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JOHANN REUCHLIN^ KOMÖDIEN.
EIN BEITRAG
ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN SCHULDßAMAS.
VON
HUGO HOLSTEIN.
HALLE A. S.,
VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES.
1888.
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VORWORT.
Die dem Drama des 15. und 16. Jahrhunderts gewidmeten
Studien haben in neuerer Zeit einen überaus hohen Aufschwung
genommen. Sie verdanken denselben der immer mehr geför-
derten Erforschung derjenigen Bildungselemente, welche die der
Eeformation vorangehende glanzvolle Zeit des Humanismus ge-
weckt hat.
Zu den hervorragendsten Gestalten in der Geschichte des
deutschen Geistes zählt Johann Eeuchlin, der mit Eecht der
Yater imserer griechischen, lateinischen und hebräischen Studien,
der Phönix der Wissenschaften an der Wende des 15. zum
16. Jahrhundert genannt wird.
Die volle Würdigung der grofsen Yerdienste Eeuchlins um
die Ausbreitung der Sprachwissenschaften in Deutschland hat
Ludwig Geiger in seinem auf den umfassendsten und gründ-
lichsten Studien ruhenden Werke: „Johann Eeuchlin, sein Leben
und seine Werke" (Leipzig 1871) erbracht; der von demselben
Gelehrten in musterhafter Form herausgegebene Briefwechsel
Eeuchlins (Tübingen 1875) zeugt von den mannigfachen Be-
ziehungen ^ in welchen der gelehrte Schwabe zu den Trägem der
Wissenschaft gestanden hat.
Dafs Eeuchlin auch dem Lustspiele seine Aufmerksamkeit
zugewandt hat, ist ein Beweis von seiner wissenschaftlichen
Vielseitigkeit; die beiden von ihm in kurzer Zeit verfafsten
lateinischen Komödien gehören zu den besten dramatischen
Schöpfungen jener Zeit und waren viele Jahre hindurch ein
nachahmungswertes Yorbild für andere Dramatiker.
IV VORWORT.
Die erneute Herausgabe der Eeuchlinschen Komödien ent-
spricht einem lange empfundenen Bedürfnisse. Es kam dabei
nicht allein auf eine korrekte "Wialergabe des Textes an, son-
dern es schien auch eine Berücksichtigung der mannigfachen
litterarischen Yerbindungen nötig, welche die Herausgabe der
beiden Komödien von 1497, dem Jahre ihrer Entstehung, an
im Gefolge gehabt hat. Unter diesen Umständen glaubte icli
auch eine möglichst genaue Bibliographie derselben zum Gegen-
stande meiner Untersuchung machen zu müssen und habe zu
diesem Zwecke die einzelnen noch vorhandenen Exemplare, die
sich im Besitze der öffentlichen Bibliotheken befinden, soweit
mir dieselben erreichbar waren, mit möglichster Sorgfalt geprüft.
Hierbei gestatte ich mir den Vorständen der Bibliotheken
für die freundliche imd wohlwollende Unterstützung, die ich
dxirch. ihre Güte erfuhr, meinen verbindlichsten Dank zu sagen,
insbesondere den Yorständen der Bibliotheken zu Berlin, Bern,
Bremen, Breslau, Dresden, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidel-
berg, Leipzig, München, Nürnberg, Oldenburg, Stuttgart, Tübingen,
Wernigerode, "Wien, "Wolfenbüttel, "Würzburg und Zwickau.
Durch spezielle Nachweise haben mich aufserdem die Herren
Professor Dr. Michael Bernays in München, Dr. Goldlin
von Tiefenau in Wien, Professor Dr. Hartfelder in Heidel-
berg, Ober - Bibliothekar Professor Dr. von Heinemann in
Wolfenbüttel, Archivrat Dr. Jacobs in Wernigerode, Oberlehrer
Dr. Knod in Schlettstadt, Direktor Prof. Dr. Laub mann in
München, Ober -Bibliothekar Prof. Di*. Schnorr von Carolsfeld
in Dresden, Ober- Bibliothekar Professor Dr. Schott in Stuttgart,
Professor Schwarze in Frankfurt a. 0., Professor Dr. Steif f in
Stuttgart und Ober-Bibliothekar und Archivdirektor Dr. Wustmann
in Leipzig zu besonderem Danke verpflichtet, den ich an dieser
Stelle zu wiederholen mir gestatte.
Herrn Dr. Johannes Bolte in Berlin habe ich den Nachweis
der beiden Handschriften zu danken, deren Benutzung mir die
Königliche Bibliothek zu Erfurt und die Königliche Universitäts-
Bibliothek zu Upsala in zuvorkommendster Weise gewährte.
VORWORT.
Durch die gutige Übersendung der beiden Handschriften,
welche die Herren Bibliothekare Dr. Annerstedt in Upsala
und Dr. Au ermann in Erfurt zu vermitteln die Güte hatten,
wurde ich in den Stand gesetzt, die der ersten Drucklegung
der einen Komödie vom Jahre 1498 vorangehende handschrift-
liche Überlieferung, welche auf Eeuchlins eigene Textesgestaltung
zurückgeht, genau zu prüfen. Aufserdem aber erschlofs sich
durch die weitere Durchsicht des in üpsala befindlichen Wimphe-
ling- Codex eine erstaunliche Fülle bisher noch unbekannten,
besonders für die Geschichte des Heidelberger Humanismus
höchst wertvollen Quellenmaterials, das der Yeröffentlichung
noch harrt.
Sollte durch meine Arbeit die Entwicklungsgeschichte des
lateinischen Schuldramas einen Schritt weiter gefördert worden
sein, so würde ich mich für alle angewandte Mühe reichlich
belohnt sehen.
Wilhelmshaven, 1. Mai 1888.
H. Holstein.
INHALT.
Seite
Einleitung 1
I. SCAENICA PROGYMNASMATA 11
Text 13. Didaskalie 30. Gedichte: Sebastian Brant 31.
Jakob Drakontius 32. Adam Werner von Themar 33.
J]rster Abschnitt. ALLGEMEINES 34
Zweiter Abschnitt. DIE FABEL DES STÜCKES • 37
Dritter Abschnitt. DIE VON REUCHUN BENUTZTE QUELLE 40
Vierter Abschnitt. DIE LITTERARISCHE VERBREITUNG . . 48
1. Das 15. Jahrhundert 48. 2. Das 16. Jahrhundert 53.
3. Das 17. Jahrhundert 67. Das 18. und 19. Jahr-
hundert 70.
FüDfter Abschnitt. DIE DEUTSCHEN NACHBUJ)UNGEN . . 73
A. Dramatische Nachbildungen 73.
1. Hans Sachs 73. 2. Johann Botz 77. 3. Gregor
Wagner 81. 4. Jakob Klyber 87. 5. Das Luzemer
Neujahrsspiel 87. 6. Christian Weise 91.
B. Andere Nachbildungen 91.
1. Jörg Wickram 91. 2. Georg Rollenhagen 93.
Sechster Abschnitt. DIE HANDSCHRIFTLICHE ÜBERLIEFE-
RUNG 95
Siebenter Abschnitt. REUCHUNS KOMMENTAR 97
n. SERGIUS VEL CAPITIS CAPUT 107
Text 109.
Erster Abschnitt. ALLGEMEINES 126
Zweiter Abschnitt. DIE FABEL DES STÜCKES 128
Dritter Abschnitt. DIE LITTERARISCHE VERBREITUNG . . 130
ANHANG 137
A. Der Sprachschatz der beiden Komödien und die Chorgesänge 139
B. Widmungsbriefe der Herausgeber , , , , , 146
VIII INHALT.
C. Bibliographie 155
I. Scaenica progymnasmata 155
1. Textausgaben 155. 2. Ausgaben mit Spiegels Kom-
mentar 162.
n. Sergius vel Capitis caput 163
1. Textausgaben 163. 2. Ausgaben mit Simlers Kom-
mentar 164.
in. Comoediae duae 165
D. Personenverzeichnis 167
E. Ortsverzeichnis 171
EINLEITUNG.
Nach dem am 24. Februar 1496 erfolgten Tode des
Herzogs Eberhard von Württemberg sah sich Johann Eeuchlin,
der sich seit 1482 der Gunst seines fürstlichen Freundes zu
erfreuen gehabt hatte, genötigt, Stuttgart, die Stätte seiner bis-
herigen Wirksamkeit zu verlassen; denn er mufste fürchten,
dafs der nichtswürdige Augustinermönch Konrad Holzinger, des-
sen Yerhaftung er vordem veranlafst hatte, seinen Einflufs auf
Herzog Eberhard den Jüngeren, den Erben der wiirttembergi-
schen Krone, geltend machen werde, um sich an ihm zu
rächen. Holzinger war aus dem Gefängnisse, in dem er sich
seit Ende 1488 befand, unmittelbar nach dem Eegierungsantritte
des neuen Fürsten entlassen worden. Ratlos suchte Eeuchlin
einen Zufluchtsort. Da seine Freunde Bernhard Schöferlin in
Frankfurt imd Peter Bonomus in Augsburg ihm die ersehnte
Statte nicht verschaffen konnten, so wandte er sich an Johann
von Dalberg, Bischof von Worms und Kanzler des Kurfürsten
Philipp von der Pfalz, der ihm bereits im Jahre 1491 seine
treue Hilfe angeboten hatte.
Wohl auf dem Fürstentage zu Frankfurt, wo die Wahl
des Erzherzogs Maximilian zum römischen König stattfand
(Februar 1486), hatte der Freund der Wissenschaften den gelehr-
ten Eeuchlin kennen gelernt. Seit der Zeit hatte sich um die
beiden Männer ein zartes Freundschaftsband geknüpft. Als der
Bischof, um mit seinem Freunde Adolf Occo, dem Leibarzte
des Kurfürsten, die griechische Sprache zu treiben, an Eeuchlin
die Bitte um einen kurzen, in dieser Sprache verfafsten Leit-
Holstein, Reuchlins Komödien. 1
EINLEITUNG.
faden richtete, veranstaltete dieser eine Sammlung griechischer
Gespräche nebst Übersetzung, welche er dem Bischof widmete
(1489), und liefs bald die Schrift von den vier Dialekten
der griechischen Sprache, die Frucht seiner Pariser Studien,
imd mehrere Übersetzungen aus dem Griechischen in das Deutsche
und Lateinische folgen. In einem huldvollen Schreiben vom
12. Dezember 1491 dankte der Bischof zugleich namens seines
Bruders Friedrich für die wertvolle Gabe, die ihm Keuchlin
verehrt habe. „Du darfst mit Eecht glauben", so schrieb er,
„dafs wir dafür sorgen werden. Dir imsem Dank dafür bewei-
sen zu können. Wir werden Dich gern zu den Unsrigen zäh-
len imd Dich willkommen heifsen; alles was unser ist soll
auch Dir gehören. Ich hoffe, dafs jener Sturm, an den Du
in Deinem Widmungsschreiben erinnerst und den auch wir am
Himmel drohen sehen, mit gröfserer Kühe vorüberziehen wird,
als wir vermuten. Mögen Deinem Herrn, dem Stifter und
Erhalter des Friedens, dem besten Fürsten, noch viele Lebens-
jahr^ beschieden sein; mag Gott das Unglück abwenden, das
sein Tod dem Lande bereiten würde." Und nun bietet ihm
der edle Bischof eine Zufluchtsstätte an. „Sollten sich aber
die Dinge unglücklich gestalten, so wirst Du uns und meinen
Bruder so finden, wie Du ims genannt, nämlich ein Asyl für
ein künftiges Geschick. Nichts wird als unser Eigentum gel-
ten, was Du nicht auch als das Deinige anzusehen berechtigt
sein wirst."
Die von Dalberg gefürchtete Gefahr trat zunächst nicht
ein, wohl aber mufste der Bischof es erleben, dafs ihm das
bischöfliche Eecht der Eats- und Gerichtsbesetzung vonseiten
der Wormser beanstandet wurde. Er schrieb an Eeuchlin, der
sich in Worms befand (5. Oktober 1495), wie er sich freue
ihn in seiner Nähe zu wissen; er möge ermessen, ein wie
grofses Unrecht ihm widerfahren sei. „So wisse denn", so
fährt er fort, „dafs ich, schon ehe ich von Deiner Ankunft
Nachricht erhalten, beschlossen hatte, Dich in Anbetracht unserer
Freundschaft und des gegenseitigen Wohlwollens zu ersuchen,
EINLEITUNG. 3
80 schnell als möglich Dich zu mir zu begeben, um mir den
Dienst eines wahrhaften und beständigen Freundes zu erweisen.
Ich bitte Dich, die jetzt sich bietende gute Gelegenheit zu
benutzen, und beschwöre Dich zu mir zu kommen; denn ich
werde mit Dir vieles zum Heile des Staates und unserer
Ruhe besprechen."
Ob Eeuchlin der dringenden Bitte folgte, darüber verlautet
nichts; wohl aber wissen wir, dafs er sich in der Stunde
der Gefahr seines treuen Beschützers erinnerte. Im Laufe des
April 1496 traf er in Heidelberg ein, wo er als willkommener
Gast aufgenommen wurde.
In Heidelberg hatte in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahr-
hunderts der Humanismus eine freundliche Heimat gefunden.
Zwar ging die Förderung der humanistischen Bestrebungen nicht
von der Universität aus, auf der die scholastische Theologie im
Bunde mit den Rechtswissenschaften in den alten Bahnen sich
bewegte; aber um den hochsinnigen Johann von Dalberg hatte
sich ein Kreis humanistisch gebildeter Männer geschlossen,
die ihre Lebensaufgabe darin setzten, die aus Italien herüber-
gebrachten Schätze des klassischen Altertums ihren Zeitgenossen
zugänglich zu machen, sich selbst an dem Geiste der Alten zu
nähren und den unfruchtbaren Wust mittelalterlicher Schulweis-
heit zu entfernen. Hier hatte der von Dalberg berufene hoch-
begabte Rudolf Agrikola, der Begründer des geistigen Lebens
in Deutschland, wenn auch nur kurze Zeit, aber doch äufserst
fruchtbringend bis zu seinem Tode (1483) gelehrt; hier hatte
Jakob Wimpheling von 1471 — 1483 als Lehrer der Humanitäts-
wissenschaften und Yorsteher des Artisten- Kollegiums gewirkt,
bevor er die Dompredigerstelle in Speier annahm; hier war der
erste gekrönte Dichter Deutschlands, Konrad Geltes, ein gern
gesehener Gast; hier war der Sitz und Mittelpunkt der von ihm
gegründeten und unter Dalbergs Vorsitz bestehenden allgemeinen
litterarischen Gesellschaft (Sodalitas litteraria Celtica), zu welcher
die hervorragendsten Vertreter des Humanismus, auch auswär-
tige wie der gelehrte Abt des Klosters Sponheim Johann Tritheim,
1*
EINLEITUNG.
Konrad Peutmger in Augsburg, Wilibald Pirkheimer in Nürn-
berg, Ulrich Zasius in Freiburg u. a. gehörten.^ Ein reger
geistiger Yerkehr, der von dem eifrigen Johann von Dalberg
gefördert wurde, herrschte unter den in Heidelberg ansässigen
Mitgliedern, zu denen Dietrich von Pleningen, Johannes Yigilius
(Wacker), Adam Werner von Themar, Konrad Leontorius,
Johannes Drakontius u. a. gehörten.
In diesen Kreis trat Eeuchlin. Bald fühlte er sich hei-
misch; der mit bangen Sorgen um seine Zukunft erfüllte Ge-
lehrte konnte wieder frei aufatmen, und als ihn der Kurfürst
Philipp auf Dalbergs Verwendung auf ein Jahr zum obersten
Zuchtmeister seiner Söhne mit dem Titel eines fürstlichen
Eates ernannte, 2 Dalberg ihn zum Vorstand der bischöflichen
Bibliothek berief, da glaubte er den Höhepunkt des Glückes
erreicht zu haben.
Unter dem Wechsel von Arbeit und Zerstreuimg ^ war der
Sommer des Jahres 1496 vergangen. Reuchlin beschäftigte
sich mit Übersetzungen aus dem Griechischen, namentlich aus
Homer. Zum Feste Johannis des Täufers war ein Ausflug der
Heidelberger Humanistenschar in Aussicht genommen.^ An dem-
selben beteiligten sich als Gäste des Bischofs Johann von Dal-
berg: Reuchlin, Franz Bonomus, damals Sekretär der in Hei-
delberg residierenden Königin Maria Bianca, Heinrich von Bünau,
1) Sektionen dieses Humanistenbundes waren die rheinische (Soda-
Utas Rhenana) und die Donau -Gesellschaft (Sodalitas Danubiana),
sowie die fünf übrigen von Konrad Celtes gestifteten Gesellschaften.
Momeweg, Johann von Dalberg. Heidelberg 1887. S. 173 ff.
2) Urkunde vom 31. Dezember 1497. R. erhielt die in jener Zeit
bedeutende Besoldung von 100 Gulden nebst einem Hofkleide und der
Beköstigung von zwei Pferden.
3) In Vigilius' Behausung fanden häufig heitere Zusammenkünfte
statt; „bis tief in die Nacht hinein kostete Reuchlin die Weine seines
Freimdes, auf die Gefahr hin, im Nebel des Erwachens seine Kleidungs-
stücke mit denen des Freundes zu verwechseln. '^ Straufs, Ulrich
von Hütten I, 192.
4) Geiger, Reuchün S. 44. Morneweg a.a.O. S. 195 ff.
EINLEITUNG.
der Geheimschreiber der Herzöge Friedrich und Johann von
Sachsen, und Johannes Yigilius. Man besuchte zuerst Oppen-
heim, den Geburtsort des Bischofs, zog dann zu Schiff nach
Coblenz, von da die Mosel hinauf nach Cues, wo die Biblio-
thek des ehemaligen Kardinals Mkolaus von Cues in dem von
diesem gestifteten Hospitale besichtigt wurde. Am 4. Juli tra-
fen die Keisenden zum Besuche des Abtes Tritheim in Kloster
Sponheim ein, dessen wohlgeordnete kostbare Bibliothek ihre
hohe Bewunderung erregte. Das Kloster Sponheim war um
seines gelehrten Abtes und der dortigen Bibliothek willen der
Anziehungspunkt für fürstliche Personen und hohe Prälaten,
besonders aber für die Gelehrten jener Zeit, von denen manche
längere Zeit dort verweilten, um unter der Anleitung des Abtes
ihre Studien zu machen. Da dieser die Gewohnheit hatte, die
Namen der hervorragendsten Männer, welche das Kloster auf-
suchten, aufzuzeichnen, so sind uns auch die Namen der Teil-
nehmer jenes Sommerausfluges überliefert worden. ^ Auch damals
schon besafs der Abt ein Verzeichnis seiner Bücher, das unge-
fähr 1500 Werke aufwies. Er hat dasselbe damals dem Eitter
Heinrich von Bünau mitgegeben, es aber nicht zurückerhalten,
wie wir aus einem Briefe des Abtes an Hartmann Schedel vom
11. März 1502 ersehen. 2
Dafs die Reisenden auch Freunde des Scherzes waren,
davon liefert Eeuchlins Zorngedicht auf den Ritter Heinrich
von Bünau einen deutlichen Beweis. ^ Das Gedicht schildert
in jambischen Senaren die scherzhafte Erbitterung Reuchlins
1) Trithemius, Chronicon Sponkeimense ad a. 1496. in Trith.
Opera hist. ed. Freher H, 408.
2) Ziogelbauer, Historia rei litter. HI, 276.
3) Joannis Reuchlin Phorcensis Iracundia in nobilem et stre-
nuum Henricum de Bünaw equitem auratu/m et virum consultissi-
mv/m in navigio illustrissimi domini Joannis Camerarii Dalhurgii
antistitis Wormatiensis ex profectione Ousana redeüntis anno
MCCCCLXXXXVI^. Die Wiedergabe des noch nicht bekannten Ge-
dichtes müssen wir uns versagen.
EINLEITUNG.
Über Bünau, der auf der Moselfahrt den beiden Schifferinnen
in allzu ritterlicher Weise den Hof gemacht hatte. Das Gedicht
fand den Beifall der Sodalen und so entstand in Reuchlin der
Gedanke, einen weiteren Versuch im jambischen Yersmafs zu
wagen. Es kam ihm zunächst darauf an, die persönlichen
Beleidigungen des Konrad Holzinger zu rächen und dabei
manche Unsitte der Zeit lächerlich zu machen; eine Komödie
werde, wenn sie von den jüngeren Freunden des Humanismus,
welche der Bischof durch den Prämonstratensermönch Johannes
Drakontius unter der Oberaufsicht des Vigilius unterrichten liefs,
aufgeführt würde, gleichzeitig zu einer lehrreichen imd nütz-
lichen Übung der jungen Studierenden im lateinischen Aus-
druck dienen. So schrieb Reuchlin die gegen den neuen
Kanzler des Herzogs Eberhard des Jüngeren, Konrad Holzinger,
gerichtete Komödie Sergms vel Capitis caput Am Schlüsse
des Prologs nennt er diese Komödie die Erstlinge (primüiae)
seiner dramatischen Studien; aber er sei, so fügt er hinzu, ent-
schlossen, wenn die Komödie gefallen habe, noch andere und
zwar vollständige d. i. fünfaktige, wie es die alten Komödien
waren, zu verfassen. Aber der Bischof, dem Reuchlin nach
seiner Rückkehr von einer Reise seine erste dramatische Lei-
stung übergeben hatte, konnte die beabsichtigte Aufführung der
Komödie aus besonderen Gründen nicht gutheifsen, weshalb
dieselbe unterblieb. Da jedoch in den Studierenden die Lust
Theater zu spielen einmal erwacht war, so gestaltete Reuchlin
in kurzer Zeit einen ihm bekannten Stoff zu einer Komödie
um, welche am 31. Januar 1497 die erste Aufführung erlebte.
Es waren die Scaenica progymnasmata.
Bekanntlich hatte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhun-
derts das Wiedererwachen der Wissenschaften in Italien das
Studium des klassischen Altertums neu belebt. Besondere Pflege
erfuhren die Lustspiele des Plautus und Terenz, die an den
Höfen der italienischen Grofsen aufgeführt wurden. Aber man
wollte sich nicht mit der Aufführung altrömischer Dramen
begnügen; es zeigte sich vielmehr ein zweifaches Bestreben:
EINLEITUNG.
einmal, die römischen Dramen in die deutsche Sprache zu
übersetzen und damit das Drama der Alten in die Litteratur
der Neuzeit einzuführen; sodann wollte man in Nachahmung
der römischen Komödie neulateinische Dramen schaffen, um sie
von Studierenden und Schülern aufführen zu lassen. Auf diese
Weise entstand ein lebhafter Wetteifer, der das ganze Eefor-
mationszeitalter hindurch anhielt und eine neue Gattung der
Litteratur, das lateinische und deutsche Drama des 16. Jahr-
hunderts, schuf, das die Kreise der Universitäten und der
gelehrten Schulen in reichem Mafse beschäftigte und einen der
wichtigsten Teile des Unterrichtsplanes gebildet hat.
Was die deutschen Humanisten vor Eeuchlin zur Wieder-
belebung des Dramas gethan haben, beschränkt sich auf einige
Versuche, welche durch Eeuchlins Scaenica progymnasmata in
den Schatten gestellt worden sind. In Heidelberg schrieb Jakob
Wimpheling 1480 sein gegen die Unwissenheit der mittelalter-
lichen Pfründenfresser gerichtetes, in einfache Gesprächsform
gekleidetes Lustspiel Stylpho, das er in seine bei d^ Ernen-
nung von Magistern der Philosophie gehaltene Promotionsrede
einschob;^ imd aus dem Jahre 1485 ist eine neulateinische,
ebenfalls in Prosa verfafste Komödie des Schulrektors Johannes
Kerckmeister zu Münster Codrus erhalten, welche aus einer
Reihe von Monologen imd Dialogen besteht. Sie trägt das
moderne humanistische Gepräge, insofern in ihr die ganze scho-
lastische Bildung mit ihrem „Küchenlatein" der Verachtung
preisgegeben wird. 2 In demselben Jahre, in welchem Eeuchlins
Scaenica progymnasmata aufgeführt wurden, fanden zu Freiburg
und Augsburg Aufführungen von Dramen statt. Aber die zu
Freiburg aufgeführte Tragödie Jakob Lochers de Thurds et
SuldanOy mit welcher sich der Verfasser das Verdienst zuspricht,
den Schwaben eine bisher ungewohnte Schreibart eröf&iet zu
1) ^Pro licentia in artibtcs viae modemorum armo [MÖCGGJLXXX.*
Den Beweis für die Jahresdatierung etc. werde ich an einem andern
Orte führen.
2) Archiv für litteraturgeschichte XI, 328—341.
8 EINLEITUNG.
haben, ist eine Mischung von prosaischer und poetischer Erzäh-
lung und mehr eine Sammlung patriotischer und religiöser
Deklamationen, als eine dramatische Arbeit. Sie erschien bereits
in dem Jahre der Aufführung im Druck bei Johann Grüninger
zu Strafsburg. Auch die beiden Komödien, welche Joseph
Grünpeck im Jahre 1497 von jungen Patriziersöhnen Augsburgs
aufführen liefs, wurden in demselben Jahre veröffentlicht. Beide
sind in Prosa geschrieben und schon der Titel läfst ihren Zweck
erkennen. 1 Von dramatischer Bewegung ist keine Eede; der
behandelte Stoff der ersten Komödie ist geradezu kindisch:
Knaben beklagen sich über die Strenge ihrer Eltern und Lehrer
und werden zurechtgewiesen; Mädchen werden von einer Nonne
und einer alten Frau auf die Verwerflichkeit des Spielens hin-
gewiesen. Zudem ist die Komödie bei der Feier einer bürger-
hchen Hochzeit gespielt worden. Die zweite, welche Grünpeck
am 26. November 1497 in Gegenwart des Kaisers Maximilian
aufführen liefs, behandelte den Streit zwischen Virtus und
Fallacicaptrix vor dem Richterstuhle Maximilians und gab den
Anlafs zu des Verfassers Berufung in die Dienste des Kaisers.
Wenn Reuchlin von Konrad Geltes und Ulrich von Hütten
der Begründer des neueren Lustspieles genannt und als solcher
gefeiert worden ist, so mag das insofern nicht ganz zutreffen,
als schon vor seinen Scaenica progymnasmata Dramen auf-
geführt und durch den Druck veröffentlicht worden sind; allein
nicht der historische Standpunkt hat die beiden Zeitgenossen
Eeuchlins zu jenem Lobe veranlafst, sondern die Rücksicht auf
den dramatischen Wert • der Reuchlinschen Komödien, durch
welchen sie alle früheren übertreffen. Der ehrgeizige und ruhm-
süchtige Geltes würde sich nicht zu einem so enthusiastischen
Lobe verstiegen haben, wenn er nicht die Überzeugung gehabt
hätte, dafs sein zu Ehren des Kaisers Maximilian veranstaltetes
Festspiel Ludtis Dianae, das am 1. März 1500 im Schlosse
1) Comoedie utilissime omnem latini sernioms elegantiam con-
tinentesy e quihus quisqice optimtis latinus evadere potest.
EINLEITUNG. 9
ZU Linz aufgeführt wurde, dem Reuchlinschen Stücke bedeu-
tend nachstehe. 1 Auch die späteren von Jakob Locher, Heinrich
Bebel und Christoph Hegendorffer gedichteten Komödien können
auf den Namen von kunstgerechten Dramen keinen Anspruch
machen. Erst Georg Makropedius, der als der bedeutendste
Dramatiker des 16. Jahrhunderts anzusehen ist, hat Reuchlins
Muse überstrahlt.
Reuchlin hat sich gern der Heidelberger Tage erinnert,
in denen ihn ein fröhlicher Freundeskreis umgab und die Sor-
gen des Lebens vergessen lieis. Als im Herbst 1498 Jakob
Wimpheling nach Heidelberg zurückkehrte, um hier seine aka-
demische Thätigkeit wieder aufzunehmen, wurde die Huma-
nistenschar um ein neues wirksames Mitglied vermehrt. Im
nächsten Jahre verliefs Reuchlin die liebgewordene Stätte, zu-
nächst um im Auftrage des Kurfürsten eine Reise nach Rom
zu unternehmen und dann nach Württemberg zurückzukehren,
wo infolge der veränderten Regierungsverhältnisse sich ihm ein
neuer schöner Wirkungskreis eröffnete. Nur ungern sahen ihn
die Freunde aus der schönen Neckarstadt scheiden. Vergeblich
versuchten sie ihn zurückzuhalten, vergeblich baten sie ihn
zurückzukehren, der drei Jahre hindurch eine Zierde des Hei-
delberger Humanismus gewesen war.
1) In diesem Festspiele treten aufser dem Dichter mehrere in
hohen Staatsämtern befindhche Männer auf, nämUch der Kanzler Peter
Bonomus, der kaiserhche Sekretär Joseph Grünpeck, der geki'önte
Dichter Theodor Ulsonius und Vincentius Longinus, der bei dieser Ge-
legenheit aus der Hand des Kaisers die Dichterkrone empfing.
I.
lOANNlS REVCHLIN PHOECENSIS
SCAENICA PROGYMNASMATA
HOC EST
LVDICRA PRAEEXERCITAMENTA.
A codex Erfordiensis 1497
B codex Vpsaliensis 1497
C cd. princ. lo. Bergmann! de Olpe 1498.
PERSONAE.
Prolog vs
Henno villaniis
Elsa uxor Hennonis
Abra filia Hennonis et Elsae
Dromo servus
Gri<:ta villana
Alcabicivs astrologus divinaculus
Danista pannicida mercator
Petrvcivs patronus
MiNos iudex
Choravles et Chorvs.
PKOLOGVS.
Novus poeta sentiens actoribus
Spatium deesse temporis quo se parent
Yertit statim quam fecerat comoediam
In ludum anilem, quem vocat progymnasmata,
5 Nee argumento nee stilo sublimia.
Nam uxoris aes reeonditum vir invenit
Ae subtrahit, servo remandat improbo.
Idem furatur atque iuri sistitur,
Astu advoeati ipsum advoeatum deeipit.
10 Non est soluta oratio, sed vineulis
lambieis trimetris ligata eomiee.
Optans poeta plaeere paueis versibus
Sat esse adeptum gloriae arbitratus est,
Si auetore se Gennaniae schola luserit
15 Graeeanieis et Romuleis lusibus.
Nobis favete nune et huius fabulae
Aures benignas eommodate aetoribus.
ACTVS PRIMVS.
ELSA. HENNO. DROMO.
Els. Muliereularum est misera eondieio hereule
Atque iis magis quae sunt maritis eoniuges.
20 Hoc usque sensi quae viro sum subiuga.
Incipit Commedia qu^ inscribitur Progymnasmata Scenica A
Toannis ReuchÜD phorcensis Com^dia quam inscripsit progymnasmata
Scenica id est pr^exercitamenta: quibus adolescentes comic^ pronuncia-
tionis et gestus de se periculum faciant B 14 autore ABC 15 rho-
mul^is B rhomuleis G 17 Auris BG
14 ACTVS PRIMVS.
Quaecunque nendo operamque dando, domesticis
Curis, lucris negotiisque villicis
Vel qiiaerito vel condo parsimonia,
Totum hoc meus ludit maritus et bibit,
25 ^t vix mihi lodix supersit sutilis,
Pauper lacema, ricula et calyptra: iam
Non ego capillos plagulis connexito.
Hen. Faxo sciam, tantum quid uxor murmurat;
Ne forte sensit quid dolo subtraxerim
30 De eius crumenula. Sed est miruin unde tot
Sibi aureos corraserit muliercula.
Sum ego vir et vix de omnibus laboribus
Totius anni vel talentum congero.
Huic autem heri oeto sum furatus aureos
35 Latenter ex loculo, loco vix credito.
Adeo mea uxor parca parsimonia
Plus multo agit quam ego laboribus, tarnen
Et hoc quidem non nihil in annuis lucris
Yenit recensendum, quod in dies bibo,
40 Ludo, sed et scortor aliquando et balneor.
Id me beat, tritum quod est proverbium:
Tenax requirit prodigum. Hie ego ipse »sum,
Et illa rursum haec ipsa sit necesse erit.
Sed adorior tumidtuantem feminam.
45 Yxor, bonum sero. Els. Et quidem sero nimis,
Nil serius mihi est bono, cui labor
Tantum diurnus incubat, quod vesperi
Iam vix queam prae pigritudine hiscere.
Hen. Quodcunque sit laboris utrique, attamen
50 Nil nostrum utrique, quod sciam, reliqui est super;
Quin ego annuo labore quem graviter fero
Yix suparum post omnia mihi in lucro est.
23 querito ÄG 25 sutulis Ä 26 caliptra Ä 29 N^ 5
31 coraserit Ä corroserit C 44 feminam C
ELSA. HENNO. DROMO. 15
Semilacer incedo resartis vestibus,
Id ego usque adhuc mecum moleste oogitans,
55 Quod ad oppidum mihi migrandum qiiotidie est
Ad honestos et voluptuarios vires,
Quibiis affero caseuin, nuces, lac, olusculum,
Poma et pira et genus id meorum fructuum.
Statin quidem Danistam, amicum filiae
60 Nostrae, prece oppugnare. Scis quem nomine?
Els. Scio: qui in oppido tenax mercator est
Nostramque vult domi suae ancillarier.
Hen. Recte tii: eum statui precari nt crederet
Palmas decem vel vilioris lanei
65 Panni, manuleata quo mihi paen\üa
Fieret, vel amplius ex eo si emungere
Possem, idque verbo nuper ei insinuaveram,
Dicens peculium haud mihi uUum extare nunc.
Conicere sat valui nee invitum fore.
70 Quare hie Dromo legandus est in oppidum,
Ferat mihi a Danista eum pannum in diem
Credendum, ubi aeris atque opum plus suppetat.
Els. Tu loquitor illi in rem tuam quicquid voles.
Ego exeo, ut eurem interea, ut stabulent boves.
75 Hen. Heus tu Dromo. Dro. Quid est? Hen. Veni, haud
dam te est mens
In te animus ille amans tui et Melier
Quam caeteris erga suos famulos sit: hinc
Tuam fidem in re quadam ego repeto ardua
Occultius quam alias nihil petiverim.
80 Dro. Sis certus: isti dixeris lapidi et luto.
Quicquid tacendum est, optime tacebitur.
Hen. Mea uxor, ut nosti, se pauperem facit
53 incedo C 55 quottidie A 65 penula ABC 69 Conij-
tere AB Cöiicere C 70 opidum B 73 quitquid A 81 quit-
[uid A
16 ACTVS PRIMVS.
Semper, nee ullum obolum dat, ingluviem ut mihi
Satiet meam, nam alumnus üli ego libens
85 Sum, at üla contra mihi nequaquam; eo fui
Cautior in inquirendo, -si peculium,
Quod parcitate sua lucrata aliqnando sit,
Aliquo loci pessumdatum aut absconditum
Yalerem ea absenti excavare furaciter.
90 Quid pluribus? repperi in eo ipso saepto, item
Et in ipso eodem ovium ultimo praesepio
Octo aureos a femina reconditos,
Quos te velim Danistae ut afferas cito,
Huic pannicidae, nosti? in oppido, viro
95 Mihi meisque välde amico. Dro. Novi ego,
Nam et iUe me novit vicissim. Deinde quid?
Hen. Pro iis mihi ut pannum bonum mittat velim,
Quo lautius redimiculum fieri queat,
Ne semper et pannosus et tam sordidus
100 Incedere ad sodalitatem et symbolum
Cogax bibendi aut balneandi tempore.
Dro. Fiat. Hen. Cave utiliter geras tibi quae impero.
Dro. Fiat. Hen. Pecunia nemini alteri, cave.
Dro. Fiat. Magister admonet, quod ipsemet
105 Non negligenter eram secuturus, mihi ut
RetiQerem et aurum, nee darem cuiquam alteri.
Sed pannum ab illo pannicida emungere
Ex credito et vendere peregrino viro
Data pecunia, simul quam ego furer,
110 Sententia est mea, sie volo, sie proposui.
83 obulum ABC 86 Caucior G 88 pessundatum ABC 90 re
pori Ä septo AG 91 presepio Ä 92 femina C 94 opido 2
98 laucius G 100 Incedere G simbolum Ä 105 neglgienter (
sequuturus ÄBG 109 ego ow. Ä
ELSA. GEETA. 17
ELSA. GRETA.
Els. Queritur maritus miseriam, totum aes bibit,
Dilapidat argentum suum tarn prodige,
Quam si leves essent aristae. Ego secus,
Nam quandocunque datur, subduco immmulum
115 Commutoque argentum clam in aurum haud segniter,
Quod cumulo et inde condo sub praesepio.
Hie ludus, haec mea est voluptas maxima.
Nam saepe bis terve in die loculum exuo
Yideoque si sit aurum et an speciosius
120 Quam fuerit antea, sie item reconditur.
Nunc vado item meopte more, dum Dromo
lussum capessit, dum loquuntur invicem.
Heus tu crumenula, quam beate et bellule
Yales? sed ecce quid? evoluta singula
125 Cemo. Papae! heu miseram me! hoc exsecrabile,
Hoc luctuosum, hoc anxium infortunium.
Crumena non est. propinqua subveni
Yicina Greta, funditus sum perdita.
Gret. Amica valde mihi atque cara, quid Elsa hoc est
130 Quod clamitas? Els. Heu funditus sum perdita,
Ablata vita est, victus imminutus est.
Gret. Die mihi, quid? Els. Auri aliquantulum congesseram,
Defoderam in praesepe clam meo viro.
Nunc cum maritus luget indigentiam,
135 Yeni meam resciscitans opulentiam,
Loculum evolutum et aiu'um abactum comperi.
Heu me miserrimam! Gret. Scio quid factites.
Els. Quid? Gret. Est in oppido mathematicus, satis,
Aiunt, peritus astrolabri et manticus.
140 Eamus, uno solide mercabimur
116 presQpio C 122 capescit-4.(7 125 Pape C 133 prosepe A
138 opido B
Holstein, Benchlins Komödien. "
18 ACTVS SECVNDVS.
Yirum, quod indicet peculii furem.
Els. solidmn feliciorem Caesare!
Gret. Eamus. Els. Ibo, manebit usque vir domi.
#
CHORAVLES. CHORVS.
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Oz: O^r^^^ ^ ^ O-
Mortalium iocunditas volucris et pendula
145 Movetur instar turbinis quem nix agit sedula.
Quid ergo confiditis in gloria?
Qui dives est penuriam formidat ignobilem,
Instabilis fati rotam semper timet mobilem
Degitque vitam prope fallibilem.
150 Qui pauper est nihil timet, nihil potest perdere,
Sed spe bona laetus sedet, nam sperat acquirere
Discitque virtute deum colere.
ACTVS SECVNDYS.
ALCABICIVS. GEETA. ELSA.
AiiC. Ptolemaeus in libris Alarbamakalet
Artes magisterii bonas nobis dedit:
155 Astrorum et omnium quae scire caelitus
Homines decet, stellarum et errpnum situs,
Signorum amicitias et intutus graves,
Domuum locationem, ut inde singulam
Nos rem queamus scire, sive futura sit
160 Seu denique praesens aut praeterita.
142 feliciorem BC 145 quam ABC et omnes libri praeter edit,
a. 1614 151 letus AB 153 Ptolomeus AC 155 ceHtus AG
156 docet G et omnes lihri praeter edit. Spiegel. 1519 errorum G
158 Domum locationum C 160 presens aut preterita A
ALCABICrVS. GRETA. ELSA. 19
Gret. Audis quid iste astrologus augurat oscitans?
Ex circulo hoc se dicit nosse singula.
Yis ut loquamur de tuo thesaurulo?
Els. Quidni? libenter. Alc. Ecquis est? Gbet. Aliquae.
Alc. Quis est?
165 Els. Est femina, privata, paupera, egena, inops.
Gret. Tace. Alc. Haec domus non pauperes sed diviteS
Amat, repellit pauperes, abitedum.
Gret. Magister, esset ista abundans maxime,
Si per furum licuisset heu petulantiam.
170 Nam hoc tempore est praereptum huic peculium,
Quod humi defossum habebat. Alc. Hora cedo qua?
Els. lam circiter secundam. Alc. Hoc est scitu dignum.
Aries, dein taurus, dein gemini, dein
Cancer, dein leo, dein virgo, dein
175 Et libra, tum scorpio, malum hoc Signum notat.
Els. Quin pessimum. Alc. Tacete. Sexta domus cadens.
Kursus malum. Mulier, rogo qua parte, quo
Momente et horae punctulo quove atomo?
Els. Ecastor haud meminisse possum horologiumque
180 Aedituus iUe noster indocte regit.
Alc. Qui ignorat ignorabitur, vel aestima.
Els. Post portionem mediam erat, recte scio.
Alc. Bene est, fuit tum triplicitatis tertius
Mercurius, hie dominusque quaestionis est.
185 Hoho silete, calculis negotium
Totum brevi tenebo perfectissime.
Immo teneo: senex vir est et villicus
Caputque tectus pileo ad latus rubre
Nebrideque pectus decorat hirsuta nimis.
190 Els. Gerte marito similis est. Gret. Tace obsecro.
Alc. Bibit libenter. Els. Gerte is est. Gret. Tace obsecro.
164 Alique A aliqua G 165 femina 171 c^do C 174 Cance G
181 estima BG 183 tercius G 189 hyrsuta A
2*
20 ACTVS SECVNDVS.
Alc. Et balneatur. Els. Atque is est. Gret. Tace obsecro.
Alc. Scortatur in mirum modum. Els. Hie non est meus,
Nam me recumbentem sibi vix basiat
195 Alc. Uli fuit quondam arcta tecum habitatio.
Els. Yetera hie nimis eommemorat, haud seio quis est
Teneris solemus ludere annis latius.
Gret. Taee modo. Alc. Ynus e villa est qua vietitas.
Astronomieae leges vetant plus dicere.
200 Praestate vatieinanti oblatum solidum.
Els. Teno magister, suspicor male, nescio.
Alc. Yalete. Els. Gerte mehercules tetigit vinim
Meum. Gret. Invenis multos vires eiusmodi,
Ego nequivi segregare neminem.
205 Sie est loeutus in wos quam pliurimos.
Putas, maritus hanc tuam erumenulam
Optaret expilare, egenti qui daret?
Els. Greta, neseis omnium mentes virorum
Et te peto, nolis euiquam fidere.
210 Sed ecee quid maritus et Dromo parant?
Gret. Eixantur inter se. Els. Ynde tantum esset maü?
DROMO. HENNO. ELSA.
Dro. Peeuniam simulque pannum detinet
Danista, ait te affore sibi perendie.
Hen. Quod si nequisset pannieida eum mihi
215 Teeum dare (ut rediens acute disputas),
Tu debuisses de peeunia secus.
Sed uxor intrat. Tu cave peeuniam
Ne nomines. Danista quid loeutus est?
Dro. Et se et sua omnia dat potestati tuae
220 Petitque filiam sibi aneillarier.
194 vix ter petit A 197 lacius C 200 Prestate A
DROMO. HENNO. ELSA. CHORAVLES. CHORVS. 21
Hen. Fieri potest Els. Dromo nee optat nee petit.
