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Dior, REGEN
Gift of
PETER PARET
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Jakob Böhme’s
ſaäͤmmtliche Werke
⸗
herausgegeben
von
K. W. Schiebler.
Siebenter Band.
Libri apologetiot. — Apologia IL contra Balth. Tilken,
oder die erfie Schußzſchrift 2. — Apologia IL. contra Balth.
Tilken, oder die zweite Schupfhrift x. — Anti-Stiefelius I.
Bedenten über Efaik Stiefel's Büchlein. — Anti- Stie-
felius IL, vom Irrthum der Secten Efaik Stiefel's. —
Apologia contra Gregorium Richter. — Judicium Gre-
gorii Richteri etc. Sutor Antichristus. Propempticum
s. Concomitativum. Ad judicantem judicem Primarium. —
Libellus apologeticus, fhriftlihe Berantwortung x. wider
des PBrimarti Läfterung, Zügen und Verfolgung x. — Infor-
matorium I. Noyissimorum. Informatorium II. Novis-
-simorum. — Epistolae theosophione,
geipsig 1847. | »
Berlag von Johann Ambrofius Barth.
Inhalts: Anzeige,
Libri apologetici ober Schusfshriften.
Seite
Apselogia I.
contra Balthas, Tilken,
ober die erfte Schutzſſchriſt wider Balthafar: Tilken, einen Schleſſſchen
von Abe. — IR eine kurze und wohlgemeinte Verantwortung
wegen deB Bucht Morgenröthe wider einen feindlichen Pasaufll,
der einige übel verftandene Texte falſch angezogen und beftritten dat.
Geſchr. im Jahre 1621.
Vorrede des Autor,
Bericht und MBiberlegung bes Patqutlis Werſ. in 11 Summern nad
Octdnung des Pasquills). . 6 . ‘ 0
Die Cupfaͤngniß und Menſchwerdung Jeſu Shriki X oa
.Apologia II.
.sontra Balthas Tilkon,
ober bie zweite Schunfchrift wider Balthafar Titten’, eines Schleſi⸗
fhen won Abel, angeklebte Zetteichen über einige Punkte, im Buch
von ber Menfhwerdung Jeſu Chriſti angefochten, handelnd
von bem ewigen Kürfgs und von der Gnadenwahl Gottes,
auch von der Menfchwerbung und Perfon Eprifti und von Maria
ber Sungfrau. — Geſchr. im Jahre 1691.
—— 3 Herrn Joh. Dan. Koſchewir Med. Dr. und Pratticus Br
” O ’
Murau an feine Meitbräber, a .@
Geite
Der fiebente- Sendbrief. Am Herrn Dr. Balthaſar Walter. (1820,
b, 7. Zub) NE +. . . Bu
Der achte Sendbrief. An Hrn. Paul Kayın, (1020, v. 24. "Xug.) 385
Der neunte Senbbricf, An Ehriftian Bernhard. (1620, d. 12, Sept) 6
Der zehnte Senbbrief. An Hrn. Abraham von — und Falcken⸗
beim auf Wartha. (1050.). 389
Der tilfte Sendbrief. An Hrn, Paul Kaym. (1620, v, 19, oder 18, Nov.) 398
Der zwoͤlfte Sendbrief. An —* Caſpar kindnern, Zöllner zu Beu⸗
then. (1682 ober 1621, b. 10. Mai) . > . . 5099
Der breizehnte Genbbrief, ‚An ern Bernbarb, (1621, d, 8. Jun.) 418
Der vierzgehnte Senbbrief. An Ehriftian Bernhard, (1621, d. 12, Sun.) 414
Der funfzehnte Senbbrief. An Hra. Dr. Joh. Daniel Koſchowitz
(1821, ds 8, Zul.) : 415
Der ſechehnte Senbbrief, An Hrn. Chriſtian Steindergen; Dr. (1681,
WM) .„. . I
Der fiebzehnte Sendbrief. (1881, d. 3. Jul.) . . 4223
Der achtzehnte Sendbrief, An Drn. Hans Sigmund von Säibeinik,
(1621, d. 3. Zul.) : 426
Der neunzehme Senbbrief. An Hr ob, Don. Koſchowit, Mes. Dr.
unb Practicus zu Gtriegau. (1621, d. 3. Zul.) . . . 483
Der zwanziafte Senbbrief, (1621, b. 17, Det.) » ‚ 429
Der einundzwanzigfte Genbbrief, An Hrn. Ehriftian Bernbart. caoeH,
— vu —
Seite
Der vierundfunfzigſte Sendbrief. (S. Schriftliche Verantwortung an
E. Ehrbaren Rath zu Goͤrlitz ic. S. 324—338,)
*
Der fuͤnfundfunfzigſte Sendbrief. An R. N. von Luͤbeck. (1624, b. 20. Apr.) 840
Der ſechsundfunfzigſte Sendbrief. An Hrn. N, N. (1624, b. 25. Xpr.) 544
Der fiebenunbfunfzigfte Senbbrief, An Hm. Ghriftian Bernhard,
(1624, 0. 5. Mi) . «
5416
Der achtundfunfzigſte Sendbbrief, An re I n (1o24, ben 8, Mal.) 547
Der neunundfunfzigfte Senbbrief. An N. N.
(1624, April)
530
Der fechzigfte Senbbrief, An Hrn, Friedrich Kraufen, Med. Doct,
iu Liegnitz. (1094, b, 9, Mai,)
Der einundſechzigſte Sendbrief, An Hrn. Tobias Kobern , Med. Dr.
zu Görlis. (1694, b. 15. Mai.)
Der zweiundſechzigſte Senbbrief. An Hm. Zobias "Kobern, Med. ‚Dr.
(1624, d, 18, Mai) .
Der beelundfechziafte Senbbrief, An Sm, Zobias Kobern, Med. Dr.
(1824, +. 23, Mai) .
Der vierundfechzigfte Senbbrief, An om, Tobias Kobern, Med. Dr.
(162%, b, 13, Zuh,) . .
Dee fünfundfechzigfte Senbbrief.
ftenauerifchen Verwaltern zu Liſſa.
Der fechäunbfechzigfte Senbbrief, An Hrn. Auguftin Edppen, Schöffern
zu Liſſa. (Vom Juli 1628) .
*
(1622)
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*
An Den, Auguftin Göppen, Für:
550
552
555
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508
568
567
2
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ganz vermeßlicher, fehändlicher, giftiaer, boshaftiger und meibiger
Art des Autoris Willen, Sinn und Gemüth dem Teufel eineignerz
unerkannt beffelben, wer er fei, ober wie er fei, ober meh Geiftes
Kind er feiz ob er Gott oder diefe Melt fuche.
6. Vermiſſet fich alfo feine angeborne Gift dem Autor in
fein Herz, Sinn und Willen zu fchieben: welches alles ganz ſchreck
lich, jämmerlich und elend ift, daß er fich felber nicht Eennet, aus
was Gemürhe er eifert, und in welchem Zrieb er Taufet,
7. Er mag nicht ſehen, baß fein ganıed Schreiben nur ein
aiftiger Pasquill uud Aber Meimang ik, Dem was oleich vor
ihm untabelidy geredet ift, Ban er body nicht ungefchändet Taffenz
da man body ja feben mag, aus was Geifte und Gemüth es ge
floffen ift, mie der elende Grimm in ihm geregieret hatz und barf
noch wohl im Zitul feßen, es fei chriſtlich und wohl gemeint.
8. Wenn er dod) etwas Beſſers an bie Stelle feste, fo wäre
ed doch noc zu dulden: aber ich kann in feiner ganzen. Schrift
feine göttlihe Etkenntniß und Licht befinden, dern er ſich bed
hoc, berühmet, als Hätte er erfeuchtete Sinne und fei darin gelibet.
9, Erleuchtete Sinne, fo das Licht aber von Bott ift, geben
freundlich und fieblich, und untermweifen den Menſchen, was er chun
und lajfen foll; fie erkennen fich in brüderlicher Schuld; fie jagen
nicht dem Zeufel des Menſchen Gemüth in Rachen; fonbern fie
ind fittig in Strafe und Bebre, mit auter linterweifumg: fie fkras
uni u
welcher gedachte Feierabend damit zu machen, daß ich im drei Jah—
ren nichts davon wußte, wo es wäre: ich meinte, es waͤte länaft hin.
36. Darzu bin ich darum kommen, che es Ift fertig worben,
alfo eilete der Satan damit Feierabend zu maden, und fügte mir
biefelbe Zeit Kreuj und Zrübfal, auch feindlihe Menfhen genug
auf den Hals, in MWillend, mir meine edle Perle zu rauben.
37. Verdeckte mich auch trefflih mit feinem Dornbufch mei:
ner Miderwärtigen, ob er mid moͤchte um mein Kleinod bringen;
bis mir nad drei Fahren von hochgelehrten Leuten Schriften ges
ſchickt worden; ba -fahe ich, baf meine Schriften noch vorhanden
waren, und munberte mich deswegen, daß «8 alfo mit ihnen ges
ratben war; und verſtund, daß fie diefelbe ſchon zwei. Jahr hatten
in Händen gehabt, und je ein guter Freund dem andern gegeben
abzuſchreiben.
38. Sch verſtund auch, daß fie in fo vieler Menſchen Händen
waren, mir ganz unbewußt, und daß viel fromme und erleuchtete
Herzen ihre Ergögung darin hatten, welche nicht Gift, fondern
einen rechten Weg zum göttlichen Leben und chriftlicen Wandel
darin fuchten.
39. Welche ohne Zweifel nicht ſolche giftige Augen werden
gehabt haben, daß ihmen der Schlange Angefidyt märe alfobald ins
Gentrum des Gemüths eingefchloffen und Verkehrung gefuchety
fondern haben's dem Geiſt Gottes laffen ſtehen, und Bericht ges
nung der Gnabenwahl, und bläuet den Menfchen nichts als einen
* Dunft vor die Augen; werft fie in Gottes, Zorn, und laffet fie
liegen, und gehet davon; und verbietet noch dazu, man ſollte
nicht forſchen.
53. Ja recht, der Teufel moͤchte offenbar werden: das will
er nicht. Oder vielleicht hat mein Buch euch auf die Ealviniſche
Ader gedruͤcket: ich kann nicht davor,
54. Wollet ihr oder ein Anderer mein Buch nicht leſen:
laſſet's ſtehen! Iſt's doch nicht gedruckt. Mer heißet's nachſchreiben?
Laßt mir es ſtehen! Ich habe es nur für mich geſchrieben, es gehet
euch nicht an; ich bin nicht damit gelaufen und habe es Jemand
angeböten; es ift ohne meinen Willen ausgefommen, und obne
mein Miffen, wie biejerigen, die es zuerſt befommen haben, wohl
wiſſen.
55. Daß ihr mir nun zumeſſet, ich hätte meinen Ruhm das
mit gefucht: das iſt eine Unmahrheit. in Chrift fuchet feine
eigene Ehre nicht; fondern Gottes Ehre, und in feiner Liebe feinen
Nächten. Hat Chriftus fie doch nicht gefuchet, fondern fein Water,
Sr bat keine Ehre von Menfchen begehret: was foll fie mir?
56, Iſt doch mahre Erkenntniß Gottes nicht von diefer Welt,
fondern aus Gott, Mas follte fie denn allhier wollen eine Der:
berge ſuchen? Ziehet euch ſelber bei der Naſe!
ch ſage mit Grund: habt meiner Schriften au!
— 1 —
im heilen Verftande find; dazu lehrete Chriſtus auch in Gleichniſſen.
Man ſoll die Perlen nicht vor die Säue werfen. Matth. 7, 6. -
61. Was aber die Artikel des Glaubens anlanget, fo in dies
fen Buch noch im magifhen Verſtande find, find die in andern
Schriften. Heil und klar genug bargeftellet, mehr als Pasquill fodert
ober verſtehet; begehret aber Jemand mehr Erläuterung, es fol
ihm miderfahren. " -
62. Wer fie, aber nicht begehret, dem hab’ ich auch nichts
geſchrieben: er laß fie mir ſtehen! Ich ſchreibe für mid) felber,
und laufe Niemand nah. Ich habe fie in keinem Buchladen feil,
Wären nicht gottesfürchtige Leute gewefen, die mich inniglich und
in rechter chriftlicher Meinung darum hätten angelanget und ges
beten, ich hätte wohl Niemand nichts gegeben. '
63. Weil aber gottesfürchtige, Fromme Herzen gefunden wers
den, denen ihr Chriftentyum noch ein Ernie ift, follte fih denn
die chriftliche Liebe entziehen? Dder bat mir's Gott gegeben, daß
ich's follte unter die Bank ſtecken, oder in die Erde graben? |
64. CHriftus faget: Niemand zündet ein Licht an und
ſtecket's unter die Bank, oder umter einen Scheffel; fondern ſetzt es
auf einen Zifh, auf daß alle, die im Haufe find, davon fehen.
Math. 5, 15. Das göttliche Licht läßt ſich nicht verfteden: dem
es Gott giebt, der foll es laſſen leuchten; denn Gott will von ſei⸗
nem Pfund Rechenfchaft fodern. on
- 65. Dazu: was iſt's, dag man um der hriftlichen‘ Religion
zanfet und viel disputiret? Iſt fie doch Fein Streit, Zank, noch
Meinung. Sie ftehet in der neuen Miedergeburt aus Chrifto, im
Stauben, aus dem h. Geift, in'der Demuth, Liebe und Ges
rechtigkeit.
66. Ein Chriſt muß aus Chrifto ‚geboren fein: er muß
chriſtlichen Willen und Wandel führen. Es heißet nicht nur Wife
fen, und ſich des Leidens Chriftitröften, oder vor Gott ein Heuch⸗
ler fein, anders reden,. und aber anders wollen und thun, und den
böfen, ‚giftigen Wurm, der verderbten und entzundeten Natur ihe
Seuer brennen laffen, und nur ein Maulchriſt fein.
67. Es liegt nicht an viel Wiffen, dag man fich mit Chrifti
"Leiden kitzelt, und flellet es an die Spige, und behält aber den
böfen, neidigen, angezündeten Giftwurm immer im Herzen, und
traot ihm nur immer Holz zu feinem Feuer zu. Ich fage, ders
ſelbe Mantel wird Manchem zum höllifchen Feuer werden, daß er
Gottes Willen gewußt hat, und hat nicht wollen darein eingehen,
und fi ihm eineignen.
68. Ein Chriſt muß feinen eigenen, natürliben Willen bres
den, und fih in den Willen Gottes einergeben; er muß fein Wil⸗
Ienfeuer immer löfchen, und alle feine Sinne aus dem Gemuͤth in
Gottes Gehorſam, in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, "in
=
ders x.
— 18 —
Chriſto, im feine Menſchwerdung, Leiden, Sterben, Tod und Auf
erftehung immer einführen; er muß nichts wollen, als nur Gottes
in Chriſto.
69. Das ift aber fein Begehren, daß Gore fein Willen, und
Thun fei, daß Gert in ihm das Willen feiz feines Fleiſches Wil
en foll ee immer töbeen und nur Gottes Millen in fidy begehrem,
daß berfelbe ihn regiere, treibe und in ibm bas Thun fei,
70.. Denn ber Menſch thut aus fich felber nichts Gutes;
aber das Geſetz Gottes, das Gott in feine Matur fehreibet, das
thut Gutes: daſſelbe Geſetz iſt das ewige Wort ber Gottheit, und
zeucht an fich görtlihe und himmlifche Wefenheit,. ald ben neuen
Peibz; denn es iſt Menſch worben, und muß in und auch Menſch
werden,
71. Unb in bemfelben Leibe ſtehet das rechte Wolfen und
Thun, auch das Vollbringen, und die Möglichkeit eines Chriften:
menfhen: aufer dem ift Eein Chrift, fondern der Antichreift und
eine geiltliche Hurerei, wie die Offenbarung St. Johannis zeuget:
72. Darum lieger’s nicht am Disputiren, Hochfliegen, fpigig
fein, verachten, feinen Bruder dem Zeufel geben: denn Gott will,
daß allen Menfcen geholfen werde; und er ift nicht ein Gott, ber
bas Böfe will, wie der 5. Pfalm faget, und Ezech. 33, 11. So
wahr ich lebe, fpricht ber Herr, ich will nicht ben Tod bes Süns
Und Ehriftus faget: ih bin fommen, bie Sünder zur
niß des innen Menfchen, welche buch Imagination erboren und
gezeuget wird,
83. Darum lieget’d8 an ber Imagination, mweldye, wenn fie
den göttlichen Blig im Anblid des Lichtes Gottes empfährt, bee
Mortes Gottes ſchwanger wird; alsdann iſt der Glaube geboren,
der da von Chriſti Fleiſch iſſet und von ſeinem Blut trinket, und
bie goͤttliche Weſenheit in ſich nimmt; darinnen die wahre Gleich—
niß und das Bild Gottes ſtehet, bie da iſſet vom Verbo Domini
und vom Brot Gottes; davon Ehtiſtus fagte: Wer mein Fleiſch
iffet und trinket mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm,
Koh. 6, 56,
84 Ried das Bud vom dreifachen Reben, allda iff’s
mit allen Umſtaͤnden erfläret und ausgeführet; da verftehet man,
was Principium feiz und viel mehr in ben drei Büchern von
der Menfhmwerbung Chriſti, und feiner Mutter Ma—
ria, und bann ber ewigen Mutter; ba alled aus dem
Centro der Natur ausgeführet worben ift. Item, lies de Tribus
Prineipiis: allda haft bu den Grund; melches mir allbie zu lang
zu fchreiben ift, und es auc der Pasquill nicht werth iſt.
85. Darum fage ih nody: der rechte chriftliche Glaube ſtehet
in Eeinem Wahn oder, Meinung, viel weniger im Streit; fonbern
in der neuen Wiedergeburt aus dem Wort des ewigen Lebens, wel:
ches Menfch worden, das muß in und Menſch werden, oder Eönnen
er ai * —— —A— Er. nt
448
111. Ketzer ſind zwar ſolche Leute, die aus der Vernunft
geboren ſind, aus der Kunſt der Sterne, die ein unbeſtaͤndig Weſen
machen ;*da heut eine Conſtellation gemacht, und morgen von einem
Andern wieder. zerbrochen wirb, da man zu einem Bau viel haben
muß; da man nur Morte wechfelt, und Worte mit Morten erEläs
et; da bas Gemükh nie erfähret, was des Wortes Kraft und Ver—⸗
fand ift, da man mit Vernunft und Kunft umgehet, und fucht
dadurch nur Gunft und Ehre, daß man will ein Anſehen haben,
112, Und wenn man’s nicht erhalten kann, fo liegt man ber
weltlichen Macht in Ohren, und richtet Schmähung, Verfolgung,
Krieg und Blut an: ba tanzt dann der Lärmenmeifter in feinem
Herzen, und denke: Nun baft bu gewonnen! Und hebt an, Geſche
aus ber chriftlichen Freiheit zu machen, und beftätiget bie mit welt
liher Macht, machet Pon und Strafen darauf, dag man glauben
und thun muß, was der Laͤrmenmeiſter gefchniget bat.
115, Unb mann’s dann in bie Gewohnheit fommt, fo heißet
man ihn einen SDeiligen, und tichtet immer mehr barzu, wie man
dem Lärmenmeifter beucheln und dienen möge; vergißt unterbeffen
auch nicht des Abgottes Bauchs, zeucht alles mit Lift und Raͤn—
fen, und die Schriften der Heiligen mit den Haaren herzu, und
foldyes mit großer Menge.
114. Das ift alddenn ber rechte Antichrift, denn er -thut,
was er will, und nicht was Gott will: er iſt aus ihm felbft, aus
ber Sternenvernunft geboren, und nicht aus Gott,
| — 2 —
Numero I. pag. 5.
126. Da fähet Pasquill an zu tadeln, ba gefchrieben ftehet:
„Bis ba kam ber Fürſt desLichts aus bem Herzen Got:
tes, und ward ein Menfdh in ber Natur, und rang in
feinem menfhlihen Leibe, in Kraft des göttlihen
Lichts, indermwilden Natur; berfeibe königliche Zweig
wucds auf in ber Natur, und warb ein Baum.””)
127. Was für fchöne-Erfennenif er von ber Serle des Men:
fhen und vom rechten Menſchen babe, ſpüret man allbie mohl.
Er verwirft diefe Befchreibung, und verfteht nichts davon, wie bed
Autors Sinn ſeiz denn es ift im magifchen Verſtande gefchrieben,
für den Autor felber, der biefen Pasquill und auch andere efer
nicht wußte: er meinte, er machte eine Arbeit für fich felber, aber
Gott hat's anders gewenbet,
128. Daf aber der Pasquill dem Autor feine Meinung und
Einn ganz naͤtriſch verfehret, und ihm fremden Berftand giebt, ver
ſtünde wohl gar sein Einfältigee: wiewohl Pasquill mit feiner Mider-
(egung alfo blind ift, daß er nicht weiß, mas er plappert, - Er
redet gar nichts von des Autors Meinung, ſondern führet “ein
|. Anders darein; daß er nur etwas möge tabeln.
129. Denn der Text des Autoris iſt ganz rechtz aber Pass
quill verſteht nichts darin. Auch fo weifen’s ihm gar wohl die vor
I" bergebenden Morte im Text, mas der Autor ſahe; hätte er nur
1J
— 1 —
133. Sie Hat ale Seftalten der ewigen Natur In fi: fie
ift in der Eſſenz von Ewigkeit je geweſen, aber in der &chäpfung
in die Kreatur getreten, Sie iſt aus dem Feuer, da Gott der
Vater fein Licht Immer ausgebieret; und iſt in ihrem Urftand außer
dem Licht Gottes ein aͤngſtlich ſchrecklich Werfen, einem ſchrecklichen
Schwefelwurm zu vergleichen, denn fie ift ein magiſch Feuer, aus
Gottes Feuer, welches der ewigen Natur Urſtand iſt.
134. Welches, als ſich daſſelbe ewige Feuer Gottes eines
bewegte, begehrend ward, ſeine Wiedererweckung zu haben, und in
feine Begierde gefaſſet ein erwecket Gleichniß nad .und- aus ihm
felber, verftehe aus der Begierde des ewigen Feuers; welches nur
ein Geift iſt, und urſtaͤndet im Willen: welches tft das Clement
feuer, welches in der Immer⸗Wieder-Erweckung ftehet, und das in
ber Begierde gefaßte Wefen Immer wieder verzehret, und fich felber
nur immer darzu ermedetz wie in der Entzuͤndung, im aͤußern
Rech, zu fehen ift.
135. Aus derfelben ewigen Natur, aus ihren Eigenfchaften
(verſtehe aus der ewigen, welche das Centrum ift, und ein. Princi⸗
pium in ſich felber, ein magifcd Feuer Gottes, das Gott der Vater
nad) ‚der ewigen Natur felber ift) wird das emige Licht erboren,
und fcheinet in derfelben Natur, in ihren Eigenfchaften, daß die
Eigenfchaften des Grimmes und Zorne nicht offenbar ‚werben; fons
dern find nur eine Urfache des Lebensſcheins.
136. Denn das Licht macht auch rin Genttum in fich, mit
anderer Eigenſchaft. Was in des Feuers Eigenſchaft ein Grimm
iſt, das iſt in des Lichts Eigenſchaft eine Begierde des Weſens des
Lichts, und heißet Liebe und Sanftmuth: das zeucht das grimmige
Feuer in fih, und erlöfchet den Grimm des Keuerd damit, daß
aus bem Feuer Freude wird.
- 437. Dean des Ängftlihen Feuers Begierde ift nach Sanft⸗
muth und der Sanftmurh Begierde iſt nach feuriger Effenz, daß
fie ein Leben fei: alfo macht jede Begierde einen MWillengeift,
einen aus dem Feuer, unb einen aus dem Licht, und Hi doch nur
ein einiger, aber mit zweien Kigenfchaften, |
438. Unb nennet fi Gott einen Gott nach des Lichtes
Eigenfchaft, verfiche einen Bott der Liebe, Eanftmuth und Barm⸗
- berzigkeit; und nach des Feuers Eigenfchaft nennt er ſich einen zor⸗
nigen, eiftigen Gott, Und ein verzehrend Seuer, und ift doch der
Eine und ‘nicht gween: wie im Buch vom dreifahen Leben
und in den dreien Principiis nad ber Länge mit vielen Um:
fländen gemeldet und ausgeführet worden iſt.
139. Diefes, alſo kurz zu melden, ift nun ber urkundlichſte
Geift, da in des Feuers Eigenſchaft die ewige Natur verflanden
wird, und vielmehr in den Geftalten zum euer, welche das ewige -
— N —
Centrum machen, wie in den dreien Principils gemeldet wird, und
verſtehet weiter: |
140. Die Begierde in demfelben ewigen Geift, nach beiben
Eigenſchaften, ift von Ewigkeit immer eine Luft gemwefen, fich felber
zu fudyen und zu finden, und bat fih immer in ſich felbit funben,
eine jede Eigenfchaft ihres gleichen, Beides nach dem Grimm und
nad) der Liebe, nad Feuer und Licht, und nah allen Geitalten
sum Feuer, und nad allen Geftalten im Licht zur Liebe,
141. Daffelbe Gefundene ift des Geiftes Spiegel geweſen.
In der Liebe im Licht heißer der Spiegel Gottes Meisheit, und im
Grimm des Feuers heifet er Gottes Zornauge,
142. In diefem Spiegel ift von Ewigkeit erfehen worben bas
Mefen diefer Melt, als das britte Principium; denn es ift in ber
magifchen Begierde arftanden, wohl nicht im Mefen, aber im Spiegel,
in derBegierde der ewigen Natur: darin bat ſich der Geift erblider,
unb baffelbe mit Anfang der Welt, mit Bewegung ber emigen
Natur, vom Geifte Gottes im herben Fiat, in ein Mefen gefchaf:
den, in eine Gleihnif nad) der ewigen Natur Eigenfchaft, nad
allen Geftalten zur Natur, und nad allen Geftakten in der Natur,
143. Was in der Natur als im Principio erboren warb,
‚ baffelbe gehörte zum Reich Gottes, und hat ben Namen von Gott;
aber was in den Geftalten zur Natur warb erboren, das gehörte
ber finftern Angſtwelt.
144. Alte Eigenfchaften wurben bemweget, und ſtellete fich eine
ME ..
— 23 —
149. Der Geiſt Gottes erblickte im Spiegel der Weisheit
ein Bild nach ſeines Gleichen, verſtehet, aus beiden magiſchen Feuern,
im Principio des Feuers, und im Principio des Lichte« Ein ganzes
Gleichniß nad der Gottheit, nach allen dreien Principien.
150. So wir wollen die ewige göttlihe_Geburt, im Lichte
der Majeftät, in ihrer Dreieinigkeit, und dann die Seele des Mens
ſchen in ihrer Bildnis, Subftanz und MWefen betrachten: fo koͤnnen
wir das nicht beſſer in ein Gleichniß erfinnen, als am Feuer und
Licht, das ift ein rechtes Gleichniß.
151. Das Feuer bedeutet die ewige Natur, welche in der
Begierde, im ewigen Willen, von Ewigkeit in Ewigkeit immer ur:
fländet; ba fich der ewige Willengeift, aus dem ewigen Nichts, ale
aus der Freiheit der Gottheit, mit feinem Ausgang in der Begierde,
mit der Natur offenbaret, und in zwo Welten oder Principien
ſcheidet, ale in Finſterniß und Licht.
152. Da eine jede Welt ihr Centrum zur Quaal in ſi id)
feiber hat, und ift doch Fein Woneinanders Weichen, fonbern eine
Belt ift in der andern, das Licht hält die Finſterniß gefangen ;
aber die Finſterniß if} eine Urfache des Feuers, und das Feuer eine
Urſache des Lichtes; denn in der berben und firengen Finſterniß
usftänden die Effentien, oder Quaal des Feuers und der Natur.
153. Nun fehen wir ja im Feuer und Licht zweierlei Quaal
und Begierde; und fehen auch, wie das Feuer aus einem finftern
Weſen brennet, welches andeutet die finftere Welt in fich felber
wohnend.
154. Das Feuer bedeutet die ewige Natur in des Vaters
Willen, in der Begierde zur Offenbarung; und das Kicht bedeutet
bie ewige Freiheit außer der Natur, welches die Natur im Weſen
offenbaret.
155. Das Feuer hat in ſich ber finftern Weit grimmige
Eſſenz; und das Licht hat in fich die ewige Freiheit, als eine
fanfte, flille Wonne.
156. Nun wäre aber bie Freiheit und Sanftmuth ohne das
Feuer nicht offenbar, ſondern waͤre ein ſtilles Nichts: und das
Feuer hätte auch außer der Freiheit Beinen Glanz; und wären weder
Feuer noch Licht nichts ohne die Begierde; die ift das Centrum zur
Bebärerin und hält in ſich das Fiat des Worte,
157. Und in der Begierde wird erboren das ewige Wort,
oder der Verftand, und auch der Spiegel der Weisheit; fomohl
der Bornfpiegel aus der Wurzel des finftern Gentri.
158. Und fehen wir weiter, wie das Feuer im Licht wohnet,
und das Licht im Feuer, und eines ergreift das andere nicht; das
Licht wird im Feuer erboren, als durch das Sterben, oder aus der
Zehrlichkeit: es ſcheinet aus dem Tode, und erſinkt dem Tod in ſich
ſelbſt, und machet in ſich ſelber eine andere Quaal als das Feuer
—— Mi u
ift, ein ander Principium, dba ein ander Leben ausgehet, als Sanft«
muth und lieblihe Wonne, da im Feuer nur Anaft und Prin iſt.
159. Denn wir fehen, daß das Licht gleich) als ein Nichts
gegen bem Feuer und feiner Wurzel ift; benn es ift umbegreiflich,
und beuter und an bie ewige Freiheit außer der Natur, als das
göttliche Mefen und bie enalifche Melt, und ift doch Alles, denn
ed iſt alle Kraft aller Effentien aus dem Feuer und aus der Natur
im Licht, und ift rin Feben des Berftandeg, auch der Vernunft und
Sinnlichkeit; da im Feuer nichts als Miderwillen wird verſtanden.
160. Denn die Geſtalten der Feuersnatur feinden einander
felber an, denn Herbe, Bitter und Angſt ift wider einander, welche
ded Feuers Murzel find; da im ber Begierde bie Herbigkeit ſtehet,
und in ber Herbigkeit das Ziehen, da das Nies wird in Etwas
geführet,; und ber Wille fich befchattet mit dem Gingezogenen,
161. Davon in ber Begierde eine Finfternig und Beſchat—
tung entitehet; "davon ber andere Mille aus bes erften Benierbe
entftehbet, von ber Kinfternig auszugeben; und ift doch fein Bons
einanderfliehen, fondern ber andere Wille gehet in ſich felber ein,
in bie Freiheit, außer der Begierde in ber Finfterniß, und bringet
alfo der Natur Eigenſchaft mit. fid.
162. Diefelbe feurige Eigenfhaft ift ber Freiheit ald bes
Nichts Offenbarung; denn alfo entftehbet der Glanz und Schein,
denn in ber Freiheit wird des andern Willens mitgebrachte Eigen:
Ihaf) m 7 N h ' h aus 6 Am h 7
— TB —
167. Die Sanftmuth des Lichtes deutet uns an im Gleich⸗
niß die göttliche Weſenheit, oder das Waſſer des ewigen Lebens,
datin Paradies verſtanden wird; und in der feurigen Eigenſchaft
der Himmel.
168 Nun ſehen wir, wie ein jedes Feuer bie Luft wieder
- an fi zeucht, und in der Luftskraft brennet: denn wo ein Feuer
keine Luft kann haben, fo erlifcht es; denn die Luft biäfet das
Feuer auf, und führet des Lichtes MWefenheit wieder ins Zeuer, als
Sanftmuth des Lichts, verſtehet bie Waffersmutter, davon ber’
Glanz im Feuer urftänder.
- 169. Denn die Sanftmuth urfländet von der Freiheit außer
bes Feuers Natur, als im Nichts; und fehnet fich je eined nach
dem andern. Des Feuers oder der Natur Grimm fehnet ſich nad
Sanftmuth, und die Sanftmuth, als die Kreiheit oder das Nichts,
ſehnet fi nad) der Offenbarung, welche in der Natur offenbar wird.
170. Nun fehen wir, wie das Licht gar einen freundlichen,
feeubenteichen Geift giebt aus des Feuers Quaal: bderfelbe freunds
liche und liebreiche Anblick oder Geift urfländet aus dem einges
ſchlungenen Wafferqunal ter Sanftmuth, ald aus der Freiheit.
171. Inden dad Feuer die fanfte Wefenheit des Lichtes in
fi) zeucht, fo gehet derfelbe eingefchlungene fanfte Geiſt burch den
Grimm des Todes, durch die Verzehrlichkeit, im Licht wieder auß,
und führet der Natur Eigenfchaften mit ſich; als wir denn folches
an der Luft erkennen, baß fie eine Kraft alles Lebens ift, und fie
iſt doch in ſich felber nicht die Natur, fondern herrfchet als ein
mächtiger Geift in der Natur.
172. Alſo wird in diefem Vorbilde das göttliche Weſen vers.
flanden, und auch die ewige Natur; aus welcher Begierde und
Weſen das dritte Principium, als die Außere fichtbare Melt, ift ers .
boren, und im Anfang gefchaffen worden in ein fubftantialifch Wefen,
mitfammt allen Kreaturen.
. 173. Denn von der ewigen Mutter ift worden bie anfäng»
liche Mutter; "denn wo Nichts ift, da wird Nichte. Da aber je
Etwas worden ft, fo.ift e8 aus dem Emigen worden, das ohne
Anfang geweſen ift, und ift bes Ewigen Gleichniß, Bild, Weſen
und Eigenthum: und können doch nicht fagen, daß es vom Ewigen
- abgetrennt ſei; fondern es ift unterfchieden. Eine Welt ift in der
andern, und eine jede befigt fich felber.
174. Gott ift in allem Wefen, aber nicht alles Weſen er:
greift ihn. Es ergreift ihn nur das, mas aus feinem ewigen Wefen
ift ausgegangen, verftehe, das feines Weſens ift, das- in ihm ftehet:
denn Gott wohnet ‚nicht in der Ausgeburt der dußern Natur, fons
dern in der innern, in fich felber.
175. Gore ift felber wohl alles, aber es wird nicht alles
Sott genannt und erkannt, wegen des Unterfchiebe der Quaal.
.
⸗
— 26 —
Die Natur iſt nicht Gott, aber: Gott wird durch die Natur offen⸗
bart; Gott wirb allein im ervigen Licht verfianden nach dem andern
Gentro, als in ber Freiheit, und iſt doch von ber ewigen Natur
nicht getrennt.
176. Denn foll ein Schein fein, fo muß Feuer fein, unb
da doch auch kein Feuerſchein ohne die Freiheit ift, melche die gött-
liche Welt anbeutet.
177, Der Glanz bes Feuers deutet Gott ben Vater an; und
bie Geftalt zum Feuer beutet die ewige Natur an; und bes Lichtes
Kraft deutet an bad Herz Gottes, ald die wahre Gottheit: benn es
führet ein ander Centrum andrer Quaal, als das Feuer, ald eine
Liebebegierbe und Sanftmurb.
178, Unbd- der ausgehende Geift aus dem Glanz des Feuers
in bes Lichtes Kraft, aus des Lichts vom Feuer. eingefchlungenem
Mefen, als aus der Liebe und Sanftmuth, deutet uns recht den heili—
gen Geift an, der vom Vater und Sohn, in ber göttlichen Kraft
und Wefenheit, immer ausgehet, wie die Luft vom Feuer und Licht,
und berrfchet in des Lichts Mefenbeit.
179. Die äußere Melt ift durchaus ein Gleihniß der inneren;
denn bie innere Melt bat fih mit ber Äußeren offenbaret: baran
man Fann»verftehen, was der unfichtbare Gott im Verborgenen fei,
150, Man darf nicht denken, daß Gott von irgend etwas
abmwefend fei, einem Drt ober Stätte: er erfüllet alles, aber in
feinem Principio, als in der mittleren Welt, welche er felber ifl. :
N
— 17 —
185. Das Licht Gottes wohnet in ihrer Seuersflamme, af
des Feuerd Quali in ihnen nicht offenbar iſt. So fie aber offen
bar wird, fo haben fie göttliche Weſenheit verloren, daraus bes
Feuers Glanz entſtehet, und ſtehet der .Geift bloß in der finftern
Melt, wie bei den Zeufeln geſchehen iſt. |
186. Ein Geift aus der Natur iſt ein magifcher Feuerquall,
und ift begehrend des Weſens oder der Wefenheit feiner Geftälte:
die Begierde machet Wefen, und führt daſſelbe Wefen in ihre Ima⸗
gination; das ift des magifchen Feuers, ald des Geiftes, Leiblichkeit;
davon der Geiſt eine Kreatur genannt wird; auch fo ift diefelbe
Weſenheit des Geiſtes Speife, davon das euer Iebet oder brennet.
187, Allhiex wird. nun des Teufels, wie auch ded Menfchen
Fall verffanden; denn nach der etoigen Natur find fie beide aus
Einem Urftande. Der Teufel war ein Engel, und follte feine Ima⸗
gimation ind Licht Gottes, als in die Liebe und Sanftmuth, in die
göttliche Wefenheit fegen: fo hätte er in feine Imagination götte
liche Wefenheit empfangen, und fein Licht wäre fcheinen. blieben,
fein magifcher Seuerquali hätte von Gottes Sanftmuth geffen, fo
hätte der Feuerquall auch in. folder Eſſenz und Eigenſchaft ges
brannt, fo wäre er ein Engel blieben.
188. Aber er wandte fi zurüd ins Gentrum, nach der
Mutter der Sebärerin, und fegte feine Imagination ins Gentrum,
nad) den Seftalten zur Natur, und wollte fchrediic in Feuersmacht
herrſchen. Er verachtete die Sanftmuth, ald das andere Principium,
und wollte über Gott berrfchen.
189.- Was er nun begehrte, das empfing er auch in ſeiner
feurigen Begierde, als naͤmlich die Weſenheit des Grimmes, aus
den Geſtalten der finſtern Welt, aus ſeinem eigenen Centro. Alſo
iſt nun dieſelbe Weſenheit ſeines Geiſtes Feuerſpeiſe, und ſtehet
ſein Feuerquall in finſter grimmiger Eſſenz, und mag keine Begierde
mehr in der Sanftmuth, als in Gottes Weſen ſchoͤpfen. |
190. Alſo ift er ein Teufel, und mwohnet im Gentro ber
Zinfterniß, als in den Geftalten zur Natur; denn fein Licht iſt ers
loſchen, er mag das nicht wieder anzünden, es fcheinet nicht mehr
aus feiner Effenz: fo mag’s auch feine Imagination nicht mehr ers.
reichen, und bleibt ein grimmiger Seuerquall in der Finſterniß, und
iffet der finflern Welt MWefenheit, und ftehet in einem andern
Drincipio. "
191. Das Verbum Fiat, welches feine Geftaltnig oder Bilds
niß in ihm figuriret, ift die Mutter der finftern Welt, als die firene
gen Seftälte zur Natur, nach eines jeden Geiftes Eigenfchaft: wie
die Quaal im Gentro ift, fo ift auch der Willengeift.
192. So ihm denn nun das göttliche Licht ift entzogen, fo
fann er nun feinen andern Willen fchöpfen, als feine Mutter in
- 3 —
ihren Geftalten iſt; benn mie bie Gebärerin ift, alfo ift auch der *
MWillengeift aus ber Gebürerin.
' 193. Alſo verftehet. auch von des Menſchen Seele; die ift
aud) ein magifcher Feuerquall, aus dem ewigen Centro, aus ber
ewigen Natur; denn nachdem Gott ben Leib aus dee Mefenbeit
ſchuf, fo führte er den Geift- aus allen dreien Principien barein:
er follte ein Gleichniß- und Bild Gottes fein, verftehet nach umd
aus allen dreien Welten, als aus ‚der ewigen Feuerdnatur, und
aus des Lichts Matur und Eigenfchaft, ale der göttlihen Welt, und
bann aus ber Außeren Welt Natur, barinnen: ber äußere Menſch lebet,
194 Denn Gott blies ihm ben lebendigen Odem rin; ba
warb der Menfch eine lebendige Seele. Was kann Gott num anders
aus ſich blafen, als ſich felbft? Denn Gott ift das Weſen aller
Mefen, er ift felber alles; aber es wird nicht alled Gott genannt
ober erfannt. Er nennet ſich allein einen Gott nad) feinem Herzen,
nad) ber Lichtwelt Eigenfchaft, als nad) der Liebe und Senjimutß, .
nach bem andern Principio.
195. Gott bat in das gefchaffene Bilb ben Geift eingeblafen
aus allen dreien Melten, als nämlich fich felber, als den ewigen
unanfänglichen magifchen Feuerquall aus allen Geftalten der emigen
Matur; das ift das erſte Principium, und ift die Eigenſchaft des
Vaters, welcher ſich nach ber Natur Eigenfchaft einen zomigen, eife-
tigen Gott und ein verzehrend Feuer mennet,
196. Unb dann das Centrum des Lichts, als einen Funken .
— 32 —.
200. Alſo follte auch bie aͤußere Bildniß von biefer Welt,
ſowohl die Innere Quaal des Feuers aus dem erflen Principio, in
der parabiefifchen Wefenheif und Quaal verborgen ſtehen; und der
—* ſollte ſein Leben und Willen in der paradieſiſchen Quaal
hren.
201. Er follte feines Geiſtes Imagination ins Herz Gottes,
als in des Lichts Centrum, fegen, fo hätte die Seele immer von
des Lichts Weſenheit gefjen: verftehet, das feelifhe Feuer hätte goͤtt⸗
liche Quaal in fi empfangen, und hätte in göttlidher Quaal ges
brannt, als in Liebe und Sanftmuth.
202. Durch daffelbe Brennen oder Leben wäre dem äußeren
Leben göttliche Wefenheit eingeführet worden, als himmliſch Fleiſch,
und wäre in der Xinctur des andern Principii der heilige Leib ges
flanden, und das äußere Regiment von der Außeren Welt wäre in
der innen Welt verborgen geftanden, und in der äußern offenbar.
203. Ein folder Leid ward au im Anfang geſchaffen, als
aus innerlicher Weſenheit des reinen Elements, das im Paradies
offendar iſt, und ein äußerlichet Leib von den Elementen, der in
der äußeren Welt offenbar ſtund; aber das innere ſollte das Regi⸗
ment führen, und den äußeren gleich als verfchlungen halten, wie
das Licht die Finſterniß.
204. Verſtehet: ein jedes Principium ſollte frei nur bloß in
fich ſtehen, und ſeine Imagination oder Begierde in Gott ſetzen, ſo
hätte Gottes Licht alles in allem erfuͤllet, und waͤre bie ernſte Feuers⸗
quaal des erften Principii, als der ewigen Natur der finſtern Wett,
forwoh! die Außere Natur und Quaal von Sternen und Elementen
nicht offenbar worden.
205. Dee Menfc hätte in göttlicher Liebequaal gelebet, und
waͤre unſterblich und unzerbrechlich blieben. Keine Krankheit, weder
Notcth noch Tod Hätte ihn gerührel
206. ©o nun eine folche Begierde im Menfcen fein follte,
daraus der Ditengeift bloß in Gott gerichtet wäre, fo mußte ja
göttliche Wefenheit im Seelenfeuee fein, daraus ein folcher Willens
geift entflund.
207. Denn eind göttlihe Begierde entftehet aus keiner irdi⸗
fhen Quaal, noch aus dem Quali der finſtern Welt; die Irdig⸗
kelt weiß nichts von Bott; fo hat bie finftere Welt keine göttliche
Liebe oder Begierde in fich.
208. Darum erkennen mir, daß wir nach dem andern Prin⸗
cipio, al& nach der parabiefifchen oder englifchen Welt, Kteifh und
Blur haben aus himmliſcher Effenz und Wefenheit gehabt, weiches
Iſt der rechte Seelenleib geweſen, und darinnen ift die Bildniß des
Himmels geftanden.
209. Und ber Geiſt aus bem magiſchen Seelenfeuet, welcher
in des Lichtes Kraft erſcheinet, war Gottes wahre Gleichniß, nach
Gottes Dreiheitz das Bild, darinnen Gott wohnete, und barmit
ſich Gott offenbaretes denn derfelbe Geift it an Subſtanz und
Weſen allen Engeln gleich, davon Ehriftus Matth. 22,:30 faget,
daß fie in der Auferftehung ben Engeln gleich find.
210. As Gott Adam hatte gefchaffen, To flundb er in ber
parabiefifhen Melt, als ein Bild Gottes; meil aber Gott wußte,
wie er mit frinem eblen Kleinod zwiſchen der inner finftern Welt,
und bann auch ber Auferen elementifhen Welt, an beide feft anges
bunden fund: fo gab er das Gebot und Geſetz der Seele Natur,
und fprah: Du follft nicht effen vom Baum des Erkenntnifjes
Gutes und Böfes; denn welches Tages du davon iffeft, wirſt bu
des Todes ſterben, das ift, der göttlichen Welt abfterben, und wird
in dir die finſtere und dann auch die außere Melt offenbar werben,
und das Regiment in dir befommen.
211. Als es dann aud) alfo gefchab, ala Adam anhub und
feine Begierde und Imagination in die äußere Melt feßte: fo aß
dad Serlenfeuer vom verbotenen Baum, und führte irdiſche Quaal
und Mefenheit von biefer Welt in feine edle Bildniß, in die para-
biefifche, englifche Welt.
212. In das reine elementifdde Kleifh, das aus göftlicher
Mefenheit war gefchaffen, führete er irdifche Quaal und Weſen:
alfo verlofh fein Licht; das ift, er ging mit feinem Willengeift
aus der göttlichen Wefenheit in die irbifche, in bie Sterne und vier
— 1 —
Seelenfeuer wieder göttliche Weſenheit empfinge, daß ſein Licht
wieder ſchiene.
217. Und das iſt's, das ich in meinem Buche hatte geſchrie⸗
ben, daß alles im Zorn ſei befchloffen gewefen, bis da
kommen fei der Kürft des Lichtes aus dem Herzen
Sottes, und fei in der Natur Menfd worden, und
hbabein Kraft des tichtsinder wilden Natur gerungen.*)
218. Mit der Natur verftund der Autor des Buche die ewige
- feelifche Natur, das Centrum der Natur. Das ward in der Seele,
nachdem die Bildniß irdifch ward, wild, und vor der göttlichen Welt fremd.
219. Und hätte Adam_ und alle feine Kinder müffen in der
wilden Natur im Zorn und Stimm Gottes bleiben, wenn der Fürft
aus Gottes Herzen nicht wäre kommen, und hätte dem Seelen⸗
feuer göttliche Wefenheit, das ift, das englifche Kleid oder Leib an⸗
gezogen; wenn Gottes Wort oder Herz nicht wäre felbft Menſch worden.
220. So feget nun der Pagquillant: „Und er (verftehet der
Autor) will damit Chriftum nach feiner unfhuldigen, heiligen,
reinen Menfchheit natuͤrlich machen, und fih darmit (zu feiner
Anführung von Gott auf die Natur und Kreatur) einen Eingang
und Weg bereiten; vornehmlich und indem er, ald ein verfchlagener
und erfahrener Geift weiß, daß diefer Baum des Lebens feine Wurzel,
daraus er ift gewachfen, doch bishieher mit Erde ift bedeckt ges
iwefen, nun bald entblößen, und das Geheimniß vollenden will; das
mit er den Leuten eine Wurzel, die Galle und Mermuth trage,
möge beibringen, und noch viel von Chrifto abführen, und in
feinem Nege fangen könne.” Ä |
221. „Die heilige Schrift faget von unferer wilden menſch⸗
lichen Natur alfo, bag wir allzumal von Natur Kinder bed Zorns
find; und der natürliche Menfch vernimmt nichts vom Geiſte Gottes.
Iſt CHriftus nun in der wilden Natur Menfc worden, fo ift er
von Natur eitel geweſen, wie alle. Menſchen: mie hat er uns denn
das Geheimniß Gottes, davon der natürliche Menſch nichts weiß,
noch verfichet, offenbaren, unfere Schuld bezahlen, ein angenehm
- Opfer für uns verrichtenund den Vater verfühnen können ?
222, „Mit folhen Reden verfinftert diefer Geift den Unter⸗
ſchied zwiſchen der himmliſchen, reinen, und der irdiſchen verdorbe⸗
nen, unreinen Geburt und Natur; item zwiſchen des Weibes und
und der Schlange Samen, Abraham's und Adam's Samen; und
will uns einen natuͤrlichen Chriſtum, in welchem Gutes und Boͤſes,
Licht und Finſterniß, Ja und Nein ſei, einbilden, und unſer Heil
auf die Schuͤppe ſtellen. Aber die h. Schrift entdeckt ſeinen Falſch
und Ungrund, und ſaget: daß nicht Alle, die Abtaham's Samen,
"darum auch Kinder find; fondern in Staat fol div der Same
) Band 2. Aurora, ©. 6.
a BE. Du
genennet fein, und nicht in Adam, Kain, Jéemael ober Eſauz und
bie Kinder, der Verheifung werden fir Samen gerechnet,” .
223. „Er faget nicht, durch die Samen, als burdh viele,
fondern als durch Einen, durch deinen Samen, welchet ift Chriftus;
aus welchem, ald dem ewigen umvergängliden Samen, bem leben:
digen Worte Gottes, alle Kinder. der Verheifung geboren werben;
wie der Thau aus der Morgenröthe.” |
224, „Denn, gleichwie feine Kinber nicht aus dem Blut, noch)
aus dem Willen des Fteifches, nody von dem Willen des Manns,
fondern aus Gott geboren find: alfo kann er auch, nad) feinem
menfchlihen Sleifh, nicht aus Adam’s natürlihem, fondern aus
Abraham's verheifenem Samen, welder er felber ift, geboren, und
geringerer: Ankunft und Ehren, als feine Kinder fein; weil fie alle
von einem Einigen kommen, beide der ba beiligt, und die geheiligt
werben.” . —
225. „Welder Same nicht iſt ein natürlicher abamiſcher,
ſondern ein uͤbernatuͤrlicher himmliſcher Same, da Gott und Menſch
innen vereinigt iſtz Gott in dem Menfhen, und ber Menfh in
Gott; aus welhem Maria, als eine Tochter der Berheifung, auch
nach ihrem Fleiſch, zuvor mußte geboren fein, ehe Chriſtus feinen
Leib an ſich in ihr genommen hat; wie der h. Apoſtel Elar faget,
daß Chriftus von den Vätern gefommen fei nach dem Kleifch, welchen
die Kindſchaft geböret, die Herrlichkeit, der Bund, das Gefeh, ber
in his srhoris © Arııı if hrakbamı"s
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— 3 —
fondern es flehet: und rang in feinem menſchlichen Reibe,
in Kraft des göttlihen Lichts, in der wilden Natur,
229 . Die Frage tft: Was ift die wilde Natur, bdarinnen
ber Fuͤrſt des Lichts aus dem Herzen Gottes in der Menfchheit
gerungen bat? Iſt's irdiſch Fleiſch, oder die Quaal dee Sterne
und vier Elemente? Nein: um defmwillen kam nicht der Zürft aus .
Gottes Herzen; fondern es war die Serle aus des ewigen Vaters
Natur, die hatte durch ihre Imagination und Luft den Tod und
Irdigkeit in fich einaeführet, und der finftern Melt Srimmigkeit
im Zorn Gottes eriwedet: und war kein Rath weder im Himmel,
noch im diefer Welt, es kaͤme denn ber Fuͤrſt der Liebe Gottes,”
und raͤnge mit dem grimmen Zorn Gottes, und löſchete denſelbigen
in der menſchlichen Seele.
230. Und darum ward der Fürſt der Liebe Gottes, als Got⸗
te eigenes Herz, ein Menſch in der menſchlichen Natur, in menſch⸗
licher Eſſenz, nicht in fremder, wie der Pasquillant wunderlich her⸗
einfähret, auch nicht in der wilden, von Stemen und Elementen,
nicht im thierifchen Fleiſch der verderbten Ausgeburt von den vier
Elementen: nicht in derfelben Eſſenz ift die Gottheit geeiniget;
nicht daB wilde adamifche Fleiſch hat Chriftus an fid, genomneen,
wie es der Pasquill alfo deutet: der doch gar keinen Verſtand von
der Eſſenz hat, darinnen Bott ift Menfch worden,
231. Adam’s Seele hatte nicht allein einen Äußeren ·vier⸗
elementiſchen Leib an ſich, denn ſie ſtund in Gottes Liebe, im Pa⸗
radies; das Paradies iſt nicht vierselementifh: es ſtehet nicht in
vier Elementen, ſondern in Einem; es ift. die göttliche Wonne.
232. Gott wohnet nicht in der Ausgeburt ber vier Elemente,
fondern im Himmel, im reinen Element: das if feines Geiſtes
leibliche Wefenheit. Und diefeibe MWefenheit hatte Adam auch zu
einem Leib, und fund im dußern Leibe, wie das Gold im groben
Stein, verborgen.
233. Der innere Leib hielt den dußeren verborgen, gleichwie
das Licht die Finſterniß; und der Geift Gottes mohnete im Inneren
Leibe, denn er hielt in ſich das andere Principium, ale das Reich
des Dimmels: er war eine Wohnung der Gottheit, ein Bild der _
söttlihen Weſenheit. Die Seele hatte ihre Sanftmuth darinnen;
fie aß von demfelbigen Leibe, darinnen Gott mohnete; ihr Feuer
ward davon gefättiget, denn fie empfing alda Gottes Liebe und
Sanftmuth.
234. 8 aber der Seele Feuer anhub, und imaginirte nad)
ber Irdigkeit, and wollte von den vier Elenienten und Sternen
eſſen, fo zog das äußere Meich, ale das dritte Princdipium, das erfte
Principium in das Seelenfeuer ein, und auch in den himmlifchen
Leib, und verbjmäelte das edle Bild, daß es niederfiel in Ohnmacht
in Schlaf; da ſtund «6 in bet Ohnmacht, gleich ale im Tode ge⸗
VII.
— Dh
fangen ; denn bie irdiſche Quaal wohnte nun barinnen, davon bas
Seelenfeuer geimmig, flahlicht und mörberifch ward; denm es mußte
nun von Bös und Gut effen, und verblicd das edle Bild ber
Gleichniß Gottes,
235. As Gott nun fahre, daß das eble Bild verblichen war,
und das Äußere Reich in ihm Herr war, jammerte «8 feine Barm⸗
berzigkeit, und verhieß ihm den MWeibes Samen und Schlangentreter,
und fprah: Des Weibesfame foll der. Schlange, die dich zu Fall
gebracht -hat, den Kopf zertreten. Er fagte: des MWeibes Same
follte foldyes thum, Gen. 3, 15.
236. Verſtehe: In ber rechten menfdlichen und bimmlifchen
Weſenheit, melde in Adam war in Tod gefchloffen worden, mollte
Sort Menſch werben, nicht in der irdiſchen, in bie eble Bildniß
und Seele eingeführten; fondern in rechter menfchlicher Natur des
andern Principti, in welcher Gott, vor Adam’s Fall, zuvorn aud)
gewohnet hatte. In diefelbe, in Tod eingeſchloſſene Eſſenz iſt Got⸗
tes Wort eingegangen; dieſelbe iſt des Weibes Same, und das
Wort iſt Gottes Same, |
237. Gore ift der Mann darzu gewefen, der fein Wort oder
Herz in ded Meibes menfchliche Ejfenz hat eingefäet, verftehet, im
bie Eſſen; ber Seele und des Fleifches. Gott ift Menfh worden,
Chriftus ift gewefen eine Perſon ber h. Dreifaltigkeit, und iſt Adam
worben, verfiche der andere Adam aus und in dem erften, und
— 1
aber er ſaget nicht im Grund, was das fuͤr ein Same ſei. Ob's
bloß der Geift Gottes fei, oden ob es himmliſche Weſenheit feit
Ob ber Same im Wort, oder auch etwas von menſchlicher
Eſſenz fei,
252. Dem bie menfchlihe Effem iff ihm durchaus fündig;
er will ganz nicht aus Menfchen, fondern aus Gott geboren fein:
gleichſam als hätte Gore im Ehriffo eine fremde Menfchheit eine
grführet, wie er's durchaus alfo deutet; er will nur, wie der Thau
‚aus der Morgenröthe in Chriſto geboren fein.
255. Aber böret, Herr Pasauifl, wir wollen nicht fo bös
fein als ihr; wir wollen euch gutwillig im Myſteriod den wahren
Grund zeigen. Wollt ihe num nicht anf dem Wege geben, fo gebet
darneben; wir haben andere Augen als ihr. Habt ihr Kunſt, fo
haben wir Licht!
254. Ihr ſeid unſer Richter nicht, daß ihr mich verdammet.
Ich bin ein Kind Gottes in Chriſto, und aus Gottes Sehen iſt
mir mein Sehen worden; darum will ich gutherzjig euch mein
Angeficht meifen, weil ihr’s ja nicht Eönnt ergreifen, wie Ghriffus
fri ohne Sünde von menfhlicher Eſſenz empfangen -und geboren
worden; und ja durchaus ſchließet, ich redete von Chriſto, als fei
er aus einem fünblichen Herkommen; ba es doch alles ein Ungrund
it, und eure Meinung ſtehet in Babel; deßwegen merket mein
6 henäbofr LH id a 1 [1 i
ir 33 — =
267, In Zeit, des irbifchen Lebens mag fie ihren Millen
-änbern, fo ändert auch ihr Fiat die Figur; aber nach bes Leibes
Sterben hat fie nichts mehr, darin fie ihren Willen kann ändern,
wie an den Teufeln zu fehen ift.
265. Darum fprach Chriftus: Ihr müffer von Neuem ges
boten werden, durch das Maffer und h. Geift; oder fönnt bag
Reich Gottes nicht ſehen. Joh. 3, 5: Verſtehet aus dem Waf:
fee Gottes, aus dem Waffer der erſten rechten Bildnif, darinnen
der h. Geift mwohnet, in welchem Ehriftus ift empfangen und ge
boren worden.
269.” Daffelbe Waffer bat nicht die Sünde in feine Effenz
genommen; denn dad kann nicht fein: denn mas aus ber. Sanft—
muth Gottes. ift, das wird im Grimm Gotted nicht entzuͤndetz fone
bern es ift als eine Ohnmacht in Tod, als in die Stille, ins flille
ae gefchloffen.
270, Adam verlor bag Beben, verftehet, bas rechte wöttliche
Beben feiner edlen Bildnif, das bat Chriſtus wiedergebracht. Er
bat biefelbe Bildniß wieder aus dem Tode erboren, Das lebendige
Wort aus dem Herzen Gottes ift in bie in ben Tod eingefchloffene
Bildniß eingegangen, und hat biefelbe Eſſenz an fid) genommen,
und ift rin wahrer Menfh worden; ein ſolcher Menſch, dem: der
äußere Leib nur anhing, welcher in der rechten Bildnif verſchlun⸗
gen ſtund, aber in der aͤußern Welt offenbar.
271. Er hat auch der Seele hiermit den heiligen Leib, als
-»-
276. Unb dann ſtellete er ihm vor die große Gewalt, fo er
batte; er follte mit der göttlichen Allmacht im dußern Reih vom
Tempel fliegen, ob er ihn möchte in bie dußere Luft einführen, daß
Gottes Liebegeiſt von bdiefer Bildniß wiche: da die Gottheit nur
demuͤthig iſt, wollte er ihn in Hoffart einführen,
271. Zum Dritten ftellete er ihm vor das Megiment der
äußern Welt: er follte im dritten Principio ein Herr fein, er folte
ihn nur laffen im Innern ein Herr feinz ee follte niederfallen und
ihn anbeten.
278. Denn e6 war bem Teufel um ben Böniglichen Stuhl
zu tbun, den dieſer Menfch follte befigen: ducum warb dem Teu⸗
fel zugelafjen, ihn zu verfuchen; auf daß, fo er beftünde, der Zeus
fel ein Lügner bliebe, und fein Urtheil auf feinem Lügenmund. ı
Die Empfängnig und Menſchwerdung Jeſu
Ehriſti halt ſich mit feinen Umfländen, als
folget:
279. Als die göttliche Bildnig in Adam mar verblichen, fo
jaumerte es Bott, und wollte, baß biefer Bildniß wieder geholfen
wärde, und verhieß Adam und Hevä den. Schlangentreter, als das
Wort’ umd die Kraft der Gottheit; das follte des Meibes Samen,
verfiehe des verblichenen Bildes Effenz, an fih nehmen, und dem
Keufel und Born Gottes den Stachel in der Seele darmit zers -
280. Daſſelbe verheißene Wort ftund ohne das ber edlen,
it in Tod gefchloffenen, Bildniß entgegen, und begehrte fein ges
habtes Wohnhaus feiner Gleichniß zu einer Wonne.
231. Aber mit der Verheißung hat ſich's der Seele wieder
vorgeſtellet, ins Lebenslicht der Seele, und ihm ein Ziel gefekt, da
es wieder in bie, in ben Tod eingefchloffene, rechte menſchliche
Efienz wollte eingehen und das Leben aus dem Tode aufwecken.
282, Daffelbe Ziel war in Maria, ber Jungfrau, geftedt,
und ward im Wort ber Verheißung im Paradies gebenebeiet, und .
flund als ein Centrum, oder Ziel der Menfchheit. 2
283. Gottes Herz hatte fih in felbiges Ziel verlobet und
vermählet: das Ziel war mit der hochtheuren Jungfrau der Weits
heit Gottes, als mit dem Spiegel oder Auge des 5. Geiſtes gezies
vet, zwar mit nichts Sremdem, fondern mit dem erften Leben ; vers
fichet das Göttliche der edlen Bildniß in Adam, davon Adam’s
Seele ausging in den Geift tiefer Außeren Welt, als in die Quaal
ber Sterne und Elemente ,. deren Centrum der Abgrund. des erſten
Principii iſt.
284. Dieß gebenedeite Ziel warb den Vaͤtern verheißen, ale
Adam, Abraham, David und Andern mehr. Wie haben fich die
‘
. - Hy —
ben Zorn erfäufet, und waͤre fon das Reben aus dem Tobe wi⸗
dergeboren worden.
204. Denn dafſelbe Leben auf dem Biel ſtund in Gottes
Smogination: mit der Verheifung tm Paradies hat ſich's hinein
geſtellet. Daffelbe Leben warb Abraham verheißen, daß «6 in ſei⸗
nem Samen wieder follte erwecket werden, nicht in einem frem⸗
den Samen, wie der Pasquill tichtetz fondern in der edlen Bilde
niß Somen, welche aus himmlifcher Wefenheit, aus dem andern
Principio, war dem Adam mit zu einem Leibe gegeben worden.
295. Und aber mit Eingehung der Seele in die Irdigkeit,
in den jtillen Tod, als ins Nichts, war eingefchlojjen worden; dafs
feibe follte wieder aus dem Tode grünen, und darin auferftehen,
und geboren werden ein neuer Menfh, in Heiligkeit, in Unfchald
und Gerechtigkeit: es follte der Seele wieder angezogen werden.
296. Verſtehet's hoch und rede! Das Leben Gottes im
- Bunde des Ziels, welches in Maria die Menfdrheit annahm, dafs
feibe Leben muß aus Chrifto in uns, verftehet, in unfere in Tod
gef@lojiene, verblichene Bildniß, eingehen: es Hl das Korn, das
gefdet wird in die tobte, verblichene Weſenheit; das zeucht biefelbe
— Eſſenz wieder an ſich und wird wieder derfsiben Bild⸗
ET. Alſo wächfet auf der edle Lilienzweig, der erſtlich klein
iſt, als ein Senfkorn, wie Chriſtus ſaget, und hernach groß wird,
wie ein Loorberbaum. Mein Pasquill, das iſt die wahre neue
Wiedergeburt in Chriſto.
298. Setzt eurer Braut andere Augen ein, und ſehet das
alte Teſtament und den Bund der Verheißung mit Adam und
Abraham recht an, und verbittert die Schrift nicht und ziehet Dies
felbe wicht mit ben Haaren herzu, mit fremden Verſtand! Eure-
Meinung verdunkelt die edle Lilie, oder Zweig, der ist aus ber
Butter oder Wurzel grünen foll, vielmehr, als daß ſie ſollte zum
GSewaͤchs dienen.
- 299. Wenn ihre in ſolcher Geheimniß wollet richten, fo müſ⸗
ſet ihr aus Chriſto wieder geboren ſein. Ihr müſſet aus Chriſti
Augen ſehen, wollet ihr begreifen Mysterium Magnum; fo ihr
aber aus Chrifto geboren waͤret, fo waͤret ihr kein Splitterrichter,
ſondern ein lieber Bruder.
300. Chriſtus heißet euch nicht verdammen, ſondern ſanft⸗
miithi einhergehen und freundlidy unterweiſen, nicht fcherzen, oder
bem Zeufel in Rachen erklären. Mein Freund, ihr feid noch fehr
blind am Reich Chrifti! Sch will euch die Thüre der Menſchwer⸗
dung Chriſti recht weifen; als fie mir dann, aus Gottes Gnade,
in der Liebe Chriſti ift gewieſen worden.
301. Nicht durdy meinen Verftand, fondern in meiner Eins
ergebung in Chriftum, aus Chrifti Greif. Aus Ehrifti Beift habe
/
— 9 —
ich die Erkenntniß bes Mysterii Magni empfangen; ich hab's in
eurer Schule nicht ſtudiret. Ich babe davon nichts gewußt, ei
and) nie alfo gefuchtz ich ſuchte allein Gottes Der, Mir ift mehr
worden, als ich ſuchte ober verftund,
302. Wollt ihe deromwegen ein Bruber in Ehrifto fein, fo
thut die Bodshörner ab, fo konnen wir einander mit rechten Augen
und mit einem züchtigen Gemtth anfchauen, und in ber Furdyt
Gottes einander unterteilen.
303; Solch fpisfindiges Verachten ift Babel, die Mutter
ber Thrannei und großen ‚geiftlichen Hurereiz daraus Krieg und
Streit zu allen Zeiten ift entftanden. Euer Pasquill ift nur eine
Blutpaufe und eine Spötterin, eine unzeitige aufgeblafene Hoffart,
eine Kaind:Eigenfhaft. Gebet davon aus, wollt ihre das liebreiche
Ungefiht Jeſu Chriſti im Ternario Sancto, und den Wunderzmweig
ber verborgenen Lilie, welcher aniko Arünet aus der Wurzel des
Baumes, ſchauen!
304, Wollt ihr mit dem edlen Pilienzweig aus dem alten
Baum arlınen: fo müßt ihe ein demüthiges Herz bringen, Wollt
ibr aus Gott grünen oder reden: fo müßt ihr in ber Menfdywers
bung Ehrifti ftehen.
305. Denn Niemand weiß etwas von Gott, als nur ber
Geiſt Chrifti, der in Gott it; ber Sohn in bes Vaters Schoof
forfchet in unferm Geiſt auch bie Tiefe bei ‚Gottheit; unfer Seift
ni in Ghrifi Gilt Schon, Ta mi 3 oÄttliche Mpiteriun
— 3 — j
310. Allhier hat's nun nicht den Verſtand, wie atgnii
andeutet, daß Maria fei zuvor aus Gott geboren worden, ehe als
CHriftus in ihre Menfh ward. Mein, Chriftus ift der erſte von
den Zodten, er bat das Leben im Tode erftlih angezündet: allein
das Ziel ftund in Marten, das war die Benedeiung; denn’ im Ziel
war das lebendige Wort,. und ber Geift Gottes mit der edlen Jungs
frau der Meisheit Gottes, mit göttlicher Wefenheit umgeben.
311. As der Engel fagte: Du wirft ſchwanger werden im
Leibe; und die Jungfrau Maria darauf fagte: Siehe, ich bin bes
Herrn Magd, mir gefchebe, wie du gefaget haft, Luk. 1, 38., fo
bat das Leben im Ziel des Bundes, als das Herz Gottes in Das
riens in Tod eingefchloffenen Eſſenz ſich beiveget: das Wort ift
umgeben gemefen mit göttlicher Wefenheit, aus dem lee bee
aigen Lebens, erboren aus der Sanftmuth des Lichts ‚der Majeftät
ttes.
