vor  allem  die 
materiellen  Interessen,  die  socialen  Ideeen  und  Wandlungen  berflcksichtigt 
Das  Werk  beruht  auf  bedeutendem  Quellenmaterial,  welches  gut  und  wissen- 
schaftlich bearbeitet  ist;  deshalb  führt  es  auch  zu  ganz  neuen,  überraschenden 
Resultaten:  hatten  doch  die  bisherigen  Geschicbtschreiber  bei  der  2.  Hälfte 
des  1 8.  Jh.  ihr  Augenmerk  fast  ausschliefislich  auf  politische  Angelegenheiten 
gerichtet.  Erst  Bd.  I  dieses  Werkes  ist  (1882)  erschienen;  ein  specielleres 
Referat  über  das  Ganze  wird  hoffentlich  schon  im  nächsten  Jahre  erfolgen 
können. 

Ich  schliefse  hier  eine  polemische  Abhandlung  Waclaw  Naikowskis^) 
an,  der  die  historiosophischen  Theorieen  des  bekannten  Prof.  Ducbinski,  der 
seiner  Zeit  in  Frankreich  und  Italien  sogar  solche  Anbänger  zählte,  wie  H. 
Martin,  über  den  Haufen  wirft,  indem  er  ihm  nachweist,  dafs  dieselben  auf 
falschen  geographischen  Kentnissen  beruhen. 

Nicht  hat  es  uns  an  heraldischen  Studien  in  den  letzten  Jahren  gefehlt, 
aber  leider  fast  alle  (wie  ^Das  goldene  Buch  des  polnischen  Adels',  von 
Theod.  Zychlinski,^)  das  'Jahrbuch  des  polnischen  Adels',  von  dem  jungen 
Gf.  Georg  Borkowski,^  der  'Heraldische  Führer*,  von  Wlad.  Kosinski*) 
oder  'Das  polnische  Wappenbuch\  von  Czarnecki^j  u.  s.  w.)  können 
trotz  einiges  Neuen  und  Guten  im  allgemeinen  doch  keinen  Anspruch  auf 
Wissenschaftlichkeit  machen.  —  Eine  Monographie  über  die  Familie  Zie- 
linski,  welche  sich  von  den  historischen  Swinkas  ableitet,  gaben  zwei  Mitglieder 
derselben  ;^^)  sie  hat  aber  aufser  andern  Gründen  schon  deshalb  keine  höhere 
Bedeutung,  weil  die  Zielinskis  niemals  eine  wichtige  Rolle  in  der  Geschichte 
gespielt  haben.  —  Einen  Beitrag  zur  mittelalterlichen  Heraldik  ^^)  hat  Graf 
Kaz.  Stadnicki  gegeben;  erwähnenswert  aber  ist  jedenfalls  das  auf  neuen 
Materialien  beruhende  und  auf  einen  grofsen  Umfang  berechnete  Werk  von 
Rulikowski  und  Radziminski,^^)  welches  historische,  heraldisch-genealo- 


1)  Pole  bitwy  n  z6ttjch  W6d  stoczon^'  w  maja  1648:  Abhh.  d.  Krak.  Ak.  12,  1—24 
m.  1  Karte  u.  1  Plane.  —  2)  Ebd.  11—13  (1879  fF.),  668  S.  Vgl.  u.  S.  347«.  —  3)  Kanoolaryo 
i  akta  grodzkie  w  wieku  XVIII.  Lomb.,  Selbstvorl.,  1882.  54  S.  —  4)  Wewn^trzne  dzicjc 
Pobki  za  Stanislawa  Angaata  1764 — 1794.  Krakaa,  1882;  496  S.  —  5)  0  geograficznych 
Ufdach,  na  kt6rych  opieraj^  np  hiatoryozoflczne  Updy  prof.  Dachinskiego.  Warazawa,  1881, 
55  S.  —  6)  Z}ota  kripga  azlachty  polaki^.  Roczn.  111.  Posen,  380  S.  m.  2  geneal.  Taf.  — 
7)  Socznik  Bzlachty  poUki^j,  I.  Lomb.,  Luka«zowicz,  1881;  XU,  621  S.  12«.  —  8)  Prxewodnik 
heraldyczny.  I— IV.  Krak.  u.  Warscb.  1877—88.  —  9)  Herbarz  poleki.  Gniezno,  1881.  — 
10)  Wiadomoö*  hütoryczna  o  rodzie  Öwinköw  etc.  Tornn,  1880.  —  11)  Przyczynek  do 
heraldyki  polaki^j.  Lw6w,  1879.  —  12)  Die  Fürsten  a.  der  Adel  zwischen  den  Flttasen  San, 
Wieprs,  Bng  n.  s.  w.  (Kniaziowie  i  szlachta  miedzy  Sanem,  WieprKem,  Bugiom,  Prypecl^ 
Dnioprem,  Sinincha,  Dniestrem  i  pohiocnemi  stokami  Karpat  osiedleni  itd.)  Bd.  1,  Krakow, 
1880,  XV,  284  S.,  m.  Abbüd.,  Karte,  Taf. 


Polen.  n,343 

gische  Stadien  und  Sittengemälde  enthalten  soll:    bis  jetzt  warten  wir  aber 
Yergebens  auf  die  Fortsetzung. 

Kommen  wir  zu  den  rein  darstellenden  Werken  nnd  Monographien, 
80  hat  Sznjski  wiederholentlich  ein  Eompendinm  der  ganzen  polnischen 
Geschichte^)  herausgegeben,  nachdem  er  beinahe  20  Jahre  früher  eine  Ge- 
schichte des  polnischen  Volkes  in  5  Bänden  veröffentlicht  hatte.  In  dem 
neuen  Werke  hat  er  trotz  der  Kürze  nicht  nur  die  Ergebnisse  der  neuesten 
Untersuchungen,  sondern  auch  seine  grofsen  Kenntnisse  verwertet,  die  er  bis 
dahin  noch  nicht  hatte  zeigen  können.  In  Folge  der  Kürze  und  Fülle  des 
Materials  sind  die  ersten  Bücher  allerdings  etwas  trocken  ausgefallen.  — 
Dasselbe  kann  von  Bobrzynskis  Geschichte  von  Polen')  nicht  gelten.  B. 
will  nicht  den  ganzen  Inhalt  der  polnischen  Geschichte  erschöpfen;  daher 
kommen  ganze  Epochen,  wie  das  17.  und  18.  Jh.,  ziemlich  stiefmütterlich 
weg,  während  das  15.  Jh.  um  so  gründlicher  bearbeitet  ist  und  auch  sonst 
in  meisterhajfter  Darstellung  viel  Neues  geboten  wird.  Das  Ganze  verdient 
daher  trotz  einzelner  Mängel  und  trotz  eines  vielleicht  zu  weit  gehenden 
Pessimismus  volle  Anerkennung.  B.s  Pessimismus  aber  und  die  Rücksichts- 
losigkeit, mit  der  der  junge  Professor  gegen  die  bereits  eingewurzelten  An- 
sichten zu  Felde  zieht,  haben  ein  allgemeines  Aufeehen  erregt;  es  erschien 
eine  wahre  Flut  von  meist  scharfen  und  boshaften  Recensionen,  während 
nur  einige  wenige  Kritiker  wie  Kaiinka')  und  Sznjski^)  objektiver  ur- 
teilten: wenn  Liske,  ^)  dessen  Kritik  wir  nicht  immer  von  Subjektivität  und 
Tendenz  frei  sprechen  können,  dem  Vf.  nicht  allein  jedes  Talent  abgesprochen, 
sondern  ihm  auch  Mangel  an  Patriotismus  und  grobe  Unkenntnis  der  pol- 
nischen Geschichte  vorgeworfen  hat,  so  dürfte  er  nicht  viele  überzeugt 
haben;  anfserdem  erschien  gegen  seine  scharfe  Kritik  eine  durchaus  zutreffende 
Entgegnung  von  Dr.  Mycielski.  ^) 

Überblicken  wir  die  kleineren  Arbeiten,  so  ist  es  befremdlich,  dafs  die 
ältere  Geschichte  ziemlich  vernachlässigt  ist,  trotz  der  reichen  in  der  letzten 
Zeit  zuganglich  gemachten  Quellen,  so  dafs  für  das  gröfsere  Publikum  ein 
Fortschritt  der  Wissenschaft  für  diese  Periode  so  gut  wie  nicht  vorhanden 
scheint.  Eine  einzige  gröüsere  Monographie  über  die  ersten  Jahrhunderte 
der  politischen  Existenz  Polens  verdanken  wir  Stan.  Smolka.  Sein  'Mieszko 
der  Alte  und  seine  Zeit^^)  giebt  trotz  der  leicht  fliefsenden  Erzählung  Re- 
sultate von  eingehenden  Untersuchungen  und  ist  durchaus  selbständig.  Manche 
seiner  Ausführungen  sind  freilich  zu  gewagt  und  im  Streben  nach  pupulärer 
Darstellung  geht  Sm.  bisweilen  zu  weit. 

Für  das  13.  und  14.  Jh.  finden  wir  nichts  mit  Ausnahme  kleiner  Essays 
von  Szujski^)  und  Smolka^)  und  den  meisterhaften  Aufsatz  von  Stan. 
Laguna  'Zwei  Bischofswahlen'.  ^®)  Das  grofse  Werk  des  Kanon.  Koryt- 
kowski^^)  'die  Prälaten  und  Domherrn  der  Metropolitan-Kirche  zu  Gnesen* 
beginnt  zwar  mit  dem  J.  1000  und  schliefst  mit  unserer  Zeit,   aber  da  die 


1)  Hifltorja  polska  tre^wie  opowiedziana  w  12  kBi^gach.  Wanzawa,  1880.  429  8.  — 
2)  S.  o.  S.  338*.  —  3)  Czas  1879,  Apr.,  auch  »ep. :  Krakau,  1879.  80  S.  —  4)  Niwa 
1879,  aacli  sep.:  Krakaa,  1879.  57  S.  —  5)  Przeglad  poUki  1879,;  No.  6.  (Auch  sop.:  Prof. 
Bobnynakiego  dzieje  Polaki;  Lemberg,  Gubrynoincz  u  Schmidt,.  1879.)  —  6)  Ebd.  No.  9.  — 
7)  Mieszko  Stary  i  jego  inek.  Warschau  n.  Krakau,  Gebethner  n.  Wolff,  1881.  XXXI,  544  S. 
M- 1  Chromolithogr.  u.  1  geneal.  Taf.  —  8)  S.  u.  S.  348*  —  9)  8.  u.  8.  347».  —  10)  Warach. 
AtonemiL  1878.  Bd.  II.  —  11)  Fralad  i  kanonicy  katedry  metropolitahiAj  gnie^Mnaki^. 
Gneaen.    4  Bde. 


n,344  y^'yTT     Clem.  Kantecki: 

von  ihm  aufgezählten  Prälaten  meistens  keine  historisch-wichtigen  Personen 
sind,  war  es  gar  nicht  der  Mühe  wert  ihre  Biographieen  zn  schreiben.  Von 
derselben  Feder  stammt  anch  die  Biographie  Friederichs  des  Jagiellonen, 
Kardinals  nnd  Erzbischofs  von  Gnesen,^)  and  der  Yf.  hat,  wie  wir  hören, 
die  Biographieen  aller  Erzbischöfe  von  Gnesen  zum  Druck  vorbereitet,*)  — 
leider  aber  zeigt  sich  in  allen  seinen  Schriften  das  Bestreben,  die  Fürsten 
der  katholischen  Kirche  von  jedem  Makel  freizusprechen,  was  nicht  immer 
mit  den  Vorschriften  historischer  Wahrheit  zu  vereinigen  ist.  —  Erst  über 
das  15.  und  die  folgenden  Jhh.  erschienen  Monographleen  in  gröberer  Zahl. 
Hier  haben  wir  zuerst  einen  ziemlich  glücklichen  Versuch  des  jungen  For- 
^hers  Wal.  Mikrot  zu  nennen:  der  Kampf  um  das  Verhältnis  der  Kirche 
zum  Staate 8)  in  Polen  1434—1444.  Kaz.  Pulaski  lieferte  ein  sorgfältig 
gearbeitetes  und  mit  neuen  Materialien  ausgestattetes  Buch  über  die  Be- 
ziehungen Polens  zu  Mendli-Girej,  dem  Khan  der  Tataren  von  Perekop.^) 
Mit  der  Regierung  Sigismunds  L,  des  Alten,  beschäftigt  sich  ausschliefslich 
Dr.  Alex.  Hirschberg:  seine  Resultate  hat  er  vorgelegt  in  den  Schriften 
'über  die  Politik  Sigismunds  I.'^)  und  'das  Bündnis  Polens  mit  Frankreich 
im  J.  162V.  ^  Auch  über  Job.  Laski,  Erzbischof  v.  Gnesen,  hat  H«  eine 
Brochüre  geschrieben,  worin  er  ihn  nicht  sehr  glücklich  einen  Bundesgenossen 
des  Sultans  nennt.  ^)  Diese  Bezeichnung  veranlafste  eine  heftige  Polemik 
zwischen  dem  Vf.,®)  Dr.  Lukowski^)  und  Korytkowski,  *®)  welcher  für 
die  Ehre  des  Erzbischofs  sehr  entschieden  eintrat.  Auch  polemisierte  Hirsch- 
berg ^^)  deswegen  nicht  ohne  Erfolg  mit  Liske.^^  Ein  richtiges  und  un- 
befangenes Urteil  hat  wohl  in  dieser  Sache  Prof.  W.  Zakrzewski  gefällt") 
Zu  gleicher  Zeit  lieferte  ein  Warschauer  Rechtsanwalt,  Alex.  Kr  aus  bar,  der 
sich  früher  mit  der  Geschichte  der  Juden  in  Polen  viel  beschäftigt  hatte, 
ein  'historisches  Portrait'  von  Albrecht  Laski.  ^^)  Dem  Vf.  standen  manche 
neue  Quellen  zur  Verfügung,  da  er  aber  an  seine  Arbeit  ohne  genügende 
Vorbereitung  herantrat,  sind  sie  nicht  wissenschaftlich  ausgenutzt  und  das 
Buch  trägt  einen  zu  belletristischen  Anstrich.  Seinen  Helden,  der  zwar  ein 
Mann  von  wirklich  genialer  Begabung,  in  moralischer  Beziehung  aber  durch- 
aus nicht  tadelfrei  war,  sucht  er  zu  günstig  darzustellen. 

Von  Ant.  Lorkiewicz^^)  haben  wir  eine  Darstellung  des  Danziger 
Aufetandes  im  J.  1525,  während  Dr.  Georg  Graf  Mycielski  über  die  Kan- 
didatur des  Stanislaus  Hosius  auf  das  Bistum  Ermland  in  den  J.  1548 — 
1549  1^)  handelte  und  L.  Finkel,  die  Gesandtschaften  des  Johannes  Dan- 
tiscus  eingehender  besprach.      Über  die  neapolitanischen  Summen  gab  Ref. 


1)  Posen,  1881.  74  S.  —  2)  Einen  kritiBch  Ensanunengestellten  Katalog  der  Enbiach. 
T.  Gnesen  giebt  E.  in  d.  Jahrb.  d.  Yer.  d.  Freunde  d.  Wisa.  in  Posen  (Boczniki  Towanystwa 
przyjaci6t  nauk  poznaiisk.)  XI,  1881.  —   3)  Walka  o  stosnnek  kosdob  do  panstwa.  Krakow, 

1881.  —  4)  Stosnnek  Polski  z  Mendli-Girejem,  hanem  Tataröw  Perekopskicfa ,  1469—1515. 
Lw6w,  1881.  —  5)  0  dyplomacyi  polski^j  za  Zygmnnta  L  Lw6w,  1880.  —  6)  Przyrniene 
Polski  2  Francy{^  z  rokn  1524.  Lw6w,  Qnbrynowicz  n.  Schmidt,  1882.  61  S.  —  7)  Jan 
liaski,  arcybiskup  gnieznienski  sprzymiorzencem  Sattana  tureckiego.  Lw6w,  1879.  —  o)  Im 
KuryerPoznanski  1879.  n.  45, 66, 67, 69.  —  9)  Ebd.n.  50,  51,  56.  —  10)  Ebd.  n.  49.  Von  dem s.: 
Jan  Laski  etc.  Qniezno,  1880.  90  8.  4*.  —  11)  Stronnictwa  polityczne  w  Polsce  za  Zyg- 
mnnta I.    I^mb.,  1879.     Sep.  a.  d.  Ztschr.  Tydzien.  —  12)  S.  die  o.  S.  343<^  angef.  SchxifL 

—  13^  Die  Familie  Laski  im  16.  Jh.  (Rodzina  Laskich  w  XVI  wiekn).    Warsch.  Aten.  1882. 

—  14)  Olbracht   taski,    wojewoda  sieradzki,   wizenmek  na  tle  dziejöw  XVI  w.      Wansawa, 

1882.  —  15)  Bont  gdanski  w  r.  1525.  Lw6w,  1881.  —  16)  Kandydatura  Hozyiuza  na 
bisknpstwo  warminskie.  Krakow,  Oebethner  n.  Co.,  1881.    113  S. 


Polen.  11,345 

1881  eine  Monc^aphie,  ^)  welche  auch  ins  Deutsche  ttbertragen  ist  Von 
demselben  erschienen  Biographieen  des  Stanislaus  Poniatowski,  Kastellan  von 
Krakan  (1677 — 1762),')  Vater  des  letzten  polnischen  Königs  und  des  Grofs- 
schatzmeisters  Fr.  Max.  Ossolinski.  ^)  —  Eine  Beschreibung  von  Karls  XU. 
Herbstfeldzug  1704  lieferte  K.  Jarochowski;^)  das  Archiv  in  Trzemeszno 
behandelte  Lukowski.<^)  Kaum  noch  die  polnische  Geschichte  berührt 
Paulis^)  Darstellung  der  Intriguen,  zu  denen  1718  die  beabsichtigte  und 
auch  schlieCslich  zu  Stande  gekommene  Heirat  des  englischen  Thronpräten- 
denten  Jakob  Stuart  mit  Qementine  Sobieska,  Enkelin  Johann  Sobieskis, 
hervorrief.  Ihr  Vater  Jakob  Sobieski  hatte  sich,  nachdem  er  gegen  August 
den  Starken  bei  der  Thronbewerbung  unterlegen  war,  nach  Österreich  zu- 
rOckgezogen. 

Eine  vortrefSiche  Studie  schrieb  Szujski  über  die  Renaissance  und 
Reformation  in  Polen, '')  eine  Schrift,  die  zwar  nicht  umfiEUigreich,  aber  voUer 
neuer  Gedanken  und  neuer  Thatsachen  ist;  gleichwohl  wird  man  nicht  allen 
Ansichten  des  Vf.  beipflichten  können,  da  er  bisweilen  zu  weit  geht  in  der 
Kritik  der  neuen  Richtungen.  —  Viel  Neues  bietet  auch  die  gründliche 
Preisschrift  des  Prälaten  Likowski  ^)  Aber  die  griechisch-katholische 
unierte  Kirche  im  18.  und  19.  Jh.;  das  seit  vielen  Jahren  bei  weitem  beste 
Erzeugnis  der  historischen  Litteratur  und  nach  Inhalt  und  Form  ein  wahres 
Meisterwerk  ist  jedoch  Wal.  Kalinkas  ^)  'grofser  (vieijähriger)  Reichstag 
vom  J.  1789 — 179l\  Der  Vf.  hat  schon  vor  einigen  Jahren  die  allgemeine 
Aufmerksamkeit  auf  sich  gelenkt  durch  ein  klassisches  Buch  über  die  letzten 
Jahre  der  Regierung  Stanislaus  Augusts,  ^^)  das  infolge  der  von  K.  zuerst 
benutzten  wichtigen  Quellen  und  der  ganz  neuen  Gesichtspunkte  einen  voll- 
ständigen Umschwung  in  der  Auffassung  dieser  Zeit  hervorgerufen  hat. 
Seitdem  wagt  man  nicht  mehr  oberflächlich  über  Stanislaus  August  zu  ur- 
teilen und  alle  Unglücksfälle,  welche  Polen  unter  seiner  Regierung  getroffen, 
ihm  zur  Last  zu  legen,  wie  es  der  unkritische  Heinr.  Schmitt  gethan,  der 
seinem  Mismut  über  die  Erfolge  der  neuen  historischen  Schule  jetzt  nur 
noch  in  leidenschaftlichen  polemischen  Artikeln  Luft  macht,  ohne  aber  bei 
seinen  Landsleuten  Anklang  zu  finden.  ^^)  —  Von  Kalinkas  'grofsem  Reichs- 
tage' sind  leider  nur  anderthalb  Bände  erschienen,  und  die  anderweitigen 
Beschäftigungen  des  Vf.  werden  ihm  kaum  in  nächster  Zeit  die  Fortsetzung 
gestatten.  Übrigens  kann  sich  kein  polnisches  Buch  in  der  letzten  Zeit 
eines  gleichen  Erfolges  rühmen:  die  1.  Ausgabe  war  in  wenigen  Wochen 
vergriffen  und  die  Kritik  war  in  der  Anerkennung  des  Werkes  einig  mit 
Ausnahme  Korzons:^^  bei  der  divergierenden  Richtung  der  beiden  Schrift- 
steller nicht  zu  verwundem.  Zu  berücksichtigen  ist,  dafs  das  Werk  noch 
nicht  fertig  ist  und  in  der  Folge  noch  manches  erörtert  werden  dtlrfte,  was 
man  jetzt  ungeduldig  vermifst  K.  hat  unter  andern  das  geheime  Staats- 
archiv in  Berlin  benutzt  und  schont  ebensowenig  Preufsen  wie  seine  eigenen 


1)  Bnmy  neapolitanskie.  Wanch.,  269  S.  —  2)  2  Bde.  Posen,  1880.  —  3)  In  2  AiiBgab. 
W^arseh.  a.  Lemberg,  1880.  ~  4)  Boczniki  towarzystwa  pozn.  XI  (1881),  S.  229—62.  ~  o)  Ib. 
8.  303—414.  —  6)  Stuart  u.  Sobieski:  HZ.  40,  254—^98.  —  7)  Odrodzenie  i  reformacya  w 
Polsce.  Krakow  1881.  ~  8)  Dzieje  ko^iola  unickiego  w  XYUI  i  XIX  wieku.  Posen,  1880.  XVI, 
495  8.  —  9)  Sejm  czterolotni.  Krakow.  T.  I  (1880),  VIII,  583  S.;  T.  H  (1881),  VU, 
255  8.  —  10)  Ostatnie  lata  panowania  Stanislawa  Angnsta.  Poznaii,  1868.  —  11)  Wie 
s.  B.  gegen  Bobrzyoski  in  d.  Schrift:  Bozbi6r  dzie^a  p.  t  Dzieje  Polski  w  zarysie  przez  M. 
Bobnynskiego.  Krakan,  Selbetrerl,  1882.  —  12)  Warschaaer  Atenenm  1880.  Bd.  I,  324^354. 


n,346  XXXII.    Giern.  Kantecki: 

Landslente,  so  oft  er  ihnen  etwas  vorzuwerfen  hat.  So  viel  wir  wissen, 
haben  auch  preufsische  Forscher  über  die  Politik  Hertzbergs  den  Stab  ge- 
brochen; sie  wurde  auch  fttr  sein  Vaterland  verhängnisvoll  und  führte  Polen 
geradezu  ins  Verderben.  Es  wäre  zu  wünschen,  dafs  die  betreffenden  Ab- 
schnitte des  'grofsen  Reichstages'  ins  Deutsche  übersetzt  würden. 

In  eine  viel  jüngere  Vergangenheit  als  Ealinka  fuhrt  uns  Heinrich  Li- 
sicki  mit  seinem  Werke  über  den  bekannten  Markgrafen  Alex.  Wielopolski: 
es  liegen  der  letzte  (IV.)  Band^)  und  eine  französische  Übersetzung*)  vor. 
Der  Vf.  verfügt  über  eine  grofse  FtQle  von  Material,  hat  aber  leider  einen 
zu  panegyrischen  Ton  angeschlagen  und  will  die  Ehre  Wielopolskis  auch 
dann  retten,  wenn  der  grofse,  aber  stolze  und  eigensinnige  Mann  unzweifel- 
haft Fehler  begangen  hat.  Viele  persönliche  Feinde  und  politische  Gegner 
des  Markgrafen  sind  noch  am  Leben;  daher  brach  ein  Sturm  gegen  seinen 
Lobredner  los,  und  man  überschritt  in  der  Verunglimpfung  W.s  ebenso  alle 
zulässige  Grenzen,  wie  sein  Biograph  in  den  Lobeserhebungen.  In  dieser 
Verwirrung  hat  der  beredte  und  hoch  begabte  Petersburger  Advokat  Vlad. 
Spasowicz*)  wohl  mit  Recht  den  goldenen  Mittelweg  eingeschlagen.  — 
Auch  dem  verdienten  Rechtsgelehrten  und  Historiker  J.  A.  Helcel  (1808—70) 
hat  Lisicki  ein  Werk  gewidmet;^)  allein  statt  einer  Biographie  und  wissen- 
schaftlichen Würdigung  H.s  haben  wir  eine  politische  Geschichte  der  Jahre 
1830—1870  erhalten. 

Beachtenswert  ist  die  vollständige  Ausgabe  sämtlicher  Schriften  des  vor 
einigen  Jahren  verstorbenen  sehr  produktiven  Historikers  Julian  Bartosze- 
wicz,^)  der  nicht  nur  kleinere  Essays  und  Studien,  sondern  auch  gröüsere 
Werke  hinterlassen  und  verschiedene  Epochen  bearbeitet  hat,  aber  mit  dem 
18.  Jh.  am  genauesten  vertraut  war  und  um  dessen  Erforschung  auch  viele 
Verdienste  hat. 

An  Memoiren  war  unser  Zeitraum  nicht  reich.  Zur  Geschichte  der 
Republik  Polen  erhielten  wir  nur  ein  einziges,  nicht  gerade  sehr  wichtiges 
Werk:  die  Memoiren  des  Zbiegniew  Ossolinski,  Wojwoden  von  Sandomierz, 
Vaters  des  berühmten  Kanzlers  (t  1623).6)  —  Die  übrigen  Denkwürdig- 
keiten behandeln  meistens  neuere  Begebenheit-en,  wie  besonders  den  Aufstand 
von  1830/31: 7)  eine  ganze  Sammlung  von  Denkwürdigkeiten  aus  dieser  Zeit 
gab  Dr.  A.  Hirschberg  in  Lemberg  heraus. »)  Spätere  Verschwörungen  in 
Galizien  werden  geschildert  in  den  Memoiren  von  And.  Jözefczyk. ^)  Die 
Aufetände  von  1848  und  1863  erzählen  A.  Jezioranski^^).  und  Z.  Min- 
kowski ^i)  u.  s.  w. 

Von  Monographieen  über  Städte  und  Ortschaften  können  wir  nicht 
viele  namhaft  machen.  Einen  recht  reichhaltigen  Stoff  bietet  die  Geschichte 
der  Stadt  Sandomierz  von  M.  Bulinski;  i*)  durch  strenge  Wissenschaft- 
lichkeit zeichnet  sich  die  Monographie  über  die  Stadt  Przemysl  von  Leop. 
Hauser  ^3)  aus;  ein  höheres  schriftstellerisches  Talent  verrät  das  interessante 


1>  Krakan,  1879.  Vlll,  494  S.  —  2)  Le  marqms  W.,  sovie  et  son  temps  1803 — 77.  Wien, 
Faesy  u.  Frick,  1880.  T.  I,  VII,  346  S.;  T.  U,  446  S.  —  3)  D.  litterar.  u.  polit.  NtchlaC» 
Wielopolskis.  Spadek  literacki  i  irolityczny  po  Wielopolskim.  Poznan,  1880.  —  4)  2  Bdo- 
Krak.  u.  Lemb.,  1881/82.  XVI,  390  u.  Vn,  397  S.  —  5)  Dziela  Bartosaewica»,  1877  ff., 
12  Bde.  —  6)  Hrsg.  ▼.  d.  Ossolinskischen  Institute,  Lemb,  1879.  —  7)  M.  Budaynski, 
WsponiDienia  z  mqjego  zycia.  Posen,  1880.  Falkowski,  Upadek  powstania  polskiego  r.  1831. 
Posen,  1881.  —  8)  Zbior  pami^tnikow  do  bist,  powstania  pols.  z  r.  1830/31.  Lemb.,  Bayvki, 
1882.  —  9)  Wspomnienia.  Krakow,  1881.  —  10)  Pamietniki.  Lw6w,  1880.  —  11)  Qalicya 
i  WBch6d.  Poznan,  1880.  208  S.  —  12)  Monografia  miasta  Sandomierza  etc.  Warsobao,  1879 
XXIY,  448,  VU  S.    -  13)  Monografia  m.  Pr.  Przemysl,  1882,  274  S. 


Polen.  11,347 

Bnch  Yon  M.  Dnbiecki  über  Endak,  eine  Ukrainer  Grenzfestnng.  ^)  Noch 
sind  hier  2  Geistliche  ans  Ostprenfsen  zn  erwähnen:  Fankidejski  schrieb 
ttber  die  aufgehobenen  katholischen  Kirchen  in  der  heutigen  Diöcese  Gnlm,') 
Kujot  ttber  die  bischöflichen  Güter  in  Pommern;  3)  eine  Beschreibnng  der 
Stadt  Röwne  in  Wolhynien  hat  man  von  H.  Stecki>) 

In  kleineren  Essays,  den  sogenannten  ^zkice\  haben  sich  in  der  letzten 
Zeit  mehrere  talentvolle  Schriftsteller  versucht.  Der  eigentliche  Gründer 
dieser  Gattung  der  Ldtteratur  in  Polen  war  der  unvergefsliche  Szajnocha, 
der  bis  jetzt  noch  als  unübertroffener  Meister  dasteht  Seine  Nachahmer, 
wie  Tatomir  und  Ealicki,  haben  sich  seine  Manier  blind  angeeignet, 
ohne  seine  Vorzüge  zu  besitzen.  Anspruch  auf  Originalität  nach  Form  und 
Inhalt  kann  erst  Dr.  Ludw.  Enbala  machen,  dessen  'Skizzen'^)  in  kurzer 
Zeit  2  Auflagen  erlebt  haben.  Bei  glänzender  und  plastischer  Form  —  be- 
sonders kunstvoll  sind  seine  Schilderung  von  Schlachten  sowie  die  Zeichnung 
von  Charakteren  und  Situationen  —  sind  sie  doch  streng  wissenschaftlich, 
nur  ist  der  Vf.  etwas  voreingenommen,  ja  bisweilen  geradezu  ungerecht  gegen 
den  Eönig  Johann  Easimir,  dessen  erste  Regierungszeit  (1648 — 53)  die 
'Skizzen'  behandeln.  Diesen  fehlt  daher  auch  nicht  ein  innerer  organischer 
Znsammenhang,  auch  verleiht  diese  Beschränkung  dem  Vf.  eine  Gründlichkeit, 
welche  andere  Autoren,  die  in  verschiedenen  Jahrhunderten  sich  bewegen, 
nicht  immer  zu  erlangen  vermögen.  —  Eine  noch  leichtere  Feder  und  eine 
besondere  Erzählungsgabe  besitzt  der  schon  früher  erwähnte  Dr.  J.  Anton 
(Dr.  Rolle),  ^)  der  seit  einigen  Jahren  durch  zahlreiche  Schriften  ^)  ein  Lieb- 
ling des  gröfseren  Publikums  geworden  ist.  Leider  läfst  Rolle  zu  oft  seiner 
Phantasie  freien  Lauf,  sodafs  wir  an  Stelle  historischer  Essays  mitunter 
Novellen  erhalten.  Das  beste,  was  er  bis  jetzt  geschrieben,  bleiben  die 
'Schlösser  in  Podolien'.  ®)  —  Auch  der  sonst  gründliche  und  gediegene 
Smolka,  der  in  der  ersten  Periode  seiner  schriftstellerischen  Thätigkeit 
fast  zu  trocken  schrieb,  sucht  seit  einiger  Zeit  durch  gefällige  Form  anzu- 
ziehen. ^)  Jedoch  greift  er  trotz  seiner  Eenntnisso  und  Eritik  bisweilen  zu 
nicht  erwiesenen  Hypothesen,  unstatthaften  Interpretationen  und  kühnen 
Analogieen,  was  er  selbst  und  nele  andere  an  dem  genialen  Szajnocha  seiner 
Zeit  getadelt  hatten.  —  Populär,  aber  nicht  unkritisch  sind  Dr.  Anatol  Le- 
wickis^ö)  'Bilder  aus  der  älteren  Geschichte  der  Stadt  PrzemysL'  —  Die 
'historischen  Essays  und  Studien'  des  bekannten  Autors  des  noch  unvoll- 
endeten wichtigen  Werkes  über  die  Regierung  Augusts  IL,  Eas.  Jarochowski,'^) 


1)  Krakaa,  1879;  2  Aasgaben.  —  2)  Felplin,  1879.  —  3)  S.  JB.  III,  3,  49'.  — > 
4)  Wtnchaa,  1880.  —  5)  Szkico  historyczno.  2  Bände;  Lemberg,  Gubrynovicz  a.  Schmidt, 
1880.  —  Bd.  I  onthält:  dor  Kronprinz  Job.  Kasim.;  die  Belagerung  Lembergs  1648;  die 
Belagerung  von  Zbaraz  and  der  Friede  Ton  Zborow;  die  Gesandtschaft  Fusskins  in  Polen 
1650;  die  Schlacht  bei  Beresteczko;  Kontka  Napierski.  — ,Bd.  II:  Badziejowskis  ProEefs;  daa 
erste  Uborum  veto;  der  schwarze  Tod;  d.  Expediten  yon  Zwaniec;  ein  poln.  Städter  d.  17.  Jh. 
—  6)  S.  o.  S.  342*.  —  7)  Gawfdy  z  przeszioäci,  2  tomy,  1879;  Trzy  opowiadania  historycsne 
1880,  Nowe  opowiadania  historyczne  1882;  Opowiadania  hii»toryczne,  serya  III,  1881;  Z 
przesztoeci  Polesia  Kijowskiego,  1882.  —  8)  Zameczki  podolskie.  2.  Aufl.  1881.  —  9)  Szkice 
hUtoryczno  (Hist  Skizzen)  I,  Warschau,  Oebethner  u.  Wolti,  1882;  VUI,  360  S.  —  Darin  1)  Ein 
unTerbesserlichea  Geschlecht  (Werszowec);  2)  Witold  bei  Granwald;  3)  Diugosz;  4)  D.  Union 
m.  Böhmen ;  ö)  Ein  Wort  über  Geschichte.  —  10)  Obrazek  z  najdawniejszych  dziejow  Przo- 
mysla.  Frzomysl,  1881.  —  II)  Nowe  opowiadania  i  studya  historyczne.  Warszawa,  1882. 
Darin  n.  a.:  1)  Brandenburg  u.  Polen  in  den  ersten  Jahren  nach  dem  Traktat  y.  Oliva;  2)  die 
preoÜB.  Politik  in  den  ersten  Jahren  d.  nord.  Krieges  u.  d.  Gesandtschaft  des  Przebendowski. 
3)  Die  Intrigue  des  Poaadowski,  des  preols.  Residenten  in  Warschao,  im  J.  1720. 


n,348  YXXTT.    Clem.  Kantecki. 

berahen  meist  auf  archivalischen  Stadien  and  sind  besonders  für  die  preobische 
Geschichte  wichtig.  Jarochowski  hat  aach  die  Belagerang  von  Posen  im  J. 
1704  behandelt.^)  —  In  den  kleineren  Schriften  Sznjskis^)  finden  sich 
wahre  Meisterwerke,  wie  die  Charakteristik  Kasimirs  d.  Grofsen;  vortrefflich 
sind  weiter  die  Anfsäze  über  die  Stellang  des  Dhigosz  in  der  allgemeinen 
Historiographie,  über  den  König  Ladwig  von  Ungarn  and  das  Interregnam 
nach  dessen  Tode  a.  a. 


xxxm. 

J.  H.  Sohwioker. 

Ungarn.^) 

Die  historische  Litteratar  Ungarns  konzentriert  sich  mit  jedem  Jahre 
mehr  in  den  Schriften  and  Editionen  der  angarischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften and  der  historischea  Gesellschaft;  aafserhalb  dieser  beiden  Societäten 
erscheinen  nar  wenige  litterarische  Publikationen  geschichtlichen  Inhaltes. 
Diese  Thatsache  ist  kein  erfrealiches  Symptom  in  der  Entwickelang  dieser 
Wissenschaft,  weil  diese  dadarch  der  Gefahr  aasgesetzt  ist,  einseitig  and 
schablonenhaft  za  werden,  am  so  mehr,  als  sowohl  in  der  historischen  Klasse 
der  angarischen  Akademie  der  Wissenschaften  wie  im  Aasschasse  der  histo- 
rischen Gesellschaft  ziemlich  dieselben  Männer  thätig  and  entscheidend  sind. 
Auch  steht  za  besorgen,  dafs  das  grofse  Pablikam  den  historischen  Litteratai> 
erscheinangen  darch  eine  solche  allza  grofse  Centralisierang  allmählich  ent- 
fremdet wird.  Die  Geschichtswissenschaft  soll  aber  den  frachtbaren  Wechsel- 
verkehr mit  dem  frisch  palsierenden  Leben  des  betreffenden  Volkes  niemals 
aafser  acht  lassen.  Es  ist  aach  za  wünschen,  dafs  die  Resaltate  der  strengen 
Forschang  von  Zeit  zu  Zeit  in  allgemein  zagänglichen  Werken  dem  gebildeten 
Lesepnblikam  ebenfalls  mitgeteilt  werden.  Ungarns  historische  Litteratar 
fröhnte  vordem  dieser  generalisierenden  Geschichtsschreibong  in  allerdings 
übermächtiger  Weise:  das  war  vom  Übel;  aber  aach  die  heate  zar  Herr- 
schaft gelangte  massenhafte  Veröffentlichang  des  geschichtlichen  Rohmaterials 


1)  2.  Aufl.,  Posen,  1879.  —  2)  Opowiadania  i  roztnfaania  hiBtorycnie,  piume  w  Utach 
1875 — 80  (Hut.  Daratellnngen  n.  Fonchnngen  gOBchr.  1875 — 80).  Warschaa,  Gebethner  n. 
Wolif,  1881,  414  S.  Darin  ferner:  Madko  Borkowics  und  die  erste  Ritterkonföderation;  die 
Bedingungen  de«  Kalisch.  Vertrags  ?.  1S43 ;  Krakaa  bis  au  An£.  des  15.  Jh.;  noch  einmal 
die  £dnigswahl  unter  den  Jagelionen;  der  Artikel  de  non  praeatanda  obedientia;  das  jüngere 
Alter  unserer  CinlisatioDsentwickelung.  Krakau,  Bed.  d.  Przegl^  Polski,  1881,  YIII,  197  S. 
—  3)  Es  wird  unseren  Lesern  nicht  unwillkommen  sein,  über  die  Aussprache  de«  Magyarischen 
von  dem  Herrn  Bef.  folgende  Bemerkungen  zu  erhalten:  die  accentlosen  Vokale:  a,  e,  o,  i,  ii 
und  deren  Trübung  klingen  tiefer  und  kürzer  als  im  DeutMhen;  die  mit  Accent  versehenen 
i,  6,  i,  6,  ü  sind  gedehnt  und  scharf;  c  oder  cz  ^^^  deutsches  z  oder  tz;  es  =  tsch;  gy  =  dj 
(also  Magyaren  =  Madjaren,  nicht  Madscharen,  wie  bei  uns  üblich  ist  R.);  ly  =i  Q; 
^y  =  nj;  s  =  seh;  sz  =  fz;  ty  =  tj;  v  «»  w;  z  =  schartes  f  im  Anlaute;  zs  =  scharfe« 
sdh  im  Anlaute;  sonst  ist  die  Auaspra«he  wie  im  Deatachen. 


.    UngMiL  11,849 

nnd  die  Zersplitterong  der  Arbeitskräfte  auf  minutiöse  DetaU-Untersnchnngen, 
die  ohne  Zweifel  zum  Fortscliritte  der  geschichtlichen  Erkenntnis  notwendig 
sind,  neben  denen  man  aber  anch  die  periodische  Zusammenfassung  des 
Errungenen  nicht  übersehen  darf:  —  diese  ansschlielsliche  Pflege  der  Quellen- 
pnblikation  und  der  Specialarbeiten  bringt  gleichfalls  ernste  Nachteile 
mit  sich. 

So  haben  wir  denn  aus  d.  J.  1881  hauptsächlich  nur  von  fortgesetzten 
Editionen  historischer  Quellen  und  Urkunden,  sowie  von  einzelnen  Mono- 
graphieen,  Memoiren  und  Abhandlungen  zu  melden ;  hier  werden  wir  freilich 
manch  tüchtiger  Leistung  begegnen  und  können  schon  eingangs  dieser  Über- 
sicht konstatieren,  dafs  die  exakte  Geschichtsforschung  und  Geschichts- 
schreibung in  Ungarn  mit  jedem  Jahre  erfreulichere  Fortschritte  macht. 
Eine  Reihe  von  jüngeren  Kräften  giebt  zudem  die  frohe  Gewähr  leistungs- 
filhigen  Nachwuchses. 

Die  Perioden  des  ungarischen  Geschichtslebens  erfahren  indessen  nach 
wie  vor  eine  sehr  ungleiche  Berücksichtigung  von  selten  der  einheimischen 
Historiker.    Am  wenigsten  wird  gepfl^  die  ältere,  vormagyarische  Zeit. 

Aus  der  prähistorischen  Forschung  über  Ungarn  mag  nachträglich 
erwähnt  sein,  daüs  Undset^)  in  einer  äuiserst  gründlichen  Beschreibung  der 
in  Ungarn  gefundenen  Bronzefibeln  und  Schwerter  in  diesen  das  Vorbild  ftlr 
die  nordischen  Typen  sieht;  nach  Ungarn  seien  sie  aber  selbst  wohl  aus 
Griechenland  gekommen.  Auch  zieht  U.  die  ungarischen  Funde  heran,  um 
der  deutschen  Schule  gegenüber  die  drei  Perioden  der  nordischen  Forscher  zu 
rechtfertigen.  —  Einen  Brust^  und  Halsschmuck,  der,  Spuren  von  Brand 
zeigend,  in  der  Nähe  von  Esseg  gefunden  wurde  und  der  wohl  dem  Abschnitt 
der  Metallzeit  angehört,  wo  in  Mitteleuropa  die  Verbreitung  des  Eisens  be- 
gann, sodafs  man  sich  desselben  seiner  Seltenheit  wegen  zu  Schmucksachen 
bediente,  beschreibt  J.  H.  Woldrich.  ') 

Der  eifrige  Forscher,  Prof.  Karl  Torma,')  publizierte  aus  der  römi- 
schen Periode:  'Revidierte  und  neue  Inschriften  zu  Corpus  Inscriptionum 
Latinorum  UI'  (Dacia)  ^)  und  Prof.  Franz  Salamon  eine  Studie  'Über  das 
Erlöschen  des  römischen  Elementes  in  Pannonien',^)  insbesondere  in  der 
Umgebung  von  Aquincum,  worin  er  den  Beweis  zu  führen  sucht,  dafis  das 
heidnische  Römertum  um  310  n.  Chr.  in  Pannonien  (hauptsächlich  um 
Aquincum,  dem  heutigen  Altofen)  erloschen*  sei;  denn  von  dieser  Zeit  an 
treten  christlich-römische  Inschriften  auf;  Aquincum  sei  der  Sitz  eines  christ- 
lichen Bischofs  gewesen. 

Mit  der  Römerzeit  in  Ungarn  steht  nur  infolge  unrichtiger  Geschichts- 
auffassung und  fabelhafter  ethnologischer  Suppositionen  die  'Rumänenfrage' 
in  Verbindung,  da  die  rumänischen  Historiker  und  Ethnographen  trotz  aller 
Gegenbeweise  die  unmittelbare  Abstammung  des  heutigen  rumänischen  Volkes 
von  den  Kolonisten  und  Legionen  Trajans  in  Dacien  behaupten.  Diesen 
Standpunkt  vertritt  auch  Joan  Slavici,^)  ohne  dafür  zwingende  Belege  bei- 


1)  Stades  rar  l'fige  de  bronze  de  la  Hongiie  L  Ayantpropoc.  Lei  filabea.  Los  ip^ 
Chriftiaiiia,  Cammenneyer.  168  S.  n.  18  Taf.  Vgl.  Fr.  Palssky,  Ung.  B.  S.  64—67.  — 
2>  Mitt  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  10,  332—36.  —  3)  Über  Tormaa  JB.  III,  2,  322>, 
beichtete  ForBchnngen  gab  ein  übenic^tl.  Besamt  Goofa  im  Arcb.  d.  Y.  f.  siebenbflrgiache 
Ldskde.  XVI.  —  4)  Wien.  gr.  8^  18  S.  —  5)  A  römaiB&g  el^nyeazete  Pannoni&ban,  ■  kü- 
tönosen  AqaiDcnm  vid^k^n ;  Sz&zadok  (d.  i.  'Jährbnnderte'),  H.  9.  —  6}  B.  Bnmänen  in  Ung., 
Siebenb.  n.  d.  Bukowina.    Wien  o.  Tescben,   K.  Prochaaka.    236  S.     Hier  lei  auch  erwähnt 


n,350  XXXm.    J.  H.  ßchwicker: 

gebracht  zu  haben.  Im  Zusammenhange  mit  dieser  Frage  steht  auch  die 
Diskussion  über  die  Echtheit  und  Vertrauenswürdigkeit  der  rumänischen 
Chronik  des  Hur,  welche  sich  bemüht,  die  historischen  Lücken  in  der  Ge- 
schichte des  rumänischen  Volkes  vom  3.  bis  zum  12.  Jh.  in  freier  Weise 
auszufüllen.  Diese  Chronik,  deren  Unechtheit  und  Unglaubwürdigkeit  Rösler 
in  seinen  ^Romanischen  Studien^  ^)  schlagend  nachgewiesen  hat,  wurde  von 
Stef.  Szilägyi  vollinhaltlich  ins  Ungarische  übersetzt  und  mit  einigen  Worten 
über  die  Hds.  dieser  Chronik  veröffentlicht*) 

Einen  Stoff  aus  der  Völkerwanderungsperiode  behandelt  Prof.  E. 
Salamon,  der  aus  topographischen  und  strategischen  Gründen,  namentlich 
gemäfs  dem  Gesandtschaftsberichte  des  Priscus  den  Hauptsitz  Attilas  bei 
Szegedin,  am  Zusammenflusse  der  Theifs  und  Maros,  annehmen  möchte.  Den 
Ort  der  ersten  Begegnung  Attilas  mit  der  griechischen  Gesandtschaft  sucht 
S.  in  der  Nähe  der  unteren  Donau,  zwischen  dem  heutigen  Grebenatz  und 
Dollova  (bei  Ung.- Weifskirchen). ») 

In  ungerechtfertigter  Weise  bringen  einzelne  ungarische  Historiker  die 
traditionelle  Abstammung  der  Szekler  von  den  Besten  der  Hunnen  immer 
wieder  zur  Diskussion;  Prof.  Karl  Szabö  ist  darunter  der  eifrigste;  auf  seine 
1880  erschienenen  Schriften '^)  zu  Gunsten  der  ^hunnisch-skythischen  Ab- 
stammung' antwortet  ihm  mit  triftigen  Gründen  Dr.  Paul  Hunfalvy,^)  der 
seine  schon  früher  dargelegte  Ansicht,  die  Sz6kler  seien  Magyaren,  die  von 
den  ungarischen  Königen  als  Wächter  an  die  Ostgrenze  Siebenbürgens  an- 
gesiedelt wurden,  neuerdings  beweist.  —  Einen  interessanten  Bericht  über 
den  Fundinhalt  von  mehr  als  400  Gräbern  aus  dem  6. — 8.  Jh.,  die  gröfsten- 
teils  den  Avaren  zugeschrieben  werden,  aber  doch  auch  von  Hunnen  her- 
rühren sollen  und  am  Plattensee  aufgedeckt  sind,  giebt  Dr.  Wilh.  Lipp.  ö) 
Es  sind  flache  Beihengräber,  in  denen  mehr  als  4000  Personen  be- 
stattet sind  und  die  ca.  1050  Altertümer  und  Bronzen  ergeben  haben.  Die 
Schädel  zeigen  kaukasischen  und  tatarischen  Typus;  die  Skelette  der  ersteren 
Basse  sind  z.  T.  hünenhaft.  Die  Bestattung  war  entweder  einfache  Beerdigung 
oder  unvollständige  Verbrennung  oder  gänzliche  Verbrennung  mit  Beisetzung 
in  Urnen;  auch  das  Bustuarium  wurde  aufgefunden.  Die  Gräber  waren  sehr 
verschieden  mit  Beigaben  ausgestattet;  20  der  ärmeren  Klasse  (von  Hörigen, 
Sklaven)  kommen  auf  1  der  wohlhabenderen.  Die  Beigaben  waren,  wie  es 
scheint,  teils  durch  Tauschhandel  erhalten,  teils  eigenes  Fabrikat;  übrigens 
zeigen  sie,  dais  der  Avarenring,  der  hier  offenbar  anzunehmen  ist,  nicht  zu 
denen  gehörte,  die  über  ungeheure  Beichtümer  geboten.  Die  römischen 
Münzen  (aus  dem  3./4.  Jh.),  die  sich  ganz  vereinzelt  fanden,  scheinen  als 
Spielerei  angesehen  zu  sein.  In  der  Auswahl  der  Beigaben  giebt  sich  mit- 
unter unzweifelhafte  Sinnigkeit  kund. 

Wiederum  hat  Hunfalvy  in  einem  vorwiegend  historischen  Bucbe^)  die 
Nachrichten  über  Herkunft  und  Verwandtschaft,    Einwanderung  und  Nieder- 


HnnfalTys  *Ie  penple  roomain  on  yalaqae'.  Gongrös  arch^ol.  tena  k  Yionne  1879,  S.  215 — 66, 
Besamt  der  II,  2,  338  besprochenen  Arbeiten  ii.s.  —  1)  Leipzig,  1871.  —  2)  Sz4zadok 
H.  7 — 8.  (Hierher  gehört  auch  eine  acharf  polemisierende  Abhandlqng  P.  HanfalTys  *Ba- 
man.  Deklaration  n.  raman.  Politik':  Ung.  B.  S.  689  —  721.)  ^  3)  Hol  voll  Attila  föhm- 
disa&Uasa  (Wo  war  Attilas  Hauptquartier?):  Sz&sadok  H.  2  n.  3.  —  4>  S.  JB.  HI,  2,  32S  f. 
— -  5)  A  sB^kely  kM^hez  (Z.  Szekler&age) :  Szdzadok  S.  97  ff.  ~  6>  Das  Ayaren-Orab* 
feid  in  Kelsthely:  Ungar.  B.  S.  429—444.  —  7)  Die  Ungarn  oder  Magyaren.  Wien  imd 
TeMhen,  K.  Frochaska.    gr.  8<».     254  S. 


üBg«m.  n,35i 

lassnng  des  magyarischen  Volkes,  sowie  deren  älteste  Beziehnngen  zn  den 
amwohnenden  türkischen,  tatarischen,  slavischen  nnd  deutschen  Völkern  einer 
ebenso  interessanten  als  fruchtbaren  Untersnchnng  unterzogen.  Es  ist  eine 
zum  Teil  wesentlich  erweiterte  und  vertiefte  Ausfährang  jener  bahnbrechenden 
Forschungen,  deren  Resultate  H.  bereits  in  seiner  'Ethnographie  von  Ungarn'  i) 
mitgeteilt  hat.  Von  besonderem  Interesse  sind  in  diesem  neuesten  Werke 
H.S  historisch-philologische  Erörterungen  über  ungarische  Ortsnamen;  femer 
über  das  'Nibelungenlied  und  die  ungarischen  Chroniken',  über  die  apolitische 
und  sociale  Entwickelung  in  Ungarn'. 

Zur  ältesten  Geschichte  der  Magyaren  gehört  auch  die  vielumstrittene 
Frage  über  die  Zeit  ihrer  Einwanderung;  die  Frage  hat  wegen  der  in  Aus- 
sicht genommenen  Nationalfeier  der  1000jährigen  Niederlassung  des  Magyaren- 
volkes in  seinem  heutigen  Vaterlande  auch  aktuelles  Interesse.  Gegen  die 
Ansichten  des  vortrefflichen  Forschers  Dr.  Julius  Panier^)  bringt  Theodor 
Botka^)  die  herkömmliche  und  ganz  unhaltbare  Ansicht  von  der  Ankunft 
und  Niederlassung  der  Magyaren  im  J.  884  abermals  vor,  wobei  er  sich 
hauptsächlich  auf  die  Tannonische  Legende'^)  stützt.  Ihm  erwiderte  Dr.  J. 
Fauler^)  und  zeigte,  dafs  sein  Gegner  weder  etwas  Neues  vorgebracht  noch 
d^s  Alte  überzeugender  nachgewiesen  habe;  schon  die  eine  Thatsache,  dafs 
der  bulgarische  Krieg,  an  welchem  die  Magyaren  als  Verbündete  der  Griechen 
teil  genommen  haben,  in  das  J.  893  f^lt  und  dafs  die  Magyaren  damals 
noch  in  Etelköz,  d.  i.  zwischen  dem  Dnjester  und  der  unteren  Donau,  ihre 
Wohnsitze  hatten,  stürzt  die  ganze  gegnerische  Beweisführung  über  den 
Haufen.  P.  bringt  für  seine  Ansicht  dafs  die  Niederlassung  der  Magyaren 
im  J.  895  geschehen  sei,  neue  Belege. 

Mit  der  Arpädenzeit  (bis  1301)  beschäftigten  sich  im  J.  1881  haupt- 
sächlich einzelne  monographische  Arbeiten.  Die  Tita  sanctorum  Stephani 
Regis  et  Emerici  Ducis'^)  fand  in  Florian  Mätyäs  einen  sorgfältigen  und 
sachkundigen  neuen  Editor.  Franz  Balässy  publizierte  eine  kritische  Studie 
über  die  ^Abteien  von  Zäm  und  OhatV)  die  beide  im  Eomitate  Szabolcs 
gelegen  waren  und  zur  Erlauer  Diöcese  gehörten,  aber  nur  im  13.  Jh.  in 
den  Urkunden  erscheinen.  Prof.  Dr.  Eng.  Abel  behandelte  in  einer  qnellen- 
mälsigen  Abhandlung  die  Geschichte  der  ^ungarischen  Universitäten  im  Mittel- 
alter',®) nämlich  der  Hochschulen  von  Wefsprim  (erloschen  um  1278),  dann 
zu  Fünfkirchen  (erloschen  nach  1540),  zu  Ofen  und  Prefsburg.  Einen 
allgemeineren  Standpunkt  nimmt  ein  Siegmund  Ormös  mit  seinem  umfang- 
reichen Werke:  'Geschichte  unserer  (d.  i.  der  ungarischen)  Kultur  in  der 
Zeit  der  Arpdden^^)  in  welchem  eine  Unmasse  von  wahren  und  falschen 
Nachrichten  über  cUe  Entwickelung  der  materiellen  und  geistigen  Kultur 
Ungarns  innerhalb  des  genannten  Zeitraumes  kritiklos  zusammengetragen  sind. 
Den  relativ  meisten  Wert  besitzen  die  Notizen  über  Baukunst,  Bildhauerei 
und  Malerei.  —  In  die  Arp4denzeit  zurück  reicht  auch  noch  die  Mono- 
graphie   von  Otto  Lakatos    'Geschichte  von  AradV^)  ^  ^^  ältere  Zeit 


1)  Dtsch.  y.  Bef.,  Budapest,  1877.  —  2)  8.  JB.  III,  2,  339.  —  3)  A  magyar  ^zor^yes 
jabilenm  idökSrd^hez  (Zar  Frage  d.  Müleniums):  Sz&zadok,  S.  465  ff.  —  4)  Vgl.  AÖG. 
XIIL  —  5)  M6g  egy  sz6  a  miUenariumröl  (Noch  o.  Wort  über  d.  Milleniam):  ib.  S.  747  ff. 
—  6)  Hist  Ung.  Fontes  dornest  P.  L  Fünfkirchen.  —  7)  A  z&mi  ^s  ohati  apätsigok. 
Schrr.  d.  ung.  Ak.  d.  W.,  Hist  XL,  40  S.  —  8)  Egyetemeink  a  koz^pkorban.  Budapest, 
97  S.  —  9)  irpidkori  mfivelödesünk  tört6note.  Budapest  —  10)  Arad  tört^note.  Arad,  8  Bde., 
252,  274  u.  368  S. 


n,352  XTXTTT.    J.  H.  Schwioker: 

blofs  fleifsige  Datensammlung,  nur  in  der  neuesten  Periode  von  gröberem 
selbständigen  Interesse;  die  Aufarbeitnng  des  Stoffes  ist  mangelhaft.  —  Theod. 
Lehotzkys  ^Monographie  des  Komitats  Bereg*,^)  erst  den  ^allgemeinen  Teil' 
umfassend,  ist  reich  an  urkundlichem  Materiale,  namentlich  für  die  ältere 
Zeit,  läüst  aber  an  Durcharbeitung  und  Übersichtlichkeit  des  Stoffes  manches 
zu  wünschen  übrig.  Die  Grenzen  zwischen  Monographie  und  Landesgeschichte 
sind  nicht  scharf  gezogen. 

Gröüstenteils  in  die  Zeit  der  Arp&den  fällt  auch  der  Stoff  der  kultur- 
historischen Studien  von  E.  Szabö  über  'die  königlichen  Märchenerzähler^) 
wobei  Sz.  Gelegenheit  findet,  den  Spuren  dieser  ehemaligen  königlichen  Hof- 
bediensteten, die  in  ihrer  Beschäftigung  sehr  an  den  märchenreichen  Orient 
erinnern,  auch  im  heutigen  ungarischen  Volksleben  erfolgreich  nachzugehen. 

Als  Übergang  der  Arpädenzeit  in  die  Periode  der  Könige  aus  ver- 
schiedenen Häusern  (bis  1526)  oder  in  das  ausgehende  Mittelalter  diene 
des  Ref.  historisch- ethnographische  Untersuchung  und  Darstellung  über  ^die 
Deutschen  in  Ungarn  und  Siebenbürgen',')  deren  1.  Abteilung  (S.  1 — 198)  sich 
in  12  Kapiteln  mit  der  ^Geschichte  des  Deutschtums  in  Ungarn'  beschäftigt, 
doch  ist  auch  in  Abteilang  2  bei  der  Schilderung  der  einzelnen  deutschen 
Gruppen  und  Ansiedlungen  dem  historischen  Momente  nähere  Aufmerksam- 
keit gewidmet  Die  'Blütenperiode'  des  ungarisch-siebenbürgischen  Deutsch- 
tums im  14.  und  15.  Jh.  hat  eine  besonders  eingehende  Darstellung  ge- 
funden. 

Von  dem  'Codex  diplom.  hungar.  andegavensis*,  ^)  welchen  im  Auftrage 
der  historischen  Kommission  der  ungarischen  Akademie  Emerich  Magy  her- 
ausgiebt,  ist  Bd.  H  erschienen,  welcher  das  Decennium  von  1322 — 1332 
umfafst.  Erheblichen  Wert  besitzen  auch  die  sorgfältig  edierten  'Analecta 
ad  Historiam  Renascentium  in  Hungaria  Litterarum  spectantia'  von  Engen 
Abel,^)  die  sich  an  desselben  Autors  Studien  über  die  'Humanisten  in  Un- 
garn' ^)  anschliefsen ;  die  im  obigen  Werke  enthaltene  Biographie  des 
Marzio  Galeotto  erschien  auch  deutsch;  7)  sie  ist  auf  ganz  neuen  Quellen 
basiert. 

Zum  Teil  auf  österreichisch-historisches  Gebiet  erstreckt  sich  die  histo- 
rische Studie  von  Dr.  Bruno  Schwicker  Hlber  die  letzten  Grafen  v.  Cilly 
und  deren  Verhältnis  zu  Ungarn',  ^)  worin  insbesondere  die  Beziehungen  des 
letzten  Grafen  Ulrich  v.  Cilly  zu  den  Hunyaden,  sowie  dessen  gewaltsamer 
Tod  in  Belgrad  (9.  Nov.  1456)  näher  erörtert  werden. 

Mit  den  'Anfängen  und  der  Entwickelung  der  Renaissance,  mit  beson- 
derer Rücksicht  auf  die  architektonischen  Kunstdenkmäler'  befafst  sich 
Viktor  Myskoyfsky,*)  der  nachweist,  dals  die  Renaissance  unmittelbar 
aus  Italien  nach  Ungarn  gekommen  ist  und  sich  daselbst  früher  als  sonst  in 
Europa  eingebürgert  hat.  Renaissancenbauten  findet  man  schon  um  die 
Mitte  des  15.  Jh.  in  Ungarn,  ja  bereits  König  Karl  Robert  (f  1342)  brachte 
italienische  Künstler  nach  Ungarn,  doch  erst  unter  Mathias  Corvinns  (f  1490) 


1)  BeregT&rmegye  Monognphi&ja.  üngyAr,  2  Bde.;  I:  469  S.  n.  3  Tab.;  II:  601  S.  xl 
1  Abbild.  — .  2)  A  kir&lyi  regÖBÖkröl:  SzÄzadok,  S.  663  ff.  —  3)  D.  Völker  Öst6rreick-Uii> 
garns.  IH.  Wien  n.  Tescben,  Procbaska.  IV,  609  S.  —  4)  Badapeet,  664  S.  —  &)  Ebd. 
296  S.  —  6)  JB.  III,  2,  326.  ~  7)  Ung.  B.  S.  29—42.  —  8)  Az  utobki  CiUey  gr6fok 
4a  Tiazonyiik  MagyaroTCz4gboz  (Diaa.).  Badapeat,  S2  S.  n.  1  Tab.  ~  9)  A  xenaiBoaiioe  kea- 
dete  4e  fejlöddae  kttlönoa  tekintettel  haz4iik  ipiUazeü  müeml^koinkao.  Badapeat,  54  S.  mit 
18  Eolaachn.  im  Texte. 


I  ■ 

Uagani.  11,355 

gelangte  die  Benaissance  in  Ungarn  znr  Blüte,  die  allerdings  von  kurzer 
Daner  war. 

Ein  wunderliches  Sammelsnriom  von  wertvollen  bibliographischen  Mit^ 
teilongen  and  Auszügen  haben  wir  in  dem  Buche  über  deutsche  Erstlings- 
drucke über  Ungarn  von  1454 — 1600  von  E.  M.  Eertb^ny^)  .erhalten. 
Die  breitspurige  ungarisch-deutsche  Vorrede,  sowie  die  Anmerkungen  und 
Nachträge  sind  reich  an  wertlosen,  ja  ärgerlichen  Fabeleien,  oft  sinnlosen 
AusfiUlen  und  chauvinistischen  Querköpfigkeiten,  doch  findet  sich  auch  in 
dieser  Spreu  manch  brauchbares  Eom. 

Einen  reichen  Schatz  hat  der  Dom  von  Gran  (Esztergom,  lat  Strigo- 
nium),  der  Sitz  des  Erzbischof-Primas  von  Ungarn.  Einen  Rückblick  auf  die 
Geschichte  des  Schatzes,  eine  durch  Abbildungen  erläuterte  Besprechung  von 
82  Objekten  desselben  und  seine  älteren  und  neueren  Inventare  hat  man 
von  Dr.  J.  Dankö.')  Die  ältesten  Gegenstände  des  Schatzes  stammen  aus 
dem  14.  Jh.,  das  älteste  Inventar  ist  von  1484. 

In  die  Rechtsgeschichte  führt  uns  ein  instruktiver  Aufsatz  von  Dr. 
Em.  Hajnik^)  über  die  Beweismittel  im  ungarischen  Strafrechte  des  Mittel- 
alters, nämlich  die  öffentliche  Urkunde  (seit  der  2.  Hälfte  des  13.  Jh.),  den 
Eid  und  das  Gottesurteil:  die  Feuer-  und  Wasserprobe  war  seit  Ende  des 
13.  Jh.  nicht  mehr  in  Anwendung,  während  der  Zweikampf  bis  zu  Ende 
des  15.  Jh.  bestand;  der  Zeugenbeweis  galt  als  kein  selbständiger  Beweis. 
Besonders  eingehend  ist  der  Eid  erörtert 

Auch  den  Historiker  interessiert  das  von  der  Akademie  herausgegebene 
Handscbriften-Yerzeichnis  der  Budapester  Universitätsbibliothek,^)  welches 
Dr.  Abel^)  eingehend  besprach. 

Zur  Kulturgeschichte  am  Ausgang  des  Mittelalters  liefert  für  Sieben- 
bürgen einen  dankenswerten  Beitrag  Dr.  Fr.  Teutsch.<^)  —  Das  'Archiv 
der  Stadt  Hermannstadt  und  der  sächsischen  Nation  in  Siebenbürgen'  be- 
handelte, dessen  Bestand  angebend,  F.  Zimmermann.^)  Die  meisten  Archi- 
valien betreffen  die  Neuzeit,  doch  besitzt  das  Archiv  Hanns  Haasenweins 
Codex  über  Pulvererzeugung  und  Büchsenfabrikation  aus  den  J.  1457 — 60 
mit  verschiedenen  Fortsetzungen.  Urkunden  gehen  bis  1292  zurück-,  über 
die  von  1292 — 1500  existiert  ein  genaues  Repertorinm  in  6  Bänden,  das 
die  Benutzung  sehr  erleichtert.  —  Den  Namen  Siebenbürgens  besprach  P. 
Hunfalvy.®) 


1)  Bibliographie  d.  angar.  natioDalen  n.  internation.  litterator.  Bd.  I.  Budapest,  1880. 
CLXXXIV,  760  S.  Von  S.  8fi5  ab  ein  nmiangreichea  Kamen-  o.  Sachregiater.  —  2)  Die 
Kimitacbatxe  Grans.  Qeschichtliches,  Beschreibendes  und  Urkundliches  aus  d.  Graner  Dom- 
aehafate  (ungarisch  n.  deutsch).  Gran,  1880.  170  S.  fol.;  Atlas  m.  55  photogr.  Taf.  S.  die 
eingehende  Besprechung  d.  Kunsthistorikers  E.  Henszlmann,  üng.  B.  S.  171 — 185,  und 
K.  Beissel,  SCML.  21,  875—387.  —  3)  A  perdöntd  eskft  6s  az  elözetes  tanabizonyitds 
a  kds^kori  magyar  perjogban  (der  Eid  u.  d.  vorangehende  Zengenbeweis  im  mittelalterl.  nng. 
Stra^roaesse).  Budapest,  62  S.  Vgl.  d.  Beferat  in  d.  üng.  B.  S.  970—76.  —  4)  Catalogus 
Codienm  Bibliothecae  üniversitatis  B.  Sdentiarum  Budai>estinensis.  Budapestini,  typis  typo- 
gi^hiae  UniTendtatis  Beg.  Scientiarum.  156  S.  —  5)  D.  Handschriften  d.  Budapester  Uniy.- 
BibL:  Ung.  B.  S.  904—908.  —  61  Z.  Gesch.  d.  deutschen  Buchhandels  in  Siebenbürgen: 
A.  f.  siebenb.  Landeskunde  XVL  —  7)  Axchiy.  Z.  4  (1879),  S.  287—48.  —  8)  Ausland 
53,  Ko.  52. 


Bialoziaohe  Jahresberiohte.    1881.    II.  28 


n,354  ZXZIY.    N.  Deniniianii: 


XXXIV. 
Nio.  Densusianu. 

Bumänien. 

• 

Schon  um  das  J.  1804  veröffentlichte  Joh.  Christ.  Engel,  der  berühmte 
Geschichtsschreiber  Ungarns,  in  seinem  Werke  ^Geschichte  der  Moldau  und 
Walachey'  eine  kritische  Übersicht  über  die  gesamte  historische  Litterator 
der  mmänischen  Länder  bis  zum  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts.^)  —  Um 
an  dieser  Stelle  nicht  noch  einmal  Engels  Berichte  und  Beurteünngen  der 
verschiedenen  bis  zu  seiner  Epoche  erschienenen  Arbeiten  zu  wiedertiolen, 
wollen  wir  uns  nnr  auf  die  historische  Litteratnr  der  rumänischen  Länder 
vom  J.  1804  an  und  insbesondere  auf  die  Werke  rumänischer  Schriftsteller 
beschränken.  Gehen  wir  hierbei  chronologisch  zu  Werke,  so  ist  vor  allem 
Dr.  Georg  Sincais  von  Sinca  (f  1816)  klassische  ^Chronik  der  Rumänen' ') 
zu  erwähnen.  S.  beginnt  die  .Geschichte  der  Rumänen  mit  den  ersten  Feld- 
zttgen  der  Römer  gegen  die  Dacier  und  veriolgt  das  Geschick  der  tngani- 
schen  Kolonie  in  Dacien  Schritt  fOr  Schritt  und  Jahr  um  Jahr  durch  das 
ganze  Mittelalter  hindurch  bis  zum  J.  1739.  Zu  diesem  Behufe  sind  mehrere 
hundert  Autoren,  Inschriften,  Urkunden  und  Handschriften  zu  Rate  gezogeiL, 
die  Berichte  der  gleichzeitigen  Geschichtsschreiber  in  Parallele  gestellt  und 
der  Versuch  gemacht,  in  kritischer  Weise  die  dunklen  Stellen,  welche  sich 
in  der  Geschichte  sowohl  der  Rumänen  als  auch  der  Nachbarvölker  (Ungarn, 
Bulgaren,  Serben  und  Polen)  vorfinden,  zu  erklären.  Sincais  Werk  beschränkt 
sich  nicht  nur  auf  die  Geschichte  der  Rumänen  aus  der  Moldau,  Walachei 
und  Siebenbürgen,  sondern  umüeüüst  zugleich  die  Geschichte  der  Rumänen 
jenseits  der  Donau,  der  Blachen  vom  Haemus  und  der  Macedorumänen  oder 
Gutzowlachen  vom  Pindus.  Das  ganze  Werk  zeichnet  sich  durch  reife  Kritik, 
durch  einen  Zug  der  Ordnung  und  ein  bewunderungswürdiges  Unterscheidnngs- 
vermögen  der  verschiedenen  Thatsachen  aus;  S.  weids  Überall  die  Momente 
der  Gewilsheit  zu  finden,  sodaüs  er  mit  Recht  als  der  Begründer  der  kriti- 
schen Schule  in  der  historischen  litteratur  der  Rumänen  angesehen  wird. 
Da  jedoch  in  Siebenbürgen  mit  Beginn  dieses  Jahrhunderts  eine  strenge 
Censur  angeordnet  wurde,  so  konnte  die  'Chronik*  etwa  erst  ein  halbes  Jahr- 
hundert nach  seinem  Tode  der  Öffentlichkeit  übergeben  werden.  Im  J.  1852 
hatte  nämlich  der  Fürst  der  Moldau  Gregor  Ghica  den  glücklichen  Gedanken, 
die  wertvollen  Handschriften  dieser  Chronik  anzukaufen  und  in  Jassy  auf 
Staatskosten  drucken  zu  lassen. 

Auf  Sincai  folgt  in  der  rumänischen  Litteratur  ein  ebenso  gelehrter 
und  ausgezeichneter  Geschichtsschreiber  Peter  Maior  von  Dicsö  Sz.  Martin. 
M.  verfafste   eine   ^Geschichte  der  Anfänge  der  Rumänen  in  Dacien'^   nnd 


1)  I,  1—121  (HaUe,  1804).  —  2)  Ounmiai  Bomäiiilor.  Bd.  I,  ü,  IIL  JtMj,  1853. 
—  3)  *Iiitoria  pentra  inceputnl  Bomänilor  in  Dada';  gedruckt  durch  Jordachi  de  WOiameop 
Ofen,  Bnchdruckerei  d.  nsg.  UniTon.  1834. 


Brnninien.  11,355 

legte  in  diesem  Werke  aasAkhrlich  die  6r&nde  dar,  weshalb  Vopiscas^ 
Rofios'  und  Entrops  Behauptungen,  Ejüser  Aurelian  habe  mit  seinen  Legionen 
zugleich  auch  die  römischen  Kolonieen  aus  Dacien  zurückgezogen,  vor  der 
Kritik  nicht  stichhaltig  seien.  Mit  reichen  geschichtlichen  Kenntnissen  und 
durchgreifender  Logik  stellte  Maior  im  Gegensatze  zu  Sulzer,  Engel  und 
Eder  die  Behauptung  auf,  der  gröbte  Teil  der  trajanischen  Kolonieen  habe 
Dacien  nicht  verlassen,  da  diese  Provinz  schon  zur  Zeit  Kaiser  Galiens  (259) 
unter  die  BotmäÜBigkeit  der  Goten  geraten  sei  und  die  römischen  Kolonieen 
zur  Zeit  Anrelians  sich  der  Herrschaft  der  Goten  anzubequemen  begonnen 
h&tten.  Zugleich  bestritt  M.  auch  die  von  einigen  aufgestellte  Theorie,  dafs 
die  Rumänen  nicht  die  direkten  Nachkommen  der  tnganischen  Kolonieen 
BUS  Dacien  seien,  und  wird  deshalb  mit  Recht  auch  heute  noch  als  das 
Haupt  der  rumänischen  historischen  Schule  angesehen,  im  Gegensatz  zu  der 
Schule  Sulzers  und  Röslers,  welche  an  der  Wiedereinwanderung  der  Rumänen 
aus  der  Balkan-Halbinsel  festhält.  In  der  That  kann  M.8  Werk  trotz  der 
zahlreichen  Ergebnisse  der  in  letzterer  Zeit  angestellten  Forschungen  auch 
heute  noch  als  eins  der  wissenschaftlichsten  Werke  Aber  die  Geschichte  der 
Rumänen  von  Aurelian  an  bis  zum  13.  Jh.  angesehen  werden. 

Auüser  der  ^Geschichte  der  Anfänge  der  Rumänen^  hinterliefs  Maior 
noch  ein  anderes  bedeutendes  Werk:  die  'Kirchengeschichte  der  Rumänen 
diesseits  und  jenseits  der  Donau.'  ^) 

Nach  diesen  zwei  hervorragenden  Schriftstellern  aus  der  1.  Hälfte  dieses 
Jahrhunderts  begann  die  geschichtliche  Litteratur  der  Rumänen  sich  mehr 
auf  HerauBgabe  der  alten  rumänischen  Chroniken  und  auf  Veröffentlichung 
anderer  die  rumänischen  Länder  betreffenden  Urkunden  zu  richten.  —  Wie 
bei  aUen  Kationen,  so  bilden  auch  bei  den  Rumänen  die  Chroniken  den 
Anfang  der  historischen  Litteratur.  Insbesondere  fflr  die  Rumänen  mufs  be- 
merkt werden,  daüs  bis  zum  Beginn  des  vorigen  Jahrhunderts  fast  jede  her- 
vorragendere Familie  der  Walachei  und  Moldau  ihre  eigenen  Chroniken 
besab,  in  welchen  der  gröfste  Teil  der  rumänischen  Greschichte  von  der  Be- 
gründung der  Fürstentümer  bis  zum  Beginne  dieses  Jahrhunderts  sich  er- 
halten hat  Es  ist  jedoch  traurig  genug,  hier  erwähnen  zu  müssen,  dafs  der 
gröfste  Teil  von  den  Handschriften  dieser  Chroniken  aus  dem  Lande  getragen 
ist,  teils  durch  die  Fürsten  aus  der  Fanarioten-Zeit  (1716—1810),  teils 
infolge  der  zwischen  den  Russen  und  Türken  stattgehabten  Kriege.  So 
sammelte  z.  B.  Fürst  Caragea  während  seiner  Regierungszeit  fast  alle  wert- 
vollen Handschriften,  welche  sich  in  den  Büchersammlungen  der  rumänischen 
Länder  vorfanden,  und  schickte  dieselben  über  die  Grenze.  Ein  grofser 
Teil  der  alten  Handschriften  wieder  wanderte  nach  Osterreich,  so  dals  man 
auch  beute  noch  in  den  ungarischen  und  siebenbürgischen  Bibliotheken  eine 
groOse  Anzahl  rumänischer  Chroniken  vorfinden  kann;  auch  Engel  hat  sich 
daher  bei  Abfassung  seiner  ^Geschichte  der  Moldau  und  Walachei'  zum 
greisen  Teile  dieser  Handschriften  bedient.  Bis  1845  bestand  der  gröfste 
Teil  der  rumänischen  Chroniken  nur  in  Handschriften,  welche  dazu  noch  in 
den  verschiedenen  Büchersammlungen  und  Archiven  der  Bojaren-Familien 
zerstreut  lagen,  so  dafs  es  bis  zu  dem  genannten  Jahre  sehr  schwierig  war, 
alle  diese  reichen  Quellen  der  nationalen  Geschichte  kennen  zu  lernen  und 
zu    untersuchen.      Im  J.    1845  jedoch    fand   im   ^Historischen  Magazin   für 


1)   Istom    Biierieii   romänilor   tlftt   aoestor  din  coaoe  precam  si  a  celor  din  oolo  de 
DimäTe.     Ofen,  1813. 

23* 


11,356  XXUY.    K.  Beniniiann: 

Dacien*^)  die  erste  systematische  Herausgabe  der  romänischeii  Chroniken 
statt.  Neben  anderen  Quellen  erschienen  in  demselben  noch  folgende  Chro- 
niken: Die  (jeschichte  der  Walachei  von  Constantin  Capitannl  (1290 — 
1669),  die  Geschichte  der  Walachei  vom  Logofeten *)  Radul  Oreciann 
(1689-^1700),  die  Chronik  der  Walachei  von  Mastea  Diacal  (1662—1770), 
die  Chronik  der  Walachei  von  Badn  Popescn  (1700 — 1728)  and  endlich 
noch  zwei  anonyme  Chroniken  (1290—1716). 

Neben  dem  ^Historischen  Magazin'  erschien  anch  in  Jassy  eine  ähn- 
liche, Yon  M.  Cogalniceann  besorgte  Sammlung  von  Jahrbttchem:  ^Oie 
Chroniken  der  Moldan'.  ^)  Der  älteste  Chronist  der  Moldau,  dessen  Schriften 
uns  bis  heutigen  Tages  erhalten  sind,  ist  derYomic^)  Gregor  Urechia  ans 
der  1.  Hälfte  des  17.  Jh.  Obwohl  wir  daher  in  der  historischen  Idtteratnr 
der  Rumänen  keinen  Chronisten  des  Mittelalters  namhaft  machen  können, 
so  ist  es  trotzdem  sicher,  daCs  es  schon  vor  Urechia  in  der  Moldau  wie  in 
der  Walachei  ältere  Chronisten  gegeben  hat,  welche  teils  in  lateinischer, 
teils  in  slawonischer  und  rumänischer  Sprache  die  Ereignisse,  die  ihr  Vater- 
land betrafen,  niedergeschrieben  haben.  Urechia  beruft  sich  in  seinen  An- 
nalen  oft  auf  ältere  Chronisten  der  Rumänen,  die  Handschriften  derselben 
sind  jedoch  verloren  gegangen  und  uns  nur  wenige  Fragmente  durch  spätere 
Chronisten  überliefert. 

In  Cogalniceanus  genannter  Sammlung  finden  wir  Urechias  wertvolle 
Chronik  u.  d.  T.:  'Die  Fürsten  der  Moldau  und  ihr  Leben*  (1359—1594); 
ebenso  sind  daselbst  auch  die  Schriften  des  Logofeten  Miron  Costin 
(f  1692),  welchen  Fürst  Demeter  Cantemhr  den  besten  Geschichtsschreiber 
der  Moldau  nennt,  erschienen  und  zwar  das  'Buch  über  die  erste  Nieder- 
lassung in  der  Moldau  von  der  Kolonisierung  Daciens  bis  zur  Begründung 
des  moldauischen  Fürstentums'  und  die  'Chronik  der  Moldau  vom  J.  1595 
—1662'.  Darauf  folgen  die  Chroniken  des  Nikolae  Costin  (f  1712), 
Simion  Dascalul,  Arsinte  Urica riul,  Nicolae  Muste,  Alexandru  Amiras, 
des  Spatars ^)  Jon  Conta,  des  Jenache  Cogalniceann  und  des  Logofeten 
Georgiache.  —  Die  Chroniken  der  Moldau  umfassen  ebenso  wie  die 
Chroniken  der  Walachei  alle  Epochen  des  Landes  von  der  Begründung  jedes 
der  Fürstentümer  bis  zur  Mitte  des  18.  Jh.  In  die  ernste  Schreibweise  der 
rumänischen  Chroniken  sind  oft  philosophische  Betrachtungen  und  Citate  aas 
kirchlichen  Büchern  eingeflochten. 

Cogalniceann  veröffentlichte  femer  in  dem  'Rumänischen  Archiv'^ 
eine  Sammlung  historischer  Urkunden  vom  13. — 18.  Jh. 

Während  einerseits  das  'Historische  Magasdn'  und  die  'Chroniken  der 
Moldau'  die  Schriften  der  rumänischen  Chronisten  darstellen,  erschien  an- 
dererseits in  den  J.  1862—1864  noch  eine  andere  Sammlung  u.  d.  T.: 
'Fundgruben  historischer  Denkmäler',  ^)  welche  insbesondere  die  Schriften  der 
verschiedenen  fremden  Autoren  als  Walther,  Bisselius,  Thuanus,  Stavrinos, 
Reichersdorf,  Gorecius,  Lasicius,  Yerantius,  Joppecourt  und  eine  Anzahl 
wertvoller  Urkunden  aus  dem  Geheimen  Staats-Archiv  in  Berlin  und  ans  den 
Archiven  des  Wiener  Eriegsministeriums  enthält 


1)  A.  Treb.  Lauriann  nnd  K.  Baloesca,  Iftagasinn  ittorica  pentni  Dtcia*.  Bd.  I — Y. 
Bakareflt,  1845—47.  —  2)  Staatiamt  (f  =  griech.  &),  —  8)  M.  Cogaliiieca&a»  <Leto- 
pisijele  '{'erii  Moldoyei'.  Bd.  I— m.  1845—52.  —  4)  Minister  d.  Innern.  ~  5)  Holiea 
Staataamt.  —  6)  <ArcliiTa  roman^Ma'.  Bd.  In. II.  Jaaay,  1841—46.  —  7)  A.  P.  Ilarimnit, 
Tesanra  de  monomente  istorice  pentra  Bomania.  I — HI.  Bakareit,  Bachmckerei  Baaidaaea. 
1862—1864. 


^^«™"»i«»*  11,357 

Nach  diesen  Werken,  deren  Inhalt  sich  im  allgemeinen  mit  den  natio- 
nalen und  fremden  Chroniken  befaüst,  erschien  eine  Sammlung  von  Urkunden, 
die  sich  auf  die  rumänische  Geschichte  vom  13. — 18.  Jh.  beziehen,  unter 
dem  Titel  'Historisches  Archiv  fOr  Rumänien',^)  herausgegeben  yon  B.  P. 
Hasdeu  und  unter  der  Leitung  des  Justizministeriums  und  des  Ministeriums 
Dir  Öffentlichen  Unterricht.  Die  in  diesem  Werke  veröffentlichten  Urkunden 
sind  zum  grolsen  Teile  den  Staats  -  Archiven  in  Bukarest  entnommen; 
das  Werk  verdient  deshalb  eine  besondere  Beachtung,  weil  den  in  slawo- 
nischer  Sprache  abgefabten  Urkunden  .  eine  rumänische  Übersetzung  beige- 
geben ist. 

Fast  zur  selben  Zeit  begann  Timotheus  Cipariu,  der  gelehrte  sieben- 
bflrgische  Sprachforscher,  eine  andere  Publikation:  das  'Archiv  für  Philologie 
und  Geschichte',  ^)  in  welchem  mehrere  historische  Studien  und  archäologische, 
topographische  und  ethnographische  Abhandlungen  mit  Bezug  auf  die  rumä- 
nischen Länder  erschienen.  Von  diesen  wollen  wir  hier  die  Beschreibung 
zweier  wertvollen  Wachstafeln,  welche  in  den  Goldminen  bei  Rosia  (Yeres- 
patak)  in  Siebenbürgen  entdeckt  wurden,  und  eine  interessante,  1821  von 
Dr.  SÜEtöil  Popp  besorgte  Sammlung  von  Urkunden  erwähnen,  die  auf  die 
Walachei  und  Moldau  (1387—1600)  Bezug  haben. 

Eine  interessante  von  dem  berühmten  siebenbüiigischen  Historiker  Graf 
Jos.  Eem6ny  zusammengestellte  Sammlung  historischer  Urkunden  wurde  im 
Verlaufe  mehrerer  Jahre  in  der  in  Hermannstadt  erscheinenden  Transilvania',') 
dem  litterarisch-historischen  Organ  des  Vereins  fOr  die  Litteratur  des  rumä- 
nischen Volkes  in  Siebenbürgen,  veröffentlicht. 

Die  reichsten  Quellen  für  die  Geschichte  der  Kumänen  vom  linken 
Ufer  der  Donau  lieferte  die  bedeutende  Kollektion  des  Barons  Eudox.  Hur- 
muzachi,  welche  1876  in  Bukarest  unter  der  Leitung  des  Ministeriums 
für  öffentlichen  Unterricht  und  der  rumänischen  Akademie^)  veröffentlicht 
zu  werden  begann.  Baron  Hurmuzachi,  Landeshauptmann  der  Bukovina 
(t  1874),  entstammte  einer  alten  moldauischen  Bojaren-Familie  und  widmete 
sich  sein  ganzes  Leben  hindurch  mit  einem  unermüdlichen  Fleifse  der  Samm- 
lung neuen  Materials  fOr  die  Geschichte  der  rumänischen  Länder.  Um  seine 
Forschungen  mit  Erfolg  fortsetzen  zu  können,  verweilte  er  mehrere  Jahre 
in  Wien,  wo  er  die  österreichischen  Staats-Archive  durchforschte  und  eine 
groÜBe  Sammlung  von  Urkunden  zusammenbrachte,  welche  die  Walachei, 
Moldau,  Bukovina  und  Siebenbtlrgen  betreffen.  Diese  Sammlung  ging  nach 
dem  Ableben  H.s  durch  die  Freigebigkeit  seiner  Familie  in  den  Besitz  der 
rumänischen  Akademie  über.  Ein  besonderes  Interesse  bieten  in  dieser 
Sammlung  jene  Urkunden,  welche  sich  auf  die  Besitzergreifung  Siebenbürgens 
durch  Michael  d.  Tapferen  und  auf  die  zwischen  der  Wiener  Regierung  und 
der  Ottomannischen  Pforte  wegen  der  Abtretung  der  Bukovina  gepflogenen 
Verhandlungen  beziehen.  Auf  Grund  seiner  Forschungen  hatte  H.  zugleich 
mehrere  Epochen  der  rumänischen  Geschichte  kritisch  zu  behandeln  be- 
gonnen,   leider  blieben  alle  diese  Studien   infolge  von  H.s  nur  zu  früh  er- 


1)  B.  Petriceica-Haaden,  ArchiTa  istorica  a  BomanieL  I— m.  Bnkar.,  Staats- 
Bochdrackaei,  1865—67.  —  2)  ArdÜTa  pentra  Filologia  ri  Irtoria.  Blasendorf,  1867—71. 
799  8.  —  8)  TramilTaiiia,  foia  Aflodatiimei  traniilyane  pentra  literatura  romana  si  cal- 
toza  popornlm  romann.  Hennannttadt,  1871 — 74.  —  4)  Docamente  privitore  la  latoria  Bo- 
namlor.  IH  (1576—99),  lY.  1  (1640—49),  VI  (1700—50),  Tn  (1750—1818).  Bnkar., 
1876-^83. 


n,358  XXXIY.    N.  Densasiana: 

folgtem  Ableben  onvollendet.  Von  den  Yon  H.  Ter&lsten  Studien  wurden 
bisher  —  und  zwar  in  dentscher  Sprache  —  veröffentlicht:  die  'Geschichte 
der  Ramänen  der  Balkan-Halbinsel  und  die  Begrflndnng  der  nimänischen 
Fürstentümer  diesseits  der  Donan^^)  sowie  ein  ssweiter  Band,  welcher  die 
'Geschichte  der  rumänischen  Kirche  in  Siebenbürgen'  behandelt 

Aafserdem  begann  die  mm&nische  Akademie  im  J.  1873  eine  Reihe 
interessanter  geschichtlicher  Schriften,  und  zwar  zuerst  die  Schriften  des 
moldauischen  Fürsten  Demeter  Gantemir  (1710 — 12),  des  ehemaligen  Mit^ 
glieds  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin,  zu  Teröffentlichen:  es 
erschien  zum  erstenmal  der  lateinische  Original-Text  des  bekannten  Werkes 
Gantemirs,  welches  eine  historische,  geographische  und  politische  'Beschreibung 
der  Moldau' ')  enthält.  Schon  im  vorigen  Jahrhund^  erschien  in  Bflschinp 
'Magazin  für  neue  Historie  und  Geographie' ')  eine  deutsche  Übersetzung 
dieser  Studie,  der  lateinische  Original-Text  war  bisher  nicht  bekannt.  Die 
Beschreibung  der  Moldau  von  Gantemir  ist  das  einzige  Werk,  welches  uns 
sichere  Anhaltspunkte  fikr  die  Kenntnis  der  in  der  Moldan  zu  Anfang  des 
vorigen  Jahrhunderts  herrschenden  politischen  und  socialen  Verhältnisse 
liefert,  und  mit  Recht  bemerkt  Engel,  dals  dasselbe  immer  ein  sehr  schätz- 
bares litterarisches  Denkmal  bleiben  werde.  Weiterhin  wurde  eine  rumä- 
nische Gbersetzung  der  vom  Fürsten  G.  verfafsten  'Geschichte  des  ottoma- 
nischen Reiches'^)  veröffentlicht.  Dieses  Werk  erschien  schon  im  vorigen 
Jahrhundert  in  englischer,  französischer  und  deutscher  Obersetzung,  bis  1878 
jedoch  war  allgemein  die  Ansicht  verbreitet,  der  lateinische  Urtext  desselben 
sei  verloren  gegangen.  Als  aber  die  rumänische  Akademie  genaue  Erkundi- 
gungen über  sämtliche  Handschriften  Gantemirs  einziehen  wollte  und  zu 
diesem  Behufe  eine  eigene  Kommission  nach  Rufsland  sendete,  wohin  sich 
Fürst  Gantemir  nach  seiner  Abdankung  zurückgezogen  hatte,  wurde  bei 
dieser  Gelegenheit  im  Asiatischen  Museum  in  Petersburg  nebst  anderen  bis- 
her unbekannten  Handschriften  des  Fürsten  auch  eine  vollkommene  Abschrift 
des  Original-Manuskriptes  der  ottomanischen  Geschichte  unter  dem  Utel 
'Demetrii  Gantemirii  Historia  incrementorum  et  decrementorum  Aulae  Otbo- 
manicae'  vorgefunden,  die  im  vorigen  Jahrhundert  von  dem  Akademiker 
Bayer  angefertigt  war,  da  er  den  Original -Text  drucken  zu  lassen  beab- 
sichtigte. Femer  wurden  noch  folgende  Schriften  G.s  veröffentlicht:  die 
'Geschichte  der  Familien  Gantacuzen  und  Brancovan'^)  (in  rumänischer 
Sprache);  das  'Leben  des  Fürsten  Gonst  Cantemir*^  in  lateinischer  und  die 
'Hieroglyphische  Geschichte*^  in  rumänischer  Sprache;  letztere  behandelt 
die  in  der  Walachei  und  der  Moldau  zur  Zeit  Demeter  Gantemirs  vorgefallenen 
Ereignisse  und  die  Intriguen,  welche  Fürst  Brancovan  und  die  moldauischen 
Bojaren  bei  der  Pforte  anzettelten,  um  die  Fürsten  Demeter  und  Antiochus 
Gantemir  zu  stürzen.  Der  Vf.  hatte  diese  Studie  deshalb  hieroglyphische 
Geschichte  benannt,  weil  er  die  darin  vorkommenden  Personen  nicht  unter 
ihrem  wahren  Namen,   sondern   dieselben  unter  dem  Namen   verschiedener 


1)  Fragmente  snr  Gesch.  der  BmnSnen.  Bakarett,  I,  1878.  n,  1881.  —  2)  Operele 
FtiBoipolai.  B.  I:  a)e8criptio  Holdsviae'.  Babur.,  1873.  B.  11:  «DeKrieret  Moldovei'  ftbem. 
BQB  d.  lat  Orig.-Tezt  1875.  ~  3)  B  UI  a.  IV,  1769/70.  —  4)  Istoria  mparialui  otto- 
mann,  crescerea  fi  acadeiwa  lai;  Üben,  iiu  Romaii.  Ton  Br.  Jos.  Hodoain.  Bnkar.,  I,  1S76. 
II,  1878.  —  5)  Operele  Frindpelin.  V.  Bukar.,  1878.  —  6)  Vita  CoDatantiai  Cantamjrii 
OQgnomento  senis,  Principis  MoldaTiM.  —  7)  litoria  i^roglyfica  in  dnafpredieoe  pnü  impntitA. 
BncnroBci,  1879. 


EmAüäii.  n,359 

Thiere  einfUirt.  Auberdem  wurde  schon  in  den  J.  1835 — 86  noch  eine 
andere  Schrift  des  Forsten  Cantemiry  die  'Chronik  der  römischen  Moldo- 
Wlachen'^)  gedmckt 

Die  romanische  Akademie  Teröffentlichte  im  J.  1878  ein  schätzhares 
Werk  Ton  Nie.  Balcescn  (t  1852),  die  'Geschichte  der  Rumänen  unter 
Michael  d.  Tapferen'.^)  B.  ist  einer  der  ausgezeichnetsten  Schriftsteller  der 
Zeit  von  1840 — 52,  der  eine  lange  Beihe  von  Jahren  in  Österreich,  Italien, 
Deutschland  und  Frankreich  zugebracht  und  in  den  Bibliotheken  dieser 
Länder  Material  für  seine  Studien  gesammelt  hatte,  um  die  politische  und 
militärische  Geschichte  jenes  genialen  Forsten  möglichst  aufzuhellen.  Die 
Epoche  Michaels  bildet  auch  heute  noch  in  Ungarn  und  Rumänien  den  Gegen- 
stand geschichtlicher  Studien.  Die  vielen  glücklichen  Kriege,  welche  er  mit 
den  TOrken  führte,  sein  Streben,  Siebenbürgen  mit  der  Moldau  und  Wa- 
lachei zu  vereinigen,  sein  Ehrgeiz,  König  von  Polen  zu  werden,  und  endlich 
die  groüaen  Rückwirkungen  seiner  Thaten  auf  alle  Staaten  des  östlichen 
Europas  und  selbst  auf  Deutschland,  —  alles  dies  zusammengenommen  bietet 
ein  weites  Feld  ftür  historische  Forschungen  dar.  Es  seien  daher  hier  noch 
Teutschländers  'Michael  der  Tapfere^ ^)  und  Dr.  Ludw.  Szadeczkys 
'Fürst  Michael  in  Siebenbürgen^^)  sowie  dessen  ^Urkunden  filr  die  Geschichte 
des  Fürsten  Michael' ^)  erwähnt. 

Neben  anderen  geschichtlichen  Werken  veröffentlichte  die  rumänische 
Akademie  auch  die  sehr  schätzbaren  Schriften  Demetr.  Sturdzas  über  rumä- 
nische Numismatik.  Bis  zum  J.  1878  bestand  alles,  was  über  diesen  Gegen- 
stand geschrieben  war,  nur  in  einigen,  in  verschiedenen  historischen  Werken 
hier  und  da  vorkommenden  Bemerkungen,  und  es  fehlte  dem  Lande  selbst 
eine  Sammlung  alter  nafionaler  Münzen,  während  es  doch  allgemein  bekannt 
ist,  welche  grobe  Bedeutung  die  Numismatik  für  die  Kenntnis  der  politischen 
und  ökonomischen  Verhältnisse  eines  Landes  hat  Deshalb  bot  Sturdza  1876 
der  rumänischen  Akademie  eine  sehr  reiche  Kollektion  rumänischer  Münzen, 
deren  Wert  sich  auf  mehrere  hunderttausend  Franks  beziffern  dürfte,  als 
Gesdienk  an  und  veröffentlichte  zugleich  verschiedene  Studien  auf  diesem 
Gebiet  der  nationalen  Geschichte.^) 

Im  J.  1873  begann  B.  P.  Hasdeu  auf  Grund  neuer  Forschungen  seine 
^Kritische  Geschichte  der  Rumänen*^  zu  veröffentlichen,  von  welcher  bis 
jetzt  Bd.  I  und  Bd.  n  Heft  1  erschienen  ist.  Der  Yf  beginnt  sein  inter- 
essantes Werk  mit  der  territorialen  Geschichte  der  Walachei  im  14.  Jh.,  be- 
handelt die  Epoche  der  Eroberung  der  ehemaligen  Herzogtümer  Fogaras 
und  Omlas,  des  Severiner  Banates  und  der  Dobrudscha  durch  die  Fürsten 
der  Walachei,  untersucht  kritisch  die  verschiedenen  in  den  ungarischen, 
italienischen,  polnischen,  serbischen  und  persischen  Quellen  vorkommenden 
Benennungen  der  Walachei  wie  z.  B.  Üngro-Ylachia,  Transalpina,  Havasal- 
fold,  Yrancea,  Multany,  Vlachia  magna,  Bessarabia,  \ind  versucht  endlich  die 
oft  sehr   dunklen   und    vielfach  sich  auch  widersprechenden   geographischen 


1)  Chroniciila  Bomano-Holdo-Vladiilor.  B.  I,  IL  Jassy.  —  2)  Istoria  Bomanilor  tnb 
Yoda  Yitteala.  Bacuresd.  —  3)  Ofen-Fest,  1882.  —  4)  <MiMly  HaTaaalföldi  Yajda 
Eidflyben'  1599—1601.  Budapest,  1882.  —  5)  Ders.,  <MihÄly  Yajda  okm&nyt&ra*.  Bada- 
pe«t,  Bachdmckerei  des  Athenaeoms,  1883.  —  6)  Memoria  asvpra  namismaticei  romanesd. 
AubbIai  d.  romia.  akad.  Yer.  10,  2,  155 — 172  (Bnkar.,  1878)  —  Bibliografia  namismaticei 
lomsiie:  11,  2,  105—65  (1879).  —  <Überricht  d.  Münzen  a.  Medaillen  d.  Fttrstent.  Rnmänien 
(MoldM  o.  Walachei)'.  Wien,  1874.  —  7)  Istoria  critica  a  Romanilora  din  ambele  Badi  in 
soe.  ZIV.     1.  Aofl.    L    Bokar.    (2.  AoiL  1874.)    n,  H.  1,  1874. 


\ 


n,360  XXXIT.    N.  DensnaiaiiiL 

Nachrichten  zn  erklftren,  welche  sich  hei  Herodot,  Ovid,  Jornandes,  Ammiaii) 
Ptolemaens  und  Nestor  über  die  Länder  der  unteren  Donaa  vorfinden. 
Derselbe  Autor  veröffentlichte  in  der  von  ihm  geleiteten  Zeitsdirift 
^Columna  lui  Traian'^)  mehrere  historische  Studien  und  Urkunden.  — 
In  dieser  Zeitschrift  gab  auch  Kef.  eine  Anzahl  Urkunden,  die  für  die  Ge- 
schichte des  ehemaligen  Herzogtums  Fogaras^)  grolse  Wichtigkeit  haben, 
und  J.  Bianu  eine  Beihe  von  Urkunden,  die  sich  auf  die  im  17.  Jh.  nach 
der  Moldau  entsendenten  katholischen  Missionen')  beziehen  und  dem  Archiv 
^de  Propaganda  fide'  in  Rom  entnommen  sind.  Verschiedene  andere  Ur- 
kunden und  Studien  wurden  noch  in  den  von  Theodor  Codrescu  heraus- 
gegebenen Sammlungen  ^Uricariul'^)  und  ^Buciumul'^)  veröffentlicht 

Was  die  archäologischen  Studien  über  die  rumänischen  Länder  an- 
betrifft, so  bieten  uns  die  Forschungen  A.  J.  Odobescus  über  die  Altertümer 
des   Distriktes  Komanati,^   als  Hügel,   Wälle,   Burgen,   Straben,   Brücken, 
Ruinen,   Gräber,   Sarkophage,   unterirdische  Wohnungen  und  Inschriften  ein 
besonderes   Interesse  dar;    erwähnenswert  ist  noch  eine  sorgftltige  Abhand- 
lung über  den  in  Novo-Cercask  gefundenen  grofsen  Kranz  ^  und  eine  inter- 
essante  Broschüre,^)  welche  den  im  J.  1837  bei  Petrosa  in  Rumänien  ent- 
deckten schönen  gotischen  Schatz   (Geftfse  und  Verzierungen  aus  Gold)  ans 
dem  4.  Jh.  und  die  byzantinische   Architektur  in  den  rumänischen  Ländern, 
insbesondere  aber  das  Kloster  Curtea-de-Arge$u  behandelt      Was  das  ganze 
Gebiet  der  rumänischen   Länder   anbetrifft,   so  wurden  die  Ergebnisse   der 
bisher    angestellten    Forschungen  in  dem   wertvollen,   von  der   rumänischen 
Akademie  prämiierten  Werke  Gr.  G.  Tocilescus  ^Dacien  vor  den  Römern* ') 
zusammengefaßt      Heute   erstrecken   sich   die   archäologischen  Forschungen 
insbesondere   auf  die  Dobrudscha,    wo  man   viele   Überreste   von   Städten, 
Burgen,    Lagern   und    anderen  Spuren   griechischer   und  römischer  Nieder- 
lassungen vorfinden  kann.     Die  Ergebnisse  der  bis  heute  in  der  Dobrudscha 
angestellten  archäologischen  Forschungen,   die  sich  gröfstenteils  auf  das  alte 
Municipium   Troesmis,   das  heutige  Iglita   beziehen,   sind  in  der  unter  To- 
cilescus Leitung  erscheinenden  ^Zeitschrift  fär  Geschichte  und  Archäologie*  ^®) 
veröffentlicht   —   Zum  Schluijs  seien  noch  die  Monographieen  des  Bischöfe 
Melchisedec  über  die  Bistümer  Hu^i^^)  und  Roman'*)  und  Hasdeus  For- 
schungen über  den  Ursprung  der  Stadt  Craiova  (1280 — 1400)^')  erwähnt 


1)  Buher  7  Bande.  Bnkar.,  1870—83.  —  2)  Monumente  pentra  ütorn  Terei  Fiigai»- 
solni:  (}oliimna  Ini  Traian,  Jg.  1888  — 1884.  —  3)  Yito  Piliuio,  docnmente  inedite  din 
archiTolu  Fropagandei:  ibid.  Ko.  3 — 6,  S.  142 — 164.  —  4)  Üricariol  caprindetorin  de  chri- 
Boye,  anafonde  ri  alte  acte  din  tinta  XTV— XIX.  Bd.  I^VL  Jaasy,  1852—62.  —  5)  Ba- 
damnl  romann,  I,  n.  Jasay,  1875 — 76.  —  6)  Belmtiiine  deapre  locaUta^ile  semnalate  prin 
anticitati  in  jadetnla  Romanati:  Ann.  d.  ram.  akad.  Vor.  10,  8,  173 — 803.  —  7)  Odobeaen, 
Conuna  mare  din  Tesanrnl  dela  NoTo-Gerkask:  ibid.  11,  2,  197—338.  —  8)  Bera.,  Kotioe 
sor  les  antiqnit^  de  la  Boumanie.  FariB,  A.  Franck,  1868.  —  9)  Dacia  inainte  de  Bomaai 
Bnkar.,  1880.  —  10)  BeTiata  pentra  iatoria,  arcbeologia  ai  filologia.  1888—83.  —  11)  Chro- 
nica Hufilor  si  a  Episcopiei  cn  aaemenea  nnmire.  Bnkar.,  1869.  —  12)  Chranioa  BomsBiiliii 
si  a  Episcopiei  de  Bomano.  Bnkar.,  1874  a.  75.  2  Bde.  —  18)  Originele  GiaioTeiy  18S0 
—1400.    Buk.,  1878. 


Wfagi^*i*.  n,36X 


XXXV. 
W.  Wattenbaoh. 

Paläographie. 

Die  Zahl  der  Werke,  die  in  das  Gebiet  der  Paläographie  Men,  ist  im 
J.  1881  gröber  als  im  Vorjahre.  Von  der  Palaeographical  Society^) 
in  London  haben  wir  wiederum  eine  Reihe  von  Tafeln  ans  verschiedenen 
Zeiten  und  Ländern  in  bekannter  Vortrefflichkeit  erhalten;  hervorzuheben 
wären  etwa  eine  Seite  des  Wiener  Livins  (183),  die  St.  Ghiller  Hds.  der 
Lex  Salica  ans  dem  8.  Jh.  (184),  tironische  Noten  der  einst  Pithonschen 
Hds.  in  London')  (187),  und  der  Schlnfs  der  von  dem  berühmten  Kalli- 
graphen Marianas  Scotns  1079  geschriebenen  Hds.  in  Wien  mit  seinem 
heimischen  Namen  in  irischer  Schrift  (191).  Die  Probe  einer  St  Galler 
Hds.  zeigt  in  den  Worten  'hncnsqae  patranit  notker*  die  Anwendung  eines 
f&r  Besorgung  von  Abschriften  nicht  selten  gebrauchten  Ausdrucks  (186).  — 
Die  seit  1880  in  Paris  erscheinende  Sammlung  von  Faksimiles  zum  Ge- 
brauch der  £cole  des  chartes  erwähnen  wir  hier  nur  kurz,  weil  sie  dem 
Studium  der  Urkunden  zu  dienen  bestimmt  ist.') 

Von  Wichtigkeit  fOr  die  üncialschrift  sind  die  Papyrusblättchen  vom 
Sinai,  Fragmente  eines  Codex  mit  Quaternionenbezeichnung  aus  dem  5.  Jh.^ 
welche,  wie  das  sich  öfter  findet,  zu  einem  Pappdeckel  zi^sammengeklebt 
waren,  um  als  Einband  einer  andern  Hds.  zu  dienen.  Von  Bemardakis  entr 
deckt  und  kopiert,  sind  sie  zuerst  von  Dareste,  dann  von  Zachariae  v. 
LingenthaM)  herausgegeben,  jedoch  ohne  Faksimile.  Im  griechischen 
Text  finden  sich  lateinische  Stellen  von  derselben  Üncialschrift;,  ohne  irgend 
eine  Unterscheidung,  merkwürdig  durch  die  Anwendung  derselben  Abkürzungen, 
die  auch  im  Veroneser  Gajus  vorkommen.  —  Haben  wir  hier  nun  ein  Bei- 
spiel der  flüchtigeren,  ftlr  den  täglichen  Gebrauch  bestimmten  Undale,  so 
tritt  uns  dagegen  die  Prunkschrift  dieser  Gattung,  etwa  aus  dem  6.  Jh. 
(wenn  nicht  älter),  entgegen  in  dem  Pentateuch  von  Lyon,  welcher  kürzlich 
dadurch  berühmt  geworden  ist,  dafs  L.  Delisle  entdeckte,  das  durch  Libri 
in  die  Bibliothek  des  Lord  Ashbumham  gekommene  Fragment  sei  aus  dieser 
Hds.  ausgeschnitten  und  gestohlen.  Darauf  hat  der  Besitzer  dasselbe  zurück- 
gegeben, und  der  vollständige  Pentateuch  ist  nun  mit  Faksimiles  und  paläo- 
graphischen  Bemerkungen  von  Ul.  Kobert^)  herausgegeben.  Es  ist  ein 
stattlicher  Band  in  3  Kolumnen-,   die  Schrift  hat  jedoch  nicht  die  etwas  ge- 


1)  Fkliaogr.  Soc  Eudniilet  of  MS8.  Sdit  by  E.  A.  Bond  and  E.  M.  Thompton. 
U  11,  Ko.  176—800,  m.  je  1  S.  Text  London  (Palneogr.  Soc).  VgL  JB.  III,  2,  886*  xu 
AflL  1881,  1,  847;  BQH.  80,  255.  --  2)  Add.  21,  164.  —  8)  S.  daher  unten  8.  365i. 
—  4)  Fq^nubUttter  Tom  Sinaüdoeter  mit  Braohitlleken  griech.-r5nL  Jorifpradena:  Berliner 
MB.  &  620 — 655.  —  5)  PentatencM  Tenio  kt  aatlqnianma  e  ood.  Logdnn.  Venion  kt  da 
Pentatenque  intAr.  ä  S.  JMme,  pnbL  d'aprte  le  MS.  de  Lyon  whc  des  Ui^-mmS16»y  des  ob- 
■erfatioM  pel4ogr.,  pUlol.  et  Httdr.  snr  Torig.  et  In  talenr  de  oe  texte.  Ftoia,  Didot  1  toL 
CXIT,  814  &  petit  in-fidiow 


n,362  XXXV.   W.  Watteiibach: 

künstelte   Schönheit  jüngerer  Handschriften   und  bewährt  eben  dadurch  ihr 
hohes  Alter,  fOr  welches  auch  der  vorhieronymianische  Text  spricht 

SpecieU  die  Entwicklang  der  Schrift  in  Frankreich  zeigt  der  sehr 
instruktive  Atlas,  welchen  L.  Delisle^)  dem  dritten  und  letzten  Bande 
seines  Mnsterwerks  über  die  Handschriftrasammlnng  der  Nationalbibliothek 
beigegeben  hat  Es  sind  50  Tafeln,  welche  in  chronologischer  Folge  ProbeUi 
hauptsächlich  von  nachweislich  in  Paris  oder  doch  in  Frankreich  geschrie- 
benen datierbaren  Hds.  geben,  von  dem  Prudentius  saec.  VI  bis  gegen  den 
Ausgang  des  15.  Jh.  Der  vorliegende  Band  giebt  auch  die  Lesung  und  die 
genaueren  Nachrichten  über  die  dazu  benutzten  Hdss.  *)  —  L.*Delisle^) 
hat  femer  im  Verfolg  seiner  Studien  über  die  merowingische  Schrift  Nach- 
richt gegeben  von  einer  Hds.,  welche  der  Abt  Nomedius,  ein  Zeitgenosse 
Childeberts  HL  (695—711),  für  St  Medard  schreiben  liefs.  Drei  Tafeln 
zeigen  die  Inschrift  und  die  entartete  Uncialschrift,  in  welcher  der  Text 
geschrieben  ist,  mit  ihren  Ornamenten;  die  vierte  aber  die  Schrift  einer  ein- 
geschobenen Lage,  welche  D.,  Mabillon  folgend,  als  altlangobardisch  be- 
zeichnet; er  schreibt  sie  italienischen  Mönchen  zu  und  bemerkt,  wie  sehr 
sie  in  französischen  Klöstern  einheimisch  geworden  sei.  Sie  begegnet  in  dem 
Venantius  Fortunatus  aus  Corbie^)  und  l&Ist  sich  vorzüglich  in  Gorbie  bis 
ins  9.  Jh.  nachweisen.  Da  eine  Schrift  dieser  Art  aus  Italien  nicht  bekannt 
ist,  kann  ich  darin  nur  eine  besondere  Spielart  der  vielförmigen  merowingi- 
schen  Schrift  erblicken.^)  —  Nur  auf  die  neuere  Zeit  vom  16.  Jh.  an,  für 
welche  eine  Anleitung  keineswegs  überflüssig  ist,  bezieht  sich  das  Handbuch 
von  A.  de  Bourmont^  (chargä  du  cours  de  pal^ogr.  k  Tic,  norm.  prim. 
du  Calvados);  das  erste  Facsimile  ist  von  1653.  Der  Vf.  wendet  sich  zu- 
nächst an  die  Lehrer  auf  dem  Lande,  und  bezweckt,  durch  deren  Hülfe  das 
Verständnis  der  älteren,  den  Gemeinden  und  Privatpersonen  gehörigen 
Schriften  zu  fördern,  und  dadurch  auch  fCLr  die  bessere  Erhaltung  derselben 
zu  wirken,  ein  glücklicher  und  geschickt  ausgeführter  Gedanke,  welcher  von 
Delisle  und  dem  Unterrichtsministerium  unterstützt  wird. 

Für  westgotische  Schrift  haben  wir  von  Jesus  Mufioz  y  Kivero,^ 
Archiv-Bibliothekar  und  Professor  der  Paläographie  an  der  Escuela  superior 
de  Diplomatica,  ein  Handbuch  erhalten,  nach  derselben  Methode  wie  sein 
Handbuch  der  jüngeren  Schriftarten.®)  Auf  eine  ausftihrliche  Einleitung  und 
Beschreibung  dieser  Gattung  und  Erklärung  ihrer  Eigentümlichkeiten  folgen 
die  autographierten  Tafeln  nebst  Umschrift  derselben,  nicht  gerade  völlig  ge- 
nügend, aber  doch  für  den  Zweck  des  Unterrichts  ausreichend  hergestellt 
Zu  bedauern  ist  nur,  dafs  die  Lesung  sehr  mangelhaft  ist  und  die  auf- 
fallendsten Fehler  darin  vorkonmien,  vorzüglich  gerade  in  der  Undalschrift 
der  beiden  ersten  Tafeln,  welche  doch  leicht  zu  lesen  ist 

In  Italien  hat  E.  Monaci')  eine   Sammlung  von  Schriftproben  anl 


1)  S.  o.  a  268«.  —  2)  8.  197—818.  —  8)  Notice  rar  nn  M8.  IMtot.,  Bhdl  9850 
—52.  Pmu,  Imprim.  nat  15  S.  4«.  —  Sep.  a.:  KoticM  et  Extntits  des  Mu.  XXXI,  1. 
R  kfinere  Notb  in  d.  Ber.  arch^oL  Mai-Hft  —  4)  Arndt,  Tab.  VI.  —  5)  S.NA.  8, 403.  — 
6)  Lecture  et  tmacription  des  yieillea  toitmes.  Manuel  de  palöogr.  des  16«,  17«,  18«  m. 
Livr.  ]>  iaac.  1.  Oaen,  La  Blanc-Hardel  (Far.,  Picard);  12  S.  u.  5  pl.  de  fao-nm.  hfliefr. 
—  7)  TtleofsnÜM  Yuig;oda.  Hitodo  tedr.-pr&ot  pan  aprender  a  leer  loa  o6dioei  y  doeuBeotoa 
Eqpaä.  de  loa  rigloa  Y  al  XIL  Obra  iUiutr.  oon  46  Idminaa  dibmadaa  por  el  antor.  Madrid, 
Impienta  y  litogiafia  de  La  Gmnialda.  148  8.  Vgl.  FolybibL  82,  155.  —  8)  &  JB.  m, 
2,  326*.  — *  9)  Facaaiili  di  aatichi  manoacritti  per  nso  delle  scnole  di  fildlogia  — elaÜwa 
Lf.  1,  gr.  foL,  4  8.  Titel  o.  Text   Born»,  Martelli.    Eingehende  Bea:  GBL  1882,  Qp.  182. 


Miogiq^l^  11,363 

25  lichtdraektafeln  herstugegeben,  wdche  den  AnfibigeD  der  romanischen 
Sprachen  gewidmet  ist  nnd  mehr  dem  Stadium  derselben,  als  spedell  palAo- 
graphischen  Zwecken  dient;  ohne  Zweifel  von  Torzflglichem  Nutzen  für  die- 
jenigen, welche  Denkmäler  dieser  Art  in  Hdss.  benutzen,  deren  Eigenheiten 
oft  nicht  geringe  Schwierigkeiten  darbieten.  —  Von  dem  sehr  weitschweifigen 
Katalog  der  Hdss.  von  Montecassino,  der  ^ibliotheca  Casinensis'  ist  Bd.  IV 
erschienen,  ^)  welcher  wiederum  von  jeder  Hds.  eine  Probe  darbietet,  neben 
der  in  Italien  ausgebildeten  Varietät  der  firänkischen  Minuskel  auch  wieder 
zahlreiche  langobardische.  Diese  Schriftart  aber  ist  in  reichster  Fülle  dar- 
geboten in  der  Taleografia  artistica  di  Montecassino',^  wo  jetzt  die  Ab- 
teilung ^Longobardo  Cassinese'  vollendet  ist  Auf  64  Tafeln  in  schönster 
photolithographischer  Ausführung  liegt  der  ganze  Verlauf  dieser  Schriftgattung 
vom  9. — 13.  Jh.  vor  uns,  und  namentlich  auch  eine  reiche  Ftüle  der  oft 
höchst  phantastischen,  mit  seltsamen  Tierleibem  verzierten,  farbig  ausge- 
führten Initialen,  fOr  deren  Motive  in  dem  einleitenden  Text  nicht  ohne 
Grund  irische  Einwirkung  angenommen  wird,  während  im  späteren  Mittel- 
alter arabische  Kunst  nicht  ohne  Einflufis  gewesen  ist  Doch  ist  die  be- 
sondere Gestaltung  eine  ganz  eigentümliche  und  selbständige. 

Sehr  vernachlässigt  ist  bis  jetzt  die  Untersuchung  der  Majuskeln, 
deren  Vielfftrmigkeit  eine  systematische  Behandlung  erschwert,  während  bei 
Mss.  andere  Kennzeichen  zur  Altersbestimmung  ausreichen.  Aber  für  die 
Kunstgeschichte  ist  eine  genauere  Kenntnis  der  auf  diesem  Gebiete  wechseln- 
den Systeme  von  grofser  Wichtigkeit,  und  es  ist  deshalb  dankbar  anzuerkennen, 
daÜB  G.  Demay,')  Beamter  bei  der  historischen  Abteilung  des  National- 
Archivs  in  Paris,  nach  den  Siegeln,  welchen  hierbei  eine  leitende  Stellung 
zukommt,  eine  Zusammenstellung  gegeben  hat,  von  welcher  nur  zu  wünschen 
ist,  dals  sie  auch  von  anderen  Seiten  her,  aus  anderen  Ländern,  zur  Unter- 
lage für  Ergänzungen  benutzt  werden  möge.  Denn  gerade  hier  kann  unvor- 
sichtige Generalisierung  sehr  leicht  irreführen. 

Von  seinen  klassischen  Studien  zur  lateinischen  Tachygraphie  hat 
Dir.  W.  Schmitz  im  J.  1881  nur  die  Nummern  XI— Xin  gegeben.*)  Nach 
einer  kleinen  Untersuchung  über  den  Anlafs,  welcher  Goethe  zu  einer 
Aufserung  über  die  Beschäftigung  mit  tironischen  Noten  geführt  haben  möge, 
werden  darin  die  in  Noten  geschriebenen  Stellen  des  Cod.  Vat  Regln.  846, 
und  ein  Brüsseler  Fragment  behandelt,  der  einzige  Rest  eines  alphabetisch 
geordneten  Verzeichnisses.  Einst. von  Kopp  in  Paris  gesehen,  wurde  es  von 
Schmitz  in  der  Brüsseler  Bibliothek  als  n.  9311  wieder  aufgefunden. 

An  der  Deutung  der  seltsamen  Geheimschrift  in  der  Wiener  Hds. 
der  Briefe  des  Bonifacius  hat  sich  P.  Ewald  ^)  versucht  Seine  Herstellung 
zweier  nicht  ganz  unmöglicher  Namen  ist,  um  das  hier  gleich  vorw^zunehmen, 
von  W.  Diekamp^)  angegriffen  worden,  ohne  dalis  jedoch  dieser  eine  be- 
friedigende Lösung  zu  geben  vermocht  hätte.  Dagegen  hat  er  aus  den 
Spuren  in  der  Hds.  verschiedene  Folgerungen  über  die  Einrichtung  der 
Ohriginalbriefe  gezogen. 

Nur  kurz  erwähnen  wollen  wir  noch  in  Betreff  der  Ornamentik,  dafs 
K  Lamprecht^  zwei  reichverzierte  Hdss.  des  10.  Jh.  beschrieben  hat,  und 


1)  Vgl  o.  S.  285».  —  2)  Vgl.  o.  S.  SSS**.  —  3)  U  PaUognphie  des  Meraz.  Parii, 
ünprim.  nat  77  8.  gr.  8.  Vgl.  «ich  n.  8.  868«  u.  JB.  III,  2,  S85f  —  4)  Pn)gr.  dss  XaiMr- 
WiU).-G7iin.  in  Kdln,  9  S.,  n.  1  Scbrimct  (No.  374).  —  &)  &  o.  &  14«.  —  6)  D.  Wifliiar 
Hds.  d.  BoDifMiiw-Briefe:  NA.  9  (1888),  B.  9—88.  —  7)  &  o.  S.  96*.  ^ 


11,364  XXXVI.    H.  Brefslaa: 

das  ftr  die  vielbeslxittene  Frage  über  die  Herkunft  der  phantastischen  Ver- 
zierongen  in  irischen  and  merowingischen  Hdss.  aach  auf  das  von  FrL  Mestorf 
übersetzte  Werk  Ton  Sophos  Müller,  ^Die  Thieromamentik  im  Norden',') 
Bücksicht  zu  nehmen  ist 


XXXVI. 
H.  Bre&laa 

Diplomatik. 

Von  der  grolsartigen  Publikation  von  Drkundenfaksimilen,  die 
anf  Kosten  der  prenÜBischen  ArchiTverwaltang  von  H.  ?.  Sybel  nnd  Tb. 
Sickel ')  herausgegeben  wird,  bietet  die  zweite  vom  Ref.  bearbeitete  Lieferung 
auf  29  Tafeln  30  Urkk.  der  salischen  Periode.  Für  die  Bearbeitong  dieser 
Abteilung  sind  im  wesentlichen  dieselben  Grunds&tze  mafsgebend  gewesen, 
denen  Sickel  für  die  erste  Lieferung  gefolgt  ist,  wie  das  bei  der  durchaus 
verwandten  Natur  des  Stoffes  geboten  war.  Denn  für  die  Geschichte  des 
Urkundenwesens  bildet  das  Jahr  1024  kaum  einen  Abschnitt;  die  Kanzlei 
Konrads  n.  hielt  wie  die  der  folgenden  Salier  bis  in  die  Zeit  Heinrichs  V. 
hinein  an  den  Brftuchen  und  Sitten  fest,  welche,  für  die  Kanzlei  Heinrichs  L 
und  der  sftchsischen  Könige  geltend,  ihrerseits  wieder  auf  karolingischem 
Herkommen  beruhen.  Von  den  30  mitgeteilten  Stücken  gehören  5  der  Zeit 
Konrads  TL  an,  darunter  das  einzige  im  Original  erhaltene  Mandat  des 
11.  Jh.  und  eine  in  der  Reichskanzlei  besiegelte  Urk.  des  Bischofs  Kadeloh 
von  Naumburg.  Aus  der  Regierung  Heinrichs  HL  stammen  12,  ans  der 
Heinrichs  lY.  11  Diplome;  die  Tafeln  28  und  29  bieten  die  beiden  einzigen 
in  originaler  Ausfertigung  auf  uns  gekommenen  Urkk.  der  Cregenkönige 
Rudolf  und  Hermann.  Die  Erläuterungen  des  beigegebenen  Textes  behandeln 
u.  a.  zu  Tafel  2  das  Aufkommen  der  Zeugenunterschriften,  zu  Tafel  5,  9 — 
17,  26  die  Unterschriftszeichen  (Monogramm,  Beizeichen,  Rekognitionszeichen); 
Tafel  8  zeigt  den  Anteil  des  Kanzlers  an  der  Ausfertigung;  wiederholt,  so 
zu  Tafel  6,  22,  24  ist  nachgewiesen,  dafs  in  der  salischen  Periode  wenigstens 
in  Bezug  auf  Schreiber  und  Diktatoren  keineswegs  eine  so  scharfe  Scheidung 
zwischen  deutscher  und  italienischer  Kanzleiabteilung  bestand,  wie  früher 
wohl  angenommen  ist  Überhaupt  erkennt  man  gerade  aus  den  Diplomen 
der  salischen  Periode  besonders  deutlich,  ein  wie  grofser  Spielraum  trotz 
aller  aufgestellten  Regeln  in  der  Reichskanzlei  der  Laune  oder  Willkür  der 
einzelnen  Subaltembeamten  überlassen  war,  —  eine  Thatsache,  die  der  Histo- 
riker bei  der  Benutzung  der  Diplome  wohl  im  Auge  zu  behalten  gut  thun 
wird.      Drei  von  den  mitgeteilten  Stücken  —  Tafel  14,  21,  25  —  werden 


1)  S.  o.  8.  146>«    —   2)  Kauemrkk.  in  AbbUdimgeii   (a.  JB.  HI,  2,  388*).     2.  UOg. 
ürkk.  der  Mliiohen  Periode,   ansgewShlt  nod  erllntert  tob  H.  BrefaUn.     Berlin,  Weid* 


B^omttik.  11,365 

« 

als  FUschimgen  erwiesen;  daranter  sind  2  Diplome  (St.  2441,  2828),  deren 
Echtheit  bisher  nicht  beanstandet  worden  war.  —  Eine  andere  sehr  wert- 
volle Faksimile-Sanunlung  verdanken  wir  der  Direktion  der  £cole  des  Chartes 
in  Paris.  Die  beiden  ersten  Ideferongen  ^)  enthalten  aof  48  Tafeln  81  Stücke, 
grölstenteils  ürkk.  französischer  Provenienz.  Ans  der  1.  Lieferong  heben 
wir  hervor  No.  10  nnd  11,  deutsche  HoQierichtserlasse  ans  den  Jahren 
1293,  1294;  No.  26  ein  Mandat  Philipps  des  Schönen,  No.  32  eine  Bnlle 
Sylvesters  U.  von  999  fnr  Pny,  No.  33  ein  Diplom  Hngo  Oapets  von  988 
ftr  St.  Manr  des  Fosses,  dessen  Schrift  offenbar  karolingischen  Mustern  nach- 
geahmt ist,  No.  34  eine  Urk.  des  Grafen  Borrellos  von  Barcelona  von  988, 
No.  35  und  36  ürkk.  König  Koberts  v.  Frankreich,  die  letztere  von  c.  1010 
besonders  bemerkenswert  wegen  der  eigenhändigen  Unterschriften  des  Eardi- 
nalbischofs  v.  Ostia  nnd  des  Bisch,  v.  Paris.  Von  den  Stücken  der  2.  Lie- 
ferang interessieren  besonders  die  zahhreichen  Urkk.  französischer  Könige, 
damnter  3  Heinrichs  L,  1  Philipps  L,  1  Ludwigs  YL,  2  Ludwigs  YIL, 
eine  Ludwigs  IX.  (No.  51  mit  besonders  schöner  Ausstattung).  Femer  sind 
bemerkenswert  Stücke  aus  dem  Register  Philipp  Augusts  (No.  72,  73),  eine 
Supplik  an  den  französischen  König  (No.  67),  Breven  Eugens  lY.  von  1446 
^0.  68),  Urbans  Vm.  von  1626  (No.  69,  mit  Abbildung  des  Fischerring- 
siegels), Benedikts  XUL  von  17^  (No.  70  in  scrittnra  bollatica),  endlich 
No.  45  Urk.  eines  päpstlichen  Legaten  aus  dem  An&ng  des  13.  Jh.  nach 
Art  der  literae  cum  filo  serico.  Die  Abbildungen  der  französischen  Faksimile- 
sammlung,  für  die  nicht  wie  für  die  deutsche  das  Verfahren  des  Lichtdruckes 
sondern  das  der  Häiogravure  in  Anwendung  gekommen  ist,  sind  vorzüglich 
gelungen;  was  sie  von  den  K.  U.  i  A.  unterscheidet,  ist,  neben  dem  an- 
scheinenden Mangel  eines  einheitlichen  Planes  für  dais  ganze  Unternehmen, 
das  gänzliche  Fehlen  der  diplomatischen  Erläuterungen,  welche  die  deutsche 
Publikation  so  wertvoll  machen.  Der  Text,  der  dem  Becueil  beigegeben  ist, 
bescbrftnkt  sich  auf  die  Transskription  gewöhnlich  des  Anfangs  und  des 
Schlusses  der  Urkk.,  und  diese  ist  bei  den  deutschen  Stücken  nicht  immer 
ganz  fehlerfrei;  so  ist  z.  B.  bei  No.  10  selbst  der  Name  des  Ausstellers 
fidsch  gelesen  (Grast  statt  Graft  von  Hohenlohe).  —  Minder  allgemeinen  In- 
teresses, aber  dennoch  sehr  dankenswert  ist  Fr.  Zimmermanns')  Samm- 
lung von  Faksimiles  siebenbürgischer  Urkunden.  Unter  den  ungarischen 
Königsurkunden  sind  besonders  bemerkenswert  3  von  Sigismund,  darunter 
No.  14  mit  einem  Kanzlei  vermerk  unter  dem  abgefallenen  Siegel.  In  deutscher 
Sprache  ist  nur  No.  17  abgefabt,  eine  Urk.  des  SfiBidtrathes  v.  Kronstadt  v. 
1429.  Die  technische  AusfCÜirung  der  Faksimiles  steht  hinter  der  der  beiden 
anderen  Sammlungen  zurück;  die  Texte  geben  eine  vollständige  und  sehr 
soigfiütige  Transskription  der  Urkk.,  aber  keine  Erklärungen. 


1)  BaawQ  da  FlMiiaiilfc  k  TiiMge  d6  l'&ole  nationale  des  charteiL  Ito.  1  n.  8.  Paria, 
ISSO  Q.  81.  —  2)  8.  JB.  m,  2,  B25>  —  Bourmont,  lieiUea  «crit,  ■.  o.  8.  862«;  Mo- 
naei,  fawrimili,  a.  o.  8.  362*  (Urk.  aoa  Born  Tcm  1198,  Testament  Ton  1867);  Pal.  aodetj 
Lt  11,  ■.  o.  8.  8611  (Bngi.  xj,u^  d.  12.  Jh.).  —  Bart,  Charte  carloying,  a.  o.  8.  11*^  — 
ütUL-Büeher,  a.  o.  8.  68^'«,  69*-»,  70*.  —  VTilmani,  Kaiaemrkk.,  ■.  JB.  m,  2,  25«  n. 
0.8.121^.  —  EinaelpablikatLcmen  Ton  grSiaerem  diplomatiaciiem Intereaae :  Magen  etTholin, 
Tnria  dipldmea  d'honnenr  da  IV.  nide,  BA.  Febr.;  Allodi,  Schenkonginrk.  e.  rSm.  Fatridoi 
T.  869  für  8.  Lorenao,  A.  itorioo,  artiatioo  della  dttä  e  proTinda  äl  Borna  4,  6;  Fabri, 
Bolle  8ergiiia'  lY.  t.  1011  für  Hont  Canigoa  (Or.  auf  Papyrus  in  d.  Bibliothek  aa  Perpignan), 
Ittn.  de  la  soc  des  Pyren^es  orientales  24;  Oipolla,  Eaisemrkk.  aas  Terona,  s.  o.  &  11*, 
W;  Jaksch,  Unedierte  Kaisenirkk.  aas  Axono  a.  Nonra,  MIÖQ.  2,  441  S. 


n,366  XXXVL   H.  Br^rslan: 

Über  die  Principien  der  ürkandenedition  wttosdLt  Bouchet^) 
wie  vor  ihm  Oiry*)  eine  Einigang  auf  einem  internationalen  europäischen 
Eongreb  sachverständiger  Gelehrten.  Im  Anschlnfs  an  die  ^Monnm.  Germ.' 
spricht  er  sich  für  möglichst  getreue  Wiedergabe  der  Originale  ans  and  will 
in  dieser  Beriehnng  sogar  noch  weiter  gehn,  als  Sickel  gethan  hat. 

Bereits  eine  erste  Verarbeitung  des  urkundlichen  Materials  bieten  die 
Regesten.  >)  Die  mustergiltige  Neubearbeitung  der  Böhmerschen,^)  sowie 
die  neue  Auflage  der  Jaff^schen  Regesten  ^)  sind  bereits  besprochen.  Wenn 
von  den  letzteren  die  erste,  von  Kaltenbrunner  bearbeitete  Lieferung  (bis 
574)  nicht  alle  Erwartungen  erfüllt  hat,  so  ist  dies  zum  Teil  auf  die  auÜBer- 
ordentlichen  Schwierigkeiten  der  Aufgabe  zurQckzuf&hren. 

Gröfsere  diplomatische  Werke  ^)  allgemeinen  Inhalts  haben  wir 
nicht  zu  yerzeichnen.  Dagegen  haben  Brunner^)  und  Ficker^)  Nachträge 
zu  ihren  früher  besprochenen  Büchern  geliefert.  Ersterer  behandelt  eine 
Anzahl  der  diplomatisch  und  rechtsgeschichtlich  interessantesten  Stücke  aus 
dem  1879  veröffentlichten  1.  Bande  des  Regesto  di  Farfa;')  letzterer  er^ 
örtert  im  Anschlnfs  an  die  Untersuchung  Darguns  über  Heinrichs  (VU.)  Pri- 
vilegium von  1282  für  Worms  abermals  die  Zeugenreihen  deutscher  Urkk. 
des  staufischen  Zeitalters,  wobei  er  die  Ansicht  ausspricht,  dsSs  im  13.  Jh. 
am  Hof  anwesende  GroÜBe  auch  dann  als  Zeugen  einer  Urk.  genannt  werden 
konnten,  wenn  sie  von  dieser  gar  nichts  wnÜBten,  wobei  er  femer  auf  das 
häufige  Vorkommen  von  Ungenauigkeiten  in  den  Namen  und  Titeln  der 
Zeugen  auch  bei  zweifellosen  Originalurkunden  hinweist  und  dieselben  aus 
Abschreibefehlem  der  Ingrossisten  und  Nachlässigkeiten  der  Goncipienten  er- 
klärt. Besonders  beachtenswert  ist  hier  noch  der  Nachweis,  daüs  der  Wechsel 
in  der  Anwendung  der  Titulaturen  in  den  Urkk.  vielfach  auf  bloüse  Willkür 
untergeordneter  Eanzleibeamten  und  keineswegs  auf  höhere  politische  Er- 
wägungen zurückzufahren  ist  Auch  an  diesem  Punkte  zeigt  sich  wieder, 
wie  sehr  man  bei  der  Kritik  mittelalterlicher  Urkunden  von  den  modernen 
Anschauungen  über  ordnungsmäfsige  und  geregelte  Behandlung  der  Kanzlei- 
geschäfte abzusehen  hat. 

Einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  italienischen  Kanzlei  Heinrichs  YH. 
von  Lützelburg  giebt  G.  Paoli^^)  durch  die  Veröffentlichung  einer  Urk.  y. 
1310,  in  welcher  Erzb.  Heinrich  v.  KöUi  als  Erzkanzler  fOr  Italien,  weil  er 
verhindert  ist  dem  König  nach  Italien  zu  folgen,  seine  Vertretung  in  Sachen 
der  Kanzlei,  insbesondere  die  Führung  des  Siegels  und  die  Erhebung  der 
Kanzleisporteln  dem  zum  königlichen  Kanzler  ernannten  Abt  Heinrich  v. 
Villers  überträgt.  —  Ober  die  Geschäftsgebahmng  in  der  kaiserlichen  Kanzlei 
des  15.  Jh.  macht  H.  Zimmermann  i^)  Mitteilungen  aus  den  Registratur- 
büchem  K.  Sigismunds,  die  u.  a.  zeigen,  dafs  damals  grundsätzlich  kein 
^Majestätsbrief  vor  seiner  Registrierung  besiegelt  werden  sollte.  Zugleich 
wird  ein  neuer  Beleg  für  das  Vorkommen  von  Blanketten  aus  der  Zeit 
Friedridis  IQ.  gegeben.  —  Über  das  polnische  Kanzleipersonal  in  der  Zeft 


1)  De  la  tnnsBcription  des  eharteA  et  des  manasoritB.     B«ll  de  la  aoc  da  YtaMmoM. 

—  2)  BECh.  41,  405.  —  8)  S.  o.  S.  68  £.  —  4)  S.  o.  &  66*.  —  5)  S.  o.  S.  186*.  — 
6)  Formelbüoher,  s.  JB.  Ill,  2,  65*  (Zenmer)  a.  o.  S.  4S>  (Schweiier),  329*  (Tadra); 
ferner  F.  M.  Mayerti  MitteiL  üb.  e.  Formelbach  Enh.  Frdr.fl  HI.  y.  Sakbug»  AÖG.  62, 
147  C  —  7)  S.  0.  S.  12«.   —  8)  Neue  Beitrage  lur  Urkandenlelire,  U,  MIÖG.  2,  177  fl. 

—  9)  8.  JB.  II,  2,  266i<>.  —  10)  B.  Docnm.  1  d.  ital.  Kaaalei  Heinrülia  VH,  UIÖQ.  2» 
294  t  —  11)  S.  o.  8.  60«. 


Biplonuitik.  11,367 

Tim  1484 — 1606  handelt  Boman  Maurer,  ^)  indem  er  Listen  der  caneellarü, 
Ticecancellarii,  sigülarii,  secretarü  and  notarü  Polens  und  litthaaens  zu- 
sammenstellt —  Eine  kurze  Studie  ober  die  Kanzlei  des  Königreichs  Jeru- 
salem endlich  hat  H.  Delaborde')  in  der  Einleitung  zu  seiner  Publikation 
von  59  Urkk.  des  Klosters  S.  Marien  von  Josaphat  gegeben,  der  auch  zwei 
Uiknndenfaksimiles  in  H61iograyure  beigefQgt  sind. 

Aus  der  Zahl  der  kritischen  Untersuchungen  Aber  Urkunden« 
gruppen  und  einzelne  Urkunden  erwähnen  wir  zuerst  einen  Au&atz  S  ick  eis.') 
Der  VI  bestreitet  gegen  Ficker,  dals  zur  Erklärung  ungewöhnlicher  Datie- 
rungen das  Verhältnis  der  Reinschriften  zu  den  Konzepten  heranzuziehen 
sei,  indem  er  —  mit  unzweifelhaftem  Rechte  —  behauptet,  da(s  im  10.  (und 
wie  ich  hinzufflge  auch  im  11.)  Jh.  keineswegs  so  regelmäMg  Konzepte  fikr 
die  Urkk.  der  Reichskanzlei  überhaupt  angefertigt  sind,  wie  Ficker  annimmt 
Indem  er  dann  die  nnregelmäfsigen  Datierungsformeln  einer  Anzahl  ottonischer 
Urkunden  aus  der  Zeit  von  941 — 961  auf  individuelle  Gewöhnung  oder 
Nachlässigkeit  einzelner  Schreiber  zurflckfährt,  giebt  er  für  andere  Fälle  eine 
absichtliche  und  bedeutungsvolle  Abweichung  von  der  Norm  zu.  —  Eine 
Arbeit  von  K.  Rieger  ^)  behandelt  die  Immunitätsprivilegien  italienischer 
Bistümer  bis  zum  Jahre  1024.  Die  Bistümer  werden  dabei  in  alphabetischer 
Reihenfolge  geordnet;  bei  jedem  einzelnen  hat  der  Vf.  die  erhaltenen  Immu- 
nitäten kritisch  besprochen;  zum  Schlufs  giebt  er  eine  kurze  Obersicht  über 
die  Entwicklung  der  Immunitätsrechte.  Kann  die  letztere  schon  aus  dem 
Grunde  nicht  genügen,  weil  die  Immunitäten  der  Erlöster  und  die  in  Italien 
noch  vorkommenden  Immunitäten  für  Laien  grundsätzlich  von  der  Behand- 
lung ausgeschlossen  sind,  wird  man  auch  sonst  nicht  aUen  Urteilen  Rs  über 
die  einzelnen  Urkunden,  die  er  bespricht,  zustimmen  können,  so  ist  doch 
die  ganze  Arbeit,  die  sich  selbst  nur  als  eine  Vorstudie  bezeichnet,  als  solche 
sehr  dankenswert  —  Zur  Lehre  von  den  Urkk.  Heinrichs  in.  liefert  Stein-, 
dorff  im  1.  Exkurs  zum  2.  Bande  der  'Jahrbücher'  dieses  Kaisers^)  neue 
Beiträge.  Er  behandelt  die  Korroborationsformeln,  die  Monogramme,  die 
Siegel,  demnächst  gewisse  besondere  Urkundenarten  (Manumissionsdiplome, 
Mundbriefe,  Breven,  Placita),  endlich  in  9  Paragraphen  einzehie  Urkunden 
and  Urkundengruppen,  darunter  besonders  eingehend  die  Fälschungen  von 
Brauwefler  und  die  Würzburger  Inununitätsurkunden.  —  Über  die  Wille- 
briefe der  Kurfürsten  handelt  K.  Lamprecht, ^)  berücksichtigt  aber  die  uns 
hier  vorzugsweise  interessierende  formale  Seite  dieser  Urkunden  nur  in  der 
Kürze.  —  Zu  der  Art  und  Weise,  wie  in  der  Reichskanzlei  um  die  Mitte 
des  15.  Jh.  diplomatische  Kritik  geübt  wurde,  giebt  Mühlbacher ^)  einen 
interessanten  Beitrag. 

Von  grofisem  Interesse  für  Papstdiplomatik^   ist   eine   sehr   sorg- 


1)  &  o.  S.  841^^  —  2)  Chartas  de  Tene  itiiite  prorenaDt  de  Tabbaye  de  N.  D.  de 
JoM^hat    Farisy  1S80.    Biblioth^ue  des  toles  fran^siseB  d'Athftnes  et  de  Borne,  Heft  19. 

—  8)  Erklir.  anomaler  IkitieroDgiformeln  d.  Diplome  Ottos  L,  MIÖG.  2,  266—80.  ~ 
4)  8.  o.  8.  21»,  74».  —  5)  B.  o.  8.  27*.  --  6)  8.  o.  8.  58»,  76*.  —  7)  8.  o.  8.  60».  — 
J.  T.  Fflngk-Harttang,  FDG.  21,  286 — 38,  beschreibt  einige  Nachseichnimgen  der  ürk. 
Karls  des  Kahlen  Ton  876  für  8t  Oaen  nnd  yerteidigt  —  gegen  Kaltenbnmner  (and  Siokel) 

—  seine  Ansicht,  dab  das  alteie  Diplom  Fippins  für  Fulda  nicht  Original  sondern  Nach- 
Miehnimg  (Sehein-Original-Ürknnde)  sei  YgL  dasu  Mühlbacher,  MIÖ9.  2,  807.  — 
8)  Üb.  pSp^  ArchiTe  s.  d.  ZnsammenstelL  o.  8.  188*»;  üb.  d.  Begistarbüoher  s.  o.  8.  187»» 
(LeTi,  Ewald),  187»  (Berger),  49^  (LSher).  —  Bocqaain  (s.  o.  8.  190*)  ist  diplomar 
tisch  onbedMitend.   —    Beyer,  Datierung  im  Beg.  Gregors  VIL,  s.  o.  8.  89^   188».   — 


11,368  3EXXYL  H.  Brorslan. 

ftltige  Arbeit  Ton  N.  Yalois.  ^)  Zum  erstenmal  wird  hier  daraaf  hin- 
gewiesen, dais  in  einer  grofsen  Zahl  päpstlicher  ürkk.  eine  rhythmische  An- 
ordnung —  von  den  späteren  Theoretikern  corsos  genannt  —  Yorherrsche, 
deren  erste  Sporen  bereits  im  3.  Jh.  begegnen.  Diese  rhythmischen  Gesetze, 
die  man  auch  als  'stilus  cariae  Bomanae^  oder  'stilns  Oregorianns'  bezeichnet, 
sind  zum  erstenmale  theoretisch  formuliert  in  der  bisher  nicht  gedruckten 
'Forma  dictandi  quam  Bomae  notarios  institnit  magister  Albertus  qni  et 
Oregorius  Ym.  papa\  Sie  sind  in  verschiedenen  Perioden,  deren  V.  vier 
unterscheidet,  nicht  immer  gleichmäCsig  gut  verstanden  und  getreu  befolgt-, 
am  besten  in  der  Zeit  von  Innocenz  m.  bis  Nikolaus  lY.  (1198—1288), 
während  von  da  an  der  Brauch  immer  mehr  abnimmt  Als  Mittel  der  diplo- 
matischen Kritik  wird  der  cursus  fortan  bei  allen  päpstlichen  Urkunden  ins- 
besondere des  13.  Jh.  zu  beachten  sein.  Seh  ums')  Mitteilungen  ttber  ein 
wieder  aufgefundenes  Privileg  Leos  IX.  itlr  Nienburg  bieten  willkommene 
Ergänzungen  zu  dem,  was  früher  P.  Ewald')  über  die  äuüseren  Merkmale 
der  Bullen  dieses  Papstes  beigebracht  hat. 

Auf  sphragistischem  Oebiete  erwähnen  wir  in  erster  Linie  ein  Buch 
von  6.  Demay,^)  das  Sprache,  Schrift,  Interpunktion,  graphische  Anord- 
nung und  Abbreviaturen  der  SiegeUegenden  behandelt  und  ein  umfangreiches 
Yerzeichnis  der  letzteren  giebt  Die  Siegel  der  salischen  Kaiser  verzeichnet 
Bef.,^)  der  in  der  Einleitung  über  einige  mit  der  Besiegelung  zusammen- 
hängende Fragen  (Yorkommen  eines  besonderen  italienischen  Siegels  unter 
Konrad  IL,  Heinrich  IQ.,  Heinrich  lY.;  unbesiegelte  Originale;  nachträgliche 
Besiegelung;  Besiegelung  durch  andere  Herrscher;  Besiegelung  nicht  könig- 
licher Urkunden  durch  den  König;  nicht  königliche  Siegel  an  Königsurkk.) 
handelt  Photögraphieen  der  italienischen  Siegel  Konrads  H.  und  Hein- 
richs in.  sind  der  Abhandlung  beigegeben.  Einzelne  sphragistische  Notizen 
hat  auch  in  diesem  Jahre  F.  K.  Fürst  v.  Hohenlohe-Kupferzell  ^  ver- 
öffentlicht. 


T.  Pflagk- Harttang,  geCUachte  Papstnrkk.,  ■.  o.  S.  IBl^^  (woMlbst  statt  13«  m  leMn 
11*).  —  Lindner,  Dietr.  t.  Niem,  s.  o.  8.  53'.  —  Zimmermann,  FiOBch.  einer  Bolle 
Innoc.  Yin.,  s.  o.  S.  188".  —  1)  S.  o.  8.  188»«.  —  2)  8.  o.  8.  117«.  —  8)  JB.  I,  819». 
—  Ich  füge  hier  noch  einige  kleinere  Kotizen  hinzu:  Über  die  ürk.  BoleelaYi  t.  Polen  fBr 
d.  Jaden  t.  1864,  ihre  Bestätignngen  a.  einen  im  16.  Jh.  danach  TerfiÜMhten  Text  handelt 
R.  Habe,  Biblioteka  WaraaawBka,  1880,  MIn-Heft  —  Über  GoldMshrift  in  Prirat- 
orkonden  Ton  La  Oa^a  o.  Areszo  a.  über  eine  aach  aof  d.  BückMite  beschriebene  ürk.  ans 
Monteamiata  t.  760  spricht  G.  Paoli,  Arch.  stör,  it  IY8.,  6,  1X5  S.;  s.  JB.  m,  2,  251«;  über 
d.  Becht  der  Florentiner  Signoria  mit  Bleiballen  aa  siegeln  a.  über  eine  auf  Leder  geschriebene 
Urkunde  t.  1243,  ders.,  ib.  8  (1881),  288  ff.  —  de  Mas  Latrie,  <car  tel  est  notre 
plaisir',  s.  o.  8.  281»®.  —  4)  8.  o.  8.  868*;  aneh  als  Binl.  su  d.  o.  8.  809*  bespr.  Werke. 
— •  5)  H.  Brefslaa,  NA.  6,  541—78.  —  6)  AKDY.  28,  328 ff :  über  d.  Charakter  mancher 
herald.  Adler  auf  8iegeln  (Reichsadler  als  Amtssiegel);  46  ff.,  304  ff:  ttb.  herald.  Kronen. 


▲Ugemeineik  11,369 


XXXVII. 

J.  Jastrow. 

Allgemeines. 

Fttr  Qaellenpnblikationeii  nm&ssenden  Charakters  sind  im  deutschen 
Reiche  zwei  Brennpunkte:  Berlin  nnd  München.  Dort  sind  es  die  Mona- 
menta  Germaniae.  Über  deren  fertig  vorliegende  Leistnngen  haben  wir  be- 
reits berichtet;  1)  von  den  in  Vorbereitung  begriffenen^)  erwähnen  wir  die 
Jordanes- Ausgabe,  welche  Th.  Mommsen,  von  dem  allbekannten  Brandunglück 
betroffen,  sofort  wieder  aufnahm,  die  des  Fredegar  (von  Kr u seh),  Oregor 
V.  Tours  (Arndt),  lex 'Ripuarioram  (Sohm).  Der  Druck  von  Bd.  23  der 
Scriptores  ist  durch  Hellers  plötzlichen  Tod  verzögert,  der  von  Bd.  26  da- 
gegen ist  weit  vorgeschritten.  Unter  anderm  werden  auch  gröfsere  Stticke 
aus  französischen  und  englischen  Historikern  in  Aussicht  gestellt.  —  Von 
den  Arbeiten  der  Mflnehener  ^Historischen  Kommission'  ist  ebenfalls  bereits 
die  Rede  gewesen.^)  In  weiterer  Vorbereitung  sind  die  Reichstagsakten 
unter  Ruprecht  und  Sigismund,  sowie  die  Wittelsbachische  Korrespondenz 
pfälzischer  und  baierischer  Linie.  ^) 

Eine  lebende  Quelle  zur  deutschen  Geschichte  in  allen  ihren  Perioden 
ist  die  heutige  deutsche  Volkssprache.  Eine  genaue  Begrenzung  der  Gebiete 
der  einzelnen  Volksdialekte  würde  die  wichtigsten  Rückschlüsse  auf  die  Aus- 
breitung der  Stämme  in  früherer  Zeit  gestatten.  Alle  bisherigen  karto- 
graphischen Darstellungen  gingen  von  der  Voraussetzung  grofser  Sprach- 
provinzen aus  und  suchten  deren  Grenzen  im  einzelnen  zu  verifizieren. 
Den  umgekehrten  Weg  schlägt  jetzt  G.  Wenker^)  ein.  Mit  Hilfe  der  Volks- 
schullehrer sucht  er  von  Stadt  zu  Stadt  und  von  Dorf  zu  Dorf  den  Dialekt 
festzustellen ;  erst  als  letztes  Endresultat  sollen  sich  dann  die  Sprachprovinzen 
in  ihrer  natürlichen  Begrenzung  ergeben.  Unter  Mitarbeitung  des  Volkes 
und  seiner  Lehrer  entstanden,  und  andererseits  von  einer  Körperschaft,  wie 
die  Berliner  Akademie  ist,  unterstützt  und  gefördert,  wird  dieses  Unter- 
nehmen, wenn  ihm  ein  Abschlufs  beschieden  ist,  der  grofsartigste  Quellen- 
beitrag sein,  welchen  das  deutsche  Volk  selbst  zu  seiner  Geschichte  geliefert 
hat;  gleichzeitig  ein  Beweis,  was  die  Beteiligung  von  Laien  wert  sein  kann, 
wenn  sie  unter  gelehrter  Leitung  organisiert  wird.      Einer  ahnlichen  Ver- 


1)  Scriptt  Antiq.  VI,  1;  poStte  I,  1—2;  Legnm  sectio  II;  Scriptt.  XIJIT;  ti.  Index.  — 
2)  O.  Vf  aits,  Ber.  IIb.  d.  Fortgang  d.  MOH.  Monatsber.  d.  Berl.  Ak.  1881  (ench.  1882), 
736 — 42.  —  VgL  Ber.  üb.  d.  7.  Flenarrenamml  d.  Gentraldirekt  d.  MQH.  1881.  NA.  7 
(1881/^2).  1—8.  —  8)  StSdtechioniken,  s.  o.  S.  BS^.  Hanierezease  a.  n.  S.  381*.  882^  — 
4)  21.'  PlenarreTMaoml.  d.  bist  Kommias.  bei  d.  kgl.  baier.  Ak.  d.  WiM.  1880.  Ber.  d.  Sekre- 
tariats FDG.  21,  261/67;  22.  Plenarrers.  etc.  1881,  ib.  22  (1882),  258/58.  —  5)  Sprachatlas 
T.  Nord-  n.  ICitteldeatschl.  aaf  Qmnd  Ton  systematisch  mit  Hilfe  der  Volksschallehrer  gesam- 
meltem Material  aas  ca.  80  000  Orten  bearb.,  entworfen  u.  gezeichnet  Abt  I,  lief.  1,  BI.  1, 
2,  18,  19,  27,  28.  Malsstab  1:800  000.  Ortofeneichn.,  Text,  Einl.  XXUI  8.  Strassb., 
Tr&bner.  (13  AbteU.  ä  ca.  SO  BL,  jede  in  6  laefeningen.)  DLZ.  3  (1882),  248  t  (M. 
Boodiger). 

Hietorisobe  Jahresberichte.   1881.   II.  24 


n,S70  XXXVIi.    J.  Jftttrow: 

Wendung  wären  auch  andere  Schätze  im  Monde  des  Volkes  fähig.  Die 
Sprichwörter  bergen  namentlich  viel  rechtsgeschichtliches  Material  in  sich; 
allein  K.  Simrocks^)  Sanmilnng,  rein  alphabetisch  geordnet,  bezweckt 
weder  eine  historische  Ansbente,  noch  ermöglicht  sie  dieselbe. 

Zwischen  Quellen  und  Darstellungen  in  der  Mitte  stehen  die  Nach- 
schlagebücher. H.  Oesterley^)  sammelt  die  in  den  mittelalterlichen 
Chroniken')  yorkommenden  Ortsnamen.  Von  Urkunden  sind  nur  die  kirch- 
lichen Verzeichnisse  benutzt.  Die  Anordnung  innerhalb  der  einzelnen  Artikel 
ist  chronologisch  nach  Thatsachen  in  der  Art,  dafs  auch  jüngere  Namens- 
formen vor  älteren  erscheinen,  wenn  sie  von  späteren  Chronisten  bei  Gre- 
legenheit  einer  älteren  Thatsache  erwähnt  sind.  —  V.  Gay^)  verfolgt  von 
der  Earolingerzeit  bis  zur  Renaissance  einschliefslich  die  künstlerischen  und 
archäologischen  Ausdrücke  und  giebt  in  jedem  Artikel  Worterklärung,  Ge- 
schichte des  Gegenstandes  mit  (zum  Teil  unedierten)  Textstellen,  sowie  Ab- 
bildungen desselben. 

Andere  Nachschlagewerke  beschränken  sich  auf  die  deutsche  Geschichte. 
Die  ^Allgemeine  Deutsche  Biographie'^)  und  0.  v.  Grotes^)  Stifterlexikon 
sind  fortgesetzt  worden.  Neu  begonnen  hat  E.  Götzinger^  eine  Real- 
encyklopädie,  jedoch  ohne  in  der  gelehrten  Welt  Anklang  zu  finden.^)  — 
L.  Dieffenbach  und  £.  Wülckers*)  Ergänzungen  zum  Grimmschen 
Wörterbuch  haben  auch  tmgedruckte  Archivalien,  namentlich  Frankfurter, 
herangezogen.  Einige  tabellarische  Werke  '^)  müssen  wir  uns  begnügen  dem 
Titel  nach  anzuführen. 


1)  Die  dentschen  Spruch  worter  gesammelt  4.  Anfl.  Frankf.,  Winter.  Y,  677  S.  (A. 
a.  d.  T.:  DentBche  VolkBbücher  5.)  —  G.  Wunderlicli,  Dentsche  Sprfichw5rter,  Tolkstftml. 
erkl.  n.  gruppiert  3  Bandchen.  Langensalaa,  Schnllrachhaiidl.,  1880.  VlJl,  84  S.,  iat  nur 
e.  Auffwalü  f.  Unterrichtsswecke.  —  2)  Hist-geogr.  WB.  d.  dentschen  MA.  Gotha,  Perthes. 
Lf.  1—6.  S.  1—480  (bis  Neustadt).  Selbstanzeige:  Fetermanns  MitteU.  27,  194/96;  Bei: 
MHL.  10  (1882),  212  f.  (H.  Brefslaa);  KA.  6,  651;  KBGY.  S.  46  f.;  DLZ.  2,  158S  f. 
(K.  Bieg  er).  —  3)  Einige  nnbenutEte  sind  genannt:  GBl.  8.  1092  f  —  Die  Gitate  sind 
öfter  irrtümlich  z.  B.  'Frieting  Archiv'  für  Ehrentrants  'friesisches  AzchiT*  (Mitt  nnaeres 
Mitarb.  K.  E.  H.  Krause)  —  4)  Glossaire  archöol.  du  MA.  et  de  la  Benaissance.  1'  €uc. 
A-Bli.  Par.,  soc  bibUogr.,  160  p.  4^  k  2  col.  Bez:  Polybibl.  34  (1882),  531  f.  (Em.  B.). 
—  W.  Bentzmann,  Numismat  Legenden -Lexikon  des  MA.  n.  d.  NZ.  Kene  [Titel-]  Anag. 
in  einem  Bde.  BerL,  Calyary.  X,  192  S.  -f  VIII,  248  S.  -\-  TL,  46  S.,  enthält  nnt  beMnd. 
Titelbl.:  1.  alphabet-chronol.  Tab.  d.  Mflnzlierren  etc.  (1865),  2.  Erginsnngen  d.  Titelabhre- 
Tiatoren  etc.  (1866),  3.  Nachtr.  (1878).  —  5)  Hrsg.  durch  die  histor.  Kommiss.  bei  der 
kgL  [bair.]  Akad.  der  Wissensch.  Leipzig,  Dnncker  n.  Humblot  Lf.  57  —  66,  Bd.  XU, 
S.  160  —  796.  Bd.  Xm,  S.  1—796.  Bd.  XIV,  S.  1  —  160  (Hermann  L  v.  Würab.  — 
Joh.  T.  Brand. -Eüstrin).  —  Von  der  (JB.  KI,  2,  335')  erwähnten  biograph.  nationale 
[beige]  ist  t  VII,  1'«  partie  (199  S.)  erschienen  (bis  FMle-Fyt).  —  6)  Lexikon  dentKhar 
Stifter,  Klöster  und  Ordenshaoser.  1.  Halbband.  Osterwieck,  Zickfeldt  IV,  816  S.  (bis 
Lyntpurg).  Vgl.  JB.  UI,  2,  337«;  Bez:  NA.  6,  651;  ZDA.  25,  200/4- (P.  Weise).  — 
7)  Beallexikon  d.  dtsch.  Altertümer.  Ein  Hand-  n.  Nachschlagebuch  f.  Studierende  n.  I^ien. 
Heft  1—5.  Leipz.,  Urban.  S.  1—304  (ToUst&idig  in  20  Lief.).  —  8)  Vgl.  JB.  f.  germ. 
Philol.  1881,  No.  230  («populär  oberflächlich');  MHL.  10  (1882),  213/51  (J.  Probose).  — 
9)  Hoch-  u.  niederdeutsches  WB.  d*  mittleren  n.  neueren  Zeit  zur  Ergänzung  d.  TorhaBdenea 
WBb.,  insbesondere  der  der  Brüder  Grimm.  In  2  Bänden.  VnxAt  a.  M.,  1874 — 81.  Lief. 
1 — 6;  X  n.  S.  1 — 791  (A — Gtter).  —  F.  d^Envien,  le  dietionn.  aUemand  enaeigaA  par 
l'analyse  6tymologique  des  noms  propres  indiyiduels,  famil.,  ethn.  et  giogr.  etc.  Par.,  Thoaia. 
XX,  346  S.,  Bei:  GBl  1882,  Sp.  680  f.  («gröblich  faUch').  —  Niederdeutsche  WBb.  •.  oben 
8.  112>.  —  10)  £.  ▼.  d.  Becke-Klfichtzner,  GeneaL  statist  Tafeln.  Stattgart,  W«iae. 
Imp.-fol.,  Bd.  I  Kgr.  Preufsen,  Bd.  n  Kgr.  Baiem.  —  G.  Eiehter,  Zeittafeln  d.  deutschea 
Gesch.  im  MA.  y.  d.  Grflnd.  d.  iränk.  Beiches  bis  i.  Ausg.  d.  Hohonstaufen,  mit  Brlint  aaa 
d.  Quellen.     Für  höh.  Unterrichtsanstalten.    Halle,  Waisenhaus.    Xm,  174  S. 


iJl0Bm0mai.  11,371 

Ton  den  eigentlich  darstellenden  Werken,  welche  einen  grö&eren 
Zeitranm  behandeln,  sind  diejenigen,  welche  Verüassnng ^)  oder  Kirche^) 
zn  ihrem  Gegenstande  haben,  bereits  besprochen.  Wir  beginnen  hier  mit 
den  knnstgeschichtlichen. 

Die  deutsche  Musikgeschichte')  in  ihrem  ganzen  Umfange  behandelt 
Aog.  Reissmann,  ^)  für  den  Geschichtsforscher  wichtig  wegen  der  bei- 
gegebenen Abbildungen  älterer  Instrumente.  Bis  auf  Luther  einschliefslich 
gehen  W.  Bäumkers^)  zahlreiche  Aufsätze,  die  durch  Quellennachweise, 
wiewohl  nur  durch  spärliche,  gestützt  sind.  Ganz  auf  das  Mittelalter  be- 
schränkt sich  W.  Brambach,^  der  seinem  Werke  einen  Abdruck  der  musi- 
kalischen Teile  des  cod.  Durlac.  36  A  beigiebt  Die  Abbildungen  musikalischer 
Instrumente,  welche  A.  Essenwein ^)  veröffentlicht,  sind  zum  Teil  hebräischen 
Hdss.  entlehnt. 

Die  übrigen  Künste  sind  spärlicher  behandelt  worden.  Was  B. 
Bedtenbacher,^)  zunächst  für  den  praktischen  Architekten,  von  den 
mittelalterlichen  Bauformen  sagt,  würde  ftür  junge  Historiker  noch  wertvoller 
sein,  wenn  der  Yf.  sich  fOr  Frankreich  nicht  gar  zu  einseitig  an  VioUet-le- 
Duc^)  gehalten  hätte.  —  Ein  populärer  Aufsatz  von  J.  E.  Wessely^®)  ver- 
folgt in  groDsen  Zügen  und  einzelnen  Ausführungen  die  deutsche  Malerei 
vom  Mittelalter  bis  in  die  Renaissancezeit  hinein.  —  J  H.  v.  Hefner- 
Altenecks^^)  Illustrationswerk  bietet  reiches  Material  zur  Eostümkunde  und 
damit  zur  Geschichte  des  Kleingewerbes.  —  Die  Kunst  der  Leibesübungen 
hatte   J.  Bintz^*)    bereits    früher   behandelt;    eine    stark    erweiterte  Neu- 


1)  S.  o.  S.  71  (ob.))  80  f.  —  2)  S.  o.  S.  185  (unten).  —  8)  Fr.  Zimmer,  Stad.  flb. 

d.  deatache  Volkslied;  Qaedlinb.,  Yieweg;  VIII,  89  S.,  ist  rein  moBiktheoretUclL  —  Kirchen- 

moBik  B.  o.  S.  196  f.  —  4)  lÜnstr.  G^each.  d.  dtsch.  Madk,  m.  antenth.  Abbild,  a.  faksimil. 

Beilagen.     Leipz.,  Fneas.    X,  482  S.    —    5)  Z.  Oesch.  d.  Tonkanst  in  Dentscliland.     Von  d. 

ersten    Anfangen   bin   z.    Reformation.      £.  Reihe  yerschied.  AbhandL     Freib.  i.  B.,    Qerder. 

Vin,    188  S.     Res:   CBl.   1882,   No.  36.     Inhalt:    1.  Gesang  o.  Mnsik  bis  zur  Einführ.  d. 

Kirehengeeanges.     2.  Gregorian.  o.  gallikan.  Gesang.     3.  Karl  d.  Gr.  als  Mosikfreond.    Seine 

Bemfihimgen  am  d.  Einführ.  d.  gregor.  Gesanges.     A.  Notker  der  Stammler  xl  seine  Freunde 

in  St.  Chdlen.      5.  Musikschriftsteller  u.  Lehrer  bis  z.  Ende  d.  15.  Jh.  (der  h.  Nicetius,  Re- 

gino  T.  Prüm,    Hacbald|   Bemo  t.  Reichenau,    Herm.  Contractos,   Johannes  Gotto,    Wilh.  t. 

Hirseluuiy    Aribo  Scholasticos,  Franco  v.  Köln,  Hugo  v.  Reutlingen,  Adam  v.  Fulda).    6.  Leben 

0.  Treiben   d.  Mnsikaaten.    Ihre  Stellung  in  Staat,  Kirche  u.  Gesellschaft     7.  Die  Entwickel. 

d.  dtsch.    Kirchenliedes  yor  d.  Reformation.      8.  Luther.      9.  Der  mehrstimmige  Kunstgesang 

TOT  d.  Beformation.      Die  letzten  3  AuMtze  hebt  H.  Rmnn  (GBl.  1882,  Sp.  877  f.;  herror, 

wahrend  iliin  die  ersten  6  nichts  neues  bieten.  —  6)  D.  Tonsystem  u.  d.  Tonarten  d.  christl. 

Abendlandes  im  ÜA.,   ihre  Beziehungen  z.  griech.-rdm.  Musik  u.  ihre  Entwickel.  bis  auf  d. 

Schule    Guidos  y.  Arezzo.     Mit  e.  Wiederherstell.  d.  Musiktheorie    Bennos  y.  d.  Reichenau 

nach  e.  Karlsrfiher  Hds.     Leipz.,   Teubner.     lY,    53  S.    Rez:    DLZ.  8   (1882),    254  f.  (H. 

Bellermann,    anerkennend  mit  einigen  Widerspr.).    — >    7)  Z.  Gesch.  d.  munkal.  Instrnm. 

AKDY.  27   (1880),  140/43.  —  8)  Leitfaden  z.  Stud.  d.  MAlichen  Baukunst.     Formenlehre  d. 

dtsch.  n.  firz.  Baukunst  des  roman.  u.  des  gothischen  Stils  auf  Grundl.  ihrer  hist  Entwickel. 

Mit  544  Fig.  n.  4  Taf.  Abb.    Leipz.,   Weigel.    XX,   274  S.     ziemlich  anerk.  Rez:  DLZ.  8 

(1882),  178   (R.  Dohme).  —  9)  Ober  diesen  s.  o.  S.  806*  (Saint-Faul).  —  10)  Kultur- 

geackachiL    uaa  dtsch.  Vorzeit     Aus  Künstlerwerkstatten  (Malerei).      Voss.    Zg.    Sonntagsbeil. 

No.  32 — 34.    —    11)  Trachten,    Kunstwerke  n.  Geratschaften  y.  früh.  MA.  bis  z.  Ende  des 

18.  Jh.    nach    gleichzeitigen   Originalen.      2.  yerm.  u.  yerb.  Aufl.      Frankfurt  a.  M.,   Keller. 

IL  19 — 26  k  6  Bl.  cTert:  2  Bde.,  S.  17—36,  mit  je  6  Chromolith.),  fol.  —  Von  der  fran- 

sosiachen    Übersetzung   (costumes,   «enyres  d'art  et  ustensiles  etc.,    2.  M.,   ebda.)  ist  liyr.   13 

(Bd.  H,  S.  1 — 4)  erschienen.    —    Falke,    Kostümgeschichte  (s.  JB.  IH,  2,  335")  enthält  in 

der  ForU.    (IX.    2  —  14)   yiel    über   ritterl.  Tracht;   ygl.  auch  Racinet,  o.  Abt  I,  137^-^ 

l^\  Die  yolkatüml.  Leibesübungen  des  MA.     Progr.  d.  Johanneum  in  Hamb.  1879,  34  S. 

a.  TiteL 

24» 


11,372  XXXVn.   J.  Jattrow: 

bearbeitang  ^)  berücksichtigt  namentlich  die  ritterlichen  and  bfliigerlichen 
Spiele,  unter  Bezugnahme  zunächst  auf  die  gangbaren  Qaelleastellen,  und 
giebt  ferner  ein  litteratnrverzeichnis. 

Wir  reihen  hieran  die  Schriften  über  die  ernsteste  and  tiber  die  heiterste 
der  Künste:  die  Kunst  des  Krieges  und  die  des  Spieles.  Wahrend 
über  die  erstere  nur  die  Nachträge  der  voijährigen  Arbeiten ')  zu  verzeichnen 
sind,  hat  für  die  letztere  A.  v.  d.  Linde  nicht  nur  seine  frühere  ^Skizze' 
über  die  Schachlitteratur  zu  einer  umfassenden  Schachbibliographie')  von  3362 
Nummern  erweitert,  sondern  auch  seinen  älteren  Arbeiten  eine  neue^)  hin- 
zugeffigt,  welche  als  wissenschaftliche  Leistung  ersten  Ranges  von  allen 
Kennern  anerkannt  ist;^)  auch  hat  es  ihr,  wie  jeder  hervorragenden  Leistung 
an  Widerspruch  <^)  im  einzelnen  nicht  gefehlt.  Nach  L.  steht  der  indische 
Ursprung  des  Schach  im  6.  Jh.  fest.  Von  hier  ist  das  Spiel  zu  Persem  and 
Arabern  gelangt  und  ist  durch  die  letzteren,  während  es  im  Osten  besondere 
Abarten  erlebte  (Würfelvierschach,  Linienschach  in  China,  Feldhermspiele  in 
Japan),  nach  Westen  etwa  um  800  bis  Spanien  gebracht  worden,  von  wo 
aus  es  sich  nordwärts  verbreitet  hat.  In  Gemeinschaft  mit  dem  DoUmetscher 
der  deutschen  Botschaft  in  Konstantinopel,  Dr.  P.  Schröder,  hat  L.  in  den 
dortigen  Bibliotheken  eine  ganze  Schachlitteratur  in  arabischer  Sprache  von 
jahrhundertelangem  Schlafe  erweckt.  Von  dem  Schachbuch  K.  Alfons  X., 
des  Weisen  (1283)  giebt  er  Text  und  Übersetzung,  von  dem  des  Lombarden 
Nikolaus  von  S.  Nikolai  u.  a.  m.  Auszüge.  An  diese  südlichen  Werke 
schliefsen  sich  ihre  nördlichen  Bearbeitungen  bis  zum  Niederdeutschen  hin. 
Der  erste  deutsche  Originalleitfaden  ist  von  1728.  Die  Entstehung  des  sog. 
neuen  (kurrenten,  italienischen,  welschen)  Schach  setzt  L.  nach  Südfrankreich 
in  die  2.  Hälfte  des  15.  Jh. 

Den  Obergang  von  der  Kunst  zur  Litteratur  und  Wissenschaft 
bildet  das  Bücherwesen.  A.  Pölchau^)  giebt  hierüber  einen  hübschen 
populären  Überblick,  in  allem  Wesentlichen  nach  Wattenbach.  —  Was  Ant 
Springer^)  über  die  Psalterillustrationen  insbesondere  sagt,  ist  von  allge- 
meinerem Interesse  wegen  einer  gemeinsamen  fränkisch  -  angelsächsischen 
Kunstübung,  die  S.  für  das  9. — 12.  Jh.  nachweist. 

Die  Litteraturgeschichte  ist  seit  Jahrzehnten  für  ein  gröfseres 
Publikum  nur  aus  abgeleiteten  Werken  geschrieben  worden.  Jetzt  hat  W. 
Scherer *)  eine  Darstellung  unternommen,  welche  zwar  durchaus  populär 
gehalten,  aber  dämm  nicht  minder,  wie  seine  gelehrten  Werke,  direkt  aas 
den  Quellen  geschöpft  ist.  Gegenüber  dem  philologischen  Gesichtspunkte, 
von  dem  aus  nur  die  Litteraturdenkmäler  den  Gegenstand  der  Litteratur- 
geschichte bilden,  tritt  bei  S.  mehr  der  historische  in  den  Vordergrund, 
welcher  die  Wertschätzung   einer  Periode   nicht  daranter  leiden  läfst,   dafs 


1)  J.  Bintz,  D.  Ldibesübangen  d.  MA.  Gtttenloh,  ISSO,  Bertelsmann.  YII,  19S  S.  — 
2)  KriegfUirang  im  MA.  Grenzb.  40,  82 — 91,  126—35,  ist  eine  anon.  Anzeige  ?.  A.  Schnitz, 
höfisches  Leben,  Bd.  U  (JB.  lU,  2,  8371»).  —  A.  Essenwein  setzt  seine  <Beitrr.'  (JB.  TU, 
2,  336»)  fort.     No.  6—13.     AKDV.  28,  1—7,  129-40  u.  8.    —    3)  A.  v.  d.  Linde,  !)*■ 

1.  Jahrtausend  d.  Schachlitteratur  (850—1880),  znsammengestellt  Berlin,  Springer.  112  8. 
Bez:  DLZ.  2,  367  f.  (F.  X.  Kraus).  —  4)  Ders.,  Quellenstudien  z.  Gesch.  d.  SchachspieU, 
mit  Unterstutz,  d.  kgl.  Ak.  d.  Wiss.  z.  Berlin.    Berl.,   Springer.     YUI,  412  S.  —  5)  BLZ. 

2,  1237  t  (F.  X.  Kraus);  CBL  Sp.  543/46.  —  6)  Ac  p.  88/5  (W.  Wayte).  —  7)  D»» 
Bücherwesen  im  MA.  Berl.,  Habel.  86  S.  (Samml.  gemeinyerstandl.  Yortrr.,  Heft  377). 
—  8)  S.  o.  S.  19i<».  Bez:  GBl.  1882,  Sp.  81  f.  BGr.  20,  385  f.  (Bayet).  ->  9)  Gesch. 
d.  dtsch.  Litt.     Berlin,  1880/81.     Lf.  1—5  s=  S.  1—384.     cf.  BCr.  1880,  No.  11. 


Allgemeinw.  11,373 

Denkmäler  aas  ihr  nicht  erhalten  sind,  weil  sie  niemals  zur  schriftlichen 
Festlegnng  ihr^  Leistungen  gelangt  ist;  auch  die  mündlich  fortgepflanzten 
Geistesprodnkte  sind  Gegenstand  der  'Litteraturgeschichte\  Demgemäfs  nimmt 
S.  nicht  Anstand,  die  Zeit  nach  der  Völkerwanderung,  welche  die  später 
vorhandenen  Sagenstoffe  ausgebildet  haben  mufs,  trotz  der  geringen  litte- 
rarischen Überreste,  den  beiden  späteren  Blüteperioden  ebenbürtig  voran- 
zustellen und  bezeichnet  als  die  ungefähren  Zeitpunkte  der  drei  Blütenperioden 
die  Jj.  600,  1200,  1800. 

Von  der  Wissenschaft  ist  die  juristische i)  und  die  kirchliche')  be- 
reits besprochen;  es  bleibt  im  wesentlichen  nur  die  medizinische  übrig.  — 
H.  Fröhlich^)  scheint  den  Begriff  der  ^Wundbehandlung'  so  weit  zu  fassen, 
dais  er  auch  das  Niedermetzeln  der  Verwundeten  darunter  zählt  und  seinen 
einschlägigen  Aufsatz  mit  Nachrichten  hierüber  anfüllt.  Seine  Arbeit  ist  mit 
teils  veralteten,  teils  allbekannten  historischen  Dingen  übermä£sig  beschwert, 
enthält  aber  einzelnes,  was  der  Historiker  nur  vom  Arzt  lernen  kann.  So 
weist  F.  (gegen  Haeser  und  Middeldorpf)  nach,  dafs  bereits  in  der  'Bündth- 
Ertznei'  des  Marienritters  Heinrich  v.  Pfohlsprundt  die  Behandlung  der 
Schiefswunde  vorkonmit,  und  dafs  somit  die  ^litterarische  Erstgeburt  deutscher 
Kriegschirurgie'  nicht  dem  J.  1497  sondern  1460  angehört 

Während  so  die  medizinisch -naturwissenschaftliche  Forschung  in  der 
Ausbeutung  der  Quellen  dem  Historiker  zu  Hilfe  kommt,  kann  dieser  den 
Dienst  vergelten,  wenn  es  sich  in  rein  naturwissenschaftlichen  Fragen  um 
die  kritische  Prüfung  historischer  Voraussetzungen  handelt.  So  verfolgt 
Köppens^)  Versuch,  die  strengen  Winter  von  462  an  mit  Hilfe  der  Chro- 
niken zusammenzustellen,  zwar  den  rein  naturvnssenschaftlichen  Zweck  einer 
Statistik  zur  Ermittelung  einer  periodischen  Wiederkehr.  In  Erwägung  aber, 
dafs  in  diesem  Falle  die  Sicherheit  der  naturwissenschaftlichen  Folgerungen 
in  geradem  proportioniertem  Verhältnis  steht  zu  der  Zuverlässigkeit  der 
historischen  Grundlage,  auf  welcher  sie  ruhen;  in  fernerer  Erwägung,  dafs 
die  Beurteilung  dieser  Grundlagen  in  das  Gebiet  unserer  Wissenschaft  fällt, 
—  ist  es  unsere  freundnachbarliche  Pflicht,  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dab  dieselben  für  das  Mittelalter  all  und  jeder  historischen  Kritik  und  so- 
mit auch  all  und  jeden  historischen  Wertes  entbehren.  K.  gründet  seine 
Statistik  nicht  auf  die  Quellen  selbst,  sondern  auf  die  seit  dem  vorigen 
Jh.  *ans  den  alten  Chroniken'  zusammengestellten  Auszüge. 

Die  Geschichte  des  Handels  erfordert  ihrer  Natur  nach  eine  inter- 
nationale Behandlung.  In  der  unentwegten  Durchführung  dieses  Grundsatzes 
besteht  das  Hauptverdienst  von  Schanz''^)  mebrerwähntem  Werke.  Die 
Fehler,  welche  an  der  umfassenden  Arbeit  von  der  Detailforschung  inzwischen 
hervorgehoben  sind,  werden  uns  in  den  nächsten  Jahren  wiederholt  auf  sie 
zurückführen;  ihr  Wert  kann  durch  dieselben  nicht  in  Frage  gestellt  werden. 

Auf  eine  gemeinsame  Verarbeitung  aller  bisher  erwähnten  Verhältnisse 
mfliste  sich  eine  Gesamtgeschichte  der  menschlichen  Civilisation 
gründen;    eben   darum   wagt  sich  unsere  Zeit  nicht  an  ein  so  umfassendes 


1)  S.  o.  S.  80  f.  —  2)  S.  o.  S.  197—201.  —  3)  GofchiditliclieB  über  die  MiUtar- 
medizin  d.  Beatschen  im  Altertam  o.  MA.  Dtsch.  A.  f.  G.  d.  MediziB  a.  medizin.  Geogr.  3 
(1880),  222 — 56.  —  4)  Über  xnehijährige  Perioden  der  strengen  Witterang.  lY.  Die 
ttrengen  Winter  Enropu  in  diesem  Jahrtansend,  auf  ihre  Periodizität  nntersacbt  Z.  d.  östr. 
Ges.  t  Metaorol.  16,  183-94;  exceipiert:  Gaea  17,  321—30.  —  h)  S.  o.  S.  76f  175S  o. 
a  384« 


n,374  XXXVn.    J.  Jaitrow. 

Unternehmen.  Ein  Werk  wie  das  Gaizots^)  wird  zwar  noch  immer  nea 
aufgelegt;  aliein  fftr  neue  umfassende  Darstellungen  ist  das  Interesse  so 
überaus  gering,  dais  selbst  von  umfangreichen  ausländischen  Leistungen  >) 
zu  uns  nicht  mehr  als  der  blofse  Titel  dringt.  Fflr  Deutschland  ^)  erscheinen 
wohl  einzelne  populäre  Werke.  Aber  teils  sind  es  blolse  Titelauflagen,  ^) 
teils  sind  sie  so,  dafs  sie  vor  einer  strengeren  Kritik  nicht  Stand  halten,^) 
teils  endlich  bleiben  sie  in  den  Anfingen  stecken.^ 


IL 
M.  Handloike. 

Fränkisches  Reich 

unter  den  Merowingern. 

Die  Quellenedition  hat  durch  die  rfistig  vorschreitenden  Arbeiten 
der  Monumenta  die  wichtigste  Förderung  gewonnen.  Von  der  Neu-Ausgabe 
der  Capitularia  regum  Francorum  ^  fallen  die  beiden  ersten  Abteilungen,  die 
Capitularia  Merowingica  und  M^jorum  domus  in  den  Bereich  dieser  Epoche. 
Das  neu  aufgenommene  Stück  'Chlodowici  regis  ad  episcopos  epistola'  (507 
— 511)  verdient  bei  dem  sonstigen  Mangel  urkundlichen  Materials  für  diesen 
König  doppelte  Beachtung.  —  Der  1.  Band  der  Werke  des  Yenantius  For- 
tunatus^)  bringt  die  poetischen  Werke  desselben:  11  Bücher  (redichte,  die 
in  allen  Ödss.,  31,  die  nur  in  der  einen,  besten,  Hds.  (S)  enthalten  sind, 
das  Carmen  de  Magnerico  Treverensi  episcopo,  das  aus  dem  von  Abt  Eber- 
win  geschriebenen  Leben  desselben  firower  zuerst  veröffentlichte,  die  Vita 
S.  Martini  in  poetischer  Bearbeitung,  dazu  einen  carminum  spuriorum  appen- 
dix.  Hauptsächlich  erstrebt  wurde,  neben  möglichster  Vollständigkeit,  Her- 
stellung eines  genauen  hds.  Textes,  was  um  so  nötiger  war,  als  die  letzte 
Edition  beinahe  100  Jahre  alt  ist  Benutzt  sind  in  meist  selbstbesoigter  und 
erstmaliger  Kollation  für  die  am  meisten  wichtigen  11  Bücher  Gedichte 
8  vollständige,  4  unvollständige,  1 1  ein  oder  einige  Stücke  enthaltende  Hdss. 
meist  des  8. — 10.  Jh.      Die  Abweichungen  der  übrigen  sind  nicht  berück- 


1)  Hist  de  IB  ciTilisatioD  en  fiarope,  depai«  la  chate  de  Tempire  ronudn  jiuqn'&  la  r£- 
Tolation  &aD9.  18e  M.  Paris,  Didier.  XVXI,  419  p.  —  2)  A.  de  Bellcombe,  Hiät  aniTer- 
selle;  T.  18.  2«  partie.  bist  gin^rale  etc.  da  14«  uftde.  Par.,  Germer  Bailliftre.  574  8.  — 
3)  Besse,  a.  o.  S.  24«  —  4)  J.  IL  y.  S51tl,  D.  deatsche  Volk  n.  Beich  etc.  (s.  JB.  I, 
466^).  2.  [Titel-]  Ausg.  In  20  Heften.  1.  n.  2.  Heft.  Elberfeld,  Bell,  1878.  =  Bd.  I,  1—96. 
(Kach  Ehrenfenchters  Bibl.  hiat  nicht  mehr  ench.)  —  5)  Alb.  Bichter,  Bilder  ana  d. 
deutschen  Kaltnrgesch.  (In  2  Bdn.)  1.  Bd.  1.  Lief.  Leipa.,  Brandatetter.  96  S.  mit  HolsKha. 
Bez:  GBl.  1882.  8p.  898  f.  —  6)  F.  Körner,  Gesch.  d.  dtich.  Yolkea  in  seinen  staata- 
nnd  knltnrgesch.  Thaten  und  SchSpfnngen.  Berlin,  lasloib.  1.  Heft.  48  S.  (Mehr  nicht  er- 
achienen).  —  7)  a  o.  8.  10*.  —  8)  8.  o.  a  108^. 


FrihikiflGliOB  Beich  ontor  den  lÜNrowingern.  XI  375 

sichtigt,  am  den  sdion  grofsen  Variantenapparat  nicht  allzusehr  anzuschwellen.  >) 
Zu  bedauern  ist,  dalis  mehr  auf  Richtigstellang  des  Textes  als  Herstellung 
von  Sprache  und  Orthographie  des  Zeitalters,  in  dem  die  Gedichte  entstanden, 
Rücksicht  genommen  zu  sein  scheint  Hat  dies  auch  bei  metrischen  Werken 
seine  eigenthümliche  Schwierigkeit  und  dient  es  auch  nicht  gerade  zur 
Erleichterung  des  Verständnisses,  so  ist  es  doch  für  Historiker  sowohl,  als 
Romanisten  äusserst  erwünscht  Bei  den  am  Schlufs  hinzugefügten  Indices 
(grammaticae  et  elocuüonis,  rei  metricae,  locorum  (d.  h.  Bibelstellen))  wird 
ein  Verzeichnis  der  Orts-  und  Personennamen,  welches  die  Ausgabe  erst  mit 
Leichtigkeit  für  historische  Zwecke  benutzbar  machen  würde,  schmerzlich 
vermüst')  Dasselbe  soll  erst  in  Bd.  2  folgen.  Bis  jetzt  ist  man  in  dieser 
Beziehung  noch  immer  auf  die  Anmerkungen  bei  Bouquet  angewiesen.  Im 
übrigen  liefern  die  Gedichte  selbst  sehr  geringfügige  historische  Ausbeute. 
Es  fehlt  gänzlich  an  genauen,  chronologischen  Daten  und  bestimmten,  greif- 
baren Angaben,  alles  bewegt  sich  nur  in  versteckten  Andeutungen.  Kultur- 
historisch dagegen  sind  sie  wichtig.  Aufihllend  ist  der  germanische  Einflnfs 
auf  Gebieten,  wo  man  ihn  kaum  erwarten  sollte,  z.  B.  in  der  Dichtkunst 
selbst  die  Alliteration  (App.  n.  V  p.  279).  Auch  interessante  geographische 
Angaben  finden  sich,  und  sehr  dankenswert  sind  die  Aufschlüsse  über  das 
Verhältnis  der  Völker  zur  Kirche,  den  Königen  und  königlichen  Beamten, 
sowie  über  die  persönlichen  Beziehungen  des  Autors  zu  diesen  Kreisen,  in 
denen  er  zahlreiche  Freunde  und  Gönner  besals.  In  dieser  Hinsicht  hervor- 
zuheben wären  die  Gedichte  an  Gregor  v.  Tours  (Buch  5  u.  8),  an  seine 
Gönnerin  Badegunde,  Gemahlin  Chlotars,  eine  thüringische  Prinzessin  (B.  8 
n.  11),  die  Verse  auf  die  Vermählung  Sigiberts  mit  Brunhild  (VI,  2)  die 
Klage-  und  Trostgedichte  an  Ghilperich  und  Fredegunde  beim  Tode  ihrer 
Söhne  Chlodoberct  und  Dagoberct  (IX,  2,  3).  Sehr  enttäuscht  dagegen  wird 
man  bei  den  Gedichten,  in  denen  rein  historische  Stoffe  behandelt  werden, 
wie  der  Tod  der  Gailaswintha  (VI,  5),  der  Untergang  der  Thüringer  (App.  I). 
Weder  erhält  man  eine  anschaaliche  Schilderung  der  äuberen  Vorgänge, 
noch  kann  man  irgend  welche  psychologischen  Schlüsse  auf  die  Motive  der 
handelnden  Personen  ziehen.  Zahlreich  vertreten  sind,  F.s  überwiegend 
geistlichem  Interesse  entsprechend,  die  geistlichen  Lieder.  Die  Vita  S.  Martini 
beruht,  wie  man  aus  dem  beigedruckten  prosaischen  Text  ihrer  Quelle 
ersieht,  durchaus  auf  der  Biographie  des  Sulpicius  Severus.  Wichtig  ist  nur 
der  Schlufs  des^  4.  Buches,  wo  der  Dichter  über  sich  selbst  berichtet  Ge- 
boren in  Treviso,  erzogen  in  Ravenna  zieht  er  von  dort,  durch  ein  Wunder 
des  h.  Martinus  von  einem  Augenleiden  befreit,  nach  Frankreich,  (wo  er  als 
Bischof  von  Poitiers  gestorben  ist).  Geographisch  wichtig  ist  bei  der 
Schilderung  des  Weges  nach  Frankreich  die  Erwähnung  der  Baiern  am  Lech 
(IV,  644),  eines  der  ältesten  historischen  Zeugnisse  für  ihr  Vorkommen  in 
dieser  Gegend. 

Einzelne,  wenn  auch  nur  dürftige  Ergänzungen  für  die  Anfänge  der 
fränkischen  Herrschaft  in  Gallien  bietet  die  Biographie  der  hl.  Genofeva 
(»  419,  t  502),  welche  sowohl  in  ihrer  längeren  als  auch  in  der  verkürzten 
Gestalt   Charles  Kohl  er')  neu  herausgegeben  hat,  mit  sorgfältiger  Benutzung 


1)  Nachtrr.  zu  dem,  wiia  y.  Leo  über  d.  Codex  P  (Fetenburg)  erwähnt  wird,  sollen  nch 
finden  in  dem  BnlL  d'arcli^l.  chr^t  par  Tabb^  Duchesne  Mit  m^.  lU.  s^rie  6«  ann^e  Utt. 
1.  -—  2)  Vgl.  Hahn,  s.  o.  S.  108«.  —  3)  £tnde  critique  snr  le  texte  de  la  Tie  latine  de  S. 
Gttnenite  de  PariA,  ay.  2  textes  de  cette  yie.  Par.,  Yieweg.  GDL  90  p.  (48  fasc  de  U 
Biblioth.  de  l'&ole  des  hantes  sciences  philoL  et  hist) 


n  876  n.    M.  Handloike: 

aller  erreichbaren  Hdss.  Die  Abfassangszeit  setzt  K.  zwischen  520  und  587, 
wahrscheinlich  vor  den  Tod  Klotildens  (545).  Von  geschichtlichen  Über- 
liefemngen  sind  hier  nnr  zwei  zu  erwähnen.  Die  erste,  die  wanderbare 
Befreiung  von  Ghilderichs  Gefangenen,  ist  vollständig  sagenhaft.  Olaublicher, 
aber  auch  nicht  sicher  erscheint  die  Belagemng  von  Paris  durch  die  Franken, 
die  etwa  481  (besser  nicht  vor  486)  zu  setzen  wäre.  K.  verhält  sich  diesen 
Nachrichten  gegenüber  sehr  kritisch,  mit  vollem  Rechte,  während  andere 
Forscher,  z.  B.  Arnold,  dieselben  in  ihre  Darstellung  aufgenommen  haben. 

Unter  den  Denkmälern^)  stehen  die  Münzen  an  Wert  fOr  die 
historische  Forschung  oben  an.  Eine  Zusammenstellung  sämtlicher,  auf  den 
Inschriften  der  merowingischen  Zeit  vorkommenden  Namen  lieferte  Barths - 
lemy.*)  —  Die  im  Gebiet  von  Maine  gefundenen  Münzen  klasnfiziert 
Ponton  d'Amicourt')  nach  bestimmten  von  ihm  aufgestellten  kunst- 
historischen Typen  in  10  Abteilungen,  die  er  vielen  verschiedenen  Mün- 
zem  resp.  Münzstätten  zuzuweisen  sucht.  —  Eine  Erklärung  fQr  die  vielen 
Münzstätten  unter  den  Merowingem  versucht  Robert.  *)  Da  der  Zins 
zur  Zeit  Gregors  v.  Tours  dem  königlichen  Palast  durch  die  Grafen  in  Gold 
ausgeliefert  wurde,  so  sei  es  möglich,  dafs  diese  Auflage  und  andere  Ein- 
nahmen aus  Bergwerken,  Salinen,  Weidegeldem,  dem  Ertrag  der  Domainen 
etc.  Anlafs  zur  Prägung  von  Vs  solidi  in  Gold  gegeben  hätten,  die  den  Namen 
der  betreffenden  Lokalität  trugen.  Unter  Pippin  und  Karl  wurde  dies  Recht 
eingeschränkt  —  Über  zwei  neu  gefundene  merowingische  Münzen  berichtet 
A.  Richard,^)  über  einen  besonders  durch  die  Lokalität  (im  Hannover- 
schen an  der  Grenze  Westfalens)  interessanten  Fund  Hartmann.  ^)  — 
Einen  goldenen  Ring  hat  man  entdeckt  im  Bett  der  Oise,  darin  ein  Granat- 
stein worauf  ein  Vogel  eingraviert  und  die  Legende  f  Leodenus  Vivado.  Er 
scheint  dem  6.  oder  7.  Jh.  anzugehören.  ^) 

Bei  den  Baudenkmälern  liefern  besonders  die  über  Gründung  von 
Klöstern  und  Kirchen  uns  überlieferten  Nachrichten  manche  historische  Aus- 
beute. Mit  der  Gründung  von  Flavigny  beschäftigt  sich  eine  Untersuchung 
von  Grignard,^)  worin  die  Entstehung  des  Klosters,  welche  die  Sage  bis  in 
die  Zeiten  Clodwigs  hinauirückt,  unter  Theoderich  IV.  721/32  gesetzt  wird. 
—  Dals  in  den  Klöstern  selbst  in  dieser  sonst  dafür  übel  berufenen  Zeit  die 
litterarische  Thätigkeit  nicht  ganz  erloschen  war,  zeigt  eine  neuerdings  von 
Delisle^)  in  Brüssel  entdeckte  Hds.,  enthaltend  die  Leben  der  Väter  und 
die  Homilien  des  hl.  Cäsarius,  welche  ein  Abt  Numidius,  Zeitgenosse  Chil- 
deberts  III.  hat  anfertigen  lassen  und  der  Kirche  von  S.  Medard  in  Soissons 
schenkte.  —  Den  Kirchenschatz  der  Abtei  von  Sainte-Groix  zu  Poitiers  be- 
handelt Barbier  de  Mont au lt.^0)  Die  kostbarste  Reliquie  desselben  war 
ein  Stück  des  h.  Kreuzes,  das  von  Kaiserin  Sophia  an  Radegunde  gesandt 
wurde,  ein  Ereignis,  das  Venantius  Fortnnatus  zu  mehreren  Gedichten  Anlats 


1)  Vgl.  Mesa  o.  8.  S02— 18.  —  Gräbertimde  t.  Kiedenmel  ■.  o.  S.  95*«  (Seheidel), 
T.  Bodenheim :  S.  96*,  v.  Val  des  Danea  8.  8S5*.  —  2)  Liste  des  noma  dliommM  gniT&i  sor 
les  moimaies  de  l'öpoqne  miroTing.  b£c1i  1 42.  —  3)  Les  monnaies  m^rovingieimeB  da  Cemio- 
manicum  R.  da  Maine.  —  4)  Ball,  de  la  soci^t^  nationale  dea  antiqaairea  de  Franco.  8.  242. 
—  5)  Note  aar  deax  monnaiea  ni^roying.  Soc  d.  antiqaairea  de  TOaest  Boll.  ISSl.  8  trim.^ 
dem  Ref.  leider  nicht  zagangl.  —  6)  S.  o.  8. 120*.  —  7)  Maray,  Bagae  mironng,  troavte  daaa 
le  le  lit  de  TOiae,  Soc.  Ball,  de  la  aoc.  nationale  dea  antiqaairea  de  France.  8.  97.  —  8)  No- 
titia  chronologica  de  exordüa  yeteria  abbatiae  Sancti  Fetri  Flanniaoenaia.  WStBO.  II,  1  8. 
252.  —  9)  Notice  aar  an  ma.  mirof.  de  la  bibl.  roy.  de  Belgiqae.  RA.  41,  257.  —  10)  So» 
dM  des  antiqaairea  de  TOaeat    8.  156. 


Friuikiachet  Beieh  nater  dm  IferowivgeriL  11,377 

bot  Die  Schicksale  der  Reliquie  werden  bis  aaf  die  neueste  Zeit  verfolgt« 
Ders.  ^)  beschreibt  einen  Altar  der  merowingischen  Zeit,  der  bei  Voanenil- 
sons-Biard  (Yienne)  aufgedeckt  wurde.  Ober  den  Grabstein  eines  sonst 
anbekannten  Mellibaudius  Abbas  in  Poitiers,  den  man  in  das  5.  oder  6.  Jh. 
versetzt,  berichtet  Roller.') 

Von  hervorragender  Wichtigkeit  und  zum  Teil  auch  schon  fllr  die 
historische  Forschung  verwertet,')  sind  die  Inschriften  auf  den  im  südlichen 
Frankrdch  gefundenen  Grabsteinen,  sofern  sie  nftmlich  in  den  Zeitbe- 
stimmungen das  lange  Nachwirken  des  römischen  Einflusses  beweisen.  So 
finden  sich  datiert  in  Saint  Roman  d'Albon  (Dröme)  ein  Grrabstein  aus  dem 
J.  467  als  post  consulatum  tertium  Leonis,  ebenda  von  516  post.  cons. 
Florentii  et  Anthemii  dagegen  eine  Inschrift  von  631  ebenda  nach  Re* 
gierungsjahren  von  König  Dagobert^)  Ein  Grabstein  in  Bourges-les-Ya- 
lences  ist  datiert  nach  dem  Konsulat  des  Madmus  523,  ein  eben  solcher 
Saint-Vallier  (DrAme)  nach  dem  des  Paulus  junior  584,  ein  eben  solcher  in 
Saintes,  wahrscheinlich  ins  Jahr  598  zu  setzen  nach  Regiemngsjahren 
Chlotars  U.^)  —  In  Belgien  ist  ein  Grab  aufgedeckt,  welches  Geuleneer^) 
in  das  4.  Jh.  setzt  und  fOr  das  älteste  christliche  in  Belgien  erklärt 

Auf  diesen  Gräberfunden  beruht  eigentlich  auch  alles  was  wir  von  der 
nationalen  Kunstübung  dieser  Epoche  wissen.  Eine  interessante  Zusammenr 
Stellung  und  Ühersicht  für  diesen  Zweck  hat  für  Artois  geliefert  A.  Terninck.^) 
Eine  Sonderung  der  romanischen  und  germanischen  Gegenden  wird  an  der 
Hand  der  Ortsnamen  versucht  Es  folgt  darauf  eine  Obersicht  über  die 
Domänen  des  Königs  und  der  Grolsen,  die  mit  umfieissenderen  Gräberanlagen 
in  einem  gewissen  Zusanmienhang  stehen.  Die  Kirchhöfe  werden  nach  den 
Unterschieden  der  Grabanlagen  in  8  Gruppen  geteilt  Als  besonders 
charakteristisch  wird  die  Verschiedenheit  der  burgundischen  und  firänkisch- 
austrasiflchen  Anlagen  von  denen  von  Artois  hervorgehoben.  Bei  ersteren 
liegen  die  Gräber  der  Vornehmen  abgesondert  seitwärts  von  den  übrigen,  bd 
denen  von  Artois  in  der  Mitte.  Im  folgenden  Teil  werden  sodann  die  ge- 
fundenen Waffen,  Geräte,  Schmucksachen  zusammengestellt  und  beschrieben. 
—  In  der  specifisch-keltischen  Kunst,  hauptsächlich  den  Schmucksachen, 
findet  £.  Hucher^)  bereits  in  dieser  Epoche  arabischen  Einflufs  in  der 
Omamentiemng. 

Von  den  nicht  gerade  historisch,  doch  kulturhistorisch  wichtigen 
Stempeln  der  römischen  Ärzte,  auf  die  sich  neuerdings  die  Aufmerksam- 
keit der  französischen  Archäologen  gewandt  hat ,  *)  sind  eine  Anzahl 
neuer  gefunden.  i<^) 

In  der  darstellenden  Geschichtschreibung  steht  an  zusammen- 
fassenden Werken^^)  Frankreich,  dem  territorialen  Interesse  entsprechend, 
noch  immer  aUen  anderen  voran.     Dort  erscheint  von  Thierrys^*)  Werk, 


1)  B.  arch^ol.  Man.  —  2)  Ball.  «pigr.  de  la  Gaole,  1,  293.  —  8)  z.  B.  bei  Jahn, 
Gesch.  der  Bnrgimdioiien.  —  4)  Ball,  de  la  aoc.  d.  antiq.  de  France  S.  124.  —  5)  Ball. 
^pigr.  de  la  Gaole.  1,  2S1.  p.  197.  p.  145.  —  6)  ibid.  2  (1882),  85.  —  7)  L'Artois  «on- 
tenBin  T.  lY.  UArtoii  soos  les  M^t.  Arras,  imprim.  de  la  aoc.  da  Pas-de-Calais.  1880.  — 
8)  De  Tart  celtiqae  k  T^poqae  mfeoyingienne.  Le  Hans  Monnoyer.  Eztrait  de  la  B.  areh. 
et  hiUor.  da  Haine.  1880.  p.  198.  —  9)  Vgl.  JB.  HI,  2,  10.  1—4.  —  10)  Yeneichma 
■amtlicher  Fände:  Ball.  ^igr.  de  la  Gaale  I,  309;  n,  321.  —  11^  Schröder,  Franken, 
•.  o.  S.  71*.  Oeogr.  t.  Embron  s.  o.  8.  301^  (Qaillaame).  —  12)  A.  Thierry,  premier 
Hai  d.  tempe  mfooT.  Avec  10  deaaina  de  J.  F.  Laarena.    Paria,  Hachette.    p.  1 — 24  fol. 


11,378  H.    U.  Handloike: 

eine  illastrierte  Prachtausgabe.  Für  uns  ist  der  alte  Masoow  noch  immer 
unentbehrlich.  Eine  genaue  qnelienkritiflche  Darstellung  nach  Art  der  Jahr- 
bücher hat  uns  auch  dies  Jahr  nicht  gebracht,  dafür  aber  zwei  Arbeiten, 
durch  welche  wenigstens  dem  nächsten  Bedürfhis  abgeholfen  ist,  in  den 
Fortsetzungen  der  bekannten  Werke  von  Kaufmann  und  dem  der  Wissen- 
schaft durch  plötzlichen  Tod  entrissenen  Arnold.  Ein  grolses  Verdienst 
Arnolds^)  liegt  anerkanntermafsen  darin,  dafs  er  es  eigentlich  zuerst  unter- 
nommen hat,  die  sprachgeschichtlichen  Entdeckungen  der  Germanistik  in 
gröfserem  Umfang  fQr  die  deutsche  Geschichte  zu  verwerten,  wie  das  besonders 
in  seinen  ^Ansiedelungen*^)  durch  methodisch-sprachliche  Prüfung  der  Orts- 
namen (zunächst  der  hessischen  spedell)  geschehen  ist.  Die  Ergebnisse  dieser 
Forschungen  hat  er  naturgemäfs  am  reichlichsten  fitr  den  ersten  der  ^Urzeit* 
gewidmeten  Teil  verwertet  und  damit  zumeist  die  scharfe  Scheidung  von  Ost- 
und  Westgermanen  begründet.  Dieselbe  Methode  ermöglicht  ihm  in  Bd«  n 
das  Vordringen  der  Franken^)  über  den  Rhein  im  5.  Jh.,  ihr  Znsammen- 
treffen mit  den  Alemannen  und  die  endgültige  Feststellung  der  beiderseitigen 
Grenze  genauer  zu  bestimmen.  Danach  hatten  die  salischen  Franken  das 
Land  zu  beiden  Seiten  der  Scheide  aufwärts  in  Besitz,  die  ripuarischen 
zu  beiden  Seiten  der  Maas  bis  gegen  die  Eifel  hin.  Die  Oberfranken 
drangen  an  Mosel  und  Nahe  vor,  im  Wetteifer  mit  den  Alemannen,  welche 
vom  Odenwald  und  Mittelrhein  aus  das  Elsafs  besetzt  und  sich  an  Mosel  und 
Maas  entlang  bis  in  die  Gregend  von  Goblenz,  Köln,  Aachen,  Luxemburg,  Verdun 
verbreitet  hatten.  A.  geht  in  seinen  Vermutungen  vielleicht  zuweilen  etwas 
weit;  ob  Bensheim  wirklich  mit  der  halbmythischen  Königin  Basina  (Bd.  II,  84) 
Dagobertshausen  mit  König  Dagobert  (ib.  144)  zusammenhangen,  kann 
zweifelhaft  erscheinen;  doch  ändern  diese  Kleinigkeiten  nichts  am  Werte  des 
Gesamtresultates.  In  der  Darstellung  der  merowingischen  Könige  folgt  A. 
durchaus  Gregor  v.  Tours.  Das  Hauptgewicht  der  Erzählung  ruht  auf  Chlod- 
wig und  seiner  Regierung.  In  diesem  konzentriert  sich  der  Gesamtinhalt  der 
merowingischen  Epoche,  sowohl  in  der  äuüseren  wie  in  der  inneren  Politik. 
Chlodwig  erscheint  als  Staatsmann  par  ezcellence,  er  wird  über  Theoderich 
gestellt  und  mit  Karl  d.  G.  verglichen.  Die  Eigentümlichkeit  seines  Charakters 
wird  psychologisch  abzuleiten  gesucht  aus  dem  Naturell  seiner  Matter 
Basina  und  dem  sittenverderblichen  EinfluTs  der  römischen  Civilisation,  aus 
dem  besonders  die  Verwandtenmorde  erklärt  werden,  was  dann  typisch  bei 
Gundobald  von  Burgund  und  Dagobert  L  wiederkehrt  Der  Annahme  Gre- 
gors, dals  die  Vorsehung  zeitweilig  zu  Gunsten  Clodwigs  interveniert  habe, 
ist  A.  nicht  abgeneigt.  Chlodvng  gegenüber  treten  seine  Nachfolger  sehr 
zurück.  —  Während  A.  die  Anfänge  der  germanischen  Geschichte  durchaus 
nur  als  Einleitung  fUr  die  deutsche  behandelt,  vertritt  G.  Kaufmann^) 
eine  mehr  universalhistorische  Auffassung  unter  besonderer  Betonung  der 
kirchlichen  Entwickelung.  Demgemäüs  wird  die  Kultur,  die  Ausbreitung  des 
Christentums  in  Grallien  im  5.  Jh.,  das  Wirken  des  h.  Mardnus  ausführlich 
beschrieben,   weniger  die  allmähliche  Ausbreitung  der  Franken   in  Gallien. 


Aach  Ton  der  populären  Zellerschen  Sammlang  eradüen  ein  nenet  Bandchen :  B.  Zeller,  Boüi 
Dunfonts'et  rnftiree  da  palaiB,  extraita  de  Fräl^gaire,  dee  Gestes  de  Dagobert,  des  chroniqaee 
de  St  Denifl.  PariB,  Hachette.  —  1)  W.  Arnold,  DeaUche  Gesch.  (ygl  JB.  II,  8,  8«)  II, 
1.  Frankische  Zeit,  Gotha,  F.  A.  Perthes.  329  S.  -  Üb.  Entstehong  d.  KSnigtams  stimmt 
A.  d.  Ansicht  t.  Sybels  (o.  S.  71^)  an-  —  2)  S.  o.  S.  3«.  —  3)  Üb.  diese  o.  d.  and. 
Stammesnamen  s.  o.  S.  6^-^.  —  4)  Deutsche  Gösch,  bis  auf  Karl  d.  Grofsen  (vgl.  JB.  II,  2, 
8«)  Bd.  IL   Leipa.,  Doncker  a.  Hnmblot    430  S. 


FrihüdBche«  Beieh  unter  den  Merowingem.  ]J  379 

Die  Nachrichten  üher  das  erste  Vordringen  derselhen  lehnt  E.  ah,  obgleich 
doch  z.  B.  das  Zeugnis  des  Sidonins  ApoUinaris^)  nicht  zu  verwerfen  ist. 
Chlojo  wird  gar  nicht,  Ghilderich  nnr  als  Vater  Chlodwigs  erwähnt,  dessen 
Persönlichkeit  wir  auch  nnr  im  Bild  der  Sage  sehen.  Das  Hauptgewicht  ruht 
anf  der  Tanfe  allein.  Anf  den  Einflnüs,  den  sie  auf  die  Haltung  des  burgun- 
dischen  Klerus,  vertreten  durch  den  Avitus,  im  ersten  Bnrgunderkrieg  aus- 
übte, wird  nachdrücklich  hingewiesen,  die  auffallende  Verbindung  Gundobads 
mit  Chlodwig  gegen  die  Westgoten  in  der  Hauptsache  auf  die  Haltung  der 
katholisehen  Partei  in  Burgund  zurückgeftüirt.  In  dem  Streit  zwischen 
Bmnhilde  und  Fredegunde,  bildet  eine  bedeutsame  Episode  der  Versuch  des 
römisch-burgundischen  Patricins  Mummolus,  einen  von  Konstantinopel  ge- 
holten Merowinger  als  Kronprätendenten  aufenstellen.  Auch  die  688  zwischen 
Metz  und  Konstantinopel  gewechselten  Briefe  Aber  den  Krieg  in  Italien  und 
gegen  die  Langobarden  werden  erwähnt.  Die  Regierung  Chlotar  IL  und 
seines  Sohnes  Dagobert  werden  ftlr  die  eigentlich  glänzendsten  des  Mero- 
wingerreiches  erklärt  Das  Emporkommen  des  Migordomats  beruht  weniger 
auf  dem  Amt,  als  auf  der  Herzogs  würde  in  Austrasien,  welche  die  Karo- 
linger erworben  hatten,  besonders  auf  der  Heiratspolitik  der  Vereinigung  mit 
der  Amnifingischen  Familie,  wozu  dann  Pippin  von  Herist^  noch  als  dritte 
Familie  die  der  neustrischen  Hausmeier  hinzufügt.  Karl  Martell  ist  schon 
der  Vorbereiter  der  geistlich-weltlichen  Universalmonarchie  des  Mittelalters. 
In  den  ausfilhrlichen  Partieen  über  Verfassungs-  und  Wirtschaftsystem  be- 
w^  sich  K.  in  durchgehendem  Gegensatz  zu  Waitz  und  mehr  oder  minder 
näheren  AnschluDs  an  Roth. 

Unter  den  Specialuntersuchungen  zunächst  über  einzelne  Herzo*g- 
tümer  ist  sehr  beachtenswert  eine  Arbeit  von  Cl.  Perroud,')  über  den 
Ursprung  des  ersten  aqnitanischen  Herzogtums.  Der  Vf.  des  Werkes  (^iner.Art 
Habilitationsschrift)  ist  ein  Schüler  von  E.  Degardins,')  weshalb  auch  die  geo- 
graphisch territorialen  Bestimmungen  nach  den  verschiedenen  Teilungen  besonders 
sorgfältig  berücksichtigt  sind.  Fauriels  Ableitung  jenes  Herzogtums  aus  einem 
Gegensatz  der  Nationalitäten  wird  von  P.  lebhaft  bestritten.  Nach  ihm  zer- 
fiel das  Land  selbst  in  zwei  Teile,  die  von  verschiedenen  Völkerstämmen  be- 
wohnt waren,  Ober-Aquitanien  (der  gebirgige  Teil  des  Landes  in  den  Pyre- 
näen) von  Wascönen  (Basken)  besetzt,  Nieder-Aquitanien  (das  alte  Novempopu- 
lana)  von  Gallo-Röniem.  Durch  diese  Unterscheidung  lassen  sich  dann  die 
öfteren  Notizen  Fredegars  von  einer  Unterwerfung  Aquitaniens  begreiflich 
machen.  Sie  beziehen  sich  auf  Züge  nach  dem  oberen  Aquitanien,  während 
Nieder-Aquitanien  eigentlich  immer  unter  der  Herrschaft  des  Merowinger- 
reiches  stand.  585  war  es  geteilt  zwischen  Neustrien  und  Burgund,  was 
bis  612  dauerte.  Von  612 — 628  gehörte  das  Ganze  zum  Königreich  Burgund. 
628 — 30  hatte  es  einen  eigenen  König  in  Charibert,  einem  Sohne  Chlotars  II. 
Seine  Hauptstadt  war  Toulouse,  zu  seinem  Reich  gehörten  nach  Fredegar  die 
fünf  Grafschaften:  Toulouse,  Cahors,  Agen,  Perigueux,  Saintes.  Wenn  P. 
dazu  noch  das  Gebiet  von  Alby,  Ronerge,  Gevaudan  hinzufügt,  so  wird  man 
ihm  darin  kaum  folgen  dürfen,  da  seine  Aiinahme  nur  auf  einem  vereinzelten, 
zweifelhaften  Münzfunde  beruht.  Im  J.  630  zog  Dagobert  das  gesamte  Aqui- 
tanien wieder  an  sich,  darunter  auch  Ober-Aquitanien,  das  eigentlich  erst 
durch  Charibert  unterworfen  war,  doch  nur  um  es  schon  634  wieder  zwischen 


1)  Cann.  VII  y.  212  ed.  Baret   —    2)  Des  origines  da  prem.  dach6  d'Aqoitaine.   Par., 
Haehette.    218  p.  ^  8)  Vgl  Jahresber.  I,  91^. 


n,380  n.   M.  Handloike. 

Borgnnd  und  Austrasien  za  teilen.  Dieser  Zustand  dauerte  bis  673,  wo  das 
Ganze  wieder  mit  dem  bargondisch-neostrischen  Reich  vereinigt  wurde.  In 
der  Zwischenzeit  hatte  sich  eine  Art  Provinzialherzogtum  herausgebildet 
Der  mächtigste  dieser  Herzoge  ist  Euduo,  der  718  von  dem  neustrischen 
Merowinger  den  Titel  eines  Königs  erhielt  und  720  auch  von  Karl  Martell 
als  Unabhängiger  Herzog  anerkannt  wurde,  womit  die  Formation  des  Herzog- 
tums abgeschlossen  ist.  Den  Grund,  der  die  Ausbildung  eines  solchen  Pro- 
vinzialherzogtums  ermöglichte,  erblickt  P.  in  der  wachsenden  Macht  der 
Grolsen,  sowohl  der  weltlichen  wie  der  geistlichen.  Beweis  ftlr  das  Letztere 
ist  ihm  besonders  das  Verschwinden  der  kleineren  Bisttlmer  in  Aquitanien, 
was  durch  Erweiterung  der  größeren  Bischo&sitze  geschehen  sein  soll.  Er 
befindet  sich  hier  im  Gegensatz  zu  einem  älteren  Forscher  Drapeyron,  der 
aus  dieser  Erscheinung  wachsende  Ausbreitung  des  Heidentums  durch  den 
Einflufs  der  Waskonen  gefolgert  hatte.  —  Die  Ani&nge  des  baierischen 
Herzogtums  behandelt  Loser th.  ^)  Er  will  den  Nachweis  liefern,  daCs  die 
Baiemherrschaft  in  Böhmen  zuerst  durch  eine  solche  der  Langobarden  ab- 
gelöst wurde,  worauf  erst,  frühestens  nach  Abzug  der  Langobarden  nach 
Pannonien  im  Jahre  546,  vielleicht  aber  erst  nach  dem  Zuge  derselben  nach 
Italien  die  Einwanderung  der  Slaven  ihren  Anfang  nehmen  mochte.  Den 
Anstofs  zur  baierischen  Wanderung  selbst  erblickt  er  in  der  Preisgebung  von 
Ufer-Norikum  durch  Odovacar  488,  entgegen  der  Ansicht  Bachmanns,  ^)  der 
diese  Räumung  mit  den  Kämpfen  des  Frankenkönigs  Sigbert  (562)  in  Zu- 
sammenhang bringen  möchte.  Dals  die  Baiem  in  der  Zeit  nicht  mehr  in 
Böhmen  weilten,  ersehe  man  auch  aus  dem  Umstände,  daüs  des  damaligen 
Langobardenkönigs  Wacho  Tochter  an  den  Baiemherzog  Garibald  vermählt 
wurde,  der  sich  die  Tochter  seines  Erzfeindes  nicht  in  der  Weise  hätte  auf- 
dringen lassen,  wie  es  die  Quellen  erzählen. 

Einige  geographische  Bestimmungen  für  die  Feldzüge  der  Franken 
nach  Italien  liefert  Huber. ^)  Ein  575  im  Krieg  zwischen  Franken  und 
Langobarden  erwähntes  Anagnis  castrum  deutet  auf  Gastel  Nano,  südlich  von 
Glos  auf  dem  Nonsberge.  Der  Einfall  des  fränkischen  Heeres,  das  590  bis 
Mailand  vordrang,  mü&te  nach  den  dabei  erwähnten  Ortsnamen  vom  Nons- 
berge über  Gampen  ins  Etechland  nach  Tisens  und  von  da  nach  Eppau  ge- 
gangen sein. 

Ftlr  die  Geschichte  der  allmählichen  Erforschung  unserer  Epoche  mufe 
der  Briefwechsel  des  Benediktiners  Montfaucon  reiches  Material  enthalten. 
Allein  Dantier,  seit  mehr  als  20  Jj.  mit  der  Herausgabe  einer  Auswahl  be- 
schäftigt, wird  durch  seine  schwankende  Gesundheit  an  ihrer  Vollendung  ge- 
hindert und  die  Auszüge,^)  welche  wir  aus  den  auf  der  Bibl.  nat.  befind- 
lichen Briefen  M.s  erhalten  (1691—1734)  beschäftigen  sich  nur  mit  den 
litterarischen  Neuigkeiten  seiner  Zeit 


1)  a  o.  S.  V'  —  2)  Jahresber.  I,  IW.  —  3)  S.  o.  S.  ISS".  —  4)  Tamiiey  de  Lar- 
roqae,  de  la  corresp.  inMite  de  Dom.  B.  de  Montfaaoon.     Par.  1879,  Ghampioii.     38  8. 


Die  Hans«.  11,381 


K.  Koppmann. 

Die   Hanse. 

Unter  den  Qaellenpablikationen^)  nehmen  die  Fortsetzangen  der 
'Hanserecesse*  den  vornehmsten  Platz  ein.  Von  denselben  ist  die  zweite 
Abteilang  durch  v.  d.  Kopp  fortgesetzt,  die  dritte  darch  D.  Schäfer  er- 
öffiiet 

y.  d.  Kopp')  liefert  in  784  Kammern  die  Recesse  und  Aktenstücke 
der  Hansetage  in  den  Jj.  1443—61.  Der  Inhalt  wird  von  den  hauptsäch- 
lichsten Gesichtsponkten  ans  in  der  Einleitnng  korz  beleachtet;  nach  einer 
Richtung  hin,  über  das  Kontor  zu  Bergen,  hofft  R.  andern  Ortes  sich  aus- 
flkhrlicher  aussprechen  zu  können.  Die  Grundsätze  der  Edition  sind  be- 
kanntlich im  Ganzen  dieselben,  welche  in  der  ersten  Serie ')  zur  Anwendung 
kommen.  Die  abweichend  hiervon  eingefilhrten  Abkürzungen  in  den  Regesten 
und  Überschriften  sind  manchmal  störend.  Die  Weglassung  der  Klage-  und 
Beschwerdeschriften,  welche  den  Gegenstand  der  Verhandlungen  bilden,  ist 
bedauerlich,  um  so  mehr,  als  der  Hrsg.  selbst  sich  genötigt  sieht,  zur  £r- 
klärong  der  letzteren  Auszüge  aus  den  weggelassenen  Schriftstücken  abzu- 
drucken. R.  weist  darauf  hin,  dab  diese  häufig  wiederholten  Beschwerden 
nach  Landergruppen  und  chronologischer  Folge  bearbeitet  und  in  den  han- 
sischen Geschichtsquellen  veröffentlicht  werden  können;  tröstlicher  wäre  es 
gewesen,  auch  solchem  neuen  Unternehmen  die  kundige  und  erfahrene 
Hand  des  Herausgebers  in  sichere  Aussicht  gestellt  zu  sehen.  An  kleinen 
Unebenheiten  sind  mir  wehige  aufgefallen-,^)  dieselben  sind  derart,  wie 
wohl  jeder  Herausgeber  sich  deren  schuldig  machen  wird,  da  es  fast 
unmöglich  ist,  beim  Abschreiben  und  Korrigieren  eines  massenhaften 
Materials    den  Geist   gleichmäfsig    angespannt  und  frisch   zu  erhalten.    An 


1)  Mantels,  Lied  y.  d.  Fehde  Lübeck^  m.  Mecklenbg.,  ■.  o.  8.  145*i;  Frensdorff, 
KorreipoBd.  Dreyen,  t.  o.  8.  142^;  Den.,  triatea  xeliqniae,  t.  o.  8.  142^*;  K.  K  H.  Kraat e, 
Berichtigiuigexi  zum  Hana.  HB.,  ■.  o.  8.  120^;  2  Lieder  Domamui,  s.  a.  Abt  III,  61  *~'.  — 
2)  HaoMresesae,  hng.  y.  d.  V.  f.  hanrisobe  G.  2.  Abt  Hanaerecoise  y.  1431 — 1476  beerb,  y.  G. 
y.  d.  Bopp.  Bd.  3.  Leipz.,  Dancker  il  Hamblot  XII,  60S  8.  ygL  o.  8.  140^  172'.  —  Rec: 
CBL  Ko.  29.  —  3)  8.  JB.  I,  290—94.  —  4)  No.  13  thoyare  w8re  m  trennen,  No.  346  §  17 
niebte  myn,  wie  ■onst  regelmiuig  (ygl.  ^  16)  in  yerbinden,  Ko.  53  wUe  iriin  als  yullewün 
(Fttllwein)  an  yerdeatlichen  gewesen;  No.  97:  riid  1.  and,  No.  163:  Pepperscb  1.  Poppench; 
Ko.  192  koneren  (!)  1.:  koyeren  (ygl.  No.  59S  §  3:  yorkoyeren);  No.  228:  beteen  l:  betemen;  No. 
309  §  7:  Hn  der  gemenen  tiid'  ist  nicbt  zu  andern,  ygl.  §  9;  No.  216  §  11  ist  deme  Bremere 
(trotz  No.  220)  zn  tilgen.  Wiebtiger  ist  No.  228:  in  desseme  Lüflandesscben  lantUeyen,  1.: 
lantkloyen,  nach  Brensings  Erklärung  (Seebach  8.  XXXI  Anm.  40  b)  Lyserort  —  UnyerstSnd- 
lieh  sind  mir  die  Ansdrttcke:  No.  312  }  6  lennewant  meten  bii  bacceUen;  No.  106  {  2:  Let- 
tescb  ylasz  yorbinden  np  yirkelers  bant,  No.  205  ^15:  men  de  yuek  were  nn  gar,  No.  96: 
mochten  se  ayer  den  lebeter  nicht  hebben,  so  scholen  nemen  2  pand  Zwedesaches  kqppers, 
Ko.  122:  krommuser;  No.  845  §  54:  Vorlesen  nt  enen  barde,  dat  dar  hanghen  solde,  in- 
holdende  des  ooopmans  priyilegien'  ist  ein  Brett,  {  83  ^Uesür*  das  Logis  zn  yersteben. 


n,882  ^^^^   K-  Koppmann: 

interessanten  Einzelheiten  ist  der  Band  reich.  Hamburg,  Lüneburg,  Wis- 
mar, Rostock  und  Stralsund  haben  in  Danzig  'k^yne  hantyrunge  van 
kouffenschacze',  Lübeck  zehnmal  mehr  als  sie  alle  zusammen  (No.  123).  Auf 
die  Bemerkung,  dafs  die  Fälschung  von  Seife  nicht  in  Brügge  zu  geschehen 
brauche,  da  man  auch  sowohl  in  Gent  und  Brabant,  wie  auch  in  Lübeck, 
Hamburg  und  andern  osterschen  Städten  Seife  siede,  erwidern  die  Bürger- 
meister von  Lübeck  und  Hamburg,  ^dat  se  daer  ghene  seepe  en  plegen  to 
zedeji'.^)  Bei  Verhandlungen  über  die  Verlegung  des  Kontors  von  Brügge  er- 
klären die  Preuüsen,  es  komme  darauf  an,  wohin  man  dasselbe  verlegen 
wolle,  'wante  das  landt  van  Prewssen  bette  grosse  sware  schiffe,  die  alle 
haven  nicht  mochten'  (No.  653  §  4).  Die  Rostocker  brauchen  zu  dem  Flüger 
eines  Schiffes  roten  und  blauen  Arrasch  (S.  89').  Von  der  Wage  in 
Bergen')  heifst  es  deutlich:  de  Wage,  in  Dudessch  genomet  de  havene  (No. 
312  §  18).  In  Bezug  auf  das  Einsalzen  des  Herings  unterscheidet  man  ^de 
veer  legere'  Skanör,  Falsterbo,  Drakör  und  Malmö,  wo  mit  3  Speilen  ge- 
speilt  wird,  und  ^de  anderen  leger*  Bomholm,  Möen  u.  s.  w.,  wo  nur  2  Speilen 
verwandt  werden  dürfen  (No.  288  §  67,  318  §  7)-,  die  sogenannten  biieger 
(No.  176  §  5)  oder  wilden  Vitien  werden  freigegeben  (No.  180).  Um  Be- 
trügereien mit  den  ölpipen  zu  vermeiden,  will  Brügge  fortab  5  Zeichen  an- 
bringen lassen,  ^alsse  van  den  dekenen,  van  den  cupere,  van  den  vercoper 
van  den  olie,  van  den  axiser  und  mit  ener  lettren  umme  to  wetene  dat  jaer' 
(No.  345  §  71).  Die  Art  und  Weise,  wie  eine  Stadt  in  die  Hanse  aufzu- 
nehmen sei,  bestimmt  No.  288  §  69;  Kulm  beruft  sich  darauf,  ^das  wir  in 
dy  henze  nicht  en  geboren'  (No.  67);  Lübeck  bezeichnet  sich  'also  een  hovet 
der  twe  unde  soventich  stede'  (No.  420);  die  Preufsen  geben  den  andern 
Städten  zu  bedenken:  ^de  here  homester  wer«  en  hovet  der  hense*,  und  die 
Städte  erwidern  dem  preufsischen  Berichte  nach:  ^ademe  dat  der  her 
homester  en  hovet  der  hense  were'  (No.  504  §  13).  Von  Interesse  sind 
femer:  die  Notizen  über  die  mit  Brügge  gewechselten  Geschenke,')  das  Ent- 
setzen der  preußischen  Gesandtschaft  nach  Flandern  über  die  Kosten,  welche 
die  Ordensritter  verursachen  (S.  166^),  die  Mahnung  Kolbergs  an  den  Herzog 
V.  Pommern,  seines  Eides  zu  gedenken  (No.  187),  die  Verlegenheit  der  Hansen 
in  Kopenhagen  vor  der  Hochzeit  König  Christophs,  zu  der  nur  Lübeck  geladen 
ist,  während  die  übrigen  vergessen  sind  (No.  205  §  4),  der  Etiquettenstreit 
mit  der  englischen  Botschaft  in  Lübeck  wegen  des  „Entweichens^^  (No.  504 
§  2).  Die  wertvollsten  Nachrichten  über  die  politischen  Verhältnisse  Eng- 
lands enthalten  vier  Schreiben  von  Hans  Winter  aus  Brügge  und  London  an 
den  Hochmeister  (No.  638,  647,  6^,  670).  Für  die  BeurteUung  Olaf 
Nilssons  ist  No.  603  §  6  von  Interesse.  Das  Hamburgische  Hansehaas  zu 
Sluys  betrifft  No.  288  §  97. 

D.  Schäfers^)  erster  Band  behandelt  die  Jj.«  1477 — 85;  er  umfaCst 
613  Nummern,  von  denen  280  vollständig  mitgeteilt  und  333  registriert  sind; 
c.  220  weitere  Stücke  sind  in  Anmerkungen  benützt.  Die  betreffenden  Jahre 
waren  nach  dem  Urteil  des  Herausgebers  eine  Zeit  ruhiger  Blüte  fOr  die 
Städte;  ihr  Verhältnis  zu  den  auswärtigen  Mächten,  zu  den  Landesherren 
und   unter   einander  ist  in  der  Einleitung  übersichtÜch  charakterisiert     In 


1)  No.  345  i  56;  über  Hambarg  b.  Kammereirechiiimgeii  8,  S.  UüUV.  —  2)  V^. 
fiana.  GBU.  1677,  S.  148;  Uhland,  Volkslieder  No.  172.  —  8)  No.  569;  845  i  88;  872 
§  8;  576.  —  4)  HB  (S.  o.  S.  381«)  3.  Abt  HB.  y.  1477—1530.  Bd.  1 ;  XY,  698  8.  Bac.: 
GBl.  No.  62. 


Htoie.  11,383 

der  Bdchhaltigkeit  des  Stoffes  nod  der  Sorgfalt  der  Bearbeitung  steht  diese 
dritte  Serie,  nach  dem  ersten  Bande  zn  urteilen,  ihren  Vorgängerinnen  eben- 
bflrtig  zur  Seite.  Die  Texte  sind  korrekt.^)  Einige  Inkonsequenzen  im 
Trennen  nnd  Verbinden  der  Wortbilder  hätten  vermieden  werden  können.*) 
£in  paar  Irrtümer  im  Satzgefüge')  darf  man  dem  Hrsg.  nicht  vorwerfen;  es 
ist  immer  leichter,  dieselben  in  einem  sauberen  Abdruck  zu  erkennen,  als  sie 
vorher  zu  vermeiden;  unverständliche  Sätze ^)  hätten  aber  als  solche  bezeichnet 
werden  sollen.  Fehlerhafte  Überlieferung  ist  mit  Geschick  gebessert,^)  lücken- 
hafte ergänzt^)  Der  Entscheidung  zwischen  Abdruck  und  Registrierung  der 
einzelnen  Stücke  wird  man  im  Ganzen  beipflichten  müssen;  die  dem  Abdruck 
vorangehende  Inhaltsangabe  hätte  manchmal  etwas  vollständiger  sein  können.  7) 
Ein  voUes  Urteil  über  die  Arbeitsweise  des  Herausgebers  ist  zeitweilig  noch 
schwer,  wenn  nicht  unmöglich.  Um  mich  aber  bei  dem  allgemeinen  Eindruck 
nicht  vollständig  zu  beruhigen,  habe  ich  sie  wenigstens  in  einer  Richtung 
mittels  der  mir  am  nächsten  liegenden  Eämmereirechnungen  der  Stadt  Ham- 
burg, einer  Eontrolle  unterzogen.  Mit  Rücksicht  auf  K.  R  3,  S.  310,  24 
einerseits  und  auf  No.  124,  146  hätten  wohl  Verhandlungen  in  Lüneburg 
und  Übsen  angesetzt;  zu  No.  259  §  16,  wo  von  2000  Rhein.  Gulden  die 
Rede  ist,  die  Lübeck  den  Eimbeckem  vorschieist,  hätte  auf  K.  R.  3,  S.  885, 
34,  wo  ihnen  Hamburg  1500  leiht,  verwiesen  werden  können,  No.  293  wäre 
durch  eine  Bemerkung  darüber,  dafs  die  Kremper  Marsch  sich  damals  im 
Pfandbesitz  Hamburgs  befand  (3,  S.  CXVÜI)  verständlicher  geworden;  aber 
das  sind  Kleinigkeiten  gegenüber  der  Hauptsache,  daüs  nichts,  was  zu  berück- 
sichtigen notwendig  war,  unberücksichtigt  geblieben  ist.  An  Einzelheiten  ist 
mir  aufgefallen,  dafs  Seh.  (S.  327^)  meint,  Wilhelm  Grünewald  der  jüngere 
sei  zugleich  Bürger  in  Nimwegen  und  in  Deventer  gewesen.  Letzteres  ist 
indes  nur  seine  Geburtsstad^  'onse  geboren  borger'  (No.  384)  heilst:  ein 
Kind  unserer  Stadt;   Bürgerrecht  in  zwei  Städten  zugleich  war  unzulässig.^) 


1)  Ko.  8:  antwiYelen  1.:  en  twiToIen;  No.  11  (S.  8):  die  wolcke  1.:  die  welcke;  No.  66: 
besende  1.:  lesende;  No.  67:  beralet  1.:  benalet;  No.  S59  (8.  299),  507  (S.  414),  548  §  5: 
entbermet  1.:  entrönnet,  wie  No.  605  (S.  554):  entfarmet.  —  2)  No.  22  (S.  18):  yan  stont, 
(8.  19)  ranstont;  No.  48:  ensodanB,  No.  67:  een  solken;  No.  56  §  4:  rodertol,  No.  57  §  4: 
roder  toi;  No.  445:  nichtes  tomyn,  No.  609  (S.  560):  nichtea  demyn,  No.  547  §  48:  nichtes- 
demi«.  Ko.  58:  to  vinden,  No.  547  {87:  tho  werpen,  No.  554  }  7:  to  honwen,  No.  179 
§  17:  ogen  asten  L:  ogena(r)sten,  No.  199  (S.  146):  Yangon  golden,  No.  287:  er  tyden,  No. 
327  (S.  ?71):  mede  gesellen,  No.  334  §  27:  Oster  zeo,  No.  547  §  14,  48,  48,  50:  wessel 
wordt,  §  15:  drowe  wordt  und  gar  §  19:  honae  stode  wäre  an  yorbindon,  dagegen  No.  60 
{17:  'wich^nnder',  wie  das  daneben  stehende  'wicht  nndo  ponder'  lehrt,  No.  67:  Vypene'  in  *op 
eoe',  No.  76  (S.  58):  'rortoyer'  in  'rort  orer',  Na  290:  Horreden'  in  *to  yreden'  za  trennen  ge- 
wesen. —  3)  No.  170:  des  ich  amb  God  anyordyent  han.  Ich  en  weys  noch  en  sien  oach 
der  groesser  narongon  nyot:  4ch  en  weys*  gehört  znm  ersten  Sata;  No  216  {32:  sonder  dat 
id  segel  ätix  ane  bleye,  tome  ende  begorende  yorder:  'toine  ende'  gehört  zo  bleye;  No.  330: 
omme  deswillen,  dat  wy  pawestliken  gebaden  .  .  .  christliken  horsam  dhon  .  .  .  Ys  ans  onse 
here  meyster  ongenedidi  onde  to  wedder  geworden:  1.  Umme  deswillen  .  . .  ys  ans;  No.  506: 
so  moten  se  jo  enen  dag  doch  stan  nicht  mer  oppe  tid:  L  <stan.  Nicht'  —  4)  No.  126:  an- 
ghezeen  de  yeranderighe  der  tut  an  desser  ziido  no  solk  wer  bii  dat,  se  bii  hertoch  Karlen 
tiiden  to  wesene  plach,  wo  dorch  andere  Interponktion  'solk  wer,  bii  dat  se'  zu  helfen  ist; 
No.  327  (S.  271):  want  alle  ryck,  yn  en  solyon  partielick,  werden  yorgencklick  gedeylt  ab- 
>olot  onyeratandlich,  dem  Sinn  nach:  da  alle  Dingo,  die  sie  selbst  betreffen,  parteiisch  yon 
ihnen  entschieden  werden.  —  5)  No.  346 :  wante  wy  dat  anders  nicht  dan  oth  gudor  meninge 
enden;  enden  ist  nicht  in:  'senden',  sondern  in:  'en  don'  za  bessern.  —  6)  No.  337:  entstanden, 
falsche  Wortfonn.  —  7)  Gar  za  korz  ist  No.  254;  No.  167  ist  ein  'nicht'  yergessen.  — 
8)   Vgl.  HB.  n,  3.    No.  28S  §  47. 


n,384  ^^^-  ^  Koppmann: 

No.  66  §  2  handelt  Ton  Ugle  . . .,  nach  deme  dat  id  Densche  erde  is  onde 
nene  kopmanszvitte;  Seh.  denkt  verwunderlicher  Weise  an  einen  Schreib- 
fehler, l]gle  statt  Oslo.  S.  114^  wird  ein  Bericht  Aber  den  Besnch  Herzog 
Albrechts  von  Sachsen  in  Lübeck  1478  Okt  19 — 23  im  Stadtarchiv  za 
Lüneburg  erwähnt;  ein  solcher  Bericht  aus  dem  Lübecker  Archiv  ist  gedruckt') 
Auf  den  reichen  Inhalt  des  Bandes  kann  ich  nicht  näher  eingehen.  Unter 
den  Aktenstücken  jedoch,  welche  von  der  plastischen  Schilderung  dieser  Ver- 
handlungen einen  Begriff  geben,  mufs  ich  den  Eopenhagener  Receüs  v.  1484 
besonders  hervorheben,  der  uns  in  zwei  verschiedenen,  einander  vortrefflich 
ergänzenden  Fassungen  in  Lübeck  (No.  646)  und  in  Danzig  (No.  547)  er- 
halten ist  Femer  ist  Axel  Olafssons  Klage  (No.  61)  über  die  Gewaltr 
thätigkeiten  in  Bergen  im  Jahre  1455  von  grofsem  Interesse,  wenn  man 
natürlich  auch  in  Betracht  zu  ziehen  hat,  dafs  sie  einesteils  eine  Parteischrift, 
andemteils  erst  22  Jahre  nach  dem  Ereignis  abgefalist  ist  Rechtsgeschicht- 
lich  kommen  die  Verhandlungen  ^)  über  die  Verfolgung  von  entlaufenem  Schiffs- 
volk  in  Betracht  Kulturgeschichtlich  ist  erwähnenswert  die  sehr  ausführ- 
liche Bestellung  eines  Harnischs  in  Köln  auf  Mafs  und  mit  Fabrikzeichen 
(No.  195).  Der  Kaufmann  zu  Brügge  bittet  Lübeck  um  Beschaffung  von 
15—20  lebendigen  Zobeln,  Wieseln  (lasten),  Hermelinen  und  'weifsen  Königen* 
(witte  koninge)');  eine  Notiz,  die  man  gern  im  Wortlaut  gesehen  hätte, 
für  das  geschichtlich  noch  wenig  behandelte  Kapitel  der  Thiergärten  und 
Handelsmenagerien  von  hohem  Interesse. 

Unter  den  darstellenden  Werken^)  sind  zunächst  einige  Kapitel  einer 
gröfseren  Arbeit  von  Schanz^)  hervorzuheben:  über  die  Handelsbeziehungen 
Englands  zu  den  Niederlanden  und  den  nordischen  Reichen,  über  die  Stapel- 
kaufleute und  merchant  adventurers,  sowie  namentlich  England  und  die 
Hansen/  Das  letztere  (I,  172 — 246)  ist  in  vier  Abschnitte  zerlegt:  eine 
Überdicht  über  die  hansisch-englischen  Beziehungen  bis  zu  den  Tudors,  Hein- 
rich VH.,  Heinr.  VIH.,  England  und  Danzig;^)  dazu  kommen  24  Urkk.  (H, 
388 — 484).  Der  Arbeit  ist  auch  von  Seiten  des  Historikers  für  wesentliche 
Förderung  zu  danken  und  ungemeiner  Fleiüs,  sowie  grofse  Litteratürkenntnis 
nachzurühmen,  wenn  ihn  auch  die  Durcharbeitung  im  einzelnen  nicht  immer 
befriedigen  mag.  In  S.s  Klagen  (I,  181)  über  die  Oleichgültigkeit  des  han- 
sischen Zwischenhandels  gegenüber  dem  national-industriellen  Interesse  mischt 
sich  allerlei  Unklares,  Unrichtiges  oder  doch  Unerwiesenes  mit  Selbstverständ- 
lichem durch  einander.  Der  Bund  trieb  natürlich  keinen  Handel;  die  han- 
sischen Kaufleute  nahmen  allerdings  die  Produkte,  ^wo  sie  sie  fanden,'  aber 
nicht  wie  sie  sie  fanden;  die  Appretur  der  in  der  Fremde  gekauften  Tücher 
ist  vielmehr  ein  zweifelloser  Beweis  davon,  dafs  sie  die  heimische  Industrie 
bewufst  beförderten;  die  gewerblichen  Angelegenheiten  konnten  bei  einem 
Bunde,  dessen  Mitglieder  verschiedenen  Territorien  angehörten,  nur  ausnahms- 
weise Bundessache  sein,  sind  aber  weder  in  den  einzelnen  Städten,  noch  in 
den  Städtegruppen,  den  wendischen,  den  preufsischen  Städten  u.  s.  w.  ver- 


1)  Bei  MicheUen  n.  AamoMen,  A.  t  Staato-  n.  Kirchengesdi.  8  (1S87),  S.  828—37.  — 
2)  Ko.  803  §  2  Tgl.  HR.  II,  3,  No.  288.  §  5.  —  3)  Hierzu  vgl.  HR.  I,  5  S.  848  §  9. 
^  4)  Mantels,  Beitrr.,  S.  o.  S.  156*-*  o.  J£.  m,  2,  178*.  Koppmann,  £inn.  Kopenh^ 
e.  o.  S.  156f  Hollihg,  Bxped.  gegen  Ostfriesl.,  s.  o.  S.  120«.  —  &)  S.  o.  S.  751  — 
6)  Hierüber  ■.  o.  S.  1751 


Die  ttu«.  11,385 

DftchUasigt  worden.  Dab  der  Zwischenhandel  gröbere  Fortschritte  gemacht 
bitte,  als  die  Gewerbe,  ist  trotz  des  jedenfalls*  eine  vage  Behauptung,  von 
der  man  obendrein  nicht  einsieht,  was  oder  gegen  wen  sie  beweisen  soll; 
yage  deshalb,  weil  der  Vf.  sich  bei  seinem  Urteil  schwerlich  auf  eine  genaaere 
Kenntnis  der  Oewerbegeschichte  zu  stützen  vermag,  als  ans  dem  Studium 
unserer  Zunftrollen,  die  doch  eben  nur  die  älteren  zflnftigen  Gewerbe  be- 
handeln, geschöpft  werden  kann.  Wandbereiterei,  Wandf&rberei,  Rotgiefserei, 
Kupfermühlen,  Schleif mühlen,  Seifensiederei  kommen  in  dieser  Zeit  auf, 
und  die  Arbeiten  von  Malern,  Goldschmieden,  Bildhauern  erreichen  eine 
hohe  Blüte;  die  Städte  aber  sehen  dem  nicht  gleichgültig  zu,  sondern 
geben  den  Gewerben  Aufträge,  verschaffen  ihnen  Muster,  gewähren  ihnen 
mannichfache  Unterstützung.  Der  Handel  der  Hansen  in  England  stellt  sich 
nach  S.s  Berechnung  (1, 182)  so,  dafs  auf  ihn  97%  des  Wachsimports,  22% 
des  Tuchezports  und  nicht  ganz  7%  der  übrigen  Warenbewegung  kamen;  da 
nun  der  Tuchzoll  24  und  der  Wachszoll  4%  des  gesamten  Zollertrags  aus- 
machen (2,  14),  so  fallen  auf  den  hansischen  Handel  6%  far  Tuche,  4 
ffkr  Wachs  und  ö  für  sonstige  Waren,  also  14%  des  ganzen  Handels 
(vgl.  2,  27). 

Die  Organisation  der  Hanse  nach  Dritteilen  und  die  Verbindung 
der  Preufsen  mit  den  Westfalen  bespricht  <}.  Sattler,^)  der  jene  Gliederung 
bis  1370  nur  für  den  deutschen  Kaufmann  in  Brügge  und  für  Beratungen 
der  Städte  über  flandrische  Angelegenheiten  gelten  lassen  will.  Dem  gegenüber 
präcisiert  Ref.')  seine  frühere  Ansicht  dahin,  dab  die  Versammlungen  der 
gegen  Dänemark  konföderierten  Städte  diejenigen  Rechte,  welche  die  Drittels- 
versammlungen in  Bezug  auf  den  deutschen  Kaufmann  in  Brügge  ausgeübt 
hatten,  in  allen  Angelegenheiten  des  deutschen  Kaufmanns  für  sich  in  An- 
spruch nahmen,  und  dafs  eben  dadurch  der  Obergang  aus  der  Kaufmanns- 
hanse  in  den  hansischen  Städtebund  zum  Abschlub  gekommen  und  die  Tag- 
f&hrten  der  konföderierten  Städte  zu  Hansetagen  geworden  seien.  —  Die 
Organisation  der  westfälischen  Städte  im  16.  Jh.  lehrt  uns  B.  Niehues') 
kennen,  hauptsächlich  nach  den  Hanseakten  Coesfelds,  die  jetzt  dem  Archiv 
der  Stadt  Warendorf  angehören;  die  von  Köln  geführten  westfälischen  Städte 
gruppieren  sich  um  acht  Vororte:  Osnabrück,  Münster,  Unna,  Dortmund, 
Soest,  Paderborn,  Herford  und  Minden;  die  Münsterscbe  Gruppe  gliederte 
sich  wieder  in  drei  Quartiere,  deren  Hauptstädte  Meppen,  Coesfeld  und 
Warendorf  waren;  zum  Münsterlande  (dem  Hochstift  Münster)  gehörten  die 
beiden  letzteren  Quartiere,  das  Quartier  up'm  Brahm  mit  Coesfeld  und  acht 
andern  Städten  und  das  Quartier  up'm  Drein  mit  Warendorf  und  fünf  andern 
Städten. 

Von  Beziehungen  einzelner  Städte  zu  Süddeutschland  und  zum  Aus- 
lände handeln  einige  kleinere  Mitteilungen.^)  —  Ein  Beitrag  zur  Handels- 
geschichte von  D.  Schäfer '^j  behandelt  auf  Grund  eines  Lübischen  Schreibens 


1)  D.  wertfSliMh-prenfinAche  Drittel  der  Haaee.  Hmi.  OBU.  1879  (ISSt)  S.  69—74.  — 
2)  K.  Koppmann,  Zu  den  Dritteila- Venammlangen.  ebdai  S.  75—77.  —  8)  Die  Orgtni- 
iation  der  Uanaa  in  Westfalen  n.  inabeaondei'e  im  Münsterlande.  ebda.  S.  51—65.  —  4)  Frena- 
dorff,  BauehonKen  Roatoclu  an  Aagsbarg  und  München  in  der  aweiten  HSltte  des  14.  Jh., 
Han«.  OQuelL  1879  (81),  8.  81—82.  —  L.  Qeiger,  Beaiehongen  Lübecks  and  StraUnnds 
an  Venedig  1420.  ebda.  8.  88—84.  —  B.  Pauli,  Hantische  and  baltische  Beaif hangen  an 
Schottland  im  16.  a.  17.  Jh.  ebda.  8.  85 — 86.  —  (Keatner,  Handelsybdg.  m.  Spanien,  a. 
o.  Abt  III,  46*.  —  Damas,  Beaieh.  a.  Frkr.,  a.  o.  Abt  lU,  46*.;  —  5)  Oliepipen  ebda. 
&  100—108. 

Hialofisob«  Jahreaberlehte.   1881.    n.  85 


n,386  ^)UU.    E.  Koppmanfi. 

Y.  1506  und  beigefügten  Abbildungen  die  ölpipen.  —  Zar  Kamenknnde  ge- 
hören Notizen  K.  E.  H.  Krauses *)  über  Geister,  Gitscho,  d.  i.  Gedser.  — 
Eine  Notiz  des  Ref.')  betrifft  den  Tod  eines  Mitgliedes  der  flämischen  Ge- 
sandtschaft V.  J.  1391  in  Hamburg  (1392  März  26).  —  Endlich  giebt  D. 
Schäfer  5)  über  seine  archivalischen  Arbeiten  vornehmlich  in  den  Nieder- 
landen und  Belgien  Auskunft;  Dinant,  das  bisher  noch  nicht  auf  Hanseatica 
hin  untersucht  worden  war,  hat  leider  keine  Ausbeute  ergeben. 


1)  Za  den  SeeBrtern.  Hans.  QBU.  1879  (81),  S.  98—99.  —  2)  K.  Koppmann, 
Bigaard  t.  Breest.  MVaHambarg  3,  102  f.  —  3)  D.  Schäfer,  BeiBeberieht  Hans.  GBIL 
1879  (81),  S.  XXIV— XXX. 


Neue  Zeit. 


I. 

K.  Dittrich. 

Deutsche  Geschichte  1519—1618. 

Von  Qnellenpnblikationen  sind  einzelne  kleinere  Sammlangen  hervor- 
zaheben:  in  erster  Linie  der  Briefwechsel  Sleidans,^)  den  Baamgarten 
in  Erfüllung  eines  vor  mehreren  Jahren  gegebenen  Versprechens  herausgab. 
Die  im  J.  1878  begonnenen  Untersachangen  (vgl.  Jahresber.  1878.  S.  410) 
erscheinen  dadurch  zum  Abschlufs  gebracht  und  in  Sachen  Sleidanscher 
Briefe  ist  damit  wohl  das  letzte  Wort  gesprochen.  Eine  Einleitung  giebt 
aber  die  Bemühungen  Baumgartens  Bericht  und  dann  folgen  Sleidans  Briefe 
in  chronologischer  Ordnung  mit  Einfügung  einzelner  Briefe  an  ihn.  Ueberall 
sind  genaue  biographische  und  sachliche  Notizen  beigegeben,  häufig  auch, 
z.  B.  I&r  die  Sendung  Sleidans  nach  England  und  zum  Konzil  von  Trient 
orientierende  Einleitungen  vorausgeschickt.  —  Als  Qnellenwerk  ist  auch 
Dittrichs  Arbeit  Aber  Contarini,^)  eines  der  thätigsten  Glieder  der  katholischen 
Reformationspartei,  zu  betrachten;  zwar  hat  bereits  Pastor  die  Korrespondenz 
desselben  vom  J.  1541  zum  grofsen  Teile  herausgegeben,')  aber  noch  blieb 
manches  Unbekannte  und  konnten  Lesearten  Pastors  verbessert  werden.  Auf 
eine  kurze  Einleitung  über  die  verschiedenen  Biographieen  Contarinis  folgt 
sein  Leben  in  Regestenform  in  957  Nummern.  Für  diese  sind  nicht  blofs 
eigene  Briefe  und  Depeschen  Contarinis  (z.  B.  an  den  Senat  zu  Venedig), 
sondern  auch  Briefe  an  ihn,  namentlich  Sadolets  Korrespondenz,  sowie  andere 
Dokumente,  die  auf  ihn  Bezug  haben,  benfitzt,  die  Briefe  meist  nur  auszugs- 
weise mitgeteilt^  überall  auf  den  Fundort,  bei  bereits  bekannten  Stücken  auf 
den  Druckort  verwiesen.  Eine  Zahl  Briefe  sind  als  Inedita  vollständig  mit- 
geteilt^ zum  Schlüsse  einige  Briefe  Sadolets  an  Mitglieder  der  Akademie  zu 
Modena,    die   der   Häresie  verdächtig  waren,   angefügt.    Nur   für  die  Vor- 


1)  Sleidans  Briefwechsel,  h.  y.  H.  Bsumg arten.  Strafsburg,  TrÜbner  1881.  XXXII. 
335.  8^  —  2)  Regelten  und  Briefe  des  Kardinals  Gaaparo  Contarini  (1483-1542),  h.  r. 
Dr.  Franz  Dittrich.  Braunaberg,  Uuye.  1881.  VIII.  707  S.  8<^.  Vgl.  Deutsche  Lit.  Ztg. 
1882,  10.  —  8)  Pastor,  Gorresp  dos  Kardin.  Contarini  während  seiner  deutsch.  Legat 
(Hirt.  Jahrb.  y.  UUffer  L    4.  4.  Heft.) 

Blstoriacbe  Jabresberiohte.    1881.    III,  1 


111,2  I.    K.  Dittrich: 

geschichte  unserer  Periode  nnd  für  die  ersten  bewegten  Jahre  derselben  ist 
die  Korrespondenz  des  Piero  Martire  d'Anghiera  von  Wichtigkeit  Er  hat 
gleichzeitig  von  zwei  Seiten  Beachtung  gefunden.  Eine  Dissertation  von 
Gerigk^)  kommt  durch  genaue  Untersuchung  des  opus  epistolarum  zu  dem 
Resultate,  dafs  zwar  das  Datum  der  Briefe  meist  wertlos  ist,  dagegen  die 
in  denselben  gemachten  Angaben  oft  von  hohem  Werte,  weil  Peter  durch 
seine  Stellung  bei  Hofe  und  seine  Bekanntschaft  mit  den  bedeutendsten 
Zeitgenossen  imstande  war,  besonders  über  spanische  Verhältnisse  genauer 
zu  berichten.  Gerigk  noch  unbekannt  ist  die  weit  umfangreichere  Arbeit 
von  Heidenheime r.^)  Auch  er  wendet  neben  Peters  Leben  den  Briefen 
seine  Hauptaufmerksamkeit  zu  und  liefert  an  einer  Anzahl  von  Briefen  im 
Anhange  Beispiele  für  eingehende  Kritik  derselben  und  den  Gewinn,  der  sich 
daraus  ziehen  läfst. 

Als  wichtige  Quelle  für  die  öffentliche  Meinung  wurden  schon  seit  längerer 
Zeit  die  Flugschriften  erkannt;  aber  auch  die  damals  noch  seltenen  Zeitungen 
sind  beachtenswert  Über  solche  berichtet  F.  Stieve')  und  zwar  speciell  über 
die  durch  den  Freiherm  Melchior  von  Aitzing  begründeten  halbjährigen  Mefe- 
relationen.  Auf  Grundlage  des  gesammelten  Materials  wird  Aitzingers  Wander- 
leben, eingehend  sein  Aufenthalt  in  den  Niederlanden  und  in  Köln  erzählt, 
dabei  seine  einzelnen  Werke  besprochen.  Mit  der  1583  veröffentlichten 'Relatio 
historica'  beginnen  seine  regelmäisigen  Übersichten  über  die  neueste  Z^tge- 
schichte,  welche  bald  halbjährig  immer  zur  Zeit  der  Frankfurter  Messe  erschienen, 
ohne  dafs  dieselbe  direkt  in  den  Titeln  erwähnt  wurde.  Sie  sind,  wie  auch 
die  früheren  Werke  über  niederländische  Geschichte  trotz  der  katholischen 
Gesinnung  des  Verf.  sehr  objektiv  und  nehmen  oft  ganze  Aktenstücke  wört- 
lich auf.  Aitzing  starb  anfangs  1598  zu  Bonn.  Er  fand  sowohl  bei  Katho- 
liken als  Protestanten  Nachahmung-,  unter  den  letzteren  sind  Jacobus  Francos 
(eigentlich  Conrad  Lautenbach,  Prediger  zu  Frankfurt  a.  Main),  Theodor 
Meurer  u.  a.  zu  merken.  Der  Anhang  giebt  ein  Verzeichnis  von  Aitzings 
Werken,  die  Fortsetzungen  zu  seinen  Relationen  bis  zu  Ende  1608. 

Zwei  Briefe  Melanchthons  veröffentlicht  Varrentrapp^)  nnd  liefert 
dadurch  nicht  nur  zu  milderer  Beurteilung  desselben,  sondern  auch  für 
einige  dunkle  Punkte  im  Leben  des  Erasmus  Alberus  und  seiner  Thätigkeit 
in  Hessen  einen  Beitrag. 

Eine  wichtige  Ergänzung  zu  Voigts  ,Ge8chicht8chreibung  über  den  scbmal- 
kaldischen  Krieg'  giebt  Katterfeld.^)  Aus  verschiedenen  Kollektionen,  die 
er  tm  britischen  Museum  machte,  ergänzt  er  die  Biographieen  verschiedener 
bei  Voigt  angeführter,  namentlich  auswärtiger  Schriftsteller,  nnd  giebt  Daten 
über  seltene  Drucke  und  Ausgaben  ihrer  Werke;  es  sind  Luis  d^Avila,  de 
Buillon,  Zillioli,  Lambertus  Hortensius,  Nie.  Mameranus  u.  a.  m. 

Was  die  ESnzelforschung  betrifft,  so  fehlt  es  nicht  an  kleineren  Arbeiten 
auf  dem  ganzen  Gebiete,  aber  mit  Vorliebe  werden  immer  noch  die  Periode 


1)  J.  Gerigk,  das  opus  epistolaram  des  Petrus  Martyre.  Inaag.-Di8s.  y.  Konigabeig. 
Braansberg,  Wiehert.  1881.  lY.  75  S.  S^.  —  2)  D.  H.  Heidenheimer,  Petras  Mar- 
tyr  Anglerias  und  sein  Ojras  epistolarum.  Berlin,  Soehagen.  IV,  216.  8^  (Lit  C.  Bl.  81,  41.) 
S)  K  Stieve,  über  die  ältesten  halbjähr.  Zeitungen,  Mefsrelationen  u.  insbes.  über  deren 
Begründer  Frh.  Michael  von  Aitzing  (Abh.  d.  bist  A.  d.  kgl.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  XVL 
I.Abt.  177—265.  4^)  —  4)  Varren trapp,  Zwei  Briefe  Melanchthons  an  Graf  Philipp  IV. 
von  Hanau -Lichtenberg.  (Forscli.  ss.  d.  G.  XXI.  2.)  Vgl.  Kap.  XUI.  —  &)  A.  Katterfeld, 
Beitrr.  z.  Gesch.  d.  schmalkald.  Krieges.     (Ibid.  XXI.  2.)     Vgl.  Kap.  XIU. 


DeütBcke  OoBcluclite  1519—1618.  Xjl^g 

des  schmalkaldischen  Krieges  and  das  Ende  des  Jahrhunderts,  die  Vor- 
geschichte des  groüsen  Krieges  bis  1618  behandelt 

Yiel&ch  bildet  die  Reformationsgeschichte  einzelner  Graue,  oder  das  Leben 
einzelner  Reformatoren  oder  ihrer  Schüler  den  Vorwurf,  überall  wird  Neues 
gebracht,  und  so  Bausteine  zu  einem  Neubau  der  allgemeinen  deutschen  Ge- 
schichte im  XVI.  Jh.  —  selbstverständlich  auf  Grundlage  von  Rank  es  i) 
groisem  Werke  —  zusammengetragen.  Die  politische  Schwäche  des  Reiches 
bei  Maximilians  Tode  wird  recht  offenbar  in  dem  Schicksale  Württembergs. 
Wille')  zeigt,  wie  nach  der  Eroberung  des  Landes  durch  den  schwäbischen 
Bund  der  verunglückte  Versuch  Ulrichs,  dasselbe  wieder  zu  gewinnen,  nur 
dazu  führte,  die  Kommissäre  des  Bundes  in  Österreichs  Hände  zu  treiben, 
80  dafs  am  6.  Februar  1520  das  Land  an  Karl  V.  übergeben  wurde,  und 
in  einer  zweiten  Abhandlung,  ^)  wie  neben  dem  Hauptvertrage  auch  am  selben 
Tage  zu  Augsburg  ein  zweiter  geschlossen  wurde,  worin  an  einer  Steile  auf 
die  frühere  Eroberung  des  Landes  1519  zurückgegangen  wird,  bei  welcher 
die  Schlösser  Tübingen  und  Neuffen  den  Kindern  Ulrichs  überlassen  worden 
wären.  Diese  Stelle  ward  als  besondere  Klausel  aufgefiafst,  blieb  aber  im 
Wortlaute  bis  jetzt  unbekannt. 

Mit  dem  Bauernkriege  beschäftigt  sich  Lina  Beger,^)  welche  nach 
Akten  des  Karlsruher  Archivs  die  Ereignisse  des  J.  1524  in  der  Gegend  des 
Bodensees,  sowie  das  versuchte  Eingreifen  Ubrichs  von  Württemberg,  dann 
seine  Verhandlungen  mit  den  Schweizern  bespricht.  G.  Droysen^)  hat 
Peter  Haarers  (vgl.  Allg.  D.  Biogr.  X.  260)  Beschreibung  des  Bauernkrieges 
von  1525  herausgegeben.  Ebenso  hat  derselbe^)  eine  Reihe  zeitgenössischer 
Berichte  über  die  so  wichtige  Einnahme  Roms  von  1527,  an  welcher  die 
Deutschen  hervorragenden  Anteil  hatten,  gesammelt;  Kolde^)  bringt  gleich- 
zeitige Berichte  über  die  Wittenberger  Unruhen  von  1521  und  1522. 

Als  besonderer  Förderer  und  Begünstiger  Luthers  wird  immer  Friedrich 
der  Weise  betrachtet.  Die  selbst  bei  Ranke  ziemlich  allgemein  gehaltene 
Charakteristik  dieses  Fürsten  zu  vertiefen  und  seine  Stellung  zur  Reformation 
aktenmäCsig  zu  begründen,  unternimmt  Th.  Kolde^)  und  weist  wohl  ziemlich 
sicher  nach,  dafs  nicht  die  Begeisterung  fär  Luthers  Lehre  für  den  Kur- 
fürsten bestimmend  war,  diesem  seinen  Schutz  zu  leihen,  sondern  in  erster 
Linie  die  Rücksicht  auf  den  berühmten  Professor,  die  Zierde  seiner  Universität. 
Wie  es  mit  seiner  Neigung  zu  Luthers  Lehre  stand,  ersieht  man  daraus, 
dab  er  seinen  Heiligen-  und  Reliquienkultus  beibehielt.  Die  Abschaffung  der 
Messe  in  der  Wittenberger  Stiftskirche  erfolgte  wider  den  ausdrücklichen 
Willen  des  Kurfürsten.  Man  kann  wohl  sagen,  dais  er  bis  zu  seinem  Tode 
fast  ganz  auf  katholischem  Boden  stand  und  dafs  er  beim  Abendmahl  unter 
beiden  Gestalten  auf  dem  Totenbette  vielleicht  dem  Drucke  seiner  Umgebung 
nachgab.  Die  beigedruckten  Aktenstücke  liefern  die  besten  Belege  für 
das  Gesagte.  Für  die  Vorgeschichte  der  Reformation,  besonders  die  geistige 
Bewegung  im  Augustinerorden,  ist  neben  Koldes  Buch  auch  das,  vielfach  in 


1)  6.  Aufl.  im  Sncheinen:  2.  3.  Band  1S81.  —  2)  D.  J.  Wille,  die  Übergabe  den 
Hencogt  Wfirtteraberg  an  Karl  Y.  1620.  (ForBcb.  z.  d.  Gesch.  XXI.  521—571).  —  3)  Idem: 
die  Übeiigabe  TübingoiiB  an  den  schwabischen  Band  1519  und  die  Tübinger  Clansel.  Ibid,  93 
113.)  Vgl.  Kap.  XV.  —  4)  Forsch.  XXI.  3.  —  5)  G.  Droysen,  Material.  ».  neueren 
Gesch.  3.  Halle,  Nicmeyer.  111,  17  S.  8».  Vgl.  Kap.  II.  (Dtsch.  Litt.  Ztg.  1882,  ö.)  — 
6)  Idem  2.  Heft  7)  ZUchr.  f.  Kirchengesch.  V,  2.  Vgl.  Kap.  Xlll.  -  8>  Th.  Kolde, 
Friedr.  d.  Weise  a.  die  Anflbige  der  lieform.  B.  kirchenhist.  Skizse.  Krlangen,  Deichert. 
iV.  75  S.  gr.  8».     (Vgl.  Kap.  Xlll  u.  R.  Zoeffel,  Dtsche.  Lit.  Ztg.  1882,  16.) 


IH4  L    K.  Dittrich: 

t  _ 

Panegyricns  aasartende  Bnch  von  Ornbe^)  über  Busch  zu  erwähnen.  Der- 
selbe giebt  auf  zahlreiche  Qaellenbelege  gestützt  (vgl.  Anhang)  einen  Lebens- 
abrifs  des  frommen  Mannes,  der  in  fast  80 jähriger  Thätigkeit  fär  Erwecknng 
innerlichen  religiösen  Lebens  eifrig  bemüht  war.  Aach  Wokers^)  Bach  über 
die  Franziskaner  ist  hier  zu  beachten. 

Auf  die  Entwicklang  der  reformatorischen  Lehren  und  die  Personen  der 
Reformation  beziehen  sich  Th.  Brieger^j  'die  angebliche  Marburger  Eirchen- 
ordnnng  von  1527'  und  dazu  Kaweraus^)  Ausfdhrungen.  Ein  Seitenstück 
zu  Burkhardts  Werke  über  die  sächsischen  Visitationen  ist  Nebes^)  Arbeit 
für  das  Bistum  Halberstadt 

Für  die  Entwicklung  der  katholischen  Lehre  in  dieser  Zeit  ist  die  von 
Moufang^)  veranstaltete,  wenn  auch  zu  breit  angelegte  Sammlung  von 
Katechismen  zu  nennen. 

Für  das  Leben  und  Wirken  der  einzelnen  Reformatoren  kommen  in  Be- 
tracht: Knaake^  mit  einer  Notiz  über  'Luthers  Mutter,  eine  geborene 
Ziegler*,  Tollin  mit  zwei  Aufsätzen  über  Servet:  'Servet  über  Predigt,  Taufe 
und  Abendmahr^)  und  'Servets  christologische  Bestreiter'.^)  Körner^*')  unter- 
nahm es,  die  neuerlich  versuchte  Ehrenrettung  Tezels  auf  ein  entsprechendes 
Maus  zu  beschränken  und  wurde  von  Benrath^^)  und  Eolde^^)  wieder 
seinerseits  ergänzt  und  berichtigt. 

Ein  eingehendes  Lebensbild,  welches  er  auf  Grund  mehijähriger 
Forschungen  namentlich  in  deutschen  Bibliotheken  und  Archiven  zusammen- 
stellte, liefert  Eawerau^')  über  Agricola,  den  Magister  von  Eisleben,  wie  er 
gewöhnlich  genannt  wurde.  Es  gelang  dem  Verf.,  die  Schriften  Agricolas 
fast  vollständig  zusammenzubringen.  Eine  'Rettung'  war  nicht  beabsichtigt, 
und  es  treten  die  dunklen  Partieen  in  A.s  Leben,  so  das  Verhältnis  zum 
Interim,  scharf  und  objektiv  hervor.  Mit  besonderer  Sorgfalt  ist  die  theolo- 
gische Seite:  Die  Beziehung  zu  Luther,  die  ursprüngliche  Freundschaft,  dann 
der  Streit  mit  demselben  behandelt  Als  den  eigentlichen  Ursprung  desselben 
bezeichnet  er  den  tiefgehenden  Zwiespalt  beider  in  der  Auffassung  der  Schuld- 
frage bei  der  Sünde  und  somit  in  der  ganzen  Lehre  von  der  Bufse.  Eine 
edle  Rolle  spielt  Agricola  hier  nicht  und  die  wiederholten  Scheinversöhnungen 
mit  Luther  zeigen  nicht  von  Charakterfestigkeit.  Die  falsche  Bahn,  auf 
welche  Agricola  in  Sachen  des  Interim  geriet,  hat  wohl  ihren  Anfang  schon 
auf  dem  Angsburger  Reichstage  von  1530  genommen,  wo  er  von  Karls  V. 
Plänen  in  Betreff  der  Religionsbesserung  eine  viel  zu  günstige  Meinung  fatste. 
Der  Interimsstreit  füllt  die  zweite  Hälfte  des  Buches  und  diese  schliefst  mit 
A.S  letzten  Lebensschicksaleu  in  Berlin  und  einem  Anhange  von  einigen 
nicht  bekannten  Briefen  Agricolas. 


1)  R.  Orabe,  Joh.  Busch,  AugUHtinerprobtt  zu  Hildesheiin.  £.  kath.  Reform,  d.  XV.  Jh. 
bVeiburg,  Herder.  VI.  302.  8^  Vgl.  Kap.  XI.  —  2)  Woker,  Qwch.  d.  norddeotMh. 
FranziBk.-MiBflionen  etc.     Vgl.  Jahresber.  1880.     II,   lß5.  —  3)  Ztschr.  f.  Kirchengesch.  IV. 