Hen. Quare? Els. Quia inter se odinnt nihil Dromo
Et filia. Expedi marite negotium.
Hen. Dromo. Dro. Quid est? Hen. Aliud nihil responderat?
225 Dro. Nisi ut valeres tu et magistra salubriter,
In proximo emporio velit tecum loqui.
Hen. Sat est. Eum tueantur optimi loves.
Els. Et ego opto felix valeat usque vir bonus.
CHORAYLES. CHORVS.
Digna sunt ApoUine
230 Quae concinunt poetae,
Quo coruscant numine
Divinitus prophetae.
Diligamus ergo nos
Yates caelitus sacros,
235 Quorum ludos scaenicos
Ostendimus facete.
ACTVS TERTIVS.
HENNO. ELSA. DROMO.
Hen. Ehodum redegi cuncta nunc in ordinem,
Quae mecum ituri in oppidum forte ad forum,
Vt veneant quam plurimi. Els. Num tu traham
240 Frugibus onustam lateribus venimi trahes?
Hen. Non. Yos abite, caulem, olusculum, allium,
Lac, caseum portate supra verticem.
228 fi^lix C 229 appoUine A 232 prophete AC 235 sce-
nicos A 238 opidum B 239 veneant B 240 v^num B
22 ACTVS TERTIVS.
Partim quoque et suffarcinate vestibus,
Quicquid potestis ferre, ferte ad nimdinas.
245 Nam auro est opus non aliter atque vita. Els. Ita
Censeo quidem. Hen. Praeibo, vos sequamini.
Dromo, Dromo, mecum, sed fenum baiula
Adeoque binos tolle fasces quoad potes.
Dro. Curabo recte. Hen. lam veni. Duo. Yenio modo.
DANISTA. HENNO. DROMO.
250 Dan. Pecuniam fers Henno? Hen. Cur pannum mihi
Hoc cum meo Dromone nullum miseras?
Aut cur et ipsos aureos datos tibi
Octo retentas? Nisi tui fidentior
Essern, nihü non suspicarer, ut solent
255 Qui nesciunt quis iraprobus vel quis probus.
Dan. Tu vero habes pecuniam atque ego pecunia
Careo, fidem tuam secutus maxime.
Hen. Iure aureos dedisse, qui nil sumpserim.
Dan. Pannumque iure dedisse, qui nil sumpserim.
260 Hen. Yeni Dromo. Tibi iste pannum tradidit?
Dro. Non. Hen. Ecce. Dan. Tune pecuniam dederis mihi?
Dro. Non. Dan. Ecce. Hen. Pannum tune portasti Dromo?
Dro. Non. Hen. Ecce. Dan. Crede, dedi Dromoni quindedm
Panni boni ulnas, tibi referret credito.
265 Hen. Quid credito? numeravi in huius ego manus
Octo aureos. Dro. Factum, magister, pemego.
Hen. Et ego, Danista, ulnam vel ullam pemego.
Dan. Fateor, tibi, Henno, non dedi, famulo dedi.
Dro. Factum, Danista, pemego. Dan. probe vir Dromo,
270 Non inde sie evaseris trilittere.
Dro. Trüittere? hoc quid est? num fama laeditur?
244 Quitquid Ä 246 preibo ÄG 247 foenum BC 253 te C
260 istum ö
CHORAVLES. CHORVS. 23
Famam viro obfuscas? magistratus vetat
Dan. Trilittenimne nomen est suis aut bovis?
Quid? si bovem te nominem? sed o Dromo.
275 Dro. Quid o Dromo? feci nihil quod dedecet.
Dan. ludicio sisti te spondes? Dro. Spondeo.
Dan. Quin iam? Dro. Placet. Dan. Promitte. Dro. Promitto.
Dan. Yeni.
CHORAYLES. CHORVS.
^r^f>'^ CT^
-7<> Z O^
Musis, poetis et sacro
Phoebo referte gratias.
280 Visus nequit infirmitas
Apollinem contingere,
miterati caecitas
Nequit poetam cemere.
Musis, poetis et sacsro
285 Phoebo referte gratias.
Hinc hostis est audaculus,
Qui nescit ullas litteras,
Poeticis omatibus
Poeta vindt viperas.
290 Musis, poetis et sacro
Phoebo referte gratias.
Nisi fuisset vatibus
Infensus et contrarius
Thersita sive Zoilus,
295 Nil esset illis darius.
276 sisti respondes ABC 281 Appollinem Ä 282 oeoitas ÄO
294 Tersita ABO
24 ACTVS QVABTVS.
ACTVS QVARTVS.
DROMO. PETRVCIYS.
Dro. Salve perlte iuris et miseris pater,
Patrone, consul, rhetor et legum sciens.
Petr. Non admodum misero pater, sed diviti.
Nam liberi, iixor et domus multis egent,.
300 Quos cogor educare mercenarius,
Quare nihil me pauper unquam divitat.
At vade pauper. Abi, miser me nil beat.
Dro. Quid? si lucri ex causa tibi quid nascitur?
Petr. Potest quidem hoc, sed cedo quid negotii est?
305 Dro. Nosti Danistam? Petr. Feneratorem malum?
Novi. Dro. Trahit nunc me ante iudicem sagax.
Petr. Quare? nam oportet sciscitari singula.
Dro. Meo magistro quid referre debui
Octo aureis sumptis, eos non tradidi,
310 Sed credito mercem recepi et vendidi.
Nunc postulant uterque, utrisque pemego.
Nequeunt probare uterque propositum suum.
Petr. Causam bonam foves, si dimidium dabis
Octo aureorum, at est secus si non dabis.
315 Dro. Cui darem? Petr. Mihi patrono, nam mea
Opera solutus eris ab hac instantia.
Dro. Duos dabo, miserere paupertatulae.
Petr. Fiat. Cave nil nisi Ble respondeas.
Si quaero quae, tu redde Ble atque aliud nihil.
320 Dro. Faciam. Petr. Duos mihi polliceris aureos?
Dro. Promitto, dummodo vicero. Petr. Modo viceris.
Eamus huc. Iudex tribunal occupat.
304 c^do G negocii BG 305 Feneratorem B 307 Quare
nam? G 318 Bl^ B uhiqne.
MINOS. DANISTA. PETBVCIVS. DROMO. 25
MINOS. DANISTA. PETRYCIYS. DROMO.
Mi. Praeco, iube silentium. Adversarii
Ybi sunt? Abest nomencalator nominum.
25 Dro. Compareo, iudex, et aio quod Dromo
Vlnas recepit panni adusque quindecim
Metiente me pretiique nil mihi solvent.
Cogatur ergo octo aureos persolvere.
Mi. Quid tu taces? Dro. Ble. Pe^tr. Apparet hie surdus
miser.
30 Mi. Vade hinc Petruci, patrocinare surdo huic.
Petr. Ducendus, haud vocandus est, id sentio.
Mi. Curate vos causidici, ut unusquisque sit
Cum instructionibus paratus litium,
Ne ut antea turbemur in processibus.
35 Sed introit Petrucius iam, quem prius
Audire et expedire stat sententia.
Petr. Minos, miser surdaster atque mutus hie
Nequit fateri aut diffiteri nee loqui.
Sed eonsulo, Danista causam testibus
40 (Si vincere optat et obtinere) iam probet.
Dan. Taceatne sive loquatur, id refert nihil.
Ego solus hoc sibi solitario dedi.
Igitur probare nil queo, sed hunc peto
lurare decisorium et calumniam.
45 Ml. Petruci, eum adduc, ut vel hunc interrogem.
Homo, Danistae quid respondendum putas?
Dro. Ble. Mi. Non voles calumniam inferre improbe.
Mi. Interrogatus vera ne negaveris.
]VIi. Sed probatione falsa ne utere.
Mi. Neve quos pecunia corruperis.
Mi. DifPerendam ne tibi litem pares.
Mi. Saepe Ble multiimque Ble. Tibi suadeo,
323 Preco AB silencium G 327 preciique BG
Dro.
Ble.
Dro.
Ble.
50 Dro.
Ble.
Dro.
Ble.
Dro.
Ble.
26 ACTVS QVISTV8.
Danista, ut hirnc missum sinas, nil obtines.
Da>'. Ego obsecundor et obsequor, Tsleat latro.
355 Mi. Et ego, Petruci, absolvo sie dientulom.
CHORAYLES. CflORVS.
^
WF^^^^t::»^^^^;:^^^
Cedant fori contentio et iuigia,
Si vis, quies ut sit tibi perpetua,
In atrio nam Tartan
Sunt et Minos
360 Et Aeacus
Et caeteri consules et advocati.
Yetat Musa sequacibus industriis
Frequentare iuridici subsellia,
Vbi vigent versutia
365 Calumnia
Mendacia
Doli mali proditoriaeque fraudes.
Sed hortatur te laureis virentibus
Et caelestis ApoUinis concentibus
370 Dies noctes incumbere
Et libere
Et impigre
Yt cum Phoebo sempitemus esse possis.
ACTVS QYINTYS.
PETRYCIYS. DROMO.
Petr. Foi*tuna nobiscum fuit Rhamnusia,
375 Fortuna quae vertit revertit omnia,
356 Cedant G 360 Eacus Ä 366 Mendatia ÄG 369 c^le-
stibus G et omnes libri Appollinis A
ELSA. GRETA. HENNO. DROMO. ABRA. 27
Bene vertit acta' quae ante iudicem egimus,
Quibus Ifenista te volutum prendidit.
Sed es solutus iudicis sententia
Opera mea et consilio et auxilio simul.
J80 Quare tuam fidem oro, ne me proferas,
Quod iure pacti portionem sumpserim.
Multo minus tandem mihi stipulatus es.
Duos enim pollicitus es dare aureos,
Quos absque controversia merui probe.
585 Exspecto des. Dare vis, Dromo? Dro. Ble. Petr. Eiusraodi
Vitra haud oportet alloqui voeabulo.
Dro. Ble. Petr. Non oportet talibus nunc moribus,
Nam Hbere loqui vales iam. Dro. Ble. Petr. Nihil
Hac voce, soli cum sumus, deinde est opus.
J90 Dro. Ble. Petr. Yis dare an non? te rogo. Dro. Ble. Petr.
Non ioco
Sed serio propere est eundimi istuc mihi.
Dro. Ble. Petr. Yersipellem mehercules te iudico,
Immemorem et ingratum mihi merito bene.
«
Yis solvere aureos duos mihi debitos?
595 Dro. Ble. Petr. Non quiescam, donec inveniam modum.
Solvendo sis, aliter minas male senseris.
ELSA. GRETA. HENNO. DROMO. ABRA
Els. Yicina, nunc pendeo animi. Opperior virum
Ex oppido, Danista cui iurgatus est.
Timeo viri severitatem, nescio
tOO Quorsum excidit rumusculus de iurgio.
Potens Danista, sed maritus fortior.
At ecce longo iUum per arva incedere
Video, suas spargentem et inde et hinc manus:
Scire velim an assit pax, nimis sollicita sum.
378 sentenoia G 380 me om, G 398 opido B 402 incedere G
28 ACrVS Q\TNT\'S.
405 Gret. Quid te attinet, pax iurgiumve respondeat?
Ei><. Greta, nescis de Dromone et filia: •
Fiiit clam habendum Hennone semper, filia
Non nihil amat Dromonem et is magis quidem
Kursus amat Abram ex iutimo pectusculo.
-110 Voluique utrosque combinare (ut est sacris
Ijcgibus apertum) matrimonialiter.
Sed heu fortuna, quae domat mortalia,
Ea noluit permittere, at succensuit
Hodie maritus in oppido contra meum
415 Dromonem, et haec mihi cura maxima omnium est.
Neglige erumenam, Greta, si vivat Dromo.
Gret. Sine me tuum alloqui maritum, ubi venerit,
Nam mansuefiet in modum passerculi.
Els. Tace, venit. Hex. Quis est domi? Els. Vxor ipsa sum
420 Hen. Excandeo ludibrio me haben, item
Et infidelem et futilem et femineum.
Els. Quare, marite virque dilectissime?
Hen. Quia Dromoni scelus apertum impingitur:
Danista pannum eredito dedisse vult,
425 Dromo negat, quod il ab hoc receperit
Adiere uterque iudicis sententiam.
Gret. Yicine noster Henno salve. Nam salus,
Ybi es tu, ibi est. Hen. Salveque Greta identidem.
Gret. Quid rerum in urbe? Hen. Yxori ego dixi modo,
430 Quia Dromoni scelus apertum impingitur.
Gret. Apertum? Hen. Yt ipsi aiimt. At id beat meam
Erga hunc fidem, quod liber est sententia.
Els. Heus liber est? adolevit hie domi probe
Semper probis et integris Dromo moribus.
435 Optavit autem filiam uxorem sibi
410 conbinare C 414 opido B 419 sum mn. C et omnes libri
421 foemineum G 426 senteDciam G 430 iDpingitur A 432 sen-
tencia G
ELSA. GRETA. HENNO. DROMO. ABRA. 29
Quam saepe! nolui tibi, Henno, dicere
Msi nunc. Hen. Dromo solutus ex sententia est.
Aegre Danista fert: uter constantior
Atque probior sit, iudicis sententia est.
) Gret. Yis ergo tecum redeat ille in gratiam?
Scio ille ubi est. Hen. Volo. Gret. Yeni Dromo citus.
Dro. Quid est? Hen. Frequens hodie fuit turbatio,
Quo nescio quis nostrum hoc incidit scelus.
Si dicis omnem rem, acta ut est, promittimus
') Ego et uxor Abram filiam uxorem dare.
Dro. Yxorem? Hen. Ita. Dro. Breviter revolvam singula.
Tu Henno octo es uxori furatus aureos,
Pro panno ego quos pannicidae solverem.
Novi quod usurarius Danista sit..
) Decepi cum bis octo aureis mirum in modum,
Iuris peritum adeptus perfidum et nequam,
Quotam suam qui pactus esset litium.
Antistrephonte, syllogismo rhetorum,
Decepi eundem, quo institutus sum modo.
') Nunc cuius est probitas proba ex sententia,
Peto filiam uxorem dari atque hos aureos
Loco dari dotis. Gret. Dromo bene iudicat.
Els. Assentior, caream licet peculio.
Tamen nihil molestius perpessa sum
) Ynquam a die qua nata sum, at consentio.
Gret. Decet, Henno, te nihil refragari modo,
Nam et fortis est et laboriosus et efficax.
Nee adhuc vir est, nee adhuc iuventae proximus,
Pulcher, decorus. Hen. Filia, an placet tibi?
3 Abr. Placet. Hen. Ergo habe atque habeat, satis dos ampla erit.
Yenite, adeste, estote amantes coniuges.
Quae contulit laboris aevitemitas.
438 Egre C 450 hiis B 453 Antistrophonte AC 455 sen-
icia C
30 DroASEALIE.
Ea omnia in dotem damus. Els. Fax est reL
Gret. Yobis salutem opto, huius et oomoediae
470 Qnibusque spectatoribus. lam plaadite.
Acta ludis Februis in aedibus iUustrissimi ^ principis et
reverendi domini loannis Camerarii Dalburgii Yangionum epi-
scopi Heidelbergae. 2 Egere lacobus Domberger, lacobus MtK,
lacobus Lutz, lacobus Merkel, ^ lacobus Wimphelingus iimior,*
Erasmus Münch, Hieronymus Quaich, loannes Gnypo, loannes
Bühel. Modos fecit Daniel MegeL^ loannes Bichartshuser^
recensuit. Pridie Kalendas Februarias anno MccccLxxxxvn.^
Post vero quam episcopus actores adolescenlulos laatl-
tia^ mensae suae liberaliter exhilaratos aureis quoque annnlia
et simul nummis aureis quam munificentissime donasset, ora-
tionem coepit omnium sodalium nomine Yalentiniis Heifant
Wissenburgensis,^ qua pro tam splendenti beneficentia hoc
modo gratias egit.^®
Comicos hos ludos, illustris princeps et sacratissime pon-
tifex, quos ingenii exercitandi tantum ac^^ nullius lucri aut
quaestus^^ gratia instituimus, tuo nomini dedicamus aequissimo
iure. Tu enim et primus et solus es, qui humanitatis studia
1) illustris AG illustriss. B
2) Heydelberg^ AG
3) Merkel B Merckel G
4) iunior om. A
5) Modos — Megel om. A Litura haee remota sunt: Modos fecit
Pliilippus Endeca chordo anastrophos A
6) Eychershuser A Rychartshuser B Rychartzhuser G
7) Anno Mccccxcvrj AG sed add. domini G
8) lauticia BG _
9) Wyssenburgen B
10) Post vero — gratias egit om. A Postea G
11) atque A ac om. G
12) questus AG
SEBASTIANVS BEANT. 31
et litteras politiores in hoc Heidelbergense lycemn,^ in hanc
stoam (non enim vere^ dixerim academiam, cuius Plato fuit
auctor,^ quem adhuc publice sordidis naribus nauseant), sed
in hanc inquam scholam quasi humeris ipse tuis intulisti et
ab indoctis incultis et invidis veteratoribus quotidie defensitas,
adeo ut nullae sint litterarum deliciae,^ nulla Germaniae
musa, quae non in tuas laudes merito^ aspiret, te tuamque
illam nobilem familiam non in caelum usque summis efferat
praeconiis. Quod vero ab ingenita tibi beneficientia tarn illu-
' stri^ et maiori quam mereamur praemio^ nos donare condeco-
rareque dignatus es liberalissime, nos universi de imbecillitate
Studiorum nostrorum cogitantes certe nequimus pares tuae mu-
nificentiae gratias meditari. Sed hoc in omnium nostrum^
votis est uno assensu ac simili voluntate, ut optemus: Dens
optimus maximus longo aevo te nobis et litterariae reipublicae
prospere beneque valentem conservare^ dignetur.
SEBASTIAJsn^S BRANT.
Accipe, Yangionum praesul venerande, loannis
Capnionis nostri comica dulciloqui,
Quo duce Germanos comoedia prisca revisit
Et meruit soccis Rhenus inire novis.
Barbarico ex fumo flammas mens iUe decoras
Capnion elicuit: gratia multa viro.
1) Heydelbergense B lycium AB litiü C
2) vero C
3) autor ABC
4) dehti^ BG
5) merito in tuas laudes A
6) benefitia illustri A
7) premio G
8) nostrorum A
9) conservare prospere beneque valentem A
32 lAOOBI DBACX)KTn PABE3TBIS.
Multum docta cohors, multom ciirata myentas
Debet Capnioni, ninlta Thalia meo.
lacobi Dracontii Praemonstratensis ad iuventute
Germanicani in loannem Reuchlin Phorcensem p
ceptorem suum, quod primus et solus inter Germi
comoedia sit auctor,^ panegyris. *
Huc ades, Aonidiim qui ludere quaeris in nmbra
Germanoqiie faves int^er ingenio.
C'Ulta venit nobis gracili comoedia vnltu,
Niisquani Teutonicis antea nata scholis,
5 Quam longo ex Graecis rapuit sudore Latinus
Atque aluit theatro non sine laude suo.
Haec eadem nobis triclinia prisca relinquens
Exoritur primum et Teutones alma fovet
Primus adest Reuchlin nostris et solus in oris,
10 Qui parat ad theatrum iam nova plectra novum.
Demissum superis nobis hunc censeo vatem,
Quo comicam stupida coepimus aure lyram
Doctam, Caecilii dignam Plautive cothumo,
Yatibus est ideo non minor Ausoniis.
15 Est vir quippe suo sub pectore totus Aratus
Divinusque Plato et magnus Homerus item.
Hie Solymas callet multo cum pondere Chartas
Et Latiam linguam volvit in ore potens.
Turbidus auratas ut ructuat Hermus arenas,
20 Dives Cecropias ille ita fundit opes.
Quod variis intus redolent arcana figuris,
nie hoc sub terra mente patenter alit.
1) autor
2) Ha/nc laudationem omiserunt codd.
4 Theutonicis 7 Hec triclima 9 orie 21 archana
ABAE \ffiRNHERl CARMEN. 33
Plurima philosopho referenda est gratia tanto,
Germanos numeris qui beat arte novis.
25 In biviis clamate virum, clamate per urbes:
Nobis es, Eeuchlin, gloria prima, pater.
Dicite: longa nimis per te calimmia cessat.
Qua culpat Latium Teutones inscitiae.
Currite Germani, pedibus mox addite pennas,
30 Quos Rhenus tundit Danubiusque rigat,
Oceanusque undis quos Teutonus ambit opacis
Et quos sub gelidis Yistula gyrat aquis.
Pergite, certatim doctum legitote poetam.
Et placidus vobis rarus iambus erit
35 Namque hie multimodus pedibus saliendo choraules
In gyrum dueit, voce strepente choros.
Ad insignem virum magistrum loannera Richartshuser^
recensorem comoediae novae loannis Reuchlin Carmen
Adae Wernheri Temarensis.^
Te duce res nostris agitür rarissima terris,
Quondam, o Roma, tuis ludier apta scholis.
Vidi equidem et placuit ficti simulatio sexus,
Gestus et in numeros qui salit arte chorus.
5 Plus tamen interior me significantia veri
Commovet inque suos ars nova ficta dolos.
Huic vetus in nostris comoedia cede theatris,
lam libeat soccum conspicere arte novum.
Nunc ex Germano dabitur spectare poeta,
10 Mendicata prius quae tulimus Latio.
Prodeat in lucem saltem et te soUicitante
Aere premente novum multiplicetur opus.
Sic tua, Sic nostri crebrescet gloria vatis,
Quem patria haec genuit, barbara diota prius,
1) Richartzhusen. 2) In eodd. hoc Carmen non exstat
32 girat 36 girum 7 c^de 11 solicitante 13 crebescet
Holstein, Reuchlins Komödien. 3
34 ERSTER ABSCHNITT.
15 Cui dea (praeter eam docuit quam Suevia teUtis)
Dat Pallas Unguis posse sonare tribus.
Yive, vale et valeat nostratis ille poeta
Phorcensis, socco darus in orbe novo.
ERSTER ABSCHNITT.
ALLGEMEINES.
Obwohl die Scaenica progymnasmaia der Zeit nach die
zweite Stelle einnehmen, so stehen sie doch der ersten Komö-
die Reuchlins an Bedeutung voran, da sie einen wesentlicheii
Fortschritt des Yerfassei-s in der dramatischen Kunst aufwei-
sen. Denn diese im engsten AnschluTs an Terenz geschriebene
Komödie ist nicht nur in Akte und Scenen geteilt und enthalt
nach den ersten vier Akten Chöre, sondern sie zeichnet sich
auch diu^ch eine weit lebhaftere und anschaulichere dramatische
Handlimg, diu:ch eine durchaus kräftige und spannende soeni-
sche Entwickelung, endlich diux^h eine knappe und abgerun-
dete Sprache aus und entspricht im wesentlichen den Forderun-
gen der dramatischen Kunst. Zwar möchte man den Chören
den rechten Rhythmus und die innige Verbindung mit der
Handlung absprechen, aber selbst wenn man diesen Mangel
anerkennen müfste, so sind doch die Yorzüge des Stückes so
hervorstechend, dafs sie, da die meisten lateinischen Dramen des
16. Jahrhunderts dieselben nicht aufzuweisen haben, den Yer-
fasser mit Recht an die Spitze der dramatischen Litteratur der
Neuzeit stellen.
Die Komödie wurde am 31. Januar 1497 im Hause des
kurfürstlichen Kanzlers und Wormser Bischofs Johann von Dal-
berg zu Heidelberg in Gegenwart einer zahlreichen Yersamm-
lung von Gelehrten und Freimden der neuen hmnaaistischen
17 nostrates
ALLGEMEINES. 35
Richtung aufgeführt und erntete den ungeteilten Beifall der
Zuhöi^r. Dalberg beschenkte die jungen Darsteller, deren
Namen uns überliefert sind, mit goldenen Eingen und Münzen,
worauf namens der jimgen Spieler Yalentin Heifant aus Wei-
fsenburg^ in einer von Keuchlin verfafsten Bede dankta^ In
derselben wurde der Kanzler als der wohlwollende Beschützer
der Wissenschaften gefeiert, der den humanistischen Studien in
Heidelberg zuerst und allein Eingang verschafft, ja auf eigenen
Schultern gleichsam hereingetragen habe, der den Humanismus
taglich gegen ungelehrte, ungebildete und neidische Männer
verteidige, so dafs sein Kuhm durch ganz Deutschland strahle.
Zuletzt spricht der Redner den Wunsch aus, dafs Gott den
Bischof noch lange Jahre bei guter Gesundheit ihnen und der
gesamten Gelehrtenrepublik zum Frommen erhalten möge. B^
sonders bemerkenswert ist der Ausspruch Heifants, dafs die
Darstellung derartiger Spiele nur zur Übung des Gedächtnisses,
nicht des Gewinnes halber geschehe.^
Unter den Darstellern befinäen sich mehrere, welche nach
Ausweis der üniversitäts- Matrikel ihre Studien in Heidelberg
machten: Jakob Domberger von Speier (immatrikuliert 15. März
1498), der Sohn des Vizekanzlers Dr. Thomas Domberger;**^
1) Er ist als Yalentin Helfand de Wissenburgo am 9. Mai 1493 zu
Heidelberg immatrikuliert (Töpke, Matrikel der Univ. Heidelberg, 1,405);
er wurde 22. Aug. 1496 Baccal. des Zivilrechtes (Töpke a. a. 0. H, 520).
2) So nach Spiegel im Kommentar fol. LXXV zu orationem: ex
tngeniosa poetae nostri offieina profectcmi,
3) Dieser Zweck wird auch in dem handschriftlich überlieferten
Titel, welchen Reuchlin seiner Komödie gegeben hat, ausgesprochen:
praeexercitamenta quibtes adoleseentes eomicae prommdationis et
gestus de se periculum faciant,
4) In Wimphelings Ädoleseentia (1500) erscheint er mit folgen-
dem Gedicht:
Verba vmpwra eave, eanttis et respue turpesj
LcLScivtmi Carmen virus habere ptda,
Obseenas spectans picturas conspiie, nam sunt
Turpia mdla tibi dissimulanda, puer,
3*
36 EBSTEB ABSCHNITT. ALL6E1IEI5EB.
Jakob von Mtz (14. Dezember 1496), später Domhen' zn Trier;
Jakob Lutz vcm Landau (31. Dezember 1494); Jakob Spi^gd
von Schlettstadt, der als Jaoobus Wimphelingas imiior ^scheint
imd diese Bezeichnung nach seinem Oheim und Erzieher^ dem
berühmten Humanisten Jakob Wimpheling erhalten hat (7. Okto-
ber 1497);^ Erasmus Münch von Heidelb»^ (11. Januar 1497),
lehrte später als Professor der Bechtswissenschafben zu Heidel-
bCTg und war 1521 Rektor der Universität; Johann Enyp von
Worms (15. März 1498); Daniel M^el von Oppenheim (10. Juli
1497).
Dafs Reuchlins Komödie in den Schulen einen hervorragen-
den Teil der Ijektüre ausmachte, beweist nicht nur der von
Jakob Spiegel verüaTste und in mehreren Auflagen erschienene
Kommentar, sondern auch die grolse Menge von Ausgaben des
Und an der Gedächtnisfeier der Universität für Marsilins von Inghen,
den ersten Rektor, beteiligte er sich mit folgendem Gedicht (1499):
Carmine sunt digni nova gymnasia instituenies
Indeque Marsilius carmine dignus erit.
Et quia sectatus pater est ttui dogmata noster,
Tu mihi Marsili iure colendus eris,
1) Zu Wimphelings Ädolescentia (1500) steuerte er folgendes Ge-
dicht bei:
Qui ratione viges, multos dum surgis in annos,
Prospieias senii languida membra tui,
Ne tua dilapidans cogaris poscere nummos
Teque premant canum frigora, bella, fames.
Den Marsilius von Inghen feierte er mit folgendem Tetrastichon :
Marsilii adventu sol clarior aethere surgit,
Heidelbergenses qui peptdit tenehras.
Struxit hie ingressus od quaevis dogmata primos
Et clara in Budori perpettcavit opus.
Budoris war der alte Name für Heidelberg. — Beide, Domberger und
Spiegel, traten auch in den von Wimpheling verfafsten Dialogen auf,
welche unter des letzteren Leitung am 9. Oktober 1498 im kurfürstli-
chen Schlosse zu Heidelberg vor dem Kurfürsten und dessen Söhnen
von den Studierenden gehalten wurden. Diese handelten hauptsächlich
von den Pflichten der Fürsten. Wimphelitigii Philippica (1498).
ZWEITER ABSCHNITT. DIE FABEL DES STÜCKES. 37
Stückes, die besonders in Basel, Pforzheim, Leipzig, Wien^
Köln, Tübingen und Strafsburg veranstaltet wurden. Aber nicht
allein als ein Gegenstand der lateinischen Lektüre fand die
Komödie eine so grofse Verbreitung, sondern auch wegen ihres
anziehenden Inhaltes wurde sie allenthalben hochgeschätzt; denn
sie behandelt „in der klassischen Form und Eegelmäfeigkeit
einen neuen und beliebten Possenstoff im echten Yolksgeschmack
der Zeit."i
ZWEITER ABSCHNITT.
DIE FABEL DES STÜCKES.
Im Prolog, der an Stelle des Terenzischen Argumentes
treten sollte, führt sich Eeuchlin als ein neuer Dichter ein,
der eine Komödie verfafst habe, die aber weder dem Inhalt
noch dem Stü nach grofsaiidg sei. Er giebt darauf kurz den
Hauptinhalt der folgenden Handlung an, bittet um Nachsicht
und ist der Meinung, dafs er genug Ruhm geemtet hat, wenn
die deutschen Theater auf seinen Anlafs sich in Schauspielen
üben, die nach dem Yorbilde der griechischen und römischen
Bühnenstücke geschaffen sind.
Akt I. Der Bauer Henno hat seiner Frau Elsa den müh-
sam ersparten Schatz von acht Goldstücken genommen, damit
ihm sein Knecht Dromo dafür Tuch zu einem neuen Anzug
kaufe. Seine Frau willigt in seinen Vorschlag, ihre Tochter
Abra durch den Knecht dem Tuchhändler Danista als Magd
anbieten zu lassen, gern ein; zugleich soU der Tuchhändler
veranlafst werden, ihm das Tuch auf Kredit zu überlassen.
Der Knecht erklärt sich bereit, den Auftrag auszuführen, nach-
dem er von seinem Herrn erfahren, dafs dieser das Geld ge-
stohlen hat. Er beabsichtigt aber letzteres für sich zu behal-
ten, von dem Kaufmann das Tuch herauszulocken und es
1) Gervinus, Gesch. d. deutschen Dichtung W^ 604.
38 ZWEITER ABSCHNITT.
anderweitig zu verkaufen. In der nächsten Scene entdeckt
Elsa den Verlust ihres heimlichen Schatzes. Ihre Nachbarin
Greta, die sie in ihrer Not zu Hilfe ruft, rat ihr, bei einem
Astrologen Trost zu suchen. Sie gehen ab und der auftretende
Chor besingt das schwankende Glück der Menschen; wie vom
Wirbelwinde werde das Yergnügen hin und her getrieben; der
Beiche fOrchte entbehrenden Mangel und das bewQgliche Bad
des Geschicks, er führe ein trügerisches Leben. Der Arme
dagegen fürchte nichts; er könne nichts verlieren, sondan
hoffnungsreich blicke er in die Zukunft, die ihm Erwerb
bringe, und in frommem Sinne lerne er Gott ehren.
Akt n. Der Astrolog rühmt zunächst den Umfang sei-
ner Kunst und schildert, nachdem Elsa und Greta ihr Anliegen
vorgetragen haben, den Dieb in einer so charakteristischen Weise,
daJs Elsa in dem Bilde ihren Mann nicht gern erkennen möchta
Inzwischen hat Dromo den Bauer um das Tuch und den Tudh-
händler um das Geld betrogen. In einem Streite zwischen
Herrn und Knecht behauptet der erstere, der Tuchhändler halte
Geld und Tuch zurück; der letztere sagt, der Tuchhändler er-
kläre kein Geld erhalten zu haben. Als die Frau dazu kommt,
berichtet Dromo, der auf Hennos Geheifs von dem Gelde schwei-
gen mufs, von dem Wunsche des Tuchhändlers, Abra zur Magd
zu erhalten. Henno ist damit einverstanden, Elsa dagegen ist
bedenklich, weil sie das zwischen Dromo und Abra bestehende
Liebesverhältnis kennt. Der Chor schliefst den Akt mit dem
Lobe der Dichtkunst und ihrer göttlichen Gaben.
Der dritte Akt spielt in der Stadt, wohin sich die beiden
Männer begeben haben, um die Angelegenheit mit dem Tuch-
händler zu ordnen. Dieser stellt die Sache klar und es ergiebt
sich, dafs Henno und der Tuchhändler von Dromo betrogen
sind. Der letztere fühlt sich beleidigt und verlangt die Ent-
scheidung vor Gericht. Zuletzt beklagt der Chor die Blindheit
der Unwissenden und rühmt die Macht der Dichtung.
Akt IV. Petrucius, der Anwalt, den Dromo als seinen
Bechtsbeistand gegen den nach Beendigung des Prozesses zu
DIE FABEL DES STÜCKES. 39
zaJilenden Preis von zwei Goldgulden annimmt, rät diesem, vor
Gericht auf alle Fragen des Eichters nur mit Ble zu antwor-
ten. Nun folgt eine höchst ergötzliche Gerichtsscene. Ob-
wohl sich Danista bemüht die Anklage gegen Dromo aufrecht
zu erhalten, mufs er dennoch den Antrag auf Bestrafung dessel-
ben zurückziehen, da der Knecht mit seinem unaufhörlichen
Ble den Eindruck eines Blödsinnigen macht, sodafs er von
der Anklage befreit wird. Der Chor ermahnt zur Beilegung
von Streit und Hader, denn bei Prozessen erringe nur List,
Verleumdung, Lüge und Yerrat den Sieg; die Muse mahne
uns vielmehr, Tag und Nacht dem Apollo zu dienen.
Im letzten Akte wendet Dromo gegen den den Lohn für
seinen juristischen Beistand fordernden Petrudus dasselbe Mit-
tel an, das dieser ihm dem Eichter gegenüber anzuwenden
empfohlen hat, und betrügt nun auch den Anwalt Elsa ist
wegen des Schicksals des Dromo in grofser Besorgnis; sie will
gern den Yerlust ihres Schatzes verschmerzen, wenn Dromo
nur heil zurückkehrt. Sie beredet ihren Mann in die Yerbin-
dung zwischen Dromo imd ihrer Tochter einzuwilligen, wenn
Dromo die Wahrheit sage. Dieser gesteht auch alles ein; er
erklärt mit gutem Grunde gehandelt zu haben, denn er habe
den Benno betrogen, weil dieser seiner Frau das Geld entwen-
det habe, den Tuchhändler, weil er ein Wucherer sei, den
Anwalt, weil er ein betrügerischer Sophist sei. Zum Lohn
erhält er die Abra zur Frau und die acht Gulden als Ausstat-
tung. So endet das Stück mit vollständiger Aussöhnung der
beteiligten Personen.
Obwohl dem Charakter der Komödie entsprechend die einan-
der jagenden humoristischen Scenen den Zuhörer in fortwäh-
render Spannung erhalten, so geht doch neben der komischen
und unterhaltenden Tendenz auch eine ernste. Denn es kam
dem Verfasser sicher auf eine Verspottung der Geheimniskrä-
merei und Wahrsagerei der Astrologen, der schlau angeleg-
ten Umtriebe der Juristen, sowie der häfsHchen Gewinnsucht
beider an, sodafs man die Komödie Eeuchlins kurzweg als
40 DRITTER ABSCHNITT.
eine Satire auf die Astrologen- und Advokatenkünste bezeich-
nen kann.^
DRITTER ABSCHNITT.
DIE VON KEUCHLIN BENUTZTE QUELLE.
Fast allgeinein hält man die Scaeniea progymnasmaia für
eine Nachbildung des Maltre Pathelin, einer im letzten Drittel
1) Seiner (Daventrie) 1513 erechienenen Ausgabe hat der mün-
stersche Humanist Anton Tunnicius folgendes Argument beigefügt.
Antonii Turmicii Monasteriensis argumentum in hane Reueklin
cmnoedicmi.
Elsa multihihi Hennonis uxor et parea auri aliquanttdum fncuci-
mis laboribus congesti sub praesepio ahsconditj quod Henno repertens
clam. uxore Dromoni servo nequam, tradit, ut pro eo pannwm sibi a
Danista pannieida afferat. Sed Elsa aurum ahlatum videns dolet
eocclamat et lamentatur Oretamque vieinam, ut sibi auxilio sit vocat,
Greta igitur Alcahitium matkematicum^ consilii petendi causa aece-
dens Uli ut pecunie furem indieet solidum polliceiur: Äleabitius
Hennonem ipsam ahstulisse innuens Elsam, haesitantem reliquit
Tum Dromo, qui et au/reos cum panno eredito aecepto subtraxit, re-
diens ex oppido Danistam parmum cum nummis detinere ait, quem
Henno subiratus paucis reprehendit. Sed paulo post nundinis ap-
propinqu^ntibus Hennonem cum Dromone et Elsa lac, alliu/m, buty-
rum, caseoSy poma, ntiees et alia kuiusmodi rusticorum, more ad
foru/m portantibus oppidum ingredientem Danista alloquitur: pecu-
nia/m, inquit, fers Henno? Ble excandescens se pecuniam dedisse
et nihil panni recepisse respondet. E contrario Danista se pa/nnunn
Dromoni nullo aecepto obolo dedisse iuramento asserit, Dromo ah utro-
que vocatus nee ab Hennone pecuniam nee a Danista pannum a^cepisse
neque illam kuic neque hunc Uli dedisse constanter affirmat. Ser-
vus itaqus a pannieida ad Minoa iudicem citatus Petrucium, rahu-
la/m, cui omnem declarat causam j adipiscitur, qui qu^ttuor au/reos
exigens se eum liberaturv/m promittit, Dromoni j si interrogaretur,
nihil aliud nisi Ble respondere iubens. Qui itaque sepius et semper
Ble respondens absolvitur a iudice et Petrucium causidicum quattuor
aureos exigentem su>a ipsius arte, quam ab eodem doctus fuit ad
ungutem, nullo aureo praestito decipit. Denique pecuniam et pan-
DIE VON REUCHUN BENUTZTE QUELLE. 41
des 15. Jahrhunderts entstandenen französischen Farce, ^ als
deren Verfasser der um 1459 zu Poitiers geborene Pierre Blan-
chet bezeichnet wird, ein Advokat, zugleich Dichter, Verfasser
von Satiren und Possenspielen, der 1519 als verstorben bezeich-
net wird; denn aus diesem Jahre stammt die von seinem Freunde
Jean Beuchet verfafste Grabschrift, die den Wert einer Biogra-
phie hat. Wenn jedoch der älteste Druck des französischen
Lustspieles nach der Vorrede der Pariser Ausgabe von 1723
bereits in das Jahr 1474 gesetzt wird, so dürfte schwerlich
Pierre Blanchet als Verfasser gelten können.
Das französische Stück war sehr beliebt; es stammen aus dem
16. Jahrhundert nicht weniger als 20 Ausgaben; im Jahre 1723
wurde es von dem Buchhändler Coustelier, 1853 von GeofProy-
Chäteau, 1854 von G6nin herausgegeben; die neueste Ausgabe
ist die von Paul Lacroix in Reeueil des farces, soties et mora-
lites du quinxieme siede, par P. L. lacob, Paris 1876 p. 19 bis
116. Sehr ausführlich hat schon Etienne Pasquier (1529 bis
1615) den Inhalt der berühmten Farce in einer Abhandlung
seiner JRecherches de la France (VIII, 54) besprochen, welche
so beginnt: Je trouvay sans y penser la Farce de Maistre Pierre
Patelin, que je hu et releu avec tel content&ment , que foppose
Tnaintenant cet eschantülon d toutes les comedies gre-cques, lati-
nes et italiennes.
Vergleicht man den Inhalt des französischen Stückes mit
dem Keuchlinschen, so wird man allerdings Ähnlichkeiten, aber
auch mancherlei Abweichungen finden. Die Hauptfigur ist
nicht der Bauer Henno oder der Knecht Dromo, sondern der
Advokat Maltre Pathelin, der den Tuchhändler Joceaume da-
durch überlistet, dafs er sich krank stellt, als dieser kommt.
nttm Dromo obtinens Äbram Hennonis et Elsae filiam ampla cum
dote et ivmvnm leticia in tiocorem aeeipit.
Dasselbe Argument teilt Valentin Cremcow in seiner Ausgabe (1614)
mit, ohne den Namen des Verfassers zu nennen.
1) Schon Melanchthon weist mit der Bezeichnung 'fahula Odlliea'
(Corp, Ref. XI^ 1004) auf den französischen Ursprung hin.
42 DRITTER ABSCHNITT.
um sich sein Geld für das jenem verkaufte Tuch zu holen.
Er findet bei einem zweiten Besuche den Advokaten im Bell-
lium und giebt die Hoffnung auf, zu seinem Gelde zu kom-*
men. Zu Hause klagt ihm sein Schäfer über Unfälle, die
seine Herde betroffen haben. Dieser wendet sich, da Jooeauine
klagbar werden will, an den Advokaten Pathelin, der ihm den
Bat erteilt, vor Gericht auf alle Fragen mit Bee zu antworten.
In der Gerichtsverhandlung ^ erkennt der Tuohhändler, nach-
dem er seine Klage vorgetragen, plötzlich Pathelin, will von
diesem sein Geld haben, wird aber nicht nur mit der zweiten
Klage, sondern auch mit der ersten abgewiesen, da einerseits
Pathelin von der ihn betreffenden Angelegenheit nichts weife,
anderseits der Schäfer für verrückt erklärt und freigesprochen
wird. Als endlich Pathelin vom Schäfer den ausbedungenen
Lohn fordert, antwortet dieser mit Bee und ergreift die Flucht,
als ihm der Advokat droht. ^
Es läfst sich leicht erkennen, dafs Keuchlin das franzö-
sische Original nicht nachgebildet, sondern nur die Anlage
desselben nebst einigen Einzelheiten, die ihm in der Erinne-
rung geblieben waren, füi* sein Stück verwertet hat. Es ist
daher ganz unrichtig, wenn behauptet wird, Eeuchlins Lust-
spiel sei eine imitation de la piece fran^ise, und ganz verfehlt
ist es, diese imitation als mauvaise oder faible^ zu bezeich-
1) Der Ausspruch des Richters Suxj revenons ä ces moutons ist
mit der Änderung der neueren Ausgaben * revenons ä nos motäons*
sprichwörtlich geworden. Büchmann, Geflügelte "Worte. Berlin 1882.