312. Und in derſelben Weſenheit iſt geweſen die Tinctur
aus dem Feuer und Licht Gottes, welche der Weſenheit Glanz und
Bierheit iſt.
313. Uud in ber Tinctur iſt geweſen das zuͤchtige Auge ber
Weisheit Gottes; und die Weisheit ift des h. Geiftes Leiblichkeit,
darinnen er mohnet; fie ift fein ewiger Spiegel, darinnen er die
stoßen Wunder. von Ewigkeit hat erblider. |
314. Und ber h. Geiſt ift vom Wort, als aus dem Gentro
ober Gottes Herzen aus dem Bater, ald aug dem Zeuer, durch's
Licht in der Majeflät ausgegangen, in die Eſſenz der parabiefifchen
und englifchen Welt: veritehet, in dem oder in das reine Element,
old in die Weſenheit der himmliſchen Leiblichkeit.
315. Dieſelbe Wefenheit oder Leiblichkeit, wie cben gemeldet,
iſt Chriſti himmliſch Kteifh und Blut gemwefen; denn die edle
Zinctur machet das Waſſer aus der Majeftät in geiftlih Blut.
316. Diefelbige Wefenheit, die im Bund. war, darin das
verheißene Wort Gottes ftund, iſt in Mariä Wefenheit, als in die
in Tod eingefchloffene Wefenheit, eingegangen, und ift ein Leib
worden, und bat das DBerfchloffene lebendig gemacht: die göttliche
und himmliſche paradiefifhe Wefenheit im Bunde, und Mariä
Weſenheit ift Ein Ding worden, das Leben grünte im Tode.
317. Darum ift Chriftus unfer Leben und Geift, auch uns
"fer Sleifh und Blut worden; und darum giebt er und, verftebet
unferm Seelenfeuer, feinen bimmlifchen Leib und Blut zu efjen
und zu trinken. Unfere Seele hat mit dem Eingang der göttlichen
Wefenheit wieder himmliſch Fleiſch zu ihrem Feuerleben bekommen;
fie brennt wieder in göttliher Quaal, aus der Liebe-Wefenheit.
318. Die heilige Tinctur, nad) des görtlihen Feuers Eigen⸗
fhaft, gehöret der. Seele an; und die Waſſers⸗Eigenſchaft, als des
u ME: —
wird das Äußere Weſen der Quaal abgebrochen: alabann erfcheinet
das Bild Gottes,
336. Verſtehet's recht! Ehriftus hat in Maria alle brei Prin-
eipia an fi) genommen, doch in göftlicher Ordnung; nicht gemifchet,
wie Adam thät, ber das Äußere Reich durch Imagination ins
innere einführte, in das Seelenfeuer, davon das Licht verlofch.
337, Er bat an fich, das ift an’ Ziel des lebendigen Bun-
bes, an bie lebendige Mefenheit, die feelifhe Effenz angenommen,
als das erfte Principium, unb dann die Effenz der Bilbniß des _
weiten Principii;. und dann das Aufere Reich, das britte Princi⸗
pium; denn er follte ein Herr über alles fein,
338. Er ift, nad Ausgang vier Monden, eine lehendige
Seele worden, welche nun in. ber Bildniß ftund; ‚aber in der Bilde
nig war bie Gottheit bas Centrum, bie nimmt weber zu noc ab.
Die göttliche Mefonheit nimmt audy nicht zu oder ab; fie wird
mweber Eleiner nody größer, allein fie hat ſich in der menſchlichen
Bildniß geoffenbaret, und. die zum Leben erboren
339. Mfo iſt in der Empfängnig Marid in ihrem Samen
eine lebendige Eſſenz aufgangen, nicht mehr in. Tod eingefchloffen,
nicht eine fündliche; benn woraus Gottes Licht fcheinet, darin iſt
feine Sünde: die Sünde urftänder an bem Ort, wo Gottes Licht
nicht fcheinetz wo es aber fcheinet, da ift eitel Liebe und Sanftmuch,
an Dur hätt ii das Gontenm in br Merkan
!
> .
— 47 —
er ber erſten Bildniß ungleich geweſen; auch wäre er nicht des
Menſchen Sohn geweſen, wie ſich Pasquill laͤſſet dünken.
345. Hat er nicht eine natürliche Seele gehabt, fo bat er
in der Perfon nicht alle drei Principia gehabt, Was hat er denn
feinem Vater, als er ist am Kreuze ftarb, in feine Hände befohs
len? Dber was bat am Stamm be6 Kreuzed gelitten, wo er nicht
iſt natuͤrlich gewefen?
346. Als er war vom Tode aufgeſtanden, zeigete er ſich ſei⸗
- am Juͤngern, und ſprach: Sehet mich an: ein Geiſt bat nicht
Fleiſch und Bein, als ihr fehet, dag ich habe. Luk. 24, 39, Was
fagt denn Pasquill: Ich wollte Chriftum nach feiner heiligen, reis
nen, unfchuldigen. Menfchheit natürlich mahen? Ich made ihn
nicht erft natürlich. Iſt er mein Bruder, und des Menfchen Sohn,
fo muß er ja natürlich fein. Sind doch die Engel natürlich,
Daß er aber fagt, ich hätte gefchrieben, er wäre in her
wilden, als in der Äußeren Geburt, ein Menſch worden, das Ift
nicht wahr. Der Text faget in meiner Schrift: „Und rang in
feinem menfhlidhen Leibe, in Kraft des Lichts, im
der milden Natur“. Hat er nicht in der Hölle und am
Stamme de6 Kreuzes mit Gottes Zorn gerungen? Iſt er nit
geftorben? Und hat unferer wilden, ſündlichen Natur den Stachel
des Todes weggenommen?
348. Pasquill ſaget: Chriſtus ſei nicht aus Adam's natuͤr⸗
lichem Samen. Sp das wahr iſt, fo iſt er nicht des Menſchen
Sohn; fo hat Gott die Menſchheit nicht natürlich angenommen.
Dos Wort ift ja Fleiſch worden. Iſt's nun nicht in der Menſch⸗
heit Fleiſch worden: fo ſage mir, Pasquill, wie Chriſtus kann des
Menſchen Sohn ſein? Oder, wo bleibt unſer Heil, unſers Fleiſches
Auferſtehung?
349. Iſt Chriſtus nicht in “unferm Steifh: fo wird er uns
nit aufıdeden. Was helfen mir feine Wunden, fo fie im frems
den Fleiſch find? Hat der blinde Pasquill denn nicht gefehen, daß
ich in meinem ganzen Buch ben irdifchen und himmlifhen Mens
ſchen unterfchieden habe? Was durfte er fi in den magifchen
Berſtand mengen, und ihn tadeln, deſſen er doch ein Erkenntniß
noch Grund hat? Er leſe meine Bücher von der Menſchwer⸗
dung Chriſti; er wird mehr finden, als er ergründen mag.
350. Daß er will fagen, Chriftus fei im verheißenen Gar
men Menſch worden, und nicht in Adam’s und Abraham’: mer ift
derfelbe Same? Derſelbe verheißene Same hat fih ja in bie
Menfchheit eingelaffen, und ift Gott und Menfh Eine Perfon
worden.
351. Er fprihe: „Chriftus, ale das ewige Wort, bat dem
Samen von der reinen, heiligen, von Emigkeit hierzu erwaͤhlten,
der Natur abgeftorbenen und in Gott ganz gebenebeiten Jungfrau,
— — —
als den vorbehaltenen Samen Abraham's, am ſich genommen.“
Sage mir, Pasquill: wer iſt dieſelbe Jungfrau, welche der Natur
iſt abgeſtorben? So muß fie ein Monſtrum ohne Seele fein, ohne
Fleiſch und Blut, und kein Menſch.
352. Was durfte Gott himmliſchen Samen in fein Weſen
am ſich nehmen? Iſt doch ſein Weſen von Ewigkeit an ihm ges
weſen! Mas hülfe ung das? Daß er aber im unfere Menſchheit
iſt eingegangen, und unfern, in Tod eingefehloffenen, Samen hat
erweckt und lebendig gemacht, def freue ih mid; daß ih darf
fügen, daß mein Fleifh zur Rechten in der Kraft Gottes fit,
353. So Ehrifius einen andern Samen bat an ſich ge
nommen; ald mein innerer Menfh ift, wie Bann denn mein Inneres
Menſch ſein Fleifch effen und fein Blut trinken?
354 Here Pasquill, irret euch nicht! Gore läßt: ſich und
feine Kinder niche ſpotten. Wir laffen uns bebünfen, baf ihr im
Mofterio, Gottes ganz blind feid, Ihe wiſſet mies von dem ins -
wendigen Menfhen, viel meniger von der neuen Wiedergeburt.
Lernt von ehe die Primeipien verfteben, und bas Centrum der
Matur, ehe ihr richtet! She wollt eim Gottgrlehrter fein; und kennet
noch Eeinen Buchftaben in ıdiefer Schule,
355. Mit der Natur verfichee ihr nur das aͤußere Reich,
Mas bat Fie Seele denn für eine Natur? Ich denke, eure Aunft
. wird hier nichts von wiffen. Ihr wiſſet nichts vom Innern Men:
— 49 —
Seele, ſonderlich den traurigen Angefochtenen, daß Mancher denket:
Wer weiß! Bin ich aus rechtem Samen aus Chriſto gezeuget? ſon⸗
derlich, wenn er die Anfechtung fuͤhlet, da ſollte er in dieſem Pas⸗
quill Teoft ſuhen.
860. Ihe ſaget, die Gnadenwahl ſei den Kindern Chriſti
ein großer Troſt, wenn ſie Gottes Gnade in ſich fühlen, als den
—A wo bleibt aber der Angefochtene vom Teufel? Der
moͤchte in euren Schriften wohl verzweifeln; er dachte immerdar,
er waͤre aus Adam's Samen, Gott wollte ſeiner nicht.
361. Wollt ihr von der Gnadenwahl alſo reden, fo müßt
iht die Liebe Gottes nicht außen laffen, der das Boͤſe ‚nicht will.
Ihr müſſet darzu fegen, was Chriſtus faget: Vater, die Menfchen
waren dein, und bu haft fie mir gegeben, und ich gebe ihnen das
ewige Leben; item: DBater, ich will, daß, die bu mir gegeben haft,
feien, wo ich bin. Joh. 17,6. 24. Ich bin kommen die Sünder
zur Buße zu rufen, und nicht die Gerechten. Luk. 5, 32. Item:
Es ift Freude im Himmel, vor den Engeln Gottes, über einen
Sünder, der Buße thut, mehr als Über 99 Serechte, die der Buße
nicht bedürfen, Zul. 15, 7, Und: &o mahr ich lebe, fpricht der "
Herr, ich will nicht den Tod des Suͤnders, fondern daß er ſich bes
kehre und lebe. Ezech. 33, 11.
362. Wollt ihr's mit Kain und Abel, und mit Iſaak und
Jsmael, auch mit Eſau und Jakob bemweifen: fo lernet von ehe bie
drei Principia verftehen, was der Zug zum Böfen und Guten fei?
Verrorrfet die Natur nicht! Lernet von ehe unterfcheiden die ewige
Natur von der anfänglihen; andere werdet ihr euren Discipulis
einen Strick an Leib und Seele legen, und werdet nur im Finftern
in eitel Zweifel taumeln.
365. Ihr ‚wollt body fahren, und man fiehrt body -Feinen
genugfamen Grund in eurer ganzen Schrift: es ift nur ein Spiegel
fecyten vor dem Myſterio. Saget mir, feid ihr ein Meifter, und
habt erfeuchtete Sinne, „wie ihr euch duͤnken laffet, mas find bie
zweierlei Samen in Adam, da aus einem Kain und aus dem
andern Habel geboren ift? Iſt das Gottes Fürfag, wie ihr ſolches
wähnet, fo beweiſet es.
364. She müßt die Geburt der 6. Dreifaltigkeit verftehen,
.wenn ihr davon richten mollet; auch den Urftand der finftern Welt;
item des Grimmes und der Liebe Gottes; was Gott in Liebe und
Zorn ſei; mas ein Teufel oder Engel feiz und wie er fei ein Zeus
fel worben.
365. Item, ihr müffet das Mopfterium ber göttlichen Weiße
heit verſtehen: vornehmlich müßt ihr verftehen, wie der theure
Name Gottes von Ewigkeit urflände, und wie das Nichts In bie
Natur eingeführet wird, daß aus dem Nichts‘ eine Quaal wird.
Berſtehet ihr dieſes nicht, fo bleibe nur mit eurem: Zand daheim!
Vo, -
— 590 —
Leſet mein Buch vom dreifachen Leben des Menſchen,
ihr werdet mit andern Augen ſehend werden.
366. Chriſtus ſpricht: Ihr muͤſſet von Neuem geboren wer⸗
ben durch Waſſer und den heiligen Geiſt, ſonſt könnt ihr das Reid) Got⸗
tes nicht ſehen. Joh. 8, 5. Er ſpricht: Ihr (nicht ein Fremder) ihr ſelber.
367. Es faͤhret nicht eine fremde andere KAreatur in ums,
wenn mir aus Chrifto geboren werden; fondern, wenn wir unfere
ganze Begierde in Gott und in die Menſchwetdung Chriſti, und
in fein Leiden und Sterben feßen, und Reue über unfere Sünden
haben und Gottes Barmherzigkeit, in - Chrifto begebren: fo gebt
unfer Stelenwillengeift aus der Sünde und Bosbeit aus, und
gehet in die Menfchwerbung Ehrifti iin, als in die himmliſche MWefen:
beit, die größer ift denn alles: ba kommt der Willengeift vors
Gentrum, als vor Gottes Her.
368. Daffelbe Gottes Herz iſt begehrend der Menſchheit.
Das greift mit feiner Begierde in den Willengeiſt nach der Menſch—
beit; alfo empfähet ber Willengeift die Kraft des Gentri, als einen
Funken der göttlichen Kraft. .
369. Und berfelbe Funke bat die göttliche Wefenbeit, als
das Waſſer des ewigen Lebens aus der Majeftät Gottes an fid,
und barinnen bie Weisheit mit ber himmliſchen Tinctur: dieſes
führet der Willengeift, fo aus der Eeele geboren mwirb, wieder mit
großer Freude in das Serlenfeuer.
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— 1 —
dieſer Hinmmlifchen Weſenheit bekleidet und gezieret geweſen, und iſt
der Seele innerlicher rechter Leib geweſen; und ſie iſt aber in Adam
aus dieſer Weſenheit mit ihrer Imagination ausgegangen, davon
diefelbe Weſenheit ift wieder in Tod, als ins flille Nichts ges
fehloffen worden.
374. Und fie (die Seele) ijt ins irdiſche Reich mit ihrer
Imagination eingegangen, als in die Mefenheit ihrer Wurzel, und
gleichwohl dafjelbe erite Bild, welches in den Tod, als in die Ohns
macht, außer dab Leben ift gefchloffen worden, der, Seele noch ans
banget, aber ohne ihren Begriff oder Verftand.
375. So wird igunder, wenn das Kicht in der Seele wieder
wird angezlindet, und die himmliſche Wefenheit aus Gottes Maje⸗
ſtaͤt das Leben, als das Licht, in der Seele empfänget, die todte
Weſenheit in des Lichtes Kraft wieder lebendig, und wird mit der
ige neu eingeführten Weſenheit Eine Wefenheit, Ein geiftlicher Leib;
bean es ift Einerlei Efjenz: und allhier ftehet der Todte auf in
Chriſto; allhier wird Gott und ber innere Menſch Eine Perfon.
376. Verſtehet's recht: Dieſes neue Kichtteben ift Chriſtus.
Er bat es zum Erften wieder in die Seele und in unfere rechte
Menſchheit eingeführet, dag Gott und Menfh Eins iſt. Nun
möäflen wir ihm nacdfahren. Unfere Smagination müffen wir in
ihn fegen, denn er hat feine in uns gefeget: fo werden wir des
Hellandes ſchwanger. Wir werden in feinem Ziel, das Gott im
Paradies ſetzte, darin er ift Menfc worden, neugeboren. Der Todte
fiehet im felben Ziel auf; mir müffen Chrifti rechte Glieder werden,
wollen wir Gott fchauen.
377. Wenn das Waffer, oder der Waſſerquall, aus der
Sanftmuth Gottes ins Seelenfeuer kommt, daß ſich das Licht an⸗
zuͤndet, ſo iſt ſchon aus dem Waſſer im Feuer die edle Tinctur
geboren, weiche des Himmels Stanz und Zierheit als eine paradie⸗
fifhe Luft ift, in welcher die Weisheit Gottes erfcheinet, und dar⸗
innen der h. Geift, und im Geift das göttliche Centrum, als bie
Kraft oder das Herz Gottes, und im Herzen Gottes das Myſterium,
ald das Principium oder der Vater, als die Feuerwelt, und in der
Feuerwelt die finftere Welt, und in der finftern Miele diefe Äußere
Welt mit den Sternen und Elementen.
378. Alſo gehet alles aus Einem Brunnen; aber das Her
Gottes ift das Centrum aller Weſen. Es ift alles magifh, und
in der magiſchen Begierde flehet die Subftanz nach jeder Welt
Eigenfchaft, auch nach jeber Begierde; denn die Begierde machet
Weſen nad) der Begierde Eigenfhaft.e Darum iſt das Feuer das
ftärkefte, und das Lichte das mächtigfte in der Kraft: das euer
giebt Leben, und das Kicht -giebt Kraft und Berftand.
379. Verſtehet's ja recht. Die finftere Welt ift das Eentrum
biefer äußeren Welt; bie finftere Welt hat bie Seflatın zur Natur,
— Di m
als die große mägifche Begierde, barinnen fich die Quaal und Anagft
erbieret: fie ift das Mad zum Feuerleben mit ihren Geftalten, und
bat die flärkfte Maglam der Begierde in ſichz fie arbeiter. im: ihrer
eigenen Geftalt bis zum; euer, allda ſchleußt ſich ihr Principium.
380. Denn im Feuer entſtehet das große Leben und, eine
andere Quaal, und aud) ein ander Principium , ald das Licht mit
der Quaal der Sanftmuth, da in’ der finftern Welt nur Angſt und
eitel Dungerbegierbe ift: das Licht hält die finftre Welt gefangen,
In diefen Beiden flehet nun der Zug zum Guten und Böfen,
mein Here Pasquill.
351. Das Licht und die Kraft des Lichts iſt eine Begierde,
und will das edle Bild nah Gottes Gleidyen haben; denn es ift
zur Lichtwelt erfchaffen worden, So will es die finftere Welt, als
der begehrende Grimm, auch haben; denn der Menfch bat alle, drei
Welten in fih; und ba iſt eim großer Streit im Menfcen!
Welcher er fih nun mit feiner Begierde und Willen eineignet, die
befommt das Megiment in ibm, mie ber Apoftel faget: Welchem
ihe zuch begebet zu Knechten in Gehorfam, dei Knechte feid ib,
entweder. dre Sünde zum Tode, oder dem Gehorfam Gottes zur
Gerechtigkeit. Möm..6, 16.
382. Eine jede Welt ftehet in ber andern verborgen ; denn eine
jebe wohnet nur bloß in ſich felber: keine befißt Die andere in ber
Duaal, wie ihr folches feber an Licht und Finfterniß, wie die Fine
ib im Yids wohn nd dit in bes VWichera Schein nicht offer
— 5 —
ander im Streit geſtanden; eine jede hat ihr Fiat in ſich, und iſt
mancher Zweig von diefem Baum geriffen worden.
387. Und allhier fuchet Kain und Habel, auch Jakob und
Efau, und Iſaak und Ismael. Hier werdet ihr diefelbe finden,
und nicht in der Lichtmelt, in Gottes Fuͤrſatz. Hier werdet ihr
mein tiefverborgenes magiſches Buch finden, welches der Autor
dießmal nicht vermochte heller zu machen, aber num durch Gottes
Gnade vermag.
388. Leſet die 40 Kragen von der Seele! Was ailt's,
ihe merdet fehend werden! es hätte euch denn der Zorn Gottes
und des Teufel Bosheit ganz geblendet, und waͤret ein ganzer
Kain: fo feher ihr nichts anders als eine Hülfe; und ob ihr einer
"wäret, fo ftehet doch die Gnadenthür gegen euch offen, und. bes
gehret euer, und Bönnet in Chrifto neugeboren werden,
389. Die Möglichkeit iſt in allen Menfchen, aber in Gottes
Erbarmenz nicht daß er Einen nicht wollte, fo zu ihm käme: er
wil immer gern. Allein es liegt nicht an menfdhlihem Wahn,
Laufen oder Eigen: Machen : ein Menfch kann fich felber zum Kind
Gottes mahen, er muß ſich ganz in Gottes Gehorfam einmerfen,
fo madıt ihn Gott zum Kinde. Er muß todt fein (verftehet mit
ber aͤnßeren Vernunft): fo Iebet Gott in Chrifto in ihm.
390. Er fol ihm nice Wege zum Himmelreich tichten und ’
Meinungen machen, wie die antichriftifche Kirche that; denn in ber
Meinung läuft er felber. So liegt's aber an Niemands Laufen
oder Nennen, fondern an einem demüthigen, bußfertigen Herzen,
das aus der Sünde ausgehet, deß erbarmet fich Gott, denn es liegt
an Gottes Erbarmen. Röm. 9, 16.
391. Wenn der Menfch umkehrt, und von feinen Sünden
ausgebet, fo wird er in Gottes Erbarmen zum Kinde Gottes ers
mwähletz fo zeucht ihn Chrifti Geift zum Water. Chriftus fpricht: -
Niemand kommt zu mir, e& ziehe ihn denn mein himmliſcher Vatkr.
ob. 6, 44.
392. Nun zeucht er den gottlofen Willen: der Zeufel und
die finftere Welt zeucht denſelben. Allein‘ der Menfc hat freien
Willen; wirft er feinen Willen in die Gerechtigkeit in Gott, fo
faffet der Geiſt Gottes feinen Willen, und führt ihn in Ternarium
Sanctum ein: allda wird das edle Korn im Willen gefitet, alsdann
gehet der Zug des Vaters zur MWiedergeburt an.
393. Sort verftoder Beinen Menfhen; fordern die finftere
Wolt, im des Teufels Imagination und Incantation, die verftoden
den Menfchen,, gls das Seelenfeuer: fie find eine Thür vorm Licht.
394. DObgleih die Schrift faget: Gott erbarmt fi, welches
er mil, und verftocdt, wen er mil. Roͤm. 9, 18.: fo hat's doch
nicht den Verftand, als wollte Gott den armen Sünter nicht hören;
denn Chriftus fpriht: Kommt zu mir alle, die ihr mühfelig und.
— —
belaben ſeid! Ich will euch erquicken! Item: Sch bin kommen,
bie Sünder zur Buße zu rufen. Item: Des Menſchen Sohn iſt
nicht kommen, daß er die Welt richte, fondern daß bie Welt durch
ihn felig werde. — Der in eigenem Wahn lauft, ber verſtockt fich
felber ; benn er will Chriſtus fein.
395. Gottes Verſtocken ift, wenn er Einen Läffet bahin laufen, wo
er will. Gott kennet die Seinen wohl. Was fell man bem Del
in die Wunden gießen, dem das Del ein Gift it? Der Schade
würde nur größer werben. \
396, Wer felber nicht will, wer will dem helfen? Oder ſoll
man die Perlen vor die Siue werfen? Man laffe doch den freien
Millen binlaufen, fo kommt er in fein Vaterland, daraus er ft
gegangen. Warum leibet der Menfh fein Der; dem Zeufel, baf
er ihm böfen Millen eimführet? Fin guter Baum bringt aute
richte.
397. Warum führte Adam die Smagination in ber Schlange
Gift, in die Hoffart der Vielheit, in die Wunder der grimmigen
Matur? Hatte er doch das Gebot, foldhes nicht zu thun, Warum
war er ungehorfam? Wer zwang ihn? Die Luft, die kam vom
Zeufel; tarum ift er Schuld an tes Menſchen Fall.
398, Zwar er mußte wohl in der Werfuhung fleben, in
welhe Welt er wollte eingehen: alle drei Melten zogen ibn, eine
jede hatte ihn am Bande. Allda follte er feine Ritterſchaft bes
weifen, ald ein Fürft; er war frei.
1
— BB —
Unmänbige): bie wurden aud aufgenommen in ber -
felben Kraft, barin fie gewachſen waren unb- bamit
ihr Geiſt befleider war; und fungen das Lied ihrer
Kıafı.*)
403. So ſpricht nun ber Pabquil: „Und gleichwie dieſer
Geiſt einen natuͤrlichen Chriſtum ſtatuiret: alfe will er deſſen Er⸗
feantnif natuͤrlich haben; und aus dieſen, ob fie ſchon den Baum
des Lebens in dem Geiſt und Mahrheit nicht erkannten, von aufen
das ewige Leben bekommen, gleich als wäre mehr als Ein Weg in
badfelbe.”’ Bis hierher Pasquill,
404. Sf nicht Pasquill gefandt, daß er die Völker, Zungen
und Sprachen richten fol? Soll er nicht das Kind in Mutterleibe
richten, und auch den Tauben und Stummen, der taub Geboren
it, Fonderlich die Heiden und Türken? Keinen derfelben laͤſſet er
in Himmel; denn er hat den Schlüffel Petri. D du elende Blinds
bett Wie Mancher wird dir zuvor ins Reich Gottes eingehen!
405. ft nicht der Vater im Sohn, und der Sohn im
Vater, und der heilige Geift in Beiden? So nun die Heiben,
oder Völker, eifern mit Unverftand um den lebendigen Gott, und
aber die Erkenntniß von Chriſto nicht bei ihnen haben, und nichts
bavon wiſſen, begehren aber mit ganzem Ernft die Liebe und Barm⸗
herzigkeit Gottes, wird fie denn Gott alle wegwerfen, darum, daß
fs nicht Chriftennamen haben?
406. Wer den einigen lebendigen Gott ergreift, ber hat
die h. Dreifältigkeit ergriffen. Der Zöllner im Tempel mußte: nichts
mehr zu fagen ‚als nur: D Gott, fei mir Sünder gnädig! Wenn
denn nun ein folher Türk oder Deide kame in gleicher Geftalt,
mit ernftem Flehen und Buße, und müßte aber nichts vom Reich
Chriſti, Here Pasquill, wollet ihr den nicht zu Gottes Barmberzigs
. keit laſſen?
407. Was wüßtet ihr, was Bott für euch wollte thun?
Oder was habt ihr ihm gegeben, daß er euch ſeinen Sohn hat
aus Gnaden geſchenket? Duͤrfte er denn auch nicht Tuͤrken und
Heiden, ſonderlich Beine Kinder zu Gnaden annehmen? Höre, du
blinder Pasquill, du verftcheft des Autors Sprache nicht. , Der
Text faget: =
408. „Die im Licht ber Natur und des Geiſtes
" waren geboren.” Das Licht der ewigen Natur ift Gottes Herz,
das Licht der Majeftät Gottes, und der Geiſt aus dem Licht iſt
Sort der h. Geiſt. Mit diefer Beſchreibung hat der Autor in die
neue Geburt geſehen.
409. So nun ein Menſch daraus geboren wird, ſo if’
‘
) Band 2. Aurora, ©. 15.
— A —
gut; denn er ift aus Gott geboren, Es werben viel Völker alfo
in Gott geboren, die -vom Namen Chrifti, mie Gott ift Menſch
worden, nichts wiſſen.
410, Verſtehet denn der blinde Pasquill nichts? Ich laſſe
mich bedünfen, der Teufel babe ihn geblendet. Sehet doch! Die
aber in feiner Kraft waren gewäachſen (verftchet in des
Baumes EChrifti Kraft), bie wurden aufgenommen, Verlicheft
du das natürlihe Gewaͤchs mit Fleifh und Blut, fo bilt du ja blind,
411. Sicheft du nicht, daß der Zert fagt: Die im Licht
ber Matur und bes Geiſtes waren geboren, das ift Eeine
fleifhliche Geburt, Was im Geiſt des Lichts erboren ift, das ift
aus Gott geboren. Herr Pasquill, ihr habt eine böfe Eigenfcaft,
die aus Gutem Böfes fauget: was foll ic viel veben oder ſchreiben?
Numero III, Seite 26, ba ſtehet:
412. „Aber fo man will von Gott reden, was Gott fei, fo
muß man fleifig übermäaen bie Kräfte in ber Natur, darzu bie
ganze Schöpfung Himmels und der Erde, ſowohl Sterne und Eile
mente, und die Kreaturen, fo aus denfelben find berfommen, fo:
wohl auch bie h. Engel, Teufel und Menfhen, auch Himmel
und Hölle,”
413.- Höre, Pasauill, wenn du recht erkenneft, was ein En—
gel ift, fo Eenneft du did) im beiner edlen Bildniß, und kenneſt
- 67 —
419. Daß aber vom Geſetz ber Natur iſt gefaget worden,
daß, die darin leben, oder gelebt haben, und find im felbigen Licht
gewachſen; das deutet der blinde Pasquill alles auf die äußere
Natur, und verſtehet nichts darin: das Geſetz der Natur ift Gottes Gebot.
420. Daß Gott zu Adam’s Natur fprah: Du follft vom
Baum nicht effen ; daſſelbe Gefeg iſt auch in unfer Gemuͤth ges
ſchrieben, daß wir willen, dag mir follen recht handeln; verſtehen's
doch die Heiden und Pleine Kinder.
4321. So nun ein Menfh in demfelben Gefeg lebt, und
das thut, das er wohl weiß, das recht ift, und ift aus dem Licht
ber ewigen Natur, aus dem Geift geboren, ale aus Gottes Herzen;
wer will den richten? Du Spiitterrichter! Bleib' nur daheim!
422, Wenn id) an diefem Orte rede vom Baum des
Gewächſes, als vom füßen Baum, fo verftehe ich nicht des Fleiſches
Gewächs ober des Fleifhes Millen, fondern das Regiment des
Seiftes, im füßen Baum Gottes. Ich rede auch nicht von ber
leiblichen und anfänglichen Geburt, fondern von der geiftlichen.
423. Der füße Baum ift Gottes Geift, wie vorne nach der
Länge gemeldet worden; verftehe, es iſt die himmlifche Wefenheit,
die dad Wort oder Herz Gottes mit fich führte in Marien Eſſenz,
bie in Maria Menſchward: bderfelbe füge Baum der göttlichen Wefenheit
ift größer denn alles, und ſchwebt im andern Principio über. und alle,
424. Meine ganze Meinung fiehet dahins und ob du «8
nicht verftcheft, fo weiß ich’ aber, und fage mit treuer Wahrheit,
dag mancher Heide und Unmündige von diefem Baum in Gottes
Erbarmen gegefjen hat; und ob er den ſchon mit Namen nicht er«
kannt hat. Was der Äußere Menfch nicht erkennt, das erkennt der
innere. Haben doch die ausländifhen Völker auch Adam’s Leib
und Seele. Höre, Pasquill, was faget Paulus Röm. 2, 14.15.% .
425. Es ift kein Anfehen der Perfon vor Gott. Weihe '
ohne Geſetz gefündiget haben, die werden ohne Gefeg verloren werden,
und welche am Geſetz gefünbdiget haben, die werben durch's Geſetz verurs
theilet werden; fintemal vor Gott nicht, die das Geſetz hören, gerecht
find, fondern die das Geſetz thun, werden gerecht fein. Denn fo die
Heiden, die das Geſetz nicht haben, und doch von der Natur des
Geſetzes Werk thun, diefelbigen, dieweil fie das Gefrg nicht haben, find
fie ihnen felbft ein Geſetz, damit, daß fie beweifen, des Geſetzes
Merk fei in ihren Herzen befchrieben; fintemal ihr Gewiſſen fie
begeuget, darzu auch die Gedanken, die ſich unter einander verklagen
oder entfchuldigen, auf den Tag, da Gott das Verborgene der
Menfchen durh Jeſum Chrift richten wird, Inut meines Evangelii.
426. Was verwirft’8 denn Pasquill, daß ich hatte gefchries
ben: Das Gefeg der Natur fei in des Menfhen Ders gefchrieben? -
Es weiß ein Zeder von Natur wohl, und fein Geriffen Überzeuget
ihn, daß er fol vecht thun. So nun ein Sremdling mÄre, ber
D 4
x
— 56 —
gut; denn er iſt aus Gott geboren. Es werden viel Voͤlker alſo
in Gott geboren, die vom Namen Chriſti, wie Bott iſt Menſch
worden, nichts willen. |
410. Berftehet denn dev blinde Pasquill nichts? Ich laſſe
mic bedünfen, der Teufel babe ihn geblendet. Schet doch! Die
aber in feiner Kraft waren gewachſen (verftchet in des
Baumes Chrifti Kraft), bie wurden aufgenommen. Verſteheſt
du das natuͤrliche Gewaͤchs mit Fleiſch und Blut, ſo biſt du ja blind.
411. Sieheſt du nicht, daß der Text ſagt: Die im Licht
der Natur und des Geiſtes waren geboren, das iſt keine
fleifchlihe Geburt. Was im Geiſt des Lichts erboren iſt, das iſt
aus Gott geboren. Herr Pasguill, ihr habt eine böfe Eigenſchaft,
die aus Gutem Böfes ſauget: was fol ich viel reden oder ſchreiben?
Numero III. Seite 26. da ftehet:
412. „Aber fo man mill von Bott reden, was Gott fei, fo
muß mun fleißig Üüberwägen bie Kräfte in der Natur, darzu bie
ganze Schöpfung Himmels und der Erde, ſowohl Sterne und Ele⸗
mente, und die Kreaturen, fo aus denfelben find herfommen, ſo⸗
wohl auch die h. Engel, Zeufel und Menfhen, auh Himmel
und Hölle,”
413.- Höre, Pasquill, wenn du recht erfenneft, was ein En
gel ift, fo Eenneft du did) in deiner edlen Bildnig, und kenneſt
Gott in feiner Liebe, nach dem andern Principio.
14. Und wenn du recht erfenneft, mas ein Teufel ift, fo.
tenneft du Gottes Zorn und die finftere Welt.
415. Und wenn du die Sterne und Elements recht kenneſt,
1 baft du an der Auferen Natur das Gleichniß der innern ewigen
atur,
416. Und wenn du die Kreaturen recht betrachteft, fo ficheft
du an dem Gefchöpfe Gottes wunderbare Weisheit; und wenn du
den Himmel recht betrachteſt, ſo kenneſt du den unterſchied der
Principien.
417, Aber höre, Pasquill, was foll ich mit bir fang davon
ſchwaͤten? Biſt du doch an meinen Schriften ganz blind, Du
führeft ganz andere Meinungen herein, als ich's meine. Du fprichft,
Fleiſch und Blue koͤnne Gott nicht betrachten: du darfft mir das
nicht entgegenfeßen. Ich fage auch alfo, daß der äußere Menfch
nichts von Bott weiß, noch virftehetz aber der innere Menfch,
vorab der Geiſt, forfchet auch die Tiefen der Gottheit,
418. Ich fage nicht, daß ein Thier die Engel, Teufel, Hims
mel, Höle, Sterne, Elemente und Kreaturen betrachten foll; ſon⸗
dern ein verftändiger Menfh, der Gottes Kind ift, der foll feine
Ergögung alfo damit haben, daß Gottes Kiebe in ihm wächſet.
434. Ich glaube, wenn man den Pasquill nicht Idfe, eb
folte Einem zur Seligkeit nüslicher fein, als daß Einer deinem,
wider ber Schrift Grund, neuen Tichten weit nachgrübele: es hat
ja alfo ein Anfehen, das den Leuten die Augen füllet, aber dem
Rechtverſtändigen nicht; fie heißen dich nicht alle Meifter daxum:
es wird aud Babel genannt und ein unzeitiger ganz unndihiger
Dosquill,
435. Sft-das dein chriftlih Herz, daß du einen eiferigen
Menſchen, der in der Seligkeit eifert, richseft und verbammeft?
Und menn ich fchon irrete in meinem Eifer, und aber ein redht
Herz; in rechter Meinung , aber mit Unverftand und Einfalt führete:
foßteft du mich darum verdammen ? Höreft du nicht, was St. Paulus
faget von den eiferigen Heiden? wie oben ifl gemeldet $. 424.
436. Bift du nun ein Meifter und ein Ehrift, warum unters
weiſeſt du mich nicht von ehe, und lehreſt mid was Beſſers?
Weißeſt du nicht, ich achte, es fei dir nicht verborgen, wer ich fei,
nämlich ein einfältiger Mann, darzu ungelehrt. Biſt du ‚nug hoch⸗
gelehrt und ein Erfahrner, fouft du dann alfo tyranniſch mit mir
fahren, und mich dem Teufel geben ?
437. Wo ift dein chrifttih Herz? Weiſe mir es In deinem
Pasquill! Souft du einen einfältigen Mann verdammen? DI
Ich wollte dir freundlichen Befcheid und meiner Sachen qute Rechen⸗
fdyaft haben gegeben, hätteft du gethan als einem Chriften gebührt,
mit freundlicher Untermweifung.
438. Aber dein hochaufgeblaſenes Gemüth wollte nicht. Nun
fo habe nun die Antwort drauf: beifer iſt's nicht verdient, Weil
du mih bem Teufel erkläreft, fo erkläre ich dich einen Lügner;
denn ich bin ein Kind Gottes und eifere Tag und Nacht für meis
nen Gott mit Flehen zu feiner Barmherzigkeit um Chrifti willen,
und glaube fefliglich, dag ich ein Kind Gottes. und Glied an Chriſti
Leibe bin; bin deſſen auch ganz gewiß in Kraft des h. Geiftes, er
- werde mir meine Beilage, als das edle Perlenkleinod in Chriſto,
bewahren bis an jenen Tag.
439. Du ſtolzer Phariſaͤer wirft mir das edle Ritterkraͤmz⸗
lein, welches mir mein Heiland bat aufgeſetzt, nicht nehmen. So
du mir aber dajjelbe begehreft abzuziehen, fo fiehe zu, was du thuſt
und mo du bieibeft, daß dich der Zorn Gottes nicht verfchlinge,
440. Ih mil did aber als ein Chriſt vermahnet haben, _
von ſolcher Läfterung und fhändlicher Verdammung abzuftehen;
denn das Reih Gottes ftehet nicht in unferem Vielwiſſen, ſondern
in einem ernſtlichen, vor Gott gehorſamen und demüthigen Gemuͤthe
und Willen, daß mir nicht allein mit dem Mund, ſondern in der
- That Chriften find. -
441. Kin Chrift hat keinen Streit, ald nur wider ſich felber,
wider feine böfe Natur, Gott fpriht: Die Race iſt mein, id
= ED
will vergelten: Mir leben und find in Gott: mas wollen wir benn
um ihn ſtreiten? Richte ein Jeder nur fich felber, und bekehre ſich
zu Gott, Der Streit iſt alleweg um die Hälfe; und den Kom,
welcher der Seele gebühret, laͤſſet man liegen.
442. Hat Einer etwas gelermnet, fo brauche er's zu Gottes
Ehren und feines Bruders. Nutzen: er ſoll's nicht verachten, Gott
bat uns in feiner Liebe, ohne all unfern Bewußt oder Berbienft,
durch fein Herz, aus feiner großen Barmherzigkeit, wiebergeboren;
bie mir alle meiland blind waren, und von unferer Wiederbringung
nichts mwuften: wir waren alle unter der Sünde, und er bat uns
bie Rindfchaft aus Gnaden gefchenft. Sollen wir denn nun ein:
ander felbit richten?
443, Dber können wie Alle mit einer Zunge reden? Gind
doch mandierlei Gaben, und nur ein einiger Geift, der fie giebt,
wie. St. Paulus fager.” Sollen wir denn denfelbigen Geiſt einen
Zeufel beißen, der uns Gottes Munder eröffnet? Weißt du micht,
was die Schrift faget: Wer den Geiſt Gottes läſtert, der hat keine
Vergebung miglih? Marc. 3, 29.
444, Du zieheft muthwillig über dich Gottes Gericht, und
ärgerſt andere Beute, die auf bein Schmähen feben und auch Pälter:
bälge werben aus, deinem Munde, da es fonft wohl bliebe, auf
dab Sünden mit Sünden gewirket werden, und alfo zum ernſten
Gerichte Gottes behalten werden, der einem Jeden geben wird nad)
einen Thaten,
“
U
— 14 —
Einer Seele und Geiſt gezeuget, keiner anders. Adam tft ber
Baum, wir ſind Aeſte; wir ſtehen alle im ſelben Baum, nach ber
Wurzel; und er hat uns alle verderbet.
448. Sonft, wo ed wäre, daß ein Menfh in Mutterleibe
einen irdifchen Geiſt empfing, und ber-andere einen aus Gott, fo
wäre derfelbe, fo aus Gott geboren märe, nicht an’ Adam’6 Ball
fhuldig, wäre auch kein Sünder von Mutterleibe. Und der Andere
von Fleiſch wäre von Mutterleibe verdammt, wie er's denn fein
hoͤflich auf Jakob und Efau zeucht. Alfo iſt feine Meinung, und
der Verſtand lautet alſo; allein daß er den Brei im Munde Tod.
449. Was ließe denn Bott den: Verdammten lang lehren
und predigen; oder was wäre ed den ganz Vollkommenen nüge?
Iſt der Geiſt von Mutterleibe aus Bott, und hat Gottes Licht
volltommen: fo ift er ohne Sünde, und darf keines Lehrens. Die
Schrift aber faget: Sie find allzumal Sünder und mangeln des
Ruhms, den fie an Gott haben follten. Rüm. 3, 23. Und die
heiligen Apoftel fagten: O Herr! du Haft und durch dein Blut ers
löfet. 1. Petr. 1, 19.
450. Und füget weiter: „Mer darf denn fagen, daß foldyes
- gefchebe ohne des Deren Befehl, und daß weder Boͤſes noch Gutes
aus dem Mund des Allerhöchften komme? Hat ein Töpfer nicht
Macht, aus einem Klumpen zu machen, was er will? Ein Faß zu:
Ehren, und das andere zu Unehren? Roͤm. 9, 21. Kann Bott
mit ung Menfihen nicht auch alfo umgehen?”
461. Lieber! das wäre ein fein Ding von einem Verftändir
gen, der die Sprüche. der Schrift mill anziehen, zumalen folche
Eprüche, welche dem traurigen angefochtenen Gemüth Anftoß geben,
daß er fie auch erklärt. Daß man Einem einen Strid an Hals
wirft, und lachend davon gehet, das iſt faft tlkifch.
452. Du wähneft noch, Gott mache Einen aus feinem Fuͤr⸗
fog felig, und den Andern verbamme er aus feinem Fuͤrſatz; und
da doch Sort im Ezech. 33, 11. fpriht: So wahr ich lebe, ich
will nicht den Tod des Sünders, fondern daß er fich befehre und Iche,
453.. Wenn du nicht dad Principium zwiſchen Licht und
euer verſteheſt, melches die Seele trifft, fo ſchweig' nur mit der
Wahl ftille, du verfteheft nichts davon.
454. Du meineft, Gottverftode die Seele, und es ift nicht wahr;
die Verſtockung ftedt im Principio, dag Mancher vom finftern Centro
der Natur, von den grimmigen Geflalten zur Natur ergriffen wird.
455. Denn die Principia ftehen in ftetem Ringen, wie das
euer in der Quall; wie es denn dem Lucifer alfo begegnet ift,
dag er den Willen der Hoffart in der. Keuermatrice gegen der fie
ftern Welt gefihöpfet hat; auch. beim Kain und Abel zu fehen tft:
456. Die Lichtwelt, welche Gott felber ift, hat feine Bes
gierde zum Böfen, oder zum Verderben: es ift Fein Fuͤnklein in
> mMm—
Sott, das das Böfe begehrte, Gott nemnet ſich Gott nach bem
Licht, mach der Liebe, und nicht nach dem Feuerquallz vielweniget
nach der finftern Welt,
457. Der Fewerquall if Grimmigkeit, und verſchlingt alles,
was im ihm kommt; und bie finftere Welt iſt eim eitel: grimmiger ’
Hunger; amd die Lichtwelt iſt eine" eitel Liebe: der Menſch hat fi fie
alle drei im Bentro,
455, Wenn das Leben angezündet wird, fo ift im Gentro
ber Streit in den Geftalten zur Natur; es wird manche Serle in
ber Effenz ergriffen, das iſt nicht Gottes Fuͤrſatz.
459. Gott wollte nit, daß Adam Fallen follte, fonft hätte,
er ihm fein Gebot gegeben ; er wollte auch nicht des Teufels Fall,
Daß aber fein Grimm ben Lucifer und auch Adam —— das
iſt der Kreatur Schuld.
460. Wußte doch der Seelengeiſt wohl; wo er daheim wäre;
ee war frei, wie Gott auch frei if, Er hatte Centrum Naturae
nad dem Wefen aller Weſen: warum fette er feine Smagination in
ben Grimm? Hoffart bringet Unmuch: fo ging's dem Zeufel und
auch Adam.
461. Der Teufel: wollte Feuerherr fein, und Adam Herr in
biefer Welt: fo ließ es Gott body gefchehen, weil fie beide freien
Willen batten.
462, Die Srele wird nicht gemacht, wie der Zöpfer einen
— 8 —
Kind, und nad dem Geiſt und Leib dieſer Melt iſt er ein Thier
worden, nad der Steme und Elemente Quali; wie in meinen
Buch vom dreifachen Leben genug ausgeführet worden. Der
Leſer mag daſelbſt fuchen, er wird die Gnadenwahl ein wenig
andere, und den Zweck näher finden, ald in diefem Pasaulil.
467. Ich mag-alihier mit fo langer Rede die tiefen Geheim⸗
niffe nicht wiederholen; die lüderlichen Scherzreden in diefem Pass
quill find deß auch nicht wertb: man foll nicht Perlen unter die
Saͤue werfen. Pasquill hat einen Haufen Schersreden gemachet,
feinen Zand zu ſchmücken; aber ich acht's nicht alles, was nicht
ſehr noth iſt, einer Antwort werth.
Numero V.
468. Pasquill führet auch den Spruch Matth. 24, 24. ein,
da Ehriſtus ſaget: So es moͤglich wäre, moͤchten die Auserwaͤhlten
auch verführet werden. Solches thut er auch zum Schein der
Wahl. Aber nein, Fritz! er gehoͤret nicht darzu. Wenn Einer in
Chriſto beftändig bleibe, fo iſt's dem Teufel und Ketzer nicht moͤg⸗
Ach, daß fie ihn koͤnnen verführen und Chrifto aus feinen Pänden
reißen. Sobann. 10, 28.
469. Aber wenn ein erleuchteter Chriſt, ob er gleich in
Gottes Liebe ift, will ſicher ſein, und dem Teufel nach feiner Raute
tanzen und ihn zur Herberge einnehmen, da tft es wohl möglid) ;
war es doch möglih, daß der erſte Menſch, ſowohl ber r Teufel
fiel: Pasquill ann damit nichts erhalten.
Numero VI
470. Dann faget Pasquil: „Gottes Willen, warım er
Einen erwähle, und den Andern verwerfe, fol man außer Chrifto
wicht forfchen.” Da Haft du es! Laufe hin, forfche nicht welter:
fondern denfe immer, wenn du Jemand anfieheft: wer weiß, iſt er
auch ermähler? Iſt er ein Kind Gottes oder des Teufels?
471. D du elende Vernunft, willft du dem Geift, der auch
bie Tiefe der Gottheit forſchet (wie St. Paulus faget 1 Kor. 2, 10.)
gebieten? Der Geiſt forfcher fich ſelber; und wenn er bis auf's
Gentrum forfchet, fo Pennet er Gott feinen Vater: denn die Seele
urftändet aus Gott dem Water, aus der ewigen Natur.
472. D Blindheit und zigene Vernunft! Wer bat uns das
Forſchen verboten? Der Teufel verbeus «6 uns, daß wir nicht
mögen fein Reich erforfhen, wir möchten fonft wor ihm fliehen. .
Wern du mir doch auch verböteft, daB ich nicht dürfte huften u. f. m.
Wie hat did der Dinkel geblendeti- Darf der Sohn nicht fehen,
was der Vater im Haufe machet, da er doch fein Werk treiben muß?
— —
473. Warum ſoll ith nicht nach meinem Vaterland fragen,
daraus meine Seele in Adam ift gegangen, und aber in Chrifto
twieber eingeführet? Sch fage, es wird ihm ſchon verboten fein,
ohne Geift zu forfhen, was Gore iſt. Gottes Geift forfcher ſich
felber; fonft Fan Niemand Gott forfchen, ift Gott nidye im Geifte;
Pasquill darf’s nicht verbieten.
Numero VII,
474. Kerner ſaget Pasquill: „Warum fie nicht alle die
Gnade in Chrifto fuchen, / fondern ihre eigene Gerechtigkeit aufzu:
richten trachten, das muß man in dem geheimen Rath Gottes, ber
keinen Menfchen zu forfchen möglich ift, laſſen.“
475. Höre, Pasquill, verlieget dir der Ddem? Thue Hoffart,
Geis, Neid und Bosheit, und das fchöne Söhnlein der Falſchheit
aus dem Wege: To wird fie der Gortlofe fuhen! Die Luft diefer
Melt Tieget im Wege. Nimm einen Befen und kehre bie Frücht—
fein aus der Melt, fo werden fie alle Menfchen fucyen,
476. Sudeft du doch auch nur mit ganzem Fleiß, wie bu
mich kannſt verdammen; du willft auch nur Deine eigene Gerech—
tigkeit aufrichten wider beinen Bruder, den du lieben follft ale dic
felber: Du fucheft in vielen Schriften, daß du ihn mögeft richten.
Meucy nur an deinen Bufen!
|
— 6 —
der Eſſenz, wie die Quaal in Jedem iſt. Bet ben Verkehrten biſt
du verkehrt, ſtehet geſchrieben Pſalm 18, 26. 27.
481. Iſt doch der Abgrund und Hölle auch Gottes, In
der Hölle iſt Höllifche Wiffenfthaft, und im Himmel himmliſche,
und in diefer Welt fiverifche. Nach dem erften Principio iſt Gott
ae Bosheit von Emigkeit bewußt; aber man heißer’ nicht Gott,
fondern Gottes Zorn. Nad) folder Meinung ift des Autors Sinn
gewefen, nur für ſich felber alfo zu fehreiben. -
482, Er verftund den Sinn mohl, aber den Pasquill mußte
ee nicht; fonft hätte er's einfältig gefeget. Denn wenn man den
ganzen Gott nach Liebe und Zorn, nad) allen Welten nennet, fo
foget man recht: Bott find alte feine Werke von Ewigkeit bemußt
geweſen.
483, Aber höre, Pasquill! Haft du nicht gefehen, wie das
Centrum Naturae war in meinem Bud, befchrieben? Konnteft du
nicht nachforfchen? Gewißlich, du wäreft auf den Grund kommen.
Weiter allhier vom. Mofterio alter Wiſſenſchaften iſt igunder auf
biefe Mal nicht meine Meinung zu melden. Lies de Tribus Prin- -
eipiis, du wirſt's finden: es gäbe allhier eine zu Lange Rede; it
ohne Noth.
484. Man kayn aber nicht fagen, daß Gott die Effenz fet;
fondern in der ewigen Natur urſtändet bie Effenz, und in Gottes
Magia uritändet die Natur, Er ift in Allem, aber nicht ergreift
ihn, wie vorne gemeldet worben; er befigt ſich felber, gleichwie fidy
das Licht beſitzt, es wohnet im Feuer ohne Quaal.
Numero LX.
485. Viel Geſchwaͤtz hat Pasquill, und gar einen fremden
Verſtand; ſonderlich da vom Autor geſchrieben ſtehet, Lucifer ſei
ein Theil, oder aus Gott geweſen. Da mwill er ſchlecht
blind ſein und nichts verſtehen, wie es gemeint ſei. Er will nichts
von Gottes ewiger Natur wiſſen; er verſtehet mit der Natur nur
die aͤußere Welt; er will's ſchlecht nicht verſtehen, daß ein ewiger
Geiſt, als Engel und Seelen der Menſchen, aus Gottes ewiger
Natur und Weſen ſind herkommen.
486. Mein Pasquill, thue doch die Augen auf, und merke,
daß ich mit der ewigen Natur, daraus die Engel und Seelen ſind
erſchaffen, nicht das goͤttliche Principium verſtehe. Kannſt du denn
nicht an Feuer und Licht ein Gleichniß ſehen? Du ſieheſt ja wohl,
daß das Feuer der Natur iſt, und nicht das Licht. Aus dem Licht
kann nichts geſchaffen werden; allein aus der Weſenheit, als aus
der Sanftmuth, kann geſchaffen werden: das iſt Subſtanz.
487. Vun kann aber ein lebendiger Geiſt nicht aus Weſen
gemacht werden, das Leben iſt nicht Weſen, ſondern eine Begierde
des Weſens.
VII. 5
458, Ein Geift, als da find Engel und Seelen; find aus
der Magia oder Begierde des Feuerqualls, aus den Geftalten zur
Matur, ald aus dem Centro ausgegangen; denn nichts ift ewig, «8
ſei denn aus dem Gentro der ewigen Eiaenfhaft ausgegangen.
459, Das Centrum ift eine Begierde zur Offenbarung bes
Ungrumds in Grund, bes Nichts in Etwas, das verborgene My—
fterium bes ewigen göttlichen Wefens zu offenbaren.
490. Das Licht hat ein ander Centrum, Gott wird im
Licht verftanden; das Herz Gottes ift des Lichtes Bentrum, und bie
magische Begierde ift des Feuers Centrum, und im Heuer wird bie
Freiheit, als das Nichts, offenbar, — auf Ereatürlich geredet.
491. Gott ift gegen ber Kreatur ald ein Nichts, und ba er
doch Alles ift: im Feuer wird feine Majeftät offenbar. Im Feuer
ift die Findung des Nichtes; Gott findet ſich von Ewigkeit felbft
in fih, Er ift nicht die Natur, was den Namen Gottes. antrifit;
die. Natur wird im Willen des ewigen Nichts erboren.
492, Es ift nur.ein einiger Wille, der iſt ber Ungrund, ber
iſt begehrend des Grundes als feiner Selbjt-Offenbarung, und in
berfelben Begierde wird die Natur offenbar: die Begierde machet
die Naturz die treibet ſich in der Begierde von einer Geftalt der
Begierbe zu der andern; eine Geftalt der Begierde macht die an:
bere bis and euer: allda ift das Principium und Leben erboren.
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— 67 —
es hat eine grimmige, ſtachlichte, verzehrende, in Macht und Pracht
auffleigende Begierde; es will alles verzehren und in fich verſchlin⸗
gen; es ift eine Urſache des Geizes, feine Bitterkeit ift eihe Urs
fache des Neides, denn fie ilt der Stachel des Todes und Zorn.
499. Und allhier gehe zurüd in die Geftalten zum Feuer,
fo wirſt bu die finftere Melt und ben höllifhen Grimm finden,
und im Feuer Gottes Zorn, welchen das Licht, als fein Herz, in
der Liebe Duall gefangen hält und des Keuerd Grimm befänftiget.
500. Denn das Waſſer des ewigen Lebens, aus der Sanfte -
muth erboren, als Gottes MWefenheit, machet aus dem göttlichen
Zeuerquall eine andere Quall, als das Auffteigen der göttlichen
Freudenreich. Des Feuers Quall muß alfo nur eine Urfache des
Lebens und Lichte, ſowohl des Geiftes und der Sreudenreich fein.
501. Und albhier fcheider fi der Name Gottes in die Dreis
heit, als im erften: Centro zur Natur, als der ewige Mille des
Fiat, der im euer ein firenges, feuriges Weſen ift, und im Licht
die Urfache der Freudenreih und des Lebensgeiftes: der iſt Vater
aller Wefen, auch feines Sohn, als des andern Centri der Liebes
begierde.
502. Und das andere Centrum der Kraft des Lichtes ift fein
Sohn oder Herz, und machet in fi) und im Water das andere
Pincipium, als die englifche Welt, das ift unfer rechtes Vater,
land, das Chriftus wieder in uns brachte.
503. Und der vom Feuer im Licht ausgehende Geiſt ift die
dritte Perfon. Sm Licht, in der Liebe und Freudenquall heißet er
Gott der heilige Geift, verftehe, nach des Sohnes Eentro; und
nach des Feuers Centro heißet er der Zorngeift des Waters.
504. Sn der finftern Welt ift er der höllifchen Quaal Leben,
aus allen Seftalten zur Natur. Im Feuer ift er die Flamme des
grimmigen Zorns Gottes des Vaters, und im Licht ift er die
Flamme der großen Liebe Gottes. Er ift das rechte Leben Gottes,
imd ift auch das Leben aller drei Principien, aller drei Welten, in
jeder Welt nad) ihrer Eigenfchaft, und wird allein Gott der h. Geift
erfannt und recht genannt nach der Liebe, als nach des Sohnes
Gortes Eigenfhaft: fonft wird er der Geift der Natur aller Wefen
genannt,
509. Weil wir denn allhier alſo tief gehen, ſo wollen wir
euch etwas Mehrers weiſen, aus rechter Liebe, und nicht aus Be⸗
gierde, euch euer Unwiſſen ſo ganz zu verweiſen: denn wir kennen
ench baß, als ihr euch ſelber. Und ob wir ſchon über euch eifern,
ſo ſoll's doch nur herzlich verſtanden werden, als eine Strafe euers
aufgeſtiegenen, hoffaͤrtigen Willens uͤber den Geiſt Gottes, von wel⸗
chem ich meine Erkenntniß habe.
506. Denkt dem Principio des Feuers nach, und ſehet, wie
der Todte aufſtehet, und wie er ſtirbt. Sehet, das „geurt ift eine
HT CH. Am
große hungerige Begierde nad) Weſen; und ſo es das nicht mag
haben, fo erliſcht es. |
507, Allhier betrachte die große Begierde des Waterd nad)
dem Sohn, ald des erften Principii nach dem andern, wie ber
Vater alfo in großer Begierde feinen Sohn liebet; denn er ift fein
Leben: fonft waͤre des Vaters Leben rin dürrer verfhmadter Dun:
ger, gleidy den Zeufeln und ber finftern Welt; denn bad Feuer
brennet nicht ohne Weſen des Waſſergeiſtes. |
508. Albier denft, was dem Teufel wiederfahren iſt! Als
er Gottes Liebe und Sanftmuth verlor, fo ift er ein dürrer Hunger
im Grimm der ewigen Natur blieben, Alſo gehet's auch der Seele
bed Menfchen; denn fie urjlänben alle gleich aus der ewigen Natur,
509, Nun feher weiter, was im Centro des Feuers die Möge
lichkeit und Weſen iſt. Ihr verfichet nun, daß bes geimmen
Feuers Quall muß MWefen haben, und daß ber Feuetsquall fih nad)
Mefen ſehnet; und fo das Feuer das Mefen ober die MWefenbeit
des Waſſerqualls in fich Ericget, To verzehret das Feuer dieſelbe
MWefenheit, das ift das Sterben der Mefenheit; denn die Wefenheit
geht wieder in die ftille Emigkeit, außer der Natur, ald ins Nichte,
510. Und. feber recht, wie doch Erin* Sterben fei, fonbern
bas Licht gehet aus bemfelben Zod aus der Verzehrlichfeit aus, und
das Licht iſt erſt bie Kraft bes Verſtandes und ber Sinne. Alfo
ſtehet der Todte aus dem Feuerleben, in einer anderen Welt, als
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— 60 —
ia die Natur dieſer Welt, ats irn die Weſenheit blefee Welt, allda
ſcheinet nicht das göttliche Licht,
515. So hatte fie in diefer Welt Weſen nichts, damit fie .
hätte - ben ewigen Zeuerquall können anzlınden, als nur irdifch
Wefen: damit zündete die Seele ihren Feuerquall an. Alſo ers
{dien auch nur ein Sonnen: und Sternen-iht, nad) dem Prin:
cipio dieſer Melt, in der Seele und verloſch Gottes Licht; fie Eriegte
in Sonnenliht für das ewige Leben, und darinnen war fie Een
gel. |
516. Sondern mas ihr Centrum ober Urftand anlanget, war .
fie in der finftern Welt, die war ihr Grund, und nad) dem Äußeren
Ucht in diefer Well. So nun ber Leib hinfältt, fo ift das Sons
nenlicht zerbrochen, und flehet die Seele bloß in der finftern Welt.
. 517. Darum führte Gott göttliche Mefenheit ins verblichene
Bid des Menfhen, und führete es in.den Zorn, als ins Feuer
des Vaters Natur, und zündete die verblichene Wefenheit der Bild⸗
wiß wieder an, daß die. Seele wieder koͤnnte von göttlicher Weſen⸗
beit effen, und ihr Feuer fänftigen, daraus bie edle Bildniß wieder
ans dem Tode aufftehet, in einer andern Welt, als Im der Freiheit,
außer der Natur, im Licht dee Majeftät.
618. Wie die Kraft, ald das andere Centrum aus dem Tode
des Feuers des Vaters in einer andern Welt, ale in fich felber,
aufſtehet; alfo auch die edle Bildniß des Menfchen; es ift alles
nur ein einiger Eingang ins göttliche Leben. "
519. Und das laſſet euch Mysterium Magnum gefunden
fen, durch Gottes Gnaden! Das laffet euch des Baumes Wurzel
offenbar ftehen! Seid ihr aber fehend und nicht blind! Micht durch
Hand der Hiftorien, fondern ducch einen angezindeten Geift, aus
Gottes Gnade, durch Sehen und nicht Wähnen, ob's wahr ſei.
520. Ich bedarf eine gebogene fremde Schrift zum Beweis.
- SH kann's an allen Dingen bemweifen. Ich habe alle drei Welten
fammt allen Kreaturen zum Zeugniß, und bin‘ doch dem Unerleuchs
teten ſtumm. Ich ſehe, und werde felber nickt gefehen.
521. Mein Here Pasquill, woher mollt ihe denn num den
Urftand der Zeufel nehmen? Ihr wollt nicht heſtehen, daß der Zeus
fet ein großes Theil der Gottheit nach des Vater Natur fei, da
Lucifer doch von Chrifto felber ein Fürft genannt wird. Nun, fo
ihre das nicht wollt geftehen, fo zeiget mir eine andere Natur an,
daraus der Teufel fei gefchaffen worden, als die göttliche,
522. Ihr müßt ja geftehen, daß die Teufel find Enacl ge
wefen. Nun find die Engel Kinder Gottes aus Gottes Wefen:
fie find Kreaturen; fo ift ja eine Kreatur aus der Natur. So
fie nun ewige Beifter find, fo find fie auch aus der ewigen Natur
herfommen, und die ift Gottes des Vaters im erften Principio.
523. Denn ihr wiſſet ja, daß die Teufel des Zorns Gottes
-
-
unb ber finftern Melt Einenfcbaft haben, und auch alle gottlofen
Seelen der Menfhen. Wovon mollten fie anders ihre Eigenſchaft
haben, als von ihrer Mutter, die fie geboren hat? Wollt ihr nun
allbier nichts verſtehen, fo belfe euch Bott!
594. Die gottlofe Seele führer ja aus dieſer Welt in die
finftere Welt, in die ewige Natur, in ihre Mutter, daraus fie ift
gegangen und berfommen, ‚und darinnen fie natürlidy ſtehet. Was
wollte Gott fonft die Seele wollen ins hölifhe Feuer werfen, in
die QDuaal, wenn fie nicht aus det Quaal ber wäre?
525. Die Serlen der Gottlofen geben fammt ben Zeufeln
wieder in den Locum, daraus fie im Anfang ihrer Schöpfung find
gangen, als ins Gentrum zur Matur; und bie Gerechten geben
burch ben Tod des Feuers, verſtehet durch Chrifli Kiebefeuer, ins
ewige Leben, in die Freiheit außer der Natur, ins Licht.
526. As Gott die Engel ſchuf, To bewegte fih der Water
nach der ewigen Natur; feine Begierde faffete die Effenz aus fei-
nem Mefen: darin -ftund bie Weisheit aller Wunder. Alſo find
aus ber Natur Kreaturen worden, nah jeder Effenz Eigenfchaft.
527. In der Effenz find die Engel und Teufel, und and)
die Eerlen von Ewigkeit gewefen und in der Weisheit erfehen wor:
den; aber in die Kreatur find fie am Anfang der Bewegung Got:
tes bes Vaters gegangen.
528. Was hab’ ih nun dem Paequill gethan, daß ich ge—
ſchrieben babe, Gott fei wider Gott geweſen? Verſtehet ihr das
— 1 —
[2
Banden felnz aber für bie flolzen, eigennügigen Geiſter haben wie
ein veſt Schloß und Siegel vorgemacht, unfern Sinn nicht zu ers
geeifen zur üppigen Wolluſt: auch follen wir hierin nichts mehr
meiden, e6.bleibt der Lilie,
933. Pasquill beſchuldigt mich viel; er fagt, ich hätte ges
fhrieben, der Zeufel fei Gott gleih: wenn.er dad auch mit Wahr -
beit darſtellete; als er ein Engel war, fo war er ja Bott gleich,
denn Gott hatte ſich durch und in ihm Preatürlich gemacht: aber
ais er ein Zeufel ward, fo verlor er das göttliche Principium und
wer Gottes Zorn gleich.
534. Nun geſchah doch der Streit nur in Gottes Zorn;
denn mit der erſten Smagination verlor er die Liebe, und Bonnfe
Gottes Herz nicht mehr erreichen. Was follte nun Gott dem fals
fhen umgekehrten Willen thun? Hoͤlliſch Feuer, das er begehrte
gab er ihm für die Liebe zu frefien: weil er Eines nicht wollte,
fo mochte er das Andere haben; waren fie doch beide fein. Was
er -erroählete, das hatte er.
535. Daß aber gefaget wird, Gott habe dem boshaftigen
Zeufel nicht können widerſtehen, das verkehret Pasquill, als einer,
ber nichts von meinen Schriften verſtehet, oder ja aus lauter Bos—
beit. Hat er nicht gefehen, wie ich's mit allen Umftänden habe
gefchrieben, daß Gottes Herz oder Liebe nicht in Zeufel ging? Denn
er (der Zeufel) wollte felber nicht: wo nun der Wille ſelbſt nicht
‚ will, da iſt ein ewiger Tod.
536. - War doc der MWillengeift im Urſtand aus Gottes
Natur; da er fich aber ins Gentrum ſchwang, ſich zu verbergen
vorm Licht Gottes, fo blieb Grimmigkeit in Grimmigkeit: womit
folte ihm nun Widerſtand gethban werden? Er war nun in feiner
urkundlichſten Mutter.
537. Sollte Gottes Liebe ins höllifche Teuer gehen? Das
iſt's nicht! Sollte denn Bott in feinem Grimm wider ihn -ftreiten ?
Saß er doc vorhin im höllifhen Teuer, Hätte nicht Grimm mit
Grimm geftritten, fo ſchwebete nicht noch Gottes Zorn in dem
Orte diefer Welt,
538. VBetrachte nur die Erde, du mifl’s wohl finden, du
blinde Welt! Mit allen deinen Sprüchen, die du haft angezogen,
wirft du.mir in meinem Buch nicht ein Wort zurhdfegen: allein
dag du mir eine fremde Nafe auffegeft, daß mich die Leute nicht
follen kennen, das ich nichts achte, denn ich bin vor dir ein gar
fremder Mann.
539. Du Eannft mir in denen Hofen nicht ins Angefi cht
ſehen; du mußt den Pelz ausziehen, willſt du den Geiſt des My:
fterii fchauen! Du verfteheft nicht, was du wider mid ſchreibeſt;
du redeſt aucd nichts von meinem Begriff: das macht's, daß du
mas Fremdes ſieheſt. Du willſt nicht fehen, daß es des Baumes
— —
Wuryel iſt; dit liefeſt Keber im bie Hölle, wie Lucifer that, ehe bu
ein Zweiglein anrühreteft.
540. Du laufeft wieder in beim Centrum gen Babel, und
feßeit eine Academlam auf, baraus die Meinımgm und bie große
Babel gewwachfen find, daraus aller Seit iſt erfolget; dba man bat
um Worte gezanfer, um die Hülfe, und bat den Kem laſſen lies
gen. Aber höre, Fritz zähle neh X, fo wirft bu «8 erfahren!
| 541, Gott bat uns in Einer Serle, und in Einem geifts
lichen Leibe alleſammt zu feinen Kindern erwählet. Gott bat Adam
| nicht zween Geifter eingeblafen, fondern einen einigen; der iſt ber
IF Geiſt aller drei Primeipien, aller drei Melten, als ein Feuer⸗, Lichte
umd Luftgeiſt.