1,  aach  separat  Gotha,  Perthes.  62  S.  gr.  8^  -  4)  Theol.  Litt.  Ztg.  1881,  20.  —  5)  Nebe, 
KirchenTisitationen  des  Bistans  Ualberstadt.  Vgl.  Kap.  XI  a.  Köhler,  Theol.  Litt.  Ztf;. 
1881,  16.  —  6)  Kathol.  Katechismen  des  XVI.  Jh.  i.  deutsch.  Sprache,  h.  t.  MoufaiiK- 
Maiusi,  Kirchheim.    VII.     625  S.     8<>.  —   7)  Theol.  Stud.  u.  Krit  1881,  4.  —   8)  Lbid.  1881, 

2.  —  9)  Jahrber.  f.  prot  Theol.  1881,  2.  —  10)  Kdrner,  Tezel  der  Ablafsprediger. 
Prankenberg  i.  8.,  Rosenberg.  1880.  VIIL  163.  8».  -  11)  Dtsch.  Lit  Ztg.  1881,  40.  — 
12)  Theol.  Lit  Ztg.  1881,  7.  —  13)  0.  Kawerau,  Johann  Agricola  von  Eisleben.  Ein 
Beitrag  z.  Reformgesch.  Berlin,  W.  Hertz,  XLI,  358  S.,  8<>.  Vgl.  dazu  L.  CBL  1881,  18. 
—  Kolde  in  D.  Lit  Ztg.  1881,  21  und  besonders  y.  Druffel  in  Sybel  Eist  Zt«;hrft  N.  f., 
XI,  S.  333  ff. 


Deutsche  Gewhichte  1519-1618.  TTT  5 

Mit  Veit  Dietrich  (vgl.  A.  D.  Biogr.)  beschäftigt  sich  ein  Aufsatz  von 
£.  Engelhardt;^)  zur  Briefsammlnng  der  Reformatoren  liefert  Linde ^) 
einen  Beitrag. 

Nicht  blofs  für  Deutschland,  sondern  auch  für  die  Nachbarländer,  vor 
allen  Polen,  war  Johannes  Lasci  (a  Lasco)  von  Bedeutung,  welchem  Dalton^) 
eine  eingehende,  vielfach  in  weitläufiges  Detail  und  Eleinmalerei  sich  ver- 
lierende Biographie  gewidmet  hat. 

Fflr  die  Reformationsgeschichte  einzelner  deutscher  Landschaften  und 
Städte  ist  in  erster  Linie  zu  nennen  das  Buch  von  Roth  über  Augsburg,  von 
Schornbaum  über  Unterfranken, ^)  sowie  die  Abhandlung  von  Stark  über 
die  Reformation  in  Bayern.^) 

Für  Leipzig  wichtig  ist  die  Arbeit  Seifferts,^)  für  Göttingen  die 
Uikundensammlung  von  Hasselblatt  und  Kästner;^)  fast  die  Hälfte 
des  mitgeteilten  Materials  gilt  hier  der  Einführung  der  Reformation  in  Göt- 
tingen. 

Zugleich  als  Quellenarbeit  zu  betrachten  ist  Hertels  Abhandlung  über 
Langhans.  ^) 

Für  Elsafs  reiht  sich  den  Arbeiten  von  Reuss  über  Strafsbnrg  in  passender 
Weise  an:  Rougets^)  Mitteilung  über  die  Reformation  in  Markirch  und  dem 
angrenzenden  Leberthale,  wenn  auch  grössere  Knappheit  den  Oberblick  er- 
leichtern würde. 

Mit  den  politischen  Verhältnissen  der  Zeit,  sei  es  allein,  oder  in  Ver- 
bindung mit  der  Reformation  beschäftigen  sich  nur  wenige  Arbeiten:  so 
Ehses^^)  mit  den  Packschen  Händeln  in  einer  ziemlich  eingehenden,  wenn 
auch  nicht  abschliefsenden  Abhandlung,  dann  Tollin  ^über  den  Augsburger 
BeichstagV^)  endlich  Piol  mit  einer  Sammlung  deutscher  Reichstagswahlen. ^^) 
Hierher  gehört  auch  der  neue  Abdruck  von  Eerssenbroicks  Geschichte  der 
Wiedertäufer  zu  Mtlnster.  ^^)  Es  ist  einfach  ein.  Wiederabdruck  einer  aus 
dem  J.  1771  rührenden  Übersetzung  des  bekannten  fanatisch  einseitigen, 
wenn    auch   nicht    wertlosen    Geschichtswerkes    des   Münsterer    Humanisten. 


1)  Die  ersten  Jahre  d.  Bernfsthatigkeit  Veit  Dietrichs  za  Nürnberg  1535 — 38.  Ztachr. 
f.  kirchL  Miss.  n.  kirchl.  Leben  y.  Lnthard,  4.  —  Vgl.  K.  XVI.  —  2)  Linde,  epistolae 
reformatorum  in  d.  Kirchenbibl.  za  Neustadt  a./Aisch.  Mit  Beigabe  Briegers.  Ztschrft.  f. 
Kirchengesch.  V.  1.  —  3)  H.  Dal  ton,  Johannes  a  Lasco.  Beitr.  z.  Reform.-Gesch.  Polens, 
Deatschlandft  a.  Englands.  Gotha,  F.  A.  Perthes,  XXVIII,  578  S.,  gr.  8^.  Dtsch.  Lit.  Ztg. 
1882,  3.  Vgl.  Kap.  XX.  —  4)  Vgl.  Jahresber.  1880,  HI,  108  u.  109.  Da:fiu:  L.  GBl. 
1881,  39.  Dtsch.  Lit.  Ztg.  1881,  34.  Theol.  Lit.  Ztg.  1881,  24.  ~  5)  J.  G.  Stark,  Die 
Reformation  in  Bayern  n.  d.  angrenzenden  Pfalzen.  Hof,  Graa  et  Comp.,  IV,  52  S.,  gr.  8°. 
Vgl.  Kap.  XVI  u.  Kolde  in  Theol.  Lit  Ztg.  1881,  24.  —  6)  Fr.  Seiffert,  Die  Durch- 
fnhmng  d.  Beformation  in  Leipzig  1539 — 1545.  Inaog.-Diss.,  Leipzig,  40  S.  Theol.  Lit. 
Ztg.  1881,  16.  Vgl.  Kap.  XIU.  —  7)  Urkond.  d.  Stadt  Göttbgen  aus  dem  XVI.  Jh.  1500 
bis  1533,  V.  A.  Haaselblatt  u.  G.  Kästner,  GÖttingen,  Vandenhoek  &  Ruprecht  IX,  471  S. 
gr  8'.  Vgl.  Kap.  XL  Dtsch.  Lit.  Ztg.  1881,  29.  —  8)  Hertel,  Die  *Historia'  d.  Möllen- 
Toigtea  Seb.  Langhaus  betr.  d.  Einführung  d.  Beform,  in  Magdeburg  (1524).  T.  1.  Frogr., 
Migd.,  26  S.,  40.  Vgl.  Kap.  XI  u.  Kawerau,  Theol.  Lit  Ztg.  1881,  13.  —  9)  Claude 
Bouget,  nne  6glise  calviniste  an  XVIome  si&cle  1550 — 1580  etc.  Paris,  Fischbachor.  XIV, 
515,  gr.  8^  Dtach.  Lit  Ztg.  1882,  43,  v.  A.  Kraufs.  —  10)  H.  Ehses,  Gesch.  d.  Pack- 
schen Handel.  E.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  deutsch.  Bef.  Freiburg,  Herder.  VII,  280  S.,  gr.  8*>. 
Vgl.  Kap.  XIII  u.  B.  Zoepffel,  Dtsche.  Lit  Ztg.  1882,  28.  —  11)  Histor.  Taschenbuch. 
50.  Bd.  —  12)  Piol,  une  coUection  d'actes  des  diötes  allem,  de  1521—1794.  Compto 
rcndn  de  la  commiss.  royale  d*hist  de  Tacademie  royale  de  Belgique,  IX,  2.  —  13)  Gesch.  d, 
Wiedertäufer  zu  Münster  in  Westph.  A.  ein.  latein.  Handschrift  des  Hermann  y.  Kerssen- 
broich  übenatat     2.  Aufl.    Münster,  Aachendorff.     765  S.,  kl.  4^     Vgl.  Kap.  XL 


111,6  I-    K.  Dittrich: 

(Über  Eerssenbrolck  vgl.  A.  D.  Biogr.  15.  Bd.)  Über  Provenienz  der  Hand- 
schrift, welche  zu  Grunde  liegt,  über  frühere  Auflagen,  Art  der  Übersetzung 
u.  s.  w.  wird  keinerlei  Auüschlufs  gegeben. 

Gehaltreich  wie  alles  von  L.  Keller  ist  ein  Anfeatz  'Zur  Geschichte 
der  Wiedertäufer'  (1538).  i)  —  Druffel  »)  setzt  seine  Untersuchungen  über 
die  Beziehungen  zwischen  Kaiser  und  Papst  fort.  Indem  der  Kaiser  nach 
dem  Frieden  von  Crespy  den  Reichstag  (März  1546)  nach  Worms  einberief 
und  der  Papst  gegen  den  Willen  des  Kaisers  das  Konzil,  hatte  sich  ein 
förmlicher  Bruch  zwischen  beiden  vorbereitet.  Doch  gelang  es  dem  Kaiser 
durch  seine  kluge  Politik  die  Eröffnung  des  Konzils  bis  nach  SchluCs  des 
Reichstags  hinauszuschieben ;  indem  er  ferner  auf  ein  neues  Religionsgespräch 
verzichtete,  zeigte  er  sich  entschlossen,  eventuell  ungtlnstige  Konzilsbeschlüsse 
zu  Ignorieren.  Diese  Sachlage  wird  aus  neuen  Akten  erläutert  und  sicher 
gestellt,  namentlich  gegen  die  einseitig  tendenziöse  Darstellung  von  Pastor  (s. 
Jahresber.  1879,  m,  6).  —  Eine  Specialarbeit  über  Strafsburgs  Anteil  am 
schmalkaldischen  Kriege  lieferte  Holländer.^) 

Für  die  dem  Augsburger  Reichstag  von  1555  folgende  Zeit  der  Gegen- 
reformation bringt  L.  Keller^)  ein  Masterwerk.  Soll  das  Bild  derselben 
wirklich  in  grofsen  Zügen  geschildert,  und  zugleich  auf  breitester  Basis  in 
entsprechender  Vertiefung  durchgeführt  werden,  so  ist  dies  nur  nach  zahl- 
losen Einzelforschungen  über  die  Gegenreformation  in  den  einzelnen  Land- 
schaften Deutschlands  möglich.  Dies  geschieht  hier  für  Westfalen  und  die 
Länder  am  Niederrhein  in  geradezu  mustergültiger  Weise.  Gehört  das  Werk 
zunächst  auch  der  Territorialgeschichte,  so  ist  es  doch  auch  von  einschnei- 
dender Wichtigkeit  für  die  allgemeine  deutsche  Geschichte.  Aktenmäfsig 
wird  an  einem  typischen  Beispiele,  an  dem  Herzogtum  Kleve,  gezeigt,  mit 
welchen  Mitteln  der  Verlockung,  Drohung,  Ausbeutung  menschlicher  Fehler, 
z.  B.  Ländergier  der  Fürsten,  der  Katholizismus  arbeitete,  wie  er  Zwist  in 
Familien  säete  und  niemals  nachgab,  wenn  er  auch  scheinbar  einstweilen 
manche  Forderung  fallen  liefs ,  um  sie  später  desto  strenger  wieder 
zu  erheben.  Dasselbe  gilt  für  die  Gebiete  der  Bistümer  Münster  und 
Paderborn. 

Dem  Hauptfaktor  der  Gegenreformation,  dem  Jesuitenorden,  widmet 
Friedrich^)  eine  weitere  Abhandlung,  worin  er  manche  Einzelheiten  über 
die  innere  Einrichtung  des  Ordens  und  bestrittene  Punkte  seines  Systems  be- 
handelt. 

Aus  der  AUg.  Deutsch.  Biographie^)  erscheinen  diesmal  für  unsere  Zeit 
hervorhebenswert  die  Artikel:  Hopper  (Jurist  1523—1576),  Hörn  (bischöfl. 
Offizial.  Halberstadt,  1480—1553),  Hortleder  (der  bekannte  Theologe), 
Hoerwarth  v.  Hohenburg  (bayer.  Staatsmann),  Hosius  (Kardinal),  Hubmayer 
(der  Reformator),  Hund  (Staatsmann  und  Geschichtsschreiber),  Ulrich  v.  Hüt- 
ten (v.  ÜUmann),  Jakob  Hl.  v.  Baden-Hochberg  (v.  Stieve),   Andreas  Imhof, 


1)  Ztschr.  f.  KirchengOBch.,  V.  Bd.,  1.   —   3)  A.  v.  Druffel,  Kaiser  Karl  V.  und  die 
römiische  Karie  1544—46.     2  Abt.     Abh.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wias.  Hiator.  GL,  XVI,  1  Abt 

—  3)  D.  A.  Holländer,  Strafsburg  im  schmalkald.  Kriege.  Strafsburg,  J.  TrÄbor.  YII, 
94  S.,  8».  Vgl.  Jahresber.  1880,  lU,  106.  —  4)  L.  Keller,  Die  Qegenref.  in  Weetphal. 
u.  am  Niederrhein.  I  T.  Leipzig,  8.  Hirzol.  YU,  610,  gr.  8®.  Vgl.  Kap.  XI  n.  Kolde, 
Dtsch.  Lit.  Ztg.  1882,  33.  ~  5)  J.  Friedrich,  Beitrage  k.  GoBch.  d.  Jesnitanoidena.  Abh. 
d.  hi«t.  Cl.  d.  kgl.  bayer.  Akad.  d.  Wiae.,  XVI.  Bd.    Dazu  Bd&rath,  Dtaoh.  lit  Ztg.  1888,  19. 

-  6)  Xm.  Bd.,  796,  XIV,  797  S.,  gr.  8* 


Deutachland  1618—1713.  111,7 

Joachim  I.  and  II.  v.  Brandenburg  (v.  Th.  Hirsch),  die  verschiedenen 
Johann  v.  Brandenburg  (von  demselben),  Johann  Albrecht  y.  Mecklen- 
borg  u.  s.  w. 


IL 

E  Fischer. 

Deutschland  1618— 1713. 

Die  grofsen  Unternehmungen,  welche  sich  die  Klarlegung  des  beginnenden 
Xyn.  Jh.  zur  Aufgabe  gestellt  haben,  wie  die  Werke  Gindelys,  Opels 
and  die  Münchener  Publikation  'der  Briefe  und  Akten'  wurden  im  abgelaufe- 
nen Jahre  nicht  gefördert,  dagegen  bot  eine  Reihe  von  Monographieen  und 
kleineren  Aufsätzen  keine  unwesentliche  Bereicherung-  unserer  Kenntnisse. 
Schillers  'Geschichte  des  dreifsigjährigen  Krieges'  wurde  durch  Kirsch^) 
einer  eingehenden  Kritik  unterzogen.  'Ohne  dem  Dichter  auf  das  Gebiet  der 
religiösen  Überzeugung  oder  auch  nur  des  konfessionellen  Vorurteils' 
zu  folgen,  gelang  es  dem  Vf.  mit  leichter  Mühe,  gestützt  auf  die  zahlreichen 
Forschangen  der  Gegenwart,  eine  Anzahl  von  Nachrichten  als  irrtümlich 
nachzuweisen.  Neben  streng  wissenschaftlichen  Arbeiten  benutzt  die  Dar- 
stellung anch  Janssen,  Klopp  und  Villermont;  Mansfeld  und  Christian 
von  Halberstadt  sind  ihr  'Erzräuber  und  Mordbrenner\  Einen  ähnlichen 
Standpunkt  dürfte  Lampens^)  Buch  einnehmen. 

Von  Wichtigkeit  ffir  die  ersten  Jahre  des  grofsen  deutschen  Krieges  ist 
H.  V.  Zwiedineck-Südenhorsts')  Sammlung  der  'Venetianischen  Ge- 
sandtschafts-Berichte über  die  böhmische  Rebellion  (1618— 1620)\  Dieselben 
zeichnen  sich,  wie  fast  alle  Relationen  der  Staatsmänner  jener  Seerepublik 
an  der  Adria,  durch  sachliche  Eindringlichkeit  und  scharfe  Beobachtungs- 
gabe aus.  Bis  zum  Jahre  1619  referierte  der  Gesandte  Giorgio  Giusti- 
niani  und  sein  Sekretär  Ant.  Padavin,  später  führte  der  Sekretär  Val.  Antelmi 
fflr  den  erwarteten  Gesandten  Gritti  die  Geschäfte.  Von  besonderer  Be- 
deutung sind  die  Nachrichten  über  die  Bewegungen  unter  den  protestantischen 
Landständen  Kärntens  und  der  Steiermark,  worüber  Antelmi  sonst  nirgends 
aberlieferte  Einzelnheiten  beizubringen  weifs.  Die  Nichtbeteiligung  der  Inner- 
österreicher an  der  Rebellion  von  1619  war  fär  Habsburg  ebenso  bedeutungs- 
voll, als  das-  Festhalten  der  Ungarn  an  der  pragmatischen  Sanktion  in  den 
Tagen  der  Maria  Theresia. 

Die  Erziehung  des  späteren  Kaisers  Ferdinand  IL  behandelte  M.  E. 
Charv6riat   in  einem  vor  der  Akademie  zu  Lyon  gehaltenen  Vortrage,^) 


1)  Progr.  Gymn.  bu  Neiue.  —  2)  Pragmat  Gösch,  d.  30j.  Kriegen.  Beleucht.  d.  grofs- 
art  GeseliiohtsfSliBch.,  Yerlengii.  d.  Kationalehre  a.  Verherrlich,  d.  YaterlaBdsyerrats,  welche 
besttgL  d.  Krieges  noch  heute  i.  d.  Schale  a.  Litteratnr  gelehrt  wird.  Baden  i.  Seh.,  Frick- 
Vogel.  —  3)  QtnZf  Leaachner  a.  Labersky,  1880.  Im  letzten  Jahr,  nachzatragen.  —  4)  M6m. 
d.  l'Acad.  d.  Sc  de  Lyon  (Vol.  20  de  la  chuse  des  Lettres).   Lyon,  Aasooia.  Typographique. 


ni,8  n.    E.  Fischer: 

ohne  anbekannte  Quellen  zu  benatzen.  Derselbe  Gelehrte  machte  in  den 
Abbandlungen  dieser  Gesellschaft^)  auf  eine  Relation  ttber  die  Schlacht  bei 
Wimpfen  (6.  Mai  1622)  aufmerksam,  welche  sich  in  Lyon  befindet  und  dem 
fleifsigen  Gmelin  bei  seiner  Untersuchung  nicht  zu  Gebote  stand.  Sie  ist 
gedruckt  ^A  Lyon,  par  Claude  Armand,  dit  Alphonse,  en  me  Ferrandiöre,  ä 
l'enseigne  du  Pelican  En  1622'  und  enthält  12  Seiten  Text.  Der  Vf.  war 
Katholik,  weifs  aber  nichts  Neues  von  Wichtigkeit  beizubringen.  Nachrichten 
aus  den  ersten  Zeiten  des  dreifsigjährigen  Krieges  liefern  femer  neuerdings 
publizierte  Papiere  des  Jesuiten  H.  Fitzsimon*)  aus  Dublin,  des  Beichtvaters 
des  Grafen  Bucquoy  und  Verfassers  der  Flugschriften:  'De  proelio  Pragensi' 
und  'Bucquoy  quadrimestre  iter.' 

Nach  Dokumenten  des  Standesarchivs  von  Graubünden  veröffentlichte 
Chr.  Kind')  eine  Darstellung  der  Thätigkeit  des  Züricher  Obersten  Johann 
Jakob  Steiner  und  seines  Regimentes  in  den  Bünd^  während  der  Jj.  1620 
— 21.  Obwohl  in  erster  Linie  die  inneren  Angelegenheiten  der  Schweiz  be- 
handelt werden,  bietet  der  Aufsatz  dennoch  manche  Notiz  zur  Geschichte  des 
Erzherzogs  Leopold  und  seines  Planes,  die  österreichischen  Hoheitsredite  im 
Grofsteil  der  zehn  Gerichte  geltend  zu  machen  und  mittels  derselben  die 
Unterdrückung  des  evangelischen  Bekenntnisses  auf  gewaltsame  Weise  durch- 
zuführen. 

Zur  Greschichte  der  schwedischen  Politik  während  der  Jj.  1621 — 30  ver- 
öffentlicht Schybergson^)  eine  Reihe  von  Instruktionen,  welche  Gustav 
Adolf  seinen  Gesandten  Rutgersius,  J.  Salvius  und  L.  Camerarias  nach  Hol- 
land mitgab,  sowie  die  Briefe  dieses  letzteren  Staatsmannes  an  A.  Oxenstjerna 
aus  den  Akten  des  schwedischen  Reichsarchivs.  Eine  historische  Einleitung 
ttber  die  Beziehungen  der  nordischen  Macht  zu  den  Niederlanden  während 
der  Zeit  des  niedersächsisch-dänischen  Krieges  erleichtert  die  Benutzung  der 
hier  zum  ersten  male  publizierten  Dokumente.  Die  ^maritime  Politik  der 
Habsburger  in  den  Jj.  1625—28'  unterz(^  Fr.  Mares^)  einer  Betrachtang. 

Eine  der  wichtigsten  Quellen  für  die  Jj.  1621—28  sind  die  Relationen 
des  Nuntius  Carafa,  welche  Müller  im  XIH.  Bande  des  Archivs  für  Kunde 
österreichischer  Geschichtsquellen  veröffentlichte.  Ant.  Pieper*)  hat  nach 
Studien  in  römischen  Bibliotheken  und  Archiven  nachgewiesen,  dafs  Hand- 
schriften derselben  in  Italien  vielfach  verbreitet  waren.  Der  Original- 
codex befindet  sich  im  vatikanischen  Archiv  und  ist  als  offizieller  Bericht  an 
den  Kardinalstaatssekretär  Urbans  YHI.  gerichtet.  Eine  philologisch-kritische 
Untersuchung  des  Verhältnisses  der  Handschriften  und  Drucke,  sowie  eine 
Reihe  von  Emendationen  im  Texte  Müllers  schlieben  die  anziehende  Unter- 
suchung. 

Eine  Episode  aus  den  Kämpfen  nach  der  Schlacht  bei  Breitenfeld  teilte 
A.  Schilling 7)  mit  Eine  Abteilung  kaiserlicher  Truppen  hatte  sich  in 
Geislingen  festgesetzt.    Zu  ihrer  Austreibung  rückte  der  UUper  Bürgermeister 


1)  Ibid.  —  2)  Fitzsimon,  Father  H. ,  words  of  comfort  to  penecated  Catholica, 
written  in  ezile  anno  1607:  lettrefl  from  a  cell  in  Dublin  Castle,  and  diary  of  the  Bohemiin 
war  of  1620.  Illnstrated  from  contemporary  docmnents,  corroapondence  of  Irish  Jewiits,  and 
OoTemment  Officials.  With  a  nketch  of  hir  lifo  by  E.  Hogan.  Dablin,  Gill ;  London,  Simpkinft. 
—  3)  Jahrb.  f.  Schweizer.  Geschichte.  VI.  Zürich.  S.  106—128.  —  4)  G.  Schybergson, 
Sveriges  och  Hollands  diplomatiska  Förbindelser  1621 — 1630.  Helsingfors.  Finskk  Litteimtur 
Sällskapets  Trykeri.  S.  530.  —  5)  Mitt  d.  Instit  f.  österr.  Historiographie.  H,  1.  —  6)  Görres- 
Gesellsoh.  Hist  Jahrb.,  red.  t.  Httffer.  n.  Münster.  -^  7)  Fürttemb.  Jahrb.  f.  Stat  a.  Landes- 
kunde. Stuttgart,  Kohlhammer.   II,  1,  S.  49. 


Deatechland  1618—1713.  111,9 

A.  Ebinger  mit  100  Mann  nnd  3  Fahnen  Landvolk  ans,  warde  jedoch  durch 
Flintenfeaer,  welches  3  Musketiere  und  1  Tambour  ins  Gras  legte,  empfangen. 
Die  Ulmer  Offiziere  flohen  sofort  und  ihrem  Beispiel  folgte  alsbald  die  ganze 
Trappe,  'da  sind  wir  alle  entlaufen  und  haben  denen  von  Geifslingen  ihre 
Soldaten  gelassen.'  Besser  schlugen  sich  die  Bauern  am  Ende  des  dreifsig- 
jährigen  Krieges.^)  1646  zogen  Franzosen  und  Schweden  durch  Württem- 
berg nach  Bayern.  Am  16.  August  raubte  ein  Streifkorps  derselben  in 
Göppingen  sämtliche  Pferde.  Unter  der  Führung  ihrer  Amtleute  ritten  ihnen 
100  wohlbewa&ete  Bauern  nach  und  lieferten  ein  hitziges  Gefecht,  wurden 
jedoch  nach  schweren  Verlusten  geschlagen.  Die  Reiter  nahmen  jetzt  die 
Pferde  der  Gefallenen  ebenfalls  und  ritten  mit  dem  höhnischen  Zuruf  davon, 
dafs  sie  Schweden  seien.  Zwei  gefangene  Amtsleute  wurden  ein  Stück  Weges 
fortgeführt,  bald  aber  wieder  freigelassen. 

Die  Wallensteinlitteratur  wurde  durch  Ed.  Schebck')  um  einen  statt- 
lichen Band  vermehrt.      Unter  Herbeiziehung  eines  reichen,   zum  Teil  noch 
nngedmckt  in  böhmischen  Archiven  ruhenden  Materials  führte  er  den  schon 
von  Ranke  angedeuteten  Gedanken  durch,  dafs  der  eigentliche  Urheber  aller 
gegen  Wallenstein  gesponnenen  Ränke  dessen  eigener  Vetter,  Wilhelm  Graf 
Slavata,  gewesen  sei,  'welcher  mit  der  List  und  Tücke  eines  Höllengeistes 
die  dem  Herzoge  feindlichen  fUemente  wachgerufen  und  geleitet  habe/    Durch 
ein  überaus    fein  gesponnenes  System  von  Ränken  habe  er  demselben  den 
Thronfolger,  den  Bayemherzog  und  die  Hofkriegsrate  verfeindet  und  durch 
Verleumdungen  aller  Art  die  Atmosphäre  des  Wiener  Hofes  mit  Gerüchten 
von  Verrat,  Raub  und  Mordbrennerei  geschwängert,  so  dafs  schliefslich  die  Er- 
mordung des  Friedländers  auf  sein  Betreiben  beschlossen  wurde.     Eine  Er- 
klärung für  diese  'bis  zur  Blindheit  gesteigerte  Leidenschaft',    mit  welcher 
Slavata    'ohne   Rücksicht    auf  Zeit   und  Umstände  mit  Hintansetzung    aller 
Grundsätze  und  Interessen  an  dem  Untergange  des  Verhafsten  arbeitete',  wird 
vom  Vf.  vielleicht  in  einer  Monomanie,   einem  aktiven  Verfolgungswahn,  ge- 
sucht, da  diese  Wut  sich  bereits  1624,  also  zu  einer  Zeit  zeigte,   wo  noch 
nicht   die   leiseste   Differenz  mit   dem  kaiserlichen   Hofe    in  religiösen    oder 
politischen  Fragen  bestand.     Von  dem  Gedanken,  dafs  allein  Slavatas  Um- 
triebe die  Katastrophe  Wallensteins  herbeiführten,  ist  Schebek  so  eingenommen, 
dafs  er  die  übrigen  mitwirkenden  Personen  entweder  aufser  acht   läfst  oder 
sie  zu  Marionetten  macht,  welche  der  hafsentflammte  böhmische  Vetter  nach 
Belieben  in  Bewegung  setzt.    Mit  grofser  Sorgfalt  hat  er  jede  Art  von  feind- 
seligen Berichten  und  Äufserungon  über  den  Herzog  gesammelt  und  überall 
sucht  er  direkt  oder  indirekt  den  Einflufs  Slavatas  zu  entdecken.     In  jedem 
ungünstigen  Urteil,    selbst  ganz   allgemeiner  Natur,   wird   eine  'Etappe  der 
Slavataschen  Agitation'  gefunden,  womit  die  Darstellung  weit  über  das  Ziel 
hinaus  schiefst.      In  ansprechender  Weise  wird   am  Schlüsse  eine  Parallele 
zwischen  Walleustein  und  dem  Fürsten  Bismarck  gezogen.     Der  erstere  er- 
scheint   ^als  die  vorzeitige  Inkarnation  jener  Kraft,   welche  .  .  .  240  Jahre 
nach'  ihm  mit  Hilfe  des  Volkes  in  Waffen  das  neue  deutsche  Kaisertum,  nur 
mit  einer    andern  Spitze,    auflichtete'  .  .  .     ^Nach   menschlichem  Ermessen 
würde  er  vor  dem  J.  1680  das  Ziel,  welches  er  sich  gesteckt,  die  Kaiserhoheit 
im  deutschen  Reiche  wiederherzustellen,  erreicht  haben.     Es  stand  ihm  nur 
kein  Monarch  zur  Seite,  der  schützend  über  ihn  die  Hand  gehalten  hätte.' 


1)  Ibid.   —   2)  Dr.  Edm.  Schebek,  die  Löaang  der  Wallensteinfrage.     Berlin,  Hof- 
Buaii.    S.  612. 


in,10  n.    B.  Fischer: 

^Wallenstcins  Erhebung  zum  Herzog  von  Mecklenburg'  stellte  R.  Breyer  ^) 
auf  Grund  der  in  den  letzten  Jahren  in  Menge  veröffentlichten  Aktenstflcke 
dar.  Das  Ereignis  enthält  drei  Momente  von  Wichtigkeit.  Zunächst  war 
die  mecklenburgische  Frage  die  Veranlassung  der  Entzweiung  der  Liga  mit 
der  kaiserlichen  Regierung,  welche  anf  dem  Kurfbrstentage  zu  Regensbnrg 
den  Zwist  dadurch  zu  heb^  suchte,  dab  sie  Wallenstein  and  damit  die  Selb- 
ständigkeit des  kaiserlichen  Heeres  aufgab,  trotzdem  aber  die  Wahl  Fer- 
dinands UI.  zum  römischen  Könige  nicht  erreichte;  sodann  war  die  Ent- 
setzung der  Herzöge  unter  andern  ein  Omnd,  dafs  die  Schweden  in  die 
deutschen  Angelegenheiten  gezogen  wurden.  Indem  femer  der  Kaiser  zu 
Regensburg  zum  Nachteil  Wallensteins  den  Kurfürsten  versprochen  hatte, 
sein  Retentionsrecht  auf  Mecklenburg  zurückzuziehen,  daneben  aber  die  Not- 
wendigkeit einer  vollkommenen  Entschädigung  des  Generalissimus  anerkannte, 
so  entstanden  Verwickelungen,  welche  zum  tragischen  Ausgange  des  letzteren 
beigetragen  haben.  Nach  den  Ausführungen  des  Verf.  hatten  die  vertriebenen 
Herzöge  durch  ihr  Verhalten  dem  Kaiser  genügenden  Grund  zur  Strafe  ge- 
geben, die  Form  der  Absetzung  war  aber  eine  ungesetzliche;  selbst  Wallen- 
stein war  der  Ansicht,  dafs  ihnen  ein  ordentlicher  Prozefs  gemacht  werden 
müfste.  Am  20.  Jan.  1629  unterzeichnete  sich  der  Feldherr  zum  ersten- 
male  als  Herzog  von  Mecklenburg. 

Her.  Hallwich^)  handelte  über  ^ Wallenstein  und  die  Sachsen  in  Böhmen* 
(1631  —  32).  Nach  dem  Tage  von  Breitenfeld  rückten  die  Sachsen  unter 
Arnim  nach  Böhmen  vor  und  besetzten  Prag,  das  von  den  kaiserlichen  Be- 
amten und  Offizieren  in  der  Stunde  der  Gefahr  in  Stich  gelassen  wurde.  Es 
ist  eine  Fabel,  daÜB  Wallenstein  durch  sein  Verhalten  dem  Feinde  den  Weg 
gebahnt  habe.  Am  15.  November  rückten  die  Sachsen  unter  dem  Gesänge 
'Nun  lob'  mein  Seel'  den  Herrn',  in  die  alte  Moldaustadt  ein.  Der  Ober- 
feldherr Maradas  zeigte  vollkommen,  wie  richtig  Wallenstein  über  ihn 
urteilte,  Mafs  ihm  die  Sachen  zu  hoch  seien'.  Die  Prager  Bürger  jam- 
merten nach  der  Einquartierung  über  die  unersättlichen  lutherischen  Mägen 
der  Soldaten\  Ende  November  erschien  Johann  Georg  persönlich  in  Böhmens 
Hauptstadt;  die  sächsische  Armee  war  6 — 7000  Mann  stark,  darunter  höchstens 
2000  Reiter.  Es  ist  selbstverständlich,  dars  diese  geringe  Tmppenzahl  im 
folgenden  Jahre  einem  Wallenstein  nicht  widerstehen  konnte,  welcher  inner- 
halb dreier  Monate  eine  wohlgerüstete  Armee  von  mindestens  60  000  Mann 
aufstellte. 

Aus  dem  vergangenen  Jahre  ist  femer  eine  Sammlung  'Wallensteiniana'  von 
K.  Köpl*)  nachzuholen.  Nach  dem  Egerer  Morde  gab  Ferdinand  U,  Befehl, 
die  Kanzlei  des  Herzogs  aus  Pilsen  nach  Wien  abzuliefern;  doch  sind  die 
Papiere  wahrscheinlich  nach  Budweis  gebracht,  woselbst  bis  gegen  Ende 
1634  das  Kriegsgericht  über  die  'Adhärenten'  des  Generalissimus  versammelt 
war.  Bis  1801  standen  auf  dem  Dachboden  des  Budweiser  Rathauses 
7  Kisten  des  Friedländischen  Feldarchivs,  nach  deren  Ablieferung  nach  Prag 
1807  noch  66  Briefe  Wallensteins  im  Stadtarchive  zurückblieben,  deren  In- 
haltsangabe der  Magistratsrat  Klaudi  seinen  handschriftlichen  'Nachrichten 
über  Bndweis'  einverleibte.  Wo  sich  diese  Papiere  jetzt  befinden,  l&fet  sich 
bei  dem  Zustande  des  Budweiser  Archives  nicht  angeben.     Um   so  dankens- 


1)  InaagnTal-Disaertstion.  Göttingon.  Vgl.  K.  IX.  —  2)  Forsch,  s.  doatMh.  GMchicht«. 
XXI.  S.  115.  —  3)  Mitt  d.  Yoroina  f.  Geacb.  d.  Deutschen  i.  Böhmen.  XIX,  III, 
S.  183—197. 


Deatachland  1618—1713.  111,11 

werter  bleibt  in  diesem  Falle  die  Yeröffentlichang  der  Klaudiscben  Auf- 
zeichnangen.  Die  Mebrzahl  der  Briefe  (62)  gehört  dem  J.  1632  an  und 
bietet  manche  Ergänzung  zu  Hall  wichs  Arbeiten.  Der  letztere^)  veröffent- 
lichte einen  Aufisatz  über  Wallenstein  und  die  Sachsen  in  Böhmen. 

Ein  ^Sserclafs  v.  Tillj'  unterzeichnetes  ^Verzeichnis  der  Stück,  Kugel, 
Pulver,  welche  nach  Oberhungam  zu  bringen  vonnötenn',  das  sich  undatiert 
im  Bunzlauer  Archiv  findet,  publizierte  Wernike.  ^) 

Eine  Studie  über  'Gustave- Adolphe  et  Richelieu'  veröffentlichte  Lauge  1 
auf  Grund  von  Charv6riats  Greschichte  des  30 jähr.  Krieges  und  Avenels, 
,Lettre8  et  papiers  d'6tat  de  Richelieu'  in  der  Revue  des  deux  mondes  (45, 
S.  543). 

Eng.  Schnell, 3)  hohenzoU.  Archivar  in  Sigmaringen,  teilte  aus  einer 
Hds.  der  Fürstenb.  Hofbibliothek  in  Donaueschingen  eine  Reihe  von  Akten- 
stücken und  Berichten  zur  Geschichte  des  30jährigen  Krieges  aus  der  Gegend 
des  Bussen  von  den  Jj.  1628 — 1632  mit,  welche  ebenftdls  für  die  Geschichte 
Wallensteins  Material  bieten.  Unter  dem  24.  August  1627  berichtet  der 
Herz(^  aus  dem  Lager  bei  Wolgast  an  Maximilian  von  Bayern  über  die 
kriegerischen  Vorgänge  in  Pommern.  Im  folgenden  Jahre  rückte  die  kaiser- 
liche Armee  durch  den  schwäbischen  Kreis  nach  Memmingen  und  Lindau. 
Wir  erhalten  eingehende  Marschorders  derselben,  sowie  Verzeichnisse  der  Re- 
gimenter, aller  Kavaliere,  des  Gefolges,  einen  'Provision -Zctl  uff  einen  Tag 
für  des  Herren  General  von  Friedland  Kuchin',  auch  fehlen  selbstverständlich 
die  Beschwerden  und  Klageberichte  über  die  unerschwinglichen  Kontributionen 
und  Erpressungen  nicht.  Durch  die  Konvention  von  Leipzig  (2.  April  1631) 
verband  sich  Württemberg  mit  der  protestantischen  Partei  und  den  Schweden, 
worauf  ein  kaiserliches  Heer  unter  dem  Grafen  Egon  von  Fürstenberg  bis 
Tübingen  vorrückte,  welchem  der  Landesadministrator  mit  16  000  Mann  sich 
entgegenstellte,  aber  unterlag,  daher  er  zum  Abschlufs  des  Tübinger  Vertrags 
(II.  Juli  1631)  genötigt  wurde.  Das  ^Diarium  Ueber  die  Einnam  des  Landes 
Württemberg  vom  4.  bis  den  10.  Jnly  1631'  wird  im  Auszuge  mitgeteilt. 

V.  Bttlow  lieferte  einen  'Beitrag  zur  Krankheitsgeschichte  des  Herzogs 
Bogislav  XIV.'^)  Schon  im  April  1 633,  4  Jahre  vor  seinem  Tode,  war  der  letzte 
Sprofs  des  durch  das  'Laster  übermäfsigen  Trinkens  so  rasch  entblätterten' 
pommerschen  Fürstenstammes,  von  Schlaganfällen  heimgesucht,  welche  eine 
Lähmung  der  rechten  Seite  und  der  Zunge,  sowie  Schwäche  des  Gedächtnisses 
zur  Folge  hatten.  Im  Herbste  1636  wurde  der  Vorschlag  gemacht,  den 
kranken  Fürsten  durch  eine  Ortsveränderung  und  durch  Luftwechsel  zu  heilen. 
Das  ablehnende  Gutachten  der  Leibärzte  (21.  Sept.  1636)  wird  aus  einem 
Aktenstück  des  Archives  zu  Stettin  mitgeteilt.  Es  wird  darin  geklagt, 
dafs  der  Herzog  von  jeher  die  Diät  vernachlässigt  habe,  den  Gebrauch  der 
Arzneien  zurückweise  und  sich  seinem  Zustande  nicht  angemessen  kleide. 
Am  10.  März  1637  starb  Bogislav  ohne,  wie  es  scheint,  Stettin  verlassen 
zu  haben. 

Die  Aufzeichnungen  des  Obersten  Augustus  Vizthum  von  Eckstädt  über 
den  Feldzug  der  sächsischen  Armee  durch  die  Mark  Brandenburg  im  J.  1 635 
und  1636  teilte  Fr.  Budczies  nach  der  Originalhandschrift  im  Besitze  des 
Vereins  für  die  Geschichte  der  Mark  Brandenburg  mit.     Der  Vf.  befand  sich 


1)  Fonch  z.  dentach.  Gauch.  XXI,  2.  —  2)  Anz.  f.  Kunde  d.  deatKchen  Vorzeit  100. 
—  3)  Württemb.  Jahxbb.  f.  Stat.  etc.  U,  1.  S.  109-118.  Vgl.  Kap.  XIII.  —  4)  Balt. 
Sind.  Stettin.     Jahrg.  31.     Hft  4.  5,  327—32.     Vgl.  Kap.  IX. 


ni,12  n.   E.  Fischer: 

drei  Vieileljahre  lang  im  Hauptquartiere  des  Kurfürsten,  ^)  ohne,  wie  es 
scheint,  irgend  welche  dienstliche  Stellung  dort  einzunehmen.  Die  Ereignisse 
an  der  Elbe  um  Werben  werden  eingehend  dargestellt 

Ein  Schreiben  des  Herzogs  Bernhard  von  Weimar  an  den  Komman- 
danten des  Hohentwiel  Konrad  Wiederhold  veröffentlichten  die  'Wttrttem- 
bergischen  Jahrbücher'.^)  Der  sächsische  Prinz  versichert  demselben,  4hn 
niemals  abandonieren^  zu  wollen,  meldet  ihm  die  Absendung  einer  Summe 
nach  Schafhauseu  für  Instandhaltung  der  Festung  und  schickt  ihm  Patente 
und  Werbegelder  für  ein  zu  errichtendes  Regiment  (d.  Seggin  2.  Febr.  1638). 
Die  Verhandlung  führte  der  Oberst  Erlach. 

A.  V.  Gonzenbach^)  veröffentlichte  den  zweiten  umfiangreichen  Band 
seiner  Lebensbeschreibung  dieses  Feldherm  (cfr.  Jahr.  1879,  80).  Er 
schildert  seine  Erlebnisse  in  der  Stellung  als  Gouverneur  von  Breisach  und 
erster  Direktor  der  weimarischen  Armee  unter  dem  Oberkommando  des 
Herzogs  von  Longueville  1639  und  1640,  des  Grafen  von  Gu^briant  1641 
bis  43  und  des  Marschalls  Turenne  von  1644  bis  zur  Auflösung  des  wei- 
marischen Heeres  1647,  infolge  des  durch  die  Darstellung  in  G.  Freitags 
^Ahnen'  auch  in  den  weitesten  Kreisen  bekannten  Aufstandes  der  Kavallerie- 
regimenter, welche  ihre  Offiziere  veijagten,  sich  selbst  neue  Befehlshaber  aus 
der  Zahl  der  gemeinen  Reiter  wählten  und  einen  ehemaligen  Jenenser 
Studenten  Wilhelm  Hempel  an  ihre  Spitze  stellten.  Am  Schlüsse  des  Bandes, 
welcher  eine  reiche  Fülle  wertvoller  Materialien  liefert,  wird  Erlachs  Be- 
teiligung an  den  Friedensverhandlungen  in  Münster  und  Osnabrück  dar- 
gestellt. Die  französischen  Bevollmächtigten  Longueville,  d'Avaux  und  Servien, 
mit  der  deutschen  Sprache  nicht  vertraut,  holten  während  des  Kongresses 
häufig  den  Rat  des  Gouverneurs  von  Breisach  ein.  Kein  Reichsstand  hat  sich 
für  die  Reichsuumittelbaren  energischer  verwendet  als  er,  nicht  sowohl  vom 
Wunsche  beseelt,  das  Reich  nicht  zersplittert  zu  sehen,  als  der  schweizerischen 
Auffassung  folgend,  dafs  alle  Rechte  und  Freiheiten,  und  also  auch  die  der 
Reichsunmittelbaren,  gewahrt  werden  sollten.  In  der  Einleitung  betont 
Gonzenbach  noch  einmal,  dafs  Herzog  Bernhard  von  Weimar  seit  dem 
27.  Oktober  1635  ein  französischer  General,  ein  ^Gondottieri  im  Fflrsten- 
mantel'  war,  der  ^Ihrer  französischen  Majestät  einen  Reuterdienst  that'  Sein 
Heer  wie  seine  Eroberungen  standen  unter  der  ausschliefslichen  Autorität 
Ludwigs  XIII.,  konnten  diesem  Fürsten  daher  nicht  erst  durch  Erlachs  Ter- 
rat'  in  die  Hände  geliefert  werden. 

Her.  Böttger^)  unterzog  in  seiner  Dissertation:  ^Leipzig  im  Herbst  1642* 
die  Quellen  für  die  Geschichte  der  Gefechte,  welche  Torstenson  grade  10  Jahre 
nach  dem  Falle  seines  grofsen  Königs  bei  Breitenfeld,  ^auf  der  Yölker- 
wahlstatt  alter  und  neuer  Zeit\  siegreich  gegen  die  Kaiserlichen  schlug,  einer 
kritischen  Untersuchung,  wobei  ihm  ungedruckte  Akten  aus  den  Archiven  zu 
Leipzig  und  Dresden  zur  Verfügung  standen.  Die  Darstellung  der  Kämpfe 
wird  in  Aussicht  gestellt. 

KuntzemüUer^)  schilderte  in  seiner  Geschichte  Spandans  die  Schick- 
sale dieser  Stadt  und  der  benachbarten  Teile  der  Mark  auch  während  des 


1)  Mark.  Ponich.  XVI,  303.  Vgl.  Kap.  VU.  —  2)  II.  1,  140.  Vgl.  Kap.  XV.  — 
3)  D.  General  Hans  Ludwig  von  Erlach  Ton  CaDtelon.  Born,  Wyfa.  —  4)  Halle  a.  S.  Vgl. 
Kap.  XIII.  —  5)  Kuntzomüller,  Urkundliche  Geschichte  d.  Stadt  u.  Festung  Spandau  ron 
Entstehung  der  Stadt  bis  zur  Gegenwart.  Verlag  d.  Magistrats  der  Stadt  Spandau.  XII,  47. 
Vgl.  Kap.  VU. 


( 


Deatwhland  1618— 171S.  111,13 

17.  Jahrhunderts:  Wiederholt  wurde  Spandau  von  der  Pest  heimgesucht 
(1619,  28,  30,  31,  35,  37,  38).  Am  6.  Mai  1631  besetzten  die  Schweden 
anter  Gustav  Adolf  die  Stadt  und  Festung,  welche  sie  bis  1634  inne  hatten. 
Schon  1626  wurde  mit  der  Befestigung  nach  dem  neuen  System  begonnen, 
dieselbe  wurde  seit  1638  energisch  gefördert  und  deshalb  viele  Gebäude  vor 
den  Thoren  und  auf  dem  Stresow  abgebrochen,  darunter  die  Hospitäler  und 
Kapellen  des  h.  Geistes  und  St  Gertraud.  1636  wurde  im  Osten  der 
Festung  eine  Pulvermflhle  angelegt.  Am  4.  Mai  1641  starb  Graf  Adam  von 
Schw&rzenberg  auf  der  Festung,  wohin  er  1639  geflüchtet  war.  Am  17.  Mäi*z 
1643  huldigten  die  Bürger  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm.  Man  zählte 
1653  nur  noch  238  Häuser.  Allmählich  hob  sich  der  Wohlstand;  1656/57 
wurde  die  Moritzkirche  erbaut,  1659  eine  reformierte  Kirche  und  Schule, 
nachdem  durch  den  Kommandanten,  Obristen  du  Plessis  Gonret  schon  1666 
ein  reformierter  Gottesdienst  eingerichtet  war.  1672  wurde  der  Bau  der 
Stadtbefestigung  ganz  vollendet  Am  4.  Juni  1675  erschienen  die  Schweden 
zum  z weitenmale,  die  Oranienburger  Vorstadt  brannte  nieder.  Neue  Ein- 
wanderungen verstärkten  die  Bevölkerung  am  Ende  des  Jahrhunderts:  1685 
gründeten  französische  Refugi6s  eine  eigene  französische  Gemeinde,  1688 
trafen  156  aus  Piemont  vertriebene  Waldenser  ein.  Zweimal  wurde  Spandau 
durch  Zwist  in  der  Bürgerschaft  beunruhigt:  1622  brach  bei  der,  infolge  der 
schlechten  Münze  herrschenden  Teuerung  ein  Aufstand  ans;  verschiedene 
Häuser  wurden  gestürmt  und  viele  Gewaltthätigkeiten  verübt  Mehrere  Per- 
sonen wurden  verhaftet,  und  von  diesen  drei  hingerichtet,  und  zweien  der 
Staupenschlag  erteilt  Aus  unbekannten  Gründen  lehnten  sich  1688  die 
Schuhmacher  wider  den  Rat  auf.  Ein  Fidkal  untersuchte  die  Sache  und  ent- 
schied gegen  dieselben.  Alle,  mit  Ausnahme  zweier,  wurden  mit  Hilfe  des 
Militärs  verhaftet  und  in  das  Gefängnis  des  Klosterturmes  eingeliefert.  Dem 
Grafen  Adam  Schwarzenberg  hat  der  Vf.  ein  besonderes  Kapitel  gewidmet, 
ohne  jedoch  wesentlich  Neues  für  die  Geschichte  dieses  Staatsmannes  bei- 
zubringen. 

Auszüge  aus  den  ^ältesten  Giefsener  Kirchenbüchern  bis  Ende  des  dreifsig- 
jährigen  Krieges'  teilte  Klewitz^)  mit  Manche  Eintragungen  sind  kultur- 
historisch sehr  interessant,  die  Namen  werden  meistens  gar  nicht  angeführt, 
sondern  diejenigen  Bezeichnungen,  welche  die  Verstorbenen  im  alltäglichen 
Verkehr  trugen.  Oft  fehlt  jede  nähere  Bezeichnung,  wie  auch  im  Tauf- 
register nicht  selten  die  Namen  der  Eltern  vcrmifst  werden.  1635  hauste 
die  Pest  furchtbar:  es  starben  in  der  Stadt  1503  Personen,  darunter  viele 
Fremde.  Über  die  Beerdigung  des  Oberstlieutenants  Willich,  eines  Berliners, 
der  1646  als  74  jähriger  Greis  Marburg  übergeben  hatte,  und  deshalb  nebst 
seinem  Feldwebel  auf  dem  Markte  zu  Giefsen  geköpft  wurde,  finden  sich 
nähere  Angaben.  —  Fernere  Beiträge  zur  Sittengeschichte  des  XVII.  Jh. 
veröffentlichte  B  i  r  1  i  n  g  e  r.  ^) 

Ew.  Kühne^)  gab  eine  Geschichte  des  anhaltischen  Dorfes  Mehringen 
an  der  Wipper,  welche  für  die  Kriegszeiten  des  XVII.  Jh.  besonders  ein- 
gehend ist.  Beim  Beginn  des  30jährigen  Krieges  war  Mehringen  ein  reiches 
Dorf  mit  etwa  600  Einwohnern,  welches  durch  die  zahlreichen  Durchmärsche 
in  den  Jahren  1623 — 1629  bald  gänzlich  zu   gründe  gerichtet  wurde.     Die 


1)  Zweiter  Jaliresb.  d.  Oberhesa.  V.  f.  Lokalgeschichte,  Giefflen  1880-81,  5,  83—92.  ~ 
,,   2)  Alemannui  9,  1.  ~  3)  Mitth.  d.  Y.  f.  Anhalt.  Geech.  u.  Altert    DeMaa.    lU,  1,  36—66. 
Vgl  £.  XI. 


TTT,14.  n.    E.  Fischer: 

schlimmste  Zeit  war  das  Jahr  1636  'sie  war  traan  so  beschaffen,  dals  es 
kein  Wander  gewesen  wäre,  wenn  Himmel  und  Erde  Blut  geweint  hätten'. 
Neben  den  schwedischen  und  kaiserlichen  Soldaten  wütete  die  Pest,  das  Vieh 
war  weggenommen,  niemand  bebaute  den  Acker.  Der  Prediger  floh,  da  ihm 
alles  geraubt  war:  nach  einem  langen  Strich  im  Eirchenbuche  steht  'elapsi*. 
Erst  mit  1647  beginnen  die  Eintragungen  wieder,  jetzt  sammelte  sich  die 
zersprengte  Gemeinde  allmählich,  doch  dauerten  auch  nach  dem  westMischen 
Frieden  die  Kriegslasten  fort.  1648  standen  noch  8  Hänser.  Ein  aus  der 
Oberpfalz  vertriebener  Geistlicher  wurde  als  Prediger  eingeführt,  der  mit  der 
verwilderten  Gemeinde  einen  harten  Stand  hatte.  Er  mu&te  bis  zu  seinem 
Tode  1693  im  alten  Pfarrhause  ^mit  den  Htthnem  zusammen'  wohnen;  erst 
seine  Nachfolger  erhielten  ein  neues  Süchtiges  Gebäu',  das  573  Thaler  kostete. 

Zu  Magdeburg^)  wurden  bei  einem  Neubau  an  der  Wand  eines  ver- 
schütteten Kellers  unterhalb  des  Strafsenniveaus  höchst  anziehende  Wand- 
malereien entdeckt,  Beste  einer  alten  Trinkstube,  welche  nach  1681  mit 
Schutt  ausgefüllt  wurde.  Unter  andern  ist  ein  Jüngling  dax|;esteUt,  der  mit 
zwei  Dirnen  schmaulst.  Sprüche  in  niederdeutscher  Sprache  ziehen  sich  über 
den  Darstellungen  hin.  —  Eine  Beschreibung  der  grolsen  Fahnen,  welche 
die  9  Stadtviertel  Magdeburgs  nach  dem  Wiederaufbau  führten  —  aus  den 
Jahren  1655,  1658  und  1666  —  veröffentlichte  Hertel.') 

Sechs  Gedichte,  welche  das  Treiben  auf  den  Mefsen  von  Frankfurt 
a.  Main  im  XVH.  Jh.  schildern,  teilte  E.  Kelchner')  mit.  Nicht  weniger 
anziehend  für  die  Sittengeschichte  der  alten  Beichsstadt  in  dieser  Zeit  ist 
Dechents^)  Au&atz  'zum  200jährigen  Jubiläum  der  St.  Katharinenkirche'. 
An  die  Stelle  der,  1345  gegründeten,  baufälligen  Kapelle  wurde  1678  ein 
Neubau  errichtet,  welcher  seinerzeit  als  Meisterwerk  in  bezug  auf  Stil  und 
Ausschmückung  galt  Der  Bilderschmuck  der  Kirche  schlofs  sich  an  die 
Kupfer  der  Meri ansehen  Bibel  an.  Die  Anordnung  der  Embleme  und  sym- 
bolischen Darstellungen  hat  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Spener,  der  Vater 
des  Pietismus,  nach  Arndts  'wahrem  Christentum'  besorgt.  Die  Sprüche  der 
Handwerksleute  beim  Richtschmause,  die  Inschriften  und  Baurechnungcu 
werden  mitgeteilt.  A.  Finger^)  handelte  über  die  Form  der,  bei  der  Kaiser- 
krönuug  zu  Frankfurt  errichteten 'Weinbrunnen  auf  dem  Römerberge*, 
und  beschreibt  eingehend  die  von  1562,  1612,  1619,  1658,  1711  und  die 
folgenden  bis  zum  Jahre  1792.  Bei  den  drei  ersten  in  Frankfurt  vollzogenen 
Krönungen  wurde  der  Gerechtigkeitsbiiinnen  benutzt,  bei  den  sieben  folgenden 
jedesmal  ein  besonderer' Brunnen  errichtet. 

Einen  kulturhistorischen  Beitrag  für  Pommern  lieferte  E.  Müller  mit 
seinem  Aufsatze  'zur  Geschichte  der  Apotheke  in  Barth' ')  nach  Aufzeich- 
nungen im  Ratsarchive  dieser  Stadt.  1617  wurde  die  Apotheke  vom  Rate 
für  500  Mark  käuflich  veräufsert,  1623  hatten  Materialien  und  Gefäfse  einen 
Taxwert  von  249  Gulden.  Nachdem  sie  zu  einer  Wein-  und  Bierschenke 
herabgesunken  war,  hörte  sie  1631  auf  zu  existieren,  um  erst  1706  als 
'Ratsapotheke'  wieder  zu  erstehen.  Eine  Rechnung  ans  dem  Jahre  1620 
weist  unter  andern  Waren  auch  Rheinwein,  Franzwein,  aqua  vitac,  Feigen, 
Zucker,  Konfekt  und  Kuchen  auf. 


1)  Gench.-Bl.  f.  Stadt  u.  Land  Magdeburg.  Magdob.  XYi,  3,  300—302,  mit  Abbild.  Vgl. 
K.  XI.  —  2)  Ibid.  316—318.  Vgl.  K.  XI.  —  3)  Mitth.  d.  V.  f.  Gench.  u.  Allerl  in 
Frankfarta.  Main.  Frankfurt  a.  M.,  Vmcker.  VI,  2.  Heft,  S.  317—396.  Vgl.  K.  XIV.  — 
4)  Ibid.  S.  260-300.  Vgl.  ibid.  -  5)  Ibid.  1.  Heft,  S.  169-174.  Vgl.  ibid.  -  6)  Halt. 
Stud.  XXXI,  Heft  3,  191—210;  Tgl.  Jahr.  80,  IIl^  66. 


Deatuhlaod  161S— 1718.  111,15 

Über  cbs  Leben  und  die  pädagogiscben  Bestrebungen  des  Wolfgang 
Raticbias  veröffentlicbte  Gid.  Vogt  die  IV.  Abteilung,  1624—1635,  in 
welchem  Jahre  der  vielhemfene  Didaktiker  am  27.  April  Erlösung  von  einem 
Leben  Toller  Trtthsal  und  Plage  fand.^)  Eine  Biographie  des  berühmten 
Pädagogen,  Mathematikers  und  Mechanikers  Erhard  Weigel  zu  Jena  lieferte 
Ed.  Spie f 8^)  zugleich  als  einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Erfindungen 
und  der  Erziehungslehre;  das  Wirken  des  Oberpfälzers  Georg  Hom  (1620 
—1670),  eines  des  fruchtbarsten  Schriftstellers  auf  historischem  und  geogra- 
phischem Gebiete,  schilderte  Isenander  v.  Schmitz-Auerbach.^)  Derselbe 
starb  nach  mehreren  Wahnsinnsanf&llen  infolge  'leidenschaftliehen  Rauchens'  (?!) 
als  Professor  in  Leyden.  Das  Leben  des  Mystikers  Joannes  a  Jesu  Maria 
(geb.  zu  Calohorra  27.  Jan.  1569,  gest.  20.  Mai  1615  zu  Frascati),  eines 
imbeschuhten  Karmeliters  und  äusserst  produktiven  Schriftstellers  —  die 
Zahl  seiner  Werke  ist  mehr  als  50  —  unterzog  Erebs^)  einer  eingehenden 
Betrachtung. 

Die  Eriegsschäden,  welche  in  Retz  und  Umgebung  während  des  Schweden- 
einfalles im  Jahre  1645  erlitten  wurden,  teilte  Puntschert^^)  nach  Archi- 
valien dieser  Stadt  mit.  In  Unterösterreich  zählte  man  in  der  Folge  20  442 
öde  Hänser,  dazu  trug  die  1647  ausbrechende  und  in  den  folgenden  Jahr- 
zehnten wiederholt  zurückkehrende  Pest  noch  mehr  zur  Verödung  der  Ort- 
schaften bei.  Wegen  des  groÜBen  Sterbens  konnte  1679  die  Weinernte  nicht 
eingebracht  werden. 

Die  Schicksale  der  Nonnenklöster  bei  Weisenau  und  Klein-Wintern- 
heim  während  des  XVIL  und  XVm.  Jh.  erzählte  P.  Bruder.«)  1634  plün- 
derten die  Schweden  wiederholt  die  heiligen  Orte,  und  die  Schwestern  flüchteten 
nach  Mainz,  ebenso  1644,  als  Turenne  im  September  diese  Stadt  belagerte 
und  einnahm. 

Der  jüngste  Sohn  des  Landgrafen  Ludwig  V.  von  Hessen -Darmstadt^ 
Friedrich,  war  1636  in  Italien  zur  katholischen  Kirche  übergetreten  und  hatte 
ans  der  Hand  des  Papstes  Urban  VÜI.  die  Insignien.  eines  Ritters  des  Mal- 
teserordens empfangen.  Er  wurde  später  Coadjntor  des  Grofspriors  dieses 
Ordens  in  Deutschland  und  erfocht  1640  bei  Goletta  an  der  Küste  von  Tunis 
aber  eine  Flotille  der  Barbaresken  einen  glänzenden  Seesieg.  Eine  italienische 
Flugschrift,  die  denselben  schildert-,  teilte  AI.  Dunker^)  mit.  Der  Prinz 
wurde  1647  selbst  Grofsprior  in  Deutschland,  darauf  Kardinal  und  starb 
1682  als  Fürstbischof  von  Breslau.  Der  Lebensgang  dieses  Convertitcn  hat 
nach  dem  Verf  auch  Schiller  im  'Geisterseher'  vorgeschwebt 

Aus  alten  Kirchenbüchern  veröffentlichte  Boss ert^)  einige  Notizen  über 
unbekannte  Baumeister  und  Künstler  in  Franken.  Beim  Schlofsbau  in  Langen- 
burg  ist  1610 — 1620  ein  Jakob  Kaufmann  leitender  Architekt,  1636  wird 
ein  andrer,  Georg  Wex,  genannt.  Von  1666  an  erscheint  eine  Bildhauer- 
familie Sommer  zu  Künzelsau.  —  Das  Yerzeicbnis  des  Tersonalstandcs  des 
Klosters  Schönthal  im  Jahre  1674'  veröffentlichte  Heyd.^)  Ober  einige  Mit- 
glieder der  Familie  Bühler  aus  der  Reichsstadt  Hall,  welche  sich  im  XVII.  Jb. 


1)  Progr.  d.  Lyceum  Frideric.  zu  CaAsel  1880/81.  -  2)  Brh.  Weisel,  weiland  Professor 
der  Math.  u.  Astronomie  zu  Jena.  Lehrer  von  Leibnitz  u.  Pafondorf.  Leipzig,  Klinkhardt. 
—  3)  Progr.  Karlsrahe.  —  4)  Progr.  Realgym.  za  Wiesbaden.  —  o)  Bl.  d.  V.  f.  Landesk. 
T.  Niederosterreich.  Wien.  129.  -  6)  Arch.  f.  hess.  Qeschiehte.  XV,  II,  293.  Vgl.  K.  XIV. 
7)  Ibid.  449.  —  8)  Württ  Jahrb.  U,  1,  8.  152.  —  9)  Ibid.  ß.  152—153. 


in,16  n.   E.  Fiicher: 

als    Soldaten    auszeichneten,    handelte  ein    gleichnamiger  Nachkomme  der- 
selben.^) 

Ein  altes  Stammbuch,  dessen  Eintragungen  die  Jahre  1628 — 1647  um- 
fassen, machte  F.  Mayer')  zum  G^enstande  einer  Besprechung.  Der  einstige 
Besitzer  war  Johann  Betz,  ein  Erzieher  der  Söhne  Johann  Friedrichs  von 
Württemberg  (f  1628),  der  mit  seinen  Zöglingen  nicht  nur  viele  Reisen  an 
benachbarte  Höfe  unternahm,  sondern  sie  auch  auf  die  Universitäten  Witten- 
berg und  Strasburg  begleitet  zu  haben  scheint.  Das  Buch,  noch  im  Besitz 
der  Familie,  enthält  150  Einzeichnungen  von  Fürsten,  Grafen  und  Herrn, 
wie  von  Professoren,  Gelehrten  und  Studenten  mit  einem  reichen  Bilder- 
schmuck  zierlich  gemalter  Wappen  und  Allegorien.  — 

Den  Zustand  von  'Deutschland  nach  dem  dreifsigjährigen  Kriege*  schildert 
in  grofser  Formvollendung  der  fftr  einen  weiteren  Hörerkreis  bestimmte 
Vortrag  von  K.  Hei  gel  in  Mflnchen.')  In  höchst  ansprechender  Weise  ent- 
rollt der  Verf.  ein  Bild  unseres  Vaterlandes  aus  jenen  Zeiten  *ohne  Licht* 
und  zeigt,  wie  Deutschland  für  die  Befreiung  der  Geister  von  der  kirch- 
lichen Autorität  in  den  Religionskri^en  fast  verblutete. 

Über  'die  Wurtschaftspolitik  des  Fürstentums  Breslau  nach  dem  dreifsig- 
jährigen Kriege'  sprach  Schönborn  ^)  in  der  schlesischen  Gesellschaft.  Seit 
dem  Einfall  Mansfelds  1626  hatten  sich  die  wüsten  Stellen  in  Schlesien  von 
Jahr  zu  Jahr  vermehrt.  Die  selbständige  Verwaltung  war  im  Laufe  des  Kri^es 
verloren  gegangen.  Das  Oberamt  diente  nicht  mehr  zum  Schutze  der  ständischen 
Freiheit,  die  kaiserliche  Regierung  griff  in  die  Verwaltung  der  Landeskasse 
ein,  sodaCs  sich  das  Finanzsystem  unter  dem  überwiegenden  Einflüsse  des 
monarchischen  Prinzips  weiter  ausbildete.  Als  1637  Kaiser  Ferdinand  n. 
seine  Regierung  begann,  trat  das  Fürstentum  Breslau,  da  es  seinem  völligen 
Ruin  entgegenzugehen  schien,  in  den  Vordergrund.  Schon  damals  wurde 
von  der  österreichischen  Regierung  ein  Gedanke  in  Anregung  gebracht,  der 
überaus  segensreich  in  seiner  AusfELhrung  hätte  wirken  können,  der  Gedanke 
der  Dismembratiou  der  dem  Adel  gehörigen  Güter.  Derselbe  fand  aber 
heftigen  Widerstand  in  der  schlesischen  Land-  und  Ritterschaft,  und  auch 
der  Landeshauptmann  Adam  v.  Säbisch  redete  der  alten  Gebundenheit  des 
Grundbesitzes  das  Wort.  Wenn  für  die  damalige  Rechtspflege  das  Gutachten 
desselben  (2.  Sept.  1638)  sich  als  nicht  unbedeutsam  herausstellte,  so  sind 
später  die  eifrigen  Bestrebungen  der  Regierung  wie  der  Stände  zur  Hebung 
der  Landwirtschaft  und  zur  Ordnung  des  Steuerwerkes  besonders  anzuerkennen, 
da  das  letztere  in  den  Kriegszeiten  durch  die  Menge  der  Kommissarien,  wie 
durch  die  Nachlässigkeit  und  Untreue  der  Buchhalter  in  Verwirrung  ge- 
raten war. 

Eine  Anzahl  amtlicher  Berichte  über  verschiedene  während  des  XVIl.  Jh. 
in  Württemberg  beobachtete  Erderschütterungen  teilt  Schlofsberger^)  aus 
Archivalakten  mit.  Ober  das  ^grausame  Erdbeben^  von  1654,  am  7.  März 
abends  10  Uhr,  berichten  die  Untervögte  von  Tübingen  und  Urach.  Über 
ein  gleiches  von  1655  melden  der  Untervogt  zu  Leonberg  (11.  März)  und 
die  Tübinger  Behörden  (18.  und. 39.  März);  über  das  von  1670  (6.  Juli), 
Mas  auch  zu  Augsburg  gespüret\  die  Behörden  von  Stuttgart,  über  das  von 


1)  Württ  Jahrb.  U.  1,  S.  157—158.  —  2)  Ibid.  S.  134—36.  Vgl.  K.  XV.  —  3)  Ays 
drei  Jhh.  Vorträge  aus  der  neaeren  deotschen  Geschichte.  Wien.  S.  1.  —  4)  58.  Jahresb. 
d.  schles.  Ges.  f.  vaterländ.  üaltur.  Breslau.  S.  216.  Vgl.  K.  X.  —  5)  Wttrtt  Jahrb. 
U,  1,  S.  11-16.     Vgl.  K.  XV. 


DetttMhland  1618—1713.  111,17 

1682  (2.  Mai  nachts  2—3  Uhr)  der  Vogt  dieser  Stadt  Joh.  Val.  Moser, 
welcher  das  Examinationsprotokoll  sämtlicher  Wächter  hinzugefügt  hat. 

Den  Hergang  einer  Unruhe  unter  den  Wehergesellen  Ulms  (1666)  be- 
richtet Sauter^)  nach  einem  Mannskripte  des  XVII.  Jh.  Vier  Meister  hatten 
Meister  Peters,  des  Henkers,  verstorbene  Tochter  zu  Grabe  getragen  und 
deshalb  verlangten  die  ledigen  Weberknappen^  ihre  Ausstofsung  aus  der 
Zunft.  Der  Rat  legte  acht  von  ihnen  in  den  Turm,  beruhigte  den  Handel 
und  liels  die  Meister  mit  einem  ^Ausbutzer'  davonkommen. 

Aus  der  im  Staatsarchiv  zu  Stuttgart  befindlichen  'Schussenriedischen 
Chronik^  teilte  Sauter^)  einige  fflr  die  Sittengeschichte  interessante  Tat^ 
Sachen  mit,  von  denen  zwei  das  Justizverfahren  dieser  oberschwäbischen 
unmittelbaren  Reichs -Abtei  im  XVH.  Jh.  charakterisieren  (L  ^Glostercharefs 
wird  zerstört  und  artlich  gestraft'  1659  —  H.  'Kirchendieb'  1686).  Mit 
dem  Beginn  des  folgenden  Jahrhunderts  wurde  der  schwäbische  Kreis  durch 
Zigeunerbanden  dermafsen  heimgesucht,  dafs  die  Stände  1705  beschlossen 
mit  Truppen  einzuschreiten  und  'auf  jeden  Auffbott  die  angewiesene  wöhr- 
haffte  Männer  zum  Straiffen  herzugeben'.  Schussenried  stellte  stets  12  Mann, 
deren  jeder  20  Kr.  für  den  Tag  erhielt.  1703  hatten  'diese  Negers'  strei- 
fenden Husaren  im  Dorfe  Muttensweiler  ein  regelrechtes  Feuergefecht  ge- 
liefert, sie  gezwungen  in  den  Kirchturm  zu  flüchten  und  einen  derselben 
erschossen.  'Sie  gingen  nie  weniger  denn  20  oder  30  mit  einander,  und 
wo  sie  in  ein  Dorff  oder  Weiler  kamen,  spielten  sie  den  Meister,  triben 
nebst  andern  Lastern  auch  öffentliche  Abgötterey,  waren  mithin  feurmäfsig, 
doch  wäre  es  schad  umb  soviel  Holz  gewest*.  Sie  galten  far  kugelfest-,  wider- 
setzten sie  sich  der  Verhaftung,  so  sollten  sie  auf  der  Stelle  niedergestofsen 
oder  niedergesäbelt  werden.  'Den  1.  Dezmber  (1706)  hat  mann  dise  durch 
das  straiffen  zusammen  getribene  Rauber  zu  Reuthe  bey  Biberach  in  Ordre 
de  bataile  angegriffen,  einige  getödtet,  vile  blessiert  und  gefemgen,  die  übrige 
aber  veijagt. 

Die  Aneignung  Strasburgs  durch  Ludwig  XIV.  beschäftigt  zwei  Schrift- 
steller. Ein  ungenannter  Autor ,3)  sicher  kein  Historiker  von  Fach,  schilderte 
hauptsächl.  nach  'Reisseissens  Memoriale'  und  Coste  'R6union  de  Strassbourg  k 
la  France'  die  Strafsburger  Kapitulation  von  1681,  ohne  wesentlich  neue 
Momente  beizubringen,  da  die  meisten  auf  die  Obergabe  bezüglichen  Urkunden 
durch  den  Brand  des  städtischen  Archivs  (1686)  vernichtet  wurden.  Dasselbe 
Ereignis  behandelte  A.  Legrelle^)  unter  Benutzung  der  Berichte  eines 
französischen  Agenten  zu  Strafsburg,  eines  Dupr6,  de  Laboul^re,  Frischmann  u.  a. 
Was  elsässische  Berichte  betrifft,  so  hat  der  Verf.  sich  mit  Auszügen  aus 
dem  gedruckten  summarischen  Inventar  des  Strafsburger  Stadtarchivs  begnügt, 
ohne  Einsicht  in  die  Dokumente  selbst  zu  nehmen.  Sein  Werk  ist  als  Ten- 
denzarbeit zu  bezeichnen. 

£.  Joachim^)  teilte  aus  den  Beständen  des  Staatsarchivs  zu  Idstein 
ein  fliegendes  Blatt  über  den  Anteil  der  sächsischen  Armee  an  der  Schlacht 
am  Kahlenberge  bei  dem  Entsätze  von  Wien  (12.  Sept.  1683)  mit.  Der 
Verf.  war  Augenzeuge   und  jedenfalls  militärischer  Fachmann,  der  vielleicht 


1)  Württ  Jahrb.  U,  1,  S.  43.  Vgl.  K.  XV.  —  2)  Ibid.  S.  42-44.  3)  Z.  Geech.  d. 
StnTib.  Kapital,  von  1681.  Hiflt  Rückblicke  eines  EloäBsen  aaf  die  Zeit  toxi  1648  bU  1697. 
StnTsbiiTg,  Schultx  &  Co.  (V,  96,  Roy.  8.)  Vgl.  K.  XV.  —  4)  Loaia  XIV.  et  Straubourg. 
Küsai  sur  Ja  r^union  de  Straflsbourg  k  la  France  d'apr^s  des  dorum.  offic.  et  in6d.  Paris, 
Uachettc  et  C.  VIU,  424  S.  —  5)  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesoh.  u.  Altort,  hrsg.  v.  H.  Er  misch, 
l>rcsdcn.     11,  1,  S.  77—84.     Vgl.  K.  Xlll. 

Historische  Jahresberichte.    1881.    III.  'i 


in,18  n.    E.  Piicher. 

im  amtlichen  Auftrage  schrieb,  da  die  'Gazettiers'  'die  Sachsen,  die  das  ihrige 
rflhmlich  dazn  contribairet,  dergestalt  mit  Stillschweigen  abergangen,  als  wenn 
keiner  von  ihnen  darbey  gewesen,  da  doch  S.  Ghurfürstl.  Durchlaucht  zu 
Sachsen  etc.  einen  so  ansehnlichen  Succurs  selbst  in  Person  zugefahret'.  Es 
waren  1 1  000  Mann,  nämlich  6  Regimenter  z.  F. ,  4  zu  P.  und  1  Regiment 
Dragoner,  1  Comp.  Grenadiers  und  die  Leibgarde  zu  Rofs  samt  einer  'wol- 
montirten  Feld- Artillerie',  welche  zur  Erringung  des  Sieges  durch  ihre  Tapfer- 
keit wesentlich  beitrugen,  obwohl  der  Fürst  von  Waldeck,  der  Oberkommandeur 
der  fränkischen  Truppen,  während  des  Kampfes  sich  wenig  waffenbrüderlich 
zeigte.  Der  Kaiser  betrug  sich  ihnen  gegenüber  ebenso  hochfahrend  und 
undankbar  wie  gegen  die  Polen.  Verstimmung  und  Ärger  war  der  Lohn, 
welchen  der  Kurfürst  von  Sachsen  für  seine  energische  Hilfeleistung  vom 
Hause  Habsburg  davontrug. 

Die  Beziehungen  des  Kurfürsten  Max  Emanuel  von  Bayern  zu  Polen 
1694  bis  1697  behandelte  Heigel.^)  Nach  langwierigen  Unterhandlungen 
mit  den  Kabinetten  von  Wien  und  Madrid  ging  der  Fürst  aus  politischen 
Gründen  eine  zweite  Ehe  mit  der  Tochter  des  Polenkönigs  Sobieski,  Therese 
Kuoigunde,  ein,  welche  in  München  den  Gedanken  an  die  Erwerbung  des 
sarmatischen  Thrones  anregte;  doch  räumte  der  kluge  Witteisbacher  bei 
Zeiten  dem  Wettiner  August  dem  Starken  das  Feld,  da  sich  in  Spanien 
bessere  Aussichten  eröffneten,  und  er  aus  Madrid  die  frohe  Kunde  erhielt, 
durch  ein  Testament  König  Karls  sei  der  bayrische  Kurprinz  zum  Frben 
aller  spanischen  Reiche  ernannt.  Ober  die  Korrespondenz  des  Kurfürsten 
Max  Emanuel  mit  seiner  zweiten  Gemahlin  und  deren  Eltern  handelte  der- 
selbe Verf.  in  den  'Forsch,  z.  deutschen  Geschichte'.*)  Ebenso  machte  er^) 
das  Leben  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen  auf  Grund  der  Publikationen 
Arneths  und  des  österreichischen  Generalstabes  zum  Gegenstande  eines,  in 
geschmackvoller  Form  abgefafsten  Vortrages  für  ein  gröfseres  Publikum. 

Die  'Flugschriftenlitteratur  zu  Beginn  des  spanischen  Erbfolgekrieges* 
unterzog  Ringhoffer*)  einer  Untersuchung.  Wenn  auch  die  Broschüren 
des  XVIII.  Jh.  ähnlichen  Schriften  aus  dem  30jährigen  Kriege  an  Schärfe 
nachstehen  und  mit  weniger  Erbitterung  abgefafst  sind,  so  versuchen  sie  dafür 
mit  desto  gröfserem  Geschick  die  Völker  Europas  den  Plänen  Österreichs 
oder  Frankreichs  geneigt  zu  machen.  Die  Verfasser  sind  nicht  selten  I^ute 
von  hervorragender  Stellung,  so  d'Aubusson,  Erzbischof  von  Embrun,  der 
spanische  Diplomat  Bemardo  de  Quiros,  Leibnitz  u.  a. 

Über  die  Witteisbacher  auf  dem  schwedischen  Throne  sprach  Heigel*») 
in  der  Münchener  Akademie,  indem  er  besonders  Karl  XH.  deutsche  Be- 
ziehungen im  nordischen  Kriege  und  seine  Verdienste  um  die  Evangelischen 
hervorhob.  Die  taktische  Würdigung  der  militärischen  Operationen  desselben 
stellte  sich  Chr.  v.  Sarauws^)  Werk  zur  Aufgabe,  welches  im  vorigen 
Jahrgange  unter  Schweden  Aufnahme  fand. 


1)  SB.  d.  bair.  Akad.  Hist.  Kl.  172.  Vgl.  K.  XVI.  —  2)  Bd.  21,  Uft.  3.  —  B)  UeiKel, 
Aus  drei  Jahrhunderten,  Vorträge  aus  d.  neuem  deutacli.  Geschichte.  Wien,  Brauniüller.  24. 
-  4)  Berlin,  Mittier  u.  Sohn.  —  5)  Festrede  zum  122.  Stiftungstage.  Vgl.  K.  XVI.  — 
6)  Die  Feldsüge  Karls  XII.     Leipzig,  Schlicke.     Vgl.  K.  IX  u.  Jhh.  80. 


DeutMhlftnd  1713—1786.  111,19 


UL 
R.  Koser. 

Deutschland  1713—1786. 

Die  Pablikation  der  politischen  Korrespondenz  Friedrichs  des  Groben^) 
ist  mit  dem  sechsten  nnd  siebenten  Teil  bis  zur  Mitte  des  J.  1750  vor- 
gerückt. Bereits  im  voijfthrigen  Berichte  wurde  auf  die  erhöhte  Bedeutung 
hiugewiesen,  welche  dieser  Urkundensammlung  vom  fünften  Bande  ab  dadurch 
zukommt,  dafs  die  Politik  Friedrichs  II.  nach  dem  Frieden  von  Dresden  an 
der  Hand  der  Akten  früher  noch  nie  erforscht  war.  Es  mag  verstattet  sein, 
den  bisherigen  Stand  der  archivalischen  Forschung  für  die  allgemeine  poli- 
tische Geschichte  des  Jahrzehntes  vor  dem  siebeigährigen  Kriege  an  dieser 
Stelle  kurz  darzulegen.  Während  das  Material  für  die  Feststellung  der 
Politik  Preufsens  wie  gesagt  nicht  vorlag,  hatte  für  Österreich  A.  v.  Arneth 
in  seiner  Maria  Theresia  (Bd.  III.  IV)  eine  zusammenhängende  Darstellung 
auch  der  auswärtigen  Verhältnisse  gegeben,  allerdings  in  so  summarischer 
Weise,  dafs  doch  die  Nachträge  und  Berichtigungen  von  Beer  (^Zur  Ge- 
schichte des  Friedens  von  Aachen'  und  mehr  noch  'Aufzeichnungen  des 
Grafen  Bentinck  über  Maria  Theresia')  ein  hier  und  da  verändertes  Bild  ge- 
winnen liefsen.  Jetzt  giebt  nun  die  Tolitische  Korrespondenz^  in  den  zahl- 
reichen der  Sammlung  einverleibten  'Intercepten',  d.  b.  in  den  zur  Kenntnis 
des  Königs  von  Preufsen  gelangten  österreichischen  Depeschen,  neue  Anhalts- 
punkte für  die  Beurteilung  der  Politik  der  Kaiserin -Königin  und  der  weit- 
verzweigten Thätigkeit  ihrer  Diplomatie.  Nicht  minder  bewährt  sich  die 
Sammlung  als  eine  wertvolle  QueUe  für  die  Geschichte  der  französischen 
Politik.  Der  lebhafte  und  vertrauliche  Meinungsaustausch  zwischen  den 
Kabinetten  von  Berlin  und  Versailles,  den  das  Anfang  1749  wiederhergestellte 
engere  Einvernehmen  zwischen  beiden  zur  Folge  hatte,  eröffnet  einen  Ein- 
blick in  die  Gesichtspunkte  auch  der  französischen  Staatsleitung,  zugleich 
aber  auch  in  die  sich  immer  steigernde  Halbheit  derselben,  und  wir  sind 
nicht  mehr  genötigt,  uns  ausscbliefslich  an  die  kärglichen  Mitteilungen  Flas- 
sans  und  die  Excerpte  aus  Pariser  Archivalien  in  Schlossers  Geschichte  des 
XVni.  Jh.  zu  halten. 

Auch  bei  Studien  zur  Geschichte  Schwedens,  Englands,  Rufslands  wird 
die  Politische  Korrespondenz  neben  den  Werken  von  Malmström  und  Fryxell, 
Lord  Mahon  und  Leckj,  Herrmann  und  Bernhardi  dem  Forscher  in  Zukunft 
unentbehrlich  sein.  Während  nirgends  in  den  genannten  Darstellungen  der 
Zusammenhang  der  verschlungenen  diplomatischen  Aktionen  hervortritt,  die 
auch  nach  dem  Friedensschlüsse  von  Aachen  die  europäischen  Höfe  beständig 
in  Athem  hielten,  hat  die  Politik  Friedrichs  des  Grofsen  bei  der  gefährdeten 
Lage  des  preufsischen  Staates  zu  jeder  einzelnen  dieser  Aktionen  Stellung 
nehmen  müssen,  ihr  Geheimnis  aufzudecken,  ihr  Gewirr  zu  lösen,  ihre  Wechsel- 
wirkung zu  ergründen  gesucht^   durch  scharfsinnige  Kombination  der  Posttag 


1)  PoUt  Korrosp.  Friodr.  d.  Gr.   Berlin,  A.  Duncker.  Bd.  VI  (608  S.),  Bd.  YU  (434  S.). 

2* 


ni,20  UI.    E.  Koser; 

für  Posttag  Ton  überallher  im  preaTsischen  Kabinett  einlaufenden  Informationen. 
Nicht  immer  bis  ins  Einzelne  zutreffend,  vermochten  diese  Informationen  den 
König,  wie  heute  den  Leser  seiner  politischen  Korrespondenz,  doch  we- 
nigstens die  allgemeinen  Umrisse  der  in  schneller  Flucht  vorbeiziehenden 
politischen  Augenblicksbilder  erkennen  zu  lassen. 

C.  Grünhagen  ^)  hat  den  aus  Nicolais  Anekdoten  bekannten,  vielleicht 
auf  Friedrichs  11.  Leibarzt  Schaarschmidt  zurückgehenden  Bericht  über  den 
Ritt  des  Königs  nach  Oppeln  am  Tage  von  Mollwitz  neu  drucken  lassen 
und  mit  kritischen  Bemerkungen  versehen.  —  Ref.')  veröffentlichte  Auszüge 
aus  den  auf  der  königl.  Bibliothek  in  Stockholm  befindlichen  Briefen  der 
Königin  Ulrike  von  Schweden  an  ihren  Bruder,  den  Prinzen  August  Wilhelm 
von  Preufsen,  aus  der  Zeit  von  1740  —  1758;  aufser  den  Einblicken,  welche 
die  Briefe  in  die  gegenseitigen  Beziehungen  der  Mitglieder  des  preufsischen 
Königshauses  gewähren,  enthalten  sie  eine  Reihe  interessanter  Änfserungen 
und  Urteile  über  einzelne  Vertreter  der  Berliner  Hofgesellschaft  und  des 
preufsischen  höheren  Beamtentums.  Die  letzten  zwischen  den  Geschwistern 
gewechselten  Briefe  behandelten  den  Konflikt  der  schwedischen  Königin  mit 
dem  Reichsrate,  ihren  verunglückten  Versuch  eines  Staatsstreiches,  und  das 
Zerwürfnis  des  Prinzen  von  Preufsen  mit  dem  Könige,  seinem  Bruder,  im 
Feldzuge  von  1757.  —  Zwei  französischen  Forschem')  verdanken  wir  die 
Mitteilung  des  anziehenden  Reiseberichtes  eines  ungenannten  französischen 
Militärs,  wahrscheinlich  des  Marquis  Toulongeon,  der  im  Todeejahr  Friedrichs 
des  Grofsen  nach  Deutschland  kam,  in  Berlin  bei  Hofe  vorgestellt  wurde, 
auch  Rheinsberg  besuchte,  den  kranken  König  auf  der  Terrasse  von  Sanssouci 
nur  aus  der  Ferne  bewundern  konnte  und  über  die  preufsische  Armee  vom 
fachmännischen  Standpunkte  aus  Beobachtungen  zu  Papier  gebracht  hat. 

Zur  Quellenkritik  weist  J.  G.  Droysen^)  nach,  dafs  Friedrich  der 
Grofse,  der  für  die  Jahre  1746  —  1755  in  seinen  Memoiren  bekanntlich  eine 
Lücke  gelassen  hat,  am  4.  Februar  1753  von  seinem  Minister,  dem  Grafen 
Podewils,  Abrisse  über  die  politischen  Verhandlungen  seit  dem  Dresdener 
Frieden  einfordern  liefs,  ohne  Frage  für  die  Zwecke  der  Fortsetzung  der 
^Histoire  de  temps\  für  deren  erste  Teile  dem  Vf.  in  derselben  VlTeise 
archivalische  Vorarbeiten  aus  dem  Ministerium  geliefert  worden  waren.  Ein- 
undzwanzig in  Gemäüsheit  des  königlichen  Befehles  angefertigte  Aufsätze  über 
die  verschiedenen  Verhandlungen  von  der  Hand  des  Ministers  Podewils  und 
der  Legationsräte  von  Hertzberg  und  von  Maltzahn  sind  erhalten;  die  Un- 
gewifsheit  der  politischen  Zukunft,  welche  den  Verlauf  der  Ereignisse  seit 
1745  noch  nicht  als  abgeschlossen  erscheinen  liefs,  mag  den  König  an  der 
Ausführung  seiner  schriftstellerischen  Pläne  gehindert  haben.  'Die  furcht- 
baren sieben  Kriegsjahre,  die  dann  folgten  und  welche  die  zweite  Hälfte 
seiner  Regierung  wie  ein  tiefer  Abgrund  von  der  ersten,  glücklicheren  schei- 
den, haben  ihn  auf  jene  früher  geplante  Arbeit  nicht  zurückkommen  lassen'. 

An  Darstellungen  der  Geschichte  unseres  Zeitraums  war  das  Jahr 
1881  ungewöhnlich  fruchtbar.  Den  Abschlufs  langjähriger  Vorarbeiten  be- 
zeichnet das  zweibändige  Werk  von  C.  Grünhagen ^)  über  den  ersten  schlc- 


1)  C.  Grünhagen,  d.  Philomsthie  in  Oppeln  rar  Erinner.  an  den  80.  Mai  1880.  Bres- 
lau [1881],  Bachdrnckerei  B.  Nischkowsky ;  vgl.  Kap.  X.  —  2)  B.  Koser,  Prina  Aug. 
Wilh.  von  Pr.  u.  Ulrike  von  Schweden.  Z.  f.  pr.  Gesch.  XVIII,  14—52.  —  3)  J.  Finot 
et  B.  Galmiche,  Uno  mission  militaire  en  PrusMe.  Paris,  Didot  &  Comp.  393  S.  —  4)  J' 
0.  Droyaen,  Zu  den  hist.  Sehr.  Friedr.  d.  Gr  Z.  f.  pr.  Qeach.  XVIIl,  1— 18.  —  5)  C. 
Urttnhagen,  Gesch.  d.  1.  schles.  Krieges.    Gotha,  F.  A.  Perthes.  2  Bde.  X,  463;  lY,  387  S. 


Deutschland  1713—1786.  11121 

sischen  Krieg.  Von  lokalhistorischen  Stadien  ausgegangen,  hat  der  Vf.  früh- 
zeitig auf  die  rätselhaften  Umstände  der  Entstehung  der  Konvention  von 
Kleinschnellendorf  ein  Augenmerk  geworfen  und  hat  nun  um  diesen  Krystalli- 
sationspunkt  eine  ins  Detail  gehende  Darstellung  des  ganzen  Krieges  sich 
ansetzen  lassen.  Mit  besonderer  Vorliebe  sind  die  Beziehungen  Friedrichs  n. 
zu  England  behandelt,  der  Natur  des  von  dem  Vf.  neu  benutzten  Quellen- 
materials entsprechend,  welches  vorzugsweise  in  den  Archiven  von  London 
und  Hannover  gehoben  wurde,  während  in  Berlin  und  Wien  sich  nur  eine 
Nachlese  halten  liefs.  Auch  in  Dresden,  wo  Ranke  für  die  gleiche  Aufgabe 
einst  keinen  Zutritt  gefunden,  hat  jetzt  Grünhagen,  wie  schon  vor  ihm 
Droysen,  frei  in  den  Akten  schalten  dürfen;  andere  Ergänzungen  lieferte  das 
anhaltische  Gesamtarchiv  zu  Zerbst.  Auf  so  ausgedehnter  archivalischer 
Grundlage  hat  Grflnhagen  dem  von  Ranke  und  Droysen  behandelten  Stoffe 
immerhin  neue  Seiten  abzugewinnen  vermocht,  und  insonderheit  die  Freunde 
vaterländischer  Geschichte  in  der  engeren  Heimat  des  um  die  provinzielle 
Geschichtsforschung  hochverdienten  Vf.  werden  ihm  für  die  gewissenhafte 
und  liebevolle  Detaildarstellung  der  beiden  folgenreichsten  Jahre  der  schle- 
sischen  Geschichte  zu  Dank  verpflichtet  sein.  Ein  Eingehen  auf  die  Diffe- 
renzen zwischen  Grflnhagen  und  seinen  beiden  Vorgängern  in  der  Forschung 
mufs  hier  um  so  mehr  ausgeschlossen  bleiben,  als  es  sich  dabei  häufig  um 
Punkte  von  minutiösem  Belange  handelt;  hervorgehoben  sei,  dafs  der  Vf.  in 
dem  Bilde  des  Helden  des  ersten  schlesischen  Krieges  die  jugendlichen  Züge 
mit  allem,  was  damit  in  Verbindung  steht,  wie  Mangel  an  Erfahrung,  wie 
Ungeduld  und  Sanguinismus,  Unstetigkeit  und  Übereilung,  scharf  zu  schattieren 
bemüht  gewesen  ist 

Unberücksichtigt  lieiÜB  Grflnhagen  —  bei  seinen  Studienreisen  von  Archiv 
zu  Archiv  —  das  D^pöt  des  affaires  6trangöres,  gerade  die  Stelle,  wo  für  die 
Geschichte  der  Kriege  seit  1740  bisher  der  Bann  des  Geheimnisses  am  we- 
nigstens durchbrochen  war;  nur  Ranke  hatte  für  seine  'neun  Bücher  preufsi- 
scher  Geschichte'  in  den  vierziger  Jahren  unter  Mignets  liberaler  Verwaltung 
die  preufsisch^n  Korrespondenzen  dieses  Archivs  benutzen  dürfen;  Rankes 
Pariser  Excerpte  in  den  Analekten  zu  der  neuen  Bearbeitung  der  preufsischen 
Geschichte  repräsentieren  mit  den  Memoiren  Valorys,  mit  den  Aktenstücken 
der  schon  im  vorigen  Jahrhundert  erschienenen  Sammlung  'Campagnes  des 
mar^haux  de  France',  mit  ein  Paar  Bruchstücken  aus  der  Korrespondenz 
Fleurys  in  den  Memoiren  von  H6nault  und  mit  dem  mageren  Knochengerippc 
des  Flassanschen  Werkes  dürftig  genug  die  französische  Seite  der  Ober- 
lieferiing.  Die  Lücken  derselben  wäre  ein  französischer  Gelehrter,  der  Her- 
zog von  Broglie,^)  dem  sich  nach  dem  neuerlichen  Umschwünge  in  den 
Prinzipien  der  französischen  Archivverwaltung  die  Pforten  des  Archives  am 
Quai  d'Orsai  öffneten,  vortrefflich  auszufüllen  in  der  Lage  gewesen,  hätte  er 
es  nicht  vorgezogen,  die  von  ihm  veröffentlichten,  'diplomatischen  Studien' 
über  die  Geschichte  des  ersten  schlesischen  Krieges  zu  einem  Tummelplatz 
von  tendenziösen  Schmähungen    gegen  Friedrich  den  Grofsen  und  Preufsen 


1)  Le  dac  de  Broglie,  Etades  diplom.  La  premi^re  latte  de  FrM^r.  II,  et  Marie 
Th&faw.  Ber.  d.  2  mondes.  XLVm,  241—280;  481—528;  XLIX,  5—56,  241—264,  514 
—556;  L,  5 — 40,  241—284.  Vgl.  die  Becenrion  der  1883  enchienenen  Buchaiugabe  dieser 
Artikel  QfridiaAc  II.  et  Marie-Th^te,  2  Bde.)  in  der  H.  Z.  LL  —  Bedeatangslos,  weil  schon 
ediertes  als  inediert  darbietend,  ist:  Deaz  pages  in^tes  de  la  yie  de  FrM.  le  Gr.  Eztr.  d. 
L  Koav.  Ber.;  TgL  C.  BL  81,  44. 


111,22  UI.    R.  Koaer: 

ZU  machen.  An  Roichhaltigkeit  thatsächlicher  Aufschlüsse  aus  dem  urkund- 
lichen Material,  an  unbefangener  Darlegung  der  entscheidenden  Punkte  steht 
ohne  Frage  die  ein  Jahr  zuvor  erschienene  Arbeit  eines  Anfängers,  Zevorts 
diplomatische  Studien  ans  dem  Bereich  des  zweiten  schlesischen  Krieges,  un- 
endlich höher  als  diese  prickelnde,  gespreizte  und  leidenschaftliche  Leistung 
eines  Akademikers,  gegen  deren  chauvinistischen  Ton  selbst  innerhalb  der 
französischen  Presse  (Journal  des  D6bats)  im  Namen  der  historischen  Ob- 
jektivität Stimmen  laut  geworden  sind.  Der  Vf.  benutzte  das  Archiv  des 
auswärtigen  Ministeriums,  die  Memoiren  Belle-Isles  auf  der  Nationalbibliothek 
und  das  Privatarchiv  der  Broglies,  aber  er  verwertet  sein  schönes  Material 
auf  das  willkariichste,  unter  dem  angedeuteten  einseitigen  Gesichtspunkte, 
und  zumal  die  Benutzung  der  Broglieschen  Familienpapiere  hat  das  ihrige 
dazu  beigetragen,  der  Darstellung  ihre  groteske  Gesamtfärbung  zu  geben; 
der  Hafs  des  weiland  Marschall  Broglie  gegen  den  Marschall  Belle-Isle  und 
den  König  von  Preufsen  wirkt  nach  in  dem  Enkel  des  Marschalls,  dem 
Schriftsteller  —  was  um  so  merkwürdiger  ist,  als  der  Herzog  von  Broglie 
im  Eingange  seiner  Arbeit  sich  zum  objektiven  Richter  zwischen  der  preufsi- 
sehen  und  österreichischen  Historiographie,  zwischen  Droysen  und  Arneth, 
aufwirft. 

Droysen  hat  über  den  Standort,  den  seine  Darstellung  der  Geschichte 
der  preufsischen  Politik^)  einnimmt,  den  Leser  nie  im  Unklaren  gelassen. 
Er  schreibt  die  Geschichte  eben  der  preufsischen  Politik  und  will  von  den 
Plänen,  Äußerungen  und  Wirkungen  der  Politik  der  Nachbarn,  der  Freunde 
und  Feinde  Preufsens,  im  wesentlichen  nur  das  fixieren,  was  in  den  Ge- 
sichtskreis der  Leiter  des  preufsischen  Staates  trat.  Was  der  Vf.  über  die 
Gesichtspunkte  der  Historiographie  Pufendorfs  sagt,  findet  Anwendung  auf 
Droysens  eigne  historische  Methode:  ^Er  will  die  Pläne,  Erwägungen,  Thaten, 
Erfolge  dessen,  von  dem  er  schreibt,  so  darlegen,  wie  sie  ihm  selbst,  als  er 
so  plante  und  handelte,  nach  Ausweis  seiner  Archivalien  erschienen,  er  will 
die  Umstände,  unter  denen  so  gehandelt,  die  Bedingungen,  von  denen  das 
Handeln  gehemmt  und  gefördert  wurde,  so  darlegen,  wie  sie  dem  handelnden 
sich  zeigten,  nicht  wie  sie  an  sich  waren.\  Auf  die  hervorragende  Wichtig- 
keit gerade  der  neuesten  Fortsetzung  der  Geschichte  der  preufsischen  Politik, 
der  Darstellung  der  kurzen  Epoche  zwischen  den  Friedensschlüssen  von 
Dresden  und  Aachen  ist  schon  im  Jahresberichte  für  1879  (S.  443)  hinge- 
wiesen worden,  in  der  Anzeige  der  Vorarbeit  des  Vf.  über  die  Beziehnngcn 
Preufsens  zu  Österreich  im  ersten  Jahre  nach  dem  Frieden:  die  Darstellung 
hat  mit  dem  J.  1746  neues,  noch  ungebrochenes  Land  betreten;  noch  waren 
die  Akten  des  preufsischen  Archivs  für  die  Periode  des  Friedens  vor  dem 
siebenjährigen  Kriege  nicht  ausgebeutet.  Die  Urkunden,  welche  in  der 
Sammlung  der  politischen  Korrespondenz  Friedrichs  des  Grofsen  jetzt  ge- 
druckt vorliegen,  sind  nur  ein  Bruchstück  des  von  Droysen  benutzten  Quelleii- 
materials,  denn  der  Vf.  hat  nicht  auf  die  Kabinettserlasse  des  Königs,  welche 
der  Politik  ihre  Direktiven  für  die  grofsen  Fragen  gaben,  sich  beschränkt, 
sondern  hat  auch  die  gesamte  Ministerialkorrespondenz  herangezogen,  d.  h. 
die  bfeite  Masse  der  Informationen,  welche  das  Ministerium  und  die  Ge- 
sandtschaften über  Ereignisse  und  Gerüchte,  Sjrmptome  und  Stimmungen  in 
kürzesten  Intervallen  regelmäfsig  austauschten.      Die  Schwierigkeiten    liegen 


1)   J.  G.  Droysen,   Gesch.  d.  pr.  Politik.     Leipzig,    Veit  &  Comp.     ThtU  V,   Bd.  lU, 
Vm,  410  8. 


Deutachland  1713—1786.  111,23 

auf  der  Hand,  mit  welchen  die  Verarbeitnng  eines  so  ausgedehnten  und  so 
spröden  Materials  behnfis  Darstelinng  der  diplomatischen  Schiebungen  in  ihrem 
schleichenden  Tempo  nnd  in  ihren  verzwickten  Zusammenhängen  zu  kämpfen 
hatte.  Wie  das  Vorwort  ersehen  läfst,  beabsichtigt  der  Vf.  in  dem  folgenden 
Teile  seine  Leser  bis  in  den  siebenjährigen  Krieg  hinein  zu  geleiten. 
—  In  einem  akademischen  Vortrage^)  handelte  Droysen  über  einen  durch 
den  bekannten  französischen  Seemann  Labourdonnais  dem  Könige  von  Preufsen 
im  J.  1751  übersandten  Plan  zur  Gründung  einer  preuTsischen  Kri^sflotte 
mid  legte  ans  Friedrichs  politischem  Testamente  von  1752  die  Gründe  dar, 
welche  den  König  das  Projekt  ?on  der  Hand  weisen  liefsen:  die  knappen 
Hilfsmittel  des  Staates  und  die  Notwendigkeit,  alle  militärische  Kraft  in  der 
Landarmee  gegen  den  Hauptgegner,  Österreich,  zu  konzentrieren;  nur  even- 
tuell empfahl  der  König  seinen  Nachfolgern  die  beschränkte  Errichtung  einer 
Kriegsmarine  zum  Küstenschutze,  für  den  Fall  nämlich  der  dereinstigen  Er- 
werbung des  polnischen  Preufsens. 

Eine  andere  zusammenfassende  Darstellung  ist  Th,  v.  Bernhardis 
zweibändige  Geschichte  des  siebenjährigen  Krieges  vom  militärischen  Stand- 
punkte. ')  Der  Vf.,  der  neues  Material  für  seine  Aufgabe  nicht  herangezogen 
hat,  verbindet  mit  einer  Würdigung  der  strategischen  Leistungen  Friedrichs  IL 
eine  Kritik  der  Kritiker  des  Königs  zumal  aus  dem  militär-litterarischen 
Kreise  des  Prinzen  Heinrich,  der  Henckel,  Kaikreuth,  Bülow,  zu  denen  als  ein 
vierter  der  in  engen  Beziehungen  zu  dem  anhaltischen  Fürstenhanse  stehende 
Berenhorst  sich  gesellt.  Der  Grundgedanke  des  Bemhardischen  Buches  nach 
dieser  quellenkritischen  Seite  hin  ist  der,  dafs  das  Bild  des  Feldherrn 
Friedrich  entstellt  worden  sei  ebenso  durch  die  persönliche  Scheelsucht  der 
unter  den  Augen  des  Königs  aufgewachsenen  jüngeren  militärischen  Genera- 
tion wie  durch  die  Einseitigkeit  ihres  Ideals  ^methodischer'  Kriegsführung. 
Bernhardi  sieht  in  der  Opposition  der  jüngeren  Zeitgenossen  gegen  die  stra- 
tegische Methode  Friedrichs,  oder  vielmehr  in  ihrer  Behauptung,  dafs  Friedrichs 
Strategie  in  ihrem  wüsten  Bataillieren  der  Methode  ermangele,  den  Beweis 
dafür,  dafs  der  König  mit  seinen  strategischen  Grundsätzen  und  seiner  stra- 
tegischen Praxis  aufserhalb  seiner  Zeit  gestanden  habe,  seiner  Zeit  voraus- 
geeilt sei.  Im  Gegensatz  dazu  erscheint  der  Prinz  Heinrich  bei  Bernhardi 
als  der  echte  Sohn  seiner  Zeit,  der  die  Entscheidung  im  Kriege  vorzugsweise, 
ja  ausschliefslich  von  dem  strategischen  Manöver  erwartet  und  von  der 
Schlacht  nichts  wissen  will.  Behufs  Erhärtung  dieser  Thesen  begleitet  Bern- 
hardi den  König  und  seinen  Bruder  von  Feldzug  zu  Feldzug  und  von 
Schlacht  zu  Schlacht,  wobei  fesselnde  Schilderungen  und  polemische  Exkurse 
gegen  die  litterarischen  Verfechter  der  methodischen  Schule  miteinander  ab- 
wechseln. Auf  die  Feldzüge  der  beiden  ersten  Kriege  ist  der  Vf.  trotz  des 
für  das  Werk  gewählten  allgemeinen  Titels  aus  Gründen,  welche  wenig  stich- 
haltig erscheinen,  nicht  eingegangen. 

Mit  Bezugnahme  auf  seine  Kontroverse  mit  v!  d.  Goltz  (vgl.  Jahresber. 
1879,  IH,  33)  hat  H.  Delbrück S)  in  einer  eingehenden  Besprechung  des 
Bemhardischen  Werkes  die  Sätze  entwickelt,  dafs  'theoretisch  der  König  der 


1)  J.  O.  Droyaen,  Projekt  zu  einer  preursischen  Flotte.  Auszug  aus  dem  Monatsbor. 
der  k.  Ak.  der  WIbs.  zu  Berlin,  6.  Jan.  1881.  11  S.  —  2)  Th.  von  Bernhardi,  Friedr. 
d.  Gr.  als  Feldherr.  Berlin,  £.  8.  Mittler  &  Sohn.  2  Bde.  X,  468;  VI,  647  S.  —  3)  H. 
Delbrück,  Friedr.  d.  Qr.  als  Feldherr.    Z.  t  preufs.  Gesch.  XYIII,  541—573. 


ni  24  in.    R.  Koser. 

verpönten  Anschauung  keineswegs  so  fem  stand,  wie  Bernhardt  behauptet', 
und  'dafs  auch  der  thatsächliche  Verlauf  von  Friedrichs  Feldzügen,  so  sehr 
wenigstens  einer  sich  dem  Charakter  der  Napoleonischen  Feldzüge  nähert^ 
doch  durch  gröfsere  oder  kleinere  Abweichungen  beweist,  dafs  Friedrichs 
Strategie  prinzipiell  dem  System  des  18.  Jb.  angehöre.' 

Noch  sind  nach  den  gröfseren  Werken  zwei  Abbandlungen  zu  verzeich- 
nen, die  wieder  der  politischen  Geschichte  angehören.  Referent^)  behandelte 
auf  Grund  der  Akten  des  Berliner  Archives,  die  teilweise  seitdem  in  der  poli- 
tischen Korrespondenz  Friedrichs  des  Grolken  abgedruckt  sind,  die  Gründe 
der  Entfremdung  zwischen  Preufseu  und  Rufsland  seit  1745,  die  schroffe 
Haltung,  welche  Friedrich  II.  seit  1748  zuerst  in  der  Rechnung  auf  eine 
Allianz  mit  England  und  später  an  der  Seite  Frankreichs  und  Schwedens 
gegen  Rufsland  einnahm,  und  die  Versuche  zur  Herstellung  der  Beziehungen 
angesichts  der  immer  drohenderen  Gefahr  eines  allgemeinen  Krieges,  einer 
Gefahr,  welche  dem  Könige  glücklich  abgewendet  schien,  als  er  Anfang  1756 
durch  den  Abschlufs  des  Westminstervertrages  mit  England  auch  Englands 
Verbündeten  Rufsland  für  die  Sache  des  Friedens  gewonnen  zu  haben  glaubte. 
-—  W.  Nottebohm^)  gab  als  eine  willkommene  Ergänzung  zu  dem  ent- 
sprechenden Abschnitte  der  Geschichte  des  osmanischen  Reichs  von  Zinkeisen 
eine  aus  den  preufsischen  diplomatischen  Korrespondenzen  geschöpfte  Dar- 
legung der  Verhandlungen  zwischen  Preufsen  und  der  Pforte  von  1763 — 
1765.  Der  Hubertusburger  Friede  hatte  Friedrich  den  Grofsen  in  gefähr- 
licher Isoliertheit  gelassen:  mit  England  war  er  zerfallen,  mit  Rufsland  noch 
gespannt,  mit  Österreich  und  Frankreich  war  ein  befriedigendes  Verhältnis 
unmöglich.  Das  Ableben  des  Polenkönigs  konnte  europäische  Verwickelungen 
herbeiführen.  Gegen  solche  Konjunkturen  war  ein  Defensivbündnis  mit  den 
Türken  von  Wert,  das  gegen  Österreich  und  Rufsland  gleichmäfsig  verwend- 
bar war  und  selbst  mit  einer  russischen  Allianz  nicht  unverträglich  schien. 
Die  demnächst  angeknüpfte  engere  Verbindung  zwischen  Preufsen  und  Rufs- 
laud  liefs  für  die  politische  Kombination,  deren  Ausdruck  der  preufsisch- 
türkische  Vertrag  von  1764  geworden  war,  keinen  Raum  mehr. 

Die  för  das  grofse  Publikum  bestimmte  Gesamtdarstellung  der  Epoche 
aus  der  Feder  von  W.  Oncken^)  in  der  von  dem  Vf.  herausgegebenen 
^Weltgeschichte  in  Einzeldarstellungen'  beruft  sich  an  ein  Paar  Stellen  auf 
unedierte  Aktenstücke  des  Staatsarchivs  zu  Hannover. 


1)  R.  Koser,  ProoTsen  a.  Rufsl.  i  Jahns,  vor  d.  7j.  Kriege.  ProufB.  Jahrbb.  XLVU, 
285—30Ö;  466  —  493.  —  2)  W.  Noltebohm,  Die  proaf8.-türk.  Defensivallianz  1763— 
1765.  Festschrift  des  Friedr.-Werd.  G>Tnn.  Berlin,  1881.  S.  123—157.  —  3)  W.  Oncken, 
das  Zeitalter  Friedr.  d.  Gr.     Beriin,  G.  Grote.    Bd.  I,  528  S. 


Neueste  issbeBondere  deatsche  Geschichte  seit  181ö.  111,25 


IV. 
P.  Bailleu. 

Deutschland  1786—1815. 


(Gfr.  unten.) 


V. 
J-  Hermann. 

Neueste  insbesondere  deutsche  Geschichte 

seit  1815. 

Der  Kampf  und  der  Sieg  des  geläuterten  Reichsgedankens  im  Kampf 
des  Partikularismus  und  des  Einheitsbewufstseins  ist  die  Arbeit  der  deutschen 
Geschichte  seit  den  Freiheitskriegen:  Das  lehren  immer  überzeugender  die 
Übersichten  über  die  Zeit.  ^) 

Gar  wunderliche  Blüten  zeitigte  zuvor  die  Kleinstaaterei;  immer  mehr 
tritt  die  Unaufschiebbarkeit  der  Herstellung  des  deutschen  Bundesstaates 
durch  die  DetailforschuDgen  hervor.  Welch  unnattlrliches  Dasein,  weiche 
unerhörte  Zustände  hatte  ein  Herzogtum  Nassau,  ein  Grofsherzogtum  Hcsseu,^) 
daran  können  auch  die  Lichtseiten  —  der  Personen  und  der  Sachen  im 
Einzelnen  —  nichts  ändern.  Wie  vieles  Gute  auch  die  niederdeutschen 
Hannoveraner  sich  selbst  und  ihren  Fürsten  verdanken:  Es  fehlte  an  dem 
Einen,   das  not  that,   an  der  Erkenntnis  der  geschichtlichen  und  politischen 


1}  Schlossers  Weltgesch.  (34.-43.  Liefer.),  desgl.  Jäger,  Gesch.  d.  neuesten  SSeit,  er- 
scheinen  in  n.  Aufl.  Coryin  ist  fertig  geworden.  Lehrreiche  Ergänz,  od.  Bericfatignngen  suche 
man  bei  Biedermann,  30  J.  deutscher  Gesch.  (1840 — 71),  auch  ein.  mehrC  Augenzeugen,  und 
anter  Berficksicht  seines  Standpunktes,  auch  bei  Bernstein,  'Gesch.  d.  Beaktion.  Hist 
Skizzen.'  Joh.  Janssen  rttckt  gegen  die  neuere  Zeit  vor.  Man  kann  gespannt  sein.  Metter- 
nichs  nachgelassene  Papiere  sind  zu  B.  VII  gelangt  und  fördern  bei  ihrer  'Mettemichschen*, 
den  Verf.  durchaus  in  den  Mittelpunkt  rückenden  Weltanschauung  zahlreiche  Bearbeit.  und 
Kritiken,  z.  B.  Beer,  'Ans  M.  n.  Papieren'  i.  Augsb.  Allg.  Z.  62  —  68.  Bes.  für  einen  etwas 
späteren  Zeitraum,  fineilich  vielmehr  in  posit  Sinn,  der  Briefwechsel  K.  Wilhelms  und  des 
Prinzen  Albert  (ygl.  A.  d.  polit  Briefw.  K.  W.  u.  P.  A.  1854—61).  —  2)  Vgl.  Braun, 
Bilder  auz  der  deutschen  Kleinstaaterei.  2.  Aufl.  —  A.  Sulzbach,  Ana  dem  Leben  eines 
deutsch.  Mittelstaats.     S.-B1.  d.  Voss.  Z.  No.  18. 


ni,26  V.    J.  Hermann: 

Notwendigkeiten,^)  von  denen  sich  ja  schlierslich  immer  wachsende  Reihen 
von  antiprenfsischen  Politikern  überzeugt  haben,  während  manche  freilich 
immer  noch  nicht  zur  Einsicht  gekommen  sind.  Was  kann  das  nQtzen, 
wenn  ehrenwerte  Einzelheiten  und  Einzelgestalten  verherrlicht  werden! 
Natürlich  ist  nicht  blofs  das  Licht  auf  der  einen  und  der  Schatten  auf  der 
anderen  Seite;  aber  es  heifst  Auflösung  der  groDsen  Geschichtsentwicklnng 
in  Einzelheiten,  wenn  man  so  darstellt,  als  wenn  der  Erfolg  der  Regel  nach 
an  einem  Haar  hing. 

Auch  Preufsen  hat  lange  genug  gezögert  *)  und  sich  vom  Feinde  gängeln 
lassen,')  und  der  Verfassungsentschlufs  hat  lange  auf  sich  warten  lassen:^) 
Auch  deijenige  Staatsmann,  der  der  Hauptakteur  bei  der  Entscheidung  wer- 
den sollte.^)  Aber  der  Keni  war  gesund  und  konnte  selbst  Krankheiten  be- 
stehen, als  welche  <fas  Aufgeben  der  nationalen  Bestrebungen,  die  Teil- 
nahme an  den  Verfolgungen^)  nachgerade  fast  bei  allen  Beurteilern  fest 
stehen. 

Es  ist  nicht  zu  glauben,  dafs  etwa  die  Regierung  als  solche  dauernd 
an  die  Verschwörungsgespenster  geglaubt  habe  oder  besondere  Sympathieen 
für  die  Koterie  Kotzebue  gehabt  habe;  begreiflich  und  menschlich  ehrenwert 
und  pietätvoll  ist  es  dagegen,  w^enn  der  Nachkomme  des  Vorfahren  Ehren- 
rettung mit  Fleifs  zusammensucht.^) 

Wie  wenig  auf  dem  Standpunkt  eines  zum  wirklichen  Büi^gertum  heran- 
reifenden Volkes  stehen  freilich  die  Censurverhältnisse.  ^) 


])  Du  zeigt  nur  deatlicher  Meding,  Mem.  z.  Zoitgosch.,  der  —  abgOftohen  yon  Zweifel- 
haftem im  einzelnen,  besonders  wo  seine  Person  ins  Spiel  kommt  — ,  doch,  wie  os  scheint, 
den  vollendeten  Thatsaehen  Rechnung  tragen  will.  —  Vgl.  A.  Snl-zbach,  Hannover  u.  d.  J. 
186G.  S.-BI.  d.  Voss.  Z.  No.  32.  —  Auch  Friodr.  Qraf  Bonst  (in  den  'Erinnorangen  %n 
Erinnerungen',  Leipzig,  Im.  Fr.  V^oller)  mag  sich  im  einzelnen  gegen  Friesen  weifs  waschen. 
Das  Qesamtarteil  steht  auch  ohne  Friesen  fest.  —  2)  Bemerkenswerte  Züge,  die  unverkenn- 
baren Anzeichen  der  wachsenden  Einsicht  in  Freufsens  deutschen  Beruf,  enthält  der  Brief- 
wechsel des  Prinz-Gemahl  von  England  und  des  Kaisers  Wilhelm,  wo  unermüdlich  von 
crsterem  auf  Preufsens  Pflicht  und  Recht  gegenüber  der  deutschen  Frage  hingewiesen  wird  -  - 
nicht  ohne  Zustimmung  des  letzteren.  Vgl. :  aus  d.  polit  Briefwechsel  K.  V^ilh.  m.  d.  Prinzen 
Albert  1854 — 61.  D.  Tg.  81,  42,  auch  besonders.  —  3)  Auch  F.  v.  Koppen,  Aus  der 
Jugendzeit  des  deutschen  Kaisers  Wilhelm  in  'Vom  Fels  zum  Meer',  2.  Bd.,  3.  Hofl  und 
Alfred  Stern,  £.  preuls.  Verfiuw.-Debtt  v.  1815.  Westermanns  illusbr.  D.  Monatsh.  Mai.  — 
4)  Freih.  W.  v.  Haxthausen,  Üb.  d.  Grundlagen  unserer  Verf.  (abgedrucktes  Manuskript 
aus  d.  J.  1834),  als  ein  Symptom  der  Zeit  beachtenswert,  eine  Art  Lebensskizze,  unverindert 
abgedruckt  durch  seinen  Schwiegersohn.  Paderborn,  Schoning.  —  5)  Dies  geht  eben  so  sehr 
wie  die  der  Natur  des  Mannes  entsprechende  Energie  der  Umkehr  aus  der  (nach  dem  jetzigen 
Stande  der  Forschung)  recht  brauchbaren,  wenn  auch  von  Tendenz  nicht  freien  Biogr.  Wilh. 
Müllers  hervor:  'Reichskanzler  Fürst  Bismarck'.  Stuttg.,  Krabbe  &  Hahn :  vgl.  Fürst  B.,  3.  Bd., 
Berlin,  Hertz.  XU  u.  765  S.  Vgl.  auch  Unruh,  Über  B.,  in  Gr.  b.  U;  u.  i.  d.  polit.  Bl.  — 
Ferner:  Ausgew.  Reden  des  Fürsten  Bismarck.  3  Bde.  (Reden  aus  d.  J.  1878—81  n.  47 — 58). 
C)  K.  Eulor,  Jahn.  Stuttg.,  Krabbe.  Ein  Werk  des  riesigsten  Fleifses  und  umfiEuwender 
Kenntnis  der  einschlagenden  Litteratur  unter  Verwertung  mannigfachen  handschriftl.  Materials, 
ist  jetzt  zu  Ende  gekommen.  Über  die  Attentatsfrage  verhält  es  sich  unter  Beziehung  auf 
die,  Jahrg.  80  der  Jahresb.  behandelten  Untersuchungen  in  specie  neutral,  in  gonere  (soweit 
die  Gesamt-Richt.  Jahns  und  der  Seinen  in  Betracht  kommt)  ablehnend.  —  Ladendorf^ 
K.  Hörn,  der  Stifter  der  Burschenschaft,  vgl.  Jahrg.  A  —  7)  W.  v.  Kotsebne  (Enkel), 
A.  V.  Kotzebue.  Urteile  der  Zeitgenoss.  u.  der  Gegner.  —  8)  Fr.  Kapp,  D.  ptouIb.  Prefs- 
gcsetzgeb.  unter  Friedr.  Wilh.  r\'.  Arch.  d.  d.  Buchh.  —  Zur  Vorgleichnng  heianzosiehen: 
Sonnt.-Bl.  d.  Voss.  Z.  Febr.:  Ein  d.  V.  Z.  im  Jahre  1866  zugestofs.  Cenaur-Mifsgeschick  v. 
S.  G.  und  Id.,  Weitere  Censur-Unannehmlichkeiten  d.  V.  Z.  a.'^d.  J.  1810  a.  11.  —  Desgl. 
Censur-Unannehml.  d.  Spenerschen  Z.  a.  d.  J.  1809  u.  10.  —  Desgl.  Zur  Gesch.  d.  Voss. 
Buchh.    Dnd. 


Neueste  insbesondere  deatsche  Geschichte  seit  1815.  111,27 

Nur  persönliche  Ausgleichangen  milderten.  Das  hat  niemand  mehr 
erfahren,  als  F.  A.  Brockhaas,  ein  Bachhändler  im  grofsen  Stil,  ja  eine 
wahre  Heldengestalt  im  Kampfe  mit  den  anerträglichsten  Beschränkungen 
aller  Art,  denen  gegentther  er  manchen  einzelnen  Sieg  erfocht,  die  aber 
auch  vor  allem  den  grofsen  Erfolg  seines  Lebens  zu  hintertreiben  ohnmächtig 
sich  erwiesen.*) 

So  entwickelte  sich  denn  der  in  mehr  als  einer  Hinsicht  bedenkliche 
'Völkerfrühling'  von  1848,*)  mehr  ein  unheilvoller  Frühlingssturm,  der  viel- 
leicht mehr  Keime  und  Blätter  zerstörte  als  zum  Gedeihen  brachte,  da  er 
verfrüht  und  ungemäfsigt  kam  und  dadurch  Wucherungen  förderte,  an  denen 
wir  noch  heute  kranken,  z.  B.  dem  tiefen  Gegensatz,  der  die  protestantischen 
Staatsmänner  und  Parlamentarier  nicht  einmal  gemeinsame  Abwehr  finden 
läfst,  dem  ähnlichen,  zwischen  grofsen  Parteigruppen  und  der  Armee,  während 
1848  entschieden  eine  liberale  Richtung  auch  im  Officier  -  Corps  vor- 
handen war.  ^) 

So  fielen  schliefslich  die  Würfel  unter  Umständen,  welche  die  Einmütig- 
keit der  Herzen  so  sehr  erschwerten,  indem  Anstofs  sogar  bei  den  Begie- 
rungsfreunden das  Pactieren  mit  der  ungarischen  Emigration  erregte,^)  auch 
mit  dem  garibaldl-mazzinistisch  angesehenen  Italien.^) 

Ein  befriedigendes,  zum  Teil  sogar  erhebendes  und  tröstendes  Ergebnis 
hatten  die  handelspolitischen  Strömungen.  Hier  steht  im  Mittelpunkt  der 
zum  Zollverein,  zu  einem  den  Freihandel  anbahnenden  System  der  Handels- 
und Gewerbegesetzgebung  führenden  Bestrebungen  der  Staatsrat:  Innerhalb 
desselben,  nicht  in  letzter  Stelle,  Kuuth,  der  Erzieher  und  Yermögens- 
verwalter  der  Humboldts,  *)  der  Freund  Steins.  ^)  Nicht  leichtfertig  und 
doktrinär,  sondern  um  der  innersten  Notwendigkeit  selber  willen,  leiteten 
Männer,  wie  jener,  zur  Lockerung  der  Fesseln  des  Merkantil-  und  Prohibitiv- 
systems: Das  gewerbliche  Leben  selbst  war  der  völligsten  Versumpfung  oder 
Vcrtrocknung  —  je  nachdem  —  nahe,  und  jene  Männer  richteten  ihr 
Augenmerk  daher  vor  allem  auf  die  Hebung  der  Einsicht  der  betreffenden 
Kreise,  der  sachgemäfsen  Ausbildung  ihrer  Träger  und  Gehülfen.  Sie  sind 
zugleich  —  vor  allen  Kunth  —  die  Schöpfer  des  Gewerbe-Schul-Wcsens 
und  als  Krönung  der  Polytechnica.  ^) 

Der  Zollverein  bleibt  einer  der  Ehrentitel  preufsischer  Handelspolitik 
aus  jener  Zeit:  Das  ist  das  Ergebnis  jeder  Special-  oder  General-Betrachtung 
der  Sache.  •) 


1)  H.  £.  Brock  hau  8,  F.  A.  Brockhaas,  I. — JH.,  z.  grofsen  Teil  auf  Orund  wichtiger 
aathent.  Papiere.  —  2)  R-v.  Gottschall,  Memoiren  ühor  d.  vor-  u.  nachmärzl.  Zeit  in: 
Unsere  Zeit,  12.  —  3)  Vgl  D.  B.  XXYII,  Berl  Briefe  S.  221  «.  Berl.  u.  Fotsd.  Briefe  ibid. 
XXVni,  S.  109.  Potsd.  a.  Beri.  Briefe  eines  Off.  a.  d.  J.  1848,  ibid.  252.  Wir  erwähnen: 
Bernstein,  Gesch.  d.  Beaktion.  —  4)  Arth.  Graf  Seherr  Thosz,  Erinnerungen  aus  ni. Leihen. 
L  D.  R.,  XXVII,  S.  S66:  IL  XXVU,  S.  57.  —  5)  Vgl.  Geheime  ital.  Politik  1863—70, 
i.  H.  P.  Bl.  XXYII.  —  6)  F.  tt.  F.  Goldschmidt,  Das  Leben  d.  Staatsrat  Kanth.  Borl., 
Jal.  Springer.  Eine  ausgezeichnete  Arbeit,  nach  der  hist. -kritisch,  u.  der  gowerbl.-technischen 
Seite  gleich  gründlich,  mit  umfassender  Benutzung  der  in  Betracht  kommenden  Archive.  — 
7)  Eine  ganze  Briefsammlung  (K.  an  Stein)  ist  hinten  angehängt  Vgl.  auch :  Einige  Schrift- 
stflcke  d.  Freih.  y.  Schön,  in  Wiss.  V.-Jhrsohr.  18,  1.  —  8)  Darüber  hSchst  wertvolle  Briefe 
hinten  in  den  Beilagen.  Fortgesetzt  werden  die  Veröffentlichungen  y.  SchÖnscher  Fapioro. 
Vgl.  (aufaer:  e.  Schrittst  d.  Freih.  v.  Schön  in  Wiss.  V.-Jhrschr.):  Ibid.  (18,  3):  Zoll 
u.  PoKtik.  Nach  d.  Papieren  d.  Hinister.  —  9)  Vgl.  Graf  Beust  oben  n.  C.  Krikel,  D. 
prea£i.-deatBche  Zolltarif  in  s.  histor.  Entw.  s.  1818.  Conrad.  Xb.  Supp.-IL  7.  —  In  die 
gewerbL  Kreise  führt  auch  M.  M.  ▼.  Weber.  Gr.  b.  II,  S.  169.  Den  Sodalismus  streift 
Katachbach,  Sophie  Soluteeff  u.  Ferd.  LasMÜle;  Tgl.  u.  S.  28. 


ni,28  V     J-  Hermann: 

Id  gleicher  Weise  achtnngswert  zeigt  sich  die  ernste  Weiterarbeit  der 
militärischen  Kreise  in  Preufsen,^)  von  der  organisatorischen  Weiterbildang 
der  neuen  Grundlage  des  Heerwesens  bis  zu  dem  ganz  neuen  Torpedowesen, 
das  natürlich  nicht  Preufsen  allein  angehört.*) 

Wie  glänzend  die  Früchte  eingeheimst  der  langen  Arbeit  lehrt  vor  allem 
das  glorreiche  Jahr  1870/71. ') 

Das  politisch-sociale  Gebiet  ist  die  längste  Zeit  ein  oft  hoffnungsloses 
Ringen  und  Zerarbeiten  mehr  als  Verarbeiten  gewesen.  Man  denke  an 
R.  Blum^)  und  F.  Lassalle. &) 

Am  gröfsten  aber  ist  die  deutsche  Wissenschaft,  fllr  viele  die  consolatio, 
in  Deutschlands  staatlich-trübster  Zeit  (vgl.  Jahresber.  80).  ^) 

Ein  zweiter  Rettungshafen  für  die  unbeMedigteu  Gemüter  ist  die 
Kirche.  7) 

Noch  viel  zu  wenig  gewürdigt  ist  die  reformatorische  Schule  des  weiland 
Bischof  von  Regensburg,  Sailer,  trotzdem  eine  Reihe  von  Schriften  von  ihm 
da  sind  (z.  B.  Briefe  aus  allen  christlichen  Jahrhunderten,  was  wohl  einmal 
neu  aufgelegt  werden  könnte)  und  Biographieen  von  ihm  selbst  (von  Jacobi) 
und  von  Boofs,  Fenneberg,  Gofsner  vorliegen. 

In  diesen  Kreis  gehörte  —  in  den  inner-kirchlichen  Fragen  sogar  bis 
an  sein  Lebensende  —  Melchior  Diepenbroik,  der  als  Fürstbischof  von 
Breslau  endete,  nachdem  er  als  Sailers  SchtÜer  begonnen:  In  kirchenregi- 
mentlichen  und  politischen  Fragen  freilich,  ohne  es  eigentlich  wohl  klar  zu 
wollen,  ein  Helfershelfer  der  Ultramontanen  und  Jesuiten.  ^) 


1)  Vgl.  Moritz  Berndt,  Gneisenau  a.  Gneisenaa  1815 — 31.  Grenzb.  No.  8.  — 2)  Vom 
Torpedowesen.  Gr.  b.  II,  S.  4,  23,  102.  —  3)  Vgl.  Deatach-franz.  Krieg  1870/71,  bearb. 
V.  d.  kriegsgeschichtl.  Abt.  d.  grof«.  Generalstabs,  2.  Teil.  Specialgeschichte  ist:  Geach.  d. 
3.  Garde-Gren.-Beg.  Königin  Elia,  im  deutsch-franz.  Krieg.  —  4)  Der  Sohn  g^ebt  seines 
Vaters  'Reden  n.  Schriften'  heraus  (bis  Heft  9  bis  jetzt).  —  5)  Über  ihn  liegt  ein  kleinerer 
Beitrag  vor:  Kutschbach,  Sophie  SolutzefT  u.  F.  LassaUe.  —  o)  Die  'Gebrüder  Grimm'  finden 
'eine  fachmannische  Charakteristik*  durch  D.  Sanders.  Bl.  f.  lit  Unterh.  80,  No.  52. 
Desgl.  in  e.  speciellen  wenig  gekanntem  Verhältnis  derselben  (zu  Hassenpflug,  ihrem  reakt 
Landsmann)  durch  K.  Braun,  Gartenlaube,  2;  durch  Julius  Schmidt,  D.  Rundsch.  VII, 
Heft  5.  —  Die  beiden  grofsen  Juristen  'Sayigny  u.  Fenerbach'  stellt  Holder  (bei  Holtzen- 
dorff)  dar.  —  Die  'Gesch.  d.  neueren  Staatswissensch.' :  Blnntschli  i.  d.  bayer.  Gesellsch.  d.  Wiss. 
Diesem  selbst  weiht  ehrendes  Gedächtnis  F.  y.  Holtzendorff,  Z.  Erinnerung  an  Joh.  Kasper 
Bluntschli,  in  Gegenwart,  Ko.  44.  —  H.  T  hier  seh  sucht  Joh.  t.  Müller  zu  begreifen; 
A.  Dove  (in  d.  allg.  deutschen  Biograph,  u.  separat)  die  Försters  u.  die  Humboldts.  —  Im 
Anschlufs  an  die  Aufzeichnungen  Leos  (Aus  m.  Jugendzeit,  s.  Jhrg.  80)  weiht  Badloff 
unter  Mitteilung  persönlicher  Beziehungen  und  Eindrücke  dem  Hallenser  Historiker  warm 
empfundene  Gedächtnisworte  in  'Erinnor.  an  H.  Leo,  zum  2jähr.  Todestag  Leos  d.  24.  April*. 
Gr.  b.  n,  S.  209.  —  Hierher  dürften  auch  gehören:  F.  A.  Wolfs  Briefe  an  Gurlitt' ed. 
Hoche  und  die  Selbstbiogr. :  Börnstein,  75  Jahre  in  d.  alt  u.  n.  Welt,  2.  Bd.  —  Zahl- 
reiche interessante  Persönlichkeiten  des  Deutschland  in  der  1.  Hälfte  d.  Jahrh.  berührt  fein 
und  sinnig  Frei&au  v.  Bunsen  (y.  Harr),  die  Gattin  yon  Friedr.  Wilhelms  IV.  Freund.  — 
0.  Ribbeck  behandelt  Fr.  W.  RLtschl,  Ü.  Bd.,  Leipzig.  Rieh.  Rosenmund,  K.  Wilh. 
Nitzsch  (den  Historiker,  den  verdienten  Förderer  auch  unseres  Unternehmens)  in  Pr.  J.  49. 
13,  49.  Krummacher,  den  verdienten  Begründer  d.  deutsch,  innem  Mission,  den  Freund 
aller  Verwahrlosten,  Jo.  H.  Wiehern,  Gotha,  82.  Desgl.  Oldenberg,  Hamburg,  82.  —  7)  Üb. 
E.  W.  Hengstenberg,  dessen  Lebensbild  d.  allg.  evang.  K.  Z.  (80.  No.  51)  beginnt,  natür- 
lich im  Anschlufs  an  Bachmann,  vgl.  vor.  Jahresb.  —  Desgl.  Erinner,  an  Amalie  y.  Lasaolx, 
Oberin  d.  barmherz.  Schwestern  in  Bonn,  vgl.  Jahrg.  80.  —  8)  Reinkens,  Melchior  Diepen- 
broik u.  Jacobi  (Ders.  i.  preufs.  Jahrb.)  haben  sich,  besonders  der  erstere,  ein  gToCsea  Ver- 
dienst erworben,  durch  ihre  Behandlung  des  merkw.  Prälaten. 


Neueste  intbeBondere  Deatache  Geschichte  seit  1815.  IIL29 

Ein  Gegensatz  (vgl.  Jahresber.  80)  ist  Kardinal  v.  Geifsel.  ^) 

Die  evangelische  Kirche  —  in  der  Haltung  des  borghesischen  Fechters 
nach  Stahl  (vgl.  Pr.  Jahrb.  81)  —  wehrt  sich  und  sucht  sich  zu  erbauen  auf 
mancherlei  Wegen:  Am  wunderlichsten  nimmt  sich  vor  kritischen  Augen  des 
Schwaben  Blumhardts  Wunderheilmethode  durch  Gebet  (etwa  in  apostolischer 
Weise  gedacht)  aus.  Doch  findet  und  giebt  er  in  den  weitesten  Kreisen 
der  Kirchlichen  gläubigen  Zuspruch  und  geht  unbeirrt  seinen  Weg,  an  der 
Spitze  einer  ganzen  Kolonie,')  als  ein  einflufsreiches  Haupt  der  streng 
Gläubigen  in  deutschen,  besonders  schwäbischen  Landen. 

Die  kritisch-zersetzende  Tübinger  Schule  scheint  seit  dem  Tode  von 
D.  Strauls,  B.  Bauer  und  besonders  F.  Christ  Bauer  im  Rückgang  begriffen: 

Die  Milde  der  Yermittlungstheologie  mufs  dem  hochachtbaren,  lang- 
jährigen akademischen  Haupt  der  Schule  das  rhetorische  Denkmal  setzen.'^) 

Ein  ehrwürdiger  Vertreter  der  Supematuralisten  und  Antirationalisten 
—  noch  ohne  die  volle  konfessionelle  Ausschliefslichkeit  —  war  der  1780 
im  Yoigtland  geborene,  als  Konsistorialrat  1853  gestorbene  Heubuer,  der 
Direktor  des  Wittenberger  Seminars,  das  noch  etwas  von  der  Melanchthons- 
Milde  als  Mitgift  zu  haben  scheint.^) 


IV. 

P.  Bailleu. 

Deutschland  1786—1815. 

Das  Jahr  1881  hat  uns  di6  ersten  Bände  zweier  zugleich  urkundlicher 
und  darstellender  Werke  gebracht,  die  für  die  Geschichte  des  hier  in  Frage 
kommenden  Zeitraums  von  grundlegender  Bedeutung  sind.  ^)  Das  erste  Werk, 
von  Bailleu,  beabsichtigt  auf  breitester  archivalischer  Grundlage  den 
Ursprung  und  Verlauf  des  gro&en  Krieges  zu  behandeln,  in  welchem  das 
alte  Preulsen  unterging.  Aufser  den  Akten  des  Berliner  Geh.  Staatsarchivs, 
in  welchem  der  Herausgeber  die  freilich  lückenhaften  Kabinetts-Papiere 
Friedrich  Wilhelms  IH.  für  diese  Epoche  zuerst  benutzen  konnte  und  einigen 
Aktenstücken  der  Archive  zu  Wien  und  Weimar,  hat  das  Archiv  des  Mini- 
steriums des  Auswärtigen  zu  Paris  in  dem  Schriftwechsel  Talleyrands  mit 
der  französischen  Gesandtschaft  in  Berlin  reiches  und  neues  Material  geliefert. 


1)  Vgl.  1)  A.  T.  Beamont,  Bandgloasen  zn  den  Schriften  Über  d.  Kard.  y.  Geifsel, 
Litter.  Bdach.  22  u.  selbständig.  2)  Bandri,  d.  Brzbischof  Job.,  Kard.  y.  QeiCsel  a.  s. 
Zeit,  81,  Tgl.  188er  Jahrb.  u.  aach  Maaren brecher,  D.  preafs.  Kirchenpolit  u.  d.  Köln. 
Kirchenstreit,  Stnttg.,  Gotta,  was  gerechtes  Interesse  erregt  hat.  —  Über  Bäfs,  Gonvertiten- 
Lexicon,  s.  Hist  polit  Bl.  87,  11.  —  2)  Zttndel,  Pf.  Joh.  Christ.  Blamhardt  2.  vorb. 
Aufl.  —  3)  Max.  Alb.  Landorer,  Z.  Dogmatik.  2  akad.  Beden.  —  Als  Erganz,  ist  bei- 
gegeben: Oeidfichtnisrede  aaf  J.  Ch.  Bauer.  —  4)  G.  Bietschel,  U.  L.  Heubner,  ein  bren- 
nend und  scheinend  Licht  auf  dem  Leuchter  Wittenbergs.  Wittenberg,  Wunschmann.  16  S. 
—  5)  Preu&cn  u.  Prankreich  von  1795—1807.  L  1795—1800.  Wpaig,  Hirzel  (Publik,  a. 
d.  preaCi.  Staatsarchiv.     Bd.  8).     Vgl.  Kap.  XIX. 


111,30  IV.    V.  Baillea: 

Diese  Heranziehung  der  französischen  Archive  —  auch  das  National-Archiv 
warde  dem  Heraasgeber  zugänglich  —  für  die  Vorgeschichte  des  Krieges 
von  1806  dürfte  dem  genannten  Werke  eine  besondere  Bedeutung  geben. 

Für  die  Auffassung  der  Beziehungen  Preufsens  zu  Frankreich  ist  dem 
Vf.  die  Ansicht  mafsgebend,  dafs  die  Teilnahme  Preufsens  an  dem  Kriege 
der  ersten  Koalition  gegen  Frankreich  den  Interessen  der  national-preufsischen 
Politik  an  sich  nicht  entsprach  und  dafs  vielmehr  der  Abschlufs  des  Friedens 
von  Basel  das  Zurückgreifen  auf  diese  Politik  bedeutete.  B.  verkennt  nicht, 
dafs  der  bekannte  Artikel  über  die  Möglichkeit  der  Abtretung  des  linken 
Rheinufers  —  ein  ganz  unnötiges  Zugeständnis  —  einen  schweren  Fehler 
und  den  Keim  zu  fenieren  Verwicklungen  in  sich  schlofs;  glaubt  aber,  dafs 
bei  einer  mafsvollen  Politik  in  Frankreich  und  bei  einer  entschiedenen 
Politik  in  Preufsen  der  Friede  von  Basel  die  gegenseitigen  Beziehungen  der 
beiden  Staaten  freundschaftlich  und  erspriefslich  hätte  gestalten  können. 
Allein  beide  Voraussetzungen  sollten  sich  bald  als  unzutreffend  erweisen. 
Die  in  gewissem  Sinne  friedfertige  und  gemäfsigte  Richtung,  welche  von 
1795  bis  zum  Sommer  1797  die  auswärtige  Politik  Frankreichs  charakterisiert, 
sodafs  selbst  die  Abtretung  der  Rheingrenze  keineswegs  als  eine  Vorbedingung 
für  den  Frieden  erscheint,  wird  infolge  des  Staatsstreiches  vom  18.  Fructidor 
durch  die  Gedanken  republikanischer  Propaganda  und  territorialer  Eroberung 
völlig  verdrängt.  Auf  der  andern  Seite  tritt  die  Schwäche  der  preufsischen 
Politik  bei  dem  Versuche  zu  Tage,  allgemein  deutsche  Politik  zu  treiben 
und  den  Frieden  von  Basel  zu  einem  Reichsfrieden  zu  erweitern.  Nach  dem 
Mifslingen  dieses  Versuches,  für  das  Haugwitz  den  gröfsten  Teil  der  Ver- 
antwortlichkeit trägt,  zieht  sich  Preufsen  auf  eine  ausschliefslich  preufsische 
Politik  zurück  und  sichert  seine  Interessen  durch  den  Vertrag  vom  16.  Juli 
bezw.  5.  August  1796,  der  für  Frankreich  die  Erwerbung  des  linksrheinischen 
deutschen  Gebietes  mit  Bestimmtheit  in  Aussicht  stellt,  für  Preufsen  aber 
Entschädigungen  und  die  ünverletzlichkeit  der  Neutralität  Norddentschlands 
verbürgt.  Nach  Ansicht  des  Vf.s  'bezeichnet  der  Vertrag  die  Linie,  an  der 
die  preufsischen  und  französischen  Interessen  und  Tendenzen  sich  berühren 
konnten,  ohne  doch  sich  zu  bekämpfen\  Es  war  Frankreich,  wie  die  von 
dem  Vf.  veröffentlichten  Aktenstücke  aufser  Zweifel  stellen,  welches  zuerst  in 
die  gegenseitigen  Beziehungen  Bestrebungen  hineintrug,  die  über  die  am 
5.  August  vereinbarten  Grenzen  weit  hinausgingen.  Einmal  suchte  Frank- 
reich in  den  Jahren  1797  und  1798  zu  vier  verschiedenen  malen  Preulsen 
aus  seiner  neutralen  Stellung  in  eine  Offensiv-Allianz  gegen  Osterreich  hinein- 
zuziehen, dann  aber  kam,  hervorgerufen  zum  teil  durch  das  Mifslingen  dieser 
Bemühungen,  in  der  französischen  Politik  allmählich  die  Tendenz  zur  Herr- 
schaft, den  territorialen  Zustand  Deutschlands  überhaupt  im  französischen 
Interesse  gründlich  umzugestalten.  Aus  dem  Briefwechsel  von  Talleyrand 
und  Siey^s,  vielleicht  dem  interessantesten  Teile  dieser  Veröffentlichung, 
ergiebt  sich  die  bisher  nicht  bekannte  Thatsache,  dafs  bereits  von  den 
Staatsmännern  des  Direktoriums  jene  Gedanken  erörtert  wurden,  die  erst 
Napoleon  1806  und  1807  verwirklicht  hat.  Schon  Talleyrand  und  Siey^s 
waren  darin  einig,  dafs  Preufsen  möglichst  weit  vom  Rhein  entfernt  und 
geradezu  über  die  Elbe  zurückgedrängt  werden  müsse-,  für  seine  Verluste  in 
Deutschland  sollte  es  durch  eine  dynastische  Verbindung  mit  Polen  ent- 
schädigt werden.  Mit  dem  neuen  Staate  Preufsen-Polen,  der  keine  deutschen 
und  eben  deshalb  auch  keine  antifranzösischen  Interessen  mehr  haben  sollte, 
glaubte  man  eine  innige  Verbindung  gegen  Österreich  und  Ruisland  schlieisen  zu 


Beutschland  1786—1816.  111,31 

können.  Zugleich  dachte  man  daran,  die  deutschen  Stände,  wie  sie  nach 
Hinansdrängung  Österreichs  und  Preufsens  noch  übrig  blieben,  sei  es  zu 
einem  einzigen,  sei  es  zu  einem  norddeutschen  und  süddeutschen  Bunde  zu- 
sammenzufassen. Der  Vf.  bemerkt,  dafs  Frankreich  durch  diese  Pläne  doch 
eigentlich  den  Krieg  gegen  Preufsen  in  der  Idee  bereits  eröffnet  habe. 

Es  waren  indessen  nicht  eigentlich  diese  Entwürfe,  die  in  Berlin  in 
ihrem  vollen  Umfange  nicht  bekannt  wurden,  welche  im  J.  1799  fast  den 
Ausbruch  des  Krieges  zwischen  Frankreich  und  Preufsen  herbeigeführt 
hätten.  Es  war  die  allgemeine  Lage  Europas,  wie  sie  sich  in  dem  allseitigen 
Vordringen  Frankreichs  und  in  der  Bildung  einer  grofsen  Koalition  gegen  die 
übermächtige  Republik  darstellte,  zusammentreffend  mit  den  besonderen  Be- 
schwerden Preufsens  wegen  der  vertragswidrigen  Behandlung  des  preufsischcn 
Gebiets  am  linken  Rheinufer,  wodurch  im  Sommer  1799  das  Berliner  Mini- 
sterium und  vorzüglich  Graf  Haugwitz  veranlafst  wurden,  dem  Könige  Friedrich 
Wilhelm  III.  den  Anschlufs  an  die  gegen  Frankreich  verbündeten  Mächte  zu 
empfehlen.  Man  wufste  bereits  im  allgemeinen,  dafs  damals  Graf  Haugwitz 
mit  überraschender  Entschiedenheit  zu  einer  energischen  Politik  und  einer 
bewaffneten  Intervention  am  linken  Rheinufer  und  in  Holland  geraten  habe, 
und  dafs  der  König  und  seine  nähere  Umgebung  gegen  den  einstimmigen  Rat 
des  Ministeriums  an  der  Politik  des  Friedens  und  der  Neutralität  festgehalten 
haben.  Aus  den  vom  Vf.  veröffentlichten  Denkschriften  von  Haugwitz,  Lom- 
bard, Rüchel  u.  a.,  die  sich  unter  den  Kabinetts-Papieren  Friedrich  W^ilhelras  III. 
vorgefunden  haben,  sieht  man  jetzt  den  Gang  dieser  Verhandlungen  im  Ein- 
zelnen und  erkennt  deutlich  den  scharfen  Gegensatz,  der  zwischen  den  An- 
sichten Friedrich  Wilhelms  III.  und  seiner  Vertrauten  auf  der  einen  und  den 
Anschauungen  des  Grafen  Haugwitz  auf  der  andern  Seite  obwaltete.  Wenn 
man  demnach  bisher  oft  von  dem  Gegensatz  zwischen  Kabinett  und  Ministerium 
gesprochen  hat,  so  wird  man  künftig  mehr  den  Gegensatz  zwischen  dem 
König  und  dem  Ministerium  im  Auge  haben  müssen.  Bemerkenswert  dabei 
ist,  dafs  die  französischen  Gesandten  in  Berlin  über  diese  Umstände  voll- 
kommen unterrichtet  waren,  sodafs  die  französische  Regierung  den  mini- 
steriellen Anforderungen  gegenüber,  die  ohne  Unterstützung  des  Königs 
blieben,  Nachgiebigkeit  zu  zeigen  für  unnötig  hielt.  —  Das  Werk  schliefst 
mit  der  Darstellung  der  Wiederannäherung  Preufsens  an  Frankreich  im 
Jahre  1800. 

Das  Werk  Hassels^)  beginnt  mit  dem  Ereignis,  bis  zu  welchem  die 
soeben  besprochene  Veröffentlichung  fortgeführt  werden  soll:  mit  dem  Frieden 
von  Tilsit.  Der  erste  jetzt  vorliegende  Band,  der  in  einen  darstellenden  und 
einen  urkundlichen  Teil  von  gleichem  Umfange  zerfällt,  enthält  die  Geschichte 
der  auswärtigen  Politik  Preufsens  vom  Tilsiter  Frieden  bis  zum  Ende  des 
Jahres  1808.  Es  ist  wahr,  dafs  dabei  die  Forschungen  von  Duncker,  Pertz 
Ranke  u.  a.  dem  Vf.  vieles  vorweggenommen  haben,  allein  abgesehen  davon, 
dals  man  nun  das  Material  vollständig  beisammen  hat,  so  ist  es  H.  doch 
auch  gelungen,  aus  den  Archiven  zu  Berlin,  Hannover  und  Wien  manches 
Neue  und  Unbenuzte  zusammenzubringen.  Dahin  gehört  vor  allem  der  Schrift- 
wechsel des  Grafen  von  Götzen  mit  Stein,  der  über  die  Krisis  der  preufsischcn 
Politik  im  Herbst  1808  neue  und  höchst  merkwürdige  Aufschlüsse  darbietet; 
femer  Schriftstücke  von  Beyme,  Hardenberg,  Stein,  Alexander  von  Humboldt, 


1)  OMchicbte  d.  preafs.  Politik  1807-1815.     I.  1807,  1808.   Leipzig,  Hirzel.     (Pablik. 
a.  d.  prenis.  Staataurchiv.,  Bd.  G).     Vgl.  darüber  Cbr.  Meyer  i.  Pr.  Jahrb.  XLYIU.  5. 


111,32  IV.    P.  BailloQ-. 

welche  gleichfalls  der  Aufmerksamkeit  der  früheren  Forscher  entgangen  waren. 
Dazu  kommen  dann  die  Aktenstücke  des  Wiener  Haus-,  Hof-  nnd  Staats- 
archivs ,  die  nur  Beer  bisher  und  zwar  nicht  eben  erschöpfend  benutzt  hatte 
und  auf  die  H.  um  deshalb  mit  Recht  grofses  Gewicht  legt,  weil  sie  über 
die  im  Mittelpunkt  der  europäischen  Verwicklung  stehenden  orientalischen 
Angelegenheiten  reiche  Au&chlüsse  gewähren.  Auch  über  die  Beziehungen 
Österreichs  zu  Rufsland,  namentlich  über  die  von  Österreich  ausgehenden 
Versuche  zu  einer  vertraulichen  Verständigung  im  Juli  1808,  haben  die 
Wiener  Archivalien  noch  manches  Neue  ergeben.  Von  nicht  geringer  Be- 
deutung für  die  Kenntnis  der  Zeitgeschichte  ist  auch  der  vom  Vf.  benutzte 
Schriftwechsel  des  Grafen  Hardenberg,  des  hannoverschen  Gesandten  in  Wien, 
aus  dem  hervorgeht,  dafs  England  im  Sommer  1808  zugleich  Österreich  zu 
einer  Waffenerhebung  gegen  Frankreich  zu  veranlassen  und  die  russisch- 
französische Allianz  durch  Einwirkung  auf  die  orientalischen  Angelegenheiten 
zu  zersprengen  suchte. 

In  der  Darstellung  der  eigentlich  preufsischen  Politik  folgt  H.  im  ganzen 
der  Auffassung  Dunckers  und  entwickelt  selbst  noch  schärfer  und  umfassender 
als  dieser  Gelehrte  die  fortdauernde  Abhängigkeit  Preufsens  von  dem  jedes- 
maligen Stande  der  Beziehungen  Frankreichs  zu  Rufsland;  im  einzelnen 
treten  die  Motive  gewisser  Vorgänge,  der  Anteil  der  hervorragenden  Persön- 
lichkeiten an  entscheidenden  Wendungen  der  preufsischen  Politik,  bei  H. 
klarer  und  deutlicher  hervor.  Die  Sendung  Steins  nach  Berlin,  die  zum 
Vertrage  vom  9.  März  1808  führt,  erklärt  der  Vf.  durch  die  nach  Königs- 
berg gelangten  Aufschlüsse  über  die  Verflechtung  der  preufsischen  und 
türkischen  Verhältnisse  in  dem  politischen  Systeme  Napoleons.  Für  die  Ent- 
fernung Sacks  von  dem  Vorsitz  der  Friedens-Vollziehungs-Kommission  in 
Berlin,  die  bisher  Stein  zum  Vorwurf  gemacht  wurde,  erhalten  wir  eine  Er- 
klärung, durch  die  Stein  völlig  gerechtfertigt  wird.  Besonders  wichtig  ist  der 
Abschnitt  über  die  Beziehungen  Preufsens  zu  Österreich,  die  durch  Götzen 
und  Lucey  geführten  Verhandlungen  u.  s.  w.  Diese  Anknüpfungen  ver- 
anlassen im  August  und  September  am  Hofe  zu  Königsberg  einen  lebhaften 
Kampf  der  Freunde  und  der  Gegner  einer  Erhebung  Preufsens  gegen  Frank- 
reich. Zu  den  ,  Gegnern  gehören  Zastrow,  Köckritz,  Jagow,  der  Anschlufs 
an  Österreich  wird  dagegen  empfohlen  von  Schamhorst,  Gneisenau,  Boyeu, 
Grolmann  und  vor  allem  von  Stein,  dessen  Schreiben  an  Götzen,  wie  H. 
richtig  hervorhebt,  in  der  That  die  Absicht  einer  baldigen  Scbilderhebuug 
gegen  Napoleon  verraten.  König  Friedrich  Wilhelm  HI.  stand  mit  seinen 
Neigungen  an  sich  ganz  auf  Seiten  dieser  Partei;  allein  er  war  durchaus 
gegen  ein  übereiltes  Vorgehen  und  machte  seine  endgültige  Entscheidung, 
ebenso  wie  ein  Jahr  später,  von  der  Haltung  Kaiser  Alexanders  abhängig. 
Die  Unsicherheit  und  das  Schwanken,  welches  hierdurch  dem  Gange  der 
preufsischen  Politik  mitgeteilt  wird,  zeigt  sich  dann  in  dem  Verhalten  gegen- 
über dem  von  dem  Prinzen  Wilhelm  am  8.  September  1808  in  Paris  unter- 
zeichneten Vertrage.  Anfangs  wird  die  Ratifikation  desselben  verweigert; 
erst  nach  längerem  Zögern  entschliefst  sich  der  König  dazu,  nachdem  von 
Paris  aus  günstige  Berichte  des  Prinzen  Wilhelm  über  die  Stimmung  Napoleons 
eingetroffen  sind.  Indessen  wird  trotz  des  Abschlusses  der  Allianz  mit  Frank- 
reich, zu  der  selbst  Stein  und  Scharnhorst  geraten  hatten,  gleichwohl  der 
Gedanke  einer  Koalition  gegen  Frankreich  zunächst  noch  nicht  aufgegeben; 
erst  das  Zögern  Österreichs,  welches  die  Entscheidung  auf  das  nächste  Jahr 
verschiebt,  und  vor  allem  die  Zusammenkunft  Napoleons  und  Alexanders  in 


Deatschland  1786—1816.  111,33 

Erfurt,  durch  welche  Preafsen  aufs  aeae  in  die  französisch-rassische  Kom- 
bination hineingezogen  wird,  bewirken  einen  Umschwnng  am  Hofe  zu  Königs- 
berg and  den  Sieg  der  friedlichen  Strömungen.  Damit  trifft  denn  auch  der 
Bücktritt  von  Stein  zusammen,  an  dem,  wie  H.  gegen  Pertz  überzeugend 
nachweist,  der  Graf  A.  C.  F.  v.  d.  Goltz  ohne  allen  Anteil  gewesen  ist  £benso 
rechtfertigt  H.  denselben  Staatsmann  gegen  den  Vorwurf^  daCs  er  infolge  seiner 
Sendung  nach  Erfurt  auf  die  Seite  der  zu  Frankreich  neigenden  Partei 
flbei^etreten  sei;  nur  insofern,  meint  H.,  sei  Goltz  in  Erfurt  umgestimmt 
worden,  als  er  sich  dort  bei  der  Fortdauer  der  russisch-französischen  Allianz 
von  der  Notwendigkeit  ferneren  Abwartens  überzeugt  habe.  Dab  auch  Goltz 
unter  dem  Anschein  einer  innigen  Verbindung  mit  Frankreich,  oder  wie  er 
es  bezeichnet,  unter  der  Maske  des  französischen  ^Systems'  in  aller  Stille 
einen  Umschwung  der  preubischen  Politik  allmählich  vorbereitet  wissen 
wollte,  beweist  seine  von  H.  mitgeteilte  Denkschrift  vom  24.  Dezember  1808, 
mit  der  sich  auch  König  Friedrich  Wilhelm  III.  einverstanden  erklärte. 

Überblickt  man  den  allgemeinen  Gang  der  preufsischen  Politik  in  den 
Jahren  1807  und  1808,  wie  er  sich  in  dem  hier  besprochenen  Werke  dar- 
stellt, so  mufs  man  sagen:  dieselbe  bewegt  sich  in  völliger  Abhängigkeit  von 
der  Allianz  zwischen  Rufsland  und  Frankreich,  der  sie  im  August  und  Sep- 
tember 1808  durch  eine  Verbindung  mit  Österreich  sich  vergeblich  zu  ent- 
ziehen sucht. 

Neue  Mitteilungen  über  Stein  finden  sich,  aufser  in  dem  Werke  Hassels, 
noch  in  dem  46.  Bande  der  Historischen  Zeitschrift:^)  wir  erfahren  dort  aus 
dem  mit  Hardenberg  im  J.  1810  gewechselten  Schreiben  seine  Stellung  zu 
den  ersten  Mafsregeln  des  Staatskanzlers,  dessen  entschiedenes  Vorgehen  er 
durchaus  billigte.  Auch  über  die  Zusammenkunft  zwischen  Stein  und  Harden- 
berg (1810)  hören  wir  einiges  Neue.  In  dem  anderen  Schriftstücke,  dessen 
energische  und  männliche  Sprache  höchst  wirkungsvoll  ist,  verlangt  Stein 
bald  nach  der  Schlacht  von  Leipzig,  dafs  die  Macht  des  künftigen  deutschen 
Kaisers  nicht  auf  papierene  Verträge,  sondern  auf  Geld  und  Soldaten  be- 
gründet und  die  Wirksamkeit  der  Landesfürsten  auf  die  innere  Regierung 
eingeschränkt  werde. 

Interessante  Beiträge  weniger  zur  politischen  Geschichte  der  Zeit  als  zur 
Geschichte  der  Volksstimmung  von  1804  bis  1815  enthält  der  Briefwechsel 
von  Dorothea  v.  Schlegel.^)  Beachtenswert  sind  zunächst  die  Schreiben 
Dorotheas  über  das  Verhalten  der  Kölner  bei  dem  Besuch  Napoleons  im  J. 
1804,  der  mit  der  gröfsten  Begeisterung  aufgenommen  wurde,  und  über  die 
Stimmung  in  Köln  während  des  Krieges  von  1806  und  1807,  die  aus  einer 
gewissen  Geuugthuung  über  die  selbstverschuldete  Niederlage  Preufsens  und 
aas  inniger  Teilnahme  au  dem  Unglück  dieses  Staates  seltsam  gemischt  war. 
Von  besonderem  Interesse  ist  der  Briefwechsel  zwischen  der  in  Wien  ver- 
weilenden Dorothea  und  ihrem  Sohne  Philipp,  der  im  J.  1813  von  Wien 
aus  mit  £ichendorff  zu  dem  Korps  Lützows  ging.  Der  Eindruck,  den  seine 
Briefe  hinterlassen,  ist  für  die  Lützower  nicht  sehr  vorteilhaft:  Philipp  Veit 
vergleicht  sie  einmal  mit  den  Soldaten  des  Catilina,  wie  sie  Sallust  geschildert 
hat.     Übrigens  verliefs  er  das  Korps  nach  einiger  Zeit  und  trat  in  die  Jäger- 


1)  Zwei  Briefe  Hardenbergs  an  Stein  nebst  dessen  Antworten.    Mitgeth.  v.  P.  Qoldschmidt. 
£.  Schreiben   d.  Freih.  Yon  Stein  zur  deutschen  Frage,    1813.     Mitgetheilt  t.  F.  Bailleu.     - 
2)  Dorothea  von  Schlegel,  geb.  Mendelssohn,  und  ihre  Söhne  Johann  und  Philipp  Veit    Brief- 
wechsel heraosg.  y.  Dr.  J.  M.  Raich.    I.  IL     Mainz,  Kirchheim. 

iliftorisohe  Jahresberichte/    IS')!.    HU  ü 


[11,34  lY.   P.  Bailleo. 

Eskadron  des  brandenburgischen  Kürassier-Regiments,  mit  dem  er  den  Feld- 
zag bis  zu  Ende  mitmachte.  Mit  Vergnügen  wird  man  in  PreoTsen  lesen, 
welche  bewundernde  Anerkennung  das  preufsische  Heer  (ygl.  19.  September 
1813)  und  König  Friedrich  Wilhelm  III.  während  des  Kongresses  (vgl. 
19.  Oktober  1814)  in  Wien  fanden. 

Viel  Fleifs  und  Scharfsinn  hat  Noack^)  darauf  verwendet,  die  Frage 
über  den  Gegensatz  zwischen  dem  Geh.  Kabinett  Friedrich  Wilhelms  m.  und 
seinem  Ministerium  und  die  eigentlichen  Ursachen  des  Krieges  von  1806  zu 
erörtern,  —  bei  der  Lückenhaftigkeit  des  bisher  vorliegenden  Aktenmaterials 
ein  von  vornherein  fast  aussichtsloser  Versuch.  Die  Kritik  des  Verf.  gegen 
die  Behauptungen  Hardenbergs  ist  völlig  zutreffSend;  miCslungen  aber  ist  schon 
aus  dem  eben  bemerkten  Grunde  die  eigene  Darstellung  von  dem  Ursprung 
des  Krieges  von  1806.  Unrichtig  ist  auch  die  hauptsächlich  durch  Harden- 
bergs Denkwürdigkeiten  veranlafste  Gegenüberstellung  von  Kabinett  und  Mini- 
sterium;   es  mnfs,  wie  oben  schon  gesagt,  heifsen:    König  und  Ministerium. 

Einen  Abschnitt  aus  der  Kriegsgeschichte  unserer  Epoche  hat  Lufft') 
behandelt,  in  einem  Buche  das  ganz  verständig  geschrieben  ist,  neues  aber 
nicht  enthält  Das  Urteil  des  Verf.  ist  sehr  günstig  fdr  den  Herzog  von 
Braunschweig,  den  er  gegen  Jomini  und  Gouvion  St.  Cyr  verteidigt,  nicht  so 
für  Wurmser,  dem  er  politische  und  militärische  Unfähigkeit  und  Mifsachtung 
der  guten  Ratschläge  des  Herzogs  vorwirft.  Einen  Vorzug  des  Buches  bilden 
die  guten  Schilderungen  des  Terrains,  das  dem  Verf.  aus  eigener  Anschauung 
vertraut  zu  sein  scheint     Archivalisches  Material  ist  nicht  benutzt  worden. 

In  einer  Fortsetzung  der  Veröffentlichungen  aus  Rücheis  Nachlafs,^) 
die  sonst  nicht  eben  Inhalt  voll  ist,  finden  sich  brauchbare  Notizen  über  die 
schon  vor  Jena  geplanten  Militär -Reformen.  Der  Herausgeber  versichert, 
dafs  namentlich  der  Gedanke  einer  Landmiliz  den  General  Rüche!  schon 
seit  dem  J.  1796  beschäftigt  habe. 

Einen  kleinen  Beitrag  zur  Lebensgeschichte  Rücheis  unter  Friedrich 
Wilhelm  HI.  giebt  Blasendorff  in  dem  Artikel:  ^Rüchels  Streit  mit  dem 
Landrate  seines  Kreises*.  Derselbe  Forscher  hat  auch  die  Biographie  Bülows 
durch  Mitteilungen  über  dessen  Aufenthalt  in  Stargard  (1808  bis  1811)  ver- 
vollständigt^) 


1)  Hardenberg  u.  d.  geheime  Kabinet  Friedrich  V^ilholms  IlL  t.  Potadain.  Vertrag  bis 
z.  Schlacht  ?.  Jena.  OiefBon,  Richter.  (Mit  Vorwort  von  Oncken.)  —  2)  Der  Feldxug  am 
Mittelrhein  von  Mitte  August  bis  Ende  Dezember  1793.  Froiburg,  Mohr.  —  S)  Rüchel 
unter  d.  Regier.  Friedrich  Wilhelms  IlL,  in  Pr.  Jahrb.  47,  111  —  132.  Vgl.  Jahreaberichte 
1878,  457;  1880,  lU,  236.  —  4)  Z.  f.  Pr.  0.  L.   18,  225  f.  und  244  f. 


Preufsen.  111,35 


VL 

E.  Bemer. 

Preufsen. 

Von  den  wichtigen  Pnblikationcn  ans  dem  Geheimen  Staatsarchiv  zu 
Berlin  kommen  hier  der  1.  Band  von  P.  Hassel,  Gesch.  der  prenfs.  Politik, 
1807 — 15  und  der  1.  Band  von  Bailleu,  Prenfsen  und  Frankreich,  1795 — 
1807  1)  und  der  2.  Band  von  Lehmann  PreuTsen  und  die  katholische  Kirche^) 
in  Betracht.  Dank  auch  den  zum  teil  geradezu  gehässigen  Angriffen,  die  dies 
Buch  im  Abgeordnetenhause  erfahren  hat,  ist  dasselbe  ein  so  bekanntes  ge- 
worden, dafs  hier  ein  kurzer  Hinweis  genügt  Eine  orientierende  Einleitung 
wie  dem  ersten  ist  dem  zweiten  Bande  leider  nicht  beigegeben,  und  es  wird 
dem  im  Lesen  und  Durcharbeiten  von  Akten  nicht  sehr  geübten  Leser  da- 
durch die  Übersicht  über  das  Ganze,  wenn  dieselbe  auch  durch  die  dem  Bande 
beigefügten  besonderen  Register  etwas  erleichtert  ist,  doch  schwer,  so  dafs 
man  nur  wünschen  kann,  dafs  der  Herausgeber  diese  Fülle  von  Material 
recht  bald,  wie  in  Aussicht  gestellt,,  aus  der  Vogelperspektive  beleuchten  und 
dem  allgemeinen  Verständnis  zugänglicher  machen  möge.  Der  Band  nmfafst 
zwar  nur  die  sieben  Jahre  von  der  Thronbesteigung  des  Grofsen  Königs  bis 
zum  Tode  des  Kardinal -Bischofs  Sinzendorf,  womit  zeitlich  die  Anknüpfung 
eines  direkten  diplomatischen  Verkehrs  mit  der  Kurie  zusammenfällt,  aber 
fast  900  Aktenstücke  sind  es,  die  hier  teils  vollständig,  teils  in  Auszügen 
geboten  werden.  Sie  sind  geschöpft  aus  den  Aktenbeständen  der  ehemaligen 
Kabinettsrogistratur,  den  Departements  des  Auswärtigen,  der  Justiz  und  der 
geistlichen  Angelegenheiten,  des  schlesischen  Provinzialministeriums  und  der 
Oberamtsregierungen  zu  Breslau  und  Glogau-,  die  päpstlichen  Archive  wie 
das  bischöfliche  Archiv  in  Breslau  sind  naturgemäfs  nicht  benutzt  worden; 
einen  Ersatz  für  das  letztere  bietet  gewisserroafsen  das  bekannte  Theinersche 
Buch  über  die  Zustände  der  katholischen  Kirche  in  Schl.esien. 

Die  Hauptmasse  der  Akten  bezieht  sich  auf  die  Einrichtung  der  neuen 
preufsischen  Verwaltung  in  Schlesien  in  Bezug  auf  die  katholische  Kirche 
und  die  Errichtung  des  General-Vikariats  für  die  ganze  preufsische  Monarchie, 
wie  die  Besetzung  derselben  durch  den  Bischof  Sinzendorf;  nur  wenige  Akten- 
stücke sind  es,  die  andere  als  schlesische  Landesteile  betreffen.  Das  ganze 
Buch  ist  die  trefflichste  Illustration,  wie  Friedrich  das  viel  mifsbrauchte  und 
falsch  verstandene  Wort,  dafs  in  seinem  Staat  jeder  nach  seiner  Fa^n  selig 
werden  solle,  aufgefafst  hat.  ^Die  Religionen  Muesen  alle  toleriret  werden 
und  mus  der  fiscal  mehr  das  äuge  darauf  haben,  das  Keine  der  andern 
abruch  Tuhe,  den  hier  mus  ein  jeder  nach  Seiner  Fasson  selich  werden'. 
Die  Rechte  des  Staats  und  der  Kirche  werden  genau  abgewogen  und  jedem 
das  Seine  gegeben.     Immer  wieder  finden  sich  Aktenstücke,   in  denen  den 


1)  y^l.  o.  K.  IV.  —  2)  Pablicat.  aas  d.  K.  Preafs.  Staatsarch.  X.  M.  Lehmann:  D. 
Preob.  Staat  u.  d.  kath.  Kirche  U.  Leipsig.  Zu  ygl.  i.  Katholik  22.  Hth.:  Z.  Gesch.  d. 
Verh.  d.  brandenb.  Staate«  z.  kath.  Kirche. 


ni,36  VL    E.  Bernor: 

Evangelischen  Schlesiens  die  freie  Aosühung  ihres  Gottesdienstes  und  die 
Erbauung  von  Kirchen  gestattet  wird,  aber  stets  anter  Wahrung  der  den 
katholischen  Geistlichen  zustehenden  iura  stolae  und  des  Eigentumsrechts  der 
Katholiken  an  den  Kirchen;  die  Evangelischen  müssen  sowohl  für  den  Ort 
ihres  Gottesdienstes  wie  für  den  Unterhalt  ihrer  Geistlichen  selbst  Sorge  tragen. 
Mit  ganz  besonderer  Eindringlichkeit  aber  zeigen  die  Akten  Aber  die  Ein- 
richtung der  staatlichen  Verwaltung  der  schlesischen  Kirche  und  des  General- 
vikariats,  mit  welcher  Sorgfalt  der  König  bemüht  ist,  die  Rechte  sowohl  des 
Staats  wie  der  Kirche  zu  unterscheiden  und  anzuerkennen.  Als  lütarbeiter 
stehen  dem  König  dabei  Münchow  und  Sinzendorf,  dann  Podewils,  auch 
Cocceji  und  Schaffgotsch  zur  Seite.  Als  interessant  erwähnen  wir  noch  die 
mit  der  Bildung  des  Generalvikariats  im  Zusammenhange  stehende  Erbauung 
der  katholischen  Kirche  in  Berlin,  und  weisen  schliefslich  noch  besonders  auf 
die  am  Anfang  des  Buches  zusammengestellte  Statistik  des  katholischen 
Kirchenwesens  in  Preufsen  um  das  Jahr  1740  hin. 

Die  gesamte  Geschichte  des  preufsischen  Staats  behandelt  ein  vom  ver- 
storbeneu Grafen  Stillfried-Alcäntara  und  Professor  Kugler  heraus- 
gegebenes Prachtwerk  ^)  in  mehr  populärer  Form,  die  für  die  wissenschaftliche 
Auffassung  nichts  Neues  bietet  Lief.  1 — 17,  XII  u.  264  S. ')  München, 
Bruckmann. 

Von  hervorragender  wissenschaftlicher  Bedeutung  ist  dagegen  eine  Ar- 
beit, die  der  so  überaus  anziehenden  Reorganisation  der  preufsischen  Ver- 
waltung, welche  wir  gewöhnt  sind,  mit  dem  Namen  der  Stein-Hardenbergischen 
Gesetzgebung  zu  bezeichnen,  gewidmet  ist. 

Ernst  Meier^)  weist  in  seiner  Studie  nach,  dafs  diese  Bezeichnung 
wissenschaftlich  wertlos  ist,  dafs  sie  höchstens  eine  negative  Bedeutung  hat: 
denn  einmal  ist  der  Gegensatz  zwischen  Stein  und  Hardenberg  —  indem 
jener  von  den  Interessen  und  Lebensbedingungen  der  Gesamtheit,  dieser  von 
den  Rechten  und  Freiheiten  der  Individuums  ausging,  indem  jener  daher 
vorzugsweise  für  die  Organisation  der  Verwaltung,  dieser  wesentlich  auf 
socialem  Gebiete  in  jener  Zeit  gewirkt  hat  —  ein  fundamentaler,  auch  trägt 
keines  der  in  Betracht  kommenden  grofsen  Gesetze  etwa  die  gemeinschaft- 
liche Signatur  beider  Männer,  wie  auch  ihre  gemeinsame  Thätigkeit  in  der 
obersten  Staatsverwaltung  vor  der  Zeit  der  Emanation  der  Reformgesetz- 
gebuug  liegt.     Andrerseits  ist  auch  der  Anteil,  den  andere  Männer  an  dieser 


1)  Die  HohenzolloTD  a.  d.  D.  Vaterland.  —  2)  Von  Pienons  bekannter  'Preaffl.  Geschichte' 
ist  die  vierte,  Terbeiwerte  Auflage  erschienen.  Mit  e.  bist.  Karte  ▼.  H.  Kiepert  2  Binde. 
Berlin,  Paetel.  Ebeneo  die  dritte  Auflage  von  Schmidts  PrenfsiBcher  Geschichte  in  Wort  and 
Bild.  Ein  Hausbuch  für  Alle.  Mit  gegen  700  Text-Illustrationen  u.  s.  w.  Leipsig,  Spamer. 
Leitfaden  u.  Hülfsbilcher  für  den  Unterricht  in  der  preudsischen  Geschichte  sind:  F.  Schmidt, 
TiOitfaden  der  brandenb.-preuls.  Gesch.  7.  Aufl.  Berl.,  Friedb.  u.  Mode.  Hummel,  Kleine  vater- 
luiid.  Gesishichte.  Halle.  Karzer  Abrifs  des  preufs.  Staats.  2.  Aufl.  Hannover.  Schillmann,  Grand* 
steinlegung  zum  brandenb.-prenia.  Staate  am  die  Mitte  des  12.  Jh.  u.  s.  w.  Berlin.  (lat  a.  t  Ab- 
druck aus  der  von  demselben  Verf.  herausgegeb.  Geschichte  der  Stadt  Brandenbuig.)  W.  Hemon, 
I^itfaden  der  preufs.  Gesch.  nebst  chronol.  u.  stat  Tabellen.  6.  Aufl.  Berlin.  Th.  Ka&ik, 
Kleine  Vaterlandskunde.  Übers,  d.  Geogr.  d.  preufs.  Staats  a.  d.  übrigen  deutsch.  Linder 
nebst  e.  Abrifs  d.  br.- preufs.  Gesch.  f.  Elementarschalen.  15.  Aufl.  Leii>iig.  0.  Bnimke, 
Vatorl.  Geschichtsbilder  nebst  e.  Anhang  a.  d.  allg.  Weltgeschichte.  Breslao.  G.  Bomha^ 
Lehrb.  d.  br.-preuXs.  Gesch.  f.  höhere  Töchterschulen.  3.  verb.  Aufl.  Berlin.  Abrifs  des 
br .-preufs.  Staats.  Für  den  Gebrauch  an  Untero£fizierschalen  etc.  Mains.  Hier  ist  auch  so 
nennen :  Schade,  Atlas  z.  Gesch.  d.  preufs.  Staats.  Umgearb.  im  kartograph.  Institut  d.  Ver> 
lagsbuchh.  etc.  16  S.  mit  erklär.  Text.  Glogaa,  Flemming.  Qa-Fol.  —  3)  Die  Refonn  d. 
Yerwaltungsorganisatioii  anter  Stein  a.  Hardenberg.     Leipaig,  Duncker  a   Hamblot 


Preuliieii.  111,37 

Gesetzgebung  genommen  haben,  in  viel  höherem  Mftfse,  als  bisher  an- 
genommen, hervorragend  und  eingreifend  gewesen.  —  Intensiv  verarbeitet 
M.  das  schon  gedruckte  Material,  ebenso  aber  auch  eine  Fülle  von 
ungedruckten  Akten,  und  nicht  gering  ist  die  Zahl  der  Aktenstücke,  die 
im  Lauf  der  Betrachtung  in  extenso  oder  vollständig  mitgeteilt  werden. 
Dazu  werden  viele  Irrtümer,  namentlich  solche  von  Pertz  widerlegt.  Natur- 
gemftls  schickt  M.  seiner  Arbeit  ein  einleitendes  Kapitel  über  den  Zu-* 
stand  der  vor  der  Reform  in  Geltung  stehenden  Yerwaltungsorganisation 
voran,  er  behandelt  —  freilich  nur  kurz  —  die  historische  Entwicklung  und 
den  1806 — 8  bestehenden  Zustand  des  Geheimen  Staatsrats,  des  General- 
Direktoriums,  der  Kriegs-  und  Domänen-Kammern  und  der  Verwaltung  der 
Städte  und  des  platten  Landes.  Der  gröfste  Übelstand  bestand  unzweifelhaft 
in  der  Ausdehnung  der  Kompetenzen,  welche  das  Geheime  Kabinett  des  Königs 
neben  und  über  den  Ministem  und  den  von  diesen  gebildetem  Staatsrat  er- 
langt hatte.  ^)  Das  Kabinett,  unter  Friedrich  dem  Grofsen  eine  lediglich 
expedierende  Behörde,  war  thatsächlich  diejenige  Behörde  geworden,  welche 
allein  dem  König  Vortrag  hielt  und  im  Namen  und  unter  Benutzung  der 
Autorität  des  Königs  alles  allein  entschied,  ohne  eine  Spur  von  Verantwort- 
lichkeit zu  haben.  £s  ist  bekannt,  wie  Stein  über  das  Kabinett  abgeurteilt 
hat.  Zudem:  so  vorzüglich  die  Organisation  Friedrich  Wilhelms  L,  so  ein- 
sichtig die  Verbesserungen  Friedrichs  des  GroCsen  gewesen  waren,  der  ver- 
mehrten Thätigkeit  des  vergröfserten  Staats  konnten  sie  nicht  mehr  genügen-, 
nur  das  Genie  des  grofsen  Königs  hatte  die  schon  zu  seinen  Lebzeiten  vor- 
handenen Mängel  und  Lücken  zu  verdecken  und  auszufüllen  vermocht,  mit 
seinem  Tode  fiel  das  Centrum  der  teils  nach  sachlichen  teils  nach  lokalen 
Gesichtspunkten  geschiedenen  •  Behörden ,  das  eben  seine  Person  allein  ge- 
bildet hatte,  fort.  Steins  Programm  war  im  wesentlichen  die  möglichst  weit- 
gehende Ersetzung  besoldeter  Beamten  durch  unentgeltliche  Heranziehung 
der  Staatsbürger,  die  möglichste  Beschränkung  der  behördlichen  Thätigkeit 
und  möglichste  Ausdehnung  der  Selbstverwaltung.  'Was  Erziehungsanstalten 
f^  die  Jugend,  das  ist  Teilnahme  an  den  staatlichen  Angelegenheiten  für 
den  Altern'.  Unzweifelhaft  ist  Stein  als  der  Urheber  und  der  Schöpfer  der 
Reformgesetzgebung  anzusehen,  indessen  ist  seine  Thätigkeit  vornehmlich  der 
Reorganisation  der  Central-  und  Provinzialbehörden  gewidmet.  Für  die 
Reorganisation  der  Unterbehörden  des  platten  Landes  ist  es  vornehmlich 
Vincke,  der  in  Betracht  kommt  —  man  vergleiche  besonders  die  vier  An- 
lagen seines  Berichts  vom  8.  August  1808,  die  M.  erst  in,  den  Akten  des 
Ministeriums  des  Innern  aufgefunden  hat  —  neben  ihm  aber  das  ostpreufsische 
Departement,  an  seiner  Spitze  der  Freiherr  von  Schrötter,  Friese,  Wilckens, 
das  eine  ganz  erstaunliche  Thätigkeit  in  jener  Zeit  entfaltet  und  namentlich 
für  die  Städteordnung  gewirkt  hat,  die  Städteordnung,  an  deren  Zustande- 
kommen Stein  einen  unverhältnismäfsig  geringen  Anteil  hat;  sie  basiert  im 
wesentlichen  auf  zwei  Aufsätzen  des  Geheimen  Kriegsrats  und  Polizeidirektors 
Frey.  In  der  engsten  Verbindung  mit  Stein,  wenn  auch  ohne  eigene  Ideen, 
nur  als  überzeugter  Anhänger  Steins  entwickelte  femer  Altenstein  eine  sehr 
erhebliche  Thätigkeit,  Schön  dagegen,  der  wirkliches  Interesse  nur  für  die 
strikte  Durchführung  der  Smithschen  Volkswirtschaftslehre,  der  Stein  so  fem 


1)  VgL  dArttber  oVeQ  Kap.  lY,  im  Anschlnls  an  Koack,  Hardenb.  u.  d.  geh.  Kab.  o.  8.  w. 
mit  Vorwort  t.  Oncken.  Der  Meifter  a.  der  Schüler  achreiben  trotz  der  verkehrt.  Kinricht 
d.  geh.  Kabiaetti  die  Haoptechnld  an  1806  Haagwits  a.  Hardenberg  an. 


111,38  VI.    E   Berner: 

stand,  und  des  Kantschen  Natorrechts  hatte,  ^hat  weder  für  die  Reorganisation 
der  Central-  and  Provinzialbehörden ,  noch  für  die  Städteordnung  noch  für 
die  Entwürfe  zur  Reorganisation  des  platten  Landes  irgend  etwas  Nennens- 
wertes geleistet\  Auch  Dohnas  Thätigkeit  ist  ohne  Belang,  da  er  wohl 
Pläne  auf  Pläne  zur  Reorganisation  in  den  Akten  aufstapeln  liefs,  es  ihm 
aber  nach  Yinckes  Ausspruch  ganz  an  Entschlufs  und  Selbständigkeit  fehlte. 
Im  Gegensatz  zu  Steins  Nassauer  Denkschrift  vom  Juni  1807  steht  die 
Hardenbergsche  (Über  die  Reorganisation  des  preufsischen  Staats)  vom 
12.  Septbr.  1807,  insofern,  als  Hardenberg  die  staatliche  Fürsorge  für  das 
Gesarotwohl  der  Frage,  wie  sich  das  einzelne  Individuum  und  dessen  nächstes 
Wohl  zu  dieser  oder  jener  Mafsregel  verhalte,  ganz  hintansetzt,  als  die  Idee 
der  Selbstverwaltung,  obgleich  er  ihr  nicht  feindlich  gegenüber  steht,  ihm 
keineswegs  so  wichtig  ist  wie  dem  Freiherm  von  Stein,  als  ihm  der  Anschlufs 
an  die  französischen  Grundsätze,  die  Revolution  von  oben  her  eine  Not- 
wendigkeit und  die  Beseitigung  aller  Hindernisse  der  wirtschaftlichen  Ent- 
Wickelung,  das  laissez-faire  erste  Bedingung  fQr  das  Staatswohl  ist.  Die 
Hauptbedeutung  der  Hardenbergischen  Gesetzgebung  von  1810 — 12  liegt 
daher  auf  wirtschaftlichem  Gebiet,  und  die  wenigen  Yerwaltungsgesetze  jener 
Zeit  bezwecken  die  Einführung  der  französisch-westfälischen  Bureaukratie  und 
Präfektnr.  Hierbei  ist  die  persönliche  Thätigkeit  Hardenbergs,  obwohl  er 
von  so  ausgezeichneten  Männern  wie  von  Raumer,  Schamweber  u.  a.  unter- 
stützt wurde,  eine  viel  grölsere,  als  man  bisher  vielfach  geglaubt  hat. 

In  der  anziehendsten  Form  behandelt  M.  nach  diesen  mehr  einleitenden 
und  orientierenden  Kapiteln  das  historische  Werden  und  Entstehen  and  den 
Inhalt  der  grofsen  Reformgesetze  unter  steter  Benutzung  sehr  reichen  und 
wichtigen  neuen  Materials  in  drei  grofsen  Abschnitten.  Er  bespricht  zu- 
nächst die  Reorganisation  der  Central-  und  Provinzialbehörden  in  drei 
Kapiteln  über  das  Staatsministerium,  den  Staatsrat  und  das  Kabiuet,  über 
die  Oberpräsidenten  und  über  die  Regierungen.  Sodann  die  Städteordnung 
in  zwei  Kapiteln.  Das  erste  derselben  ist  dem  äufseren  Hergange  von  den 
ersten  Anregungen  Steins  in  der  Nassauer  Denkschrift  an,  den  verschiedenen 
Entwürfen,  von  denen  weder  das  Vinckesche  Gutachten  noch  der  Brandsche 
Plan  noch  der  Entwurf  der  Königsberger  Bürgerschaft  einen  thatsächlichen 
Einflufs  hatten,  bis  zur  schliefslichen  Sanktion,  die  wesentlich  in  der  Form 
des  sich  eng  an  die  Freyschen  Aufsätze  anschliefsenden  Konstitutionsentwurfes 
des  ostpreufsischen  Departements  erfolgte,  ja  selbst  bis  zur  Städteordnung 
von  1881  gewidmet.  Das  zweite  Kapitel  behandelt  den  Inhalt  des  Gesetzes 
selbst,  den  Wirkungskreis  der  Kommunalbehörden,  des  Magistrats  und  der 
Stadtverordnetenversammlung  und  das  vom  Staat  über  dieselben  zu  übende 
Aufsichtsrecht.  Der  dritte  Hauptabschnitt  beschäftigt  sich  endlich  mit  der 
Kreis-Polizei  und  Gemeinde-Verfassung  des  platten  Landes.  Dieser  Abschnitt 
und  der  vorhergehende  über  die  städtische  Verwaltung  sind  es  namentlich, 
die  fast  nach  durchweg  bisher  unbekanntem  Material  gearbeitet  sind,  ebenso 
aus  dem  ersten  Abschnitt  der  über  die  Oberpräsidenten.  Gewifs  mit  Recht 
deutet  der  Vf.  in  der  Vorrede  darauf  hin,  dafs  die  damalige  Cresetzgebung 
und  die  damaligen  Gesetzentwürfe  die  Grundlage  für  alle  organisatorischen 
Gestaltungen  bilden,  welche  sich  im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  in  Preofsen 
und  Deutschland  lebensfähig  erwiesen  haben,  der  Vf.  versagt  es  sich  aber, 
die  spätere  Entwicklung  selbst  unmittelbar  anzuknüpfen,  da  hierzu  wieder 
weitere  umfangreiche  archivalische  Vorstudien  erforderlich  seien. 

Nicht  so  vorsichtig  ist  der  anonyme  Heraasgeber  der  weiteren  Beiträge 


Preufsen.  111,39 

und  Nachträge  zu  den  Papieren  Schöns.  ^)  Der  Heraasgeber  teilt  diese 
Beiträge  in  drei  wunderbar  aneinander  gereihte  Kapitel:  1)  Ursprung  und 
Wachstum  der  Reaktion  in  Preufsen.  2)  Centralisation  und  Decentralisation 
der  Verwaltung.  3)  Das  erste  Auftreten  der  Cholera  in  Preufsen  1831,  für 
die  man  einen  übergeordneten  logischen  BegrifT  kaum  finden  wird;  das  Be- 
streben des  Herausgebers  geht  dahin,  nachzuweisen,  wie  der  Kampf  der 
Reaktion,  den  1807  die  Junkerpartei  gegen  die  Steinschen  Reformideen  be- 
gonnen, bis  heute  fortdauert,  dafs  sie,  zwar  aus  vielen  Positionen  verdrängt, 
immer  wieder  neue  zu  finden  wisse,  von  denen  aus  sie  dem  Gesamtwohl 
hinderlich  sein  könne.  Die  meisten  politischen  Fragen,  über  die  heute  ge- 
stritten werde,  seien  dieselben,  über  welche  schon  Stein  und  die  anderen 
Staatsmänner  der  Reformpartei  gegen  die  Anhänger  der  alten  Zeit  gestritten 
hätten,  selbst  die  neuesten  Wirtschafts-  und  Steuerreformprojekte  seien  eine 
Reaktion  der  schlimmsten  Art,  und  der  Fürst  Reichskanzler  strebe  heute 
nach  einem  Absolutismus,  der  das  koUegialische  Verhältnis  der  einzelnen 
Ressortminister  völlig  untergrabe,  sie  zu  Vollstreckern  seines  Willens  herab- 
drftcke  und  damit  die  Basis  des  preubischen  Staats  und,  was  schlimmer  sei, 
die  Basis  deijenigen  königlichen  Gewalt,  deren  Umfang  das  charakteristische 
Kennzeichen  des  preubischen  Verfassungsstaats  sei,  zerstöre.  Diese  Ideen 
werden  vorgetragen  in  einer  oft  so  groben  Verquickung  der  Worte  des 
unbekannten  Herausgebers  mit  Citaten  Schöns,  dab  kaum  zu  unterscheiden 
ist,  ob  wir  eine  Ansicht  Schöns  oder  des  Herausgebers  hören.  Schöns 
Selbstgefälligkeit  tritt  unangenehm  scharf  hervor,  und  die  Freude  an  der 
Celebrität,  die  Schön  dem  Ffeiherm  von  Stein  zuschreibt,  empfindet  er 
offenbar  selbst;  setzt  er  doch  hinzu,  dab  dieser  Schatten  von  dem  vollen 
Lichte  eines  grofsen  Staatsmannes  unzertrennlich  sei! ') 

Die  angebliche  Denkschrift  Champagnys  von  1810,  betreffend  die  Ver- 
nichtung Preufsens,  behandelt  A.  Stern. 3)  Einem  einzelnen  Zweige  der 
inneren  Staatsverwaltung,  z.  Z.  Friedrichs  des  Groben,  nämlich  der  Unter- 
richtsverwaltung, ist  endlich  noch  eine  sehr  verdienstvolle  Monographie  ge- 
widmet. Bethwisch^)  schildert  im  ersten  Abschnitt  seiner  Arbeit  die  Ver- 
waltung des  höheren  Schulwesens,  wie  es  bis  zur  Berufung  des  Freiherm 
von  Zedlitz  an  die  Spitze  desselben  sich  entwickelt  hatte,  sowohl  die  äufsere 
als  auch  die  innere  Verwaltung,  letztere  mit  besonderer  Genauigkeit,  selbst 
die  einzelnen  Unterrichtsfächer.  Der  zweite  Abschnitt  behandelt  den  Minister 
und  seinen  Grundrifs  zu  .einer  besseren  Lehrverfietösung  und  der  dritte  giebt 
eine  Besprechung  der  neuen  Mafsnahmen  selbst.  Im  Anhang  stellt  der  Vf. 
die  Fülle  des  Aktenmaterials  zusammen,  auf  deren  Grund  er  seine  Studie 
aufbaut  und  das  er  namentlich  aus  dem  Berliner  Geheimen  Staatsarchiv  und 
ans  den  Beständen  des  königlichen  Joachimsthalschen  Gymnasiums  in  Berlin 
zusammengesucht  und  mit  Verständnis  verwertet  hat.^) 

Für  die  Armee  Friedrichs  des  Groben  ist  die  von  Finot  und  Galmiche- 
Boavier    besorgte  Herausgabe^)    zweier  aus  dem  Jahre  1786  herrührenden 


1)  Weitere  Beitrige  a.  Nachtrage  au  den  Papieren  Schöns.  Berlin,  Loonh.  Simion.  Vgl. 
o.  S.  27.  —  2)  Vgl.  aa  dieser  Epoche  auch:  Ein  Genosse  d.  Frh.  t.  Stein  i.  JNR.  9.  — 
In  der  Samml.  der  'Militär- Klassiker'  erschien:  Clausewita,  Vom  Kriege.  —  3)  D.  Plan  d. 
Yemicht  PreaÜMns.  Deutsche  Forsch.  82,  Bd.  22,  S.  1—20.  -  4)  Frh.  ?.  Zedlitz,  Tgl.  CBl. 
82,  1.  —  5)  'Wie  WoUner  an  d.  Staatsruder  gelangte'  behandelt  Sonntags- Beilage  No.  24 
d.  Toes.  Ztg.  —  6)  Finot  J.  et  R.  Oalmiche-Boarier:  Une  miuion  miliu  en  Prasse  en  1786 
etc.  pabliie  d'apr^s  les  papiers  da  marqais  de  Toalongeon.    Paris,  Didoi    Vgl.  o.  S.  20. 


jn,40  ^I-    B.  Bernor: 

Manuskripte  von  grofsem  Interesse,  wenn  auch  nicht  gerade  von  besonderer 
Wichtigkeit  ftlr  die  wissenschaftliche  Erkenntnis.  Als  den  Verfasser  der 
Mission  militaire  en  Prusse  ist  es  den  Herausgebern  gelungen^  mit  Sicherheit 
den  Marquis  de  Toulongeon  zu  ermitteln,  über  dessen  Persönlichkeit  sie  im 
Avant-propos  das  Vorhandene  zusammenstellen.  Der  Bericht  Toulongeons 
beginnt  mit  einer  interessanten  Beschreibung  der  Reise  des  Marquis  durch 
Sachsen  wie  der  einzelnen  kleinen  sächsischen  Höfe,  die  derselbe  besucht 
hat.  Grofs  ist  die  Freude  des  Marquis,  als  er  bei  Mittenwalde  endlich  die 
ersten  preufsischen  Truppen  sieht,  und  seine  Beschreibung  der  Städte  Berlin 
und  Potsdam,  des  Lebens  in  denselben,  der  Höfe  der  einzelnen  Mitglieder 
des  königlichen  Hauses  und  der  letzteren  Charaktere,  sodann  aber  nament- 
lich die  fast  komische  Erzählung,  wie  Toulongeon  es  ermöglicht,  den  kranken 
Heldenkönig  von  Angesicht  zu  sehen,  ist  von  spannendem  Interesse.  Die 
preufsische  Armee  ausschliefslich  behandelt  die  zweite  Schrift.  Der  Vf.  ver- 
gleicht die  preufsische  Armee  mit  der  französischen,  erörtert  deren  Ver- 
waltung, die  Ausbildung  und  Taktik  der  Kavallerie  und  Infanterie  und  er- 
zählt mit  besonderer  Ausführlichkeit  am  Schlnfs  von  den  Manövern  bei 
Potsdam  und  Magdeburg,  denen  er  hat  beiwohnen  dürfen  —  alles  das  in 
jenem  leichten  französischen  Ton  jener  Zeit,  ohne  doch  eine  gewisse  Schärfe 
der  Beobachtung  und  sachkundiges  Urteil  vermissen  zu  lassen.  Angefügt  ist 
dann  noch  eine  Schrift  'Sur  Tarm^e  prussienne',  welche  die  Herausgeber  einem 
der  Reisegefährten  Toulongeons  zuschreiben,  während  der  Recensent  in  der 
Deutschen  Litteraturzeitung^)  den  General  Gülin,  der  1786  Mirabeaus  Sekretär 
gewesen  sein  soll  und  1806/7  Kommandant  von  Berlin  war,  als  den  raut- 
mafslichen  Verfasser  ansieht. 

Hier  ist  auch  der  Ort,  ganz  besonders  auf  das  Bestreben  vieler  Regi- 
menter unseres  Heeres  hinzuweisen,  ihre  Geschichte  zu  erforschen  und  zu- 
sammenzustellen. Auch  in  diesem  Jahre  sind  wieder  mehrere  derselben 
erschienen.^)  Da  dieselben  naturgemäfs  vorwiegend  vom  militärischen  Stand- 
punkt aus  geschrieben  sind,  zuweilen  auch  nur  militärische  Zwecke  im 
Auge  haben,  so  können  wir  zwar  nicht  näher  auf  die  einzelnen  derselben 
eingehen,  machen  indessen  darauf  aufmerksam,  dafs  in  ihnen  nicht  selten 
historische  Fakta  berichtet  werden,  die  besonders  für  unsere  Kriegsgeschichte 
von  Wichtigkeit  sind  und  die  man  sonst  vergeblich  suchen  würde. 

Für  die  Geschichte  der  neuesten  Zeit  sind  einige  kleinere  Schriften  zu 
verzeichnen,  die  das  Verhältnis  des  preufsischen  Staats  zur  katholischen  Kirche 
betreffen.  Maurenbrecher 3)  in  Bonn  hat  eine  Reihe  von  Vorträgen  zu 
einer  Monographie  umgestaltet,  die  die  preufsische  Kirchenpolitik  und  den 
Kölner  Kirchenstreit  zum  Gegenstande  hat  und,  ohne  gerade  neues  zu  bieten, 
gut  orientiert  und  ein  systematisch  geordnetes  Verzeichnis  der  bezüglichen 
Litteratur  giebt.  Eine  Kritik  dieser  Schrift  von  ultramontanem  Standpunkt 
sind  mutmafslich  (Ref.  hat  dieselben  nicht  einsehen  können)  die  von  Strodi^) 
und  von  Baudri  ^)  veröffentlichten  Aufsätze,  während  die  bekannte  Geschichte 


1)  Jg.  82,  S.  187.  —  2)  Ala  solche  sind  za  nennen  an  enter  Stelle  G.  yon  Kessel, 
Qosch.  d.  kgl.  preols.  I.  Garde -Reg.  z.  Fuis  1857 — 1871  unter  Fortsetzung  der  Peraonal- 
notizen  bis  zam  Jahre  1880.  Mit  d.  Portrait  d.  Kaisers  u.  Königs.  Berlin,  von  Haagwitz, 
Gesch.  d.  III.  Garde-Gren.-Reg.  Königin  Elisabeth  etc.  1870/71.  Berlin.  Kirchhoff  and  Bran- 
donborg  I.,  B.  dritte  brand.  Inf.-Beg.  No.  20  etc.  1866  and  1870/71.  Berlin.  Pflagradt, 
Goech.  d.  pomm.  J5ger-Bat.  No.  2.  —  3)  W.  Maarenbrecher,  D.  preoTs.  KirchenpoUt.  a.  d. 
Kölner  Kirchenstreit  Stuttgart,  Cotta.  —  4)  M.  A.  Strodi,  D.  Kölner  Kirchenstreit  a.  d.  preafs. 
Kirche  i.  d.  Beleacht  eines  modernen  Historikers.  Augsburg,  Huttier.  —  5)  D.  Enb.  Joh. 
Cardinal  ?.  Geilsel  u.  seine  Zeit    Köln.     Vgl.  o.  S.  29. 


Preotsen.  111,41 

des  Kulturkampfes  von  L.  Hahn  ^)  an  der  Hand  der  Aktenstücke  des  pr^ufsi- 
schen  Ministeriums  über  die  jüngsten  Kämpfe  der  Kirche  mit  dem  Staat  in 
aasgezeichnetster  Weise  eine  authentische,  die  Reinheit  der  Absichten  der 
preafsischen  Regierung  klar  darlegende,  Darstellung  giebt. 

Von  mehreren  Mitgliedern  des  königlichen  Hauses  sind  Biographieen 
erschienen,')  von  wissenschaftlicher  Bedeutung  ist  aber  wohl  nur  der  Aufsatz 
von  Julius  Friedländer')  über  die  vom  Markgrafen  Karl  Philipp  mit  der 
Gräfin  Salmour  1695  auf  dem  Lustschlosse  La  Venaria  bei  Turin  heimlich 
geschlossene  Ehe,  die  auf  Grund  der  Materialien  des  königlichen  Hausarchivs 
and  der  Briefe  der  Gräfin,  deren  über  vierzig  dem  Verf.  vorlagen,  gearbeitet 
ist,  aber  auch  nur  ein  Abdruck  des  schon  im  39.  Bande  der  preufsischen 
Jahrbücher  veröffentlichten  Aufsatzes  ist.  Ein  umfangreicheres  Buch  über 
Friedrichs  des  Grofsen  Gemahlin,  Elisabeth  Christine,^)  das  in  New -York 
erschienen  ist,  hat  dem  Ref.  nicht  vorgelegen.  Von  den  Biographieen  der 
Königin  Luise  ist  diejenige  Kluckhohns^)  ins  Englische  übersetzt,  die  von 
Adami^  in  zehnter  vermehrter  Auflage  erschienen  und  Elise  Polko'^)  hat 
eine  Skizze  vom  Leben  der  Königin  Luise  veröffentlicht-,  die  Königin  Elisabeth, 
Gemahlin  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  hat  in  HesekieP)  und  die  so  be- 
liebte Prinzessin  Marianne,  Gemahlin  des  Prinzen  Wilhelm,  Bruders  König 
Friedrich  Wilhelm  HI.  in  Trog ^)  einen  Biographen  gefunden;  von  dem  schnell 
bekannt  gewordenen  Kaiser- Büchlein, ^<^)  Kaiser  Wilhelm  als  Christ,  ist  die 
15.  Auflage  erschienen. 

Von  Schriften  zum  Leben  preufsischer  Staatsmänner  und  Feldherru 
sind  —  abgesehen  von  Scherrs  Biographie  Blüchers,^^)  das  in  einer  dritten 
Titelausgabe  neu  vorliegt  —  nur  zwei  populäre,  die  eine  über  Blücher,") 
die  andere  über  Gneisenau  ^')  zu  nennen.  ^^) 


1)  L.  Hahn,  Gesch.  des  Kulturkämpfe«  i.  Pren£ion.  —  2)  Wir  Itthren  hier  an:  Keil, 
oratio  de  Frid.  Gull.  M.  elect.  Brandb.  Hall.  J.  L.  81/82.  Über  des  grofsen  Churf.  Flotten- 
fahrer 0.  P.  V.  d.  Groben  vgl.  K.  ViU.  «Z.  Gesch.  Friedr.  WUh.  U.'  schrieb  Bob.  Gold- 
Achmit  i.  Lit  Beil.  d.  Karlsruher  Z.  9—12.  —  3)  J.  F.,  Markgr.  Karl  Phüipp  v.  Bran- 
denb-  u.  d.  Grafin  Salmour.  (Mit  Benutz,  arch.  Quellen.)  Dasselbe  ist  Torino  1883  Ton 
Vittorio  d'Ercole  ins  Italienische  übersetst  und  von  Pasquale  d'Ercole  mit  einem  Vorwort  und 
Anmerk.  yorsehen.  —  4)  Hurst  Elizabeth  Christine,  wife  of  Frederick  the  Great  from  tho 
German  and  other  sources  New  York  pp.  V  and  253.  16  doth  illustrated.  —  5)  Kluckhohn, 
Louise  queen   of  Prussia   etc.    Translated  from  tho  German  by  K.  K.  Denio.  Cambridge  Boston. 

—  6)  Adami,  Konigin  Luise.  10.  yerm.  Aufl.  Berlin,  1882.  —  7)  £.  Polko,  Die  Königin 
Luise.  Portraitskizze.  Leipzig,  1881.  —  8)  Hesekiel,  Elisabeth  Luise  Königin  y.  Preulsen. 
Gemahlin  König  Friedrich  Wilhelm  lY.  Berlin.  —  9)  Trog,  Marianno,  Prinzessin  Wilhelm 
T.  Preufsen.  Essen,  1881.  —  10)  Kaiser  -  Büchlein.  Kaiser  Wilhelm  als  Christ.  15.  Aufl. 
Ueilbronn.  —  11)  Scherr,  Blücher.    Seine  Zeit  u.  s.  Leben.    3  Bände.    3.  Titel-Ausg.  Leipzig. 

—  12)  R.  Schneider,  Feldmarschall  Blücher.  2.  Aufl.  —  13)  Zeit-  u.  Charakterschilderungen 
für  Jung  und  Alt  1.  BSndchen.  Bemdt,  Gneisenau.  —  14)  Über  M.  de  Bismarck,  le  d^put^ 
(1847—51)  Berlin.     Vgl.  Deutschland  S.  86. 


111,42  ^n     E.  Bern  er: 


VII. 

E.  Berner. 

Mark  Brandenburg  (lokal). 

Sein  bekanntes  Quellenwerk  hat  der  Verein  für  die  Geschiebte  Berlins 
fortgesetzt.  ^) 

Für  den  Einflufs  des  dreifsigjährigen  Krieges  auf  die  Mark  Brandenburg 
liefert  Fr.  Budczies^)  den  Abdruck  eines  sehr  interessanten  und  nicht 
unwichtigen  Tagebuches  —  soweit  dies  sich  auf  die  Mark  bezieht,  —  welches 
der  sächsische,  spätere  kaiserliche  Oberst  August  Vitzthum  von  Eikstädt 
während  des  nach  Abschlufs  des  Prager  Friedens  1635  vom  Kurfürsten  von 
Sachsen,  als  Reichskommissar  zur  Pacifizierung  des  nördlichen  Deutschlands 
unternommenen  Feldzuges  verfafst  hat.  Zwar  scheint  der  Oberst  damals  weder 
in  der  Armee  noch  bei  Hofe  eine  amtliche  Stellung  eingenommen  zu  haben, 
dennoch  sind  .  seine  kurzen  Notizen  als  die  eines  sachverständigen  Augen- 
zeugen und  scharfen  Beobachters  unzweifelhaft  wohl  beglaubigt,  und  sie 
zeigen  frappant  die  trostlose  Misere  des  damaligen  kursächsischen  Heeres. 

Dem  siebzehnten ;  Jahrhundert  gehören  auch  die  Luxusverbote  an,  die 
Hammer  bespricht.^)  Er  vergleicht  kurz  das  noch  unedierte  Brandenburger 
vom  23.  Juni  1647  mit  dem  von  1676  für  Pritzwalk  und  dem  von  1655 
für  Havelberg.  Das  Brandenburger  Luxusverbot  ist  von  dem  Rate  der  Stadt 
selbständig,  jene  beiden  vom  Kurfürsten  auf  den  Antrag  des  betreffenden 
Jiats  erlassen. 

Durch  die  Inspektionsthätigkeit  des  bekannten  Kaminrats  Eckard  war 
t.  J.  1737  die  Braugerechtigkeit  eines  Gutes  bei  Potsdam,  dem  dieselbe 
von  dem  Kürfürsten  Johann  Georg  am  28.  April  1588  verliehen  war,  zweifel- 
haft geworden.  Dieselbe  wurde  daher  auf  Befehl  des  Königs  von  der  Kammer 
einer  Untersuchung  unterzogen,  infolge  deren  dem  Pächter  des  Guts  ein  um 
40  Thaler  erhöhter  Pachtzins  auferlegt  wurde,  von  Oesfeld*)  giebt  eine 
Schilderung  des  Gutes  und  der  historischen  Entwicklung  dieser  Gerechtigkeit 
und  teilt  die  aus  der  Untersuchung  noch  vorhandenen  Aktenstücke  mit,  um 
aus  ihnen  einen  —  auch  nach  einer  Anmerkung  der  Redaktion  der  Zeit- 
schrift —  gewils  hier  ganz  irrigen  Schlufs  auf  die  grofse  Willkür  der  Kabinetts- 
justiz König  Friedrich  Wilhelms  L  und  auf  die  Roheit  seiner  Beamten  zu 
ziehen.  Von  einem  Prozefs  ist  gar  nicht  die  Rede,  die  Aktenstücke  beweisen 
das  gröfste  Wohlwollen  des  Decernent^n  für  den  Amtmann,  und  mit  der  £r- 


1)  Berlinische  Chronik  nebit  Urk.-B.  19.  Lfg.  Berlin,  Mittler.  —  2)  Fr.  Bodcäes, 
D.  Feldzng  der  Bficha.  Armee  durch  d.  M.  Brandenb.  i.  J.  1685  u.  1636.  Aiu  d.  TiKobaehe 
oineB   Zeitgenossen.     MSrk.   Forsch.     XYI.  Bd.     No.   303—386.     Vgl.   o.   III,    11.    12.  — 

3)  Hammer,  Mark.  LnxnsTerbote  a.  d.  Zeit  d.  30j.  Krieges.  VU. — XII.  Jb.  üb.  dL  hiat  Yer. 
zu  Brandenburg  a.  H.  S.  46 — 58.  D.  nat  Ökon.  Verh.  berührt:  Conrad,  Consam  d.  nothw. 
Nahrungsmittel  i.  Berlin   vor  100  Jj.  u.  jetst  i.   Ztochr.   f.   Nationalökon.     N.  F.     III,  6.  — 

4)  M.  Ton  Oesfeld,  Ein  morkwürd.  Brandenb.  Brauereiprozefs  a.  d.  Jj.  1737 — 1739.  Nach 
authent.  urkundl.  u.  mündlichen  (!)  Mitth.  (von  Fraulein  Caroline  Schulze  in  Potsdam  dar- 
gestellt Ztschr.  f.  Preufs.  Gesch.  u.  Ldsk.  18.  Jhrg.  S.  278—298.  Vgl.  Schneider,  Mitt. 
d.  Yer.  l  d.  Gesch.  Potsdams,  III,  S.  57. 


Mark  Brandenburg  (lokal).  III,4B 

höhuog  der  Pacht  ist  dieser  ganz  einverstanden.  Aus  der  Sorgsamkeit,  die 
Friedrich  Wilhelm  I.  den  Staatsfinanzen  widmete  und  die  hier  haarscharf 
hervortritt,  macht  v.  0.  ein  Beispiel  schlimmster  Kahinettsjostiz ! 

Die  Stadt  Berlin  hat  den  siebenten  Jahrgang  ihres  statistischen  Jahr- 
buchs herausgegeben,  der  das  Jahr  1879  behandelt.  Mit  gröfster  Genauigkeit 
werden  in  zwölf  Kapiteln  die  detailliertosten  statistischen  Übersichten  mitge- 
teilt über  die  Bevölkerung,  die  Natur  Verhältnisse,  den  Grundbesitz  und  die 
Gebäude,  die  öffentliche  Fürsorge  für  Strafsen  und  Gebäude,  die  Strafsen- 
reinigung  und  das  Feuerlöschwesen,  den  Handel  und  die  Industrie,  den  Ver- 
kehr —  Marktsachen  und  Konsumtion,  —  Verkehr  zu  Wasser  und  zu  Lande, 
die  Eisenbahnen,  die  Post  und  Telegraphie,  tlber  das  Versicherungswesen  und 
Anstalten  zur  Selbsthülfe,  das  Armenwesen  —  sowohl  die  städtische  wie  die 
nichtstädtische  Armenpflege,  —  die  Krankenhäuser,  über  die  Polizei,  Rechts- 
pflege und  Gefängnisse,  über  Anstalten  und  Vereine  für  Unterricht  und  BiU 
dnng,  über  die  Religionsverbände  und  über  die  öffentlichen  Lasten.  Kurz 
ein  sehr  reicher  Stoff  für  den  zukünftigen  Geschichtschreiber  der  Gegenwart. 

Kleinere  Beiträge  zur  neuesten  Geschichte  der  Stadt  Berlin  bringen  die 
Sonntagsbeilagen  der  Vossischen  Zeitung.  So  bringen  sie  eine  Geschichte 
der  Vossischen  Buchhandlung,^)  einen  Aufeatz  von  Th.  Fontane  über  die 
Berliner  Mont^sgesellscbaft,^)  eine  gesellige,  fröhliche  Vereinigung,  der  sehr 
viele  Berühmtheiten  angehörten  und  die  von  1748  bis  gegen  1830  hin  bestand. 
Einzelne  Festlichkeiten  dieser  Gesellschaft  werden  beschrieben  und  die  von 
der  Gesellschaft  in  den  Jahren  1789,  1798  und  1828  herausgegebenen  drei 
Kalender  näher  besprochen.  —  Die  Schärfe  der  Censur  und  die  grofse  Ab- 
hängigkeit der  Zeitungen  von  den  Behörden  noch  im  Anfange  dieses  Jahr- 
hunderts wird  an  einigen  Beispielen,  die  bei  der  Vossischen  und  Spenerscheh 
Zeitung  in  den  Jahren  1806,  1809 — 1811  vorgekommen  sind,  illustriert. 3) 

Festlichkeiten  in  zwei  Berliner  Gymnasien  boten  den  Anlafs,  die  Ge- 
schichte derselben  zu  veröffentlichen.  Das  kgl.  Joachimsthalsche  Gymnasium 
siedelte  aus  seinen  alten  Räumen  in  ein  neues  Heim  über,  das  Friedrichs- 
Werdersche  Gymnasium  beging  sein  zweites  Säkulariest.  Oskar  Schmidt  hat 
die  äufsere  und  innere  Geschichte  des  erstgenannten  Gymnasiums  in  einer 
lateinisch  geschriebenen  Arbeit  des  näheren  dargelegt  und  manches  Detail 
beigefügt,  aber  man  wird  nicht  sagen  können,  dafs  dieselbe  wesentlich  Neues 
biete,  so  dafs  der  Abdruck  einer  vom  Direktor  Seh  aper  gehaltenen  Rede,  die 
naturgemäfs  zwar  auch  nur  in  grofsen  Zügen  die  Geschichte  des  Gymnasiums 
behandelt,  als  ergänzend  und  berichtigend  sehr  erfreulich  ist.^)  Die  Ge- 
schichte des  Friedrichs -Werderschen  Gymnasiums  ist  (auf  Grund  der  Gym- 
nasialakten, der  Akten  des  Provinzial- Schulkollegiums,  des  Magistrats,  des 
geheimen  Staatsarchivs  und  auf  Grund  von  Programmen,  Gelegenheitsschriften 
u.  s.  w.,  die  bis  ins  Jahr  1698  zurückgehen)  von  Müller  zusammengestellt. 
Leider  ist  das  Material  gerade  für  das  erste  Jahrhundert  ein  recht  lücken- 
haftes. Biographische  Notizen  über  die  oft  gelehrten  Männer,  die  als 
Leiter  und  Lehrer  an  der  Anstalt  gewirkt  haben,  und  möglichst  eingehende 
Besprechung  der  auf  derselben  herrschenden  Unterrichts-  und  Erziehungs- 
meUiode  bilden  den  Hauptinhalt  des  Buchs,  dem  eine  kurze  Einleitung  über 


1)  Vom.  Z.  Sonntagsbeilage  No.  29.  Vgl.  o.  K.  5.  —  2)  A.  a.  0.  No.  26  o.  27.  —  3)  A. 
a.  0.  No.  6,  15  n.  {0;  Tgl.  o.  K.  V.  —  4)  Symbolae  Joachim.  Festschrift  .  .  .  Aus  An- 
laDi  d.  Verlegung  d.  Anstalt  veroffentl.  v.  d.  Lehrer-KoUogiam  des  kgl.  Joach.  Oymn.  Berlin, 
Weidmann.     T.  2.     S.  173—266  u.  293—336. 


111,44  ^IL    B.  Berner. 

die  Gründung  vorangeschickt  ist,  die  für  die  Stellung  des  Grofsen  KnrfiEürsten 
zur  Kirche  und  Schule  nicht  ohne  Wichtigkeit  ist.^) 

Der  Rektor  Damm^)  des  Köllnischen  Gymnasiums  hatte  1765  wegen  der 
Heransgahe  einer  Ühersetzung  des  Neuen  Testaments  manche  Anfeindungen 
zu  erleiden.  Er  war  hefreundet  mit  Nicolai  und  Moses  Mendelssohn,  welche 
von  ihm  die  griechische  Sprache  erlernten.  —  Aus  einer  Handschrift  des 
18.  Jh.,  die  besonders  aus  Garzäus  Yermahnung  von  Schulen  (Wittenberg 
1571.  4^)  und  Gottschling  Beschreibung  von  Brandenburg')  (1732)  schöpft, 
werden  einige  Mitteilungen  und  dann  Notizen  über  den  Neubau  1796  und 
die  Erhebung  der  Anstalt  als  ^Vereinigtes  Alt-  und  Neustädtisches  Gymnasium' 
gemacht.  Interessant  ist  die  Notiz  im  Manuskript,  dafs  Büsching  in  seiner 
Geschichte  des  Berliner  Gymnasiums  zum  Grauen  Kloster  vielleicht  mit  Un- 
recht dies  'das  älteste  und  erste  Gjmuasium  nicht  nur  in  Berlin,  sondern  in 
der  ganzen  Churmark'  nenne,  da  schon  1 386  des  Neustädschen  Schulgebäudes 
an  demselben  Orte,  wo  es  jetzt'  stehet,  Erwähnung  geschieht.  Auch  das 
Gymnasium  zu  Luckau  hat  in  seinem  Schulprogramm  zu  seiner  Geschichte 
einen  Beitrag  geliefert.^) 

Über  die  Schützeu^den  der  Mark  sind  zwei  Aufsätze  zu  nennen.  Saal- 
born hat  die  Geschichte  der  Schützengilde  zu  Sorau  in  der  Niederlausitz 
beschrieben,^)  und  über  die  Schützengilde  zu  Brandenburg  an  jder  Havel 
bringt  Herring  sporadische  Notizen  besonders  über  die  Schützenordnungen 
von  1543,  1606  und  1686.  Am  11.  Oktober  1710  plünderten  österreichische 
Husaren  das  Schützenhaus  vollständig  aus.  Das  Reglement  für  die  Schützen- 
gilde von  1605  ist  abgedruckt 

Eine  Fehde,  die  die  Altstadt  Brandenburg  mit  Himo  von  Brösicke  i.  J. 
1565  zu  bestehen  hatte,^)  zeigt,  wie  sehr  die  alte  Zeit  mit  ihrer  Fehdelust 
noch  ins  16.  Jh.  hineinragt.  Die  Brandenburger  haben  dem  Ritter  seine 
Fischnetze  genommen,  wofür  er  ihnen  zwei  Pferde  raubt,  und  nun  dringen 
die  Brandenburger  in  sein  Schlofs,  in  dem  er  nicht  anwesend  war,  treiben 
hier  allerlei  Unfug  und  nehmen  zwei  Pferde  mit  Sattel  und  Zaumzeug  als 
Schadenersatz  mit. 

Ein  Aufsatz '')  Fontanes  endlich  giebt  noch  Notizen  zur  Geschichte  der 
Herrschaft  Liebenberg,  ihrer  früheren  Besitzer,  der  Familie  von  Hartefeld, 
und  der  jetzigen  Besitzer,  der  Grafen  von  Eulenburg. 


1)  Goflch.  des  Friodr.  Werd.  Gymnas.  za  Berlin.  Berlin,  Weidmann.  —  2)  G.  Malkewiti, 
Ein  Berliner  Schalmann  des  Yorigen  Jahrhanderts.  Voss.  Z.  Sonnt-Beil.  Ko.  24.  —  3)  Zar 
Gesch.  d.  Gymnas.  d.  Neustadt  Brandenbarg  in  VII. — XIL  Jh.  über  d.  hist  Ver.  s.  Bruden- 
barg  a./H.  S.  66 — 78.  —  4)  Tschierach,  Matricola  Lucaviensis.  —  ö)  Saalbom,  Gesch.  d. 
Schtttvengilde  i.  Soraa,  Nied.-Laas.  Soraa,  1880.  8.  —  6)  Sello,  Lehnin  (s.  o.  Abt  II, 
Kap.  XIX)  p.  187  ff.  —  7)  Voss.  Ztg.     Sonnt-Beil.  No.  6  u.  7. 


PreafM»  (lokal).  111,45 


VIIL  1. 
P.  Wagner. 

Preufsen  (lokal). 

Die  Geschichte  Elbings  ist  durch  den  4.  Band  der  prenfsischen  Ge- 
schichtsschreiber des  16.  und  17.  Jh.,  welche  der  Verein  für  die  Geschichte 
von  Ost-  und  West-Preufsen  veranlafst  hat,  gefördert  worden.  Er  bringt 
in  seiner  2.  Abteilung  die  von  Toppen  herausgegebene  Chronik  des  Peter 
Himmelreich  und  einige  Schriften  des  Elbingers  Michael  Friedwald. ^) 
Himmelreich,  Rektor,  dann  Stadtsekretär  in  Elbing,  verfafste  eine  Chronik, 
die  im  Original  nicht  mehr  erhalten  ist.  Sie  ist  aber  von  Rupson  in  den 
Annales  Elbingeses  benutzt,  und  daraus  hat  Toppen  diejenigen  Notizen  aus- 
gezogen, welche  sicher  oder  wenigstens  wahrscheinlich  aus  Himmelreich 
stammen.  Da  sie  sich  vornehmlich  auf  Elbinger  Bauwerke  beziehen,  so  hat 
er  damit  einige  verwandte  Notizen  aus  Rupson  verbunden,  die  Himmelreich 
nicht  angehören.  Die  so  entstandenen  Annalen  reichen  von  1240 — 1507, 
und  ihnen  dienten  als  Quellen  neben  Dusburg  besonders  Elbinger  Urkunden, 
amtliche  Aufzeichnungen, 'Kämmereibücher  und  dergl.,  von  denen  vieles 
heute  nicht  mehr  erhalten  ist  T.  hat  der  Chronik  sehr  ausführliche  An- 
merkungen mit  Mitteilungen  aus  Elbinger  Archivalien  beigegeben.  —  Einer 
späteren  Zeit  der  Elbinger  Geschichte  gehören  die  Schriften  Friedwalds  an. 
Er  war  1525  geboren,  lebte  in  Elbing  und  beschäftigte  sich  mit  juristischer 
Praxis;  später  wurde  er  vom  König  von  Polen  zum  Instigator  ernannt.  Er 
war  ein  eitler  Rabulist,  der  aus  gekränktem  Ehrgeiz  sehr  bald  mit  dem  Rat 
und  mit  einzelnen  Bürgern  in  Streit  geriet  und  nun  Jahrzehnte  lang  mit 
ihnen  in  unaufhörlichen  Prozessen  lag.  Die  Zwistigkeiten  verknüpften  sich 
mit  einer  Bewegung,  welche  von  Polen  ausging  und  auf  die  Beseitigung  der 
den  prenfsischen  Ständen  verliehenen  Privilegien,  auf  eine  Union  zwischen 
Preufsen  und  Polen,  gerichtet  war.  Sie  fand  in  Friedwald  ein  gefügiges 
Werkzeug,  und  insofern  entbehren  dessen  Schriften,  welche  seine  Elbinger 
Streitigkeiten  behandeln,  nicht  eines  allgemeinen  Interesses.  Es  sind  im 
übrigen  Parteischriften,  welche  die  boshafte  und  widerwärtig  eitele  Natur 
ihres  Autors  getreulich  spiegeln.  T.  hat  nur  die  gereimten  zwei  Bücher 
'Wahrhaftiger  Geschichten',  eine  Fortsetzung  derselben  unter  dem  Titel  'Neues 
Ti*actetlein'  und  einige  kleinere  Gedichte  veröffentlicht,  von  denen  aufser  letz- 
teren bisher  ganz  unbekannt  nur  das  erste  Buch  'Wahrhaftiger  Geschichten' 
ist,  während  die  übrigen  in  älteren,  von  Fried wald  veranlafsten  Drucken 
vorhanden  sind.  Das  erste  Buch  behandelt  mit  mancherlei  Abschweifungen 
im  wesentlichen  die  Ereignisse,  welche  durch  die  Absendung  einer  königlichen 
Kommission  nach  Preufsen  im  Jahre  1568  zur  Durchführung  der  polnischen 
Pläne  und  zur  Regdung  der  Elbinger  Zwistigkeiten  veranlafst  war,  das 
andere  die   Belagerung  Danzigs  durch  König  Stephan  von  Polen  im  Jahre 


l)  Die  pr.  OeachichtMchieiber  de«  15.  a.  16.  Jh.  Bd.  IV.  U.  Abt  —  Vgl.  GBl  1882.  No.  20. 


IQ,46  Vm.  1.   Wtgner: 

1576.  Das  ^neae  Tractetlein'  schildert  wieder  Friedwalds  Elbinger  Streitig- 
keiten. Toppen  hat  diesen  Schriften  eine  Einleitung  beigegeben,  in  der  er 
ausführlich  Aber  das  Leben  Friedwalds  berichtet,  und  erst  hierdurch  werden 
dessen  Werke  verständlich.  Die  in  denselben  zahlreich  yorhandenen  Urkunden 
und  Briefe  sind  zum  Schlufs  in  Regestenform  mitgeteilt.^) 

Die  Beziehungen  zu  Portugal  und  Spanien  erörtert  Kestner  in  einem 
interessanten  Aufsatze  nach  Archivalien  der  Danziger  Archivbibliothek.*) 
Auf  Wunsch  König  Philipps  11.  wurde  der  Handel  der  Hanseaten  im  Jahre 
1583  wieder  aufgenommen,  erlitt  aber  bald  allerlei  Belästigungen.  Da  sich 
weder  der  kaiserliche  Gesandte  in  Madrid,  noch  der  Konsul  deutscher 
Nation  der  niederdeutschen  Städte  annahm,  so  bestellten  die  Hanseaten  einen 
eigenen  Agenten,  Job.  Kampherbeck,  am  Hofe  des  Königs.  Eine  Gesandtschaft, 
die  1 606  abging,  wufste  eine  Reihe  wichtiger  Erleichterungen  fftr  den  Handel 
der  Hanseaten  zu  erlangen.  Das  Tagebuch  des  Danziger  Mitgliedes  der  Ge- 
sandtschaft, Arnold  v.  Holten,  hat  sich  erhalten,  und  auf  Grund  dessen  teilt 
Kestner  sehr  ausführlich  die  Verhandlungen  mit  dem  Könige  und  den  spa- 
nischen Behörden  mit.  Über  die  weitere  Entwicklung  des  portugiesischen 
und  spanischen  Handels  fehlen  in  Danzig  die  Nachrichten. 

Damus  hat  die  Verbindungen  mit  Frankreich  behandelt  und  seiner 
Arbeit  einige  urkundliche  Beilagen  beigegeben. ')  Er  führt  hier,  wie  auch 
Schanz  und  Kestner,  die  ältere  Arbeit  von  Th.  Hirsch  weiter.  Aus  dem 
Ende  des  15.  Jh.  sind  mehrfach  Nachrichten  über  den  Verkehr  Danziger 
Schiffe  in  den  Häfen  der  französischen  Westküste  vorhanden,  die  besonders 
Salz  von  dort  holten.  Vielfache  Belästigungen  bewirkten  indessen  die  Ein- 
stellung der  gewinnbringenden  Fahrten,  wenn  auch  die  Neigung,  mit  Frankreich 
Beziehungen  anzuknüpfen,  fortdauernd  bestehen  blieb.  Jeder  Versuch  der  Hansa 
in  dieser  Beziehung  fand  lebhafte  Unterstützung  in  Danzig.  Es  gelang 
jedoch  erst  unter  Heinrich  IV.,  der  die  hansischen  Privilegien  neu  bestätigte. 
Seitdem  verkehrten  auch  in  Danzig  mehr  Franzosen  als  bisher,  und  die  Er- 
richtung eines  französischen  Konsulates  wurde  notwendig,  das  mit  Unter- 
brechungen auch  im  18.  Jh.  noch  bestehen  blieb. 

Einen  vortrefflichen  Beitrag  erhielt  die  Geschichte  Danzigs  und  des 
polnischen  Westpreufsens  in  einem  Aufsatze  Kestners  über  den  Bürgermeister 
Eberhard  Ferber.*)  Gestützt  auf  die  reichen  Schätze  des  Danziger  Stadt- 
archivs und  die  Danziger  Chroniken  hat  er  ein  ungemein  interessantes  Bild 
des  bedeutenden  Mannes  und  damit  Danzigs  gegeben.  Denn  in  diesem 
städtischen  Gemeinwesen  bildet  die  Geschichte  ihres  Bürgermeisters  immer 
ein  gut  Stück  Geschichte  der  Stadt,  namentlich  wenn  es  sich  dabei  um  einen 
so  bedeutenden  Mann  handelt,  wie  Ferber.  Gehörte  er  doch  zu  jenen  kraft- 
vollen leidenschaftlichen  Naturen,  die  vor  keinem  Widerstand  zurückweichen 
und  ihr  Ziel  keinen  Augenblick  aus  dem  Auge  verlieren.  Mit  fast  persönlicher 
Teilnahme  verfolgt  man  die  Schicksale  Ferbers,  wie  er  seit  seiner  Walil 
zum  Bürgermeister  im  Jahre  1510  bald  auf  den  Hansetagen,  bald  auf  den 
prcufsischen  Landtagen  und  am  Hofe  des  Königs  von  Polen  die  Sache 
Danzigs  fast  immer  mit  Erfolg  vertritt.      Das  Jahr  1515   sah  ihn  auf  der 


1)  Man  Tgl.  auch:   Volckmann,    Original-Urkk.  d.   Elbing.   Stadt-Arch.   1618—72.  — 
2)  Die  HandeUbozieh.  d.  Hansa,  speciell  Banssigs  mit  Spanien   und  Portagal  seit  1683.  -2. 
d.  Westpr.   G.-V.      H.  V.     S.    1—22.    —   3)    Danrigs    Beziehungen    zu    Frankreich.     KUIu. 
H.  V.    S.  23—53.   —   4)  Eberh.  Ferber,  Bürgerm.  v.  Danzig.     Ebda.     H.   11.     S.   17  —  96. 
H.  111.     8.  1—50. 


Pronfiien  (lokal).  111,47 

Höhe  seiner  Laufbahn,  als  er  in  Erakan  und  auf  dem  Prefsborger  Kongrefs 
alle  Wünsche  seiner  Vaterstadt  durchzusetzen  wnfste.  Aber  auch  an  ihm 
zeigte  sich,  wie  wenig  die  kleinen  Stadtrepubliken  auf  die  Länge  den  be- 
herrschenden Einflnfs  eines  einzelnen  zu  ertragen  vermögen.  Die  durch  die 
Stellung  Danzigs  in  der  Hanse  und  zu  Polen  notwendigen  Geldausgaben 
zwangen,  die  Steuerkraft  der  Gemeinde  in  Anspruch  zu  nehmen.  Hierdurch 
erwachte  Mifstrauen  gegen  die  Wirtschaft  des  Rates;  es  wandte  sich  bald 
gegen  die  Person  des  Bürgermeisters,  der  durch  sein  schroffes  Verweigern 
jeder  Bechenschaftslegung  den  Hafs  des  Volkes  nur  steigerte.  Persönliche 
Konflikte  traten  hinzu,  unwürdige  Verdächtigungen  wurden  laut,  die  Ferber 
bestimmten,  Danzig  zu  verlassen,  ohne  damit  sein  Amt  aufisugeben.  Zwar 
kehrte  er  zurück,  als  der  Rat  im  dänisch-lübischen  Kriege  1522  seiner  als 
Flottenkommandanten  bedurfte.  Allein  die  Concordie  vom  26.  Mai  1622 
wurde  nicht  lange  gehalten;  der  Zwist  zwischen  der  Gemeinde  und  ihrem 
Büi^ermcister  brach  bald  mit  erneuter  Heftigkeit  aus.  Auch  der  Rat,  dessen 
Macht  durch  die  inzwischen  entstandene  religiöse  Bewegung  völlig  gelähmt 
war,  verliefs  ihn.  Er  wurde  seines  Amtes  entsetzt  und  seiner  Güter  ver- 
lustig erklärt  Aber  um  so  leidenschaftlicher  verfocht  Ferber  seine  Sache 
beim  König  von  Polen,  und  er  erlebte  noch  einen  völligen  Triumph,  seine 
Restitution  in  Amt  und  Güter.  —  Die  Arbeit  eines  polnischen  Gelehrten, 
Lorkiewicz,  welche  den  Aufstand  Danzigs  im  Jahre  1525  behandelt,^)  hat 
Referent  nicht  zu  Gesicht  bekommen. 

Einen  Beitrag  zur  Geschichte  des  alten  Amtes  Rastenbnrg  lieferte 
C.  Beckherrn,  indem  er  die  Jahresrechnung  des  Amtes  von  1698/99  aus- 
zugsweise veröffentlichte.')  Schon  von  den  Zeiten  des  deutschen  Ordens  an 
bestand  in  Preufsen  ein  sehr  genaues  Rechnungswesen,  nicht  nur  bei  der 
Centralverwaltung,  sondern  auch  in  den  einzelnen  Verwaltungsbezirken,  den 
Ämtern.  Alljährlich  mufste  der  Hauptmann  über  alle  Einnahmen  und  Aus- 
gaben nach  einem  bestimmten,  vorgeschriebenen  Schema  Rechnung  ablegen. 
Diese  Rechnungen  sind  sehr  ausführlich,  sie  enthalten  eine  Zusammenstellung 
aller  fiskalischen  Gerechtsame,  eine  Beschreibung  sämtlicher  unter  dem  Amt 
stehender  Ortschaften  und  Güter,  soweit  dieselben  Zins  zu  zahlen  oder  Dienste 
der  Herrschaft  zu  verrichten  hatten,  femer  eine  Anführung  aller  im  Interesse 
der  Verwaltung  und  der  Ökonomie  gemachten  Ausgaben.  Sie  gewinnen 
dadurch  eine  hohe  Bedeutung  für  die  Verwaltung  und  die  wirtschaftlichen 
Zustände  des  Herzogtums.  Beckherrn  hat  die  Rechnung  des  Amtes  Rastenburg 
nur  auszugsweise  und  in  einer  Form  mitgeteilt,  in  der  das  Schema  nicht  zu 
erkennen  ist.  Er  giebt  nur,  was  er  über  die  Ortschaften  des  Amtes  fand, 
femer  eine  Aufzählung  der  fiskalischen  Wälder,  Flüsse,  Seen  etc.,  und  einen 
kurzen  Aufsatz  von  den  anfserordentlichen  Einnahmen  sowie  von  den  Ausgaben. 
Auch  in  dieser  Gestalt  wird  dem  Specialforscher  interessantes  Material 
geboten. 

Aus  einer  noch  unveröffentlichten  Biographie  des  Hofpredigers  D.  Hein- 
rich Lysius  teilt  A.  Rogge  einige  Abschnitte  mit,  welche  sich  auf  die  Unter- 
suchung der  Kirchen  und  Schulen  in  Litauen  und  Masaren  durch  Lysius  be- 
ziehen.^)    Es  ist  interessant  zu  erfahren,  wie  dieser  thatkräftige  Mann  auf 


1)  A.  Lorkiewicz,  Bant  G^danski  w  roka  1525.  Przyczynek  do  hyutoryi  refonnacyi  w 
PolMse.  Lemberg.  —  2)  Beitrr.  für  Topographie  o.  Statist,  d.  ehem.  Amtes  Rastenbarg. 
Altpr.  Mtnchr.  JBd.  XYIU.  S.  398—437.  513—537.  —  8)  D.  Heinrich  Lysius  in  Litauen 
B.  Mararen.     £t)da.    Bd.  XVIII.    S.  116—135. 


111,48  Vm.  1.    P.  Wagner: 

die  HebuDg  des  geistlichen  Standes,  aaf  die  Besserung  des  Kirchen-  and 
Schulwesens  in  den  gänzlich  verödeten  und  vemachlfissigten  Landstrichen 
hinarbeitet,  und  wie  er  als  sicheres  Mittel  hierzu  in  Litauen  die  Germani- 
sirung  betrachtete.  Der  Widerstand,  den  er  bei  seinen  Reformversuchen 
fand,  ging  vielfach  von  seinen  Amtsbrttdem  aus.  —  Über  Otto  Friedrich 
V.  d.  Groben,  den  bekannten  Führer  der  Expedition  des  grofsen  Kurflirsteu 
nach  Guinea,  und  sein  Grab  im  Dom  zu  Marien werder  berichtet  Schlick- 
mann, ohne  indessen  etwas  Neues  zu  bringen.^) 

Sehr  ausführlich  behandelt  v.  Flanss  die  Geschichte  zweier  polnischer 
Regimenter,  welche  in  der  Zeit  von  1717  — 1772  abwechselnd  in  Elbiug 
lagen.*)  Die  dortigen  Ratsprotokolle  bildeten  für  ihn  die  Hauptquelle.  Als 
Beitrag  für  die  Zustände  in  der  polnischen  Armee  ist  diese  Arbeit  nicht  ohne 
Interesse.  Mit  grofser  Sorgfalt  sind  auch  alle  Nachrichten  gesammelt,  die 
sich  auf  die  Familiengeschichte  der  Offiziere  beziehen. 

Ein  Verwandter  des  bekannten  Königsberger  Philosophen  und  National- 
ökonomen Chr.  J.  Kraus  teilt  aus  Familienpapieren  15  Briefe  desselben  an 
seinen  Bruder  Johann  Michael  Kraus  mit.  ^)  Sie  stammen  aus  der  Zeit,  in 
der  Kraus  als  Lehrer  im  Hause  des  Grafen  Kayserling  lebte,  und  reichen 
vom  Nov.  1787  bis  Okt.  1778.  Ohne  tieferen  Inhalt  gestatten  sie  doch 
einen  Einblick  in  die  intimen  Beziehungen  der  beiden  Brüder;  auch  auf  das 
geistige  Leben  Königsbergs  fällt  manches  Licht.  Anerkennenswert  ist  das  Be- 
mühen des  Herausgebers,  in  Anmerkungen  und  in  dem  verbindenden  Text 
alles  herbeizutragen,  was  über  die  von  Kraus  erwähnten  Personen  Aufklärung 
bieten  kann. 

Zur  Geschichte  des  J.  1813  ist  ein  Aufsatz  erschienen,  der  sich  über 
die  angebliche  Landesverräterei  des  ostpreufsischen  Adels  verbreitet.^)  In 
manchen  Kreisen  Preufsens,  namentlich  Westprentseus,  billigte  man  die  nach 
der  Konvention  von  Tauroggen  unter  den  Ständen  entstandene  Bewegung 
nicht;  man  setzte  ein  Einverständnis  mit  den  Russen  voraus.  Wifsmann  in 
Marienwerder  glaubte  Auerswald  auf  die  Landesverräterei  des  ostpreuDsischen 
Adels  aufmerksam  machen  zu  müssen.  Dem  gegenüber  zeigt  der  ungenannte 
Vf.,  wie  wenig  Grund  zu  diesem  Vorwurf  vorhanden  war,  weil  die  Stände 
im  Einverständnis  mit  York  und  Auerswald  handelten  und  diese  Winke  über 
die  Stimmung  in  Berlin  erhalten  hatten. 


1)  0.  F.  T.  d.  Groben  a.  s.  BegräbniBkapelle  i.  d.  Domkirche  in  Marienwerder.  Z.  d. 
h.  V.  f.  d.  Reg.-Bes.  Marienwerder.  H.  4.  S.  1—28.  —  2)  Die  Inf-Begim.  d.  Kron-Armee 
«Königin  von  Polen'  and  <Prin£  von  Polen'.  Ebda.  S.  30-— 116.  —  3)  Beitrr.  x.  Leben  tob 
Christian  Jacob  Kraus.  Altpr.  M.  XVUI,  S.  53-96.  —  4)  Von  der  «Landesvcrriterei*  des 
ofltprours.  Adels  i.  J.  1813.  Ebda.  Bd.  XYIII,  385  >397.  —  Wir  erwähnen:  2  Gymnasial- 
geschichten: Moller,  G.,  d.  altstädt.  G.  in  Königsberg  i./Pr.  und  Frey,  G.,  d.  G.  an  Kösiielf 
beides  Frogrammabh.  —  Über  G.  Bender,  Arch.  Beitrr.  z.  Familiengesch.  des  N.  Copemikns 
vgl.  ob.  Abt.  II,  K.  XXll. 


Liv-,  Est-  UDd  Kurland.  111,49 


vin.  2. 

C.  Mettig. 

Liv-,  Est-  und  Kurland. 

Gleich  dem  Berichte  über  die  das  Mittelalter  behandelnden  Arbeiten 
kann  auch  die  Aufzählang  der  auf  die  neue  Zeit  sich  beziehenden  litterarischen 
Erscheinungen  anf  dem  Gebiete  der  livld.  Geschichte  mit  einer  wichtigen  Ur- 
knndenpnblikation  beginnen.  Die  umfangreichste  Veröffentlichung  von  Urkunden 
nächst  dem  oben  genannten  Hildebrandschen  Werke  ist  diej.  G.  Schirrens 
(letzter  Bd.).  Mit  derselben  schliefst  der  Vf.  seine  Sammlung  von  Quellen 
aas  dem  Reichsarchive  zu  Stockholm  zur  Kunde  der  Auflösung  des  Staaten- 
bundes livld.  Gebietiger  ab.  77  gröfstenteils  die  Subjection  Livlands  be- 
treffende Urkunden  vom  29.  Juli  1561  bis  13.  Aug.  1562  sind  dem  Forscher 
zugänglich  gemacht  ^)  —  Im  Übrigen  ist  gröfstenteils  nur  die  Veröffentlichung 
einzelner  Dokumente  und  Schriftstücke  zu  erwähnen.*)  —  Arend  Buchholtz 
publiziert  an  kulturhistor.  Materialien:  1)  den  Abdruck  zweier  Protokolle 
des  Landvogteigerichts  aus  dem  J.  1576.  Vor  dem  genannten  Forum  werden 
Martin  Schwogster  und  sein  Weib  Katharina  der  Hexerei  angeklagt,  verhört 
und  zum  Tode  verurteilt;^)  2)  ^Eine  Rigasche  Scharfrichterordnung  des 
16.  Jh.'  (a.  a.  1594);^)  3)  'Die  Schicksale  des  Petrikirchturms  aus  den 
J.  1576  bis  1578  (aus  Caspar  Padels  Tagebuch  entnommen);^)  4)  'Aus 
dem  Briefwechsel  Job.  Georg  £isens  mit  F.  R.  Gadebusch'.  ^)  Die  Verdienste 
Eisens,  des  um  die  Mitte  des  18.  Jh.  in  Torma  wirkenden  Pastors,  sind 
weniger  auf  dem  Felde  der  Seelsorge  als  bei  der  Einführung  der  Blatter- 
impfiing  und  bei  der  Anbahnung  zur  Aufhebung  der  Leibeigenschaft  zu 
suchen.  5)  Der  Vf.  publiziert  zwei  Briefe  aus  dem  J.  1779,  welche  sich 
auf  die  Frage  über  Hupeis  Rechtgläubigkeit  beziehen.'')  —  Prof.  R.  Haus- 
mann macht  darauf  aufmerksam,  dafs  sowohl  in  der  russktga  istoritscheskaja 
biblioteka  (Bd.  HI,  p.  161^-294)  publizierten  russ.  Chronik  manche  Nach- 
richten zur  livld.  Geschichte,  besonders  zur  Geschichte  Dorpats,  und  im  'Cata- 
logns  codicum  roanuscriptorum  bibliothecae  Ossolinianae  Leopoliensis  1880' 
Materialien  zur  Geschichte  der  Jesnitenschulen  in  Dorpat  und  Riga  wie  zu 
den  Neidischen  Händeln  sich  finden  lassen.  8)  -  Die  kurld.  Gesellsch.  für 
Litter.  u.  K.  publiziert  (p.  It )  einen  Brief  der  bekannten  Dichterin  Elise 
V.  d.  Recke  an  ihre  Freundin  Mademoiselle  Caroline  Stolz,  der  die  unglück- 
liche Ehe  der  Dichterin  zum  Gegenstand  hat.  —  Die  gelehrte  estnische  Ge- 
sellsch. (p.  77)  bringt  in  ihren  Sitzungsberichten  einen  Brief  Alexander  von 
Humboldts  an  seinen  Bruder,  in  welchem  er  von  seiner  Reise  und  seinem 


1)  Quellen  zur  Qeschichte  des  Untergangs  der  liyld.  Selbständigkeit.  Arch.  f.  Gesch. 
Ut-,  Est-  u.  Kurlands.  Bd.  YIII.  Reval,  Franz  Kluge.  —  2)  In  den  Sitzber.  der  kurld.  Ges.  f. 
Litter.  u.  Kunst  ist  ein  Brief  des  Chronisten  Thoraas  Homer  an  Salomon  Henning  vom  28. 
April  1574  abgedruckt.  —  S)  Rigasche  Hexenprozesse  des  16.  Jh.  Rigasche  Stadtblätter. 
Xo.  31.  —  4)  Kbda.  No.  30.  —  5)  Ebda,  No.  34.  —  6)  Ebda.  No.  33  u.  34.  —  7)  Ein 
Bekenntnis  August  Wilh.  Hupels.  El>da.  No.  32.  —  8)  Sitzber.  d.  gel.  estn.  Ges.  p.  70 
Qod  167. 

Uiitoriacho  Jahreibe  richte.    1881.    III,  i 


111,50  Vni.  2.    C.  Mettig: 

Aufenthalt  in  Dorpat  und  Riga  berichtet.  —  Den  Briefen  lassen  wir  die 
Memoiren  folgen.  Das  Tagebuch  des  Grafen  Tolstoi  kann  in  gewissem  Sinne 
als  Quelle  zur  Geschichte  der  Bauernnnruhen  in  den  Ostseeprovinzen  inner- 
halb der  Jahre  1845—46  angesehen  werden.  Tolstoi  hat  seine  Aufzeich- 
nungen als  zu  besonderen  Aufträgen  nach  Riga  abgesandter  Beamte  ge- 
macht. ^)  —  Eine  wertvolle  Bereicherung  erfährt  die  baltische  Provinzial- 
litteratur  durch  die  Götzeschen  Memoiren  fOr  die  J.  1820 — 1850.^)  Be- 
sonders hervorzuheben  sind  die  Nachrichten  tiber  die  Entstehung  des  evan- 
gelisch-lutherischen Generalkonsistoriums  und  über  das  fQr  die  Kirchen- 
geschichte der  Ostseeprovinzen  bedeutungsvolle  Kirchengesetz  vom  J.  1832. 
—  Zur  Kategorie  der  Qnellenpublikatiouen  gehören  auch  zwei  gröDsere  Ar- 
beiten über  Heraldik  und  Sphragistik,  mit  denen  in  erfreulicher  Weise  die 
Kenntnis  dieser  Gebiete  erweitert  wird.  Eugen  v.  Nottbeck  giebt  Ergänzungen 
zu  seinem  Büchlein:  ^Die  älteren  BaUfamilien  in  Reval':  eine  vollständige 
Sammlung  von  Wappen  und  Siegeln  Revaler  Batsglieder  und  Patricier,  ferner 
verschiedene  der  in  Estland  landsässigen  Rittergeschlechteru  angehörenden 
Siegel,  von  denen  die  meisten  dem  im  J.  1875  in  Reval  gemachten  Ur- 
kundenfunde entnommen  sind.  Unter  den  360  Nummern  auf  23  Tafeln  und 
den  Notizen  auf  52  Seiten  des  Textes  werden  dem  Heraldiker  und  Historiker 
manches  Interessante  geboten.^)  —  Das  andere  Werk  ist  das  baltische 
Wappenbuch  von  Karl  Arvid  von  Klingspor,  von  dem  die  erste  Lieferung 
(20  Blätter  mit  120  Wappen)  bis  zum  Namen  von  Buhrmeister  1881 
erschienen  ist.  Das  ganze  Werk  soll  6  Lieferungen  umfassen.^)  Bei  jedem 
Wappen  ist  der  Name,  die  Zugehörigkeit  und  das  Alter  des  Geschlechts  hin- 
zugefügt. Als  besonderes  Verdienst  des  Verf.  ist  sowohl  die  Emendation 
der  im  Laufe  der  Zeit  in  der  baltischen  Heraldik  entstandenen  Fehler,  als 
auch  die  Wiederauffindung  mancher  verschwundenen  Wappen  und  die  künst- 
lerische Darstellung  der  Wappen  überhaupt  hervorzuheben.  —  Wir  scbliefsen 
den  Abschnitt  der  Quellenedition  mit  der  Mitteilung,  dafs  L.  Stieda  über  den 
handschriftlichen  Nachlafs  des  durch  seine  archäologischen  Sammlungen  be- 
kannten Grafen  C.  G.  Sievers  berichtet^)  und  gehen  auf  die  Monographien 
über.  —  C.  Russwurms  Nachrichten  über  Balthasar  Russow  bringen  zu  den 
spärlichen  Notizen  über  die  Lebensumstände  des  berühmtesten  livld.  Chronisten 
als  nicht  unwichtige  Ergänzungen  zu  dessen  Biographie:  eine  Bittschrift  der 
Prediger  an  den  Revaler  Rat,  zwei  Briefe  Russows  an  den  Syndikus  von 
Bremen  über  die  Unglücksfölle  in  seiner  Familie,  dann  die  Inskriptionen  des 
Revaler  Erbebnchs  betreffs  des  Russowschen  Hauses  und  schliefslich  eine  Be- 
merkung der  Rostocker  Universitätsmatrikel  vom  J.  1541.^)  —  Nur  ganz 
kurz  gedenkt  H.  Holtzmann  in  seiner  Biographie:  ^Melchior  Hoffmann'  der 
Wirksamkeit  desselben  in  Livland. '')  Neuere  Nachrichten  zur  Geschichte 
des  Aufenthalts  dieses  reformatorischeu  Schwärmers  verdanken  wir  Dr.  Jnl. 
Weidling. *)  —  H.  J.  Böthführ  weist  in  seinem  Aufsatz:  'Einige  Be- 
merkungen zu  Sylvester  Tegetmeiers  Tagebuch'  einige  histor.  Fehler  in  dem- 
selben nach  und  giebt  zum  Schlufs  einige  Notizen  über  die  Familienglieder 
und   die  Nachkommenschaft   des   ersten   evangelischen  Predigers   der  Jacobi- 


1)  RoMuches  Archi?.  Oktoberheft.  Moskau.  —  2)  Fürst  A.  N.  Galixin  imd  seine  Zeit 
Leipzig,  Doncker  u.  Humblot  —  3)  Läbcck,  H.  Viegelmann.  —  4)  Stockholm,  G.  F.  y.  Beyer 
(A.  L.  Normanns  litogr.  Anstalt)  —  5)  Sitzber.  d.  gel.  estn.  Ges.  p.  46.  -  6)  Bei&r.  zur 
Kunde  Liy.,-  Est-  u.  Kurld,  Bd.  11.  H.  IV,  p.  431  ff.  —  7)  Allg.  deutsch.  Biogr.  Bd.  XU, 
p.  636,  637.  —  8)  Schwed.  Gesch.  i.  Zeitalter  der  Reform.     Gotha,  Schlörsmaim. 


Liv-,  Est-  und  Kurland.  •  JJI 51 

• 

kirche.  ^)  —  Ein  charakteristisches  Zeitbild  ans  der  Epoche  des  Untergangs 
livld.  Selbständigkeit  liefert  C.  Schirren^)  über  den  Bischof  von  Oesel  und 
Enrld  v.  1541  — 1560.  Interessant  aber  scharf  ist  das  Urteil  über  diesen 
livld.  Seelsorger  der  Reformationszeit.')  J.  Lossins  veröffentlicht  eine  auf 
die  Familiengeschichte  der  von  Uexküll  bezügliche  Urkunde  vom  24.  Febr. 
1554  und  preist  den  Vorwurf,  dals  der  seines  unbändigen  Treibens  wegen 
bekannte  Otto  v.  Uexküll  unehelicher  Geburt  sei,  als  unbegründet  zurück.^) 
—  Wie  die  beiden  vorhergenannten  Livländer  war  auch  Caspar  von  Olden- 
bockum  ein  Typus  seiner  Zeit.  W.  Greiffenhagen  hat  ein  Lebensbild 
dieses  letzten  Ritters  seiner  Zeit  auf  Grundlage  der  Urkundeneditionen  von 
Schirren  und  Renners  Chronik  entworfen.  Der  Vf.  widerspricht  der  von 
Lossius  vertretenen  Ansicht,  dafs  mit  dem  entseelten  Krieger  Oldeubockum 
weitgehende  Entwürfe  zu  Grabe  getragen  seien.  Nach  Greiffenhagen  war  der- 
selbe kein  politischer  Führer;  er  nahm  nur  seine  Ritter-  und  Eidespflicht  zur 
Richtschnur,  wenngleich  die  Politik  entgegengesetzte  Schritte  erforderte.^)  — 
Alexander  Barssukow  veröffentlicht  über  das  Geschlecht  der  Scheremetjew 
ein  gröfeeres  Werk,  von  dem  der  1.  Bd.  erst  erschienen  ist,  welcher  mit  dem 
Tode  des  Zaren  Iwan  des  Schrecklichen  1584  schliefst.  Die  Scheremetjew, 
deren  Ahnherr  ot  nemezkoi  semli  (aus  deutschem  Lande)  gekommen 
sei,  werden  im  Kampfe  in  und  um  Livland  erwähnt.  —  Dr.  C.  Rauchs 
kleine  Abhandlung  verdient  aus  dem  Grunde  Erwähnung,  weil  des  polnischen 
Königs  Feldzag  gegen  Pleskau,  welche  Stadt  die  Basis  aller  moskowischen 
Pläne  gegen  Livland  bildet,  im  Zusammenhang  mit  der  livld.  Geschichte 
steht,  ö) 

Speciell  für  die  Kulturgeschichte  des  1 6.  Jh.  kommen  folgende  Arbeiten 
in  Betracht:  Von  H.  v.  Bruiningk  wird  über  die  in  Westfalen  aufbewahrten 
Plettenberg- Bildnisse,  über  die  Rüstung,  den  Sporen  und  den  Stock  Walter 
von  Plettenbergs  berichtet.*)  —  Arend  Buchholtz  beschreibt  in  dem  Auf- 
satz: ^Ans  dem  Hausrat  eines  rigaschen  Ratsherrn  des  16.  Jh.'  einen  schönen 
Kflchenmörser,  der  dem  rig.  Kaufmann  Marthen  Prowestinck  (a.  a.  1556) 
gehört  hat,  und  bringt  einige  Nachrichten  über  denselben  und  dessen  Familie.^) 
Vorstehender  Aufsatz  veranlafste  0.  v.  d.  Recke,  eine  Abhandlung  zur  Ge- 
schichte der  Familie  Proebsting  abzufassen,  in  der  die  Zugehörigkeit  Marthen 
Prowestincks  zum  Uradel  Deutschlands  und  die  Verwandtschaft  desselben 
mit  den  Edelherren  von  Gehmen  nachgewiesen  werden  soll.  ®)  —  Hierher  ge- 
hört auch  die  Mitteilung  der  Sitzungsberichte  der  gelehrten  estnischen  Ge- 
selLsch.  über  das  Stammbuch  des  lübischen  Predigers  Adam  Helms  (1595 — 
1601),  welcher  in  Riga  das  Gymnasium  besucht  hatte,  woselbst  er  Gelegen- 
heit fand,  sich  mit  einer  Reihe  von  Livländern  zu  befreunden.®)  —  Den 
Abschnitt  über  das  16.  Jh.  scbliefsen  wir  ab  mit  einem  Aufsatz  von  C.  Mettig, 
in  welchem  der  Vf.  diese  gegenüber  der  aus  Russe ws  übertriebenen  Schil- 
derung der  Sittenverderbnis  geschöpften  Anklage  zu  verteidigen  versucht.  *^) 

Hauptsächlich  kulturgeschichtliche  Momente  behandeln  die  Arbeiten  dos 
17.  Jh.   F.  Amelung  beschreibt  ein  im  Revaler  Hafen  aufgefundenes  Kriegs- 


1)  Mitt  a.  d.  livld.  Gesch.  Bd.  XIII,  H.  1,  p.  61  if.  —  2)  Bischof  Johann  von  Miinch- 
hau«eii  i.  d.  Bali.  MSchr.  Riga,  Deabner.  Bd.  XXVUI,  p.  1  ff.  —  3)  £bda.  H.  II,  p.  183.  — 
41  Caspar  Oldenbockora  and  seine  Waffenthaten  i.  d.  Beitrr.  z.  Kde.  £st-,Liv-,Kurl.  Bd.  II,  H.  lY. 
—  5)  Pieskans  Belagerung  durch  Stephan  Bathory  u.  e.  w.  Separatabdr.  d.  Ztg.  für  Stadt 
u.  Land!  Riga.  —  6)  Rig.  Z.  No.  187.  —  7)  Rig.  Stadtbl.  No.  29.  —  8)  Rig.  Z.  BoUage 
y„     Igt.    —    9)  Sitzher.  d.  gel.  eatn.  Ges.    p.  111.  10)  Die  Livländer  im  16.  Jh.    Rig. 

Z.  Xo.  6   u.  7. 

•1* 


111,52  Vm.  2.    C.  Mettig: 

schiff,  welches  vermutlich  1601  versunkeD  war.*)  —  Von  C.  Rnfswarm 
werden  in  einem  Aufsatz  in  novellistischer  Form  Scenen  aus  der  Geschichte 
Estlands  zur  Zeit  der  Taufe  Karls  von  Südermannland  a.  1601  geschildert. 
Historische  Thatsachen  sind  durch  selbsterfundene  Bindeglieder  zu  einem  Ge- 
samtbilde vereinigt.')  —  Tb.  Schiemann  stellt  in  seiner  Biographie: 
'Jacob  Herzog  von  Kurland'  die  auswärtigen  Beziehungen  Kurlands  vor  and 
während  der  Regierung  des  genannten  Herzogs  und  die  industriellen  Unter- 
nehmungen desselben  dar. 3)  In  einer  zweiten  Untersuchung  Schiemanns 
werden  die  mannigfachen  Versuche  der  katholischen  Propaganda  in  Kurland 
dargelegt.^)  —  Eine  Biographie  Paul  Flemmings  ist  von  F.  Amelung  ge- 
liefert worden.  Den  Mittelpunkt  der  Darstellung  bildet  der  Aufenthalt  dieses 
geist-  und  gefühlvollen  Schöpfers  der  neuen  deutschen  Dichtkunst  im  Jahre 
1635/36  in  Reval,  der  schönsten  Zeit  seines  Lebens,  wo  er  sich  mit  der 
Tochter  des  Ratsherrn  Niehusen  verlobt  und  mit  Revaler  Freunden  in  an- 
regendem Verkehr  und  dichterischem  Schaffen  glückliche  Tage  verlebt.,*)  — 
Zur  Geschichte  des  Buchhandels  in  Riga  hat  W.  Stieda  einen  Beitrag  ge- 
liefert, indem  er  das  von  Liborins  Bergmann  über  diesen  Gegenstand  ver- 
arbeitete Material  durch  eine  Reihe  von  bisher  unbekannten  Aktenstücken 
aus  dem  rigaschen  Ratsarchive  ergänzt.  Die  Entwickelung  des  Buchhandels 
vom  Auftreten  des  Buchhändlers  MoUyn  bis  zum  Beginn  der  umfassenden 
Wirksamkeit  Hartknochs  bildet  den  Inhalt  dieser  Studie.^)  —  Zum  Teil 
diesem,  hauptsächlich  aber  den  beiden  folgenden  Jahrhunderten,-  gehört  eine 
die  Kenntnis  der  Geschichte  des  halt.  Schulwesens  fördernde  Arbeit  von 
Gotthard  v.  Hansen  an.  Alle  auf  sein  Thema  bezüglichen  Materialien,  die 
zum  teil  schon  an  verschiedenen  Stellen  gedruckt  waren,  hat  der  Vf.  zu- 
sammengestellt und  durch  vieles  Neue  ergänzt.  Ihm  ist  es  auch  gelungen, 
die  bisher  vermifsten  Aufzeichnungen  des  Kantors  am  Revaler  Gymnasium 
David  Gallus,  die  von  seinem  Schwiegersohn  bis  1695  fortgesetzt  waren,  auf- 
zufinden und  zu  benutzen.^;  —  Den  Übergang  ins  18.  Jh.  bildet  C.  A.  Berk- 
holz'  Abhandlung.  Vom  Vf.  werden  die  Lebensschicksale  von  vier  Pastoren 
des  Namens  Depkin  und  von  zwei  Frauen  aus  der  Depkinschen  Familie  ge- 
schildert. ®)  —  Über  den  livld.  Publizisten  August  Wilhelm  Hupel  bringt 
Julius  Eckardt  eine  kurze  Biographie,  zu  der  er  die  Materialien  dem  allg. 
Schriftstellerlexikon  für  Liv-,  Est-  und  Kurland  von  Recke  und  Napiersky 
entnommen  hat.  ^)  —  A.  Hasselblatt  stellt  einige  Notizen  zur  Geschichte 
der  im  J.  1788  begründeten  dörptschen  Zeitung  zusammen. ^^)  —  Im  ^Lexikon 
der  hamburgischen  Schriftsteller  bis  zur  Gegenwart' ^^)  findet  sich  auch  eine 
kurze  Lebensbeschreibung  des  1769  in  Reval  geborenen  Justus  Heinr.  Wiegand, 
welcher  später  in  Hamburg  als  Arzt  und  Schriftsteller  gewirkt  hatte.  Ober 
den  Genannten  finden  sich  ausführliche  Nachrichten  in  d.  livld.  Schriflstellcr- 
lexikon  von  Recke  und  Napiersky.  —   Die  vorhergehenden  Jahrhunderte  mit 


1)  Rot.  Z.  1881.  —  2)  Fahnenweihe  za  Reval  i.  Rig.  Alman.  1881,  p.  1  ff.  W.  F. 
Mäcker.  —  3)  Allg.  d.  Biogr.  Bd.  XHI,  p.  .540  ff.  —  4)  Herzog  Jacobs  von  Kurland  Be- 
ziehungen zur  papstlichen  Curie.  Mitt.  a.  d.  livld.  Gesch.  Bd.  XIII,  H.  1,  p.  49  ff.  —  o)  D. 
Dichter  Faul  Flemroing  und  seine  Bez.  zu  Reval  i.  d.  B.  MSchr.  Bd.  X&VILI,  fl.  V,  p.  63  ff.  — 
6)  Z.  Gesch.  d.  Buchhandels  in  Riga.  Arch.  f.  Gesch.  d.  deutsch.  Buchh.  Bd.  VI,  p.  114  ff. 
Für  Dorpat  entsprechend  :•  Ders.,  die  Entw.  d.  Buch-Gewerbes  in  Dorpat  Ebda.  Yil.  —  <)  Ge- 
Rchichtsbl.  d.  Revaler  Gouv.-Gyronas.  zu  dessen  250j.  Jubil.  am  6.  Juni  1881.  Reval,  Klage. 
—  8)  Die  alte  Pastorenfamilie  Depkin  vom  J.  16ö2— 1746.  Sep.-Abdr.  d.  N.  Z.  f.  Stadt  u. 
Land  Riga.  —  9)  A.  d.  Biogr.  62.,  63.  Lief.,  p.  422.  423.  -<  10)  SiUber.  d.  gel.  estn. 
Ges.  p.  78.    -     11)  Bd.  VUl,  H.   l,  p.  83. 


liiv-,  Est-  und  Kurland.  111,53 

• 

dem  19.  soll  eine  Arbeit  des  Senators  Bremer,  welche  auch  znm  teil  dem 
Mittelalter  angehört,  vermitteln.  Der  Vf.  giebt  nämlich  ein  Verzeichnis  der 
in  Lübeck  geborenen  Ratsherren  von  Riga,  Reval  nnd  Dorpat  aus  dem  13. 
bis  19.  Jh.  Die  Ratslinien  der  Städte  Riga,  Dorpat  und  Reval  von  Böthführ, 
Bange  und  Nottbeck,  sowie  auch  urkundliche  Nachrichten  aus  den  lübischen 
Oberstadtbttchern  liegen  dieser  Arbeit  zu  Grunde.  ^)  —  In  gewissem  Sinne 
schliefsen  sich  dieser  Arbeit  an  die  rigaschen  Biographieen  u.  s.  w.  von  J. 
G.  F.(robeen).  136  Biographieen,  die  innerhalb  der  J.  1810—1829  in  den 
rigaschen  Stadtblättem  erschienen  sind,  hat  der  Vf.  in  einem  Bande  zusammen- 
gestellt.*) —  In  der  Revue  critique  (No.  1)  veröffentlicht  Jacob  (le  bibliophile) 
seine  Arbeit:  ^Madame  de  Krudener,  ses  lettres  et  ses  ouvrages  in^dits.'*)  — 
Von  A.  Fechner  ist  eine  Broschüre  anzuführen,  in  welcher  der  Vf.  den 
fabelhaften  Gerüchten  gegenüber  eine  auf  authentischen  Quellen  beruhende 
Darstellung  der  Schicksale  des  unglücklichen  livld.  Pastors  Seider  giebt.  ^) 

Dr.  K.  Sa  11  mann  entwirft  ein  fesselndes  Lebensbild  eines  in  Reval 
geborenen  Dichters  in  der  Abhandlung:  ^Wilhelm  Smets,  ein  Romantiker  aus 
baltischen  Landen.'^)  —  Prantl  hat  kurze  biographische  Notizen  über  den 
von  1802  — 1839  an  der  Universität  zu  Dorpat  wirkenden  Professor  der 
Philosophie  Gottlieb  Benjamin  Jaesche  veröffentlicht.®)  —  Von  J.  Eckardt 
sind  die  wichtigsten  Momente  aus  dem  Leben  Alb.  Wold.  Hollenders,  des  Begrün- 
ders der  birkenruhschen  Erziehungsanstalt,  zusammengestellt.'^  —  Ph.  Spitta 
hat  dem  verstorbenen  Syndikus  der  Stadt  Reval,  Oskar  Riesemaun,  einem  der 
edelsten  Vertreter  baltischen  Wesens,  ein  würdiges  Denkmal  der  Hochachtung 
und  Freundschaft  gesetzt.®)  —  Aus  der  Feder  R.  Girgensohns  stammt 
die  umfangreiche  Biographie  des  Otto  Girgensohn,  die  ein  Stück  baltischer 
Kirchengeschichte  bildet.^)  —  2  Biographieen  Wilhelm  Mannhardts,  des  um 
die  Kultur-  und  Sagengeschichte  des  lettischen  Volkes  verdienten  Germa- 
nisten, haben  wir  noch  zu  registrieren.^®)  —  Hieran  reihen  sich  mehrere  Nekro- 
loge: über  Professor  Moritz  von  Engelhardt,  ^^)  über  den  Konservator  des 
Museums  der  gel.  estnischen  Gesellschaft  Hartmann,  über  den  Inspektor  des 
dorpat.  Gymnasiums  C.  Mickwitz  ^*)  und  den  Apotheker  E.  Seezen. *^)  — 
alles  Männer,  di^mehr  oder  weniger  sich  litterarisch  bethätigt  hatten.  —  Die 
letzten  Arbeiten  beziehen  sich  auf  Pädagogik,  Agrarverhältnisse,  Lokal- 
geschichte und  Geographie.  Das  Programm  der  bauskeschen  Kreisschule, 
welches  znr  Erinnerung  an  das  75jährige  Bestehen  derselben  1880  zusamme- 
gestellt  wurde,  enthält  eine  kurze  Geschichte  der  bauskeschen  Schulen  von 
1561 — 1880.  Bis  1806  werden  nur  spärlich  Notizen  geboten.^*)  —  Zur 
Geschichte  der  Universität  Dorpat  veröffentlicht  Dr.  G.  F.  Schmid  eine 
Studie.  Geborene  Russen  sollten  in  Dorpat  zu  Professoren  für  russische 
Universitäten  ausgebildet  werden.  Die  Organisation  des  Instituts,  die  Ent- 
wickelnng  und  Wirksamkeit  der  Zöglinge  beschäftigt  hauptsächlich  den  Vf.^^) 


1)  Z.  f.  lübeckBche  Gesch.  Bd.  IV,  U.  2.  —  2)  Bd.  I.  Riga,  Schnackenburg»  lith.  und 
typogr  Anstalt  —  3)  Vgl.  JahreBber.  80,  S.  214.  —  4)  Die  Leiden  des  Pastors  Seider. 
Leipzig,  Steinacker.  —  o)  Beitrr.  z.  Kde.  E^t-,  Liv-  u.  Karlds.  Bd.  II,  H.  IV,  p.  461  ff.  -- 
6)  A.  d.  Biogr.  Bd.  XIU,  p.  730.  —  7)  Ebda.  Bd.  XII,  p.  749.  —  8)  Oskar  Riese- 
niann  i.  d.  B.  Mtsschr.  Bd.  XXVIII,  IL  VI,  p.  .511.  —  9)  Dr.  0.  Girgensohn,  Superintend. 
u.  OberpaBtor  zu  St  Olai  in  Reval.  Ebda.  H.  I.  IV.  VI.  VHI.  IX.  —  10)  Sbr.  d.  g.  estn. 
G.  p.  184;  Altpr.  Mtsschr.  fl.  3  u.  4.  —  11)  B.  Mtsschr.  Bd.  XXVIII,  H.  9,  p.  790— 
792,  T.  Fr.  Bienemana;  2)  Ton  Prof.  Hamack,  Dorpat,  E.  J.  Xarow.  —  12)  Sbr.  d.  gl.  e.  G. 
p.  191, 184.  —  13)  Rig.Stadtbl.  No.  31.  ~  U)  Mitau,  Steffenhagen.  —  lo)  Das  Professoren- 
Institat  in  Dorpat  t.  1827—38.  Ross.  R.  Jahrg.  XI,  H.  VIII,  p.  136.  Dieselbe  Hoch- 
schale betrifft  Adel  mann,  Gesch.  u.  statist  Rückblicke  aof  die  Augenklinik  i.  D.  (D.  A.  t  G. 


ni,54  VIII.  2.    C.  Mettig. 