S. 301.
2) Eine genaue Inhaltsangabe sowohl des Maitre Pathelin als des
Henno geben Geiger, Johann Reuchlin S. 82 — 88, K. Schaumburg,
Zeitschr. f. neufranz. Sprache u. Litteratur IX, (1887) S. 8 — 10. Letz-
terer hat auch eine eingehende Untersuchung darüber angestellt, wie die
Charaktere der Farce Pathelin sich im Henno wiederfinden (S. i2 — 18).
3) Brunet, Manuel de Lihraire. Par. 1863. IV, 1254, — J. Par-
mentier (Bevue critiqtie 1884. II, 144) leugnet die Bekanntschaft Eeuch-
lins mit der französischen Quelle. Si un humaniste eomme Bettchlin
DIE VON BEUCHUN BENUTZTE QUELLE. 43
nen. Man will diese Behauptung auf die weite Verbreitung
der französischen Farce stützen: En effet, depuis longtemps la
farce de Pathdin, repandue de Ums cötes par de nombreiises
reimpressions sticcevives, avait passe d Vetranger et etait deverme
aussi popidaire en AUemagne qu'en France,^ Aber sollte die
französische Farce schon im Jahre 1496 nach Heidelberg ge-
langt sein, also zu einer Zeit, wo die französische Litteratur
sich ganz und gar noch auf den heimatlichen Boden beschränkte?
Anderseits ist auch nicht zu bezweifeln, dafs Reuchlin den
Mattre Pathelin gekannt hat, aber wohl nicht aus der Lek-
türe, sondern aus einer öffentlichen Darstellung zu Poitiers,
wo er in den Jahren 1480 und 1481 verweilte, • um seine
juristischen Studien unter Hugo de Banza imd Bernhard Duran-
dus zu beendigen, und wo er das von Petrus Vassali ausge-
stellte Lizentiatendiplom erhielt ^ Le savant professeur Beuch-
Im, so fahrt der Bibliophile Jacob fort, qui avait eu sans
doiUe occasion de la voir representer, hrsqu'il suivait le cours
de Vuniversüe d' Orleans, la paraphrasa en v&rs laivns et fit
jouer par ses eleves, en 1497, cette mauvaise imitation de la
piece frangaise ä Heidelberg, devant Veveque de Worms, qui
distribua des bagues et des pieces d'or aux jeunes acteurs. Na-
türlich wurde diese naive Schilderung für die neueren Litte-
rarhistoriker mafsgebend, und daher darf es uns nicht wundern,
wenn wir in einer neueren Geschichte der französischen Littera-
tur lesen: 'Die aufserordentliche Verbreitung des französischen
Stückes Maitre Pathelin kann man auch daraus ermessen, dais
der gelehrte Humanist Eeuchlin dasselbe von seinen Studenten
in Heidelberg im Jahre 1497 lateinisch aufführen liefs.'^ Was
avait eonnu la pieee fran^ise, il n'en aurait point fait mie pauvre
camedie qu'il appelle lui-meme un jeu de vieille femme (ludu/m ani-
lem V. 4).
1) Jacob, Recueil des farees etc. S. 16.
2) Das Diplom vom 14. Juni 1481 bei Geiger, Reuchlins Briefwech-
sel S. 6.
3) E. Engel, Gesch. d. franz. Litt. Leipz. 1885. S. 103.
44 DRITTER ABSCHNITT.
die angedeutete Verbreitung betriflFt, so ist dieselbe b^ründet;
aber hinsichtlich der 'lateinischen Aufführung' dürfte die Be-
urteilung doch den Vorwurf der Oberflächlichkeit treffen. Den
Thatsachen entsprechend wäre die Erwähnung einer lateinischen
Übersetzung gewesen, welche schon im Jahre 1512 Alexander
Connibert zu Paris erscheinen liefs und welche 1543 eine neue
Auflage erlebte. Ob diese Übersetzung der berühmten Faroe
durch die grofse Verbreitung der 'lateinischen Paraphrase
Eeuchlins', wie Jacob Reuchlins Arbeit nennt, veranlafst sei,
ist nicht zu beweisen. Aber jedenfalls mit sehr grofsem Un-
rechte wird im Theatre de Mr. de Bruyes Tom. HE in den
Bemarques hisioriques zum Advokat Pathelin behauptet, Reuch-
lin habe eine Übersetzung des letzteren unter dem Namen
Alexander Connibertus drucken lassen.
Da die beiden genannten Übersetzungen zu den litterari- ,
sehen Seltenheiten gehören , so führe ich ihre Titel vollständig an.
1. Pathelin, comoedia nova, qtiae Veterator inseribitur, alias
Pathelirms, ex peculiari lingua in Bomanum traducta eloquium,
per Alex, Connibertum, Parisiis, OuiUawne Eustache, 1512.
42 Bl. 16. (Ebert 15962).
2. PATELINVS. \ N(ma Comoedia, alias Veterator, e vid-
gari lingtui in Latinä traditcta per Ale- \ xandrum Cönihertv/m
LL. doetorem, et \ nuper qud^n diligentissime recognita: vt con-
ferenti cwm veteri exemplari plane \ noua, hoc est hnge terpuyr
hlinifqm auri- \ 1ms gratior videatur. \ Vignette mit der In-
schrift nXeov ilaiov ^ oXvov \ Pitts oki qiuim vini. \ CVM
PBIVILEQIO I PARISIIS \ Imprimebat Simon Golimms Fran-
ei fco Stephano. \ 1543. — Am Ende: PATELINI, SEV \ Vete-
ratoris fabuke \ FINIS. \ 1543. \ ('.') 28 Bl. 8. — In Bern.
Diese Ausgabe veranstaltete Ivo MoreUus, Doktor beider
Rechte, ein Neffe des Verfassers, dem er sie widmete. In
dem Widmungsbriefe an seiner Mutter Bruder (avuncuhis)^ der
ebenfalls Doktor beider Rechte war, bemerkt er, dafs es wohl
zu den Merkwürdigkeiten gehöre, wenn ein praktischer Jurist
sich in den Dienst des ApoUo und der Musen stelle, wie es
DIE VON REUCHLIN BENUTZTE QUELLE. 45
der Verfasser schon in seiner Jugend gethan habe, und noch
jetzt vergehe keine Stunde der Mufse, in der er sich nicht
wissenschaftlich beschäftige. Weil aber die erste Ausgabe des
Patelinus durch die Unwissenheit des Druckers durch mannig-
fache Fehler entstellt sei, so habe er, um zugleich dem Oheim
für sein ihm bisher bewiesenes Wohlwollen zu danken, diese
neue Ausgabe besorgt. Die nun folgende Praefatio giebt in
lateinischen Distichen des Yerfassers nach einer Einleitung den
Inhalt des Stückes.
Pingitur astutits, mulier percallida: pulchre
Personam propriam cautus uterque gerit,
Ärdet avarusy at est qui surripit ecee bubuleus,
Sic miser is perdit qiuzeqtie labore parat.
Convocat hv/nc in ius: index cum reddere iura
Tentat et ob furtu/m sumere supplicium,
En patronus adest vulpina veste coopertus,
Gonsulit agrestem verha caprina loqui.
Et quando vario complentur itddids aures
Sermone: hie fatuics solvitur opüio.
Sed non cau^sidicits peccatum portal in annum:
Gontinuo simili plectitur arte miser,
Sic lex lata fuit, sie nostri rere parentes,
Oriminis artifwes fraude perire sua.
Ergo legas nostros posthac Martelle Ubellos,
Perlege ^ saepe legas: quisque legendo sapit.
Aus den letzten Worten darf man den Schlufs ziehen, dafs die
Übersetzung nicht eigentlich für eine Aufführung bestimmt war.
Zum Beweise, dafs dieselbe eine ziemlich wörtliche ist, führen
wir eine Stelle aus der Scene zwischen dem Advokaten und
dem Schäfer an, dem eben der Bat erteilt worden ist, vor Ge-
richt auf alle Fragen mit Bee zu antworten:
Pathelin. A may-mesme pour quelqus chose
Que je' te die, ne propose,
Si ne respondz point autrement.
46 DRITTER ABSCHNITT.
Bergier. Moy! Nenny, par mon saeremeni!
Dictes hardiment que faffoüe,
Si je dy kuy atUre paroUe,
A vousj ne a atUre per sonne.
* *
Yeterator. Sis firmtis, et mihi qiwqiie
Quicquid tibi dicam, cave
JRespondeas quicquam secus.
Opilio. Egon tibi quicquam? aedepol
Si praeter hoc quid dixero,
Äudacter id tu didto,
Quod ipse ego iam insanio,
Si unum secum dicam hoc die
Verbum tibi, vd cuiquam cdii.
Als eine besondere Eigentümlichkeit darf noch die Ein-
führung des Narren bemerkt werden, der aUe Scenen in der
Figur des Comicus mit seinem allerdings oft inhaltslosen Witze
begleitet.
Bekannt ist, dafs Bruyes (1640—1723) im Jahre 1700
aus dem französischen Pathelin ein Lustspiel dichtete, in wel-
chem ein Liebesverhältnis zwischen der Tochter des Advokaten
und dem Sohne des Tuchhändlers Guillaume eingefügt worden
ist. Diese Bearbeitung, der die 1656 in Ronen erschienene
Komödie ,Tromperie8, finesses et subtüUes de maitre Pierre Po-
telin, avocat ä Paris' zu Grunde liegt, wurde 1706 im Thedtre
fran^is zu Paris aufgeführt und sehr beifällig aufgenommen.
Sie fand auch in Deutschland Eingang. Denn am 11. Mai 1767
wurde das Stück auf der Hamburger Bühne zur Darstellung
gebracht, wodurch Lessing Gelegenheit fand, sich auch über das
Original zu äufsem. Er sagt über den 'Advokat Pathelin' :
'Es ist eigentlich ein altes Possenspiel aus dem 15. Jahrhun-
dert, das zu seiner Zeit einen auf serordentlichen Beifall fand.
Es verdiente ihn auch wegen der ungemeinen Lustigkeit und
des guten Komischen, das aus der Handlung selbst imd aus
der Situation der Personen entspringt und nicht auf blofsen
DIE VON REUCHLIN BENUTZTE QUELLE. 47
Einfällen beruht.'^ Neuerdings ist Bruyes' dreiaktiges Lust-
spiel von A. Bosch für die deutsche Bühne (Frankf. a.M. 1879)
und der Maitre Pathelin in moderner Fonn für die französische
Bühne bearbeitet worden. ^
Es erübrigt noch die Frage nach der Quelle, welche der
Yerfasser des Maitre Pathelin benutzte. Die Untersuchungen,^
welche darüber in neuerer Zeit angestellt sind, haben das Er-
gebnis geliefert, dafs die Quelle des Maitre Pathelin auf eine
nicht mehr vorhandene italienische Commedia delV arte zurück-
zufuhren sein möchte, von der Goldoni* berichtet. Dieser
Ansicht ist auch J. Parmentier beigetreten. ^ Es entsprechen
nämlich die ims bekannten Typen des Advokaten, des Tuch-
händlers und des Schäfers den drei von Goldoni bezeichneten
Gestalten der alten italienischen Komödie, dem venetianischen
Kaufmann Pantalon, dem bolognesischen Eechtsgelehrten und
dem spitzbübischen Bedienten Brighella aus Bergamo. Diese
Charaktermasken waren bekanntlich ein bleibender Bestand des
altitalischen Yolkscharakters, denn schon von den ältesten Zei-
ten an hatten sie das Gerippe einer dramatischen Skizze gebil-
det, nämlich der geizige, verschwenderische, betrogene Alte
Pappus, der schwatzhafte Tölpel Bucco und der bevorrechtigte
Narr oder Harlekin Maccus.^
Auch sonst begegnet die Geschichte von dem schlauen
Advokaten und dem noch schlaueren Bauern häufig; der dem
16. Jahrhundert angehörende Dramatiker Grazzini verwertet sie
in seiner Komödie UArzigogolo,'^ ebenso Domenichi in einer
1) Lessiogs Werke VII, 119 (Hempel).
2) La farce de niattre Pathelin. Comedie moyen dge arrangee
en vers modernes par Oassies des Brulies. Paris 1887.
3) Herrn. Grimm, Essays. Hami. 1859. S. 119 — 133.
4) Memoires. Paris 1787. II, 192.
5) Revue critiqtie 1884, II, 147: ^(Reuchlin) a du tirer son sujet
d'une comedie itdlienne, une commedia delVarte aujourd*hui perdus.*
6) Bemhardy, Gesch. d. röm. Litt. Halle 1857. S. 406.
7) Teatro comico Fiorentino. Tomo IV. In Firenxe 1750.
48 VIERTER ABSCHNITT.
Anekdote,^ sowie ein 1682 in Fulda aufgeführtes Jesuiten-
spiel Nemo.^
VIERTER ABSCHNITT.
DIE LITTEKAKISCHE VEKBKEITUNG.
1. DAS 15. JAHRHUNDERT.
Keuchüns Scaenica progy^nnasmata^ welche nach der Haupt-
figur des Henno auch kurzweg mit diesem Namen bezeichnet
wurden, gelangten schon frühzeitig zu Ansehen. Die Arbeit
eines so berühmten und sowohl in der Wissenschaft als im
öffentlichen Leben so hoch geachteten Mannes fand die freu-
digste Aufnahme in den gelehrten Kreisen, zunächst bei der
Heidelberger Humanistenschar. Waren doch alle Zuhörer ent-
zückt von Reuchlins dramatischer Kunst, von der mau bis dahin
noch keine Beweise gehabt hatte; ja man feierte nach der Sitte
der Zeit den neuen Dichter in Gedichten, ebenso den Leiter
der ersten Aufführung; man war glücklich über den glänzenden
Erfolg, welchen Deutschland in einer der Kunst der Alten
nachgebildeten Litteraturgattung errungen hatte. Der Huma-
nismus, der in Italien so schöne Früchte gezeitigt hatte, durfte
nun auch in Deutschland Triumphe feiern; in Reuchlin war
ein zweiter Terenz erstanden: wie einst Plautus und Terenz
1) Faceti, motti et burle. Venetia 1584. S. 226 ff.
2) Holte, Zeitschr. d. Shakespeare -Gesellschaft, 21, 191 citiert fer-
ner Bütner, Blaus Narr 8, 58 (1572), Amüsements fran^is ou eon-
tes ä rire (Venise 1752) 2,56 und Zeitschrift „Der Bär" 2, 117 (1876),
wo von W. Schwartz ein brandenburgisches Volksmärchen mitgeteilt
wird. — Über die beiden itahenischen Dichter s. K. Schaumburg a. a.
0. S. 4 ff. Derselbe findet nicht in der italienischen Komödie das Vor-
bild für den Pathehn oder für den Henno, ihm ist die Farce Pathelin
vielmehr ^das Originalprodukt des lebhaften Aufschwunges des franzö-
sischen Oeistes, der den Sinn für das Komische im hohen Grade be-
sitzt, und infolgedessen das Muster aller den gleichen Stoff wie sie
behandelnden Stücke.'
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 49
das römische Yolk durch ihre Lustspiele erfreut hatten, so
sollten auch die Deutschen an neuen lateinischen, nach dem
Muster der antiken Komödie gebildeten Dramen Gefallen finden.
Die neue Schöpfung der dramatischen Muse Eeuchlins
durfte nicht lange im Pulte verschlossen bleiben; man beeilte
sich Abschriften zu machen imd die Komödie bei den Sodalen
in Umlauf zu setzen. So erhielt sie auch Jakob Wimpheling
in Speier; sofort verfertigte er eine Abschrift, die er bei einem
gelegentlichen Besuche Eeuchlins in Speier von diesem durch-
sehen liefs und für eine mit einem kleinen Kommentar Eeuch-
lins versehene Ausgabe vorbereitete. Eeuchlins dramatische Dich-
tung entsprach den Ansichten Wimphelings über die Lektüre
der Dichter, die er der Jugend wegen ihrer frivolen Anschauim-
gen entzogen wissen woUte. In seinem „Wegweiser für die
deutsche Jugend", den sein Schüler Jakob Han in Strafsburg
mit einem Widmungsbrief an den Grafen Heinrich von Hen-
neberg, Domherrn zu Strafsburg, vom 22. August 1497 her-
ausgab imd den Wimpheling mit einem Schreiben vom 21. Juni
1496 dem Dompropst Georg Gemminger zu Speier gewidmet
hatte, sprach er in einem besonderen Abschnitt ^de lectione ora-
tormn et poetarum' sich dahin aus, dafs die Lektüre des Plau-
tus und des Terenz zulässig sei, dafs jedoch einige Stücke des
Plautus, die in geringerem Grade von der Liebe handeln, üim
den Vorzug zu verdienen schienen, wie die Aulularia imd der
Stichus. Daran schliefst er diejenige Komödie, welche jüngst
Reuchlin verfafst, Progymnasmata betitelt imd vor dem Bischof
von Worms Johann von Dalberg, dem Beschützer und Pfleger
der Musen, habe aufführen lassen.^
1) Istdoneus germamctcs cap.XXI (fol. X VIIIJ : * Ex comteis Plau-
tus et Terentitis tradi possuntj verum qtmedam Plauti comoediaey quae
minus de a/more canunt, mihi visae sunt praeferendae qualis vide-
tur ÄultUaria et Stichus, et quam proximis diebus eoccudit Jo. Gap-
nion Phorcensis progymnasmataque inscripsit ac coram Jo. Cam.
Dalburgio Vangionum antistiti ornniurn Musarum cultore reeenseri
feeit.' Knod, Jakob Spiegel, 1886 S. 11, bemerkt, dafs Dacheux,
Holstein, Benchlins Eomöc^en. 4
50 VIERTER ABSCHNITT.
So hatte Wimpheling Reuchlins Komödie litterarisch ein-
gefahrt, durch die Stellung derselben neben zwei gepriesene
Komödien des Plautus ihren hohen Wert gekennzeichnet imd
auf dieselbe als auf eine beachtungswerte Lektüre der studie-
renden Jugend hingewiesen. Sie war damals noch nicht ge-
druckt, aber ihre Drucklegung war bereits vorbereitet; denn
eine so vorzügliche dramatische Leistung, durch welche die
Komödie der Alten zu neuem Leben erweckt wurde, ja in
verbessertem Gewände erschien, mufste den Freunden des
Humanismus sobald als möglich zugänglich gemacht werden.
Wimpheling vermittelte die Drucklegung bei dem dem Huma-
nistenbimde nahe stehenden gelehrten Basler Drucker Johann
Bergmann von Olpe,^ Mitglied des Chorhermstiftes zu Gran-
felden, der bereits seit 1492 eine Eeihe von Werken gedruckt
hatte, aber nicht um materiellen Gewinnes willen, sondern
zur Förderimg der humanistischen Bestrebungen. Auch Seba-
stian Brant, der berühmte Yerfasser des „Narrenschiffös", das
1494 zum erstenmale von Bergmann von Olpe gedruckt war,
wandte sein Interesse dem Unternehmen zu, indem er aus
Freimdschaft für Eeuchlin dessen Komödie mit einem aus vier
lateinischen Distichen bestehenden Titel - Epigramm begleitete,
worin der Bischof um wohlwollende Aufnahme der Komödie
gebeten wird, durch welche Eeuchlin den Dank der gelehrten
Welt, der Jugend und der Dichtkunst verdient habe.^ Berg-
Jean Geiler, 1876 S. 465, weil er Reuchlins Progymnasmata nicht
kennt, diese Stelle wnnderHcherweise folgendermafsen interpretiert habe:
''Ainsi il (Wimpheling) n'admet que , . . Piaute et Terence, surtotU
Vedition expurgee qtie venait de puhlier ReuchlinJ
1) Allg. deutsche Biographie XXIV, 314. — Seine Drucke tragen
den "Wahlspruch: Nihil sine catisa (Nüt on Ursach). Olpe.
2) Sebastian Brant hatte schon früher den Bischof in einem Ge-
dichte gefeiert, das ähnlich wie jenes Titel -Epigramm beginnt:
Qiu)d me Dalhurgi generis celeberrime praesul
Qermanv/m et Rheni Vangioniimque decus
Diligis immeritum etc.
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 51
mann selbst widmete seine Ausgabe dem Bischof mit einem
Briefe vom 1. Mai 1498. Er preist darin des Bischofs glühen-
den Eifer für die Ausbreitung der Wissenschaften und recht-
fertigt sein Unternehmen; damit diese höchst witzige, von
Reuchlin zum Nutzen der deutschen Jugend verfafste Komödie
in vieler Hände gelange, so habe er sie drucken lassen und
herausgegeben. ^
Dem Texte dieser ersten Ausgabe folgt in Terenzischer
Weise die Didaskalie d. i. der Bericht über den Tag der Auf-
fühnmg, das Yerzeichnis der Spieler nebst der Dankrede des
Valentin Heifant; dann folgt ein Lobgedicht des Jakob Drakon-
tius auf Eeuchlin und ein anderes Adam Werners von Themar
auf Johannes Eichattshuser. Jakob Dracontius, ein Schüler
des Konrad Geltes, hielt sich seit 1493 zu seiner wissenschaft-
lichen Ausbildung in Heidelberg auf und genofs die besondere
Zuneigung Johann von Dalbergs. ^ Der Yerfasser des zweiten
Und ebenso war Eeuchlin 1496 von Brant besungen worden:
Cwpnion illustres tnter memorande poetas
Oermani specimen nohilitasque soli.
1) Die Bemerkung Bergmanns, die Komödie sei frei von Obscöni-
täten und Unsittlichkeiten, hat Hermann Grrimm (Essays. Hann. 1855.
S. 128) zu der Äu&erung veranlafet: „Es läuft sogar eine leichte Zote
mit unter, was ich bemerke, weil in der Vorrede das Gegenteil ver-
sprochen war" — richtiger wohl: weil in Bergmanns Widmungsbriefe
das Gegenteil ausgesprochen ist. Indessen kann dies nur in einge-
schränktem MaTse zugegeben werden, wenn man die vielfachen, auch
in anderen Komödien des 15. und 16. Jahrhunderts vorkommenden un-
sittlichen Derbheiten berücksichtigt. Übrigens würde die Äufserung
Grinmis berechtigt sein, wenn in v. 194 — dieser Vers kommt hier
allein in Betracht — die ursprüngKche Schreibung Her petit\ die auf
WimpheUngs Veranlassung in ^hasiaV geändert worden ist, stehen
gebUeben wäre.
2) Jacolms Track de Oberkireh professtis ordinis Praemonstra-
tensis — so lautet die Einzeichnung in der Heidelberger Matrikel zum
31. Juli 1493; am 3. JuH 1495 erwarb er die "Würde eines baecalau-
reua artittm viae modernae; am 13. April 1496 wurde er magister
artiwm.
4*
52 VIERTER ABSCHNITT.
Gedichtes, Adam Werner von Themar, der als Bektor der Uni-
versität der AuffOhrung beigewohnt hatte, verlieh seiner Freude
über das Wohlgelingen derselben einen beredten Ausdruck. Er
widmete sein Lobgedicht ^ dem Mag. Johannes Kichartshuser,
dem Wecensor comoediae novae Joannis BmcMin' d. i. dem
Regisseur des Stückes, der die Darsteller eingeübt und unter
dessen Leitung die Aufführung stattgefunden hatte. ^ Dies
besagt nicht nur das erste der 9 Distichen, sondern auch die
DidaskaUe mit den Worten: 'Joannes Bichartshuser recensuii'.
Unmittelbar davor ist der Verfasser des musikalischen Teiles
der Komödie, Daniel Megel, genannt, von dem es heifst: modos
feeit d. i. er lieferte die musikalische Begleitung, indem er
die Melodien, nach' denen die Chore vorgetragen wurden, ver-
fafste und auch wohl einübte.
Kaum waren die Scaenica progy^nnasmata aus Bergmanns
Offizin versandt, so druckte sie Johann Grüninger in Strafs-
burg nach, indem er sie dem von ihm veranstalteten Nach-
druck der Varia Carmina des Sebastian Brant einverleibte, die
mit dem Widmungsbriefe Johann Bergmanns von Olpe an den
Aachener Dechant Wimar von Erkelenz vom 15. März 1498
aus der Bergmannschen Offizin zu Basel ('ex Basüea aUrice
edueatrtceqtie iuventae studiorumque nostrorum') hervorgegangen
waren. ^ Wie viele der Grüningerschen Drucke, so ist auch
1) K. Hartfelder hat das Gedicht Werners in dessen Gedichtsamm-
lung aufgenommen (Zeitschr. f. d. Gesch. des Oberrheins 1880, S. 78).
2) In Spiegels Kommentar wird zu ^recensuit* gesagt: 'reeognovit
et eensuram suam adhihuity ut hi Ituii seaemei rede et rite recita-
rentvr ab actoribus.' — 0. Francke, Terenz und die lat. Schulkomö-
die (Weimar 1877) S. 64 schliefst aus dem ^recensor', dafe Joh. Richarts-
huser der Herausgeber der Ausgabe von 1498 gewesen sei, und Brunet,
Marmel de Libraire IV, 1254 setzt sogar zum Titel der Reuchhnschen
Komödie: ^ex recensione Joan. Rieliartxhicsen/
3) Der Schlufssatz hat das Datum des 1. Mai 1498, also dasselbe
als die Seaen. prog. — Hiernach ist Geiger, in seiner Vierteljahrs-
schriffc für Kultur und Litteratui* der Renaissance I, 116 zu berichtigen:
DIE UTTERAEISCHE VERBREITUNG. 53
dieser Nachdruck mit Fehlem übersäet; er zeugt von der Un-
geduld Grüningers, die Bücher so schnell als möglich in den
Handel zu bringen.^
2. DAS 16. JAHEHÜNDERT.
Der erste gekrönte Dichter Deutschlands Konrad Celtes
feierte Eeuchlin in einer Ode, die wahrscheinlich schon wäh-
rend des Aufenthaltes des letzteren in Heidelberg gedichtet ist
(^Ad Johannem BeuMin seu Capnionem triv/m lingvmrv/m intern
pretem et philosophum'J mit besonderer Berücksichtigung seiner
dramatischen Leistungen, zu denen er mit poetischer Licenz
auch Tragödien rechnet, die nicht bekannt sind, mit folgenden
Worten :
Comicas fravdes copiose scribis
Et sonas doctus tragicfwm cothumum
Primus et nostras eeleres iambos
Du/ds in oras.^
'Als ein Zeichen vertrauter Freundschaft mag es gelten, dafs Brant in
die genannte Sammlung {Varia carmina Bogen A und B) Eeuchlins
Komödie . . . aufnahm.' Nicht Brant veranlafste die Aufnahme, son-
dern der Nachdrucker Joh. Grüninger. Brant, über diese Publikation
empört, liefs die Exhortatio ad divum Maximilianti/m regem, welche
den Schlufs des von ihm im September 1498 zu den — noch nicht ver-
kauften — Exemplaren der Bergmannschen Ausgabe hinzugefügten Ge-
dichtes: Thurcorum terror et potentia bildete, alsbald entfernen und
ersetzte die letzte Seite des Bogens n mit einigen Distichen ad leeto-
rem earminum sit^orwm; er benachrichtigte den Leser, dafe dieser den
Nachdrucken! müstrauen und nur das von Bergmann von Olpe gedruckte
Buch kaufen dürfe, welches er selbst (Brant) korrigiert habe und das
auch * Thurcorum terror* enthalte. C. Schmidt, hist. litt, de VAlsace-
Paris 1879. 77, 352.
1) Allg. deutsche Biographie X, 53. C. Schmidt, Zur Gesch. der
ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Strafsburg. Strafeb.
1882. S. 114.
2) Celtis Od. IH, 23. — Geiger, Reuchhns Briefwechsel S. 69. —
Vermutlich bildeten diese *eomicae fraudes* i. e. com^ediae für Joh.
Aschbach eine Stütze für seine — längst widerlegte — Annahme, dafs
54 VIERTER ABSCHNITT.
Fast mit gleichen Worten wird Beuchlin- von Heinrich
Bebel in einem längeren sapphischen Gedichte mit Bezug auf
seine dramatischen Leistungen gefeiert:
Seu lubet socco aut Sqphoclis cothumo
Optime certas, tenuive plectro
Pindari et Sapplms fidibus canoris
Garmina scribis,^
In der Lebensgeschichte Melanchthons spielt Beuchlins
Henne eine hervorragende Rolle. Dieser erfreute sich schon
in seiner Jugend der besonderen Aufmerksamkeit seines Grols-
oheims — Reuchlins Schwester Elisabeth war die Grofsmutter
Melanchthons — imd als Reuchlin bei seiner Rückkehr nach
Pforzheim, wo Philipp die Schule besuchte, vernahm, dais der
Knabe auch die griechische Sprache zu erlernen angefangen
hatte, so schenkte er ihm eine griechische Grammatik mit dem
Vei-sprechen, dafs er ihm ein griechisches Vokabelbuch schen-
ken wolle unter der Bedingimg, dafs er ihn bei seiner Wie-
derkunft durch einige lateinische Verse erfreuen würde. Als
nun Reuchlin nach kurzer Zeit — es war im Jahre 1508 —
wieder nach Pforzheim kam, begrüfste Philipp den Grolsoheim
in lateinischen Yersen und empfing von ihm den versproche-
nen Vo(xibidarms breviloqutcs, um nun dem gelehrten und
berühmten Verwandten seine Dankbarkeit zu bezeigen, übte
Philipp mit seinen Schulfreunden, unter denen sich auch Fran-
ziskus Irenikus (Franz Friedlieb von Ettlingen) befand, den
Reuchlinschen Henno, den er unter Leitung des Pforzheimer
Reuchlin an der Abfassung der Celtesschen Werke der Roswitha betei-
ligt gewesen sei. „Die Eomödien GaUicanus, Dulcitius und Galimachus
dürften von dem berühmten Reuchlin verfafst worden sein, der, mit
Geltes aufs innigste befreundet, wie dieser ^die Aufführung von Komö-
dien an Hochschulen betrieb imd auch eine Anzahl von ihm gedichte-
ter Komödien durch den Druck veröffentlichte" (Aschbach, Roswitha
und Konr. Geltes. Wien 1867. S. 33).
1) Glarormn virorum epistolae ad Jo. Eeuchlinum. Tub, 1513,
Bl. C4^
DIE LITTERARISCitE VERBREITUNG. 55
Eektors Georg Simler schon gelesen hatte, in aller Kürze ein
und führte nach Schlufs des Gastmahles, zu welchem Reuch-
Hn durch die Geistlichkeit des Pforzheimer Ruralkapitels ein-
geladen war, das Stück auf. Über das sichere Auftreten des
GroDsneffen und über die unverhoffte Freude, die er ihm ge-
macht, war Eeuchlin so entzückt, dafs er den jungen Melanch-
thon umarmte, seinen lieben Sohn nannte und seinen Namen
Schwarzerd in den Namen Melanchthon umformte, indem er meinte,
ein so gdehrter junger Mann dürfe nicht mehr einen barbarischen
Namen führen, sondern müsse von nun an in der feineren
Sprache der Griechen genannt werden. Von da an ist ihm
der Name Melanchthon geblieben. ^ Bald darauf bezog der
junge Freund der Wissenschaften die Universität; am 14. Okto-
ber 1509 wurde er zu Heidelberg immatrikuliert. ^
Später hat Melanchthon in seiner Rede über Reuchlin, die
er 1552 verfafste, ein treffendes Urteil über die beiden hin-
sichÜiöh ihrer Tendenz so sehr verschiedenen Komödien geMlt,
indem er den Henno eine fabula dulds et plena candidi saUs,
in qm forensia sqphisniata taxat, den Sergius eine comoedia
plena nigri scUis et acerhitatis adversus mxmachum, qui Beuchr
Uni vüae insidiatus erat^^ nannte, die letztere so, weil sie sei-
nem geläuterten Geschmacke weniger zusagte.
Auch Luther kannte den Henno wohl. In einem Briefe
an Joh. V. Staupitz (30. Mai 1518) citiert er aus dem Henno
^iUud BeuMinianum
Qui pauper est nihil potest perdere',
1) Qjrp, Ref. Z, 259. Schmidt, Phü. Melanchthon. Elberf. 1881
S. 5. — Joh. Camerarins erzählt in der Vita Melanchthonis p. 9 die-
sen Vorgang folgendermafsen : ^Melanchthon aequalibus scriptum quod-
dam ludiorim Reuchlini instar comoediae Ulis diebus editum ediscen-
dum distribuitf et sua^ cuique partes assignavit, ut coram Reuchlino
ad se reverio fabula ea ageretur. Quod etiam factum est summa
ipsius volu/p\ate atque laetitia.'
2) G. ToBpke, Die Matrikel der Universität Heidelberg. Heidelb.
1884. I, 472.
3) Corp. Ref XI, 1004.
56 \TERTEB ABSCHNITT.
und an Wenzeslaus Link schreibt er am 10. Juli 1518:
'Ganto cum Johanne BeuMino:
Qui pauper est, nihil thnei, nihU potest perdere,
Sed spe bona laetus sedet, nam sperai aequirereJ^
* -
Es dürfte an der Zeit sein, jetzt einiges über dieYerbrei-
tung der Komödie durch den Druck nachzuholen.
Im Jahre 1503 wurde sie in Leipzig eingeführt Der
Herausgeber dieses neuen Druckes, dem sehr bald ein zweiljßr
folgte, war der Baccalaureus der freien Künste Basilius de Wilt
aus Leipzig, der seine Ausgabe mit einem Schreiben vom
11. Juli 1503 (Datum aedüms nostris studii Ldptxensu) dem
Grafen Stephan Schlick zu Passau, Herrn zu Weiüslirclien,
Hbogen, Schlackenwerde etc., widmete. Basilius de Wilt, der
am 16. Oktober 1494 in Leipzig seine Studien begann, war
später Dechant des Domstiftes in Zeitz. ^
Von 1508 an wurde Thomas Anshelm aus Baden- Baden ^
ein fleifsiger Beförderer der Eeuchlinschen Komödien, indem er
nicht nur Textesausgaben, sondern auch die zu beiden Dramen
geschriebenen Kommentare in seiner Offizin erscheinen liefs
und buchhändlerisch vertrieb. Er hielt es wohl für eine Ehren-
sache, die Schriften Eeuchlins, dessen besonderer Gunst er
1) De Wette, Luthers Briefe I, 118. 130.
2) Als solcher erscheint er 1531 (Ratsarchiv zu Leipag), 1533
12. Sept. (bei der Inventaiisation des Nachlasses der Äbtissin von Beu-
titz ist „der wirdige vnd hochgelerthe her Basilius "Wilde d^cter Tum-
techandt vnd in Spiritualibus Vicarius zcu Zceitz" zugegen — Haupt-
staatsarchiv zu Dresden), 1537 15. Mai (Brief des B. W. doctor deca-
mc8 ecelestae Zixensis an den Abt von Pforta, den er auffordert, zu
einem Konvent nach Halle zu kommen, wo über Beschiclung des zu
erwartenden Konzüs gehandelt werden soll — Schamelü Ghronicon
Porteme S. 148).
3) K. Steiff, Der erste Buchdruck in Tübingen. Tüb. 18S1. S. 11 — 26.
C. Schmidt, Zur Gesch. der ältesten Bibliotheken etc. in Strafeburg,
S. 143.
\
DIE LITTERARISCHE VERBREITUNG. 57
sich ZU erfreuen hatte, zum Druck zu befördern; denn seit
1500 hatte er seine Druckerei in Pforzheim, der Gebiuisstätte
Reuchlins, und auch als er sich 1511 nach Tübingen und
1517 nach Hagenau begab, fuhr er fort den Druck und Ver-
lag Reuchlinscher Schriften zu übernehmen. Yon den Scaen,
prog. lieferte Anshehn in der Zeit von 1508 — 1516 nicht
weniger als vier Textausgaben.
Dals die Scaen, prog, auch in den Schulanstalten der
Brüder vom gemeinsamen Leben Eingang gefunden hatten, be-
weist die aus der Offizin des Theodoricus de Borne zu De-
venter 1513 hervorgegangene Ausgabe. Sie erschien mit
Huttens Nemo und einigen Gedichten des münsterschen Schul-
mannes Antonius Tunnicius (Tünneken) imd ist von diesem
veranstaltet. Das Titel -Epigramm ist aber nicht das des Se-
bastian Brant, sondern an dessen Stelle stehen drei Epigramme
und zwar von Johann MurmeUius,^ der seit 1503 das Rek-
torat der Ludgerischule zu Münster verwaltete und 1513
Rektor der Schule zu Alkmar wurde, von Anton Timnicius
und von Joseph Horlenius aus Siegen, seit 1507 Lehrer an
der Ludgerischule zu Münster. ^ Der erstere leitete die Aus-
gabe mit folgendem Gedichte ein:
De comoediarum utüitate Joannis Murmellii Ruremimdensis
Hexastichon,
Humcmae specuhtm merito comoedia vitae
Fertur, quod variis moribtts una scatet.
Hinc licet ampkcti rectos pravosqice cavere,
Oum videt eventtts mens utriusque viae.
Hinc licet eloquii pulchros excerpere flores
Et Lotio linguam m^elle rigare sitam.
1) D. Reichhng, Johannes Murmellius. Freiburg i. B. 1880.
Allg. deutsche Biogr. XXTTT, 65.
2) Allg. deutsche Biogr. XHI, 128.
58 VIERTER ABSCHXITT.
Unmittelbar darauf folgt
Anionii Tunnicii Monasteriensis in commendatümem hukis
comoediae Ogdoastkhon,
Htinc puer exiffuo redimas precor aere libeUum,
Si tibi floretäi verba deeora sedeni.
Hinc poUisse brevi Laiiarem tempore Imguam
Et mores varios edidicisse potes.
Hoc tibi via: uUus libro iucundior exstcU,
MuUis nam salibus iotus ubique scaiet.
Henno bibii, dat opem Greta Elsae, nubii et AbrUy
Ble Minoa Dromo Petrudnmque ferit.
Mit dem letzten Distichon liat Tunnieius sehr treffend den In-
halt des Stückes angegeben. Es schliefst sich hieran das Epi-
gramm des Joseph Horlenins, das sich auf die G^edichte des
Tunnidus bezieht.
Studiosae iuverUtUi losephus Horlenius Segenensis.
Si cupis in ienui muUa edidicisse libeüo,
Perlege Timnicii dogmata sancta tui.
Te docei aetheream quo pacta scandere sedetn
Possis, perpetua et prosperitate frui.
Diese drei Gedichte füllen das Titelblatt. Auf der Eückseite
desselben folgt zimächst die S. 40 abgedruckte Inhaltsangabe
der Komödie, welche von Anton Tunnieius verfafst ist Daran
schliefst sich unmittelbar der Text der Komödie, an deren
Schlufs noch ein Lobgedicht des Tunnieius auf Reuchlin ange-
fügt ist.
Antonii Tunnicii Monasteriensis in loannis R&uchlin Pkorcensis
viri doctissimi pra/econiv/m Decatostichon.
Capnion ingenio lingua praeclarus et arte
Phihsophus, vates, rhetor vbique nitet.
Est sacri canonis valde legumqtie peritus
Ätque suum nomen omnia iure tetiet.
DIE LITTBRARISCHE VERBREITUNG. 59
Hebraeae ac Qraiaeqite simul doctissimics. artis
Et Latiae vods verba eanora docet.
Vix hie coneedit Garihaginis urbis akumno
Nee salibus cedit, Piaute diserte, tuis,
Genncmos super at muUum, certare poetis
Non timet Av^oniis scemmata laeta canens.
Von 1514 an wurde der Leipziger Drucker Yalentin Schu-
mann ein eifriger Verbreiter der Scaen. prog.<, indem er fast in
jedem Jahre eine neue Ausgabe veranstaltete. Die Schumann-
schen Ausgaben, deren kritischer Wert nur gering ist, geben
den Bergmannschen Brief und die Didaskalie, aber nicht die
Gedichte des Drakontius und Adam Werners. Dagegen bringen
sie zuerst die fahulae interhcutores.
Von den sechs Schumannschen Ausgaben, welche bis 1521
erschienen, ist die erste eine Nachbildung der Basler Original-
ausgabe von 1498 und wird deshalb in den bibliographischen
Werken dem Jahre 1498 zugeschrieben, obwohl vor 1514 kein
Druckwerk aus Schumanns Druckerei hervorgegangen ist. Er
war ein gebomer Leipziger, erlangte am 14. Dezember 1514
das Bürgerrecht von Leipzig, wofür er nichts bezahlte, weil
er ein Bürgersohn war, und wird also vor 1514 seine Drucke-
rei nicht eingerichtet haben. Auch findet sich unter den vie-
len Schumannschen Drucken der Stadtbibliothek zu Leipzig
keiner, der vor 1515 entstanden ist.
Übrigens begnügte man sich nicht mit den Textausgaben,
sondern veranstaltete auch kommentierte Ausgaben. Abgesehen
von dem pädagogischen Zwecke wollte man in der Herausgabe
kommentierter Ausgaben zeitgenössischer Dramen zugleich eine
Gewohnheit des klassischen Altertums nachahmen. Gleichwie
die Komödien des Terenz von der Kaiserzeit an von einer Eeihe
von Gelehrten kommentiert waren, so wurden auch manche
beliebte Schauspiele des 16. Jahrhunderts mit Kommentar ver-
sehen; ich nenne des Petrus Papeus Komödie vom Samariter
im Evangelium (von Alexius Vanegas 1545), des Gnapheus
60 VIERTER ABSCHNITT.
Akolastus (von Qabriel Patreolus 1554), Frischlins sechs lat^
nische Komödien (von Georg Pflüger 1612) u. a.
Der in einem Codex der Universitäts- Bibliothek zu üpsak
handschriftlieh erhaltene Kommentar Reuchlins zu den Seamk
prog. ist von Wimphelings Neffen Jakob Spiegel in seinen
Kommentar aufgenommen. Dieser und Georg Simler sind als
Kommentatoren der Eeuchlinschen Komödien bekannt gewor-
den: der erstere als Erklärer der Scaen, prog,^ der letztere als
Erklärer des Sergius. Wenn Simler auch als Kommentator der
Scaen. prog, gilt, so ruht diese Annahme auf einer zuerst von
Heinrich Mai, dem ersten Biographen Eeuchlins, miXsveilBtaa-
denen Stelle eines Briefes Spiegels an Simler.^ Seine Aus-
einandersetzung war für Maittaire so entscheidend, dafe er einen
Kommentar Simlers zu den Scaen, prog, vom Jahre 1508 in
die Reihe der Eeuchlinschen Ausgaben stellte, wobei er offenbar
den Sergiiis mit den Scaen, prog, verwechselte. ^ Eine genau«^
1) Ilenr. Matus, Vita Reuchlini. Durlam 1687. S. 192: *Tdem
Sitnlerus in Scaenica quoqtie progyninasmata Gapnionis commenUi-
tus estj qtias notas Spiegelius stiae explanationi inseruit, quatUum
ex initio huiits ad ipsum data epistola colligo. Ita enim illum affor
tur atqtie compellat: Accipe^ mi suavissime Oeorgt, qtmm tu pro
faciliori puerorum intellectu priori nostrae i?i Scasnica Reuckliniana
progym?ia^mata explanationi tumultuariae tumultuanter quoque ad-
iciendam arbitrattis es operae pretium, hoc biduo comportaia/m inter-
pretatiunculam. *
2) Maittaire 77, 193: lo. Gapnionis Progymnasmata iambis tri-
metris scripta cum commentario Oeorgii Simler, apud Thomam
Anshelmum, Phorcae 1508. Ihm folgten Panzer, Annal. typ. VIII, 230
nr. 24; Schnurrer, Biographische u. litterarische Nachrichten von ehe-
mal. Lehrern der hehr. Litt, in Tübingen. Ulm 1792. S. 50; MayerhofE,
Joh. Eeuchlin u. seine Zeit. Berlin 1830. S. 259 und Goedeke Grund-
rifs I, 414. Mit Recht erklärt Steiff, Der erste Buchdruck in Tübingen.