542. Adam ſollte mit dem Lichtgeiſt ſein Regiment führen,
ſo wäre der Feuerquall in ſeinem Principio verborgen und in gros
fer Freude geftanden: er bitte nur im fich gebrannt,
543. Ufo auch der Geift biefee Welt, der follte auch nur
in fich ſtehen und in biefer Welt offenbar fein, und follte bie Feuers
und atıch die aͤußere Welt im Licht gleich als verſchlungen ſtehen,
und nur im ſich ſelber offenbar; es ſollte alle Begierde ins Licht
gefeßer werden, fo hätte das Lichte im aller Eſſenz und Begierde
geſchienen, und Alles erfüllet als in Einem Willen,
544, Als aber der Mille des Gentri, als der frurige Mille,
welcher Seele heißer, ins irdifche Reich einging, und nach Bös
und Gut imaginirte: fo empfing er auch dafjelbe, fo verlofd fein
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ver nenen Geburt erreiche, ſo wwingt die Seele den aͤußeten Su
mit des Lichte Kraft, und führet ihn gefangen.
548. Deein Pasquill, euer Dünkel betreugt euch! Ich weiß
wit mehr als von einem einigen Geift, nad) aller drei Welten
Eigenfchaft, der in dem Menfchen iſt. Und wenn das Licht vers
Afcht, fo iſt's in zwo igenfchaften: der Gottes Licht empfängt,
ber wird zu Gottes Kind erwaͤhlet.
| 649. Nun liegt's doch am Menfchen, daß er das fuche und
begehre; denn Chriſtus ſprach: Klopfet an, fo wird euch aufs
gethan ; ſuchet, fo werdet ihr finden; bittet, fo werdet ihr nehmen!
Mein Vater will den h. Geift geben denen, die ihn darum bitten.
Item, es ift kein Sohn, der den Vater um ein Ei bittet, daß ihm
der Vater einen Skorpion gebe. Item, Gott will, daß allen Mens
fhen geholfen werde.
550. Wo .bleibt denn in biefen Worten und Verheifungen
Gottes Fuͤrſatz zur Verftodung? Oder wo find die zween Geifter,
da Sort Einen liebet, und den Andern verftodt? Haben wir doch
“ae nur eine einige Seele, und die ift frei. Sie mag ihrem Wil:
len in Gottes Liebe oder Zorn fchöpfen: mo fie fich hinein wirft
weit -ihrer Begierde, da it fie. |
551. Es gefhieht, daß ſich oft eine Seele mit ihrem Mil °
lengeiſt hat in Gottes Zorn, in die finftere Welt, in ihrem Grimm,
zu allen Zeufeln, mit ihren Sünden gefhmwungen; und gehet doch
manche in diefer Zeit wieder heraus, und bekehret fi ih, und Sort
nimmt fie zu Gnaden an, er verftodt fie nicht
562. Habt ihe nicht das Eremplar am verlornen Sohn,
der alle feine Gerechtigkeit, feines Vaters Erbe hatte mit des Zeus
fels Säuen verzehret, und mar -ein Säuhirt worden, wie der Vater
mit ihm- that, da er wiederkam; wie er ihn um feinen Hals
fiel, ihn herzete und fagte: Das ift mein lieber Sohn, den ich vers
loren hatte, er war todt und ift lebendig worden. Luk. 15, 11
bis 32. So mirft du vielleicht auch fagen, Gott habe ihn gezogen,
fonft wäte er nicht kommen,
653. Die Seele ift frei; Gott zeucht eine jede, bie fich gegen
ihn wendet. Wenn fie in ihn eingehet, fo wird fie zur Lichtwelt
„erwählet; alfo lange der Wille im Grimm bleibet, in der finftern
"Welt, mit der dußeren verdeckt, alfo lange will Gott feiner nicht,
und wird nicht gezogen. Wenn er fi) aber gegen Gottes Ans
geficht wendet, und nur ein wenig in Gottes Liebe imaginirets fo
wird das göttliche Leben rege.
554. Verſtehet, das Wort iſt Menſch worten, und ftehet in.
der Seelen, als. ins Vaters Principio, im Schalle; denn es bat
mit feiner Eingehung in den Zorn den. Spiegel feines- Bunde, ale
-die Jungfrau der göttlichen Weisheit, der Seele vorgeftellet, daß
fie fi) barin follte befchauen.
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655, Die Meisheit- fpriht immer: Komm! So ſpricht ber
Zeufel hinter ihr aud: Komm! Wo fie num bingehet, da wird fie
zum Sind ermäblet,
556. Gott läfjet keiner Seele, die Gottes Licht hat, ihre Licht
aus feinem Fuͤrſatz verlöfhen: ber freie Wille verlöfcht es; ber
Zeufel ftellt fi der Seele in Engelögeftalt vor, daß fie in Boͤs
und Gut imaginiret; alfo iſſet aldbann ihre Imagination von Boͤs
und Gut: alfo wird bie Seele blind, und in ihrer Imagination
gefangen.
557. . Sonften, fo Gott einen aus feinem Fürfaß verſtockte,
und fein Licht aus feinem Fürſatz auslöfhen lie, fo wäre das
nicht wahr, mas David fagt in feinem 9, Pf. V. 6. Du bit
nicht ein Gott, ‚der das Böfe mil, Zwar er laͤſſet's gefchehen, daß
ein frommer Menſch böfe wird, Wenn fid) der Wille ins. Böſe
wenbet, fo läßt er fein Licht verlöfchen.
558. Aber nicht aus feinem Fürfag, daß er ben felben
Menfchen nicht gern haben mollte: nimmt er ibn bod an, fo er
wieber kommt. Alfolange ber Menſch in diefer Hütte lebt, fo hat
er Madır Gottes Kinb zu werden; benn der Apoſtel faat aud)
alfo: Er bat uns Macht gegeben, Gottes Kinder zu werben,
oh. 1, 12,
559. Verſtehet, nicht aus des Kleifches, als aus ber äußeren
Melt Willen, der geböret nicht in Gottes Meich, fondern aus des
Seelengeilttes Millen, ber in Gott geboren wird; denn Gottes Kür:
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— 1 —
neiß nicht, wovon ein boͤſer und guter Wille urſtändet, und will
auch Richter fein; er fchreiet immer: Gott! Gott!
664. Die Propheten und Apoftel haben oft den ganzen Gott
nach Liebe und Zorn, auch mohl nach allen drei Principien, mit
Einem Wort genannt. Man muß aber zmifchen Gottes Liebes
willen, und zwifchen feinem Zornmillen einen Unterfchied und rech⸗
tm Verſtand gebrauchen,
565. Sehen wir doh am Menfchen wohl, daß er Boͤſes
und Gutes mil, Er will immer gern ein Engel fein, und will
auch gern die Hoffart im Geiz und Macht diefer Welt haben.
Man muß forfchen, wovon jeder Mille feinen Urftand nehme, und
wicht immer fagen: Gott, Gott, Gott will das.
566. Er will nur feines leihen. Seine Liebe, ald der
rechte Name Gottes, will nur, daß wir Gott und unfern Nächften
leben und in feiner Begierde und Willen bleiben. Er will nichts
mehr, als dag fic alle Menfchen zu ihm wenden, und vom Grimm
ausgehen in die Liebe; denn die Liebe Gottes und des Nächſten
iſt das ganze Sefeg und die Propheten. Matth. 7, 12.
567. Dagegen will fein Grimm und Zorn, der eine Wurzel
der äußern Welt ift, auch nur feines Gleichen, ein Feuerholz, haben.
568. So nun Gottes Liebe hat dem Menfhen den Spiegel
feiner Weisheit in feiner Selbftimenfchwerdung vorgeftellet: warum
gebet er denn im Zornfpiegel, und läßt fith den Zeufel wiegen?
Sendet doch Gott Propheten und Lehrer aus feinem Fürfag, die
der Melt feinen Zorn offenbaren und anmelden: warum folgt der
Menfh der Sünde?
569. Das wäre ein mwunderlih Ding, wenn Gott Einen
tieß\rufen, er follte zu ihm kommen, und. wollte ihm auch feinen
Willen verftoden, daß er nicht Eönnte! So wäre Gott ungerecht.
Die Fleifchess und Zeufelstuft verftodt die Seele und hält fie
gefangen.
570. Hätte Gott das Böfe oder des Menfchen Fall gewollt,
fo Hätte er Adam den Baum Gutes und Boöſes, als die Luft dies
fee Welt, nid;t verboten; fo er ihn aber verboten hat, und hätte
. au Adam verftodt, daß er nicht hätte können Gottes Millen '
thun: wer wäre nun gerecht? Gott oder Menfch?
571, As fih denn Pasquill käffet bedünken, es fei aus
Gott Zürfag, daß aus Adam find zween ungleihe Eöhne geboren,
ein böfer und ein guter, und will zweierlei Samen daraus machen,
Höre, mache zweierlei Seelen, fo gehet's an!
572. Da Adam irdifd) ward, fo ward er vom Geiſt diefer
Melt gezogen, und Gottes Zorn war in ihm rege... So hat die
Seele zugelaffen, daß ihr der Teufel hat durch den Geiſt der dußeren
Melt böfen Samen in bie feelifhe Effenz zur Fortpflanzung eins
F
ii. 9:
J
591. Du ſageſt vom Zeufel; und es war Freude im Him—⸗
mel, im Ternario Sancto, vorab in des Waters Natur, als diefer
Same gefärt ward. Ich wollte das Körnlein, das mir gefäet ward, ’
nicht um aller Welt Gut geben. Es ift mir lieber als Himmel
und Erde, und bu £rittff ed mit Füßen. Siehe eben zu, was für
ein Engel bu bift!
592, Du fchreibeft viel; und wenn bu follteft mit deiner
Schrift auf's Centrum geben, fo wäre Niemand daheim. Du vafı
feft viel Sprüche, bie an ihnen felber aut find, zufammen, daf du
Eannft eine gefaffete Meinung damit beftättigen, daran du doch
gar feinen Grund meißt.
95. Du kannſt die Meinung nicht ins Centrum und mie-
ber herausführen; es ift Eein -Geift der Tiefe in dir, fondern ein
zuſammencopuliret Wefen von anderem Mund, und bein eigener
Mund verftchet das nicht.
594. Aber ich fehreibe, was ich felber verftche, und mas
ih kann auf's Centrum bis in den Ungrund führen.
59, Bift du ein Meifter, fo laß dich ſehen! Gieb mir-
Schrift vom Gentro der inneren, und dann auch der aͤußeren Na
tur! Laß fehen, was du kannſt! Bewähre es am Licht der Natur,
und nicht .aus fremdem Mund! Mede aus eigener Erfenntniß, fo
will ich bie antworten.
06, Balls bein Schmähen bleiben b richte 8 u, ba
— 19 —
habt, und er habe keine ſolche Glieder zur Sortpflans
sung gehabt Er will ſchlecht nur einen irdenen Menfchen
- 601. Verſtehet's denn Pasquill nicht, daß das Reich Gottes
in Kraft flehet, und die Bildnig Gottes aus bimmlifcher Wefenheit
fei gefhaffen worden? Und dag das fchöne englifche Bild Über das”
äußere Leben fei Herr gewefen? Daß der Menſch nicht fold grob
thieriſch Fleiſch Habe gehabt, bis die Bildniß ward in ben Tod ges
ſchloſſen? wie Gott fagte: Welches Tages du davon iſſeſt, follft du
des Todes fterben,
602. Er verſtund nickt das Aeußere: er ſtarb nicht am
äußern Leben, ſondern das edle Bild aus Gottes Kraft. Der Geiſt
Gottes wich von ihm: alfo war das Bild aus Gottes Werfen in
Michts, als im ewigen Zode, ohne Quall.
603. Hätte Adam nicht nach der Irdigkeit imaginiret, ſo
waͤre Eva nicht aus ihm gemachet worden; ſondern er haͤtte wohl
koͤnnen ſelber auf magiſche Art gebaͤren: er hatte die Matricem
und auch den Limbum; er war Mann und Weib vor ſeiner Eva,
eine reine, zuͤchtige, maͤnnliche Jungfrau Gottes.
604. Darum mußte der andere Adam wieder von einer
Jungfrau ohne Zuthun eines Mannes geboren werden, und dem
Erften Bilde gleich werden, in dem das göttliche Licht das Regi⸗
ment führete,
605. D6’8 unfern Augen gleich nicht ift zu Chriſti Zeiten
offenbar gewefen — mir hatten nicht himmlifche Augen —; fo
war. er doch das Licht der Melt, mie er felber fagte. Joh. 8, 12.
Ein folder war Adam aud vor feinem Schlaf, vor der Imagina⸗
tion ins irdiſche Reich. Ich verſtehe in meinem Buch nicht einen
Kraftleib nach der aͤußeren Welt; ſondern nach ber Bildniß, wie⸗
wohl der aͤußere gar viel anders war. -
606. Mein Pasquill,meinet ihr, daß am jüngften Tage ein
anderer Menſch wird aufftehen, ald Adam vor dem Fall war?
Gottes Füuͤrſatz muß beſtehen: das erſte Bild muß wieder kommen,
und eben in ſolcher Geſtalt, als es Gott zum ewigen Leben ſchuf.
607. Oder koͤnnt ihr im Licht der Natur nichts davon vers
ftehen, wie fi) die arme Seele fchämet der viehifchen Geburtsglie⸗
der und der viehifchen Schwängerung ? Fühlt ihre nichts in euch?
608. Saget, fo wir find viehifch gefchaffen worden in Adam,
wo die Scham herkommt, dag fich die Seele vor des Keibes Un-
geftalt und ihrer Fortpflanzung fchämet ?
609. Sehet ihr nicht, mie daß diefe Glieder an Adam und
Heva offenbar worden nach der Suͤnde, mie fie ſich fchämeten, daß
fie nad) dem aͤußeren Menfchen waren Thiere worden? Sie ſahen
das nicht, was das aͤußere Fiat hatte in Adam's Schlaf gemacht,
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Er 7 —
bis die irdiſche Quaal aufwachte: da ſchaͤmte ſich die Seele, baf
aus einem Engel war ein Thier worden.
610. Weil dad irdiſche Reich verborgen ſtund, fo erkannte
es die Seele nicht; ald es aber in die Seele einzog, fo ging Neuen
und Schreden an vorm Abgrund; denn bie Eerle fah ihre Wur
„el, weiches ber äußere Leib und Geift nidıt verftund,
| 611. Dber meinet ihr, Adam fei zur Sterblicykeit geſchaffen
worden? D nein! Zum ewigen Leben ins Paradies, mit paradiefi-
| fer Quall, und mit einem Leibe, der ins Paradies taugte, ber
|. dem Paradies ähnlid war. — Dievon nicht mehr! — Im Bud)
| von ber Menfhwerdung Chrifti, und im Bud vom
breifahen Leben, item im den 'brei Principien iſt's ausgefüh:
xet: lies es dafelbft!
Numero XI.
612. Wegen bes letzten Worts im Buch, ba geſchrieben
ſtehet: „Es hätte gleich Petrus oder Paulus anders
geſchrieben“z und daß ich. geſetzet hatte: „Moſes fei nicht
bei’ der Schöpfung geweſen, fondern habe die Schoͤ—
vfung aus feiner Borfabren Munde gefhrieben,*
macht fi Pasquill unnüs, und pochet gewaltig mit Stuͤrmen auf
JHabel, er will ihm ſchlecht tobt und in ber Hölle haben,
613. Hoͤre, PDasquill, "dab von Prtro und Paulo aefaget
— 81 —
Aur auf eine Akademie mit ihm, daß er Urfache krieget, zu zanken,
vielleicht kaͤme irgend Einer, der ihm die Naſe wiſchte, der auch
Hörner haͤtte. |
617. Er darf mit mir nicht zanken. Ich babe für mich
gefchrieben, und nicht für die Gnaden- Wähler, viel weniger
für die neue Babel, die im Pasquill grüne. Sie redet ſchon bie
Hörner heraus, fie wird bald geboren werden; fie ftedt nur noch in
der Matrice: e8 ift immer Zeit, daß man ſich zum Pathengeld ſchikke.
618. Hätte der Pasquillant mein Buch nicht wollen Iefen,
hätte er's nur mit dem erſten Blatt weggeworfen. Was durfte er
fo viel Böfes darin fuhen? Er hat eigentlich ein, boͤs Gemüth
voll Grimms, dag er ſich hervorthut, da es doch nicht feiner Vo⸗
cation iſt; wenn er nur dieweil feinen Mammon hätte in Acht ges
nommen, oder hätte ſich um feine Seele befüimmert, ehe er andere
Leute verbammte, oder fo hinrichtete. Allein die Hoffart hat ihn
aufs Möffel gefegt, zu reiten- Über einen Schwachen, -
619. Aber es gefchieht oft, daß ein Kleiner einen Großen
fehläget. Er verlaffe fih nur nicht zu viel auf Kunft; fie läßt
Manchen zu Spott werden. Wer’ Gott vertraut, hat wohl gebaut;
ob mich gleich die Welt thut haffen, ich fra auf Gott: er will
mich nicht verlaffen! Haben fie den Hausvater Beelzebub geheißen,
was werden fie feinen Hausgenoffen thun? fpricht Chriftus. Wenn.
fie euch verfolgen um meines Namens willen, fo freuet euch, ale»
dann: euer Lohn iſt groß im Himmelreich. Luk. 6, 22, 23.
620. Man fpricht: Feindes Mund redet nimmer gut; ee. ift
nichts fo bös, man mache es denn böfer. Mein Bud iſt nit
658, es thut Niemand nichts; allein du machſt es boͤs, du deuteft
daffelbe auf einen böfen Sinn, und mein Sinn war recht gut, als
ich's machte.
621. Du fageft, in mir ſei ein böfer Geiſt. Waͤre ein
guter Geift in bir, fo machteſt du aus Bös Gutes, und verkehrteſt
nicht alles,
- 622. Gottes. Geift fuchet nur Gutes; er zanket mit, Nies
mand, er liebet die Menfchen; und wo er in einem Menfchen ift,
fo treibt er ihn zur "Liebe und Demuth gegen feinen Nädften. Er
lehrt und. unterweifet fanftmüthig; er fegt nicht Hörner auf; er
tommt auch nicht mit Donner und Blig, wie der Zorn in des
Baters Matur auf dem Berge Sinai und beim Elia, fondern mit
einem ftillen,, fanften Saufen, wie am Pfingſttage.
623. Gott hat uns in Chriſto wieder in der Liebe geboren
(nicht in ſeiner, Feuers-Eigenſchaft), daß wir einander mit zuͤchtigen
und lieblichen Geberden in einem freundlichen Willen ſollen zuvor—
kommen, und uns unter einander herzlich vermahnen als Bruͤder.
624. Wir ſollen den Schwachen und Irrenden aufhelfen
“und freundlich auf den Weg weiſen; nicht vom, fümalen Stege
VIEL
.4
— 2 — j
vollend ind Waller, ober in Gotted Zorn. ins, höllifche Feuer
werfen,. wie Pasquill,thut, ba er faget: „Das Höllifche Feuer
iſt dein.”
325. Chriſtus faget: Mer zu feinem Bruder faget: Du Narr!
ber iſt des böllifchen Feuers fchulbig; oder Racha! ber iſt des
Mathe ſchuldig. Matth. 9, 22, Was wird ber wohl werth ober
ſchuldig fein, ber feinen Bruder.einen Teufel Heifet und ibn zum
böllifchen Feuer richtet? O Menſch, bebenfe dich! Kehre um» von
folchem unbekannten Wege! |
626, Wir haben doch allbier in. biefem. Jammerthal auf
unferer Pilgeamsflrafe vorhin gar, einen ſehr fAymalen Steg in
Gottes Reich: was wollen wir erſt einander felber binunterftoßen ?
Gehet Einer irre, fo weiſe ibm der Andere den Meg! Laßt uns mit
einander handeln als Brüder | Ä
627. Wir find alle blind geboren. So uns aber nun bas
Schen aus Gnaden vergönnet wird, warum aönnet dran ein Bruber
bem andern die Augen nicht? in Feder fiehet, wie «8 ihm Gott
günnet, wie ihm das Sehen gegeben wird: warum will ein Bruder
den. andern um befwillen anfeinden, darum er nicht weiß, was ‚ihm
ber Herr gegeben bat?
625, Ach, wie Elend ift doch unfere Zeit! Wie flellet uns
ber Zeufel mit Striden und Netzen nah, daß ein Bruder ben
andern ſchaͤndet, ſchmaͤhet, verachtet und töbtet, auf daß er uns in
in sn 44 re u Ta ze EI “ ı r ar Fi . Ter-it.
* 2 3 =
. — 83 —
ju reden, ober daß er geſtorben ſei? Daß ber Geiſt, fo er in
Gottes Schen ſchwebet, nicht mehr darf ſagen: „So ſpricht
der Herr.“
634. Der Geiſt zeiget ihm, was er ſprechen ſoll; "allein er
bäte fih vor der Finmifchung” des Geiſtes dieſer Welt, und vor
ber Imagination des Zeufels, daß der rechte menfchlihe Willens
geift, der aus dem Seelenfeuer im Licht ausgehet, in feinem Flug
nicht inficiret werde.
: 635. Da ift eine beffere Arznei ‚oder MWiderftand, als die
Begierde der Liebe und die Demuth, alfo lange er in der Liebe
und Demutb, fm Sehen der göttlichen Kraft fähret und richtet,
fo ift fein Wort Gottes Wort: denn es ift von Gottes Geift appros
biret; er fähret auf den Fittigen dr6 Windes im reinen menfghlis
chen MWillengeift, mie David faget: Da Herr fähret auf den $itti:
gen des Windes, Pf._18, 11.
- 636. hr findet bei feinem Propheten oder Apoftel, dag
Einer hätte aus anderm Munde geredet, fondern aus feiner Gabe.
Bismweilen hat der Geift einen Spruch eingeführet und andere
Schriften damit erklaͤret; aber die Hauptſumma ift aus feinem
- eigenen Geift und Munde dargeftellet worden.
637. Wer hat e8 und denn verboten, daß wir nicht aus den
Gaben unfers Geiftes reden dürfen, fondern wir follen allein mit '
ftemdem Mund aus unferm Geiſt reden, tie es Pasquill haben will,
638. Wer hat ein Gefeß gemacht, daß man dem Beift ſoll
feine Sprache benehinen und in andere Geſtalt verwandeln, als
eben der Antichriſt, der fih zum Deren Über Gottes Geift hat ger
feget, und hat der heiligen Kinder Mund in feine Sarbe und Willen
verwandelt?
639. Haben und doch die bohen Apoftel ſolches nicht ge⸗
boten; ſondern ſie ſagten: Haltet im Gedächtniß Jeſum Chriſtum,
der für uns geſtorben und auferſtanden iſt; und hießen uns den
lehren und predigen. Sie haben Niemandem ſeinen Geiſt geſperret
und ſeine Zunge heißen ganz in ihre Worte verwandeln. Haben
ſie doch alle mit einander ein Jeder aus ſeiner Zunge geredet, und
doch aus Einem Geiſt, der war Chriſti.
640. Wir haben auch noch heute eben denſelben Geiſt, ſo
wir aber aus ihm geboren ſind. Darf er denn itzo nicht reden,
was zu dieſer Zeit nothwendig iſt? Meß ift Urſache daran, daß
das Centrum der h. Dreieinigkeit ſich offenbaret? Eben der Menfchen
Suchen, ihr Begehren.
641. Man flreitee ige, um Chriſti Perfon, item, um die
Mahl Gottes, und man richtet darum Krieg und Schmähen an:
das mill Gottes Liebe nicht mehr haben, und offenbaret fih ehe
felber, daß doch der Menfch fol fehen, was er thut, und vom.
Streit um Gottes Willen ausgehen: in ein recht afeſtouſch Leben,
in a
und nicht mehr um bie Wiffene zanken, wie bisher eine lange Zeit
in Babel geſchehen ift,
642, Daß aber nun alfo ein einfältiger Mund folde große
Dinge reden muß, und nicht eben ein hochgelehrter; da frage Gott
darum, warum er's thut. Wenn igt ein Hirte, wie David war,
ein König mürbe aus Gottes Geheiß, die Welt glaubte das auch
nicht, bis er in Eöniglihen Ehren fäße.
645. Kam doc Ehriftus in niedriger Geftalt, auch waren
feine Apoftel nur geringe Leute; folched Bann Gott noch thun, auf
baß er die eigene Vernunft diefer Welt zu nichte mache. Ich fage
euch, wir reben, was wie wiſſen, und zeugen, daß wir fehen.
644. Es wicht eine Lilie in menfhlidher Effenz,
die wirb in eigenet Zunge bie großen Thaten und
Wunder Gottes reden, daß es Über den Kreis ber
Erbe [hallen wird. Halleluja!
Apologia I.
contra Balth. Tilken.
Diet:
Die zweite Schugfchrift -
wider
Balthafar Tilken's, eines Schlefifchen vom Adel, ange:
Mebte Zettelchen über einige Punkte, im Buch von der
Menfhmwerdung Jeſu Chrifti angefochten, hande⸗
lend von dem ewigen Fürfab und Gnadenwahl
Gottes, wie aud von der Menſchwerdung und Perfon
Chriſti und von Maria der Jungfrau.
Sefchrieben im Jahr 1621.
Zuſchrift.
An Herrn Johann Daniel Koſchowitz, Med. Doct. und
Practicus zu Striga.*)
AAchtbarer, Ehrenvefter, Hochgelahrter Herr, neben Wünfhung
von unſerm Immanuel Gnade, Liebe und Barmherzigkeit, auch
aller zeitlichen -Leibes Wohlfarthi foll ich gem. Heren nicht bergen,
daß ich das Buch mit den Zetteln gelefen, und Gegenſatzes Ver⸗
Hand, Begriff und Meinung in der Liebe und Gottesfurcht bes
trachtet, und faft genug verflanden, in was Erkenntniß der Menſch
laufe, und wie er meine Schriften noch niemals -mit dem wenigſten
verftanden habe.
*) Die Stadt Steiegau in Schlefin.
= =
2, Auch jammert mich auch aar fehr des Menfchen, daß er
fih hat alfo in eine ſolche Gruft mit der Mahl Gottes vertiefet,
daraus er gewiß nicht kommen fann, er lerne denn das Gentrum
aller Weſen verfteben. Auch gebet er jämmerlidy irre wegen Chriſti
Menfchheit und feiner Mutter Maria, welches Meinung unferm
chriftlichen Glauben, darauf unfer herwiebergebrachtes Heil ſtehet,
ganz zuwider iſt.
3. Wünſche aber don Herzen, daß der Menſch möchte ſehend
werden; denn er iſt ein Eiferer? fo würde doch fein Eifer nüͤtzlich
fein, allein dieſer Weg, den er ist läuft, iſt nur eine Thüre zu
alter Leichtfertigkeit und Werzweifelung, unb wird ſchwere Mechen-
ſchaft darzu gehören, den Menſchen alfo in Berzweiflung und Leicht:
fertigfeit anzuführen,
4. Ich wuͤnſchte, daß ihm möchte gerathen werben, daß er
doch möchte das liebe und freundliche Herz Jeſu Ehrifti erkennen,
ber ſich in unferer Menfchheit hat offenbaret, uns arme verlorne
Menfhen zu fuchen und felig zu machen. Denn Toldy leichtfertiger
Spott, den er treibet gegen feinen Bruber, iſt gar Erin chriſtlicher
Wegz er wird nicht Zion erbauen, fonbern zerſtoͤren. Will er mit
unter der Tiebenten Dofaune Schall erariffen und ein Erft:
ling fein; fo muß er von allem Spott, Zank und Verachtung aus—
gehen, und nur das brüderliche Liebeherz fuchen: fonit iſt's da alles
Dabel und Fabel, Greinen und Zanken, und nimmer auf's Ziel
4 *
=): —— 7
— 87 —
8. Darum vermahne und bitte ich euch im der Liebe Chriſti,
Dem nachzuſinnen, und. recht gegen ‘der heiligen Schrift Geift zu
halten, und es recht auf die Pobe zu legen, mit einem rechten
chriſtlichen Gemüthe; fo werden euch bie Augen aufgethan werden,
daß ihre es werdet fehen und .erfennen.
9, Wiewohl mir an des Herrn Perfon gar nicht zweifelt,
denn ich ihm gar für einen frommen Liebhaber Gottes und der’
Wahrheit angefehen, verhoffe auch mein Gemuͤth, welches trefflich
fehe zu dem Herrn in Liebe geneiget, werde mich nicht betrogen
en. ’ . .
10. Denn ich wohl vermeine, folches auch in meinem Gebete
gegen Gott getragen, daß dem Herrn noch wohl mag das fehönt
Kraͤnzlein dergöttlichen Ehre in der Erkenntniß der Weisheit aufgefegee
werden, daß er weder meiner noch anderer Schriften wird dürfen zu;
Erkenntniß Gottes gebrauchen, fondern den Herrn in ſich felber erfennen r
wie mir denn auch alfo gefchehen, daraus ich fchreibe, und fonft
nichts anders brauche. Denn es ſtehet gefchrieben: Sie follen alle
von Gott gelehret fein und den Deren erkennen. Joh. 6, 45. Ih
will meinen Geift ausgiegen über alles Fleiſch. tem: Ihre Söhne
und ihre Töchter follen weiffagen, und ihre Sünglinge Sefichte
haben. Ad. 2, 17. 18.
11. Warum will man das denn verfpotten, fo Gott feinen
Geiſt über fo einen, einfältigen Dann ausgießt, daß er muß fchreiben
“über aller, Menſchen Bernunft, höher als diefer Welt Grund ift.
12. Lieber Herr, es gefchiehet aus Gottes Liebe gegen euch,
daß ihr doc) möget gured Schulenftreits Grund und Wurzel ſehen.
Denn viel haben. gefuchet; aber nicht am rechten Ziel. Davon ift
ihnen ber Streit worden, welcher bie Welt erfüllet, und hat faft
alle brüderliche Liebe zerftört.
13. Darum rufet euch Gott mit einer böhern Stimme, daß
ihr doch ſehet, wovon alles Boͤſes und Gutes urſtaͤnde und hers
komme, daß ihr follet vom Streite aufhören und ihn am höheften
erkennen, welches von ber Melt bis daher verborgen gewefen, und
nur in den Kindern der Heiligen geoffenbaret. -
14. Weil mir aber bemußt, mie der Herr zur Weisheit. ges
neigetz fo rede ich gehen ihn Fühnlich, und verhoffe, er werde «8 in
techter Liebe annehmen, und recht, wie «6 gemeinet ift, erkennen.
15. Ich wünſchte, daß ich ihm möchte den halben Geift
meiner Erkenntniß geben, fo dürfte er keines Schreiben. Wiewohl
ich ihn für weiſe halte; fo wollte ich euch aber doch eincs mit
diefem Schreiben brüderlic ermahnen, ehe der tauhe Winter der
Trübſal kommet, welher auf der Bahn ift.
16. So dem Herrn meine Schriften belieben, fo bitte ich
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ihr, fie nur fleißig zu leſen, und vor Allem ſich auf das Centrum
aller Weſen zu legen; fo werben ihm die drei Prineipia gar leicht
fein, Ich weiß, und bin gewiß, daß, fo ber Herr das Centrum im
Geiſt ergreifet, dab er wird eine ſolche Freube darob haben, melche
aller Melt Freude übertrifft; denn der edle Stein ber Weiſen lieget
darin. Er giebet Gewißheit aller Dinge, er: erlöfet den Menſchen
von allem Kummer in dem. Meligiongjtreit und eröffnet ihm feine
hoͤchſte Deimlicykeit, fo in ihm felber liegetz fein Werk, wozu er
von Natur erkoren, bringet er zur höchften Vollkommenheit, und
mag allen Dingen ins Herz ſehen. Mag bas nicht ein Kleinod
über alle Koͤſtlichkeit der Welt fein?
17; So dem Herrn mas möchte in meinen Scheiften ent:
gegnen, das unverflanden und zu bob fein wollte, bitte ich. nur
anzumerken, unb mir zu fchiden, ich will's Finbifcher geben. Weil
ich, aber einen feinen, hohen Berfiand davon beim Deren gemerket,
fo vermabhne und bitte ih in rechter Meinung, fo vor
Gott gefiellet wird, man wolle doch aud alfo in ein
folched feben treten, unb in ber Erfenntniß leben unb
wandeln, auf baß wir werden befunben als berufene
Erfflinge in dem Derrn in ion.
18, Denn e8 eröffnet ſich eine Zeit, bie iſt wunderlich, welche
in meinen Schriften genug angedeutet; fie kommet gewiß, und ift
Ernſt zu brauchen nöthig.
19, Dem Herrn N. zu N., fo bie Herren in eine Conver⸗
— Zn
aber zufrieden fein, fo mag die Antwort am befannten Orte ruhen:
ee mag es ficher glauben, daß ich weiter: fehe, als er derſtehet.
22. Allein um Glimpfs und göftlicher Ehre‘ willen, babe ich
bewußter Perfon freundlich geantwortet; denn mir lieget mehr an
‚Gottes Kindern (als meinen ewigen Brüdern), als an Rechtferti⸗
ums Denn um der Wahrheit und Chrifti Ehre . willen leide Rh
Schmach; denn es ift das Kennzeichen Chriſti, füge ich dem
Serm freundlich: und thue ihn ſammt allen denen,. die Jeſum
Keb haben, in die Gnade Jeſu Chriſti empfehlen.
Anno 1621, den 3, Julii.
Warnung an feine Mitbrüder.
Der offene Brunngquell im Herzen Jeſu Chrifti fei unfere
Erquickung und Leben, und führe uns in feinem Lichte
in eine bruͤderliche Liebe und Eindlihe inigung, auf
bag wir mögen in feiner Kraft einhergehen und uns in
— Ihm erkennen .und lieben,
Liebe Herren und Brüder in Chrifto,
1. In mas gefährliher Herberge wir in biefem irbifchen
Hüttenthal, in Sleifh und Blut, im Reich der Sterne und Ele:
mente, im Gegenſatz des Teufels gefangen liegen, und auf was
gefährlichen Wegen wir vom Zeufel in Lüften des Fleiſches und
Bluts pflegen zu wandeln (es fei denn, daß der helle Morgenftern
des Herzens Jeſu Chrifti in und aufgehe), iſt nicht genug zu
reden oder zu fchreiben.
. Wie doch die Welt fo gar vom Wege bes göttlichen Kichts
abmweichet und. im Kinftern tappen gehet, ihr auch nicht will helfen
laſſen, fondern verhöhnet und verfpottet nur Gottes Boten, welche
ihr oft von Bott aus feiner Liebe gefandt werden, fie des ungött:
lichen Weges zu verwarnen. Solches fehen und erkennen wir leider
allzu viel, wie fidh die eigene Vernunft vom Geſtirn und Elementen
wider den offenen Brunn der Liebe im Herzen Jeſu Chrifti feget
und leget, und das alles verfpottet, was ihr Gott zur Warnung
und. Lehre vorftellet, gleichwie zur Zeit Chrifti und feiner Apoftel
geſchuh, da die vernunftliuge Schule nicht allein der Einfalt der
«
v
v.
-,
un, Din ii
Perfonen, fo das Reich ‚Gottes, lehreten, fpottete, ſondern audy alle
Wunder verachtete, und allein ihre gleifnerifche Vernunft für wahr
und recht bielt,
3. Und wie ed war zur Zeit Noaͤ vor ber Shndfluch, auch
zu Sodom uud Gomorrha, auch in ber Zeit der Berftörung bes
jüpifchen Volks, auch bei den Deiden, che Ferael and Aegypten
im ihr Rand eimgeführet ward, und fie daraus vertrieben und ge—
tödtet worden: alfo auch im dieſer ikigen Zeit, da alles im Streit
und MWidermillen lebt, unb mürhet und tobet wider Gott und) ben
Meg der Gerechtigkeit als unfinnig, und fchreiet body immer: Die
Kirche Chriftil fliehet von Jenem, er ift unfinnig und vom Teufel!
4, Und Iebet boch eine Part fo gottlos als die andere, führen
ben Namen Gotte® in ihrem Munde zum Schein und Schwur,
und ihr Herz ſtecket voll Galle, Gift und Bitterkeit. Keine Gottes:
furche it in ihrem Herzen; ibe Mund ift voll Fluchens und ſpoͤtti⸗
ſcher, hoͤhniſcher Läfterung, Eeine Begierde zur Liebe und Eintraͤch—
tigkeit ift in ihrem Herzen, ſondern Hoffart, Geis und Beichtfertig-
keit, ſich nur immer zu erheben uͤber Gottes Kinder, und ihren
Meg, deu fie im Lichte Gottes wandeln, zu verdecken und auszu—
tilgen, damit ihre Lehre und eben nicht erfannt werde, und ber
Teufel Geoffürft im menfchlichen Leben, Willen und Regiment
bleibe. So läftern und fdyanden fie die Kinder Gottes, und halten
fie für Marren, daß fie verdedet bleiben.
1 * E f
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— 1 —
7.. Denn der ärme, blinde Menſch verwirft manch Ding in
meinem Buche, und ſetzet eben ein ſolches an die Stelle, als meine
Meinung in der Erkenntniß iſt, deſſen ich mich verwundere, wie er
alſo ein eifriger Saulus iſt, und über dem Gefrge Gottes -zifert
und deſſelben doch fo’ gar Leinen Begriff im Licht Gottes hat;
wünfchete von Herzen, daß ihn doch das Licht Gottes mit Saulo
bei Damasco auch umleuchtete, daß er ein Paulus würde: weil er
alfo eifert, fo möchte doch fein Eifer menſchlichem Heile nüge fein.
- 8. Aber alfo lang er auf dem Wege ift, den Tempel Chriſti
zu läſtern, ſchmaͤhen und verfolgen, und alfo in Blindheit zu rafen,
wie Saulus thut, fo wird er nichts ausrichten, ald nur wider Gott
wüthen zu feinem größten Unheil, und wird den Menfchen, den
er gedenket zu lehren, nur verwirreſt und tiefer in die Finſterniß
führen. - \
9. Denn er hat folhe Meinungen in der Vernunft gefaffet,
weiche wohl viel beffer wären, er hätte fie niemals auf's Papier
gebracht; ich auch def fat fehr erfchroden bin, daß der Satan die
eigene Vernunft ohne göttli Licht in einen ſolchen Kerker wirft,
und mit einem folchen Strick umfänget, daraus gar ſchwer zu
reißen ift, und ohne goͤttlich Licht gar nicht gefchehen mag.
10. Weit mir denn bewußt, daß nicht allein er, fondern
“auch Andere mit dem Kürfag und Wahl Gottes alſo bekuͤmmert,
und ihnen alſo die Allmacht Gottes auf eine Weiſe vorbilden, dar⸗
innen fie mit Unverſtand fehr verwirret gehen, und nichts von
Gottes Willen zum Guten und Böſen verftehen, viel weniger daß
fie wiſſen, was Gott fei, daraus abſcheuliche Meinungen geſchloſſen
werden; und aber dieſer Menſch in ſolcher verwirreten Vernunft
alſo unverſchaͤmt meine Schriften, welche gar viel einen tiefern
Grund haben, als er immer verſtehet, vermeinet zu tadeln und
unterzudrucken: fo ſoll ihm das ein wenig bewieſen werden, ob er‘
ober ein Anderer wollte dadurch in Bott fehend werden.
11. Nicht der Meinung, zu verachten, fondern zur Unters
weifung aus meinem Pfund, fo mir von Gott gegeben ift; denn
man meiß wohl, daß ich Fein Doctor von der Schule diefer Welt
bin. Wäre mir’s nicht gegeben, fo verſtuͤnde ich's nicht.
12. Wiewohl ich's nicht alfo hoch gefuchet habe, und mir
aber dhne meinen Bewußt gegeben ward. Ich fuhts allein
den Brunnquell Chrifti, und verftund nichts vom Mofterio,
was das wäre; nun aber iſt mir auch vergönnet worden, zu ſehen
das Weſen aller Wefen, an welchem ich ohne Gottes Licht wohl
ſollte blind fein.
13. Weil aber der Menſch mit feinem Bettel- Anhängen an
meine Schriften vom: Mofterio des Weſens aller Wefen fo gar
nichts verftchet, viel weniger die Principia, ober das Ceutrum im
Principio, und ſich auch unterftehet, meine Schriften zu tabeln,-
— 982 — * |
auch mit fremdem Verſtande, aanz wider meine Meinung, unb
mir meinen Sinn in einen fremden, aan, naͤrriſchen Verſtand ver:
Echret, nur feinen Band unter folhem Schein bervorzubringen,
welcher doch weder mit ber b. Schrift Gründen nod vor bem
Licht der Natur beftehet, fo werde id) qleichſam genöthiget, feinen
Koth von meinem Sinn und Begriff abzuwifchen.
14, Dieweil ers alfo künſtlich anfähet, und bie Schrift mit
den Haaren herzugeucht, daß fie ihm muß dienen, wie er's haben
till, e8 bleibe der Grund und Editein wo er will, es fei gleich in
den angejogenen Terminis ein folcher Verſtand oder nicht, nur
daß er Schrift und‘ Buchftaben führe, und Worte mit Worten
twechfele, und feine irrige Meinung mit foldyem Schein vermäntele,
wenn pr nur Schrift führet, und da ich doch oft ir meinen
Schriften nit eben von folcher Materia handele, als er möchte mit
Schrift befcheinen, fonbern gar weit einen andern Sinn führe, und
er mir meinen Sinn ganz widerwaͤrtig anzeucht, und nur will ver
daͤchtig machen: fo mill ich ihm ein wenig nur fummarifch auf
feine angeflebte Zettel ‘antworten, nicht dergeftalt, mit ihm zu zanken,
fondern benen nachzudenken, welche meine Schriften leſen.
15. Denn ein rechter Ehriſt bat mit Niemand Eeinen Zank.
um bie Meligion, Mer um Morte zanket, und verachtet feine
Brüder: ber iſt blind, und hat den Glauben nicht.
16. Denn Glauben ift Eein biftorifcher Wahn, fondern ein
* Pu 1
mere ‚F ar Kur. „ leide, ä 11 nern ü h’a_ Weir
— 93 —
Reich in ihm zukomme, und Gottes Wille in ihm heſchehe Chriſtus
iſt kommen zu ſuchen, und ſelig zu machen, das verloren iſt.
Lat. 19, 10. Was wollte denn der Geiſt Chriſti im bekehrten
Menfchen anders wollen?
19. Lieben Herren und Brüder in Chriſto! Ich fage in
gutem Willen und Treuen, als id Gnade im Geiſte Chriſti er
langet habe, daß in keiner Verachtung und fpöttifcher Höhnung ein
görtlicher Geift wohne. Nur gehet aus darvon, und tretet den
Zank im Semüche zu Boden, haltet ihn für Koth!
20. Und fucher das Leben Gottes in Chrifto mit Ernſt!
Wenn ihr das erlanget: fo duͤrfet ihr keinen andern Lehrmeiſter.
Der Geift Gottes wird euch wohl lehren, leiten und führen; ja in
euch wird er leben; denn es flehet gefchrieben: Sie werden von
Gott gelehret fein. Joh. 6, 45. Und Chriftus fügte: der h. Beift
wird's von dem Meinen nehmen und euch in euch verfündigen.
So. 16, 14.
21. Alles Außerliche Lehren haftet nicht im Menfchen, der
Menſch werfe denn feinen begehrenden Willen darein. Wie wil’e
denn im Spötter haften, ber einen neidigen Gegenfag wider den
Geiſt Chriſti führer?
22. Lieben Herren und Bruͤder! ſehet doch und denket ihm
nah, mas der arme blinde Menſch in feiner Hoffart vorhat! Er
tadelt das, da er nichts um meiß, und deffen er noch feinen Bes
geiff Hat, welches mich fehr jammert, daß ber Menſch alfo ohne
Geund laufet.
23. Er faͤhet an zu tadeln, was ich vom großen Myſterio
der ewigen Natur habe gefchrieben, daraus das dritte Principium,
als die äußere Welt mit den Sternen und Elementen iſt erboren
und gefchaffen worden, und giebet doch auch nichts an ben Tag,
daß mar fehe, daßer etwas vom Grunde und Centro verſtehe. Er faget
„Das Wort und die Weisheit Chrifius fei das Myftes
rium, als der außgegoffene Glanz feiner Herrlichkeit,
in welhem alles gefhaffen ifl.” Wer ift nun, der mit
ihm davon flreitet, daß alle Dinge von Gott durch feine Weisheit
gefchaffen? Ich habe in allen meinen Schriften alfo gefchrieben,
und dürfte es der Gloſſen gar nicht.
24. Allein es ift die Stage, woraus er's habe erſchaffen?
Will er fagen, daß das Böfe, fowohl Erde und Steine, auch alle
giftige Kreaturen, und fonderlicy die Sünde fei aus dem ausgegoſ⸗
ſenen Glanz Gottes aus feiner Weisheit erboren: fo redet er wie
der Blinde von der Karbe, die er noch nie gefehen hat.
25. Daß er aber folde traurige und elende Meinung führe,
fiehet man genug an dem, ale er vom Willen und Wahl Gottes
ſchreibet, und alfo alles in Gottes Fürfag ſcheubet, und die Schrift
mit den Haaren. herzuzeucht, ganz wider der Schrift Meinung,
Menn doch der verwirrete Menfch möchte fo weit kommen, daß .er
das Centrum der eigen Natur und aller Mefen lernete von ehe
verſtehen, ebe er vom großen Myſterio aller Weſen redete, und den
tabelte, dem «8 von Gott ift geoffenbaret worden.
26. So er nun alfo feßet, es fei in dem großen Moiterio
ber Meisheit Gottes alles gemwefen, fo muß er ja unterfcheiden von
dem Wort der Liebe, von dem emigen Mamen Gottes, und bann
von Gottes Zorn und Grimm, indem er fih ein verjehrenbes
Feuer nennet.
27, Mill er fagen, dab das verzehrende Feuer Gottes Meis-
heit und Liebe fei: fo wird. er fagen, die Hölle fei der Dimmel,
und der Himmel, dba Gottes Majeftät inne leuchtet, fei die Finſter—
nif, fo er mir nicht will zulaffen, daß das Centrum zum Feuer
Gottes eine ewige Finſterniß fei, darinnen ſich der Zeufel verteufte,
als er Gottes Sanftmuth veradhtete,
25. Go nun biefe Aufere Welt mit allen Mefen iff allen
aus dem Mort der Biebe, aus dem h. Namen Gottes, aus ber
MWeishrit erboren worden: warum heißet fie benn Boͤs und Gut,
dazu em Sammerthal, voller Anaft und Mühe? Marum verflucht
fie denn Gott um ber einigen Sünde willen?
29, Iſt fie das Mofterium der Weisheit: warum ift fie benn
ohne göttlichen Verſtand? Iſt fie das aber nidyt, als er e8 denn
auch nicht ſtatuiret; fo frige ich, mas das für ein Mofterium fei,
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Welten, wie fie in einander ſtehen als Eine, und wie fie ſich ewig
vertragen, und eine jede der andern Urfache fei, daß alfo in dem
großen Myfterio nichts Boͤſes und ohne eine Urfache fei, habe
gezeiget.
32, Komme er von erften in diefe Schule nnd ferne das
ABC, ehe er fih Magifter heißer! Es heißer nicht, auf fremden
Süßen gehen‘, fo Einer will vom Myſterio reden, fih mit fremden
Meiftern ſchmücken; fondern felber verftehen, felber den Geift zum °
Verftand haben, "oder das Mofterium unbefudelt laffen, und die
laffen davon reden und fihreiben, denen es Gott hat geoffenbaret.
33. Das Gemäfche,- das er treibet mit Anziehen der heiligen '
Schrift, nimmt meinem Sinn und Verſtand gar nichts, Die Kinder
Gottes reden_in ihrem Begriff und Gaben, nicht aus Anderer °
Munde; fendern aus ihrem. Und ich rede auch nicht aus anderer
Munde, fondern aus meinem; aber aus Einem Geifte reden wir.
alle, ein Seder aus feiner Gabe. Was gehet das den Unverftäns
digen an, dem das Myſterium von Gott nicht vertrauet iſt? Was
darf er uns alle tadeln, che er dererfelben Einen recht verftehet?
34. Lerne er von erften das Centrum der ewigen Natur
verfichen, und wie man die Mare Gottheit von der Natur unters
fcheidet; und lerne, wie fich die Gottheit durdy die Natur offens
baret, und lerne, was Gottes Weisheit fei, wie fie das ausgefprochene
Weſen der Gottheit fei,, und mas das göttliche Leben, und dann
der Natur Leben ſei; item mas ein Principium fell Ehe er Elügelt,
me er von erften, daß die Tinctur ewig fei, und daß das Ele⸗
met bimmlifch ſei; item, mas Paradies und Himmel ſei; was
Böfes und Gutes fei. Gehe er von erften in die Pfingftfchule,
daß er denfelben Geiſt erreiche, in dem der Verſtand allein if.
35. Uber er muß von eh} ein Narr, und alsdann ein Nichte
werden in diefer Welt, will er den Geift des Myſterii erreichen,
dag Gott fein Willen und Thun wird: alddann komme er; .fo will
id mit ihm vom Mpfterio reden, anders lajje er mir meinen Bes
griff unbefleckt.
36. Iſt er ein Chrift, fo lebe er in der Liebe gegen einen
Chriſten, und freue fi) der Gaben; fo uns Gott unter einander
giebet. Was prahlet und Idftert er viel? Das bemähret nur einen
folgen Menfhen. Handele er demüthig; fo will ich ihm demüthig
entgegnen. Verſtehet er etwas nad feinen Gaben, fo danke er”
Sort, und veradte nicht das, was Gott einem Andern giebt.
Mag er’s nicht lefen, fo laſſe er's flchen demjenigen, den Gott darzu
berufen hat, dem er's will offenbaren.
87. Iſt das nicht ein wunderlich Ding, daß er will die
drei Principia tadeln, und er verftehet nit, aus welchem Gertro
und Begriff der Geift redet? Er will das erfte Principium mit
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bern Feuer anfahen: wo bleibet denn das Centrum, daraus das
Feuer urftänbet ?
35. Sage er mir, wie fih das ewige Nichte von Ewigkeit
zu Emigkeit in ein ewig Centrum einführe, und wie fich bie ewige
Natur von Ewigkeit immer erbäre, dadurch ber ewige Wille, fo
Gott genannt wird, von Emigkeit offenbar wirb,
39. Mit diefer feiner halbſtummen Befchreibung -wirb er mid)
nicht bahin führen, aberin meinem Bud von den ſechs (theofophi:
ſchen) Punkten wird er es wohl finden. Leſe er die! Mas gilt’s?
er wird ſehend, fo er's aber wird recht fuchen und anfahen.
40. ‚Wenn id ſchreibe von drei Principüis, fo verftehe id)
drei Welten: als bie erfte mit dem Gentro zur Natur, die finftere
Melt, in mwelder das Feuer ober die Schärfe der ftrengen Madht
von Ewigkeit urſtaͤndet; die Geftälte zum Feuerleben, in welcher
Eigenfchaft Gottes Grimm und Zorn, auch das höllifche Feuer ver:
fanden wird, darvon das Maturleben urftändet, welches nicht
Gott heißet; und ob's wohl Gottes it, aber den Namen und ‚gött-
liche Quaal in feiner eigenen Eſſenz nicht erreichet, mie ſolches
St. Johannes Kap. 1, 9. bezeuget, da er faget: dus Licht fcheinet
in der Finſterniß, und die Finfternif haben's nicht begriffen; und
fid) diefes auch an der aͤußern Melt beweifer, wie das Licht in ber
Kinfterniß leuchtet,
41, Iſt nun das Feuer das erfle Principium, wie er faget,
als in die vierte Seht einführet, mie in unfern Büchern, als de
Tribus Principiis, item, vom dreifachen Leben, item, im .
andern Buch von der Menfhwerdung Chriſti, von
Chriſti Leiden und Sterben, und noch höher in den ſechs
(theofophifchen) Punkten genug befhrieben, dahin id) den Lefer
weife, und in diefem Theil, welches der blinde Menſch anficht, nicht
ausgefuͤhret worden iſt.
45. So nun das Feuer Gottes, welches den Glanz der Mas
jeftät erbieret, das erſte Principium ift, und aber in der Sin ſternis
Quaal und Pein, dazu das ftrenge Leben erboren wird, und auch
"das Feuer felber aus der Finfternig urfländet, als aus der Schärfe
mit dem Anblick der Kreiheit in der Luft, aus dem Chaos; Ko fage
mie ist mein Gegenfag, ob die finftere Welt ein Principium fei,
ob er blind, oder ich blind im Myſterio fei.
46. Ich weiß auch mohl, daß das Feuer ein Quall und
Geiſt alles Lebens iſt; ich fage aber, daß des Feuers Wurzel finfter
iR, und daß die finftere Welt nicht Gott heißet; denn fie iſt eine
feindliche Quaal in ſich felber, eine Urfache der Natur.
47. Wohl ift fie Gottes; und Gott, der fi durch die fin-
fire Welt mit dem Feuer im Lichte der Majeftät offenbarer, ift
ihe Herr; denn fie wird in der Begierde des Chaos aus dem Abs
grunde im Nichts geboren und in der Begierde in Finfterniß eins
geführet; aber die Luft des Chaos zur Dffenbgrung nimmt nur
alfo feine Schärfe und Feuermacht an fi, umd führet ſich aber
twieder durch's Sterben im Feuer, da die. Sinfterniß erſtirbet, vers
ftehet die, finftere Wefenheit, durch's Feuer im Lichte aus, und
macht ein ander Principium anderer Quall, als Sreude, Sanftmuth
und Liebebegierde.
48. Alſo bleibe der finftere Quallgeift in fih eine Angſt⸗
quaal und Pein, und heißet! Gottes Zorn und Stimm; und das
angesüindete Feuer in der vierten Geftalt am Gentro heißet ein vers
zehrend Feuer, davon fid) Gott einen zornigen, eiferigen, grimmigen
Gott nennet.
49. Und verftehen allhie den Tod und Sterben, dazu Gottes
heiliges Neih, und auch fein Reich des Zornes, oder der Hölle;
als die Finfternig ift die emige Hölle oder Höhle, darein ſich
Lucifer verteufte, und dahinein die gottlofe Seele gehet, und ber
Grimm zum Seuerleben ift das rechte höllifche Feuer darinnen, und
ift doch Eein fernes Weſen von Gott, fondern ein Principlum
ſcheidet dieſes nur.
50. Wie wir deſſen ein Gleichniß am Feuer und Licht ſehen,
da die finſtere Materia im Feuer erſtirbet, und ſcheinet aus dem
Erſtorbenen das Licht, und wohnet im Feuer und das Feuer er⸗
greift's nicht.
51. Auch iſt das Licht nicht des Feuers een, Quaol und
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Zu
Peinz denn bas Licht giebt Sanftmuth und lieblich Weſen, als
aus. dem erſtorbenen, zuvor finjter gewefenen Wefen, ein Waffer :
unb hierin lirgt Mysterium Magnum, Meim lieber. Zettelanhänger,
fuchet, fo werdet ihr finden, Elopfet an, fo wirb euch aufgetban!
52, Euer. Waͤhnen ift ein todter Berftand am Mofterio,
Seid ihr von Gott gelebret, fo gehet mit mir auf's Centrum: fo
will ich's euch an allen Dingen in biefer Welt, ja an euch felber
erweifen, Ich will nichts ausgenommen haben, da ich euch nicht
will bie Öleichnif der drei Principien mweifen. Stehet ab von eurer
Halterung, und werdet ein Kind der Weifen, fo foll #6 cuch ge
wieſen werben; aber bie Derle werfe ich nicht unter eure Fuße, das
feib wiſſend, euch noch Krinem.
| 53. Sch babe meine MWiffenfchaft nihe von Wahn ober
Meinungen, mie ihr; fondern ich habe eine lebendige Wiffenfchaft
in der Befchaulichkeit und Empfindlichkeit. Ich darf keinen Doctor
von der Schule diefer Welt darzuz denn von ihnen hab’ ichs nicht
gelernet, fondern von Gottes Geifte: darum fürdte ih mid. nichts
vor eurem Prahlen und Spotten.
54. Liebe Herren und Brüder in Ehrifto!- Seid body Schüler
der Weisheit Gottrd! Sage doch Keiner von fidy felber, er vor
ftehe «6: wir wiffen nichts von Gott, was Bott iſt; Gottes Geift
muß in-uns bag Miffen werden, fonft iſt unfer Wiffen nur Babel,
eine Immer-VBerwirrung, Immer-Lehren, und nichts vom Grund
m niro berliche
5 .
28
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69. Weiſe Einer dem Andern den Weg Gottes in der Liebe,
Demuth und Gottesfurcht, als Kindern Gottes gebuͤhret, fo wirbd
nicht ſolche Verachtung in der Welt entftehen, dadurch der alberne
Laie verflihret wird, und ganz unwiſſend der Sache in Läſterung
und Verachtung gegen feinen Bruder, der nicht feiner Meinung
oder Religions-Namens ift, geräth; und doch Einer in der, Religion
(reiche außer Gottes Geiſt und Kraft nur ein Zand und Wahn
ift) fo blind ift als der Andere.
60. Denn die wahre Religion ftehet nicht allein in äufer-
tichen Worten im Schein, fondern in lebendiger, thätiger- Kraft,
dag Einer daffelbe, was er meiß, begehret von Grund des Herzens,
in der hi gegen den, Andern zu vollbringen. |
Ins Thun muß es kommen, oder ift nur ein gefärbter -
ae eine hiftorifche Babel. Wo Gottes Geift nicht ift, da tft
kein Glaube, auch Bein Chriſt; mo er aber ift, da wirfet er eltel
- Werke der Liebe, Iehret und ſtrafet fanftmüthig, ift nicht aufgeblas
fen und fpöttifch, wie mein Gegenfeger.
62, Er will vom Grunde der göttlihen Weisheit fchreiben,
und meine Erklärung, da ich aus dem Centro geredet, verfpotten
und fich mit den angezogenen Sprüchen der Schrift befchönen; und
vetachtet's, da ich gefchrieben habe, die Weisheit fet eine
Sungfrau ohne Gebären; fie fei Leine Gebärerin,
fondern Gottes Geiſt fei ihr Leben und Gebären, der
offenbare in ihr die göttlihen Wunder; und will ein
Beſſeres an die Stelle ſetzen.
63. Spridt, „die Weisheit leite und gebäre ‚” und zeucht
einen Haufen Spruͤche zum Beweis an. Wer iſt nun allhier, der
mit ihm uneins iſt? Ich nicht; ich ſage auch alſo. Und ſchreibet
er nur meine Worte, und verſtehet aber meinen Sinn nicht; er
iſt mit ihm ſelber uneins. Ich rede aus dem Centro, und er vom
Weſen des Gebaͤrens.
64. Ich verſtehe, daß die Weisheit nicht das Centrum oder
der Eroͤffner ſei; ſondern Gottes Geiſt. Ich verſtehe es im Gleich⸗
niß zu reden alſo, wie die Seele im Leibe ſich durch des Fleiſches
Eſſenz offenbaret, und das Fleiſch die Macht nicht hätte, fo nicht
ein lebendiger Geiſt inne wäre: alfo ift auch Gottes Weisheit das
ansgefprochene Weſen, dadurch fi) die Kraft und der Geiſt Gottes
in Geſtaͤltniß, verftehet in göttlichen Seftättniffen und Formungen |
in Wundern offenbaret.
65. Sie gebieret, aber fie ift nicht das göttliche Principium
oder das Centrum der Gebaͤrerin; fondern die Mutter, darinneu
der Vater wirket.
66. Uud darum nenne ih fie eine Jungfrau, darum daß
fie ift die Zucht und Reinigkeit Gottes, und Peine Zeslerde hinter
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fih zum Feuer führet, fondern ihre Luſt gehet vor fi) mit ber
Dffenbarung der Gottheit,
67. Sie könnte nichts gebären, fo nicht der Geift Gottes in
ihr wirkte, und darum ift fie keine Gebärerin, fondern ber Spiegel
ber Gottheit; ber Geift Gottes gebieret in ihr, er iſt ihr Leben,
fie ift fein Kaſten oder Leib, fie ift des h. Geiſtes Keiblichkeitz
in ihr liegen die Farben und Tugenden: denn fie ift das aus
gefprochene Mefen, das der Water aus dem Chaos, das ift, aus
fich felber, außer und vor ber Matur in Nichts faffet,_und Führers
mit der Begierde zur Natur, durch die ewige Natur, durch das
erfte Principium, durch's Feuer feiner Madıt im andern Principio
in der goͤttlichen Kraft, im Pichte der Majeſtaͤt aus,
68. Sie iſt's, das der Water von Ewigkeit in Ewigkeit im-
mer wieder faffet, das der Water, der ein euer und Licht ift, in
fein Sruerleben einfübhret zu feines Herzens Gentro, ä
69. Sie-ift die hoͤchſte Wefenheit der Gottheit, außer ihr
wire Gott nicht offenbar, fondern wäre nur ein Wille; durch bie
Meisheit aber führet er fih in Wefen, baß er ihm felber offens
bar iſt.
70, Und beife fie darum eine Jungfrau, dieweil fie in ber
Ehe Gottes ift, daß fie ohne ein Feuerleben gebieret: denn in ihr
offenbaret fih das Licht, ober das rechte göttliche Leben; fie ift
eine Jungfrau der Zucht und Reinigkeit Gottes, und ift doch in
’
.
° .
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fonden mein Geift: ift fein Weib, in der er das Wiſſen gebieret,
nach dem Maaß als er will.
75. Gleichwie die ewige Weisheit Gottes Leib iſt, und er
gebieret darinnen, was er will. So er nun gebieret, ſo thue nicht
ich's, ſondern er in mir; ich bin als todt im Gebaͤren der hohen
Wiſſenheit, und er iſt mein Leben: hab' ich's doc) weder geſucht
noch gelernet. Er neiget ſich zu meiner Ichheit, und meine Ich—⸗
heit neiget ſich in ihn.
76. Nun aber bin ich todt und verſtehe nichts, er aber iſt
mein Verſtand. Alſo ſage ich: ich lebe in Gott und Gott in mir,
und alſo lehre und ſchreibe ich von ihm, lieben Brüder; ſonſt weiß
ich nichts.
77. Verträget mir doch meine Thorheit ein wenig, daß ich" Ä
euch fage, nicht mir zum Ruhm, fondern euch zur Lehr’ und Wifs
fenheit, daß ihr's wiſſet, wenn ihr fpottet und fchmähet, wenn ihr
mich verhöhnetz foll ich euch nicht bergen, und meine‘ es herzlich
78. Ich babe von dreien Principits gefchrieben, welches in
mir ift erfannt worden, aber ſchwaͤchlich, gleich einem Schüler, der
zue Schule gehetz alfo ift e8 mir gegangen,
79. Mein Gegenfag fehreibet von vieren, und nimmt den
Geiſt Gottes auch für ein Principium auf feine Meinung; wies
wohl ich um bdaffelbige in feiner Meinung einen Zank führe:
mag ihr gleich zehen machen, denn die Weisheit har weder Aiel
nody Grund, aber er verftehet weder meine noch feine Meinung,
80. Sag’ mir, mie ift der h. Geiſt ein Principium, oder
was verftehet er mit dem Principio? Will .er die Blare Gottheit
zu einem Principio machen, die ewig ohne Grund und Anfang ift,
die in nichts wohnet, auch nichts befiget, ald nur fich felber? Ich
kann alfo von den Principiis nicht reden, fondern ich rede von
drei Welten, in und mit welchen fich die unbegreifliche Gottheit
offenbaret.
81. : Eines mit der gewirkten Kraft in der Begierde zur
ewigen Natur, als mit dem Geifte der finftern Quaal, durd welche
fi) der flilen Ewigkeit Wille: fhärfet, und aber im Feuer durch's
Licht ausführet und die Schärfe alfo ewig nur in fich bieibet, und
ober in dem ftillen Willen der Sanftmuth nur alfo eine Urfache
in der Schärfe zur Freudenreich nehme, und aber nicht effentialifch
mit dem Geifte in der grimmigen Schärfe bleibe oder ſtehe; |
82. Sondern die Wurzel ift eine Sinfterniß, und der Geift
gehet aus dem Chaos durch die Wurzel, durch's Feuer in des Waters
Eigenſchaft durch's andere Centrum der Liebe und Freudenreich im
Licht aus,
83. &o ift nun bderfelbe Geift, der alles Weſens Leben ift
in jedem Werfen, nach feiner Eigenſchaft kein Principium; fondern
nach der ewigen Natur der Grimmigkeit ift er ein Principium.
-
— 102 —
84. Alſo beftehet auch das Andre Principium mit ber goͤtt⸗
lichen Welt, als da fidy die örtliche Kraft im’ Glang der Majeftät
ausgeußt, welches billig für alle brei Perfonen ber Gottheit ges
rechnet wird, :
85, Aber das dritte Principium muf man im Feuer vers
ſtehen, da das Sterben ift, und aus dem Sterben ein ander Leben
entfirhet, als aus Feuer ein Licht, und ba bodh Erin Sterben ift,
fondern verzebrlihe Quaal, und aus der Quaal der hochttriumphi⸗
rende Geift entſtehet, da fi dann Gottes Liebes und Zormmille in
zwo Melten fcheider, als im Lichte und Finſternißz und beifet er
Sort nach dem Lichte und nach der ausgegoffenen Kraft feiner
Meisheit,
86. Uber ber ewige örtliche Urſtand ift nicht in der ewigen
Maturz ber Wille zur Matur ift eher, und derfelbe Wille ift das
Chaos, da alles inne Keget, und bee Geiſt entftehet daraus, und
offenbaret ſich mit Kinfternig und ide, Darum nenne ich ben
Geiſt Gottes nicht ein Prindpium, denn er 'iſt aufer allen Anfän—
gen, aber mit ben ewigen Anfängen wird Gott in Dreifaltigkeit
offenbar, wiewohl im Chaos auch bie Dreiheit ift, wie im Bude
ber ſechs (theofopbifhen) Punkte ausgeführet,
87. So id nun vom britten Principio ſchreibe, fo fage ich
aud), daß Gott alle Dinge buch frine Weisheit habe erfhaffen;
aber nicht aus dem Geifte, der Gott genannt wirb, ift diefe Welt -
rlchaffeıs benr | W = ID — imo Int Bf barube De
.
— 15 —
boren, als eine Offenbarung, des erften und andern Peincpli, ein
Modell oder Gleichniß der ewigen Natur, gefaffet in der Begierde
der ewigen Natur, und geoffenbaret mit einem Anfange, und ges
ſchloſſen in eine Zeit, welche mit dem Ende wieder gehet in die
Ewigkeit.
93. Solch Model oder Zeit iſt geflanden in Gottes Weit
beit, welches die Weisheit hat durch zwei geiftliche Welten mit Bes
wegung des ewigen Vaters offenbaret: und das Geoffenbarte gehet
aus beiden ewigen Principiis, ale aus der Licht: und finftern Welt;
und alfo ſchwebet das Licht in der Zinfterniß, und die Finſterniß
begreift's nicht.
94. Und allhierinnen liegt ber Zug ‘zum Guten und Böfen,
und heißet itzo, wie die Schrift faget mit des Menfchen Willen:
Welchem ihre euch zu Knechten in Gehorſam begebet, entweder dem
Lichte Gottes, oder der Finfterniß im Zorne Gottes, deß Knechte
feid ihr, Röm. 6, 16. und dahinein gehet ihr, dem feid ihr gehors
fam, davon merbet ihr gezogen und geführet, auch zu Kindern ers
waͤhlet: es ift beides Gottes; aber. das Licht mird nut Gott oder
gut genannt. j
95. Mein Gegenfag ſchreibet: Die Seele des Menſchen fei
aus dem Munde Gottes dem Menfchen eingeblafen; ich habe auch
keinen Streit in dem mit ihm, und dürfte er Beiner Gloſſen. Ich
rede aber nicht blind, wie er; ich fage aus dem ganzer: Muhbe
Gottes, aus dem ganzen Centro, aus dem Willen zur ewigen Nas
tur, das ift, aus dem Chaos und aus der ewigen Matur, aus dem.
zweien ewigen Principien, aus Sinfterniß, Feuer und Licht, ein gans
zes Bild und Gleichniß der ganzen Gottheit des Weſens aller Werfen.