—  Alexander  Tobien  setzt  seine  Arbeit:  'Zur  Geschichte  der  Bauern- 
Eraancipation'  mit  der  Abhandlung:  ^Beiträge  zar  Geschichte  der  livld.  Agrar- 
gesetzgebung' fort.  Die  Vorbereitung  der  grofsen  Agrarreform  vom  Jahre 
1849  schildert  der  Vf.  eingehend  auf  Grund  der  bisher  nicht  verwerteten 
Akten  des  livld.  Ritterschaftsarchivs.  M  —  Zur  Geschichte  der  Institute  der 
Stadt  Riga  dürften  gehören:  1)  der  Aufsatz  v.  C.  A.  B.  über  die  St  Jacobi- 
kirche,*)  2)  von  — r.  über  das  Firs  Mironow-Sadownikowsche  ArmenbattS;^) 
3)  von  Seiler  die  Mineralwasseranstalt.  —  G.  v.  Manteuffel  liefert  für 
das  geographisch-historische  Lexikon:  ^Slownik  geograficzny'  eine  Reihe  von 
Artikeln  (30)  über  Ortschaften,  welche  gröfstenteils  in  Polnisch-Livland  gelegen 
sind.^j  —  Zum  Schlufs  bemerken  wir  noch,  daüs  C.  Mettig  über  sämtliche 
litterarische  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  der  Ostseeprovinzen 
des  Jahres  1881  in  seinem  Berichte:  ^Die  livländische  Geschicht^literatur  im 
Jahre  ISST  meist  mit  kurzer  Inhaltsangabe  referiert  hat.'^) 


IX. 

K.  E.  H.  Krause. 

Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck, 
Mecklenburg  und  Pommern/) 

Schleswig  -  Uolstein.  —  Siebenzehn  Urkunden  zur  Geschichte 
Dithmarschens  aus  dem  16.  bis  zum  18.  Jh.  hat  Oberbürgermeister 
Boysen')  in  Hildesheim  im  Lüneburger  Stadtarchiv  gefunden  und  heraus- 
gegeben, sie  reichen  von  1501  bis  1751.  Interessant  ist  *6ine  Aufforderung 
des  Rats  zu  Lüneburg  an  die  48  Regenten  des  Landes  (Regest.)  gegen  die 
lutherische  Sekte,  wohl  nach  der  Ermordung  Heinrich  (Möllers)  von  Ztttphen 
1524.  Zu  No.  13  hat  der  Herausgeber  eine  Übersicht  über  die  Reibungen 
und  kriegerischen  Verhältnisse  zwischen  den  Dithmarschen,  dem  Könige  und 
den  Herzogen  bis  zur  endlichen  Unterwerfung,  1500 — 1559,  geliefert,  zu 
No.  14  ebenso  über  die  Befreiungsbestrebungen,  namentlich  durch  Johann 
Tope  und  Eweken,  welche  in  die  Grumbachschen  Händel  einspielen.  In  der 
Litteratur  Schleswig -Holsteins  spielte  'Cilicius  Cimber'  eine  Rolle,  hinter 
welchem  man  den  -Trorex  Cimbriac'  Heinrich  Rantzau  vermutete.     August 


d.  Medicin  IV,  3),  aucL:  Godenkblätter  d.  75j.  Bestehon»  d.  Univ.  D.  (»choii  1877.)  - 
1)  Balt  Mtsschr.  Bd.  XXVUI,  H.  9,  p.  699  u.  XXtX,  H.  2.  —  2)  ftig.  Almanach.  — 
:j)  Ebda.  —  4)  Slownik  goograficzny,  Warsisawa.  Bd.  II.  Von  Doblena  bia  Grawery.  — 
O.  Schmidt  schreibt  über  d.  ordentl.  Civilprozefs  nach  lirl.  Landrecht,  vgl.  o.  Verfaaa.-Geacb.  - 
r>)  Sonderabdr.  d.  Big.  Z  —  6)  Abkürzungen:  Z.  Schi.  H.  =  Zeitschrift  för  Schleswig- 
HoUtein-Lauenburgische  Geschichte.  Z.  N.  S.  =  Zeitschr.  dos  histor.  Vereins  für  Nieder- 
Sachsen.  M.  H.  ==  Mitteilungen  für  Harburgische  Geschichte.  H.  Bl.  =  Hansische  Ge- 
Hchichtsblätter.  B.  St.  =  Baltische  Studien.  Z.  L.  —  Zeitichrifl  für  Lübecksche  Geschichte. 
Z.  H.  =  Zeitschr.  f.  Hamborgische  Geschichte.  —  7>  Z.  Seh.  H.  11,  85—68. 


Schlenwig-Holstein,  Hambarg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  JU  55 

WetzeP)  hat  jetzt  die  Identität  aue  einem  Briefe  an  Minntius  de  Minutiis, 
Erzbischof  Minaccio  Minncci  von  Zara,  sicher  erwiesen.  Die  berühmte 
Bibliothek,  die  der  grofse  Herr  zu  Breitenbarg  sammelte,  ist  vollständig  ver- 
schollen und  verschwunden,  sie  ging  bei  der  Erstürmung  der  Burg  1627  ver- 
loren. M.  Posselt')  vermutet,  dafs  Wallenstein  sich  ihrer  zum  grofsen 
Teile  bemächtigt  habe  wegen  der  astrologischen  Schätze.  Dann  würde  sie 
nach  Gitschin  gebracht  und  vielleicht  ihre  Reste  da  noch  zu  finden  sein, 
wohin  die  Jesuiten  später  ihre  Gitschiner  Bibliothek  brachten.  —  Die  Stellung 
der  Herzogtümer  und  überhaupt  Norddeutschlands  beim  Beginn  des  nieder- 
sächsisch-dänischen Krieges  hat,  wenn  auch  meist  nach  deutscher  Litteratun 
doch  auch  nach  Berliner,  Kopenhager  und  englischen  Archivalien,  mehr  mit 
Hinblick  auf  Universalgeschichte  M.  G.  Schybergson^)  in  Helsingfors  in 
Betracht  gezogen.  Er  bespricht  die  versuchte  Bedrohung  Hamburgs  durch 
die  Anlage  von  Glückstadt  und  die  norddeutschen  Bistümer.  Schon  1624 
wurde  durch  Beilin  ein  Eingreifen  Schwedens  verhandelt;  Gustav  Adolf  war 
zu  einer  Landung  bereit,  forderte  aber  die  Einräumung  von  Bremen  und 
Wismar,  wesentlich  zur  Sicherung  gegen  Dänemark.  Nach  dem  Lauenburger 
Tage  nahm  England  Dänemarks  Vorschläge,  auch  dessen  Heeresmatrikel  au, 
wonach  stellen  sollten:  Mecklenburg  300  Reiter  und  600  zu  Fufs,  Holstein 
200  und  500,  Erzbistum  Bremen  200  und  500,  die  Hansestädte  2000  und 
6000,  Dänemark  1000  und  4000.  Die  endlichen  Verhandlungen  führten 
zum  Haager  Bündnisse  zwischen  Christian  IV.,  England  und  Holland  ohne 
Schweden.  Wie  der  Herzog  von  Holstein-Gottorf,  Karls  XH.  Schwager,  bei 
des  letzteren  Thronbesteigung  leicht  hätte  mit  Dänemark  zu  billigem  Ver- 
gleich gebracht  werden  können,  was  Karl  versäumte,  hat  F.  F.  Carlson^) 
dargethan.  —  Philipp  Ludwig  von  Schleswig-Holstein-Sonderburg  (1620 — 
1689)  kaufte  Wiesenburg  im  Meifsnischen  und  gründete  die  vom  Freiherm 
O'Byrn*)  besprochene  Linie  der  Herzoge  von  Holstein- Wiesenburg,  welche 
1744  ausstarb.  Das  Erbe  fiel  an  die  Linie  Holstein-Beck.  Die  neuesten 
Zeiten  erhalten  historische  Beleuchtung  in  Chr.  Ludw.  Ernst  v.  Stemans 
'Urkundlichen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Herz.  Schl.-H.'^)  und  für  das 
Kriegsjahr  1864  auch  in  des  politischen  Agenten  Jul.  Hansen  'Les  coulisses 
de  la  diplomatie.  Quinze  ans  ä  Tetranger  (1864 — 1879).'')  Wegen  der  Er- 
zählung  der  Teilname   am  schlesw.- holst.  Kri^e  von   1848   ist  Major  von 


1)  Daaelbst  10,  199 — 20S.  Ciliciuii  wird  Übersetsong  von  Rantsan  nein,  r^  Ranxen 
von  dUciam.  —  2)  M.  Fotnelt,  'Die  Bibl.  Heinr.  Rantzaoa'.  Das.  11,  69—124.  (Zu  115: 
Petras  Lindeberg  war  nie  Prof.  in  Rostock,  sondofn  gelehrter  Kaufmann.  -  3)  Underband- 
lingama  om  en  Evangelisk  Allians  Iren  1624 — 1625  ett  bidrag  tili  tretticariga  krigets  bistoria. 
Uabilit-Schrift  Helsingfon,  1880.  J.  G.  Frenckel  &  Son.  VIU  a.  114  S.  und  XXXYUI 
S.  Bilager.  (Berichte  der  englischen  Agenten.)  Die  Data  über  Christians  IV.  Sohn  Friedrich 
als  Bischof  sind  teils  irrig,  teils  ungenau.  Vgl.  Jahresber.  80,  Xu,  66  u.  82.  Er  war  1623 
(Juni  5  oder  22?)  Bischof  in  Verden  bis  12.  Mai  1629  und  trat  faktisch  wieder  ein  am  24. 
Febr.  1635.  In  Bremen  war  er  nicht  Coadjntor  seit.  1621 ,  sondern  wurde  Ersbischof  (Ad- 
ministrator) im  Februar  1685,  Ton  1626  bis  24.  Dez.  1627  war  er  auch  faktisch  Administrator 
von  Halberstadt  und  1626  zeitweilig  faktisch  Admin.  von  Osnabrück,  Prätendent  noch  bis 
12.  Mai  1629.  —  4)  In:  Histor.  Tidskr.  Utg.  af  svenska  bist,  föroningen;  genom.  E.  Hilde- 
brand. 1.  Argang.  1881.  h.  1.  Stockholm,  C.  E.  Fritze.  Vgl.  H.  Z  48  (12),  368-69  (Da- 
nielton). —  5)  Mi^  T.  Freibergor  Altert- V.,  hrsg.  v.  Heinr.  Gerlach.  H.  17.  (Burg  Wiesen- 
burg von  1804  in  ^nkphotogr.)  —  6)  Hrsg.  von  dessen  Sohn  G.  v.  Stemann.  Husum  (Ham- 
burg, Gräfe)  1880.  Vm  u.  118  S.  8^  —  Hierher:  'Drei  plattd.  Erzählungen,  a.  t.  Erlebtes 
und  Erionerangen  von  1848  aus  Schl.-H.'  (Auch  u.  d.  T.:  'Vertelln\  1.  B.  3.  Aufl.)  Berlin, 
Freund  u.  Jockei,  1881.  175  8.  8«.  —  7)  Paris.  Copenhag.  Host  et  Als.  1880.  IV  u.  391  8.  8«. 


ni,56  IX.    K.  E.  H.  Krause: 

Finckhs  Gcsehichtc  des  oldenburgischen  Infanterie-Regiments  No.  9H)  hier 
zu  nennen.  —  Dr.  A.  Sach  beschrieb  A.  J.  Carstens^)  Jugendzeit.  Es 
sind,  besonders  für  die  Zeit  bis  zur  1.  italienischen  Reise,  Berichtigungen 
Fernow  gegenüber  eingetreten,  bezüglich  seiner  Stellung  als  Küper  in  der 
Weinhandlung  von  Bruye  in  Eckernförde  (1771 — 76)  und  besonders  in' Dar- 
stellung seiner  Thatkraft,  sich  der  Kunst  zu  erhalten.^)  Persönliches  über 
den  Grafen  F.  L.  v.  Stolberg  und  Johann  Heinrich  Yofs  hat  ein  bisher  un- 
bekannter Briefwechsel  aus  den  Jj.  1786  und  1787  ergeben;*)  ebenso  eine 
andere  Reihe  über  die  Schweizerreise  von  17755*)  bedeutender  durch  Schreiber 
und  Empfänger  ist  Schillers  Briefwechsel  mit  dem  Herzog  von  Schl.-Holst.- 
Augustenbuiig',^)  und  endlich  'Göthes  Briefe  an  die  Gräfin  Auguste  zu  Stol- 
berg'.'') W.  Arndt  fügte  Einleitung  und  Anmerkungen  hinzu,  worin  auch 
Angelegenheiten  Friedr.  Leop.  v.  Stolbergs  und  anderer  Verwandter  erläutert 
wurden.  Mathias  Claudius,  des  Wandsbecker  Boten,  Urteil  über  Philipp 
Emanuel  Bach  brachte  Fr.  Chrysander,  ^)  eine  Lebensbeschreibung  des  Mag. 
Thomas  Knudsen  (1503 — 1581),  lutherischen  Pastors  in  Hygum  und  Ka- 
nonikus in  Ripen,  lieferte  C.  Fr.  Carstens,^)  die  des  Schleswig -holstein. 
Generalsuperintendenten  Dr.  Adam  Struensee,  des  Vaters  des  bekannten 
Johann  Friedrich  Struensee,  derselbe.  ^^)  Eine  Anzahl  Holsteiner  und  Lü- 
becker Studenten  beteiligten  sich  an  der  Leichenfeier  des  Generals  v.  Kalcheim 
gen.  v.  Lohausen  1640  zu  Rostock  mit  lateinischen  und  deutschen  Gedichten, 
ihre  Namen  machte  Ref.  bekannt;  ^^)  ein  Verzeichnis  der  mit  der  Familie 
von  Rantzau  verbundeneu  Geschlechter:  L.  v.  Ahlefeld.  ^')  Die  ältesten  Ur- 
kunden des  Schuhmacher-Gewerks  zu  Oldesloe  (1520 — 1655)  hat  Dr.  Martin 
Schnitze  abdrucken  lassen.  ^^)  Ein  Topographisches  Handbuch  für  die 
Prov.  Schlesw.-Holstein,  das  Fürstent.  Lübeck,  die  Grofsh.  Mecklenb.-Schwerin 
und  Mecklenb.-Strelitz,  sowie  die  Gebiete  der  Hausest.  Hamburg  und  Lübeck* 
vom  Landger.-Sekr.  Böger  ^^)  ist  zu  praktischem  Gebrauche  entworfen,  aber 
auch  für  histor.  Ortsnachweisung  von  Wert.  —  ^*)  Drei  Söhne  des  Herzogs 
Franz  H.  von  Lauenburg  wurden   1607  auf  die  Fürstenschule  zu  Tübingen 


1)  Vormals  OroCsh.  Oldenb.  Inf.-Beg.  Von  s.  Erricht.  bis  z.  Gegenw.  Berlin,  £.  S.  Mitt- 
ler &  SohB.  1  Titelb.  6  Unif.  9  Karten.  VUI  n.  436  S.  B^.  Vgl.  D.  Reichianz.  Ko.  292.  13  n. 
8.3.  Weseneitg.  1881.  No.  12581.  Morgenaasg.  —  2)  Asmas  Jakob  Carstens  Jagend- u.  Lehr- 
jahre nach  urkandl.  Qnellen.  Halle  a/S.,  Waisenh.  VII  u.  277  8.  8<».  Vgl.  Im  N.  Beich,  I,  No.  2<;, 
1015—1016.  Dtsch.  LittZ.  II,  1384.  -~  Üb.  Johann  Georg  Bist  vgl.  Prot  G.  D.  Jansen. 
Z.  Schi  L.  11,  207-228  (Besprechung  r.  Peels  Buch.  Vgl.  3.  Jahresber.  III,  53).  Grenzb. 
40.  J.,  No.  11,  459  (H.  Jacoby).  —  3)  Br.  Faul  Döring,  «Der  nordische  Dichtarkreis  u. 
die  Schlesw.  Litt.-Briefe  (3.  Jahresber.  UI,  54)  ist  bespr.  in  Herrigs  ArchiT  65,  347  f,  wo 
eine  Herausgabe  der  Briefe  für  tiberflüssig  erUärt  wird,  nnd  das.  66,  229  f.,  wo  man  eine 
Herausgabe  durch  Max  Koch  wünscht.  —  Zu  Max  Kochs  Helf.  Pet.  Sturz  (2.  Jahresber.  III, 
178.  275)  vgl.  noch  Dr.  G.  Zimmermann  im  Pr.  Jahrb.  Bd.  48,  Heft  3.  —  4)  Grenzb.  40.  J., 
No.  16—18.  Von  W.  A(mdt).  Die  Briefe  stammen  aus  der  München.  Staatsbibl.  —  5)  Das. 
No.  44,  201—207,  ebendaher,  von  W.  Arndt.  Sie  betr.  auch  Holty,  Boje,  Claadius  etc.  — 
6)  D.  Bundsch.  Okt.  1881  (von  F.  Max  Müller).  —  7)  .  .  verwitwete  Grafln  von  Bemstorff. 
2.  Aufl.  etc.  Leipzig,  Brockhaus.  XI  u.  166  8.  12^  Vgl.  Hist.  Ztschr.  47  (11),  96  (Brich 
Schmidt).  —  Einen  Nachtrag  zur  Klaus  Harms -Litteratur  von  C.  £.  Carstens  s.  Z.  Schi. 
H.  L.  U,  370—372.  —  8)  Allg.  Musik-Z.  XVI,  No.  37.  Vgl.  wich  femer:  Jugendbriefo  des 
Wandsb  Boten;  ed.  Bedlich.  —  9)  Z.  Schi.  H.  L.  10,  209-214.  —  10)  Das.  143—170. 
—  11)  Das.  11,  368—370.  —  12)  Vierteljahrschr.  f.  Heraldik  etc^l881,  Heft  1.  — 
13)  Osterprogr.  d.  h.  Bürgersch.  zu  Oldesloe.  Pr.  No.  252.  8  S.  4«.  —  ll)  Kieler  Univen.- 
Buchh.  XL  u.  281  S.  Lex.-8.  —  Von  Dr.  Aug.  Sach  erschien:  Schlesw.-Holst  in  gesch.  a. 
Ijeogr.  Bildern.  9.  Aufl.  Halle,  Waisenh.  64  S.  S^.  -  15)  Volbehr,  Beitr.  z.  hist  Topograph. 
V.  Kiel  nnd  Oppermann,  Gesdi.  d.  St.  Krempe  (Altona)  sah  Bef.  nicht 


SchlMwig-HoUtein,  Hambargf  Lülieck,  Mecklenburg  und  Pommern.  IH  57 

gesandt.  Dem  mitgeschickten  Hofmeister  Dietr.  Siegm.  Krop  wurde  eine  be- 
merkenswerte Instruktion  zugefertigt,  welche  Oberbaurat  a.  D.  Mit  ho  ff) 
samt  der  Reiserechnung  aus  dem  Archiv  zu  Hannover  bekannt  machte.  Von 
demselben  sind  die  kleinlichen  aber  charakteristischen  Zänkereien  um  die 
Abhaltung  der  Predigt  beim  Begräbnisse  der  Herzogin  Katharine  zu  Sachsen 
1644  im  Dome  zu  Ratzeburg  dargestellt.^)  Von  dem  aus  Neustadt  am 
liabenberge  stammenden  Geschlechte  der  Mithob,  Mithobius,  Mithofeu,  Mit- 
hoff 3)  war  eine  Anzahl  Persönlichkeiten  in  die  Schleswig -holst.,  lauenb.  und 
Hamburger  Angelegenheiten  verflochten.  Von  diesen  lebte  Burchard  M. 
1504  —  1564;  der  lauenburgische  Kanzler  Hektor  H.  M.  1561  —  1647, 
1629  vom  Kaiser  mit  dem  Namen  'Mithobius  von  Mithofen'  für  seine  Linie 
geadelt.  1595  war  letzterer  Rat  des  Herzogs  Johann  von  Sonderburg *,  er 
führte  einen  grofsen  Prozefs  mit  der  Stadt  Lauenburg;  sein  Sohn  Daniel 
V.  M.  war  1661  — 1662  Geh.  Rat  und  Kanzler  zu  Schwerin,  ein  anderer, 
Hektor  HL,  f  1655,  Superintendent  zu  Ratzeburg  und  des  Mecklenburgischen 
Kreises.  Familionbeziehungen  reichen  vielfach  nach  Holstein  und  Hamburg. 
Hektors  II.  und  Daniels  Streitigkeiten  mit  den  Herzogen  August  und  Julius 
Heinrich  führten  zu  Klagen  gegen  sie  beim  Reichskammergerichte.  ^)  — 

Von  Lttbeck  ist  in  Wilhelm  Mantels  Beiträgen  zur  lübisch-han- 
sischen  Geschichte^)  die  bisher  ungedruckte  Arbeit:  'Hermann  Bonnus, 
Lübecks  erster  Rektor  und  Superintendent,  als  lubscher  Chronist'  erschienen. 
Er  war  sehr  vorsichtig  in  seinen  zeitgenössischen  Nachrichten,  z.  B.  über 
die  Wullenwebersche  Zeit,  kein  Anhänger  der  letzteren  Partei,  aber  gerecht 
und  zuverlässig.  Die  neue  Darstellung  'Jörgen  WuUenweber  in  Geschichte 
und  Dichtung'  von  Anton  Ohorn  bringt  nichts  Neues.  —  Das  starre  Luther- 
tum der  zusammengehenden  Geistlichkeit  von  Lübeck,  Hamburg,  Rostock  und 
Wismar  wufste  dem  aus  Ostfriesland  weichenden  polnischen  Reformator  Jo- 
hannes a  Lasco  nach  dem  Interim  die  Thore  Hamburgs  zu  schliefsen,  und 
alle  4  Städte  wiesen  ihn  ab,  als  er  mit  seiner  englischen  Gemeinde  vor  der 
blutigen  Maria  dorthin  seine  Zuflucht  nehmen  wollte.^)  —  Ein  Bild  Lübecks 
von  1552  wurde  1855  von  Dr.  Johannes  Geffcken  mit  wenigen  Begleit- 
worten herausgegeben.  Die  jetzt  erschienene  2.  Aufl.  des  kolossalen  Bildes,^) 
in  chemischer  Farbenherstellung ^)  ist  mit  einer  ausführlichen,  die  ganze 
lübische  Geschichte  knapp  umfassenden,  auch  die  Personennamen  enthaltenden 
Begleitschrift  erschienen.  Diese  enthält  namentlich  eine  Obersicht  über  alle 
bekannten  Künstler  und  Kunsthandwerker  Lübecks,  aus  denen  auf  den  'Brief- 
maler^  Johann  Philipp  Rautzhamer  als  mutmafslichen  Urheber  des  Werkes 


1)  Z  N.  8.  1881,  80—99.  —  2)  'Die  im  J.  1644  obgewalteton  Streitigkeiten'  etc.  Da- 
selbst 100—134.  —  3)  Mitt.  über  die  Familie  Mithoff  etc.  etc.  Von  Hect.  Wilhelm  Heinr. 
Mithoff.  Als  Ms.  gedracktes  Familienbuch.  Mit  3  Photolith.  u.  1  gravierten  Stammbaum. 
Hannotert  Druck  von  Fr.  Celemann.  lY  n.  212  3.  4*^.  Die  Aufschr.  des  Briefes  von  Melanch- 
thon  (25.  Mai  1552)  p.  b.  stimmt  nicht  genau  mit  dem  Facsimile;  auch  in  den  Zahlen  kom- 
men Irmngen  vor.  —  4)  Wir  registrieren:  Jobst  Sackmanns  plattdeutsche  Fredigten,  hrsg. 
r.  A.  Schulze.  2.  Aufl.  —  Plattd.  Urkk.  d.  städt  Arch.  zu  Oldesloe  v.  dems.  III.  lY.  — 
h}  Hrsg.  V.  K.  Koppmann.  10.  s.  o.  II,  K.  XYIII.  —  6)  Hermann  Dal  ton,  Johannes  a  Lasco. 
Beitr.  zur  Ref.-G.  Polens,  Deutschlands  u.  Englands.  MitPortr.  Gotha,  F.  A.  Perthes.  XXYII  u. 
577  S.  gr..8<'.  Ygl.  Mitt  a.  d.  bist.  Litt.  X,  3  (Schmidt«.  Lit.  Centralbl.  1882,  1622  ff.  Z.  f. 
Gesch.  u.  Landesk.  d.  Pr.* Posen.  Herausg.  von  Chr.  Meyer.  Bd.  1  (1882),  Heft  1  (Mai  Bär).  — 
7)  Lfibeck  in  der  Mitte  des  sechzehnten  Jahrhunderts.  Bemerk,  v.  Dr.  Joh.  Geffcken  zu  der 
Holzschnittansicht  von  Lübeck,  in  Bildfläche  7  5  cm  hoch,  3  65  cm  breit.  2.  Aufl.  Lübeck, 
W.  Glaser,  s.  a.  (1881)  56  S.  (davon  3  mit  Lubecensien-Ankünd.)  8^  Der  neue  Bearb.  ist 
nicht  genannt   -     8)  Durch  C.  Kockrow  in  GrUnau. 


111,58  IX.    K.  E.  H.  Krause: 

geschlossen  wird.  Das  ci-ste  Ei-scheinen  1552  begleitete  ein  lateinisches  Ge- 
dicht des  Rektor  Vincent:  De  origine,  incremen tis  et  laudibus  inclytac 
urbis  Lubicae.  Die  Beschreibung  des  Ltlbecker  Riesen-Orlogschiffes  Hjrrofser 
Adler'  von  1566  findet  sich  bei  L.  von  Henck,*)  ebenso  kurze  Seeschlacht- 
beschreibungen. Schilderungen  Lübecks  in  älteren  Reisebeschreibungen,  des 
Samuel  Richel  von  Ulm,  1586,  und  des  Michael  Fr^tnck,  1590,  und  des  M. 
de  Monconys,  1663,  hat  Dr.  Ad.  Hach  zusammengestellt.^)  Die  Gemälde 
im  Hause  der  Schiffergesellschaft  besprach  Dr.  The  od.  Hach,')  mit  dem 
Nachweis,  dafs  diese  in  Ltlbeck  selbständig  gemalten  Bilder  ihre  Unter- 
schriften nach  den  ungelenken  Versen  erliielten,  die  Caspar  Scheyt  von  Worms 
1551  zu  den  biblischen  Bildern  des  Jean  de  Toumes  (Tumesius)  in  Lyon 
verfafste.  Die  Darstellung  des  heutigen  Gerichtswesens,  der  Staats-  und  Ge- 
meinde-Verwaltung, des  Kirchen-,  Schul-  und  Armenwesens  von  Lübeck  in 
ihrer  neuen  Entwickelung  sind  vom  Staatsarchivar  Wehrmann  und  Dr.  A. 
Hach^)  für  Deeckes  'die  freie  und  Hansestadt  Lübeck'  neu  bearbeitet. 

Die  ^Hambnrj^ischen  Beiträge  zur  Geschichte  der  Jahre  1798  und 
1799'  von  Adolf  Wohlwill*)  liefern  Specialuntersuchungen  von  fast  un- 
bekannten Thatsachen  und  diplomatischen  Aktionen  und  fnfsen  rein  auf 
archivalischen,  meist  bisher  unbekannten  Quellen  des  E.  Geh.  Staatsarchivs 
zu  Berlin,  der  Hamb.,  Bremer,  Lübecker  Stadtarchive  und  des  niederländ. 
Staatsarchivs  im  Haag.  Die  angeblichen  revolutionären  Klubs  in  Hamburg, 
1798,  waren  höchst  unschuldig,  erregten  aber  eine  fast  kindliche  Furcht  bei 
den  Nachbarn  und  führten  zu  geheimer  Überwachung  durch  Dänemark, 
Preufsen,  namentlich  aber  Rufsland,  und  zu  umfangreichen  Berichten.  Da- 
hinein mischte  sich  die  von  Rufsland  unterstützte  Forderung  Englands,  ver- 
haftete Irländer  auszuliefern,  welche  endlich  Hamburg  mit  Bonaparte  ver- 
feindete. 1799  machte  dann  Bourdon  seine  Umtriebe  betreffs  des  scbwindel- 
haften  französisch-batavischen  Projekts  gegen  die  deutsche  Nordseeküste  und 
die  englisch-russische  Kriegsagitation.  Bourdon  suchte  dabei  die  Besetzung 
Hamburgs  zu  erlangen.  Beide  Grafen  Stolberg  finden  sich  hier  unter  den 
diplomatischen  Berichterstattern  oder  Agenten.  —  'Aktenstücke  zur  Rumbold- 
schen  Angelegenheit',^)  bisher  auch  ungedruckt,  stammen  ebenfalls  aus  dem 
K.  Geh.  Staatsarchiv  zu  Berlin.  1804  war  Sir  George  Rumbold,  Englands 
Vertreter  beim  niedersächsischen  Kreise,  durch  Bemadotte  von  Hannover  aus 
aufgegriffen.  Am  11.  Nov.  1804  wurde  er  freigegeben  par  la  protection  du 
roi  de  Prusse.  Ebenfalls  von  Dr.  A.  WohlwilP)  ist  die  Auseinandersetzung, 
dafs  die  Handwerker-  und  Arbeiter-Unruhen  in  Hamburg  und  Bremen  1791, 
aber  auch  in  andern  deutschen  Städten  am  Ende  des  18.  Jh.,  nur  auf  den 
Interessenstreit  und  Hafs  der  ärmeren  gegen  die  reicheren  Stände  zurück- 
führen, mit  Einwirkung  der  französischen  Revolution.  Es  war  z.  t  Hafs 
gegen  den  ungebührlichen  und  übermütigen  Zunftzwang.    Desselben  Vf.  'Aus 


1)  Dio  Kriegsführang  zur  8oo  in  ihren  wichtigsten  Kpochon.  Berlin,  Janke,  1881.  373  S. 
Vgl.  Weserz.  1882,  No.  12572  u.  12573,  Morgenaung.  D.  Litt  Z.  II,  1976  f.  —  3)  Z.  L. 
4,  120  —  133,  auch  M.  H.  4,  20—26.  —  8)  Z.  L.  4,  136  —  142.  Kleinere  Lilbe- 
cemien  von  Senator  Dr.  Brehmer,  das.  4,  83 — 120,  und  yoh  H.  Handel  mann  (Pornittein- 
Fabrik  und  £xport  nach  Wimnar)  Z.Schi.  U.  10,  66 — 69.  —  Dafs  Ealenspiegel  n.  Reinekr 
*Vos  im  Nachtr.  zum  Index  libr.  probibit.,  Antwerpen  1579,  eingetragen  sind,  bat  A.  Bir- 
linger  entdeckt.  K.  Bartsch,  Germania  25  (13),  508.  —  4)  (Ohne  ihre  Kamen  an  nennen). 
Aufl.  4.  Lübeck,  Bahtgens.  S.  o.  11,  K.  XVIIL  —  5)  Z.  H.:  N.  F.  4,  345—387.  —  6)  Da«. 
387—400.  -  7)  Corresp.-Bl.  d.  Ges-Ver.  29.  Jahrg.  S.  18—19.  Ähnliche  Unruhen  waren 
in  Kostock   1800. 


Schle«wig-HoUtoiii,  Hamban;«  Lübc<*k,  Mecklenburg  und  Fomraorn.  JJJ  59 

der  Geschichte  Hamburgs  seit  dem  Anfange  des  Id.  Jh/  ^)  ist  eine  interessante 
Übersicht;  sie  betont,  wie  Napoleon  I.  auch  in  Hamburg  darauf  ausging, 
Deutschland  zu  entnaiionalisieren.  Schon  1803  versuchte  er  rücksichtslos 
den  Bruch  mit  England.  Von  1810  an  verfafste  der  französische  Oberpolizei- 
direktor alle  wichtigeren  Zeitungsartikel.  —  Die  letzten  holsteinischen  (dä- 
nischen) Ansprüche  an  Hamburg,  'den  Streit  über  die  Jurisdiktion  im  Schaueu- 
burgischen  Hofe'  hat  F.  Lieboldt  dargestellt,')  das  'Kollegium  des  Klingel- 
beutels an  der  Domkirche'  mit  kulturhistorischen  Nachrichten  über  Speisen, 
Preise  etc.  K.  Kopp  mann.')  Erheblich  wichtiger  sind  desselben  An- 
merkungen zu  C.  F.  Lud  er  8 '  Übersetzung  von  'John  Taylors  Beobachtungen 
auf  einer  Reise  von  London  nach  Hamburg  1616.'^)  Sie  ging  eigentlich 
von  Hamburg  über  Buxtehude,  Rotenburg,  Verden,  Nienburg,  Minden  nach 
Bückeburg  und  zurück.  Er  beschreibt  als  Augenzeuge  die  Prozedur  des 
Räderns,  Köpfens  und  Schmökens  in  Hamburg,  der  Stauppe,  Stuppe  in  Ver- 
den, einer  Wippe  auf  der  Allerbrücke,  und  der  dortigen  <Henker'-Bildsäule, 
welche  Koppmann  für  einen  Roland  hält.  Daran  schliefsen  sich  Nachrichten 
über  den  'Kaak',  'Pranger  und  Halseisen'  und  eine  ältere  Abhandlung  Schu- 
backs  vom  richterlichen  Amt^)  —  'Deutsche  Seeleute  als  Gefangene  in  der 
Barbarei',  Bruchstücke  aus  Akten  dieses  Schandflecks  unserer  Geschichte, 
für  die  Jahre  1601—1606,  hat  Dr.  J.  F.  Voigt  gegeben. <^)  Zur  Kunst- 
geschichte bringen  kleine  Aufsätze  Nachrichten  über  Medaillen,  einen 
wunderbaren  kleinen  Stiefel,  Bronzemörser,  das  'Regiment  der  Glocken-  und 
Geibgiefser'  (mit  Abb.),^)  besonders  über  den  berühmten  Grabstein  mit  dem 
dudelsackblasenden  Esel,^)  und  daran  anschliefsend  über  die  Form  der 
Wappenschilde,*)  ferner  alte  Ansichten  von  Hamburg.*®)  100  z.  t.  höchst 
seltene  Broschüren  'Autotypen  der  Reformationszeit  auf  der  Hamburger  Stadt- 
bibliothek' beschrieb  A.  v.  Donner.**)  In  'Lessings  Streit  mit  Hanpt- 
pastor  Göze',  von  Dr.  Job.  Cropp,**)  sucht  der  Vf.  unparteiisch  zu  ver- 
fahren, malt  dadurch  aber  vielleicht  Göze  zu  liebenswürdig.  Zum  Teil 
gegen  Uhdes  Geschichte  des  Hamb.  Stadttheaters  kehrte  sich  gelegentlich 
des  Jubiläums  Maurices,  als  fünfzigjährigen  Direktors  ein  und  derselben 
Bühne:  Reinhold  Ortmann *^)  mit  einem  überaus  umfangreichen  Buche. 
Nicht  eigentlich  politisch,  sondern  eine  publizistische  Parteischrift,  nachträg- 
lich für  den  Zollanschlufs,  mit  historischem  Material  für  die  neueste  Zeit 
ist   'der  deutsche  Reichskanzler  und  die   freie  und  Hansestadt  Hamburg.'  *^) 


])  Jnbilaumsztg.  Fentnummer  zur  Erinn.  an  d.  lÖOjahr.  Bofltehen  des  Hamb.  Corrcnp. 
Anno  1731.  Anno  1881.  Harab.  1  Photolith.  Vorsatzbl.  1  Widmnngsbl.  u.  36  S.  Qr.-Folio.   S.  9 

—  12.  -  2)  Z.H.  4,  401  — 420.  -  3)  Da».  327— 344.  —  4)  Da«.  453—480.  Vgl.  u.  78.  — 
5)   C.  W.  Luders,    K.   Koppmann,   Dr.   J.  F.   Voigt,    W.    Nathanaen:    M.  H.  4,   97 

—  105.  117.  122—130.  —  6)  Daa.  26— 32.  —  7)  C.  F.  Qaedechena,  K.  Koppmann, 
C.  W.  Ltidera:  Daa.  7—12.  41—44.  154—160.  Dr.  J.  Heckschor  sucht  Nachrichten 
aber  den  Yiolagamba-Baaer  Joan  Tielke  von  1691.  —  8)  Von  Roppmann.  Das.  73 — 76.  — 
9)  Von  M.  Qenaler.  Das.  77  —  81.  —  10)  Von  W.  Nathanaen.  Das.  130—134.  — 
Kleinere  Hamburgension  von  J.  F.  Voigt,  Koppmann,  F.  A.  Cropp,  Kahler,  Dr.  W. 
Sillem:  Da».  12—16.  37  —  39.  52-66.  72.  89—96.  107.  118—120.  134— I.W.  - 
11)  Festachr.  zum  bOy.  Jabil.  etc.  des  H.  BtLrgermeistem  Kirchenpaaer  als  Dr.  u.  j.  18.  Aug. 
1881.  Hamb.  24  S.  4».  (Auch  in  Dr.  theoL  Q.  M.  Bedslob,  Progr.  d.  Hamb.  Akad.  u.  Real- 
(^nin.  Ost  1881—82.  Hamb.,  1881.  4^  als  No.  3.  —  12)  Berlin,  Habol.  32  S.  8<».  (D.- 
Zeit- a.  Streitfr.  H.  v.  Frz.  v.  Holtzendorff.  H.  155.)  Vgl.  Litt  Centralb.  1882,  No.  1,  28 
(verdruckt  Reimann  st.  Reimarua).  —  13)  50  Jahre  e.  deutsch.  Theaterdirektors.  Erinn., 
Skiaien  und  Biographieen  a.  d.  Qesch.  d.  Hamb.  Thaliathoaton.  Hamb.,  Richter.  XVI  u. 
340  S.    S^  mit  Portr.  (Maarice).  —  14)  1.  N.  R.    Bd.  2,  No.  27,  1—9. 


in,60  IX.    K.  E.  H.  Krauie: 

Auch  Fr.  Zilliiig  'die  Elbe  im  Dienste  der  Schiffahrt  und  des  Handels*^)  ge- 
hört hierher.  —  Die  Personalien  eröffnet  eine  gate  Familienchronik  der 
Familie  Sillem,  angeschlossen  an  'Jacob  Sillem,  Ratsherr  in  Hamburg  1560 
— 1584\^)  Eine  Anzahl  zugehöriger  Yerwandtenreihen  sind  zugleich  darin, 
eine  Beihe  anderer  sind  von  demselben  Vf.  besonders  behandelt:  Anna 
Laugenbeck,  die  Familie  Yossenholen,  die  Familie  Mahieu. 3)  Eine 
treffliche  Biographie  des  Botanikers  Ernst  Ferd.  Nolte  (f  1875)  lieferte 
Prof.  H.  G.  Reichenbach. ^)  Data  zu  der  Art,  wie  der  berühmte  Melchior 
Lorichs  1567  und  1568  die  erst  durch  Lappenbergs  Herausgabe  zur  Wür- 
digung gekommene  Eibkarte  zeichnete,  brachte  Eoppmann,^)  sein  von  Jost 
Ammann  hergestelltes  Wappen  besprach  F.  Warnecke. ^) 

Der  spätere  schwedische  Feldmarschall  Reichsfreiherr  Dodo  zu  Inu-  und 
Knyphausen  führte  kurz  vor  dem  dreiÜBigjährigen  Kriege  ein  Kommando  im 
Dienste  Hamburgs  und  leitete  die  Befestigung  der  Stadt.  Darauf  stand  er 
für  die  Verbündeten  im  Solde  der  Hansestädte  und  Pommerns.  Nachher  im 
schwedischen  Dienst  brachte  er  zunächst  nach  Gustav  Adolfs  Landung  Usedom 
Hülfe,  verteidigte  Neubrandenburg  (doch  nicht  10  Tage,  sondern  16 — 19, 
März  a.  St.  1631)  und  nahm  Demmin.  Die  ihm  gewordene  Dotation  von 
'Weifsen  Klimpenau'  in  Pommern  zog  Karl  XI.  wieder  ein.  ^) 

Von  Schröders  ^Hamburger  Schriftsteller -Lexikon'  ist  das  1.  Heft  des 
Vlll.  Bandes  erschienen. 

Mecklenbnrg.  —  Den  in  Rostock  schon  um  1520—1522  dem 
Luthertum  zugewandten  damaligen  Domkaplan  Sylvester  Tegetmeyer, 
den  späteren  Reformator  von  Riga  und  Dorpat  hat  abermals  H.  J.  Böth- 
führ  allerdings  mehr  betr.  die  Dorpater  Vorgänge^)  besprochen.  —  Nach- 
dem 1555  sich  Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklenburg  mit  Anna  Sophia 
von  Preufsen  vermählt  hatte,  wurde  er  immer  mehr  in  die  preufsischen  re- 
ligiösen Wirren,  die  Osiandrischen  Streitigkeiten,  hineingezogen,  war  mit  be- 
teiligt an  der  Berufung  der  Riesenburger  Synode  und  erhielt  dann  durch  des 
Herzog  Albrecht  von  Preufsen  Hofprediger,  den  in  der  Gunst  seines  Herrn 
fast  allmächtigen  Johannes  Funck^)  Aussicht  auf  die  Regentschaft  für  den 
unmündigen  Thronfolger,  vielleicht  gar  auf  eigene  Besitzergreifung  als  selb- 
ständiger Gubemator.  Seine  Angelegenheiten  betrieb  der  fürstliche  Rat 
Mathias  Horst,  ein  Mecklenburger,  dann  namentlich  der  Rostocker  Jurist 
Lauren tius  Kirchhoff  während  der  Blüte  des  grofsen  Schwindlers  Sca- 
lichius.  Auch  der  Pommer  Johann  Schnell  war  nicht  unbeteiligt,  die  Sache 
ging  mit  der  Hinrichtung  von  Horst,  Schnell  und  Funck  am  28.  Oktober 
1566  zu  Bruche.  Aus  den  ^Vorbereitungen  des  niedersächsischen  Kreises  für 
den  Reichstag  des  J.  1598'^^)  ist  die  Opposition  des  alten  Herzogs  Ulrich 


1)  A.  allen  Weltt.  13,  No.  3,  83—92.  —  2)  *£in  Beitr.  z.  Gösch,  u.  Genealogie  Uinib. 
Familien '.  Von  C.  H.  Sillem,  Dr.  phil.  (als  Manosc.  gedr.).  Mit  1  Stammtaf.  Hamb.,  Drnck 
von  Grefe  &  Tiedemann.  (VI)  u.  26  S.  A^.  —  3)  M.  H.  4,  34—87;  54—56  a.  84—89; 
66—72.  —  4)  In  Rediilobs  Progr.  deo  Hamb.  Ak.-  u.  Realgymn.  No.  4,  S.  1-38.  4»  — 
5)  M.  H.  44-46.  Der  Hamb.  Rat  nennt  ihn  'Contterfeyer  Melcher  Lorcks*.  —  6)  D. 
d.  Herold.  No.  1.  Er  heifst  hier  ^Lorch  (Lorich)'.  —  7)  Ostfries.  Mbl.  f.  provinz.  Interessen. 
Von  A.  E.  Zwitters.  IX.  Heft  1.  S.  1—8.  ^Keichsfreih.  Dodo  zu  Inn-  und  Knyphaaaen,  Konigl. 
Hchwedischer  Feldmarschair.  Vgl.  u.  80.  —  8)  M.  aus  d.  Jirl.  Gesch.  13,  Heft  1.  (Riga,  1881. 
Kymmel.)  116  S.  8«.  S.  61—84.  —  9)  Dr.  G.  Alfred  Hase,  Herzog  Albrecht  t.  Preufsen 
n.  8.  Ho^rediger.  Leipz.,  Breitkopf  &  Härtel,  1879.  VIII  u.  396  S.  S^.  Hier  (tob  S.  239 
an)  nachtraglich.  Vgl.  2.  Jahresb.  II,  201;  III,  267.  —  10)  Stieve  i.:  Sb.  d.  phüoa..phüol. 
Kl.  d.  k.  bayer.  Ak.  d.  W.  1881,  2.  Bd.,  H.  5,  S.  481—526.  Das  im  Wiener  Arddr  er- 
haltene Brudist    dof>  ablehnenden  F.  M.  Ulrichs  steht  S.  523 — 526. 


SchleBwig-HoUtein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  111,61 

von  Mecklenbnrg-Gttstrow  gegen  die  Einräamung  von  Sitz  und  Stimme 
der  lutherischen  Administratoren  von  Bistumern  im  Fürstenrate  charak- 
teristisch. Vielleicht  war  sie  mit  dagegen  gerichtet,  weil  Heinrich  Julius  von 
Brannschweig,  Admiu.  von  Halberstadt,  bei  Formulierung  der  Beorderung  zum 
erstenmale  auch  die  Gleichberechtigung  der  Galvinisten  mit  den  Lutheranern 
forderte.  Da  Magdeburg  und  Halberstadt  verzichteten,  kamen  auch  Lübeck, 
Ratzeburg,  Schwerin  1598  nicht  zur  Teilnahme.  Die  Herzoge  von  Holstein 
beschickten  den  Reichstag  gar  nicht,  Sachsen-Lauenburg  machte  mit  andern 
die  Abstellung  der  protestantischen  Beschwerden  zur  Vorbedingung  der  Türken- 
hQlfe.  Ulrichs  Auftreten  ist  einer  der  Anlässe  für  den  Niedergang  des  Pro- 
testantismus. Die  Frage,  woher  David  Chytraeus  in  Rostock  f&r  seine 
Chroniken  die  zeitgenössischen  Nachrichten  bezogen  habe,  ist  z.  t.  durch 
Richard  Hausmann^)  für  die  Saxonia  und  noch  mehr  für  die  ^Neuen 
Zeitungen'  nachgewiesen,  namentlich  auch  dafs  Chytraeus  der  Verfasser  einer 
Reihe  solcher  anonymer  Flugblätter,  meistens  von  ofüziOser  Natur,  war. 
Durch  Massenkorrespondenz  wufste  er  sich  das  reiche  Material  zu  schaffen 
und  Leute  heranzuziehen,  die  es  ihm  fast  fertig  zur  Verwendung  lieferten. 
Die  polnischen  Nachrichten  sandte  ihm  der  aus  Pommern  stammende,  bis 
1.579  in  Rostock  studierende  spätere  Prediger  in  Kowno,  Paul  Gderborn. 
—  Zwei  halbgeistliche  Lieder  des  Rostocker  und  Hanseatischen  Syndikus  Dr. 
Domann  (f  20. — 26.  Sept.  1618)  fand  Prof.  Johannes  Bachmann*) 
anter  Schweriner  Kirchenliedakten.  Referent  hat  dazu  die  Zeitbestimmung: 
1611  — 1612  gegeben,^)  auch  Domanns  Charakter  und  Lebensbild  gegen 
Brockes  Nachrichten  und  die  darauf  fufsende  Schilderung  von  Mantels  in 
der  All.  d.  Biogr.  in  ein  besseres  Licht  zu  stellen  versucht.  Derselbe  hat 
aus  Priestavs  Rostocker  Chronik  eine  Anzahl  harter  Winter  des  17.  Jh.  be- 
kannt gemacht,  in  denen  z.  t.  von  Rostock  über  Eis  nach  Gedserodde  zu 
Schlitten  übergesetzt  wurde.  ^) 

Nachdem  0.  Lorenz^)  Wallenstein  und  dessen  Besitz  von  Mecklenburg 
besprochen,  hat  Robert  Breyer^)  die  Erhebung  des  Friedländers  mit  den 
begleitenden  Umständen  nach  den  vorhandenen  Quellen  gründlich  untersucht, 
nur  die  neuerlich  entdeckten  Briefschaften  des  Harrachschen  Archivs  waren 
ihm  noch  nicht  bekannt,  welche  klarstellen,  daüs  Wallenstein  schon  im  Sommer 
1627  fest  an  Mecklenburgs  Erwerbung  dachte.  Er  wollte  es  haben,  zum 
wenigsten  Schwerin,  weil  er  den  Reichsfürstenstand  für  das  ihm  aus  den 
kaiserlichen  Erblandeu  verliehene  Sagan  nicht  glaubte  erlangen  zu  können. 
Er  hatte  richtig  gesehen,  dafs  Adolf  Friedrich  der  thätigere  und  gefährlichere 
war;  es  ist  nicht  scharf  hervorgehoben,  wie  wenig  die  Herzoge,  die  Stände, 
namentlich  aber  die  Seestädte  Rostock  und  Wismar  den  Ernst  der  Lage  er- 
kannten. Die  Einsetzung  Wallensteins  war  ein  wichtiges  Glied  in  der  Kette, 
der  spanisch  -  österreichischen  Politik  eine  feste  Stütze  im  Norden  zu  ver- 
schaffen, um  einen  Keil  in  den  Protestantismus  einzutreiben,  ein  Bollwerk 
als  Brückenkopf   gegen    die   Nordmächte    zu   erhalten   und   eine  Flotte   zu 


1)  Btud.  z.  Gesch.  d.  Könige  Steph.  v.  Polen.  1.  T.  DoctordiM.  Dorpat,  H.  Laakmanns 
Bach-  a.  Steindr.,  1880.  102  S.  8«.  —  2)  H.  Bl.  1879  (1881),  91—98.  —  3)  Da«.  93—97 
(S.  96  Z.  6  ist:  September  zu  leaen).  Vgl.  Rostocker  Ztg.  No.  1dl,  3.  Beil.  —  4)  Daa. 
98—99.  GedMr  heifst  hier  Geinter,  auch  Gitscho.  —  Ty)  D.  Rundsch.  1880,  Aprilheft.  Vgl. 
3.  Jahreaber.  Hl,  S.  18.  59.  —  6)  «Wallenst.  £rheb.  z.  Herzog  von  Mecklenb.'  Inaug.-Diu. 
Gottingen  (Genosa.-Buchdr.  in  Bockenheim).  Tit.  u.  43  S.  8^  Über  das  speziell  Mecklen- 
burgische sei  bisher  v.  Lützow,  nach  den  Tagebüchern  Adolf  Friedrichs,  das  Beste,  aber  nicht 
völlig  unparteiisch;  wohl  aber  der  alte  Franck. 


in,62  .  AX.    K.  E.  H.  Krauftei 

gründen,  um  mit  der  spanischen  die  holländische  Seemacht  zu  erdrücken. 
Natürlich  arbeitete  Wallenstein  auch  im  eigenen  Interesse.  Schuldlos  waren 
die  mecklenburgischen  Herzoge  nicht,  aber  auch  des  Kaisers  Verfahren  gegen 
sie  war  nicht  korrekt.  Nur  nebenbei  wird  erwähnt,  dai's  Adolf  Friedrich 
schon  am  4./14.  Juli  1627  Wismar  unter  Schweden  gestellt  hatte,  um  es  in 
Ordnung  zu  bringen'.  Wallenstein  hatte  von  den  geheimen  schwedischen 
Verhandlungen  doch  Kunde  erhalten.  Manche  Einzeldata  sind  klargestellt, 
andere  doch  nicht  völlig  durchschaut.  Wenn  gemeint  ist,  dafs  der  Kaiser 
für  sein  Verfahren  den  noch  vorhandenen  centralen  Zug  in  der  Bevölkerung 
benutzte,  so  ist  von  dem  letzteren  in  Mecklenburg  damals  nirgend  eine  Spur; 
auch  Rostock  fiel  nur  durch  Überrumpelung  Wallenstein  in  die  Hände.  — 
Der  Jurist  Joachim  Schnobel,  der  1642  und  1648  Rektor  der  Univei-sität 
Rostock  war,  nachher  Syndikus  in  Stettin,  wo  er  als  design.  Bürgermeister 
1671  starb,  hat  1640  5  Dissertationen,  datiert  ^Schwerin*,  über  die  Not- 
wendigkeit des  Friedens  und  über  dessen  Bedingungen  erscheinen  lassen, 
deren  2  er  den  beiden  mecklenburgischen  Prinzen  Christian  Ludwig  und 
Karl  in  den  Mund  legte.  Dr.  Thamm  hat  ans  und  an  ihnen  die  haltlose 
mecklenburgische  Fürsten-  und  Stände -Politik  der  Jahre  1640 — 48  darge- 
stellt,^) kein  Wunder,  dafs  sie  im  westfälischen  Frieden  recht  schlecht  fuhr. 
Zwei  Briefe  des  Prinzen  Ernst  zu  Mecklenburg  an  Gefsner  hat  Rieh.  Hamel 
herausgegeben.^)  Als  anspruchsloses  Blatt  zur  Erinnerung  erschien:  ^Aus 
dem  Leben  der  Grofsherzogin  Mutter  Marie  von  Mecklenburg-Strelitz'.^) 
Der  Abschlufs  der  ^Beiträge  zur  Gesch.  der  Grofsherz.  Justiz -Kanzlei  zu 
Schwerin'  von  A.  J.  G.  zur  Nedden^)  bringt  wieder  erhebliches  Material 
von  kulturhistorischem  Interesse,  namentlich  bezüglich  des  Kriminalverfahrens^ 
der  Hexenprozesse  und  der  Tortur.^)  Eine  Geschichte  des  von  der  Stadt 
Rostock  beanspruchten  Jus  circa  sacra  und  der  von  der  Universität  be- 
haupteten Gerichtsbarkeit  auch  über  die  Lehre,  sowie  des  Anspruchs  der 
Rostocker  Geistlichkeit  auf  Unabhängigkeit  vom  fürstlichen  Konsistorium^ 
welche  im  Rostocker  Erbvertrage  vom  13.  Mai  1788  ausgetragen  wurden, 
hat  Dr.  Hugo  Boehlau  in  gewohnter,  gründlicher  Weise  geliefert^)  Die 
Geschichte  des  am  31.  Jan.  1570  gegründeten  herzoglichen  Konsistoriums 
in  Rostock  erörterte  Dr.  W.  KahP)  mit  Bezug  auf  die  Änderungen  vom 
2.  Jan.  1880.  Er  behandelt  die  Zuständigkeit,  die  vielfach  wechselnden 
Streitigkeiten  und  die  gesonderten  Rechte  und  Gerichtsbarkeiten.  —  Bisher 
fehlte  vollständig  eine  specielle  Untersuchung  über  die  Entwickelung  des 
Kirchengesanges    und  der   Gesangbücher  in   Mecklenburg.      Diese  Lücke  ist 


1)  Schnobelii  diasertationeB  de  pace.  Osterprogr.  des  Gymn.  sa  Laoban  (als  Anhang  zu 
«lesaelben:  Zur  Kritik  von  Oettingers  Monitear  des  datea).  49  S.  4<*.  Krabbe  nennt  Schnobel 
nicht  Vgl.  Deatscher  Beichsanz.  No.  91,  S.  4.  —  2)  in  'Mitt.  aas  Briefen  der  Jj.  1748 
68  an  Yincenz  Bernhard  von  Tschamer/  Rostock,  Meyer.  62  S.  8**.  —  8)  *Ein  Erinnerung«- 
blatt  z.  21.  Janaar  1881.'  Neustrelite,  Barnewitz,  Uofbachh.  16  S.  8^.  —  4)  (Lisch)  Wigger, 
Jahrb.  4G,  169  —  283.  Über  den  1.  T.  3.  Jahre»ber.  Ill,  S.  59.  —  5)  Za  «Bernhard 
Lesker,  Aus  Meckleuburgs  Vergangenheit.'  Vgl.  noch:  Das.  Qoartalbericht  4,  4  f.  MecUenb. 
Kirchen-  u.  Zeitbl.  (Hinstorfsche  Ratsbuchdr.  Wismar.)  No.  8,  118—123  (M.  Staak).  t.  Sybel, 
H.  Z.  48  (12),  136—137  (3.  Jahresber.  lU,  69.  202).  -  6)  *Znr  Konsistorial-Kompetanz  de« 
Landeaherm  in  Rostock,  die  geschichtlichon  Grundlagen  der  §}  55,  57,  76,  77  des  Rostocker 
KrbTortrages  vom  13.  Mai  1788.'  Weimar,  Uofbuchdr.  (Als  Mansc.  in  100  Exempl.  gedruckt, 
zum  Doctoijubil.  des  Dr.  theol.  et  phil.  Friedr.  Ad.  Philippi.)  72  S.  8".  Auch  in  der  Ztschr. 
r.  Kirchenrecht  von  Dove  und  Priedberg.  N.  F.  II  (XVII),  Heft  1.  —  7)  »Das  obere  Kirchen- 
K'ericht  fUr  die  Herzogt.  Mecklonb.'  Tübingen,  1880,  H.  Lanpp.  IV  u.  105  S.  8^  Aurh  in 
der  Ztschr.  für  Kirchenreeht.    XV.    Heft  2  n    3.     Vgl.  Rost.  Ztg.   1881,  No.  15,  Beil. 


Schleswig-Holstein,  Uaniburg,  Lttbeck,  Mecklenburg^  und  Poiuraem.  IJ]  03 

jetzt  gründlich  ausgefällt  darch  D.  Johannes  Bachmauu,^)  der  nun  auch 
die  Abfassung  des  ältesten  niederdeutschen  Gesangbuches,  das  1525  in  Ro- 
stock gedruckt  wurde,  durch  das  J.  S.  der  Vorrede  auf  den  Rostocker  Re- 
formator Joachim  Slüter  zurückfühlt,  während  der  Nachdruck  von  1526  aus 
dem  S.:  Sperati  machte.  Im  2.  Anhang  ist  auch  eine  Übersicht  der  meck- 
lenburgischen Hymnendichter  gegeben.  Die  Deutung  des  Fluch-Psalmes  des 
'Johannes  Theologus'  auf  Johann  Albrecht,  der  nun  ebenfalls  ^Theologe' 
(p.  315)  genannt  wird,  ist  sicher  falsch.  Eine  Geschichte  des  kurzlebigen 
Herzoglichen  Pädagogiums  in  Bützow  1760 — 1780,  welches  gegründet  wurde, 
als  der  Herzog  sich  mit  der  Stadt  Rostock  als  Compatronus  der  Universität 
überwarf,  seinen  Teil  abzweigte  und  nach  ßützow  verlegte  (1760),  schrieb 
Dr.  U.  H  öl  sc  her.  ^)  Zur  Einweihung  des  neuen  Reichspostgebäudes  liefs 
Oberpostamtsdirektor  Fr.  Flügge  ^Lose  Blätter  aus  der  Rostocker  Post- 
chronik'^)  erscheinen.  Sie  enthalten  die  Postkurse  von  1681,  1781  und 
1881,  die  Vorsteher  von  1646  her,  eine  Darstellung  der  oberen  Leitung  der 
mecklenb.  Post  seit  1666,  schwedische  Posten  in  Mecklenburg  und  Nach- 
richten über  das  Postgebäude.  Der  Ursprung  des  Rostocker  Postwesens  wird 
zurückgeführt  auf  den  von  den  Börsen -Ältesten  in  Hamburg  angestellten 
^Danziger  Boten\  der  in  Rostock  sein  Ablager  hatte  und  daselbst  schon  1640 
einen  eigenen  Postmeister  hielt.  —  Historische  Nachrichten  über  das  Grofsherz. 
Mecklenb.  Jägerbataillon  No.  14^)  brachten  die  Zeitungen  zur  Feier  des 
sechzigjährigen  Bestehens.  Die  Bataillons-Geschicbte,  zusammengestellt  durch 
Freiherr  von  Langermann-Erlenkamp,^)  hat  den  Stoff  geschickt  grup- 
piert und  behandelt  und  namentlich  die  Kriegserzählung  äuüserst  lebendig  zu 
machen  gewufst.  ^Karl  Hom,  den  Stifter  der  deutschen  Burschenschaft  und 
Heinrich  Gresellius' ^)  hat  Friedrich  Latendorf  biographisch  dargestellt, 
als  Geburtstag  des  ersteren  jetzt  den  12.  (statt  11.)  Juni  1794  nachgewiesen. 
Auch  anderes  biographisches  Material  aus  dem  Fritz  Reuter-Kreise  ist  im 
Büchlein  enthalten.  Der  Rostocker  Bergenfahrer  Jochim  Schlu  verfafste 
ein  Spiel  Som  frommen  Gottfrüchtigen  und  gehorsamen  Isaak^  zur  Auf- 
führung bei  den  Spielen  des  ^Kaufmanns'  in  Bergen,  zu  deren  Illustration  es 
dient.     Th.  Gaedertz?)    hat   es    als  Quelle  der  plattdeutschen   Scenen  in 


1)  Gesch.  d.  ev.  Kirchengosanges  in  Mecklenb.,  insbesondere  der  Mecklenb.  Gesangbücher. 
Kin  Hymnologischer  Beitr.    Rect.-FrogT.  f.  1879 — 80.    Rostock,  Stillersche  Hof-  o.  Un.-Bachh. 
Xn  u.  340  S.  Ijex.-S°.   Leider  fehlen  Register.     Das  Lied  *Johannis  theologi'  ist  eher  gegen 
Joh.  Albrecht,  jedenfalls  gegen  Säkalarisation  gerichtet,   and  nur  Versifizierung  des  bekannten 
Flaches  gegen  Vergreifen  am  Kirchengate  (Neakloster),  yielleicht  ist  eine  verlorene  Urk.  des 
Joh.  TheoL  benutxt.  —  2)  Progr.  d.  Realschule  1.  0.  au  Bfitzow.    Ratsbuchdruck.  F.  Werner. 
28  S.  4<».  Progr.  No.  566.   —  3)  *Statt  handschrifti.  Mitteil.'    Rostock,  August,  1881.  (IV)  u. 
27  S.   Lex.-8.    Auf  d.  T.  das  neue  Postgebäude.   Druck  y.  Adlers  Erben.  —  4)  Zum  1.  Juni 
1881.  Mecklenb.  Anzeigen;  Mecklenb.  Ztg.;  Rostocker  Ztg. ;  Deutscher  Reichsanz.  -     5)  Goscb. 
d.  GroDsh.  Mecklenb.  Jäger-Bataillons  No.  14.    Vom  1.  Juni   1821  bis  1.  Juni  1881.    Schwerin, 
Stillersche  Hofbuchh.,  1881  (aber  ausgegeb.  erst  im  Febr.  1882).   YlII  u.  330  S.   S^.    Rost. 
Zg.  1882,  Ko.  48,  S.  3,  wofür  S.  154,  322  u.  Verzeichn.  S.  313  der  Name:  'Fritzsche'  ver- 
bessert wird.  —  6)  'Die  Ijieblingslehrer  Fritz  Reuters.'  Pofsneck,  C.  Latendorf.  52  S.  kI.-8. 
Die  Lebenabeschr.  Homs   ist  ein  Abdr.   aus  der  Allg.  D.  Biogr.     Vgl.  Litt.  Centralbl.  1882, 
Xo.  3,  80  (wo  Bruderschaft  verdr.  f.  Burschenschaft!)    Rost.  Ztg.  No.  178,   S.  3.    —   ^Beuter 
und    Hom'     von    Friodr.    Latendorf   vgl.    3.  Jahrb.   IIl,   63.      -    7)    Karl    Theodor 
Gaedertz,   Gabriel  RoUenhagen,  sein  Leben  und  seine  Werke  etc.     Nebst  bibliogr.  Anhang. 
I^ipzig,  Sal.  Hirzel.   (VI)  u.  130  S.    8<».    Vgl.  Rost.  Ztg.    1882,  Xo.   13,  Beilage,  wo  Kr(ause) 
ilen  von  Gaedertz   ^Schltt'   geschriebenen,   im   Orig.   im  Acr.   als  Schlue   deklinierten  Namen 
aU  Schlu  richtig  stellte.      Irrig  hält  G.  die  Borgenfahrer   flir  eine  Kaufmannsgilde  und  ver- 
legt  die    Angaben   von    1577   nach  Lübeck   statt    nach  Bergen.      Von    den   fast  zahllosen   Be- 


ni,64  IX.    K.  E.  H.  KrauBe: 

Gabriel  Rollenhagens  Amantes  amentes  angesehen  and  dort  neben  Johannes 
Butovius  und  Franz  Omichius  besprochen.  Ein  Nekrolog  des  Geh. 
Archivrats  a.  D.  Dr.  Beyer  (f  11.  Aug.)  erschien  von  Dr.  Fr.  Wigger,  es 
werden  darin  dessen  sämtliche  historische  Schriften,  alle  zur  mecklen- 
burgischen Geschichte,  aufgezählt.  ^)  ^Die  Jungfranenklöster  in  Mecklenburg^ 
bespricht  Julias  von  Wickede,')  wohlweislich  ohne  die  Geschichte,  wie 
sie  an  den  ^eingebornen  und  recipierten'  mecklenbargischen  Adel,  als  Ver- 
sorgungsanstalten fOr  dessen  Töchter  vom  15.  Jahre  an,  kamen,  zu  berühren. 
Es  sind  die  Klöster  Dobbertin,  Malchow  und  Ribnitz.  Im  Staatsgefängnis 
zu  Plötzensee  schrieb  Bruno  Mertelmeyer  kleinere  Anisätze,  die  er  dann 
gesammelt^)  herausgab,  sie  bertthren  in  leichter  Weise  geschichtliche  Ver- 
hältnisse und  Biographisches  und  sind  für  einen  Historiker,  der  Land  und 
Leute  nicht  kennt,  zur  Staffage -Gebnng  einmal  zu  gebrauchen.  Ein  gutes 
topographisches  ^Handbuch  fUr  Mecklenburg-Schwerin'  hat  Carl  Hinstorff  ver- 
anlafst;^)  es  gewährt  eine  noch  leichter  zu  verfolgende  Übersicht  über  die 
eigentümlich -antiken  Einrichtungen  Mecklenburgs  als  der  sonst  treffliche 
Staatskalender. 

Einiges  Pommern  betreffendes  findet  sich  in  Peter  Himmelreichs 
Elbiugisch-Preufsischen  Geschichten.  ^)  Einen  ^Beitrag  zur  Krankheitsgeschichte 
Herzogs  Bogislav  XIV.',  ein  Gutachten  der  Ärzte  Wilh.  Simonius  und  Adam 
Rubach,  publizierte  Staatsarch.  Dr.  v.  Bülow.  ^)  Der  spätere  Pastor  und 
Präpositus  in  Bahn,  Konrad  Jac.  Hildebrant  begleitete  1656/57  eine  schwe- 
dische Gesandtschaft  nach  Konstantinopel  und  besuchte  den  Hof  des  Fürsten 
Geoi-gius  Stephanus  zu  Jassy.  Er  beschrieb  diese  Reise.  1657  wtirde  Woiwode 
Georg  Stephan  von  Mehmed  IV.  vertrieben,  Karl  XI.  unterhielt  ihn  dann 
bis  1668,  wo  er  starb,  in  Altstettin. 7)  Unter  dem  Namen  Chronicon 
Bodendicense^)  befinden  sich  Aufzeichnungen  im  Pfarrregister  zu  Boden- 
teich vom  Pastor  Berkkemeyer,  der  die  Feldzüge  im  französischen  und 
schwedischen  Kriege  1674 — 79  mitmachte.  Sehr  ausführlich  beschreibt  er 
die  Belagerung  von  Stettin,  die  Kämpfe  auf  Rügen  und  die  Einnahme  von 
Stralsund,  zumal  was  die  braunschweig- lüneburgischen  Truppen  betrifft.  — 
Graf  Fabian  III.  von  Dohna,  im  Dienst  des  Grofsen  Kurfürsten,  wurde  1645 
mit  einer  Sendung  an  den  französischen  Hof  wegen  Pommerns  betraut.  Er 
vcrfafste  darüber  eine  eigene  Relation.^)    K.  Theod.  Heigels  Festrede:  Die 


aprechaiigeii  sind  hier  nur  zu  nennen:  U.  Holstein  in  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Fad.  126,  352 — 362 
u.  Litt  Cbl.  Ko.  52,  1801--1802,  weil  sie  auch  SchlÜ  schreiben.  W.  Soelmann,  Zt^hr.  f. 
d.  Phil.  14,  122—128  bestreitet  die  Abhängigkeit  Rollenhagens  von  Schlu.  —  1)  Mecklenb. 
Anseigen  Ko.  199,  auch  Separatabdr.  Vgl.  Quart.'Ber.  1.  c.  XLYII,  1,  S.  1  f.  —  2)  Daheim, 
XVUL  No.  7,  12.  Nov.  —  3)  Altmecklenb.  Plaudereien.  Berlin,  W.  Bich.  Hanow.  VIU  u. 
115  S.  kl.-8.  Sie  erschienen  in  *Über  Land  u.  Meer'  und  im  D.  Montagsbl.  —  In  Georg 
Hirths  'Kulturgeschichtl.  Bilderbuch  aus  3  Xhh.'  (Bd.  1.  16.  Jh.)  Leipz.  u.  München, 
0.  Hirth,  steht  im  2.  Heft  Eberhard  Altdorfers  Holzschnitt  *Dor  Glückshafen  zu  Boetock. 
1518.'    Der  Glückshafen   oder  GlÜckstopf  war  eine  Lotterie  von  Goldschmiede  •  Arbeiten  et^. 

—  4)  Ludwigslust,  Carl  Hinstorff.  T.  1:  VIU  u    119  S.  u.  VI  S.  Register.   T.  2:  104  S.  8» 

—  Die  'Beschr.  d.  Grofsherz.  Mecklenb.-Schw.  u.  M.-Str.  von  L.  Steuer.  6.  Aufl.  Schwerin, 
A.  Schmiedekampf.  24  S.  8°  mit  1  Karte  ist  ein  Buch  für  Schüler.  —  5)  Die  PrenCi.  Ge- 
schichtschr.  des  XYI.  u.  XVII.  Jh.  4  B.  2.  Abt.  hrsg.  v.  Dr.  M.  Toeppen.  Leipx.,  Dnncker 
u.  Hamblot.  434  S.  S^».  —  6)  B.  St.  31,  327—332.  -  7)  G.  Haag,  Das  Exil  eines  mol- 
dauischen Woiwoden  in  Stettin.  Das.  157 — 162.  —  S)  Herausg.  von  Herrn.  Pastenaci. 
F.  z.  deutsch.  Gesch.  21,  414—444.  Vgl.  u.  78.  —  9)  *Aufzeichn.  über  d.  Vergangenh.  d. 
Famil.  Dohna,  T.  2.  Die  Dohnas  unter  dem  Gr.  Kurfürsten.  Als  Manuskript  gedruckt. 
Berlin,  1880.  Die  Relation:  in  Anhang  I  (aus  dem  Refer.  von  Th.  F.  in  v.  Sybels  H.  Z. 
X.   F.     11    ^47,,  181    -183). 


SchloBwig-HoUtein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  JJI  65 

Witteisbacher  in  Schweden^)  betrifft  die  Geschichte  der  deutschen  Lande 
nur  sehr  nebensächlich,  doch  wird  die  ^Redaktion'  von  1680,  onter  Karl  XI. 
Gustav,  erwähnt  In  Christian  von  Saranws  ^die  Feldzüge  Karls  XIU') 
kommen  natürlich  die  Kämpfe  in  Pommern,  Holstein  und  Mecklenburg  zur 
Besprechung,  doch  ohne  das  notwendige  Korrelat  allgemeiner  Geschichtsauf- 
fassung; so  fehlen  die  mecklenburgischen  Wirren,  die  fUr  den  Zug  Peters 
des  Grofeen  durch  Pommern  nach  Mecklenbnrg  von  Bedeutung  waren.  Eine 
Tafel  stellt  die  Belagerung  Stralsunds  durch  Dänen,  Sachsen  und  Preufsen 
dar.  —  Da  am  31.  März  1881  der  Kommunalverband  von  Neuvorpommern 
und  Rügen  aufzuhören  hatte,  veranlafste  der  langjährige  Vorsitzende  des 
Kommunallandtags,  der  Fürst  zu  Putbus,  die  Herausgabe  einer  ständischen 
Geschichte,  deren  Abfassung  Dr.  Rudolf  Baier  übernahm. 3)  Sie  giebt  eine 
übersichtliche  Darstellung,  meist  nach  gedruckten  Quellen,  von  der  ersten 
Entstehung  der  Stände  schon  im  13.  Jh.,  der  Machterweiterung  und  Aus- 
bildung seit  dem  Tode  Bogislavs  X.,  dann  der  Entwickelung  unter  schwe- 
discher Herrschaft  sowohl  in  der  Zugehörigkeit  zum  Deutschen  Reiche,  wie 
nach  der  Einverleibung  in  das  Reich  Schweden  ri806 — 1815).  Die  Akten 
des  Stände-Archivs  lieferten  endlich  das  Material  für  die  Geschichte  seit  der 
Errichtung  der  Kommunalstände  in  der  prenfs.  Provinz,  23.  Juni  1817.  —  Vom 
Premierlieutenant  Pflugradt  erschien  eine  'Geschichte  des  Pommerschen 
Jäger- Bataillons  No.  2.'^)  Von  seiner  Errichtung  im  J.  1821  bis  zum  J. 
1881,  worin  die  Teilnahme  an  unseren  letzten  Kriegen  den  Hauptteil  bildet. 
Die  Beteiligung  der  ehemaligen  hessischen  Artillerie  an  den  Kämpfen  in 
Pommern  1636 — 1637  wird  von  Hauptmann  C.  Leydhecker  besprochen. ß) 
General  von  Bfllows  Verhandlungen  mit  dem  Stargarder  Magistrate  wegen 
seines  Quartiers  1808 — 1811,  vielfach  recht  kleinlicher  Art,  und  General  von 
Rücheis  Streit  mit  seinem  Landrat  (v.  Dewitz,  des  Kreises  Naugard)  1809 
brachte  Dr.  G.  Blasendorff  urkundlich  zur  Kenntnis.^)  v.  Rüchel  machte 
unartige  Opposition  gegen  den  klug  operierenden  Laudrat,  der  Pferde  für 
die  nach  Berlin  zurückkehrende  königliche  Familie  zu  requirieren  hatte.  — 
Ernst  Moritz  Arndt  fand  eine  Darstellung  kirchlicher  Art  durch  G.  Karo-,^) 
Joachim  Nettelbeck  eine  populäre  von  G.  Wunschmann.^)  Aus  populären 
Vorträgen  erwuchsen:  Tomroersche  Skizzen^  ^)  von  Dr.  Rud.  Hanncke. 
Johann    Bugenhagens  Wirksamkeit    für   die    Schulen    Niederdeutschlands^ 


1)  München,  1881,  Verlag  der  k.  bayer.  Akad.  60  S.  A^.  —  2)  Mit  1  ÜberB..Karte  d. 
Nord.  Kriegstlieaters  a.  9  lith.  Tafeln.  Leipz.,  Bemh.  Schlicke,  1881.  (Berlin,  Mittlersche 
Sort.-Buchh.  St  Petersb. ,  Kais.  Hochb.  H.  Schmitzdorff.  Kopenhagen,  A.  F.  Uött  &  Sön. 
Wien,  L.  W.  Seidel  &  Sohn.  Stockholm,  Looströro  &  Co.  XU  u.  328  S.  8<>.  Die  Quellen  sind 
nicht  angegob.  Die  Beaprechungen  hier  aufzuzählen  ist  unnötig,  vgl  JB.  III,  3,  85  u.:  Jungfer, 
Mitt.  a.  d.  h.  Litt.  X,  Heft  3.  —  3)  Gesch.  d.  Koramunalstände  von  Neuvorpommem  u. 
Rügen.  Mit  e.  Rückblicke  auf  d.  stand.  Verfass.  u.  Verwalt.  der  früheren  Jahrhunderte.  Stral- 
sund, Meincke  in  Komniiss.  VIII  u.  103  S.  4<>.  Vgl.  D.  Reichsanz.  No.  92,  S.  3.  -~  4)  Mit 
4  autogr.  Skizzenbl.  Berlin,  Mittler  &  Sohn.  V.  u.  68  S.  gr.-8.  —  5)  ^Aus  der  alteren  Gesch. 
der  hessischen  Artillerie'.  Archiv  f.  hessische  Gesch.  u.  Altert,  herausg.  von  Dr.  Gust  Iheei- 
herm  Schenk  zu  Schweinsberg.  15,  Heft  1.  Dannstadt,  1880,  Klingelhöffer  in  Comm.  Mit 
2  lith.  Karten.  241  S.  S^.  —  tt)  Z.  f.  Preufs.  G.  u.  Lkde.  (Constantin  Röfsler.)  IS.Jhrg., 
226—247.  —  7)  Prot  K.-Ztg.  (Websky).  No.  13  u.  14.  —  8)  Vatorl.  Gesch.-  u.  Unter- 
haltongabibl.  Bd.  41.  Berlin,  K.  Sig.  Liebrecht.  203  S.  8<>.  —  9)  Kulturbilder  aus  der 
Pommerschen  Geschichte.  Stettin,  L  Saumier.  VII  n.  82  8.  Gr.-8.  Es  sind  die  folgenden: 
iHui  Wallensteinsche  Krirgsvolk  in  Pommern;  Pommern  und  der  Gr.  KnrfUrst;  die  Insel  Wollin ; 
lias  Grabowthal  und  Rügenwalde;  Hinterpommem  und  der  preufsisch  -  russische  Postcurs  im 
17.  u.    18.  Jh.;  die  FiUbinsrhe  Karte. 

Historische  Jahretberiehte.     I8.si.    III.  5 


[11,66  1^-   K    £•  H.  K raune: 

setzt  Dr.  Krüger^)  auseinander.  Nach  einem  knappen  Lebensanirifs  er- 
örtert er  die  von  jenem,  der  1505 — 1521  Schulrektor  za  Treptow  a.  d. 
Rega  war,  eingeführten  Kirchen-  and  Schulordnungen  von  Braunschweig, 
Hamburg,  Lübeck,  dann  die  dänische  (unter  Christian  III.)  und  bespricht 
darauf  das  Wesen  der  Bugenhagenschen  Lateinschulen,  deutschen  Schulen 
und  Lectorien.  Einen  Brief  Bagenhagens  an  Herzog  Franz  von  Braunschw.- 
Lüneburg,  20*  Mai  1549,  teilte  Eduard  Bodemann  mit.^)  Eine  'Mitteilung 
über  Bugenhageus  Manuskripte  und  Zusammenstellung  der  Lehrerbio- 
graphieen'  von  Treptow  gab  Bauerfeind,  die  Geschichte  des  Bugenhagen- 
schen Gymnasii  daselbst  Bouterweck.^)  Dr.  H.  Schreiber^s  ^Die  Re- 
formationin Pommern'^)  hebt  natürlich  Bugenhagen,  Ketelhot,  Abt  Johannes 
Boldewan  von  Belbuck  hervor.  Beiträge  zur  Geschichte  des  Stettiner  Schul- 
wesens in  den  letzten  80  Jahren  lieferte  Gustav  Sievert,  die  Entstehungs- 
geschichte des  König- Wilhelms-Gymnasiums  zu  Stettin  Auff.^)  In  Dr.  Hol- 
stein, ^Das  Drama  vom  verlorenen  Sohn'^)  wird  als  11.  unter  den  Be- 
arbeitern dieses  Stoffes  Ludwig  Holle ^)  genannt.  Er  war  Pastor  zu  Politz 
in  Pommern.  H.  Lemcke  zählt  die  Schüler  aus  pommerschen,  auch  andern 
Adelsgeschlechtern  auf  dem  Pädagogium  zu  Stettin  in  den  Jj.  1576 — 1685 
auf.^)  In  V.  Dachenhausens  Genealogischem  Taschenbuch  der  Ritter  und 
Adelsgeschlechter  ^)  für  1881  finden  sich  26  pommersche  Familien  und  Neben- 
familien. ^Die  Colberger  Klosterordnung  von  1586',  herausgeg.  vom  Staats- 
arch.  Dr.  v.  Bülow,^^)  bringt  auch  einleitende  kurze  Daten  über  das  vom 
mecklenb.  Kloster  Rühn  aus  besetzte  Nonnenkloster,  das  in  ein  lutherisches 
Fräuleinstift  verändert  wurde.  In  der  'Ordnnng'  wni*den  auch  alle  bei  den 
täglichen  Religionsübungen  zu  singenden  niederdeutschen  Lieder  bestimmt 
Ebenfalls  'die  Küster  der  S.  Marienkirche  zu  Stettin  nach  der  Reformation' 
hat  derselbe ^^)  zusammengestellt,  sie  waren  Theologen.  E.  Müller  liefert 
archivalische  Nachträge  über  die  Apotheke  in  Barth,  ^')  aus  Rechnungen  von 
1619/20  ergiebt  sich  ein  ziemlicher  Rheinweinhandel.  Wegen  seiner  an- 
tiquarischen und  künstlerischen  Beziehungen  zu  Herzog  Philipp  U.  gehören 
z.  t.  nachPommmern  die  Reiseberichte  des  Philipp  Hainhofer,  welche  Häutle^^} 
aus   den    Innsbrucker,    Münchener    und   Wolfenbüttler   Archiven    zusammen- 


lO 


1)  Osterprogramm  der  Roalech.  1.  0.  zu  Annaberg,  1S81.  Progr.  No.  475.  16  S.  4* 
2)  Z.  N.  S.  Jahrg.  1881,  143—147.  —  3)  Festachrift  d.  Bugenh.  Gymn.  zu  Treptow  a.  R. 
1881.  Bouterweck  36  S.  u.  Bauerfeind  32  S.  Imp.-8^  In  einer  Gdtüng.  Diaaert  unter- 
Hucht  Jähnke  *Die  Pommerania  des  Joh.  Bogenhagen  in  ihren  Quellen.'  —  4)  C.  Uabel. 
Berlin,  1880.  52  S.  8<^.  (Heft  351  in  Virchow  und  v.  Holtzend.)  Vgl.  Mitt.  a.  d.  hiat  Litt. 
IX,  189.  Werner  Werthers  Püdagog.  Litt.-Bl.  III,  No.  2  (Dr.  K.).  —  Zn  t.  Bttlow,  Pommern« 
Srhulweaen  im  16.  Jh.  Vgl.  D.  Litterat  Zt.  2,  No.  8,  269  (F.  Pkulsen,  Berlin).  —  5)  Enten« 
.Mich.-Progr.  der  Stadt  Realschule  zu  Stettin.  Progr.  No.  120.  63  S.  A^.  LeUterea  dea  Utmn. 
—  6)  Oaterprogr.  dea  Progymn.  zu  Geeatemünde  1880.  54  8.  4^.  Vgl.  Herrigs  Archiv  G7, 
459 — 461  (Hölacher).  —  7)  'Freimut,  daa  ist  vom  verlorenen  Sohn'.  Stettin,  160S.  - 
H>  ViertJBchr.  f.  Heraldik  etc.  1881,  Heft  1.  —  9)  VI.  Jahrg.  Gotha,  Juatua  Perthea  ~  auf 
die  übrigen  Genealogiachen  Kalender  und  Taachenbücher  deaaelben  Verli^  aei  nur 
hingewiesen.  —  10)  B.  St.  31,  162 — 190.  Die  Lieder  hat  v.  B.  mit  dem  Stettiner  Geean^b. 
von  1576  verglichen.  Daa  am  Luthertage  zu  aingende  'De  Paweat  hefft  aick  tho  dade  fallen' 
stammt  wohl  von  Vespasius  (Wöbae).  —  v  Bttlow  Hefa  auch  die  Rfigenwalder  Rürachner- Rolle 
von  1606  abdrucken.  Daa.  307—318.  —  11)  Das.  S.  332—339.  Die  Liate  reicht  von  1569 
— 1815.  —  12)  Das.  191 — 210.  Die  Rechnungen  aehen  wie  Kram-  und  Kneipenrcchnun|:rii 
aus.  —  13)  '7  Relationen  des  Augsb  Patriic.  Philipp  Hainhofer.  1611—1636'.  Z.  d.  hist  \. 
t.  Schwaben  u.  Neuburg,  VI II.  Augsb.,  J.  A.  Schlosser  in  Komm.  316  S.  8^  (Augab.)  AUireiti. 
Ztg.    Beil.  279  IX.      v.  Sybel,   U.  Z.   12   (48),    159  (G.  Engelhart).     JB.  Ili,  3,   1. 


Schleswig-Holstein,  Hamburgs  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  111,67 

brachte  and  mit  allem,  was  sich  über  Hainhofer  finden  liefs,  herausgab.  An 
Altertnmsfdndeu  sind  zu  nennen:  Münzen  Bogislavs  XVI.  (1620 — 40),  Schutz- 
and  Tmtzwaffen  wahrscheinlich  Wallensteinscher  Kürassiere,  dazu  2  thönerne 
Tabakspfeifen,  gef.  zu  Stettin,  als  älteste  Zeichen  des  Tabakranchens  in 
Pommern. ')  In  den  Besitz  des  Vereins  f.  pommersche  Gesch.  etc.  kam  durch 
Schenkung  ^das  blaue  Buch',  die  Grundakte  des  Schlosses  zu  Pollnow  von 
1672,  es  ist  die  Matrikel  der  Einnahme  und  Gerechtsame  der  v.  Glasenapp.*) 

Allgemeines*  —  Die  'Geschichte  des  deutschen  Volkes  seit  dem  Aus- 
gauge  des  Mittelalters'  von  Johannes  Jansen  gehört  hierher  nur,  soweit 
sie  in  die  Ostseeländer  hinüber  greift.  £s  braucht  daher  der  2.  Band^)  von 
ans  kaum  besprochen  zu  werden.  Der  3.  Band  zeigt,  ^)  dals  dem  Vf.,  ganz 
abgesehen  davon,  dafs  sein  völlig  einseitiger  Standpunkt  ihn  das  Eigen wesen 
des  Nordens  nicht  erkennen  lässt,  auch  die  Vorfälle  und  Persönlichkeiten 
wenig  bekannt  sind.  Die  norddeutschen  Specialgeschichten  und  Vereins- 
schriften kommen  fast  nirgend,  und  wo  es  geschieht,  sehr  einseitig  zur  Ver- 
wendung. Fast  alle  Arbeiten,  in  Lisch'  Jahrb.  z.  B.,  blieben  unbekannt. 
Für  die  Reformation  in  Mecklenburg  um  1527  wird  nur  der  kleinliche  Vor- 
gang mit  Thomas  Aderpul  ausgenutzt;  Hamburg,  Lübeck,  Pommern,  Holstein 
gehen  für  die  2^it  leer  aus;  später  werden  Bilderstürmereien  von  1528  für 
Hamburg,  von  1526  für  Wismar,  unter  dem  ^abtrünnigen  Mönche',  dem  Prä- 
dikanten  Kevems  angesetzt,  von  dem  Hamburger  Kempe  in  Lüneburg  und 
von  Slüter  in  Rostock  nichts !  Für  WuUenweber  in  Lübeck  ist  Waitz,  aber 
ganz  einseitig,  ausgezogen;  warum  es  sich  eigentlich  zwischen  Lübeck  und 
dem  Norden  handelte,  ist  verkannt;  fast  scheint  der  Vf.  zu  glauben,  dafs 
nur  ein  Bauernkrieg  in  HolKtein  und  Dänemark  geplant  gewesen  sei.  Die 
spätere  unglückliche  Lage  der  Bauern,  ja  sogar  die  harten  Jagdgesetze, 
werden  den  Reformatoren  zur  Schuld  geschrieben,  die  Torturaussagen 
Wullenwebers  einfach  als  wahr  angesehen,  von  dem  offenbaren  Justizmorde 
durch  den  katholischen  Heinrich  d.  J.  von  Braunschweig  ist  keine  Rede, 
obwohl  doch  sonst  gerne  damit  kokettiert  wird,  z.  B.  bei  den  Wiedertäufern. 
Wismar  ist  als  ganz  wiedertäuferisch  entdeckt.  Als  Pommern  und  Hamburg 
/u  dem  schmalkaldischen  Bunde  traten,  habe  letzteres  seinen  Beitrag  mit  den 
'aus  den  Kirchen  geraubten  silbernen  Kunstschätzen*  bezahlt.  Übrigens  ist 
die  Stellung  des  Nordens  (Hamburgs  etc.)  zu  den  Schmalkaldenern  ebenfalls 
einseitig  und  ungenau  dargestellt,  auch  konnte  die  Lage  Hamburgs  und 
Lübecks  nach  der  Schlacht  bei  Mühlberg  ohne  Würdigung  des  Widerstandes 
von  Bremen  nicht  korrekt  aufgefasst  werden,  und  jene  ist  trotz  der  benutzten 
Quellen  nicht  erreicht.  Wie  das  furchtbare  Saufen  der  Fürsten  durch  die 
Reformation  verursacht  sein  soll,  ist  weder  dargetban  noch  zu  verstehen. 
Die  Auffassung  der  protestantischen  Fürstenvereinigungen  und  der  Fürsten- 
vorschwöruug  unter  Moritz  von  Sachsen  ist  natürlich  von  katholisch-habs- 
burgischer  Perspektive  aus  beleuchtet,  es  ist  aber  klar,  dafs  die  gewöhnliche 
landatorische  Auffassung  der  Protestanten  ebenso  einseitig  war.    Dafs  Johann 

1)  B.  St.  31,  86  (wo  No.  19  für  No.  20  yerdrackt),  vgl.  S.  92.  —  2)  Dha.  (44.  Jahres- 
ber.)  8.  254  f.  —  3)  Unter  d.  Spec. -Titel:  ^Zustände  des  deutsch.  Volkes  seit  dem  Beginn 
der  poHt.-kirchl.  Bevolat.  bis  zam  Ausgange  der  social,  lievolut.  von  1525*.  6.  verb.  Abdr. 
Freibnrg  i.  Breisgau.  Herder.  1S81.  XX VIII  u.  5S7  S.  Qr.-8o.  Von  den  Besprech.  und 
Krit.  iBt  hier  abzusehen.  —  4)  Spec.-Tit:  AUgem.  Zustände  d.  deutschen  Volkes  seit  dem 
Ausgange  d.  social.  Bevol.  bis  aum  sog.  Augsb.  BeK-IiViedens  von  1555.  2.  unveränd.  Abdr. 
Freib.  i.  Br.     Herder.    XXXIX  u.  73.3  S.     Ür.-S» 


5» 


ni,68  iX.    K.  E.  H.  Krause: 

Albrecht  von  Mecklenburg  die  kaiserliche  und  König  Ferdinands  Habe  in 
Innsbruck  geplündert  habe,  war  doch  nach  Kriegsrecht  aufzufassen.  1552 
wird  von  einem  aus  seinem  Lande  verjagten  Albrecht  von  Mecklenburg  ge- 
sprochen. *) 

'Der  Schutz  der  deutschen  Meere  und  Küsten',  in  der  AUg.  Mil.-Ztg.,^) 
betrifift  Nord-  und  Ostsee.  Von  diesem  Artikel  aus  begann  die  'Helgolander 
Frage'  ihren  Rundlauf  in  den  Zeitungen. 

Für  die  Specialgeschichte  sind  die  so  genauen  neuen  deutschen  Admirali- 
täte-^)  und  Generalstabskarten^)  von  nicht  zu  unterschätzender  Wichtigkeit, 
in  unseren  alten  Slavensitzen  weisen  die  letzteren  auf  den  ersten  Blick  eine 
grosse  Zahl  unbekannter  oder  bisher  nicht  beachteter  Burgwall-Schüttungen 
nach.  Auch  die  Karte  von  'Hamburg  und  Umgegend'  *)  verdient  Er- 
wähnung. 

Bezüglich  der  hier  einschlagenden  Lebensbeschreibungen  verweisen 
wir  wieder  auf  die  Allg.  deutsche  Biographie,  Bd.  13  u.  14,^)  ebenso 
auf  W.  Pökels  Philologisches  Schriftsteller-Lexikon, 7)  das  brauchbar  ist, 
wenn  auch  in  Angabe  der  Werke  und  deren  Titel  (wie  z.  B.  bei  Nathan 
Chytraeus,  Bachmann,  Dahl  etc.)  nicht  vollständig  korrekt,  auch  nicht  bezüglich 
der  Aufnahme  der  Schriftsteller.  Matthias  Claudius,  Friedr.  Hebbel, 
auch  Anton  Heinrich  fanden  noch  Besprechungen;^)  über  die  1880  und 
1881  verstorbenen  Philologen  stehen  die  Nekrologe  bei  Bursian*)  gesammelt. 

Fernere  Lebensbeschreibungen,  Nekrologe  oder  Schilderungen  von  be- 
deutenden Männern,  die  unseren  Ostseeländem  durch  Geburt  oder  in  ihrem 
Wirken  angehörten, ^o)  erschienen  über:  den  Astronomen  Karl  Christian 
Bruhns,  geb.  22.  Nov.  1830  zu  Ploen,  f  24.  Juni  1881  zu  Leipzig; **) 
Georg  Haussen  bei  seinem  Jubiläum;^^)  Dr.  Johannes  Heller,  Mitarbeiter 
der  M.  G.  SS.,    geb.  zu  Travemünde   3.  April   1851,   t  28.  Nov.   1880;  "j 


1)  Für  Pommern  wird  Kantzow  (namentlich  f.  die  Verwilderung)  u.  Sastrow  gebraucht, 
der  stets  *SaBtrowe*  (nach  dem  GonitiT  Saatrowen)  genannt  wird,  ftlr  Mecklenb.  Boll,  Wiggen» 
u.  Lesker!  Lisch  nur  2mal  S.  691.  —  2)  Red.  v.  Hauptm.  Zemin.  56.  Jhrg.  No.  93  u.  94. 
—  3)  Berlin.  D.  Beimer.  1881  erschienen:  Westküste  v.  Schlosw.-Holsl,  Nördl.,  7.  Sekt. 
1.  (Nordsee  No.  70),  Kieler  Hafen  (67),  Ostsee,  deutsche  Küste,  1:75  000:  No.  71—74. 
Pommern  Sektion  lY,  Stettiner  Haf,  Greifswalder  Bodden,  K.-W.  von  Rügen.  —  4)  Berlin. 
Simon  Schropp,  Hoflandkartenh.  in  Komm.:  1:100  000,  1881.  Rom  (No.  11),  Apenrade 
(13),  Hoyer  (21),  Tondem  (22),  Föhr  (36),  Schleswig  (88),  Qarding  (55),  Husum  (56), 
Rendsburg  (57),  Bidermündung  (79),  Heide  ( Dithmarscben.  80),  Hademarschen  (81;,  Xeu- 
münster  (82),  Eutin  (83),  Ottemdorf  (111),  Itzehoe  (112),  Segeberg  (118),  Parchim  (182^, 
Langen  (212).  —  Von  den  Gamisonkarten  des  Deutschen  Reichs  1:25  000.  Berlin,  ebenda: 
Umgegend  t.  Schwerin.  9  BI.  Chromolith.  Die  Watten  und  Hochstände  der  Blitter  von  der 
Nordseeküste  zeigen  die  'Trümmer  einer  untergegangenen  Küstenzone*.  —  5)  Hamburg. 
Meifsner.  Kupferst.  1  :  4000  Moorburg  u.  Helbrock.  1  :  50  000  Sekt  Bergedorf.  —  6)  Von 
V.  Holstein  bis  Kahler.  Zu  Jakob  Gerschow,  Ä.  D.  Biogr.  12,  49,  lieferte  Fr.  Laten- 
dorf  einen  Nachtrag  Anz.  f.  Kunde  deutscher  Vorzeit.  No.  6,  171.  —  7)  1.  Liefer.  (Bi» 
.\m.  Drakenborch.)  Leipz.,  Alfr.  Krüger.  64  S.  8°.  —  8)  L.  Heyns  schleew.-hoUt.  Haus- 
kalender für  1881.  Hrsg.  v.  H.  Keck,  68—72:  46—64:  110—129.  Gerock,  Matth.  Claud. 
Wir  erwähnen:  Hölscher,  Das  Pädagog.  Bützow.  —  9)  Biogr.  Jahrbuch  f.  AlteTtumskunde 
Ton  Konrad  Bursian.  1880.  Berlin,  S.  Calvary  &  Comp.  1881.  4.  Jahrg.  Ibid.  1881  heft- 
weise  erschienen.  —  10)  Eine  Vollständigkeit  der  in  vielen  Zeitschriften  wiederholten  Artikel 
ist  weder  zu  erzielen  noch  notwendig.  —  11)  Illustr.  Z.  No.  1988.  6.  Aug.,  125  f.  Ton 
J.  Löwenberg:  ^Karl  Georg  Bruhns',  von  Heinr.  Degenkolb.  Freiborg  und  Tübingen. 
Jl.  B.  Mohr,  Akad.  Verlagsb.  (Paul  Seebeck.)  IV  u.  47  S.  8».  —  12)  A.  v.  Miaakowsky, 
Georg  Hanssen,  ein  nationalökon.  Jubiläum.  Jahrb.  f.  Gesetzg.,  Verwalt.  u.  Volkswirtschaft  im 
D.  Reifh.  Her.  v.  Gustav  Schmoller.  5.  Jahrg.  Heft  2.  —  13)  Nekr.  im  N.  Arch.  VI. 
457  f.  Über  G.  Hanssen  vgl.  auch:  Meitzon,  G.  H.  als  Agrar»Histor.  i. :  Z.  f.  g.  Staatswii«. 
Jg.  37,  2.  Heft. 


Schleswig- UoUtein,  Haniburgf  Lübeik,  Mccklonburj;  und  Pommern.  JU  ß9 

Prof.  Theodor  Hirsch,  t  in  Greifswald  17.  Febr.  1881  ;i)  Johann  Wil- 
helm Emannel  Mannhardt,  geb.  za  Friedrichstadt  an  der  Eider  26.  März 
1831,  t  als  Stadtbibliothekar  in  Danzig  25.  Dec.  1880;^)  Wilhelm  Man- 
tels, 3)  der  Lübecker  Forscher  und  langjährige  Vorsitzende  des  Hansischen 
Geschichtsvereins,  geb.  zu  Hambui^  17.  Juni  1816,  f  8.  Juni  1879;  Geh. 
Justizrat  Dr.  Andreas  Ludwig  Jakob  Michelsen  in  Schleswig;^)  Karl  Wil- 
helm Nitzsch;^)  Julius  Oppert;^)  Karl  Wilhelm  Pauli,  f  als  0.  A. 
Rat  in  Lflbeck  18.  März  1879; 7)  Arnold  Rüge,  geb.  31.  Sept.  1802  zu 
Bergen  auf  Bflgen,  f  31.  Dec.  1880;^)  den  Dichter  Chr.  Friedrich  Scheren- 
berg, geb.  zu  Stettin,  t  9.  Sept.  1881;^)  Matthias  Jakob  Schieiden,  geb. 
zu  Hamburg  5.  April  1804,  f  2H.  Juni  1881  ;^o)  Gottfried  Semper;>i) 
Johann  Heinrich  Wichern,  geb.  21.  April  1808  zu  Hamburg,  f  7.  April 
1881.  '«) 


X. 

Gerstenberg. 

Schlesien. 

Getreu  seinem  Versprechen  eine  kurze  übersichtliche  Darstellung  des 
iu  den  von  ihm  herausgegebenen  Acta  publica  ^')  enthaltenen  Materials  zu 
liefern,  schildert  Jul.  Krebs  die  innern  Verhältnisse  Schlesiens  von  der 
Schlacht  am  weifsen  Berge  bis  zum  Einmärsche  Waldsteins. ^^)  Das  Verhält- 
nis  Schlesiens  zu  Böhmen    war   stets   ein   gespanntes;    Ausgang    des  M.-A. 


1)  Nekr. :  Bali.  Stud.  31,  232—34.  —  2)  Nekrol.:  Altpreor«.  Mtiwchr.  von  Roiocko  and 
Wiehert  Bd.  18.  Heft  3.  Bunians  Biograph.  Jahrb.  4,  1—6.  —  3)  Eine  pietätyolle 
*Biographiache  Skisse*  Ton  £.  Koppmann:  Wilh.  MaDtels,  Beiträge  zur  LübiAch-Hanaisdien 
Oeidiidite  (s.  oben),  IX — XXXI,  mit  Photographie;  ebenso  liebevoll:  Reinhold  Pauli: 
'Zor  Erinnerung  an  W.  M.'     Hansische  Geach.-Bl.    Jahrg.  1879  (1881 ),  3—12,  mit  Photogr. 

—  4)  Nekrol.  ton  v.  Giesebrocht,  Sitz.-Ber.  d.  k.  Bayer.  Akad.  II,  107  —  118.  — 
h}  Nekrol.  von  Georg  Waitz  bei  Bursian  1.  c.  3,  23  f.;  von  Rieh.  Rosenmund  in 
V.  Treitachke,  Preals.  Jahrb.  48  Heft  5.  —  6)  AUg.  Z.  d.  Judentums.  Her.  von  L.  Phi- 
lippson.  Jahrg.  45.  Ko.  30.  —  7)  Äufserst  eingehendes  und  liebevoll  gemaltes  'Lebens- 
bild* von  G.  Poel.  Z.  L.  G.  4,  1 — 101.  Dazu  'Paulis  juristisch  litterarische  Thatigkeit*. 
Von  F.  Frensdorff.     Das.  102—111.     Vgl.  Weserzeit.  12  578,  10.  Jan.  1882,  Morgenausg. 

—  8)  Barsian  1.  c.  4,  25 — 33  (von  Dr.  Max  Rüge)  mit  Verzeichnis  seiner  Werke.  — 
9)  Illartr.  Z  No.  1996  (1.  Okt  1881).  —  10)  Ebda.  No.  1986,  72  flf.  (23.  Juli).  *Die 
Natur"  von  K.  MüUer.  N.  F.  7.  Jahrg.  No.  38.  Über  Land  und  Meer.  No.  43,  860,  mit 
Portr.  Weetermanns  lUustr.  dtsch.  Mtsh.  Dec-H.  (E.  Hai  Her).  —  11)  Gottfried  Semper, 
Ein  Bild  s.  Lebens  u.  Wirkens  etc.  Von  Hans  Semper.  Berlin,  Oalvar}*  u.  Comp.  1880. 
35  S.  8®.  Gottfried  Semper  i.  s.  Bedeutung  als  Architekt.  Von  Const.  Lipsius  Berlin, 
Tache  in  Komm.  1880.  III  u.  107  S.  8^.  Mit  Portr.  und  33  Ansichten,  Durchsch.  und 
Ünudr.  —  12)  N.  ev.  Kirchenz.,  her.  von  H.  Mefsner.  23.  Jahrg.  No.  15.  —  Daheim, 
17.  Jmhrg.  No.  36,  572  f[,,  mit  Portr.  (*Der  Herold  der  inneren  Mission'  von  F.  Olden- 
burg.) —  18)  cf.  Jahr«sb.  3.  Jahrg.  III,  70.  —  11)  Ztschr.  d.  V.  f.  G.  u.  A.  Schlesiens; 
ed.  Grünhagen.     Brest,  Joseph  Max  &  Comp.     Bd.  XV.     p.  329  -356. 


in,70  X.    Gemtenberg: 

waren  die  Schlesier  die  heftigsten  Feinde  der  bussitischen  Bewegung  ge- 
wesen, und  das  Zerwürfnis  hatte  sich  gesteigert,  als  die  Böhmen  Schlesien 
als  ein  leicht  beiseite  zu  lassendes  Nebenland  behandelten.  Indes  die  Ge- 
meinsamkeit der  Interessen  und  der  religiösen  Anschauungen,  da  auch 
Schlesien  der  Reformation  anhing,  zwang  die  Schlesier  im  Anfange  des  80- 
jährigen  Krieges  Bundesgenossen  der  Böhmen  zu  werden.  Nach  der  Schlacht 
am  weifsen  Berge  wandte  sich  des  Kaisers  Zorn  auch  gegen  die  Schlesier; 
der  Kaiser  Hess  eine  auf  Schlesien  bezügliche  Denkschrift  wegen  Reformation 
der  ständischen  Verfassung  beider  Länder  anfertigen;  als  Autor  ^dieses  Akten- 
stückes von  eminenter  Bedeutung',  dessen  Inhalt  der  erwähnte  Aufsatz  wieder- 
giebt,  glaubt  der  Vf.  Otto  von  Nostitz,  der  an  der  Spitze  der  schlesisch- 
lausitzischen  Kanzlei  stand,  bezeichnen  zu  können.  —  Wie  die  österreichische 
Regierung  bemüht  war,  nachdem  ihr  der  30jährige  Krieg  volle  Gewalt  in 
Schlesien  gegeben  hatte,  den  Protestantismus  zu  unterdrücken  und  die  pro- 
testantischen Prediger  aus  ihren  Stellen  zu  vertreiben,  dafür  legt  Zeugnis  ab 
ein  von  C.  A.  Schimmelpfenig  herrührender  ^Beitrag  zur  Geschichte  der  Ver- 
waltung und  Rechtspflege  in  Schlesien  unter  österreichischer  Herrschaft'.  V» 
Es  ist  darin  erzählt,  wie  der  katholische  Freiherr  von  WafFenberg  in  Prie- 
bom  den  Pastor  Schiller  in  Krummendorf,  der  durch  eine  Predigt  seinen 
Zorn  erregt  hatte,  aus  seinem  Amte  verjagte.  —  Einen  sehr  lehrreichen 
Einblick  in  die  finanziellen  Bestrebungen  der  kaiserlichen  Regierung  in 
Schlesien  läfst  uns  der  Aufsatz  von  B.  v.  Prittwitz  thun:  Schlesiens  Kammer- 
wirtschaften und  deren  Verwaltung  in  der  Zeit  von  1675 — 1740.^)  Kann 
mau  nämlich  der  österreichischen  Verwaltung  in  dieser  Zeit  auf  manchem 
Gebiete  den  Vorwurf  der  ünthätigkeit  machen,  so  ist  sie  in  finanzieller  Be- 
ziehung ein  Bild  des  thätigsten  Schaffens  und  Regierens.  Die  Kammergüter 
waren  ein  sehr  umfassender  wertvoller  Besitz,  der  aber  infolge  von  Ver- 
untreuungen und  schlechter  Verwaltung  anfanglich  wenig  einbrachte;  um  den 
Ertrag  zu  steigern,  versuchte  man  1709  nach  dem  Vorbilde  von  PreuGsen 
die  Erbpacht  einzuführen.  Der  Versuch  scheiterte  aber  trotz  der  ange- 
strengtesten Bemühungen  der  Kommissarien,  da  es  nicht  gelang,  die  nötige 
Zahl  von  Erbpächtern  zu  finden,  so  dafs  man  zur  Zeitverpachtung  (scbliefs- 
lich  nur  auf  drei  Jahre)  greifen  mufste.  Die  Art  der  Bewirtschaftung  der 
Güter  war  unverändert,  während  der  kaiserlichen  Zeit  die  Dreifelderwirt- 
schaft; die  Wirtschaftsarbeiten  werden  teils  vom  Gesinde,  teils  von  den 
dienstpflichtigen  ünterthanen  verrichtet.  —  Der  Übergang  in  die  prenfsiscbe 
Verwaltung  vollzog  sich  plötzlich;  während  die  Evangelischen  Friedrich  als 
Befreier  begrüfsten,  konnten  die  Katholiken  sich  nur  mit  Mühe  in  die  neue 
Ordnung  der  Dinge  finden,  die  sie  ja  auch  nur  als  eine  vorübeiigehende  an- 
sahen. Ein  höchst  intereressantes  Tagebuch  eines  schlesischen  Katholiken, 
des  damaligen  Provisors  des  Klosters  Leubus,  des  P.  Stephanus  Volckmann, 
schildert  in  anziehender  Weise  die  Anschauungen  der  Katholiken  der  Zeit, 
besonders  aber  die  Drangsale,  denen  dies  reiche  Kloster  seitens  der  PreoTsen 


1)  Ebda.  p.  273—300.  Auf  die  Geschichte  der  Schule  in  dieser  Periode  bezieht  »ich 
dor  im  Progr.  des  Gymn.  zu  Jauer  abgedruckte  Schlufs  des  *KuTtcen  Entwnrfl*  des  Schul- 
Statuts  bei  der  Evang.  Kirche  Ton  Jauer'.  Von  S.  Tilgner.  cf.  Jahresber.  80,  Hl,  70.  — 
2)  Ebenda,  p.  301—328.  —  Wahn  er  bezeichnet  mit  Bestimmtheit  als  den  OH,  wo  der 
öffentliche  Übertritt  Augusts  II.  zur  katholischen  Kirche  stattfand,  die  Jesuiten -Nieder- 
lassung *Doutsch.Piekar  in  Oberschlesien'.  Grtinhagen,  Zeitschr.  XV,  p.  511—513.  —  Vgl. 
Kap.  XIU. 


ScWwien  111,71 

ausgesetzt  war.^)  Dasselbe  sollte  200  000  Thaler  Eriegssieuer  zahlen;  den 
persönlichen  Bemühungen  Volckmanns  beim  Könige  gelang  es,  diese  Summe  auf 
die  Hälfte  herabzumindern,  die  aber  in  der  Kriegszeit  auch  nicht  aufzu- 
bringen waren,  so  dafs  die  ersten  Würdenträger  des  Klosters  nach  Glogau 
in  Haft  gebracht  wurden.  Das  Tagebuch  enthält  einen  ausführlichen  Bericht 
über  das  wenig  gekannte  für  die  Preufsen  unglückliche  Gefecht  von  Maltsch 
(1.  Aug.  1741). 

Eine  Episode  aus  dem  ersten  schlesischen  Kriege  behandelt  aucli  ein 
'Bericht  über  den  Ritt  Friedrichs  d.  Gr.  nach  Oppeln  am  Tage  von  Moll- 
witz'.*) Ranke  hat  für  die  Schilderung  dieses  kleinen  Mifsgeschicks  des 
jungen  Königs  den  Bericht  des  englischen  Gesandten  Robinson  benutzt,  der 
nicht  ganz  zuverlässig  sein  dürfte;  von  gröfserer  Bedeutung  ist  nach  der 
Ansicht  Grünhagens  eine  Darstellung,  welche  der  Berliner  Schriftsteller 
Nicolai  in  seinen  ^Anekdoten  von  König  Friedrich  II.  v.  Pr.'  veröffentlicht 
hat.  Grünhagen  meint,  dafs  Nicolais  Quelle  dessen  Schwiegervater  war,  der 
an  jenem  Ritt  teilnahm,  und  dafs  somit  der  Bericht  eines  Augenzeugen 
vorliegt.  Die  beigegebenen  kritischen  Anmerkungen  Grünhagens  beleuchten 
die  Begebenheit  noch  näher.  —  Derselbe  Autor  veröffentlicht  3)  'Statistische 
und  topographische  Nachrichten  von  den  schlesischen  Städten'  aus  den  J. 
1787  -  1789,  aus  denen  sich  ergiebt,  dafs  Schlesien  beim  Tode  des  grofsen 
Königs  in  130  Städten  89  173  avileinwohner,  darunter  1723  Juden,  hatte. 
—  Dafs  Friedrich  sich  unter  Umständen  auch  für  religiöse  Fragen  inter- 
essierte, geht  daraus  hervor,  dafs  er  eine  in  Galizieu  wohnende  evangelische 
Gemeinde,  die  von  den  Bedrückungen  ihrer  katholischen  Herrn  viel  zu  leiden 
hatte,  im  J.  1770  durch  eine  Husaren-Eskadron  mitten  aus  ihrem  Dorfc 
Seiffersdorf  herausholen  und  auf  preufsisches  Gebiet  überführen  liefs.  Von 
dem  Fürsten  von  Anhalt-Köthen,  dem  Plefs  gehörte,  wurden  die  Flüchtlinge 
empfangen  und  mit  einem  Gute  beschenkt,  dem  sie  den  Namen  Anhalt 
gaben;  noch  heute  ist  diese  Kolonie  eine  der  blühendsten  protestantischen 
Gemeinden  in  dem  katholischen  Oberschlesien. ^)  In  die  neuere  Geschichte 
der  Grafschaft  Glatz  gehört  eine  Rechtfertigungsschrift  ^)  der  Herren  von 
Stillfried  gegen  einen  polemischen  Artikel  der  'Schles.  Ztg.\  in  welcher  das 
Verhältnis  der  Familie  Stillfried  als  Lehnsherren  zu  der  Mediatstadt  Neu- 
rode einer  absprechenden  Kritik  unterzogen  war.  Die  Schrift,  die  auch  für 
das  Verfahren '  Friedrichs  gegen  seine  Offiziere  nicht  ohne  Interesse  ist,  sucht 
aktenmäfsig  den  Nachweis  zu  führen,  dafs  die  Schuld  an  einem  Streite 
zwischen  dem  Obersten  v.  Stillfried  und  dem  Bürgermeister  von  Neurode, 
in  welchem  der  letztere  von  dem  Lehnsherrn  geprügelt  worden  war,  fast  . 
einzig  auf  Seiten  des  Bürgermeisters  war.  —  Historisch-topographischer 
Natur  ist  eine  Zusammenstellung  der  Besitzverhältnisse  des  Dorfes  Ullersdorf 
in  der  Grafschaft  Glatz,«)  wie  sich  dieselben  durch  drei  Jahrhunderte  ge- 
staltet haben.  Die  Einleitung  enthält  eine  kurze  Biographie  des  Verfassers,, 
des  1817  verstorbenen  Pfarrers  Kögler. 


1)  Ebenda,  p.  445 — 479.  Kloster  Lenbus  im  ersten  Rchiea.  Kriege,  her.  v.  Jungwitx. 
—  2)  Ebda.  p.  435—479.  —  3)  Ebda.  514—526.  —  i}  J).  Grtind.  d.  Parochie  Anhalt  in 
Obertchiesien  im  J.  1770  v.  C  Wunster;  her.  v.  W.  Altmann.  Bresl,  M.  Schlesinger. 
1880.  8».  32  S.  u.  Tab.  —  5)  Die  Stillfriede  u.  die  Stadt  Neurode.  Berlin,  1879,  Sitten- 
feld.   4<^.    29  S.  —  6)  Her.  v.  W.  Rösner,  Progr.  Leobschütz. 


ni,72  XI.    H.  Hortzherg: 


XL 
H.  Hertzberg. 

Nieder-Deutschland. ') 

In  Magdeburg  fand  die  Reformation  bereits  im  Anfang  der  zwanziger 
Jahre  des  ^16.  Jh.  Eingang,  und  zwar  gebührt  das  Haaptverdienst  am  die 
Einftihrung  derselben  dem  ehemaligen  Franziskaner-Mönch  Fritzhans  (Johann 
Fritze),  dem  früheren  Propst  des  Johannisklosters  in  Halberstadt:  Eberhard 
Weidensee  und  dem  Dr.  med.  Wolfgang  CyclolT  oder  Cyclop  aus  Zwickau. 
Eine  wichtige  Quelle  für  diese  Zeit  bilden  die  gleichzeitigen  Aufzeichnungen 
(^Historia')  des  Möllenvogtes  Sebastian  Langhans,  der,  obgleich  Katholik, 
die  Verhältnisse  mit  grofser  Objektivität  beurteilt.  Das  niederdeutsch  ge- 
schriebene Original  der  ^Historia'  ist  uns  nicht  erhalten,  die  handschriftlich 
in  der  Magdeb.  Stadtbibliothek  aufbewahrte  hochdeutsche  Übersetzung  des 
llenricus  Findemann  umfafst  den  an  tumultuarischen  Auftritten  in  Magdeburg 
besonders  reichen  Zeitraum  vom  6.  Mai  1524  bis  zum  3.  Februar  1525. 
Langhans  war  Unterbeamter  des  Burggrafen  für  das  Landgebiet,  den  Titel 
'Möllenvogt*  führte  er,  weil  er  als  Vogt  auf  dem  sog.  Möllenhofe  wohnte.*) 
--  Durch  Beschreibung  von  Drucken,  die  in  Magdeburg  in  den  Jahren  1529 
— 1542  erschienen  sind,  und  charakteristische  Auszüge  aus  denselben  setzt 
F.  Hülsse^)  seine  interessanten  Beiträge  zur  Geschichte  der  Buchdrucker- 
kunst in  Magdeburg  fort.  —  Beim  Abbrach  eines  Hauses  am  Breitenweg 
sind  in  einem  in  der  Katastrophe  von  1 63 1  verschütteten  Kellerraume  (wahr- 
scheinlich einst  Trinkstube,  auch  Beratungszimmer  für  Innungs-  oder  Ge- 
meindeangelegenheiten) farbige  Wandmalereien  und  Inschriften  aufgefunden, 
deren  Entstehung  nach  der  Schriftart,  nach  Sprache  und  Inhalt  in  den  An- 
fang des  16.  Jh.,  aber  noch  in  die  katholische  Zeit  Magdeburgs  fallt. ^) 

Die  Stadt  Magdeburg  zerfiel  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jh.  in 
9  Stadtviertel,  deren  jedes  seinen  Hauptmann  und  seine  Fahne  hatte. 
Die  Bürger  der  einzelnen  Viertel  zogen  unter  ihren  Fahnen  nicht  nur  in 
kriegerischer  Zeit  auf,  sondern  auch  im  Frieden  bei  besonderen  feierlichen 
Gelegenheiten ,  wo  es  die  Mitwirkung  der  Bürgerschaft  in  ihrer  Gesamtheit 
galt.*)  —  G.  Toepke**)  stellt  ein  Verzeichnis  der  Magdeburger  und  Hallenser 
Studierenden  auf  der  Universität  Basel  auf,  in  den  Jahren  1460 — 1700,  auf 


1)  Abkürx.  Z.  d.  V.  f.  N.  s.  =  ZeiUchrift  do«  Vereine  für  Niedenachaen.  —  2>  (i. 
Hcrtel,  Die  Historia  dos  MöUenvoigtes  Sebastian  LanghanS)  betr.  die  Einfuhr,  d.  Ref.  in 
Maf;deb.  Iö24,  T.  I  (reicht  bis  zam  14.  Aug.  1524).  Mit  ausf^hrl.  Einl.  d.  Herausgebern. 
Jhrb.  d.  Püd.  2.  Kloster   U.  L.  Fr.  in  Magdeb.,    26  8.    4«.     Vgl.  Jb.  U,   3,  87    u.  o.  K.  II. 

—  3)  Gbl.  f.  Stadt  u.  Land  Magdeb.  XVI,  S.  83—103,  156—195,  268—299,  342—374. 
Vgl.  Jahresber.  III,  3,  72.  —  4)  O.  Hortel,  Altertumsfnnd  i.  Magdeb.  Ebda.  XVl,  S.  300 
—302.     Vgl.  o.  Kap.  II  und  K.  Paulaieck,  Eine  Stimno  aus  d.  alten  Magdeb.     Ebd.  S.  444 

—  4^54.  —  5)  G.  Hertel,  Beschreib,  der  Stadt  ihren  grorsen  Fahnen  in  deren  9  Stadt- 
Tierteln,  nach  ein.  handschriftl.  Chronik.  Ebda.  S.  316—318.  Vgl.  o.  Kap.  II.  —  6)  Ebda. 
S.  210—220. 


Nieder-DeuUehland.  111,7  3 

Grand  der  dortigen  Matrikel.  Aus  derselben  ergiebt  sich,  dai's  die  Nord- 
deutschen tlberhanpt  in  Basel  ganz  auffallend  zahlreich  erscheinen  in  der 
Zeit  von  1560 — 1680,  von  da  ab  verringert  sich  ihre  Zahl  stetig,  bis  sie  im 
18.  Jh.  fast  ganz  fortbleiben.  — 

Einen  nicht  geringen  Einflufs  auf  das  geistige  Leben  des  17.  Jh.  übte 
der  Magdeburger  Dramatiker  Gabriel  Rollenhagen  aus,  dessen  Bedeutung 
in  Folge  der  vielfachen  Verwechselung  mit  seinem  berühmteren  Vater  Georg 
R.  bisher  sehr  unterschätzt  ist.  Gabriel  R.  wurde  geboren  am  22.  (nicht 
20.)  März  1583  in  Magdeburg,  er  war  seinem  Universitätsstudium  und  seiner 
späteren  bürgerlichen  Stellung  nach  Jurist,  nicht  Theologe,  wie  mau  bisher 
angenommen.  1614  bekleidete  er,  erst  31  Jahre  alt,  das  Amt  eines  proto- 
notarins  in  Magdeburg.  1619  erschien  sein  letztes  litterarisches  Produkt, 
über  seine  ferneren  Schicksale  ist  uns  nichts  bekannt,  mutmafslich  lebte  er 
im  Jahre  1622  nicht  mehr.  R.  stand  in  regem  Verkehr  mit  den  Braun- 
schweigisch-Lüneburgischen  Herzögen  Friedr.  Ulrich  und  Heinr.  Julius  und 
den  Fürsten  Christoph  und  Nicolaus  Radzivil,  i) 

In  Calbe  a./S.  wurde  die  älteste  bekannte  Willkür  im  Jahre  1525  vom 
Kardinal  Albrecht  gegeben.  Die  Annahme  der  Reformation  durch  die  Bürger- 
schaft und  der  30jährige  Krieg  brachten  aber  auch  in  Calbe  eine  völlige 
Umwälzung  der  Verhältnisse  hervor,  und  die  neue  Willkür,  welche  im  Jahre 
IHOO  aufgestellt  wurde,  weicht  daher  vielfach  von  der  alten  ab-,  auch  ein- 
zelne Bestimmungen  der  Magdeburgischen  Kirchenordnung  und  Polizeiordnung 
sind  in  sie  aufgenommen.^) 

Anhalt  und  Umgebung.  —  H.  S  u  h  1  e  3)  teilt  5  Urkunden  über  Privi- 
legien der  Stadt  Bernburg  mit,  von  1574,  1549  (in  puncto  Religionis),  1566, 
1561  (Vereinigungs-Privilegium  der  alten  und  neuen  Stadt  Bernbui^)  und  1657. 
—  G.  A.  V.  Mülverstedt^j  bespricht  ein  Aktenstück  des  Magdeburger  Staats- 
archivs über  die  Kindtaufe  des  Prinzen  Joachim  Ernst,  ältesten  Sohnes  des 
Fürsten  Johann  Georg  1.  von  Anhalt  (-Dessau)  im  Jahre  1592.  Der 
Bericht  hat  dadurch  besonderen  Wert,  dafs  er  die  damaligen  Adelsfamilieii 
des  Fürstentums  Dessau  ziemlich  vollständig  aufführt.  M.  druckt  die  Ver- 
zeichnisse derselben  ab  und  weist  darauf  hin,  dafs  die  Akten  über  Tauffeste 
und  Leicfaenfeierlichkeiten  überhaupt  in  Bezug  auf  die  Adelsgeschichte  von 
der  gröfsten  Bedeutung  sind  und  bisher  bei  den  Specialhistorikern  keines- 
wegs die  verdiente  Beachtung  gefunden  haben.  —  Auch  das  in  der  Dessauer 
Behördenbibliothek  befindliche  Stammbuch  des  Georg  Dietr.  v.  Brandt  vom 
Jahre  1568  enthält  die  Namen  von  einer  Reihe  von  Edelleuten,  die  zugleich 
mit  ihren  Wahlsprüchen  Gröpler^)  mitteilt.  — 

G.  Stier  ^)  stellt  aus  den  Hauptquellen,  namentlich  Guicciardinis'  Historia 
dltalia,  die  Nachrichten  zusammen,  welche  sich  auf  die  militärische  Thätig- 
keit  des  Ftkrsten  Rudolf  des  Tapferen  von  Anhalt  in  Italien  beziehen, 
dei  von  Maximilian  I.  in   seinem   Kriege    gegen  Venedig  1509  zum  Ober- 


*.)  Ganz  noao  AufBchlüsse  über  K.  giobt  K.  Tli.  Gaodortx,  Gabriel  Kollenhagen.  S. 
Leber,  u.  a.  Werke.  Als  fiallene.  Diu.  (34  S.)  erschienen  und  in  Leipisig,  Uirzel,  130  S.  R". 
—  2)G.  Hortel,  Die  neue  Willkür  der  Stadt  Calbe  a./S.  v.  J.  1660.  Gbl.  XVI,  8.323 
334.  '^ie  Willkür  iet  abgedruckt  aus  dem  von  J.  H.  Häreker  handschr.  erhaltenen  Buche: 
Beschrib.  der  Städte  Calbe,  Aken  und  Wanzleben.  —  3)  Hitt.  d.  V.  f.  Anhalt  G.  u.  Alter- 
tmnsknile,  HI,  S.  217—232.  —  4)  Ein  fÜrstl.  Kindtaufsfeit  ans  d.  £nde  d.  16.  Jh.  Ebda. 
S.  192-217.  —  5)  Ebda.  S.  246—249.  —  6)  Ebda.  S.  62—81,  mit  Bezug  auf  U,  S.  539  tf. 
Vgl.  Jb.m,  3,  74. 


111,74  XI.    H.  Hertzberg. 

aiiführer  der  deutschen  Truppeu  ernannt,  als  solcher  schon  am  8.  Sept  1510 
in  Folge  eines  hitzigen  Fiebers  in  Verona  seinen  Tod  fand.  Das  gleich- 
zeitig entstandene  neugriechische  Gedicht  des  Johannes  Korouaeos,  1519  in 
Handschrift  abgeschlossen,  hat  nach  St.  als  historische  Quelle  für  Rudolf  nur 
geringen  Wert.  —  Über  die  ThäUgkeit  des  Komponisten  F.  W.  Rust  (geb. 
1739  gest.  1796),  die,  wie  für  die  Musikgeschichte  Deutschlands  überhaupt 
von  Wichtigkeit,  für  das  musikalische  Leben  Dessaus  von  grundlegender  Be- 
deutung geworden  ist,  giebt  F.  W.  Hosaeus^)  ganz  neue  Aufschlüsse  auf 
Grund  teils  älterer  unbekannt  gewordener  Publikationen,  teils  gleichzeitiger 
handschriftlicher  Aufzeichnungen,  die  bisher  gar  nicht  oder  nur  unvollkommen 
benutzt  worden  sind.  — 

Auf  die  oben^)  erwähnte  Geschichte  des  anhaltischen  Dorfes  Meh- 
ringen ist  auch  hier  zu  verweisen.  —  Aus  einem  'geometrischen  Plane'  der 
Mosigkaucr  Haide,  im  Jahre  1625  von  dem  Landmesser  Beruh.  Keilichen 
in  Dessau  angefertigt,  der  uns  in  einer  Kopie  von  1747  erhalten  ist,  er- 
fahren wir  die  Namen  der  14  Dörfer,  die  einst  auf  der  Haide  gelegen  haben 
und  nicht  früher  als  gegen  die  Mitte  des  16.  Jh.  zu  Grunde  gegangen  sein 
können.  Die  Namen  der  Dörfer  sind  mit  unwesentlichen  Änderungen  noch 
heute  iu  den  Bezeichnungen  der  dortigen  Holzmarkeu  erhalten.^) 

Das  Kloster  zu  Ei  sieben  wurde  1512  von  dem  Grafen  Albrecht  v. 
Mansfeld  begründet,  als  das  letzte  des  Augustinerordens  in  Deutschland. 
1515  trat  in  dasselbe  als  Ablal'sprcdiger  Caspar  Güttel  ein,  der  jedoch  bald 
ein  Freund  und  eiftiger  Anhänger  Luthers  wurde.  Wahrscheinlich  1518 
empting  er  die  Würde  eines  Priors,  doch  schon  1523  löste  sich  der  Eisleber 
Konvent  völlig  auf.  In  demselben  Jahre  wurde  G.  vorübergehend  nach 
Zwickau  berufen  ,  um  dort  in  einem  Predigtcyklus  für  die  Reformation  zu 
wirken.  Wahrscheinlich  seit  1525  fungierte  er  als  Prediger  an  der  St.  An- 
dreaskirche zu  Eisleben,  1542  starb  er  ebendaselbst.  Grofs  ist  die  Zahl 
der  von  ihm  hinterlassenen  theologischen  Schriften  und  von  Interesse  auch 
sein  Briefwechsel.*) 

Aus  Wernigerode  stammt  der  berühmte  Naturforscher  Christian  Gott- 
lieb Kratzenstein,  der,  1723  geb.,  seine  wissenschaftliche  Vorbildung  auf  der 
'Lateinschule'  der  Vaterstadt  erhielt  und  schon  dort  ein  reges  Interesse  für 
Naturwissenschaften  und  Mathematik  an  den  Tag  legte.  Bereits  1746  wurde 
Kr.  Professor  der  Physik  in  Halle,  1748  erhielt  er  die  Professur  der  Mathe- 
matik und  Mechanik  zu  St.  Petersburg,  1752  ward  er  als  Professor  der 
Experimentalphysik  nach  Kopenhagen  berufen,  wo  er  1795  starb. ^) 

Das  Eisenhüttenwesen  im  Harz,  dessen  im  Jahre  1188  zuerst  Erwähnung 
geschieht,  hat  im  Mittelalter  keine  grofse  Bedeutung  gehabt,  seine  Blütezeit 
bildet  das  16.  Jahrhundert  Am  Anfang  des  17.  tritt  bereits  Oberproduktion 
des  Eisens  ein,  der  Mangel  an  Holzkohlen  erschwerte  die  Konkurrenz  mit 
der  pjisenindustric  aufserhalb  des  Harzes,  und  der  30jährige  Krieg  vollendete 
den  Niedergang.     Im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  wurden  die  Eisenhütton 


1)  Ebda.  S.  256—332.  —  2)  Mittelalter  II,  S.  21.  ~  3>  A.  Lange,  WUstoiMrf. 
ntätten  in  der  Motigkauer  Haide,  init  einer  Karte.  Ebda.  S.  236 — 238.  —  Wir  erwJinen: 
Th.  Stenzel,  D.  Münzfund  t.  Groschewitz  in  Anhalt  in  Z.  f.  Kam.  Bd.  9.  U.  1.  —  4)  G. 
Kawerau,  Caspar  Qüttel,  e.  Lebensbild  aas  Luthers  Freundeskreise.  Anh.  I  enthalten  ge- 
nanes  Verzeichnis  d.  Schriften  G.s;  Anh.  II  Ansz.  aus  s.  Briefwechsel.  Z.  d.  Harsvr.  XIV. 
S.  33—132.  —  5)  E.  Jacobs,  Der  Katorforscher  Christian  Gottlieb  Krataenstein,  «ne  tarn- 
fQhrl.  Biogr.  nebst  einem  genauen  Verzeichnis  der  Kratzensteinschen  Schriften.  Ebd-.  S.  133 
—  160. 


Nieder-Deutschlaod.  HI  75 

Sämtlich    verstaatlicht,    bis  sie  in  unserm  teilweise  wieder  in  die  Hände  von 
Privaten  gelangt  sind.') 

Hannover-Braunschweig.  -  Reiche  Aktenschätze  birgt  das  Kgl. 
Staatsarchiv  in  Hannover  in  Bezug  auf  die  Geschichte  des  Anrechts 
des  Welfenhanses  auf  den  englischen  Thron.  Merkwürdigerweise  ist  ihnen 
bisher  in  Deutschland  sehr  geringe,  in  England  gar  keine  Beachtung  ge- 
schenkt Unter  den  Akten  erscheinen  als  besonders  wichtig:  1)  die  Korre- 
spondenzen der  drei  nacheinander  bei  der  Königin  Anna  beglaubigten  han- 
noverschen Gesandten:  v.  Bothmer,  des  Grafen  Grote  und  des  Freiherrn  v. 
Schutz  und  2)  50  Bände  protocoles  des  negociations  faites  pour  S.  M.  le 
Roy  de  la  Grande  Bretagne  par  Mons.  F.  L.  de  Pesmes,  Seigneur  de  Saint 
Saphorin,  die  Jahre  1716 — 1727  umfassend,  in  denen  S.  Saphorin  als  Ge- 
sandter Georgs  I.  am  kgl.  Hofe  in  Wien  fungierte.')  — 

Ganz  neue  Anfschltlsse  über  die  Beziehungen  Leibnizens  zu  dem  han- 
noverschen Hofe  in  seineu  letzten  Lebensjahren  geben  der  von  R.  Docbner^) 
veröffentlichte  Briefwechsel  mit  dem  Minister  von  Bernstorff,  welchen  0.  Klopp 
(der  Werke  von  L.  I,  Bd.  9)*  bis  auf  ein  Schreiben  völlig  ignoriert  hat,  und 
andere  L.  betreffende  Briefe  und  Aktenstücke  aus  den  Jahren  1705—1706 
in  125  Nummern.  Wir  lernen  daraus  das  unwürdige  Verfahren  des  Kur- 
fürsten Greorg  Ludwig  (des  Königs  Georg  I.)  und  seiner  Räte,  vorzüglich  des 
Ministers  Bernstorff,  gegen  L.  kennen,  die  kleinliche  Eifersucht  des  weifischen 
Hauses  auf  andere  Staaten,  namentlich  auf  Prcufsen,  und  die  Niedertracht 
des  ihm  als  Gehülfen  bei  seinen  Arbeiten  zur  Seite  gegebenen  Eckhart, 
dessen  Biographie  L.s  nur  mit  der  gröfsten  Vorsicht  zu  benutzen  ist.  Da- 
gegen erscheint  die  von  0.  Klopp  der  Berliner  Akademie  vorgeworfene  Un- 
dankbarkeit gegen  L.  durchaus  unberechtigt.  Am  14.  Nov.  1716  starb  L., 
aber  erst  am  14.  Dez.  fand  seine  Beisetzung  statt,  wahrscheinlich  «nicht  in 
der  Nenstädter  Kirche,  wo  man  heute  die  Inschrift  ^Ossa  Leibnizii^  liest, 
jedenfalls  in  Gegenwart  nur  weniger  Personen.  —  In  der  instruktiven  den 
Aktenstücken  vorausgeschickten  Einleitung  sind  von  Doebner  auch  wieder- 
holt die  Celleschen  und  Hannoverschen  Ministerkonferenzprotokolle  ange- 
zogen.*) —  Gerhardt  berichtete  'üb.  2  neu  aufgef.  Leibnitz-Mscr.'  (MBer.80.Sept.) 

1653  wurde  in  Hannover  der  Raubmörder  Hanebuth  hingerichtet, 
nachdem  er  bekannt  hatte,  während  des  30jährigen  Krieges  19  Mordthaten 
begangen  zu  haben.  Die  jetzt  vorliegende  kurze  aktenmäfsige  Darstellung 
seines  Lebens  bietet  zugleich  ein  Sittenbild  ans  der  Zeit  des  grofsen 
Krieges.  ^) 

Als  den  Ort,  wo  die  Wiege  des  modernen  deutscheu  Theaters  gestanden 
hat,  kann  man  Wolfenbüttel  bezeichnen;  denn  hier  fanden  auf  Veranlas- 
sung des  Herzogs  Heinrich  Julius  (seit  1568  Regent)  zuerst  in  Deutschland 
regelmäfsige  theatralische  Aufführungen  durch  wirkliche  Schauspieler  statt, 
wie  sich  denn  der  Herzog   auch  selber  als  dramatischer   Dichter   bethätigt 


1)  H.  Wedding,  Beitr.  z.  Geich.  d.  EiaenhüttenweaenB  i.  Hans,  mit  2  Kartchon.  Ebd. 
S.  1 — 32.  —  2)  R.  Pauli,  Über  ein.  Bestandteile  d  K.  Staataarch.  in  HannoTor,  Nachr. 
V.  d.  K.  Ges.  d.  Wias.  ssu  Gott.,  Jahrg.  1881,  No.  9,  S.  249—271.  —  Fast  auBschliefsl.  auf 
dieMsn  Akten  beruht  auch  Paolis  Abhandl.:  Stuart  n.  Sobiesid.  H.  Z.  Bd.  10  (46),  S.  254 
—298.  —  3)  Z.  d.  h.  Ver.  f.  N.  «.,  Jahrg.  1881,  S.  205—880.  —  4)  Über  0.  Meding. 
Mem.  E.  Zeitgesch.  2  Abt.  D.  J.  1866.  Leipz.,  Brockhaaa,  XIY  u.  888  S.  8.  Vgl.  o.  K.  Y. 
—  5)  A.  Jngler,  Der  Raubmörder  Jaapar  Hanebuth.  Ein  Lebensbild  aus  d.  SOjähr.  Kriege. 
HannoTer,  1880,  Hahn,  35  S.  S^'.     Vgl.  Jb.  lU,  S.  205. 


IJI,76  XI.    U.  flertzberg: 

hat.^)  Ein  Sohn  Heiurich  Julius'  war  Christian  von  Braunschweig,  Bischof 
von  Halberstadt,  der  im  30jährigen  Kriege  für  Friedrich  V.  v.  d.  Pfalz  sein 
Schwert  zog.^)  —  £ine  Prinzessin  von  Braunschweig- Wolfenbttttel  war  auch 
die  unglückliche  Chariotte  Christine,  die  Gemahlin  von  Peter  d.  Groben 
Sohne,  dem  Czarewitsch  Alexei,  für  deren  Schicksale  ihre  zahlreichen  im 
Wolfenbüttler  Archive  erhaltenen  ungedruckten  Briefe  die  wichtigste  Quelle 
bilden.^)  Wesentlich  auf  Akten  desselben  Archives  beruht  auch  F.  Kolde- 
weys  Arbeit  über  den  jungen  Jerusalem,^)  die  neues  bringt  namentlich  über 
das  Zerwürfnis  Jer.s  mit  seinem  Vorgesetzten  in  Wetzlar,  dem  Chef  der 
Braunschweigischen  zur  Visitation  des  Reichskammeiigerichts  deputierten  Ge- 
sandtschaft, Joh.  Jakob  Hoefler.  -  Zu  der  Sendung  Custines  an  den  Herzog 
Karl  Wilh.  Ferdin.  von  Braunschweig,  um  diesen  zur  Annahme  des  Ober- 
befehls über  die  französische  Armee  zu  bewegen  (1792),  bieten  wertvolles 
Material  die  von  A.  Sorel  (Rev.  bist.  I.)  veröffentlichten  Forschungen  und 
Depescheuauszüge.^)  —  Eine  Ergänzung  zu  J.  Grimms  Sammlung  von  Weis- 
tümern  aus  Niedersachsen  (im  3.  u.  4.  Bande  der  Weist)  bietet  eine  Anzahl 
von  Protokollen  über  Holzgerichte  im  Hildesheimische n.^)  — 

Eine  Fortsetzung  des  Göttinger  Urknndenbuches  von  G.  Schmidt,  das 
bis  1500  reicht,  geben  A.  Hasselblatt  und  G.  Kaestner,^)  indem  der  erstere 
die  Zeit  bis  1530,  der  letztere  im  wesentlichen  von  da  an  bis  1583  be- 
arbeitet hat,  doch  liegen  dieser  Fortsetzung  ausschliefslich  Materialien  aus 
dem  Göttiuger  Stadtarchiv  zu  Grunde.  Ein  Verzeichnis  der  Ratmannen, 
sowie  ausführliche  Register  sind  beigegeben. 

In  Hannöv.  Münden  lebte  zur  Zeit  Fri6dr.8  d.  Gr.  als  Konrektor  der 
dortigen  Stadtschule  der  Magister  Joh.  Ludw.  Pacht,  der  neuerdings  als  Vf. 
einer  Art  Replik  gegen  die  1570  erschienenen  M^moires  pour  servire  k 
l'histoire  de  Brandebourg  wieder  erkannt  ist.  Durch  dieselbe  sollte  die  Be- 
hauptung Friedrichs  entkräftet  werden,  dafs  die  Erfolge  der  Reformation  in 
Deutschland,  Frankreich  und  England  in  rein  äufserlichen  Gründen  zu  suchen 
seien.  Ein  Exemplar  des  Buches,  das,  ehemals  Eigentum  der  Deutscheu 
Gesellschaft  in  Göttingen,  kürzlich  der  Kgl.  Universitäts-Bibliothek  daselbst 
einverleibt  worden  ist,  enthält  auf  dem  Vorsatzblatt  die  Notiz,  dafs  Pacht 
der  Verfasser  sei.®) 

In  den  Braunschweig-Lüneburgischen  Landen  ragte  schon  früh  Lüne- 
burg durch  Handel  und  Gewerbe  und  daraus  entspringenden  Reichtum  her- 


1)  0.  V.  Heine  mann,  Heinr.  JaliuB  a.  die  Anfange  d.  dtsch.  Theaters.  Aus  d.  Ver- 
^aogenheit  d.  Weif.  HauseA,  6  Vortr.,  (Wolfenbttttel,  Zwiasler,  VI  u.  245  S.  8«)  S  87—121. 
—  2)  Den.,  Christ  t.  Halbentadt  u.  Elisabeth  Stuart.  Ebda.  S.  123—156.  Die  Abhandl. 
beruht  wesentlich  auf  d.  Arbeiten  Wittichs  u.  Opels.  —  3)  Dors.,  Die  Prinzessin  v.  Wolfen- 
büttel. Ebda.  S.  157 — 205,  mit  Benutz,  namentlich  von  dem  anonym  erschienenen,  von  W. 
(^nerrier  verfafston  Buch  'Die  Kronprinzessin  Charlotte  v.  Russland  nach  ihren  noch  ungedr. 
Briefen*.  —  4)  Werther»  Urbild  in:  Lebens-  und  Charakterbilder  (Wolfenb.,  Zwisaler,  VI  n. 
207  S.  S%  S.  167—202.  —  5)  0.  v.  Heinemann,  Karl  Wilh.  Ferdinand  n.  die  franzos. 
Revolution.  Ebda.  S.  209 — 245.  —  6)  K.  Jan  icke,  Weiatümer  aus  d.  Hildesheim  i.:  Z.  d. 
h.  V.  f.  N.  S.,  Jahig.  1881,  S.  181-204.  --  Die  mitgeteilten  Protokolle  sind  dem  bildesh. 
dnrokapitularisch.  Archiv  entnommen.  Stück  1  ist  eine  Anfzeichn.  über  ein  im  Dorfe  Rosen- 
thal bei  Peine  1487  abgehaltenes  HÖlting,  Stück  2  umfaTst  HöItingsprotokoUe  auf  d.  groCsen 
Verholze,  aus  d.  16.  u.  17.  Jh.  —  7)  Urkk.  d.  St.  Qött.  a.  d.  16.  Jh.  Beitr.  z.  Oesch.  v. 
Braunschw.-Lüneb.,  1500 — 1583.  Göttingen,  Vandenhoek  n.  Ruprecht,  IX  n.  471  S.  gr.  8^ 
Vgl.  o.  Kap.  I.  —  8)F.  Wüstonfeld,  Magister  Pacht  gegen  Friedrich  d.  Gr.,  Nachr.  v. 
d.  K.  Ges.  d.  Wias.  z.  Gott.,  Jahrg.  1881,  No.  7,  S.  209—222,  wo  auch  noch  weitere  Daten 
Über  das  Leben  Pachts  zusammengestellt  sind. 


Niedev-Doutuchland.  .  III,  7  7 

vor;  zu  der  Blüte  seiner  Macht  und  Unabhängigkeit  gelangte  es  im  15.  und 
16.  Jh.  Im  Hansebande  z.  B.  hatte  es  za  den  Anlagen  in  gleicher  Weise 
wie  Bremen  beizusteuern.  Welch  reichen  Glanz  die  Stadt  in  dieser  Zeit 
entfaltete,  daf&r  zeugen  drei  jetzt  zum  ersten  Mal  gedruckte  Aktenstttcke 
des  Lüneburger  Stadtarchives,  welche  sich  auf  Geheifs  des  Rats  in  dem 
'Liber  memorialis'  oder  'Denckelbuch'  eingetragen  finden^):  1)  über  den 
Fflrstentag  zu  Lüneburg  1487,  2)  über  die  Huldigung,  welche  Herzog  Hein- 
rich am  4.  Februar  1520  zu  Lüneburg  persönlich  entgegennahm,  3)  über 
ein  Ratsgelage  am  Feste  Petri  1503.  —  Im  Jahre  1533  führte  die  Auf- 
hebung der  Gilden  und  die  Einziehung  ihrer  Güter  zum  Besten  der  allge- 
meinen Armenkiste  in  Lüneburg  zu  einem  gefährlichen  Aufstände  der  dortigen 
Sülzeknechte,  der  eVst  beigelegt  wurde,  als  der  Rat  den  Ruhestörern  allerlei 
Vorteile  aus  der  Gilde  versprach.  *)  —  Unter  den  Patrider-Geschlechtern 
Lüneburgs  war  das  der  Semmelbecker  ausgezeichnet  durch  Reichtum,  aber 
auch  durch  Wohlthätigkeitssinn.  Charakteristisch  ist  dafClr  das  Testament 
des  Johann  Semmelbecker  aus  dem  Jahre  1502.^) 

Reiches  Material  far  die  Kenntnis  der  damaligen  Stadtverfassung  bietet 
die  unedierte  Chronik  Elvers,  der  in  den  Jahren  1613 — 1631  Bürgermeister 
von  Lüneburg  war.  Teils  aus  den  Berichten  jenes  Chronisten,  teils  aus 
Urkunden  und  Akten  des  städtischen  Archivs  schöpfend  giebt  Francke^) 
einen  sehr  instruktiven  Abrifs  der  Geschichte  Lüneburgs  vor  und  in  dem 
30jfthrigen  Kriege,  der  Drangsale  aller  Art  über  die  Stadt  brachte.  — 

Das  Gymnasium  Johanneum  in  Lüneburg,^)  in  der  ersten  Hälfte  des 
15.  Jh.  als  Schule  des  Rats  gegründet,  wurde  im  16.  Jh.  in  humanistisch- 
protestantischem Geiste  umgebildet  nach  der  von  Urbanus  Rhegius  ent- 
worfenen 'Christlyken  Ordenyiighe  van  der  Scholenn  und  Kerckenn  sacken 
der  Stadt  Luneborch',  datiert  vom  9.  Juni  1531,  die  lange  für  verloren  an- 
gesehen, vor  kurzem  in  Lüneburg  wieder  aufgefunden  ist  Die  Reorganisation 
führte  der  bedeutende  Rektor  Herm.  Tulichius  aus  Wittenberg  durch,  der 
selber  in  vertrauten  Beziehungen  zu  den  Häuptern  der  Reformation  stand-, 
nnd  der  damals  entworfene  Lehrplan  hat  sich  mit  nicht  wesentlichen 
Änderungen  über  2  Jahrhunderte  lang  erhalten. 

Mit  einem  andern  Füiirer  der  reformatorischen  Bewegung,  der  sich  auch 
auf  dem  Gebiete  der  Schulreform  die  gröfsten  Verdienste  erworben  hat, 
Johann  Bugenhagen  (Pommeranus),  stand  der  Herzog  Franz  von  Braun- 
schweig-Lüneburg,  einer  der  regsten  fürstlichen  Förderer  der  Reformation,  in 


1)  £.  Bodomann,  Beiirr.  z.  G.  d.  St  Liineb-  im  15.  u.  16.  Jh.  Z.  d.  h.  V.  f.  X.  b. 
S.  100-.130.  —  2)  Ebda.  S.  130—134.  *Ein  Bericht  dei^  Barmeister  Johann  Döring  über 
den  Aufatand  der  Lünob.  Süizeknechte  i.  J.  1533',  nützet,  von  £.  B  ödem  an  n.  —  3)  Ebda. 
8.  135 — 142.  £.  Bodemann,  Testament  des  Batsmanna  Johann  Semmelbecker  zu  Liineb. 
1502,  Sept  7.  —  4)  3.  u.  4.  Jb.  d.  Museumsver.  f.  d.  Fürstent  Lüneb.,  S.  1 — 84.  Mehrere 
Aktenstücke  werden  im  Anhang  pabliziert  —  Der  Museumsyerein  hat  sich  1878  in  Liineb. 
konstituiert  *zar  Förder.  des  Interesses  für  Qesch.  u.  Kunst  im  FÜrstent.  Liineb.'  Der  2.  von 
ihm  herausgegebene  Jahresbericht  (1879)  enthält  eine  Arbeit  von  Bode  über  Ansichten  der 
Stadt  Lüneb.,  teils  auf  Denkmälern,  teils  auf  Druckansichten.  —  5)  K.  Üb  bei  oh  de,  Mitt. 
über  ältere  Lüneb.  Schulordn.  Progr.  d.  Johanneums  zu  Lüneb.,  21  S.  —  Im  Anh.  sind 
Stundenpläne  von  1577,  1687,  1774  und  1866  zusammengestellt  —  W.  Qörges,  Verzeichn. 
d.  i.  d  Stadtbibliothek  u.  i.  d.  Bibl.  d.  .Tohanneums  zu  Tiüneb.  enthaltenen  älteren  Tjehr-  u. 
Schulbücher,  hauptsächlich  aus  dem  16.  u.  17.  Jh.  Progr.  d.  .lohanneums  zu  Lüneb.  1880, 
28  S.  Dem  Verzeichnis  ist  auch  eine  kurze  Geschichte  der  Stadtbibliothek  zu  Lüneb.  vuu 
denis.  Verf.  angehäugt  (S.  29—38). 


111,78  XX.    H.  Hortzberg: 

lebhaftem  brieflichen  Verkehr.  ^)  Im  Braunschweigischen  hat  Bugeiibagen  das 
evangelische  Kirchen-  und  Schulwesen  recht  eigentlich  begründet  dnrcli  die 
Ausarbeitung  der  ^Braunschweiger  Kirchenordnung'  vom  Jahre  1528  und  die 
Vervollständigung  derselben  in  der  ^Braunschweig-V^oifenbtttteler'  vom  Jahre 
1543.^)  Auch  Graf  Enno  v.  Ostfriesland  wandte  sich  an  Bugenhagen  mit 
dem  Gesuch  um  Einführung  einer  Kirchenordnung  in  seiner  Grafschaft,  doch 
hat  B.  dieser  Aufforderung  nicht  entsprochen.^)  — 

Im  Archiv  der  Pfarre  zu  Bodenteich,  Kreis  Olzen,  ist  handschriftlich 
erhalten  das  bisher  sehr  wenig  benutzte  Chronicon  Bodendicense,  ver- 
fafst  von  Georg  Berkemeyer,  der  1639  im  Dorfe  Wambek  bei  Höxter  ge- 
boren, 1679  P&rrer  in  Bodenteich  wurde  und  dort  wahrscheinlich  bis  1696 
gelebt  hat.  Den  wichtigsten  Teil  der  Chronik  bildet* die  Darstellung  der 
Feldzüge  im  französisch-holländischen  Kriege  in  den  Jahren  1674 — 1679, 
die  B.  als  Feldprediger  bei  dem  Truppencorps  des  Herzogs  von  Celle  mit- 
machte. Von  Wert  ist  auch  die  ausführliche  Beschreibung  der  Unterwerfung 
Braunschweigs  durch  Herzog  Rudolf  August  von  Wolfenbüttel  und  dessen 
Vettern  im  Jahre  1671,  über  die  B.  gleichfalls  als  Augenzeuge  berichtet. 
Der  letzte  Teil  der  Chronik  bietet  besonders  kulturgeschichtlich  interessante 
Berichte  über  die  lüneburgischen  Fürstentümer.^)   — 

Auf  die  Münzen  Stades  im  17.  Jh.  beziehen  sich  Notizen  in  den 
Münzakten  des  Magistrats  der  Stadt  Lüneburg,  von  Bahrfeldt^)  mitgeteilt, 
der  auch  einen  der  schwedischen  Soldatenpfennige  bespricht,  welche  seit  dem 
Jahre  1682  die  in  den  Herzogtümern  Bremen  und  Verden  beurlaubten 
schwedischen  Soldaten  neben  ihren  Urlaubspässen  als  Legitimation  bei  sich 
zu  führen  hatten.  —  Spinnwirtel  sind  im  Herzogtum  Bremen  noch  im  19.  Jh. 
vereinzelt  im  Gebrauch  gewesen^.) 

C.  F.  Luders^)  giebt  die  Übersetzung  einer  in  manchen  Einzelheiten 
nicht  uninteressanten  Reisebeschreibung  aus  dem  J.  1616  von  John  Taylor, 
der  sich  an  einer  anderen  Stelle  selber  als  'His  Majestie  the  kiug's  Water- 
poet' bezeichnet.  Die  Aufzeichnungen  finden  sich  gedruckt  in  einem  in  Lon- 
don erschienenen  Sammelwerke  litterarischer  Curiosa  aus  dem  16.  und  17. 
Jh.:  ^The  Old  Book  Collectors  Miscellany,  edited  by  Charles  Hindby',  von 
dessen  drittem  Bande  ein  Exemplar  auf  dem  Hamburger  Stadtarchive  auf- 
bewahrt wird.  Der  Vf.  selber  betitelt  das  Schriftstück  ^Beobachtungen  auf 
einer  Reise  von  London  nach  Hamburg',  nach  dem  Inhalte  sollte  die  Cber- 
ächrift  vielmehr  lauten:  Reise  von  London  über  Hamburg  nach  Bückeburg 
und  zurück;  denn  T.  hat  seinen  Ausflug  auf  deutschem  Boden  bis  nach  dem 
letztgenannten   Orte  ausgedehnt    und    auf   der  Hinreise   Buxtehude,    Kranz, 


1)  E.  Bodemann,  £in  bisher  angedruckter  Brief  d.  .Joh.  Bagenh.  an  Herz.  FnuiK  von 
Braunschw.-Lüneb.  vom  20.  Mai  1549.  Z.  d.  h.  V.  f.  N.  s.  Jahrg.  1881,  S.  143— U7.  -- 
2)  Krüger,  Joh.  Bugenh.  Wirksamkeit  f  d.  Schalen  Kieder-Deutschl.  Progr.  d.  Real^h. 
I.  0.  za  Annah.,  16  S.  —  3)  Müller,  Die  Mennoniten  in  Ostfriesland ,  I,  Jb.  d.  Ges. 
f.  bildende  Kunst  u.  Taterl.  Altertümer  zu  Emden,  IV,  S  70.  Vgl.  unten  S.  80  f.  —  4)  H. 
Pastenaci,  Chronicon  Bodendicense.  Eine  handschriftl.  Quelle  zur  Qeschichte  des  17.  Jh. 
F.  z.  D.  G.  21,  8.  414—427.  —  5)  Nachr.  über  die  Mönzsamml.  des  Stader  Ver.  f.  Gewih. 
Arch.  d.  V.  f.  G.  u.  Altert,  zu  Stade,  VIII,  S.  29-46,  wo  awh  eine  tabellarische  Übersicht 
Über  die  dem  Verein  gehörige  Münzsamml.  gegeben  ist.  —  Eine  Münzgeschichte  der  Uenog- 
tümer  Bremen  und  Verden  unter  schwedischer  Hoheit,  1648 — 1719,  sowie  eine  Monographie 
Über  die  Münzen  der  Stadt  Lüneb.,  von  Bahrfeldt,  ist  in  Vorbereitung.  —  B)  Weiss,  Bis 
zu  welchem  Zeitpunkt  sind  die  Spinnwirtel  im  Herz.  Bremen  im  Gebrauch  gewesen?  Arrhir 
d.  Ver.  f.  Gesell,  u.  Altertümer  zu  Stade,  S.  79,  80.  —  7)  Z.  d.  V.  f.  hamb.  G.,  N.  F.,  lY. 
S.  4r..3— 474. 


Xiedor-Douti*chland.  1JT,79 

Sittensen,  Rotenburg,  Verden,  Dörverden,  Nienburg,  Leese,  Döbren  berflhrt, 
auf  dem  Heimwege  Minden,  Petershagen,  und  wieder  Leese,  Rotenburg, 
Buxtehude.  — 0 

Bremen.  —  Dem  Leben  und  Wirken  des  bremischen  Mathematikers 
und  Astronomen  Eberhard  Klüver  hat  zum  erstenmal  H.  Wellmaun')  eine 
erschöpfende,  wesentlich  auf  archivalischen  Studien  und  mündlichen  Mit- 
teilungen beruhende  Untersuchung  gewidmet.  Geboren  um  den  G.März  1800 
zu  Rockwinkel,  einem  Dorfe  im  Bremer  Gebiet,  als  Sohn  eines  wohlhabenden 
Bauern  sollte  KI.  anfangs  Landwirt  werden,  aber  sein  glühender  Wissens- 
drang sowie  die  Bemühungen  einflufsreicher  Persönlichkeiten,  die  für  den 
Knaben  Interesse  gewonnen  hatten,  bestimmten  den  Vater,  ihm  in  Bremen 
einen  wissenschaftlichen  Unterricht  zu  Teil  werden  zu  lassen.  Sehr  bald  ge- 
wann Kl.  hier  in  Olbers  einen  väterlichen  Freund«  der  es  auch  durchsetzte, 
dafs  sein  Schützling  im  Herbst  1822  nach  Göttingen  ging,  um  sich  hier  mit 
regstem  Eifer  sowohl  mathematischen  und  astronomischen  Studien  hinzugeben, 
namentlich  unter  Gauss'  und  Hardings  Leitung,  als  auch  sich  reiche  Kennt- 
nisse in  den  indogermanischen  und  semitischen  Sprachen  zu  erwerben.  Nach 
Beendigung  der  akademischen  Studien  im  Frühling  1824  kehrte  KI.  nach 
Rockwinkel  ins  elterliche  Haus  zurück.  Die  Annahme  einer  festen  Stellung 
im  Staatsdienst  liefs  sein  stark  entwickelter  Unabhängigkeitssinn  nicht  zu, 
dagegen  hat  er  sich  wiederholt  an  gröfseren  geodätischen  Arbeiten  im  Auf- 
trage des  Bremer  Senats  beteiligt,  so  als  Gehülfe  von  Gauss  an  der  Triangu- 
liemng  Hannovers,  Oldenburgs  und  Bremens  (1823 — 25)  und  an  der  Ver- 
messung des  bremischen  Gebiets  zu  Katasterzwecken  (1823 — 33);  von  seinem 
hervorragenden  Anteil  an  den  Projekten  zur  Regulierung  des  Strombaus  der 
Weser  zeugen  die  noch  erhaltenen  Gutachten  und  Berichte,  teils  für  die  Re- 
gierung, teils  für  das  Kollegium  der  Älterleute  und  die  Convoye-Deputation 
zu  Bremen.  Seine  astronomischen  Beobachtungen  stellte  Kl.  auf  Olbers' 
Privat-Sternwarte  an  und  veröflfentlichte  die  Resultate  derselben  in  einer 
Reihe  von  Aufsätzen  in  den  damals  von  Schumacher  redigierten  'Astrono- 
mischen Nachrichten',  doch  hat  man  denselben  bisher  wohl  gröfseren  Wert 
beigelegt,  als  sie  verdienen.  Kl.  starb  am  7.  Dez.  1845.  —  Wertvolle  Er- 
gänzungen zu  J.  Fr.  Iken's  Monographie  über  Joachim  Neander  liefert 
C.  K rafft,  ^)  indem  er  einmal  namentlich  den  Charakter  des  Hauptgegners 
Neanders  in  Düsseldorf:  des  Predigers  Sylvester  Lürsen  beleuchtet,  der  gleich 
Neander  ein  geborener  Bremer  war,  andrei'seits  die  Aufeinanderfolge  der  Aus- 
gaben der  Bundeslieder  Neanders  sowie  die  Aufnahme  der  Lieder  in  die 
kirchlichen  und  Privat -Gesangbücher  bespricht.  Zum  Schlufs  weist  K.  noch 
auf  einige  Liederdichter  hin,  die  sich  mehr  oder  weniger  au  die  Neandersche 
geistliche  Dichtung  anschliefsen. 

OldenbnrjB^.  —  Als  ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  litterarischen  Lebens 


1)  Braun  (WiMbaden)  behandelt  in  der  ihm  eigentümlichen  leichten  and  gefälligen,  wenn 
aach  nicht  immer  gründl.  Art  'den  Diaraantenherzog*  Karl  v.  Bi'aunechw.  —  EänBelmann, 
behandelt  'Braanschweigiflche  Findlinge'  (=:  allerhand  sprachliche  Kleinigkeiten)  in  Jhb.  d.  V. 
f.  niederd.  Spnu'hforsch.  6.  —  R.  Lüdoraaen  ^Die  Befreiung  u.  Mobilisir.  d.  Grundbee.  i. 
Herst  Braunschw.'  —  2)  Eberhard  Klüver,  ein  Zeit^^onosse  u.  Freund  von  Olbers,  Progr.  d. 
Realschale  boiro  DoTenthor  zu  Bremen  1880,  34  S.  4^.  —  Eine  Notiz  über  Bremens  Be- 
deatang  zur  Zeit  des  nchmalkaldi sehen  Krieges  von  dem  Franzosen  Gilles  Boilean  de  Buillon 
veröffentlicht  K.  Pauli,  Hans.  Geschichtsbl.  Jahrg.  1880/81,  S.  130.  131.  -  ll)  Joachim 
Xeander,  eine  hymnol.  Studie.  Theol.  Arbeit,  aus  d.  rhein.  wissensch.  Prediger- V.  IV.  Bii. 
Klberfeld,  1880.  S.  4C— 106.     Vgl.  Jahresb.  III,  3,  S.  23,  78  u.  205. 


ni,80  XL    H.   Hortzborg: 

in  Deatscbland  seit  den  30er  Jahren  ist  R.  v.  Dalwigks^)  Geschichte  des 
Oldeubarger  Theaters  zu  erwähnen,  welche  in  Chronikform  ttber  die  Zeit 
von  1833 — 81  berichtet.  Von  allgemeinem  Interesse  sind  namentlich  die 
Bemerkungen  über  Julius  Mosen,  Adolf  Stahr,  Emil  Palleske,  die  in  genauester 
Beziehung  zu  der  Bühne  standen.  Eine  Reihe  anziehender  kulturhistorischer 
Skizzen  aus  dem  Oldenburger  Lande  bietet  eine  Sammlung  des  1881  ver- 
storbenen L.  Strackerjahn,')  herausgeg.  von  seinem  Bruder  E.  Stracker- 
jahn, der  dem  kleinen  Werke  einen  kurzen  Lebensabrifs  des  Dahingeschie- 
denen vorausschickt.  — ^) 

In  Ostfriesland  hatte  sich  am  Ende  des  17.  Jh.  die  Kluft  zwischen 
Reformierten  und  Lutheranern  besonders  in  Folge  der  engen  Verbindung 
zwischen  den  Reformierten  und  Holland  erweitert,  die  so  weit  gedieh,  dafs 
selbst  die  holländische  Sprache  zur  reformierten  Kirchensprache  wurde, 
während  man  in  den  lutherischen  Kirchen  hochdeutsch  predigte.  Erst  der 
Pietismus,  der  ebenso  in  den  reformierten  wie  in  den  lutherischen  Gemeinden 
seinen  Einzug  hielt,  hat  eine  Annäherung  der  beiden  Konfessionen  zu  stände 
gebracht;  ein  paritätisches  Kirchenregiment  trat  jedoch  erst  ein,  als  1799 
der  reformierte  Gencralsuperintendent  zum  ständigen  Mitglied  des  Konsisto- 
riums gemacht  wurde.  *)  —  Über  die  Reise  des  Herzogs  Friedr.  v.  Württem- 
berg und  Teck  1592  von  Mömpelgard  nach  England  und  zurück,  welche 
auf  dem  Hinwege  über  Bremen,  Oldenburg  und  Ostfriesland  ging,  wo  sich 
der  Herzog  in  Emden  einschiffte,  auf  dem  Rückwege  über  Holland,  Ostfries- 
land, Oldenburg  und  Westfalen,  enthält  interessante  Notizen  das  1602  (Tü- 
bingen, Erhardus  Cellius)  gedruckte,  jetzt  äufserst  seltene  Reisetagebuch,  von 
dem  hzgl.  Kammersekretarius  Jakob  Rahtgeb  verfafst  Die  auf  Ostfriesland 
beztiglichen  Aufzeichnungen  teilt  P.  Hob  hing'')  mit.  —  Im  J.  1683  zeigten 
die  Generalstaaten  die  Neigung,  zur  Unterstützung  der  Fürstin  Christine 
Charlotte,  welche  mit  ihren  Ständen  in  Streit  lag,  Harlingerland  zu  be- 
setzen.    Der  grofse  Kurfürst  aber,  um  einer  derartigen  Occupation  zuvorzn- 


1)  Chronik  des  alten  Theaters  in  Oldenb.  Oldenb.,  Schulze.  IV  u.  239  S.  8<^.  ~  2)  Von 
Land  d.  Leuten.  Bilder  u.  Geschichten  aas  dem  Herzogt.  Oldenb.  Oldenb.,  Schulze.  XVIII  u. 
169  S.  8«  —  3)  Fincke  )?iebt  die  «Gesch.  d.  Oldenb.  Inf.-R.  No.  91.'  —  4)  P.  Bartels, 
Mitt.  z.  G.  d.  Pietismus  in  Ostfriesland  n.  d.  benachbarten  Landsch.  Z.  f.  Kg.  V,  S.  251 — 
291  u.  387—440.  —  Derselbe,  Geschichte  der  holIKnd.  Sprache  in  Ostfiriesland.  Jhb.  d.  Ges. 
f.  bild.  Kunst  u.  vaterl.  Altertümer  zu  Emden.  IV,  S.  1 — 19.  —  Vgl.  auch  den  Aufsatz: 
Beitrr.  z.  G.  d.  Pietismus  in  OstfriesL,  Ostfries.  Mbl.  (ed.  A.  £.  Zwitzers,  9.  Jahrg.  Forts. 
S.  12^18,  53—59,  124—131,  198—205,  351  —  356.)  Aus  ders.  Ztschr.  mögen  hier  auch 
die  folgenden  mehr  populär  gehaltenen  Arbeiten  über  Ostfriesland  Erwähnung  finden :  «Boichs- 
freih.  Dodo  zu  Innhausen  und  Knyphausen,  kgl.  schwed.  Feldmarschall  im  dreifsigjähr.  Krieg* 
(S.  1  —  8).  *Reichsfroih.  Wilh.  zu  Innhausen  u.  Knyphausen,  Idgrfl.  hess.  General*,  der  einen 
Teil  der  im  engl.  Solde  im  amerikan.  Freiheitskriege  kämpfenden  hess.  Truppen  kommandierte 
(8.  49-53,  103  u.  104);  «Reichsfreih.  Dodo  Heinr.  zu  Innh.  u.  Knyph.\  geb.  1729,  gest  1789. 
herrorragender  preufs.  Diplomat  unter  Friedr.  d.  Grofsen  (S.  97  — 103);  J.  floltraannn, 
die  Wappen  der  ostfries.  Geschlechter  und  der  damit  verwandten  Familien  (Forts.  S.  8 — 12, 
r,0— 62,  104—107,  156—159,  205—207,  251—255);  Machemehl,  die  Esenser  Schütaen- 
Compagnie  von  1577—1880,  nach  amtliehen  Quellen  bearbeitet  (8.  62 — 69,  107  124,  160 
—  169);  Mobbing,  die  Verdienste  Friedrichs  d.  Gr.  um  Ostfriesland  (S.  241—251):  Vater- 
land. Erinner.,  mitget.  von  K.  v.  Bruch,  aus  d.  Sonntags- Beil.  No.  10  der  Nordd.  A.  Z., 
handelt  ttber  die  Familie  Oolomb  (S.  289—318);  Eine  Beschreib.  Ostfricslands  von  1658  au» 
dem  Orbis  Lumen  et  Atlantis  iuga  tecta  retecta  (S.  3 18 --327);  E.  A.  Gebest,  zur  Gesch. 
der  Emder  Schfltzengilde  (S.  433--43C,  481-483};  Ders.,  der  Schfittenmoister-lHenst  in  d. 
Stadt  Emden  (S.  529 — 536);  Nachrufe  an  den  Auricher  Rektor  S.  W.  Konter  von  R.  Buek<»n 
|S.  193—198)  u.  J.  Remmers  (S.  443—456).  —  5)  Jb.  d.  Ges.  f.  bildende  Kunst  u.  vaterl. 
Altert,  zu  Emden,  IV,  S.   108-118. 


Nieder-Deutechland.  111,81 

kommen,  benachrichtigte  in  einem  vom  l./H.  März  1684  datierten  Schreiben 
seinen  Obrist- Wachtmeister  Theodore  du  Moniin,  er  solle  sich  Wittmunds  be- 
mächtigen, vorausgesetzt,  dafs  die  Stände,  namentlich  der  Freiherr  v.  Knyp- 
hausen,  damit  einverstanden  seien.  Freilich  ist  dann  weder  die  Absicht  Hol- 
lands noch  die  Friedr.  Wilhelms  zur  Ausführung  gekommen.^)  — 

Eine  ostfriesische  Chronik,  über  die  Jj.  1588  bis  1596,  in  platt- 
deutscher Sprache  von  Pastor  Gerardns  Oldeborch  zu  Bunda  im  Reider- 
land  verfafst  und  fortgesetzt  bis  1605  von  Pastor  Nicolaus  Arensberch,  mit 
gleichzeitigen  Aufzeichnungen,  die  manches  Neue  enthalten,  publiziert  H. 
Deiter')  nach  einer  im  18.  Jh.  geschriebenen,  mutmafslich  einzig  erhalte- 
nen Kopie.  Das  Original,  welches  schon  der  Abschreiber  in  sehr  verwahr- 
lostem Zustande  vorfand,  existiert  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  mehr. 
—  Derselbe*)  teilt  aus  einer  in  Aurich  bewahrten  Papierhandschrift  des  16. 
Jh.  Bemerkungen  über  den  Wert  der  Münzen  in  Ostfriesland  mit,  welche 
eine  Ergänzung  der  im  ostfriesischen  Landrecht  III,  64  (von  Wicht)  ge- 
druckten Wertangaben  bieten.  —  Als  einer  der  produktivsten  ostfriesischen 
Schriftsteller  ist  Job.  Friedr.  Heinr.  Arends  aus  Emden  (1781 — 1861) 
zu  bezeichnen.  Sein  dreibändiges  Werk  'Ostfriesland  und  Jever'  (Emden, 
181 8 '-20)  bietet  eine  meistenteils  zuverlässige  Darstellung  der  landwirt- 
schaftlichen Verhältnisse  Ostfrieslands  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts,  und 
seine  'Erdbeschreibung  des  Fürstentums  Ostfriesland  und  des  Harlingerlandes' 
(1824)  sowie  seine  'Physische  Geschichte  der  Nordseeküste'  enthalten  gleich- 
falls wertvolle  historische  Materialien.  Aus  der  letzteren  Arbeit  ist  die 
Schilderung  der  Sturmflut  von  1825  hervorzuheben,  über  die  A.  teils  als 
Augenzeuge,  teils  auf  Grund  amtlicher  Quellen  berichtet.*)  — 

Die  grofse  Bedeutung  der  wiedertäuferischen  Bewegung  in  der  Ge- 
schichte der  Reformation  ist  erst  in  den  letzten  Jahren,  namentlich  durch 
die  Forschungen  L.  Kellers,  ans  Licht  getreten.  K.  weist  jetzt  nach,*)  dal's 
auch  in  der  Grafschaft  Mark  in  Unna  im  J.  1533  eine  Brüdergemeinde 
existiert  habe,  ebenso  in  Blomberg  in  der  Grafschaft  Lippe,  wo  1537  14 
Personen  als  des  Anabaptismus  verdächtig  gefangen  gesetzt  wurden,  und  in 
Lippstadt,  wo  man  die  Gemeinde  1538  auflöste.  Namentlich  für  die  Ge- 
schichte der  letzteren  besitzen  wir  ausführliche  urkundliche  Nachrichten.  — 
Nach  Ostfriesland  wurde  der  Anabaptismus  von  holländischem  Boden  her 
verpflanzt:  dafs  die  Mehrzahl  der  in  den  Niederlanden  verfolgten  Wieder- 
täufer sich  gerade  hierher  wandte,  hat  seinen  Grund  einmal  in  den  frühen 
Handelsverbindungen  der  beiden  Länder,  anderseits  darin,  dafs  den  Flüchtigen 
eben  nur  nach  Ostfriesland  und  England  der  Weg  offen  stand,  endlich  in 
der  grofsen  Toleranz  des  Grafen  Edzard  I.  und  der  wenigstens  nicht  gerade- 
zu feindseligen  Haltung  seines  Sohnes  und  Nachfolgers  Ennos  IL  (f  1540). 
Die  Einwanderung  der  Wiedertäufer  beginnt  um  das  J.  1528  und  dauert  bis 
in  die  Zeit  der  vormundschaftlichen  Regierung  der  Witwe  Ennos,  Gräfin 
Anna.     Diese  erliefs  allerdings  wiederholt  Edikte,   welche  den  Anabaptismus 


1)  H.  Hobbing,  Schreiben  des  grofsen  Kurfürsten  Friedr.  Wilh.  an  Theodore  do  Moalin, 
ibid.  S.  107—108.  -  2)  Ebnd.  S.  75—95.  —  3)  Ebend.  S.  105  u.  106.  —  4)  P.  Bartels, 
Einige  Nachrichten  über  Friedr.  Arends  und  seine  Schriften,  ibid.  S.  45 — 57.  Die  bisher 
unbekannten  Notizen  über  Arends'  Leben  sTerhältnisse  sind  einer  Akte  der  Königl.  Landdrostei 
und  Mitteilungen  von  Arends'  .\ngehörigen  entnommen.  —  5)  Zor  Geschichte  d.  Wiedertänfor, 
mit  3  Beilagen.  Z.  f.  Kg.  V.  Bd.,  8.  13—33.  —  Von  K  crssonbroiks  G.  d.  Wiedertäufer 
iitt  eine  zweite  Aufl.  erfichienen.  MtinMtcr,  Aschendorff.  766  S.  4^.  Vgl.  dazu  Jahresber.  1. 
S.  498. 

Historische  Jahresberichte.    1S81.    III.  ^ 


111,82  XI.    H.  Hertaberg: 

verdammten,  doch  scheint  es  im  wesentlichen  bei  dem  blofsen  Verbot  sein 
Bewenden  gefunden  zu  haben;  die  Schwanngeister  der  Partei  freilich,  anter 
ihnen  David  Joris,  mulsten  Ostfriesland  verlassen;  Menno  Simons  scheint  dem- 
selben schon  früher  den  Rücken  gewandt  zu  haben.  ^)  —  Ihrem  verstorbenen 
Gemahl  lieb  die  Gräfin  Anna  1548  in  der  Grofsen  Kirche  zu  Emden  ein 
herrliches  Mausoleum  errichten,  das  künstlerisch  hervorragendste  Grabdenk- 
mal Ostfrieslands  ans  der  Renaissancezeit.')  —  D.  Wiarda  gab  schon  1880 
eine  ^gesch.  Entw.  d.  wirtsch.  Verh.  Ostfrieslands'.*)  — 

In  den  westfälischen  Gebieten  und  am  Niederrhein  begann  die  katho- 
lische Gegenreformation  in  der  Mitte  des  16.  Jh.,  doch  waren  wir  über  die- 
selbe bisher  nur  sehr  unvollkommen  unterrichtet.  Helles  Licht  fällt  nun  auf 
diesen  so  wichtigen  Teil  der  deutschen  Geschichte  durch  L.  Kellers  Publi- 
kation^) von  über  600  teils  vollständig,  teils  in  Regestenform  gedruckten 
Aktenstücken,  die  zum  grofsen  Teil  bis  jetzt  unbekannt  waren.  Die  Arbeit 
zerföllt  in  3  Bücher,  von  denen  B.  1  Cleve-Mark  und  Ravensberg  behandelt, 
2.  das  Bistum  Münster  und  3.  das  Bistum  Paderborn.  Einem  jeden  Buche 
geht  eine  Einleitung  Kellers  vorauf.  — 

In  Westfalen  standen  noch  im  16.  Jh.  die  Kleinkünste:  Stickerei, 
dekorative  Holzschnitzerei  sowie  die  Metallkünste  in  höchster  Blüte;  erst  der 
dreifsigjährige  Krieg  machte  dem  westfälischen  Kunstleben  ein  Ende.  Einer 
der  hervorragendsten  Meister  westfälischer  Goldschmiedekunst  war  Anton 
Eisenhuth  (um  1600),  der  nach  den  neuesten  Forschungen  allerdings  an 
dem  Kreuze  der  Altstädter  Kirche  in  Warburg,  seiner  Heimat,  keinen  Teil 
gehabt  hat,  dessen  Einflufs  aber  wohl  erkennbar  ist  bei  einem  goldenen  Kelch 
in  Herdringen  und  einem  grofsen  Kreuze  mit  dem  Kruzifixbilde  im  Patrocli- 
dom  zu  Soest;  wahrscheinlich  hat  er  auch  selbst  den  besonders  kunstvollen 
Kelch  des  ehemaligen  Cisterzienserklosters  Bredelar  verfertigt,  über  dessen 
Verbleib  leider  nichts  bekannt  ist  Viele  Arbeiten  Eisenhuths  enthielt  auch 
der  bischöflich  Fürstenbergische  Erbschatz,  der  zugleich  mit  dem  Doroschatze 
von  Paderborn  im  J.  1622  in  Soest  in  die  Hände  Christians  von  Braun- 
schweig geriet.^) 

Den  Kleinkünsten  ist  /luch  die  Buchbinderei  zuzuzählen,  in  der  West- 
falen gleichfalls  hervorragendes  geleistet  hat  Die  Mönche  des  frühen  Mittel- 
alters, welche  sich  dem  Bücherbinden  widmeten,  pflegten  namentlich  auch  mit 
den  Metallkünsten  vertraut  zu  sein.  Späterhin  wurden  die  Buchbinder,  wie 
alle  andern  Künstler  fast  ausschliefslich  Angehörige  der  Städte,  zu  den  Hand- 
werkern gerechnet,  doch  hatten  sie  im  15.  und  16.  Jh.  eine  starke  Konkur- 
renz an  den  Fraterherren  zu  bestehen.  Abweichend  von  andern  Ländern 
streben  in  Westfalen  die  Buchbinder  erst  im  17.  Jh.  nach  zünftigen  Ver- 
bänden. In  Münster  wurde  erst  1608  eine  Buchbinderzunft  begründet,  in 
Paderborn  1674  ein  Buchbinderamt.  ^)  — 


1)  J.  P.  Müller,  Die  Mennoniten  in  Ostfrieal.  1.  NiederlaMung  u.  Aufkommen  den.  im 
16.  Jh.  Jhb.  (1.  QeaellBch.  f.  bildende  Kunst  u.  s.  w.  (ygl.  o.  m,  S.  78)  lY,  S.  &8— 74. 
—  2\  E.  Starcke,  Dsa  Mausoleam  Ennos  IL,  Grafen  von  Ostfriesland ,  ibid.  S.  96 — 104. 
3)  in  der  Samml.  nat.-ök.  u.  statist  Abhh.  d.  staatswiss.  Somin.  au  Halle  a/S. ,  hng.  t. 
J.  Conrad.  2.  Bd.  S.  V.  87.  -  4)  Publik,  a.  d.  K.  Pr.  Staatsarch.  IX.  Bd.  L.  Keller»  Die 
Uegenreform.  in  Westfalen  u.  am  Niederrhein  l.  Teil.  Leipz.,  Hirzel.  Vll  u.  610  S.  Le\.  8*. 
Vgl.  o.  K.  I.  —  r>)  J.  B.  Kordhoff,  Meister  Eisenhuth  (mit  3  Tafeln)  in  d.  Jahrbüchern  des 
Vor.  V.  Altertumsfreunden  im  Rheinland.  Heft  LXX,  S.  113  —  132,  eine  Fortseta.  d  frfiberen 
Studien  Nqrdhoffs  über  Eisenhuth.  Vgl.  Jahresber.  I,  S.  498  u.  H,  3,  101.  —  6)  DerMlbe, 
Buchbinder-Kunst  n.  Handwerk  in  Westfalen.   Z.  f.  laterl.  G.  n  Altert.  Bd.  39,  I,  S.  153—185. 


Kieder-DentscUand.  JQ  g3 

Ober  das  Stift  Heerse  macht  C.  Spancken^)  Mitteilungen,  nament- 
lich auf  Grnnd  angedruckter  Aufeeichnungen  des  Stiftsamtmanns  Ledoux  über 
die  Beerdigung  der  Äbtissin  Johanna  Gatharina,  Gräfin  y.  Winkelhausen,  an 
der  sich  auch  der  Magistrat  zu  Brake]  als  Vasall  der  Abtei  beteiligen  mufste, 
and  den  feierlichen  Einzug  ihrer  Nachfolgerin:  der  Freiin  Maria  Magdalena 
V.  d.  Asseburg  (1738).  — 

E.  Rassmann ')  liefert  eine  Fortsetzung  seines  Lexikons  Mflnster- 
ländischer  Schriftsteller,  in  der  er  auch  die  Berichtigungen  und  Ergänzungen, 
welche  im  1.  Bande  im  Anhang  gegeben  waren,  wieder  angeführt  sowie  die 
musikalischen  Autoren  verzeichnet  hat,  welche  in  dem  älteren  Werk  über- 
haupt keine  Berücksichtigung  gefunden  hatten.  Die  bereits  im  1.  Bande  be- 
handelten Schriftsteller  sind  nur  dann  auch  in  der  neuen  Folge  verzeichnet, 
wenn  Berichtigungen  über  sie  in  litterarischer  oder  biographischer  Beziehung 
nötig  waren.  —  Nekrologe  verfafsten  L.  Keller*)  und  W.  Die  kam p*)  für 
R.  Wilmans,  C.  Mertens«^)  für  W.  E.  Giefers. 

V.  Schaumburg  ^)  publiziert  ein  churfürstl.  brandenburgisches  Edikt 
wegen  der  Sabbathfeier  für  das  Herzogtum  Cleve  und  die  Grafschaft  Mark 
?om  1.  Februar  1642,  aus  einem  von  dem  clevischen  Regierungsrat  und 
Archivar  Adolf  Wüsthaus  niedergeschriebenen  Sammelwerke,  betitelt  ^Historische 
Beschreibung  dessen,  was  im  Herzogthum  Gleve  und  in  der  Grafischaft  Mark 
voiigelauffen\  das  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  aufbewahrt  wird.  In  dem- 
selben sind  nach  Schaumburg  überhaupt  alle  auf  diese  Territorien  bezüglichen 
Edikte,  Verträge  etc.  abschriftlich  aufgeführt  und  die  wichtigsten  historischen 
Ereignisse  erzählt  — '^)  Ober  Schaumburg-Lippe  liegt  eine  Untersuchung  über 
den  Grafen  Wilhelm  vor.*)  — 


XII. 
R.  Hoeniger. 

Niederrhein/) 

1)  Histor.-topogr.  und  statist-descript.  Arbeiten.  Durch  die 
Fürsorge  eines  Weseler  Gomit^s  ist  eine  eigentümliche  Veröffentlichung  ge- 
liefert:   es    ist    eine  von   dem    1795    verstorbenen  Weseler  Justizkommissar 


1)  Z.  f.  Taterl.  6.  u.  Altertumsk.  39,  U,  S.  36 — 53.  —  2)  Nachrichten  von  d.  Leben 
u.  (1.  Schriften  Münnterländischer  Schriftsteller  dea  18.  u.  19.  Jh.  N.  F.  Münster,  Coppenrath. 
V  u.  270  S.  S«*.  —  Hier  möge  auch  JSrwihnDng  finden:  Hilker,  KursgefaJbte  0.  d.  8  Westf. 
Inf.-Keg.  No.  57.  Wesel,  Kühler.  95  S.  8^,  dorchaas  populSr  gehalten,  aber  yon  dem  Gr. 
Generalstabe  geprüft  —  3)  Z.  d.  Berg.  G.-Ver.  16,  8.  271—274.  —  4)  Z.  f.  vaterl.  G.  u. 
A.  39,  I,  S.  186—197.  —  5)  Ebend.  39,  II,  S.  181—191.  —  6)  Z.  f.  Pr.  G.  u.  L.  XVm, 
S.  581 — 584.  —  7)  A.  LÜbben  handelt  t.  d.  ^niederdeutsch. ,  noch  nicht  weiter  bek.  Hdss. 
d.  liibl  zu  Wolfenbüttel.'  (Zu  Tergleichen  ist  Schnitze,  Plattdeutsche  Urkk.  d.  städt.  Arch. 
zu  Oldesloe.  8  S.  4«  IV  (auf  d.  Neuzeit  bezügl.  Progr.).  Jb.  d.  V.  f.  niederdtsch.  Sprach- 
forsch. 6,  und  giebt  ebend.  *elwas  über  niederdeutsche  Familiennaroon.'  —  8)  Fr.  y.  Hoheu- 
hausen,  Graf  Wilh.  v.  Seh. -Lippe  in  Voss.  Z.  Sonnt-Beil.  35.  —  9)  Abkürz.:  B.  Z.  = 
Bergische  Zeitschrift.     A.  N.  Rh.   ---   Annalen  des  Vereins  für  den  Niederrhein. 

6* 


111,84  Xn.    R.  Hoeniger: 

GaDtesweiler^)  geschriebene  und  anveröffentiicht  gebliebene  Stadtchronik.  Zu 
bedauern  ist,  dalüs  berichtigende  Zusätze  fehlen,  welche  die  veralteten  Partieen 
bes.  zur  mittelalterlichen  Geschichte  branchbarer  gemacht  hätten.  Der  un- 
veränderte Abdruck  ist  für  die  ältere  Stadtgeschichte  wertlos,  dagegen  bietet 
er  für  die  späteren  Jahrhunderte  manche  wertvolle  topographische  und  lokal- 
historische Notiz. 

Die  Bedeutung  der  Stromverschiebnng  des  Rheins  für  die  Geschichte 
Ruhrorts,  durch  welche  ein  ehemalig  linksrheinischer  Teil  des  heutigen  Stadt- 
gebiets auf  das  rechte  Rheinnfer  gedrängt  wurde,  erörtert  v.  Eickeu^)  und 
stellt  über  den  seit  Mitte  des  16.  Jhs.  als  Stadt  genannten  Platz  historisch- 
statistische  Nachweise  zusammen. 

Die  Fortsetzung  des  in  dem  Jahresber.  m,  3,  80^^  besprochenen  Auf- 
satzes') bringt  Angaben  über  die  Verteilung  des  Grundbesitzes  in  Barmen 
um  die  Mitte  des  17.  Jh.,  sowie  genealogische  und  statistische  Notizen  über 
Besitzer  und  Güter  im  Werth. 

In  gleicher  Weise  ist  die  Publikation  der  Urkunden  und  Aktenstücke 
über  die  sogenannte  Gamnahrung  im  Wnpperthale  ^)  fortgeführt  Die  Mit- 
teilungen bringen  diesmal  Urkunden  über  die  Streitigkeiten  zwischen  den 
Gamnahrungsgenossen  in  Elberfeld  und  Barmen  einerseits  und  den  Garn- 
bleichem  im  Amt  Wetter  von  1565 — 1611,  sowie  mit  den  Tiekenwebern 
von  Rotterdam  und  Schiedam.  —  Aus  dem  Ende  des  18.  Jh.  ist  urkundliches 
Material  zur  Geschichte  der  Buchdruckerkunst  in  Elberfeld^)  publiziert. 

Der  Finanzgeschichte  des  Erzstifts  Köln  dient  eine  sorgfältige  Edition 
von  Rechnungsakten  aus  dem  Münchener  Staatsarchiv.  F.  Stieve^)  ver- 
öffentlicht: ^Einkommen,  Ausgaben.  Schulden  und  Beschwernufs  des  erzstifts 
Cöln  von  1596'  und  Terzeichnus  der  einkombsten  bei  der  recheuscammer 
und  wie  es  wieder  ausgeben  (1594—1598)'. 

Für  die  Rechtsgeschichte  ist  der  Abdruck  einer  Urkunde  von  1754  und 
die  anschliefsende  Besprechung  der  Pfalzgrafenwürde  ^)  im  18.  Jh.  zu  er- 
wähnen. 

Ein  Beitrag  von  allgemeinerem  Interesse  beschäftigt  sich  mit  der  neueren 
Industrie-Entwickelung  am  Niederrhein.  Gestützt  auf  Akten  des  Düsseldorfer 
Staatsarchivs  und  der  gleichzeitigen  periodischen  Litteratur  werden  die  An- 
fänge der  Eisengewinnung  und  Gufsstahlfabrikation  ^)  der  Essener  Gegend  in 
ihrem  rapiden  Aufschwung  bis  zu  dem  Auftauchen  der  Firma  Krupp  ge- 
schildert 

Während  für  die  Lokalgeschichte  im  engeren  Sinne  die  Mitteilung  schätz- 
baren Materials  überwiegt  und  nur  vereinzelt  zusammenfassende  Darstellungen 
begegnen,  finden  wir  für  die  politischen  Beziehungen  die  ausführende  Be- 
handlung bevorzugt. 


1)  Chron.  der  Stadt  Wesel,  du.  Ktthler'»  Verlag.  —  2)  Z.  Gesch.  d.  Stadt  Rahrort.  ß. 
Z.  17,  1—10.  —  3)  A.  Werth,  Über  die  Höfe  im  Werth  zu  Barmen  und  den  ailmahlichen 
Aasban  derselben  zu  einem  Ort.  Ibid.  83 — 120.  —  4)  W.  Grecelius  und  A.  Werth,  Urk. 
z.  Gesch.  d.  Gamnahrung.  Ibid.  11  —  82.  Vgl.  Jahresber.  III,  3,  80".  —  5)  E.  Lukas,  Ur- 
kunden z.  Gesch.  der  Elberf.  Buchdruckerkunst.  Festgabe  f.  Ürecelius.  Elberfeld.  223 — 225. 
—  6)  Zur  Finanzgesch.  d.  Erzstifts  Köln.  B.  Z.  17,  157—169.  —  7)  Virnich,  Yerleihong 
der  Hofpfalzgrafenwürde  an  d.  Köln.  Bürger  u.  Licentiaten  der  Kechte  Peter  Engelbert  Ben« 
nerscheid,  Syndic.  d.  Kapitels  des  freien  weltl.  Damenstifts  S.  Ursula  in  Köln,  durch  Franz 
Graf  zu  Königsegg-Bothenfels  1725.  A.  N.  Rh.  36,  189—209.  —  8)  W.  GroTel,  Gesdi. 
d.  Gründung  u.  ersten  Entw.  der  Gutehoffhungshütte  in  Sterkrado.  Die  Aiifange  der  Ouls- 

Stahlfabrik,  im  Stift  Essen.     Beitr.  z.  Gesch.  y.  Stadt  u.  Stift  Essen,  Heft  2. 


Niederrhein.  111,85 

L.  Keller^)  bespricht  den  Wendepunkt  der  Cleveschen  Religionspolitik 
unter  dem  Einfiufs  der  gegenreformatorischen  Thätigkeit  Albas  (1570 — 1573), 
der  die  Gefahr  einer  plötzlichen  Schwankung  Cleves  zu  Gunsten  Oraniens  er- 
kannte und  beseitigte.  Damit  war  das  mächtigste  der  deutschen  Nachbar- 
länder, welches  die  Haltung  der  kleineren  Territorien  durchaus  bestimmte, 
in  den  Gehorsam  und  unter  den  Einfiufs  Spaniens  zurückgebracht.  Die  Ur- 
kundenpublikation desselben  Autors,')  die  für  das  Verständnis  der  Gegen- 
reformation am  Niederrhein  von  einschneidender  Bedeutung  ist,  mufs  auch 
hier  erwähnt  werden. 

Ausführlich  ist  eine  Episode  des  Truchsessischen  Krieges  dargestellt.  3) 
Anhangsweise  sind  einige  Aktenstücke  aus  dem  Münchener  Staatsarchiv  mit- 
geteilt. 

Karsch^)  bespricht  das  Verhältnis  des  Stiftes  Rellinghausen  im  Zeit- 
alter des  dreüsigjährigen  Krieges  zu  Essen  und  einen  ärgerlichen  Streit 
zwischen  Propstin  und  Dechantin,  welcher  merkwürdige  Einblicke  in  die  in- 
ternen Verhältnisse  des  Stiftskollegiums  gestattet.  Mücke ^)  giebt  Auszüge 
aus  einer  Andemacher  Chronik  für  die  Jj.  1632—1634. 

L.  Ennens^)  breit  angelegte  Greschichte  der  Stadt  Köln  hat  durch  den 
Tod  des  Vf.  einen  vorzeitigen  Abschlufs  erfahren.  Der  letzterschienene  Band, 
welcher  die  Zeit  von  1577  bis  1648  umfafst,  ist  in  einer  eingehenden  Be- 
sprechung von  Lossen  überaus  zutreffend  charakterisiert;^)  Lossens  Urteil 
mufs  ohne  Weiteres  fast  auf  die  ganze  so  überaus  vielseitige,  aber  mehr 
journalistische  als  wissenschaftliche  Thätigkeit  Ennens  ausgedehnt  werden. 

Einen  Streit  der  Fürstäbtissin  von  Essen  mit  der  Stadt  behandelt  See- 
mann,^) in  welchem  die  Äbtissin  zu  dem  gewaltsamen  Mittel  griff,  ihre 
stiftiscben  Bauern  gegen  die  Stadt  aufzubieten.  Der  Vorgang  bietet  als  Glied 
in  der  Kette  von  Geschehnissen  seit  Einführung  der  Reformation  in  Essen 
bis  zur  reichskammergerichUichen  Entscheidung  von  1670  in  dem  1566 
seitens  des  Stiftes  angestrengten  Prozesse  wegen  Überweisung  der  Gertruden- 
kirche an  die  Evangelischen  einiges  allgemeinere  Interesse. 

Eine  anerkanntermafsen  ruhig  und  unbefangen  geschriebene  Darstellung  ') 
erörtert  den  Konflikt,  welchen  die  preufsische  Regierung  in  den  30ger  Jahren 
dieses  Jahrhunderts  mit  der  römischen  Kurie  auszufechten  hatte.  Die  Schrift 
ist  für  gröfsere  Kreise  bestimmt  und  orientiert  vortrefflich  über  den  bedeu- 
tungsvollen Moment,  der  gewissermafsen  eine  neue  Epoche  päpstlicher  Politik 
einleitete.    In  einem  Anhang  sind  die  wichtigsten  litterarischen  Erscheinungen 


1)  Hersog  Alba  and  die  Wiedorhent.  der  kath.  Kirche  am  Rhein.  Preafa.  Jahrb.  1881, 
.'>8B— 606.  —  2)  Pnblikat  aus  d.  K.  pr.  Staatsarch.  Bd.  9,  VU  a.  610  S.  —  3)  Flofa, 
Erober.  d.  Scblossea  Poppeladorf,  Spreng,  u.  Erstürm,  d.  Borg  Godesberg  n.  Einnahme  der 
kurf.  Residenzstadt  Bonn.  Nov.  1583— Febr.  1584.  A.N.Rh.  36,  110—178.  -  Archival.  sind: 
für  Jülich:  W.  y.  Mirbach,  Kriegsschäden,  welche  das  Herzogt.  Jülich  durch  Einlagerungen 
u.  Durchzüge  spanischer  und  kurkölnischer  Truppen  in  den  Jj.  1568 — 1589  erlitten  hat  Aach. 
Ztdclir.  3,  279—327;  E.  v.  Schaum  bürg,  ChurfÜrstl.  brandenb.  Besitzergreif,  im  Herzogt 
Jülich  April  u.  Mai  1609.  Ibid.  240— 265.  Für  Olevo:  E.  y.  Schaumburg,  Churf.  brandb. 
Edikt  wegen  der  Sabbafhfeier  u.  s.  w.  (vgl.  o.  UI,  83),  1642  Febr.  1.  Zt  P.  G.  u.  L. 
18,  581 — 584.  -  4)  Zur  Gesch.  d.  Stiftes  Rellinghausen.  Beitr.  zur  Gesch.  Ton  Stadt  und 
Stift  Enen.  Heft  4,  22 — 24.  —  5)  Aus  den  Annales  conventus  Andemacensis  ordinis  minomm 
reeollectonnn.  Featg.  f.  Crecelius,  194—197.  —  6)  Bd.  5.  Düsseldorf,  1880.  L.  Schwann.  — 
—  7)  T.  Sybels  H.  Z.  46,  S.  321.  —  8)  Der  Bauernsturm  Ton  1662,  3  Vortrage,  geh.  im 
hiat  y.  f.  Stadt  n.  Stift  E.  Das.  1881,  1—11,  dazu  Ergänzungen  in  den  Beitrr.  d.  Vereins, 
Heft  4,  44 — 53.  —  9)  W.  Mauren bre eher,  Die  preufs.  Kirchenpolit  und  der  Kolner 
Kixchenstreit     Stuttgart,  Gotta.     IV  u.  184  S.     Vgl.  o.  III,  40. 


in,86  XIL    B.  Hoeniger: 

Über  den  Kölner  Kirchenstreit  zusammengestellt.  Welcher  Auffassung  selbst 
diese  ruhige  Stellungnahme  zu  den  kirchenpolitischen  Fragen  begegnet,  zeigt 
eine  ultramontane  Antwort.  ^)  Eine  andere  Kundgebung  behandelt  das  Leben 
des  Kardinals  Johannes  von  Gei£sel.^j  Eine  sachliche  Bereicherung  ist  durch 
die  Arbeit  nicht  zu  verzeichnen,  wohl  aber  dttrfte  sie  für  die  derzeitige  Auf- 
&ssung  der  noch  immer  schwebenden  Fragen  als  eine  charakteristische 
Aufiserung  gelten. 

2)  Kulturgesch.  In  ähnlichem  Sinne  darf  den  Ausführungen  eines  her- 
vorragenden ultramontanen  Parlamentariers  aus  Anlafs  des  Dombanfestes 
einige  Bedeutung  zuerkannt  werden.  A.  Reichensperger^)  liefert  aus  per- 
sönlicher Erinnerung  Beiträge  zur  Dombaugeschichte.  Manches  Detail,  das 
in  der  gehobenen  Sprache  der  offiziellen  Festschrift  unberührt  blieb,  mifs- 
liehe  Vorgänge,  die  dort  freundlich  verschleiert  wurden,  sind  hier  gewissen- 
haft vorgetragen.  Schon  oben  haben  wir  mehrfache  Ergänzungen  der  Fest- 
schrift^) erwähnt,  die  es  mit  der  historischen  Wahrheit  allerdings  nicht  zu 
genau  nimmt  und  die  in  naiver  Auffassung  soweit  geht,  unter  den  poetischen 
Verherrlichungen  des  Domes  auch  ein  wenig  kirchliches  Lied  Heines^)  mit 
willkürlich  verändertem  •  Schlufs  abzudrucken.  Auch  Reichenspergers  Schrift 
darf  als  dankenswerte  Vervollständigung  des  Festberichtes  gelten.  Die  be- 
kannten Einwendungen  des  Vf.  gegen  die  Ausführung  des  Baus  sind  hier  im 
Zusammenhang  wiederholt. 

Neben  dem  Kölner  Dombaufest  verschwindet  fast  die  im  Dez.  1881  er- 
folgte Einweihung  der  Johanniskirche  zu  Düsseldorf.  JedenfttUs  aber  ver- 
dienen zwei  durch  dieselbe  veranlafste  Festschriften  Erwähnung.  Die  erste 
bebandelt  lediglich  die  Baugeschicbte ^)  des  neuen  Gotteshauses,  die  zweite 
dagegen  bietet  nicht  nur  eine  ^Greschichte  der  evangelischen  Gemeinde  zu 
Düsseldorf^)  von  den  ersten  Anfängen  kirchlicher  Reform  und  Gemeinde- 
bildung bis  zur  Gegenwart,  sondern  erweitert  sich  zu  einem  Grundrifs  evan- 
gelischer Kirchengeschichte  des  Niederrheins. 

Gleichfalls  von  allgemeinerer  Bedeutung  für  die  Kulturgeschichte  des 
Niederrheins  ist  die  schon  oben^)  berührte  Schrift  Nettesheims  über  die 
Schulen  im  alten  Herzogtum  Geldern.  In  dem  hierhergehörigen  Teile  ist  das 
Schulwesen  während  der  spanischen  Herrschaft  1555 — 1703  und  während 
der  preufsischeu  Herrschaft  1703 — 1794  behandelt  Für  die  neuere  Zeit  ist 
dem  Werke  vor  Allem  eine  umfassende  archivalische  Ausbeute  zu  gute  ge- 
kommen, so  dafs  dasselbe  nicht  nur  für  die  Schulgeschichte  Gelderlands, 
sondern  auch  für  die  der  meisten  benachbarten  Gebiete,  besonders  der  ehe- 
maligen Herzogtümer  Cleve  und  Jülich,  des  Niederstifts  Köln,  der  Grafschaft 
Moers  und  der  Stadt  Düsseldorf  von  hohem  Werte  ist. 

Mehrfach  sind  im  J.  1881  litterargeschichtliche  Fragen  besprochen.  Ein 
Aufsatz  aus  dem  Nachlafs  Ennens  ')  zählt  die  Kölner  Zeitungsdrucker  bis  in 


1)  M.  A.  Strodt,  Der  Kölner  Kirchenstreit  u.  d.  prenfs.  Kirchenpolit  i.  d.  Beleacht 
eine«  modern.  Uiatorik.  Angab.,  Hattler.  Vgl.  -o.  III,  40.  —  ^Blätter  u.  Fruchte  a.  d.  Garten  d. 
Famil.  aacra.'  ist  d.  Titel  e.  Sehr.  y.  J.  Qalland;  er  betrachtet  Clemens  y.  Droste-Vischenni; 
auf  Grund  V.  Fanailienpapieron.  —  2)  Baudri,  Der  Erzb.  J.  Kardinal  Ton  Gtoi(sel,  Brzbiach.  r. 
Köln  o.  8.  Zeit.  Köln,  Bachern.  328  S  Vgl.  o.  S.  40.  —  3)  Zur  neueren  G.  des  Dombai»  in  Köln. 
65  S.  —  4)  Vgl.  0.  II,  111.  —  5)  Ennen,  Der  Dom  zu  Köln.  Festschrift  1880.  Köln, 
Dumont-Schauberg.  S.  347.  —  6)  A.  Natorp,  Die  Johanneskirche  xu  Düsseldorf.  Das.  26  S. 
i°.  —  7)  A.  Natorp,  G.  d.  erang.  Gem.  zu  Düsseldorf.  Das.  261  S.  —  Dem.  schrieb  'Zur 
kirchl.  G.  d.  Rheinl.  u.  Westf.'  (Eyangel.  Bruderliebe).  Ferber:  Landesknrheit  Dfiiseld.  t. 
1632.  —  8)  U,  111.  —  9)  Die  Zeitungsprene  in  der  Beichaetadt  Köln.  A.  N.  Bh.  36,  S.  19^82. 


Niederrhein.  JJJ  g7 

die  zweite  Hälfte  des  16.  Jh.  zurück  auf.  Daran  schliefst  sich  ein  Verzeich- 
nis der  wichtigeren  Kölner  Einzeldrucke  tlber  Tagesneuigkeiten  in  den  Jj. 
1524 — 1600.  Die  weitere  Entwickelung  zeigt  von  Ausgang  des  16.  Jh.  an 
die  Anfänge  einer  periodischen  Litteratur.  Vom  Erscheinen  der  ersten  regel- 
mäfsigen  Wochenausgaben  im  Anfang  des  17.  Jh.  ist  die  Geschichte  des  Zei- 
tungswesens in  Köln  bis  zur  Gegenwart  erzählt.  Einen  interessanten  Beitrag 
zur  Charakteristik  des  nicht  gerade  bedeutenden,  aber  individuell  Kölnischen 
litterarischen  Lebens  giebt  ein  Bericht  Aber  die  Olympische  Gesellschaft,^) 
eine  Art  Sprachgesellschaft,  die  in  den  Jj.  1810—11  ihren  Höhepunkt  und 
bereits  1813  ihr  Ende  erreichte.  Ein  anonymer  Aufsatz  bespricht  nach  er- 
schöpfender Einleitung  über  die  ersten  Spuren  litterarischer  Wirksamkeit  in 
Aachen  im  Auschlufs  an  die  grofse  litterarische  Epoche  des  vorigen  Jh.  die 
Schicksale  der  im  J.  1825  begründeten,  aber  nur  zwei  Jahre  lang  erschie- 
nenen Rheinischen  Flora,')  einer  belletristischen  Zeitschrift,  deren  Inhalt  für 
die  Geschichte  der  rhein.  litterarischen  Verhältnisse  von  Bedeutung  ist. 


xni. 

H.  Ermisoh. 

Obersachsen,  Thüringen,  Hessen/) 

Der  neueste  Band  von  Herm.  Schulzes^)  Werk  über  die  Hausgesetze 
der  regierenden  Fürstenhäuser  beschäftigt  sich  mit  dem  Hause  Wettin  und 
enthält  in  2 1  Nummern  die  wichtigsten  Hausgesetze  desselben  seit  dem  Haupt- 
teilungsvergleich zwischen  Kurfürst  Ernst  und  Herzog  Albrecht  von  1485; 
dieselben  gehören  mit  Ausnahme  des  erwähnten  sämtlich  der  neueren  Zeit 
an  und  sind  teils  nach  Drucken,  teils  nach  archivalischen  Quellen  mitgeteilt. 
Eine  ausführliche  Einleitung  orientiert  auf  Grund  der  bisherigen  Litteratur 
über  die  Geschichte  des  Hauses  Wettin,  wobei  namentlich  die  verwickelten 
Verhältnisse  der  ernestinischen  Linien  Berücksichtigung  gefunden  haben. 

Eine  Reihe  Biographieen  sächsischer  Fürsten  der  albertinischen  und 
ernestinischen  Linie,  verfafst  von  Tb.  Flathe,  E.  Wülcker,  A.  Beck, 
E.  Pasch  und  J.  P.  v.  Falken  stein,  enthalten  die  neuen  Lieferungen  der 
Allgemeinen  Deutschen  Biographie.^) 

Zahlreich  sind  die  Beiträge  zur  Geschichte  der  Reformation  in  unsern 
Landen,  welche  das  J.  1881  gebracht  hat.    Th.  Kolde^)  hat  das  Verhältnis 


1)  Hubert  Ennen,  Die  Olymp.  GesellBch.  za  Köln.  Würzb.,  Staber.  —  2)  D.  rhoin. 
Flora.  Z.  d.  Aach.  G.-V.  3,  177—218.  —  Über  diese  Zeituchr.  handelten:  A.  A.  Z.  Beil. 
No.  342 — 48.  —  Disselbeck  Bcbrieb:  Z.  Gesch.  Bheinbachs  vgl.  o.  U,  112*.  —  Raven- 
berg  über  *Die  Düsseldorfer  Schule*.  Gr.  B.  11.  —  3)  Abkttrz.:  E.  N.  A.  S.  G.  =  Ermiach, 
Neues  ArchiT  für  Sachs.  Gesch.  M.  M.  V.  H.  G.  =  Mitteilungen  an  die  Mitglieder  des  Ver- 
eins für  Hessische  Gesch.  u.  Landeskunde.  —  4)  D.  sachs.  Hansgesetze.  Jena,  Fischer.  317  S. 
(Die  HAusgeaetze  der  regier.  Fürstenhäuser.  Bd.  m,  Abt.  1.)  —  o)  Bd.  XIV,  S.  322—400, 
567  f.  —  6)  Friedr.  d.  W.  u.  d.  Anfänge  d.  Reform.  £.  kirchenhist.  Skizze  mit  arch.  Bei- 
lagen.    Erlangen,  Deichert.    III,  75  S.     Vgl.  o.  m,  S.  3. 


ni,88  Xm.    H.  ErmiEch: 

Eurf.  Friednchs  des  Weisen  zu  Luther  und  seiner  Lehre  zum  Gegenstande 
einer  sehr  ansprechenden  Untersuchung  gemacht,  wobei  er  zu  dem  Resultat 
kommt,  dafs  man  sehr  Unrecht  thut,  den  Kurfürsten  als  einen  Anhänger  der 
Lehre  Luthers  zu  bezeichnen;  der  Schutz,  den  er  demselben  angedeihen  läfst, 
beruhte  auf  anderen  Motiven:  auf  Gerechtigkeitsgefühl,  auf  Interesse  für 
seine  Hochschule  Wittenberg,  der  er  nicht  die  bedeutendste  Lehrkraft  ent- 
ziehen wollte,  und  auf  einer  in  jener  Zeit  seltenen  Duldsamkeit  gegen  religiöse 
Anschauungen.  Dem  Schriftchen  sind  eine  Anzahl  wichtiger  Inedita,  nament- 
lich Schreiben  des  Herzogs  Johann  und  des  Hans  v.  d.  Planitz  an  den  Kur- 
fürsten, beigefügt.  An  einem  andern  Orte  hat  Kolde^)  noch  verschiedene 
Schreiben  über  die  Zwickauer  Propheten,  über  Gabr.  Zwilling,  Karlstadt  und 
die  Wittenbeiiger  Unruhen  1521  und  1522  aus  den  Archiven  zu  Weimar 
und  Basel  und  dem  Thesaurus  Baumianus  der  Strafsburger  Bibliothek  mit- 
geteilt F.  H.  Anacker')  analysirt  und  erläutert  die  1523  erschienene 
und  mit  einer  Einleitung  von  Luther  versehene  ^Ordnung  des  gemeinen 
Kastens^  zu  Leisnig. 

Über  den  Bauernkrieg  sind  einige  zeitgenössische  Berichte  wieder  ab- 
gedruckt worden,  die  allerdings  mehr  die  fränkischen  als  die  thüringischen 
Vorgänge  im  Auge  haben.  ^) 

Vor  einigen  Jahren  machte  die  Aufdndung  der  sogenannten  ^Marbnrger 
Kirchenordnung*  von  1527  in  der  gräflich  Stolbergischen  Bibliothek  zu  Wer- 
nigerode Aufsehen,  weil  man  sich  daran  gewöhnt  hatte,  in  dieser  seit  Jahr- 
hunderten vermifsten  Schrift,  auf  die  zuerst  im  Jahre  1607  Leuchter,  ein 
kirchlicher  Gegner  des  Landgrafen  Moritz  von  Hessen,  aufmerksam  gemacht 
hatte,  die  erste  für  das  ganze  hessische  Land  bestimmte,  auf  Befehl  des  Land- 
grafen Philipp  verfafste  und  von  Luther  mit  einer  Vorrede  versehene  Kirchen- 
ordnung anzusehen  und  namentlich  die  von  ihr  vertretene  Abendmahlslehre 
als  charakteristisch  für  die  ursprüngliche  Form  der  Reformation  in  Hessen 
hielt.*)  Th.  Brieger*)  hat  der  Kirchenordnung  diesen  Nimbus  vollständig 
geraubt.  Er  weist  nach,  daüs  das  kleine,  aus  zwei  auch  änfserlich  getrennten 
Teilen  bestehende  Schriftchen  eine  vermutlich  von  dem  Drucker  Johann 
Loersfelt  herrührende  Gompilation  aus  Luthers  Taufbüchlein  und  Deutscher 
Messe  und  aus  der  Laien -Biblia  ist  und  dafs  auch  die  fünf  Fragen  am 
Schlüsse,  welche  das  Sakrament  betreffen,  nicht  original  sind,  sondern  schon 
in  einem  Wittenberger  Drucke  von  1526  vorliegen  und  wohl  ebenfalls  von 
Luther  verfafst  sind. 

Ein  wertvollerer  Beitrag  zur  Reformationsgeschichte,  als  es  jene  Marburger 
Kirchenordnung  war,  ist  die  Torgauer  Visitationsordnung  von  1529,  welche 
C.  Knabe  ^)  nach  dem  Original  des  Ratsarchivs  mit  einer  Einleitung  und 
sachlichen  Anmerkungen  herausgegeben  hat. 


1)  Th.  Kolde,  Ältest  Bericht  üb.  dio  Zwick.  Propheten.  Z.  K.  Y,  323—385.  Den.,  Gleich- 
zeitige Berichte  üb.  d.  Wittenb.  Unruhen  i.  J.  1521  u.  1522.  Ebda.  325—333.  —  2)  Über 
die  Kastenordnung  der  Gemeinde  zu  Leisnig  vom  J.  1523.  Mitt.  d.  Gesch.-  u.  AltertamsTer.  zu 
Leisnig  VI,  49 — 65.  —  3)  Blater.  z.  neueren  Gesch.,  her.  von  G.  Droysen.  No.  3.  Peter 
Uaarers  Beschreibung  des  Bauernkriegs  1525.  Nebst  einem  Anhang:  Zeitgenössisches  über  die 
Schlacbt  bei  Frankenhausen.  Halle,  Niemeyer.  III,  17  S.  Vgl.  o.  HI,  3.  —  4)  Vgl.  C. 
W.  H.  Hochhuth,  Marburger  Kirchenordnung  von  1527.  Kassel,  1878.  32  S.  Der».,  Die  Be- 
deutung der  Marburger  Kirchenordnnng  von  1527.  Kassel,  1879.  —  5)  Die  angebl.  Marb. 
Kirchenordn.  von  1527  u.  Luthers  1.  katechet  Unterr.  v.  Abendmahl.  Z.  f.  K.  G.  IV,  549 
—603.  Vgl.  auch  Kawerau  in  der  Theolog.  Litteraturztg.  No.  20.  —  6)  Die  Torgauer 
Visitations- Ordnung  von  1529  (Ursprung  u.  Verwendung  des  Kirchen  Vermögens).  Torgau, 
Jacob.     4<^.     24  S.     (Programm  des  Torgauer  Gymn.) 


Obersachseiif  Thürisgen,  Hessen.  111,89 

Die  von  Otto  v.  Pack  angezettelten  Händel,  die  es  im  J.  1528  fast 
schon  zu  einem  Zusammenstofs  der  protestantischen  nnd  katholischen  Fürsten 
Deutschlands  gebracht  hätten  und  in  manchen  Einzelheiten  der  Aufklärung 
uoch  bedürfen,  bilden  den  Gegenstand  einer  umfangreichen  Monographie  von 
Stephan  Ehses.  ^)  Der  auf  katholischem  Standpunkt  stehende  Vf.  sucht 
mit  einer  Entschiedenheit,  wie  es  selbst  Janssen  nicht  gethan  hat,  die  alleinige 
Schuld  an  diesen  Verwicklungen  dem  Landgrafen  Philipp  von  Hessen  aufzu- 
bürden und  diesen  geradezu  als  den  Erfinder  der  Breslauer  Bündnisur- 
kunde, die  nach  der  am  meistan  verbreiteten  bisherigen  Auffassung  von 
Pack  fingiert  und  dem  Landgrafen  aus  unlautem  Beweggründen  übergeben 
worden  ist,  hinzustellen.  Archivalisches  Beweismaterial  dafür  kann  £.  nicht 
beibringen;  er  hat,  wie  es  scheint,  die  in  Frage  kommenden  Archive  zu 
Marbuiig,  Weimar  und  Dresden  gar  nicht  benutzt,  sondern  nur  das  Würz- 
burger Kreisarchiv,  in  dem  sich  ein  nicht  unwichtiges  Aktenstück  findet,  das 
aber  den  Kern  der  Sache  nicht  berührt.  Somit  beruht  die  Schrift  von  Ehses 
nur  auf  Konstruktionen  und  ist  nicht  als  ein  wesentlicher  Beitrag  zur  Re- 
formationsgeschichte zu  bezeichnen. 

Nach  den  Quellen  des  Leipziger  Ratsarchivs  schildert  Friedr.  Seifert') 
die  Geschichte  der  Reformation  in  Leipzig.  C.  Varrentrapp*)  veröffentlicht 
zwei  Briefe  von  Melanchthon  aus  den  Jj.  1545  und  1546  und  knüpft  daran 
einige  Mitteilungen  über  die  reformatorischen  Mafsregeln  des  Grafen  Phi- 
lipp IV.  von  Hanau -Lichtenberg  und  sein  Verhältnis  zu  Erasmus  Alberus. 
Kin  Vortrag  von  Heinr.  Job.  Scheuffler,*)  der  die  Schicksale  der  evang. 
Kirche  in  der  Oberlausitz  vom  16.  Jh.  an  bis  in  die  neuere  Zeit  behandelt, 
hat  wissenschaftlich  keinen  Wert. 

Von  vorwiegend  litterargeschichtlichem  Interesse  sind  einige  von  Schnorr 
von  Carolsfeld^)  nach  Originalen  des  Dresdener  Hauptstaatsarchivs  ver- 
öffentlichte, an  Herzog  Johann  Wilhelm  und  seine  Gemahlin,  Kurf.  Johann 
Friedrich  u.  a.  gerichtete  Schreiben  des  Arnstädter  Bürgers  Peter  Watzdorff 
aus  dem  J.  1546,  der  durch  volkstümliche  Lieder  und  Prosaschriften  politischen 
Charakters  sich  bekannt  gemacht  hat. 

Über  die  Geschichtsschreiber  des  schmalkaldischen  Krieges,  die  be- 
kanntlich in  einer  Abhandlung  von  Georg  Voigt  zuerst  eingehende  Berück- 
sichtigung gefunden  haben,  hat  A.  Katterfeld®)  aus  den  Schätzen  des 
British  Museums  einige  Notizen  biographischen  und  bibliographischen  In- 
halts veröffentlicht.  Sie  betreffen  Luis  d'Avila  und  seine  Übersetzer  und 
Bearbeiter,  Lambertus,  Hortensius  und  einige  spanische  und  italienische 
Autoren,  endlich  Nicolaus  Mameranus.  — 

Nichts  neues  enthält  der  Aufsatz  von  C.  W.  Hingst')  über  die  Schick- 
sale der  Stadt  Leisnig  während  des  schmalkaldischen  Krieges. 


1)  Geschichte  der  FackAchen  Händel.  £in  Beitr.  zur  Ueachichte  der  deutsch.  Reformation. 
Freiborg  i/Br.,  Herder.  VII,  280  S.  —  2)  Die  Darchmhmng  der  Reformation  in  Leipag 
1539~<I545.  In.-Dis6ert.  Leipz.  40  S.  —  3)  Zwei  Briefe  Melanchth.  an  Graf  PhiUpp  IV. 
Ton  Hanaa-Lichtenberg:  Forsch,  z.  D.  G.  XXI,  341—353.  —  4)  Bilder  a.  d.  Oberlansitzor 
Reformatgesch.  I.  Einführ.  u.  Schicksale  d.  Reform,  i.  d.  O.-Laos.  Barmen,  Klein.  55  S. 
(=  Erangel.  Bruderliebe.  Vortrage  über  die  Aufgaben  und  Arbeiten  des  eyangel.  Vereins  der 
Gustav- Adolf-Stiftung,  hr.  ▼.  A.  Natorp.  UI.  Bd.  4.  Heft)  —  5)  Briefe  von  Peter  Watzdorff. 
Arch.  f  Litt-G.  X,  174^188.  —  6)  Beitrr.  z.  Gesch.schreibung  des  Schmalkald.  Krieges. 
F.  B.  G.  XXI,  355—380.  —  7)  Leisnig  im  Schmalkald.  Kriege.  Mitt  des  G.-V.  zu  Leimig. 
VI,  78—93. 


111,90  XIII.    H.  Errainch: 

A.  Karolyi^)  veröffentlicht  einige  Schriftstücke,  aus  denen  sich  eiigieht, 
dafs  der  Ungar  Joseph  Luca  derjenige  war,  der  den  Kurfürsten  Johann 
Friedrich  bei  Mühlberg  gefangen  nahm. 

Zu  den  Folgen  des  schmalkaldischen  Krieges  gehörte  bekanntlich  die 
Begründung  der  Universität  Jena,  über  welche  Th.  Kolde^)  eine  Mitteilung 
macht. 

Andere  Quellenbeiträge  zur  Geschichte  der  Reformation  und  der  Reforma- 
toren geben  Max  Lenz^)  und  Jul.  Bernhard>) 

Verschiedene  kleine  Beiträge  zur  Kunsl-  und  Kulturgeschichte  Sachsens 
im  16.  Jh.  stellen  wir  unten ^)  zusammen.  Rieh.  Kell^)  behandelt  in  einer 
auf  fleifsigem  Studium  der  Akten  des  Dresdener  Archivs  beruhenden  Ab- 
handlung einen  jener  Abenteurer,  die  besonders  durch  alchymistische  Künste 
ihr  Glück  gemacht  haben:  den  Schalt  Schwertzer,  der,  ursprüngl.  Kaufmann, 
1584  als  Faktor  in  den  Dienst  des  Kurf.  August  trat  und  eine  Zeit  lang 
sehr  einflufsreich  war,  bis  nach  dem  Tode  Christians  I.  der  Administrator  Hzg. 
Friedrich  Wilhelm  ihn  durchschaute;  er  endete  als  kaiserlicher  Barghauptmann 
in  Joachimsthal.  In  einer  bisher  noch  wenig  beachteten  Richtung  lehrt  uns 
S.  Ruge^j  die  vielseitige  Thätigkeit  des  Kurfürsten  August  von  Sachsen 
kennen  und  macht  dabei  namentlich  über  die  im  Hauptstaatsarchiv  zu  Dresden 
befindlichen  vortrefflichen  Landesaufoahmen  des  Matthias  Oeder  schätzens- 
werte Mitteilungen. 

Auf  eine  andere  für  die  Geschichte  der  Geographie  beachtenswerte 
Leistung,  auf  die  Reisen,  welche  Ende  des  16.  Jh.  der  sächs.  Edelmann 
Bernhard  von  Miltitz  ausführte,  hat  AI  fr.  Kirchhoff^)  aufmerksam  ge- 
macht. 

Die  hessische  Geschichte  dieser  Zeit  berühren  die  auf  archivalischen 
Grundlagen  beruhenden  Vorträge  von  v.  Gironcourt  über  Landgraf  Wilhelm 
IV.  und  seinen  Kriegsstaat,  von  Th.  Ilgen  über  Landgraf  Wilhelm  IV.  und 
Wilhelm  von  Oranien  und  von  Irmer   über  den  Türkenfeldzug  von  1596') 


1)  Die  Gefangennahme  des  Kurf  Johann  Friedr.  v.  Sachsen  in  der  Schlacht  bei  Mfthl- 
berg.  Mitt  d.  Zttchr.  f.  öaterr.  Gesch-fonch.  U,  302  -304.  -~  2)  Ein  Brief  des  Joh.  Stigel 
über  die  Anfänge  der  Univ.  Jena  (1548).  Z.  d.  V.  f.  Thüring.  Gesch.  K.  F.  Bd.  U,  S.  437 
— 439.  —  3)  Nachlese  z.  Briefwechsel  des  Landgrafen  Philipp  mit  Luther  und  Melanchthon. 
Z.  f.  K.gesch.  IV,  136 — 161.  Viel  SächslBches  enthält  auch  der  Aufsatz  von  G.  Kawerau, 
Briefe  und  Urkk.  z.  G.  des  antinomisi  Streits  [1536—1545]  ebenda.  299—324.  437  —  465. 
—  4)  Zur  Gesch.  des  beabsichtigten  Pforzheimer  Tages  von  1558,  zugleich  ein  Beitr.  zum 
Briefwechsel  Melanchth.  n.  Landgr.  Phil.  v.  Hessen,  ebenda.  V,  334 — 343.  —  5)  Ew.  W  er- 
nicke, Christoph  Walter,  Bildhauer  von  Dresden.  A.  f.  K.  d.  dtsch.  Vorz.  1881,  Sp.  13  f. 
Ders.,  Bruder  Hans,  Paramentensticker  in  Leipzig;  ebda.  Sp.  16.  AIw.  Schultz,  Hans 
Walter,  Bildhauer  zu  Dresden;  ebda.  Sp.  171  f.  Th.  Distel,  Spielsachen  fiir  die  Kinder 
des  Kurf.  August  v.  Sachsen;  ebda.  Sp.  349—351.  A.  v.  Sallet,  Tobias  Wolff,  der  Bres- 
lauer Goldschmied.  Z.  f.  Numism.  VUI,  199—204.  F.  Friedensburg,  Tobias  Wolff  der 
Breslauer  Goldschmidt;  ebenda.  IX,  S.  70 — 74.  345.  A.  v.  Sallet,  Bleimedaillen  von  Tobias 
Wolff  u.  B.  w;  ebenda.  S.  193 — 197.  Wir  erwähnen  hier  noch:  B.  Anemüller,  Ein  Brief  von 
Nicol.  Selnekker  (1580).  Z.  d.  V.  f.  Th.  G.  II,  439  und  Bruno  Stübel,  Guntz  v.  Kauffangen, 
Komödie  in  fünf  Akten,  gedichtet  im  Jahre  1585  von  Nicol.  Roth,  zum  erstenmal  heragegeb. 
Mitt.  d.  D.  G.  z.  Leipz.  VII,  29—112.  -  6)  Schalt  Schwertzer  als  kursächs.  Faktor  and 
kaiserl.  Berghauptmann.  In.-Diss.  Leipzig.  78  S.  —  7)  S.  Rüge,  Gösch,  der  sächs.  Karto- 
graphie im  16.  Jh.  Kettlers  Z.  f.  wissensch.  Geogr.  U,  89-94.  148—145.  223—235.  - 
8)  Ein  sächsischer  Weltumsegler  des  16.  Jh.  Mitt.  d.  Y.  f.  Erdk.  zu  Halle  a/S.  Jahxg.  1881, 
S.  67  -80.  —  Albr.  K.  berichtet  1)  über  'Streitigkeiten  über  d.  Gewerbsbefogn.  i.  Leipz.  i.  J. 
1598.'  A.  f.  G.  d.  d.  Buchh.  VU  (1882);  auch  üb.  2)  'Die  Anfänge  des  Leipz.  Mefskaialogs.' 
ebda.;  (ersteres  S.  123—45,  letzt.  100—22),  3)  *Z.  älter.  G.  d.  kursächs.  Privil.  gegen  Nach- 
druck', ebda.  146—62.  —  9)  Mitt  a.  d.  M.  d.  V.  f.  Hess.  G.  u.  Landeskde.  1881.  Heft  I/U, 
S.  17.  19.    Heft  IH/IV.   S.  XXUI. 


Obersachsen,  Thüringen^  HeMOii.  JJI  91 

sowie  eine  fleifsige  Abhasdlung  von  Alb.  Duncker^)  über  die  Begründung 
der  Bibliothek  zu  Kassel  1Ö80. 

Zur  Geschichte  des  dreifsigj ährigen  Krieges  nennen  wir  eine  auf 
sorgfältigen  Studien,  besonders  im  Dresdener  Archive,  beruhende  Untersuchung 
H.  Hallwichs ^)  über  die  Besetzung  Böhmens  durch  die  Sachsen  unter 
Arnim  nach  der  Schlacht  bei  Breiteufeld  (Anfang  November  1631);  Wallen- 
steins  Obemahme  des  Oberkommandos  und  die  Unentschlossenheit  des  Kurf. 
Johann  Georg  gab  dem  Unternehmen  bekanntlich  bald  eine  den  Sachsen 
ungünstige  Wendung,  die  schliefslich  zum  schmählichen  Rückzug  der  letzteren 
führte.  Hallwich  beleuchtet  (im  Gegensatz  zu  Helbigs  früheren  Arbeiten) 
mehr  die  strategische  als  die  diplomatische  Seite  der  Sache;  doch  auch  über 
die  letztere  erfahren  wir  manches  Neue.  Eine  wichtige  Quelle  für  den  Feld- 
zug, welchen  Kurf.  Johann  Georg  von  Sachsen  1635 — 1636  zur  Pacificierung 
des  nördlichen  Deutschlands  unternahm,  die  Aufzeichnungen  des  sächsischen 
Obristen  August  Vitzthum  v.  Eckstädt,  hat  Fr.  Budczies^)  herausgegeben. 

Balduin  Herrmanns '^)  auf  umfassenden  Studien  in  den  ernestinischeu 
und  anderen  Archiven  beruhende  Abhandlung  über  die  Kämpfe  zwischen  den 
Schweden  und  den  Kaiserlichen  um  Erfurt,  das  Eingreifen  Kursachsens  und 
die  vergeblichen  Interpositionsversuche  der  thüringischen  Fürsten  (1636 — 
1688),  deren  I.  Abschnitt  wir  Jb.  80,  El,  17.  84  erwähnten,  liegt  nunmehr 
vollständig  vor. 

Über  die  Beteiligung  der  sächs.  Truppen  an  dem  Entsätze  der  von  den 
Türken  belagerten  Stadt  Wien,  die  in  den  bisherigen  Darstellungen  nicht 
voll  gewürdigt  worden  ist,  veröffentlicht  E.  Joachim^)  den  sehr  eingehenden 
Bericht  eines  kundigen  Zeitgenossen. 

Von  speciell  militärgeschichtl.  Interesse  sind  die  Untersuchungen  von 
A.  V.  Minckwitz  ^)  über  die  wirthschaftlichen  Einrichtungen  bei  der  kur- 
sächs.  Kavallerie  seit  Ende  des  1 7.  Jahrhunderts  und  v.  Gironcourts  Vor- 
trag über  die  Neubildung  der  hessischen  Kavallerie  und  über  die  Geschichte 
des  Prinz-Friedrich-Dragoner-Regiments  (1688  ff.).  ^) 

Einige  Mitteilungen  über  das  sächs.  Schulwesen  am  Ende  des  17.  Jh. 
macht  Ernst  von  Ende^)  nach  den  in  seinem  Besitze  befindlichen  Auf- 
zeichnungen   eines    1752   verstorbenen    Vorfahren.    —    Zur   Geschichte    der 


1)  L.gTaf  Wilhelm  IV.  von  Heasen  genannt  der  Weise  a.  d.  Begründ.  der  Bibl.  z.  KsMel 
im  J.  1580.  Kassel,  Fischer.  VII,  38  S.  —  2)  Wallenstein  u.  d.  Sachsen  in  Böhmen  1631 
—1632.  F.  z.  D.  G.  XXI,  115-222;  vgl.  o.  lU,  10.  Über  *Die  Hoe  von  Hoenegg*  handelt 
WeiTsbach,  desgl.  'Nochmals  die  U.  v.  H.'  H.  Qrf.  W.  u.  T.  B.  (eine  kurze  Notiz)  i.  D. 
Herold  XI  (1880),  S.  2  f.  81.  XU  (81),  S.  38.  Die  FamiUe  ist  nur  bis  z.  16.  Jh.  nach- 
weisbar. —  H.  Boettger  bespricht  'Leipzig  i.  Herbst  1642'.  In.-Dias.  Halle.  —  3)1).  Feldzug 
d.  Sachs.  Armee  durch  d.  Mark.  Brandenb.  im  J.  1635  u.  36,  aus  d.  Tagebuch  eines  Zeitgenossen. 
M.  Forschungen.  XVI,  303—386.  Vgl.  o.  UI,  42.  —  4)  Der  Kampf  um  Erfurt  1636—1638. 
Halle,  Niemeyer.  130  S.  —  *D.  Tod  des  Hzg.  Bemh.  v.  Sachsen -W.  Nach  einer  auth. 
Aufzeichn.  i.  kaiserl.  Bezirks- Archiv  zu  Colmar^  (Roy.  nouv.  d'Alsace-Lorraine.  L  No.  18.  19.) 
—  diese  Publikation  von  G.  Alexi  hat  Ref.  nicht  gesehen.  —  5)  £•  fliegend.  Blatt  üb.  d. 
Anteil  d.  säclis.  Armee  a.  d.  Schlacht  a.  Kaienborge  bei  dem  Entsätze  von  Wien  im  J.  1683. 
Ermisch,  N.  A.  f.  sächs.  Gesch.  U,  77—84.  Vgl.  o.  lU,  17.  18.  —  6)  D.  vrirtschaftl. 
Einricht,  namentl.  d.  Verpfleg. -Verh.  b.  d.  kursächs.  Kavallerie  v.  J.  1680  bis  z.  Anf.  dos 
laufenden  Jh.  Ebda.  312-329.  —  7)  Mitt.  a.  d.  M.  d.  Y.  f.  hess.  G.  Jhrg.  1881.  12. 
lU/LV.  6.  XXV.  —  8)  Aus  dem  Schulwesen  Sachsens,  besonders  in  Mittweida  u.  Freiberg, 
zu  Ende  des  17.  ^h.     £   N.  A.  f.  S.  G.  II,  251—258. 


in,92  XIII.    H.  Ermiich: 

Oper  am  sächs.  Hofe  dieser  Zeit  ist  ein  Aufsatz  von  M.  Fürstenau  ^)  za 
nennen. 

Dafs  der  Übertritt  des  Kurf.  Friedrich  August  I.  von  Sachsen  zum 
Katholicismns  in  Deutsch-Piekar  bei  Tarnowitz  stattgefunden  habe,  weist 
Wahner ^)  aus  der  historia  residentiae  et  templi  societAtis  Jesu  Pickarien- 
sis  nach. 

Mit  einer  Persönlichkeit,  die  im  Heere  und  am  Hofe  König  August  U. 
und  seines  Sohnes  eine  hervorragende  Rolle  gespielt  hat,  dem  Kabinetts- 
minister und  General  Heinrich  Friedrich  Graf  von  Friesen  (f  1739),  be- 
schäftigt sich  eine  auf  archivalischer  Forschung  beruhende  eingehende  Arbeit 
von  0.  von  Schimpff;^)  sie  gewährt  mannigfache  Beiträge  zur  militär. 
und  polit.  Geschichte  Sachsens  im  Anfange  des  18.  Jh. 

Für  die  Geschichte  Hessens  zur  Zeit  des  Landgrafen  Karl  ist  be- 
achtenswert die  Arbeit  von  Ernst  Gerland ^)  ttber  den  gelehrten  Physiker 
und  fruchtbaren  Erfinder  Denis  Papin,  der  1688 — 1707  in  Marburg  und 
Kassel  wirkte,  und  ein  Vortrag  desselben  über  die  Kanalprojekte  und  Kanal- 
bauten des  genannten  Fürsten.^) 

Einen  wertvollen  Beitrag  zur  Geschichte  des  siebenjährigen  Krieges  ver- 
danken wir  Ernst  Herrmann, ^)  der,  hauptsächlich  auf  Grund  der  Gesandt- 
sühaftsakten  des  Dresdener  Hanptstaatsarchivs,  die  sächsisch-polnische  Politik 
gegenüber  Rul'slaud  während  der  Jahre  1756 — 1761,  besonders  aber  bis  zum 
Sturze  Bestuschews  I7ö8  eingehend  dargestellt  hat;  in  der  Hauptsache 
ändert  diese  Arbeit  allerdings  nichts  an  der  Auffassung,  die  u.  a.  der  Vf. 
selbst  im  5.  Bande  seiner  Russischen  Geschichte  (1853)  vertritt,  im  Einzelnen 
aber  giebt  er  manche  neue  interessanten  Belege  für  die  Ohnmacht  und  An- 
mafsung  der  Brühischen  Politik  während  jener  Jahre. 

Die  vielbesprochene  Thätigkeit  hessischer  Truppen  in  Nordamerika 
hat  Freiherr  v.  Danckelmann  in  einigen  Vorträgen  nach  dem  Tagebuche 
eines  Beteiligten  behandelt.  7)  Andere  Beiträge  zur  hessischen  Militärgeschichte 
des  vorigen  Jahrhunderts  sind  ein  schon  1846  verfafstes,  aber  erst  jetzt  aus 
dem  Nachlasse  des  Verfassers  (und  zwar  anscheinend  in  entstellter  Form) 
herausgegebenes  Werk  Maxim.  Freiherrn  von  Ditfurths^)  und  ein  Auf- 
satz C.  V.  Stamfords^)  über  das  Regiment  Prinz  Maximilian  von  Hessen- 


1^  Die  Oper  Antiope  u.  die  Bestallangen  de«  Kf.  SächB.  YicolcBpellmeiBton  Nicol.  Adam 
StrancK  und  des  Hofyoeten  Steffano  PallaTicini.  M.  f.  Musik-G^eech.  XIII,  1 — 6.  —  2)  Wo 
hat  der  offentl.  und  formelle  Übertritt  Friedrich  Aoga§t  II.,  Kurf&rsten  von  SachBen  and  er- 
wählten Königs  von  Polen,  vom  EatholiziBmaa  stattgefunden?  Z.  d.  Y.  f.  G.  u.  A.  Schlesiens 
XV,  511  —  513.  Vgl.  oben  Kap.  X.  —  3)  H.  F.  Grf.  v.  Friesen,  k.  poln.  n.  kf.  sichs.  Geh. 
Kabinettsministor  u.  Gen.  d.  Inf.  £.  K.  A.  f.  S.  G.  U,  130 — 179.  —  4)  Leibniaens  und 
Huygens  Briefwechsel  mit  Papin,  nebst  der  Biogr.  Papins  u.  einigen  zugehörigen  Briefen  u. 
Aktenstücken.  Bearb.  auf  Kosten  d.  K.  P.  Ak.  d.  Wiss.  Berlin,  Dttmmler.  YIII,  399  S. 
Vgl.  dazu  desselben  Verf.  Die  Franzosen  und  Papin.  D.  R.  Norbr.  6.,  Bd.  4,  S.  193 — 211 
und  Ein  mysteriöses  Werk  Papins:  Leopoldina  Heft  XYU;  die  letzte  Abhandi.  hat  mir  nicht 
vorgelegen.  —  Friedr.  Goch,  Die  Konfirmation  nach  der  hess.  Kirchenordn.  von  1657,  Kassel, 
war  mir  ebenfalls  nicht  zugänglich.  —  5)  Mitt  an  die  M.  d.  Y.  f.  H.  G.,  Heft  I/II,  8.  4. 
—  6)  Sachs.-poln.  Bezieh,  wahrend  des  7jahr.  Kriegs  z.  russ.  Hofe  u.  insb.  z.  Grolskanzler 
Bestuschew.  Pr.  Jahrb.  XLYII,  558— 5S9.  XLYIU,  1—23.  —  FeUx  Baron  t.  Gilsa  zu 
Gilsa,  Erinner,  aus  dem  7jahr.  Kriege.  Allg.  Mil.-Z.  LYI,  No.  17 — 19  —  ist  mir  nicht  zn- 
gänglich.  —  7)  Mitt  an  M.  d.  Y.  f  H.  G.,  Heft  I/H,  S.  1,  11.  —  8)  Die  Hessen  in  d.  Feld- 
ifügen  in  der  Champagne,  am  Maine  u.  Rheine  wlÜbrend  d.  J.  1792,  1793  o.  1794.  Ein 
Beitr.  z.  deutsch.,  sowie  insbes.  z.  hess.  Kriegsgesch  Mit  Anlagen  u.  4  Planen.  Marburg, 
Elwert  XII,  456  S.  —  9)  Das  Regiment  Prinz  Maximilian  von  Hessen-Kassel.  Milit-Lit-Z. 
1881,  Heft  9.    YgL  Jb.  80,  m,  86. 


Obenachsen,  Thüringen,  Hessen.  HJ  93 

Kassel,  während  Freiherr  Waitz  von  Eschen  die  politische  Stellung 
des  Landgrafen  Wilhelm  IX.  zum  Basler  Frieden  nnd  nach  demselben  be- 
spricht ^) 

£in  sehr  gediegener  Beitrag  zur  sächsischen  Kunstgeschichte  im 
vorigen  Jahrhundert  ist  die  unter  Springers  Anspielen  erschienene  Mono- 
graphie von  Richard  Muther  ^  über  den  bertthmten  Porträtmaler  Anton 
Graff.  — 

Über  den  Aufenthalt  Napoleons  in  Dresden  nach  der  Schlacht  bei 
Lutzen  liegt  uns  ein  Bericht  vor,  der  deswegen  von  Interesse  ist,  weil  er 
teilweise  auf  den  Aufzeichnungen  eines  Beteiligten,  des  Oberkammerherrn 
Frh.  von  Friesen,  eines  Mitgliedes  der  sächsischen  Immediatkommission,  teil- 
weise auf  persönlichen  Erinnerungen  des  Yfs  beruht '^) 

In  Sachsen  liefs  es  die  kluge  Nachgiebigkeit  der  Regierung  bekanntlich 
1830/31  nicht  bis  zum  offenen  Aufruhr  kommen;  das  Jahr  1831  brachte 
eine  tiefgreifende  Umgestaltung  der  Verfassung  und  Verwaltung  des  Staats. 
So  gab  das  Jahr  1881  Anlafs  zu  verschiedenen  Jubiläen.  Am  IL  April 
feierte  das  statistische  Bureau  sein  fUnfisigjähriges  Bestehen,  und  die  Direktion 
desselben  benutzte  die  Gelegenheit,  um  eine  aktenmäfsige  Geschichte  des 
statistischen  Vereins  1831 — 1850  und  des  aus  demselben  hervorgegangenen 
statistischen  Bureaus  zu  geben.  ^)  Bedeutungsvoller  noch  war  die  Feier  des 
halbhundertjährigen  Bestehens  der  Verfassung  vom  4.  Sept  1831,  welche 
Festschriften  von  C.  D.  v.  Witzleben ^)  und  von  D.  F.  L.  Haberkorn^) 
veranlafste.  Letztere  enthält  einen  Abdruck  der  Verfassungsurkunde  in  ihrer 
ursprünglichen  Fassung  und  mit  Angabe  der  seitherigen  Veränderungen  und 
tabellarische  Übersichten  über  Zeit,  Dauer  und  Direktorien  der  Landtage  seit 
1833.  Witzlebens  umfangreiche  Schrift  behandelt  nach  einer  längeren  auf 
älteren  Werken,  namentlich  auf  den  Schriften  von  Hausmann  und  Weck, 
beruhenden  Übersicht  über  die  Entwicklung  der  ständischen  Verfassung  in 
Sachsen  sehr  eingehend  die  Ereignisse,  die  zur  Einführung  der  gegenwärtigen 
Verfassung  fnhrten,  die  Verhandlungen,  welche  derselben  vorhergingen,  und 
die  Einführung  selbst,  wobei  dem  Vf.  einige  bisher  unbenutzte  handschriftl. 
Materialien  zu  Gebote  standen.  — ') 


1>  M.  an  M.  d.  V.  t.  H.  G.,  Heft  I/U,  S.  2.  ~  E.  heaa.  Gen.  d.  Zeit  betrachtet  K.  t. 
B(att]ar-)  £(lbertbeTg)  nach  s.  Abstaram. :  'Geneal.  z.  Hob.  Jac.  t.  Staal'  (geb.  in  Biol  1736, 
t  als  Generallieutn.  1S04).  —  2)  Anton  Grafif,  a.  Leben  u.  a.  Werke.  Mit  e.  Lichtdmck. 
Leips.,  Seemann.  128  S.  (Beitrr.  z.  Kunatgeach.  Heft  IV.)  —  Zar  Konatgeach.  Sachaena 
überhaupt  Tgl.  v.  Oriegern,  £.  kunatgeach.  Wander.  durch  Sachaen.  (Wiaa.  Beil.  d.  Leipz.  Z.) 

—  3)  Napoleon  in  Dreaden  (8.  Mai  1818)  yon  Herrn.  Freih.  ▼.  Frieaen.  £.  N.  A.  f.  S.  G. 
II,  237 — 250.  Einige  Zeitungaartikol  von  Wilh.  Grimm  über  die  Kriegaereigniaae  in  Kaaael, 
die  heaaiflche  Standeyeraammlung  u.  a.  aua  den  Jahren  1813 — 1816  aind  in  aeinen  Kleineren 
Schriften,  her.  yon  G.  Hinricha,  Bd.  I.  Berlin,  Dttmmler.  S.  529  ff.  wieder  abgedruckt 
R.  T.  Buttlai^Elberaberg  behandelt  die  *t.  WUmoyaky'  geneal.  im  Herold.  —  4)  Daa  atatiat 
Bureau  f.  d.  Königr.  Sachaen  in  den  60  J.  aeinea  Beatehena.  Featachrift  z.  6€j.  Jnbil.  am 
11.  April   1881.     Her.  t.  d.  Direktion  dea  atatiat  Bur.     Leipz.,   Duncker  u.  Hnmblot     96  S. 

—  5)  Die  Entateh.  d.  conatitution.  Verf.  d.  Rönigr.  Sachaen.  Zur  Feier  dea  6€j.  Beatehena 
d  VerfaBRungaurkunde  vom  4.  Sept.  1831.  Im  Auftr.  d.  K.  Staatareg.  verfatat  Leipz.  IX. 
446  S.  —  6)  Die  Verfaaaungaurkunde  d.  K.  Sachaen  vom  4.  Sept  1831  aonat  u.  jetzt,  nebat 
Nachrichten  der  Zeit  und  Dauer  der  Landtage  und  ihre  Direktoren.  Dreaden.  106  S.  — 
7)  C.  Beyer,  Wilh.  von  Braumüller  u.  Heinrich  v.  Gotta.  Zwei  Thüringer  Gharakterköpfe. 
Wien,  BraumüJler.  VI.  162  S.  —  hat  uns  nicht  vorgelegen.  —  Kleinere  Beiträge  zur  aächa. 
Münzkunde  geben  J.  u.  A.  Erbat  ein,  Der  kön.  sächa.  Thaler  von  1844  mit  dem  Funkte 
nach  dem  Münzmeiater  -  Buchatah^n  (der  Kummerache  Thaler).  Z.  f.  Muaeol.  Jahrg.  1881. 
S.  17—19.  Dieaelben,  Daa  königl.  sacha.  Probe  -  Sechatel  mit  der  Jahrzahl  1840.  Ebda. 
S.  60  ff. 


ni,94  ^^I^'    H.  Ermisch: 

Zur  Ortsgeschichte  übergehend,  haben  wir  zunächst  ein  auf  Quellen 
des  Dresdner  Rats-  und  Hauptstaatsarchivs  beruhendes  Schriftchen  von 
Heinr.  Moritz  Neubert ^)  über  die  ältere  Geschichte  der  Sophienkirche 
zu  Dresden  zu  erwähnen.  Wenig  wissenschaftlichen  Wert  haben  zwei 
gelegentlich  des  400jährigen  Jubiläums  der  Dresdner  Schneiderinnung  ent- 
standene Schriftchen  ^)  und  eine  Compilation,  ^)  die  den  Zustand  Dresdens 
1780  veranschaulichen  soll;  nicht  uninteressant  ist  ein  Aufisatz  von  Moritz 
Berndt^)  über  das  litterarische  und  schöngeistige  Leben  zu  Dresden  in  den 
Jahren  1815—1830. 

Job.  Leonhardi^)  giebt  Übersetzungen  einiger  Briefe  des  russischen 
Reisenden  Karamsin  über  Leipzig  vom  Jahre  1789. 

Cber  die  Geschichte  der  kgl.  Kunstakademie  in  Leipzig  von  1764  bis 
auf  die  Gegenwart  teilen  uns  Ludwig  Nieper^)  und  Max  Jordan^)  das 
Wesentliche  mit. 

Zwei  Gelegenheitsschriften  zum  50jährigen  Jubiläum  der  Handelslehr- 
anstalt in  Leipzig  geben  einen  Abrifs  der  Geschichte  dieser  Anstalt^)  und 
eine  Geschichte  der  Leipziger  Kramerinnung  seit  dem  Ende  des  15.  Jh.;') 
letztere  geht  hauptsächlich  auf  die  Akten  dieser  Innung  zurück. 

Für  die  Geschichte  der  Universität  Leipzig  sind  von  Interesse  die  Bio- 
graphieen  von  Karl  Georg  v.  Wächter  ^o)  und  von  Friedr.  Wilh.  RitscheK^^) 
für  die  Geschichte  des  Leipziger  Buchhandels  die  von  Friedr.  Arnold  Brock- 
haus. ^*) 

Ober  die  Aufhebung  des  Jungfrauenklosters  zu  Freiberg  veröffentlicht 
K.  Gautsch^^)  einige  bisher  unbekannte  Aktenstücke;  H.  Ger  lach  fügt 
diesem  Aufsatz  Bemerkungen  über  Überreste  dieses  Klosters,  seine  Lage 
u.  s.  w.  bei^^)  und  giebt  auüserdem  eine  kurze  Geschichte  der  Freiberger 
Schützengilde.  ^^) 


1)  Z.  Oeach.  d.  Sophienkirche  zu  Dreaden,  namentlicl)  in  BoEag  auf  deren  rechtliche 
Stellung.  Qatachten.  Qedr.  auf  BeBchlofB  des  Bates  eu  Dresden.  Dresden.  IV,  88  S.  — 
2)  Heinr.  Klemm,  G.  d.  altehrwürd.  u.  wohlangOBehenen  Dresdener  Schneider-Innung  too 
ihren  ersten  Spuren  his  zur  Neuzeit.  Dresden,  Klemm.  43  S.  R.  S.,  Erinner,  aus  d.  Ver- 
gangenheit der  Dresdener  Schneiderinnung  ....  Dresden.  Öl  S.  —  3)  (Carl  Tittmann) 
Dresden   Tor   100  Jahren.     £ine  Chronik  ans  dem  J.  1780.     Dresden,  C.  Tittmann.     107  S. 

—  4)  Dresdener  Zustinde  in  den  J.  1816—1880.  Gr.  h.  No.  37,  S.  442—457.  Wir  er- 
wähnen: J.  Petaholdt,  D.  prinzl.  Sekundogenitnren.  Bihl.  zu  Dresden  unter  K.  Johann  ▼.  S. 
(Wiss.  BeU.  d.  Leipz.  Z.)  —  5)  Leipa.  im  J.  1789.  I.  N.  B.  XI,  U,  285—895.  —  Man 
▼gl.  Z.  d.  Leipz.  Kunstsamml.  d.  vor.  Jh.  Gr.  h.  80,  62.  —  6)  Die  k.  Kunstakad.  u.  Kunst- 
gewerbeschule in  Leips.  Amtl.  Bericht  d.  Direkt  d.  Ak.  Leipz.,  W.  Drugulin.  S.  15 — 24, 
39—52.  —  7)  Sbda.  S.  25—38.  —  8)  Carl  Wolfrum,  Die  öffenü.  Handelslehranst  zu 
Leipz.  in  den  J.  1831 — 1881.  Zur  Jubelfeier  am  23.  Jan.  1881.  Her.  ron  d.  Kramer-Inn. 
xu  Leipz.  112  S.  —  9)  K.  Biedermann,  Die  Gesch.  d.  Leipz.  Kramer-Inn.  1477-  1880. 
Ein  urkundl.  Beitr.  z.  Handelsgesch.  Leipz.  u.  Sachsens.  I.  A.  der  Kiamer-Inn.  verfaCit.  Als 
Manuskript  gedruckt  VII-182  S.  —  Man  Ygl.  K.  Biedermann,  £.  urk.  Beitr.  z.  Gesch..  d. 
Accise;  desgl.  *D.  StapelrechV  i.  Vjschr.  f.  Volkswirtsch.  H.  2,  S.  122—135.  H.  4,  S.  1^21, 
beides  betrifft  Leipz.  —  10)  0.  t.  Wächter,  Carl  Georg  v.  Wächter.  Loben  eines  dtsch. 
Juristen.  Leipz.,  Bmtkopf  u.  Härtel.  XI.192  S.  —  11)  0.  Ribbeck,  Friedr.  Wilh. 
Ritschel,  £.  Beitr.  z.  Gesch  der  Philol.    Bd.  II.    Leipz.,  Teubner.     X-591  S.     Vgl.  o.  S.  28. 

—  12)  Heinr.  Bd.  Brockhaus,  Friedrich  Arnold  Brockhans.  .8.  Teil.  Leipz.,  Brockhaa». 
VII,  533  S.,  Tgl.  o.  m,  27  u.  Fr.  Kapp,  F.  A.  Brockhaus,  D.  Rdsch.  Jahrg  8,  Hft  2.  — 
liV)  Zur  Gesch.  des  Freib.  Jungfranenklosters  und  seiner  Aufhebung.  Mitt.  d.  Freib.  A.  V. 
XVIII,  S.  33—52.  -  14)  Ebda.  53—58.  -  K»)  Die  Kleinodien  u.  Geschichtl.  der  alten 
Freib.  SchUtzengilde.  Ebda.  59—88.  Auch  auf  U.  Gerlach,  Das  alte  Ft«ib.  in  Bildern  — 
eine  1880  a.  1881  erschienene  Samml.  t.  64  I*hotogr.  interessanter  alter  Gebäude  u.  s.  w.  — 
mag  an  dieser  Stelle  Bufroerktam  gemacht  werden. 


ObersBchaen,  Thüringen,  Hensen.  }Q  95 

R.  Börner^)  hat  einige  Notizen  zur  Baugeschichte   Freibergs  seit  dem 

16.  Jh.  gegeben. 

Mit  der  Herrschaft  Wiesenburg,  namentlich  in  den  Jahren  1663  — 
1721,  in  welcher  dieselbe  den  Herzögen  von  Schleswig-Holstein  gehörte,  be- 
schäftigt sich  ein  auf  Studien  im  Hauptstaatsarchiv  beruhender  Aufsatz  des 
Freiherm  0.  Byrn.*) 

E.  Wernicke^)  teilt  ein  Aktenstück  von  1529  über  den  Bau  der 
Kirche  zu  Annaberg  mit. 

Das  300jährige  Jubiläum  der  Kantoreigesellschaft  zu  Leisnig  hat  zu 
einem  Aufsatz  von  C.  M.  Müller^)  über  die  Geschichte  dieser  Kantorei 
und  zu  einem  mit  Benutzung  archivalischen  Materials  gearbeiteten  Schriftchen 
von  Wilh.  Haan^)  über  die  Kantoreigesellschaften  in  Sachsen  überhaupt 
den  Anlais  gegeben. 

Für  die  Geschichte  der  Fürstenschule  in  Meifsen  sind  einige  gelegent- 
lich des  100jährigen  Todestags  Lessings  erschienene  Aufsätze  von  In- 
teresse. *) 

Eine  für  die  Yerfassungsgeschichte  der  Stadt  Jena  wichtige ,  von 
Michelsen  seiner  Zeit  nicht  richtig  gewürdigte  Stadtordnung,  die  bald  nach 
1558  verfafst  wurde,  hat  Gustav  Richter^)  veröffentlicht.  Derselbe  teilt 
das  Fragment  einer  Selbstbiographie  des  Jenaischen  Historiographen  Adrian 
Beier  aus  seinem  in  der  Universitätsbibliothek  zu  Jena  aufbewahrten  hand- 
schriftlichen   Nachlasse    mit.  ^)      Einen    andern    Jenaischeu    Gelehrten    des 

17.  Jahrhunderts,    den   Mathematiker  und  Astronomen  Erhard  Weigel,  der 


1)  Bericht  aber  Freib.  Baaweson  im  J.  1880.    Biitt.  d.  Fieib.  A.  V.  XVII  (bewmden  93 
—100).  —  i)  Die  Henoge  ?on  Holstein- Wiesenb.  in  Sachsen.  Ebda.  1—16.  Vgl.  JB.m,  3.  — 

3)  Gutachten  der  Werkmeister  Benedix  Ried  von  Prag,  Hans  t.  Torgau  u.  Hans  Schickendantz 
IIb.  den  Annab.  Kirchenban  1517.  Anz.  f.  Kude  der  deutsch.  Vorseit  Jahrg.  1881.  Sp.  197 
— 199.     Vgl.  dazu  desselben  Aufsatz  Über  Meister  Benei  Ton  Laun.    Ebda.  Sp.  141 — 144.  — 

4)  Die  Kantorei  zu  Leisnig.  Mitt.  d.  O.-  u.  A.-V.  zu  Leisnig.  VI,  1 — 34.  —  5)  Kurze 
Mitt.  über  die  im  K.  Sachsen  befindl.  Kantoreigesellschatten.  Dresden.  58  S.  —  6)  Herm. 
Petri,  D.  Urkundl.  über  G.  E.  Lessings  Aufenthalt  auf  der  Landesschule  St.  Afra  1741  — 
1745.  Arch.  f.  Lit-Gesch.  X,  285—308.  Ders.,  G.  £.  Lessing  und  St.  Afra.  D.  Bdsch. 
VII,  366—388.  Lessing  auf  der  Fürstenschule  St  Afra  zu  MeüJen.  Alig.  Schul-Z.  No.  7. 
Vgl.  G.  Kirchner,  Joh.  Theoph.  Lessing  u.  d.  Chemnitz.  Lyceum  zu  Ende  d.  yor.  u.  zu  Anf. 
dieses  Jh.  (M.  d.  V.  f.  chemn.  G.  III.  Jb.  1879.  8.)  —  Wir  erwähnen  noch:  G.  A.  Abend- 
roth, Grobsedlits,  Gesch.  d.  kgl.  Schlosses  u.  Gartens  und  Erklär,  der  Statuen  des  Parkes. 
2.  yerb.  Aufl.  Mit  1  Plane.  Dresden.  VIII,  67  S.  H.  Altendorff,  Die  Kirehe  in  Ober- 
fraakenhain  (auf  die  man  im  16.  Jh.  schwören  mulste).  (Wiss.  Beil.  d.  Leipz.  Z.  No.  102, 
S.  612  1).  Th.  Distel,  Dio  messingene  Gerichtshand  zu  Geising.  (Anz.  f.  Kunde  d.  dtsch. 
Vorzeit,  Sp.  237.)  R.  Steche,  Der  Altarschiein  zu  Flöha.  (Ebda.  Sp.  172.)  H.  Görner, 
Jb.  der  Parochie  Hohnstein  auf  1881.  Mit  e.  Vorwort:  Die  Gesch.  d. 'Stadtkirche  zu  Hohn- 
fltein.  17  S.  E.  Prafsor  u.  M.  Tzsshaschel,  Festschrift  zum  Gedächtnis  des  SOOjähr. 
Bestehens  des  Kirchenchors  zu  Grofsröhrsdorf.  16  S.  W.  Riemer,  Das  Schloüs  Hubertus- 
bürg  sonst  und  jetzt.  Mit  e.  lithogr.  Ansicht  aus  der  Vogelperspektive.  Oschatz,  Örtel.  V, 
55  S.  S.  Rüge,  Zum  lOOjähr.  Jubiläum  des  Seifersdorfer  Thaies.  GebirgsToreins-Z.  1881, 
S.  22—24,  28  f.,  32,  35.  F.  Theile,  Lockwitzer  Kachrichten  aus  alter  und  neuer  Zeit, 
No.  21 — 24.  Wir  erwähnen  femer:  Sem  per,  G.  Sem  per  (berühmt  Erbauer  des  Hoftheat. 
in  Dresden,  geb.  in  Altona  1803,  f  1879,  lebte  auch  in  Wien).  Riet  sc  hei,  Jugenderinner. 
2.  Aufl.  1833— €8.  K.  S.  Altertums-V.  zu  Dresden.  (Wiss.  Beil.  d.  Leipz.  Z.  No.  24—32.) 
V.  Prittwitz-Gaffiron,  Chr.  Ren.  v.  Zinzen<!orf,  A.  Stern,  Chr.  G.  Kemer  u.  J.  G.  Goeschen. 
ür.  b.  3.  —  7)  Eine  Jenaer  Stadtordnung  aus  dem  10.  Jh.,  nebst  einem  Anhange  aus  dem 
17.  Jh.  Z.  d.  Ver.  f.  Thtir.  G.  u.  A.  N.  F.  11,  :i79-31ö.  —  S)  Teil  einer  Selbatbiogr. 
Adrian  Beiera.     Ebda.  317—329. 


in,96  XAll.    H.  ErmiBch. 

sich  durch  zahlreiche  Erfindungen    bekannt  gemacht  hat,    behandelt  Edm. 
Spiefs.») 

Einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Entwicklung  der  städtischen  Ver- 
fassung Erfurts,  dessen  Einleitung  übrigens  bis  in  die  ältesten  Zeiten  der 
Stadt  zurückgeht,  hat  J.  Voll  bäum  ^)  gegeben. 


XIV. 
F.  Otto. 

Mittelrhein. 

Nassau.  —  Die  zwei  Monographieen  ?on  J.  Wegeier  über  Richard 
von  Greiffenklau  und  0.  Lahustein  sind  populärer  Art  und  bringen  kein 
neues  Material.')  —  Auf  den  Urkunden  und  Akten  des  dortigen  Archivs 
beruhen  ^die  Bilder  aus  Wiesbadens  Vergangenheit',^)  welche  Mitteilungen  über 
die  Geschichte  der  Stadt,  des  Bades,  des  Spiels,  des  Theaters,  Gerichts  u.  s.  w. 
während  der  neueren  Zeit  enthalten.  —  Die  gediegene  Geschichte  des  Kur- 
orts Schwalbach  von  A.  Genth  erschien  in  dritter  Aufi.,^)  erweitert  durch 
Mitteilungen  aus  den  letzten  50  Jahren  und  Nachrichten  über  einige  be- 
nachbarte Orte  (Kl.  Gronau  und  das  Rheingaucr  Gebäck).  —  Das  nassauischc 
Staatsarchiv,  jetzt  zu  Wiesbaden,^)  enthält  wenig  Handschriften,  aber  ca. 
70  000  Urkunden  und  viele  Akten  in  ya.  16  000  Fächern.    Es  ist  erwachsen 


1)  Erhard  Waigel ,  weiland  ProfesBor  d.  Mathem.  u.  Attron.  zu  Jena,  der  Lehrer  ron 
Leibnits  u.  Fufendorf.  Ein  Lebensbild  aus  der  Uniyerflitatfl-  u.  Gelehrtengesch.  d.  17.  Jh., 
gleichseitig  e.  Beitr.  i.  Gesch.  d.  Erfind.,  sowie  sur  Gesch.  d.  Pädagogik.  Nach  gedruckten 
u.  ongednickten  Quellen.  Leipz.,  Klinkhardt  Yil,  157  S.  —  Vgl.  Jb.  SO,  UI,  S.  205,  wo 
Migel  statt  Weigel  steht  —  2)  Die  Specialgemeinden  der  Stadt  Erfurt  Im  Auftrage  des 
Mi^trats  bearb.  Erfurt,  Stenger.  129  S.  —  Im  D.  Herold  kommt  (yon  Ad.  M.  St)  Die 
*Eifiirt  Uniy.  Matric.  mit  Bezieh,  auf  Wappen  der  Inscribirten'  zur  Erörterung  (auch  in  der 
Ztschr.  f.  Muaeol.  Jahrg.  1881,  S.  188—190).  —  Wir  erwähnen:  A.  Lenz,  Die  landgrifl. 
Porselian-Manufkktur  zu  Kassel.  Jahrb.  d.  k.  preuTs.  Kunstsamml.  Bd.  II,  S.  219 — 223. 
K.  Brunn  er,  Kopie  einer  i.  J.  1665  in  den  Thurmknopf  der  Pfarrkirche  zu  Lohne  einge- 
legten Gedenkachrift.  Mitt.  a.  M.  d.  Y.  f.  H.  G.  Jahrg.  1881,  Heft  I/U,  S.  37>  39. 
Bommel,  Sine  z.  Hofgeismar  aufgefundene  Inschrift  [1721 — 1738].  Ebda.  41.  F.  ▼.  Gilsa, 
Einträge  in  dem  ältesten  Kirchenbuche  der  Pfarrei  Zinnersrode  seit  Beginn  de«  17.  Jh.  Ein 
Kothfeuer  i.  J.  1741.  Ebda.  Heft  UI/IV,  S.  49,  50.  F.  Herm.  Meyer,  Der  Hanaaer 
Bttcherumschlag  von  1775.  Arch.  f.  G.  d.  deutschen  Buchh.  VI,  284  f.  (cf.  IV,  242— «49). 
A.  Gebhardts  Thür.  Kirchengesch.  (Bd.  I,  ygl.  Jb.  80,  II,  132*)  hat  den  2.  Band  erreicht 
(▼on  der  Bef.  bis  1625).  A.  Schumann  setzt  seine  Aufsätze  über  Gothaische  Schriftsteller  fort. 
(N.  Anz.  f.  Bibliogr.  S.  233—240.)  Er  behandelt  J.  G.  Brückner,  Chr.  WiUi.  Jacobs  Fr.  W. 
Josias  Jacobs,  Chr.  Friedr.  StefEani,  Ed.  Adolf  Jacobs,  E.  Giese,  Ad.  Fr.  W.  Jak.  Sejfarth. 
H.  Pröhle  schreibt  *Zur  Gesch.  d.  Weimar.  Hofes  nach  d.  Regier.-Aniritt  K.  August»'. 
Ur.  b.  80,  10.  Das  wohl  einzig  noch  in  Coburg  von  den  Schülern  gefeierte  ^Gregorinsfest' 
beschreibt  L.  Glass.  (Wiss.  Beil.  d.  Leipz.  Z.  S.  345—347.)  —  3)  Rieh,  von  Greiffenklau 
zu  Vollraths,  Erzb.  u.  Kurfürst  v.  Trier  1511-1531.  Ein  Beitrag  a.  s.  w.  56  S.  —  Lahn- 
eck tt.  0.  Lahnstein.  Ein  Beitr.  24  S.  Trier.  —  4)  Bilder  aus  W.  Vergangh.  i.:  Wiesbad 
Tagebl,  von  1880,  Ton  221  an  bis  jetzt  24  Nummern.  —  5)  Gesch.  des  Kurorts  Schwalb. 
3.  Aufl.     Wiesbaden  (mit  AbbUd.    333  S.)  —  6)  Mitt  i.  rhein.  Kurier.    Mai. 


Mitidlrhen.  '111,97 

aus  den  Archiven  in  Idstein,  Weflburg,  Diilenbarg  nnd  Hombnrg.  Das  Id- 
steiner erwachs  ans  den  Urkunden  der  Burgen  zu  Wiesbaden,  Sonnenberg 
und  Idstein,  welche  in  dem  von  Graf  Phil,  zu  Idstein  errichteten  Kanzlei- 
gebäude,  seit  1733  in  dem  Erdgeschoüs  des  Schlosses  untergebracht  wurden. 
Verdiente  Archivare:  Joh.  G.  Hagelgans  1729—1762,  v.  St  George,  Lex 
1806—1834,  Friedemann  1840—1853,  v.  Preuschen  (f  1863),  Schliephake. 
Neben  Idstein  bestanden  Archive  zu  Saarbrücken  und  Ottweiler,  die  erst  in 
neuerer  Zeit  nach  Idstein  gebracht  wurden.  Mit  dem  Wellburger  wurde  das 
der  1799  an  N.-Weilburg  gefallenen  Herrschaft  Hackenburg  vereinigt.  Das 
Archiv  der  ottonischen  Linie  zu  Dillenburg  ist  ebenfalls  aus  kleineren  Archiven 
(Hadamar,  Beilstein«  Siegen  und  Diez)  erwachsen;  zu  seinen  Beamten  z&hlte 
es  hervorragende  M^Luner,  wie  A.  U.  von  Evath,  v.  Rauschard,  v.  Meusel- 
bach,  V.  Amoldi  u.  a.  In  das  nach  1815  geschaffene  Centralarchiv  des  vor- 
maligen Herzogtums  Nassau  gelangten  Archivalien  der  durch  den  Wiener 
Kongrefs  zugeteilten  Landesteile,  von  denen  aber  viele  auswärts  wanderten,^) 
z.  B.  nach  Wien. 

Eine  Eigentümlichkeit  des  vormaligen  Herzogtums  Nassau  war  die  streng 
durchgeführte  Simultanschule.')  In  den  altnassauischen  Landen  war  noch 
1763  und  1779  das  Territorialkirchentum  durch  die  sog.  Assekuranzakte 
neu  festgestellt  worden;  in  Wirklichkeit  stand  damit  die  längst  geübte  To- 
leranz nicht  in  Einklang-,  auch  in  den  katholischen,  altmainzischen  und  alt- 
trierischen,  1803  an  N.  gekommenen  Entschädigungslanden  war  man  über 
die  frühere  Schroffheit  gegen  die  Evangelischen  längst  hinaus.  Um  so 
leichter  wurde  der  Regierung  die  schwere  Aufgabe,  die  aus  26  verschiedenen 
Territorien  bunt  zusammengewürfelte  Masse  von  Staatspartikelo  in  dem 
gleichen  Sinne  vollkommener  und  gegenseitiger  Toleranz  politisch  und  kirch- 
lich zu  ordnen,  wie  zunächst  durch  eine  Reihe  von  Bestimmungen,  z«  B.  1803 
über  Feiertage  und  Prozessionen,  1805  über  gemischte  Ehen,  zuletzt  durch 
eine  umfassende  Neuorganisation  des  gesamten  Staatswesens,  deren  Schöpfer 
der  geniale  K.  v.  Ibell  war  und  die  von  allen  Konfessionen  willig  und  ohne 
Mifstrauen  aufgenommen  wurde.  Das  Schulwesen  in  N.-Idstein  war  schon 
von  Tob.  Weber  seit  1590,  dann  durch  Fürst  Georg  August  1684—17-21 
(Berufung  von  Herrnschmidt,  J.  Chr.  Lange,  E.  G.  Hellmnnd)  gefördert  worden ; 
Hellmuud  hatte  schon  1734  mit  dem  von  ihm  gestifteten  Waisenhause  in 
Wiesbaden  ein  Lehrerseminar  verbunden.  In  Saarbrücken  verbesserte  man 
1699  die  Lehrerbesoldungcn ;  Fürst  Karl  (f  1775)  und  sein  Sohn  Karl  Wil- 
hekn  (t  1803)  (Präsident  v.  Kruse  1768—1803)  wirkten  in  gleichem  Sinne: 
Stiftung  des  Lehrerseminars  in  Idstein  1779,  Umwandlung  der  Dingschule  in 
ständige  1781.  In  N.-Weilburg  hatte  die  Einführung  eines  kirchlich  neu- 
tralen Abc-Buches  1776  durch  Fürst  Karl  Christian  und  Präsident  v.  Botz- 
heim  den  sog.  Abc-Aufstand  im  Kirchheimischen  hervorgerufen.  Sofort  nach 
Erwerbung  trierischer  Landesteile  1803  ging  Fürst  Friedr.  Wilh.  von  N.- 
Wcilburg  an  die  Verbesserung  des  dortigen  eben  aufblühenden  Schulwesens. 
Den  Aufschwung  der  Mainzer  Schulen  hatten  die  französischen  Kriege  unter- 
brochen.   Den  Aufbau  von  Reformen  nahm  Ibell,  unterstützt  von  katholischen 


1)  Fr.  V.  Lüher,  Mainz.  Archival.  i.  Wien,  archiv.  Z.  VI,  p.  159—262.  —  2)  X.  0. 
Firnhaber,  die  nau.  Simultan volkaschole,  ihre  Entsteh.,  (^eaetzl.  Grandlafi^e  u.  Bewahr.,  nebst 
e.  üesch.  der  alt.  naas.  Yolksschale.  1.  Wiesbaden.  368  S.  Wir  heben  aus  dem  an  wohJ- 
Terarbeiteteii  Einzelheiten  reichen  Buclie  blofs  das  für  die  allg.  (}e«chichte  Wichtige  henror 
uitd  überlassen  das  Pädagogische  einer  pädagog.  Zeitschritt. 

tiidturUche  JsUresburioüt«.     Itusl.    lil.  ii 


111,98  xnr.  f.  Otto: 

and  evangelischeu  Geistlichen,  in  grofsem  Stile  in  die  Hand,  vor  allem  znr 
Annfthernng  der  beiden  Konfessionen.  In  diesem  Sinne  war  1806  die 
Friedrichsschale  in  Wiesbaden^)  gestiftet  and  das  Seminar  zn  Idstein  reorga- 
nisiert, and  erfolgte  die  Reform  des  gesamten  Scbalwesens  in  Form  eines 
christlich-simaltanen  schlielslich  1817. 