Tüb. 1881. S. 81 die Sache für fraghch. Der Irrtum zeigt sich auch
bei Knod, Jakob Spiegel 1884 S. 27, wo es heilst: „Auch an Spiegels
Ausgabe der Scaen. prog. hatte Simler, der vordem das gleiche Werk
ediert hatte (1508), seinen Anteil." Ebenso glaubt Horawitz, Sitzungs-
DIE LITTERARISCHE VERBREITUNG. 61
Einsicht in den Briefwechsel Spiegels und Simlers ergiebt, dafs
Spiegel auf Simlers "Wunsch, der dessen so eben abgeschlosse-
nen Kommentar — er nennt ihn lucubratiunculae Progymnas-
nuUum doctissimi loannis Beuchlin triumviri — bei einem
Besuche im Sommer 1511 gesehen hatte, zur Yervollständi-
gung seines Werkchens (^ut omnibtis numeris emwmtwm pv-
diret opiesculum') auch noch eine ausführliche Erläuterung der
Didaskalie (^ super die et consule quibusque sit acta modulis
comoedia') hinzufügte, die er nun an Simler mit einem Briefe
übersandte. ^
Der Spiegeische Kommentar ist sehr ausführlich, berück-
sichtigt allerdings vorwiegend sprachliche und antiquarische
Erscheinungen in einer jener Zeit eigenen Breite, überragt
aber Simlers Kommentar zimi SergiiLs durch eine Fülle von
gelehrten Bemerkungen, die von einer nicht gewöhnlichen
philologischen Bildung des humanistisch gerichteten Yerfassers
zeugen. Sicherlich hatte ihm die Erinnerung an den 31. Ja-
nuar 1497, den Tag der Aufführung, an der er selbst, wie
schon erwähnt, beteiligt gewesen war, den Anlafs zur Bearbei-
tung des Kommentars gegeben.
Jakob Spiegel, 1483 zu Schlettstadt geboren, des Beatus
Rhenanus Schulgenosse in Crato Hofmanns Schule zu Schlett-
stadt, wurde nach dem Tode seines Yaters von .seinem zehnten
Lebensjahre an von seinem Oheim Jakob Wimpheling erzogen,
war in Heidelberg, Freiburg und Tübingen mit humanistischen
und rechtswissenschaftlichen Studien beschäftigt, trat 1504 in
den Dienst der kaiserlichen Kanzlei und war von 1515 an in
der unmittelbaren Umgebimg des Kaisers. Durch die Abfas-
berichte der Wiener Akademie LXVI (1877), S. 223, dafs Simler auch
die Scaen. prog. kommentiert habe; diese Ausgabe sei 1508 und 1509
erschienen.
1) Knod a. a. 0. S. 28 schhefst aus den beiden im Kommentar
fol. LXXI** abgedruckten Briefen, dafs Spiegel auf Simlers Mahnung
dem Manuskript nachträgUch noch einige speziell für Schüler berechnete
Anmerkungen hinzugefügt habe.
62 VIERTER ABSCHNITT.
sung eines Lexieon iuris civilis fArgentor. 1538) hat er sich
besonders bekannt gemacht. ^ Seinen Kommentar zu Beuchlins
Scaen. prog, b^leitete er mit einem Widmungsbriefe (TlMngae
ex aedicula nostra philosophica 24. Januar 1512) an den Tf^
binger Professor der Theologie und Jurisprudenz Jakob Lemp
aus Steinheim, der nach damaliger Sitte mit prunkenden Wor-
ten gefeiert wird. Lemp galt für eine Stütze der päpstliche»
Macht und für das Muster eines Skotisten.^ Möglicherweise
wurde Spiegel zu der Widmimg seines Werkes an Lemp da-
durch veranlafst, dafs Eeuchlin seine 7 Bufspsalmen, die 1512
ebenfalls bei Anshelm in Tübingen gedruckt wurden, dem Pro-
fessor Lemp widmete. Vielleicht huldigte Lemp gerade damals
der neuen Eichtung; später wurde er ein eifriger Gtegner Luthers
und der Reformation; auf der Badener Disputation (1526) un-
terzeichnete er die Sätze seines Schülers Eck.^
Mancherlei interessante Nachrichten schöpfen wir aus Spie-
gels Kommentar, so über seinen Lehrer, den Rektor der Schlett-
stadtschen Schule Crato Hofmann aus üdenheim, der den Kampf
gegen die hergebrachten Schulbücher aufnahm imd besonders
die älteren Kommentare zu dem gesuchten Buche des Alexan-
der de Yilla Dei verwünschte, der seine Schüler zu einem ge-
schmackvollen lateinischen Ausdruck zu führen wufste. Spiegel
nennt femer mehrere berühmte Zöglinge der Schlettstadter
Schule: Laurentius Lupus, Matthias Ringmann, Matthias Schu-
rer, Beatus Rhenanus, Beatus Amoaldus, Paulus Phrygio; er
liefert sodann wichtige Beiträge zur Geschichte der genannten
Schule, die nach Crato von Hieronymus Gebweiler und dann
von Johann Sapidus geleitet wurde. An einer anderen Stelle
redet er von den Verdiensten des Johann Stabius imd des mit
ihm befreundeten Johann StofKLer um Mathematik imd Astrono-
1) G. Knod, Jakob Spiegel aus Schlettstadt. Ein Beitrag zur Gesch.
des deutschen Humanismus. Progr. I. 11. Schlettstadt 1884. 1886.
2) Allg. deutsche Biogr. XVm, 239.
3) Wiedemami, Johann Eck. Regepsb. 1865. S. 12.
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 63
mie und gedenkt seines juristischen Lehrers in Tübingen Kon-
rad Plicleus aus Ehingen; er rühmt Aldus Manutius als den
unvergleichlichen Freund der schönen Wissenschaften und feiert
den Kaiser Maximilian als den ruhmvollen und tugendreichen
Herrscher; er rühmt Geiler von Kaisersberg als den einsichts-
vollen Kenner der Poesie und gedenkt seines Freundes Matthäus
Chounus de Blasio, mit dem er an der Belagerung Paduas im
Herbst 1509 teilnahm. Femer erfahren wir, dafs Spiegel sei-
nem geliebten Oheim noch bei dessen Lebzeiten ein Denkmal
zu errichten beabsichtigte, dessen Inschrift er mitteilt;^ sodann
lernen wir die von WimpheKng und ihm selbst auf Johann von
Dalberg gedichteten Epitaphien kennen. 2
Wenn auch die kritisch -philologische Begabung Spiegels
in seinem Kommentare nicht hervortritt — oft kommentiert er
nach einer vom Text verschiedenen Lesart — so zeigt er doch
ein feines Yerständnis für die Schönheiten der Reuchlinschen
Komödie; er kennt die Gesetze der dramatischen Technik, wie
sie seine Zeit aufstellte, und zergliedert die aktweise erfolgende
Entwickelung der Handlung. Er nennt den 1. Akt die ^'pro-
thesis, qua pars argumenti explicatur , pars reticetur ad populi
eocspectationem tenendam.' Mit dem 4. Akte beginnt nach ihm
die Katastrophe der Komödie, die er als die conversio rerum ad
iucundos eodtus bezeichnet. Auch den Chören widmet er eine
grofse Sorgfalt, indem er den Inhalt derselben genau wieder-
giebt Ebenso enthalten die Erläuterungen zur Didaskalie, die,
wie er selbst sagt, die Arbeit einer zweitägigen Mufse waren,
sehr wertvolle Bemerkungen.
1) Trino et Vni Saerum laeobo Wimphelingio Selestano theologo
verad et oratori emmentissimo qui mansuetiores rntisas primtis ex-
citavit Oermaniam litter ariis monimentis illustrando, lacobiis Spie-
gel, Maaoimiliam Aug. a seeretis ex sorore nepos, avunculo charissimo
vivens piventt atatuit.
2) Wimphelingus:
Forma germs vires fa^undia scire potestas
Quid prosunt? Geeidit cui dedit ista deus.
64 VIERTER ABSCHNITT.
Auf die zweite, bei Anshelm in Hagenau erschienene Aus-
gabe von 1519 scheint Beatus Bhenanus in einem Briefe an
Spiegel aus dem Ende des Jahres 1519 anzuspielen, wenn er
von Spiegels Scholien zu des. Pontanus liber de immanitcUe,
die zu Augsburg 1519 erschienen, sagt, dafs sie ihm sehr
gefielen, und dann fortfährt: „Hättest du dich in deinen Kom-
mentarien zum Staurostichon und zu Eeuchlin derselben Kürze
befleifsigt, so würdest du auf einen noch gröfseren Beifall rech-
nen können."^ In dem Widmungsschreiben an Jakob Villinger,
welches die Mitglieder der litterarischen Gesellschaft zu Schletfc-
stadt dem Spiegeischen Kommentar zum Hymnus des Pruden-
tius über die Wimder Christi voraussandten (1. Mai 1520),
wird Spiegels Gelehrsamkeit, besonders aber seine grammatische
Tüchtigkeit genihmt, die er in seinem Kommentar zu Reuch-
lins Sca£n, prog, gezeigt habe.^
Verfolgen wir mm, nachdem wir uns von der ungemein
starken Yerbreitimg der Scaen, prog, in den vom Humanismus
berührten Kreisen überzeugt haben, den Einflufs und die im-
mittelbare Einwirkung derselben auf die lateinischen Dramati-
ker des 16. Jahrhunderts. Georg Makropedius^ bekennt es
Ät egoj so fährt Spiegel fort, deflenter liisi ex persona inevitahilis
mortis y quae lamentanti immaturutn tanti viri fatum respondet, in
haec verba:
loannem Dalhurg rapui terris, meliore
Stare loco itissi, sunt bona namque bonis.
Mite dient virtus hoc ne quam fugerat olim
Viveret in terra deteriore, tene,
1) Horawitz und Hartfelder, Briefwechsel des Beatus Rhenanus.
Leipz. 1886. S. 194.
2) Horawitz und Hartfelder a. a. S. 222: ^Porro videtur Spiegel-
lius noster tribus eommentariis hactenus editis indicium, luculenta^e
doctrinae suae fecisse. Nam in eo, quem in progym7msmata Reuch-
linica scripsit, ostendit, quantu/m in grammaticis valeat/
3) D. Jacoby, Allg. deutsche Biogr. XX, 19 ff.
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 65
selbst, daXs er durcli ReucMin die Anregung zum Dichten er-
halten habe. In der Vorrede zur Komödie Äluta sagt er, nach-
dem er vom Nutzen der docia comoeäia gesprochen: 'Gonsidera-
vit hoc saeculi nostri ei Oermaniae deeus, Joannes Gapnion, de
Omnibus liiterarum stttdiis bene meriius', und preist zugleich
Eeuchlin als den ersten Kenner des Hebräischen und als den
Begründer der neulateinischen Komödie, 'qui praeter hoc qitod
lingtmm Hebraicam primus Oermaniae invexit, etiam colh/psu/m
prarsus artificium comicum primus instauraviV Ausdrücklich
bemerkt Makropedius, dafs andere als Reuchlin nicht auf ihn
eingewirkt hätten: ^Is mihi primtcs, ut verum faiear, ansam
scribendi dedit, is me primus eocdtaviL Si praeter eiwm hoc
posteriori saeculo alii ante me scripserint, nescio; hoc sdo, quod
alios non viderim.' Wenn dies auch für sein Josephdrama,
bei dem ihm wohl das in Amsterdam 1535 aufgeführte latei-
nische Drama des Cornelius Crocus als Yorbild galt, nicht
pafst, so ist er doch sonst ganz selbständig verfahren und hat
durch Reuchlin nur gelernt, dafs es möglich ist, ein dem mo-
dernsten volkstümlichen Leben entnommenen Stoff in der klassi-
schen Form zu behandeln. In der Gewohnheit, die Schlufs-
scene des Aktes mit einem Chorliede auszustatten, scheint ihm
Reuchlin Yorbild gewesen zu sein.
Im „Homulus" des Buchdruckers Jaspar von Gennep, der
Übertragung einer lateinischen Bearbeitung des Christian Ischy-
rius in das Deutsche (1539 aufgeführt, 1540 zu Köln ge-
druckt), befindet sich vor dem letzten Diverbium zwischen Tod
und Teufel ein lateinisches Lied, dessen Quelle bisher nicht
bekannt war. Es ist der erste Chor der Reuchlinschen Komö-
die: Mortalium iocunditas volucris et pendula — ein neuer
Beweis von der aufserordentlichen Yerbreitung der Reuchlin-
schen Komödie.
In der Yorrede zu dem „schönen christlichen Spiele,
Hekastus genannt", einem mit Hans Sachs' gleichnamiger Ko-
mödie fast wörtlich übereinstimmenden Drama, das 1549 von
etlichen Knaben zu Nürnberg aufgeführt wurde, bemerkt der
Holstein, Reiichlins Komödien. 5
66 VIERTER ABSCHNITT.
UnterzeichDer der Widmung vom Laurentiastage 1552, Lan-
rentius Bappolt, Schulmeister zu Nürnberg, dals schon vide
hochgelehrte Poeten schöne und nutzbare Komödien und Tra-
gödien sowohl in griechischer als in lateinischer Sprache ge-
schrieben hätten, die dann mit grofser Pracht, Herrlichkeit und
Ehren dargestellt worden seien, und fuhrt mm Beuchlins Sca»-
nica progymnasmata mit folgenden Worten an: „Solches alten
herkommens vnd brauch, wir auch zu vnserer zeit ein schön
Exempel wissen darzuthun, von einem BischoflF, Johannes Ca-
merarius genent, zu Wurmes, vor welchem im 1497. jar, zu
Heydelpurgk die Comedia Johannis Reuchlin gehalten wurde»
hat gedachter Bischoff nach geschehener action, ein kostparlich
malzeit den Actoribus zurichten lassen. Nach volbrachter mal-
zeit hat er eine jede person mit einem güldenen finger ring,
im werd, nach dem einer ein person verwalt hett, verehret
und begäbet, darnach auch verordnet, das dieselb Comedi (wel-
che noch vorhanden) in druck kommen vnd gebracht würde,
Ynd aufs sonderlichem befelch des Bischoffs, wurden auch die
namen der jeniger, so die Gomoediam agirt hatten, von löbli-
cher gedechtnufs wegen hinzu gedruckt, welchem Exempel
nach, ich auch die namen meiner knaben, so bey mir diese
vnd andere Comoedien vnd Tragedien, zu Latein Deutsch agi-
ret, auch von löblicher gedechtnufs wegen, allhie hab ange-
zeigt, wie folget." Darauf nennt er 113 Schüler vermutlich
des Agidiengymnasiums, welche bei seinen Schulaufführungen
mitgewirkt haben.
Anders als der vorhin genannte Makropedius verfuhr der
gekrönte Dichter Jakob Rosefeldt aus Schemeck bei Koburg,
auf den Reuchlins Scaenica progymnasmata einen so nachhalti-
gen Einfluss ausübten, dafs er in seine Komödie Moschus (Jena
1594) eine mit wenigen Änderungen dem 4. imd 5. Akte des
Eeuchünschen Stückes entnommene Verhandlung aufnahm, in
welcher der Advokat Petrucius den Bauer Menalcas anweist,
auf alle Fragen vor Gericht nur Ble zu antworten. Das ge-
schieht; der Bauer wird freigesprochen und foppt nun seinen
DIE LITTERARISCHE VERBREITUNG. 67
Advokaten, der ihn an die bedungene Bezahlung mahnt, auf
dieselbe Weise. ^
Johann Konrad Merck, Lehrer an der lateinischen Schule
zu Ulm, sagt in seiner gereimten deutschen Übertragung der
aus Sixt Bircks deutschem Drama ,Beel' von Martin Ostermin-
cher besorgten lateinischen Übersetzung (Ulm 1615) in der
Widmung: „So wissen die Historid nicht gnugsam zu sagen,
als loan. Gapnio^ sonsten Räuchlin genandt, ein vberdiemafsen
hochgelehrter vnnd in Griechisch- vnnd Hebreischer Sprach er-
fahrner Mann, anno 14=97 die qt^\b Comoedi , Sergium vel Capi-
tis Caput in Teutschland, zu ehrn vnd gefallen Johans von
Thalburg, damaln Bischoffs zu Worms, agirt, mit was Yer-
wunderung vnd Frolockung solche aufgenommen worden." Merck
irrt freilich, indem er die beiden Komödien Reuchlins mit einan-
der verwechselt
So sehen Avir, wie das ganze 16. Jahrhundert hindurch die
dramatische Leistung Reuchlins die rechte Würdigung fand.
3. DAS 17. JAHRHUNDERT.
Auch im 17. Jahrhundert blieb Reuchlins Verdienst nicht
unbeachtet Zwei Schulmänner, der Subkonrektor Valentin
Cremcow am altstädtischen Gymnasium zu Magdeburg, imd
der Mag. Abraham Schadäus, Rektor des Gymnasiums zu Bau-
tzen, erneuerten das Andenken an Reuchlin, indem sie fast zu
gleicher Zeit eine neue Ausgabe der Scaen, prog. veranstalteten.
Der erstere, der als ^gymnasii Magdeburgensis poeta' die latei-
nische Dichterlektüre der Primaner leitete, erkannte in Reuch-
lins Komödie ein vorzügliches Mittel zur Fortbildung seiner
Schüler in der lateinischen Umgangssprache. Er widmete seine
Ausgabe, bei welcher er die Ausgabe des Anton Tunnicius 1513,
ohne sie jedoch zu nennen, benutzte, dem Bürgermeister, dem
Stadtkämmerer und zwei Ratsherren der Stadt Grofs- Salze, in
1) Holte, Jahrb. d. Shakesp. - Gesellschaft XXI, 191.
5*
68 VIERTER ABSCHNITT.
deren Dienste er bis 1597 gestanden hatte, mit einem ^^so
Hüariorum die anno 1614' datierten Schreiben. Auch lateini-
sche Gedichte werden ihnen gewidmet. Diesen folgen eine
kurze Lebensbeschreibimg Eeuchlins und sodann die uns bereits
bekannten Empfehlungsgedichte des Anton Tunnicius und Jo-
hannes MiirmeUius über den Nutzen der Komödien, sowie das
Tunniciussche Argumentum fabulae. Nach dem Texte der
Komödie werden noch zwei Exkurse angeschlossen: 1) de anti-
strephonte ex Henrici Comelii Agrippae 'de vanitate et incer-
titudine scientiarum', ^ worin zwei Erzählungen mitgeteilt
werden, von denen die eine die Interpretation des auch von
Domenichi angeführten Sprichwortes 'mali corvi, rrwlwm ovwm'
ist, die andere die von Gelüus Noctes Atticae V, 10 überlie-
ferte Geschichte von Protagoras imd Euathlos behandelt; 2) por
rodia Eöbani Hessi in ebrietcUem,
Der Herausgeber betitelte das Stück nach der darin auf-
tretenden Hauptperson Henno und nannte die Komödie ein
Bauemspiel (Comoediola rustico-ludicraj. Seine Ausgabe ist
für die Geschichte des Schuldramas insofern wichtig, als sie
zugleich einen neuen Belag für die in jener Zeit am altstädti-
schen Gymnasium zu Magdeburg gepflegten dramatischen Auf-
führungen bietet, die namentlich unter dem Rektorate des durch
seinen „Froschmeuseler" berühmt gewordenen Georg Eollenhagen
sehr häufig stattfanden. Während sonst nämlich entweder Terenz
oder deutsche Dramen meist biblischen Stoffes aufgeführt wur-
den, wies Cremcow durch seine Ausgabe auf ein modernes
Kunstdrama hin, das zwar, wie er im Titel sagt, bereits vor
hundert Jahren verfafst war, aber sowohl der Form als dem
Inhalt nach von ihm als wertvoll anerkannt wurde.
Denselben Belag für die Bedeutung des lateinischen Schul-
dramas bietet die Ausgabe des Rektors Abraham Schadäus aus
Senftenberg vom Jahre 1615, welche zum Gebrauche des
1) Über H. C. Agrippa von Nettesheim s. AUg. deutsche Biogr.
I, 156.
1
I
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 69
Gymnasiums zu Bautzen ausdrücklich veranstaltet worden ist.
Kaspar Schuller, Lehrer am Gymnasium zu Bautzen, stellt ein
aus acht Distichen bestehendes Gedicht Hn Comoediae hums
novam editionem' voran, dann folgt des Herausgebers Widmungs-
brief (Budissinae ex Musaeo meo 7. September 1615) an den
gekrönten Dichter imd Eektor der lateinischen Schule zu Zittau
Mag. Melchior Gerlach, der, ein Freund der dramatischen Schul -
Aufführungen, als Kektor zu Bautzen häufig derartige Übungen
veranstaltet hatte und diese Übungen auch in Zittau mit gro-
fsem Eifer betrieb.^ Schadäus sagt, dafs er zum Zweck einer
dramatischen Übimg für die Schüler der Bautzener Schule des
Xystiis Beiuleius (Sixt Bircks) hidiciimi Solomonis, das Her-
mann Kirchner neu aufgelegt, ^ gewählt habe; um aber noch
etwas Scherzhaftes hinzuzufügen, habe er sich entschlossen, das
gegenwärtige, fast vergessene Drama wieder auf die Bühne zu
bringen, und da nirgends Exemplare davon existierten, habe er
es von neuem abdrucken lassen. Es möchte dies, so fährt er
fort, der witzige Inhalt des Stückes und besonders die Be-
rühmtheit des Verfassers empfehlen, da dies das erste lateini-
sche, von einem deutschen Dichter verfafste, in Deutschland
aufgeführte imd deswegen mit aufserordentlichem Beifall auf-
genommene Drama sei. Der Neudruck ist ein vollständiger
Abdruck des ersten Drucks von 1498. Am Schlüsse befindet
sich die poetische Grabschrift, welche Joh. Alexander Brassi-
canus seinem Freunde Eeuchlin setzte.
So waren die Scaen, jprog. für die gelehrten Schulen wie-
der gewonnen.
Zehn Jahre später liefs sich eine Stimme in den „Beden-
eken von Comödien oder Spielen" (1624) also vernehmen:
„Dieser Eeuchlin ist der allererste gewesen, der in Teutsch-
land Comedi gehalten. Er hielt die erste den 31. Tag Jenner
1) H. Kämmel, Christian Keimann. Ein Beitrag zur Gesch. des
Zittauer Gymnasiums. Progr. Zittau 1856. S. 16.
2) Die Ausg. erschien 1591 zu Marbuig. Goedeke, Grundi*. U, 134.
70 VIERTER ABSCHNITT.
im J. 1497 zu ehren einem Bischoff zu Wonnbs. Diss war
ein new imd zuuor in Teutschen landen unerhört ding, aucli
dem gemeinen volck gar angenäm."
Als gegen Ende des Jahrhunderts der Professor am Gymna-
sium zu Durlach Johann Heinrich Mai seine Vüa loannis Beuchr
Uni schrieb, betonte er sowohl in der am 23. Januar 1684
gehaltenen Eede als auch in den Anmerkungen zum Leben
Eeuchlins bei Erwähnung der ReuchlinscHen Komödien, dafe
Reuchlin der erste Deutsche gewesen sei, der inusitcUo exem-
plo lateinische Komödien verfalst habe. Diese Äufserung be-
nutzte Jakob Burckhard, der spätere Yorsteher der Bibliotheca
Augusta zu Woifenbüttel, in seinem gelehrten Werke 'de lin-
guae Latinae in Oermania fatis' (Hanov. 1713), indem er die-
selbe auf Dalberg anwandte: 'Hie ipse Dalburgitis est, in
cuitts honorem inv^itato plane in Germania eocemplo magno-
que simul cum plausu Gomoedia Latina ab adolesceniibus
quHmsdam studiosis acta est, idque optimis JReuchUnis avr
spidisJ ^
4. DAS 18. UND 19. JAHRHUNDERT.
Das Yerdienst, die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der
Reuchlinschen Komödie im 18. Jahrhundert gelenkt zu haben,
gebührt Gottsched. Dreierlei Umstände veranlafsten ihn die-
selbe durch einen Neudruck bekannt zu geben i^ einmal weil,
wie er sagt, dieses lateinische Lustspiel ein Original ist,
sodann weil es nach dem Muster der Alten eingerichtet ist,
und endlich weil es auch ins Deutsche übersetzt wurde. Gott-
sched war auch einer der ersten, der dabei zugleich auf Eeuch-
lins Bedeutung hinwies, die er als Verfasser einer griechischen
1) Burckhard verweist dabei auf M. Onisii Annal, Sieev. p. 508
und Dav. Chytraei Saoconia Uly 81.
2) Nötiger Vorrat zur Gesch. d. deutschen dramatischen Dichtkunst,
Leipzig 1757 — 65. I, 146—165.
DIE LITTERABISCHE VERBREITUNG. 71
Gi-ammatik, als berühmter Humanist und Jurist erlangt hat.
Den Abdruck des Henno glaubte er aber noch besonders damit
rechtfertigen zu müssen, dafs ihm zwar wohl bekannt sei, dals
ein solches lateinisches Stück nicht in die Geschichte der
deutschen Schaubühne gehöre, dafs er aber damit nur zeigen
wolle, dafs unsere Landsleute die dramatische Dichtkunst früher
geübt hätten als die Ausländer. Denn um Reuchlins Zeit hät-
ten weder die Welschen noch die Franzosen noch weniger die
Spanier und Engländer dergleichen aufzuweisen gehabt. Was
Gottsched hier ausführt, bedarf freilich der Berichtigung, aber
zu seiner Zeit war die Kenntnis des Dramas der Humanisten
und der Eeformationszeit noch eine sehr geringe. Sein Bemühen,
„diese erste Probe des fast regelmäfsigen deutschen Witzes"
vom drohenden Untergänge zu retten, ist gewifs sehr dankens-
wert; denn er hatte mehr als 20 Jahre vergeblich danach ge-
strebt, „dieses komischen Altertums teilhaftig oder nur ansich-
tig" zu werden, und die gröfsten Büchersäle, in denen er
dasselbe suchte, hatten das Werkchen nicht aufzuweisen. „End-
lich fand ich die Komödie", so schreibt er, „gleichsam von
ungefähr in einer (Leipziger) Bücherversteigerung unter ande-
ren alten Skarteken, die ohne meine Neugierde im Durchblät-
tern einem Würzkrämer in die Hände geraten wären. Die
Nachwelt soll also durch diesen meinen geringen Dienst ein
Meisterstück Reuchlins zu sehen bekommen, das sonst vielleicht
auf ewig verloren gegangen wäre." So schlimm stand es nun
freilich nicht, denn die ältesten üniversitäts- Bibliotheken be-
safsen auch damals schon Exemplare der Reuchlinschen Komö-
die, imd Gottsched fand selbst, bald nachdem er obiges ge-
schrieben, in der Bibliothek der Zwickauer Ratsschule nicht
weniger als acht Exemplare. Aber trotzdem müssen wir sei-
nen Eifer anerkennen, umsomehr als seia „Nötiger Vorrat", in
welchem er durch das Yerzeichnis der in Druck erschienenen
Dramen von 1450 — 1760 die Grundlagen für eine Geschichte
des deutschen Dramas gelegt hat, der Forschung noch immer
als unentbehrliche Quelle dient
72 ATERTER ABSCHNITT.
Gregen Ende des 18. Jahrhunderts versuchte der gelehite
Geschichtsforscher D. H. Hegewisch, Professor in Kid, eine
Charakteristik der beiden Eeuchlinschen Komödien.^ Er a>
kannte bereits, dafs die Scaenica proffymnasmaia eigentlich das
alte französische Possenspiel Advokat Patelin seien, das Beuchr
lin ohne Zweifel während seines Aufenthaltes in Frankreich habe
kennen lernen. Wahrscheinlich aber sei Beuchlins Komödie mehr
eine freie Nachahmung als eine Übersetzung.
Es versteht sich, dafs die Biographen Beuchlins auch die
Komödien erwähnt haben; keiner hat ihnen jedoch eine gröüsere
Sorgfalt gewidmet als Ludwig Geiger. ^ Sein auf eingehenden
Quellenstudien beruhendes Urteil über den Wert der Beuchlin-
schen Komödien ist seitdem mafsgebend geworden; ich darf
daher die Aussprüche der neueren Litteraturhistoriker über-
gehen; nur B. Peipers absprechende Beurteilung gestatte ich
mir anzuführen.
Peiper hat aus einer Münchener Handschrift 1874 eine
in Prosa geschriebene Humanistenkomödie veröffentlicht, ^ deren
Abfassung etwa in das Jahr 1491 fäUt, und der er bedeutende
Vorzüge vor Beuchlins „Produkt" — er meint die Scaen. prog. —
zuspricht. Freilich habe BeuchHn, indem er den Jambus ver-
wendet, in der Form über jenen Anfang hinauszugehen ver-
sucht; für unser Ohr jedoch sei die Prosa des imgenannten
Yerfassers jener Humanistenkomödie wie die der italienischen
Komödien unzweifelhaft ansprechender als diese noch ungelenken
Bhythmen; das Ganze selbst bestehe aus einigen ziemlich will-
kürlich zusammengesetzten Scenen ohne Witz; selbst gröbere
Komik finde sich selten, die Charakteristik sei eine durchaus
mangelhafte. Dem gegenüber mag es genügen, auf Geigers und
Scherers besonnene Beurteilung hinzuweisen. Der erstere sagt:
1) Allg. Übersicht der deutschen Kulturgeschichte bis zu Maximi-
lian I. Hamburg 1788. S. 219 — 223.
2) Joh. Eeuchlin S. 80—92.
3) Jahrbücher f. Philol. u. Pädag. Bd. CX, S. 131 ff.
FÜNFTER ABSCHN. DIE DEUTSCHEN NACHBILD. 1. HANS SACHS. 73
„Der Dialog des Stückes (Scaen, prog,) ist belebt, witzig, die
Sprache gut, die Scenierung weit besser als in dem französi-
schen Stücke (Maitre Pathelin) .... Was den Zeitgenossen
die Komödien besonders anziehend machte, das war die glück-
liche und leichte Behandlung der Sprache. Reuchlin schrieb
gut und gewandt. Mar und verständlich, wenn auch nicht mit
der oft gesuchten Eleganz der Erasmianer, der wuchtigen Stärke
eines Hütten."^ Der geistvolle W. Scherer, dem unter den
deutschen Litterarhistorikem ein hervorragender Platz gebührt,
bezeichnet Reuchlins Henno als das beste der von den deut-
schen Humanisten verfafsten lateinischen Stücke, in welchem
zwar der Stoff der französischen Farce nicht gerade glücklich
umgebildet sei, das aber doch, dank der guten Quelle, weit
über dem Trosse lateinischer und deutscher Komödien selbst
des 16. Jahrhunderts stehe. ^ Auch K. Schaumburg, der hin-
sichtlich der plastischen Herausarbeitung der Gestalten sowie
der Komik der Situation die französische Farce vorziehen möchte,
erkennt die aufserordentliche Bedeutung des Reuchlinschen Lust-
spieles an, da es zuerst in kunstgemäfser, knapper Form eine
gesunde Grundidee streng imd einheitlich durchführe.^
FÜNFTER ABSCHNITT.
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN.
A. DRAMATISCHE NACHBILDUNGEN.
1. HANS SACHS.
Der erste, der eine deutsche Bearbeitung von Reuchlins
Scaen, prog, veranstaltete, war Hans Sachs. Der Nürnberger
Meister hat mehrere weltliche Dramen geschaffen, die auf anti-
ken Vorbildern ruhen. Er brachte je ein Stück des Plautus,
1) Joh. Reuchlin S. 88. 92.
2) Gesch. d. deutschen litteratur. 3. Aufl. S. 251.
3) Zeitschr. f. neufranz. Sprache u. Litt. IX (1887), S. 18 ff.
74 FÜNFTER ABSCHNITT.
des Teronz und des Aiistophanes (nach einer Prosaübersetznng)
in eine di-amatische Form. Er dichtete eine Lucretia und eine
Virginia nach Ijivius; er behandelte in der Komödie „Pallas
lind Venus" den Streit zwischen der Tugend und der Wollust;
er dramatisierte eines der Totengespräche des Lucian, schrieb
ein „Urteil des Paris" und bearbeitete eine Eeihe von Tragö-
dien, die dem griechischen Sagenkreise entstammen.
Am Montag nach Obersten (9. Januar) 1531 vollendete
Hans Sachs „Eine Comedi, mit X Personen zu Recidiem,
Doctor Reuchlins im Latein gemacht, der Henno." Keller,
Hans Sachs' sämmtliche Werke. VH, 124 — 153. (BibL des
litt. Vereins zu Stuttgart Nr. 115.)
Da tiitt der Ehrenhold ein und spricht:
Gelück und heil und alles gut
Wünsch ich euch aufs fröUchem mut'
Den erbam herm uud züchting frawen.
Zu euch komb wir auff gut vertrawen,
Ein teutsch comedio hie zu machen,
Kui-tzweilig fein und gut zu lachen.
Schrieb im latein der hoch geehrt^
Doctor Reuchlin, der rechtn gelehrt,
Von einem bawren, genent Henno.
Dann giebt er kurz den Inhalt des Lustspieles an. Gottsched
begleitete die Anzeige des Sachsischen Stückes mit folgenden
Woiiien: „Dieses ist vermutlich das Stück, welches Reuchlin
dem Kaiser Maximilian vorgestellt hat. Ob Hans Sachs Latein
gekannt hat, weiTs ich nicht. Vielleicht hat er sichs erst in
ungebundener Eede übersetzen lassen, hernach aber in Reime
gebracht. Der Grundtext ist mir nie zu Gesicht gekommen, "i
Wir haben bereits gesehen, wie eifrig Gottsched bemüht war
das Original zu erhalten, und wie seine Mühe nicht vergebHch
war. Aber im Jahre 1757, wo er den ersten Teil seines
1) Im Originaldruck (Nürnberg 1560. II, 2, 32c) steht „gelehrt",
aber es mufs wohl „geehrt" gesetzt werden.
2) Nötiger Von-at I, 61.
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 1. HANS SACHS. 75
„Nötigen Yorrats" erscheinen liefs, kannte er den Henno noch
nicht.
Die Übersetzung des Hans Sachs verdient unsere Aner-
kennung; im Vergleich mit anderen ähnlichen, nach antiken
Yorbildem bearbeiteten Dramen des Dichters nimmt dieselbe eine
der ersten Stellen ein. Obgleich die Arbeit in den Anfang
seiner dramatischen Thätigkeit fällt, so macht sie doch den
Eindruck eines Meisterwerkes. Sie läfst den Schlufs zu, dafs
Sachs, da er unzweideutig den Henno im Original vor sich
gehabt hat, der lateinischen Sprache wohl kundig gewesen ist;
auch ist von einer vor ihm veranstalteten deutschen Überarbei-
tung, die er vielleicht benutzt haben könnte, nichts bekannt.
Wie trefflich ist z. B. das Sprichwort: Tenax requirit prodigtmi
(v. 42) durch: „Ein Sparer mufs ein Zerer han"^ wiedergege-
ben; das seltene suparum (52) giebt er durch „zwilchene
Joppe" wieder; aedituics (180) ist ihm der Mefsner; und wenn
dieser die Uhr indocte regit d. i. ungleich rieht, so setzt Hans
Sachs erklärend hinzu:
Nach dem er trinkt, rieht er die uiir,
Wir richten uns nach der sonnen nur.
Der Danista ist ihm der Gewandschneider oder der Tuchge-
wendter; nisi tui fidentior essem, nihil non suspicarer (253)
lautet bei Hans Sachs:
Wo ich nit bala vertrauet dir,
Wüi*stu verdächtlich sein bei mir;
^non inde sie evaseris irilittere' (270) giebt er so wieder:
Ein mensch dreier buchstaben scharf.
Ein dieb ich nit wol sagen darf.
Dabei ist die Übertragung keine sklavische, sie zeigt vielmehr
eine aufserordentliche Gewandtheit des Dichters in der Umfor-
mung des lateinischen Originals.
1) In dieser Form findet es sich häufig in deutschen Dramen des
16. Jahrhunderts.
76 FÜNFTER ABSCHNITT.
Selir schön sagt Elsa, als sie ihren heimlichen Schatz
aufsucht :
Liebs beutelcin, lals sehen dich;
Sag mir bald, wie gehabst du dich?
Aber als sie ihn nicht mehr findet, bricht sie in Elagen aus:
weh, hat dich alls Unglück troffen!
AVie stehn dir all dein facher offen!
weh, das ist mein beutel nicht.
Jo, jo, mich drieg [trügt] denn mein gesicht.
Und ebenso schön läfst der Dichter die Elsa sagen, als Greta
ihr den Stemseher empfohlen hat, der wohl mit einem Schil-
ling zufrieden sein würde:
nachbarin, das ist mir heb,
Der schillinger wird nützer sein
Und besser, denn der zoll am Rhein. ^
Oft fügt Hans Sachs zur Orientierung der Zuschauer meh-
rere Vei-se ein, namentlich wenn eine neue Person in die Hand-
lung eintritt. So läfst er den Danista, ehe er mit Henno zu-
sammenkommt, einen Monolog sprechen:
Ich bin heint gelegen und hab gesorgt,
Hab gestern eim bauernknecht tuch geborgt,
Der sagt, sein bauer würd heut kommen.
Mich zahlen, hab ihn doch nit vernommen.
Ich furcht, der baur brauch gefahr.
Dort geht er oben gleich daher.
Petrucius führt sich mit folgenden Worten ein:
Man wird jetzt sitzen zu gericht,
Bin doch von niemand bestellet nicht.
Dem ich daran soll prokuriren!
Will niemand heut mein händ mir schmieren?
1) Wir möchten hier einen Anklang an das im 16. Jahrhundert
sehr verbreitete Schlemmerhed sehen, in welchem es heilst:
Mein glück kumt mir erst morgen,
Het ich das kaisertum,
Darzu den zol am Rhein
Und wer Venedig mein etc.
DES DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 2. JOHANN BETZ. 77
Auch am Ende der Scene fügt Hans Sachs einigemal noch
einige Yerse hinzu, die zur Charakteristik der betreffenden Per-
sonen dienen. Als Petrucius den Dromo, von dem er nichts
zum Lohne erhält, zum Henker wünscht, spricht er:
Ich hab auch manchen mann betrogen,
Bei der nasen am recht umzogen,
Betreugt mich gleich der bauemknecht,
Dünkt mich, mir gescheh nit gar unrecht.
Die Chöre des Originals hat Sachs nicht beachtet. Dafür
giebt er seiner Komödie einen den Forderungen der dramatischen
Technik entsprechenden Schlufs, indem er der Verlobung Dro-
mos mit Abra unmittelbar die Hochzeit folgen und dazu den
Spielmann einen Tanz aufspielen läfst. Endlich schliefst der
Ehrenhold das Ganze mit einer Aufstellung von Lehren, die
aus der Komödie gezogen werden. 1) Der Hausherr sei nicht
lose, vertrunken, bübisch und verspielt, denn wenn auch seine
Frau heimlich abstiehlt und Tag und Nacht zusammenkratzt
und tüchtig arbeitet, so hilft das nicht alles. 2) Das Gesinde
sei nicht verlogen, falsch, listig, verschlagen oder diebisch ge-
sinnt, denn 'wo sich das ereig, da kommt man nicht auf grü-
nes Zweig.' 3) Man lasse sich nicht auf Prozessieren ein,
denn der Prokurator nimmt das Geld und läfst dem Eecht-
suchenden den Beutel. 4) Eheleute sollen ehrbar wandeln, in
Eintracht leben imd dem Gesinde \md den Kindern stets als
Yorbild dienen —
Wie man dergleich noch sehen thut,
Dann nimt man zu an ehr und gut.
Wo man nach dieser lehr aufwachs.
Das alles wünschet uns Hans Sachs.
2. JOHANN BETZ.
Eine zweite Bearbeitimg des Reuchlinschen Henno lieferte
1546 Johann Betz.
Ein Comedi, die | sich mit dem Sprich- | wort vergleicht, so ge-
sagt wirt. I Ein betrug, betreugt den andern, | dauon dise Comedi. |
Johann Betz. | 1546. | [Holzschnitt: Zwei Parteien vor dem Rieh-
78 FÜNFTER ABSCHNITT.
ter.] Am Ende: Gedruckt zu Nürmberg | durch Georg Wächter. \
28 Bl. 8. (v.Maltzahn, deutscher Bücherschatz 8. 183. Kr. 1113.
Uni versitäts -Bibliothek in Leipzig, defekt.)
Johann (Hans) Betz aus München, eines Küsters Sohn,
etwa seit 1540 deutscher Rechenmeister in Nürnberg, dichtete
aufserdem Verse zum Bilde von Hans Sachs (1545 Qans Gnl-
denmimd), „Sechs andechtige HauDs vnd Schul Gtepetiein"
(Nürnberg o. J. Johann Daubman) imd „Die faul Schelmzunüt
der zwelff pfaffenknecht" (Nürnberg o. J. Hans Guldenmund;
letztere die Bearbeitung eines älteren, wahrscheinlich yon Hans
Rosenplüt herrührenden Spruches.^ Eine treffende Charakteri-
stik von ihm gab schon Michael Lindener in der 91. Geschichte
seines Katzipori: „Ein kurz klein männlein, der alles schuldig
war, was er um und an hatte, grob und imverschämt, dünkte
sich ein künstler, verachtete alle guten herren und freunde, die
mit dem schreiben umgingen, verachtete andere teutsche Schrei-
ber, dafs er endlich entlaufen mufste und fersengeld geben. "^
Betz scheint seine Angriffe besonders gegen den angesehenen
und verdienten Schreibmeister Johann Neudörfer ^ gerichtet zu
haben, denn nach den Ratsprotokollen erhielt er im Jahre 1550
vom Nürnberger Rate eine Verwarnung, weil er gegen seinen
Kollegen Joh. Neudörfer Umtriebe veranlafste. * Da seine Stel-
lung in Niimberg teils wegen seiner gehässigen Gesinnung
gegen seine Amtsgenossen teils Schulden halber aUmählich un-
haltbar wurde, so verliefs er Nürnberg und begab sich, wie
man meint, nach Mainz; dort soll er katholisch geworden sein.
Weiteres über sein Leben ist nicht bekannt.
Die Widmung seiner Komödie (Nürnberg, den 6. April
1546) gilt dem Stadtschreiber zu WeiTsenburg Wilhelm Schlecht.