96. Und fage, daß fich- der Geiſt Gottes habe felber eins
geblafen nach aller drei Welten Eigenfchaftz denn er ift das Leben
und der Geift alles Wefens, in jedem Weſen nach feiner Eigenfchuft.
97. Denn vor den Zeiten diefer Welt war nichte, kein Leben
außer ihm, ift auch noch Fein Leben außer ihm; aber es heißet,
wie die Schrift faget: bei den Deiligen bift bu heilig, und bei den
Verkehrten bift du verkehrt. Pf. 18, 26, 27.
98. In den Heiligen ift er die göttliche Freudenreich und
das goͤttliche Leben; aber bei denen, bie ihren Willen in Gottes
Zorn, in die Finfterniß wenden, ift er Gottes Zorngeift.
99. Iſt doch Gott felber alles; denn von ihm iſt alles her⸗
kommen. Was zanken wir denn lange viel um Gott? Laffet uns
nach dem Beften ftreben, nad) ber Liebe: " werden ‚wir der Liebe
Gottes Kinder.
100. Warum mollet ihr dem Menſchen den freien Willen
Gottes abſagen? Iſt doch feine Seele aus ber hoͤchſten Allmacht
Gottes geſchaffen, und bat gottliche Macht, fo fie in die Liebe Got⸗
tes eingehetz wie und Cheiftus lehrete, daß wir nicht allein würden
I
R
-
— 104 —
folhe Wunder thun, ald er mit dem Feigenbaum that, fonbern viel
größere; fo wir nur Glauben hätten, fo Eönnten wie mit Einem
Morte den Berg ind Meer ſtürzen. Matth. 21,21.
101. Dat vr und doch den Glauben zugefaget zu geben;
benn er fprah: Mein Vater will den h. Geift geben denen, die
ibn darum bitten, Zuf, 11, 13. Sein Wort muß wahr fein, und
alles, was damider fpricht, Lugen fein Darzu fagte er, er mäte
fommen, den Sünder zur Buße zu rufen, nicht den Geredyten,
Luk. 5, 32,
102, Was machet ihr denn für närtifhe Mahl über den
Menfhen, und nehmet ihm den freien Willen? Hat ber arme
Sünder nicht freien Willen, daß er kann kommen: warum rufet
fie denn Ghriftus alle zu ih? Matth. 11, 28,
105. She fprecht mit der Schrift: Es kann Niemand zu
ihm fommen, es ziehe ihn denn der Vater. Sa recht, ich fage
auch alfoz es liegt nicht an unferm Mollen, Laufen ober Nennen,
fondern an Gottes Erbarmen. Er jeucht, welden er will, und
verſtockt, welchen er will: iſt alles recht; aber ihr ſeid blind, und
verſtehet's nicht recht.
104, Wenn es om Menſchen gelegen wäre, fo flünbe bie
Seligkeit in des Menfhen Macht, durch eigenen Wahn felig zu
werden, mie er wollte, und ob er gleich der alte, böfe, in Adam
geitorbene, Menfch bliebe,
Tat; nr
Ki "Di. l lbam W h M uiels
— 15 —
nur zu einem Samen des Willens werben; daß Chriftus unfer
Wille werde und feine Menfchwerdung unfere Menſchwerdung, feine
neue Geburt aus Sort und Menfch unfere neue Geburt aus Bott
und Menfch, feine Ertövtung des Zorns Gottes im Gentro ber
Seele unfere Ertödtung; feine Auferftehung unfere Auferftehung,
fein eroig goͤttlich Leben unfer ewig göttlich Keben, * Alsdann hei⸗
‚ders: Wer zu mir kommt, das ift, in meine Menfchwerdung, das
ift, in midy den merde ich nicht hinausftoßen. Joh. 6, 37. Item:
Meine Schäflein find in meinen Händen, Nientand kann fie mir
berausreißen; und der Water, der fie mir gegeben hat, tft größer
denn Alles; ich und der Vater find Eins. Joh, 10, 28. 29.
109. Lieben Brüder und Freunde, verftchet dod nur den
Zug des Vaters recht! Es foll nicht verftanden werden, daß Gott
Einen verftode, der fich begehret von den Sünden zu bekehren,
fondern den, der e8 nicht! begehret; das Begehren ftehet in unferm
Willen, aber das Bekehren flehet in Gottes Erbarmen.
110. Nun hat er aber dem begehrenden Willen das Erbars
men aus Gnaden zugefaget; denn er fpricht: Wendet euch zu mir,
fo will ih mich zu euch wenden.˖ Zach. 1, 3. tem: klopfet an,
fo wird euch aufgethban! Suchet, fo werdet ihr finden; bittet, fo
werdet ihr nehmen! Welcher Sohn ift, der den Vater bittet um
ein Ei, der ihm einen Skorpion biete? Könnet ihr, der ihr arg
feid, euren Kindern gute Gaben geben, wie vielmehr wird mein
himmliſcher Water feinen h. Geift geben denen, die ihn darum bits
ten. : Mattb. 7, 7—10.
111. Wollteſt du nun fagen, Gott verftode dir dein Herz
und Willen, dag du nicht fannft bitten? Beweiſe das aus der
Schrift! Oder mwollteft du fagen, du kannſt nicht glauben: das iſt
aud nicht wahr.
112. Kannft du nicht glauben, fo mwirf alle deine Sinne in
die Menfchwerdung Chrifti ein, in feinen Geift, und fei in ihm
als todt; laß ihn in dir glauben, wie er wil. Was befümmerft
du dich lange um ftarfen Glauben, der Berge umftürzet? Es flehet
nicht in deiner Gewalt, ſolches zu glauben.
113. Nur befümmere di um den rechten ernften Willen;
gehe aus der Sünde aus und ſtreite täglich ohne Unterlaß wider
die Sünde in Fleifh und Blut; begehre der nicht mehr, merde
ihr feind, mache Seindfchaft mit ihr, laß Gott mit dir machen
und in die glauben, wie ftard er will. Hange du an Gott, und
tinge mit ihm, wie Jakob die ganze Nacht, welcher ſprach: ch
Laffe dich nicht, du fegneft mich denn. Gen. 32, 26. Und David
fagte: Wenn es mährete den Tag bis in die Nacht, und wieder
an den Morgen: fo fol doch mein Herz nicht verzagen. Pf. 130, 6.
114. Das heißt über alle Vernunft glauben, wenn das Derz
Beinen Troſt empfäher und doch ar Gott hanget, und im Willen
106
faget: Herr, ich laffe nicht von bir, wirf mid in Himmel ober in
die Dölle, fo laffe ich dich doch nicht; benn du bift mein und ich
bin bein: ich mill in bir nichts fein, made aus mir, mas bu willft!
116.. Liebm Bruͤder, merket's wohl, Diefer Sturm und
Gewalt zerbricht endlih Hölle und. Himmel, davon mein Ges
genfag, wie ich verftehe, in feinen gar traueigen Schriften gar
nichts weiß.
116, Er ſaget: „Der Menſch ſoll ſtille ſtehen, mas Gott
mit ibm thue z ee werfe ibn in Himmel oder Hoͤlle, ber Menſch
könne das nicht wehren; ed fei in Gottes „Fürfag und Math bes
ſchloſſen, wo er einen eben binwerfen wolle.“ Ad) des gan, jäme
merlichen und elenden Glaubens! Erbarme es body Gott, daß wir
uns allo laſſen blenden! „
117. So mir nicht können zu Gott kommen: warum heis
fet er uns benn kommen? Spricht doch Chriftus, er fei im dieſe
Melt fommen, die armen Sünder zu ſuchen und felig au machen.
Luk, 5, 32. Item, ee fei kommen, zu fuchen das verloren ift,
ald den armen verbammten Sünder, den Gottes Zom ſchon hat
im bie Finſterniß gezogen und vefte ringefchloffen, und zum Kinde
ber Finſterniß ermäblet; benfelben ift Ehriftus kommen zu fuchen
und felig zu maden, und nicht ben Geredhten, der vorhin fromm
ift. Sehet doch den Vater des verlorenen Sohns an, mie that er
mit dem Säubirten, der fein himmliſch Gut hatte mit des Zeufels
⸗
— 107 —
er ihn nicht will laſſen gut und boͤſe nach den zwo innern Welten
ſein, und macht alſo einen ganzen Unterſcheid.
121. -D du ganz blinde, jaͤmmerliche, elende Vernunft, laß
bir doch rathen! Stehet doch die Snadenthür igt meit offen; ver⸗
führe doch nicht alfo die Kinder Gottes, die Chriftus hat mit feis
nem theuten Blut erfaufit, der da fpriht: Kommt alle zu .mir,
die ihr mit Sünden beladen und beſchweret feid! Matth. 11, 28,
Merket doc) aufs Centrum, auf den Grund des Willens Gottes;
febet doch auf’s Centrum! -
122. Johannes faget: Das Kicht fcheinet in ber Finfternig,
und die Finſterniß hat's nicht begriffen. Joh. 1, 9. Verſtehet
ihr das nicht? Ale Adam in feiner Unfchuld war, fo ſchien ihm
auch fein Licht in der Finfterniß, und die Finfterniß ergriff nicht
"fein Licht; als er aber ‚nach der Finfternig imaginirte, das ift, nad)
Boͤſe und But, fo verlöfchte ihm das Boͤſe fein Licht, und ward
die Finſterniß in ihm offenbar; da farb er der göttlichen Weſen⸗
heit, verftehet des göttlichen Leibes oder himmlifchen Fleiſches, und
wachte auf des Außern Beiftes und des Außern elementifchen Flei⸗
ſches Weſenheit, und kriegte thierifche Eigenfchaft.
123. Auh machte in derfelben thieriſchen Eigenſchaft mit
auf der Geift oder Quali ber Finfterniß, als das erfte Principium.
in Gottes Zorn. Alſo ftarb er der englifchen Melt, ale dem Pas
radies, und wachete auf der dußern Welt, melche iſt boͤſe und gut,
aus den zweien innern geiſtlichen Welten.
124. Die finſtere Welt ſollte am Menſchen nicht offenbar
ſein; denn das Licht, verſtehet das goͤttliche Licht, ſchien in Adam
in der Finſterniß, und die Finſterniß, als das erſte Principium,
konnte das Licht nicht ergreifen. Als aber Adam's Imagination
darein ging, ſo ergriff die Finſterniß das Licht, und wurden alle
drei Principia in Adam rege und offenbar.
“ 125. Denn Adam mollte fein als Gott, und Gutes und
Boͤſes wiſſen, welches ihnen Gott verbot, ſie ſollten nicht von Gut
und Boͤſe eſſen, anders würden ſie ſterben; aber der Teufel be⸗
redete ſie, ſie würden davon klug werden. Ja wohl klug, als
ihnen die Augen aufgethan wurden, durch ihre Imagination und
irdiſch Eſſen, daß fie die äußere thieriſche Eigenſchaft erkannten,
welche an ihnen offenbar ward, daß ſich die arme Seele ſchämte
und noch ſchaͤmet, daß fie die thierifche ‚Eigenfchaft fieher.
126. Der äußere Leib an Adam war wohl vor dem Fall,
aber der Seele nicht offenbar, gleichwie igund das Himmelreich in
uns ift, und aber der Seele in ihrem ausgewandten Theil in dies
fer Welt nicht offenbar. Ein Kind Chrifti lebet ist in diefer Zeit
mit der neuen Geburt im Himmel, und das Auge der umgewand⸗
ten Seele fichet das nicht; aber das Auge in Chrifto ſiehet's.
127. Alfo, lieben Brüder, verſtehet's doch nur recht! Kain
le, MO —
war nicht aus ganz-teuflifcher Eſſenz aus der Schlange Samen ges
zeuget, fondern aus der Eſſenz aller drei Principien, aller brei Wel⸗
ten; denn wie Adam nad) feinem Fall war, alfo aub fein Same,
128, Aber diefes wiſſet! Als Adam fiel, fo Eamen bie brei
Principia in Adam mit einander in Streit, als: erftens Gottes
Zornreich, zweitens Gottes Liebereih, und drittens dieſer Welt Reich,
Kain ward ergriffen im BZornreih, Habel in der Liebe Reich; fo
ſprach Gott recht bei Jakob: Jakob habe ich aeliebet, und Eſau
gehaffet. Röm. 9, 13. Ufo auch bei Kain und Habel; Kain
hat das Zornreich, als das erfte Principium, in der Effenz im Sa:
men in Mutterleibe im Ringen ergriffen, und Habel Gottes Liebe,
als das andere Principium; nun war Kain von Art böfe, und
Häbel fromm. t
129, Nun fehet doch, lieben Brüder! As Kain und Habel
opferten, fo roh Gott, das ift, Gottes Liebe und Sanftmutb, als
bas andere Principium, das Opfer Habel’s, und Kain's wollte Gott
nit annehmen: da ergrimmete Kain Über feinen Bruber Habel.
Da ſehet ihr den, Streit zwiſchen den zweien ewigen Principiis,
zwifchen Wiebe und Zorn in den beiden Brüdern, im Menfcen,
wie bad finſtere grimme Reich auch fei offenbar worden im Men-
fhen. So fpradh Gott zu Kain: Was ergrimmeft du? Iſt's
nicht alfo, wenn du fromm bilt, bift du angenehm; wo aber nicht,
ubet bie Sünde ı er Fblr: aber berrfche über fie, unb
\
— 10 —
ber Liebe find ergriffen worden im ringenden Rabe, im Centro der
drei Principien.
132. Jakob bat ‚Gott gelicbet: verftehet, er mard im Mut⸗
terleibe in Gottes Liebe, welche mitwirkte, ergriffen, und Efau ward
. gebaffet, denn der Zorn hatte ihn ergriffen. Nun ift aber dieß
Haſſen nicht alfo zu verſtehen, als wenn Gott den verlornen Süns
der nicht wollte; ja, um der Sünder willen iſt Gott Menſch wor⸗
den, und gekommen, den armen Sünder zur Buße und zur”neuen
Miedergeburt aus dem Zorn in die Liebe zu rufen. _
133. Und ChHriftus faget: Du baft nicht gewollt. O Serus
falem! Serufalem, wie oft hab’ ich deine Kinder wollen verfamz
meln, als eine Öludhenne ihre Küchlein unter ihre Klügel, und du
Haft nicht gewollt. March; 23, 37. Item: Wie gern wollt’ ich
effen der beiten Zrauben, aber ich bin wie ein Weingärtner der
da nachlieſet. Mid. 7. 1.
134. , Nun fpriche die Vernunft: Was ift denn“ nun das
Nicht: Wollen, weil Gott den verlornen Eünder rufet, und will ihn
in Chrifto haben und neugebären? Iſt's die Verſtockung des Va⸗
ters? Ja recht, feines Zorns Verſtockung ift «8, und des Zeufels
Wille; verftchet, es ift der finftern Welt Wille, die verftodt den
Menſchen, aber nicht zum Tode Eann fie das tyun, fondern als
eine finftere Nacht.
135. Was thut. aber Gottes Liebe, als das andere Princis
pium, zu dem? Das Elaget gar oft im Herzen, wenn der Menſch
-die Sünde begebet, und fpriht: Thue es nicht! Gottes Zorn wird
in dir ergeimmen. Fuͤrchte Gottes Gericht! Und warnet den Men«
fhen des gottlofen Weges. Folget ihre nun der freie Wille, und
kehret um, fo heißet's: Dem Frommen, das iſt, weil er fromm
wird, muß das Licht in der Finſterniß aufgehen; ſo hebt 2 Licht
mitten in der finftern Nacht an zu fcheinen. Pf. 112,
136. Sprichſt du aber: Er kann ſich nitht ehem, *s iſt
nicht moͤglich; ſo redeſt du in Gottes Macht, und wider alles das,
was Chriſtus ſaget: er ſei um des verlornen Menſchen willen kom⸗
men, daß er ihn wolle ſuchen und ſelig machen. Luk. 5, 32.
Sollte denn Gottes Zorn groͤßer ſein als ſeine Liebe? Hat doch
Chriſtus den harten finſtern Tod und grimmen Zorn Gottes, der
uns im Centro der Seele am Bande der finſtern Welt, als des
erſten Pringipii, gefangen hielt, zerbrochen, und den Tod an der
Seele am Kreuze ſchau getragen, daß die Schrift im Geiſte Chriſti
ſaget: Tod, wo iſt dein Stachel? Hoͤlle, wo iſt dein Sieg? Der
Strick iſt entzwei, und wir ſind frei, ſinget die Kirche Chriſti.
137. Ich will euch, lieben Bruͤder, fragen, was alles Lehren
und Predigen nütze ſei, wenn Gott dem Menſchen fein Herz vers
ſtockt, wie mein Gegenſatz ſaget, daß er's nicht verſtehen und ein⸗
nehmen kann? Was darf man dem Gerechten predigen, der ohnes
*
—
149. Nun iſt aber der Menſch aus dem großen Weſen aller
Weſen, und in ihm iſt der Streit, Nun, fo er iſt in der Bos—⸗
beit gefangen, fo mag er dem großen Uebel nicht entfliehen, er falle
denn in den Tod, das ift, ins Nichts; fo ift er der Zurba frei,
und fällt in Gottes Erbarmen, denn fein Mille gehet wieder in
bad, davon er von Ewigkeit entitanden ift, in ber Schöpfung bes
Erften, als nämlih, in die Verfehung in Ehrifto Jeſu, ebe der
Melt Grund geleget ward, ba iſt er am Ziel, und wiederum ins
Fiat gefallen, fo empfähet ihn Chriſtus.
150. Denn die Menfchen waren dein, fagt Ehriftus, und
bu, Vater, haft fie mir gegeben, und ich gebe ihnen bad ewige
Leben. Water, ich will, daf fie find, wo ih bin. Joh, 17, &:
151, Wer aber in feinem Eigenen bleibet, wie er zu Diefer
Melt geboren ilt, der bleibet in dem, mie er im ringenden Rabe
im Gentro des Lebens Aufgang ergriffen if. Nun ſtehet's ihm
doch frei, aus dem Guten ins Böfe zu gehen, oder aus dem Böfen
ind Gute, . Ä
152, Nicht, dab er die Macht habe,, fih zum Kinde und
Erben zu machen, es gefchieht aus Gnaden; ber Macher aber ftebet
gegen ihm und wartet feiner alle Stunden zum Böfen und Guten:
die Hölle begehret ihn, und der Himmel begebret ihn, es ftehen beis
der Begierde die ganze Zeit feines Lebens gegen und in ihm offen;
et bat Hölle und Himmel in fid. Faͤhret er mit dem Millen
ad . j un. Ar j art Tr) Tr ur
— 13 — W
deinem Herzen, füntige ich, fo bat's Gott gethan; denn der Ste
Pfalm ſaget V. 5.: Dur biſt nicht ein Gott, dem gottles Weſen
gefaͤllet. Und im Ezech. am 33, 11.: So wadr ich lebe, ich will
nicht den Tod des Eünders, ſondern daß er fi befehre und lebe.
156. Er aber ſpricht, Gert verftede ihn aus feinem Fürs
ſatze, daß er fich niche koͤnne bekehren. Mer follte denn nun recht
fein, der Prophet eder mein Gegenfag? Die Schrift antwortet alfo:
Es fei vielmehr alfo, dag Gott fei wahrhaftig, und alle Menſchen
luͤgenhaftig. Rem. 3, 4.
157. Mein Gegenfag fest klar .und gibt zu verftehen, daß
Bett den Fall Adam’d gewollt hat, es hätte Gott die magifche
paradiefifche Geburt nicht gefallen, fonft wäre Gottes Majeſtaät nicht
offenbar worden. Wo das wahr iſt, fo ift Gott ungerecht, daß er
Adam verbet, von Bös und Gut zu ejfen. Warum wollte mid)
denn Gott um defmwillen richten, und mir für Sünde rechnen, fo
ich das thue, was er bat wollen haben?
158. Aber ich fage, der Zeufel wollt’ ed haben, daß der
Menſch fündigte, und daß die Srdigkeit an ihm offenbar ward,
deß er ſich fchämete; und mein Gegenfag giebt darmit dem Teufel
einen rechten Abvocaten, welches mich fehr jammert, daß der Menfch
eben des Teufels Wort und Willen redet, und dem Menfhen alfo
einen Strid der Verzweifelung an den Hals wirft. Er giebt fo
viel zu verftehen, daß der Menfch nicht könne felig werden, wenn
er gleich gern mollte, er fei denn darzn ermählet: das iſt gewiß
des Teufels Lehr’ und‘ Wort, _
159. Wo will der Angefochtene bleiben, wenn ihm der Teu⸗
fel zuſetzt, und ſpricht: Verzage, du biſt nicht von Gott erwaͤhlet!
Der muß aus ſeiner Lehr' nur verzagen und ſagen: Ich kann nicht
vorüber; will mich Gott nicht haben, ſo magſt du mich hinnehmen.
160. Er iſt doch alſo heilig, und kitzelt auch etliche Gleißner,
und ſaget im Pasquill, es ſei den Kindern Gottes ein großer Troſt,
wenn ſie bei ſich befinden, daß ſie ewaͤhlete Kinder Gottes ſind.
O wie viel Gleißner ſollten nicht unter ſolchem Mantel liegen,
wenn die Sünde ſchlaͤft!
161. O, ach! elende Lehre! O Menſch, thue die Augen auf,
und huͤte dich; die Kirche Chriſti ſinget: wo er iſt am beſten mit,
da will er's nicht entdecken.
162. Wem ſetzet der Teufel mit der Verzweifelung zu, als
eben den Kindern Gottes, daß ſie ihnen nicht offenbar werden?
Und Gott verbirgt ſich oft, daß ſie aͤngſtlich zu Gott ſchreien;
denn alſo waͤchſt der große Perlenbaum.
163. Er ſtellet ſich oft gegen ſeinen Kindern fremde, daß
fie ſich wohl oft koͤnnen-keines Troſtes erholen, wie bei dem kana⸗
näifhen Weiblein, da er fie einer Hündin verglih, nur daß der
VI. 8 —
— 114 —
Glaube und Ernft im Sturm größer tverde, Er laͤſſet das Herz
wohl zappeln, baß der Ernſt groß werde.
164. So nun alfo dem Menfchen Zweifel ehafiele,. fo. müßte
er mit biefem, Menfchen verzagen. Es ftehet gefchrieben: Gott
will, daß allen Menfchen geholfen werde, 1. Zim. 2, 4 Welches
ift denn nun wahr? Eure Stuͤmpelwahl, oder Ehrifti Verheifung ?
165, Der Apoftel faget, es ift ein theures werthes Mort,
dab Jeſus Chriftus in die Welt kommen ift, alle armen Sünber
felig zu machen. 1. Zim, 1, 15, Wer hat denn nun recht? Sch
will bei den Morten meines Heilandes bleiben und will glauben,
daß mid, nichts, es ſei Hohes ober Tiefes, weder Gewalt noch
Fuüͤrſtenthum, weder Hunger, Bloͤße, Rache, Fährlichkeit, auch Eeine
Kreatur, Eönne von der Liebe Gottes reifen, bie da in Ehriſto
Jeſu if, Roͤm. 8, 38.
166. Und wenn alle Menſchen fprächen, bu bift verdammt,
und mein Herz folches auch fagte; fo will ich's nicht glauben, fon:
dern mich in Chriſti Peiden und Tod einmwerfen. Der Tod Chriſti
made aus mir, was er will, Soll ich je im Tode fein, fo will
ich in feinem Tode fein, und in feinem andern. Weil aber fein
Tod iſt ein ewig Leben worden, fo werde ich in ihm wohl blei⸗
ben; es erwaͤhle mich, mer da will, fo ermähle id mir meinen
Heiland Chriftum: mein Wille fol in ihm bleiben, Mache gleich)
bie Melt in Gottes Zorn mit dem äußern Leibe, was ſie will.
Wenn ich ihn habe, fo frage ih nicht nach Papſt, Türken, Kaifer,
— 115 —
gegen Gott, als den Zöpfer und ben Thon gegen einander. Höre,
Gegenfag, was fageft du denn, die Seele fei aus Gottes Munde ?
‚Wie reimt fih das mit dem Thon und Töpfer? Welcher Menſch
wollte um eines Zopfes willen ein Topf werden? Oder wäre es
auch möglih? Iſt denn Gott um einer Hand voll Erde Menfch
worden? D nein, es ift ein: anderer Zopf, darinnen Gott Menſch
ward; es war auch ein anderer Topf, der im Paradies zerbrach.
Siehe die dürre Ruthe Aaron's an, melde gränete und Mandeln
trug; frage fie, mas fie bedeute: fie wird dir's ſagen. Num. 17,8.
170. Dein lieber Spötter) du verfteheft noch nichts davon,
worinnen Gott iſt Menfch worden, viel weniger von dem Gefchöpfe
Gottes, von der Möglichkeit und Unmöglichkeit. Du fageft nur,
®ott, Gott! und weißt nicht, was Gott iſt, willſt es auch nicht
wiſſen; ſageſt nur, ein Menſch koͤnne ihm nichts in Gott nehmen,
es werde ihm denn gegeben.
171. Ich weiß auch wohl, daß ich's in eigener Macht nicht
thun kann; der Glaube aber kann's thun, er kann's nehmen, da
auch nichts iſt. So ich meinen Willen in Gottes Willen werfe,
ſo glanbet Gott in meinem Willen, ſo kann ich's nehmen; denn
dem Glauben iſt nichts unmöglich. Ich kann mir die Menſch⸗
werbung Ehrifti nehmen, fo mein Wille will; denn nicht ich Fann’g,
fondern Gottes Wille in meinem.
172. Mein Wille und Gottes Wille muß Eines fein; denn
mein Heiland hat mir's zugefaget : er will’den h. Geift in meinen
Willen geben, fo ich nur darum bitte, Luk. 11, 13. Sollte es
denn nicht wahr fein? Mollte mir mein Gegenfag auch das Bitten
verfogen? Ich kann ja bitten, das kartı Niemand leugnen.
173. Nun bat mir Chriftus Erhörung zugefaget; empfinde
ich's nicht bald in der Kraft, fo ich bete, fo glaube ich doch, daß
mir Gott feinen Geift hat gegeben: und wenn mein Herz und alle
Melt fprähen lauter Nein, fo laſſe ich mir Chrifti Worte gewiffer
fein, als alles Babeln und Fabeln.
_ 174. Bin ich doch der verdorrete Stab Aaronis; in mir
liegt die Verdorrung durch Adam. So nun Chriſtus hat ſeinen
Saft wieder in mein verdorret Fleiſch und in meine finftere Seele
eingefüͤhret, fol ich mich's nicht annehmen? Soll ich erſt warten
auf Ziehen?
175. Ich weiß, daß ich keinen guten Gedanken in mir
haben kann, er fei denn von Gott; fo ich dann gern will felig
werden, fo weiß ich, daß derſelbe Wille Gottes Zug ift: was foll
ich denn lange auf ander Ziehen warten? So mid der Herr in
mir rufet, und heißet mid) zu ihm wenden, ift das nicht gezogen ?
Weiher Menfc kann aber fagen, daB er nicht alfo gezogen werde?
Wohl keiner! Gott zeucht einen Jeden. .
176. Der böfe Menfh will nicht folgen; er tritt auf einen
8*
— 116 —
bifputirlihen Weg und ſuchet Ausflühte, und fpricht, er fei heilig,
und fein Herz ift ein Dieb und geisigee Mörder, darzu ein hoffärs
tiger Teufelz er beuchelt ihm nur unter Chriſti Purpermantel und
kitzelt ſich mit Ehrifti Leiden und Tode, will aber nicht barein ein-
gehen, umd mit Chrifto der Sünde fterben und feind werben, Er
will nur auf Roſen in fetten Zagen geben, unb be Elenben
Schweiß in Hoffart freffen; denn, faget er, Gott zeucht mich nicht. '
Fa, du willſt nicht; darum verftodt er dich, und fein Zorn zeucht
dich und der Zeufel, dem du bieneft,
177. Soll did Gott ziehen, fo wirf den Falſch weg von
bir; ftelle dich, als follteft du wor den Feind ziehen, da es Leib und
Beben gilt. Zeucht dich der Zorn, und hält did: wehre dich nur,
bu wirft bald einen bekommen, ber bir wirb helfen. :
178, Spridt der Zorn im Gemwiffen: du biſt mein, bu
kannt nice felig werden; fo fprich im Gegenſatz: fo nehme ich
nur Chrifti Tod mit mir; mach’s mit mit, wie du willft! Ergreife
ben, und midele did darein; laß Gottes Zorn und alle Zeufel
über dich herraufchen, und fagen und Flagen, was fie wollen: aus
diefen Windeln reißt dic Eeine Wahl, fie fei von Gott, Zeufel
oder Menſchen.
179. Aber der leckerhafte Weg, den man ist gehet, da man
den alten böfen Schalt, Mörder und boffartigen, geizigen babolo:
nifchen Antichriſt mit Chrifti Feiden und Bob nur Eißelt und tröftet,
f
Fire
um
— 117 —
Vater wirket, und ich witke auch. Joh. 5, 17. So mußt bu als
eine Rebe am Weinſtock auch wirken und Frucht tragen.
183. Denn ein Chrift ift ein Aft am großen Baum Zefu .
Chriſti: mird er nicht wirken und Frucht tragen, fo foll. er abges
hauen werden, daß er andere Aeſte nicht verhindere; das ift, er
muß gar verdorren und verflodet werden am Leben Chrifti, den
till Gott verfloden. Da heißet's: ich verftode, wen ich will; als
einen Aft, der nicht will Frucht bringen, dem mill Bott nicht Chrifti
Saft geben. Es heißet nicht, Gott will mein nicht; du millft
auch fein’ nicht: alfo feid ihr gefchieden.
184. Sagft du: Gott kann aus mir machen, maß er mill,
er ift allmächtig. Er macht aus dir, mas du willft, feine Liebe
ift allmächtig, und auch fein Zorn; mas dich Prieget, das hält dich.
Der Sottlofe iſt Gott ein guter Gerud zum Tode, und ber Heis
lige zum ewigen, heiligen Leben; wie du wächſt, ſo biſt du; was
für Saft du in dich zeuchſt, ſolche Frucht trägeſt du. |
185. Was fchuligeft du Gott? Gott, fo viel er Gott
heißet, kann nichts Boͤſes wollen; denn er ift gut, es ift Bein
böfer Mille in ihm: aber nad) feinem Zorn begehret er ein Holz
in fein Seuer, das dem Feuer Ahnlicdh ift.
186. Darum faget der Apoftel reht, Rom. 9, 16.: Wem
ihr euch begebet zu Knechten in Gehorfam, deß Knechte feid ihr,
entweder Gottes Liebe oder Zorn. Die faget der Apoftel von des
Menfhen Wahl, daß fich der Menſch fetter eingebe und eingeben
koͤnne; ob er ihm mohl felber nichts kann nehmen, fo giebt ihm
aber Gott das Nehmen, denn er hat's ihm in Chrifto verheißen,
187. Meines Gegenfages Lehre ift durchaus anders nichts,
ale: mache Gott einen guten Baum, fo fei er's, das ift, mache
er einen GChriften, fo. fei er's, ale dürfte der Menfch nichts dazu
thun, er. dürfte nicht darzu witken und arbeiten, daß er ein gutes
Baum werde.
188. Ach, erbarme ed doch Bott! Warum hat uns denn -
Gott Gefege und Lehre gegeben und gefaget: Du fouft das und
jenes nich thun, fo er das Böfe haben will? Wie gar fchändlich
irret doch der Menſch, mie leichtfertig machet er den Menſchen!
Lieben Brüder befinnet euch nur ob der abfcheulichen Kehre; wie
raffet er doch die Sprüche der Schrift zum falfchen Gottesdienſt
zufammen, nur daß er bemeife, daß Gott Gutes und Böfes in _
uns wirkte, Zn
189. Was darf’s Beweis? Ach foge auch.alfo, daß Gottes
» Liebe Gutes, das ift, Frucht zum ewigen Leben in uns wirke; und
fein Zorn, fo mir ihm uns eingeben, wirke Böfes, Frucht zum
Zode und zur Verdammniß. Was hilft ihm doch das, daß er die
Menfchen auf einen leichtfertigen Weg führet? Er fage ihnen
lieber, daß fie follen Buße thun, wie Gott im Propheten fpricht:
— 115 —
| Heute, wenn ihr bes Deren Stimme hörst, fo verflodet eure Herzen
nicht! Pf. 95, 8, Laſſet mein Wort zu euren Herzen und Oben
| eingeben! Ä
190, Er aber fanet, es Eönme nicht hinein; Gott mache
| einen guten oder böfen Baum, Das diener gut zu aller Leichtfers
tigkeit und Gottlofigkeit, und endlich zur Bersweiflung; das iſt bag
Ende feiner Lehre, Mehrers und Beſſets werdet ihr in feinde
Snabenmahl nicht finben. A
191. Und ich fage mit Grunde, und ift die theure Wahr—⸗
| beit, daß, fo eine ſolche Lehre wirb angenommen merben, fo toirb
| die Welt vollend eine Mordarube des Teufels werden, Denn würde
ein Jeder faoen, wie kann ih anders thun, als mich Gott treiber;
will mid Gott zum Kinde haben, fo wirb er mich wohl lehren
| und. führen; bin ich aber nicht erwählet, was foll ich denn lange
ben Frommen hold ſein? Ich will thun, als der Teufel und jie
| anfeinden, in bei Meich ich gehöre; ich mill ftehlen, rauben, morden
und ben Albernen beteügen, daß ich mädrtig und mollüftig feiz
ed wird doch nichts anders draus. Weil mich Gott nicht ziehen
will, fo muß ich ja dem Bort Lucifer dienen; will mid, aber Gott
| haben, fo wird er mich wohl bavon ziehen, daß idy’s nicht thus
| 192,- Ach, fündige böfe Art! Thue es nice! Gott hat's
| verboten! Mehme ein Jeder feine Seligfeit wohl in Acht, und
fürchte den Herrn mit Zittern; verzweifele fein Menſch und fage:
—
— 19 —
- 8 Menfhen- mit dem Blute feines Sohnes erfäufet hat, ben
macht ihr roieder zum Wähler,. ihr gebt. ihm das Schwert in
die Hand.
195. War doch ber Born in Adam vor dem Kall, und aber’
nicht offenbar, und Gott der Liebe hat fein Herz daran gewandt,
"daß er denfelben in der menfchlichen Seele wieder verriegele, - daß
wir follen zu ihm lanfen, als zu einem offenen Heil: und Gnaden⸗
Brunnen.
196. Ich will euch gefraget haben: wenn Adam wäre in -
feiner Unfchuld blieben, wo waͤre alddann eure ewige Wahl biieben,
fo er hätte Kinder gezeuget ind Paradies? So ihre nun eure
ewige Wahl über die Menfchen erhalten mwollet, fo müſſet ihr
fagen, der Fall des Menfchen ift auch aus Gottes Fuͤrſatz.
197. Was ift aber das, daß Gott fprah: Du ſollſt nicht
efjen von dem Baum des Erkenntuifjes Gutes und Böfes, fo er
das hat. haben mollen, und hat’d auch verboten? So ift Gott uns
“ gerecht, und dürfte man Fein Gebot halten, fo er hat in Mofe ges -
boten. Denn er mollte e& haben, daß der Menſch fündigte, daß
er nur Urſache hätte, ihn zu ſtrafen; alfo wäre in der Vernunft
zu fehließen. ‚
198. Lieber, befchauet eure Stoffen! Ich mil brüderlich
und kindlich mit euch reden, Thut nur eure Erummen, fpöttifchen
Hörner weg, und laßt uns mit einander handeln ald Brüder und .
Glieder. Mit Spotten können mir nichts Gutes ausrichten; wir
verwirren nur den Menfchen, die Welt naͤmlich, als den einfaͤltigen
Menſchen darmit.
199. Habt ihr Chriſti Geiſt, wie ihr euch duͤnken laſſet, ſo
entgegnet mir und meinen Bruͤdern doch in der ſanften Liebe und
Demuth Jeſu Chriſti! Weiſet mir doch eure Liebe im Geiſte
Chriſti, der da in großer Demuth zu und armen verlornen Hevä⸗
Kindern ift fommen, zu fuhen und felig zu machen das verloren
iſt. Seid ihr deffelden Geiftes Kind: fo ſeid's doch treulich, mit
Sanftmuth, Liebe und Freundlichkeit, mir züchtigen Reden, und
werfet die Hörner bes Spottes weg, daß ich euch ann Eennen,
daß ihr mein Bruder feid; fo will id euch lieben, wird euch Gott
mehr Gaben geben als mir. Mo nicht, fo will id} mid, doch in
dee Schwachheit mit euch freuen, und in dem ergöben was
Gott giebt.
200. Seid doch nicht alſo wild gegen die theure Offenbarung,
bie uns Gott zuletzt goͤnnet! Leſet ihr fie von erſt recht, fie hat
einen gar edlen hochtheuren Urſtand und Anfang, welcher reicht über
alle Vernunft, ja über die aͤußere Welt, und uͤber das Licht der
äußern Natur: warum müthet ihr gegen den Höchften? Ä
201. Sch vermahne euch chriſtlich: fehet zu, mas ihr thut,
bag eich nicht der Zorn de8 Deren ergreife und euch Gott fluche. Ich
—. 120 —
fage euch, ich will unſchuldig fein an eurer Seele, fo ihre bas
erwecket.
202. Sehet, was beim Elia 2, Kön, 1, auch Korah, Dathan
und Abiram in der Müfte gefhah, Num. 16. Sch fage euch, fo
viel mir im Deren erkannt ift, es dürfte eudy und Mehrern alſo
ergehen, denn «8 iſt ißo eine wunderliche Zeit, nicht allein bewußt
und erfannt. Der Herr hat feinen Eifergeift geſandt; es ift eine
wunberliche Zeit vor det Thür: das werdet ihr erfahren, fo ihr lebet.
203. Mein Freund, ihre reder auf Menfhenmweife, und fchreis
bet ‚von Gottes emigem Fürfage und Mahl; es läffet fich nicht
alſo ſchreiben.
204. Wenn die Schrift rebet von Gottes ewigem Fuͤrſatz, fo rebet
fie nicht von einem lange zuvor geweſenen Fürſatze; denn in Gott
ift Fein Anfang, fonbern ift eim emwiger Anfang, ba der Anfang
und das Ende Cines ift, das Erſte immer das Letzte, und bas
Letzte immer das Erſte. Mas Gott von Ewigkeit bat angefangen
zu verfehen, das fähet er noch heute ale Stunden an zu vetfehen.
205. Sch kann mit Grunde alfo fügen; ob ich in Mutter:
leibe waͤre in feinem Zorn erfehen und ergriffen, fo bätte mich
Gott von Emigfeit in feinem Zorn erfehen und ergriffen, und. ich
wäre von Ewigkeit in feinem Zorn ermabhlet,
206, So ih mich aber ummende in die Buße, baß mid)
Gottes Liebe erariffe, fo mare ich audy von Ewigkeit aus bem Born
in Die Liebe verfeben; denn in Gott iſt alles ewig: was fidy gleich
⸗
[2
4
— 11 —
aus der Suͤnde ausgehe in Gottes Gnade; ſo liegt's am Erbarmen,
das thut Gott gerne, denn er hat's zugeſagt.
211. Nicht liegt's am Menſchen, ſich ſelig zu machen, ſon⸗
dern an der Gnade, welche uns Gott in ſeinem Sohne geſchenket
hat: denn Gott will, daß allen Menſchen geholfen werde, wie die
Schrift ſaget; ſeine Wahl und Ausgang iſt von Ewigkeit, und
ſein Erbarmen iſt auch von Ewigkeit in Ewigkeit, es iſt in ihm
alles ewig.
212. Darum muß man die Schrift mit ſolchen Terminis
beffer betrachten; denn fie vebet oft aus dem ewigen Munbe, ber
ſich alle Stunden anfähet.
213. Denn wenn die Schrift faget: er breftodet ihr Herz,
daß fie nicht glauben und felig werden, Roͤm. 9, 18.: fo redet
fie auf diefe, welche aus ihrem Vermögen wollen ſaig werden in
ihrem böfen Willen und Leben, die läffet er in ihrem Fürfag gehen,
denn fie wollen's thun.
- 214 Wie auch Adam thatz er wollte nicht in Gott ale ein
Kind gelaffen fein, fondern ein eigenes fein, und Böſes und Gutes
wiſſen und erkennen, und in allen drei Principien leben; denn er
ging von Gottes Willen aus in feinen eigenen ihm vorgefegten ;
fo ließ ihn Gott, da fiel er nieder und fhlief.
215. Und da er von der verbotenen Frucht aß, fo ermählete
ihn Gottes Zorn zum Verdammniß des Todes; und Gottes Liebe
ſprach darmider: des Meibes Same foll der Schlange den Kopf
. zertreten. Gen. 3, 19. Das mar auch eine ewige Wahl, und war
doch auch eine anfängliche, zeitlihe Wahl: denn wie Bann eine
Mahl Über ein Ding gehen, da es noch Feine Wurzel hat?
216.- Gottes Zorn hat fih von Ewigkeit immerdar und aud)
noch heute erwählet eine Finfterniß zu fein, auf daß Gottes Liebe
und Licht im Zorn offenbar werde. .
217. Was nun aus dem Ewigen ift, als die Seele bes
Menfchen, die hat auch freien Willen, fi) im Lichte zu offenbaren,
oder in der Finſterniß. Nicht hat fie Licht und Kinfterniß in Ge-
walt, fondern fie hat Macht in Gutem oder Boͤſem, das ift, in
der Kraft des Lichts und der Finfterniß zu wirken; und in welcher
fie wirft, die offenbaret ſich in ihr.
218. Die Macht ift Gottes, und fie ift fein Kind, ein Aft
am Baume, aus Gottes Munde ausgegangen, aus Kiebe und Zorn;
das alles liegt in ihr, es ift ihr Eigenthum.
219. Wer will ihr (der Seele) den freien Willen nehmen,
fo fie ein Aft im inwendigen Baum ift, und hat Kiebe und Zorn
in fih? Oder iſt's nicht wahr? Mein Gegenfag redet auch alfo,
ed fei der Zorn vor dem Fall in Adam verborgen gelegen, und habe
fih mit dem Fall geoffenbaret,
220.- Aber er machet mir wunderliche Anfänge in dem Samen
— 122 —
*
Adam's, einen mit Gott, den andern mit ber Schlange, das iſt ein
großer Irrthum: es iſt nicht zweierlei Same, fonbern nur Einer,
aber zweierlei Regiment liegen im Samen, als Gottes Liebe und
Zorn, und ift nur ein einiger San,
221. As ein. Theil von göttlicher Wefenbeit, vom heiligen
und teinen Element, in welchem das Paradies und Himmel liegt,
ſowohl die Tinctur vom Feuer und Lichte; berfelbe Same‘ verblich
in Adam, als er fiel, da Gott fagte: Welches Tages du von biefem
Baume iffeft, ſollſt du fterben.
222, Und der andere Same, verftehet Geift,; iſt das Gentrum
ber ewigen Natur, als der finftern Welt, nach welcher ſich Gott
einen zornigen Gott nennet; derfelbe war, weil das Licht in ber
göttlichen paradiefifchen Wefenheit fehlen, nicht rege und offenbar,
und im Fall warb er offenbar.
223. Nun war aber Adam auch ins Regiment und in Geift
ber Aufern Melt gefchloffen, das mußte in feiner Unfchuld auch
hintennach gehen, denn Gottes Reich regierte in ihm: als er
aber fiel, fo ward's auch in ihm offenbar und mächtig, und fiel
u Hand Hitze und Kälte auf ihn, daß er ſich mußte leiden, und
fiel mit der äußern Welt Macht in die Zerbrechlichkeit feines Leibes.
224, Nun, mas follte denn'nun in Adam für ein Same
gehoren werden, daraus Kain und Habel würden empfangen? Eben
ein folcher, wie Adam war nad dem Fall, als nach der äußern
Ro Ar | X
da > 1 nam 0 Mahauld [1:17 4 2
— 193 —
welche Adam ward mit in ſeinen himmliſchen, eingeblaſenen Geiſt
vermaͤhlet, die iſt unſterblich, die trat ins Lebenslicht dem Menſchen
Adam und Hevä entgegen, und warnete fie. des ungoͤttlichen Weges,
und weiſete durch den prophetiſchen Geiſt immer auf's Ziel des
Bundes, daß fie ſich mit dem theuren Namen Jeſus mit dem
Wort und Kraft der wahren Gottheit wollte wieder in der Menfchen
Seelen eröffnen. |
230. Nun, mein Gegenfag, ist faget mir allbier: was ift
des Weibes Samen, darauf ihr eure Wahl feßet? Ihr faget, die .
Kinder Gottes müffen aus bes Weibes Samen geboren werden,
ale der Thau aus der Morgenröthe, und verwerfet Adam's und
- Hevä Samen, und machet einen fremden Samen; und Gott ſprach
doch: Durd) des Weibes Samen foll der Schlange der. Kopf zer⸗
treten werden. Wer ift das Weib? Iſt's Heva? Nein, das
wollt ihr niht. Warum? Ihr koͤnntet fonft eure Gnadenwahl nicht
vermänteln.
231. Nun mwohlan! Seid ihr gelchtt, wie ihr denn maͤchtig
mit der Schrift Spruͤchen gehet, eure Sachen zu beſcheinigen:
fo beweift das aus h. Schrift, daß Gott ein fremdes Weib ges
meinet hat. Ihr fagt, Maria fei nicht aus uns Menfchen, ſondern
ſei eine Junfrau von Ewigkeit: das follt und müßt ihr bemeifen,
© oder foll weder Glauben noch Stätte haben.
232. Ich über will mit ftarken Argumenten darthun, daß
Das Wort der Verheißung auf des Weibes Samen gehet, als auf
Hevam und Adam: jedoch auf des Weibes Samen, das ift, auf
die Matricem, welche ‚von Adam genommen ward, daraus das
Weib gebauet ward; aus und in melcher fih Adam hätte felder ges
fhroängert, wenn er hätte koͤnnen beftehen, und ſich nicht hätte
laffen uͤberwaͤltigen.
233. Dem das Weib Heva märe das fortgepflanzte Kind
worden; aber alfo mocht' es nicht fein: datum ward fie aus Adam's
Eſſenz und Bein genommen, und ward zu feinem Gehülfen ges
machet, daß die Kortpflanzung mußte durch zwei gefchehen.
234. Iſt nun Maria, Chrifti Mutter, nicht von ung Menfchen;
- fo iſt ChHriftus nicht des Menſchen Sohn, wie er fid fo gar fehr
vielmal nennet: wo bleibet meine arme Seele, die im finftern Kerker
gefangen lieget, da fie Gott mollte wiedergecären, wie den Thau
aus der Morgenröthe? Konnte er das doch wohl fonft ohne Menſch-
werbung thun?
‘235. Darzu wäre Maria fein Menſch von und: mas märe
mir denn der fremde Chriftus nüge? Co wäre es nicht wahr,,
dag das Mort fei Fleiſch worden; oder aber, wie koͤnnte ich in
Shrifti Keiden, Sterben und Zob eingehen, fo der nicht wäre in
mir gefchehen?
236, So aber kann ich mit Wahrheit fagen, wie ber Apoftel
faget, daß ich glaube, ich fei mit Chrifto gefreuziget und geftorben,
und ſtehe in und mit ihm auf, und trage fein Bilb an mir,
237. So ſpricht mein Gegenfag: So wäre Chriftus in einem
fündlichen Samen empfangen, fo Deva das Web in ber Ber
heißung gewefen? Nein, das fage ich nicht,
238, Ghriftus, als bas lebendige Wort, ift nit von Mannes-
famen geboren, fondern in dem verfchloffenen Somen bes himm⸗
Uſchen Theils, der in Heva verblich, wie bie dürre Ruthe Aaronis
andeutet. Er ward wieder des erſtorbenen Theils Saft und Leben:
denn die Sünde fiel nicht auf das himmliſche Theil, ſondern es
erftarb (verftehet MWefen, und nicht Gottes Geiit, der im Bunde
ruhet) bis aufs Ziel des Bundes in Maria.
239. Der Zorn Gottes offenbarete fidy im irbifchen Theil,
als ein Leben, und bas himmliſche verblich, wie Gott fagte: Welches
Zages du davon iſſeſt, ſtirbeſt bu.
: 240, Er meinte nidye allein den irbifchen Zod; denn Abam
lebte 950 Fahre, ehe er farb, und Gott fagte: MWeldyes Tages du
iſſeſt, firbeft du, das ift, dem Himmelreich, und lebeſt der irdifchen
Melt, mie gerhah. Gen, 2, 17.
241, Ich fage nicht, daß Bott in Heven irdiſcher Eſſenz
Menſch worden fei, fonft hätte er müffen einen Vater haben, alfo
ift er felber der Vater. -
242. Verſtehet's recht! Der Engel pradı zu Draria: ber
lt er a ihr Fa Div Ba 4 Yu
- — 15 —
ausgenommen etliche Heilige im Bunde, ba fich der h. Geift im
Bunde bewegte, mie bei der alten Elifabeth zu fehen ift, daß das
Kind im Bunde in Mutterleibe (als der Geift des Kindes’ Geift
bewegte, als Maria zu ihr Fam) vor Freuden im Geifte Meſſiaͤ,
als es der. anblickte, hüpfete, und die beiden Mütter meiffageten.
Luft. 1, 41.
246. Diefer verborreten Seele Eſſenz (verftehet des Weibes
Theil, nicht des Mannes, wiewohl des Mannes Theil auch im
Samen des Weibes lieget, aber zu ſchwach twegen des euere)
nahm das Wort mit der verftorbenen Wefenheit in die lebendige,
ist, mit dem h. Geiſt eröffnete und eingeführte an fich, und ward
Sort und Menſch Eine Perfon.
247. Nun verftehet mic) doch nur recht! Mein Gegenſatz
will nicht leiden, daß ich ſage, Chriſtus ſei eine Kreatur; und es iſt
doch wahr, fo viel die Seele antrifft, und dann das aͤußere Reich, als
das dritte Principium, ift er eine Kreatur; denn das Aeußere hänget
am Innern, fonft wäre Chriftus nicht in diefer Welt gewefen, fo
er das Außere Reich nicht hätte an fi ‚gehabt, aber ohne Unreinig=
keit, in der Gleichheit der Gottheit.
248. Er ift eine Kreatur gemefen, und iffe ewig, verftehet
nad) der Seele und nach der in Adam geftorbenen Wefenheit, die
er mit Einführung der göttlichen, lebendigen Wefenheit, und mit
dem Worte und Geifte Gottes lebendig machete, und nach dem
dritten Principio, damit iſt er eine Kreatur und ein König und
SHoherpriefter der Menfchen.
249. Was. aber anbelanget das ewige Wort mit der götts
lichen Wefenheit, fo igt neu in die im Tode eingefchloffene Wefen-
heit eingeführet ward, ift Chriftus feine Kreatur, fondern der Erſt⸗
geborne im Vater von Ewigkeit.
250. Verſtehet, in der Kreatur ift die neue eingeführte Wefens
heit, als Chrifti himmliſches Fleiſch, kreatuͤrlich, aber außer der
Kreatur unkreatürlih; denn dieſelbe Wefenheit ift das rechte götts
liche Principium. Sie ift fo groß, als Gottes Majeftät an allen
Enden im andern Principio, alles erfüllend: und ift die im Corpus °
der Kreatur und die außer der Kreatne ganz Eines, ungetrennet,
ganz Eine Kraft, Macht und Hertlichkeit, Paradies und rein Eles
ment, darinnen Gottes ewige Weisheit wohnet.
251. Gleichwie die Sonne in die ganze Welt leuchtet; ſo
nun in der Tiefe nicht auch ein ſolch Weſen waͤre als die Sonne,
ſo finge es nicht der Sonne Glanz: alſo iſt Chriſti Leiblichkeit die
Fuͤlle des Himmels, in der Perſon kreatuͤrlich, und außer der
Kreatur lebendig, in Einem Geiſte und Kraft, nicht zweene.
252. Mein lieber Gegenſatz, ihr wollet eine fremde Jung⸗
frau haben, und verachtet meine gar hohe, von Gott gegebene Err
Eenntnig. Iſt Maria (mie man body ihr Geſchlecht in der Bibel
= 16 —
genug findet) eine fremde, himmliſche Jungfrau gewefen, und barzu
in Gottes Weisheit geftanden, und von Ewigkeit datzu erfoten:
wie kam +8 denn, als ber Enael zu ihr Fam und ihr die, Borfchaft
“brachte, daß fie follte ſchwanger werden und einen Sohn aebäcen;
daß fie fagte: Wie fol das zugehen, fintemal id, von keinem Manne
weiß? Dat es denn nicht die ewige Meisheit gewußt, wie es follte
zugehen ? .
253. Ich halte e8 dafür, mein lieber Gegenfas, ihe werdet
fie müffen lajjen mit Joachim's und Anni Tochter bleiben, wie es
bie heilige Schrift auffeßet; . fonft wird unfere Seligkeit auf der
Schuppe und im Zweifel ftehen. |
254. Ich frage euch in Ernſt: Seid ihr Gottes Kind, fo
faget mir, wie ober wo bat Ghriftus den Tod zerbrochen, unb
wohin ift er in die Hölle gefahren, wie die Kirche lehret? Saget
mir's, fo er nidt unfere Seele bat angenommen!
255. Euer Schwäswerf mit dem Dpfer befriediget . mid
allein nicht; ich will von euch wiſſen, wie der Tod in der Seele
fei zerbrocdhen worden. Es hilft weber Bund noch Verheißung.
Hätten’s konnen Opfer thun, fo märe e8 «bei den Juden geſchehen:
ed mußte mit rechtem himmliſchen Blute geſchehen.
256. Nun will ich wiſſen, ob's in meiner Seele geſchehen
ſei, ob mein Willengeift babe eine offene Pforte zu Gott mit
Chriſti Tod erlanget, daß ich darf lag n: Abba, lieber Vater mein!
har nicht? 9 1 mir, har + arfhıri eflsiit r
2 =
zur LE 15
— 17 —
"261. Das war das Rauchloch, da ber Teufel, und, ber
Schlange Samen regiereten: igt ward dieſelbe Hoͤlle geſtuͤrmet und
dem Teufel ſein Reich in der Seele genommen.
262. Und hieß itzt nun: Gleichwie die Sünde von Einem
kam auf Alle und drang von Einem auf Alle: alſo auch kam die
Gnade und das ewige Leben von Einem auf Alle und drang auf
Ale. Röm. 59, 18. Wer fih def nun nicht will annehmen,
fondern auf eine befondere Wahl warten, der bleibe da: mag er
doc kommen oder nicht. Es heißet: wir haben euch gepfiffen, und
ihre habet nicht getanzet, wir haben euch gerufen, und ihr nicht
zu uns kommen. Luk. 7, 32.
263. Mein lieber Bruder, ſaget mir doch, ſeid ihr von Gott
- geboren und erleuchtet, wie ihr meinet, wie geſchieht die neue Ge⸗
burt in und; ift fie einfahrend oder ausgebärend? Gefchieht fie
nicht in uns in unferer Seele? Es muß ja Chriſtus in uns offens
bar werden, auf Art wie in Maria.
264. Was meinet ihr mit der neuen Kreatur? Verſtehet
ihr auch eine neue Seele, oder die alte, die ihr von Vater und
Mutter habt geerbet? Oder, was haltet ihr von der Auferftehung
der Todten? Was muß an uns auferfichen? Denn die Seele
ſtirbet nicht, fo ftirbet Chriftus in uns auch nicht; denn er fit ein«
mal der Sünde für und in uns geftorben: was ftehet auf, der
irdifche Leib, als das böfe, vom Zeufel inficirte Fleiſch, vol Sünde
und Lafter? Das iſt's nicht, das in Gott foll leben; denn Chriftus
ſprach: Steifh und Blut kann das Himmelreich nicht erben.
269. Nun, was iſt's denn? So Eunn die neue, aus dem
Himmelsthau geborne Kreatur, wie ihr faget, auch nicht aufftehen,
denn fie firbet nicht; Chrifti Keben ift ihe Leben. hr wollt den
erften Adam ganz wegwerfen: mas bleibet euc denn? Seid ihr
gelehrt, fo faget mir’s, und geiget nicht auf meiner Geige. Ihr
wollt haben, Chriftus habe nicht Adam's Fleifch angenommen; fo
kann Adam nicht aufftehen.
266. Mein Steund, ich vermahne euch in der Liebe Chriſti,
feid nicht che gegenfäßig, bis ihr das Centrum aller Wefen mit
den dreien Principien verftehet: denn die Kraft der Auferitehung
gefchieht nach dem dritten Principio; es fol nichts von Adam vers
geben, als nur die Grobheit der thierifchen Eigenſchaft und die
Sünden , welche nach dem Zorn des erften Principti gewirket werden.
267. Das Mofterium, als die Quinta Effentia, ſoll aufs
ſtehen; denn Chrifti Fleiſch, fo fern und in wen es iſt lebendig
„worden, flirbet nicht mehr. In wem das verfchloffene himmliſche
Theil ift, in Kraft des Worte, das Menfc ward, lebendig worden,
das flirbet nicht, es ift in Adam geflorben, fo darf's keiner Auf
erftebung.
— "TER —
268. Auch folgen uns unfere Werke nicht in bemfelben nad),
fonbern in bem, bas ba ilt eine Gleichniß ber innern Welt, als
im Außern Myſterio. So nun Chriſtus nicht bat dafjelbe am ſich
von ung Menfchen genommen: wie wird's denn auflichen ?
269. Ich fage: Chriftus hat bie ganze Menfchbeit von uns
an feine himmliſche genommen, allein nicht die thierifhe Eigen:
ſchaft und Sünde; fondern er hat die Sünden der Welt auf ſich
genommen als ein Selbftfchuldiger, und den Zob in-unferer Seele
und Fleiſch erwürget, anders mar dem Menfchen fein Math; «8
mußte nur ein flarfer Held in die menſchliche Eigenfchaft Eommen,
und ben Tod ermwürgen, unb bie Sünde zerbrechen, und feine Liebe
in uns einführen,
270, Nun glaube ich, daß ich werde in feinem und meinem
Fleiſche aufiteben, und ewig in ihm leben, fein Leben für meines,
feinen Geift für meinen, und alles was ich bin für feines, er Gott
und id Menfh, und in ibm Gott und Menfh, und er in mir
Gott und Menſch.
271. Das fol mir Niemand aus meinem Herzen’ reißen,
ich bab’s erkannt, nicht ich, ſondern Chriffus in mir, Es mag
darum fabeln und babeln, wer da will; ich darf feiner Waͤhlung
darzu. Mein Heiland Chriftus hat mich in meiner Seele, Geiſt
und Sleifch, in ihm ermwählet; ich bin barinnen freudig und getroft,
und laffe ketzern und fhmägen, wer da mill, ich babe mir mit
— 0, —
281. Aus folcher Berbitterung ift von der alt ber nichts
denn Streit, Krieg und Empörting entftanben, und ift Babel ehe
ungewijfe Leiterin, voll Greuel und Hoffart, fich fehen zw taffen,
daß man flubdiret hat, dag man viel gelefen bat: Aber der h. Geift
braucht im denen Kindern, welche er beruft, nur Ein Buch mit. drei
Blättern, darinnen müffen fie allein ftubiren; fie dürfen ihr nicht
mebr, find ibnen auch Eein nütze.
282, Mein Gegenfag will nicht leiden, daß die Jungfrau
Maria aus Adam ſei. So das wahr ift, fo hat fie auch feine
Seele, ober ja eine fremde; benn fie fprach ja bei der. alten Eli
faberh: Meine Seele erhebt den Deren. Und-Simren fagte zu ihr;
Es wird ein Schwert durch beine Seele dringen, Iſt fie nun
allein die Jungfrau der Weisheit Gottes, wie er fchreibet: ſo hat
fein Schwert durch ihre Seele Eönnen dringen; denn biefeibe ift
Bott felber, das iſt, fein ausgefprodhen Werfen,
283, Ich fage audı wohl, daß die Jungfrauſchaft Gotteg,
als die Meisheit, fei in Marien duucch die Etweckung Gottes offen:
bar worden; als Gott das Ziel des Bundes, welches in ihr fledkete,
offenbarte, fo ward fie hoch gebenedeiet über alle Weiber, denn
Gott war in ihr und in ihrem Samen offenbar, Ihre in Adam
geitorbene Weſenheit, als das himmliſche Theil, grünete mieber;
aber ihr Auferer Leib war von dieſer Welt, das fehen wir an allem
ihren Leben und Mandel, an Effen und Trinken, an Schlafen
— 12.
wiffen, auf daß ich im Wiſſen tobt und ein Nichts fei, daß Gott
im Geifte Chriſti mein MWiffen, Wollen und Thun fei, auf daß
ich in feinem Wiffen und Willen laufe; und nicht eben ich, fon»
dern er, daß ih nur ein Werkzeug fei, und er die Dand unb
Arbeit.
296. Was wollt ihr lang mit mir zanken? Sch weiß nichts
von eurem Wiffen, habe e8 auch nie gelernet; forfchet ihr felber,
in dem das Wiſſen iſt, worinnen ich meiß, fo id) body im Wiſſen
todt bin um deßwillen, ber in mir wiſſen will.
297, Ih trage in meinem Wiffen nicht erft Buchftaben
zufammen aus vielen Büchern; fondern ich habe den Buchftaben in
mir: liegt doch Himmel und Erde mit allem Mefen, dazu Gott
felber, im Menſchen. Soll er denn in dem Buche en bürfen
Iefen, das er felber iſt.
298, Menn ich gleich Eein ander Buch hätte, ald nur mein
Buch, das ich felber bin, fo hab’ ich Bücher genug ; liegt body bie
ganze Bibel in mir, So id) Chrifti Geift habe, mas darf ich
denn mehr Bücher? Soll ich wider das zanken, das außer mir
ift, ebe ich lerne kennen, was in mir ift?
299, So ich mich felber leſe, fo Iefe ich in Gottes Bud,
und ihr, meine Brüder, feid alle meine Buchftaben, die ich in mir
leſez denn mein Gemüth und Mille findet euh in mir. Sch
wünfde von Serien, daß ibr mich auch findet.
— 133 — —
barinnen alles ſtehet geſchrieben. Wer das Buch in ihm lieſet,
der iſt gelehrt genug; das andre iſt Babel und Fabel, daß Einer
will im Buchſtaben außer ihm gelehrt ſein, ehe er ſein eigen Buch
kann leſen. Leſe er von erſt ſeines, ſo wird er in ſeinem eigenen
Alles finden, was die Kinder Gottes geſchrieben haben.
305. Denn wir Menſchen alleſammt haben nur ein einiges
Buch, das zu Gott weiſet, das haben wir gemein, ein Jeder hat
es in ſich, das iſt der theure Namen Gottes; feine Buch⸗
ſtaben find die Flammen der Liebe, die er aus feinem Derzen u
dem theuren Namen Jeſu hat in ,
PR
N) Il 7
N N fi m) IND:
ung geoffenbaret. Leſet nur biefetbigen einigen Buchftaben in eurem
Herzen und Gemüthe: fo habt ihre Bücher genug! Alle Schriften
der Kinder Gottes weifen euch dahin, in das einige Buch; denn
darinnen liegen alle Schäge der Weiiheil. Sehet nun zu, daß
ihre im ‚Leben und Geifte Chriſti neugeboren werdet, fo habt ihr
Alles, was Gott ift und vermag.
306. Aber ihr feid trunken und gehet irre, und fuchet den
Schluͤſſel zum Buch, und zanfet um den Schlüſſel. in Jeder
ſpricht: ich habe den Schlüſſel; und Keiner will fein eigen Lebens:
buch auffchliegen. Es hätte ein Jeder den Schtüffel zu Gott in
fih, ſuchte er ihn nur am rechten, Orte. Aber ihr "wollet lieber
zanken, als daß ihr den Schlüffel in euch fuchet; darum feid ihr
Sind alle, die ihe zanket; ihr gehet nur als vor einem Spiegel
= WE
ſuchen. Warum gebet ihr nicht insg Gentum? Mit ſolchem
Suchen finder ihr den Schlüffel nicht, ſeid gleidy gelehrt als ihre
wollet: es bilft michte,
307. Es liege nicht an Kunſt und Bernunft, ſondern am
ernsten fürgefepten Wıllon, von fich felber außzugehen und alle
eigene Wiffenfchaft verlaffen, und mit bußfertigem demüthigen Be:
gebren in Gottes Wiffen ſich einumwerfen, und alles eigene Wiſſen
verlaffen,. und nur Gottes Wiffen begehrten, doch mit der Geftalt,
daß er in euch wife, was er wolle; alfo werbet ihr göttliche Wiſ—
fene anziehen, und den Schtüffe finden, darum ihr zanket.
308, Meine liebe Brüder! Feindet mih nur um meiner
Miffenfchaft nicht an; denn ich, der ich der Ich bin, habe es
nicht zuvorn gewußt, daß ich euch babe gefchrieben. Sch vermeinte,
ich fchrieb’ allein mir, und ift ohne mein Bewußt alfo gerathen.
Sch fage euch's in gutem Treuen: iſt's nicht eure Gabe zu vers
ftehen,, fo laſſet mir's ſtehenz denn ich verſtehe es wohl, was ich
gefchrieben habe.
309, Kann ed Einer verftehen, und es ihn gelüftet, ich will
es ihm gern gönnen; wo aber nicht, und er’d nicht begehret, indem
et's nicht verſtehet, fo vergreife er fih nur nicht mit Schmähben
und Laͤſtern wider Gott, ober es wird ein Ernſt hernach folgen,
davon ihr nichts wiſſen wollet, noch fonnet in folhem Lauf. Ber:
gönnet mir doch nur, daß ih in bem arbeite, barein ich gefeket bin.
— 186 —
Leben nur Ärger worden: alldleweil man hat gezanket, fo hat je
ein Bruder den andern verachtet, verfolget und gehaſſet. Was
babe ihr anigo für Früchte des Evangelii, wie es denn fein follte ?
Muß nicht der theure Name Gottes ist ber Menfhen Schalkheit
Deckel fein?
315. Sind nicht die igt genannten Chriften, ſowohl Türken,
Jubden und Heiden, einanderim eben alle gleich? Was hilft euch der
Name Chrifti, fo ihr aber beidnifch lebet? Meinet ihr, daß es
genug fei, daß Chriftus für die Sünde geftorben ſei? Daß ihr
euch nur dürfet mit Chrifti Tod kitzeln und tröften, und den
falſchen Menſchen anbehalten, der nur hoffartig und ein Zaͤnker ift?
316. Könnet ihr nicht prüfen, was bald drauf folgen wird?
Als daß, meil fie alle im Leben und Willen gleich find, fie vor
Gott aud) gleich gerechnet werden; und fo man denn ja nur flreis
tet, und lautern Zank fuchet, e8 zu einer foldhen Vermiſchung im
Streite gerathen muß, daß ein Volt das andere auffreffe. |
317. Denn Gott zeucht feine Hand von den Völkern; dies
weit fie fih feinen Geift nicht wollen laffen ftrafen, fo bnt der
Zorn fein Schwert der Begierde gefaffet und treibet mächtig in der.
Menfhen Semüthe, daß ein Volt das andere verderbe und auf-
freſſe. Was unfere Väter haben mit Verachten und Spotten ein⸗
. gebrodet, das werden ihre Kinder mit Schwertern und Schlägen
auseſſen.
318. Und das verhaͤnget Gott darum, dieweil man nur
feinen heiligen Namen zum Schwur fuͤhret und mißbrauchet, und
in der Erkenntniß ſeines Namens und Willens nur eigenwillig iſt,
und ſeinen Namen nur zur Schmach brauchet, daß ein Bruder
den andern um der Erkenntniß ſeines Namens willen nur verady
tet; und da er ihn do follte in feiner Erfenntniß in der Liebe
fischen, und ihm mit heiligem Leben vorgehen.