Im  J.  1679  verfiülste  der  Pfarrer  Jast.  Moyss  von  Afsmannsbaosen  ein 
Bacblein,  das,  1580  zn  Köln  gedruckt,  in  zwanzig  Kapiteln  von  dem  Ur- 
sprang  des  Weins  und  den  schädlichen  Folgen  der  Trankenheit  handelt  and 
Regeln  gegen  sie  enthftlt  —  in  vierftüisigen  Jamben.*)  —  Wichtig  war,  wie 
anch  heute  wieder,  im  16.  ond  17.  Jh.  die  Fabrikation  von  Steingut  am 
Mittelrheiu;  es  war  sehr  gesucht  Man  unterscheidet  drei  Richtungen,  die 
Siegburg-rheinischen,  die  limburgischen  und  die  nassauischen  Waren,  letztere 
namentlich  von  Grenzhausen  und  Höhn;  im  18.  Jh.  biflhte  eine  Fayence- 
fabrik in  Flörsheim  und  Höchst.*)  --  Der  berüchtigte  Räuber  Sehinder- 
hannes  (Job.  Bflckler)«)  von  Miehlen  bei  Nastätten,  geb.  1779,  fand  1802, 
als  er  eben  zu  einer  besseren  Lebensweise  übergeben  wollte  und  sieb  als 
Soldat  hatte  anwerben  lassen,  in  Mainz  die  rasche,  wohlverdient«  Strafe.  — 
Das  1.  nass.  Infanterie -Regiment  No.  87  hat  eine  kurze  Geschichte  ge- 
funden. ^) 

FraDkfart.  -—  Zur  G^chichte  des  Buchhandels:  der  erste  ständige 
Buchdrucker  in  Fr.  war  Christ.  Egenolf*)  von  Hadaroar;  Vorläufer  Henne 
Gruse  *drucker^  von  Mainz  1440,  wohl  nur  Yerfertiger  xylographischer  Blatt- 
drucke; Hans  V.  Pedersheim  1459—1477  ^Briefdrucker^  (von  Ablafsbriefen 
u.  8.  w.);  kiUan  Bogen  Maler  1459-1463;  Wilh.  Rudel  1495  Bnchfthrer, 
d.  i.  Sortimenter,  Buchdrucker  und  Buchbinder;  B.  Murner  1511.  1512. 
Egenolf  liefe  sich  1530  in  Frkf.  nieder  und  starb  1555.  —  Zugleich  mit 
ihm  oder  nach  ihm  lebten  Cyriac.  Jacob,  1533  —  1551-,  Pet.  Braubach,  Herrn. 
Güliferich  u.  a.,  der  bedeutendste  aber  war  Sigmund  Feierabend^)  (geb.  1528 
in  Heidelberg.  1559  in  Frankfurt);  er  entfaltete  in  Fr.  eine  grafsartige 
Thätigkeit  und  war  ein  tüchtiger  Geschäftsmann,  aber  rücksichtslos  in  seinem 
Vorgehen  und  ohne  höhere  Bildung;  er  starb  1590,  22.  April.  —  Er  trug 
nicht  wenig  zum  Aufschwung  der  Frankfurter  Bttchermesse  bei,  die  bekannt- 
lich H.  Stephanus  so  verherrlichte;^)  nunmehr  ist  auch  die  Antwort  der 
Stadt  Frankfurt  auf  dieses  Lob  bekannt  geworden.')  Schon  am  Ende  des 
15.  Jh.  wurde  diese  Messe  von  ausländischen  Verlegern  mit  ihren  Büchern, 
von  Gelehrten,  Korrektoren  und  Buchführem  bezogen  ;^^)  der  Kauf  geschah 
gegen  Barzahlung,  erst  durch  den  30jährigen  Krieg  kam  das  Tanschgesrhäft 
auf;  schon  frühe  Klagen  über  Nachdruck;  die  Frankf.  Mefskataloge  begannen 
1564.  Den  Verfall  der  Büchermesse  verschuldete  das  Verfahren  der  kaiser- 
lichen Bücherkommission,  eingesetzt  1579;  doch  hören  die  Kataloge  erst 
1749,  die  Besuche  der  Leipziger  erst    1764   auf.    —    Ein  Exemplar  eines 


1)  S.  Jhber.  111,  8,  p.  9.  —  2)  M.  Oberbreyer,  Von  dam  acbwerwB  IfiGibraach  daa 
Weint.  Nack  d.  Original  d.  Jait  MoyM  fon  Afimannihinen  fom  J.  15S0.  Mit  Binl«it8ng. 
Ueilbronn.  S7  S.  —  3)  Aog.  Dem  min,  Kenmikitodien.  1.  Leipi.  948.  —  4)  H.  Orote- 
fend  i  Frankf.  Mitt  VI,  p.  34-36.  —  5)  Frieasem,  Kuner  Abrifii  der  QeMh.  de«  1. 
naM.  Inf.-Begim.  No.  87.  Mains.  52  S.  —  6)  H.  Grotefend,  Chr.  Egenolf  d.  1.  «tindigt 
Bnebdmoker  in  Fr.  a/M.  u.  Mine  Vorllnfer.  ifnoikt.  28  S.  4«.  —  7)  H.  Fall  mann,  Sigm. 
Feierabend,  a.  Leben  u.  a.  geacbSftl.  Verbind.  Nach  archiv.  Qoellen.  A.  f.  Frankf.  G.  a. 
Kunat  N.  P.  YU,  272  S.  —  8)  E.  Kelchner  i.:  Prankt  Mitt.  ¥1,  p.  88.  —  9)  H. 
Pallmann,  ebenda,  p.  96—97.  —  10)  £  Kelchner,  Die  Frankf.  Bncbhindlermeaaea. 
Frankf.  Mitt  VI,  p.  85     96. 


Mittelrliein.  111,99 

Plakat-Mebkatalogs  (des  Bnchdrnckers  N.  Bassee)  von  der  Herbstmesse  1587 
hat  sich  erhalten.  ^) 

Im  J.  1563  erfolgte  in  Frankfort  a/M.  die  erste  Anregung  za  einer 
Bnchdrackerordnang,  indem  die  Buchdrucker  eine  solche  dem  Rate  vorlegten, 
doch  erst  1573  am  5.  März  erfolgte  die  Genehmigung  eines  zweiten,  eben- 
fiills  von  den  Druckern  eingereichten,  aber  dann  vielfach  veränderten  Ent^ 
wuriis-,  derselbe  blieb  allein  in  Kraft,  bis  der  Rat  1588  am  12.  März  eine 
neue  Ordnung  publizierte,  welche  jenen  aber  nicht  ganz  verdrängte;  beide 
wurden  1598  verschmolzen  und  erweitert.') 

Im  J.  1669  äufserte  sich  der  Widerstand  der  Frankfurter  und  der 
die  Frankfurter  Messe  besuchenden  Buchhändler  gegen  eine  ihren  Gewerbe- 
betrieb schwer  bedrohende  Mafsregel  (eine  einheitliche,  nach  Bogenzahl  be- 
rechnete Taxe)  durch  Bildung  eines  Vereins  der  Buchhandlungen,  welche  am 
2.  Sept.  dem  Rate  einige  Punkte,  über  die  sie  sich  vereinigt,  und  1571  ein 
Memorial  wegen  einer  —  durch  kaiserl.  Befehl  von  1566  —  verbotenen  Yer- 
gantung  während  der  Mefszeit  vorlegen.') 

Eine  Streitschrift  Sig.  Feyerabends  gegen  Christoph  Walther  in  Witten- 
berg wegen  des  Drucks  verschiedener  Bibeln  giebt  einigen  Aufschlufs  Über 
den  Vertrieb  der  Klein-Litteratur  auf  den  Messen  durch  Ausrufen  u.  s.  w.^) 

Auch  die  sonstige  Frankfurter  Messe  war  von  grober  Bedeutung;  sie 
ist  vielfach  in  Lied  und  Vers  verherrlicht,^)  wie  auch  die  Schicksale  der 
Stadt^  z.  B.  die  traurige  Lage  derselben  nach  Abzug  der  Bürenschen  Truppen 
1547,  der  Krönungsochse  von  1562  besungen  worden  sind,^)  und  auch  Lieder 
auf  Zustände  im  Reiche  aus  dem  Anfang  des  1 7.  Jh.  sich  im  Frankfurter 
Archiv  erhalten  haben.  —  Eine  besondere  Zunft  der  Glaser  und  Glasmaler  7) 
gab  es  im  Mittelalter  zu  Fr.  nicht;  beide  Gewerbe  waren  anderen  Zünften 
zugeteilt;  erst  1590  verleiht  der  Rat  den  Glasmalern  besondere  Artikel.  Sie 
arbeiteten  nicht  mehr  nach  der  alten,  sondern  der  späteren  Praxis,  d.  h.  sie 
verbanden  nicht  mehr  in  musivjscher  Weise.  Die  Zunft  löste  sich  schon  vor 
dem  30jährigen  Kriege  wieder  auf.  —  Im  J.  1345  hatte  Wicker  Frosch 
eine  Kapelle  der  h.  Katharine  gegründet,  welche  in  der  Reformationszeit  in 
die  Hände  der  Evangelischen  kam  und  1668  eine  Renovierung,  1677  sqq. 
einen  Neubau  erfuhr  (Einweihung  20.  Febr.  1681.^)  —  In  dasselbe  Jahr- 
hundert fällt  die  Entstehung  der  Stadtbibliothek;*)  die  älteste  Bibliothek  der 
Stadt  war  im  Besitz  des  Domstiftes,  wurde  aber  erst  1803  der  Stadtbibliothek 
einverleibt;  diese  ist  begründet  durch  die  Stiftung  des  Dr.  Ludwig,  gen.  zum 
Paradies,  von  1484,  im  J.  1527  an  den  Rat  ausgeliefert;  zwei  Jahre  später 
erwarb  die  Stadt  die  theologische  Bibliothek  der  BarfÜfser,  1624  die  des 
Dr.  Beyer:  aber  erst  1641  wurden  alle  Sammlungen  einem  Bibliothekar 
untergeben.  — 

Frankfurter  Münzen ^^^  giebt  es:  1)  Königliche,  von  Friedrich  I.  bis 
Karl  V.,  Denare,  Heller,  Goldgulden;  2)  städtische:  aus  dem  Mittelalter  Tur- 


1)  H.  Pallmaon,  Fnmkf.  Mitt.  VI,  p.  99—106.  —  2)  Dort.,  A.  f.  G.  d.  Bachh. 
Vi,  264 — 273.  —  3)  Die  beiden  Schreiben  s.  A.  Kircbhoff,  ein  'Localyerein'  im  17.  Jh. 
in  Frankfurt,  ebend.  VI,  1881,  p.  151-  161.  —  4)  Bers.,  ebend.  VI,  18S1.  p.  262—264. 
—  r>>  K  Kelch ner,  6  Gedichte  über  d.  Frankt  Messe.  Ebend.  p.  317 --96;  die  Lieder 
stuniuen  ebend.  aus  den  Jj.  1590—1700.  Vgl.  o.  III,  14.  —  6)  H.  Pallmann,  Zehn 
Lieder  aus  dem  Frankf.  Stadtarchiv.  Ebend.  p.  123— 1G2.  —  7)  H.  Grotefend,  Die  Zunft 
der  Glaser  u.  Glasmaler.  Ebend.  p.  106-122.  —  8)  Dechent,  Zum  200j.  Jubil.  der 
St  Katharinenkirche.  Ebend.  p.  269-301.  Vgl.  o.  III,  14.  —  9)  U.  Grotefend,  ebend. 
VI,  p.  162-169.  —  10)  Paul  Joseph,  Die  Frankfurter  Münzen.     Ebend.  p.  517—522. 

7* 


111,100  XIV   y-  Otto. 

»ose  (ohne  Jahreszahl)  bis  1710,  Englisch  bis  1601,  Heller  and  Hebelinge; 
von  Karl  V.  an  grofse  und  kleine  Münze.  ~  Die  Hauptqnelle  anserer  Kennt- 
nis der  mittelalterlichen  Geschichte  Frankfurts  —  anfser  den  Urkunden  — 
sind  die  Annalen  des  Job.  Latomns,  geb.  1524,  dessen  Originalhands^hrift 
mit  einer  Anzahl  seiner  Qnellen  jflngst  wiederanfgefnnden  ist;  *)  diese  sowie 
die  späteren  chronikalischen  Aufzeichnungen  *;  verdienen  eine  Neubearbeitung. 

Die  St.  Paulus-Kirche  zu  Worms,  gestiftet  am  Anfang  des  11.  Jh.,  1802 
aufgehoben,  ist  jetzt  zur  Aufnahme  von  Altertümern  hergerichtet.^)  Das 
führt  zu: 

Hessen-Darmstadt.  —  Zwei  periodische  Publikationen  fördern  die 
Heimatskunde  des  Grofsherzogtums,  zu  denen  sich  die  bes.  Karhessen  dienende 
Zeitschrift  gesellt^)  —  V.  Bredow  bereichert  die  Regimentsgeschichten  nm 
diejenige  des  2.  rhein-hess.  Husaren- Regiments.^)  —  Duncker  handelt  von 
Friedrich,  Sohn  Ludw.  V.  von  Hess.-D.    Vgl.  o.  HI,  15. 

Bemerkenswert  ist  die  Darstellung  der  Stellung  des  Territorinme  zu 
Friedrichs  d.  Gr.<^  deutschen  Plänen  im  J.  1785. 

In  Oberhessen  bietet  Giefsen  mehrfiach  neue  Punkte  der  Betrachtung: 
der  1571  geborene,  aus  dem  Juristenlande  Westfalen  stammende  Gotho- 
fredus  Antonii  (od.  Antonius)  hat  sich  Verdienste  um  die  Universität  er- 
worben in  seiner  Eigenschaft  als  Kanzler  derselben  (f  1618).'^)  —  Der 
lokalgeschichtliche  Verein  O.-Hessens  hat  seinen  2.  Jalu^bericht  geliefert.^) 
Darin  giebt  Klewitz  Material  aus  Kirchenbüchern  der  Gegend.*)  —  'Z  Nonnen- 
klöster in  Rheinhessen  begleitet  in  ihr  Schicksal  P.  Bruder. ^<^) 


XV. 
J.  Hartmann.    IC  Hartfelder.    A.  Holländer. 

Südwest  -Deutschland. 

Württemberg.'^)  Die  Fürsten-  und  allgemeine  Landesge- 
schichte weist  von  Herzog  Ulrich  bis  König  Karl  nicht  wenige  beachtens- 
werte Arbeiten  auf.  Wille  behandelt  die  Obergabe  Tübingens  an  den 
schwäbischen  Bund  1518,^^)    den"  zweiten  Feldzug   des  Bundes  gegen    den 


1)  H.  Grotefend,  ebend.  p.  29—81.  —  2)  Ebend«  p.  SO.  —  3)  F.  Schneider, 
Die  Pealoftkirche  ra  Wormsi  ihr  Ben  ond  ihre  Oeichichte.  Feitgmbe  zur  Srdflhiiog  dei  Faidat* 
Museumt.  (Mit  PlSnen.)  Mainz  (1881).  —  4)  Quartalbl.  d.  h.  Y.  f.  d.  Ororsh.  HeMee,  ed. 
Wyfs.  -  Arch.  f.  heu.  Gesch.  u.  A.  f.  d.  Grofah.  H.  (diesmal  XV,  Heft  1  ff.)  —  Z.  d.  Y. 
hess.  G.  IX,  1.  2.  —  5)  G  d.  rh.-hesn.  Hus.-ReK.  Ko.  9.  —  (Es  reiht  sich  Keim,  G.  d. 
iprofsh.  hess.  L-Beg.  No.  118  (1699—1871)  1879,  £.  S.  Mittler  u.  8.  ao.  —  6)  Vgl.  H. 
Heidenheimer,  Hes8.-darm8t.  Stellung  z.  Pfirstenhunde  1785.  FDG.  XXII.  —  7)  Lothar 
Sottffert,  Gothofredns  Antonii.  (Festrede.  Giefsen.)  -  Über  'Giefsen  und  Biliaelheim*  als 
'Festungen'  ist  e.  Untersuchung  erschienen.  —  8)Crecelins  handelt  ttber  d.  K5ln.  Matrikel 
u.  Grabschr.  z.  BCiIingen  i. :  2.  Jhber.  d.  o.-hess.  V.  f.  Lokalgesch.  Giefsen.  —  9)  A.  d.  ältesten 
Kirchenbüchern  bis  Ende  des  $(>{.  Krieges.  Vgl.  o.  lil,  13.  —  10)  Ygl.  o.  III,  15.  —  11)  Ab- 
kürz.:  ZG.  ==  Zeitschrift  fttr  GeMshichte  des  Oberrheins.  ALG.  =  Archiv  für  Iatteratwr> 
Geschichte.  WY.  =  Wttrttembergische  Yierteljahnhefte  StA.  =r  Württemb.  Staatsaniiiger. 
StihwM.  ^  Schwäbischer  Merkur.  —  12)  Forsch,  rar  deutsch.  Q.  1. 


Südwest- DeatschlsDd.  111,101 

jnngeii  Herzog  1519  ')  und  die  Cbergabe  des  Herzogtums  Württemberg  an 
Karl  T.  *j  Schlofsberger  fährt  fort,  Urkanden  zor  Geschichte  des  Banem- 
kriegs  za  veröffentlichen.  ^)  Beiträge  zum  Schlitzen-  und  Landesverteidignngs- 
wesen  unter  den  Herzogen  CSiristoph  bis  Eberhard  Ludwig  spendet  P.  Weiz- 
säcker.^) Episoden  des  dreifsigjährigen  Kriegs  f&hren  vor  Schilling,^) 
Schnell,^)  v.  Wiederhold, ^)  Pfister,*)  welch  letzterer  uns  überdies  den 
ritterlichen  Freund  Karls  des  Zwölften,  Prinz  Max  Emanuel,  ins  Gedächtnis 
ruft*)  und  in  einer  ansprechenden  Regimentsgeschichtc  die  letzten  200 
Jahre  württembei'gischen  Militär-  und  Kriegswesens  an  uns  vorüberziehen 
läbt.^^)  Herzog  Karl  und  seine  Zeit  finden  immer  wieder  Bearbeiter.  Euler  ^') 
fiafst  das  Wesentliche  über  Karls  glücklichste  Schöpfung,  seine  Akademie, 
zusammen,  Lemcke^'j  bringt  Einzelheiten  ans  des  Herzogs  unglücklicher  Be- 
teiligung am  siebei^ährigen  Kriege.  Bühler  veröffentlicht  eine  der  letzten 
Schulreden  des  gekrönten  Pädagogen '')  und  Schott  berichtet  über  die  von 
Karl  angelegte  grofse  Bibelsammlung  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Stutt- 
gart. >^)  Zu  Yreedes  Buch  von  1879:  La  Souabe  apr^  la  paix  de  Bale 
giebt  Klüpfel  manche  Ergänzungen.'^)  König  Wilhelms  Gredächtnis  haben 
auf  seinen  lOOsten  Geburtstag  Stalin'^)  und  Schott'^  erneuert,  das  seiner 
hocbsinnigen  Gemahlin  Katharina  nach  einer  russischen  Quelle  Merkle. '^) 
Den  blutigsten  Anteil  der  Württemberger  am  Krieg  von  1870,  die  Schlachten 
vom  30.  Nov.  und  2.  Dez.,  schildern  zwei  Büchlein  von  Niethammer '')  und 
Schmid.><») 

Das  Feld  der  Kirchengeschichte  wird  in  dem  alten  Theologenlaud 
stets  fleifsig  angebaut.  Wir  erwähnen:  Bosserts  Beiträge  zur  fränkischen 
und  schwäbischen  Reformationsgeschichte,  über  den  Brenzischen  Freundes- 
kreis und  das  Interim  in  Hall,  die  Reformation  in  Dinkelsbühl,  das  Kou- 
kordienbuch  und  seine  fränkischen  Freunde  und  Gegner,^')  den  Pfarrer  und 
Chronisten  des  Bauernkri^es  und  Fürstenkrieges  Johann  Herolt,*')  den 
hohenlohischen  Reformator,  Dichter  und  Komponisten  Hueber,*')  die  Ge- 
fangenschaft des  Ulmer  Reformators  Martin  Frecht;^^)  v.  Weechs  urkund- 
lichen Bericht  über  die  Aufhebung  des  Klosters  Herrenalb  durch  Herzog 
Ulrich  1535  f.,^^)  Fittbogens  Monographie  über  den  Streit-  und  Konkor- 
dienmann  Jakob  Andrea,'^)  einen  Vortrag  von  Landenberger  über  den 
slavischen  Bibeldmck  in  Urach  unter  Herzog  Christoph,'^)  den  von  Meso- 
laras  in  Athen  herausgegebenen  Briefwechsel  der  württ.  Theologen  unter 
Herzog  Ludwig,    1576  —  81,    mit    dem  Patriarchen  Jeremias  von  Konstan- 


1)  Z.  0.  XXXIV,  161  ff.  —  2)  F.  D.  G.  XXI,  3.  Vgl.  o.  lU,  3.  —  3)  SU.  Bm.  Beil. 
2.  3.  -  4)  W.  V.  18S  ff.,  215  ff.  ~-  5)  Zwei  EpiBoden  im  UlmiBchen  1631  u.  1646. 
Viertoljahnh.  49.  —  6)  Aas  der  Gegend  des  Bussen  1628—38.  Ebend.  109.  Vgl.  o.  III, 
11.  -  7)  Bernhard  ▼.  Weimar  an  Xonr.  Wiederhold  aof  Hobentwiel  1638.  Ebda.  140.  Vgl. 
o.  111,  12.  -  8)  Prins  Magnus.  Schw.  M.  Chronik  67.  B.  —  9)  Ebend.  —  10)  Das  Inf.- 
Reg.  Kaiser  Wilhelm  König  t.  Pr.  (2.  Württ)  No.  120.  Stuttg.,  Metzler.  —  11)  Die  hohe 
Karlaachule.  Eine  bist  - pidagog.  Studie.  Stuttg.,  MetzJer.  —  12)  Die  Württeraberger  in 
Hessen.  Hess.  Morgenztg.  No.  10313  ff.  Die  Württ.  um  Halle  a.  S.  Hallesches  Sonntagsblatt 
22.  —  13)  StA.  Bes.  Beü.  1.  —  U)  PetzholdU  N.  Anz.  8.  3.  Vgl.  J.  B.  III,  3,  96.  — 
lo)  Die  Friedensunterhandl.  Wfirttemb.  mit  der  franz.  Bepnblik  ]  796— 1802.  v.  Sybels  H. 
Z.  X,  3,  vgl.  u.  K.  XIX,  2.  —  16)  StA.  Bes.  B.  22.  —  17)  Schw.  M.  Chron.  228.  —  18)  StA. 
Bes.  Beil.  11.  —  19)  Die  Schlacht  b.  Villiers  am  30  Kot.  1870.  Stuttg.,  Kohlhammer.  —  20)  Die 
2.  Schlacht  bei  ViUiers  am  2.  Dez.  1870.  Stuttg.,  Metsler.  --  21)  Theol.  Studien  ans 
Württ  n,  3.  —  22)  W.  V.  65  ff.,  289  ff.  -  28)  Ebend.  63  ff.  —  24)  Ebend.  258  ff.  — 
2b)  Z.  G.  d.  0.  XXXin,  296  ff.  —  26)  Jak.  Andrea,  der  Verfasser  des  Xonkordb.  Sein 
Leben  u.  s.  theol.  Bedeut    Hagen  o.  Leipa.,  Risel.  -  27)  St  A.  Bea.  Beil.  15. 


ni,102  ^^'  J-  Hartminn.     K.  Hartfelder.     A.  Holländer: 

tinopel;^)  Miszellen  zar  Geschichte  der  Cisterzienserabtei  Schönthal  von 
Heyd  und  Bossert,^)  mehreres  zur  innera  Geschichte  unserer  vielgeglie- 
derten religiösen  Parteien,  Gemeinschaften  nnd  Sekten,  Pietismus,  Sweden- 
borgianismus,  Straufsianismus,  christlicher  Sozialismus  etc.,  von  Hoffmann,') 
Kapff,*)  Schmidt,»)  Tafel,«)  Feuerlein t)  u.  A.») 

Nicht  minder  ist  die  Kunst-,  Litteratur-,  Schul-  und  Gelehrten- 
Geschichte  stark  vertreten  durch:  Bachs  Vortrag  über  den  Maler  Bartho- 
lomäus Zeitblom  (c.  1500),  *)  Pfeiffers  schöne  Monographie  über  die 
Kupferstecher  Job.  Gotthard  und  Friedrich  Müller,  *o)  Steiffs  wertvolle 
Schrift  über  den  ersten  Buchdruck  in  Tübingen  1498—1534,1^)  Wicherts 
Exkurse  zur  Kritik  des  Tübinger  Nauclerus,^')  Blörschs  Vortrag  über  den 
Rottweiler  Valerius  Anshelm  und  seine  Chronik,^')  Gotheim  über  das  Bild- 
nis Reuchlins, ^^)  neues  über  Kepler  von  E.  G.  Fischer  und  Zöllner,**) 
die  Haller  Schriftstellerfamilie  Widmann  von  Bessert,*«)  die  Dichter Spangen- 
berg,*^  Wieland,  18)  MiUer,*»)  Schubart,««)  Schiller,«*)  Hölderlin,")  Fr.  Hang") 
von  Verschiedenen,  die  Lebensbilder  der  schwäbischen  Dichter  Schwab,  Hauff, 
Mörike  und  Knapp  von  Klüpfel,  Klaiber,  H.  Fischer  und  Gerok;«^) 
eine  Geschichte  der  in  den  1830er  und  40er  Jahren  blühenden  Erziehungs- 
anstalt Stetten  im  Remsthal  von  Strebel,«*)  unserer  Staats -Schullehrer- 
seminare von  Pfisterer,««)  der  Reutlinger  Frauenarbeitsschule,  des  Vor- 
gangs und  Musters  ftlr  zahllose  Schulen,  von  Beiniger.  «7) 

Dem  weiten  Gebiet  der  Culturgeschichte  gehören  an:  Baracks 
neue  Ausgabe  der  vielbenutzten  amüsanten  Zimmrischen  Chronik,*«)  das  von 
Bruder  mitgeteilte  Reiserechenbuch  des  Ulmer  Kaufmannsdieners  Hans  Keller 
aus  den  Jj.  1489  und  90,««)  Hartmanns  Vortrag  über  den  Anteil  der 
Württemberger  an  den  Forschungs-  und  Entdeckungsreisen  seit  dem  15.  Jh.;«^) 


ly  BriefvrecbMl  a.  •.  w.  Athen.  —  2)  Der  Personalsttnd  des  KlMters  Scfa.  im  J.  1674 
and  eue  SchdnthAler  Inschrift  von  c.  1700.  Viarteljeh.  152  ff.  —  3)  Mein  Weg  aech 
JemMlem.  Erinner.  n.  mein.  Leben.  I.  —  4)  Lebensbild  Ton  S.  K.  Kapft  II.  Stattgurt, 
Bdser.  —  5)  Komthal.  Herzog-Plitts  Real-Enc.  t  protest  Theol.  YUI.  —  6)  Briefe  Ton  J. 
F.  Tafel  an  Frln.  Julie  Conring.  Fnnkf.,  Mittnacht  —  7)  Zwei  schwib.  Proaesse  (D.  F. 
Straois  a.  Gust.  Werner).  Prot  K.  Z.  12.  13.  —  8)  Erinner,  an  J.  Fr.  Maier  (Konithal) 
Zoffenhanseii.  Eriniier.  a.  dem  Leben  des  Joh.  K.  F.  Werner,  Pfr.  in  Fellbach.  Basel,  Spittler. 
—  9)  W.  V.  104  ff.  —  10)  Ebend.  161  ff.  257  ff.  —  11)  Tüb.,  Lanpp.  —  12)  Jakob  t. 
Mains  a.  das  Geschichtswerk  des  Matth.  ▼.  Neaenbnrg.  Nebst  Exknrsen  eut  Krit.  des  Kancl. 
Königsb.,  Härtung.  —  13)  Val.  Anshelm  u.  seine  Chronik.  Öff.  Vortr.,  geh.  in  der  Schweiz. 
VI,  6.  Basel.  —  14)  H.  Z.  X,  3.  -  -  15)  Kepler  u.  die  unsichtbare  Welt  Gedichte  Keplers. 
Leipi ,  Staakmaan.  —  16)  A.  L.  G.  XI,  317.  —  17)  Bossert,  ebend.  319.  —  18)  Geiger, 
Wielandiana.  L  N.  B.  38.  üngedruckte  Briefe:  Schw.  M.  Krön.  181.  Anieiger  ▼.  Oberland 
(Biberach)  18.  Juni.  Hamel,  Briefe  t.  Zimmermann,  Wieland  n.  Haller.  Bostock.  14  Ge- 
dichte, mitget  von  P.  t.  Hofmann-Wollenhof  in  Herrigs  Arch.  LXVI,  1,  49  ff.  — 
19)  Schmidt,  Aus  dem  Liebesleben  des  Siegwart-Dichters.  D.  Bdsch.  VII,  12.  Döring, 
Sin  Brief  Klopstocks  an  Miller.  A.  L.  G.  X,  4.  —  20)  Zipperer,  Zur  Gesch.  t.  Sehnbarfs 
KapUed.  Ebend.  282  ff  Hauff,  Seh.  u.  die  Sch.-Litteratur.  Schw.  M.  Krön.  161.  Schmidt, 
Ein  ungedruckter  Brief  Ton  Seh.  A.  L.  G.  X,  1.  2.  —  21)  Dftntzer,  Schillers  Leben.  Leipa^ 
Fries.  Briefe  von  Seh.,  Teröffentl.  ▼.  Düntzer,  Arndt  A.  L.  G.  X,  1,  2,  Ton  Weibert, 
Grenab.  27.  F.  Fischer,  Sch.B  Gedicht  auf  Ph.  Fr.  Rieger.  Ebda.  X,  3.  —  22)  Briefe 
T.  H.  Schw.  M.  Krön.  179.  H.  u.  Diotima  Waldmttller.  I.  K.  R.  30.  Hölderlins  letzte 
Verse,  mitget  ▼.  J.  G.  Fischer.  Schw.  M.  Krön.  159.  —  23)  H.  Fischer,  W.  V.  7  ffl  — 
24)  Lebensbilder  schwab.  Dichter.  Stuttg.,  Bona.  —  25)  Srinner.  an  die  Eraieh^mstalt  St 
Stuttg.,  Metiler.  —  26)  Denkschr.  zur  Einweih,  des  Schubehrerseminars  in  Nagold.  Stuttg., 
Steinkopf.  —  27)  Die  Frauenarbeitsschule  in  B.,  deren  Geschichte  etc.  Beatl  Kocher.  — 
28)  FMbuig  u.  Tübingen,  Mohr.  —  29)  Z.  f.  d.  ges.  Staalswissensch.  XXXVn,  831  ff.  - 
30)  SU.  Bes.  BeiL  2.  S 


SüdwMt-Dwtachland.  111,103 

sodann,  fttr  diesen  Wandertrieb  der  Schwaben  bezeichnend,  das  anziehende 
Lebensbild  Greorgs  Ton  Wolmershaasen  (W.  Crailsheim),  Rats  und  Tmch- 
sessen  Karls  V.,  von  Bessert,^)  die  Monographie  des  Grafen  Thürheim 
ttber  den  venetianischen  General  Christof  Martin  v.  Degenfeld  and  seine 
Söhne,')  Lemckes  Mitteilungen  über  eine  um  1500  aus  Schwaben  nach 
Niedersachsen  gewanderte  Familie;')  die  von  Seh lofsb erger  veröfifentlichten 
amtlichen  Berichte  aas  dem  17.  Jh.  über  mehrere  Erdbeben,^)  F.  Mayers 
Mitteilungen  aus  einem  Stammbuch  von  1628 — 47  nebst  Notizen  über  den 
damaligen  württ.  Hof,^)  Schaaffeles  Beiträge  zur  Geschichte  der  Töpferei 
in  Hall,  Schrezheim  etc.,^)  Kuriosa  von  f  F.  Saater  über  Jastizverfahren 
und  Zigeuner-Behandlung  im  Kloster  Schnssenried  im  17.  und  18.  Jh.,  sowie 
Ober  Zunftzopf  in  Ulm  1666,^)  eine  Findlingsgeschichte  aus  dem  J.  1734 
von  Bibl,^)  einiges  über  die  Hannikelsche  Räuberbande  und  andere  Ver- 
brecher im  18.  Jh.  von  Hoefer,';  Erinnerungen  des  f  Prof.  Reyscher^^) 
aus  der  Zeit  König  Friedrichs,  Müller -Palms  Geschichte  des  Stuttgarter 
Hoftheaters.  ^  0 

Auch  die  Ortsgeschichte  geht  nicht  leer  aus.  Wagner  setzt  seine 
sorgfiütigen  Forschungen  über  die  Reichsstadt  Gmünd  in  den  1520er  Jahren 
fort,^*)  Richter  veröffentlicht  ein  Festgedicht  aus  dem  J.  1749  auf  den 
Fflrstpropst  von  Ellwangen,^')  Bühler  Nachrichten  über  die  Familie  Bühler 
in  der  Reichsstadt  Hall,^^)  Rieder  ein  Schriftchen  über  das  weinreiche 
Dorf  Schnaith  und  seinen  gröfsten  Sohn  Friedrich  Silcher.  ^^) 

Biographisches  —  aufeer  dem  bereits  Erwähnten  —  liegt  vor  und 
ist  erwähnenswert:  von  Häutle  über  Job.  Gottfr.  v.  Aschhausen  (W.  Kün- 
zelsau),  Fürstbischof  von  Bamberg  1575  -  1622,  i^)  Barack  über  den  f 
Historiker  Glatz,  ^^)  Fricker  über  den  verdienten  Thierarzt  Hering,  ^^) 
Ziegler  über  den  Theologen  Keim,^^)  H.  Köstlin  über  seine  Mutter,  die 
Tondichterin  Josephine  Lang, '<*)  Rümelin  über  seinen  Jugendfreund  Robert 
Mayer,»*)  desgleichen  über  Phil.  Jak.  Rehfues,»»)  Osk.  Wächters  giöfsere 
Biographie  seines  Vaters  Karl  Georg  Wächter.'*) 

Der  9.  Vers,  deutsch.  Forstwirte  in  Wildbad  wurde  1880  eine  Dar- 
stellung der  Württ.  Forsten  übergeben.  (Forstordn.  von  1614  bis  in  die 
neueste  Zeit  in  Kraft.)»*) 

FtLr  Hohenzollern  ist  zu  nennen:  Bucks  wertvoller  Beitrag  zur 
Kunde  von  Leben  und  Sitte  im  17.  Jh.:  Zwei  Hausbai  tu  ngsbücher  der 
Gräfin  Maria  von  Wolkenstein,  geb.  Gräfin  von  Hohenzollern.»*) 


])  W.  V.  58  ff.  —  2|  Wien,  Bnamüller.  (Vgl.  Litt.  Centrmlbl.  1578  f.)  —  3)  W.  V. 
835  f.  —  4)  Ebend,  11  ff.  -^  5)  Ebend.  134  ff.  -<  6)  Ebend.  J55  ff.  —  7)  Ebeod.  42  ff. 
8)  W.  St  A.  liMe-Beii.  6.  —  9)  W.  V.  159  f.  —  10)  Ebend  16  ff.  ~  11)  Briefe 
an«  der  Bretterwelt  Stattg.,  Bonx.  Vgl.  über  einige  kaltarhistor.  Fublikat  o.  in,  16.  17. 
—  12)  W.  V.  81  ff.  180  ff.  —  13)  Zur  Zeitgeschichte  EHwnngent.  Hymniu  .  .  .  Elled. 
Weil.  ->  14)  W.  V.  157  ff.  --  15)  Beschr.  des  Murktfl.  Schnaith  im  Bansthile.  Selbst- 
verlag. —  16)  Gesandtschaftareise  nach  Italien  and  Rom.  Biblioth.  d.  Litt  Vereins  155.  — 
17)  Schriften  des  Ter.  f.  Gesch.  u.  Natnrgesch.  der  Baar.  IV.  —  18)  Nekrolog  des  Ob.- 
MedikoB  Br.  Ed.  t.  Hering.  Stattg.,  Schickhardt  o.  Ebener.  —  19)  Von  Reims  Rom  a.  das 
Christentam.  Berlin,  Reimer.  -~  20)  Sammlang  raosikal.  VortrSge.  Leipa.,  Breitk.  a.  HMrtel. 
26.  27.  ^  21)  B«den  a.  Aafstoe.  N.  F.  Freib.  u,  Tttb.  Nachr.  —  22)  Z.  P.  G.  April.  — 
28)  Karl  6.  t.  Wlchttfr,  Leben  «inee  deatwihen  JnriMm-  Leips  ,  Breitkopf  a.  Hirtel.  — 
24)  J.  Lehr.  FomU.  VMttUtiimse  W.s  Stattg.,  Rleger.  Vgl.  Jb.  f  N.-Oek.  N.  F.  6  (1888), 
135  ~  146.  —  2d)  fioheat^  Mitt.  XIV,  1  ff. 


ni,104  ^^-    J-  Hartmann.     K.  Hartfolder.     A.  Hollander: 

B^den.O  ^  Allgemeines.  K.  Hart  fei  der  veröffentlichte  ^Urkund- 
liche Beiträge  zur  Geschichte  des  Bauernkriegs  im  Breisgan*.  Das  reiche 
Qnellenmaterial,  welches  vor  Jahren  H.  Schreiber  Aber  den  gleichen  Gegen- 
stand drucken  liefs,  wird  durch  diese  Beiträge  in  vielen  Punkten  vervoll- 
ständigt Besonders  erhalten  die  dem  Bauernkrieg  vorangehenden  Ereignisse 
und  die  auf  denselben  folgenden  Verhandlungen  manches  neue  Licht.*)  — 
Auf  Grund  des  reichen,  aber  noch  nnverwerteten  gedruckten  Quellenmaterials 
und  Karlsruher  Archivalien  entwarf  Hartfelder  eine  Schilderung  des 
Bauernkriegs  im  Bruhrain,  d.  h.  dem  rechtsrheinischen  Gebiete  des  ehe- 
maligen Bistums  Speier  und  in  der  unteren  Markgrafschaft  Baden.  Der  Auf- 
stand war  in  dem  speierschen  Dorfe  Maisch  entstanden,  verbreitete  sich  mit 
grofser  Schnelligkeit  über  die  benachbarte  (regend  und  ergriff  auch  die  untere 
Markgrafschaft,  deren  Klöster  Gottesau,  Frauenalb  und  Herrenalb  geplündert 
wurden.  Die  Niederwerfung  der  Bewegung  im  Bruhrain  durch  Kurfürst 
Ludwig  V.  von  der  Pfalz  beendete  die  Bewegung  in  Baden. ^)  —  Fr.  v.  Weech 
giebt  eine  populäre  zusammenfassende  Darstellung  der  Geschichte  des  badi- 
schen Fürstenhauses  von  Berthold  1.  von  Zähringen  bis  zur  neuesten  Gegen- 
wart>)  Der  Wert  des  Werks,  das  durch  die  silberne  Hochzeit  der  grofsh. 
Familie  veranlafst  ist,  aber  sich  weit  über  das  Niveau  einer  Gelegenheits- 
schrifb  erhebt,  wird  durch  eine  Reihe  gelungener  Illustrationen  von  Professor 
Götz  noch  erhöht.  —  F.  L.  Baumi^nn  gab  aus  einem  zu  Stuttgart  befind- 
lichen Kopialbuche  Urkunden  und  Urkundenanszüge  zur  Geschichte  der 
Stadt  Waldshut  1526—30  heraus.  Diese  kleine  Stadt  am  01>crrhein  hatte 
kurz  vor  dem  Bauernkrieg  eine  mächtige  Bewegung  durchgemacht  infolge 
der  Predigten  ihres  Pfieurrers,  des  bekannten  Balthasar  Hnbmair.  Die  von 
B.  veröffentlichten  Aktenstücke  zeigen,  wie  die  Stadt  aus  der  mächtigen  Be- 
wegung wieder  zu  ruhigeren  Verhältnissen  zurückgeführt  wurde.*)  —  Roth 
von  Schreckenstein  beginnt  eine  Sammlung  von  geschichtlichen  Mate- 
rialien über  die  Landgrafschaft  Neuenbürg.^)  Die  erste  Abteilung  derselben 
dürfte  auch  ein  allgemeineres  Interesse  beanspruchen.  £s  sind  Auszüge  aus 
dem  wertvollen  Nellenburger  Kopialbuch,  die  sich  auf  die  französischen 
Werbungen  im  Hegau  1524  — 1530  beziehen.  Die  hier  veröffentlichten 
Schriftstücke  zeigen,  dafs  nicht  blofs  die  Schweiz,  sondern  auch  die  den  Eid- 
genossen benachbarte  Landgrafschaft  Neuenbürg  ein  günstiger  Boden  für 
französische  Werbungen  war,  trotz  aller  Gegenanstreugungen  der  Österreich. 
Behörden.  Derselbe  veröffentlicht  'einige  AktensfÜcke  zur  Geschichte  des 
Schmakaldischen  Krieges,  zunächst  die  Kommende  Mainau  und  die  Bailei 
Elsafs-Burgund  betr.*  Dieselben  sind  nicht  blofs  für  die  deutsche  Geschichte  des 
16.  Jh.  von  Wert,  sondern  auch  speciell  für  die  Geschichte  des  Dentsch- 
ordens,  indem  sie  zeigen,  dafs  derselbe  schon  in  der  Mitte  des  16.  Jh.  auf- 
hebungswürdig gewesen  wäre.  Die  zweideutige  Haltung  des  Ordens,  der 
gänzliche  Mangel  an  patriotischen  Leistungen  stehen  im  vollsten  Einklang 
damit,  wenn  die  leitenden  Männer  ihre  Bailei  Elsafs-Burgund  ein  Spital  des 
Adels  nennen.^)  Femer  behandelt  der  Obige  den  sogenannten  ^Hegauer 
Vertrag  zwischen  der  Landgrafschaft  Neuenbürg,  dem  Deutschordeu  und  der 
Reichsritterschaft' ^)  vom  Jahre  1584.    Derselbe  ist  ein  nach  langen  Streitig- 


])  AbkflnE.:  Z.  0.  Tgl.  o.  6.  100".  K.  Z.  =  Karicrnher  Zeitung.  Litenr.  Beilage.  — 
2)  Z.  0.  34,  393-^466.  i—  3)  Wertdeotsche  Z.  I,  66—87.  —  4)  Die  Zihringer  in  Bvleii. 
Kurlar.,  Bnan.  2^  84  S.  —  b)  Z.  0.  34,  8ia->341.  —  6)  Katariml.  s.  G.  d.  LndgiÜMh. 
Nellenbnrg.  I.  FnoBös.  Werbangen  im  Hegaa  1524—1630.  Ebdt.  XXXXY,  196 — 283.  — - 
7)  Ebda.  34,  257_309.  —  8)  Ebda.  JUUUV,  1—30. 


Sfidweft-Denfschlrnid.  lü,  105 

keken  zn  Stande  gebrachter  Hodns  vivendi  zwischen  der  Landgrafschaft 
Nellenburg  als  hoher  Obrigkeit  nnd  dem  Dentschorden,  sowie  anch  der 
Reichsritterschaft  als  Niedergerichtsherrschafteu.  Freüich  liefs  auch  dieses 
Obereinkommen  noch  manche  offene  Fragen,  nnd  noch  im  18.  Jh.  wurde 
über  manche  Sätze  desselben  gestritten.  Fttr  den  Ritterkanton  Hegau  oder 
Hegau- Allgän-Bodensee  nach  späterer  Bezeichnung  war  es  von  ebenso  grofser 
Bedeutung  wie  für  den  Deutschorden  gewesen,  dafs  1465  die  Landgrafscbaft 
Neuenbürg  an  Österreich  kam.  Bald  ergaben  sich  allerlei  Schwierigkeiten, 
die  ^man  durch  den  im  Jahre  1497  abgeschlossenen,  1499  vom  Reichs- 
oberhaupte bestätigten  und  dann  späterhin,  1540,  nochmals  erläuterten,  so*- 
genannten  Heganer  Vertrag  auszugleichen  suchte\  ohne  dafs  dies  jedoch 
vollständig  gelungen  wäre.  Schreckenstein  bringt  nun  das  im  Jahre  1584 
entstandene  Vergleichsinstrument  Aber  diese  Verhältnisse  zum  vollständigen 
Abdruck  und  stellt  eine  weitere,  auf  dieselben  Verhältnisse  sich  beziehende 
Arbeit  in  Aussicht.  —  Aus  dem  litterarischen  Nachlafs  des  verstorbenen 
Archivrats  M.  Gmelin  wurde  die  Fortsetzung  seiner  ansprechenden  Dar- 
stellung des  30  jährigen  Krieges  in  der  Bodenseegegend,  spec  die  Geschichte 
der  Kommende  Mainau,  der  Reichstadt  Überlingen  und  des  Klosters  Salem 
veröffentlicht  Besonders  die  Geschichte  des  letzteren  konnte  auf  Grund  von  Se- 
bastian Bttrster  eingehend  behandelt  werden.  Die  zuverlässige  Schilderung  ruht 
auf  zahlreichen,  erst  neuerdings  ans  Licht  getretenen  Quellenschriften.^)  — 
A.  Birlinger  veröffentlicht  aus  einem  römischen,  mit  Wundermären  ge^ 
spickten  Libell,  das  im  Jahr  1630  in  Augsburg  nachgedruckt  wurde,  eine 
Sage  aber  die  Schlacht  von  Wimpfen,  die  H.  Gmelin,  dem  Monographen  ge- 
nannter Schlacht,  entgangen  ist,  wonach  die  Waffen  im  Lager  des  Mark- 
grafen von  Baden  von  selbst  getönt  haben.  Noch  durch  eine  weitere  Mönch- 
sage ergänzt  derselbe  Herausgeber  die  Gmelinsche  Arbeit.')  —  Chr.  Roder 
bebandelte  unter  Benutzung  der  gedruckten  Hilfsmittel  und  eines  reichen 
bandschriftlichen  Materials  die  Schicksale  der  Stadt  'VilliUgen  in  den  fran- 
zösischen Kriegen  unter  Ludwig  XIV.*  Besonders  seitdem  im  Jahre  1677 
Freiburg  in  die  Hände  der  Franzosen  gefallen  war,  erlangte  diese  kleine 
Stadt  in  der  Baar  eine  höhere  Bedeutung  als  Bollwerk  gegen  die  Franzosen. 
Der  Vf.  verwebte  in  seine  Darstellung  mehrere  zeitgenössische  Berichte, 
welche  durch  ihre  Anschaulichkeit  nnd  Frische  anziehen.  Die  Belagerung 
Villingens  vom  16. — 22.  Juli  1704  durch  die  Franzosen  unter  Tallard,  welche 
von  der  Stadt  siegreich  abgewiesen  wurde,  ist  durch  den  beigegebenen  Wieder- 
abdruck eines  alten  Planes  veranschaulicht.^)  ~  K.  Hartfelder  erzählte  auf 
Grund  eines  handschriftlichen  Berichtes  die  'Räumung  der  Festung  Alt- 
breisach durch  die  Franzosen  am  1.  April  1700',  bei  der  sich  der  fran- 
zösische Kommandant  durch  sein  aufgeregtes  Wesen  lächerlich  machte.^)  — 
A.  Birlinger  druckt  eine  Neqjahrspredigt  wieder  ab,  die  1728  in  der 
Reichsfeste  Kehl  gehalten  worden.^)  —  Eine  Mittheilung  aus  dem  f.  Fttrsten- 
bergischen  Archiv  in  Donaueschingen  zeigt,  dafs  man  in  Schwaben  zur  Zeit 
des  siebenjährigen  Krieges  die  Preufsen  als  Schreckensgespenst  betrachtete^ 
indem    ein   ftkrstenbergischer  Vogt    das  Gebet   um  Beendigung   der  Kriegs- 


1)  Z.  Gesch.  d.  30j.  Kriege«  i.  d.  Bodenseegegend.  IV.  Mainaa  u.  Ueberlingen',  Salem. 
(K.  Z.  1881.)  vgl.  Jahiesb.  111,  3,  15.  98.  —  2)  Zum  SagenkreiBe  der  Wimpfener  Sehlacht 
(Z.  0.  XXXIY,  882—334).  —  3)  Schriften  d.  V.  f.  Gesch.  n.  Natnigesch.  der  Baar  etc.  in 
Donaoeachiiigeii,  IV  (1888).  8.  70—218.  —  4)  K.  Z.  Ko.  9.  —  5)  Alem.  IX,  141—150. 
Vgl.  Jahzeeber.  lU,  3,  99. 


111,106  XV.    J.  HartiDRnn.     K    Hirtfelder.     A.  Holländer: 

drangsale  dahin  änderte,  man  solle  am  Ankunft  der  Preufsen  beten,  am 
einen  ihm  anangenehmen  Pfarrer  za  necken. i)  —  A.  Förderer  be- 
richtet in  anschaalicher  Weise  über  die  Vorgänge  in  der  Bnndesfestuiig 
Rastatt  im  Jahre  1849.  Der  Vf.,  damals  noch  Schttler  des  Rastatter  Gym- 
nasinms,  hat  vielen  der  Ereignisse  als  Aagenzenge  beigewohnt.  Am  Schlosse 
ist  ein  Verzeichnis  derjenigen  beigefügt,  welche  von  den  Standgerichten  in 
Baden  1849  verurteilt  worden  sind.^  —  Fr.  v.  Weech  setzte  sein  grofses 
biographisches  Werk  durch  einen  dritten  Band  fort,  welcher  nicht  blofs  die 
in  den  letzten  Jahren  in  Baden  verstorbenen  hervorragenden  Männer  be- 
handelt, sondern  aach  noch  Ergänzungen  zu  den  zwei  ersten  Bänden 
bringt.')  —  J.  B.  Trenkle  hat  dem  Harkgrafen  Karl  Wilhelm  von  Baden 
und  seinem  Hof  eine  kurze  Besprechung  gewidmet.^)  —  Gelegentlich  der 
Vermählung  der  badischen  Prinzessin  Victoria  mit  dem  Kronprinzen  von 
Schweden  brachte  der  ^Deutsche  Herold'  das  schwedische  und  badische 
Wappen  zu  einem  Allianzwappen  vereinigt,  nach  einer  Zeichnung  des  Malers 
Chr.  Böhler  in  Bem.^)    Die  drei  letztgenannten  Arbeiten  führen  uns  zu: 

b.  Biographisches.  Biographische  Beiträge  für  die  Geschichte  Badens 
im  Anfang  der  neuen  Geschichte  enthalten  folgende  Artikel  der  Allg.  D. 
Biographie:  M.  Hylocomylus  (Waltzemflller),  Kosmograph  (von  J.  Frank), 
Jakob  von  Pfortzheim,  Buchdrucker  (von  J.  Frank),  Fr.  Irenicus  (Friedliebs 
Historiker  und  Theolog  (von  Horawitz),  Balthasar  Hubmaier,  Wiedertäufer, 
(von  Stern).  ^)  —  Teils  durch  Geburt  teils  durch  langjährige  Thätigkeit  ge- 
hören folgende  Männer,  welche  sämtlich  in  der  Allgemeinen  D.  Biogr.  eine 
biographische  Behandlung  erfahren  haben,  der  badischen  Geschichte  an:  der 
Physiker  E.  H.  AI.  Holtzmann  (von  Lommd),  der  Linguist  und  Germanist 
Ad.  Holtzmann  (von  Scherer),  der  Architekt  H.  Hflbsch  (von  Woltmanu), 
der  protestantische  Theologe  J.  J.  B.  Httffell  (von  Gafe),  der  katholische  The- 
loge  J.  li.  Hug  (von  Lutterbeck),  der  Jurist  G.  Hugo  (von  Mejer),  der  pro- 
testantische Theologe  K.  B.  Hundeshagen  (von  Th.  Schott),  der  Schriftsteller 
J.  G.  Jacobi  (von  D.  Jacoby),  der  Jurist  L.  H.  Fr.  von  Jagemann  (von 
V.  Jagemann),  der  Chemiker  Fr.  von  Ittner  (von  Ladenburg),  der  Staats* 
mann  und  Schriftsteller  J.  A.  von  Ittner  (von  D.  Jacoby),  der  Landtags- 
Abgeordnete  J.  Ad.  von  Itzstein  (von  v.  Weech)  und  der  Schriftsteller  und 
Mystiker  Job.  Heinrich  Jung,  genannt  Stilling  (von  Ed.  Manger.^)  —  Das 
Andenken  an  drei  hochbegabte  Gelehrte,  welche  durch  Geburt  oder  lang- 
jährige Thätigkeit  Baden  angeh(yrt  haben:  an  Kreuzer,  Böckh  und  Kdchly. 
erneuerte  der  Wiederabdruck  dreier  gediegenen  Arbeiten  des  verstorbenen 
Archäologen  K.  B.  Stark.  ^)  Speciell  der  Schulzeit  Bdckhs  ist  eine  auf  Archi- 
valien beruhende  Arbeit  gewidmet.*)  —  Fr.  Ratze  1  berichtet  Aber  Badener, 
die  schon  vor  1848  nach  den  Vereinigten  Staaten  ausgewandert  sind  und 
dort  in  irgend  einer  Richtung  sich  ausgezeichnet  haben,  mit  besonderer 
Hervorhebung  von  Johann  Jakob  Astor,  der  sich  durch  Klugheit  und  Energie 
vom  armen  Gesellen  zum  Kr(ysus  emporgeschwungen  hat,  femer  von  Angubt 


1)  Sdir.  d.  V.  f.  G.  n.  Naturg.  der  Baar  etc.  eu  DonaoeBchingen   (1882),  I\,    91 S.  — 

2)  Erinnemiigen  ans  Bastatt  1849.     Lahr,  Schomperlen.     1881.     8«.     YIU    n.    159    S.    — 

3)  Bad.  Biograph.  3.  Thl.  Karlsr.,  Braun.  S».  VIII  u.  213  S.  —  4)  Der  Grfindor  Karb- 
mhea  nnd  eeiz.  flof.  (Beigabe  botd  AdreMhach  der  Stadt  Karlamhe.)  8^  —  5)  Bd.  XII 
(1881);  S.  loa.  -  6)  XUI  864.  488.  555.  582.  —  7)  Xm  16.  19.  873.  898.  303.  381. 
406,  587.  648.  646.  XIY  646.  647.  649.  697.  —  8)  K.  B.  Stark,  Vortrage  u.  AoMtie 
ni«  dem  Gebiete  d.  ArchSoI.  n.  Kunatgeech-  Hrsg.  r.  6.  Kinkel.  Leipaig,  1880.  S.  390 — 
43«;.  ^  9)  Von  H.  Fanck  (Progr.beil.  des  Karlsr.  Oymnaainnw).  . 


Stidw««t-DeutBchland.  UT,  1 07 

Kaatz  aas  Pforzheim,  Karl  Beck  aas  Heidelberg,  Johann  Aagast  Satter  aas 
Kandern.i)  —  Ein  angenannter  Freand  (Barack?)  hat  dem  früh  verstorbenen 
Dr.  J.  K.  Glatz  einen  Nekrolog  gewidmet,  in  welchem  dessen  Verdienste  am 
Erforschang  der  Geschichte  seiner  schwäbischen  Heimat  and  der  benachbarten 
Gebiete  gewürdigt  sind.  Yerdienstlich  ist  eine  Zasammenstellang  seiner 
historischen  Arbeiten,  welche  15  Kammern  zählt,  doch  sind  dabei  die  im 
32.  Bande  der  Zft.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrh.  veröffentlichten  'Aaszüge  aas  den 
Urkunden  des  Bickenklosters  in  Villingen'  vergessen.') 

c.  Kirchengeschichte.  AI.  Kaafmann  erläaterte  an  der  Hand  von 
mehreren  Aktenstücken  ^ar  Geschichte  der  Abtei  Bronnbach  an  der  Tauber' 
die  Verhältnisse  dieses  ehemaligen  Gistercienserklosters  seit  dem  16.  Jh. 
Der  Vf.  einer  hier  übersetzten  Beschreibang  der  Abtei  aas  dem  Jahre  1510 
ist  Philipp  Dranck  od.  Tranck,  der  Stiefbruder  des  Hamanisten  Johannes 
Butzbach.')  —  J.  Schneider  veröffentlicht  eine  Anzahl  lateinischer  Briefe 
Johann  Schweblins  von  Pforzheim,  der  als  Reformator  zu  Zweibrücken  sich 
einen  Namen  in  der  Kirchengesdiichte  gemacht  hat^)  Dieselben  sind  an 
Butzer,  einer  zugleich  noch  an  Capito  und  Hedio  gerichtet  und  bilden  eine 
dankenswerte  Bereicherung  der  Genturia  epistolarum  theologicarum  ad  Job. 
Schwebelinm.  Auch  diese  Publikation  entstammt  dem  reichhaltigen  Archive 
des  Thomasstiftes  zu  Strafsbuiig,  dessen  Schätze  schon  manches  Licht  in  die 
Kirchengeschichte  des  16.  Jh.  gebracht  haben.  —  E.  Himmelheber  ent- 
wirft ein  Lebensbild  von  Caspar  Hedio,  einem  reformatorisch  gesinnten  Pre- 
diger, der,  in  Ettlingen  geboren,  vorübergehend  in  Basel  und  Mainz  wirkte, 
bis  er  am  Münster  in  Strafsburg  eine  Stelle  zu  bedeutsamer  Wirksamkeit 
fand,  die  weit  über  Stralsburg  hinausreichte.  Den  Schlufs  der  Arbeit  bildet 
eine  Würdigung  der  litterarischen  Arbeiten  Hedios,  -wobei  die  geschichtlichen 
etwas  stiefmütterlich  behandelt  sind.  Besonders  nützlich  war  dem  Vf.  die 
wissenschaftliche  Ausbeute  aus  dem  handschriftlichen  Thesaurus  epistolicus 
Reformatorum  Alsaticorum  aus  dem  Nachlasse  Baums,  der  sich  auf  der 
Strafsburger  Universitätsbibliothek  befindet*)  —  K.  Hartfelder  machte  auf 
Umtriebe  von  Wiedertäufern  in  den  Dörfern  Nufsloch  und  Leimen  1529 
aufmerksam,  welche  dem  fleifsigen  Vierordt  in  seiner  ^Geschichte  der  evan- 
gelischen Kirche  Badens'  unbekannt  geblieben  waren.^)  —  Derselbe  ver- 
öffentlichte auch  eine  bis  jetzt  unbekannte  Kirchenvisitation  der  Stadt  Heidel- 
berg vom  Jahre  1582.  Dieselbe  verdient  ein  gröfseres  Interesse,  weil  sie  uns 
zeigt,  wie  weit  der  Versuch  des  Kurfürsten  Ludwig  VL  das  Luthertum  an  die 
Stelle  der  reformierten  Konfession  zu  setzen,  gelungen  war.  Selbst  in  der  Re- 
sidenz der  Pfalz  und  trotz  zweimal  wiederholter  Visitation  gab  es  aber 
laut  dieses  Berichtes  noch  ^halsstarrige  Calvinisten\  die  des  populären 
Friedrich  lU.  eingedenk,  nichts  von  der  lutherischen  Reaktion  wissen  wollten.^; 
—  Birlinger  veröffentlichte  aus  einer  Karlsruher  Handschrift  Proben  einer 
deutschen  Bearbeitung  der  Sprüche  Salomonis,  welche  Jörg  Vögeli,  der 
bekannte  Geschichtschreiber  der  StAdt  Konstanz   aus  dem  16.  Jh.,  gefertigt 


1)  Vorachtnodyieniger  Bsdener  in  den  Vereinigten  StMtfti   (K.  Z.  No.  4.)   —    2)  Sehr, 
d.  V.  f.  G.  n.  Niturg.   der  Baar  etc.  (1882)  IV,   228—228.   —  3)  Z.  0.  34,  467  -484.  — 

4)  TJngednickte   Briefe   Johann   Schweblini  Ton  Pfonheim.     (Z.  0.  XXXTV  223—232.)  — 

5)  Kaapar  Hedio.  E.  Lebensbild  ans  der  Beform.-Geech.  (Stadien  d.  eT.-protest.  Geistlichen 
d.  Grofsh.  Baden  VII  1~64;.  Unrichtig  wird  8.  25  Wilhelm  von  Fttrstenberg  «Besitzer  der 
Ortenan'  genannt  Er  war  blols  für  einen  Teil  dieser  Landschaft  der  Pfandherr.  Aneh  die 
Beieiehntong    'religiSs   gesinnter    Mann'   fRr    den   genannten    dürfte   |m>blematisch   sein.    — 

6)  Stadien  d.  av.-prot.  Geistlichen.  Ebda.  VU  189— 19S.  ~  7)  Z.  0.  XXXIV  239—256. 


111,108  XV-    J-  HartiHRnu.     K.  Hartfelder.     A.  Hollander: 

hat.  ^)  —  Fr.  Schwarz  berichtet  über  die  Schicksale  der  Heiliggeistkirche 
in  Heidelberg,  ein  interessantes  Stück  pftlzischer  Kircheiigeschichte.')  — 
J.  B.  Trenkle^)  teilt  aas  den  speyerischen  Visitationsprotokollen  von  1683 
nud  1701  Angaben  über  die  Pfarreien  der  Landkapitel  Gemsbach  a.  Ettlingen 
mit:  bie  betreffen  die  Orte  Forbach,  WeiCsenbach,  Gernsbacb,  Michdbach 
and  Snlzbach.  —  P.  Staadenmaier  veröffentiicht  'Mitteilangen  aoa  den 
Kapitelsarchiven  Offenburg  and  Lahr*,  daranter  aach  Visitationsprotokolle, 
die  sich  aaf  Kappel,  Herbolzheim,  Hflnchweier,  MOhlenbach,  Haslach,  Steinach, 
Welscheustehiach,  Zunsweier,  Schatterwaiden,  Hofweier,  Niederschopfheim  and 
Marien  beziehen.^)  —  J.  König  veröffentlichte  einen  Teil  der  Anfeeichnungen, 
welche  Bernard  Pfender,  c.  1700  Prior  zn  Bondorf,  über  die  Stiftung  des 
Paulinerklosters  in  Bondorf  gemacht  hat.  Der  Verbleib  der  Originale  der  hier 
in  Abschrift  mitgeteilten  Urkunden  ist  zur  Zeit  unbekannt.^)  —  J.  Bader 
erneuert  das  Andenken  au  den  bisher  fast  ganz  unbekannten  Kloster-Epigram- 
matisten  Basilius  Meggle  in  St.  Peter  auf  dem  Schwarzwald,  der  nach  Auf- 
hebung seines  Klosters  im  benachbarten  Freiburg  einen  angenehmen  Aufenthalt 
für  den  Rest  seines  Lebens  fand.  Seine  zahreichen  lateinischen  Gedichte 
behandeln  die  verschiedensten  Personen  und  Ereignisse  vom  Ende  des  vorigen 
Jh.  bis  1825.^)  —  Eine  Zusammenstellung  der  mannigfaltigen  Schicksale, 
welche  die  Heiliggeistkirche  in  Heidelberg  durchzumachen  hatte,  giebt  Fr. 
Schwarz  auf  Grund  der  reichen  gedruckten  Litteratur.'')  —  Die  ehemalige 
freie  Reichsstadt  Überlingen  mit  ihren  ehrwürdigen  Bauten  ist  immer  wieder 
der  Gegenstand  historischer  Forschungen.  F.  N.  Ullersberger  veröffentlichte 
'Beitrüge  znr  Geschichte  der  P&rrei  und  des  Münsters  in  Oberlingen',  eine 
auf  gründlichen  Studien  ruhende  Ak'beit^) 

d.  Kulturgeschichte,  inbesondere  Wissenschaft  und  Kunst. 
Die  Universität  Freiburg  veröffentlichte  zur  Feier  der  silbernen  Hochzeit  des 
grofsh.  Paares  eine  Geschichte  der  Hochschule  seit  dem  Regierungsantritt  des 
Grobherzogs  Friedrich  1852  bis  zur  Gegenwart.  Dieselbe  ist  von  verschiedenen 
Professoren  gearbeitet  und  mit  Dlustrationen  und  Tabellen  versehen.  Es 
werden  darin  behandelt:  die  Frequenz  der  Universität,  ihre  Docenten,  das 
Budget,  die  verschiedenen  akademischen  Anstalten,  Sammlungen  u.  s.  w. 
Die  Schrift,  welche  durch  ihren  statistischen  Charakter  unbedingt  zuverlässig 
ist,  beweist  eine  bedeutende  Blüte  der  Hochschule  gegen  früher.')  —  Die  Briefe 
von  G.  Chr.  Crollius  an  J.  A.  Lamey,  welche  K.  Hartfelder  veröffentlicht 
hat,  gewähren  allerlei  Einblicke  in  jenen  bedeutenden  Gelehrtenkreis  am 
Oberrhein  im  vorigen  Jh.,  der  in  der  pfälzischen  Akademie  der  Wissenschaften 
seinen  Sammelplatz  hatte,  dem  auch  u.  a.  der  in  den  Briefen  erwähnte  Schöpflin 
angehörte,  i^')  —  Eine  für  die  Aufklärungsbestrebungen  der  Pfalz  unter  Karl 
Theodor  sehr  charakteristische  Erscheinung  ist  die  kurfürstlich  deutsche  Ge- 
sellschaft in  Mannheim,  über  welche  Seuffert  auf  der  Philologenversammlnng 


J)  Alem.  IX  225.  —  2)  Zar  Oench.  d.  Heiliggeistkirehe  in  Heidelberg.  Heidelb..  Mohr, 
1881.  80.  35  8.  —  3)  Beitr.  k.  Gewh.  d.  Pfarreien  i  d.  Luidcmpiteln  Genubach  a.  RtÜii^i 
(Forteeteg.)  (Freib.  Didses.  Azdi.  XIV  169^196.)  —  4)  Ebda.  XIV  S68~S79.  —  9)  Z. 
Qmeh  d.  Stilt.  d.  Ftalinerklosten  in  Bondorf.  (Ebdm.  XIV  207—824.)  ~  6)  Ein  Klostor- 
j^ngnmnuitiit  vom  Übeiginge  de«  vorigen  ins  gegenwirtige  Jh.  (Ebda.  XIV  197 — 206.)  — 
7i  Z.  QtaelL  d.  Heiliggeiftkirvhe  in  Heidelberg.  Hoidelb.,  Mohi-,  1881.  8«  36  S.  — 
8)  8chr.  d.  Ver.  f.  Oesch.  des  Bodensees  und  seiner  Umgebang.  Hfl.  9  (1878"^.  Abt.  U. 
8.  1^76  (bes.  peginiort).  —  9)  D.'  Univers.  Fxeibnrg  seit  d.  Begienmgsaatriit  8.  K.  H.  des 
Grofshen.  Friedrich  ron  Baden.  Mit  9  Holxschnitten  n.  4  Tab.  Fveibuff  i.  B.  q.  Tftbingen. 
4«.     XII  Q.  18g  S.  -^  10)  Pick,  Monatsschr.  Vn,   155--162. 


MdwMt-DeutBchUnd.  ni,109 

ZQ  Trier  gesprochen  hat  Die  Gesellschaft,  der  übrigens  auch  Schiller  durch 
die  Vermittelnng  Eleins  angehörte,  verlor  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  ans 
innem  and  änsem  Gründen  ihre  Bedentong.^)  —  Seminardirektor  E.  Ost  er 
fahrt  die  von  Lehmann  hegonnene  Geschichte  des  Schallehrerseminars  Ettlingen 
fort*)  -~  M.  Rosenberg,  von  dem  wir  eine  aaf  eingehenden  Qaellenstadien 
bernhende  Arbeit  über  das  Heidelberger  Schloüs  haben,  schickte  seiner  eigenen 
Pabtikation  einen  Vorl&nfer  voraas  darch  Wiederabdruck  des  früher  schon 
erschienenen  Aufsatzes  von  E.  B.  Stark.*)  Der  Herausgeber  hat  übrigens 
keineswegs  die  Absicht,  allen  Vermutungen  Starks  beizutreten,  da  ihn  seine 
eigenen  Studien  mehr&ch  zu  anderen  Ergebnissen  geführt  haben.  —  K.  Christ 
berichtet  kurz  über  jenen  schönen  Renaissancebau  zu  Heidelberg,  den  sog. 
Ritter,  welcher  den  Brand  des  Jahres  1693  überdauert  hat,  und  teilt 
aufserdem  noch  eine  biblische  Stelle  über  dem  Eingang  der  Schlolskirche 
mit^)  —  Ludw.  Leutz  erläutert  in  eingehender  Weise  und  unter  Herbei- 
ziehung  eines  reichen  kunstgeschichUicheD  Materials  eine  merkwürdige 
Brunnenfigur  in  dem  Städtchen  Ettlingen,  welche  er  als  das  Bild  eines  Hof- 
narren am  ehemaligen  markgräflicb  badischen  Hofs  deutet.^)  —  Eine  an- 
mutige Schilderung  des  Badelebens  in  dem  Dorfe  Langensteinbach  unweit 
Karlsruhe  zu  Anfiing  des  Jahrhunderts,  woselbst  sich  auch  der  ehemalige 
badische  Hof  oft  aufhielt,  und  dessen  Bad  jetzt  ganz  eingegangen  ist,  hat 
ein  Ungenannter  gegeben.*)  —  Die  Geschichte  der  alemannischen  Dichtung 
seit  Johann  Peter  hat  J.  B.  Trenkle  geschrieben.  Er  ordnete  die  be- 
handelten Dichter  nach  folgenden  Landschaften:  Schweiz,  an  der  Schweizer- 
grenze (Hanensteiner  und  Markgräfler  Land  mit  dem  obem  Wiesenthal), 
Breisgau,  Schwarzwald,  Rheinebene,  linksrheinisches  Alemannien,  nördlicher 
Schwarzwald  und  seine  Thäler  zwischen  der  Einzig  und  Pfinz,  wenn  auch 
in  letztgenannter  Gegend  bereits  Rheinschwäbisch  gesprochen  wird.  Dem 
Bach  ist  ein  Anhang  mit  wertvollen  Proben  beigegeben.^ 

Elsafs-Lothringen.  ^)  — -  Zur  Geschichte  des  Mttlhauser  Aufstandes 
von  1587  wurden  neue  Beiträge  gegeben.^) 

An&ng  Dezember  1689  überfiel  Herzog  Karl  von  Lothringen  im  Ober- 
elsasae  mehrere  Tausend  für  Heinrich  lY.  angeworbene  Landsknechte  und 
Reiter  und  machte  dieselben  zum  gröfsten  Teile  nieder.  Ober  alle  Einzel- 
heiten des  Ereignisses  werden  wir  durch  die  Veröffentlichung  bisher  unge- 
druckter  Berichte,  namentlich  aus  dem  vatikanischen  Archive,  unterrichtet^^) 

Aus  dem  17.  Jh.  stammen  zunächst  einem  Nanziger  Manuskript  ent^ 
Dommene  Nachrichten  über  den  Aufenthalt  eines  lothringischen  Gesandten, 
d^r  mit  einer  Mission  an  den  Kaiser  Rudolf  11.  betraut  war,  in  Strafsburg 


1)  VerhMidl.  d.  84.  Venammlg.  deutachar  Philol-  n.  Schnlminner  in  Trier.  1879. 
LeiiHis,  1S80.  4«.  S.  139  u.  140.  Vgl.  Jahraib.  XII.  99'.  —  2)  Z.  Geech.  d.  Orobh. 
Btd.  Lehranemin.  Ettlingen.  8*.  26  S.  (Prognunmbeil.)  —  3)  D.  Heidelberger  Sehlob  in 
•einer  konet-  and  cnltiirgeech.  Bedent.  Heidelberg.  4^  85  S.  —  Vgl.  dazu  Bosenberg, 
Neaea  Tom  Heidelberger  Schlolk.  (A.  A.  Z.  Beil.  No.  168.)  —  4)  Hmrin^hriften  i  Heidel- 
berg, (Pick,  MtMobr.  VU  183-184.  —  5)  Sin  BtOck  Kamt  a.  Altertam  an«  EtÜingen  (K. 
Z.  No.  23—85.)  —  6)  DuinnismuB  d.  VerhSltniwe.  (K.  Z.  No.  82.)  —  .  7)  D.  Alenuuin. 
Dicbtong  Mit  Job.  Pet  Hebel.  £.  Beitr.  x.  Qescb.  d.  deateehcn  mandartl.  Dichtung.  Tnober- 
biMbofiibeim,    Lang.     S«'.     XU    o.   825    S.    —    8)    Abkfln.:    B.  A.   =   Bevae  d'Alaace.    — 

9)  B.  Heufi,  Deax  manuacrita  de  la  bibliotb^qae  ninnicipale  de  Stnuiboarg  relatifk  k  la  r^Yo- 
lation  de  Holboose  en    1587.     Bolletin  da   roua4e  bistoriqoe   de  Mulbonee.     VI,  p.  5/28.  — 

10)  X.  Mo r« mann,  Un  ecbec  militaire  de  Henri  IV  en  Alsace.    Bulletin  d.  m.  b.  de  MulhuuM. 
VI,  p.  26/51. 


111,110  ^^-    J-  fiftrimann.     K.  Hartfelder.     A.  Holliider: 

im  Dezember  1608.^)  Mofsmann  giebt  eine  Fortsetzung  seiner  YerOffent- 
lichnngen  ans  dem  Golmarer  Archive  zur  Geschichte  des  dOjfthiigen  Krieges, 
und  zwar  der  Jahre  1638 — 1641.')  Von  allgemeinerem  Interesse  sind  die 
Nächrichten  über  den  elsässischen  Feldzng  Bernhards  von  Weimar. 

Der  zweihundertjfthrige  Gedenktag  der  Strafsbnrger  Kapitulation  von 
1681  hat,  wie  begreiflich,  verschiedene  Schriften  hervorgerufen,  die  indessen 
keine  sonderliche  wissenschaftliche  Bereicherung  bieten.  Die  eine  ')  behandelt 
die  Übergabe  Strafsburgs  nicht  als  einen  einzelnen  Akt,  sondern  sucht  viel- 
mehr den  Gang  der  französischen  Politik  gegenüber  dem  Elsasse  vom  west- 
fälischen Frieden  an  bis  zu  dem  von  Ryfswick  im  Zusammenhange  darzu- 
stellen. Anerkennend  hervorzuheben  ist  der  objektive  Standpunkt,  den  der 
Vf.,  ein  Elsässer,  einnimmt  Dieses  Lob  ist  in  keiner  Weise  einer  zweiten, 
aus  französischer  Feder  stammenden  Behandlung  der  Frage  zu  erteilen,*) 
die  unter  allerhand  gehässigen  Ausfallen  gegen  die  deutsche  Wissenschaft 
darzulegen  unternimmt,  dafs  Ludwig  XIV.  in  durchaus  rechtm&fsiger  Weise 
von  Strafebuiig  Besitz  ergriffen  hätte.  Entschieden  als  unwahr  ist  jedenfalls 
der  von  dem  Yf.  erhobene  Vorwurf  zurückzuweisen,  dals  mit  Hintenansetznng 
aller  Regeln  wissenschaftlicher  Redlichkeit  'die  Wälschen'  von  der  Benutzung 
der  handschriftlichen  Schätze  des  Strafsburger  Stadtarchivs  ausgeschlossen 
seien.' 

Von  noch  geringerer  Bedeutung  sind  zwei  andere  Arbeiten,  die  den- 
selben Gegenstand  behandeln.  ^)  Bei  dieser  Gelegenheit  verweise  ich  auf  den 
Nenabdmck  einer  bereits  fr<Uier  erschienenen  Entgegnung  Sybels  auf  das 
ebenfalls  in  2.  Aufl.  herausgekommene  Buch  von  Alfred  Michiels,  les  droits 
de  la  France  sur  TAlsaoe  et  la  Lorraine.*)  Für  die  Geschichte  der  Ver- 
teidigung des  Elsasses  durch  Ludwig  XIV.  in  den  letzten  Jahren  des  spa- 
nischen Erbfolgekrieges  kann  mau  Material  den  Papieren  des  Marschall  de 
Besons  entnehmen.^ 

Die  vier  Biscllöfe  Strafsburgs  vom  Jahre  1704  bis  zur  französischen 
Revolution  gehörten  sämtlich  der  Familie  Rohan  an.  Alleiiiand  Notizen 
über  dieselben  sind  in  rein  kompilatorischer  Weise  mitgeteilt  worden.^)  — 
Seinen  beiden  vortrefflichen  historischen  Karten  des  Elsasses  in  den  Jahren 
1648  und  1789  hat  Kirchner  nunmehr  eine  solche  des  Reichslandes  Loth- 
ringen und  seiner  Nachbargebiete  im  J.  1766  folgen  lassen.^)  Sie  stellt 
den  deutschen,  französischen  und  lothringischen  Besitz  drei  Wochen  vor  der 
Einverleibung  der  Herzogtümer  Lothringen  u.  Bar  in  Frankreich  dar.  Gleich- 
zeitig läfst  die  Kai'te  aber  auch  die  territorialen  Veränderungen  des  heutigen 
Reichslandes  Lothringen    und    der    angrenzenden   Gebiete    in  der   Zeit    von 


1)  A.  Benoiti  Un  ambaiwarteur  lomin  k  Strasbourg.  R.  A.  X,  p.  184/190.  —  2)  X. 
Mofsmann,  Hat^riaux  pour  teryir  k  Iliuit  de  la  gnerre  de  trente  ana.  B.  A.  X,  p.  191/205. 
361/374.  520/528.  Tgl.  o.  III,  Kap.  U.  —  3)  Z.  QtKh.  der  StraTab.  Kapitulation  Ton  1681.  Hiat. 
Rückblicke  eine«  ElaSaaera.  Stralab.,  Schultz.  IV  n.  96  S.  —  4)  A.  Legrelle,  Loida  XIV 
et  Strasbourg.  Paris,  Hacbette  et  Co.  YIII  n.  424  S  Vgl.  o.  III,  17.  —  5)  A.  Weifs, 
Le  30.  Septembre  1681.  R.  A.  IV,  p.  438/456  u.  483/508  und  R.  Renfs,  Le  30.  S^- 
tenibre  1781.  Une  relation  inddite  des  r^jouissances  c^l^br^s  ä  Strasbourg  lors  de  la  fete 
s^culaire  de  la  rAunion  de  la  yille  k  la  France.  Ebend.  lY,  p.  512/520.  —  6)  H.  v.  Sybel, 
Deutscblands  Rechte  auf  ElsaTs  u.  Lothringen.  Kleine  bist.  Schriften.  III,  1880,  p.  455/534. 
—  7)  C.  J.  Marquis  de  Nettancourt,  L'Alsacc  k  la  fin  du  r^ne  de  Louis  XIV.  EaquiM« 
du  travail  k  faire  sur  la  d^feoNe  et  la  (Hirinervation  de  TAlsace  de  1710  k  1714.  2.  Edition. 
Paris,  Oudin  fr^res,  1879.    12<>.    72  S.  8)  Le  Roy  de  Sainte.Croix.Les  quatre  car- 

dinanx  de  Rohan.   Strafsb., Hageuianu  et  üo.  202  S.  gr.  8.  —   9)  U.  Kirchner,  Das  Reiib«- 
land  Lothringen  am  1.  Februar  1766.     Strafsb.,  Trttbner. 


SBdwMt-DeotMklttid.  111,111 

1648/1789  leicht  überblicken.    Die  Orthographie  ist  die  moderne.    Die  An- 
gabe der  Sprachgrenze  ist  auf  Grand  der  neuesten  amtlichen  Erhebungen  er- 
folgt  —   In  der  2.  Hftlfte  des  18.  Jh.  fand  eine  starke  Auswanderang  ans 
dem  Elsasse  und  Lothringen  statt,  die  sich  nach  Ungarn,  und  zwar  nach  dem 
Banate,  richtete.    Über  die  G^chichte  dieser  Kolonieen  und  ihre  augenblick- 
lichen Zustünde  werden  wir  unterrichtet.  ^)    —   Wie  schon  fiüher  hier  her- 
vorgehoben worden   ist,   beschftftigt   man  sich  in  den  französisch  gesinnten 
wissenschaftlichen  Kreisen  des  Elsasses  in  der  letzten  Zeit  mit  Vorliebe  mit 
der  Geschichte  der  französischen  Revolution.      Diese  Htterarischen  Erschei- 
nmigen  sind  aber  fast  ausnahmslos  Tendenzschriften  von  sehr  problematischem 
Werte.    In  diese  Kategorie  gehört  auch  eine  Geschichte  Strafsburgs  während 
der  Revolution.*)    Der  Vf.  erklärt  ganz  unumwunden,  dafs  seine  Publikation 
durch  die  Schilderung  der  rtihmlichen  Rolle,  die  das  Elsab  während  der  Re- 
volution gespielt,  der  Opfer,  die  es  im  Interesse  Frankreichs  gebracht  hätte, 
mit  darauf  hinwirken  sollte,    die  geistigen  Bande  zwischen   beiden  Ländern 
noch  fester  zu  knüpfen.     Die  Deutschen  suchten  den  Charakter  der  elsässi- 
schen  Geschichte  zu  fälschen;   nm  ihre  neue  Eroberung  zu  sichern,  möchten 
sie  auch  die  Yergangenheit  des  Elsasses  an  sich  reiben.     Indessen  Schritt 
fttar  Schritt  wflrde  ihnen  der  Boden  streitig  gemacht  werden.  —   Die  Jahre 
1789/1795  werden  geschildert.   Der  Herrschaft  der  gemäbigten  einheimischen 
Partei    unter   dem   Haire   Dietrich    macht   die    unheilvolle   Thätigkeit   der 
deutschen  Jakobiner,  des  öffentlichen  Anklägers  Eulogius  Schneider,  ein  Ende, 
bis  die  Schreckensherrschaft  mit  dem  Eintreffen  der  Kouventsmitglieder  St. 
Just  und  Lebas  ihren  Höhepunkt  erreicht,  unter  denen  die  französischen  Ja- 
kobiner, an  ihrer  Spitze  der  24jährige  Maire  Monet,  einen  unerhörten  Terro- 
rismus ausüben    und   einen  wahren  Yemichtungskrieg   gegen  alles  deutsche 
Wesen  führen.     Erst  der  Sturz  Robespierres  setzt  der  schrankenlosen  Will- 
kür ein  Ziel.     Die   fematische  Verblendung  des  Vf.  vrird  am  besten  durch 
die  Lobsprüche  gekennzeichnet,   die  er  dem  Wfltrich  Monet  zuerteiit,   dem 
nicht  weniger  als  62  Personen  zum  Opfer  gefallen  sind,  den  er  aber  nennt 
*nn  caractdre  pur,  inattaquable  dans  la  vie  priv^,  enti^rement  d^vou6  ä  ses 
convictions,  et  absolumeiit  au-dessus  de  tont  sonpQon  d'int^r^t  personnel.' 
Und  über  denselben  Mann  heilst  es  in  einem  ^Aufruf  der  Gemeine  Strafisbuiig 
an  die  Republik  und  an  den  Nationalkonvenf:  ^Dieses  Geschöpf,  dessen  ver- 
abscheutes Angedenken  den  kommenden  Generationen  von  Geschlecht  zu  Ge- 
schlecht fortgepflanzt  werden  wird,   vereinigte  mit  jugendlicher  Verwegenheit 
alle  Verstellungskunst  eines  im  Verbrechen  grau  gewordenen  Bösewichts,  der 
alle  diejefligen,  die  sich  seinen  ehrgeizigen  Absichten  entgegensetzten,   a«f- 
opferte."  —  Als  Beitrag  zur  Geschichte  der  Schreckensherrschaft  im  Eisaase 
sind  ferner  einige  Briefe  aus  dem  J.  1793  zu  erwähnen.^)     Ebenso  werden 
uns  wiederum  biographische  Notizen  über  Revolntionsmänner  Strafsburgs  und 
seiner  Umgegend   mitgeteilt.^)     In    alphabetischer    Reihenfolge    werden    die 
Namen  von  M.  bis  S.  behandelt.    Hervorzuheben  sind  die  aosführlichen  Nach- 
richten über  den  Grafen  Milhaud,  den  Strafsburger  Maire  Monet,  sowie  den 
Kolmarer  Reubetl,  der  nach   Bekleidung   verschiedener  wichtiger  Stellungen, 


1)  Tl.  Uocht,  Le«  ooloniet  loraunet  et  alaacieniiM  en  Hongrie.  Nancy,  Bergar-Lemult, 
1S79.  hA  S.  —  2)  E.  Sein^ueriet,  Stratboorg  pendaiit  la  r^voltttion.  Psru,  Berger-La?- 
rault  6t  Cie.  XII  u.  364  S.  —  S)  A.  Benoit,  Lettrea  aar  la  tarreor  en  Alaace.  R.  A.  X, 
p.  109/117.  -^  4)  K.  Barth,  Notes  biograpli.  lur  Im  hommea  da  la  rArol.  B.  A.  X, 
iiS/UO.  274/287.  998/42«.  646/564. 


111,112  ^V-    J-  Hartmann.    K.  Hartfelder.     A.  Holliader: 

a.  a.  eines  Präsidenten  der  gesetzgebenden  Versammlung,  zuletzt  Mitglied  *  des 
Direktoriums  war.  —  Der  neuesten  Zeit  gehört  die  Schilderung  an,  die  zwei 
ehemalige  französische  Offiziere  der  Garde  mobile  von  der  Belagerung  Neu- 
breisachs 1870  entworfen  haben,  ^)  sowie  eine  auf  amtlichen  Quellen  be- 
ruhende Arbeit,  die  die  von  der  deutschen  Regierung  in  den  Jj.  1870/79  in 
dem  Beichslande  ausgeübte  Thätigkeit  darlegen  will.')  Bisher  ist  nur 
eine  Lieferung  erschienen,  die  nach  einer  geschichtlichen  Erörterung  über 
das  Territorium  und  seine  stttckweise  Lostrennung  vom  Deutschen  Reiche, 
zunächst  die  allmähliche  Entwicklung  der  politischen  und  wirtschaftlichen  Zu- 
stände des  Landes  behandelt.  —  An  dieser  Stelle  sind  ferner  die  Biographieen 
einiger  jttngst  Verstorbener  anzuführen.  So  giebt  ein  mit  wanner  Empfindung 
geschriebenes  Büchlein  das  Lebensbild  Eduards  von  Moeller,  des  verdienst- 
vollen Oberpräsidenten  der  Reichslande  in  den  Jj.  1871/79.  s)  Dem  am 
16.  Oktober  1879  verschiedenen  Archivdirektor  des  Unterelsasses,  Ludwig 
Spach,  der  sich  als  Historiker,  Dichter  und  Kritiker  einen  Namen  genuicht 
hat,  ist  von  verschiedenen  Seiten  ein  ehrender  Nachruf  gewidmet  worden.^) 
Spach  war  einer  der  wenigen  durch  Geist  und  Charakter  hervorragenden  £1- 
sässer,  die  unbeirrt  um  Beifall  oder  Tadel  nach  der  Krisis  des  J.  1870  der 
deutschen  Sache  sich  angeschlossen  haben.  —  Sodann  ist  noch  eine  Lebens- 
beschreibung eines  oberelsässischen  Gelehrten,  des  Bibliothekars  der  Stadt 
Kolmar,  Johann  Georg  Stoffel,  erschienen,  der  auf  dem  Gebiete  der  elsässi- 
Bchen  Landeskunde  eine  reiche  schriftstellerische  Thätigkeit  entwickelt  hat.^) 
Was  die  Eirchengeschicbte  anbetrifft,  so  giebt  zunächst  eine  kleinere 
bibliographische  Arbeit  eine  gute  allgemeine  Cbersicbt  über  die  einschlägige 
Litteratur. ®)  Eine  Geschichte  des. Bistums  Strafsburg  in  zwei  Bänden  ent- 
hält neben  einer  kompilatorischen  und  dabei  durchaus  unkritischen  Zusammen- 
stellung von  allerhand  Nachrichten  über  die  Strafsburger  Bischöfe  nichts  als 
grobe  Schmähungen  gegen  die  Reformatoren  und  die  neuere  deutsche  Litte- 
ratur,  vor  allem  gegen  Goethe,  von  dem  es  u.  a.  einmal  heifst:  ^Das  Laster 
der  Unzucht  bildet  den  Charakter  des  naturfrommen  Goethe'.^)  Verdienst- 
licher sind  historische  Mitteilungen  über  die  Kirchen,  Klöster  und  sonstige 
religiöse  Anstalten  der  Stadt  Metz.  ^)  Ausführlich  ist  von  berufener  Seite 
über  die  Schicksale  und  Thätigkeit  eines  Geiler,  Wimpheling,  Braut,  Murner 
und  anderer  Elsässer  gehandelt  worden,  welche  an  der  Scheide  des  15.  und 
16.  Jh.  auf  religiösem  und  wissenschaftlichem  Gebiete  von  hervorragender 
Bedeutung  gewesen  sind. ^)  Unter  den  Männern,  die  mit  unermüdlichem 
Eifer,  und  dabei  doch  malsvoll  auftretend,  der  Reformation  in  Straisburg 
überraschend  schnell  Eingang  verschafft  haben,  ist  mit  an  erster  «Stelle  der 
Münsterprediger  Kaspar  Hedio  (geb.  1494,  f  1552)  zu  nennen.     Daher  ist 


1)  0.  Bifller  et  G.  Laurent- Atthalin,  Neuf-BriBach.  Souvenin  de  si^e  et  de  ttif^- 
Tit«.  Pari«,  Berger-Leyrault.  124  S.  12^  ^  2)  M.  da  Frei,  Die  deutMhe  Verwmlt  in  £1- 
Bal'R-Lothr.  von  1S70/79.  1.  Lief.  StraDib.,  Trübner,  1S79.  128  S.  —  3)  A.  Schricker, 
Eduard  von  Moeller,  OberprSaident  von  £laar»-Lothr.  Kaaael, Kay.  :i8  S.  —  4)  F.  X.  Krau», 
Ludwig  Spach.  StraTab.,  Schults  u.  C.  98  S.  and  F.  v.  Löher,  L.  Spach.  Archiv.  Z.  V, 
p.  297/818.  —  5)  A.  Stöber,  Job.  Qeorg  Stoffel  (1819  18801.  Straiab.,  Schalte.  86  S. 
—  6)  A.  Erichton,  Kotice  bibliofn".  rar  rhiat  relig.  de  Straub.  (Kxtrait  de  rEncyclopMie 
d.  Sciences  relig.  Paria,  1882.)  —  7)  L.  G.  Glöckler,  Ge8ch.  dos  Bist.  StraCsbnrg.  Strafab., 
Le  Boux.  Bd.  1,  1879,  XV  u.  484  S.  Bd.  U,  1880.  604  S.  ->  8)  J.  B.  Adam,  Ooap  d'oeü 
sur  les  andona^tablisB.  relig.  de  la  rille  de  Metx.  R.  A.  X,  p.  330/860  —  9)  Ch.  Schtnidt, 
Hiat  litt^r.  de  l'AUace  k  la  fin  du  XV.  et  au  eommenc.  du  XVI.  ai^le.  Paris,  Sando«  et  Fi«ch- 
batber,  1879.     Bd.  l     XXXl  u.  464  S.    Bd.  U,  440  S. 


Südwest-BeatechUmd.  IllyllS 

dne  Biographie,  die  seine  ausgedehnte  Wirksamkeit  schildert  and  eine  Über-> 
sieht  über  seine  reiche  litterarische  Thätigkeit  bietet,  nor  zn  begrttüsen.^) 
Von  seinen  Schriften  wird  nns  von  anderer  Seite  her,  nnd  zwar  ans  Baums, 
bekanntem  Thesanras  epistolicos  Beformatomm  Alsaticomm  sein  ^Itinerarinm 
ab  Argentina  Marporgom  snper  negotio  Encharistiae'  mitgeteilt^')  das  fOr 
die  Geschichte  des  Marbnrger  Beligionsgespräches  nicht  minder  wichtig  ist 
als  drei  bisher  unbdcannte  Briefe  Bncers  yom  Oktober  1629  bis  Mftiz  1580, 
ans  denen  namentlich  hervorgeht,  dafs  die  Strafsbnrger  dem  Benehmen  Me- 
lan^thons  die  Hauptschuld  am  Mifslingen  der  Verhandlungen  snschrieben^^) 
Eine  fhr  weitere  Kreise  bestimmte  kurze  Lebensschilderang  Butzers  kttin 
nnd  will  auf  Wissenschaftlichkett  keinen  Ansprach  machen.^)  Cber  die  Be- 
ziehungen des  Strafsbnrger  Beformators  zu  dem  Opfer  Galnns,  dem  1553 
zu  Genf  verbrannten  spanischen  Arzte  Michael  Servet  und  des  letzteren 
Aufisntlialt  in  Strafsburg  werden  wir  eingehender  unterrichtet^)  Ein  hervor- 
ragender Gegner  des  Protestantismus,  ab^  dabei  von  versöhnlichem  Geiste 
beseelt,  war  der  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jh.  lebende  elsassische  Augusti- 
nermönch Johannes  Boffineister.^  —  Ich  verweise  femer  auf  ausfUirlicbe. 
Ifitteilungen  ttber  die  Schicksale  der  reformierten  Gemeinde  von  Markirch 
(Sainte-Marie-aux-Mines).  ^  Endlich  ist  eine  neue  Zeitschrift  zu  erwähnen, 
die  von  strenglutherischem  Standpunkte  aus  das  religiöse  Leben  des  Elsasses 
in  den  letzten  drei  Jahrhunderten  behandeln  will.  ^) 

Mehrere  Arbeiten  beschäftigen  sich  mit  dem  Schulwesen.  So  erfahren 
wir  näheres  aber  die  Stadtschule  in  Schlettstadt,  aus  der  bekanntlich  eine 
Anzahl  der  hervorragendsten  Humanisten  hervoi^egangen  sind,  und  die  in 
ihrer  Blatezeit  von  nicht  weniger  als  900  Schalem  besucht  wurde.*)  Nicht 
minderer  Berühmtheit  erfreute  sich  später  im  16.  Jb.  das  1538  in  Strafs- 
burg gegründete  Gynmasium  unter  seinem  ersten  Bektor  Johann  Sturm.  Eine 
Zierde  der  Lehranstalt  anch  in  der  folgenden  Zeit  bis  zum  Beginne  des 
30jährigen  Sjrieges  waren  die  dramatischen  Aufflihrangen,  bei  welchen  neben 
klassischen  Komödien  und  Tragödien  eine  grofse  Anzahl  neulateinischer  Schau- 
spiele dargestellt  wurden.  ^^)  Die  letzten  schwachen  Nachklänge  dieser  Auf- 
fohmngen  waren  die  im  18.  und  im  Anfange  des  19.  Jh.  von  den  besten 
ScliOlern  vorgetragenen  Dialoge  über  O^enstände  aus  der  Natur-  und 
Völkerkunde. ") 

Von  Interesse  sind  femer  Mitteilungen  ttber  die  Thätigkeit  des  Strafs- 
burger  Gesundheitsrates  in  den  Jj.  1 70 1/1 73 1,^^)  sowie  aber  die  medizinische 
Fakultät  der  alten  Strafsbnrger  Universität  in  der  Mitte  des  18.  Jh.,  die  be- 
kanntlich gerade  damals  durch  die  Berühmtheit  ihrer  Lehrer  eine  grofse  Au- 


1)  £.  Himmolheber,  Caspar  Hedio.  Sin  Lebenabild  aas  der  Belgetch.  Karlamhe, 
Braaiu  64  S.  —  2)  A.  Erich son,  Strafab.  Beitrr.  a.  Gesch.  des  Marbarger  Beligionsge- 
qvriehes.  Z.  K.  IV,  p.  414/486.  -  8)  Z.  K.  lY,  p.  614/624.  •—  4)  A.  Natorp,  Martin 
Botaer,  der  Beformator  Btrafsb.  M.-Qladbach,  Schellmann,  1879.  86  8.  —  5)  H.  Tollin,, 
Mich.  Serret  und  Martin  Bataer.     Berlin,  Mecklenbaxg,  1880.    S72  S.     Vgl.  J.  B.  III,  8,  8.. 

—  6)  H.  Bocholl,  Der  ElsSsser  AugostinerrnSnch  Johannes  Hoffineister.    Wieabaden,  Nied- 

ner,  1879.    15  S.    Vgl  J.  B.  lY,  Kap.  XXIY 7)  E.  Mtthlenbeck,  Claude  Bonget    Une 

^liae  caiTinista  an  16.  si^e  (1550/1681).  Strafsburg,  Koiriel.  XIY  u.  515  8.  Ygl.  o.  III,  5. 

—  8)  Beitrr.  a.  Kixehengesch.  des  Elsasses  Yom  16./18.  Jh.  Hrsg.  y.  W.  Horning.  Jahr- 
gang I.  1881.  —  9)  W.  Strflver,  Die  Schule  zu  SchletUtadt  von  1450/1560.  Inaug.-Diss. 
Leipa.,  1880.  64  8.  —  10)  A.  Jan  dt,  Die  dramat  Aaffßhr.  im  Gymnas.  zu  Stralsbarg. 
Progr.  No.  441.  1881.  —  11)  B.  Benfs,  Les  ooUoqnee  Bcolaires  du  gymn.  protest.  de  Straa* 
boarg.  StraTsb.,  Treattel  u.  Würts.  66  S.  •—  12)  E.  Strohl,  Le  conseil  d'hygi^ne  de  la 
ville  de  Strasb.  an  commenc.  da  18.  si^le.     Straebourg,  Schnitz,  1879.     31  S. 

Hlstorisohs  Jahrssbsriohts.    1881.    III.  8 


ni,114  ^^-   '•  Hartmann.    K.  Hartftldtr.    A.  HollSsdar. 

ziehungskraft  auf  die  stadierende  Jagend  ansabte.^)  Endlidi  werden  wir 
anch  aber  Strafsbarger  Stndentenleben  in  den  letzten  drei  Decennien  anter- 
Hebtet  *) 

Als  wertvoller  Beitrag  znr  deutschen  Zanftgeflcbichte  ist  eine  Abhand- 
long  aber  die  Strabbarger  Qoldscbmiedesanft  za  yerzeichnen.  *)  Nacb  einer 
Einleitang  aber  die  deatsche  Goldschmiede  (d.  h.  Kanst  and  Gewerbe)  bis 
aam  Übergange  in  die  Zonftverfiosang,  wird  die  Geschichte  der  Strafoboiiger 
Zanft  von  ihrem  Entstehen  in  der  Mitte  des  14.  Jh.  bis  zam  J.  1681  be- 
handelt Die  einzelnen  Entwicklnngsepochen  werden  dorch  die  Jj.  1460, 
1Ö40  and  1681  scharf  begrenzt  FOr  jede  einzelne  Periode  findet  sowohl 
die  rechtlioh-politische  Gestaltnng,  wie  die  gewerblich-wirtschaftliche  Bedea- 
lang  besondere  BerQcksichtigang.  Eine  Übersicht  der  Entwicklang  des  Strab- 
barger Bachdracks  and  Bachhandels  von  den  ersten  Anfängen  bis  zam  J. 
1^86  wird  in  einer  anonymen  BroschOre  gegeben,  deren  Besnltate  aaf  ein- 
gehenden Qaellenforschnngen  bernhen.*) 

Za  den  henrorragCndsten  Adelsgeschlechtem  des  Elsasses  gehört  das  der 
Mollenheim.  Seine  Vergangenheit  ist  mit  der  der  Reichsstadt  Strabbnrg 
innig  yerknOpft;  in  den  Jj.  1301/1759  haben  nicht  weniger  als  42  regierende 
Stattmeister  jener  Familie  angehört.  Diesmal  werden  ans  die  wechselyollen 
Lebensschicksale  eines  Mitgliedes  derselben  im  17.  Jh.  in  popalärer  Weise 
daitsestellt  ^) 

Das  darch  Fischart  poetisch  verherrlichte  Strafsbarger  Freischieisen  Yom 
J.  1576  hat  darch  einen  Zeltgenossen  Tobias  Stimmer  eine  vollendete  ar- 
tistische Darstellnng  gefanden.  Sein  Original -Holzschnitt  ist  nanmehr  im 
Lichtdruck  vervielfältigt  worden.  Der  Heraasgeber  hat  dem  Blatte  eine  er- 
klärende Beschreibung  beigegeben.  <)  Übrigens  hat  aach  die  berfihmte 
Schiffahrt  der  Züricher  zu  demselben  Feste  eine  neue  Behandlung  erfahren, 
bei  der  namentlich  ZOricher  Quellen  benutzt  worden  sind.  ^) 

Aas  dem  Material,  welches  für  ein  demnächst  zu  veröffentlichendes 
gröfseres  Werk  über  elsftssische  Numismatik  gesammelt  worden  ist,  werden 
eine  Anzahl  von  Abbildungen  und  Beschreibungen  seltener  elsftssischer  Münzen 
und  Medaillen  geboten.*) 

Zum  Schlüsse  erwähne  ich  noch  einige  lokalhistorische  Abhandlongen, 
welche  sich  mit  der  Vergangenheit  der  Stadt  Markirch,^)  des  lothringischen 
Ortes  Marsal  ^®)  und  der  vormaligen  Grafschaft  Lützelstein  ^^)  beschäftigen,  so- 
wie einen  elsassischen  historischeu  Tageskalender.  ^*) 


1)  Briefe  einei  Strtftb.  Stadenten  d.  Medis.  a.  d.  Wintenem.  1755/56.  Strmfkb.,  Scholti 
H.  Co.  27  8.  —  2)  A.  Eriohson,  Denkschrift  der  theol.  Stadentenverliindiuig  Wilhefanituia 
zo  Stnfibiug  1855/80.  Stra&b.,  Heiti.  101  S.  —  8)  H.  Meyer,  Die  StnOtb.  Gold^hintede- 
zonft  t.  ihr.  Entiteh.  bis  1681.  Leipi.,  Donker  u.  Humblot  XU,  824  S.  —  4)  Zur  Qe«2h. 
des  Stnifiib.  Bachdracks  a.  Buchhandel«.  Leips.,  Verlag  d.  Bdrsen-Y.,  1880.  145  S.  —  &)  H. 
RoehoU,  Der  kgl.  Polnische  ObeijSgermeister  and  KSmmerer  Herr  Gebhard  von  HUlen- 
heim-Bechberg  (1599/1678).  Stndsb.,  Scholti  a.  Co.  82  S.  —  6)  Tobias  Stimmen  Stralsb. 
FMschieCwn  t.  J.  1576.  Nach  d.  Orig.-Holischnitte  in  Lichtdrackfiussimile  mit  eiU.  Teita 
heransg.  ron  A.  Schricker.  Strabborg,  Trilbner,  1880.  —  7)  J.  Boechtold,  Das  glflck- 
hafte  Schiff  Ton  Zürich.  Zürich,  Orell,  1880.  55  S.  4*.  —  8)  A.  Engel,  Docamenta  poor 
■errir  4  la  numismatiqae  de  J'Alsace.  R.  A.  X,  p.  289/S08.  —  9)  Docamenta  hist  eonceniaat 
Ste.-lCarie-aaz-Mines.  Markirch,  Cellarius,  1876/77.  468  S.  —  10)  La  rerae  nomrelle  d'Alsace- 
Lorraine.  I.  1881,  p.  469/477.  —  11)  F.  t.  Bodangen,  Die  tormalige  QrafiMhaft  Lfitiel- 
atein  und  die  aagehörigen  Waidangen.  Strafsbarg,  Trübner,  1879.  120  8.  —  12)  A.  Stranb, 
Bph^mAr.  alsac.  Agenda  poar  1881.  Strasbourg,  Däriraax.  198  S.  Wir  enrihnen:  Benoft, 
Bas.  hist  sar  le  divoroe  en  Alsace  et  L.  1792 — 1815. 


B»ymi.  111,115 


XVL 

Dr-  Mayerhofer. 

Bayern. 

Zn  sGinem  Bepertoriam  ^ber  filtere  Arbeiten  rar  bayerischen  nnd 
pfiUnschen  Geschichte  im  geheimen  Hans-  nnd  Staatsarchive  in  Mttnchen' 
hat  Lndwig  Rokinger  als  dritte  nnd  Schlnlsabteilnng  einen  Kommentar 
nebst  sehr  braachbarem  Namen-  nnd  Sachen-Renner  über  alle  8  Abteiinngen 
geliefert  ^) 

Zusammenfassend  stellt  Prof.  Wegele  die  Schicksale  nnd  Thaten  und 
mannigfachen  Verdienste  der  Töchter  des  Hauses  Witteisbach'  als  Nachklang 
zur  siebenten  Centenarfeier  i.  J.  1880  in  gedrängter  Ettrze  dar.  >) 

Fr.  Stieye^)  liefert  Beitrage  ^znr  Geschichte  des  Finanzwesens  und  der 
Staatswirtschaft  in  Bayern  unter  Wilhelm  V.  und  Maximilian  L'  Wflrdinger*) 
hebt  hervor  den  ^Anteil  der  Bayern  an  der  Verteidigung  Candias  1645 — 
1669.' 

Die  Efimpfe  Kaiser  Karls  V.  um  Ingolstadt  vom  22.  August  bis  4.  Sept. 
1546,  die  mit  dem  Rflekznge  der  Schmalkaldner-Verbttndeten  endeten,  sind 
nach  der  Darstellung  Ludwigs  y.  Langlois^)  um  deswillen  merkwürdig,  weil 
in  ihnen  raerst  die  neue  Art  des  Feuergefechtes,  die  Kunst  des  sog.  ^Schar- 
mutzierens'  zu  Tage  tritt  — *  Wenn  auch  nicht  wesentlich  neue,  so  doch 
mancherlei  beachtenswerte  Erörterungen  anderer  bes.  spanischer  Quellen  ent- 
halten fOr  die  Jj.  1671 — 1674  die  Tagebuchsaufeeichnungen,  <)  die  derNttrn- 
beiger  Hieronymus  KreGs,  Fähndrich  im  deutschen  Söldner -Regiment  des 
Grafen  Lodron,  welches  unter  Don  Juan  d^Austria  die  Tllrkenkriege  mitfocht, 
über  seine  Feldzüge  und  besonders  anschaulich  über  die  Schlacht  bei  I^panto 
hinterüefs.  —  Manchmal  wahrhaft  dramatisch  geschrieben  läCst  K.  Th.  Heigel 
die  Geschichte  der  ^Wittelsbacher  in  Schweden'^)  vor  unserm  Ang*  vorüber 
ziehen.  —  Vielfiich  neues  Material  enthalten  desselben  Historikers  ^Beziehungen 
des  Kurfürsten  Max  Emannel  von  Bayern  zn  Polen  1694 — 1697*.^)  Den 
Inhalt  dieser  Beziehungen  bildet  die  Max  Emannel  durch  seine  Vermählung 
mit  König  Sobieskys  Tochter  Therese  Kunigunde  eröffiiete  Aussicht  auf  Er- 
langung der  polnischen  Krone,  welcher  Lockung  aber  der  Kurfürst  beharr- 
lieh  widerstand.  —  Von  Oberstlieutenant  A.  Erhard*)  wird  eingehend  der 
Einflnfs  gezeigt,  den  eine  Frau,  die  Herzogin  Maria- Anna  v.  Bayern,  auf 
den  Abschlub  des  besehener  Friedens*  (1779)  geübt  hat  —  Nicht  unpassend 
dürfte  sich  an  die  politische  Geschichte  des  Landes  die  eines  seiner  wich- 
tigsten Institute  anreihen.     Max  Joseph  Neudegger^<^)  führt  uns  nftmlich 


1)  Abh.  d.  Mflnoh.  Ak.  XY,  3,  8.  99—234.  Vgl.  Jahresber.  U,  8,  113*.  —  2)  AAZ. 
No.  100.  —  8)  Mttncheiier  SB.  1881,  I,  17—94.  —  4)  Ebd«.  S.  814—47.  —  5)  Sammel- 
blatt d.  büt  V.  in  n.  ftr  Ingolttidi  YL  Heft,  S.  1—20.  —  6)  Ediert  t.  Diiektor  W.  Loose 
in  Mitt  d.  Y.  f.  Q  d.  St  Kfirnbers.  m,  37—73.  —  7)  Abb.  d.  MOncb.  Ak.  d.  WiaMotcb. 
Vgl.  0.  K.  XXL  —  8)  Sitsungiber.  d.  bist  Cl.  d.  Ak.  d.  W.  i.  MOncben  1881,  S.  172— 291. 
Vgl.  o.  m,  18.  —  9)  Oberbayr.  Arcb.  XL.  Bd.,  S.  1—36.  —  10)  Z.  G.  d.  bayer.  Arcb.  in  Archiv. 
Z.  VI,  115—158. 

8» 


111,116  XVI.    Dr.  May^rliofer: 

die  Entwickelung  der  bayerischen  Archive  vor,  soweit  sie  aus  den  ein- 
zelnen Verwaltangsparten  des  Staates  selbst  hervorgingen  seit  den  Tagen 
Herzog  Albrechte  IV.  Seit  jener  Zeit  gliederte  sich  erst  in  Bayern  die 
Staatsverwaltung  in  einen  ^Geheimenraf,  in  eine  'Hofkammer^,  ein  ^Hofeahl- 
amt',  einen  'Religionsrat'  (1573),  einen  'Eriegsrat'  (1597,  besser  1620) 
u.  s.  w.,  und  bei  jedem  dieser  Zweige  sammelte  sich  archivalisches  Material 
an,  zu  dessen  Eonservierung,  Bearbeitung  und  Nutzbarmachung  eine  Reihe 
von  trefflichsten  Archivaren  bestellt  war,  wie  Johannes  Lieb  (1589 — 1650), 
RohrmiUer  (1640—1682),  Pottner  (1679— 1722),  Ättenkhover  (1786— 1776). 
Neudeggers  Darstellung  enthält  u.  A.  auch  EurfQrst  Maximilians  Archivord- 
nung V.  J.  1640  und  die  Schicksale  der  Manchener  Archive  während  der 
österreichischen  Okkupation  von  1704 — 1714.  — 

Schnitzlein  giebt  einen  Nachtrag ^J  zu  der  von  Adalb.  Horawitz  1874 
erschienenen  Biographie  des  1518  geborenen  und  als  Pfarrer  zu  Pettendorf 
in  der  Oberpfalz  1557  verstorbenen  Humanisten  Caspar  Bruschius.  —  'Dem 
Andenken  des  Nürnberger  Volksdicbters  Eonrad  Grübel'  setzt  einen  Denk- 
stein J.  Priem.')  —  Eberh.  Zirngiebl  fabte  eine  warme  Biographie  seines 
philosophischen  Freundes  ^Johannes  Hnber'  ab,^)  Max  v.  Bauern  fei  nd 
würdigte  die  Leistungen  des  ^Joseph  v.  Utzschneider  auf  Staats-  und  volks- 
wirtschaftlichem Gebiete*,*)  Wilh.  Christ^)  und  Andr.  SpengeP)  schrieboi 
Nekrologe  auf  den  berühmten  bayerischen  Philologen  Leonhard  v.  Spengel. 

—  Die  geistreiche  Tochter  des  verstorbenen  Geheimrats  J.  Nep.  v.  Ringseis 
bringt,  leider  zu  aphoristisch,  die  Memoiren  ihres  Vaters  zum  Abschlufs.^) 

—  Elegante  biographische  Studien®)  hat  E.  Theod.  Heigel  erscheinen 
lassen  über  den  gröbten  bayerischen  Humoristen,  den  'hainbuchenen'  Pfarrer 
von  Engelbrechtsmünster  Anton  Bucher,  über  'König  Ludwig  I.  von  Bayern 
und  Thorwaldsen'  sowie  über  den  vielgewandten  Begründer  des  k.  b.  all- 
gemeinen Reichsarchivs  in  München,  Ritter  Karl  Heinrich  von  Lang,  dessen 
s.  Z.  vielgelesene  und  vortrefflich  geschriebene  'Memoiren'  neuerdings  wieder 
aufgelegt  wurden.  ^)  —  Zwei  Regimenter  des  österreichischen  Kaisertums  ver- 
danken ihr  Entstehen  bayerischen  Prinzen.  Das  eine,  Regiment  Pfalz -Neu- 
burg  (jetzt  No.  20),  ward  unter  dem  Andrängen  der  Türken  und  bei  der  ge- 
f&hriichen  Politik  Ludwigs  XIY.  von  Frankreich  im  J.  1681  von  Prinz  Lud- 
wig Anton  von  Pfalz- Neuburg,  das  andere,  Regiment  Deutschmeister,  von 
Kurfürst  Johann  Wilhelm  von  Pfalz-Neuburg,  Bruder  der  Kaiserin  Eleonore, 
im  J.  1696  resp.  1696  errichtet.  Der  Referent  Joseph  Pfeffer  ^«>)  weils 
zu  berichten,  dafs  das  erstere  Regiment  in  240,  das  letztere  in  206  Schlachten 
und  Gefechten  mitgekämpft  habe.  —  C.  v.  Hoffmann  schrieb  die  Geschichte 
des  'k.  bayr.  4.  Infanterie  -  Regiments' ^^)  und  Brumann  'Ehrentage  und 
Ehrennamen  des  k.  bayr.  Chevauxlegers- Regiments  König*,  i')  —  Die  in 
ruhiger  Objektivität  ausgeführte  'Rettung*  des  mit  Unrecht  als  'Bayerns  Alba' 
verunglimpften  tapferen  Feldmarschalls  Karl  Philipp  v.  Wrede  (f  12.  Dez. 
1838)  durch  Joseph  v.  Hoilmann  findet  Anerkennung  und  Beifall,  i^)   — 


1)  Jhb.  d.  bist.  V.  f.  Mittelfr.  S.  58—68.  ~  2)  Nttrnb.,  Heeidegen-Barbeck,  1881.  — 
3)  Gotha,  Perthes.  YH,  334.  —  4)  MUDchen,  Franz,  1880.  —  5)  S.ber.  der  h.  Akad.  d. 
Wim.  e.  München,  1881.  —  6)  Bunians  «Biogr.  Jb.  f.  Altertanuikde.'  --  7)  Hist-poKt  Bl. 
LXXXVU,  S.  881  f.  n.  LXXXVHI,  S.  16  f.,  161  f.,  233  f.,  393  f.  —  8)  *Au*  dt«i  Jahi^ 
hunderten'.  Wien,  Braamüller.  (V,  277 )  Vgl.  u.  K.  XXIV.  —  9)  München,  Bibliogr.-artirt. 
Inttit.  —  10)  Nenb.  Collectaneenbl.  45.  Jg.,  S.  1—39.  —  11)  K.  b.  4.  Inf.-B.  —  12)  Augs- 
burg, Reichel.  —  18)  Beil.  s.  A.  Zg.  No.  116,  118,  121, 


Äyern.  111,117 

Der  die  Erieg9WUDden  heilenden  Th&tigkeit  des  ^bayr.  St.  Georgs-Ordens* 
von  1871—1881  (dem  Orden  ist  seit  dem  27.  Apr.  1871  von  König  Lud- 
wig II.  als  Zweck  anch  die  'Aasübang  der  Werke  der  Barmhensigkeit  durch 
Grttndnng  von  Spitälern  und  ähnlichen  Anstalten*  gegeben)  widmet  sein  Augen- 
merk £.  v.  Destonches.^)  — 

Auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  des  Schulwesens  sind  mehrere  sehr 
verdienstliche  Arbeiten  zu  erwähnen.  Christ.  Heinr.  Kleinstäuber  führt 
die  Geschichte  des  evangelisch-reichsstädtischen  Gymnasii  poätici  zu  Regens- 
burg (1538 — 1811)  zu  Ende.^)  —  Eine  eingehende  Schilderung  erfahren 
durch  Sigm.  Günther')  die  wissenschaftlichen  Bestrebungen  Altdorfe  auf 
dem  Gebiete  der  Mathematik  und  der  Naturwissenschaften.  Seit  1521  eine 
Nümbergsche  Landstadt  nahm  Altdorf  im  J.  1571  das  ursprünglich  Nflm- 
bergsche  gymnasium  Aegidianum  in  seine  stillen  Mauern,  das  1581  durch 
Kaiser  Rudolf  11.  zur  Akademie  und  1622  zu  einer  wirklichen  Universität 
erhoben  wurde  und  als  solche  bis  zu  ihrer  definitiven  Schliefsung  im  J.  1809 
fortbestand.  Mitten  unter  den  Stürmen  des  30jährigen  Krieges  ward  daselbst 
ein  medizinischer  Garten  angelegt,  und  um  die  Mitte  des  17.  Jh.  erhielt 
Professor  Abdias  Treu  die  Erlaubnis,  einen  Turm  der  alten  Stadtbefestigung 
in  ein  Observatorium  zu  verwandeln.  — 

Wenig  erfreulich  scheint  ein  Blick  in  die  von  Abt  Schopper  (1529— 
1540)  im  Kloster  Heilsbronn  im  J..1532  errichtete  Klosterschule, ^)  die  den 
Nachwuchs  für  das  Kloster  liefern  sollte.  Dagegen  mutet  an  das  Wirken 
des  um  Hebung  des  bayerischen  Schulwesens  verdienten  Jesuitenpaters  Jacob 
Bern  in  Dillingen,  München  und  Ingolstadt,  das  Fr.  Hattler^)  entwirft.  Rem 
war  auch  der  Gründer  der  ersten  marianischen  Kongregation  in  Dillingen. 
—  Reminiscenzen  an  einige  gelehrte  Benediktiner  aus  dem  Kloster  Andechs 
(Placidus  Scharl,  Michael  Burger,  Martin  Baumgärtner,  Jos.  Anton  v.  Tein, 
Leopold  Baron  v.  Hartmann  und  den  unter  dem  Schriftstellemamen  Nariskns 
vielbekannten  grofsen  Humoristen  Karl  Anton  v.  Hortig),  welche  in  den 
letzten  2  Decennien  des  vorigen  Jahrhunderts  an  der  Studienanstalt  zu  Neu- 
burg als  Lehrer  gewirkt  oder  als  Schüler  den  Grund  zu  ihrer  Ausbildung 
gelegt  haben,  bringt  P.  Magnus  Sattler  bei.^) 

Eine  Quelle  für  bayerische  Kunst-  und  Kulturgeschichte  vor  dem  30jäbr. 
Kriege  von  eminenter  Bedeutung  sind  die  'Reisen  des  Augsburgers  Philipp 
Hainhofer^  nach  Eichstädt,  München,  Regensbnrg  und  Neuburg  a./0.  in  den 
Jj.  1611 — 1636,  zum  erstenmale  herausgegeben  von  Christian  Haütle.^)  Die 
zahlreich  beigefügten  Erklärungen,  die  den  Text  häufig  erst  verständlich 
machen,  gestalten  die  Edition  zu  einer  wirklich  musterhaften.  — 

Th.  Rogge  verbreitet  sich  über  'das  Portal  des  Zeughauses  von  Augs- 
burg'^) sowie  über  die  Augsburger  Brunnen.*)  Bernhard  teilt  Briefe  des 
P.  Felix  Pfeffer  v.  Ottobeuren  aus  Gefangenschaft  und  Exil  (1646  —  1647) 
mit  ^^  —  Derselbe  berichtet  auch  über  die  Bnchdruckerei  des  Klosters  Otto- 


1)  Beil.  B.  A.  Z.  No.  119.  ~>  2)  Verhandl.  d.  h.  V.  t.  Oberpf.  u.  BegeDibaxg.  36.  Bd., 
S.  1—130.  —  3)  Mitt  d.  V.  f.  G.  d.  8t  Nürnb.  UI,  1—37.  —  4)  H.-polit  Bl.  LXXXVII, 
80^88.  —  5)  Hftttler:  'Der  ehrwürdigo  P.  J.  Fem*.  Begenab,  Manz,  1880.  326  S.  Bern 
ist  geb.  1546,  f  1641.  —  6)  Neabiirg.  GoUectan.-BUtt.  45.  Jg.,  S.  39—58.  ~  7)  Z.  d.  h. 
V.  f.  Schwaben  a.  Neab.  Bd.  Vn.  Vgl.  JB.  lY,  K.  XXIV.  —  8)  Z.  f.  bild.  Kantt.  16.  Bd., 
10.  H.  —  9)  Ebda.  17.  Bd.,  1.  H.  —  MUetiofi  Boschr.  d.  dtsch.  Hause«  (s.  Abt  II,  K.  XHI) 
•Btbalt  in  Beilage  III.  einen  Anazog  aoa  Merino  Sannto  1519  flb.  Werbung  Chr.  Fuggen.  — 
10)  WStB-0.  II,  2,  S.  345—51. 


in,118  ^^^  ^*  ICayerhofir. 

benren.  ^)  —  Bartels  lieferte  'einen  Beitrag  zur  Gesch.  der  SanitätsYerh. 
Augsburgs  im  17.  Jh.'') 

Von  der  in  Nürnberg  auch  nach  dem  80jährigen  Kriege  noch  herrschen- 
den hohen  Ennstthätigkeit  zengt  der  von  dortigen  Eflnstlem  im  J.  1660  ge- 
fertigte, aber  129  Jahre  später  nm  66  000  fl.  an  Kaiser  Paul  nach  Ru&- 
iand  verkaofte  sog.  Teantbmnnen*,  der  jetzt  im  SchloDspark  zu  Peterhof 
steht  und  wovon  F.  Wanderer  in  Wort  nnd  Bild  erzählt.')  — 

Nürnberger  Goldschmiede -Ordnungen  ^ebt  J.  Stockbauer.*)  —  Als 
schätzbarer  Beitrag  zur  Geschichte  der  Nürnberger  Geschlechter,  vorzüglich 
aber  als  Zeugnis  des  4n  diesen  Kreisen  herrschenden  sittlich  gesunden  Geistes 
und  des  biederen  nnd  herzlichen  Tones,  wie  er  zwischen  den  einzelnen 
Familiengliedem  bestand*,  ist  J.  Kamanns  Edition  'Aus  Paulus  Behaims  I. 
Briefwechser  ^)  aus  den  Jj.  1538 — 1685,  in  denen  Paul  Behaim  als  Hand- 
lungsbeflissener in  Krakau  weilte,  zu  begrüben. 

Über  'Kirchenmusik  in  Franken'  bringen  die  Monatshefte  für  Musik- 
geschichte Mitteilungen.^) 

Das  Gepränge  an  Besuchen,  Einladungen  und  Geschenken  bei  einer  vor- 
nehmen Patrizier- Hochzeit  Anfangs  des  16.  Jh.  zeigt  Eugen  Frh.  v.  Löffel- 
holz-Kolberg durch  Veröffentlichung  der  vom  Bräutigam  selbst  hinterlasse- 
nen  Aufzeichnungen  über  seine,  des  D.  Christoph  H.  von  Nürnberg  mit 
Katharina  Füttererin  am  29,  Aug.  1519.  vollzogenen  Hochzeit^ 

Einen  nicht  nnwillkommenen  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  bietet  G.  Alb. 
Regnet  in  seinem  Aufeatze  'Von  Zauberapparaten  und  Hexenakten  im 
Reichsarchive  zu  München.'  ^)  Unter  ersteren  sind  besonders  Amulete  g^en 
Hieb  und  Stich,  für  Befreiung  aus  Gefangenschaft,  zur  Hebung  vergrabener 
Schätze,  zur  Erlangung  von  Liebe  u.  s.  w.  zu  verstehen.  — 

Die  Bedrängnisse  der  Stadt  Kulmbach  im  Herbste  1806  werden  uns 
mit  den  Worten  des  damals  dortselbst  amtierenden  Bürgermeisters  Albrecht 
Schenk  erzählt*) 

Eine  auch  kulturhistorisch  beachtenswerte,  aber  hauptsächlich  für  Topo- 
graphie und  Geschichte  Oberfrankens  ergiebige  Quelle  ist  das  Teutache  Pa- 
radeiCs  in  dem  vortrefflichen  Fichtelberg',  ^*)  verfalBt  von  dem  als  Pfarrer  zu 
Creufsen  am  9.  Dez.  1705  verstorbenen  Dr.  Job.  Will.  — 


1)  WStB-0.  U,  4,  S.  318—22.  —  2)  Deutsch.  Archiv  f.  G.  d.  IL  4.  B.,  3.  H.  — 
8)  Mitt  d.  Y.  f.  G.  der  St  NUmb.  UI,  169—175.  —  4)  Vr^sehr.  f.  Yolluw.  2.  Ha,  8.  94 
—121.  —  5)  Mitt  d.  V.  f.  G.  d.  St  Nflmb.  3,  73—154.  —  6)  XIII,  3.  —  7)  Mitt.  d. 
V.  f.  G.  d.  St  Nfimb.  IH,  155—168.  —  8)  AxcMt.  Z.  VI,  244—259.  Vgl.  o.  n.  Kap. 
Bayern.  —  Über  die  'Nürnberger  Joden'  s.  o.  I,  85*.  —  9)  A.  f.  G.  n.  Alttakde.  ▼.  Oberfr. 
15.    —    'Zur  Gesch.  d.  Abtei  Brambach  a.  d.  Taaber*  schrieb  Kaufmann.  —   10)  Kbda.  15. 


östicnich-UBgini.    (Ungnn.)  111,119 


xvn. 

F.  Dittrieh.    J.  H.  Sohwioker. 

Österreich  -  Ungarn. 

1. 

Österreich. 

(Siehe  Jahrgang  1883.) 


J.  H.  Sohwioker. 

2. 

Ungarn. 

Auf  Gmnd  eingehender  Forschungen  im  ungarischen  LandesarchiT,  dann 
in  den  städtischen  Archiven  von  Eperies  und  Zehen  und  des  Prämonstratenser 
Stiftes  Jässö  (Jossau),  endlich  nach  den  Berichten  der  päpstlichen  Nuntien 
und  der  Gesandten  von  Venedig  und  Ferrara  entwirft  der  unermttdlich  thätige 
Forscher  Dr.  W.  Fraknöi  ein  interessantes  Bild  vom  'Lehen  des  Paul 
Tomori/^)  des  Erzbischofs  von  Ealocsa  und  Anftthrers  der  Ungarn  in  der 
unglflcklichen  Schlacht  von  Mohacs  (29.  August  1526).  Der  Yerf.  schildert 
hier  nicht  hlofs  zum  ersten  Male  die  Lebensverhältnisse  T.'s,  der  von  bos- 
nischer Abkunft  seinen  Familiennamen  nach  der  Ortschaft  Tomor  im 
Abaiuv&rer  Komitat  führte,  in  dessen  Besitz  sein  Ahne  Siegmund  Tomori 
(d.  1.  hron  Tomor*)  im  J.  1485  gelangt  war;  sondern  Fraknöi  giebt  auch 
eine  anschauliche,  quellenmäbige  Darstellung  des  trostlos  jammervollen  Zu- 
standes,  in  welchem  sich  das  damalige  Ungarn  befiind.  Paul  T.  ist  an 
diesem  Zustande  zum  Teile  mit  schuldig;  vor  dem  letzten  Kriege  mit  dem 
Sultan  hatte  er  jedoch  ernstlich  gewarnt 

Mit  einer  andern  bedeutenden  Persönlichkeit  des  16.  Jh.  beschäftigt  sich 
die  'Lebensgeschichte  des  Kardinals  Georg  Utisenovic',  genannt  Martinusius'.*) 
Der  Yert  ist  Dilettant  und  bemüht  sich,  den  Kardinal  g^;en  die  Anschul- 
digungen des  Hoch-  und  Staatsverrates  zu  verteidigen.     Die  Bewdsftlhmng 


1)  «Tomori  PU  61ete'  in  «Siiudok'  Heft  IV ,  Y  und  VI.  —  2)  Mit  Benateiuig  dor 
Akten  de«  k.  k.  geh.  Hane-,  Hof«  und  Staate- Archivi  Ton  Og.  UtiiiBBotie*.  Wien.  gjr.  8*. 
180  S.    Urkniidenbach  75  S. 


ni,120  XVn.  2.    J.  H.  Sch^ricker: 

ist  lückenhaft,  das  vorhandene  Quellen-  und  Litteratnr-Material  warde  nicht 
vollständig  benutzt;  wertvoll  sind  die  urkundlichen  Mitteilungen,  ebenso  die 
Beigabe  des  Portraits  von  Kardinal  Martinuzd,  dessen  Leben  und  Wirken 
in  der  deutschen  historischen  Litteratnr  noch  immer  einer  entsprechenden 
Monographie  entbehrt.  Sehr  dankenswerte  Beiträge  zur  Kenntnis  dieses 
aufserordentlichen  Mannes  liefert  der  'Briefwechsel  des  Bruders  Georg  (d.  i. 
des  Kardinals  Martinnzzi)  von  1535  —  1551*,^)  welchen  der  Wiener  Archiv- 
beamte Dr.  Arpad  Kdrolyi  in  handlicher,  wohlgeordneter  und  korrekter 
Ausgabe  nach  den  Akten  des  k.  k.  Staats-Archivs  in  Wien  publiziert  hat. 
Es  werden  dadurch  die  Urkundenpublikationen  über  Martinuzzi,  weldie  der 
verstorbene  Historiker  Mich.  Horvdth  aus  dem  Brüsseler  Archiv  schon  vor 
zwei  Decennien  in  den  Schriften  der  ungarischen  Akademie  veröffentlicht 
hat,  in  erfreulicher  Weise  vervollständigt. 

Das  Werk  von  6.  Altenbnrger  und  B.  Rnmbold')  zerfilllt  in  drei 
Haupttheile.  Der  erste  umfaüst  die  Landes-,  Staats-,  Komitats-,  Distrikts- 
und  Städtewappen;  der  zweite  die  Wappen  der  Marktflecken  und  der  dritte 
die  Wappen  von  550  bedeutenderen  Dorfschalten  und  Gemeinden.  Das 
ganze  Werk  soll  auf  150  Tafeln  1500  Wappen  mit  voraufgehenden  historisch- 
heraldischen Erklärungen  bringen.  Die  Auswahl  ist  befriedigend,  der  Ab- 
druck sauber,  doch  ohne  Farben;  der  Text  genügt  Die  Wappen  und  Siegel 
der  Gemeinden  wären  in  dem  meisten  Fällen  entbehrlich. 

Eine  besondere  Aufmerksamkeit  widmet  man  in  Ungarn  neuestens  den 
kulturgeschichtlichen  Momenten  des  16.  Jh.,  namentlich  der  Kirchenreformation 
und  ihren  Nachwirkungen.  Es  ist  jedenfalls  eine  bedauerliche  Erscheinuug, 
dafs  eine  wissenschaftliche  Geschichte  des  ungarischen  Protestantismus  bis 
heute  zu  den  frommen  Wünschen  gehört.  Doch  sind  bereits  vielverheifsende 
Schritte  zum  Bessern  geschehen.  Dr.  Aron  Kifs  publizierte  die  'Beschlüsse 
der  ungarischen  reformierten  Synode  des  16.  Jh.',*)  seltsamer  Weise  nur  in 
ungarischer  Übersetzung,  die  allerdings  getreu  ist,  aber  die  Einsicht  in  die 
Originalien  doch  nicht  überflüssig  macht  Der  Editor  hat  den  Text  mit  einer 
orientierenden  Einleitung  und  mit  erklärenden  Noten  versehen.  Einen  inter- 
essanten Gegenstand  behandelt  Michael  Zsilinfsky  in  den 'Beligionsverhand- 
lungen  der  ungarischen  Landtage  seit  der  Beformation',^)  wovon  der  erste 
Band  bis  zum  Frieden  von  Szatmdr  reicht  (1711).  Aiiziehende  Gharakte- 
listiken  und  Skizzen  aus  der  protestantischen  Kirchengeschichte  Ungarns  ver- 
öffentlichten die  Schriftsteller  und  Historiker  Alexander  Sziligyi,  Alexander 
Karsay,  Samuel  Szeremley,  Alexius  Jakab  und  Karl  Szabo  in  einem 
Sammelwerke;^)  während  Karl  R4cz  die  Monographie  der  'Harander  Super- 
in tendentur'  «)  mit  grofsem  Fleifse  bearbeitet  hat  Ebenso  ist  die  'Geschichte 
der  reformierten  Kirche  zu  Zilah'  (Zillenmarkt)  von  Stefan  Magyarosi') 
eine  der  bessern  Lokal-Geschichten,   und  es  wäre  wtlnschenswert,   dab  jede 


1)  'Fr&ter  QySrgy  lereloi^.'  Badapest  gr.  8^  367  S.  —  2)  'Magyarom^  esinep- 
Un*  d.  L  'Wappenbnch  Ton  Usgani*.  Homugegeben' yon  6.  Altonbarger  ond  B.  Kom- 
bold;  der  Text  Yon  Karl  Taganyi  (Budapest,  1880—1);  4^.  (bisher  54  S.  n.  82  Tafela  in 
6  Heften.)  —  3)  *A  XVI.  asisadban  tartott  magyar  refomatiu  ssinatok  T^gi^L'  Bodapett 
gr.  S^.  VI  a.  735  S.  ^  4)  <A  magyar  oraziggyttläBek  yaUAsügyi  Uigyal^HÜ.'  Badapest, 
1881.  1.  Bd.  gr.  8«.  --  5)  «Magyar  proteat&na  egyliAa-tSriteelmi  monegfvliiik*  (Mobo- 
grapkieen  aoa  der  protestantischen  Kirchengeschicbte  Ungarns).  Budapest,  1880.  gr.  8*. 
144  S.  ^  6)  <A  sarindi  egybizmegye  tortfootei.'  Arad,  1880.  290  S.  —  7)  «Anlabi 
eraDgelilras  reformatoa  anyassentegyh&a  tSrt^ete.'    Klaoaenbnrg,  1880.    8*.     136  S. 


ÖBtormGli-UngurD.     (üng«ni.)  111,121 

gröfsere  Kirchengemeinde  Uugams  in  dieser  Weise  die  wichtigsten  Daten 
ihrer  Yeiigangenheit  getreulich  veröffentlichen  würde. 

Ein  wichtiger  Beitrag  zur  Kaltm^geschichte  Ungarns  im  16.  Jb.  ist  die 
Pobliziernng  der  'sämtlichen  Werke'  des  fahrenden  Sängers  Sebastian  Tinödy 
(Tinödi  Sebesty^n),  welche  der  Akademiker  Aren  SziUdy  vortrefflich  ediert 
hat^)  Die  '£inleitung'  bietet  ein  deutliches  und  korrektes  Bild  von  dem 
Leben  und  dem  Zeitalter  Tinödis,  der  nicht  blofs  nach  dem  Geschmacke 
seiner  Zeit  biblische  Historien  in  Verse  gefiafst,  sondern,  was  für  uns  weit 
interessanter  und  wertvoller  ist,  auch  die  wechselvollen  Geschicke  des  von 
politischen  und  religiösen  Parteien  zerfleischten  Ungarn  mit  seineu  Klage- 
liedern begleitet  oder  sie  in  seineu  Reimchroniken  schmerzeriüllt  berichtet 
hat.  Diese  werden  dadurch  zugleich  historische  Quellen  ersten  Ranges. 
Tinödi  war  der  'letzte  jener  fahrenden  Sänger',  die  unter  König  Mathias 
(Corvinus)  ihre  goldene  Zeit  erlebt  hatten. 

Von  dem  grofsen  Quelleuwerke,  ^Monumenta  Ck)mitialia  Regni  Uuugariae', 
die  im  Auftrage  der  ungarischen  Akademie  deren  Generalsekretär  Dr.  Wil- 
helm Fraknöi  ediert,  ist  im  J.  1881  Band  Yll  (gr.  8^  534  S.)  erschienen. 
Derselbe  nmfafst  den  Zeitraum  von  1582 — 1587  und  enthält  die  Akten  und 
Urkunden  (Einberufnugsschreiben,  Namensliste  der  Anwesenden,  königL  Pro- 
portionen, Landes-Gravamina,  königl.  Antworten,  Nuntial-Schreiben,  Beschlüsse, 
Gesetzartikel  u.  dgl.)  der  Landtage  von  1582,  1583  und  1587/8  sowie  der 
kroatischen  Provinzial-Kongregationen  von  1582 — 1587.  Jedem  Landtage 
geht  eine  übersichtliche  Schilderung  der  jeweiligen  politischen  Situation  und 
eine  zusammenfassende  kritische  Darstellung  der  betreffenden  Landtagsverhand- 
lungen voran.  * 

Das  Parallel- Werk,  welches  die  Ijandtage  Siebenbürgens  behandelt,  näm- 
lich die  ^Monumenta  Comitialia  Regni  Transylvaniae*,  die  von  dem  vortreff- 
lichen Kenner  siebenbttrgischer  Geschichte,  Alexander  Szildgyi,  ebenfalls 
im  Auftrage  der  ungarischen  Akademie  veröffentlicht  werden,  ist  im  J.  1881 
gleichfalls  bis  zu  Band  Yll  gediehen.  Dei*selbe  reicht  von  1614 — 1621 
(gr.  8%  567  S.);  begreift  also  die  erste  Hälfte  der  Regierung  Gabriel  Beth- 
IfiDS  m  «ich.  Das  überreiche  historische  Material  ist  ähnlich  wie  bei  Fraknöi 
geordnet;  die  'Einleitung*  (S.  3 — 122)  behandelt  in  quellenmäfsiger  Weise 
die  Geschichte  jener  Zeit;  insbesondere  giebt  der  Verf.  eine  eingehende  Dar- 
stellung der  Vorgänge  auf  dem  Linzer  Konvente  (Aug.  1614),  entwirft  ein 
anschauliches  Bild  der  Verhältnisse  Bethlens  zum  Kaiser,  zu  den  böhmischen 
und  österreichischen  Wahlkonventen,  zur  Pforte,  zu  den  ungarischen  Mifs- 
vergnügten  sowie  zu  den  Fürsten  der  Moldau  und  Walachei.  Die  Landtage 
Siebenbürgens  werden  klar  geschildert,  ebenso  die  Friedenstraktate  zu  Tyr- 
oau  (1615)  und  Nikolsburg  (1621).^)  Der  Verf.  beherrsclit  den  weit- 
schichtigen  Stoff  dieser  bewegungsreichen  Zeit  vollkommen;  die  diplomatischen 
und  kriegerischen  Aktionen  stehen  im  Vordei^^runde,  die  innere  Landes- 
geschichte kann  nur  andeutungsweise  berührt  werden.  Zur  Geschichte  des 
FfljTSten  G.  Bethlen  gehört  auch  die  Studie  von  Karl  Demkö  'Zur  Geschichte 
des  Plrefsburger  Landtages  161 9\^) 

Die  'Monumenta  Hungariae  Historica',  welche  ebenfalls  die  ungarische 
Akademie   herausgiebt,   wurden  in  der  n.  Abteilung   (Scriptores)   um   den 


1)  Im  dritten  Bando  der  'R«gi  Magyar  Költök  tiura'  (d.  i.  «Magaain  der  altungaritehen 
i)ichter^.  Budapest,  1881.  —  2)  Einen  Abschnitt  dos  Buches  'Bethlon  und  Georg  Homonnay* 
lu  der  Yerf.  besonders  in  der  nngar.  Akad.  yom  7.  Febr.  1881  Tor;  s.  <Ung.  BeTue*  1881, 
p.  187.  —  3)  In  den  «Ssindok'. 


111,122  XVn.  2.    J.  H.  Schwicker: 

34.  Band  vermehrt.  Derselbe  enthält  'ungarische  Chroniken  and  Tagebttcher 
ans  dem  16.  and  17.  Jh.*^)  and  zwar:  1)  Die  'Aafzeichnnngen  des  Enstatbias 
Gyalafi',  Sekretärs  des  Fürsten  von  Siebenbürgen,  für  die  Geschichte  dieses 
Landes  vom  Ende  des  16.  and  zu  Anfang  des  17.  Jh.  wertvoll.  Im  *An- 
hange'  veröffentlicht  der  Editor,  Prof.  Dr.  Karl  Szabö,  noch  53  Briefe, 
Ansprachen  and  Berichte.  2)  Die  'Denkschrift  des  Emerich  Martonfalvay' 
(1501 — 1585)  heraasgegeben  von  Emerich  Nagy  de  Szopor,  wertvoll  f)lr 
die  Geschichte  Westnngams.  3)  Das  'Tagebach  der  Familie  Horväth  von 
1622 — 1790',  heraasgegeben  and  mit  Vorwort  and  Anmerkungen  versehen 
von  Em.  Nagy  de  Szopor.  Die  Familie  Horväth  de  Stanesics  war  kroa- 
tischen Ursprunges;  das  Tagebuch  ist  für  die  Kulturgeschichte  im  18.  Jh., 
auch  für  die  allgemeine  Landesgeschichte,  von  Bedeutung.  Ein  gutes  Per- 
sonen- und  Sachregister  ist  beigegeben,  ein  Vorzug,  der  leider  nicht  allen 
Editionen  dieser  Art  in  Ungarn  eigen  ist. 

Für  die  Geschichte  des  16.  Jh.  enthält  die  von  A.  Szil&gyi  umsichtig 
redigierte  Zeitschrift  'Sz4zadok'  und  das  ebenfalls  von  diesem  eifrigen  Histo- 
riker herausgegebene  'Archiv  für  Geschichte'  CTört^nelmi  T&r')  auch  im  J. 
1881  zahlreiche  kleinere  Mitteilungen,  auf  die  wir  hier  des  Nähern  nicht 
eingehen  können.  Solche  Artikel  sind  in  den  'Szäzadok':  'Emerich  Thnrzo 
in  Wittenberg'  ('Thurzo  Imre  Wittembergben')  von  Sam.  Barabds  (1.  c. 
p.  149  ff.);  'Ein  ungar.  Sportsmann  aus  dem  16.  Jh.'  ('Egy  XVI.  6v8zäzbeli 
magyar  sportsman')  von  Ludw.  Thallöczy  (1.  c.  p.  68  ff.;  der  Sportsmann 
ist  Graf  Peter  lU.  Zay);  'Aus  der  Jugendzeit  eines  Staatsmannes'  ('Egy 
ällamf(6rfi  fiatalsägäböl')  von  AI.  de  Zildgyi  (1.  c.  p.  61  ff.;  der  Staatsmann 
ist  Georg  Ldzär);  'Vom  Hofe  des  polnischen  Königs  Johann  Sobiesky* 
(Szobieszky  Jänos  lengyel  kiräly  udvaräröl  1674,  1678')  von  WoliQsstng 
De4k  (1.  c.  p.  234  ff.);  'Forschungen  in  den  Archiven  Dalmatiens'  ('Kuta- 
täsok  Dalmäczia  lev^ltäraiban')  von  Dr.  Lad.  Fej^rpataky  (1.  c.  p.  214  ff.); 
'Die  ungarischen  Hofkapläne'  von  W.  F(raknöi)  (1.  c  p.  766  ff.)  u.  A. 
Aus  dem  'Tört^nelmi  Tär'  fQhren  wir  folgende  bemerkenswerteren  Publi- 
kationen an:  'Urkunden  aus  dem  Zeitalter  der  lleformation'  (1530 — 1560), 
herausgegeben  von  Karl  Fabritius  (interessant  für  die  Geschichte  des  da- 
maligen Primas  von  Ungarn  Paul  Värday);  'Die  erste  Belagerung  von 
Szigetvär*,  von  Ludwig  Szädetzky;  'Briefe  des  Stefian  Loschontzy'  (Juli 
1552),  des  heldenmütigen  Verteidigers  von  Temesvar;  'Briefe  ungarischer 
Gelehrten  aus  dem  16.  Jh.',  veröffentlicht  von  Karl  Szabö  (es  sind  darunter 
Briefe  von  Eustath.  Gyulafi,  Decius  Baronius.  Sigismund  David,  Johann 
LÄskai  und  Michael  Brutus);  'Korrespondenz  des  Türkenbezwingers  Niklas 
Pälify'  (1588 — 1 594)  herausgegeben  von  Jedlicska;  'Franz  Forgäcs  in  Ant- 
werpen 1562'  (der  Aufenthalt  dieses  Historikers  in  Holland  war  bisher 
unbekannt);  u.  a. 

In  die  Geschichte  des  17.  Jh.  gehören  aus  dem  Jahrgange  1881  des 
'Tört^nelmi  Tdr*  die  'Analekten  zur  Verschwörung  des  Paul  B61di'  von  AI. 
Szilägyi  (der  Bericht  des  Chronisten  Cserei  über  diese  Verschwörung,  1674, 
wird  als  ungenau  nachgewiesen);  ebenso  setzt  A.  Szilägyi  seine  Hitteilungen 
ans  der  'Politischen  Korrespondenz  des  Fürsten  Gabr.  Bethlen'  fort  und 
liefert  in  der  Studie  'Gabriel  Bethlen  und  die  Pforte'  eine  Verteidigung  des 
Fürsten  gegen  die  Anklagen  des  Kardinals  Khlesl,  der  Bethlen  der  'Tfliken- 
seuche^  beschuldigte.      Auch  zählt  zur  Geschichte  dieses  Fürsten  das  'Aus- 


1)  «Magyar  tört^nelmi  ÖTkonyrek  i»  naplök'.    Budapest,  1881.    gr.  8.    813  8. 


öitemieh-UngBiiL    (üngizn.)  111,123 

gabenverzeichnis  der  Fttrstin  Katharina  von  Brandenbarg  (Gem.  Gabr.  Beth- 
lens)  ans  dem  Jahre  1630',  veröffentlicht  von  Samuel  Barabds. 

An  der  Schwelle  des  17.  and  18.  Jh.  begegnet  man  alljährlich  dem 
anermttdlichen  Bäköczi-Forscher,  Koloman  Thaly,  der  mit  seinem  Werke: 
'Die  Jugendzeit  des  Fürsten  Franz  II.  Raköczi'  ^)  die  Biographie  seines  Lieb- 
lingshdden  begonnen  hat.  Das  Bach,  welches  der  Verf.  als  ^historische 
Stadie'  bezeichnet,  behandelt  die  Zeit  von  1676 — 1701  und  giebt  nenerdings 
Zeugnis  von  dem  seltenen  Sammler-  and  Forscherfleifse  des  Aators,  der  die 
Rdköczi-Periode  seit  Jahrzehnten  znm  alleinigen  Gegenstande  seiner  Stadien 
gemacht  hat  Er  kennt  das  weitschichtige  Material  und  die  einschlägige 
Litterator  vollständig;  aber  es  mangelt  ihm  die  Objektivität  und  der  unbe- 
fangene Blick,  um  Menschen  und  Verhältnisse  gerecht  zu  beurteilen.  Th. 
schwärmt  für  seinen  Helden;  das  ist  löblich  bei  dem  Dichter,  aber  mifslicb 
bei  dem  Historiker,  der  Wahrheit  suchen  und  Gerechtigkeit  ausüben  soll. 
So  ist  auch  obiges  Buch  des  Verf.  eine  reiche  Fundgrube  an  Daten,  aber 
die  Aufarbeitung  besteht  nicht  die  Kritik;  selbst  Verehrer  des  exklusiv- 
nationalen  Standpunktes,  den  Th.  einnimmt,  gestehen  zu,  dafs  derselbe,  wo 
die  Quellen  ihn  verlassen,  die  entstehenden  Lücken  nach  subjektivem  Er- 
messen ausmale. 

Derselben  Periode  gehören  noch  an:  Trophezeiungen  und  Aberglaube 
in  der  Bdköczi-Periode'  von  Kol.  Thaly.')  *Wer  war  der  Verteidiger  von 
CsobÄncz  im  J.  1707?'  von  Demselben.')  (Die  Verteidiger  waren  der 
Kurutzenkapitän  Martin  Szäz  und  der  Verwalter  Peter  Drizy.)  'Die  Gister- 
zienser  in  der  Räkoczi-Periode'  von  Julius  Rajnifs,^)  polemisiert  gegen  eine 
Stelle  des  vorigen  Artikels;  worauf  die  Erwiderung:  'Der  Administrator  der 
Czirczer  Cisterzienser  in  der  Rakoczi-Zeit'  von  Kol.  Thaly  ^)  folgte.  Bis  in 
die  R4köczi-Periode  reichen  auch  die  'Register  aus  fremden  Archiven^  ('Re- 
gestak külföldi  levätirakboP),  welche  Dr.  Heinr.  Marczali  in  England, 
Deutschland  und  Frankreich  gesammelt  hat.  Dieselben  umfassen  die  Zeit 
von  1371 — 1711  und  erschienen  Budapest,  gr.  80.  XIV  u.  305  S. 

Das  18.  Jh.  gewinnt  in  Ungarn  ebenfalls  erhöhte  Aufmerksamkeit  auch 
von  Seiten  der  Historiker.  Eine  gröfser  angelegte  wissenschaftliche  Mono- 
graphie ist  die  'Geschichte  Ungarns  im  Zeitalter  Josef  H.'  von  Dr.  Heinrich 
Marczali^  Das  Werk  wurde  im  Auftrage  der  historischen  Kommission 
der  ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  ausgearbeitet  und  beabsichtigt 
die  qnellenmäfsige  Darstellung  deijenigen  geschichtlichen  Epoche  Ungarns, 
in  welcher  die  'ungarische  ständische  Verfassung  und  die  an  deren  Bestand 
noch  geknüpfte  ungarische  Nation  den  gefährlichsten  Angriff  zu  bestehen 
hatte'.  Der  Verf.  hat  zu  seiner  Arbeit,  deren  erster  Band  vorliegt,  ungefähr 
70000  Urkunden  'in  Händen  gehabt'  und  es  zeugt  von  ungewöhnlicher 
Arbeitskraft,  wenn  der  Autor  dieses  Aktenmaterial  und  den  sonstigen  massen- 
haften litterarischen  Stoff  von  Anfang  des  Jahres  1878  (da  er  den  Auftrag 
erhielt)  bis  1881,  also  innerhalb  drei  Jahren,  zu  bewältigen  imstande  war. 
Der  erste  Band  schildert  Ungarns  Zustände  im  J.  1780,   d.  i.  beim  Begic- 


1)  <II.  Btt6cn  Ferenci  f^edelem  iQmiga  1676—1701'.  Frefsbnrg,  Stampfel.  gr.  S^. 
Vm  a.  80  8.  Mit  drei  Kapferstichen.  —  2)  'Jöslatok  i»  babonäi  hiedelmek  a  lUkdcsi- 
korbtti'  in  'Szisadok'  p.  40  ff.  -.  3)  'Ki  volt  CboMücz  megv^öje  1707  ben?'  in  *SzÄzadok' 
p.  65  iE.  —  4}  *A  ciflztercziek  a  Rik6csi-korban'  ebd.  p.  155  ff.  —  5)  'A  drcsiczisstercziek 
administratora  a  lUköczi-korban'  ebd.  p.  768  ff.  —  6)  'Magyaroraz&g  tört^nete  II.  Jözsef 
keiiban'.     Badapett    Enter  Band.    gr.  8*.    VI  n.  468  S. 


ni,124  XVU.  2.    J.  H.  Schiricker: 

ningsantritt  Kaiser  Josef  II.  Die  ^Einleitung'  greift  aber  noch  iriel  weiter 
zurück.  Sie  skizziert  nämlich  Ungarns  innere  Verhältnisse  von  1711 — 1740 
(S.  7 — 38);  die  Darstellung  ist  hier  nur  in  flüchtigen  Umrissen  gehalten.  Hier- 
auf folgen  die  ^Hanptzüge  der  Regierung  Maria  Theresias'  (S.  34 — 69),  denen 
in  zwei  'Büchern'  die  nähere  Ausführung  beigefügt  wird,  wobei  anangenehme 
Wiederholungen  unvermeidlich  sind.  Das  erste  Buch:  'Ungarn  im  J.  1780'  (S.  70 
—  360)  bringt  in  fünf  Kapiteln  die  Schilderung  der  volkswirtschaftlichen  Zu- 
stände, der  Gesellschaft,  der  Nationalitäten,  der  Kirche,  der  königlichen 
Macht  und  der  Staatsregierung.  Im  zweiten  Buche:  'Josef  II.  als  Tronerbe' 
(S.  363 — 427)  erzählt  der  Verf.  die  Jugendgeschichte  des  grofsen  Kaisers, 
seine  Beziehungen  zu  Maria  Theresia,  zu  Ungarn,  seine  Grundsätze,  Reisen 
etc.  Das  Buch  ist  reich  an  neuen  Daten,  namentlich  für  die  Innergeschichte 
Ungarns;  auch  vertritt  der  Verf.  in  manchen  Punkten  selbständige  An- 
schauungen (so  über  die  Bedeutung  des  ungarischen  Adels  und  der  kathol. 
Kirche  in  Ungarn);  es  mangelt  demsdben  aber  die  Abklämng  der  histo- 
rischen und  politischen  Anschauungen ;  er  ist  mehr  Parteimann  als  Historiker. 
Übrigens  greift  die  Darstellung  in  diesem  Bande  stellenweise  schon  bis  zum 
J.  1787  und  noch  weiter  herauf.  Am  dankenswertesten  sind  die  Abschnitte 
des  Buches  über  die  nationalökonomischen  und  sozialen  Verhältnisse  Ungarns 
im  vorigen  Jahrhunderte.  Ein  abschlielsendes  Urteil  wird  erst  nach  der 
Publikation  des  2.  Bandes,  der  die  Geschichte  der  selbständigen  Regierung 
Josefs  II.  behandeln  soll,  möglich  sein.  Mit  einzelnen  Abschnitten  dieses 
Buches  berührt  sich  die  Abhandlung  über  'Die  Vereinigung  der  serbischen 
Metropolien  von  Belgrad  und  Karlowitz  im  J.  1731',  von  Prof.  Dr.  J.  H. 
Schwicker.  Wien,  1881,  gr.  8^.  145  S.  (Sep.-Abdr.  aus  'Arch.  f.  österr. 
Gesch.'  Bd.  LXn.)  Hier  sowie  in  dem  Buche  'Polit  Geschichte  der  Serben 
in  Ungarn'  von  demselben  Verfasser  (Budapest,  1880)  sind  auf  Grund  eines 
beträchtlichen  Urkundenmaterials  zum  Teil  andere  Gesichtspunkte  als  bei 
Marczali  geltend  gemacht. 

Gin  bedeutsames  Buch  für  die  Josefinische  Zeit  in  Ungarn  ist  auch :  ^Die 
politische  Bewegung  in  Siebenbürgen  zur  Zeit  Josefs  U.'  von  Dr.  F.  v.  Zieg- 
lauer. VITien,  1881,  gr.  8^.  599  S.  Das  Werk  schildert  in  ausführlicher 
Weise  die  Geschichte  des  siebenbürgischen  Landtages  1790/91  mit  retro- 
spektiven Erörterungen  über  die  Kämpfe,  welche  insbesondere  Siebenbürger 
Sachsen  unter  Kaiser  Josef  II.  in  Verteidigung  ihrer  Municipal-Autonomie 
zu  bestehen  hatten.  Der  Verf.  benutzt  dabei  vorzüglich  die  Diarien  der 
sächsischen  Landtags-Deputirteu  von  Mediasch,  Hermannstadt  und  Kronstadt 
und  folgt  auch  sonst  zeitgenössischen  Quellen,  namentlich  den  Landtags- 
Akten;  doch  ist  sein  Quellenapparat  nicht  vollständig  und  die  Auffassung 
sowie  Darstellung  des  Gegenstandes  leidet  an  Einseitigkeit;  nichtsdestoweniger 
liefert  das  Werk  einen  sehr  wertvollen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Josefinischen 
und  Leopoldinischen  Zeit.  Auf  eine  interessante  Geschichtsquelle  aus  dem 
J.  1790  macht  aufmerksam  der  Artikel:  'Das  Tagebuch  der  adeligen  Kron- 
hflter  von  1790'  von  Dr.  AI.  M&rki,^)  in  welchem  das  Protokoll  der  vom 
21.  März  bis  27.  Oktober  1790  einander  abwechselnden  Komitats-Banderien, 
die  zur  Bewachung  der  wieder  nach  Ofen  gebrachten  ungarischen  Krone  er- 
schienen waren,  des  Näheren  bekannt  gemacht  und  Einzelnes  daraus  mitge- 
teilt wird. 


1)  <A  koronaönö  nemeMk  n^öja  1790*  in  «SiAsadok*  p.  335  ff. 


Ckterreich-Ungani.    (UDgum.)  10,125 

In  der  Periode  von  1718 — 1780  warden  im  Temeser  Banate  drei  Mal 
Kolonisten  ans  Elsafs-Lothringen  angesiedelt:  1752  (Mercydorf),  1763 — 66 
(Mercydorf  nnd  St  Andreas)  nnd  1770—72  (Weifskirchen,  Nen-Bessenyö, 
Ndköfalva,  insbesondere  die  ^wälischen*  Dörfer  St.  Hnbert,  Trflbswetter, 
Soltonr,  Mastort,  Charleville,  teilweise  Ostern  und  Gottlob).  Das  einst  halb- 
französische  Yolks-Element  ist  daselbst  heute  gänzlich  germanisiert.  Die  Ge- 
schichte dieser  Kolonieen  ist  in  der  Studie  von  Dr.  L.  Hecht  mit  grofsem 
Fleifse  nach  authentischen  Quellen  erzählt^) 

Eine  vielversprechende  Monogi*aphie  erschien  unter  dem  Titel:  'Geschichte 
des  ünterrichtswesens  in  Ungarn  im  18.  Jahrhunderte'  von  Aladir  Moln&r;') 
leider  starb  der  Autor  nach  Veröffentlichung  des  ersten  Bandes.  Dieser 
enthält  nach  einer  übersichtlichen  Darstellung  des  mittelalterlichen  Unter- 
richtswesens eine  Schilderung  der  verschiedenen  Lehr-  und  Erziehnngssysteme 
im  Zeitalter  der  Beformation,  deren  Einfahrung  und  Anwendung  in  Ungarn; 
eine  ausführliche  Darstellung  widmet  das  Buch  den  Jesuiten  und  bespricht 
dann  die  Wandelungen  des  Schulwesens  im  17.  Jh.,  um  sodann  einzelnen 
hervorragenden  Lehranstalten  (zu  Oedenburg,  Prefsburg,  Eperies,  Sdrospatak, 
Debreczin  etc.)  und  bedeutendem  Schulmännern  eine  besondere  Aufmerksam- 
keit zu  widmen.  Das  Schulwesen  Siebenbürgens  ist  nur  kursorisch  behandelt; 
an  die  eigentliche  Arbeit,  an  die  Geschichte  des  Schulwesens  unter  der 
Kaiserin-Königin  Maria  Theresia  und  Josef  II.  konnte  der  allzu  früh  ver- 
storbene Verf.  (geb.  1839)  nicht  mehr  gelangen.  Das  Buch  reicht  inhaltlich 
nur  bis  zum  J.  1740. 

Einen  teilweise  verwandten  Stoff  behandelt  das  Werk:  ^Die  ungarischen 
Gymnasien'  von  Prof.  Dr.  J.  H.  Schwicker,*)  das  von  S.  1 — 98  eine 
übersichtliche  Geschichte  des  Gymnasial-Wesens  in  Ungarn  in  zehn  Kapiteln 
liefert  und  damit  von  den  ältesten  christlichen  Zeiten  Ungarns  bis  in  die 
Gegenwart  herauf  kommt 

Für  das  18.  Jh.  nennen  wir  noch  eine  Biographie  des  'Grafen  Marsigli' 
von  Jonas  Beliczay,^)  in  welcher  nach  einer  kritischen  Darstellung  von 
Marsiglis  Leben  (geb.  10.  Juli  1658,  f  1.  Nov.  1730)  eine  mehr  kursorische 
Darstellung  der  Werke  desselben  gegeben  wird;  eine  ausführlichere  Analyse 
erfahren  die  Schriften:  'Danubius  Pannonico  Mysicus  observationibus  geogra- 
phicis'  und  'La  Hongrie  et  le  Danube'.  Ein  stoffreiches  Buch  ist  auch  das 
'Leben  des  Nikolaus  R^vai'  von  L.  Csaplär;^)  der  Verf.  bringt  darin  viel 
Neues  nnd  rektifiziert  zahlreiche  Irrtümer  über  das  Leben  dieses  Begründers 
der  magyarischen  Sprachwissenschaft.  Reiches  Material  für  die  Kultur- 
geschichte Siebenbürgens  bietet  die  umfangreiche  Monographie:  'Der  königl. 
freie  Markt  Birthälm  in  Siebenbürgen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Siebenbürger  Sachsen.  Von  J.  M.  Salz  er.'  (Wien,  1881,  bei  C.  Graeser.) 
gr.  S^.  XYI  und  750  S.  Es  giebt  wenige  gröfsere  Orte  und  Städte,  die 
sich  einer  ähnlichen  sorgfältigen  Darstellung  ihrer  Vergangenheit  und  Gegen- 
wart erfreuen  können.      Weit  weniger  entspricht  ihrem  Zwecke  eine  Mono- 


1)  Lob  coloiiies  Lorraines  et  AlaacienneH  en  Hongrie,  par  le  dr.  L.  Hecht  (Kancy,  1879); 
8^.  84  S.  (Mit  einer  *Carte  pour  aorvir  &  rhistoire  de  la  coloDiaalion  de  la  Hongrie  de  1762 
u.  1772.')  —  2)  *A  kosoktat&fl  tört^nete  Magyarorszägon  a  XVIil.  az&xadban'.  Badapeat. 
gr.  8«.  VIII  n.  600  S.  —  3)  Budapest,  Küian.  4».  XII  u.  367  S.  ~  4)  'Maraigli  «lete 
^  mank&i.  Budapent.  gr.  8«.  96  S.  (Vgl.  *Ung.  Reyue'  1881,  p.  189.)  —  5)  Budapett, 
Aigner.     gr.  8^ 


in,126  XVEL  8.    J.  H.  Sehwieker. 

graphie  über  Weifskirchen.  ^)  Nennenswert  ist  die  'Monographie  von  Steinam- 
anger^  von  Dr.  Adolf  Knnz,*)  wovon  der  erste  Teil  die  Geschichte  der 
Stadt  enthält 

Interessante  Beiträge  'znr  Theatergeschichte  von  Budapest*  (1790 — 1817) 
liefert  K.  M.  Eertbeny  in  der  'Ung.  Revne'  1881  S.  686-r-658  und  845 
— 879.  Auch  das  Theater  zu  Komom  fand  seinen  Monographen  in  Josef 
Szinnyei  sen.,')  der  vorläufig  die  Zeit  von  1811 — 1819  behandelt  Nach 
anderer  Richtung  von  Bedeutung  sind  'die  Gedanken  des  Palatins  Erzherzog 
Josef  zur  Regenerierung  Ungarns  und  Österreichs  im  J.  1810',  welche  Prof. 
Dr.  Ed.  Wertheimer  in  der  'Ung.  Revue'  1881  S.  343 ff.  mit  entsprechenden 
Begleitworten  veröffentlicht  hat 

Unter  den  Werken  mit  zeitgeschichtlichem  Stoffe  hat  die  Fortsetzung 
der  ^Schriften  aus  der  Emigration'  von  Ludwig  Kossuth,  ^)  welche  die  Zeit 
'nach  dem  Frieden  von  Yillafranka*  behandelt,  das  meiste  Interesse  erweckt; 
namentlich  wurde  durch  Kossuths  'Essay  tlber  Ungarn'  und  die  beigefftgten 
'Anmerkungen'  eine  lebhafte  Polemik  hervorgerufen.  Kossuths  politischer 
Standpunkt  ist  bekannt;  er  prägt  sich  auch  in  seinen  geschichtlichen  Ans- 
fOhrungen  und  persönlichen  Erinnerungen  in  schroffster  Weise  aus.  Die 
wissenschaftlich  wertvollsten  Entgegnungen  auf  die  parteiische  Darstellung 
Kossuths  erschienen  in  der  Revue:  'Budapest!  szemle'  1881,  und  zwar: 
'Kossuth  und  die  pragmatische  Sanktion*  (Februarheft  S.  242  ff.;  deutsch  in 
der  'Ungar.  Revue'  1881  S.  27  ff.)  und  'Noch  einmal  Kossuth  und  die 
pragmatische  Sanktion'  ('M^  egyszer  Kossuth  6s  a  Pragmatica  Sanctiö')  von 
Paul  Gyulay  (ebd.  52.  Heft  S.  144  ff.);  femer:  'Die  gemeinsamen  Ange- 
legenheiten und  die  Revolution'  ('A  közösttgyek  6s  a  forradalom')  von  Prof. 
Fr.  Salamon  (ebd.  Heft  52,  S.  322  ff.),  ebenfalls  gegen  Kossuth  gerichtet; 
nicht  minder  scharf  ist  der  ^Offene  Brief  von  Arthur  Görgei  mit  'Be- 
merkungen tlber  Kossuths  Schriften'  ('Nyilt  lev61  a  szerkesztöhez  6s  68zrev6- 
telek  Kossuth  Jrataira^;  ebd.  Heft  53,  S.  161  ff.),  worin  die  Sachlage  vor 
und  bei  der  Katastrophe  von  Yilägos  (1849)  durch  0.  polemisch  gegen 
Kossuth  erörtert  wird. 

Auch  in  den  'Memoiren*  einzelner  Personen,  die  an  den  Ereignissen 
von  1848/49  minder  beteiligt  waren,  finden  sich  verwendbare  Beiträge  zur 
Geschichte  jener  ereignisreichen  Tage.  Der  dritte  Band  von  Franz  Pulfsky 
'Meine  Zeit,  mein  Leben'  (Prefsburg,  Stampfel)  beschäftigt  sich  mit  den 
Schicksalen  des  Verfassers  während  der  Emigration,  berührt  sich  demnach 
mehrseitig  mit  Kossuths  'Schriften'.  Mehr  Unmittelbarkeit  haben  die  ^Er- 
lebnisse' von  Mich.  Baros  ('^Im^nyeim'),  welche  die  Zeit  von  1848 — 1861 
umfassen.  Desgleichen  bietet  das  umfangreiche  Buch:  'Zur  Geschichte  unseres 
Freiheitskampfes'  von  Alexius  Jakab,^)  fQr  den  Kampf  von  1848/49  manch 
dankbares  historisches  Material.  Interessante  Streiflichter  auf  die  Zeit  von 
1840  aufwärts  findet  man  auch  in  den   'Reden  und   Studien'   von  August 


1)  *WeifiikircheB  in  aeiner  Vergangenheit  nnd  Gegenwart  Nach  hancUchriftL  Quellen 
geschildert  Ton  Leonhard  Böhm.'  Ung.- Weifskirchen.  gr.  8*.  305  S.,  mit  2  SitaatioDt- 
plänen.  —  2)  «Szombathely  Monographi&ja'.  Budapest,  1881,  Fr.  Kilian.  Bd.  I.  1€0  S., 
mit  2  Karten.  —  3)  'A  kom&romi  magyar  azin^azet  tSrt^nete*.  Komom,  Ziegler.  1.  Heft 
gr.  8«.  64  S.  —  4)  'Jrataim  az  emigr&cziöböl.'  Badapest  Bd.  II.  gr.  8^  578  S.  ^ 
(DeaUch  hei  K.  Stampfe!  in  Prebbarg.)  —  5)  «Szabads&gharcznnk'.  Badapest,  1881,  Aigaer. 
gr.  8«.     577  S. 


Sohwai«.  in,127 

Trefort;^)  namentlich  in  den  Denkreden  anf  Oabr.  Klaas&l  and  Moritz 
Lokics,  in  dem  Aufsätze  ^Die  TOlkwirtschäftlichen  Momente  der  angarischen 
Gesetze  von  1848'  n.  a. 


XVIII. 

Dändliker. 

Schweiz 

seit  dem  Anfange  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Immer  wird  für  den  schweizerischen  Geschichtsforscher  die  Reformation 
des  16.  Jh.  einen  eigenartigen  Reiz  bergen  nnd  einen  st&ndigen  Anziehungs- 
paukt  bilden.  Denn  die  Politik  Zwingiis,  AnfElngc,  Wirkung  and  Fortgang 
der  neuen  Bewegung,  Ursachen  und  Werden  der  Krisis  von  1529  bis  1531 
bilden  eben  so  viele  noch  nicht  gelöste  und  stets  wieder  zur  Lösung  stimu- 
lierende Rätsel.  Da  sind  denn  die  schon  im  letzten  Jahresber.  (S.  129/30) 
erwähnten  Aktenpublikationen  feste  und  zuverlässige  Grundlagen  des  Studiums. 
Aus  den  Akten  lesen  wir  Gesinnungen  und  Stimmungen  der  Zeit,  wir  hören 
die  Worte  der  handelnden  Männer,  wir  erkennen  ihre  Gedanken,  Pläne  und 
Absichten.  —  Von  den  im  letzten  Bericht  erwähnten  Aktenpublikationen  hat 
(He  Strickler 'sehe  eine  Fortsetzung  erfahren,  reichend  vom  12.  Oktober 
1531  bis  Dezember  1532.*)  Ober  2000  Nummern  von  Regesten  werden 
uns  darin  geliefert.  Der  Verlauf  des  Kappelerkrieges  vom  11.  Oktober 
an  bis  zum  Abschluls  des  Friedens  ist  allein  in  ca.  1100  Stücken  darge- 
stellt und  zwar  in  allen  seinen  Momenten.  Die  Zerklüftung  der  Reformierten 
tritt  in  vielen  Zügen  hervor;  namentlich  zeigt  sich  die  Difierenz  zwischen 
Zürich  nnd  Bern;  letzteres  zaghaft,  zurückhaltend,  kühl  nnd  kalt  bis  zu  einem 
wenig  ehrenhaften  Grad;  Zürich  rührig,  entschlossen,  schlagfertig,  aber  ge- 
lähmt durch  die  Opposition  seiner  Landleute.  Zahlreiche  Akten  beleuchten 
die  Stellung  Österreichs,  Savoyens,  Mailands  und  namentlich  den  Anteil  des 
Papstes  an  der  G^enwehr  der  V  Orte,  wodurch  sich  durchaus  bestätigt,  wie 
sehr  die  Vorgänge  in  der  Schweiz  nicht  allein  vom  Boden  der  engeren 
Landesgeschichte,  sondern  sehr  wesentlich  vom  universalhistorischen  Gesichts- 
punkt aus  beurteilt  und  dargestellt  werden  müssen.  Hülfe  des  Auslandes,  die 
von  Hessen  und  anderswoher  den  Reformierten  angeboten  wird,  wird  freilich 
abgelehnt    Für  den  Musserkrieg,  über  den  eine  grundlegende  Abhandlung 


1)  *£iiiUk1}6«sMek  6i  tsnolmJüiTok'.  Budapest  (Jetit  aoch  in  deotscher  Spnuhe: 
Badm  und  Stadien'  yon  A.  T.  Leii»ig,  1883  bei  L.  Schlicke.  8«.  XU  und  S98  S.)  ^ 
2)  Aktenaunnl.  x.  Sohweis.  Reform.-Qetich.  i.  d.  J.  1521 — 1682,  im  Anschlufs  in  d.  gleich- 
zeit  eidgenSm.  Ahichiede  beerb,  u.  her.  v.  Dr.  Joh.  Strick I er,  StaaturchiTir  dee  Kantont 
Z&ricb,  Bd.  IV.  ZUrich,  Druck  Ton  J.  Schabeliti  1880,  1881.  Im  AnschloMe  eitleren  wir 
aoch  die  Artikel  im  Anseiger  für  Schweisergeschichte  über  die  Kappelerkriegs- 
litteratnr.     (Anseiger  1881  Xo.  1  u.  5.) 


ni,128  Xyni.    Dandllker: 

in  einem  späteren  Referate  ^)  berührt  werden  mufs,  ist  viel  Material  geboten. 
Die  Friedensschlflsse  im  Kappelerkrieg  und  die  Rflckkehr  zur 
alten  Ordnung  in  den  gemeinen  Herrschaften  geben  Anlafs  zn  vielen 
bitteren  Erörterungen;  die  Spannung  verschärft  sich  seit  Sommer  1532  immer 
mehr,  so  dab  zu  Ende  des  Jahres  ein  schwerer  Konflikt  in  Aussicht  steht, 
besonders  wegen  des  Züricher  Mandats.  Sehr  bemerkbar  ist  die  Verstim- 
mung gegen  Zürich  in  den  Akten  über  die  Auflösung  des  christlichen  Burg- 
rechtes. Schon  jetzt  treten  auch  die  Spuren  ernsterer  Zuspitzung  der  Gegen- 
sätze in  der  Westschweiz  hervor,  namentlich  erste  Versuche  Savoyens,  in 
Genf  wieder  Fufs  zu  fassen.')  Im  Gegensatze  zu  den  Chroniken,  die  vieles 
nur  berühren,  zeigt  diese  Aktensammlung,  wie  die  Dinge  von  Tag  zu  Tag 
sich  entwickeln  und  wie  in  jedem  Moment  die  Stimmungen  und  Kräfte  sich 
geltend  machen.  Sie  ist  gleichsam  ein  völlig  authentisches  Diarium  jener 
Zeit,  und  jeder  Geschichtsfreund,  der  dasselbe  durchblättert,  fühlt  nur  einen 
Wunsch:  dafs  nämlich  dies  wertvolle  Material  bald  in  einer  gründlichen 
Specialdarstellung  möchte  verarbeitet  und  ausgenutzt  werden.  Zum  Teil  — 
für  eine  enger  begrenzte  Periode  —  ist  dies  schon  geschehen  in  einem 
Buche  von  fundamentaler  Bedeutung,  das  im  nächstfolgenden  Jahresberichte 
besprochen  werden  wird.')  Aber  noch  harrt  das  Ganze  der  endgültigen 
Verwertung,  und  wenn  der  beste  Kenner  dieser  Urkunden,  der  Herausgeber 
selber,  dieser  schönen  Aufgabe  seine  Feder  widmen  könnte,  wäre  gewifs  ein 
dringendes  Bedürfnis  verschiedener  mit  jener  Periode  sich  befassender  Fach- 
männer erfüllt. 

Das  Zusammenwirken  der  schweizerischen  und  deutschen  Protestanten 
in  dem  Glaubenskriege  wurde  bekanntlich  durch  das  Marburger  Gespräch 
vereitelt.  Die  inneren  Differenzen  Zwinglischer  und  Lutherischer  Reformation, 
die  Gegensätze  vor  allem  der  beiden  Persönlichkeiten,  die  politischen  Ver- 
schiedenheiten der  Schweiz  und  Deutschlands  machten  den  Versuch  einer 
religiösen  Einigung  scheitern.  Im  Berichtsjahr  ist  eine  fleifsige  und  brauch- 
bare Zusammenstellung  der  Geschichte  dieses  Vorgangs  (fufsend  hauptsäch- 
lich auf  den  noch  ungedrnckten  Berichten  Hedio's  und  Butzers  und  darum 
willkommene  Handhabe  zur  Kontrollierung  von  BuUingers  Bericht)  er- 
schienen. *) 

Von  der  Geschichte  der  schweizerisch-französischen  Beziehungen  and  der 
katholischen  Politik  in  der  Zeit  der  Gegenreformation,  wie  sie  uns  in  dem 
schon  1880  angezeigten  Buche  von  Dr.  A.  Pb.  v.  Segesser  über  Ludwig 
Pfyffer  und  seine  Zeit  geboten  wird,  ist  dies  Jahr  der  zweite  Band  er- 
scMenen.^)  Er  beschäftigt  sich  mehr  als  zur  Hälfte  mit  französischer  Ge- 
schichte. 

Für  die  Schweizergeschichte  sind  einige  Kapitel  von  aufsergewöhnlicher 
Wichtigkeit:  so  besonders  über  den  Pfjffer-Amlehnschen  Handel,  den  Segesser 
zuerst  als  nicht  gewöhnlichen  Familienstreit,    sondern  als  politischen  Kampf 


1)  Über  die  Litterator  d.  J.  1888  (Gemeint  ist  das  Nenjahnblatt  der  Feuerwerker  t. 
Zfirch,  von  Zeller-WerdmUlIer).  —  2)  Der  Ueraasgeber  hat  die  Freundlichkeit  gehabt,  einen 
knrsen  Index  der  Ergebniaae  dieeea  weitM^chtigen  Materiala  uns  cur  YerfBgung  aa  stellen, 
den  wir  unserem  Referat  au  Grunde  legten.  —  3)  I>r.  H.  Esc  her,  Die  Glanbensparteien  ia 
der  Eidgenossensehaft  t.  1527—1581.  Frauenfeld,  1882.  —  4)  Erichson,  Das  Karbuger 
Beligiona-Gesprach.  Strasburg,  Heitz.  —  ICan  vgl.  o.  S  113  üb.  desselben  Yerfassera  Schrift: 
Strafsburger  Beitr.  s.  Gesch.  d.  Marb.  Bel-Gesprachs.  Gotha,  Perthes.  —  5)  Ludw.  Pfyffer 
und  seine  Zeit  Ein  Stück  frana.  u.  Schweiz.  Gesch.  im  16.  Jh.  II.  JkL  Bern,  K.  J.  Wyf«. 
S.  JB.  lU,  3,  131  f. 


Schweia.  111,129 

(Sieg  der  französischen  Partei  über  die  kaiserlich-spanische)  nachgewiesen 
zn  haben  das  Verdienst  beansprucht.  Eingehend  werden  die  Jesuitenbemfhng, 
die  Anfibdge  der  Nuntiatur  geschildert  Mit  Sorgfalt  und  feinem  Spflrblick 
werden  alle  die  kleinen  und  groCsen  Trübungen  des  konfessionellen  Friedens 
dargestellt,  die  teils  durch  innere  Verhältnisse  (Ealenderstreit,  Genfer  Handel) 
teils  durch  äuDBere  Beziehungen  (Verwicklungen  mit  der  französischen  und 
italienischen  Politik)  hervorgerufen  ¥nirden.  Mit  einer  nicht  zu  verleugnen- 
den Vorliebe  schildert  der  katholische  Verf.  im  Sinne  und  Geiste  seiner 
Partei  die  Bartholomäusnacht  und  die  Religionskriege  in  Frankreich.  Wer 
die  Beteiligung  der  Schweizer  an  diesen  Ereignissen  kennen  lernen  will, 
muIlB  dieses  Buch  zur  Hand  nehmen.  Das  Werk  zu  beurteilen  und  zu 
kritisieren,  verbieten  die  Grundsätze,  nach  denen  sich  diese  ^Jidiresberichte' 
richten  müssen;  es  sei  nur  auf  einige  eingehende  Besprechungen  noch 
hingewiesen^)  und  die  Empfindung  ausgesprochen,  dafs  unleugbar  fttr  jeden 
Geschichtsforscher  von  hohem  Interesse  sein  muüs,  was  ein  katholischer 
Staatsmann,  und  noch  dazu  ein  so  geistvoller  ^  über  die  Ereignisse  jener 
Tage  denkt  und  urteilt  — 

Von  der  Mitte  des  16.  Jh.  an  nimmt  in  Folge  der  Reformationsbewegung 
das  geistige  Leben  der  Westschweiz  zusammen  mit  demjenigen  Savoyens  und 
Sttdfrankreichs  einen  nachhaltigen  Aufschwung.  Dies  ist  uns  veranschaulicht 
durch  Sem migs  Buch,  welches  das  Kulturleben  von  Genf,  Neuenburg, 
Freiburg  und  Lausanne  im  Zusammenhang  mit  demjenigen  von  Savoyen 
(freilich  nur  in  flüchtigen  Umrissen  oder  in  zerstreuten  Bruchstücken)  schil- 
dert') Die  Schattenseite  aber  der  in  Genf  durch  Calvin  geschaffenen 
Theokratie  war  der  harte  und  erschreckende  Glaubenszwaug,  die  unerbittliche 
Inquisition. ') 

Das  16.  Jh.  hat  uns  dann  eine  neue,  auf  Forschung  und  wissenschaft- 
lichem Streben  beruhende,  zugleich  charaktervolle  Geschichtschreibung  ge- 
schenkt —  das  zeigt  uns  in  hervorragender  Weise  der  Bemer  Stadtchronist 
Anshelm^)  —  und  hat  uns  auch  ein  höheres  Schulwesen  gebracht,  die 
Volksschule  geschaffen,  wie  dies  in  Dr.  0.  Hunzikers  Geschichte  der 
schweizerischen  Volksschule  dargestellt  ist  ^) 

Im  Anfange  des  17.  Jh.  kam  die  Schweiz  hinein  in  jenes  Gewebe  diplo- 
matischer Kombinationen  und  Gegenkombinationen,  dessen  Verwickelungen 
den  Krieg  zwischen  Frankreich  und  Spanien-Österreich  gebaren. 
Der  grofse  Gedanke,  durch  Fufsfassung  in  Italien  und  in  den  Alpen  das 
spanisch-österreichische  Übergewicht  zu  brechen,  fahrte  König  Heinrich  IV. 
von  Frankreich  dazu,  die  Eidgenossenschaft  in  diese  Diplomatie  hereinzu- 
ziehen. —  Es  war  ein  glücklicher  Gedanke  der  schweizerischen  geschichts- 
forschenden  Gesellschaft,  die  Akten,  welche  das  Werden  dieses  Prozesses 
in  der  Schweiz  beleuchteten,  publizieren  zu  lassen,  und  es  war  ein  glück- 
licher Griff,  dafs  diese  Aufgabe  grade  dem  Gelehrten  und  Urkundenforscher 
Übertragen  werden  konnte,  der  in  einem  grofsen  Buche  den  welthistorischen 


1)  s.  B.  «Btaler  Ntchrichten'  12.  Febr.  18S2  (Beilage).  «Band'  yom  5.  u.  6.  Bei.  1881. 
<Neae  Zfiiicher  Zeitxm^  t.  22.  Des.  1882.  —  2)  Semmig,  Kultur-  u.  Littentorgeachichte 
der  fhuutönBclieii  Schweiz  nnd  Saroyena.  Zttrich,  Trüb  1882.  —  3)  Jules  Vuy,  Une  pro- 
Mjue  calnniate  k  Oenkve,  (Berue  de«  questions  hiatoriques  t  XXX.  Okt  -81.)  —  4)  Br.  £. 
Blöach»  Yalerius  Aiuhelm  und  seine  Chronik,  (öffentliche  Vortrage,  gehalten  in  der  Schweiz. 
VL  Bd.  6.  Heft.  Basel,  Schweighauser.  —  5)  Geschichte  der  schweizer.  Volksschule  mit 
Lebensabrissen  bedeutender  Schulmänner.     Zttrich,  Schultheis  1881.     Bd.  L 

Historisehs  Jahrsibsrieht«.    1881.    III.  d 


in,130  XVm.    DEndliker: 

Kampf  der  Mächte  in  den  Alpen  za  schildern  im  Begriffe  stand.  Das  aos- 
gezeichnete  Werk,  das  so  zustande  gekommen  and  publiziert  worden,^) 
schildert  uns  in  einem  ersten  Abschnitt  (nach  kurzer  YorfQhrung  aller 
früheren  Beziehungen  zwischen  der  Schweiz  und  Frankreich),  wie  Hein- 
rich lY.,  um  der  kriegerischen  Hülfe  der  Eidgenossen  sicher  zu  sein,  um 
ferner  der  Schulden  der  französischen  Krone  gegenüber  den  Schweizerkantonen 
durch  günstiges  Accomodement  los  zu  werden  und  um  endlich  die  Spanier 
in  Italien  zu  schwächen  und  Mailand  von  Österreich  zu  trennen,  1602  das 
ältere  Bündnis  zwischen  der  Schweiz  und  Frankreich  Ton  1582  in  neuerer 
Form  auffrischte.  Die  Schwierigkeiten,  die  Heinrichs  Gesandter  M6ry  de 
Vic  samt  seinen  Kollegen  in  den  Bedenken,  Vorurteilen  und  Begehriich- 
keiten  eidgenössischer  Kantone,  in  der  Gegenarbeit  SaToyens  und  Spaniens, 
in  der  FinanzYerlegenheit  Frau^eichs  u.  A.  fand,  die  Freude,  die  das  Ge- 
lingen der  politischen  Arbeit  am  französischen  Hofe  erregte,  die  Festlich- 
keiten, die  sich  daran  knüpften,  werden  uns  geschildert  und  werden  durdi 
die  urkundlichen  Beilagen  eingehend  beleuchtet.  Ein  zweiter  Abschnitt  er- 
zählt die  Geschichte  des  Vertrages,  den  im  folgenden  Jahre  1603  die  Bepublik 
Venedig  durch  ihren  Gesandten  Padavino  zu  Daves  mit  der  Bepublik 
Graubünden  schlofs,  um  auch  wie  Frankreich  freien  Durchpals  durch  die 
Alpen  zu  erhalten.  Das  ist,  wie  Bott  trefflich  sagt,  4a  premi^e  phase  de 
la  lutte  pour  les  Alpes  ä  la  yeille  de«la  guerre  de  Trente-Ans.' 

Man  weifs,  wie  dann  der  Kampf  auf  Bündner  Boden  um  die  Alpenpässe 
entbrannte,  wie  Spanien  1620  im  Veltliner  Mord  einen  fürchterlichen 
Gegenstols  gegen  die  französische  Politik  führte  und  wie  Bünden  dadurch 
in  gräuliche  Wirren,  die  Eidgenossenschaft  in  klägliche  Aufregung  versetzt 
ward.  *) 

Der  westfölische  Friedensschlufs '  in  den  Jahren  1647  und  1648  hat 
dann  der  Schweiz  die  Loslösung  vom  deutschen  Reiche  gebracht,  und  an 
dieser  Thatsache  hat  ein  bisher  viel  zu  wenig  beachtetes  und  zu  wenig  ge- 
schätztes Verdienst  der  Generalmajor  Hans  Ludwig  von  Erlach.  Das 
Werk,  welches  dieses  Verdienst  zuerst  feststellt  und  würdigt,  reinigt,  wie 
schon  bei  Erwähnung  von  desselben  erstem  Bande  im  vorigen  Jahresberichte 
ni,  133  erwähnt  wurde,  den  General  von  dem  bisher  auf  ihm  lastenden 
Verdachte  des  Verrates  von  Breisach  und  schildert  in  diesem  zweiten  Bande 
die  letzte  Partie  des  dreifsigjährigen  Krieges;  seine  Analyse  gehört  also  nicht 
hierher.  *) 

An  der  Bemühung  um  Freisprechung  der  Schweiz  nahmen  die  katholi- 
schen Orte  nicht  teil,  und  bald  nach  dem  Kriege  brach  in  der  Schweiz  der 
zweite  grofse  Religionskrieg,  der  'erste  Vilmergerkrieg'  aus.  Seine  Veran- 
lassung, die  Flucht  der  Reformierten  von  Art  nach  Zürich  1655, 
ist  jetzt  zum  ersten  Male  gründlich  aus  den  Akten  und  ungedruckten  Mate- 
rialien der  Archive   dargestellt  worden.^)      Die  Unklugheit  des  Benehmens 


1)  Qaellen  zur  Schweizergeschichte  Bd.  V:  Ed.  Bott,  Mary  de  Vic  et  Fadayino.  C^oel- 
qoes  pages  de  Thistoire  diplomatique  des  ligaes  Sniuea  et  Griflea  aa  oommenoemeiit  da 
XVnme  si^e.  —  2)  Jaliresber.  Über  die  Eantonsuchalo  Luzem  1880/81;  Beilage  Ü:  Die 
Bttndner  Wirren  des  JFahreB  1620  in  ihren  Wirkungen  auf  die  Eidgenouenschaft,  tod  Prot 
Beinhart  Luzem,  Gebrüder  Baber.  —  8)  Dr.  A.  y.  Gonzenbach,  Der  General  Hans  Lud- 
wig y.  Erlach  yon  Oastelen.  2.  Teil.  Bern,  K.  J.  WjCs.  —  4)  Anton  Denier,  Die  Niko- 
demiten  in  Art  oder  der  Hnmmelhandel  (in  'GeschichtBfreund  der  Y  Orte*  Bd.  36)  1881. 
Eindedeln,  Banziger. 


Schweia.  111,131 

der  Beformierten  in  Art,  die  Härte  des  Yer&hrens  von  Schwiz,  die  Leiden- 
schaftlichkeit and  der  ttbel  angebrachte  Eriegseifer  von  Zürich ,  aber  anch 
die  starke  politische  Färbnng  der  konfessionellen  Fragen  erbellt  daraas  sehr 
deatlich. 

Das  Zeitalter  der  Religionskriege  war  nicht  geeignet,  grofse  geistige 
Impalse  aafkommen  zn  lassen  and  das  geistige  Leben,  speziell  die  Schale, 
zar  Blüte  za  bringen.  Man  zehrte  im  17.  Jh.  an  der  pädagogischen  Erb- 
schaft der  Reformation,  and  vielfach  macht  sich,  namentlich  bei  den  Refor- 
mierten, eine  traarige  Yerknöcherang  geltend.^) 

Ganz  anders  im  18.  Jh.,  das  aach  für  die  Schweiz  ein  Zeitalter  geistiger 
Blüte  war.  Unter  den  litterarischen  Gröfsen,  aaf  welche  die  Schweiz  mit 
Stolz  zarückblicken  kann,  ist  jüngsthin  eine  bisher  verkannte,  Henzi  von 
Bern,  ins  voUe  Licht  gestellt  worden.')  Den  grofsen  Geschichtsschreiber  der 
Schweiz,  nnseren  Johann  von  Müller,  rückte  Thiersch  in  neae  Be- 
leachtang  haaptsächlich  darch  den  Nachweis,  dafs  Müller  selbst,  besonders 
später,  sich  angleich  mehr  für  die  Universalhistorie  als  für  die  Schweizer- 
geschichte prädestiniert  glanbte. ')  Die  hochfliegenden  neaen  pädagogischen 
Ideeen,  die  berühmten  schweizerischen  Schalmänner  des  18.  Jh.,  die  herr- 
lichen, aber  ephemeren  Schöpfangen  der  Helvetik  schildert  popnlär  die  schon 
erwähnte  Hanzikersche  Schalgeschichte.  ^) 

Die  Geschichte  des  Unteiigangs  der  alten  Eidgenossenschaft  1798  hat 
in  neaerer  Zeit  viel&che  and  erwünschte  Aafhellang  erhalten.  Eine  Epi- 
sode, eine  Seite  and  eine  Persönlichkeit  jener  so  tragischen  Geschichte 
hat  im  Berichtjahr  die  einläfslichste  Aufmerksamkeit  gefanden  in  der  Pabli- 
kation  des  Obersten  R.  v.  Erlach  über  die  Berner  Kriegsgeschichte 
des  Jahres  1798  and  über  seinen  eigenen  Grofsvater,  den  so  helden- 
mütigen and  so  anglücklichen  General  C.  L.  v.  Erlach.  ^)  An  Hand  der 
gedrackten  and  angedrackten  Akten  wird  von  dem  (nan  schon  verstorbenen) 
Heraasgeber  eine  karze  Kriegsgeschichte  Berns  mit  genaaen  Angaben  über 
die  militärischen  Verhältnisse ,  Trappenmacht ,  Taktik  etc.  zasammengestellt. 
Der  Hauptinhalt  des  Werkes  aber  wird  gebildet  darch  die  über  900  Seiten 
starke  Pablikation  von  Akten,  Briefen,  Dokumenten,  aas  denen  gleichsam 
ein  Tagebach  and  Urkandenbach  der  Zeit  von  November  1797  bis  Ende 
März  1798  konstruiert  ist.  Wertvoll  ist  da  besonders  die  bisher  noch  un- 
ediert  gewesene  Korrespondenz  des  Generals  Erlach.  Tafeln,  Übersichten 
und  eine  grofse  schöne  Karte  erleichtem  das  Studium  dieses  für  Militärs 
und  Geschichtsforscher  wertvollen  Werks,  das  zugleich  ein  dankenswertes 
Monument  ist  für  eine  Zeit,  der  man  stets  die  lebhafteste  Teilnahme  unwill- 
kürlich entgegenbringt. 

Von  eminenter  Bedeutung  für  die  politische  und  Kultur-Entwickelung 
des  Schweizervolkes  im  19.  Jh.  waren  ohne  Frage  die  kantonalen  Um- 
wälzungen der  dreifsiger  Jahre,  die  eine  vollständige  Regeneration 
des  gesamten  Staats-  und  Volkslebens  erzeugten.  Die  50jährige  Feier  dieser 
liberalen  Bewegung  und  der  sie  anregenden  Volkstage  hat  nun  in  einigen 


1)  8.  oben  S.  129».  —  2)  Vgl.  JB.  y.  1880  m,  3,  134  n.  dazn  nen:  den  AnisatB  yon 
Hirse  1,  Im  neuen  Beicb  1881.  No.  1.  —  3)  W.  J.  Thiersch ,  Über  Johannes  ron 
MfiUer,  den  Geschichtschreiber.  Augsburg,  Preyfs.  1881.  —  4)  Bd.  U  des  oben  8.  129» 
citierten  Werkes.  —  5)  B.  yon  Erlach,  Zur  Bemischen  Kriegsgeschichte  des  Jahres  1798. 
Beni,  K.  J.  Wyfs. 


9 


ni^l32  XVm.    Dindliker: 

Kantonen  (so  Bern,  Solothnrn,  Zürich)  popolftrwissenschaftliche  Bearbeitungen 
hervorgemfen.  ^)  Die  freiere  Bewegung  der  dreüsiger  Jahre  brachte  auch 
eine  freiere  kirchliche  Richtung  und  schuf  eine  neue  theologische 
Schule,  die  in  schweren  Kämpfen  sich  Bahn  brach  und  in  Dogma,  Ver- 
fassung und  Wissenschaft  der  Kirche  tiefgreifende  Neubildungen  anbahnte.') 
Im  politischen  Yerfassungsleben  rief  der  Umschwung  der  dreifsiger  Jahre 
die  repräsentative  Demokratie  ins  Leben;  nur  ein  Kanton  ging  weiter:  St 
Gallen,  wo  die  Liberalen,  eigentlich  gegen  den  Willen  des  Volkes,  um  der 
Partei  der  Anhänger  direkter  Volksgesetzgebung  etwas  entgegen  zu  kommen, 
einen  Mittelweg  zwischen  direkter  und  indirekter  Volksgesetzgebung  ein- 
schlugen durch  das  Veto.  3)  Dieses  Veto  ist  später  auch  in  anderen  Kan- 
tonen nachgeahmt  worden,  hat  dann  aber  in  den  sechziger  und  siebziger 
Jahren  dem  Referendum  Platz  machen  müssen,  das  nebst  Initiative  und  er- 
weiterten Grundrechten  Charakteristikum  schweizerischer  Verfassungen  bildet^) 
Die  Fortschritte  in  den  kantonalen  Verfassungen  wirkten  auch  auf  den  Bund 
zurück.  Nachdem  wesentlich  durch  die  einsichtig-taktvolle  Kriegsleitung  des 
verdienten  Generals  Dufour^)  die  eidgenössische  Fortschrittspartei  1848 
einen  glänzenden  Sieg  errungen  und  einen  neuen  Bund  geschaffen,  begann 
in  den  sechziger  Jahren  ein  neues  und  nachhaltiges  Vorwärtsdrängen,  ein 
immer  stärker  werdender  Zug  nach  zeitgemäÜBer  Erweiterung  der  Verfassung 
von  1848,  die  ja  nur  ein  Kompromis  gewesen.  Von  1865 — 1874  spielte 
sich  eine  lebhafte  und  nationale  Debatte  ab,  deren  Resultat  eine  Bundes- 
revision in  centralis tüch-demokratischem  Sinne  war,  und  die  Bundesver- 
fassung von  1874  rief  einer  ungemein  weitschichtigen  und  vielseitigen  gesetz- 
geberischen Thätigkeit,  in  deren  vollen  Entwicklung  wir  nun  in  den  achtziger 
Jahren  stehen.^)  Der  gekräftigte  Bund  allein  vermochte  ein  so  grolsartiges 
Werk,  wie  die  Gotthardbahn^)  zu  schaffen. 


Neben  der  Pflege  der  allgemeinen  Nationalgeschichte  blühte  von  jeher 
bei  uns  die  Lokalgeschichte,  und  das  Berichtjahr  1881  hat  aus  dieser 
Branche  manches  aufzuweisen,  teils  selbständige  Werke  ortsgeschicht- 
lichen Charakters,^)  teils  Biographieen,^)  Abhandlungen  und  Beiträge 


1)  Beden  gehalten  anf  der  Barenmatte  in  MünBingen  am  Gedenktage  der  YolkaerhebiingeB 
von  1831  and  1846.  Krebs  in  Beni  1881.  —  F.  yonArx,  Die  Begeneration  im  Kanton 
Solothnrn  (Bnchdrackerei  des  <01tener  Tageblatt'  in  Ölten).  —  K.  Dindliker,  Der  Ustertag 
tt.  die  Begeneration  des  Kantons  Zürich.  Grell,  FüJslL  Zar  Erinnerang  an  die  Usterfeier 
attrichscher  Lehrer,  anf  Veranstaltang  des  Lehrervereins  Zürich  and  Umgebang.  Dieladort  — 
2)  Dr.  Q.  Finsler,  Antistes,  Geschichte  der  theologisch-kirchlichen  Entwicklang  in  der 
deatsch-reformierten  Schweiz  seit  den  dreifsiger  Jahren.  Zürich,  Meyer  and  Zeller.  Dan: 
Baaer,  Protest.  Kirchenaeitang  1881.  No.  42.  —  3)  Theod.  Carti,  Zur  Ge^hie^te  der 
Volksrechte;  St  Gallische  Brinnerangen  an  die  Jahre  1880  and  1881.  Zürich,  Schabelits.— 
4)  Henne-Am-Bhyn,  Verfassnngen  der'  Schweiz  in  'Unsere  Zeit'  von  Gottschall.  1881. 
Heft  2.  —  5)  Eine  yolkstümliche  Bearbeitang  von  Dafoars  Leben:  Ochsenbein,  General 
Dnfoar,  ein  Lebensbild,  im  Aaftr.  des  bemischen  YolksachriftenTereins  gezeichnet  Bern, 
Haber  a.  Cie.  —  6)  Joh.  Meyer,  Geschichte  des  schweizerischen  Bondesrechta.  Sapple- 
ment:  Übersicht  des  aas  der  neuen  Bandesyerfiusang  Ton  1874  erwachsenen  Bandesrechtas. 
Winterfhar,  Westfehling.  —  7)  J.  J.  Egli,  Zar  Geschichte  der  Gotthaidbahn.  «Ans  aUen 
WelttheUen'  1880.  —  Motta,  Yersach  einer  GotthardbahnUtteratar  1844—1882.  BiUiogr. 
d.  Schweiz.  H.  Georg  1882.  —  8)  Cart,  Histoire  da  moayement  röligieux  dans  le  canton 
de  Vaad  pendant  la  l'e  moiti6  da  19me  tdMe.  Lausanne,  Bridel.  —  Fleary,  Histoire  de 
l'4glise  de  Genire.  t  III.  Gen^ye,  Grosset  —  Archinard,  Histoire  de  T^lise  dn  Ganton 
de  Vaad.    Laosanne,    Vincent   —  Galiffe,   Le  refuge  italien  de  Gen^ye.    Bile,   Georg.  — 


Schweiz.  111,133 

in  Zeitschriften,  Jahr-  und  Taschenbüchern,  Sammelschriften.  ^)  Ziemlich 
reichhaltig  ist  die  knnsthistorische  Litteratar.  >)  Die  grofse  'Deutsche 
Biographie'  sodann  bringt  sehr  beachtenswerte  Beiträge  znr  Geschichte  be- 
rühmter Schweizer  der  Neuzeit.') 


Chronik  der  Stadt  Aaraa  bis  1880.  Sanerländer.  —  Vögel  in,  Funiliengeschichte  der  Keller 
zum  Steinbock,  Festschrift,  Zürich.  —  Meyer,  Geschichte  von  Wetsikon.    Zürich,  Sal.  Höhr. 

—  O.  y.  Wyfs,  Vortrag  yor  der  Gesellsehaft  der  Bocke.  (Geschichte  yon  Mitgliedern  ans 
dem  16.  Jh.)  Zürich,  Scholthels.  —  Bnrckhardt,  Bilder  ans  der  Geschichte  yon  Basel. 
Basel,  F.  Schneider.  —  Bartholdy,  €K)schichte  yon  Arbon.  (Schriften  d.  Ver.  f.  Gesch. 
des  Bodensees  o.  Umgeb.,  X.)  —  TK  y.  Liebenau,  Das  alte  Loceni.  Lnsem,  Prell.  — 
Nenjahrsblatt  yon  St  Gallen:  St  Gallische  Oberyögte  anf  Bosenberg  bei  Beznegg,  yon 
Dr.  Bieraaer.  St  Gallen,  Haber  a.  Cie.  —  9)  Paol  Godet,  Charles  Henri  Godet  bota- 
niste  nenchatelois.      (Bolletin  de  la  sod^t^  des  sciences  naturelles  de  Keachatel   XII,  1.) 

—  G.  Meyer  y.  Knonaa,  L.  Hels,  Jahrbuch  de  S.  A.  C.  XVI.  —  L.  Tobler,  Prof. 
Dr.  H.  Escher.  1.  Seine  Jugendzeit  (Neojahrsbl.  des  Waisenhauses  Zürich).  —  A.  Burck- 
hardt,  Bürgermeister  Htsch  (Basler  Jahrbuch  1882).  —  1)  Geschichte  des  Glamer  Volks- 
schulwesens,  yon  Heer.  Jahrbuch  des  historischen  Vereins  in  Glarus.  18.  Heft  —  Morf, 
Entwickelungigeschichte  der  Schule  in  der  Schweiz  (in  Dittes  Pädagogischem  Jahresbericht 
1880).  —  Geschichte  der  gemeinnützigen  Gesellschaft  in  Zürich  yon  1829—1879,  yon  J.  £. 
Grob  (jetzt  Begierungsrat),  im  Jahrbuch  für  Gemeinnützigkeit  1879 — 80.  Zürich,  Herzog 
1881.  —  'Aus  Geschichte,  Littentur  und  Kunst'  Vorträge  yon  Kinkel,  Bahn,  Meyer 
von  Knonau,  S.  Vdgelin  etc.  Basel,  Schweighauser.  —  Wackernagel,  Der  Bat  yon 
Basel  als  Friedensstifter  zwischen  Frankreich  und  England  (im  16.  Jh.).  Basler  Jahrbuch 
1888.  —  A.  Bnrckhardt,  Eine  Basler  Gesandtschaft  im  yorigen  Jh.  (a.  a.  0.).  —  Sehr 
wertyoUe  Beitrüge  zur  Züricher  Geschichte  enthalt  das  Züricher  Taschenbuch  für  1881. 
Zürich,  Sal.  Höhr.  —  Im  Geschichtsfreund  der  V  Orte:  Hans  Salats  Drama  yom  yer- 
lorene«  Sohn  yon  Dr.  Bachtold.  —  2)  Ans  dem  'Anzeiger  für  Geschichte  und 
Altertumskunde'  (redigiert  yon  Prot  Bahn):  Fa^adenmalerei  in  der  Schweiz  yon  Prof. 
VSgelin.  Ansicht  der  Klosterkirche  yon  Einsiedeln  yon  1610.  Luzems  Silberschatz  yon 
Liebenau.  Statistik  schweizerischer  Kunstdenkmäler  yon  Prof.  Bahn  (Basel,  Baselland).  — 
Prot  Bahn,  Erinnerungen  an  die  Bürkiaammlung  (Neue  Züricher  Ztg.  1881  Xo.  173 — 175, 
177—180).  —  Prof.  Vogelin,  Maler  Vogels  Leben  (Neujahrsbl.  d.  Künstlergesellschaft  in 
Zürich).  —  Ders.,  Geschichte  d.  Holzschneidekunst  in  Zürich  (Neujahrsbl.  d.  Stadtbibliothek). 

—  Bachelin,  Alex.  Calame  (Musto  nenchatelois  1880  No.  12,  1881  No.  1  ff.).  -  3)  All- 
gemeine deutsche  Biographie,  Leipzig,  Duncker  u.  Humblot  Bd.  13,  14,  z.  B. 
Artikel:  Homer,  Hottinger,  yon  Prot  G.  y.  Wyfs;  Hotze,  yon  Prof.  Meyer  yon  Knonau; 
Hurter,  yon  Prof.  Wegelin;   Jenatsch  yon  Archiyar  Kind;    Iselin  yon  Dr.  BernouUi.  — 


111,134  XTX.  1.    J.  Hermann: 


XIX.    1. 

J.  Hermann. 

Frankreich  1515—1789/) 

Allgemeines. 

Die  meisten  andern  Fragen, >)  selbst  einigermafsen  die  kirchlichen') 
überragt  gegenwärtig  an  Interesse  das  Unterrichtswesen,  das  nach  allen  Seiten, 
in  alle  Phasen  hinein  verfolgt  wird.^) 

XVL  Jahrhundert  and  —1610. 

Eine  brennende  Frage  war  die  Heirat  der  Königin  Elisabeth,  um  die 
einst  Philipp  n.,  dann  der  Herzog  Ton  Aiyon  warben.^) 

Die  EÄmpfe  Karls  Y.  and  Franz  I.  endeten  sozusagen  mit  der  Be- 
lagenmg  von  S.  Dizier,  ®)  die  archivalische  Feststellung  verdient 

Auf  die  Bedeutung  der  'Zusammenkunft  der  Königin-Mutter  Katharina 
und  ihrer  Tochter  von  Spanien,  die  im  Juni  1565  stattfand',  bei  der  Ter- 
geblich  'der  Herzog  von  Alba  nichts  unversucht  lieb,  um  den  französischen 
Hof  zu  stärkeren  Vorkehrungen  gegen  die  Hugenotten  zu  veranlassen',  hat 
schon  L.  V.  Ranke  ^)  hingewiesen.  Gerade  in  die  Mitte  zwischen  den  zwei 
ersten  Hugenottenkriegen  fallend  ist  sie  ein  bedeutsames  Moment  in  dem 
Versuche  des  Hofes,  besonders  Katharinas,  sich  von  der  Vormundschaft  der 
Guises  frei  zu  machen.  Von  neuem  wird  jetzt  die  Aufmerksamkeit  darauf 
gelenkt;^)  auch  ein  Gouverneur  der  Zeit  in  Erinnerung  gebracht.') 


1)  Zum  lebhaften  Bedaoern  der  Bedaktion  ist  der  Bericht  fiber  diesen  Teil  «ugebliebea. 
Es  wird  daher  als  Ersats  in  der  Haaptaache  nur  eine  bibliographische  Übenioht  gegeben,  im 
nächsten  Jahrgang  aber  auf  die  wichtigeren  Werke,  auch  des  jEalligen  Zeitraums,  ein  Bfick* 
blick  geworfen  werden.  B.  Bedakt  —  2)  6.  Picot,  Une  statistiqne  d.  1.  Fr.  sons  TandeB 
regime.  B.  8  M.  T.  47.  1.  Uyr.  ^  Gallery,  les  doaanes  do  16  uMe  k  Colberi  Ac 
Sc  Mor.y  Tgl.  B.  d.  Q.  H.  80,  604.  —  de  La^ay,  les  secr^tairee  d'^tat  dep.  lear  origine 
josqn'  ä  la  mort  de  Lonis  XV.  G.  B.  d.  l'Acad.  Pol.  Mor.  2,  265.  —  F.  Frh.  t.  Beitsen- 
stein,  D.  Armengesetzgebnng  Frankreichs  in  den  GmndKÜgen  ihrer  histor.  EntwickL  Jhb. 
f.  Gesetzgeb.,  Yerwalt.  etc.  im  Deutschen  B.  5.  Jhrg.  4.  Heft.  —  3)8aglier,  St.  Johann 
y.  Gott  mit  e.  Gesch.  d.  Grund,  a.  Entw.  seines  Ordens.  Antoris.  Überaets.,  betrifft  Juan  de 
Dio,  geb.  1495,  gest  1556,  und  Die  barmhermgen  Brflder.  —  Vny,  Jeanne  de  Jossif  et  las 
soeurs  de  St.  Clair6,  TgL  B.  Q.  H.  30,  639,  betrifft  eine  Genferin  n.  die  Yerbreitong  der  Clarisaea. 
Huristay  (abb^)  behandelt:  Torigine  £ran9.  de  St  ¥rtaii^  Xarier,  ebd.  225  1  Soabielle 
aber  Dena.,  ebd.  229.  —  4)  Maggiolo,  instmct  prim.  ay.  1789,  vgl.  B.  Q.  H.  SO,  8691 
—  Paisenx,  Tinstr.  prim.  de  Tanden  dioc^e  de  Chalons  s.  M.  ayant  1789.  Ebd.  SO,  272. 
J.  Fayier,  Nouy.  6tad.  sor  Tumy.  de  Pont  k  Monason.  —  5)  Hector  d.  1.  Ferriire,  Lea 
projets  d.  manage  d'one  reine  d*Angleterre  II.  Elisab.  et  le  dac  d'Anjoa.  B.  IL  M.  47. 
2.  liyr.  —  6)  Foarot,  Belat.  da  si^  de  S.  Didier  1544;  d'aprte  des  docom.  B.  d.  Ghamp. 
et  d.  B.,  Mai.  —  7)  Frans.  Geach.  1,  S.  193  (IV.  Aufl.).  —  8)  F.  Gombes,  l'entzeyne  de 
Bsyonne  en  1565,  in  Ac.  d.  sc.  mor.,  ygl.  B.  Q.  H.  30,  603.  —  Dem.  anch:  la  St  Barthft- 
lemy,  ebd.  283.  —  9)  Tamiiey  de  Larroqae,  Adrien  d'Aspremont  yiccnntd  dthrthe, 
gouy.  d.  Bayonne  (f  1575).     B.  d.  Gascogne,  mai.     Vgl  B.  Q.  H.  288. 


Pnmkreich  1515—1789.  111,135 

Die  Frage  über  die  inneren  Znsanunenhänge  der  St.  Barthelimy  scheint 
jetzt  in  der  That  ihrer  Lösung  entgegenzueilen:  Es  ist  ein  sehr  annehmbares 
Fadt,  dafs  vorher  geplant  die  That  im  Allgemeinen  war,  Zeit  und  Ort  da- 
gegen fast  extemporiert  wurde.  ^) 

Die  bisher  weniger  beachtete  Margarethe  von  Frankreich,  Herzogin  von 
Savoyen,  Tochter  Franz  L,  hat  einen  interessanten  Briefwechsel,  geführt  mit 
ihrem  königlichen  Neffen,  ihrer  Schwägerin  Katharina  von  Medicis,  dem 
Kardinal  von  Lothringen,  Marschall  de  Boardillon,  Jean  de  Morvülier;  er  ist 
erst  jetzt  herftusgegeben. ') 

Der  Handel  unter  Henri  lY.  und  durch  seine  Mafsregeln  —  trotz 
SchwerfiUligkeit  —  hat  schon  eine  ziemliche  Ausdehnung.  Doch  überwog 
der  Import  den  Export^) 

Zeitalter  Lonis  XIH.  und  XIV. 

In  der  Richelieufrage  geht  der  Streit  weiter;*)  in  diese  Zeit  lassen 
uns  zahlreiche  Forschungen  weiter  eindringen.  ^)  —  Ein  merkwürdiger  Staats- 
prozeüs  ist  der  des  Marschall  Marillac.^ 

Die  Intendantenfrage  erhält  jährlich  neues  Beurteilungsmaterial.'') 

Reich  ist  die  Frondelitteratur  unter  Vortritt  der  bereits  in  früheren 
Jahrgängen  erwähnten  Spezialforscher.  ^) 

Yon  diplomatisch-politischer  Geschichte  haben  wir  nur  wenig  zu  er- 
wähnen;') ein  Engländer  behandelt  die  Maintenon.  ^^) 


1)  So  cUtf  bosonnene  urteil  der  Hey.  hUt  XY,  108  f.,  im  Anachlnfn  an  lioiseleur,  lea 
DouTelle«  controrerBes  snr  la  St  Barth^l.  ebd.  83 — 108,  der  gegen  H.  Bordier  n.  die  pr^in6- 
ditationsicb  erklärt  —  2)  Tamizey  de  Larroqne,  lettrea  inid.  de  Margaerite  de  Fr.  B.  H. 
XVI,  304—326,  XVn,  89—103.  —  3)  0.  Fagniez,  commerce  ext^r.  d.  1.  Fr.  soob  Henri  IV. 
R.  H.  XVI,  1 — 48.  —  4)  G.  Picot,  Not  aar  lea  maxime«  d'^tat  de  Bicbelien  (gegen  G.  Ha- 
notaox  Tgl.  JB.  m,  8,  S.  148)  i  Ac.  d.  ac.  m.  polit,  81,  1,  785—99,  Tgl.  B.  Q.  H.  *J65. 
—  5)  Bdgis  de  rEetonrbeillon,  cabinet  de  traTail  de  1625.  B.  d.  H.  273.  —  Von  dem- 
aelben  erwähnen  wir:  Prienae  de  Papillac  en  Anjou.  Nantea.  Vgl.  B.  Q.  H.  30,  273.  — 
6)  Depping,  procia  du  marichal  de  Marillac  aoua  Lonia  XIIT.  (1630  —  32).  Ac.  d. 
ac  mor. ,  Tgl.  B.  Q.  H.  604.  —  7)  Morin  (an  nom  de  M.  Vidal),  BOi.  d'Anbray  et  de 
la  Potherie,  intendanta  de  proT.  1680 — 70.  Soc  SaT.,  Tgl.  B.  Q.  H.  267.  —  Picot, 
Bapport  Bur  loa  m^moirea  dea  intend.  dreaa^  en  1698  poor  l'inatract  du  dac  de 
Bonrgogne.  C.  B.  Ac  M.  Pol.  2,  781.  —  8)  Chantelanze,  S.  Vinc  d.  Panl  et  lea 
Gondia  (Corresp.  25.  Oct  81  bia  25.  janT.  82)  —  Ch.  G6rin,  le  card.  de  Betz  an  condaTe 
1655,  67,  70,  76.  B.  Q.  H.  113—84.  -—  Paaqnier,  Elf  Dokumente  über  die  Ereign.  in 
Gatalonien  1652 — 60.  Gabin.  hiat  mai— jnni.  Tgl.  B.  Q.  H.  619.  —  Menjot  d'Elbenne, 
si^e  du  Mana  en  1662.  B.  d.  Maine,  H.  1.  Vgl.  B.  Q.  H.  284.  —  Gh.  Anbertin, 
L'^loquence  polit.  dana  lea  parlem.  de  Paria  II.  lea  oratenra  d.  1.  Fronde  et  lea  Jana^nistea 
parlam.  du  18  ai^e.  Bot.  d.  II.  M.  45,  2.  —  F.  de  NaTarelle,  La  Fronde  (TlnTeatig 
80.  aept/oct  —  Wir  erwfOmen:  Tamizey  de  Larroqne,  lettrea  inid.  d.  J.  J.  Boncbard 
(Gorreap.  d.  Peireac.)  Gabin.  hiat  mara/aTril,  Tgl.  B.  Q.  H.  287.  —  Depping,  6tad.  aar  Ic 
cheTalier  d.  Jaat  G.  B.  d.  l'Ac.  d.  ac.  pol.  et  mor.  2,  88,  336,  727.  —  Kulturgeachichtlich 
erwabnenawert :  KerTÜer,  Glande  Gaep.  Bachet,  Tan  dea  fondat  d.  l'Ac.  fr.  1880,  vgl.  B. 
Q.  H.  81,  1,  326.  —  Lettre  d.  B.  P.  J.  Batanlt,  miaa.  apoat  en  Alg^r.  1676 — 1736,  Tgl. 
ebd.  1,  823.  —  Barbier  et  Montanlt,  lea  colificheta  dea  Viaitandinea  au  XVIII  a.  Ball. 
Soc.  tack,  d.  Tam-et-Garonne.  —  Garo,  fragm.  d'ane  6tade  aar  le  18  a.  Ac  ac.  M.  Pol 
XV,  250 — 62  (Ton  der  Marqoiae  da  Deaaord).  —  9)  La  paix  d.  Pyr^6ea  (Hagaea  de  Lionne 
aea  ambaaaadea  en  Eapagne  et  Allem)  nach  a.  Gorreap.  VgL  B.  Q.  H.  9,  230.  —  10)  W. 
Bennet,  Kd.  Maintenon.  Vgl.  Athen.  1,  20.  —  Dietrich,  lea  maitreaaea  de  Loaia  XIV.  — 
Wir  erwähnen:  de  LauTereina  de  Booaendaele,  gazette  de  Maröachal  de  1710.  Soc 
SaT.,  Tgl.  B.  Q.  H.  30,  269. 


ni,136  XTX.    J.  Hermann: 

Aach  in  Frankreich  finden  deatsche  Archival-Arbeiten  —  Frankreich 
mit  hetreffend  —  Beachtung.  ^) 

Das  bevorstehende  Jubiläum  der  Hngenottenvertreibung  dürfte  eine  neue 
Reihe  von  Schriften  darüber  zeitigen.  Schon  jetzt  hat  die  Bewegung  in 
Deutschland  begonnen.  >) 

Eine  Obergangsgestalt  zur  Zeit  Louis  XY.  ist  der  Marquis  de  St  Simon, 
von  dessen  bisher  nicht  herausgegebenen  Schriften  uns  im  Berichtjahr  ge- 
schenkt worden  sind:  Estat  des  changemens  arrivis  k  la  dignet6  de  duc  et 
Pair  (betrifft  des  Verl  Ldeblingsgedanken  einer  Bettung  und^  Hebung  der 
Pairs  durch  zeitgemäüse  Umgestaltung);  M6m.  sur  les  maisons  de  Lorraine, 
de  Rohan  et  d.  1.  Tour;  Brouillons  des  projets,  sur  lesquels  il  foudroit  tra- 
vaiUer  sans  relache  (wiederum  die  Pairs  betreffend);^)  —  femer  Lettres 
1703 — 42  (1  an  den  König  nach  dem  Tode  des  Marsdiall  Bouffiers  1711, 
1  an  Mad.  de  Maintenon  von  Mad.  de  Simon  unterschrieben,  geschrieben 
von  dem  Gemahl,  enthaltend  die  Bitte  um  die  Stelle  als  Capitaine  des  Gar- 
des;  besonders  aber  1  lettre  anonyme  au  Roy  über  die  politische  Lage  von 
1712,  dessen  Echtheit  allerdings  nicht  ganz  unzweifelhaft  ist 

Projets  de  B6tablissements  du  Royaume. 

Supplique  dTuniversitö  au  parlement. 

M6moires  et  pi^es  diverses.^) 

Höchst  besonnen  und  sachgemäfs,  aus  reicher  Kenntnis  geschöpft,  sind 
die  'Avant  propos'.*) 

Louis  XV.  et  XVI.  (-1789). 

Eine  merkwürdige  Persönlichkeit  lernen  wir  in  dem  Beichtvater  Louis  XY. 
kennen.  ^) 

Wenig  tritt  hervor  seine  Gemahlin,  doch  findet  auch  sie  ihre  Biographie;  "O 
mehr  interessiert  die  berüchtigte  Maitresse.  ^) 

Eine  merkwürdige  Zusammeiifassung  der  aktualen  politischen  Lage  1765 
—  von  seinem  Standpunkt  aus  und  seinen  Leistungen  und  Bestrebungen  — 
hat  Ghoiseul  geliefert.') 

Ein  Deutscher  führt  seinen  Landsleuten  von  neuem  Turgot  vor.^®)  — 
Nachdem  Tratschevsky  seine  Untersuchungen  über  Vergennes  zu  dem  Er- 
gebnis geführt,  ^^)  dafs  des  Ministers  Unf&higkeit  und  Charakterschwftche  we- 


1)  S  Chef  er,  Belat  de  Spanheiiii,  ministre  bnndeb.  bux  1.  ooar  de  Franee  en  1690. 
Vgl  R  Q.  H.  80,  267.  —  Bibadien  behandelt  'nn  proc  en  Qajenne  bou  Louis  XIV. 
Ebd.  317.  —  Eüien  Kriegfmann,  wie  et  scheint  deutschen  Unpmngs,  beleuchtet  Jadart, 
marsch.  d'Asfald  R.  d.  L  Champ.  et  de  Brie.  mai.  Ygl.  B.  Q.  H.  287.  —  2)  'Ana  den 
Denkwürdigkeiten  Jak.  Estiennes'  yerdffentUchten  die  Grenzboten:  1)  Der  Krieg  in  Sidliea 
(1675—76)  S.  110.  2)  Die  Anfhebnng  des  Edicts  von  Nantes  nnd  die  Flocht  ana  Frank- 
reich 1688,  8.  135.  —  8)  M.  P.  Fangftre,  Berits  inM.  de  81  Simon.  T.  HL  —  Er- 
gänzungen giebt  A.  de  Boislisle,  £ragm.  in6d.  i.  R  H.  XV,  33i~48.  Ana  den  'Notes'  bio- 
graph.  Notizen  Ton  Interesse.  —  4)  M.  P.  Fangire,  Berits  inM.  de  St  Simon.  T.  lY.  — 
5)  XIX  n.  XXXn  S.  —  6)  A.  de  Lantenay,  l'abb«  Mandonz,  oonfess.  d.  L.  XY.  B.  Q.  H. 
327.  —  Die  Jesoiten  nnd  1  Anlafs  ihres  Sturzes  betrifft  A.  Dooarche,  la  banquenmte  d.  P. 
Lavalette  et  la  destruct.  d.  J^suites  en  XYIH  s.  La  Fr.  jndic  30.  noT.  —  7)  Meanme, 
Louise  de  Lorraine,  Beine  de  Fr.  (1653 — 66)  B.  d.  bibliop.  —  8)  Welse  hing  er,  les 
bijoox  de  Mad.  du  Barry  doc.  in£d.  —  9)  Ch.  Giraud,  M^.  d.  M.  Choiseal  d.  1765. 
Joum.  d.  Say.  Livr.  mars/ayril.  YgL  R  Q.  H.  284.  —  10)  H.  t.  Scheel,  Toxgot  Wastoni. 
H.-H.  März.  —  11)  La  France  et  FAUemagne  sous  Louis  XYI.  Suite  et  fin  (n^  B.  SL  XIY 
a.  JB.  m,  3,  148)  L  B.  H.  XY,  1—46. 


Frankrsich  1515—178».  111,137 

sentlich  das  Emporkommen  Prenbens  ermöglicht,  sucht  einer  der  bewährtesten 
Forscher  auf  dem  Gebiet  der  diplomatischen  Gteschichte  ^)  den  Fehler  über- 
wiegend auf  Rntsland  zu  wälzen.    Ersterer  bleibt  die  Antwort  nicht  schuldig.  *) 

Eine  interessante  Erscheinung  der  innem  Verwaltung,  auf  die  auch 
agrarische  Kreise  au&nerksam  zu  machen  sind,  war  eine  Art  Provinzial- 
Ökonomie-Rat  >) 

Die  Kehrseite,  das  eigentlich  bezeichnende  Element  des  Ancien  regime, 
was  zur  Revolution  ftlhrte,  lehren  in  beredter,  auf  zahlreiche  Akten  be- 
gründeter Weise  die  Archives  d.  1.  bastille>) 


J.  Hermann. 

Frankreich  seit  1789. 

Allgemeines  und  die  Zeit  bis  1792  betreffendes. 

Die  Kette  von  auf-  und  abwogenden  Strömungen  des  Volkslebens,  die 
man  mit  dem  Namen  der  'französischen  Revolution'  schlechtweg  zu  belegen 
pflegt,  erscheint  wohl  vielen  fOr  die  Forschung  erschöpft.  Nicht  so  dem 
Berichterstatter.  Neue  Memoireneditionen  ^)  in  ganzen  Sammlungen,  Dar- 
stellung gewisser  Seiten  der  Periode,  wie  abgesehen  von  der  polit.-parlament.,<^) 
die   immer   von  neuem  gegenwärtig  behandelte  unterrichtliche '')  und  Mrch- 


1)  Alb.  Sorel,  Yergenne  et  aa  politiqiie.  Ebd.  XV.  273^82.  —  2)  Tratchevsky, 
Vergemies  et  ses  apologiates.  BAponse  k  Soiel.  Ebd.  XYI,  827 — 883.  —  3)  Pigeonneaa, 
1.  oomit«  d'adminigtr.  d.  ragricolt.  (1785  —  87)  C.  B.  Ac  Sc  P.  M.  2,  541—576.  — 
4)  BaTAisson,  Arehirefl  d.  1.  baftille.  T.  12  (1709—12).  Vgl.  unten  S.  188.  —  5)  M^m. 
inMita  1790 — 1828  y.  IL  de  Lescnre,  der  aeit  1880  seinem  groben  Memoirenwerk 
Über  daa  18.  Jb.  ab  Fortsetaang  (Noayelle  a^xie.  Paria,  Firmin-Didot)  ein  auf  die  'Aaaembl^ 
ftrlamentairea  d.  1.  B^oL'  besflglichea  folgen  UUat,  bat  (tome  I:  Conatitoante;  II:  ConTention) 
biaber  eracbeinen  laaaen:  diejenige  dea  Marqnia  Ferriteea,  dea  Grafen  Montloeier,  yon  Tbi- 
baodean  nnd  Durand  de  Haillane.  —  Wir  erwSbnen:  Gazette  aneodot  dn  rigne  d.  Lonia  XYI, 
portefeoille  d'nn  talon  rooge  pabli6  par  Boger  de  Paraea,  ayec  pr^faee  par  G^rgea 
d'Heylli.  Lacroiz,  le  r^e  de  Lonia  XYI,  ayant  1789.  Llnatraet  Allain,  L'Inatract. 
prim.  ayant  la  reyol.  Sebr  leaenawert  iat:  Y.  Pierre,  Tioole  aona  la  r^yol.  BQH.  80,  193. 
A.  Dnray,  Llnatraet  pabl  ay.  1789  d'aprte  dea  doonm.  inM.  i.:  BDM.  T.  U.,  4,  ygL  ebda. 
T.  XLYn,  2.  —  6)  Arcbiy.  pirlem.  d.  1787—1860,  recaeil  compL  d.  d6bata  14gial.  et  polit 
dea  ebambrea  £r.,  imprim.  p.  o.  da  84nat  et  d.  L  Cbambre  d.  d^at^,  aooa  la  direction  de 
MIC.  J.  Mayidal  et  F.  Laurent.  2.  a4rie  (1800-1860).  —  7)  Hippean,  rinatmct  pabl. 
en  Franee  pendant  la  B4yoL  i.:  B.  Ac.  Sc.  PoL  M.  8,  2,  711,  entb.  Beden  Mlrabeaaa,  Talley- 
rand-Perigcrda,  Condoroeta,  Lantbenaa,  Bomm4a,  Lepeletier  St-Fargeaoa,  Gälte,  Lakanala,  Daa- 
nooa,  Foncroya  über  die  Unterricbtafrage.  A.  Babeaa,  Ttole  de  yillage  pend.  L  B^y., 
Daneoiane,  le  coU^  angl.  k  Donai  pend.  L  B^y.  f^.  A.  da  Gbdne,  an  petit  Coline  ayant 
et  pend.  la  B£y,  (Baag«  de  1682 — 1792.  1880.)  Qaellenwert  babea:  Deax  cabiera  de  1789 
rttat  li  l'inatr.  pabL  Le  Marq.  de  Sigar,  Une  yictime  de  la  Conatitation  dyile  da  olerg^ 
(Hoal  Pinot  1747—94).  Paria,  Bray  et  Betanz.  12«.  127  8.  —  Yeracbiedenea  liefiart :  Lecocq, 
lea  «ongilgBi  relig.  en  1789. 


in,138  ^CHl.  2.    J.  Hermaan: 

liehe,  ^)  anch  andere  knltarhistorische, ')  erweitern  and  yertiefen  mannig&ch 
die  Kenntnis. 

Endlich  scheint  sich  die  Üherzeagnng  Bahn  zn  brechen,  der  der  Referent 
in  der  historischen  Gesellschaft  schon  vor  etwa  10  Jahren  Ansdnick  gab, 
von  der  Bedeutung  deutscher  Berichte  ttber  die  Zeit.^) 

So  kann  es  nicht  fehlen,  daüs  auch  die  abgeleiteten  Darstellungen  — 
ganz  neu  oder  in  neuen  Auflagen,  zumal  wenn  sie  selbst  durch  eigne  Quellen- 
und  Urkundenforschungen  gestutzt  werden  —  Neues  bieten.^) 

Von  der  allergröüsesten  Bedeutung  auch  für  den  1.  Teil  der  Bewegung 
ist  die  Geschichte  der  Bastille.  ^)  Man  sieht,  wie  von  langer  Hand  die 
Schalen  des  Zornes,  Hasses  und  der  Verachtung  sich  fällen,  deren  Überlaufen 
zur  Umwälzung  ftthrt.  * 

Eine  zweite  wichtige  Smte  ist  die  nationalökonomische,  ^  auch  die 
künstlerische  hat  ihre  Litteratur.  ^) 

Die  lokalgeschichtliche  Forschung  vervollständigt  das  Bild.^) 

Den  Einheitspunkt  der  Lokal-  und  Landesgeschichte  bildet  diejenige  von 
Paris. ») 

1792-95. 

Das  dem  oben  Gesagten  Entsprechende  gilt  fOr  die  Periode,  die  den 
Höhepunkt  der  Bewegung  bildet.  ^^) 


1)  Notee  aa  xm  b^tier  patriot  de  V6p.  r^ol.  —  2)  Imbert  de  St.  Amand,  les 
FenuneB  des  Tnileries;  Marie  Antoinette  tax  Tniler.  (1789—91.)  —  Wir  erwShnen:  La 
Boche terie,  Marie  Antoinette.  —  £inen  fast  tragischen  Eindmc^  macht  die  Entwickeliuig 
der  ernsten  Ensiehnngsgrondsatze,  die  Ludwigs  XVL  Mutter  fllr  denselben  anigeetellt  hat,  Tgl. 
die  Mutter  Liidw.B  XVI.  und  ihr  Eraiehungsprincip,  H.  P.  Bl.  XXVHL  —  *Fnui  Necker'  ist 
zum  SchluTs  gekommen.  AZ.  Beil.  138 — 44  —  natürlich  auf  Grund  y.  Oth6nin  d'HaussonTÜle,  Tgl. 
JB. in,  8, 151.  —  8)  HugoWittmann,Parisindeut8ch.  Schilderungen  1789— 1864.  Wester- 
manns  M.-H.  6  (Juni).  —  Wir  erwShnen  die  auf  Grund  des  Buches  yon  Laoombe  gelieferte, 
noch  üb.  die  Berolutionszeit  hinausgehende  Abhandlung:  B.Vachenot,  le  comte  de  Serie,  sa 
▼ie  et  B.  temps  i.:  Ac  d.  sc  mor.  V,  722—40.  —  4)  Thiers.  bist  d.  L  Bey.  f^.  T.  II. 
15  Mit  Taine  Torig.  d.  LFr.  contemp.  T.  L  u.  IL  9  Mit  Zu  ygl.  M.  d.  1.  Bocheterie,  la 
conquSte  Jacobine.  BQH.  30,  216-^22.  i.  AnschluCs  a.  Taine.  Mme  E.  Dnyergier  de  Hanranne 
bist  pop.  d.  L  B^y.  f^.  Bs  erschien  auch  e.  Qiist  popuL  des  guerres  d.  L  Vendfo.'  Die  aus- 
wärtige Politik  in  Hinsicht  auf  Deutschland  fährt  Tratcheysky  fort  zu  beleuchten  (La  Ftanoe  et 
TAllem.  sous  Louis  XVL)  i  B.  bist  YonL.  y.  Bank  es  Beyolut-Krieg  ist  eine  neue  Auflage 
erschienen.  Wir  erwähnen:  Laffitte,  la  Biyol.  f^.  (1789—1815).  32®.  198  S.  Abbeyille. 
impr.  Betaux.  Paris.  Leroux.  Um&ssender  ist:  S.  Gharayay,  l'h^iame  civil  (1789 — 1880). 
16«.  X,  287.  Paris,  Charayay.  —  5)  Bayaisson,  Archiyes  d.  1.  BastUle.  T.  XII— XV.  ( — 1883) 
gehört  bis  jetzt  d.  Yorgeschidite,  nähert  sich  ab.  d.  Beyolntionszeit  selbst  ( — 1748).  YgL  o.  &  187. 
Vgl.  dazu  Dujon,  IJne  page  dliist  14.  juillet  1789.  Malyano-Mignon.  Lecocq,  laprise  d.  L 
Bastille  et  s.  anniy.  (Anon.),  la  prise  d.  1.  Bastille  (Eortn.  rey.  80.  1.  VHI).  —  6)  Lehxreidk 
sind  die  'Charges  d'un  contribuable  ayant  et  dep.  1789.'  —  7)  Welse  hinger,  le  tiiMtre  d.  1. 
B^y.i.  BQH.  Follio,  bist  yraie  d.  I.  Marseillaise.  Kouy.  B.  1  noy.  XXX,  290.  —  g)  A.  Bey, 
Not  Bur  mon  yillage  &  la  fin  d.  Tanc.  regime  k  S.  Prix  (oanton  d.  Montmorency).  I.  La  Seig- 
neurie.  Janin,  Bourg  et  Belley  pend.  I.  r6y.  B^mon,  la  r^y.  k  Ptenne;  ders.,  Cou- 
tumes  et  ordonn.  et  usages  loc.  de  P6ronne  ayant  1789.  M.  E.  Seinguerlet,  L'Alsaoe 
fran^.;  Strafsbourg  pend.  1.  B£y.  Paris,  Berger-Leyrant  In  Anlehnung  dann  schreibt  De- 
passe  i.  Nouy.  Bey.  IX,  S.  325  ff.  Wir  erwiOinen:  De  La  Boutetiöre,  l'arm4e  de  Oond^ 
1792 — 1801.  d'aprte  une  corresp.  inM.  d.  son  chef.  —  Femer:  Quernan-Lamerie,  Not 
sur  quelq.  d^put^s  d.  I.  Mayenne  pend.  1.  r^.  Bipaud  de  Montaudeyert,  sotoes  d.  1. 
B^yol.  fr.  k  Itle  Bourbon  p.  Louis  Brunet  —  9)  Gourdon  de  Genouillae,  Paris  k 
trayers  les  siMes  ist  mit  T.  IV.  fortgesetzt,  ygl  JB.  m,  3,  2.  (Bin  Seitenstück  scheint: 
A.  Mauroy,  Beims  k  trayers  les'  figes.  —  Journal  d'nne  bourgeoise  pend.  la  B^.  [1791 — 93.]) 
—  10)  Das  henronragende  Werk  yon  Mortimer-Tenaox  bist  d.  L  Terreor  (179S — 94)  d'apris 
d.  doc  auth.  et  inM.  erschien  in  3  Mit:  T.  VL  (1.  Mit  T.  VIH)  Paris,  Levy.   deLamar- 


Fnmknieh  teit  1789.  111,139 

Auch  hier  rundet  sich  das  Bild  durch  die  lokalgeschichtliche  Unter- 
sachnng  mehr  und  mehr  ab.  ^) 

Die  inneren  Kriege  haben  in  dieser  Periode  wie  in  der  Hogenottenzeit 
ihren  Haaptheerd  im  Nord-Westen,  Westen  nnd  Süden,  in  welchem  letzteren 
sich  firühzeitig  eine  royalistische  Ffirbnng  bemerkbar  machte 

Was  die  Geschichte  der  Bastille  für  die  arteilende  Betrachtang  der 
froheren  Zeit  ist,  nämlich  die  Linse,  in  der  man  alle  die  trüben  Strahlen 
des  ^ancien  regime'  sammeln  kann,  das  ist  die  Geschichte  des  Bevolations- 
tribanals  für  die  Schreckenszeit:  die  klassische  Stätte  der  bis  ins  einzelne 
za  verfolgenden  anerhörtesten  revolationären  Tendenzgerichtsbarkeit.  Wie 
oft  ist  nicht  schon  der  Prozefs  der  Königin,  deijenige  der  Girondisten,  der 
gescheiterte  Marats  and  vieles  andere  derart  irgendwo  and  irgendwie  dargestellt 
worden:  dennoch  ist  es  etwas  Verdienstliches  and  gewährt  ganz  neae  Ein- 
.sichten,  wenn  die  Gesamtgeschichte  des  Tribnnals  —  aaf  die  frühere  Dar- 
stellang  and  archivalische  Forschungen  gestützt  —  gegeben  wird.') 

In  Hinsicht  auf  die  Kirchenpolitik  Frankreichs  zeigt  sich  immer  wieder  die 
Bedeutung  der  weisen  MäGsigang  des  konstitutionellen  Patriarchen  Gr6goire.^) 

1795—1804. 

Die  auswärtige  Politik  tritt  in  den  Y ordeignmd.  ^) 

Yon  den  kleineren  deutschen  Mächten  ist  Württemberg  nächst  Hessen- 
Kassel  zuerst  bestrebt,  einen  Separatfrieden  mit  Frankreich  zu  schlielisen 
nach  dem  Muster  des  preufsischen  zu  Basel.  Der  gerade  um  diese  Zeit 
seinem  österreichisch  gesinnten  Bruder  gefolgte  Herzog  Friedrich  Eugen  war 
'mehr  gewöhnt,  preufsischen  Anschauungen  zu  folgen.*  Kaum  war  unter 
günstigen  Bedingungen  (besonders  Entschädigung  fUr  das  abgetretene  Mömpel- 
gard)  der  gewünschte.  Friede  geschlossen,  da  wendete  sich  das  Blatt:  die 
Österreicher  machten  Fortschritte.  Der  Herzog  machte  Anstalten,  von  der 
Verpflichtung  loszukommen,  die  Stände  waren  fär  Aufrechterhaltung  und 
gingen  soweit,  einen  eigenen  Bevollmächtigten  zur  Beobachtung  des  herzog- 
lichen Gesandten  und  mit  einer  gewissen  selbständigen  Unterhandlungsfreiheit 
nach  Paris  zu  senden.  Darüber  entstehen  Streitigkeiten  zwischen  Herzog 
und  Ständßn  mit  allerlei  Symptomen  des  qualifizierten  Verfassungskonflikts, 


tinee  hist  des  Girondins  in  6  Bdn.  in  1  neuen  AiiBg.  Za  der  Vorbereitong  dun:  1)  'Zur  6e- 
sehichte  des  TmlerienttarmB*  schxeiben:  Pollio  et  Marcel,  le  bataiUon  dn  10  aofit,  recherches 
p.  terr.  k  lliist  d.  1.  Rövol.  479  S.  Paris,  Gharpentier.  2)  'Zur  Gesch.  der  Septemberereignisse 
das  J.  1799'  setzt  Soklje  seine  Studie  fort  (Jaliresber.  d.  Gymn.  zn  Wiener-Neustadt).  Ein 
merkw.  Stflck  Schreckenszeit ,  yom  Henkerstandpnnkt  geschildert,  enthält:  H.  Sanson,  sept 
gfa^rations  d'ex^nt.  (1688 — 1847)  mimoires  des  Sansons.  —  1)  Bayal-JoiiYe,  Montpellier 
pend.  1.  Hy.  äexoL  p^riode  (21.  Sept  92—18.  bmm.  an  VIIL)  12<*.  497  S.  Montp.,  Conler. 
—  Le  tribonal.  crimin.  et  r^ol.  d.  1.  Bordogne  sons  la  Terrenr.  —  2)  £.  Daudet  stellt 
Hchtroll  und  lebendig  die  Geschichte  der  <royalistes  du  Midi  sous  la  HroV  (1790—93)  dar. 
L  La  oonspiration  de  Saillans.  11.  le  camp  de  Jalfts.  —  8)  J.  Wallen  (der  bekannte  Heraus- 
geber der  auf  Mortimer-Tervanx  ruhenden  Monographie  'la  Terrenr*  yon  uns  i.  d.  Mitt  d.  bist 
LH.  i  J.  1873  besproch.,  o.  hübsche  Barstellung,  ohne  eigene  Forschung,  jetzt  neu  herausg.) 
erhebt  sich  —  zum  Bange  eines  bedeutenden  Forschers  n.  Barstellers  zugleich  —  durch  seine : 
Hist  d.  tribun.  r^.  d.  Paris.  T.  I — Y.  Ein  Seitenstflck  ist  das  yorgenannte  über  das  ent- 
sprechende Trib.  d.  1.  Bordogne.  —  Man  ygl.  auch  den  Aufsatz:  le  r^e  d.  I.  justice  et  des 
lois  en  1793.  1880,  o.  Boul^,  une  cause  cel^bre  du  temps  d.  1.  Terreur.  —  4)  A.  Gazier, 
Grjgoix«  et  l'lgHee  de  Fhmce  (1792—1812).  B.  H.  XY,  47—82,  283—332.  —  5)  K. 
KIfipfel,  Die  FriedensunterhandL  Württemb.  mit  d.  firanads.  Bepablik  1796—1812.  H.  Z. 
XLYI,  S.  885—429. 


ni,140  XTX.  2.   J.  Hermanii: 

bei  Serenissimas  besonders  der  Argwohn  reyolntionftrer  Umtriebe:  Er  bricht 
mit  Frankreich,  verBchnldet  bei  der  französischen  Regierung,  während  er  ein 
gesamt-schw&bisches  Ghorfflrstentam  ertr&amt,  den  Gedanken  der  Teilung  von 
Württemberg  zwischen  Baden  und  Bayern  als  geeigneteren  Factoren  der  Politik. 
Dennoch  kommt  er  schlielslich  20.  Juni  1802  —  in  Anlehnung  an  den 
Luneviller  Frieden  —  mit  einem  blauen  Auge  davon.  —  Dies  etwa  die  Er- 
gebnisse, die  nach  der  von  uns  seiner  Zeit  erw&hnten  Publikation  von  Akten- 
stücken Konradin  Abels, ^)  des  ständischen  Gesandten  in  Paris,  und  nach 
Tübinger  handschriftlichem  Material  in  lichtvoller  flüssiger  Darstellung  ge- 
boten werden.*) 

Das  Verhältnis  zu  Österreich  im  April  1795^)  wurde  bestimmt  durch 
die  beiderseitige  Erschöpfung.  Da  hätte  PreuDsen  mit  seinen  intakten  Heeren 
für  Frankreich  einen  wertvollen  Bundesgenossen  abgegeben.^} 

Daher  ist  —  und  bleibt  selbst  über  diese  Zeit  hinaus  —  einer  der  am 
meisten  bestimmenden  Punkte  für  Frankreichs  Politik  das  Verhältnis  zu 
Preufsen,  welches  immer  und  immer  wieder  umworben  wird  von  der  verein- 
samten Republik.^)  Es  schien  dasselbe  geeignet,  dieselben  Dienste  zu  leisten, 
wie  sie  der  Rheinbund  dann  leisten  mufete:  In  diesem  Sinne  bearbeitet 
Caillard,  dann  in  schroffer  Form  Sieyds,  das  Kabinett  in  Berlin,  wie  Sandoz- 
RoUin  in  Paris  bearbeitet  wird.  Bedingung  der  Alliance  ist  nur  Verlegung  des 
Schwerpunktes  der  preufsischen  Macht  nach  Osten,  Aufgabe  der  deutschen 
Politik:  das  widerstrebt  vor  allem  dem  König. '  Die  Verhandlungen  verwickeln 
sich,  drohend  erscheint  am  Horizont  der  Krieg.  ^ 

Von  dem  Dunkel,  das  so  lange  über  den  Rastatter  Gesandtenmord  ge- 
herrscht, schien  seit  den  Publikationen  Vivenots,  Helferts,  v.  Sybels,  Hüffers 
nur  noch  wenig  übrig:  A.  Böhtlingk  hat  die  Frage  in  dem  von  uns  (im 
vorigen  Jahrgang),  wie  wir  glauben  mit  Recht,  gerühmten  2.  Band  seines 
^Napoleon'  von  neuem  in  Flufs  gebracht.  Doch  dürfte  ihm  dies  kaum  go- 
lingen:  der  sonst  so  vorsichtig  abwägende  besonnene  Forscher  scheint  einer 
wenig  substantiirbaren  Hypothese,  die  kein  echtes  Kind  seines  Geistes  ist, 
zum  Opfer  gefallen:  an  sich  nicht  wahrscheinlich,  durch  quellen-  und  be- 
sonders aktenmäfisige  Belege  nicht  ausreichend  unterstützt  erscheint  die  An- 
sicht, dafs  Napoleon,  um  den  gewünschten  Krieg  zu  erregen,  schon  vor  dem 
Abgang  nach  Egypten  oder  von  dort  aus  die  Sache  angestiftet,  Jean  Debiy 
aber,  der  einzige  gerettete,  der  sich  die  leichten  Wunden  selbst  beigebracht, 
als  Werkzeug  gedient  habe:  darin  dürften  die  übrigen  Fachmänner  dem  Kri- 
tiker der  Hist.  Zeitschrift  Recht  geben.'') 

Im  innigsten  Zusammenhang  steht  die  Kriegsgeschichte,  deren  Ergeb- 
nisse nachgerade  am  meisten  festzustehen  scheinen  und  die  in  populärer  und 


1)  La  Sonabe  apris  la  paix  de  B&le,  recneil  de  docomentB  diplom.  et  parlam.  pabl.  per 
G.  G.  Yreede  (Enkel  y.  Abel).  Utredit  79.  ^  2)  Klüpfel  a.  b.  w.  s.  8.  139.  —  8)  A. 
Sorel,  l'Antriche  et  le  comit6  de  salat  puhL  R.  H.  XYU,  25—68.  —  4)  Ders.,  la  aen- 
tralit^  da  nord  de  rAUemagne  en  1795.  Ebda.  267—302.  — -  5)  Ähnlieh  aneh  bei  A.  Bonl, 
▼gl.  ob.  (8.  140^.  —  6)  Vgl.  darttber:  P.  Bailleu,  Preoften  a.  Frankr.  1795—1807.  I.  t 
Publik,  a.  d.  geb.  Staate- Arch. ;  und  des  H.  Verf.  eigenen  Beriebt  b.  oben  m,  29  ff.  Dorch 
eine  klare,  iibenicbtliche ,  histor.  Einleitung  wird  die  Benntnmg  der  yortrefllichen  Auswahl 
▼on  AktenBtflcken  —  ancb  des  FariMr  ArdÜTB  des  auswart  Minist  —  in  geeigneter  Weise  ge- 
fördert —  7)  F.  X.  ▼.  Wegele,  Zur  Kritik  der  neuesten  litteratar  über  den  Bestatter 
Gesandtenmord.  H.  Z.  46,  8.  193—230.  —  Man  Tgl.  auch  Aber  'die  letstsn  Biegr^hieea 
▼.  Nap.  I.'  Birista  Eoxop.  1/2. 


Frtnkreich  seit  1789.  111,141 

wissensehaftlicher  Form  der  französischen  Jagend  and  dem  Volke  darzabieten, 
nicht  wenige  Schriftsteller  bestrebt  sind.  ^) 

Ein  bisher  etwas  vernachlässigtes  Gebiet,  die  Geschichte  der  Marine, 
tritt  jetzt  deatlicher  in  den  Gesichtskreis:  General  Decaen  erreicht  nach 
Hohenlinden  seinen  Wunsch,  nach  Indien  geschickt  za  werden  als  Greneral- 
kapitän  (18.  Jani  1802),  —  ohne  —  trotz  der  aafgewendeten  Mtlhe  —  das 
theoretisch  im  Frieden  za  Amiens  zurückgegebene  Pondich^ry  wirklich  er- 
langen za  können.  *)     (Man  sehe  auch  a.  letztes  Kapitel:  Indien.) 

Der  präsamtiye  kaiserliche  Admiral  war  J6rome,  der  nach  einigen  hoff- 
nungsreichen An&ngen  seiner  Bestimmung  entfremdet  wurde,  durch  die  Er- 
eignisse, die  zur  Gründung  des  Königreich  Westphalen  führten.') 

Auch  über  die  Organisation  und  Verwaltung  dieses  und  das  Hofleben 
in  Kassel  empfangen  wir  neues  licht  ^); 

Zur  inneren  Geschichte  auch  dieses  Zeitraums  reihen  sich  an  die  ein- 
heimischen die  deutschen  Berichte,  die  um  der  Unbefangenheit  der  Verfieisser 
willen  sehr  beachtenswert  sind.^)  So  deijenige  des  seiner  Zeit  gefeierten 
Professors  der  Orient.  Sprachen  zu  Paris,  Karl  Benedict  Hase,  der  bald  nach 
Beendigung  seiner  Studien  dorthin  kam.  Besonders  wertvolles  Material  hat 
auch  hierin  die  Publikation  Bailleus^^)  zu  Tage  gefördert:  Da  werden  fast 
aus  der  Vogelperspektive  —  so  kühl  und  objektiv  —  Bilder  entrollt,  zu- 
weilen günstiger  als  in  vielen  andern  deutschen  Berichten,  beweiskräftig  ge- 
nug, um  zu  zeigen,  dafs  Frankreich  der  Revolution  wirklich  mancherlei  ver- 
dankt, und  dafs  es  auch  eine  gute  Portion  ^Terreur'  hat  ziemlich  schnell 
überwinden  können:  'Der  erste  Anblick  der  neuen  Bepublik',  sagt  Bayard 
Herbst  1796,  ist  für  den  fremden,  von  Schirachs  und  andern  Zeitungs- 
deklamationen prävenirten  Deutschen  gerade  das  Gegenteil  von  dem,  was  er 
zu  finden  glaubte.  Statt  revolut  Ruinen  sieht  er  eine  Menge  neuer  land- 
wirtschaftlicher Anlagen,  auf  welche  die  Eigentumsrechte  der  dermaligen  Be- 
sitzer nicht  die  solidesten  sein  mögen,  die  aber  doch  von  der  gröfsten  aller 
bürgerlichen  Tugenden,  von  Arbeitsamkeit  und  Industrie  zeugen.  Zahlreiche 
Herden  bedecken  die  Fluren  und  am  Pfluge  des  wirklich  gut  gekleideten 
Landmannes  sieht  man  Pferde  angespannt,  die  man  in  den  damaligen  Um- 
ständen am  wenigsten  in  Frankreich  gesucht  hätte.  Die  Kultur  ist  im  Ganzen 
auf  einem  so  guten  Fufse,  dafs  man  füglich  die  Importation  entbehren  kann 
und  sich  überzeugt  hält,  daüs  der  vorige  Mangel  blofs  fiktiv*,  und  durch  den 
Diskredit  der  Nationalmünze  hervorgebracht  war.  .  .  . 

Die  Aufhebung  der  Kopfsteuer,  des  zwanzigsten  Pfennigs, 
der  Zehnten  und   Feudalrechte,    die  Kassierung   so   mancher   in- 


1)  In  der  Bibl.  d'tol.  et  d.  fiuaill  erschien:  Desprez  Kleber,  Morean.  Ney.  18®.  250  S. 
6  Karten.  In  der  Bibl.  d.  1.  jenn.  fr,:  Depaue,  Camot  18<>.  144  S.  —  2)  T.  Tessier,  le 
g^n^ral  Decaen  aoz  Indes.  B.  H.  XV,  349 — 381.  Auf  Grand  yon  Papieren  desaelb.  im  Marine- 
archiy  —  mit  Becht  betont  der  Vf.,  wie  wünschenswert  Nachforschangen  nach  dem  Verbleib 
der  Bonatigen  Hinterlassenschaft  des  Oenerals  wSren.  —  3)  Baron  du  Gasse,  Doeoments  in6d. 
relat  an  premier  empire.  Napol.  et  le  roi  J£rome.  B.  H.  XV,  110 — 141.  —  4)  Ebda.  382 
—412.  —  5)  Vgl.  K.  B.  Hase,  A.  d.  Zeit  des  Konsulats,  in  Briefen  nnd  Tagebnchblattem 
mitget  T.  Heine,  Direkt  d.  Magdalen.-Qymn.  in  Breslau,  i.  D.  B.  8.  Jg.  1. — 8.  Hft  — 
6)  Vgl.  o.  S.  140;  auch  29  ff.  Wir  heben  henror :  S.  37  f.,  74,  116  f.,  282—322,  848  1,  362  t, 
391,  femer  S.  423.  Ganz  besonders  aber  S.  91 :  'Einige  Bemerkungen  über  den  dermaligen  Zustand 
Ton  Frankreich,  entworfen  nach  seiner  Znrftckknnft  Ton  Paris  durch  den  KSnigl.  Geh.  expe- 
dierenden Sekretär  D.  T.  Bayard.  Ansbach,  1796.  Okt.  12  u.  i.  1.  Anhang  (Briefe  y.  Ger- 
Tinas).  S.  890  f.,  401,  409  f. 


n[,142       .  XTX.  2!   J.  Hermann! 

direkten  Abgaben  haben  den  Fleifs  des  Landmanns  rege  ge- 
macht   

Die  Bevölkerung  auf  dem  Lande  (die  insorgierten  Provinzen  ausge- 
nommen) scheint  eher  zu-  als  abgenommen  zu  haben.^ 

Ungünstig  ist  das  Bild  aber  die  gröfseren  (^'Departemental'-)  St&dte: 
Tiele  Städte  Frankreichs  sind  ruiniert,  alle  aber  befinden  sich  in  einem 
passiven  Zustand'. 

Taris  ist  noch  immer  die  Staats-Cloake  Frankreichs,  und 
eine  Stadt,  von  welcher  man  vielleicht  mit  Grund  behaupten  kann,  daiB  sie 
—  die  Wiege  der  Bepublik  —  ihr  den  Todesstoüs  geben  oder  von  ihrer 
gigantischen  Last  erdrückt  werden  wird.'  .... 

^Die  neueste  Konstitution  steht  in  der  gröfsten  Achtung,  besonders  seit- 
dem einige  Engländer  und  Amerikaner  ihr  den  Vorzug  vor 
allen  übrigen  eingeräumt  haben'.  .  .  . 

^Der  lauteste  Wunsch  der  firanzosischen  Nation  ist:  Friede  mit  Deutsch- 
land* —  und  Friede  überhaupt,  müssen  wir  die  andern  Berichte  zusammen- 
fassen. 

Einer  der  durchgehenden  Züge  ist  das  Friedensbedürfois  in  allen 
Schichten  des  Volkes,  das  dennoch  dem  Ehrgeiz  und  der  Parteileidenschafl 
noch  so  lange  geopfert  wurde.  Treffliche  kurze  Charakteristiken  der  leitenden 
Personen,  der  herrschenden  oder  sich  vordrängenden  Strebungen  und  Strö- 
mungen erläutern  dies  und  zeigen  zuweilen  die  Möglichkeit  längerer  Voraus- 
sicht der  kommenden  Ereignisse:  So  notwendig  vollzog  sich  die  Entwicklung. 

1804—15. 

In  die  denkwürdige  Zeit  des  Kaisertums  fallen  die  Jugenderinnerungen 
des  später  zu  so  bedeutsamer  Stellung  in  der  polit.  Entw.  seines  Landes 
und  in  der  Geschichtsschreibung  und  Dichtung  desselben  emporgestiegenen  La- 
martine. ^) 

So  vielseitig  und  wechselnd  die  Stellung  Talleyrands  war,  so  mannig- 
faltig ist  die  Litteratur  über  ihn:  Es  gewährt  einen  eigentümlichen  Reiz,  den 
Staatsmann  der  revolutionären  Republik  z.  B.  gegenüber  dem  preufsischen 
Bevollmächtigten  in  der  Konsulatsperiode')  zu  vergleichen  mit  denjenigen 
des  konservativen,  legitimistischen  Königstums  der  Restaurationsperiode,  der 
mit  der  gleichen  Virtuosität  und  Geschicklichkeit  wie  ehemals  die  Revolutions- 
principien,  seit  1814/5  diejenigen  des  monarch.  und  staatlichen  Rechts  und 
,  einigermafsen  des  Rückschrittes  handhabt,  so  dafs  er  sich  selbst  Mettemich 
gegenüber  als  gewachsen  oder  überlegen  zeigt. 

So  sprengte  er  auf  dem  Wiener  KongreCs  die  Koalition  und  ward  der 
mächtigste  Hebel  der  englisch -österreichischen  Verbindung,  die  ein  Gegen- 
gewicht gegen  die  russisch -preufsische  bildete,  und  diese  in  wesentlichen 
Punkten  zum  Zurückweichen  nötigte,  andererseits  Frankreich  aus  der  Rolle 
des  Besiegten  und  Schuldigen  in  diejenige  eines  Schiedsrichters  überführte.  — 
Alles  dies  im  vollständigsten  Einverständnis  mit  seinem,   von  ihm  an&ngs 


1)  Lamartine,  m^oires  in£d.  1790 — 1815.  —  Die  Yon  um  seiner.  Zeit  erwfihnteo 
Memoiren  der  Mad.  de  Rdmasat  haben  zahlreiche  Bearbeitungen,  auch  eine  Übezaetrong  i.  d. 
Dentflche  gefhnden.  Von  de  S6gurs  bist  d.  Nap.  et  d.  la  grande  armte  pend.  l'annte  1812 
ist  in  neaer  Auflage  der  4.  Bd.  erschienen.  —  Desgl.  erscheint  nen  Jung,  Napol.  et  a.  temps, 
Tgl.  JB.  III,  8,  S.  155.  A.  Kleinschmidt  behandelt  Engtoe  de  Beanhamais  (Boropa  No.  37). 
~  2)  Vgl.  o.  S.  29  £  L  P.  Baillea,  Preofsen  n.  Ftankreich. 


fhuikxeich  Mit  1789.      *  111,143 

flberwiegend  beratenen  and  beeinflabten  König,  zuweilen  im  (j^ensatz  gegen 
die  öffentlicbe  Meinung.^) 

Für  die  Katastrophe  von  1815,  die  erst  definitiv  das  Geschick  Napoleons 
besiegelte,  ist  es  für  seine  Anhänger  and  die  französischen  Chaayinisten  ein 
Trost,  eine  Oase  des  Erfolgs,  mehr  französischer  List  eines  einzelnen  Befehls- 
habers and  coalierter  Sorglosigkeit,  als  napoleonischer  ELriegskanst  aofza- 
weisen  in  der  Rettang  des  bedeatenden  Kriegsmaterials  von  Yincennes  darch 
dea  Kommandanten,  der  es  geschickt  bei  der  ihm  anbefohlenen  Kapitalation 
verbarg.  •) 

Viel  Anregang  gewährt  das  Stadiam  der  Napdeonischen  Ejiegswissen- 
schaft,  -Knnst  and  -Praxis,  der  sich  selbst  mehrfach  nach  eigner  Erklärang 
an  den  grofsen  Friedrich  anschlofs  and  wieder  aaf  zahlreiche  Schüler  and 
Gegner  vererbte.')  — 

Recht  lehrreich  in  anserer  Zeit  der  Kompromisse  mit  der  römischen 
Kirche  sind  die  Betrachtangen  über  die  demütige  Stellang  der  letzteren  am 
Anfang  des  Jh.^) 

Seit  1815. 

In  der  'chambre  introavable'  war  einer  der  Führer  seit  1815  Yicomte 
de  Bonald,  einst  mit  Chateaabriand  verbanden  zar  Heraasgabe  des  Mercore 
de  France,  von  diesem  aber  getadelt  wegen  seiner  Anschaaang  des  bloÜB 
^manicipalen'  Rechtsbestandes  einer  Repablik.  Aaf  den  fast  Vergessenen 
richten  von  neaem  die  Aafimerksamkeit  einige  Fragmente  aas  einer  an- 
gedruckten  Korrespondenz.  &) 

In  freisinnigerer  Weise  wirkte  der  einst  legitimistische  Graf  Montlosier^) 
als  Gegner  der  Jesaiten,  gegen  welche  er  seit  1816  schrieb  and  wirkte;  er 
richtete  eine  Petition  wider  die  Daldang  derselben  an  die  Pairs,  welcher  von 
diesen  Folge  gegeben  worde,  nicht  aber  von  der  Regierang. 

Aach  in  dieser  Periode  sind  fremde  Berichterstatter  willkommen. '') 

Aach  Thiers  läfst  die  Litteratar  noch  nicht  zar  Rahe  kommen,  in  der 


1)  Vgl.  M.  G.  Pallain,  Gorreep.  inM.  du  prince  de  Talleyrand  et  dn  roi  Louis  XVm 
pend.  ie  congrte  de  Vienne.  Paris,  Plön  et  Cie.  London,  Bentley  a.  Son.  (BngL  Übetaelz.) 
Leipzig,  F.  A.  Brockhana.  (Dentwhe  Übers.)  XXYIQ  n.  528  S.  Unter  den  100  Urkunden 
befindet  sich  'le  o^l^bre  npport,  qae  M.  de  TtHejr,  remit  k  Louis  XVin  k  son  ddpart  de 
Qand.  poar  Paris.'  Vgl.  darttber  besonders:  Ber.  II.  IL  LI,  4.  AnSaet  den  Briefen  (darunter 
'dn  oomte  de  Blacas  an  T.')  <Copie  de  Tordre  donn6  ä  IL  le  colonel  Jezmanowski,  et  en  son 
absence  k  Toffider,  qni  le  remplace',  2  Protocoles  des  Congrees  y.  22.  sept.  1814  und  Einiges 
sndereyon  Belang.  —  2)  Vgl.  B6nard,  le  blocai  de  Yinoennes  1815,  auf  Ghnmd  der  eigenen 
Aofieichniingen  des  Offiziers.  —  3)  Napoleon  L  Berits  rnUit  de  Boie.  G.  y.  Harte  Milit 
lUassik.  d.  In-  n.  Auslandes.  9.  Heft:  Napoleon  L;  10.  H.:  Jomini;  11.  H.:  Scbamhorst 
A.  Niemanns  milit  Handlexik.  2.  Ausg.  mit  Soppl.  ist  namentlich  ffir  das  gesamte  Beyo- 
Intionszeitalter  ra  benntien.  —  V^ir  erwShnen:  Bingham,  Hazriagges  of  Kap.  Bonap.  2  yoll. 
Zn  Jnng,  Bonaparte  et  son  temps  (ygl.  o.  n.  Jh.  m,  8,  55)  lese  man :  R.  A.  Sc.  PoL  M.  2,  269, 
aacb  Biy.  Enrop.  1/2 :  'Die  letiten  Biographen  Nap.  V  ygl.  o.  140.  —  Ein  Framose  hat  sich 
an  die  Darstellung  des  Anfstandes  der  Tyroler  1809  and  seines  Helden  gemacht:  0.  Olair, 
Andr6  Hofer  et  Tinsorrect  d.  Tyrol  en  1809.  Ans  Comte  de  S^gnr:  Hist  de  NapoL  et  d. 
L  grande  arm^  pend.  l'annte  1812  (T.  IV),  desgl.  Arth.  Kleinschmidt  (ans  dessen 
'Engine  de  BeanhamaiB',  ygl.  Europa  37  n.  o.  S.  142),  ist  rielleicht  am  ehesten  Kriegstechn.  au 
lernen.  —  4)  Ygl.  Bonlay  d.  1.  Menrthe,  nigoc  da  conoordat  (1800)  i.  Gorresp.  25.  Dea. 
81.  10.  Jan.  82.  R.  Q.  H.  31,  644.  —  5)  Aphorismen  aas  einer  ongedrackten  Korresp.  des  Vi- 
oomte  de  Bonald  i.  H.  P.  Bl.  LXXXYin,  7,  11.  —  6)  A.  Bardoa,  le  comte  de  Montlosier 
et  les  lattes  rilig.  soos  la  restaorat  d'aprte  d.  docom.  inM.  i  B.  IL  M.  LI,  1.  Ders., 
le  C.  d.  Montlosier  et  le  Gallicanisme.  B.  Ak.  Sc  Pol.  2,  889.  —  7)  S6gar,  lettres  et 
notes  da  yoyage  du  Comte  Bostopschin  1816/17.    Gorresp.  25.  oct,  25.  die  R.Q.H.  31,644. 


ni,144  XTX.  2.   J.  Hermann: 

That  eine  Yerkörperang  seiner  Zeit  wie  Wenige;^)  mehr  tritt  znrfick  bei 
der  im  Vergleich  zu  jenem  bedeutenden  Kürze  seiner  Wirksamkeit  Gnizot') 

Wie  nahe  die  Intervention  des  Kaiser  Nikolaus  I.  der  Juli -Revolution 
war,  tritt  mit  erhöhter  Klarheit  aus  einem  Memoir  von  Diebitsch  hervor.') 