1) Neudruck in Wagners Archiv f. d. Gesch. d. deutschen Sprache
u. Dichtung I, 71 — 79. vgl. ebendas. S. 436—440 und Zeitschr. für
deutsches Altertum XXI, 436.
2) Stuttgarter Publik. Nr. 163, S. 145.
3) Allg. deutsche Biographie XXTTT, 481.
4) Kreisarchiv zu Nürnberg.
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 2. JOHANN BETZ. 79
Es war ihm vom Wormser Stadtschreiber Johann Melchior Sey-
ter eine Komödie zugestellt worden, mit der Bitte, dieselbe in
Reime zu bringen; aber als sich Betz daran machte, fand er,
dafs kaum ein „gefügterer Schimpfpofs" zu finden sei, der
dem Terenzischen Sprichwort 'Ein Betrug betrügt den andern'
verglichen werden könne, als eine „Comedische Fabel," welche
der hochgelehrte Herr Doctor Johann Reuchlin vom betrüg-
lichen Knecht Dromo im Latein ganz lustig und kurzweilig ge-
spielt habe. Um der ürsach und des lustigen Inhalts willen habe
er sie desto lieber und mit Fleifs in Yerse gebracht, dabei
aber auch Epilog und Schlufs hinzugefügt. Nach Beendigung
seines Werkes hätten ihn seine guten Freunde Leonhard Kett-
ner und Wolfgang Lithorus veranlafst, dasselbe durch den
Druck zu veröffentlichen, denn solche Gedichte würden vor-
gestellt, um das menschliche Wesen der Welt zu einem Spie-
gel abzumalen imd seien bei den alten Philosophen in löblichen
Gebrauch gekommen. Yon den hier genannten Freunden ist
Wolfgang Lithorus nicht weiter bekannt; Leonhard Kettner aus
Herzbruck, studierte zu Wittenberg, wurde von Melanchthon
an den Nürnberger Katsherrn Hieronymus Baumgärtner empfoh-
len und war, nachdem er seine erste Anstellung in Rothenburg
a. T. erhalten hatte, bereits 1545 Kantor in Nürnberg. Aufser
mehreren kleineren lateinischen Schriften verfafste er ein Lied
auf Dr. M. Luthers Sterben (1546) und ist auch sonst als geist-
licher Liederdichter bekannt. ^
Hans Betz' Bearbeitung liegt das lateinische Original zu-
grunde, aber sie steht der Hans Sachsischen hinsichtlich der
Formgewandtheit bedeutend nach. Nur im Yersbau erlaubt er
sich gröfsere Freiheit. Betz wendet den Achtsilber nicht überall
an; an einigen Stellen hat er sich der Halbverse zu zwei Sen-
kungen und des sechssilbigen Jambus bedient. So sagt Henno
in der 1. Scene des 3. Aktes:
1) Wül, Nürnbergsches Gelehrten -Lexikon H, 280. VI, 199. Goe-
deke, Grundrifs H, 158. 187. 240.
80 FÜNFTER ABSCHNITT.
Nun höret ihr,
Ich habe schier
All ding bereit,
"Wann es will werden jetzund zeit.
Bald tragt die ding,
Käs, Pfifferling,
Mit euch hinein,
Verkaufts aufs höchst, als es mag sein.
Oder in der 2. Seene des 1. Aktes:
Wiewol mein mann sehr klagt.
Mich allzeit um geld plagt,
So hat er doch den sinn,
Dafe erm [er dem] wirt gibt den gwinn.
Bei dem er allweg gschwelt [geschwelgt],
Sam [gleichsam als] sei leicht gwinnen gald.
Zur Beurteilung der Betzschen Übertragung benutzen wir
eine Stelle des 4. Aktes, in welcher Petrucius sich selbst als
den gewinnsüchtigen Advokaten kennzeichnet.
Armer leut erbarm ich mich weng [wenig]
Dann sie machen mirs haus bald zeng [zu eng].
Wann [denn] mein haus hat gern mit reichen
Zu schaffen und was sind ibrs gleichen.
Ygl. Reuchlins Henno v. 298 — 302, welche Yerse Hans Sachs
so wiedergiebt:
Ich bin nit ein vater der armen.
Der reichen thu ich mich erbarmen.
Die tragen mir helküchlein* zu.
Derselben ich mich nähren thu.
Der armen hab ich keinen gwinn.
Darum, du armer, geh nur hin.
Aus V. 299 und 300, welche Hans Sachs ganz übergangen hat>
macht Betz folgende weitläufige Schilderung:
Dann ich hab derheim weih und kind
Und darzu ein grofs hausgesind.
1) Ein Geschenk, durch welches ein Richter oder ein Advokat zu
Gunsten der im Unrecht befindlichen Partei bestochen wird.
i
DIE DfitJTSCHEN NACHBILDUNGEN. 3. GREGOR WAGNER. 8l
— - - - ---■——-
Das mufe ich alles emehren,
Die.weil sie mir gar viel verzem,
Deshalb nutzt mir nit die arm rott,
So sie des ihren selbst ist not.
Drum magst wol nach eim andern fragn,
Der sich jetzt in den sach wöll schlagn,
Dann ich mich dein nit zbessem [zu bessern] weifs.
Eeuchlins fenefrator malus (v. 305), welchen Ausdruck
Hans Sachs durch 'arger Wucherer' wiedergiebt, umschreibt
Betz mit: 'der da mit dem Judenspiefs rennt' Diese Redens-
art hat er jedoch, wie manches andere, erst aus Hans Sachs
entlehnt, der Y, 2 sagt:
Das er ein greiser wuchrer was,
Vil leut betrogen hat dermals
Vnd mit dem Juden -spiefslein grent [gerennt].
In ähnlicher Weise bedient sich Betz des Ausdrucks:
Er wolt brauchen ein judenbesuch (11, 2)
für: „er wollte dich betrügen."
Die Hans Sachsische Komödie kannte Betz entweder aus
des lüeisters Handschrift — die erste Drucklegimg der Werke
begann erst mit dem Jahre 1558 — oder aus einer öffentli-
chen Auffuhrung zu Nürnberg. Möglicherweise war Hans Sachs'
Komödie auch schon in einem früheren Druck verbreitet.
8. GREGOR WAGKER.
Ein Jahr nach Betz' Übertragung erschien eine andere.
Ein hübsche | deutsche Comedi, | die da leret das Vn- | trew seinen
ei- I gen Herrn | schlecht. | Durch Magist. Gregorium Wagnerum in
reim weise ge- | stellt, mit einer vorrede vom | geistlichen Kampff,
an I den erbam, vhe- | sten Christoff | Pruckman. | lacobi IIIL \
Purificate eorda dupli- \ ces animo. \ ANNO. M.D.XLVU. —
Am Ende: Gedrückt zu Franck- | foi*t an der Oder, durch | Nico-
laum Woba- | ben. | ANNO. M. D. XLVH. 40 Bl. 8^ (Königl.
Bibliothek zu Berlin.)
Holstein, Beuchlins Komüdien. ^
82 FÜNFTER ABSCHNITT.
Der Verfasser, Professor der komischen Poesie in Frank-
furt a. (L 0., der später Theologie daselbst lehrte und dann
Prediger in Danzig wurde, wo er 1557 starb, war ein jünge-
rer Stiefbruder des Professors Jodokus Wülich aus Böisel und
wurde von diesem veranlafst, das Schuhmacherhandwerk, das
er anfangs erlernt hatte, aufzugeben und sich den gelehrten
Studien zu widmen. Er besuchte nun das Gymnasium zu Frank-
furt, bezog die Universität daselbst und brachte es bis zum
Magister. Darauf wurde er Schulrektor in Berlin — er beklei-
dete 1538 die Rektorstelle an der Nikolaischule — später Pro-
fessor in Frankfurt. Zu WiUichs Terenzausgabe (Colon. 1567)
sclirieb er eine längere epistoh, dedicatoria an dessen gleich-
namigen Sohn (Ex musaeo nostro drciter ferias divi Michaelis
1550. Gregorius Vuagnirus BesellianiLs) , aufserdem verfafste ^
einige 'Reime vom zötHchten Hosenteuffel', die in Andreas
Musculus' Hosenteufel (Frankfurt 1556) abgedruckt sind.
In der Widmung an Christoph Pruckman, seinen Schwager,
bemerkt der Verfasser, dafs er diese Komödie zu Ehren eines
Brautpaares gedichtet und auf den Wunsch vieler frommen
Leute, die das Spiel gesehen und gehört, durch den Druck
veröffentlicht habe. Aber nicht von Lobes- und Ruhmeswegen
habe er die Komödie an den Tag gegeben — reimen können
auch wohl schriftlose d. i. Nichtgeistliche — sondern als eine
Warnung und Vermahnung der sicheren Welt, die voUer Un-
treue lebe und schwebe. Sodann folgt eine lange theologische
Auseinandersetzung über den Kampf des Menschen mit der
Sünde, in welche ein Lob der Poeten eingefügt ist. Zwar
lehren, sagt Wagner, die Poeten in ihren Komödien nicht, wie
man vor Gott soU selig werden, aber sie woUen doch, dafs
durch ihr Schreiben gute Tugend gefördert und ehrbarliche
Sitte erhalten werde. Wenn Paulus Coloss. 3 zu einem ehr-
barlichen Wandel mahnt: So leget nun von euch Zorn, Grimm,
Bosheit, Lästerung und ziehet an herzliches Erbarmen, Freund-
lichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut etc., so lehrt der Teren-
tius in den Adolphen, dafs wir soUen Miciones sein, nicht
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 3. GREGOR WAGNER. 83
Demeä, d. i. sanftmütig, linde, glimpflich und nicht halsstar-
rig, grimmig und ungefüge.^ Damit aber die Tugend desto
vortrefflicher geachtet werde, so stellen die Poeten die „Glreu-
lichkeit" neben die Tugend, und da sieht man in einem Spie-
gel klar, was einer jeglichen Person wohl und übel ansteht,
die Tugend zu begreifen, das Böse zu vermeiden. Auch Seneca
schreibt, dafs keine Lehre und Kunst der Poeten zu verachten
sei, denn ein Weiser suche daraus das Gute und verwerfe
das Böse.
Am Schlüsse beantwortet der Verfasser die Frage, warum
er diese Komödie geschrieben. Zunächst habe er seinem Schwa-
ger die Mahnung zukommen lassen wollen, sich vor Untreue
zu hüten; denn er sehe, dafs er im Yerkehr mit vielen Leu-
ten stehe, deren Herz ihm verborgen sei; sodann habe er sei-
nen Schwager, der den gelehrten und schönen Künsten zuge-
than sei, ehren und ihm für seine Freundschaft, Wohlthat und
guten Willen danken wollen.
Wagner ändert einige Namen: Heintz ist der Bauer, Elsa
sein Weib, Käthe ihre Tochter, Rempelt der Knecht, Grete die
Nachbarin, Schalmach der Kaufmann; Petrucius, Alcabicius und
Minos sind unverändert geblieben; des Richters Knecht Mau-
lusch fügt er hinzu. Im übrigen folgt er durchaus dem Reuch-
linschen Yorbild. Akt- imd Sceneneinteilung ist dieselbe (er
nennt den Akt Handlung, die Scene Unterscheid); statt der
Chöre giebt er Lehren, die meist durch historische Beispiele
erläutert werden. So ist die Lehre der 2. Handlung ein Lob
der Kunst,
Damit der weit gedienet wird,
Darzu ist sie ein schöne ziert,
1) Die beiden Hauptcharaktere der Adelphi des Terenz , „ der milde,
urbane Micio, der Frieden und Behagen hebt, dessen Weisheit, Ruhe
und Liebenswürdigkeit in gewinnenden Zügen und in allen seinen Reden
hervortritt — und der bäurisch polternde Rigorist Demea, schwarzgaUig
und schwerblütig, ungeHebt, gefürchtet, gemieden imd verspottet"
0. Ribbeok, Gesch. der römischen Dichtung. Stuttg. 1887. I, 151.
6*
84 FOKFtER ABSCHKm.
Einem reichen ein gülden krön,
Dem armen giebt sie gaten lohn.
Am Kaiser MamTnilian wird gezeigt, wie er zwar auch
die ritterliche Kunst geübt habe, aber anch ein Pretmd der
Wissenschaften gewesen sei.
Nach dem 3. Akt folgt eine Ermahnung zur Wahrheits-
liebe, die aus Homer b^ründet wird.
Homems der hochgelart man
Spricht, das nichts edlers gesein kan.
Als mit trewer warheit vmbgehn.
Bleibt vnwiderrüfflich bestehn.
Auch Pythagoras wird als Beispiel angeführt
Da Pythagoras gefragt wart.
Was doch wohl die menschUche art
Thet, da es Gott gleiche wer geacht,
Meint, wenn sie die warheit betracht.
Die Lehre der 4. Handlung bezieht sich auf die Gerech-
tigkeitsliebe der Richter. An den 5. Akt wird eine sehr aus-
führliche „Lere" geschlossen, die den Hauptgedanken des gan-
zen Dramas: „Untreu schlägt ihren eignen Herrn" zergliedert
Den 9 biblischen Beispielen (Laban, die beiden Alten in der
Geschichte der Susanna, Saul wider David, die Fürsten wider
Daniel, Haman, Judas, Herodes, die Juden wider Christus)
gehen die Fabeln vom Einsiedler und der Frau in der Stadt,
imd vom Yogel, dem Fische und dem Krebse voran.
Neben seinem lateinischen Yorbilde hat Wagner auch Hans
Sachs und Betz benutzt. Yergleicht man die drei deutschen
Bearbeitungen, so findet man mancherlei Übereinstimmungen,
bei denen jedoch Hans Sachs das Prioritätsrecht in Anspruch
nehmen darf. So findet sich 'erkratzen', das Sprichwort 'Ein
Sparer mufs ein Zerer han' (bei Wagner mit der Änderung:
'dem Sparer wird ein zerer gstelt.') Ja sogar den Titel ihrer
Komödie haben Betz und Wagner aus Hans Sachs geschöpft.
Y, 2 heifst es bei diesem: 'Betrog jn mit eignem betrug' und
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 3. GREGOR WAGNER. 85
ebendaselbst 'Das vntrew jren herm schlug.'^ Dasselbe gilt
von den Bezeichnungen des Fluches. Wenn es bei Hans Sachs
heifst:
I, 1 Der jamt sol des bawren walten!
m, 2 Ey das schüt dich der jar-ritt!
so sagt Wagner:
in, 2 Das lohn dir das falbel vnd der ritt!
in, 4 Das dich die penl vnd der ritt schütt!
IV, 2 Lafö den buben den ritten han!'
Zuletzt mag eine Stelle aus IV, 1 beweisen, wie sich die bei-
den Nachahmer zu ihrem deutschen Vorbilde verhalten:
Hans Sachs.
Ich solt ein thuch meim herren holen.
Der gab acht gülden mir verstolen.
Die behielt ich on alle sorg
Vnd nam das tuch von jm auff borg,
Verkaufft dasselb thuch wiederumb,
Dasselbig gelt auch zu mir numb.
1) Marcus Pfeffer wendet diese sprichwörthche Redensart im
Argument des 4. Aktes seiner „Esther" (1621) an:
So thut sich das blat verkehren,
Vntrew schlegt seinen eignen herm.
Denn die grub die man grabet ein.
Da mufs man fallen selber drein.
Ebenso Ambrosius Papo in seinem Drama vom Glück und Zustand
eines rechten Christen (Magd. 1612), IH, 6:
Die sach dem Heben gott befehle.
Der wirds zu machen wissen recht,
Dafs vntrew jhm eign horren schlegt.
2) Über ritt = Fieber, jarritt = das das ganze Jahr hindurch wäh-
rende Fieber s. Grimm DW. IV, 2, 2247. — Weitere Belege bietet
P. Pantzer, Tragödie von den 13 türkischen Fürsten (1595) Akt IV:
Schlag drauff, wer drauff schlagen kan.
Faul händ die gehe der ritten an.
Konrad Porta, Maidleinsohule (1573) V, 6:
Nun wils die gicht und ritten han.
86 FÜNFTER ABSCHNITT.
Nun sie mioh beyd darumb ameden.
Ich abor laugn^ jn allen beden,
Weil jr keiner beweisen kan,
Von jm etwas empfangen han.
Betz.
Acht gülden mir mein herr hat geben,
Sol jm kanffen ein tuch dafür,
Dasselb gelt hab jch bhalten mir,
Habs tuch borgt vnd wider verkaufft,
Yetzund ein yeder zu mir laufft,
Nun wil der ein haben das gelt
Vnd der ander stuoh obgemelt,
Aber doch yr keynr boweysen kan,
Das jch von jm was gnummen han.
Wagner.
Ich solt meinem herm tuch kauffen,
Da weiten sie mich schir rauffen.
Gab mir acht gülden, die ich nam,
Vnd da ich nun zum kauflPherm kam.
Behielt ichs gelt und borgts gewant,
Vorkauffts bald eim frembden aulfe laut.
Nu wollen sie beid von mir han
Vnd greiffen mich jtzt mit recht an.
Aber keiner kans beweisen.
Sonst würd ich den thurm bescheilsen.
Vergleicht man diese drei Übersetzungsproben mit dem
Original (Reuchlin v. 308 — 312), so wird man unbedingt der
Hans Sachsischen Darstellung den Vorzug geben müssen.
Der von Wagner gewählte Titel „üntrew schlecht seinen
eigen herrn" findet sich auch in einer Bearbeitung von Jakob
1) verläugnen. Vgl. Hans Sachs IV, 2
Her richter, der stumme man
Nii laugnen noch bekennen kan.
Ebenso Betz:
Herr richter, weil denn solchermassn
Der arm mensch taub ist, wie vor augn,
Kan weder bekennen noch laugn.
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 4. JAKOB KLYBER. 87
Ayrers Comedia vom König in Cypern (1618), einer in Prosa
abgefafsten fünfaktigen Komödie 'Der Stumme Eitter Oder Yn-
trew Schlecht Ihren Eygen Herrn. Tragi -Comoedia', welche
in einer dem 16. Jahrhundert angehörenden Handschrift der
Danziger Stadtbibliothek* aufbewahrt ist. Desgleichen erscheint
er in dem Repertoire, welches der Komödiant Kaspar Stiller
aus Hamburg in der Zeit von 1654 und 1663 dem Mecklen-
burgischen Herzoge Gustav Adolf zu Güstrow einreichte.^
4. JAKOB KLYBEB.
Eine deutsche Bearbeitung der Eeuchlinschen Komödie von
Jakob Klyber zu Yolkach mit einem Eingang und Beschlul's
Fabian Kürfsners von Priestatt (Stral'sburg 1558) nennt C. F.
Schnurrer, Litterarische und biographische Notizen von den
ehemaligen Lehrern der hebräischen Litteratur in Tübingen.
Ulm 1792. S. 51. Ein Exemplar habe ich nicht aufgefunden.
5. DAS LUZEBKEB IfEUJAHBSSPIEL.
Die letzte deutsche Bearbeitung der Scaenica progymnas-
mata aus dem 16. Jahrhundert ist das Luzerner Neujahrsspiel
'Der treue Knecht', dessen Entstehung sonst in das Ende des
15. oder in den Anfang des 16. Jahrhunderts verlegt wurde, ^
1) Bolte, Jahi'b. des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung
Xn (1886), 132.
2) Mone, Schauspiele des Mittelalters H, 378—410; Keller, Fast-
nachtspiele aus dem 15. Jahrh. Nr. 107. S. 820 — 850. Beide nebst
Grimm (Essays S. 121) vertreten diese Ansicht, doch bemerkt Keller
S. 1526, dafe Kurz Gesch. d. deutschen Litteratur I, 714 daran erin-
nere, dafö der Stoff dos Neujahrsspieles mit dem Advocat Pathelin ver-
wandt sei, während noch Grimm, der 1854 seine Abhandlung schrieb,
bemerkte, dafe er von der Übereinstimmung mit dem Eeuchlinschen
Henno in keiner Litteraturgeschichte etwas erwähnt finde. Kurz nennt
das Neujahrsspiel eine Erscheinung, die besonders dadurch merkwürdig
sei, dafs die Hauptcharaktere: der Bauer, seine Frau und der Ejiecht,
scharf und richtig gezeichnet sind, und dafs der Dichter eine Anzahl
88 FÜNFTER ABSCHNITT.
. -das aber dem Jalire 1560 zuzuweisen ist, nicht nur aus inne-
ren Gründen, sondern auch, deshalb, weil die Luzerner Hand-
schrift (Nr. 160), welche dasselbe enthält, noch zwei Fast-
nachtspiele aufweist, von denen das. zweite 'Yon astrology vnd
warsagren' zu Fryburg im UchÜande nachweislich im J. 1560
gehalten worden ist.^
In dem Schweizerspiele beginnt der Exklamator mit einer
Betrachtung der sittlichen Zustände der Menschheit, die nur
auf die Erwerbung zeitlichen Gutes bedacht sei. Es soUe nur
zur "Wamimg gezeigt werden.
Wie ein staUknecht hat gethan
Sinem meister hinderruck
Ein büeberei und schelmenstuck,
Damit er euch guot mecht gewinnen,
Dan er gar wol kont besinnen,
Hat er gout, hat euch eer.
Darum so schwigend und losent mehr.
Akt I. Der Bauer Küedi gelobt seiner Frau Grete, die
ihm wegen seines unordentlichen Lebenswandels Yorwürfe macht,
ernstliche Besserung und traut den Prophezeiungen des Zigeu-
ners, der ihm die Amtmannsstelle im Dorfe verheilst, wenn er
nur bessere Kleider anziehen wolle. — Akt U. Grete kann
Küedis Bitte, ihm Geld zu geben, damit er bei der Hochzeits-
feier von Rufflis Tochter standesmäfsig auftreten kann, nicht
erfüllen, da sie keinen Pfennig im Hause habe. Der Stall-
knecht aber entdeckt dem Herrn, dafs er im Stalle einen viel-
glückhcher Züge einzuflechten weifs, welche teils von komischer Wir-
kung sind, teüs über Personen und Verhältnisse dramatisches Leben
verbreiten. Aber auch das hält Kurz nicht für wahrscheinhch, dafe
das Neujahi*sspiel dem Maitre Pathehn nachgebildet ist, weil sonst ge-
wils noch viele komische Züge und Verwicklungen des durch dramati-
sche Lebendigkeit und echt komische Kraft ausgezeichneten französi-
schen Spieles beibehalten worden wären, die sich im deutschen Stücke
nicht vorfinden.
1) Goedeke H, 351. Seiner Ansicht ist Keller, Nachlese zu den
Fastnachtspielen S. 379 beigetreten.
DIE DEUTSCH. NACHBILD. 5. DAS LUZEENER NEUJAHRS SPIEL. 89
leicht von der Frau versteckten Beutel mit acht rheinischen
Gulden gefunden habe und erhält von Rüedi den Befehl, . von
seinem Funde zu schweigen und für das Geld in der Stadt
beim Tuchhändler Tuch zu ^inem Rocke zu kaufen. — Akt in.
Der Knecht erhalt vom Tuchhändler (Düchman) das gewünschte
Tuch, nachdem dieser seinen Herrn als einen frommen Mann
geschildert, dessen Name ja in seinen Büchern stehen müsse. —
Akt IV. Der Knecht berichtet, dafs er das Tuch noch nicht
zur Stelle habe, da über die Wahl der Farbe ('gel oder rot,
''^s ald blau, schwarz oder brun, grüen ald grau') von seinem
Herrn nichts entschieden worden sei; doch habe er das Geld
dem Tuchhändler einstweilen gelassen. Rüedi begiebt sich mit
dem Knechte in die Stadt, um die Angelegenheit selbst zu
ordnen; seine Frau mufs ihm Müch und Butter zum Verkauf
mitgeben. Inzwischen hat Grete den Verlust ihi'es im Stall
^^x^steckten Geldbeutels mit acht rheinischen Gulden entdeckt
"^^d klagt denselben ihrer Gevatterin; sie hofft wieder in den
^^sitz des Geldes zu gelangen, wenn die Kuh, die den Beutel
^i^Ueicht gefressen, zum Herbst geschlachtet wird; aber ihr
^S^n dürfe von ihrem Kummer nichts erfahren. — Akt V
vi'ix der Handschrift IV). Rüedi verlangt vom Tuchhändler
^as Tuch; als dieser behauptet es dem Knechte gegeben zu
^aben, erkennen sich beide als betrogen und wollen den Knecht
verklagen. — Akt VI (in der Handschrift VH). Rüedi und
der Knecht begeben sich zum Tuchhändler, der dem Knecht
eine Strafpredigt hält und mit dem Galgen droht. Als dieser
sich in seiner Ehre gekränkt sieht, verlangt er eine gericht-
liche Entscheidung. Diese wird auch unmittelbar darauf ge-
troffen, nachdem der Knecht einen Fürsprech für sich gewon-
nen hat, dem er acht Gulden verspricht, wenn er ihn rette.
Der Fürsprech rät ihm, sich während der Verhandlung stumm
zu stellen. In der Gerichtsverhandlung antwortet der Knecht
auf alle Fragen nichts als „Weiw" und wird nach dem Urteü
der vier Richter, von denen jeder seine Meinung vorträgt, als
Narr freigesprochen. Der Tuchhändler nimmt sich vor, künftig
00 Ff NTTER ABSCHXnT.
vorsichtiger zu sein. RQedi glaabt, daCs er beim £[iiecht Tuch
und Geld finden werde. Als endlieh der Fürsprech vom Knecht
seinen liohn verlangt, antwortet dieser nun anch mit „Weiw"
und betrügt so auch diesen. — Im Beschlnfs werdea mc^ali-
sicrende Gedanken entwickelt: Freude kommt selten ohne Leid;
wer seinen Sinn allein auf zeitliches Gut richtet, der achtet
wenig hier auf Erden, ob ihm auch Becht oder Unrecht werde,
der übersieht Gott und AVeit, denn nur Geld ist ihm von Wert
Die Benutzimg des lateinischen Originals ist eine sehr
freie, die Abhängigkeit nicht so sklavisch als bei den andern.
Daher erkläi-en sich auch die mannigfachen Abweichungen: das
Auftreten des Zigeuners, der den Astrologen Eeuchlins vertritt,
der alx^r vom Bauer, nicht von der Bäurin befragt wird; die
ausführliche Behandlung der Gerichtsscene; die Auffindung des
versteckten Geldes durch den Knecht u. a. Dafs die Namen
der auftretenden Personen anders lauten, fallt nicht ins Ge-
wicht. Eine Übereinstimmung mit Hans Sachs, die aber eine
zufällige sein kann, findet sich in Rüedis Worten, in die er
ausbricht, als er mit dem Tuchhändler die Büberei des Knech-
tes entdeckt:
Ich wott e, dafe in der rüt sohüt
d. h. ich woUte eher, dafs ihn das Fieber schüttelte. Aber
zweifelhaft erscheint es mir, ob ein Gewicht darauf zu legen
ist, dafs der Knecht im Maitre Pathelin Bee sagt, während ihn
Reuchlin Ble sagen läfst; jedenfalls hatte Reuchlin diesen Laut
nicht mehr in sicherer Erinnerung. Wichtiger dürfte die That-
sacho der Übereinstimmung der sämtlichen deutschen' Bearbeiter
sein, denn sowohl Hans Sachs als Betz und Wagner haben
Bio, ein Beweis dafür, dafs sie das Original vor sich gehabt
haben; der Schweizer Dichter jedoch wandelte aus dialektischen
Gründen das Ble in „Weiw."^
1) K. Schaumburg a. a. 0. S. 33 meint, dafs der Luzemer Dichter
boi Abfassung seines Neujahrsspieles unter italienischem Einflufs gestan-
den habe; auch von Wagner scheint er ihm abhängig zu sein.
DIE DEUTSCHEN NACHBILDUNGEN. 6. CHRISTIAN WEISE. 91
6. CHRISTIAlf WEISE.
In der grofsen Zahl von Dramen, welche der sächsische
Dichter Christian Weise verfafst hat, bemerken wir das Lust-
spiel „Der betrogene Betrug",^ welchem die Geschichte vom
Henno zu Grunde liegt. Die Ändeningen, die sich der Yer-
fasser erlaubt hat, sind jedoch so mannigfach, dafs sich von
einer Überarbeitung kaum noch reden läfst. Er selbst giebt
den Inhalt an:
Eine Bauerfrau, die von einer Jungfer Geld zum Auf-
bewahren erhalten hat, hält den Schatz lange verborgen, bis
ihr Mann ihn entdeckt. Er verbirgt ihn hinter einem Strauch,
aber ein Knecht findet ihn und bringt ihn an eine andere Stelle
des Gartens. Die Jungfer hat das Glück, den Topf mit dem
Gelde zu finden und so zu ihrem Eigentum zu gelangen. Als
die Bauerfrau ihren Yerlust entdeckt, klagt sie es ihrem
Manne; dieser bekennt nun seine Schuld. Als aber der
Kuecht des Diebstahls beschuldigt wird und, um sich zu
rechtfertigen, den Topf aus dem Yerstecke holen wiU, ist
dieser verschwunden. Nun entsteht ein Zank, der nicht
anders als mit einer Schlägerei endet.
B. AISTDERE NACHBILDUNGEN.
1. JÖRG WICKBAM.
Als eine Nachbildung dürfen wir Jörg Wickrams Anekdote
'Yon einem, der einen Fürsprecher überlistet und hat ihn der
Fürsprech das selbst gelehrt', betrachten, welche er in seinem
'Rollenwagenbüchlein' (1555) mitteüt. ^
1) Lust und Nutz der spielenden Jugend. Dre&d. u. Leipz. 1690
(Anhang S. 1 — 59).
2) Kurz, Deutsche Bibhothek Bd. Vü. Leipz. 1865. Nr. 36.
92 FÜNFTES ABSCHNITT.
Einer ward vor dem Gericht um eine Sach angesprochen
des er sich wohl versah, er werde ohne Geld nicht davon
kommen. Das klagt er einem Fürsprecher oder Eedner, der
sprach zu ihm: „Ich will dir zusagen aus der Sach zu hel-
fen und ohn allen Kosten und Schaden davon bringen, so-
fern du mir willt vier Gulden zu Lohn für meine Arbeit
geben." Dieser war zufrieden xmd versprach ihm die vier
Gulden, sofern er ihm aus der Sach helfe, zu geben. Also
gab er ihm den Kat, wenn er mit ihm für das Gericht käme,
so sollt er kein ander Antwort geben, Gott geh was man
ihn fragt oder schalt, dann das einig Wort: Blee. Da sie nun
für das Gericht kamen und viel auf [gegen] diesen geklagt
ward, könnt man kein ander Wort aus ihm bringen d^m
Blee. Also lachten die Herren und sagten zu seinem Für-
sprecher: Was woUt ihr von seinetwegen antworten? Sprach
der Fürsprech: Ich kann nichts für ihn reden, denn er ist
ein Narr und kann mich auch nichts berichten das ich reden
soU; es ist nichts mit ihm anzufangen; er soll billig für ein
Narren gehalten und ledig gelassen werden. Also wurden
die Herren zu Rat und liefsen ihn ledig. Danach heischte
von ihm der Fürsprech die vier Gulden. Da sprach dieser:
Blee. Der Fürsprech sprach: „Du wirst mir das nicht ab-
blehen [durch dein Blee verlieren machen]; ich wiU mein
Geld haben" und lud ihn vor das Gericht. Und als sie
beide vor Gericht standen, sagt dieser allewege: Blee. Da
sprachen die Herren zum Fürsprecher: Was macht ihr mit
dem Narren? Wifst ihr nicht, dafs er nicht reden kann?
Also mufste der Redner das Wort Blee für seine vier Gul-
den zu Lohn haben und traf Untreue ihren eignen Herrn.
Unzweifelhaft ist dem thätigen und vielseitigen elsässi-
schen Schriftsteller Reuchlins Komödie oder doch die Hans
Sachsische Bearbeitung bekannt gewesen, und es dürfte die An-
sicht des Herausgebers des RoUenwagenbüchleins zurückzuwei-
sen sein, nach welcher Wickram wahrscheinlich aus dem
französischen Drama des Mattre Pathelin oder dem Luzemer
\
AKDERE KACHBltDONGEN. 1. J. "WICKRAM. 2. G. ROLLENHAGEN. 93
Neujahrsspid geschöpft habe; die letztere schon deswegen,
weil das Luzemer Neujahrsspiel erst dem Jahre 1560 ent-
stammt Nicht unzweckmäfsig erscheint es, darauf hinzuwei-
sen, daüs Wickram den Knecht stets „Blee" sagen läfst, und
dafs er von diesem Worte sogar ein neues Wort: „Abbiehen" ab-
leitet Gerade dieser Umstand läfst darauf schlief sen, dafs die
Quelle für Wicki-am keine andere als die oben angegebene
gewesen ist Ebenso spricht dafür der am Sclüusse befindliche
Satz: „Untreu traf ihren eigenen Herrn."
2. OEOR« ROLLMHAOEN.
Der Dichter des zuerst 1595 erschienenen „Froschmeuse-
lers", der Rektor des altstädtischen Gymnasiums zu Magdeburg
Georg EoUenhagen läfst im 22. Kapitel des 2. Teiles des
1. Buches den Reineke also zum Bauern sagen:
Als wir nun abgingen ins feld,
Das ich empfing mein urteilgeld,
Sagt ich dem bauern: In der stadt
Ein bauerknecht euch geborget hat,
So doch sein hofmeier gewolt,
Das ers bar überzalon solt
Mit dem geld, das er hett empfangen
Von ihm, als er zur stadt war gangen.
Als nun der kaufmann diesen knecht
Für dem richter bestallt zum recht,
Vertröst den knecht sein advokat,
Er macht ihn los durch seinen rat,
Wenn er seim weib ein pelz verein*
Und ihm die hälft vom geld gewähr.
Der knecht verhiesch on alls bedenken.
Das geld und pelz wilHg zu schenken,
Wenn nur dem rat folget die that.
Darauf riet ihm der advokat:
Wenn er würd für den richter kommen,
Solt er sich stellen für ein stummen.
Und was auch je der richter sagt.
Ja wenn er ihn selbst emsthch fragt.
94 FÜNFTER ABSCHN. ANDERE NACHBILDIJllBEir. 2. ö. BOLLENHA
Solt er Dicht antworten denn: bleh;
Das recht ihm denn gewüs beisteh. —
Darum, als der kaufmann geklagt
Von den Sachen, wie vor gesagt,
Der richter auch den knecht anredt,
Das er darauf sein antwort thät,
Antwort er: bleh, und gar nichts mehr.
Indefs trat der procrator* her.
Bat, das er günstig würd gehört.
Er wolt reden des knechtes wort,'
Weil ihm sein meir zuvor bericht,
Das er stumm war und redet nicht.
Drum solt der kläger seine klag
Beweisen nach seiner aussag,
Oder der richter diesen knecht
Unschuldig erkennen mit recht.
Der kaufmann sagt: wir waren allein,
"Wer solt denn unser zeuge sein?
Der knecht sagt selbst, obs anders sei.
Der knecht sagt: bleh und blieb dabei.
Dem richter daurt des bauem not,
Gan^ dem Wucherer gern den spott.
Und nach vielen reden wird erkannt:
Der knecht würd wider recht gemahnt.
Derhalben sprach der advokat:
Deine recht sach ihr endschaft hat.
Schaff nun, das auch werd zugestellt
Meim weib der pelz und mir das geld!
Was sagst du dazu? er sagt: bleh.
Hei, das thut mir im herzen weh.
Sprach sein meister, bist du so dumm
Und meinst, du solt gar bleiben stumm?
Eed frei heraus, wir sind allein!
Er antwort weder ja noch nein.
Sondern sagt: bleh, das der procrater
Endlich sah wie ein wilder kater
Und Stiels den knecht hin für das haus.
So blieb beid, pelz und gülden aus.
1) Prokurator, Anwalt des Beklagten.
2) er wollte den Knecht verteidigen.
3) = Gönnte.
SIECHSTER ABSCHNITT. DIE HANDSCHRIFTI.. ÜBERLIEFERUNG. 95
Es ist leicht einzusehen, dafs Rollenhagen aus Eeuchlins
Darstellung seine poetische Erzählung geschöpft hat. Mögli-
cheirweise beabsichtigte er sogar eine Aufführung der Scaenica
pro^ymnasmata durch die Schüler des altstädtischen Gymna-
siiiins neben den Lustspielen des Terenz, welche er überaus
beg-tinstigte. Die Bekanntschaft vermittelte vielleicht der seit
1^07 am Magdeburgischen Stadtgymnasium wirkende Subkon-
rektor Yalentin Cremcow, den wir bereits als Herausgeber der
Rö"ti€hlinschen Komödie keimen gelernt haben.
SECHSTER ABSCHNITT.
ÖIE HANDSCHEIFTLICHE ÜBEELIEFEEUNG.
Yon Handschriften sind mir drei begegnet, von denen die
6^^e (Cod. Monac. tat 24529), weil fehlerhafte Abschrift, von
i^Vr nicht benutzt worden ist. Yon den beiden andern befin-
fet sich A auf der königlichen Bibliothek zu Erfurt (Mscr,
f^h 88), B auf der Universitäts- Bibliothek zu Upsala (Cod,
Bist 8).
Ä stammt aus der gräflich v. Boineburgschen Bibliothek
und enthält aufser den Scaen. prog, noch die Tragödien des
Seneca, die Satiren des Juvenal und die Remedia amoris des
Ovid. Die Handschrift trägt die Jahreszahl 1497; den Anfang
machen die Scaen, prog, Yon Bl. 1 ist der untere Teil durch
Schnitt entfernt, so dafs vom Prologus der letzte Yers und
von Bl. 1^ die Yerse 36 — 41 fehlen. Die Überschrift der
Akte und die Personennamen sind in roter Schrift gegeben;
Bl. 1* beginnt mit der prachtvoll gemalten Initiale N. Bei
der DidaskaHe fehlt der zweite Absatz — ein Beweis dafür,
dalis Ä noch älter als B ist, denn in B ist dieser Teil der
Didaskalie von Eeuchlin selbst hinzugefügt worden. Auch der
erste Teil der Didaskalie enthält noch eine Lücke. Ein wei-
terer Beweis für die Priorität von A ist die Lesart ter petit in
96 S£CHST£B A&SCfiKm.
V. 194, welche die ursprüngliche war^ — Die Abweichungöi
von B sind nur orthographischer Natur.
B ist von Jakob Wimpheling 1497 geschrieben. Der Co-
dex enthält aufser den Scaen. jprog, ein reichhaltiges Quellen-
material für die Geschichte des Humanismus, namentlich des
Heidelberger Kreises. Er wurde von Wimpheling dem berühmr
ten Stettmeister von Strafsburg Jakob Sturm von Sturmeck ^
geschenkt, wie die in der rechten Ecke des Innendeckels be-
findliche handschriftliche Einzeichnung bezeugt: 'lacdbi Sturm
Ex dono lacobi Wympfe: Sucre pagine Licentiati,' Die Scaen.
prog, sind auf Bl. 8* — 21** in schöner deutlicher Schrift von
Wimpheling gegeben. Titel, Überschriften der Akte und die
Namen der Personen sind in roter Schrift ausgeführt. Am
Eande jeder Seite, bald links bald rechts, befindet sich d»
Kommentar Eeuchlins, in welchem das zu erklärende Wort
ebenfalls in roter Schrift geschrieben ist. Yon den drei Teilen
der Didaskalie ist der zweite ( — Post vero qnmn bis graiias
egit) von Reuchlin selbst in roter Schrift geschrieben imd, wie
man aus den mehrfachen Yerbesserungen und Streichungen zu
schliefsen berechtigt ist, haben wir hier die erste Fassung
jenes Teiles.
Beide Handschiiften sind für die (jeschichte des Textes
der Reuchlinschen Komödie insofern von Bedeutung, als sio
Lesarten bieten, welche sich in keinem Drucke finden, wi^
V. 156 decet, wofür nach der ersten (Basler) Ausgabe all^
Drucke docet bieten — erst 1519 entdeckte Spiegel bei dö^cr
zweiten Bearbeitung seines Kommentars den Fehler imd zwa^x"
infolge einer Durchsicht der Wimphelingschen Handschrift, ob»-^
1) Wimpheling stand dem Sturmschen Hause sehr nahe. Er le^"
tete Jakob Sturms Erziehung von dessen zehntem Lebensjahre (149^^
an und ging 1504 mit ihm und Franz Paul von Heidelberg nach Fr^^^
bürg. Er widmete dem jungen Sturm mehrere Schriften; von 15^^
bis 1508 lebte er im Hause des Ritters Martin Sturm, Jakobs Vat^^*''
und bewahrte auch später seinem ehemaligen Schüler väterliche licl^^
und Freundschaft. Schmidt, Hist. litter. de VAlsaee /, 54. 143.
SIEBENTER ABSCHNITT. REUCHLINS KOMMENTAR. 97
jedoch in dem Kommentar eine Bemerkung zu machen — oder
V. 369 et caehstis, wo sämtliche Drucke et caelestibtis haben
(auch Spiegel in der zweiten Ausgabe, jedoch mit der Umstel-
lung: Apollinis caelestibus concentibus). Ebenso steht es mit
erronum (156); das errorum des ersten Druckes wurde von
aUen beibehalten. Zwar bemerkte Spiegel schon 1512 in sei-
nem Kommentar: 'pro errorum lege erronum% aber im Texte
liefs er errorum stehen, und erst 1519 setzte er erronum in
denselben. Überhaupt hat Spiegel erst bei der zweiten Aus-
gabe seines Kommentars den Forderungen eines kritischen Heraus-
gebers entsprochen, und es scheint als wenn er sich dabei der
wohlwollenden Unterstützung Keuchlins selbst zu erfreuen ge-
habt hat.
SIEBENTER ABSCHNITT.
EEUCHLINS KOMMENTAR
Der in der Wimpheling- Handschrift vorhandene Kommen-
^x* Keuchlins bietet mancherlei interessante Aufschlüsse für die
^öTirteilung des Standpunktes, welchen die philologische Yor-
^Üdung der Studierenden der damaligen Zeit einnahm. Zugleich
läfst sich auch die Sicherheit erkennen, mit welcher Keuchlin
^^f die Bedürfnisse der studierenden Jugend einging; wir sehen
^on Mann der Wissenschaft in seinem edlen Streben, auch
^"^tf dem Gebiete der Pädagogik durch die Mitteilung seiner
®^^ensten Forschungen und die Überlieferung seiner wertvollen
•^^imtnisse vorteilhaft zu wirken. Nur wenige seiner deutschen
^^itgenossen vermochten im Jahre 1497, wo dieser Konmientar
entstand, die studierende Jugend in der griechischen und he-
■^J^^schen Sprache zu unterweisen; meist waren sie in diesen
^iden Sprachen selbst die Lernenden.