319. Was find die genannten Chriften ist beffer als Türken
und Heiden, fo fie uur tuͤrkiſch, und mehr als türkifd und heidniſch
leben? Mo ift die hriftliche und evangelifche Frucht?
320. Ein Jeder fpricht, es wird gut werden, wenn nur
dieß Uebel verging! Ich aber fage euch in wahrer Erkenntniß, daß
ed nicht gut wird, fondern ift nur aͤrger; es kehre denn ein Jeder
in fib felber um, und wende fein Herz und Gemüth zur Liebe
und Einträchtigkeit, fonft wird ein Volk das andere freffen, und
werden fich die Länder verzehren, verwuͤſten und zerflören, und wird
eine foldhe Leichtfertige böfe Welt werden, daß fie nicht mwerth fein
wird, daß fie Menſchen heißen.
321. Und ſolches werden fie ihnen unter einander felber
then, und wird eine gemeine Vermifhung der Völker im Streite
fein, Bein Part beffer, bis der Zorn Gottes fernen Grimm erfülle,
— 16 —
und bie Voͤlker fich ins hoͤchſte Verderben und: Elend. einführen;
aledann wirft du dich doch fehen und lernen kennen, mas du je
bift in der Hoffart geivefen, wenn du nadend bift, und wirſt ben
Herrn fuchen in beinem Elende, und ſehen, was Uebeld du bir
gethan haft.
322, Darum, meine. lieben Brüder, ſuchet boh nur bas
Merlein, alle die ihr gedenket dem Zorn Gottes zu entfliehen!
Sehet nicht Einer auf’ des Andern Beben, fonbern auf frined; denn
es heißet nicht mehr bifputiren, fondern Bekehren oder Verderben,
323. Die Zeit des Difputats und Gefhmäßes ift aus, ihr
kommet mit Difputiren nicht weiter; aber. mit der neuen Misber-
geburt im Geifte Chrifti werdet ihr das Perlein erreichen und über»
fommen, baß ihr nimmer dürfet zanken.
324, Kaffe es ibm nur ein Feder Ernft fein, und fuche fich
‚ felber in ſich, und fehe, was er fei, und denke, wie er feinen Brus
der mill in der Piebe fuchen; er gehe nur von Geiz und Hoffart
aus, und laffe fich begnügen an Fülle und Hülle, und fege fein
Vertrauen in Gott, der giebt Megen und Segen,
325. Mir nehmen doch nichts mit von dieſer Welt, mas
zanfen wir benn um das Eitele und verfcherzen damit das Unvers
aänglihe? Es muß doch zu dem Ziel Fommen, oder wird ja noch
böfer werden. Und mweldy Volk nicht wird wollen in dieß Ziel ein⸗
gehen, das muß ganz audgezehret und gefreffen werben, deutet ber
Seit der Munder,
— 17 — ,
rede ich von ganzem Herzen, ohne Scherz, in meiner mir von Gott
gegebenen Erkenntniß; und empfrhle mid, in eure brüderliche Liebe,
in dem theuren Namen Jeſu Chrifti. Gegeben den 3. Julii 1621.
Jauchzet dem Her, alle Lande, und lobet ihn, alle Völker;
denn fein Name gehet. über alle Berge und Hügel. Er fcheußt
auf als ein Reiß, und gehet in großen Wunbern: ter will das
webten? Hallelujah.
Diefe zweite Apologie wider Balth. Tilten nennt Jakob Boͤhme
in und wieder auh „Zractat von ber Gnadenwahl,” fo z. B. im
. Senbbriefe $. 21 und im 16. Briefe 5. 1 20. Indeſſen ift diefe Apo⸗
logie nicht zu verwechfeln mit der befondern Schrift Boͤhme's „Won der
Gnadenmwahl”, welche er anderthalb Jahre fpäter fchrieb, und die ſich
in unferer Ausgabe Band 4, ©. 463—634. befindet. SH.
Antı-Stiefelius IL.
Der:
denken über Eſaiä Stiefel’
Büchlein:
Von
neuen Geburt.
Geſchrieben im Jahre 1621,
—
offene Brunn im Herzen Jeſu Chriſti ſei unſere
Quelle und ſtete Erquickung!
| ber Einigkeit feiner Menſchheit, hohe Freunde und Brüder!
mir eitel Freude und eine Erquidung meiner Seele, daß ich
on vielen Orten vernehme, mie daß ber- vom fleifchlichen
hriſt verdeckte gar föftlihe Baum Chriſti unfers Heils, durch
orten ber Finfternif und des Zornes Gottes, mitten in der
hnig Babylons, von der Wurzel an wieder anhebt zu grünen.
be erfreue ih mich in feinem audgrlnenden Gemädfe feiner
igkeit und Rieblichkeit, feiner Kraft und Zugend, weil ich mich
in Zweiglein am felben Baum befinde, daß er alfo ſüß und
reich iſt; und ſehe dieß mit großer Verwunderung, daß er;
(8 mitten in der Naht, anhebt mit fchönen Zweiglein zu
Et it.r Miinfsr mA a ron 15 nafda.
A
jerlei Zuftand des Menfchen und deſſen
Ehrenveſte, Großachtbare Herren, in ber Liebe Jeſu CEhriſti,
N
i
MEENANAN MR
— 180 —
wieber in der Mutter Schooß ſehend. Wie wurden ſtunm und
verloren unſere Mutterſprache, und finden die nun in unſerm Alter
wieder, daß wie in derfelben unfere Mutter erkennen, und können .
mit Ihe aus ihrer Sprache reden. Sollen mir uns nicht billig
body verwwundern, daß mir in unferer Mutter waren und erkannten
die nicht? Sind alfo eine lange Zeit blind in ihr gemefen, und
werden nun im Alter ſehend.
4. Sollen wir von unferm Alter fagen? Nein. Bir find”
ein neuer Zweig, aus unferer erften Mutter erboren, Wir waren
ein verdorreter Aft am Baume; aber die Mutter hat ihren Saft
und Kraft in uns eingeführet und einen jungen Zweig aus fih
geboren, daran fie will Freude haben, und dadurch ihre Frucht ges
bären. Sa, einen jungen Sohn hat fie aus dem alten geboren,
des fol nicht blind fein, auch nicht von thr ausgehen, fondern in
ihtem Haufe bleiben; denn er iſt ihr einiger Erbe, an dem fie
Freude bat.
5. Lieben Brüder, laßt uns doch freuen und in dem Herrn
fröhlidy) fein, daß unfere Stadt Jeruſalem und Sion wieder ges
bauet wird, in welcher unfere Mutter mohnet, und auch unfere
ewige Wohnung fein fol.
6. Weit ihe denn, liebe Herren und Brüder, mie ich ver⸗
nehme, auch mit in der grünenden Eſſenz inne ſtehet und ein fer _
bendes Auge empfangen habt; als luͤſtert mich in meinen Gliedern
in der Eſſenz meiner Mutter, midy mit euch herzlich in unferem
neuen Leben zu ergögrn, und bitte, wollet's nisht anders als im
rechter Treu’ und Liebe, als ein lied dem andern ſchuldig iſt,
verſtehen.
7.. Daß ich alſo mit euch reden werde, geſchiehet nicht der⸗
geſtalt, als wollte ich Über eure Gaben auffahren und mid über
euch erhöhen, indem mir vom göttlichen Mpfterio ift ein ſcharfer
Verſtand gegeben werden; fondern wollet ſolches alfo vwerftehen, daß
ich nicht Euer Zerbrecher, fondern vielmehr ein Balken in unferem
Baur, in unferer aller Mutter Haufe bin worden, nicht dur
menfchlihe Vernunft oder Kunft, fondern alfo hat es zugerichtet,
der e8 Macht hatte, der da thut, was er till.
8. So muß doch ein Haus nicht afein Sparren und Balken
haben, fondern auch Steine zum Grunde, und muß manderle
Gefüge haben. So nun der Here Einen zum Grunde oder Er
fein Ieget, und den Andern zum Bau brauchetz fo follen wir uns
unter einander lernen erkennen, einen Jeden nach feiner Gabe, und
une nicht wegen” der ungleihen Gaben verachten oder verwerfen,
wie bisanhero eine lange Zeit in Babel gefchehen iſt: fondern viels
mehr betrachten des Baues Nußbarkeit, und daß ein Gefüge nicht
fein muß als das andere, da es doch alles in einander geſchloſſen
iſt und iſt zuſammen nur Ein Haus.
3
— Fall as
9, Mir ift gegeben worden, vom Grunde ju verftehen umb
zu reden, einem Andern vom ganzen Gebäue Gottes, als in einer
Summa, &o ift aber der Grund und bad ganze Haus Gottes
nur Eins: aus Einem Geifte kommt das ber, und bienet bad
alles zur wunderlichen Offenbarung Gottes.
10. Darum, ob ih mit euch reden werde aus meinen Gas
ben, und euch das Gebaͤu im Inneren zeigen; fo bitte ich, es ja
nicht anders ald nur herzlich und wohlmeinend zu verſtehen. Ich
thue es nicht aus Reichtfertigkeit und Vermeſſenheit, fondern in
wahrer, mir von Gott gegebenen Erfenntnif, zu Nutze und zur
Defferung, auf daß unfer Perlein möchte gefunden werben, und ber
Find, der uns fo lange bat gefangen gebalten, in feiner Gift er—
ftifen, auf daß wir mögen den munberlichen Gott in feiner uns
gründlichen Weisheit lernen erkennen, und ung in ibm als feine
Kinder, gleich ald ein Aft am Baume, in feiner Eſſenz und Kraft
erfreuen, melde Freude rin Grünen in unfers Lebens Effenz iſt.
Darum mollet’s anders nicht vermerken!
11. She babe mir ein Büchlein mitgefhidt, mid fammt
euren Freunden au erfehen, und begehret, meine Erkenntniß bar:
über euch zu eröffnen, weldyes zwar in meinen Schriften, fo: ihr
in Händen habt, euch mochte allbereit fhon genuafam eröffnet
und veritanden fein, was ich euch würde darauf antworten. Weil
ed aber su Gottes Ehren, und menfhlibem Heil zu Nutz gereicet,
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nicht, der. ba gruͤnet; fondern das verblichene Bild Gottes (verftchet
dem Adam aus göftliher Mefenheit gegeben, als vom andern
Preincipio, aus dem Reich des Himmels), welches mit’ der irdifchen
Einführung erftarb, oder wie ich’8 geben moͤchte, wieder in die
ewige Etille, als in das Nichts gefchfoffen ward, da es fein recht
göttlich Leben verlor; das ift’s, darinnen das ewige Wort Menſch
ward und wieder lebendige Mefenheit mit: feiner Eingehbung und
Eröffnung einführete und aus dem Tode das emige Leben gebar.
Diefetbe göttliche, und dann aud im Tod eingefchloffene menſch⸗
liche Wefenheit oder Fleifh ward ein Menſch, dem die irdifche
Hülſe nur anhing, und hielt den irdifchen brennenden Tod in fich
gefangen. Darum müflen wir Unterfchied halten, wenn wir von
uns felber wollen reden.
15. Die h. Schrift faget auch nicht von einem ganz ‚neuen
Fleiſche, daß das alte Fleiſch ganz neu in göttlicher Eſſenz empfane
gen und in Gott geboren werde: fonft müßte folgen, daß das böfe,
eingeführte thierifche Fleiſch mit thierifcher Eigenſchaft wäre in der
Kraft der Majeſtaͤt erhöhet worden.
| 16. Und ob man mollte fagen, die irdifhe Quaal werde in
der neuen Geburt aus Chrifto ganz ertödtet, und fterbe Yanz und
gar im Zode Chrifti, wie der Autor redet, daß der alte Menſch
ganz ab, todt und ein Nichts fei, und allein Chriftus in biefem
äußern, fichtbaren Steifch lebe, regiere und alles thue und verrichtez
fo müßte auch der Menfc auf parabdiefifche Art effen, trinken und
nur bimmlifhe Quaal genießen: denn Chriftus iffet nicht mehr
irdifche Speife, fondern göttlihe. Auch fo leidet es der thierifche
Madenfad nicht, daß wir wollten den. ganzen Menfchen aus allen
dreien Geburten göttli nennen, viel weniger das Reich diefer Welt
von Sternen und Elementen, welches des äußeren Menfhen Quaal,
Leben und Regiment ift.
17. Wir können das nicht leugnen: es fei ein Menfch fo
heilig als er wolle, fo ift doch der Geift der Außeren Welt feines
äußeren Fleifches Geiſt, Leben und Führer; und fehen klar, wie der
äußere Menfh in einer Conftellation des Geſtirnes ſtehet; wenn
ihn diefelbe verläßt, fo fällt er dahin und vermwefet.
48. Weil mir’ aber aus Gottes Gnade zu erkennen iſt
gegeben worden, mas der irdifhe und dann aud der himmlifche
Menfh in Einer Perfon ift: fo will ich's mit MWenigem entwerfen
und anzeigen, mie es eine Geftalt mit dem Autor des mir zuges
ſchickten Bücleins habe: und folche® aus dem Grunde, jedoch
in Pindlicher Einfalt, dem Autor und denen, die fein Buch lefen,
zum VBerftand und zur Richtſchnur.
19, Anlangend den Autor, verftehe ich alfo, daß er freilich
wohl mag ein frommer, neugeborner und in Chriſto mit feiner
neuen Seburt und neuem Menſchen heilig fein, wegen Ehriſti Ein⸗
un 4442
wohnung: denn bie wefentliche Einwohnung ift der heiligen Schrift
durchaus gemäß, wie er foldyes auch hoch bewähret; und hab” id)
in dafjelbige wider ihn auch gar keine Eintede, Es ift ber wahre
Grund, daf uns Gott hat in fich, aus feiner bimmlifhen Weſen⸗
beit, duch feine Kraft im Worte und Chriſti Fleiſch und Blur,
zu Kindern aus feiner Effenz geboren,
20. Ich verftehe auch Fleiſch und Geiſt in Einem Weſen,
und gar nicht Geilt ohne Kleifh und Blut; verſtehe auch, daß fols
ches ift in bes Weibes Samen geſchehen, und noch immerdar ger
ſchiehet; und fage mit Grunde, daß Chriftus in und aus meiner
eigenen menſchlichen Eſſenz, in mir felber eine neue Kreatur gebos
ren werde, twie denn ber Autor. durchaus auch alfo redet,
21. Uber dem Autor mangelt der Begriff der drei Princi-
pien in einander, als ber drei Welten in einander, Er unterfcheibet
eine nicht von der andern; er hat ſich ganz zufammengerafft mit
allee Veruunft und Sinnen, und fih ganz in die Menſchwerdung
Chrifti, in fein Leiden, Sterben, Tod und Auferftehung eingewor⸗
fen, und ſich feines Außeren Lebens verziehen; begehret nur in und
aus Chrifto zu leben, verwirft alles, was dem zumiber iſt und: lebet,
er begehret nichts als was Chriſti ift. Chriſti Leben und Beift,
auch Mille, fol fein Geift, Leben und Wille fein. Alſo ift er
gleich im Leben, Willen und Geifte Chrifti, wie barinnen erfunfen,
daß fein alter Menfch ift als wäre er tobt, da er doch nah dem
Reiche und Duaal bie Melt ir’ feinem eiaener incivlo In Tich
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24. Mit diefer Befcheribung iſt die blöbe, verderbte, Äußere
Matur gar Übel zufrieden; denn ihre wird ein Ding zugemuthet, das
fie nicht thun kann. Der Autor faget, fie fol ganz erfterben,-auf
bag alkein Chriftus im Fleiſch lebe; das will fie nicht, fondern
hoffet der Reuovation, weiche fie zwar anzeucht als ein Kleid, aber
nicht effensialifchy in der Kraft: fondern wie das Feuer den Stein
durchglühet, alfo gehen oft die Strahlen des h. Geiſtes, aus dem
andern Principio, aus dem neuen Menfchen duch den alfen; und
wie das Eifen in der Gluth und außer der Gluth einmal ein Eis
fen iſt als das andere: alfo ift auch der irdifche Menſch.
25. Er muß wohl des inneren Menfchen Anecht werden,
wenn der neue mit feinem glühenden, göttlichen euer durch ihn
fähret; er thut's auch gerne, alfo lange die Feucksgluth durch ihn
fcheinet, aber er vermag fich nicht in das innere Reich zu verwandeln:
denn das aͤußere Fleiſch und Blut foll das Himmelreich niche erben,
fogt Chriftus; es fol und muß verwefen, als eine Hülfe von der -
Eſſenz des eingefäeten Korns im Ader.
26. Ihr habet, geliebte Herren, ben Grund dieſer Geheimniß
in meinem Buche von der Menfhwerdung Chrifti, und
im Buche vom dreifahen Leben, gar weit ausführlich, wie
der Menfh in einem dreifachen Leben ſtehet; als nach der Seele
des emigen Vaters Natur, und in der Wurzel der finſtern Welt,
im Centro des ewigen Urftandes, als im Beifte des ewigen Vaters.
27. Zum Andern, wie die rechte wahre Bildniß und Gleichniß
Gottes, aus der Seele, als aus dem Sterben in der Seele magie
fhen Geiftfeuer, in einem andern Principio oder andern Welt aus⸗
grüne, und von der Natur, auch vom Sterben, Quaal und Pein
frei werde, wie Sott felber, und daß die wahre Bildniß Bortes nicht. -
in der dußern Welt Regiment lebe, fidy auch nicht der Außerlichen -
Speife und Trank behelfe, fondern eſſe von göttlicher Weſenheit,
als von Gottes Brot, von Chrifti Fleifh und Blute, alfo daß
ChHriftus in ihe und fie in Chrifto lebe; und daß daffelbige Eifen
in geiftliher Begierde ſtehe, und auch mahrhaftig weſentlich ges
ſchehe, und die Seele damit in ihrem Hungerfeuer gefpeifet werde;
und daß ein großer Schluß zwifhen der Seele und der wahren
Bildniß im Sterben des Feuers geſchehe.
28 Wie wir das am Feuer und Licht fehen, und eine ger
rechte Korm und Sleichnig haben, da man mit der Feuergluth die
Seele im Gleichniß verftehet, denn fie iſt in fih, was fle pur,
obne die edle Bildniß, alleine anlanget, ein Feurrauge, in Gottes
des Vaters ewiger Natur inneftehend, vom Geiſte Gottes aus bes
Vaters Eigenfchaft in das. Äußere gefchaffene Bild, das aus dußers
licher und innershimmlifcher göttlicher Weſenheit ward gefchaffen,
eingefuͤhret: und verſtehen die edle Bildniß im Lichte und in der
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| Kraft des ſanften Lichts, das vom Sterben, als von ber verzehr⸗
liben Quaal bes Feuers ausfcheinet. Da wir denn fehen, mie bas
| Lichte im Feuer wohnet ohne Empfindung des Feuerquaals, und wie
bas Feuer ber Natur als eine peinliche Effenz fei, und bas Licht
von der Feuersnatur frei fei, und boh ohne das Hemer ein
Nichte fei.
29, Für das Andere habe ich euch gezeigt in obgemelbrten
Büd)ern, wie das Feuer eine magifche Begierde fri nady Sanftmuth,
ſich zu erfühlen, und feinen dürren Hunger zu erfüllen, daraus es
bad eben und ben Schein empfähet; und dann auch, mie bad
Licht eine große Begierde nah dem Feuer fei, fein Leben und Kraft
durch's Feuer zu ermeden,
30. Für das Dritte, wie das Licht in ihrer Begierde eine
Weſenheit made, als Sanftmuth, melde im Sterben im Feuer
urftändet, welche Sanftmuth das Maffer ded ewigen Lebens ges
nannt wird, denn es ift ein Sinken durch den Tod, unb giebt
Begreiflichkeit und MWefenheit; und wie das Feuer biefeibe Mefen:
beit wieder in ſich ziehe und ſich damit erfättige, und aus bemfelben
| Eingiehen wieder einen Geift aus fich gebäre, der immer mwieber in bie
Mefenheit eingebe, und nunmehro den Glanz; vom Feuer und Licht
in die Weſenheit einführe: welcher Glanz in der Mefenheit ber
Sanftmuth die Zincrur beißet, welche die Wefenheit in die höchſte
| Bierde und Farben einführet, und die Eſſenz, als bie Geſtalten ber
= BE —
(cher Quaal an zu brennen, unb warb in. ber Irdigkeit offenbar,
und ba doch die irdiſche Geſtalt nicht follte offenbar fein,
39. Und alfo lüfterte auch nun die Serle von Boͤß und Gurt
zu. effen, als von böfer, giftiger, grimmiger Eigenſchaft aus ber
finftern Melt MWefenbeit, als von Lügen, Trügen und Falſchheit,
in welcher Quaal fie in Gottes Zorn und in ber. finiteren Melt
lebete.
40. Denn die Äußere Irdigkeit urftändet in der Schöpfung
aus der ſinſtern Welt Wefenheit, und nicht allein bieß, fonbern auch
aus der himmliſchen. Dieſes verbot Gott dem Adam. ev follte
nicht vom Baum ber Erkenntnif Gutes und Böfes effen, ſonſten
würde er dem Parapied, ald der göttlichen Weſenheit, abfterben,
41. Denn das himmliſche reine Element mit göttlicher Effenz
grlinete durch alle Früchte, dem Menſchen erfhaffen, und er follte
auf magifhe Art effen; in feinem Munde war die Scheidung, baf
das Himmlifche das Irdiſche verfchlang, gleichwie der Zag bie Nacht:
ald wir denn wiſſen, daß unfer Leben, fo wir jest führen, muß
in eine Erandsmutation geben, will, es Gottes Kind heißen; e& muß
Gott wieder anziehen, den es in Adam bat ausgrjögen.
42, Denn wir verftehen, daß Adam mit feiner Jmagination
(verftchet die Seele) ift aus der göttlichen Kraft, als aus bem
andern Principio, ins dufere, als ins dritte eingangenz und liegt
bie arme Seele nun im einer fremden Herberge gefangen, ba fie
1] Pirg "rTTi nafdn f ( N 4
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bar, fondern in ber wechten Bildniß, welche in Adam werblich; aber
das Aeußere hbanget an dem Innern, der innere Menſch ofjenbaret
das göttliche Mofterium, und der äußere Menſch ‚offenbaret das
| äußere Mopiterium, ald den Spiegel der Wunber,
51. Alfo gehet nun der Streit in einem neugebornen Men
fchen an; der Neue will Herr- fein, denn er beſiehet bie göttliche
Melt, und der Alte ſtehet gegen ihm, und will auch Herr fein, benn er
befiehet die aͤußere Welt. So aber der innere wählt und in Gots
18 Willen ſtark wird, verſtehet, wenn ſich die Seele ganz barein
| ergiebet, fo wird der äußere gefangen uehalten, denn der innere
töbtet immer ben -Aufßeren ‚mit Gottes Liebe und Sanftmuth, daß
| der äußere feine irdifche, giftige, von Zeufel inficitte, böfe Sucht
und Willen nicht Eann dem Seelenfeuer einführen.
92, Aber ganz ertöbtet mag ber äufere nicht werden, bis in
feine Zerbrehung; denn wenn der äußere Menſch follte ganz ertödtet
| werden, fo müßte das Meih dieſer Welt von ihm abbreden:
| fo mag der Äußere auch nicht ganz in die Renovation gefegt wer:
den, denn des Teufels Sucht ftedet in ibm; fondern der Außere
muß wieder ins Mofterium eingefegt und am jüngiten Zage durch's
| ewige Feuer geführet werden, da dann die böfe Sucht, die Turba,
im Feuer verfchlungen wird, und das Mpiterium mit feinen Wuns
| dern wieder in der edlen Bildniß erfcheinen,
53. Darum kann idy mit Eeinem Grunde von meinem äus
J und Plute faaen, bak es Chrifti Kleifch fei, und ba
P .
PINK]
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99, Will Einer Chriſti Schafhirte fein, fo muß er nicht ein
Fremdling fein, fondern muß aus Chriſto geboren fein, er muß in Ehriſto
fein, auf daß er Ehrifti Stimme in ihm babe: fonft kann er Ehrifti
Schafe nicht auf grüner Aue weiden, Was ift ein Wolf im Schafftall
nüße, der nur den Naub meinet? Er verwüfter nur den Schafftall!
Warum dringt fi denn ein Fremdling zum Hirten ein, dee nicht
vom Erzhirten Chrifto berufen ift? Was lehret er denn lange den
Geiſt diefer Welt im Menfchen, der zuvor in ibm ift?
100. Mill er das innere, im Tod eingefchloffene Gloͤcklein
läuten, fo muß er eben benfelben Kiöppel haben, ber den Tod zer
bricht, auf daf das todte Gloͤcklein Elinge; denn der göttliche Klang
warb in Adam in Tod gefchloffen. Mill Einer nun denfelben er
wecken, fo muß er denfelben Klang lebenbig in fit habenz er muß
aus Ehrifti Geilt und Stimme reden, oder fein Lehren ift nur ein
Spiegelfechten, vor einem todten Dinge, und er ift nur ein Baudy
biener aus Gewohnheit, und dem Zempel Ghrifti nichts nüße; benn
er ift felber nicht darinnen:: wie will er denn Andere hinein führen?
—101. Der b, Geift mifchet fih nicht in des Goͤtt⸗
lofen Stimme; bes Gottlofen Wort ift nicht Gottes
Wort. Darum ift’s ein eitel Berrug, aus Kunft pre—
bigen.. Die Kunft ift aus dem Geftirn erboren unb
wedet Keinen auf, der im Tode verfchloffen lieget:
ed muß nur ein rehter Hammer fein, ber daß tobte
Glödlein läuten mill.
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129. Lieben Brüder, fcherzet nicht, und haltet's nicht für
Gedichte: es ift in Ternario Sancto, in dem reinen Fluſſe aus
Zion erkannt worden, Warte ja Niemand auf eine goldene Beit,
ba der h. Beift aus dem Außeren Munde dem Verſtockten, der nur
will in Fleiſchesluſt leben, wird in feinen tbierifchen Willen ein:
freien! D nein, das gefchieht nicht!
130, Wer ben 5 Geift will aus eines Anden Munbe 56:
ren lehren, der muß zuvor feinen Willen in h. Geift einführen,
alsdann prediget ihm der h. Geift aus eine Andern Munde
in ihm.
131. Die Zeit ift ſchon da, da Henoch lehtet, und Moah
bie Sündfluth anmeldet; es ift fürbas Bein ander Merkzeichen, als
das Zeichen Eliä: Mas gaffer die Welt lange viel, und laäſſet ihr
vergebens die Ohren mit dem Geſtirne füllen? Es ift alles umfonft!
132, Wer da will mit Zion eingehen und Gott loben in
Serufalem, ber hat ißt die angenehme Zeitz ber fiebenten Pofaune
Schall ift ſchon erſchollen, das Brünnlein Iſraels ift offen. Es
benfe nur Miemand von diefem oder jenem Drte wird ber Mofaus
nenfchall kommen; denn wie der Blip aufgehet und ſcheinet bis
zum Miedergang: alfo ift vom Anfang bis zum Ende bie Zukunft
des Menſchenſohns. |
. 183. Es marte nur Niemand des Aufern Propheten: er
ſcheinet innerlih im Geifte; der äußere Menfch wird ben nicht ken—
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146. Und fchreibet der Autor aus der Braut Chriſti gar
recht vom Geift Ehrifti, aus dem neuen Menfchen; aber ben alten
sterblichen, vom Geiſte Diefer verberbten und vwerfluchten Welt, foll
er lernen vom neuen unterfcheiden, und wicht das ſterbliche ver⸗
berbte Kleifh und Bein für Chriſti Fleiſch achten.
147. Auch nicht Chrifti Fleiſch in den vier Elementen, unb
im Geifte der dufern Melt fuchhen, fondern im berfeiben Wurzel,
als im h. Element, ein Principium tiefer als dieſe Were iſt, nicht
abwefend vom äufern Leibe.
148, Auch nicht den Alten in ben Neuen tandmutiget, for
dern mie dad Gold im groben Steine aus dem Steine waͤchſt, da
die Sonne eine Urfache der Zinctur ift, und ber grobe Etein time
Urfache des Leibes; und foll body dem neuen Leibe im dem allen
in feinem Principio Beine Stätte oder Raum verflanden | werden,
benn er ftebet eine Geburt tiefer in ſich.
149. Als wir denn ſolches daran wiſſen, daß Gott in diefer
Melt iſt, und die Melt kennet noch ſiehet ihn nichtz er wohnst
eine Geburt tiefer im Gentro, als diefe dufere Welt if; er em
füllet alled in diefer Welt, und nichts begreift ober ſiehet ihn, denn -
er wohnet nicht in der Welt, fondern in ſich: alfo aucd dee mu—
Menſch, und ift- doch feine Abtrennung vom sinander,
150, Gleſichwie im Feuer und Lichte ein Unterfchleb iſt, da
bas Feuer nicht Bann das- Richt ergreifen, und wird doch das Licht
161. Ich fage von mir anbers nichts, als daß ich erft ein
AB E- Schüler bin worden, und will herzlich gerne in der Braut
Ehrifti vom Geifte Chrifti in meinen Brüdern und Gliedern mid)
in ihnen und fie in mir ſuchen.
162, Ich meffe mie noch keine vollfommene Erfenntniß zu;
denn mas gleih volllommen ift, das ift nicht meines Berftandee,
fondern im Geift Chrifti in meinen Brüdern offenbar, Ich bin in
mir als ein Nichts, auf daß ich in der Erkenntniß, in meinem
Bruber, in feinem Geifte, Etwas erfunden und erkannt werbe, unb
daß Gott in Chriſto in uns fei Alles, beides, der Verſtand und
auch das Wollen und Thun.
163, Darum vermahne ih euch, foldies nicht anders als
chriſtlich und brüderlicy zu verftehen; benn ich bin nicht ein Here
eures Geiftes und Erkennenifjes, fondern euer Gehülfe im Herrn.
Auf daß des Autoris Lauf nicht umfonft fei, und der Name Chriſti
in feinen Gliedern gefhändet werde, wie Babel gethan, habe ich
biefe wenige Erklärung und Erläuterung gefchrieben, uns in umferer
Erkenntniß im Deren zu ergögen, Mas Mebreres ift, ift im
Buche vom dreifachen Reben, und in den drei Büchern
von der Menſchwerdung Chrifti zu finden. Und thue euch
fämmtlih in bie Liebe Jeſu Chrifti empfehlen.
Gegeben am Sonntage Quasimodogeniti, Anno 1621,
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alfo mögen Urfach befommen, das Perlein göttlicyer Erkenntniß mit
arößerem Ernft zu ſuchen, und fih damit zu ergößen, bis mir
beffen vollfommene Genießung in jenem Leben nad)‘ biefer Hütte
erlangen mögen. |
As will ich biefelben Punkta, neben der Meinung beffen, ber
fie erkläret bat, vor mich nehmen, und kürzlich nur ſummariſch
den Verftand der Punkte, dann aud ben Berftanb des Erklärers
überfehen, „den wahren Grund anjeigen, und in #inen runden aus⸗
führlihen WVerftand führen, und dem Leſer Höteliher Erfenntniß
fein Bedenken bierinnen auch laſſen,
Was in biefer Streitſchrift mit größeren Buchſtaben gebrudt if /
bee Titel und Inhalt bes Tractätleins, re allem Berrku |
nadı Ezehiel Meth geſchrieben bat, bas ieboch befhalb dem Bfaias
Stiefel äugcfhrieben wirb, wel in ber Abſchrift befielben, welkke dem
Jakob Böhme bei der Wiberlegung vorlaa, der Name Stiefers, bes An:
führer Ez. Meth's, unterfchrieben ſtand.
Gruͤndlicher Gegenbericht
wider bad Tractaͤtlein von zweien Gprüden; darinnen ber
breieinige, hochgelobte Sohn und Wort Gottes, die Fülle der
Gottheit, von Ewigkeit geboren, der allerbeiligfie Same des
Weibes vom Anfang der Welt, nach dem Fall Ada und Evi,
_IHnv) 32 DIE Minor Aapnn En
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erſtgebornen Ebenbilde, vor allen Kreaturen, in dem und burch
ben er alles gemacht, was gemacht ift, den Menfchen nad) feis
nem Bilde, das ift, nad Chriſto, feinem göttlichen Ebenbilde,
gefchaften; und wie Ehriftus aus und mit Gott in ber Biebe
der Mutter und göftliben Stimme von Ewigkeit zu feinem
Ebenbilde feines ganzen volllommenen Weſens, vom: größten
bis zum Eleineften, vom F#leineften bis zum größten, von Ewig⸗
feit geboren: alfo bat er in der Schöpfung den Menfchen zu
und nach dem Bilde Ehrifti in Ehrifto fichtbarlid ‚gemacht, und
zu feinem Lob und Ehren gefchaffen: Daß er hätte follen: durch
Ehriftum gehorfam, in der Unfchuld beftändig, ihm gleich er—
feheinen und fein. Diefes ift, nach eurer fchriftlichen Meinung,
nicht zum andernmal in Chrifto, fondern zum erfienmal in ber
Schöpfung des Menſchen gefchehben und offenbar worden.“
2. Nun folgee meine Antwort über biefe obbemeldete Er-
flärung, und hernach meine Erklärung und Ausführung, In ber
h. Schrift findet man an feinem Dre, daß ein Menfch in ganzer
vollkommener Kraft, Gewalt, Allmacht und Altwiffenheit fei einher:
gegangen, und bdafjelbe zum Ereatürlichen Eigenthum gehabt, |
3. Denn foldyes auch nicht von der Perſon Ghrifti, als er
in biefee Welt fidhtbarlich bei und gewandelt bat, nah ber von
uns angenommenen Menfchheit mag gefagt werben, fondern allein
nach feiner ewigen Gottheit.
4 Denn feine Seele und Wenſchheit hat auch zu und in Gore
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welcher Geburt er auch will den menſchlichen Urſtand von Emigs
feit haben,
15, Brauet alfo mwunberlich eins Ind andre, baß man alle
nicht genug verftehen fann, mas Gott und Kreatur iſt; ſaget, er
babe alle bimmlifche und irdifche Kreaturen in demfelben erftgebor-
nen Sohn Gottes gefchaffen, und ber Sohn ſei aus dem größten
Mefen bis auf's Heinefte von Ewigkeit aus Gott geboren, verſtehet
damit, aus ber h. Dreifaltigkeit; und machet alles in rinandber, als
ein wirrendes Mad, daß man alfo nicht verſtehen kann, woraus
ber kreatuͤrliche Urſtand fei, weil er’d ohne Unterfcheib alles im
Chriſto befchleuft, und ben Namen Chrifti von Emigkeit herſetzet,
und faget, Gott babe alles in Chrifto hervorgebracht; fo müſſe er
auch alle böfe, giftige Würme und Thiere in Ehrifto haben hervor
gebracht, ſowohl die Finſterniß und hoͤlliſche Quaal, und alles,
was in ſolcher Eigenſchaft lebet.
Von Chriſto.
16. Johannes faget im 1, Kap. 1-4: Im Anfang war
bas Mort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort;
daffelbe war im Anfang bei Gott, durch baffelbe bat er alle Dinge
gemacht, was gemacht ift; und ohne daſſelbe ift nichts gemacht,
was gemacht if. Johannes fagt: Gott war das Wort, und in
ihm 0 — IMenfchen Hi AHLEN: “m Tan
— iR —
Menfchheit hat angenommen Die Menfchheit ift ewig unter ber
Gottheit in der angenommenen Menſchheit.
27. Indem das Wort Fleifh warb, urftändet dee Name
Chriftus, als ein Seligmacher bed Fleifches und der Seele, und
nicht aus menfchlicyer, fleifchlicher Eigenfchaft, fondern aus bem
Mamen Fefus, im Worte des Vaters aller-MWefen.
25. Will ih nun von der b. Dreifaltigkeit reden, fo fage
ih nicht, daß bie göttliche Liebe ein ausgeboren Weſen fei und
eine Mutter Gottes, oder ein Meib Gottes, wie diefer Autor richtet,
als wäre der Erftgeborne, welchen er Chriftum heißt, aus ber
Mutter feiner Stimme und Liebe ausgeboren.
29, Das ewige Wort, oder ber Erfigebome aus bem
Vater von Emigkeit, ift felber das Gebären der Liebe; denn won
ibm und vom Vater gebet der b. Geiſt aus,
30, Die ewigeWeisheit ift das ausgeborene oder das ausge⸗
ſprochene Wefen, als ein Spiegel und Zierheit ber h. Dreifaltigkeit, in
welcher die Kraft, Farben und Zugenben ber Gottheit offenbar werben, und
in welcher der Geiſt Gottes alle Dinge von Ewigkeit gefehen hat,
beibes nad) des Vaters Eigenfchaft, in welcher er, Gott, Water, ſich
einen zornigen, eiferigen Gott und ein verzebrend Feuer nennet:
In welcher Eigenſchaft erboren ift die Finſterniß und Quaal ber
Dein, ſowohl bie Natur und alle Geifter, und alles, was im
Schwefel und Mercurio lebet, beides nach den eroigen Geiftern und
nach der Seit (Seil
Pr: b bann nach feiner Yiebe unb emiaern
— 16 —
54, Auch fiebet man das Bleichniß der h. Dreifaltigkeit an
allem Leben, als das Keuerlicht und ausgehende Luft vom euer
und Lichte; und foll der Menſch, als das Bild Gottes, nicht ein
folh Kalb fein, ber feines Vaters Haus nicht wollte lernen Eennen
und verftehen ; ja wohl darzu verbieteh, wie diefer Autor in feiner
Erklärung thut, welchem Gott wolle eine beffere Erfenntnif geben,
wie mein herzliches Wuͤnſchen ift.
55. Anlangend des Menfchen Urftand, faget uns Mofes,
Gott habe gefproden: Laßt uns Menfhen maden, ein Bild nad
und, das da bherrfche Über Alles, das auf Erben if, ıc. Und
fpricht weiter: Gott ſchuf den Menfchen in feinem Bilde, ja zum
Bilde Gottes fchuf er ihn.
56. Diefes ift nun gar recht geredet. Aber der Erflärer
iſt auhie ein Verkehrer, und verfichet’s nicht; da er doch will
aus der Stimme der b. Dreifaltigkeit geredet haben, und fein
Ding flr ganz göttlich, ohne Mangel ausgiebt; aber noch zu biefer
Zeit die göttliche Stimme nicht gehöret, noch im Hall erfannt hat,
fondern nur die Stimme des ausgefprochenen Worte, in Böfe und
Gut, in feiner eigenen Vernunft und Seibftheit.
57, St. Paulus faget: Eph. 1,4.: Der Menſch ift in Ehrifto
Jeſu verfehen worben, ehe der Melt Grund geleget ward. In
dieſem liegt der Kern. Vor den Zeiten der Melt it das Modell
bed Menfhen in ber ewigen Weisheit ald im Ausbaudyen bes
9 | em —253
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Mille zum MWefen, welcher mit feiner Wurzel und Urſtand in bem
Namen Sefu, als in.ber Demuth Gottes, da er fih aus bem
Feuer ins Licht, als in das Gute, eingeführet, iſt geftanden.
66. Und an biefem Orte, wiewohl es kein Ort iſt, da bad
fanfte Liebe-Wollen, auß des Vaters Feuerseigenfchaft im Lichte ber
Freudenreich ausgehet, und ein eigen Centrum bes Willens und
Begierde‘ in fich faffet und ſchleußt, urſtändet von Ewigkeit der
Name des Sohns Gottes, ald ber Erftgeborne vom Water
von Ewigkeit, vor allen Kreaturen, weil er des Waters De
und Liebe wird genannt; “und aus biefer Liebe gehet der h. Geift
vom Bater und Sohne aus, und ift des Vaters Liebeflamme.
67. Alſo verfteher uns: In demfelben Millen, ber aus bem
heiligen Namen Jehova oder Jeſus, aus dem ſprechenden, ewigen
Morte des Vaters ift in die Meisheit Gottes ausgehauchet, ober
gefprocdyen worden, ald ein Glanz der Erkenntnif, ober Fürftellen
bes Geiftes, gleich einem Spiegel, ift der Menfdy in rin Bild aus
bimmlifchem und irdifchem elementifhen Weſen gefchaffen morben,
aus der Emigkeit ausgehauchtem Wefen, und aus der Zeit Weſen
in einander inneftehend, mie die Emigkeit in der Zeit inne. ftehet,
und Eeined das andre ift, doch auch nicht getrennt, ald nur durch
ein Principium geſchieben. |
68. Der Emigkeit Wefen ijt das teine Element, in welchem
bad machlende Leben ein Paradies iſt; und der Zeit Weſen find
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gefehen hat; in welchem Spiegel er das Weſen aus zweien Prins
cipien im Verbo Fiat impreffet und in ein Bild gefchaffen, und
den ausgehauchten Hal oder Stimme feines Worts aus allen
dreien Principien zu einer Seele und Geiſte, zum Leben, Berftand
und Regiment eingeführet oder geblafen aus dem Hall feines
Mundes, als einen Feuers, Lichte und Luftgeift, beides aus der
Ewigkeit und Zeit: das war das Bild Gottes.
Von feinem Regiment.
73. Gleichwie das Licht das Regiment in allem Leben ift,
und daſſelbe Lebensiiht aus dem Dele des Sulphuris, Mercurii
und Salis der Kräfte brennet und fcheint, welches Bein Verſtaͤndi⸗
ger leugnen wird: alfo brannte im innern Mepfchen, welcher aus
dem andern Principio, ald aus dem reinen Element, mar gefchaf:
fen, der reine paradiefifhe Sulphur und Mercurius und in demſel⸗
ben reinen, ganz ohne Makel Feuerbrennen oder Leben ſchien Gottes
wahres Licht.
74.: Denn der Name Kofus hatte fih mit in das Bild
der Eroigkeit, als ein zukünftiger Chriftus, eingeleibt, der dem Mens
fhen mollte ein Heiland werden, und ihn aus dem Sterben bes
Zorns wieder im reinen Sulphur göttlicher und parabdiefifcher Kraft
neu gebären.
75. Verſtehet diefes recht! Das reine Element im h. Sulphur
durchdrang den aͤußern Menfchen und nahm die vier Elementa in
feine Gewalt: Hitze und Kälte waren im Fleiſch nicht offenbar,
fie waren mohl im Sulphure, Mercurio und Sale des Keibes;
aber weil Gottes Licht darein fehlen, waren fie in gleicher Concors
danz, daß keines mochte vor dem andern offenbar merden. _
76. Denn alle Begierden im Mercurio, als im falten und
. bigigen Feuerrade, ftunden im Lichte, und waren ganz durchleuchtet;
und ihre Begierde war ein Paradies der Freudenreih: keine Seind-
fchaft der Natur war in ihnen offenbar. Gleichwie Gott der Vater
ein grimmiger, eiferiger Gott und verzehrend Feuer genannt wird,
und in dieſen Eigenſchaſten auch iſt; aber in ſeinem Lichte, in der
Liebebegierde, als in feinem Erſtgebornen von Ewigkeit, welcher
fein Liebesherz ift, wird deren Feines offenbar.
77. Nach diefem Herzen nennet er ſich Gott: denn er if
in diefem das Gute; und nach dem Feuer nennet er fid) Zom;
und nad) der Begierde zum Feuerleben (ald zur Offenbarung der
Sebärung, da fich die freie Luft aus dem Nichts in Etwas ein-
führet, als in eine Impreſſion der Begierde) macht er die Natur
und finftere Melt, aus welchen Eigenfchaften Sulphur, Mercurius
und Sal entftehen: wie in unferm Bud von der Signatur,
vom Urftand und Bezeichnung aller Weher— nach der
— 0 —
Länge hoch⸗ und wohlverſtaͤndig ausgeführet worden; dahin, mehrers
Verſtandes halber, der Leſer gewieſen wird, und will ich allhie in
der Kürze bleiben, >
Bon des Menſchen Fall,
78. Der Willengeift der Seele aus ders Feuers Eigenfhaft
bat fich in die irdifche Begierde (da Böfes und Gutes im Gentro
ber Berborgenheit, unter dee parabiefifchen Quall unter einander
waren, aber in gleicher Concordanz) erhoben, und in eine Begierbe
des Böfen und Guten, daifelbe in ihm zu offenbaren , eingrführet,
bazu ihm ber Zeufel Urfache gegeben bat, welcher feine Begierde
oder Imagination in das böfe Theil, als in den grimmigen feuri-
gen Mercurium in feine Eigenfchaft, darin das Gift: und«Zorn⸗
leben ſtehet, eingeführet, davon das Giftleben anhub, mad ber
Gleichheit feiner Eigenfchaften zu hungern; allda kam das Ge—
bot Gottes, und fprah zur Seele: FE nicht vom Baum bes
Gewaͤchſes des Erkenntniffes Gutes und Böfes, oder bu ſtirbeſt des
örtlichen heiligen Lebens im reinen Sulphur und Element bes
Mefens! Welches Tages du wirſt davon efjen, wirft du des
Todes ſterben.
79. Den in dem giftigen Mercurio nach des Vaters Bornd-
eigenfchaft mar das flerbende Leben, welches zuvor nicht offenbar
2 JT. FE er Vnan Apr) a ınh ir Hari J
af] ii ü
— 12 —
Kreubenfpiel machen, wie ber Meifter ein Inftrument, welches auch
den Hall führet, wie er wills aber einen folden Meifter, wie er
ift, macht er nicht, als nur aus fich felber,
53. So denn Bott ein Geiſt ift, und fein Wefen, aud)
nicht die Matur: fo ift ber Menfch Erin Gott, fondern fein eben
ift aus Gottes Leben ausgehallet; doch verftehet: aus ben breien
Principien,
39. Nicht ift das Reben Gott felber, fonft, fo es fiele und
zum Teufel’ würde, mie Bucifer, fo wäre aus Gott ein Teufel
worden. Das menfchliche Leben ift das ausgefprohene Wort, in
welchem das fprechende MWort inne mwohnet, entweber im Böfen
oder Guten, mie das ausgefprodiene Wort eine Eigenfhaft aus
Gottes Harmonia in ſich zeucht. Wie cin Volk iff, ſolch einen
Gott bat es auch in fih; und ift boch nur ber Einiges aber er
öffenbaret fih in allem Reben nach bes Lebens Begierde, im Guten
oder Böſen. |
90. So iſt der Streit allbie zwifchen mir unb bemfelben
Autor diefes, daß er alles in einander wirft, und feinen rechten
Verſtand giebt, und ſich alfo fein, als eine Kreatur, in die heilige
Dreifaltigkeit einfegt, in dem Erfigebornen vor allen Kreaturen,
Darum befchleußt er die Schöpfung in dem Chriſtoz aber er
irret: er follte fie in dem Jeſu oder Jehova befchließen, in dem
ewigen Mort des Baters, wie St. Johannes am 1. Kap. thut.
941 in} + Gehäreri Nolte mache
N
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fohlen, mas er reden fol. Er fagt nit: Ich bin das Meib, die
Braut der Stimme Gottes, ih mill in und aus Gottes Herzen
reden; mein Hall ift Gottes Stimme: fondern er trägt Gottes
Hal in feiner eigenen menſchlichen Stimme, und der Geift Gottes
ballet nur in der menfchlihen Stimme, wenn und tie er will;
deſſen fich der Menſch nicht als feines Eigenthums annehmen foll, _
fondern in Zittern und Furchten vor ihm ftehen, und feine menſch⸗
lihe Stimme zum Werkzeuge leihen; nicht fagen: Sch hab's ſchon
ergriffen, rond der Geift Gottes reden will; er habe denn einen
ausgefprochenen mündlichen Befehl. Der Name Jeſus, wel
her in ber Menfchheit auch Chriftus worden ift, der ftehet in
der heiligen Dreifaltigkeit inne; er ftehet in feinem eigenen SPrins
cipio, in der Geburt der heiligen Dreifaltigkeit, und nicht in der
Gewalt der Kreatur.
94. Sagte doch Chriftus: So ich von mir felber zeugen
würde, fo ift mein Zeugniß nichts; es ift aber mein Vater in mit,
welcher von mir zeuget, daß ih von Gott ausgegangen bin. Sch
bin von Bott ausgegangen und kommen in die Weltg wiederum
verlaffe ich die Welt und gehe zum Vater. Joh. 8, 12 —14. Er
fagte nicht: Ich in meiner menfchlichen Selbheit bin die Stimme
Gottes, ich rede als Gott, in und mit Gott; fondern er fagte:
Die Worte, die ich rede, find des Waters, der in mir, das ift, in
der menfchlichen Selbheit mohnet: Ich thue, wie mir der Vater
gebeut.
95. Man muß allezgeit die Menfchheit und die Gottheit unter:
fcheiden, und den menfchlihen Willen von Gottes Willen. Denn kein
Menſch kann Gottes Sinn und Willen in der Selbheit treffen; der
Menfch fiehetdem Geiſte Gottes nach. Konnte dod) Mofes nicht Gottes
Antlig fehen, er mußte ihm nachſehen; wenn er's gethan hatte, fo fah
er des Deren Spur. Mie will denn diefer Menfchen in, mit und
durch Gott reden? Und ob der Herr durch ihn redete, fo weiß er's
nicht, biß er feine Spur fiehet und erkennet.
96. Iſt deromegen eine vergebene VBermeffenheit, welche auch
fonft nicht genug gegründet ift: fie ift nur verwirret. Sie mill
nicht der Natur fein, und mag doch auch im Menfchen Peine goͤtt⸗
liche Erkenntnig ohne Natur fein.
97. Die Natur ift Gottes Offenbarung: der menfchliche Geiſt
iſt der ewigen Natur, verſtehet die Seele; und der aͤußere Geiſt iſt
der aͤußeren Natur, und ſind doch nicht zween Geiſter, aber in
dreien Gradibus ſtehen fie in einander, nad) Art der drei Principien,
und find doch alle drei nur das ausgefprochene Wort Gottes. Das
Spredyen bleibet ewig in fich felber wohnend.
98. Diefes ausgefprochene Wort mag ſich in Kiebe oder Zorn
einergeben, beides ift darin, e8 kann fich in der Quaal verändern;
aber das fprechende Wort, fo in dem -ausgefprochenen in ſich felber
— 4 —
mohnet, kann fich nicht verändern, denn es ſtehet in ber ewigen
Geburt: es iſt geboren, und wird von Ewigkeit in Ewigfeit immer
bar geboren, Der Menfh hat «8 nicht in der Selbheit, ſondern
in ber freien Gelaffenheit wird in ihm Gott geboren, Der Menfd)
bat Urfland, Gott Beinen: Gore ift gegen einen Menfchen als. ein
Nichts; der Menſch ift des Michtes Etwas; fo mag mun das Ermas
nicht das Michts begreifen,
99, Darum büter euch, lieben Brüder! Machet nicht Gottes
theuer erlöfete Kinder irre, und zu felbseigenen Göttern: es iſt ein
Greuel vor Gott,
100, Wir find wohl feine lieben Kinder, aber au bem Etwas
gezeugetz; wir find nicht das Nichts aufer aller Quaal und Natur.
Greife ein Jeder in feinen Bufen, und fchaue ſich doch, was er
fei, und denke ja nicht, daß er Gott gleih fei, ober Gott felber
fi! Eine Offenbarung Gottes find wir wohl, ald das Inſtrument
feiner Darmonia: wir find feine Pfeife, dadurch er pfeifet.
101. Nun find aber bdreierlei Pfeifer in uns, die in ber
Pfeife pfeifen, als die ‚dreierlei Kigenfchaften bes Geiſtes des Lebens,
aus allen dreien Principin. Wann wird bie Pfeife nun miffen,
wenn Gottes Lirbes Wille pfeifen will, oder wenn fein Zorn⸗Wille
pfeifen mil? Muß fie nicht, als eine Pfeife, den Mercurium zu
Gutem und Böfem geben? Sie empfinber’d wohl, wenn Gottes
Liebe Wille pfeifet; aber zuvorhin weiß fie das nicht,
102, Alſo foll diefer Autor nicht fagen, „er Eünne aus bem
2 Pi DE u —2
— 16 —
neuen unb andern Menfchen in Chrifto herfür, ber gar nicht ber
erfte fei: das ift gang irrig und unrecht, und fol er das mit bis
liger Schrift beweifen, oder wir werden’s dieſer neuen Braut nicht
gelten laſſen. Ä
112, Denn obwohl der erfte Menfch ganz in Sünden nad)
Leib und Seele fiel, müffen wir doch betrachten, was Sünde fri:
ale, das ift frine Eünde, daß er aus der Ordnung aussing, barein
ibn Gott fchuf; er ging aus der freien Gelaſſenheit aus, in mels
cher der Name Jeſus im göttlihen Lichte in ibm offenbar war
und offenbarte im Fleiſch den Zorn Gottes, daß ber anhub zu qua—
lificiren, und das Beben im Fleiſche der dreien Principien ganz eins
nahm; denn der Seelenwille ging aus der Gelaffenbeit aus dem
Jehova oder Jeſus aus; alfo verbliih auch das Mefen, darin
Srhova geweſen war; alfo ward der äußere irdifche Leib verflucht,
das ift, die durchdringende Kraft Jehova, welche zuvor im Fleiſch
hatte das Paradies gemacht, die wich vom Fleiſch in fich felber:
alfo fam das Sterben ins Fleiſch. |
113. Denn das ewige Leben flund in Jehova, als im Na—
men Sefu, darin ber Menfch vor ber Zeit der Welt verfehen war,
daß er fich mollte wieder in der menfchlichen Serle offenbaren und
das verblihene Bild der adttlihen Weſenheit wieder lebendig ma—
chen und in ſich einnehmen, und wollte der Chriſtus barinnen
werben: fonft müßte folgen, daß die fündige Seele wäre ganz weg—
geworfen worden,
r
_ 1 —
116. Was nun gemacht wirb, das anfänger ſich in dem
Machen wohl aus dem Ewigen; denn die Seele hat fi In die
Bett, als im die Selbheit eingeführet., Aber Chriſtus, welcher war
aus der Emigkeit aus dem Jeſu in menfchlicher Eigenſchaft gebos
ren, ber führte fie in ſich wieder in bie Ewigkeit aus der Zeit, alß.
aus der verderbten Duaal des Mercurii aus,
117. Chriſtus ift nicht in der Perfon von Ewigkeit, aber
in der Kraft in dem Namen Jeſu ift er von Emigkeit in gleichent
Weſen Gottes je gemwefen. Und wird uns diefe fremde Braut
nicht bereben, daß Gott in Adam nicht fei offenbar gervefen.
118. Wohl nit in Chrifto, aber in Jeſu, welcher Aus⸗
gang von Emigkeit war. Die Seele ging aus Jeſu aus in eigenen
Pillen; aber e8 erbarmte Bott, und verhieß, fich wieder mit dem
e Samen Je ſu noch einmal im Menfchen zu bewegen und im Mens
fhen den Chriſtum aus Gottes und aus des Menfhen Weſen
zu gebären: nicht aus dem fündlichen Fleifhe von der dußern Melt,
fondern aus dem göttlichen Fleifche (das in Adam, als er ins dus
Gere, irdiſche einging, verblich und erflarb), daß ihm das Äußere
nur. anbing. .
119. Denn in dem Außern Fleiſche war ber Tod; in dem
follte Chriftus den Tod zerbrechen, und den ganzen Menſchen, wie
ihn Gott ſchuf, in ihm neu gebaͤren: nicht einen fremden einfuͤh⸗
ten, fondern das zerftoßene Rohr heilen.
120. Wie ein Korn in die Erde gefäet wird, daraus ein
ſchoͤner Halm waͤchſt mit vielen Srüchten, da die Effenz des Korns
denfelben Halm aus ſich giebt und nur die Hülfe erftirbt; alfo ſtirbt
auh am Menfchen nur die Hülfe der Sünden. Die menfchliche
Effenz wird in dem Namen Jeſu in dem Chrifto, der in der
Menſchheit offenbar ward, derfelbe Chriftus, aber nicht der König
oder Stamm, fondern ein Zmweiglein aus demfelben Stamm.
121. Kann uns deromwegen diefer Menfh nicht bereden, er
beweiſe e8 denn, daß Chriftus das Ebenbild Gottes, aus der Stimme
der Liebe feiner Mutter, fei von Ewigkeit geboren, und fei ein
Ehenbild Gottes gemefen; fondern in dem ift er das Ebenbild ots
tes von Ewigkeit gemwefen, als in der Figur des Menfchen, in wels
her Figur Gott den Menfchen mit Anfang der Kreatur fhuf, da
ward das Bild der Gleichheit in Gott erfannt, und eben in dem
Namen Jeſu, welcher in diefem Spiegel des Ehenbildes, in der
Kraft Jeſu, wollte ein Chriſtus werden.
122. Das Leben Chrifti bat fih mit der andern Bewer
gung, als ſich Gott nach feinem Herzen in menfchlicher Eigenfchaft,
in dem emiggefehenen Gleihnig Gottes bewegte, in dem Jefu
angefangen und den Namen Chrifti befommen, als ein Heilmacher
des Schadens, und nicht von Ewigkeit.
— 18 —
123. Denn das Gleihnif Gottes, das in Gottes Meile
heit von Emigkeit gefehen ward, und in bem Jehova erkannt, darein
Bott den Menſchen fehuf, das war vor den Zelten der Welt ohne
Leben und Mefenz ed war nur ein Spiegel des Bildes, darin ſich
Gott fah, wie er in einem Bilde fein möchte,
124. As fi aber Jehova in biefer Bildniß und Gleichnie
bewegte, fo offenbarte Gott fein Leben in biefem Spiegel in menſch⸗
licher Eigenfbaft: da ward Chriſtus empfangen und geborm.
125. Denn nah der Menfchbeit heißt er Chriſtus, wicht nach
ber Gottheit, vor allen Kreaturen. Nach der Gottheit beißt er bag
ewige Wort des Vaters; denn es ftehet gefchrieben Joh 1, 14,:
Das Wort warb Fleifh. Nicht Ehriftus warb Fleiſch,. Ehri-
ſtus ift der einfältige Knecht, davon Gott im Jefala faget Ef, 42,
19,: Wer ift fo einfältig als mein Knecht? Er iſt ber Knecht Got
tes mworben, mit welchem Gott den Tod zerbrach und. bie Hölle
zerſtoͤrete.
126. Dieſer Ehriflus ift aufgefahren gen Himmel und
ſitzet zut rechten Hand Gottrd, als ein Fürſt Gottes, und trägt ben
ewigen Namen Gottes, der. da iſt Jeſus oder Jehova. Erift ber
Hohepriefter, der ba opfert das Opfer der Gerechtigfeit, das vor
Sort gilt, Der aber opfert, der opfert dem, den er verfühnen will.
So er aber felber der Schöpfer iſt, kann er nicht auch bie Ver
föhnung fein; fondern er ift der Mittler zwiſchen Gott und bem
Menfhen, den ibm Gott bat zu einem Gnadenſtuhl Türgeftellet.
— N —
138. Sebova iſt der Gebarer ber Liebe, mb Jeſce ift
Jehova, der die Liebe gebieret, und Chriftus ift aus ber Liebe in
der Menfchheit geboren worden. Denn er ift von Ewigkeit Eein
Ehriftus gewefen, ſondern nur die Liebe in Jchova in Jeſu,
139. Die Sünde urfachte den Jehova, daß er und ben
Chriftum aus der Liebe gab; denn im ber Emigkeit wird kein
Chriftus fein, fondern Jehova alles in allem, ber ganze menſchliche
Baum in Jehova.
140. Nicht daß die Perfon Ehrifti aufgehoben fei; allem
bas Toͤdten der Sünbe, in weldhem Jehova Ehriftus heißet, it
aufgehoben, Die Kreatur bleibet; aber Chriftus ift aldbann der
ervige HDohepriefter in Allen, und die Kreatur Chrifti ein König
ber Menſchen.
141, Nun möchte ber Leſer fragen, was ift nun ber Streit
an biefem Dre? Diefer ift er! Der Autor faget: Chriſtus fei
dad Bild Gottes, und fei aus dem Meibe Gottes, als. aus ber
göttlichen Stimme und Mutter der Liebe, von Ewigkeit zu
Gottes Ebenbild geboren; und Gott habe Adam und alle himm-
lifche und irdifche Kreaturen in diefem Chrifto fichtbar gemadht
und gefchaffen: E83 fei nur allein Gotf in Ehrifto offenbar ge -
wefen, unb nicht ın Adam; Adam fer in Ehrifto geſchaffen und
offenbar geworben, und in Chrifto fei der Schat ber Weisheit
allein offenbar gewefen; und damit habe er fih Adam im ber
als. in den fieben Eigenfchaften der Gebärung der ewigen Natur,
wie im Bud vom breifahen Leben, aud im Buch ber Eigr
natur, und andern, ganz ausführlich gefchrieben worden,
149. Nun aus diefer Stimme der ewigen Natur, melde
ber Geift Gottes mit dent ewigen Halle ober "Worte bed einen
Willens beweget, und gebärend oder hallend macht, find alle ewigen
Geifter, als Engel und Seelen der Menfchen, geueftändet, als atıd
bem Gentro ber ewigen Natur, baraus bie Finſter⸗,, Fere® und
Licht-Welt ihren Urſtand von Ewigkeit nehmen, aus melden Kreub’
und Leid, Pein und Quaal urftändet, jedes in feiner Eigenſchaft,
in der Gebärung der fieben Eigenfchaften aller Werfen.
150, Und an biefem.Drte, da der ewige Hall oder göttliche
Stimme duch ben freien Willen des Ungrundes immer erboten
wird, urſtändet der hochtheute Name Fehova, ald ein A.O, VW,
der Charakter der h. Dreifaltigkeit, welcher mit der rechten Form
alfo ſtehet Tim. Das A iff ber ewige Anfang und Dffenbarung
bes Michts als des Ungrundes, und macht in ſich ein AV, bas
ift Anfang und Geift, und mit der Luft fchleußt er ſich in 0, bag
ift das Centrum der Gottheit, und ſtehet zwifchen A und V; nn
V tft des Geiftes Charakter, melcher in der Ausgehung vom A
und O ein S, ald ein A (Feuer) ber Lichtsflamme ijt, und ſtehet
mit feinem rechten Charakter und Mort alfo wint bas ift Esch,
welches die Hebräer mit folhem Wort, wie da ftehet, verftehen ;
— 14 —
So mar auch Fein Todes-Zetbrecher. Mit der Suͤnde kam ber
Tod in die Welt; und buch den Todes⸗Zerbrecher kam ſie wieder
aus ber Welt, In Abam war Iehova, ber geoße allweſende Gott
offenbar; aber nicht im Geftalt des. Todes⸗Zerbrechers, fonderm im
Kraft feines Geiftes nad) Liebe und Zom, nad Eigenfchaft an
Fiat als dur den Glaft der Zinctur vom. Feuer und Lichte, (als
ein Ebenbild „Gottes, -
160. Adam mar nicht Gott felber ; er war nicht in der Dre
faltigkeit in Jehova, als ein felbitändiger Gott gefchaffen, wie biefer
Autor fhreibet: „Er fei im Ebenbilde Gottes in Chrifte, aber
ohne göttliche Erfenntniß, fichtbarlicdy und offenbar gemacht worbem;
Sort habe erft den Schatz der Weisheit in Adam offenbaret, als
Chriſtus fei ein Menſch worden.” Mein! Gott [huf Adam zum,
ewigen Leben ins Paradies mit paradiefifher Quaal und Voll
fommmenheit; er verbab ihm, von der Duaal Bös und Gut zu
effen; er ſchuf ein volkommenes Ebenbild in bem Spiegel: bei,
erpiggefehenen Bildes ohne Wefen; die Kraft Sehova, als Gottes
Liebe, burchleuchtete ihn, wie die Sonne bie ganze Melt durch⸗
leuchtet: biergöttlihe Sonne durchſchien Adam in feiner binamli
(ben Wefenbeit, als im reinen Element ,. und äußerlich: leuchtete
ihm die Außere. Sonne, Ihn rübrte weder Hitze noch Kalte; denn
er. ſtund in gleicher Goncorbanz derfelben, Das reine Element bielt
bie vier Elemente in ſich verſchlungen und gefangen, wie ben ag
hie Mach
— 16 —
und allein Chriſtus aufwache, und von Innen und außen im Mien-
fhen geboren werde, Nein, Chriſtus ift Bommen, ben Schaden zu
heilen, ter Adam geſchah, da er. des Dimmelriche zuband im
Sündenbiffe farb, als den innerm Menfchen, der in Adam verbiic,
aufzumelen, und in ihm in feiner Kraft neuzugebären, und bie
arme Seele wieder in ‚einen göttlichen Willen einzuführen, ihr bas
eble Kleinod des h. Geiftes wiederzugeben, und ber alten Schlange,
im dußern Fleifhe mit ihrem Willen wohnend, immerbar ben Kopf
des Zorns und ber Falſchheit zu zertreten, auch den irbifchen Willen
immerdar zu töbten, bis ber irdifhe Adam fterbe, gar verwefe, und
in fein Moflerium, daraus ihn Gott ſchuf, eintrete, zum Gerichte
Gottes, da foll fein Mofterium das Aufere Bild wiedergeben, als
das dritte Principium, und foll der ganze Menſch, wie ibn Gott
in Adam ſchuf, in Ehrifti Eigenfchaft und Kraft wieder baftehen,
und wieder in Sehova Licht und Kraft leben; denn wenn Chriſtus
alles vollendet hat, fo foll er das Neid in der Wiedergeburt feinem
Vater wieder Üüberantworten, und foll fein Gott alles in allem, wie
ed war vor ben Zeiten der Melt.
169. Der Autor icret darin, daß er wähnet, der Menſch,
ber ſich zu Chrifto wendet, ziche Chriftum von innen und außen
gänzlih an, und werde ganz Ehriftus; die Natur der Eigenfchaften
fterbe ab, Es ift kein Grund. Chrifti Fleifh warb in ber Kraft
des h. Geiftes in Mariä Eſſenz empfangen; aber unfer böfes Fleiſch
7
= Bulk: ] |
Des Erflärers Auslegung:
Welcher Spruch, wie auch die ganze Epiftel, und alle
Schriften der b. Apoftel und Propheten, wenn fie von der fimb-
liben Offenbarung und großen Geheimniffen Gottes, im Kleifc)
erfchienen, reden, keinesweges von dem erfigefhaffenen Abam
fann oder maq mit Wahrheit verftanden, angezogen und gebeu-
tet werden; ſintemal Gott in und mit biefem heiligen Namen
die ganze h. Dreieinigkeit, die ganze göttliche Fülle, vom Klein:
ften bis zum Größten, mit feiner heiligen, gottfeligen, kund⸗ und
offenbarlichen großen: Geheimniß in Adam vor: dem Fall, nie
offenbar worden, an ihm erſchienen, vielweniger mit feiner ‚gött:
lichen Fülle in ihm lebendig, fräftig und thätig gewirket ge⸗
wohnet, oder eingepflanzet worden: ſondern einzig und allein in
Chriſto, dem Erftgebornen Gottes vor allen Kreaturen; welche
offenbarlidhe große Geheimniß mit der ganzen göttlichen Fülle
hernach in beftimmter Zeit, in Annehmung unferd menſchlichen
Leibes und Seele, Fleifches und Blutes, im Fleifche Ehrifti Fund
und offenbar worden. Dannenbero diefer Spruch, eurer ſchrift⸗
lichen Andeutung nach, in Ewigkeit nicht kann getrennef werben,
ober dad erfte vom erfchaffenen Adam, das andere aber, als bie
Rechtfertigung im Geifte, nach eurer Meinung, folgend: nur
allein in Chriſto verftanden werben; ſondern geböret beides einig
und allein in die Wiedergeburt Ehrifti” und aller feiner heiligen
— 20 —
Fuͤlle der Gottheit, von innen und außen, in ganzer menſchlicher
Eigenſchaft offenbaret, daß Gore und Menſch ganz. Eins iſt fo
kann's ihm nicht. fehlen, ber Menſch müffe Gott fein.