Zum  Verständnis  des  Geschicks  Louis  Philipps  wird  man  immer  auf  die 
ersten  Anfänge  seiner  polit  Aktion  an  der  Spitze  des  französischen  Staates 
zurückgehen  mtlssen.^) 

Die  Zeit  von  1840—48,  die  so  meisterhaft  K.  Hillebrand  darstellt,^) 
erregt  auch  jenseits  des  Rheins  noch  immer  einiges  Interesse.^) 

In  unserem  Zeitalter  der  socialistischen  Bestrebungen  richtet  sich  der 
Blick  immer  von  neuem  auf  die  Saint-Simonisten;  der  bekannte  französische 
Kommunegeschichtsschreiber  scheint  sie  neuerlich  mit  den  Illuminaten  in  Ver- 
bindung zu  bringen.  7) 

Noch  immer  scheint  das  2.  Kaiserreich  Apologeten  zu  finden.®)  —  Aus 
der  Kriegsgeschichte  der  Jahre  70/71  suchen  die  Franzosen  teils  zu  lernen, 
teils  Trostgründe  für  den  Mifserfolg. ') 

Von  begreiflichem  Interesse  ist  und  bleibt  der  Kommuneaufstand.  ^^) 

Noch  kurz  vor  seinem  Ende  hat  der  unglückliche  Graf  v.  Chambord  die 
3.  Auflage  einer  anonymen  Biographie  —  angeblich  verfalst  von  ^einem 
Staatsmann'  —  erfahren,  ^i) 

Dem  ^Diktator'  Gambetta  hat  ein  Freund  ein  Denkmal  gesetzt  durch 
Herausgabe  seiner  politischen  Reden.  ^^) 


1)  Ch.  de  Mazade,  60  ann^  dliijit  contemp.  M.  Thion.  B.  EL  M.  LI,  4.  Thien, 
Biacouri  iMtrlem.  pabl.  p.  Galmon.  3.  partie.  tom.  10  n.  11.  —  2)  Dennoch  hat  ihm  einer  der 
besten  deutschen  Kenner  der  Zeit  e.  Schilderang  gewidmet,  abw  nicht  in  Hinsicht  auf  seine 
Staatsmann.  Wirksamheit,  ygl.  K.  Hillebrand,  Ooiiot  i.  Privatleben.  D.  B.  LXXXI,  6. 
Von  demselben  erscheint  die  2.  Aufl.  seines  ausgezeichneten  Werkes  'Gesch.  Frankreichs  n.  s.  w/ 
Ygl.  JB.  II,  3,  S.  175 — 78  —  ein  wohlverdienter  Erfolg.  Vgl.  dess.,  Joli-Bevolnt  und  deren 
Vorgeschichte  (Einleit  Probelief.).  —  3)  K.  Nicolaas  u.  d.  Jnlirevolnt.  (Nach  neuen  Aktenstücken.) 
D.  Bs.  LXIX,  S.  86.  Qt.  Picot  schrieb:  la  monarchie  de  juillet,  la  r^pnbL  de  1848.  n.  L  B.  IL  H. 
LI,  2.  £dg.  Z^Tort,  bist  de  Loais-FhiUppe.  12^.  192  p.  Coolommien  impr.  Brodard;  Paris, 
libr.  Germer  Bailli^e.  --  4)  Tharean-Dangin,  Fragm.  sor  le  polit  Strang,  d.  1.  Fr.  an 
lendemain  de  la  r^vol.  d.  1880  i.  G.  B.  Ak.  Sc  pol.  2,  657.  —  5)  Vgl.  o.  (S.  144S).  — 
6)  £.  Begnanlt.  bist  d.  YIII  ans  (1840—48).  Bdit  ÜL  par  DonkL  Ftais,  Jeaanudre  (L 
Lieferung).  —  7)  Max.  du  Gamp,  les  Saint -Simoniens,  les  lUamin^s.  B.  II.  M.  LI,  2. 
Proudhon  (von  dem  La  B^forme  (D^.  80)  'lettres  in6d.' bringt)  widmet  Lt  £.  G.  au  Patlitz 
ein  B.  s.  t:  Fr.,  s.  L.  a.  s.  pos.  Ideen.  Berlin,  W.  Herts.  —  8)T.  Delord,  bist  iUostr.  da  seoond. 
emp.  —  Nony.  Mit  complftt  remaniöe  par  ranteur  et  oontenant  1500  gravures.  (In  Lief., 
2  i.  d.  Woche).  Paris,  Germer  Bailli^  et  Go.  —  9)  A.  Buquet,  Froeschwiller,  Chfilons, 
S6dan.  3.  6dit  18®.  438  et  6  cartes  des  op^rat  müit  L.  Dnssieaz,  bist  g6n4r.  d.  1. 
guerredel870 — 71.  2  yoL  —  Episode  d.  1.  gnerrede  1870par  nnofficien  sap^r.  Guilband, 
les  mobilis&B  d'Hle  et  Vüabe.  la  y^rit^  snr  TafiGure  de  la  toilerie  k  U  bataille  da  Mans  1871. 
—  10)  M.  da  Gamp,  Gonyalsions  d.  Paris  liegt  in  6.  Aasg.  yor.  T.  1:  les  priaona  pend. 
1.  Gommane.  T.  2:  Episodes  d.  1.  Gomm.  T.  3:  les  Saayetages  pend.  1.  Gomm.  T.  4:  la  Gom- 
mone  k  rHdtel  d.  yiUe.  Vgl.  JB.  HI,  3,  168.  Femer:  Baret,  bist  d.  IV  aos  (1870—73). 
T.  3:  la  Commune.  —  11)  Hist  da  comte  de  Chambord  par  an  homme  d'6tat  3.  idiL  — 
12)  Gambetta,  discours  et  plaidoyers  polit  pabl.  p.  J.  Bein  ach.  —  Bis  auf  unsere  Tage  ist 
jetzt  mit  Tom.  6  geführt  die  lost  des  Frauq.  dep.  1.  temps  des  Gaulois  jusqn'ä  nos  joun.  y. 
Layall6e  et  F.  Zoch  (umfassend  die  Zeit  y.  d.  2.  Bepublik  an). 


EngUmd  Ina  1688.  111,145 


XX.  i. 

S.  Herrlieh. 

England  bis  1688.^ 

In  dem  Galendar  of  State  Papers')  werden  die  letzten  10  Monate 
des  Jahres  1654  behandelt,  eine  Periode,  in  der  die  Macht  Cromwells  im 
ganzen  anerschüttert  blieb  und  neae  Stärke  gewann.  Mitgeteilt  werden  zn- 
Dftchst  die  Protokolle  von  164  Sitzungen  des  Staatsrats,  unter  welchen  Crom- 
well  nur  bei  28  zngegen  war.  Doch  standen  alle  Beschlüsse  des  Staatsrats 
unter  seiner  strengen  Eontrolle,  und  dieselben  wurden  häufig  von  ihm  abge- 
ändert und  bedurften  zu  ihrer  Gültigkeit  stets  seiner  Zustimmung.  Was  die 
auswärtige  Politik  betrifft,  so  treten  namentlich  die  Verhandlungen  hervor, 
die  zu  dem  Abschlufs  des  für  England  so  ehrenvollen  und  vorteilhaften 
Friedens  mit  Holland  führen.  Einen  breiten  Raum  nehmen  die  auf  die 
Umtriebe  der  rojalistischen  Partei  bezüglichen  Dokumente  ein.  Interessant 
ist  ein  teilweise  ursprünglich  in  Chiffre-Schrift  geschriebener  Brief  des  Staats- 
Sekretärs  Karls  IL  vom  22.  August  1654  (p.  324),  in  welchem  dieser  dem 
Stuart-Könige  rät,  sich  auf  die  Presbyterianer  zu  stützen,  deren  Wege 
Cromwell,  wenn  er  sich  sein  Heer  nicht  verfeinden  wolle,  nicht  gehn  könne. 
In  einem  anderen  Briefe  desselben  (p.  407  f.)  wird  dem  Könige  nachgerühmt, 
dafs  er  den  Übertritt  seines  Bruders  Jakob  zur  katholischen  Kirche  ver- 
hindert habe,  was  ihm  die  höchste  Ungnade  seiner  Mutter  zugezogen  habe. 
Der  im  Exil  lebende  König  verschmähte  es  nicht,  zu  einem  Komplott  seine 
Zustimmung  zu  geben,  das  auf  die  Ermordung  des  Protektors  abzielte,  nach 
deren  Yollbringung  der  Lord  Major  von  London  zur  Proklamierung  Karls  H. 
gezwungen  werden  sollte.  Dieses  wurde  entdeckt  und  die  ergriffenen  Haupt- 
schuldigen Yowel],  Fox  und  Gerard  wurden  von  dem  High  Court  of  Justice 
zum  Tode  verurteilt,  nachdem  Vowell  während  des  Prozesses  unter  Berufung 
auf  die  Magna  Charta  die  Gesetzlichkeit  des  Gerichtsverüahrens  nicht  ohne 
gute  Gründe  bestritten  und  eine  Jury  verlangt  batte.  Infolge  der  Entdeckung 
dieser  Yerscbwörung  wurde  eine  sehr  strenge  Fremdenpolizei  angeordnet, 
die  zu  sehr  zahlreichen  Verhaftungen  Verdächtiger  führte.  Überhaupt  fehlt 
es  nicht  an  bedenklichen  Symptomen;  so  erklärt  ein  Privatbrief  (p.  371  f.) 
die  Flotte  zu  drei  Vierteln  als  Cromwell  feindlich  gesinnt.  In  Schottland 
standen  die  Boyalisten  in  den  Hochlanden  noch  immer  unter  den  Waffen; 
dieselben  wurden  sogar  durch  ein  Kriegsschiff,  das  zahlreiche  Prisen  machte, 
unterstützt.  Indessen  gelang  es  Monk  die  Gegner  Cromwells  aufs  Haupt 
zu  schlagen;  infolge  dessen  unterwarfen  sich  zahlreiche  Hochländer  und 
schottische  Edelleute;    zur  Beruhigung  des  Landes  diente  die  Amnestie- Akte 


1)  Da  der   Unterzeichnete  erst  nachträglich  diesen  Teil  des  Jahresberichts  Übernommen 
'hat,    so   konnte  die  wünschenswerte  Vollständigkeit   nicht  mehr  erreicht  werden.      Nachtrüge 
bleiben  flir  den  nächsten  Jahrgang  yorbehalten.    —    2)  Calendar  of  St  F.  Domestical  Series 
1GÖ4,  XLIV  u.  690  S.,  bespr.  in  HZ.   1883,  2.  Heft,  p.  357  ff.  von  Alfred  Stern. 

Historische  Jahresberichte.    1881.    III.  10 


in,146  ^^-  1-     8.  Herrlich: 

(p.  90  f.),  die  indessen  zahlreiche  Aasnahmen  statuierte.  Auch  die  schon 
lange  Vorbereitete  Union  Englands  und  Schottlands  wurde  ins  Werk  gesetzt; 
nach  der  Unions-Akte  (p.  91)  stellen  die  Schotten  zu  dem  Beichsparlament 
nur  30  Mitglieder.  Zugleich  wurden  die  Schotten  ausdrücklich  ihrer  Unter- 
thanenpflichten  gegen  die  Stuarts  entbunden.  In  den  inneren  Verhältnissen 
Englands  ist  der  Parteihafs  noch  immer  lebendig,  so  bitten  P&chter  aus 
Cumberland  Cromwell,  er  möge  als  der  Moses  dieses  englischen  Israels  sie 
von  dem  ägyptischen  Joche  ihrer,  der  Partei  der  Kavaliere  angehörenden, 
Grundherren  befreien  (p.  294  f.).  Auch  bei  den  Parlamentswahlen  kommt 
es  trotz  aller  Yorsichtsmaisregeln  vielfach  zu  Ausbrtlchen  der  Parteiwnt;  ob- 
wohl von  vornherein  alle,  die  seit  1041  gegen  das  Parlament  angetreten 
waren,  ihrer  Wahlföhigkeit  beraubt  wurden,  so  wird  doch  in  zahlreichen 
Petitionen  behauptet,  dals  die  Gewählten  Mitglieder  der  Eavalierpartei  seien; 
einberufen  wurden  dann  nur  die  von  dem  IStaatsrat  gebilligten  Mitglieder; 
trotzdem  berichten  die  Korrespondenten  Karls  11.,  dais  ein  grolser  Teil  des 
Parlaments  aus  dem  Protektor  feindlichen  Elementen  bestehe.  Unter  den 
Keformmafsregeln  der  Verwaltung  ist  besonders  die  Vereinigung  der  zahl- 
reichen einzelnen  Staatskassen  unter  die  einheitliche  Verwaltung  der  Exchequer 
of  Westminster  von  Bedeutung  (cf.  p.  215  und  856);  hierdurch  ?rarde  es 
auch  ermöglicht  gegen  die  grolsartigen  Unterschleife  vorzugehen,  die  die 
Zersplitterung  der  Reichsfinanzverwaltung  sehr  erleichtert  hatte.  Strenge 
Mafsregeln  wurden  gegen  die  royalistischen  Geistlichen  verfügt:  nur  die  von 
einer  besonderen  Kommission  geprtlften  und  bestätigten  GeisÜidien  sollten 
ihre  Stellungen  behalten,  resp.  eine  neue  Pfründe  erhalten  können  (p.  46  f.). 
Erwähnt  sei  schließlich  noch  die  Liste  der  Staatsgefangenen  im  Tower 
(p.  273  f.),  unter  denen  Bischof  Wren,  der  Oheim  des  berOhmten  Archi- 
tekten, sich  am  längsten,  nämlich  seit  1644  in  Haft  befand. 

Die  Geschichte  der  Revolution  von  der  Thronbesteigung  Karl  I.  bis  zur 
Restauration  von  1660  hat  Alfred  Stern  ^)  dargestellt.  Da  das  Werk  ein 
Teil  der  bekannten  Onkenschen  Sammlung  von  Einzeldarstellungen  der  allge- 
meinen Geschichte  ist,  so  ist  die  Darstellung  eine  gemeinverständliche,  mit 
Weglassung  aller  Einzelunt^rsuchungen.  Obwohl  neue  Resultate  nicht  mit- 
geteilt werden,  so  ist  die  Darstellung,  der  überall  die  besten  gedruckten  und 
teilweise  auch  die  durch  die  Calendars  of  State  Papers  in  immer  reicherem 
Mafse  sich  erschliefsendeo  archivalischen  Quellen  zu  Grunde  gelegt  sind,  doch 
sehr  wohl  geeignet,  eine  gute  Übersicht  für  das  behandelte  Gebiet  zu  liefern. 
Der  Standpunkt  des  Verf.  ist  ein  durchaus  mafsvoller  und  objektiver. 
WOnschenswert  wäre  vielleicht  eine  noch  stärkere  Hervorhebung  der  Be- 
deutung des  religiösen  Elementes  für  das  Verständnis  der  ganzen  Bewegung 
und  namentlich  auch  der  Persönlichkeit  Cromwells  gewesen.  Uneingeschränktes 
Lob  verdient  die  Ausstattung,  vortrefflich  sind  namentlich  die  Porträts,  denen 
teilweise  die  Meisterwerke  Van  Dycks  zu  Grunde  liegen. 

F.  W.  Cornish^)  behandelt  das  Leben  Cromwells  in  sehr  unparteiischer 
Weise  und  erkennt  die  Wahrheitsliebe  als  einen  Hauptcharakterzug  desselben 
an.    Beeinflufst  ist  das  Werk  stark  durch  Carlyle. 

An  Einzelbeiträgen  für  die  Geschichte  der  Revolution  sind  zu  enrähnen: 
Thoms,^)  der  nachweist,  dafs  das  Todesurteil  Karls  I.  nicht  am  29.  Januar, 
sondern  am  23.  Januar  1649   unterzeichnet  worden  ist.      Ein  TagesbefehH) 


1)  GeacMchte   der    Rerolation    in    England.     Berlin,    G.  Grote.     329  S.    —    2)  Life  of 
Oliyer  Crcmiwell.  ^  3)  The  Antiqaary  1881,  U,  p.  184.  —  4)  Ebd.  I,  p.  30  f. 


England  bis  1688.  111,147 

der  Parlaments-Armee  aas  Nottingham  vom  J.  1644  enthält  sehr  strenge 
Verfttgangen  über  die  Sabbathfeier,  die  Feierabendstunde,  gegen  das  Schwören 
and  Flachen,  die  Tronksncht  a.  s.  w. 

J.  The  od.  Bent^)  teilt  einige  interessante  Aktenstücke  über  das  Ver- 
hältnis Gromwells  zn  der  Republik  Genua  mit.  Dafs  dieses  ein  sehr  freund- 
liches war,  erklärt  sich  nach  B.  aus  der  selbst  Garljle  unbekannten  That- 
sache,  dafs  die  Cromwells  mit  der  genuesischen  Adelsfamilic  der  Pallavicini 
nahe  verwandt  waren.     Mitgeteilt  in  englischen  Übersetzungen  werden: 

1)  Ein  Bericht  Cromwells  über  die  Schlacht  bei  Worcester,  Gr.  preist 
die  Gnade  Gottes  für  den  grofsen  Sieg  'der  ihm  eine  so  unermefsliche  Pflicht 
der  Dankbarkeit  gegen  Gott  auferlege,  dafs  die  Vorstellung  davon  über  seine 
Verstandeskräfte  hinausgehe'. 

2)  Eine  offizielle  Mitteilung  an  den  Dogen  von  Genua  vom  5.  August 
1654,  in  welcher  Cr.  die  beabsichtigte  Sendung  einer  Flotte  in  das  Mittel- 
meer mitteilt  und  zugleich  erklärt,  dafs  damit  keinerlei  feindliche  Absichten 
gegen  Genna  verbunden  seien. 

3)  Den  Pals  f&r  den  genuesischen  Gesandten  zur  Rückreise. 

4)  Die  Beileidsadresse  des  Dogen  und  des  Senats  über  den  Tod  des 
Protektors,  gerichtet  an  dessen  Sohn  Richard  Cr. 

5)  Den  ausführlichen  Bericht  des  genuesischen  Gesandten  Bemardi  über 
das  groDsartige  Leichenbegängnis  des  Lord  Protektors. 

In  ihrem  ersten  Teil  behandelt  Ph  Uli  mores  Biographie  des  berühmten 
Architekten  Wren')  die  Geschichte  des  Oheims  desselben,  des  als  eifrigen 
Royalisten  und  Genossen  Lands  bekannten  Bischofs  von  Ely  Matthew  Wren 
ziemlich  eingehend.  Derselbe  wurde  1644  angeklagt  und  bis  zum  Ende  der 
Republik  im  Tower  gefangen  gehalten.  Auch  der  Vater  des  Architekten,  der 
unter  Karl  I.  Dean  of  Westminster  war,  stand  auf  streng  royalistisch-hoch- 
kirchlichem  Standpunkt.  Die  eigentliche  Lebensgeschichte  des  Architekten, 
dem  vor  allem  das  grofse  Feuer  von  1666  Gelegenheit  zur  Entfaltung  seiner 
künstlerischen  Leistungsfähigkeit  namentlich  als  Erbauer  der  Paulskirche 
gab,  berührt  die  politischen  Vorgänge  seit  1660  nur  gelegentlich.  Haupt- 
quelle für  den  Autor  war  das  seltene  Werk  Parentalia,  eine  nach  Briefen, 
Tagebüchern  etc.  kompilierte  Geschichte  der  Familie  Wren,  die  von  dem 
ältesten  Sohne  des  Erbauers  der  Paulskirche  1750  herausgegeben  wurde. 

A.  Fergusson^)  behandelt  den  Bericht  Sir  J.  Dicks,  Lord  Provosts 
von  Edinburg,  der  als  Begleiter  dem  Schiffbruche  des  damaligen  Herzogs 
von  York,  des  nachmaligen  Königs  Jakob  IL,  am  6.  Mai  1682  bei- 
wohnte. Der  Bericht  zeigt,  dafs  sich  der  Herzog  von  York,  der  sich  da- 
mals auf  der  Reise  nach  Schottland  (er  war  dessen  Statthalter)  befand,  bei 
dieser  Gelegenheit  mit  grofser  Kaltblütigkeit  benahm  und  auch  hinreichende 
Sorge  für  die  Rettung  seiner  Begleiter  bewies.  Im  Gegensatz  zu  anderen 
Berichten,  z.  B.  zu  dem  Burnets,  die  dem  Herzog  arge  Selbstsucht  vor- 
werfen (so  habe  er  z.  B.  vor  allen  seine  Hunde  zu  retten  getrachtet),  wird 
nachgewiesen,  dafs  er  in  sein  schon  bis  zum  Untersinken  überfUlltes  Boot 
noch  mehrere  dem  Ertrinken  nahe  Schwimmer  aufgenommen  habe;  allerdings 
kamen  trotzdem  gegen  20  Personen  ums  Leben. 


1)  The  Antiquary  1881,  H,  p.  151—153.  cf.  auch  Hiat.  Z.  1882,  I,  p.  30.  —  2)  Sir 
Christophe«  Wren;  hia  family  and  hia  tiinea;  by  Lncy  Phillimorc,  London.  XVI  n.  362  S., 
heapr.  in  The  Brit.  Quarterly  R.  1882,  No.  149,  p.  191.  —  3)  The  Antiquary  1881,  1, 
p.  205—208. 

10* 


ni,148  23L  1.    S.  Herrlich: 

Die  Geschichte  der  nordamerikanischen  Eolonieen  ^)  unter  Karl  n.  wird 
in  mehreren  Aufsätzen  des  Antiquary^)  behandelt;  der  Znstand  derselben 
war  im  allgemeinen  ein  befriedigender,  namentlich  Yirginien  und  New-Tork 
machen  grofse  Fortschritte. 

In  derselben  Zeitschrift')  werden  interessante  Mitteilungen  über  die 
Ausgaben  der  englischen  Könige  gemacht,  so  unter  anderen  über  die  für  die 
spanische  Brautfahrt  des  nachmaligen  KOnigs  Karl  I.;  die  Menge  und  Kost- 
barkeit der  mitgeführten  Weine ,  Speisen,  Kleider  etc.  ist  ganz  erstaun- 
lich grolüs. 

R  Bird^)  behandelt  die  mit  dem  Namen  Briefs  bezeichneten  könig- 
lichen Erlasse;  es  sind  dies  an  die  Geistlichkeit  gerichtete  Erlaubnisscheine 
filr  Kollekten  bei  Feuersbrünsten  etc.  Der  älteste  ist  im  Nonnannen- 
Französisch  abgefEirst  und  stammt  von  Heinrich  VI.  Geregelt  wurde  die 
zu  zahlreichen  Mifsbräuchen  und  Betrügereien  Anlafs  gebende  Einrichtung 
erst  durch  ein  Gesetz  vom  J.  1705. 

W.  Blades^)  behandelt  die  ersten  Oxforder  Drucke.  Er  weist  nach, 
dafs  das  erste  gedruckte  Buch  in  Oxford  durch  einen  deutschen  ungenannten 
Drucker,  der  wahrscheinlich  mit  Thomas  Rood  aus  Köln  identisch  ist,  her- 
gestellt ist,  daGs  aber  die  Jahreszahl  1468  aus  1478  verdruckt  ist.  Die 
übrigen  ältesten  Oxforder  Drucke  werden  dann  aufgefOhrt 

In  Northampton  ist  als  Teil  einer  Serie  von  Neudrucken  seltener 
auf  die  Geschichte  von  Northampton-Shire  bezüglichen  Schriften  ein  Neu- 
druck eines  in  Versen  geschriebenen  Pamphlets  aus  dem  J.  1570  erschienen, 
das  gegen  ein  papistisches  Gedicht,  welches  die  Priesterehe  angegriffen  hatte, 
gerichtet  ist.*) 

John  Pope  Henessy*^)  behandelt  einen  Abschnitt  der  Laufbahn  Sir 
Walter  Raleghs.  Der  bertUimte  Seeheld  und  Günstling  der  Königin  Elisa- 
beth nahm  seit  1588  an  den  Feldzügen  in  Irland  teil,  in  denen  er  sich 
durch  glänzende  Tapferkeit  aber  auch  durch  entsetzliche  Grausamkeit  gegen 
die  Iren  hervorthat;  sein  erster  und  letzter  Rat  an  die  Königin  empfahl 
dieser  die  Ausrottung  der  Iren  als  das  einzig  richtige  System. 

John  Daniel  Leader^)  behandelt  die  Geschichte  der  Königin  Maria 
Stuart  in  der  Zeit  von  1569 — 84,  in  welcher  der  Earl  of  Shrewsbury  mit 
ihrer  Bewachung  betraut  war.  Maria  wird  im  ganzen  ungünstig  beurteilt; 
ihr  Tod  wird  als  notwendig  für  die  Sicherheit  Englands  erklärt:  'the  life  of 
Mary  meant  the  death  of  Elizabeth.' 

Donald  Gregory^)  behandelt  die  Geschichte  der  westlichen  Hoch- 
lande Schottlands  in  der  Zeit  von  1493—1625.  Hervorgehoben  wird,  dafs 
die  Bewohner  des  Westens  weit  mehr  Beimischung  fremder,  namentlich 
skandinavischer  Elemente  zeigen  als  die  östlichen  Hochländer. 

Von  fast  ausschliefslich  kulturgeschichtlichem  resp.  volkswirtschaftlichem 
Interesse  ist  das  als  gekrönte  Preisschrift  der  Benekeschen   Stiftung  in  Göt- 


1)  Vgl.  unten.  —  2)  The  Antiquary  1881,  l,  p.  66  ff.  —  3)  Bbd.  U,  p.  16—21.  — 
4)  Ebd.  n,  p.  167—169  u,  218—220.  —  5)  Ebd.  II,  p.  13—17.  —  6)  Ebd.  II,  p.  174. 
Der  Titel  des  Neudrucks  lautet:  An  Answer  at  large  to  a  most  hereticall,  traytarous  and 
Papistical  Byll  in  English  verse,  whicL  was  cast  abrode  in  tbe  streets  of  Northampton  ete. 
iniprinted  at  London  by  John  Andelye.  Reprinted  by  Taylor  and  Son,  Northampton.  — 
7)  Ninet  Century,  yol.  X,  p.  6G0— 82.  —  8)  Mary  Queen  of  Scots  in  Captinty,  cf.  Brit. 
Quart.  R.  1881.  146,  p.  463.  —  9)  The  histor>'  of  the  West  Highl.  of  ScoÜ.  fiom  1443— 
1625.     cf.  Br.  Qu.  R.  147,  p.  180. 


England  bis  1688.  111,149 

tingen  erschienene  Werk  von  6.  Schanz,  >)  welches  die  englische  Handels- 
Politik  zn  Ausgang  des  Mittelalters  in  umfassender  Weise  darstellt.  Es  ist 
vor  allem  die  Handelspolitik  der  beiden  ersten  Tudor-Könige  Heinrich  VE. 
und  Heinrich  YiU.,  die  England,  dessen  Handel  bis  zu  den  Tudors  fast  aus- 
schlieüslich  in  den  Händen  der  Ausländer  gewesen  war,  zu  einer  Reihe  be- 
deutsamer Erfolge  verhilft,  namentlich  gegenüber  den  Niederlanden,  der 
deutschen  Hansa  und  den  italienischen  Republiken,  deren  Kaufleute  die  ihnen 
froher  eingeräumte  ausferordentlich  günstige  und  gewinnbringende  Stellung 
im  englischen  Handelsverkehr  zu  Gunsten  der  Einheimischen  fast  gänzlich 
einbüfsen.  Die  Darstellung,  auf  die  hier  nicht  näher  eingegangen  werden 
kann,  beruht  fast  ausschliefslich  auf  urkundlichem  Material;  ein  grofser  Teil 
desselben  ist  im  2.  Bande  mitgeteilt. 

Nur  dem  Titel  nach  können  schliefslich  noch  genannt  werden: 

Adams,  W.  H.  D.  The  Great  Civil  War  from  the  Access,  of  Charles  I. 
to  the  Dissolution  of  the  Long  Parliam.     London,  RouÜedge.     250  S. 

Du  Boys,  A.  Catherine  of  Aragone  and  the  sources  of  the  English 
Reform.     Edit.   from  the  French   bj  M.  Yonge.     2  voll.     London.     630  S. 

Geikie.  The  Engl.  Reform.:  how  it  came  about  and  why  we  should 
uphold  it.     10.  ed.    London.     496  S. 

Money,  W.  The  first  and  second  batües  of  Newbury  and  the  siege 
of  Donnington  Castle.     A.  D.  1643.    Newbury.     210  S. 

Register  of  the  visitors  of  the  Univ.  of  Oxford  from  1647  to  1658 
ed.  by  M.  Burrows.     CXXXITT  u.  693  S.    4». 

Cyprien  de  Gamaches  et  Apollinaire  de  Valence.  M^moires 
de  la  Mission  des  Capucins  pr^  la  reine  d'Anglet.  1630 — 1669.  Paris. 
XU  u.  376  S. 


XX.  2. 

S.  Herrlieh. 

England  seit  1688. 

Die  grofsartige  Publikation,  die  unter  dem  Titel  Calendars  of  State 
Papers  das  englische  Public  Record  Office  veranstaltet,  schreitet  rttstig  vor- 
wärts. Ein  unvergleichlich  reiches  Material  wird  dadurch  für  die  äuisere 
und  innere  Geschichte  Englands  zugänglich,  von  dessen  Reichtum  und  Viel- 
seitigkeit neuerdings  Charles  Ewald*)  in  dem  ersten  Abschnitt  seiner  an- 
ziehend geschriebenen  Erzählungen  aus  den  Aktenstücken  der  Archive  ein 
Bild  zn  Uefem  versucht  hat. 


1)  Engl.  Handels-PoUtik  gegen  Ende  des  Mittelalten.  Gekrönte  Preisschrift  Leipzig, 
Dnncker  u.  Hnmbloi  8  toU.  XIX  a.  684;  n.  672  8.  —  2)  Storiea  from  the  State  Papew 
by  A.  Ch.  Ewald,  London.     8  toU. 


111,150  XX.  2.     8.  Herrlicli: 

Zu  besprechen  sind  hier  2  Bände  der  Home  Office  Papers,  die  als 
Fortsetzung  des  Jahrgang  1879  IQ,  p.  207  besprochenen  Bandes  erscheinen. 
Der  erste  behandelt  die  Zeit  von  1766 — 1769  und  ist  wie  die  früheren 
Bände  von  Josef  Bedingten  herausgegeben.^)  Sein  Inhalt  ist  ein  auüser- 
ordentlich  reicher.  Besonders  bemerkenswert  ist  folgendes:  Zunächst  die 
zahlreichen  Berichte  des  Lord  Lieutenant  von  Ire  1  and  Lord  Townshend.  Ans 
denselben  geht  die  interessante  Thatsache  hervor,  dafs  das  damalige  irische 
Sonder-Parlament,  trotz  seiner  abhängigen  Stellang,  trotz  der  Gewinnung 
zahreicher  einflufsreicher  Mitglieder  durch  Gunstbezeugungen  und  Geldbewil- 
ligungen, dennoch  dem  Statthalter  so  heftig  Opposition  machte,  dafs  Neu- 
wahlen angeordnet  wurden,  ohne  dafs  dadurch  etwas  wesentliches  gewonnen 
wurde;  auch  das  neue  Parlament  zeigt  vielmehr  grofse  Neigung  dazu,  die 
Stellung  Irelands  zu  einer  immer  unabhängigeren  zu  machen  (No.  1347). 
Von  grofsem  Interesse  ist  ferner  die  Korrespondenz  des  Secretary  of  tbe 
Colonies,  die  in  erster  Linie  die  immer  mehr  der  offenen  £mpörung  sich 
nähernden  Verhältnisse  der  britischen  Kolonieen  in  Nord-Amerika  behandelt 
Trotz  der  zahlreichen  Tumulte  aus  Anlafs  der  Stempel-Akte  fehlt  es  an 
einem  kräftigen  Einschreiten,  und  anscheinend  ohne  Erfolg  rät  der  englische 
Ober-Kommandierende  in  Nord-Amerika,  General-Major  Gage,  zur  gröDseren 
Konzentration  der  über  das  weite  Gebiet  zersplitterten  englischen  Truppen. 
Auch  an  anderen  Orten  macht  sich  ein  Geist  der  Empörung  geltend,  und 
Berichte  über  Tumulte  auf  der  Kanal-Insel  Jersey,  in  New-Castle,  Oxford 
und  an  anderen  Orten  sind  sehr  zahlreich.  Ausführlich  berichtet  wird  auch 
über  die  tumultuarischen  Vorgänge  bei  der  Wahl,  Verhaftung,  dem  Prozesse 
und  während  der  Einschlielsung  John  Wilkes  (cf.  bes.  No.  936).  Einen 
eigentümlichen  Eindruck  machen  die  Klagen  der  englischen  Fabrikanten,  die 
sich  nicht  nur  über  die  Einfuhr  schwedischen  Eisens,  sondern  auch  ganz  be- 
sonders darüber  beschweren,  dafs  englische  Arbeiter  vielfach  ins  Ausland 
gehen  und  dort  die  englische  Fabrikationsweise  verraten.^) 

Der  andere  Band  behandelt  die  Jahre  1770 — ^^177^;  er  ist  nicht  mehr 
von  Bedington  sondern  von  Richard  Arthur  Boberts^)  redigiert  Obwohl 
die  behandelte  Periode  kürzer,  so  ist  doch  der  Umfang  dieses  Bandes  stärker 
als  der  der  früheren.  Das  meiste  Interesse  nehmen  die  Angelegenheiten  der 
nordamerikanischen  Kolonieen  in  Anspruch.  Namentlich  die  Briefe  des 
Gouverneurs  von  Massachusets,  Hutchinson,  sprechen  sich  mit  grofser  Schärfe 
über  das  Treiben  der  Aufwiegler  aus:  er  konstatiert  das  Wachsen  der  Unab- 
hängigkeitsbestrebungen und  wirft  den  Verbreitem  dieser  Tendenzen  vor, 
selbst  Mord  und  Gift  für  erlaubte  Mittel  zu  halten,  die  sonst  so  christlich 
strengen  Kolonisten  und  selbst  Geistliche  scheuten  sich  nicht  mit  offenbaren 
Atheisten  Gemeinschaft  zu  pflegen.  Abhülfe  erwartet  er  nur  durch  das  Er- 
greifen strenger  Mafsregeln,  die  er  wiederholt  anrät  (cf.  bes.  No.  490,  782, 
1529).  Schon  wird  auch  von  wirklichen  Kämpfen  berichtet;  so  von  der 
Verbrennung  eines  englischen  Kriegsschoners  durch  den  Pöbel  von  Providence 


1)  Calend.  of  Home  Office  Fapen  of  the  Beign  of  George  III.  1766 — 1769  preMired 
in  H.  M.  Pablic  Becord  Office  ed.  by  John  Redington,  London.  —  2)  Als  Kuriosum  sei  hier 
erwähnt,  dafs  unter  den  asahlreichen  Begnadigungen  zum  Tode  yeriurteilter  Verbrecher  eise 
unter  der  Bedingung  erteilt  wird,  dafs  der  Beteiligte  sich  ein  Bein  amputieren  laftt,  um  die 
Wirksamkeit  gewisser  blutstillender  Mittel  eines  gewissen  Thomas  Pieroe  sa  eiproben 
(No.  510).  —  3)  Calend.  of  H.  0.  P.  etc.  1770—1772  ed.  by  Richard  Arthur  Bobtrti, 
London.     Vgl  u.  Kap.  X2UII 


England  seit  1688.  111,151 

in  Rhode  Island  (1523),  ferner  von  der  Besiegnng  einer  Schar  von  3000 
Regalatoren  in  Nord-Carolina  (No.  739).  Der  Verlast  des  englischen  Staats- 
schatzes durch  den  Theeschmnggel  wird  auf  mindestens  60  000  £  das  Jahr 
geschätzt. 

Einen  breiten  Baom  nehmen  auch  wieder  die  irischen  Angelegenheiten 
ein.  Lord  Townshend,  der  erst  1772  Lord  Harcoart  zum  Nachfolger  in 
der  Würde  des  Vicekönigs  erh&lt,  zeigt  in  seinen  Berichten  ein  groDses 
Interesse  für  die  Yerhesserung  der  über  alle  Mafsen  traurigen  Lage  des 
irischen  Volkes,  dem  er  im  allgemeinen  ein  günstiges  Zeugnis  ausstellt.  So 
heiÜBt  es  No.  330:  'The  distress  of  the  people  is  very  great.  What  from 
the  rapaciousness  of  their  unfeeling  landlords  and  the  restrictions  on  their 
trade  they  are  amongst  the  most  wretched  people  on  earth'.  In  dieser 
traurigen  Lage  der  niederen  Erlassen,  die  besonders  durch  die  hohen  Land- 
renten veranlagt  werde,  sieht  er  neben  der  Unfähigkeit  der  Civil-Behörden 
den  Hauptgrund  für  die  zahlreichen  Tumulte  und  die  vielen  GewaltthäUg- 
keiten,  die  schon  damals  in  ganz  ähnlicher  Weise  wie  noch  heute  in  Ireland, 
von  Banden  Verschworener,  die  sich  Hearts  of  Steel,  Oak  Boys  etc.  nennen, 
durch  Verstümmlung  des  Viehs,  Verbrennen  der  Häuser  u.  s.  w.  verübt  wur- 
den. Erst  1772  wurde  diesem  anarchischen  Treiben  durch  militärisches 
Einschreiten  einigermalsen  Einhalt  gethan.  Dauernde  Abhülfe  erwartet  Lord 
T.  aber  allein  durch  die  Mitwirkung  der  leitenden  Gesellschaftsklassen,  denen 
arge  Ungerechtigkeit  vorgeworfen  wird  (No.  1231).  Auch  die  auf  England 
selbst  bezügliche  Korrespondenz  der  Staats-Sekretäre  bietet  meist  wenig  Er- 
freuliches: vielfach  herrscht  arger  Notstand,  der  besonders  auch  dem  Auf- 
kaufen des  kleinen  freien  Grundbesitzes  durch  die  Grofs-Grundbesitzer  zu- 
geschrieben wird  (No.  1219).  Neben  den  Kornkrawallen,  die  von  vielen 
Orten  gemeldet  werden,  giebt  auch  John  Wilkes  wiederholt  Anlafs  zu 
Tumulten  des  Londoner  Mobs,  der  z.  B.  einen  Zeugen  im  Prozesse  der 
Tumultuanten  von  1769  in  grausamster  Weise  ermordet.  Auch  die  Angelegen- 
heiten der  Kanal-Insel  Jersey,  sowie  der  Insel  Man  nehmen  einen  bedeuten- 
den Raum  ein. 

Einen  erfreulicheren  Eindruck  machen  die  Berichte  über  schottische 
Angelegenheiten,  die  Regierung  erscheint  eifrig  und  erfolgreich  bemüht,  die 
Zustände  der  Hochlande  zu  verbessern.  Von  Interesse  sind  auch  die  Be- 
richte der  Admiralität,  über  den  russisch-türkischen  Seekrieg,  in  dem  Eng- 
land skrupulöseste  Neutralität  beobachtet;  trotzdem  geraten  nach  der  furcht- 
baren Niederlage  der  türkischen  Flotte  bei  Tschesme  (5.  Juli  1770)  die  in 
der  Türkei  anwesenden  Engländer  in  die  gröDste  Gefahr.  Sehr  ungünstig 
lautet  das  Urteil  der  englischen  Seeoffiziere  über  die  türkische  Marine 
(No.  263).  Erwähnt  sei  endlich  noch,  als  Beitrag  zur  Charakteristik  der 
Moral  der  damaligen  Diplomatie,  die  Thatsache,  dais  auf  dem  Post-Office 
ein  eigener  Beamte  mit  dem  Auffangen  und  Entziffern  der  an  fremde  Ge- 
sandte gerichteten  Briefe  betraut  war  (No.  1471);  sowie  dafs  die  Gesandten 
deutscher  Reichsfürsten  fz.  B.  Kur-Köln,  Bayern,  Darmstadt)  in  ihren  Häuseni 
Spielhöllen  hielten  (No.  424). 

Von  geschichtlichen  Darstellungen  sind  zunächst  einige  biographische 
Werke  zu  erwähnen,  die  sich  fast  alle  auf  das  Jahrhundert  seit  dem  Regie- 
rungsantritte Georgs  El.  (1760)  beziehen. 

Eine  ausführliche  Biographie  Georg  IV.  liefert  Percy  Fitzgerald.  *) 


1)  The  Life  of  George  IV.  inclading  Mb  letteni  and  opüiions  etc.   2  toU.    London,  1881. 


in,152  ^^.  2-     S.  Horrlicli: 

Wertvoll  sind  in  derselben  die  zahlreichen  Briefe  Georgs  IV.,  anderer  Mit- 
glieder der  königlichen  Familie  und  vieler  hervorragender  Staatsmänner. 
Die  Darstellung  selbst  leidet  nnter  einem  Mangel  an  Übersichtlichkeit  und 
wird  hänfig  durch  grofse  Weitschweifigkeit  beeinträchtigt.  Dargestellt  werden 
in  erster  Linie  die  persönlichen  Lebensverhältnisse  des  einstigen  ^ersten 
Gentleman',  die  uns  ein  höchst  abschreckendes  Bild  sittlicher  Verworfenheit 
darbieten;  von  besonderem  Interesse  ist  die  Geschichte  der  unglücklichen 
Ehe  des  Prinzen  von  Wales  mit  Earoline  von  Braunschweig,  die  von  An&ng 
an  von  dem  Prinzen  nur  in  der  Absicht  abgeschlossen,  um  vom  Parlament 
die  Bezahlung  seiner  damals  (1795)  schon  auf  die  kolossale  Höhe  von 
630  000  £  gestiegenen  Schulden  zu  erlangen,  zu  einer  Reihe  unerhörter 
Skandale  fährte,  die  in  der  Tragikomödie  des  Ehescheidungs-Prozesses  (1820) 
ihren  Gipfel  erreichten.  Dafs  auch  die  Prinzessin  Charlotte  von  Haus  aus 
nicht  die  Eigenschaften  besafs,  um  den  Prinzen  für  sich  einzunehmen,  ergeben 
unter  anderen  die  Tagebuchnotizen  ihres  Reisebegleiters  Lord  Malmesbury 
(I,  p.  232  ff.) 

Wie  tief  alle  diese  Vorgänge  das  Ansehen  des  Königtums  in  England 
schädigen  mufsten,  wie  sehr  überhaupt  die  in  jeder  Beziehung  das  Gegenteil 
von  Achtungsgefühlen  erweckende  Persönlichkeit  Georgs  lY.  dazu  beigetragen 
hat,  die  Stellung  der  Krone  zu  beeinträchtigen  und  die  Ausbreitung  der 
radikalen,  ja  antimonarchischen  Partei  in  England  zu  fördern,  das  darzulegen 
wird  zwar  in  dem  vorliegenden,  überhaupt  wenig  politisches  Urteil  zeigenden 
Werke  nicht  versucht,  scheint  aber,  wenn  ich  nicht  irre,  das  für  die 
politische  Würdigung  Georg  IV.  weitaus  bedeutsamste  Moment  zu  sein. 

Für  die  Geschichte  der  letzten  Regierungsjahre  Georgs  IV.  nicht  ohne 
Wert  ist  eine  hauptsächlich  auf  Originalbriefen  und  amtlichem  Material  be- 
ruhende authentische  Darstellung  des  öffentlichen  Lebens  von  John  Charles 
Herries.  ^)  Hervorgerufen  ist  das  Werk  in  erster  Linie  durch  die  Ge- 
schichtsdarstellung Spencer  Walpoles  (cf.  Jahresb.  1879  IE,  p.  209),  der 
hauptsächlich  gestützt  auf  Lord  Palmerstons  Autobiographie  behauptet, 
Herries  sei  nach  dem  Tode  Cannings  (1827)  nur  deshalb  in  das  Koalitions- 
ministerium Lord  Goderichs  als  Chancellor  of  the  Exchequer  von  Geoi|(  IV. 
berufen  worden,  um  dem  Könige  als  ein  gefügiges  Werkzeug  für  die  Geld- 
bedürftiisse  der  Civilliste  zu  dienen,  da  er,  der  Treasury  Clerk',  an  sich 
auf  eine  so  hohe  Stellung  keinerlei  Anspruch  gehabt  habe.  Durch  die  zum 
erstenmal  erfolgte  Wiedergabe  der  eigenen  Aufzeichnungen  und  der  ge- 
samten auf  seinen  Eintritt  in  das  Ministerium  Lord  Goderichs  bezüglichen 
Korrespondenz  (I,  p.  153  ff.)  von  Herries  wird  die  gänzUche  Grundlosigkeit 
obiger  Behauptung  dargethan.  Auch  die  Behauptung,  dafs  Herries  von  An- 
fang an  im  Einverständnis  mit  dem  Könige  nur  in  der  Absicht  in  das  Kabinett 
eingetreten  sei,  um  dasselbe  auf  einen  Wink  des  Königs  zu  sprengen,  wird 
als  grundlos  dargethan  (U,  p.  71  ff.).  Der  übrige  Inhalt  der  beiden  Bände 
ist  ebenfalls  nicht  ohne  Interesse,  besonders  auch  die  ersten  Kapitel,  in 
welchen  die  groDsen  Verdienste  nachgewiesen  werden,  die  sich  H.  als  Com- 
missary-in-Chief  für  die  Verpflegung  der  englischen  Truppen  während  der 
napoleonischen  Kriege  erworben  hat. 

H.,  allezeit  ein  Anhänger  der  Tories,   gehört  übrigens  zu  den  seltenen 


1)  Memoir  of  the  Pnblio  Life  of  the  B.  H.  John  Charles  Herries  by  his  sob  Ed- 
ward Herries.    2  yoll.    V^.    London,  1880  (dem  Bef.  erst  jetst  zagiDgUch). 


Engknd  Mit  1688.  111,153 

Beispielen  der  Männer  ans  sabalteraen  Stellangen  —  er  hatte  als  Clerk  of 
the  Treasury  mit  95  £  Gebalt  begonnen  —  die  es  zu  den  bdcbsten  Wür- 
den im  englischen  Staatsleben  gebracht  haben. 

Die  politische  Geschichte  der  letzten  3  Jahre  der  Regierung  Georgs  IV. 
nnd  des  Endes  der  langen,  annnterbrochenen  Herrschaft  der  Tories  bildet 
den  Inhalt  des  politischen  Tagebaches,  welches  Lord  Ellenboroagh^)  als 
Mitglied  des  Ministerium  Wellington  (1828 — 1830)  f&hrte,  und  dessen  Ver- 
öffentlichung durch  Lord  Colchester,  der  auch  eine  gut  orientierende  Ein- 
leitung vorausgeschickt  hat,  einen  wertvollen  Beitrag  zu  der  Geschichte  jener 
Jahre  bildet.  Neben  der  Durchführung  der  Katholiken-Emanzipation  bilden 
die  auswärtigen  Angelegenheiten,  sowie  die  Indiens,  Hauptgegenstände  der 
Erörterung.  In  Bezug  auf  letztere,  die  Lord  E.,  der  neben  der  Stellung  als 
Keeper  of  the  Privj  Seal  diejenige  als  Präsident  des  Board  of  Control  ver- 
waltete, speciell  zu  beaufisichtigen  hatte,  ist  es  von  Interesse,  dafs  er  bereits 
im  J.  1829  den  Plan  verfolgte,  an  die  Stelle  der  ostindischen  Kompagnie 
die  direkte  Regierung  durch  die  Krone  zu  setzen  (cf.  H,  p.  26,  38),  ein 
Gedanke,  der  bekanntlich  erst  1858  verwirklicht  worden  ist. 

Teilweise  recht  interessante  Beiträge  zu  der  politischen  Geschichte  be- 
sonders der  Zeit  von  1820 — 1861  enthält  auch  das  Leben  Lord  Campbells.^) 
Das  Buch  bildet  eine  höchst  anregende  Lektüre,  was  nicht  zum  mindesten 
darauf  beruht,  dafs  die  Herausgeberin  sich  darauf  beschränkt  hat,  uns  die 
Briefe  und  die  diese  ergänzenden  Tagebücher  und  den  Anfang  einer  Auto- 
biographie ihres  Vaters  mitzuteilen.  So  gewinnen  wir  ein  unmittelbares, 
durch  keine  fremden  Zuthaten  beeinträchtigtes  Bild  von  dem  langen  Leben 
und  der  interessanten  Persönlichkeit  des  sowohl  als  praktischer  Jurist,  wie 
als  Schriftsteller 3)  im  höchsten  Ansehen  stehenden  Mannes,  der  als  ein 
echter  Typus  jener  zahlreichen  Klasse  von  Scotchmen  erscheinen  kann,  die 
es  durch  eisernen  Fleifs,  Ausdauer  und  nüchternen  Sinn  so  vielfach  zu  den 
höchsten  Erfolgen  im  öffentlichen  Leben  bringen.  Campbell  war  1779  als 
der  Sohn  eines  in  recht  dürftigen  Verhältnissen  lebenden  schottischen  Geist- 
lichen geboren.  Ursprünglich  selbst  für  die  Kirche  bestimmt,  erkennt  er 
bald,  dafs  dieselbe  für  seine  Fähigkeiten  und  seinen  Ehrgeiz  kein  ausreichen- 
des Feld  darbietet  und  widmet  sich  der  Laufbahn  eines  Juristen.  Die  lange 
Vorbereitungszeit  hindurch  erwirbt  er  sich  seinen  Unterhalt  als  Zeitungs- 
Korrespondent,  was  er,  ein  für  die  damaligen  Anschauungen  charakteristischer 
Umstand,  vor  seinen  juristischen  Kollegen  durchaus  verborgen  halten  mufs. 
Seit  1806  Barrister  at  law  erlangt  er  bald  bedeutenden  Erfolg,  sieht  aber 
als  von  Anfang  an  der  Whig -Partei  angehörig,  seine  Hoffnungen  auf  An- 
erkennung seitens  der  Krone  erst  unter  Cannings  letztem  Ministerium  durch 
die  Ernennung  zum  Kings  Counsel  (1827)  erfüllt.  Hiermit  beginnt  die  für 
ihn  so  erfolgreiche  Staat«-Carriere :  seit  1830  Mitglied  des  Unterhauses  steigt 
er  unter  dem  Whig -Regiment  von  Stufe  zu  Stufe:  als  Belohnung  für  seine 
erfolgreiche  Unterstützung  der  Reform-Bill  wird  er  1832  Solicitor  General, 
1834  Attomey  General,  1841  Lord  Chancellor  für  Irland  und  damit  zugleich 
Mitglied  des  Oberhauses,  1846  tritt  er  als  Lord  Chancellor  for  the  Duchy 
of  Lancaster  in  das  Ministerium  Lord  John  Russeis  ein,    giebt   seinen  Sitz 


1)  A  political  diary  1828 — 1830  by  Edward  Law.  Lord  Ellenborough  ed.  by  Lord 
Colchester.  2  yoll.  8<>.  London,  1881.  —  2)  Life  of  Lord  Campbell,  Lord  High  Chancellor 
of  Great  Britain  ed.  by  his  danghter  Üie  Hon.  Mn.  Hardcastle,  London.  2  yoll.  —  3)  Seine 
Lifes  of  the  Chief  Jostice«  u.  of  the  Lord  Chancollore  gelten  iüb  Standard  works. 


ni,154  XX.  2.     S.  Herrlich: 

im  Kabinett  aber  1850  anf,  am  das  Amt  eines  Chief  Justice  zn  übernehmen. 
Als  solcher  genofs  er  das  höchste  Ansehen  sowohl  in  Bezng  anf  juristische 
Gelehrsamkeit  als  hinsichtlich  seiner  unparteiischen  Gerechtigkeitsliebe. 
2  Jahre  vor  seinem  Tode  trat  er  in  seinem  80.  Leben^ahre  als  Lord  High 
Chancellor  of  Great  Britain  und  Keeper  of  the  Privy  Seal  in  das  Ministerium 
Lord  Palmerstons  ein  und  starb  im  Besitz  dieser  höchsten  Würde  am 
23.  Juni  1861. 

Einen  wertvollen  Beitrag  zn  der  ereignisreichen  Kriegsgeschichte  der 
ersten  15  Jahre  unseres  Jahrhunderts  liefern  die  Briefe  und  Tagebuchsnotizen 
des  Feldmarschalls  Sir  William  Gomm,^)  der  1875  in  dem  hohen  Alter 
von  91  Jahren  gestorben  ist.  Noch  halb  im  Knabenalter  trat  er  1799  in 
die  Armee  ein  und  nahm  dann  an  fast  allen  bedeutenden  militärischen  Er- 
eignissen des  grofsen  Krieges  teil:  Das  Bombardement  von  Kopenhagen 
(1807),  fast  alle  wichtigeren  Kämpfe  des  glorreichen  Halbinselkrieges,  die 
unselige  Walcheren-Expedition  und  endlich  Quatrebras  und  Waterioo  werden 
von  Gomm  als  Augenzeugen  in  höchst  anziehender  und  lebendiger  Weise 
geschildert.  Eine  Fortsetzung  des  Buches  ist  von  dem  Herausgeber  in  Aus- 
sicht genommen. 

Eine  andere  Soldaten -Laufbahn  stellt  das  Leben  Colin  Gampbells^) 
dar;  dasselbe  umfafst  die  Zeit  von  1808  bis  zum  indischen  Aufstande. 

Eine  Reminiscenz  an  die  glorreiche  Trafalgarschlacht  findet  sich  in  der 
Zeitschrift  ^The  Antiquary'  (I,  p.  164  ff.).  Es  ist  der  Bericht  eines  Zahl- 
meistergehtllfen  auf  der  Fregatte  Nigade,  die  zwar  nicht  selbst  im  Feuer 
war,  aber  zur  Weitergabe  der  Signale  benutzt  wurde.  Die  Tafel  dieser 
Signale  wird  mitgeteilt,  unter  denselben  befindet  sich  auch  das  berühmte 
'England  exspects,  that  every  man  will  do  bis  duty',  das  aber  keineswegs 
das  letzte  Signal  war,  das  Lord  Nelson  vom  Bord  der  Yictoiy  ge- 
geben hat 

In  derselben  Zeitschrift  (I,  p.  159  ff.)  befindet  sich  eine  kurze  Über- 
sicht der  Geschichte  der  Hochländer-Regimenter,  deren  Zweck  besonders 
Polemik  gegen  die  neuerdings  hervorgetretene  Absicht  ist,  die  alte  National- 
tracht dieser  Truppen  abzuschaffen. 

Von  dem  berühmten  Werke  Kinglakes  über  den  Kr  im -Krieg  ist  in- 
zwischen der  6.  Bd. ')  erschienen.  Derselbe  behandelt  die  furchtbaren  Leiden, 
welche  in  dem  Winter  1854/55  die  Alliierten  und  vor  allem  die  Engländer 
vor  Sebastopol  heimsuchten.  Die  Darstellung  Kinglakes  erscheint  im  wesent- 
lichen als  eine  Rechtfertigung  des  englischen  Oberbefehlshabers  Lord  Raglan, 
dessen  Verhalten,  ebenso  wie  das  seines  Stabes  als  durchaus  unschuldig  an 
den  entsetzlichen  Verlusten  hingestellt  wird,  die  die  englischen  Truppen  fast 
ausschliefslich  durch  Krankheiten  (im  Februar  über  13  000  Kranke  von 
etwa  30  000)  in  jenem  furchtbaren  Winter  erlitten  haben.  Die  Hauptschuld 
wird,  abgesehen  von  dem  Umstände,  dafs  die  Zahl  der  Engländer  im  Ver- 
hältnis zu  den  von  ihnen  verlangten  Leistungen  während  des  Belagerungs- 
krieges überhaupt  viel  zu  gering  gewesen  sei,  dem  Mangel  einer  gehörig 
organisierten  Central -Verwaltung  des  Kriegs -Departements  zugeschrieben; 
und  als  Hauptgrund   dieser   fehlerhaften  Organisation  sieht  K.  das  Bestehen 


1)  Lettres  and  JoamalB  of  Field-Manhal  Sir  William  Maynard  Gomm  etc.  from  1799 
to  1815.  Edited  by  Francis  Ciüling  Garr-Gomm.  1  toI.  S^.  London.  —  2)  Tlie  Life  of 
Colin  Campbell  Lord  Clyde  by  Lieat.  General  Sbadwell.  2  voll.  8^  London.  —  S}Thß 
iBTarion  of  the  Crimea.    toI.  VI:  The  winter  tronblea.    London,  1880.    8*. 


England  seit  1688.  111,155 


/ 


des  lAstitats  der  Horse-Guards  an,  in  denen  sich  ein  Rest  absoluter  könig- 
licher Gewalt  erhalten  habe.  Schweren  Tadel  richtet  der  Verf.  gegen  die 
Presse  nnd  vor  allem  gegen  den  Times-Korrespondenten  Rnssel ,  der  ohne 
die  wahren  Gründe  der  Leiden  der  Tmppen  zu  kennen,  die  heftigsten  An- 
klagen gegen  Lord  Raglan  nnd  dessen  Stab  schlenderte,  die  die  Folge  hatten, 
dafs  in  dem  Parlament  ein  noch  heftigerer  Aufschrei  erfolgte,  der  einen 
Kabinettswechsel  bewirkte.  Schwer  getadelt  wird  auch  Lord  Palmerston  und 
der  Staatssekretär  des  Krieges  Lord  Panmure,  die  jenem  allgemeinen  An- 
sturm allzuwillig  nachgebend  die  Armeeführung  in  der  Krim  ebenfalls  mit 
den  schwersten  Vorwürfen  überhäuft  hätten,  deren  völlige  Grundlosigkeit  die 
spätere  Untersuchung  durch  das  Parlaments- Comit6  erwiesen  habe.  Die 
eigentlichen  militärischen  Operationen  werden  in  dem  vorliegenden  Bande 
gar  nicht  behandelt 

George  Barnett  Smith ^)  hat  in  seiner  Biographie  Sir  Roh.  Peels 
ein  populär  gehaltenes  Lebensbild  zu  geben  versucht,  ohne  indes  irgendwie 
neues  Material  zur  Beurteilung  des  Tory-Staatsmannes  zu  liefern,  dem  Eng- 
land eine  der  wichtigsten  von  den  Whigs  geforderten  Reform-Mafsregeln,  die 
Aufhebung  der  Corn-Laws  (1846),  verdankt.  Es  wird  hervorgehoben, 
dafs  Robert  Peel  in  echt  staatsmännischer  Weise  zur  rechten  Zeit  für  die 
Durchführung  von  Mafsregeln  eingetreten  ist,  die,  wenn  sie  auch  von  Haus 
aus  dem  Standpunkte  seiner  Partei  widersprachen,  doch  als  das  einzige 
Mittel  erschienen,  England  vor  geföhrlichen  Krisen  zu  bewahren. 

Das  Leben  des  Mannes,  dessen  unermüdliche  Agitation  jene  bedeutsame 
Umgestaltung  der  Handels-Politik  in  erster  Linie  bewirkt  hat,  Richard 
Cobdens,  hat  durch  John  Morley^)  eine  ausführliche  Darstellung  ge- 
funden, die  bei  der  grofsen  Bedeutung  der  wirtschaftlichen  Fragen  gerade 
für  die  augenblickliche  Tagespolitik  auch  für  Deutschland  von  höchstem  In- 
teresse ist.  Als  Quellenmaterial  standen  neben  den  Parlamentsberichten 
n.  s.  w.  vor  allen  die  höchst  umfangreiche  und  ausgebreitete  Korrespondenz 
Cobdens  dem  Autor  zur  Verfügung,  die  es  ermöglicht,  nicht  blofs  das  öffent- 
liche, sondern  auch  das  private  Leben  C.  in  eingehender  Weise  darzustellen; 
denn  von  seiner  Jugend  an  war  es  C.  ein  Bedürfnis  alle  Eindrücke,  die  er 
empfing,  in  ausführlichen  Briefen  niederzulegen  (cf.  I,  p.  44).  Unter  diesen 
sind  namentlich  auch  die  im  Auszüge  mitgeteilten  Briefe,  die  er  während 
seiner  grofsen  Reisen  in  die  Verdnigten  Staaten  (1835)  und  den  Orient 
(1836)  in  die  Heimat  richtete,  von  grofsem  Interesse;  sie  zeigen  uns  C,  den 
wir  gewohnt  sind  als  einen  reinen  Nützlichkeitsmenschen  zu  betrachten,  als 
einen  Mann,  der  nicht  nur  feine  Beobachtungsgabe,  sondern  auch  Kiantasie 
nnd  Empfindung  für  die  Gröfse  der  Natur  besitzt.')  Die  Eindrücke,  die  er 
auf  diesen  Reisen  empfing,  trugen  übrigens  auch  erheblich  dazu  bei,  ihn  in 
den  politischen  Anschanungen  zu  bestärken,  die  er  mit  seltener  Konsequenz 
von  den  ersten  Anfängen  seiner  öffentlichen  Laufbahn  (1835)  bis  zu  seinem 


1)  Engl.  Folitic  Leaden.  Sir  Bobert  Peel.  London,  1881.  kl.  S^.  —  2)  The  Life  of 
Richaid  Cobden.  2  voll.  8®.  London.  —  3)  cf.  z.  B.  I,  p.  28  die  Bemerkung  über  den 
NiBgira£Bll,  der  in  enthunaitischer  Weise  I,  p.  35  f.  geschildert  wird:  Nfttnre  has  the  sabli- 
mity  of  reat  and  the  sablimity  of  motion.  The  sabUmitj  of  rest  in  the.great  snow  moantains, 
the  sablimity  of  motion  is  in  the  Niagara.  Von  grofsem  Interesse  sind  aach  die  Briefe  ftber 
seinen  zweimaligen  Besoch  Berlins  (1838  u.  1847);  sein  Urteil  Über  Preulsen  ist  ein  ungemein 
günstiges,  die  Bedeatong  des  Zollvereins  aach  in  politischer  Beziehung  wird  von  ihm  voll- 
ständig  gewürdigt  1,  S.  129  E,  445  £f. 


ni,156  XX.  2.    S.  Herrlich. 

Tode  (1865)  vertreten  hat.  Denn  den  Mittelpunkt  seines  politischen  Denkens 
bildet  stets  die  Frage  des  Freihandels,  und  die  grofsen  Erfolge,  die  er  er- 
zielte, die  Aufhebung  der  Kornzölle  (1846)  und  der  französische  Handels- 
vertrag (1860),  gehören  lediglich  diesem  Gebiete  an.  In  der  äuDseren  Politik 
vertritt  er  das  Princip  der  unbedingten  Nichtintervention,  das  ihn  nahezu  zu 
dem  von  seinem  Freunde  John  Bright  vertretenen  Quäkerprincip  der  Per- 
horresziemng  des  Krieges  überhaupt  führt.  Die  eigentlichen  politischen 
Fragen  treten  für  ihn  hinter  den  wirtschaftlichen  zurück;  obwohl  der  radi- 
kalen Partei  angehörig,  so  zeigte  er  doch  in  Bezug  auf  Freiheitsfragen  eine 
gewisse  Gleichgültigkeit;  so  beurteilt  er  beispielsweise  den  wohlwollenden  Ab- 
solutismus des  vormärzlichen  Preufsens,  ebenso  wie  das  Regiment  Napoleons  m. 
auffallend  günstig  (cf.  I,  p.  130,  II,  p.  267  ff.).  —  Die  außerordentlich  gut 
geschriebene  Biographie  bildet  jedenfalls  einen  sehr  wichtigen  Beitrag  für 
die  Geschichte  der  ersten  Hälfte  der  Regierung  der  Königin  Victoria.  — 

Zum  Schlüsse  seien  noch  einige  die  englische  Yerfassungsgeschichte  be- 
treffende Erscheinungen  besprochen. 

Charles  Duke  Yonge^)  giebt  eine  englische  Yerfassungsgeschichte, 
die  im  Anschlufs  an  Hallams  berühmtes  Werk  das  an  bedeutsamen  Umge- 
staltungen so  reiche  Jahrhundert  von  1760 — 1860  behandelt 

Im  Rahmen  einer  im  Umriüs  gehaltenen  allgemeinen  Geschichte  werden 
die  grofsartigen  Reform-Mafsregeln  dieser  Epoche,  vor  allem  die  Katholiken- 
Emancipation  und  die  Reform-Bill  eingehend  dargestellt.  WoTilthuend  be- 
rührt der  ruhige,  sachliche  und  mafsvolle  Ton  der  DarsteUung,  die  wenn 
auch  im  allgemeinen  mehr  nach  der  gemäfsigten,  antiradikalen  Seite  neigend, 
doch  strengste  Unparteilichkeit  in  der  Beurteilung  politischer  Vorgänge  zeigt. 
Hervorgehoben  zu  werden  verdient  die  Bemerkung  (S.  446),  dafs  im  Gegen- 
satze zu  der  Stabilität  früherer  Epochen,  die  duh;h  die  Reform-Bill  von 
1832  eingeleitete  Periode  schon  in  ihren  Anflüigen  die  Keime  zu  weiteren 
bedeutsamen  Umgestaltungen  in  sich  trug,  und  daüs  es  daher  die  Aufgabe 
des  heutigen  englischen  Staatsmanns  nicht  sein  kann,  nur  das  Bestehende 
zu  erhalten,  sondern  die  notwendigen  Umgestaltungen  sich  in  allmählicher 
und  fOr  das  Wohl  der  Gesamtheit  gefahrloser  Weise  vollziehen  zu  lassen. 

Eine  recht  klar  und  übersichtlich  geschriebene  Darstellung  der  eng- 
lischen Yer&ssung  giebt  in  den  ^Stimmen  aus  Maria-Laach' ')  Y.  Gathrein 
(Soc.  Jes.).  Behandelt  wird  mit  Ausschlufs  der  Gemeinde-  und  Grafschafts- 
verfassung  nur  die  Central -Regierung  und  zwar  wesentlich  in  der  Form 
eines  pberblicks  der  geschichtlichen  Entwicklung,  dem  man  Objektivität  und 
Verständnis  für  die  Vorzüge  der  englischen  Verfassung  im  allgemeinen  nicht 
absprechen  kann.  Nur  zuweilen  tritt  der  selbstverständlich  streng  ultra- 
montane Standpunkt  des  Verf.  mehr  in  den  Vordergrund;  so  bei  der  Be- 
sprechung der  Stellung  der  katholischen  Kirche  in  der  angelsächsischen  Zeit, 
für  die  im  Gegensatz  zu  Gneist  keine  selbständige  Stellung  Rom  gegenüber 
zugegeben  wird;  ebenso  in  Bezug  auf  das  Verhalten  Innocenz  HI.  gegenüber 
den  Urhebern  der  Magna  Charta.  Für  den  Katholiken  ist  nach  dem  Verf. 
die  englische  Verfassung  deshalb  von  ganz  besonderem  Interesse,  weil  die- 
selbe im  wesentlichen  eine  katholische  Verfassung  ist,  enstanden  und  voll- 
kommen  ausgebildet  zu  einer  Zeit,   in  der  England  noch  vollkommen  unter 


1)  The  Constitot.  Hisi.  of  Engl,   from  1760—1860.    London,    1882.     Ab«r  nnhoB  1S81 
lienen.  —  2)  Stimmen  aas  MuriA-Liiach.    Vf.  £igiuiz.-Band.     15.  H.    S.  1— ISS. 


erschienen 


Englaad  ieit  1688.  111,157 

dem  Einflals  der  katholischen  Kirche  stand,  in  der  Rfickkehr,  zn  welcher  er 
auch  das  einzige  Heilmittel  gegen  die  mannigfachen  Gefahren  erhlickt, 
mit  denen  der  moderne  Ldberalismns  nnd  der  Panperismns  England  he- 
drohten.  ^) 


[.  1. 

H.  Hjäme. 

Schweden. 

16.  Jh.  Ein  deutscher  Forscher^)  hat  eine  Ohersicht  tther  die  Ent- 
wickelnng  Schwedens,  besonders  in  kirchlicher  Hinsicht,  während  der  wich- 
tigen Beformationszeit  1521—1533  gegeben.  Da  indessen  die  Anfmerksam- 
keit  der  skandinavischen  Forscher  gerade  anf  diese  Zeit  in  höherem  Grade 
als  auf  irgend  eme  andere  gerichtet  gewesen  ist  (wir  erinnern  an  Geijer, 
Anjou,  Strinnholm,  Reaterdahl,  Forsseil,  Svedelius  nnd  Aken), 
so  ist  es  natürlich,  dafs  der  Vf.  nns  nicht  viel  Nenes  hat  bieten  können, 
anch  wenn  er  die  neuere  schwedische  litteratnr  ziemlich  erschöpfend  be- 
natzt hat.  Denn  obwohl  die  wahrscheinlich  von  Gustav  I.  selbst  inspicierte 
Chronik  Peder  Swarts  nnd  die  Reichsregistratnr  aus  der  Zeit  desselben  Königs 
später  als  die  meisten  Arbeiten  der  oben  erwähnten  Forscher  im  Drucke  er- 
schienen sind,  sind  sie  doch  von  diesen  gründlich  zu  Bäte  gezogen  worden. 
In  einigen  Punkten  ist  es  jedoch  Weidling  gelungen,  Angaben,  welche  bis- 
her gang  und  gäbe  gewesen  sind,  zu  berichtigen,  z.  B.  bei  der  Erörterung 
der  Frage  über  das  Auftreten  der  Wiedertäufer  zu  Stockholm  im  Herbste 
1524.  Indem  er  sich  den  Zweifeln  anschlielst,  die  von  dem  Schweden  Ben- 
terdahl  und  dem  Deutschen  Cornelius  betreffs  der  Teilnahme  Knipperdollings 
und  Melchior  Buntmachers  an  diesen  Unruhen  ausgesprochen  sind,  weist  er 
auf  die  Wahrscheinlichkeit  dessen  hin,  dafs  Peder  Swart  die  Excesse  der 
ultraevangelischen  Partei  vom  J.  1529  unrichtig  in  das  J.  1524  verlegt,  und 
bestätigt  zugleich  die  Annahme  Cornelius',  dafs  M.  Buntmachers  (Hofmanns) 
Besuch  Schwedens  in  das  J.  1526  und  den  Anfang  des  27.  gefallen  sei.  Es 
ist  jedoch  zu  beklagen,   dafs   der  Vf.   die  hervorragende  Arbeit  Forsseils 


1)  Einige  mir  nicht  zagangliche,  dem  Anschein  nach  aber  auch  meist  kein  wisaenschaft- 
lichen  Interesse  bietende  Werke  seien  hier  ihren  Titeln  nach  angeführt:  Shirley,  W.  S. 
William  Pitt,  his  career  and  oontemporaries:  a  lectore.  London.  8^  T  hörn  ton,  P.  M. 
Foreign  Secretaries  of  the  XIX  centnry  to  1834.  2to11.  London.  8^.  The  Victoria  Gross 
An  offlcial  Chronicle  of  the  deeds  of  personal  yalour  achie^ed  in  the  presence  of  üie  enemy 
from  the  institation  of  the  Order  1866  to  1880;  ed.  by  B.  W.  0.  Byrne.  London.  8^ 
Apjohn,  L.  John  Bright  and  the  Party  of  Peace.  London.  8^  Gardner  and  Spedding. 
Stadies  in  English  History.  Edinburgh.  8<*.  Gaulle,  J.  Daniel  O'Connel  ou  le  Lib^rateur 
de  rireland  Paris.  12".  Maries,  Histoire  du  Prince  Charles-Edouard,  fils  du  choTaller 
de  St  Georges  pr^ndant  k  la  couronne  d'Angleterre.  Limoges.  8".  Smith,  E.,  The  Story 
of  the  English  Jacobins:  being  an  account  of  peraons  implicated  in  the  Charge  of  high  treasor 
1794.  London.  12°.  —  2)  J.  Weidling,  Schwedische  Geschichte  im  Zeitalter  der  Befor- 
mation.     Gotha,  326  S.    8<^. 


ni,158  ^Ctl.  1.    HL  Hjärne: 

nicht  gekannt  zn  haben  scheint  und  dafs  er  die  Werke  Anjous  nnd  Akens 
nicht  mit  erforderlicher  Sorgfalt  benutzt  hat.  Auch  wäre  es  zu  wünschen 
gewesen,  dafs  der  Vf.  die  Geschichte  Schwedens  vor  und  nach  der  Periode, 
die  er  schildert,  studiert  hätte.  Er  hätte  dann  sowohl  einzelne  faktische 
Irrtümer  wie  auch  die  unrichtige  Auffassung  der  Begebenheiten,  die  bisweilen 
hervortritt,  vermeiden  können.  Man  mnfs  indessen  dem  deutschen  Forscher 
dankbar  sein  für  das  Interesse,  das  er  unserer  Geschichte  erzeigt  hat,  und 
den  Ernst,  mit  dem  er  ihre  Quellen  zu  benutzen  bestrebt  gewesen  ist. 

Silfverstolpe  hat  eine  gute  Monographie  über  den  bekannten  Günst- 
ling Erichs  XIV.,  Jöran  Persson,  geschrieben.  ^)  Zuerst  werden  die  wenigen 
Notizen,  die  wir  über  seine  Jugendgeschichte  besitzen,  mitgeteilt;  er  hat  im 
Anfange  der  fünfziger  Jahre  in  Wittenberg  studiert,  und  nach  der  etwas* 
späteren  Angabe  eines  deutschen  Stndiengenossen  das  Lob  Melanchthons  er- 
worben, von  dem  er  auch  an  den  König  Gustav  I.  empfohlen  worden  sein 
soll.  Bei  dem  Prinzen  Erich  wufste  er  sich  sehr  bald  einzuschmeicheln,  und 
nach  dessen  Thronbesteigung  stieg  er  rasch  zu  groüsem  Einflufs.  Wie  er 
seine  Macht  zu  eigener  Bereicherung  benutzt  hat,  schildert  der  Vf.  nach 
den  QueUen  mit  Angabe  vieler  früher  unbekannter  Einzelheiten.  Den  grödsten 
Teil  des  Inhalts  bildet,  auf  Grundlage  der  noch  bewahrten  Protokolle,  eine 
Darstellung  der  Wirksamkeit  des  von  Erich  XIV.  neu  gegründeten  Hof- 
gerichts (Eonungens  Högsta  Nämnd),  welches  unter  der  Leitung  Jöran  Perssons 
zu  einem  Werkzeug  ungerechter  Verfolgungen  mißbraucht  wurde.  Zuletzt 
wird  das  klägliche  Ende  des  Abenteurers,  nachdem  er  von  dem  in  Stock- 
holm belagerten  König  ausgeliefert  wurde,  dargestellt  Als  Anhang  folgt 
eine  vollständige  Liste  der  Todesurteile  (über  zweihundert),  die  von  dem 
tyrannischen  Gericht  während  dessen  fUn^ährigen  Daseins  (1562  — 1567)  ge- 
fällt worden  sind.  —  Mollerup')  hat  verschiedene  neue  Beiträge  zur  Ge- 
schichte des  siebenjährigen  Krieges  (1563—1570)  zwischen  Schweden  und 
Dänemark  gegeben.  —  Bergmann^)  hat  Regesten  der  Reichsratsgutachten 
während  der  Regierung  Johanns  III.  (1 568-— 1592)  veröffentlicht.  —  In  einer 
finnländischen  Sammlung  von  wissenschaftlichen  Aufsätzen  hat  Jontell^)  mit 
Benutzung  verschiedener  ungedruckter  Quellen  den  Zustand  der  nördlichen 
Landschaft  österbotten  während  des  verheerenden  russisch -schwedischen 
Kriegs  (1573—1585)  geschildert. 

17.  Jh.  Die  populär  gehaltene  Schilderung  der  Regierung  Gustav 
Adolphs  von  Weibull^)  zeugt  von  umfassender  Litteraturkenntnis  und  selb- 
ständigem Urteil.  Interessant  ist  besonders  die  Hinweisung  auf  den  Zu- 
sammenhang zwischen  der  Entwickelung  von  Schwedens  Macht  im  Osten  und 
der  deutschen  Politik  Gustav  Adolphs.  Die  inneren  Verhältnisse  sind  kürzer 
behandelt,  aber  immerhin  mit  treffender  Betonung  der  wichtigsten  Gesichts- 
punkte, obwohl  dann  und  wann  einzelne  Ungenauigkeiten  vorkommen.  —  In 
demselben  Sammelwerke  (in  dem  die  vorige  Arbeit  gedruckt  ist)  sind  auch  die 
Regierungen  Kristinas  (von  E.  Carlson)  und  der  drei  Karle  (von  M. 
Höijer)^)  verhältnismäfsig  etwas  weniger  ausführlich  gezeichnet.    Viel  Neues 


1)  Om  Joran  Persson  och  Konangen  Narand,  Bist  Tidskr.  1, 303—96.  —  2)  Bidng  til  des 
nordiske  Syraarskrigs  Historie,  in  Dansk  Hist  Tidskr.  V.  S.  2,  568—634.  —  3)  Register  ofrer 
Kadslag  i  konung  Johan  III  :s  tid,  in  Meddelanden  fran  Syenska  Biks-Archivet.  V.  —  4)  £& 
blick  pa  Österbottens  tillstand  är  1571  samt  gränsfeiden  1573—1585,  in  Walan,  Albamntg.  sf 
Syenska  Österbottningar,  Helsingfors.  —  5)  In  Syerigea  Historia  fran  aldsta  tid  tili  varm 
dagar,  lY.  Stockholm.  —  6)  In  Syeriges  Historia  fran  äldsta  tid  tili  yäm  dagar,  IV. 


Sdiirodeii.  111,150 

wird  man  darin  nicht  finden,  aber  das  schon  Bekannte  ist  recht  sanber  zu- 
sammengestellt, vor  allem  in  den  Partieen,  die  sich  anf  Odhners  nnd  J.  J. 
Carlsons  Forschungen  stützen  können.  —  Das  Buch  Mankells^)  über  die 
Politik  Gustav  Adolphs  leidet  unter  einer  tendenziösen  Anschauungsweise;  in 
der  neueren  schwedischen  und  deutschen  Litteratur  ist  der  Vf.  augenschein- 
lich sehr  wenig  bewandert  und  nimmt  darum  seine  Zuflucht  zu  vollkommen 
willkürlichen  Vermutungen,  die  mit  dem  wahren  Thatbestand  nichts  zu 
schaffen  haben.  —  Lau  gel*)  hat  einen  kleinen  Aufsatz  über  Gustav  Adolphs 
Yerhftltnis  zu  Richelieu  veröffentlicht  —  Schybergson')  hat  eine  sehr 
wertvolle  Sammlung  von  Aktenstücken  zur  Beleuchtung  der  schwedisch- 
holländischen  Verbindungen  im  Decennium  vor  der  aktiven  Teilnahme  Gustav 
Adolphs  am  Kriege  in  Deutschland  herausgegeben.  Diese  Dokumente  stam- 
men alle  aus  dem  schwedischen  Beichs-Archive.  Wir  finden  da  die  Instruk- 
tionen, die  von  dem  königlichen  Residenten  in  den  Niederlanden,  J.  Rutger- 
sius,  während  der  Jj.  1621  und  1623  empfiuigen  wurden  (auch  eine  vom 
20.  April  1626);  weiter  die  Befehle  an  den  Obersten  Hom,  der  nach  den 
Niederlanden  im  J.  1623,  um  Kriegsleute  anzuwerben,  abgefertigt  wurde,  an 
die  beiden  Gesandten  Adler  Salvius  (1626)  und  L.  Gamerarius  (1629).  Den 
hauptsächlichen  Inhalt  der  Sammlung  bilden  die  Briefe  des  genannten  Ga- 
merarius an  den  Reichskanzler  Axel  Oxenstjema  (1624  — 1626).  In  der 
Einleitung  hat  der  Herausgeber  eine  Obersicht  der  diplomatischen  Trans- 
aktionen zwischen  Schweden  und  den  Niederlanden  während  der  betreffenden 
Jahre  geliefert  und  dadurch  viel  zur  Berichtigung  früherer  Forschungen  über 
die  Verhandlungen  der  protestantischen  Mächte  überhaupt  beigetragen;  er 
hat  für  diese  Arbeit  auch  andere  Quellen  benutzt  als  die  von  ihm  selbst  ge- 
druckten. ^-  Die  Arbeit  Fridericias^)  über  Dänemarks  äufsere  politische 
Geschichte  vom  Frieden  zu  Prag  1635  bis  zum  Frieden  zu  Brömsebro  1645 
enthält  eine  sehr  gute  Schilderung  der  Politik  Christians  IV.  gegenüber 
Schweden  im  dreifsigjährigen  Kriege.  Die  Versuche  des  Königs,  eine  ver- 
mittelnde Stellung  zwischen  den  streitenden  Mächten  einzunehmen,  werden 
klar  und  treffend  gezeichnet  Diese  Versuche  führten  nur  zu  einer  stetig 
wachsenden  Verstimmung  von  schwedischer  Seite;  Christian  nähert  sich  dann 
dem  Kaiser,  aber  ohne  rechte  Entschlossenheit,  und  hat  sogar  den  bekannten 
Heinrich  von  Arnim  mit  Geld  unterstützt,  um  durch  ihn  zur  Vertreibung 
der  Schweden  aus  Deutschland  mitzuwirken.  Die  dänische  Zollpolitik,  die 
nicht  nur  die  schwedische  RegieinDg  gereizt,  sondern  auch  die  Niederlande 
zu  Schwedens  künftigen  Bundesgenossen  gemacht  hat,  wird  sehr  eingehend 
dargestellt.  Man  sieht,  wie  allmählich  die  Verhältnisse  zu  einer  für  Däne- 
mark verderblichen  Entscheidung  gereift  sind.  Die  Friedensverhandlungen 
in  Brömsebro  1645  werden  in  ihrer  ganzen  Bedeutung  sowohl  für  die  äulsere 
Geschichte  des  Nordens  wie  für  die  innere  Entwickelung  Dänemarks  er- 
schöpfend auseinandergesetzt.  Der  Vf.  hat  sein  Material  nicht  nur  in  den 
dänischen  und  den  schwedischen  Archiven,  sondern  auch  in  Paris,  Wien, 
Haag  und  Dresden  geholt.  —  Einige  Beiträge  zur  Geschichte  Schwedens  und 


1)  Om  Gnataf  IL  Adolfs  politik.  Stockholm.  —  2)  GobUto  Adolphe  et  Bidheliea,  in 
der  Bevne  des  dem  Mondes,  1  Join.  —  3)  Syeriges  och  Hollands  förbindelsen  1621 — 16S0. 
Helsingfora.  Bec  ron  S.  J.  Hammantrand  in  Hist  Tidskr.  1882,  ygl.  o.  m,  8.  —  4)  Dan- 
marks  ydre  politiske  Historie  i  tiden  fra  Freden  i  Lybek  til  Freden  i  Kjöbenhavn  (1629 — 
1660).  IL  Fra  Freden  i  Prag  til  Freden  i  Brömsebro  (1635— j  645).  Kopenhagen.  Vgl.  a. 
S.  169. 


in,160  3UQ.  1.    H.  Hjarne: 

schwedischer  Regenten  aus  italienischen  Quellen  haben  Ballo  ^)  und  Mala- 
gola>)  gegeben.  —  Birket  Smith^)  hat  in  der  Fortsetzung  seiner  Bio- 
graphie der  Gräfin  Leonora  Christina  Ulfeldt  verschiedene  Notizen  mitgeteilt, 
die  auch  für  die  schwedische  Geschichte  von  Wert  sind.  Die  Gräfin  war 
bekanntlich  Tochter  des  Königs  Christian  IV.  and  Gemahlin  des  Korfitz  Ul- 
feldt, der  eine  so  bedeutende  Rolle  sowohl  in  Schweden  als  in  Dänemark 
gespielt  hat.  —  Rördam^)  hat  einige  Notizen  zur  schwedisch -dänischen 
Kriegsgeschichte  in  den  Jj.  1657 — 166p  gegeben.  —  Gigas^)  hat  nach  den 
Originalen  in  Simancas  verschiedene  Briefe  ins  Dänische  übersetzt,  die  vom 
kaiserlichen  Gesandten  in  Kopenhagen  an  den  König  Philipp  lY.  von  Spanien 
in  der  Zeit  vom  August  1659  bis  zum  Juni  1660  geschrieben  worden  sind. 
Die  Friedensverhandlungen  zwischen  Schweden  und  Dänemark  werden  hier 
von  einem  nicht  sonderlich  in  die  Sachen  eingeweihten  Zeitgenossen  dar- 
gestellt. Etwas  Neues  erfährt  man  eigentlich  nicht.  —  Für  die  Kultur- 
geschichte interessant  ist  eine  Abhandlung  von  Tiger stedt^)  über  einen 
HexenprozeÜB  in  Finnland  1661.  —  Hjärne^)  hat  das  Leben  eines  russischen 
Beamten,  Kotoschichin,  geschildert,  der  als  des  Verrats  verdächtig  nach 
Schweden  entfloh  und  auf  Veranlassung  des  Reichskanzlers  Magnus  Gabriel 
Delagardie  eine  Beschreibung  von  Rufsland  verfafste,  welche  noch  jetzt  als 
eine  wichtige  Geschichtsquelle  anerkannt  wird. 

Der  erste  Teil  der  Geschichte  Karls  XU.  von  J.  J.  Carlson^)  ist  in 
diesem  Jahre  erschienen  und  enthält  einen  groben  Reichtum  an  neuen  Auf- 
schlüssen über  den  Anfang  des  nordischen  Krieges.  Besonders  für  die  diplo- 
matischen Beziehungen  zwischen  Schweden  und  den  anderen  europäischen 
Mächten  hat  der  Vf.  ein  umfassendes  Material  aus  den  Archiven  zu  Kopen- 
hagen, Dresden,  Haag,  London  und  Paris  gesammelt-,  die  schwedischen  Quellen 
sind  natürlich,  sowohl  für  die  äufsere  wie  für  die  innere  Geschichte,  sorg- 
fältig benützt.  Nach  der  Darstellung  Carlsons  ist  der  Anstofs  zur  Bildung 
des  grofsen  Bündnisses  gegen  Schweden  von  Dänemark  ausgegangen.  Un- 
mittelbar nach  dem  Tode  Karls  XI.  hat  der  König  von  Dänemark  einen 
aufserordentlichen  Gesandten  an  den  Czar  abgefertigt,  mit  Vorschlägen  von 
einem  defensiven  Bund  gegen  Schweden;  in  einem  geheimen  Artikel  wurde 
jedoch  schon  jetzt  gesprochen  von  einer  offensiven  Bewegung.  Um  die- 
selbe Zeit  wurde  auch  in  Kopenhagen  der  Angriff  auf  den  Herzog  von  Hol- 
stein beschlossen.  Als  aber  die  schwedische  Regierung  zu  rüsten  begonnen 
hatte,  trat  ein  schroffer  Umschlag  in  der  dänischen  Politik  ein.  Verhand- 
lungen über  eine  eheliche  Verbindung  zwischen  den  beiden  Königshäusern 
wurden  eingeleitet,  und  ein  hjdbes  Jahr  hindurch  beschäftigte  man  sich  mit 
diesem  Plan,  welcher  erst  vollkommen  aufgegeben  wurde,  nachdem  Karl  XII. 
seine  Schwester  mit  dem  Herzog  von  Holstein  vermählt  hatte.  Über  einen 
Vergleich  zwischen^ den  dänischen  und  den  holsteinischen  Ansprüchen  wurde 
noch  bis  zum  Ende  des  J.  1698  hin  und  her  verhandelt  und  ein  förmlicher 
dänisch-schwedischer  Freundschaftsvertrag  Dez.  d.  J.  abgeschlossen.  Unter- 
dessen hatte  jedoch  der  Herzog  von  Holstein  in  Stockholm  eine  Vollmacht 


1)  II  viaggio  di  M.  Piero  Qairini  e  le  relazioni  della  repubblica  Yenets  coUa  STOiit. 
S.  o.  II,  251 1^  —  2)  Crutina  di  Syezia  in  Bologna.  Pisa.  —  3)  Leonora  Chriatina  ülfeldtB  Historie, 
li.  Kopenhagen.  —  4)  Sknnsen  vod  Ualfl  i  Svenskekrigen  1657 — 1660,  Jydske  Samlinger  8, 
364—70.  —  5)  Breve  skreTne  fra  Kjöbenhavn  1659 — 1660  af  den  keiaerlige  Gesandt  Baron  de 
Goes,  in  Dansk  Hist.  Tidakr.  V  S.  Bd.  3.  —  6)  £n  troUdomsprocesB  vid  d.  finpka  UniTerntetet 
1661,  Finsk  Tidakr.  —  7)  £n  ryak  emigrant  i  Sverige  för  tyahundra  ar  aedan,  Uist.  Tidakr.  1, 
53 — 84.  —  S)  Sverigea  histoiia  ander  konongame  af  pfalziaka  huaet.  YI.   Carl  XII.   I.   Stockh. 


Schweden.  111,161 

als  oberster  Befehlshaber  aller  schwedischen  Truppen  in  Deatschland  erhalten, 
and  der  schwedische  Generalqnartiermeister  Stuart  begleitete  ihn  nach  Hol- 
stein, um  bei  den  Vorbereitungen  zur  Verteidigung  des  Herzogtums  behülf- 
lich  zu  sein.  Der  König  von  Dänemark  hatte  seinerseits  einen  Vertrag  mit 
Polen  abgeschlossen  (März  1698),  wodurch  August  H.  sich  verpflichtete,  ihm 
mit  9000  Mann  beizustehen,  wenn  er  in  Schwierigkeiten  wegen  der  hol- 
steinischen Frage  geraten  würde.  Das  Verhältnis  zwischen  Schweden  und 
Dänemairk  war  also  schon  ziemlich  gespannt,  als  im  dänischen  Eonseil  (Dez. 
1698)  der  Entwurf  eines  Vertrags  mit  dem  Czaren  gebilligt  wurde,  wonach 
stipuliert  wurde,  dafs,  wenn  einer  von  den  Bundesgenossen  in  Zwistigkeiten 
mit  jemandem  über  seine  Rechte  verwickelt  werden  würde,  und  ein  dritter 
sich  darin  mit  Waffenmacht  einmischen  wollte,  der  andere  Gontrahent  ihm 
zu  Hülfe  mittelst  einer  Diversion  kommen  sollte.  Erst  im  nächsten  Jahre 
1699  beginnen  aber  die  Verhandlungen  zwischen  Patkull,  im  Auftrage  von 
August,  dem  Czaren  und  dem  dänischen  Hof,  der  sich  lange  gegen  einen 
direkten  Angriffskrieg  sträubte.  Wie  dann  die  Entscheidung  durch  den  Be- 
fehl Karls  Xn.  an  die  Generale  Ldewen  und  Wellingk,  mit  schwedischen 
Truppen  in  Holstein  einzurücken,  erfolgte,  und  wie  der  grofse  Krieg  sich 
Schlag  auf  Schlag  entwickelte,  wird  in  der  Arbeit  Carlsons  ausführlich  nach 
den  Quellen  geschildert,  im  Zusammenhange  mit  den  stetig  fortgeführten 
Vermittelungsversuchen  Frankreichs  und  anderer  Mächte.  Die  Ereignisse 
werden  bis  zum  Ende  1701  fortlaufend  dargestellt 

18.  Jh.  Holm^)  hat  aus  dänischen  Quellen  den  Verlauf  der  Pläne 
zu  einer  Landung  der  verbündetem  Dänen  und  Russen  in  Schonen  1716  ge- 
zeichnet. Es  wird  nachgewiesen,  dafs  sowohl  Czar  Peter  als  König  Frie- 
drich IV.  ernsthaft  an  dem  verabredeten  Angriff  arbeiteten,  dafs  sie  aber 
aus  gegenseitigem,  unbegründetem  Mifstrauen  ihre  Absichten  vereitelten,  bis 
endlich  der  Czar  sich  vollständig  zurückzog.  —  Sjögren')  hat  das  Leben 
von  Otto  Arnold  Paykull,  zum  Teil  nach  ungedruckten  Briefen  im  schwe- 
dischen Reichsarchive,  geschrieben.  Paykull  war  ein  Livländer,  der  im 
sächsischen  Heer  Dienste  angenommen  hatte  und  nach  seiner  Gefangennahme 
auf  Befehl  Karls  XIL,  trotz  der  Fürsprache  der  königlichen  Familie  und 
vieler  fremder  Höfe,  als  Hochverräter  in  Stockholm  enthauptet  wurde.  — 
Majlath')  hat  einige  Nachrichten  über  eine  Gesandtschaft  der  Evangelischen 
in  Ungarn  an  den  König  Karl  XU.  mitgeteilt. 

Sprinchorn^)  hat  die  Geschichte  der  Union  maritime  von  1756 
zwischen  Schweden  und  Dänemark  behandelt  und  die  Bedeutung  dieses  Ver- 
trags fftr  die  Entwickelung  des  Begriffs  der  bewaffneten  Neutralität  hervor- 
gehoben. —  Nilsson^)  hat  seine  Schilderung  des  Auftretens  Dänemarks  in 
der  schwedischen  Thronfolgefrage  1739 — 43  abgeschlossen.  —  Kos  er«)  hat 
die  Korrespondenz  der  Königin  Louise  Ulrike  mit  ihrem  Bruder,  dem  Prinzen 
August  Wilhelm  von  Preufsen,  teilweise  veröffentlicht  und  dadurch  interessante 
Beiträge  zur  Charakteristik  dieser  begabten  Fürstin,  der  Schwester  Friedrichs 
des  Grofsen,  geliefert.  —  Henning*^)  zeichnet  das  Betragen  des  bekannten 


1)  Stadier  til  den  störe  nordiske  Krigs  Hifitorie,  in  Dansk  Hiet.  Tidackr.  V  S.  Bd.  S.  — 
2)  (STonsk)  Eist  Tidakr.  1,  129—61.  —  3)  Eine  ungarische  Qeaandtschaft  in  Schweden 
1705,  in  Litter.  Berichte  aas  Ungarn.  IV,  3.  —  4)  Ett  bidrag  tili  den  yäpnade  neatralitetens 
hifltoria  i  Norden:  Hist.  Tidsk.  1,  247 — 303.  —  5)  Danmarke  uppträdande  i  den  avenska 
tronfoljäre  fragan  aron  1739  -43.  IIL  (S.  25—42.)  Molmö.  —  6)  Prinz  August  Wilhelm 
T.  Preufsen  u.  Louise  Ulrike  y.  Schweden,  in  ZPQL.  XV  lU.  Vgl.  o.  S.  20.  —  7)  Johan  Con- 
rad Dippels  Tiatelse  i  Syerige  samt  dippelianismen  i  Stockholm  1727 — 1741.  Upsala,  Boos.  164  S. 

Historische  Jahrtsberiohte.     1881.    III.  II 


ni,162  XXI-  1-   H.  Hjirne: 

deatschen  Sektengründers,  Johann  Conrad  Dippel,  während  seines  Aufenthalts 
in  Schweden  und  seinen  Einflufs  auf  die  kirchlichen  Bewegungen. 

Odhner^)  hat  eine  Abhandlung  geliefert  über  den  Versuch  Gustavs  HI^ 
im  J.  1787,  den  dänischen  Hof  ftlr  eine  gemeinsame  skandinavische  Politik 
gegenüber  Rufsland  zu  gewinnen,  einen  Versuch,  welcher  jedoch  scheiterte 
teils  an  den  hochfliegenden  Pretensionen  des  schwedischen  Königs,  teils  an 
der  eingewurzelten  Gewohnheit  der  dänischen  Staatsmänner,  sich  an  Rnisland 
als  an  eine  Stütze  gegen  Schwedens  wirkliche  oder  vermeinte  Angriffe  an- 
zulehnen. —  Tegner')  hat  aus  den  Papieren  Gustavs  IIL  und  Armfelts 
die  improvisierte  Bewaffnung  der  Bauern  und  die  Thätigkeit  der  neugebildeten 
Corps  im  Kriege  1788  beschrieben.  Tigerstedt')  hat  zwei  Entwürfe  G. 
M.  Sprengtportens,  das  erste  vom  J.  1786,  das  zweite  vom  J.  1808.  zur 
Organisation  der  Regierung  Finnlands  nach  der  beabsichtigten  Trennung  von 
Schweden,  veröffentlicht;  aus  dem  späteren  von  diesen  Vorschlägen  sieht  man, 
dafs  er  die  russische  Sprache  als  die  künftige  Staatssprache  des  Landes 
betrachtete.  —  Palmen ^)  hat  ein  sehr  interessantes  Tagebuch  von  einem 
Zeitgenossen  über  die  Belagerung  Sveaborgs  1808  publiziert.  —  Andere 
wichtige  Beiträge  zur  Geschichte  der  Auflösung  der  politischen  Verbindung 
zwischen  Schweden  und  Finnland  hat  Castr^n^)  geliefert.  —  L^ouzon  le 
Duc^)  hat  die  Berichte  der  schwedischen  Gesandten  Stael  v.  Holstein  und 
V.  Brinkmann  aus  Paris  während  der  grofsen  Revolution  publiziert  Aufser 
einigen  lebhaften  Schilderungen  der  französischen  Parteiverhältnisse  wird  man 
darin  auch  urkundliche  Aufklärungen  über  die  schwedische  Politik  finden, 
leider  ohne  die  nötige  Beleuchtung  durch  anderweitige  schwedische  Staats- 
papiere. 

Säve^  hat  die  neueste  Geschichte  Schwedens  (1809  — 1875)  in  zu- 
sammenhängender Darstellung  klar  und  unparteiisch  geschildert  —  Bäck- 
ström^)  hat  auch  die  beiden  letzten  Regierungen,  Oskars  I.  und  Karls  XV., 
populär  gezeichnet  —  Wieseigre n^)  hat  eine  Biographie  von  Karl  Johann 
Hierta,  einem  namhaften  Publizisten  und  Mitglied  der  Oppositionspartei  in 
der  Zeit  Karls  XIV.  und  Oskars  L,  verfafst  —  Auch  Sjögren^*)  hat  zwei 
Biographieen  von  bedeutenden  Persönlichkeiten  in  diesem  Jahrhundert  ge- 
schrieben; die  eine  über  den  Urhelier  der  Revolution  von  1809,  Georg 
Adlersparre,  die  andere  über  den  begabten,  aber  charakterlosen  Publizisten 
Grewesmöhlen.  —  Einen  wichtigen  Einblick  in  unsere  parlamentarische  Ge- 
schichte bietet  die  Arbeit  Alins.  ^^)  Es  macht  den  12.  Teil  einer  schon 
vor  20  Jahren  angefangenen  Serie  von  Skizzen  aus  der  Geschichte  Schwedens 
nach  1772  aus,  die  ihren  Namen  dem  neulich  verstorbenen  Obersten  v. 
Schinkel  verdankt,  welcher  die  Herausgabe  besorgte,  wiewohl  die  Arbeit 
selbst  von  verschiedenen  Verfassern  herrührt     Wie  die  früheren  Teile  ent- 


1)  Gustaf  lU:  ■  besok  i  Kopenhamn  1787  och  fönlag  tiU  ett  skandinaTiak  f^rbond:  Kiat 
Tidflkr.  1,  161—212.  —  2)  Folkväpningen  i  Syerige  1788:^ ib.  S.  813—47.  —  S)  Treaae 
fbniag  tili  Finlands  styreUe  af  Qöran  Magnoa  Sprengtporten.  Abo.  —  4)  Major  Gustaf  r.  Haut* 
wolffa  dagbok  öfver  Sveaborga  belägring,  in  HiBtoriallinen  Arhiato,  Ym.  Helaiogfon.  —  5)  Skil- 
dringar  or  Finlands  nyare  historia,  I — III.  Ebda.  —  6)  Gorresp.  diplom.  da  baron  de  Stael- 
Holstein,  ambassadeur  de  SuMe  en  France,  et  de  son  successeur  comme  cbarg6  d'aifidrea,  le 
baron  Brinkman.  Paris.  Vgl.  a.  S.  139  ff.  —  7)  Syerige  ander  den  nyaste  tiden,  in  Syerige« 
Historia  fr.  äldsta  tid  tili  yara  dagar.  VX  Stockholm.  —  8)  BerSttelser  ar  Syenska  Hiatorien. 
XXIII.  Ebda.  —  9)  Karl  Johan  Hierta.  Ebda.  —  10)  Georg  Adlersparre,  in  Ny  Svenak 
Tidskr.  Ders.,  K.  A.  Grewesmöhlen,  ebda.  Hft.  6.  —  11)  Minnen  ur  Syeriges  nyare  historia« 
«amlade  af  B.  v.  Schinkel.  Tom.  XII,  1.  Carl  Johan  och  hans  tid  (1828—1835).  Fdr&ttad 
«f  Oncar  Alin.     VI  a.  292  o.  Olli  S.    8^.    Upsala,  Roos. 


Schweden.  111,163 

hält  auch  dieser  in  einem  Anhange  eine  Sammlang  wichtiger  Akten.  ^)  Den 
Kern  der  Arbeit  Alins  bildet  die  Darstellung  der  langwierigen  Reichstage 
1828 — 30  und  1834 — 35,  welche  für  unsere  innere  Geschichte  von  so  grofser 
Bedeutung  gewesen  sind,  vor  allem  durch  die  Entwickelung  der  Opposition 
gegen  das  herrschende  Regierangssystem,  die  mit  so  grofser  Stärke  während 
der  letzten  Zeit  Karl  Johanns  hervortrat.  Diese  Opposition,  die  schon  bei 
dem  Reichstage  des  J.  1823  sich  sehr  mächtig  erwiesen  hatte,  unterlag  jedoch 
bei  dem  folgenden  Reichstage  im  Kampfe  mit  der  Regierung.  Die  letztere 
hatte  indessen  nicht  immer  mit  tadelfreien  Mitteln  gekämpft,  sowie  bisweilen 
ihre  Stärke  darchaas  nicht  mit  Fug  und  Mäfsigung  benutzt;  und  in  diesen 
Verhältnissen  hat  man  ohne  Zweifel  einen  hauptsächlichen  Grund  dazu  zu 
suchen,  dafs  die  Opposition  bei  dem  Reichstage  1834 — 35  mit  bedeutend 
vermehrten  Kräften  auftreten  konnte.  Die  Regierung  erfuhr  dann  einen 
Widerstand,  den  sie  nicht  erwartet  hatte  und  dem  sie  nicht  immer  gewachsen 
war.  So  stark  war  die  Opposition  jedoch  noch  nicht,  dafs  sie  eine  Änderung 
des  Regierungssystems  bewirken  konnte,  sondern  sie  mufste  sich  damit  be- 
gnügen, der  Regierung  kleinere  Niederlagen  und  verschiedene  Demütigungen 
zu  bereiten.  Ihr  eigentliches  Ziel,  eine  Veränderung  des  Ratgeberpersonals 
zu  erzwingen,  konnte  die  Opposition  erst  beim  nächsten  Reichstag  erreichen, 
der  1840  zusammentrat  und  dessen  Begebenheiten  den  Gegenstand  des  letzten, 
bald  erscheinenden  Teiles  der  ^Minnen^  v.  Schinkels  ausmachen  sollen. 

Von  der  neuen  Folge  des  'Biografiskt  Lexikon'^)  ist  jetzt  der 
achte  Band  vollständig  herausgegeben,  in  welchem  unter  puderen  die  Partei- 
männer aus  dem  vorigen  Jahrhundert,  E.  G.  Reuterholm  und  0.  B.  Renhom, 
aufgenommen  sind.  —  Auch  ein  finnisches'}  biographisches  Lexikon  wird 
herausgegeben  und  schreitet  rüstig  vorwärts;  in  dem  letzten  Heft  (Godolin — 
Indrenins)  kommen  mehrere  Namen  von  Bedeutung  nicht  nur  für  die  spe- 
ciell  finnländische  Geschichte  vor.  —  Wasastjerna^)  hat  die  Sammlung 
von  finnländischen  Adelsgenealogieen  jetzt  beendigt.  —  Ahnfelt^)  setzt  seine 
etwas  wüsten  Memoirenpublikationen  emsig  fort 

Ein  sehr  bedeutendes  bibliographisches  Werk  ist  das  in  'Kongl.  Biblio- 
tekets  Handlingar'®)  herausgegebene  Verzeichnis  aller  auf  die  Verhält- 
nisse Schwedens  zu  fremden  Mächten  1483 — 1658  bezüglichen  Druckschriften. 

Für  die  Geschichte  des  schwedischen  Staatsrechts  von  Wert  sind  die 
Abhandlungen  von  Montan,*^)  über  das  Budgetbewilligungsrecht  unter 
Gustav  lU.,  und  von  Blom,^)  über  die  Organisation  des  Staatsrats  in  der 
Zeit  1809 — 1840.  —  Montan^)  hat  auch  einen  neuen  Band  der 
Reichstagsprotokolle  der  Ritterschaft  (für  das  J.  1731),  v,  Feilitzen^^) 
einen  neuen  Band  der  Sammlung  von  älteren  Kirchenordnungen  publi- 
ziert —  Swalin^^)  hat  ein  Verzeichnis,  mit  biographischen  Angaben, 
von  allen  schwedischen  und  norwegischen  Ministern  1809 — 1881  veröffentlicht 


1)  AnTserdem  wird  jetzt  ein  besonderes  Sapplement  von  Akten  seit  dem  J.  1772  anter 
d.  T.:  'Biliang  utg.  af  S.  J.  Boethins.  I.  Upsala.  1880  (14,  394  S.)  herausgeg.  —  2)  Syenskt 
Biograf.  Lex.  TILI.  Stockh.,  Beijer.  VII,  552  S.  —  3)  Biografinen  Kimikirja.  Y.  Helsingfors.  — 
4)  Ättartaflor  5f?er  den  pä  Finlands  Ridderhus  introdocerade  adeln.  VI,  5.  Ebda.  —  5)  Ur 
BTenska  hofvetfl  och  aristokratiens  lif.  III  a.  lY.  Stockh.,  Lamm.  —  6)  Kongl.  Bibliotekets  Hand- 
lingar.  HL  Ebda.  —  7)  De  äldsta  Stataatkotten  och  beskattningsratten  pa  deras  tid:  Hist. 
Tid«kr.  l,  85—128.  —  8)  Det  svenska  statsrädets  Organisation  1809—1840.  Upsala.  80  S. — 
9)  Syeriges  Ridderskaps  och  adels  Biksdags-ProtokoU  frän  och  med  1719.  YI:  1.  Stockholm. 
—  10)  Kyrkoordningar  och  föralag  dertill  fore  ]€86.  II:  1.  —  11)  Konangens  syenska  och 
norska  statariLd  1809—1814—1881.    Stockholm,  Häggstrom.     194,  64  S. 

11* 


111,164  XXI.  1.    H.  Hjiruo. 

Spaak^)  hat  die  Entwickelung  des  schwedischen  Artilleriewesens  yon 
ältesten  Zeiten  an  geschildert. 

Von  lokalgeschichtlichen  Arbeiten  nennen  wir  zwei  sogenannte 
'Herdaminnen'  oder  Aufzeichnungen  über  Geistliche,  von  Ljungberg,')  für 
das  Stift  Vesteräs,  und  von  Skarstedt^)  für  das  Stift  Gothenburg.  Weiter 
verdienen  Erwähnung  das  Werk  von  Klingspor  und  Schlegel^)  über  die 
Herrensitze  in  Upland,  die  Beiträge  zur  Kulturgeschichte  der  Provinz  Söder- 
manland  von  Aminson,^)  und  die  Beschreibung  der  Bergwerkgegend 
Noraskog  von  Johansson.^) 


XXI.  2. 

H.  Sotyoth. 

Norwegen. 

Während  die  Geschichte  Norwegens  in  den  ersten  Jahren  dieses  Jh.  und 
speciell  im  Jahre  1819  der  Gegenstand  verschiedener  Bearbeitungen  gewesen 
ist,  hat  man  bisher  eine  zusammenhängende  Darstellung  der  Geschichte 
des  Landes  nach  1814  vermifst.  Diesem  Mangel  ist  jetzt  von  Dr.  T.  Niel- 
sen abgeholfen,  welcher  eine  solche  Darstellung  begonnen  hat^^)  Seine 
Arbeit  soll  zwar  zunächst  ein  populäres  Buch  sein,  und  der  Vf.  hat  sie 
deswegen  nicht  mit  Hinzufügung  seiner  Quellen  angegeben,  aber  den- 
noch erscheint  das  Buch  als  ein  selbständiges  wissenschaftliches  Werk,  das 
auf  einem  gründlichen  Quellenstudium  beruht.  Der  Vf.  hat  aulser  den  frühe- 
ren gedruckten  Werken,  von  denen  er  selbst  mehrere  geliefert  hat,^)  auch 
viele  ungedruckte  Quellen  von  sehr  verschiedenartiger  Beschaffenheit  benutzt; 
so  Karl  Johanns  Briefwechsel  mit  den  Statthaltern  Essen,  Mömer  und  San- 
deis, die  preufsischen  Regierungs-Archive  der  Jahre  1816—22,  Graf  Sandeis 
hinterlassene  Papiere,  die  Sammlungen  des  Grafen  A.  Lewenhaupt,  Akten- 
stücke und  Protokolle  im  Archiv  des  norwegischen  Staatssekretariats,  im 
Reichsarchiv,  in   dänischen  Archiven  etc.      Der  erschienene  erste  Band  um- 


1)  Ofrenigt  ofTor  artilleriets  appkomst  och  atyeckling  i  Europa.  I.  Stockholm.  — 
2)  YeBter&s  SUfts  Herdaminne.  H.  Ebda.  213  S.  —  3)  Göteb.  Stifb  Herdaminiie.  Land.  S.  891— 
598.  —  4)  UplandB  Herregärder  18— -20.  Ebda.,  Beijer.  —  5)  Bidrag  tili  SSdermanlaiiaa  aldre 
kultarhiitoria.  IL  Ebda.  —  6)  Noraskog.  II,  1.  Ebda.  —  7)  Norges  Huiorie  öfter  1814: 
HerauBgeg.  yon  d.  'GesellAch.  z.  Förderung  d.  Yolksaufklirang'  als  Beilage  s.  'Volkaireiind'  ftr 
1880—82.  1.  Bd.  (1815—22).  IX  u.  592  S.  ChriBtiania.  —  8)  Af  Norget  nyere  Hiatorie: 
1)  Graf  Sandelfl'  Statthalterschaft  1818—1827.  Ebd.  1878.  2)  Graf  Flatens  Statthaltenehaft 
1827—1829.  Ebd.  1875.  —  Von  andern  gedruckten  Quellen  seien  genannt:  Statnmad  J,  H. 
Vogts  Optegnelser  (Aufzeif^hnungen)  om  sit  Liv  og  sin  Embedwirksomhed  1784 — 1848,  her^ 
ausgegeben  vom  norwegischen  historischen  Verein,  386  S.  Ebd.  1871.  Stataraad  P.  C. 
fiolsts  efterladte  Optegnelser  om  sit  Liv  og  sin  Samtid,  herausg.  yom  norw.  hist  Yer.  Vni 
und  517  S.  Ebd.  1876.  Als  wichtige  Quellenschrift  zur  Geschichte  dieser  Zeit  sei  auch  ge- 
nannt: 'Storthings-Efterretninger'  (ygl.  Jahresber.  III,  8,  192)  1814—1838,  woyon  1881  der 
3.  Band  Heft  6  erschien  (S.  401—408).     Ebd. 


Norwegen.  111,165 

&f8t  die  Jahre  1815—22,  den  Zeitraum,  welcher  den  ersten  grofsen  Ab- 
schnitt in  der  Geschichte  Norwegens  nach  1814  (Yereinignng  mit  Schweden) 
bildet  In  diesen  Jahren  wurde  die  materielle  Grundlage  für  die  zukünftige 
Entwickelung  des  Volkes  gelegt,  die  nordische  Bank  mit  bedeutenden  Opfern 
begründet,  die  Finanzen  in  Ordnung  gebracht,  der  öffentliche  Kredit  ge- 
sichert; der  private  Wohlstand  begann  neue  Wurzeln  zu  schlagen,  die  Ab- 
rechnung mit  Dänemark  fand  eine  glückliche  Erledigung,  die  vereinigten 
Reiche  entgingen  glücklich  der  Einmischung  der  Grofsmächte  und  gleichzeitig 
einem  inneren  Zwist.  Nielsen  schreibt  sine  ira  et  studio-,  ruhig  und  un- 
parteiisch sucht  er  Personen  und  Begebenheiten  in  das  rechte  Licht  zu 
setzen,  sodafs  man  zu  einem  bessern  Verständnis  gelangt  und  daher  ein  ge- 
rechteres Urteil  über  vieles  fällen  kann,  was  der  damaligen  Zeit  unbekannt 
war  oder  im  Dunkel  lag  und  was  sie  veranlafste,  Personen  und  Handlungen 
in  einem  falschen  Lichte  zu  sehen  und  übereilte  und  unrichtige  Urteile  zu 
fällen.  Bei  der  Arbeit  an  einer  Biographie  von  Graf  Wedel  Jarlsberg,  einer 
der  meist  hervortretenden  ersten  Personen  auf  der  Reichsversammlung  in 
Eidsvold  1814,  hat  Y.  Nielsen  ein  bedeutendes,  neues  Material  zur  Geschichte 
Norwegens  in  diesem  Jahre  geliefert,  dessen  Herausgabe  er  begonnen  hat.  ^) 
Die  Ausgabe  wird  autserdem  das  Resultat  früherer  Untersuchungen  in  preufsi- 
schen  und  österreichischen  Archiven  enthalten,  soväe  eine  Sammlung  bisher 
ungedruckter  Tagebücher  und  anderer  Aktenstücke,  die  die  Geschichte  Nor- 
wegens seit  1814  betreffen.  Die  1881  erschienenen  Hefte  enthalten  die  Ver- 
sammlung in  Eidsvold  am  16.  Februar  1814  mit  Christian  Friedrichs  eigen- 
händigen Aufzeichnungen  über  die  Versammlung,  die  Einsetzung  des  Regie- 
rungsrats und  verschiedene  Entwürfe  zu  einem  Grundgesetz  für  Norwegen. 
Nach  der  Konvention  zu  Moss  (14./8.  1814)  wurde  ein  aufserordentliches 
Storthing  berufen,  welches  mit  Schweden  über  die  Vereinigung  unterhandelte. 
Aufschlufs  über  dieses  Storthing  giebt  eins  seiner  Mitglieder,  P.  Motzfeldt, 
in  einem  Tagebuch,  welches  jetzt  von  L.  M.  B.  Aubert  herausgegeben  ist.*) 

Interessante  Beiträge  zur  Geschichte  Norwegens  und  Dänemarks  am 
Schluls  des  vorigen  und  am  Anfang  dieses  Jahrhunderts  liefert  Oberst  Tide- 
mand,')  welcher  in  seinen  'Aufzeichnungen'  wertvolle  Mitteilungen  macht 
über  die  Begebenheiten,  die  er  erlebte  und  die  Personen,  mit  denen  er  in 
Berührung  kam;  hauptsächlich  verweilt  er  bei  den  militärischen  Verhältnissen 
unter  Friedrich  VI.  Nachdem  die  Engländer  1807  die  dänisch-norwegische 
Flotte  fortgeführt  hatten,  begann  Dänemark  und  Norwegen  mit  grofsem 
Eifer  Kaper  auszurüsten,  um  sich  an  England  zu  rächen,  und  schon  zum 
,  Herbst  1807  gab  es  eine  groDse  Anzahl  Kaper;  besonders  nahm  das  Kaper- 
wesen groÜBe  Dimensionen  im  Stifte  Christianssand  (im  südlichen  Norwegen) 
an,  wo  die  Anzahl  der  armierten  Schiffe  sich  Ende  1809  auf  mehr  als  50 
belief,  welche  eine  Menge  feindlicher  Fahrzeuge  aufbrachten.  Ober  die 
Kaperfahrten  und  verschiedene  Kaperführer,  welche  sich  besonders  auszeich- 
neten,   hat  C.  Flood  in  seinen  Au£seichnungen   Nachrichten  gesammelt.^) 


1)  Bidng  til  NoigOB  HUtorie.  Afhandlinger  og  Aktatykker,  heniug.  Tom  norw.  hittor. 
Verein,  1.  Bd.,  1.— 2.  Heft,  224  S.  Ghristiania.  —  2)  StaUraad  Feter  MotzfeldU  Dagbog 
fra  det  oTeroxdentlige  StorUiing  1814.  Mit  einer  biograph.  Skisze  des  Yerfassers,  80  S. 
Bei],  zur  Zeit  <Faedrelandef.  £bd.  1882.  —  3)  Oberst  Nicolai  Tidemands  Optegnelser  om 
sit  Liy  og  sin  Samtid  i  Norge  og  Danmark  1766  — 1828.  Her.  Ton  C.  J.  Ancker,  mit 
1  Bilde  des  Vts  nnd  1  Stammtafel.  222  S.  Ebd.  —  4)  I  Erigsaarene.  184  S.  Ebd.  Das 
BacL  enthält  anlserdem:    Prini  Christian  Augast,    eine  biogr.  Skiaze.   —   Ein  diplomatischer 


ni,166  XXI.  2.     H.  Schjöth: 

N.  A.  Larsen,  welcher  fiiiher  Beiträge  zur  Geschichte  der  nordischen  Ma- 
rine 1807—14  (cf.  Jahresb.  I,  594)  geliefert  hat,  schildert  die  Wirksamkeit 
der  Flotte  1814  unmittelbar  nach  der  Trennung  von  Dänemark.^)  J.  Bar- 
stad  teilt  einige  Briefe  aus  der  Eriegszeit  1809  mit.^) 

In  neuerer  Zeit  haben  viele  behauptet  und  es  dem  norwegischen  Volke 
zur  Ehre  anrechnen  wollen,  dafs  es  sich  zum  großen  Teil  während  der 
ganzen  Zeit  der  Vereinigung  mit  Dänemark  (1600 — 1800)  in  einem  Still- 
stand befunden  hat.  Einer  unserer  bertlhmtesten  Dichter  Henrik  Wergeland 
hat  so  Norwegen  der  Vorzeit  (d.  h.  Norwegen  vor  der  Kalmarischen  Union) 
und  das  neue  Norwegen  (nach  1814)  mit  zwei  abgebrochenen  halben  Ringen 
verglichen,  welche  auf  das  genaueste  zusammen  passen,  während  die  da- 
zwischen liegende  Zeit  (die  Vereinigung)  nur  das  unechte  Lötmetall  ist, 
welches  man  fortbrechen  mufs,  um  die  echten  Glieder  aneinander  zu  passen. 
Dies  ist  aber  keineswegs  der  Fall.  Eine  Untersuchung  von  Tracht,  Haus- 
gerät, Bauart  etc.  des  norwegischen  Volkes  zeigt,  dafs  die  Entwickelang 
während  der  Dänenzeit  nicht  unterbrochen  worden  ist,  sondern  dafs  die 
lange  scheinbare  Stillstandsperiode  ihre  grofse  Bedeutung  gehabt  hat  und 
dafs  sie  es  ist,  auf  der  man  jetzt  weiter  bauen  muDs.^)  Von  Bedeutung  für 
die  Kulturgeschichte  sind  L.  Daaes  'norwegische  Bautensagen*,  ^)  welche 
viele  wichtige  Züge  aus  der  älteren  Kulturentwickelung  des  norwegischen 
Bauernstandes  enthalten.  Der  wissenschaftliche  Wert  des  Buches  wird  aufser- 
dem  dadurch  vermehrt,  dafs  Daae  bei  den  einzelnen  Sagen  Zeit  und  Hei- 
mat oder  die  Quellen,  aus  denen  die  Sagen  entnommen  sind,  hinzufügt 
Gleichzeitig  hat  er  die  Sammlung  mit  zwei  Abhandlungen  versehen,  worin  er 
die  Frage  behandelt,  wann  das  norwegische  Volk  lernte,  aus  Büchern  zu 
lesen  und  er  giebt  einen  Überblick  über  Mifsjahre  und  Hungersnot  in  Nor- 
wegen 1740 — 1743.  —  Am  Schlufs  des  vorigen  Jahrhunderts  gab  der  Pastor 
H.  J.  Wille  eine  Beschreibung  von  Sillejord  in  Telemarken  (im  südlichen 
Norwegen)  heraus,  welche  1786  in  Kopenhagen  erschien.  Gleichzeitig  be- 
arbeitete er  eine  Beschreibung  einer  Reise  in  Telemarken,  wovon  aber  nur 
das  erste  Heft  (die  Einleitung)  im  Druck  erschien.  Die  Handschrift  zu 
dieser  Beisebeschreibung  ist  wahrscheinlich  verloren,  bis  auf  einige  Bruch- 
stücke, die  sich  in  der  Bibliothek  eines  Privatmannes  in  Christiania  befinden. 
Da  diese  Bruchstücke  mancherlei  Interessantes  darbieten,  so  sind  sie  in  einem 
Auszug  von  L.  Daae  veröffentlicht.^)  Dieser  hat  aus  der  ursprünglichen 
Handschrift  zur  Beschreibung  von  Sillejord  einige  Stücke  hinzugefügt,  da  es 
sich  zeigte,  dafs  sie  verschiedenes  zur  Kunde  des  Volkslebens  enthielten,  was 
in  der  gedruckten  Ausgabe  fortgelassen  war.  Daae  hat  auch  einige  Beiträge 
zur  Geschichte  des  Bergenschen  Komptoirs  im  17.  und  18.  Jh.^)  hinzugefügt, 
welche  er  teils  in  den  Archiven  der  'Bergenfahrer*  und  ^Schonenfahrer'  fand, 
welche  jetzt  teils  dem  Handelsarchiv  in  Lübeck  einverleibt  sind,  teils  der  Stadt- 


Briefwedisel  (zwischen  Danemark  und  Schweden  vor  der  Kriegierklamng  1808).  —  Über  die 
Festfahrt  zwischen  Jütland  und  Norwegen  (nach  1807).  —  Einige  Rapporte  (Die.  Englinder 
in  Finnmarken  nnd  Bergen.  —  Bei  Veranlassong  yon  Frinz  Christian  Angasts  Tod  1810).  — 
1)  Fra  Aaret  1814.  118  S.  Christiania.  —  2)  Ny  Illustr.  Tidende,  S.  195-97.  —  8)  Tnek 
af  den  Norske  Bondesstands  Kaltnradvikling  i  de  sidste  ^00  Aar.  5  popolare  Yorleaongen  Ton 
Dr.  T.  Nielsen.  159  S.  Christiania.  --  4)  Norske  Bygdosagen,  1.  Sammlang,  2.  umgeorb. 
ond  vermehrte  Anfl.  Vlfl  u.  243  S.  Ebd.  —  Die  2.  Samml.  erschien  1872.  Ebd.  (134  S.) 
—  5)  ütrykte  Optegnelser  om  Thelemarken  von  H.  J.  Wille,  herausg.  im  Aoazag  von  Dr. 
Ladw.  Daae.  Norw.  histor.  Zeitschrift  II.  Ser.  3.  Bd.  S.  195—205.  —  6)  Norsk  bist 
Tidskr.    IL  Ser.    3.  Bd.    S.  246—66. 


Norwegen.  111,167 

bibliothek  in  Hamburg,  wo  er  anf  eine  Handschrift  stiefs,  die,  nach  seiner 
Aussage,  wenn  sie  znr  rechten  Zeit  veröffentlicht  worden  wäre  —  was  sie 
wohl  verdient  —  ihrem  Verfasser  einen  ehrenvollen  Platz  unter  den  hansea- 
tischen Historikern  verschafft  hätte.  Diese  Handschrift,  aus  der  er  einzelne 
Stellen  mitteilt,  fflllte  zwei  Foliobände,  hat  den  Titel  'Geschichte  des  hansea- 
tischen Archivs  in  Bergen'  und  ist  verfafst  von  Georg  Wortmann,  wahrschein- 
lich am  Anfang  dieses  Jahrhunderts.  Die  Beiträge,  welche  Daae  mitteilt, 
geben  näheren  Aufschlufs  über  die  Verhandlungen  Hamburgs  mit  den  dänischen 
Königen  im  17.  Jh.  und  ihre  vergeblichen  Versuche,  ihre  Handelsprivilegien 
in  Bergen  zu  bewahren,  sowie  über  den  Streit,  welcher  damals  von  den 
Bergenfahrem  und  andern  Bürgern  in  Lübeck  über  den  norwegischen  Handel 
geführt  wurde.  Daae  druckt  hier  einen  Teil  der  Vorstellungen  der  Schonen- 
fahrer  an  den  Lübecker  Senat  1650  ab,  ferner  einige  Proben  von  den  Ant- 
worten der  Bergenfahrer  auf  spätere  Klagen  der  übrigen  Bürger  (1764),  und 
endlich  berichtet  er  den  Hauptinhalt  eines  Memorandums  (wc^irscheinlich 
vom  Kollegium  der  Bergenfahrer)  an  den  Senat  1764  bei  Veranlassung  des 
Verkaufes  ihrer  letzten  Stube  (Stave)  in  Bergen,  welcher  im  selben  Jahre 
stattfand.  —  Beiträge  zur  Geschichte  des  norwegischen  Handelsstandes  im  17 
und  18.  Jh.  finden  sich  in  einem  von  L.  J.  Vogt  herausgegebenen  Ge- 
schlechtsbuch. ^)  0.  A.  Overland*)  giebt  einen  kleinen  Beitrag  zur  Ge- 
schichte des  ärztlichen  Standes.  H.  J.  Hvitfeldt')  liefert  eine  ausführliche 
Inhaltsangabe  eines  Codex  aus  dem  16.  Jh.,  welcher  der  Familie  Jemskjeg 
auf  Fritsoe  bei  Larvik  gehört  hat  und  der  besonders  dadurch  interessant 
ist,  dais  sein  Inhalt,  welcher  sehr  verschieden,  doch  wesentlich  juristisch  ist, 
zeigt,  was  damals  ein  auf  dem  Lande  angessenes  norwegisches  Adelsgeschlecht 
am  meisten  interessierte  und  beschäftigte.  Von  Alf.  Collett^)  haben  wir 
Mitteilungen  über  Jagdleben  und  Weihnachtsleben  in  Norwegen  im  18.  und 
im  Anfang  des  19.  Jh.  —  Ein  merkwürdiger  Ort  für  die  Geschichte  Nor- 
wegens ist  der  Munkholm  vor  den  Thoren  von  Drontheim.  Nachdem  er  zu- 
erst Hinrichtungsplatz  gewesen  war,  wurde  er  (im  12.  Jh.)  der  Sitz  eines 
Klosters  (Nidarholms  Benediktinerkloster)  und  lieferte  endlich  im  17.  Jh.  den 
Platz  für  eine  kleine  Festung,  welche  allerdings  keine  Bedeutung  in  der 
Kriegsgeschichte  erlangt  hat,  aber  dennoch  bekannt  geworden  ist  als  Ge- 
ftngnis  für  Staatsgefangene,  deren  erster  der  berühmte  Kanzler  unter 
Christian  V.,  Peter  Griffenfeldt,  war.  Ober  diesen  Platz  und  seine  Gefangenen 
macht  L.  Daae  Mitteilungen.^) 

Ein  sowohl  iQr  die  Litteratur-  als  für  die  Personalgeschichte  besonders 
wichtiges  Werk  ist  J.  B.  Halvorsens  'Norwegisches  Schriftsteller-Lexikon'*) 
(1814 — 80),  welches  alphabetisch  geordnet  biographische  Notizen  über  alle 
norwegischen  Männer  und  Frauen  enthält,  die  seit  1814  als  Autoren,  Über- 
setzer oder  Herausgeber  selbständiger  Schriften  auftraten  oder  die  durch  be- 
deutendere Arbeiten  an  der  öffentlichen  Diskussion  in  der  periodischen 
Presse  teil  nahmen.  Zu  den  biographischen  Nachrichten,  welche  ebensowenig 
als  die  bibliographische   Abteilung   sich   mit  Kritik  oder  Charakteristik  be- 


1)  SJfegten  Vogt  i  gamle  Dago.  Christiania,  alt  ICanaakript  gedruckt.  Teilweise  abgedr. 
in  der  <Ny  iUiutr.  Tid.<  ISSl ,  S.  446  —  448.  —  2)  Norsk  hiit.  Tidukr.  U.  Ser.  8.  Bd. 
S.  S79— 80.  —  3)  Ebd.  S.  267—76.  —  4)  Jagd-  ond  Weihnachtaleben  im  vorigen  and  am 
Anlang  dieses  JahrhunderU.  Ny  illostr.  Tid.  S.  71,  84,  91.  —  5)  Hist  Archiy.  Nene 
Folge,  6.  Bd.,  8.  97—124.  Kopenhagen.  —  6)  Aasgearbeitet  anter  Zognmdelegong  Ton  J. 
£.  Krmffts  ond  Chr.  Langes  Norwegischem  Schriftsteller -Lexikon  1814—1856  Heft  1 — S 
(Aabel -— Bekkerold).    192  8.    Christiaiiia. 


in,168  XXI.  2.     H.  Schjoth: 

fassen,  ist  der  Hinweis  auf  Quellen  gefügt,  in  denen  sich  ausführliche  Nach- 
richten über  Familie,  Leben  und  Wirksamkeit  des  betreffenden  finden.  Nach 
demselben  Plan  wird  ein  vollständiges  Verzeichnis  von  den  Schriften  jedes 
einzelnen  Verfassers  und  jeder  Verfasserin  gegeben«  sowie  Mitteilungen  über 
die  Zeit  ihrer  Herausgabe  oder  Veröffentlichung,  über  die  Übersetzungen,  die 
Schriften  und  Polemiken,  die  sie  zu  ihrer  Zeit  veranlafsten,  und  Hinweise 
auf  die  Quellen,  wo  sie  zu  finden  sind.  Das  Werk  zeugt  nach  dem  ein- 
stimmigen Urteil  der  Kritik  von  einem  aufserordentlichen  Sammlerfleifs  and 
gehört  zu  den  besten  derartigen  Arbeiten,  die  in  neuerer  Zeit  erschienen 
sind.  Von  dem  Inhalt  der  Tersonalhistorischen  Zeitschrift'^)  (cf.  Jahresb. 
HI,  3,  196 — 97)  wollen  wir  hier  das  nennen,  was  sich  auf  Norwegen  bezieht: 
Stifts-Belatiouen  über  Adelige  in  Dänemark  und  Norwegen  1747 — 1749  an 
P.  Elevenfeldt  eingesandt  (Akershus,  Trondhjem,  Ghristianssand) ;  Dänen 
und  Norweger  auf  der  Universität  Leyden  1574 — 1674  von  Bricka;  Ge- 
schriebene Aufzeichnungen  in  gedruckten  Büchern  von  Dr.  L.  Daae;  ans 
der  Kirche  zu  Oerland  von  Dr.  L.  Daae;  Aufzeichnungen  über  Nordländer 
aus  dem  16.  und  17.  Jh.  von  Huitfeldt;  Genealogische  Mitteilungen  über 
die  Familie  Dons  von  Oeverland;  die  Familie  Darre-Schelderup-Kaarbö  in 
Norwegen  von  Fr.  Bing-Buck;  ein  bergisches  Geschlechtsbuch  von  L.  Daae; 
Matrikel  über  die  Prediger  in  den  Stiften  Bergen  und  Stavanger  im  Jahre 
1619  von  Dr.  H.  Rördam;  ein  altes  Geschlecht  in  Nordfjord  und  Sönd- 
möre  von  L.  Daae-,  Grabschriften  aus  der  Kirche  von  Stavanger  von  E.  A. 
Thomle;  Auszug  aus  dem  ^Leichenamtsprotokoll'  auf  Frederikshald  von  M. 
Arnesen;  Mitteilungen  über  die  Familie  Fog  von  M.  Arnesen.  A«  £.  Erik- 
sen  hat  ein  mit  biographischen  Notizen  versehenes  Verzeichnis  norwegischer 
Studenten,  Baccalaurei  und  Magistri  an  der  Universität  Kopenhagen  in  den 
Jahren  1611 — 1635  herausgegeben,  welches  er  aus  der  Universitätsmatrikel 
in  dem  Archiv  des  Konsistoriums  ausgezogen  hat.^)  J.  G.  Tellefsen  lieferte 
ein  Verzeichnis  der  akademischen  Bürger  an  der  norwegischen  Universität  mit 
hinzugefügtem  Alter,  Examenscharakter,  Dimission  und  jetziger  Stellung.  In 
einem  Anhang  wird  eine  Übersicht  über  die  Lehrer  an  der  Universität  in 
gleicher  Zeit  gegeben.  ^)  Passarge  schildert  den  norw^ischen  Dichter 
Petter  Dass,^)  J.  Belsheim  erzählt  von  dem  für  Norwegens  neuere 
Kirchengeschichte  bemerkenswerten  Hans  Nielsen  Hange.  ^)  Der  Dichter 
Jonas  Lie  hat  eine  ausführliche  Biographie  des  Violinisten  Ole  Bull  geliefert 
als  Einleitung  zu  einer  Ausgabe  von  BuUs  Briefen.  ^)  In  der  'Ny  ' 
illustreret  Tidende'  und  im  ^Schillings-Magazin'  finden  sich  verschiedene  Be- 
trage zur  Lebensgeschichte  des  Dichters  Henrik  Wergeland  bei  Veranlassung 
der  Enthüllung  seines  Denkmals  am  17.  Mai  1881. 7) 


1)  2.  Bd.,  438  8.  und  Beü.  (47  S.),  Kopenhagen.  —  2)  XadhydekeaBkrift  (Binladan^ 
Bchrift)  fra  TromBÖ  Skole,  S..  1—46.  —  3)  108  S.  Ghristiania.  -~  4)  Herr  Peter  Dmi. 
Ein  norw.  Litteratnrbüd  aiu  dem  17.  Jh.,  Heidelb.,  1880,  42  S.  Einen  Beitr.  sur  Gesch. 
desselben  Mannes  teilt  0.  A.  OeTerland  mit.  Norsk  hist  Tidsskr.,  Ser.  II,  Bd.  3,  S.  276— 
279.  Der  Prediger  Dass  (f  1708)  war  seiner  Zeit  ein  sehr  beliebter  Yolksdichter.  Eine 
ausführliche  Schilderung  seines  Lebens  und  seiner  Wirksamkeit  findet  sich  in  einer  Ausgabe 
seiner  Dichtungen,  welche  A.  E.  Eriksen  besorgte.  Christiania,  1874.  —  5)  46  S.  Ebd.  — 
6)  Ole  BuUs  Breye,  auszugsweise  veröffentlicht  Ton  seinem  Sohne  Alexander  Bull,  mit  einer 
Charakteristik  und  einer  biogr.  Skizze  von  Jonas  Lie,  410  S.  Kopenhagen.  —  7)  In  den  ge- 
nannten Blättern  finden  sich  auch  yiole  andere  längere  und  kürzere  biogr.  Schilderungen  be- 
merkenswerter Norweger  in  älterer  und  neuerer  Zeit.  Zwei  personalhistor.  Arbeiten  nannten 
wir  ob.  S.  165<  u.  167^  («Das  Geschlecht  Vogf  u.  «Tagebuch  des  Staatszats  Peter  Motofeldt'). 


Dänemark.  111,169 


XXL  3. 

H.  Solyöth. 

Dänemark. 

Die  Reihe  der  schwedisch -dänischen  Kriege  nach  der  Autlösung  der 
Ealmarischen  Union  beginnt  mit  dem  siebenjährigen  Kriege  (1563 — 1570). 
Unter  den  Ursachen  dieses  Krieges  führt  man  häufig  die  Verhaftung  des 
schwedischen  Gesandten  in  Kopenhagen  im  Februar  1563  au.  Jedoch  nach 
der  Darlegung  von  W.  Mollerup  i)  mufs  man  dieses  Ereignis  eher  als  den 
Anfang  des  Krieges  bezeichnen.  Dänen  und  Schweden  hatten  sich  schon 
viele  Jahre  bald  als  versteckte,  bald  als  offene  Feinde  betrachtet,  und  Frie- 
drich IT.  und  seine  Räte  sahen  in  einem  Krieg  mit  Schweden  das  einfachste 
Mittel,  eine  endliche  Beilegung  der  alten  Streitigkeiten  zwischen  den  beiden 
Ländern  zu  erzielen.  Als  den  Hauptgrund  der  feindlichen  Stimmung  mufs 
man  die  Wiedereinführung  der  drei  Kronen  in  das  dänische  Wappen  be- 
trachten, was  später  Erich  XIV.  veranlafste,  Dänemarks  und  Norwegens 
Schildzeichen  in  das  schwedische  Wappen  aufzunehmen ;  hierzu  kam  der  alte 
Streit  über  Schwedens  Recht  auf  Gotland  und  endlich  der  Umstand,  dafs 
Erich  XIV.  durch  die  Eroberung  von  Esthland  als  Dänemarks  Nebenbuhler 
in  der  Herrschaft  über  die  Ostsee  auftrat  Mollerup  schildert,  wie  die 
Verhaftung  des  Gesandten  erfolgte,  und  wie  im  ganzen  die  schwedischen  und 
dänischen  Kriegsgefangenen  in  den  respektiven  Ländern  behandelt  wurden, 
indem  er  sich  hier  sowohl  auf  gedruckte  als  auf  ungedruckte  Quellen  stützt. 
Endlich  giebt  er  auch  ein  Verzeichnis  von  einem  Teil  der  Gefangenen  unter 
Hinzufügung  der  Zeit  ihrer  Gefangennahme  und  ihrer  Auslösung. 

1876  gab  J.  A.  Fridericia  eine  Darstellung  der  äufseren  politischen 
Geschichte  Dänemarks  in  der  Zeit  vom  Frieden  zu  Lübeck  bis  zum  Frieden 
zu  Prag  (1629—35)  heraus,')  wozu  er  mit  grofsem  FleiCs  und  grofser  Sach- 
kenntnis ein  reiches  Material  in  aus-  und  inländischen  Bibliotheken  und 
Archiven  gesammelt  hat,  so  dafs  das  Werk  nach  dem  Urteil  der  Kritik  als 
eine  vorzügliche  QueUenschrift  für  die  dänische  Geschichte  in  der  Neuzeit 
betrachtet  werden  mufs.  Nach  dem  Verlauf  von  fünf  Jahren  liegt  nun  die 
Fortsetzung  vor,^)  worin  der  Vf.  bis  zum  Frieden  von  Brömsebro  1646  ge- 
langt Der  Teil,  für  den  das  Material  aus  den  Archiven  zu  Dresden,  Kopen- 
hagen, Haag,  Wien,  Paris-  und  Stockholm,  sowie  aus  einigen  gedruckten 
Quellen  entnommen  ist,  zerfällt  in  7  Abschnitte.  In  den  3  ersten  mrä  die 
kontinentale  Politik  Christians  IV.  bis  Ende  1641  behandelt,  die-  man  we- 
sentlich bestimmt  sieht  durch  seine  Vermittelung  in  Deutschland  und  durch 
seine    Bestrebungen,   Schweden  an  der  Erwerbung  Pommerns  zu  verhindern. 


1)  Danftk  hist.  Tidsskr.  V.  Ser.  2,  S.  568  —  634.  —  2)  Aach  unter  dorn  Titol:  Dan- 
markB  ydre  politiiike  Historie  i  Tiden  fra  Freden  i  Lübeck  til  Freden  i  KjöbenhaMi  1629 — 
1660.  I,  314  S.,  Kopenhagen,  1876.  ik}Bprochon  von  C.  F.  Bricka:  D.  hist.  Tidaakr.  lY, 
Ser.  6,  S.  80—85.  —  3)  524  S.,  Kopenhagen.  Bespr.  von  C.  Anneratedt  in  der  Schwed. 
hiat  Tidakr.  1.  Bd.,  S.  XCVn— CIV. 


in,170  XXI.  3.     H.  Schj3tli: 

Der  4.  Abschnitt  betrifit  die  nordische  Politik  des  Königs  bis  1643  and  hat 
seinen  Mittelpunkt  in  der  Sandzollfrage.  Der  5.  Abschnitt  dreht  sich  zu- 
nächst am  die  Entwickelung  der  Stellung  des  Königs  zu  den  Verhältnissen 
auf  dem  Festlande  vom  Abschluls  der  Friedenspräliminarien  in  Hamburg  bis 
zur  Eröffnung  der  Verhandlungen  in  Osnabrück  (2.  Hälfte  des  Jahres  1643). 
Demnächst  um  Schwedens  Entschlufs,  Dänemark  in  einen  Krieg  zu  verwickeln, 
einen  EntschluDs,  der  veranlafst  wurde  durch  den  Zusammenstofs  seiner  Inter- 
essen mit  denen  Christiaus ,  sowohl  auf  dem  Festlande  als  im  Öre-Sund.  ^) 
Der  6.  und  7.  Abschnitt  behandelt  den  Ausbruch  des  Krieges,  die  diploma- 
tischen Verhandlungen,  die  dadurch  veranlafst  wurden,  Hollands  und  Prank- 
reichs Vermittelung,  sowie  die  Friedensunterhandlungen  zu  Brömsebro.  Da 
diese  Periode  des  30jährigen  Krieges  früher  nicht  so  genau  behandelt  wurde 
wie  die  früheren,  so  hat  der  Vf.  in  vielen  Punkten  die  Untersuchung  über 
die  Politik  der  fremden  Mächte  meist  von  Grund  aus  durchgeführt,  so  daüs 
sein  Werk  in  gewissen  Beziehungen  auch  dazu  dienen  wird,  die  Kenntnis 
der  allgemeinen  diplomatischen  Geschichte  Europas  in  diesem  Zeitraum  zu 
erweitern.  —  Nach  dem  folgenden  für  Dänemark  noch  unglücklicheren  Kriege 
mit  Schweden  (1657—60)  >)  berief  man  bekanntlich  einen  Reichstag  nach 
Kopenhagen,  auf  dem  Dänemarks  Krone  für  erblich  erklärt  wurde  und  der 
König  (Friedrich  XU.)  die  absolute  Gewalt  erhielt.  Über  die  Art  und  Weise, 
wie  der  König  die  unumschränkte  Gewalt  bekam,  sind  die  Historiker  ver- 
schiedener Auffassung.  Einige  sind  der  Meinung,  dafs  nach  der  Einführung 
des  Erbrechts  und  der  Kassation  der  Handfeste  von  einem  neuen  Gelübde 
nicht  die  Rede  war,  und  dafs  die  Macht  dem  Könige  gänzlich  unbeschränkt 
überlassen  wurde;  andere  hegen  die  Auffassung,  dafs  der  König,  als  ihm  die 
Stände  das  Reich  als  ein  erbliches  übertrugen,  ein  konstitutioneller  Erbkönig 
wurde  und  diktatorische  Gewalt  erhielt,  dem  Reiche  eine  neue  Verfassung  zu 
geben,  d.  h.  eine  konstitutionelle  Erbregierung  mit  Ständen-,  als  solcher 
regierte  er  nach  der  Erbhuldigung  so  lange  die  Stände  beisammen  waren-, 
sobald  sie  aber  nach  Hause  entlassen  waren,  octroyierte  er  durch  List  die 
erbliche  Alleingewalt,  und  die  persönliche  Diktatur  des  Königs  wurde  für  alle 
seine  Nachkommen  erblich  gemacht.  —  Chr.  Brunn  kommt  nun  zu  dem 
Resultat,  >)  dafs  die  erste  Auffassung  die  richtige  ist.  Die  absolute  Gewalt 
ist  thatsächlich  eingeführt  durch  die  Erbhuldigungen  am  18.  Oktober  and 
18.  November  1660,  wodurch  die  Handfeste  annulliert  wurde,  während  es  der 
Form  nach  geschah  durch  die  ^Erb-AUeinherrschafts-Regierungs-Akte'  vom 
10.  Januar  1661,  welche  sich  an  jene  Handlungen  als  das  staatsrechtlich 
ergänzende  und  bindende  Dokument  anschliefst.  Der  König  hat  keinen  Be- 
trug begangen,  er  hat  nicht  nach  dem  18.  Oktober  durch  eine  Revolution 
von  oben  sich  der  absoluten  Gewalt  mit  List  bemächtigt  und  das  Volk  über- 
rumpelt,   indem    er   in    der    'Erb-Alleinherrschafts-Regiemngs-Akte^    vom 


1)  Dm  ut  imter  sog.  Sood.  —  2)  Nene  B«itr.  rar  G«sc1iichte  dieses  Krieges  finden  sich 
in  Aarsberetninger  fra  det  Kongelige  Geheime  ArchiT  (Bd.  6,  S.  S56  —  257,  BrieÜMhafteD, 
die  den  Schwedenkrieg  1657  -  60  nahe  berühren).  Von  den  Friedensanterhandlongen  handeln 
einige  Briefe  des  kaiserL  Abgesandten  Goes  an  Philipp  IV.  Ton  Spanien.  Diese  Briefe  fand 
E.  Gigas  im  Archiv  in  Simancas  a.  hat  sie  in  Über^tz.  mitgeteilt  in  der  Dansk  bist  Tidsskr. 
V.  6er.  3,  S.  161—266.  —  3)  Et  Bidrag  til  den  rette  Forstaaelse  af  Eneweldens  Indförelse 
i  Danmark  1660.  Ebd.  Ser.  2,  S.  635 — 700.  Unter  denen,  die  früher  über  die  Einführung 
des  Absolntismas  in  Dänemark  geschrieben  haben,  befindet  sich  auch  J.  Langebek.  Sein^d- 
kast  tu  Sonverainitets  Historien'  ist  mitgeteilt  Ton  J.  H.  Bang  im  Programm  der  Akademie 
xn  Sorö  1881  (1.  Stück  S.  1—43). 


Dänemark.  111,171 

10.  Januar  1661  sich  diese  Macht  beilegte.  Die  sogenannte  Provisional- 
Ordonnanz  vom  4.  November  1660,  in>  der  auf  die  Berufung  der  Stände 
hingewiesen  wird,  ist  nur  das  Projekt  eines  Privatmannes,  keine  königliche 
Kundgebung. 

Die  ersten  Opfer  des  Absolutismus  waren  Korfitz  Uifeld  und  seine  Ge- 
mahlin Eleonore  Christine,  eine  Tochter  Christians  IV.  Ihr  Leben  hat 
S.  Birket-Smith  zum  Gegenstand  einer  ausführlichen  Schilderung  gemacht, 
deren  erster  Teil  1879  erschien  (cf.  Jahresber.  II,  3,  229).  In  dem  jetzt 
erschienenen  zweiten  Teil  ^)  wird  ihre  und  ihres  Gatten  Gefangenschaft  auf 
Hamershus  geschildert,  ferner  ihre  Befreiung,  ihre  Reise  ins  Ausland,  Ul- 
feids verräterische  Pläne  (cf.  Jahresb.  II,  3,  228)  und  Tod,  Eleonores  lang- 
wierige Gefangenschaft  auf  Blaataarn  (Blauturm,  cf.  Jahresber.  U,  3,  228) 
und  endlich  ihr  späteres  Leben  auf  Maribo,  wo  sie  1698  starb,  ein  Jahr 
vor  Christian  Y.,  der  ihr  die  Freiheit  gegeben  hatte  nach  dem  Tode  ihrer 
Feindin,  der  Königin  Witwe  Sophie  Amalie.  Von  der  Hand  desselben 
Christian  V.  besitzt  man  ein  sehr  ausführliches  Tagebuch  für  1692,  welches 
mitgeteilt  ist  im  Jahresbericht  aus  dem  königlichen  Geheimarchiv.^)  Von 
£.  Holm  haben  wir  ^Studien  zur  Geschichte  des  nordischen  Krieges',^)  worin 
er  das  Verhältnis  zwischen  Friedlich  IV.  und  Zar  Peter  im  Jahre  1716  dar- 
stellt, als  sie  über  eine  russisch-dänische  Laudung  in  Schonen  verhandelten. 
Es  zeigt  sich  aus  seinen  Untersuchungen,  dafs  beide  Fürsten  gewünscht 
haben,  den  Zug  gegen  Schonen  zu  machen,  und  dafs  keiner  von  ihnen  daran 
gedacht  hat,  den  andern  zu  hintergehen,  aber  dafs  doch  ein  gegenseitiges 
Mifstrauen  in  Verbindung  mit  verschiedenen  unglücklichen  Umständen  jedes 
Zusammenwirken  hemmte.  Die  dänischen  Staatsmänner  wünschten  allerdings 
eine  Verbindung  mit  Rufsland,  um  Schwedens  Stellung  als  Grofsmacht  zu 
vernichten,  aber  sie  rechneten  nicht  darauf,  die  Freundschaft  mit  Rufsland 
auf  die  Dauer  zu  bewahren  und  fürchteten  die  Erweiterungspolitik  des  Zaren 
und  seinen  despotischen  Willen,  welche  um  so  drückender  und  gefährlicher 
waren,  als  seine  grofsen  Herrscherfähigkeiten  ganz  der  Macht  entsprachen, 
über  welche  er  gebot.  Peter  glaubte  nicht,  dafs  man  auf  dänischer  Seite 
grofse  Anstrengungen  mache;  er  ärgerte  sich  darüber,  dafs  man  ihn 
beobachtete,  und  hegte  Unwillen  gegen  bestimmte  einzelne  Männer  im  Rat 
des  Königs  und  unter  seinen  Generalen.  Er  gewann  den  Eindruck,  daüs 
man  ihm  seine  Gröfse  mifsgönne  und  dafs  man  zum  mindesten  wünschte, 
ihn  aus  dem  westlichen  Teile  der  Ostsee  fern  zu  halten.  Dieses  ungünstige 
Verhältnis  war  zwar  eine  Folge  der  gegebenen  politischen  Stellung;  aber 
gleichwohl  darf  man  weder  Peter  noch  Friedrich  davon  freisprechen,  durch 
Fehlgriffe  die  Schwierigkeiten  einer  Einigung  vermehrt  zu  haben  und  somit 
schuld  zu  sein  an  der  Aufgabe  des  Planes.  Der  dänisch-norwegische  König 
hat  durch  sein  Mifstrauen  den  Zaren  mehr  als  nötig  gereizt,  und  er  hätte 
in  einigen  Punkten  eine  gröüsere  Energie  zeigen  können,  indem  er  bei  den 
Rüstungen  auf  Eile  hätte  dringen  müssen;  aber  auf  der  andern  Seite  hat 
der  Zar  in  seinem  Urteil  über  die  dänisch-norwegische  Regierung  Schwierig- 
keiten von  wesentlicher  Bedeutung  übersehen,  mit  denen  sie  zu  kämpfen 
hatte.     Er  urteilte  ungerecht,  wenn  er  sie  des  Mangels  an  Eifer  beschuldigte. 


1)  Lconora  Christine  Grovinde  Ulfeidts  Historie.  Med  Bidrag  til  heiides  ^tefsllo«  og 
hendes  nsermesto  Slaegts  Historie.  2.  Teil,  410  S.,  Kopenhagen.  Vgl.  Chr.  Meyer,  Corfitz 
Ulfeid  und  Leonore  Christine  von  Schleswig-Holstein.  INR.,  heraos.  Ton  W.  Lang.  No.  29. 
—  2)  Bd.  6,  S.  258—306.  —  3)  Bansk  hist  Tidsskr.  V.  Ser.  3,  S.  1—60. 


ni,172  XXI.  3.    H.  Schjotli: 

und  so^rohl  er  als  auch  seine  Generale  hatten  Unrecht,  ^renn  sie  glaubten, 
daÜB  es  zu  spät  im  Jahre  wäre,  wenn  man  einen  Angriff  auf  Schonen  am 
21.  September  mache.  Eine  energische  Kriegführung  hätte  Karl  Xu.  einen 
Ternichtenden  Schlag  noch  im  Herbst  zufügen  können.  Dafs  Peter  den 
Plan  der  Landung  fallen  liefs,  hat  Folgen  von  der  allergröCsten  Wichtig- 
keit gehabt.  Es  hat  nämlich  die  ganze  politische  Situation  während  des 
grofsen  nordischen  Krieges  umgeschaffen,  und  was  vom  dänischen  Standpunkt 
aus  noch  wichtiger  ist,  es  hat  ein  Verhältnis  zwischen  Friedrich  IV.  und  Zar 
Peter  begründet,  welches  in  der  ganzen  folgenden  Zeit  Wirkungen  auf  die 
Geschichte  Nord-Europas  gehabt  hat.  Wir  machen  darjauf  aufmerksam,  dafs 
Holm  in  seiner  Auffassung  oft  von  Droysens  Darstellung  (Geschichte  der 
preufsischen  Politik)  abweicht,  welche  nach  seiner  Ansicht  an  vielen  Stellen, 
wo  Droysen  auf  etwas  Anderes  als  das  Preufsen  speciell  Berührende  ein- 
geht, einer  Korrektur  bedarf.  —  Im  ^historischen  Archiv*  teilt  S.  Bang 
eine  kleine  Notiz  >)  mit,  die  den  aus  dem  grofsen  nordischen  Kriege  be- 
rühmten dänischen  Vice-Admiral  P.  Tordenskjold  betrifft-,  die  Notiz  giebt 
nämlich  Aufschlufs  über  seinen  Nachlafs.  J.  G.  Rists  Lebenserinnerungen 
(cf.  Jahresber.  III,  3,  54)  sind  der  Gegenstand  einer  längeren  Besprechung 
von  E.  Holm,*)  die  wesentlich  bei  den  Punkten  in  den  Erinnerungen  ver- 
weilt, welche  von  Interesse  fOr  die  Geschichte  Dänemarks  sind  (so  die  Be- 
gebenheiten 1801,  1807,  1813 — 14);  er  charakterisiert  Rist  als  eine  tüchtige 
und  durchaus  begabte  Natur  von  grofser  Bildung,  Lebhaftigkeit  und  Frische 
des  Geistes  und  zugleich  als  einen  warmiühlenden,  wahrheitsliebenden  und 
liebenswerten  Menschen.  H.  N.  GlauseA  hat  in  einer  Sammlung  Gelegen- 
beitsschriften,  ^)  die  zu  verschiedenen  Zeiten  von  seiner  Hand  in  Zeitschriften 
und  öffentlichen  Blättern  erschienen  sind,  einen  interessanten  Beitrag  zur  Be- 
leuchtung politischer  und  socialer  Verhältnisse  in  Dänemark  in  der  Zeit  von 
den  dreifsiger  bis  zu  den  sechsziger  Jahren  geliefert.  —  Lars  Frederiksen 
geht  in  einer  populären  Abhandlung^)  die  Hauptpunkte  in  der  inneren  und 
äufseren  Geschichte  Dänemarks  in  der  Zeit  von  1766  —  1866  durch  und 
zeigt  ihre  Bedeutung  für  oder  gegen  die  Entwickelung  einer  Einigkeit  im 
Volke,  welche  allein  ein  wirkliches  Volksleben  erzeugen  kann.  Die  Kluft  im 
Volke  schien  sich  mit  der  Zeit  zu  schliefsen  (so  nach  1801  und  1849),  aber 
es  ist  nicht  geschehen.  Sie  hat  sich  jetzt  bei  Gelegenheit  des  Verfassungs- 
streites mehr  und  mehr  erweitert,  und  aller  Dänen  Aufgabe  ist  es,  sie  aus- 
zugleichen. 

Zu  der  Kriegsgeschichte  Dänemarks  in  diesem  Jahrhundert  finden  sich 
verschiedene  Beiträge  in  den  'Mitteilungen  aus  den  Kriegsarchiven',  ^)  in  der 
'Zeitschrift  ftr  Seewesen'»)  und  im  'Danebrog*. ^)  C.  F.  v.  Freisleben  hat 
den  Kampf  vom  2.  April  1801  und  seine  Ursachen^)  geschildert,  C.  Tb. 
Sörensen  eine  Darstellung  des  letzten  schleswigschen  Krieges')  begonnen. 
Die  beiden  letzten  Kriege   behandelt  M.  Hagemann  ^o)  und  E.  V.  Busky- 

1)  Nene  Folge  Bd.  6,  S.  396—98.  —  2)  Dansk  Mst  Tidsskr.  Y.  8er.,  8.  Bd.,  &  701 
— 718.  —  3)  FflärelandBke  Forhold  og  Anligender.  Mindre  Arbeideti  of  Dr.  Henrik  mcolai 
Glaosen.  Udgime  efter  bans  Död  af  Dr.  Johannes  Clansen.  788  S.  Vgl.  Jahresber.  III,  8, 
195.  —  4)  Folkelivet  i  Danmark  og  Sonderjylland  i  Aarhundredet  1766—1866.  £n  bistor. 
Afhandling.  143  S.  Kopenhagen.  —  5)  Heraasg.  yom  Qeneralstab,  1.  Bd.,  2.  H.,  S.  113 — 
228.  Ebd.  —  6)  Keiie  Folge  15.  Bd.,  1880.  Ebda.  —  7)  Ugeblad  for  flser  og  Floode, 
ndg.  af  C.  H.  Rördam,  A.  Larsen  og  0.  Ltitken.  1.  Jahrg.  1880—81.  Ebd.  —  8)  Fyens 
Süftstidende  1880,  No.  163—65.  —  9)  1.— 2.  Hoft,  144  S.,  Kopenhagen.  —  10)  Memo- 
randum, betreffend  die  beiden  letzten  dänisch-deatschen  Kriege,  deren  Beziehung  zu  dem  be- 
wafheten  Frieden  der  Gegenwart,  nebst  Anregung  zur  Abwehr  dieses  unheilyollen  Übels.   114  S. 


Dänemark.  111,173 

Neergaard  hat  einen  historischen  Bericht  über  das  6.  Dragoner-Regiment 
gegeben,  i) 

H.  F.  Rördam  hat  eine  Sammlung  dänischer  Kirchengesetze  begonnen 
samt  einer  Aaswahl  anderer  Bestimmungen,  die  die  Kirche,  die  Schale  and 
die  Armenversorgang  ?on  der  Reformation  bis  zum  ^Danske  Lot'  (Dänisches 
Gesetz)  *)  Christians  Y.  betreffen.  Aufserdem  hat  er  Beiträge  geliefert  in 
den  'E^rchenhistorischen  Sammlungen';')  so  kann  genannt  werden  der  Aber 
den  Psalmendichter  Sören  Paulsen  Judichaer  Gotländer  (f  1668),  den  Ver- 
fasser der  Prosodia  danica,  über  die  Stellang  fremder  Religionsgenossen- 
schaften, besonders  der  Galvinisten  in  Dänemark  zur  Zeit  Christians  Y.;  Aber 
den  Prediger  and  Altertumsforscher  Bertel  Knudsen  Agnilonius  (f  1659); 
Ober  kirchliche  Persönlichkeiten  and  Yerhältnisse  im  Stifte  Aarhus  in  älterer 
Zeit  and  Beiträge  zur  Kirchengeschichte  von  Yendsyssel  (Stift  Yendelbo).  — 
Von  L.  N.  Helyegs  dänischer  Kirchengeschichte  nach  der  Reformation  mrd 
die  Heraasgabe  der  zweiten  umgearbeiteten  Ausgabe  fortgesetzt.^) 

Als  litteraturhis torische  Beiträge  nennen  wir  P.  M.  Stolpes  ^Die  Tages- 
presse in  Dänemark'  (cf.  Jahresber.  II,  3,  226),  wo?on  der  3.  Band  (280  S.) 
erschienen  ist.  0.  Kaikar  hat  ein  'Jahrbuch  der  älteren  dänischen  Sprache 
(1300 — 1700)'^)  begonnen,  und  die  'Jahresberichte  und  Mitteilungen  aus 
der  grofsen  königlichen  Bibliothek'  sind  um  ein  Heft  vermehrt.^) 

Wir  haben  oben  gelegentlich  einige  Quellensammlnngen  genannt  Hierzu 
mufs  man  weiter  hinzufügen:  'Dänische  Kanzleiregistranten  1535 — 1550', 
herausgegeben  von  K.  Erslev  und  W.  Mollerup.  ')  'Sammlung  von  Ur- 
teilen der  königlichen  Gerichtstage  (Retterting)  von  Y.  A.  See  her.*)  Die 
Urteile  werden  in  chronologischer  Oidnung  mitgeteilt  und  sind  gerade  wie 
die  Registranten  nur  in  gröfseren  oder  kleineren  Auszügen  angeführt  je 
nach  ihrer  Bedeutung.  Im  'Dänischen ,  Magazin' ^)  finden  sich  einzelne  be- 
merkenswerte Briefe  oder  kleine  Sammlungen  von  Aktenstücken. 

0.  Nielsen  hat  den  5.  Band  des  Kopenhagener  Diplomatariums  ^^)  be- 
gonnen und  ein  neues  Heft  von  seiner  Geschichte  und  Beschreibung  von 
Kopenhagen  ^^)  geliefert,  worin  er  die  Schilderung  innerer  städtischer  Yerhält- 
nisse in  den  Jahren  1536 — 1660  (Lebenslauf  der  Bürgermeister  und  Rats- 
Jierren,  Rechtspflege,  Polizei  und  verschiedene  städtische  Ämter,  Bürgerpflichten, 
Schulen,    milde    Stiftungen),    fortsetzt.      Yon  kulturhistorischem  Interesse  ist 


1)  Heraotg.  mit  Untentfltziuig  des  Kriegsministeriams  anläfilich  des  200]fair.  Bestehens 
des  Begiments.  Randera,  1879.  47  S.  —  2)  Heraosgegeben  mit  öffentlicher  Unterstfltsnng. 
1.  Heft  192  S  Kopenhagen.  —  3)  Hrsg.  von  der  Gesellschaft  für  Kirchengeschichte  Dine- 
marks  Ton  H.  F.  Bordam.  lU.  Ser.  3.  Bd.  1.— 3.  Heft.  688  S.  Ebd.  —  4)  2.  Band, 
6.-7.  Heft  192  S.  Ebda.  —  5)  Gedruckt  aof  Kosten  des  Garlbergfonds  anf  Yenm- 
lissong  des  danischen  Vereins  für  das  UniTersitatsjabiläun,  1  Heft,  98  S.  Ebda.  —  6)  Heraus- 
gegeben von  Bron,  3.  Bd.,  6.  Heft  (Inhalt:  Die  Ulaminierten  Handschriften  in  der  grolsen 
königlichen  Bibliothek).  Ebda.  Von  F.  W.  Horns  Litteratargeschichte  (vgl.  Jahresber.  III, 
3,  196)  ist  das  9. — 10.  Heft  erschienen.  212  S.  Ebda  —  Zur  Litteratargeschichte  rechnen  ' 
wir  auch:  S.  Grundtvig,  Danske  Folkeevent3rr,  efter  trykte  og  utrykte  Kilder  (2  Aosg. 
140  S.  Kopenhagen)  and  £.  F.  Kristensen,  ^vontyr  fira  Jylland,  samlede  af  Folkemonde 
fans  dem  Volksmnnde  gesammelt),  heraasg.  mit  öffentlicher  Unterstützung  (auch  onter  dem 
Titel :  jydske  Folkeminder  isser  fira  [besonders  aus]  Haronorum-Herred  [Amt],  6.  Samml.),  400  S. 
Kolding.  —  7)  Herausgegeben  von  der  Gesellschaft  zur  Herausgal^e  von  Quellen  zur  d[Snischen 
Geschichte,  1.  Halbband,  288  S.  Kopenhagen.  —  8)  1.— 2.  Heft,  304  S.  Ebda.  —  9)  4.  Ser. 
5.  Bd.  1.  Heft,  S.  1—96.  Ebda.  —  10)  6.  Bd.  Heft  1.  400  S.  Ebda.  ~  11)  Kopenhagen 
in  den  J.  1536—1660.     Teil  1,  Heft  2,  141  S.     Ebda. 


ni,174  XXI.  3.     H.  SchjSth: 

auch  eine  Arbeit  von  R.  M  ei  borg,  welche  Kopenhagen  betrifft.*)  J.  Kinch 
hat  eine  Darstellang  der  'Geschichte  und  Beschreibung  der  Stadt  Ribe  von 
der  Reformation  bis  zur  Einführung  des  Absolutismus  (1536 — 1660)*')  be- 
gonnen, und  behandelt  in  den  erschienenen  Heften  die  wichtigsten  Ereignisse 
in  der  Stadt 

C.  Christensen  hat  herausgegeben  'Die  Stiftshospitäler  und  die  Pflege 
der  Geisteskranken.  Klöster,  Hospitäler  und  andere  Stiftungen,  die  von 
Privaten  in  Dänemark  errichtet  sind'  (Nationalökonom.  Zeitschrift,  18.  Bd., 
S.  116  ff.).  Von  Roths  'Königreich  Dänemark'  (cf.  Jahresb.  ÜI,  3,  196) 
ist  Heft  4 — 8  erschienen  (240  S.  Kopenhagen).  Aus  dem  Inhalte  der  bei- 
den Sammlungen ,  welche  die  Geschichte  Jütlands  und  Fühnens  behandeln, 
nennen  wir:  'Alte  Höfe  in  Randers*  (v.  J.  Rohde);  'Cber  eine  befürchtete 
Landung  feindlicher  Truppen  in  Thy  und  Vendsyssel  1609*  (v.  H.  F.  Rör- 
dam);  'Geschichtliche  Nachrichten  über  die  Gemeinden  Streilev  und  Ljne' 
(v.  Palle  Flöe  und  Nielsen);  'Über  die  Schanze  bei  Hals  im  Schwedenkriege 
1657 — 59'  (v.  H.  F.  Rördam);  'Jürgen  Marssvin,  ein  Grundbesitzer  aus  der 
Mitte  des  17.  Jh.*  (v.  K.  Gj  er  ding):  sämtlich  in  den  'Sammlungen  zur  Ge- 
schichte und  Topographie  Jütlands*,  8.  Bd.,  3.-4.  Heft,  S.  193—398,  Aalborg; 
ferner  Historisch-topographische  Nachrichten  über  die  Gemeinde  Kvärndrup 
von  F.  R.  Friis;  in  den  'Sammlungen  zur  Geschichte  und  Topographie  Füh- 
nens', 8.  Bd.,  3.-4.  Heft,  S.  289—400,  Odense. 

Die  Personalgeschichte  ist  um  mehrere  zum  Teil  ausführliche  Biographieen 
hervorragender  dänischer  Männer  bereichert  worden,  so  hat  G.  L.  Wad 
Aufschlüsse  über  den  Geheimrat  E.  C.  Knnth  (f  1691)  gesammelt,  welcher 
ein  eingewanderter  Mecklenburger  war.^)  A.  D.  Jörgensen  hat  den  be- 
rühmten Ägyptologen  Georg  Zoega  (f  1809)  geschildert.*)  Aug.  Sach  er- 
zählt von  dem  Künstler  A.  J.  Carstens  (f  1798). 0)  K.  Th.  Heigel  behan- 
delt Thorwaldsens  Verhältnis  zu  Ludwig  1.  von  Bayern;^)  einen  Beitrag  über 
die  Wirksamkeit  desselben  Künstlers  liefert  H.  Pfundhell  er.  7)  R.  Peter- 
sen hat  eine  Schilderung  von  Henrik  Steffens^)  gegeben. 


1)  Borgerlige  Hiiae,  soerlig  Rjöbenhavns  Profesiior-Besidentser  1540 — 1630,  mit  einer 
lithographierten  Karte.  104  S.  Kopenhagen.  —  P.  Brook  teilt  mit  Historiske  Bfterretninger 
om  Bosenborg  (Teil  I:  17.  Jahrhundert  mit  einem  Bilde  von  Hans  Bostgaard).  156  S.  Ebd. 
—  Von  J.  Davidsens  *Fra  det  gamle  Kongena  Kjöbenhayn'  (vgl.  Jahreaber.  III,  3,  196)  ist 
die  zweite  Abteilung  erschienen  (400  S.  Ebda.).  —  Von  statistischen  Werken  erschienen: 
Zweite  Aasgabe  Ton  J.  F.  Traps  statistisk-topografisk  Beskrivelse  af  Staden  KjöbenhaTn  (338 
nnd  32  S.  und  19  Tondrockbilder,  sowie  16  Pläne),  Separatabdruck  aus  Traps  Beschreibang 
Yon  Danemark  und :  Statistisk  Oplysninger  om  Staden  Kjöbenhayn,  herausgegeben  vom  Magistrat 
SEU  Kopenhagen  (2.  Heft,  208  S.  Kopenhagen).  —  2)  1.-3.  Heft.  288  S.  —  3)  Om 
Eggert  Christoph  Knuth  og  Söster  Lerche,  et  Mindeskrift  i  Anledning  af  10.  Okt  1681  og 
1881.  Mit  £wei  Bildern  u.  einer  Tafel.  Kopenhagen.  —  4)  234  S.  Ebda.  Heransg^eben 
vom  Yerein  zur  Forderung  der  danischen  Litteratur.  —  5)  Asmus  Jakob  Carstens  Jagend 
und  Lehrjahre,  nach  urkundlichen  Quellen.  VIII  und  277  S.  Halle  a.  S.  —  Vgl.  Jahresb. 
y,  3,  56.  —  6)  'Aus  drei  Jahrhunderten'.  Vorträge  aus  der  neuen  deutschen  Geschichte. 
Y  tt.  277  S.  —  Vgl.  oben  S.  18.  —  7)  Thorwaldsen  und  die  Frauenkirche  in  Kopenhagen. 
Protestant  Kirchenzeit,  herausg.  yon  J.  VTebsky,  1881,  No.  29—31.  —  8)  H.  Steffens,  Et 
Liysbillede.  714  S.  und  1  Portrait.  Kopenhagen.  —  Von  andern  biographischen  Arbeiten 
kann  genannt  werden:  D.  Rosen,  Dronning  Caroline  Amalies  Liy  og  Död  (1881),  et  kort 
Omrids  (36  S.  Kjöbenhayn);  C.  Nyrop,  Bianco  Luno  og  den  danske  Bogtrykkerkunst 
Nogle  industri-historiske  Oplysninger  i  Anledning  af  det  Bianco  Lunoske  Bogtrykkeries  haly- 
hundredaarige  Bestaaen  (44  S.  Kjöbenhayn);  H.  Brun,  Biskop  K.  F.  S.  Orundtyigs  Leynets- 
löb  (c&.  Jahresber.  III,  3,  197.  10.— 16.  Hft);  Th.  Qraae,  Grundtyig  paa  [aof]  Langeland 
(1805—8),  et  skitseret  Tidabillede  (77  S.  Kjöbenhayn,  1880);  A.  D.  Jörgensen:  Sleswigeren, 


Dänemark.  111,175 

Kjobmand  Peter  Krutian  Koch,  Grandlsegger  af  Bladet  «Danevirke'  (1838)  (Danake  Folkeblad 
1880,  Ko.  29).  Licht  auf  bekannte  Persönlichkeiten,  deren  Leben  und  Wirken  werfen  aoch 
folgende  Schriften:  Om  Karen  Margrethe Bahbecka  [Frau  d. Dichters,  1760 — 1830]  BreTrexling  og 
hendes  [ihre]  Korrespondenter,  Meddelelser  af  efterladte  breye  (104  S.  Kjöbenhaim);  BreT- 
▼exling  mellem  B.  S.  Ingemann  og  Pro  J.  G.  t.  Boaenöm,  Ton  V.  Heise  (118.  S.  Kjöben- 
haTn);  Fra  Oelenschlägers  Kreds  [Kreis],  von  N.  Bögh  (376  S.  Kjöbenhavn);  Af  Sdren 
Kierkegaards  efterladte  Papirer,  von  H.  Gottsched  (1851^53,  464  S.  1854—55,  620  S.); 
C.  A.  Thortsens  Efterladte  Smaaskrifter  [hinterlass.  kleine  Schriften]  (218  S.  Kjöbenhayn, 
1880).  —  Zur  Personalgeschichte  mals  man  femer  rechnen:  H.  Walff,  Den  danske  Rigadag; 
Politiske  Portreter,  1 — 7  Lerering  (320  S.  Kjbhvn.)  nnd  Y.  Richter,  Juridisk  og  stats- 
Tidenskabelig  (456  S  Kjöbenhayn).  Genealogieen  erhielten  wir  yon  J.  Yahl  (Slegtebog  orer 
Alkommet  af  Christiem  Nielsen,  Borgraester  i  Yarde  c.  1500.  2.  Heft.  32  S.  Kjbhyn.)  and 
C.  Nyrop  (Siegten  Nyrop.  Nogle  biografiske  Meddelelser.  143  S.  Med  en  Stamtavle.  Kjbhyn.). 
—  YoD  den  AufsStsen  der  'Personalhistorisk  Tidsskriff  (cfr.  unter  Norwegen)  erwähnen  wir: 
Penonalhist.  Uddrag  af  M.  R.  Meldais  <Kr5nike  for  Lysabbel  Sogn',  yon  H.  F.  Rördam; 
£n  dansk  General  (Bohn)  i  russisk  Tjeneste  [Diensten],  yon  F.  Barfod;  Bakkehnsbreye,  yon 
N.  Bögh  (Bakkehns  war  K.  L.  Rahbeks  a.  seiner  Frau  Wohnung).  Et  Öienyidnes  Beretning 
[Bericht]  om  Struensees  og  Brandts  sidste  Oieblikke  [letzte  Augenblicke]  yon  L.  Daae;  Fa- 
milien y.  Moinichens  Sleegtebog  og  Sliegten  Horrebow.  —  Zur  Geschichte  Islands  und  Grön- 
lands sind  erschienen:  P.  Bjarnasson,  Um  Sidhbotina  &  Islandi  (Die  Reformation  auf 
Island.  Reykjavik,  1878.  177  S.);  R.  Dareste,  Les  anciennes  lois  de  Tlslande  (11  S.  4. 
Paris) ;  Meddelelser  om  Grönland,  udg.  af  Commissionen  for  Ledelsen  af  de  geologiske  og  geo- 
grafiske  ünders  ö  gelser  i  (Grönland.     2—3.  Heft.     254  und  268  S.     Kjbhyn. 


XXII. 
B.  Morsolin. 

Italien. 

Niemand  hat  im  J.  1881  eine  ?ollständige  Geschichte  der  neueren  Zeit 
Italiens  veröffentlicht,  nnd,  am  die  Wahrheit  zu  sagen,  sind  anch  die  lüono- 
graphieen  nicht  zahlreich,  welche  die  Ereignisse  einzelner  Perioden  derselben 
entwickeln.  Unter  diesen  letzteren  finden  «wir  jedoch  eine  von  einem  in  der 
That  ganz  besonderen  Verdienst.  Ein  aasgezeichnetes  Monnment  der  ita- 
lienischen Litteratnr  ist  zweifelsohne  der  Quartband  der  'Storia  doca- 
mentata  di  Carlo  quinto  in  correlazione  all'  Italia'  von  dem  Pro- 
fessor Giuseppe  De  Leva.  Er  umfalst  einzig  und  allein  die  Erzählung  von 
vier  Jahren,  vom  Frieden  von  Crespy  bis  zum  Interim  von  Augsburg.  Der 
Yf.  setzt  darin  alle  Ereignisse  der  an  Begebenheiten  von  höchster  Wichtig- 
keit schwangeren  Periode  auseinander.  Demjenigen,  welcher  ohne  weiteres 
die  Dicke  des  Bandes  mit  der  Kürze  der  Periode  vergleicht,  wird  es  viel- 
leicht scheinen  können,  dafs  in  gewissem  Mafse  der  Titel  des  Werkes  ver- 
leugnet wird.  Und  doch  ist  die  Sache  ganz  anders.  Nicht  der  letzte  Vor- 
zug des  Bandes  ist  die  volle  und  vollkommene  Übereinstimmung  mit  dem 
schon  vor  zwanzig  Jahren  von  dem  Vf.  veröffentlichten  Programm.  De  Leva 
hält  sich  nicht  vfel  bei  der  Erzählung  der  gleichzeitigen  Geschichte  aufser- 
halb  Italiens  auf;  von  dieser  wie  von  der  inneren  setzt  er  darin  nur  soviel 
auseinander,  als  in  enger  Beziehung  zu  dem  Haupthelden  des  Werkes  steht, 
d.  b.  er  spricht  darin  tlber  die  Eröffnung  und  die  Diskussionen  des  Concils 
zu  Trident  bis  zur  Verlegung  nach  Bologna,   über   den   Krieg  gegen   die 


in^l76  XXn.    B.  Moraolin: 

deutschen  Protestanten,  über  die  verschiedenen  WechselflUle  der  italienischen 
Geschichte  von  den  Anfängen  der  Herrschaft  bis  zum  Tode  des  Pier  Luigi 
Famese.  Und  die  Erzählung  von  allem  diesem  ist  nicht,  wie  in  andern 
Bttchern  von  solcher  Art:  das,  was  hier  erzählt  wird,  ist  die  Fracht  langer 
Untersuchungen  unerforschter  Dokumente,  fleifsiger  und  gewissenhafter  Studien 
und  Vergleiche,  mit  seltener  Klarheit  und  unter  einem  wahrhaft  neuen  Ge- 
sichtspunkt entwickelt:  dergestalt,  dafs  man  sagen  kann,  der  Band  De  Levas 
sei  das  bemerkenswerteste  Werk  über  die  neuere  italienische  Geschichte,  das 
während  des  J.  1881  herausgekommen  ist.  ^) 

Eine  Geschichte  Philipps  IL  von  Spanien  kann  nicht  anders  als  auch 
weitläufig  von  den  Angelegenheiten  Italiens  handeln,  von  welchem  jener 
Monarch  viele  Jahre  laiig  die  beiden  Sicüien,  Sardinien  und  das  Herzogtom 
Mailand  zu  regieren  hatte.  Aber  die  Geschichte  von  Forneron  enthält  nichts 
von  dem,  was  er  uns  doch  tlber  die  Verwaltung  der  italienischen,  Spanien 
unterworfenen  Provinzen,  und  über  die  Beziehungen  desselben  zu  den  un- 
abhängigen italienischen  Staaten  hätte  mitteilen  sollen.  Dort  liest  man  nur 
einen  ganz  kurzen  Abrifs  von  den  Streitigkeiten  zwischen  den  alten  und 
neuen  Nobili  zu  Genua  und  von  der  Intervention  Philipps  H.  zu  Gunsten 
der  ersteren.  Noch  ein  anderer  Abrifs  findet  sich  da,  wo  von  Don  Juan 
d'Austria  in  Neapel  gesprochen  wird.  Was  die  spanischen  Besitzungen  in 
Italien  betrifft,  so  beschränkt  sich  Forneron  auf  eine  einfache  Aufzählung 
der  einzelnen  Staaten  in  einer  Anmerkung.  Es  ist  sogar  zu  bemerken,  dafs 
er  dabei  Sardinien  vollkommen  übergeht.  Ferner  ist  darin  gesagt,  dafs  die 
Herzöge  von  Savoyen,  von  Ferrara,  von  Parma  und  die  Republik  Vasallen 
des  Königs  von  Spanien  waren,  was,  um  die  Wahrheit  zu  sagen,  weiterer 
Auseinandersetzung  bedarf.  Und  dasjenige,  was  dort  in  Bezug  auf  das  Her- 
zogtum Savoyen  gesagt  wird,  kann  nicht  anders  als  mindestens  als  zweifel- 
haft zurückgewiesen  werden.^) 

Von  der  'Dominazione  spagnuola  in  Lombardia'  von  Marco 
Formentini  ist  nur  der  erste  Teil  erschienen,  welcher  bis  1584  zurückgeht. 
Die  Dokumente,  aus  welchen  der  Vf.  schöpft,  sind  von  der  höchsten  Wich- 
tigkeit für  die  ganze  Geschichte  Italiens  im  allgemeinen  und  des  Herzogtums 
Mailand  im  besonderen.  Es  ist  nur  zu  bedauern,  dafs  die  Forschungen  sich 
nicht  auf  die  Archive  von  Rom  und  von  Madrid  ausgedehnt  und  dafs  die 
Dokumente  nicht  vollständig  erschöpft  worden  sind,  wie  es  hätte  geschehen 
können  und  sollen.  Daher  entspringen  gewisse  unnötige,  leicht  vermeidbare 
Lücken.  Man  mufs  jedoch  gestehen,  daüs  die  Erzählung,  einzig  und  allein 
auf  Wahrheit  ausgehend,  den  Leser  in  hohem  Mafse  interessiert,  obwohl 
Formentini  sich  mit  offenbarer  Leidenschaftlichkeit  gegen  die  Historiker,  die 
Bewunderer  des  San  Carlo  Borromeo  und  der  Jesuiten  richtet.^) 

Die  ötoria  d'Italia  dal  1799  al  1814  von  Giovanni  De  Castro^) 
enthält  nichts,  was  sie  besonders  bemerkbar  machte.  Wert  hervorgehoben  zu 
werden  ist  vielmehr  die  Storia  della  Magistratura  Piemontese  von 
Carlo  Dionisotti,  die  reich  an  Notizen  und  an  Thatsachen  ist,  welche  auch 
die  bürgerliche  Geschichte  betreffen.  ^)  Nicola  Nisco  hat  den  ersten  Band  einer 


1)  De  Lera,  Storia  di  Carlo  Quinto  in  correlazione  all'  Italia,  toI.  IV.  Pttdorft.  — 
2)  H.  Forneron,  Histoire  de  Philippe  11.  Tom.  1  et  11.  Paris.  —  3)  Marco  For- 
mentini, La  Dominazione  Spagnuola  in  Lombardia.  Milano,  1881.  —  4)  Giovanni  De 
Castro,  Storia  d'ltalia  dal  1799  al  1814.  Milano,  1881.  —  5)  Carlo  Dionisotti,  Storia 
della  Magistratara  Piemontese,  volumi  dae.     Torino,  1881. 


IttOien.  111,177 

Geschichte  Italiens  von  1814  his  1880  veröffentlicht  Die  Periode,  welche 
darin  behandelt  wird,  ist  diejenige,  welche  von  1814  bis  1820  sich  erstreckt. 
Aber  die  Methode,  welche  darin  befolgt  wird,  ist  mindestens  ungewöhnlich. 
Der  Vf.,  weit  davon  entfernt,  sich  mit  der  Beschreibung  der  Thatsachen  auf- 
zuhalten, studiert  gleichwohl  die  Natur  derselben  und  bemüht  sich,  die  Oe- 
seUschaft  nach  allen  bei  ihr  vorherrschenden,  materiellen  und  moralischen 
Gesichtspunkten  und  somit  nach  den  politischen  Richtungen,  nach  ihrem 
Kultumiveau,  ihren  Parteien  u.  s.  w.  zu  schildern.^) 

Auch  Carlo  Mariani  hat  den  ersten  Band  (Einleitung  und  elf  Kapitel) 
einer  politischen  und  militärischen  Geschichte  der  italienischen  Unabhftngig- 
keitsk&mpfe  von  1848  bis  1870  veröffenüicht.  Aufrichtig  gestanden  l&fst  die 
Einleitung  nicht  wenig  zu  wünschen  übrig.  Der  Schriftsteller  leidet  offen- 
bar an  Parteilichkeit,  d.  h.  man  merkt  darin  die  vorgefaßte  Meinung  in  den 
Urteilen  sowohl  über  die  Thatsachen  wie  über  die  Menschen.  Und  die 
Schluisfolgerungen,  mehr  doktrinär  als  praktisch,  zeigen  auch  dem  weniger 
Erfahrenen  die  Neigung,  dem  Letzten,  welcher  spricht,  Glauben  zu  schenken. 
Es  kommt  die  geringe  Glaubwürdigkeit  der  Quellen  hinzu,  ftlr  welche  sich 
leicht  ein  Vorurteil  erzeugt  In  den  elf  Kapiteln  des  Bandes  wird  allein 
von  den  ersten  Zeiten  gehandelt.  Die  von  Mariani  eingehaltene  Methode 
ist  diejenige  Macchiavellis:  der  Erzählung  labt  er  beständig  den  rationellen 
Kommentar  folgen.*) 

Zahlreicher  als  die  Übersichten  ganzer  Perioden  sind  die  Monographieen, 
welche  einige  besondere  Züge  derselben  hervorheben.  Eine  gute  Arbeit  ist 
die  des  Frannesco  Faraglia  über  die  Orsini  im  Solde  von  Spanien  im  Jahre 
1503.  Es  ziert  sie  der  Text  der  zwischen  dem  spanischen  Gesandten 
und  Francisco  de  Kojas  und  den  Orsini  geschlossenen  Kon- 
vention, wodurch  Bartolomeo  d'Alviauo  in  den  Sold  der  Spanier  übertrat, 
die  hauptsächlichste  Ursache  des  berühmten  Sieges  am  Garigliano. ') 

Ein  Buch,  welches  viel  mehr  giebt  als  der  Vf.  verspricht,  ist  die 
Battaglia  di  Gavinana  von  Edoardo  Alvisi.  Mehr  als  eine  Monographie 
des  denkwürdigen  Tages,  ist  es  eine  Monographie  Maramaldos.  Der  Vf.  be- 
ginnt von  ihm  seit  1521  zu  reden  und  führt  die  Erzählung  hinab  bis  zur 
Zeit  der  Schlacht.  Es  ist  ein  Buch,  gleich  wertvoll  wegen  der  Güte  der 
Kritik  und  der  Reinheit  des  Stils.  Doch  mag  nicht  verschwiegen  werden, 
dafs  der  Yf.  sich  von  den  meisten  entfernt,  wo  er  vom  Tode  des  Fermnio 
handelt  Er  glaubt  nämlich  nicht,  dais  er  von  Maramaldo  selbst  getötet 
ist,  sondern  von  den  Leuten  des  Prinzen  von  Oranien.^) 

In  einer  gelehrten  Denkschrift  im  Archivio  Storico  Italiano  zeigt 
Antonio  Giorgetti  die  gewundene  Politik  der  Medici,  nicht  ausgenommen 
Leos  X.,  welche  den  Kuin  des  Jacopo  d'Appiano  plante,  um  die  Herrschaft 
Piombino  in  die  Hand  Lorenzos,  Herzogs  von  Urbino  fallen  zu  lassen.  Es 
ist  eine  mit  vieler  Sorgfalt  ausgeführte  Arbeit,  ausgestattet  mit  zahlreichen, 
inhaltlich  wertvollen  Dokumenten.^) 

Klein  von  Umfang,  aber  wertvoll  ist  eine  Denkschrift  von  Antonio  Manno 
über  die  Belagerung  von  Casale  im  J.  1695.     Vor    allem  sind  die  Einzel- 


1)  Nicola  Nisco,  Stom  d'Italia  dal  1814  al  1880.  Borna,  1881.  —  2)  Carlo 
Mariani,  Le  guerre  della  Independonza  Italiana  dal  1848  al  1870,  Storia  poUtica  e  militare. 
Torino.  —  3)  ArdÜTio  Storico  per  le  ProTincie  di  Kapoli,  Anno  VI,  faac.  settu.  NapolL  — 
4)  Edoardo  AWiai,  La  Battaglia  di  Gavinana.  Bologna.  —  5)  A.  Giorgetti,  Lorenao 
de'  Medici  Duca  d'Urbino  e  Jacopo  qainto  d'Appiano.  Fironze.  Arch.  Storico  Ital.     T.  Vlll. 

Hiatorische  Jahreaberlohte.    1881.    III.  12 


in,178  ^^^^^   B.  Mortolin: 

heiten,  welche  hier  über  die  Kapitulation  der  von  den  Franzosen  unter  An- 
fahrong  Gremants  eingenommenen  Festung  gebracht  werden,  sehr  nützlich, 
nm  die  Ereignisse  der  Zeit  aufzuklären.^) 

Manche  für  die  Geschichte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  interessante 
Schriften  erschienen  im  Archivio  Storico  für  die  neapolitanischen  Pro- 
vinzen. Giovanni  Carignani  hat  die  österreichische  Partei  in  ihr  wahres 
Idcht  gesetzt,  welche  sich  in  Neapel  gegen  die  spanische  Herrschaft  kon- 
stituiert hatte  in  der  Absicht,  die  verlorenen  Freiheiten  väeder  zu  erlangen, 
eine  Partei,  welche  sich  von  der  niederschmetternden  Wirkung  der  Nieder- 
lage, die  das  österreichische  Heer  bei  Yelletri  erlitt,  nicht  wieder  erholen 
konnte.  Besonders  kostbar  sind  die  beigegebenen  Dokumente.*)  Moresca 
berichtet  in  derselben  Zeitschrift  über  ein  Dokument,  welches  die  Streitig- 
keiten mit  Spanien  betrifft;  er  berührt,  während  er  es  erklärt,  besonders  die 
Erörterungen,  welche  im  J.  1787  zwischen  den  Höfen  von  Madrid  und  Neapel 
stattfanden,  und  läfst  erkennen,  wie  die  von  der  Diplomatie  eingeleiteten 
Yersöhnungs- Verhandlungen  abgebrochen  wurden.  Kaum  hatte  die  Königin 
davon  erfahren,  als  unter  anderen  Dingen  die  Erniedrigung  der  Krone  von 
Neapel  durch  Abdankung  gefordert  wurde.  Die  Bandbemerkungen  unten  am 
Dokument  zeigen  zur  Evidenz,  welches  die  Empfindungen  der  Maria  Carolina 
auch  in  dieser  Lage  waren,  nämlich  Stolz  und  Unabhängigkeitsliebe.*)  — 
Auf  gleiche  Weise  bemerkenswert  sind  die  ebenfalls  von  Moresca  veröffent- 
lichten historischen  Erzählungen  von  Aristide  Bodinö,  in  welchen  mit  leb- 
haften Farben  die  Fortschritte  des  Kardinals  Buffo  und  die  Übereilung  der 
republikanischen  Parteien  geschildert  werden.  Die  Erzählung,  voll  von  be- 
dauernswerten Einzelheiten,  ist  bis  zu  dem  Augenblick  geführt,  in  welchem 
die  englische  Flotte,  den  Bonrbonen  zu  Hülfe  geeilt,  an  den  Küsten  Siciliens 
ankommt  *) 

Sehr  lesenswert  sind  die  ^Seiten  der  zeitgenössischen  Geschichte*,  die 
Bosario  Salvo  herausgegeben,  die  Buhestörungen  zu  Palermo  im  J.  1866  be- 
treffend. Als  Augenzeuge  erzählt  er  die  Thatsachen,  wie  sie  sich  erfüllten 
und  spricht  ruhige  und  unparteiische  Urteile  aus,  indem  er  die  Bürgerschaft 
gegen  alle  Anklagen  rechtfertigt,  und  die  Schuld  der  Bonrbonen  und  Klerikalen 
erweist.  ^) 

Zahlreicher  sind  die  Monographieen  über  einzelne  Personen,  weldbe 
einen  bedeutenden  Anteil  an  den  politischen  Ereignissen  ihrer  Zeit  hatten, 
oder  welche  den  Schriftstellern  Gelegenheit  darbieten,  sich  in  die  Zeitgeschichte 
zu  vertiefen.  Viel  wurde  in  verschiedener  Bichtung  über  den  Papst  Alexan- 
der VI.  in  den  letzten  Decennien  dieses  Jh.  veröffentlicht.  Das  hinderte  je- 
doch nicht,  dafs  Henry  de  l'Epinois  von  neuem  eine  Prüfung  des  Gegen- 
standes versuchte.  'Le  pape  Alexandre  VI.*  ist  eine  wirklich  interessante 
und  mit  guter  kritischer  Methode  ausgeführte  Arbeit  Der  Autor  hat  die 
Frage  unter  allen  Gesichtspunkten  betrachtet  Nach  Prüfang  der  Meinungen 
seiner  Vorgänger  macht  er  sich  daran,  an  der  Hand  unerforschter,  neuer- 
dings aus  den  Archiven  des  Herzogs  von  Ossuna  und  Infantado  geschöpfter 
Dokumente  zu  beweisen,  dals  das  PrivaÜeben  Alexanders  nicht  tadellos  war, 


1)  Antonio  Hanno,  Bfedaglia  e  Belaiione  inedito  nell'  assedio  di  Ouale  del  1695. 
Torino.  (Atti  della  R.  Ak.  di  Torino.)  —  2)  G.  Carignani,  II  partito  aiutriaoo  nd  Begno 
di  Napollal  1714.  NapoU  1881.  Aivh.  por  le  Proy.  Napoletane.  Anno  VI,  fasc  1.  -  3)  Ebda. 
VI,  £uc.  U.  —  4)  Ebda.  VI,  faac.  VI.  —  5)  Roaario  SalTo,  La  Sicüia  e  il  Viaggio  de' 
Bovrani,  oasia  la  üinlUi  Siciliana  e  la  Monarchia  delle  libertk     Noto,  1881. 


Italien.  131,179 

während  der  Vf.  die  Lobpreisnngen  seines  Pontifikats,  bes.  der  Ansflbang 
geistlicher  Autorität  (bei  Leonetti)  zngiebt.  ^)  Der  Fall  ist  nicht  selten,  dals 
er  ihn,  und  zwar  mit  gnten  Gründen,  von  Verbrechen  rechtfertigt,  welche 
ihm  mit  Unrecht  von  leidenschaftlich  eingenommenen  Schriftstellern  znge- 
schrieben  wurden. 

Alexander  von  Humboldt  sagte  mit  Recht,  dafs  das.  Opus  Epistolarum 
des  Petrus  Martyr  von  Aughiera  eine  grofse  Mannigfaltigkeit  von  Vergleichen 
über  die  Ereignisse  darböten,  welche  Italien  und  Spanien  in  den  letzten  De- 
cennien  des  fünßsehnten  und  in  den  ersten  des  folgenden  Jahrhunderts  be- 
wegt haben.  Heidenheimers  Arbeit  über  diesen  Gegenstand  erweist  sich  um 
so  wertvoller,  als  die  Vergleichung  der  Informationen  der  gleichzeitigen 
Historiker  von  gröDserer  Glaubwürdigkeit  und  vor  allem  Guicciardinis,  seit- 
dem sie  an  der  Hand  von  in  den  letzten  Jahren  veröffentlichten  Dokumenten 
bestätigt  oder  rektifiziert  sind,  nützlicher  erscheint.  Vor  allen  andern  will 
ich  das  besondere  Kapitel  hervorheben,  welches  zur  Charakteristik  von 
einzelnen  Personen  und  Völkern,  wie  der  Vf.  es  nennt,  bestimmt  ist  Darin 
werden  Gegenstand  sehr  bedeutender  Skizzen  die  Königin  Isabella  und  der 
König  Ferdinand,  die  Königin  Johanna  und  Philipp  von  Flandern,  Julius  H. 
und  Leo  X.,  Caesar  Boigia  und  Lodovico  il  Moro,  die  Deutschen,  die 
Franzosen,  die  Spanier,  die  Flamländer,  Rom  und  Venedig.') 

Pasquale  Villari  hat  den  zweiten  Band  seines  groben  Werks  über  Ni- 
colo  Machiavelli  e  i  suoi  tempi  veröffentlicht  Die  Schrift  ist  in  zwei 
Teile  geteilt;  im  ersten  wird  von  den  Wissenschaften  und  Künsten  in  dem 
Jahrhundert  gesprochen,  welches,  me  Villari  wünschte,  nicht  da^enige  Leos 
X.,  sondern  dasjenige  Julius'  ü.  genannt  werden  sollte;  es  werden  die  von 
1506  bis  1513  eingetretenen  Ereignisse  erzählt,  es  vrird  über  die  rednerischen 
Fähigkeiten  Machiavellis,  über  die  von  ihm  bis  zum  Auftreten  der  Medici 
innegehabten  Ämter  und  über  die  wichtige  Begleitung  Vettoris  gehandelt  Im 
zweiten  werden  die  politischen  Doktrinen  des  florentinischen  Sekretärs  zu- 
sammengefalst,  herausgezogen  aus  den  'Discorsi  sulle  Deche  di  Tito 
Livio'  und  dem  ^Principe',  indem  beide  neuen  Prüfungen  unterworfen  und 
die  Grundsätze  mit  denjenigen  Guicciardinis  verglichen  werden.  Die  Neuheit 
der  Bemerkungen,  der  Scharfsinn  der  Kritik  und  die  Reihe  von  Dokumenten, 
mit  denen  der  Band  ausgestattet  ist,  übertreffen,  ich  wage  es  zu  sagen,  die 
Hoffnungen,  welche  Villari  bei  der  Veröffentlichung  des  ersten  Bandes  hatte 
entstehen  lassen.^) 

Carlo  Falletti  Fossati  hat  eine  gute  Schrift  über  Philibert  von  Ghftlons 
und  einen  Gesandten  Sienas  geschrieben.  Dieser  letztere  ist  Lodovico  Ser- 
gardi,  Gesandter  beim  Prinz^i  von  Oranien  im  J.  1529.  Indem  Falletti 
seine  Briefe  veröffentlicht  und  mit  voller  Sachkenntnis  erörtert,  verbreitet  er 
neues  Licht  über  die  Geschichte  der  Belagerung  von  Florenz;  er  zeigt  näm- 
lich, was  die  Kaiserlichen  gemacht  haben,  um  ihre  Unternehmung  zum  Ziele 
zu  führen.  Es  sei  noch  bemerkt,  dafs  die  veröffentlichten  Briefe  sich  nur 
auf  die  Vorbereitungen  beschränken.^) 

Alfred  Reumont  gab  an  der  Hand  neuer  Studien  und  neuer  Dokumente 


1)  Henry  de  I'Epinois,  Le  Pape  Alexandre  11.  Paria,  1881.  Vgl.  B.  Q.  H.  1.  ayril 
a.  o.  Mittelalter.  —  2)  Heinrich  Heiden  he  im  er,  Petrus  Martyr  Angleriaa  und  Bein 
Opoa  Epistolarum.  Berlin.  Vgl.  o.  S.  2.  —  3^  Paaquale  Villari,  Nicolö  MachiaTelli  e 
i  Mioi  tempi,  vol.  II.  Firenze.  —  4)  Fallotti-Foaaati,  Filiberto  di  Chalon  e  un  Am- 
basciatore  di  Siena.     BMrenze,  1881.     S.  Archivio  Storico  Italiano,  Tom.  VIII.    Dis.  IV. 

15i* 


TTT^IRfl  XX.    B.  Morsolin: 

das  Werk  von  neuem  heraus,  welches  er  über  Vittoria  Colonna  in  Berlin  im 
J.  1853  veröffentlicht  hatte.  Mehr  als  das  äu&ere  hat  er  das  innere  Leben 
der  berühmten  Dichterin  erforscht,  und  es  mit  der  aufgeregten  Geschichte 
des  sechszehnten,  auch  für  Italien  des  Reformations- Jahrhunderts,  an  deren 
Ereignissen  Davalos,  Yittorias  Gemahl,  den  grö&ten  Anteil  hatte,  erklärt 
Sein  Urteil  ist  getragen  von  jener  Gerechtigkeit  und  Mäüsigung  der  Kritik, 
welche  ihm  so  natürlich  ist.  ^) 

'Un  nunzio  straordinario  alla  corte  di  Francia  nel  secolo 
decimo  settimo'  betitelt  sich  ein  Band  von  Augusto  Bazzoni.  Es  ist  dies 
eine  Arbeit,  durch  welche  eine  Lücke  im  Leben  des  berühmten  Mazarin  aus- 
gefüllt wird.  Der  Vf.  handelt  darin  hauptsächlich  von  der  auÜBerordentlichen 
Mission  in  Paris,  welche  dem  Kardinal  der  römischen  Kurie  im  J.  1634 
anvertraut  wurde;  aber  er  enthält  auch  zu  gleicher  Zeit  Sachen  und  Fakten, 
welche  den  Schriftstellern,  die  ihm  vorangegangen  waren,  unbekannt  sind, 
wie  z.  B.  eine  in  Paris  erst  im  J.  1631  übertragene  Mission,  und  die  Ver- 
handlungen mit  dem  Herzog  von  Feria  und  dem  Herzog  von  Savoyen,  Victor 
Amadeus  I.  und  mit  andern.^) 

Ein  kostbarer  Beitrag  zur  Greschichte  des  neunzehnten  Jh.  ist  'Vin- 
cenzo  Gioberti,  i  formatore  e  ministro  von  Domenico  Berti'  Das 
Buch  dieses  letzteren  offenbart,  was  für  ein  politischer  Beformator  und  was 
für  ein  Staatsmann  in  Wirklichkeit  der  Vf.,  der  Turiner  Philosoph  gewesen 
ist,  wenn  auch  mehr  theoretisch  als  praktisch.  Auch  seine  Schlüsse  ent- 
springen zu  gleicher  Zeit  aus  einer  ebenso  gewissenhaften,  wie  auch  unbe- 
fangenen Prüfung  der  Schriften,  nicht  nur  des  in  die  Anfänge  der  nationalen 
Auferstehung  fallenden  Werkes,  als  auch  eines  reichlichen  Hundert  von 
Briefen  an  P.  Biberi  und  an  Giovanni  Boracio,  die  dem  Band  beigegeben  sind.') 

Reumont  hat  sein  'Ein  Zeit-  und  Lebensbild'  von  Gino  Capponi, 
das  in  Gotha  im  J.  1880  erschienen  war,  in  das  Italienische  übersetzt.  Es 
war  die  Absicht  des  gelehrten  Deutschen,  jenen  in  Deutschland  bekannt 
werden  zu  lassen,  wie  Tabarrini  es  hatte  für  Italien  erreicht.  Obwohl  von 
hervorragend  biographischer  Anlage,  unterläßt  das  Buch  nicht,  ein  schönes 
Licht  auf  die  Geschichte  der  Auferstehung  Italiens  zu  werfen,  an  welcher 
Capponi  einen  nicht  geringen  Anteil  hatte.  Mit  dem  litterarischen  Leben 
ist  darin,  wie  man  sagen  kann,  das  politische  und  bürgerliche  der  Italiener 
geschildert.  Auch  wo  man  mit  dem  Vf.  nicht  übereinstimmen  kann,  muüs 
man  die  ruhige  Unparteilichkeit  in  den  Urteilen  und  die  vornehme  M&fsigung 
der  Sprache  bewundem.  Reumont  erweitert,  so  zu  sagen,  und  vollendet  die 
Arbeit,  welche  Tabarrini  über  denselben  Gegenstand  veröffentlicht  hatte.  ^) 

Zu  den  Schriften,  von  welchen  hier  die  Bede  gewesen  ist,  will  ich 
andere  Geschichten  hinzufügen,  welche,  obwohl  von  anderer  Natur,  dennoch 
sich  eng  an  die  innere  Geschichte  Italiens  anschliefsen,  davon  hier  und  da 
mit  gröfserem  oder  geringerem  Geschick  handeln,  oder  nicht  unterlassen, 
darauf  irgend  welchen  Lichtschein  zu  werfen.  Eine  Arbeit  von  grolser  Be- 
deutung ist  die  Diplomatie  frangaise  vers  le  milien  du  XVI^  si^le. 
Zeller,  welcher  ihr  Vf.  ist,   fährt  darin  die  gesamten    Charaktere    der  all- 


1)  Alfred  Beumont,  Vittoria  Colonna,  Leben,  Dichten,  Olaaben  im  16.  Jh.  1881.  — 
2)  Augusto  Bazzoni,  Un  Kanzio  straordinario  alU  Corte  di  Francia  nel  secolo  XVLI. 
fHrenze.  —  3)  Domenico  Berti,  Vincenzo  Gioberti  riformatore  e  ministro  con  sue  lettere 
inedite  a  Pietro  Biberi  e  Giovanni  Boracco.  Firenze.  —  4)  A.  Reumontf  Gino  Capponi  e 
il  suo  secolo,  Quadro  storico  e  biografico.     Milauo. 


Itriien.  111,181 

gemeinen  italienischen  Diplomatie  bei  den  fremden  Staaten  vor.  Pellicier, 
über  welchen  der  Band  sich  ansläOst,  wird  hier  unter  verschiedenen  Gesichts- 
pankten  betrachtet,  nämlich  als  Humanist,  als  Staatsmann,  und  ganz  besonders 
als  äufserst  geschickter  Minister  im  Dienste  Franzs  I.  von  Frankreich.  Die 
Beweise  werden  besonders  ans  den  diplomatischen  Korrespondenzen  desselben 
Pellicier  gewonnen,  welche  in  der  Nationalbibliothek  zn  Paris  und  in  der 
Bibliothek  von  Aix  aufbewahrt  werden.  Zeller  stellt  alle  Künste  seines  Helden 
dar,  durch  die  er  sich  bemühte,  hinter  die  Geheimnisse  der  venetianischen 
Regierung  zu  kommen,  und  sich  ihrer  bei  Gelegenheit  zum  Nutzen  seines 
Herrn  zu  bedienen.  Darum  macht  der  Vf.  sich  durchaus  nicht  zum  Be- 
wunderer Pelliciers.  Wo  sich  Gelegenheit  bietet,  verschweigt  er  auch  nicht 
seine  Fehler  und  giebt  im  allgemeinen  zu,  dafs  seine  Politik  hervorragend 
hinterlistig  und  böswillig  war.  Es  gelang  ihm,  das  europäische  Gleichgewicht 
wiederherzustellen  dadurch,  dafs  er  die  Macht  Frankreichs  erweiterte  und 
Karl  y.  demütigte,  indem  er  ihn  von  der  Republik  Venedig  losmachte.  Die 
italienische  Politik  freilich  hat  P.  redlich  ruinieren  helfen.  ^) 

Zu  der  innem  Geschichte  Italiens  stehen  auch  in  einiger  Beziehung  die 
Briefe  des  Kardinals  Gaspare  Contarini  betrefiis  der  Nuntiatur  in  Deutschland 
vom  J.  1541,  deren  ersten  Teil  Pastor  veröffentlicht  hat,^)  indem  er  sie  aus 
dem  geheimen  Archiv  des  Vatikans  zog.  Man  darf  behaupten,  dafs  sie  vom 
höchsten  Werte  für  die  Geschichte  der  Reformation  sind  und  sie  einen  kost- 
baren Beitrag  nennen  zur  Vervollständigung  des  Bildes  des  hervorragenden 
venetianischen  Prälaten,  mit  welchem  sich  in  den  letzten  Zeiten  sehr  an- 
gesehene Schriftsteller  Italiens  und  anderer  Länder  beschäftigt  haben.  ^)  Und 
mit  der  inneren  Geschichte  Italiens  ist  gleichfalls  in  hohem  Grade  die  Ge- 
schichte der  Reformation  von  Emilio  Comba  verknüpft,  vor  allem  bemerkens- 
wert wegen  der  neuen  Dokumente,  mit  welchen  sie  ausgestattet  ist.^) 


XXIII. 
V.  Kalckstein. 


Die  Vereinigten  Staaten  und  Brittisch- 
Nordamerika  1880—1881. 

In  bibliographischer  Hinsicht  sind  nachträglich  R.  und  G.  Clarkes 
Supplement  der  Bibliotheca  Americana^)  und  B.  Yicuiia  Macken nas 
Studien  und  raisonnierender  Katalog  der  bibliotheca  Americaua  des  argentinischen 
Generalkonsuls  Gregor  Breche  ^)  zu  erwähnen.  Die  erste  Abteilung  derselben 
enthält  Handschriften,  die  vierte  betrifft  Nordamerika. 

1)  F.  Zeller,  La  Diplomatie  firan9.  vero  le  miliea  da  16  sikle  d'aprte  1.  corresp.  de 
Goillaame  Pellicier  Eylqne  de  Montpellier  ambass.  de  Fran^oiB  ler  k  YeniBe  (1539—42). 
Paria.  —  2)  Ygl.  JB.  IV,  3,  1.  —  3)  Ammanio  storico  della  Societä  Soirös.  toI.  I.  faac.  I. 
—  4)  Emilio  Comba,  Storia  della  Riforma  in  Italia,  narrata  col  sob  vidio  di  naoyi  do- 
cnmenti,  Tol.  I.  Firenze.  —  5)  BibL  Am.  Snpplem.  f.  1879.  Cincinn.  II,  92.  —  6)  Estadios 
i  catalogo  de  la  bibliotheca.  Amer.  coUeccionada  por  el.  Sr.  Greg.  B^he.  Valpar.  1879,  XYII,  185. 


ni,182  XXin.     V.   Kalckitein: 

Stevens  veröffentlichte  einen  Katalog  ausgedehnter  Sammlangen  von 
Handschriften  and  Büchern,  vorzugsweise  üher  Amerika;^)  auch  der  Katalog 
der  mit  dem  Amerikanistenkongrefs  in  Madrid  verbundenen  Ausstellung')  ist 
von  allgemeinem  Interesse. 

Das  Magazine  of  American  history  verzeichnet  die  historischen  Ge- 
sellschaften der  Vereinigten  Staaten  und  Kolonieen')  und  giebt  Nachrichten 
über  ihre  Verhandlungen  und  Schriften,  auch  über  die  mit  1728  beginnende 
Sammlung  von  Zeitungen^)  der  historischen  Gesellschaft  von  Maryland,  während 
De  Costa  die  Bibliographie  der  Entdeckungsreise  Verazzanos  schrieb.^) 
B.  Watson  danken  wir  die  gleiche  Arbeit  für  die  Entdeckungen  vor  Co- 
lumbus,^)  Justin  Winsor  für  den  Freiheitskampf  der  vereinigten  Kolo- 
nieen.7)  E.  M.  Ruttenber  gab  ein  erläutertes  Verzeichnis  von  Hand- 
schriften und  Reliquieen  Washingtons  >)  in  seinem  vielmonatlichen  Haupt- 
quartier Newburg  im  Staat  New  York.  D.  S.  Durries  10  000  Namen  um- 
fassende, alphabetisch  geordnete  genealogische  Bibliographie^)  erschien  in 
zweiter  verbesserter  und  vermehrter  Auflage;  auch  gab  er  den  Katalog  der 
historischen  Gesellschaft  Wisconsins ^^)  heraus.  P.  G.  Thompson  verzeich- 
nete 1400  Bücher  und  Pamphlete  zur  Geschichte  Ohios,^^)  während  J.  F. 
Hunnewell  eine  Bibliographie  von  Charlestown  in  Massachusetts  und  dem 
bekannten  Schlachtort  Bunkershiin*)  gab.  N.  Paine  katalogisierte  einen 
groben  Teil  der  Bibliothek  der  American  anüquarian  soc.  ^^)  Es  erschienen 
ein  Index  der  Zeitschrift  Nation  für  1865 — 80**)  und,  von  C.  A.  Durfee 
herausgegeben,  fÜr'Harpers  magazine  von  1860—80.*^) 

Ch.  L.  Metz  berichtete  über  die  mounds  der  vorhistorischen  Bevölkerung 
des  kleinen  Miamithaies  in  Ohio,*^  E.  R.  Reynolds  über  im  Bundes- 
distrikt ausgegrabene  Seifensteinarbeiten.  *7)  W.  J.  Rhees  sammelte  Doku- 
mente zur  Geschichte  der  auch  mit  Erforschung  des  amerikanischen  Alter- 
tums eifrig  beschäftigten  Smithsonian  Institution.*^) 

Hessel  Gerritsz  Sammlung  über  die  Entdeckung  der  Hudsonsbai   er- 


1)  HiBtorical  collections  Furt  1,  229  S.  Lond.  Soiheby  Wilkiiuon  a.  Hodgo  1881.  >- 
2)  Liflta  de  los  objetos  qae  conpononde  la  exposicion  AmericaniBta.  Madr.  —  3)  New* 
York  Vol.  VI,  227  and  Yll  an  vench.  St.  Bomero,  1881.  Die  3.  paginierte  Abtheilong 
Münzen  u.  Medaillen  nmfafst  55  S.  —  4)  Mag.  VI,  469  ff.  Ich  erwähne  Report  of  the  Ubrarian 
a.  cabinet  keeper  North,  department  of  the  Bhode  Icland  hiat  soc.  1877.  845.  Prondence  1878. 
£.  M.  Stone.  Mag.  HI,  586.  —  5)  Mag.  VI,  68,  469  ff.,  vergl.  183,  Vni,  579.  de  Costa 
sammelte  seine  Untersnchangen  über  die  Verrazzanofrage:  V.,  the  explorer  82  S.  40.  N.  T. 
Barnes,  1880.  —  6)  Bibliography  of  fhe  preoolombian  discoteries  of  A.  4^  Boocbnrgh.  — 
7)  The  readers  handbook  of  the  Am.  roTolution.  16<^.  328  S.  Bost,  1880.  Hoaghton,  Osgood. 
C.  Winsor  schrieb  femer  Govenior  Bradfords  mannscr.  bist,  of  Plymonth  plantation.  Bost 
1881  Wilson  and  leitete  mit  A.  F.  Jewett  die  von  horrorragendon  SchrifÜBtellem  Ter&fste 
Memorial  hiit  of  Bost  inclading  Suffolk  cty.  4  Bde.  596,  577,  691  a.  713.  B.  1880—1. 
Osgood.  Vgl.  Mag.  VI,  72,  345,  VII,  156,  VIII,  73  a.  besonders  eingehend  de  Costa  VIII, 
233  ff.  —  8)  Gat  of  manascr.  a.  relics  in  Wash  head  qaart  Newburg.  75  S.  Newb.  1879. 
Mag.  IV,  472.  —  9)  Bibliogr.  geneal.  Am.  239  S.  Albany  Munssell  Mag.  V,  68  VII,  473. 
—  10)  Cat  of  the  libr.  of  Wisc.  state  bist  soc.  V.  V,  585  S.  Madison  Atwood  1881.  - 
11)  Bibliogr.  qf  the  st  of  Ohio.  427  S.  Ginc,  Selbstrerl.,  1880.  Mag.  VI,  473.  —  12)  Bibl. 
of  Charlest.  a  Bankersh.  106  S.  Bost,  Osgood,  1880.  Mag.  VI,  477.  —  13)  List  of  books, 
reaeyed  b.  the  A.  ant  soc.  fir.  the  1.  part  of  tiie  Brinley  libr.  Worcester  1879.  Hamilton.  — 
14)  A  gen.  index  to  the  Nation.  N.  Y.  London,  1881.  —  15)  Index  to  Harpers  new  m. 
N.  T.  Lond.,  1881.  —  16)  The  prehist  mon.  of  the  little  Miami  Valley.  10  S.  aas  Joorn. 
of  the  Am.  soc.  of  nat  bist  1878.  Mag.  IV,  317.  VgL  C.  W.  Langdon  im  Anhang  zu 
Shorts  Werk:  Jahresber.  n,  3,  252  a.  anten  S.  190.  —  17)  Aboriginal  soapstone  qoarries  in 
the  distr.  of  Col.  12  S.  1879,  aas  dem  archäologisch  reichhaltigen  12th  report  of  the  Feabody 
Mas.  of  Arch.  a.  Ethnol.  Mag.  V,  235.  —  18)  The  Smiths,  inst  Smiths,  misc  oolL  Wash.,  1879. 


Die  Vereinigten  Staaten  und  Brittisch-Nordanierika  1880—1881.  IQ  183 

schiea  in  alteitamUchem  Drack  nach  der  Ausgabe  von  1612  ^)  mit  englischer 
Übersetzung  Yon  Fr.  Miliard  und  bibliographischer  Einleitung  von  S.  Muller. 

CL  R.  Mark  harn  fügt  seiner  Ausgabe  der  Beisen  Ba^s^)  Portrait 
und  Biographie  des  Mitbegründers  und  Gouverneurs  der  ostindischen  und  der 
Compagnie  der  merchants  of  London,  discoverers  of  the  north-west  passage, 
Sir  Thomas  Smith,  bei 

Baffin  stammte  wahrscheinlich  aus  London  oder  Westminster,  nahm  seit 
1612  an  mehreren  Polarfahrten  als  Steuermann  teil,  befehligte  seit  1619  auf 
einer  Ostindien&hrt  zuerst  ein  Schiff,  nachdem  er  1616  die  Baffinsbai  ent- 
deckt hatte,  und  fiel  am  3.  Januar  1622  gegen  die  Portugiesen  bei  Ormus. 
Aufser  anderen  Karten  ist  das  Faksimile  seiner  Karte  der  Reise  nach  der 
Hudsonbai  im  J.  1615  beigegeben.  A.  H.  Markham  gab  die  Werke  seines 
Vorgängers  Davis  heraus  ^)  und  fftgte  seiner  populären  Darstellung  der  Nord- 
polfahrten ^)  bis  zu  seiner  eigenen^)  unter  Xares  1875 — 6,  welche  er  wie 
Nares  gesondert  schildert, <^)  das  Tagebuch  des  Midshipman  Floyd  auf 
Kapitän  Phipps'  Expedition  im  J.  1773  ein. 

J.  E.  Nourse  berichtete  ofßziell  über  Gh.  Halls  zweite  Fahrt  (1864 
— 9,^  E.  B esseis  nach  einem  historischen  Rttckblick  über  desselben  Ex- 
pedition mit  der  Polaris  (1872—3).») 

W.  H.  Gilder»)  und  der.  deutsche  Teilnehmer  H.  W.  Klutschak 
schilderten  Schwatkas  Schlittenreise  von  der  Hudsonbai  bis  zum  grofsen 
Fischfluls  und  König  Williamsland  ^^)  zur  Auffindung  von  Resten  der  Frank- 
linschen  Expedition,  welche  neben  Nachrichten  über  Nares  auch  Sir  Allen 
Young  mit  der  Pandora  1875 — 6^^)  aufsuchte,  dessen  Oefährte  A.  R.  v. 
Becker  war.^')  Tyson  unternahm  1877  mit  dem  Gedanken  an  Koloni- 
sation eine  Kreuzfahrt  zum  Cumberlandgolf.^') 

Wir  danken  F.  W.  Putnam  das  Tagebuch  yon  Cabrillos  Reise  im  J. 
1542 — 3  ^^)  zur  Entdeckung  einer  Durchfahrt  nach  der  Südsee  in  Nordamerika. 
Teilweise  betreffen  auch  dies  die  von  Hernaez  gesammelten  Bullen,  Breves 
und  sonstigen  Urkunden  zur  Geschichte  der  katholischen  Kirche  Amerikas.^^) 

Margry  teilt  im  vierten  Band  seiner  Sammlung  über  die  französischen 
Ansiedelungen  und  Entdeckungen  im  wesüichen  und  südlichen  Nordamerika  i*) 
zunächst  die  seit  September  1694  vorgelegten  Pläne  zur  weiteren  Erforschung 
des  Mississippigebietes  mit  La  Salles  GefEÜirte,  der  Recollet  Hennepin, ^^) 
lenkte  Wilhelms  HI.  Aufmerksamkeit  auf  den  unteren  Mississippi,  dessen 
Entdeckung  er  sich  zuschrieb.     Um  so  eifriger  unterstützte  der  französische 

1)  The  arctic  north  eaat  and  weat  pasaage  Amsterdam  Maller  a.  C.  1878.  XXYIIy  E.  4, 
6.  2.  —  2)  The  Toyage«  of  William  Baffin.  L.  1881.  Works  isaued  by  the  Hacklayt  soc. 
LXm,  LX,  192.  —  3)  The  Toyages  a.  works  of  J.  Davis  s.  b.  the  Hackl.  soc.  1880.  — 
4)  Northward  ho.  Lon^,  Macmillan,  1879.  347  S.  —  5)  The  great  frozen  sea.  L.  Daldy, 
Isbister  XX,  440;  1878.  —  6)  NamtiTe  of  a  Toyage  to  the  pol.  s.  XL,  395  n.  YlII,  378. 
L.  Low,  Manton,  Searle,  Bivington  1878.  —  7)  Karr,  of  the  2nd.  arct  exped.  made  b.  Gh. 
F.  H.  406,  44  S.  Washington,  goyemment  print  off.  1879.  Mag.  V,  154  ff.  —  8)  Die 
amerikanische  Nordpolexpedition.  XX,  644.  Leipzig,  Engelmann,  1879.  —  9)  Schwatkas 
nearch.  L.  Low  etc.  XVI,  316  n.  7.  —  10)  Als  Eskimo  nnter  Eskimos.  Wien,  Pest,  Leip- 
zig, 1881.  —  11)  The  two  yoyages  of  the  Fand.  L.  Stanford.  147  8.  1879.  —  12)  Ark- 
tische Beise  der  engl.  Tacht  Fand.  64  S.  Fola,  1878.  —  13)  The  cmise  of  the  Florence. 
16^  183  S.  Wash.,  Chapman,  1879.  Mag.  V,  234.  —  14)  Beport  npon  U.  St.  geogr.  sur- 
veys  west  of  the  lOOth.  merid.  Y.  II  4,  n.  497  6.  Wash.,  goy.  print  off.  Mag.  VH,  394.  Vgl. 
6.  M.  Wheeler,  List  of  repoits  a.  mi^  of  the  U.  8t  geogr.  snry.  w.  of  the  100 th  meiid. 
2d  ed.  Wash.,  1881.  —  15)  GoUecion  de  bnlas  breyes  y  otros  docamentos  rel.  a  la  iglosia 
de  Am.  y  Filipinas  Bnuelas  romans  1879.  YII,  Ym,  989  a.  1076.  —  16)  M^m.  et  doc.  p. 
sery.  k  lOiiat  des  origines  fiwio.  des  pays  d'oatremer.  Y.  lY.  Far.,  Maisgnneuye,  1881.  gr.  8®. 
LXXII,  653.  —  17)  H.B  Beschreibung  Looiaianas  ttbersetzte  G.  Alsop«  nach  Mag.  YI,  387. 


TTT,1R4.  XXin.    Y.  Kalckitein: 

Marineminister  Graf  Pontchartrain  den  am  20.  Juli  1661  in  Montreal  ge- 
borenen Fregattenkapitän  Charles  Lemoyne  dlberville,  dessen  gutes  Porlrait 
den  Band  schmückt.  D'Iberyilles  Vater  stanunte  aas  Dieppe  und  war  für 
seine  Verdienste  um  Kanada  geadelt.  Er  selbst  hatte  die  Engländer  in  der 
Hndsonsbai  geschlagen.  d'Iberville  errichtete  an  einer  der  Mississippimün- 
dungen, welche  er  am  2.  März  1699  fand,  das  hölzerne  Fort  Biloxi.  Gleich 
ihm  erkannte  Vauban  die  Notwendigkeit,  die  französischen  Eolonieen  zur 
Selbsterhaltung  fähig  zu  machen,  um  sie  gegen  die  englischen  zu  behaupten. 
—  Diese  zählten  1701  schon  262000,  die  französischen  1714  erst  20000 
Einwohner.  Vauban  wirkte  als  väterlicher  Freund  Pontchartrains  eifrig  für 
die  neue  Ansiedelung,  nach  welcher  sich  d%erville  im  Herbst  zurückbegab. 
Ein  englisches  Schiff  hatte  inzwischen  die  westliche  Mündung  gefunden,  die 
darauf  befindlichen  Hugenotten  boten  vergebens  heimlich  an,  wieder  Franzosen 
zu  werden,  falls  man  ihnen  Duldung  gewähre;  das  Schiff  wurde  unter 
Drohungen  aus  dem  Strome  verwiesen,  und  eine  später  beabsichtigte  eng- 
lische Expedition  kam  nicht  zu  Stande. 

Die  Spanier  hatten  sich  1689  —  93  mit  geringem  Erfolg  im  östlichen 
Texas  festzusetzen  gesucht  und  liefsen  es  trotz  des  nach  dem  Frieden  von 
Ryswick  eintretenden  besseren  Einvernehmens  nicht  an  einem  Protest  gegen 
Frankreichs  Niederlassung  am  mexikanischen  Golf  fehlen.  Eine  Denkschrift 
d'Ibervilles  wies  vergeblich  1701  nach,  die  Franzosen  schützten  Neu-Spanien 
vor  England.  Er  nahm  Spanien  trotz  seines  Übergangs  zur  bourbonischen  Dy- 
nastie im  Anfang  des  J.  1706  das  jetzt  zur  Stadt  erhobene  Mobile,  gab  da- 
gegen Biloxi  auf.  Damals  betrachtete  er  23  800  Indianerfamilien  als  von 
der  Niederlassung  abhängig,  wovon  18  000  in  einer  Entfernung  von  150 
Heues  heimisch  waren.  —  dlberville  versprach  sich  am  meisten  vom  Pelz- 
und  Fellhandel,  zu  dem  er  durch  billige  Preise  locken  wollte,  und  plante 
bis  zu  seinem  Tode  im  J.  1706  einen  Angriff  gegen  die  englischen 
Eolonieen  bis  Maryland,  hatte  jedoch  mit  Kanadas  Abneigung  zu  kämpfen, 
das  sich  Louisiana  höchstens  bis  zu  den  grofeen  Seeen  ausdehnen  lassen 
wollte.     Margrys  Sammlung  schliefst  November  1703. 

6.  Gravier  veröffentlicht  und  erläutert  eine  vom  Missionar  Louis  Joliet 
1614  nach  seiner  Mississippierforschung  mit  Marquette^)  entworfene  Karte. 

N.  Saintsbnry  danken  wir  vortrefflich  eingeleitete  Quellen  für  die 
ältefe  Geschichte  der  nordamerikanischen  Kolonieen  von  1661 — 8.*)  Karl  n. 
ferlieh  1664  New  Jersey  dem  Herzog  von  York.  Im  August  wurde  New 
York,*  im  Oktober  Delaware  gewonnen.  Yirginien  entzog  sich  der  Auslieferung 
der  Königsmörder  Goffin  und  Whalley  dadurch,  dafs  sie  angeblich  unauffindbar 
waren.  Der  am  1.  Dezember  1660  begründete  Rat  for  foreign  plantations 
forderte  im  streng  puritanischen  Massachusetts  Toleranz')  und  veranstaltete 
1664—6,  wegen  der  dort  herrschenden  feindlichen  Stimmung  mit  Connecticnt 
beginnend,  eine  Yisitation.  Der  Gouverneur  von  Massachusetts  wurde  wegen 
des  Ungehorsams  der  Kolonisten  zur  Yerantwortung  aufgefordert.  Quäker 
wurden  hier  vertrieben,  ja  hingerichtet. 


1)  Etade  snr  nne  carte  inconnae  de  L.  J.  Far.  1880.  Maieonneave.  49  S.  Vgl.  Maf?. 
YIII,  165,  294,  366  ff.  —  2)  Calendar  of  state  papera.  Col.  ser.  Amer.  a.  W.  Ind.  L.  Long- 
mans.  LXXIII,  7S8.  4<*.  1880.  —  3)  H.  M.  Dexter  gab  Roger  Williams'  Ghriatoningii 
make  not  ChristianB  yon  1645  mit  Briefen  des  Vorkämpfers  der  Gewissensfireiheit  henas. 
Bhode  Island  bist  tracts.  No.  14.  4^  62  S.  1881.  Mag.  Ym,  579.  Derselbe  Ter6ffentlichte 
Tbe  tme  story  of  Jobn  Smyth,  the  Se  baptbt  4^  106  S.  Bost  Lee  Sheperd,  1881.  (Mag. 
Ym,  308)  und  wies  nach,  dafs  die  Ton  Smyth  geübte  Tanfe  durch  Eintaachen  um  1641 
neuer  Braach  war. 


IKe  Vereinigten  Staaten  nnd  Brittifich-NoTdamerika  1880—1881.  111,185 

Man  baate  in  Yirginien  Flachs  und  Seide  nnd  begünstigte  neben  dem 
Bau  des  alles  überwacbernden,  statt  des  Geldes  dienenden  Tabaks,  Pech-  and 
Pottaschebereitnng.  1662  thaten  die  Holländer  viel  Schaden,  ein  Orkan  ver- 
nichtete Tabak-  und  Komschiffe  im  Jamesfials  and  zerstörte  in  Yirginien 
und  Maryland  15  000  Hänser. 

Die  von  Locke  in  Shaftesbarys  Auftrag  ver&fste,  im  Jali  1669  Earolina 
verliehene  Verfassung  gewährte  bei  ihrem  sonstigen  Feudalismus  doch  öe- 
wissensfreiheit,  fUn^ährige  Steuerfreiheit  für  Kolonisten  und  Selbstverwaltung. 
200  Engländer  von  Barbadoes  gaben  der  ungünstigen  Bedingungen  wegen 
die  mit  Sklaven  und  Dienern  begründete  Kolonie  am  Cape  Fear  1667  voll- 
kommen auf.  Der  Major  von  Bristol  beanspruchte  das  Recht  der  Unter- 
suchung, ob  die  Auswanderung  freiwillig  geschehe.  Doch  wurden  viele  Ver- 
urteilte nach  den  Kolonieen  gesandt. 

Nachdem  eine  1621  begonnene  Ansiedelung  in  Acadien  1632  den 
Wechsel&llen  des  Krieges  erlegen,  waren  die  Bemühungen  George  Calverts, 
später  Lord  Baltimore,  in  Neufundland  wenig  erfolgreicher,  welcher  dann 
1637  Maryland  ins  Auge  fafst«.  ^)  Schon  1632  war  der  Stockfischfang  Frank- 
reich zugestanden.  Es  gab  auf  300  englischen  Meilen  48  Fischereiplätze. 
1615  hatte  Graf  Southampton  die  Bermudas  besiedelt. 

Ch.  J.  Hoadley  gab  unter  den  von  ihm  erläuterten  Archivalien 
Connecticuts  vom  Mai>)  1757  bis  Okt.  1767  eine  vollständige  Bibliographie 
des  durch  die  Stempelakte  veranlafsten  Kongresses.  Der  1754  in  Albany 
vorgeschlagene,  von  St.  Hopkins  mit  Erläuterungen  von  S.  S.  Rider  heraus- 
gegebene Plan  zur  Einigung  der  Kolonieen  blieb  ^)  unausgeführt. 

Die  Fortsetzung  des  Tagebuches  des  eifrig  independentischen  Richters 
Sewall  in  Boston  reicht  von  1699 — 1774.^)  Massachusetts  betreffen  auch 
die  von  F.  P.  Rice  veröffentlichten  Archivalien  Grotons  (1662—1707)«^) 
und  Worcesters  von  1722— 39. «)  W.  B.  Track  und  J.  T.  Hassan  be- 
gannen eine  Sammlung  von  Rechtsurkunden  der  Grafschaft  Suffolk,  ^  in  welcher 
Boston  liegt.     Boston  news  letter  von  1704  wurde  neu  aufgelegt.^) 

J.  F.  Wätsons  reich  illustrierte  Sammlung  zur  Geschichte  Penn- 
sylvaniens  und  Philadelphias  veröffentlichte  W.  P.  Hazard,  um  einen  Band 
vermehrt,')  Mc.  Farland  die  Tranregister  der  in  Letzterem  gelegenen  Old 
Swedeskirche  i<>)  von  1750—1863.  Hier  wirkte  hauptsächlich  der  1711  in 
Eimbeck  geborene  Patriarch  der  latherischen  Kirche  Nordamerikas,  H.  M. 
Müldenberg,  dessen  bis  1347  reichende  Selbstbiographie  W.  Ger  mann  bis 
zum  Tode  am  7.  Okt.  1787  vervollständigte  und  erläutertet^) 

Kulturgeschichtlich  interessieren  Reisetagebücher  Edw.  Taylors  aus 
England  im  J.  1668,^^  Henry  Flynts  von  Cambridge  nach  Portsmoath 
(die  amerikanischen  Orte)   im  J.  1754,    herausgegeben  von  Gh.  Deane,^') 

1)  G.  AUop,  A  cbaracter  of  BiEaTyland  (von  1666)  wurdo  von  J.  G.  Shea  horansgegeben 
a.  erläutert.  125  S.  1880.  Baltimore.  Mag.  VI,  Q5.  —  2)  The  pnbl.  records  of  Conn.  V, 
XI— XII,  662  u.  698  S.  Hartford.  Gase,  Lockwood,  Brainard  1880.  Mag.  VII,  78  a.  473.  — 
3)  Bhode  Island  bist  tracts  No.  9.  4«.  Proy.  Rider.  Mag.  VIII,  578.  —  4)  Gollections  of 
the  Mass  bUt  soc.  5d  ser.  V.  6,  482  S.  —  5)  Tbe  town  records  of  G.  46  S.  1879.  Green 
scbrieb  Tbe  early  bist,  of  G.  200  S.  G.  1880.  —  6)  Worcester  soc.  of  antiqnity,  publi- 
cations.  No.  6.  142  S.  W.  1879.  Mag.  Y,  388.  —  7)  Saffolk  deeds  lib.  I.  330  S.  B.  1880. 
Rockwell  a.  Cborcbill.  Mag.  YII,  78.  —  8)  12<'.  Bost.  Lond.,  1880.  —  9)  Annals  of  Pb. 
a.  Penns.  in  tbe  olden  time.  3  Bde.  Fb.  Stoddart  and  gleicb  betitelt,  524  S.  ebend.  1879.  Mag. 
III,  472.  —  10)  Marriage  records  of  gloria  dei  cburcb  Old  Swedes.  800  S.  Selbstrerl.  Pb. 
1879.  Mag.  lY,  473.  —  11)  H.  M.  Müblenberg,  illentown  (Penns.)  Halle,  1881.  X,  256. 
12)  Proceed.  of  the  Mass.  hist  soc  XYIII.  —  13)  Tutor  Flynts  joumey  fr.  Camb.  to  Portsm. 
C.  Wilson.  1878.    8  8. 


ni,186  XXm.    T.  Kalckstoin: 

der  Miüs  Powell  von  Montr^  nach  Detroit  im  J.  1789,  herausgegeben  von 
Eliza  S.  Qnincy,^)  sowie  Schildenmgen  des  von  den  Jesuiten  schon  1648 
erwähnten  Niagarafalls  von  1649 — 1799,  nebst  Itinerar  des  Vf.  der  letzteren, 
Ch.  Williamson,  von  Albany  her.*)  Wir  danken  B.  Fernow  Dokumente 
über  die  Orte  am  Hudson  und  Mohawk  aufser  Albanj  von  1630 — 84.') 

Die  Briefe  des  willkürlichen  Gouverneurs  von  New  York  Golden 
von  1760—75  wurden  von  der  New  York  historic  society^)  herausgegeben; 
aus  seiner  Zeit  sind  Abstimmungslisten  der  Stadt  und  Kolonie  von  1761,  68 
und  69  erhalten.^) 

Ober  vergebliche  Verhandlungen  des  angesehenen  New  Yorkers  Herm. 
Cruger  mit  Burke  und  North  zur  Ausgleichung  des  Zwists  mit  England  im 
J.  1776  unterrichtet  sein  von  einem  Nachkommen,  Cruger  van  Schaak, 
herausgegebenes  Tagebuch.^ 

Der  dritte  Band  der  von  W.  A.  Whitehead  herausgegebenen  Doku- 
mente über  New  Jersey  umfafst  nur  die  Zeit  der  Vereinigung  mit  New  York 
von  1703—9.^ 

Für  das  kurz  zuvor  gewonnene  Canada  wichtig  ist  die  Veröffentlichung 
der  Quebec  Resolutionen  von  1864  und  der  British  Northamericanact  von 
1867  durch'Doutre.8) 

Besonders  zahlreich  sind  auch  1880 — 1  die  Quellenpublikationen  und 
•Untersuchungen  aus  der  Revolutionszeit.  H.  P.  Johnson  wies  nach,  wie 
unglaubwürdig  die  nicht  zur .  Veröffentlichung  geschriebene  Revolutions- 
geschichte des  torystischen  Verbannten  Richter  Jones  sei.  ^)  J.  C.  Stock- 
bridge besprach  eine  reiche  Sammlung  teilweise  sehr  seltener  Pamphlete 
jener  Zeit  im  Magazine  of  American  history,  i^)  welches  hierher  gehörige 
Gedichte,  z.  B.  ein  deutsches  der  virginischen  Schützen  aus  dem  J.  1776, 
veröffentlichte. ") 

J.  Bigelows  zweite  Ausgabe  der  Franklinschen  Selbstbiographie^*)  und 
eine  Bücher-  und  Handschriftensammlung  Franklins  s|nd  zu  erwähnen.^') 
H.  S.  Rider  veröffentlichte  das  Tagebuch  eines  Loyalisten  von  Newyork, 
Thom.  Vemon,  mit  genealogischen  Beigaben.  ^^) 

Stevens  setzte  im  Magazine  die  verdienstliche  Ausgabe  der  Briefe 
Washingtons  fftr  1781—82  fort  und  gab  Nachträge  von  1754  —  77, 
reihte  demselben  auch  gute  Reproduktionen  von  Bildern  des  ausgezeich- 
neten Mannes  ein,^^)  während  J.  H.  Richardson  Briefe  des  Malers 
Rembrandt  Peale  über  Washingtonportraits  aus  den  J.  1834 — 46  '^)  wieder- 
abdruckte.     W.   S.    Baker    verzeichnete    und    erläuterte    die    den    Helden 


1)  Mag.  V,  37  ff.  —  2)  Mag.  Y,  47  u.  VI,  298.  —  3)  Docamento  relating  to  the  ool. 
hist.  of  N.  T.  Xm,  617.  4®.  Albany  Weed,  PanoriB  1881.  Mag.  YUI,  73.  —  4)  CoUectioa 
of  the  K.  Y.  hist.  soc.  Pub],  fond  ser.  IX,  X,  531.  Mag.  m,  642  n.  YII,  393.  —  o)  Copy 
of  the  poll  list  of  the  electionfl  for  representantB  f.  tho  col.  a.  cit  of  N.  Y.  Hart  a.  c  40,  42, 
56,  43  S.  1880.  Mag.  VI,  394.  —  6)  Mag.  YIl,  358  ff.  —  7)  DocomenU  rolat.  to  the  coL  hist'of 
N.  Y.  512  S.  Newyork,  1881.  Mag.  VIU,  303.  —  8)  Constitution  of  Ganada.  Montreal  LotoU, 
1880.  414  S.  Mag.  YII,  39.  ~  9)  Obaorvations  of  judgo  Jones  loyaliat  hist  of  the  Am. 
reToI.  86  S.  K.  Y.,  Appleton,  1880.  Vgl.  Mag.  V,  471  n.  zahlreiche  Notizen  dieser  Zeitschrift. 
—  10)  Mag.  IV,  6»,  217,  310,  V,  217.  —  11)  Mag.  H,  427  ff.,  VI,  310  ff.  —  12)  The 
1.  of  B.  F.  3  Bde.  12<'.  Phil.  LippincoU.  Mag.  V,  147.  —  13)  Letter  from  secretary  of  state 
on  the  papers  of  B.  F.  Senate  47  H.  congress.  1  st.  Miscell.  doc.  Y.  21.  Wash.,  1881.  Mag. 
Y,  141,  380  wird  aaf  einen  von  F.  erfundenen  '  eisernen  Ofen  hingewiesen.  —  14)  Bhode 
Island  hist  tracts  No.  13.  4^  150  S.  1881.  Mag.  YUI,  518.  —  15)  Mag.  lY,  32  ff.,  81  fi;, 
121  ff.,  Y,  116  ff.,  175,  182;  YI,  126  ff.,  YII,  19  ff.  301  n.  374,  ein  von  C.  W.  Cole- 
man  jr  o.  J.  Craig  besprochenes  mit  der  Feder  gezeichnetes  Bild  Washingtons.  —  16)  Mag. 
Y,  129. 


Die  Vereinigten  Staaten  and  Brittisch-Nordamenka  1880—1881.  111,187 

darstellenden  Kupferstiche.  ^)  Th.  F.  Dwight  schrieb  über  Washingtons  yon 
1748  an  mit  grofsen  Unterbrechungen  geführten  Tagebttcher,  von  denen 
Teile  veröffentlicht  und  im  Faksimile  wiedergegeben  werden.  Auch  findet 
sich  im  Mag.  das  Faksimile  von  W.s  Abschiedsbrief  bei  Niederlegung  des 
Kommandos. ') 

Englischerseits  geben  die  Briefe  und  Berichte  des  -braunschweigischen 
Generals  v.  Riedesel  und  seiner  Gattin,  veröffentlicht  von  J.  F(riedländer)*) 
und  über  den  canadischen  Feldzug  1776 — 77  das  Orderbuch  des  Regiments 
von  John  Johnson  wertvolle  Kunde  (veröffentlicht  von  W.  L.  Stone)>) 
Harriet  E.  Henshaw,  unterstützt  von  E.  Washburn  und  Gh.  G.  Smith, 
danken  wir  das  Orderbnch  des  amerikanischen  Obersten  Henshaw  vom  20. 
April  bis  26.  Sept.  1775,^)  während  Tagebttcher  des  Major  Norris  vom  Juni 
bis  Okt.  1779^)  und  (von  Rider  aufs  neue  publiziert)  des  Kaplans  Dr. 
Rogers  7)  unsere  Kenntnis  von  SulUvans  Zug  gegen  die  6  Nationen  zum 
Schutz  des  Staates  New  York  erweitem.  Roof  gab  das  Tagebuch  Kapitän 
Machins  auf  dem  damals  unternommenen  Marsch  von  Fort  Schuyler  gegen 
die  Onondagas.  ^) 

Nachträglich  ist  ein  Verzeichnis  der  vor  Abschlnfs  des  Bündnisses  mit 
Frankreich  für  die  Kolonieen  kämpfenden  Franzosen^)  zu  erwähnen.  Sehr 
wichtig  ist  das  ins  Englische  übersetzte  Tagebuch  eines  Offiziers  Rochambeaus, 
wohl  seines  Adjutanten  Gromot  du  Bourg;  von  ihm  selbst  mit  guten  Karten 
ausgestattet  und  im  Magazine  reich  illustriert^  ^^)  betrifft  es  namentlich  den 
im  Jahr  des  hundertjährigen  Jubiläums  natürlich  viel  behandelten  entschei- 
denden Feldzug  von  Yorktown,  der  gleichfalls  übersetzte  Bericht  des  fran- 
zösischen Admirals  de  Grasse  den  Kampf  gegen  Grasses  Geschwader;  de 
M^nonvilles  Tagebuch  der  Belagerung  Yorktowns,  Briefe  Hamiltons,  Lafayettes 
und  Rochambeaus  und  Zeitungsberichte  i^)  über  den  Sturm  verdienen  Beachtung. 

Auch  vmrden  Dokumente  über  das  1781  beabsichtigte  Denkmal  ver- 
öffentlicht, zu  welchem  erst  bei  dem  Centenarium  der  Grundstein  gelegt 
wurde.")  R.  C.  Winthrop  hielt  dabei  eine  Rede.*»)  Ein  von  J.  W. 
S.  Dey  nengedrucktcr  Brief  Isaak  Shelbys  betrifft  das  Treffen  von  Kings- 
mountain am  7.  Okt  1780  im  Süden;  Briefe  und  Dokumente  über  das 
damalige  Verhalten  des  Obristen  W.  Campbell**)  sind  erwähnenswert. 
Ch.  W.  Golem  an  teilte  Briefe  des  Major  W.  Pierce  an  St.  George  Tucker 
über  Greenes  Feldzug  im  Süden  von  1781—2  mit,**)  Ch.  C.  Jones  die 
Selbstbiographie  W.  Fews.  *«)  Oberst  der  Miliz  von  Georgia,  vertrat  er  es 
im  Kontinentalkongrefs  und  später  im  Senat.    Er  starb  1828.     Neben  dem 


1)  Tho  engraved  portrait  of  W.  212  S.  Phil.  Lindsay  a.  Baker  1880.  Vgl.  Breyoort 
Mag.  IV,  395  ff-,  392.  —  2)  Mag.  V,  34  u.  42,  VI,  81,  108  «f.,  Vn,  106,  122  ff.  — 
3)  Briefe  and  Berichte  des  Generals  u.  d.  Generalin  v.  B.  Freib.,  Lond.  u.  Tübingen,  Mohr. 
305  S.  1881.  Mag.  V,  451.  -  -  4)  Mag.  VI,  205,  253  ff.  Die  reichhaltigen  Froceedings  of 
the  Mass.  biet.  aoc.  V.  XVII,'  504  S.  Bost.,  1880  besprochen  onter  sonstigen  Quellen 
andere  Orderbticher.  —  5)  The  orderly  b.  of  col.  W.  H.  167  S.    Bost,  Williams  a.  c.  1881. 

—  6)  In  den  reichhaltigen  Publications  of  the  BaffsJo  bist.  soc.  V.  I.  B.  Bigelow,  1879.  Mag. 
UI,  586,  IV,  77.  —  7)  Khode  island  bist,  tracts  No.  7.  Prov.  Kider  1879.  4«.  136  S.  — 
8>  Mag.  m,  386.  —    9)  Mag.  III,  364  ff.   —   10)  Mag.  IV,  205,  293,  376,  441  ff.     Vgl. 

VI,  383.  Beigegeben  ist  eine  Karte  des  Zages  der  Franzosen  bis  Torktown  .nach  dem  später 
berahmten  Berthier  n.   seinem  Bruder.  —  11)  Mag.  VII,  363,  367,  445,  449.  —  12)  Mag. 

VII,  302.  £rgötzlich  widersprechen  sich  die  Ton  Peters field  V,  370  mitgeteilten  Nach- 
richten englischer  u.  amerikanischer  Blätter  aus  dem  J.  1777.  —  13)  Oration  on  the  100  th. 
anniTersary  of  the  surrender  of  Comwallis  Bost  Little,  Brown.  —  14)  Mag.  V,  351  u.  362. 

—  15)  Mag.  VU,  36,  201  u.  217,  Skizze  über  Tucker.  —  16)  Mag.  VII,  340  iL 


ni,188  XXin.    ▼.  Kalcketein: 

von  Ch.  H.  Winfield  veröffentlichten  Dankbrief  des  Eongrefspräsident^n 
Hantington  an  Generalmajor  Stirling  vom  28.  Sept.  1779  ist  ein  Brief 
des  Generalmajor  Heath  von  1781   zn  bemerken.^) 

A.  Cummins  gab  Hickeys  die  Verfassung  und  viele  wichtige  Staats- 
akten enthaltende  Sammlung*)  bis  1877  vervollständigt  neu  beratis,  S.  H. 
Peabody  Reden,Briefe  und  andere  Schriften  zur  Geschichte  der  Union.') 
St.  W.  Ben  et  Papiere  des  Eriegsministeriums  von  1845 — 60  in  Fortsetzung 
der  von  ihm  geleiteten  Sammlung  fOr  1812 — 44.^)  Das  Tagebuch  Th. 
Wallcuts  für  1790  betrifft  namentlich  Massachusetts^)  und  die  An&nge 
der  Ansiedelung  im  Westen.  Es  wurde  von  G.  D  ext  er  publiciert.  Im  Maga- 
zine finden  wir  ein  Gedicht  tlber  den  Eampf  des  Chesapeake  mit  dem  eng- 
lischen Schiff  Shannon  und  den  Brief  eines  fMeralistisch  gesinnten  Abgeord- 
neten des  Staates  New  York  über  Monroes  Eabinett  vom  19.  Jan.  1822.^) 

Aulser  £.  P.  Whipples  Auswahl  der  Reden  Websters^  wurden  von 
Ch.  H.  Hart  Dokumente  über  das  Duell  des  Whiggistenführers  mit  John 
Randolph  im  J.  1816^)  veröffentlicht. 

In  zweiter  Auflage  erschienen  die  Erinnerungen  Levi  Coffins,^)  des 
Leiters  der  sogenannten  unterirdischen  Bahn,  d.  h.  der  Gesellschaft,  welche 
flüchtige  Sklaven  trotz  der  Sklaveigagdgesetze  nach  Ganada  befördert. 

E.  D.  Mansfields  teilweise  autobiographische  feuilletonistische  Skizzen ^<^) 
reichen  in  die  Zeit  von  1803—43  zurück.  P.  H.  Burnett,  erster  Gou- 
verneur Ealifomiens,  veröffentlichte  seine  Erinnerungen.^^) 

Der  Bericht  des  Generalmajors  Jesup  über  den  Tod  des  gefangenen 
Seminolenhäuptlings  Osceola  von  1858  wurde  von  R  M.  Potter,  ^')  Sewards 
Briefe  und  meist  persönliche  Verhältnisse  betreffende  Memoiren  von  E.  L. 
Pierce  herausgegeben.^')  Lieber,  dessen  Schriften  D.  C.  Gilman  sammelte, ^^) 
wirkte,  namentlich  als  Professor  der  Rechtsschule  in  Harvard,  auf  den  be- 
deutenden abolitionistischen  Staatsmann  mächtig  ein.  (T.  I.  Erinnerungen) 
Essays  und  eine  Gedächtnisrede  von  M.  R.  Thayer,  der  zweite  namentlich 
Vorlesungen  über  die  Verfassung  der  Union.  Dieser  ist  von  Bluntschli  ein- 
geleitet) B.  R.  Cortis,  Referent  der  Minorität  bei  Entscheidung  des  Dred 
Scott  Falls  im  Bundesgericht  zu  Gunsten  der  Sklavereipartei,  gab  Me- 
moiren und  vermischte  Schriften  heraus.  ^^) 

Jefferson  Davis'  Geschichte  der  Regierung  der  konföderierten 
Staaten  ^^)  enthält  die  Verfassung  derselben  und  vieles  andere  offizieUe  Ma- 
terial, sowie  viele  Mitteilungen  Beteiligter.  Natürlich  tritt  ihm  die  ^mildeste  Form 


1)  Mag.  lY,  372,  V,  138.  —  2)  Constit  of  tho  U.  St  of  A.  with  an  aiphabet  analyse. 
624  S.  12^  Bali,  1878.  Auch  orechien  1878  eine  2.  Aufl.  der  ReTued  atatntos.  —  3)  Ame- 
rican patriotism.  N.  Y.  IX,  674.  16^.  1880.  —  4)  <^  coli-  of  amer.  reparta  a.  oth.  Import 
papen.  I  relat  to  ike  ordinance  departm.  Y.  2.  Waah.,  1880.  Vgl.  Jahresber.  III,  249.  — 
Jonm.  of  Th.  Wallcats  Cambr.  Wilson  1879  u.  Frocoed.  of  the  Mam.  hiat  boc.  1879.  — 
Mag.  VI,  217  a.  VII,  61.  —  7)  B.  W.  great  Speeches  a.  orations.  Bost  LXm,  707.  — 
Mag.  IV,  53  ff.  —  9)  Reminiscences  of  L.  G.  732  S.  Ginc,  Clarke,  1880.  Vgl.  W. 
C.  Smith.  Mag.  V,  475.  —  10)  Personal  memories,  sog.  polit.  a.  lit  348  S.  12<>.  Cinc, 
Clarke,  1879.  Mag.  IV,  480.  —  11)  Becollections  a.  opinions  of  an  old  pioneer.  448.  12^ 
N.  T.,  Appleton,  1880.  W.  C.  S.  Mag.  V,  71  a.  474.  Der  Lehrer  and  Prediger  S.  H. 
Willey  schrieb  Thirty  years  in  California.  76  S.  S.  Franc.  Bancroft.  —  12)  Mag.  V,  447. 
—  13)  Memoirs  a.  lett  of  Ch.  S.  380  a.  403.  Bost,  Boberts  br.  Mag.  V,  67.  —  14)  Lieber, 
Miscell.  writings.  534  u.  552.  Philad.,  Lippincott,  1881.  Darüber  y.  d.  Holst,  PreuTs.  Jahr- 
bttcher  1883.  —  15)  A  memoir  of  B.  R.  Cortis.  2  Bde.  Bost,  1879.  —  16)  The  rise  and 
fall  of  the  confederate  goyemment  No.  6,  707  u.  XVII,  808.  N.  T.,  Appleton,  1881.  Karten 
nnd  Plane,  Portraits  und  Ansichten  rweier  Wohnhäuser  Davia'  sind  beigegeben.  Athen.  1881. 
18.  Juni.  Acad.  14.  Jali  1881,  Ftorar  in  d.  Contemp.  rey.  Aagnst  1881. 


IHe  Yerebigten  Staaten  und  BrittUch-Nordamerika  1880—1881.         ]II,18d 

der  Sklaverei',  die  es  je  gegeben  (I),  vor  einem  staatsrechtlichen  FormaliBmas 
in  den  Hintergrund,  welchem  die  Staaten  nicht  Teile  einer  Nation'  sind.  Davis 
hat  der  Yerteidigang  seines  Verhaltend  nach  dem  Siege  bei  Manassas,  wo  seine 
Partei  ihm  die  Hemmung  sofortiger  Verfolgung  zuschrieb,  breiten  Raum  gewid- 
met. In  einseitiger  Verfolgung  der  Plantagenkultur  und  damit  des  Sklaven- 
interesses schlummerten  im  Süden  die  bei  der  eingehend  geschilderten  Schaffung 
einer  grofsartigen  Eriegsrüstung  aus  geringen  Mitteln  hervortretenden  in- 
dustriellen Kräfte.  Die  Finanzen  beruhten  bei  dem  Stocken  des  Absatzes,  vor 
allem  der  Baumwolle,  fast  ausschließlich  auf  Anleihen.  Nur  Verrat  im  Norden 
hätte  Davis'  —  vor  dem  endgültigen  Bruch  ausgesprochene  —  Zuversicht  auf 
den  Sieg  der  Sklavenstaaten  verwirklichen  können.  Wir  finden  für  die  Kämpfe 
gegen  Grant  im  J.  1864  nördlich  von  Richmond  einen  Brief  des  Obersten  C.  S. 
Venable  verwertet.^)  Femer  J.  B.  Hoods  Darstellungen  aus  dem  Kriege.*) 
Von  seiner  Fiktion  auch  für  die  Zeit  während  des  Krieges  und  bis  1875  aus- 
gehend, stellt  Davis  den  Kampf  gegen  die  Konföderation  und  die  für  Wieder- 
herstellung der  Rechte  ihrer  Staaten  in  der  Union  gestellten  Bedingungen  als 
eine  Reihe  von  Rechtsbrüchen  dar.  Als  solcher  erscheint  ihm  natürlich  die 
von  dem  Demokraten  J.  Cochrane  zuerst,  im  November  1861,  vorge- 
schlagene Bewaffnung  der  Sklaven.  Dokumente  hierüber  und  eine  Schrift 
desselben  über  den  Secessionskrieg  veröffentlichte  H.  0.  Reilly.^)  Davis 
erklärt  die  schlimme  Lage  der  Gefangenen  durch  die  rein  von  Nützlichkeits- 
rücksichten geleitete  Politik  der  Union  hinsichtlich  des  Gefangenenaustausches, 
ohne  den  neuerdings  wieder  von  J.  A.  Wilson^)  und  J.  M.  Drake^)  auf 
Grund  ihrer  Leiden  erhobenen  Vorwurf  der  Grausamkeit  zu  widerlegen.  Das 
Recht  der  Secession  bleibt  natürlich  auch  von  Jefferson  Davis  Teilen  der 
Staaten  versagt,  obwohl  es  in  der  Union  mehrfach  geübt  vmrde.  Vollkonmien 
gesetzwidrig  erscheint  ihm  also  Wßstvirginiens  Trennung  von  dem  Mutter- 
staat. Dasselbe  verlieh  seinen  fOr  die  Union  kämpfenden  Bürgern  Medaillen, 
deren  Geschichte  H.  E.  Hayden^)  schrieb.  C.  H.  Rogers  schilderte  seine 
Erlebnisse  bei  den  Kämpfen  in  Pennsylvanien ,  G.  B.  Peck  die  vor  Peters- 
burg,^ J.  B.  Batter,  Erinnerungen  aus  seinem  Dienst  auf  der  Flotte  von 
1864—6.  Für  die  Zeit  von  1859—78  sind  J.  Shermans  Reden  und 
Finanzberichte®)  wichtig. 

E.  W.  Hewitt  und  W.  E.  Coleman  verzeichnen  die  allgemeinen  Ordres 
des  Quartiermeisterdepartements  von  1865 — 77.^) 

Ch.  Cowley  schrieb  Erinnerungen  eines  Juristen,  i®)  K  Toms  Er- 
innerungen aus  dem  Leben  im  College,  ^^)  Farrar  über  fänf  Jahre  in  Minne- 
sota.^*)    G.  W.  Cothran  gab  die  Statuten  von  Illinois  heraus.^*) 

J.  W.  Powell  danken   wir  zahlreiche  Beiträge  zur  Geschichte  der  Ur- 


1)  Soathem  bist.  aoc.  papen.  YIII,  106.  1880.  —  2)  Adyance  a.  retreat  New  OrleanB. 
London,  1880.  —  3)  Am.  ciyiL  war.  28  S.  u.  Arming  the  slayes  in  fhe  war.  1  the  Union. 
N.  Y.,  Rogen  a.  Sherwood,  1879.  —  4)  Adyentnres  of  A.  W.  16^  237  S.  Toleda,  1880. 
Blade.  —  5)  PriaonUfe  inDixie.  16^.  204  S.  Chic,  1880,  centr.  publiBh.  comp.  —  6)  A  briet 
bist  of  the  soldiers  medal«.  Mag.  YIII,  520.  —  7)  Personal  narratiTe  of  eyents  in  tbe  war 
of  rebellion.  2d8er.  Ko.  8— 9.  Pro?.  Bange,  Williama.  4^  1880,  1881,  ebendann  C.  H.  Bar- 
ney,  Conntry  boys  first  three  months  in  tbe  army.  47,  8®  n.  48,  12^.  1880.  A.  Dayen- 
port,  Camp  and  field  lifo  of  tbe  5  tb.  N.  Y.  yolonteer  inf.  N.  Y.,  1879,  Duke,  Fitsgerald. 
Mag.  lY,  474.  —  8)  Selected  speecbes  a.  reports  of  finance  a.  taxation.  N.  Y.  Lond.  1879. 
—  9)  Ind.  of  gen.  Orders  a.  circolars  affect.  tbe  qnartermast  departement  Fort  Leayenwortb  1879. 
Mag.  Y,  151.  —  10)  Leayea  fr.  a  lawyors  Ufe.  Lowell.  245  S.  16®.  —  11)  My  College  days. 
16».  211.  N.  Y.,  Harper,  1880.  Ygl.  W.  C.  S.  Mag.  YUI,  282.  —  12)  Fiye  yeam  in  Min- 
nesota. —  13)  Reyised.  statates  of  Ulinois.     Cbic,  Lond.,  1880. 


ni,l90  XXm.    T.  Kalckatein: 

beTölkenmg  und  zur  Kunde  der  Wüstenregion,  namentlich  Utahs.  ^)  J.  T. 
Shorts  reich  illastriertes  Werk  über  die  nordamarikanischen  Urvölker,  in 
welcher  vieles  handschriftliche  Material  benutzt  ist,  erschien  in  zweiter  Auf- 
lage. *)  Die  Entdecker  des  16.  Jh.  fanden  an  der  atlantischen  Küste  keinen 
wesentlichen  Fortschritt  gegenüber  der  uns  bekannten  Schildernng  der  Skre- 
lings  von  Winland  durch  die  Normannen  des  XI.  Dagegen  verwerteten  die 
noch  älteren  Moundbuildersdes  Mississippigebietes  schon  Bronze.  Auf  einer 
in  Jowa  gefundenen  Pfeife  und  in  Steinsetzungen  ihrer  riesigen  künstlichen  Hügel, 
welche  R.  S.  Robertson 3)  an  Tenochtitlans  Tempelpyramiden  und  die 
grofsen  Ruinen  Yucatans  erinnern,  sehen  vnr  unter  anderem  deutlich  einen 
Elephanten  dargestellt.  Der  Schlufs  auf  asiatische  Abkunft  liegt  nahe.  Nach 
Widerlegung  anderer  Theorieen  spricht  sich  Shurt  für  Nordasien  als  Ur- 
heimat der  Moundbuilders  aus;  es  ergiebt  sich  für  ihre  Schädel  wenigstens 
im  Ohiogebiet  auffallende  Flachheit;  —  Robertson  vermutet,  die  Flachdrttckung 
des  Kopfes  bei  den  Flat-head  Indianern  sei  Folge  der'Aufiiahme  von  Resten 
der  Moundbuilders. 

Neben  manchem  Gräberfund,  bei  welchem  sich  der  Verdacht  der  Fälschung 
nicht  unterdrücken  lädst,  sehen  ¥rir  schön  ornamentierte  Schiefertafeln^)  und 
gutgewebte  Stoffe  ans  Tierhaar.  Namentlich  an  der  Ostgrenze  des  Mississippi- 
gebietes bilden  Wälle,  bedeckte  Wege  und  künstliche  Wasserbecken  Be- 
festigungsanlagen, Hügel  scheinen  als  Warten  gedient  zu  haben.  Die  Be- 
festigungen enthalten  gleich  manchen  der  grofsen  Hügel  oft  Steingräber,  in 
denen  man  z.  B.  realistische  hockende  Thonfiguren,  Pfeifen  in  Vogelgestalt, 
auch  mehrüach  mit  Bemalung  findet.  Es  zeigen  sich  Spuren  von  Menschenopfern. 
Im  Süden  sind  die  Hügel  abgestumpften  Pyramiden  ähnlich,  und  giebt  es 
Backsteinbauten.  Bedeutend  ist  die  Ähnlichkeit  mit  den  Mexikanern  auch 
in  der  Abbildung  von  Menschen. 

Die  sogenannten  Pueblos,  sefshafte  Indianer  Neu-Mexikos,  werden  ein- 
gehend besprochen,  denen  A.  F.  Bandelier  ein  eigenes  Werk  widmet^)  1539 
entdeckte  der  Franciskaner  Marcos  de  Nizza  eine  ihrer  7  Städte,  sogenannten 
Pueblos,  wohl  Zufii,  und  nannte  sie  Cibola.  1538  nahm  Juan  de  Ofiate  das 
Land,  in  dessen  Nordwesten  schon  Apachen  safsen^  endgültig  in  Besitz. 
Erst  1629  brachten  Franciskaner  die  Jumanas  zur  Ansiedelung  in  Dörfern. 
B.  schildert  eingehend  die  Ruinen  der  1840  als  Stamm  erloschenen  Pecos 
am  gleichnamigen  Flufs,  südwestlich  Sta.  F^.  Abbildungen  der  1629  ei^ 
bauten  Kirche  erinnern  an  kyklopische  Bauten.  Ihr  Hauptort  hiefs 
wahrscheinlich  Cicuye  und  zählte  1540  500  Krieger.  Sie  wurden  1582 
auf  25  000,  die  benachbarten  Tamos  auf  40  000  Seelen  geschätzt.  Bei 
einem  Indianeraufstand  im  J.  1680  verbrannten  in  dem  1667  erst  250 
Einwohner  zählenden  Sta.  F6  viele  der  erst  in  den  letzten  Jahren  an- 
gemessen aufbewahrten  Urkunden.  Die  Tamos  scheinen  einen  Angriff  auf 
die  friedlich  bleibenden  Pecos  mit  Gebietsverlust  gebüfst  zu  haben;  diese  er- 
hielten 1689  durch  eine  von  B.  veröffentlichte  Urkunde  4  Quadratleguas. 
Nach  Vertreibung  der  Apachen  wurden  seit  Anfang  des  18.  Jh.  die  Comanchen 


1)  The  fint  ans.  roport  of  iho  bur.  of  ethnology  of  the  SmithBonian  inttitiite.  XXIil, 
6.  Wash.  goT.  print  off.  Vgl.  Mag.  Vn,  231.  Report  on  the  landa  of  the  arid  region  of  the 
nn.  st  2<i  ed.  Ebend.  1879.  XV,  195.  —  2)  The  NorthamericanB  of  antiquity.  2d  ed.  544. 
N.  Y.,  Harper,  1880.  Vgl.  U»g.  V,  464.  —  3)  Mag.  IV,  172  ff.  —  4)  Ch.  Baa  yeroffentlichte 
obaerrations  on  ahaped  a.  shyr.  lapidarian  sculptures  in:  Gontributions  to  Northamerican  ethno- 
logy. V,  40.  Wash.,  goT.  print.  off.,  1881.  —  5)  Paper  of  the  arch.  inst  of  Am.  Ser.  L 
Boflt,  Williamson.  Lond.,  Trübner.  133,  II,  1881.  Uier  ist  auch  2a  erwähnen  Fr.  Uartt, 
Notes  on  the  manuljacture  of  pottery  of  the  Am.  savage  racea.  Amer.  Naturalist  18  <  9. 


Die  Yeroinigton  Staaten  und  BrittiBeh-Kordamerika  1880—1881.         111,191 

den  sefshaften  Indianern  gefährlich.  Short  giebt  einen  allgemeinen  Überblick 
ihrer  merkwflrdigen,  häafig  vielstöckigen  und  oft  fast  unzugänglichen  Felsenbauten 
bis  nach  Utah,  Arizona  und  Colorado  hin.  In  letzterem  finden  wir  förmliche 
Festungen.  Die  Thongeräte  und  die  Verzierung  der  W&nde  sind  nicht  ohne 
Geschmack-,  nach  ihrer  wahrscheinlichen  Oberliefemng  wanderten  die  Moquis 
als  Flüchtlinge  von  Norden  ein.  Zwischen  ihnen  und  den  alten  Mexikanern 
besteht  nahe  Sprachverwandtschaft  und  Montezuma  ist  ihr  halbgöttlicher 
Held  und  Messias. 

Geringere  Anfänge  gewerblicher  Thfttigkeit  bei  den  Indianern  der  nörd- 
lichen atlantischen  Kttste,  namentlich  Algonkins  und  Irokesen  besprach  Ch.  C. 
Abbot^)  Sie  seien  schon  vor  der  Kolonisation  von  europäischer  Kultur 
beeinflulist  und  —  gegen  Whitneys  Ansicht  —  ein  gewisser  Fortschritt  zu 
erkennen.  Die  einzelnen  Arten  indianischer  Altertümer  aus  Stein,  Knochen 
und  Thon  werden  gesondert  behandelt,  die  abgebildeten  Exemplare  eingehend 
beschrieben  und  namentlich  mit  califomischen  verglichen.  Rohe  Bildner- 
kunst versuchte  sich  an  Köpfen,  Schildkröten  und  anderem,  Kupfer,  welches 
bei  den  Moundbuilders  als  Heiligtum  behandelt  scheint,  findet  sich  als  Kost- 
barkeit Auch  Küchenabfälle  der  Indianer  werden  besprochen.  W.  L.  Stone') 
schildert  eine  merkwürdige  Anlage  zum  Fischfang  am  Fishcreek  bei  Sara- 
toga,  C.  Atwater^)  den  eigentümlichen  Charakter  indischer  Beredsamkeit, 
C.  C.  Balduin^)  behandelt  die  Wanderungen  der  Indianer  Ohios  bis  1760. 

Ch.  C.  Jones  jr.  wies  ihren  verhältnismäisig  lebhaften  Handel  von 
Georgia,^)  namentlich  auf  den  Flüssen,  nach. 

J.  B.  Dunbar  widmete  den  Pawnees  eine  ausführliche  Studie.^)  Wahr- 
scheinlich nach  ihrer  homartigen  Haartracht  genannt,  sind  sie  1703  auf 
einer  Karte  verzeichnet  und  1719,  wo  sie  wohl  bereits  vom  Süden  an  den 
Kansas  gewandert  waren,  zuerst  in  Berichten  erwähnt.  Ihre  Jagdgründe  er- 
streckten sich  bis  1833  vom  Niobrana  bis  an,  ja  über  den  Arkansas  und  östlich 
bis  zum  Missouri.  Sie  wurden  auf  10  000 — 12  500  geschätzt,  aber  von  den 
Dacotas  im  Norden,  von  Osagen,  Comanchen,  Cheyennes,  Arapahoes  und  Kiowas 
im  Süden  befehdet.  Die  P.  mufsten  mehr  und  mehr  Gebiet  verkaufen,  1874 
ins  Indianerterritorium  zwischen  Arkansas  und  Cimarron  übersiedeln  und 
zählten  1879  nur  noch  1440  Köpfe.  Seit  16  Jahren  dient  eine  Anzahl  auf 
Veranlassung  des  später  ermordeten  Häuptlings  Pitalesham  der  Union  gegen 
die  Dacotas.  Die  1834  begonnene  Mission  mufste  1847  wegen  unaufhörlichen 
Feindseligkeiten  der  letzteren  aufgegeben  werden.  Die  Lage  der  4  Haupt- 
dörfer ihrer  Stämme  wechselte  wenig.  Die  erblichen  Häuptlinge  sind  nicht 
immer  die  angesehensten,  das  Gefolge  besteht  oft  aus  den  schlechtesten 
Elementen.  Die  Xacei  geniefsen  die  höchste  Geltung.  Jüngere  Schwestern 
werden  oft  noch  als  Kinder  dem  Gatten  der  ältesten  —  gegen  Pferde 
—  verkauft  und  bleiben  ihr  untergeordnet.  Schon  4  Kinder  waren  selten, 
doch  kommen  11  vor.  Yerwandtenheirat  war  ausgeschlossen.  Die  seltene 
Untreue  pflegte  nicht  grausam  gestraft  zu  werden,  aber  dauernde  Fehde 
mit   dem    Ehebrecher    herbeizuführen.      Kinderlose    Witwen    besafsen   kein 


1)  PrimitiTe  indastry  of  tlie  native  races  of  the  north  Atlantic  seabord  of  Am.  Salem, 
Batee.  Bott,  1881.  560  S.  Vgl.  MemoirB  of  the  mns.  of  compar.  zoology.  VI,  1.  Tho  anri- 
ferons  grayels  of  the  S.  Kevada.  Gambr.,  1879.  The  Am.  antiquarian  n,  154.  Chic,  1879. 
—  2)  Mag.  V,  34  flf.  —  3)  Mag.  V,  211  flf.  —  4)  "Weetern  resenre  a.  north,  hiat.  soc. 
tracts  No.  47  aus  d.  Am.  antiquarian.  April  1879.  Im  tract  Ko.  50  giebt  derselbe  Ind.  narra- 
tiTO  of  jndge  Hngh  Walch  of  G^een  Springs.  Gleyeland,  1879.  Mag.  V,  391  u.  395.  — 
5)  Mag.  Y,  346  ff.   —   6)  Mag.  lY,  241,  V,  321  ff. 