Für Jakob Spiegel waren Keuchlins Bemerkungen von so
^ohem Werte, dafs er sie fast ohne Änderung in seinen Kom-
Holstein, Reuchlins Komödien. 7
98 SIEBESTEB ABSCHNITT.
mentar auhiahm, freilich ohne auch nur mit einem Worte sei-
nes Terfahrens zu gedenken. Nur einmal, wo er einen Arche-
typus nennt (fol. XLUI der Ausgabe Yon 1512), werden wir an
die Wimpheling- Handschrift erinnert, die sich heute in üpsala
befindet Es handelt sich lun die Erklärung von y. 194, wo
die ursprüngliche Schreibung ier petit auf WimphelingB Anlails
mit Rücksicht auf den anstöfsigen Ausdruck in bcistat geändert
worden ist. Spiegel sagt: ' Videor vidism in archelypo loeo
vocis ,,hasiaV' dirtmie^s hcts „ter petü^', quctö poetae amicus mr
honeati aequi rerique amantior in hanc vocem „hasial" eomimU'
iarit, quia haer comoedia piieris quOrnJi maxima debetur reveren-
tia dedirata est; ne igitur tenera aetas mollioribtis verbis infktr
retiirj honestioris ftignifiaintiae verbum posiiu/m est, quod si
plerique omnes facerent, profecto minus vel ipsa spurdtia spur-
ciora cannuia ederentur vel legerentur/
PROLOGYS.
3 Comoediam] secundae aetatis iuxta Diomedem grammaticum.
4 in ludum anilem] i. e. in comoediam veteris disciplinae et
inscita ioculatoria et actus breviusculos.
progy^nnasniaia] i. e. praeexercitamenta planipeda puerorum.
6 Nam] hoc est argumentum.
11 lambids trimetris] praeter choros qui concentu ac melodio
cogimtur variis esse pedibus.
14 schola] theatrum.
17 Awis] pro aures.
actoribus] i. e. personis.
ACTVS PRmvs.
23 parsimonia] sexti casus a parcendo.
25 lodix] lodices simt panni quibus lectus constemitur, lingua
nostra serg.
REUCHLINS KOMMENTAR. ' 99
sutilis] quae crebro resuitur, scissa.
26 lacema] breve palliiiin vix scapulas tegens.
ricula] diminutivum a rica quo mulieres caput operiunt;
rica eyn gerigener Schleyer, ricula ein stuch ader gurr —
linteola quibus puellae capita velant.
calyptra] velum muliebre, üngua nostra sturtz.
27 j}lagulis] 'plagulae' pro vittis et taeniis ponitur.
30 crumenula] diminutivum a crumena i. e. loculus.
4-4 adorior] i. e. aggredior, verbum communis generis quod
olim voce activa etiam dicebatur, hodie non ita.
45 homjum sero\ ut doctis risum moveat utitur sermone neoteri-
cis indoctis consueto. sed idonei non sie loquuntur,
nam apud latinos sero non est certa pars diei sed signi-
ficat 'tarde', unde poma serotina quae tarde excrescunt.
male igitur et non latine dicunt 'bonum sero', tanquam
si dicant *bonum nunquam.'
fiero nimis] litteratius uxor respondet, quasi maritus bonum
illi advenire tarde ac nuUo tempore opportune optaverit.
52 suparum] etiam suparus dicitur, angustum et vile hominis
vestimentum quod brachia non tegit, alioquin habet multas
plicas — lingua nostra strupp vel schurtz vel schürlicz.
5G honestos et voluptumios\ Est enim etiam honesta voluptas,
ut in librp cui titulus est 'de honesta voluptate.'
59 Danista/m\ quidam vocant ä dando fenori, sed male, nam
a Graeco deducitur et signüicat feneratorem, quamvis sit
hie nomen proprium mercatoris.
65 manuleata] i. e. manicata tunica quam Graeci vocant xei-
penula] vestis vilis et densa qua caetera vestimenta ab
imbre ac pluvia custodimus — lingua nostra ein mantel
mit aeiner caprutz.
1) Die griechischen Wörter sind in der Hs. sämthch ausser zu v. 202
in lateinischer Schrift gegeben. Über Reuchlins griechische Studien s.
Geiger, Reuchlin S. 95 ff.
»7*
100 SIEBENTER ABSCHNITT.
68 peculmm] a peconia.
71 in diem] certum obligationis.
72 tibi] L e. usque dum.
81 tacebüur] licentia.
82 facii] i.e. fingit. more graeco qui facere et fingere et pin-
gere uno vocabulo enunciant
84 cUumnus] hie in aetiva signifieatione, alias secos.
89 ea absenti] i. e. cum loco abesset
eoccavare] exterebrare, effringere, eripera
99 pannosits] qui nimis consutis vestibus incedit.
102 tibi] amphiboliam facit distinctio, nam si punctus praepo-
natur huic pronomini 'tibi', sensus est: utiliter geras quae
tibi impero; sin vero postponitur, sensus est: utiliter tibi
geras, et hanc sententiam caUide servus amplexus est ut
sibi et non domino utiliter gereret. ad boc aUudit 'pe-
eunia nemini alteri.'
113 secus] adverbium i. e. aliter; est enim et praepositio: secus
viam.
118 loculum] i. e. parvum locum quo argentum reponimus et
capitur pro sacculo.
123 Hetis tu] Yertitur ad thesaurum absconditum et est pro-
so[po]poeia.
124 sed ecce] subita mutatio rerum comoediis «,pta, praesertim
cum fit sine magno vitae discrimine atque periculo.
127 Orumena] thesaurus continens pro contento.
136 abactum] i. e. abductum, nam agere est ducere more Grae-
corum.
138 mathematicus] disciplinas de quantitate continua et discreta
doctus. hunc oHm divinatorem appellabant eo quod car-
minibus numeris et astrologiae daret operam, quibus rebu^
admiranda fiunt. hinc est quod sequitur manticus i. ^^
vaticinator, nam [xavTig graece vates est latine, ut Ho —
merus primo Iliados fidwi zaxcDy. sed quod ait peritic^
astrolabri vocabulo astrologico ut rustica et indocta anu^
abutitur. nam ut dicimus labium et labrum latine, sie
REUCHLINS KOMMENTAR. 101
non etiam dicimus astrolabium et astrolabrum. nam
graeca et non latina compositio est, astrolabium enim
dicimus instrumentum quo astra Xdßwfisv i. e. capiamus,
quia graece Xaixßdvio signiflcat capio, desumo, conicio.
risum igitur poeta concitare voluit abusu vocabuli.
H qtiod] rectius posuisset *ut', sed metrum non est passimi,
quare tu *quod' expone pro 'ut.'
1:2 solidum] lurisconsulti appellant aureum, qui et huie astro-
logo in quaestum cessit, ut apparet circa finem scenae
primae secundi actus.
14 — 152 Quia spectatores subitam et inopinatam Hennonis lae-
titiam post luctuosas querimonias ortam viderunt et
simul ex mulierculae profuse gaudio ingentem maerorem
et lacrimas e vestigio nasci, eapropter eos hortatur
chorus ne prosperis nimium confidant neque adversis
nimium deprimantur: talem esse docet qui volimtarie pau-
per est.
ACTVS SECVNDVS.
53 Ptolemaeiis] ille astronomus tempore Alexandri fecit librum
quem propter quattuor tractatus nos appellamus Quadri-
partitum, sed Arabes nominant Al-arba-makalet i. e. quat-
tuor tractatuum. hunc aUegat Alcabicius eo vocabulo
arabico.
156 stellarum] Stellas a stände fixas esse voluerunt, ut sint
aliae a planetis. sed sidus est stellarum multitudo ut
Pliades, Hyades, Cynosura etc.
errommi] Errones dicti sunt planetae a vago errore quem
in sphaeris retinent, nam Ttldvog graece vagabundus et
erro est latine.
157 amidtias et intuttcs graves] Aspectus vult dicere oppositos
trinos quartiles et sextiles, item et coniunctiones astrorum.
158 Domuum locationem] non civilem de qua in iure de lo-
cato et conducto sed astrologicam ut in Alcabicio.
siriffulam] prisce, quod nunc pluralis numeri tarnen est.
102 SIEBENTER ABSCHNITT.
161 augurat] licenter pro auguratur, non ab avibus sed ab aura.
Oftcitans] i. e. otiosus et torpens.
162 circ74lo] sive sphaeram dicere viüt seu drculos astrolabü.
165 paupera] seciindum veteres. nunc 'pauper' Gommunis gene-
ris dicitiir ut siipra 'panper laoema.'
167 abüedtim] ^dum' syllabica adiectio et vebementiain designat
ut in Terentio: Sosia adesdum.^
171 cedo] i. e. die.
173 Aries] Incipit numerare a signo ascendente usque perveniat
ad horam circiter secundam post meridiem.
176 Sexta domus] Ab bis domibus astrologi fortunas et infor-
tunia supputant, unde xn signa Hebraei vocant mazaloth
i. e. fortunas et siderationes.
178 atomo] Hie poeta videtur irridere astrologos.
180 Aedituus] qui aedem publicam tuetur, qua solent insignia
horologia reponi, ut populus horarum discretionem agno-
scat.
181 vel] i. e. saltem.
182 Post portionem mediam] i. e. post mediam horam ubi coe-
pit tertia triplicitas. nam astrologi dividunt quamlibet
horam in tres triplicitates et unieuique triplicitati unum
planetam constituunt dominum.
189 Nebrideqite] pelle hirsuta seeundum ventrem amictus.
191 BiMt] Poeta nunc ad hoc alludit quod supra de se ipso
Henno confessus est in prima scena actus primi.
199 dicere] nam astrologum oportet non nimis ad particularia
descendere ut probat Hau in Centilogio Ptolemaei.
201 suspicor mcUe] subaudi 'de viro meo'.
nesdo] i. e. adhuc certa non sum.
202 Valete] i. e. abite. nam sie solet et apud Graecos quoque
inteUigi xaiqeiv.
204 nequivi neminem] Duae negationes more poetico et etiam
Graecorum eonsuetudine vaüdiores sunt in negando quam
1) Andria I, 1, 1.
REUCHLTNS KOMMENTAR. 103
una. quare non procedit haec ficta regula: Duae negatio-
nes faciunt imam affirmationem. nam id non semper locum
obtinet.
207 eocpilare] dicitur aliqnid passim vi surripere, secundum
Asconium. ^
211 RioMintur] a rixa i. e. contentione. Cicero: rixa est inter
competitores.
213 sibi\ i.e. ei secundum Laurentium Yallani,^ quamvis et apud
idoneos scriptores id non ubique observetur.
216 secu^] i. e. aliter. subaudiendum *egisse.' sed sermonem
de pecunia non audebat Henno adimplere ingrediente
uxore, ne furtum 8uspic[ar]etur.
226 emporio] locus pro tempore, sicut econtra 'nundinae' quod
est temporis pro loco emporii saepe ponitur. est autem
emporium graecum vocabulum a latinis usucaptum et
significat locum certum mercimoniorum, vult autem dicere
*ad proximum diem commerciorum huius loci.'
227 loves] i. e. dii.
228 usqus] i. e. perpetuo.
229 — 286] A vaticinio Alcabicii chorus occasionem sumpsit ut
etiam poetas landet qui et vates dicuntur et prophetae
et sacri, quoniam sunt Musarum sacerdotes et ministri
Apollinis.
ACTVS TERTIVS.
239 veneani] i. e. vendantur.
qtumi plurimi] Huiuscemodi verba cum ablativo seu etiam
genitivo iunguntur et quidem elegantius cum genitivo ut
'pluris vendo.'
trdham\ Traha est genus vehicuH a trahendo.
1) Q. Asconius Pedianus (3 — 88 n.Chr.) Erklärer Ciceros iindVer-
gils; erhalten sind geschichtliche Kommentare zu fünf Reden Ciceros.
Teuffei, Gesch. d. röm. litt. S. 664.
2) Laur. Valla, De elegantia linguae latinae libri sex. Romae 1471.
104 SIEBENTER ABSCHNITT.
240 venum] i. e. venale vel vendendum, et soribitur diplithcmgo aa
243 suffarnnate] i. e. in vestes oomplicatas insinuata
247 mecum] ^proficiscere' subaudiendum est
251 nullum] i. e. non. Terentius: nullus siiin Qeta.^
267 pemego] subaudi 'accepisse.'
270 trüütere] i.e. für. Plautus: trium litterarum homo,^ für tri-
fiircifer.
278—295] Propter quosdam sophisticos theologos et rüdes cir-
culatores, qui poetas et Studium Musarum profusa bile
oderunt, iterum hie chorus poeticas artes laudat et adve^
sarios carpit rumpantur ut ilia Codro.^
294 Tfierhita] Thersites obloquutor Agamemnonis.
Zoüus] osor Homeri et mastix.
ACTVS QVARTVS.
298 admodum] pro valde.
308 quid] i. e. aliquid ab urbe debui referre. noluit dicere paa-
num quem iam vendiderat.
324 nomenccdator] a vocandis nominibuB. nam yaxXw idem est
quod voce, et dicitur etiam nomenclator per syncopäm-
abundat autem 'nominum' per pleonasmum.
332 Curate] Hie et in multis huius comoediae locis poeta nO"
strae aetatis sermone uti studuit propter auditores quib^^
oratio priscorum videtur absurda.
341 refert] subaudi 'mea'.
344 dedsorium] i. e. iuramentum quod imponit finem liti ^
defertur sive refertur.
calumniam] subaudi 'vitandam'. et sequuntur quinque capL-^
tula iuramenti calumniae iurisconsultis nota.
354 valecU] i. e. pereat. in peiorem accipitur hie partem.
1) Phormio n, 2, 1.
2) Aulul. IV, 4, 6.
3) Verg. Ecl. 7, 26.
REITCHTJNR KOMMENTAR. 105
850 — 373] Hortatur choms animum qiüetis appetentem absti-
nere a tribunalibus et praetoriis iudicis.
358 In o/no] in campo Elysio ut apud Yirgilium vi Aeneidos.
ACTVS QVINTVS.
874 Rkamnusia] ab Euboiae urbe dicta, ubi Fortuna maxime
colebatur.
380 proferas] i. e. prodas in publicum, nam puniuntur tales
advocati qui litis quotam partem paciscuntur.
382 mihi stipiMus] i. e. a me interrogatus es, hoc est: minus
certa parte mihi promisisti.
31)1 istttc] i. e. ad tribunal revertendum mihi est.
392 versipeUem] i. e. dolosum.
393 merito] scilicet de te bene merito.
396 aliter] i.e. sin aliter feceris, hoc est: si non solveris.
senseris] i. e. senties.
400 rumttsculu^] diminutivum a rumore.
409 Abram] Abra nomen filiae proprium.
410 combinare] pro coniungere.
416 Negligo] i. e. posthabeo maerorem de crumena.
si vivat] pro eo quod dicere voluit: si fuero voti compos
de Dromonis et filiae coniugio.
417 Sine] i. e. permitte.
ubi] i. e. postquam.
420 Eoccandeo] succenseo, irascor.
421 fuiüem] Futilis homo qui imprudenter et mendaciter lo-
quitur.
423 impingitur] Impingo i. e. attribuo et quasi inuro.
431 ipsi] adversarii.
432 liber sententia] i. e. liberatus per sententiam.
440 Vis ergo] Num illum desideras tecum reconciliari?
449 usurariu^] i. e. fenerator.
452 quotam] partem aliquotam quia dimidium stipulatus est.
06 SECHSTER ABSCHNTTT.
V. 104, welche die ursprüngliche war. — Die AbweichuBgeai
von B sind nur orthographischer Natur.
B ist von Jakob Wimpheling 1497 gefichiieben. Der Co-
dex enthält aufser den Scaen. prog, ein reichhaltiges Quelleor
inaterial für die Geschichte des Humanismus, namentlich des
IIoidcllKirger Kreises. Er wurde von Wimpheling dem berühmr
ten Stcttmeister von Strafsburg Jakob Sturm yon Sturmeck^
geschenkt, wie die in der rechten Ecke des Innendeckels be-
findliche handschriftliche Einzeichnung bezeugt: 'laeobi Sturm
Ex dono lacobi Wijmpfe: Saere pagine LicentiaH/ Die Scaen.
j/roij. sind auf Bl. 8* — 21** in schöner deutlicher Schrift von
Wimpheling gegeben. Titel, Überschriften der Akte imd die
Namen der Personen sind in roter Schrift ausgeführt Am
Rande jeder Seite, bald links bald rechts, befindet sich der
Kommentar Reuchlins, in welchem das zu erklärende Wort
oljcnfalis in i-oter Schrift geschrieben ist. Yon den drei Teilen
der Didaskalie ist der zweite ( — Post vero quam bis graiias
e(jit) von Reuchlin selbst in roter Schrift geschrieben und, wie
man aus den mehrfachen Verbesserungen und Streichungen zu
schliefsen berechtigt ist, haben wir hier die erste Fassung
jenes TeUes.
Beide Handschiiften sind für die Geschichte des Textes
der Reuchlinschen Komödie insofern von Bedeutung, als sie
TiOsarten bieten, welche sich in keinem Drucke finden, wie
V. 156 deeetf wofür nach der ersten (Basler) Ausgabe alle
Drucke docet bieten — erst 1519 entdeckte Spiegel bei der
zweiten Bearbeitung seines Kommentars den Fehler und zwar
infolge einer Durchsicht der Wimphelingschen Handschrift, ohne
1) Wimpheling stand dem Stunnschen Hause sehr nahe. Er lei-
tete Jakol) Sturms Erziehung von dessen zehntem Lebensjahre (1498)
an und ging 1504 mit ihm und Franz Paul von Heidelberg nach Frei-
burg. Er widmete dem jungen Sturm mehrere Schriften; von 1505
bis 1508 lebte er im Hause des Ritters Martin Sturm, Jakobs Vater,
und bcwahiix) auch später seinem ehemaligen Schüler väterliche liebo
und Freundschaft. Schmidt, Hist. litter. de VAlsace /, 54, 143,
SIEBENTER ABSCHNITT. REUCHLINS KOMMENTAR. 97
jedoch in dem Kommentar eine Bemerkung zu machen — oder
V. 369 et eaelestiSj wo sämtliche Drucke et caelestibus haben
(auch Spiegel in der zweiten Ausgabe, jedoch mit der Umstel-
lung: Apollinis caelestibus concentibus). Ebenso steht es mit
erronum (156); das errorum des ersten Druckes wurde von
allen beibehalten. Zwar bemerkte Spiegel schon 1512 in sei-
nem Kommentar: 'pro errorum lege erronum', aber im Texte
liefs er errorum stehen, und erst 1519 setzte er erronum in
denselben. Überhaupt hat Spiegel erst bei der zweiten Aus-
gabe seines Kommentars den Forderungen eines kritischen Heraus-
gebers entsprochen, und es scheint als wenn er sich dabei der
wohlwollenden Unterstützung Eeuchlins selbst zu erfreuen ge-
habt hat.
SIEBENTER ABSCHNITT.
REUCHLINS KOMMENTAR
Der in der Wimpheling- Handschrift vorhandene Kommen-
tar Reuchlins bietet mancherlei interessante Aufschlüsse für die
Beurteilung des Standpunktes, welchen die philologische Yor-
bildung der Studierenden der damaligen Zeit einnahm. Zugleich
läfst sich auch die Sicherheit erkennen, mit welcher Reuchlin
auf die Bedürfnisse der studierenden Jugend einging; wir sehen
den Mann der Wissenschaft in seinem edlen Streben, auch
auf dem Gebiete der Pädagogik durch die Mitteilung seiner
eigensten Forschungen und die Überlieferung seiner wertvollen
Kenntnisse vorteilhaft zu wirken. Nur wenige seiner deutschen
Zeitgenossen vermochten im Jahre 1497, wo dieser Kommentar
entstand, die studierende Jugend in der griechischen und he-
bräischen Sprache zu unterweisen; meist waren sie in diesen
beiden Sprachen selbst die Lernenden.
Für Jakob Spiegel waren Reuchlins Bemerkungen von so
hohem Werte, dafs er sie fast ohne Änderung in seinen Kom-
Holstein, Reuchlins Komödien. 7
98 SIEBENTES ABSCHNITT.
mentar aufnahm, freilich ohne auch nur mit einem Worte m-
nes Yerfahrens zu gedenken. Nnr einmal, wo er einen Arche-
typus nennt (fol. XLIII der Ausgabe Yon 1512), werden wir an
die Wimpheling- Handschrift erinnert, die sich heute in üpsala
befindet Es handelt sich um die Erklärung von y. 194, wo
die ursprüngliche Schreibung ier peiit auf WimphelingB AnlaCs
mit Rücksicht auf den anstöfsigen Ausdruck in basiai geändert
worden ist. Spiegel sagt: ^Videor vidisse in archetypo loeo
vocis jjhaMaV' dirtiones has „ter petü", quas poetae amicus vkt
honefiii aequi verique amantior in hanc voce/m „hasiat^^ commth
tavit, quia hder comoedia pueris quibus maxima dehetur reverm-
tia dediraia est; ne igitur tenera aetas mollioribiis verbis infic&-
retvr, Iionestiaris significantiae verhum positum est, quod si
pleriqve omnes faeerent, profecto minus vel ipsa spurcitia spur-
ciora carmina ederentur vel legerentur'
PROLOGYS.
3 Comoediam^ secundae aetatis iuxta Diomedem grammaticum.
4 in ludum anilem] i. e. in comoediam veteris disciplinae et
inscita ioculatoria et actus breviusculos.
progymnasmata] i. e. praeexercitamenta planipeda puerorum.
6 Nam] hoc est argumentum.
11 lambids trimetris] praeter choros qui concentu ac melodio
coguntur variis esse pedibus.
14 schola] theatrum.
17 Auris] pro aures.
acioribtis] i. e. personis.
ACTVS PRIMVS.
23 parsimonia] sexti casus a parcendo.
25 lodix] lodices sunt panni quibus lectus constemitur, lingua
nostra serg.
ßEUCHLmS KOMMENTAR. ' 99
sutüis] quae crebro resuitur, scissa.
26 lacema] breve palliuin vix scapulas tegens.
ricula] diminutivmn a rica quo mulieres caput operiunt;
rica eyn gerigener Schleyer, ricula ein stuch. ader gurr —
linteola quibus pueUae capita velant.
ccUyptra] velum muliebre, lingua nostra sturtz.
27 j[)lagulis] ^plagulae' pro vittis et taeniis ponitur.
30 crumemUa] diminutivum a crumena i. e. loculus.
44 adcfrior] i. e. aggredior, verbum communis generis quod
olim voce activa etiam dicebatur, hodie non ita.
45 honum s&ro\ ut doctis risum moveat utitur sermone neoteri-
cis indoctis consueto. sed idonei non sie loquuntur,
nam apud latinos sero non est certa pars diei sed signi-
ficat 'tarde', unde poma serotina quae tarde excrescunt.
male igitur et non latine dicunt 'bonum sero', tanquam
si dicant *bonum nunquam.'
sefro nimis] litteratius uxor respondet, quasi maritus bonum
illi advenire tarde ac nullo tempore opportune optaverit.
52 suparum] etiam suparus dicitur, angustum et vile hominis
vestimentum quod brachia non tegit, aüoquin habet multas
plicas — lingua nostra strupp vel schurtz vel schürlicz.
56 honestos et volupluai'ios] Est enim etiam honesta voluptas,
ut in libro cui titulus est 'de honesta voluptate.'
59 Danista/m] quidam vocant ä dando fenori, sed male, nam
a Graeco deducitur et significat feneratorem, quamvis sit
hie nomen proprium mercatoris.
65 manuleata] i. e. manicata tunica quam Graeci vocant x^*-
QOÖ&UTjV, 1
penula] vestis vilis et densa qua caetera vestimenta ab
imbre ac pluvia custodimus — lingua nostra ein mantel
mit aeiner caprutz.
1) Die griechischen Wörter sind in der Hs. sämthch ausser zu v. 202
in lateinischer Schrift gegeben. Über Reuchlins griechische Studien s.
Geiger, Reuchlin S. 95 ff.
7*
110 ACTVS PRmVS. HELVO. ^
ACTVS PRIMVS.
HELVO.
Cum nie ot nieos contemplor a iiatalibiis,
Patrem, patrimiim, proavos, tritavos, avos,
25 Abavos itenique atavos omnem hancque germi^^^
Congerminationem et hunc nostrae domus
Splendorein abusque maxumis patruis meis,
Grates habendum mihi duabus est deis
Iimoni et eins asseclae primiperae
30 Lucinae, ob id quod ea parentela satus,
Quae Sit notatissimaque famosissimaque,
Ex heluonibus heluo haud spurius siera.
Equidem patritos imitor mores: bibo,
Rebibo, voro, devoro, quod omnes assolent
Bf) Cognomines nati meis maioribus,
Plus tamen ego ipse eaeteris ingurgito
Et heluor, quare Heluo est nomen mihi.
Vbi quid est vini, si eius copia est,
Haud cesso, quousque totus est gurgulio
40 Praegnans ab imo et trans gulam; sin pauoitas,
Vel lambo vel lingo, dum odor sagax ölet,
At non (ut est plerisque mos) in abditis
Et solitariis locis aut specubus
Aut clam viris penitissimo in quodam penu,
45 (Hoc indecorum hominique detestabile est)
Sed cum bonis natabus ac sodalibus
Consimilibus mei atque idem gnathonibus
Vt ego sum, eo hie quaero meos contribules
Parasiticos, praedonicam artem qui colunt
Lesarten der ersten Rezension: IG Ambobus o via cessit e
mus 17 uno namque in oninibus 22 Faciet deinoeps 29
primipar^ 33 imicor 40 l^lenusque
REUCHLINS KOMMENTAE. 101
non etiam dicimus astrolabium et astrolabrum. nam
graeca et non latina compositio est, astrolabium enim
dicimus instrumentum quo astra Xdßcofxev i. e. capiamus,
quia graece Xafißdvo) significat capio, desumo, conicio.
risum igitur poeta concitare voluit abusu vocabuli.
qicod] rectius posuisset 'ut', sed metrum non est passimi,
quare tu 'quod' expone pro *ut.'
solidum] lurisconsulti appeUant aureum, qui et huic astro-
logo in quaestum cessit, ut apparet circa finem scenae
primae secundi actus.
— 152 Quia spectatores subitam et inopinatam Hennonis lae-
titiam post luctuosas querimonias ortam viderunt et
simul ex mulierculae profuse gaudio ingentem maerorem
et lacrimas e vestigio nasci, eapropter eos hortatur
chorus ne prosperis nimium confidant neque adversis
nimium deprimantur: talem esse docet qui voluntarie pau-
per est.
ACTVS SECVNDVS.
Ptolemaeus] iUe astronomus tempore Alexandri fecit librum
quem propter quattuor tractatus nos appellamus Quadri-
partitum, sed Arabes nominant Al-arba-makalet i. e. quat-
tuor tractatuum. hunc allegat Alcabicius eo vocabulo
arabico.
stellarum] Stellas a stände fixas esse voluerunt, ut sint
aliae a planetis. sed sidus est stellarum multitudo ut
Pliades, Hyades, Cynosura etc.
erronum] Errones dicti sunt planetae a vago errore quem
in sphaeris retinent, nam Ttldvog graece vagabundus et
erro est latine.
amidtias et intuitiv graves] Aspectus vult dicere oppositos
trinos quartiles et sextiles, item et coniunctiones astrorum.
Domuum loccUionem] non civilem de qua in iure de lo-
cato et conducto sed astrologicam ut in Alcabicio.
singulam] prisce, quod nunc pluralis numeri tamen est.
102 SIEBENTER ABSCHHITT.
161 ofiffurai] lioenter pro angoratar, mm. ab avibus sed ab aoia.
oscüans] i. e. otiosns et torpens.
162 eirculo] sive sphaeram diceare vnlt sea circiilos astrolabü.
165 paupera] secundum veteres. nunc 'panper' communis geae-
ris didtur ut siipra 'pauper lacema.'
167 abüedum] 'dum' syllabica adiectio et vehementiam designat
ut in Terentio: Sosia adesdum.^
171 cedo] i. e. die.
173 Aries] Incipit numerare a signo ascendente usque perveniat
ad horam circiter seeundam post meridiem.
176 Sexta domus] Ab bis domibus astrologi fortunas et infor-
tunia supputant, unde xn signa Hebiaei vocant mazaloth
i. e. fortunas et siderationes.
178 atomo] Hie poeta videtur irridere astrologos.
180 Aedituus] qui aedem publicam tuetiir, qua solent insignia
horologia reponi, ut populus horarum discretionem agno-
scat.
181 vd] i. e. saltem.
182 Post portionem mediam] i. e. post mediam boram ubi ooe-
pit tertia triplicitas. nam astrologi dividunt quamlibet
horam in tres triplicitates et unicuique triplicitati unum
planetam constituunt dominum.
189 Nebfideqice] pelle hirsuta secundum ventrem amictus.
191 Bibit] Poeta nunc ad hoc alludit quod supra de se ipso
Henno confessus est in prima scena actus primi.
199 dicere] nam astrologum oportet non nimis ad particularia
descendere ut probat Hali in Centilogio Ptolemaei.
201 suspicor male] subaudi 'de viro meo'.
nesdo] i. e. adhuc certa non sum.
202 Valete] i. e. abite. nam sie solet et apud Graecos quoque
intelligi xaiqeLV,
204 nequivi nefminem\ Duae negationes more poetico et etiam
Graeconmi consuetudine validiores sunt in negando quam
1) Andria I, 1, 1.
REUCHLTNS KOMMENTAR. 103
una. quare non procedit haec ficta regula: Duae negatio-
nes faciunt iinam affirmationem. nam id non semper locum
obtinet.
207 eapiktre] dicitur aliquid passim vi surripere, secundum
Asconimn. ^
211 JRixantur] a rixa i. e. contentione. Cicero: rixa est inter
competitores.
213 sibi\ i. e. ei secundum Laurentium Yallam,^ quamvis et apud
idoneos scriptores id non ubique observetur.
216 se(nis\ i. e. aliter. subaudiendum 'egisse.' sed sermonem
de pecunia non audebat Henno adimplere ingrediente
uxore, ne furtum 8uspic[ar]etur.
226 emporio] locus pro tempore, sicut econtra 'nundinae' quod
est temporis pro loco emporii saepe ponitur. est autem
emporium graecum vocabulum a latinis usucaptum et
significat locum certum mercimoniorum, vult autem dicere
'ad proximum diem commerciorum huius loci.'
227 loves] i. e. dii.
228 tisqiie] i. e. perpetuo.
229 — 236] A vaticinio Alcabicii chorus occasionem sumpsit ut
etiam poetas landet qui et vates dicuntur et prophetae
et sacri, quoniam sunt Musarum sacerdotes et ministri
ApoUinis.
ACTVS TERTIVS.
239 veneant] i. e. vendantur.
qtcam plurimi] Huiuscemodi verba cum ablativo seu etiam
genitivo iunguntur et quidem elegantius cum genitivo ut
*pluris vendo.'
traham] Traha est genus vehiculi a trahendo.
1) Q. Asconius Pedianus (3 — 88 n.Chr.) Erklärer Gceros undVer-
gils; erhalten sind geschichtliche Kommentare zu fünf Reden Ciceros.
Teuffei, Gesch. d. röm. litt. S. 664.
2) Laur. Valla, De elegantia linguae latinae libri sex. Romae 1471.
104 SIEBENTER ABSCHNITT.
240 venum] i. e. venale vel vendendum, et scribitur diphthongo ae.
248 ftuffarcifiate] i. e. in vestes complicatas insinuate.
247 mecum] *proficiscere' subaudiendum est
251 nullum] i. e. non. Terentius: nullus sum Geta.^
267 pemego^ subaudi 'accepisse.'
270 tnlütere] i.e. fnr. Plautus: trium litterarum homo,^ für tri-
furcifer.
278—295] Propter quosdam sophisticos theologos et rüdes cir-
culatores, qui poetas et Studium Musarum profusa bile
oderunt, iterum hie chorus poeticas artes laudat et adver-
sarios carpit. rumpantur ut ilia Codro. ^
294 Thersita] Thersites obloquutor Agaraemnonis.
Zoilus]^ osor Homeri et mastix.
ACTVS QVARTVS.
298 admodum\ pro valde.
308 quid] i. e. aliquid ab urbe debui referre. noluit dicere pan-
num quem iam vendiderat.
324 nomencalator] a vocandis nominibus. nam xaAcD idem est
quod voco. et dicitur etiam nomenclator per syncopam.
abundat autem 'nominum' per pleonasmum.
332 Curate\ Hie et in multis huius comoediae locis poeta no-
strae aetatis sermone uti studuit propter auditores quibus
oratio priscorum videtur absurda.
341 refert\ subaudi 'mea'.
344 dedsorium] i. e. iuramentum quod imponit finem liti et
defertur sive refertur.
calumniam] subaudi 'vitandam'. et sequuntur quinque capi-
tula iuramenti calumniae iurisconsultis nota.
354 vakat] i. e. pereat. in peiorem accipitur hie partem.
1) Phormio n, 2, 1.
2) Aulul. IV, 4, 6.
3) Verg. Ecl. 7, 26.
REITCHTilNS KOMMENTAR. 105
■^■356 — 373] Hortatur chorus animum qiiietis appetentem absti-
^ nere a tribunalibus et praetoriis iudiois.
'_ 3ö8 In atrio] in campo Elysio ut apud Virgilium vi Aeneidos.
ACTVS QVINTVS.
: 374 Hhammisia] ab Euboiae urbe dicta, ubi Fortuna maxirae
t colebatur.
i 380 proferas] i. e. prodas in publicum, nam puniuntur tales
I advocati qui litis quotam partem paciscuntur.
' 382 mihi stipid^lattis] i. e. a me interrogatus es, hoc est: minus
certa parte mihi promisisti.
301 istuc] i. e. ad tribunal revertendum mihi est.
392 versipeUem] i. e. dolosum.
393 merito] scilicet de te bene merito.
396 aliter] i.e. sin aliter feceris, hoc est: si non solveris.
senseris] i. e. senties.
4O0 rumicsculics] diminutivum a rumore.
409 Abram] Abra nomen filiae proprium.
410 combinare] pro coniungere.
416 Negligo] i. e. posthabeo maerorem de crumena.
si vivat] pro eo quod dicere voluit: si fuero voti compos
de Dromonis et filiae coniugio.
417 Sine] i. e. permitte.
nbi\ i. e. postquam.
420 Excandeo] succenseo, irascor.
421 futilem] Futilis homo qui imprudenter et mendaciter lo-
quitur.
423 impingitur] Impingo i. e. attribuo et quasi inuro.
431 ipsi] adversarii.
432 liher sententia] i. e. liberatus per sententiam.
440 Vis ergo] Num iUum desideras tecum reconciliari?
449 usurariu^] i. e. fenerator.
452 quotam] partem aliquotam quia dimidium stipulatus est.
106 SIEBENTER ABSCHNITT. REUCHUNS KOMMENTAB.
458 Antistrephonte] antistrephonta prisci argumenta dixere coi
versiva, quae scilicet conversa in adversarium retorqiM
rentur, nt est apud A. Gellium.^
455 cuius] scilicet ego ipse cuius etc.
456 aureos] dolo adeptos et eos quidem tarn emptione retenlK
quam venditione acquisitos.
467 aevitemitas] i. e. longa duratio laboris quo substantiam r
familiaris aiiximus, hoc est: omnium bonorum nostroru
filiam nostram heredem tecum constituimus.
1) Noctos Atticae V, 10, 3.
n.
lOANNIS REVCHLIN PHORCENSIS
S ERG I VS
VEL
CAPITIS CAPVT.
118 ACTVS TERTIVS.
Li. Nunc, Heluo, quantum esset in rem tute scis,
270 Yt luiic cavillatorium os contunderes.
He. Seqiiar virum, si miitiat, pugnos alet.
ACTVS TEKTIVS.
BVTITBATTA. SALAX. LIXA. ARISTOPHORVS.
ßv. Di vos, eclones, combibones comici,
Pcrdant omnes. Li. Heus, te volo. Bv. Quid, Lixa, vis?
Li. Di ut te perire in rem velint vel non bonam.
275 Bv. In rem malam vis dicere. Li. Immo i)essimam.
Bv. Melius meatim te ominari pervelim.
Tu quod tuli vide, tene, considera.
Num bellule ac lepide nitet post balneum?
Ne ego miser, quem oporteat tarn vilibus
280 Mancipiis gestare morem et pendulis,
Suspensili turbae raponum, immo furum.
Tibi in manu est, agedum colendum praebeas.
lam circulatim exosculentur hoc sacrum.
Ak. Demortui lenonis esse craiiium
285 Yidetur exsecrabile, ad firrcas age.
Vbi repperisti hanc mortuam calvariamV
Bv. In craniario inter ossa putrida,
Ybi cubant tam divites quam pauperes.
Caput omnium mortalium dignissimum.
290 Li. Quo? nam potest vel tartaro vel f ulmine
Dignum esse, scirpo huie nodus est, obscura sunt
Quac ais: responde, quid facis calvariain hanc?
Bv. Caput omnium mortalium dignissimum,
Cui supplicetur, hoc gerenda consulit,
295 Et quicquid est quod consulit, princeps facit,
Omnis potestas huius in manu est sita.
Sa. Manes habere potest, at haud manus habet.
272 l)y 277 coDsydera
BVTTVBATTA. SALAX. LIXA. ARISTOPHORVS. 119
Ni Sit lemurium quod unguos occulit,
Quod quaqiie noctiuni qiiietos territat
3O0 Et iinguibiis vultu cicatrices notat,
Immane terriciilamen et manes triices.
Bv. Sine me tibi sodes rccensere probe,
Quid prosit et quid obsit haec calvaria,
Vel haec quid omnirio sit, unde vcnerit,
305 Quo tendat et (luorsum brevi Ventura sit.
Ar. Taceamus, usquauji nil volo appetentius.
Bv. Videtis liane calvam recalvastram cavam
Et osseam ac testaceam, prodest modis
Tribus: creat numerum, dat umbram et loca replet.
310 Sa. Garrire, Buttubatta noster, visus es
Dialecticum hoc sophisma, ut illudas tuis.
Non cernitis quomodo suum os hie carnifex
Distorserat mox in loquendo fabulamV
Ar. All die. Bv. Rogas? Li. Ah die, precamur. Sa. Die modo.
.3 1 5 Bv. Videtis hanc calvitiara vel hoc caj^ut,
Quod cuneta nutu, numine et voto suo
Regnat, regit, mandat iubetque et praecipit
Nolentibus, volentibus, simul aulicis
Et incolis et accolis et proximis
320 Et intimis et extimis, contra deum
Contraque fas vortit, rcvortit omnia
Et pro deo pro fasque rursus, si volet?
Ar. Hoc vacuum, hoc illepidum , hoc putre ac vanum caput?
Bv. Immo hoc potens, gratum, plaeens, laudabile,
325 Quod principem regit trahitque quo cupit,
Creat magistratus, repellit denuo,
Veterem exauctorat senatum et consules,
Novum senatum et consules succenturiat,
304 Vel hoc 306 Taceinus appctitius libri 323 Hoc vacuuin,
illepidum, putro ac vanum caput 327 Veterem senatum et patricios
exautorat 328 patricios st. consules succenturat libri
120 ACTVS TERTIVS.
Reique publicae rescriptuarios
:j:K) Alteniitato muneris premit, levat,
Ncgotiatur universa principis
Sine principe et consilia dat sine conönle
De eiusmodi solo suomet capitulo.
Quod cernitis »luam illustre, quam egi-egium eraiiv^^*
IW.") Concludit autem principem triclinio,
No possit esse accessus ullis absque se,
Ijcgationes ante mulgens coneutit,
Quam principis frui queant praesentia,
Edicta et interdicta, iura, oracula,
:{40 Leges profanis atque sacris dictitat.
Obediunt caelestia et terrestria
Capitello huic, quianam Sublimat et infiniat,
Depauperatque et di\itat; quae vult facit,
Quae vult iubet, quae vult vetat, capitis caput.
'M7) All, An Vera praedicas? rogo te serio.
Bv. Quin Vera. Sa. Vera? Bv. Verius verissimo.
Sa. Hei mira sors istimodi calvariae.
Bv. Quin basiate liguriones hoc caput
Sa. Quare? Bv. Quia ipsis capite plexis est ciiput
arn) Et Omnibus fiu'imculis infamibus,
Epulonibus, mandonibus, mansuciis,
Oui quot usquam sunt \irorum moUium
Ae mollionmi feminis nunc supplicant,
Quixl in sacris et in profanis aedibus
av^ Quasi Sit dous oolunt, adorant, praedicant
Ludi^, itxx^s, forias, honores statuunt,
Mandat > pi\>hu\t, ix^mandat, illi idem probant
Oondemnat ot dat gnitiam. vexat bonos,
Amat mali^. ut q\iisijue fureifar foaL
:>!^> lVv5>iTipius v^l> crimen, caput capital capit
.VN.
;; UvAl^v^>.)o^ AUTO IV, un^:: OT libnt 35T remandat, iidom
BVTTVBATTA. SALAX. LIXA. ARISTOPHORVS. 121
Seu factionis factiosae industriam
Latrunciilandi animo cum eo paciscitiir.
Accedite liuc lenocinatores viri:
Caput hoc pudicos nunquam amavit coniuges.
> Accedite huc adulterantes feminae:
Calvaria ista prostitutas diligit.
Accedat huc et vü*ginum venumdator:
Saepe hoc caput devirginavit vbgines.
All. Vnde ergo adest? Bv. Ex Arabia. Ar. Nomen quod est?
370 Bv. Sergius, an ignoratis iUum Sergium?
Li. Grammaticum eundem qui latina perdocet?
Bv. Nequaquam, at illum apostatam atque Persicum,
Qui ne latine neve graece doctus est
Et insolenter aspernatus litteras,
375 Moniosthenis reprobi ducis meritorium.
Li. Quomodo igitur monachus fuit? Bv. Blatero fuit
Dicaxque multiloquusque vir sophisticus,
Nil dixit, at locutus est audaculus,
Temei'arius, versutus, insolens, loquax.
380 Ast quando religio suam nequiverat
Amentiam ultra ferre, correctus fuit
A fratribus patribusque more regulae
Vt par fuit, quod non tulit bene Sergius,
Curans quo abire posset e monasterio.
385 Erupit, evasit, retro cessit fugax,
Quaerendo qui moris sui compar foret.
Quid multa? repperit sui similom latro,
Potentiorem se tarnen, tui ut queat
Tanquam deum tutanum et afferentem opem,
300 Nomine Mahometum, Cyrenaeum geiius.
Quem patria graece vocat Moniosthenem.
363 Accodito ergo 365 Accedito huc adulteiinQ f^miriQ 368 vir-
ginem 371 latino 374 hs. Zusatz 375 fehlt 379 loqnax 384 Stu-
dens st. Curans 388 Tamon potontiorem oo ut tui queat 391 fehlt
122 ACTVS TERTIVS.
Doinde anücuhim rciocit et scapiilaria,
Seil et cucullum omneinqiio adomatum ordinis,
C'onstantiain et probitatem et integram ßdem.
31».') Atopie iit brevi sermone plurima explicem,
Moiiachus (j[ui erat, mox factus est apostata,
Fratrum siiorum persecutor maximus.
yiioties(j[iie victus vinciilis iniectus est,
Toti.es Maliomctus recepüim liberat
4()() Vel blaiidieiulo vel minando fratribus.