182, Nun verftchet diefes Autoris feine Werwierung! Zum
Erften fagt er, „Gott habe den Menfchen in feinem Bilde, ba$
it, in Chriſti ewigem Bild, gefchaffen und offenbar gemacht,“ welches
bes Autoris Eckſtein ift, aber ganz irrig und nicht recht,
133. Gbriftus ift in Jehova, in Jeſu von: Emigkeit Erin
Bild der Gottheit geweſen, und auch Fein Chriftus, Der Erfige
borne vom Vater vor allen Kreaturen von Ewigkeit ift Gottes Der
Stimme, Wort oder Offenbarung bes göttlihen Munbes,
184. Die Schrift verftchet Eein ander Bild. Der Menſch
Adam mward nicht im Ehrifti Bild gefchaffen und offenbar, fondern
in feinem eigenen Bilde, das Gott von Emigkeit in feiner Weis:
beit, im ausgefprochenen Worte batte geſehen. Er kann's anbers
nicht beweiſen. Gott fchuf den Menfhen in feinem Bilde und
zum Bilde Gottes; es ftehet nicht Ghrifti, fondern Gottes: zum
Bilde ift er aus Mefen gefchaffen worden, und im Bilde iff er
in feiner eigenen Weisheit von Emigkeit vom Geiſte Gottes erkannt
und in ein Bildniß gefhaffen worden; nicht zu einem Gott, fon»
bern zu einer Gleichniß Gottes, wie Mofes fagt: Gott ſchuf den
Menſchen nad) feinem Gleichnißz item: laßt und Menfhen machen,
ein Gleichniß nach une, daß ſich der Geiſt Gottes in einem Gleich:
niß fchauete, und mit ihm felber ſpielete.
- [1
— ME —
196. Merket's, lieben Brüder! Er kommt in Chriſt Namen;
und ganz in feiner Perſon. "Prüfer ihn; Ehriſtus iſt gen Himmel)
gefahren: diefer ift mar ein verwirreter Menſch.
196, Maria war Foahim’s und Annd Tochter nach dem
Fleiſch, Seele und Geiſt, und unter dem Geſetz der Shen br:
ſchloſſen, und unter dem Fall Adam’s und End: aber in ihe mar
das Ziel des Bundes, bas Gott hatte im Paradies verbeifen.
197. Verſtehet: In dem werblichenen Bilde himmliſcher Weſen⸗
heit, in welchem Adam am Himmelteich ftarb: baffelbe kann Beine
Süude annehmen; denn der Himmel Gottes ift keiner Simbe
unterworfen,
198, Da Bucifer in feiner Kreatur verbarb, fpelete ibmiber
Himmel aus fih aus, Die wahre Seele Adam’? war bad Beben
in himmliſcher Weſenheit; als aber der Seelenwille in bas irbifche
Weſen, als in Bis und Gut, in Dige und Kälte, als ins Cammum
Maturd nad; Klugheit einging, ba verblih ſein himmliſch
barinnen Gottes Lichte ſchien, und blieb Gottes Licht in Füh, in
feinem Principio ſtehen.
199. Diefes jammerte Gottes Liebe-Willen, daß fein Grid»
niß verbarb, und verhieß dem Adam den Schlangentreter aus bes
Weibes Samen, ber hat ſich mit dem Ziel des Bundes allhler in
Marien geftedt.
200. NMicht in das finbliche Kleifh Mariä, fondem in bas
verblichene Bild, das Jeſus mit feiner Eimgehung mollte bewegen,
— + —
der Zod vor biefem heiligen ewigen Leben: ber Zorn erſchrak wor
der Liebe, und fiel in feinem Gift und Grimm, ber uns gefangen
hielt, in fein Sterben, nad ber Art des Grimmes; und Kt uns
doch kein Sterben ober Aufhören zw verſtehen, ſondern er ging im
Schrack der Liebe, in göttlichee Freudenreich auf, gleichwie kin ich
aus einer Ängftlichen higigen Quaal ſcheinend wird, ba alle Angſt
ein Ende nimmt: der’ Grimm, ber zuvor war böfe und zo0rmig
geweſen, war ißt die Urfach der großen feurigen Liebe und Freie
denreich.
207. Denn es ſollte am Menſchen nichts vergehen, er follie
bleiben; wie ihn Gott in Adam ſchuf; aber er follte wieber in
daffelbe Bild, in drnfelben gelaffenen Willen! transgmutiret werden,
und Gott gehorfamen,
208. Denn auch Chriftus, der Sohn Gotted, nad ber
Schrift, dem Vater geborfam worden bi8 am Stamme bed Freies
sum Zobe: alſo gan; muß auch unfer menfcdlicher Wille in Ehrifti
Tod gebrohen und ber Zorn in feinem Blut in bie Liebe trans
mutiret werden; und das ift’s, das David fagt: Du wirft «8 nict
jugeben, baß bein Heiliger die Verweſung ſehe.
209. Set, als er fein b. Blut in der wahren Bilbnif
Gottes in Chrifto vergoß, mar der Gift des Zorns in Abam's
Fleifche, Seele und* Grift geheiliget und in die Liebe transmutiret,
und dem Teufel fein Raubſchloß ganz zerftöret; ba börete bie
Keindfchaft auf, und warb Gott Immannel, Menfh mit Gott,
— 212 —
gründen: hat fih in die Geburt ber Gottheit geſchwungen und
hoch erhoben, unb Gott ganz gleich gefeßet, und zu einem Gott
gemacht; verſtehet doch fo wenig davon, ald die Kuh von ber
Schelle, die fie trägt, ohne daß fie diefelbe höret Täuten und Elingen;
225. Er rafft alle himmliſchen und irdifchen Kreaturen in
die Berberbung des Menfchen, will fie alle in Chriſto mieberge:
boten und erlöfet haben; machet alfo eine jämmerlihe, in ein:
ander geswungene Verwüftung des rechten Werftandes,
226. Er verwirret ganz und gar den Unterſchied zwiſchen
Gott und der Kreatur, und zwingt's wider alle Vernunft und
Mahrheit in einander in Eins; fest den irdifchen Menſchen, fo er
nur glaubt, ganz mit feinem ſterblichen Weſen in die Gottheit,
giebt ihm volle Gewalt im Himmel und auf Erben, ganz wiber
ber Schrift Grund, auch wider das augenfcheinliche Wefen: er will
alles in allem, ja Gott felber fein, regieren, können, wiffen umb
verſtehen; und verftehbet doch noch nicht einer Muden Grund in
ihrer Eſſenz und Wefen, viel weniger den göttlichen unkreatürlichen:
er madjt nur ein verwirrend Rad, gleih einer Trunkenheit.
227. Sollte nun folder Schein-Heuchelei geglaubet werben,
fo wäre der allergrößefte Wider-Chriſt geboren, der fi in Gottes
Stuhl feßet, und ganz vermeſſen für Gott ausgiebt, und feine
große SDeiligkeit ohne Makel, in einer Unfterblichfeit barftellet,
ganz wider den augenfcheinlihen Grund aller Mahrheit, und. ben
— 214 —
236. Anlangend aber den Spruch Efaiss 54, 56, I a
vorne eben faft gnugfam erfläret worden; doch um des Eſec
willen will ih noch etwas ſetzen. y
237. Der Bropbet Efaias redet allbie in feinem Verflande
nicht von einem Manne, fondern gleichnißweiſe, wie der Same
zum Menfhen im Männe liegt, daraus ber Menfd offenbar
wird: alfo ift alles, ja alles mas offenbar iſt, in dem ermigen
Manne, als in dem Gebärer aller Wefen, gelegen; vornehmlich
aber des Menfchen Reben, welches er dem gefchaffenen Bilde, nach
aller Weſenheit feiner Gleichniß, und aus allen feinen ausgehauditen
Weſen eingeblafen hat, wie Johannes 1, 4, faget: Das Beben
der Menſchen war in ihm.
238, Doch nidyt zu gebenfen, als ob das eingeblafene Beben
der Menfchen allein der Geift in göttlicher Heiligkeit und. Allmacht
ſei. Nein, fonft fo bas wäre verborben, als benn gefhah, fo
wäre Gott verborben; fondern ein jedes Leben jeber Kreatur, wird
ber Kreatur aus dem Urſtand ihres Weſens gegeben,
239. Nun ift das MWefen des Menfchen aus dreien Prineis
pien, als aus ber Ewigkeit und Zeit, gegeben worden; als aus
dem Mefen und Quaal ber Finſterniß, welches innehält die Natur,
als Sulphut, Mercurium, Sal, am erften Theil und Principio
geiftliih, wie ein Negiment und Duaal, baraus Weſen mirb;
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grund, ald das ewige Nichts, im ber. Stille des Weſens bundh’s
Heuer im Lichte offenbaret, und das Feuer zur Freubenreih madchet.
247. Und biefe Geburt heißt ber Etſtgeborne vom Väter,
Aller Gebärerin, durch welchen der Vater alle Dinge ans Licht ges
boren und gefchaffen hat, was aus der inner geiſtlichen eigen
und äuferlichen Natur in Geift und Weſen eingegangen iſt. |
248. Albie mwirb Gott recht in Dreifaltigkeit verftanben,
ald der Water im erften Urftande von Ewigkeit im feuriſchen und
finftern Wefen; und ift doch fein Weſen, ſondern Geift,
249, Aus welchem Weſen die Impreſſſion der Natur, ale
ein inner, ewig, geiftlih Sulphur, Mercurius, Sal aller Kräfte
urftändet, auch alles Ereatürlichen Lebens Urftand, fo aus ber Emig-
keit erboren find, als Engel und Seelen, und des britten Prindipii
Grifter in ber Ausgeburt bes innern, als alle irbifche Kreaturen,
250, Im andern Principio, da das Licht, Kraft und Ver:
fand mit bem Kicbe-Millen aus dem ewigen Bater erboren mwirb,
heißet er reht Gott; denn ber Vater ift im Licht, ald im Gobne,
in feiner ewigen erften Geburt, in der Liebe, offenbar.
251, Und allbie heiße er barmberzig; ımb inbem ber
Feuerwille des Zorns, durch die Zransmutation von der Prin, in
bie Liebe und Freude einachet, beißt er Jehova; unb mit berfelben
£ult bes Geſchmacks des Durchdtingens heißt er Jeſus, wie ſolches
uns ber Geift in der Maturfprache genugfam zu erkennen gibt,
und bie Zinctur vom Feuer: und Lichts-Glanz giebt in den Eigen
= 215 —
weiß, mas Gott unb die Perfon Ehrifti, ein jebes im Amt iſt.
Diefer Autor Eocher’s alles unter einander, daß man ihn nicht ver⸗
ſlehen kann, mas jedes Amt und Weſen ſeiz wo der Urſtand des
Worts und der Perſon Chriſti ſoll unterſchieden werden ; was Gott
und Kreatur ſei. Er beſchleußt die Schöpfung undillig iv Ehrifloz
er follte das Ende der Welt in Chriſto befchließen ‚nicht den Ans
fang! Obwohl Ehriftus im Worte von Emigkeit geivefen, bat et
doch nicht Ghriftus, fondern Jehova ober Jeſus geheifem Um bes
Menfchen und viefer Melt millen bat Jeſus den Ehrift aus ihm
offenbaretz und folches im der Zeit, und nicht von Emigkeir, aber
in Ewigkeit, als einen hoben Priefter und König des Menſchen,
welchet eig Fürft Gottes if.
261, Anders gebührt uns nicht von ihm zu reben; denn ae
bat felbft in diefer Welt nicht anders von fidy geredet, und alle
Gewalt feinem Vater zugefchrieben, Er fagete ja: Er wäre aus
gegangen von Bott und kommen in die Welt; oh. 16, 28,
Das ift ja in der Zeit gefcheben, nicht von Ewigkeit, ob er wohl
in der ewigen göttlichen Geburt geweſen, bat er fih doch mr-in
| der Zeit aus Gott in der Welt geoffenbaret; nicht in der Schöpfung
aller Weſen. So ift Chriſtus auch nicht der Engel Deiland und
Ertöfer; fie dürfen Beinen, und die Teufel haben Keinen,
262, Weniger bat Chriftus alle himmliſche und irbiſche
Krraturen erlöfer, wie Autor bichtetz denn die himmliſchen binfen
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alles, das Wollen, Bollbringen, Sinnen, Gedenken, Wirken; Reben,
Meben, und alles in allem mefentlich, fichtbarlich, greiflich, innerlich
und aͤußerlich: ſolches iſt Eeiner Wahrheit aͤhnlich. Thut ber
Menſch mas Guts, aus innerlichem Trieb, das iſt wohl aus Gott;
er thut aber auch viel Böfrs aus des Fleiſches Luſt und des Teu
feld Anrägen: das thut nicht Chriſtus, fondern der aͤußere ſuͤndige
Menſch, es fei mit Morten, Thun oder Gedanken.
271, Meiter_fagt er viel von Rechtglaͤubigen, bie gar nicht
fündigen koͤnnen. Ich glaube nicht, daß ein folder in bee Welt
feil. Er iſt felbit ein großer Sünder und ein fpöttifcher, boffarkiger
Menſch. Sch glaube, er fei in Sünden gar trunken, baf er ſich
nicht kennet. Sch weiß wohl, daß Chriltus im Menfchen, wo er
inne wohnet, nicht fünbiget; aber der fleifchliche Menſch fünbiget
täglih: er kann nicht von einem Meer zum andern: heerfchen,
Chriftus Eann’s wohl, aber der Menfc nicht, er ift nur ein Werk:
zeug; und dürfte des Ausſtreichens des Menfchen nicht ben Jehenten
Theil fo viel, Er ift doch nur am aͤußern ein ſtinkender Maben:
fad, voll Stanks und böfer Luft: Einer wie der Andere,
Kolget der Spruch 1. Kor. 11, 12,
I. Mie das Weib vom Manne, alfo auch kommt
ber Mann buch das Weib; aber alles von Bott,
272. Hievon fegt der Autor vier Puncta mit nachfolgenden
— 26 —
und drehet bie Begierde um; alsdann "greifen Hand’ und Maut
zu, und thun das Merk der falfchen Luft,
297. So ftchet Chriftus in feiner zarten Menfchheit im
innern heiligen Leibe und ſtrafet ben Aufern Menfhen, breinget
auf ihn, nimmt ibm ben Gewalt, ſtellet's ibm unter Mugen in’s
Gemuͤth, daß es Greuel und Sünde fei, und treibt ihn wieber
"zur Abladung deſſen, fo die Fleiſchesbegierde hat auf ſich gelaben,
als zur Abſtinenz und Buße, das ift anders nichts, als eine Wieder:
-Ausgehung aus dem Greuel, Alsdann bleibt der gewirfte Greurl
dem Zorn Gottes und dem Teufel zur Speife, das it feine Er
goöͤtzung aber’das Myſterium des Menfchen wird in fich wieder frei,
298. Gleichwie ein Steller auf die Vögel lauret, alſo Tauret
ber Zeufel auf die Seele; fobalb bie fich ein wenig vergaffet,
führet er feine Smagination in fie ein, und räget bie Fleiſchee
Degierbe, da geher des Teufels Tanz mieber an, mit weldem
Chriftus ohne Unterlaß ſtreiten muß.
299, Iſt er aber im Menfhen in der bimmlifhen MWefen-
heit noch nicht geboren und offenbar, daß das ſchoͤne Bilb noch
verblichen ftehet ohne Leben, mie es denn in Wahrheit bei ben
meiften alfo ift: fo wiſſet dieß, daß fi Immanuel (als der Geift,
der fih im Paradies dem Adam und Hevae verhieß, und ihnen
ins Lebenslicht entgegentrat, und ihnen rief: wo bift bu Adam?)
ins Lebenslicht der Serle mit großer Begierde entgegenftellet, und
der Seele ftet rufe, fie fol fih au ‚Gott menden und ehren; fo
— 20 —
noch fcheinend; und die Seele bleibt in ihrem Grämen, ſo ſie bed
Schadens am Ende bes Reibes innen wird, fie flcher befweigen in
ewiger Schande und Spott, daß fie ihre koͤnigliche Arone verloren
hat, und ift von Gottes Meich vertrieben, als eim Uebelthäter, ober
als rin Ehebrecher feiner Tiebften Braut und Fungfrau, |
316. Gottes Licht läßt fich nicht im Sleifche-fortfän: br
Moder zum Lichte wird wohl gefärt, aber in feinem MPrimeipie
inmeftehend. Die Aufere Welt ift nicht Gott, wird audı Malz
nicht Gott genannt, fondern nur ein Wefen, darin fidy Gott offene
baret, als ein Gleichniß des h. göttlidyen himmliſchen Wefens, in
bem Gott wirket.
317, Wenn nun ein Web vom Manne ſchwanger mir
und ein Kind gebieret, baffelbe, ob's gleih von heiligen Eltern
kommt, iſt nicht ganz von innen und außen Chriftus, mie bier
Autor dichter, ohne Grund und Wahrheit, aus feinem Dünfel,
318, Chriftus, als das Wort, ift mobl ein. alimmmb
Mober, nad der Eigenſchaft der wahren Bildnif, melde in alt
Menfhen, als eine Möglichkeit, fortgepflanzet wird; aber nicht im
außern Fleiſche, in dieſer Welt MWefen, fonbern im zweiten Prim:
cipio, und die feelifche Eigenſchaft ift im erften Principio, jebes in
ſich felber wohnend,
319, Darum bat Chriftus die Taufe eingefegt, und id
bee Seele mit dem Mober vermählet mit biefem Bunde; ba, ob
— 2 —
328. Man muf die Principia verſtehen, nicht mit Iiſtor⸗
ſchem Wahn, mit Buchſtaben, viel wiſſen, und in einander wirren
Solcher Meinung wie dieſer Autor fein will, ſoll es zuvor wohl
wiſſen, nicht fo toͤlpiſch mit. ſolchem deldgeſchtei kommen aufge⸗
zogen, ohne Grund und Verſtand.
329, Man. weiß auch wohl, daß basıh, Wab, ala bi
Sungfraufchaft, von Gott iftz; fie hat aber nicht bie Macht bes
Gebärens, cs ift im Abam mit dem Meibe der Hand verfchenit;
fie kann nicht mehr gebären; der Gebärer, als Ehriſtus, merde
denn zuvor im ihr aeboren. Alsdann gebieret fie bie Seele, Ihren
Bräutigam, im Willen anders, das iſt: fie trandmmtind ibn in
ihre Liebe, und ſetzet ihm Chrifti Nitter-Sieges-Kränglein auf.
Der zweite Punkt mit de Autorid vorhergehenden
Morten,
Mie und auf was MWeife und Art aber fie von ihrem
Gott und Manne, Ehrifto Sefu, herkommen, gefchaffen ober
gemacht und zubereitet werde; hievon giebt nun ber Imeleinige
Gott und Hear, in Zeugniß beil. Schrift angedeutet, zu mehrer
und Flärer Erfenntniß, den heiligen Eheſtand, und wunberbarliche,
göttliche Bereinigung Mannes und Weibes in Einem Fleiſche,
um VBorbilb und Epiegel, im bemfelben durch goͤttlich
— 23 —
eignen Willen: waͤren biefe nicht, fo märe weder Empfindlichkeit
noch Sindlichkeit, fondern eine ewige Stille,
349. Nun aber follten die Lebensgeftalten nicht im Duali:
ficiren eine jede ausdringend offenbar fein, fonbern im gleicher Con:
cordanz inne jtehen, gleih einem zugerichteten Zautenfpiel, Und
der Geift, der aus dieſer gleichen Concordanz von Gotted Gelft
auch in gleicher Concordanz ausgeführet war, und zum Bauten:
ſchläger gefegt, ale der Geiſt der Sorle, mie die Luft aus dem
Teuer, der follte in Gottes Hall eingehen, fih in ber Kraft des
Lichtes ftärken und mit derfelben Kraft fein Saitenfpiel der Kebens:
geftältniffe ſchlagen.
350. Das tbat er nicht, fondern ging im eigenen Willen
ein, griff nach dem Centro der Lebensgeftältnijfe und erweckte bie:
felben, mollte felber Gott fein, und machte fich zum finftern Zeufel,
nad) ber erften Smpreffion im Fiat feiner Eigenfchaft, daraus in
dieſer Melt find böfe, giftige. Würmer und Thiere worden, nad)
der äußeren Impreſſion; das ift der wahrhaftige Fall des Teufels
und auch Adam's.
351, Solches von Adam und ſeinem Weibe beſſer zu. ber-
ftehen, folgt weiter: Adam war ein ganz Bild Gottes, als Gott
ihn hatte gefchaffen, Er war ein Mann und Weib; doch deren
Erines, fondern eine züctige Sungfrau in ber Gleichheit Gottes;
er hatte die Feuer-Matricem, auch die Lichts: Matricem, aus welchem
durch's Element das MWaffer wird, burch’s8 Sterben im euer er
— N —
einen zu gebären); wir wollen ihm eine Gehülſin machen, bie um
ihn ſei. Adam Fonnte nun nicht magiſch gebäten, weil er fon
in die Luft der Gelbheit getreten war. Hätte er Gott um Be
hülfen behalten, er hätte gekönnet: fo aber konnte er nicht. Darum
fprady Gott: Es HE nicht aut. Im Anfang wire wohl au
aber im der Luft mar es nicht gutz dem in Gore ſtehet Mein bie
Vermoͤgenheit.
362. Aus bieſer war Adam mit ber Luft in bie Sefbheit
gegangen. Denn bed Baters Zorn wand fi im Fiat Auch mit
empor, und wollte Preatürlicdh fein: davon die Luft nah Bis ab
Gut entſtund, als nach Finfter, Feuer und Licht, und allem biefen
Weſen. Als nun das Verbum Fiat in Adam in der Begierde
ſtund und impreffete die Eigenfchaft in der Luft in ein Wein
feiner Gleichheit, da erfchlen das magifhe Bild, ala die
nah Adam im Geifte; aber die Vermögenheit ber Krehltie mar
weg, denn fie flund in der Selbheit» fo erſank die Serbheit In
fih in Ohnmacht.
365. Darum fpriht Mofes: Gott ließ einen tiefen Schlaf
auf ihn fallen. Weil ex von Gott in die Stibheit einging, fe
lieh ihn Gott in die Ohnmacht, als in Schlaf fallen, Er lieh &
oefchehen, baf er in Ohnmacht fiel; benn in der Gelbbeit wäre
in Feuersmacht aud) zum Zeufel worben; fo konnte er nicht, ben
er entfchlief, und dieſer Schlaf it die Ruhe Chriffi inı Grabe.
177
——
Verſtand war in ihm. verblichen, denn er war vom goͤttlichen Kebe⸗
feuer mit feiner Begierde ausgegangen in bie Selbheit, nach ber
Eitelkeit, ald nah ber Offenbarung ber Natur, nach Kunſt und
Viel⸗Wiſſen.
372. Das bekam er auch, verlor aber dadurch das Wiſſen
ber goͤttlichen Freudenreich. Er war zwar noch im Paradies mit
feiner Heva, als ihn der Geiſt der äußeren Welt aufweckte doch
in ber Luft der Eitelkeit fammt feiner Heva, zu welcher ihnen ber
Zeufel hernach mehr Urfah gab an dem Berfuhbaume, wie -oben
gemeldet morben,
373. Adam filief ein ber göttlichen Melt, und wachte auf
ber äußern Melt; und mit dem irdifchen Effen vom Verſuchbaum,
der böfe und gut war, machte die Eitelkeit im Wefen des Fleiſches
vollends auf: denn allda buben die Eigenfchaften bes Ekels im
Centro Naturä an zu qualificiren, als ein Sieden; ist war Hitze
und Kälte, dazu Bitter, Süß und Sauer, und alles, was im
Sternen» und Element-Regiment offenbar ift, in ibm auch ‚offenbar,
Der Sulphur und Mereurius ward in der Eitelkeit des; Giftlebens
tege und offenbar, Deſſen ſchaͤmete ſich nun der Seelengeift in
Adam und Deva, weil fie faben, daß fie in ihrer Selbheit in
foldyem Elend jlunden, und daß Hitze und Kälte auf fie Drang.
3/4. Und als ihnen Gort wieder mit der Stimme ber
Gnade tief, fo fprah Adam: Ich bin nader und fürchte mid!
Aber Gott fprab: Wer hat dir’s gefagt, daß du nader bift? Haft
— SU —
find, gar leichtfertig gemacht werden, wenn ihnen ſo fein Borges
malet wird, „ihre Begierde und Luft fei Chrifti Trieb, fei Der
Geift Ebhrifti, der molle fich vermifchen und Kinder zeugen, *
408. Da er auf Erben ging, begehrte er fi niemals gu
vermifchen, fondern nur im Geifte, in der Seele und im Bilbe
Gottes. Wird er fich benn itzo in bas viehifche, außerlich Merk
mifhen? Deſſelben haben wir fein Zeugniß. In David war auch
Sottes Geift: follte fi darum der Geift Gottes im feine Außerlidhe
Hurerei gemifcht haben, und das Werk der Außerlichen Imagination
gegen Bathfeba,»des Urid Weib, melden er ermorbet, getrieben; ſo
wollte Gott die Hurerei haben, Nein, Gott”ftrafete David um
biefer That. Darum foll man nicht fagen, „der Geift Ehrifti mifhe
ſich in's Gentzum der Imagination fleifchlidher Luft, und Heilige
ben Außern Samen’ es ift ein aanzer Falſch.
409. Er beiliget feine Hütte, die er befigt, er ſchleußt wohl
im Merk des Lebens auf und zu, daß der Mercurius, als ber
Merkmeifter, nicht fein Werk öfters kann zum Leben bringen, und
auch öfters zum eben bringet, nadı Gottes Willen, wie bei ben
altern Heiligen vielfältig zu feben ift, zumal in ber Linea Ehrifli;
aber man mus das Aeußere von dem Innern unterſcheiden. Das
ebheliche Werk iſt in ſich, fo es in der Ordnung geſchieht, nicht
ſuͤndlich, denn es wird burd Gottes Amtmann der Natur Hetrie
ben und unter göttlicher Gebuld ertragen,
410, Gott ftellee ihm die Menſchwerdung Chrifti‘ feines
—2
würde offenbaren, in melchen er wohnen und beffen Kraft: und
Reben fein wollte,
435. Wenn bie h. Schrift ſaget, Ehriftus fer in ben He
ligen ermwürget worden, fo verfichet fie bie, Glleder des Beibes
Ghrifti, nah Chriſti Menfchbeit, welche er, der Ehriftus, annahm.
Sie verftehet nicht den. breieinigen Bott, daß ſich derſelbe u.
laffen vom Anfang ber Welt erwürgen; denn kann bodh
nicht fterben, nur. bed Leibes Chrifti Gliedmaaßen nach ber le
lichen Kreatur fterben, nicht nad dem Geifte Chriſti.
434. Denn Chriftus bat fi darum in. der Menfchbeit
offenbaret und den Tod in feinem angenommenen Leibe erwürget,
auf daß die Pforten zum Leben in uns aufgethban würden. Denn
fo ih um Chriſti Namen und Bekenntnif willen ermorbet würde,
fo flirbe nicht Chriſtus in mir, fondern Adam _ftirbt in Ehrifti
Tod, und Chriftus wird in meinem. Sterben erft recht. offenbar.
Mein Sterben ift Ehrifti Auferftehung in mir; denn’ id ſterbe
ber fündlihen Ichheit ab, und lebe der Gelaffendeit im Geiſte
Ehriftt.
435. So ift nun biefed ein nichtiger Ungrund, daß Atıtor
fhreibt, daß der Mann Ehriftus Kefus, bas unſchuldige Lamm
Gottes, ja der dreieinige hochgelobte Sohn Gottes, Gort Felbft, fo
von Anfang der Welt, nad Zeugniß der Schrift, erwürget iſt im
allen Gläubigen und Heiligen.
»
Ti MBERETE, —X m AA II IELITG rer —W
445. Gott fprady auch zu Abraham: In deinem Samen
follen alle Voͤlker gefegnet werden. Das war ja auf den Pünfti
gen MWeibesfamen geredet, der fih in Abraham's Samen‘ wollte
weſentlich mit göttlicher, himmlifcher Wefenheit offenbaren. Wäre
es auf's Gegenmwärtige geredet gewefen, fo bätte Gert ihm nicht
die Beſchneidung befoblen, und hernach die Opfer; ber weſentliche
Meibesfame war nicht im Opfer, fonbern das Wort der Vers
heißung im Bunde. Der mefentlihe Same, davon ‚Gott: fagte,
darin alle ‚Völker follten gefegnet fein, ber lag in Abraham ver:
ſchloſſen, ohne Eröffnung, der Name Jeſus ſollte ihn eröffnen,
Auf dieß Ziel ging AbrahaͤVerheißung.
446, Diefelbe MWefenheit, darinnen Gott mollte Menſch
werben, war in Adam verblichen, ald er am: Dimmelteid und
Daradies farb, Diefer verblihene Same mard in feinem Prins
cipio mit fortgepflanget, und in diefem Samen ftund das Ziel des
Bundes, da fi) der Geift Gottes in den Heiligen aus-offenbarete,
und nicht durch's verblichene MWefen. Aber mit Ehriſti Menfdy«
werbung ging die wefentiche Offenbarung an, da Gore im Wefen;
ald ein Leben bed Mefens, innen wohnete.
447, Berner fehreibt Autor: „Und nachdem: ihnen durch
Chriftum, 16% bis „lauten laffen.“
448; Hat mun Ehriftus mwefentlih in Adam und va ge⸗
wohnet? Was bürfte er De ein ander Mefen verheißen ? Sch
babe nur Debenfer briltus wird in Mdbam. ni "in offenbo
= mM —
ift vielrhehr eine Laͤſterung und Schmach Gottes, als eine Heiß:
liche Erfiärung,
458, Daß fi Jakob und Efau in Mutterlelbe —
bedeutel an einem Thell das Paradies, und am andren Theil le
irdiſche Welt, ald Gottes Liebe und Zorn, welche beider in menſc
licher Effenz rege waren, und im Streit um den Menfdens mie
ich an anbern Drten weitläuftiger ausgefübret habe,
459, Autor foll aus Efau keine Sau machen, noch am
Kain alſo ganz einem Schlarigenfamen; er fol es tn h. Schrift
beiveifen, ober wie wollen ihm einen Glauben yuftellen. Denn
das Gericht geböret Gott und keinem Menfchen, er kann rd nich
bewrifen, daß Kain und Efau find geborne Teufel, gan aus der
Schlange Samen geweſen. Denn Gott fprach zu Kain: Herrſche
über die Sünde, Laß ihr nicht die Gewalt! Alſo mar mach eine
Möglichkeit im Kain, daß er konnte über die Sünde hetrſchen;
fonft hätte es Gott ihm nicht geheißen. Mad aber gan ber
Schlange und Teufel ift, da ift keine Mönlichkeit, Efau hatte
eben die Seele ald Jakob, beide aus ihren Eltern ergemgtz und
war nur dieß der Unterſchied, daß in einem die göttliche Lieb⸗ im
andern der etweckte Zorn offenbar war, welchen doch Chris
wollte mit feinem Blut erfäufen in allen denen, ſo ihrer St ele
Begierde würden in ihn einfuͤhren.
460, Daß aber Autor alle smeisfiche Wis und Kunft vers
nd faat, e diene nicht sum eich Gottes oeen Fi
m.
werden: der ijt mit Ehriſto in der Ehe; aber bet Aufere ME mil
| der Außern Melt, audy mit ber Eitelkeit und Sünde, dazu mit
| dem Tobe unter ber Zerbrechlichkeit, Schwachhrif, Krankheit und
Elend in der Ehe, Er heißet Eva; nicht einen Eheſtatt in Gottes
| Deitigkeit, wie Autor feßer; fondern eine wuͤſte Hütte, datin ber
Geift verderbet ift, nämlich ber äußere Geiſt, der in Fleiſch und
Blut wohne, Nicht daß wir darum follen oder tollen den Geile
als die Seele der großen Melt, veraditen, der allen Kreaturen Ber
| ben giebt; fondern im Fluch der Eitelkeit, ale in der Simbe, Tirgt
bas böfe Kind, das Adam erweckte und offenbarte.
522 Mas aber biefer Autor für Grillen babe, indem —
nicht will bie göttliche Tingitung und Transmutation mit der neuen
| Geburt geſtehen, daffelbe alles verachtet und vermirft, iſt nicht genug
zu ergründen, mie er fo gar blinde und ungereimte Dinge vorgiebt.
Er fagt uns von einer ganz neuen und fremden Kreatur, bie in
Ehrifto geboren werde.
523. Wäre das wahr, fo £önnten mir mit nichten Tagen,
baß Chriftus hätte unfer Kleifch und Blut an fib genommen, viel
weniger bie Seele, Er möchte audy mit nichten des MWeibed Game
genannt fein. Wie wollten wir feiner denn theilbaftig werben?
Hat Chriftus nicht meine Kreatur an fi genommen, Wie hat er
| denn in meinem Fleiſch den Tod ermwürget und ben Zorn Gottes
geloͤſchet? Hat er aber meine Kreatur angenommen, was fol denn
e eine fremde neue Kreatur in mich einfahren?
— DR —
ben Erftarbornen vom ben adamitiſchen Leibern halten, fo er ber
wäre; der folche große Verheißungen an unfern fterblihen Labern
öder doch nur an feinem könnte offenbaren. Daß er ſpricht Wir
können's an ihm nicht ſehen, follen’s glauben; beffen verſſchert uns
Miemand, ch Eann’s.ibm nicht glauben, er verſichere mic bean
deffen, baf ich's vernehme, es fei wahr: fonft halte -ich’s für, eine
Einbildung. |
531. Mas ber Gift Gottes vom letzten Zion brutet, bat
ein ander ABE; wir verſtehen's nicht mit verklärten Belbern, ba
die Eitelkeit ganz tobt fein werde, fonbern vom Fall Babrl, und
bank das Ende in Anfang gehoͤre. Nicht die zwo Tinkturen in
Eine verwandelt nah dem aͤußern Menfchen; fondern wir verftehen
Evam in der Bufe und in der Einfalt vor ihrer böfen gehabten
Luft. Seine Eheftatt, die er vermeint zu fein, tft nur Eoaz fein
Sion ift ein Kammerthal in Kummer, Mühe und Noth: denn e8
fol nicht aufhören Winter und Sommer, Tag und Naht, Saat
und Ernte, wie zu Noah gefagt ward, Gen, 8, 22, bis da fomme
ber große umd ſchreckliche Tag des Herrn. Malach. 4, 9.
932. Auch fo iſt der Berg Gottes, als Zion, in der ganjen
Melt, wo fromme, götteeflicchtige Liebhaber Gottes find, Er ift
in den frommen Menfchen felber: die Eheſtatt muß im Menſchen
| fein, fomohl audy der Tempel Chriſti, da der heilige Geift lehret.
Mir dürfen einem Wahn nachlaufen; die Stätte der Wohnung
En * 4 — nu 1 . W * 8 Bas MT Ar is ln
[3
ur DE =
Wahrheit und Klarheit zu Boden werfe, und immerban ſei, als.ch
er im Sterben fei, als ob er mächtig zum Tode der Suͤnde bringe,
Keine Stätte der Ruhe gehoͤret der Sünde und der Bitelkeiti
Denn fobald die Stnde ruhet, fo wächſet bie Beglerde breritelm
Luft; weil aber ber Tod und Zerbrecher über fie Herr iſt, ſo ſticbt
fie ohne Unterlaf der eiteln Luft ab, und wächſt aus: biefem Ster—⸗
ben das fchöne Möfelein aus, das in Gottes Hand getragen wird,
zu einer Freude ber Gottheit.
540, Lieben Brüder! Aus treuem Gembth iſt diefe Erfiie
rung gemacht; gar micht der Meinung, dem Autori zu Spott unb
Schmad, Denn id kenne feine elende Verwirrung mehr ale ur
felber, und wunſche ibm von Derjen, daß er doch demüthig werde,
und ſich erkenne, daß er noch im Ader ſtehe, da bie Frucht wächſt
und Tich, nicht vor der Zeit der Frucht ruͤhme. Denn gewißlich foll
| eim Zion werden, ald ich denn auch hoffe, es werbe ber Menſch ber
Sünde offenbar werden und fi ſuchen in Gottes Erbarmen, fo
muß ein ſtets waͤhrendes bußfertiges Leben erfolgen, ba ſich ber
Menfch in der Eitelkeit erfennet und immerdar aus ber eiteln Luſt
in Gottes Erbarmen: eindringet.
541, » Der arme fündige Menſch muß fih nur mit bem are
| men: Yazaro zu ‚Gottes Füßen unter fiinem Tiſch vor, feine Thür
| legen, ber Brofamen von Gottes Tiſche begehren, fih immerbar im
das kananäifche Weiblein verkleiden, mit Hergen und ganzem Ges
miuhe Mein Keucheln erlanget das WDerlenflenob;, denn
— u au
950. Der Etarke, fo im Glauben und Erkenntniß stark
ift, foll den Mantel Chriſto, feinem Erzbirten; umgeben, und nis
ein Lamm in Geduld ‚unter der Deerde geben, und den Mantel,
den ihm Ghriftus immerdar umgiebt, feinen Brüdern und Mit
gliedern umgeben, und in-ihnen helfen kämpfen und ringen, mit
Beten, Lehren und Beben, daß Gottes Mille in uns: gefchebe, umb
fein Reich in und zu uns komme, unb wir als ein einiger Baum
in: allen Zweigen und Aeſten Frucht tragen und unfere Blüthe vor
Gott und feinen Engeln erfdyeine, wir aud ber Frucht ewig ges
nießen mögen, Amen!
Anno 1622, im Monat Aprili geendigt.
— 236 —
JUDICIUM |
GREGORII RICHTERI,
Gorlicii ministri ecel. patriae primarii,
De Fanaticis Sutoris Enthusiastiei Libris, q
quorum tiluli sunf:
1. Morgenröthe im Aufgang.
2. Der Weg zu Ehriſto.
3:8on wahrer Buße,
Ad averiendas Sinistras de Ministerio Gorlicensi
Buspiciones.
Gorlicii, Joh, Rhıamba excudebat, Auno 1624.
Novae phrases novos plerumque pariunt errores, novas dissen-
siones et nova certamina, Hine ut scopulum in mari,
dicebnt ille, sic vitaturum se insolens Verbum,
⸗
4
— Bl
Tam pestilens non virus Arii fuit,
Aeternitalem qui negavit filii;
Qunm pestilens est virus hoc Sutorium,
Aeternitatem quod Patri aeterno eripit,
Et quantitatem ore blasphemo. adstroit.
Eous orbis Arii ob virus Juit _
Poenas, adhuc caligine Malıomedica,
Üppresaus, ei nos quae manebunt coelitus,
Poenae? Nisi severitate debita
Pestem procul hanc a patria fugabimus,
RBadicitusque et funditns exstirpabimus.
Evigiln tandem, evigila, jJustissime judex:
Ei. Majestatem quaeso iuere Dei.
Anno 1624. d. 7. Martii.
u.
Sutor Antichristus,
Verus sermo meus! dixti, milissime Christe;
Verus sermo meus! perüde Sutor, ais,
Mm —
Des Arii Gift, der die Ewigkeit des Sohnes gelchgnet, iſt nicht fo
arg gewefen, als biefes Schuſtergift, welches den ervigen Water feine
Ewigkeit nimmt und mit gotteslaͤfterlichem Munde ihm eine gewiſſe Größe
zueignet. Die Morgentänber ſind wegen bes Arii Gift mit mahomedi⸗
ſcher Blindheit geftraft worden: und was für Strafen find uns vom
Himmel vorbehalten, fo wir nicht mit gebührlichem Ernſt dieſe Peft ferne
von unferm Vaterlande veriggen, wird mit Std und Stiel außtotten?
Wache doch endtich auf, du gerechteſter Richter, wei auf, und bes
ſchirme deine göttliche Majeftät !
Anno 1624, den 7. Matt,
II.
Der Schuſt er iſt der Widerdrift.
Mein Wort ift wahr! haft bu, —— err Chriſte, geſagt.
Mein Wöott iſt wahr! ſahſt du, meineidiger ee; auch. Welchem
nun unter beiden ſoll man glauben? Dir, du wahrhaftiger Herr Chriſte?
Oder dir, Schuſter, und deinem Otecke?
O Chriſte, der heilige Geiſt Hat dich geſalbet mit Oete, ehr als beine
Gefelten, witb Yat dich zum Priefter gemacht; Aber dich 2 Scyüfter, bat der
Zeufel mit Dreck befubelt und zum Ketzer gemacht.
SHriftus Hat die Menfchen die göttlichen Gebote gefchretz vleſer aber
lehret mit gleihem Ernſte die Verzuckungen.
Chriſtus bat und aufs Wort und die heiligen Sakramente gewieſen,
"welche die gläubigen Herzen mit wahrem Glauben empfangen; aber ber
Schufter weifet auf Verzudungen und Träume, werde die giaub bigen Herzen
des wahren Glaubens berauben.
Chriſtus hat don wichtigen, der Sbuſter aber von liederlichtn Sachen
gehandelt.
Chriſtus hat den weltlichen Reichthum verachtet, der Schuſter aber be⸗
gehret ihn.
Chriſtus hat ſein Leben nuͤchtern zugedracht, der Schuſter abet pfleget
gemeiniglich trunken und voll gu fein.
CShriftus hat fi) des Lachens und Naerenthewung enthalten; der
Schuſter belachet Alles, was er redet.
Mann Chriſtus das Bolk gelehret Hat, fo Hat ers dffentlich gethan;
bee Schufter hingegen pfleget heimlich in finftern Winkeln zu fleden.
Chriſtus Hat nicht Eönigliche Ehre gewollt ; ber Schufter wollte, wenn
er nur koͤnnte, wohl ein Koͤnig und Gott ſein.
vo .. 49
J
— 20 —
Non cupiis titulos et inania nomina Christus ;
At sutor titulis gaudet ovatque suis.
Nomine contentus Christus fuit ipse Magisiri;
Hic Doctor diei vultque Propheta novus.
Christus aquam vitae sitienti praebuit ori;
At autor mortis mane frequentat aquam.
Et vinum simplex Christus bibit atque salubre »
Exiera Sutori vinaque adusta placent.
Ex his his sutorem, velut ipso ex ungue leonem,
si noris, libros illius anne leges ?
Hos fuge ceu Satanae crepitum extremumgue furorem,
Incedens verbi sumpliciore via;
Discipulumque ejus, quisquis sit, nobilis, aut sit
Doctor, sit sartor, vir, mulierve, cave.
Organa, Christe Deus, Satanae confunde, retunde;
Verbum obscurari ne patiare tuum!
Anno Christi 1624, de 26. Mart.
II.
Propempticum, s. Concomitativum.
= mo
Vos autem illius, soeli, vigilate, carete, j
Ne tanti pereant enthen scripta Virl. —
Ergo abeas, nunguam redeas, perens male, Butor,
Calceus in manihus sit tibi, non calamus, 1 4
d. 27. Märt. 1624.
Nullus error tam est absurdus qui non hkabent auos applausoren
Parvus error in principio saepe maximus ft in fine,
Semper eadem in munde agitur fabula, mutatis duntaxat lefnpari.
bus, locis et personis. Videantar historiae aunorum 158
et 1535 etc,
Finis.
Ad judicantem judicem Primarium ; cul optat meliorem
mentem Monitor,
Judicabit judices Judex generalia, '
Ibi nihil proderit dignitas Primatis;
Nec ad senatoriam sedem —
13 ru 997 ur 7 ann
*
*
— 1 —
She aber, feine Brüder, febet zu und beforget, daß nicht eines ſolchen
Mannes hohe Schriften untergehen!
Ei nun, ſo gehe denn, daß du doe Wieberlegumen vergeſſeſt und ben
- Hals zerbrecheſt, du Schufter: nimm € einen Schuh in bie dand und nicht
die Feder. Den 27. Mart. 1624.
Anhang.
Kein Irrthum iſt fo ungereimt, ber nicht habe, bie ihm Beifell geben.
Der Irrthum, fo erſtlich klein iſt, wird oft qulegt am groͤbeſten.
In der Welt wird immerdar einerlei Schauſpiel vorgeſtellet, nur mit.
veränderter Zeit, Ort und perſonen. Mau leſe bie Geſchichte der Jene:
1525 unb 1635 ꝛc.
Ende
An ben sichtenben Oberpfarrer Richter, dem einen andern
Sinn wünfchet der Ermahner.
Der Richter aller Welt wird folche Richter richten,
Wo ten Anfehen- hilft die böfe Sache fchlichten,
Bo man nicht an den Rath. mehr appeilisen kann,
Noch kein Verketzern hilft bei dem gemeinen Daun.
Dort gilt kein Pfaffenrod noch Ehre diefer Erben:
Der Schuldige wird nach Verbien gerichtet werben. *
Die Kanzel hilft nicht mehr, noch Laͤſtern, noch Geſchrei,
Der blinde Poͤbel faͤllt der Luͤge nicht mehr bei.
ende Menſchen! denkt, wie laſſet ihr euch nemmen?
Was wird in bem Gericht doch Einer fagen können,
Wo der erhöhte Ort euch nicht mehr offen ſteht,
Und euer Richter fpriht: Verfluchte van mir gebt!
Richtet nicht, fo werdet ihr auch nicht gerichtet;
Verdammet nicht, fo werdet ihr auch nicht verbammet!
— EEE u
Eingang des Autoris. s
Chriſtus ſpricht Matth. 5.: Selig ſeid ihr, wenn zuch "bie
Menſchen um meinetwillen ſchmaͤhen und verfolgen, und reden
alletlei Uebels von euh. Seid froͤhlich und getroſt, es wird euch
im Himmel wohl belohnet werden! Denn alſo haben ſie werfol⸗
get bie Propheten, die wor euch geweſen ſinde Item Matıhril.:
Sch preife dich, Vater und Herr Himmels und der Erbe,naß bu
foiches den Klugen und Weiſen verborgen haſt, und haſt erden
Unmündigen offenbaret, Fa, Vater, denn es ift alfo wohlgefälig
gewefen vor dir. Chriftus fpricht zu Pilato: Mein Reich ift nicht
von diefer Welt ꝛc. Und zu feinen Füngern fprah er Matth. 10,
16.: Siehe ich fende euch als Schafe mitten unter bie Wölfez
anzubeuten, daß, wo Chriftus in einem Menſchen würde offenbar
werben, bderfelbe in diefer Welt mit eitel Feinden müffe umgeben
werben, welche ohn' Unterlaf Chriftum wollen ausrottem und töbten,
welches aller wahren, Chriften Weg ift, den fie in diefer Melt um:
ter des Zeufeld Domen wandeln müffen; mie es dem Autori bie
ſes Buͤchleins, nämlich mir, auch alfo gehet, daß der Satan feine
Sturmwinde wider die Gabe des heiligen Geiftes erreget und Ehri-
ftum in feinen Gliedern nicht dulden will, mie in diefem Pasquill
zu fehen fein wird, mie der Satan erzürnet ift, mie er fo greulich
— MG —
gehen, wenn ſolche Laͤſterung nun in Lob und Sale aufwachen,
und euer Pfui, damit ihr die Gabe „des heillgen Geiſtes anpfalkt,
in euch aufmachte, und mit Gottes Zorn angeſteckt würde, daß rudı
die Melt zu enge würde? Was würdet ihr darnach allen batım
geben, daß ihr ein ſolches nicht gethan härter? Der Beil, meldet
euch ist erfreuet, daß. ihr möget euren Much mie Lille und
Schmähen an mir verbringen, der mochte euch mod wohl yım
böuifchen Feuer werben, und ind Gemwiffen treten? wo wollet ihr
alsdann* bleiben? She treibet mir die Thränen und bag emmile
Gebet wider eure Gortestäftern aus, indem ihr mid gang mit
Unwahrbeit befchuldiget. Sehet zu, daß nicht meine Thränen nf
surem Daupte zu glühenden Kohlen werden! Ich babe Biel Für
euch au Gott aebetet, daß euch Gott mollte erleuchten und "bie
Wahrheit zu erkennen geben; aber ihr werdet immerbar Ärger mit
Laͤſtern: ich will an euch unfhuldig fein, ob Gottes Zorn euch
rühren würde, |
5. Rieber Herr Primarius, warum werachtet ihre mich, Waß
ſch ein Lale bin, und babe bobe, aöttliche und nathrlihe Erkennt:
niß Meiner ihr, daß der heilige Geift an eure Schulen gebuns-
ben fe? Sprach bdoch EChriftus, unfer Meifter und Lehr: Mein
Water will den heiligen Geift geben Allen, die ihn datum bitten.
Item: Bitter, fo werdet ihr nehmen, Elopfet an, fo wirb rudy auf:
gerham Ich habe meine Gabe durch ernſtes Bitten und Anklo⸗
pfen empfangen: und ein foldies gefchmedet, das ich nicht um
— 8 —
gehindert, was man nur will, erdenken, fchreiben, ausfprengen
und glauben mag.”
10. Antw, Sa, lieber Herr Primarius, ich glaube es auch
baf denen Drten, da man die Gabe Gottes Läftert und bem Kris
fel zufchreibet, große Strafen zuhangen. Auch hänge bem ichs
(hen Menſchen, wo ein folder Ernft der Buße gebraucht wird,
freilich große Strafe zu; denn er muß täglidy getoͤdtet und ber
Melt zum Narren werden, wenn er foll den göttlichen. Weg man:
bein. Ihr fehet wohl, wie ih von euch auf ſolchem Wege ge
firafet werde, und nicht alleine von euch, fonbern ihr hetzet mie
auch die ganze Stadt ‚mit Schmähen auf ben Hals, daß fie euch
glauben und mid, ſtrafen; aber es ift Chriſti Mablzeichen.
11. Daß ihr aber den Peuten mollet Modell des Glaubens
vorfchreiben, daß fie nicht ein Jeder glauben foll in feiner göttlis
chen Gabe, mie fih ihnen der Geiſt Gottes offenbaret im ibrer
Serle, darzu gehöret ein ander Pasquill, biefer begnügt fie nicht,
Daß ihr ihnen aber mit der Strafe draͤuet, das glaube ich euch
faft wohl, hättet ihre die Gewalt, fo müßten fie ins euer, ober
alle aus dem Lande.
12, Daß ihr auch faget, e8 fei ber Meg zur Buße eine ers
bachte Lehre, das faget das neue Teſtament nicht; denn da Chris
ftus das Evangelium mit Johanne dem Zäufer anfing, fo fagte
er: Thut Buße! und mein Büchlein fagt das auch.
15. Herr Primarius, der natuͤrliche Menfh vernimmt nichts
_ 30 —
Mofterium trdifch und himmliſch fer, als das Heilige und wrink
Element, und feinen Ausflug mit vier Elementen und bem Bes
flirne. Ich zeige an, wle bie goͤttlichen Kraͤfte aus bem Dinanıls
fhen find ausgefloffen und fichtbar worden, und was ber —
Grund aller Weſen feiz was Zeit und Emigkeie ſeh
18. Here Primarius,-ih alaube fait wohl, daß ihr Re
nichts verſtehet; denn es iſt nicht Jedermanns Gabe, ſondern mem
es Gott aiebet. Daß ihre aber fager, ih wolle bie Gottheit bamıli
ausforfdyen, und heißt's teuflifch, damit gebet ihe eure Unmißfenbeit
an Zag, daß ihr vom Bud der Natur nichts verſtehet, und and
das Neue Teſtament nicht left. Denn St, Paulus ſpricht: Dee
Geiſt forfchet alle Dinge, auch die Tiefe der Gottheit, 1 Kor. 2,
10, Micht der Menſchen Vermögen ift #8, fonbern Gottes Gift
thut ſolches Forſchen durch des Menſchen Geiftz ihr aber beiies
teufliſch.
19. Wenn ich ſollte mit euch vom Geheimniß der Matur
reben, fo dürftet ihr noch wohl wenig davon verftehen. Aber ich
wollte mein Bub Morgenröthbe an allen Dingen meifen, wenn
ihre nicht fo ein eiferiger, zorniger Mann märet, daß man Bönnte
mit euch’ reden; aber ihr verhindert mit ſolchem Schmähen mut
Gottes Gabe und mache euch felber unmürdig, Es flcher gefchtie-
ben: Und nach dieſen Tagen will ih meinen Geift ausgleſen über
altes Fleiſch, und eure Söhne und Töchter follen weiſſagen, zur—
Aelteſten follen Träume baben und cure Simglinge ſollen Geſicht
— 3 —
Folget der andere Theil im Pasquill,
Der Pasquill faget weiter: „Der Schufter iſt der Antichrift”
29, Antw. Wenn id den Antidhrift follte befchreiben? fo
könnte ich ihn anders nicht andeuten, als daß er ſich einen Ehri-
fien nennet, und fich mit Chriffi Purpurmantel zubeder, und mit
dem Munde Ehriftum befennet und lehret, fein Herz aber iſt gam
wider Chriftum gerichtet; anders lehret er, anbers thut er: auswen
dig heißt er fich einen Chriften und inwendig iſt er eine Schlange,
Er verfolget Chriftum in feinen Gliedern, und widerſtehet dem
Geift Chriftiz er gleißet und mill in Chriſti Namen geehrer ſein,
unb ift inwendig aber ein reifender Molf, mie Chriſtus die Pha—
tifäer hieß, melde auf Mofis Stuhl faßen und das Geſetz trieben,
Aber Ehriftus fagte: fie wären von unten ber, von dem Maler
der Welt, ald vom Teufel: Hiemit will ih Niemand an feinem
guten Gewiſſen antaften, ich mill nur den Pasquill probieren? ob
nicht ein junger Anticheiit darinnen bervorguder.
Pasquill. „Du fanftmüthiger Herr Ehrifte fageft; mein
Wort ift wahrhaftig; du meineidiger Schufter ſageſt auch
Meine Worte find wahr, Melchem inter beiden fol num
Glauben gegeben werben, bir, du wahrbaftiger Herr Ehrifle, oder
bir, Schufter, und deinem Drecke?“
80. Antw. Ehriftus ift das Wort des Waters, der Weg zu
— 32 —
der Here Primarius dem Schufter zuleget, das ift er felber; man
pfleget den Deren Primarium bisweilen unter bem Zifche in Kram
Eenbeit aufjulefen und zu Haus zu führen. Man dürfte mohl
den Deren Primarium im einer Wochen mebr trunken finden, als
den Schuſter in drei Jahren nicht, Diefen Artikel hat der Der
Primarius ganz von feinem eigenen Wandel genommen: St Pau:
(us faget Röm, 2, 1.: Darum, o Menfh, kannſt du dich nicht
entfchuldigen, wer bu bift, ber ba richtet; benn womit du einen
Unbern richteſt, verdammeſt du dich felber, fintemal'duveben bak
felbe thuft, das du richteft; denn wir mwiffen, daß Gottes Urtbril
recht ift über die, fo ſolches thun.
Pasquill, „Chriſtus hat ſich des übrigen Gelächters
enthalten; aber der Schuiter, was er rebet, das belachet er."
52. Antw. Man findet nicht, daß Chriftus habe aelachet,
fonbern bat fich nur im Geifte erfreuet; daf aber ber Herr Primarius
dem Schufter Lachen und Phantafiren zumiffet, und fager, er be
lache alle Worte, das dürfte wohl eine öffentliche "große Unmabr:
beit fein, und wird nicht zu ermeifen fein; es kann 08 auch Bein
wahrhaftiger Mann fagen. Daß aber die Natur Einem mehr zu
lachen und freundlich zu fein giebt, ald dem Andern, unb aus dem
Unbern einen faturnifchan Sauerfeher macht, das kann der Prima
rius nicht verbeifern, er möchte deß mohl ſchweigen. Wenn man
ihn wollte befchreiben und feine närrifhen Poſſen, melde er oft
in Gelächern bei ber Zeche vorgiebt, man bürfte wohl feltfame
— Bi —
meinet, dieſer Schufter rieche noch immer nach berſelben Karbe:
befwegen :ift er dem Schuftertitel alſo gram. Vielleicht iſt ibm
aud) irgend einmal Schuſterpech blieben an feinen Händen bangen,
bas ihm bat verbroffen: deßwegen giebt er dem Schuften foldhe
greuliche Namen, daß er noch daruͤber zornig iſt; er kann bach
der Schuſter nicht entbehren, und hat Sorge, der Schuſter made
ihm bie Feder befubeln, darum verbeut er fie ihm, DD Dere Dil
marius, der Schufter hat feinen Titel in ſich, ihr koͤnnet ihn miche
befubeln, er wirb ihn ewig bebalten.
Pasquill, „Chriftus hat dem Dürftigen Waſſer des
Lebens zu trinken gegeben; der Schufter aber läuft "des More
gend zum Branntmwein, oder Waſſer des Todes.“
62. Antw. Chriftus beut noch heutiges Tages feinen Kite
bern Waſſer des Lebens an, und tränket fie mit feinem Blute der
Liebe, Deffelbigen Waſſers giebt er meiner durftigen Seele‘ auch
zu trinken, deß danke ich ihm emiglih, daß er mich durch biefes
Waſſer lebendig und fehend gemacht; daſſelbe Waſſer trink' ich,
und das iſt ein Waſſer vor und wider den Tod, obſchon der Hert
Primarius verkehrter Weiſe und anders davon rebet.
63. Daß er aber ſaget: Ich laufe alle Morgen zum Brannt
wein, das it gar nicht wahr; ich kann noch mag feinen Bramnt
wein trinken, babe lange Zeit Feindfchaft mit dem Branntweine
gehabt, baf ich ihn auch nicht gerne tische: er iſt mir zumiber,
#5 munbert mich, baß Nerr_’ rius, als ein Doberprieii
— 32
man ben Baum an- feinen Früchten kennen, und mag ein Seber
wohl denken, aus mas Geifte und Gemuͤthe er mich verfolget;
daß er ſolches dem Satan zu Gefallen thue, unb fein Diem
Chriſti ift. |
75. Weil ee mie aber flucht, fo ſegne ih ibn burd
base Blut und Tod unfers Herrn Jeſu Ehrifil, im
Namen Gottes bes Baters, und des Sobns, unb bes
heiligen Geiftes, Amen Und mwünfhe ihm, dab ibm biefer
Segen bekleibe und zu einem Kinde und Erben bes ewigen Lebens
gebäre, auf baf er mein Bruder im Leben unfers Herrn Iefu
Chriſti werde, und ewig bleibe. Amen! Amen! Amen! Und be
fAhließe mit ganz meinem Herzen und Willen.
Datum Görfig, den 10. April Anno 1624,
Anhang des Pasquills;
Pasquill, „Kein Irrthum ift fo groß und + fcheußlich,
ber nicht habe, die ihm Beifall geben.”
76, Antw. Ein guter Menſch fället dem Guten: bei, umb
ein böfer bem Böen, als der Pälterung, Aber denen, bie Gott
lieben, müjfen alle Dinge zum Beften dienen. Nöm. 8, 28, Unb
wenn fie mitten unter allen Srrthbumen ftedten, fo find fie body in
Gotted Hand, und vor dem Lügner und älterer vertwahret; denn
geben und denken, er thue recht daran,” e8 fei dann Alles wahr,
was er auf der Kanzel audfchreiet, weil er Gottes Namen darin
führet und mit vermäntelt, dag man fein grimmig Herz nicht
fehen Eann, fih auch auf fein Amt berufet, fo glaubet es die Ein-
falt, welche nichts vom Handel weiß, wie boshaftig er mich vers
folget und ganz wider fein Amt handelt, mich audy niemalen darin⸗
nen wollen hören; und richtet dasjenige, das er felber nicht vers
ſtehet. So habe ich eine Antwort gemacht, ob Mancher wollte
fehend werden und vom Läftern wider Gottes Gabe ausgehen, und
bezeuge hiemit vor Gott, dag ich aus Feiner andern Meinung habe
geantwortet, ald nur bloß um der Kiebe des Nächſten willen, und
- vermahne den Herrn Primarium, ſich eines Beſſern zu befinnen,
Denn er hat keinen Löwen, fondern ein Schäflein Chrifti vor fi;
oder er wird fehen, in welchen er geftochen hat, daß ihm nicht
das. Schaaf im Geiſt Chrifti zum Löwen werde, und das Schaaf
den Wolf rihte; und meine es berzlih und treulich.
21*
Libellus apologeticus,
Oder:
Schriftliche Verantwortung
GE. Ehrbaren Rath zu Görlit,
wider
des Primarii Laͤſterung, Luͤgen und Verfolgung über bas
gedruckte Büchlein von der Buße,
Geſchrieben Ao. 1624, den 3. April,
— 126 —
ein Mehreres gebeten: denen ich anfänglich gefaget, ich dürfte
nicht thun, «6 fri mie vom Heren Primario werboten. Sie aber
haben ‚mir die Schrift mit ernftlihem Dräuen aöttlider Strafe
vorgezogen, und angezeiget, ‚dab din Seber foll bereit fein, Teinee
Gaben und Glaubens, fammt der Hoffnung Rechenfhaft zu arben;
und daß Gore würde bad Pfund von mir nehmen und ben ge
ben, der es anlegetz; auch daß man Gore mehr ale Menſchen 85
borhen muͤſſe: welches ich betrachtet und zu Gett
ſolches nicht feinem Namen zu Ehren gereichen follte, daß er «
wollte von mir nehmen, und habe mid ibm gang und gar in
feinen Willen gegeben, mit Beten zu ihm und Flehen Tag unb
Macht, bis mir bie göttliche edle Gabe ift verneuert und mit großem
bimmitfchen Licht angezündet worden.
9. So habe ich angefangen, denen Herrn, auf ihre Kragen,
in goͤltlicher Etkenntniß zu antworten, und auf Bitte und WBergebs
ren etliche Büchlein gefhrieben, unter welchen auch biefea Som ber
Buße, welches anitzo gedrudt worden, geweſen iſt.
10. Denn in dieſem Büchlein iſt mein eigner Proc, das
durch ich meine Gabe von Gott babe erlanget, aufgezeichnet, mel
ches auf hoher und‘ gelehrter Leute Bitte iſt gefchrieben worden,
und iſt Erlichen fo tief im ihr Derz gefallen, daß es ein Bomb:
mer von Udel aus Liebe hat druden laffen. |
11. Daß aber der Here Primarins fo heftig darwider bone
nert, und baffelbe zum Feuer verurtheilet, auch meſrie Perfon To
— BEE —
geſchiehet mit ſolcher Anklage Gewalt und Unrecht, und bin Fein
Kirchen- und SaframemntsLäfterer, viel weniger ein Zrunkenbolb, fons
bern lebe ganz nüchtern, mit Beten und Mebititen im aötslicer
Gabe, berufe mich auch auf bie ganze Stabt, und weiß ich, ba
fein Mann fein wird, der mich ſolches zeiben kann. Beim Deren
Primario aber bürfte man wohl öfters benfelben trunkenen Dann
finden: ich aber komme faft in keines Menſchen Haus ohne Neth,
viel weniger in Bierhäufer oder Weinkeller, fondern lebe rinfam unb
ſtill, wie €, Ehrbaren Rath wohl bewußt iſt.
Anno 1624, den 3, April,
*
— —
Zion wieder gruͤnet, und baß das zerbrochene Jeruſalemn nieder
ſoll erbauet werden, und ſich wieder das rechte Menſchenbild wık-
ches in Adam verblich, in Zion mit rechter menfchlicher Stmme
merken läjfet, und daß Bott feinen Geift in und ausgeußet, baß
die edle Perle in des heiligen Griftes Kraft und Lichte wieber u
kannt, gefuht und gefunden wirb,
3. Da mir denn flar- fehen und erkennen, in welder Blind
beit wir alfo eine lange’ Zeit find in Babel’ irte gegangen, Auf
fleifchlihen böfen Wegen, da mir denn das rechte Serufalem Yin
laffen, und unſers Vaters Erbe ſchaͤndlich verpranget/ Auch fe
englifches, fchönes Ehrenkräuzlein der fchönen Bildniß nicht aeadı-
tet, und im Teufelsſchlamme gefübhlet, und unter dem Garn
görtlichee Gehorfams mit der Schlange geſpielet unb in Touke
Irrwegen getvanbelt, Er
4. Welches uns iht das adttliche, Licht unter Augen
und und vermahnet, mit dem verlornen Sohne wieber umzukehrten
und in das rechte Zion einzugehen, nicht mit Wähnen der
rien, als hätten mir 68 ergriffen, und verſtünden das wohl, das il
nidyt Zion, fondern Babel, die mit dem Munde Gott befennen
und im Herzen an der großen babyloniſchen Yure, am Drachn
der eigenen Doffart, Geiz und Moltuft hanget, die fi will febar
laſſen, ald wäre fie Jungfrau.
5. Mein, diefes iſt nicht bie Jungfrau im Zion; 2 muf
Ernſt fein;) wir. müffen in Zion aus Sort geboren werden und
‘
v 851 un
und iree gehe: fo follen wir die Erſten fein, die nie
wit ber That aus Babel ausgehen, auf daß bie Welt
fehe, daß es Ernſt ſei.
7. Es ift nicht genug, daß wir Babel offenbaren, und thun
aber eben das, was Babel thut; damit bezeugen wir, fo wir alfo
thun, dag uns Gott zwar fein: Licht Fäfjet leuchten, daß wir fehen,
aber mir wollen nur die Werke der Finfternig machen; unb wird
bafſſelbe Licht ‚- das uns im Verſtande leuchtet, ein Zeugniß Über
uns fein, daß uns der Herr hat gerufen und hat und den Weg
gezeiget, wir aber haben den nicht wollen wandeln. .
8 Es ift wohl gut, daß wir Babel offenbaren; . wie ſollen
aber auch zufehen, mit was Geifte und Gemüthe, und in welcher
Ercrkenntniß das geſchiehet. Es.dft wohl gut eifern, aber das Herz
muß in Gott gerichtet fein; fonft laufen wir ungefandt und finb
dech von Bott in unferm Laufe nicht erkannt worden, fo fpottit
nur der Teufel unfer und führet uns in Irrwege; darzu beweiſet's
Bis. Heilige Schrift, daß uns unfere Werke und Morte follen nach
felgen. Apok. 14, 13.
9. Darum ift uns ernftlic zu betrachten, in mas Geift und
Bekenntniß wir die hohen Geheimniſſe angreifen. Denn der ein
Böfes will zerbrechen, foll ein Beſſers an die Stelle ſetzen; fonft
iſt er dein Baumeiſter Gottes, arbeitet auch nicht in Chrifti Weins
berg. Denn: es ift nicht gut zerbrechen, fo man nicht weiß, wie-
bas Gebaͤu wieder in eine beffere Form zu machen iftz denn Bott
iſt allein der Baumeifter der Welt, wir find nur Knechte, wir
muͤſſen eben zuſehen, wie wir arbeiten, wollen wir Lohn empfahen,
und auch daß wir fein Merk in ſeiner Schule gelernet haben, und
nicht laufen ungefandt, da wir noch feines Werks nicht fähig find,
fonft werben wir unnüge Knechte erfunden, rede ich gutherzig und
in ganzen Treuen, und zu vermahnen, was wir thun foßen, daß
umfere Arbeit Gott angenehm fei.
" 10. Denn die dunkelen Geheimniffe find uns ander® gar
nicht zu erfennen als im heiligen Geiſte; wir Lönnen nicht Schluͤſſe
über verborgene Dinge machen,. wir haben das denn in wahrer
Erkenntniß Gottes; und befinden in Erleuchtung, daß es die Wahrs
beit und Gottes Wille fei, auch daß es feinem Worte ähnlidy fei
und im Lichte der Natur gegründet.
11. Denn ohne das Licht der. Natur ift kein Verſtand von
göttlichen Geheimniffen: der große Bau Gottes ſtehet im Lichte der,
Natur offenbar; darum mem Gottes Licht fcheinet, mag alle Dinge
erfennen, wiewohl die Erkenntniß nicht einerlei tft, denn Gottes
Wunder und Werke find ohne Ziel und ungemeffen, unb merben
einem Seglihen geoffenbaret nach feinen Gaben; denn dem das
Licht fcheinet, hat vitel Freude an Gottes Werken.
. 12%, Auch fo iſt das: Alte vor taufend Jahren im eichee ſo
_ 82 _
nahe und leichte zu erfennen, als das heute gefchiehet; denn nor
Bott ift taufend Fahr kaum als für und eine Minute ober Augen
blid; darum iſt frinem Geifte Alles nahe und offenbar, bribes, bat
Gefeehene und Zufünftige.