111,192  XXm.   T.  Kalckfltein: 

Erbrecht.  Knaben  erhielten  mit  6,  Mädchen  mit  3  Jahren,  bei  letzteren 
httbsch  gefärbte,  Kleidung.  Ein  Fell  deckt  die  Thür  der  für  die  Jagdzüge 
errichteten  nicht  nnzierlichen  kegelförmigen  Lederhütte.  Die  mit  Erde  be- 
deckten ständigen  Hütten,  durchschnittlich  39  Fufs  im  Dorchmesser,  15'  hoch, 
haben  unter  dem  Kegel  des  Daches  eine  senkrechte  Holzwand  und  sehen  von 
weitem  rauchenden  Vulkanen  ähnlich.  Eltern,  Söhne  und  Schwi^ertöchter  be- 
wohnen sie  gemeinsam.  Die  Schlafstätten  befinden  sich  an  der  Wand,  einige 
Zoll  über  dem  Boden.  Jede  Familie  bebaut  1 — 3  gewöhnlich  eingefenzte 
Acres.  Bogen  fertigen  die  Pawnees  am  liebsten  aus  der  in  ihrer  wahrschein- 
lichen früheren  Heimat  wachsenden  Maciura  Aurantiaca. 

D.  G.  Pole  schrieb  über  die  Sioux  in  Dakotah,i)  W.  T.  Miller  über 
den  Stamm  der  Wampanoag.^) 

0.  C.  Howard  gab  die  Biographie  des  Häuptlings  Nez  Perc^  Joseph. *) 
H.  C.  Jarrow  beleuchtete  gründlich  und  durch  viele  Abbildungen  doppelt 

anschaulich  die  mannigfachen  Totenbräuche  der  Indianer,^)  L.  H.  Morgan 

das  häusliche  Leben  und  die  Häuser  derselben.^) 

H.  H.  schrieb  über  die  Mifshandlung  nordamerikanischer  Stämme  durch 
die  Union, ^)  6.  W.  Manypenny  über  ihre  gegenwärtige  Stellung  zu  den 
Indianern.^)  Die  (von  Schurz  veranlafste)  Instruktion®)  zur  Abstellung 
der  Milsbräuche  und  Unterschleife  der  Indianeragenten  bei  der  Versorgung 
der  Indianer  zeugt  vom  ernstesten  Reformstreben. 

£.  B e au vois.  verfocht  die  sehr  zweifelhafte  Annahme  einer  norwegischen 
Kolonie  Norumbega,^)  von  welcher  noch  Champlain  Spuren  gefunden;  über 
dessen  Gefährten  Jean  Nicolet,  1634  Entdecker  des  Michigansees,  schrieb 
C.  W.  Butterfield,!«)  Back  über  die  Lage  Winlands,  W.  Everett  über 
dessen  Kolonisator  Leif.  ^^) 

Über  die  Kenntnis  der  Basken  von  Neufundland  vor  der  Entdeckungs- 
periode veröffentlichte  Graf  Premio  Real  Schriften  von  Faucher  de  St. 
Maurice,  Marmette  und  le  Vasseur.  ^*) 

R.  Shipp  schilderte  Hemando  de  Sotos  Unternehmungen  von  1539  bis 
zu  seinem  Tode  1542  und  die  Geschichte  des  1512  von  Ponce  de  Leon  ent- 
deckten Florida  bis  1568.  i>) 

E.  F.  Lander  hob  Marquettes  Anteil  an  der  Entdeckung  des  Mississippi 


1)  The  SioQz  of  Dakotah  1881.  —  2)  Notes  coneerning  the  Wampanoag  tribe.  18®.  US. 
ProTid.,  Rider,  1880.  Mag.  VI,  743.  —  3)  Nes  PercA  Joseph.  16<>.  Boston,  Lee  a.  Shepard, 
18^1.  —  4)  Introdactioii  to  the  study  of  mort  custom  amony  the  N.  Am.  Indiana.  Wash. 
goy.  print  ofL  1880.  YII,  114.  4®.  Darin  benatzt  F.  W.  Putnam  in  Plroceedinga  of  the 
Bost.  soc.  of  nat  bist.  XX.  —  5)  Gontribations  to  N.  Am.  ethnology,  beransgeg.  t.  L.  H. 
Morgan.  Y.  lY.  Waah.,  goy.  print.  off.»  1881.  XIY,  28.  4<».  —  6)  Century  of  diahononr. 
468  8.  Lond.,  Chatto,  1881.  —  7)  Oar  indian  wards.  436.  Cinc.,  Glarke,  1880.  —  8)  In- 
structions to  Indian  agenta.  Office  of  Ind.  afiairs.  Wash.  1880.  231  S.  —  9)  La  Nonunbigue, 
döcouyerte  d'une  4e  col.  pr^olomb.  42  S.  Broz.,  Hayes,  1880.  Mag.  VI,  392.  Ygl.  y.  Janko, 
Die  erste  Auffindung  Am.  Wiener  Abendpost  1880.  S.  80  flf.  —  10)  Hist  of  the  discoy.  of  the 
Korthwest  b.  J.  N.  113.  16«.  Cinc.,  Clarke,  1881.  Mag.  YDL,  393.  —  11)  Prooeedinga  of  the 
Maas,  hist  soc.  XYUI.  Bost,  Peabody,  1881.  —  12)  Le  Canada  et  les  Basques  Queb.  1879. 
Ygl.  de  Soraluce,  Introducion  de  la  memoria  del  origen  de  las  poscas.  .  .  de  ballenas  e 
baca  lao.  Yitoria,  1878  u.  Ch.  L.  Woodbury,  The  relat.  of  the  fisheriea  to  the  disc.  of  N. 
Am.  Bost,  Rudge,  1879.  —  13)  The  hist.  of  Hern,  de  Soto  a.  Fl.  689  S.  Phü.,  Trippier, 
1881.  Mag.  Yn,  395.  Ygl.  Ch.  J.  Jones,  Hern,  de  Soto.  a.  tbe  route  through  Georgia.  Sa- 
vannah,  Estill,  1880. 


Die  Vereinigen  Staaten  und  BrittiBch-Kordamerika  1880—1881.  111,193 

hervor^)  und  schrieb  über  Lacl^de  Liguest,  den  1780  gestorbenen  Begründer 
von  St  Louis.*) 

F.  V.  Hellwald  stellte  unter  Beigabe  vieler  Abbildungen  und  Karten 
die  Geschichte  der  Polarforschung  seit  frtlhester  Zeit  dar,  ^)  deren  berühmtes 
Opfer  Franklin  in  A.  H.  Beesley  einen  Biographen  fand. '^) 

Von  Wichtigkeit,  namentlich  auch  für  Chicago,  ist  R.  Blanchards  Buch 
über  die  Entdeckungen  und  Eroberungen  im  Nordwesten.^) 

J.  Hannays  Geschichte  Acadiens  bis  zur  Vereinigung  mit  England^) 
berücksichtigt  Neuschottland  seit  der  dauernden  Unterwerfung  unter  dasselbe 
nicht  H.  Miles  jr.  erhielt  den  Preis  für  seine  Forschungen  zur  Geschichte 
Canadas,^)  Foucher  de  St  Maurice  beleuchtet  das  Ergebnis  von  Aus- 
grabungen für  die  Geschichte  des  Jesuitenkollegs  in  Quebec.  ^)  H.  deLamothe 
schildert  auf  Grund  einer  Reise  im  J.  1874,  unter  Beigabe  guter  Karten- 
skizzen und  Illustrationen,  sowie  statistischer  Notizen,  Canada  und  Manitoba,^) 
J.  M.  Robinson  das  Hudsonsbaigebiet, ^^)  Hough  die  4000*  Inseln  des  S. 
Lorenz.  1^)  Ein  Bericht  des  spanischen  Marineministeriums  berührt  die 
Fischerei  bei  Neufundland,^^)  dessen  gegenwärtige  Verhältnisse  H.  Dunraven 
behandelt  13)  Der  zweite  Band  von  J.  H.  Lefroys  Geschichte  der  Ber- 
mudas umfafst  die  Zeit  von  1656 — 87.^*) 

H.  W.  J.  Thierschs  kurze  Skizze  der  Kolonialgeschichte i^)  ist 
wesentlich  nur  ein  Auszug  aus  Bancroft  unter  Verwertung  Parkmanscher  Werke. 
Dagegen  hat  H.  C.  Lodges  Geschichte  derselben  Zeit '^)  namentlich  für  die 
soziale  Seite  und  die  Verfassungsgeschichte  Bedeutung;  sie  schliefst  mit  einem 
guten  Überblick  der  amerikanischen  Revolution. 

H.  E.  Turner  berührt  Rhode  Islands  Anfänge,  behandelt  aber  nament- 
lich die  1647  begründete  volle  Gewissensfreiheit.*')  Ch.  W.  Tuttle  schrieb 
über  Newhampshire  von  1689 — 90,*®)  H.  A.  Brown  über  die  Gründung 
von  Burlington  in  New  Jersey  i^)  im  J.  1677.  0.  W.  Holmes  leitete  G.  F. 
Daniels'  — 1713  reichende  Geschichte  der  Hugenotten  in  der  zu  Massacha- 


1)  Jacques  Marquette  et  la  d^couverte  de  la  yall.  da  Miss.  35  S.  Lyon,  Pitrat  atn^.  — 
2)  Mag.  V,  204  ff.  —  3)  Im  ewigen  Eis.  Stuttgart,  1881.  V1I1,953.  Von  F.  Whymper  erschien: 
The  heroes  of  the  Arctic.  4.  Aufl.  Lond.,  Christ,  knowledge  soc.  1881.  344  S.  —  4)  Sir. 
J.  Fr.  238.  N.  T.,  Putnam  1881.  Mag.  VII,  477.  —  5)  Discoveries  a.  conquests  oftheNorthw. 
488.  Chic,  Carling  Thomas,  1879.  Mag.  IV,  328,  VH,  138  u.  394.  —  6)  The  hist.  of  Äc.  to 
its  surrender  to  Engl.  Lond.,  Low,  Marston,  Searle,  Riyington  1880.  VII,  140.  Vgl.  Acad.  4.  Dec. 
—  7)  The  100  prize  questions  in  Can.  hist.  123  8.  12^  Montreal,  Dawson,  1880.  Mag.  Vi,  1880. 
398.  Vgl.  F.  A.  Mc.  Cord.  Errors  in  Can.  hist  Ehend.  1880.  -  -  8)  Kelat.  de  ce  qui  c'e.st 
paaai  lors  des  fouilles  faites  dans  une  part.  —  du  coli,  de  J.  de  U.  48  S.  4*^.  Q.,  Darveau, 
1879.  Mag.  VII,  158.  —  9)  Cinq  mois  chez  les  Franc,  en  Am.  Par.,  Uachette,  1879.  IV, 
373.  —  10)  The  great  für  land.  348  S.  24».  N.  Y.,  Futnam,  1879.  Mag.  V,  156.  —  11)  The 
1000  islands  of  the  river  St.  L.  307  S.  24«.  Syracuse  (N.  Y.)  Bardeen.  Mag.  VI,  238.  — 
12)  Memoria  sohre  la  industria  y  legislacion  de  la  pesca  1880.  Madr.  —  13)  Ninet.  Century. 
IX,  86  ff.  —  14)  Memorials  of  the  discoy.  a.  settlement  of  the  Bermudas.  760.  Lond.,  Long- 
man  Green,  1879.  760.  Mag.  IV,  240.  —  15)  Ursprung  u.  EntwickeJung  d.  Kolonien  in  Nord- 
am.  Augsburg,  Preise.  90,  1880.  —  16)  A  short.  hist.  of  the  engl.  col.  in  Am.  N.  Y.,  Harper, 
1881.  VUI,  560.  Mag.  V,  71,  VU,  236.  H.  C.  Lodge  veröffenüichte  noch  Orat.  delirered 
before  the  city  counc.  of  Best  4.  July  1879.  Bost.  b.  ord.  of  the  city  counc.  u.  A  raem.  oi' 
Caleb  Streng  (t  1818  Senat  v.  Mass.)  29.  Cambr.,  Wilson,  1879.  Mag.  III,  270.  —  17)  The 
■ettlers  of  Aquidneck.  55.  Newyork,  1880.  Mag.  IV,  76.  E.  W.  Pierce  gab  hei-aus:  Civ., 
roil.  a.  professional  lists  of  Plymouth  a.  Rh.  Isl.  156.  Bost,  Williams,  1881,  1621—1700  be- 
treffend, E.  R.  Potter  u.  S.  Rider  schrieben  über  Creditbillete  u.  Papiergeld  dieser  Ko- 
lonie T.  1710—86.  Rh.  Isl.  hist  tracts  No.  8,  229.  4».  Prov.,  1880.  —  18)  The  settlement 
of  Burlingtun.  68.  B.  N.  J.  1878.  Auch  erschien  Hist.  of  Ihe  church.  in  Burl.  —  19)  N. 
Hampsh.  under  the  provinc.  goyemment.     Cambr.,  Wilson,  1880. 

Historisoh«  J»lirs»bericht«.    issi.    III.  13 


ni,194  XXni.    Y.  Kalckstein: 

setts  gehörigen  Landschaft  Nipmnk  i)  ein.  V.  C.  Endicott  widmete  einem 
1629  eingewanderten  Urahnen  eine  Gedenkschrift.  Jones  besprach  den  Zog 
der  Spanier^)  nach  Missouri  im  J.  1719.8) 

B.  M.  Nead  skizzierte  Pennsylvaniens  Finanzgeschichte,  A.  Atwater 
stellte  New  Havens  Geschichte  Ibis  zur  Vereinigung  mit  Connecticut  dar. 

F.  de  Peyster  schilderte  Leben  und  Verwaltung  des  Grafen  Bellomont 
als  Gouverneur  New  Yorks.*) 

£.  Chadwick  und  Boardman  schrieben  über  den  1716  gestorbenen 
S.  A.  Chadwick 5)  in  der  Kolonie  New  York,  deren  Geschichte  Mary  L. 
Booth  lieferte,*)  während  St.  B.  Hutchinson  einen  Beitrag  zur  Verfiissungs- 
geschichte  derselben  verfafste. ') 

M.  L.  Delafield  schilderte  das  Leben  des  1764  gestorbenen  Richters 
am  obersten  Gericht  der  Provinz  New  York  ViTilliam  Smith  und  seines  1793 
gestorbenen  Sohnes  und  Nachfolgers,  später  Oberrichters  von  Canada,^)  unter 
Beifügung  von  Notizen  über  ihre  Verwandten.  Der  letztere  verfafete  in  Ca- 
nada  eine  bei  aller  monarchischer  Gesinnung  vom  Geist  der  Wahrhaftigkeit 
erfüllte  Geschichte  der  Kolonie. 

Der  Biographie  von  Washingtons  Vorgesetzten  in  der  virginischen  Miliz, 
Joshua  Fry,  welcher  auch  an  der  Akademie  Virginiens  William  a.  Mary  coUege 
unterrichtet  hatte,  fügte  P.  Slaughter^)  die  Selbstbiographie  von  Frys  Sohn, 
einem  Geistlichen,  und  genealogische  Notizen  hinzu.  In  vierter  Ausgabe  er- 
schien Franklins  Leben  von  J.  Franklin  und  J.  A.  Headington.  i^) 

A.  Jouaults  Leben  Washingtons  ^^)  beruht  auf  dessen  Memoiren  und 
Briefen;  Leben  und  Zeit  des  Helden  schildert  auch  Schröder.^*)  B.  F.  de 
Costa  verteidigt  die  herkömmliche  Überlieferung,  namentlich  auch  Weems, 
welcher  die  1800  in  London  erschienene  Biographie  von  Corry  benutzt 
habe,  i») 

B.  Fernow  beschäftigt  sich  mit  Washingtons  militärischer  Familie,  d.h. 
seinen  Adjutanten  und  Sekretären,'^)  unter  denen  sich  zeitweise  Hamilton 
und  Lafayette  befanden. 

Ch.  A.  Campbell,  W.  C.  Smith,  Coleman  jr.  und  der  Heraasgeber 
J.A.Stevens  machten  im  Magazine  Mitteilungen  über  Washingtons  Itinerar 
und  Hauptquartiere, '^)  J.  N.  Simpkinson  über  ein  schlichtes  Sandsteinhaus 


1)  The  Huguenots  in  the  Kipmuk  coantry.  16°.  168.  Bost,  EstM  Laomt  Mag.  Y,  467. 
Key.  bist  XIII,  373.  Kation  1.  Jan.  1883.  —  2)  Adress  at  the  commemor.  of  tbe  laading 
of  Endicott.  38  S.  Salem,  1879.  —  3)  The  Spaniah  expedition  to  MiBflonzi.  Kansas  city  rer. 
1881.  —  4)  L.  a.  admin.  of  R.  earl  of  Bellomont  K.  Y.  60.  XVII.  N.  Y.,  hiat  soc,  1879. 
Mag.  y,  397.  —  5)  Keport  on  the  estate  of  S.  A.  Ch.  w.  the  1.  of  J.  A.  Ch.  309.  4*. 
Lond.,  Simpkin,  Marshall,  N.  Y.,  Windward,  1881.  Mag.  Vn,  394.  —  6)  Hiat  of  N.  Y. 
N.  Y.,  Dotton,  1880.  XI,  290.  Mag.  V,  464.  Hier  erwähne  ich:  Martha.  J.  Lamb.,  The  hiat. 
of  the  city  of  N.  Y.  2,  4<».  N.  Y.,  Lond.,  1881.  --  7)  Introd,  to  the  civil  a.  conat  hiat. 
of  N.  Y.  28  S.  Weed,  Parsons,  1879.  Mag.  VI,  395.  Hier  erwähne  ich:  Gertrnde  L. 
Vanderbilt,  The  soc.  bist  of  Flatboah.  N.  Y.,  Appleton,  1881.  Mag.  VII,  478.  -  -  8)  Mag. 
VI,  264  u.  418  ff.  —  9)  Memoira  of  col.  J.  Fry.  113  S.  Richm.,  Randolph,  En^iah.  Mag.  VI, 
237.  —  10)  L.  a  time«  of  Fr.  S.  Louis.  508.  12«  1880.  -—  11)  Georges  Wash.  P.,  Hackette.  287. 
12°.  Jouault  schrieb  auch:  A.  Lincoln,  bist,  de  Tabolition  de  Tesclav.  aox  £1  nn.  86  S.  8*. 
Ebend.  1880.  —  12)  L.  a.  tirac  of  Wash.  Femer  zu  erwähnen:  Keregouard,  Washing- 
ton Par.  Martin.  152  S.  32»  u.  neue  Ausgabe  A.  Bancroft,  L.  of  G.  W.  Phi).  Lond.,  1881. 
—  18)  Mag.  V,  81  ff.  —  14)  Mag.  VII,  81  ff.  —  15)  Mag.  IV,  462,  V,  21  u.  105,  VI,  63, 
84  n.  105,  VII,  108,  148,  270. 


Die  Vereinigten  Staaten  und  BrittiBch-Nordamerika  1880—1881.  111,195 

der  Familie  zu  Brington  in  der  englischen  Grafschaft  Northbampton,  wo  ancb 
ihr  von  Stevens  besprochenes  Herrenhans  zu  Sulgrave  lag.  ^) 

H.  R  Clinton  stellte  vom  englischen  Gesichtspunkte  die  nordamerika- 
nischen Kämpfe  der  Engländer,^)  H.  B.  Carrington  vom  amerikanischen 
Standpunkt  aus  den  Unabhängigkeitskrieg  dar.^)  Von  0.  J.  Linn  und 
C.  H.  Egle  wurde  der  Anteil  Pennsylvaniens/)  von  A.  B.  Gardner  der 
Newyorks  an  denselben  beleuchtet.^) 

Stevens  stellte  gegen  J.  Jay  die  Örtlichkeit  der  Schlacht  bei  den 
Harlemhöhen  im  nördlichen  Manhattan  (18.  Sept.)  1776  fest.«) 

D.  Roberts  und  S.  C.  Bartlett  feierten  das  siegreiche  Treffen  der 
Vermonter  gegen  die  Engländer  bei  Bennington  am  15. — 16.  August  1777 
und  die  Anerkennung  ihrer  Unabhängigkeit  durch  New  York  im  J.  1791.'') 

G.  B.  Bartlett  bespricht  historisch  gewordene  Stätten  von  Concord  in 
Massachusetts,^)  W.  L.  Stone  Erinnerungen  von  der  Wahlstatt  Saratoga 
und  Ballston  und  Nachrichten  über  den  1778  gestorbenen  englischen  Major 
Acland,^)  welcher  die  Sache  der  Kolonieen  unbefangen  würdigte. 

Stevens  widerlegte  J.  N.  Arnolds  Rettungsversuch  für  Benedict 
Arnold, ^^)  dessen  Rückzug  auf  dem  Champlainsee  nach  dem  Kampf  bei 
Valcour  J.  C.  Watson^^)  behandelte. 

Ch.  M.  Depew  schrieb  zur  Erinnerung  des  1780  dem  strengen  Kriegs- 
recht als  Kundschafter  zum  Opfer  gefallenen  Major  Andr6.  **)  Th.  F.  de 
Voe  untersuchte  die  Niedermetzelung  der  den  Kolonieen  verbündeten  Stock- 
bridgeindianer durch  Tarleton  bei  Kingsbridge  am  Hudson  im  Juli  1778,^') 
C.  H.  Townshend  schilderte  den  Einfall  der  Engländer  in  New-Haven  im 
Juli  1779.^*) 

D.  Willers  veröffentlichte  einen  Beitrag  zur  Geschichte  von  Sullivans 
Indianerzug  1779.*^)  Ch.  J.  Winfield  schilderte  die  Einnahme  von  Paulus 
Hoek  in  New  Jersey  und  den  vergeblichen  Angriff  auf  Blockhouse  point 
gegenüber  New  York  1780  durch  die  Amerikaner.^*) 

G.  Nash  gab  im  Leben  S.  Lovells  dessen  Tagebuch  über  die 
Penobscotexpedition.  ^'') 

Abhandlungen  Ch.  A.  Campbeils  über  Rochambeaus  Hauptquartier  in 
der  Grafschaft  Westchester  und  W.  J.  Cummins'  betreffen  Oberlieferungen 


1)  Mag.  V,  113,  VII,  119.  —  2)  Fr.  Crecy  to  Absjo.  Lond.,  Warne.  XIX,  699.  — 
3)  Battles  of  the  Am.  revol.  3d  thoasand.  K.  Y.,  Chic.  Barnes.  Lond.  712  S.  1881.  Ma^. 
VII,  158.  —  4)  PennB.  in  the  war  of  the  rev.  805  S.  Harrißburg,  1880.  Hart.  —  5)  Mag. 
VU,  401  ff.  —  6)  Mag.  IV,  351  u.  VI,  78,  188  a.  260  ff.,  nicht  widerlegt  darch  E.  C. 
Benedict,  The  battle  of  H.  heigths.  N.  Y.,  Barnes,  1881.  —  7)  Centenn.  anniversary  of 
the  independance  of  Vermont  Rutland,  Tattle,  1879.  252  S.  8°.  Mag.  VI,  75.  Ähnliches  be- 
handeln Proceedings  on  the  occasion  of  the  centenn.  celebration  of  the  camp,  of  Vallesforge. 

—  Wash.  Phil.,  Lippincott,  1879  u.  Centenn.  colebr.  of  the  battle  of  Rh.  J.  29.  Aug.  1878 
in  d.  Rhode  Island  hist  tracts  1878.  Pro?.,  Rider.  —  8)  The  Concord  guido  book.  157  S. 
A^.  Bost,  1880,  Lothrop.  —  9)  Reminiscenses  of  S.  a.  Ballston.  451  S.  12^'.  N.  Y.,  Was- 
hington, 1880.  Mag.  VI,  397,  155,  306,  IV,  49.  Ellen  H.  Walworth.  W.  L.  Stone  schrieb 
auch  Hist  of  the  Saratoga  monum.  assoc.  18  Albany.  —  10)  The  lifo  of  B.  A.  Chic,  Jan- 
Bon,  Mc.  Clurg.    Mag.  IV,  181  ff.,  225,  393,  V,  221,  224.    Chcstor  in  d.  Acad.  XVII,  79. 

—  11)  Mag.  VI,  417  ff.  Hier  zu  erwähnen:  The  hero  of  Cowpens  (Morgan).  12®.  N.  Y., 
Lond.,  1881.  —  12)  Centenary  of  the  capture  of  maj.  A.  31  S.  N.  Y.,  Polhemus,  1880.  Mag. 
VI,  398.  —  13)  Mag.  V,  187  ff.  —  14)  Brit  invasion  of  N.  H.  Norfolk.  —  15)  The 
centenn.  celebr.  of  gen.  S.  camp.  ag.  the  Iroqnois.  Waterloo  (N.  Y.)  Vgl.  A.  C.  Beach,  The 
centenn.  celebration«  of  N.  Y.  459  S.  Alb.  Weed,  Paraon.««  1879.  Mag.  V,  163.  —  16)  Sur- 
prise a.  capture  of  P.  Hoek.  73  S.  Jersey  city  MuUone  1879.  Mag.  V,  467  u.  V,  161  ff.  — 
17)  Weymouth  hist  soc.  No.  7,  1881. 

13* 


111,196  XXm.    V.  Kalckstein: 

aber  den  Aufenthalt  der  Franzosen^)  in  Rhode  Island',    welches,    wie  S.  S. 
R  i  d  e  r  nachweist,  ein  Sklavenregiment  zu  bilden  sachte. ') 

Stevens  stellte  die  Kämpfe  des  J.  1781  bei  New  York  dar,')  welche 
schlieüslich  nur  die  Aufmerksamkeit  der  Engländer  vom  entscheidenden  Zug 
gegen  Cornwallis  ablenken  sollten. 

Sie  hatten  in  Nordcarolina  bei  Kingsmountain  am  7.  Oktober  1780  in 
einem  von  J.  W.  de  Peyster  und  L.  C.  Drap  er  besprochenen  Treffen*) 
1310 — 1370  Aufständische  geschlagen;  das  gleiche  Schicksal  hatten  in  dem- 
selben Staat  Greones  wenig  brauchbare  Milizen  bei  Guilford  courthouse  am 
15.  März  1781,  wie  Ch.  W.  Coleman  jr.  darlegt.*^) 

Stevens  stellte  unter  Beibringung  vielen  Quellenmaterials  Gates* 
Niederlage  durch  Cornwallis  bei  Camden  in  Südcarolina  am  16.  August  1780 
dar,^)  H.  B.  Carrington  Lafayettes  geschickte  Operationen  gegen  Corn- 
wallis tlber  4000  M.  Kemtruppen  seit  Mai  1781,^)  denen  L.  auch  nach 
seiner  Vereinigung  mit  Waynes  Pennsylvaniern  nur  3900,  darunter  1500  Re- 
guläre, gegenübei*stellen  konnte. 

Trotz  V.  Wurmbs  Warnungen  beorderte  der  Befehlshaber  in  New  York, 
Clinton,  Cornwallis  an  die  Chesapeakbai,  wo  er  sich  in  York  oder  Yorktown 
am  gleichnamigen  Flufs  und  dem  gegenüberliegenden  Gloucester  point  be- 
festigte. 

Infolge  der  Sendung  von  Washingtons  Adjutanten  J.  Laurens  nach  Paris 
vom  Grafen  Grasse  auf  der  Fahrt  nach  Westindien  unterstützt,  beschlossen 
Washington  und  Rochambeau,  Cornwallis  abzuschneiden.  Bisher  hatten  die 
Engländer,  wie  Stevens  mit  einem  Blick  auf  den  methodischen  Charakter 
des  Krieges  hervorhebt, 7)  mittelst  der  Flotte^ den  Kriegsschauplatz  wieder- 
holt verlegt,  während  ihre  Gegner  auf  die  weiteren  schlechten  Landwege  an- 
gewiesen waren. 

Vergeblich  machte  Clinton  durch  den  Verräter  Arnold  eine  Diversion, 
welcher  den  Waffenplatz  New  London  in  Connecticut  verbrannte  und  am 
6.  Sept.  bei  Fort  Griswold  und  Grotou  Oberst  W.  Ledyard  und  den  gröfsten 
Teil  seiner  tapferen  Schaar  niedermetzelte.®; 

Inzwischen  zogen  die  Verbündeten,  teilweise  auf  de  Grasses  Flotte,  nach 
Virginien.  Dieser  schnitt  Cornwallis  und  dem  englischen  Geschwader  im 
Yorkflufs  die  Verbindnng  mit  dem  südlicheren  Jamesflnfs  ab,  während  La- 
fayette  und  der  von  Grasse  mit  3000  M.,  teilweise  Veteranen,  gelandete 
mar6chal  de  camp  Marquis  St.  Simon  Cornwallis'  5000  M.  am  3.  September 
einschlössen. 

Admiral  Graves  grifi  mit  21  Linienschiffen,  1694  Geschützen  Grasses 
24  Linienschiffe  und  2  Fregatten  (mit  1826  Kanonen)  vergeblich  an,  um  sein 


1)  Mag.  V,  492  ff.  —  2)  Rider  ü.  J.  Olvey,  Rh.  lal.  hiBt.  tracto.  No.  10.  4«.  85  S. 
1S80.  ■>-  3)  Mag.  IV,  1  ff.  —  4)  Kingsmountain  a.  its  heroea.  612  S.  Cinc,  1881,  Thom- 
son. Mag.  V,  401  ff.,  VI,  225,  380,  VU,  396.  —  b)  Mag.  YII,  36  ff.,  201  ff.  G.  W. 
Oreene,  Nathaniel  Qr.  ist  eine  Prüfung  der  Angaben  Bancrofts  Über  d.  Feldherrn.  Ich  er- 
wähne hier  J.  T.  Headley,  Rcasons  for  the  centenn.  of  Washingtons  head  quarters  at  New- 
biirgh.  Newh.,  1881.  —  6)  Mag.  VI,  340  ff.,  321  ff.  Eüa.  R.  Church  über  Lafayette« 
letzten  Aufenthalt  in  der  Union  (mit  Bild).  Vgl.  R.  D.  Ward,  An  aecount  of  gen.  la  Fiy- 
ettes  Visit  to  Virginia.  8".  138.  Richinond.  —  7)  Mag.  V,  1,  VI,  1,  YII,  1  ff.  SteTans 
gab  auch  heraus:  Yorktown  ccntennial  handbook.  12".  124  S.  N.  Y.,  1881.  Cotfin  a.  Roger». 
Mag.  VII,  474.  —  8)  Ch.  B.  Todd,  Stevens  u.  E.  W.  Wells,  Mag.  YII,  161  ff.  J.  J. 
Copp  u.  L  W.  Brown  schriobon:  Tho  battlo  of  Groton  heigths.  30  S.  Gr.  h.  eentnry 
comm.  1879.  Mag.  V,  419.     Vgl.  E.  E.  Haie,  Captain  N.  Haie.  22  S.  Bost,  Williama,  1881. 


Die  Vereinigten  Staaten  and  BrittiBch-Nordamerika  1880—^1881.  JQ  197 

Vereinigaiig  mit  dem  von  Newyork  heransegelnden  Grafen  Barras  zu  bindern, 
er  verlor  2  Fregatten.^) 

Am  26.  stand  die  ganze,  dorch  Milizen  von  Maryland  verstärkte  Haupt- 
macht vor  Yorktown,  während  de  Choisy  mit  800  französischen  Marine- 
soldaten und  mit  virginischen  Milizen  Gloucester  bedrohte.  Der  beste  ameri- 
kanische Plan  der  nun  folgenden  Belagerung  stammt  von  unserem  Lands- 
mann Major  Baumann.  Die  Aufsenwerke  des  kleinen  Fleckens  York  mufsten 
in  der  Nacht  zum  30.  Sept.  aufgegeben  werden.  Washington  selbst  feuerte 
am  9.  Okt.  den  ersten  Schufs  aus  den  amerikanischen  Batterieen  ab,  die 
französischen  schössen  mehrere  Schiffe  in  Brand.  Vergeblich  suchte  Corn- 
wallis  de  Choisy  auf  flachen  Booten  zu  umgehen.  Nach  Einnahme  einer 
Kedoute  in  der  Nacht  des  14.  Okt.  und  einem  wenig  erfolgreichen  Ausfall 
gegen  die  den  linken  Flügel  bildenden  Franzosen  zwang  das  Bombardement 
am  16.  und  17.  Cornwallis  am  19.  Oktober  zur  berühmten  Kapitulation  von 
Yorktown.  Sumpfdeber  hatte  beide  Teile  stark  mitgenommen  (12  000  Verbün- 
dete verloren  324  Tote,  1 430  Verwundete  und  Kranke).  Steuben  und  Brigade- 
general Mühlenberg,  französischerseits  das  Regiment  Zweibrücken,  hatten 
rühmlichen  Anteil.  Auch  unter  den  kapitulierenden  8054  M.  m.  170  Ge- 
schützen waren  bekanntlich  viele  von  ihren  Fürsten  verkaufte  Deutsche. 

Steubens  Nachkommen  wurde  neben  denen  der  französischen  Vorkämpfer 
amerikanischer  Unabhängigkeit  gebührender  Anteil  an  der  groüsartigen  Er- 
innerungsfeier der  Kapitulation.^) 

H.  Stockbridge  wies  den  mächtigen  Eindruck  der  Ereignisse  in  Eng- 
land') nach. 

Grasse  liefs  sich  wenigstens  zur  Deckung  von  Transporten  für  die  Be- 
lagerung von  Wilmington  bestimmen,  während  ein  Teil  der  Franzosen  unter 
St.  Clair  Greene  im  Süden  unterstützte,  und  Rochambeau  de  Choisy  zur 
Deckung  desselben  bis  südlich  von  Richmond  vorschob.  Der  Nachfolger  des 
in  Westindien  in  Gefangenschaft  geratenen  Grasse  besserte  in  Boston  die 
Schäden  der  Flotte  aus.  Chevalier  Chastellux  marschierte  1782  nordwärts 
zur  Vereinigung  mit  Washington  und  Bedrohung  New  Yorks.  ^) 

Lanzun  blieb  nach  Abfahrt  der  Hauptmacht  mit  1500,  darunter 
400  Kranken,  in  Delaware.  —  Biographieen  wurden  Oberst  F,  Barber  von 
New  Jersey^)  und  durch  Eliza  Read  dem  maryländischen  Obersten  J.  E. 
Howard  zu  teil,  welche  auch  die  mit  ihm  vei*wandte  Familie  Chew  in  Penn- 
sylvanien  behandelte.^)  J.  A.  Stevens  skizzierte  das  Leben  General  L.  B. 
Webbs.^)  A.  H.  Mattox  schrieb  die  Geschichte  des  Vereins  der  ünab- 
hängigkeitskämpfer  ®)  der  'Cincinnati',  welcher  zu  einem  dauernden  Krieger- 
verein wurde. 

Wh.  Dickinson  schrieb  über  den  1813  gestorbenen  G.  Clymer,  den 
Vertreter  Peunsylvaniens  im  verfassunggebenden  Kongrefs  und  Begründer  des 


1)  Mag.  YU,  241  ff.  J.  H.  Patton  und  A.  B.  6(ardner)  berichtigt  von  W.  H.  £gle, 
Mag.  YIIl,  59  Q.  146  ff.  Vgl.  H.  P.  Johnson,  The  Yorktown  oamp.  266  S.  16<'.  N.  Y., 
Harper,  welcher  Mag-  YI,  188  ff.  die  Biographie  dos  virginischen  Obersten  Chr.  Febiger 
giebt  Ygl.  Nation  13.  Okt  1881,  Mag.  YlII,  80.  —  2)  Mag.  Yl— YII.  R.  C.  Winthrop 
veröffentlichte  Oration  on  the  lOO^h  annivers.  of  the  surrender  of  L.  Comw  Bost,  Little, 
Browne.  —  3)  Mag.  YU,  321.  —  4)  Mag.  Vll,  1  ff.  —  5)  Mag.  YI,  301,  ebenda.  S.  218 
einige  Xotizen  J.  B.  Linn's  über  General  J.  Uardin.  —  6)  Mag.  VII,  276  ff..  lY,  192  ff. 
—  7)  Mag.  lY,  282  ff.,  427  ff.  —  8)  Hiat.  of  the  Cincinn.  soc.    4<'.    Ginc.  Lond.  1880. 


in,198  XXin.   T.  KalcksteiB: 

pennsylvanischen  Gefängnissystems,  Ch.  H.  Hart  uod  Mary  White  über  die 
Gattin  Morris',*)  des  ersten  Finanzministers  der  Union. 

H.  Prebles  Geschichte  der  Unionsflagge^)  ist  zugleich  eine  ziemlich 
kritiklose  Flottengeschichte.  R.  P.  Thian  schrieb  über  die  militärische  Geo- 
graphie der  Ver.  Staaten  v.  1813— 80. ») 

Der  dritte  Band  der  unter  Bryants  Namen  wesentlich  von  J.  H.  Gay 
verfaTsten  populären  Geschichte  der  Vereinigten  Staaten^)  reicht  von 
1683 — 1778,  Patton  stellte  die  Geschichte  des  amerikanischen  Volks ^)  ähnlich 
Greens  kürzerer  Geschichte  des  englischen  Volkes  dar.  Der  dritte  Band  von 
A.  da  Cunha  Pereira  de  Soto  mayors  Geschichte  der  Vereinigten  Staaten 
in  portugiesischer  Sprache^)  reicht  von  1867 — 77,  er  bietet  eine  gute  Karte, 
statistische  und  chronologische  Anhänge.  Eine  neue  Ausgabe  der  Geschichte 
der  Vereinigten  Staaten  von  Hildreth^)  erreicht  in  6  Bänden  den  Schlufs 
des  sechszehnten  (zweijährigen)  Kongresses  seit  Geltung  der  Verfassung. 

Eine  Anzahl  namentlich  biographischer  Beiträge  zur  Geschichte  der  Ver- 
einigten Staaten  giebt  Herbsts  Encyclopädie  der  neueren  Geschichte,^)  ich 
erwähne  Arnold,  Baltimore,  Bancroft,  Benton. 

Wir  danken  B.  Perley  Poore  Verzeichnisse  der  Senatoren,  Repräsen- 
tanten, Delegierten  der  Territorien,  Mitglieder  der  Bundesregierungen  und 
Richter  des  Bandesgerichtes  von  1776—1878.^) 

Di^  hierher  gehörigen  Bände  von  A.  Ph.  Spoffords  American  alma- 
nac  1^)  bieten  neben  Wiederholung  resp.  Fortsetzung  der  früheren  Angaben  eine 
Statistik  gewerblicher  Unternehmungen  für  1870,  des  Ackerbaus  1860 — 79,  der 
1870  gezahlten  Löhne  und  gewonnenen  Erträge,  der  Konkurse  von  1857 — 
80,  der  Eisen-  und  Stahlproduktion  von  1872 — 9,  der  Kanäle,  der  Pen- 
sionen und  Steuererhebuugskosten  im  Finanzjahr  1.  Juli  1878  —  30.  Juni  79, 
von  Lokalsteuem  und  Schulden  der  Städte.  Aus  den  Angaben  über  Ein- 
wanderung hebe  ich  hervor,  dafs  die  von  Deutschen  1820—80  auf  3  002  027 
Personen  geschätzt  wird,  und  dafs  1855 — 80  215586  Chinesen  sich  darunter  be- 
fanden, von  denen  wohl  mehr  als  die  Hälfte  zurückkehrte.  ^^)  Ferner  finden  wir 
eine  Statistik  der  Nationalbanken  1880,  ihrer  Dividenden  von  1870  —  9,  der 
Dividenden  von  Fabriken  Neucnglands  1862 — 9,  der  höchsten  Goldpreise,  eine 


1)  Mtb.  K.  Monis.  Phil.  1879  ans  Fennsylv.  mag.  of  hiat  a  biogr.  Mag.  lY,  76.  — 
2)  Uist.  of  the  flag  of  the  U.  St.  of  Am.  2d  ed.  680  S.  Boet.,  Vfüliams.  Mag.  IV,  80,  V, 
461.  F.  Reigart  sehriob:  The  LiBt.  of  the  firnt  anited  states  flag.  Harrisbuig  1878.  25  S. 
Mag.  in,  589.  —  3)  Note«  iUa«trat.  the  mil.  geogr.  of  the  U.  St.  Wauh.  1881.  —  4)  A 
populär  hifltory  of  the  U.  St.  655  S.  N.  Y.,  Scribners  a.  Lond.,  Low,  1879.  Vgl.  Mag.  IV, 
73.  Hier  ist  za  envähnen:  L'Amerique  du  Nord  pittoresque  s.  1.  direction  de  W.  C.  Bryant, 
trad.,  revu  et  augment^  p.  Rovoil.  Par.,  Quantin  Decaox,  1880.  4°.  779,  reich  iiloatriert 
—  4)  A.  J.  Symington  schrieb:  W.  C.  Bryant  mit  Auszug  aus  dessen  Schriften. 
London.  12°.  266.  —  5)  Concise  bist,  of  the  Am.  people.  1016  S.  16«.  N.  Y.,  Ford, 
Howard,  Hurlbut.  Mag.  YU,  157.  —  6)  Ob  estados  unidos.  Lisboa.  Impresa  national  1881. 
287  S.  Ferner  schrieben  u.  A.  D.  B.  Scott,  A  short  outline  bist,  of  the  U.  St  N.  Y., 
1880.  2ded.  24«.  127  u.  15.  Mag.  VI,  76,  R.  H.  Holbrook,  Outlines  of  U.  St  L.  107  S. 
120.  BuiYille  (Indiana)  Sherill.  J.  Frost,  fortges.  t.  J.  6.  Shea,  Pop.  h.  of  the  U.  St  503  S. 
12°.  N.  Y.,  Washington,  1881.  Mag.  YU,  239  u.  184.  B.  J.  Lossing,  Harpers  pop.  cydo- 
paed.  of  U.  St  bist  to  1876.  2  Bde.  1605  S.  N.  Y.,  Lond.,  1881.  Mag.  YIII,  156,  welcher 
auch  schrieb:  Eminent  Americans.  N.  Y.,  Am.  book  cxchange.  Mag.  VII,  477,  1881,  mit  100 
Portraits.  VII,  477.  H.  Mazo,  La  röpubliquo  des  6tats  unis.  Paris,  Martin.  12*.  144  S. 
C.  Watson  u.  J.  H.  Patton,  Pictorial  bist  of  the  U.  St  8°.  N.  Y.,  Lond.,  1880.  N.  S. 
Dodge,  Stories  of  Am.  bist  12''.  Bost,  Lond.,  1880.  J.  C  Battre,  The  Amer.  portr. 
gallery.  4«.  N.  Y.,  1879.  —  7)  Hist  of  the  U.  St  N.  Y.,  Lond.,  1880.  —  8)  Encyd.  d.  n. 
G.  1. — 10.  Lief.  Gotha,  F.  A.  Perthes,  1880 — 81.  —  9)  Pol.  register  a.  congreasional  directoiy. 
Bost,  Houghton.  Osgood.  ^  10)  N.  Y.,  VTash.,  Am.  news  comp.  1880,  384  S.  1881,  378  S. 
~  11)  A  handbook  of  poUtics  for  1880.    217.    Waah.,  Chapman,  1880.    Mag.  VI,  238. 


Die  Yereiiugten  StAaten  und  Brittiscli-Nordamenlui  1880—1881.  111,199 

Obersicht  der  Hauptstädte,  der  Illiteraten  über  10  Jahre  (1870  über  4^$ 
MiU.,  die  nicht  lesen,  fast  5Vs,  die  nicht  schreiben  können,  darunter  über 
2  850  000  Weifse  und  über  777  000  aufserhalb  geborene),  das  Verzeichnis 
einer  Anzahl  bedeutender  Gesellschaften  und  Institute,  klimatische  Beobach- 
tungen, Yor  allem  aber  die  Volkszählung  von  1880  mit  Statistik  des  Ver- 
brechens und  der  Armut,  der  Geburten,  Heiraten  und  der  Sterblichkeit,  end- 
lich der  Wahlen  des  J.  1880. 

E.  Mc.  Pherson,  Clerk  des  Repräsentantenhauses,  gab  neben  ähnlichem 
Material  einen  Abrifs  der  Zeit  yom  Juli  1878 — 81. 

Die  amerikanischen  Publizisten  über  Verfassungsgeschichte  der  Union 
verherrlichen  meist  unbedingt  die  Verfassung  oder  vertreten  einen  einseitigen 
Parteistandpunkt.  Selbst  der  streng  unparteiische  Story ^)  beschränkt  sich 
auf  Erläuterung  der  Gesetze  nach  der  Reihenfolge  der  Verfassungsartikel, 
ohne  den  logischen  Zusammenhang  der  einzelnen  Teile  zu  berücksichtigen. 

£.  Schlief  füllte  die  dadurch  entstehende  Lücke  der  staatsrechtlichen 
Litteratur,  soweit  dies  ohne  persönliche  Kenntnis  von  Land  und  Volk  mög- 
lich, vortrefflich  aus.  ^)  Nach  einer  wohl  zu  kurzen  verfassungsgeschichtlichen 
Übersicht  entwickelt  er,  übereinstimmend  mit  Story,  die  Anschauung  vom 
staatsrechtlichen  Charakter  der  Union  als  Staatenstaat,  im  Gegensatz  zur 
demokratischen  Theorie,  die  Jefferson  Davis  ^)  des  Breitesten  ausführt,  als 
blofse  Delegation  gewisser  Rechte  durch  die  allein  souveränen  Einzelstaaten. 
Die  thatsächliche  Entwickelung,  welche  namentlich  seit  Jackson  die  Ent- 
scheidung wesentlich  den  Geschäftspolitikern  in  die  Hand  giebt,  wird  zu 
wenig  berücksichtigt  Man  vermifst  die  Erkenntnis,  dafs  die  Gesetze 
selbst  den  Begüterten  in  unverhältnismäfsig  vorteilhafte  Lage  versetzen. 
Mit  Recht  betont  Schlief,  dafs  die  Wahl  durch  die  Staatslegislaturen  und 
sechsjährige  Mandatsdauer  den  Senat  in  gewissem  Sinn  zum  aristokratischen 
Verfiusungselement  machen,  wie  auch  die  Electoren  bei  der  Präsidentenwahl 
oft  gröfsere  Selbständigkeit  zeigen,  als  den  Parteikonventionen  genehm  ist.  3) 

Mit  Schlief  berührt  sich  J.  C.  Wells'  Schrift  über  die  Entwickelung 
der  bürgerlichen  Freiheit  in  England  und  Amerika.^) 

G.  N.  Lamphere  stellte  unter  Abdruck  der  Unabhängigkeitserklärung 
und  der  Verfassung  die  Organisation  der  Unionsregierung,  ^)  die  Befugnisse 
der  Exekutive,  Legislative  und  der  Gerichte  dar,  fügte  auch  das  Statut  des 
berühmten  Smithson  Instituts  bei.  W.  Elmes  beleuchtete  die  Organisation 
der  Centralbehörden  in  Washington.^)  W.  R.  Houghton  schrieb  über  die 
politischen  Parteien  und  die  Bundesregierung.^) 

G.  H.  Smyth  handelte  über  die  aus  Schottland  und  von  den  Schot- 
ten Irlands  stammenden    Bevölkerungselemente.®)     Ulster  city  in 


1)  Commentaries  pn  the  conititution  of  the  U.  St  4.  Aufl.  2  Bde.  Bost,  1878.  Ich  er- 
wähne hier:  Cooley,  The  gen.  principles  of  const.  law  in  the  U.  St.  u.  Cham pl in,  Consti- 
tution of  the  U.  St.  IS**.  BoBt,  Lond.,  1880.  1881  erschien  eine  neao  Auflage  von  Hickeys 
gleichnamigem  Werk.  —  2)  Yerfassang  der  nordamerikanischen  Union.  Leipzig,  Brockhaus, 
1880.  XX,  488.  Vgl.  Refer.,  Gegenwart.  XVIH,  306  fl".  —  3)  Mc.  Crary  schrieb:  A 
treatise  on  the  Amer.,  laws  of  election.  2ded.  Chic,  Lond.,  1880  u.  A.  Johnson,  Hist.  of 
Am.  politics.  N.  T.  XI,  274.  —  4)  Magnacharta  or  the  rise  a.  progr.  of  the  const.  ciy.  lib. 
in  £.  a.  A.  505  S.  Des  Moines  Mills  1880.  Mag.  YII,  476.  J.  M.  Shirley,  The  Dartmouth 
coli,  cause  a.  the  supreme  court  of  the  U.  St.  S.  Louis,  Jones.  16®.  44  S.  1879  ist  ein  Bei- 
trag Vax  Yerfassnngsgeschichte.  —  5)  The  united  states  govemment.  Fhil ,  Lippincott,  1880. 
297  8.  —  6)  The  executive  departements  of  the  ü.  St.  at  Wash.,  W.  Morrison  1879.  16« 
551  S.  Mag.  y,  155.  —  7)  Conspectus  of  the  hist  of  pol.  parties  a.  the  fed  gov.  Indianopolis. 
N.  T.,  Lond.  482  S.  1881.  Hier  ist  zu  erwähnen:  C.  Reemelin,  A  crit.  rey.  of  Am.  pol. 
Cinc,  Lond.,  1881.  —  8)  Mag.  lY,  161  ff. 


111,200  XXin.    V.  Kalckstein: 

New  York,  Londonderry  in  Newbaven,  Bangor  und  Belfast  in  Maine  zengen  da- 
von; es  ist  in  den  höher  gelegenen  Gegenden  Pennsylvaniens,  in  Yirginien, 
beiden  Carolinas  häufig;  6  Unterzeichner  der  Unabhängigkeitserklämng,  die 
Präsidenten  Madison,  Jefferson,  Jackson,  Polk,  Buchanan,  Grant  and  Hayes 
gehören  ihm  an,  von  sonstigen  hervorragenden  Männern  Clinton  und  Hamil- 
ton, ^)  Calhonn  and  Webster,  Douglas  und  Greeley,  die  Generäle  Scott,  John- 
son und  Stonewall  Jackson.  Fulton  und  der  Prediger  Beecher,  der  Seefahrer 
Kane,  Irving  and  Motley  sind  schottischer  Herkunft  New  York  Herald  und 
Tribüne,  Philadelphia  Times  und  Ledger  werden  wesentlich  von  Schotten  geleitet. 

Nicht  geringere  Bedeutung  gewann  für  die  Union  das  deutsche  Ele- 
ment. Fr.  Kapp  warf  einen  zusammenfassenden  Rückblick  auf  die  deutsch- 
amerikanischen  Wechselbeziehungen^)  und  schrieb,  im  engsten  AnschluHs  an 
die  Briefe  und  litterarisch  ausgezeichneten  Skizzen  Justus  Erich  Bollmanns,  das 
wechselvolle  Leben  dieses  interessanten  Mannes.^)  Durch  seinen  mit  J.  K. 
Huger  aus  Südcarolina  unternommenen  Versuch,  Lafayette  aus  Olmütz  zu  be- 
freien,^) in  Beziehungen  zu  hervorragenden  Amerikanern  gekommen,  traf  B. 
am  1.  Januar  1796  in  Newyork  ein,  und  begründete  mit  seinem  Bruder 
Ludwig  ein  mehrere  Jahre  sehr  blühendes  kaufmännisches  und  Fabrikgeschäft 
Er  war  namentlich  um  Hebung  des  Verkehrs  mit  der  deutschen  Heimat  be- 
müht. Sein  Geschäftscirkular  über  die  amerikanischen  Verhältnisse  ist  in 
hohem  Grade  interessant.  Scharfe  Streiflichter  fallen  auf  die  Auswüchse  des 
Parteiwesens.  Als  Amerika  mit  dem  Frieden  zu  Amiens  den  gröfsten  Teil 
des  durch  den  Krieg  Englands  und  Frankreichs  gewonnenen  Frachtgeschäfts 
verlor,  mufsten  auch  die  Bollmanns  1803  die  Zahlungen  einstellen.  Durch 
Beteiligung  an  Burrs  Plan,  Louisiana  den  Spaniern  zu  entreilsen,  in 
einen  schweren  Prozefs  verwickelt,  in  dem  er  sich  sehr  geschickt  verteidigte 
und  freigesprochen  wurde,  arbeitete  sich  Bollmann  wieder  empor  und  galt 
bei  seinem  Aufenthalt  in  Wien  zur  Zeit  de^  Kongresses  als  eine  Art  Agent 
der  Union.  Wenige  Jahre  darauf  raffte  ihn  beim  Verfolgen  einer  grofs- 
artigen  Quecksilberspekulation  ein  tückisches  Fieber  in  Jamaica  dahin. 

Männer  seiner  Art,  gleich  ihm  deutscher  Herkunft,  vermochten  damals 
in  den  Vereinigten  Staaten  noch  nicht  so  zu  gedeihen,  wie  später.  Auch  die 
infolge  der  Demagogenverfolgungen  Auswandernden,  wie  Folien,  Lieber  und  der 
Geschichtsschreiber  der  amerikanischen  Deutschen,  vornehmlich  von  1818 — 
48,  G.  Körner,^)  welcher  allerdings  Gouverneur  von  Illinois  wurde,  erlangten 
noch  nicht  eine  ihrem  inneren  Wert  entsprechende  Stellung.  Noch  war  die 
Erinnerung  an  die  ^hessischen  Söldner'  nicht  erloschen,  früher  waren  die 
Deutschen, ' obwohl  sie  z.  B.,  wie  Kapp  nachwies,  den  wesentlichsten  Anteil 
an  den  Anfängen  des  Buchhandels  in  der  späteren  Union  gehabt,^)  grofsen- 
teils  unter  entwürdigenden  Bedingungen  langen  Zwangsdienstes  übergesiedelt 
oder  begnügten  sich,  wie  Rapp  und  seine  Kommunistengemeinde.  alsSektirer 
mit  dem  stillen  Genufs  voller  Religionsfreiheit  Ihre  gegenwärtige  Bedeutung 
gewannen  die  Deutschen,  deren  frühere  Verhältnisse  Körner  in  zu  günstigem 
Licht  sieht,  als  die  Wogen  der  Reaktion  eine  grofse  Zahl  hochbegabter 
Männer  auf  einmal,    unter  ihnen  auch  Kapp,   über  den  Ozean  verschlugen. 


1)  Ch.  M.  Depew  Bchrieb  Address  at  the  unveiling  of  the  statae  of  A.  B.  in  central 
park  N.  Y.  1880.  U  S.  Mag.  VI,  397.  —  2)  D.  KdBchau  1880.  —  3)  J.  E.  Bollmann.  VI, 
439.  Berlin,  Springer.  Vgl.  Ref.  Im  neuen  Reich  1881.  I,  193  ff.  a.  JB.  III,  3,  149,  209, 
235.  —  4)  Hagers  Verhör  in  Olmütz  bevorwortete  Kapp.  Mag.  VI,  449,  a.  ebda.  —  5)  Das 
dentache  Blemont  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika.  461  S.  Ginc,  Wilde,  1880. 
Vgl.  Fernow,  Mag.  VI,  472.  —  6)  Arch.  des  deutsch.  Buchhandels, 


Die  Yereiiugten  Staaten  und  Britiisch-Nordamerika  1880—1881.  in,201 

Börnstein^)  stellt  einen  Teil  des  Gegensatzes  dar,  welcher  den  gröfsten 
Teil  der  alteinheimischen  von  den  neu  zugewanderten  Deutschen  trennte,  und 
zeigt  das  grofse  Gewicht,  das  sie  namentlich  in  Missouri  zu  Gunsten  der  Union 
gegen  die  Sklavenstaaten  in  die  Wagschale  warfen. 

Zu  den  einzelnen  Deutschen,  die  persönlich  schon  in  frtlher  Zeit  eine 
angesehene  Stellung  in  der  Union  gewannen,  gehören  auch  der  Mathematiker 
und  Astronom  D.  Rittenhouse,  der  Revolutionsgeneral  Peter  Mühlenherg  und 
sein  Bruder  Friedrich,  Sprecher  des  ersten  Repräsentantenhauses.^)  Ihnen 
widmete  M.  Auge  neben  dem  General  Hancock  biographische  Skizzen. ^)  Es 
erschien  ein  Schriftchen  über  die  kirchlichen  Notstände  der  Deutschen,  ^)  und 
C.  A.  T.  Seile  gab  ein  Synodalhandbuch  heraus.*) 

H.  Semler  beleuchtete  vortrefflich  die  Geschichte  des  Socialismus 
und  Kommunismus  in  der  scheinbar  für  gesellschaftliche  Bildungen  auf 
einer  von  der  Organisation  alter  Staaten  und  Völker  vollkommen  abweichen- 
den Grundlage  aufserordentlich  günstigen  Union. 

Wie  jene  Rappsche  und  Keils  Kommunistenkolonieen  in  Missouri  und 
Oregon,  die  von  Metz  bei  Bufifalo  begründete,  gediehen  andere  sektirerische 
Niederlassungen  mit  kommunistischer  Grundlage,  z.  B.  die  von  Semler  nicht 
berücksichtigten  Mormonen,  ^)  so  lange  thatkräftige  Männer  von  prophetischem 
Ansehen  unbedingt  walteten.  Dagegen  mifsglückten  alle  Versuche  ohne  re- 
ligiösen Charakter,  Cabets  Ikaria  wie  die  nach  Owens  und  Fouriers  Grund- 
sätzen begründeten.  A.  Brisbane  hatte  dem  Fourierismus  durch  seine  Schrift 
the  social  destiny  of  man  1840  den  Weg  gebahnt,  der  nachmalige  demokra- 
tische Präsidentschaftskandidat  Greeley  trat  eifrig  für  denselben  ein,  und  geist- 
volle Männer,  wie  Ch.  A.  Dana,  wandten  sich  ihm  vorübergehend  zu.  Im 
vulkanischen  Westen  New  Yorks,  der  Heimat  des  Spiritismus,  wo  religiöse 
Erweckungen  empfänglichen  Boden  fanden  und  sich  in  Brocton  Community 
und  Erie  mit  Socialismus  verquickten,  bildete  sich  1844  ein  Bund  von  Pha- 
langen, American  industrial  union.  Aber  überall  wandten  sich  die  leidlich 
gedeihenden  dem  System  des  Privateigentums  zu,  die  übrigen  lösten  sich  in 
Hader  und  Zwietracht  auf,  1856  auch  die  1843  mit  bedeutenden  Mitteln 
und  grofsen  Hoffnungen  begründete  North  American  phalaux  in  New  Jersey. 
1847  war  die  vom  eifrigen  Bekämpfer  der  Sklaverei  W.  E.  Channing^)  und 
anderen  religiös  angeregten  oder  geistig  hervorragenden  Männern  begründete 
Brookfarm  vorangegangen. 

M.  C.  Tyler  stellte  die  Geschichte  der  amerikanischen  Litteratur  in 
der  Zeit  des  Überwuchems  der  Theologie  bis  1765  dar.®) 

1)  Fünfundsiebzig  Jahre  in  der  alten  u.  neaen  Welt.  YIII,  448  u.  448  Leipzig,  1881. 
—  2)  A.  Aynes  schrieb  über  einen  dritten  M.  Life  a  work  of  Dr.  Mahlenberg.  N.  Y., 
Lond.,  1880.  Vgl.  oben  S.  185.  —  3)  Lives  of  the  eminent  dead  and  biogr.  notices  of  pro- 
minent liTing  dtiz  of  Montgomery  county  (Fenns.).  568  S.  Selbetverl.  Norristown,  1879.  Mag. 
V,  72.  —  4)  Die  kirchl.  Zustände  u.  Notstände  d.  Deutsch,  i.  d.  Ver.  St.  t.  Nordam.,  ein- 
geleitet y.  Krummacher.  Leipz.,  1878.  30.  —  5)  Synodalhandbuch  d.  Deutsch,  in  d.  Ver. 
St.  2.  Aufl.  S.  Louis,  1879.  Hier  erwähne  ich  noch  G.  Mellin,  Unser  Glaubenswerk  eng- 
lischer Zunge.  Freienwalde,  1879.  —  6)  Gesch.  d.  Socialismus  n.  Kommunismus  in  N.-Amer. 
Leipz.,  Brockhaus,  1880.  X,  394.  Hier  ist  zu  erwähnen:  The  resources  a.  attraits  of  Utah.,  b. 
the  U.  board  of  trade.  Omaha  republ.  publish.  house  1879.  —  7)  Eliz  aboth  F.  Peabod  y,  The 
life  of  W.  £.  Ch.  719  S.  Bost,  1880.  Am.  Unitarian.  assoe.  R.  H.  Bellows  Beminiscences  of  W. 
C.  Ch.  459.  16*^.  Bost.,  1880.  Roberts,  vgl.  Celebration  of  the  lOQth  anniversary  of  the  birthday 
of  W.  C.  Ch.  205.  Bost,  1880,  Ellis.  Th.  Ch.  centonary.  532.  IG«.  Ebend.  1881.  Mag.  V,  227  fF., 
VII,  238.  C.  T.  Brooks  A  centen.  memorial  Bost.  258.  16«.  —  8)  A.  bist  of  Am.  lit.  N.  Y. 
Putnsm.  Lond.,  1881.  Mag.  III,  209.  T.  W.  Higginson  schrieb  Short  studies  of  Am.  authors 
Bost  Lond.  1880.  18^  0.  L.  Jen k ins,  The  students  handbook  of  Brit.  a  Am.  literature. 
2.  Auflage.  16.  517.     Baltim.,  Murphy,  1880.     Mag.  VI,  73  Tom  katholischen  Standpunkt. 


111,202  XXnr.    y.  Kalckstein: 

E.  C.  Stedman  schrieb  über  Poe^^)  G.  W.  Cooke  aber  Emerson, *) 
P.  Rüssel  über  Thom.  Corwin, »)  R.  K.  Conwell  über  B.  Taylor,*)  S.  S. 
Rider  über  die  ans  Rhode  Island  gebürtigen  Schriftsteller  J.  K.  Angeil, 
F.  H.  Macdoagall  and  Catharine  R.  Williams,  Gh.  W.  Parsons  über  die 
Medizinschule  der  Brown  Universität  in  demselben  Staat,  ^)  St.  Wilkes  and 
J.  N.  Hyde  über  die  Geschichte  der  Medizin  in  New  Jersey*)  und  ihre  An- 
fänge in  Chicago. '') 

H.  S.  Dogget  schildert  Leben  and  Wirken  des  hervorragenden  Schul- 
mannes J.  Sams,®)  Ph.  und  Phebe  Mc.  Keen  die  Geschicke  der  1829  be- 
gründeten Abbot  Academie  in  Andover.  ^) 

H.  W.  French  schrieb  über  Kunst  und  Künstler  in  Connecticut^®) 

B.  F.  de  Costa  ergänzte  die  dritte  Auflage  von  W.  Whites  Geschichte 
der  Episcopalkirche  in  den  Yer.  St.,^^)  namentlich  durch  eine  Skizze  der 
Kolonialperiode,  E.  S.  Board sley  teilte  im  Leben  des  Bischofs  von  Con- 
necticut, Seabury,  ^')  Korrespondenzen  desselben  mit. 

J.  6.  Hanigen  schrieb  über  die  Geschichte  der  Methodisten  und  Pre- 
diger aus  ihrer  älteren  Zeit, '^j  G.  Punchard  über  die  Kongregationalisten,^*) 
D.  Clarke  über  die  in  Neu-England  im  Beginne  unseres  Jahrh.  herrschende 
äufserliche  Art  des  Religionsunterrichts,^^)  S.  C.  Swallow  über  die  wahr- 
scheinlich 1799  entstandenen  camp  meetings,  a*)  T.  L.  Loyd  über  Beecher.^^) 
Zahlreich  sind  die  Geschichten  einzelner  Kirchen.  ^^) 

J.  0.  Kane  Murrays  Biographieen  katholischer  Helden  und  Heldinnen 
Amerikas  >^)  tragen  keinen  specifisch  katholischen  Charakter.  Unter  anderem 
finden  wir  neben  Br^beuf  und  Marquette  auch  Champlain,  Lasalle  und 
Montcalm.  C.  P.  Maes  verbindet  mit  dem  Leben  des  1824  gestorbenen 
wahrhaft  frommen  P.  Ch.  Nerinkx  die  Geschichte  der  Jesuiten  in  Missouri, 
der    Lorettoschwesterschaft    in    Missouri,    Kentucky    und   Neu -Mexiko    und 


1)  E.  A.  Poe.  16».  Lond.  Bost,  1880.  —  2)  R.  W.  Emerson.  BoÄt.  Lond.,  1881.  — 
3)  Th.  Corwin.  128.  lg»  Cinc,  Clarke,  1881.  Mag.  VII,  47.  —  4)  L.  traveUB  a  lit  carcer 
of  B.  Taylor.  12®.  357.  Bost  ~  51  Bh.  Isl.  bist.  tracU.  12,  59  S.  1881  n.  11,  90  8.  1880. 
4«.  FroY.     Mag.  YIU,  118.    —  6)  HiBt  of  med.  in  K.  J.    449  S.    Newark,  Martin,  Dennia, 

1879.  Mag.  V,  151.  —  7)  Early  medical  Chic.  78.  16«.  Chic,  Fergu*.  Mag.  V,  S90.  — 
8)  A  Sketch  of  tbe  life  a.  profess.  serv.  of  J.  S.  83.  24<>.  Cinc,  1880.  —  9)  Hist  of  Abb. 
ac.  Andoy  (Mass.)  Lond.,  1880.     S.  L.  Barley  schrieb:   Hist  sketches  of  And.   Bost  Lond., 

1880.  -  10)  Art  a.  artists  in  Conn.  176.  4^.  Bost,  Lee  Shepaid,  1879.  —  11)  Mamoirs 
of  tbe  Protest  episc  church  in  tbe  U.  St  474.    N.  Y.,  Dalton.    Lond«,  1880.    Mag.  VI,  391. 

—  12)  Life  a.  corr.  of  Seabury.  Bost  Lond.,  1881.  —  13)  Metbodism  old  a.  new.  16^. 
294.  Phil.,  Lippincott  Hier  erwähne  ich:  J.  D.  Gorrie,  The  lives  of  emin.  metbod. 
ministers.  N.  T.,  Worthington  1881  u.  Hist.   of  tbe  methodist-episcopal  chorcb.   N.  Y.,  1881. 

—  14)  Hist  of  congrogationism  V.  5.  16».  N.  Y.  Lond.  1881.  —  15)  Saying  tbe 
catecbism  75  years  ago.  46.  32^.  Bost,  Lee  Sbepard,  1879.  —  16)  Camp  meetings 
68.  32«  N.  Y.,  Nelson  Philipps.  Mag.  VII,  238.  —  17)  Life  of  H.  W.  Beecher.  328  8. 
(Newcastle).  Tyne  pablisb  comp.  1881.  —  18)  Tbe  coramemor.  b.  tbe  first  church  in 
Boston  of  250  years.  Bost  Hall  Whiting  218.  £.  £.  Lewis,  Hist  sketch  of  tbe  first 
congregat.  church  in  Haddam.  73  S.  Middletown  Conn.  Pelton  King.  Hist  of  tbe  HarTard 
church  in  Charlestown  (Mass.)  1879.  Froceed.  of  tbe  250  fh.  uni?ers.  of  tbe  first  church  of 
Dorchestor  (Mars)  176.  Bost,  Ellis  1880  und  Depart  for  Am.  a.  final  settleroent  etc. 
Dorch.  C.  M.  Dermont  u.  H.  L.  Brown,  Hist.  of  tbe  first  presbyt  ch.  of  Bayton  (Ohio). 
144.  Dayton  Joum.  book  print  establinbm.  1880.  Foote,  Ann.  of  Kingschapel  fr.  tbe  purit 
age  Tgl.  Nation  2.  Mz.  1882.  H.  Onderdonck,  Antiquities  of  tbe  ch.  of  Jamaica.  Jam. 
(N.  Y.)  162.  Walling  1880.  G.  D.  Fisher,  Hist  rerainisc  of  tbe  monum  church  Richm. 
1814  —  18.  528.  12«.  Mag.  VU,  238,  V,  391,  60,  472,  Vm,  114.  J.  Tburston,  Hist 
sketch  of  tbe  Metbodist-opisc.  church.  I)oTer.  N.  H.  30.  16®.  Froewill.  Hist  of  the  Hew- 
church  in  Charlestown  294.  Mag.  V,  69.  —  19)  Liyes  of  tbe  cath.  heroes  a.  beroines  of 
N.  A.  622.    N.  Y.,  Sheehey. 


Die  Yereinigten  Staaten  und  Brittifich-Nordamerika  1880—1881.  111,203 

andere  wichtige  Beiträge  zur  Geschichte  des  Katholicismas  in  den  Vereinigten 
Staaten  1800—1825.^)  W.  H.  Hill  wurde  Historiograph  der  1829  in  St. 
Louis  begründeten  Jesuitenuni versität.  ^)  Es  erschien  eine  dritte  Auflage 
von  Gh.  J.  Whites  Biographie  der  (1821)  Begründerin  der  barmherzigen 
Schwestern  in  den  Ver.  St.  E.  A.  Seton.^) 

J.  H.  Sutor  schrieb  die  Geschichte  einer  Loge  zu  Zanesville  in  Ohio.^) 
A.  Starbuck  stellte  die  Geschichte  des  amerikanischen  Walfischfangs 
dar,^)  A.  Bliss  die  Streitigkeiten  über  das  Fischereirecht  bei  Halifax.^) 
Zu  den  von  G.  W.  Bagley  geschilderten  Yerkehrsverhältnissen  um  Rich- 
mond^)  steht  der  gegenwärtige  Welttelegraph  unter  dem  atlantischen  Ocean 
im®)  schroffsten  Gegensatz. 

Unter  den  Darstellungen  einzelner  Epochen  oder  Ereignisse 
in  der  Geschichte  der  Union  ist  J.  Schoulers  Geschichte  der  Yereinigten 
Staaten  seit  Begründung  der  Verfassung  von  Bedeutung,  deren  erster  Band 
bis  1801  reicht.  9) 

D.  Goddard  schrieb  über  das  Zeitungsweseu  Neu-Englauds  von  1787 
— 1815,1«^)  G.  W.  Holley  über  Porters  Ausfall  aus  Fort  Erie  am  17.  Sept. 
1814.^^)  Die  Engländer  unter  Drummond  sahen  sich  zur  Aufhebung  der 
Belagerung  unter  Verlust  des  Geschützes  gezwungen,  der  Oberbefehlshaber 
Brown  eignete  sich  das  Verdienst  zu. 

E.  B.  Washburne  schrieb  über  den  Gouverneur  E.  Coles  und  den 
Kampf  um  die  Sklaverei  von  1823 — 4.^*) 

Inzwischen  drang  die  Kolonisation  an  den  Mississippi  vor.  E.  G.  Mason 
weist  als  wahrscheinlich  älteste  Ansiedelung  das  etwa  100  englische  M.  ober- 
halb der  Ohiomündung  in  Illinois  gelegene  Dorf  Kaskaskia  nach,  ^')  welches 
von  der  1675  von  Marquette  bei  den  zu  den  Illinois  gehörigen  Kaskaskias 
begründeten  Mission  seinen  Namen  und  wahrscheinlich  1700  die  jetzige 
Stelle  erhielt.  Er  giebt  Nachrichten  über  das  Pfarrregister  von  1695 — 1835. 
Mary  Cone  schilderte  die  erste  Ansiedelung  in  Ohio.  ^*)  1785 — 6  wurde 
am  rechten  Ufer  des  Muskiugum  in  dem  von  ihn  und  dem  Ohio  gebildeten 
Winkel  Fort  Harmar  begründet.  General  R.  Putnam,  welcher  schon  1772 
die  Besiedelung  geplant,  —  seine  Karte  vöti  Ohio  ist  beigefügt  — ,  wirkte 
mit  Washingtons  Unterstützung  für  eine  Petition  von  280  Offizieren  um 
Anweisung  des  ihnen  1776  versprochenen  Landes  zwischen  Eriesee  und  Ohio. 
Adams  und  Jay  hatten  die  Abtretung  desselben  durch  England  eifrig  be- 
trieben, während  eine  ansehnliche  Partei  im  Kongrcfs  dies  Gebiet,  jetzt  eins 
der  blühendsten  in  der  Union,  als  schwere  Last  ansah.  Die  1 786  begründete 
Ohio  Company  of  associates  gewann  durch  Putnams  Mitdirektor,  den  ge- 
lehrten Dr.  A.  Cutler,  die  Abgeordneten  des  Südens.   Er  kaufte  1  Va  Millionen 


1)  The  1.  of  Ch.  Nerinkx.  635.  Cinc,  Clarko,  1880.  Mag.  VI,  234.  —  2)  Hist.  sket- 
chea  of  the  St.  Loni«  nniv.  St  L.,  Fox,  1879.  Mag.  Y,  233.  —  3)  L.  of  E.  A.  Seton.  504. 
12".  Baltimore,  Kelly  Piet,  1879.  Shea  achrieb:  The  catholic  churches  of  N.  Y.  city.  — 
4)  Hiat  of  the  lodgo  of  aroity  locat.  at  Z.  32.  ZaneAville,  Moorehead.  32°.  Mag.  Y,  148. 
—  5)  A  hiat.  of  the  Am.  whale  fiahory.  767—1878.  Mag.  UI,  78.  —  6)  A  rey.  of  the 
Halifax  fiahery  award.  Waah.,  1878.  2i.  Mag.  111,  215.  —  7)  Canal  reminiacencea  97.  4^ 
Kichmond,  Woat  Johnaon.  Mag.  Y,  72.  —  8)  Ocean  telegraphy.  25^^  univera  of  the  organi- 
aation  of  the  firat  comp.  etc.  644.  1879.  Mag.  Y,  149.  —  9)  Hiat  of  the  U.  St  of  Am. 
ander  the  cenat  Waah.  Morriaon.  Lond.  1880.  XYII,  523.  Mag.  YII,  396.  —  10)  Nowa- 
papera  a.  newap.  writing  in  N.  E.   39  S.   Boat,  Williama,  1880.   Mag.  Yl,   396.  —  11)  Mag. 

V,  407.  —  12)  Goyemor  E.  Colea.  Chic.  Lond.  1881.  —  13)  Mag.  Yl,  161  flf.  —  14)  Mag. 

VI,  241  ff. 


ni,204  XXm.    y.  Kalckatein: 

acres  zu  1  Dollar,  wovon  noch  Vs  erlassen  werden  konnte,  dennoch  machte 
namentlich  der  Indianerkrieg  die  Erfüllung  der  Bedingungen  unmöglich,  welche 
1792  erleichtert  wurden.  Cntler  scheint  wesentlichen  Anteil  an  der  die 
Sklaverei  ausschliefsenden  Verordnung  für  das  Nordwestterritorium  gehabt  zu 
haben,  welche  auch  Kirche  und  Schule  reich  ausstattete.  Am  7.  April  1788 
fand  die  erste  Ansiedelung  statt,  sie  wurde  am  2.  Juli  nach  Marie  Antoinette 
Marietta  benannt  und  durch  das  stattliche  pallisadierte  Fort  Campus  Mar- 
tins beschützt.  Ein  Blockhaus  desselben,  wo  das  Gericht  des  Terri- 
toriums seinen  Sitz  hatte,  ist  noch  bewohnt.  Die  am  4.  Juli  beschlossenen 
Gesetze  wurden  an  einem  Baum  nahe  dem  Ufer  aufgehangen,  eine  Schule 
und  1802  die  Ohio-Universität  begründet. 

Der  das  Beutesjstem  von  1829 — 30  betreffende  Abschnitt  von  Partons 
Leben  Jacksons  wurde  neugedruckt,  i)  und  W.  li.  Royal  1  besprach  dessen 
Kampf  gegen  die  Nationalbank.  ^) 

V.  d.  Holst  führte  seine  Yerfassungsgeschichte  der  Union  von  der 
verfassungswidiigen  Aufnahme  von  Texas  bis  zum  sogenannten  Kompromifs  von 
1850  weiter.')  Dem  Unabhängigkeitskampf  von  Texas  gelten  R.  M.  Potters 
Studien  über  das  entscheidende  Treffen  von  San  Jacinto.  *)  Vergebens  hatte 
der  Whigführer  John  Quincy  Adams,  welchem  J.  T.  Morse  unter  Zugrunde- 
legung seiner  Tagebücher  eine  biographische  Skizze^)  widmet,  die  durch 
Knebelung  der  Presse  —  von  solchen  Verfassungsverletzungen  seiner  Freunde 
schweigt  Davis  natürlich  -  geförderte  Herrschaft  der  Sklavenhalter  bekämpft 
Unter  anderen  war  der  Prediger  und  Drucker  E.  P.  Lovejoy,  dessen  Er- 
mordung durch  den  Pöbel  von  Alton  in  Illinois  im  J.  1837  ein  Augenzeuge 
schildert,*^;  ein  Opfer  seiner  Feindschaft  gegen  die  Sklaverei  geworden.  Der 
im  März  1845  seine  Präsidentschaft  antretende  unbedeutende  Demokrat 
James  Polk  erfüllte  seine  Zusage  nicht,  für  die  Aufnahme  des  neuen  Sklaven- 
staates nachträglich  den  verfassungsmäfsigen  Vertragsweg  einzuschlagen.  Er 
zwang  durch  die  schnödesten  Übergriffe  das  schwache  Mexiko  zum  Kriege, 
um  auf  dessem  Gebiet  Sklavenstaaten  zur  Befestigung  der  Sklavenhalterherr- 
schaft im  Senat  zu  begründen.  Selbst  Calhoun  hatte  Bedenken,  in  den  voraus- 
sichtlichen Eroberungen  einen  neuen  Zankapfel  zwischen  Norden  und  Süden 
zu  schaffen.  Polks  angeblicher  Eifer  für  Eroberung  von  ganz  Oregon,  welcher 
ihm  viele  Stimmen  im  Westen  verschafft,  verrauchte  rasch;  hier  war  ja  nicht 
an  Erweiterung  des  Sklavereigebietes  zu  denken.  Gern  liefs  sich  Polk  vom 
Senat  den  vom  Friedensapostel  Elihu  Burritt')  eifrig  beförderten  Vertrag 
mit  England  aufnötigen,  welcher  den  49  <^  zur  Nordgrenze  macht. 

Den  meisten  'Politikern'  und  einem  grofseu  Teil  des  Volkes  galt  bereits 
die  Herrschaft  des  Sternenbanners  am  stillen  Meer  als  'offenbare  weltgcschicht- 


1)  The  beginnings  of  tho  spoil  System.  12<>.  N.  Y.,  Patoam,  1881.  ->  2)  Andrew 
JackBon  a.  the  bank  of  the  U.  St.  II,  65.  N.  Y.  —  3)  Verfansangsgeschichte  der  Yer.  St. 
in  A.  seit  der  Administration  Jacksons.  2.  Bd.  Berl.,  Springer,  1881.  XIV,  474  Übers,  t.  J. 
J.  Lalor  a.  P.  Shoney,  Tho  const.  a.  pol.  bist  of  the  U.  St  1846—50.  Chic,  Callaghan 
Schieiden.  Preofs.  Jahrb.  Juli  1881.  G.  A.  1882,  No.  5.  Vgl  Ref.  Nationalxeitung  1881. 
No.  328— 34.  —  4)  Mag.  IV,  322  fr.  Thrall  schrieb:  Pictorial  hist.  of  Texas.  —  5)  Inter- 
nat rey.  1881.  —  6)  The  martyrdom  of  E.  P.  L.  233  S.  Chic,  Fergus,  1881.  Mag.  Vll, 
478.  S.  Xorlhup  schrieb:  TwoWe  ycars  a  slave  1881.  Hodge,  Essays  a.  reyiews  «ir 
Princeton  review  1879.  633  S.  Ma^.  III,  323  behandeln  unter  anderem  die Sklarenfrage  Tora 
religiösen  Standpunkt  —  7)  Ch.  North end  schrieb  Elihu  Burritt,  mit  einer  Auswahl  aus 
seinen  Schriften  und  Roden.  470  S.  12».  N.  Y.,  Appleton  (1879.  Mag.  V,  159.  W.  H.  Lee 
veröffentlichte  aus  d.  N.  Y.  gen.  a  biogr.  record.  Juli  1881.)  Reminiscences  of  the  early  life 
of  E.  B.     N.  Y.,  TroTf,  1881. 


Die  Vereinigten  Staaten  und  Brittisch-Nordamerika  1880—1381.  111,205 

liehe  Bestimmang.'  Ab^r  selbst  die  Demokraten  Wilmot  und  Brinckerboff 
beantragten  Ansscbliefsung  der  Sklaverei  ans  den  za  erwerbenden  Ge- 
bieten; dies  Wilmot -Proviso  wurde  1848 — 50  die  bedeutendste  Frage  der 
inneren  Politik.  Gegen  dasselbe  stellte  der  radikale  Theoretiker  der  demo- 
kratischen Sklavereifreunde  die  Behauptungen  auf:  die  Territorien,  hinsicht- 
lich deren  der  Eongrefs  die  volle  Gleichberechtigung  der  Einzelstaaten  nicht 
verkümmern  darf,  sind  gemeinsames  Eigentum  derselben.  Ein  Gesetz,  welches 
Bärger  gewisser  Staaten  hindert,  sich  mit  ihrem  Eigentum  —  natürlich  auch 
Sklaven  —  dort  niederzulassen,  würde  dies  thun.  Die  Aufnahme  eines 
Staates  darf  nur  an  die  Bedingung  republikanischer  Verfassung  geknüpft 
werden. 

Mit  grundsätzlicher  Zulassung  der  Sklaverei  in  den  Territorien  wäre 
diese  für  eine  nationale  Institution  erklärt  worden,  während  die  Bundesver- 
fassung sie  nur  als  lokale  Eigentümlichkeit  gewisser  Staaten  anerkannte. 

Benton,  obwohl  Demokrat,  nannte  diese  Forderungen  eine  Brandfackel 
und  erkannte  die  schwere  Gefahr  derselben  für  die  Union,  an  welcher 
übrigens  Calhoun,  wie  auch  die  während  seiner  Todeskrankheit  1850  ver- 
lesene Rede  bekundet,  mit  vollem  Herzen  hing.  Die  Whigs  hatten  im  Herbst 
1847  im  Repräsentantenhaus  statt  der  bisherigen  demokratischen  %  Mehr- 
heit eine  kleine  Mehrheit  gewonnen.  Die  Bundesschuld  war  um  fast  28 
Millionen  Dollar  gestiegen,  und  20  Millionen  Kriegskosten  sollten  durch  eine 
Anleihe,  Kaffee-  und  Theezölle  aufgebracht  werden. 

Der  Senat  wollte  die  1847  erfolgte  Organisation  Oregons  als  Territorium 
ohne  Sklaverei  nur  gegen  Einführung  derselben  in  einem  Teil  der  im  Frieden 
von  Guadelupe- Hidalgo  (2.  Febr.  1848)  erworbenen  Gebiete^)  genehmigen, 
wie  1845  der  freie  Staat  Jowa  nur  gegen  Aufnahme  Floridas  unter  der  Be- 
dingung, nicht  die  Sklaverei,  wohl  aber  die  Einwanderung  freier  Farbiger  zu 
verbieten,  zugelassen  war. 

Der  von  den  Whigs  aufgestellte  ehrliche  Held  des  mexikanischen  Krieges, 
General  Taylqr,  besiegte  van  Buren  und  Cass.  und  unterstützte,  obwohl  Sklaven- 
halter, mit  Eifer  jede  Mafsregel  des  Kongresses,  welche  widerstreitende  Inter- 
essen in  Harmonie  bringen  und  die  Fortdauer  der  Union  sichern  konnte. 
Er  hinderte  die  zur  Annexion  der  Sklavereigebiete  Cuba  und  Mittelamerika 
treibenden  Flibustierztige  und  nahm  den  von  Polk  in  der  Nacht  vor  dem  Be- 
ginn von  Taylors  Präsidentschaft  (3.-4.  März  1849)  erteilten  Befehl  zur  Aus- 
lieferung Neu-Mexikos  an  die  Sklaverei  zurück.  Im  Gegensatz  zu  seinen 
Vorgängern  übte  er  den  Grundsatz,  dafs  die  Ämter  der  siegenden  Partei  ge- 
hören, mit  Mafs.  Er  liefs  die  Californier  eine  Staatsverfassung  beschliefsen. 
wobei  sie  einstimmig  die  Sklaverei  verboten.  Erst  nach  einigen  40  Ab- 
stimmungen wurde  ein  Demokrat  Sprecher  des  Repräsentantenhauses,  dessen 
Parteigenosse  offen  aussprach,  der  Süden  habe  dem  Norden  die  Bedingungen 
zu  diktieren.  Es  kam  zu  den  skandalösesten  Auftritten,  die  v.  Holst  nicht 
hätte  übergehen  sollen,  weil  sie  natürlich  nicht  in  den  Akten  stehen. 

Ein  von  Clay  am  29.  Januar  1850  vorgeschlagenes  Kompromils  wurde 
in  seinen  einzelnen  Teilen  im  wesentlichen  in  diesem  Jahre  angenommen.  Daniel 
Webster,  der  göttliche  Daniel,  wie  ihn  seine  begeisterten  Verehrer  nannten, 
vertrat  fortan  als  gesinnungsloser  Advokat  mit  gewandter  Dialektik  das  von 
ihm   als  Sohn  von   Massachusetts   eifrig    bekämpfte    Interesse    der   Sklaven- 


1)  J.  S.  JenkiDs  sclirieb:  Hist.  of  the  war  betw.  Mcx.  a.  the  Uniy.  St  1881. 


in,206  XXm.    Y.  Kalckatein: 

barone. ')  Weil  eine  friedliche  Secession  unmöglich  sei,  welche  nach 
Jefferson  Davis'  Nachweis  wiederholt  anch  nördliche  Staaten  als  Recht  be- 
ansprucht hatten,  sollte  der  Norden  seine  verfassungsmäGsige  Pflicht,  flttchtige 
Sklaven  auszuliefern,  als  Ehren-  und  Gewissenspflicht  freudig  üben.  Ja 
Webster  suchte  gleich  den  Theologen  des  Südens  aus  der  Bibel  die  Sklaverei 
zu  rechtfertigen.  Dagegen  bekämpfte  J.  F.  Seward^)  mit  edlen  Worten  jedes 
Kompromifs.  Die  Verfassung  sei,  soweit  sie  mit  dem  Yolksbewufstsein  in 
Widerspruch  stehe,  toter  Buchstabe.  Die  Verpflichtung  zur  Sklavenjagd 
könne  nicht  gehalten  werden,  weil  das  Gewissen  sie  milJsbillige.  Taylor  ge- 
stattete eine  Konvention  zur  Organisation  Neu-Mexikos  als  Staat.  Sein  Tod 
am  9.  Juli  1850  räumte  ein  wesentliches  Hindernis  der  Sklavereiinteressen 
fort.  Sein  Nachfolger,  der  bisherige  Vicepräsident  M.  Fillmore  von  New  York, 
berief  Webster  zum  Staatssekretär.  Nach  den  nun  zustande  gekommeneu 
Gesetzen  entschied  das  Oberbundesgericht  Streitigkeiten  über  Sklaveneigentum 
endgültig.  Das  von  Kapp  so  genannte  Sklavenjagdgesetz  machte  die  Bundes- 
marschälle für  ihnen  wieder  entfliehende  Sklaven  haftbar,  deren  Unter- 
stützung mit  hohen  Summen  gebüfst  wurde,  und  prämiierte  die  Auslieferung. 

Die  steigende  Erbitterung  im  Norden  schädigte  die  Sache  der  Sklaven- 
halter. 

Scheinbar  vermittelnd,  in  der  Tliat,  um  trotz  des  Missourikompromisses 
der  Sklaverei  alle  Territorien  zu  öffnen,  stellten  Dickiuson  und  Cass  die 
Lehre  von  der  Nichtintervention  oder  der  sogenannten  Squattersouveränetät 
auf,  wonach  die  Territorien  hinsichtlich  aller  lokalen  Angelegenheiten,  auch  der 
Sklavereifrage,  souverän  sein  sollten.  Cass  hatte  sich  damit  die  demokratische 
Kandidatur  für  die  Präsidentschaft  verdient.  Den  gleichen  Erfolg  hätte  Davis*^) 
Vorschlag  gehabt,  die  Entscheidung  über  Sklaverei  oder  Ausschlufs  derselben 
den  sich  konstituierenden  Staaten  zu  überlassen.  Im  äufsersten  Fall  war  er 
jetzt,  wie  bei  den  Ausgieichsverhandlungen  vor  endgültiger  Secession  im  J. 
1860  bereit,  die  Verlängerung  der  Missourilinie  bis  zum  stillen  Ocean  zu- 
zugeben. Ein  Teil  der  Demokraten  des  oft  entscheidenden  New  York  forderte 
in  ihrem  Staat  Einschränkungen  und  Abstellung  der  schon  damals  furcht- 
baren Parteikorruption.  Die  Gegner  nannten  sie  Baruburners,  weil  sie  mit 
dem  Ungeziefer  das  Haus  verbrennen  würden.  Dem  Wilmotproviso  treu, 
hatten  die  Bamburners  den  geschickten  Intriguanten  van  Buren  als  Präsi- 
dentschaftskandidaten aufgestellt.  Den  von  W.  L.  Garrison^)  begonnenen 
Kampf  gegen  die  Sklaverei  führte  die  neugebildete  Freibodenpartei  mit  gröbe- 
rer staatsmännischer  Besonnenheit  fort.  Sie  hatte  znm  Schaden  ihrer  Sache 
van  Buren  angenommen,  da  er  im  Gegensatz  zur  Zeit  seiner  Präsidentschaft 
jede  Ausdehnung  der  Sklaverei  verwarf. 

Bestechung  mit  texanischen  Staatspapieren,  welche  erst  durch  Gewährung 
der  geforderten  Entschädigung  für  die  Gebietsansprüche  dieses  Staates  Wert 
erhielten,  förderte  den  Sieg  des  Südens.  Die  Beseitigung  des  Sklavenmarktes 
im  Bundesdistrikt  war  eine  freilich  Davis  als  schreiende  Verfassungsverletzung 
erscheinende  geringe  Entschädigung.  Aber  die  Bevölkerung  des  fast  um  die 
Hälfte  gröfseren   Gebietes   der  Sklavenstaaten  betrug   1850  nicht  9*/si    die 


1)  B.  F.  Tefft  flchrieb:  Lifo  of  Dan.  Webster.  12^.  Phil.,  Nisa.  —  2)  Von  Seward 
enrähneich:  Chinese  immigratioii.  Lond.,  1880.  —  3)  S.  nein  obiges  Werk.  —  4)  A.  John- 
son mit  Einleitung  von  G.  Whittior.  W.  L.  GarriRon  a.  bis  timo.  472  S.  Boet  Hier 
erwähne  ich:  £.  Mason,  L.  of  H.  Wilson,  author  of  tbe  rise  a  fall  of  the  slave  power.  16^ 
Bost  Lond.  1881. 


Die  Vereinigten  Staaten  und  Brittisch-Kordamerilca  1880—1881.  111,207 

des  freien  Nordens  13Vs  Millionen.  Dabei  zählten  die  H  Millionen  Sklaven 
bei  den  Wahlen  für  das  Repräsentantenhans  nnr  zn  ^5.  Es  gab  im  Norden 
bereits  1  900  000,  im  Süden  wenig  über  300  000  Einwanderer.  Der  Sflden 
verlor,  was  Davis  sich  vergeblich  bemüht,  dem  Schutzzollsystem  Schuld  zu 
geben,  fortwährend  an  Arbeitskräften.  Vom  Gesamtreichtum  von  2755 
Mill.  Dollar  (gegen  3186  des  Nordens)  betrug  der  Wert  der  Sklaven  1280, 
der  des  bebauten  Landes  nur  1117,  im  Norden  hingegen  bei  wenig  gröfse- 
rem  Umfang  2147  Millionen. 

Raabbau  verringerte  den  Wert  der  BaumwoHe,  und  man  bezog  selbst  Heu, 
Getreide,  Fleisch  und  Butter  aus  dem  Norden.  Sogar  die  Fabrikation  von 
Baumwollenwaren  und  Ackerbaugeräten  lag  danieder.  Aus  dem  eleganten 
Charleston  war  die  Dampfkraft  ausdrücklich  verbannt.  Obwohl  Südcarolina 
die  ersten  gröfseren  Bahnen  gebaut  hatt«,  kamen  im  Norden  auf  den  Kopf 
18  mal  mehr.  Trotz  der  Bemühnngen  von  Cassius  M.  Glay  gab  es  im  Süden 
nicht  600  000  Schüler  gegenüber  2^/4  Millionen  im  Norden.  Fast  Vio  der 
freien  Weifsen  konnte  nicht  lesen  und  schreiben,  im  Norden  nicht  Vso, 
meist  Einwanderer. 

Die  kleinen  Bauern  ohne  Sklaven  —  z.  B.  Lincolns  Vater  —  wanderten 
aus  oder  sanken  fast  zur  Kulturstufe  der  Indianer  herab.  Seward  sagte  mit 
Recht  voraus:  Alle  Mafsregeln  zur  Stärkung  der  Sklaverei  beschleunigen  ihr 
Ende.  Der  Fluch  der  Sklavenarbeit  liefs  im  Süden  den  Segen  freier  Arbeit 
nicht  aufkommen. 

Hervorragende  Männer  schrieben  Biographieen  mehrerer  in  diesem  Zeit- 
raum 1845 — 52  gestorbener  bedeutenden  Männer,^)  wie  J.  Quincy  Adams, 
Gallatin,  Clay,  Webster.  J.  Hodgson  beleuchtete  in  einer  politischen  Ge- 
schichte des  Südwestens  den  Ursprung  der  Secession. ') 

Newburyport  feierte  seinen  hervorragenden  Bürger,  den  Demokraten- 
führer Caleb  Cushing, 3)  Phebe  A.  Hannaford ^)  und  A.  Marals  Lincoln^) 
P.  W.  Chander  dessen  tüchtigen  Parteigenossen,  Gouverneur  Andrew 
von  Massachusetts.^)  Ch.  C.  Jones  stellte  die  Dienste  des  Commodore 
J.  Tattnall,  namentlich  in  Mexiko,  China  und  im  Secessionskrieg ^)  dar, 
Reaves  mit  einer  Einleitung  von  C.  M.  Clay  W.  S.  Harneys  Thaten  im 
mexikanischen  und  Secessionskrieg.®)  A.  Bouchers  Geschichte  des 
letzteren*)  vermag  Referent  nur  zu  erwähnen.  Lincolns  Privatsekretär  J.  G. 
N  i  CO  lay  schilderte  den  Ausbruch  des  Kampfes,  M.F.Force  die  Kämpfe  im 
Westen  vom  Fort  Henry  bis  Corinth.  A.  S.  Webbs  Schilderung  von  Mc. 
Clellans  gescheitertem  Halbinselfeldzug  und  J.  C.  Ropes  Darstellung  der  Heer- 
iiihrung  Popes^^)  berühren  sich  mit  Mangold. 

Dieser  schilderte  als  Fortsetzung  eines  von  ihm  umgearbeiteten  ersten 


1)  Memor.  biogr.  of  the  New  Engl,  hist  gen.  soc.  Y.  I.  535  S.  Bost,  1880.  Über 
einen  dieaer  GesellBchaft  angehörigen  Historiker  schrieb  Th.  C.  Amory,  Mem.  of  J.  W. 
ThoniÄon.  20  S.  Bo«t,  1879.  Mag.  VH,  157  u.  IV,  240.  —  2)  Cradle  of  the  confederacy. 
12»  Montgomery,  London,  1880.  —  3)  A  memor  of  C.  C.  178  S.  Newburyport,  1879. 
Hier  erwähne  ich !  Sarah  AEmery  Reminiscences  of  a  nonagenarian.  ebda.  1879.  Hose.  Mag. 
VII,  478.  —  4)  A.  Lincoln.  Bost.,  Lothrop,  1881.  12«  —  5)  A.  Lincoln.  Par.,  Martin. 
320.  155.  —  6)  Mem.  of  govem.  Andrew.  16®.  298.  Bost,  Roberts,  1880.  —  7)  The 
1.  and  sery.  of  comm.  J.  T.  255  n.  4.  Savannah,  Moming  newa  print.  house,  1878.  —  8)  The 
1.  and  aerv.  of  general  W.  S.  H.  470  S.  S.  Louis,  Bryan,  Brand.  —  9)  La  gaerre  civ.  des 
etata  unis.  3.  u.  4.  Bd.  Par.*,  Gervais,  1881.  —  10)  Carapaigns  of  the  civ.  war.  12\  4  Bde. 
N.  Y.,  Scribner,  Lond.  Vgl.  Nation  1881,  17.  Nov.  Unter  Leitung  des  Kriegsministeriuma 
kompilierte  R.  S.  Scott',  The  war  of  rebellion  Wash.  1880  ff.  Ser.  I.  Ferner  erwähne  ich: 
Mang  S.  Robinson,  The  Am.  conflict.     3  Bde.     16^.     N.  Y.  Lond.,  1880. 


ni,208  XXIU.   V.  KalckBtein: 

Bandes  einer  Geschichte  des  Secessionskrieges  zunächst,  anter  guter  Ver- 
wertung reichen  Materials  unparteiisch  und  mit  Sachkenntnis,  die  Kämpfe  in 
Nordvirginien  im  August  1862.  Im  Eingang  wird  die  Neuorganisation  des 
fast  vollkommen  aufgelösten  Unionsheeres  durch  Mc.  Clellan  und  sein  durch 
zu  grofse  Bedenklichkeit  und  Langsamkeit  gescheiterter  Zug  von  der  virgi- 
nischen  Halbinsel  gegen  Richmond  berührt.  ^)  Vielleicht  ist  nicht  genug  her- 
vorgehoben, dafs  die  zahlreichen  jüngeren  Söhne  von  Pflanzern  unter  den 
Offizieren  und  die  gröfseren  militärischen  Qualitäten  der  südlichen  Aristokratie 
den  Eouföderierten  grofseu  Vorteil  brachten.  Nicht  nur  (Stonewall)  Jack- 
son^) nnd  der  Reitergeneral  Stuart  mit  seinem  tüchtigen  Generalstabsoffizier 
Graf  Borcke  sowie  der  Oberfeldherr  Lee  waren  den  anfangs  mafsgebenden 
Unionsgeneralen  überlegen-,  auch  die  zusammengerafften,  wenngleich  viel  zahl- 
reicheren Milizen  des  Nordens  konnten  der  Marschföhigkeit  von  Jacksons 
Tufskavallerie'  und  Stuarts  Reitern  nichts  gleiches  zur  Seite  stellen.  Der 
Gegensatz  des  Kriegsministers  Stanton  und  des  Mc.  Clellan  folgenden  Ober- 
befehlshabers Halleck  gegen  ersteren  und  die  gleich  ihm  demokratisch  ge- 
sinnten Unterbefehlshaber,  namentlich  J.  Fitz  Porter,  trug  zu  den  Nieder- 
lagen bei  Manassas  Junction  unweit  des  Bull  Run  und  von  ChantiUj 
wesentlich  bei. 

Der  unfähige  Pope  ^)  sah  in  Jacksons  Umgehungsbewegung  einen  Rück- 
zug und  bemerkte  den  Anmarsch  Lees  mit  dem  feindlichen  Hauptheer  nicht. 
Viele  Generale  und  ein  grofser  Teil  der  Milizen  hatten  zur  Oberleitung  kein 
Vertrauen.  Porter  sollte  am  29.  August  Jackson  in  die  Flanke  fallen,  war 
aber  von  dem  mehr  als  doppelt  überlegenen  Leeschen  Korps  Longstreet  be- 
droht und  konnte  den  ihm  erst  nach  Sonnenuntergang  zugehenden  Befehl  zum 
Angriff  nicht  mehr  ausführen,  schlug  sich  jedoch  am  29.  und  30.  ausgezeich- 
net, gleich  den  nördlich  kämpfenden  Korps,  unter  ihnen  Heinzelmann  und 
Sigel  und  dessen  Divisionsgeneral  C.  Schurz. 

Durchaus  ungerecht  wurde  Porter  nach  oberflächlichem  parteiischem  Ver- 
fahren für  immer  als  unfähig  zu  einem  Amt  der  Union  erklärt,  aber  durch 
die  1878  von  Hayes  bewilligte  Revision  des  Verfahrens  glänzend  gerecht- 
fertigt. 

L.  Farraguts  Leben  seines  Vaters  D.  G.  F.,*j  des  bedeutenden  Ad- 
mirals,  sind  ein  Tagebuch  nnd  Briefe  eingefügt. 

F.  E.  Clarks  Leben  W.  E.  Harwards^)  aus  Maine  ist  ein  kleiner 
Beitrag  zur  Geschichte  des  Secessionskrieges. 

H.  E.  Hayden  stellte  die  Verwendung  explosiver  und  vergifteter  Flinten- 
und  Gewehrkugeln  durch  die  Konföderierten  <^)  in  Abrede. 

Palfrey  behandelte  unter  strenger  Beurteilung  Burnsides  die  Kämpfe  bei 
Antietam  und  Fredericksburg, ^)  Th.  A.  Dodge  den  bei  Chancellorsville  filr 


1)  The  peninaular  campaign  of  Mc.  Clellan  in  18G2.  1.  Bd.  Bost,  1880.  —  2)  Der  von 
J.  W.  Jones  besprochene  Verrat  der  Pläne  Stantons  an  die  Konföderierten  im  Mai  oder 
Juni  kommt  auch  in  Betracht.  South  hist.  soc.  papers  VII.  —  W.  Allan  schrieb:  Jackson, 
Hist.  of  the  camp,  of  gen.  in  the  Shenandoah  valley.  H.  1-2.  Phil.  Lond.,  1880.  —  3)  0. 
H.  Oordon  schrieb:  Uist  of  the  camp,  of  the  army  of  Virg.  und  J.  Pope  fr.  Cedar  Moun- 
tain to  Alexandria.  Bost.  XIV,  498  u  J.  W.Jones  vom  Standpunkt  der  Konföderierten:  Army 
of  North.  Virg  memoria)  hist.  voIume.  Hichmond,  1880.  547  S.  Ob.  C.  Jones  veröffent- 
lichte Oration  on  the  occaa.  of  the  unveiling  of  the  eonfed.  monument  in  Angusta  Georg. 
3  S.  Mag.  III,  74,  V,  476.  -  4)  The  J.  of  D.  O.  F.  586  S.  N.  Y.,  Appleton,  1879.  Mag. 
V,  154.  —  5)  L.  of  W.  E.  H.  176  S.  12".  Portland,  1879.  Hoyt,  Fogg  a.  Denham.  — 
6)  A  refutat.  of  the  charges  made  ag.  the  conf.  st.  etc.  13  S.  Richm.,  1879.  Mag.  V,  391. 
—  7)  The  Antietam  a.  Fr.  vgl.  Nation  22.  Febr.  1882. 


Die  Yeremigten  Stuten  und  Brittiach-Koxdamerikft  1S80— 1S81.  I[I,20Ö- 

die  Union  siegreich  endenden  pennsylvanischen  Feldzag, ^)  Admiral  Porter  den 
namentlich  vom  Süden  geschickt  geführten  Torpedokrieg,*)  J.  St.  Johns  ton 
das  Treffen  hei  New  Market  im  Shenandoahthal  1864  ^)  dar.  Aach  wnrden  die 
Geschicke  des  eifrig  anionistischen  Marietta  coUege  im  Kriege  behandelt.^) 
H.  W.  Johnson  schrieb  über  General  G.  H.  Thomas,^)  S.  A.  Broason  über 
J.  Sherman,«)  T.  A.  Billard  über  den  befreandeten  B.  F.  Bntler.^) 

Gerühmt  wird  Bade  ans  militärische  Geschichte  Grants  im  Secessions- 
kriege,®)  dessen  Weltreise  J.  M.  Keating,^)  L.  T.  Remlap  and^®)  J.  R 
Young  schilderten.'^)  Die  biographische  Skizze  Grants  Ton  seinem  Partei- 
genossen J.  L.  Swift ^^)  wird  anerkannt 

R.  Döhn^S)  behandelte  die  nenesten  Phasen  der  Geschichte  der  Ver- 
einigten Staaten,  die  Zeit  von  1869—81,  mit  der  durch  zwölQährigen  Anfent^ 
halt  im  Lande  und  Beteiligung  am  politischen  Leben  in  der  Legislatur 
Missooris  gewonnenen  Kenntnis  der  Verhältnisse  und  anbefongenem  Urteil, 
unter  Hervorhebung  des  Anteils  der  Deutschen  an  der  dortigen  Entwickelung. 

Cucheval  Clarigny  ^^)  gab  einen  unparteiischen  Oberblick  der  Verwal- 
tung Hayes'  and  der  Wahl  Garfields,  dessen  tragisches  Ende  die  Zahl  der 
ihm  gewidmeten  Biographieen  naturgemäfs  steigerte.  F.  H.  Mason,^^)  welcher 
während  des  Secessionskrieges  in  Qarfields  Stab  diente,  giebt  Auszüge  aus 
seinen  Reden,  Mitteilungen  über  die  Sicherung  des  östlichen  Kentucky  für 
die  Union  (Anfong  1862)  und  Garfields  Thätigkeit  als  Generalstabschef  der 
Gumberlandarmee  unter  Rosecranz.  Nicht  ohne  Verdiensie  ist  G.s  populäre 
Biographie  von  J.  M.  Bundy.  ^^)  J.  D.  Mc.  Gabe  ^^  giebt  zahlreiche  Aus- 
züge ans  G.S  Reden  und  Denkschriften  und  eine  SMzze  des  Lebens  seines 
Nachfolgers  Arthur. 

Garfields  demokratischem  Gegenkandidaten  W.  Sc.  Hancock  widmeten 
A.  T.  Friedas)  und,  eingeleitet  durch  F.  0.  Prince,  T.  E.  Goodrich 
Biographien,^^)  E.  Sp6ncer  unter  Einfügung  von  Reden  dem  demokratischen 
Senator  von  Delaware  in  den  Jj.  1869—80,  Th.  F.  Bayard.«^)     Zahbreich 


1)  The  campaign  of  Ghancellonville.  Bost.,  Osgood,  1881.  —  2)  North  American  reyiew. 
Sept  Okt  1878.  —  3)  South,  hist.  aoc.  papers  Juni  1879.  —  4)  Marietta  coli,  in  the  war 
of  seceas.  96.  Ginc,  1878,  R.  G.  Thompnon.  —  5)  Mem.  of  maj.  gen.  G.  H.  Th.  Phil., 
Lippincott,  1881.  Uior  erwähne  ich:  Q.  W.  Bailey,  A  private  chapter  of  the  war.  1861 
—5.  S.  Louis.  Vn,  271.  8«.  ~  6)  J.  Sherman.  Golumbus  (Ohio).  12»  272.  —  7)  Lifo  of 
B.  F.  Butler.  12<».  202.  Bost,  Lee  Shepard,  1879.  Hag.  Y,  150.  —  8)  MiUt  hist  of  U.  A. 
Grant.  Lond.,  Sampson  Low.  3  Bde.  N.  T.,  Appleton,  1881.  Vgl.  Westminster  rey.  GXXI, 
263.  Athen  2.  JuU  1881.  —  9)  With.  gen.  Grant  in  the  east  12«.  PhU.  —  10)  Gen.  U. 
8.  Gr.  tour  around  the  world.  16^  394.  Ohic,  1879,  Fairbanks.  Mag.  Y,  232.  —  11)  Aronnd 
the  World  with  gen.  Gr.  —  12)  About  Grant  16«.  206.  Bost,  1880.  Mag.  YI,  286-  — 
13)  Beitrage  z.  Gesch.  d.  nordamerikanischen  Union.  L  Bd.  YIII,  328.  Leips.,  Gmnow,  1881. 
Dohn  schrieb  auch  in  Unsere  Zeit  1881,  375  ff.  über  die  Präsidentenwahl  von  1880,  welche 
die  anonyme  Erörterung:  Amerikanisches  Parteiwesen  in  den  Hi8toriach-i>oIit  Blatt.  86,  113  fL 
reranlaCste.  Hierher  gehören  Proceedings  of  the  republ.  national  conyention  at  Chicago.  Chic., 
Jeffery,  J.  Brucker.  Chief  polit  parties  in  the  U.  St.  Milwankee.  —  14)  Bey.  des  deox 
mondes  43^44.  1881.  —  15)  The  1.  a.  publ.  sery.  of  J.  A.  Garfield.  12®.  134.  London, 
Trübner,  1881.  —  16)  The  1.  of  J.  A.  G.  16».  239.  N.  Y.,  Barnes,  1880.  Eine  andere  Auf- 
gabe: The  national  hero.  300  S.  N.  Y.  Lond.  1881.  —  17)  Unser  Märtyrer-Präsident  PhiL 
Chic.  St.  Louis,  Atlanta.  Xat.  publ.  congr.  627.  Femer  erwähne  ich  Predigten  yon  H.  W. 
BellowB  Before  a.  aft.  the  death  uf  the  presid.  N.  Y.  Lond.  M.  Cohen,  Garfield  souyenira. 
Seeger  u.  Thiorsch,  Uns.  Märt-Pras.  Ncwark,  1881.  F.  T.  Gammon,  The  canal  boy 
whobecamo  president.  150.  Lond.  Partridge.  E.  Kirke,  L.  of  G.  with  extracis  fr.  his  speechea. 
4^  64.  N.  Y.  u.  B.  A.  Hinsdale,  The  republ.  textbook  for  camp,  of  1880.  N.  Y.  216. 
—  18)  L.  a.  publ.  sery.  of  W.  Sc.  Hancock.  Chic.  12».  IV,  74.  —  19)  The  1.  a.  seryices  of 
W.  Sc.  Hancock.  375.  12°.  Bost,  Leo  Shepard.  Mag.  VI,  317.  —  20)  An  outline  of  thd 
publ.  1.  a.  sery.  of  Th.  F.  Bayard.     K.  Y.,  Appleton.   VI,  313. 

Historische  Jahresberichte.    1881.    III.  14 


ni,210  YXlTL   T.  Ktlckitein: 

Bind  die  in  den  Vereinigten  Staaten  herkömmlichen  Memorial  adresses  f&r 
verstorbene  Senatoren,  Abgeordnete  and  Beamte,  anter  denen  ich  den  Ver- 
treter von  Texas  6.  Seh  leiden  i)  and  den  Pennsylvanier  J.  A.  Small  her- 
vorhebe, dessen  Ahne  Graf  Schmnll  (sie)  aas  der  Gegend  von  Todesberg 
(wohl  Godesberg)  eingewandert  war.') 

Es  erschien  eine  Art  Staatshandbach  für  1881.^)  W.  S aander s  schil- 
derte die  Vereinigten  Staaten  im  J.  1877  —  78  in  popol&rer  Weise.*)  Von 
Ratzeis  vortrefflichem  Werke  über  die  Ver.  St.^)  erschien  der  zweite  Band. 
Reisewerke  sind  za  erwähnen  von  M.  v.  Thielemann, ^)  W.  G.  Marshall, ^) 
E.  V.  Hesse  Wartegg,®)  welcher  Udo  Brachvogel,  Boet  Harte  and 
Theodor  Eirchhoff  heranzog.  P.  Day  schrieb  tlber  Leben  and  Gesell- 
schaft in  Amerika.  Von  hoher  Bedeatang,  namentlich  für  die  Kenntnis  der 
wirtschaftlichen  Entwickelang  der  Vereinigten  Staaten,  sind  die  von  G.  Wil- 
son veröffentlichten  Jahresberichte  der  Handelskammer  von  New  York.') 
H.  W.  Richardson  schrieb  über  die  Nationalbanken.  Nachträglich  ist  v. 
Stndnitzs  wertvolles  Werk  über  ^Nordamerikanische  Arbeiterverhältnisse' 
zn  erwähnen.  10)  S.  Sampleton  veröffentlicht  seine  Übeln  Erfahrangen  als 
amerikanischer  Eonsal  hinsichtlich  des  Eonsalatswesens  der  Verein.  Staaten,  ^^^ 
ein  Anonymus  wandte  die  Monroedoktrin  auf  den  Panamakanal  an«^') 
ein  anderer  schilderte  das  Leben  der  Trappen  an  der  Indianergrenze.  ^^) 

Graf  Airlie  schrieb  über  die  Ver.  St  als  Feld  für  landwirtsch.  Ansied- 
ler, i*)  Barnes  üb6r  die   letzten  Aasstellangen,  aach  die  in  Philadelphia.^^) 

Inspektionsreisen  Sheridans  im  Yellowstonegebiet  and  Shermans  an 
der  damals  1877  im  Baa  begriffenen  Nord  Pacificbahn  ^^)  geben  über  die 
betreffenden  Landschafben  Aniischlafs. 


1)  Mem.  addr.  on  the  1.  of  G.  Schieiden.  Wuh.,  1880.  86.  4<».  —  2)  Mem.  of  J.  A.  Smvll. 
50.  HaxTiaburg,  Hart,  1881.  Ferner  Proceedings  of  the  legislatare  of  Penns.  on  the  death 
of  W.  Bigler.  83.  Ebend.  1881.  Proc.  of  the  ser.  on  the  death  of  Ch.  H.  Paulson.  21. 
Ebend.  1881.  B.  W.  Beetes,  Mem.  addr.  on  the  death  of  W.  Hall.  Papers  of  the  hist 
Boc  of  Delaware.  60.  Wilmington,  1879  n.  Mem.  addr.  np.  the  death  of  M.  M.  Michael. 
Philad.,  Sherman.  16.  1879.  Mag.  XII,  326  n.  592.  Ch.  H.  Hart,  A  diacoorse  oommemoraÜTe 
of  the  1.  a.  serr.  of  W.  B.  Lawrence.  Phil.,  Stern,  1881  aiu  PennsylTania  monthly  Juni  1881. 
Mem.  addr.  on  A.  S.  Williams  repr.  of  Michigan.  A^.  102.  Waah.,  1880.  Mem.  addr.  on 
the  1.  a.  char.  of  B.  Douglas.  Wash.,  1879.  Proceed.  of  the  sen.  a.  obituary  address  on  the 
death  ofW.Ellish.  Harrisb.,  1881.  Mem.  addr.  on  the  l.a.  char.  ofJ.  Har tri dge.  WaBh.,1879. 

4^.  M.  a.  0.  Hongton.  Wash.,  1880   4®.  Proceed.  of  the  sen on  O.  D.  Jackson.  Harrisb., 

1881.     Mem.  addr.  on  A.  Morrison  Lay.   Wash.,  1881.   4^  Mem.  addr J.  Chandler. 

Wash.,  1880.     M.  a. B.  Clark.  W.,  1881.  4«.  —  3)  Official  regist  of  the  U.  St,  con- 

taining  a.  list.  of  otfic.  a.  employes  in  the  civ.  mil.  a  nayy  serr.  on  the  1  st  of  jaly  1881.  L 
l^slai.  a.  execnt.  departm.  II.  jnst  off.  4^.  Wash.  —  4)  Throngh  the  light  contiaent  Lond., 
Par.  N.  T.  Cassell,  Petter,  Galpin,  1879.  XI,  415.  —  5)  D.  Yer.  St  1880.  —  6)  Vier 
Wege  durch  Amerika.  Leipz.,  1879.  —  7)  Through  America.  2^  ed.  384.  Lond.,  White.  — 
8)  Kord- Amerika,  s.  Städte  u.  Naturwunder  u.  s.w.  Leips.,  1880.  4^  N.  H.  Bishop,  £n 
canot  de  papier  de  Quebec  au  golfe  de  Mex.  tr.  p.  Hephele.  Par.,  1879.  Zschokke, 
Nach  Nordam.  n.  Can.  WÜrzb.,  1881.  —  9)  22^  annual  report  of  the  corpor.  of  the  Chamber 
of  comm.  of  the  state  of  N.  Y.  for  1879  —  80.  243.  Press  of  the  ch.  of  c.  1880.  Mag.  V, 
230  ff.  —  10)  Leipz.,  1879.  426  u  119  S.  Quellenbeilagen.  —  11)  Adventures  of  a  oonsul 
abroad  270.  12<^.  Bost,  Lee  Shepard,  1878.  Mag.  Y,  149.  »  12)  The  interocean  canal  a.  the 
Monroe  doctr.  18.  16«.  N.  Y.,  Putnam,  1880.  Mag.  VI,  397.  —  13)  Army  sacrifice.  32«.  N.T., 
Tan  Nostrand,  1879.  Mag.  V,  156.  Übertreibende  Satire  ist  D.  M.  Greone,  Ladies  a  offic  of 
the  U.  St  232.  12^.  Chic,  centr.  pnbl.  comp.  Mig.  V,  473.  —  14)  Nineteenth  cent  IX,  292  ft 
—  15)  Internat  exhibitions,  ans  Internat  re?.  Mag.  V,  896.  —  16)  Beport  of  inspection  made 
in  the  summer  of  1877  b.  P.  H.  Sheridan  a.  W.  T.  Sherman  Wash.  gOT.  print  off.  187a 
110  S.  10  Karten.  Eine  der  jüngsten  Städte  der  Kttste  des  stillen  Meeres  betrifft  Choirs 
pioneer  a.  directory  of  the  city  of  Seattle  PittsTille      12».     128.    Mag.  IV,  479. 


Die  Voreinigten  Staaten  nnd  BrittiBck-Nordamerika  1880—1881.  111,211 

Gerühmt  wird  J.  Tfa.  Scharfs  Geschichte  von  Maryland,  i)  Aber  die 
dortige  Grafschaft  Gecil  schrieb  Johnston.*) 

Th.  Slaaghter  verfafste  die  Geschichte  von  Bristol  in  yirginien,^) 
J.  W.  Moore  eine  unparteiische  Geschichte  von  Nordcarolina;*)  J.  A.  Le- 
land  sachte  die  herrschende  Anschauung  über  die  geheime  gewaltthäüge 
Verbindung  Enklux  Clan  in  Südcarolina  zu  widerlegen.^) 

Es  erschien  eine  neue  Ausgabe  von  S.  Laniers  Werk  über  Florida,*) 
eine  Geschichte  des  dortigen  Hauptortes  S.  Augustine  von  W.  W.  Dew- 
horst^)  W.H.Whitmore,8)  S.Roads,»)  J.Merrill,!«)  J.F.Stairns,") 
S.  F.  Smith  ^*)  und  Mc.  Donald  ^s)  waren  für  Massachusetts  I^okalgeschichte 
thätig,  während  H.  B.  Robinson  i*)  den  Anteil  desselben  an  der  Bewegung 
f&r  das  Frauenstimmrecht  darstellt. 

Von  Ch.  Cowleys  Biographie  des  hochbegabten  Industriellen  J.  C.  Ayer  und 
Geschichte  der  von  demselben  begründeten  gleichnamigen  Stadt  in  Connecticut^^) 
erschien  die  dritte  Auflage.  Ch.  B.  Todd  ist  der  Historiograph  des  dort  gelege- 
nen Redding.  *^)  E.  R.  Ell  well  berührte  in  der  Geschichte  Arroostocks  und 
der  benachbarten  Kolonie  New  Sweden^'O  einen  1842  friedlich  erledigten  Streit 
um  die  Grenze  von  Maine  und  Canada.  A.  W.  Corliss  beschäftigte  sich  mit 
dem  in  ersterem  gelegenen  North  Yarmonth  und  der  Nachbarschaft  ^^)  S-  T. 
Worcester  verfafste  eine  Geschichte  von  Hollis  in  New  Hampshire.^*) 

J.  F.  Hege  man  schrieb  über  Princeton  in  Pennsylvanien  und  seine  Ein- 
richtungen, *^)  einen  Hauptsitz  der  Presbyterianer  mit  ansehnlicher  Universität,  A. 
B.  Hamilton  über  das  gleichfalls  dort  gelegene Middletown.*^)  G.  S.  Conover 
gab  Beiträge  zur  älteren  Geschichte  von  Geneva  im  Staat  New  York.  •*) 

F.  W.  Miller  bietet  in  seiner  Schrift  über  Cincinnatls*^)  Anfänge  bis- 
her unveröffentlichte  Urkunden,  J.  Gillespie  schrieb  über  die  ersten  Zeiten 
von  Ulinois  und  die  hervorragenden  Männer  derselben,*^)  Gouverneur  Rey- 
nolds eine  Geschichte  dieses  Staates,'*)  J.  N.  Arnold  und  W.  B.  Ogden 
über  die  Anfänge  des  grofsen  Handelsmittelpunktes  Chicago.'^)  C.  R.  Barns 
gab  Switzlers  illustrierte  Geschichte  von  Missouri  heraus.*^) 


1)  Bist,  of  Maryland.  3  Bde.  Bali,  1879.  Mag.  IV,  314  ff.  Kation  18.  Man  1888.  ~ 
2)  Bist,  of  Cecil  coantry.  Vgl.  Nation  2.  Fobr.  1882.  —  3)  A  liist  of  Bristol  parish.  2d  ed. 
Richm.,  1879.  Bandolpb,  Englisb.  Mag.  V,  233.  Manro  scbrieb  Tbe  bist  of  Bristol.  Rh.  lal. 
396.  ProYid.,  1880.  Mag.  VU,  75.  Nation  23.  März  1881.  —  4)  Hiat  of  N.  Car.  XXI,  495 
u.  530,  a.:  Scbool.  bist,  of  N.  Car.  fr.  1854  to  1879.  Raleigb,  VITilliams,  1879.  Mag.  Y,  471  a. 
159.  —  5)  J.  A.  Toice  fr.  S.  Car.  12^  231.  Cbarleston,  1880.  Hier  erwähne  ich:  The  yearbook 
of  tbe  city  of  Cbarleston.  380.  1881.  —  6)  Florida.  12<>.  282.  Phil.,  Lippinoott,  1881. 
Mag.  VII,  475.  —  7)  Tbe  bist  of  St.  Augnstine.  24«.  182.  N.  Y.,  Potnam,  1881.  Mag.  VII, 
476.  —  8)  Tbe  graye  yeards  of  Boston.  416.  Alb.  Mansell,  1878.  Mag.  HI,  79.  ■—  9)  Bist 
a.  traditions  of  Marblebead.  Bost.  Lond.  1880.  — 10)  Bist,  of  AmesbiLry.  459.  Am.,  John- 
son, 1880.  Mag.  VII,  237.  W.  L.  P.  Qoddard  gab  heraus:  Worcester  soath  chronidea.  66. 
—  11)  Bedford  sesqaicentemial  celebration.  Bost.,  1879.  Estes  Lauriai  Mag.  Y,  890.  — 
12)  Bist,  of  Newton.  851.  Bost.,  1880.  Am.  logQtype  comp.  Mag.  VI,  395.  —  IS)  Old 
Coppshill  burial  groand.  28.  Boat^  Williams.  Mag.  IV,  473.  —  14)  Mass.  in  the  women  snffir. 
rooTement  12°.  Bost.  Lond.  1881.  —  15)  Reminiscence  of  J.  C.  Ayer.  156.  Lowell  Penhallow 
1879.  Mag.  VI,  237.  —  16)  Tbe  bist,  of  Bedding  (Cam).  N.  T.,  Gray  Scribner,  1880.  Mag. 
V,  467.  —  17)  Arroostock.  Portland  Transcript,  print  comp.  1878.  50.  Mag.  V,  70.  — 
18)  Old  tiraes  V.  B.  396.  Yarmonth  (Maine),  1879.  Mag.  Y,  70.  —  19)  Bist,  of  the  town 
of  Bollis  393.  Bost.,  WiiHams,  1879.  Mag.  lY,  78.  —  20)  Princeton  a.  its  institutions.  2  Bde. 
359  n.  449.  Phil.,  Lippincott,  1879.  Rev.  bist.  XIII,  376.  Mag.  lY,  235.  -  21)  Middletown 
or  Sraetana  47.  Barrisburg,  1879.  Mag.  Y,  473.  —  22)  Supplement  of  early  bist  Qeneva. 
Gen.,  1881.  —  23)  Cincinnatis  beginnings.  Cinc,  Thomson.  IX,  235.  Beiträge  aar  Geschichte 
Chi  OS  yeröflfenüicbton  die  Western  reserve  a.  north  Ohio  bist.  soc.  pampblets  Cleveland  1879. 
Mag.  VI,  74,  Y,  39.  —  24)  RecoUections  of  early  Illinois  1880.  Chic.  50.  —  25)  Bist  of 
lllinoia   315.    Chic,   bist  soc.,   1879.    —    26)  Ekrly  days  in  Chicago.    Chic,  Fergna.     Bier 

14* 


ln,212  XXTTT.   T.  Kaickttein. 

F.  A.  Tenney  und  D.  Atwood  stellten  die  ersten  Jahre  Wisconsins 
bis  1848  and  das  Leben  der  Begründer  seiner  Verfassung  dar.  i) 

A.  A.  Hayes  schrieb  über  NeiT  Colorado,')  J.  Todd  gab  eine  neue 
Ausgabe  seines  Buches  über  Galifornien.  ^)  G.  W.  Bailey  ist  Verfasser  eines 
amtlichen  Berichts  über  Alaska.^) 

Sehr  zahlreich  sind  die  genealogischen  und  familiengeschichtlichen  Werke.^) 
R.  R  Anderson  gab  eine  biographische  Skizze  über  L.  C.  Draper.^ 

Nachträglich  erwähne  ich  die  Veröffentl.  a.  d.  Eongrefs/)  den  Bericht 
der  Eüstenvermessung  der  Ver.  St.  ^)  und  das  Verzeichnis  von  Karten,  Plänen 
und  Ansichten,  veröffentlicht  von  dem  hydrogr.  Amt^) 


XXIV. 
J.  Hennann. 


Allgemeines.  Kulturgeschichte.  Nachträge. 

Die  allgemeine  deutsche  Biographie  ist  von  Lief.  57 — 61  weiter  ge- 
diehen, Herbsts  verdienstvolle,  brauchbare  Encyklopädie  von  Lief.  6 — 10 
(Übergang  über  die  Beresina  —  Treffen  bei  Duttlingen  24.  November 
1643).  Die  Artikel  sind  in  der  Regel  nicht  länger,  als  Konversationslexi- 
kalische,  aber   für  Historisches  zuverlässiger  und   —  soviel  wir  sehen  — 

erwähne  ich  Chicago  iUnstrated  1820—80.  Chic.  Lond.  1880.—  27)  Illofitr.  hist  of  Minoiiri 
St  Louis.  XYI,  601.  1879.  —  1)  Memor.  rec.  of  the  faihen  of  WiBConnii.  16<».  400. 
KadiBon  Atwood  1880.  Mag.  VI,  75.  Ebenda  enchienen  Reports  a.  coUections  of  the 
State  hist  soc.  of  Wisc.  for  1877—9.  Y.  VUI,  571.  1879.  Mag.  V,  233.  —  2)  New 
Colorado.  N.  Y.  Lond.  1880.  —  3)  California  a.  its  wonders.  12^  194.  —  4)  Report 
apon  Alaska.  Wash.,  goy.  print  off.  1880.  —  5)  L.  A.  Morison,  The  hist  of  the 
Morison  or  Morrison  fam.  Boaton,  1880,  Williamson.  Mag.  VII,  393.  W.  H.  Harwood, 
A  geneal.  hist.  of  the  Harwood  families.  12^.  33  S.  Potsdam,  N.  Y.,  1879.  Bigelow.  Mag. 
Y,  74.  Ch.  Wells  Hayes,  W.  Wells  of  Southold  and  his  descendents  1638—1878.  300  S. 
Baffalo.  Baker  Jones  a.  C.  1878.  Mag.  V,  71.  R.  Wynkoop,  Wynkoop  geneal.  2d  ed.  1878. 
N.  Y.  Wynkoop  a.  Hallenbeck.  130  S.  Mag.  Y,  72.  J.  W.  Porter,  A  geneal.  of  the  des- 
cend.  of  R.  Porter  etc.  344  S.  Bangor,  1878.  Barr  a.  Robinson.  Mag.  Y,  151.  J.  Qreen- 
wood,  A  geneal.  statement  of  the  Clarke  fam.  of  Bost  8  S.  N.  Y.,  1879  aus  dem  N.  EngL 
hist  and  geneal.  regist  1879.  H.  H.  Tilley,  Gen.  of  the  Tilleys.  Newyork.  Sambom,  1878. 
79  S.  Mag.  lU,  591,  ygl.  514.  W.  S.  Barton,  A  geneal.  sketch.  of  Dr.  A.  Ballard.  22  S. 
Worcester,  Goddard.  Mag.  m,  512.  A.  C.  Brown,  Family  record  of  S.  Brown  jr.  38  S. 
N.  Y.,  Macnamara,  1879.  Bergen,  Geneal.  of  the  Lefferts  fam.  Alb.  Mansell.  172  S.  Mag. 
m,  201.  Ch.  H.  J.  Douglas,  A  collection  of  family  records.  Prov.  Freeman.  1879.  W.  C. 
Sharpe,  Record  of  the  Sharpe  fam.  fr.  1580.  1870.  33.  16.  Seymoar.  (Conn.)  Derselbe 
schrieb:  Seymoar  a.  yincinity  148.  Mag.  III,  270,  271  und  Sharpe  genealogy  a.  miacellany. 
ebenda.  1880.  L.  B.  Thomas,  Genealogie  notes.  2^  ed.  part  1878.  4054.  Mag.  lU,  72. 
Harriett  Brommel,  Geneal.  of  the  Fiolds  65.  Proyidence,  1878.  Andere  Beitrage  geben 
Proceedings  of  the  N.  Engl,  hist  gen.  soc.  45.  Bost,  1879.  J.  A.  Emmerton,  Materials  to 
sa  geneal.  of  the  Em.  fam.  Salem  1881.  G.  W.  u.  A.  L.  Hayward,  Centenn.  gathering  of 
the  Hayward  fam.  Taonton  (Mass.)  Sampson.  35  S.  1879.  B.  Tharston,  Thorston  genealogies 
Portiand  (Mass).  8«.  1598.  0.  B.  Jolliff  a.  A.  Watson,  Family  record  of  the  JoUiff  fam. 
32^.  40.  Morgantown,  West  Yirg.  H.  D.  Kitchel,  R.  Kitchel  a.  his  descendents  80.  K.  Y. 
Crall.  1881.  Mag.  lY,  473.  —  6)  Biogr.  sketch  of  L.  C.  Draper.  Chic,  Thomson,  1881.  Hier 
erwähne  ich:  Ch.  Gindrez,  J.  M.  Hart.  45.  N.  Y.  1879.  A.  A.  Hodge,  The  lifo  of  Ch. 
Hodge.  N.  Y.  Lond.  1880.  —  7)  Congress.  record.  Y.  10—14.  4»  —  8)  Report  of  the 
U.  St  coast  a.  geodetic  sarvey  for  1880.  —  9)  Catal.  of  Charts,  plans  a.  yiowS|  paU.  b.  tho 
Y.  St  hydrogr.  .off!    Wash.,  1879.     4» 


Allgemeines.    Kiütargescliichte.    Kachtrfige.  QI 213 

meist  auf  die  besten  abgeleiteten  Darstellungen  begründet,  somit  Bilder  des 
gegenwärtigen  Standes  der  Forschung,  zuweilen  selbst  Original-Forschungen: 
Wie  bei  unserem,  verwandten  Unternehmen  ist  die  gröfste  Schwierigkeit, 
einige  Vollständigkeit  zu  erreichen.  Es  wäre  ein  zweischneidiges  Schwert, 
wenn  wir  daraus  eine  feindliche  Waffe  schmieden  wollten,  dafs  uns  Lücken 
entgegentreten.  Aber  wir  glauben,  die  beiden  Werke,  die  Jahresberichte  und 
die  Encyklopädie,  können  sich  gegenseitig  helfen.  In  diesem  Sinne  machen 
wir  darauf  aufmerksam,  dafs  z.  B.  in  dem  Artikel  'Berliner  Vertrag*  der- 
jenige zwischen  England  und  PreuÜBen  vom  13.  Aug.  1788,^)  femer  der- 
jenige, der  den  Baseler  Frieden  1795  ergänzte,  fehlen;  vielleicht  auch  kann 
man,  als  von  einem  solchen,  von  demjenigen  sprechen,  den  der  groise  Kurfürst 
mit  Ludwig  XIV.  in  der  Zeit  der  Reunionen  schlofs.  —  In  dem  Artikel 
Danckelmann  scheint  die  Widmungsschrift  an  J.  6.  Droysen  von  Breslau- 
Isaaksohn  nicht  benutzt;  in  ähnlicher  Weise  vermissen  wir  über  Anacharsis 
Clootz  die  Monographie  von  Dr.  Karl  Richter  (Berlin,  Springer,  186Ö),  die 
den  ursprünglichen  Zusammenhang  mit  der  Oironde  klar  gestellt  hätte,  über 
die  Weglassung  mancher  geschichtlicher  Personen,  Vicomte  de  Bonald,  einige 
alte  Frankfurter,  wie  Biedermann,  läfst  sich  streiten.  Ob  Eleinschmidts 
Eltern  und  Geschwister  Napoleons  I.  besonders  als  Quelle  für  die  Napo- 
leoniden  hervorzuheben?  (vgl.  JB.  I,  561).  Sehr  bemerkenswerte  Aufsätze 
sind  die  über  Bright,  Cobden,  Fürst  Bismarck,  Delbrück,  wobei  in  wohl- 
thuender  Weise  das  Streben  nach  Unparteilichkeit  und  liebevoller  Vertiefung 
in  die  Sondervorzüge  des  Einzelnen  hervortritt.  Auch  'Cromwell*  ist  vortreff- 
lich; ob  der  Vf.  die  neuesten  archivalischen  Publikationen  aber  für  letzteres 
nicht  benutzt  hat?  Keinem  zu  Leide,  sei  beispielshalber  auf  jene  hingewiesen.  — *) 

Ein  ausgezeichnetes  HtÜfsmittel  geschichtlichen  Studiums  ist  der  'Bilder- 
Atlas  zur  Weltgeschichte  von  Prof.  L.  Weifser',  der  5000  Abbildungen 
nach  den  besten  Originalen,  teils  Portraits,  teils  sachliche  Darstellung  (z.  B. 
Kriegsgeschichtliches)  bringt.  *) 

In  höchster  Blüte  stehen  die  geographischen  Forschungen,  getragen  von 
einem  geradezu  staunenswerten  Interesse  vieler  gebildeter  Kreise.*)  Dabei 
empfingt    die   ältere    Entdeckungsgeschichte  immer    wieder   neues    Licht.  ^) 


1)  Vgl.  Eanke,  D.  doutBch.  Mächte  u.  der  FüwtenbuTid.  S.  636.  —  2)  Wir  erwähnen: 
Leßyre,  ITiomme  k  trayers  los  ages.  Vgl.  RQH.  XII,  398.  —  3)  Chron.  d.  Weltgeschichte 
iBt  mit  Lief.  14  zu  Ende  gek.  Holzwarth,  WellgeBch.  (40—42).  3.  bill.  Aofl.  Paul  Neff.  i.  Stut^g. 
auf  50  Liefer.  berechn.,  ä  50  Pf.  Ein  and.  illuatr.  Geschichtsbuch  ist:  G.  Hirth,  Kulturgesch. 
Bilderbuch  aus  3  Jhh.  Leipzig  u.  München.  Faulmanns  illustr.  Kulturgesch.  t.  9  —  17.  (vgl.  JB. 
m,  2,  84*).  Ebend.  J.  t.  Falke,  KostUmgesch.  der  KulturyHlker  (auf  16  Liefer.  berechnet). 
Ch.  F.  Maurer  giebt  eine  Sammlung  von  gymnasialen  und  öffentlichen  Vortragen  u.  d.  Titel: 
Merksteine  in  d.  Gesch.  d.  Volker  1492—1880.  Leipidg,  Kramer.  XI  u.  1063  S.  —  0.  Klopps 
Geschichte  Westeuropas  v.  1660-1714  beleuchtet  in  HPBl.  LXXXVIII,  6.  H.  Boudois, 
l'Earope  contenip.  dep.  1789  jusqu'ä  n.  jours.  —  Dussieux,  les  grands  faits  de  ITiist.  d. 
France  racont.  p.  1.  contcmp.  VII  u.  VHI  (v.  Ludwig  XIV.— XVI.)  1879.  —  H.  Lehec, 
g6n&d.  des  Bourbons  d.  France,  d'Espagne,  d'Naples  et  de  Parme.  II,  249  S.;  umfassender: 
das  'Familien-Calendarium  d.  souvoriinen  Häuser  Europas'  v.  Clerin.  —  Haussen,  les  coulisses 
d.  1.  diplom.  (auf  Dänem.  zunächst  bezüglich),  vgl.  RQH.  XU,  398.  Zu  Thamm,  Z.  Kritik 
V.  Öttingers  (sehr  brauchbar.)  Monit  des  Dates  Lauban  vgl.  JB.  III,  2,  343.  —  4)  Belege  da- 
für sind :  Die  «Verhandlungen  der  Gesellsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin*.  Berlin,  Dietrich  Reimer. 
—  Die  Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin,  hrsg.  v.  Prof.  Dr.  W.  Koner,  ebda,  und 
d.  Mitteil,  der  Afrikan.  Gesellsch.  i.  Deutschland  unter  Mitwirkung  des  Vorstandes  hrsg.  von 
Dr.  W.  Erman.  Selbstverl.  z.  B.  Band  in,  Heft  1  über  die  Buohnersche,  Steckersche,  Fle- 
gelsche  Expedition,  diej.  Pogge- Wissmanns ,  die  ostafrikan.  Station.  —  Bekannt  sind  Peter- 
manns  Mitteil.  Gotha,  J.  Perthes.  Ein  neue»  Unternehmen  scheint:  Tagebuch  d.  Gesch.  u. 
Geogr.  Heft  8—23,  1881.  —  5)  Frz.  Wieser,  MagelhSes  Str.  u.  Australcontinent  nach  d. 
Globus  d.  Joh.  Schöner  (Nürnberg).    £.  Beitr.  z.  Gesch.  der  Erdkunde  i  16.  Jh.    Innsbruck. 


nX214  XXIY.   J.  Hermann: 

Eine  Übersicht  giebt  S.  Ruge^)  —  verwandt  sind  die  Fragen  des  Reise- 
Verkehrs. ') 

Das  knlturgescbichtliche  Element  waltet  meist  in  den  Geschichten  ein- 
zelner Orte,  Gebiete,  Länder,  znweilen  auch  der  Staaten  vor.^) 

Von  der  gröfsten  Wichtigkeit  nach  beiden  Seiten  hin  ist  die  angen- 
blicklich  lebhafte  Untersuchung  der  inneren  und  äuÜBeren  Verhältnisse  der 
Regierung  Friedr.  Wilh.  n>) 

In  der  Geschichte  des  Emporkommens  der  preulsisch-deutsch.  Monarchie 
und  des  Niedergangs  des  2.  Kaiserreichs  bildet  in  unserer  Zeit  eine  bedeut- 
same Etappe  die  luxemburger  Frage.  ^) 

Ein  wahres  Meisterstück  kulturgeschichtlicher  und  doch  zugleich  politischer 
Oeschichtsdarstellung  empfangen  in  formeller  und  materialer  Beziehung  wir 


Vgl.  Petermann«  Mitteil.  191  f.  —  Loffler,  llbenichtlielie  £n|deckangBgeMh.  AiutralienB. 
Ihbr.  d.  Oyinn.  so  Brüx  (BSbmen).  —  J.  Ph.  Berjeaa,  le  II.  yoyage  de  Vaaeo  da  Gama. 
Paria.  Vgl.  die  3.  Aoag.  des  ^VlämiAchen  Tagebaclu*  über  Y.  d.  Ganias  2.  Keise.  S.  a.  Ki^ 
Indien.  —  M.  CasanoYa,  orig.  etpatriod.  Colomb.  Vgl.  RQH.  1,  324  —  C.  de  Yarignj-, 
La  gnerre  da  pacifique.  II.  occapation  de  Pisagna.  Key.  d.  II.  M.  XL VII,  3.  Utt.  — 
1)  Zeitalter  d.  Entdeck.  1—128.  —  2)  E.  Kr  aase,  Kotia  über  den  Keiseyerkehr  i.  17.  Jb. 

A.  f.  Q.  d.  d.  Bnchhandela.  YII.  —  tfbor  einzelne  Eeison  ygl.  Branbofer  n.  Rocbbola, 
Aas  Frz.  Brooners  Tagebucb  einer  Aoise  nacb  Caaan.  Argovia.  XII.  Allgemeiner:  Bomstein, 
75  Jabre  in  d.  alten  a..neaen  Welt.  2  Bände.  —  S)  Anat  Leroy-Beaalion,  la  Basrie 
Boas  le  tsar  Alex.  III.  L  B.  n.  H.  LI.  2  liyr.  —  y.  Köbne,  Bezieb.  RoTslandB  aar  B.  Ge- 
sandtacbaft  Poroscbin's  nacb  Berlin  1654  i:  Raas.  R.  80,  6.  —  L5ber,  RuCilandB  Werden 
a.  Wollen.  —  0.  Eicbelmann,  D.  Ligae  der  Keutralon  i.  Rom.  R.  1880.  H.  3  (betriff 
d.  18.  Jb.)  Don,:  B.  roM.  Stadteyerfau.  i.  19.  Jb.  11.  Jg.  3.  H.  •—  Osk.  Scbwel,  D. 
deutscb.  Kaufbof  za  St  Peter  i.  Nowgorod.  AAZ.  Beil.  117 — 123.  —  Scbirrmacbor,  6e- 
■cbicbte  y.  Spanien.  W.  Garns,  Krit.  Gescb.  y.  Span.  Bd.  III  (B.  XIII.  XIY.)  1492  bU  s. 
Gegenw.  —  Weingärtner,  Unter  Habsb.  Banner.  Lief.  1—7  (Bilder  und  biogr.  Skizzen). 
Über  G.  B.  Milesios  Bescbroib.  d.  deatscben  Haases  i.  Yenedig  (es  war  ^seit  1570  gemietet*) 
ygl.  LGBl.  82,  20.  —  Yon  L.  y.  Rankes  sämtlicben  Werken  bracbte  Bd.  42:  Z.  Yenea. 
Gescb.  Bd.  43  a.  44:  Serbien  a.  die  Türkei  i.  19.  Jb.  (1878—81).  —  Jalius  Rodenberg 
bat  seine  belgiscben  Erlebnisse  des  Sommer  1880  i.  Liebte  der  Gescbicbte  dargeboten:  'Bel- 
gien and  die  Belgier'.  Berlin;  die  Grundlage  des  belgiscben  Staates  Tb.  Jaste  i.  s.  'congr^ 
nation.  d.  Belgiqae  1830/31.  Brüssel,  1880  bebandelt,  ygl.  LGBl.  81,  37.  —  Yon  Eggers 
Gescb.  yon  Tyrol  ist  der  3.  Bd.  1880  erscbienen.  Erwäbnt  sei  B.  Landeszengbaos  za  Graz;  femer 
d.  Berlin.  Gbronik  nebst  Urk.-B.  brsg.  y.  Y.  f.  G.  BerUns.  19.  Lief.  Berlin,  Mittler.  3'/«  Bog.  2 
Holzscbnitte ;  die  Bescbreib.  d.Reg.-Bez.  Wiesbaden,  brsg.  y.  d.  kgl.  Regier,  (die  Gegenw.  Statist 
bebandelt)  1880.  —  Neabaas,  Cbronik  des  Kircbspiels  (Jestrop.  1880,  Scbrotzenberger, 
Francofartensia  sacben  lokalgescbicbtlicb  za  bereicbem.  ^  Strickers  neueste  Gescbicbte  y. 
Frankl  a/M.  ist  fertig  geworden.  —  Über  Braun,  Bilder  aus  d.  deutscb.  Kleinstaaten  ygl. 
o.«S.  25.  —  Bas  politiscbe  Interesse  überwiegt  in  den  folgenden  Scbriften:  H.  XJImann, 
die  Wabl  Maxim.s  I.  u.  Jos.  Scbwarzer,  die  Ordines  d.  Kaisorkrön.,   beides  in  Forecb.  z. 

B.  Gescb.  XXn,  I.Heft.  —  Fabers  Relation  Über  d.  Reicbstag  zu  Augsburg.  —  Kirseb 
sucbt  'Scbillers  Gescbicbt  d.  30j.  Krieg,  bericbtigt  nacb  neueren  Forscb.'  wieder  in  Gebraucb 
zu  bringen.  Mar  es  setzt  die  'maritim.  Polit.  d.  Habsburg  1625 — 28  fort  (II).  —  H.  y. 
Hansen  scbildert  i.  '2  Kriegsjabre'  den  russ.-türk.  Feldzug  1828  u.  d.  ru8s.-poln.  1831. 
H.  Goffken  scbreibt  z.  Gescb.  d.  orieni  Krieges  1853 — 56.  Beriin.  Bie  interessante  Frage 
des  'recrutement  de  Tarrn^e  franc.  pend.  I.  r6yol.  et  TEmp.'  wird  i.  J.  d.  Sc.  Milit  Jany.  Fdyr. 
einer  Untersucbung  unterzogen.  —  Eine  ganz  ausgezeicbnete ,  formyoUendete ,  scbarfsinnige 
Barstellung  der  engliscben  Landungspläno  Napoleons  I.  unmittelbar  yor  Ausbrucb  des  Krieges 
mit  Österreicb  —  mit  meisterbafter  Zeicbnung  der  sacblicbon  Unausfübrbarkeit  und  Napoleons 
Zwiespältigkeit  über  die  engl,  oder  österreicb.  Inyasion  —  gab  M.  Buncker  (Landang  in 
England)  i.  Pr.  Jbb.  47,  3.  —  4)  Bob.  Goldscbmit,  Z.  Gescb.  Fr.  W.s  U.  i.  Liter.  Beü. 
der  Karlsrub.  Zg.  9 — 12;  Wie  Wollner  an  d.  Staatsruder  gelangte  i  Y.  Zg.  Sonnt-Beil.  24. 
Cbarikles,  Reisebriefe  e.  Biplomat.  Wismar,  Hinstorff,  beziebt  sieb  auf  Aristarcbi  Bej.  — 
5)  G.  Rotbau,  L'afiaire  du  Luxemburg  L  R.  II.  M.  XL  YII,  2.  liyr.,  3.  liyr.  (la  confiSrence 
d.  Londres,  Tincident  d.  armement).  Wir  erwähnen  aucb  hier:  Osk.  Meding,  Mem.  a.  Zeit* 
gescb.  u.  Mnret,   lettres   toites  d.  Madrid  en  1666  et  67  pabl.  p.  M.  A.  Morel- Faber.  — 


AllgemeineB.    KiiltOTgetchichte.    KachtrSge.  IIL215 

durch  Karl  Hillebrandt  in  der  neu  geschaffenen  Einleitung  zur  2.  Auflage 
seiner  neuen  Geschichte  Frankreichs.^) 

Die  social-politischen  und  national-ökonomischen  Fragen  der  Gegenwart 
werfen  ihre  Schatten  auch  in  die  Geschichtswissenschaft.*)  Vom  Bauern- 
krieg an 3)  bis  zur  französischen  Revolution*)  und  darüber  hinaus  ist  die 
Untersuchung  der  socialen  Zustände  im  Gange.  Bemerkenswert  ist  die  Ge- 
schichte der  Theorieen,  besonders  deijenigen  Ad.  Smiths  und  Malthus.  ^) 
Agrarische  Zustände  ^)  und  geschichtliche  Forschung  über  dieselbe  finden  ihre 
Beleuchtung.  ^) 

Hochbedeutsam  ist  die  im  Staatsrat  —  und  nicht  zum  wenigsten  in 
demselben  von  dem  Freunde  Steins  und  der  Humboldts  —  eingeleitete  Wirt- 
schafts- und  Gewerbepolitik  PreulJBens  im  1.  Drittel  des  Jh.*)  —  Associa^ 
tions-,*)  Zunftverhältnisse, ^®)  Handelsverkehr,^*)  gewerbliches  Leben,")  Steuer- 
und  ZoUverhältuisse, *')  Eigentumsverhältnisse**)  sind  wichtige  Faktoren  des 
socialen  Lebens;  fUr  die  Seemächte,  wie  England,  auch  die  Seepolitik,  deren  An- 
fänge für  die  werdenden  Seemächte  eine  Quelle  der  Belehrung  werden  können.*^) 

Die  Sitten  und  Gebräuche  einer  Zeit,  einer  Gegend  *•)  sind  einer  der 
Mafsstäbe  für  das  sociale  Niveau,  z.  B.  das  Leben  niederländischer  Bürger- 
familien, *')  der  Vornehmen,*®)  der  Masse.**)  Aus  den  Stammbüchern  er- 
sieht man  nicht  selten  die  Geschmacksrichtung.'®) 


1)  Gesch.  d.  Julikönigtanu  (1830  —  48).  2.  Aufl.  1.  Liefer.  Gotha,  F.  A.  Perthes. 
—  2)  N.  De  schäm  ps,  les  socißlis  secr&tes  et  le  sodalisme.  4.  6dit  contm.  p.  A.  Jannei 
H.  Brück,  d.  geheime  Gesellsch.  in  Spanien  a.  ihre  Stellang  zu  Kirche  a.  Staat  von  ihr. 
Eindring,  i.  d.  Königreich  bis  z.  Tode  Ferdin.  IlL  Mainz,  Kirchheim.  XII,  328  S.  — 
3)  Ühr.  Feter  Haarer,  Beschreib,  d.  Baaemkriegs  1525;  Lina  Beger,  Stad.  z.  Gesch.  d. 
Bauernkriegs  vgl.  o.  S.  3.  —  4)  Sa  kl  je,  Z.  Gesch.  der  Septemberereignisse  d.  J.  1792 
(Jhb.  d.  Gymn.  z.  Wiener  Neastadt  1880  u.  81),  den  social.  Charakter  jener  betont  er  in  wohl 
zu  einseit  Weise,  besonders  aaf  Taine  gestützt).  £.  et  J.  de  Goncoart,  bist  d.  1.  soc.  tran^. 
pend.  1.  r^vol.  2  voll.  Vgl.  JB.  lU,  3,  154  u.  RQH.  XII,  397.  —  C.  d'H6ricaalt  bringt 
«Ayentures  d'une  Parisienne  pend.  la  terreur  i.  RF.  1/16  Uvk  —  5)  E.  Leser,  Untersuch, 
z.  Gesch.  d.  Nat-Ök.  1.  Hft.  —  6)  Alph.  Than,  Agrar.  Zustande  i  d.  Prov.  Tschemigow 
(Viertelj.schr.  f.  Volksw.  19.  Jg.  2  Bd.).  —  7)  Meitzen,  Georg  Haussen  als  Agrar-Historik. 
(Z.  f.  ges.  Staatsw.  373.  2.  Heft)  vgl.  JB.  III,  2,  BS,  wo  auch  über  Hansen  agrarhist.  Abh. 
Wiarda«  'Gesch.  Entw.  d.  wirtschafti.  Verh.  Ostfrieslands'.  V,  87  S.  1880  gehört  za  der 
Samml.  nat.-ok.  o.  statist  Abh.  des  staatswissensch.  Seminars  zu  Halle  a/S.,  hrsg.  von  J.  Con- 
rad. 2.  Bd.  Jena,  Fischer.  —  8)  F.  u.  P.  Goldschmidt,  Leben  des  Staatsrat  Kunth.  XI 
a.  340  S.  Vgl.  0.  S.  27.  Man  lese  aach  die  sehr  ungleich  beurteilten  'Einige  Schriftstücke 
aas  d.  Papieren  v.  Schöns*  vgl.  Vjschr.  f.  Volksw.  69,  1-6.  —  9)  A.  Kirch  hoff,  Z.  Kennt- 
nis d.  Assoc.  Verh.  i.  A.  f.  G.  d.  d.  Buchh.  VIL  —  10)  Stockbaaer,  D.  Nürnberger  Gold- 
achmiedeorden.  Vj.  f.  Volksw.  70,94—121.  —  11>  W.  Loose,  Inventar  einer  von  Leipzig  nach 
Nürnberg  verkauften  Spezereihandl.  1503.  AKDV.  N.  F.  Anz.  f.  Kr.  10,  28.  F.  Kanitz, 
Z.  Gesch.  d.  unteren  Donau-Schifffahrt  L  östr.  Monatsschr.  7.  Jg.  No.  5.  —  12)  K.  Dam- 
beck,  Z.  Gesch.  der  Heringsflscherei  i.  Ausland  54,  14.  —  13)  v.  Schön,  ZoU  a.  Politik 
i.  Vjschr.  f.  Volksw.  71,  1—79.  —  K.  Biedermann,  Urk.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Accise.  ebda. 
70,  122—155  (betrifft  Leipzig),  ders.,  Zollkriege  Sachsens  mit  Österr.  u.  PreuCsen  i.  vor. 
Jh.  ebda.  19.  Jg.  2.  Bd.  —  14)  Prast,  6tad.  sur  le  regime  anc.  d.  propri^t^s.  Vgl.  Ak.  Sc 
pol.  mor.  81,  2,  271.  —  15)  M.  v.  Schenkowski,  Anf.  d.  engl.  Seepolitik.  Tübing.  Z.  f. 
Staatsw.  —  16)  Dis  selb  eck,  Z.  Gesch.  Rheinlands  enthalt  mancherlei  derart,  (z.  B.  Hexen- 
prozesse). —  17)  A.  Essenwein,  Niederland.  Bürgerfamilien  am  Schlüsse  d.  16.  Jh.  A.  f. 
K.  d.  d.  Vorz.  28,  6.  ~  18)  Genelin,  la  soci^td  fr.  aa  17  sifede  d'apris  les  com6dies  de 
HoU^e  (Jhb.  d.  St.  0.  Realsch.  Triest-Gerstel.)  —  Aus  hohen  Kreisen.  Galerie  europ.  Herrscher 
1701—1870.  Berlin,  Bamitzki  (bis  Lief.  3).  —  19)  Loth.  Becker,  Wie  raucht  der  Mensch 
and  seit  wann?  i.  d.  Natur.  N.  F.  Jg.  7.  No.  39.  —  Police  d.  1.  danse  en  1805.  France  judic. 
16  janv.  —  Stimmen  aas  d.  Litterat.  gegen  die  Alamodewirtschaft,  verderbl.  Putz  etc.  teilt  für 
die  Z.  d.  3()j.  Kr.  Birlinger  mit  i.  Sittengesch.  a.  d.  30j.  Kr.  Alemann  IX,  1.  In  dieselbe 
Zeit  versetzt  Mücke,  wenn  er  S.  194—97  in  d.  Festschrift  f.  Crecelias  (vgl.  o.  Abt  II,  29* 
a.  Uly  85)    aus  den  Ann.  conv.  Andemacensis  ordinis  minoram  recoUectorom  e.  Stelle  snm 


in,216  XXrV.    J.  Hermann; 

Grauenhafte  Einblicke  in  eine  sittliche  und  politische  Yerwilderung  ohne 
Gleichen  gewährt  die  Behandlung  des  schwärzesten  Punktes  der  französischen 
Revolution,  der  'Septembermorde',  die  schon  oft  dargestellt,  neuerdings  von 
einem  österreichischen  Historiker  unter  Zugrundelegung  der  bekannten  Quellen 
übersichtlich  behandelt  worden  sind.  ^) 

Die  zarteren  Seiten  französisch -deutscher  (bes.  elsäss.)  Kreise  stechen 
vorteilhaft  dagegen  ab.') 

Freimaurerwesen,')  Magnetismus  in  mystischer  Ausdeutung^)  und  Aus- 
beutung stehen  schon  auf  der  Grenze  des  höheren  geistigen,  z.  t.  religiösen 
Lebens.  ^)  Von  welchem  Einflufs,  welcher  Verbreitung  der  Spinozismus  schon 
in  der  1.  Hälfte  des  18.  Jh.  in  Deutschland  gewesen,  wird  jetzt  überzeugend 
dargethan.  ^) 

Die  Reformationsgeschichte,  7)  das  grundlegende  Ereignis  fUr  Kircben- 
verfassung^)  und  Kirchenrecht,  Kirchenzucht, ^)  Kirchenlied^**)  wie  die  Kirchen- 
lehre, läfst  schon  das  Nahen  des  Lutheijubiläums,  seine  Vorboten  hie  und 
da  erkennen  in  der  Erforschung  der  Einzelmomente  aus  Leben  und  Schriften 
der  Reformatoren.*^) 

Die  Grundfrage,  katholisch  oder  protestantisch,**)  die  seit  der  Refor- 
mation gestellt  ist,  wird  von  einem  Konvertiten,  ehemals  luther.  Pfarrer  in 
Hannover,  in  bejahendem  Sinne  für  das  erstere  beantwortet,  nach  den  Er- 
gebnissen seiner  Jahre  dauernden  Zweifel  und  Untersuchungen.  Nicht  ohne 
Einflufs  auf  Beweisführung  und  Ergebnis  ist  Janssens  Geschichtsbild,  dem  — 
etwa  vergleichbar  dem  v.  Treitschkeschen  in  der  neuesten  Geschichte  —  die 


Abdruck  bringt,  welche  den  Scbwedenschrecken  1632/33  schildert  Vf.  bezeichnet  1634 
WftUensteinB  Ermordung  als  e.  edle  That  und  den  Kaiser  gana  offen  als  den  Urheber.  — 
19)  Blaas,  Stammbücher  des  16.  n.  17.  Jh.  i.  Nümb.  Anz.  80,  11.  —  H.  Deiter,  Hoch- 
deatsche  Stammbuch,  a.  d.  Ende  d.  16.  Jh.  Anz.  f.  K.  d.  Y.  N.  F.  28,  7.  —  1)  Suklje, 
Tgl.  o.  S.  215.  Wir  erinnern  an  d.  oben  erwähnte:  Sanson  7  g^^rations  d'execatenr. 
• —  2)  Sehr  anziehend  zeigen,  sie  sich  in  den  *lettres  de  la  baronne  d.  Gdrando.  2.  ddit 
Paris,  Didier.  —  3)  Pelisson,  Freimaurerloge  d.  l'amit  au  XVII.  s.  Vgl.  Soc  SaT. 
u.  BQH.  30,  268.  —  4)  Bened.  Ay^-Lallemant,  d.  Magnetism.  mit  s.  myst.  Verirr. 
Leipz.,  Brockhans.  XII  n.  1665  S.  —  5)  Über  Nippolds  vortrefA.  Handb.  d.  neuesten 
Kirchengeschichte  ygl.  JB.  III,  3,  23  u.  AAZ.  Beü.  244—56.  —  6)  Moses  Krakauer, 
Z.  Gesch.  d.  Spinozismus  in  Deutschi,  während  der  1.  Hälfte  d.  18.  Jh.  Breslau,  Inaug.-Diss. 
—  7)  Ygl.  mit  Ernst  Kelchner,  Boger  Ascham  n.  s.  w.  i.  Voss.  Zg.  Sonnt-BoU.  No.  47. 
das  Grundwerk  selbst  und  darüber  JB.  II,  3,  2.  —  8)  0.  Mejer,  Z.  Gesch.  d.  Sltesi 
Protest  Eherechts  i.  Z.  f.  Kirchenrecht.  16.  K.  F.  I,  1.  Heft.  ~  9)  Knabe,  Torgauer  Yisit- 
Ordn.  Tgl.  LGBl.  49  u.  JB.  lY,  3,  88.  Seyler,  ein  Beitr.  z.  Kirchenzucht  d.  Yergangen- 
heit.  Prot  Kirchenz.  —  10)  C.  Walther,  ein  bist  Kirchenlied  Abrah  Meyers  v.  J.  1559 
i.  Jhb.  d.  Y.  f.  niederd.  Sprachforsch.  Jg.  80,  6.  —  Fechner,  die  Lieder  des  Paston 
Leiter.  —  11)  Kraft,  Briefe  Luthers  u.  1.  Ausgabe  d.  Augsb.  Konf.  (Festgab.  f.  Crecelins). 

C.  Yarrentrapp,   2  Briefe  Melanchthons  an  Ghrf.  Philipp  lY.   yon  Hanau-Lichtenberg.    (F. 

D.  Gesch.  21,  2,  ygl  o.  III,  S.  89.  W.  Sa  liger,  Phil.  Melanchth.  deutsche  Handschr.  d.  loci 
oommunes  i.  d.  Olmütz.  Stadt  Bibl.  (Z.  Östr.  G.  31,  243  (1884).  Paul  Wagner,  Über  d. 
Echtheit  d.  beid.  Exemplare  d.  kaiserl.  Yorladungsschreibens  an  Luther  6.  März  1521.  (Alt- 
preulJB.  Mschr.  N.  F.  18.  Bd.,  5. — 6.  Heft)  —  Koldewig,  Lebens-  u.  Charakterbilder,  be> 
trifft  Herzog  Heinr.  d.  J.  u.  die  Beform.,  Katharina  t.  Bora,  d.  KouTersion  d.  Prinzefs  EIU. 
Christ  y.  Braunschweig-Wolfb.  —  Dal  ton,  Joh.  y.  Laseo,  Beitr.  z.  Bef-gesch.  Polens.  — 
Wir  fügen  einige  namhafte  Genfer  Protestanten  an:  Bud6,  Biograph,  d.  Jean  Diodati  n.  A. 
(ygl.  CB.  Ak.  Mor.  81,  1,  60)  u.  Marc-Monnier,  Henri  Armand,  pasteur  et  colonel  d. 
Yaudois  i.  LaNouy.  B.  80,  1.  Oct  Man  sehe  auch  Klaiber  über  dens.  JB.  III,  3,  96.  Über 
die  Yerhältnijse  der  leitenden  kath.  Kreise  (in  Spanien  u.  Italien)  ygl.  F.  Dittrich,  Briefe 
Contarinis,  Gerigk  u.  Heidenheimer  über  Petras  Martyre  ygl.  o.  III,  1.  —  Lokale  Beformat- 
gesch.:  F.  Seiffert,  Beform.  i.  Leipzig.  40  S.  Inaug.-Diss.  Leipzig.  Stark,  D.  Befom. 
i.  Bingen  u.  der  angrenzenden  Pfalz.  Ygl.  übrigens  die  Lokalgeschichte  (in  fast  all.  Kiq;».).  — 
12)  Eyers,  Kathol.  od.  protest? 


Allgemeinaft.     Kaltorgeschichte.    Nachtrage.  JJJ  217 

EinzelforschuDg  kritisierend  folgt.  ^)  Lehrreich  hleibt  —  nicht  nur  für  die  Ge- 
lehrten —  aus  dergleichen  Polemiken  die  Anerkenntnis  des  Unterschiedes 
des  Wesentlichen  and  Unwesentlichen  der  einen  oder  andern  Anffassang:  die 
Protestanten  können  nicht  nachdrücklich  genng  sich  dagegen  verwahren,  dafs 
sie  auf  Kosten  der  geschichtlichen  Wahrheit  das  Bild  ihrer  Reformatoren 
verklären,  die  Katholiken  aber  werden  vergeblich  versuchen,  die  Notwendig- 
keit der  Beformation  zu  bestreiten:  Haben  ihre  Vorfahren  doch  durch  die 
That  die  Berechtigung  wenigstens  eines  Theils  der  gravamina  anerkannt.') 

Ist  doch  durch  zahlreiche  —  und  immer  zahlreichere  —  Urkunden  er- 
wiesen, wie  —  einfach  durch  Anregung  der  bösen  Seiten  der  menschlichen 
Natur,  durch  Entfesselung  niedriger  Leidenschaften,  unter  Umständen  durch 
Ausübung  des  Rechts  des  Stärkeren  —  die  Schwankenden  der  alten  Kirche 
wieder  zugeführt  wurden,')  wobei  sich  EsAser  und  Papst  verbanden;^)  mit  wie 
viel  Blut  und  Thränen  ist  an  sich  die  Konvertitenges^hichte  geschrieben,  aus 
der  Rom  einen  Triumph  macht  (!)^)  und  deren  schneidigste  und  pfiffigste  Ver- 
mittler die  Jesuiten  waren!  Die  Jesuiten -Frage  stellte  den  2.,  wenn  auch 
wesentlich  negativen  oder  destruktiven  Faktor  der  kirchlichen,  zuweilen  auch 
staatlichen  Entwickelung  seit  der  Reformation  dar. 

Keine  Kunstfertigkeit  der  'aktenmäfsigen'  Beweisführung*)  vermag  an- 
dere, als  die  vom  katholischen  Standpunkt  aus  verdienstlichen  Erfolge 
völliger,  durch  Nichts  (!)  eingeschränkter  Hingabe  an  die  Ordenszwecke ^ 
bei  manchen  wissenschaftlichen  Leistungen^)  zu  erweisen,  den  Vorwurf  der 
sittlichen  Gleichgültigkeit  gegenüber  der  Wahl  der  Mittel  zu  widerlegen,  kaum 
zu  verdecken.*) 

Und  doch  —  trotz  aller  Unterdrückung  —  hat  die  röm.-kath.  Kirche 
immer  wieder  aus  der  eigenen  Mitte  Vertreter  der  Reformation  entstehen 
sehen.  1®) 

Mag  man  dagegen  die  Zustände  und  Thätigkeit  der  nicht -jesuitischen 
Orden  ins  Gefecht  führen:**)  Für  die  Werke  der  Barmherzigkeit,  die  immer- 


1)  A.  Ebrard,  Jansson  n.  d.  Reform.  L  Allg.  cons.  Mschr.  Mai,  wie  snyor  Baamgarten 
(StrafBbnrg),  is  denen  Fenon  d.  Oegenaatz  gegen  daa  Ident  od.  Ähnl.  des  gerügten  Mifsgrifia 
oder  Grundfehlers  in  dem  einen  und  dem  andern  litteratareneagni«  sich  verkörpert  —  Wir 
erwähnen:  Die  Tübinger,  d.  Mainzer  nach  Joh.  Jannssen  i.  D.  Merk.  IX,  50  (1880).  — 
2)  Vgl.  Maarenbrecher,  kathol.  Ref.  (JB.  lU,  37)  a.  dagegen:  HPBl.  88.  Bd.  8.  Heft: 
'Prof.  M.  über  die  kath.  Ref.'  —  3)  L.  Keller,  D.  Wiederherst  der  katb.  Kirche  nach 
den  Wiedertaafemnrahen  in  Münster  1535 — 37.  HZ.  K.  F.  XI,  3.  Ders.,  Gegenreform,  i. 
Westfalen  u.  a.  Niederrhein.  —  Wir  erwähnen:  A.  Raspail,  La  Bt  Barth61emy.  R.  Mond, 
cath.  F^T.  —  4)  Aag.  y.  D  ruf  fei,  Kaiser  Karl  V.  n.  d.  rom.  Kurie  1544—46,  Tgl.  o. 
III,  8.  6.  —  5)  Andr.  Raefs,  Die  Konvertiten  seit  d.  Reform.  1880.  Freibnrg,  Herder.  Zu 
Tgl.  HPBl.  87,  17.   —   6)  Dokumente  z.  Gesch.  d.  Gesellsch.  Jesa  in  England.  Ebda.  88,  2. 

—  7)  MariTOB,  d.  selige  Pater  Canisins  (popul.).  P.  Jak.  Rem  t.  d.  Gesellsch.  Jesu.  E. 
Lebensbild  a.  d.  17.  Jh.  HPBl.  88,  7.  —  8)  Harter,  nomendator  literar.  scient  theol. 
cathol.  —  9)  Van  Aken,  les  fahles  des  monita  secreta  oa  instmct-  secrites  d.  Jesuit.  Gand 
Tgl.  RQH.  36,  638,  gegen  welche  monita  als  sapposititia  schon  Anfang  des  17.  Jh.  Ver- 
wahrung eingelegt  wird  —  unter  wenigstens  formaler  Zustimmung  der  protest  Kritik.  — 
Friedrich,  Beitrr.  z.  Gesch.  d.  Jesuiten-Ordens.  Abb.  d.  Münch.  Ak.  —  10)  Pet  Knoodt, 
Anton  Günther  i.  unserem  Jh.  —  Wanderungen  des  Jansenismus  durch  d.  kath.  Staaten  Europas. 
HPBl.  87.  VI:  Ital.  (Fakultät  t.  PaWa,  Neapel,  Toscsna).  VII:  Portugal.  —  Wir  erwähnen: 
Die  ital.  Heimat  süddeutsch.  Waldenser.  AAZ.  Beil.  244 — 56  u.  Krebs,  Johann  Jesu  Maria, 
e.  Mystiker  d.  17.  Jh.  Wiesbaden.  —  11)  Simpl.  Wimmer,  Kurze  Gesdi.  d.  Benedikt-Abtei 
S.  Ludwig  a.  See  i.  Minnesota.  Stud.  n.  Mitt  a.  d.  Benedikt-Orden.  2.  Jg.  4.  Da  Girezza, 
Storia  unirersa  della  miss.  Francescana  (die  Zeit  Ton  1500 — 1600  betreffend).  —  Der  Kloster- 
reformator Joh.  Busch  i.  HPBl.  88,  11    u.  Loth,   St  Vincent  de  Paul,   Tgl.  JB.  DI,  3,  144. 

—  Leben  der  Enphemia  t.  Baden.   £.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Kloster  t.  H.  Herzen  Jesu.  LoMm. 


ni,218  XXIY.    J.  Hermann: 

bin  einen  hervorragenden  Ehrentitel  derselben  bilden,  giebt  es  z.  B.  im  evan- 
gelischen Diakonissenleben  einige  Seitenstücke.  ^)  Die  Geschichte  der  ^sichtr 
baren  Stellvertreter  Ghristis*  and  ihrer  Regierung  aber  beweist  den  vor- 
herrschenden Geist  ^)  trotz  rühmlicher  Aasnahmen!  Welche  unerhörten  staat- 
lichen Zustände! ')  Welche  kirchliche  Veranstaltungen  zur  Unterdrückung!  ^)  Das 
Vorherrschen  der  weltlichen  Interessen  tritt  vielfach,  so  bei  der  Wahl  des 
jugendlich-kräftigen  Clemens  XI.  im  J.  1700  hervor,  b) 

Die  römischen  Zustände  i.  J.  1625  dürfte  eine  in  dieses  Jahr  fallende 
Reise  spiegeln.^) 

Zuweilen  sind  dem  gegenüber  die  ^ketzerischen'  Regierungen  nachsichtiger 
gewesen,  als  die  'katholischen\  "^ 

Nicht  ohne  Erschütterungen  ist  auch  das  Leben  der  griechischen  Kirche 
verlaufen.  *) 

Einige  Bewegung  ist  auch  in  der  ^des  vetus.'') 

Aus  dem  weiten  Unterrichtsgebiete  wird  uns  vorgeführt  Amos  Comenius 
(wenn  auch  als  Theolog,  so  doch  indirekt  damit  auch  als  der  Schöpfer  der 
humanen  und  christlichen  Erziehung  in  eins)^^)  und  eine  überzeugte  und 
männlich  starke  Nachfolgerin,  eine  der  Stützen  des  Fröbelscfaen  Eindergarten- 
wesens,  Bertha  v.  Marenholz,  ^^)  aufserdem  die  Darstellung  des  Lebens  ein- 
zelner sonstiger  Pädagogen  und  von  ihnen  geleiteter  Unterrichts- Anstalten,  ^') 
desgleichen  Behandlungen  der  Gesetzgebung  über  wissenschaftliche  Anstalten 
und  den  Unterricht.^*) 

Der  Buchdruck  ^^)  und  Buchhandels^)  an  sich  und  im  Verb,  zur  Gen- 
sur^^  hat  ebenfalls  mehrfach  historische  Behandlung  erfahren. 


—  St.  Thdrise,  Perlte  p.  olle  meme.  Tnd.  d'aprÖB  1.  mscr.  orig.  avec  comment  hiat.  12.  Mit 
XL,  692.  (Dem  16.  Jh.  angehörige  Stifterin  des  BarfÜTser-Garmeliterinnen- Ordens.)  — 
1)  Adelh.  Bandau,  12  Jahre  als  Diakonissin.  —  2)  £.  Oebhart,  les  papes  d.  deraiers 
si^cles.  N.  R.  80.  15  nov.  —  3)  F.  Arndt,  d.  röm.  Kurie  n.  d.  Räubenin^esen  in  Italien. 
Y.  Z.  Sonnt -Beil.  40.  —  4)  Benrath,  atti  orig.  dell'  inquisiz.  Rom.  pnbblic.  ed  annot 
Rirista  bist  dec.  79.  —  Ein  sittenstrenger,  aber  ketzerblatdürstiger  Papst  ist  Fius  V.  (f  1572), 
Tgl.  Yinc.  de  Brognoli,  stad.  storici  sul  regno  d.  S.  Pio  V.  Roma.  —  5)  Cfalland,  D. 
Papstwahl  d.  J.  1700.  Görres-Oes.  3.  Bd.  2.  Heft.  —  6)  Hier.  Marchstaller,  £.  Reise 
nach  Rom  i.  J.  1625.--  Wir  erwähnen:  B.  Kärnthner,  Praelat  d.  17.  Jh.  Europa  No.  7. 
Die  gegenw.  Yerhh.  des  Papsttums  behandelt  H.  t.  Treitschke:  d.  neue  Exil  t.  Avigon.  Pr. 
Jb.  48,  6.  H.  —  7)  Z.  Gesch.  d.  Yerh.  d.  brandb.-pr.  Staates  z.  kath.  K.  i.:  Katholik  22, 
H.  12,  1880.  Wir  erwähnen:  C.  y.  Hof  1er,  Monum.  hisp.  Corresp.  d.  Gobem.  y.  Castilien 
Adrian  y.  Utrecht  mit  Karl  Y  Prag.  Ges.  d.  W.  81.  —  8)  Material,  s.  Gesch.  d.  Abfalls  d. 
nnirt.  Kirche  Lith.s  (RuTsland).  18./19.  Jh.  Ygl.  Kath.  Bewegung.  11.  Lief.,  1.  Pelesz, 
Union  d.  nithen.  Kirche  mit  Rom.  n.  Ygl.  Z.  f.  kath.  Th.  lY,  4,  1880.  —  9)  Über  M. 
Braun,  Gesch.  d.  Ges.  d.  Brüder  s.  o.  I,  35**  u.  Jüd.  Alteryersorgnngsanstalt  in  Berlin  s. 
ebd.  35^.  —  10)  Griegern,  Amos  Comenius  als  Theolog.  —  11)  Walter,  Bertha  y. 
Marenholz  u.  ihre  Bedent  f.  d.  Werk  Frobels.  —  12)  Hölscher,  d.  Paedagog.  y.  Bützow 
1760-80.  Bonstedt,  Gesch.  d.  Gonradischen  Stiftung.  Progr.  —  Frey,  G.  d.  Gymn.  z. 
Rössel  (Prenfsen).  Muff,  Entsteh.gesch.  d.  Kön.  WUh.  Gymn.  in  Stettin  (Progr.).  —  Wir 
rechnen  hierher  auch:  M.Sattler,  Bened.-Uniy.  Salzburg  i.  Wissensch.  Stnd.  a.  d.  Benedikt- 
Orden,  n,  2. — 4.  Heft  —  13)  S.  Läse  hitzer,  D.  Yorordn.  über  d.  Biblioth.  u.  Archiy.  d. 
aufgel.  Klöster  i.  Österreich  i.  Mitt  d.  Inst  f.  östr.  Ge8ch.forBch.  2.  Bd.  2.  Heft  —  Y. 
Pierre,  TAcole  sous  la  r^yol.  ygl.  RQH.  30,  293.  Die  &anz.  Royolut  a.  d.  Unterrichts- 
freiheit  i.  Period.  Bl.  IX,  206-  20  nach  Laboulaye  i.  d.  R.  d.  France.  —  Wir  erwähnen: 
£.  Dohle r,  studierende  Grafen  i.  yorig.  Jh.  i.:  Europa  81,  24.  —  14)  Grotefend,  Chr. 
Egenoff,d.  I.Stand.  Buchdrucker  in  Frankf.  a/M.  Ygl.  o.  UI,  S.  98.  —  15)  Zur  Elzeyier-Biblio- 
graphie  i  N.  Anz.  f.  Bibliogr.  8.  n.  9.  Hft  P.  y.  Radics,  Gesch.  d.  Buchh.  in  Krain  L: 
Arch.  d.  Buchh.  YL  £d.  Krause,  Mefs-Katalog  d.  16.,  17.,  18.  Jh.  i.  d.  Biblioth.  zu  Kö- 
nigsberg i.  Pr.  N.  Am.  bibl.  10.  H.  T.  Herm.  Meyer,  d.  deutsch.  Buchh.  gegen  Ende  d. 
18.  u.  z.  Anf.  d.  19.  Jh.  A.  G.  d.  Buchh.  YU.  ~  16)  A.  Kirchhoff,  Patriarch.  Fre&iegi- 
ment  ebda.  —  Sohlossar,  E.  CenBontreit  i.  Steiermark  1720.    Ebda.  YL 


AUgemeineft.    Kalturgeschichte.    NachtrSge.  IIL219 

Ein  bemerkenswertes  Kapitel  sind  die  ersten  deutschen  Zeitungen.^) 

Ans  der  Geschichte  der  Wissenschaften  tritt  immer  wieder  die  Galilei- 
frage hervor,  über  deren  Litteratnr  man  dankbar  eine  Übersicht  emp&ngt  *) 

Manches  nachahmenswerte  bieten  Frankreichs  Einrichtungen  zur  För- 
derang der  bist.  Studien.  S) 

Nach  Phil.  Hochstetters  Bavar.  observat.  medicin.  decades  tres,  deren 
1.  T.  1624,  2.  T.  1627  erschien,  giebt  A.  Bartels  einen  'Beitrag  zur  Gesch. 
der  Sanitätsverbh.  in  Augsburg  im  Auf.  des  17.  Jh.';^)  auch  ein  einzehies 
Üniversitäts-Institut,  die  Augenklinik  in  Dorpat,  hat  eine  Geschichte  erhalten.^) 

Zugleich  flElr  die  Sittengeschichte  der  höheren  Stände  interessant  sind 
die  Warnungen,  welche  der  Karlsbader  Bade-Arzt  Phil,  et  med.  Dr.  Strowel- 
berger  in  seiner  1622  zu  Regensburg  gedruckten  Schrift  *d.  polit.  Karlsbad* 
vor  der  unvemtlnftigen  'Gefrälsigkeit'  erhebt^) 

Zur  Litteraturgeschichte  ist  die  Fortsetzung  des  grundlegenden  Werkes 
V.  Scherer ^)  zu  erwähnen;  auf  das  16.  Jh.  allein  bezieht  sich  L.  Geiger,^) 
auf  das  17.  F.  Brunetiöre,  ^)  das  18.  Jaro  Pawel;  ^^)  andemteils  wird 
auf  zwei  wichtige  Brennpunkte  der  Blüte  des  deutschen  Geisteslebens  am 
Anfang  des  Jh.  hingewiesen.  ^^) 

Zahlreich  sind  die  Briefherausgaben ^^)  und  die  Lebensbilder^')  nebst 
einzelnen  Publikationsnachträgen,  auch  die  Beleuchtung  von  zugleich  äufseren 
oder  nur  inneren  Beziehungen  einzelner  grofser  Geister.  ^*)  — 


1)  B.  Weller,  Nachlese  z.  d.  enton  deatsch.  Z.  Germ.  XIY,  106 — 108,  enth.  Titel  t. 
FlagBchriften  a.  d.  16.  Jh.  E.  Milberg,  d.  deatsch.  moral.  VTochenschriften  d.  18.  Jh. 
86  S.  Inaag.-D.  Leipz.  C.  Binghoffer,  z.  Flagachriftenlitteratar  z.  Beginn  d.  apan.  Erb- 
folgekriegs.     A?6-Lallemand,    d.  Mersener  Bocksreiter  i.  18.  Jh.  1880  (Niederrheiniach). 

—  2)  Bchanz,  Galileo  Galilei.  Görres-Ges.  3,  2.  Bers.,  D.  Litterat  z.  Galileifrage.  Liter. 
Handw.  17.     Begaier,  vies  de  savants  illnatr.  ni.  (auf  die  renaissance  bezflgL)    S.  Ausgabe. 

—  3)  FranzÖB.  Einriebt,  betreff,  bist  Stadien:  Gommiss.  d.  g^gr.  hist  d.  Tanc  Fr.  i.  BH. 
XII,  398.  Man  denke  anch  an  die  Archiyes  diplomat  Monod  schreibt  (ebd.  391)  *ttber  d. 
Prorinzialhistoriker*.  —  Wir  erwähnen :  Moses  Mondelsohns  Schriften  mit  biogr.  n.  hist  Ch»' 
rakter.  Alfr.  Huth,  Henry  Th.  Backles  Leben  and  Wirken.  Leipzig.^ —  4)  B.  Arch.  f.  G. 
Medic.  4,  350 — 64.  Vgl.  o.  S.  118.  —  Es  gab  dort  ziemlich  riel  Ärzte,  aber  aach  Kor- 
pfnscher;  erstere  scheinen  in  e.  guten  koUeg.  Yerh.  gestanden  zu  haben.  Die  gebildeten  Fa- 
milien hatten  schon  Haosarzte,  während  die  niederen  Klassen  Ton  einem  Arzt  zum  andern 
liefen.  Befolgung  der  hippocrat-gulen.  Medizin  war  den  Ärzten  vom  Magistrat  yorgeschrieben; 
doch  machten  sich  yerschiedene  Bichtnngen  unter  ihnen  bemerkbar.  D.  stidt  Krankenhaus, 
dessen  dirigierender  Arzt  d.  oben  genannte  Yf.  (H.)  war  und  über  das  er  yiele  interessante 
Bemerk,  macht,  hatte  mindestens  80  Betten.  • —  5)  Adel  mann,  gesch.  u.  statist  Bückblicke 
auf  d.  Augenklinik  d.  k.  russ.  Uniy.  Dorpat  yon  ihr.  Beginn  bis  z.  J.  1867.  Ebda.  88 — 106 
u.  ö.  — -  6)  Badegäste  aus  alt  Zeit  Ebda.  140.  —  7)  Wilh.  Scherer,  Gesch.  d.  deuUchen 
Litteratur.  4.  u.  5.  Hea  S.  225—384.  Kapitel  VII  (Forts.)  —  X  (Anfang)  des  ganz.  Werkes. 
Berlin,  Weidmann.  Heft  1—3:  1880.  —  8)  Aus  d.  16.  Jh.  AAZ.  Beil.  62—68.  Wir  er- 
wähnen: Lazarde,  A.  d.  deutsch.  Gelehrtenleben.  —  9)  La  sociM^  prödeuse  an  17  s.,  k 
Toccas.  d'un  liyre  r^cent  i.  R.  II.  M.  T.  50,  4.  —  10)  D.  litterar.  Reformen  des  18.  Jh.  i. 
Wien.  —  11)  Weimar  und  Jena  i.  J.  1806.  AAZg.  Beü.  117—28.  —  W.  Goethe,  Weimar 
et  Jena  en  1806  i.  B.  intemat  d.  Tenseign.?  ann6e  5.  Wir  erwähnen:  Ew.  Flügel,  E.  Er^ 
innerung  an  Schönaich.  A.  f.  Literatg.  II,  2  n.  A.  Duncker,  d.  Übersiedel.  d.  Familie  t. 
Grimmeishausen  nach  Gelnhausen.  AAZg.  Beil.  237—43.  Briefe  d.  Kaiserin  M.  Theresia  an 
ihre  Kinder  u.  Freunde  y.  Alfr.  y.  Arneth.  Wien.  —  12)  Ho  che,  F.  A.  Wolfs  Briefe  an 
Gurlitt.  Hamb.  Progr.  —  Briefwechsel  zwischen  Jac  u.  Wilh.  Grimm.  Briefwechsel  zw. 
Gauss  u.  Bessel.  Leibnizens  u.  Huygens  Briefwechsel  mit  Papin  ed.  £.  Gerland.  Baich, 
Noyalis  Briefwechsel  mit  Schlegel.  1880.  Tgl.  D.  L.  z.  81,  323.  Bu ebner,  Freiligrath  in 
Briefen.  I.  —  13)  Baich,  Doroth.  y.  Schlegel.  L  n.  Vgl.  o.  S.  38.  Hüffer,  Annette  t. 
Droste-Hölshoff  i.  D.  Bdsch.  YII,  H.  5.  Wattendorf,  Balladenpoesie  y.  A.  y.  Droete-Hüls- 
hoff.  Coblenz.  Gew.  Seh.  Progr.  G.  y.  Prittwitz-Gaffron,  Jos.  Frh.  y.  Eichendorf.  — 
14)  Schütte,  Friedr.  d.  Gr.  u.  Lessing.    Caro,  Md.  d.  Stael  et  Goethe  k  Weimar.  Ak.  Sc 


111,220  XXIV.    J.  Hermann: 

Kriegslieder  ans  den  Beireiangskriegen  sind  wert,  parallelisiert  zu  werden 
mit  denen  des  deutsch-französischen  Kriegs  1870/71.^)  Ob  Viele  in  das  im 
nächsten  Jahr  zu  erwähnende  Urteil  Koberstein  (P.  J.  B.  83.  April)  gefällte 
nngflnstige  Urteil  Aber  Th.  Kömer  einstimmen  werden? 

Zur  Kunstgeschichte  weisen  wir  zunächst  auf  die  Zeitschr.  f.  bildende 
Künste.  16.  Bd.  und  das  1881  in  den  23.  Jg.  getretene,  von  H.  Merz  und 
K.  0.  Pfannschmidt  mit  litterarischer  und  künstlerischer  Einsicht  und  Er- 
fahrung redigierte  Christi.  Kunstblatt,^)  welches  kulturgeschichtlich  höchst 
interessante  Beiträge  —  natürlich  in  den  Grenzen,  die  der  Name  der  Zeit- 
schrift andeutet  —  bietet. 

Das  'Leben  Albrecht  Dürers,^  Peters  v.  Cornelius,^)  der  bildenden 
Künstler;  Chopins^)  und  W.  A.  Mozarts, <^  der  Musiker;  auch  Beaumarchais 
Figaro^)  haben  Behandlung  erfahren. 

Auf  das  Hamburger  Thalia-Theater  bezieht  sich  E«inh.  Ortmann.®) 

Den  finstem  Philipp  IL  lernen  wir  als  Kunstfreund  kennen.*) 

Einzelne  Kunstwerke  werden  uns  beschrieben.'^) 

Ungezählt  sind  die  Biographieen  und  biographischen  Darstellungen.'^) 
Desgl.  erschienen  einige  Familiengeschichten.  '^ 


IL  Fol.  80.  d6c.  Graefer,  Charl.  d.  Yillien  et  Md.  d.  Stael.  Bastenberg.  Progr.  —  Wir 
erwihnen:  Ed.  de  Barth^lemy,  la  marquUe  d'Haxelles  et  ses  amiB  Paris.  Laazan,  1. 
dachesae  d'Aignillon.  15  S.  —  Über  Ifad.  de  KrUdener,  lettres  et  oayrages  inM.  p.  le  biblio- 
phile Jacob.  Vgl.  JB.  Uly  3,  214.  Wir  reihen  an:  Memoiren  d.  Frhr.  y.  Natzmer  t.  Gräfin 
Ballestrem.  Berlin  (2.  Viertel  des  yorigen  Jh.).  —  J.  S.  Brewer,  Engl.  Stadies  or  EsaayB 
in  Engl.  Hiii  a.  Lit  Ed  by  H.  Wace.  —  A.  Bnschel,  anthenticit^  d.  m^m.  d.  Jacq.  CaM- 
noTa  L  L.  Liyre  80.  dec.  K.  H.  B.  y.  Lang,  Memoires.  Th.  Flathe  beurteilt  'die  Erinner.' 
d.  H.  y.  Friesen  (s.  JB.  in,  3,  31.  87)  i.  HZ.  K.  F.  10,  1.  Ana  d.  Kachlasse  d.  Grf.  Prokeach- 
Osten.  Briefwechsel  mit  Genta-Mettemich.  Wien,  Gerold.  —  1)  Eberhardt,  Eriegslieder  ans 
d.  Befireinngskriegen  n.  a.  d.  deatsch-franz.  Kr.  1870/71.  StraoTsb.,  H.  Bürgersch.  Progr.  Von 
Berghaos,  Spraehschatz  d.  Sassen  ist  H.  13  erschienen.  —  2)  Christi.  K.bl.  f.  Kirche,  Schale 
n.  Haas.  Monatl.  1  Bogen.  In  1881  gab  Pf.  Dr.  Dechent  (Frankf.  a/M.):  'Die  Kanst  der  Ka- 
takomben i.  ihr.  Zas.h.  mit  d.  Leben  d.  alt  Christen  (Jnli-Ang.).  H.  M.  Das  500j.  Jubilaam 
der  Veitskirche  zn  Mtthlhaosen  a/N.  (Sept.)  —  3)  Kaufmann,  Albr.  Dürer.  Gorres-Ges.  ^ 
4)  M.  Carriire,  Peter  Cornelias.  N.  Plat  VII,  259— 344.  —  5)  Karasowski,  F.  Chopin 
(1878),  1881.  —  6)  W.  A.  Mozart  N.  Plat  289—367.  1880.  —  7)  Neme«ek,  B.'s  Figaro. 
E.  koltor-  a.  litter.-hist  Skizze  (Schlafs).  Jhb.  d.  Oberrealsch.  2.  Marbarg.  Steierm.  —  8)  B. 
Ortmann,  50  J.  eines  deatschen  Theater-Direktors  (A.  d.  G.  d.  Hamb.  Thalia-Theaters).  —  Wir 
erwähnen:  Iffland  a.  Schröder,  Briefe  a.  d.  Schauspieler  Weidig.  —  9)  Carl  Jasti, 
Phil.  n.  als  Konstfreand.  Z.  f.  bildend.  Künste  16,  10.  Franzs  I.  y.  Este  Verhältnis  zn 
Velaaqaez  behandelt:  Ad.  Ventari,  Velasqaez  e  Francesco  I.  d'Este.  i.  Naoya  Antolog.  Anno 
XVL  2.  ser.  Vol.  28.  Fase.  17.  —  Alfr.  y.  Beamont  schildert  Vittoria  Golonna  (Benaisaance- 
Zeit),  ygl.  0.  S.  180.  —  Wir  erwähnen:  Diel,  G.  d.  roten  Hanses  in  Trier.  Kropatschek, 
d.  Fächeralbum  Elise  y.  d.  Beckes.  Koriositat  y.  1785.  Brandenb.  Progr.  ygl.  o.  Lokalg.  — 
—  10)  Marx,  Langsrillen  a.  d.  Kirche  i.  Heppenheim.  Vgl.  Corresp.-Bl.  80,  379.  A.  Essen - 
wein,  D.  Eintrübt  Kapfer.  A.  K.  d.  V.  K.  F.  28,  6.  Ders.,  Zeichn.  e.  Pokals  y.  Begeh, 
d.  17.  Jh.  Ebda.  Ko.  3  a.  4.  —  Wir  erwähnen:  E.  Gotheim,  d.  Bildnis  Beochlins.  HZ.  N.  F. 
10,  8  0.  M^langes  d.  nnmism.  Le  Mans.  —  11)  K.  Grün,  Franz  y.  Sickingen.  J.  B.  Kaa, 
Erasmiana.  accedant  tubalae  Erasmi  testamentam  et  notarii  pabl.  testimon.  photolithographic 
reddita  ezhibentes.  Botterdam.  Erasm.  Gymn.  Schalprogr.  Über  Gerigk  a.  Heidenheimer,  Petrus 
Martyr  ygl.  ob.  —  Erh.  W  ei  gel,  den  Lehrer  y.  Leibnitz  u.  Pundorf,  behandelt  Edm. 
Bpiefs.  W.  y.  Janko,  Landen  in  Gedicht  u.  Lied  s.  Zeitgenoss.  Wien,  BraamüUer.  XV  o. 
160  S.  A.  Grf.  Thürhoim,  Christ  Martin  y.  Degenfeld,  General  d.  Venet  a.  dess.  Sohne 
(1600^1733).  Umfried,  K.  Planck,  Leben  u.  Werke,  (d.  berühmte  Kirchenhistoriker  a.  d. 
yorig.  Jh.).  Alfr.  Klar,  Joseph  II.  Festrede.  H6mon,  la  yraie  Mad.  d.  1.  Fayette  L  B.  F. 
L.  2  oct  80.  29.  Koy.  1880.  Prag.  A.  Hoda,  Mirabean  en  la  asamblea  constitayente.  B. 
d'Bsp.  Noy.  80.  Lallie,  J.  J.  Goullin.  1793/94.  BQH.  29,  341.  1880.  Mont^gat,  1.  dem. 
asn^  d.  march.  Dayoat  i.  B.  H.  M.  15.  jan.  F.  Althans,  Admir.  Nelson.  N.  Flut  Vm, 
187—288.    K.  A.  F.  Backen  behandelt  den  Phüos.   K.  C.  T.  Knose.    Martin,  K.  C.  T. 


Indien.  111,221 

KimoMB  Leben.  A.  Heil  mann,  Peldm.  F.  Wrede.  Leipiig.  X  n.  561  S.  n.  Feldm.  POnt 
Wrede  i  A.  Mil.  Z.  80,  97,  98  ff.  Über  Ealers  Fr.  L.  Jahn  TgL  o.  S.  26.  In  mannig- 
facher W.  ergänzt :  E.  D  Ü r r  e ,  Chr.  Ed.  L.  Dürre  Aufzeichnangen.  Leipz.,  Strauch.  P  nlz  s k  y ,  meine 
Zeit  n,  m.  Vgl.o.  S.  126  a.  Schwicker  L  AAZ.  80,  344  ff.  Ary^de  Barine,  üne  princeue 
allemande  an  17  ai^e.  L'^lectrifle  Sophie  d.  Hannoyer  L  B.  IL  M.  50,  1.  0.  Valbert^ 
le  roi  Georg  Y.  d.  Hannoyre.  B.  IL  M.  T.  46,  1.  Th.  Martin,  Leben  d.  Prins.  Alberty 
übers,  t.  E.  Lehmann.  Y.  Gotha,  F.  A.  Perthes.  XY  a.  492  S.  Joseph  II.  o.  Kathar.  IL  t. 
Balsl.  L  R  noQ?.  d'Alsace-Lorr.  1.  ann6e.  'Yon  NicoL  L  zn  Alex.  III.'  Leipzig.  K.  Braun 
stellt  zasammen :  Friedr.  d.  Gr.,  Friedr.  Wilh.  III.,  Grf.  Mirabean  o.  Fürst  Bismarck  i.  Yjschr. 
1  Yolksw.,  Pol.  u.  Knltargesch.  16,  3.  —  12)  £.  Bichardson,  0.  d.  Fkim.  Meroda.  Cath. 
T.  Breyern,  geb.  t.  Bentem,  Z.  Gesch.  d.  Familie  BroTem. 


XXV. 
J.  Klatt 

Indien. 

Von  dem  Werke  des  Gf.  F.  A.  v.  Noer^)  über  den  Mongolenkaiser 
Akbar  (reg.  1556 — 1605),  welches  wir  auch  im  vorigen  Jahresbericht  an 
erster  Stelle  zu  nennen  hatten,  fällt  in  dieses  Jahr  die  zweite  Hälfte  des 
ersten  Bandes,  welche  die  Erzählung  ungefähr  bis  zum  25.  Regierungsjahr 
Akbars  fortführt.  Dieser  Teil  des  Buches  ist  noch  von  dem  Vf.  selber  re- 
digiert, welcher  seitdem  verstorben  ist.  Eine  weitere  Fortsetzung  (aus  dem 
Nachlafs  des  Vf.)  ist  bis  jetzt  (März  1884)  nicht  erschienen,  so  daCs  das 
Werk  Fragment  zu  bleiben  scheint  Doch  ist  von  einer  englischen  Über- 
setzung die  Rede  gewesen  und  eine  französische  ist  wirklich  erschienen  (Leiden, 
Brill,  1883).  Die  von  Rodgers  ^)  über  die  Einkünfte  Akbars  geäufserten 
Ansichten  werden  von  zwei  Seiten '~*)  als  unhaltbar  angefochten;  Akbars 
Einkünfte  hätten  sich  in  Wirklichkeit  nur  auf  IG  Krore  belaufen.  Vom 
AkbarnsLmah,  einem  persischen  Quelleuwerk  für  die  Geschichte  Akbars,  welches 
den  Minister  dieses  Fürsten  zum  Vf.  hat,  ist  das  erste  Heft  des  dritten 
Bandes,^)  umfassend  die  Jj.  980  —  82  H.  (1572 — 74)  und  der  Index  zum 
zweiten  Bande  ^)  erschienen.  —  Einige  Mtlnzlegenden  von  Akbars  Nachfolger 
Dschehängir  (1605—28)  und  anderen  Fürsten  sind  nicht  von  Münzen  direkt, 
sondern  aus  einem  lokalen  einheimischen  Werk  entnommen.^ 

Der  Bericht  eines  Matrosen  über  Vasco  da  Gamas  zweite  Reise  nach 
Indien  (1502 — 3),  welcher  in  zwei  von  einander  unabhängigen  Ausgaben  ^~') 


1)  Kaiser  Akbar . .,  s.  JB.  III,  8,  216*  Bd.  1,  Heft  2.  Leiden,  Brill.  lY,  217—516  S. 
Bd.  1  cplt:  M.  10.  —  2)  S.  JB.  lU,  3,  216*.  —  3)  H.  G.  Keene,  On  the  reyenaes  of 
the  Maghal  Empire.  Akbar'B  reyenne:  JASB.  h,  I,  99—103.  —  4)  Edward  Thomas,  The 
reyenaes  of  ihe  Mughal  Empire  in  India:  ib.  147 — 50.  —  5)  Tbe  Akbam&mah  by  Abal- 
Faal  i  Mab&rak  i  '^&mi.  Ed.  by  liaalawi  *Abd-nr-Rabim  .  .  Vol.  3,  Faac.  1.  Calcatte. 
S.  1—96.  40.  [M.  4.]  (Bibl.  Ind.,  N.  S,  nos.  467—68.)  S.  JB.  II,  8,  236*.  —  6)  Index 
of  names  .  .,  s.  JB.  U,  3,  236*.  Vol.  2.  Calcntta.  34  S.  4<».  (Bibl.  Ind.)  —  7)  B.  G.  Tempi e» 
Note  on  some  coin  icgends:  lAnt  X,  90.  —  8)  Le  second  yoyage  de  Vasco  da  Gama  k 
Calicat,  relation  flamande  Mit6e  yers  MDIY.  reprodoite  ayec  ane  trad.  et  nne  introd.  par  J. 
Ph.  Berjeaa.  Paris,  Charayay.  71  S.  2  (eingedr.)  Holzschn.  fr.  4.  Vgl.  o.  S.  213.  Bee. 
Atb.,  6.  Aug.,  S.  174;  C:   BC.,  19.  Sept,  S.  210— 2 j   GBl.,  1.  Oct.  Sp.  1378  1;    A.  Bar« 


111,222  ^V.   J.  Klatt: 

vorliegt,  ist  s6lion  im  vor.  Jabre  ausführlich  behandelt  worden.  ^)  Anf  die 
portugiesischen  Entdeckungsreisen  bezieht  sich  auch  ein  Brief  des  Königs 
Manuel  von  Portugal  vom  J.  1505.^)  Das  Original  desselben,  welches  nach 
Burneils  Meinung  lateinisch  abgefalst  war,  scheint  verloren  gegangen  zu 
sein*,  dagegen  ist  in  einem  alten  Druck  (Rom  1505)  eine  italienische  Ober- 
setzung erhalten  geblieben,  von  welcher  Bumell  einen  Neudruck  (freilich  nur 
in  25  Exemplaren)  reproduziert  hat.  —  Eine  kurze  Geschichte  des  ganzen 
Verlaufs  der  portugiesischen  Herrschaft  in  Indien^)  enthält  u.  a.  eine  Liste 
der  99  Gouverneure  des  portugiesischen  Indiens.  Die  Inquisition^)  wurde 
in  Goa  im  J.  1560  eingeführt  und  erhielt  sich,  wenigstens  dem  Namen  nach, 
bis  zum  J.  1812,  während  welcher  Zeit  70  Autodafes  abgehalten  und  4046 
Personen  verurteilt  wurden.  Eine  portugiesische  Inschrift^)  vom  J.  1651, 
die  in  den  Ruinen  der  einst  berühmten  Stadt  Chaul  (c.  30  miles  südlich  von 
Bombay)  gefanden  wurde,  bezieht  sich  auf  die  Gründung  dieser  Stadt  in  dem 
nämlichen  Jahre.  Ein  anderer  Aufsatz  ^)  ist  von  litterar-historischem  Interesse, 
da  er  u.  a.  über  die  Einführung  von  Buchdruckereien  in  Indien  durch  die 
Portugiesen  handelt  und  ein  Verzeichnis  der  in  Goa  während  des  16.  und 
17.  Jh.  gedruckten  Werke  enthält.  Ein  zuerst  1846  in  der  Calcutta  Review 
erschienener  Artikel^  ist  den  Portugiesen  Bengalens  gewidmet,  welchen  der 
Vf.  als  Engländer  keineswegs  wohlwollend  gesinnt  ist. 

Bei  den  Versuchen  der  Franzosen  im  vorigen  Jahrhundert  in  Indien 
Boden  zu  gewinnen,  ist  eine  der  Hauptgestalten  Dupleix  (f  1763),  ein  bei- 
nahe verschollener  Mann,  wie  der  Vf.  des  vorliegenden  Werkes^)  bemerkt, 
womit  allerdings  im  Widerspruch  steht,  dafs  demselben  zwei  Statuen  er- 
richtet worden  sind,  eine  im  Museum  von  Versailles  1861,  die  andere  in 
Pondich6ry  1870,  und  dafs  die  Errichtung  einer  dritten  in  seiner  Geburts- 
stadt Landrecies  in  Aussicht  steht.  Der  Vf.  wurde  durch  Malleson's  Historj 
of  the  French  in  India  ^)  angeregt  und  schöpfte  hauptsächlich  aus  der  bisher 
unbenutzten,  in  Versailles  aufbewahrten  Korrespondenz  Dupleix'  aus  den  Jj. 
1750 — 64.  Ein  gleichzeitig  erschienenes  Werk  über  Dupleix,  ^^)  welches  wir 
nicht  gesehen  haben,  ist  une  oenvre  'de  bonne  foy',  mais  trop  incomplöte  et 
sommaire,  nach  dem  Urteil  Vinsons,  ^^)  der  übrigens  auch  das  vorher  be- 
sprochene Werk  *assez  imparfait'  nennt.    Mitteilungen  aus  den  Papieren  des 


nell:  Ac,  15.  Oct,  S.  287;  G.  Stier:  Z.  f.  wis«.  Geogr.  n,  244.  —  9)  Vlämwclier  Bericht 
über  Vaaco  da  Gama's  2.  Reise  1602—1603.  Hmg.,  übers,  o.  erl.  y.  H.  C.  G.  Stier.  Dritte 
Ausg.  d.  »VlämiBchen  Tagebachs'.  Braimschweig,  Schwetschke.  IV,  3—42  S.  kl.  8^.  M.  1,20. 
Ed.  I  rec.  Jnngfer:  MHL.  IX,  865  t  Vgl.  o.  Kap.  XXTV.  ~  1)  S.  JB.  lU,  3,  217.  — 
2)  The  Italian  Tersion  of  a  letter  from  the  king  of  Portugal  (Dom  Manuel),  to  the  king  of 
Castile  (Ferdinand),  written  in  1505,  giying  an  account  of  the  voyagoa  to  and  eonquests  in 
the  £aBt  Indies  from  1600  to  1505  A.  D.  Reprinted  from  the  copy  in  the  Mandana  libnrj 
at  Venice,  with  notes,  etc.,  by  A.  C.  Bar  nell.  London,  Wyman.  (26  copiee  for  priTate  circa- 
lation.)  Vgl.  Ac,  24.  Sept,  S.  236  f.  —  3)  E.  Rehatsek,  Hist.  sketch  of  Portuguese  India. 
With  a  list  of  its  yiceroys,  goveraors,  and  captains-general  tili  1881:  Calc.  R.  LXXni,  321 
—62.  —  4)  Ders.,  The  holy  inquisition  at  Goa:  ib.  LXXII,  311—53.  —  &)  J.  Gerson 
da  Cunha,  Portuguese  inscription:  JBBAS.  Vol.  XfV,  1878—80,  Proceed.,  p.  XXXVII  f.  — 
6)  Ders.,  Materials  for  the  history  of  oriental  studies  amongst  the  Portuguese:  Atti  del  lY 
congr.  degli  Orientalisti,  II,  179—219.  —  7)  J.  Long,  The  Portuguese  in  North  India: 
Selectioss  from  the  Calc.  R.  H,  64—113.  (Aus  Calc.  R.  V,  243—92,  1846.)  —  8)  Tibnlle 
Hamont,  Un  essai  d'empire  fran9ais  dans  l'Inde  au  18  si^cle.  Dupleix  .d'ftp'^s  ml  correspon- 
danoe  inAdite.  Paris,  Plun.  XI,  323  S.  2  Karten,  fr.  7,50.  Rec.  Athen,  beige,  No.  20;  de 
Croiaier,  Bull,  de  la  Soc.  acad.  indo-chin.  2.  S4r.  I,  339—42.  —  Vgl.  J.  Vinson,  L'Inde 
fraa^se:  RC.  XV,  179—86.  —  9)  S.  JB.  I,  698.  —  10)  Henri  Bionne,  Dupleix.  2  toI. 
Paris,  Dreyfous.  (IV)  VHI,  224;  (IV)  225^470.    Mehrere  Taf.  —  11)  RL.  XV,  180. 


Indien.  lII,2Ää 

Generals  Decaen^)  (zur  Zeit  der  Revolution)  und  des  Beisenden  Jean  Bapt. 
Thiriot*)  aus  Gommercy  (f  1834)  sind  weitere  Beiträge  zur  Geschichte  des 
französischen  Indiens.  Über  die  heutigen  Zustände  bringt  ein  Artikel ')  Sta- 
tistisches aus  dem  Annnaire  des  Etablissements  frangais  dans  linde  pour  1880, 
Pondich6ry  (imp.  du  gouv.)  1880. 

Die  Geschichte  der  englischen  Herrschaft  in  Indien  behandeln 
einige  Werke,  ^~'®)  die  anscheinend  auf  wissenschaftlichen  Wert  nicht  An- 
spruch erheben  und  teilweise  ausdrücklich  f&r  indische  und  englische  Schulen 
bestimmt  sind.  Ans  älteren  Jahrgängen  der  Caicutta  Review  sind  mehrere 
Abhandlungen  über  die  englisch -indische  Geschichte  abgedruckt  Eine  der- 
selben^) enthält  Auszüge  aus  dem  Briefwechsel  Edm.  Burkes  in  den  Jahren 
1744 — 97,  darunter  eine  pikante  Geschichte,  wie.  Francis  eine  16jährige 
junge  Frau,  Mad.  Grand,  zum  Ehebruch  verleitete  und  dafür  dem  betrogenen 
Ehemann  50  000  Rupien  bezahlen  mnfste,  eine  Geschichte,  welche  mit  der 
sonstigen  philiströsen  und  langweiligen  Moralität  der  englischen  Reviews  seit* 
sam  kontrastiert.  Ein  anderer  Artikel  desselben  Yf.  ^^)  handelt  über  Lord 
Teignmouth  (1792 --98  Generalgouvemeur  von  Indien),  den  Freund  von  Sir 
William  Jones  und  Nachfolger  desselben  als  Präsident  der  Asiatic  Society, 
ein  dritter")  über  Lord  Bentinck,  1827 — 35  Generalgouvemeur,  als  welcher 
er  die  Witwenverbrennung  verbot,  ein  vierter **)  über  Lord  EUenborough, 
1841 — 44  Generalgouverneur.  —  In  den  Verwickelungen  mit  Dost  Moham- 
med, ^^)  Khan  von  Kabul,  spielte  Macnaghten,  ^*)  Gouverneur  von  Bombay 
(ermordet  1841),  eine  politische  Rolle.  —  Wie  sehr  sich  die  Beziehungen 
zwischen  England  und  Indien  in  den  letzten  40  Jahren  zum  Besseren  ge- 
wendet haben,  zeigen  die  Schlufsworte  eines  1844  geschriebenen  Artikels  des 
Generals  Henry  Lawrence i^)  (f  1857),  die  wohl  jetzt  kein  Engländer 
unterschreiben  würde:  We  cannot  expect  to  hold  India  for  ever.  Let  us  so 
conduct  ourselves  in  our  civil  and  milit.  relations  as  when  the  connexion 
ceaseSy  it  may  do  so,  not  with  convulsions,  but  with  mutual  esteem  and 
affection  .  .  Wir  erwähnen  noch  eine  Abhandlung  über  die  Eroberung  von 
Sindh  durch  Charles  Napier,  i^)  ein  ausführliches  Werk  über  Colin  Camp- 


1)  J.  ToBsieri  Le  gMral  Decaen  anx  Indes:  KH.  XV,  849 — 81.  —  Ders.,  Lm  papien 
da  g£n6ral  Decaen:  NR.  Jnli-Aug.  S.  755 — 9,  ygl.  o.  S.  143.  —  2)  Bocum.  in6d.  lor  lluBi 
et  la  g^gr.  de  linde  fran^.  d'apr^a  le  ms.  no.  448  de  la  Bibl.  de  Nancy  intitali:  Yoyage 
dans  rindoastan  par  Thiriot,  de  Coramercy,  r^sum^  et  annot^s  p.  £.  G6nin:  Ball,  de  la  Boc 
acad.  indo-chin.  II  S4r.  I,  69—108.  (Auch  sep.  Paris,  Challamel.)  —  3)  Eng.  Gibert, 
L'Inde  fran^.  en  1880:  A£0.  III,  289—302.  (Aach  sep.  Paris.)  —  4)  0.  Macfarlane, 
History  of  British  India,  &oni  the  earliest  English  intercoorse  New  ed.  Lond.,  BoaÜedge. 
690  S.  3  B.  6  d.  —  5)  B.  W.  SaTile,  How  India  was  won  by  England  ander  CÜTe  and 
Hastings.  5  s.  6  d.  —  6)  David  Sinclair,  A  Hist.  of  India.  P.  1.  2.  Madras,  Addison.  lOd, 
145  S,  &  12  a.  [from  the  battle  of  Panipat  in  1761  down  to  the  last  Afghan  war  ...  for 
the  ase  of  schools.]  —  7)  Indian  hist  tables.  Madras,  Addison.  41  S.  8  a.  —  8)  George 
W.  Cox,  History  of  the  establishment  of  British  nile  in  India.  London,  Longmans.  Bec.  Ac. 
2.  Apr.  S.  241.  —  9)  John  Kaye,  Sir  Philip  Francis:  Selections  from  the  Oalcatta  B.  I, 
513—60.  (Aus:  Calc  R.  II,  561—608.  Doc.  1844.)  —  10)  Ders.,  Lord  Teignmoath:  ib. 
I,  1—54.  (Aas:  Calc.  R  I,  41—94.  1844.)  —  11)  Ders.,  Lord  Wm.  Bentinck's  administra- 
tion:  ib.  I,  117—51.  (Aas:  Calc.  R.  I,  337—71.  1844.)  —  12)  Ders.,  The  administrat.  of 
Lord  EUenborough:  ib.  I,  212—66.  (Aas:  Calc.  R.  I,  508—62.  Mai  1844.)  —  13)  Ders., 
Dost  Mahommed  [!]  Khan:  ib.  H,  421—82.  (Aas:  Calc.  R.  VII,  5-66.  Jan.  1847.)  — 
14)  J.  C.  Marshman,  Sir  W.  H.  Macnaghten:  ib.  I,  364-420.  (Aas  Calc.  R.  II,  209— 
65.  Oct  1844.)  —  15)  Milit.  defence  of  oar  empire  in  the  east:  ib.  1,  267—307.  (Aas 
Calc.  R.  U,  32-72.  Oct.  1844.)  —  16)  Drs.  Marray  and  Daff,  The  Sindh  controTOrsy- 
Kapier  &  Outram:  ib.  H,  375-420.  (Aus:  Calc.  R.  VI,  569-614.  Dec.  1846.) 


111,224  XXV.  J.  Klatts 

bell,^)  den  Hauptunterdrücker  des  indischen  Aufetandes,  eine  BMzze  der  V^rk- 
samkeit  des  Lord  Lawrence  ^)  (1863 — 68  Vice-König  von  Indien),  und  einige 
Schriften  über  den  afghanischen  Krieg,  1879— 80.*— ß)  Damit  sind  wir  bei 
der  Gegenwart  angelangt,  deren  Fragen  in  den  englischen  Ephemeriden  zum 
Überdrufs  diskutiert  werden.  Ein  gut  empfohlenes  Buch^  handelt  über  die 
in  Indien  nötigen  Reformen,  ein  anderes,^)  welches  schon  in  zweiter  Auflage 
erschienen  ist,  über  Indien  i  J.  1880.  Die  Hungersnotjahre, ®~^<>)  die  Fi- 
nanzen ^^)  und  andere  Dinge,  ^'~~^^)  z.  B.  die  Stellung,  welche  die  Moham- 
medaner in  Indien  einnehmen,  ^®)  bilden  den  Stoff  einiger  andrer  Werke  und 
Abhandlungen. 

In  Emil  Schlagintweits^^)  Prachtwerk  handelt  der  zweite  (SchluCs)- 
band  über  Volksbildung  und  Zeitungswesen  in  Indien,  femer  über  die  ein- 
zelnen Gebiete  des  nordwestlichen  Indiens,  nämlich  die  sogenannten  Nord- 
westprovinzen,  Audh,  Gentralprovinzen,  Radschputana,  Gudscherat,  Pendschab, 
den  Himalaja  und  den  Grenzbezirk  gegen  Afghanistan;  ein  Kapitel  ist  der 
englisch-indischen  Armee  gewidmet,  und  der  Anhang  zählt  die  amtliche  Yer- 
waltungslitteratur  au^  welche  durch  die  Liberalität  der  englischen  Regierung 
dem  Vf.  zur  Verfügung  gestellt,  ihn  in  den  Stand  setzte,  auch  dem  Fach- 
mann viel  Interessantes  und  Neues  zu  bieten,  wenngleich  das  Werk  haupt- 
sächlich für  das  gröfsere  Publikum  bestimmt  ist 


1)  Shadwell,  The  life  of  Colin  Campbell,  Loid  Clyde.  üliutrat  by  extracto  Crom  hiB 
diary  and  corresp.  In  2  vola.  With  Portrait  and  Maps.  Edinburgh,  Lond.,  Blackwood.  36  ah. 
Rec.  D.  C.  Boaiger:  Ac.  2,  Apr.  p.  285  f.;  Ath.  2,  Apr.  p.  453;  Blackwood's  Edinb.  Ifag., 
Apr.  CXXIX,  447—67;  Calc.  E.  Oct  LXXm,  223—52.  —  2)  L.  J.  Trotter,  Loid  Law- 
rence: a  sketch  of  Mb  public  career.  Calcntta,  Thacker.  Re.  1.  —  3)  Howard  Hensman, 
The  Afghan  war  of  1879—80  .  .  London,  Allen.  556  S.  with  map«.  21  a.  Rec  Ath.  24. 
Sept  p.  391  (wertrollea  Material  f&r  die  Oeachichte,  sorgfaltig  ediert).  —  4)Q.  Lelfarchand, 
2.  campagne  des  Anglais  dans  l'Afghaniatan  (1879—1880).  T.  1.  Paris,  fr.  6.  —  5)  La 
nouTolle  guerre  d'Afghanistan :  Bull,  de  la  r^union  des  officiers.  —  6)  K&li  Präs  an  na  Ile, 
The  life  and  career  of  Major  Sir  Loais  Cayagnari.  Calcntta,  J.  N.  Ghosh.  200  S.  R«.  5.  (The 
memoir  indndes  an  accoont  of  the  second  Afghan  war.)  —  7)  Bl.  S.  Cunningham,  British 
India  and  its  rulers.  London,  Allen.  310  S.  10  s.  6  d.  Rec.  Ath.  10.  Sept.  S.  329—31; 
W.  W.  H unter:  Ac.  22.  Oct  S.  303  f.  (this  book  is  an  admirable  union  of  obsenration 
with  reflection);  Tijdschr.  yoor  Nederl.  Ind.,  Not.  N.  S.  X,  384—92;  The  basis  of  England's 
power  in  India:  Westminster  R.,  Jan.  1882.  N.  S.  LXI,  22—32.  —  8)  Sir  Rieh.  Temple, 
India  in  1880.  2  ed.  Lond.,  Murray.  16  s.  (1  ed.  s.  JB.  m,  3,  220").  Rec  Quarterly  R., 
Juli,  GLn,  50—79;  H.  G.  Keene:  Calcutta  R.,  Jnli,  LXXllI,  1—15.  —  9)  H.  6.  Keene, 
How  are  they  to  live?:  Calcutta  R.,  Jan.,  LXXU,  137—53.  —  10)  Meyners  d'Estrey, 
Bisette  probable  dans  linde  en  1880:  AEO.  III,  1—19.  —  11)  Tho  B.  Moxon,  Indian 
finance.  Manchester,  Heywood  (cf.  Ac.  XIX,  243).  —  12)  John  Murdoch,  England's  duty 
to  India  .  .  Madras,  C.  K.  8.  Press,  Yepery.  60  S.  Rec  TR.,  Dec,  N.S.  II,  159  (gedanken- 
reiche kleine  Schrift);  Calcutta  R.,  Jan.  1882,  No.  147,  S.  YU  t  —  13)  Letter  to  Lord 
Ripon  [on  the  progress  of  education  in  India.  .].  ib.  143  S.  —  14)  D.  J.  Stewart,  An 
army  for  India.  (Fonr  articles  reprinted  from  the  *Indian  Public  Opinion'  of  1869.)  Üiore, 
CiTÜ  and  Mil.  Gas.  Press  1880.  28  8.  Re.  1.  —  15)  Herbert  Taylor,  The  future  of  India: 
Contemp.  R.  XXX IX,  464 — 77.  —  16)  Reports  on  the  oondition  of  India,  presented  to  Par^ 
liament  1880,  1881.  Rec  Quarterly  R.  CLII,  50  ff.  —  Andere  Reporte  s.  PASB.  S.  85, 
99,  130,  148  etc  —  17)  D&d&bh&i  Nawroji,  Condition  of  India  .  .  Bombay,  Union  Prew. 
84  S.  (for  private  circulation).  —  18)  Abhaya  Charan  D&s,  The  Indian  Ryot,  land  tax, 
permanent  settlement,  and  the  famine.  Printed  at  Howrah,  and  publ.  at  Bantr4.  661  S.  Rs.  4. 
—  19)  Pukhtana,  Dur  political  1849  and  1879.  Two  sketches  founded  on  fiact  Lahore, 
Ciril  and  MiL  Gaz.  Pr.  1880.  48  S.  Re.  1.  —  20)  N.  B.  E.  Baillie,  On  the  duty  which 
Mohammedans  in  British  India  owe,  on  the  principles  of  their  own  law,  to  the  Goremment 
of  the  country:  JRAS.  N.8.  XIII,  429-36.  Suppl.  ib.  577—83.  —  21)  Indien  in  Wort  u. 
Büd  .  .,  s.  JB.  III,  3,  220^^  Bd.  IL  Leipäg,  Schmidt  &  Günther,  fol.  IX,  227  S.,  65  Tat, 
1  Karte.    M.  30,  geb.  40.     Rec  CBl  9.  Sept  1882,  Sp.  1257. 


Indien.  111,225 

Schilderangen  des  indischen  Lebens,  verfafst  yon  indischen  Beamten,^'') 
Missionären,  ^^^)  reisenden  Damen,  ^)  Nachrichten  über  die  englischen  Ge- 
sundheitsstationen in  den  Gebirgen  Indiens,^)  über  die  Behandlung  der  Ge- 
fangenen im  Orient,  namentlich  in  Indien,  7)  schliefslich  eine  Anzahl  Reise-^"^®) 
und  Missionswerke  ^^~^^)  mögen  hierdurch  kurze  Erwähnung  finden. 

In  der  neueren  Geschichte  Bengalens  spielte  Impey,^^)  erster  Ober- 
richter in  Fort  William  (f  1809)  eine  hervorragende  Rolle.  Die  Verdienste 
eines  Eurasiers  von  portugiesischer  Abkunft,  Namens  Derozio  (lebte  1809 — 
31),  welcher  in  Galcutta  eine  durch  frühen  Tod  unterbrochene  Thätigkeit  als 
Journalist  und  Dichter  entfaltete,  werden  in  einer  Specialstudie  ^^)  der  Ver- 
gessenheit entrissen.  Über  die  hervorragenden  Hindufamilien  Calcuttas,  bes. 
die  bekannte  Tagore-Familie  handeln  einige  Journalartikel,  ^^)  über  die  Fa- 
milien Bengalens  im  allgemeinen  ein  von  einem  Hindu  ^^)  verfafstes  umfang- 
reiches Werk.  Als  andere  Beiträge  zur  Geschichte  Bengalens  nennen  wir 
eine  Notiz  über  alte  Karten  Calcuttas  und  Bengalens  ^7)  aus  d.  J.  1724 — 


1)  Wm.  Taylor,  Thirty-eight  yean  in  India,  from  Juganath  to  the  Himalaya  moant 
With  100  ill.  by  the  author.  VoL  1.  2.  London,  AUen,  1881/82.  512,  540  S.  50  b.  Bec. 
J.  S.  Gotton:  Ac  8.  April  1882,  S.  246,  3.  Febr.  1883,  S.  77;  Ath.  13.  Mai  1882,  8. 
597  f.,  30.  Sept  1882,  S.  426  1  --:  2)  G.  Aberigh-Kackay,  Twenty-one  days  in  India: 
being  the  tonr  of  Sir  Ali  Baba,  K.  C.  B.  S'ed.  London,  Allen.  210  S.  4  b.  Bec  Ac.  19.  Juni 
1880,  S.  453.  —  3)  Bey.  W.  Urwick,  Indian  pictures  drawn  with  pen  and  pencil.  8  b., 
B.  Ath.  24.  Sept.,  S.  399.  ->  4)  Bev.  A.  D.  Bowe,  Every-day  Ufe  in  Lidia.  Bl.  New  York. 
402  S.  7  B.  6  d.,  B.  TB.  N.  S.  U,  131.  —  5)  Mrs.  Guthrie,  Life  in  Western  India.  2  toIb. 
London,  Hant  21  b.  Bec  Ath.  20.  Aug.,  S.  233  f.  —  6)  üyde  Glarke,  The  English 
BtationB  in  the  hill  regiouB  of  India  . .:  Joum.  Stat  Soc.  XLIV,  3.    (Auch  Bop.    48  S.    1  b.) 

—  7)  John  Kaye,  Eastem  captirity:  SelectionB  from  the  Oalc.  B.  U,  139—93.  (Aub  Calc 
B.  1846,  Y,  428—82).  —  8)  £.  M.  Martin,  A  tour  throngh  India  in  Lord  Canning^s  time. 
London,  Bemington.  7  b.  6  d.  —  9)  Bholanauth  Ghunder,  'TravelB  of  a  Hindu':  Calc. 
B.  LXXU,  196—212.  (Cont),  b.  JB.  IH,  3,  221«.  —  10)  L.  BouBBolet,  India  and  itB 
natiye  princea.  New  ed.  earefuÜy  re?.  and  ed.  by  0.  Buckle.  With  ill.  and  mapB.  London, 
Bickera.  15  b.  Ygl.  JB.  III,  3,  221^«.  —  in  L.  Jacolliot,  Tre  mesi  buI  Gange  e  buI 
Bramapntra.  Milano.  243  ß.  1.  1,50.  —  12)  DerB.,  Viaggio  alla  citt&  dei  morti  ed  alle 
roiine  di  Gtolconda.  la  vers.  ital.  dal  franc.  ib.  356  S.  1.  2.  —  13)  H.  Krone,  Yon  Ceylon 
nach  Bombay:  JBY.  f.  Erdk.  BreBden,  1879.  —  14)  Is  peschtacher  i  debrej  Indostana.  (Aub 
d.  Höhlen  u.  Schiiichten  HindoBtanB.)  Moskau,  Univ.  1880.  52  S.  45  Kop.  —  15)  G.  Pfeier, 
PnteBchoBtwie  po  Indiji  i  Peraiji.  (Beiae  nach  Indien  u.  Persien.)  Moakau,  Neubttrger,  1879. 
256  8.  Bob.  1.  25  Kop.  —  16)  A.  L  Woeikow,  OtBcherki  Ib  putescheBtwija  po  Indiji  1 
Japoniji  .  .  (Skizzen  aua  einer  Beiae  nach  Indien  und  Japan.  Hrag.  y.  d.  russ.  geogr.  Qea.) 
8.  Peteraburg,  Beflobraaow,  1878.  95  S.  —  17)  Gust  Kreitner,  Gröf  Sz6chenyi  B.  keleti 
utaciaa.  Bndapeat,  BövaL  —  18)  DerB.,  Im  fernen  Osten  .  .,  b.  JB.  HI,  3,  221».  Lfg.  2— 
32.  Wien,  Holder.  S.  33—1013.  k  50  PI  Bec  Ungar.  B.  Juli  1882,  S.  597—9;  Ath. 
28.  Oct  1882,  8.  557  f.;  (BaBtia)n:  BLZ.  17.  März  1883,  Sp.  377  f.  —  19)  de  Gabriac, 
Autoor  du  monde.  Inde.  Chine,  Japon.  Paria.  £r.  8.  —  20)  Julien  de  Bochechouart,  Lea 
Indes,  la  Birmanie,  la  Malaiaie,  le  Japon  et  lea  ^tats-Unis.  Paris,  Plön.  Ygl.  La  Birmanie 
indöpandante:  A£0.  lY,  21 — 7,  52 — 8.  1  Taf.  —  21)  Passingham,  Missionary  tours  in 
India  and  Ceylon.  London,  Simpkin.  142  S.  2  b.  —  22)  Wale  Byrne,  Missionary  labours 
of  chaplaina  in  Northern  India:  Selections  from  the  Calc  B.  I,  607—20.  (Aus  Calc  B.  III, 
299—812.  1845.)  —  28)  John  Kaye,  Sir  Elijah  Impey:  ib.  II,  545—617.  (Aus  Calc  B. 
YU,  451—523.  1847.)  —  24)  Thomas  Edwards,  Henry  Louis  Yiyian  Derozio:  Calc  B. 
LXXU,  283—310.  LXXUI,  35—77.    Ders.,  The  poetry  of  Derozio:  ib.  LXXUI,  301—20. 

—  25)  J*  Long,  The  old  families  of  Calcntta:  Joum.  of  the  National  Ind.  Association,  July; 
Tgl.  auch  Ac  6.  Mai  1882,  S.  319.  —  History  of  the  Tagore  family  of  Calcntta:  The  Oriental 
Miscellany,  Calc  1880.  —  Benim&dhaba  Banerji.  Prasanna  Kum&r  Tagore.  Calc  1880. 
14  8.  Sa.  (Aus  d.  Griental  Miscellany.)  —  26)  Loka  N&th  Ghosh,  The  modern  bist  of 
the  Ind.  Chiefs  . .  s.  JB.  III,  3,  218».  P.  EL  Calc,  J.  N.  Ghosh.  611  S.  Bs.  8.  (This  part 
deBcribee  principally  the  most  notable  natiye  families  in  Calc  and  the  different  districts  of 
BengaL)  —  27)  Westland,  Bemarks  on  old  maps  of  Calc  and  Bengal  .  .:  PASB.  Mai, 
8.  89  1 

Hiatoriaeha  Jahraaberiohte.    1881.    III.  15 


111,226  XXV.    J.  KUtt: 

76,  Abhandlungen  über  den  Handel  Bengalens^)  im  17.,  18.  and  Anfang 
des  19.  Jh.,  über  das  gesellige  Leben  der  Europäer  in  Bengalen  vor  50 
Jahren,^)  ein  Werk  über  das  Leben  nnd  Treiben  der  Hindus,  ^on  einem 
EUndu'^)  yerfafst,  freilich  nur  das  städtische  Leben  von  Galcutta  berück* 
sichtigend,  eine  Beleuchtiyig  der  finanziellen  Lage  Bengalens^)  zu  Anfang 
der  40er  Jahre,  Schilderungen  berühmter  örtlichkeiten  an  den  Ufern  des 
Hugli  (d.  i.  Bhagirathi),^)  eine  Lebensbeschreibung  des  schwedischen  (pro- 
testantischen) Missionars  Eiemander^)  (f  1799)  und  ein  Gesamtbild  der 
heutigen  katholischen  Mission  im  westlichen  Bengalen. '') 

Für  Sik kirn  liegt  nur  eine  geographische  Abhandlung,^)  für  Kashmir 
ein  Neudruck  einer  schon  1844  erschienenen  Abhandlung^)  vor.  Neu  ab- 
gedruckt ist  auch  eine  der  Kundgebungen  der  öffentlichen  Meinung  i<^)  i.  J. 
1844,  die  später  zu  dem  Kriege  gegen  die  Sikhs  1845—6  und  der  endlichen 
Einyerleibung  des  Pendschab  1849  führten.  Die  auf  die  Umwandlung  des 
University  College  in  Labore  in  eine  unabhängige  Universität  bezüglichen 
Schriften  sind  besonders  ^^)  herausgegeben  worden.  Für  den  Pendschab 
nennen  wir  schliefslich  noch  einen  Reisebericht,^^)  fdr  Sindh  und  Audh 
zwei  zuerst  im  Anfang  der  40er  Jahre  erschienene  Abhandlungen,  i*— i*)  für 
die  Nordwestprovinzen  Bd.  6  des  offiziellen  Werkes,  ^^)  enthaltend  die 
Distrikte  Gawnpore ,  Gorakhpur  und  Basti  und  ein  Reisehandbuch  ^^)  für 
Allahabad,  Gawnpore  und  Lucknow. 

Für  die  Präsidentschaft  Bombay  ist  die  einzige  eigentlich  historische 
Schrift  eine  schon  früher  erschienene  und  wieder  abgedruckte  Skizze  der  Ge- 
schichte der  Mahratten,  ^^)  ferner  verdienen  Erwähnung  das  Gesetzbuch  für 
Bombay,^®)    Murray's   vortreffliches  Reisehandbuch    für  Bombay,")    welches 


1)  Peary  Ghand  Mittra,  Xotes  on  early  commerce  in  Bengal:  Calc.  R.  LXXII,  113 
•—28.  —  2)  Social  life  in  Bengal  fifty  years  ago,  by  an  Old  Indian:  ib.  LXXIII,  378^400. 
LXXIV  (Jan.  1882),  183—92  —  3)  Shib  Chander  Böse,  The  Hindooa  aa  tbey  are:  a 
description  of  the  mannen,  cnstomB,  and  inner  life  of  Hindu  Society  in  Bengal.  With  a 
pref.  note  by  W.  Hastie.  Calc,  Newman;  London,  Stanford.  31 2, S.  Rs.  5  (7  a.  6  d.).  Bec 
J.  S.  Cotton:  Ac.  24.  Sept.,  S.  235;  A.  Barth:  RHR.  Y,  248  f.  -  4)  J.  C.  Marahman, 
Bengal  as  it  is:  Select  from  the  Calc.  R.  1,  561—606.  (Aas  Calc.  R.  lU,  165 — 210.  1845.) 

—  5)  Ders.,  Xotes  on  the  left  or  Calcntta  bank  of  the  Hooghly:  ib.  I,  675 — 709.  (Aiu  Calc. 
R.  III,  428—62.  1845.)  —  Ders.,  Notes  on  the  right  bank  of  the  Hooghly:  ib.  I,  749— 
93.  (Ana  Calc.  R.  lY,  476-520.  1845.)  —  J.  Long,  The  banka  of  the  Bhägirathi:  ib.  H, 
328—73.  (Ans  Calc.  R.  YI,  398—448.  1846.)  —  6)  J.  Long,  The  first  protastant  missionary 
to  Bengal:  ib.  H,  483—544.  (Ana  Calc.  R.  VU,  124—85.  1847.)  —  7)  Y.  Baesten,  Les 
miasionnairea  belgea  dans  Tlnde  anglaiae.  Mission  da  Bengale  ocddental:  Pr^cia  hiat  XXX, 
685-700.  —  8)  Sir  Rieh.  Temple,  The  lake  region  of  Sikkim,  on  the  kontier  of  Tibet: 
P.  Roy.  Geogr.  Soc    N.  S.  HI^  321—38.     Diac.  338—40.    1  Karte,  1  Taf.,  10  lU.  im  Text 

—  9)  Henry  Lawrence,  Kaahmir  &  the  conntriea  aroand  the  Indaa:  Select.  £rom  the 
Calc.  R.  I,  421—87.  (Ana  Calc  R.  II,  469—635.  1844.)  —  10)  Dera.,  Recent  hiat  of 
the  Ponjab:  ib.  I,  153—211.  (Ana  Calc.  R.  I,  449—507.  1844.)  —  11)  Papera  connected 
with  the  Ponjab  University  qaeation.  Labore,  Tribüne  Preas.  118  S.  Gratis.  —  12)  Reisen 
im  nördlichen  Pandachab.  Nach  dem  Französ.  dea  M.  de  B^rard:  Qloboa  XXXIX,  1 — 7. 
17—23.  33—8.  M.  Abb.  —  13)  John  Kaye,  The  Ameera  of  Sindh:  Select  finfm  the  Calc 
R.  I,  55— 82^  (Ans  Calc  R.  I,  217—45.  1844.)  —  14)  Henry  Lawrence,  The  kingdom 
of  Oude:  ib.  I,  621—73.  (Ana  Calc  R.  UI,  375-427.  1845.)  —  15)  Statistical,  deampÜTe 
and  hiat  acooont  of  the  Xorth-Weatem  Proyincea.  £d.  by  £.  T.  Atkinaon.  Yol.  YI. 
Cawnpore,  by  F.  N.  Wright  Gorakhpor,  by  £.  B.  Alexander.  Baati,  by  H.  C.  Cony- 
beare,  Allahabad.  LYUI,  798  S.,  3  Karten.  12  a.  Vgl.  JB.  II,  3,  239«.  —  16)  H.  G. 
Xeene,  A  handbook  for  viaitora  to  Allahabad,  Cawnpore,  and  LncknoW.  2  ed.,  re-written  aad 
enL  Cdc,  Thacker.  Rs.  2.  8  a.  —  17)  H.  Lawrence,  The  Mahratta  hiatory  and  empire: 
Select  from  the  Calc  R.  II,  1—63.  (Aus  Calc.  R.  lY,  178—240.  1845.)  —  IS)  The  Bombay 
Code  .  .  XXIY,  774  S.  :(  1.  1  s.  —  19)  Marray'a  Handbook  of  the  Bombay  Preaidency . . 
2  ed.     London,  Morray.     405  S.  m.  Kart  u.  PI.     15  a.     Rec  Ath.  16.  Joli,  S.  8S  t 


Indien.  111,227 

den  inzwischen  verstorbenen  E.  B.  £astwick  zum  Verfasser  hat,  ein  anderer 
Reiseführer,^)  eine  gnt  geschriebene  Abhandlung  über  die  heutigen  Ver- 
hältnisse der  Konkan-Küste,  ^)  auf  welcher  die  portugiesische  Besitzung  Goa 
hegt,  und  ein  Artikel  über  das  politisch  zur  Präsidentschaft  Bombay  ge- 
hörige Aden*)  (in  Arabien). 

Für  Sttdindien  nennen  wir  ein  Quellen  werk  über  Th.  Munro,*)  Gou- 
verneur von  Madras,  dessen  Hauptverdienst  die  Gründung  des  Ryotwar-Systems 
ist  (er  kam  1780  nach  Indien).  Ferner  seien  erwähnt  ein  Handbuch  für 
die  Stadt  Madras,^)  eine  Abhandlung  eines  Eingeborenen^)  über  die  Veiv 
waltung  von  Maissur,  Berichte  über  die  natürlichen  Verhältnisse  der  Distrikte 
Nilgiri  und  Goimbatore  ^)  und  ein  Missionswerk.  ^) 

Ceylon  ist  nur  durch  zwei  Reisewerke, ^•"^®)  ein  Schulbuch,^*)  und 
einige  Kleinigkeiten  i*"**)  vertreten. 


1)  VTatson's  Gaide  to  Poona  and  Kirkee  .  .  Bombay,  Edac.  Soc/s  PresB.  118  S.,  map. 
8  a.  —  2)  £mü  Schlagintweit,  Die  Konkan-Küate  Britiah-Indiexka :  öat  Hon.  f.  d.  (h*. 
Vn,  173—6.  —  3)  H.  de  Bizemont,  Aden:  L'Exploration  XI,  329  ff.  —  4)  Selections 
from  the  minates  and  other  official  writings  of  Sir  Thomas  Munro,  Goyernor  of  Madras,  ed. 
bj  A.  J.  Arbathnot.  2  yols.  London,  Paul.  30  s.  Rec.  Ath.  2.  Jali,  S.  7  f.;  J.  I.  Min- 
chin:  Ac.  16.  Jali,  S.  41  f.  (wichtiges  Werk).  —  5)  A  guide  to  the  city  of  Madras  and 
its  sabnrbs.  3.  ed.  Madras,  Higginbotham.  148  S.  Se.  1.  8  a.  —  6)  B.  Krishna  Singh, 
Mysore  as  it  is.  Bangalore,  Sabbaiya.  52  S.  Ke.  1.  —  7)  W.  R.  Robertson,  Reports  on 
the  agricaltural  conditions,  capabilities ,  and  prospects  of  the  Nilgiri  and  Goimbatore  districts. 
Madras,  Higginbotham.  178  S.  Rs.  2.  8  a.  —  S)  R.  Caldweli,  Records  of  the  early  hist. 
of  the  Tinneyelly  mission  .  .  ib.  367  S.  Rs.  6.  — -  9)  Y.  M.  Hamilton  and  S.  M.  Fasson. 
Scenes  in  Ceylon.  London,  Chapman.  42  s.  —  10)  Loais  Heabach,  Rei^e-Rrinnerungen 
an  Ceylon,  Ägypten  and  die  Türkei.  Schmalkalden.  348  S.  Nicht  im  Handel.  (Trübner:  5  s.) 
—  11)  The  hist  of  Ceylon  Ed.  by  the  C  V.  E.  Society.  Madras,  C.  K.  S.  Press.  120  S. 
4  a.  —  12)  Ceylan:  ses  popalations,  ses  productions  et  sa  Situation  öconomique:  Economiste 
fran^ais,  12.  Febr.  —  13)  J.  Doblhoff,  Statist  über  Ceylon:  Mitth.  d.  k.  k.  geogr.  Gei. 
Wien.  XXIV,  91—3. 


15* 


Berichtigungen  und  Nachträge. 


Zu  Jg.  III. 

Yorrsde  S.  lY  Text  Z.  6  t.  a.  1.  n,  S.  189*. 

'     Abteilang  L 


8.  117  Z.  14  Um  F.  J.  A.  Hort 
S.  ISO  Text  Z.  8  t.  a.  lies  Wertoott 
S.  181  Anm.  Z.  2  t.  u.  liea  361  ff. 


Abteilang  IL 


S.  66  Text  Z.  15  t.  o.  liei  HecUinger. 

S.  195  Z.  20  lies  Gainand. 

8.     „     Anm.  5  fttge  hinza:  Orlten«,  Colaa. 

8.  218  Anm.  6  liei  innerh.  de«  gem.  deutsch.  OiyilpTOC. 

8.  871«  Ues  BnU.  mon.  Y,  8. 

Abteilang  UL 

8.  80  Anm.  Z.  5  t.  a.  lies  K.  Enler. 

8.  70  Anm.  Z.  17  t.  a.  liei:  ?.  H.  Bohlfis. 

8.  70  Anm.  Z.  10  t.  a.  etreiche:  Bolfs. 

8.  94«  hw  Mejer. 

8.  94«  liei  BeUe8heim  n.  Eist  pol.  Bl.  1880,  I,  589. 

8.  121  Anm.  Z.  6  lies  881  8. 

8.  188  Anm.  Z.  1  lies  B.  YL 

8.  808  Text  Z.  7  t.  n.  lies  Fnmstallning  [DanteUung]  af  Lnthen  socudm  etik. 

8.  814  Text  Z.  81  t.  u.  lies  £.  Minrer. 

8.    „    Z.  10  T.  n.  lies  AlicOqae. 

Zu  Jg.  IV. 

Abteilang  I. 

8.  10  sind  Anm.  15  n.  16  Tertanscht 

8.  88  Z.  14  Ues  L.  Leonij  statt  M.  Lattes. 

8.    „    Z.  15  streiche  L.  Leonij. 

8.    „    Anm.  Z.  6.  Ues:  s.  M.  Lattes,  BEJ.  etc. 

8.  88  Text  Z.  8  t.  a.  Jos.  Landsberger  ist  Yl  der  ersten  der  drei  ZuammenataUoBgea, 

nSmlich  d.  ^ürknndenregesten'  a.  s.  w. 
8.  84  Anm.  10  gehört  in  ihrem  ersten  Citat  la  8.  85^. 
8.  35  Z.  1  fehlt  die  Anm.  an  Jellinek,  die  8.  84i«  steht 
8.  351*  Ues  H.  Grotefead. 
8.  86  Z.  9  lies  Hoffmann.«) 
8.  78  Z.  6  lies:  den  sie  (statt:  die  sie). 
S.  86  sind  Anm.  4  a.  5  vertauscht 


Bdriohtigqngen.  JJJ  229 

S.  87  Text  Z.  10  ff.  Vf.  and  Titel  der  Arbeit  iteht  in  Anm.  7  (G.  Erflger). 

8.  90  Z.  1  lies:  Anfiauimg  (statt  Anfbcliwang). 

S.  90  Z.  10.  0er  fTitel  steht  noch  in  Anm.  1. 

8.    „   Z.  16.  Titel  in  Anm.  2. 

S.  94  Anm.  Z.  3  t.  n.  Homolle  etc.  gehSrt  in  A.  1  hinein. 


Abteilang  IL 

S.  11*.  Schon  MGH.  SS.  23,  23^80  ansnigsweise  gedruckt,  Tgl.  WettenbMh,  GQ.  m,  320^ 

8.  25^*  lies  NA.  VI,  441. 

8.  26  Text  Z.  1  t.  a.  lies  •)  stmtt  «). 

8.  26  Text  Z.  3  t.  n.  lies  •)  statt  *). 

8.  27*.  Viiehow  o.  Holtsondorfs  Samml.  H.  374;  Berl.,  Habel,  40  S.  —  Die  Anffassong  ist 
dieselbe  wie  in  L.s  besfiglichem  Artikel  der  Allg.  D.  Biogr.  Ans  den  knrsen  An- 
merkongen  ist  an  notieren,  dafs  Lindner  von  der  Antorschaft  Lamberts  für  das 
Carmen  de  hello  Saxon.  nunmehr  absieht 

&  27  ff.  Zweck,  GrOnde  d.  Sachaenkrieges  unt  Heinr.  lY.,  s.  u.  8.  118*. 

8.  SO  Z.  20  lies:  Blum  schein  (statt  Blumenschein). 

8.  48  Text  Z.  3  t.  o.  Ues  1881  statt  1818. 

8.  188  Text  Z.  17  t.  u.  lies  Perranogla. 

8.     „    Z.  16  T.  u.  lies  Hortis. 

8.  150'*.  B.  Baier,  D.  Torgesch.  Altert  d.  Proy.-Mus.  f.  Neuvorpomm.  u.  Bügen  in  Stral- 
sund in  d.  Ausstell,  prahist  Funde  Deutschlds.  (1880).    Berl.,  Stuhr  (1880),  48  8. 

8.  162  Text  Z.  2  0.  Brfickfier. 

8.  168*  lies  1880—1881.  (1882). 

8.  157^1  Z.  3  T.  u.  lies  Balt  St  31  statt  ebda. 

8.  161**.  H.  Grote,  Sophia  od.  Petrissa?  E.  Protestation  (Z.  f.  Numism.  9,  79—84)  erkllrt 
sich  dagegen,  dafs  die  minnliche  Person  auf  dem  Brakteat  y.  Iffichendorf  Albrecht 
d.  Bir  sei;  es  sei  Kaiser  Manuel  Komnenos. 

8.  178«  im  Text  lies  Grewingk. 

8.  184*.  P.  Wallnöfer,  Albrecht  I.  u.  d.  Ursprung  der  schweizerischen  Eidgenossenschaft; 
Wien,  Hdlael;  V,  81  8.  —  Wenn  der  Vf.  den  Ursprung  des  Bheins  im  Boden- 
see findet,  so  mag  sein  Ausspruch,  Graf  Bndolf  Ton  Habsbnrg  habe  als  solcher  Ton 
dort  bis  Basel  direkt  oder  indirekt  geherrscht,  im  allgemeinen  richtig  sein.  Da 
dies  aber  nicht  der  Fall  ist,  so  fSllt  er  als  Phrase  dahin,  wie  noch  manches  in 
dieser  Schrift  Der  Vf.  scheint  die  neuesten  Forschungen  nicht,  ja  nicht  einmal 
die  Sltesten  eidgenössischen  Bünde  au  kennen.  Von  welchem  Standpunkte  ans  der- 
selbe die  politischen  YerhfiltniBse  in  der  Eidgenossenschaft  beurteilt  (8.  50),  er- 
hellt daraus,  dab  er  die  den  Schweizern  erteilte  Freiheitsurkunde  Kaiser  Frie- 
drichs n.  Tom  Dez.  1240,  deren  Original  noch  im  Archire  zu  Schwyz  aufbewahrt 
wird,  als  ungflltig  erklärt,  weil  derselbe  damals  im  Banne  gewesen  sei  Der  Yf. 
liets  sich  zu  sehr  Ton  Kopp  und  dessen  Nachbetern  leiten. 

S.  1871*  lies  11*  statt  13*. 

8.  188*  Ues  25». 

8.  198*  AZ.  No.  821—27. 

8.  196*.  Bossi  weist  nach,  dafs  die  Bilder,  welche  im  16.  Jh.  renoviert  sind,  aus  dem  13.  Jh. 
stammen,  dab  Urban  LT.  hier  8.  genannt  wird  und  einen  Heiligenschein  hat 
Schon  daraus,  dafs  die  Bilder  sich  in  der  Nische  Über  dem  Altar  befinden,  ist  zu 
entnehmen,  ditfs  Urban  IL  als  Heiliger  galt.  (Es  schwebt  im  Vatikan  der  offizielle 
Proeets  Aber  die  Heiligsprechung  Urbans  II. ;  der  Fidei  promotor  hatte  sich  um 
Auskunft  an  E.  gewandt    Vgl.  B,Q,E.  30,  634.) 

8.  201*.  Vor  dem  franz.  Titel  fehlt  der  griech.:  Mvrjfisia  rrjs  iXkrfV,  Urro^ias. 

8.  224*  lies  8.  I,  57*. 

8.  242*  lies  8.  Francesco  [nicht  gesperrt,  Bestandteil  des  Titels  der  Abhdl.  t.  Mestica]. 

S.  266  Anm.  11  und  12  sind  zu  Tertauschen. 

8.  269  Text  Z.  5  ff.  Anm.  4  gehört  nur  zu  Beifort  (und  Merlet);  Bri&le  ist,  wie  ans 
dem  Sats  herroigeht,  noch  nicht  erschienen. 

Zu  S.  375*.  Die  NachtrSge  (Bull,  di  archiologia  cristiana  anno  sesto.  p.  5)  sind  Berich- 
tigungen, welche  G.  B.  De  Bossi  zu  seinem  Verzeichnis  der  Syllogae  epigram- 
matnm  (aus  dem  Oodex  Petrop.),  meist  Grabinschriften  liefert;  dieses  Verzeichnis 
selbst  ist  schon  in  Leos  Ausgabe  p.  XXVI  abgedruckt 


ni,230  Berichtigungen. 

Abteilang  IQ. 

S.  26  Anm.  Z.  8  t.  n.  lies  LBtendorf  statt  Ladendorf.  • 

S.  69  Kap.  X.  füge  hinzu:  Posen  s.  Abt.  n,  Kap.  XX. 

S.  96*.  Die  Schrift  von  Yollbaum  hat  eine  allgemeine  TerfusuDgageachichtliche  Bedeatong; 

weiteres  darüber:  JB.  Y.  Abt.  11,  Kap.  X. 
S.  100^  «OieÜBen  und  Süsselh.  als  Festungen'  steht  in  Ficks  MSchr. 
S.  115  Z.  3  lies  Bookinger. 
S.  117*  Ues  P.  J.  Rem. 
S.  137^  lies  Yergennes  statt  Yergenne. 
S.  141^  lies  Desprez,  KI6ber  statt  Desprea  Kleber. 
S.  144^  Ues  Dr.  statt  Lt.  z.  Puttlitz.    P.  ist  inzwischen  verstorben. 
S.  181'  lies  Annuario  statt  Ammanio. 
8.  185  Text  Z.  5  t.  u.  lies  17  47  sUtt  1347. 
S.  188^  lies  reports  statt  reparts. 
a  188"  lies  lett  of  S.  308  u.  403  S. 

S.  188  Text  Z.  9  t.  u.  lies  (T.  I.  Erinnerungen,  Essajs  etc.  statt  Erinnerungen.) 
8.  190  Z.  12  lies  Short  statt  Shurt. 
8.  191  Z.  20  lies  indianischer  statt  indischer. 
8.  192^  lies  customs  among  statt  custom  amony. 
8.  192  Anm.  12  lies  bacalao  statt  baca  lao. 
S.  194  Anm.  6  lies  Martha  J.  Lamb  statt  Martha.  J.  Lamb. 
8.  198  AnuL  Z.  6  lies  Am6rique. 
8.     y,    Z.  8  tilge  4). 
8.  200«  lies  Arch.  d.  deutsch.  Buchh.    I. 
8.  201  Z.  13  lies  Kommunismus^)  statt  Kommunismus. 
S.     „     Anm.  Z.*  7/6  v.  u.  lies  W.  E.  Gh.;  desgl.  Z.  5  t.  u. 
8.  202  Anm.  Z.  10  y.  u.  lies  annivers.  statt  uniTers. 
8.  202»  Gharlestown.  202.  294. 
8.  203®  lies  annivers.  statt  univers. 
8.  203*  lies  const.  statt  censt 
8.  205  Z.   19  Y.  u.  tUge  den  Punkt  hinter  Cass. 
8.  209  Z.  7  lies  Badeau  statt  Badean. 
8.  209"  lies  ü.  A.  Qrant  statt  U.  8.  Grant. 

8.  210  Z.  2  füge  hinzu:  Wohlfahrt,  Im  Lande  der  Yankees.    Berlin,  1881. 
8.  210*  Z.  6  lies  Gh.  H.  Hurt  staU  Ghr.  H.  Hart 
8.  210^  Z.  1  lies  conti  nent  statt  oontiuent 
8.  210"  Hes:  Mag.  Y,  473  statt  Mig. 
8.  211  Z.  4  lies  J.  A.  Leland  statt  J.  A. 
8.     „     Z.  19  lies  Yarmouth  statt  Yarmonth. 
8.  212  Anm.  Z.  13  y.  u.  lies  ricinity  statt  yincinity. 
8.     „     Z.  9  y.  u.  lies  the  statt  sa. 
8.  212*  lies:  U.  St  statt  Y.  St 

8.  213  Anm.  Z.  3  y.  u.  lies  Tagebuch  d.  Gesch.  u.  Biographie.    Vgl.  o.  I,  183*. 
8.  214  Anm.  Z.  13.  Der  Aufsatz  yon  0.  Schwebel  (nicht  Schwel)  steht  AA7.  i888. 
8.  216"  füge  hinzu:  HUdesheim,  1880. 
8.  218  Z.  3  y.  o.  lies:  Ghristi  statt  Ghristis. 
8.  218"  lies  Egenolf  statt  Egenoff. 
8.  219"  I6na  statt  lena. 
8.  219  Anm.  Z.  14  lies  galen  statt  gulen. 
8.  220  Anm.  Z.  7  lies  M^moires  statt  memoires. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Vorbemerkimg  zum  Index. 

I)oppefaiam«D  nnd  nach  dem  ersten  eingereiht,  nur  bei  den  englischen  nach  dem  sweiten;  bei 
italienischen  Namen  sind  wir  dem  Prinzip  der  Italiener  gefolgt  und  haben  die  mit  Da,  De  u.  s.  w. 
zasammengesetzten  Xamen  anter  D.  eingeordnet;  bei  französischen  Namen  stehen  Dn,  De  la 
unter  D.;  de,  das  den  Adel  anzeigt,  ist  nicht  als  Teil  des  Stichwortes  betrachtet,  wohl  aber  das 
hoUand.  De,  während  van  der  a.  s.  w.  wie  das  deutsche  Ton  des  Adels  behandelt  sind.  — 
Schottische  und  irische  Namen  mit  Mac  nnd  0  stehen  unter  M  u.  0.  —  Anonyme   Publikationen 

sind  sachlich  eingereiht 


A. 

A.,  £.,  Chronologie   der  Genesis. 

I,  148« 
Diyan    el   Abbas  b.  el  Ahnaf. 

n,  219». 
Abbot,  Ch.  C,  Primit  industry. 

m,  191. 
Abd-ul-Hai,  s.  Ibn  Hajai. 
Abd-ul-KÄdir,    s.  Rafi'ud- 

din. 
Abel,   Inschr.   von  Abu-Simbel. 

I,  11» 

—  Egyetemeink  a  köz6pkorban. 

II,  351». 

—  Handschrr.  d.  Budapester  Univ.- 
BibUoth.    n,  353«. 

—  Analecta  ad  hist.  renascentium 
Hterarum.    H,  352»'. 

Abendroth,   Grofssedlitz.     III, 

95. 
Aberigh-Mackay,  21  Days  in 

India.     UI,  225. 
Abhaya  Charan   D4s,   Indian 

Ryot     ra,  224". 
Abrahams,   F.,  Sonrces  of  the 

midrash  £cha  Babbah.  I,  28». 
Abulfadfill,  Sa^ 'el-hamam.  II, 

210". 
Abul-Fazl,  Akbam&mah.    m, 

221. 
Abnl-Hasan,  s.  Qndärl. 
Acta  ezpeditionnm  bellicalium  ed. 

BobrzynskL    II,  334». 


Acta  res  gestas  Polen,  illustr.  II, 
335». 

—  primi  script  rer.  Polonic.  Con- 
gressus  edd.  Bobrzynski  et 
Sokotowski.     II,  334^. 

—  Joannis  Sobieski  ed.  Klu- 
czycki.     II,  335». 

ed.  Waliszewski  II,  335». 

—  Tomiciana  ed.  Stan.  Gorski. 
n,  337». 

—  s.  auch  Akta,  Akten. 

Adam,  J.  B.,  ^tabliss.  relig.  de 

Metz,    m,  112. 
Adamek,  PoliSka.     n,  330»«. 
Adami,  Königin  Louise.  III,  41. 
Adams,    W.   M.   D.,    Gh*.    ciril 

war.     m,  149 
Adeline,  J.     II,  306". 

A  d  e  1  m  an  n ,  Augenklinik  in  Dor- 

pat     m,  53.  219. 
AdemoUo,  A.,  (Spiele  d.  Juden 

in  Bom).     I,  32«. 
(GioTanni  duca  di  Nepi). 

n,  265«. 
Adinolfi,  P.,  Roma  neir  et&  di 

mezzo.    II,  233» 

Adler,  Schatzhaus  d.  Sicyonier. 
I,  70». 

—  S.,  Herz.  Weif  VL  IL  39». 
112». 

Adley,  H.,  Grammar  of  Frisic 
lang.     U,  120». 

Deutsche  Admiralitats- Kar- 
ten.    III,  68. 
Adolphe,    n,  285/6'. 


Ärztestempel,  Bomische.     Q, 

377". 
Affre,  H.,  Biogr.  ayeyronnaise. 

II,  299». 
Ahlefeldt,  L.  t.,  (Geschlechter- 

yerband  y.  Bantzau).   m,  56. 
Ahmad  Kh&n  Süfi,  s.  Kuran. 

—  s.  auch  Shurwani. 
Ahnfeldt,    syensk  kofyets  och 

aristokratiens  lif.     III,  163. 
Ahrens,  Olymp.  Inschr.  No.  362. 

I,  71«. 

Airlie,  Gf.,  (Landwirthsch.  An- 
siedl.  in   Amerika),    m,  210. 

Van  Aken ,  Les  fahles  des  „monita 
secreta*<.     III,  217. 

Akta  grodzkie  i  ziemskie,  ed.  X. 
Liske.     II,  337*. 

—  historyczne  do  panow.  Stefana 
Bator.  ed.  Janicki.    U,  337». 

—  metrykis  koronn.  ed.  Pa- 
winsÜ. 

—  s.  auch  Acta,  Akten. 
Akten  der  Erfurter  Unirersitäi 

II,  124». 

—  d.  Diözese  Passau.   H,  102". 

—  der  Ständetage  Preussens  (3). 
II,  69".  172«. 

—  s.  auch  acta,  Akta. 
Albanis    (rabb4),    BoqaeraiTe. 

n,  302». 
Alberti,  y.,  Burgfrieden  t.  1898. 
II,  93««. 

—  J.,  Urkdensamml.  zur  Gesch. 
der  Herrsch.  Gera.  II,  69**. 
125^. 


111,232 


Veneichni«  der  besprochenen  Fablikfttionen. 


Alberti,  t.,  ReaCsiBche  Stadt- 
rechte.  .11,  125*. 

Pb».  Plauen,    ü,  180". 

Albertus,  J.,  Sodalpolitik  der 
Kirche.     I,  121«. 

Vigoiers  d'Albi.     II,  299/800». 

Alexi,  Tod  Bernhards  y.  Wei- 
mar,    m,  91. 

Alfieri)  L.,  n.  H.  Guiard,  Ver- 
zeichnis der  etc.  Sammlung  d. 
V.  f.  G.  d.  St.  Berlin.  II,  166«. 

Algendorff,  H.,  Kirche  in  Ober- 
frankenheim,    n,  130^. 

AI  in,  Carl  Johann.     HI,  162^^ 

Allain,  Instruct  prim.  in,  137^ 

Allan,  Jackson.     IH,  208. 

Allard,  Les  peinturea  des  cata- 
combes.     I,  131*. 

Allen,  Handbuch  der  Gesch.  de« 
Vaterlandes.     II,  327^ 

Allodi,  Schenknngsurk.  f&r  S. 
Lorenzo.    H,  365«. 

L'Alsace  polit.  et  relig.  II,  19^ 

Alsop,  G.,  Character  of  Mary- 
land ed.  Shea.    in,  185^ 

Alten,  F.  y.,  Praehist  Ansied- 
lungen.    II,  149«. 

—  G.  y.     I,  91  (med.). 
Altenbnrger   und  Rumbold, 

Magyar,   czimertära.     Text  y. 

Taginyi.     m,  120«. 
Altendorff,     Oberfrankenhain. 

m,  95. 
Althaus,  F.,  Adm.  Kelson.   HI, 

220. 
Altmann,  s.  Wunster. 

Alyisi,  £.,   Battaglia  di   Gayi- 

nana.     HI,  177. 
Miracles  de  St  Am  and,  Douai. 

n,  288*. 
St  Am  and,  J.  de,  Femmes  des 

Tuileries.     HI,  188«. 
Amari,  M.,  Frammenti  di  Ibn 

Sa'td.    II,  215«. 

—  falsocod.arabo-uculo.  11,210«. 
237". 

—  Bibl.  Arab.-Sic.  II,  224«». 
285«. 

—  Epigrafi  arab.  di  Sidlia.  II, 
222'.  235*. 

—  Iscrizioni  arab.  II,  222«. 
235». 

—  Dnelapidearabe.  II,  222«.  247». 
Ghartes  d'Ambialet     II,   299«. 

Ambros,  A.  W.,  Gesch.  d.  Musik. 

I,  137". 
Ambrosi,  Fr.,  Sommario  d.  stör. 

trentina.     H,  229». 
Am^lineau,  £.,  St  Bemard  et 

le  schisme.     II,   190'.    238«. 

271» 
Amelung,   (Kriegsschüf).     III, 

61  1 


Amelung,  Paul  Flemming.    m, 

52. 
Amerik.  Parteiwesen,     m,  209. 
Amiaud,  A.,  Insmpt  bilingue 

de  Hamourabi.     I,  13». 

—  BCat^riaux  pour  le  dictionn. 
assyr.     I,  14«. 

(Hajj  Mohammed  Amin  [d.  i.  J. 
F.  Keane])  Six  months  in 
Mekkah.     II,  213«». 

—  —  My  joumey  to  Medinah. 
n,  213«'. 

Aminson,  Södermanlands  ifldre 
kulturhistoria.     HI,  164. 

Amory,  J.  W.,  Thomson.  III, 
209. 

Anacker,  Leizniger  Kastenord- 
nung,    in,  88«. 

Ancient  Palm-Leaf  Mss.  in  West- 
India.     I,  49«. 

A  n  c  k  e  r ,  Nie.  Tidemands  Opteg- 
nelser.     in,  165. 

Andeli,  Henri  d'.     U,  272«. 

Anderson,    J.,    Two    wiking- 

grayes.     U,  320». 
Scotland  in  Early  Christ 

Times.    I,  120». 

—  R.  B.,  Zerstörung  d.  german. 
Mythol.     n,  816«. 

—  B.  R.,  L.  C.  Draper.    111,212«. 
A  n  d  r  e  a  e ,  Oy  ersieht  y .  oud-nederL 

rechtsbronnen.     II,  68*. 

Andree,  R.,  Zur  Volkskunde  d. 

Juden.     I,  23«. 
Eigentumszeichen  d.  Natur- 

yölker.     I,  141». 
Andrejewich.     II,  218«. 

An  emulier,   Brief  y.  Nie.  Sei- 
necker,   ni,  90. 
' —  £.,  Verfassung  yon  Mailand. 

n,  240«. 
Angelologia  Islamitica.   U,  217«^. 
Angles,  anguli  (Bigorres).  n,  298». 
AnnaKomnenens  Alexiade.  II, 

201*. 
Annibaldi,  Translaz.  di  S.  Bo- 

mualdo.     H,  195««. 
Annuario     storico     della    Sodetä 

Soir^s.     in,  181». 
Answer    at   large   to   a   Byll    in 

Engl,  yerse.     in,  148. 
Antar,    Qyerssttelse    af  Holm- 

boe.     n,  219«» 
An  ton  (i),  J.,  (d.  i.  Rolle)  Za- 

meczki  podolskie.     H,  847». 
Gkiw^y  z  przeszloäci.   n, 

347'. 

Trzy  opowiadania  hist  Ibid. 

Nowe  opowiad.    Ibid. 

—  -  —  Opowiad.    hist.    Ser.    in. 

Ibid. 
Anton(i),  J.,  Z  przeszlosci  Po- 
lesia  Kijowskiego.     Ibid. 


Antona  Trayersi,  C, 

eoc.  di  Boccaccio.     II,  262  t 

—  —'  Cic.  pro  domo.    II,  863*. 
Nascita  di  Boccaccio.     II, 

863«. 

La  Fiammetta.     11,  263*. 

La  Feste  di  Tuoidide  eoc. 

n,  863». 
B  Petrarca  estimatore  di 

Boccaccio.     U,  263». 
Boccaccio  in  N^mlL     tK, 

263». 
-*-  —  TradusionediM.  Landau, 

Gioy.  Boccaccio.     II,  262««. 
Anundoram,  s.  Borooah. 
Apjohn,  John  Brigbt    m,  157. 
Arazi,  J.,  Antibes.     II,  302«. 
Arbaa  ana  sar.    n,  821«. 
Arbanmont,  J.  d',  Armariai  da 

Dijon.     n,  298». 
Ar  bellet,  Origines  chiit  de  la 

Gaule.    I,  111». 

—  CheyaL  Limonsina  k  la  prem. 
croisade.     n,  271« 

—  S.  Antoine  de  Padoue  en  Li- 
mousin.     II,  239». 

Arbois  de  Jubainyille,  H.d', 
Langues  celt  (1).     II,  304». 

Alphabet  irlandaia   et    le 

dien  Ogmios.    Ibid. 

Droit  du  roi  dans  r4pop4e 

irlandaise.    Ibid. 

—  -^  Senohus  M6r.    Und. 
£tude  sur  le  droit  celtique. 

Ibid. 
Noms  propres  gaoloia.  II, 

804«*. 

Bez.    U,  804» 

Arbuthnot,  Writinga  of  Mnnxo. 

m,  227. 
Archinard,  L'4gliied.  Vaod.  III, 

132. 
Archiyes  de  TOrient  lattn.    n, 

210«». 

—  8.  auch  Inyentaires. 

Arivtotelis  Polit  1.  I  ed.  M. 
Schmidt     I,  63». 

Arliä,  C,  Due  canzoai  di  Matt 

di  Dino  Frescob.     H,  863«». 
Componimenti  di  Ant  PnoeL 

n,  263«*. 
y.  Arlt,  Nochmals  die  Bauanlagc 

des  Münsters  (Ulm).    H,  92«». 
Firs  -  Mironow  -  Sadownikowsehes 

Armenhans.     III,  54». 
Army  sacrifice.     m,  210«». 

Arndt,   (Greger  y.  Tours).    TL 

369  ob. 
^  Briefe  y.  Schiller.     lU,  102. 

—  Göthe's  Briefe  an  die  Gräfin 
Auguste  zu  Stolberg,  m,  56«. 

—  F.,  Bdm.  Curie  und  Bfober> 
unweaen.    m,  218. 


Yeneiehnu  der  besprochenen  Pablikstionen. 


111,233 


Arndt,  (F.  L.  ▼.  Stolbexg  n.  J. 

H.  Vom),     m,  56*. 
Arnesen,  LeichenamtiiirotocolL 

ni,  168. 
Arneth,   y^   Briefe   der  Maria 

Therena.    m,  219. 
Arnold,  W.,  Andedeliingen  der 

Dentachen.    II,  2*. 
Dentiehe  üneit    II,  6«. 

151». 
Denteche  Geechicbte.    II, 

15».  17«.  878*. 

—  J.  N.  a.   Ogden,    Chicago, 
m,  211. 

Arnolds,  Edw.,  Het  licht  yan 

Aai&    I,  48f 
Arnone,  N.,  Fietro  da  Marone. 

n,  246». 
Arx,  T.,  Begenerai  in  Solothnm. 

m,  182. 
Ascoli,  6.  J.,  Chiesi  Irlandesi. 

n,  183». 
Ashbee,  H.  8.,  Jain  Statae.    I, 

49». 
Association  bretonne.     II,  803". 
61i  astreschi  di  Monaa.     II, 

256». 
Astrac,  A.,  Tenseignement  chez 

les  ane.  Jnifs.    I,  26^ 
Astnrano,    A.,  S.  Caterina  da 

Siena.     II,  264^ 
Atkinson,  North-Westem  Pro- 

rinces.     m,  226. 
Atwater,  Indian.  Beredsamkeit 

m,  191. 
-—  New  Haren,    m,  194. 
Atwood,  B.  Tenney.     III,  212. 

An,  G.  T.  d..  Zur  Kritik  Königs- 

hofsns.     n,  88». 
Aab6,  Les  Chritiens  dans  Temp. 

romain.     I,  111'. 

—  KouT.    texte    des    actes    des 
mart  Scülit     I,  118«. 

Aober,    (l'abb^)  Les  iglises  de 

Niort.     n,  8 12« 
A  ab  ort,  Clocher  k  Poitiers.    II, 

312«. 

—  P.MotifeldtsBagbog.  111,165. 

Anbertin,  £loqnence  polit  IH, 
135. 

—  Drapeanx  de  Bomgogne.     n, 
298». 