Ideni Mahometus Damascum primitus
Vbi obtinebtit et Syros et Arabas,
Turgebat hoc caput in gravcm siiperbiam
Lauigero ecpio et volucri caballo iusidens
105 Cum (piattiior coe(iuesti*ibus dromonibiis.
Si oiiire coram plcbe vel j)atrieiis
Coustitiierat, sesquipeda verba riiminaus,
Pontificio redimiculo comptissime
Tmbeatiis in vestc augurali apparuit.
410 Sed me dies deficiet oi-tiis liic recens,
Si res velini gestas ad iiiiguem exponere.
Quo fastu et impetu sit usus initio,
Quibusipie tunc et nunc minis et perpetiin,
Xani saeviebat, ut assolent apostatae.
415 Si. Per i)ol et edepol et Herculem et canem
De hoc tu (piidem memoriosiora quam antea
De (plaque re unquam audiverim, modo exijlicas.
Bv. Nondum omnia: primum omnium fetialiter
Fraterculis bellum horridum indixit suis,
420 Moniostliene fretus duce, proinde et sacris
Victum sacerdotibus ademit annuum —
402 arrabas 407 scsquipcdia 409 Trabcatus angurali veste
apparuit 412 vastu 414 solent st. assolent 415 et Herculem
ot fidium 416 mcmorosiora libri 417 modo fehlt 418 omnium
fi-atcrculis 419 Feciahter belliun indicasse dicitur 420 Frotus Ma-
hometo suo posthac sacris
B\TTVBATTA. SALAX. LIXA. ARISTOPHORVS. 123
Consuevit appellare praebendas sacras
Viilgiis — renimtiavit ille apostata
Sub nomine illius Mahometi viris
425 ßonis, sacris presbyteris praoboncliilas
D imitiere et ieiunio mortem mori.
Sic Omnibus facit probis capiit hoc viris.
Sed ganeonibus et ligiirionibiis
Pater et protector est caput hoc prae omnibus.
43(> All. amabile hoc caput. Bv. Osculari desinis?
All. Exosculor, quia leno sum. Salve caput.
caput omnis lasciviae, caput leve,
Cavum caput, sine spiritu, sine lumine,
Salve Caput, praesidium et heluonibus,
435 Glutonibus, gulonibus, nihili viris.
Et dulce scurrarum decus, salve caput.
Bv. Vt autem aperte cuique vera praedicem,
Caput hoc inane, quod videtis planiter,
Est tale, quod loculos suos plenos facit.
440 Ncc dat, sed accipit semper, nee unde sit
Quaerit, sed an sit qui det et det largiter.
Vos autem edaces et famelicos fures
Novi, nihil ludatis usquam a quo nihil
Rerum dari potestur ut fruamini.
445 Deinde amat quoque neminem nisi apostatam
Similem sui vel qui Mahometista sit
Professione aut genere Phryx aut Persicus
Aut Modus aut Damascus aut Syrus aut Arabs,
Nam illos domat, regit, gubernat, involat,
450 His alcoranum fecit et legem tulit.
Qua Samceni utuntur et Turci truces.
Sic dictu et actu vult omnes apostatis
Fieri pares, tegere ut queat suum scelus.
437 cuiquani 440 scmpcr accii)it 44(3 Nahomotista 447 pbyx
450 legem dedit 451 Sarraccni
124 ACTVS TEBTIVS.
Ar. Hou pacnitot quod osculatus sim hoc caput,
455 Nam scire debui, cavum quod nil habet
Quare niliil praestare quit sodalibus.
Sa. Et mo pari maerore paenitet quoque
Et lioc quidem de Buttubatta aegre fero,
Qui sporn bonam ealvariae nobis dedit.
460 Li. Similique ego resipisco paenitudine,
Quaro mihi palinodia est canenda iam.
Di te Caput vaciium atquo inane perduant,
Et fidgur et fulmen supeme concremet
Et qiücquid inferis mali est dispulverot.
465 Sa. Nix, ignos, effrenes procellae et grandines,
Vcnti maligni et motiones terreao,
Famos, sitis, curae graves, inediae,
Febros et idcera atquo pestilentitas,
Morbus cadueus, si qua sint et caetera
470 Mortalibus nocitura, vexont te, o caput.
Ar. Par ipso votum squalido capiti imprecor,
Quod inferis est terror, id te distrahat.
Terrae te hiatus glutiondo absorbeat
Furiale bellum Corborusque et Tartarus
475 Te in carcero atro, in TuUiano torqueant
Vivum atquo adhuc vinctum c^tenis ferrois.
Et squalor, horror, aridus somper tromor,
Donsum chaos et ater umbrarum chorus
Te cum Mahomoto tuo düaniont,
480 Te strangulont, obstringilent, oblittoront.
Et cultor et venonum et incantatio
Vitam tuam, quae est mors, acerbo finiant
Bv. Factum bono est, calvuntur hac calvaria,
Quicunquo spom locant in hanc calvam cavam.
454 sum 459 nobis tulit 463 concremat 465 ignis procelles
476 aduc st. adhuc 478 Tcncbricosus et ater umbrarum chorus
482 Tuam cito vitam, quae mors est, finiant
EPILOGVS. 125
485 Egi meum officium, sodales optumi.
Ludos leves meo cavillo callide
• Yobis videntibus attuli. Id licuit mihi.
EPILOÖYS.
Si quis cupit prudenter omne negotium
Gerere, ut rei privatae et id quod plus erit
490 Etiam rei communitatis publieae
Bene commodet, frugaliter cadat et quadret,
Is meminerit quae hac dicta sunt comoedia.
Cum capite vano nil agat, nil eonsulat,
Vbi nee est sapientia aut constans fides,
495 Praesertim ubi iam peieravit denuo,
Nam peius est unquam nihil periurio.
Nunc plaudite et valete. Res acta est satis. ^
1) In der ed. princ. finden sich vor dem Epilogiis folgende Chor-
gesänge:
DEO GRATIAS
CHORVS CVM CHORAVLE.
Musis poetis et sacro Musis poetis et sacro
Phoebo referte gratias. Phoebo roferte gratias.
Vates honor deeet suus, Caelum subornat circiüus,
Quos musica proportio In quo regirant zodia;
Aequare vult caelestibus Vatem coronat caeHbus
Dulcissimo convivio. Semper virescens laurea.
Musis poetis et sacro Musis poetis et sacro
Phoebo referte gratias, Phoebo refei-te gratias.
Ynde fluit iocunditas Vii*tus viget perenniter
Intra poetae carmina Et nominis memoria,
Et sensuum profunditas Poeta si concinnitor
Et vei*suum solamina. Lyra canat subHmia.
486 Cahimniam meo cavillo callide 487 intuli: hoc licuit mihi
490 regi st. rei 493 nee eonsulat 495 peiuravit
126 ERSTER ABSCHNITT.
Miisis ])octis ot saoro Musis poetis et sacro
Phot'ho rofortc gi-atias. Phocbo referte gratias.
Odit rotloxiis sphaericos Vis tu paterc postcrisi
Moiistros.1 suhterranoa, Nitique claro nomine,
Sir i't su|>ernis doditus Oaudo Wris poctiois
Piofana spornit gaudia. Lilx^thrinm spii*amiue.
Musis pootis et sacro
J'hoebo re forte gratias.
Apollinis leniminc
Sic sie; cris vel comiois
HiM-oico vel earniine
Lyraeve dignus canti<;is.
ERSTER. ABSCHNITT.
A L L G PJ M E I N E S.
Der tendenziöse Charakter des Sergius wurde schon früh-
zeitig erkannt. Der Bischof Johann von Dalberg, dem Roiich-
lin die Handschrift übenx^ichte, wuitle zwai* durch das I^esen
des Stückes lioch erfreut, aber da er in der öffentlichen Auf-
führung desselben eine neue, seinem Schützlinge drohende Ge-
falir sah, so widerriet er die Auffühning. Denn leicht konnte^
ein am Hofe des Kurfüi*sten Philipp lebender Franziskaner,^
der als Feind der humanistischen Richtung bekannt war, zu
dem Glauben veranlafst werden, dals er selbst von Reuchlin
zur Zielscheibe seines Witzes ausersehen sei, und deshalb einen
Raclieversuch unternehmen, der füi* Reuchlin von sehr nacli-
teiligen Folgen werden könnte, zumal da die Stellung des Fran-
ziskaners eine sehr einflufsreiche war. Infolgedessen gab Reuch-
lin den Wunsch, den Sergius zur Aufführung gelangen zu
lassen, auf.
1) Melanchthou nennt ihn in seiner Declamatfo de Capnione Phor-
censi (1052) Castellus, proptvr jtotentimn et mafns aries inn'sus
nobflibifs et sapientihus n'ris in aula.
ALLGEMEINES. 127
Die einzelnen Beziehungen zu Holzinger, den Reuchlin in
seiner durch und durch satirischen Komödie geifseln wollte,
lassen sich leider nicht erkennen, da eine ausreichende Kennt-
nis der Quellen mangelt. Eine von Reuchlin etwa benutzte
Vorlage ist nicht bekannt, so dafs der Sergius den Vorzug der
ürsprimglichkeit geniefst. Zudem ist diese Komödie als eins
der bedeutendsten litterarischen Erzeugnisse zu betrachten,
welche die der Reformation vorangehende Zeit in so reicher
Fülle liervorbrachte, und mit Recht durfte daher Hütten von
dem Verfasser rühmen, dafs er zuerst unter Deutsclilands
Dichtern trotz des Verbotes (Dalbergs) nach komischen Schrif-
ten die Hand zu strecken gewagt habe:
Inter Germanos ad co^nica scripta poeias
Primuni ausus vetitas eocplicuvise manus,^
Wenn auch der scenische Aufbau des dreiaktigen, in jam-
bischen Trimetern verfafsten Stückes in Vergleich zu dem
anderen Reuchlinschen Stücke ein dürftiger ist, so ersetzt docli
der Inhalt diesen Mangel in reichlichem Mafse. Bei aller Ein-
fachheit des Sujets zeigt sich eine Fülle geistvollen, sprudeln-
den Witzes nicht nur in der ganzen Anlage des kleinen Spie-
les, sondern auch in den einzelnen Teilen desselben. Wir
rechnen dahin besonders die Verteidigung des Wertes der
Dichtkunst gegen die Angriffe des Pharisäers, die Verhöhnung
der schmarotzerischen Mönche, besonders des meineidigen und
treulosen Sergius, sowie die Verspottung des frechen Reliquien-
krames. Die auf Holzinger zielenden Stellen dürften folgende
sein: 427 — 429, 432— 43G, 438 — 441, 445. 446, 452.
453. — Die zweite Bezeichnung der Komödie ^Capitis rapid'
ist aus V. 344 herzuleiten, wo Sergius als das Haupt des Für-
sten bezeichnet wird.
1) Hutteni Querelae. IT, 10, 233. 234.
1 I ^ A<TVS TERTIVS.
I.i. Xmir. II»»lu«). i|uantum esset in i-em tute scis,
*J7n Vt liiiii- i-avillaloi'iuni os contundci'es.
IIk. SiHjuar viruin, ^si miitiat, pugnos eilet
ALTVS TEKTIVS.
nvrrvHArrA. salax. lixa. arlstophorys.
Rv. Di v«)s, cdones, coinbiboiics comici,
PiM*<laut oiniios. Li. Heus, tc volo. Bv. (Juid, Lixa, ^
lii. Di ut te i»onre in i*eni velint vel iion lK)nam.
'J7.') \W, In rem nialani vis dicci"C. Li. Immo i>essimam.
Hv, Melius nicatim te onu'naii 2)ei'velini.
Tu «[U(kI tuli vide, teno, considera.
Nuni hell nie ac Icpide nitct post l>alncum?
Ne egü niiscr, ijuem opoiteit tarn vilibus
•jso Mancipiis gestare morcni et pendulis,
Snsponsili turbac raponum, imnio funim.
Tibi in manu est, agedum colendum praelx^as.
lani circulatim exosculentur hoc sacruni.
Aj{. Dcniortui lononis esse cranium
2H') Yidetur exsecrabilc, ad furcas age.
Vbi rci)pcristi lianc mortuani calvariam?
Hv. In craniario inter ossa putrida,
Vbi cubant tarn divites ipiam i)auperes.
Caput omniuni mortalium dignissimum.
•JIH) 1a. Quo? nani potest vel tartaro vel iuhnine
Dignum esse, scirpo huic nodus est, obscura sunt
Quao ais: responde, quid facis calvariani lianc?
Bv. Caput omniuni inoi^talium dignissimum,
Cui snpplicetur, hoc gerenda consulit,
205 Et quicquid est quod consulit, princeps facit,
Omnis potestas huius in manu est sita.
Sa. Manes habere potest, at haud manus lialjct.
272 l)v 277 cüiisvdcra
Ni Sit lemir^Tun ;ij->i -anroes \<eicfi3it.
{jn*>l <|^i*iTte i>>:-^-iÄ» jTOi'HS ttenitat
«X) Et un^dfjyis THiTa cö-i-atröes »«jCit.
Bv. Sine lue ÜH ^>li?s p?cieiis»er? |<*:A«e.
yuiii jT i<iT -et vjn>i oi«siT haee cailTana.
Vel ha€*:- iuSi ■■.■ünnin"? sil. uihie T«>prit.
!>.'» mii'.« teihlat ei •|'»>r3im l^^ri Ventura sit.
Ar. TaoEainTi>- UT^^TaBi nil vt:4«> apf«e^efitiiis.
Bv. Vi«j^s baz»*- «r-alT^m i^calvastnin cavam
Et *>ss»?ain a<- i^^^^a^^eam. f^rc^iest iii*>iis
Tribus: cTtat niun^eram. «Jat umliram et l«xa n^plef.
1'» Sa. Oarrire. Buttulatti ii«:i?ter. visus es
Lhalec-tirum h*>.- $i>f*hi<iiia. ut illoiias tuis.
N»»n i7?mitis 'HK*iii^*io simm ^«s hie «miifex
L»i>t«>rserat in*«x in k^juend«:» fabulamy
Xr. All «üc- Bv, R<:ieas? Ix Ah die, precamiir. Sa. Die moda
!.'> Bv. Yidetis hane calvitiam vel hoe ca^mt,
yiK-l cuncta niitti. numine et voto stio
Regnat. regit. iiian<jat iobetque et praecipit
Xolentiliiis. volentibus, simiil aiüieis
Et incolis et aeeolis et proximis
20 Et intiIni^ et extimis, cc>ntra deuui
O.»ntra«|uo fas vortit, revortit ouinia
Et i»ro deo pro fas*^|ue nirsiis, si volet?
Ar. Hoc vaeuiiDi. hoe ille[iidiiD] , hoe [»iitiv ae vaiiuni caput?
Bv. Immo h<^«c [»otens, gratum. plaeens. laxidabile,
J.j yurKl i«rinci[»em regit trahitque 4110 eiipit,
Creat magistratus, rej»ellit denuo.
Veterein exauctorat senatum et oonsules,
Xovum senatum et oonsules siiecentnriat.
.j<)4 Vel hc»c SOß Tacemus appetitius libri 323 Hw vaoimiiK
lopidum. putre ac van um caput 327 Voterem senatum et jKitricii»
xautorat 3*28 i»atricios st. consules suecenturat libri
120 Acrrvs tertivs.
Roiquc i)ublicae i^esciiptuarios
330 Altornitato muneris premit, levat,
Negotiatur universa principis
Sine principe et consilia dat sine conöiile
De eiusmocli solo suomet capitulo.
Qiiod cornitis (j^uam illustre, quam (^•egium eminet.
335 Concludit autem principem triclinio,
Ne possit esse accessus ullis absquo se,
Legatioues ante mulgens concutit,
Quam principis frui queant praosentia,
Edicta et inteixiicta, iura, oracula,
340 Lcges profanis atque sacris dictitat.
Obediunt caelestia et terrestria
Capitello huic, quianam sublimat et infiniat,
Depauperatque et diWtat; quae vidt facit,
Quae vult iubet, quae vult vetat, capitis caput.
315 Ak. An Vera praedicas? rogo te serio.
Bv. Quin Vera. Sa. Vera? Bv. Verius verissimo.
Sa. Hei mira sors istimodi calvariae.
Bv. Quin basiate liguriones hoc caput.
Sa. Quare? Bv. Quia ipsis capite plexis est caput
350 Et oranibus furunculis infamibus,
Epulonibus, mandonibus, mansuciis,
Cui (^uot usquam sunt virorum molüuni
Ac molliorum feniinis nimc supplicant,
Quod in sacris et in profanis aedibus
355 Quasi sit deus colunt, adorant, i)raedicant.
Ludos, iocos, ferias, honores statuunt,
Mandat, probant, remandat, iUi idem probant.
Condemnat et dat gratiam, vexat bonos,
Amat malos, ut quisque furcifer fuat.
360 Proscriptus ob crimen, caput capital capit
337 Lcgationes anto mungit et librat 357 remandat, iidoiii ro-
probant 359 fuit
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 131
wohl in demselben Jahre in Leipzig gedruckt war; es ist
5 sicherlieh die erste Ausgabe des Sergitis, der also erst
it bekannt und vermutlich erst nach dem Tode des Worm-
r Bischofs Johann von Dalberg (i" 23. Jidi 1503) zum ersten-
al durch den Druck allgemein zugänglich wurde. Von da
3 scheint die Komödie häufig als Schullektüre benutzt worden
u sein, besonders nachdem Georg Simler 1507 einen Kom-
nentar hinzugefügt hatte, welchen ein Widmungsbrief an
Reuchlin begleitete.^
Georg Simler aus Wimpfen,^ Rektor der lateinischen Schule
zu Pforzheim, wo er der Lehrer Melanchthons war, von 1511
an Professor der Rechte in Tübingen, hat durch seinen Kom-
mentar auf die Verbreitung des Sergius in erheblicher Weise
gewirkt, so dafs in der Zeit von 1507 — 1513 vier Auflagen
nötig wurden. Leider ist Simlers Kommentar durchaus gram-
matischer Natur und liefert daher keinerlei Hinweise auf die
Tübinger Zustände oder auf das Verhältnis Reuchlins zu Hol-
zinger. Nur an einer Stelle deutet Simler die Absicht an, in
welcher Reuchlin die Komödie geschrieben haben mag. Er
führt die bekannte Stelle Ciceros aus der Rede für den Roscius
aus Ameria (17, 47) an, in welcher von jeher die Aufgabe der
Dramatik erkannt worden ist: ^haec confida arbüror esse a poe-
iis, ut effictos nostros mores in alienis personis eapressamqtte
1) Es existieren zwei Textesrezensionen des Sergius: eine ältere
und eine jüngere. Von den vier ohne Angabe des Druckortes und des
Druckjahres erschienenen Ausgaben bieten zwei den älteren, zwei den
jüngeren, veränderten Text. Von 1507 an folgen sämtliche Ausgaben
der zweiten Rezension.
2) A. Horawitz, Analekten zur Gesch. des Humanismus in Schwa-
ben (Sitzungsberichte der phüos.-hist. Klasse der kais. Akad. d. Wiss.
in Wien, Bd. 66 [1877] S. 221). — Simlers griechische Grammatik
(Tüb. 1512) gut für die erste in Deutschland erschienene. In Rück-
sicht auf sie nennt ihn Konrad Peutinger virum> ex Oermanis nostris
nunquam satis laudaturrij und Job. Kierher sagt: incredibile est
qitantum me delectarit Simler in grammatica tarn faberrime collecta
(Horawitz a. a. 0. 66, 223).
9*
132 DRITTER ABSCHNITT.
imaginem vitae cotidianae videremus' Dann fährt er fort:
huic nostro (Beuelüino) iale aliquid aecidisse reor, cum verh
iUud Cohelis incessanter reeordaretur eocdamantis '^txie tibi ten
cuius rex est puer",^ in lioc itaque anirnuTn iniendisse opim
ut prindpibus monitu siuisuque sub presentis fabulae hypotkii
scUubriter consuleret, abstinendum a capitibus vanis, qwim
Plato regnorum administrationem interdiocü/ Und im 3. Akte
bemerkt er zu den Worten: ^Omnis potestas kuius in manueti
Sita' (v. 296) folgendes: ^Bes est miserrima, omnem principis
potestaiem in manu esse stolidl capitis , ad hypothesim argwrwiA%
iunctissimus textus,'
Seinem Lehrer — es ist der Ansdnick dankbarer Ter-
ehnmg, denn eigentlichen Unterricht empfing Simler nicht von i
Reuchlin — widmet Simler an einer Stelle des Kommentars \
anerkennende Worte, indem er ihn als das Haupt und die ^
Stiitze der heilbringenden Weisheit (caput et columen salutifero^
sapientiae) und mit Bezug auf sein 'liber de rudimentis hebraiffi^
als den Phönix bezeichnet, der verjüngt aus der Asche ersti^^''^
sei; an einer anderen Stelle, wo er die Bezeichnung 'gra/fT^
mxiticus* erklärt, rühmt er, dafs ihn Reuchlin in seinen Brief^^
oft so zu nennen pflege: ^quo nomine tu me indignitm, dulcf^"
sime praeceptor, in epistulis tuis mellitis ambrosiami nardvmqt^
redoleniibus saepicule appellitas/ Einmal benutzt Simler di-^
Gelegenheit, den Kaiser Maximilian zu feiern. Nachdem er
Cmüus und Seneca bewiesen, dafs die erste Tugend der Fürste:
die Milde sein müsse, föhrt er fort: ^Sic ille noster hodie Caesc^ ^
Maximum Aemilianu^, semper augusttts, quem fortuna iactt
diu terra marique, per graves belli vices, hostes vindt, ojyprx-
mit submittiique incruenta manu nutuque fadli moderaiur habena^
pacis auctor, generis humani arbiter electus, orbem specie sacrc
regit, patriae parens, quod nomen ut servet semper invictus ad^^
domitcyrqus gentium, expetunt cuncti, quos sacra com/nvmdaJ^^
Roma concives.'
1) Prod. Sal. 10, 10 Wehe dir liand, dessen König ein Kind ist.
BVTTVBATTA. SALAX. LIXA. ARISTOPHORVS. 123
Consuevit appellare praebendas sacras
Viilgiis — renuntiavit ille apostata
Sub nomine illius Mahometi viris
425 Bonis, sacris presbyteris praebondiilas
Dimittere et ieiunio mortem mori.
Sic Omnibus facit probis caput lioc viris.
Sed ganeonibus et lignrionibus
Pater et protector est caput hoc prae omnibus.
430 Ak. amabile hoc caput Bv. Osculaii desinis?
Ak. Exosculor, quia leno sum. Salve caput.
caput omnis lasciviae, caput leve,
Cavum Caput, sine spiritu, sine lumine,
Salve Caput, praesidium et lieluonibus,
4.3r> Glutonibus, gulonibus, nihili viris.
Et dulce scurrarum decus, salve caput.
Bv. Vt autem aperte cuique vera praedicera,
Caput hoc inane, quod videtis planiter,
Est talo, quod loculos suos plenos facit.
440 Nee dat, sed accipit semper, nee unde sit
Quaerit, sed an sit qui det et det largiter.
Vos autem edaces et famelicos fures
Novi, nihil ludatis usquam a quo nihil
Rerum dari potestur ut fruamini.
44r> Deinde amat quoque neminem nisi apostatam
Similem sui vel qui Mahometista sit
Professione aut genere Phryx aut Persicus
Aut Modus aut Damascus aut Syrus aut Arabs,
Nam illos domat, regit, gubernat, involat,
450 His alcoranum fecit et legem tulit.
Qua Saraceni utuntur et Turci truces.
Sic dictu et actu vult omnes apostatis
Fieri pares, tegere ut queat suum scelus.
437 cuiquam 440 semper accipit 446 Nahometista 447 phyx
450 legem dedit 451 Sarraceni
134 DRITTER ABSCHNITT.
■TT"
oben S. 127 angeführten Elegie erscheint Huttens Bekanntschaft
mit dem Sergius,
In den Frühlingstagen der Reformation ward der Sergius
ein Liebling der Humanisten, besonders der Leipziger. Die
darin zum Ausdruck gebrachte Verspottung des Mönchtums
imd der Reliquienverehrung entsprach den Anschauungen der
das kraftvolle Auftreten des Wittenberger Mönches begrulsen-
den Leipziger Theologen. Andreas Althamer (Palaeosphyra),^
später ein eifriger Lutheraner, befand sich i. J. 1520 auf der
Universität Leipzig, wohin er sich von Tübingen aus begeben
hatte. In diesem Jahre gab er Reuchlins Sergius heraus. Seine
Ausgabe ist wichtig für die Geschichte der humanistischen Stu-
dien in Leipzig bei Beginn der reformatorischen Bewegung.
Wir lernen auTser dem Herausgeber noch Johann Homburg aus
Rothenbiu-g (Erythropolitanus) kennen, der die neue Ausgabe
mit folgenden Versen einführt:
En iteru7n rediit doeti Comedia vatis
Capnionis: nomen Sergius ipse dedit.
Id facit Andreas^ certissima gloria gentis
Suevigenae, doetis charus in orbe viris.
Dazu fügt Christoph Hegendorffer folgendes griechische Distichon:
"Edrt ßpotcüv övjütTtäöa rvitos XGojj.Go8Ut ^ooijs'
npäy/aa xptve, ipiXe 7t ai^ Xetne jutaxpbv t' inea.
Der Herausgeber schickt einen Widmungsbrief (Leipzig,
den 29. Juni 1520) an D. Johann Pellion, Prediger zu Gundel-
fingen, voraus, in welchem er dem witzigen und geistvollen
Erzeugnisse der Reuchlinschen Muse das verdiente Lob spendet.
Reuchün ist ihm ^vir ex a^se peritissimns omniqtie lUieraria di-
sciplina dbsolutissimus.' Zuletzt giebt Christoph Hegendorffer
noch eine Oda monocohs et in laudem comoediae Beuchlinianae
et Ändreae Palaeosphyrae amici vel primarii,
Huc adsis picer, hucj huc iuvenis simul,
Quem ludum dedit en Capnion inclytus.
1) Allg. deutsche Biographie I, 365. Er verfafsto einen ausfühi-lichen
Kommentar zur Germania des Tacitus (Nürnb. 1529).
DIE LITTERAEISCHE VERBREITUNG. 135
Evolves manibusj eom^nodtis est iocus
Verborum phalerisj candidus est ioetcsj
Et rebus pariter verbula coticinunt.
Hie quis sis videas inttis et in cute
Exemplar fragilis coniicits hie ioeus
Et vitae species formaqtce lucida.
Hüne rursum ex tenebris traxit in aera
Devottis studiis Andreas optimusj
Quum Phoebus medium tra^tus in aera
Terram urit, Cereretn spieiferam eoquit.
Quare adsis puer hue, hue iuvenis simul.
Es wird vermutet, dafs der Sergius dazu beigetragen habe,
den Hafs gegen Keuchlin, wie er später in dem Streit mit den
Kölner Theologen hervortrat, zu steigern; allein nirgends findet
sich in den betreffenden Streitschriften eine Hindeutung auf
die Komödie. Der Begründer der Geschichte der Philosophie
in der Neuzeit, Jakob Brucker, äufsert sich über den Sergius
folgendermafsen: „Diesem seinem Patron (Johann von Dalberg)
zu gefallen, verfertigte er etliche Komödien, in deren einer er
der Mönche Ignoranz imd Dummheit gar satyrisch durclihechelte,
und welche zwar auf Dalburgii Einrathen nicht aufgeführt, nocji
von Eeuchün edirt, aber doch nach der Zeit von jemand ge-
mein gemachet worden, womit Reuchlinus in ein Wespennest
gestochen und die fratres ignorantiae also aufgebracht hat,
dafs sie hernach ihm mit der gröfsten Heftigkeit zu Leibe ge-
gangen. "^
Eiri anderer Gelehrter, der schon erwähnte Professor Hege-
wisch, bemerkt, dafs die Komödie beweise, mit welcher Kühn-
heit man schon damals in Deutschland in gewissen Kreisen über
Reliquienkram und andern Aberglauben gespottet habe. Aber
damit man aus dieser Komödie keinen allzu vorteüliaften Schlufs
auf das damalige Mafs der Aufklärung in Deutschland machen
möge, so bemerkt er ausdrücklich, dafs Reuchlin diese Komödie
1) J. Brucker, Kurtze Fragen aus der phüosophischen Historie.
T.VI (Uhn 1735), S. 544.
136 DRITTER ABSCHNITT. DIE LITTERARISCHE VTCBBliKITUNG.
nur für einen gewissen Kreis schrieb und dafis sein Freund, der
Bischof Dalberg, ihm riet, sie nicht bekannt zu machen.
Gottsched kannte auch den Sergvus, aber er scheint ihm
doch nicht die Bedeutimg zugemessen zu haben, welche er drai
Hemw zugeschrieben hat. Er sagt: „Man kann sich leicht
denken, dafs diuxjh diesen Sergms der nestorianische Mönch '\
verstanden wird, der dem Mahomet in Schmiedung des Alko-
rans und seiner neuen Religion beigestanden hat"^ Aber wenn
der Sergius in neuerer Zeit ein „antipapistisches" Stück genannt
wird, das sein Entstehen den „bekannten Heidelberger Streitig-
keiten'^ verdankte 2, so mufs man bedauern, dafs diese reformato- j
rische Tendenz des Stückes nicht näher beleuchtet und auf jene !
ims unbekannten Streitigkeiten nicht näher eingegangen worden ist.
1) Not. Vorrat H, 169.
2) Francke, Terenz und die lat. Schulkomödie S. 142.
Anhang.
128 ZWEITER ABSCHNITT.
ZWEITER ABSCJHNTCT.
DIE FABEL DES STÜCKES.
Im Pi-oLogc bemerkt der Dichter zunächst, dafs er nidit
lM»al>sichtigo die Wollust zu feiern oder thOrichte Alte zu v««-
Ki)ott/>n. Sodann giebt er kurz den Inhalt des Stückes an und
piklfirt, dafs er wegen der Kürze der Zeit nur eine geringe
Zahl von Akten gewählt, dafs er aber, wenn seine erste Lü-
stling auf dem dramatischen Gebiete gefallen habe, er noch
aiuUu-o und zwar vollständige Komödien folgen lassen werde.
Akt I. Heluo, ein Schlemmer imd Säufer, preist in län-
^^(•ror Rode die Vorzüge seines Standes und die Genüsse, die
ihm sein Prasserleben bietet. Da sieht er seine Freunde Lixa,
Salax und Aristophorus im Gespräche mit einem Fremden da-
liorkomnion. Der Fremde, namens Buttubatta, verkündet mit
gohrMmnisvollen Worten, dafs er den Freunden etwas zeigen könne,
«las ilu'o Verwunderung erregen würde. Wüd stürmen jene
auf ilin ein mit der Bitte, ihnen das wunderbare Ding, das er
HO golioimnisvoll versteckt halte, zu zeigen; aber der Fremde
w(MHt ilir Anliegen zurück; erst als der Streit in ein gewalt-
thJltigcs Schlagen ausartet, versteht er sich dazu, ilire Bitte
zu orfnilen, aber unter der Bedingung, dai's sie ihn in beschei-
(loncn- Weise danun bitten.^ Nachdem die Freunde auf diese
Hodingung eingegangen, zeigt er ihnen einen unter seinem
Mantel verborgen gehaltenen schmutzigen, übelriechenden Kopf.
AIh sie ihm raten, den Kopf als Heiligenkopf verehren und zu
(lic^som Zwecke zuvor reinigen und salben zu lassen, entfernt
er sicli mit Aristophonis und Salax, während Lixa und Heluo
Hicli vornehmen inzwischen zu philosophieren.
1) lUittubatta stellt sich zuerst blödsinnig. Dreimal antwoHet or
don drei Freunden auf ihn^ Fraj»;on niussitasV blatoras'? balitas? mit
d(un onomatopootischon l>le, das in Rouclilins Hcnno ohio so charakte-
ristis(;ho Kollo spielt.
DIE FABEL DES STÜCKES. 129
AM n. Lixa wird durch eine verletzende Äufserung des
auftretenden Pharisäers über die mit dem Kopfe abziehenden
Freunde veranlafst, die Poesie gegen die unberechtigten Angriffe
des Pharisäers zu verteidigen. Heluo folgt dem letzteren, um
ihm das verleumderische Maul zu stopfen.
Akt m. Buttubatta zeigt den Freunden den mmmehr
gesäuberten Kopf und schildert ihnen die wimderbare Fähig-
keit desselben alles zu thun, was man von ihm verlange. Er
erhöhe und erniedrige, er mache arm und mache reich, er be-
fehle und verbiete, was er wolle, er sei Capitis caput, der
Beherrscher des fürstlichen Oberhauptes (d. i. Holzinger, der
Beherrscher des Fürsten). Die Freunde küssen den Kopf, wie
man die Eeliquien der Heiligen aus Verehrung zu küssen
pflegte, und als sie in Buttubatta dringen ihnen mitzuteilen,
wem der Kopf gehört habe, eröffnet er ihnen, der Besitzer
desselben, Sergius, sei während seines Lebens ein frecher
Schwätzer und elender Wicht gewesen; aus dem Kloster wegen
unsittlichen Lebenswandels entlassen, sei er zum Muhamedanis-
mus übergetreten ; 1 wieder zu Ansehen und Macht gelangt, habe
er seine früheren Glaubensgenossen mit der gröfsten Grausam-
keit verfolgt und, ein Freund der Schlemmer und ein Feind
der Frommen, habe er diejenigen mit seiner Gimst beglückt,
die gleich ihm sich von der Eeligion ihrer Yäter losgesagt
hätten. Nunmehr geraten die Freunde beim Anblick des Schä-
dels in Angst und Entsetzen, sie fluchen ihm imd dem, der
ihn trägt.
In den ältesten, ohne Angabe des Ortes und Jahres des
Dnickes erschienenen Ausgaben folgt jetzt ein Chorgesang, in
welchem fast im Wortlaut des Chorgesanges des 3. Aktes des
Henno das Lob der Dichtkunst gefeiert wird. Mit einem mo-
ralisierenden Epilog endet das Stück: Wo Weisheit und Tugend
die Handlungen der Menschen leiten, da kehrt auch das Glück
1) Sergius, der Apostat, der Betrüger, soll dem Mahomot den Ko-
ran haben schreiben helfen.
Holstein, Rouchlins Komödion. J
140 ANHANG.
Wie sorgMtig Reuchlin das Wesen des römischen Kunst-
dramas, besonders der fabula palliata, studiert hatte, davon
liefern nicht nur die von ihm geschaffenen Typen, die scharf
ausgeprägten Rollen des Schmarotzers, des verschmitzten Haus-
sklaven, des Advokaten, des Wahrsagers , einen untrüglichen Be-
weis, sondern vor allem der Sprachschatz der Palliatendichter,
aus dem er eine Menge von Wörtern und Redensarten herübemahm.
Yon Plan tu s entlieh Reuchlin: aeditutis H.^ 180 {(Jure,
1, 3, 48) — baiulare H. 247 (Asin, 3, 3, 70) — congeminare
Ä2 71 (Amph. 2, 2, 154) — emporium K 226 (Amph, 4, 1, 4)
— infimatis ä 156 (Stich. S^ 2, 39) — hrvatus ä 181 (Men.
5, 4, 1) — mendicahulum S, 67 (AuluL 4, 8, 3) — offa S. 50
(Mil gl 3, 1, 165) — peculium R 68. 141 {Most 4, 1, 19)
— penitissirrms S, 44 (Pers, 4, 3, 53, 71. Ost 1, 1, 65) —
penus S. 44 (Capt 4, 4, 12. Pseud, 1, 2, 45, 91) — pol-
lindor S, 216 (Asin, 5, 2, 58) — trifurdfer S. 144 (Aulul. 2,
4, 47, Rud. 3, 4, 29) — versipellis K 392 (Bacch, 4, 4, 12);
von Terenz: dilapidare H, 112 (Phorm, 5, 9, 5) — impingere
alicui aliquid H, 423 (Phorm, 2, 3, 92) — soli cum sumus
KSSd (PÄorm. 4, 3, 28); von beiden Dichtern: das angehängte
dum: H. 167 abitedum, S, 160, 182 agedumi, 230 cavetedu/m
— ecce in Verbindung mit dem Pronomen: eccos S. 70 —
emungere aliquid ex aliquo H. 66, ab aliquo H, 107 — fame-
licus S, 192, 442 — furcifer S, 96 — nullus = non H. 251
— osciiari H, 161 — scelus Schurke S, 128 — statur Ä 191
— suffardnate H, 243 — valeat = pereat H, 354 — verbero
ihren Anklängen an die praefatio ad Butilium vor der pseudo-Plau-
tinischen Aulularia oder dem Qiierolus an, die ihm — sie wurde zu-
erst von Daniel 1564 herausgegeben — nur eben in jener Handschrift
zugänglich sein konnte. Dagegen bemerke ich 1) dafe eine Reuchlinsche
Dodikation der Scaen. prog. an Dalberg nicht bekannt ist, und 2) dafe
ich, wenn unter dieser Dedikation violleicht Bergmanns Brief verstanden
werden soll, Anklänge an die praefatio ad Rutilium nicht zu finden
vermag.
1) H, = Henno d. i, Scasn. prog.
2) *S^. = Sergius,
DER SPRACHSCHATZ DER BEIDEN KüMÖDIENT etc. 141
S. 81, 145. Auch die übrigen Dichter des 6. Jahrhunderts der
Stadt waren Eeuchlin bekannt Cn. Nävius: dispulverare
S. 464 (com, 57); Q. Enniiis: ohstHngüare S, 480 (sat. 5)
— poelari S. 233 (sat. 8); M. Paciivius: calvor passivisch
S, 483 (tr, 240) — pamiiudo S. 460 (tr. 313); Statins Cä-
cilius: in&ptitudo S. 20 (com, 61) — süicemium Ä 196 (com,
122) — suecenturiare S, 328 (com, 229); Turpilius: divitare
H. 301. S, 343 (com, 198). Aus der vorciceronischen Zeit
sind noch zu nennen L. Accius: magnitas S, 113 (tr, 248);
Afranius: flagrio S. 146 (com. 341); C. Lucilius: mando
S. 351 (sat 163); Cornelius Sisenna: emxim S, 100 (hist,
frag. 110); aus der ciceronischen Zeit M. Terentius Varro:
deiis tviarvus Ä 389 (sat. Men, 213) — formosulus 5. 186 (sat.
Mm. 176) — rapo S, 281 (sat, Men, 378); Nigidius Figu-
lus: siuitim S. 142 (ap, Non, 40, 26); D. Lab er ins: appeto
S. 115 (com. 96).
Yon Archaismen begegnen folgende: estur S, 10 —
ftmt S. 359 — mavelim S, 220 — perdtiant S, 462 — potesse
S, 151, potestur S, 444 — scibimns S. 235 — siem S, 32,
«ie« S. 266 — spemier S, 139 — /wi = ^weri S, 388 —
sämtlich dem Sergius angehörig; im Henno findet sich nur der
inf. parag. anciUarier H, 62, 220.
Eine besondere Liebhaberei zeigt Reuchlin im Gebrauch
von Deminutiven: 1) Substantiva: furuncultts S, 350 — mer-
cedula S, 59 — muliercula H, 18, 31 — passerculus H. 418
— paupertatula H, 317 — pectusculum H, 409 — rum/usculus
H. 400 — sycophantulus S, 156 — thesaurulus H. 163; 2)
Adjektiva: avdaculus Ä 286. Ä 378 — formosultcs S, 186
— horridulus S. 184 — penduhis H. 144; sowie in der Häu-
fung synonymer Begriffe: praeminm et mercedula S. 59
— stata et certa kora S, ßO — sententia est mea, sie volo, sie
proposui Ä 110 — quo momento et horae punctuh quove
atomo H. 111, 178.
Eine reiche Ausbeute gewährte Eeuchlin das Studium der
späteren lateinischen Scliriftsteller für den Sprachschatz der
142 ANHANG.
beiden Komödien. Wir begnügen uns mit der Anführung fol-
gender Schriftsteller. Petronius: devirginare S. 368; Martia-
lis: bardoeucullus S, 101; Gellius: audaculus S. 378 — hlor
tero S. 31ß — ruminari verha S, 407; A pul eins: camllum
S, 486 — guh S. 435 — reprobus S. 474 — subiugus
H. 20; Firmicus Maternus: denigrare famam alicuius S. 155;
Priscian und Diomedes: alternitas muneris S. 330 — com-
binare H, 410 — meatim nach meiner Art S, 276; Martianus
Capella: voluptuarms H, 56; Macrobius: anteloquium S. 86;
Festus: blandieellics S. 121 — memoriosus S. 416; Kirchen-
schriftsteller: complices S, 117 — iurgari alicui H. 398 —
obfuscare H. 272 — obsecundari H, 354 — reealvaster S. 307;
Fulgentius: caelitus H, 155, 234; Auetor carm. Philom.:
ciccurire kollern S. 137 — gracillace gackern Ä 136; Auctor
incertus de idiom. cas.: opprobrari S, 154; Isidorus: per-
petim S. 413; Boethius: cavillatorius S, 270; femer, wie
sich aus den Ins er. lat. erweisen läfst: contribulis Ä 48 —
triplicitas H. 183. Vorzugsweise treten die Hieronymianischen
Studien Keuchlins hervor, wie Hieronymus bekanntlich Eeuchlin
auf seiner ganzen wissenschaftlichen Laufbahn begleitet hat. ^
So sind folgende Ausdrücke aus Hieronymus geschöpft: instructio
H, 333 — paupertatula H. 317 — pectusculum H, 409.
Aber Eeuchlin hat auch selbständig den lateinischen Sprach-
schatz durch eine Eeihe von Neubildungen vermehrt, die
sonst nicht belegt sind. 1) Substantiva: aeviternitas H, 467 —
bibesiiis ä 118 — congerminatio S. 26 — crudum S. 147
— decisorium H. 344 — deglutator ä 161 — fabulinus S.
261 — iocale S. 150 — lemurium S, 298 — ligurio S. 428
— lusio neben ludio ein Schauspieler ä 81 — manendei die
Seelen der Abgeschiedenen Ä 181 — maniicits H. 139 — pesti-
lentitas S, 468 — sycophantulus S. 156 — terriculamen S, 301
— thesaurulus K 163; 2) Adjektiva: apellis hautlos S, 187
— coeqttester S. 405 — mansitcvus S. 351 — rescriptuarms
1) Geiger, ReuchUn S. 76.