13. Und fo wir denm in feinem Lichte feben, ſo ſellen wir
feine Wunder verfündigen und feinen hertlichen Namen |
unb preifen, und nicht unſer Pfund in bie Erbe vergraben; bemn
wie. ſollen's unferm Deren mit Wucher darſtellen. Er will Rechen
(haft von uns fodern, wie wir damit find umgangen; und
Erfenntniß foll Keiner im großen Mopfterio richten, denn e# ii Ibm
nicht befohlen, fonbern er fol dahin arbeiten, daß er bad mahre
Licht erreiche: fo arbeitet er recht in Gottes Schule.
14, Denn 08 finden fih. viel Richter, die da wollen im
Mofterio richten; aber fie find von Gott nicht erkannt, barım
beißet ihre Schule Babel, eine Mutter der Hureret auf Erben, bit
mit Gott und auch bem Teufel bublen, und nennen ſich bed
Chrifti Dirten, laufen, und find dod nicht aefandt, viel meniger
von Gott erkannt, fondern thun es um bes Bauche und Ebrm
willen; und erlangeten fie das nicht in ihrem Durenlauf, fie Fiefen
nicht, und das rechte hochtheure Mofterium Gottes haben fie zu
einem Minifterio ihrer Huterei und Wolluft gemacht, darum min
net 08 ber Geiſt Babel, eine Verwirrung, da man einen beub-
leriſchen Gottesdienft treiber, und Gott mit der Zunge bekennt -
und mit ber Kraft verleugnet, da man mit dem Munde Cost
Ternarium Sanotım , ein meuer englifher Menfdy im Alte un
borgen: und das iſt meine Erkenntniß von Dlefem "Arite, kin
gefajjet, in meinen Schriften werdet ihr's ſehen! *
22, Zum Andern, von Zion ſage ich auch nach mean
Erkenntniß, wie mir #6 ber Geift zeiget, baf ja eine Arnberung
des Druckes kommen foll, und Zion fol gefündben merben alla
von den Kindern ded Glaubens; nicht In gemein, dab Bein Er
loſer follte bleiben, denn der Treiber wird eine Urſach —*
werben, daß Zion geboren wird; wenn man ſehen roirb, mie
bei eine Dure ift, fo werden fich viel Kinder In Zion finben Tu
ben Deren ſuchen, aber ber Zreiber wird hinter ihnen bee fein une
fie für Keger ausfchreien, aud) verfolgen und toben mb ibem
Glauben üben: unb wo Einer getödter wird, da werben ihre
Beben, ja Hundert auflommen an deffen Statt.
23. Aber das allgemeine Zion erfcheinet erſt im dem größe
ften Elendez wenn Babel zerbricht, fo wird es wiüfte und
ftehen; fo fagen dann bie Kinder Zion: Wie hat und ber Dem
verlaffen! Kommet doch und laſſet uns fein Antlig ſuchen, Taffet
uns doch ausgehen vom Streite, haben mir doch unfer Banb wm
wihfter, iſt doch aller Vorrath hinweg! Sind’ wir doch Mräber:
warum fireiten mir? Wie wollen in Eine Liebe treten und km
Heren fuchen, und nicht mehr jtreiten und uns werberbens folk
wollen und laffen genügen, find wir doch allhiee nur Fremde @dfte
und fuchen unfer rechtes Vaterland,
ner eangme me rt enden ee —
alles foll im der Bewegung des heiligen Gelſtes herwirderbrach
‚werben, was je verborben iſt, und ‚einem eben fein Behalter ges
geben werden, Wie mögen denm die Todten in ihren Werken aufe
Behensohne Bewegung des heiligen Gifts, beides in Liebe und
Daʒu müßte ich nicht, wie die erfte Kuferftehtng bung gefche:
‚ ob fie in dem zweifachen Menſchen, toricheß doch der
nicht anders leiden kann, gefchehen follte, als im Boͤſen
und was koͤnnten wir aber in dem fuͤr einen vollkomme⸗
| bbat — Konnte doch Adam nicht alſo beſtehen z follte
benn der meue Menſch allein aufftchen , fo wäre er nicht In den
vier Elementen in diefer Weltz auch darf der neue Leib in Ehrifto
keiner Auferftehung, er lebet ewig ohne Noth und Tod in Chrifto,
und wartet nur, warın Gott wird das Myſterium bewegen, da er
dann fol die Krone feiner Wunder und Merfe an
87. Die Auferftehung ift alfo — — das Mofte:
ſoll wiedergeben, was es verſchlungen hatz die Werke ſollen
den Menſchen angethan werden, und er ſoll damit durch's Feuer
gehen und bewaͤhret werden, was im Feuer beſtehe oder nicht,
38, Nun müßte ich nicht, wie das ſollte zugehen mit der
Wohnung auf Erden. Sollte e8 auf paradieſiſche Are gefchehen,
daß ber Menſch ven aufſtehen mit ben Wundern, fo mödte «6.
ohme: Bervegung drs großen Myſterii nicht geſchehen denn euiet
Schreiben lautet, daß auch etliche Gottloſe follten mit aufflehen,
das deutet an, dafı das Mofterium müffe berveget werden, und in
ber Bewegung ift ja die Entzuͤndung.
839, So nun das Mofterium bemeget wird, fo wirb’s nicht
nur Etliche regen, auch nicht nur in einer Quall, fintemal auch etliche
Gotrlofe follen mit aufftchen.
40, Darneben zeigt ihr an, fie folln am Ende bed ſeche
Sahres alle fterben, fo müßte eine Wohnung auf Erden
fein, da ſich die gottloſen Auferitandenen wieder freieten und baue
tem beren mur nicht Etliche, nach eurer Meinung, fonberm nach ber
fe, fo viel als Sand am Meer fein follen; wo mollte fonft
und Magog herkommen, oder mie wollten fie boch tiber
nder ſtreiten, denn in den Paradieskindern iſt Erin
auch fo wäre es nicht Noth, daß fie am Ende des ſechs—
"auf n Jahres Rärben, fo fie follen im zweifachen Lelbe aufſte⸗
41. Sollen fie denn im neuen Leibe aufſtehen, fo kann keln
* er denſelben weder ſehen noch greifen, gleichwie wir ihzt dad
As nſcht ſehen: alſo ift auch der neue Leib, widet den mag
kin Gottloſe DOder, warum wollen fie reiten? ' Sub
# Heiligen m im. Paradies, fo brauchen fie nicht ber Pia El
— 988 —
mente, ſondern nur des innern Elements, da alle vier Im Einem
liegen, fo haben fie um nichts zu kämpfen, fonberm find in der
Duall geſchieden.
42, Sollen denn die Gottlofen fterben , und ſollen au
wieder in ben vier Elementen aufiteben, das ſiehet viel wunbden—
cher. Sollen fie aber im geiftlichen Leibe aufſtehen, fo kann da
nicht die vier Elementa begreifen, fondern ben Abgrund, und wit:
ren boch geſchieden, als Licht und Finſterniß. Was hätte Got
für einen Grfallen daran, daß er die Allerbeiligften mollte wiebe
in den Streit und in bie Quaal ber vier Elemente einführen, be
ten fie doc abgeftorben find? und follten erſt mit ben Gottlofen
in Streit ziehen ; vielmehr thäten’d die Andern billiger, bie allbier
auf Erben um Ghrifti willen nichts gelitten haben, als bie allbier
auf Erden um Chriſti willen ihr Leben haben verloren.
43, Und ob man fagen mollte, fie werben nicht ſtreiten
fondern der Herr für fie; mas bätte aber Gott für einen Gefallen
baran, daß er bie Heiligen aufweckte und den Gottlofen wirder
unter die Augen ftellete? - Ober möchte die Freude in Abrabam's
Schooß nicht größer fein, als diefe in den vier Elementen, ba von
Natur Steeit it? Sollen fie aber in dem Paradies wohnen
außer ben vier Elementen, fo kann fie Eein Streit rühren, auch
kein Gottlofer. x
44. Darzu, was wären die Gottlofen nüge auf Erben, ſo
ein Sabbat fein foll® Iſt doch ihre Quaal nicht in den vier Elemen⸗
ten; das ift die allgemeine Auferftehung. Und. ob er gleich ſaget,
darnadı das Ende, fo meldet er Beine Auferftehung an mit Enbe,
fondern das Ende ift unfere Auferftehung, das iſt vielmehr zu ver⸗
fiehen, als daß er mit dem Ende eine andere Auferfiehung ober
Zeit meinete; denn nach unferer Auferftiehung kommet das Ende
biefer Weit. 1. Kor, 15, 22—26,
54, Die Todten follen von erften vor das Gericht treten,
ehe das Ende dieſer Welt und der vier Elemente kommt; denn
das Ende ift die Anzundung des Feuers und das lebte.
55. Auch baben uns Ghrifti Apoltel und alle Kehrer von
Gott immer das Ende nahe vorgemahlet; denn Johannes in feiner
Fpiftel 1. Fob. 2, 18. faget felber, daß wir am Ende finds er
faget wohl von ber lebten Stunde: follte aber der Gortlofe gewiß
fein, daß er noch vierhundert Jahre hätte zum Ende, wie follte er
auf feine Kinder und Reichthum tradıten !
56, Auch ift uns wohl nachdenklid bed Endes: denn biefe
Melt ift eingefchloffen in den Anfang der Schöpfung, und dann
ind Ende, da dir Schöpfung hat aufgehöret; das ift alles in ſecht
Zagen vollendet worden; und in einer ſolchen Zeit foll vollendet
werden das Geheimniß des Meiches Gottes; und vor Gore If
taufend Jahre wie Ein Tag.
67, Mas aber anlanget den fiebenten Ruhetag, ob bie Welt
folle noch taufend Jahre zur Ruhe ftehen? ift ung Menſchen ver
’
_ a2 —
Bekannten zum mwenigften wiſſen. Was id) aber Jemanden ge
wieſen, bas ift auf feine Bitte und emfiges Begehren geſchehen
63. Und dann ferner füge ich euch, bieweil ihr meine Schkif
fen in Händen habet zu leſen, daß ihr. fie nicht wollet anſcehen ala
eined großen Meifters, denn Kunſt ift nicht datinnen zu eben
fondern großer Ernft eines eifrigen Gemüthes, das nah Gott br
ftet, indem der Durft große Dinge empfangen, wie der Erlemchtite
wohl fehben wird, und ohne das Licht Keinen redet kentih ober
begreiflich fein wird, wie %8 der Lofer in ber That alfo emipfinben
wird; ‚und hat doch auch leichter oder dem Verſtande näher nid
Mögen gefchrieben werden. Wiewohl ich vermeine, fie find helle
und einfältig genug in einer folchen Tiefe; fo aber etwas märk
bad zu ſchwer fein mollte, Eönnte ich's wohl etwas einfältiger
fürbilden, wenn mir das angemelbet würde,
64, Es find auch noch andere Büchlein mebr geſchrieben
morben, von ber Weisheit Gottes, gar eines ſcharfen Sin
ned; von ber großen Tiefe der Wunder Gottes, welche ich TEE nicht
bei Handen habe.
65, Daß ich euch aber nicht eine ausführliche Antwort miek
nes Bedenkens wegen eurer Büchlein Über ben taufend:
jährigen Sabbat, auch ber vierbundertjäbrigen Bert
in Zion gebe, welche ihr mit vielen Zeugniffen ber heiligen Schtift
vermeinet zu ermeifen, ift bie mein Bebenfen, daß Ich nicht
gründlich weiß, ob fich auch biefelben Sprüche dahin ziehen; denn
— u—
fie im Feuer probiret und geſchieden werden: alsdann bürfen fi
nicht mehr vor das Gericht. Sollen fie aber ohne Ihe
Sabbat halten, fo find fie nicht volllommen. „2.
72. Menn wir wollen vom Paradies reben und bad Anne
fen, fo müſſen wie fcharfe Augen haben, das zu ſchen, ben ii
innere Welt des PDaradiefes und die Aufere Welt bangen an ein
ander; mir haben uns nur aus der innen In bie dufere demen:
bet, und wirken alfo in zwo Welten. Der Tod kann unfere Merk:
niche fcheiden; e6 muß es nur das Feuer Gottes thun; Dann fe
bleiben in einem Mopfterio bis ins Gericht Gottes.
73. Ein jeder Menſch foll zur Stunde der Auferfiebung in
feinem eigenen Mofterio barfteben und feine Werke im Miofterio
vor Ihm fehen, und in ihm fühlen; es heifiet nicht, mit Worten
fih verantworten, benn das Neid Gottes ſtehet in Kraft: unk
obwohl der Gottlofe wied über feine Greuel und über felne Mer
führer Wehe fchreien, fo ſtehet doch einem eben frin Wan
Kraft dar, das ihn auch wird erfreuen ober quälen,
74. So iſt aber ber alte Reib diefer Welt das Mofterium
biefer Welt; und der neue Leib das Mopfterium der göttlichen Kidyts
welt, und die Seele ift das Mofterium Gottes des Vaters z und
bie Erbe mit den Elementen haben auch beide Mofterin, bie Toll
beiveget werben durch's Principium des Waters: allda werben alle
Ehliren des Geheimmiffes aufgehen, und wird ein Jedes feine Fu
gur geben, welche es verfchlungen hat, und barftellen, Denn das
or — 4 ii | 4 as ie Me: art
„u!
gar ein ſchwarzer unanſehnlicher Stein, mit grauer Farbe; aber.
kieget bie höchfte Tinktur darinnen. Wollet ibe »Mysterium. Ma+
gnum forfchen, fo nehmer nur die Erde mit ihren Metallen vor
euch: fo mwerbet ihr wohl den magiſchen Grund finden. ’
84, Die tiefen Zahlen der Verborgenheit, welche ſonſt kein
Menfch ergründen mag, liegen alle im Mofterios aber bet ed fin
bet; forſchet nicht nach Zahlen, er nimmt Gold fir Erbe, und bus
als Einer, der einen koͤſtlichen Schap an rinem dunkelen Dre lie
gen hat.» Die Krippen und Windeln Chriſti find ihm viel Tieber,
als die ganze Melt mit ihrer Figurz er verbirget bie Zahl -felben
benn das äußere Meich foll frine Wunder verbringen.
85. Warum foll das irdiſche Moiterium vor ber Belt bloß
ftehen? Forfchet von ben Magis, welche Magiam himmliſch und
iedifch verſtanden habenzy warum fie haben bie Tinktur verborgen
arbalten und nicht offenbaret?® Anders iſt Eeine Urfache, als Daß
ihe bie Melt nicht werth iſt; alfo fie auch der Zahlen des Mir
ſteril nicht werth iſt: darum hat fie uns Gott verborgen, auf
daß das irdiſche Mofterium alle feine Wunder in uns ver
bringe, und daß alle Schaalen bes Zornes Gottes in und audge
goſſen werden, Wie, wollte fih ein Menſch unterwinden, folce
Gcheinmiffe zu offenbaren, ohne des Myſterii Einwilligung? Wahre
lich, er gebet um das Mofterium von aufen; kommet ‚er aber
hinein» fo hat er auch des Mofterii Willen,
86, Der Äußere Trieb um Mofterio zu offenbaren, kommt
— 317 —
90, Solches melbe ich gutherzig und ganz vertraulich, auch
in rechter chriftlicher Xiebe gegen euch; nicht aus Verachtung, fon
dern aus meiner Erfenntniß und Gabe. Dieweil ihr folche® von
. mir begehret, habe ich euch eine kurze Andeutung gegeben, mas in
dem zu thun fei, und bitte, wollet es brüderlich vermerken! Was
ich euch aber mit meinen menigen Gaben dienen mag, fo ihr dieß
- ferner würdet begehren, foll roillfährig gefchehen; fo ich aber würde
vermerken, daß euch der Sachen Ernft fein würde, und daß folches
zu Gottes Ehren nnd menfchlichem Heil dienen würde: und thue
euch in die Kiebe Jeſu Ehrifti empfehlen. E
| Datum Görlis, ut supra.
Informatorium H.
Novisstmorum
Oder:
Unterricht von den legten Zeiten.
An
Paul Kaym, ıc
Zweiter Theil.
Danbelt vom inwenbigen Sabbat des neuen Menfchen in
CHriflo, und dem Werke der neuen MWiebergeburt,
1 II AA 5 Wachen erI Tr en hen,
— Be!
17. Ihe meinet, und mwollet’s gerne in ſtetem Begriff erbab
ten; aber derfelbe Wille iſt der äußern Welt; die wollte gerne ber
Gottheit fähig fein und ber Eitelkeit los fein; 08 mag aber nid
fein: fondern der Geift der Außen Melt muß in ſteter Angſt und
im Suchen Stehen, benn im Suchen finder er die Wunder feiner
Magid, als das Borbild der innern Welt.
18, Denn Gott beweget ſich nicht immerbar, fonbern bad
Sehnen und Aengften der Kreatur bemeget das Mofteriumg, auf
baß gefuchet und gefunden werde das Bild ber göttlichen Weisheit.
Darum heißet uns Chriſtus ſuchen und anklopfen, und verbriße
und ferner das Perlein oder Kleinod im Suchen zu geben.
Äußere Welt ift audy Gottes und aus Gott; und ber Menfh if
barum in bie äußere Melt gefchaffen, daf er bie äußere Figur in
bie innere einführe, baß er das Ende in den Anfang bringe
19, Je mehr fi ber Menfh nad) Gott ſehnet um
nad ihm ächzet und firebet, je mehr führet er aus dem nbe
in Anfang nicht allein zu Gottes Munder, fondern auch zu [ei
nem Selbft-Bau, denn das Zmweiglein am Baume dürſtet min
nad) bed. Baumes Kraft und Saft, und aͤngſtet fih nad dem
Baume und ziehet den in fich; ziehet fich aber damit felber auf,
daß es ein großer Aft im Baume wird: alfo auch das angſtlich⸗
Suchen im menfhlichen Mofterio reißet das Meich Gottes im ſich
davon Chriftus faget: Das Himmelreich leidet Gewalt, und bie
Gewalt thun, reifen es zu ſich.
_ (db
als müßte fie nichtd darum, wirft die böfe, Luft ſelbſt won ih
und begehret nur der Liebe Gottes, ergiebet fih Gott in Geher⸗
fam, in feinen Willen und Thun, baß er ibe Willen und Thun
fei: fo fähet das göttliche Liche in ihr an zu feinen, und Erieget
ein. Auge des rechten Sehens, daß fie ihre eigene, natürliche Br
ftalt mag ſehen; alsdann tritt fie in die albere Demuth, Siemill
nichts, begehret auch nichts, ſondern wirft ſich in ihrer Mutter
Schooß als ein junges. Kind, das nur feiner Mutter begehretz fh -
darnach fehnet; alle Kunſt, Wise und vie Wiſſen achtet jie nid:
und. ob fie viel weiß, „fo erhebet fie fih doch nicht im das Mliften,
fondern läffet ihrer Mutter Geift das Wiffen, Wollen und: Zben
in ihr fein.
29. Dieſem edlen Seelenzweiglein, ſage ich nach an
Erkenntniß, fcheußt ber Teufel in Kraft Gottes Zornes ſtets nad
ber Wurzel, als nad den Geftalten zum Feuerleben, im rien
Drincipio, und mill ben, edlen Zweig immer verderben jr Icheiift
immer feine böfen aiftigen Strahlen ber Seele in ihr magſch
Feuer, mit böfer Luft und Gedanken, und giebet dem Serlenfauer
fremde Materiam zum Brennen, auf daß fie ja nicht möge zum
fcheinenden Lichte kommen; er daͤmpfet und mwehret, baf fein Reich
nicht erfannt werde, Darwider wehret fi bad edle Zweiglein, ind
will ‚nicht der grimmigen finftern Quaal; es fcheußt, auf und geus
net aus als ein Zweig aus ber wilden Erde; aber der Teufel fchlär
get immer auf bas zu. |
- Li ’ | #r
— —
wieder einigen, und in den Anfang einfuͤhren. Ob ſie ſich nun
muß quetſchen und preſſen laſſen, und viel leiden; ſo iſt ſie doch
der Knecht im Weinberge Gottes, die den koͤſtlichen Wein zurichtet,
der in Gottes Reich getrunken wird: fie iſt die einige Urfache bes
Verftandes, dag die Begierde im Mpiterio arbeitet und bie berbor-
genen Wunder Gottes darftellet und, hbervorbringet, wie ſolches vor
Augen ift, wie der. Menfch alle Wunder, der Natur erforfcher und
eröffnet.
36, Darum follen wir und nicht entfeßen, menn oft da
edle Bild verdedet wird, daß wir nicht Eönnen Erquidung und
Troſt erlangen: fondern wir follen willen, daß alsdann Die arme
Seele ift in den Weinberg geitellet worden, daß fie foll arbeiten,
und die Frucht auf Gottes Tiſch tragen: es iſt ihr alddann em
Zweig des MWeinftods oder die wilde Rebe gegeben morben, bie fol
fie zurichten, bauen und ins göttliche bimmlifhe Myſterium im
pflanzen, fie fol ed mit dem Reiche Gottes einigen. Das ift alfo
zu verſtehen.
37. Gleichwie cin Baͤumlein gepflanzet wird, das arbeitet
alſo lange, bis es Aeſte und hernach Frucht bringet: alſo muß der
Zweig der Seele, welcher zwar in einem finſtern Thale verbecket
ſtehet, immer arbeiten, daß er zu feiner Ftucht komme, das iſt bie
edle und fchöne Erkenntniß Gottes, Wann biefelbe in ibm ge
wachſen it, daß die Seele Gott kennet, alsdann gieber fie ihre
. Ä Gh — Minrdı nb Funsuhen Füh
Harp 5 Fr fa: 1
⸗
Kinder Gottes dem irdiſchen Menſchen ein verborgen. Myſterium;
und ob fie meinen, fie verftehen fie, fo haben fie doch nicht mehr
ale einen Glaſt davon.
41. Gleichwie man ist um Chriſti Worte, Lehre undi Ehre
zanket und flreitet um Gottes Willen, wie man Gott bienen fold;
da ihm doc nicht mit Meinungen gedienet wird, ſondern im Getfls
und in der Wahrheit dienet man Gott: es lieget nicht baran, was
@iner für Geremonien und Geberde brauche; ein Jeder arbeitet iw
feinem Werke und Gaben aus feiner Conftellation und Eigenſchaft,
aber alte aus Einem Gifte getrieben und geführet : fonft waͤre
Gott endlich und meßlich, wenn die Gaben einerlei wären, Aber
ee ift ein eitel Wunder; ter ‚ihn ergreifet, der gehet in- feinen
Wundern einher.
42, Solches füge ich euch treuherzig aus rechtem chriſtlichen
Eifer aus meinem Brünnlein, Gaben und Erkenntniß; bitte und
vermahne, wollet e8 mit rechtem Gemüthe verftehen, wie es gemeis
net ſei. Ich werfe mich nicht auf, fondern ich rede brüderlich
gegen euer Bemüth, euch zu erweden und dann zu tröften, daß ihr
euch das Joch Chrifti nicht laſſet duͤnken zu ſchwer fein, wenn bie
außere Menſch oft den inneren verdedet, daß die arme Seele um
ihr Bildniß traurer, welche doch alfo nur in Trübſal gelaͤutert und
recht erboren wird.
43, Es gehet mir und einem jeden Chriften nicht andere;
laffet euch das nicht wundern. Es ift gar gut, wenn die arme
Seele im Streit iſt; viel beffer, als wenn fie In: der Gefaͤngniß
ein Heuchler iſt. Es flehet gefchrieben: denen bie KBott- lieben,
mürfen alle Dinge zum Beſten dienen; wenn der Streit der Seele
angehet, daß fie gerne wollte Gott fchauen, und nicht allemal Tann:
fo wiſſet, daß fie um daB edle Ritterkraͤnzlein ſtreitet, davon der
aͤußere Menſch nichts weiß; ja Gottes Geiſt ſtreitet in der natlir⸗
lichen Seele um das Uebernatuͤrliche, daß er die Eteatur in Gore
einführe,
44. Er will die Seele immer gerne mit dem edlen Buldniß
kroͤnen, wenn ihm nur die blinde Vernunft Raum ließe, und! ließe
den Berfland mit arbeiten. Arbeiten müffen wir, und wider Die Äußere
Vernunft, auch wider Fleiſch und Blut, ſowohl wider die Einwuͤrfe
des Teufels freiten, diefelben immer zerbrechen und’ wegwerfen, den
boͤſen Gedanken und Einflüffen. mehren, und mächtig in Gottes
Barmherzigkeit, mit Beten und zu ihm Flehen, einwenden: alfo wird
das edle Senfkorn gefäet, twelches, wenn es verwahret wird, hernach
groß wächfet als ein Baum; und auf bdemfelben Baume wachſen
hernach die Fruͤchte des Paradiefes, davon die Seele iſſet, wenn fie
will don Gottes Reich weiſſagen und reden , wen: fie die göttliche
Magiam ſchauet, da fie von: Gottes Mundern redet; denn Gottes
Weſen iſt nicht als ein. abtheilig Weſen, das Drt oder Stelle Die
2
— 368 —
duͤrfte, fondern im Geiſte des Verſtandes fleugt es wie ber Sonne
Glanz in der Luft, es ſcheußt in der Bildniß auf als ein Bu
davon oft der ganze Leib entzündet und erleuchtet wird.
45. Darum wiſſet, daß wir in dierfem Beben Urbeiter und
nicht Müßiguänger find; denn die Geburt des Lebens iſt ein fett
Streit und eine Arbeit. Fe mehr wir werden in Gottes Weinberg
arbeiten, je mehr werden mir Früchte erlangen und eig genlehen;
und gelanget zu unferm Selbſt-Bauz denn unfere Arbeit bieibet
in unferm Mofterio zu Gottes Wunder, und zu unferm Telbflemb
gen Ruhm und Ehren fliehen, mie in meinem, andern Schriften
meitiäuftig aemeldet morben.
46. Anlangend den Sabbat in diefer "Wett, davon
ihr gefchrieben, und noch in derfelben Meinung feid, ift mir banon
nichts gegeben worden zu erkennen, mei auch nicht, mie in beim
Dunal:Daufe der Sterne und Elemente möchte ein volltännmlichet
Weſen fein, Ich babe deſſen Eeine Findung im Mofterio, meil
der erſte Menfch nicht beſtehen Eonnte, als ber himmliſche Guber-
nator in ibm berefchetes fondern ward vom Sternen= und dußern
Elementenreiche bemältiget, fo dürfte es Gefahr fein, Menn man
die Möglichkeit und Unmöglichkeit im Myſterio betrachtet. fo ſcha—
et es, als wollte in dem aͤngſtlichen Spiegel des aöttlihen Mer
fens Erin Eabbat fein; denn ber Zeufel ift ein Kürft biefer Melt,
Sollte er denn gleich taufend Fahre in die finftere Welt gebunden
fein, fo berrfchen doch die arimmigen Sterne in diefer Welt, und
— 30 —
möchten angezogen werden, bewähren; fie aeben auch bad lite
fpiel und Eönnen auch gar wohl anders angezegen merbm. —
fih mein Gemiuh nicht bätte in die Piebe und Ruhe Cheifil ein:
gewändt, fo wollte ich e8 euch weiſen, nach Act bee igigen Junkie.
-57. Apokalypſis iſt geiſtlich, und Meder im Mofterie. Es
will ein hochetleuchtet Gemuͤth und Verſtand haben, dad: ba Grmalk
bat, in das Mofterium Gottes einzugreifen. Es nebee masiidu
geböret auch ein magiſcher Verftand darzu. Auf dieſe Finke
ich den magiſchen Beariff nicht denn. #8; Ift sein bifterifiber Braeifi,
58. Der Magiam himmliſch angreifen wills ber mu bi
himmliſchen Figuren erfennen, von Geftalt des innem Dimmelss;
ald das Centrum oder Lebenscirkul, davon alle Weiſen urikänden,
bavon dieſe Welt iſt erboren. Dat er aber benfelben enaaiichen
Fühter niche in ſich, fo laſſe er die, himmliſchen Figuren ieh
ober Turbn magon bat dann Gewalt, daß fie ihn aus der göttlis
den Mugıa ausfprie,
69. Johannes der Evangelift, oder wer Apokalppfin gefchrie
ben, bat bie Biguren der Magit Gottes erfannt; wiewohl er felk
ber meldet, er fei bineinaefübrer worden und ſei ihm gezeigt. mon
den: find deromegen diefelbigen Figuren in der göttlichen Magie
blieben ſtehen. Und miemohl es ilt, daß fie frlber offenbar twrrben,
fo geböter ein folder Magus barzu, der Zhefaurinellam werfichet,
Er muf alle drei Principia mit ihren Figuren verfichen: alsbann
hat ex Gewalt; ſonſt fäller frine Arbeit der Zurbä beim, febe ich
5 F} Urin L a %
"n:
m
=,
.
— 361 —
Myflerio, als in dem aͤußeren Himmel des Geſtirnes, welcher aͤtich
ofte das menſchliche Gemuͤth heftig entzlindet und treibet; aber er
hat nicht die aöttlihe magifhe Schule, welche nur bloß in einem
- einfältigen Eindlihen Gemuͤthe ſtehet.
63. Der dußere Fuͤhrer arbeitet und leuchtet nur im Spies
gel, aber der innere leuchtet im Weſen; welches er nicht thun mag,
Gottes Geiſt führe ihn denn. Darum ftehet der wohl bei Gott,
welchen die himmliſche Schule ergreifet; derfelbe wird ein Magus
.obne fein hart Kaufen; fo er aber von Bott ergriffen ift, und vom
h. Seift getrieben wird.
64. Darum foll fih ein Menſch prüfen, von welchem Fuh
rer er ergriffen ſei? Findet er, daß er in ſeinem Sehen das goͤtt⸗
liche Lichte ſcheinend hat; daß ihn fein Führer auf dem Wege der
Wahrheit, zur Liebe und Gerechtigkeit in die himmliſche Schule
- einführet, daß er fein Gemüth mit einer goͤttlichen Gewißheit vers
fihert und beftätiget: fo mag er fortfahren. Wo aber im Mahn,
im Zweifel, und doch im feurigen Trieb; fo iſt's der Kührer ven
dieſer Welt: der foll an feinem vorhabenden Willen geprüfet wer«
den, ob er Gottes oder feine eigene Ehre und Ruhm ſuche? Ob
ex ſich freiwillig unter das Kreuz werfe, und nur begehre in Chriſti
— Weinberge zu arbeiten, und feinen Naͤchſten ſuche? Ob er Gott
oder Brot ſuche? Darnach fol ihn der Verſtand urtheilen und
frei laffen oder verwerfen, und zähmen, wie es die Moth erfobert.
65. Solches habe ih euch zu einer chriftlihen Vermahnung
brüderlich nicht bergen follen; und bitte. wollet es nicht andere ans
nehmen als wohlmeinend, wie denn folches meine Pflicht erfcdert ;
fintemat ih in Chrifto auf euer Begehren, in eurem aͤngſtlich⸗ſuchen⸗
den Gemüthe euer Schuldener bin, als ein Glied dem andern. _
66. Mas dann ferner eurem Gemüthe annehmlih, wit Ich
euch, fo viel mir Gott verleihet, nicht bergen: anigo in die Liebe
Jeſu Chrifti empfehlend.
Gegeben Donnerftag, 8. Zage nad) Martini.
Des Herrn bdienftmwilliger
| J. B.
Der Name des Herrn iſt eine veſte Burg, der Gerechte laͤuft
dahin und wird erhoͤhet.
| Epistolae theosophicae, ,
| - oder:
Theoſophiſche Sendbriefe
des von Gott in Gnaden erleuchteten Mannes Gottes
Jacob Böhmen?, |
enthaltend
allerhand gottfelige Ermahnungen zu wahrer Buße und Befferungs
wie auch einfältigen Bericht vom hochwuͤrdigen Erfenntniß
goͤttlicher und natürlicher Weisheit; nebenft ve
Prüfung igiger Zeit.
Geſchrieben von Anno 1618 bis 1624
Der erſte Sendbrief.
An Herin Carl von Endern.
Anno 1618, den iR Ian.
Edlier, Geſtrenger, Wohl⸗Ehrenveſter Herr, neben Winfhung
vori dem heiligen, allem Dingen gegenwärtige Bott, der da iſt die
Fülle aller Dinge, und die. Kraft aller Wefen, eines glüͤckſeilgen
— freudenreichen neuen Jahres, und aller heilſamen og
ahrt bevorn.
2, Wiewohl ich al6 ein einfältiger Mann mir bie Zeit mei⸗
net Tage niemals fuͤrgenommen, mit fo hohen Leuten, mit meine
Gabe, fo mir bon Wort aus‘ feiner Liebe und Gnade gegeben
converfiten, oder damit bei ihnen befannt zu werben;.fonbern, t
dem in mir dad hohe Licht. angezlindet wurde, und der Teurige
Trieb mid, überfiel, war es allein mein Wille, zu fchreiben
ich eigentlich fahe und im Geiſte erkannt, und meine‘ Shuften
bei mie zu" behalten.
3. Ich fahe wohl, was Bünftig werden ſollte; aber daß ich
mich foflte achten, als tohtden meine Schtiften bekanitt werden, iſt
mir niemaln in mein Gemürh kommen: denn ich mich auch gar
viel zu einfältig achtete; vermeinte allein das fchöne Pertentränzleth
für mich aufjhfchreiben und in mein Herze zu druͤcken.
4. Weit ich aber, als ein gar einfältiger Menſch, nicht vers
flanden habe, und nun mit Augen fehe, daß @ Bolt gar aubets
damit meinet, als ich je bedacht hatte; als lerne ih mid erſt B&
denken, daß vor Bott Fein Anfehen ber Perfon gilt, fondera wer
ihm anbanget, der tft ihm Heb, und er treibt fein Weſen in ihn:
denn er iſt alleine hoch und will fich in dem Schwachen offenbäs
ven, auf daß es erkannt werbe, wie ba alleine fet das Weich tab
die Kraft feine, und #8 nicht Tuge on Menſchenforſchung ib
Wernunft,, ober an bin Himtmeln din R. Ye Kraft, denn bdicſeben
= Me,
Menfchen ungleich ergeigen, und nicht alle einerlei Erfenntnig bar _
ben, Was kann ihm ein Menſch nehmen, fo vd nie in ikm
erboren wird, welches doch nicht im menfchlicher Wahl ftehet,
mie er's begehret ; fondern wie fein Himmel in ibm It, alferımich
auc Gott in ihm offenbar, Denn Gore ift nicht ein Bor ver
Zerftörung in der Geburt, fondern . ein. Erleuchter und - Ymzüunder,
und hat eine jede Kreatur ihr eigen Gentrum in fidh, fie Ice
gleich in Gottes Deiligkeit, oder in Gottes Zorn: Gott, will aber
in allen Kreaturen offenbar fein.
15. So doch bie Melt nicht fo blind wäre, mürbe fir
Gottes wunderbarliches Weſen an allen Kreaturen erkennen; fo
fie aber nun alfo wüther und tobet, das hut fie Alles wider fid
felbft und wider den h. Geift Gottes, vor weldyem Lichte fie ber
maleinft werben erfchreden: fie werben doch nicht aufhalten ben
Sohn, den die fehnlihe Mutter in ihrem Alter wirb gebären,
denn das zeiget der Himmel an, Gott wird ihn erleuchten miber
alles Würhen und Toben deö Teufels, und wirb feinen Glan; vom
Aufgang zum Niedergang ftreden.
16, Nicht fehreibe ich von mir; denn ich zeige nur an, daf
ed vorbanden fei und kommen wird,
17. Ich wollte ist dem Seren willfahren, und das Ber
heißene gerne überfenden, darin Alles, was allbier ‚gerliget wird,
möchte eıEläret werden, fomwohl auch, mas der gute und mohlbefanmte
Here Balth. Walther wegen des Menfhen umb feiner
— 370 —
ihn aus der Finſterniß zum Lichtes fie gibt ihm einen gewiſſen
Geift der Hoffnung in Gott, und führer ihn auf redhter Strafe;
fie gebet mit ihm in Tod, und gebieret ihn zum Leben aus dem
Tode; fie erftide der Hölle Augſt, und iſt allenthalben fein Bid ;
fie iſt Gottes Kreundim in feiner "Liebe, : und giebt ihm Mernunft,
den irdiſchen Leib zu regieren; fie leitet. ihn vom falſchen Mleae,
und der fie kriegt und hält fie, dem kroͤnet fie mit ihremhränzlein.
5, Darum, Edler Herr, ich babe feine andere Urfache, Euch
zu ſchreiben, als nur aus Begierde der rechten Liebe gegen bie Kin:
ber Gottes, daß ich mid) eins möge mit ihnen ergößen; sit
mir um £ein zeitlich Gut noch Gaben zu thun (al ſich denn €,
Geſtr. gegen mir ald einem Fremden gar freundlidy in Birbe
Dienfte erboten), fondern um bie Hoffnung Sfraelid, und baf id
mid) werde in jenem eben mit Gottes Kindern body) erfreuen, und
mir meine Arbeit, fo ich albie in der Liebe gegen. ihnen made,
alsdann mird mohl belohnet werben, fo ih mich alformit meinen
Prübern werde erfreuen, und einem Seden feine Merke merben
nachfolgen.
6. Darum iſt mie es Ernſt, ſintemal mie auch ein Kunfı
von ber edlen Perle ift gegeben worden, und Chriſtus uns treulich
warnet, fie nicht unter die Bank zu fielen, oder im die Erbe zu
vergraben: follen uns darob auch nicht zu fehr fürchten vor benen
Menſchen, die den Keib tödten und nichts mehr thun können; fon:
und zu waſerlei Weſen ein jedes in diefer Mole ——
Tag kommt. 22
132 Da ich bean verboffe, die fhöne von Gomw verbeißene
Lilie grünen fol im Perlenbaum, in frinem eigenen Grift, in ben
Kindern Gottes der Liebe in Chrilte. Denn wie finben
ein edel Perlein grünend, mir igo nicht Im Leibe Ennuli7 br
im Gemüthe grünend. Thue E. Gefte, der Holbfeligen —
empfehlen.
nf B. | >
Der dritte Sendbrief,
Den 24, October Anno 1619,
1. Meinen Gruß duch Gott, mit Wuͤnſchung des Lichts
ber göttlichen Kreudenreich in unferem Emanuel, bevor!
2, Euer an mid gethanes Schreiben, fammt meinen Schrif⸗
ten, babe ich von Zeigern richtig empfangen, und alfobalb zuner-
fiegelt Hrn. &. v. €. mit Hr. Fabian, welcher eben: bei mir war,
— 113 —
dießmal noch verhindert mit einer Reiſe auf Prage auf 7 Tage:
alodann ſoll geſchehen, was Gott will, wiewohl mir auf itzo eine
tiefe Pforte offen ſtehet: werde derowegen thun, was Gott will.
4. Ich überſende Euch die Vollendung dieſes Buches (De
Zribus Prineipiis) verſiegelt: und fo Ihr Gelegenheit haben wers
det, entroeder Hrn. N. ober nur mit der Schrift zu ſchicken; denn
«6 war fhon auf der Bahn zu Hrn. N, Weil-aber der Bote
kam, hielt ich's für gut, alfo zugepadt zu fhiden; und füge Euch
body und wohl zu merken, daß gar ein hochloͤblich Werk iſt im
Beifte erkannt worden; verhoffe Gott wird's uns gönnen. Ihr
möget ferner darnach forfchen: in Kurzem foll es Euch gefhidt
werden. Und thue Euch in der göttlichen Freudenreich des ewigen
Quellbrunns empfehlen.
I. 8.
Der vierte Sendbrief,
An Chriſtian Bernhard.
Vom 15. November Donnerstags nach Martini, 1619.
1. Gottes Heil und Licht im Leben Jeſu Chriſti erleuchte
Euch, und gebe Euch ferner zu erkennen ſeinen Willen!
Mein freundlicher, gar guter Herr und Freund, daß Ihr
Euer Leben habt begeben zu einem Gewaͤchſe Gottes, und alſo
grünet im Leibe Jeſu Chriſti, des Sohnes Gottes, welcher uns
hat miedergeboren zu einer lebendigen Kreatur in ſich ſelber, und
feinem Vater dargeftellet als ein liebliched Gewaͤchs in feinem pas
radiefifhen Luſtgarten, zu feiner Freud’ und Wundertbat: deſſen
erfreue ih mich neben Euch, und befinde auch, fo ich mid recht
entfinne, dag Ihr nicht alleine ein Gewächſe Gottes für Euch feiber
alleine feid, fondern als ein liebliches Kraut und Blume feine
Kraft nicht alleine in fich hält, fondern laͤßt feine Kraft von fich
ausgeben, allen lebendigen Effentien zu einem Schmad, und beut
ſich freiwillig allen Kreaturen dar, wie e8 ihm auch darüber ers
gehen möchte, da es feiner gar nicht ſchonet, fondern gebieret ohn’
Unterlaß feine Kraft und Rudy.
3. Alſo befinde ich auch, fei der Seele bed Menſchen, welche
ohn' Unterlaß grünet, und ihre Kraft von fich freimillig giebt zu
einem Geſchmacke dem, der deſſen Schmad begebret, welche der:
ſelben Kraft. fähig ift, es fei zu Liebe oder Born, zum Leben Gottes
— IM —
ergriffen und verftanden werben, welches außer ber göttlichen Sof
nice fein kann,
20. Denn ein Jeder redet aus feinen Effentien in’ den Bun:
bern Gottes, mie fein Leben in Gott entzundet iſt; und kann uns
Miemand zum Berftande bringen, als der einiger Geiſt aus Bor,
welcher aller Völker Zungen am Pfinafttage in der Apoſtel Munde
in Eins verwandelte, daß aller Völker Sprachen ber Apoftel Zum
gen verfiunden, da fie doch mur aus Einer Zunge webrıen,- ihnen
aber den Zuhörern ihr Derz und Gift eröffnet ward in Gott af
fie alle diefelbe Sprache, ein Feder in feiner, verftunden ‚ale ces
deten die Apoſtel mit feiner, Zunge:
21; Ufo ift alleine Bott möglih, daß ein Brift ben andern
verftehe und brgreife. Denn ich fürchte wohl, ich werde an bicdden
Enden meiner Schriften ſchwer frin, aber in Gott bin ich bem
Befer gar leichte, fo feine Seele in Gott gegründet ift, aus weſcher
Erkenntniß ich alleine ſchreibe.
22. Denn aus. der biftorifhen Kunſt dieſer Welt hab⸗ ich
wenig, und fchreibe nicht um berfelben Hoffart ihrer Kunft willeny
denn ih bin nicht von ibrer Kunft erboren, fondern auf dem Beben
Gottes, auf daß ich Frucht bringe im paradiefifchen Rofengarten Gore:
23. Und nicht allein fir mid, fondern auch fie meine
Brüder und Schweſtern, auf daß wir werden ein h Beib in Ehrifte,
Gott unferm Vater, welcher uns aeliebet und in Ebdrin⸗ verſa hen
bat, ebe der Welt Grund geleget ward.
— I. —
38. Anlangend Euer Begehren wegen ber Prager Soden;
ba ich eben am Einzuge bes neuen Königs inne geweſen bins wer
det ihr den Einzug zum Sagan mohl erfahren haben, bag rt
gefchrnen if. Er iſt hinten zum Schloſſe aufm Rerfhin nom
Schlan binein fommeny und mit großer Bierde ‚aller drei Stände
angenommen worden, wie vormal auch bei allen Königen bränds
li aemefen.
39. Sch erinnere Euch, daß She wollet Acht haben, was
ber Prophet Ezechiel 38, und 39, Kap. bat gefchrieben ; ob nicht
die Zeit des großen Zugs wird ba fein, auf die Berge Sfrael in
Babel, fonderlih wegen des Giebenbürgerg, welcher wird
Hlife vom Türken erlangen, und leihtlid bis an Rheinſtrem
kommen.
40. Da dann bie große Miedorlage der Kinder in Babel ges
ſchehen mag, da dann zwei arofe Nuthen von Gott erfcheinen
wieden, eine durch Krieg, die andere durch Sterben, in dem Bus
bei foll zerbrochen werben, zeiget der Geift des Deren in ben Alm,
fo vor uns haben gebeutet,
4 Wiewohl ich's achte, die Wahl mit reinem rechten bruts
(hen Kaifer noch muß ein wenig verzogen werden, und ımterbeg
großer Krieg und Streit, auch Zerbrechung vieler Städte, Schloͤſſer
und mächtiger Rande wird erfolgen; foferne itzo die rechte Zeit fei,
bavon ber Gerft beuter, welches mwır fo genau nicht verftehen.
42, Denn vor Gore ift 1000 Jahr als Ein Tagz der Geiſt
— 379 —
Mehrefs fchreiden kann, denn es iſt noch nichts Weiteres ange⸗
fangen ; denn ich verhoffe alſobald nahend anzufahen, wie mir mein
Gemürh im treibenden‘ Willen immer zeiget: wills Euch an bes
nannten Drt treulih fhiden.
48. Und thue Euch der Sanftmuth Jeſu Chriſti treulich
empfehlen,
J. B.
Der fünfte Sendbrief.
An Herrn Carl von Endern.
Vom 1. December, Freitag vor Advent 1619.
1. Die Liebe im Herzen Gottes des Vaters, und das Licht
ſeiner Kraft im Leben Jeſu Chriſti, ſei unſere Erquickung, er⸗
leuchte uns und helfe uns zur neuen Wiedergeburt, auf daß er⸗
ſcheine die rechte Bildniß zu Gottes Ehren und Wunderthat; und
laſſe in uns wachſen das ſchoͤne Zweiglein ſeiner Lilien, im Para⸗
diesgaͤrtlein Jeſu Chriſti!
2. Edlier, Geſtrenger, Ehrenveſter, Hochbenamter Herr; dem⸗
ſelben find meine demütbige, ganz willige Dienſte, nebenſt Wim⸗
ſchung aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt bevorn! Ich habe
von Zeigern, Eurem Geſinde, einen Scheffel Korns empfangen,
welchen mir E. G. geſchicket, thue mich deſſen zum freundlichſten
bedanken, und bitte Gott den Hoͤchſten, der wird's E. ©. vielfaͤl⸗
tig erftatten.
3. Dieweil €. ©. fo ein demüthigee Herr ift, und nick
fiehet auf das, darauf die Welt fiehet, auch nicht achtet der Klugs
beit der Hohen; fondern nach dem trachtet, was der Herr vom
Himmel bauet, wiewohl «6 in dieſer Welt nierifch erfcheinet, aber
vor ihm alfo mwohlgefält, feine Werke in geringen, albern, ins
difchen Leuten zu treiben, auf daß er alleine fei hoch, und ſich
Niemand rühmen darf: fo fol E. ©. auch gewiß derfelben Er⸗
kenntniß gehoffen, melde fchöner fit, denn aller Welt Pracht und
Meichthum. Denn alles Zeitliche verläßt den Menſchen,
aber das Ehrenfränzlein Chrifti verläßt auch den
Menfhen im Zode nicht, fondern bringet ihn zur himmlifchen
Sreudenfchanr in fein rechtes ewiges Vaterland,
4. So mir denn wiſſen und gar hoch erkennen, daß wie in
diefer Welt nur Säfte, und in einer fremden Derberge, in gar
großer Gefahr, in ſchwerer Sefängniß gefangen liegen, und immer
—- 30 —
bes Todes flirchten müffen, fo tbut E. Gewohl, bs Bunbrlt
reidlicher, denn die Klugen dieſer Welt, daß fie ſich umleben und:
traten nach dem ewigen Vatetland, und nicht» nach Macht tank
Pracht mie die Welt, und ſonſt intgemeins die ſo hoben Batite
tbun Mir zweifelt nicht, es wird E. G. noch wohl ein gar fh
ned Kränzlein von der Jungftau der ewigen Weishrit Bones —
erlangen, welches, fo es geſchiehet, E. & lieber: fein wird, als alles
zeitliche Gut, und dieſe ganze Welt mit ıhrem ganzen Mefen und
Glanz, davon ich, fo ich beffen feine Erkenntniß hätte, nicht
ben mollte.
5, Denn ich doch fonft bei den Meifen diefer Welt; melde
ihmen alleine Erkenntniß, und -Wiffenfihaft aus eigenen Doffurt,
ohne Gottes Geift, zumeſſen, fehlechten Dank,’ ja nur Spott habe,
welches ich mich doch nur höchlidy erfreue, um bes Mamens und
Erkenntniß Gottes willen Schmah zu tragen. Denn waͤre mein
Erkenntnif aus ihren Schulen geboren, fo würden ſie das Ihr⸗
lieben; weil fie aber aus einer andern Schule ift, fo Ernnen fie
bas nicht; verachten's derowegen, mie fie allen Propbeten ‚Vaud
Ghrifto und» feinen Apoſteln thäten. Ich mill mic) das nicht irren
laffen , ſondern wie ich angefangen, an meinem Gott und Gh:
pfer nur ‘mit deſto arößerm Ernſt bangen, und mid dem ergeben:
ee mache in mit, mas er. will.
6. Ich ſchrelbe mir Beine Klugbeit zu, verlaffe mich auch
auf Beinen Kürfag ber Vernunft; denn ich febe und biſinde gar
u TED —
ob's E. Geſtr. empfangen habe; denn ich fine der Bein mit Hen.
Fabian nicht geredet, wegen meiner verbrachten Reife: mo nicht, To
wäre es bei ibm zu fodern, Und thue &, Geſte. der fanften Bicbe
im Leben Jeſu Ehrifti des Sohnes Gottes: empfeblen.
Gegeben in Eil, Görlig, Freitags vor Advent,
Der Name des Herrn ift eine vefte Burg; ber Gerechte Tatıfet
babin und wird erhoͤhet.
J. B.
Der ſechste Sendbrief.
Un Herrn Carl von Endbern.
Bom 4 Mai 1620,
Licht, Heil und ewige Kraft aus dem Brunnquell des Herzens
Jeſu Ehrifti fei unfere Erquidung.
"hronmpiio Tiny
|
— BE om
faſt begierig bin, Und thue E, Geſtr. der ſanften Miebe Gottes
empfehlen.
Datum Börlig, ut supra.
E. Gefte, dienſtw. allegeit
Der fiebente Sendbrief,
Un Deren Dr. Balthafar Walter,
Vom 7. Zuni 1620.
1. Mein Schreiben ift an Euch und thue Euch aus hohem
Bedenken chriftlicher und guter Meinung erinnern, daß Ihr doc
meine Schriften nicht einem Jeden mollet in bie Hände geben;
bern fie find niche Jedermanns Speife.
2. Auch muß man die Perle auf den Meg nicht toerfen,
daß bdiefelbe mit Füßen vertreten werde, dadurch ber würdige
Name Gottes möchte geläftert werden. Denn ih erkenne gar
wohl, mas der Satan im Sinn bat; aber mir iſt gezeiget, wie
ein Fürnehmen muß zu fcheitern arhen,
.
meinen Schriften weislich zu handeln, auch meinen Namen zu vers
ſchweigen, bis daß endlich die finftere Naht kommt, wie mit
ift gezeiget. Alsdann foll das Perlein gefunden werden. Denn
fo lang mein Seliebter ſatt iſt, ſchlummert er, und liegt in dem
Schlaf von diefer Welt; aber wenn ihn der Derr mit dem Sturms
wind mird aufmeden, und daß fie in Aengſten fichen, alsdann
fhreien fie Angfliglih zu dem Herrn, und ermuntern von dem
Schlafe. Dann follen diefe Schriften ftehen, und in denfelban be
Perle gefucht werden.
8. Bitte und begehre aud), daß von wegen des Druckens
außer meinem Willen ſich Niemand bemuͤhe; denn daſſelbige ges
ſchiehet erſt nach dem Ungewitter.
9. ollet ſolches allein in die Herzen der Weiſen offenba⸗
ren, die Ihr erkennet, daß ſie Gott lieb haben; an den Andern iſt
es itzo noch kein nütze: denn Mancher ſuchet nichts Anderes als
Böfes und Hoffaͤrtigkeit, darzu falſche Klugheit, daß er ſich mag
ſehen laſſen. Darum bitte ich weislich zu handeln; her
nimmt folches wohl mit Freuden an, aber er hat eine böfe Wur⸗
gel, er vermeinet fromm zu werden, aber er Läffet fih den Teufel
halten, und wird hernach ein Spötter ſolcher ffenbarungen. Sol⸗
ches fage ich euch wohlmeinend, nicht aus eignem Wahn, fondeen
aus gegenmwärtiger wahren Erkenntniß.
10, Es ift wohl was fehr Hohes angefangen mit einem
neuen Bude (De Triplici Vita Hominie) ; doch. mir iſt gewaltig
vom Fürften des Grimmes Widerftand gethan: alfo iſt daffelbige
bis auf. dato verhindert, verhoffe, daß «8 Innerhalb kurzer Zeit fell
geſchtieben werben, denn es ift ein Kraut, welches dem Teufel nicht
ſchmecken voird, doch des Herrn Wille muß beftchen.
11. Ich hoffe, daB Ihr fetbft werdet zu mir kommen; ale
Kann 'mollen wir und ergögen. Die Gnade Jeſu Ehrtfli fet unfer
Gruß und fiete Erquidung! Datum ut supra.
Der achte Sendbrief.
An Herren Paul Kaym ä
Vom 24. Augufti 1620. |
(Diefer achte Sendbrief iſt zu finden Bd, 7. & 329.)
wm. 25
J
— 88s
ſollen uns ihm nur einwerfen, und aus der Vernunft und Bos-
heit ausgehen: fo wir das thun, fo, fallen wir in Chrifti Arme,
allda fuchet und findet er und in ihm; allba werden hair fein Eigen:
thum und frin Wohnhaus,
11. Alba fähret er auf unferm Filten- Geife, und iſt und
untertban: und Alles, was wir dann machen und thun, bas ift
ihm lieb, und alle biefelben Werke folgen und nach, und ‚find
unfer ewiger Ruhm, und werben und angezogen als. ein Kleid, zu
Gottes Ehren und Wunderthaten, um welches willen ſich Gott zur
Schöpfung des Menfhen beiweget hat, und um welches willen Gott
Menſch ward, taf er uns erlöfete vom Uebel. —
12, Weil Ihr denn meine Schriften in Händen babet, fo
gebe äh Euch zu verftehen, daß Ihr diefelben nur wollet Einbifch
unb einfältig betrachten: fo möget Ihr dann das Perlein barinnen
finden; denn ſcharf Suden (alleine) tbut es allhier nicht, fonberm
Mohlmwollen und Wohlthun; denn das Perlein lieget nicht im Buch⸗
ftaben, fonbern wie obgemelbet.
13. In diefem mitgefandten Buche (De Triplici vita Hom)),
welches auch aus biefer Schule erboren worden von biefem Autor,
werdet Ihr meitern Grund finden. So Euch aber im Berflanbe
etwas wollte zu ſchwer fein, wollt’ ih, fo Ihr mir das aufzeidh
net, leichtern und erklären; wiewohl ich verhoffe, eines mit Euch
felber mich bierein zu beſprechen, fo es möchte Gelegenheit geben,
- Miroen br | | Aiıchlein, als bas Wtleue GEeite
= Mm =
fo würde er erkennen, was Gottes Süßigkeit fei, und ſich wicht Te
hatt vermunbern, daß ein Laie darf folhe Ding rühren.
4. Ufo, fage ih, als ed dahin arlanget, "und das rble
Senfkorn aefärt ward, fo kam dieſes Merk, vor zu ſchreiben we
ches dann aleich gar tief als in einem Mefterio arfeben war, Aber
mit gar großen Freuden, wohl nicht gemug begreiftih, als ec benm
das erite Buch ausweiſet, ba die großen Geheimniſſe noch aar die
fältig und nicht genug ausführlih, auch noch in vielen Mängeln
aefchrieben tmorden find, und mur als ein Megen berkbrragrbet> mas
ber trifft, Das trifft ers alfo auch der Geiſt der Wunder: ſintemal
der Autor ein ungelehrter und wenig-verſtändiger Mann war, dazu
faſt wie Eindifh in den Gebeimniffen aegen den Erfahren und
Gelehrten, welcher auch den Weg noch nicht verftund, wie ed gehen
follte, obne mag ihm ber Geiſt zeigete ba er ibm benn felber
feine Verfolgung und Schmadh, fo ihm mürbe zu Handen ftohen;
mit aufgefhrieben hat; ehe die Vernunft noch etwas gewußt,
5, Und es geſchahe alfo Elar, als 5* es vor Augen,‘ wie
im Bude Morgenrötbe, ale im erſten Theil feiner Schriften
zu ſehen, welches Alles vor ber Berfolgung gemacht worden,’ und
mir itzt gleich einen Troſt giebet, daß mir es ber Geiſt ‚Gottes
zuvor hat gezeiget, daß ic) erkenne, was fein Rath in feinem Wege
ift, da ih mid) denn auch ganz geduldig unter das Kreuz gegeben,
und meine Sachen Gott befoblen, ihm auch garı viel geflehet, daß
er folhes (mo es nicht aus fernem Math berfomme) melltei bon
— 2 —
man das Brot geben, be e6 werth find, und bie, Perlen aiſcht
die Saͤue werfen. Denn mein Geiſt und: Gemüth mir wohl zei—
get, daß E. Geſtr. nicht nur nach Vorwitz, ſondern aus BEE
Anregen, ber öfters Petrum zum Cornelio fuͤhret, daß te/ibm —
des ewigen Lebens ſaget, begierig- iſt.
14, Und ob ich wohl ein fremder Mann bin, dazu danyı vi
fältig, dennoch macht mich Er Befte, Begehren und Willen Elite
am: &, Gele, zu ſchreiben, wiewohl mit einer einfältigen Dans
Aber Gottes Gaben find nicht an Kunft gebunden, ! vorab weil-ich
erkenne Euer adeliches Herz alfo viel demüthig erfcheinet, Yundbozu
mir ſchicket, ber ih body albern bin.
15, Dieweil aber dem allo, fo bat Euer abeliched Herz auch
von Gottes Geift gewiß zu hoffen, daß er werde der Siedle Thhe
und Shore der Geheimniffe aufthun, und einen rechten: Berflanb
geben, feine MWundergaben zu ergrifen und zu erkennen, welches
ich denn von Herzen: hiermit wünſche.
165 Es wird auh E. Gefir. etwas wunderlich vorfönmn,
denn es eiftrt am etlichen Orten fait bart, fonderlih über Babel
und den Antichrift, der von Gott ift erkannt worden in Tenem
Born; fo ſage ich doch, daß ich anders nicht babe Eömien nod) duͤr⸗
ſen ſchreiben, als mir es iſt gegeben worden.
17. Ich habe dem Geiſt immer nachgeſchrieben, wie re
dletiret hat, und ber Vernunft Bine Erätte gelaſſen, und erfenine
nicht für ein rei ee Dernunft, melche allzu ag ——
Arıhpr i —2 2 — 1 AL Fir 1}
— 314 —
bühr, wiewohl ich Feines Menfchen Nathichlag darlber begehrrt habe,
auch noch nicht, ſondern Gott befohlen,
26. Nun erkenne ich doch biermit Gottes Meg, und verſtehe
daß «8 nicht allein in Schlefien, fondern auch in anbern Rändern
ift bekannt worden, ohne Vorwiſſen des Autoridz und muß eben
fagen, daß, der es hat verfolaet, der bat es alſo damit publiciret:
denn, mein Rath war, foldies mein Lebenlang bei mir alleine zu
behalten, und babe es auch nur für mid gefchrieben,
27. Was aber Gott in feinem Mathe hat. fürgenommeat,
ſtehet jest im Lichte und wird viel beller erfcheinen, wenn bie feßten
zwei Bücer werden gelefen werden; darüber ih mid tenn in
dem aͤußeren Menfchen felber body mwundere, was doch Gott hiermit
meinet und thun will,
28. Sintemal ich mich ganz unmürbig und unverftänbig er
kenne, und aber dem inneren Menfchen bie größten und hoͤchſten
Geheimniffe geöffnet werben, grbe ih E⸗Geſtr. und andern
babern Gottes in Demuth nachzudenken; denn ih ja mit nichen
fagen Fann, daß es meines Verftandes und ber Vernunft Werk fi,
föndern erkenne es für ein Wunder, darinnen Gore will größe
Dinge offenbaren: da denn meine Vernunft gleich auch mit zufichet
und fich immer mit verwundert, denn id) babe die Geheimniffe mem
Zebenlang nicht flubiret, auch faſt nicht davon gewußt, denn ich bin
ein Laje, und fol nun fölhe Dinge an’s Licht bringen, das allem
hoben Schulen ift zu mächtig gewefen, gegen welchen ih doch «im
— 34 —
bühr, wiewohl ich keines Menfchen Rathichlag darlıber begehret babe,
auch noch nicht, fondern Gott brfoblen,
26. Num erkenne ich doch hiermit Gottes Meg, und verftche,
daß es nicht allein in Schlefien, fondern auch in: andern Bänbeen
ift bekannte worden, ohne Borwilfen des Autoridz und muß «ben
fagen, daß, der es hat verfolget, der bat es alſo bamit publicieel:
denn; mein Rath war, foldhes mein Lebenlang bei ‚mir alleine zu
behalten, und babe es auch nur für mich gefchrieben,
27. Was aber Gott in feinem Mathe bat fürgenommei,
ftebet jetzt im Lichte und wird viel belfer erfcheinen, nenn bie lepten
zwei Bücher werden gelefen werden; barbber ih mich denn im
dem aͤußeren Menfchen felber body mwundere, mas doch Gott hiermit
meinet und thun mill,
28, Sintemal ih mid ganz unmürbig und unverſtaͤndig er
Eenne, und aber dem inneren Menfchen die größten und hoͤchſten
Geheimniffe geöffnet werden, gebe ih E⸗Geſtt. und andern Pirbs
habern Gottes in Demuth naczudenfen; denn ich ja mit nichten
fagen Fann, daß es meines Verftandes und der Vernunft Werf fe,
föndern erkenne e8 für ein Wunder, darinnen Gott ill große
Dinge offenbaren: da denn meine Vernunft gleich auch mit zufichet
und fid immer mit verwundert, denn ich habe die Geheimniffe mein
Lebenlang nicht ftubiret, auch fait nicht davon gemußt, benm ich bin
ein Laie, und foll nun ſolche Dinge an’s Licht bringen, bad allen
hohen Schulen ift zu mächtig geweſen, gegen melden id) doch rin
— DR —
war auf das erſte Mal nicht wohl möglich det Bernunft zu ſuſſen
ob es gleich in der Tiefe erkannt ward, fo war body ber Hu
tor dieſes noch gar ungewohnet: fo ihm bie himmliſche Freutd⸗
entgegnete, fe warb ſchlecht dem Geift nachgegangen. Über bie
milde Art iſt alfo nicht balb meugeboren; es wird nefüct winRden;
daraus woächfer ein Baum: fo die Kraft groß ift, fo waͤchſt de
Baum befto cher, und wird befto eber erkannt.
37. In den anbern drei Büchern merbet Ihr bie Geheime
niffe mas heller haben, und alfo immer höher gegründet, und, alfe
das vierte rin fait bellee Spiegel, da man bad große Mofterium
genug fichtiich erkennt, alleine deffelben Kinder; die Vernunft mieb
wohl blind daran bleiben, denn Gottes Geiſt mohnet nicht im Te
feren Principio, fordern im inrern, und gebet vom Inneren aus
ins Aeußere; aber das Aeußere ergreift ibn nicht.
38. Ach beſcheide aber E. Geſtr, dag das Bud Morgen
röche noch nicht ift vollendet worden; denn der Teufel gebachte
Beierabend damit. zu machen, weil er ſahe, daß der Tag wollte
datinnen anbrechen; auch bat der Tag bie Morgenröthe fon über
eilt, daß es fait Lichte ift worden. Es gehörten noch wohl ein
dreigig Bogen darzuz teil e8 aber der Sturm hat abgebrodyen, fo
its nicht vollendet worden, und it unterdeffen Tag worben, daß
die Morgenrörhe ift verfofhen; und iſt feit der Zeit am Tage ge
arbeitet RUE , fol auch alſo bleiben ſtehe N zu einer ewigen er
n ch Lie . —— 1 _ 3nh'rn anrhar ®
— 308 —
derliche Sprache führet, da die Vernunft öfters meinet,- «8 ſel Ihe
wibermärtig, und ift doch in ber Ziefe nicht -wiberwärtig.
47. Aus welchem Mißverſtande die große, Babel auf Erben
ift geboren worden, da man nur um Worte zanket; und Läffer ben
Geiſt des Verftandes im Mofterio liegen, melcher Enbe und Zahl
gefunden und der Turbä heimgeſtellet worden iftz; denn der Anfang
bat das Ziel funden und ift Fein Aufhalten mehr, es mags auch
keine Gewalt mehr dämpfen.
485, Nicht rebe ich. von mir, fonbern von dem, was der Grit
zeuget, dem Niemand wiberflehen kann, benn es ſtehet im feiner
Almadıt, und lieget nicht an unferm MWähnen ober. Willen; we
bas vierte Bud) dieſer Schriften trefflich body anzeiget, welches ge:
waltig im Lichte der Natur gegruͤndet ift, und am allen Dingen
kann erwiefen. werben.
49. Kerner befcheide ih E. Geſtr. das allhie in dem mitge⸗
fandten Schreiben, daß, ba ſich der Autor, wenn er von fid) zebet,
pfleget Wir. als zweifach zu nennen, und dann auch oͤfters Ich,
bag ih dem Wir ber Geift verftanden wird, und in bem- einfachen
(3) verftehet, der Autor ſich ſelbſt: zur Nachrichtung, um Arg-
wohns ‚willen eröffnet,
50, Und überfende E. Gefte, hiermit das vierte Theil, als
die vierzig Kragen; da kann fih E. Geſtr. barinnen verfeben,
und will fünftig E. Geftr. das ander und dritte Theil auch ſchicken,
fo €, Geſtr. das wird begehren, und bitte mir baffelbige eheſter
— 400 —
finden moͤchte; wußte auch nichts davon, als der Lalen Art in
ihrer Einfalt iſt. Sch fuchte allein das Herz Jeſu Ehriſti, mic
darinnen zu verbergen vor dem grimmigen Zorn Gottes und ben
Angriffen des Teufels, und bat Gott ernſtlich um ſeinen heiligen
Geiſt und Gnade, daß er mich in ibm wollte ſegnen und führen,
und bas von mir nehmen. was mich. vom ihm wendete, und mid
ihm gänzlich zu ergeben, auf daß ich nicht meinem, fondern feinem
Willen lebete, und er mich allein fübhrete, und ich fein Mind in
feinem Sohne Jeſu Ehriſto fein moͤchte.
7. In ſolchem meinen gar ernſtlichen Suchen und Begebe
ren (darinnen ich heftige Anftöße erlitten, mich aber ehe bed ke
bens verwegen, als baven ausgehen und. ablaffen. wollte) Üt mir
die Pforte eröffmer worden, daß ich in einer Bierthei- Stunde mehr
gefehen nnd gewußt habe, als wenn ich wäre ‚viel Fahre: auf he—
ben Schulen geweſen, beffen idy mich fo hoch verwunderte, wußte
nicht; mie mir gefchahe,. und darlıber meim Herz ind Kob Gottes
wenbete,
8. Denn id) fabe und erkannte das Mefen aller Mefen, ben
Grund und Ungrund; item, die Geburt der h. Dreifaltigkeit, das
Herkommen und den Urftand dieſer Welt und aller Kreaturen, _
durch die göttliche Weisheit. Ich erkannte und ſah in mir felber
älle drei Welten,’ als 1) die göttliche englifche oder patadieſiſche
und dann 2) die finftere Welt, als ben Urſtand der Natur zum
Feuer; und zum 3) biefe Äußere fichtbare Welt, als ein Ge⸗
> RE
werden fie laufen. Wenn ſie daheime einen aöttlihen Med wan—⸗
beiten, daß andere Leute ein Erempel an ihnen-bätten, wärr Gott -
angenehmer,
49. Denn ed bat unter ihnen auch ſtolze, boffättige, ſpot
tiſche Meute, welche nur verachten und ſchmaͤhen, und iſt in Man—
chem meht eine angenommene Weiſe und geiſtliche Hoffartz als
denn ſelbſt erfahren habe. Denn ich babe Einen unter ihnen we
gen eines ausgegangenen Büchleins, darin ich etwas Schwetes me
der Gott und den Grund der MWahrbeit fand, ganz chriſt- und
brüderlich erſuchet und untsemwiefen, verhoffte, er würde ſehend wer—
den: aber er bat ganz ſtolz und verächtlich, darzu ſchmähllch geant-
mortet, und eine folche Antwort von fih aegeben, darinnen Kein
Gottes Geiſt zu fpüren if, Ihre Gonfeffion iſt vielmehr eine
Meinung, als ein rechter Ernft, denn deſſen fie fih rühmen, wie
find fie nit. Es mag wohl fromme Herzen unter ihnen‘ haben;
ober ihrer viel find ed nur mit dom Mamen, und wollen das Im:
fehen haben, mie ich felbft von Einem der Vornehmſten unter ih
nen babe erfahren. |
50, Mollte Gott, es märe fo ein Ernft mit ihnen, wie fie
vorgeben; ich wollte es audy loben, Allein Schmähen und Ber
achten ift nur Babel, deſſen ift die Welt voll.