—  Mnste  de  Beanne.    IL,  811ii. 

Aiido,  Monnin.  m^galithiqaes.  n, 

303» 
Andran ,  F.,  (St«  Groix  de  Qnim- 

perl4).    n,  291». 
Aaff,   Stettin.   Kg.-Wilh.-Gymn. 

m,  66. 
A  n g e ,  Lires  of  Montgomery.  m, 

201. 
Beihengraberfond  b.  Aaing.    II, 

101». 


(Ausgaben   der   engl.   Konige.) 

m,  148. 
Aas'm  Weerth,  s.  Weerth. 
Ayä-Lallemand,  Magnetismus. 

III,  216«. 
Mersener  Bocksreiter.  III, 

219^. 
Ayentins  Werke  ed.  Bieiler. 

n,  102». 
A  y  e  r  j ,  J.,  Polyandria  in  Tibet  etc. 

I,  62". 
Aymeric,  J.,  Bes.     II,  299«. 
A  y  m  o  n  i  e  r ,  E.,  Chams  et  Khmers. 

I,  46« 
Aynes,    Dr.    Muhlenberg.     m, 

201«. 


B. 

B.,  G.  A.,  St  Jacobikirche. 
m,  54«. 

—  T.  u.  Grf.  W.,  Hoe  y.  Hoenegg. 
m,  91«. 

Babeau,  A.,  Tonrelles de Troyes. 

n,  310». 
£gl.  S.  Pantal^n  de  Troyes. 

Ibid. 

—  —  &ole  de  yillage.    lU,  187. 
Babelon,   Les   Mendaites.      II, 

218». 

—  Inscriptions  cun^ormes  re- 
lat  k  la  prise  de  Babyl.  I, 
20». 

Bez.    n,  311". 

Babake,  H.,  Sprach-  und  Gan- 

gremsen.     II,  118«. 
Bach,   Verhältn.  d.   Alb.  Magn. 

zur  Erkenntnislehre.  II,  199». 

—  Festrede.    Ibid. 

—  Barthol.  Zeitblom.     m,  102. 
Bache,    K.,    Kordons    Historie. 

n,  827«. 
Bachelin,    Alex.  Calame.     IH, 

133. 
Bacher.    H,  211». 
Bachmann,    A.,    Wilhelm  yon 

Sachsen  yor  Soest  II,  122». 
Aufstand  der  Prager.  n, 

329«. 

—  J.,  Lieder  Bomanns.    III,  61. 
Kirchengesang  in  Mecklen- 
burg,    in,  62  f. 

Badeau,  Grant    IH,  209. 
Badegäste    ans   alter   Zeit.     III, 

219. 
Bader,  J.,  Klosterepigrammatist 

m,  108. 
Badgers,  Gonspiracy  against  the 

Ottom.  Khaliphate.    U,  217«. 
Bichtold,    Drama  yom   yerlor. 

Sohn.     III,  133. 
BSckström,      Berättelser     ur 

Syenska  Histor.     III,  162. 


Beden,  gehalten  auf  d.  Bären- 
matte,   ni,  131  f. 
Bärenstein,   P.   y.,    Ubi   sunt 

qui  ante  nos.     n,  63^. 
Baesten,    Missionnaires  beiges. 

m,  226». 
Baffi,  L.,  Fondatore  della  catte- 

dra  episc  di  Taranto.  11, 235». 
Bagehot,  W.,  Origin  of  Cirili- 

sation.     I,  141«. 
Bagley,Canalreminiu.  111,208. 
Bahrfeldt,  Stader  Mflnzsamml. 

in,  78. 
[B  ai  e  r] ,    Kommunalstande    yon 

Kenyorpommem.      n ,     74»; 

m,  65. 
— ,  Vorgesch.  Altert    n,  150«; 

III,  229. 
Bailey,  Alaska.    HI,  212. 
Bai  Het,  A.,  .Le  roi  Horemhou. 

I,  6«. 
Dialeotes  4gypt    I,  11^^ 

Bailleu,  P.,  Preussen  u.  Frank- 
reich, in,  29—31.  35.  40. 
41.  42. 

Schreiben  d.  Frh.  y.  Stein. 

m,  38. 

Baillie ,  Duty  which  Musul- 
mans  etc.  n,  218«;  in, 
224«». 

Baillpt,  Dr.,  ätabliss.  hospit 
de  Ligny  -  en  -  Borrois.  n, 
286». 

Bailo,  L.    n,  228  (ob.). 

Bain,   J.,    Docum.    relating   to 

Scotland.     n,  270». 
Baker,  W.  S.,  Engrayed  portrait 

of  Washington,     m,  186  f. 
Balaguer  y  Merino,    Docum. 

de  1867.     I,  32«. 
Bai  an,  F.,  Autentic  del  dipl.  di 

Enrico  n.     U,  25". 
Bal4ssy,     A.,    Z4mi    4s   ohati 

ap4t«&gok.     II,  351». 
Balcescu,  N.,  Istor.  Bom&nilor. 

n,  859«. 
s.  auch  Laurianu. 

Balduin,  Wanderungen  d.  In- 
dianer,    in,  191. 

Balduzzi,  L.,  Bagnacayallo  e  i 
Manfredi.     11,  259« 

Ba]I,  Y.,  The  Diamonds  etc.  of 
India.    I,  54*. 

Identific  of  oertain  Dia- 
mond Blines  etc.    I,  54«. 

Bemarks  on  the  Nicobars. 

I,  59«. 

Ballestrem,  Gräfin,  Mem.  d. 
Frh.  y.  Natzmer.  HI,  220. 

Balsani,  Storia  di  Borna  otc 
n,  265«. 

Balzer,  0.,  Kancelarye  i  akta 
grodzkie.     11,  342». 


111,234 


YcrseiclmiB  der  beftprochenen  PnblikAtiimen. 


B  a  n  c  h  i ,  L.,  Ultime  relanoni  dei 

Senesi  ecc    II,  264*. 
L'Arte  della  Beta  in  Siena. 

II,  264». 
Bandau,    12  Jahre    als  Diako- 

niBain.     UI,  217/8. 
Bandelier,   Paper  of  the  arch. 

instit  of  Amer.  III,  190. 
Banerjea,  K.M.,  Arian  Witnesa. 

I,  41«. 

Baue  BS,    Fr.,    Index  geogr.  In- 

dicQB.    I,  38'. 
Bang,  MidgiurdBormens  Prototyper. 

II,  317«. 

—  (Not«  über  Vice-Admiral  Tor- 
denskjöld).     Uly  172. 

Barab&B,  Th!an6  in  Wittenberg, 
m,  122. 

—  Katharina  t.  Brandenb.  HI, 
122  f. 

Baracchi,    A,   Carte  del  mille 

ecc    n,  238". 
Barack,    Zimmerische  Chronik. 

II.  64«;  m,  102. 

—  Glatz.     UI,  103. 

Baravelli,    Y.,    Yenerdi    Santo 

del  Petrarca.     II,  262» 
Barba,    F.  M.,   Foro   eodea.  in 

Napoli.     n,  233". 
Life  of  F.  Barbe r  (N.  Jersey.) 

UI,  197*. 
Barbier  de  Meynard,  Origine 

de  la  BOG.  moBalm.  U,  211'^. 

—  Fragm.  d'ane  inscript.  fan6r. 
U,  22210. 

—  I,  12». 

Barbier  de  Montaalt,  A., 
MosaiquoB  de  MiJan.  U,230'. 

—  InYentairea  de  la  BasiL  roy. 
de  Monza.     U,  230*. 

—  InBcriptionB  de  d^dicace.  U, 
233«. 

—  (Ann.  arch^ol.)     II,  306* 

—  Autel  de  S.  Leonard.  II, 
308*. 

—  (KirchenBchatz  t.  Ste.  Croix 
za  PoitierB.)     II,  37 6^° 

—  Altar  bei  Yienne.     U,  377*. 

—  YiBitandines.     III,  I3ö». 
Bardou,    Comte    de  MontloBier. 

UI,  143. 

—  Comto  de  MontloBier  et  le 
Gallicanieme.     Ibid. 

Bardt,  Fr.,  Münzfund  t.  Frank- 
furt a.  0.    U,  162». 

Barelli,  Y.,  8.  Pietro  ai  monti 
di  Ciyato.     II,  230». 

Coro  di  S.  Fedele  in  Como. 

II,  240». 

Barfod,  Dansk  Qeneral  i  ruBBiBk. 
TJjeneate.     UI,  175. 

Barichella,  Y.,  Mon.  yicentino. 
U,  254»». 


Barine,  A,  Sophie  de  HumoTer. 

lU,  220/1". 
Haroun-Al-Baachid.     U, 

216». 
Barley,  Andorer.     UI,  202. 
Barnabei,  P.,   Bari  da  SaaBo- 

ferrato.    U,  249». 
Barnes,     Intemation.    ezhibii 

UI,  210. 
Barney,    Country    boys   firat  8 

mountha  in  the  army.  UI,  189. 
Barna,    Hiat.  of  Missouri.     UI, 

211  f. 
Bar 08,    M.,    Sim^nyeiin.      UI, 

126. 
Barrera  Pazzi,   C,    Qioy.  Ca- 

botto.     U,  262». 
Baratad,     Briefe    1809.      lU, 

166., 
Barsaukow,  Scheremetjew.  UI, 

51  med. 
Barankow,     Sources    d'hagio- 

graphie  msses.     I,  128**. 

Bart,  Y.,  Charte  carloying.    U, 

11". 
Bartels,      Sanitätaverh.     Anga- 

burgs.     UI,  118.  219. 

—  P.,  Pietismus  in  Ostfriesland. 
lU,  80. 

—  —  Hollands  Sprache  in  Ost- 
firiesland.     Ibid. 

Friedr.   Arends.     UI,  81. 

B artet,  M.,  Documenta  p.  senr. 

k  rhist.  ete.  de  rAnnam.     I, 

47". 
Barth,  A.,  Bull,  crit  desreligions 

de  rinde.     I,  41". 
Beligions  of  India.  Transl. 

by  J.  Wood.     I,  41". 

—  £.,  Hommes  de  la  r^rol.  UI, 
111. 

—  Fr.,  Ein  Meissner  Groschen. 
U,  129». 

Barth^lemy,  Xoms  d'hommes 
Bur  1.  monnaies  m^oy.  II, 
376». 

—  A.  de,  Monnaies  au  mont 
CÄsar  (Oise).     U,  306». 

—  E.  de,  Marquise  d'Huxellea. 
in,  220. 

Bartholdi,    Arbon  im   MA.  u. 

in  der  neueren  Zeit.  U,  179*; 

lU,  133. 
Bartholomae,  Beitrr.  z.  Kennt- 

nia  dea  Aweata.     I,  61*. 

Bartlett,  0.  B.,  Concord  goide 
book.     m,  195. 

—  a.  auch  Boberta. 

Bar  toll,    A.,    Manoacritti    ital. 

neUa  bibUot  naz.     U,  238». 

260  f. 
e  Tomm.    Caaini,    Can- 

zonieze  palat  418.     U,  288*. 


Bartolini,   D.,    SS.   Gyxillo    e 

Metodio.     II,  189  1 
Bartolotti,  A.,  Aiüsti  lomb.  a 

Roma.     U,  266*. 
Barton,   Dr.   A.  Bollazd.     III, 

212*. 
BartoBsewicz,     Dziidiu      II, 

346*. 
Bartsch,  K.,  GeiBÜ.  Yolkalieder. 

U,  196». 

—  L.,  SScha.  KleiderardBUBgaL 
U,  65*. 

Bass,  J.,  DionyaiBB  L    I,  96*- ». 

Bastard,    G.,    Si-Nacaire.     U, 

291». 
Bastian,   Hügelatimme  Aamina 

I,  64«. 

—  Yorgesch.  d.  EthnoL  1, 140^; 
U,  2*. 

—  TerraBaenhimmel  d.  Buddhis- 
ten.    I,  44». 

Bataillard,  P.,  Importation  du 

Bronze.    U,  2». 
Bäte,     Muhammed.     Hajj.      II, 

217*». 

—  Allahabad.    I,  37». 
Batter,    Flottendienst    1864/6. 

lU,  189. 
Bauch,    A.,    Siegelnden  an   d. 
Urkk.    BchlefliBeher    Herzoge. 
U,  168». 

Baudel,  J.,   Note  aar  lea  &ats 

proy.  de  Quercy.     U,  298». 
Baudenkmaler  d.  Proy.  Pommern, 

hrag.    yon    £.   y.    Haselbeig. 

U,  158». 
Baudri,  Kardin.  y.  GeiaaeL   lU, 

29.  40.  86. 
Baudrillart,  Hiat  du  laxe.    I, 

136»;  U,  282f 

Bäumker,  Epigramme  d.  Mur- 
melliuB.     I^  63»;  121». 

—  Zur  Geach.  d.  Tonknnat  U. 
371*. 

Bauer,  A.,  Themiatoklea.  1,76». 

80*.  86*. 
Bauernfeind,        Bugenhageaa 

Manuacripte.    UI,  66». 

—  M.  y.,  J.  y.  Utasehneider. 
UI,  116. 

Baumann,  F.  L.,  laengriii,  der 
Freund  Ottos  y.  Freis.  II, 
33». 

Weistnm  d.  KeUhofesHon. 

U,  67».  89». 

Beihengräber  b.  Loffisgan. 

II,  86». 

Ortmamea  der  Baar.    ü, 

86* 

GewihlohtUchea  ans  St  Pe- 
ter.   U,  87*. 

Schwäbische  Toteabficher. 

n,  92**. 


VerzeicIiniB  der  basprochenen  pQbliktti<m«n. 


in,235 


Baamann,  F.  L.,  Ans  dem  Re- 
giatmm  Unperg.     II,  93'. 

—  —-  Kemptener  Chronik.  II, 
104". 

Kl.  Allerheiligen  in  Schaff- 

haoBon.    II,  180*. 
Waldehnt    HI,  104. 

—  M.,  Handelsprinlegien  Lfibecki. 

U,  77«. 

Beambach,  C, Dniaburger  Mün- 
zen.    U,  109*. 

Baumstark,  A.,  Erlänt  cor 
Germania.     II,  3  t 

Baur,  G.,  Samael.     I,  152^<>. 

Sani.     Ibid. 

Banakesche  Schalen.  HI,  58^^ 

Baye,    J.  de,    Archäologie  pr^ 

hiat.    II,  2«. 
Bayer,    B.,    Ostreich.    Cifiterc- 

Franenkloster.    II,   133  med. 
Bayet,  C,  feats  g^n^r.  en  1313. 

n,  273t 
— .  Eez.    n,  372«. 
Basangeon,    L.,    Royaome    de 

Cambodge.     I,  47'. 
Bazing,  (Balderskult  in  Belsen- 

berg).     U,  91". 
B.-E.,  R.  T.,  Geneal.  z.  Rob.  Jac. 

T.  Staal.     m,  93. 

—  —  T.  Wilmovsky.     Ibid. 
Beach,  Centenn.  celebrat.  of  N. 

York,     m,  195. 
Beal,  S.,  Two  Chin.-Baddh.  In- 
scriptions.     I,  48^'. 

—  —  Indian  Travels  of  Ghin. 
Baddhists.     I,  48^^ 

Buddh.      Pilgrims      from 

China  to  India.     I,  48». 

Chong-Lon  etc.  of  Ndgär- 

jona.    I,  48». 

Kwan-yin.     1,  48". 

Beale-Keene,  Orient  Biogr. 
Dictionary.    I,  39»;  U,  210» 

Beardsley,  Seabory.    111,202. 

Beatificazione   del    b.    Simoncino. 

U,  255«. 
Beaaconrt,  de,   G.  Da  Freane, 

Charles  YII   et  Agnes  Sorel. 

n,  277». 
Hist  de  Charles  VU.    H, 

276*. 
Bez.     n,  278'.  279*. 

B  e  a  o  n  e ,  L'enseignement  da  droit 

rom.     II,  192». 
Beaarepaire,    s.    Robillard 

de  Beaarepaire  a.  Steen- 

strop. 
Beaatemps-Beaopr^,      Con- 

tomes  d'Anjoa  et  du  Maine. 

n,  280*. 
Thtttre  de  Beaayaia.  II,  311«. 
BeaoYoia,       La     Noramb^e. 

m,  192*. 


Bech,  F.,  Sprache  in  Halle  am 

1477.     U,  129». 
Handschriften     za    Zeitz. 

II,  125t 

Beoke  -  Klüchtzner,    t.    d., 

Genealogisch  -  ataÜBt     Tafeln. 

n,  370». 
Becker,    ?.,    Nekrologinm    von 

Amatein  a.  L.     II,  98t 
A.  R.,  Arkt  Reise  d.  engl. 

Yacht  Pandara.     Uly  183». 
R.,  Herren  v.  Topel.    II, 

135". 
-^  F.,  Heidn.  Weiheformel  D.  M. 

I,  131". 
Beckherrn,   C,  Topograph,  d. 

A.  Rastenbarg.     III,  47t 

Beckh-Widmanptetter, 

Grabsteine  d.  christl.  Zeit  za 

Friesach.     II,  137». 
Beeck,  N..  Handlexikon  d.  Gesch. 

etc.     I,  133t 
Beelte,     Thangmar.      II,    20* 

26t  118t 
Beer,  Aas  Mettemichs  Papieren. 

III,  25. 

Beesley,  J.  Franklin.   111,193. 
B  e  g  e  r ,  Lina,  Baaemkrieg.  III,  3. 
Behla,    Laositzer    Fände,      n, 
160t 

—  Laasitzer  Urnenfelder.  II, 
160». 

Behrens,  W.,  Ansichten  der 
Griech.  u.  Rom.  fib.  Sexaalität 
d.  Pflanzen.     I,   139t 

Beissel,  Dom  v.  Köln.  U,  111t 

—  Kanstschätze  Grans.    II,  353t 

Beitrage  zar  Gesch.  des  Krieges 
1657—60.     III,  170. 

—  z.  Gesch.  Ohios.     III,  211. 

B  e  1  f  o  r  t ,  Archives  de  la  Maison 
Dien  de  Chfiteaodon.  II,  269t 

Beiger,  A.,  Schliemanns  neaste 

Reise  in  d.  Troas.     I,  66t 
Belgrano,  L.  T.,  Docum.  geneal. 

dei   Pessegno    genovesi.      n, 

241t 
Beliczay,     Marsigli     61ete     ^ 

mank&L     UI,  125. 
Familie  Belinfante.     I,  34t 

Bell,  C,  s.  Ebers. 
Belle,  H.,  s.  De  Amicis. 
Bellecombe,  A.  de,  Hist.  nni- 
yerseUe,  14e  ai^e.    II,  374t 

Bellermann,  Joh.  v.  Fulda, 
n,  16t 

—  Rez.    II,  371t 
Beilesheim,    Kard.    Bartolinis 

Festachrift     U,  189  t 

—  Zam  6.  Centenar  d.  Alb.  Magn. 
n,  199t 

Bellewa,  Before  and  after  the 


D«ath    of  the    prend.      III, 

209". 
Bei  low,    Reminiac.    of    W.    E. 

Channing.     m,  201. 
B  e  1 0  c  h ,  Impero  aidl.  di  Dionya.  I. 

I,  96t 

—  J.,  Ökonomie  d.  Timaeas. 
I,   74t 

MeUda  a.  Itone.    I,  86t 

Belaheim,  HanaXielaen  Hange. 

ni,  168t 
Beltrani,  GB.,  Lambertini  ecc. 

n,  266» 
Bender,     Kotationes     crit     ad 

Eaaeb.  chronoL     I,  119t 

—  Z.  Ftuniliengeach.  d.  Copper- 
nicaa.     II,  175»;  UI,  48. 

Ben  ecke,   Fiacherei  in  Oat-  a. 

Weatpreaaaen.     II,  174t 
Benedict,    Battle    of   Harlem- 

heigha.     III,  195. 
£enet,  W.,   Coli,  of  amer.   re- 

porta.     m,  188. 
Benim&dhaba  Banerji,  Pra- 

aanna  Kam&r  Tagore.  111,225. 
Bennet,   Mme  Maintenon.    UI, 

135. 
Benoiat     U,  296t 
Benoit,     Ambaaaadear    Idrr.    k 

Straab.     HI.  110. 

—  Terreor  en  Alaace.    UI,  111. 

—  Diyorce  en  Alaaoe.     III,  114. 

B6noit-L6Ty,  K,    Le  aerment 

more  jadaico.     I,  26^t 
Benrath,  Tezel.    UI,  4». 

—  Atti  orig.  dell'.  inqaiaiz.  UI, 
218. 

B  e  n  B  a ,  Giariadizione  mercant. 
in  GenoTa.     U,  232t 

—  Cronaca  della  Crociata  ecc.  di 
Caffiuro.     U,  241t 

Bent,  J.  Th.,  (Cromwell  and  Ge- 
noa.)     m,  147t 

Genoa.     II,  232t 

Benaas i,  Trieste.     U,  i38t 

Benyenati,  L.,  Cronaca  di 
Folgaria.     U,  229t 

(B6rard,  M.  de),  Kördl.  Pend- 
schab.    lU,  226. 

Berardirelli,  F.,  Dominio 
temp.  dei  papi     II,  264t 

Berblinger,  W.,    Gerhard  der 

Grosse.     U,  153t  323t 
yan  den  Berg,    Antwoord    aan 

JaynbaU.     U,  211» 
Berge  1,  J.,   Der  Himmel  a.  s. 

Wunder.     I,  26t 
EheyerhSltnisse  der  alten 

Jaden.     I,  26t 
Bergen,    Lefferts    family.      III, 

212t 
B  e  r  g  e  r ,      Inscripi     rapport^ 

d'ÜUqoe.    I,  144t 


m,236 


Yenei^hiUB  der  betprochenen  PablikAtionen. 


Berg  er,  Bigutre«  d'Innoc.   IV. 

n,  187«. 
Berghaas,    A.,    Ylneta.      II, 

161». 

—  —  Aokerbea  im  Altertom.  I. 
188*. 

^  -7-  Dm  Hohn.    I,  138^. 

—  H.,  SprachBchatz  der  Sawen. 
n,  112«;  ni,  220. 

Bergk,  Th.,  Zar  Bristot  PoUtik. 

I,   75«. 
Bergmann,      Begister      öftrer 

B&dslag.    m,  168. 

—  Fr£d.,  Dante,  sa  Tie  etc.  II, 
248» 

Bergsoe,    S.,   Dan.  Mittelalter- 

mflnzen.    II,  326«. 
Bericht  eines  Zahlmeisters  a.  d. 

Najade  (Trafalgar).    HI,  164. 

Berjeaa,  Yojage  de  Yasco  da 
Gama.     m,  214.  221  f. 

Berkholz,  Pastoren  -  Familie* 
Depkin.    UI,  62. 

—  (Üb.  Perlbachs  ürkondenfimd.) 
n,  177«. 

—  (Litt  Arbeiten  rigaer  Brz- 
bischöfe.)    II,  177«. 

—  K.,    Privilegien  d.  rigaischen 
Jesaitenkoll.     n,  176». 

Berl.  u.  Potsdamer  Briefe   eines 

Offiziers.     III,  27. 
Berliner,  A.,  E.  seltene  Priyat- 

bibliothek.     I,  26^ 

Brief  Asalais.    I,  26». 

Aas   e.  Hds.   in   Anoona. 

I,  29»». 
Lochoth  Abanim.    I,  31«. 

—  —  Yermachtnis  aas  Bimini. 
I,  32». 

—  —  Schreiben  der  jttd.  Ge- 
meinde in  Wien.     I,  36»». 

— >  —  Persönl.  Beziehungen  zw. 

Christen  a.  Jaden.     I,   26*»; 

n,  194«. 
Bernao,  Alb.,  D.  Borgen  etc.  in 

Böhmen.     II,  831«. 
Bernays,  J.,  Phokion.     I,  90». 

Berndt,  Dresdener  Zostlnde. 
m,  94. 

—  F.,  Sarg  Karls  d.  Gr.  II,  16f 

—  M.,  Gneisenan.    III,  28.  41. 
Bernecker,  £.,  Ludwig  lY.  y. 

Thüringen.    U,  128f 
Bern  er,  Skalptaren  z.  Langen- 
stein,    n,  127*. 

—  Geogr.  Fragmm.  d.  Eratosth. 
n,  161». 

Bernerille,  Gaill.de,  n,  271»«. 

Bernhard,  P.F.  Pfeffer  (Briefe), 
m,  117". 

—  Bochdracker  t.  Ottobearen. 
m,  117/18. 

—  J.,  Pforzheimer  Tag.   HI,  90. 


Bernhardi,  Th.  t.,-  Friedr.  d. 

Gr.  als  Feldherr.    III,  23. 
Bernstein,  Beaktion.    ni,  26. 

B e  r  t an  i ,  Yita  di  S.  Leone  Magno. 

I,  124». 
BertheU,  J.,  Qaestion  de  Bren- 

nacam  et  F.  Moreaa.  II,  286». 
DeaxcimetiäresdeChfiteaa- 

Thierry.     Ibid. 
Berti,  G.,   Ant  daomo  di  Ba- 

yenna.     II,  282». 

—  Domen.,  Yincenzo  Gioberti. 
m,  180. 

Bertin,  G.    I,  14f 

B  e  r 1 1  i n g,  A.,  Erlaat  d.  Kopen- 
hagener Wachstafeln,  n,  172». 
Bertoldi,  A.,  II,  227.  228. 

Bertolini,  Stör,  dolle  dominaz. 
german.    in  Italia.    II,   24^. 

—  Storia  dei  prezzi  e  salarL 
n,  249». 

Bertolotti,  Lee  Jaifs  ii  Bome. 

I,  32». 

—  Artisti  lomb.  a  Boma.  II, 
266»«. 

Bertrand,  A.,  Alices  coaTertes. 
n,  303'. 

Beschreib,  d.  Eegier.-Bez.  Wies- 
baden,   m,  214. 

Besse,  P.,  Gesch.  d.  Deutschen. 

II,  24«. 

B  e  s  s  e  I ,  Amerik.  Nordpolexpe- 
dition,    m,  183. 

Böm.  Mauern  in  Bett  in  gen.  II, 

82» 
Ben  st.  F.,  Grf.,  Erinner.  III,  26. 

Beyer,  C,  Wilhelm  y.  Brau- 
müller  a.  H.  y.  Gotta.  UI,  98. 

—  K.,  Datierung,  einiger  Briefe 
Greg.  YII.     II,  29*.  188«. 

Bischofs^    u.    Abtswahlen. 

II,  80».  74* 
Bey  schlag,  D.  apostol.  Spruch- 

sammL    I,  108'. 

Bhagwfinlfil  Indraji,  Inserip- 

tions  of  Asoka.     I,  46». 
Inscription  at  Gayi.  I,  46». 

and  J.  Bürge  SS,  Kahaun 

Inscription.     I,  49». 
Inscription     from     Kama. 

I,  64»«. 
Gopper    Plate    Grant    by 

Minister  M&dhay.    I,  67». 
s.  aach  Burgess. 

Bh&i  Bala,  Pothi  Janam  Sakhi. 
I,  60«. 

Bholanat,  s.  Chunder,  Haris 

u.  Sarkar. 
Bianchi,  N.,  Carte  degli  archivi 

piemont     II,  230»«. 
Bianu,  Yito  PUoaio.    n,  360». 


Bjarnassen,    um  SidhbotiBa  i 

Island!.    III,  176». 
Westdentache    Bibliographie. 

n,  106« 
BibUotheca  CasinenBis.    II,  SS6»». 

—  Dumbenais.    H,  297». 
--  Indica.    II,  211». 
Bibliothek   d.   Kizehenylter,   ed. 

Thalhofer.    I,  126«. 
Bibra,  y.,  Borgrafenarat  s.  Wfirz- 

boig.    n,  104». 
Bickel,  C,   Synodi  Brizienaes. 

n,  192». 
Bickell,  L.,   Baotea    ni    Geln- 
hausen.   II,  180». 
B  i  e  d  e r m  an  n ,  E.,  30  Jj.  dantscfa. 

Gesch.    m,  26. 
Gesch.  d.  Aodse.     m,  94. 

216. 

ZoUkriege  Sachsens.  111,816. 

Leipziger  Kramer-Iniiang. 

m,  94. 
Biehl,  FindUngsgeech.  111,103. 
Biema,  yan.    I,  24'. 
Bienemann,  M.  y.  Engelhardt. 

m,  68»». 
Bigelow,   Life  of  B.  FrankUn. 

m,  186. 
Bikelas,    Tzois    pohnes   grecs. 

n,  203». 
Bilabel,  J.,   Fantaiaie  b.  Bai- 

reuth.    n,  103'. 

Bilder  aas  Wiesbadens  Yergasgen- 

heit     m,  96. 
Billard,  B.  F.  Bauer.  HI,  209'. 

Bing-Buck,  Fr.,  Famil.  Darre. 

in,  168. 
Bingham,  Marriag.  of  Nap.  IQ, 

143*. 
Bintz,  J.,    Yolkstüml.    Leibe»- 

flbongen  d.  MA.     II,  371»«. 
D.  Leibesfibungen  d.  MA. 

n,  872». 
Biografinen  Nimikiija.    DI,  163». 
Biografiskt  Lexioon.     DI,  163«. 
Biographie,   allgemeine  deutsche. 

(Bd.  12—14).     II,  16».  24». 

86».  128».  870»;    IH,  6.  68. 

183 
Biographie  beige   (YU,   1.)    U, 

870». 
Bionne,  Dupleix.    m,  222. 

Birch,  S.,  Bern,  on  one  of  the  Py- 
ram.  of  Sakkarah.     I,  2». 

Diaooyeries  at  the  Deir  el 

baharL    I,  8». 

—  —  Mundes  of  the  Deir  ei 
bahari.    Ibid. 

Menuments   of  the  niga 

of  Tirhakah.    I,  6'. 
Yerschied.  Uein.  ÄgyptoL 

Aufsitze.    I,  9»». 
s.  aaeh  Ebers. 


Yaneichnii  dar  besproehenfln  PnblikatioDeiL 


m,237 


Bird,  Briefik    m,  148. 

Birdwood,  G.,  Austellimg  ind. 
Kmistgflgenttinde  in  Berlin, 
flben.  T.  MoUett    I,  53*. 

Ajanta  Gare  FrintingB.   I, 

Birket-Smith,  L.  Gh.  ülfeldt'6 
Histor.    ULI,  160. 

—  Leon.  Chiirt.  Ghreyinde  Ulfeldf b 
Hi«t    III,  171 

Birlinger,  A.,  Sagen  t.  Kon- 

■tans  etc.    II,  84^. 
Ortsnamen    im    Mergent- 

heimiMhen.    II,  92f 

D.  Name  GfrSrer.  II,  92^. 

Sagen  n.  Schwabennecke- 

reien.    II,  92". 
Leben  d.  guten  Beta,    n, 

»3«. 
lab.  m.  T.  FfSfen.    n, 

181«. 
Leben  UIl  alemann.  Frauen. 

n,  195^. 

Sittengewh.    III,  18.  215. 

(Enlenapiegel  o.  B.  Voos 

i.  Codex  libror.  prob.)  m,  58. 

Zom    Wimpfener    Sagen- 

kieifl.    m,  106. 

Soldatenpredigt  III,  105. 

(Jörg  VSgeli).   m,  107/8. 

Birtb,  J.,  and  0.  Pincbes, 

Bronae-omamenta  of  Balawat 

I,  12» 
Biscbof  f ,  F.,a.-A.  Scbdnbacb, 

Steier.  ond  Kirnt   Taidinge. 

n,  135^ 
M.   de   Biamarok,   Le   d4pat4. 

m,  47. 
Beden    dea  Ffiraten  Biamarck. 

ni,  26. 
Biaaon.    I,  136^«'. 
Biatani,  Eitilbdtiaat  11,220". 
Bitacbofaky,  B.,   De  Apollin. 

Sid.   atnd.   Statiania.    H,  7«. 
Bisemont,  Aden,    m,  227. 

Bisonard,   Hiat  de  S.  Colette. 

n,  196". 
Blaaa,   YolkatlimL   ana  Nieder- 

Oeaterreich.    n,  186*. 

—  Stammbfieber.    m,  215/16. 

Blach-Gadenaberg,D.  Pldag. 

im  Talmad     I,  28". 
Bladea,  (Qzforder Dmcke).  m, 

148. 
Blanc,Edm.,(Antibea).  11,302*. 

Blaneard,  L.,  B61e  de  S.  Mar- 
tin da  Ganigon.     II,  301*. 

Blanebard,  DiacoT.  a.  oonqaeat 
III,  198. 

Blaaendorff,  (y.  Biilow  u.  d. 
Stargard.  Magiatrat)  m,  84«. 
65«. 


Blaaendorff,  R&cbela  Streit  m. 

d.  Landrat    III,  34«.  65*. 
Blafa,  F.,  Fapyraafinigmente.   I, 

73*. 
Daa  blane  Bncb.    III,  67. 
Blay  de  Gaix,  G.  de,   Barona 

de  Gaix  pris  Gaatrea.  II,  300*. 
Bleicher    et   Fandel,    ätode 

pr4hiat  de  l'Alaace.    II,  81*. 
Bliaa,    Halifax    fiahery    award. 

m,  203*. 
Bloeach,    Valer.  Anabelm.     II, 

183'*;  m,  102.  129. 

—  Borg  Fenia  a.  Biacbof  Borooid 
Ton  Baael.     II,  184i. 

Bloia,de,  Qoimperl«.    11,291*. 
Blom,    (hiataan  yan  bet  eyang. 
yan  Paoloa.    I,  106*. 

—  Achtergrond  yan  den  Jakobna- 
brief.    I,  109*. 

—  y.,  Det  ayenak.  atataradeta 
organiaation.    HI,  163. 

B 1 0 acb ,  B.,  Anerkenng.  Alex.  III. 

n,  190*. 
Blfimcke,  Familie  Glinde.    II, 

145*. 
Blnme,  B.,  Handseichnnngen  in 

KSthen.     U,  117*. 

Blnmentbal,     M. ,     Stellung 

Adalb.a  y.  Bremen.     II,  29 >. 

72'. 
B 1  n  m  a  c  b  e  i  n ,  Wipr.  y .  Groitaacb. 

II,  30*.  128*. 
Blant,  A.,  Pilgrimage  to  Nedjd. 

n,  218»». 
Yoyage  en  Arab.,  trad.  de 

Berome.    Ibid. 

—  W.  Sc.,  Fatore  of  lalam.  II, 
211". 

Blantacbli,  Geacb.  d.  neueren 
Staatswiaaenacb.    HI,  28. 

(Unit  board  of  trade.)  Be- 
aourcea  a.  attraita  of  Utab. 
m,  201. 

Boardman  a.  Gbadwick. 

Bobraynaki,  Dxicje  Polaki  II, 
838*. 

-~  W  imie  prawdy.  H ,  388*.  348*. 

—  a.  Acta  und  Decreta. 

Boccbi,  Fr.     II,  227. 

—  J.  A.,  Dominatori  di  Adria. 
II,  268* 

Bode,  Anaicbten  yon  Lüneburg. 

ni,  77. 
Bodemann,   Beriebt   dea    Bar- 

meiatera  Job.  Döring.   UI,  77. 

—  Lüneburg.    UI,  76/7. 

—  Teatament  dea  Job.  Semmel- 
becker.   Ibid. 

—  Leibnis  ttber  d.  Auazug  der 
Hamelnacben  Kinder.  11,119*. 

—  Brief  Bugenbagena.    lU,  66. 

77/8. 


Bodenatedt,  Lieder  etc.  dea 
Omar  Gbigjlm.     H,  220*. 

Bedungen,  y.,  L&tadatein.  m, 
114. 

Boecbtold,  GlflckbafL  Schiff, 
ni,  114. 

Böckner,  B.,  Petruakloater  lu 
Erfurt    H,  180*. 

Bog  er,  Topogr.  Handbuch.  III, 
56. 

Bögh,  Bakkebnabreye.  III,  175. 

Bohl,  £.,  Altcbriatl.  Inachriften. 
I,  131". 

Boehlau,  H.,  Konaiatorial-Kom- 
petena  d.  Landeaherm.  III,  62. 

Böhler,  Chr.,  Schwed.-bad.  Wap- 
pen,   m,  106. 

Böhm,  D.,  Beitrr.  Gaeaara  cur 
Etbnol.  d.  Germanen.    II,  8*. 

—  Leonh.,  Weilakirchen.  m, 
125/6. 

Böhmer,  W.,  Arrianea.   I,  92*. 

Böhmer  -  Ficker,    Begg.    d. 

Kaiaerreidha.     II,    43».   44*. 

66*.  270». 
B  o  e  1 1 ,  Ad.,  Sammelwerk  y.  Bent- 

lingen.     n,  90*. 
Wandgemilde  in  Beiehen- 

an.    H,  91». 
Boenigk,  y.,  Scblofabeige.    11, 

173*. 

Wartenburg.    II,  173». 

Bömer,    B.,    Freib.    Banweaen. 

III,  95. 
Börnatein,  75  Jahre.    HI,  28. 

201.  214. 
Boeach,     Ordnung    Oawalda    y. 

Wolkenatein.    Ö,  189*. 
Böthführ,  Liylind.  Geach.    lU, 

50/51. 

—  Tegetmeyer.    HI,  60. 

Boetbiua,  S.  J.,  Bibang.     UI, 

168». 
Böttger,    G^each.  d.   Brunonen- 

Welfen.    H,  8*. 

—  Leipog  1642.    m,  12.  91. 
Bohn,  B.,  Zum  Nike-Pyrgoa.   I, 

91*. 
Zur  Athena-Hygieia-Baaia. 

I,  91*. 
Boie,   NapoI4on  L,  4crita  milit 

ni,  148. 
Boileau,  Variationa  docirin.  de 

Geraon.    II,  199*- 
Boialiale,  de,  Fragm.  in4d.  m, 

136. 
i6t  deVeac    11,279*. 

Boiaaier,  Originea  du  Ghriatia- 
niame  d'aprte  Benan.  I,  111*. 

—  Mua4e  de  S.  Germain.  n, 
808». 

Boito,  G.,  II  Duomo  in  Medio- 
lanom.     II,  256*. 


m,238 


Yeneichiiia  der  besprockenen  PablikationeiL 


Boldria,  G.,  s.  Serego. 
Boll6e,  A.,  et  V.  Dachemm,  in- 

vent  d.  arduTes  de  la  Sarthe. 

n,  269*. 
Bolm,  A.,  Oetchichtalexicon.     I, 

133». 
B0I2,   A.,   Bjzanz  u.  d.  BaMler 

Synode.    II,  192^ 
Bomanji  8.  Patel. 
The  Bombay  Code.    III,  226. 

Bonald,    Yic.  de,    Aphoriamen. 

III,  U3. 
Bonaventura,  Breyiloqniam,  ed. 

Ant    Maria    a    Yioetia.     II, 

199« 
Bon  dar  and,    E.,    Contumes  de 

Genolhac.     II,  301  \ 
Bone,  Claaais  germanica  pia  fide- 

Hb.     U,  3". 
Bongi,  S.,  Dino  Comp,  per  Is. 

Del  Longo.     II,  2441». 

II,  225". 

Bonfadini,  R,  Paaaeggiata  sto- 

rica.     II,  229^. 
B  0  n  i  t  z ,  H.,  Ursprang  d.  Homer. 

Gedichte,  bes.    Ton    K.  Nea- 

baner.     I,  68*. 
Bonnabelle,  A.,  D6part  de  la 

Meuse    (LongOTille-dey.-Bar, 

Spincoart).     II,  286>. 
Notes  snr  Ligny-en-Bar- 

rois.     II,  286". 
Notice  sur  Lachaass^e.  II, 

286«. 
Bonnardot,  H.,  St-Antoine-des- 

Champs.     II,  289^ 
Bonnaasieax,  P.,  Un  baptSme 

royal.     II,  273«. 
Bonnemire,  Ufime  et  see  ma- 

nifestations.     I,  136'. 
—  Ginq  menhirs.    II,  303^ 

Bonniot,  J.  de,  Origine  boaddh. 
da  christianisme.     I,  441 

Bonatedt,  Conradische  Süft 
m,  218. 

Bonwetsch,  Gesch.  d.  Monta- 
niamoB.    I,   1151 

Boor,  de,  Handschriftl.  Über- 
lieferg, de«  Enagrios.   I,  1251 

Beos,    Urkdb.    der    Landschaft 

BaseL    U,  69*<'.  1801 
Booth,  MaryL.,  Hist  of  N.Tork. 

m,  194. 
Borch,  L.  T.,  Kanzler  Konrad. 

n,  391 
Beitrr.  z.  Rechtagesch.  d. 

Bitter.    II,  741 
Bordas,  Comt£  da  Donois.     II, 

2921 
Bordeaux,  R.,  Mise.  d'arch^L 

normande.     II,  310^1 
Borgognoni,  Le  'Eatrayaganti' 

del  Petrarca.     U,  2621 


Borgognoni,    A.,    La  canzone 

<Spirto  gentir.     II,  264^1 
Borkowski,     Roczn.     szlachty 

polsk.     II,  3421 
B  0 r  m an  B ,  Cl.,  Liigois  et  Boorg. 

U,  2791 
Anundoram    Borooah,     Engl.- 

Sanskr.  Dictionary.     1,  38«. 
Bos,  A.,  B.  G.  Paris. 
Boscaven  (Hethit  Inschr.).   I, 

151  161 

—  Chaldean  Sun-Worship.  I,  20«. 

—  Monaments  of  Nahr-el-Kelb. 

I,  211 

—  The  Assyrians  in  east  Palest 
etc.    I,  221 

Shib  Chunder  Boae,  Hindu  So- 
ciety.    III,  2261 

Bosredon,  Siglllographie  da  Bas 
Limousin.     II,  309«. 

—  II,  306^ 

BoBsert,  (Zur  Gesch.  von  Nord- 
württ.  um  1000).     II,  921 

—  Abgegangene  Orte.     II,  92'1 

—  Kloster  Anhausen.      II,  92*«. 

—  Baumeister  in  Franken.  U, 
93«;  III,  15. 

—  Job.  Herolt.     III,  101. 

—  Hueber.    Ibid. 

—  Frank,  und  schwäb.  Kirchen- 
gesch.    Ibid. 

—  Brenz'  FreundeskreiB.     Ibid. 

—  Reformat.  in  DinkelsbÜhl.  Ib. 

—  Concordienbuch.     Ibid. 

—  Martin  Frecht     Ibid. 

-^  Schönthaler Inschrift  lU,  102. 

—  Spangenberg.     Ibid. 

—  Widmann.     Ibid. 

—  G.  T.  Wolmerahauaen.  HI,  103. 

B  o  s  8  u  e  t ,  Disconrs  sur  l*hist  uni- 
yers.  ed.  Delachatelle.  1,134", 

—  ed.  Lefranc.     Ibid. 
Boston  news  letter.  1704.    m, 

185. 
First   church  in    Boston.     HI, 

202. 
Both,   Konigr.   Danemark.    HI, 

174. 
Botka,    A   magyar   izer^yes  ju- 

bileum  cet    II,  351«. 

Botta,  E.,  Feste  di  Como  1453. 

II,  265". 

Bottea,  Y.,  Memorie  di  Pergine. 
n,  2291 

Boucher,  A.,  Guerre  cirile  d. 
6t  unis.     m,  207. 

Boucher  de  Molandon,  Do- 
cumenta Orl&maiB.     II,  2931 

—  älections  d'Orl^ans.    II,  2931 

Bonchot,  H.,  Chartes  des  ab- 
bayes  de  Ferraques,  d'Ours- 
camp  et  de  St-Quentin  en 
l'Isle.     II,  284/51 


Bouchot,  H.,  et  B.  Lemaire, 
liinre  rouge  de  St  Quentin. 
n,  285» 

Bouddl^iame  et  Sintauiame.  I, 
48« 

Boudoia,  L'Europecontemp.  HI, 

213. 
Boudrot    (rabb6),    Martyrologe 

de   Notre-Dame   de    Beaune. 

n,  2941 
Boalay  de  la  Meurthe,  Con- 

oordat  (I8OO;.     HI,  143. 
Boul6,  Cauae  celibre.    III,  139. 
Bouquet,    F.,     (Tombeauz    de 

Bouen.)     II,  306*1 
BoureuUe,  Un  pape  alB.-lorTain. 

II,  190*. 
Grabatein  v.  Bourgea-lea-Ya- 

lencea.     II,  8771 
Bouterweek   (Gymnas.    Bagen- 

hag.).     m,  66. 
Boutillier,      PrMicateorB     de 

Nevera.     U,  2771 

Boutkowski,    Dictionnaire  nu- 

miamat     I,  145^1 
Da  Boya  a.  Du  Boya. 
Boysen,    Zur    Geschichte  Dith- 

marBchens.     III,  54. 
Bozzo,   S.  N.,    La  nostra  scrit- 

tura.     n,  2341 
Peudatari  aicil.  eotto.  Fed. 

n.     II,  2471 
Braghirolli,  W.,    Invent  dea 

maa.  en  langue  fran^  par  Fr. 

Gonzago.     II,  255^. 
Brahma  Year^Book  f.  1881.    I, 

511 
Braitenberg,    R.    t.,    Histor. 

Anspielungen  in  d.  Tragödien 

d.  Eurip.    I,  871 
Brambach,  W.,  Tonayatem  und 

Tonarten;    Benno   t.  d.  Bm- 

chenau.    II,  3711 

Brancaleone,    F.,    Hugo    ¥tl' 

candus.     II,  2471 
B  ran  Chi,  K,  Sepolero  di  Dnte. 

II,  243". 
Brandenburg  s.  Kirchhofe 

Brandstetter,  Drbarien  y.  Bat- 

hausen.     II,  I8II 
Branfill,  S&Tandra  Bade  Sttm 

Cemetery.     I,  591 
—  Cid   Slab-Stone    Monuments. 

Ibid. 
Brann,  Beitrr.  z.  Thesanma  Ben- 

jaooba.     I,  241 
Brants,   M.    Y.,    Dibata  da  la 

Bdenoe  6conom.    H,  80«. 
Braquehay,    A.    (flla),    £tahL 

hospitaliers  de  MonteeuiL    H, 

2841 
Brasaart,  Grotte  dea  fiea.    II, 

3131 


Veneidukia  dor  bMproGhenen  PablikatUmen. 


111,239 


Braan,  K.,  Kleinftaatarei    IH, 

25. 

Diamintenhenog.   HI,  79. 

Qrinun  und   HaMenpflog. 

m,  28. 
Fiiedr.  d.  Gr.  a.  a.  w.   III, 

221. 

—  M.,    Zum  Ofener  Jodenmord. 

I,  SO». 

Gesch.   d.    GeMllBch.  der 

Brüder.     I,  So»». 

Brannmflller ,  B. ,  Bonifaz' 
Anfentbalt  in  Bayern.  II,  15»^ 

Synode  i.  Begensburg.   II, 

102*. 

Namhafte  Bayern  im  Kleide 

d.  h.  Bened.     U,  102*. 

—  —  Kapellenweihe  an  Metten. 

II,  102". 

(KiederaIUichl226).  Ibid. 

'Pirüfening.     II,  108« 

Branna,  Gesch.  d.  Kulmerlandea. 
II,  175«. 

Br^an,  Tnmalna  de  Bonaies.  II, 
310». 

Bredenkamp,  Geaets  und  Pro- 
pheten.    I,  149^ 

Bredow,  t.,  RL-heaa.  Hoaaren- 

R.     HI,  100. 
Breeat,  Joh.  d.  Taafer.   I,  105^ 

—  Woaderblat  in  Wilanack.  II, 
114'.  157».  168«.  193«. 

—  (Tockea  Bede).    H,  164». 

Brehmer,  Diyeraa  ftber Lübeck, 
n,  155»;  m,  58». 

—  n,   142». 

Breitenbach,  0.,  £in  Lei- 
densgefährte Heinr.a  lY.  II, 
29». 

Bremer,  Bataherm  ana  Lübeck. 

in,  52.  53. 
Brentano,  E.,  Zar  Löanng  der 

trojan.  Frage.    I,  67». 

Breaalan,  H.,    Brief  Bardoa  t. 

Mains.     U,  25»«. 
Gf.     Otto    T.    Hammerat 

n,  26». 

—  —  (Tractat  de  aalatatione 
apoat)     U,  188'. 

D.  Deutachen  am  M.  Boaa. 

II,  231»». 

Kaiaemrkk.     U,  364». 

Siegel  d.  aaliachen  Kaiser. 

II,  368». 
Bez.     n,  370» 

Breyern,  C.  t.,  Gesch.  d.  Farn. 

BreTem.    III,  221. 
Brewer,    Engl,  atudiea,   ed.  by 

H.  Wace.    HI,  220. 
Breyer,    Wallenat  Erheb,  zum 

Hersog  Ton  Meckl.     lU,  10. 


Brioka,  C.  F.,  Aarstal  i  Mari- 
ager Kl.  Eist     U,  324«. 

—  Dänen  o.  Norweger  in  Leyden. 
lU,  168. 

Briefe    eines    Stralab.  Studenten. 

m,  113/4. 
Briefwechsel  zw.  Gauss  n.  Bessel. 

m,  219. 
Briefwechsel  zw.  Jakob  u^  Wilh. 

Grimm.     Ibid. 
Briefwechsel    K.    Wilh.    n.    Fr. 

Albert.     HI,  25. 
B  r  i  e  g  e  r ,  Angebl.  Marburg.  Kirch- 

ordn.     lU,  4».  88^ 

—  Katharer.     II,  194»«. 
Brille,     D«Ub«rat    de    l'Hötel 

Dieu  de  Paria.     U,  269^  u. 

Kachtr. 
Brin,   Philoa.  acolaat  de  Thom. 

d'Aqu.     II,  199» 
Brizzi,  Pericle.     I,  83». 
BrockhauB,  H.  £.,  F.  A.Brock- 

haus.     III,  27.  44. 
Broglie,   D.  de,  Stud.  diplom. 

m,  21/2. 
Brognoli,y.de,s.DeBrognoli. 

Brommel,    Harrich  geneal.    of 

the  Fields.    III,  212. 
Brook,  Hiat  Efterretninger  om 

Boaenborg.    III,  174». 
Brocke,  0.  T.,    A  centen.  me- 

morial.     III,  201. 
Broaaard,  J.,    Organiaation  des 

proyincea  de  Brease  etc.      II, 

297». 

—  —  Entr^  k  Bourg  du  dnc 
Lonia.     n,  297'. 

Brouaon,  Sherman.     III,  209. 
Brown  a.  Dermont. 

—  a.  Gopp.     III,  196. 

—  A.  C,  Brown  jun.     HE,  212. 

—  H.  A.,  N.  Hampahire.  III,  193. 

—  B,     1,  14*. 

Bruch,    K.    V.,    Vaterland.    Er- 
innerungen.    III,  80. 
Brucker,Milwaukee.    111,209. 

Bruder,  Verehrung  des  heil. 
Rochus.     I,  128»». 

—  A.,  Reiserechenbuch  d.  Hans 
Keller.     U,  68»*;  m,  102. 

—  K.  H.,  TAMIEION  rdtv 
T.  X.  Biad'ri'Krjs  Xs^eaßv,  I, 
110». 

—  F.,  Kloster  Weisenau  u.  Kl. 
Wintemhelm.  UI,  15«.  100»«. 

Brück,    Geheim.    Geaellach.    in 

Spanien,    m,  215. 
Brückl,  J.,  Hodoepor.S.  Willi- 

baldi    n,  11*. 
Brück  1er,    G.  A.,    Chronologia 

beUi  Corinth.    I,  88». 
Brückner    (nicht:    Brücker). 

U,  152». 


Brael  a.  Cartulaire. 

—  Rez.     II,  292». 

—  Fouill4e  de  S.-Flour  et  de 
Glermont.     U,  297'. 

Br flicke,  F.,    Reichaatandachaft 

der  Städte.     U,  57».  77». 
Brflning,    F.,    Süderland.    II, 

123'. 
Brünneck,    W.    t.,     Siziliens 

Stadtrechte.     U,  68».  234». 
Brugi,  B.,    Periodo   storico  dei 

postglossatori.     II,  248». 

Brugsch,  £.     I,  3». 

—  H.,  Zwei  Pyramiden  mit  In- 
schrr.     I,  2*. 

D.  neue  Weltordng.  1, 10». 

Agypt  Volkertafel.   I,  7». 

Table  ethnique   des    anc. 

£gypt    Ibid. 

Agypt.  Beitrr.  zur  Völker- 
kde.    I,  7*. 

—  —  Mot  ffvwaos*    I,   11»». 
Lautwert  des  Zeidiens  des 

Fisches.    I,  11»». 
HierogL-demot    Wörterb. 

I,  11»'. 

Oairia-Mysterium.    I,  10». 

Bruiningk,  y.,  Plettenberg- 
Bildniaae.     in,  51. 

Brnmann,  CheTauxlegera-Regi- 
ment  König.     Hl,  116. 

Brun,  Mitt.  a.  d.  gross,  kön.  Bi- 
bliothek,    m,  173». 

—  Gundtvigs  Leynetalöb.  III,  1 74» 
Bruneti&re,  Vingt-sept  ans  des 

6t.  or.     I,  142»». 

—  Soci6t6  pv6cieuse.    m,  219. 
Brunhofer      u.      Rochholz, 

Frz.  Brouners  Tagebuch,    m, 

214. 
Bruni,  0.,   La    donna  e  la  d- 

Tüti.     I,  136». 
Brunn,    Zur    griech.    Künstler* 

geschichte.    I,  97». 

—  Troische  Miacellen.    I,  70». 

—  AKAT02.    I,  78». 

B  r u  n  n  e  r ,  Gudensberg  u.  d.  Land- 
gericht Maden.     II,  130»». 

—  F.,  Notizen  Über  Ballrechten. 

II,  88». 

—  H.,  D.  registrum  Farfense.  n, 
1*'.  366'. 

n,  66».  280». 

s.  auch  Endemann. 

—  K.,  Gedenksehrift    m,  96. 

—  S.,  Ein  Oisterzienserbndi.  ü^ 
133*.  183*. 

Regesten   t.   Sittich.    11^ 

138«. 
Bruno,  De  hello  saxon.  ed.  Wat* 

tenbach.     n,  26'. 
Bruston,   Le   chifie   666   «tc. 

I,  109». 


[11^40 


Yeneiclmu  der  batproche&en  Pablikstioiieii. 


B  r  as to n ,  Ch. ,  Litt£nt  proph^t 

des  UÄbrenz.    I,  150^. 
Braan ,    Bette    Fontaaelse    af 

Eneweldena  Indförelse.    HI, 

170/1. 
Bryant  (a.  Gay],  Popal.  hist  ot 

the  U.  St    m,  198. 

—  L'Am^r.  da  Nord.     Ibid. 
Bacers  Briefe.    III,  113. 

B  ac li  6 z ,  Format  de  la  national. 

firan9.    II,  15*. 
Bachliolts,  A.,   Hausrat   einea 

rigaschen  Batsberm.  IQ,  51. 

—  —    Miinzfimd   in    Biga.     Q, 
178«. 

Briefwechsel  EiBons.   Ibid. 

Bigaiflche    Hezenprozease. 

Ibid. 

—  —  Scbarfrichterordnong.Ibid. 

Petrikircbtorm.     Ibid. 

Bekenntnis  IlapelB.  111,49. 

—  F.,  Quellen  d.  Fla?.  Blondos. 
U,  251» 

Bncbbolz,  K,  Homerische  Be- 

alien.    I,  68^. 
Bachner,  Freiligrath  i.  Briefen. 

m,  219. 
Bachta,  B.,  o.  B.  Hartmann, 

Obere  NU-Lander.    II,  214». 

Bachwald,     Q.    t.,    Holstein. 

LohnTerhaltnisse.     U,    64^». 

153». 
Verfahren  b.  Gottesortei- 

len.     II,  69»    141 »». 
Kopenhagener  Wachstafeln. 

II,  144«.  172». 
Liste  d.  Verlaste  b.  Hern- 

mingstedt     II,  145». 

Holst  Abnehmer.  11,153». 

Beitrr.  z.  Gesch.  d.  letzten 

Schaaenborger.    II,  141^. 
Back,  Haashaltangsbücher.   III, 

103. 

—  Winland.    UI,  192. 

—  M.  B.,  Oberdeotsche  Familien- 
namen.   Q,  92«. 

—  ^-  Wälsche  Namen  des   lib. 
riv.  V.  Ffafers.    II,  181« 

Ortsnamen  in  Frankreich. 

n,  305.1 
D.  Name  Uhn.    n,  91»». 

Badcsies,    Feldzag  der'sSchs. 

Armee  darch  Brandenb.    m^ 

11/2.  42.  91. 
Bad6,  Jean  Biodati.    m,  216. 

Badge,  A.,  Becently  disooT.  text 

of  Assamatsirpal.     I,  18«. 
Badrynski,  Wspomnienia.    JI, 

846*. 
Bfteheler,    Olymp.  Inschr.  No. 

362.    I,  71«. 
Btteher,  K.,  Z.  mittelalterl.  Be- 

Tdlkerangsstatistik.     £1,  76». 


German.  Buch  er  schätz,  ed.  A. 

Holder,    n,  3'.  11«. 
Bücking,  Geolog.  Untersachnng 

Y.  Olympia.    I,  71*. 
Bttdinger,  M.,   Nea   entdeckte 

InschzT.    d.    Cyras.     I,  20«. 

60«. 
Zeit  a.  Baum  bei  d.  indo- 

germ.  Volke.    I,  42«. 

Apollinaris  Sid.    Q,  7«. 

EnUtehg.  d.  Vm.  Baches 

Ottos  y.  Freis.    n,  33^  133». 
Bühler,   Fam.  Bühler  in  Hall. 

m,  15/6. 

—  Schalrede  Herzog  Karls.  III, 
101. 

—  New  kahatrapa  Inscription.  I, 
57«. 

—  Valabhi  Granto.    I,  57«. 

—  The  Word  «Siddham*.  I, 
57». 

Bülow,  ▼.,  Krankheitsgesch. 
BogisLs  XrV.     m,  11.   64. 

—  Colberg.  Klosterordnang.  UI, 
66. 

—  Küster  d.  S.  Marienkirche.  Ib. 

Bürchner,  L.,    Griech.  Münzen 

mit   Bildnissen    hist.   Priyat- 

personen.    I,  97*. 
Bürkli-Meyer,    Hannibals  Al- 

penzng.    II,  180». 
Bttttner-Wobst,    Münzen  etc. 

in  Yoreaklid.  Inschriften.     I, 

92«. 
Baffa,    G.,     üniTors.    di    arte 

yitrea.    II,  258»<'. 
Bagge,  S.,   Stad.  orer  de  nord. 

Gada-  og  Heltnsagns  Oprind. 

II,  316». 
Bemffirkninger   om  Sibyl- 

leme  cet    Ibid. 
Bahot  deKersers,  A.,  Mona- 

ments  da  Gher.    II,  312«. 

The  Building  Arts  of  India.    I, 

53». 
BaUgi  Bis,  Goldastari-Awadh. 

I,  66« 
Balinski,  Sandomierz.  H,  846»«. 

Balliot,  J.  G.,  Feailles  da mont 
BeuTray:  parc  aax  chevaax. 
n,  305»*. 

Ballo,  C,  Viaggio  di  P.  Qae- 
rino  e  relazioni  dellarep.  Venet 
coUa  STezia.  H,  251>'>;  m, 
159/60. 

Bandy,  Garfield.     m,  209. 

—  The  nation.  hero.     Ibid. 
Bange,  G.  F.  t.,    Liyländ.    etc. 
.     Ürkk-Begg.    II,  45«    142»*. 

176«. 

u.   Hildebrand,    Li?-, 

esih-  a.  korlandiaches  ürkdb. 
n,  69»».  176«. 


Barckhardt,  BaaeL    m,  133. 

—  Bürgerm.  Kiach.     Ibid. 

Baael.  GeaandtM^iafL  Ibid. 

Bargener,  F.  L.  Maoritina.   Q, 

184«. 
Bargeaa,  J.,    Baddh.   Tope  at 

Jaggayyapeta.    I,  46*. 
CoÜection    etc.     of    Ind. 

Hist  Inscriptiona.     I,  53*. 
Dambai  Baddh.  Inscription. 

I,  56». 
and  Bhagw&nlil  Indra- 

ji,  Inacriptiona  from  the  Card 

Templea.     I,  56*. 

a.  aach  Bhagwänlfil. 

Barini,    Comment    da    Diran 

d*el  Faredh.     II,  220*. 
Barneil,  Letter   firam   D.    Ma- 
nuel to  Ferd.     UI,  222. 
Bar  nett,  P.  H.,  Beoollect  of  an 

old  pioneer.    m,  188. 
Buraian,  Biogr.  Jahrbach.  IQ, 

68. 
Barton,    B.    F.,    Arab.    night^ 

n,  219»». 
Bary,  Eleus.  inscription  of  446 

B.  C.     I,  77». 
Büschel,  Möm.  de  J.  Casanova. 

III,  220. 
Busky-Neergaard,     5.    Bra- 

goner-Begim.     lU,  172/3. 
Busmanti,    S.,    Pomposa.      U, 

232*. 
Bussen,  A.,   Folda  u.  d.  Gold. 

BuUe.    n,  22».  54*.  74».  130», 

—  Schi.  b.  Bümkrat    II,  53  t 
Butterfield,  Bisoovery  of  the 

northwest     UI,  192. 
Buttre,    Amer.    portr.    gallery. 

m,   198. 
Byrne,  W.  0.,    Victoria   Gross. 

m,  157». 

—  Wale,  Mission,  laboors  of 
chaplains  in  N.  India.  IQ, 
225««. 


c. 

C,  Bmm.,  Portes  du  temple  de 

NergaL    I,  12*. 
Cabi£,  £.,   Coutome  de  Tlaie- 

Jourdain.     U,  67*.  299« 
La  prise   de   Gazire»-d»- 

Marsan.     U,  275*. 
—  —  Chartes  fi6odales  conc   le 

Gimo^     U,  298». 

Pays  de  Cogotoia.  11,298*. 

Bu  jet  de  1*  pierre.    II« 

299/800*. 

Judieat  d'Albigeois.  Ibid. 

8.  Plagafr-Bazria. 

und    Pontea,    Monnaiea 

trouT.  en  Tan.    C,  811*. 


Veneichnb  der  beiprochenen  Pablikationaii. 


m,24i 


Caecianiga,  A.    n,  228  (ob.)- 
Gada,  C,    Biuea  o  Boaooni  di 

Oomo.     U,  2S0*. 
TeatMbe  Leaabflcher  aaf  Cadols- 

bnrg.    n,  104^ 
CaffiyM.,  Beoeario  Beccaria.  II, 

256". 

—  —  Anticlii  pittori  müanasi. 
n,  266". 

Gaben,  A.,    B^lements    somp- 

toaires.     I,  SS*. 

Snaeignementoblig.  1,36'. 

Doeament  de  1736.  I,  36 ^ 

JaÜs  de  la  Martiiuqae.    I, 

36". 
])eiixCabieradel789.  m,  137. 
Caillemer,  H.,  l'EgUae   et   le 

droit  romain.     H,  226*. 
Cain,  J.,  The  Bhadracbellam  etc. 

I,  58". 

Tbe  Koi.     I,  68". 

Caird,  J.,  St-Gilea'  Leetures.   I, 

40". 
Galdwell,    Hiat   of  tbe  Diatr. 

of  Tmneyelly.    I,  68». 

—  TinneTelly  miMion.    HE,  227. 
Galendar  of  State  Papen.   III, 

145  t 
Calbiat,  Familie  de  Lton  XIIL 

H,  283«. 
Call  er  7,  A.,  Lee  premien  6tatB 

gfotanx.    U,  281". 

—  Douanes.    HI,  134. 

Gallier,  O. ,    Reliqnaires  de  S. 

Pardonx.     II,  3081 
Galmet,  D.,  Abbaye  de  Senones. 

II,  286^. 

Galmon,    Thien,    diac   parlem. 

m,  144». 
Galfi,  F.    n,  230  (ob.). 

The  Arcbitectare  of  Gambodia. 
I,  47«. 

Camera,  M.,  Citti  e  dncato  di 
Amalfi.     H,  284». 

Moneta    ined.    di   Gaeta. 

n,  237". 

Campbell,  Cb.  A. ,  Über  Waa- 
hington.     m,  194. 

(Bochambeana  Hauptquar- 
tier),   m,  196  f. 

(Briefe  a.  Dooom.  über  Camp- 
bell),   m,  187. 

Camperio,  Mamoli,  Hai- 
mann  o.  Paatore,  Beiae  in 
Gjrenaica.    I,  96*. 

Campori    II,  282  (ont) 

—  G.,Memoriepatrieeoc.  11,287*. 

—  G.,  Yirita  del  maroh.  di  Oon- 
aaga  eoc.     n,  269*. 

Ganetta,  C.,  Spigolatore  d'ar- 
cbiTio.    n,  266*. 

—  P.,  n  conte  di  Garmagnola. 
n,  267'. 


Cantemiru,  Dem.,  Opereleprin- 
cipelui    n,  368«-» 

—  —  Istor.  imperiolui  ottom. 
übera.  y.  Hodosio.    II,  3681 

Vita    Gonat    Gantemyrii. 

II,  368*. 

litor.  ieroglyfica.  II,  368'. 

Chronicula  Bomano-Moldo- 

Ylaehüor.    H,  3691 
Cantti,GaratteriBtorici.  11,226*. 
Capasso,    B.,    Monamenta    ad. 

Neapol.  dncat  pertinentia.    n, 

237*. 
Testamento  di  S.  Amato. 

n,  246'. 
Dne   nnttore    rigoard.   la 

■tor.  napol.    ü,  266*. 

Arte  in  Napoli.    H,  266". 

Fontana  dei  *Qaattro  del 

Molo'.    II,  266". 
Gapitolaria  regnm  Francomm,  ed. 

A.  BoretiuB.     U,    10*.    66*. 

874». 
GapparozBo,  A.    II,  228  (ob.). 

Angioletto.     n,  264*. 

Cappelletti,  L.,  Alb.  Miumato. 

II,  264*. 
CaraTen-Gacbin,A.,NotreDame 

de  la  Plat6.     II,  800*   313*. 

Plana  de  Gaatres.  II,  303*. 

Qladera  de  la  Michonne; 

bacbe  en  brooze  de  la  Boae 

(Tarn);  deoier  da  roi  Endea; 

monnaie  d'Albi ;  inbum.  de  Boia- 

aezon;     mammifb^    foaailea; 

denier  dn  Prince  Noir ;  tombea 

m6roy.  de  St  £tienne  (Tarn); 

fliehe   en    ailex   k  Peyregooa 

(Tarn) ;  aigne  d'6change  en  Tan; 

ti^aor  mon^t  de  S.  Jnlien-du- 

Pny ;  monnaiea  d'AIbL  II,  313*. 
Cardaana,    AnfSnge    d.   Kölner 

Boma.     n,  47*. 

—  20  Urkonden.     II,  107*. 

—  Deatache  Köln.  Kaiaer-Gbron. 
n,  431  61*    1081 

Gar  den  aa,  Archaeol.  Notea  on 
the  Madraia  traoal.  by  Mon- 
teiiü.    H,  226*. 

Cardeyacqne,  de,  Oiay  et  aea 
aeignenra.    II,  283*. 

Plaoea  d'Arraa.    n,  3101 

Garignani,G.,  Partito anatriaco. 

m,  178. 
Carlaon,  £. ,   Syer.  Hiat  (Kri- 

atina).    m,  168. 

—  F.  F.,  Syerig.  Hiat    lU,  66. 

—  J.  J.,  Konangarne  af  pfialaiaka 
hoaet     in,  160. 

Garo,  Deatache  Nation  in  Bo- 
logna,    n,  2591 

—  Etade  aar  le  18«  a.  IH, 
136. 


HUtoxlaebe  JahraabaHchte.   1881.    lU. 


Garo,  Mad.  de  StaSl  et  Goethe, 
m,  219  f. 

G  ar  0  n ,  M.  E.,  Monnaie  d'alliance. 

n,  3081 
Carr6,  G.,   Hiat  de   Troyea  et 

de  TAnbe.    II,  2861 

Garr6  de  Bnaaerollea,  J.  H., 

Uaagea   de  la  Tooraine.    IX, 

2921 
Garr-Gomm,  Fr.  Golling,  Sir 

W.  Gomm.     IH,  1641 
Garriöre,  Peter  Gomelina.   IQ, 

220. 
Garrington,    Battlea     of    the 

Amer.  rey.    m,  195. 
Garatena,  C.  F.,  Thom.  Cnndaen. 

m,  86. 

Dr.  Adam  Straenaee.  Ibid. 

Claoa  Hanna.     Ibid. 

Gart,    Monyem.  r61ig.  d.  Yaad. 

III,  1321 
Gartailhac,  a.  Mat^rianx. 
Gartaalt,  A.,  Triöre  athtoienne. 

I,  781 

De  canaa  Harpalica.  1, 90*. 

Cartnlaire   de  Clany,    ed.  Bruel. 

n,  201 

—  de  Jolly,  ed.  Petit    n,  2941 

—  de  S.  Pierre  de  la  Goatare  et  de 
S.  Pierre  de  Soleamea.  II,  2921 

—  de  r6?dch6  de  Poitiera,  ed. 
Bedet    II,  2961 

—  de  St-Saayeor-en-Bae  (Forez), 
edd.  de  Gharpin-Feogerollea  et 
Goigue.     n,  2971 

—  de  Viane.    H,  2991 
Gaaanoya    de    Pioggio,    M., 

Origine  de  Colomb.    II,  258*; 

m,  213  f. 
Caaini,  T.,    Bepert  giullareaco. 

n,  2491 
Barne  dei  poeti  bologn.    II, 

2381 

a.  aach  Bartoli. 

Caaino,  a.  Bibliotheca. 

Ca  apart,  Epithoph.  in  Sülzbach. 

n,  93". 
Da  Caaae,  a.  Da  Gaaae. 

Caataing,  A.,  Popalationa  pr^ 

tend.  brahmaniqaea.     I,   371 
Le  Boaddhiame  en  ethno- 

graphie.    I,  44*. 
St  GrÄgoire  de  Naz.     I, 

1241 
Gaatan,  A.,  M^dedne ä Beaan^on. 

U,  2961 

—  —  Le  Premier  liyre  impr.  en 
Franche-Comt6.     II,  2961 

Miaael  du  cardinal  de  Toar- 

nay.     II,  309". 
Bömerbau  in  Gaatel.     II,  941 
Gaste llini,    Kozze    di  Fr.    de 

MedicL    n,  2611 

16 


111,242 


der  betproehanflii  PaUikatimmi. 


Oastelnaa,  de,  dAnantV.    H, 

191«. 
Charta  aoeordte   i  Gastelnaa. 

U,  299/SOO*. 

Gaitr^n,  Flnlandfl  nyare  hUtozia. 

in,  162. 
Hort  et  fun^railloi  da  comte  de 

Gaitrea.    n,  299/800^. 

GastronoTo,  O.,  Erica  oggiM. 

di  Ginliano.    n,  235^. 
Oatalogne   of  Charta  pabL  by 

U.  St  hydrog.  off.  III,  212* 

Gatalogui   Godd.    Biblioth.    UniT. 

Bndapaat    n,  210>.  858«. 
Catellaoci,  D.,   Diario   di  F. 

BrancaocL    II,  261^ 

Gathrein,  (EagLYerHua.).   III, 

156  t 
Ganna,   G.    da.,    Gaatoee-rar- 

l'Adoor.    n,  2761 

Gaaaae,  Gharacttoedelathtelogie 
de  S.  Paul.    I,  106». 

Garallacci,  G.  J.,  8.  Maria  del 

Fiora.     n,  245i. 
Gassaniga,    L'eleemoayna.     I, 

116*. 
Gacohatti,    QU    Archiyi    della 

reg.  Veneta.    n,  227». 

—  Aatografi ,    boUe     ecc      n, 
228». 

Tranalaüon  de   8.   G 6 eile.      II, 

299». 
ÖelakoTak^,  Stadtrechte  d.  M. 

Bricdna.    11,  881*. 

—  TJnterkimmerer- Amt  in  Böh- 
men,   n,  881*. 

—  Traktat  d.  Wenial  ▼.  Waladow. 
H,  881» 

GenmrmiaagewOiiok.  III,  26*.  48*. 

Weitere     G  e  n  a  a  r  onaimehmlich- 

kflitan.    Ibid. 
Genaonmamiehmlidhkeiten  d.  Spa- 

nerachen  Zeitong.    Ibid. 

Da  Gerceaa,  a.  Da  Gercean. 
Geratti,  F.,  Qinlia  Bcjardo.  U, 

269». 
Garati,  A.,  God.  del  monaat  di 

Lucedio.    II,  281*. 
Geaca,  J.,  Balasio&i  tra  Triaate 

a  Vaneiia.    n,  188».  251« 

—  Q.,  XYI  docnmm.  inediti.  n, 
251*. 

Geaaac,  de,   Monom,   m^galith. 

n,  303*. 
Gealeneer,  (81t  chriatl.  Grab 

in  Belgien).    U,  877« 

—  Bes.    II,  281  >. 
Ceylan,  a.  Popolat  o.  a.  w. 

Ghabaneaa,  G.,  Henand  etOeof- 

froy  de  Pona.    n,  2961 
Ohaba&eaai  G.,  Bai.    n»  299*. 


Ghabert,  Mati  aaeien  et  mcH 

deme.    I,  86*. 
Ghaboaillet,A.,BaE.  11,278*. 

Chadwick.  J.  W.,  The  man 
Jeaoa.    I,  104*. 

—  G.  A,  Chriat  bearing  Witneaa 
to  Himaelf.    I,  104*. 

—  a.  Boardmann,  8.  A.  Chad- 
wick,   m,  194. 

Ghfilidi,  a.  Iiabid. 
Ghalle,  L4proaerie  de   8.-Mar^ 
gaerite  etc.    n,  294*. 

Champlin,   Gonatitation  of   U. 

St    III,  199. 
Ghampney,   Galiphate   of  Gor- 

do?a.    n,  226*. 
Ghander,  Goyem.  Andrew.   IH, 

207. 
lOOtb  aaniveraary  of  the  birthday 

of  W.  G.  Ghanning.      UI, 

201. 
Gh  ante  lause,  R.  de,  M6m.  de 

Gomminea.     II,  278*. 

—  Yinc  d.  Panl  et  lea  Gondia. 
m,  186. 

Gharayay,  Ed.,  Priyil^e  d' 
Alexandre  IV.    II,  197*. 

Gharlea  VIL  et  lea  Qdnoia. 

n,  258*. 

Lettrea  de  Loaia  XI.  en 

ItaUe.    n,  278*. 

Lli^roiame  civil.  III,  188. 

Ghai^ea   d'an  contribaable.     HI, 

188. 
Chariklea,     Eeiaebriefe    einea 

Diplomaten,     m,  214*. 
Gharlea    VI   et    lea   Flamanda. 

n,  283*. 
Gharma,  A.,  Foaillea  aaVal-dea- 

Danea.    n,  287*. 
Gharmaaae,   A.  de,  Gaerre  da 

Ghorolaiaen  1477/8.  11,279*. 
^  —  S.-Racho-les-Aaton.    II, 

294». 

—  — Grandea  GompagnieaäBai- 
gneax-les-Jaifa.    n,  294*. 

Gharpin -Fengerollea,  d% 
Gaerre  de  1868  entra  lea 
Daaph.  et  lea  Froren^.  II, 
276». 

—  n.  M.  G.  Qaigae,  Gartolaire 
de  St-SaaTenr-an-Bae  (Forea). 
n,  297*. 

Ghary^riat,  M.  E.,  Hut  de 
la  conatit  de  Gologna.  11,110'. 

—  Belat  de  lahataille  de  Wimpfan. 

m,  6. 

—  ädncat  d'an  princa  allem.  III, 
7  t 

Gharyet,    £.,    Troabadoora   d* 

Alaii.    U,  301^ 
Ghaatel,  St,  Hiat  da  Christia- 

niima.    I,  98*. 


DaChttelliar,  a.  BaChfitel- 

11  er. 
DaChatenat,  a.  DaChataaet 

Ghaad4,  Saolz-lee-Chaztreax  de 
Longjameaa.    n,  290*. 

Ghaamette,  D4ooayertea  et  ia- 
yentiona.     I,  186*. 

Gkaayet    II,  301*. 

Ghayannea,    Extraita  daa   ma* 

naanxda  oonaeil  de  Lanaanne. 

n,  182^ 
Ghasaad,   BictionB.   topogr.  da 

l'AUier.    II,  269*. 
Gherbonneaa,  Inacr^vt  de  Kar- 

kab.    I,  145*. 

—  G4ographea  arabea.     II,  216*. 

Gheyalier,  U.,  PAtrarqae.    II, 

262". 
Gharlea  YIH.    4   Yienne. 

n,  279*. 

—  —  Aymon  de  Bomana.  II, 
802*. 

Ffemille  de  Delay.      Ibid. 

Familie  de  Boenii.    Ibid. 

Gena  et  rantea  en  Viyania. 

Ibid. 
Gheyne,  laaiah.     I,  151*. 

—  Propheciea  of  laaiah.  1, 151*. 

Chiapelli,  L.,  (Kireha  a.  röm. 
Beeht).    II,  226*. 

—  —  Polemica  oontro  i  legiati 
n,  248*. 

Chicago  iUaatrat    m,  211  t 

Ghieai,  G.,  Tradisioae  fedoiald 

in  Italia.    II,  226* 
.Ghirtani,  L.,  Milano  monomeD- 

tale.    U,  230*. 
Ghmelick,  dnny.     U,  196**. 

Ghodynaki,  Z.,  a.  Dacratalea. 
Choir,  City  of  Seattle  PittaTÜle. 

m,  210**. 
Gholet,    Eat,    Bamarqoea   de 

Paria,     n,  289*. 

Chriat,  K.,  üppegagenden  nad 
Aliao.     n,  8**.  106»,  124*. 

Namen  d.  dewtach.  VSIkar- 

yareinigungen.    II,  5*. 

—  —  Hnndhaim  am  Neekar.  n, 
84**. 

B5m.  GranaÜBian  im  Odoi- 

wald.    U,  85*. 
(2    r6m.    DenkmUar    ia 

Mannheim),    n,  86*. 
Bingwille.     Q,  85*. 

—  —  Legionen  ia  Maiiia.  TL, 
94*». 

Za  Arbalo-Alte.  II,  122*. 

HaoBiBaehriflen.    DL  109. 

— .  W.  y.,  Wiedarkehx«Dd6  Vena 

d.  Iliaa.    I,  68*. 
Beaond.  Art   d.   latavpoL 

bei  Homar.    I,  68*. 


Veneiolmia  der  betprodhenen  Publiluitioiien. 


ni,2^43 


Christ,  W.  T.,  Noch  e.  Art  d. 

Inteipol.  bei  Homer.    I,  68^ 

L.  T.  Spengel.    HI,  116. 

Christenaen,    StiftahotpiCäler. 

m,  174. 
Chronica    regia    Colonienns    ed. 

Wait».    U,  111" 

—  Mogant  ed.  H.  Reimer.    II, 
37». 

Chronicon  SaeToram  ed.  H.  Brol«- 

lan.    n,  9  (med.). 
Chronik  der  Stadt  Aarao.      III, 

132  t 

—  Berliner.  II,  166«-«;  m,  42. 
214. 

—  d.  Weltgesch.    m,  213. 
Chroniken  der  deutschen  Stidte. 

n,  68». 
Chronologie  d.  Genesis.    I,  148*. 
Bholanaath  C  h  an  d  e  r ,  Trayels  of 

a  Hindu.     lU,  225>. 
Church,  Lafayette.    III,  196. 

Chrysander,   Fr.,   Math.  Clau- 
dius Aber  Ph.  Em.  Bach,  m, 

56. 
Ciasca,    A.,   I  papiri  ooptL     I, 

9". 
Ciccaglione,  F.,  Leggi  e  con- 

suet  nu2iali.     U,  233^<». 
C  i  o  n  i  n  i ,  N.,  Podestä  di  Sassnolo. 

n,  232". 
Cipariu,  Arch.  pentm  FiloL  fi 

Istor.     II,  367«. 
Cipolla,  (H.  C,    Yeneichnis  y. 

Kaiser-Urkunden    in   Verona. 

n,  11'.  20*.  25*. 
Ognibene    pittore    yeron. 

II,  289». 
Iscrixioni  medioer.diCipano. 

Ibid. 
Besä  di  Müano  1162.  II, 

240». 
Landa  spirituale.  II,  264*^ 

S.    Anastisia   in   Yerona. 

n,  264"". 
Lor.   da  8.    Cecilia.     U, 

264". 

G.  N.  Salemi.    II,  264«. 

Tre  libri  di  un  giud.  reron. 

n,  264". 
Un  Veronese  a  Corone.  II, 

266». 

—  -«  Cittadinania  di  A.  Simo- 
netta.     II,  266*. 

IConumento   di   Geneoello 

di  Folgaria.    n,  266*. 

AnnaL    mediol.   maj.    II, 

240». 

n,  227  (unt).  228  (ob.). 

229". 

Clair,    Andri  Hofer.    m,  143. 

Cläre tta,  G.,   Doeum.  ined.  del 
sec  Xm.     U,  241». 


Claretta,  G.,  Reminisoense  an- 

tiche  ^  Yerrua  Monferr.    II, 

241«, 
Statuti  della  8.  8.  Annun- 

ziata.    n,  267*. 
Famif^  degli  Alladii.  II, 

267» 
Clark,  F.  £.,    W.  £.  Harward. 

m,  208. 
Clarke,   Saying  the   catechism. 

lU,  202. 

—  Hyde,  (Heimat  d.  Akkadieru. 
Semiten).     I,  22». 

—  ft.  u.  C,  Biblioth.  Americana. 
lU,  181. 

--  W.,  Sikandar  Nama.  II,  220». 

Claudin,  A.,  Imprimerie  ä  Albi. 

II,  300« 
Clause n,  H.  N.,    Fcdrelandske 

Forhold.     IH,  172. 
Clausewitz,  Vom  Kriege,    in, 

39. 
Clay,  s.  Beayes. 
Clement,    C.  £.,    Egypt      II, 

214« 
Clerc,  ätats  g4n4raux  en  Franche 

Comt«.     U,  296^ 

Clerc-Jacquier,   J.,    Biblioth. 

bist   du   Dauphin^:    Moirans. 

II,  302». 
C 1  e  r  i  n ,  Famil.-Calendarinm.  IH, 

213«. 
Clermont-Ganneau,   L'enfer. 

assyr.     I,  17* 

—  Origine  perse  des  monum.  aram. 
de  r£gypte.    I,  60«. 

—  &ndes   d'areh4ol.    Orient    I, 
143  f.  144« 

—  L'Imagerie   ph^nicienne.       I, 
144«. 

Clinton,  From  Crtey  to  Assye. 

lU,  196. 
Clouston,  W.  A.,  Arabian  poetry. 

II,  219«. 
Cobb,   Two  Isaiahs  or  one?    I, 

160«. 
Coch,    Fr.,    Konfirmation    nach 

hess.  Kirchenordn.    III,  92. 

Code  eiv.  ottoman.  pnbl.  p.  Dem. 

Nicolaides.     II,  218i« 
Codera    y    Zaidin ,    Monedas 

arabes.    II,  223«. 
Codex    diplom.    hungar.    andega^ 

yensis.  II,  362*. 

Anhaltinus.  11,69»*.  117«. 

ciritCracoTiensis,ed.Pieko- 

süiski.     n,  334«. 
Esromensis,   ed.  0.  Niel- 
sen.   II,  324*. 
maioris  Poloniae.  II,  69". 

171».  336». 
Salemitanus.   U,  43«.  69» 

87«. 


Codex  diplom.  Silesiae  X.  n, 
69»«.  168«. 

—  epistolar.  Yitoldi  Magni,  ed. 
Pzochaska.    II,  836». 

•—  Teplensis.    II,  196*. 

Codrescu,  Teod.,  Uricariulu.  II, 
360*. 

—  —  Bucinmul  romanu.  II, 
360». 

Cogalniceanu,  M.,  Letopisi^le 

^erii  Moldorei.     II,  366«. 
Archiya   romau6sca.     II, 

366«. 
Cohausen,    A.   y.,    Pfahlgraben 

yom    Main    bis    rar    Wetter. 

II,  4'. 

Wallburg  ra  Bippenweiher. 

U,  86«. 

BömerstraÜMn  y.  Birken- 
feld.    II,  95". 

Cohen,  La  yallte  des  pleurs.  I, 
26»o. 

—  Garfleld  souy^irs.    m,  209. 

Col ehester,  Lord,  Lord  Ellen- 

borough.     in,  163. 
Colebrooke,  Proper  Names  of 

the  Mohammedans.   11,  220*«. 

Coleman  s.  Hewitt    £11,189. 

—  jr.,  Washington,     m,  194. 

—  —  (Schlacht  bei  Quüford 
courthonse.)     III,  196». 

u.  Craig,  Bildnis  Wa- 
shingtons.    III,  186. 

—  W.,  (Briefe  des  Major  Pierre.) 
m,  187. 

Collectanea  ex  Arch.  coUegii  bist 

Cracoy.,  ed.  Sokolowski.    II, 

336'. 
CoUections  des  Bocnments  in^dita. 

n,  201 
Collect  of  the  N.  T.  bist  soc 

(Briefe  Coldens.)     III,  186. 

CoUect  de  l'hist  de  Paris.  II, 
268«. 

Coli  et,  Sophia  Dobson,  Brahmo 
Somaj  yersuB  the  *New  Dis- 
pensation'.    I,  51«. 

Collett,  Jagd-  und  Weihnachti- 
leben.     lU,  167. 

Collignon,  Manuel  d'archiol. 
grecque.     I,  97». 

—  Colleges  des  veoi,     I,  78«. 
Collin,  £t     I,  134«. 

Colombo,  G.,  Punti  di  storia. 
K,  226«. 

Comba,  E.,  Marsil.  da  Padoya. 
n,  66». 

—  —  Storia  della  Biforma  in 
Italia.    m,  181. 

Combarieu,  L.,  Dictionn.  du 
communes  du  Lot    II,  269«. 

16* 


111,244 


Yeneiohms  der  beiprocheiien  Pablikationen. 


Combes,  A.    n,  869*. 

—  F.,  CoDJar.  d'Et  Mtfoel.  U, 
274*. 

Entreyae  de  Bayonne.   m, 

1S4^ 

La  8t  Barfh^lemy.    Ibid. 

Combi,  C.  n,  227  (nnt). 
Combier,    A.,    Eist  de  l'abb^ 

de  Bretenil  par  Wayard.    n, 

2848. 
Gommer,    Die  alten  Kldster  n. 

d.  Bergbau.    II,  19S«. 
Commiu.  d.  g6ogr.  hiBt.  d.  Tanc. 

France,  ni,  219. 
Gonder,  Kadesch.    I,  15^ 

Gone,  Mary,   (Erste  Annedl.  in 

Ohio.)    lU,  203  f. 
Gongr^  arch6ol.  de  Franoe.      II, 

310«. 
Gongresfl  record.     III,  212. 

Gonrad,    Nahmngsmittel.      DI, 

42. 
Gonring,  A.  f.,  Mamecoa.   n, 

214" 

Harroko.    Ibid. 

Gonstans,     Soub  -  dialecte    da 

Bonergue.    II,  299*. 
Gonte,  0.,  Gomnne  di  Gentallo. 

n,  231  f. 
Gontreras,  B.,   MoTim.  dTÜis. 

de  los  Arab.    II,  225*. 

Gonoyer,  Oeneya.    III,  211'*. 
Gonwell,  B.  Taylor.     III,  202. 
Gooke,  0.  W. ,  Ememon.     III, 

202. 
Gooley,     Gonst.  law  in  the  U. 

St     m,  199. 
Gopp    und    Brown,     Battle  of 

Qroton  heigtb.  m,  196. 
Gopp4e,  Gonqneat  of  Bpdn    II, 

224". 
Gopy  of  the  liBt  of  the  eleotiona 

for  represent.    m,  186. 
Goran,     eid.    G.    Flaegel.      n, 

212«. 
0  or  b  1  e  t ,      Gat^hnmenat       I, 

126'. 

—  Introd.  k  IliiBt  du  baptime. 
Ibid.;  II,  306». 

Gordier,  Godes  cambodg.  I, 
46«. 

Gorio,  L.,  ProceuodegliSchiafft- 
nati.     II,  256*. 

Gorliea,A.,  Louia  dac  d'Orltot. 
n,  285*. 

L'abbaye  de  Gh^zy.    Ibid. 

Gharly- rar -Marne.      II, 

286'. 

GorliBs,  Old  timea.     m,  211. 

Gornill,  G.  H.,  Ein  Wort  üb. 
d.  Psalmen.     I,  150'. 

Gorpas  apologetamm  graec.,  s. 
Otto. 


Gorpasjoria  Canonici»  ed.  Fried- 
berg,   n,  192«. 

—  soriptoram  ecdesiast  lat  I, 
126*. 

Gorradi,  A.,  Annali  delle  epid. 

eoc.    I,  139*. 
Gorrier,    Inscr.    tnmnlaire    (de 

St  -  Amand  -  de  -  Goly).       II, 

306/7". 
Gorsini,  Y.,  Gk>Temo  della  fam. 

di  Agn.  Pandolfini   H,  262*. 
Goryin,    0.  y.,    and  F.  Held, 

lUostr.  Weltgesch.    I,  134"; 

m,  25. 
Costa,  de,  VenuEsano  the  ezplorer. 

in,  182. 
~  (Weems  Überliefior.  über  Wa- 
shington.)   lU,  194. 

—  B.  F.,  ^rot  episc.  charch  in 
the  U.  St    UI,  202. 

Costa- Böse tti,  Brfinner  Spiel- 
berg,   n,  330*. 

Goste,  Alph.,  Inyent  de  S.  An- 
dr^  d'Apchons  et  d'Oachea. 
n,  318>. 

Gothran,  Statutes  of  Illinois. 
III,  189. 

Cottard.    I,  136". 

Goarnaalt,  L'6trier  gaalois.  'II, 
306«. 

Notes  bist  sor  Goartisols.  II, 
285'.      • 

Gowley,  Lawyers  life.  111,189. 

—  J.  G.  Ayer.    III,  211. 

Gox,  W.,  British  rale  in  India. 

m,  223. 
Gramer y    H.,   Bergbau   in    der 

Proy.  Brandenbnzg.    II,  164*. 

Grary,  Mc,  Amer.  laws  of  elect 

m,  199. 
G  r  e  c  e  1  i  a  s,W.,  Beginen  in  Hessen. 

n,  126*. 
Qrabschriften  su  Elslingen. 

ni,  100. 

K5hi.  Matrikel.    Ibid. 

und  A.  Werth,    Gam- 

nahrong.  m,  84. 
GrMence  de  Cordes.     II,  813«. 
Creianach,  Th.,  s.  Schlosser. 
Crem  er,    Bibl.-theol.    Wörter- 
buch.    I,  110*. 
Griegern^  Arnos  Gomenios.  m, 

218. 
Groizier,  Ezplorateara  du  Gam- 

bodge.    I,  47*. 
Groma,   A.,   Analyse  du  Kand- 

jour  recneil  trad.  p.  L.  Fe  er. 

I,  48«. 
Gropp,   J.,    Loesinga  Streit  mit 

Götze,    m,  59. 
Gruger  yanSohaak,  Yerhandl. 

Herrn.  Crugers  (mit  Borke  n. 

North.)    IIIyl86. 


CsapUr,    NikoL    B6faL     m, 

125. 
Osetneky,lBmaeliteM.  n,217i'. 

Gueheyal-ClarigBy,  Hayes  a. 

(Hrfield.    in,  209. 
Gugnoni,    Bolla  di  Alesa.  YL 

•   n,  265«. 
Call,  B«    I,  14* 
Garchemis.    I,  15*. 

Galtrera ,    Mineralogia   bibKca. 

I,  154«. 
Cammins,  (Franaoseii  in  Ehode 

Island),    m,  195/6. 

—  Constit  of  the  U.  St  m, 
188. 

Ganha,  A.  da,  Pereirm  de  Soto 
mayors,  estados  miidoa.  III, 
198. 

—  Gerson  da,  Portogneae  inscript 
m,  222. 

—  —  Orient  stadies  amoagit 
the  Portog.    Ibid. 

Gunningham,  Brit  IndL  UI, 
224. 

—  Belica  from  anc  Pecnift.  I, 
61« 

—  I,  56*. 

Guri,  Y.,  Uniyenit&  de^  studi 
in  Fermo.     II,  242«. 

Garti,    Gesch.  der  YolkareehtSL 

m,  132. 
Gurtitts,    E.,    Koltosatitte  der 

Athena  Nike.    1,  76^. 

Beichsbildungen  im  Alter- 
tum.   1,  146«. 

.  n.  J.  A.  Kaupert,  Kaitea 

yon  Attika.     I,  91  ^ 

Gurtifsy  s.  Delitzsch. 

Gnrtze,  Notizen  IIb.  die  Farn. 
Stroband.     U,  176«. 

—  M.,  Padua  z.  Z.  d.  Koppenik. 
n,  254«. 

Casa,  Biplomi  gred  e  arabL 
n,  224".  234« 

Gast,  B.  N.,  Gegenwirt  Kannt- 
nis  der  Sprachen  Afrikas.  I, 
6». 

National   Cnatom  «f  Brit 

India.    I,  51". 

Gountries  betwixt  theSatlsg 

and  the  Jomna.     I,  55«. 

Pietnres  of  Ind.  Life.    I, 

40*. 

Guyier,F.,  TamaU de  Bochechi- 

gnazd.     II,  804«. 
Tumali  des  ITonesses    H, 

804«. 
Gzarnecki,  Herbuipolski.   II, 

342«. 

Ozerny,  OUaibnoh  t.  St  HoriaD. 
n,  136". 


Veneiclmit  der  besprocheDen  PablikAtioBen. 


ni,245 


Cterny,  Alb.,   Ans  dem  geisÜ. 

Getdkiftdeben    in   O.-Otterr. 

n,  19Ö» 
Cterwinski,  Tnis  n,  Taniknnat 

I,  157" 


D«ae,    L.9   Didzik   PiniBg.     H, 

Bygdaiageii.    lU,  t66«. 

Optegneber  om  Thelemar- 

ken.     m,  166«. 

—  —  Bergen.    Komptoir.      Uly 
lW/7. 

(ManUkolm,  Dronth.).  m, 

167. 

—  —  Geeehrieb.    Anfieif Iul   in 
gednckt  BOchern.    m,  168. 

Berg.  Geeeblechtsbocli.  Ib. 

Kirche  in  Oerland.    Ibid. 

Geechlecbt   in   NordQord. 

Ibid. 

—  ^    Stmemees    og   Brudti 
ndate  Oienblicke.    m,  176. 

u.   A.  0.  Drolaam,    D- 

Instiered  VerdenB  bist  1, 184*. 

Da  CiTessa,  MiM.  FraDoeacana. 
in,  217". 

Dachenbanaen,     y.,     Geneal. 
Taachenbooh.     III,  66. 

DddibbüNawroji,  ConditioD 
of  India.     m,  224. 

Daehne,  A.,  Kampf  am  Schles- 
wig,    n,  153f  823«. 

DKüdliker,  K.,  üstertag.    Ol, 
182. 

Dahn,    F.,    Daxstelluigen   der 
dtsdm.  Urgeschichte.    II,  6«. 

Urgesch.  d.  germ.  Völker. 

n,  6«. 

Zorüteren  deutsch.   Ge- 
schichte,   n,  16*. 

Za  Amm.  Marc.    II,  72*. 

s.  aach  Wieteraheim. 

D  a  i  s  e  n  b  e  rg  e  r ,  Pfarrei  Oberam- 
mergan.    n,  102'* 

Daiwaaik  bathl     I,  49». 

Dal  Be,  Discono  earit  sui  Borgia. 
n,  191«. 

Dal  ton,  Job.  a  Lasoo.     III,  6. 
57.  216. 

Dalwigk,  R.  y.,  Ghron.  d.  Theat 
in  Oldenb.    m,  79/80. 

Damaacna  of  to-day.   II,  213**. 

Dambeck, Heringsfiacherei  III, 

215. 
Damns,    Proaess    Dansigs.     II, 

175«. 
—  Danxigs  Benehungen  m  Frank- 
reich.    UI,  46. 
Danekelmann,  Gemeinde*  und 
Genossenwald.    n,  70*. 


Danekelmann,  y.,  (Hessen  in 
Nord-Amerika),    m,  92. 

Danooisne,  L.,  MMailles  du 
Pas  de  Calais.    H,  808". 

—  CoIl^angl.kDoaaL  111,187.] 
D'Ancona,  A.,  Le  Joif  errant  in 

Italia.    U,  288>. 
-—  —  eDom.  Comparetti,  An- 

tiohe  rime  yalgarL    n,  288*. 
Disegno  di  secolarimudone. 

n,  264». 
Daneo,   G.,    Baff.   Saniio.     II, 

2591 
Danewsky,   Bnsaie  et  l'Angle- 

terre.    II,  228^^ 
Dank6,  Knnstschitie  Grans,    n, 

853*. 
Dannenberg,  Zur  brandenbarg. 

ICflnikonde.     11,  161". 

—  H.,  Goldgalden  y.  Floreni.  II, 
261«. 

•^  —  Denar  Bamberts  y.  Verdan. 

n,  309>. 
Police  de  la  Danse,  en   1805. 

m,  215. 
Danyss,  A.,   Gebetbach  d.  heil. 

Hedwig.     II,  195". 

Dana  er,  A.,  Sam.  Oppenheimer. 

I,  86**. 
Darcel,  A.,  (Inyent  de  Coarson 

en  Champ.)    II,  807*. 
Dard,  de,  BibUogr.  de  St-Omer. 

n,  284«. 
Dardy,  L'^lise d'Agen.  I,  130*. 

Dareste,  B.,  Anc.  lois  da  Dane- 
mark.   U,  65». 

,  de   llslande.      II,  65»; 

m,  175. 

,  de  la  Nory^e.    II,  65». 

—  — ,  BoMoises.    Ibid. 

Darm  es  teter,  Ars.,  Aatadaf(6 
de  Troyes.    I,  34*. 

—  J.,  Coap.  d'oBfdl  sor  lliist  da 
people  jaif.    I,  25*. 

Jos.  Salyador.    I,  33*. 

Cosmogonie   aigennes.     I, 

42*.  60*. 
Gommenture  sor  le  Yen- 

didad.     I,  60>. 

Dayid  at  Bama.     1,  152*. 

Darmsteter,A.,  Bes.  11,269». 

278'. 
Darwinismus  der  YerhSltnisse. 

III,  109. 
Abhaya  Charan  Das,  Indian  Byot 

m,  224». 
Sarat  Chandra  D4s,  Beligion  etc. 

of  Tibet    I,  47». 
Dathe,    Vergletscherang   Kord- 

deatschlds.    II,  146i. 
Daabr^e,    Mat6xiaaz    de   fonts 

yitrifi^s.     n,  805». 

—  Ifines  mitalliqaes.   n,  805^*. 


Daudet,  E.,  Boyalistes  du  Midi 

m,  139. 
Danphiny.     II,  301*. 

Daurignac,  S.,  Franc.  d'Assist 

n,  196». 
Daux,  C^  ^lise  de  Montauban. 

U,  298'. 

Dayenport,  Campend  field  lifc 

m,  189. 
Da  Venezia,  .Gabriele  Bangoni. 

n,  255». 
Dayid,  £.,  Qrigine  des  oommu- 

naut6s  de  Hambourg  etc.    I, 

86». 
Dayids,  Bhys,  Lectures  on  the 

Origin  and  Growth  of  Belig. 

I,  42» 
Jains.     I,  49*. 

Dayidsen,  J.,  gamle  Kongens 
KjSbenhayn.     lU,  174. 

Dayis,  D.,  Jews  of  Lincoln.  I, 
84». 

—  Jefferson,  rise  and  &11  of  the 
oonfeder.  goyemments.  III, 
188.  206. 

Day,  Gesellsch.  in  Amerika.  III, 

210. 
Bholanat  De,  s.  Sarkar. 

De 4k,  W.,   Vom  Hofe  d.  Job. 

Sobiesky.    in,  122. 
De  Amicis,  Le  Maroc,  trad.  p. 

H.  Belle.    U,  214». 
Deane,    20<PIA   Salomon.    I, 

161» 

—  Gh.,  Flynts  joumey.  m,  185. 
De   Blasio,    J.,    Alcamo.     II, 

235*. 
De  Boor,  s.  Boor. 
Debray,  Hist  de  la  Prostitation. 

I,  186». 
De  Brognoli,  Ro  Y.   IU,218. 
D  a  •  a  g  n  y ,  yicus  Helena,  n,  305*. 

De  Castro,  G.,  Storia   dltalia. 

m,  176. 
Dechent,      Katharinen- Kirche. 

m,  14.  99. 
Decker,  B.,  Vita  8.  WiUebrordi. 

n,  11»    144'  u.  Nachtr. 
Decourdemanche,  Litt^rature 

snperstitienne.     II,  218*. 
Dicouverte  des  Buines  de  Tamba. 

I,  58". 
Decreta  Sigismandi  I  tempore  lata 

ed.  Bobnynski     II,  384*. 

Decretales  summ,  pontiff.  pro  re- 
gne Polon,  edd.  Z.  Chodynski 
et  Ed.  LikowskL    II,  337*. 

De  ecke,  Lübeck,    n,  155*. 

—  W.,  Lesung  cypr.  Inschriften. 
I,  72*. 

Deffner,  Urk.  Michaels  Kobul 
n,  202*. 


m,246 


Vmaichnis  der  beaprochenen  Pablikaiionen. 


Degani,  £.,  Dioc.  di  Conoordia. 

II,  20«.  186». 
Bocumm.  ined.  della  dioc. 

di  Gonoordia.     II,  254^. 
Degenkolb,  H.,  £.  G.  BrohnB. 

ni,  68. 
De  Qabernatis,  A.,  Mitologia 

comparata.     I,  42^ 
Lettare  di  arcbeol.  ind.   I, 

58«. 
Qaestione   del   re  A^oka. 

I,  63'. 

NotioDs  16gendairee.  I,  54*. 

Debaisnes,   C,  InTent.  d.  ar- 

chlTes  da  Nord  (4).  II,  269^. 
InTent  d.  archiTes  de   la 

Baaske.     II,  269>. 
Deiter,    H.,     Appingadammer 

Baaerbrief.     U,  120'. 

—  (OstfriesiBoheMünsen).  111,81. 

—  (Ostfries.  Ohronik )     UI,  81. 

—  Hochdeutsche  Btammbflcher. 
ni,  215/6. 

Delaborde,  La  chroniqae  en 
prose  de  Ghiill.  le  Breton.  II, 
272>. 

—  Chartee  de  Terra  Sainte.  II, 
367«. 

—  Bez.     II,  301». 

De   la   Borderie,    Chron.    de 

Bretagne  de  Jean  de  St  Paul. 

n,  290*. 

St  Lanaire.    II,  311». 

De  la  Boatitiöre,   Arm6e  de 

Cond6.    m,  138. 
Boasaet,  Discoars  sor  Thist  ani- 

▼ers   ed.  Delachatelle.    I, 

134". 
De  la  Chaayelaye,  Armöes  de 

Boargogne.     II,  276^ 
Deladreue,  L'abbaye de Lannoy. 

II,  290*. 

De  la  Ferriöre,  s.  Ferri^e. 
Delafield,  WüLSmith.  111,194. 
Delaporte,    Yoyage    an    Cam- 

bodge.    I,  47*. 
D  e  I  a  r  c ,  Les  Normands  en  Italie. 

n,  245«. 
De   la  Bocheterie,    Conqaete 

Jacobine.     III,  138. 
Delaterre,  Mortiers  en  granit 

bleu.  Manteaa  de  Chemin6e  ä 

Cambrai.     II,  310>. 
Delaune.    I,  134*. 
Delarille  le  Roalx,  Begistres 

de  Tours.     II,  292». 
Delbrück,  H.,  Friedr.  d.  Gr.  als 

Feldherr.    HI,  23/4. 
DelGiudice,  Statuti dei comuni 

ital.  ecc.     II,  227*. 
Delisle,  (Lettre  in4d.  d'Alcoin.) 

II,  121. 

—  M^langes  de  pal^ographie.  II, 
187«. 


Delisle,  L.,  Fenillet  da  mscr. 

de  Gedr.  II,  201  *. 
Statut    de  Palerme.     n, 

267*. 
Gabinet  des  mss.,  tome  3«> 

n,  268<. 

—  —  L'auteor  da  grand  Coa- 
tamier.    II,  280*. 

(Offidal.  de  G6ruy).    n, 

287  (ont). 
Paris  et  Faradis.    U,  288'. 

—  —  Gartalaire  de  Qainipexl4. 
n,  291'. 

Manascr.  mirovingien.  IX, 

376». 
Re«.      LLy    270*-*.    290*. 

297*. 
Delitssch,   F^.,   Jahresbericht 

I  13''W.  16'. 

'  WolagdaaParadies?  1,21*. 

1511«. 
Bohlings   Talmadjnde.    I, 

28^. 
Cid  Test  Eist  of  Bedem- 

ption.  Transl.  by  Gortifs.     I, 

154". 
-o~  —  u.    P.   Haupt,    Assyriol. 

Bibliothek.     I,  12«. 
Del  Lungo,  Libro  del  Ghiodo. 

II  243* 

-'  Fkiglio  di  Dante.  U,  243'. 

Delmerick,  J.  G.,  Silver  Goin  of 
Shams-ud-din  Kaimurs.  I,  55*. 

Delord,  Second  empire.  III, 
144. 

De  Lorenao,  Ultimi  anni  di  S. 
Tomm.  d'Aqoino.    II,  246* 

Delpit,  J.,  Mss.  de  Bordeaux. 

II,  268*. 
De  Mar  Chi,  Arabes  et  Ottomans. 

n,  216». 
Demay,    G.,    Sceauz   de    Kor- 

mandie.    II,  309*. 
Pal^ogr.  des  sceaux.     II, 

868*. 
De  Melho,   Ph.,   Gastes  of  the 

Tamü  Nation.     I,  52*. 

Demk6,  Prelsb.  Landtag  1619. 

m,  121. 
Dem  min,    A.,  Keramikstadien. 

m,  98. 
Demolins,  £.,  Gharlemagne.  n, 

15*. 
Ligende  de  Gharlemagne. 

Ibid. 
Harangues  de  D4mosth&ne,  ed. 

Weil.    I,  89* 
Deneken,  F.,  De  Theoxenüs.  I, 

96'. 
Denier,  A.,  Nikodemiten  in  Art 

UI,  130. 
Denkschrift  über  d.  Aufgaben  d. 

Bhein.  Ges.     n,  105*  107*. 


Denkschr.  üb.  d.  Gehöferachalts- 

waldangen.    II,  70*. 
Densusianu,  N.,  Moniim.  pentru 

istTerei  FagsraauloL  n,360>. 
Depart  fbr  Amer.  a  final  setüe- 

ment  etc.    HI,  202". 
Depasse,  Gamot     III,  141. 

—  (L'Alsace  pend.  la  r^roL)  HI, 
188. 

Depew,  G^tnre  of  msj.  Andr^ 
m,  195. 

—  Addr.  at  the  nsTeiUsg  of  the 
statae  of  A.  Hanulton.  III, 
200. 

Deppe,   A.,   B5m.    Baehekzieg. 

n,  3»*. 
Depping,  Procte  da  marieh.  de 

Marillac.    III,  135. 

—  Ghetal.  de  Jost     HI,  135. 

D4renboarg,  Inscript  d'Edsch- 
munazar.    I,  143*. 

—  Le  mois  des  Etanim.    I,  154'. 

—  Sections  et  trsit4e  de  la  Misch- 
na.    I,  28*. 

—  s.  Sibawaihi. 
Dermont   u.  Brown,  Presbyt 

Ghurch  of  Dayton.    HI,  202. 
Derome,  s.  Blunt 

De  Bossi,  Ad.,  Bracdo  Forte- 
biaoci.    n,  260*«. 

—  F.,Illustras.  di  an  bronio.  I,  7»^ 

—  G.  B.,  Cubicolo  di  S.  Domi- 
tilla.    I,  131'. 

Epigr.  Bol  sarcoph.  di  S. 

Pelzonilla.     I,  131^. 
Iscrizioni  di  basiliche  eoc 

Ibid. 
Lnagine  di  Urb.  IL     n, 

196*  u.  Nachtr. 

Statuti  di  AnticoH.  U,  266*. 

(Venantius),    Nachtr.    su 

n,  375». 
Deschamps,  Eost,  Chroniqae, 

ed.  Queux  de  St  Hilaire. 

IL  275*. 

—  soci4t&  secrit     LEI,  215*. 

—  de  Pas,  St  Omer.   n,  2S4>. 

n,  284». 

De'Scolari,  G.,  Storia  dei  eas- 

telli  Teron.     n,  229*. 

D  e  B  e  i  1 1  e ,  £.,  D4bats  de  Mariette- 

Pascha.    I,  2». 
D  e  s  g  o  di  n  s ,  Lamaseries  aa  Tibet 

I,  48*. 
Desimoni,     G.,     Stndio    della 

stozia.    n,  225»* 

—  Intomo  a  Gioy.  Gaboto.  n, 
252»*. 

Despres,  E14ber.    DI,  141. 

—  Moreau.    Ibid. 

—  Ney.    IWd. 

De  stoaches,  Y.,  Bayr.StGeotfi- 
OidflB.    m,  117. 


Yenaielmii  der  bespiroeheiien  Pnblikationda. 


ni,247 


D  e  B  T  o  7  e  8 ,  L.  F.,  Baillif  d' Anxoit. 

II,  894« 
Doxter,  Johzil  of  Th.  Walloato. 

m,  188. 
Detael,  Knnstreate  inObenchwa- 

ben.    II,  98^ 
DeTille,  A.,  Tombeaux  de  Boaen. 

H,  806». 
De  Vit,  Del  levioo  latiiio.    H, 

227*. 
De  Yoe,  (NiedermetMl. d.  Stock» 

bridgeindianer).    m,  196. 
Dewharet,  St  Angiutine.    III, 

211. 
Dewits,  R.,  BriDKNi  lib.  de  belle 

nx.    H,  26*. 
Dexter,  (Gbristeninge  make  not 

Cbriet;    by    Boger    William). 

m,  184* 

—  Tme  Story  of  J.  Smyth.   Ibid. 
— ,  Joarn.  of  Th.  Walleati.    III, 

188». 
Dey,  Brief  lank  Shelbyik    m, 

187. 
Ad-Dbahabi  ed.  de  Jong.    n, 

217». 
DbroTE,  Sanskr.  Qrants  etc.  I, 

67* 
Hifltoricam  Diarium  domna  prol 

S.   J.    ad    S.   Barbaram   ed. 

SiQJski.    n,  384  >. 
Diekinson,    G.   Glymer.     III, 

197  t 
DictioDnaire  bist,  da  Pas  de  Ca- 

lau.     n,  284*. 
Dictiomi.  topograpb.     II,  269. 

(Didron,   V.,   n.  B.,   Ann.  ar- 

chfoL)     n,  806* 
D[ieffenbaob],  G.,   Bdmerbaa 

T.  Domaasenbeim.     II,  96*. 
Mithraa  t.  Friedberg.   II, 

96f 

—  L.,  n.  £.  Wttleker,  Hoeh- 
ond  niederdentiGhea  Wörter- 
buch,   n,  870*. 

Diekamp,  Vitae  8.  liodgerl. 
II,  10*.  121*-». 

—  Filachnng  d.yitaSoidb.  II,  14*. 

—  R.  Wilmanna.    III,  88. 

—  Bea.     II,  128*. 

Diel,  Fb.,  St  Matthiaakirohe  in 

Trier.    I,  180*. 
^  Bote  Haas  in  Trier,  m,  220. 

Die  ran  er,  Ober?5gte  auf  Bösen» 

berg.     III,  188. 
Diercks,  Entwickelongsgesch.  d. 

Geistes   der   Mensohheit     I, 

186*. 
Diersbarg,  ▼.,  s.  Böder. 
Dieteriei,    Indogermanen    und 

Semiten,    n,  208^ 

—  Anb-dtaeh.  Haad«WB.  s.  Ke- 
ll, 212". 


Dieteriei,  Thier  nnd  ICensoh. 

n,  219»*. 
Dietrich,  E.,  Güldene  Aae.  n, 

116*. 

—  "Maitreasea  de  Loois  XIV.  HI, 

186. 
Di   Gioyanni,    Y. ,     Sererino 
Boeaio.    II,  286*. 

—  Honast  di  S.  Maria  la  Gadera. 
n,  247»*. 

—  Porte  antiche  di  Palermo,  n, 
267*. 

Dillmann,  Urgeschiohtl.  Sagen 
d.  Hebraeer.    I,  21*. 

—  Nea  entdeckte  pan.  Inacbrift 
I,  144*. 

—  Kalendenresen  der  Israeliten. 

I,  168**. 

~  Baal  m.   weibl.   Artikel.     I, 

164". 
Dillon,     Arab.    IConaments    of 

Bgypt   II,  ?21". 

Di  ICanaano,   Prospetto  ad  a. 

storia   dei  castelli   firial.    II, 

228*. 
Dinago,   F.,   (Senones,   Salm). 

II,  286** 

Dion,  A.  de,  ^1.  de  Mont&nrt* 
l'Amaary.    n,  311*. 

Dionisotti,    Magistratora  Pie- 

moatese.     III,  176. 
Di   Pietro,    Yita    di    S.    Elis. 

dUngheria.    U,  196»*. 
Diplomatar,  srensk.   n,  814*. 

Di  Frampero,  Glossario  geogr. 
friolano.    U,  228*. 

—  n  daiio  dei  pannL    II,  253*. 

Di  Sardegna,   Soldati   istziani 

ecc.     n,  289». 
Di  Soragna,  Yittoria.  II,  242*. 

Disselbeek,  Zar  Gesch.  Bhein- 
bachs.    m,  87.  216»*. 

Distel,  Th.,  Spieisaehen.  III, 
90. 

—  Gerichtshand.     III,  96*. 

Ditfarth,  M.  y.,  Hessen  in 
Champagne.    HI,  92. 

Dittenberger,  Inschriften  ans 
Olympia.    I,  70*. 

—  BÖnerkk.  z.  griech.  Inschrr. 
I,  72*. 

Dittrich,  F.,  Begesten  o.  Briefe 
Contarinis.    III,  1.  216. 

Doberenta,  De  scholüs  in 
Thacyd.     I,  83*. 

Doblhoff,  Ceylon.     III,  227. 

Docaments  bist  ooncem.  St  -Karie- 
anx-Mines.    III,  114. 

—  s.  auch  Dokomente. 
Dodge,  Stories  of  Am.  bist  JJIf 

198. 

—  ChaaoeUoniille.    HI,  208  £ 


Döbner,  B.,  Urkandanb.  d.  Studt 

Hildesheim.    II,  118*. 
(Leibnia'BrieffrechseL)  III, 

75. 
Ddhler,Stodierande  Grafen.  lÜ, 

218»*. 
DSllinger,  F.,   Urkk.  t.  Bie- 

denborg.    II,  108». 
Döring,    Klopstock   an    Hiller. 

m,  102. 

—  J.,  Herknnft  d.  karlind.  Letten. 
H,  178*. 

—  F.,  SchleBw."H.Littent  Briefe. 
III,  56. 

Dogget,  J.  Sams.    m,  202. 
Dohme,  B.,  Bes.    II,  871*. 
Familie  Dohna.    IH,  64. 
Dokamente  über  d.  Denkmal  Ton 
Torktown  1781.    IH,  187. 

—  aar  Gesch.  d.  Ges.  Jeso.  III, 
217. 

— ,  s.  auch  Docaments. 
Dombart,  Octaiias.    I,  118*. 

Dombrowski,  Ito  t.  Chartres. 

n,  80*. 
Doneaad,  Porto  Haoriaio.    II, 

241*. 
Donnemiller,  Bdmeraog  Bop- 

rechts  ▼.  d.  Pfals.     U,  59*. 

134» 
Donner,  t.,  Aatotypen.   111,59. 

Doornkat-Koolmann,  J.  ten, 
Ostfries.  Wörterb.     n,  120*. 

First  ehareh  of  Dorchester. 
m,  202. 

Dorn,  Collections  sdentifiqaes. 
n,  228*. 

—  Honnaies  des  Deks.   11,228*. 
Doaai,    Hainler^e    d'an    arrlt) 

gnerre  privie  av.  le  sire  d'E- 
caossines;  Bxemption  de  ser- 
yice  milit;  le  sceaa  des  ar- 
chers  de  serment  II,  288*. 
Doaais,  Les  pers4cations.  I, 
111*. 

—  Soarces  de  THitt  de  llnqai- 
sit     n,  194*. 

Do  aar  che,   Banqaeroate  de  F. 

LaTalette.    m,  186. 
Doable,  L.,   Cbarlemagne.    II, 

15*. 
Doaet    d'Arcq,    In?ent    d'an 

chanoine  de  Paris.    U,  807*. 

—  Sceaax.    II,  809*. 

—  Bea.    U,  312*. 
Doaghtys  Beisen   in   Arabien. 

n,  213»*-»» 
Doaglas,    Jenghia   Khan,     n, 
228»*. 

—  H.  J,  Family  records.  111,212. 

Doahaire,  F.,  Bea.    II,  287*. 
Doatre ,   Constitot   of  Gaaada. 
m,  186. 


ni,248 


Veraeichni«  der  betprocheiien  Pablikfttionen. 


Dpre,  A.,  Die  Fönten.  111,28. 

Die  Humboldts.    Ibid. 

Bowson,  J.,  Indian  Insoriptiona. 

I,  68»«. 

Doxy,  Becherches  aar  lliiat  etc. 

de  rBspagne.  II,  224^'. 
-~  AbdoM-Wihid.  n,  225^. 
Draeseke,  Brief  an  Diognet  I, 

117». 

—  Brief  d.  Origene«.     I,  118». 

—  Kanon.  Brief  d.  Greg.  t.  Nas. 
Ibid. 

—  Zu  ByMela  Greg.  Thanmat 
Ibid. 

Brake,    J.  IL,    Priaon   Ufe  in 

Dixie.    in,  189. 
Dramard,    £.,    Bibliogr.  de  la 

Picardie.    II,  284^ 
Draper,  s.  Peyiter.    HI,  196. 

Drifal,  Tan,  £tade«  arch.  dans 
le  Nord  de  la  France.  II, 
284*.  310«. 

Droba,  L.,  Leuek  Bii^y.  II, 
341  f. 

Droayn,  L.,  Gomptea  de  Bor- 
deaux,    n,  298*. 

Bestallration  et  Yandalis- 

me:    St.  Andr^  de  Bordeaux. 

II,  313». 

Droysen,  G.,  Material,  s.  neuer. 
0.     UI,  3.  88. 

—  H.,  Yolksbeschlufs  zu  Gunsten 
d.  Zeno.    I,  92^ 

—  J.  Q.,  Hist  Schrift  Friedr.  d. 
Gr.    m,  20. 

Preuls.  Poüt    m,  22  f. 

Ptojekt  Bu  e.  preuls.  Flotte. 

lU,  23. 
Drnffel,  A.  ▼.,  Karl  Y.   n.  d. 

Curie,     m,  6.  217. 
Dubiecki,    M.,  Pole  bitwy   u 

zönych.     n,  342^ 
Kutak.    U,  347». 

Dubord,  B.,    s.    La  Plague- 

Barris. 
Du  Boys,  Catherine  of  Aragone. 

m,  149. 

—  Lanfranc  et  GnilL  le  Conqn4r. 
n,  198». 

Du  Camp,  M.,  Saint-Simoniens. 
in,  144. 

—  — ,  Convulsions  de  Paris.  Ibid. 

Du  Casae,  Docnm.  inM.  (1.  em- 

pire).    in,  141. 
Du  Cerceau,   Hist  de  BienzL 

n,  264". 
Du  Ch  fite  liier,  D^UTortes  k 

Kerriltrd.     n,  306*. 
Du    Chatenet,   £.,    Ob^lisque 

do  Louqsor.     I,  7». 
Duchemin,  Y.,  s.  Boll4e.   n, 

269». 
Du  C  he  ne,  Petit  coU^e.  111,137^. 


Duoher,  Th.,  et  A.  Giry,  Car- 
tulaire  de  r4gl.  de  Th4n>uanne. 
n,  283». 

Duchesn  e ,  L'^lise  d'Orient  dep. 
Diocl4t    I,  120*.  * 

—  (Yenantius.)  II,  376»u.Nachtr. 
Duclos,  H.,  Ariigeois.  11,301». 
Dudik,  B.,  Eist  Forwdign.    II, 

60*. 
AUg.  Gesch.  Mährens.   II, 

328". 
Chron.  d.  Minor.-Guardians- 

Paulinus  ZucrkoTici.  11,330»*. 

Dübi,  H.,  Feldallge  d.  BSmer  in 

d.  Alpen,    n,  180». 
Dflmichen,  J.,  Kalend.  Opfer- 

festlisten  ▼.  Medinet-Habu.  I, 

6»». 
Poetae   Lat.   aeyi   Carol.   ed.  £. 

Dftmmler.     n,  8».  192»». 

Dttmmler,  S.,  Bhyfhmorum 
eccles.aeTiCarolinispeo.  n,8^. 

Walafr.  Strftboüb.dentM!he 

Sprache.    II,  16*. 

Verse  d.  11.  Jh.    II,  26  t 

—  (Katalog  Ton  Bamberg.)  n, 
108»» 

Dftning,  A.,  D.  Borbecker  Gro- 
schen d.  Sophia  t.  Gleichen. 
U,  108»».  129«. 

Dftntzer,  Schillen  Leben.  III, 
102. 

—  Briefe  yon  Schiller.  III,  102. 

—  Bdmerbrticke  iw.  Köln  u.  Denta. 
II,  106*. 

Dttrr,  Siebenrohrbmnnen  inHeü- 

bronn.    II,  93». 
— ,  Hartmann   u.  Paulus, 

Neckanulm.    n,  93'. 
Dürre,  Chr.  £.  L.  Dürre.    III, 

221. 

—  Kl.  Kemnade.    n,  118*. 

—  Nachtrr.  s.  d.  Edelherren  ▼. 
Homburg.    11,  119». 

—  Stammbaum  der  Familie  t. 
Homburg,    n,  119*. 

Du  Faur  de  Pibrac,  A.,  Ab- 

baye  de  YoisiDs.    II,  298*. 
Duff,  8.  Mnrray. 

—  A.,  Abolition  of  Human  Sa** 
crifices.     I,  69» 

Dnfour,   Yal.,    Anc   descr.  de 

Paris  6  (£.  Cholet).  II,  289*. 
Du  Fresne,  s.  Beaucourt 
Dujon,  üne  Page  dliist      m, 

188*. 
Dukas,  J.,  L.  Maiolus.  11,266*. 
Dumas  de  Banly,  Ch.,  Docnm. 

sur  St-Antonin.     n,  274». 
Dunbar,      (Fliwnees- Indianer). 

m,  191  f. 
Dnncker,  A.,  (Frins  Friedrich 

T.  Hessen-D.).    HI,  16.  100. 


Duncker,  A.,  Fam.  ▼.  GrianBiels- 

hausen.    lU,  219. 
BegrBnd.  der  Bihlioth.  su 

KaaseL    HI^  91. 

—  M.,   Gesch.  d.   Altertoma.  Y. 

I,  62». 

Hufen  der  Spartaner.  1,76*. 

Schi,  b  Marathon.  I,  80*. 

Kap^  T«andmig  in  Knglaiid 

m,  214». 
Du  Plesseix,  Bonsr.,  St-Crdx 

de  Quimperl4.  II,  291^ 
Dunrayen,  (Neufundland-Fiache- 

leL)    in,  198. 
H  Dnomo  a  Sanaaa.   n»  268»». 
Dupont,  A.,  Philosophie  de  8. 

Angustin.    I,  126*. 

—  G.,  Officiaüt«  de  C4riay.  U, 
287'. 

Du  Frei,  M.,  Yerwalt  L  EIsa(s- 

L.    m,  112. 
Dupriea,    M.  B.,    Abbaye   de 

Yiller-Betnach.    II,  84»». 
Dnquet,   A.,    FrÖachwiller   etc. 

III,  144* 
Durand,  J.,  Deux  tableanx  bys. 

II,  202». 

—  F.,  Notre  Dame  de  Chartres. 
n,  Sil*. 

—  Y.,  s.  Testenoire-La- 
fayette. 

Dur  et.  Bist  de  lY  ans.  111,144. 

Durfee,  Index  to  Haipen  Ma- 

gasine.    m,  182. 
Durries,   Bibliogr.  geneaL  Am. 

in,  182». 

—  Cat  of  the  libr.  of  Wisoons. 
State  hist  soc    m,  182»*. 

Durrieu,  F.,  Hotel  d'Aznagnae. 

n,  298» 
Duruy,  L'instr.  pubL    UI,  137. 

—  Abr^  dliist  uniTatB.  I, 
134»». 

—  Ciyilisation  d.  Gankna.  H, 
308». 

Dusmenil,  L'Allemagne  sous 
Bod.  de  Habsb.    II,  68». 

Dussieux,  Gnerre  de  1870/1. 
m,  144. 

—  Las  grands  futa  de  indat  m, 
218. 

Duval-JouTe,  Montpellier,  m, 

139. 
DuTorgier  de  Hanranne,  Md., 

Hist  pop.  de  la  B4toL  fr.  m, 

138. 
Dngat,  s.  Fonrnel. 

DTorsk^,  Zihlg.  d.   Hioaer  in 

Prag,    n,  880**. 
Dwight,  (Tagebücher Waahiagt) 

ni,  187. 
Dye,  Moslem  Bgypt  and  Christ 

Abyaa.    n,  114»*. 


VerieiehiiiB  der  besprochenen  PabUkationeB. 


m,249 


E. 

Eftstwick,  Bombay  Pretidency. 

m,  886  f. 
Ebengrentby  t.,   a.  Las  ob  in. 

n,  188'. 
Eberhard,   A.,    Digenis.      H, 

20S». 
Eberbardt,  Kriegalieder.     m, 

820. 
Ejberl,    Fr.,    Agünlfinger.     n, 

lOl«   102*. 
Ebers,  G.,  Yorschlage  s.  neuen 

Sg.  Ansgrabgn.    I,  3*. 

—  Durch  Goeen  s.  Sinai     I,  7*. 
153«. 

Bgypt  tnnsl.  by  G.  Bell. 

With  introd.  by   S.    Birch. 

I,  7». 

Stadium  d.  Gemmingschen 

SammL     I,  ll*. 
Ebrard,    Janssen  a.  d.  Beform. 

ni,  217. 

—  Anfinge      dea     Menschenge- 
schlechts.    I,  141*. 

Eckardt,    E.,      Chronik     Ton 
Glaachan.     ü,  189*. 

—  J.,  Hapel.     m,  ö8». 

A.  W.  Holländer.  III,  53'. 

Sekermayer,  Käme  'Baireath'. 

n,  103». 
Eckerts,  G.,    Maaem  ▼.  Köln. 

II,  HO». 

Edda    Snorra    Storlnsonar.     n, 

386*. 
Fondstatte  bei  Edelingen.    n, 

88'. 
Edkins,  Nimina  I,  45>- •. 
Edwards,    A.    B.,    Opening   of 

the  pyram.   of  Heydoom.     I, 

3». 
Disoorery  at  Thebes.  1,3*. 

—  Th.,  Eorasians  in  India.  etc.  I, 
58* 

H.    L.   V.  Deroaio.    HI, 

885. 

Poetry  of  Deroaio.     Ibid. 

Edward  es.    Heb.,   Sikh   Inya- 

sion  of  Brit  India.    I,  50'. 
Edzardi,  s.  Hagen. 
Egerer,  P.  G.,   Homer.   Gait- 

freandschaft.     I,  68*. 
Egger,  E.,  Bes.     II,  882*. 
Egger,  J.,  Tyrol.    m,  214*. 
Egle,  s.  Linn. 
Egli,  J.  J.,  Gotihardbahn.    lU, 

132. 
Egypt   as  seen  in  scriptore  etc. 

I.  4*. 
Die  Ehe  in  ihren  orsprilngl.  Ge- 
stalten.   I,  140*. 
Ehrle,  F.,   Einst  and  Jetit  der 

Gottesfreonde.    II,  194*. 


Ehrmann,    Gesch.  d.  Joden  in 

Trier.    I,  36". 
Ehses,   Packsche  Handel.    III, 

5.  89. 
^chborn,    H.,   Die  Trompete. 

I,  137". 
Eichelmann,   ligne  der  Keo- 

tralen.    HI,  214. 

—  D.  ross.  Stidteverfass.     Ibid. 
Eicken,  t.,  Bohrort     111,84. 

Die  Einheit  des  1.  o.  letsten 
Eyangel.    I,  103*. 

Eisengrein,  0.,  Dorf  Kirch- 
garten,   n,  89'. 

Eisenlohr,  A.,  An  histor.  mo- 
noment    I,  5*. 

—  —  Monom,  of  the  XI.  Dyn. 
I,  5*. 

Elbenne,  M.  d',  Si^  da  Ifans. 

m,  135. 
Ellen  borg  er,    Leiden  n.  Ver- 

folgangen  d.  Joden.    I,  25^'. 

Ellis,  The  Ghanning  centenary. 

ni,  201'. 
Ellissen,    Senat    im    ostrom. 

Beich.    II,  205*. 
EUwell,  Arroostock.  III,  811. 
Elmes,   Ezecot  depart  of  the 

U.St    m,  199. 
Das  Weinland  Elsafs.     U,  84*. 

Else,  Th.,  Brakteaten  Bernhards 
▼.  Sachsen.    II,  117*. 

Zar  Elsevier -Bibliogr.  III, 
818. 

Emery,  Sarah  A.,  "Reminisc  of 
a  nonagenarian.     III,  807. 

Emier,  H.  Methodios.  11,388^ 
Ghem.  Untersochg.  üb.  die 

Badierongen  in  d.  Alexandreis 

etc.    n,  388*. 

—  —  Decem  registra  censoom. 
n,  389*. 

—  —  Aasg.  d.  Spisoy^  cisafe 
Karla  IV.    n,  51*.  338». 

Emmerton,  Geneal.  of  the  Em- 
merton  Fam.    III,  818*. 

Ende,  y.,  Schalwesen  Sachsens, 
m,  91. 

Endemann I  K.,  Beitrr.  z.  Kri- 
tik d.  Ephoros.    I,  73*. 

^  W.,  o.  T.  Bronn  er,  Handb. 
d.  HandelsrechU.    n,  75*. 

Endicott,  Y.  C.,  Gommem.  of 
the  landing  of  Endicott  III, 
194*. 

Endralat,  Jakob  II.  t.  Baden, 
n,  86*. 

—  Johann  n.  y.  Baden.     Ibid. 
Engel,  A.,  Nomismat  des  Nor- 

mands.     II,  847*. 

Nomismat.  d'Alsace.    III, 

114. 


Engel,  J.  C,  Gesch.  d.  Moldan. 

U,  354^. 
Engelhardt,   G.,   Jemaldereiis 

Grayskikke.    U,  319*. 

—  E.,  Teit  Dietrich.    III,  5. 
Enlart,    Boologne    monomental. 

n,  310*. 
Ennen,  Dom  so  Köln,    m,  86. 

—  St  Köln,    ni,  85. 

—  Zeitongspreaae  in  Köln.  III, 
86. 

—  Hobert,  Olympische  Gesellsch. 
m,  87. 

—  L.,  Prospekte  Ton  Köln.  II, 
110'. 

Enyien,  F.  d',   Le  dictionnaire 

allemand.    n,  370*. 
rEpinois,  H.  de,  Pape  Alex.  VL 

m,  178/9. 
EpUode  de  1870.    m,  144*. 

Epping,  J.,  Astronom.  Eni- 
hüllongen.    I,  17*j 

Erb  stein,  J.  o.  A.,  Angebl. 
Groschen  Katharinas  y.  Sach- 
sen    n,  189*. 

K.    Sachs.     Probesechstel 

1840.    m,  93. 

K.  Sachs.  Thaler  y.  1844. 

Ibid. 

Erdmann,  0.,  Brief  d.  Jakobos. 

I,  108»*. 

Erhard,  A.,   Marie  Anna  o.  d. 
Teschener  Friede,    m,   115. 
Erhardt,  L.    II,  78». 

Erichson,      Marborg.      Belig. 
GesprSch.    III,  113.  188. 

—  Wilhelmitana.    HI,  114. 

—  Hist  relig.  de  Stralsboarg. 
m,  118. 

Eriksen,  Indbydelsesskrift  fra 
Tromsö  Skole  (Verseichn. 
norweg.  Studenten  o.  s.  w.  in 
Kopenhagen.)    HI,  168*. 

Er  lach,  B.  y.,  Bern.  Kriegs- 
gesch.  1798.     III,  131. 

E  r  1 6  r ,    L. ,    Jodenyerfolgangen. 

n,  194*. 
Erman,   A.,    Aloa  -  Inschriften. 

I    6*. 

—  -l  Altagypt  Stod.    I,  U**. 

Ermisch,  H.,  Stadien  s.  Gesch. 
d.   böhm.-s8chs.  Besiehongen. 

II,  61*.  188".  329". 
Nachtrage  s.  Ürk.-Bach  y. 

Chemnits.    II,  125*. 
Wilhelm  y.  Sachsen.    II, 

128". 
Ersley    o.    Mollerop,    Dan. 

Kanaleiregistranten.  m,  173. 

—  Wäldem.  Atterdag.    II,  322*. 

Esoher,  H«,  Glanbensparteien. 
ni,  188. 


in,250 


YnwmetaoM  der  besproeheiieii  PoblikatioiiMi. 


Bimdin,  A«,  PkocMore  erim.  en 
Fnmca.    II,  281*. 

—  —  ContntB  dans  le  trts  anc. 
droit  %     II,  281^ 

EiBOnwein,  Jagdsoanen.  n, 
67». 

—  Stickmnater  d.  XY.  Jh.  II, 
66» 

—  Beitrr.  z.  Oeacli.  d.  Bewaff- 
nang  (No.  6--13).  II,  65*. 
372«. 

—  KultorliiBtor.  a.  XV.  Jh.  II, 
6Ö'-» 

—  D.  Zopf  d.  Stabenberger.  II, 
187". 

—  NiederllDd.  BttzKerfiuni].  in, 
216. 

— '  fimtraeht     III,  220. 

—  Pokal.     Ibid. 

—  Gatachton  üb.  d.  Hfinater  aa 
Konatans.    II,  90  (unten). 

—  Mnsikal.  Inatromente.  II, 
371'. 

Eatienne,  Jaoq.,  Denkwttrdigk. 
III,  136. 

Estrap,  Li^ois  et  Bonrg.    n, 

279^ 
;£tade    BOT   one    famille   de   la 

Lombardei.    II,  229 '*. 

Etael,  F.  y.,  EUaasiache  Jagd- 
tiere,    n,  84*. 

Backen,  X.  C.  T.  Kraoae.  UI, 
220. 

—  S.  W.  Reuter,     m,  80. 

Euler,  K.,  Jahn.  m,  26. 
221. 

—  Xarlaachulo.    m,  101. 
Eophemia  von  Baden  (Leben). 

m,  217/8. 

Eyelt,  J.,  Ortsbezeichn.  in  Pa- 
derborn,    n,  122*. 

Everett,  W.,  Leif.    HI,  192. 

Eyers,  Eathol.  oder  proteat? 
ni,  216/7. 

—  E.     I,  79«. 

Ewald,    Gh.,    Storiea    fr.    the 

SUte  Papers.     m,  149. 
Bdlea  normanda.  n,  270*. 

—  Begesten  Johanna  Ym.  H, 
187». 

—  Mitteilungen.    II,  188*. 

—  P.,  EinfluBs  d.  Btaiach-doeron. 
Moral.     I,  126*. 

^  —  Beiae  nach  Spanien.    II, 

7'.  48«*'*   60*«.  61»- «•  186*. 

188*. 
Snaanna  und    Brannlinde 

n,  14*. 
Eyger,  A.,  SoUierbach.  11,138 

(Mitte). 
EjBBenhardt,  F.,  GenueB.  Auf- 

wandageaeta.    II,  368*. 


FaberB  Belat  üb.  d.  Beichat  zu 

Augsburg,     m,  214. 
Fahre,    B^ence  de  Tunis.    U, 

224". 
Fabri,    Bulle  t  Mont  Canigou. 

II,  366*. 
Fabritius,  K.,   Bef. -Urkunden. 

m,  94.  122. 
Fagnan,  a.  Letronne. 

—  a.  Nasireddin. 
Fagniez,  Commerce  boub  Henri 

lY.     m,  136. 

—  Bez.    U,  284*.  287*.  288*. 
Fahre nbruch.  F.,  Zur  Gesch. 

K.  Manfreda.    II,  246*. 
Faidherbo ,  Inaoription  deTunia. 

I,  146*. 
Fairbairn,  P.,  Studies  in  the 

Life  of  Christ.    I,  104*. 
Falk,  HeU.  Alban.    I,  128** 

—  Willegia  y.  Mainz.     II,  24*. 
96*.  190«. 

—  Dompredigentellen.     ü,  64*. 
97*.  193». 

—  Kleine  Bemerkungen.    11,12*. 
96*. 

Falke,  J.  y.,  KoatÜmgeach.  der 

KulturySlker.     I,   187*;   HI, 

213. 
Falkowaki,  üpadek  powatania 

polsk.    II,  346*. 
Falletti-FoBsati,  FUiberto  di 

Ghalon.     m,  179. 
Falyert,  C.  de,  Hiat  de  Charle- 

magne.     II,  16*. 
Famiglie  noteb.  milaneai.     II, 

230». 
Fankidejski,  Aufgehobne  kath. 

Kirchen.     II,  347*. 
Faraglia,  F.,  (Orsini  u.  Spanien.) 

in,  177. 
Faraone,  Iscriaione  BuU'entrata. 

n,  2461*. 
Farcy,  L.  de,  Triaor  d'Angera. 

n,  807*. 

—  F.,  Chasuble  de  S.  Begnobert 
U,  308*. 

AI-Ffirid,  B.  Burini. 
Farragut,  D.  G.,  Farragut.  III, 

208. 
Farrar,   6  yeara  in  Minneaota. 

m,  189. 
Fasching.     U,  132*. 
Faaaon,  a.  Hamilton. 
Fatuhäte  Bahamaniyah.  n, 

212»*. 
Pandel,  a.  Bleieher. 
Faugire,   ficrits  de  St  Simon. 

m,  136. 
^  -Dubourg,     (IHctionn.    de 

N«rac).     II,  298«. 


Faulmann,   lUuatrirte   Knlinr- 

geachichte.  I,  186*;  III,  218. 
Du  Fanr  de  Pibrac,   a.    Du 

Fanr. 
Fayaro,  A.,  Padua  ai  tempi  di 

Coppemioo.    n,  264^. 
Fayier,    TJniyer8it6  de  Pont  4 

Mouaaon.     III,  184. 
Fazl  Lutfullah,  a.  Lntfalla. 
Featherman,   Soe.  hiatoory   of 

Mankind.    II,  208*. 
Fechner,   A.,    Leiden   dea   P. 

Seider.    m,  53.  216. 

Fedderaen,  A,   To  ICoaefund. 

n,  319». 
Feer,   L.,    Bdrd-Boodonr    dans 

nie  de  Jaya.     I,  46". 
(Alt^rin.  Beligion).  I,  61*. 

Feilitzen,- y,  KyrkoordDingar. 

ni,  168. 
Feistmantel,  Bemerknngan.  I, 

48'. 
Fejirpataky,  Archiy.  Dalmat 

III,  122. 
FeldpoBt,  0.,  Xloatar  Eberbach. 

n,  98*. 
Fell,  W.,  Chriatenyerfolgimg  in 

Sttd-Anbien.  I,  29*;  II,  208* 

Felln'er,  Albert  Magn.  ala  Bo- 
taniker,   n,  199*. 

Ferber,  Landeakurheit  Dttaael- 
dorf.    m,  86'. 

Ferguson,  Wm.,  Suppooed  orig. 
of  Tamana  Nawara.    I,  59*. 

FergUBBon,  (Bericht  Sir  J. 
Dicka).     m,  147. 

Fernandez  y  Gonzalez,  In- 
stitutionea  jnrisd.  del  pneblo 
de  Israel    I,  32*. 

Ferne  w,  Documenta  relat  to  the 
col.  hiat     m,  186. 

—  Washingtons  milit  Farn.  III, 
194. 

Ferr£  et  Martin,  Thom.  d'Aqn. 
et  l'idAologie.     H,  199*. 

Ferriire,  H.  de  la,    Mariages 

d'nne  reine  d'Angletaxre.   ni, 

184. 
Feuer  lein.   Zwei    SchwibiBch« 

Procease.     UI,  102. 
F  i  a  1  a ,  F.,  SchweiMr-Feieztae^  in 

Waldahut    II,  84»*. 

Ficker,  Eonradina  Maraeh  zum 
palent  Felde.    U,  47». 

—  Z.  Grandateinlegnng  d.  KSlaar 
Dom.    II,  47*.  111». 

—  H.,  Nene  Beitr.  a.  Urtk.-lehre. 
II,  366*. 

—  Auaat»ttimge.BnMit  II,  947*. 

—  a.  Böhmer. 

Fi6r6,  TanoieBiiet^  de  llioBBa 
en  Dauphin^.    IX»  808*. 


Yoneiehnis  der  besprochenen  Pablüwtioiien. 


111,261 


FierTille,  de,  Doc.  inMita  «ir 
Philipp,  de  Comminea.  11,27  8^ 

Fietta,  L.,  Cether.  Corner  del 
Dr.  Simonsfeld.     n,  262*. 

Fillet,  L.,  paroiaee  de  Balles, 
n,  S021. 

Fincati,  Li  triremi     H,  228f 

Finckh,  y.,  Oldenburg.  Infant- 
Begim.  No.  91.  m,  55/6.  80. 

Finger,  Weinbmnnen  aaf  dem 
BSmerberg.    III,  14. 

Finke,  H.,  £.  Sigmonds  reichs- 
städt  FoUtiL    n,  83«. 

Finkel,  L.,  Gesandtschaft d.  Joh. 

DaBtiflcns.    n,  844. 
Finot  et  Galmiche-fioayier, 

miaaion  milit  en  Pmsse.  III, 

20.  89/40. 

—  J.,  main  morte  k  Amont  n, 
282^ 

—  ^  main  morte  k  Cherlieo. 
Ibid. 

affinnchiss.  de  Semmadon. 

Ibid. 
Finsler,  TheoL-k.  £ntw.  in  d. 

reform.  Schweis.  HI,  182. 

Fioretti,  O.,  Oli  nmanisti  e 
lo  studio  del  latino.    II,  249'. 

Firnhaber,  K.  G.,  Nass.  Simnl- 
tanschnle.    III,  97. 

Firs-Mironow-Sadownikow.  Ar- 
menhaus.    III,  54*. 

Fischer,  Dattelpalme.  £1,215". 

—  Tl.  u.  Vn.  B.  d.  Thucyd-  I, 
88'. 

—  Bes.  n,  281*. 

—  K.  G.,  Kepler  u-  d.  unsicht- 
bare Welt    m,  102». 

—  E.  L.,  Paganisme  et  rev^lation 
Trad.  p.  Prosper.    I,  135". 

—  F.,  Schillers  Gedicht  auf  Bie- 
ger,   m,  102. 

—  H.,  Mineral.-archaeol.  Bezie- 
hungen zw.  Asien,  Enr.  etc. 
I,  142*. 

n.  A.  Wiedemann,babyl. 

TaUsmane.    I,  12« 

—  J.  G.,  Hölderlins  letrte  Verse, 
in,  102". 

—  0.,  Bonifatins.     U,  15» 

—  The  fourth  Gospel.    I,   103». 

—  Monum.  church.  Bichmond. 
m,  202. 

Fita,  F.  u.  C,  Snpplementos  al 
ooncil.  nacion.  Toled.  YL  I, 
82". 

—  F.,  Guidatich  en  fayor  de  S. 
Gradan.    I,  3S*. 

Pitt  bogen,  Jacob  Andrei.  III, 

loi; 

Fitsgerald,  Percy,  Georg  lY. 
III,  151/2. 


Flammermont,      J.,      Instit 

mnnicip.  de  Benlis.  n,  289*. 
^  Bes.    n,  281^*. 
Flanders,    G.    T.,     Christ    or 

Buddha?    I,  43^ 
Fl  an  SS,  t.,  Inl-Begim.  d.  Kron- 

Armee.    HC,  48. 
Fiat  he.  Erinner,  d.  H.t.  Friesen. 

III,  220. 
Fleet,  J.  F.,  Sanskrit  and  Old- 

Ganar  Inscriptions.    I,  56'. 

—  A.,  Note  in  Connect  with  King 
Yikramfiditya.    I,  56«. 

New  Copper^Plate  Grants. 

I,  56'. 
Fleischmann,    Ad.,    Sachsen- 

Koburg-Saalfeld.    II,  126». 

Flenrj  l'^liae  d.  Genire.     m, 
132. 

—  Ed.,  L'art  th4atrale  k  Beims. 
n,  285». 

—  P.  de,  Notes  an  <Gallia  Chris- 
tiana',   n,  296» 

Fliehe,  Ste  Catherine  de  Gdnes. 

n,  195»*- 
Fligier,   Europa,  d.  Heimat  d. 

Arier.    I,  87*. 

—  Zur   prahist    Ethnologie   der 
Balkan-H.-I.    I,  63». 

—  Anthrop.  prihist  Forsch.    I, 
142». 

—  Urseit  tod  Griechenland  und 
Italien.    Ibid. 

Flodoardi,  Historie  Bem.  ecdes. 

nonvelle  Mition.     II,  270'. 
F15e  u.  Nielsen,  Strellev  und 

Lyne.    III,  174. 
F  loi  gl,  Chronol.  der  Bibel  etc. 

I,  18». 

—  Cyrusu.Heiod.  1, 18'.  60*.  79'. 

Flood,  J.  Krigsaarene.  111,165. 

—  Prinz  Christ  August.     Ibid. 
Cbartes    de    Florentin.     II, 

299/800». 
Floss,  KämpCs  am  Bhein.    II, 
16*». 

—  Poppelsdort    Hl,  85. 
Flouest,   signes   d'appareillage. 

n,  306». 
Flügel,  Ew.,  Erinn.  an  Schön- 

aich.     in,  219. 
Flügge,  Bostocker  Postchronik. 

III,  63. 
Förderer,  A.,  Erinnerungen  aus 

Bastatt.     m,  106. 
Förster,   E.,   Leon,   da  Yinci 

U,  250». 
Föste,    C.   H.,    Beception    Ps. 

Laders.    II,  19>. 
Foglietti,  Catasto  di  Haoerata. 

II,  242'. 

—  B.,    Constitutiones    Marchiae 
Ancon.    II,  259». 


Fontane,  IContigsgesellschaft. 
m,  48. 

—  (Herrsch.  Liebenberg).  £11,44. 

—  ICarius,   Histoire   uniyerselle. 

I,  39».  61«. 

Aryas  et  Jraniens.   I,  39*. 

Fontenay,   H.  de,   äpigraphie 

Autnnoise.    II,  306*^. 
Histor.  Ungar.  Fontes  domesti- 

ci.     n,  351». 
Foote,  KingschapeL    III,  202. 
F  0  r  b  e  s ,  Compar.  grammar.  1, 44». 
Force,  (Kämpfe i Westen  t.  Fort 

Henry),    m,  207. 
Forestii,  E.,  Lirres  de  comp- 

tes  montalb.    II,  274*. 
Forgacz  (Franz)  in  Antwerpen. 

m,  122. 
Formentini  ,     M.,     Dominaz. 

Spagn.  in  Lombard.    III,  176. 
Formuli    dei    giuramenti    del 

Senato  Bomano.     II,  265». 
Forneron,  Philippe  EL  111,176. 
Fornoni,  E.,  8.  Maria  Magg.  di 

Bergamo.    II,  229**. 

Fortmann,  Yerldalust  Gallerie, 
Of?ers.  af  Hellberg.  I, 
134». 

Foscati,  Fr.,  Chroniche  ined. 
n,  255**. 

—  —  Statuti  della  Srizzen  ital. 

II,  255*». 

Fossile  menschL  Fuisspuren.     I, 

142». 
Foucard,  Proposta  della  oorte 

di  Este,    n,  254». 

—  Fonti  di  stör,  napolet  U, 
266*». 

Foncher  de  St  Maurice,  Col- 
lie de  Jtenites  de  (^ebec. 
lU,  193. 

Fouquet,  Jean,  Miniature.  II, 
309». 

Fourdrignier,  Casques  gaulois 
k  forme  coniqne.     II,  305**. 

Fournel,  Los  Berbers,  ed.Dugat 
U,  224». 

—  Y.,  rues  du  rieux  Paris.  II, 
311». 

Fournier,  G.,  Geographia  bist 
de  Espaiia.    II,  214»». 

—  M.,  Droit  d'appel.    II,   281» 

—  P.,  Lee  offidalitte.    II,  78'. 

Fourot,  Si^e  de  St  Dizier.  III, 
184. 

Fontrier.    n,  208. 

Fr  aas,  0.,  Wandtafel  der  Stein- 
zeit   U,  2». 

—  n,  96». 

Frinkel,  M.,  Apollon  ans  Nazos. 

I,  71». 
Electron-Mfinze.    I,  71». 

—  S.,  Arab.  Münmamen.  1, 26**. 


m,252 


y^neichnu  der  besprochenen  PablikAtionen. 


Fraenkel,  8.,  s.  Tabari. 
Fränkische  GhrSber  bei  Boden- 

heioL     H,  29* 
F(rakn6i),  W.,  HofkapUne.  m, 

122. 
Frakn6i,  W.,  Honnmenta comit. 

Begni  Hang,     in,  121. 

TomoriPililete.  HI,  119. 

Franek,    W.,    Borgenban.     n, 

99«. 
Francke,0., Stralannd.  Straben- 

namen.    II,  158*. 

—  (Lflnebiirg).     HI,  77. 

Frank,  J.,  Hflndlein  ▼.  Bretten. 

n,  84". 
Frankfurter,     0.,    Baddhiit 

Chronology.    I,  44*.  45*. 
Franklin,  J.,  a.  üeadington. 

Life  a.  times  of  Franklin,  m, 

194. 
Franks,  A.  W.,  List  of  Dra^ 

wings    from    the    AmaraTaü 

Tope.     I,  46*. 
Frantz,   Ad.,  Zink  n.  Messing. 

1,  138". 

Frans,  Berolnt.  o.  Unterrichts- 
freiheit   m,  218. 

Fraoenstaedt.  F.,  Blutrache, 
n,  79«. 

Frederiksen,  FolkeliToti  Dan- 
mark,   m,  172. 

Freemann,  Histor.  Geography 
of  Enrope.    I,  184*. 

Universität  Fr  ei  borg,   m,  108. 

Freisleben,   t.,    (Kampf  den 

2.  April  1801.)     m.  172. 
Fr ench,  H.  W.,  Art  a.  artisti  in 

Connect    m,  202. 
Frensdorff,  ^Tristes-Beliqniae'- 
Fragen.    U,  142". 

—  Bostocker  Schuldbrief,  n, 
143'. 

—  Beziehungen  Rostocks  20  Angs- 
borg  0.  Htlnchen.     II,  385^. 

—  Panli's  jorist  litt  Thätigkeit 
III,  69. 

F  r  e  1 1  e ,  St  £.,  s.  Thom.  t.  Aqoino. 

Frey,  C,  Schicksale  des  £gl. 
Goto,    n,  46*.  72*. 

—  G.,  Gymn.  so  Rössel.  III,  48, 
218. 

—  K.,  Homer.     I,  67*. 
Der  Freydel.     II,  65*. 
Frick,  K.     n,  161*. 
Fricker,  R5m.  Fonde  in  Baden. 

U,  179*. 
~  Hering,    m,  103. 
Fridericia,  Danske  ydre  polit 

Hist     m,  169.  169/70. 
Fried,   W.  Sc    Hancock,     m, 

209". 
Friedberg,  s.  Gorp.  joris  canon. 
Friadensborg,   Hermann   der 


Gelehrte  ond  Adolf  t.  Maine, 
n,  128'. 

Friedensborg,  F.,  Tob.WoUr. 
U,  90. 

Friedlaender,  £^  Beitr.  aar 
Gesch.  ▼.  Rheinland  und  West- 
falen,   n,  109«. 

Ostfries.  TJrknndenb.     IE, 

120*. 

—  J.,  Boeckhs  enböisch.  ICfini- 
fofii  in  SidUen.     I,  96«. 

D.  kdnigl.   Moseen.     n, 

161». 
Denar    AlbreehU    d.    B. 

H,  161". 

—  —  Italien.  Schanmünien.  II, 
260'. 

Karl  Philipp  ▼.  Branden- 
borg o.  Grifin  Safanonr.  III, 
41». 

F( riedlinder),  J.,  Briefs  Ried- 
esels,    m,  187. 

Friedmann  ond  Weifs,  Beth 
Thalmod.    I,  27i. 

Friedrich,  J.,  Jesuitenorden, 
m,  6.  217. 

—  W.,  Otto  I.  ▼.  Bamberg.  II, 
30». 

Friesen,  H.  ▼.,  Napoleon  in 
Dresden.    III,  98. 

Friefs,  G.  E.,  Dietr.  r.  Pilich- 

torf.     H,  66*.  136». 

Kloster  Garsten,  n,  136". 

Friefsen,  1.  Nass.  Inl-R.   m, 

98. 
Friis,  F.  R.,  Gemeinde  Kvam- 

drup.    m,  174. 
Fritscher,  Gedenkbnch  t.  MIhr. 

Trftban  etc.    II,  330»'. 
FrisBi,  B.    I,  31». 
F(robeen),  Rigaache  Biogr^th. 

m,  53. 
Frobose,  J.,  Reo.    II,  370*. 

Fröhlich,  H.,  ICiHtirmedisin  d. 
Deutschen.    II,  373». 

Fröhner,  F.  de  Sanlcy.  H. 
Cohen.    I,  146".". 

Fromentin,  yious  Helena.  II, 
306». 

Frost,  J.,  (Fortgesetst  ▼.  Shea) 
Pop.  hist  of  the  U.  St  m, 
198. 

Fuchs,  F.  W.,  Eyang.  Bibel- 
kunde.    I,  102*. 

Fuhr,  B.  Lysias. 

Ffihrer  d.  d.  ethnol.  Samml.  in 
BerUn.     U,  1*. 

Füller,  s.  F.  W.  Weber. 

Fürst,  J.,  0.  Straschun,  M. 
Grünwald,  Midrasch  Bere- 
Bchith  Rabba.     I,  27». 

Beitrr.  s.  Krit  d.  Bücher 

Sam.    I,  149*. 


Fürst,   Joden  ond  Samarilmer. 

I,  163». 

Fürstenao,  Oper  Antiope.  III, 

92. 
Fogger,    Bergbau  in  Salaborg. 

II,  137». 

Polin,  R.,  (GioT.  Caboto).    II, 

262". 

—  —  F^cammento  di  Mar.  Sanodo. 

n,  262*. 
M.  Sonndo  e  U  spedii.  etc. 

di  Carlo  Vm.    II,  262*. 
Attitndine  di   Tene«.  di- 

nanii  ai  gmdi  riaggi  nuoritt 

II,  268^. 

Frimm.  dell'  Itinenrio  in 

Terra  ferma.    n,  263«. 

Fomi,  L.,  Volgari  orrietaaL  II, 
260*. 

Funck,  H.,  (Böckh's  Sohnkeit). 

III,  106. 

—  M.,  Amtswohnungen  t.  Geist- 
lichen,   n,  166*. 

Funk,  VI  d.  Nachfolge  ChzistL 
H,  200*.». 

—  Verl  d.  PhiloaophiimeBa.  I, 
118". 

—  Ist  d.  Banlides  d.  Phflo«yph. 
Pantheist?    I,  119». 

—  Lat  Psendo-IgnatLBs.  I,  117^ 

—  Zur  Sp.  ad.  Diogn.    Ibid. 

—  s.  auch  Patres  apoat 
Fnrtwangler,   A.,   Vi 

Menidi.    I,  64>. 


O. 


G.,  Neuere  Boniiaa-Litteratnr.  II, 
189*. 

Gabriac,  de,  Inde,  Chine,  Japon. 
m,  226. 

Gaedechens,  Hambazgs  Teil- 
nahme am  Hnss.-Kriege.  II, 
143». 

—  Renten  in  Hamburg.  11,166». 

—  Slisab.- Hospital  u.  d.  Mar.- 
Magd.-Kloster.    n,  143<. 

,  K.  Koppmann,    C  W. 

Lüders,    Yerchiedenes.    s. 

Hamburger     Kunstgeechidite. 

m,  69«. 
Gaederta,    R.  Th.,   G.  Rdllan- 

hagen.   Hl,  63 1  7BK 
Gaetani  d'Ara2ona,0.,  Storia 

di  Gaeta.    U,  233". 
Gahunli  Sangrsh4khya  Pnslak.  I, 

49*. 
Gaidos,  H.,  Chronol.  d.  Gaalois 

et  d'Arbois  de  JobaiBTille.   II, 

304*. 
Gaillac,    A.,    Tiers  de  sol  d'or 

d'ATena.    n,  813*. 


VaneichniB  d«r  bMprochenen  Pablikationftii. 


ni,253 


GailUrd,  Tnmrhtm  Gn^nndaiB. 

—  Flaii«  des  •lignementi.  n, 
BOIK 

OaUberty     Bepenpl.    da    baa 

Qaercy.    H,  278*. 
^  VUle  de  St  Antoin.  II,299>. 

—  lüTeiit  de  8t-Pierre  de  liTTon 
et  de  St-Kartin  d'fispifaiont 
n,  807* 

Oalantiao,  I  oonti  del  Foreee. 

H,  49^  265". 
Galerie  europ.  Hemcher.  111,216. 
Oaliffe,  Befiigeital.de  Gwiire. 

III,  182« 
FBnt  Oalizin   und  aeme   Zelt 

(Gdtse,  MemoiTen).    m,  60. 
Galland,    Gl.  ▼.  Droste-TiMshfr- 

ring.    m,  86. 

—  Papatwahl  d.  J.  1700.  m, 
218. 

—  A.y  Jonrn.,  ann.  p.  C.  Schefer. 
n,  217». 

Galraioliey  a.  Finot 

GamaeheB,   C.   de,   et   A.   de 

Valence,   Mfai.  de  U  miaa. 

dea  CapadnB.    m,  149. 
Gammon,  Oanal  boy.    111,209. 
Gama,  Geich.  Ton  Spanien,    m, 

814. 
Ganpat  Lakshuman,  b.  Lak- 

Bhaman. 

GanteBweiler ,  Chronik  der 
Stadt  WeBeU  m,  88  f. 

8.  Gard»-Gr.-Beg.    m,  28. 

Gardner,  The  Bleotron  Coin. 
I,  71». 

—  Pentathlon  of  the  Gieeka.  L 
78« 

—  (Tetradrachme  d.  Agathoklea). 
I,  92". 

—  (N.-York  in  the  war.)  HI,  196. 

—  and  Spedding,  £ngL  hiat. 
ni,  167. 

Gargiolli,  C,  Borghino  di Thd- 
deo.   n,  262>. 

Gariel,  ^rouTaille  de  monnaiea. 

n,  808'. 
Garrick,    Ind.  Honolitha.      I, 

54W. 
Garrncci,    B.,    Stör,  della  arte 

crist     I,  129*. 
GaBpary,   Zur  Boccaccio-Litter. 

n,  268". 
GaBB,     Geach.  d.  chxlatl.  Ethik. 

I,  114«;  II,  192". 
GasBelin,  Inaoript  arabCB.    II, 

222". 
Gaater,   IL,   Zur  Qaellenkonde 

dentBcher  Sagen.    I,  26* ;  II, 

691. 
Gaulle,     Dan.  O'Gonnel.      HI, 

167«. 


G  a  a  m  e ,  Biographiea  ^rang^qoea. 

I,  128«. 
Ganthier,  J.,  Othon  de  U  Boche. 

n,  296«. 

—  —  Aimoiriee  de  Beeanfon. 
lUd. 

Mbb.    de   Tabbaye   de   U 

Charit«  (Beean^).    U,  296« 
Inacription   de   Beaan^n. 

n,  806". 
M^IingeB  d'aroh^ol.  £ranc- 

comtoiBe.    II,  812'. 
Monom,  de  Boaitoea.    II, 

312*. 
Gaatier,  K,  Donjon  de  Lonchea. 

n,  81 l» 

GaatBch,K.,  Freib.  Jongfranen- 

kloater.    m,  94. 
Gay,  y.,  Gloaaaire  aroh4ol.     II, 

870*. 
Gaaier,  Gr4goire.    III,  189. 

Gebeat,    Emden.  Schütsengilde. 

in,  80. 
Gebhardt,  Thttr.  Kirchengeach. 

m,  96. 

—  0.  de,  a.  Noynm  Teatamentam. 
Gebhart,  £.,  Papea.     m,  218. 

Geddea,  W.  D.,  The  Problem 
of  the  Homer.  Poema.  I, 
67». 

Gedichte  ana  der  amerikaniachen 
BeToIution.    m,  186. 

Qeffcken,  J.,  Lübeck  im  16. Jh. 
m,  67/8. 

Qeffken,  H.,  Krieg  1868—66. 
m,  214. 

Gegenbaar,  Jak.,  Grab  Kon- 
rada  I.  in  der  Baailika  an 
Folda.    n,  21*.  130*. 

Geiger,  Wielandiana.  m,  102. 

—  L.,  ZoBchrift  der  Signorie  an 
Venedig.    II,  144*. 

Beriehongen  Lflbecka  und 

Stralannda  ni  Yenedig.  II, 
886*. 

Ana  dem  16.  Jh.   m,  219. 

Geikie,  Engl.  Beform.  111,149. 

Geiathirt,    Hiatoria    Schmal- 

caldica.    II,  126*. 
Gelbe,  Th^ Stollberg.  11,130^. 
Geldner,    uberaeta.  d.  Aweata. 

I,  60». 
Gelaer,    H.,    Zu   Jolina   Afric. 

I,  118«.  146». 

Zeitalter  d.  Gygea.   1, 94*. 

Gemfileddin.    U,  220». 
Genelin,  Soci6t6  fr.  an  17«  a. 

m,  216. 
GenenOatab,  Krieg  1870/71.    m, 

28. 
Generalatabakarte,  Dentache.    III, 

68. 


G4nin,   L'Inde   fran^aiae.     m, 

228. 
Genolini,  A.,  Mijoliche  italiane. 

II,  232»». 
Ein  Genoaae  dea  Frh.  t.  Stein. 

m,  89. 
Genoad,  Lee  Sainta de U Sniaae 

franf.    U,  196» 
Genth,  A.,  Schwalbach.  m,96*. 

Genthe,  H.,  Dniabnzger  Alter- 
tümer,    n,  106>»   109«. 

Geoffray,  Iconographie  de  la 
Loire:  Azmoiriea,  Boanne, 
PortraitB.    n,  812«<'. 

Girando,  Baronne  de,  Lettrea. 
m,  216. 

Gerigk,  Petnu  Martyr.    HI,  2. 

G4rin,   Ch.,   Card,  de  Beta  an 

condaTe.    m,  186. 
Gerlach,  H.,   Freib.  Sohfttaen- 

güde.    m,  94. 

Daa  alte  Freiberg.   Ibid. 

Freib.    Jongfraoenkloater. 

IMd. 
Gerland,  E.,  Tttj^m,    III,  92. 

Ftanaoaen  o.  Papin.  Ibid. 

Ein     myateridaea    Werk 

Papina.    Ibid. 

Kanalbanten.    Ibid. 

Leibniaena   nnd    Haygena 

Briefirechael  mit  Papin.    HI, 

219. 
Germain,  A.,  Amanld  de  Ver- 

dale.    U,  800*. 

—  L.,  Feny  I'  de  Lorraine,  n, 
286«. 

Germann,    H.  M.  Mühlenberg. 

m,  186. 
Germif,   Jongbonslaner  Gymn. 

n,  830» 
Gerock,   Matth.  Claadiiia.    HI, 

68. 
Ana  Geachichte,  Litteratnr  o. 

Konat    in,  188. 
Geachichtaachreiber  der  deatachen 

Yoraeit    U,  88».  86«*-». 
Geachichtalezioon,  a.  H.  Preia, 

Geadhichtaqnellen  d.  Biat  Münater. 
n,  10*. 

—  der  Provina  Sachaen.  II,  69». 
116».  124».  140«. 

Geaeta     Aber     gemeinachaftliohe 

Holaongen.    n,  70». 
Gherardi,    A.,     Statoti    della 

nniv.  florent    II,  261». 
Scandalo  nella  nniTora.  di 

Piaa.     n,  264». 
Gheyn,   J.   Tan    den,    OrigineB 

indo-eorop.    I,  87». 

—  —  Bereean  primit  de  U 
race  aryenne.    IWd. 

Bama  Chandra  Ghoaha,  Indo- 
Aryana.    I,  88». 


m,254 


Yeneichnifl  der  besproehenen  PablikatiafiMB. 


0ianAiidrea,  A.,  Signoria  di 
Fr.  Sforza,    n,  256*. 

Qibbs,  J.,  Gold  and  Silver  Coins 
of  tiie  Bahnani   Dynaaty.     I, 

Qibert,  Linde  £»019.    III,  223. 
Giefers,  W.  £.,  Copiarimn  Ger- 

dense.     II,  122«. 
>  AnfSnge  yon  fiorgentreich 

etc.    U,  122*. 

Gj er  ding,      Jürgen    Marssrin. 

m,  174. 
Gierke,     0.,     Belehnttng    de« 

MannsfltammeB    mit    Almend- 

stttcken.    U,  70«. 
Job.  AltboBioB.     H,  80'. 

—  —  GenoMenichaftarecht  (3). 
II,  80». 

Giese»  t.  ,  Sinkenmaner  bei 
Baiersbronn.     II,  86^. 

Giesebrecht,    F.,   Zur   Hexa^ 

tencbfrage.    I,  148*. 
Abfaaanngueit  der  Psalmen. 

I,  150«. 

—  W.  y.,  Geeeh.  der  deatschen 
Kaiserzeit    n,  24f 

Znr  mailSnd.    Geschicbts- 

Bchreibg.    II,  36^  42«.  240«. 

Noten  an  Briefen  Job.  y. 

Salisb.     n,  86> 

Uraperger   Cbronik.      II, 

42*. 

Jak.  Michelsen.     m,  69. 

GieCMn  and  Bttsselbeün.    1X1,100. 

Gigas,  Breye  af  |d.  keia.  gesandt 
Bar.  de  Goes.  HE,  160^ 
170«. 

Gilbert,  £.,  Taliaman«  dani 
rantiqu.    I,  188*. 

—  G.,   Griech.   Staatsaltertümer. 

I,  76». 
Gildemeister,    Beitrüge    aar 

Palastinaknnde.    I,  153". 

Gilder,  Scbwaikas  search.    HI, 

183*. 
Gillert,    Lat  Hdss.  in  St  Pe- 

tenborg.    II,  8*. 

—  Cbronik  des  Hugo  yon  Beatl. 

II,  51*. 

Gilles,  P.,  £glises  yaodoises, 
r6impr.  p.  P.  Lanturet  II, 
194'. 

Gillespie,  BecoUect  of  niinoiB. 

m,  211. 
Gillet,   J.,   de  Petro   Cellensi. 

n,  271». 
Gilliot,    ätndea  bist    et  crit 

aar  les  religions.     I,  42*. 

y.  G[ilaa,  F.  y.],  Kircbbof  zu 
Niedemroff.     11,  180". 

—  —  Erinner,  an  den  7j.  Krieg, 
m,  92. 


Gilaa,    F.  y.,   Ffivrei  Ziimen- 

rode.    III,  96. 

Ein  Notfener  1741.    Ibid. 

Ginal,  a.  Stadler. 
Gindrez,  J.  M.  Hart  UI,  212«. 
Giorgetti,  Lorenzo  de  MedicL 

ni,  177. 
di  Gioyanni,  a.  Bi  Gioyanni 
Girard,  P.,  De  Locria  Opnntüa. 

I,  98». 
Gir  and ,  M4m.  de  Choiaenl.    HI, 

136. 
Girandet,  E.,  Imprim.  k  Toura. 

n,  293». 
Girbal,  Teatamento  bebr.  I,  33». 

—  Docnm.  inedltoa.    I,  83». 
Girgenaobn,B^  0.  Girgenaohn. 

ni,  58. 
Gironcoart,  y.,  Wilb.  IV.  und 
aein  Kriegaataat     III,  90. 

—  Heaa.  Kayallerie.    lH,  91. 
Giry,   Gbartea  de  St  Martin  de 

Toura.     II,  270» 

—  (Über  Urkunden-Edition.)    II, 
366«. 

—  a.  aucb  Ducber. 
Giuliani,  G.  B.,  Dante  apiegato 

con  Dante.     II,  244». 

—  K.,  Baxone  de  la  paaca.    II, 
258". 

Glaaa,  Gregoriuafeat     III,  96. 
Glaaaon,  £.,  Souroea  de  la  pro- 
cMure  dyüe  fr^.    II,  281*. 

Gl  atz,  K.  J.,    Cbronik  yon  Yil- 

lingen.   n,  87»-^. 
(Anonym),    Ihr.  J.  K.  G 1  a  t  z  f. 

m,  107. 
Glöckler,  L.  G.,    Bist  Stra&b. 

m,  112. 
Gloria,  A.    U,  227  (eztr.) 
Documm.   int  a  Petrarca 

ecc    n,  51». 
L'Agro  patayino  dai  tempi 

rom.  eoc    11,  228». 
Cod.  diplom.  padoyano.   II, 

239*. 
Gmelin,  3Q].  Krieg.    IH,  105. 

Gnoli,  lacrizioni  aepolcrali.    II, 

266»». 
Godbole,    Bagbunatb   Bbaakar, 

Hinduatb4n6cb&  Arw4cbin  Ko- 

aba.     I,  39»*. 

Goddard,  Newapapera.  111,203. 
Woreeater  aoutb  cbronidea. 

m,  211»«. 
Go  d  e  f  r  o  y ,  F.,  Dietionn.  de  langue 

%    n,  269»«. 
Godet,  F.,  Cb.  H.Godet  UI,  133. 
Goecke,  Bbeiniacbe  Cbroniken. 

n,  108». 
Göckingk,  H.  y.,  a.  Graas. 
Goeje,  de,  Kienweate  Beizen  in 

ArabiS.    II,  218»^. 


Goeje,    Azab.    Berichten    oyer 
Japan.    II,  215«. 

—  de,  a.  auch  Tabari 
Görgei,  A.,  Offener  Bri^    IH, 

126. 
Görgea,  W.,    Ältere  Lebr-  und 

Schulbflcber.    m,  77. 
n.  F.  Spebr,  Braanachw.- 

Hannoyeracbea  Volkabnch.    U, 

112». 
GSrner,  Hobnatein.     m,  95. 

Gorz,  A.,  Mittelrbein.  Begeaten. 

II,  101». 
GStbe,    Weimar   et    J4na.      HI, 

219. 
Götze,  Buigwille  bei  Zoaaen  u. 

Trebbin.    II,  161». 

—  Galizin  und  aeine  Zeit  TTT,  50. 

Götzinger,  E.,    Beallexikon  d. 
deutacben  Altertümer.  11,370'. 

Goiffon,    Dietionn.    de    Nimea. 

II,  301». 
Goldfabn,  Kiit  Streifküge.    I, 

151». 
Goldacbmidt,  F.  o.  F.,  Staata- 

ratb  Kuntb.    m,  27.  215. 

Goldacbmit,    Bob.,    Friedrich 

Wilb.  U.     lU,  41.  214. 
Goldziber,A.,  Islam.  II,  211^ 

—  J.     n,  209  f. 

Goleniacbeff,  W.,    Not  a.  an 

texte  hi«rogL    I,  5». 
Not  a.  an  oatzak.   hi4rat 

I,  5». 
Denz  poids.     I,  9»». 

—  —  Anden  oonte  ^.      1,  9«». 

Goll,    Jaroal.,    FBrstentag    tob 

Tribur.     H,  30». 
P.  Chelädqr.    n,  329»». 

Gollob,  Ed.,    Prytanennrkimde. 

I,  73». 
Gomot,  H.,  ToumoSL   II,  297». 
Gonaenbacb,    y.,    y.    Sriach. 

m,  12.  130». 
Goodrich,W.  Sc  Hancock,  m, 

209»». 

G  o  o  b  s ,    Forschungen    im   alten 

Dacien.    £U  349». 
Gordon,  G.  H.,    Camp,  of  the 

army  of  Virgin.    HI,  208. 

Gorrie,'£min.  method.  ministoia. 
m,  202. 

—  Hist    of  the  Method.   epiac 
church.    Ibid. 

Gorski,  St,  s.  Acta. 

Gossi,    Hiflt.  du  Christianiame. 

I,  98». 

Gothein,     Bildnis     Beaehlins. 
n,  91*.    m,  112.  220. 

Gotti,  A.,  Gentildonna  floveatiaA. 

II,  281». 


Yeneiehnu  d«r  beaproehenen  PnblikatimieB. 


in,255 


Gottieliall,   &  ▼.,   MemoiTen. 

m,  87. 
Gottwftld,  J.,   LUie&feld.     II, 

188  (Mitte). 

Gonrdon  de  Genonillae,  Parie 
k  trmTen  lea  n^Iee.    II,  3X1*; 

m,  138. 

GossAdini,  G.,  Mim  di  BoIogii&. 
n,  88S*. 

G  r  ft  ft  e ,  Grandtrig  paft  Langeland. 

m,  174. 
Gradl,  WaldBaasener  Gebiet  H, 

830». 

—  Egen  angebl.  yezpfibidg.  Ibid. 

—  Eger  n«  Heior.  T.  Plftoen.  Ibid. 

—  D.  alte  Egerland.    Ibid. 

—  Au  dem  Bgerer  StadtarchiT. 
Ibid. 

—  Irrlehre  d.  Wirasperger.     n, 
829». 

—  ÄMher  Gebiet    II,  830*. 

Graefer,  YiUien  et  Stael.  m, 

219/20". 
Grats,  H.,Jttd.biograpli.Iieiicoii. 

I,  26". 

Jftd.    Steinaarkopliage.    I, 

26* 
Agiippa  II  o.  d.  Zoitand 

Jvdias.    I,  29*. 
HUlel.     I,  29*. 

—  —  Kachezil.  Hohepriester.  I, 
158^ 

Mi&rikal.   Inatramenta.    1, 

164*. 

Graf,    2   Kor.    12,    1—10.     I, 

108". 
Gräfe,   YeraalaM.  n.  Zweck  d. 

Bdmer-Br.    I,  107*. 
Gramm  er,    Dom.,    SchloÜB  der 

Schenken  t.  Bobberg.  II,  104*. 

Gra  m  m  ont ,  de,  France  et  Alger. 

n,  224**. 
Grandanr,  G.,   Chrenik  t.  St 

Peter    m    Erfurt     II,    85*. 

12«>. 

Grandpont,  de,  Idamiime  ehei 

1.  Nalom.    n,  224*. 
Gräfe,  A.  t.,  il  t.  GSekingk, 

Abgestorbener  Adel  t.  Nassau. 

n,  99*. 

Bericht  des  Admir.  de  Grasse. 

m,  187. 
Gras  so,  G.,  Costitas.  di  ona  lega. 

ecc    II,  249* 

Grassoreille,    CoUection  Ssr- 
raain.     II,  288*. 

—  Begistres  de  compte  de  Moa- 
lins.    n,  297*. 

Granx,  Gh.,  s.  Plntarch. 

GjrftTier»  OaiU  inconiiae  de  Louis 
JoUet     m,  184. 


Green,  Early   hist  of  Groton. 

m,  186». 
Greene,  Nathan.   Greene.    IH, 

146*. 

—  Ladies  a.  offioers.   lU,  210'*. 
Greenwood,  Clarke  fand!,   m, 

212. 
Gregore  Tina,    Aas  d.  Umgeb. 

Athens.    I,  92* 
—'  Grabdenkmiler  d.  Pipste.  II, 

188". 

—  Athen  in  d.  dunklen  Jhh.  U, 
206* 

—  Mirabilien  d.  St  Athen,  n, 
2071. 

—  (Gesch.  Korsikas.)     n,  802*. 
Gregory,  D.,   West  HighL  of 

SooÜ.     m,  148. 
Greiffenhagen,     C.     Olden- 

bocknm.    m,  61. 
Greil,  L.,   Cardinal    GniUanme 

Sndre.    n,  276*. 

GreTel,  W.,   Gerichtiwesen  t. 

Bellinghansen.     II,  108» 
— >  —  Oberhof    EhrenaelL      II, 

108*. 
GntehoffiinngBhüttei.  Sterk- 

rade.     HI,  84*. 
Die  Anlange  d.  Gulsstahl- 

fiiibrik  Essen.     Ibid. 
Grewingk,    L.,  (Nationalitäten 

in    d.    Ostseeproyinxen).     II, 

178*. 
Grienberger,    Nord.    Moseam 

in  Kopenh.    II,  1*. 

Griffeth,  L.,  Gospel  of  the  Di- 

Tine  Life.     I,  103*. 
Grignard,  F.,  S.  Beine  d'Alise. 

II,  294*. 
Ezordia  abbatiae  S.  Petri 

Flaviniacensis.  II,  294*.  376*. 
Grignon,  L.,  £glise  S.  Jean  de 

Chalons.     II,  285».  810*. 

GrigoricT,   Feldzüge  Alezand. 

in  West-Torkestm.    I,  92". 
Grimm,  H.,  Zosanunenhaag  y. 

Werk.  Dürers  m.  d.  Antike. 

n,  64*. 
Bafaels  Handaehrift     II, 

260*. 

—  J.,  Dtache.  BechtMÜtertHmer. 
n,  71«. 

-^  W.,   Ki  Schrifkeii.    m,  98. 

Grisar,  Cyprians  Opposition»- 
oondl.    I,  114*. 

Grob,  Gemeinnfiti.  GeseUsch. 
m,  138. 

GrSpler  (Stammbach  d.  G.  D. 
T.  Brandt).    HI,  78. 

GrSfsler,  H.,  Slar.  Ansiede- 
langen im  Hessengan.  11,127*. 

Gromnieki,  T.,  Cyryl i  Method. 
H,  841*. 


Gros,  E.,  L^on  th4b<enne.  n, 

184». 
Grofs,  BL,  Meir  b.  Simon.  1,84*. 
Grot,    Zor  Kritik  d.  'Konstant 

Porphyrog.     n,  204*. 
Grote,  Gesch.  Griechenlands.  I, 

62«. 

—  H.,  Sophia  od.  Petrissa.  Nachtr. 
sa  n,  161". 

—  0.  T.,  Lexikon  dtscher.  Stifter 
(I,  1).    n,  870*. 

Grotefend,  H.,  Moderne  Wlbr^ 

fei.   n,  96*. 
Frankfarter    Jadenschaft. 

n,  100«. 

Folter  in  Rrankf.   II,  100*. 

Hexen  in  Frankl  II,  100*. 

Baaemfänger    in    Frankl 

U,  100*. 
D.  bttlSMnden  Schwestern. 

II,  100». 

(Schinderhannes).  111,78*. 

Egenolf.    m,  98*.  218". 

Glasern.  Glasmaler  111,99». 

Stadtbibliothek.    HI,  99*. 

Annal.   d.   Joh.  Latomns. 

m,  100*. 
s.    auch    Holthof    and 

Badjera. 
Growse,  F.  S.,   Photograph  of 

a  Baddh.  Scalptore.    I,  46". 
Coriosities    foond   at  Ba- 

landshar.    I,  66*. 

Grabe,  J.  Bosch,  n,  68*.  119^ 

196  1;  III,  4. 
--    Verl    d.   Nachfolge    Christi. 

n,  200*. 

—  Nene  Hds.  der  Imit  Ghristi: 
U,  200*. 

Grachy,  W.  L.  de,  Oontomd  de 
Normandie.    n,  287*. 

Grfln,  K.,  Fn.  t.  Sickingen.  m, 

220. 
Grflnhagen,   Erst  schles.  Kr. 

m,  20  f. 

—  PhUomatHie  L  Oppefai.  m,  20 

—  Schles.  Städte,    m,  71. 

—  BittFriedr.  d.Gr.  nachOppeln. 
IMd. 

—  and  Markgraf,  Lehnst  and 
Beaitiarkk.  Schles.  II,  69". 
168«. 

Grflnwald,  M.,  Additamenta  la 

Zani*  Namen  d.  Joden.    I,  26». 

Supplement    I,  27*. 

Jttd.    Koltosgemeinde    in 

Belorar.    1,  80". 
Jfld.  Gemeinde  so  Dyrhft- 

fbrt    I,  86". 

I,  80". 

s.  aneh  Fürst 

GrondtTig,  S.,  Daasfce  Folkn- 

Tentyr.    m,  176. 


in,256 


YenfliclukU  der  besprodiMieii  Fablikatioiieii. 


Orapp,  (Bnrgwille  iw.  Potedam 

n.  Bathenow).    II,  161^«. 
Qteil,  B.,    Heiligenkraul.    II, 

13S  (Mitte). 
Gvaiti,  C,   Un'  utic.  del  Dr. 

Hurtwig.    n,  244^«. 

Carte  atroasiane.   II,  261*. 

Araolfo  qnando  h  morto? 

n,  262* 
Qnbernatia,  de,  s.  De  Gnber- 

natiB. 
Gflnther,S.,  Altdorf.  UI,  117*. 

Qn^rin,  F.,    (Table   da   B«p.). 

n,  268«. 
Docomenti  oo&c.  le  Poitoa. 

U,  296^ 
Oaerrier,    De  Petro  Damiano. 

n,  196* 
Qabl  und  Koner,    Leben  der 

Griechen  o.  BSmer.    1, 146*. 

Guibert.  L.,  Impotition  de  aab- 
■ide  pour  la  repriae  de  Chala- 
cet     II,  296*. 

—  —  Litre  de  raiaon  d'Et 
Benoiat     II,  296*. 

Guide  to  the  dty  of  Madxaa.    m, 

227. 
Gnidi,   J.,   Letten   di  Simone 

Te«»To.    n,  208»*. 

Mimdhir  m.    II,  208". 

Guiffrey,    J.,    Tapiiaerie    de 

baate  et  baaae  lice.  II,  289*. 
Gnigne,  M.  C,  a.  Cbarpin-F. 
Gaillaume,  P.,   Lonia  XL  et 

St  Amonlt  de  Gap;  1'  p&lerin. 

de  Gh.  ym.  k  Bmbnm.    n, 

279* 
Haatea  Alpea:  8.  Maroellin 

d'Bmbnm;  NoTalaiae  pris  de 

Snae.    U,  801*. 
Origine  de«  cberaliera  de 

Malte  et  de  la  command.  St- 

Martin-de-Gap.    n,  802«. 

—  —  Donationa  de  St-Jean  de 
J^roaalem  et  de  St-Martin  de 
Gap.    Ibid. 

Gnillanmot    II,  806i* 
Gnillemot,    Ant,    Charte   de 
franchiaea  de  YoUore.  II,  297>. 

Gaillon,  F.,   Gvill.  de  Lorria. 

II,  278*- 
Gaillotin  de  Conraon,  Pooilli 

de  Bennea.    n,  291^ 
Gnillonard,  Lea  coUiberta.   II, 

282*. 
Gailloud,  St  Bacher.  I,  122^ 
Gailba  ad.  Mobilia^  111,144*. 
Gaiaot,  Hiat  de  la  ciTUiaation. 

n,  374». 
Garlitt    I,  98*. 

—  C,  Schlob  aaMeiliMn.  U,  180*. 
Qnthe,  H.,   SUoahinachrift    I, 

168»*. 


Gatherie,  Mx«.,  Weatam 

m,  225. 
Gataeit,    t.,    Yita    Georga   t. 

Amaatria.    n,  204*. 
Gayard,    Inacriptiona   de    Van. 

I,  16*. 

—  Notes  aaayriolog.     I,  14*. 

—  a.  auch  TabarL 

—  de  la  Foaae,  Diablintea.  n, 
806». 

Geach.  d.  Gymnaa.  d.  Neaatadt 
Brandenbarg.    HI,  44. 

Gyalay,  F.,  Noch  einmal  Kos- 
aath.    m,  126. 

H. 

H.,   H.,   Centary   of  diähonoor. 

m,  192*. 
Haag,  G.,   Bericht  d.  Ibrahim- 

Ibn  Jakab.    II,  144*. 

—  MoldaaiacherWoiwod  in  Stettin, 
m,  64. 

Qeachl.  d.  Makerrita.    U, 

157». 
Pomm.  Beimchronik.    n, 

146*. 
Haan,  W.,  Kantonigeaellachaften. 

m,  95. 
Haaae,  A.,  Sabjonctif  bei  Join- 

▼ille.    n,  272». 
Haberkorn,  Yerfaaaangaurkan- 

de.     in,  98. 
Haberland,  C,  Biene  a.  Honig 

im  Yolkaglaaben.    I,  188*. 
Hach,  Lübecks  Streit  m.  Barch. 

T.  Sercken.    II,  166*. 

—  Kampens  Geschenke  an  Lfl- 
beck.    II,  165*. 

—  Hambarg.  Glockengiefser.  II, 
166*. 

—  Teafel  a.  SQndenregiater.  II, 
198*. 

—  (Schildemngen  Lflbecka).  III, 
68. 

—  (Haaad.  SchüEnrgeaellach.)  III, 
68. 

H&naelmann,      Braonachweig. 

Findlinge,    m,  79. 
H&aeke,  D.  L  Bach  d.  Diaa.   I, 

68*. 
HIaer,  H.,   Geach.  d.  Mediain. 

I,  189*. 
HIatle,  Zar  G.  t.  Aachhaoaen. 

m,  108. 
Belat  d.   Ph.  Hainhofer. 

m,  66».  117'. 
Hfifia-Oaman,  Koran.  11,212». 
Hagedorn,  A.,  Yerfaas.  -  Gesch. 

T.  Magdebarg.    II,  76*.  118*. 

—  —  Mahl  aa  Olansbarg.  U, 
142*. 

Hagemann,  De  Graeeoram  pry- 
taaeia.    I,  76'. 


Hagemann,  Memomidiim,  betr. 

d.  beiden  letat  den.  -  deotaeh. 

Kr.     m,  172. 
Hagen-Edaardi,  Yolannga  etc. 

Saga.    II,  826*. 
Hahn,  A.,  Babbin.  dialectics.   I, 

28*. 

—  H.,  Briefe  d.  Boniias.  Sammi 
n,  18*.  14*. 

Bea.    II,  108*.  876*. 

Geogr.  Kenntniaae  d.  griech. 

Epiker.    I,  69*. 

—  L.,  Kaitarkampf,     m,  41. 
Hajnik,  A  perddntS  eakn  oet 

n,  868*. 

—  Eid  im  angar.  Froaela.  II, 
79*. 

Haitae,  Aix.    U,  802*. 
Halberstam,  S.  J.,  Apoatemos. 

I,  29* 
Haie,  Oapt  N.  Haie,    m,  196. 

HaUyy,  (Kaatarito).    I,  19». 

—  Manaas«.    I,  19*.  152* 

—  M^m.  relat  an  texte  aaayr.  I, 
16*. 

—  Inscriptions  peintea.    I,  148*. 

—  Esdras  et   le   oode   aoeerdot 

I,  149*. 

->  Inscrr.    da   Safa.      n,   209*. 

Haliday,  Scandin.  kingdom  of 
Dablin,  ed.  J.  Prendergast 

II,  820*. 

Hallwich,  BL,  Wallenatein  ta 
Sachsen,    m,  10*. 

—  Wallenstein  and  die  Soehsen 
in  Böhmen.    lU,  91*. 

Halyoraen,  Nonreg.  Schrift- 
steller-Lexikon,   m,  167  fl 

Abi  1'fadl  Hamadini,  Makimit 
n,  219»«. 

—  Baam.    U,  219»*. 
Hambarg  and  Umgegend.    HI, 

68. 
Hamei,  B.,  Brief  an  TWefaaraer. 
m,  62. 

—  Zimmerm.,  Wieland  a.  Haller. 

III,  102. 

Briefe  Hamiltons,     m,  187»». 

Hamilton,  A.  B.,  Middlatown. 
m,  211. 

~  Y.  M.,  a.  S.  M.  Fasson,  Cey- 
lon.   111,227*. 

—  W.  E.,  Detelopmenta.  1,52*. 
Hammer,  Laxasyerbote.  in,  42. 
Hammeran,  A.,  Heidnische  An- 

siedl.  am  Frankl  a.  M.    n, 

96'. 
Hamont,  Dnpleix.     m,  222. 
Handbook  of  politica.    lU,  198 1 
H  an  d  e  1  m  an  n ,  Foimatein-FUirik. 

m,  68. 
_  Yorgeaddebtl.    fieÜBitigaagen. 

II,  148*. 


VeneiehiiiB  der  betprochenen  PaUikaticmeB. 


in,257 


Hand el man n^  Antiqn.  Mucel- 

lon.     II,  1541. 
^  Eddelacker  Fund.     II,  1481». 

—  Nordfrieaüclies  Salz.     Ibid. 

—  Münsfande  in  Schleaw.-HolBt 
n,  161». 

—  Doppelgrab  auf  Sylt  n,  149^^ 

—  Hocbäcker.     II,  149>. 

—  Hofeiaensteine.    II,  148^'. 
Handlexicon    der    Oeschichte 

etc.     I,  133^ 
Kongel.BiblioteketsH  andlin  gar. 

111,  136«. 
Handy  aide,  Mra.  L.,    Hiat  of 

India.    I,  39«. 
H  an  igen,  Methodicm.    III,  202. 

Hann,  Amalricb  t.  Bena  a.  Dar. 

T.  Dinant    U,  194*. 
Hannaford,  Ph.  A.,  A.  Lincoln. 

Ul,  207. 
Hannay,  HiatofAcad.  111,193. 
Hanncke,  B.,  Pommer.  Skizzen. 

lU,  65. 
Hanno,  G.,  Lea  rillea retronr^ea. 

I,  142". 

Hannaen,    F.,   De   arte   metr. 

Commodiani.     I,  118i<^. 
Hanaen,    G.   t.,    Beyal.   Gymn. 

III,  52. 
Zwei  KriegBJahre.  111,214. 

—  J.,  Cooliaaea  de  la  diplom. 
HI,  55.  213. 

—  B.,  Kuaatö  Slott     II,  315^ 
Bidr.    til    Finnlanda    hiat. 

II,  315«. 
Hanaerezeaae.  II,  68*^  1401 

141«.  172'.  176«.  314».  381». 
382*. 
H anamann,  R.,  Zar  Geacb.  K. 
Stephana  t.  Polen.     II,  336«. 

Hanaaen,  G.,  Agrarbiai  Fragen. 
II.  D.  Geböferacbaften.  II,  70*. 

Hardcaatle,  Mra.,  Lord  Camp- 
bell,    m,  153  f. 

Hardy,  W.,  4lBt  Annnal  report 
of  the  Keeper  of  the  Beoorda. 
II,  270«. 

—  £.,  Originea  de  la  tactiqae 
fr^.     II,  282«. 

Haria    Gbandra    Sarkdr  and 

Bbol&n&t  De,  Bh&ratbaraer 

Itibia.     I,  38«. 
Harkayy,    Sikkaron   la  Biacbo- 

nim.     I,  25*. 
Harkiaan  Harjiwandda,  Yer- 

aea   deacrib.  tbe  great   relig. 

aoateritiea  etc.     I,  49**. 

Harleaa,  W.,  Herren t.  Hückea- 

wagen.     II,  108". 
Harlez,  de,  Fragment  da  com- 

mentdeM.Darmateter.  1,60». 

—  —  V^diame,  Brahmaniame  etc. 
1,  41*   44«. 


Harlez,  de,  Calendrier    penan. 

I,  60". 
Harnack,  A.,  Tatiana  Diateaa»- 

ron.    1,  101»«. 

Mönobtum.    I,  114«. 

M.  T.  Engelbardt  III,  58. 

—  0.,   Päpatl.  Wablnachricbten. 
n,  191  f. 

Harr,  Freifr.  v.  Bonaen.  III,  28. 

Hart,  Ob.  H.,  W.  B.  Lawrence. 

m,  210. 

Mra.  B.  Morria.   III,  198. 

Duell  Webatera  und  Jobn 

Bandolpba.     HI,  188. 
Hart f eider,  K.,  Epigramme  d. 

Konr.  Celtea.     II,  63'. 
Briefe  t.  Crollina  u.  La- 

mey.    III,  108. 
(EircbenTiaitation     1582.) 

III,  107. 
Käamang    der    Feat  Alt- 

breiaacb.     III,  105*. 
Bauernkrieg  in    Bmbrain. 

in,  104«. 
Urkundl.    Beitrage.      UI, 

104«. 
Beitrr.  z.  Geacb.  yon  Brei- 

aacb.     n,  89«. 
(Luxuayerbote  d.  Biacb.  t. 

StraTab.)     U,  83«. 

K.  Celtia.     II,  91«. 

Weiatum  d.  üaenberg.  Ding- 

bofes.    U,  67«.  89«. 
(Wiedertäufer),    m,  109. 

Hartmann,  (Anteil  d.  Württemb. 
a.  d.  Foracb.reiaen. )   III,  102. 

—  Nekrolog.     III,  53. 

—  Geacb.  Scbwabena  im   Munde 
d.  Dicbter.     n,  93«». 

—  Stuttgarter  Familiennamen.  II, 
92«. 

—  Geacb.  Sage  in  Württ  II,  92«. 
— ,  a.  aocb  Dörr. 

—  Ed.  T.,  BeligiouB  Derelopment 
in  India.     I,  41«. 

—  H.,  Giebelacbmuck.    II,  113*. 
Merowing.  Triena.  11,120«. 

—  B.,  a.  Bucbta. 

—  S.,  Tricbtergruben.    II,  149«. 
Hartt,  ManuÜAct  of  pottery.  m, 

190. 
Hartwig,  0.,  Queation  de  Dino 

Gompagni     U,  244«. 
(Quellen  etc.  z.  Geacb.  t. 

Florenz.)     U,  242«.  245*. 
Scblacbt  b.  Caatel  del  Bo- 

aco.     II,  245«. 
Harvard    Cburcb    in    Cbarlea- 

town.    m,  202". 

Harwood,     Harwood     funiliea. 

in,  212». 
Maulana      Sayyid     AI     Haaan, 

Nukbbat  nt  Tawarikb.    I,  55'. 


Hiatorlaoh«  Jahraaboriohta.    1881.    III. 


Haaden,  B.  P.,  Golamna  loi  Tra- 
Jan.    n,  8601. 

—  —  latoria  critica  a  Romanilom 
din  ambele  Dadi.     II,   359'. 

—  Originele  CraioTei.    n,  860'«. 

Haae,  A.,   Albr.  t.  Preofaen  n. 

aein  Ho^rediger.     m,  60. 
Haaelbacb,   K.,    Weinbucb  d. 

Job.  Baacb.     II,  186«. 

Haaencleyer,  D.  altcbriatl. Mo- 
numente.   I,  131«. 

Haaaan,  a.  Track. 

Haaae,  P.,  D.  ilteste  Febmam- 
acbe  Landrecbt  II,  67'.  142«. 

Denkelbök.    II,  141«. 

Aktenatöcke  z.  Geacb.  von 

1440/1.    U,  141'. 

—  —  Neue  Fragmm.  d.  lUb. 
Beobta.     II,  142'^ 

Haaael,Preufa.Politik.  m,81ff. 
85'. 

Haaaelblatt,  DSrptacbe  Zei- 
tung,    in,  52. 

—  n.  Kaeatner,  ürkk.  d.  St 
Gottingen,     m,  5'.  76. 

Hatcb,  Organization  of  tbe  early 

Cbriat   Cbnrcbea.      I,    108«. 

112«.  114*. 
Hattler,  P.  J.  Bem.    in,  117. 
Haubergordnnng  fOr  Siegen.    II, 

70«. 
Hauff,  Scbubart    III,  102««. 
Hang,  F.,  Arbon  in  röm.  Zeit 

n,  179*. 
Haugwitz,  T.,  Begim.  Königin 

Eliaab.     III,  40«. 

Haupt,  F.,   KeilinacbrifU.  Sint- 

flutbericbt    I,  17«. 
Dialect  d.  aumer.  Spracbe. 

I,  18*. 
Akkad.  Spracbe.    Ibid. 

—  H.,  Darea,  Miüal.  n.  Siaypbua. 
n,  203«. 

Haur^au,  Jean  le  Lectenr.  II, 
273/4»«. 

—  Amanld  de  Villeneuve.    Ibid. 

—  Pbiloa.  aoolaatique.    n,  198«. 

H  au  a  cbi  I  d ,  Grundaatze  d.  Wort- 
bildung bei  TertulL    I,  118«. 

Hauaer,  Auagrabgn.  auf  d.  Zoll- 
felde,   n,  1371*. 

—  PrzemyÄ.     II,  846". 

Hauamann,  König  Stepban  yon 
Polen,     in,  61. 

—  (Nacbricbten  zur  liTlandiacb. 
Geacb.)    in,  49. 

—  (Buaa.  Cbronik  und  liyland. 
Geacb.)    Ibid. 

Hauaaer,  Scbwab.Hall.  n,  93«. 
flauaaouillier,  B.,   FoniUea  k 

Delpbea.    I,  72*. 
Hayet,  J.,  Bez.    II,  281«. 

17 


m,258 


yeneidunif  der  betprodicnen  Pabliluitioneii. 


HtTOty  J.,  L'h^rerie  et  la  braa 

b6c.     n,  78^. 

Prontiire  d'Empire.  11,58*. 

Haxth aasen,  W.  y.,  Orondlag. 

unserer  Yerfass.     III,  26. 
Ha  yd,  Übersetz,  d.  Dogmatik  d. 

Damasc.    I,  126*. 
Hayden,  Soldiers  medals.    III, 

189. 

—  Befnt  of  charges  against  the 
conf.     m,  208. 

Hayes,  New  Colorado.  III,  212. 

—  Wells  of  Southold.    Ibid. 
Hay ward,  G.  W.  u.  A.  L.,  Hay- 

ward  üunil.     Ibid. 
Hasard,    (Wation's)   Annals    of 

Phüadelpb.     III,  185*. 
Headington,  s.  Franklin. 
Headley  ,     Washingtons    bead 

quarters  atNewburgh.  III,  146. 
Brief  von  Heath.    III,  188. 
Heatb,  D.  J.,  (Hetbit  Inschrr.) 

I,  16«. 
Egyptian  view  of  tbe  Exo- 

doi.    I,  4*. 
Heaton,  IL  M.,  Leon,  da  Vinci 

n,  250*. 
Hecht,    L.,    Colonies    lorr.    et 

alsaciennes.  III,  111.  125. 
Heckmann,  H.,  s.  Wörner. 
Heer,  Glamer  Volksscholwesen. 

UI,  133. 
Hefner- Alteneck,   J.  H.  t., 

Trachten.     H,  371". 
Hegel,  C,   Chronik  der  mittel- 

rhein.  Städte.  Mains.  II,  68i*. 
Hegemann,  Princeton.  111,211. 
Heidemann,  (Rec.)     II,  158^ 

—  J.,    (Erwerb,   d.  Mark  durch 
d.  Bayern.)     II,  55  1 

Mark  Brandenbarg  anter 

Jobst     U,  162*. 
Heidenheimer ,    H. ,    Barmst 

Stellang  z.  Ftlrstenbande.  ELI, 

100. 
Petrus  Martyr.     II,  249*; 

III,  2.  179. 
Heigel,    K.,   Deutschland  nach 

d.  30-j.  Krieg,     in,  16. 

—  K.  Tb.,  Aus  drei  Jhh.   (Prinz 
Engen).    IH,  18. 

Aus  3  Jhh.   (Thorwaldsen 

und    König  Ludwig  L)    UI, 

116.  174. 
(Max  Emanuel   u-  Polen). 

III,  18.  115 

(Max  Em.  Korresp.)  HI,  18. 

Witteisbacher  i.  Schweden. 

m,  18.  65. 
(Hainbuchen,  Pfarrer).  III, 

116. 

K.  H.  T.  Lang.     Ibid. 

Heiligen thal,  Gesch.  d.  Stadt 

Baden.    III,  127. 


Heil  mann,   Wiede.     IH,  116. 

221. 
H  e  i  n  d  1 ,  H.,  Histor.  Notizen  flb. 

Yormbach  and  Keuburg.     II, 

102". 
Heine,  K.  B.  Hase,  A.  d.  Z.  d. 

Konsulat     III,  141. 
Heinemann,  0.   t..    Cod.  dipl. 

Anhaltinus.     II,  69 1«.  117* 
Anfiüige  d.  dtsch.  Theaters. 

m,  25/6. 
Christ  T.  Halberstadt  HI, 

76. 

K.  Wilh.  Feidinand.    Ibid. 

Prinzessin  t.  Wolfenbüttel. 

Ibid. 
Weif.  Haus.    U,  112'. 

Heinrich,  Augustinerchorherren 

zu  Sagan.     II,  170*. 
Heinrici,  Kommentars.  l.Kor.- 

Brief.    I,  108». 
Heinze,  M.,  s.  Überweg. 
Heinzel,  B.,  Island.  Saga.     II, 

326 'o. 

Heise,  A.,  Aeldste  KjobenhaTU. 

n,  323». 
Heifs,  A.,  Medailleurs  de  la  Be- 

naiss.     U,  2508. 
Heibig,  J.,  Reliqaaires  d.  fr^res 

prech.  de  Li^ge.     II,  308^ 
Held,    Dom.    Rede    tt.    naqa- 

TtQeaßeiae,     I,  89*. 
Hellberg,  F.,  s.  Fortmann. 

Adam  Helms  Stammbach.     lU, 

51. 
Heller,  J.,  Gesta  episcop.  Aatis- 

siod.     II,  9  (extr.). 

Nekrolog.    III,  68. 

Hellwald,  t..    Im  ewigen  Eis. 

III,  193. 
Helveg,  Dan.  Kirchengesch.  III, 

173. 
He  mann,  Auslegung  d.  6.  Bitte. 

I,  103»».  104. 
H^mon,    Yraie  Mad.  d.  L  Fay- 

ette.    m,  220. 
Henck,  L.  y.,  Kriegführung  zor 

See.    1,139*;  III,  58. 
Henessy,  J.  Pope,    S.  W.  Ra- 

leigh.     ni,  148. 

Hengstenberg,  H.,  Stellung  d 

Brasidas.     I,  86*. 
Henne  am  Rhyn,  0.,  Das  Jen- 

seiU.    I,  136*. 
Geschiednis  ran  den  yor- 

uitgang   d.   Menscheid.     Door 

G.    Kuyper     en    J.    Sepp. 

I,  135'. 
Yerfass.  d.  Schweiz.    IH, 

132. 
Henning,    Joh.    Conr.   Dippels 

yisteise  i  Syerige.  IH,  161/2. 
—  II,  148". 


Henning,  R.,  SIeha.  Hana.    II, 

151". 
Henrard,  P.,  Res.    II,  279*. 
Henrici,  Ernst,    E.    Sprach   y. 

dtsch.  Reich.    II,  60*. 

—  —  Nachtr.  z.  Heineradoifer 
Runenstein,     n,  Z\ 

Henshaw,  Harriet  £.,  Orderly 

book  of  W.  Henshaw.     IH, 

187. 
Hensmann,   Afghan  war.     HI, 

224. 
Hensslmann,  E.,  Kunatachatse 

Grans.     II,  353*. 
Herbst,  C.  F.,  Unbekannte  nor- 

weg.  MQnzen.     I,  326^ 

—  L.,  Jahresberichte  üb.  Thaeyd. 

I,  83*. 

~>  W.,  Encyklop.  HI,  148. 212  f. 
Hercher,  Homer.  Anfsatze.    I, 

66«. 
d'H4ricault,    Parisienne  pend. 

la  Terreur.    III,  215. 
Hering,  E.,    Schlola  Girbaden. 

II,  84*. 
H6risson,  Gf.     I,  144^. 
Hermann,   E.,    HaDuneieramt 

II,  71«. 

Schöffengericht     II,  79^. 

Hermerei,    J.,    Tronyaille    de 

Nogent-le-Rotrou.     II,  308". 

Hernaez,  Balaa  etcet  rel.  a  la 
iglesia  de  Am.     III,  183^. 

H^ron,  A.,  Oeayres  de  Henri, 
d'Andely.     II,  272^ 

Hero  of  Cowpena.     TU,  195. 

Herodot,  ed.  Stein.     I,  79f 

H  e  r  o  n ,  S.  F.,  Anglo-Indians  and 
Eurasians.   I,  52*. 

Herries,  Edw.,  R.  H.  John 
Ch.  Herries.     III,  152/3. 

Herring,  Schützengilde sa Bran- 
denburg.   III,  44. 

Herrmann,  B.,  Kampf  am  Er- 
furt    lU,  91. 

—  E.,  Sächs.-poln.  Bezieh,  w.  d. 
7jähr.  Kr.     III,  92. 

Hartel,  Magdeburg.  Fahnen.  IH, 
14.  72. 

—  MoUenyoigt     III,  5.  115. 

—  G.,  Tod  des  Ersb.  Lodw.  yon 
Magdeburg.    II,  114*. 

—  —  ScholtheiTsen  etc.  in  Magde- 
burg.    II,  114*. 

Wahl   der  Batminner  in 

Magdeburg.     II,  114*. 

Willkür  der  Stadt  Caibe. 

m,  73. 

Sebaat  Langhans.  m,  72. 

Altertnmsfnnd.     Ibid. 

Herzog,  (Mithraaatein).  II,  91*. 

Herzog-Plitt,  RealeneyklopÜ 
I,  99». 


VeneichiUB  der  besprodieiien  Pablikatlonen. 


ni,259 


Hesekiel,  EÜBab.  Lniae.  m, 
41. 

Heesel  OerritsE,  Hndsonsbai 
1612,  übersetzt  Ton  Miliard, 
bibliogr.  eingel.  y.  S.  Müller. 
UI,  182  f. 

Hesse-Wartegg,  y.,  Nord- 
Amerika.    III,  210. 

Hettner,  F.,  Falflcbmttnzer  zu 
Trier.     II,  96*". 

Orabmon.  yon  Born.     II, 

95". 

Henbach,  Ceylon,  Ägypt  u.  d. 
Türkei.     Ul,  227. 

Hendorf,  BilgerL     II,  86^ 

fienzey,  Bapport  11,187  (unt.). 
->  Fooilles  de  Chaldte.      I,  18<^, 

—  Terrea  cuites  babyl.      I,  21^ 

—  I,  18». 

Hewcbarch     in     Gbarlestown. 

UI,  202. 
Hewitt   n.    W.  £.  Coleman, 

Ind.  of  gen.  orders.  III,  189. 
Heyd,    Kloster  SchönthaL     lU, 

15. 

—  Nicc  de*  Conti.     II,  252«. 
Blätter  für  Kostümkande,  red.  y. 

A.  y.  Heyden.     I,  137'. 
Hickey,    Constitut    of   U.    St 

m.  199. 
Higginson,    Stadies   of  Amer. 

anthors.     III,  201. 
H[ildebrand],  Ad. M,  Wappen 

d.  Erfurter  Matrikel.   II,  124^ 
Hildebrandt,    E.,    F.    Syarts 

biikopskronikan.     II,  315*. 
KaiislerSmbetet  i  Syerige. 

II,  81ö>. 

TordPedersflonsSlägt  U, 

816*. 

—  H.,  liy-,  eath-  und  korländ. 
Urknndenb.  II,  176^  178^ 
315«. 

Anas.  aoB  einer  yerlorenen 

rigiachen  MiBsionsbuch  yon 
1847—84.    n,  177». 

B.  auch  Bunge. 

—  Hans,  Syeriges  medeltid.  II, 
314^ 

Hildreth,    Hist  of  the  U.  St. 

III,  198. 

Hilgenfeld,  A.,  Cerdon  u.  Mar- 

don.     I,  119^ 
Brief  d.  Ptolem.  an  Flora. 

I,  119». 
^  D.  Muratorianum.    I,  101^. 

—  Verhaltn.  d.  röm.  Staats  zum 
Christentum.     I,  111*. 

Hennae  Pastor  ed.  A.  Hilgen- 
feld.    I,  117«. 

Hilker,Inf.-Begim.  57.  111,83. 

Hill,  W.  H.,  St  Louis  uniyers. 
m,   203. 


Hillebrand,  E.,.GuizotIII,144. 

Gesch.  Frankr.     Ibid. 

Julikönigtum.    III,  214/5. 

Hill  er,  Moscheies.     I,  35**. 

Himly,  K.,  Türk.  etc.  Orts- 
namen.    II,  2131 

Himmelheber,  E.,  Kaspar 
Hedio.    III,  107.  118. 

Hindo  Woraen.     I,  52**. 
Hingst,  Leisnig.     III,  89. 

—  C.  "W.,  Wiprecht  y.  Oroitzsch. 
II,  128«. 

H  i  n  s  d  a  1  e ,     Republ.     teztbook. 

in,  209. 
Hinstorff,  C,  Handbuch.    III, 

64. 
Hipler,    Artushof    in     Brauns- 

berg.     U,  174». 

—  s.  auch  Hosius. 
Hippeau,  rinstr.publ.  111,137. 

Hirsch,  Th.,  Nekrol.     UI,  69. 
Hirsch berg,   A.,    Zbi6r  Pami- 
^tnikow.     II,  346». 

—  Stronnictwa  polityczne.  II, 
344**. 

—  0  diplomacyi  polski^j  za 
Zygm.  I.     II,  344^ 

—  Przymierze  PoLski  z  Francya. 
II,  344«. 

—  Jan  lAski.     U,  344». 
Hirschfeld,  G.  y.,    Gesch.  des 

Bheines  u.   s.   Ufer.     II,  5'. 
106». 
Hirth,  Kulturgesch,  III,  213. 

—  G.,  Kulturgesch.  Bilderbuch. 
lU,  64. 

Hirt,  0.,  Orotio  pro  Lysistr. 
Lysiaca.     I,  87'. 

Hirzel,  Henziy.  Bern.   111,131. 
Histoire  du  comte   de  Chambord. 
m,  144. 

—  Utt  de  la  France  (28).  U, 
273». 

—  pop.  des  guerres  d.  1.  Yend^. 
UI,  138. 

Historische  Kommiss.  in  München. 

U,  369»-*. 
History  of  the  church  in  Burling- 
ton,    nij  193. 
Hitzig,  Exeget  Handbuch,  ed. 

Steiner.     I,  150*.  151**. 
Hjärne,    Rysk   emigrant  i  Sye- 

rige.     UI,  160/1. 
H  0  a  d  1  e  y ,  Publ.  records  of  Con- 

nect   UI,  185. 
Hob  bin,  Sehreiben  d.  gr.  Kurf. 

UI,  81. 
Hob  hing,  Friedrich  d.  Gr.  und 

Ostfriesland.     UI,  80. 

—  Friedr.  y.  Württeiubeiig  in 
Ostfriesland.     Ibid. 

—  Friedr.  Wilh.  an  Th.  du  Mou- 
lin.     UI,  81. 


Hoche,  F.  A.  Wolff  an  GnrIiU. 

m,   219. 
Hochhuth,   Marburg.  Kirchon- 

ordnung.     lU,  88. 

—  Bedeut.  d.  Marb.  Kirchenord- 
nung.    Ibid. 

Geschichte  des  HochlSnder- 
Begiments.    UI,  154. 

Hochstetter,  Kreuzberg.  II, 
138*. 

Hoda,  Mirabean.    III,  220. 

Hodesiu,  s.  Cantemiro. 

Hodge,  Essays  a.  reyiews.  UI, 
204. 

—  A.  A.,  Ch.  Hodge.     III,  212. 
Hodgson,    Cradle    of  the  con- 

federacy.     III,  207. 
Hock,  A.,  Kerkyra  n.  d.  2.  att 

Seebund.     I,  88*. 
Höfer,  A.,   Hannikelsche    Baa- 

berbande.    UI,  103. 

—  Edm.,  M.  Lindemann,  C. 
Passarge,  0.  Büdiger,  J. 
Wedde,  Küstenfahrten  a.  d. 
Nord-  u.  Ostsee;  illustr.  y.  G. 
Schönleber,  H.  Baisch, 
J.  Brandt,  J.  Gehrdts,  F. 
Lindner.     U,  150«. 

Höfler,  C.  y.,    Monum.  hispan. 

UI,  218. 
Höhlbaum,    K.,    Barth.    Hoe- 

nekV     U,  177*0. 
Kölns   älteste  Handelspri- 

yilegien.     U,  110*. 

—  Üb.  Archiye.     U,  105«. 
Höijer,    Sver    hist    (Karl    X., 

XL,  U.)     III,  158  t 
Holder,    Sayigny  u.  Feuerbach. 

lU,  28. 
Briefe  yon  Hol  der  lin.  UI,  102**. 
Hölderlin  u.  Diotima  Wald- 

m  Uli  er.     lU,  102««. 
Hölscher,   U.,   Pädagogium  in 

Bützow.     m,  63.  88.  218. 
Höniger,   R,    Schwarzer   Tod. 

I,  35«.  56»;  II,  158*«. 
Hörnle,   Early  Muhamm.  Coina 

of  Bengals.     I,  54".  223». 

—  Coins  etc.  from  Khokhrakote. 
I,  55*« 

—  R.,  Beadings  from  the  Bharhnt 
Stüpa.     I,  45*0. 

—  —  Beadings  from  the  Arian 
Päli.     I,  45**. 

The  Prithiraja  Basau  of  Chand, 
transl.  by  Hörnle.     I,  55**. 

Hoeynck,  Kl.  Kaufbeuem.  U, 
104**. 

[Hoffbauer],  Paris  k  trayers 
les  äges.     U,  310**. 

Hoffheinz,  Th.,  Brücken  Kö- 
nigsbergs.    II,  174*. 

Hoff  mann.  Mein  Weg  nach 
JeruB.    lU,  102. 

11* 


in,260 


Tenwielmi«  der  beaprochenan  Pablikationen. 


Hoffmann,  C.  t.,  K.  b.  4.  Inf.- 
Beg.    m,  116. 

—  D.,  Juden  in  Prag.     I,  86*. 
Zur   Kritik    d.    Miacbna. 

I,  28» 

—  Frans,  Orakelweeen.  I,  145*^. 

Hof  mann,  Bemb.,  Barbara  von 
Hohenzollem.     II,  103'^ 

— >  J.  Ch.  K,  T.,  Zasammenfau. 
üntersachong  d.  NTi.  Schrif- 
ten.    I,  102*. 

Yorleanngen  üb.  d.  Mark.- 

ETang.     I,  102«. 

Hofmann-Wollenbof,  P.  ▼., 
14  Gedichte  (Wielanda).  HI, 
102. 

Hofmeister,  ürteilsscene  auf 
d.  Schilde  d.  Achül.     I.  69^. 

Hogan,  Fituimon.     III,  8. 

Hogaet,    CathMr.   de    Toumai. 

II,  810«. 
Hohenbühel,  Igels.    II,  138>«. 
Hohenhaasen,  v.,  Wilhelm  t. 

Schanmbnrg-Lippe.     III,  88. 

Hohenlohe  -  Knpferzell, 
Fürst  T.,  Herald.  Adler.  II, 
368*. 

—  —  Herald.  Kronen.    Ibid. 
Hohenlohe    -   Waldenbnrg- 

Kapferzell,  Herald.  Bang- 
kronen.    II,  57^.         • 

Hohenlohe  -  Waldenbnrg, 
K.,  Fürst  T.,  Bad.  Siegel.  II, 
87» 

Siegel  d.  Merislawa.     II, 

168«. 

E.  hohenberg.  Siegel.    II, 

98»*. 

Hohenlohisches     Wappen. 

II,  98»*. 

Hohenstein,  0.,  Heinrich  der 
Löwe.     II,  88«.  112*. 

Holbrook,  OntUnea  of  ü.  St. 
m,  198. 

Holder,  A.,  s.  Bttcherschats. 

Holder-Egger,  Chron.  princip. 
Saxoniae.     II,  144*. 

—  Folkw.  V.  St  Bertin.  Dt,  10. 
12». 

—  Genealogien.    II,  9. 

—  Notizen  t.  S.  Eparch  in  An- 
gool&me  u.  S.  Martiai  in  Li- 
moges.     U,  296*. 

—  Chronik  aus  Altzelle.  11,  51*. 
1261. 

Holländer,  A.,  Stralsbarg  im 
Schmalk.  Kr.     III,  6. 

Holle,  J. ,  Megara  im  myth. 
Zeitalter.    I,  63*. 

Hollenberg,  Textkritik  des  B. 
Josna.     I,  149*. 

Holle y,  (Porters  Ausfall  aas 
Fort  Erie.)     m,  203. 


Helling,  H.,  Expedit  d.  Haoia 
geg.  Ostfriesl.     II,  120*. 

Holm,  Nord.  Krigs-Histor.  IH, 
161. 

—  Stad.  zur  Gesch.  des  nord. 
Krieges.    IH,  171  t 

—  Zo  Risf  B  Lebenserinner.  III, 
172. 

Holmboc,  s.  Antar. 

Holmes,  Hugnenots  in  the 
Nipmnk  conntry.     HI,  198  f. 

Holroyd,  Bnsöm-i-Hind.  I, 
öl»*. 

Hol  scher,  L.  A.  Th.,  Diöz. 
Paderborn.     II,  122*. 

Holst,  ▼.  d.,  Verfass.  -  Gesch. 
der  Verein.  St    lU,  204* 

—  —  Übers.  ?on  Lalor  und 
Shoney.     Ibid. 

Holstein,  Drama  yom  Terlom. 

Sohn.     III,  66. 
[Holthof,  L.,  n.    H.    Grote- 

fend],  Frankfurt  a.  M.     H, 

99". 
Holtze,  F.  (jun.),  Berliner  Han- 

delsbesteuerung.  II,  165* 
Sellos  Lehnin.     II,  168^ 

Holtzendorff,     ▼.,       J.     K. 

Bluntschli.     IH,  28. 
Holtzhauer,    Zu  Hebr.  9,    18 

—  20.     I,  109«. 
Holtzmann,  H.,  Wir -Bericht 

der  Apostelgesch.     1,  106*. 

—  —  Bisposition  d.  4.  Eyang. 
I,  103*. 

—  —  Problem  d.  1.  Johannes- 
briefs.     I,  109*. 

Melchior  Hoffinann.     III, 

50. 

—  J.,  Ostfrie«.  Wappen.   III,  80. 
Holwerda,  Olymp.  Studien.    I, 

78'. 
Holz  er,  Matris.     I,  69*. 
Holzwarth,  Weltgesch.  1,134»; 

m,  213. 
H om  m e  1 ,  Lage  d.  Gartens  Eden. 

I,  21'. 

—  Patrie  origin.  des  S^mites.  I, 
22*. 

—  Semiten  u.  ihre  Bedeutung. 
H,  208«. 

Homolle,  Delos.     I,  94*. 

Ho  od,    Adyance  a.  retreat    III, 

189. 
Hopkins,  E.,  Mutual  Relations 

of  the  Four  Gastes.      1,  52*. 
Hoppe,    F.,    Namen    d.    Proy. 

Preufsen.     II,  174*. 

—  H.,  Jakobikirche  in  Magde- 
burg,   n,  115*. 

Hoppe-Seyler.    H,  96*. 
HorSiSka,    Beitrr.    zur  Kunst- 
geach.  Böhmens.    II,  862^ 


Hörn,   F.  W.,   litterat-Oeaeh. 

m,  173.. 
Hornberg,  Bruno,    n,  86*. 
Brief  des  Thomas  Homer.    HI, 

49. 
Horning,     Kirchengesch.     des 

Elsasses.    III,  118. 

Horowitz,     Agudath    Agadoth. 

I,  27*. 
Horrack,   P.  J.  de,    Spoliation 

of  tombs.    I,  9**. 
Horst,  L.,  Leriticus  17— 26  etc. 

I,  148**. 

H  o  r  t  i  s,  Bepreaentazioni  eceniehe 
in  Trieste.  II,  188*  n.  Naehtr. 

Hortus   deliciazum   ed.    Straub. 

II,  88*. 

Hosius,    (F.    W.    Bust)     III, 

74. 
Stanial.  Hosii  epistnlae  etc.  edd. 

F.  Hipler  n.  ZakrzewskL    n, 

384*. 
Hottenroth,  F.,  Trachten  etc.  I, 

187*. 
Houel,    Cheyal    normand.       II, 

288«. 
Hough,  The  1000  ialands.   III, 

193. 
Houghton,    Hist   of  the  polit 

part     lU,  199. 
Hoyelacque,    A.,     Debüts    de 

l'humanit«.     I,  141^ 

Howard,     Nez    Perc6    Joseph. 

m,  192». 
Howorth,    Chingiz   Klian.     II, 

223". 
HrnSiie,  Königinhol  Hds.  n.  d. 

Alexandreis.     II,  328*. 
Hrufika,  Gedenkbnch  y.  Pilsen. 

n,  830«». 
Huart,    Notice  dea  liyrea  torcs 

etc.    II,  210». 
—  La  po^tesse  Fadhl.  U,  219>* 
Hubad.    U,  132». 
Hube,  B.,  Prawo  polskiew  XIY 

w.    U,  337*. 
Urk.  Boleslava  f.  d.  Juden. 

II,  868». 
Hub  er,  A.,  Grenzen  zw.  DtschL 

u.  ItaUen.    H,  188*   880*. 
Grenzen    zw.  Baien   und 

Langob.    11,188*. 
Herkunft  d.   Mkgx&.  yoa 

österr.  U,  28*.  188»®. 
Zur  Geneal.   d.  Mkgfii.  y, 

Österr.    II,  184». 
Böhmen  und  d.  Wormser 

Konkordat.  II,  81».  78*.  828*. 
Beitrr.  z.  alt  GomOl  Östar* 

reiche.      II,   19*.  23*.   188'. 

286»*. 
— -  Böhm.  Beich  unter  BolesL  IL 

II,  828*. 


YerzeidmiB  der  besprochenen  PablikationeD. 


in,26i 


Haber,  A.,  Mattb.  yon  Neuen- 
bürg,    n,  52*. 

—  £.,  KölniBchefl  Becht  in  d. 
labring.  Stidten.     U,  110*. 

—  K.,  Satsnng  d.  Pfenwert  in  d. 
Steierm.     11,  137^. 

Haber-Liebenan,  Th.  ▼„  Die 
trojan.  Ausgrabungen.   I,  65*. 

Ho  eher,  £.,  L'art  celtique.  II, 

377«. 
Hübner,    Gleichn.  y.  barmhens. 

Samar.    I,  lOd/i*» 
Hüffer,     Ächtheit    d.    Schenk. 

Karb  y.  774.     II,  16*«. 

—  A.  y.  Droate-Hfilah.  HI,  219. 

Httltenbeck,    Zur    Alisofirage. 

II,  3»«.  106".  124«. 
Hülase,    Urk.  y.  V    L.  Frauen. 

II,  113*. 

—  (Magdeb.  Drucke.)    HI,  72. 

Huemer,  J.,  Klau.  Stadien  im 

MA.     II,  198» 
HühnengrSber     bei     Giefaen. 

U,  96«. 
Hüaing,  A.,  H.  Ida.     II,  124*. 

Hug,  A.,  Stadien  aua  d.  griech. 
Altertum.     I,  76».  89«. 

Huggie,  F.,  Oeach.  yon  Neuen- 
bürg a.  Rh.     II,  89^ 

Hughes,  W.  6.,  Peuples  orient 
connus  des  anc.  Ghinois.  I, 
47  M. 

Huitfeldt,  Kodex  d.  XVI.  Jh. 
m,  167. 

—  Nordlander,     in,  168. 
Hultsch,    Fr.,    Grundmalae   d. 

griech.  Tempel.     I,  79*. 

Bestimmg.   d.  att  FuTses. 

I,  79«. 
Mafse    des    Heraion.      I, 

79». 
Humboldt,  A.  t.,  (Brief),    m, 

49  f. 
Hunfalyy,  Le  peuple  roumain. 

n,  849«  f. 

—  Buman.  Declaration  cet  II, 
350« 

—  A  sz^kely  K6rdeshea.  II, 
350». 

—  D.  Ungarn  od.  Magyaren.  II, 
850'. 

—  Name  yon  Siebenbürgen.  II, 
853». 

Hunnewell,  Bibliogr.  of  Char- 
lest  a.  Bunkershill.    III,  182. 

Hunter,  W. W.,  Indian Empire. 

I,  38*. 
India.     I,  38«. 

—  —  Imperial  Oazetteer  of  In- 
dia.    I,  37». 

Huntingford,  The  Apokalypse. 
I,  109*". 


Hunainger,    D.    reiche   Mann. 

I,  103/4*0. 
H  u  n  z  i  k  e  r ,  Schweia.  Volksschule. 

lU,  129.  131. 
Huriatay,  Origine  de  St  Fran9. 

Xav.     lU,  134». 
Hurrousachi,  Eud.  de,  Docu- 

mente  priyitore    la   Ist    Bo- 

manilor.     II,  357*. 
Fragmte.  z.  Gesch.  d.  Ru- 
mänen.    II,  358*. 
Hurst,  Elisabeth  Christine.  HI, 

41. 
Hurt  er,     Nomendator     literar. 

III,  217. 
Hutchinson,  Ciy.  a.  const  bist 

of  N.  York.     UI,  194. 
Huth,  A.,  Buckles  Leben.    III, 

219. 
Hyde  Glarke,   Hill  regions  in 

India.     lU,  225. 
—  s.  auch  Wilkes. 


J. 

J.,  Freufs.  Ortsnamen,     n,  174». 
Jacab,  A.,  Freiheitskampf.   III, 

126. 
Jacob  le  biblioph.,  Mad.  de  Kxfi» 

dener.     III,  53. 
Jacobi,  H.,  Kal&9oka-Udayin.  I, 

49*. 

—  Melch.  Diepenbroik.   UI,  28». 

—  Heinr.,  Schneeberg.  II,  129*«. 

—  J.  L.,  Zur  Gesch.  d.  griech. 
Kirchenliedes.  I,  132»;  U, 
193*. 

Missionsthatigkeit  yor  der 

Beform.     II,  193*. 
Jacobs,  Bex.     II,  163«. 

—  E.,  Braunachw.  Batsurk.  II, 
118«. 

Chr.    Gottl.   Krataenstein. 

m,  74. 
Jacobson,  Beitr .  z.  Eyangelien- 

kritik.     I,  103'. 
Jacoby,  H.,   Klass.  Bildung  im 

MA.     II,  198». 
Jacolliot,  L.,  Olymp  brahman. 

I,  41». 
Sul  Gange  e  sul  Brama- 

putra.     III,  225. 

—  —  Golconda.    Ibid. 
Jacquot,  Hugues  M^tei.  11,286». 
Jadart,  H.,   Chancelier  Gerson. 

n,  277». 

—  Mar^h.  d'Asfeld.     III,  136. 
Jäger,   A.,  Gesch.  d.  landstind. 

Verfass.  Tyrols.    II,  74».  139». 

—  G.,  Gleichnis  y.  unger.  Haus- 
halter    I,  103/4><^. 

Handwörterbuch  der  Zoo- 
logie etc.    I,  140». 


Jager,  G.,  1.  Tim.  3,  14—28. 

I,  108". 

—  0.,  Neueste  Zeit     lU,  25. 
I,  134*. 

Jahnke,  Pommerania.     HI,  66. 

Jihns,  M.,  Handbuch  d.  Gesch. 

d.  Kriegswesens.     I,  139». 
Jaff6,  Ph.,   Begesta  Pontificum 

ed.  S.  Löwenfeld,  F.  Kal- 

tenbrunner,    P.     Ewald. 

n,  186».  366». 
Jahresber.  der  Bhein.  Geaellsch. 

II,  107». 

Jaksch,  A.  y.,  Kaiaerurkk.  aus 
Arezzo  und  Noyara.   U,  365«. 

Uned.  Diplome.     II,  12*. 

20».  236». 

Jfikdt     n,  220». 

J&nakl  N&th,  Hindustan  ki 
Tawirikh.     I,  39**. 

Janicke,  K.,  Weistümer.  111,76. 

Janicki,  s.  Akta. 

Janin,  Bourg  et Belley.  111,138. 

Janko,  y.,   Erste  Aufflnd.  Ame- 
rikas.    UI,  192». 
Laudon  in  Gedicht  u.  Lied. 

III,  220. 
Janquera,  s.  Menasseh. 
Jansen,  A.,  Becklinghausen.  II, 

123*. 

—  C.  D.,  (J.  G.  Bist).     UI,  56. 

—  Harry,  Estnische  Sagen.  U, 
178». 

Wanderungen  des  J  a  n  8  e  n  i  B  m  u  B. 

UI,  217. 
Janssen,    Gesch.  des  deutschen 

Volkes,  n,  61«.  159«;  JU,  67. 
Jarochowski,     Feldzug    Karls 

XU.  1704.     U,  345*. 

—  Nowe  opowiadania.    II,  347**. 

—  Belagerung  yon  Posen.  U,  348*. 
Jarret,  s.  SujütL 

Jarrin,  La  Bresse  et  le  Bugey. 

II,  297«. 
J  a  r  r  o  w ,  Study  of  mort  custom. 

UI,  192*. 
Jarry,  L.,  Guill.  de  Lorris.    II, 

273«. 
Jarz,  K.,  Trinakia,  Scheria  etc. 

I,  69». 
Jastrow,  J-,  Weltgesch.  in  ihren 

neuest  Darstellungen.  I,  134». 

(Blutrache).     U,  79«. 

Ibrahim  el  Jäzi^i,  Aal  el-lu|at 

ea-simijja.     U,  208». 
Ihn    el    Baitlr,     Traitö    des 

simples,    ed.   Lee  lere     II, 

221«. 
Ibn    Hajar  ed.    Abd-ul-Hai 

U,  211*. 
DiyandesIbnMatrüh.  11,219». 
Ibn  Sina,  Tis   rasfiXl  etc.     U, 

221«. 


111,262 


Yerzeiclmis  der  besprocheoen  Pnblikationtn. 


Ibrahim-  ben  -  Jakobs    Bericht, 

übers.  T.  G.  Haag.    U,  28". 
Ibrahim   el   Jäzigi,    s.    Ja- 

ai^L 
Iddekinge,    H.   y. ,   Friesland. 

n,  120». 
La  mission   de  Joanne   d'Arc. 

n,  278». 
Jebb,  Delos.    I,  94^ 
Jedlicska,  Niklas  Palfy.    m, 

122. 
Jeep,  Lücken  in  d.   Ckronik  d. 

Malalas.     U,  203^. 
Jeitteles,  Aagsborger  Jadeneid. 

I,  26";  n,  79«. 

Jelfil- eddin    Mizzä,    Kamel 

Khosravän.     I,  60«. 
Jellinek,    D.   jüd.    Stamm    in 

nicht -jüd.  Sprichwörtern.     I, 

26»». 

—  JKontres  ha-Mekonen.    I,  35», 
Tgl.  I,  34". 

—  Kontre«  ha^Mafteach.    I,  27«. 

Jenkins,  Handbook  of  Brit  a. 
Amer.  Uterat    m,  201. 

—  War  betw.  Mex.  a.  the  U.  St. 
III,  205. 

Jensen -Michelsen,    Beg.    z. 

holstein.  Kirchen-Gesch.     II, 

163»-«. 
Jentsch,  Fände  t.  Gaben.    II, 

160«.  161«-*. 

—  Funde  y.  Strega.    II,  160«. 

—  Schädel  y.  Gaben  u.  Laasitzer 
Altertümer,    n,  160«.  161*-». 

Jerasalem,  W.,  Chronol.  An- 
gabe b.  Thucyd.     I,  85/6». 

J  e  s  8  e  n ,  K.,  Nea  entdecktes  Werk 

d.  h.  Hildegard.     I,  198»». 
-*  —  Deatschlds.   erste  Natar- 

forscherin.     Ibid. 
J^sas-Boaddha.     I,  44«. 
Jews  of  York.     I,  34»«. 
Jezioraiiski,   A.,    Pami^tnikL 

n,  846»». 
Iffland  a.  Schröder  an  Weidig. 

UI,  220. 
Jinodaya  Sari,    Hansraj  Wat- 

sar&jano  B^.    I,  49»<>. 
'  J  i  r  e  $  e  k ,  C,  Beitrr.  z.  ant.  Geogr. 

etc.  y.  Balgarien.     II,  206». 

—  J.  a.  H.,    Cod.   jor.  Bohem. 
U,  331«. 

Sbirka  zHzeni  zemsk^'ch. 

n,  331». 
Ilarianu,    Tesaora    de    mona- 

mente  istor.    II,  356^. 
Ilgen,    Wüh.   IV.    u.  Wüh.   y. 

Oranien.     III,  99. 

—  Th.,   (Zar  Gesch.  Hessens  im 
12.  u.  13.  Jh.)     n,  128». 

Illhardt,  Titas  a.  d.  jüd.  Tempel. 
I,  29». 


Iloyaiski,  Nationalit^  d.  Basses, 

d.  Balgares  et  d.  Hans.     II, 

6*. 
Imbaalt- Haart,    Becaeil    de 

docaments.     II,  223»«. 
Imbriani,  Y.,  Dante  a  Padoya. 

n,  243». 

—  Canzone  pietrose  di  Dante.  II, 
244». 

Imelmann,    s.    Mahaffy   and 

Newton. 
Imhofs  hess.  Chronik.    II,  126. 

Imhoof-Blamner ,  Eaböische 
Silberwährung.     I,  96*. 

Inama- Stern  egg,  K.  Th.  y., 
Anfänge  d.  dtsch.  Bürgertams. 
n,  21«. 

Indian  bist,  tables.     IH,  223. 

Ingold,  Bez.     II,  278^. 

Spital  yon  Ingolstadt  II,  103*. 

Inspection  made  by   Sheridan  a. 

Sherman.     III,  210. 
Beichsfreih.   Dodo   y.   Inn-  und 

Knyph aasen,     in,  60.  80. 
Una  Inscripcion  hebraica.     I, 

30»». 
Instruct.   to   Indian  agents.     III, 

192. 
Interocean  canal  a.  Monroe.    III, 

210. 
Inyentaires   d.   Archiyes  d^pari: 

(Nord,  Sarthe,  Mearthe-et-Mo- 

selle).     U,  269». 

—  —  communales  (la  Bass^e, 
Bouen).     U,  269«. 

—  —  höpitali^res  (Lyon).  U, 
269». 

Joachim,    E.,    Fliegend.  Blatt 

über  1683.     lU,  91. 
(Sachs.  Armee  am  Kahlen- 

berge.)     HI,  17/8. 
Jobb^-Duyal,     Beyendication 

des  menbles.     n,  281^. 

Joel,  D.,  Aberglaube  u.  d.  Stel- 
lung d.  Jadentums.     I,  25'». 

Jörgensen,  Sleswigeren,  P.  K.. 
Koch.     III,  174. 

—  A.  D.,  Aeldste  Kjöbenhayn. 
II,  324». 

G.  Zoega.     lU,  174. 

Jösefczyk,  Wspomnienia.  II, 
346». 

Jogendra  Chandra  Gosh, 
Gor  Joint  Family  Organisa- 
tion.    I,  52». 

Johansson,  Noraskog.  III,  164. 

Johnson,  Gener.  Thomas.  III, 
209. 

—  Hist  of  Am.  polit    UI,  199. 

—  A.,  (u.  Whittier),  W.  L. 
Garrison.     III,  206. 

—  Torktown  camp.     IH,  197. 

—  Chr.  Febiger.    Ibid. 


Johnson,  H.   P.,    Obserrat   of 
judge  Jones.    III,  186. 

Johnston,   Cecil   country.     IXI, 
211. 

—  (New  Market)    III,  209». 

Joinyille,  Hist  de  Saint  Louis. 

n,  272*. 
Jolibois,   £.,   Liberty  d'Albi 

n,  300«. 
Statue   de  Lombeim.     II, 

313». 
Tr6sor  de  Kotre-Bame-de- 

Forgues-d'AlbL    Ibid. 
Chäteau  de  Thorüs.  Ibid. 

Statuette  de   S.   Fran^ois. 

Ibid. 
Jolliff  u.  Watson,  JoUüF  £i- 

miL    m,  212. 
Joly,   D.  Mensch  yor  d.  Zeit  d. 

Metalle.    I,  142«. 

Jones,  Span,  exped.  to  Miaaouri. 

UI,  194. 
"  JT.,  Ch.  C,   (Indianerhandel). 

ni,  191. 

Oration.  of  the  oonfed.  mo- 

num.  in  Augusta  Georg.  III, 
208. 

L  TattnaU.     m,  207. 

Selbstbiogr.    Fewa.      III, 

187. 

—  J.,  Heman.  d.  Soto.    IH,  192. 

—  J.  W.,  Army  of  North.     UI, 
208. 

—  —  (South  hist   soc.  papers). 
lU,  208. 

Verrat  d.  Plane  Stantons 

Ibid. 

—  W.,  The  Moallakat    U,  219» 
Jong,  de,  s.  Ad-Dhahabi. 

Jonquiire ,    de    la,     Hist   de 

l'empire  ottom.     U,  216»«. 
JonteU,    Österbottens  tillstlnd. 

UI,  158. 
Joppi,  V.     U,  227  (unt).  253 

(unt). 
Statuti  di  Monfalcone.  U, 

251». 
Jordan,  G., Bagewina  Geata Frid. 

imp.  U,  34». 
-^  M.,  (Leipziger  Eunatakademie). 

UI,  94. 

Joseph,    P.,    Frankl    Münzen. 

UI,  99. 
Joseph  IL    u.   Kathar.  U.     UI, 

221. 
Jouault,  G.    Washington.     UL 

194. 

—  A.  Lincoln.    Ibid. 
Joubert,  A.,  Forme  du  sei  aux 

Ponts-de-C6.     II,  278». 
Jourdain,    Gh.,   Marine   milit 
sous  Phü.  le  Bei.     II,  273» 


Veneiehnu  der  becprochentn  Pablikationen. 


111,263 


Joamal   d'nne   bonigeoise.      m, 

188. 
Jöflefcsyk,  II,  846" 
Ir  m  e  r ,  Türkenfeldzng  1 69d.  III, 

90. 

—  G.,  Bomfahrt  Heinr.s  VH. 
II,  49» 

Italieniflche  Heimat  sttddentacher 
Waldenser.    III,  217^». 

Oeheime  italieniBche  PolitilL. 
DI,  27. 

Ittamejer,  Anguatme  SteUung 
cet     I,  126^ 

Hftmdaber  ed.  Itskowski.  I, 
28*. 

JnbilinmBBchrift  d.  jftd.  Al- 
ter-Venorgungaanstalt  1,35^. 

Joden  in  Hombarg.     I,  36*. 

Ja  gier,  Hanebatts.     III,  75. 

Jnillard,   L.,   Les   ParsiB.     I, 

58«. 
Jandt,    Dramat    Aniftihr.     III, 

113. 
Jnng,  Napol.  et  b.  temps.     m, 

142. 

—  —  Roman.  LandBcbaften  d. 
r5m.  BeichB.     II,  182*. 

—  J.,  (Borg  d.  Lembit  Leole). 
n,  178». 

Jonghana,  AntonitenhaoB  zu 
BorBdorf.     II,  130«V 

Ja  n  gm  an  n,  B.,  DiBsertationeB 
Bei.  in  HiBt  ecdes    1, 124»-^. 

—  GleroenB  V.     II,  191«. 

Jnngwitz,  Kloster  Leaboa.   III, 

170/71. 
Antiqoit^B  danB  le  d4p.  de  Jara. 

II,  812*. 
Jarien  de    la  QraTÜre,  Le 

drame  MacMonien.     I,  92*. 

JaBte,  Th.,  Congr^s  nat  de  Bel- 

giqoe.     m,  214. 
JaBti,  C,  Philipp  H.    III,  220. 

J  a  y n  b  0 1 1 ,  Handleidning  yoor 
de  Btudie  yan  d.  lalam.  II, 
211«. 

—  MoBÜmBche  CatecbismoB.  II, 
217» 

Irea,  BanqaoB  joireB.     I,  82^ 


Kade,  0.     I,  137". 
Kämmlitz,  PaaloB.    I,  107^. 
Kärnthner,   Prälat  d.   17.  Jh. 

UI,  218. 
Kästner  b.  HaBselblatt. 
Kahl,    KirchengeBchichte.      m, 

62. 
Kahn,  Z.,    Liyre   de  Joaeph   le 

Z41atear.     I,  84». 


KahniB,  Gang  d.  chriatl.  Kirche. 

I,  98«. 

Kaiserarkk.  in  Abbildongen 
edd.  T.  Sybel  u.  Siekel  (2). 
U,  864*. 

—  in  WeBtfalen  ed.  B-Wilmana. 
n,  43*.  121». 

KaiBBor,  Führer  darch  Gmünd. 

II,  93». 

K  ai 8 Bn e r ,  Gesch.  WürttembergB. 

n,  93*>. 
Die  norddentBchen  Kalandsge- 

BeÜBchaften.     II,  157*. 

KalogeraB,  Theol.  Schriften  d. 

Eathym.  ZigabenoB.    II,  206». 
Kalaufiek,  Gesch.  d.  Kelches  in 

Torhusit  Zeit    H,  195*.  829*. 

Kalcher,  A.,  Wittelsbacher 
ürkk.  aoB  Landshat  U,  101  >^ 

Kalckatein,  L.,  Gesch.  d.  Hamb. 

Testamente.     EL,  143*. 
Kaiinka,  W.,  Sejm  cateroletni. 

U,  845» 
Kdli  PraBanna  De,    S.  Loois 

Gavagnari.     HI,  224. 
Kaikar,    Jahrb.    d.    älter,    dän. 

Sprache.     UI,  173». 

—  0.,  Ordbog.     U,  326«*. 
Kallenberg,    Bericht   über   d. 

Herodot-ForBchang.    I,  79*. 

—  Z.,  Quellenkritik  von  Diod. 
B.  XVI      1,  74». 

Kaiinka.     II,  343*. 

Kaloasek,  Gesch.  d.  Kelchs  i. 
d.  Torhusit  Zeit  II,  195'*. 
329*. 

Kaltenbranner,  Begesta  pontif. 
U,  366» 

K  a  m  a  n  n ,  Ans  Behairas  I.  Brief- 
wechsel,    m,  118». 

Kampen,  descriptiones  nobilissi- 
morum  apud  classicos  locorum. 
n,  304'». 

Kampf  dos  Chesapeak  a.  Shannon 

(Gedichi).     111,  188. 
Kanakis,  Dionys  d.  Areopagito. 

1,  124». 

Kane  Marray,  cath.  heroes  a  he- 

roines.     XU,  202. 
KanhaiyaLal,  Tarikh-i-Panjab. 

I,  65». 
K  a  n  i  t  z.     Untere    Donaa-Schiff- 

fahrt.     III,  215. 

Kante ck i,  Cl.     H,  336*-". 

Sumy  Neapolit    II,  344  f. 

Stanisl.   PoniatowskL     II, 

346*. 
Fr.  Max.    Ossolinski.     U, 

345». 

—  Maxim.,  Testament  Boleslawa 
Krzyw.    II,  840«. 

Kap -Herr,   t.,   Abendland.  Po- 


litik K.  Manaels.     II,   204». 

205*. 
Kapff,  S.  K.  Kapflf:     HE,  102*. 
Kapp,  F.,  Deatsch-amerik.  Wech- 

selbezieh.     III,  200». 

(Bachhandel.)    Ibid. 

J.  E.  BoUmann.  lU,  200*. 

Vorwort  za  Hugers  Verhör 

in  Olmtttz.     III,  200». 

F.  A.  Brockhaufl.    in,  94. 

Pressgesetzgebang.  III,  26. 

Kapp  er,  S.,  ügolino  a.  Bisch. 
Boger.     II,  244* 

Karabaoek,  Persische  Nadel- 
malerei   n,  222». 

Karasowski,  Chopin.   III,  220. 

Karym    a   din  Siheb,   Biazool 

Akhbar.     II,  216^. 
Karl  IV.,  Spisoy4.    II,  832«». 
Führer  darch  KarUrahe.    II, 

89». 
Karo,  0.,  £.  M.  Arndt    HI,  65. 
K&rolyi,  A.,  Fr&ter  Gydrgy  le- 

yelez^.     lU,  120. 
Gefangenn.    Joh.    Fried.'s. 

m,  90. 
Kar  8  eh.       Stift    Bellinghaasen. 

m,  85. 
Kashi  N&th,  Bh&rat  Varah-ki- 

Wikhiyat  etc.     I,  52«». 
Kasisky,  F.  W.,  Altertümer  im 

Neastettiner  and  Schlochaaer 

Kreise.     II,  148«°.  149». 
Katalog   d.  UniTers.-   u.  Landes- 
bibliothek   in   Strafsbnrg.    I, 

24*. 
Katterfeld.    Schmalkald.    Kr.- 

Gesch.  schreib.     lU,  89. 
Katz,  £.,    GrundrisB    d.    kanon. 

Strafrechts.     II,  69».  78». 
Kaa,   Erasraiana.     111,  220. 

K  a  u  f  m  an  n ,  A.,  Abtei  Bronnbach. 
UI,  107»    118». 

—  —  Pop.  Vortrage.  III.  Gar- 
tenbau im  Mittelalter.  II, 
73'. 

—  D.,  Chajjim  ihn  Musa.   I,  83*. 

—  G.,  DeuUche  Geschichte.  II, 
14».  378*  f. 

—  L.,  Albr.  Dürer.  U,  64«;  HI, 
220». 

Kaulen,  Fr.,  Kirchenlexicon.  I, 
99*. 

—  Einleitg.  ins  Alte  Teatam.  I, 
151». 

Kaatzsch,  Samaritaner.  1,152*. 

—  Siloahinschrift     I,  153«». 
Kaweraa,  Agrioola.     III,  4. 

—  Antinomist  Streit     UI,  90. 

—  Casp.  Güttel.    lU,  74. 
Kaye,   Ameen   of  Sindh.    m, 

226. 

—  Eastetn  captirity.    m,  225. 


in,264 


Ytneiclmii  der  besprochenen  Fublikationen. 


Kftye,  EUjah  Impey.    UI,  225. 

—  S.  Phü.  FnncU.     in,  223. 

—  Lord  Teignmoath.    Ibid. 

—  BentinckB  adminutrat    Ibid. 

—  Lord  EUenboroDgh.    Ibid. 

—  Dost  Mahommed  Klum.  Ibid. 

K  a  y  B  e  r ,  Pentateachfrage.  I, 
148». 

—  J.,  Beitrr.  s.  Gesch.  etc.  d. 
alteaten  Kirchenhymnen.  I, 
132«. 

Keane,   d.    i.   Hajj    Mohammed 

Amin,  w.  m.  ■. 
Keating  Grant  in  the  cost    III, 

209. 
H.  Keck,   (L.  Meyna)  Schlesw. 

Hobt  Haoakalender.  m,  68*. 

Keene,  Allahabad  etc.   111,226. 

—  How  are  they  to  liye.  m, 
224. 

—  Beyennes  ot  the  Moghul  Em- 
pire.    UI,  221. 

—  B.  auch  Beale. 

Keil,  Oratio.     III,  41. 

—  C.  F.,  Evang.  Johannia.  l, 
102*. 

Keim,    Bom   u.  d.  ChriBtentum. 

I,  110*. 
Kelchner,    BuchhändlermeBBen. 

III,  98. 

—  (H.  StephanoB  o.  d.  Frankf. 
MeBse.)    m,  98. 

—  Gedichte  ttber  d.  Frankfurt. 
MeaBe.    m,  14.  99. 

—  Boger  ABham.     III,  216. 

Kell,    Sebalt   Schwertzer.     III, 

90. 
Keller,  C.  ▼.,  Geneal.  d.  HanaeB 

Wettin.     n,  127». 

—  J.,  AugenantBtempel.    II,  94*. 

—  —  ^^'*  Altertomafimde.  I, 
96«. 

—  —  Böm.  Fände  in  Mainz.  II, 
94»-». 

—  L.,  H.  Alba  u.  d.  Wdrherstell. 
d.  kath.  Kirche.    III,  85». 

Gegenreform.    Ibid. 

Wiedertäufer.  IH,  6.  81  f. 

Wiederhatell.  d.  kath.  K. 

in  Münster.     HI,  217*. 
B.  WilmanB.     HI,  83«. 

—  0.,  Steinbock  d.  Gemse.  1, 138*. 

Kellner,  K.  A.  fi.,  b.  Bohr- 
bacher. 

KeltBch,  T.,  Aifiten.     II,  174«. 

Kemp,  van  der,  £en  paar  aan- 
teckninger.     II,  211»*. 

Kennedy,  Ely  Lectares  an  the 
reyiB.  Version  of  theK.  Testam. 
I,  101*. 

—  Besorrection  of  our  Lord.  I, 
104». 


Kerler,  D.,    WeÜsenborg   L  N. 
II,  50».  108»*. 

Kern,    E.,    'Hand    moTs    Hand 
wahren',    n,  80«. 

—  H.,  InBcriptions  cambodg.     I, 
47». 

Kerssenbroik,  Wiedertäufer  zn 
Münster.     IH,  5  f.  81. 

Kersten,    P.,   Arnold   v.  Wied. 

n,  109'. 
Kertbeny,  Bibliographie  d.  iing. 

Literatur.    II,  353». 

—  Theatergesch.  T.  Badapest  HE, 
126. 

Keryiler,  B.,  Chaires  ext^rieores 
en  Bretagne.     II,  806*. 

—  Gl.  G.  Bataalt    UI,  135*. 

Keshaba    Chandra    Sen     s. 

Sen. 
Kessel,   J.  H.,   u.  K.  Bhoen, 

Pfalz  zn  Aachen.  U,  16*.  109*. 

—  y.,  I.  Garde-Beg.     UI,  40. 

Kestner,  (Handelsbez.  m.  Portn- 
gal).     III,  46  f. 

—  Eberh.  Ferber.    Ibid. 

Kftrz  y nski,  W.,  Catal.  BibUoth. 

OsBolin.     U,  338». 
0  Indno^i  polsk.  w  Pros. 

U,  341«. 

Bez.     U,   175*. 

Khall  Stadtgesetze  y.  Eger.    U, 

68».  330». 
K  ie  f  f  e r,  J.,  Ekkeharti  lY  versna. 

U,  96'. 
Kiel,  F.,  Qao  temp.  Thneyd.  pri- 

orom  operiB  sni  partem  compos. 

I,  83*. 
WaifenstUlstsnd  d.  J.  423. 

I,  86** 
Kielhorn,  F.,  Search  ofSanskr. 

Mss.     I,  49«. 
Kiem,  Nie  y.  FJüe.    U,  195*. 

Kiene,  A.,  D.  Epen   d.  Homer. 

..  I,  67*. 

Kienle,  s.  Pothier. 

Kiepert,  H.,  Karte  y.  Beatschi. 

n,  24*. 

Karte  y.  Germanien.  U,  6*. 

Pegolottis    Itinerar.      U, 

213*. 
I,  794. 

Kinch,  Bibe  bys  Hist  lU,  174«. 
Kind,  Joh.  Jac  Steiner.    UI,  8. 

Kindler  y.  Knobloch,  Tamier 

z.  Strafsbarg.     U,  83*. 
Kind  seh  er.    F.,    Münchennien- 

barger  Urkk.     U,  117«. 

(Zerbflter)  Siegel.  U,  117». 

Kinglake,  Inyasion  of  the  Gri- 

mea.     Ui,  154  f. 
Kinkel,    G.,    Theaterspiele    in 

Dortmund.     123*. 


Kinkelin,     Fr.,     ürbewohner 

DeutBchlands.     U,  1». 
Kirche   und  Brückenbau  im  MA. 

U,  193*. 
Kirchenmusik  in   Franken.     U[, 

118. 
Kirchhof!^  Inschrr.auB Olympia. 

I,  70*. 

—  s.  auch  Xenophon. 

—  A.,  Assoc-YerhaltniMe.  UI, 
215. 

Anfinge  d.  Leipsig.  Meb- 

katalogs.    UI,  90. 

—  —  Kursachs.  PriyiL  gegen 
Nachdruck.     Ibid. 

—  —  Gewerbsbefugnisa  in  Leipa. 
UI,  90. 

Lokalyerein  in  Frankf.  UI, 

99*. 

—  Streitschrift  Sigism.  Feier- 
abend.    lU,  99*. 

"  —  Patriarch.   Prefkregiment. 

UI,  218. 
SSchs.  Weltumsec^er.    UI, 

90. 

—  u.  Brandenburg  I.,  Ist- 
Begim.  No.  20.     UI,  40. 

Kirchner,  C,  Leasing  n.  Chem- 
nitz. Lyoeum.     UI,  95. 

—  M.,  Lothringen     UI,  110. 

Kirke,  ^,  Garfield.     UI,  209. 
Kirn,  Führer  durchs  Kl.  Lorch. 

U,  92»*. 
Kirsch,  (Schillers  30}.  Kr.)  UI, 

7.  214. 
K  i  s,  AI.,  Pfairei  Obing.  II,  102»^. 

Kiss,  A.,   Mag.  reform,  zainatok 

y6gz4sei.     III,  120. 
Kisaory    Chand    Mitter,     s. 

Mitter. 
Kitchel,  H.  D.,  B.  Kitchel.   UI, 

212. 
Kittel,   PrShist.  Funde  in  Nd.- 

österreich.     U,  135*. 

—  B.,  Neuste  Wendung  d.  Penta* 
teuchfrage.     I,  149«* 

Klaiber,  Ziou.     I,  153*. 
Klamroth,    Arab.    Euklid.     II, 

221*. 
Klar,  A.,   Joseph  U.     lU,  220. 

Klatt,  Joh.,  WissenBch.  Jahres- 
bericht    I,  37». 

Klein,  Fortschritte  der  Urge- 
schichte.    I,  144»*. 

—  W.,  Botenburg  ob  d.  Tauber. 
U,  104*. 

Kl  ein  Schmidt,  Augsb.,  Nünbg. 
u.  ihre  Handelsfürsten.  II, 
61*    104»*. 

—  Jakob   L   y.  Baden.     U,  86«. 

—  Eug.  de  Beauhamais.  UI,  142. 
Kleinstäuber,    Gymnas.    poet 

UI,  117. 


Verzeichnis  der  be«proc-henen  Publikationra. 


m,265 


Kleifil,    Theodor,    d.    Gr.    II, 

236». 
K  le mm,  Conradiu  am  Tympnnon 

za  Weinsberg.     II,  93i». 

—  Farn. T. Degenfeld.   II, 98«*«». 

—  Fanmdaa.     II,  9a>*. 

—  Hans  d.  Glookengiefser.  II, 
92«'. 

—  Inschrift  in  Kftuelaan.  II, 
93". 

—  Kioater  Lorch.     II,  92^*. 

—  Wandgemälde  in  Sdiallutetten 
nnd  Stötten.     II,  93^'. 

—  Wappen  derer  t.  Teck,  y.  Berg 
etc.     n,  93«'. 

—  Dresd.  Schneiderinnong.  III, 
94. 

K I  e  w  i  t  z ,  ( A ÜB  Kirchenbüchern), 
ni,  13.  100. 

Klinge,!.,  (Beitrr.  z.  ertniachen 
Sagen).     H,  178». 

KlingBpor,  A.  y.,  Bali  Wappen- 
bach.    III,  50. 

—  Q.  Schlegel,  Uplaada  Her- 
regarder.     III,  164. 

Klöden,  G.  A.  V.,  Buddha.  I,  44*. 

Klopp,    0.,    Westeuropa.     III, 

213. 
Klosterkirche  Ton  Einsiedeln.  III, 

133. 
Klostermann,    Korrecturen  zu 

d.  bisher.  Erklürungen  d.  Bom. 

Briefs.    I,  108«. 
Klosterreformator  J.  Busch.     III, 

217". 
Klosterschole  zu  Heilbronn.    III, 

117. 
Kluckhohn-Benio,  Louise  of 

Prussia.     UI,  41. 
Kluczycki,  s.  Acta. 
Klttpfel,  Friedensunterh.  Würt- 
tembergs.    III,  101.  139  f. 

Kluge,  B.,  Neukloster.  II,  133. 

(Mitte). 
Klttfsmann,    Curarum    Tertull. 

p.  I  et  n.     1,  118». 
^lu tschak.    Als  Eskimo  unter 

Eskimos.     III,  183i». 
K  n  a  a  k  e ,  Luthers  Mutter.  III,  4. 

Knabe,  Torgauer  Yisitat-Ord- 
nung.     III,  88.  216. 

Knabenbauer,  Erklärung,  des 
Jesaias.     I,  151*. 

Kneucker,  Anfänge  des  röm. 
Christentums.     I,  107  f. 

Knighton,  W.,  New  Develop- 
ment of  the  Brahmo  Somaj. 
I,  51«. 

Belig.  Fairs   in  India     1, 

51". 

—  —  Hindu  Households.  I,  51*«. 

—  —  Sayage  Life  in  India.  1, 
53". 


Knobloch,  t.,  s.  Kindler. 
Knod.    G.,    Papsttum    und    die 

dtsche.  Landeskirche.  II,  22«. 
Knoke,  F.,  Hecklingen.  II,  117^ 
Knonau,  y.,  s.  Meyer. 
Knoodt,   F.,  A.  Günther.     III, 

217. 
Knothe,    H.,    Die  Berka  v.  d. 

Duba,     II,  130". 
Zur  Gesch.  d.  Juden  in  d. 

Oberlausitz.     II,  129^. 
Koch,  Früheste  Niederlassungen 

d.  Minoriten.     II,   74«.  155^. 

196". 

—  M.,  H.  P.  Sturz,     m,  56. 
Kögler,  Ullersdorf,  hrsg.  y.  W. 

Bösner.     III,  71«. 

Koehler,  Lehxb.  d.  bibl.  Gesch. 

A.  T.S.     I,  147«. 
Köhler,    C.   8.,    Thierleben    in 

Sprüchwörtem.     I,  138". 

—  G.,  Schi,  auf  d.  Marchfeld.  II, 
53«. 

—  U.,  Aus  d.  attischen  Seeurkk. 
I,  72«.  78».  89». 

Periegese    d.     Akropolis. 

I,  91«. 

( u.  Lolling),  Knppelgrab 

in  Menidi.     I,  64». 

Köhne,  y.,  Gesandtschaft  Poro- 
schins.     III,  214. 

Kömstedt ,  H.,  s.  Bohr- 
bacher. 

König,  Bez.     U,  182«. 

—  Fr.,  Herkunft  d.  Alb.  Mnssato. 
n,  52». 

—  J.,  Paulinerkloster  in  Bondorf, 
m,  108. 

Köpl,  Wallensteiniana.   III,  10«. 

Koppen,  Perioden  der  strengen 
Witterung  (4).     U,  378*. 

—  F.  y.,  Jugendzeit  des  Kaiser 
Wilhelm.     UI,  26. 

Körb  er,  (Beitrr.  zu  estnischen 

Sagen).     U,  178". 
Körner,  Tezel.    III,  4. 

—  F.,  Gesch.  d.  deutsch.  Volkes, 
n,  374«. 

—  G.,  Deutsch.  Element  in  d.  ver- 
ein. Staaten.     III,  200. 

Körte,   Dokimasie  d.   att.   Bei- 

tereL     I,  78». 
Köster,  K.,  Sachsen  unt  Hers. 

Magnus.    H,  29«.  112*.  152«. 
Köstiin,    Gesch.   d.   Musik.     I, 

137»«. 
~<  Josephine  Lang.     III,  103«». 
Koffmane,   G.,  De  Mario  Yic- 

torino.     I,  125«. 
Gnosis  nach  Tendenz  etc. 

I,  119  f. 
Otto  y.   Freising,  übers,   von  H. 

Kohl.     II,  33«. 


Otto  y.  St  Blasien,  übers,  y.  H. 

Kohl.     II,  35». 
Kohl  er,    Gh.,  Vie  latine  de  S. 

Geneyiiye.     II,  375«. 

—  n,  73". 

Ko  h n ,  Heber  Kutforrasak.  I,  30«. 

—  Land  Hagar.     I,  30«. 
Kolbe,    W.,  Heidn.  Altertiündr 

in  Obarhessen.    II,  127«. 
Nochmals    Skulpturen    zu 

Langenstein.     U,  127*. 
Kolberg,  Lobgedicht  auf  d.  h. 

Adelbert  I^  173«. 
Kolde,  Tezel.  UI,  4. 
-1  Brief  y.  Joh.  Stigel.     UI,  90. 

—  Friedr.  d.  W.     III,  87/88«. 

—  Zwick.  Propheten.    lU,  88. 

—  Wittenb.  Unruhen.   III,  3.  88. 
Koldewey,     Werthers    Urbild. 

UI,  76. 

—  Lebens-  und  Charakterbilder, 
m,  216. 

Kollmann,yolkstypen.  11,146«. 

—  Beitrr.  z.  Kraniologie.     Ibid. 
Histor.   Kommission    in   Mün- 
chen.   U,  369«-*. 

Komp,  A.,  Zacharias -Diplom  t. 

751.     U,  187  f. 
KoQcavice,     J.,     Schadowsdie 

Mundart     II,  174*. 
Koner,  s.  GuhL 
Dss  alte  Konstanz.     U,  90^. 
Kopallik,  Cyrül  y.  Alexandria. 

I,  123«. 
Kopfstein,   Asaphpsalmen.     I, 

150«. 
K  o  p  i  e  t  z ,  Franziskanerkloster  in 

Schweidnitz.     U,  169«. 
Kopp,  Griech.  Sacralaltertümur. 

I,  96«. 
Koppmann,  K.,  Hamburger  etc. 

Studenten    in    Bologna.       U, 

140«. 
Aus  d.  Archiy  d.  St  Eli- 

sab.-Hospit     U,  142»*. 

—  —  Hamb.    Testamente.      U, 
143« 

—  —    Liber    soldat    missorum 
contra  Turcas.     IL  143*. 

—  —  Wachsen  y.  Hamburg.    II, 
156«. 

—  —  Einnahme  yon  Kopenhagen. 
U,  156«.  323». 

—  Hamb.  Gerich tsyerfahren.    lly 
156». 

Zu  den  Dritteilsyersamui- 

lungen.     U,  385«. 

—  —  Riqnard    y.    Breest      11, 
386«. 

Klingelbeutel.     UI,  59. 

Anmerk.  zu  J.  Taylor.  Ibid. 

—  —  Zu  Melchior  Lorichs  Elb- 
karte.     UI,  60. 

s.  auch  Mantels. 


m,266 


Vmeiehnis  der  besprochenen  Poblikationen. 


Koran,  Tranal.  by  Bhai  Grish 
Chnnder  Sen.    n,  212>i. 

—  übers.  T«!!.!!!  Im  ann.  11,212*. 
Koran  Sharif,  Transl.  by  Gi- 

risb    Chandra    Sen.      11, 
212»«. 

—  s.  anch  Kann  a.  Qoran. 
Kornernp,  J.,  Esrom  Klosters 

Forbindelser.  U,  824«. 
Tidlige  Middelalders  Sten- 

hnggenkonst  H,  325*. 
Kornmttller,  Pflege  der  Masik 

im  Bened..Ord.    II,  196«. 

K  OT  y  t  k  o  w  B  k  i,  Pn^cy  itd.gnief- 

niensk.     U,  343". 
~  Friedr.  d.  Jagellone.  ü,  844>. 

—  Ersbischöfe  ▼.  Gnesen.  II, 
844S. 

—  Jan  UAL     II,  844io. 
—•  s.  de  Lasco. 

K  o  r  z  0  n ,  Wewnelnne  dmeje  Pols- 
ki    n,  842«. 

—  Rec.  II,  346". 

Kos  er,  Pr.  Aug.  Wilh.  a.  Ul- 
rike,   m,  20. 

—  Polit  Korresp.  Friedr.  d.  Gr. 
m,  19  f. 

—  Prenfs.  n.  Bafiland..  III,  24. 
K  o  si  n  B  k  i ,  Przewodn.  herald.  II, 

342*. 
Koskönen,  TatkimuB  cet     II, 

31Ö». 
Kossath  o.  d.  pragmat.  Sanction. 

III,  126. 

—  L.,  Emigration,    in,  126. 

Kostenko,  L.  Th.,  Torkestan. 
n,  218». 

Kotelmann,  L.,  Krit  Bemer- 
kungen zuBawitzki  *Lehre  Tom 
Kaiserschnitt.     I,  28^. 

Kotsebne,  W.  ▼.,  A.  t.  Kotze- 
bae.     m,  26. 

Kränzler,  J.,  Inkanabeln  in 
Aogsbnrg.    n,  102*. 

Krafft,  C,  Joach.  Neander.  HI, 
29. 

Kraft,  Briefe  LotherB.  m,  216. 

—  1.  Aasgabe  d.  aagsb.  Conf.  Ibid. 
K  r  a  h  m  e  r,  Vordringen  d.  Bossen. 

n,  223» 

Krajec,  J.     II,  137» 

K  r ak  an e  r ,  M.,  Spinozismos.  III, 
216. 

Krall,  Demot  a.  assyr.  Kon- 
trakte.    I,  8».  20'.  22*. 

—  Stadien  zar  Gesch.  d.  alt 
Ägyptens.    I,  6*. 

Krama»,  Olmtttz.     H,  330». 
Krarnp,  Fr.    U,  323*. 
Kraus,  F.  X.,   Horae  Metenses. 

n,  84*. 
Kunst  u.    Ali   in  Elsafs- 

Lothriagen.     U,  88*. 


Kraus,  F.  X.,  Bealeneydop.  d. 

chrisü.  Altert    I,  129*. 

L.  Spach.    III,  112. 

Bez.     II,  872*-* 

Leben    ▼.    Christ  Jacob  Kraus. 

III,  48. 
Krause,  Ed.,  Mefskatalog.   HI, 

218. 

Reiseverkehr.    III,  214. 

^-  K.  E.  H.,  Herren  ▼.  Sanger- 

hauBon.     II,  117*. 

—  ^  Lied  auf  d.  Dithmarschen- 
schl.     II,  145*. 

Zu  d.  Seeörtem.   II,  386^ 

Leichenfeier  d.  Generals  ▼. 

Kalcheim.    III,  66. 
(Zeit  der  Bilder  Domanns). 

m,  61. 

(Winter  des  17.  Jh.)  Ibid. 

Bez.     II,  112*.  120». 

Kraushaar,  A.,  Olbracht  liiaaki. 

U,  344'«. 
Krebs,  Job.,   Jesu  Maria.     III, 

16.  217. 
(Schlesien  und  d.  Schi.  a. 

weissen  Berge).   III,  69.  126. 
Kreitzner,  Sz^chenyi  B.  Keleti 

utazasa.    IH,  226. 

—  —  Im  fernen  Osten.     Ibid. 

Krem  er,  A.  ▼.,  Gedichte  des 
Labyd.     II,  219«. 

Krefs,  G.  t..  Gründlach,  n, 
103». 

Kretschmer,  A.,  n.  C.  Bohr- 
bach, Trachten  der  Volker. 
I,  137* 

KVichenbauer,  A.,  Theogonie 
u.  Astronomie.  I,  42*.  69«. 
136«. 

—  Tiere  in  der  Astronomie.  I, 
136». 

Krieg,  Monotheism.  der  Offen- 
barung.    I,  136*<'. 