51. Anlangend den Dans Weyrauch, fo viel ich in Die
fer Schrift fehe, mag ein Menfh fein, melder in Gottes. Kiebe
toallet, wofern fic, fein Mea im Srrien fo verhält, IDaE er übe
— 40 —
Bude vom dreffachen Leben nah der Laͤnge habe ande
geführet.
60. Sonft ſchreibet quch Meigel von der neuen Geburt
und der Einiqung der Menſchheit in Chtiſto mit une, dar Ibn,
welches, weil ich’s in meinen Schriften was Elärer befchrieben, all
bie beruhen laffe, und laſſe fie unveradht, auch den, ber fie INTER
61. Traͤget doch eine. Biene aus vielen Blumen Honig jr
fammen, ob mande Blume gleich beffer waͤre als bie ambere; wand
fraget Die Biene darnach? Sie — was ihr dienet. Sol
fie darum ihren Stachel in. die Blume ſtechen, fo fie des Saftes
nicht möchte, wie ber verächtliche Menſch thut? Man fireitet um
die Hülfen, und ben ebelen Saft, ber zum ®eben bienet, laͤſſet
man ſtehen.
62, Was hilft mich die Wiſſenſchaft, ſo ich nicht darinnen
bee 2: Das Wiſſen muß im mir fein, und auch das Wollen usb
Thum, Der Mantel Imit den Leiden und Genugthuung Ehriftk
ben man ist bem Menfcen umdecket, wird Mandem zum Steide
und höllifchen Feuer werben, daf man fich alfo nur will mit Ehrifti
Genugthuung kitzeln und den Schalt anbehnlten,
63. E helßet: Ihr muͤſſet neugeboren werden, ober ſollet
Gottes Relch nicht ſchauem; ihr müſſet werben als ein Kind, wollt
ihr Gottes Reich fehen, Nicht allein um die Wiſſenſchaft ‚sanken,
Knih n ‚ber in herechtigkeit und —W
— 42 —
gefochtenen gefchrieben: wovon Zraurigkeit urſtaͤnde, unb wie man
derfeiben widerſtehen folL,”)
73. VL Ein ſeht tiefes Bud; de Signatura Rerum:) Bon
ber Bezeihnung und Ereation, und was jebe6 Dins
ges Anfang, auch Berbrehung und Deilung Sei, ehe
ganz in die ewige, und dann in bie anfängliche, außerliche Natur,
und im ihre Geſtaͤltniſſe.
74 Diefes find alfo meine Bücher, neben etlichen Fleis
nen Zractätlein, bie ih bin und wieder gegeben, beren ich
feine Copie bebalten; denn ich bedarf ihrer für mich nicht: ich babe
an meinen drei Blättern genug.
75. Unb fo es meine: Gelegenheit giebet, denn: ich fonften
oft reifen muß wegen meines Werkes, fo will ih Euch, fobalb has
ſein mag, daß ich 'diefer Orte reife, felber anſprechen. MWollteres,
als ich nach Dftern zu Weicha war, thun, und war mein ganzer
Fürfag; allein Gott wendete es anders, fügete mir einen Mann zu,
baß ich hernach erkannte, daß mein Weg vom Derrniwären |
76, : Herr Balzer Walter bat fich vergangenen Winter
und Frühling bei Fürſt Auguſt von Anhalt ıc, zu Peske aufgehal⸗
ten, und mir. bafelbft gefchrieben. Anltzo ift er beim Grafen non
Gleiche, drei Meilen von Erfurt, fein Medicus, bat ſich auf ein.Fabe
bejtellen laſſen.
77. Am felben Hofe ift auch Ezehiel Methz aber. fr
find nicht ganz eines Sinnes, wie es Walter Schreiben aus
— 42 —
fei denn, daß die Vernunft werde mit Gottes Eicht angeginker:
außerdem iſt kein Finden Wollte ich den Herrn und Alle, dieifle
leſen, freundlich erinnern. Ehriſtus ſprach: Suchet, fo werdet übe
finden, klopfet an, fo wird euch aufgethan. Matıh. 7, 7; Mein
Vater will den 5. Geiſt geben bemen, bie ibn "barım Bitten,
Zul, 11, 13. - |
12. Allhierinnen lieget das Perlein gefchloffen? mer es haben
will, muß es alfo erlangen, anders ift kein Finden, ala mr ein
halbblind MWiffen, gleich einem Spiegelfechten. Im Perlein Meder
eine lebendige Wiffenfchaft, da man nimmer darf fragen, ob's wahr
fei? Denn es ftehet gefchrieben: Sie werden von Gott gelebret fein,
Joh. 6, 45, Item: Mir wollen zu euh kommen und Wohnung
bei eudy machen, Sob: 14, 23. Item: Mer Chrifti Geift nic
bat, iſt nicht fein. Roͤm. 8, 9. Darum faget Cheiftus: Trachte
am Erften nad dem Reich Gottes und nach feiner ‚Gerechtigkeit,
fo wird Eudy das andere Alles zufallen. Matth; 6, 38.
13. Er heißt uns darnach tradten und nicht ftille ſizen und
auf Wahl warten, fondern zu ibm fommen. Match. 11,28, Und
in feinem Meinberg arbeiten, nicht warten auf Treiben, fonbern
willig fommen.
14, Weit ich denn am Herrn ein weifes Herz geſpuͤret, fo
bin ich denn: defto nkühner geweſen, ihm zu fchreiben; werhoffe,
er werbe es weislich richten, So nun etwas bem Deren in meinen
Schriften wollte unverftanden vorfommen, bitte ich's aufzumerken
— IT —
der Menſch alſo beſchweret iſt, und mit einer ſolchen Meinung
eingenommen, welche Laſt ſchwer iſt, und er daraus nicht mag
entrinnen, er lerne denn das Centrum aller Weſen verſtehen, wo⸗
von Boͤſes und Gutes urſtaͤnde, mas Gottes Liebe und Bern ſei,
un lerne die drei SPrincipia verftehen: fonft wird er davon nice
erlöfet. ’
6. Wiewohl mich's nicht wundert, daß ihm meine Schrifs
ten fremde vorfommen: benn es ift ein Neues und ein Fahren
über die Vernunft aus; fie haben einen andern Verſtand als feine,
eine andere Wurzel, daraus fie quellen, denn ich habe fie nicht
von Buchſtaben zufammengetragen oder gelernet; ich war ein uns
verftändiges Kind daran, als der Laien Art ift, wußte auch nichts
von ſoichen Dingen, fuchete es auch alfo nichtz ich ſuchete allein
das Herz und offene Brünnlein Jeſu Chrifti, mid darinnen zu
verbergen vor dem Ungewitter des Zornes Gottes, und vor dem
Gegenſatze des Teufels, daß ich möchte einen Leiter und Führer
kriegen, der mein Leben führete und regierete.
6. Als mir diefes alfo hart anlag, und mein Bemtch fi
alfo hart im Streit wider die Ende und Tod, und gegen bee
Barmherzigkeit Gottes einzwängete, auch eher das Leben zu Iaffen,
denn davon abzuſtehen: fo ift mir ein ſolches Kraͤnzlein aufgefchet
worden, deß ich mic gedenke in Ewigkeit zu erfreuen, baru ich
Beime Feder babe, ſolches zu befchreiben, viel weniger mit dem Munde
zu reden; und Daraus iſt mir meine Erkenntniß fommen, und bie
Begierde foldye aufzufchreiben, nur für mid, zu einem Memorial;
gedachte es bis an mein letztes Ende zu behalten. Und trie e6 das
mit iſt zugangen, ift dem Derm wohl bemust durch Herrn N,
7. Weil es aber durch Gottes Schickung iſt zu dem Ende
gerathen, baß der Herr fammt feinem Herrn Bruder David». ©.
find als Erſtlinge darzu berufen, durch welches iſt fortgepflanzet
worden: fo vermahne und bitte ich denſelben um ewiges Heils willen,
das Perlein, das uns Gott gönnet, in Abt zu nehmen.
8. Denn +6 wird eine Zeit kommen, daß es wird gefudhet
werben und angenehm fein, fidy nicht laflen einm Sturnwind
treiben, fondern nur recht anſchauen ımt Bett ten Höchflen bitten,
daß er wolle die Zhür der Erkenntniß aufthun, obne welches Ries
manb meine Echriften wird verfichen.
9. Denn fie gehen über die geflimte Vernunft aus, fie bes
greifen und ergreifen die göttlihe Geburt: darum uf auch rim
eben gleicher Geiſt fein, ber fie wi redt veritehen. Kein Specn⸗
licen erreichet fie, das Gemüth fei team von Get erlenchtet: m
welcher Findung dem fuchenden Leſer ter Bez ganz trrulich if
gewiefen worben.
10. Und melde mit guter Babrbiit vor Ber und Ben
ſchen, appellire aud) damit vor Geutes Guridte umb fage, baf am
—_ 18 —
Erinem Disputat, ohne Gottes Richt und Geiſt nichts Gute fe
auch nichts Beſtaͤndiges und Gottgefaͤlliges dadurch möge entſtehen.
11, Darum, wer ben Weg zu Gott will lernen im Grunde
verſtehen, ber gebe nur aus aller feiner Vernunft und trete in win
bußfertiges, demürbiged in Gott: gelaffened Kinderleben, und furhe
nur kindiſch, fo wird er himmliſche Kraft und Wis erlangen? mb
wird Chrifti Kindergeift amiehen, ber wird ihn in alle Wahrheit
leiten: ambers ift gar Fein gerechter Weg, als nur biefer einige
Wird es zu dem Ende kommen, daf ihm das: junafräufiche Kränie
lein mag aufgeſetzet werben, fo wird er nicht mehr ſagen bürfen
lehre mich! Denn es ſtehet gefchrieben: Sie werben Alle von
Gott aelehret fein, Anders habe ich weder Wiffen noch Kunſt.
12. Ich bin in meinen Schriften gangen als ein Schüler
ber zur Schule gebet, ober wie ein Plaßregen, der vorüber gebiet;
was er trifft, das trifft er, Alſo ift auch mein Begriff gewelm
bis auf heute,
13. Das Bud Aurora oder Morgenröthe war mein
kindlicher Anfang, ſchrieb alfo im Widerſchein ohne Vernunft, bloß
nach dem Schauen auf faft miagifche Art, Ich verftund das wohl;
aber es iſt nicht genug ausgeführer, es dürfte Erklärung und beffe
ver Ausfüͤhrung. Denn ich gedachte es bei mir gu behalten, warb
mir aber ohne meinen Willen entzogen und publitiret, mie dem
Deren bewußt if. Unb thue mich in des Herrn Gunſt, unb und
Ale in die fanfte Liebe Jeſu Chrifti befehlen,
[%
= —
wie eine ſchoͤne Blume aus ber wilden Erbe, oder wie in
ſchoͤn Gold im groben Steine waͤchſet: anders können wir Gottes
Meich weder fchauen noch erben.
8. Denn mas bie innere geiftliche Welt ererben will, muß
aus berfelben erboren werden. Das irdifche Fleiſch aus den Bier
Elementen kann Gottes Reich nicht erben. ob, 6, 69, 1. Kor.
15, 50,
9, Das fünfte Wefen aber ald das h. Element, daraus bie
vier Elemente erboren werben (das ift Paradies), das muß berrfchen
über die vier Elementa, auf Art, mie das Licht die Finfternif In
ſich gleich als verfchlungen hält, und da fie doch wahrhaftig in fid
iſt; alfo muß es auch mit dem Menfchen werben.
10, Allein diefe Zeit des irdifchen Rebens mag's mit dem
Außern Menſchen nicht fein; denn bie Aufiere Welt herrfchet über
den Außern Menſchen, bdiemeil fie in Adam ift offenbar worden,
toelches fein Kalt ift.
11, Darum muß der äußere Menfch zerbrechen, gleich ale
bie Außere Melk zerbricht, und darum mag’s in biefer Zeit Mit
Feinem Menfchen zur Vollkommenheit kommen; ſondern der rechte
Menſch muß im Streite bleiben wider das irdifche, werberbte Keben,
welches fein Gegenfag ift, da Emigfeit und Zeit mwiber einander
flreiten. n
12, Denn durch den Streit wird bad große Arcanum eröff-
N und bie ewigen Wunder in Gottes Meishrit aus ber ferlifhen *
u. ERS
26, Denn St Paulus faget: Unſer Wander ift im Dim
mel. Phil, 3, 20, Alſo wandelt der neue Menſch im Himmel,
und ber alte im bdiefer Welt; denn den Himmel, da Gort innen
wohnet, iſt im neuen Menfchen.
27. Alſo, mein geliebter Herr und Bruder, und auf keine
andere Weiſe habe ih das Myſterium fundenz ich habe vs’ nid
ftubdiret oder gelernet, So Euch oder einen Andern darnach die
ftet, dem bin id) brüderlicdy geneiget den Weg zu zeigen wies
mir entgegnet ift, wie ih bad in meinen Schriften, ſonderlich im
Bude vom breifaben Beben des Menfhen, unbiim
Buch der brei Principien göttlihes Weſens nad ber
Länge gefchrieben babe,
25. Zwar für mich felbit, als zu einer. geiftlichen Uchung in
ber Erkenntniß Gottes, im Mniterto der großen Wunder Gottes: well
ed aber durch Gottes Schidung dabin gerathen, daß es geleſen wird,
ſo goͤnne ich's einem Jeden, der es im Ernſt begehret zu verſtehen,
und wuͤnſche von Derzen, daß es dem Leſer diefes und ein
Jeden in ibm: felber möchte offenbar ‚und erkannt fein, fo vlefte
ed Feines Forſchens mehr,
29. Meil 08 aber Gott durch die Propheten bat verbeifen,
fonderlich im: Joel, 8. 3, Li, daß er feinen Geiſt will außgiehen
zur legten Zeit über alles Kleifch, fo ift die Zeit in Acht zu nehmen,
30. Sch fage, als ich es habe erkannt, Wer ihm aniko
will felber fterben, den will der Geiſt bes Deren nah Idelis Deu
— 553
3. Herr Eafpar Fintner, Zöllner Fu Beuthen, um
des Rathes, ift auch ein Liebhaber; fo er etwas tulebe beachten,
fo thut Ihr wohl, bag Ihr Ihm mas Teihery er pflegt nicht lange ni
jubalten. Diefe Schriften find weit und ferne In viel Rinder,
Hohen und Niedrigen, auch theild hocharlehtten Beutzn brfande umb
erfchollen. Bote ridyte fie zu feinen Ehren, +
4. Ich überfende Euch mit Zeigern drei'Säde zu dent Kom,
ſo Hr. Nudorf ſchicken will. Ich bitte, Habt doch fo Yief Mühe
und nehmet es zu Euh! Mann Specht ober ber Andere von
der Rauſche mird hinüber kommen, fo She ihn ſehet Tager Ihm
es doch, daß er's auflade; ich will mich auch nach ihm wmfehen,
und ihm's anmelden; er wird mir’ mohl bringen? ich "wills mike
der freundlich verſchulden. Und befehle Euch in bie Liebe Ielu
Chrifti. Dätum ut supra.
Euer dienſtw. Freund und Br.
J. B.
Der zweiundzwanzigſte Sendbrief.
And.» S.
v
®
.
«
| _ 17 —
recht, mein edler Here! Ich laſſe mich bebünken, ich werde es
ziemlich unter dieſet obgenannten Dingen einem geteoffen haben.
14. Weil ich aber die Perfon nie gekannt, auch nichts von
ihr weiß, fo ftelle ih E. Geſtr. das Judicium felber anheim, fie
werden's befjer wiſſen al& ich, was ihr angelegen fei gemefen. Ich
fchreibe allein von ber Möglichkeit, wie es geſchehen kann, und fälle,
weiter fein Urtheil. |
15. Daß aber ſolches möchte verlachet werden, laſſe ich mich
nichts irren; ich verftehe (Gott Lob) diefen Grund gar wohl, denn
ein ſolches Wiſſen babe ich nicht von oder durch Menſchen - geler:
net, fondern es ift mir gegehen worben; und wollte e6 mit weis
terer Erfiärung genug gründen, fo ich follte von menfchlicher Eigen⸗
ſchaft fchreiben, wie ein Menfch im eben und im Tode fei.
18. Ueberfende €. Geſtr. das Büchlein von ‚vierzig.
Fragenz da werdet Ihr mgiteen Grund ſehen, welches doch im
Buche vom dreifahen Leben beffer ins Centrum aller We⸗
fen gegründet ift, und vielmehr in dem Bude de Signature
Rerum. Benebenſt bitte ich mit diefem Gutduͤnken und Erkiärung
der Frage bei leichten Leuten nicht viel zu melden, benn einer Kuh
gehöret Sutter, und den Verſtändigen Verſtand; der Gottlofe richs
tet gottlos, der Verſtaͤndige prüfet Alles: melde ich mohlmeinend, .
Datum ut supra.
J. B.
Anm. Die Frage wegen bed weinenden Leichenſteins, woher und wie es
ugehe? iſt unſerm ſel. Manne Jacob Böhmen ohne alle Condition und
egenheit, die es zuvor mit der verſtorbenen adel. Frauen gehabt, propo⸗
niret worden. Hernacher aber hat der Proponens ſelber berichtet, daß ge⸗
dachte Adel⸗Frau, die eben unter dieſem Leichenſtein begraben gelegen, bei
Lebenszeiten großen Kummer getragen um ihrer zwei Söhne willen, welde
wider ihren Willen in den Krieg geritten, und gleih zu biefem Mal, ale
folche Thraͤnen aus des fteinernen Bilded Augen hervorgequollen, in Ungern
vor dem Tuͤrken geblieben. Es ift auch biefe Frage auf etliche Univerfttä-
ten geſchicket, aber für Phantafei und Zeufels gehalten werben. Die
Leichenfteine ded Vaters und der Mutter feind neben einander bei ben Graͤ⸗
bern an die Wand aufgerichtet eingemauert, mit dem Geſichte gegen dem
Morgenlichte gewendet gemefen. x
Ein Magnet zeucht den andern; ein Licht erläret das anderes eine
Liebe rühret, wecket und wüget die anberes ein Geiſt wirket in bem andern,
ber Stärkere in dem Schwachen u Danzig (16.) 6. Oktober 1642.
Abraham von Frankenberg.
= 5 —
Der dreiundzwanzigſte Sendbrief.
An Deren Carl von Enbdern.
Bom 14. Febr. 1622 (ober 1623).
Unfer Heil im Leben Jeſu Chriſti in uns!
1. Edler, in Chrifto geliebter Herr! Sch wünfde bem Hrım
Gottes reihen wirklichen Segen in feiner Kraft, daß ihm möge
bes Perleind Grund, im Leben Jeſu Chrifli im goͤttlichen fcheinem
ben Lichte in feinem Lebendlichte, in ibm felber offenbar merben,
und viel Früchte zu göttlicher Beſchaulichkeit und emiger Kreude
wirken! As ic denn den Deren allezeit einen Liebhaber bes Studi
Sapientiae erfannt babe, und mwünfcte anigo nichts Mehrers, als
daß ich ihm zur Dankbarkeit vieler erzeigeten Wohlthaten möcht
das Bönnen geben, was mir unmürbdigen armen Menfdyen ber Aller»
hoͤchſte in Eurzer Zeit aus feinem Gnadenbreunnen bat gegeben.
. Und miewohl ich darmit zu thun nicht Mache habe, fo
iſt mir body all mein Gemüth in feinem Eentro alfo entginbet,
daß ich es herzlich gern wollte meinen Brüdern in Chriſto miuh⸗
len, als ih denn ſtets zum Seren flebe, daß er doch mollte ber
Menfdyen Herzen eröffnen, daß fie das möchten verftchen, und in
10 —
4. Und iſt dieß die Urfache, dag ich dem Junkern fchreibe,
daß, ob ihm gefiele, den Tiactat, welcher von ſechsunddreißig Bo⸗
gen ift, zu lefen, Oder ſelber nachſchreiben zu laffen, ober etwas
darin zu notiren, welcher, weil er itzo unter der Feder im Nach⸗
freiben bei Hrn. Johann Rothen If, und taͤglich etwan drei
Bogen fertig werden in feinem Nachfchreiben, daß ich ihm ſolche
wollte überfenden, er wolle fie nur laffen den Nickel, welcher
täglich dem Junkern berein laufen muß, abfordern, ‚denn ich habe
verheißen, denfelben Tractat eheſtens denſelben begehrenden Herren
und Perſonen zuzuſchicken, als ſie denn heftig darum bei mir
anhalten.
5. So es aber der Junker wollte laſſen nachſchreibeu, ober
felber für eine Uebung vor fih nehmen , fo ſollte es alfobald ges
fördert werden. Welches ich in des Junkern Gefallen ſtelle, ob
ihm daran gelegen fei, und Überfende diefe Materia vom Anfangs
ſechs Bogen; und. werden täglich etwan drei Bogen Tonnen gelies
fert werden. ‘
6. Wo e8 aber iso nicht des Junkern Gelegenheit giebt, zu
leſen, oder laſſen nachſchreiben: ſo bitte ich mir ſie wieder zu
ſchicken; will er's aber nur alleine leſen, fo will ich's ihm, ehe
ich's wegſchicke, überfenden. Denn es iſt itzo gefährlich wegzu⸗
ſchicken, wegen der Unſicherheit, als ich denn um die achtundvierzig
Bogen, welche ih Herrn Michael Endern nah Hirſchberg
auf Begehren Herrn Johannn Rothe's ſchickete, kommen bin,
und muß es itzo laſſen anderweit nachſchreiben, welches eine ſolche
Materia uͤber Geneſin iſt, welche Manchem wird ſehr lieb und
nuͤtzlich ſein.
7. Herr Balthar Walther Hat mir aus Lüneburg, allda
er ſich igo aufhält, geſchrieben und anbefohlen, dem Junker zu fas
Iutiren, und nicht für Uebel zu vermerken, daß er ihm nicht ge⸗
fchrieben bat, denn die Poft war zu eilend geweſen; ich habe ihm
auch wieder. geſchrieben, durch eine zufälige eilende Poft nad)
Magdeburg, und meine Sachen mitgefhidt, welche ich ihm
habe laſſen nachſchreiben. Er meldet, daß Herr M. Nagel fei
nach Zerbſt gezogen, und fih allda aufhalte. Und empfehle den
Junkern der Liebe Jeſu Chriſti.
Des Junkern allezeit dienſtw.
| " Teutonicus.
1, —
2, Euer an mid gethanes Schreiben im Abvent Babe id
empfangen, auch verftanden Euer gar emfiged und chriſtliches en
müth und Begehren: und wiewohl ich Euch fremde bin, babe aber
aus Deren Walters Schreiben genugfamen Bericht Eutes We
fens und Perfon. Und noch vielmehr giebet mir zu erfermen Euer
gar fehnlidyes und emſiges Begehren in Eurem an mich gefbanen
Schreiben: und bin hierinnen nicht ‚alleine willig, Euch in meine
Kundfhaft und Freundfchaft zu nebmen, fondern erfreue mich bei
zum hoͤchſten, eines folchen Gemüthes aus Gott geboren; unb ver
mahne Euch chriſtlich, darinnen beftändig zu ‚bleiben, fo werbet Ihr
erlangen Alles, was Euer ehrſam Gemuͤth wünſchet, und werdet
wit der Zeit erfahren in Euch felber, was das für Schriften ink,
fo Ihre von Herrn Waltern, mie ich vernehme, wielleldt menig
habet empfangen, da ich doch wohl vermeine, Ihr das Allerwenigſte
werbet gefehen haben, foll Eudy aber in gar Kurzem, ſo Shribeis
felben noch begierig twäret, ein gar trefflich ſchöͤn Werk) zugrfchidt
werben, meldes Ihr Euch werdet hoch. erfreuen.
8. Denn wie ih von Herrn Maltern und auch Euch fe
ber vernehme, ſo iſt Eud der Autor derſelben unbrfannts' er mag
Euch wohl bekannt werben, fo Ihe Luft zu dem edeln Stein, —
pis Philosophorum, geiftiih habet; daran Ihe dann, fo Ihr ben:
ſelben erlangpt, werdet die höchfte Freude haben; #6 wird Euch über
Geld und aller Welt Reichthum gelieben. Denn er iſt fhönen ale
bie Sonne, und Böftiicher als der Himmel z und mer. ben findet, iſt
— —
4. Es iſt kein Wiſſen von Gott, daß eine Kreatur Bort
kennete ober fühlete, als nur allein dieſe, welche in Gore it: ber
Zweig zeucht in ſich des Baums Saft. Iſt der Menſch mit fe
nem Willen: Geifte nicht in Gott gerichtet, fondern im bie Außer
Vernunft, fo ift er an Gott blind,
5. Begebret er aber Gottes mit Ernſt, fo wird er in feinem
Begehren mit Gottes Weſen geſchwaͤngert, und wird ibm Gortet
Mefen zum Eigenthbum gegeben , darinnen der Geiſt Gottes regiert,
und er wird Gottes Kind, ald der Zweig am Baum.
6, Weil ich denn von Herren Waltern vernommen, wie
baf Ihr Euer Leben in Gortesfurcht gerichtet, und mir auch Eure
Schriften zeigen, daß Ihr eine Begierde nah goͤttlicher Belehet
und nad dem Brümnlein Chrifti habet, fo bin ich: defto Eihne,
Eud) zufchreiben, und deffelben Meges zu erinnern, denn es Brit
get mie eitel Freude, fo ich Gottes Kinder vernehme
7, Gleichwie fih ein Zweig’ des Baumes in dem Baunie
neben dem andern erfreuet mit lieblicher Eſſenz, alfo auch bie
Kinder Chrifi. So Euch aber etwas mifverftanden In meinen
Schriften fein wollte, fo Ihr mir dad nur andeutet, fol Euch in
teichtern Verſtand gebracht werden; ober fo es Euch zu tief im
Sinne wäre, mollte ich's Euch kindlicher und einfältiger barthun,
damit das Perlein möchte mit Luſt gefuchet und gefimben toerben,
benm es iſt nicht vergebens gegeben.
8, Weil Ihr aber Einer aus den Erften feib, denen %
bie Macht aller Dinge’ ſtehet, zu welchem gar leichte zu
fo. der Menfh recht. dazu geſchicket iſt. Der Here wolle
um auf folche feine angebeutete MWeife mit keinem Golbe
neralien nicht bemühen, «6 ift Alles fall; es muß das Allerbefle
im: Himmel und in der Welt dazu fein, von dem Dis und
Untern, welches nahe und weit ift. Die Stätte ift überall ba
anzutreffen ift, aber nicht ein Jeglicher iſt tuͤchtig bazu Es Loft
auch gar Fein Geld, ohne was auf Zeit und Nahrung bes Lribes
gehet, fonften Eönnte «8 Einer mit 2 Fler bereiten, und nad
weniger, Die Welt muß zum SDimmel, und der Himmel zur
Melt wieder gemacht werben. Es ift nicht van Erben, ober
Steinen, oder Metall, und doch von dem Grunde aller Metall;
aber sin geiſtlich MWefen, welches mit ben vier Elementen umgeben
it, meldyes auch bie vier Elementa in Eines vermanbelt,; ein ge
doppelter Mercurius, jedoch nicht Quedfilber noch ein. ander Mi:
neral oder Metall,
14, Der Herr leſe ben Wafferftein ber Weifen, bar:
innem ift viel Wahrheit, und. dazu klar, welches im Drucke if,
Die Arbeit iſt geringe und, bie Kunft gan einfältig, es möchte «8
‚ein. Sinabe von zehn Fahren madhen; aber die Weisheit barianen
ift groß und das allergrößte- Geheimniß: ein Jeder muß bad felber
fuchen,. Es gebühret fi micht, das Siegel Gottes: zw brechen,
benn es lieget eim feuriger Berg bavor: deßwegen ich mich ſelbſt
davor entſetze und marten muß, ob es Gottes Wille ſei. Wir
ihn
— U —
4. Daß Ihr aber meldet, daß Euch meine Schriften bin
etwas Anleitung gegeben, das banfen wie billig Gott, ber feine
Wunder und tiefe verborgene Weisheit auch durch alberne, ums
geuͤbete Menfhen offenbart, und gleidy als die Kinder im ber
Wiege der Welt im ihrem Babel: und Fabel Werke, zu Finn
Lichte darftellet, und fie mit der albernen Einfalt übergeugerybaf
ihe Werk Willen und Beben vor ibm nur ein Schuizwerk und
felbft erdichtetee Tand ift, und nicht in ihm gegrümbet und einge
wurzelt ſtehet.
5. Inmaßen und denn der Hoͤchſte anitzo vielfältig zu em
fennen gegeben, davon in Eurzer Zeit feine Wunder in feiner wem
borgenen Weisheit an's Licht der Welt in Schriften gegeben, batı
innen ſich unſere Nachkommen und diejenigen, ſo ben Berfta
von Gott darzu erlangen, ſich nicht allein wundern, ſondern au
hoch erfreuen werben.
6, Ich babe von Herrn Waltern vernommen, bafı ber
Herr etwas von meinen erſten Schriften habe empfangen, melde
er ihm gelieben laͤſſet, Ich roünfche aber, daß er die lebten auch
hätte, melche viel heller, Elärer uud tiefer gegründet, barinnen man
den »geoffenbarten! Gott in allen feinen Wundern und Werken Elar
erkennen mag.
7. Sie würben aud an Eurer Prori an vielen Enden mehr
Eröffnung geben; denn der Matur Grund ift fallt belle barinmen
entdecket, fowohl auch unfer ſchoͤner Luſtgarten Chrifli; ber nein
— 457 —
zu erwaͤgen gebe, und allhier nur augedeutet habe, was ein Chriſt
Ä ein müſſe.
22. So er ſich aber einen Chriſten ruͤhmet, denn ein Thier
iſt kein Chriſt, ſondern der mit dem heiligen Geiſte in Chriſti
Tod getaufet' wird, der Chriſtum hat angezogen und in Chriftr
bimmlifhem Sleifhe und Blute Iebet, welder das Abendmahl
Chriſti gefhmedet hat und mit Chrifto zu Zifche gefeffen ift, ber
ift ein Chrift, der in Chrifti Sußtapfen wandelt, und das anti
hriftifche böfe Thier im Fteifhe und Blute, welches einem Chriften
gleichwohl anhänget, immerbar toͤdtet, anbindet, nicht Gewalt laͤſſet,
und ſich in die Anfechtung geduldig ergiebet, welche ihm viel buns '
dertfältig zu einer Probe und Läuterung gegeben werden,
23, Ein Chriſt muß da6 ABC zurüde lernen, und die
Weisheit feiner Vernunft für thöriche achten, auf dag Chriftus
in ihm eine Geſtalt gewinne und er der bimmlifchen Weisheit
fähig werde.
24. Denn die Weisheit der dußern Welt ift an Gott blind,
- umd fiehet ihn nicht, und da doch Alles in Gott lebet und webet,
und er felber durch Alles ift, und doch kein Ding befigetz obne
was feines eigenen Willens erflirbet, das muß er befigen, und brs
figet e8 gerne, denn’ es will ohne ihn Nichts, und ift am Ende
der Schoͤpfung und auch im Anfang.
L 1
25. Davon ih dem Herm mohl melden Könnte, fo es all⸗
bier die Gelegenheit gäbe, welches ich in meinen Schriften gemals
tig dargethban, und aus dem Centro und Berftand aller Wefen
erfläret habe, und alihier- nur ein wenig in Forma angedeutet,
was eines Ghriften Zuſtand und Wefen fei, ob dem Deren lüͤſterte
weiter nachzuſinnen und fich in diefem Proceß zu ergeben, als ich
denn hoffe, er fei vorhin drinne.
26. Aber. zu mehrer brüberlichen Ergoͤtzlichkeit mit einem
Beinen Brieflein wollen andeuten, und mid) mit dem Herrn ers
gögen,, in der Hoffnung und im Glauben, der in uns wirket umd
tft, bie wir diefer Hütte einftene 06 werden, uhb uns in göttlis
cher und brüderlicher Einigkeit und Beſchaulichkeit werden hernach
voltömmlich mit einander ergoͤtzen.
27. Und ſolches auf Anhaften obgemeldeten Herm Doctoris
in guter Pflihe, Und empfehle den Deren der fanften Liebe Sefu
Chrifti.
Gegeben ut zupra.
> da
Durft nach Ehrifti Brünnlein möchte ſtets währeny denne IE
gewiſſe Zug des Vaters im Geiſte Chriſti zu ihm. Der irbihe
Adam iſt eine Dede davor, daß CEhriſtus im dieſer an
nicht mag ganz offenbat werben; denn ber bi Dabid, ber
Gottes, faget: Sie gehen dahin und-fden mit Thränen, und em
ten aber mit Freuden. Pſ. 126, 56. 4
2. Ich ermahne Euch ganz bruͤderlich, laſſet Euch
ſchrecken, wenn die Sonne. mit der Freudenteich in dem (alte
Adam nicht will ſcheinen: es ift Gottes Wille alfo; denn fiE guhls
ret nicht mit ihrem freudenreichen Glaft in den irbiſchen Menſchen
fonbern fie giebet nur manchmal dem erflorbenen Myſterlo, wrihes
in Adam verblid und am jüngften Tage fol in Kraft uffiehen,
alfo einen freundlichen Anblid, ber armen Serle zum Zrofte und und
zur Stärkung des neum Gewaͤchſes.
3. Allhie muß «8 nur in eitel Sehnen und Aengſten gebe
ren werben; es verbirger fich öfters die Sonne, aber fie ſuchtt mur
alfo in der Wurzel, daß fie einen Zweig aus dem Baume 'gebäre
Ringet nur getroft! ı Das: Kränzlein ift Euch gewiß beigelegetyt
wird Euch wohl aufgefihet werden nach der Maß, mie 18 Gott
gefället; denn nachdem er Einen in diefer Welt will brauchen, nad
bemfelben Maß offenbaret er ſich audy in ihm im Außen Menſchen
4, Uber der rechte Lilienzweig ftebet nicht in der aufern Reit;
ed ift mir eine eitel Freude, wenn ich vernehme, daß Ihr Euch
ängſtet nach der Lilie, und denket Ihr habet fie nicht; aber ich
— 48 —
gehret, bitte ed Zeigerin zu melden, mas der Junker dafür haben
will, Thne mid auch gegen dem Junker bedanken wegen Beth»
rung eines Schocks Käfe und eines Faſſes voll Rübeny für bie
anderen zwei Schod habe ich ber Annen drei Mark, wie begab:
ret mworben, gefchidet, Sch hoffe, fie mirb «8 empfangen und bem
Junkern zugeftellet haben, und wünfche dem Junkern von Gore id
reihen Segen, und erkenne ihn als meinen mir von Gott gugefanbten
Patron, dem ich gegen Gott wieder alfo viel fchulpig fe, als meiner
eigenen Seele, Will’ed auch in göttlicher Wermögenheit und wirkl
cher Kraft in meinem Willen und Begierde ſtetiglich, als mein
eigen Leben, in meinem Gebete zu Gott einführen, und es nit
als ein undankbarer Menſch gebrauchen, fondern «8 foll zur Unten
haltung des Lebens im Bau meines mir von Gott gegebeuen Tu
lents angerenbet werben. In melcher Arbeit mir anigo gar eine
wunderliche Thür über dir Offenbarung bes erften Bades
Mofis offen ſtehet (Mysterium Magnum), Und wirwohl id
weiß, baf der Junker geneigten Wilen gegen mir und allen Kim
dern Gottes träget: fo fage ich ihm doch, als ih gewiß erkannt
babe, mir aber nicht ganz zu offenbaren ſtehet, daß ihn ein ſolch
ins Künftige nicht wird reuen, denn feiner wirb bei unfern Made
fömmlingen darum nicht alleine zeitlicher Ruhm, fonberm als nman
ftommen gottesfürchtigen Herren nachfaget, gerühmer werben. Denn
biefes Talent bat gar einen mwunderlichen Ausgang, ob es gulch
ſtzo muß in ber Preffe ftehen, fo ift mir doc, gezeiget, worzu d
— 110 —
der Kraft feines Wortes offenbaret hat, unb burd; das Mysterium
Magnum ausgefprochen in Schiedlichkeit der griſtlichen Kormungen,
in melden geiftlihen Formungen die Scienz der Kräfte in ber Be
gierde, als im Fiat geftanden find, da ſich dann eine ſede Scien; in
die Begierde zur Offenbarung in ein Eörperlich leiblich Weſen ein:
geführet hat.
6. Ufo auch lieget im Menfcen, als in Gottes Bilbe ober
Gleichniß, daffelbe Mysterium Magnum, ald das effentialifche Wort
ber Kraft Gottes nach Emigkeit und Zeitz durch welches Moſterium
fih das lebendige Worte Gottes (nämlich das effentialifche Wert bt
Kraft Gottes) ausfpricht, entweder in Piebe oder Zorn, oderin bi
Phantafei, Alles nachdem das menſchliche Myſtetium in diner beweg
lichen Begierde ſtehet zu Boͤſem oder Gutem; wie denn geſchrieben
firhet: Bei den Heiligen biſt du heilig, und bei ben. Werfehrten
bift du verkehrt, Item: Welch ein Volt das if, ſolchen Wort
bat ed auch, Denn in was für einer Cigenfhaft das Mofterium
im Menfchen in ber Erweckung ftebet, ein ſolches Wort ſpricht
fih auch aus feinen Kräften aus, mie vor Augen ifb, daß in ben
Sottlofen nur Eitelkeit ausgeſprochen wird,
7. Mie fol nun ein autes Ausfpreden und Wollen fein,
mo das Mofterium zum Spreden ein falfcher Grund und vom
Zeufel im Grimme der Matur vergifter ift, melches falſche Myſte
rium nichts Gutes wollen noch thun kann, das vor Gott angenehm
fei, e8 werde denn zuvorhin mit Gott angezündet, daß ed ein goti⸗
— 416 —
20, Sie ift im ihrem Grunde vor dem krraturlichen Un
ftande, da fie in Mysterio magno in eine Sciedlidyfeit zw eine
Kreatur einzog, ein ſchoͤner Ens, großer Kraft und Kusenb
geweſen.
21. Aber des Teufels Imagination, als er als Thremfl
im Grunde der Natur in großer Gewalt inne ſaß, bat dieſen Eins
vergiftet, welcher fid in ber Scheidung in eine Schlange formicıt,
und darum brauchte er fie auch zu feinem Merkjeuge, durch ben
felben Lift und Gift, darinnen auc die mächtigite Kraft inne lag,
Evam monſtroſiſch zu machen.
22, Ihr als Medici werdet ohne Zweifel der Schlange Heim:
lichfeit audy wohl miffen, was fie unter ihrem - Gift verborgen
träget; ob man den ihre nimmt oder recht probiret (oder: und recht
procediret), fo habet Ihr eine Zinftur vor Gift, als Feine derglei⸗
den frin mag.
23. Sie war im Ens des Mysterii Magni vor ihrer Krea⸗
tur eine Jungfrauz aber im Fluche warb fie rine Hure, magiſch
zu verſtehen.
24. Sie ſahe in fih den Grund ber innern und ußern
Melt, baram mußte Einer aus ber innern und dufern Melt tom:
men und ihr Monftrtum, welches fie bat in Evam einaefchmeißer,
tödten. Davon wohl ein ganz Buch zu fchreiben wäre, was det
Zeufeld Begierde duch fie gewirket habe.
25. As fie aber das Bild Gottes half betrügen, fo ver
ıfmm: [ÜE „ sh de aa iii; [Yo.osch KHiiak uch u
as, 20 deu um }
ge O0—0——
wr TEEN
— ADD —
48. Und laffet Euch meine dunfeln Reben indenk fein, denn
| befier babe ich's auf igo nicht wermodht.
49, Weil man nur nad Hoffart und Geiz hat getrachtet, und
ben Zornfpiegel verachtet, und micht Buße gethan , ſo wirket Mebel
mit Uebel, bis fi das. Webel felber freffe, unb ſich ber Geimm
Gottes wohl ergöße.
50. Hier wird menfhlihe Vernunft wenig hindern mit Ihe
ten Ratbfchlägen, fondern das Feuer nur aufblafen und meht Anz
108 geben.
91. Gott märe gut für Noch; weil man aber verläffet Gott,
fe folget Noth und Spott,
52. Es habe ein Jeder wohl Achtung auf ſich felber; jebodh
ber fih felber nicht wird fuchen, der mird gefuchet und bebütet
werden, Und empfehle Euch der Liebe Jeſu Chrifti!
Datum Görlig, ut supra.
Euer in der Liebe Ehrifti Dienftwilliger
J. B.
Der dreiundvierzigſte Sendbrief.
An Herrn N. M.
— 18 —
fchrieben mworben, daß alfo zu hoffen, ber Tag merbe nahe an
brechen.
8. Denn e6 finden fih aud iso ein Theil unferer Gelbe
ten barzu und belieben es fehr, mit benen ich viel Converfation
babe; melde id Euch zur Nachricht, dieweil mir wohl bewußt ift, daß
bei Euch auch der Wolf binter dem Lamm fichet und bas freffen
will. So feib nur getroft, und belfet beten unb wirken, unſer
Bohn wird und im Paradies gegeben werben; allbie follen wir
nicht Lohn begebren, denn wir find Chrifti Reben an feinem Wein
ftode und follen ibm gute Früchte gebären, welche er felber durch
und wirket.
9. Gott wirb uns wohl Baudhfülle geben: laſſet und mur
an wenig genügen, er wird für uns forgen! Ob ſich's gleich vofte
trübfelig anläffet: fo wird es dod zum quten Ende fommen; und
ob mir gleih um feiner Erfenntniß willen müffen Schmady und
Elend leiden, auch follten gar das zeitliche Leben darum laſſen, fo
muß doch Gottes Kindern Alles zum Bellen dienen, denn ed wäh:
ret allbie nur gine Eurze Zeit, darauf folget unfere Einernte deffen,
mas wir allbie ausgefärt haben.
10. Euren Herrn Bruder, den Conrector, bitte ich wegen
meiner mit dem Gruße unſers Deren Jeſu Chrifti zu ſalutiren, fo.
wohl Alle, welche mich in Liebe Eennen und bie Wahrheit lieben,
mit denen Ihr befannt feib und zu tbun habe, Unb empfehle
Such fammt ihnen ber fanften Kiebe Telu Cbrifti,,
— 602 —
und Begierde im Blute Chrifti fubftantialifch und weſentlich wird
nach himmliſcher Art.
15. Nun, gleichwie die Todeszerſprengung in Chamn Perſon
in unferer Seele und Menſchheit geſchehen mußte, daB alforbie
Emigkeit in GChrifto (damit er war vom Himmel kommen unb
auch augleih im Dimmel war, Joh. 5, 13.) bie Zeit, aldı bei
Zeit Veben und Willen Überwand, und bie Zeit mit ihrem Willen
in den ewigen Willen der Gottheit wandelte, und. foldhes in um
ferer angenommenen Menſchheit gefchehen mußte: alfo auch ine
gleihen muß unſerer Seele Begierde benfelben ewigen Willen in
Chrifto, da die Zeit und Emigkeit in der Gleichheit ſtehet, in ſich
einnehmen, und burch biefelbe Madıt ſich wieder in die, Kinbheit,
als in bie Gnade, erſenken, auf daß der innere paradiefifche Brunb,
welcher in Adam fiarb, im Willen des Gehorſams Ehriſti, durch
fein himmliſches und von und angenommened menſchliches Blut,
wieder ausgrüne.
16. In uns felber muß die Verfühnung durch Ehriſti Eins
male Berföhnung offenbar werden, wohl durch das Einmal-Geſche⸗
bene in Ehrifti Blut und Tode; aber daffelbe Einmal: Gefäichene
in Chrifto muß «8 aud in mir thun, es muß iso num burch
Chrifti Blutvergiefen auch in mir gefchehen. Chriſtus vergiehet
auch fein himmliſches Blut in meiner Glaubensbegierde in meiner
armen Seele, und tingiret den Zorn Gotted darinnen, "auf baf
* * abamifche Did Sa⸗⸗ er: erblidet und fehend, "hörend,
or ee —
— 504 —
zen; wir aber hielten ihn für den, der von Gott alſo serfchlagen,
geftrafet und gemärtert würde,
26. Daher muß ein Chriſt ein Kreeugträger feing Dem
ſobald Chriftus in ihm geboren wird, fo gehet der Sturm bir
Hölle und Zornes Gottes in der ewigen Matue an, ſo wird bie
Hölle im Menſchen geflöret, und die Schlange getreten, babon bie
große Unruhe, Berfolgung und Schmach, vom Zeufel und ber
verberbten Melt über den dußern fünblichen Menſchen gehetz ba
muß fich der äußere fündlihe Menſch laſſen von Gottes fkrenger
Gerechtigkeit im Zorne von den Kindern des Zornes urtheilen und
zur Verdammniß richten. Diemweil ein anderer Menfh in ibm
(ebet, welcher dem äußeren, fterblichen nicht ähnlich ift: fo führer
Gottes Gerechtigkeit im Zorne fein Gericht über das Sündenhaus,
ſowohl alle Diener des Zornes Gottes,
27. Alda hilfet Chriftus das Joch tragen, unb wird ber
Menſch in Chrifti Proc, Verachtung und Spott, im feinem Ber
ben und Zobe, der Gerechtigkeit Gottes im Zorne aufgeopfert, und
wird Ehrifti Bilde ähnlich.
28. Die bh. Schrift bezeuget an allen Drten, baf wir durch
ben Glauben an Chriftum von der Sünde gerechtfertiget werben,
nicht durch die Werke unferer Verdienfte, fondern durch das Bine
und Tod Chriſti Welches zwar von Vielen alfo gelehret, aber
von Menigen, die es alfo lehren, recht verftanden wird,
29, Man Iehret und mohl die zugerechnete, Gnade; aber
was ber Glaube fei, wie er geboren werde, mas er in Effeny
ung Dev Sefchichte, dag der M
ſtus für feine Sünden geftorben
der verheißenen Gnade Chriſti, er
Ghriſtus ſpeiſet die Seel
mit feinem Leibe und Blute, wie eı
iffet das Fleiſch des Menfhen ©:
ihm; wer aber daſſelbe iſſet, der bi.
ibm. op, 6, 53.
1, Und bierianen beſtehen
und der rechte Sriftliche Glaube; dr
iſt wie ein glimmend Feuer ober Mı
ünen Wollte, und bat einen recht
ein rechter Eng gegeben wird
Geuer, aus welchem ein fchönes Licht
tet. Alsbann wird offenbar, wie ji
Feuer und ſchoͤnes Licht verborgen gel
nt ward.
| Alſo auch in einem Kinde
die arme Serle im Grimme Gottes r
ein glimmendre Döchtlein, dag gerne
aber nicht Yor ber Eitelkeit der Sünt
enn aber die eele, als das Elein
Chrifti Liebes Ens, als Chriſti Sleifch ı
fo hebet das Heine Fünklein an ein
werden, das um fi fcheinet umn ram.
7o Der Sg
in unfere erſte Eltern entflanden
Denn alle Eigenfchaft
in ber Gleichheit, und liebete je
Teufels Neid, welcher bie falfche
die Ungleichheit du probiren, und i
fel, zu empfinden Hitze und Kaͤlt—
der Eigenſchaften, find folche fall
ſtanden, daß anitzo dieſe Begiert
Mitaͤſte oder Brüder luͤſtert, ihr
dlehen, und ſich zum Herrn darüb
63. Welches Alles wider den
und eine Meineidigkeit an Gott iſt,
tur laufet, wie man das an der Erd
ſiehet, wie Alles lieblich bei einander
iner kter erfreuet, und wie eij
ſeinen Saft und Kraft einflößet, un
nf
eine liebliche Gleichheit eingeführet, t
bens in gleichem wichte in der Zer
65. Als aber der Teufel die Gi
ſchmeißete: fo uſel die
— 612 —
und nicht denken auf Einen Tag, Woche oder Fahr, ſendern Ten
Gemüth foll fie zur Verdammniß des Todes urtheilen, und fie wicht
mehr wollen lieben, fondern für Feinde halten, und Fi wol pur
Gmabe Gottes menden.
71. Wenn biefes gefchiehet, fage ich theuer, fo mag er Ti
zum ernften Gebet in der Demuth wenden, und Gnade von Gott
bitten; und obgleich fein Der; fpricht lauter Nein, und der Teufel
ſpricht: harre noch, es iſt ige nicht aut, und wenn Morgen Font
met, fo faget er wieder Morgen, unb ſpricht ins WFleifch in: bu
mußt Das und Jenes von ehe haben, fammle dir von ebe einen
Schatz, daß du der Melt nicht darfeft: alsdann tritt in eim ſoſche
Leben, jo fol das Gemürh doc veſt im Fürfage bleiben ſtehen und
denken, dieſe einfallenden Gedanken find meine böfen hungrigen Thiere,
die mill ich tödten, und im Blute Chrifti in feiner Liebe erfäufen;
ed foll mir £eines mehr leben, denn ich will ihrer nicht mehr, I
bin auf bem Wege zu meinem alten Bater, welcher feinen Sohn
bat zu mir im mein Elend gefchidet, der da fagete: Kommet Alle
zu mir ber, die ihr mit Sünden beladen, und aber derſelben mübh-
felig ſeid: ich will euch erquiden, Math. 11, 28. Mein Barer
will ben b. Geift geben denen, die ihn darum bitten, Zuf. 11, 18.
72, Diefes bilde er ibm in fein Herz ein, und komme mit
bem verlorenen Sohne zum Vater. Wann der ſehen wird, daß bas
feelifche Gemüth gegen ihn gerichtet fteher, und fidh gerne mollte
begebren, und aber nicht kann: fo wird er ihm alsbald entgegen⸗
— 6144 —
bet: und hat alfo mit dem Menſchen ein Bild feines Sprechen:
den und ausgefprochenen wefentlihen Wortes bargeitellet, an bem
die göttliche Scienz mit der Schiedlichkeit des ewigen Sprechent
inne liegt.
2, Daher ihm aud ber Verftand und die, Wiſſenſchaft aller
Dinge fommt, daß er mag der Natur Zuſammenſetzung, fomobl
auc ihre Auftöfung verſtehen. Denn kein Geilt forfchet tiefer als
in feine Mutter, daraus er ift entftanden, und in derer Grunbe-er
in feinem Gentro inne ſtehet, wie wir das an ben Kreaturen.ber,
Elemente und Geſtirne feben, daß ihr Verſtand und Wiſſenſchaft
nicht hoͤher iſt als ihre Mutter, darinnen fie leben; ein jebes eben
nah Art feiner Mutter, barinnen es in der Schiedlichkeit bed. aus⸗
gefprochenen Wortes flehet. Und es vermag Eeine Kreatur in ben
vier Elementen (welche nicht aus der ewigen Seien; urftänber) bie
Wiffenfchaft der verborgenen geiltlihen Kraftwelt erreichen, als ame
einig und allein der Menfch, weldyer mit feiner Seele und verſtan⸗
digem Geiſte in dem ewigen Hauchen der göttliben Kraft und
Schiedlihfeit des ewigen Morts Gottes inne ftehet.
3. Deromegen die menſchliche Scien; im Gmteo ihres Urs
ftandes Boͤſes und Gute annimmt, und Sich in Böfes und Gutes
faffet, und darinnen weſentlich machet, fi alfo mit der Scieng in
Willen, Begierde und Weſen einführet, daß der ungrüunblide Wille
aus dem ewigen Worte der Schieblichkeit, fih in dem Ereatürlichen
Morte, als ‚in der tteatärlichen feelifche n Scienz, in einen End und
Hitfirt: afhraf a nah ke:
Ihe Han Anal hen En
— 516 —
eigenen Maturrechted erflirbet: und doch kein Sterben verflanben
wird, fondern alfo führet ſich die Kraft in Empfinblichleit, und
durch die Zödtung ber eigenen Begierde der Eigenfchaften, durch
das Sterben der Selbheit, duch das Feuer im Licht aus. Alba
im Lichte ein ander Principium, ald das wahre Mysterium Magnum
göttlicher Offenbarung verftanden wird; und im feuer wirb bas erfle
Principium als die ewige Matur verftanden, unb find zwei in einem,
mie Feuer und Licht. Das Feuer giebet Seele, und des Lihies
Kraft giebet Geiſt. Und wird in diefer Lichteskraft göttlihen Aus
fprechens, duch die Weisheit, durch Offenbarung bed Feuers (ver:
ſtehet Geiftfeuer) die Mutter der ewigen Geifter, ald Engel und
Seelen der Menfchen verftanden: ſowohl die geiftliche englifche Welt,
als die verborgene innere Kraftwelt, welche eine Mutter des Dim:
meld, der Sterne und Elemente ift, als der aͤußern Welt.
11. Das IH. Centrum ijt dag Verbum Fiat, als bas
natürliche Wort Gottes, aus Kraft des erften und zweiten Principil,
als rin Separator, Schöpfer und Macher aller Kreaturen, in ber
innern und dußen Melt, eine jede Welt nach ihrer Eigenſchaft.
Derfelbe Separator, oder Sprecher ber Schiedlichkeit göttlicher Kräfte,
bat ſich aus ſich felber aus dem erjten unb zweiten Principio, als
aus der feurifchen und lichtifchen, fowohl aus der Impreffion unb
Snfaßlichkeit ber Befchattung, als aus der Finſterniß, ausgefprocden,
und mit ber Schiedlichkeit des Ausfprechens eingefaffet, und mate
eialifch, dazu mebend und empfindlich gemadt. Daraus iſt entftan-
— 6834 —
und Lügen nur mein Büchlein bat: publiciret und. offenbar tuf
es itzo faſt Jedermann, bel und Gelehrte, aucdy eiafänige kaum |
begehren zu lefen und ſehr Lieb haben; meides Büchlein iu |
Zeit ift faſt durh gan Europa erfhollen umbtemmen; ul
ſehr geliebet wird: auch am Ehurfl Hofe Sakhfen; kulım
ich dann auf ein Gefprädh bin zu hoben Leuten gebeten marke
melches ich ihnen bewilliget im Ausgange der Leipziger Melk
zu vollziehen. Wer weiß, mas allda mödte gefcheben, ob nik
dem unverſchaͤmeten Käflerer möchte das Maul zugeflopfer uuı iu
Mahrheit gepflanzet werben.
8. Vermahne Euch defimegen mit Gebulb und Beim; 5
chriftlicher Liebe umd Freude, der Zukunft und Offenbarung une
Heren Jeſu Chrifti, au warten auf frine Erfcheinung, welde bil
anbrechen und dem Teufel feine Merke zu nichte wird madım.
Mir grauet nichts vorm Teufel: mill mih Gore zu feinem‘ Wat:
‚ zuge länger haben, er wird mid wohl befhügen, denn die Wahr
beit darf feines Schutzes. Ihr Schus iſt dirfes, was Chrifiis
faget: Wenn euch die Leute um meinetwillen verfolgen, un
alles Mebeld von Euch reden, fo fie daran lügen: ſe freuer nudı
euer Lohn ift im Himmel, Matth. 5, 11, . Item— Meeıftomm
ift, der fei immerhin ‚fromm, und wer böfe ift, der fei immerbin
boͤſe. Apok. 22, 11; Ein Jeder wird ernten, was er füet,
9. Mas foll mir zeitliche Ehre, fo mein Wandel im Himr
mel ift, und ich nadı dem Leibe und Seele dahin laufe, da mein
Seit in Ehrifto vorbin wohnet? Keide ih doch nur im Beibe
= 633—
und Rügen nur mein Büchlein hat pubficiret uud, offenbar "bai
ed itzo faſt Jedermann, Abel und: Gelehrte, auch) sinfältige Yaı
begehren zu lefen ugb ſehr lieb haben; weldies Büchlein Ta
Zeit ift faſt durch ganz Europa erfchollen "unbEommmen? un
ſehr geliebet wird: auch am Ehurfl Hofe Sakhfen, ik
ih dann auf ein Geſptaͤch bin zu hohen Leuten gebeten mom
melches ich ihnen bewilliget im Ausgange der Leipziger Mieflt
zu vollziehen. Wer weiß, mas allda möchte gefcheben.. ob mi
dem unverfchämeten Läflerer möchte das Maul zugeftopfer mas iu
Wahrheit gepflanzet werden.
8. Vermahne Euch deßwegen mit Grbulb und Bet
chriftlicher Liebe und Freude, der Zukunft und Offenbarung uni
Heren Jeſu Chrifti, zu warten auf feine Erfcheinung, weldir balk
anbrechen und dem Zeufel feine Werke zu michte mwirb madım,
Mir grauet nichts vorm Teufel: will mid Gott su feinem Werk
jeuge länger haben, er wirb mic wohl brfdüsen, denn Die Wahr
beit darf keines Schutzes. Ihr Schutz ift virfes, was Shriſtu
faget: Wenn euch die Beute um meinetwillen verfolgen, und
alles Uebels von Euch reden, ſo fie daran lügen: fo freuer muy
euer Lohn ift im Himmel, Matth. 5, 11. . Semi; Merıfromm
it, ber fei immerhin fromm, und wer böfe ift, der fei immerbin
boͤſe. Apok. 22, 11, Ein Jeder wird ernten, was er füer,
9. Mas fol mir zeitliche Ehre, fo mein Wandel im Him⸗
mel iſt, und ich nad dem Leibe und Srele dahin laufe, da mein
Seit in Chriſto vorbin mwohner? Leide ih doch nur im Beibe
— 632 —
darunter wir in goͤttlicher Geduld warten, moͤchte ich wohl wiſſen.
Denn ich habe vernommen, daß daſſelbe Giftfeuer in Babel
Euch, gegen Euch und mich faft brennen ſoll.
2. Aber ich habe auch dargegen das große Liebefeuer in Et
lichen angezündet geſehen, alſo daß ich gewiß erkenne, daß bie Zeit
goͤttlicher Heimſuchung nahe und ſchon vorhanden fei: wollet Eud
neben mir und andern Kindern Chriſti nur in Geduld faſſen,
daß der Zorn Gottes das böfe Thier ſammt der Hure fhlirze.
4. Uns gebühret als Kindern Chrifti mit Ehriſto zu leiden,
und im Peiden feinem Bilde ähnlich zu werden. Laſſet Euch das
nur nicht fremde fein, fo Euch die Melt haſſet und gram erben
möchte; es muß alfo fein: ber Melt Keinpfchaft ift unfere Ex
böhung in Chriſto, denn wir find in der Welt fremde Gäfte, und
wandern auf der Pilgrameftraße wieder in unfer Vaterland. Unb
empfehle Euch der Liebe Jeſu Ebrifti!
Datum ut supra.
Euer in der Liebe Jeſu Ehrifti wohlbefannter
I. 3,
Der funfzigfte Sendbrief.
— 660 — J
Der neunundfunfzigſte Sendbrief.
| An N. N.
Anno 1624 im April.
Mein gar’ lieber Herr, neben MWünfhung ber Liebe unfern
Herrn Jeſu Chriſti, in Seele und Geiſt! füge ich dem Herrn, daf
In meinem Abwefen diefer Reife, als ich bei Herrn Dans Sigm.
Pauſten gewefen bin, der pharifäifche Geift hat gewüthet, als
wollte er den Himmel ſtuͤrmen und die Hölle zerbrechen, und Alles
wegen des gebrudten Buͤchleins, welches doch von Vielen ſeh—r hoch
geliebet wird. wu
2. Und weiß nicht, wie es mir mit diefem pharifäifchen Geiſt
noch gehen wird; feße aber meine Hoffnung und ganzes Vertraum
In ‚die Liebe Jeſu Chrifti, und danke Gott, daß ich dem Bilde Jrfu
Chriſti fon ähnlih werden, und um feinetwillen Schmad leiden,
will Alles mit Geduld unterm Kreuz Chrifli tragen; denn es fiir
met Satan wider Chriftum, und Chriftus wider den Satan: und
.. gehet wie bei Chrifto, eine Part fagete: Er ift fromm und cin
. Prophet; die Andern fageten: Er hat den Teufel. Wie es mir
ablaufen, berichte ich ferner dem Deren. Und empfehle ihn te
Liebe Jeſu Ehrifti!
O. H. D. W.
” J. B.
Der ſechzigſte Sendbrief.
An Herrn Friedrich Krauſen, Med. Doct. zu Liegnitß
Vom 9. Mai 1624.
Unſer Heil im Leben Jeſu Chriſti in uns!
Mein gar lieber Herr und chriſtlicher treuer Freund: Neben
herzlicher Wuͤnſchung goͤttlicher Liebe, daß Euch die Sonne der Gr
rechtigkeit in Seele und Geiſt ewig ſcheine! Wenn’s Euch nod
wohlginge, das waͤre mir eitel Freude. Mich wiſſet, Gott Lob!
dießmal noch in guter Leibesgeſundheit, aber mit des Satans Kie
ten duch den phariſäiſchen Geiſt von außen wohl beworfen; denn
Sefuiter dahin men, und man bie Mirchen von Iyaca moinder
abfoberte: mas würde es gute Päpftler geben!
11. Man laffe es doch nur alfo gehen. Stilleſchwe igen 1
bas Belle. Sie jagen eine Müde, und. meinen, "fh
baben den Braten, aber #8 fteder ein !leines Senf
törnlein vom FT, baran Chriftus hat ben Zob ermün
get, barin, das wied ihnen ben Bauch zerberften/ um
wird zu einem Baum werden: das kann Niemanib
mebren,
12, Mein Weib darf Leine Fenſterladen befhalben laſſen
machen: wollen fie biefe einmwerfen, das mögen fie thunz fo ſicht
man bed Hohenprieſters Früchte, Sie fol fih doch nur noch ein
wenig gedulden; bat fie nicht Raum zu Görlig, fo will ich fie
wohl an Drt und Stelle verfchaffen, da fie wird Friede haben,
Sie bleibe do nur zu Haufe, und gehe nicht ohne Noth au
und laffe den Feind toben, er wird fie nicht freffen.
13. Ich muß noch ein wenig allbie verwarten, und nadı-
feben, mas Gott thun will; denm id bin itzt erft ein wenig ih
großer Herren Kundfhaft alhie kommen, welches täglich geſchiehet
und gehet mir auf heute, Gott Lob! noch wohl, und babe nod
nicht Bug gehabt, etwas von den Herren zu begehren zu meinem
Schutze, weil der Churfürſt verreifet ift, und etliche ber für
nehmften Herren mit ihm.
14. Wiewohl ih mich auf Eeinen meltlihen Schuß verlaſſe;
fondern auf Gote warte, und ihm allein vertraue, von bem id
|
/ — 0505 —
18. Meinem Welbe überſende ich mit Beigern zwene Reichs⸗
thaler zum Behuf; wird ihr etwas mangeln, weiß fie doch wohl,
wo fie das haben kann. Der Schluͤſſel zum Tiſche liegt im Stü⸗
bei bei den Pfannen auf dem Brete. Euer Tractaͤtlein liegt im.
Tiſche, könnet's abfodern. Euer Schreiben, welches Ihr nad) Zitta
habt geſchickt, iſt mir noch nicht worden. Ob fich etwas zutrüge,
bitte ich doch mir zu ſchreiben; und mo Leine geriffe Botſchaft
zufaͤlig ber ift, nur Herrn Melchior Bernten zu Bitta
fhiden, er bat alle Wochen Gelegenheit her; und ihm zu melden,
daßs er's fortfördere, als ich's denn auch alfo mit ihm habe vers '
laſſen; und mein Weib und die beiden Söhne zu grüßen, und fie
zur chriſtlichen Geduld und zum Gebet vermahnen und nicht eigene
Mache vorzunehmen, daß der Feind nicht Urfache habe.
19. Der Handel mit Herrn Fürſtenauer's Befinde iſt
wohl nicht gut; jeboch wird daraus nicht viel werden, denn es ift
‘ des Primarii eigene Schande, und dürfte ihm wohl groß verwiefen
werden, fo das recht beantwortet würde; und wünſchte, bag «6
fein Herr recht wüßte, er wuͤrde ihn wohl in Schug nehmen: es
find des Primarii gute Früchte,
20. Ich hoffe, ich will Euch eheſtes befuchen, ob ich ja
wieder hieher folte reifen. Es wird nicht Halsabhauens gelten;
es iſt nur ein tolles Gefchrei, daran nichts iſt, ale Pfaffenglödel,
bie lautet alfo ſchoͤne. Ob's Chrifti Stimme fei, ober bed Zeus
fels, iſt leicht zu rathen. Ihr dürfe Euch wegen des Geplerres
micht zu Tode fürchten; es ift Leine Sache, daran Schande hanget,
es ift nur die Glocke zu Babel, bie wird geläutet zum Gturme,
21. Helfet nur im Geifte Chrifti tapfer flürmen, fo wird
alsdann auch Chriſti Gloͤcklein geläutet werden. Gott gebe ihnen
und uns Allen einen guten Sinn.
22. Herrn Friedrich Rheniſchen bitte ich zu grüßen.
Ich Habe ihm alfo allhie noch nichts koͤnnen ausrichten, denn «6
gebet allhie fehr nach Gunſt zu, und find viel Aufwärter, fo etwas
iſt; will ihm aber gar gerne in Liebe dienen, fo ich nur koͤnnte;
id Tann mir anigo noch felber nicht rathen, bi6 mir ‚Bott hüft,
Und empfehle Euch Alle in Die Liebe Jeſu Chriſti!
®
Datum Dresben, ut supra.
Des Herrn dienſtw.
j J. B.
.8. Mein Jakob ſoll doch noch zu p Goͤrlitz warten, daß die Mut⸗
ter * einen Troſt habe, bis ich's kann andern; ed ſollte ſchon fein, fo ich
nicht allhie warten müßte: fie gebulde ſich nur. '
08 —
7. Wegen des Görliger Hauptmann berichte ich, daß
er heute nicht binnen iſt; will aber nachfragen, wenn er wird hie
fein: und fo es North iſt, kann mich der Herr berichten, fo mil
ich Bericht thun.
Denn wir koͤnnen anitzo nicht in die Stadt wegen einge⸗
fallener Bruͤcke, mit einem ganzen Joche mitten auf der Brücke,
von oben an bis in den Grund, meldes in einem Blitz und Hui
geſchah, als ſchoſſe man ein Rohr ab, welches ih habe felber ge:
feben, und Gottes große Macht faft übernatürlich gefpüret, mweih:s
mir groß Nachdenken giebt, davon ich mündlih mit Euch reden
wollte. (Geſchah den 18. Zul. 1622.)
9. Denn ein folches, als ich gefehen, mich hart beftürzer hat,
denn ich war über drei Ellen nicht vom Anbruch im Senfter ie
gend-, ins Waffer zu -fehen, lief aber im Schrade davon, fabe «6
nur in einem Blide an; und ehe ih mih umſah, war Alles in
Grund augenblicklich.
10. Wegen ber Fifche thue ich mich bedanken, will es im
Guten verfhulden, will Euch in Kurzem felber fehen, fo ich nur
- wiffen werde, dag Ihr ein wenig Zeit habe. Könner mich's mil:
fen laſſen, wenn's Euch auf einen halben Zag Gelegenheit gickt.
Und empfehle Euch der fanften Liebe Jeſu Chriſti.
P. 8. Es find wohl eine Perſon oder gehen mit hinunter gefallen, und
teils fehr befchädiget, aber Feines tobt blieben; man kann nicht eben wifen,
ob jemand Krembes möchte fein verfallen, denn ed war viel Volk Larıuf.
Man weiß den Kau noch nicht recht; giebt die Erfahrung, wenn man das
Holz wirb aufheben.
E. in der Liebe dienftw.
I B.
Halleluja!
Druck von Friedrich Nies in Leipzig.
3 6105 12 2
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