Kriegern,  ▼.,  Kunstgesch.  Wan- 
derung.    III,  93 

Kriegführung  im  Mittelalter.  II, 
372«. 

Kriegk.     I,  134«. 

Krikel,  Preufs.- Deutsch.  Zoll- 
tarif,    m,  27. 

Krishnaiyar,  A.  K.,  General 
Sketch  of  Ind.  Eist    I,  39  ^ 

Krishna  Singh,  Mysore.  III, 
227*. 

Kriste'nsen,  £.  F.,  Aerentyr 
fra  Jylland.     III,  173. 

Krochmal,  A.,  Peruschim.  I, 
27". 

Krone,  Von  Ceylon  nach  Bom- 
bay.   UI,  225. 

Krön  er,  D.  Talmud  u.  d.  Far- 
ben.    I,  28*.  . 

Krones,  F.  B.  y.  Marchland, 


Gnmdr.  d.  dstr.  Oeseh.     n, 

131». 
Kropatschek,       KüÜLetalbun. 

m,  220. 
Krüger,  Enripides.    I,  87*. 

—  Langsrillen  an  Meeklenburg. 
Kirchen.    D,  167*. 

—  Bugenhagen.    III,  661  78. 
Krug,  Umenfeld  ▼.  Jessen.    II, 

160*. 
Krammacher,   Wiehern.     III, 
28. 

—  Kirchliche  NotstSnde  der 
Deutschen  in  Amerika.  HI, 
201. 

KrQmmel,L.,  Beligiond.  Arier. 

I,  41». 
Krusch.    n,  10. 

(~  Fredegar).    II,  369  (ob). 
Ksipga  ziemi  czerski^,  ed  Th. 
Lubomirski     II,  837*. 

Ksiegi  podskarbinakie  itd.,   ed 

Pawinski.    II,  836«. 
K  üb  ata,  L.,  Sakice  histarycsBe. 

II,  847». 

Kubicki,  K.,  De  Phaeacia  cum 
Alcib.  testulamm  oontentione. 

I,  86'. 

Knbiita,    Lehre  d.   Miag.  Hos. 

II,  196».  829». 

Chr.  K  u  Chi  meist  er  s  Nfiwe  Ca- 
sus S.  Galli,  ed.  G.  Meyer 
T.  Knonaa.    II,  41*.  181«. 

Kübel,  B.,   Apokalypt  Stadien. 

I,  109'. 
Bibelkunde.    I,  102* 

—  A.,  ßeat^ia  x.  aXktiyo^la.  I, 
102». 

Kühne,  E,  Mehringen.  11,117*; 

m,  13  f. 
Kühnel,  P.,  Slay.  Ortsnamea  in 

Mecklenb.    II,  152». 

Koenen,  A.,  Bijdr.  t  de  cri- 
tiek  Tan  Pentateach  etc.  I, 
148». 

Kugler,  s.  Stillfried-AI- 
cantara. 

K  u  h  n ,  A.,  Kunstweberei  d.  Alten. 

I,  188». 

Kujot,  BischSfl.  Güter  in  Pom- 
mern.    II,  847*. 

The  Kumbhupatias.    I,  60*. 

Kunik,  Georg,  t.  Amastris.  n, 
204*. 

Kunstdenkmaler  d.  Proy.  Sachsen. 

II,  126». 

Kun  tzemü  Her,  Stadt  u.  Festang 

Spandau,    m,  12  f. 
K  unz,  A.,  Steinamanger.  111,126. 

—  C,  Monete  ined.  eee  di  zeeoe 
itaL     II,  260». 

Kuran,  ed.  Ahmad  Kh&n  SAfi 
n,  212» 


Veneichnu  der  besproehmien  PablikatioDen. 


111,267 


Karan-i-Sharii    H,  812*. 
Knrin-i-Shanf^  tranil.  by  Bafi'- 

nd-din    and  Abd-al-K&- 

dir.     n,  212". 
K  arth,  La  loi  de  Beaamont   II, 

68*.    281«. 
K  n  rt  z ,  J.  H.,  Lehrb.  d.  Kircben- 

geaduchte.     II,  186^. 
Katschbach,   Sophie  Solatzeff. 

m,  27. 
Kayper,  a.  fienne-am  Rhyn. 


L. 


Labalte  ■.  Moreau. 

Labid,  ed.  Ghalidi.   II,  219^ 

La  fiorderie,  Le  Galloia.     II, 

291«. 
G^ogr.    de    rArmoriqne: 

Diablintes  etc.     II,  305^. 

Tgl.  De  la  Borderie. 

Laeaze,  L.,  Becherchea  aar Paa. 

II,  298^ 
Lacina,  Geschlecht  Wnchowec 

n,  328». 
Lacoste,  de,  Pontes  arabea.  II, 

8191. 
Lacroiz,  I,  lSe^°. 

—  B^e  deLoaüXVL  III,  137. 

—  s.  auch  Babatauz. 
Laconr,  s.  Benard. 

Bnefe  Lafayettea.     UI,  187. 
Laffitte,  lUvoI.  fran^.  111,188. 
Lafon,    Abb6,     Ballea    rel.    an 

monaat.    S.  •  Antonin  -  en  -  Bon. 

n,  299» 
Lagarde,    P.    de,    Namen   dea 

Peigenbaama     U,  215*'. 
L aghi 8,  Chronik  ed.  Gott a.  U, 

182*. 
Lagnean,  Ethnogr.  de  la  p^nina. 

ibMqae.     I,  145^^ 
Lagumina,    B.,    II    falao    cod. 

arabo-aic     U,  237^^ 

—  lacriaioni  aepolcr.  arabi.     II, 
222«. 

Lagona,  (Biachofawahlen).     II, 

343»o. 
Laie,    G.,    Mem.    del    titolo    di 

Faaciola  ecc     I,  128^°. 
Lajadie,  Gh.  de,  Proc^  contre 

lea  cadaTrea.     II,  78*. 
LakatoB,    Arad   törtenete.     II, 

301»». 
Ganpat  Lakahaman,  Promoting 

of  Dornest  Reform.  I,  52*^ 
Lallie,  J.  J.  Goollin.  111,220. 
Lalor,    J.,   a.   P.  Shoney,    s. 

T.  d.  Holat 
La  Mantia,  Cod.  di  leggi  rom. 

n,  234^. 

—  Idbri   raii   del    a.    XY.     II, 
267«. 


Lamartine,  de,  Giiardina.  m, 
138  f. 

—  M6m.  inid.     III,  142. 
Lamb,  Martha  J.,    Eist  of  the 

city  of  N.-York.     III,  194. 
Lambert,  £.,  Gimetiöres  jnives 
de  Mets.    I,  36^ 

—  —   Inscript   de   Straaabourg. 
I,  36". 

LambroB,  P.,  Münxe  ▼.  Hypata. 

I,  94^ 

Lameysa,  Jean  de,    Testament. 

II,  299*. 

Lamothe,  de,   Chea  les  Fran^ 
en  Am6riq.     HI,  193. 

Lampera,    Pragmat.    Geach.    d. 

30j.  Kr.     III,  7. 
L  am  p  e  r  t ,     Bttrgerm.    Toppler. 

n,  104". 
Lamphere,  Unit  States  Goyem- 

ment     III,  199. 
Lamprecht,  K.,  Dom  za  Köln. 

n,  111*. 
Bilderschmuck     d.     Cod. 

Egb.     U,  96». 
Entatehang  d  Willebriefe. 

n,  53«.  75*.  367«. 
KlSaterliche  Beformbeweg. 

II,  74«.  83*. 

LamproB,    P.,    Münze  Michaels 
Vm.     n,  202«. 

—  —  Kdvavos  Aaaxapis   xai 
BaaiL  Bajdr^ijQ,  II,  206  f. 

Lancia    di    Brolo,     Stör.    d. 
Chiesa  in  Sicilia.     I,  120«. 

Landau,  A.,  Hep  Hep.    I,  31*. 
Landauer,  S.,  Hebräische, arab. 

etc.    Hds.    in    Straiaburg.     I, 

24«.  209". 
Landenberger  ,      Slaviacher 

Bibeldruck.     HI,  101. 
Lander  er,  M.  A.,  J.  Gh.  Baur. 

III,  29. 
'Landesyerraterei'    des    ostpreula. 

Adels  1813.     III,  48. 
Landsberger,  Jos.,  Urk.-Begg. 

z.  Gesch.  d.  Juden  in  Frankr. 

I,  33>*. 
z.  Gesch.  d.  Juden  in  Bran- 

denb.     I,  36". 
Lang,    K.  H.  B.  y.,   Memoiren. 

in,  116,  220. 
Lange,    A.,    Wüste  Dorfatatten. 

III,  74. 

—  J.  P.,  GrundriCs  d.  Bibelkunde. 
I,  102». 

—  K.,  Athene  Promachoa  d.  Phid. 
I,  91«. 

Langemann- Er  lenkamp,Frh. 

y.,    Mecklenb.    JSgerbataillon. 

in,  63. 
L  an  g  e  n,  J.,  Geach.  d.  röm.  Kirche. 

I,  98«. 


Langhan a,  E.,  Handb.  d.  bibl. 

Gesch.  u.  Litter.    I,  147^ 
Langheinrich,     1.    Tim.     1, 

11—14.    I,  108". 
Lan gl oi  a ,  y.,  (Kampfe  um  Ingol- 

atadt),  III,  115^ 
Lanier,  Florida.     III,  211. 
L&nczy,    J.,    A     Faluközöaaeg 

eredete.    1,  52i<'. 
Lantaret,  P.,  a.  Gillea. 

Lanzone,    Dizion.   di    mitolog. 

egiz.     I,  10". 
LaPlague-Barria,  F., B. Du- 

bord,   £.   Gabi4,    Paya  de 

Gogotoia.     U,  298^ 

La  Bocheterie,   Marie  Antoi- 

nette.     III,  188. 
Laraen,  Fra  Aaret  1814.     III, 

166. 
Laaaulz,  A.  y.,  a.  Sartorina. 

Laachitzer,  Yerordn.  Über  Bib- 

lioth.  etc.     m,  218. 
LaBCo,  de,  Lib.  beneficiorum  oet 

ed.  J.  Lnkowaki,  adomayit 

J.  Korytkowaki.    0,171*. 

337«. 
Laiek,    Caataloyic    a/d.    Adlur. 

II,  330». 
Laateyrie,  A.  de,  L'^pitaphede 

Maachalz.     H,  306/7  *'. 

—  B.  de,  Bez.  II,  306^ 
Latendorf,  Gebrauche  u.  Aber- 
glauben.   II,  157*. 

—  K.  Uom.     m,  26. 

—  Lieblingalehrer  Fritz  Reuters, 
m,  63. 

—  Beuter  u.  Hom.    Ibid. 

—  (Zu  Jacob  Gerachow).  III,  68. 

Latte 8,  M.,   Kuoyo   aaggio.    I, 
27>». 

Una  memoria  storica.  1,30*. 

I,  32«  u.  Nachtr.  UI,  228. 

Latte ux,   yitrauz   du  Nord    de 

la  France.     II,  307*. 
Lander,  Jaq.  Marquette.  III,  193. 

—  LadMe.    UI,  192/3. 

—  Liguest     UI,  193. 

Laugel,  Gust,  Ad.  et  Bichelieu. 

UI,  11.  159. 
LaugUs,  Papiers.     U,  210^ 
Laurent,  s.  Maridal. 

Lauriann,     A.   Treb.,     u.    N. 

Balceseu,  Magazinn istoricn. 

U,  356^ 
Lanrie,    Winea    of  thc   Bible. 

I,  154*. 
Lauri&re,  de,  Moaaique  tum.  de 

r^ygque  Framauld.     U,  308*. 

Ezenrsion  k  Besan^n.   U, 

312*. 

—  —    Soc.    fr^.    d*arch4ol.    en 
Fraachfr-Comt&    II,  312*. 


ra,268 


Verxeichiku  der  besprochenen  Poblikationeii. 


Manoanx  de  Lausanne,  U,  182'. 
L  a  u  t  h,  J.,  Pyramidenteztc.  I,  2  ^. 

Phdnixperiode.    I,  6^. 

:&oles  de  Lantrec.    U,  299". 
L  a  u  z  a  n ,    Dachesse    d'Aiguillon. 

m,  220. 
Lautenay,  de,  L'abb^  Maudouz. 

in,  136. 
Laayereins,  de,    (de  Boosen- 

daele)    gaaette   de  Maröschal. 

XU,  135. 
Laa2il,    Scblofs  Eacerow.     II, 

332». 
LarallSe  et  Zoch,  HiBt;.d.Fran- 

^ais.     UI,  144. 
Laveix,    A.,    S^nechauss^    de 

Ventadonr.    11,^  296'. 
Layergne,  A.,  Epitaphe  d'Au- 

terive.     II,  298*.  313*. 
£gl.  de  Fromentas;  projet 

d'excanion    en    Ger ;     inscr. 

Gasconne;    les  plas  anciennes 

inscr.  d'Aach;  mon.  6pigT.  de 

S.   Orens   d'Auch.     II,    313*. 
Lawlefs.     U,  224». 
Lawrence,  H.,  The  Seikhs  and 

their  Gountry.     I,  ÖO*. 

Milit  defence.    III,  223. 

Makrotta  history.  111,226. 

—  —  Oude.    Ibid. 
Kashmir.    HI,  226. 

—  —  Pnnjab.     Ibid. 

L  a  z  a  r  d  e  ,  deutsch.  Gelehrten- 
leben.    lU,  219. 

Leader,  J.  D.,  Mary  Queen  of 
Scots.     m,  148. 

Lebensbilder  schwäbischer  Dich- 
ter,    in,  102. 

Lebeuf,  (Diablintes).    n,  306*. 

Le  Blant,  Edm.,  Hist  de  Tart 
ehret.     I,  130*. 

—  —  Lampes  ^gyptiennee.  I, 
131». 

Le  Bon,  L'homme  et  la  soci^t^. 

I,  141». 
Lebreton,  Gh.,  TAyranchin  pend. 

la   gnerre    de    cent  ans.     U, 

287«. 
Le  Breton,  G.,   Pierres   tumul. 

de  nie-Dieu.     II,  310»^ 

Lecaron,  Origines  de  la  mn- 
nicip.  Parisienne.      II,    289». 

—  Le  pr^yot  d.  marchands  et  les 
^chevins  sur  les  m^tiers.  n, 
289«. 

Lecesne,  Origine  du  pagus.    n, 

30Ö». 
Lecler,    Inscr.   limonsines.     n, 

306". 
Ledere,  s.  Ibn  el  Baitfir. 

Lecocq,  Congr^gai  relig.  m, 
137. 

—  Prise  de  U  BaatUIe.    in,  138. 


Lecoy  de  la  Marche,  S.  Mar- 
tin de  Tours.     I,  121*. 

L  e  d  e  r  e  r,  Ph.,  Lehrb.  zum  Selbst- 
unterricht im  babyl.  Talmud. 
I,  27". 

Ledain,  B.,  Autel  portatif  de 
Moutiers.     n,  312^ 

Ledien,  A.,  L'oeayre  de  Pra- 
rond.     n,  284». 

denx  yillages  de  Santerre. 

n,  284«. 

Ledrain,  Monuments  6g.  de  la 
Bibl.  nat     I,  11*. 

—  Hist  d'Israel.     I,  17« 

Ledyinka,    Gymn.  in  Dentsch- 

Brod.     U,  330«. 
(Le  Duc,    Plac.,     St-Groix    de 

QuimperU).     n,  29 1«. 
Lee,    Beminisc    of    K.    Burritt 

m,  204. 
Lee-Warner,  W.,  Persecution 

on  the  West  Ghats.    I,  69». 

Lefanu,  Musalman  Legend  of 
Krishnagiri.    I,  69*;  II,  218«. 

Le  Faure,  Dictionn.  militaire. 
I,  139*. 

Lef^bure,  £.,  Puits  de  Derr 
el  bahari.     I,  3*. 

Book  of  Hades.     I,  9»*. 

Lef&byre,  F.  A.,  Notre-Dame- 
des-Prös  k  Neuyille  sous  Mon- 
treuil-sur-Mer.     II,  286«. 

Lef&yre,  l'homme.     in,  213. 

Lefflad,  Begesten  d.  Bisch,   y. 

Eichstedt     H,  104«. 
Lefmann,   S.,    Gesch.    d.    alten 

Indiens.     I,  38». 
Le  Fort,  Gh.,  Bändnis  y.  1350 

für  Waadt     U.  182«. 
Lefroy,  Bermudas,     in,  193»*. 
Le  Galiais,  Hist  de  laSayoye. 

n,  230»». 
(Le  Gallois,  D.,  Gonan  M^ria- 

dec).     U,  291«. 
Legre  11  e,    A.,    Louis    XTV.    et 

Strasb.     III,  17.  110. 
Lehec,  G6n^.  d.  Bourbons.  ni, 

213. 
Le  H^richer,  E.,  Mots  de  £an- 

taisie   et  rapports  du  Roland 

ay.  la  Norm,     n,  271». 
Lehmann,   Babbi  Joselman  aas 

Bosheim.     I,  36*. 

—  M.,  Preufsen  u.  d.  kath. 
Kirche,    in,  35  f. 

L  e  hn  e  r ,    y.,    Marienyerehrung. 

I,  127«. 
Lehns-  u.  Besitzurkk.  Schlesiens. 

11,69»«;  168». 
Lehotzki,   Beregyarmegye  Mo- 

nographiaja.     II,  362». 
Lehr,    Handfeste   de   Fribonrg. 

n,  182*. 


Lehr,    J.,    Porst -Verh.    WiSrt- 

temb.s    m,  103. 
Lehrs,    M.,   Dürers   Stod.  nach 

d.  Antike,     n,  64«. 
Leimbach,  s.  F.  Schulte. 
Z.     d.     Leipzig.     Konstsamml. 

ni,  194. 
Leist,    Fr.,    Frankens    Yorseit 

n,  103*. 
Leithäuser,    De  ephororum 

ooUegio.     I,  75*. 

Leitner,  G.  W.,  L'ethnographie 
de  Dardistao.     I,  56». 

Glassical  AUusiona  to  the 

Dards.    I,  56«. 

Leland,  Yoice  Fr.  S.  Caro- 
lina,    m,  211. 

Lemaire,  E.,  s.  Bonchot 

Le  Mar ch and,  Camp,  dans  TAf- 

ghanistan.     in,  224. 
Lemcke,  Stettiner  Strafsennamen. 

n,  168*. 

—  (Pädagogium  an  Stettin).  III, 
66. 

—  Schwab.  Farn.  i.  N.  Sachsen, 
ni,  103. 

—  Württumberger  in  Hessen, 
in,  101. 

Le  Men,  R.  F.,  (Ste.  Groix  de 
QuimperU).     n,  291*. 

Le  Men6e,  J.  M.,  Catalogne  da 
musto  arch^l.     II,  303». 

Le  Mesurier,    Relig.  Ceremo- 

nies    obseryed   by    the    Kan- 

dyans.     I,  ö9*. 
Le  Mon  nier,  Jeunefse  de  Fran^ 

d'Ass.     n,  196»«. 
Leu  orm  ant,  F.,  Ararst  and  Eden. 

I,  21*.  161»«. 

£tudes  accadiennes.  1, 13« 

La  Grande-Gröce.   I,  96*. 

Hist  ancienne  de  Ithieat 

I,  4»,  143». 

Monnaies  igjpi.     I,  9*. 

Lentz,  Commentar  zu  Bemosth. 

Epitaphios.     I,  90». 
Lenz,  A ,  Porzellan-Mannfactar. 

ni,  96. 

—  M.,  Briefwechsel  d.  Landgr. 
Phüipp.     in,  90»«. 

Leo,  Venantias  Port     II,  108*; 

374«.  375»  u.  Nachtr. 
Leonetti,    Replik    geg.   L*£pi- 

nois.     II,  191*. 
Leonhardi,  Leipzig  1769.   m, 

94. 
Leony,  L.,  Conyendone  dei  beni 

eedes  ecc.     n,  259*. 

—  —  Procefso  di  una  strega. 
Ibid. 

Decreti  del  com.  di  TodL 

I,  32»;  n,  259«. 
Coronaiione  dei  poeti.  Ibid. 


Yenaiehm«  der  besprochenen  Publikationen. 


in,269 


Lionion,  le  Dnc,  Conresp.  de 
Stael-Holatein.     III,  162. 

Lepage,  H.,  Inrent  d.  archive« 
de  MeorUie  -  et  -  Moselle.  II, 
269». 

—  —  Tranaformations  de  Nancy, 
n,  286« 

Le  Page  Bononf,  P.,  Wrong 
▼aloes  aaeigned  to  hierogl. 
groapft.     1,  11'^. 

Inacr.   of   queen    Hotaao. 

I,  9«i. 

—  —  Yorleagn.  üb.  Urspr.  etc.  d. 
aeg.  Belig.    I,  10»«. 

L'Ep^e,    H.,  Fouilles  de  Mont- 

b^liard.    U,  304«. 
L'^pinoia,   Alexandre  VI.     II, 

266»;  III,  178  f. 

—  Dnplik  geg.  Leonetti.  11,191». 

Lepreox  ,    J.,     inyentaire     de 

Notre  -  Dame   en  Dooai.     II, 

283*;  307». 
S^neatr.  de   DoaaL     II, 

283*. 
LepaiuB,    Wiedereroflh.   zweier 

aeg.  Pyramiden.     I,  2». 

—  Kacbricht  y.  d.  Herauagabe 
d.  Totenbuchea.     I,  10».  11»*. 

Lemiftre,   P.  L.,  Etade  aur  loa 

Celtea.     II,  304«. 
Leronz,  A.     II,  48». 

Leroy-Beaalien,  Boaaie.  TTT, 
214. 

Le  Boy  de  St.  Croix,  lY  Car- 
din, de  Bohan.     III,  110. 

Leacare,  de,  M6m.indd.  111,137. 

M4m.  aur  1.  aaaembl.  par- 

lam.     Ibid. 

Leaer,  Zar  Oeach.  d.  Kational- 
okon.    III,  215. 

Leake,  P.     I,  84*. 

Leaker,  B.,  Mecklenb.'a  Ver- 
gangenheit   III,  62. 

Leaaepa,    F.    de,    Alg^rie    et 

Toniaie.     II,  224*. 
Leaaing   auf  d.   Füratenachole. 

m,  96». 
Leaaing,  J.,  FrfihchriatL  Weih- 

raachfiaaer.     I,  180^. 

Lethbridge,  Boper,  Short  Ma- 
nnal  of  the  Hiat  of  India. 
I,  89». 

Letronne,  A.  J.,  Oeayrea  choi- 
aiea,  ed.  Fagnan.     I,  6'. 

(Letter  of  C.  S.  Yenable).    lU, 

189. 
—-  to   Prof.   M.    Müller    on    the 

Sacred    Booka   of   China.     I, 

48". 
Letter  to,  Lord  Bipon.    III,  224. 

Letteron,    La   Corae   dana   la 


correap.    de    S.    Grigoire    le 

Grand.    U,  302*. 
Letteron,    Franchiaea    de    St. 

Florent     II,  302*. 
Leva,  de,  atoria  di  Carlo  Y.  III, 

176/6. 
Lieber,    Ifiacell.    mitinga    ed. 

Gilman.     IIL  188. 

Leatz,  L  ,   E.  Stück  Konat  ana 

Ettlingen.     lU,  109. 
Leyaaaeur,    Ethnogr.    de    la 

Fnnce.     n,  303*. 
L6 Y d  q u e ,    Concile    de    Nimea. 

I,  124*. 
Leyi,  G.,  II  tomo  I  dei  regeati 

yatic.     n,  12»    187^ 

—  J.,    Legende  d'Alexandre.    I, 
28»». 

Beminiac.  of  Leyi  C  off  in.  HL, 

188. 
L^yy,   H.,   Mort  martyr   k  Gol- 

mar.     I,  8S»». 
Lewicki,    A.,    Obrazek   a  naj- 

dawniejazych    dziejöw     Prze- 

my^la.     II,  347»« 
Lewin,    J.    H.,    Baddhiam.    in 

Aaaam.     I,  46*. 

—  Koblenzer    Memorbach.      I, 
36». 

—  Familie   yon  Ärzten.    I,  36*. 

—  Trierer  Memorbuch.    I,  36»^ 

Lewia,  E.  K,  Congregat  chorch 
in  Haddam.     HI,  202. 

—  T.  H.,  Tel-el-yehoudeh.  I,  5». 
Lexicon    Hamburg.  Schriftateller. 

III,  62»». 
Leydhecker,     Heaaiache     Ar- 

tiUerie.     lU,  66. 
Leyrer,     (Artikel    in    Herzoga 

Beal-Encycl.).     I,  163»^. 

Libri   antiquiaaimi  ciyit.    Cracoy. 

edid.     Piekoainaki     et 

SzujakL     II,  334*. 
Lichtwark,  A.,  Ind.  Auaatellg. 

zu  Berlin.     I,  63». 
Lie    Jonaa,    Ole   Bulla   Breye. 

III,  168. 
Liebenan,  Th.  y.,  (Archidiako- 

nale  y.  JKonatanz).     II,  88'. 

—  —  Grafen  y.  Toggenburg  im 
Sempacherkriege.     II,  181*. 

Bektorat   y.  Wallia.      II, 

182». 

Luzem.  H,  184*;  UI,  138. 

-^  —  Luzema  Silberachatz.  III, 

133. 
Lieb  er  mann,  a.  Pauli. 
Lieblein,  Datierte  igypi  Texte. 

1,7». 

—  Concordancea  entre  Fann^  ya- 
gue  etc.    Ibid. 

Lieboldt,  Juriadikt  L  Schauen- 
burg.  Hof.     m,  59. 


Liebreeht,  F.     II,  73»». 
Lienard,    F.,    Archtol.    de   la 
Meuae.    I.  Verdun.    II,  310'. 
Lightfoot,  Euaebioa.     I,  119*. 

Likowaki,     Dzieje    ko^ota 

unicldego.     II,  345». 
— ,  a.  auch  Decretalea. 

Lina 8,  Ch.  de,   Expoaitiona  r6- 
troapectiyea.     II,  308». 

—  —    (Beliquairea    de   Brühl), 
n,  308«. 

Lind,    Denkmm.    in    Nied.-Öat 
n,  136  med. 

Linde,  Epiatol.  reformat   ITT,  5. 

—  A.  y.  d.,  D.  erate  Jahrtauaend 
d.  SchachUtteratur.    U,  872». 

Quellenatud.  z.   Geach.  d. 

Schachapiela.    U,  222».  372*. 

Lindenaohmitt ,       Altertümer 

unaerer    heidn.   Yorzeit      II, 

2». 
Lindner,  Th. ,  Dietr.  y.  Niem. 

U,  53».  68».  123». 
Heinr.  lY.    n,  27»;  HI, 

229. 

Johann  y.  GorUtz.  11,128». 

Johann  IL,    Biachof  yon 

Meifaen.     Ibid. 

Lindt,  K.,  Beitrr.  z.  Geach.  d. 

dtach.  Kriegaweaena.    ü,  40». 

45».  74».  109». 
Linke,  Böhm.-Kamnitz.II,330»». 

Linn  u.  Egle,  Pennayly.  in  the 

war.    III,  195. 
Lionne,  H.  de,  Sea  ambaaaadea. 

m,  135. 
Lipp,  Ayarengrabfeld.    II,  350». 
Lipperheide,  F.     I,  136  f. 

Lippert,   Goldmünze  y.   Würz- 
burg.    U,  104'. 

—  Leibeigenachaft     II,  73». 

—  J.,  Beligionen  d.  europ.  Knl- 
turyolker.     I,  136». 

Seelencult.     I,  153»». 

Lipaiua,    Conat,     O.    Semper. 
III,  69. 

—  H.  ,    D.    Archonten    und    d' 
Areopag.     I,  77»». 

—  —  Zum  böot   Kalender.     I, 
78». 

Chronologie  d.  Hellanikoa. 

I,  73'. 

—  B.  A.,  Zum  Martyr.  Polykarpa. 
I,  111*. 

—  Zur  Edeaaen.   Abgaraage.     I, 
120». 

Li  ach,  Mefagewänder.    11,  157». 

—  Steinzeitaltertümer.    U,  150'. 

—  Funde  bei  Barnekow.  II,  149*. 

Liaicki,  Wielopolaki.    H,  846». 
^  J.  A.  Helcel.    n,  346*. 


m,270 


Vdrzeichnu  der  betprochenen  Pablikationeii. 


L  i  8  k  e,  Prof.  Bobnynskiego  dneje 

Polaki.     n,  843^ 
List,  F.,  Aus  der  Kanzlei  der 

Päpste.     II,  188". 
Idata  de  la  expoaicion  Americ.  III, 

182. 
Liale,   P.  de,    Tamnlns    de  la 

Boche  k  Donges.     II,  304". 
L  i  1 1  a ,  Famiglie  celebri  ital.    U, 

230'. 
Littr^,    Henry    de  Mondeyille. 

n,  273/4". 

Liyi,  6.,  Mercanü  di  aeta.    II, 

246'. 
Lj  n  n  g  b  er g ,  Vesterla  Stifts  Her- 

daminne.     III,   164. 

Locher,  Herren  ?.  Neaneck.  n, 

93»». 
Lodge,    Engl.    Colon,   in  Amer. 

m,  193. 

—  Orat.  before  the  dty  Council 
of  Boston.     Ibid. 

—  Mem.  of  Caleb  Strong.    Ibid. 

Loeb,  H.,  BeTUC  bibliographi- 
qae.     I,  23. 

—  J.,  Controyerse  de  1240.  I, 
34*. 

—  —  Date  de  Texpolsion  d. 
JoÜB.    I,  33^ 

Die  Daggatnn,   übers,   y. 

Bernfeld.     I,  29»>. 
StatatB    des  juifa  d'Avig- 

non.     I,  33»». 
Babbi  Joselman.     I,  35^ 

Lobe,  J.,    Altenbarg.     II,  130'. 
LSffelhoia-Kolberg,  T.,  (Pa- 
trizierhochzeit).    III,  118. 

Löffler,  Festung  Ulm.  II,  92^. 
-—  Entdeckgosch.  Australiens,  in, 
214. 

—  £.,  Bidrag  til  Bedommelse  of 
Danebrog-Sagnets  bist  Yerd. 
U,  177»;  II,  322«. 

—  J.  B.,  Tamdrop  Kirke.  n, 
824'. 

—  —  Kirchen  za  Altenkirchen 
cet.  Übers,  t.  0.  t.  Bösen, 
n,  168». 

LS  her,  F.  ?.,  BoTsI.  Werden  a. 

Wollen.     UI,  214. 
Mainzer  Archiyalien.    in, 

97. 

L.  Spach.    m,  112. 

Vatikan.  Archiv.  U,  188»«. 

Vatikan.  Begesten.  II,  49^ 

Lorsch,  H.,  Plan  eines  Urk.-B. 

f.  Aachen  a.  Bartscheid.     II, 

107«. 
,    B.    Schröder   and    A. 

Beifferscheidt,     Urkand. 

BOT  Gesch.  d.  dtsch.  Bechta. 

II,  70». 


LSschhorn,  Oesch. Magdeburgs. 

n,  113«. 
Lowe,  F.,  Estnische  Sagen,    n, 

178». 
Lßwenberg,  K.  G.  Brahns.  m, 

68. 
Ldwenfeld,  S.,  Docamm.  qaae- 

dom  hiatorica.     II,  26 6^ 

—  —  Lettre  in^d.  d'Alcain.  n, 
12». 

Urk.  Stephans  VL  H,  12». 

Papstorkk.   in  Paria.     II, 

186». 

Chronologie  einiger  Briefe 

Paschais  IL     II,  188*. 

Lowner»  H.,  Herolde  in  d.  Ho- 
mer. Gesangen.     I,  68». 

Lohe,  G.,  Kapitolat  t.  Mailand. 
n,  240«. 

Lohmeyer,  Bergbau  im  Ober- 
harz,    n,  116». 

—  K.,  Gesch.  V.  Ost-  u.  West- 
preuTsen.     II,  152«.  174». 

—  Th.,  Etymol.  dtscher.  Fluls- 
namen.     II,  2».  152« 

Loiselenr,     Nouv.    controYerse 

sur  la  St  Barth^l.    UI,  135. 

Loi s 0 n ,  S.,  Scholastique.  1, 128*. 

Loka  N&th  Ghosh,  Ind.  Chiefs. 

III,  225. 
Lolling,  8.  Köhler. 
Long,   Prot  mission  to  Bengal. 

m,  226. 

—  Banks  of  the  Bhagirat    Ibid. 

—  Portug.  in  K.  India.  IH,  222. 

—  Eastem  proyerbs  etc.  II, 
218«. 

—  Families  of  Calcntta.  UI, 
225. 

Longnon,    A.,    (Yicus  Helena). 

n,  305«. 
Bez.  II,  269«.  270'.  283». 

Longp^rier,  A.  de,  Monuments 

arch.  de  la  Chaldto.     I,  18». 
Portrait  de  Pythie  delph. 

I,  96«. 
Epitaphe  d'un  roi  deGre- 

nade.     II,  222»». 
Monnaie   de  Jean  n.   de 

Campo  fregoso.    II,  258». 
Loof,  L.,  Prozefs  d.  Ktesiphon. 

I,  90«. 
Loofs,  Fr.,   Chronol.  d.  Briefe 

Bonifaz'.     n,  18". 
Loose,  Inyent  e.  Spezereihasd- 

lung.     m,  215. 

—  (Tagebuch  d.  Hier.  Kreas). 
m,  llö«. 

Lorenzen,     M.,     Mandevilles' 

Beise.     II,  326». 
Lorenzi,  Ph.  de.  Geiler  t.  Kai- 

sersberg.    II,  64«. 
Lorot,  Y.,  FStM  d'Osiris.  I,  6»». 


Lorgean,  iDscriptioii  cambodg. 
I,  46»«. 

—  s.  auch  Snfasit 
Lorimer,    G.  C,   Israa  Old  a 

New.     I,  44»» 
Lorkiewicz,  Bunt  Gdanski  w 
roku  1525.  n,344»»;  111,47. 

Loserth,    Choden   zn    Pfiraam- 
berg.    II,  330«». 

—  Deutsche  Ansiedlgn.  im  iidrdL 
Böhm,     n,  330»^ 

—  Einige    Punkte    der    älteres 
Gesch.  Böhmens.     II,  328*. 

—  GeisÜ.  Schriften  Pet  t.  Zittau, 
n,  51».  328». 

—  Herrschaft  der  Langobardoi. 
n,  7».  327»«.  380». 

(Nationalität  Karls  IV).  II, 

51'. 

—  T3mfang  des  böhm.  Beichs  unt 
BolisL  U.     n,  23*.  328«. 

Los  sing,  Harpers  cydop.  of  U. 
St  bist.     III,  198. 

—  Eminent  Americ     Ibid. 
Lossius,  0.  T.,  Uexkfill.  LEI, 51. 

Loth,   Tabaiis  Korancommentar. 
n,  212>». 

—  J.,  Bez.     n,  304». 
Louandre,  Ch.,  (Hist.  financi^ 

de  la  France),     n,  282«. 

Loyejoy,  s.  Martyrdom. 
Lowe,  Memorbook  of  Nüxnberg. 

I,  35». 
Loyd,    F.  L.,   H.  W.  Beecher. 

m,  202. 
Labbock,  J.,  Lois  scientil  du 

d^yeloppement     I,  141». 
Lubomirski,  Th.,  a.  Kaipga. 

Lucay,de,  Secr^taizea d'tet  m, 

134. 
Luce,   S.,   Catalogae    du  tr^r 

des   chartea  relat  aoz  Jui£L 

I,  34«. 
Chanoeliera  aooa  Charles  V. 

n,  274«. 
Joanne  d'Are  et  loa  ordiea 

mendianta.    U,  277*. 
et  Paul  Meyer,  L'entre- 

vae    d'Ardres     (1396).      II, 

275». 

Bez.    n,  278* 

Luchaire,  A.,  SuoceaB.d.  grands 

ofüc  dans  1.  diplomes  de  Louis 

VL  et  VIL     n,  271*. 
Conseillers  intimes  de  Phil 

I  et  Louis  VI  et  VIL    Ibid. 
Noms  propres  basqnes.  II, 

298». 

Textes  gaacons.    n,  298«. 

Luciani,  T.    U,  227.  228. 
Lucius,    Easeniamua    u.   Judaa- 

tom.    I,  104». 


VerMiehniB  der  beiproehenen  PabH1nti<meD. 


ra,27i 


Luco,  (FoaillM  laites  i  Carnac). 
n,  804» 

—  Lm  paroiBaea  (de  Yaonee).  n, 
291» 

La  cot,  Proceaaion  k  Ghilona.  n, 

286'. 
Lacy-Foaaarien,  P. de,  Belig. 

chea  lea  peaplea  de  nee  jamie. 

I,  48« 
Lftbben,  A.,   1.  Niederdeutsche 

Handachr.,    2.    ftber    nieder- 

deatache  Familiennamen.   HI, 

83. 
Paradiea  d.  Klaoanera  Joh. 

n,  119« 
Lübbert,  Amnestia  a.  408.    I, 

87* 
Lud  er  a,  C.  F.,  (J.  Taylors  Beiae 

1616).     UI,  78  f. 

—  C.  W.,  K.  Koppmann,  F. 
Voigt,  Nathansen,  Kaak, 
Pranger  o.  Halseiaen,  Scba- 
back  AbhandL  Tom  ricbterl. 
Amt     m,  59* 

Lftderasen,  Befreiung  d.  Ghrund- 
beaitzes.     III,  79. 

Lülsdorf,  G.  T.,  Edle  t.  Lfila- 

dort    n,  ICüB". 
Lütolf,  Beruh,  t.  Menthone,  II, 

19Ö». 
Lufft,  Feldzag  am  Mittelrhein. 

III,  34. 

Lukas,  E.,  Elbert  Buchdrucker- 
kunst    III,  84. 

—  G.,  HSusl.  Leben  d.  Athener. 
I,  87« 

—  St,  Boabi6r  podlugoaa.  krön, 
n,  841*. 

U,  386«. 

Lukaazewiez,  Stadt  Poaen.  n, 

171». 
Lukowski,    Beschreibung    des 

Archiya    y.    Tixemeazno.     II, 

345«. 

—  über  benef.  archid.  Gnea- 
nenaia.     II,  171». 

-~  Jan  Laaki.     n,  344» 

—  a.  auch  de  Lasco. 
Auagrabungen  in  Lunette  d'Ar^on. 

U,  82»-*. 

Luquiens,  The  Ayesta  and  the 
Stormmyth.     I,  60^». 

Luschin  ▼.  Ebengreuth,  An- 
sichten d.  Habsburg.  II,  183«. 

—  Sammig.  d.  gfl.  Ehrenthalschen 
Schlosses  Lustthal.    II,  338». 

Lushington,  F.,  Sepulchr.  inscr. 

of  Panehsi.    I,  9»». 
Paal  Lutfullah,  TheWahhfibu. 

I,  67»;  II,  224». 
Luxardo,  F.,   Saggio  di  storia 

eociea.  genoy.     II,  232». 
Luzaato,    Ja.,    Gatalogo    degli 


acritti  di  8.  B.  Luzaato.    I, 

25». 
Lyall,  C.  J. ,  Translations  firom 

the  Hamaseh.     II,  219'. 
Lyra,  Kirchspiel  Gehrden.    lU, 

92. 
Lysias,    edd.    Banchenstein 

n.  Fuhr.     I,  86". 


M. 

M.,  Durchgang  d.  laraeL  durch 
d.  rote  Meer.    I,  152». 

M.,  K,  Yenezia  e  le  sue  lotte. 
n,  228^ 

Macauliffe,  Bise  of  Amritsar. 
1,  60». 

—  Sikh  Beligion  under  Bandm. 

I,  60*. 

Mae  Gabe,  (Blartyrerpräsident). 

ni,  209". 
Mac  Goll,  Are  reforms  possible 

und.  Mussulm.  rule.  11,211^». 
MacGord,  Ganad.hist  111,193. 
Mac  Grindle,  J.  W.,Anc  India 

as  describ.  by  KtSnas.  I,  40«. 
Mac  Gurdy,   J.   Fr.,  Aryo-se- 

mitic  speech.      I,    142^»;  II, 

207». 
Aryan  and  Semet  Langua- 

ges.    Ibid. 
Mac  Donald,  Cid  Goppshillbu- 

rial  ground.     III,  211. 
Macdonald,    K.   S.    Yedie  Be* 

ligion.     I,  41  ^ 
Mac  Farland,  Marriagerecorda. 

ffl,  186»«. 
Macfarlane,  Brit  India.    HI, 

223. 
Macgeorge,  Flags.     I,  140^ 
Machemehl,  Essener Schfitzen- 

Gomp.    III,  80. 
Maciet,  J.,  Templieraet  hospit 

k  Chfiteau-Thierry.  II,  285». 
Mac  K e e n ,  Ph.  u.  Phebe,  Abbot 

Acad.  AndoT.     III,  202». 
Mackennas,    Yicuna,     Gatalog. 

de  la  bibliot    Amer.   Breche 

m,  181. 
Macnaghten's     Principles    of 

Moham.  Law.  ed.  P.  C.  Sen. 

n,  218". 
Mac  Pherson,  (Statistik   1878 

—81).     III,  199. 
Maes,  Gh.  Nerinkx.    III,  202  f. 
(Magdeb.  Wandmalereien.)  HI,  14. 
Magd e Unat,  Foröt  d'Herranx. 

II,  294*. 

Magen,   (N4rac).    II,   298». 

—  et  Tholin.     U,  365». 
Maggiolo,  Inatmit  prim.    III, 

134. 


Magistrati   della   citti  di  Vi- 

cenza.     II,  229^. 
Magistris,    A.  de,     Docnmm. 

Anagniani.     II,  266». 
Magy,  God.  diplom.  hungar.    II, 

362*. 
Magyar,  Protest4ns  egyhiz-tört^ 

nelmi.     III,  120«. 
Magyarosi,  Azilahi  eyang.  ref. 

anyaszentegyhia  tdrtönete.  m, 

120  f. 
Mahaffy,  Ursprung  d.  Homer. 

Gedichte  Übers,  t.  J.  Imel- 

mann.    I,  68. 

Mahipatrim  Bupr&m  Nil- 
kanth,  Sadhar^aangh.  I, 
66*«. 

Wanar&j  GhAwado.  I,    57  *. 

MajchroTicz,  E.,  De  auctori- 
Ute  libeUi  Plut  ne^i  'H^o8. 

HOXOIjd'.  I,   80^. 

Mai  er,  G.,  Brief  d.  P.  Zacha- 

riaa.     U,  14^ 
Brinner.  an  J.  Fr.  Maier.    III, 

102. 
Maignien,  E., Baoul de  Yienne. 

n,  275». 
Majlath,    Ungar.     Geaandt    in 

Schweden.    III,  161. 
Maillard,  E.,  Ancenia.    II  282^ 

Mainz.  Bömerbau.    U,  94». 

—  Wasserleitung.     II,  94«. 
Majonica,Aqnileja.     U,  138i». 
Maior,  F.,  Istoria  pentru  inoe- 

putnl  Bom^nilor.     II,  354»* 

Istoria  Bisericii.     II,  355'. 

Makarius,Menologium.  1,129^ 

Makrizi.     H,  220«. 

Malagola,  Gristina  in  Bologna, 
m,  160. 

Malchow,  K.,  Lübecker  Domka- 
pitel.   II,  154«. 

Malfatti,  B.,  Etnografia  tren- 
tina.     II,  229*. 

Malinowski,  J.  H,  269». 

Malis,  G.,Beun.  II,  133.  (Mitte.) 

Malkewitz,  Berliner  Schul- 
mann.   III,  44. 

Mallat,  Ghapelle  de  S.  Gybazd 
d'AngoulSme.     II,  312«. 

Malleson,  Actes  a.  Epistles  of 

St  FauL    U,  106*. 
Malte-Brun,     Y.    A.    (Bues 

d'^tampes).     U,  290». 

—  — ,  Mont-Benand  de  Noyon. 
II.     290». 

Man,  E.,  H.,  and  B.  G.  Temple, 
Note  on  two  Maps  of  theAn- 
dam.  lalanda.     I^  59'». 

Mangold,  De  ecdesia  primaera 
pro  Gaeaarib.  preeea  fundentt . 
I,  108». 


111,272 


YerzeicIuiiB  der  besprochenen  Pablikationen. 


Mangold,  FeninBul.  campaign  oi 
Mc.  Clellan.     lU,  207  f. 

M ankell,  Gast.  U.  Adolfs  PoU- 
tik.     m,  159». 

Mannhardt,  W.,  Magna  Mater  d. 
Aestier.     II,  3^., 

(2  Biograph.)     HI,  53. 

—  (Nekrol.)     UI,  69. 
Mannl,  Aas  d.  Manual  d.  Pilsen. 

Bürgermeist.     II,  330^^ 
Manno,   A.,    Belaz.    ined.    nell' 
assedio  di  Casale.    III,  177  f. 

Mansfield,    Person,    memories 

m,  188. 
Mantels,    W.,    Fehde    Hoinr.s 

T.  Mecklenb.  m.  Lübeck.    II, 

145". 

—  —  Beitrr.  z.  lüb.-hans.  Gesch. 
II,  57«.  155».  823*;  HI,  69. 
Heraasg.   y.  K.  Kopp  mann. 

Pfandzollquittangen  in  Lü- 
beck,    n,  177»- 

—  —  Hermann  Bonnas.  m, 
57». 

Manteaffel,  G.  t.  (Ortschaften 
in  Poln.  LiTland.)     IQ,  54. 

Manypeny,  Gor  indian.  wardB. 

m,  192. 
di  Manzano   s.    Di  Manzano. 
Manzoni,  K.,  Aden,     n,   21 4^ 
Marais,  A.,    A.  Lincoln.     III, 

207. 
Marbacher  Jahrbb.,  übers,  t.  G. 

Grand  aar.     II,  35*   42*. 
Marcel,  s.  PoUio. 

Marchegay,  F.,  Chantes  de  St. 

Florent    pris     Saumnr.      II, 

287*. 
Marchstaller,  Born  1625.  in, 

218. 
Marcoaldi,  0.    II,  232. 

Marco  tti,  G.,  GiabUeo  dell'a. 
1450.     n,  249*. 

—  —  Mercante  florentino.  n, 
262». 

Marczali,    H.,    Begister    ans 

fremd.  Arch.    lU,  128. 
Gesch.  Ungarns.   III,  123  f. 

Mardetschläger,  Lagan.     II, 

330»». 
M  ar  6  e  B ,  G.  t.,  Jomini.  III,  1 43. 

Napol.  L     Ibid. 

Schamhorst    Ibid. 

Mar  ei,  Heinr.  Boabik  z.  Hlawa- 

tec.    n,  829»*. 

—  Bfaritim.  Polit  d.  Habsb. 
m,  8.  214. 

Margolini,  (EldadB  o.  a.  Beise- 
lieechreibgn.  ins  Bass.  übers.) 
I,  29». 

Margry,  M^m.  et  doc.  des  pays 
d'oatremer.    m,  183  f. 


Marie,    Alb.,   Essai   d'an  dic- 

tionn.  philo!,  de  Yaaclose.    II, 

269». 
Marie,  Grofsherz.  y.  Meckl.-Stre- 

litz.    m,  62. 
Maria ni,  A.,   Gaerra  della  In- 

dependenza  Ital.     III,  177. 
Marietta  ooUege.     III,  209*. 
Marie tte,  A.,  Les  mastaba  de 

Tanc.  erapire;  publ.  p.  G.  Mas- 

pero.     I,  7'. 
Marinelli,  G.,  La  geografia  e 

i  padri  della  Chiesa.   II,  236''. 

Saggio  di  cartografia  della 

reg.  Yeneta.    II,  227». 

Markgraf,  H.,  Breslau  als 
deutsche  Stadt     II,  169». 

—  Nachtrage.    H,  169». 

—  s.  auch  Grünhagen.  II, 
168». 

Markham,   A.  H.,  Great  frozen 

sea.     m,  183». 
Northward  ho.  m,  183*. 

—  —  Yoyages  a.  works  of  J. 
Davis,    m,  183«. 

—  Gl.  B.,  Yoyages  of  Wüliam 
Bafßn.     m,  183». 

M&rki,   A.,  A  Koronaorzo    ne- 

mesek  napl6ja.     III,  124. 
Mariyas,    P.    CaniBios.       III, 

217'. 
Marie,    Pr.     Charles   Edouard. 

in,  157. 
Maroni,  M.,  Patti  deiLorabardi 

ecc.    n,  259'. 
Marquardt,     J.,     S.    Cyrillus 

quid    de    contentionibus    cet. 

I,  124». 
Marquis,  L.,   Bues  d'jßtampes. 

n,  290». 
Marrast,  La  yie  byz.  au  YI.  s. 

U,  205». 
Marriage  Customs  in    the   Bfiwal 

Pindi  District     I,  52». 
Marsal.     UI,  114»». 
Marschall,    Throogh  America. 

UI,  210. 
Marshman,    Macnaghten.      lU, 

223. 

—  Bengal.     UI,  226. 

—  Calcutta  bank.     Ibid. 

—  bank  of  th.    Hooghly.    Ibid. 

Marsich,  Begesto  dellepergam. 

in  Trieste.     U,  138».  251». 
Marsy,  Bagne  m6roy.    II,  376'. 

—  Gte.  de,  Bibliogr.  Picaide.  U, 
284«. 

Langage  h^raldiqoe  d' Ade- 
net le  Boi.     U,  809'. 

PMerins  picards  &  Jerusalem. 

U,  284». 

M  a  rt  el ,  Oratoire  de  Kotre-Dame 
de  Grices  en  Proy.    U,  302«. 


Martern.  J.  L.,  CkmoordaiitiS op 
d.  Koraan.    U,  212»'. 

—  W.,  BonL  Frage  anter  Pippin 
etc.    U,  17». 

Martin,  £..  K.  G.  T.  Krause's 

Leben.    UI,  220  f. 
Abwechselnd  bewirtschaft 

Gemeindedacker.     II,  70'. 

—  K  A.,    Jenaiflche  Urkunden. 
U,  125». 

—  K  M.,  India  in  GanningB  time. 
UI,  225. 

—  H.,  Les  Geltes,     n,  303*. 

(Liyre  roage  de  St  Qaoi- 

tin.)     U,  285». 

—  Th.,  Prinz  Albert     UI,  221. 

—  8.  auch  Ferr^. 
Martini,  F.,  Bricdche. U,  263»». 

Martorelli,   Le   catacombe  di 

Borna.     I,  131*. 
Martyrdom  of  £.  P.  Loyejoy.  III, 

204». 
Mary  in,  Mery.     U,  228»*. 
Marx,  Langsrillen.     III,  220. 

—  G.,  Wortatell.  b.  Joinyille.   II, 
279». 

MaSek,  Probe  d.  Textes  etc.  d. 

Koniginhof.  Hdi.     II,  328» 
Masi ,  Studi  e  ritzvttL    U,  265». 

MasiuB,  Alfr.,  Flayiofl  Blondns. 

U,  251». 
Mas  Latrie,  de,  ProjetB  d'em- 

poisonnementB  de  Mahom.  U. 

U,  210»*.  216»». 

—  —    InstructionB    de    FoBcari. 
U,  251»». 

—  —  Gar  tel   est  notre  plaisir. 
U,  281»». 

Mason,  H.  Wilson.     III,  206. 

—  (Aelteat  Ansiedler  a.  MiBsisirip- 
pi.)     UI,  203. 

—  Garfield.    UI,  209. 
Maspero,  G.,  Pyramide   dn  roi 

Ounas.     I,  2». 
FouillcB  en  £gypte.    Ibid. 

Cachette  d^uy.  k  D£r-el- 

Bahart.    I,  3». 

—  —   Trouyaille    de     Deir-el 
Bah.    I,  3». 

^tudes  ^gypt    I,  5». 

Mission  en  Italie.    1,5»". 

Point»  de  gxamm.  et  dliia- 

toire.    I,  5»». 
Bepr^ntat  de  baaar  ^gypt 

I,  7»«. 
Pap.   I,    371    of  Leyden. 

I,  9»» 

—  —  Stile  dn  moB.  de  BooJaq. 
I,  11». 

—  B.  auch  Mariette. 

Massey,  G.,  A  book  of  the  bd- 
ginningB.    I,  4»»    142». 


V«neiclmU  der  boeprochenen  PablikatioiieB. 


ra,273 


Material,  s.  G.  d.  Abfalli  d.  imiri 

Kirche  Lith.     111,  218. 
Mai^riaux  p.  aervir  k  rhist  pri- 

mit.    de    rhomme    (ed.  Car- 

tailhac).     1,  14P>. 
Matthea,  J.  0.,  Bet  Ricbteren- 

boek.     1,  149^. 

Matthias,  B.,  Foenos nanticam. 

11,  76« 
Mattox,    Cincinn.    societ     111, 

197. 

Yita  SS.  Stephan!  et  Emerici  ed. 
Maty&8.     11,  35 1«. 

M  ata  Der,  Pisek  u.  d.  Wider- 
stand d.  böhm.  Stände.  II, 
830** 

Mao  iana  Sayyid  AI  Hasan, 
Nukhbat  ut-Tawarik.     I,  55''. 

Maulde,  B.  de,  Concordat  entre 
le  duc  de  Savoie  et  le  clerg^. 

II,  297'. 

Maarenbrecher,  Köln.  Kir- 
chenstreit    III,  '29.  40. 

—  Prenisifiche  KirchenpoUtik.  111, 
85. 

Maurer,  Ch.  F.,  Merkateine.  111, 
213. 

—  H ,  Andlauischc  Fronhdfe.  U, 
89»». 

Landgrafachaft  im  Breisgau. 

n,  88». 

—  K.,  Gagnfostur.     II,  821». 

—  Rom.,  Kaiicolarya  Krölöw  pols- 
kich.     11,  34  i^'.  367* 

Mauritius,  M.,  Annales  Sithien- 
ses  etc.     11,  9*.  13*. 

—  1,  128". 

Mauroy,  Reims  k  travers  les 
figes.     U,  285^  111,  138. 

Mavidal    et    Laurent,    Arch. 

pariem.     111,  137. 
Maxe-Werly,  Monnaie  an  type 

de  Henri  rOiseleur.    11,  21f 

—  Lettre  k  Renier  Chalon.  U, 
308»". 

Maxwell,  W.  B.,  Aryan  Mytho- 
logy  in  Malay  Traditions.  1, 
46»«. 

Ma y  b  o  o  m,  Getuigenis  Tan  Paulus 
te  Jerusalem.     1,   106^ 

Mayer,  Aiit,  Hainfeld.    II,  136^. 

—  F.,  Stammbuch.    III,  16.  103. 

—  F.  M.,  Formelbuch  Friedrichs 

III.  ▼.  Salzburg.     11,  3668. 

—  J.  G.,  Monum.  hist-chronol.- 
monast.     II,  87". 

Mazade,    de,    M.  Thiers.    HI, 

143  f. 
Maze,  R^pnbl.  des  £tats  unis.  111, 

198. 
Mazzalinti,  G.,  Teleutologia  di 

IIb.  Seb.  da  Gubbio.    II,  260«. 


Mazzini,  A.,  Dante  al  caai  di 
Mulazzo.     1^   2438. 

Meaume,  Louise  de  Lorraine. 
lU,  136. 

Mcddel eiser  ora  Grönland.  111, 175. 

Med  in  g,  0.,  Memoiren.  111,  26. 
75.  214. 

M  e  h  1  is,  C,  Hermunduren  u.  Thü- 
ringer    11,  6*. 

Archaol.  t.  Hunsrück.    II, 

95»*. 

Grabfunde    y.   Kirchheim. 

11,  96'. 

—  —  Studien  z.  alt.  Gesch.  d. 
Rhein  lande.     Ibid. 

—  —  Ausgrab.  a.  Schlo£seck.  11, 
99*. 

(D.Name  Limburg.)  11,99'. 

Ausgrab,  auf  Trifels.     U, 

99». 
Mehren,    Tre    Afhandlinger   ai 

Awcenna.     U,  218'*. 
Dorf  Mehringen.     11,  21;  Hl, 

74. 
Meiborg,  Borgerlige  Huse.    111, 

173  f. 
Meier,   E.,    Beform   d.  Verwal- 

tungsorganis.     111,  36—38. 

—  G.,  Allton.  V.  Padua.  II,  196»». 

—  M.  H.  E.  u.  G.  Fr.  Schoe- 
mann,   Att  Proecfs.     I,  76®. 

Meissner,  A.  L.,  BiKlliche  Dar- 
stellungen d.  Kein.  Vofs.  II, 
156«. 

—  M.  J.,  Frauenhaus  in  Alten- 
burg.    II,  130». 

Meitzen,  A.,  D.  ältere  Anbau  d. 
Deutschen.     11,  70«.  73'. 

—  —  G.  Hanseen  alH  Agrarhisto- 
riker.     U,  70^  111,  215. 

D.  norddeutsche  Haus.    II, 

151»«. 
M  e j  e  r,  Prot.  Eherecht    111,  216. 

Mölanges  de  Numism.     111,  220. 
Melchisedec,  Chronica  Husilor. 
II,  360»». 

—  Chron.  Romanului.    II,  360»*. 
Melle,  J.  0.,    Viabilitö  dans   la 

vall^e  d'Aoste.     II,  231»«. 

Meli  in,    Glaubenswerk  englisch. 

Zunge.     III,  201. 
Memminger,     Kunstdenkm.    t. 

Soest,     n,  121*. 
Memoir  of  B.  R.  Cortis.  lU,  188. 
Memorial  addr.  of  Chandler.    111, 

210=*. 
R.  Clark.     Ibid. 

—  of  Caleb  Cushing.     III,  207». 

J.  B    Douglas.     lU,  210*. 

W.  Hall.     Ibid. 

Hartridge     Ibid. 

—  —  A.  Horrison.     Ibid. 

—  —  Hoogtcn.     Ibid. 


Historisohs  Jahrssbsrichto.    1881.    111. 


Memorial   addr.    of  M.    Michael. 

m,  210*. 

G.  Schieiden.     III,  210». 

J.  A.  SmuU.     111,  210*. 

A.     S.     WiUiams.       III, 

209  f. 

—  Biogr.  of  the  N.  Engl,  bist 
gen.  »oc.     111,  207». 

Memoria  sobre  la  industria  de  la 
pesca.     111,  193. 

M  6  n  a  n  t ,  Xou v.  inscript  de  Ham- 
moiirabi.     1,  12*. 

—  £i6ments  d'^pigraphie  aaayr. 
I,  13». 

—  Cylindre  de  Mus.  Brit  I, 
17». 

—  Mythe  de  l'Androgyne.    1, 17*. 

—  Trois  cylindrcs  Orient.    1,  18». 

—  Füuillcs  de  M.  Sarzcc.    1,  18*. 

—  Decouvortcs  assyr.    I,  20*. 

—  Portraits  des  rois  assyr.-chald. 

I,  20». 

—  I,  13». 

Menasso  b.  Israel,  hmiff^  mpD 
ed.  J an  quer a.     I,  36»'. 

Men?.ik,   Konr.  Waldhauser.  II, 

328»». 
Mendelssohn,  Moses,  Schriften. 

111,  219. 
Menke,  s.  Spruner. 
Menonville's    Tagebuch.      III, 

187. 
Merbach,   D.  reiche  Maifli.     1, 

lO.i/4'». 
M  e  r  k  1  e,  Königin  Katharina.   111, 

101. 
Merlet     H,  269*  u.  Nachtr. 

Merrill,   Amesbury.     LH,   211. 
Mertelmeyer,  Br.,  Altmecklenb. 
Plaudereien.     111,   64. 

Merz,  A,  Rotenburg     11,104»«. 

—  u.  Pfannschmidt,  Christi. 
Kunstblatt.     Ul,  220. 

Me^het  Scherif,    Coran.     II, 

212». 
Mesolaras,  Briefe.     111,  101  1 

Messikomer,  J.,  Ausbeutung  d. 

Torfmoore  in  Zürich.  11,  179». 
Messori-Iloncaglia,  Almerico 

d'Ksto.     11,  251». 
Mestica,  G.,  S.  Francesco,  Dante 

e  üiotto.     11,  242<>. 

Mestorf,    J.,    Filigranindustrie. 

II,  149». 

Worsaaes  Yorgesch.  d.  Nor- 
dens übars.     II,  319*. 

Metternich,  Nachgelassene  Pa- 
piere.    111,  25. 

Mettig,  C,  (lUgaische Gewerbe.) 

U,  177»». 
Weacelus  t.  Dorpat     ü, 

178». 

18 


10,274 


Tentiduiii  dtr  besproehdaeii  ^bUkstioBdki. 


Mettig,  C,   liTliader  i.  XYL 

Jahrh.    UI,  51. 
LItL    Geteh.  •  Litterttnr. 

m»  64. 

Mots,  Antipetriii.  Bede  d.  Ap. 
Panliu.    I,  1081*. 

—  Monom,  of  fh.  little  Müuni 
T»lley.    III,  182>*. 

(Allg.  Mitt  über  Mets.)  H,  BS^». 
MfinxeD  T.  Mets.     II,  84« 
Metser  Kathedrale.   II,  84*. 

Metxner,   0.,   Ersgebirge.     II, 

129*. 
Meyer,  Chr.,  Geach.  d.  Laaden 

Poaen.    II,  171'. 

—  Ed.,  Berichte  üb.  d.  Ezoberg. 
Kanaana.    I,  152^ 

—  F.,  Gesch.  d.  Gemeinde  Wetxi- 
kon.     n,  179';  III,  188. 

—  F.  Herm.,  Büchenunsehlag. 
m,  96. 

—  G.,  Qnibna  teroporib.  Thac. 
historiae  a.  partes  scripserit 
I,  83«. 

—  Georg,  Gerichtsbark.  üb.  un- 
freie.   II,  73^ 

Kdnignbann.    II,  79«. 

—  H.,  StralsbaTi^er  Goldschmiede- 
sanft.    U,  76«;  m,  114. 

—  Herm.,  Deutsch.  Bnchh.  III, 
218. 

—  H.  A.  W.,  Kommentar  üb.  d. 
K.  Testam.    I,  107«.  108^. 

— -  J.,  Schweis.  Bandearecht  m, 

182. 
— -  F.,  FortsetserHerm.s.  T.Beich. 

U,  26*. 

—  Faul,  M^langes  catalans.  II, 
277». 

Bes.    n,  29V 

s.  S.  Luc«. 

—  T.  K  n  o  n  a  n,  Verwandtsch. 
Berchtolts  t.  Falkenstein,  n, 
98».  183». 

L-  Hels.    m,  188. 

—  —  a.  aaeh  Kuchimeister. 

Meyners  d'Estrey,  Disette 
probable.     III,  224. 

Meynier,  mMecius  en  Franche- 

Comt4.     II,  296*. 
Miaakowsky, T.,  G.Hansen.  III, 

68. 

AfZ/ai^A  *Ai€0(i,  T(i  ütalffiiitva 
vno  JSn.  77.  jia^n^v,  II, 
218.  220. 

Michael,  Aas  dem  Archi?  Ton 
Bielefeld.    II,  122i. 

Michel,    Edm.,    Les    inscr.    d' 

Y^Tre-le-Chitel.    IJ,  8llV 
Michelant,  H.,  Bes.    II,  286«. 
Michelsen,  A.,  s.  Monrad. 
Mi  Ol  ot,  J.,  8.  Catherine  d'AlextB- 


drie>    Bar.  p.  M.  Sepet    I, 

128«. 
Middleton,  TheDjama.  n,  226*. 
Mi^ne,  Fatrologia.     II,   197«-*. 
Mignot,  Clottre  de  Moissac   n, 

818*. 
Mi  kl  OB  ich,     Waaderongen     d. 

Bamaaen.    II,  137. 
Mikrot,  Walka  o  stosanek  ko4- 

ciota  do  pa^stwa.   U,  844*. 
Milanesi,  G.,  L.  Stagio  StagL 

n,  268'* 
M  i  1  b  e  r  g,  Moral. Wochenachriften. 

III,  219. 
Milchhdfer.     I,  91. 

—  Polybiua.     I,  98*. 

—  Maseen  Athens.    I,  97«. 
Miles,  Canad.  bist.    HI,  193. 

Milesio,  G.  B.,  Beschr.  des 
deatschen  Haases.  II,  77*. 
239*. 

Miller,  Wampanoag  tribe.  m, 
192. 

—  Cincinnatia  beginnings.  IH, 
211. 

—  E.,  Bofas  d'Eph^.  I,  146>*. 

—  0.  D.,  Solsr  Symbolism.  L, 
41»«. 

—  W.,  Bdle  da  chien.   I,  42*. 
Millerot,  Th.,  Lanel.    U,  801». 
Milligan,  W.,  Besarrection   of 

oar  Lord.     I,  104». 
Millingen,  Fred.    II,  218V 

Milieu^,  de,  Aper^a  des  relig. 
de  rinde.    I,  AVK 

—  s.  auch  Schlagintweit. 
Mi  In,  J^  Excavationa  at  Camac 

II,  304* 
Miltner,  Malereien  in  Prachabitx. 

n,  382*. 
Minajew,    Otscherki   Zeilona    i 

Indiji.     I,  69". 

—  Staraja  Indija.    I,  58*. 

Min  eil i,  Statati  dell'  anirers.  ilo- 

rent     II,  261*. 
Minieri  Biccio,  Begno  di  Car- 
lo L     U,  246*. 
•^  —  Alcnni  fatti  di  Alfonso  L 

n,  &66V 
Minoglio,  G.,  Miscell.  monferrat 

U,  281«. 
Laude   de  Disciplinati   di 

8.  Maria.    II,  267*. 
Minotto,  A.  8.    U,  227  (nnt). 
Miola,  A.,  Cod.  di  Matt  di  Gio- 

Teuasxo.    II,   246*. 
Diamali  del  daca  di  Monte- 

leone.    U,  266»»  »*. 
Mirabella,  F.  M.,  Dodici  epi- 

grammi  di  Seb.  Bogolino.   II, 

267*. 
Mirbaoh,  ?.,  Z.  Territorialgeach. 

Ton  JOUch.    n,  108*. 


Mirbach,?.,  KriagsBcihideB.  m, 

85. 
Mithoff  (InstmktioDKxopa).  m, 

56  e. 

—  Streitigkeiten.    III,  56. 

—  Familie  MithoC     III,  57. 
Mitkowski,    Z.,    Qalieya    i 

Wschöd.    n,  846»i. 

Bajendralila  Mitra,  Indo-Aryans. 

I,  88*. 

Origin   of  the  Myth  aboot 

Kerberos.    I,  42*. 

MitroTic,  Commercio  medioev. 

deUltalia.     II,  227*. 
Baboo    Kissory   Chand    Mitter, 

Bammohan  Boy.     I,  60**. 

Feary  Chand  M  i  tt r  a.  Commerce 
in  Bengal.     III,  226/6. 

Mitsschke,  F.,  Naomborger  In- 
schriften.   II,  126*. 

Mocenigo,  F.  N.    II,  228  (ob.). 
Modena,  A.    II,  227  (nnt). 
Moebias,  Th.,  Hattatal  Snorrs 

Starlasonar.     II,  826*. 
Möller,   G.,    AlUtadt    GymaM. 

III,  48. 

—  F.     II,  146* 

—  W.,  Za  Minacios  FeUz.  1, 118*. 

Mohammed  b.'Ali,  a.  8chaa- 
kani. 

—  b.  GeUleddin.     n,  221*. 
Mohl,  J.  T.,   Yingt-sept  ans  d' 

Stades  Orient     I,  142»*. 

Mohr,  F.,  Za  Sidonios'  Garmina. 

n,  7* 

Familien  y.  Mein  ich  ans  Slogte- 
bog  og  Siegten  Henebon.  III, 

174/6*. 

Molinier,  A.  a.  £.,  Kqae  ea 
Boaergae.     II,  299*. 

—  Ch.,  L'endara.     II,  278^. 

—  E.,  Inyent  de  6t- Victor  de 
Faris.     II,  307*. 

Orig.  de  l'4maillerie  fr^ 

II,  808». 

—  Ch.,  Bes.     II,  800*. 

Mollerap,  Y.,  Dansk  bist  Lit- 
teratur     II,  827*. 

—  Nordisk.  SyTeaarskrigs  Histor. 

III,  168.  169. 

—  s.  auch  Ersley. 
Mollett,  s.  Birdwood. 
Molmenti,  F.  Q.,  Y.  Carpaeeto. 

II,  2ö3* 
M ol  n 4 r ,  Unterrichtswesen  in  Ca- 

gam.    III,  126. 
Monceaaz,    H.,    Coatnmea  de 

Sens.     II,  294*. 
Money,  BattleaofNewbiiiy.  m. 

149. 
Mongitore,  A.,  Bodesie  di  8i- 

eliia.    II,  «85». 


Yenaielmil  d«r  beiprochMitii  Pablikiitioii#n. 


m,275 


Hon  Hier,    NoTelliBtei    itMliras. 

n,  249». 
Monod ,     (Provincialhiatoriker). 

lU,  219. 

—  G.,  Res.     II,  281*   286«. 
Monrad,   D.  Q.,  Lanr.  YalU  o. 

d.   Flor^nt.   Concil;   übern.  ?. 
A.  Michelien.     II,  192«. 

Brief  über  M  o  n  r  o  e  ■   Cabinet. 

III,  188. 
Motttaiglon,  A.,  Antiqait^  de 

Sens.     II,  312^ 
Montan ,    .fildsta    Stataatkotten. 

ill,  168. 
Montanlt,   a.  Barbier.      [III, 

135«  1.  Barbier  de  Montault.] 
Mont^gut,  Tableanx de la France. 

II,  270».      • 

—  S^pultare  de  Talleynuid-PM- 
gord.     II,  276*. 

—  Davout     III,  220. 

M  OD  teil,  A.,  Hist.  finand^re  de 
la  France.     II,  282«. 

Monteiro,  a.  Cardenaa. 

Montgrand,  Gf.  de,  Famiglia 
dei  Rotfo.     II,  267*. 

Montremoy,  Rez.     II,  301*. 

MonuTnenta  Germaniae  fiiat  II, 
369»-* 

—  —  Poetae  lat  med.  aeri.  II,  8". 
Scriptorcs  XML.     II,    8» 

20=».  24»«.  31*.    270*.  874'-». 
Lege«.     II,  10*. 

—  Hiat.  -  chronol.  monaatica.  II, 
87«. 

—  Hungar.  biat.     III,  121/2. 

—  Medii  aevi  rea  geat.  Polon. 
illuatr.     U,  334*-*. 

Moore,  J.  W.,  üiat.  of  N.  Ca- 
rolina,    lil,  211 

Mooren,  Anaiedler  der  unteren 
Rbeingegend.     II,  107». 

Morana,  £.,  Feata  deilo  milizie 

in  Sicli.     II,  247»*. 
Morand,    F.,    Chronique  de  J. 

Le  ¥kYT6.    U,  276». 

Morcaldi,   M.,   Bolla  di  Urba- 

no  IL     II,  190^. 
Mordtmann,   A.  1).,  Führer  t 

Konatantinopel.     II,  213»». 

—  —  Denkmal  d.  Porpbyrina. 
II,  202». 

—  J.  fl.,  Himjar.  Inschriften.  II, 
209*. 

Moreaa  et  Labalte,  Fouilloa 
de  Montoiaon.     II,  304*. 

Morel- Fatio,  (ConTentoa  Hel- 
▼eticua).     II,  180*. 

—  Biat  mon4taire  de  Lanaanne 
(1476—1560).     II,  181^ 

—  a.  aach  Mnrei 
Morelli,  0.,  Delibenudoiii  aon- 

tnariA  di  Firenso.    II,  961* 


M  or  e a  c a ,  Boknm.  über  Streitig- 
keit (Neapela  u.a.w.)  mit  Spa- 
nien,    m,  178>. 

—  Uiator.  Erzähl,  y.  Ariatide 
Bodinö.     m,  178* 

Morf ,  Schule  i.  d.  Schweiz.   HI, 

133. 
Morgan,   L.   £L,    Contribnt    to 

N.  Am.  ethnology.     III,  192. 
Morin    (Vidal),    MM.    d'Aobray 

et  de  la  Fotherie.    III,  185'. 
Moriaon,    Moriaon   lamiL     III, 

212. 
M  o  r  1  a  i  a ,  Robertna  de  Torinneio. 

II,  271«» 
Morley,  J.,  Rieh.  Cobden.    III, 

155/6. 
Morria,  H.,  Hiat  of  India.     I, 

89»*. 
Morae,  J.  Q.  Adams,    ni,  204. 
Moraolin,  B.,    Fonti  d.  atoria 

di  Vieenza.     U,  228^ 
Ricordi  ator.   di  Trissino. 

II,  239'. 

n,  228  ob. 

Mortillet,  G.  n.  A.,  Maa^e  pr4- 

hiat     U,  303«. 

Moitimor-Ternaux,  Hiat  de 
la  Terreur.     III,  188. 

Moachkau,  A.,  Cottmar b. Wald- 
dorf.    II,  130» 

Moaea,  H  ,  Beutache  Pflanzeo- 
namen.    II,  2». 

Moas,  A.  Spence,  Yalentyn'a  Ac- 
count of  Adam'a  Peak.  I,  59»«. 

Moaamann,  X.,  £chec  milit  de 

Henri  IV.     UI,  109. 

Mat^riaux.     III,  110. 

Motta,  Fr.   Sforza  e  i  bagni  di 

Bormio.     II,  256*. 

—  Laghia  Chronik  y.  Luga.  II, 
182». 

—  D.  Sanaeverino.   II,  182*. 

—  Gotthai-dbahnlitteratar.  III, 
132. 

Moufang,  Kathol.  Katech.  111,4. 

Moulenq,    F.,    Docam.    aur    le 

Tam-et-Garonne.     II,  298«. 
Moulin,    Inyaaiona    dea    Saxona 

aur  les  cdtes  de  France.    II, 

ö« 
Moyen  et  Tholin,  Dipldmes  d' 

honneor.     U,  365*. 
W.  A.  Mozart     lU,  220. 
Much,  Kiederlaaaungen  d.  Mino- 

riten.     II,  197». 
Mücke,  Annal.   cony.  Andemac. 

III,  85. 

—  Schwedenechrecken.  III,  215  f. 

—  Otto  II.  u.  Otto  lU.     U,  24«. 
Mtihl,  J.,  Alte  att  Komödie.    I, 

87». 
Mühibacher,  E.,  D. 


Schenkimg  in  d.  Reichskanslei. 
n,  60».  367'. 

Mühibacher,  E.,  Oesch.Benih.a 
y.  Italien.     II,  16».  236«. 

—  Über  diplom.  Beitrige.  II,  11«. 

—  Karol.    Regeaten.     H,    11»«. 
12*«. 

n,  188. 

—  (Rez.)     II,  367*. 
Mühlenbeck,  Rooget  111,118. 

Mühlmann,    Fei.,    Rieaa.      11, 

129'«. 
Müllenhoff,  K.    H,  147«»». 

Müller.    II,  190«. 

—  Friedr.-Werder.  Gynmaa.   III, 

ist 

—  Frankreicha  Unionayersuch.  II, 

191». 

—  Jos.  A.  Kranner.     II,  832»«- 

—  Kapelle  d.  Clam  -  Galasachen 
Schloaaea.     II,  332»». 

—  Olmütz.     II,  330»». 

—  A.,  Katal.  d.  Bibiioth.  d.  BMG. 
II,  209»». 

—  C.  M.,  BurgLeianig.  II,  130*. 
Kantorei  zu Leianig.  111,95. 

—  D.  H.,  Südarab.  Scblöaaer.    II, 
209». 

—  £.,  Apotheke  in  Barth.     III, 
14.  66. 

Ruea  etc.  de  Senlis.     II, 

290». 
Vitrail  de  Noyon.  11,307». 

—  F.  0.,  U.  L.  Frauen  z.  Magde- 
burg.    II,  115«. 

—  H.,  Imhofa  heaaiache  Chronik. 
II,  126». 

—  J.,  s.  Teschnboth. 

H.  Mechthildia.    II,  118». 

—  — Joh.  Duna  Scotua.  11,111». 

—  J.  y.,  Sudanes.  Tierfabel.    II, 
214»*. 

—  J.  F.,  Mennoniten  in  Oatfriea- 
land.     III,  78.  82. 

—  K.   K. ,  Zu  Juliua  Airic.     I, 
118'. 

—  L.  C,  Danmarka  Hiatorie,  ed. 
Tang.     U,  327». 

—  M.     1,  65». 

An  Ind.  Religion  Reformer. 

I,  51». 
Eaaaya.   I,  40'.  42»'-.  52'. 

53». 
Selected  Essays.     I,  40». 

43»».  51« 

—  —  Lepaiua  Üb.  afrikan.  Phi- 
lologie.   I,  6«. 

Schillere  Briefwechsel  mit 

d.  Herz.   y.  Holat-Auguatenb. 
UI,  86. 

—  0.,  De  demis  Atticis.    I,  77». 

—  B.,  Aribo  y.  Mainz.    H,  26». 
»6«. 

18* 


m,2?6 


VtiwUliaii  der  baiproehttiM  ^Uikitioiirti. 


Mül  1  er,  B.,  Geognph.  Tafel  Mch 
Herod.    I,  79^ 

—  S.,   DjreomAmentiken,  beerb. 
T.  J.  Mestorf.    II,  146^» 

—  W.,  Pümt  Binmarck.    111,  26. 
Hüller-Palm,  Stott^nurter  Hof- 
theater.    XU,  103^1. 

Mttller  -  Strttbing,    Thakyd. 

Forschnn{?en.     I,  %B^^.  9b\ 
M  tt  1 1 D  e r ,  Anthropol.Forschungii- 

erg.  aas  Ob.-Steiermark.     II| 

137». 
HülTorstedt,  ?.,  Fürstl.  Kind- 

taoffeit     UI,  78. 

—  Heinr.  v.  Morungen.  II,  157". 

—  Regenta  archiop.  Magdeburg. 
II,  69«    113». 

—  Mirialawa  ▼.  Wenden.  II, 
llbK  lfj6". 

IfÜnchmeyor,   B!5m.  11,  26 — 

26  erklärt.     1,   108«. 
Müntz,   £.,  £tudeii  arch^ol.  de 

Qriinaldi.     II,  233^. 

—  —  ColIectionB  de  Lor.  de  Me- 
dici.     II,  263»« 

iPlan  V.   Rom).   II,  265". 

M^c^ne  ital.  au  16.  e.    II, 

266". 
Raphael  arcb^ologne.    II, 

260*. 
Raphael,  sa  vie  etc.  II,  260*. 

Zurnorwog.  a.  dän.  Münzkunde. 

II    326'. 
Muff*,   K..Wilh.-GyTnnai.     UI, 

218. 
Muhammad  Zaka-nl-la,  Ta- 

rikh-i-Hiiidu8tim      I,  39>«. 

Muir,  W  ,  Early  Caliphate.     II, 

216» 
Mull  er,  P.  L.,  Regesta  Hanno- 

nenaia.     II,  68«. 
Munk,    Philoffophy    etc. .  of  the 

JewB,  transl.  b.  Ib.  Kalis  eh. 

I,  26>». 
Muoni,  D.     n,  230. 
Mural t,  £.  t.,  ConTentui  Hel- 

TelicuB.    II,  180*. 

Schwcizei  geich.    II,  18ö*. 

Muraqqa-i-jah&n    numa  hisaa-i- 

dtiwum.    1,  39*. 
Murcioch,  Bngland'B  duty.    III, 

224. 
Mar  et,  Lettrea  de  Madrid  publ 

p.  Morel-Fatio.     III,  214». 

Mnrray,  A.  8.,  The  Krechtheum. 
I,  92». 

—  a.  Du  ff,  The  Sindh  contro- 
Tcrsy:  Napier  a.  Outram.  III, 
223>«. 

Musatti,  £.,  Venezia  e  la  buc 

cotiquUte.     II,  228". 
Mneeographie,   Weatdantsche. 

ü,  106'.  I 


Mnasafia,  A.,  (Biblioth.  d.  Oon- 

aaga).    II,  265« 
Muth,  F.,  Benrk.  d.  dtsch.  K3- 

iiigBwahl.     II,  72». 
Muther,  R.,  A.  Oraff.     III,  93. 
Mutter  Ludw.B  XVL  u.   ihr  £r- 

ziehungsprincip.     III,  138. 
Mycielski,  Of.  0.     U,  343». 
Kandydatura  HoazyuBza.  II, 

344". 


NaTille,    £.,    Great   taUea   of 

Ramae».  IL     I,  9». 
^-  —  Grande  Mit  da  lirrt  dee 

Morta.     I,  9**. 
Edition  th4b.  du  iitre  dea 

Mort«.     1,  10>. 
NaTritil,  Karlahof  in  Pra«;.  II, 

332». 
Nead,  (Pennayly.  Financea).  III, 

194. 


MyakoTfaky,     A     renaiaaance '  Nebe,  Kirchennaitat     III,  4 


kezdete  cet    II,  852». 
Two  Malay  Mythe.     I,  46»«. 


N. 

Nadaillac,  Lea  premiera  hom- 
mes.     I,  141»';  II,  803». 

Nadal,  V.,  Hiat  du  travail.  I, 
136». 

Naeher,  J.,  Strafaennetz  in  d. 
Zehntlanden.     II,  4».  85». 

—  —  Wanserbauten  der  Römer. 
U,  4«.  86r 

—  —  Uraprüngl.  Lauf  d.  Rheine. 


—  Leidenageachichte  a.  H.  J.  Chr. 

I.  103«. 
NechTile,Pardubits.    n,  830»*. 
Frau  Necker.     UI.   138. 
Zur  Nedden,    Juatizkanalei   ta 

Schwerin.     III,  62. 

Nidonchel,    Gf.  de,    Namim. 

toumaisienne.     II,  810'. 
Neeaae,    P.,    Schueeberg.      H, 

129»». 
Neill,  St.,    Abgekommene  Orte 

in  N.-Östr.     II,  13C*. 
Nemo5ek,  Figaro.     UI,  220. 
Neri,  Aneddotto  di  Tumm.  Spi- 

nola.     U,  2öb». 


n,  85». 
R«m.  Niederlaaaungen  bei  Nettancourt,  de,  l'Alaace.  III, 

Pforzheim.     U,  86«. 


Nagele,    Yöiuapaa   u.   d.  aibyll. 

Orakel.     II,  316». 
N&geiidra    Nath   Chatterji, 

K&J&    Rammohan    Räyer.      I, 

60»*. 
Nalkowaki,  0.,  Geograf.  ledach. 

II,  342». 
N an  i ,  C,  Statuti  «opra  la  Camera 

doi  Cunti  in  Savoja.   U,  256  <* 
Statuti    deir    anno    1379. 

II,  257». 
Napieraky,    J.    G.    L.,    Libri 

redituum  ▼.  Riga.      II,   68»». 

177*. 
Nare«,  Voyage  to  the  pol.    III, 

183. 
Naaemann,0.,  £rzahl angen  aua 

d.  dtBch.  MA.     U,  24«. 
Naah,  a.  LoToll.     III,  195»^ 
Naaireddin,  Livre  de  la  iölicit^. 

£d.  £.  Fagnan.     U,   219>^. 

—  8.  auch  Schäfer. 
Nafae,    £.,    Venez.   Bankweaen. 

U,  253». 
Nathanaen,  -  Kleinodien     der 

Schittabrüderachaft    II,  156»». 
Natorp,  £▼.  Gemeinde  z.  Dfiaael- 

dorf.     UI,  86. 

—  Johanneakirche.     Ibid. 

—  Zur  kirchl.  üench.     Ibid. 

—  Butzer.     III,  113. 

Neue,  J.,    Portraitdarstellnngen 


Alex.  d.  Gr.    I,  98». 
Navarella,  da,  Fronde.     UI,  iNawald,  Grabatein  d. 
185.  Tino.     Uj  189». 


110. 
Netteaheim,    Fr.,  Schulen    in 

Geldern.    II,  111^  lU,  86. 
Neubauer,  A.,  Zwei  Klagelieder. 

I,  32>». 

—  Texte     aua     Josaelmana    'D 

mpen.    i,  S5». 

—  —  Monnaie  de  J4hn.    I,  164». 

—  —  Siloam  Inacription.  1, 
163>». 

—  R.,  a.  Bonits. 

Neuber,  Ueach.  Berlina.  II, 
166*. 

—  (Zur  Geach.  d.  Juden  in  der 
OberlauMtx.)     U,  129». 

Neubert,  Sophienkirche z. Urea» 
den.     \11,  94». 

Neudegger,  (Bayeriacha  Ar- 
chire.)   UI,  115  t 

Nenhaua,  Ueatrop.     III,   214». 

—  0.,  Quollen  dea  Trogua  Pom- 
pejuB.    I,  60^ 

N  e  u  m  a  n  n ,  Jeruaalemfahrten  der 
Eiteren  habab.  Füraten.  II, 
134». 

—  Oriental.  Seide.     II,  222». 

—  K.,  A  mohamm.  Jozaefmonda. 
U,  21b» 

—  K.  T.,  Dalai  Lama.    I,  48». 
Neumeiater,   J.,    L'imprimerie 

k  Albi.     U,  300» 
Neuville ,    Rionlt  de,    Barona 

d'Orbco.     U,  288». 
Nive,  F.,  Sadi.     U,  220». 

Sanaere. 


Verzeichnis  der  beipröchenen  Pablikationeii. 


in,277 


Newton,  C.  Th.,  B.  griech.  In- 
•chriften,  üben.  Ton  Xmel- 
mann.     I,  70*. 

The  Kew  Testament,  ed. 
ScriTener.     1,  100  f. 

revis.  a.  1881.     I,   lOlV 

—  —  s.  aach  WoBtcott 
Nicholnon,    Oospel   accord.   to 

lHatth.    It  lOa'. 

Kick.     II,  64^. 

Nicolaidei,  s.  Code. 

Nicolaas  L  n.  d.  JulireroL  III, 
144*. 

Von  Kicol.  t  n  Alex.  lU.  III, 
221. 

Kicolay,  (Auubnich  dee  Seeei« 
sionakriei^ee)      III,  207. 

Niedner.  F ,  D.  dtsch.  Tarnier. 
II,  41».  46*.  74«. 

Kiehues,  B.,  Hansa  in  West- 
falen.    II,  385". 

—■'  Schenkungen  der  Karolinger. 

II,  16>'. 

Nie  Inen,  Y.,  Trek  af  d.  Norsk 
Bondestauds    Kulturadvikling. 

III,  166. 

Norges     Histurie.      III, 

164  f. 

—  —  Billrag  til  Norges  histor. 

III,  165. 
s.  Kl«e. 

—  0.,  Diplomatarium.    III,  173. 

—  —  Kopenhagen.     Ibid. 
Niemann,   A.,   Milit.  Uandlexi- 

con.     III,  143. 
Nienieyer,    J.,    D.  Slawenland 

anter  Üeinr.  d.  Low.    II,  1 62*. 
Niepce,    L..  Monum.  de  Lyon. 

II,  313*. 
Nie  per,   L.,   Kunstakademie  in 

Leipzig.     III,  94. 
Niethammer,  Schlacht  bei  Vil- 

liers.     UU  101. 
Hahipatrim  Kupr&m  Nilkanth, 

B.  Mahipatr&m. 
Nillea,  N.,  Kalendarium  manu- 

ale.    I,  129*. 
N  i  1 8  8  o  n ,  Danmarks  upptridande 

1739—43.     III,  lül. 
Nirschl,    Lehrbuch  der  Patro- 

logie.     I,  1 1  ö*. 
Nisco,  N.,   Storia  d'Italia.     III, 

1761 
Nitxnch,  K.  W.,  Soester  Beeht. 

II,  122*. 

—  Heinr.  IV.  n.  d.  Gottes-  und 
Landfrieden.     II,  28*.  78*. 

—  —   D.  dtsche.  Reich  u.  Heinr. 

IV.  U»  23».  28«.  72«. 
Noack,  Grh.CaMnet   lU,  124f. 
Nobbe,  Gerhoh  ▼.  Keichersberg. 

II,  34».  190* 
Nobel,    Knt.    Bichtschwert  für 
Bohlings  TalmnfQaden.  J,  28»*. 


Nobillean,  P.,  Marmoutier.  II, 

292*. 
No61  (car4),  Fouilles  aa  Val-des- 

Dunes.    II,  287*. 
NSldeke.     I,  21*. 

—  s.  aach  Tabari. 

—  Atropatene.     I,  61»*. 

—  D.  i'feilschttta  Arish.    I,  61  »4. 
Noer,  T.,  Akbar.    U,  224»;  III, 

221. 
Noethe,  H.,  Pogna  Marathonia. 

I,  80*. 
Nogoier,  L.,  S4nechanss4e  de 

B4xien.    II,  300*.  813^. 
Noir4,  L.,  Werkzeug  o.  s.  Be- 

deutong.    I,  186*. 
Noorden,  O.  t.    II,  26*. 
Nopp,    H.,    Philippsbttrg.      II, 

88»». 
Nordhoff,  J.  B.,   Kanstdenkm. 

T.  Westfalen.     II,  121*. 

B^imerfitraTsen.     II,  124*. 

Wallburgen  etc.    II,  124*. 

Buchbinderkunst   III,  82. 

—  —  Kiitenhut     Ibid. 

Norman,  Con»\derations  on  the 

revis.  Version  of  the  N.Tcstam. 

I,  101». 
Norris,  s.  Tagebuch. 
Northend,  Klchu  Barrit    III, 

204. 
Northop,  12  years  a  slare.  III, 

204. 
Note  snr  an  b4nit  patrioi     III, 

138». 
Nothhelfer,   J.  £.,   Gesch  d. 

Priorats    St    Uhrich   im    Br. 

IL  87». 
Noticia  de  Jaeoa   eonTeraos.     I, 

33«. 
Nottbek,  E.  T.,  (ErgSnzunfren  an 

den  „älteren  Batsfsmilien**  in 

Revai).     III,  50. 
Nottobohm,    Preuss.-ttlrkische 

Defensivallianz.     III,  24. 

Nourse  arct  exped.  made  by  Ch. 

Hall,     m,  1H3. 
Nouvelle  goerred'Afghan.  III,  224. 

No TS t  i ,  Fr.,  Obituario  d.  cattedr. 

di  Cremona.     II,  230*. 
NoTum  Testamentum  ed.  0. 

de  Gebhardt     L  100*-«. 
— ' —    ed.    Tischendorf.      I, 

100*. 
Nowak,  D.  14.  Jahrd.  Hiskias. 

I,  148*. 
Nürnberger,  A.,  Bonifaz*  Werk 

de  Unit  fidei.     U,  15»». 
Nürnberger  Juden.     III,  118. 
Nürnberger,  D.  3  ersten  dtsch. 

Nationalconcilion.     IL,  189*. 
N  y  d ,  Origine  da  dioe&se  de  Bellay. 

II,  297». 


Nyrop,  Bianco  Lnno.    III,  174. 
—  Slägten  Nyrop.    HI,  17Ö. 


0. 

Oberbreyer,    IL,    MiTsbrAaeh 

des  Weins.     III,  98. 
Obarmüller,  Vorr5mische  Bd* 

▼81k.  Noricams.    II,  131*. 
OByrn,  gedr.  0.  Byrn.  UI,  95*. 
Ocean  Telegraphy.  26^  anniTer- 

sary.    lU,  208. 
Ochsenbein,   General  Dafoor. 

in,  132. 

—  Waldenser  i.  Freibarg.  II, 
184*. 

—  II,  194*. 

Oderico,  L.  G.,  Codid  d.  libre- 
ria  di  Daraxzo.     II,  260*. 

Odhner,  Gastar  IIL  i  Kdpenh. 
III,  162. 

Odobescu ,  Belatiune  deapre 
localitatile.     U,  360«. 

—  Canuna  mare  din  Tesaural 
dola  Novo  Cerkask.    IL  360*. 

—  Notice  sur  les  antiquit4s  de  la 
Kounianie.     II,  360*. 

Oegg,   J.    A.,    Wünburg.     II, 

104*. 
0  e  s  f  e  1  d ,    ▼. ,    Brauereiprosefs. 

lU,  42. 
Oesterley,    H.,    Eist  -  geogr. 

Wörterbuch.     II,  370*. 
Oette,  Beitrr.  s.  ErUlr.  t.  Paas. 

V,  17,6.     L  71». 
Oettinger  u.  Schramm-Mac- 

donald,  Mouitour  d.  Dates. 

1,  138*. 
Oeverl and,  Familie  Dona.    III, 

168. 
"  (Z.  Gesch.  d.  arztl.  Standes). 

m,  167. 

Oeynhausen,  J.  Gf.  ▼.,  Herren 
▼.  Landosberg»    II,   IW^.. 

Offirial  regist  of  tho  Unit  St. 
m,  210. 

Ogden ,  s.  Arnold. 

Ogonowski,  Oetiterr.  Ehegüter- 
recht    II,  80*. 

Ohlenschlager,  Fr.,  Prähist 
Karte  Bayerns.     II,  10 1*. 

Ohorn,  A. ,  J.  Wullonweber. 
lU,  67. 

Cr4ation  de  deux  foires  k  Oisy. 
U,  283*. 

Oldenberg,  F.,  Wiehern.  III, 
28*.   69»*. 

—  H,  Buddha.     I,  43»- 
Datierung  d.  alteren  ind. 

Münz-     o.    luschr.  -  Beiheo. 
I,  66*. 

Chronol.  d.  Kshatrapa-  n. 

Gopta-Dynastie.    Ibid. 


111,278 


T«n«ichBu  dn  betprocbrnitn  Pnblikstioii«!. 


Oldenberg,    H.,    D»tiennig  d. 
neoen  angebL  Aaoka-lnachrr. 

I,  45». 

(Old   Indian),    Social    life    in 

Bengal.    lU,  226^ 
Olieix,  B.,  Oamen   de    Thiit 

de  Bretagne.     II,  29(y^. 
Oliphant,    S.,   The  Maaten  of 

Plorenoe.     n,  260". 
Olshausen,   J.,   Elymaeer    am 

Caap.  Meere.     I,  61*. 
£inige  Nachrichten  flb.  d. 

Beich  d.  Anaciden.    I,  61'^. 
Zur    Gesch.    d.    Pahlavi- 

Schrift.     I,  61". 
Oltramare,    L'ipitre    aaz    Bo- 

mains.     I,  107^ 
Olrey,  J.,  b.  Bider. 
Omont,    H.,    Bibl.    d'Adson   de 

Montier  en  Der.     II,  285*. 

—  Po^me    snr    les    lettres    de 
ralphab^te.    U,  8*. 

—  —  B^traci    par    J.    Laillier 
d'errenrs  (1486).     II,  279«. 

—  —     Certificat     d'^tadiant    k 
Paria.     H,  279» 

O(niont),    H.,    Formales    inM. 

II,  11«. 

Oncken,  Allgem.  Geschichte  in 
Einseldamtellgn.    I,  J47*. 

—  Zeitalter  Friedr.  d.  G.  III,  24. 
Onderdonck,    Church    of    Ja- 

maica.     UI,  2U2>«. 
Dort,    H.,    Godsdienat    en     de 
Wording.     I,  164». 

—  —  DoodenTeroering.     Ibid. 
Ooty  and  her  Siaters.     I,  59*. 

Opp ermann,  Krempe.   IH,  66. 

Oppert,  J..    I,  17». 

Trad.  de  qlq.  textes  assyr. 

I,  14». 
Si^e   primii  des  Assyr. 

I,  22*. 
Tablettes  jnridiqnes.      I, 

20«. 
I,  18«. 

—  —  Nabonafsar.    I,  19». 

—  Methode  chronologique.  1,16*. 

Orelli,    T.,   Könige   in   Israel. 

I,  162". 

Cr  gier,    Ausgrabgn.  a.  Bebeni- 

bache.     II,  138i<. 
0  r  m  ö  s,  Arpadkori  müvelödesttnk. 

U,  ööl«. 
Ort  mann,   B.,    50  Jj.  deutsch. 

Theaterdirector.   III,  69.  220. 

Preafs.    Ortsnamen    (t.   B.  J.) 

II,  174». 
Osenbrüggen,  Stadien  s.  dtsch.- 

schweiz.  Bechtsgesch.  11,71^. 
Osimo,  Cav.     I,  31*. 
Osman-Bey,  Imamsetdernches. 

II,  2181. 


Osmftn-bey,  Conm.    II,  212^ 
OsBolinski,  Memoiren.     II, 

846«. 
Oater,    £.,    Lehrerseminar  Ett- 
lingen.    III,  109. 

—  C,  Yeroneser  Klaasen   a.  0. 
T.  Wittelab.     II,  88». 

Oatfriealand  1658.    III,  80. 
Oatfriesische  Jadenhetse.     I,  36«. 
Oswald,  Belig.  UTi^eschichte  d. 

Menschheit    I,  186^*. 
Otte,  Th.  H.,  s.  Sommer. 
Ottenthai,   £.  ?.,    Bechnangs- 

bftcher  d.  Herren  y.  Schian- 

dersberg.    II,  64». 
Otto,   Fr.,    Bxord.    magn.    ord. 

Cuterc.    II,  100*». 

—  F.    0.    F.    T.,    Corpus   apola- 
getaram.     I,  124  f. 

—  Ad.,  Gregor  Y.     II,  23  t 

0  a  d  e ,     Yaderlandsche    rechts- 

bronnen.     II,  681 
Oif ,  H.  T.,  (Erdwohnongen).    11, 

91«. 


P. 


Packard,  L.  B.,  Geddos*  Prob- 
lem   of  the   Homer.    Poems. 

I,  67« 

Padoyan,  Y.,  Addisioni  alla 
nammogr.  yenes.     II,   236'». 

Paganini,  P.,  Petrarca  •  Pisa. 
U,  262». 

Pagano,  Stodi  sopra Dante,  n, 
244». 

—  Yita  e  opere  di  P.  delle  Yigne. 

II,  246^ 

Pagard    d'Hermansard,    St 

Omer.     II,  284». 
Pag 6,   E.,  Zwei  pros.    Darstel- 

longen    d.    Nibel.-Sage.      II, 

826". 
Paine,  N.,  List  of  books  u.  s.  w. 

UI,  182. 
P  al  f r  e  y ,  Antietam  a.  Frederieks- 

barg.     III,  208*. 
Pallain,  Corresp.  de  Talleyrand. 

m,  142  f. 
P  a  1 1  m  a  n  n ,    Sigm.    Feierabend. 

III    98*. 

—  (Antw.  d.  Stadt  Frankf.)  IH, 
98» 

—  Mefakatalog.     UI,  991 

—  Bachdruckerordnung.  III,  99». 

—  Frankf.  Lieder.     III,  99«. 
Palmen,  G.  y.  Hanswolffs  dag- 

bok.     UI,  162. 
Palmer,  £.,  H.,  Arabic  Hamoar. 

U,  208". 
Haroon   AI  Baschid.     U, 

216«. 
s.  auch  Quran. 


Palm-Leaf  Mss.    I,  49». 

Palastre,  L.,  Mae^  areh4ol.  de 

Limoges.     I,  130*. 
Yierge  de  Beaaliea.     U, 

308*. 

Bes.     II,  292«;  297«. 

Two  yoyages  of   the  Pandora. 

III,  183. 
Panorame  diGenoya.    U,  268». 
Faoli,  C,  Urk.  Ersb.  Heinr.  y. 

Köln,     n,  49». 
ün  Cod.   magliabeoehiano 

cet    U,  2381 
Docam.  notarile  dal  XIIL 

s.     U,  246«. 

Carta  naat  genoy.  II,  258^. 

Danaro  di  IHo'.     II«  261». 

Dokument  f.    d.    Kanxlei 

Heinrichs  YU.     II,  8661". 
(Goldschrift  in  Priyaturkk.) 

U,  868». 
(Bieibullen  d.  Florentiner 

Signorie).     II,  368» 

Papadopoli,  Gf,  Monete  ined. 

della  Zecca  yenez.     U.  262". 
Paparrigopulos ,      Grice     et 

£gypte  aax  temps  pr^homer. 

I,  63*. 
I  Paparrigopulos,    '/<rr.     rot 

ikkrjy.  i'd'vovs.     U,  204  f. 

—  Le  nom  de  la  Mor^e.  II,  206«. 

Parcsewski,  Begestr  poborowy 
wojewodatwa  Kaliak.  II,  3861 

Paris,  G.,  Jakemon  Sakesep.  II, 
273»". 

—  G.,  et  A.  Bob,  La  yie  de  St. 
Gilles  par  Gnill.  de  Beme- 
yüle.     U,  271'». 

—  F.,  Jean  de  Meung.  II. 
273»» 

Guyard  de  Moulins.     II, 

273»". 
Paris  k  trayers  les  &ges,    [dirig. 

par  Hoffbauer].    II,  810". 

—  k  trayers  les  siMes.  II, 
3111 

Parsons,  Ch.  W.,  Eist  of  medic 
in  Bhode  laL     UI,  2021 

Parton,  Beginnings  of  the  spoil 
System.     UI,  204*. 

Par a es,  B.  de,  Gaiette  aneed. 
m,  137. 

Pasini.     II,  227. 

—  Altar  maggiore  in  8.  Marco. 
U,  2381 

Pasolini,  P.  D.,  Documenti  ri- 

guard.  ant  relacioni  fra  Yenez. 

e  Bayeuna.     II,  238*1 
Pas  qua,    Aper9a     sur     1' Assyr. 

U,  2141 
Pasqaier,  F.,  Coatumee  de  St 

BauzeiL     U,  681  30ll 
-  XI  Docnments.    IH,  185. 


V«raeiDh]iu  der  betpxoohaneii  Pnblik^^ioBM. 


III.279 


Pfttftarge,     Herr    Peter    Daie. 

m,  168. 
Pftssari,  O.  P.    II,  282. 
Paeierini,  0.    L.,  La  famigUa 

Alighieri.    U,  248«. 
Passingham,  MiMionarf  'tonn 

in  india.     III,  226. 
P  ast e  D ac i,  Chron.  Bodendicenae. 

m,  64.  78. 
Paator,  Gontarini    Hl,  1.  181. 

Patel,  Bomanji  Baiximji,  Ptori 

PrakadL    I,  57  ^o. 
Patiaa,    Panloa   in    a.    apoatol. 

Tugenden.    I,  106*. 
Patrea    apoatoUici,   ed.    D 

Fank.    I,  116*. 
Patrice lo,    O,    Chieaa     della 

TrinitI  di  Dolia.    II,  247^*. 

Patten  Q.  A.  B.  0( ardner), 
(Seewhlaeht  xw.  GiayeB  n. 
Oraaae.)    III,  197^ 

—  Condae  hist  of  the  Amer. 
people.    ni,  198. 

Pan,  Monnaiea  de  Torenne.    n, 

809*. 
6t  Panl,  Anth.,  B4pert  d'ar- 

eh4ol      11,  806* 
Yicllet-Ie-Dae.     II,  806*. 

Panier,  114g  egy  u4  a  millena- 

riumröl.    II,  36 1^ 
Panli,  Oerraa.  y.  Tilbory.    II, 

190". 

—  Joh.  ▼.  Salisbnry.     II,  198>*. 

—  Stuart  n.  Sobieaki  II,  846»; 
UI,  76. 

^  Hant.  Beaiebnngen  sa8chott> 
land.     II,  386f 

—  W.  Uantela.     III,  69*. 

—  StaatsarchiT  in  Hajmoyer.  III, 
76. 

—  (Bremen  n.  tdunalkald.  Krieg). 
III,  29. 

—  0.  Liebermann,  Ezeerpte 
angelsScha.  Anna)  an.     11,  9. 

Panlsen,  Grfind.  d.  dentachen 
Uniyersiaten.  U,  61*.  74«. 
166'«. 

—  Organiaation  d.  üniyerrititen. 
U,  74«. 

Pan Ui eck,  Stimme  a.  d.  alten 

Magdeb.    111,  72. 
Panlns,  Archaol.  Entdeckongen. 

H,  91«. 

—  Anfbabme  d.  Altertflmer.  II, 
91«. 

—  Ringwille  am  FUethal.  n,91«. 

—  Ciaterzieneerabtei  Maolbronn. 
II,  9JS". 

—  6iei;e]  d.  Hotpitals  t.  Bo- 
pfingen.     II,  93««. 

—  a.  auch  Fürr. 

Pawel,  Jaro,  Litter.  Befonnen 
in  Wien,    m,  219. 


Pawinaki,  SkarbowoM  n Police. 
U,  886«. 

—  a.  anch  Akt»  Kai^gl  n.  Sprawy. 

Peabody,  Elia.,  W.  E.  Chan- 

ning.    lU,  201. 
-^  8  H.,  Americ.  patiiotiBm.  III, 

188«. 
Peai,    8.     £.,     Yiait     to    the 

Noagyaag  Lake.    I,  54«. 
Peck,  Peraon.   nanat  of  eyenta 

in  thewarofrebelL   111,189. 
Pederaen,  N.,   Bidr.   tU  danak 

Kloaterhiat     II,   197«.  824«. 
Pee>,  &.,  FrioMch.    II,  187". 

P4got-Ogier,    Hut.   dei   Ilei 

de  la  Manche     H,  287«. 
Pelayo,  Ueterodoxoi  Eapaftolei. 

II,  226«. 
Peleai,  Union  d.  mthen.  K.mit 

Born.     III,  218. 
Peliaaon,  Freimaorerloge.    III, 

216. 
Pellegrini    II,  227. 
'  Soapello.    H,  2821 
P4pin  d'Eacnrac,  Corpa  de  S. 

Eaialie  de  Bord.     II,  196". 
Pereti4.    I,  17. 
Per  ex,  A.,  Eacayarioni  nell*  am- 

fiteatro  in  Verona.    U,  266«. 

—  —  lütitoxione  di  oh  nfficio 
ecc    II,  266«. 

Pergamene  di  Ayersa.     II,  246«. 
Perin  i,  0.,  Ohibelliniimo  e  Guel- 

flsmo.    II,  226*. 
DUrio  della  riyol  di  1797. 

n,  229«. 
-—  —  Arche  degli  Scaligeri.   II, 

2öö*. 
Perlbach,  If.,  Pommerell.  Ur- 

kdbbuch.    II,  69«.  172^ 

—  Prenfi.  ürkk.    H,  172«. 

— -  —  Begeiten  y.  Königsberg, 
n,  178*. 

(Bigaer  Urkk.  aoa  Kra- 
ken).   II,  176«. 

Perlea,  Hebr.  Hdaa.    I,  24. 

—  £tadea  talmudiqnes.     I,  28«. 

—  Beroerkgn.  x.  jttd.-r5m-  Bechtx- 
buch.    I,  28". 

Perrean,  P.,    1700    abbreyi»- 

tore.    I,  26« 

Ebrei  in  Oenoya.    I,  81". 

Perret,  P.,  Lex  pyr4n4es  firan- 

faiaea.     H,  297«. 
Perroasier,  £v4qnes  origin.  de 

Yalence.     II,  802^ 
Per  rot,  G.  Architectarc  ciy.  de 

l'anc.  £gypte.    I,  7". 
Id4e  de  la  mort  chea  lea 

anc.  £g.     I,  7". 

.Belig.  4gyptienne.    I,  7**. 

et   Chipiex,    Hiat.    de 

l'Aii    I,  81 


Per  read,  Ol,  Dnch4  d'Aqnitaine. 
II,  879«. 

Perracchetti,    G.,    Q    Tixolo. 

II,  229«. 
Peraonalhiator.    Tidaakrift.     HI, 

168. 
Pertaeh,  Anb.Hdn.   11,209". 
Peragini,    L'inqniait   rem.   et 

lea  Iara4L    I,  811 

Peryanogln,  (Nicht  Peryai- 
•ogl6),  I  primi  habituiti  delle 
lagane  yenex.    II,  188*. 

—  Le  terme  di  Monfalcone.  II, 
188*. 

Pesaro,  A.,  Donne  celebri  iarael. 

I,  81*. 

—  —  Kote  aggiunte.    I,  81«. 
Comnne  iaraeLdi  Logo.    I, 

82« 
Peaohtxcher   i   debrej   Indoatana. 

m,  226". 
Petermann,    K. ,     Oeach.    d. 

KSnigr.  Sachsen.    U,  126«. 

P  e  t  e  r  s ,  H.,  Liebesmittel  d.  Alter- 

tams.     I,  138«. 
Peteraen,  H.  Margret  Sprnng- 

heata  Graymonam.    II,  167«. 

826«. 
"  —   Stenalderens  Grayformen. 

n,  818«. 

^  B.,  H.  Steffens,    m,  174. 
P4tigny,  de,  Hiat  arch4ol.  da 

Yenddmaia.    II,  811«. 
Petit,   E.,   Cartulaire  de  Jnlly- 

lea-Konnaina.    U,  294«. 
Petri,   H.,  Leaaing  sa  MeUim. 

m,  96«. 
Leasing  0.  St  Afra.   Ibid. 

Petriceicu-Hasden,    Arehiva 

istorica.    II,  8671 
Petschenig,  PeaaioIY.  Cerenat 

II,  1381 

—  Handachriltl.  Ueberlietef.  d. 
Yict  Vit    II,  7« 

—  a.  anch  Victor. 

Petxholdt,    Oettingera    Monit 

d.  Datea.    I,  1381 
~  [nicht  Pexold].     BibUotheca 

Dantea.    II,  244« 
— -  Prinxl.  Sekondogenitnren.  m, 

941 
Peyster,  de,  Earl  of  Bellomont 

m,  194. 
0.  Drap  er,   Kingsmoon- 

tains.     III,  1961 
Pesold,  s.  Petxholdt. 

Pfannen schmid,  Flölserei  im 
Geb.  d.  ob.  Bheins.    II,  82«. 

Pfannschmidt,  a.  Marx. 

Pfeffer,!.,  Beg. Pfalx-Neaborg. 
UI,  116". 

Begim-Deatachmeieter.  Ibid 


in,280 


TorMiohikii  dar  b«tproeh«A«i  PnbUkatimM. 


P  fei  er,  PnteBchestwie  po  Indiji 

i  Peniji.     III,  225. 
Pfeifer,   Scholastik  o.  moderne 

Naturwiseenach.     II,  199' 
Pfeiffer,  J.  Qotthard  u.  Friedr. 

Müller.     III,  102>o. 
Pfiftter,  Prinz  Mapius.  111,101. 

—  Prinz  MaxEmanuel.   111,101. 

—  Inf. -Reg.  Kaiser  Wilhelm, 
in,  101. 

Pfi  fiterer,  Schullehrerseminar 
in  Kagold.     UI,  102. 

Pf i t  z n  0 r  ,  Kaisorlegionen.  II, 
106». 

Pflug,  F.,  Wendenkampfe  in  d. 
Mark.     U,  162*. 

Pflugk-Harttonf^,  J.  t.,  An- 

tiqq.  Arnulf.     II,  11». 
Beitrr.    zu    Jafl^s    Regg.- 

Samroi.     II,  11«. 
Diplomat  Beitrr.    II,  11*; 

187»".    367/8«. 
Briefe   aus  d.  Jj.  1047 — 

1146.      U,    25»».    33*     188«. 

—  —  Acta  pontificum  ined.  II, 
186». 

—  —  ürkk.  d.   pSpstl.   Kanzlei. 

II,  187*. 

Pflugradt,    Jäger-Bat   No.    2. 

III,  40;  65. 
Pfotenhauer,   P.,   s.   Urkun- 
den d.  Kl.  Kamenz. 

Pfandheller,  Thorwaldsen  u.  d. 

^auenkirche  in  Kopenh.   III, 

174. 
Phenn,    F.,  Schnecken»toin    im 

Voigtlande.     U,  130». 
Pbilippi,   A.,  Solon  u.  Krösus. 

I,  76*. 
-^-  —   (Bemerkgn.  z.   d.    ersten 

5  Büchern  d.  Thuk.)    I,  85». 

—  —  Zu  Thuc.  B.  \i.  u.  yn. 

I,  86» 

—  —  Arginasenschlacht.   I,  86*. 

—  F.,  8.  Wilmans. 

(Philippson,     L.),    J.    Oppert. 

III,  69. 
PhilUmore,   L.,  Christ  Wren. 

m,  147* 

Picard,  £.,  Pdages  de  Charollais. 

II,  294». 

V^norie  et  fauconnerie  des 

ducs  de  Büurgojjne.    II,  309». 
Picot,  K.,  Rez.     U,  293*. 

—  G.,  Statistiquo.     III,  134. 
Maxiraes  d'Ätat  de  Eichel. 

m,  135. 

—  —  M6moire8  dos  intendants. 
Ibid. 

—  —  Monarchie  de  juillet,  r^publ. 
de  1848.     in,  144. 

Piehl,  K.,  Inscr.  de  la  Xu. 
dp.  (q.  and.  Aofsätse.)  I,  li». 


Piebl,  K.,  Petites  ^tudea  Agyptol. 

I,  11». 
Piekosinski,   F.,  £nt«tehg.  d. 

poln.  6ei*ellschaft     II,  338  f. 

—  —  8.  auch  Codex  a.  Libri. 
Pi^pape,  L.  de,  B^anion  de  la 

Franche-Comt^    k  la    France. 

U,  294». 
Pieper,     A.,     (Eelationen     des 

Nuntius  Carafa.     III,  8. 
Pierce,  Memoirs  of  Seward.  III, 

188". 

—  Lints  of  Plymouth  a.  Rh.  Is- 
land.    UI,  193*». 

Cartniaire  de  S.  Pierre,   de  la 

Couture  et  S.  Pierre  da  Soles- 

mes.     II,  292». 
Pierre,  V.,   L'4cole  soiu  la  r4- 

Yol.     UI,  187.  218. 
Pierret,    F.,    Libation   TBse  of 

Osor-ur.     I,  9". 

—  —  Sarcophages   du    Loarre. 

I,  11«. 

DÄcret  de  Canope.    I,  11*. 

Qroupe  pehti.     I,  11*». 

Pierson,  Preufs.  Gesch.  UI,  36. 
di  Pietro  s.  Di  Pietro. 
Pietrogrande ,    G.,    Biografie 
atestine.     II,  254*. 

Pigafetta,  A.  V.,  Odor.  da 
Pordenone.     U,  253  f. 

Pigeonneau,  Comit^  d*ad- 
ministr.  de  l'agric.    III,  137». 

Pigeotte,  L.,  Seigneurs  de 
Beaufort  (Montmoroncy).  U, 
285». 

Pighi,  A.  J.,    Papi    in  Verona. 

II,  229*. 
Pijnacker-Hordijk,    Rechts- 
bronnen d.  stad  Zntphen.    II, 
68*. 

Fijon,    Pikes    d.    archives    de 

Rennes.     U,  291*. 
Pille.     U,  285/6». 

P  i  1 1  o  t ,    Polissoirs  m^galith.   de 

l'Aube.     U,  303». 
Pilloy,  J.,  Fouillos  {k  S.  Quen- 

tin).     ü,  304». 
Pinchart,     A.,     Archives    des 

arts  etc.     U,  310*. 

Pinches,  Fragm.  of  the  bist, 
of  Nebuehad.     I,  5». 

—  (Inechr.  Frgmt.  d.  Nebakadn.) 
I,  12». 

—  (Babyl.  Könige  d.  Urzeit).    I, 
•    17». 

—  and  J.  Birch,  Bronzeoma- 
menta  of  Balawat     I,  12». 

—  s.  auch  Rawlinson. 

Pin  der,   £.,    (Ansgrabasgen   in 

Hessen).     II,  127*. 
Pingaud,  L.,  Rez.     U,  294». 


Piper,  Bsphaels  wabrer  Ge- 
burtstag.   II,  260*. 

Pippow,  Waffen  t.  Kyrits.  II, 
161» 

Pirona,  G.  B.,  Jae.  C^  di  Por- 
cia.    II,  25.1». 

Pia c hon,  Einfluls  d.  Islam.  II, 
211». 

Piscicelli  -  Faeggi,  Paleo- 
graphie  artist  di  M.  Cafsino. 
U,  233»». 

Piazi,  J.,  Due  poeti  greei  alVasae- 
dio  di  Parma.     II,  242». 

PUSek,  B.,  Aphorismen  z.  Gesch. 
d.  röm.  Papste.     U,  188  t 

Plainc,  S.  Ciaire.     I.  128». 

Planche.     U,  299/300»-*». 

Planta,  t.,  KurrhSt  Herr- 
schaften     II,  74».    185*. 

Jahrb.  t.  St  Jacob  in  Lüttich, 
übers,  y.  C.  Platner.  H, 
85»;  42». 

Drei  plattdeotsche  EizZhL  t. 
1848.    UI,  55. 

Fleisch,  Andr.,  Relig.  u.  Phüos. 
d.  Indier.     I,  41*. 

du  Plesseix,  s.  Da  Plesseix. 

Pleyte,  W.,  Chapitres  rappUm. 
du   livre  des  Morts.     I,  10». 

—  —  Papyr.  inid.  da  Brit  Mos. 

I,  10*. 

Plicqne,    A.,    Livaannom.     II, 

305»». 
Plieax,  A.,   Demiers  abb4a  de 

Condom.     U,  298*. 

—  —  Abbsye  de  Condom.  Ibid. 
Plumptre,  £.  H.,  Two  ttadiet 

into  Dante.     U,  844». 
Plotarchi  rita Deroosthenia  ed. 

Cb.  Graux.     1,  89». 
Pökel,    Schiiftsteller  -  Lexicon. 

III,  68. 
Poel,  C,  K.  W.  Pauli,     m,  69. 
PÖlchau,   Bücherweaen  im  MA. 

II,  63«;  372». 

Pölal,  D.  Heiüsauer.     H,  135**. 
Poggibonsi,  Libro  d'Oltramare. 

II,  249». 
Pohl,  A.,  De  orai  pro  Lysistrato 

Lysiaca.     I,  87». 
Poiniiignon,  Heinr.  Bayler.   II, 

87». 

—  2  Urkk.  d.  FreiherreD  tob 
Baden.     II,  88». 

—  Rathshof   za   Freibarg    i.  B. 

II,  89*. 

Polcari,    Celest    V.    e    Bonif. 

VIU.     II,  244». 
Pole,    Sioax   of  Dakotab.     m, 

192». 
P  0  1  k  o  ,    E. ,    Königin    Louise. 

III,  41. 

Piol,    Actaa    dea   difttaa    allem. 

in,  5. 


VcrMiduii«  d«r  bMprockeiioB  PablikttioiMii. 


111,281 


PioHn,  B.»  (P.  KobiUetu).     H, 

292« 
Pollio,  Eist,  de  la  ManeiUaiso. 

m,  138. 
Poliio  ei  Marcel,  Bataillon  da 

10  aoüt     ni,  139. 
Pollage,    L,    Klimainderangen 

in  bist  Zeiten.     I,  140*. 
Piombanti,    Q.,  Stör,   di   Li- 

Tomo.     II,  233*. 
Ponton  d'Am4coart,monnaieB 

m^roT.     U,  876*. 
Poole,   R.   Stuart,  Ane.  Egypt. 

I,  4*. 

—  St.   L.,    Hebrew  Etbica.     I, 
154*. 

Eforpt     n  214* 

Oriental  Coins.     II,  228*. 

Poore,    Perloy,    Pol.  regint    a. 

congredi  direct     III,   198* 
Pope,  J.,   Fr.  Oedar  Moant    to 

Aloxandria.     111,  208*. 
Popp,    B.,    ViUch.    Urkk.      H, 

357  (Mitte). 
Poppr,  Burg  Böaig.    II,  881*. 

Por6e,  Itin6r.  arch^ol.  de  Ber- 
naj  etc.     II,  310*. 

—  KxcurBioni  k  Bemay  etc. 
Ibid. 

Porro ,     G.,     Morimondo.      II, 

230». 

Leon,  da  Vinci.     II,  250*. 

Porecbmann,    H.,    Hds.   0  d. 

altfrz.  Kolandsliodea.     II,  19*. 
Port,  C,  Artistos  angevina.    II, 

811*. 
Porte,  F.,  et  A.Robbe,  Notre- 

Bame  de  Sikacane.    n,  302*. 
Porter,     (Torpedokrieg).      III, 

269. 

—  Descend.  of  B.  Porter.  III, 
212. 

Portei,  B.  Cabi& 
Portroann,    M.    Y.,    Andaman 

iBlandn  etc.     I,  £9^* 
PoBse,    0.,    D.    Markgrafen    t. 

Meißien.     U,  23*   30*    127«. 
PoBBolt,     Kircbi.    KunBt    in 

Scblesw.-Holat     II,  154*. 

—  Bibliotb.  H.  Rantzaae.  lU,  55. 

Potbam,  P.  0.,  Bist  of  India. 
I,  89»«. 

Potbier,  D.  gregorian.  Melo- 
dien, übers.  T.  Xienle.  11, 
195  f. 

—  Cbant  da  l'^l.  de  Lyon.  II, 
313*. 

Potiqaet,A.,  Bibliogr.deMagny- 

en-Yoxin.     II,  288*. 
Potter,  R.  M.,  (Report  of  Jeanp). 

m,  188«*. 

—  (TreflTen  ▼.  St.  JadntoX  01,1 
204* 


Potter  a.  Rider,  fCreditbillete 

etc.  V.  Rhode  I»l.|  111,193»^. 
PottierB,    LettroB   pat.   de    S. 

LouiB.     II,  272*. 
Powell,  Ann.    rep.   of  the  bar. 

of  ethnol.  (fiber  Utah).     III, 

189/90. 
—  Lands  of  th.  arid  region.    Ibid. 
Poxzo,  S.,  Biolla.    II,  231* 
Praetorius,   Inachr.   ▼.   Zebed. 

II,  209«. 
di  Prampero  s.  Di  Prampero. 

Prantl,  G.  B.  Jaesche.     III,  53. 
Prasama,  s.  Son. 
Pr4iek,  KreU  KlatUa.  II,  380t<. 
Prasser    a.   Ta8shf>ha8chel, 

Grofsrßhnidorf.     III,  95*. 
Prast,  8.  Prost 

Preble,   The    Flag   of   the    U. 

States.     III,  198. 
Prechtl,    J.  B.,    Isareck.      II, 

102«». 
Pr^courseur   da    Bouddha    en 

Chine.     1,  48»*. 
Predeili,    R.,    Storia    della 

scrittura.     II,  226>*. 
Pro  gor,  W.,  Anfange  d.  kirchen- 

pol.  Kampfes.     II,  54*. 
Gesch.  der  deatsch.  Mystik. 

II,  200». 

Pre^rizer,     Abgegangene    Orte. 

U,  92»«. 
D4coavertes      pr^historiqaes 

en  Bretagne.     II,  304*. 
Preis,  U.,  H.  Tod  u.  A.  Bolm, 

Tagebuch    d.  Geschichte   etc. 

I,  133>. 

Pfeif 8,    (Echtheit    d.    Ephes.- 

Briefs).     I,  108". 
-^  Ursprung  d.  Jehova-Cnltoa.    I, 

154". 
da  Prel,  s.  Du  Prel. 

Premio-Real,  Gf.,  Le  Canada. 

et  les  Basques.     III,  192 
Prendergast,  J-,  s.  Baliday. 
P  r  e  s  s  e  1 ,     Laubhültenfest     I, 

153>». 
PretzBch,   B.,  Do  Lysiae  tem- 

poribus  definiendis.     I,   86". 
Preuer,  K.,  Romerzug  Ludw.  d. 

Bayern.     II,  56*. 
Preuf  8,  0.,  Alterttlmer  r.  lippe. 

U,  121*. 
I  Preofsen  in  Schwaben).  III,  105  f. 
Preu&ische     Geschichtsschreiber. 

III,  45. 

Price,  J.  E.,  The  Labaram.    I, 

131". 
Pridoaux,    Coina  of  Charibael. 

II,  209*. 

Priem,  J. ,  Konr.  Grttbel.     III, 

116. 
Prinz,  Rez.     II,  121*. 


Prinainger,    Eiaenbahn    n.    d. 
alten  Verkehrswege.    II,  137*. 

—  Begehg.  d.  Andstidter  Tauerna. 
Ibid. 

Prittwitz,  T.,  Schlea.  Kammer- 

wirtschaften.     III,  70. 
Prittwita-Gaffron,  t., Zinzen- 

dorf,  Stern,  Kemera.Goeschen. 

m,  95*. 
J.    T.    Eichendorf.      III, 

219. 
Proceedings  on  the  death  of  W. 

Bigler.     111,  210». 

—  W.  Ellisch.     Ibid. 

—  G.  D.  Jackson.     Ibid. 
^  Ch.  H.  Paulson.     Ibid. 

—  Of  the  N.  Engl,  bist  gen. 
•oc.     III,  212*. 

—  of  the  republ.  Convention.  III, 
209. 

Proch&ska,  Job.,  2i2ka.  II, 
329»*. 

—  OstatnielataYitolda.  11,334*. 

P  r  d  h  1  e ,     H. ,    Weimar.    Hof. 

III,  96. 
Prokesch-Osten.  Grf.,  Brief w. 

mit  Gentz-Mottem.     III,  220. 

Promis,  N.,  Tessere  di  principi 
di  caia  Savoia.     II,  231*. 

—  —  Sigilli  ined.  piem.  II, 
231*. 

Propst,    Afrikan.    Liturgie.     I, 

126*. 
Proschko,     Desiderius     a.    d. 

Untergang  d.  Langob.-R.     II, 

236". 
Prosper,  s.  E.  L.  Fischer. 

Prost,  [nicht Prast]  Rögiraeanc. 
de  propri^t^s.     III,  215»*. 

—  Rez.     II,  295*. 
Protois,    Pierre  Lombard.     II, 

271» 

Proudhon,    Lettrea  in4d.     III, 

144. 
Provana     di    Collegno,     L., 

Matrimoni    di   Adelaida.     II, 

240»«. 
Prüm  er  s,  R.,  s.  Urkandenbach. 

Prutz,  H.,  Gedicht  üb.  d.  Be- 
lagerg. Y.  Akkon.     II,  3'^«. 

Publicationen  aas  d.  preafb. 
Staatsarchiven.     II,  168». 

—  d.  Ver.  f.  d.  Gesch.  v.  West- 
preufeen.     II,  69i*. 

Püschel,  R.,  Christine  de  PLsan. 

U,  275'«. 
Puiseux,    Instract.    prim.     III, 

134. 

Pukhtana,   Our  polit.  1849  n. 

79.     III,  224. 
Pa^aski,     Stosonek    PoIb!;!    x 

Mendli-Qircrjem.     £1,  .'^44^ 


ni,382 


y«rMichAii  der  b«cproQlM&eii  Pablikttiontib 


Pnlstky,  MemeZeit   m,  126. 

221. 
Panchard,     H»i    of   congre- 

gationiflin.    III,  202. 
Pnngileont     II,  282  (nnt). 
Ponjab  UniTersity  question.   III, 

22" 
Pnntschert,    Krieguchäden  in 

Beti.    lU,  15^ 
Pargold,  Insehrr.  aiu  Olympia. 

I,  70* 

Potlits,  G.  xa,  Proadhon.    III, 

144. 
Pntnam,  Ud.  St  geogr.  «urreys 

woat   of  the    100  ^b.  merid. 

III,  183»* 
Puyroaigre,    Gf.    de,    Chron. 

eapagn.    d«   la  PuceÜe    d'Orl. 

II,  278». 

Pyl,  Th.,  Geach.  y.  Eldena.     II, 
US*» 


II    Quartiere   del   Ghetto.     I, 

31»«. 
Qudüri  ed.  Abal  Haaan.     II, 

218*. 
QaeUen  s.  Schweizergeach.     III, 

129  f 
Qn^raaa-Lamerie,     D4pat6t 

de  la  Mayenne.    lU,  138. 
La    Qaeation    alg4rieime.      II, 

224»°. 

Queux  de  StHilaire,  a.De8* 

champs. 
Qu4Tillon,     Villefranche      de 

Bonergne  et  Najac.    II,  299'. 
Quicherat,  J.,  Bue  et  diftteau 

Hautefenille  k  Paria.  U,  289«. 
Quid  de,   L. ,    Sigmund  and  daa 

dtache.  Reich.    II,  59*. 
Quillot,   S.   Reine  d'Aliae.     I, 

128«;  II,  294«. 
Qaincy,  Elia  8.,  (Tageb.  v.  Miaa 

Powell).    III,  186>. 
Quiquerez,    Burg   Schlolaberg. 

U,  184». 
The   Qurin    tnmal.   by   B.    fl. 

Palraer.     II,  212« 
QarAn  Sharlf.    II,  212«*. 


B. 

( — r.)  Armenhaoa.     III,  64«. 

BabbinowicB,  Einleitg.  in  d. 
Geaetzgebg.  etc.  d.  Talmad, 
übera.  t    S.  Mayer.    I,  27»«. 

—  Yariae  lectionea.     I,  24«.  27*. 

—  Oneo  flD'Bn.     I,  26«. 
Rabe,  A.    II,  146*. 
Babutanx   et  Lacroix,   Pro- 

atttation.     I,  186»«;  U,  78« 


Ba  c in  e t,  Coatame  hiatorique.   I, 
137'. 

—  daaa.,   dtach.   t.   A.   Boaen- 
berg.     I,  137« 

Bacioppi,     G.,     Statati    della 

BagliTa.     II,  245»«. 
Agiografia  di  8.  LaTerio. 

n,  247«. 
Backwitz,    Urkk.   t.    Himmel- 

gartcn.     II,  69«.  116'. 
Bicz,  K.,  A  zarindi  egyhismegye 

t8rt4n.     III,  120«. 
Badica,  P.  ?.,  Bachh.  in  Krain. 

III,  218. 

Qaellenatudien.    II,  131«. 

Badjera,  £.,  a  H.  Grotefend, 

Burg  Münzenberg.     II,  99«. 
Badziminaki,  a.  BalikowakL 
B  ia  a,  ConTortitenlexicon.  IH,  29*. 

217». 
Baffaelli,  G.    II,  232  (mit). 
Bighunath    Bhaakar    God- 

bole,  a.  Godbole. 
Baghunathji,  K.,  Bombay  Beg- 

gara  and  Criera.     1,  67«. 
Bahn,    Schweizer.   Knnatdenkm. 

UI,  133. 

—  Bfirkiaammlang.     Ibid. 
Baich,  Doroth.  v.  Schlegel.    UI, 

33.  219. 

—  Novalia  Briefwechael  mit  Schle- 

gel.    III,  219. 
Bajendralila,  a.  Mitra. 
Bajniaa,    J*,    A  ciaztercziek    a 

Bak6czi-korban.     III,  128. 
Bama,  Chandra  Ghoaha,  a. 

Ghoaha. 
Bamakriahna,    T.,    Tirakala- 

knnram.    I,  51»«. 
Barn 4,  A.,  Bez.     II,  312'. 
Ba  m  e a n ,  Huguea  de  MAcon.   £1, 

294«. 

—  ägliaea  de  MAcon.     H,  311»«. 

—  Cath4dr.  de  Mficon.     Ibid. 
Bamknraar      Bhatt&chirya, 

Satyaa  rabd'a  Travela  in  Aaaam. 
I,  54'. 
Bamon,  B4to].  k  Peronne.   III, 
138 

—  Coatumea  de  Peronne.    Ibid. 
Bamaay,  (Smyrnan.  d.  Sipyloa). 

I,  94*. 

—  A  Bomaic  Ballad.     II,  203«. 
Bänconi,  T.,   L'amore  in  Bern. 

di  Yentadore.     n,  249^«. 
Bänke,    J.,    Anleit   z.  anthrop. 
Beobachtungen.     II,  2*.  131«. 

—  L.  T.,  Weltgeachichte.  I,  62«. 
134«-»".  147*. 

—  —  Deotach.  Geach.     III,  3. 
— *  —  BeTolutkriege.     III,  138. 
Bänke,  L.  y.,  Serbien  u.  d.  Ttlr- 

kei.    in,  214. 

—  —  Yenez.  Geach.    Ibid. 


Bapp,  Gg.,  Amierg.    II,  10t»«. 

Baapail,    H.,    St   Barth41«my. 

in,  217. 
Baaquin,  St  Bertain.  11,195»». 
Baaaam,  (Neu  entdeckte  Stadt). 

I,  21«. 
BaaamanB,     £.,     Mfinateiliad. 

SchrifUt     III,  88. 
Batzel,  YorachtoiidvieEziger.  III, 

107. 

—  Yereia.  Staaten,    m,  810. 
Bau,  Lapidariaa  aculptaraa.   m, 

190. 
Bauch,  C,  Pleakana  Belagenaig. 

III,  51». 
Banchenatein,  a.  Lyaiaa. 
Baulx,  J.  B.,  a.  Tbom.  y.  Aqnino. 
Baoly,  de,  a   Dumaa. 
IBauach,    Qnaeationee    XeDoph. 

I,  86»«. 
Bayaiaaon,  Areh.  delmbaatill«. 

in,  187.  138. 
Bayaiaaon-Mollien,    Le  Ma. 

de  Ja  bibl.  de  rAraanaL    II, 

250«. 
Bayenberg,  Düaaeldorf.  Sduüe. 

III,  87. 
Bayerat,  Notre  yieax  Lyon.   II, 

313«. 
Bayerty,    H.    G.,     Afghfaiatin 

etc.     I,  56«. 

—  a.  auch  TabaklL 
Bawitzki,  Erwideraug   an  JCo- 

telmann.     I,  28 ^ 

BawlinaoB,  G.,  fliat  of  aac. 
Egypt     I,  3»«. 

—  H.  C,  Clay  Cylinder  of  Cyma. 
I,  18». 

lapahan.     H,  218«. 

and  Q.  Pinchea,  Canei- 

form  inacriptiona.     I,  12«. 
Bayet,  0.,  Monumente  de  l'art 

antique.     I,  143«. 

Baynaad,  G.,  SappL  au  eata- 
logue  de  Maraand.     II,  268«. 

Bazzoni,  A.,  Nunzio  etraordiii. 
alla  Corte  di  Francia.  III,  180. 

Bead,  Eliza,  J.  E.  Howard,  m, 
197«. 

Chew  famiL    Ibid. 

Beayea  u.  Clay,  W.  S.  Haney. 
UI,  207. 

B4bouia,  Coutnmea  de  Cler- 
mont-Deaaaa.    U,  68*.  299». 

Becherchea  arch4ol.  dana  le 
aud  de  l'Inde.     I,  58»«. 

Becke,  Eliae  y.  d.,  Brief  aa  Ca- 
roline Stolz.     lU,  49. 

—  0.  y.  d.,  (Familie  Proebatbg). 
UI,  51. 

The  Publica  Becorda.   II,  270«. 

Becmtemeni  pend.  1.  r^yolnt  ei 
l'Emp.    ni,  214. 


dmu  d«r  bttproeheneii  PubU^KÜoiitfi. 


111,383 


Baeoeil  de«  furinilas.    n,  866  ^ 
Tha  Bedo  Lectnre.    li,  216^ 
Bedet,  L.,    Dict  topogr.  de  la 

Yienne.     II,  269^ 
Cartalaire  de  I'^vtch^  de 

Poitian.     n,  295^ 
Bodhonse,  Llmija  Poem.     U, 

291« 

—  IfotneTj  of  Jelala-'d-Din. 

II,  220«. 

Bedingten,  Beign  of  Georg  IIL 

UI,  150. 
B  e  d  1  i  c  h,  Jagendbriefe  d.  Wands- 

back.  Boten.     III,  56. 
Bedtenbacher ,    B. ,    MAlicbe 

Baaknnst     U,  871". 
Beemelin,  Bot.  of  Amer.  pol. 

III,  199. 

Begesta  archiepiic.  Magdeburg. 
II,  45«    69«    113». 

—  Hannoneneia,  a.  Maller. 

—  pontificara.     II,  36  6^. 
Begesten  d-Biacb.  ▼.  Eichetedt 

II,  104«. 

—  ▼.  Gleiberg.    II,  125^«. 

—  d.  Grafen  y.  Gleichen.  II,  125«. 

—  Heinr  •  V.  von  Fulda.  II,  125» 

—  d.  Stadt  KSnigsbeTi;.    U,  178<. 

—  Uy-,   eatb-    u.    karlindiache. 

II,  45«.  69.  176«. 

—  mittelrhein.    II,  45*.  69. 101«. 

—  pommerscbe.     II,  69*«. 

—  Tgl.  auch  Beginter. 
B^gis,   Marche  du  progri«  dans 

l'hamanit4.    I,  1351 
B4giB     de     rBatourbillon, 
Cabinet  de  travail.    III,  1351 

—  Prieuse  de  Papillac.  Ibid. 
Begieter  of  Oxford.  III,  149. 
Lee   Begistres    d'lnnocent  lY, 

hrag.   T.   £lie  Berger.     n, 

43»».  187« 
Begnaud,  F.,  Une  myitification 

scientif.     I,  41«. 
Begnaalt,  VIU  ans.    m,  144. 
B^e   de    la    justice    en    1793. 

III,  139. 

B  e  g  n  e  t ,    Von    Zauberapparaten 

u.  B.  w.     UI,  118. 
Behik,  Barbarakircbe  s.  Katten- 

berg.     II,  882«. 
Behataek,  £.,  Emporia,  ehiefly 

Porte   of  Arab   etc.     I,  40>; 

n,  213«. 

—  Oriental  Folklore,     n,  216». 

—  Pictnre  etc.  of  Borak.  II,  217»». 

—  Life  of  Jesus.     II,  2181 

—  Pre-islamit  arab.  poetry.    II, 
219«. 

—  Portuguese  India.     m,  222. 

—  Inqaisit  at  Goa.     Ibid. 
Phil.  Jac  Behfues.     lU,  108. 
BehoTB,  Ohronistenberichte  ttb. 

Berth.  ▼.  Begensb.    II,  195». 


Beiehenbaeli,    H.   G.,   E.  F. 

Noite.    III,  60. 
Beichensperger,  Dombau.  III, 

86. 
Beichling,    Ausgew.    Gedichte 

d.  Murmellius.     II,  631 
Beichskanaler  a.  Hamburg.     III, 

59. 
Beifferscheidt,  s.  Schröder. 
Beifmann,  Litteratur  jüdischer 

Gebräuche.    I,  261 
-*  Eldads  Schrift  über   d.  Land 

d.  10  Stämme.     I,  291 
Beigart,   First   unit   stat.  flag. 

III,  198. 
Bei  11  y,  H.  0.,  Amer.  dy.  war. 

III,  189. 
B(ei)m(a)nn,  H.,  Bez.  11,3711 

—  W.,  Chanson  de  Gaydon.    II, 
191 

Bein  ach,  J.,  Gambetta,  disooors. 

III,  144. 
Bei  necke,  Briefe  Panli  an  die 

Thessalonicher.     I,  108*1 

—  Brief  Pauli  a.  d.  PhU.     Ibid. 
Beinfried  ,    G.,    Grablegen    d. 

Herren  ▼.  \7indeck.    II,  88«. 
Beinhardt,  Waldemar  Atterdag. 

n,  1411 
Rein  hart,     Bfindener    Wirren 

1620.     III,  130. 
Bein  hold,    H.,    Goldminen   in 

Süd-Indien.     I,  591 
Reiniger,    Frauenarbeitsachule. 

UI,  102. 
Bein  kons,     Melchior     Diepen- 

broik.     lU,  28. 
Beitsenstein,    F.   ▼.,    Armen- 

gesetzgebung.     III,  184«. 
Beizen  stein,  H.  y.,  Burggfiter 

in  Bairenth.     U,  1081 
P.  Jacob  Bem,    £.    Lebensbild. 

III,  2171 
Berobry,  a  Gilles.   U,  271*1 
Bemlap,  Granf  tour.    lU,  209. 
Bemmers,   J. ,    S.    W.  Beater. 

UI,  801 
B4mnsat,  Mad.  d.,    Memoiren 

(deuUch).     m,  142. 
Bemy,  A.,   Chätülon-sar-Marne. 

U,  2851 
Benan,  £.,  Crise«  du  catholids- 

me  naissant    I,  114  f. 

—  —    Christine    de   Stommeln. 
II,  273'1 

Bertrand  de  Got  (Clemens 

V).    Ibid. 
B4nard,    Blocas    d.    Yincennes. 

UI,  143. 
Benard,  £.,  et£.  Lacour,  La 

manne.     I,  1521 
Renier.     II,  2631 
JBentsmann,    W.,     Namismat. 
I        Lezikon.     U,  870«. 


Benz,  Litteratnigeseh.  ▼.  Wild- 

bad.    II,  931 
B^pert    des  trayaox  bist     U, 

2671 
Bepertorien    zu    Schlesw.- Holst 

Vrk.-Sammlungen.     II,  141«. 
Beport   of  the  Bist.  ms.  Com- 

roiss.     IL  2701 

—  of  the  librarian  a.  cabinet 
keeper.  North  departm.  of  th. 
Bh.  Isl.  hist  soc.     UI,  182. 

—  of  the  State  hist.  soc.  of  Wis- 
consin.    UI,  212. 

—  of  the  U.  St  uoast  &  geödet 
suryey.    lU,  212. 

—  on  the  oondition  of  India.  UI, 
224. 

Expedition    nach    Bethra.      U, 

1481 
Beth wisch,     Frh.    y.    Zedlitz. 

UI,  89. 
Beamont,  A.  y.,  Nota  aggiunta. 

U,  262*1 

Orafo  senese.    U,  268*^. 

Bandglossen.  UI,  29. 

—  A.,  Yittoria  Colonna.  UI, 
179  f.  220. 

Gino  CapponL     III,  179. 

Beure,  Collie  k  Lyon.  U,  201 
B  e  u  f s ,  CoUoq.  scolaires.  UI,  118. 

—  B4yol.  de  Mulhoase  en  1587. 
lU,  109. 

—  Ed.,  Gesch.  d.  heil.  Schriften. 
I,  1461 

—  F.,  Arybbas  y.  Epeiros.  I,  90». 

—  B.,  le  30  sept  1681.  III,  110. 
Beut  er,   H.,   Augastin.  Stadien. 

I,  1251 
Beyelli,   P.,    Monete  etc.  dell' 

agro  comense.    U,  230». 
B  6  y i  1 1  e  ,   A. ,   Prol4gom.    d'ane 

hist  des  relig.     I,  135». 

—  J.,  Doctrine  du  Logos.  1, 103». 
B^villout,   E.,  Manuel  du  cal- 

culateur.    I,  81 

—  Tenue  des  liyree.     I,  9«. 

—  Nouy.  mesures  agraircs.    I,  9*. 

—  Mesures  de  capacit4.     I,  9». 

—  Poids  s6mitico-4gypt     I,  9». 

—  Yaleur  de  Thuile.     I,  91 

—  Loi  de  Bocchoris.     I,  9*«. 

—  Fragm.  de  la  14gende  osir.  I, 
101 

—  Statae  d'on  ministre.    I,  11«. 

—  Entretiens  philos.     I,*  10*1 

—  Livre  d'incantat     I,  10**. 

—  Po4fties  bilingues.     I,  10*«. 

—  A£Fres  de  la  mort     I,  10". 

—  A.  Mariette.     I,  21 

—  Femme  et  mire  d'Amasis.  1, 5». 
-^  See.  extrait  de   la  chron.  äi» 

mot  de  Paris.     I,  5'«. 

—  Le  roi  Hormachis.     I,  6*. 

—  L'^uerre  4gypt     I,  81 


m,284 


▼arteidiiiii  dar  bttprochtnen  PoblikctioiitB. 


BoTÜloat,  E.,  Lea  reclui  du 
S^rap.     I,  8^. 

—  Bcquftte  d'an  tarichente.  I,  8^. 

—  Antigraphe  de«  laminairea.  I, 
8». 

—  Quaai  mariage.     I,  8^^ 

—  Papyrus  groc.  13.     I,  9*. 

—  Peiipioim  aJinientaire«.     I,  9*. 

—  AnthenticiU  des  actes.   1,8'^. 

—  SexTnent  d^ciaoire.     I,  8^^ 

—  Veiite  de  maiion.    I,  8*'. 

—  Contrat  de  mariage.   1,8  *****. 

—  Monnaiei  ^ypt.     I,  9'*. 

—  ComjiaraiAoiidesTneaurea.  1,9^. 

—  Lettre«  k  LenorinaDt.     I,  9^ 
-—  Biliugue  nioiiAtaire.     Ibid. 
Bey,  A  f  Village  k  la  ftn  de  l'anc. 

r^imo.     111,  138. 
Beyer,  £.,  Zinn.    I,  188^*;  II, 

12Ü». 
B  e  y  n  a  1  d ,  L*£spagiie  mnanlnane. 

11,  2Jiö». 
B  e  y  n  o  1  d  « ,  Soapntone  quarrie«  in 

the  distr.  of  Columb.    111,  182. 

—  llliiiois.     111,  211. 

Bev scher,   Erinnerungen.     Ill, 

103. 
Bexasco,  Dizionar.dellinguaggio 

ital.  utor.     11,  22.')" 
Bezek,   Beitrage  z.  Landshuter 

Kriege.     II,  329 >^ 

—  A'ereiiibarungen  ?.  1516.  U, 
829". 

—  Berieht  Über  die  Prager  Un- 
ruhen.    11,  329 »•. 

BhanghiaschlBrancalooni, 

F.,  JI,  232. 
Bheea,     W.   J.,     Smitha.    inst 

SmitbsoD.    miso.    coli.      111, 

182» 
Bheinische  Flora.     III,  87«. 
Bh6tor6,  B.  P.,   M^sopotamie. 

U,  213». 
Bhode,    A.,   Bertis  de   Mes  u. 

Garin  de  Loherain.     II,  ]9*. 
Rhode  l»la)>d  Bist   Tracta.     111, 

103".  196«    202*. 
Bhoen,  K.,  a.  Kessel. 
Rhön  6,  A.,  A.  Mariette.     I,  2V 

—  —  Le  Caire  anc.  et  mod.  II, 
214". 

Riallle,  G.  de,  SiKnificat.de  la 
croix  dite  srastika.     I,  4G». 

Riant,  Gf.,  Inventaire  crit.  des 
lettres  hist     I,  85*. 

—  —  (Urkk.  z.  Gesch.  des  deut- 
schen Ordens).     II,  172*. 

—  —  Iscrizione  'her.  minne'.  II, 
289». 

Bez.    n,  271« 

Bibadieu,  Froc&s  en  Gnyenne. 

m,  186. 
Bibbeck,    0.,    F.   W.    Hitachi. 

m,  28.  194. 


Bibbek,  Walt.,  Friedr.  L  n.  d. 

röm.  Curie.     II,  88^ 
Bicca    Salerno,    Storia    delle 

dottrine  finanz.     U,  227*. 
Bicci,    C,    Cripte    di    Barenna. 

II,  237*. 

—  —  Una  corrazad'oro.  II,  287*. 
Biee,    Town  recorda  of  Qroton. 

m,  185. 
— Town  records  of  Worcester.  Ibid. 

—  L.,  The  Mah&Tali  Dynaaty.    I, 
68«. 

Biuhard,   A.,  Monnaiea  mte?. 

II,  876». 
Bichardson,     Nationalbanken. 

III,  210. 

—  £.,  Farn.  Merode.    II,  lOd«*; 
UI,  221. 

—  J.bL,  ( Briofe  BerobrandtPealea). 
lU,  186*«. 

Richter,  KUvangen.  111,103». 

—  A.,  Liihtonburg.     II,   130». 
Xeuoi.hons  Zug  gegen  die 

Drilen.     1,  8h ^ 

—  —  Bilder  aus  d.  dtsch.  Kul- 
turgcxüh.     II,  374». 

—  C,  Wie  d.  altou  Deiikmftleretc 

I,  143*. 

—  K.,    Fundstellen  in   Salzburg. 

II,  137^ 

—  G.,    Zeittafeln   der  deutschen 
Geschichte.     II,  370^<>. 

Jenaer  Stadtordnung.    III, 

85. 
Adrian  Beier.     Ibid. 

—  J.  P.,    Leon,    da    Vinci.     II, 
2ö0*. 

—  J.  W.  0.,  Eyffhlaserboeh.  II, 
116». 

—  0.,  Zur  Statistik  Drendena.  II, 
129^ 

—  Y.,  Juridink  og  statsridenska- 
belig.     III,  175. 

Bickniann,    W.    J.,    Born    in 

Batzeburg.     11,  154». 
Ricordo  Gonoy.  nel  NoreJUno.    II, 

241*. 
Ricotti,    £.,    Bataglia  di  Leg- 

nano.     II,  240». 
Rider,   (Plan  zur  Einigung  der 

Golonien  1764.)     111,  185. 

—  Thoni.  Vemon.     lU,  186. 

—  (Tagebuch  ?.  Dr.  Roger).    III, 
187'. 

—  (Schriftsteller  aus  Rhode  Isl.) 
lU,  202  ob. 

—  u.   Olvey,   (Sklaven -Begim. 
in  Bhode  Isl.)     ILI,  126*. 

—  s.  auch  Pott  er. 
Rieder,  Schnaifh.     HI,  103. 
Biedweg,  M.,  Beromflnster.  II, 

184». 
Bi  •  g  •  r ,     K.f    ImmunititapriTi- 
legien.    U,  91*.  74*.  867f 


Rieger,  K.,  Bei.     H,  870*. 

—  M.,  Ansiedelungen  d.  ChattAa. 
II,  127*. 

Bieh  m ,  fland-WB.  d. bibl.  Alter- 
Ukde.     I,  HO*. 

Riemer,  Hubertnsbarig.  111,95. 

Riese,  A.,  Heddembeimer  In- 
schriften.    II,  94«*. 

Rietschel,  H.A.  Heabner.  m, 
29. 

—  Jttgenderinner.    III,  95. 
Rieu,   Ch.,    Catal.  of  the  Para. 

Ms«.     I,  40*.  810*. 

Riezlor,  K.,  P&rrei  la  Walda- 
hut    II,  88*. 

-^  S ,  Verlorene«  bayerisch.  Ge- 
schieh tswerk.     II,  W.  102*. 

Ludw.  d.  Bayer.    II,  54*. 

Aventinua.    II,  102». 

Bigutini,  G.,  Un  poeta  dal 
quattro  cento.     II,  268'». 

R  i  n  a  u  d  o ,  Tre  prel  unioni  etc.  II, 
226".  245*    253*.  2.'i7». 

Fonti  d.  «toria  d'ltal.   II, 

226". 

—  —  Elezioni  alle  congregaäoni 
II,  2ö7^ 

Ring  hoffer,  Fl  ugach  riftenlitte- 
ratur.     III,  18.  219. 

Ring  holz,  0.,  Einführung  de« 
Alierseeligenta^oa.    II,  195^. 

Ringseis,  J.  Nepom.  ▼.,  Me- 
moiren.    III,  116». 

Rioult  de  NeuTÜle,  s.  Kon- 
Tille. 

Ripaud  de  MontaudeTort, 
Si-^nea  4  Hie  Bourbon.  III, 
138». 

Rishi  Kesh,  Identity  of  Upello 
with  Upaplara.     I,  55*. 

Risler,  C. .  et  G.  Lanrent- 
Atthalin,  NeufBri«ach.  III, 
111. 

Ris-Paquot,  Visite  au  moate 
Boucher  de  Perthes.   II,  d03>. 

Ritgen,  H  ▼.,  Regeaton  ?.  Glei- 

berg.    II,  225".  130»^ 
Rittor,    H,    Repet    d.    Miuik- 

geschirhte.    I,  137". 
Ritz,  C.  W.,  Bremer  SchnlweMB. 

II,  120». 
Rivoire,  Gh.,    Coutorae«  de  la 

Bombes  et  de  )a  Breese.    II, 

297». 
Roads,  Marblehead.     III,  Sil. 
Robbe,  A.,  s.  Porta. 

Robert,  C.,  Bild  und  Lied.     I, 

70». 
Münze  T.  Aineia.    I,  78'*. 

—  U  ,  Catalogue  d'acte«  reut  am 
Juifs.     I,  84'. 

Donation  dn  eiaetitee  des 

Joifa.    I,  84«. 


V«neicluib  der  bAtproehenmi  Pablücttioiifii. 


111,285 


Bober t,  ü.,  Chron.  de  8.  Cltnde. 

II,  13». 
Inventaire  •ommiire.    II, 

210«.  268*. 
Suppl.    &   rhi«t    Utt.    de 

St-Miur.     II,  268f 

—  —  ^Münsstätten  unter  d.  Me- 
rowin^em).     II,  876*. 

Bex.     II,  282* 

Boberts,  B.  A.,  Ciiond.  of  H. 
0.  P.  1770—72.     m,  160  f. 

—  and  8.  C.  Berti ett,  Independ. 
of  Vermont     III,  195. 

—  and  Schaff,  Conipanian  to 
tho  revit.  rersion.     I,  101*. 

BobertBon,  B  8.,  (Mound- 
boilden  .    III,  190. 

—  W.  B.,  Nilgiri  and  Coimbatore 
dittr.     UI,  227^ 

Bobillard  de  Beaorepaire, 
InTeiit  d.  arcbives  de  Kooen. 
U,  269«. 

—  Objote  d'art  de  8.  Michel.  H, 
3lü» 

Bobin  BOB,  H.  B.,  Women  saffir. 
movement     III,  211. 

—  J.  M.,  Great  for  land.  UI, 
193»», 

—  M.  8.,  Amer.  conflict  III, 
207. 

Bobioa,    F.,     Dato   astron.    du 

haut  erop.     1,  7^ 
Bochambeau,    Ben^e  de  Ven- 

ddme,   la  Becluse.     II,   292^ 

Briefe  Hochanibeaus.  III,  187. 
BochaB  d'Aiglun,  A.  de,  Pnn- 

cipes  de  la  fortific  antiqne.   I, 

139« 
Bochechouart,    J.    D.,     Lee 

Indes.    III,  225. 
Bochemonteix,  de,  Le  temple 

d'Apct    I,  7». 
Bochholz,  Zofinger  Mordnacht. 

II,  183«. 

—  B.  auch  Brnnhofer. 

Bocholl,  HoffraeiBter.  III,  113f 

—  O.  T.  Müllenheim -Bechberg. 
UI,   114». 

B  o  c  k  h  i  11 ,  W.,  Mahayana.  1, 4  S*. 
Bockinger,   Ältere  Arbeiten  z. 

bayer.  Geach.     U,   68';    III, 

116. 
Bocqoain,  F.,  Fapaati  aa  MA. 

U,   190'. 
Bodonberg,    J.,   Belgien  n.  d. 

Belgier.     UI,  214. 
Bodor,   Chr.,   Böm erbauten  bei 

Villingcn.     II,  85». 

—  —  Original  d.  Yillinger  Chro- 
nik.    II,  90*. 

Villinrren.     UI,  105». 

Bodet,  L-,  PritenduB  probl^meB 
d'algibre.    I,  8" 


B  o  d  g  e  r  B,  Coinn  of  tho  Sikhs.  1,50* 

—  Ind.  Portable  Antiquities.  I, 
63". 

—  Find  of  Coina  atrock  bj  Oazni 
SulUnB.     I,  65^ 

B5der  t-  Diersburg,  F.,  Mitt 
aua  d.  R  Bchen  Arvhiv.  II,  90'. 

—  —    ü.,    BeichBrittonchaften. 

II,  88»*'. 

Boediger,  M.,  Bez.     U,   369*. 
Bohl,  U.,  luBchrr.  auB  Olympia. 
I,  70*. 

—  —  InBchr.  d.  AtotoB.    I,  71*. 
Boemer,     H.,     Kunstdonkmüler 

HildesheimB.     U,  118*. 
BoepRtortf,    F.  A.  de,  Inhabi- 
tantB  of  the  NicobarB.    I,  69<*. 

B  5  r  d  a  m ,  H.,  Prediger-Matrikel. 

III,  168. 

—  Skansen  ved  Hals  i.  8vena- 
kekrigen.     III,  IGO.  174. 

Personal  hiBt  Uddrag.  M.  B. 

MeldalB  Krdnike  for  Lysabbel 
8ogn.     UI,  176. 

—  —  (Din.  Kirchengesetze.) 
UI,  173«. 

^  —  Sdren  Panlsen  Jndich.  Got- 
länder.     Ibid. 

—  —  (KirchengOBch.  v.  Vend- 
ayesel.     Ibid. 

Calvinif^t  in  Dänem.  Ibid. 

—  —  B.  Knudsen  AquiloniuB.  Ib. 

—  —  Kircbl.  Yerh.  in  Aar- 
huuB.     Ii*id. 

Rösner,  b.  Kögler. 
UöBBler,    V.   ( Aungrabnngen  in 
HeBnen)      U,  127  ^ 

—  St,  Zwettl.    U,  133  (med.). 

Rogers,  C.  H.,  (ErlebnisBe  b 
d.  Kämpf.  L  PennsyWauien). 
lU,  189. 

Bogge,  A.,  D.  Heinr.  Lyaius, 
lU,  47  f. 

—  Th.,  Zeughaus  v.  Augsburg. 
UI,  117. 

Roh  de,  J.,  Alte  Höfe  in  Bän- 
der«,   m.  174. 

Rohlf8,G.,  Araber  etc.  n,214^*. 

Bohling,  Talmudjude.  I,  28 
(med.). 

Bohrbacher,  Univ.- Gesch.  d. 
kalh.  Kirche.  Deutsch  v. 
Kellnern.  Kömstedt  U, 
19^  186  f. 

Bolle,  Invent  d.  archiveB  de  Ly- 
on.    U,  269*. 

—  Materialien  z.  poln.  Gesch.  U, 
342«. 

—  8.  J.  Anton (i). 

Roller,  Los  catacombes  de  Borne. 

I,  131*. 

—  (Grabstein    d.    Mellibaadioa.) 

II,  877* 


Bellet,    fl.,    Baden   b.    Wien. 

U,  136» 
Boman,    J.,    Abbaye  de  Claire- 

oombe.     II,  302*. 

—  —    MAre^uz    et    jetons     do 
Dauphin^.     II,  309*. 

Grabstein  in  Boman  d'Albon. 

II,  377*. 
Bommel,  Inschrift     III,  96. 

Buof,  Tagebuch  Machins.      III, 

187*. 
Boos,    y^rhältn.    zw.  d.  Evang. 

Joh.    tt.    d.   Johann.    Briefen. 

I,  109*. 
Rope  s.  Webbs. 

Ropp,    ü.    V.   d.,  Hanserezesee. 

II,  173  (ob.).  314*.  381*. 
Bosa,  G.,    Yalle  Camonica.    U, 

229". 

Stregonerie.     I,  138*. 

Bosa  da,    C,    A.,  Cronaca    alti- 

nate.     U,  236". 

Röscher,  Adrintos.     I,  69*. 

—  Religiöse  Gesinnung  d.  Grie- 
chen.    U  82*. 

—  System  der  yolkswirtschafk(8). 
II,  76». 

Bösen,  Dronning  Carol.  AmaL 
Liv.     UI,  174». 

—  V.  V.,  Mss.  arab.  du  Mus. 
Asiat     II,  209". 

Bosenberg,    Heidelb.     Schiefe. 

III,  109. 

—  s.  auch  Racinet 
Bosenki  anzer,  N.,  Joh.  I.  v. 

Strafftb.     U,  54»;  83». 

Rosenniund,  K.  W.  Nitzsch.  II, 

72«;  III,  28.   69. 
Bosenörn,  Greve  Gert  af  Hol- 

sten.     U,  323*. 
Rosen thal,    F.,    lieber    HD^y* 

I,  26*. 

Roserot,  A,  Invent  de  Conrson 
en  Champ.     II,  307». 

Rosseeuw  Saint  -  Hilaire, 
Mahom.  et  le  Koran.  II, 
211»». 

Rossi,  s.  De  BossL 
Bossignol,  £.,  AssembUes  de 
Lavaur.     II,  300*. 

—  —  Höpital  d'AIbi.  II, 
299/300*. 

Boss  mann,  W.,  Tom  Gestad.  d. 

Kyklopen.     U,  234*. 
Bote,  G.  B.,  Comune  di  Chiara. 

II,  229»*. 

Both,  Kalender  des  Aveata. 
I,  60'*. 

—  Augsburg,     m,  5. 

Both  V.  Schreckenstein,  Z. 
Gesch.  des  schmalkald.  Krieges. 
UI,  104. 


n,286 


T«n«ielimB  der  b<Miproeh«B«n  l^abtilntioBtB. 


Both  T.  Schrecken  Btein^Lud- 
grafach.  Nellonborg.  111,104. 
Hegaiier  Vertrag.  Ibid. 

Bo  t  b  an ,  Affaire  da  Luzemboarg. 
m,  214». 

Rothfttein,  J.,  W.,  Römer  bei 
d.  Arabern.     II,  215* 

Rott,  £.,  M«ry  de  Vie  et  Pada- 
Tino.     lU,   130. 

Rotta,  F.,  fiasiliche  stazion.  di 
Milano      U,  236 'f 

Rottmann,  Ukk.  Heirr«.  II.  f. 
KI.  Neaburg.     U,  2b^^. 

Ron b et,  ChAtel  de  Boia-Rozerain. 
U,  293«. 

Ronchet,  Tranascript.  des  Char- 
te«,   n,  366^ 

Roaget,    äglite  calris.    in,  6. 

Rouaselot,  India  (ed.  by  C. 
Backle).     Ul,  226. 

Roayet,  M.,  Nevers.    II,  293*. 

Rorelli,  Monete  della  Zecca  di 

Como.     II,  256^* 
Rorers,  De  marteldood  van  Po- 

lykarp.     1,  111*. 
Rowe,  Life  in  India.  .  Ul,  225. 
Roy,  J.  J.  £.,    Charlemagne    et 

t.  ai&cle.     II,  15*. 
Royal  1,  A.  Jackaon.    £11,204. 

Roy  er,  Cl^mence,  Originea  ary- 

ennea.     1,  37*. 
Rabbiani,  A.,  Coapirazioni  im> 

periali  di  Romagna.     II,  241'. 
Rad  er,  F.  £.,  Chronik?.  Unter- 
lauter,     II,  130*. 
Radi  off,    R.,    Rrinner.    an    H. 

Leo.     III,  28. 
Bttbel,     K.,    Dortmander    Ur- 

kondonb.     II.  123*. 
Bübaam,  Heinrich  V.  t.  Fulda. 

II,  54*;  125*;  126*:  128*. 

—  Bruchatfick  e.  mhd.  Mefage- 
beta.     II,  195^*. 

Buche  1  nnterd.  Begierg.  Friedr. 

Wilh.'a  Ul.     m,  34. 
Büetachi,  (Artikel  in  Herzoge 

BeaJencyel.)    I,  153>*. 
Blihl,    F.,  Alex.  a.  a.  Leibarzt 

Philippaa.     I,  92*. 
Briefe  Ciceroa  adAtt   II, 

262^. 
Bflmelin,    B.,    Bobert    Mayer. 

III,  103. 

Bnge,  M.,  A.  Buge.    III,  69. 
->  S.ySächa.  Kartographie.  111,90. 
Seifemdorf  er  Thal.  lU,9ö*. 

—  -^  Zeitalter  d.  Entdeckungen. 
m,  214. 

Bulikowaki  i  Badziminaki, 
Kniaaiowie  i  azlachta.  II, 
842^« 

Bnllm«na,  J.,  Keaaelatadt,  II, 
130«. 


KuuAüuld,  b.  Altcu  burger. 

R  u  m  e  a  u ,  R.,  Cantona  de  l'Ari^e. 

II,  301*. 
Runde,  Moore  in  Schleaw.-Holat. 

II,  146». 
Rupin,   K,    Coffiret    en    coirre. 

II,  308*. 

Croiz  6mailI4e.     II,  308*. 

Vierge   de  Beaulieo.     U, 

308*. 
Ruppert,      M.     Pb.,      Heimat 

Konrada  t.  Ancona.     II,  88^; 

242>. 
R  a  a  0  o  n  i ,    HandelaTertrag     zw. 

Como  u.  Venedig.     II,  182^. 

—  Ltttolfa    Rogeaten    d.    Fftmilie 
Rnaca.     II,  184»^ 

Raaael,  P.,  Corwin.     HE,   202. 
Ruf 8 wurm,    Nachrichten    fiber 
B.  Ruaaow.     HI,  50. 

—  Fahnenweihe  zu  Reval.  III,  52. 
Ruttenber,  Manuacr.  arelicain 

Waah.  head  quart     III,  182. 
Rydberg,    V.,    Sibyllema    och 

Völunpaa.     U,  316V 
R  y  a  a  e  1 ,  y..  Zu  Gregor.  Thaumat 

I,  119». 


s. 


S.,  G.  R.,  Finanziere  ital.  del  a. 
XV.     U,  266». 

—  R.,  Dread^Schnoiderinnung.  III, 
94. 

Saalborn,  Schfitzengilde  in  So- 

rau.     III,  44. 
Saalfeld,    Juliua    Caeaar.     II, 

106'. 
Saavedra,  £.,  Geografia  de  Ba- 

pafla.     II,  215*. 
Sabatier,L'apdtroPauI.  1,106*. 
Funde  von  Sab  Ion.     II,  82*. 

Sach,   A.,    A.  J.  Caraten.     III, 

56.  174. 
Sach  au,  £d.,  Lage  ▼.  Tigrano- 

certa.     I,  144';  U,  218». 

—  —  Dreiaprach.  Inachr.T.Zebed. 

II,  202».  209'. 

Sach  er.  F.,  Bibliogr.  de  la  Bre- 
tagne.    II,  290*. 

Sachaae,  H.,  iJefectua  Sacra- 
menü     II,  80'.  192'. 

SacredBookaoftheEaat    11,212*. 

Sadoux,  E.    n,  297*. 

Säve,  Srerige  und.  d.  nyaat  tid. 
m,  162'. 

Saglier,    St   Johann    t.    Gott 

III,  134*. 

Sftige,  G.»  Joila  d«  LangiMdoo. 
If  88". 


Saintabnry,  N.,  State  papera 
CoL  aer.  Americ     III,  184/6. 

Salamon,  Hol  Tolt  AttilB  fSha^ 
diaz411&M>     U,  360*. 

—  A  römaiaag  oI4nyeasete.  II, 
349*. 

—  Gemeinaame  Angelegeoheitea. 
HI,  186. 

Salazaro,  D.,  Monmnm.  dell' 
Italia  merid.    II,  234*. 

Sauger,  Deutache  Handechrift 
d.  loci  comm.     Ut,  3B16^». 

Salinaa.     II,  234*. 

—  Dipl.  greoo  del  non.  di  S. 
Pancrazio.     U,  247*. 

—  Hugo  Falcandua.     U,  247*. 

—  Documm.  nell'  areh.  di  Cftaa 
Caetani.    II,  247»». 

Sallot,  A.  T.,  Alex.  d.  Qr.  ala 
Gründer  d.  bactr.-ind.  Beicha. 
I,  55»*.  »2»*. 

—  —  Nympbodoroa.     I,  83*. 
Beitrr.  zur  antiken  Mfins- 

n.  Altertakde.     1,  92»* 

—  —  Mfinzon  d.  Konige  t.  Chan- 
cene.    I,  93*. 

Zum  Denar  Albrechta  d.  B. 

aua   d.    Michondorfer    Funde. 

U,  161»*. 
Tob.  Wolff.     m,  »0. 

—  —  Bleimedaillen.     Ibid. 
Sali  mann,  W.  Smeta.    Ul,  53. 

Salmon,    The   Beriaion   of  the 

N.  Teatam.     I,  101*. 
Salvador,  Gabr.,  Joe.  SalTidor. 

I,  33» 
Salro,    Boe.,   La   Siciliau     III, 

178. 
Salzer,  Birthilm  in  Siebenbflr- 

gen.     III,  125. 
Samazeuilh,    J.  F.,    Dictioan. 

de  N4rac.     II,  298*. 

Sample  ton,    AdTentorea   of  a 

conaul.     III,  210. 
Sandera,  D.,  Gebrüder  Grimm. 

lU,  28. 
Sand  rot,    L.,    Looia  IL   de   la 

Tr4moUle.     II,  879*. 
Sandy,  The  Greek  Text  of  the 

N.  Testam.     I,  101*. 
Sanguinotti,  A.,  Seü.  Oolombo 

abbia   atud.    in    PadoTa.     II, 

258*.    . 
Sanaon,     7    g4n4raüon8    d'ex4- 

cuteura.     III,  139.  216. 
Santamaria,    N.,   I  feudi  ecc. 

iU  2B3*. 
Mar.  Sanuto,  Diarii«  ed.  B.  Fu- 

lin.    II,  252'. 
Saporta,  de,  Tempe  qnatemairea. 

I,  140*. 
BaTtoeno,  F.»  Diritto  d«ll« fwti 

Ml  1489.    Ut  %k^^ 


Ttrieiehiiii  dtr  bifprediMtn  PablikftttmM.. 


ni,287 


Sarat  Chandra  Das,  ■.  Dat. 
Saraow,  Chr.  t.,  Feldxflge  Karls 

XU.     III,  18.  65. 
Sarcot,  A.     II,  269*. 
Sardoa,  A.  L.,  (Antibet).     II, 

802«. 
Sarkar,  Haria  Chandra,  &Bho- 

14n&th  De,    Bhiratbarser  Iti- 

hi»,    I,  89«. 
Saroglia,  0.,   Chieaa  di  Irrea. 

U,  281». 
Sarrasi,  l'Orient  d^Toil«.    I,  4". 

41»«. 
Sarrazin,  De  Theodoro Lectore. 

n,  208»«. 
Sart,    £.,    Folkemong  i  Norge. 

U,  322«. 
Sartorins    t.    Waltorahau- 

ton,  D.  Aetna,  hrsg.  t.  A.  y. 

Lasauix.    I,  145"^. 
Baraeaod,   M. ,    L'inamoyibilit^ 

de  la  magittr.     II,  282». 
Sarsec,  de,  I,  18. 

Saft,  Fr.,  Plutarchs  Apophtheg- 
mata  regnm  et  imperatomm. 

I,  63». 

Sathat,  MvrifABia  r.    ikX  iar. 

Docnmenta  in^  etc.   II,  201  ^ 

202».  206*.  262  f. 
Sattler,  C,  Chronol.  Yerzeichn. 

s.  Sadendorft  Urk.-B.  II,  69»^ 

118». 
Westfal.-preuli,  Drittel  d. 

Hanse.     U,  885». 

—  M.,  (Benediktiner  T.  Andechs.) 

m,  117. 

Benedict   Univ.  Salzburg. 

Ui,  218. 
Sanerbrei,  F.,  De  fontibasZo- 

narae.    U,  203*. 
Sanlcy,  F.  de,    Atelier  mon^t. 

do  Mont  S.  Michel.   U,  308*. 

Saanders,  The  light  continent 

III,  210. 
Saat  er,  (Webergesellen  Ulms). 

lU,  17». 

—  Schossenriedische  Chronik.  III, 
17*. 

—  Strafe  (Ür  Todtschläger.     lU, 
96.  ^ 

—  (Koriosa.)     III,  103. 

Santerean,  P.  B.,  Sombemon. 

II,  294<>. 

Sanyaire,  Monnaiet Orient. rares. 
II    222»*. 

—  FeU  saibride  in^it.  U,  222»^ 

—  Mat^rianx  p.  Thist.  de  la  na- 
mism.     II,  222  f. 

—  Ambassade  musalm.   II,  224*. 
Saylle,  India  under   Cliye  and 

Hostings.  UI,  223. 
Sayoye,  A.  II,  286^ 
fiayoe,  A.  H.    I,  60». 


Sayee,  A.  H.,  The  Monuments 
of  tho  Hittites.     I,  14*. 

Hist  title  of  Damas.    Ibid. 

^  —  Inscript   of  Tarkonddmos. 

I,  15'. 

—  —  Siloam  Inseription.  I, 
163'*. 

s.  auch  Smith. 

Sbardolini,    Yitto    cameo    di 

Brescia.     U,  255»*. 
Schäfer,    A.,    Qaellenkande  d. 

griech.  a.  röm.  Gesch.  1, 145*; 

II,  236*. 

—  D. ,  Schreiben  des  Lübecker 
Bathos.     U,  142»*. 

UaDserecesse.      U,   314*. 

382*. 

'-  Olivpipen.    II,  385*. 

Beisebericht     II,  386*. 

Eez.     U,  120*. 

Schaff,  Epistle  of  Paul  to  tho 

Qalat.     I,  108»». 
^  St  Faals  thom  in  the  fiesh. 

I,  108»*. 

Schalk,  Nord.  -  german.  Qdtter- 
nnd  Heldoniagen.     II,  316». 
Schanz,     Engl.    Handelspolitik. 

II,  75*     175».    17d'.    283». 
873*;  Ul,  148  f. 

—  Galileo  GalUei.     lU,  219. 

—  Litteratur  z.  Galiloifrage.  Ibid. 

—  F.,  £yang.  d.  h.  Markos.  I, 
102*. 

Seh  aper,  Gymn.  Joachim.    UI, 

43. 
Scharf,  Hist  of  Maryland.    UI, 

211. 
Schauffeie ,    Zar    Gesch.    der 

Töpferei.     UI,  103. 

Mohammed  b.  'Ali  Schaakani, 
KaU  el  autär  cet    U,  217»*. 

Schaum  barg,  y.,  Churf.  bran- 
denb.  Edikt  y.  1642.  UI,  88. 
85. 

Brandenb.  Besitzergreif,  in 

Jülich.     III,  85. 

Schebek,  E.,   Wallensteinfrage. 

III,  9. 

Scheel,  y.,  Turgot     Ul,  136. 
Schefer,    Relat    d.   Spanhoim. 

Ibid. 
Schäfer,  C,  Boise  des  Nisired- 

din.     11,  210»'.  215*. 

Sefer  Nameh.    II,  215*. 

Lieaz  de  p^lorinage.     U, 

215\ 

s.  auch  Galland. 

Sc h ei b  1er,  L.  A.,  Meister  der 

Kölner  Malerschule.    11,111*. 
Scheid,  Juifs  de  Haguenan.    I, 

36»'. 

—  Synagogne  de  Haguenau.  I, 
•5»;  U,  84*. 


Scheide  1,  S.  A.,  Germ.-Griber 

b.  Nioderursel.     11,  95»*. 
Scheinpflug,  BiUn.    H,  830>. 

—  Künstlorfamilie  Hahn.  U, 
332»». 

Scholor,  A.,  Bez.    U,  275»*. 

Schenck,  A.,  (Bedrängnisse  d. 
St  Kulrobach.)    Ul,  118. 

Schenk  yon  Schwoinsberg, 
Rödelheim.     II,  99*. 

Schenkowski,  y..  Engl.  See- 
politik.    UI,  215. 

Scheren  borg,  Chr.  Ft.,  (Ke- 
krol.)    UI,  69. 

Scherer,  y.     II,  18* 

—  W.,  Gesch.  d.  dtsch.  Littera- 
tur.    U,  872*;  Ul,  219. 

Scherr,  Blücher.    Ulf  41. 

Sehe  uff  1er,  Oborlansiti.  Be- 
form.-Gesch.     UI,  89. 

Scheothaoer,  Boitrr.  z.  Er- 
klär, d.  Pap.  Ebers.     I,  8*. 

S  c  h  0  y  e  r ,  Heidengräber  in  Bat- 
scha.    U,  138». 

S  ch  i  a n  o ,  M.,  S.  Patres  Cayense«. 
U,  245». 

Schick,  C,  Saals  Boise.  1,158^ 

Einwohnerzahl  y.  Jerusa- 
lem.    I,  153*». 

Sehiemann,  Jacob  yon  Curlaad. 
UI,  52. 

—  J.  y.  Curlands  Bezieh,  zur 
Curie.    Ibid. 

Schierenberg,  Götterdämme- 
rung.    II,  3»*. 

Schiffmann,  J., Landammänner 
y.  Uri.     U,  181*. 

Schi Ib ach,  A.,  Totenpapyr.  d. 
An;ifif-en-amen.     I,  10*. 

Schildgen,   S.  Vitus  u.  Swan- 

tovit    U,  119*.  152«. 
Schiller,  K.,  u.  A.  Lübben, 

Mittelniodeidtsch.    WB.       U, 

112*. 
Schilling,  Kloster  Mengen.  U, 

92*». 

—  Herrsch.  Justingen.     U,  98*. 

—  (Kaiserliche  in  Geislingen). 
III,  8  f. 

—  Episoden  im  Ulmischen.  Ulf 
101. 

Schimmelpfenig,  Verwalt  n. 
Bechtspflege  in  Schlesien.  UI, 
70». 

Schimpf,  y.,  H.  Graf  y.  Frie- 
sen.    111,  92. 

S  c  h  i  p  a ,  Cronaca  Amalfitana.  C, 
246»**. 

—  Consuet  diAmalfi.    11,246»*. 
Schippner,  L.,  Staatsyerfassgn. 

d.  klass.  Altert     I,  76*. 
Schirren ,     Untergang    Uyläad. 
Sflbstäodigk.    Uli  49. 


ni,288 


Yeneielmu  dor  basprooheiieA  PnblikatiffnWL 


Schirren,   J.  t.  Mflnchhaiuen. 

m,  61. 
Schirriiiacher,  F.  W.,  Qeacb. 

CaiitilicnB      11,  225*. 

—  Gesch.  ▼.  Spanien.     111,  214'. 

Schla^intweit,  E.  t-,  Boad> 
dhi»ino  an  Tibet,  trad.  p.  L. 
de  Millou«.     1,  41^^. 

—  —  Indische  Schalen  etc.  1, 
62". 

Konkanküste.     HI,  227«. 

—  —  Indien.     111,  224*». 
Schlegel,  a.  Klingapor. 

M.    Jak.   Schieiden,    (Nekrol.) 

111,  69. 
Schlesinger,    L.,    Kampf    bei 

Sellnitz.    'II,  60'.  128».  329*. 

—  —  H.  Krieschea  Chronik.  II, 
830>«. 

Dt  sehe.     Chroniken      aas 

fidkmcn.     II,  S'dO*^. 

2.  Nachtr.  a.  Brüxer  Stadt- 
buch.    11,  330*. 

Schlickmann,  0.  F.  t.  d. 
Groben.     lU,  48. 

Schlief,  Verf.  d.  nordamer. 
Union.     111,  199. 

Sohlioniann,  H.,  Orchomenoa. 
I,  6a«    202*. 

UioH.     I,  66*. 

—  Beise  in  d.  Troas.     I,  66*. 
Schlossar,      Censurstreit      in 

Steiermark.     111,  218. 

Schlofsborger,  £rdbeben.  III, 
16  f.   103. 

—  Urkunden  x.  Baoernkr.  111, 
101. 

Schlosser,  J.  C,  Weltpesch. 
hrsg.  T.  Kriegk,  Jäger, 
Creiznach.  I,  134*;  111, 
26. 

Schlottroann,  Schrift o. Schrift- 
zeichen.    I,  163'*. 

Schlüter.     II,  63^ 

Schlnmberger ,  Deux  chefs 
normai.ds.     II,  202».  205». 

— •'  Monnaies  k  legendes  grecquea. 
11,  223'. 

Schmeltzer,  R.,  Eedakt.  d. 
Westgotenrechta.     II,  66». 

Schmid,  Z.  Schlacht  bei  Villiera. 
m,  101. 

—  L.,  D.  Wolkonsteiner.  II, 
139». 

—  -Eeder,  Codex  Roolf.  II, 
200'. 

Schmidt,  Frenfa.  Gesch.  III, 
86. 

—  Brief  Schnbarta.     III,   102. 

—  Aus  d.  Hebesleben.    Ibid. 

—  Kornthal.     Ibid. 

~  Ch.,  Hist.   Iitt4r.    da   l'Alaace. 

HI,  ua. 


Schmidt,  E. ,  Alter  ritoa  pro- 
fitendi.     U,  196'. 

—  G.,  Urkundenb.  S.  Bonit  ü. 
S.  Pauli  in  Haiberatadt  II, 
69».   116*. 

—  —  Hdss.  d.  Domgymnasiums 
z.  Halberatadt     II,  116». 

—  G.  F.,  Profeaaoren- Institut 
lU,  63. 

—  H.,  Handbuch  d.  Kirchengeach. 
1,  ^7'. 


Schneider,  J., Xanten.  11,106*. 

—  —  BdmeTBtra£aen    nm     KSla. 
II,  106»-» 

Briefe    Joh.     Schwtblina. 

m,  107. 

—  R,  Blücher.     III,  41. 
Schnell,  £,  Chorherrenatüt  m 

fiuttenburg-Khingen.    11,  92»». 

—  —  30  jähr.    Kr.    bei    Baaaea. 
m,  11».  101. 

—  0.,  Burgwindheim,     n,  104». 


Erab.  Albr.  IL  t.  Magde- '  Schneller,    Chr.,    SUtotcn    e. 


bürg.     II,  114*. 

—  J.,  Reisefrüchte.     I,  71*». 
Gebrüder    Grimm.      III, 

.28. 

—  K.,    Jus    primae    noctia.      I, 
26»»;  n,  73».  281». 

—  M.,    Columna    Xanthica.      I, 
94'. 

—  0.,  Joachimath.   Gyron.     III, 
43. 

—  Osw.,  Prozefs  nach  li/land. 
Recht     II,  70». 

—  R.,  Stiftskirche  zn  Bordesholm. 
II,  164». 

—  -Haggnauer,AdelBgeschlech- 
ter  y.  Aarau.     II,  183». 

Schmitt,  H.,  Rozbi6r  dziela 
itd.    U,  346". 

Schmitz,  J.«  Yolksschulwesen 
im  MA.    II,  63*. 

—  —  Frinz.  Politik  u.  d.  Uniona- 
Teihandlgn.     II,  60». 

—  W.,  Studien  z.  lat  Tachy- 
graphie.     U,  363*. 

—  -Auerbach,  y.,  G.  Hom. 
lU,  16. 

Schmu ttermayera  Fialenbüch- 
lein, ed.  Fromm  an n.  II, 
66*. 

S  c  h  n  e  d  e  r  m  a  n  n,  Das  (TXfrV^aAo«' 
Tov  araxQOv.     I,  108*». 

Schneodorter ,    Weiasagebuch 

d.  Jeremia.     I,  161». 
Schneider,     Vertr.     y.    Santa 

Maria  dei  Turri.     II,  31» 

—  Hinter.  Reminiscenzen.  II, 
830»». 

—  Fr.,  Rheinbrücke  za  Mainz, 
n,  6*. 

—  —  Pauinskirche  zn  Worms. 
II,  98»;  lU,  100. 

—  J.,  RömerJager  zn  Bokeioh. 
II,  4*. 

—  —  R<)m.  Heer-  a.  Handela- 
wege.     II,  6».  124». 

—  —  Karlsschanze.  11,  19». 
122'. 

Rom.     MilitSratrafsen     d. 

linken  Rhein ufera.     II,   106». 
Rom.  Weg  y.  Rhein  nach 

d.  Weaermttndu&g.    Ibid. 


Geifselbrüderschaft  11, 138*>. 
Schnitler,    Almindelig     kzigs- 
I        hiatorio.     I,  139». 
!  Schnitzlein,   (Zu   Caapar  Bra- 

achius).     III,  116. 
<Schnorf,  K.,  Myth.  Hintergmad 

in  d.  Odyavee.     I,  69* 
Schnorr  ▼.  Ca rolsfold,  Brief« 
I        y.  Peter  Wat/dortf.     111,  89. 
I  Schober,  F.,   Müuster  zu  Kon- 
I        stanz.     11,  90'. 

—  K.,  D.  Araburg.     II,  136*. 

—  —  D.  Deutschen  in  Nied.- 
u.  Ob. -Gestenreich  etc.  II, 
132*. 

Schoebel,  Ch.,  Origine  etc.  dea 
penples  aryens.    1,  37». 

Peuples  de  la  famiüe  ary- 

aqne.     Ibid. 

Habitation  primit  d.  Ary- 
ens.    Ibid. 

La  nuit  dana  lea  mytholo- 

gies.     I,  42*. 

Scholtli,  Nekrologien  y.  Wdb- 
derkingen.     II,  92»». 

Schoemann,  G.  Fr.,  a.  Meier. 

Schön,  Frh.  y.,  Schriftatücke. 
m,^27.  215. 

Zoll  u.  Politik.     Ibid. 

Nachtrr.  zu  d.  Papieren  SchÖna. 
m,  38  f. 

SchÖnbach,  A.,  a.   Weiatftmer. 

Sch5nborn,  Wirthschaftapolitik 
des  F.  Breslau.     111,  16. 

Schön feld,  P.,  Gimignano.  II, 
233». 

Sansorino.     II,  250». 

Scholl,  Lehre  d.  Baailiua  y.  d. 
Gnade.     I,  128*. 

Schölten,  J.  H.,  Paolin.  Eyao- 

geiium.     I,  106*. 
Scholtz,    D.  Apoat  Pialita.     I, 

107«. 
S  c  h  0 1 1  z  e ,  A.,  Orientaliache  Frage. 

II,  217*. 
Schornbaum,  Reform,  in  üntor- 

franken.    111,  6. 

Schott,  Fried.  IL   a.  Petr.  de 

Vineia.     II,  246*». 
^  Bibelsammlang.      III,   101**. 
-*  König  Wilheln.     III,  101»'. 


Veneiduiis  der  betproehenen  Fablikationeli. 


m,28d 


Seboaler,  Hkt  of  fhe  Un.  St 

m,  208». 
S  c  h  r  a  d  6  T ,  E.,  Fragmin.  T.  KSnigB- 

iüBchrr.     I,  13*. 
Aaayr.   Syllabar.     I.   14*. 

—  —  Zwei  KeilÄchriftseicheii.  I, 
14«. 

Ladan  a.  Palme.    I,  14^. 

Divergensen  d.  aasyr.,  hebr. 

etc.  Namenflcbreibiuig.   I,  15^ 

—  —  Wabinrinn  Nebokadnezars. 

I,  20». 

Sargon  n.  Sanberib.  I,  20». 

Gefälschte  DariaBstele.    I, 

60*. 
S  c  b  r  a  m  e  i  e  r ,  Fataliamiu  d.  Toria- 

lam.  Araber,     n,  217*. 
Scbramm -Macdonald,  a. 

Oettinger. 
Scbranabofer,    Abgekommene 

Orte  in  N.-Oestr.    n,   136^ 
Schreiben  Bemh.  t.  Weimar,  m, 

12. 
Schreiber,  Em.,  Dr.  Orttz*  Oe- 

schichtsbanerei  I,  25*. 

—  H.,  Beform,  in  Pommern,  m, 
66. 

Bchricker,  Bettler  am  Ober- 
rhein.   U,  84*. 

—  Ed.  T.  MoeUer.    m,  112. 

—  Strafab.  Freiachielsen.  in, 
114. 

Schröder,  Hamburg.  Schrift- 
ateUer^Lezieon.    III,  60. 

—  Liye  &  time  of  Washington, 
m,  194. 

—  aach  B.  Iffland. 

—  B.,    Herkanft    d.    Franken. 

n,  6* 

D.  Franken  und  ihr  Becht 

n,  71*. 

Z.  Qeach.  d.  dtsch.  Königs- 
wahl.   II,  72*. 

-^  —  s.  anch  Lorsch. 

Sehrdtaenberger,  Francofor- 
tensia.    m,  214. 

Sch[a]ch[ar]dt,  H.,  Bea.  II, 
804". 

Schnermanns,  Classis  germa- 
nica,   n,  8»*. 

Schütte,  Friedr.  d.  6.  n.  Lessing, 
m,  219. 

Sehflta,    L.,    Thomaa-Lezicon. 

II,  199*. 
Sehnlenbnrg,   t.,  Lansitaer 

Altertflmer.    U,  161*. 
Schalte,  J.  F.  T.,  Lehrb.  d.  dtsch. 

Beichs-  n.  Bechtsgesch.     II, 

71». 
• Job.  T.  Freibarg.    II,  86*. 

—  —'  Johannes  Teatonicas.  II, 
116*. 

Schaltes,  Chronik  t.  Ulm.  H, 
92» 


Schultz,  A.,  Höfisches   Leben. 

U,  872*. 
Hans  Walter,    in,  90. 

—  F.,  Weihe  d.  Klost  Stolp, 
hrsg.  T.  Leimbach.  II, 
157"  a.  Nachtr. 

—  Th.,  Oesamtgesch.  d.  Ober- 
laasita.    H,  126»* 

Schnitze,  Mari,  Schohmacher- 
gewerk  an  Oldesloe.   III,  56»*. 

—  y.,  Jfid.  Steinsarkophage.  I, 
26«. 

—  —  Abfztsangizeit  d.  Octarius. 

I,  118». 

Stand   d.    Katakombenfor- 

schang.     I,  131*. 
Fraaen  d.  Benaissanoe.    II, 

251*. 
Schalze,  A.,  J.  Sackmann.    III, 

57*. 

—  Plattdeatsche  Urkk.    Ibid. 

—  Herm.,  Haasgesetze.  11,69**; 
m,  87. 

Lehrb.  d.  dtsch.  Staatsrechts. 

n,  71». 
Scham,  W.,  Mettemichsche  Bibl. 

n,  113*.  196»». 

—  —  Ballen  t  Nienburg.  II, 
117*    188*.  868*. 

Schamann,  A.,  Zofinger  Schrift- 
steller.   II,  183*. 

(Goth.  Schriftsteller).   UI, 

96*. 

Schupfer,  Lex  romana  Uticensis. 

II,  286». 

Schwab,  Talmud  de  Jdruaalem. 
I,  26'. 

—  Al-Harizi  et  aes  pir^grina- 
tions.    I,  29*. 

—  Incunables   orieni    II,   210*. 
S  c  h  w  ab  e,  F.,  De  scholior.Thucyd. 

fontibus.    I,  88*. 
Schwalbach,  Th.,  CiTÜprocefs 

d.  Pariser  Parlaments.  II,  281*. 
Schwann,  J.,  Lager  d.  1.  u.  20. 

Legion.    II,  106*. 
Schwartz,  B.,  Araber  etc.    II, 

214»*. 

—  F.  L.  W.,  Mater,  z.  e.  prS- 
hist  Karte  Posens.    II,  170*. 

Zur  indogerm.  Mythologie. 

I,  42»*.        v'. 
Schwarz,  Fr.,  äiUigegeist-Kirche 

z.  Heidelberg.    III,  108. 
Schwarzer,   Yitae   et  Miracala 

aus   Ebrach.     II,   32*.    144*. 

—  Ordines  der  Kaiierkrönang. 
m,  214. 

Schweb el,  Deutsch.  Kaufhof  z. 

St    Petersb.     III,     214    u. 

Nachtr. 
Schweiger-Lerchenfeldt,  A. 

T.,   Besitzerwerbg.  d.   Pforte. 

XI,  214*. 


Historische  Jahrssbsriehts.    1881.  III. 


Schweiger-Lerchenfeldt,  A. 

T.,  Kaffee-Bezirke  Jemens.  II, 

215»». 
Schweinsberg,  y.,  b.  Schenk. 
Schweizer,      P. ,     Formelbnch 

Albrechts  L     U,  48*.  134*. 
Seh  wicker,  B.,  Az  utolsö  Gilley 

gröfok.    n,  852*. 

—  J.  H.,  Völker  Oesterr.-Ungams. 
n,  852». 

Metropol.    t.   Belgrad    u. 

Karlowitz.     lU,  124. 

Qeach.   d.    Serben.    Ibid. 

Ungar.  Gymnas.  m,  125». 

Schybergson,  Diplomat.    FÖr- 

bindelser.    UI,  8.  159. 

—  Underhandlingama.    III,  56. 
Scott,  D.  B.,  Hist  of  the  U.  St 

III,  198. 

—  B.  S.,  War  of  rebellion.  III 
207. 

Scriptores  rer.  Polonicarum.  U, 
384».  335  ^ 

Sdralek,  M.,  Hinkm.  y.  Bheims 
kanonist  Gutachten.    II,  18». 

S  e  c h  e  r ,  Urteil  d  kön.  Gerichts- 
tage.   III,  178. 

—  Nordisches  Archirwesen.  II, 
327* 

Sedl&Sek,   Böhm.   Burgen   etc. 

II,  331». 

Seeger  a.  Thiersch,  Märtyrer- 
Präsident.    lU,  209. 

Seemann,  Baaemstorm  t.  1662. 
in,  85*. 

Seetsen,  E.,  Nekrolog.  Ill,  58. 

Segnier,  Yies  de  sayants.  III, 
219. 

S4gur,  de,  Victime  de  la  const 
ciT.  du  dergi.    III,  187. 

Napol.  et  la  grande  arm4e. 

III,  142. 

Lettres  du  C.  Bostopschin. 

m,  143. 

Seherr  Thosz,  Gl,  Erinne- 
rungen.   III,  27. 

S(eidlitz),  N.  t.,  Berölkerg.  d. 
alt.  Kappadokiens.     I,  96». 

Seiffert,  Beform,  in  Leipzig. 
III,  6.  89.  216. 

Seiler,  Za  d.  karoling.  Bhyth- 
men.     II,  8^. 

—  Mineralwasseranstalt  III,  54. 
Seinguerlet,,  Strafsb.  pend.  la 

r^Tol.    UI,  111. 

—  l'Alsace  fran^.    lU,  138. 

S ekles,  S.,  Zum  jüd.  Kalender.' 
I,  28*. 

SelekoTitach,  G.,  Scheol  des 
H^breux  etc.  1, 10»*  n.  Nachtr. 

Seil,  Aus  Belig.-  u.  Kirchenge- 
schichte.    11,  196»«. 

Sella,  Q:,  Cod.  Astensis.  U, 
281*. 

19 


in,290 


V«iwiehiiis  d«r  baiproekniM  VtAiSktÜmm. 


Seile,  SynodalhandbocKIUytOl. 
Sello,  Q.,  GerichtsTerf.  n.  Schöf- 

fenrecht    Berlina.      U,    67*. 

166«. 
Du   Berliner  ürkimdeii- 

bnch.    U,  165*. 
Lehnin.     II,  168».  166«; 

ni,  44. 
dembera,  A.,  2.  a.  8.  Beitr.  s. 

d.    Schrift    etc.    (Königinhof 

Hde.)     U,  828*. 
Semelaigne,  Ayeax  de  Conchea. 

II,  288*. 
Semitic  Literatare.    I,  13». 
Sem  1er,   U.,   Socialiamua  in  K. 

Amer.  III,  201. 
Sem m ig,  Kaltar-  n.  Litterator- 

gesch.  d.  frans.  Bcbweis.    III, 

129. 
Statae  ece  di  Semone  Saaco. 

I,  131". 
Seroper,   H.,   Qottfr.   Semper. 

IIi;  69.  95. 
Sen,  DpaBty  of  Bengal.    I,  54*. 
Qirish  Chandta  Sen,  b.  Koran. 
Keehaba  Chandra  Sen  in  England. 

I,  51». 
Prasanna   Kam4r  Sen,  Sammary 

of  Mohamm.  Law.  II,  218»*. 

s.  BDch  Macnaghten. 

S  6  n  a  r  t ,  £.,  loscriptiont  de  Piya- 

dcai.     I,  46»* 

Seneqiiier,  Camps  de  Graase.  II, 

306«*. 
Senf  t,  F.,  d.  Torfmoorbildgn.  Il, 

146». 
Sepet,  M.,  Petiti  m4moirea.  II, 

279*. 

8.  auch  Miclot 

Sepp,  J.,  Alb.  Magnus-Denkmal. 

n,  199* 

s.  auch  Henne  am  Rhyn. 

Serego  degli  Alighieri,  F., 

e  6.   Boldria  Documm.  per 

la   stör.   d.   beneflcenza.     II, 

228*. 
Seafert,  W.,  Verwandtschafta- 

TerhKltn.  d.  1.  Petras-  a.  Ephes.- 

Briefs.    I,  109*. 
Seaffert,    Deutsche   OeseUsch. 

in  Mannheim.     LDL,  108  f. 
—^  L.,  z.  Gesch  d.  obligator.  Ver- 
trage.    II,  80*. 
Deutung  yon  atipnlatio.  II, 

80*. 
Gothofredus  AntoniL   DI, 

100. 
Sewall,  (Tagebuch).    III,  185^ 
S  e  w  a  r  d ,    Chinese   immigration. 

m,  206. 
Sewell,  B.,  Notes  on  the  Swa- 

stika.    I,  46^ 
ChronoL  Tables  for  Soufh 

India.    I,  58*. 


Seydliti,  Q.j^  DieHotMiu  II, 
90'." 

Seyffarth,  6.,  Hierogl.  tables 
of  Poropeiam.    I,  11»*. 

Scyler  Kirchenzacht  d.  Ver- 
gangenheit.   III,  216. 

Seytter,  D.  Lotoe  d.  Alien.  I, 
138*. 

Shadwell,  Colin  CampbeU.  III, 
154.  224. 

Sharh-i-Waka'i.    U,  218*. 

Sharpe,  Sharpefamil.   IJI,812. 

—  Sharpe  genealogy.    Ibid. 

—  Seymoar.    Ibid. 

Sh  ea,  Catbol.  churehea  of  K.  York 

City.     III,  203. 
Sherman,  Seleci  apeechea.  m, 

189. 
Sherring,  IL  A.,  Hindu  Tribaa 

and  Castes.    I,  51»*. 
Shib  ChanderBoae,  Hindooa. 

II,  226. 
Shipp,   Heman   de  Soto.     III, 

192»*. 
Shirley,  Will.  Pitt    HI,  157. 

—  Dartmoath  College  caase.  III, 
199. 

Shoney,  s.  Lalor. 

Short,    J.   T.,    Northtmericans 

of  antiq.    III,  190  f. 
Shri  Samyaktwa  Mul  B4r  Waratani 

tipa.     1,  49'. 

—  Widhipaksha  etc.     I,  49*. 

—  Fadya  Sangraha.    I,  49»». 

—  Jainkiwya  Sangraha    I,  49»*. 

—  Mahati  Puj4  Sangraha  1, 49»*. 
Le   Livre   de    Sibawaihi,    ed. 

Direnboarg.    II,  219»». 
La  Sicilia  al  eongresso  geogr. 

di  Veneria.     IL,  267«. 
S  i  c  k  e  1 ,  Th.,  Anomale  DaÜerunga- 

formeln.     II,  21*.  367*. 

—  B.  nach  T.  Sybel. 
Siebeking,    Qesoh.    d.    grofs. 

Kirchenspaltang.     II,  53* 
Siegel,  Güterrecht  d.  Ehegatten 

in  Sakbarg.     U,  80*.  187*. 
Siegelsteropel  t.  Cappeln.  11,142*. 
Siemon,  C,  QnomodoPlut  Tbn- 

cydidem  legerit  I,  75S  82». 
Sieniaw8ki,£.,NiklotII,152*. 
Sieyert,  G.,  (Stettin.  Schalwesen). 

lU,  66. 
Sjögren,  0.  A.PaykoU  III,  161. 

—  Q.  Adlenparre.    III,  162. 

—  K.   A.  Grewesmöhlen.     Ibid. 
Silberschlag,     Ansichten     d. 

Alten  fib.  d.  Entothg.  d.  Welt 

I,  138»*. 
Silf  Torstolpe,  C,  SrenakDlplo- 

matar.     II,  814*. 
~  J5ran  Persson.    III,  158. 
Sillem,   Geneal.  Hambnig.  Frt- 

mili«D.    IHy  60. 


Sillem»  Abb»  Lmgenbeek.    m, 
60. 

—  FamiL  Voeseabolen.    Ibid. 

—  Famil.  Mahieo.    Ibid. 
Simon,  Joe.,  Manascrr.  h4breiiz 

de  Ntmes.    I,  24*. 
Simonet,  Roms  eristiasa.     li, 

224»*. 
Simonie.     II,  132. 
Simons,  E.,  Hat  d.  8.  ETtng»- 

liat  d.  kanoB.  Ifatth.  beaatxt? 

I,  103*. 

—  —  AaslegBBg   der    PBrabeln 
Jeao.    I,  103»*. 

Simonsfeld,  H.,  Ladw.  d.  Bayer, 
n,  64*. 

—  Z.  dteeh.  Geech.  aoa  Venedig. 

II,  59*. 

—  Docom.  di  Gatter.  Coner.  II, 
262*. 

—  Stadien  lu  Mar.  Sanado.    IL, 
262* 

Simpkinson,     (Washington 

houae)     III,  194  f. 
Simpson,  W.,  IdentificatioB  of 

Nagarahara.    I,  4G*. 
Simroek,  JL,  Sprfichwörter.  II, 

870«. 
Simson,  B.,  Judith.    II,  16*. 
Sincai,  G.,  Chronica Bomft&üor. 

II,  364*. 

Sinclair,  Hut  of  India.  111,228. 
Sittard,  Compend.  d.  Gesch.  d. 

Kirchenmosik.     I,    132*.    II, 

196»*. 
Skarstedt,  Gdteb.  Stifts  Herda- 

minne     III,   164. 
Slaaghter,  P.,  MeoL  of  coL  J. 

Pry.     III,  194*. 
~  Hist  of  Bristol.     III,  211. 
Slayiei,   BumSnen   in    Ungarn. 

III,  349*. 

Smend,   Listen  d.  BB.  Eara  o. 

Nehem.    I,  152»*. 
Smith    &    Wace,   DictioB.    of 

Christ  BiogT^>hy      I,  99*; 
Smith,   Ch.  F.,    Plat    life   of 

Artaxerzea.    I,  76*. 

—  £.,  Engl.  Jaoobins.   m,  157. 

—  G.,  Chald.  account  of  Geneaia, 
ed.A.H.8ayee.  1,17*  161»*. 

—  Bobertson,    Chrono!    of  the 
Booka  of  the  Kings.    I,  148*. 

Cid  Testam.  in  the  Jew. 

Chnrch.    I,  148*. 
Hosea.    I,  151*. 

—  S.  F.,  Newton.    III,  211. 

—  V.  A.,  Contribat  to  the  HUt 
of  Bundelkhand.    I,  64»». 

—  W.  C,  Washington.    III,  194. 
Smither,   J.  G.,   Scalptoree  at 

Horana.    I,  46*. 
SmolenekiB,    fS^S^Wyh  BftB^> 
I,  27*. 


Veneiflliau  der  iMMproolitiien  fablÜaiäoiiM^ 


fil,29l 


Smollk,     ÄltoTM     MliBBWMen 

BdhmeBs.     H,  831^«. 
S  m  o  1  k  a,  Unprttogl.  gese]lichafU. 

EinriebtangtfD.    II,  888  t 

—  Tartam.    d.    BoloaL    Sehiefin. 

II,  840*. 

—  Uiesako  Stcry.    n,  848^. 
•  fiMays.     II,  847». 

—  Szkice  hiitor.    Ibid. 

Smy  th,  (SehottL  n.  IrL  in  Amer.) 

III,  1991 
Soave,  M.     I,  81> 

Socio,    A.,    Geographie  d.  Tor. 

*AMin.    n,  218». 
^  ^  Arab.  OrtaappellatiTa.    n, 

318». 
SSltl,    J.   M.    T.,    D.   dentsche 

Volk.    II,  874*. 
Sdrensen,    Udgarer    af  Saxoa 

Krdnike.    II,  827i». 

—  (Krieg  1864).     UI,  178. 

S  5  r  g  e  I ,  J.,  Demottben.  Stadien. 

I,  90». 

(S  0  h  m,  R.,Lez  Ripnar.)  n,  869  ob. 
Seil,    Tapiaaeriea    de    Toomai. 

II,  810*. 
Sokolowtki,    Listy  Kriecia 

Zbaraskiego.     n,  386». 

—  e.  aneh  Congreeias  o.  CoUeo- 
tanea. 

Solarini,  R-,  Comani  del  drcon- 

dario  (li  MonacL     II,  286». 
Soldi,    Lei  Art*   mtonnns.    I, 

47»;  n,  221»» 
Soleillet,    Yoyages    et   d4coa- 

yertea.    I,  29»». 
Sollinger,  B.,  Wilhering.    n, 

188  med. 
Sommer,  0.,  (n.  Th.  H.  Otte), 

KonitdenkmiUerT.  Mühlhaoaen. 

n,  126'. 
Sommetonrbe.    —    SApnltnre 

ganloiae.    II,  806». 
Sorbets,  L.,  Un  probl&me  bist 

II,  276*. 

Sorel,    Yergennnes  et  sa  polit 

III,  187». 

—  L'Antriche  et  le  eons.  d.  MÜnt 
p.    III,  140. 

—  La  neatraUt4  da  Nord.    Ibid. 
Soabeiran,    J.    S.,    Birmanie. 

I,  47»«. 
Soabielle,  Franf  Xayier.    m, 

184. 
S  p  a  a  k ,     Artilleriets     appkomat 

och  ntreckling.    III,  164. 
Spanoken,    0.,    Stift    Heene. 

III,  88. 
Spano   Bolani,    D.,   I   Gindei 

in  Beggio.     II,  247». 
Sparagna,    a.    Eil.    Wiede- 

mann. 
Spaaowiei,  Spadek  liter.  i  polit 

po  Wielopolakim.    ü,  846». 


Speakers  Gomaentary  IV.    I, 

109». 
Spedding,  s.  Qardner. 
Spehr,  F.,  s.  05rges. 
Spincer,   E.,   Th.   F.   Bayard. 

m,  209. 
Spengel,    A.,    L.   t.   Spengel. 

III,  116. 
Spiegel,     Altpei^isehe     Keil- 

insehriften.    I,  60». 

—  Ormasd  a.  Ahriman.    I,  60»». 
Spielmann,    F.,    Stams.      II, 

138  med. 
Spiefa,  Jeroaalem   d.  Josephos. 

I,  168»» 

—  Tempel  zn  Jeras.    Ibid. 

—  B.,    Kirschenfest    in    Nanm- 
burg.    U,  130». 

—  Ed.,   Erh.  Woigel.     IH,    16. 
96  f.  220. 

—  H.,  flau»  Henneberg.  II,  126». 
Spitta,  Ph.,  0.  Rieaeroann.    III, 

68. 
Spitzen,  Schrijver  der  Karolging 

Chrisü.    U,  200». 
Spofford,  Amer.  almanac.    III, 

198". 
S  p  r  a  n  c  k ,     Wilder     Europas. 

U,  2». 
Spranoy  Präs  Ksiaifcyeh  ed.  Pa- 
winski.     II,  886»<». 
Sprenger,  Predigtiitterator.    II, 

196». 
Sprinchorn,    VIpnade    neotra- 

litetens  histor.    IH,  161. 
Springer,   A.,  Psalter^Illastrat. 

d.    früheren  MA.      II,    19><». 

872». 
Sproner-Menke,    Atiaa.      II, 

226»». 
St,   Ad.   IL,    Erftirt   ICatrikel. 

UI,  96. 
Stade,    E,    Gesch.    d.    Volkes 

Israel.    I,  147». 
Entstehnngsgesch.  d.  Tor- 

deateronom.  Bichterbachs.    I, 

149». 

Bach  Micha.    I,  160». 

Deuteroiaßhaija.    I,  160». 

Lea  n.  Eahel.    I,  162». 

Genealog.  Sagen.    Ibid. 

Nachwort    X,  162». 

Tgl.  aach  Zeitschrift. 

Stadler   (a.  Ginal),   Heiligen- 

lexicon.    I,  128»*. 
Stadnicki,   Gl   K.,    0  tranie 

elekcyjnym.     II,  841»<>. 
Pnycsnek  do  heimid.  polsk. 

II,  842»». 

Stalin,     Urkk.    s.    Gesch.    d. 
schwSb.  Bandes.    II,  60*. 

—  Benennang   Konrads   IL     n, 
92». 

—  Bitterblindnisse.     II,  9t»». 


Stilin,    Tinktur     sehiribischer 

Wappen.    II,  98»». 
-^  Wttrtt     Staatswappen.       n, 

98»«. 

—  König  WUhelm.    m,  101. 
Stahl,  M.,   De   socioram  Athe- 

niensiam  jodidis.    I,  77». 
Stairns,     Bedford    sesqnicent 

celebrat    III,  211. 
Stamford,  C.  t.,  Begim.  Prins 

Max.    in,  92. 
Staradowne  Piawa  Polskiego  Pom- 

niki.     II,  884». 
Starbaek,  Amer.  whale  ilshery. 

m,  208. 
Starcke,  Maosoleom.     m,  82. 
Stark,  J.  Q.,  Beform,  in  Bayern. 

m,  6. 

Eeform.  in  Bingen  o.  Plals. 

m,  216. 

—  K.  B.,  VortrSge  a.  AafsStae. 
UI,  106. 

Heidelb.    Sehlofs.      m, 

109. 
Stassof,  W.,  Zamjitki  o  Basachi. 

II,  216*. 

Statist  Bareäa  ffir  Sachsen.    UI, 

93. 
Statist  Opiysninger  om  Kj8benh. 

III,  174. 

Statntarrechte    d.    ital.    Schweii. 

U,  182». 
Staadenmaier,  P.,  Offenbarg 

a.  Lahr.    III,  108. 
Ste che,  D.  Altarschrein  la  Fldha. 

II,  180*;  III,  95. 
Stecki,  H.,  B6wne.     U,  847*. 
Stedman,  Poe.    UI,  202. 
Steenstrnp,  J.,  l^todes   prüi- 

minaires  sor  1.  Normand«,  trad. 

p.  M.  £.  Beaarepaire.   U, 

286»-  820» 

—  BnlL  bist  sor  le  Danem.  II, 
827». 

Stefaai,  F.,  U,  228. 
Steffen,  Topographie  d.  Hymet- 

tos.    I,  92». 
Steffenhagen,  S.,  Entwich,  d. 

Landrechtsglosse.    U,  66». 
Stehfen,    H.,    De  Sparten,   re 

milit    I,  76». 
Steichele,  t..  Bist  Angsbarg. 

U,  104»». 
Steif f,  Bachdnick  in  Tübingen. 

UI,  102. 
Stein,  s.  Herodot 

—  A.,  Leben  d.  Jaden.  U, 
224». 

Steindorf,  £.,  Jahrbb.  Hein- 
richs IIL  II,  26».  26*.  27». 
867». 

Steiner,  s.  Hitzig. 

Stein meier,  Beitr.  z.  Ohristo- 
iogie.    I,  104». 

19* 


111,292 


TiiMloluiit  te  batparodMBML 


Steiniolmeider,     AbgekBxile 
Antonumen.    I,  t5*. 

—  Schrift   des   Therebtldoi   d« 
Saz.    I,  t8K 

—  Ondioten.    I,  t9>«. 

—  Apokalypsen  üb.  d.  Iilam.    I, 
29";  n,  221  f. 

—  Elia  del  Medigo.    I,  SO^;  I, 
81» 

—  Table»    actronom.    attriba^ 
k  Pierre  HI.    I,  aS*«. 

—  Oafikia  Veneichiiira  t.  Heil- 
mitteln.    n,  2tl*. 

~  Lat    Üben,    dea  Tabtr   dea 
Ibn  Zohr.     II,  221*. 

—  Waage  n.  Fingerrechmiiig.  II, 
221»». 

Steinwenter,  A.,  Z.  Geach.  d. 

Leopoldi&er.    II,  184». 
Stern  an,   t.,   Zur  GeadL  Schl.- 

Hdltt    m,  56». 
Stengel,  E.,  Beitnr.  a.  Erit  d. 

frz.  Karlaepen.    II,  19». 

—  F.,    Griech.    Totenopfer.     I, 
97». 

Stenael,  Th.,  ElScter  in  Anhalt 

n,  117*. 

Mfinafond.    IH,  74. 

Stephintki,  F.,  Verf.  d.  Kaeh- 

folge  ChrifltL    II,  1991 
Stern,  A.,  Yer&b.  Debatte  1815. 

m,  28. 

—  —  Flan     der     Yemichtiing 
Frenlaena.    III,  89. 

Berol.  in  England.  HI,  148. 

—  L.,  Aegoptologie.    I,  8^ 
Fragmm.    e.    griech. -ig. 

Epoi.    I,  8*;  II,  215». 
Foida  prorenant  d'^gypte. 

I,  9»» 
Foundation  of  the  temple 

of  the  Sun.    I,  9»». 
Swalin,    Statnrid.     1809—81. 

UI,  188. 
Sternfeld,  Arelat  n, 88 f. 48». 

78». 
Stettiner  Funde.    III,  87. 
Steab,  L.,  Bonum.  Ortmamen  in 

Salab.    n,  187». 
Stande,  Froblem  d.  allgem.  Be- 

ligionswiiaenach.    I,  42'. 

—  Uiapning  der  Eatharer.     II, 
194». 

Stenp,  J.,  Thttkyd.  Stadien.   I, 

84». 
SteTens ,  Hiitor.  oollectionB.  m, 

182. 
•—  (Briefe  Waahingtona).  111,188. 

—  J.  A.,  Waahington.    m,  194. 

—  (Batte  of  Harlem  heigha.)  m, 
195. 

—  Life  of  B.  Arnold.    Ibid. 

--  (Kimpfe   b.  N.  York.)     m, 
198. 


SteTens,  (yiederiageb.C8mden.) 
m,  198. 

—  Torktown.     Ibid. 

—  Fort  Ghriswold.    Ibid. 

—  L.  B.  Webba.    IH,  197. 
SteTOnton,    Enr. ,    Pianta   di 

Borna,    n,  285». 
Stewart,  D.  J.,  Army  for  In- 

dia.    m,  224. 
StiaTelli,    Nioc    Fiaano.     II, 

245». 
Stickel,  Morgenllnd.  Mftnakiin- 

de.    n,  222»». 
^  Arab.  Tortoaa-MibDae.  11,228». 
Stieda,  L.,  (Beitnr.  an  eatadachen 

Sagen).    II,  178»». 

(KaehlarsSieTera').  m,  50. 

Bachhandel  in  Biga.    m, 

52. 

—  —  Bachgewerbe  in  Dorpat 
Ibid. 

Stier,  6.,  Zn  8  Zerbater  IJrkk. 

II,  117'. 
(Badolf  d.  Tapfere).    DI, 

781 

—  H.  0.  Q.,   Ylim.   Thgeboch. 
m,  222. 

Stiere,  Jakobe  Ton  Jülich.    II, 
86». 

—  Jakob  m.  Ton  Baden -Hoch- 
berg.   Ibid. 

—  M.  T.  Aitiing.    m,  2. 

—  Yorbereit    des    niedersSchs. 
Kreiaea.    m,  80f. 

-*  Finan^esch.  t.  G5bi.   HE,  84. 
^-  Finanawesen  in  Bayern.     III, 

115. 
Stiflsrelationen  an  F.  Eleyenfeldt 

m,  188. 
(Stillfried,  t.),  Die  Stillfriede 

a.  Keorode.    m,  71. 
Stillfried-Alcantara,   Grl, 

o.    K agier,    Hohenaoilem. 

m,  88. 
Stobart,  Islam  &  its  fvonder. 

II,  811». 
Stochdorph,    Oberhofenkirche 

in  GSp^ngen.    II,  98^. 
Stock,  A.,  Freilasaong.   II,  78». 
Stockbaaer,   Nfinberg.    Gold- 

Bchmiedeoidn.   UI,  118«.  215. 
Stockbridge,  (Ftanphlets).  HI, 

186. 
^  (Torktown  n.  England).    III, 

197. 
Stocker,  Familie  t.  Gemmingen. 

n,  98»». 
StoeklSw,  Tachan.     II,  880»». 
StSber,  A.,  J.  G.  StoiEiBl.    m, 

112. 
St8w«r,  W.,  Heinr.  I.  Exib.  t. 

Maina.    II,  89». 
S tokos,  G.  T.,  Latin  chxist.  in- 

scriptions.    I,  181  f. 


Stokea,  Whifley.Bea.  11,304». 
Stolpe,   F.    U.,   Bagipireaaeii  i 

Danm.    III,  173. 
Stone,  W.  L.,  Orderboeli  d.  Be- 

gim.  T.  J.  Johnson.    III,  187. 
(Anlage  a.   Fischfang  bei 

Santoga).    m,  191. 

—  Beminisceacea    of    Sazatoga. 
m,  195. 

—  Saratoga  moanm.     Ibid. 
Storm,  G.,  GnTstenea  frn  fjare. 

U,  821». 
BolL  bist  sar  in  Norrige. 

II,  827». 
Storthiaga-Eftenetninger.  ni,164. 
Story,  Gonstitai  of  tha  U.  St 

m,  199». 
Stoy,  St,  Polit  BeaiehBBgcn  sw. 

Kais.  o.  Papst  n,  55».  264»». 
Straatmann,  Clemena  9n  oi  ix 

T.  Kaiffci^os  oixias.  I»  111». 
Strackerjahn,  L.  n.  K.,   Yoa 

Land  ond  Lenten.     HI,  80. 
Straschnn,  s.  Ffirst 
Stra fsbarger   Baehdrack    ond 

BnehhandeL    m,  114. 
Zar  Gesch.  d.  Straf  ab.  Kapita- 

lation.    UI,  110. 
Strafsmaier,   Z.    Rntriffer.  d. 

astnmom.  Tafeb  d.  Chald.    I, 

17». 
Stratford    de    Bedeliffe, 

Bastem  Qaestioa.    n,  217». 
Stranb,  A.,  Cimeti^e  die  Stras- 

boarg.    n,  82» 

Hertas  delidanim.  11,83». 

£ph«ni4r.  alsac    m,  114. 

Streane,  Book  of  JereiBiah.    I, 

151»». 
Strebel,  Erriahangsanatalt  Stet- 

ten.    m,  102. 
Stricker,   Keaeste  Geach.  tob 

Frankl  a.  M.    III,  214». 
Strickler,  J.,    Aktensaiamlaag. 

m,  127. 
Strindberg,  SteMka  laOoBt  II, 

814>. 

—  Kaltarhist  Stadier.     I,  135». 
Strnad,  Begg.  d.  PUaen.  geisü. 

Urkk.    U,  880»». 
Strobl,  J.,  Krems  o.  Stein  im 

MA.    II,  186«>. 
Strodt,    Kölner    Kirchenatrat 

m,  40.  86. 
Strohig  Oonseil  dliygiin«.    lU, 

118. 
Strofa,  L.,  Zaatiade  in  Jemen. 

U,  214«. 
Strowelber  ger,  D.  polit  Karis^ 

bad.    m,  219. 
Strackmann,  C,  BAgen.    U, 

148». 
Str&Tor,  Schale  la  Sehlettstaat 

UI,  118». 


VeTxnduus  d«r  bafproehenen  Pal 


•1. 


111,293 


St  adnits,  Kordunerik.  Arbeiter^ 

TerhSltniBM.    III,  210. 
Stttbel,  Br.,  Urkk.  der  deatiwh. 

OeseUich.  lu  Leipz.   II,  1251 
Cants  T.  Kaoflongen.    111^ 

90. 
Stumpf-Brentano,  t.,  Reich«- 

kanzler.     U,  26>.  S2*   66^. 
S tu r  d  z  a ,  Dem.,  Memoria  asapra 

nomismatioei    romanesd.     II, 

869«. 
—  —   Bibliogral    niimizm.    ro- 

mane.    Ibid. 
Oberlicht  d.  Mfinien  etc. 

d.  FOrrtent  Rnminien.    Ibid. 
Sturm,    De   fontibiu   Demoeth. 

hiBtor.    I,  89*. 
Statser,  E.,  Zu  Lyeiaa.  1,87^ 
Suchier,  £.,  (Fehde  Leiningen 

gegen  Lichtenberg.)  II,  129^ 
Sndendorf,  Urknndenbneh  yon 

BraonBchw.-Lflneburg.  11,69^*. 

118*. 
The  Sufii.    II,  217". 
Snphaait  siamoii,  trad.  p.  E.  Lor- 

geau.    I,  47". 
Suhle,    (Privileg  de  Si    Bern- 

burg.)    m,  73. 
Mark&mfit  einSujüti.    II,  220>®. 
SujAti,  Tnuul.  by  Jarrett  II, 

216". 
S  u  k  I  j  e,  Septemberereigniaae.  HI, 

189.  215. 
Sulibach,   Leben  e.  deutschen 

mttelstaate«.    UI,  25. 

—  HannoTOr  n.  1866.  III,  26. 
Snman,  J.,  Sloyenen.  II,  182^. 
Snndby,   (Bibliothek    d.    Gon- 

aaga).    II,  255*. 
Snndelin,  Bienen  in  Sage  etc. 

I,  188*. 
Sutor,  Lodge  of  amity.  m,  2081 
Swallow,  Camp  meetings.    in, 

202. 
Sweetmann,  H.  J.,  Documenta 

relatisg  to  Ireland.    II,  270*. 
Swientek,  D.  h.  Hyadnth.  II, 

170». 
Swift,  About  Grant    III,  209. 
Swoboda,  Konatitnirg.  d.  bdhm. 

Erbmonarchie  durch  Karl  lY. 

U,  828". 

—  H.,  Thukyd.  Quellenitudien. 
I,  84«. 

Sybel,  H.  t..  Kleine  hiator. 
Schriften.    U,  8«.  16". 

u.  Th.  Sickel,  Kaiaer- 

urkk.  in  AbbUdgn.  II,  25*. 
66*.  864*. 

Entstehung  d.  dtich.  Kö- 
nigtums.   II,  71*. 

Elsab-Lothringen.  III,  110. 

—  L.  T.,  Katalog  d.  Sculpturen 
in  Athen.    I,  97*. 


Symington,  W.  C.  Bryani   III, 

198. 
St  Symphorien.    I,  128^ 
Saabö,  A  kiralyi  zeg6soki01.  II, 

852*. 

—  LoBchontiy.    III,  122. 

—  Briefe  ungar.  Gelehrter.  Ibid. 
Ssadecky,    ICihaly   HavaalfSldi 

Yajda  Ezdilyben.    n,  869«. 

—  Mihaly  Yqda  okmiDytaza.  U, 
859*. 

Saad  etsky,  Belager.  f.  Saigetrir. 

m,  122. 
Saant6,  Attisehea  BOxgeiTechi 

I,  77* 

—  Abstimmung   in   d.   att  G^ 
schworenengerichten.    I,  77*. 

SaaraniewicE,  J.,  0  latopisach 

i  krön.  rusk.    II,  841*. 
SaiUdy,  A.    II,  209 f. 

Tin6di  Sebestyfo.  111,121. 

Sailagy,  Chronik  des  Hur  flbers. 

II,  8501 
Sail&gyi,  Bethlen  n.  Georg  Ho- 

monnay.    IH,  121*. 
YerschwSnmg  des  F.  Beldi. 

m,  122. 
-~-  — ~  Korresp.  Bethlens.     Ibid« 

Bethlen   n.  Fforte.    Ibid. 

Sainnyei,  J.  (sdn.),  Theater  t. 

Komom.    HI,  126. 
Ssujski,HistpoUka.  D,  848^*1 

—  Opowiadania.    II,  848*.  848*. 

—  Odrodsenie  i  reformacya.    II, 
845*. 

—  8.  auch  Diarium  n.  libri 
Sanlc,  K.,  Mythycana  historya. 

n,  888*. 

T. 

Tabakit    i  NIsiri,   tranal.    by 

BaTorty.    II,  228". 
Tabari,  Annales,  edd.  Nöldeke, 

Fraenkel,  St  Gnyard,  de 

Goeje.    n,  216*. 
Taccone-Gallueci,   D.,  Cittl 

e  dioc  di  Mfleto.    II,  284*. 
Tadra,  Canoellaria  Arnesti  (In- 

dices).     II,  829*. 
Tafel,  Briefe  y.  J.  F.  Tafel.  Uly 

102. 
Tagebuch    d.    Geschichte    und 

Biographie.  1, 1881  HI,  218*. 

—  Christians  Y.    HI,  171. 
(—  des  Majors  Korris.)    m,  187. 

—  eines    Offiders    Hochambaus, 
m,  187. 

T^sbefehl   d.  Farlamentsarmee. 

m,  1461 
T^ore   funily  of  Oalcntta.    m, 

225. 
Taillas,  de,  £tat  monaatique  de 

Gap.    U,  801*. 


Taine,  Orig.  de  la  Fnmoa  eoa- 

temp.    m,  188. 
Talini,  F.,  Not  stör,  solla  dtti 

di  Faria.    H,  280". 
Scritti  di  stör,  e  d'arte. 

n,  286". 

Lanfiraneo  psrese.   n,  240*. 

Tamiaey  de  Larroque,  De  la 

conesp.   da  Uontfiuioon.     II, 

880*. 
Adrian  d'Aapremont    III» 

184. 
^  —  Lettres  d.  Marga4rite  d 

¥t.    III,  185. 
Lettres  de  Boachard.   III, 

185. 
Tamm,   F.,   Germ.   Wörter    im 

Litteniaehen.    U,  174*. 
Tanfani   Centofanti,   Ftoris. 

degU  anaiani  di Fisa.  11,264*. 
Tang,  s.  Müller. 
Tanner,   H.   C,    Chngini   etc. 

Tribes.    I,  55". 
Tardif,  J.,  Coutnmes  de  Nor- 

mandie.    II,  280*. 
Taylors,  Edw.,  Joumey  (Beise- 

tagebfic&er).    in,  185. 

—  H.,  Fntureof  India.   m,  224. 
^  YTm..  88  years  in  India.    m, 

225. 

—  W.  A.,   Gospel   Mirades.    I, 
1041 

Tefft,  Dan.  Webster.    UI,  206. 
Tegner,    Folkyipningen    1788. 

m,  162. 
Tellefsen,  (Akadem.  Bflrger  an 

Korweg.  Uni?.)    m,  168. 
Tem p  1  e,  Song  about  flakhi  Strwar. 

I,  50*. 

—  Muhamm.  Belief    in    Hiadn. 
I,  51*. 

—  Ooin  legende,    m,  221. 
_  India.    m,  224. 

—  Sikkim.    ni,  226. 
Tenaey  AAtwood,  Fathera  of 

Wisconsin,    m,  212. 
Terlikowski,  D.  Olynth.  Beden. 

I,  89*. 
Terninck,  Monum.  m4galith.  dans 

les  d4p.  du  Nord.    H,  8081 

—  Ciritates  on  pagL     II,  805* 

—  YicQs  Helena.    II»  8051 

—  Gla^ures  c4ramiqnes.    Ibid. 

—  Boutes  guloises.    n,  8051 

—  Traoes  d'oppides.    Ibid. 

-*  TArtois  Souterrain.    II,  8771 
Terrien  de  la  Couperie,  Silrer 

Coinage  of  Tibet    I,  481 
Terwelp,  G.,  Kloster  S.  Thom. 

b.  Andernach.    II,  97*. 
Tesdraboth    Chachme,     ed.     J. 

Mneller.    I,  881 
Tessier,  Decaan  auz  ladea«  III, 

141. 


m,294 


V«n«icfaiii»  der  bMproeh«B«n  PnlUÜJitiMMo. 


T«isiery   Ffepian  du  gte.  0»- 

CMD.    m,  223  1 
Testenoire  -Lafayette 

et  Yino.  Dar  and,  Compromift 

entre  lea  Mignaon  de  Feage- 

rolle«  et  Malmont    II,  297^. 
Bdm.  Villa  in   Tetingen.     II, 

82« 
Tettao,   W.  J.  A.  t.,  Bogeeten 

d.    Grafen    t.   Oleiclieii.     n, 

12Ö». 
T  e  a  t  B  c  h ,  Dentsch.  Baehhaadei  in 

Siebenbttrg.    II,  8581 
TeatBchlSnder,  Michael  d.  Ta- 
pfere.   II,  869*. 
Thaer,  A.,  Altigypt  Landwirth- 

Bchaft    I,  8*. 
Thallöczy,    SportmaBn    a.   d. 

16.  Jh.   m,  122. 
Thaly,  Kolom.,  BAköcsl  ffljedelem 

iQoa&ga.     III,  128^ 
Ei    Tolt    Caobibea    meg- 

TM«je.     m,  128». 
Jöfllatok  ^  babonAa  hiedel- 

mek.     m,  128*. 

—  —  A  daztercaiek  Biköcii- 
korhan.    m,  1231 

—  —  A  circsicsiaEterciiek  ad- 
miniatr.     III,  1281 

T  h  a  m  m ,  Sclmobelii  dinertationeB. 
m,  62. 

—  Beleachtong  t.  Schramm-Macd. 
Monit  d.  Dates.  I,  188*; 
m,  218. 

The  ThInI  Martyrs.    I^  58* 
Thaner,  Yenet  Ffinprecher.   II, 

2281 
Theile,   F.,    Lookwitscr  Naeh- 

richten.     HE,  96*. 
Thele,  Hohensollem.    II,  91^*. 
Th el en ,  H.,  LSsnng  d. Streitfrage 

etc.    n,  171 
Si  Th6r^8e4critep.el]6-m.  m, 

217  f. 
Thian,  MiHt  geog.  of  the  U.  St 

m,  198. 
Thielemann,    t.,   Vier    Wege 

durch  Amerika.    III,  210. 
Thierry,    A.,    Prem.    r^t   d. 

temps  m6roT.    II,  877^. 
Thiers,  H.  de  la  B4to1.  fr.  III, 

188. 
ThierBch,    Kolonien   in   Kord. 

Amer.    m,  198. 

—  8.  auch  Seeger. 

—  H.  W.  J.,  Joh.  T-  MflUer.  m, 
28.  181. 

Thirion,  V.,  Bei.    H,  8111 

Tholin,  B.  Magen. 

Thomas,  A.,  E^traita  de«  Archi- 

TOB    da   Vatioan.     n,    241'; 

2741 
(Biblioth.   dee    Gonnga). 

U,  2661 


Thomaa,  A.,  Gr^.  Beehaia.  II, 

2711 
Miraolea  de  Noire  Dame  de 

Chartiea.    II,  2721 

Mb.  de  Charles  V.  II,  2741 

Chirargie    de    Boger   de 

Parme.    U,  8011 
ArehiTes  de  la  Marohe.  II, 

2961 
Bea.    II,  269^1  2981 

—  £.,  Epoch  of  the  Gaptaa.    I, 
571 

BeyenneB   of  the  Maghai 

empire.    II,  228".  lU,  221. 

Biling.  coina   of  BakhArA. 

n,  2281 

—  G.  M.,  MUeaioeBeachr.  d.dtach. 
HaaseB.    II,  771  2891 

—  L.  B.,  Genealog,  notee.    DI, 
212. 

—  B.  0.,   Key  to  the  Booka  of 
Sam.    I,  1491 

—  T.  Aqaino,  Opp.,  ed.  St  E. 
Frette.    II,  1991 

Sermon,  ed.  J.  B.  Banlx 

0.  a.     Lbid. 

Thomle,  Grabschriften.  III,  168. 
Thompson,  F.  G.,  Bibliogr.  of 

Ohio.     III,  182. 
Thoms,    (Todesorteil    Karls  L) 

m,  146. 
Thonnelier,   lirre  des  damea. 

II,  2201 
Thorlakson,  Gydinga-Saga.  II, 

8261 
Thornton,  Foreign  Seeretariea. 

m,  167. 
Thrall,  Pictor.  hist   of  Texas. 

lU,  204. 
Thraner,  Stadent  Leben  im  MA. 

II,  1781 
Thndicham ,  G.,  Traaben.  Wein. 

1,  188*. 

Thürheim,   Graf,   Chr.  M.   y. 

Degenfeld.    III,  108;  220. 
Than,  Alph.,  Agrar.  Zostände  in 

Tschemigow.     III,  216. 
Thar  eaa- Dangin,  Polit  Strang. 

m,  144. 
Tharston,  Method.  epucehnrch. 

UI,  202. 

—  Tharston  geneal.    m,  212. 
Tigerstedt,     TroUdomsprocela. 

m,  160. 

—  Fdrslag  tili  Finlands  styrelse 
af  Sprengtporten.     m,   162. 

Tilley,   GeneaL  of  ihe  Tilleys. 

IlL  212. 
Tiraboschi,    Gaiscaxdo   Lanai. 

U,  255». 
Tisohendorf,  s.  Kovom  Testap 

mentom. 
(Tittmann,    C.,)    DreBden    Tor 

100  Jj.    III,  94. 


Tobien,  A.,   larL 

geboag.    ni,  54. 
Tobler,  A.,  Bea.    I,  269^1 

—  L.,  H.  Bacher.    III,  188. 
Tocilesca,    Dacia    inaint»    de 

Bomani.     II,  8601 

—  Beyista.    U,  860^1 

Todd,    Fort   Griawold   ete.    «tc. 
m,  196. 

—  Bedding.    HI,  211. 

—  California.    lU,  212. 
Toepke,  Q.,  (Ibgdeb.  n.  Halienn. 

Stadierende).    III,  72. 
Toeppen,  Stiundetaga  (8).     U, 
1721 

—  Zar  BaageMÜuchte.     II,  1741 

—  Bitterorden    n.    Stande.     II, 
1741 

—  Prenis.  Geach.-Schreiber.   m, 
64. 

Tollin,    Serret  ftb.  Taafe  etc. 
m,  41 

—  Serrets  Bestreiter.     UI,    41 
— >  Augsb.  Beiehstag.    III,  5. 

—  Serret  a.  Botaer.    UI,  118. 
Tolomei,  A.,  Chiesa  di  Giotto. 

II,  2541 
Tolstoi,  Grf.,  Tagebnch.  UI,  50. 
Tomas chek,  W.,  Goten  in  Tan- 

rien.    U,  61 
Tomasetti,    G.,    Campagna  di 

Borna  nel  ME.    U,  2871 
Tomek,    Gesch.    t.    Polic      U, 

880*». 

—  Gesch.  T.  Prag.    II,  8811 
Toms,   My   eoUege   days.     IH, 

189. 
Tonini,    L.,    Stoiria    riminnaa 

U,  2321 
Tonner,   Gesch.  B5hmena.    II, 

828". 
Torma,    Beridierte    InsehriflaB 

cet    U,  849«. 
Tortmann,   DrackÜehler    ftlr 

Fortmann,  w.  m.  s. 
Torpedowesen.     UI,  28. 
Ton  gar  d,    Hell^nisme  daas  lea 

toiTains  do  MA.     U,  1981 
Begistres  da  parUunent  die  Ton> 

lonse.     ll,  299/3001 
Gatalogaeda  moste  deToalonse. 

U,  8181 
Toarret,  Cimetiftre  deS.  Agnis. 

I,  ISll 
Townshend,    Inyas.   of    New- 

HaTen.     UI,  195. 
Toy,  C.  H.,  Home  of  the  primit 

Sem.  raco.    U,  2081 
Toaer,  F.,  Rhodian  Lore-poems. 

U,  2031 
Trachsel,  Milnaen  t.  Bachhom. 

II,  931 

Track  &  Hassan,  Saifolk  deeds 
Üb.    UI,  185. 


der  bwprocheiicn  Pablikitio&mi. 


in.2»5 


Tr«BehftQ,  Bei.    n,  t78*. 
TraniiWania,  (Bomin.  Zachr.) 

II,  867». 

Trantport  ehei   let  aacianB.     I, 

189'. 
Txapfl,  Stet  topogr.  Beikrifelia 

of  KjiSbenh.     III,  174. 
TraUoheTtky,   La   f^anoe  et 

l'Allem.    III,  186/7.  188. 

—  Veri^Dnet    et    a.  apologiataa. 
m,  187. 

Tribatien,  OaSn.    n,  288* 
Trefort,  A.,  Beden  a.  Studien. 

III,  126/7. 
Treitachke,    H.   t.,    D.  neue 

Exil  T.  Avignon.    III,  218. 
Trenkle,     J.    B.,     Umgegend 

KarUnhea.    II,  89*. 
Grttnder  Karlarnhea.    IH, 

106. 

—  —  Pfkrreien  i.  Gernabach  n. 
EttlinKen.     III,  108. 

-^  —  Alemann.  Dichtung.     III, 

109. 
Treu,   Olymp.   Inaehr.   Nr.  87. 

I,  71». 
Tribonal  de    la    Bordogne.    III, 

189. 
Triger,  B.,  £tadianta  maneeanz 

k  Oaen.    II,  292*. 
Trdbat,    Qoaeationea  Hyperrid. 

et  Binarch.    I,  90^ 
TrSlaoh,    V.,    (Z.  Prihiat  Sfid- 

weat-Dtachla.  n.  d.  Schweis). 

n,  179*. 
Trog,  Marianne  t.  Fxeiiiaen.  IH, 

41*. 
Trotter,   Uiaaiott  to  the  eoort 

of  Morooco.     II,  224*. 

—  Lord  Lawrence.    IH,  224. 
TrneheUt,    A.,    Bibliogr.    dea 

4tanga.     II,  297*. 
Tramal  et,  Lea  aainta  de  llalam. 

n,  217". 
Trompp,    E.,    D.    Beformator 

Kabir.    I,  49". 
BeUgion    d.    Sikha.      I, 

60*. 
Tratet,     E.,    Vall4e    inf.    de 

rATeyron.    n,  299*. 
Tacherning,  Waldnamen  SchSn- 

bneh.    II,  92^ 

—  Z.  Geach.  d.  Kloatera  Beben- 
hanaen.    II,  92**. 

Tachierach,    Matricola   LneaT. 

III,  44. 
Die    Tttbinger,   d.  Mainier   nach 

Janaaen.    III,  217. 
Ttteking,  K.,  Familien  t.  Laer- 

wald  a  A.    II,  123*. 
Tnetey,  A.,  Journal  d'nn  boar- 

geoia    de    Paria   (1406—49). 

U,  277*. 

Inaehxift.    II,  180*. 


Tnnia  et  U  Tnniale.    n,  214** 
Tapeti,  Th.,  SchL  b.  Brtix.  II, 

60*.  829*. 
Tarmair,  J.,  a.  ATOntinaa. 
Tarner,     H.    £.,     Settlera    of 

Aqaidneek.    III,  198. 
Tattle,  Settlement  of  Barlington. 

Ibid. 
Twiaa,  Tr.,  Ohartera  granted  to 

the  merdianta  of  Coiogne.   II, 

110*. 
Tyler,  (Erml).    I,  16*. 
-*  U.  C,   Hiat  of  Amer.  litera- 

tare.    lU,  201. 
Tylor,  E.  B.,  Anthropology.    I, 

141*. 
Tyaon,  Craiae  of  the  Florence. 

III,  188. 
Taaehaachel,  a.  Praaaer. 

ü. 

Ubbelohde,  Lüneb.  Schaler dn. 

Ul,  77. 
Oberweg,  Grondrifii  d.  Geach. 

d.  Philoa ,  beerb,  t.  M.  H  e  i  n  s  e. 

II,  197. f. 

Uhlhorn,  ChriaÜ.  liebeathttig- 
keit     I,  116».  120». 

—  YoTBtodien  s.  e.  Geach.  d. 
chriatl.  LiebeathSügk.  1,121*. 

üjfalty,  Ch.  de,  Yoyage  dana 
l'Himalaya  oceid.    I,  66*. 

Ulleraberger,  Steinmeti- 
aeichen  t.  Überlingen.  II,  90*. 

—  P&rrei  Überlingen,    n,  90*. 

III,  108. 
Ulimann,  a.  Koran. 
Ulmann,  H.,   Wahl  Maxim.  I. 

m,  214. 
Ulrich,  W.,  Donatan.    II,  196*. 
Umfried,  K,Planek.   111,220. 
Undaei,  J.,  Jemalderena  Begyn- 

delae.    II,  146**.  318*. 

—  —  L'fige  de  bronse  en  Hon« 
grie.     II,  349*. 

Hiatoriae  angaricae  Fontea  do- 

meaticL    II,  361*. 
Unger,  G.  F.,  Diodora  Qaellen 

im  XI.  B.     I,  74**.  82*. 
Zeltfolge  d.  4   eraten  de- 

moath.  Beden.    L  89*. 
Unrah,  t.,  Biamarck.    III,  26. 
Upton,  B.  D,    Gleanings  from 

the  deaert  of  Arabia.  U,  21 3 1*. 
Urban,   Ana  dem  Sagenbach  t. 

KSnigiwart     U,  330^*. 
Urgeachichtl.  Forachaogen  im 

Kaakaana.     I,  142». 
Urkanden  t.  Himmelgarten 

II,  69*.  116'. 

—  d.  Kl.  Kamens  [d.  Käme  d. 
Heimaag.,  P.  Pfoten  haaer, 
fehlt  im  Text].    II,  166». 


Urka  n  d  en,  Tgl.  aach  Kaiaerarkk. 

a.  Lehnaarkk. 
Urkunden Hach   d.  Landachaft 

Baaol,  hrag.  t.  H.  Booa.  II, 

43".  69**.  180* 

—  Berliner.     H,  16ö**. 

—  I.  Geach.  d.  Herz.  t.  Braan- 
achw.  u.  Lflneb.  II,  69**. 
118*. 

—  Dortmunder,  ed.  K.Bübel. 
II,  43*.  60*.  123*. 

—  Plan  einea  Eaaener.  II,  107*. 

—  d.  Colleg.-Stifta  S.  Bonif.  etc. 
in  Halberatadt,  hrag.  t. 
G.  Schmidt  U,  43*'.  69». 
116*. 

—  d.  Stadt  Hilde aheim,  hrag. 
T.  B.  Doebner.  II,  43'. 
118». 

—  Uv ,  eath.  a.  karllndiachea.  II, 
69*».  176*. 

—  Mecklenb.  II,  143* 

—  Ostfrieaiachea  II,  120». 

—  pommerelÜBchea,  hng.y. 
A.  Perlbach.  U,  ABK  69*. 
143*.   172". 

—  Pommerachea,  t.  R.  Prü- 
mera.  U,  43^*.  143*. 

—  T.  Kloater  Sittich.    II,  69'. 
Urkandensammlangz.Geach. 

d.  Herrach.  Gera.    II,  69**. 

126*. 
Urwalek,  laiaknlt  in  öatr.    II, 

136». 
Urwick,  Indien  pictarea.  111,226. 
Uaener,  Acte  martyr.  acillitan. 

I,  118». 
Utiienoyic,  Martinoaioa.     III» 

119  1 

T. 

Yaeandard,  Ab^Iard  et  St«Ber- 

nard.    II,  271*. 
Yacearone,  L.,   Le  pertoia  da 

Yiao.     II,  257». 
Yaehenot,  Comto  de  Serre.  III, 

188. 
Yachez,  A.,  CMteaoz  da  Forei. 

n,  297*. 
Yiclavek,  Yletin.    H,  330«*. 

—  Unterthananpflicht  in  Yfietin. 
Ibid. 

Yaesen,  J.,   Projet  de  tranala- 

üon  du  concile  de  Bale.     II. 

192«.  278*. 
(Lettree  de  Looiri  XL)  II, 

278  med. 
Yahl,  Slegtebog  over  afkommet 

af   Christiem    Kielaen.      lli, 

176. 
Vlkidi     II,  216». 
Yalbert,  G.,  Georg  Y.  DI,  221. 
Yalence,  A.  de,  a.  Gamaohea. 


111,29« 


VeneiclmiB  dar  be«prodienen  Poblikationeii. 


Valeton,  KenniB  yan  de  iBnel. 

godadienst    I,  154'. 
Vallardi,  F.,  Mediolanam.    U, 

256». 
Yallier,    6.,   Monom,  nimium. 

de  Vienne  en  Daaph.  II,  S09*. 

Glannre«  monit     Ibid. 

Y  a  1  o  i  B ,  N.,  Rhythme  des  bnllea 

pontil     II,  188".  368*. 
Cartolaires  de  Notre-Dame 

de§  Prts  de  Douai.    II,  283". 
Yalyasor,    Topographia  Carin- 

thiae,  ed.  Krajec  II,  137»». 
Yanderbilt,  Oertrude  L.,  Soc. 

biet  of  FlatbuBb.     III,  194». 


kämpf,  d.  amerik.  BefreiiuigB- 

kriegee.    III,  187. 
YeseUk^,  Penecntion  Katten- 

berg^     II,  330". 
Yetel^,  Prokop.  d.  Gr.  II,329»>. 
Yetter,   Armen.  Obenetsang  d. 

Kircbengesch.  d.  Eob.  1, 119*. 
—  Nenea  t.  Lampr.  Bericht  II, 

32». 
Cartalaire  de  Yiane.     II,  299*. 
Yicetia,  Ant  Maria  a,  s.  Bo- 

narentara. 
Yictor  YitenBis  ed.  Petache- 

nig.    I,  126»;  n,  7«. 

xr  !•    '~~A ■«    — '  *"' •  Yidal,  s.  Morin. 

Vanaohni,    G.,    Fabbriche    diL.  .Lablache,  M.Polo.  n,239». 
^  y^^JfJif 5."Jftaar.    U,  282».    yierling,    A.,  Ringwiaie.      II, 

101«. 


—  Letten  di  Cost  1  Sforza.  II, 
2Ö6W. 

Yarigny,  de,  Gaerre  da  pacifigne. 

lU,  214. 
Yarin.     H,  286/6'. 

Yar rentrapp,  Briefe  Melanch- 
thoHB.     III,  2*.  216". 

Yaaari,  G.,  Opere,  ed.  Mila- 
nesi.     n,  258» 

YaBsallo,  C,  £pigrafi  nella  cat- 
tedr.  d'Atti.     II,  237*. 

Yater,  Altertümer  yon  Spandau. 

U,  161« 
Yattier,  St-NicolaB  d'Acy.    IL 

290». 
Vaujany,  H.  de,  Hiat  de  l'fi- 

gypte.    I,  4»;  H,  217». 
Yayra,  P.,  Catal.  del  Mob.  Sto- 

rico.     U^  230". 

YeckenBtedt,    Schwedenachan- 

aen.     II,  148*. 
Yeith,  V.,  Vetora  castra.  II,  4». 

106'. 
Yelardita,  La  dyilti.    1,141». 
Yenablee,    E.,    The   Labarum. 

I,  131". 
YenantiüB  Fortanataa  ed.  F. 

Leo.    I,  132*;  II,  108*.  37 b^ 

n.  Nachtr. 
Name  yon  Yendenheim.  11,84". 
Yenezia,  b.  Da  Yenezia. 

Y  e  n  t  ü  r i,  A.,  Yelaaqaez  e  Franc. 
I  d'Eate.     III,  220. 


Y  i  g  a  n  o ,  G.,  Medioeyo  delle  Gar- 

pinete.    II,  241». 
Yigna,  Am.,   Sapplem.  al  Cod. 

dipl.  delle  colonie  Tanro-Li- 

gore.    II,  258'. 
Yignati,    C.,     Soommnnica   di 

Ottone  Yisconti.     n,  240'. 
Yigoaroüz,     F.,     Chronologie 

bibliqae.     I,  148^ 
Bible  et  ]6gypto]ogie.     I, 

162». 
Yillari,  P.,  Scienza  polit.  ital. 

del  ME.     n,  226*. 

—  MacchiayeUi    Ibid.;  HI,  179. 
Yilledueil,  Ch.  de,  Le  Monde 

iara^lite.    I,  25". 
YillefoBBo,  H.  de,  TWßor  de 

Notre-Dame   de    Montbriaon. 

n,  807'. 
Yillemerenil,  de,  Polygamie 

en  Cambodge.    I,  47». 
Yillot,    Deacription    de   Tnnia. 

n,  214». 

Yincent,  H.,  Sceanx  de  Manre. 

n,  309». 
Yinaon,   Hiat  des  Stades  ^n. 

I,  60». 

—  Anciena  idiomea.     I,  145". 
--  Linde  fran^.     m,  222. 
Yiollet,  P.,  iStabL  de  8.  Louia. 

U,  279».  281». 


1  aiSBte.    111,  220.  ^"-    ^^»  2^*-  281». 

Yeratti,    G.,     Geraon    IWoreJ^'',?^^^^' 3  ^**;  «ö 
deir  imitazione.    II,  200». 


YerhältniB  d.  brandb.-preoTs.  Staa- 

tea  z.  kath.  K.     in,  218. 
Yerhage  de  Naeyer,  L.,  Flo- 


rence.     I  ,  233». 


Yernaleken,  Th.,  Buddhiamua. 

I,  44». 
Yernarecci,  A.,   Ottay.  de  Pe- 

truccL     II,  260'. 
Yernea,  M.,    M^langea  de  cri- 

tiqne  reUg.    I,  161». 

Yerzeichnia  yon  franzöriach.  Mit- 


—  D.  Weddas  y.  Ceylon.   1,69'. 

—  Beitrr.  z.  Landeakde.  d.  Troaa. 
I,  66«. 

—  Julin  a.    andere  pommenche 
Pfahlbaoten.    n,  148». 

—  Prahiat   Eiaenachlacken.     II. 
149'. 

-—  (Behlaa  Lanaitzer  Fände).  II. 
160».  '       ' 

—  Gräberfeld  b.  Zerkwitz.     IL 
161*. 

—  Thongerite    ana    Charlotten- 
bnig.    U,  161'. 


Yirnieh,   Hofpfalzgrafenwfirde. 

m,  84. 
Yiyien  de  S.  Martin,   Nouy. 

dictionn.  de  g6ogr.     I,  134*. 

—  Atlaa  nniyers.     I,  134». 
Ylach,  Koliner  Scholweaen.   11, 

330". 
Yleaten,  yan,   (Mfinzlond  y.  d. 

Nahe).    U,  95». 
Yoe,  B.  De  Yoe. 
Yögelin,    Keller    z.  Steinbock. 

m,  133. 

—  Fa^enmalereL    Ibid. 

—  HolzachneidekanBt.    Ibid. 

—  Maler  Yogela  Leben.    Ibid. 
Yölker  ÖatÜTeich-Ungama.    II, 

132^ 
Yogel,  (Beichahofgericht).      II, 

59»   67». 
Y  o  g  t,  G.,  Wolfg.  BatichiuB.  IH,  1 5. 
Wiederbelebnng  d.  klaas. 

Altertnma.    II,  250". 

—  L.  J.,  Siegten  Yogt  i  gunle 
Dage.    III,  167. 

Yoigt,  J.  F.,  Bürgereid  in  Ham- 
burg.    II,  156». 

Hambargenaia.    DI,  69». 

Gefangene  in  d.  Barbarei. 

m,  69». 
Yolbehr,  Topogr.  y.  KieL    HI, 

66". 
Yolck,     (Artikel    in     Hersoga 

Beal-EncyeL)    I,  151*. 
Yolckmann,  ürkk.  d.  Elbinger 

Stadt-ArchiTB.    III,  46. 
Yolger,  F.,  Lencbtenbuig.     II, 

130». 
Yolkmar,  Jeana  Nazareniu.     I, 

104». 
Littaniachea  Yolkalied.  n,174*. 
Yollbaam,  Specialgemeinden  y. 

Eifori     III,  96  n.  Naehtr. 
Yollbrecht,    W.,    Würdigung 

d.  Anabaaia.    I,  87*. 
Yorberg,   Pontiiu   Pilatna.     I, 

104». 
Yorgeschichtliche  Grabstatten.   I, 

142'. 
Yofa,  Schleaw.  SjökkenmSdding. 

n,  148*. 

—  PrShiat  Fuide.    II,  160». 
--  (Kmga  Funde  b.  Jürits).    II, 

16Q». 
Yosaiache  Bachhandlang,    in,  26. 

43. 
Yaitry,  Monnaiea  boob  lea  3  pre- 

miers  Yaloia.    n,  281". 
Yuy,  J.,  Proc4dare  caly.  HI,  129. 

—  Jeanne  de  Jaaai4.    Hi,  134. 

W. 

W.,  H.  Grf:,  Nochmals  die  Ho9 
y.  Hoenegg.    ni,  91. 


VerzeichniB  der  betprochenen  FablikationM. 


111,297 


Wae«,   ft.  Brewer  a.  Smith. 
Wackernsgel,  J.»  Unpnmg  d. 
Brahmaninn.     Ij  41^. 

—  Bei.    II,  180*. 

—  Bai  Ton  Baael.    III,  133. 
W  ackern  eil,  Tirol.  Dichter.  II, 

139*. 
Wad,  Eggert  Christ  Knath.   III, 

174» 
Wächter,  C.  G.  t..   Strafrecht. 

n,  78». 
~  Osk.,  K.  6.  Wächter.   lU,  94. 

103. 
Wagner,  Gmnnd.    III,  103. 

—  A. ,  Ueliandyorreden.  II, 
16». 

—  F.,  Berichtigungen  s.  d.  kaia. 
Bach.  d.  Albr.  AchiU.   11,61* 

—  F.,  Kaiflerl.  YorladnngiMchrei- 
ben  an  Lother.    III,  216. 

—  S.  F.,  KachleM  an  W.'s  Kachr. 
d.  in  Sachsen  gemünzten  Gro- 
schen.   U,  1,29^. 

—  W.,  Po^es  grecs.    II,  203^ 
Groben,  V.  Tabor  bis  Gol- 
gatha.   I,  104^ 

Wahner,  Übertritt  Fried.  Aug. 

U.    in,  70.  92. 
Wahrmnnd,  Frincipien d.  Islam. 
.  U,  211«. 

—  Geistige  Beweg,  d.  Islam.  II, 
211'. 

Wailly,   N.  de,   JoinyiUe.    II, 

272*. 
Waits,  G.,  FariserHdss.  II,  7*. 

60".  192". 
Geato  n.  Hist  LndoT.  VU. 

n,  36'. 
Herrn,    t.  Toomay.      II, 

So». 
Aas   neueren  Hdss.  -  Ver- 

leichnissen.    II,  60»*. 
Chron.   regia  Coloniensis. 

II,  111». 
Alte   Geneal.   d.   Weifen. 

n,  112». 

Bez.    n,  272». 

Bericht  über  Mon.  Germ. 

II,  369»-». 

K.  W.  NitBsch.    lU,  69. 

s.  auch  Widakind. 

—  ton  Eschen,  Landgrf.  Wilh. 
IX.  u.  d.  Basel.  Frieden.  III, 
93». 

Italien.  Heimat  der  süddeutschen 
Waldenser.    lU,  217. 

Walhouse,  M.  J.,  Archaeol.  No- 
te«.   I,  63». 

Walisiewski,  s.  Acta. 

Wallner,  Gymn.  s.  Iglaa.  T. L 
n,  330». 

Wallnöfer,  Albr.  I.  u.  d. 
Urspr.  d.  Schweiz.  Eidgenoss. 
II,  184»  0.  Nachtr. 


Wallen,  J.,  Terrenr.   111,139». 

Tribun,  r^r.  de  Faris.  Ibid. 

Walter,    Bertha   y.  Marenholz. 

m,  218. 
Walther,  Notizen  ans  d.  Janibal- 

Ghron.    II,  146»». 

—  Aenenen  u.  Swaefen.  II,  161*. 

—  Kirchenlied  Abrah.  Meyen. 
m,  216. 

Wanderer,  (Feuntbrunnen).  III, 

118. 
Name  Ton  Wanzenan.    11,84»°; 

III,  77. 

Schwed.-bad.  Wappen.  III, 
106». 

Ward,  Lafayettes  visit  to  Virgi- 
nia,   m,  196». 

Warnatz,  M.,  Wartburg  and 
Eisenach.    n,  130». 

Warnecke,  F.,  Lorich's  Wappen, 
m,  60». 

—  G.,   Zweiter  Bömerzug  Karls 

IV.  II,  67». 

Warren ,  The  Iiabarnm.  I, 
131»». 

—  liturgy  of  the  Celt  chorch. 
U,  189'.  192»». 

—  SaTonarola.     II,  260»». 
Warschauer,  Quellen  z.  Gesch. 

d.  Florent.  Concils.    II,  192» 
Wasastjerna,  Ättartaflor  ofrer 

d.  pä    Finlands    Bidderhus 
introdac  adeln.     III,  163*. 

Washburne,  Goyemor  E.  Goles. 

m,  208. 
Washingtons    Abschiedsbrief. 

lU,  187. 
Wasserschieben,  lütt  üb.  e. 

interess.  Werk.    II,  67». 
Wassilewski,    Batschlage  etc. 

e.  byzant  Grolsen.    II,  201». 
Watson,  Frecolomb.  discoyeries. 

m,  182. 
-"  (Bückzng  Amold's).    III,  196. 

—  Guide.     lU,  227. 

—  n.  Fatton,  Fictor.  bist  of 
the  U.  St    III,  198. 

"  s.  auch  Jollifl 
Wattenbach,     W.,     ViU    S. 

Hüdegundis.     II,  32'. 
Hdss.  d.  Öttingen-Wallerst 

Bibl.     II,  8».  12».  50». 
Johann  y.  Gorze.  II,  24». 

—  —  Aus  Stattg.  u.  Schaffhausen. 
II,  26». 

(Zu  Lndolf  y.  Sagan).    II, 

69». 
Triumphlied   üb.  Karl   y. 

Burg,     n,  61*. 
Sam.  Karoch.   II,  63».  66». 

91». 
Weiteres  aus  d.  Weimarer 

Hdss.    n,  279». 

—  s.  auch  Brano  u.  Begesta. 


Watten dorf,  Balladenpoesie  yon 

A.  y.  Droste-Hülshoff.     HI, 

219»». 
Watts,  The  newer  critidsm.   I, 

149*. 
Wauters,  Mention  de  Thuinas. 

n,  19'. 
Wayte,  W.,  Bez.    II,  372». 
Webbs,  A.  S.,  u.  Bope,  Cam- 

paigns  of  the  dyil  war.  III,  207. 
Weber,  F.  W.,  Einleit  in  d.  h. 

Schriften    A.  u.   N.  Testam., 

bes.  y.  Füller.    I,  102». 

—  G.,  Le  Sipylos.    I,  94». 
Weltgeidhichte.     I,  134». 

—  Heinr.,  Schulen  in  Bamberg. 
II,  108»- ». 

—  M.  M.  y.,  (KL  Erinner.)  UI, 
27. 

Webster,  H.  A.,  Ind.  or  ICalay 

Archipelago.    II,  214'. 
Wedding,  H.,  Eisoihttttenwesen 

im  Harz.    III,  741 
Wedgwood,   J.,    Flutarch   and 

the  Cnconsdous  Christianity. 

I,  111». 
Weech,  Ft.  y„  Cod.  dipl.  Sale- 

mitanus.     II,  69».  87». 
ZShringer  in  Baden.    II, 

86»;  III,  104. 
Aufhebung    d.    Klosters 

Herrenalb.    HI,  101. 

Bad.  Biogr.    III,  106. 

Wegele,  y.,  Töchter  d.  H.  Wit- 

teUbach.    UI,  116. 
Bestatter   Gesandtenmord. 

UI,  140 
Wegeier,  J.,  B.  y.  Greiffenklau. 

UI,  96. 
Lahneck  n.  Oberlahnstein. 

Ibid. 
Wegener,  Fh.,  Aberglaube  in 

Magdeburg.  U,  116*. 
(Wehr mann  u.  A.  Hach),  Lü- 
beck.  Gerichtswesen  u.  s.  w. 

m,  68*. 

—  Lübecker  Fastnachtsspiele.  II, 
166». 

Weibert,  Briefe  SchiUers.  lU, 
102»». 

Weibull,  y.,  Syeriges  Histor. 
(Gust  Adolf),    m,  168. 

Weidling,  J.,  Schwed.  Ge- 
schichte.    III,  60.  1671 

We igelin,  Stuttgarter  Familien- 
namen.   U,  92». 

Weil,  H.,  s.  Demosthenes. 

—  Js.,  Stades  talmudiquee.  1,28'. 

—  B.,  Zur  Farthenos-Statue  des 
Fhidias.    I,  91'. 

Münzwesen  d.  achäischen 

Bundes.    I,  93». 

Arkad.  Münzen.    I,  93'. 

Saamakos.    I,  96». 


in,298 


Tonaiehnu  der  basproelMneB  PtiblikidioMB. 


W«iUBd,  L.   II,  TS'. 
Weill,  Cimetilre    de   Tlemoen. 

I,  29". 

Weiauur  u.  Jena  1806.   m,  219. 
We  inert,    AchSiache     Bonde«- 

TerfaMg.    I,  93^ 
Wei  n  gSrtn  e  r ,  unter  Habeborgi 

Banner.    III,  214. 
Weingarten,  UmwandL  d.  or- 

qiriingl.  Gemeindeorgania.    I, 

113«. 
Weifll,  E.,  Pfandrecht  H,  80<. 
Weifa,  Coatttmkonde.     I,   137>. 

—  SpinnwirteL    III,  78^ 
*-  a.  aoch  Fried  mann. 

—  B.,  Bömerbrief:    I,  107«. 

—  H.  J.    I,  27*. 

—  P-,  Bes.     II,  370« 
Weifabachy   Ho8  t.    HoSnegg. 

III,  91. 
Weiftenborn,    Zar    BoSthiaa- 
Frage.    U,  236^ 

—  Akten  d.  Erfurter  Uniyeraitit 

II,  62».     124«     140*.    177'. 
198». 

Weiaaer,  L.,  Bilderatlaa.    III, 

213. 
öflterr.  Weiatfimer,  VI,  hrag. 

▼.  P.Biachoff  n.  A.  SebSn- 

bach.     II,  67«. 
Weitbrecbt,  M.  G.,  Leben  Jean. 

I,  104*. 
Weiiaäeker,  Schtttien- n.  Land- 

yerteidignngaweaen.  III,  101. 
Well  er,  Erate  dentache  Zeitong. 

m,  219. 
Wellbaaaen,    Hiit    of   larael. 

I,  147*. 

Well  mann,  H.,  Bberh.  KlttTer. 

ni,  79. 
Wella,  Magna  Charta.    HI,  199*. 

—  Fort  Griawold.  III,  196. 
Welachinger,    Md.  da  Barry. 

m,  186. 
^  Th^&tre  de  1«  B4to].       III, 

138. 
Wenek,  C,  dem.  Y.  n.  Heinr. 

VU.    n,  54».  190  f. 
Wendrinaky,  Gfn.  y.  Peilatein, 

Barghaaaen-Schala.  II,  135". 
Wenker,  Q.,  Sprachatiaa  I,  Lf.  1. 

II,  369». 

We n  se  1,  R3m.  Bronzen.  II,  150'^ 
Yerachied.  Beitr.  fib.  Henr.  Wer- 

geland.     III,  168. 
Wernebarg,  A.,  Beitrr.  s.  thfi- 

ring.  Geach.     U,  127». 
Wvrner,  A.,  Gebete  Jean.     I, 

103»». 
^-  U.,   Wamhema  Kloater.     II, 

315». 

—  K.,  Alcoin  n,  8».  198». 

—  Beda.    Ibid. 

-  Joh.  Du»  Scotaa.  n,  111» 


Werner,  A.,  Oerbert  t.  Amillac 

n,  198» 
Averroiam.  o.  Paychologie. 

H,  199'.  218««. 
Scholaatik    d.    apit    MA. 

Ibid. 

—  R,  Ambr.  Bitachen.  H,  170*. 
Wernera,  Urkk.  d.  StadtarchiTB 

sa  Dfiren.    II,  107'. 
Wernieke,  Malerinnang  in Ftei- 

berg.     II,  130.« 
~  Freiberger    Schnitabüd.     n, 

130*.  332» 

—  Bda.  d.  Hedwigalegende.    H, 
168*. 

—  (Pfarrkirche  m  Schweidiiiti.) 
U,  169». 

—  (Grafschaft  Glati).    II,  169*. 

—  Benei  t.  Laon.    U,  332»;  UI, 
95. 

—  Gutachten  Bened.  Rieda.  a   a. 
II,  832»» 

—  Chriatoph  Walter.     lU,  90. 

—  Broder  Hana.     Ibid. 

—  Annaberg.  Kirchenbaa.  111,95. 
Wernike,  (Yerzeichn.  d.  Stück 

a.  a.  w.  y.  Tillj.     HI,  U. 
Werth,  A.,  Kirchl.  Yerhiltniaae 

Barmena.     II,  123».  200«». 
Höfe  im  Werth.    III,  84. 

—  ^  a.  anch  Creceliaa. 
Wertheimer,    Palatin    BnhTS. 

Joaef.     Jll,  126. 
Wernnaki,     E  ,     (NationaUtSt 
Karla  I\).     II,  51'. 

—  Btachea  Stidteweaen.  II,  331». 
W  0  a  a  e  1 7,  J.  £.,  Knltargeachicht- 

liehea  aoa  dtach.  Yoraeit   II, 

371»». 
Weaaenberg,y.,  Arehidiakonate 

y.  Konatans.     II,  88«. 
Weat,  Diyine  Mothera  of  India. 

I,  51». 

—  Saaanian  Inaeriptiona.    I,  61««. 
Weatcott,  Canon  oftheN.  Tea- 

tam.    I,  101'. 

—  ft  Hort,   The  New  Teatam. 
I,  100«. 

Weaterbarg,   K.,   Uraprang  d. 

Sage,  dafa  Seneca  Chriat  ge- 

weaen.     I,  106». 
Weatlake,  K  H.  J.,  Deaign  in 

painted  glaM.     II,  307«. 
Weatland,    Old   mapa   of  Cal- 

cutU  and  Bengal.    m,  225»'. 
Wetiel,  A,  Tranalatio  St  Alei- 

andri.     H,  14». 
Drei  Kieler   Barapraken. 

n,  68».  141». 

(CilicinaCimber).  111,54  f. 

Whoeler,    Liat   of    reporta   & 

mapa.    III,  183«*. 
J.  Talboya,  Eist  of  India. 

I,  39«.  223«'. 


Wheeler,  Ttfea  tnm  lad.  hiat 

I,  39». 

Whinfielda,  Qoatniiia  of  Oiur 

Khayyim.     II,  220«. 
Whipple,    D.   Webeten    gieai 

apMchea.     111,  188. 
White,  Gh.    J.,   B.    A. 

III,  203. 
~  D.  8.,  EdacatuNi  of 

etc.    I,  32». 

—  Mary,  Mn.  Morria.  HI,  198. 
Whitehead,  Docama^  lelat.  to 

the  eoL  hiat    HI,  186. 

Whitmore,  Grate  yeania  of 
Boetoii.    m,  211. 

Whitney,  W.  D.,  Oa  the  w>-eal- 
led  Henotheiam.    I,  40««. 

Whymper,  Heroea  of  the  Arctie. 
III,  193». 

Wiarda,  Wirteeh.  Yerhütaiaae 
Oatfrieal.     UI,  82. 

Wichern,  J.  H.,  (KekroL)  m, 
69. 

Wiehert,  Th.  F.  A.,  Jak.  y. 
Maina  eto.  II,  50».  62».  100; 
111,  102««. 

Wichmann,  B  H.,  Elbmaneh 
o.  die  FHlaae  d.  dtach.  Tief- 
ebene.    II,  146«. 

AlaterthaL    Ibid. 

Terrainbild.  d.  dtMh.  Tief- 
ebene.   Ibid. 

—  H.,  Neaere  Beiaen  in  ArabiaB. 

II,  214». 

Wiohn  er,  J.,  Z.  Geneal.  d.  Hanaea 
Hababarg.     U,  48«.  134*. 

Wickede,  J.  y.,  Jmigfrmoen- 
kldater  in  Meeklenb.    UI,  64. 

Widmann,  Liber  annalia.  II, 
100««. 

—  Oaterreieh  nach  d.  Hemeh.  d 
B3mer.    II,  135*. 

Widakind,  ed.  G.  Waita.    II, 

20». 
Wiebel  n.  IL  Kranae,   Fände 

im  Stockaee.     U,  149««. 
Wiedemann,  Eil,  Ottiea  degli 

Arabi.  Trad.  di  A    Sparag- 

na.     II,  221«. 

—  G.,  Geach.  d.  NatonriBcenacb. 
b.  d.  Arabern.    II,  221». 

Wiederhold,    y.,    Bemh.    yon 

Weimar.    IlL   101. 
Wie  1  and,    Ungedmckte   Briefe. 

UI,  102. 
Wieae,  H.  y.,  D.  Glataer  Land 

im  Hoaitenkriege.    U,    169*. 
Wieaeler,  Geach.  n.  Relig.  d. 

alten  Germanen  in  Aaien.    I, 

61«.  U,  2».  151«. 

—  German.  Gottheiten  in  griech. 
Umgebang.    U,  2*. 

Wieaelgren,  KarlJohanHierli. 
UI,  162».