, DER SPRACHSCHATZ DER BETOEN KOMÖDIEN etc. 143
S. 329 — socifraudus S, 14G — suspensilis S. 281 — tri-
litterus Ä 273; 3) Adverbia: matrimonialiter Ä 411 — mendiciter
S, 193 — mercurialiter S. 82 — trüittere K 270; 4) Verba:
connexitare H. 27 — depauperare S, 243 — excandere c. acc.
c. inf. = irascor H, 420 — latrunculari S. 3ß2 — pollincire
S. 215 — sticcensere contra aliquem H, 413.
Im Sergitis finden wir eine Keihe von Wortspielen,
welche die Einförmigkeit der Rede unterbrechen: 37, 82, 1G5,
180, 185, 204, 209, 211, 297, 360, 450. Auch einige
Sprichwörter wendet Reuchlin an: H, 42 tenax requirit pro-
digum;^ ä 263 asinus ad lyram nach Varro sat Men. 543 bei
Oell, 3, 16, 13 ipvoi hiqa^^ von ungeschickten, gegen alle
Musenkünste unempfindlichen Menschen; iS. 291 scirpo huic no-
dics est, nachgebildet dem bekaimten nodum in scirpo quae-
rere =^ Schwierigkeiten finden, wo keine sind, bei Enn, sat, 46.
Plaut Men, 2, 1, 22. Ter, Andr, 5, 4, 38. Aus einzelnen
Wendungen spricht der Gelehrte: S, 88 f. wo Gorgias, Zeno,
Protagoras erwähnt werden; S, 252 wo Lixa unter Berufimg auf
Terenz und den Apostel Paulus die Dichter verteidigt: Paulus
Menandrum Äratum Epimenidem invocat tesies prophetas atque
veri consdos. Man wird sich erinnern, dafs Paulus diese drei
Dichter nennt: Act. 17, 28 beruft er sich auf Aratus, in dessen
Phaenomena 5 sich folgender Yers findet: xof) yäq %at yevog
€öfxev. Der Yers des Menander steht 1. Kor. 15, 33: (pd^eiqov-
aiv TjS'rj xqr^oxä öi^iXlat 7,a'/,ai, lat. Corrumpunt bonos mores
confabulationes malae; der Yers des Epimenides steht Tit. 1,12:
KQfJreg dei xpeCGTai, xaxd d'TjQia, yaaveqeg äqyai. Endlich
läfst Reuchlin den Lixa iS. 371 fragen, ob Sergius jener Gram-
matiker sei, der lateinisch gelehrt habe. Er meint den Gram-
matiker Sergius, der in der Mitte des 4. Jahrhimderts lebte und
Donatkommentare schrieb.
1) Den Urheber dieses Sprichwortes habe ich oicht ausfindig
machen können.
/
144 ANHANG.
Nach Keuchlins Vorgänge bilden die Chorgesänge einen
wesentlichen Bestandteil des lateinischen Schuldramas. Einige
Dramatiker des 16. Jahrhimderts bringen die Chorgosänge zu
hoher spraclüicher imd metrischer VoUendimg. Reuchlins frei
erfimdene Chorgesänge sind einfacher Natur; der Dichter machte
den ersten Versuch mit dem jambischen Quatemar, indem er
den Sergitis^^t einem siebenstrophigen Chorgesang mit Reim-
paaren beschlofs. Im Henno benutzte er die Chorgesänge zum
AusfiiUen der Pausen zwischen den einzelnen Akten, sodafs die
fünfaktige Komödie nur Chorgesänge enthält, zu denen ebenfalls
hauptsächlich der lambus verwendet worden ist. Zu bemerken
ist noch, dafs der Chorgesang des Sergios teilweise für den
dritten Chorgesang des Henno benutzt worden ist.
Der dem Dichter gemachte Vorwurf, dafs die Chorgesänge
ganz immotiviert imd ohne recht ersichtlichen Zusammenhang
mit der vorangehenden Handlung stehen,^ ist unberechtigt. Der
erste Chorgesang, der ein Lob der Armut enthält, ist keines-
wegs ironisch zu fassen, weü der Arme im 1. Akte den Reichen
betrogen habe; vielmehr mahnt der Chor die Zuhörer dem Glück
nicht zu sehr zu trauen und sich dm-ch das Unglück nicht zu
sehr demütigen zu lassen, nachdem diese in der vorangehenden
Handlimg an Henno imd Elsa den plötzlichen Wechsel von Freud
imd Leid wahrgenommen haben, imd zeigt am Schlüsse, wie der
Arme ein solcher sei, der im Glück nicht jubele und im Un-
glück nicht zage.
Auch dem zweiten Chorliede wohnt kein Spott inne; es
enthält kein „jedesfalls ironisch gemeintes Lob der lügenhaften
Kirnst der Seherzunft", ^ sondern der Dichter benutzt die Ge-
legenheit, welche ihm die Wahrsagerkimst des Alcabicius bietet,
die Dichter zu besingen, die auch Seher mid Propheten heifsen,
weil sie Priester der Musen imd Diener des ApoUo sind.
1) 0. Franckc, Tercnz und die lat. Schulkomödie S. 104.
2) 0. Francke a. a. 0. S. 122.
\
DER SPRACHSCHATZ DER BEmEN KOMÖDIEN etc. 145
Der dritte Chorgesang steht allerdings weniger im Zusam-
menhang mit der Handlung des 3. Aktes, als mit dem Chor-
gesang des 2. Aktes. Er richtet sich gegen die Feinde des
Humanismus, welche in eitler Verblendung und in roher, markt-
schreierischer Weise die Dichter imd die Beschäftigung mit der
Dichtkunst gehässig verfolgen, imd verherrlicht von neuem die
Schönheit der Dichtkunst.
Der vierte Chorgesang endlich ermalmt den nach Ruhe sich
sehnenden Menschen, sich von der Unruhe und den Wirren
[ der Gerichtshöfe fem zu halten; er steht offenbar in innigem
Zusanmienhang mit der Handlung des 4. Aktes.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die Chorlieder von
Reuchlin mit besonderer Rücksicht auf die aufserordentliche Vor-
liebe seines hohen Gönners, des Bischofs Johann von Dalberg, für
die Musik gedichtet worden sind. Es war sehr natürlich, dafs
dieselben dann auch in Musik gesetzt und von einem Chor zur
Darstellung gebracht wurden. Dieser Chor bestand vermutlich
aus den Sängern, welche die Kapelle des Kurfürsten Philipp
bildeten. Die Musik stand bei den Humanisten des Heidel-
berger Kreises in hohem Ansehen. Rudolf Agrikola liebte die
Musik, ebenso Dalberg. Diesem widmete Dietrich Gresemund
in Mainz eine sapphische Ode, welche das musikalische Talent
des Bischofs sowie dessen Freude an der Musik pries; ebenso
widmete Mathäus Herben aus Utrecht, Rektor der St. Servatius-
schule zu Mastricht, dem Bischof eine Schrift de natura cantus
a^ miraculis vods, in deren Widmungsbriefe vom 27. April 1496
es heiJfet: „Auch würden es Dir, wie ich glaube, die Sänger
des Pfalzgrafen Dank wissen, wenn Du ihnen diese Schrift
zugänglich machen würdest. Daraus könnten sie noch besser
lernen, dafs unter den freien Künsten keine eine gröfsere Be-
deutung für den Gottesdienst hat als die Musik, denn Himmel
und Erde werden durch den Klang ihrer Harmonien gelenkt. "^
1) Momeweg, Johann von Dalberg S. 193.
Holstein, Reachlins Komödion. 10
B. Widmungsbriefe der Herausgeber.
A. Seaeniea pro^mnasmata.
I.
Johann Bergmann de Olpe an Johann von Dalberg.
Basel, 1. Mai 1498.
Reverendissimo clarissimoque in Christo patri et domino,
domino Jbanni Camerario Dalburgio, Yangionum aut Yarmaciensi
antistiti principique pientissimo, domino suo clementissimo , Jo-
annes Bergman de Olpe, archidiaconus Grandisvallis, cum humili
commendatione obedientiam.
Episcoporum gloria, philosophorum pater, musarum defen-
sor, totus litteris deditus, totus sapientia plenus, sicque familiam
tuam illustras, Germaniam exornas, Philippi comitis Ehenani
Palatini deciis auges et amplificas, nee solum in domesticis et
palatii sui rebus, sed etiam apud Gallos, apud Romanum ponti-
ficem, apud imperatorem eloquentia, consilio, prudentia glonam
ei saepe peperisti. His tuis virtutibus noster Joannes Reuchlin
Phorcensis provocatus comoediam lepidissimam pro usu Ger-
manicae iuventutis a se lucubratam coram tua pientissima
patemitate omni scaenico ludo servato primum recitari fecit, ut
iudex esses novae et numquam a Germano attentatae composi-
tionis. Audisti, probasti, pueros recitantes auro anulisque do-
nasti, ut eos ceterosque bonos adolescentes ad ferventius littera-
rum Studium accenderes et inflammares. Eam comoediam^, ut
in multorum manus veniat (nihil enim obscenum aut impurum
1) comm^diam
WIDMUNGSBEIEFE DER HERAUSGEBER. A. SCAENICA PROGYMN. 147
continet), impressi, edidi, disseminari feci, non barbaro quidem
sed antiquo charactere^ tuae patemitati placituro. Hanc tu sus-
cipe, defende, tuere.
Ex Basilea Kalendis Mali anno Christi MCCCCLXXXXVin.
n.
Basilius de Wilt an den Grafen Stephan Schlich^
Leipzig, 11. Juli 1503.
Nobili ac generoso^ domino, domino Stephane Schligk,
heroicarnm virtutum cultori ac comiti in Passaw, domino in
Weifskirchen, Cubito, Schlackenwerde etc. Basilius de Wilt
ingenuarum artium baccalarius S. P. D.
Non ambigo Apollineos vates tanta celebritate excultos
fuisse, generöse comes, ut per eorum carmina deorum celestia
Sacra atque religiones undique terrarum tum a vetustissimis tum
a nostre tempestatis theologis adomarentur. Quis namque pu-
blice atque private rei fructuose prefuit? quis ad humanitatem
atque affabilitatem aspirare conatus est? quis imquam, quaeso, sua
facultate nectare Pierio neglecto titulo condigno decorari potuit?
Revera nemo, potissimum quod pensito, doctrina et mgribus, que
Apollineo vatum spiritu crepitahte lyra resonant, deficit. Inter
quos comici voluptuose se offenmt, qui (Cicerone dicente) vite
specimen, consuetudinis speculum, virtutis imaginem recte de-
promunt, quorum poema facundissimum et humane conversationis
pecuüare Latini scriptores tradidere. Ipsi namque diversarum
gentium gesta atque facta congestant auditui iucundissima.
Et cum per omnes personas atque affectus eant (Enea Sylvio
teste), ad eloquentiam plurimum conferunt, etate etenim tenera
inbibiti non facile memoria labuntur. Hinc est, generöse comes.
1) carractere.
2) Stephan SchUok, Graf von Passaun (Bassano) und Weifskirchen,
der Gründer von Joachimsthal (1516), fiel in der Schlacht bei Mohacz
(26. Aug. 1526).
3) genoroso
10*
148 "WIDMÜNGSBRIEFE DER HERAUSGEBER.
cum tot et tantas in te virtutes conspiciam heroicas, que vulgo
omnium voce clarescunt, tanquam tremulum inter homines nostri
seculi sidus micas. Taceo tuam generosam familiam, que te
hominum oculis admirabilem reddit, taceo momm gravitatem
in adolescentulo laudandam, omitto denique et corporis et animi
bona, quibus plures antecellis. Ego quamvis tanti domini favo-
rem promeritus sim minime, desidero tarnen illud mihi a summo
deo prestari pötissimum, nt, quem omnes ament atque veneren-
tur, illius benivolentiam acquiram. Ne ergo vita ocio marces-
ceret inerti, nunc sub cane egregiam Reuchlin nostro evo viri
et Greca öt Latina unguis eruditissimi comediam calcographo
ad caractörisandum dedi, ut que antea sopita esset angulo pluri-
bus communis foret. Et ut te mei laboris participem reddam,
hanc tue nobilitati comediam tanquam munus Apolline dignum
dicabo, quam animo pio hilarique fronte precor suscipias atque
legas. Deinde dum hoc corpusculum meum sub celesti spira-
verit aura, studio, favore numquam deero, cui et me ipsum
totimi trade atque commendo. Yaleas in Ethiopum secula vitam
producturus, valeas denique et tui Basilii memor esse digneris.
Datum edibus nostris studii Liptzensis Y idus Julii anno salutis
mülesimoquingentesimo tercio.
m.
Jakoh Spiegel an Jakob Lemp.
Tübingen, 24. Januar 1512.
Jacobe Lempo christianae theologiae antesignano Jacobus
Spiegel Seiestanus S. P.
Explanationem in nostri Johannis Reuchlin viri probandi
probe a probis Scaenica Progymnasmata, quam ocians tumul-
tuanter comportavi, tibi dicare constitui, quem et studiorum et
studiosorum amantissimum et veluti praecipuum florentis huius
scholae aurigam et anchoram a plaerisque omnibus optimis dici,
nominari et reverenter etiam observari cognovi. Nam tu hie
absque controversia es haberisque, cuius omne Studium ad augi-
A. SCAENICA PROGYMNASMATA. 149
ficandam rem literariam, optimos quosque mores constituendos
diesque noctesque contendat, extemos diligis et foves mirum in
modum nihilque aeque curas quam de bonarum literarum cul-
toribus optime mereri, hoc solatium, haec vita, haec voluptas
tua maxima; quos autem tu colis bonarum literarum cultores,
sunt inprimis numquam satis laudatae philosophiae, Apollineae
medicinae, sacrorum canonum et legum ac supereximiae chri-
stianae veraeque theologiae professores eorundemque alumni, siqui-
dem quod bis literarum centuriis non clauditur nugivendum,
fiitile et probatis moribus alienum. His igitur immortalibus
nobilissimi animi tui dotibus provocatus, intrepide ausus sum
examini et librae tuae haec mea explanatorii generis scripta
submittere, quae si.ad stomachum tuum facere perspexero, ani-
mum meum olim sibi redditum et excultum ad ampliora exci-
tabis, te enim iudicem tanti facio, quanti fieri debet doctissimus
et maximus censor. Vale decus theologorum, praesidium ponti-
ficalis disciplinae, imicum et ramm nostris in oris Scoticae non
tarn snbtilitatis quam veritatis exemplum ac nobile ingenuorum
studiorum columen. Tubingae ex aedicula nostra philosophica
xxiiii Januarii M.D.Xn.
IV.
Jakob Spiegel an Georg Simler.
Übersendung des von Simler gewünschten Kommentars über die
Didaskahe der Scaenica progymnasmata.
(Tübingen, zwischen Februar und September 1512).
Accipe, mi suavissime Georgi, quam tu pro faciliori puero-
rum intellectu priori nostrae in Scaenica Eeuchliniana Progymnas-
mata explanationi tumultuariae tumultuanter quoque adiiciendam
arbitratus es opere precium, hoc biduo comportatam interpreta-
tiunculam, quae si tibi, qui mihi et compluribus mansuetiores
politioresque tam literas quam musas opulenter in hoc Tubin-
gensi lyceo possidere videris, probabitur aut placebit, itidem
exeat licet intempestiviter, caninam parum curatura mordacitatem,
150 WIDMUNGSBRIEFE DER HERAUSGBER. A. SCAENICA PROGYMN.
quam ipse didici singulari virtutis tuae exemplo floccifacere,
qui emulos foelicitatis tuae soles vel ingenita tibi maasuetudine
vel praecipua tua potius in tanta scientianim abundantia, quae
plaerosque omnes alios semidoctos etiam, addo et literatores
inopes inflare solet superbireque efficit, amabili facilitate, quae
nemini unquam bono et honesto nisi gratissiina fuit, surda penitus
aure transire, semper memori sub pectore versans. Invidiam
se ipsam suapte natura pessundare, cum caetera malorum vitia
bonis usque officiant. Ego profecto ea in re tibi gaudeo, mihi
vero gratulor, quod tibi adeo gratus sim nihüque unquam mihi
nisi facilis laetusque, quod abs te in literariis et graecanicis
potissimum rebus expeto, communices. Tu, ut occepisti, quibusvis
tuis calumniatoribus et eis praesertim, qui nescio qua perciti
Tisiphone garriunt te graecistas parturire decrevisse, hac non
respondendi continentia respondere persevera. Nam quisquis
graecitatis est amator, te et admirabitur et defensabit. Jam nu-
trit Rhenus Graecos, qui sub non poenitendis in Parrhisiorum
Lutetia praeceptoribus tarn in philosophia quam humanitate grae-
citatem imbiberunt, nee suis caret Danubius. Quod si feceris,
nemo te quietior esse in vita, nemo iucundior poterit, nemo
beatior, nam ita omnis penes te erit virtus. Adverto equidem
in te quae non cogitas et e parvis graviora concipio, nee me
vixeris modo praesagia fallunt. Yale singulare literarium decus,
quod (ut nuper calenti pectoris impetu lusimus) vel ßhomulidum
vel Graium vel Solymorum quicquid habent linguae rite docere
queat.
B. Berlins.
L
Qeorg Simler an Johann Beuchlin.
Pforzheim, September 1507.
''O. Eeuchlin Phorcensi doctori preceptori suo Georgius Simler.
Salutem prirnum iam a principio propiciam mihi atque
tibi, dulcissime preceptor, renuncio. Suavidica illa tua iUectus
^ersiculorum modulatione et si me literae non nihil deficerent,
temperare mihi tamen non potiii quin aliquid adiicerem, quo
discipulos meos scholasticos, non illos adulescentulos, quibus
contingere nihil potest iUecebrosius quam nox, mulier et vinum,
meos inquam benivolentia vadarem, Sergium tuam meaque anno-
tamenta difficili molestaque cunctatione expectantes, quemad-
modum tu posteritatem in laudem tuam perpetuo concinnandam
despondisti. Sed non nihil metuerem in eam memo penetrasse
palestram, ubi damnis desudascitur, et succidaneo tergo formi-
darem symbolas, velut Plautinus ille servus, scapulis meis
imminentes propter eos quorum frons matutina severitudine
caperabit, nisi me M. Yarro gravissimus auctor hoc motu vin-
dicaret, dicens nos debere in medium proferre quae scimus,
neminem enim omnia scire posse, et raro fit, ut rectos et
omnes numeros (quemadmodum in te) quisque inveniat. Colu-
mella quoque nos solatur, cum inquit, quoscumque mortales
habuerint sapientissimos, scisse multa, non omnia, non absurde
facit etiam ut me animi angam, qui non examussim cuncta
coUocavi, compendio verba multa defugiens, et forsitan erroris
aliquid admisi, et rem scitu necessariam neglexi, respondeat
152 WIDMÜNGSBRIEFE DER HERAUSGEBER.
Cicero, si culpa dici meretur quod rem aggressus sum fortiter.
Sic Cicero de oratore profecto ad M. Brutum: Par est omnis
omnia e^periri, qui res magnas et magnopere expetendas con-
cupiverunt. Quod si quem natura sua aut illa praestantis ingenii
vis forte deficiet aut minus instructus erit magnarum artium
disciplinis, teneat tarnen eum cursum, quem poterit, prima enim
sequentem honestum est in secundis tertiisque consistere.^ Exorsa
igitur haec tela virtute atque auspiciis tuis, preceptor suaviJüime,
cui si placuero magnam benivolentiam paucula sum licitatus
mercedula, meque duodecim deis multo tanto chariorem, quos
mecum militare existimo, quem unice unum plurimi pendo, caeteros
muricidas non facio pili, quibus male morigeris placere nemo
potest, etiam qui habuerit soccis suppactum de auro solum
neque nos illis aut sevimus aut messuimus, sed tibi, cui si non
placuero, plaustrum (ut est in veterum proverbio) intempestive
perculi. Verum enimvero si quid erravimus, qui nobis impu-
tabunt, ignoscant non obliti illius versiculi a doctissimo quodam
Graeco recitati äv&q(!)7tLv6v iöti Tcdd-og ro aixaqxdveiv. Et si
nee illo contenti sunt versiculo, superveniat Romanus iUe ful-
minator M. Cicero Philippica Xu. dicens, errare cuiusvis esse
hominis, nullius vero nisi insipientis perseverare in errore.
Posteriores enim cogitationes (uti aiunt) semper solent esse
sapientiores. At mox aliud diluendum eximendumque obiiciet
pleraque scilicet omissa scitu cognituque dignissima, ad hunc
ita compugnantem possum dicere, si tu ea es dexteritate pre-
ditus ingenii et hanc interpretationem vulgariam non supputas,
succisivo et tumultuario studio excusam, ad eam revise et si quid
deest addas atque consarcias eatenus quatenus prodeat absolutior
et facies rem non mihi solum sed etiam posteritati gratissimam.
Ad te repedo, preceptor amatissime. Nam mihi quam facile
quamque fortunate eveniat, non tam maceror, quam ut tibi
quieto esse liceat, quod spero, si non erit officii gratia surda
tui, nam cunctis prodesse laboras, nihil animadvertens quibusdam
1) Cic. Orat. 1 , 4.
f
B. SERGIUS. 153
si cor sauciat invidia et altissima quaeqiie venti perflant, tu
veris nominibus venturam devincis aetatem, ita plena sapis peo-
tore, qiii plenissimo studiosos literarum demereris obsequio, qua-
X>Topter piacularem fieri oportet ob stulticiam suam Acheruntica
clignam regione, qxii humanitatem et gloriam tuam refractaria
ixiterpellat oblatratione, qui velo remoque (ut dicitur) ad bonam
frugem ducis omnes. Igitur te dii ament, valeasque ut sis salvus
semper atque fortunatus, dii tibi dent annos {libet iam Ovidio
ooncinere) a te nam caetera sumes, gloria Phorcensis lausque
<iecu8que soli. Ex lacydio nostro. | Phorce in aedibus Thomae
Anshelmi | Anno M.D.Yn. mense Septembri.
n.
Andreas Althamer an Johann Pellio7i.
Leipzig, 29. Juni 1520.
D. Joanni PeUioni divinorum operatori in Gundolfinga, viro
^lunanissimo, Andreas Paleosphyra foelicitatem optat.
Maiores nostri lyceum qui Lipsiae celeberrimum primi
^coluerunt, cum artem sine sedula exercitatione penitus nil va-
lere sensissent, solertissime quidem sanxerunt, ut canicule ortu
graviora ac philosophica studia breviculo tempore omitterentur,
quo prima laurea insigniti exercitabundi auctores quospiam
publice profiterentur. Id sedulo quisque studet ut eos prelegat,
quo se humi toUat cristulasque erigat, simul emunctis auditorum
naribus satisfaciat, nemo non laudis sitiens. Sed ne ego solus
inter tot claros Minerve milites consertis morionum instar mani-
bus domi delitescam aut ad Eurotam sedere videar, et ipse
orbitam duxi tentandam, hesitanti autem diu quo prodirem
auctore, ut ingenium meum tenue aüquo expoliretur pacto. Vt
enim ferrum sie ingenium, si non exercetur, ferrugine conteritur.
Tandem comedia quedam prorsus faceta, elegans ac festiva Jo-
annis Reuchlin Phorcensis, viri ex asse peritissimi omnique
literaria disciplina absolutissimi, in manus venit, que non nisi
veram latinitatem ac comicum redolet stilum, salibus scatet
154 WroMUNGSBRIEFE DER HERAUSGEBER. B. SERGIÜS.
amoenissimis omnibus modis, ut sit absoluta, quam prelegendarzz
assumpsimus, quod nil nisi facetias, risus, iooos, dicteria spir^—
haud quicquam severi nee tristitie aliquid. Non Cathoni, hai
Socrati, nee Heraclito aliisve rigidulis ethnicorum sophis
locus nee Titannieos quibus ioeosa nauseant admittet, sed quo^=
que Demoeritos letos ae alaeres festivitas quibus placet. IgitizJL
Sergium, sie fabule nomen, ad te, vir optime, mittunus, u^
semel sepositis aliis, quibus assiduo ineumbis, hune lega^:
Deleetabit te plurimum fabula ut festiva sie doetissime con-
einnata. Laudabis poetae ingenium meumque illum erga tuam
humanitatem afföctum probabis. Yale amieorumque suavissime
ae Paleosphyram tuum ama. Iterum vale. Lipsiae ex nostro
phrontisterio. iii kalendas lulii. Anno post natum salvatorem
M.D.XX. fjiAiav TtXeov Ttavvdg,
C. Bibliographie.
I. Scaenica pro^mnasmata.
A. Textausgaben. ^)
1498.
1. Joannid ^Reuc^ün pt^or--|cenf!$ Scenka prodvtn>|nafmata: 'hoc efü:
tnbicva \ prfejfercltamenta. || Sebaftianus. Brani | Vier Disticha. |
1498. I Nihü fine caufa | Olpe
a^ Widmungsbrief des Jo. Bergman de Olpe ex Basilea KP.
Maii. Anno chriTti M.CCCC.LXXXXVin. — aij— bij*» Text der Komö-
die, biij med. die Didaskalie. biij^ — b4^ die Gediclite des Jac.
Dracontius und des Jo. Richartshuser. Am Ende: 1498. | Nihil Jine
caula. I OLPE
12 Bl. 40. Panzer I, 186 nr. 238. Hain H, 2, 217 nr. 13882.
In Berlin, Dresden, Leipzig, München^ Wernigerode, Wolfenbüttel,
Würzburg, Zwickau.
2. Joannid Mä^lin Iß^ovcei*. I ^cenica progi^tnnaftnata: ^ | efü:
£tt6icra preejrercitameta || Sebastianus Brant. | 4 Disticha. | Am
Ende (P4a): Carminum Sebastiani Brant tam diuinas quam huma-
nas I laudes decantantium opus, felici fine consummatum Ar | gentine
opera et impensis Joannis Grüninger. Kl*. | Augusti Anni etc.
xcviij.
10 Bl. 4*^. Panzer I, 61 nr. 341. In Berlin, Dresden, Göttingen,
München, Wien.
Sehr fehlerhafter Nachdruck. Schon Brants Widmimgsbrief weist
1) Eine vermutlich nach Maittaire Suppl. adom. Mich. Denis I, 433 von Panzer I,
60 nr. 326 und Hain n , 2, 217 nr. 13381 angeführte Strafsburger Ausgabe von 1497 , die
also schon im Jahre der Aufführung entstanden sein mu& , habe ich nirgends angetroffen.
Sie soll folgenden Titel haben : Johannis Beuchlin Scenica progymnasmata h. e. ludicra
praeexercitamenta ; am Ende: Actum Argentine per Magistrum Johannem Grüninger
Anno Christi salntifero 1497. 4. Schnurrers Angabe S. 60, dafä sich ein Exemplar auf
der Uofbibliothek zu Wien befinde, ist fiEilsch.
156 BIBLIOGRAPHIE.
zwei Fehler auf: Vangionem und Quod duce; in Bergmanns Widmungs-
briefe liest man gloriam — eloquenti — bis st. bis — ; im Texte von 6 es,
48 hisccre, 72 eris, 94 nostri — panicid^, 97 is, 104 Fiet, 111 es, 119
speciosus, 129 fehlt valde — chara, 131 via, 147 ingnobilem, 162 nosce,
166 fehlt, 167 abire, 169 pe, 170 ex statt est, 172 scito, 174 cance,
176 demus, 193 iu mirum, 203 iuuenis, 208 virororum, 219 sna,
224 alid etc. Auch die Druckfehler der Basler Ausgabe sind stehen
geblieben.
(1503.)
3. Joännid ^Reuc^Un | pt^orcenfld Scenica propmnaf« | mala, %oc
eft. £ttMcra pveeyevdia \ menta. || Sebaßianud !&vant \ 4 Disticha. |
Hi^^it pne caufa. \ mpe. \ Am Schlufs: nm pne caufa. \ a)£p€.
Herausgeber: Basilius de Wilt in Leipzig. Leipziger Druck in
gotischer Schrift.
16 Bl. 4^ Panzer VI, 319 nr. 1114. Nach demselben Vn,
148 nr. 99 soll am Ende stehen: Lyptzk Anno Xpi millelimo quin-
genteJimo tertio V. Idus lulii. Nihil sine causa. Durch die Beziehung
jedoch auf Riederer Nachrichten IV, 364 giebt Panzer zu erkennen,
dafs er sie für identisch mit der VI, 319 nr. 1114 genannten halt.
In Berlin, Breslau, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Wernigerode,
Wolfenbüttel.
Enthält sämtliche Beilagen und weicht nur an wenigen Stellen
von Nr. 1 ab — es sind Druckfehler — 15 Rhomuleis, 87 luctata, 128
predita, 139 astrolabri, 169 furem, 203 inuenies.
Der Drucker ist wahrscheinlich der zu Leipzig ansässige Bacca-
laui'eus Martin Landsberg aus Würzburg.
4. Neudruck von Nr. 3, ebenfalls in gotischer Schrift; mit folgenden
Abweichungen: im Titel: Progymnas \ ohne Bindestrich; am Ende:
Nichil sine causa \ OLPE; aufserdem ist im ersten Verse des
Brantschen Titel -Epigramms veneräde, im dritten Germanus statt
Germanos gedruckt; femer findet sich am Ende des Bergmannschen
Briefes Anno Christi müesimo statt millesimo, dagegen richtig im
Widmuugsbriefe des Basilius de Wilt Nohili ac generoso domino,
während Nr. 3 genoroso bietet; endlich sind die unter 87 und 128
von Nr. 3 aufgeführten Druckfehler entfernt, nur 169 ist pulantiam
statt petulantiam hinzugekommen.
Nirgends citiert. In München.
1508.
5. Joannid ^euö^iin P(>orcen|fis Sc^nica Progymnafmata, Hoc elt |
Ludicra praeexercitamenta || SEBASTIANUS BRANT. | 4 Disticha. |
Am Ende: Phorce in qdibus Thom^ | Anfhelmi. Anno M.D. vüy.
I. SCAENICA PROGYMNASMATA. 157
10 Bl. 4^ Serapeum XXH, 122 nr. 25. — In Berlin, Heidel-
berg, München, Tübingen, "Wolfenbüttel, Zürich (Stadtbibl.).
Abweichungen von der ed. princ. und Druckfehler: 14 auctore,
23 qu^rito, 40 fehlt sed, 45 vxor, 102. 103Eiat, 122 capessit, 129 chara,
154 c^litus, 324 nomenculator, 376 vertis. *)
1509.
6. Joannid l^eud^lin X^t^OVCen \ fis Sc^nica ProgymnaDnata, Hoc eft
Ludicra priBexercitamonia || SEBASTIANUS BRANT. | 4 Disticha.
Am Ende: Phorce in ^dibus Thom^ | Anfhelmi. Anno M.D.IX.
12 Bl. 4°. Panzer VIII, 231 nr. 31. — In BerUn, Heidelberg,
München, Nürnberg (Germ. Mus.), Stuttgart, Tübingen, "Wolfenbüttel.
Mit Nr. 5 übereinstimmend mit Ausnahme von 45 uxox, 84 sa-
ciet, 88 reperi, 108 peregrimo, 324 nomenclator. ^)
1511.
7. Joannid l^end^lin P(>orcen | fis Scsenica progymnafmata, hoc eft |
ludicra prseexercitamenta || SEBASTIANUS BRANT | 4 Disticha. |
Am Ende : Tubingae in aedibus Thomse Anshelmi | Anno M.D.XI. men-
fae (!) octobri.
12 Bl. 4^ Panzer XI, 507 nr. 7\ Steiff, Der erste Buchdruck
in Tübingen. Tüb. 1881. S. 80 nr. 24. — In Berlin, Freiburg, Heidel-
berg, München, Stuttgart, Tübingen.
Die Ligaturen vor Nr. 6 sind aulser q3 überall aufgelöst. Auf-
fallend ist 104 admoneo, 250 das am Ende fehlende mihi, 324 adest
nomenclator, in der Personenangabe zu "7, 2 Abram statt Abra.
1513.
8. Joannid :Rett(^tin pt^orcen|f!$. £. £. iurid 6octom atqs tritt
tinguaru ^ehvai \ ce. @rece et latine t>iri öoctifpmi comeMa. cui
ti I iuim Scmca progi^mnafmata cum ]Hn. tLun. \ avqumenio. Dann
folgen Ulrich Huttens Nemo und einige (jedichte des Antonius
Tunnicius aus Münster. Am Ende: (EjTCttfttm in offlcina titereria
in6ttftri| | t>iri probatiqs opiflcid St^eoöorici | be J5ovne 'Xinno bO'
1) Die Anshelmschen Texte von 1508, 1509, 1511 und 1516 geben den Berg-
mannschen Brief nicht, wohl aber die Didaskalie. Sie waren für den Gebrauch der
Schulen und Universitäten eingerichtet, besonders scheint die Ausgabe von 1511 die
Bedürfhisse der Schale iin Auge gehabt zu haben , denn sie ist bis auf q3 = que frei von
Ugaturen. Alle zeichnen sich durch eine schöne volle Schrift und durch anerkennens-
werte Korrektheit aus.
2) Eine zweite von Panzer YII, 423 nr. 4 nach Schnurrer Nachrichten S. 51
angeführte Ausgabe : Jo. Rouchlini Seen. prog. Monast. 1509. 4. scheint nicht zu existieren.
Bmnet, Manuel lY, 1254 nennt die Blattzahl (12) und fügt hinzu: avec des notes de la
main de Melanchthon (22 fr. de Soleinno).
158 BIBLIOGRAPHIE.
mini. ül. | D^. jriii. Sejrto üon. \ 'XLpfüeü. ^oq^ofce te ipfum: et
ne Qttü) nitni6. | Der Bruckort ist Deventer (Daventria).
20 Bl. 4^ Gotische Typen. Panzer VI, 486 nr. 25. Böcking,
Opera Hutteni I, 10*. — Der Herausgeber ist Anton Tonnicius (Töxt-
neken). — In Heidelberg (defekt), Stuttgart, "Wien, "Wolfenbüttel.
Die Abweichungen von der ed. princ. sind orthographischer Natriar
oder auf Druckfehler zurückzuführen: 14 auctore, 15 Eomuleis, 17 A^-^i-
reis, 40 fehlt sed, 58 pyra, 83 obilum, 91 presepio, 98 lautius, 123 belLxae,
129 chara, 139 astrolabü, 376 vertis, 386 band, 391 fehlt est, ^^
ingratus, 406 — 408 fehlt et filia — Dromonem, 410 Volui, 426 iudiciio,
441 vani.
Für die Würdigung der litterarischen und pädagogischen Ver-
dienste des Tunnicius ist die Ausgabe von hervorragender BedeutcuDg.
Hoffmann von Fallersleben, dem es in seinem „Hermann Tunicius"
(Berlin 1870) nur auf des Tunnicius niederdeutsche Sprichwörtersammlimg
ankam, ist die obige Ausgabe völlig unbekannt geblieben.
1514.
9. Joänid ^euc^ltin P^^orcetlps Scenica | Progymnalinata. Hoc eft.
Ludi- I cra pr^exercitamenta. || Sebaftianus Brandt. | 4 Disticha. |
Nihil iine caufa. | OLPE. || liptzk Impreflit Valen-|tinus Schuman.|
Titeleinfassung und Randleisten. Ohne Jahr.
12 Bl. 40. Panzer VH, 235 nr. 958. ^ In Berlin, München.
Überaus fehlerhafter Druck: 14 authore, 26 caliptra, 74 curam, 104
admones, 124 quod evoluta, 135 veniam meam, 146 gloriam, 169 furem,
239 veniant, 317 misere, 324 adest nomen colator, 364 vigunt, 397
nunc zweimal, 425 nil, 431 ut ipse aiunt. In der Didaskalie wird ei^
Spieler Jacobus Dönerberger genannt. — "Wegen der Jahresbestimmung
wird auf S. 59 verwiesen.
10. Joännie Äeut^-tin p^^orcenpe Scetiica | progi?imiafraata. Jboc I ^P;
Subxcva pree)fer«|citainenta. || Sebaftianus. Brant. I 4 Disticha. I Nit*^^
Jina caula | OLPE | Titeleinfassung und Randleisten. Am End^"
Jmpreffü (!) £ipt3t per Dalentinu Sc^umä. td.cccc pni (!).
12 Bl. 4°. — Goedeke I, 414, 5 k. — In Göttingen, München*
Zwickau. — Text besser als in Nr. 9, daher 26 caJyptra,
eurem, aber 74 id mea beat, 237 Rhodum, V, 1 DREMO.
11. Joanniö Äeuc^Un | P(>orcenpö Scenica pro(p?in | nalmata, hoc ^
ludicra pr^ex | ercitamenta. || SEBASTIAN VS BRANT. | 4 DisticJ^^
Am Ende: Impressum Liptzigk per Jacobum Than-|ner Herbip^
tanum. Anno dni Millefimo | quingentesimodecimoquarto.
12 Bl. 4°. Panzer VH, 186 nr. 482. — In Dresden.
I. SCAENICA PROGYMNASMATA. 159
Ohne Bergmanns Brief und die Gedichte, aber mit der DidaskÄlie
und mit folgenden Abweichungen von der ed. princ: 14 auctore, 19 his,
40 Ludo et scortor, 84 Saciet, 86 Cautior, 90 reperi, 92 foemina, 98
lautius, 104 admones, 129 chara, 142 foeliciorem, 153 Ptolem^us, 228
foelix, 246 pr^ibo, 250 mihi fehlt, 304 cedo, 324 adest nomenclator,
327 preciique, 356 Cedant, 408 his, 413 ac.
12. lOANNIS KEVCHUN Phorcenfis Scaenica Progymnalinata. Hoc
effc Ludicra praeexercitamenta. Sebaftianus Brant. 4 Disticha. Am
Ende: Viennae Pannoniae in aedibus Hieronymi Vietoris et Joannis
Singrenii. Anno MDXlIli. 4.
Panzer IX, 23 nr. 122. — Von mir nicht angetroffen.
1515.
13. Jo^nid ^en^iin \ pt^orcenps Scentca propmnaftnata. %oc eft.\
JCuMcra preejrerd« | iamenia. \\ Sebaftianus Brandt. | 4 Disticha. | Ni-
hil fine caufa. | OLPE. Am Ende: Liptzk ImpfQt Valetinus Schu-
man. Anno, 1-5-15.
12 Bl. 4<>. Panzer Vn, 191 nr. 528. — In Berlin, Breslau,
Leipzig (U.-B.), München, Stuttgart, Tübingen, Wernigerode, Zwickau.
Abdi-uck von Nr. 10; doch richtig V, 1 DROMO, aber fehlerhaft
56 voluptuarius, 434 voxorem. In Brants Distichen: succis, citrata.
14. lOANNIS REVCHLINI Comoedia cui titulus eft, Scoenica pro-
gymnasmata — add. D. HIERONYMI ad Athlaetam super inltitu-
tione filiae epistola aurea. Coloniae MDXV. 4.
Panzer VI, 376 nr. 256. — Von mir nicht angetroffen.
1516.
15. 3oannx^ 2leu(^ün P(>orcen|ris Scaenica progymnalinata, hoc * eft
ludicra praeexercitamenta !| SEBASTIAN VS BRANT | 4 Disticha.
Am Ende: Tubingae in aedibus Thomae Anshelmi Badenfis | mense
lanuario. M.D.XVI.
10 Bl. 4«. Panzer VOI, 326 nr. 43. Riederer Nachrichten
IV, 365.
Steiff a. a. 0. S. 128 nr. 83. — In Hamburg, Stuttgart, Wien.
Übereinstimmend mit Nr. 7, doch mit dem Druckfehler 21 uendo,
145 ait statt agit, dagegen richtig 324 nomencalator.
1518.
16. Joänid Äett(^ | Im Pt^orcenp6 Scetlica | Progymnafmata. Hoc
eft. Ludi- I cra praeexercitamenta. || Sebaftianus Brandt. | 4 Disti-
cha. I Nihil fine caufa. | OLPE. Am Ende: lipfiae ex aedibus Va-
lentini Schumafi | Anno domini Millefimo quin-| gentefimo octauo-
decimo. Titeleinfassung.
1 60 BIBLIOGRAPHIE.
12 Bl. 4« Panzer Vn, 204 nr. 667. — In Breslau. (Das Exem-
plar stammt aus dem Conventus Glogoviensis ad s. Stanislaum ep.
et mart)
Ohne wesentliche Abweichungen von der ed. princ.
1519.
17. Joannt6| ^leuc^ltn P^or|cefis Scenica Progymnaf I mata. Hoo
ed. Ludi- I cra pr.t?exer- | citameta. || Sebaltianus Brandt. | 4 Disti-
cha. I Nihil fine caula. | OI^PE. Titeleinfassung. Am Ende: HpfU
ej ebxhm VaUntlni Sd^umati ISinno bomini üliHepmo 4nttt>|geti>i
tepnto t>n6etttgepmo.
10 Bl. 4«. Panzer Vn, 210 nr. 721. — In München, Wer-
nigerode.
Diese durchweg in gotischer Schrift gedriickte Ausgabe (nur
Bergmanns Brief und die Didaskalie sind in Autiquaschrift gedruckt)
gehört zu den fehlerhaftesten der Schumannschen Ausgaben: 34 aureus,
53 incendo, 74 curam, 98 ridimiculum, 135 veniam mea, 175 libera,
192 antiqui statt atqui(e), 193 scortator, 239 veniat, 244 ferre, 257
fidom tuum, 318 paupertacule, 341 ad statt id, 425 nega quod nil,
427 solus, 430 scelsus, 431 ad statt at, 453 rethorum, 465 Erga.
1521.
18. lOANÄlS REVCHIJN Phorcenfis Progymnafmata. Hoc est Ludi-
cra praeexercitamenta. Sebastianus Brant. 4 Disticha. Nihil fine
cauia. Olpe. Am Ende: lipfie ex aedibus Nicolai Fabri. Anno
domini Millelimo quingentelimo vigefimo primo. 4.
Panzer VII, 219 nr. 813. — Von mir nicht angetroffen. In
Zwickau nicht mehr vorhanden.
19. Joanni6 iHeuc^lin P(?or« | cefis Scenica progymnaf | mata. Hoc
eft Ludi-cra praeexerci- | tamenta. Am Ende: lipfiae in 8edib9 Valen-
tin! Schumafi. | Menfe Septemb. Anno dfii | M.D.XXI. Titelein-
fassung mit Randleisten.
10 Bl. 4®. Nirgends citiert. — In Hamburg.
Sehr fehlerhaft: 14 Authore, Germanice, 25 sutulis, 60 praece,
63 praooari, 74 curam, 101 balniendi, 104 admones, I, 2 ELRA, 129
cliam ot(\, aufser den sonst schon bekannten Fehlem noch 197 laetuis,
259 Panumquo, 294 Zolius, 297 rethor, 321 promito, 324 nomencolator,
325 oomporoo, 336 sentia, 345 adhuc, 364 vigunt, 379 concilio, 383
pollicitos, 460 quanta statt qua nata.
1523.
20. lOANNIS REUCH-||LINPHORCENSISSCAENICAPRO|GYM-
NASMATA, HOC EST LV- | DICRA PRAEEXERCI- | TAMENTA. ||
)
I. SCAENICA PROGYMNASMATA. 161
SEBASTIANUS BRANT. | 4 Distichen. Am Endo: Vienna^ Panno-
niae in aedibus loannis | Singrenij. Anno M. | D.XXIII.
12 Bl. 4^ Panzer IX, 47 nr. 263. Denis, Merkwürdigkeiten
der garelüschen öffentlichen Bibliothek. Wien 1780. S. 273. — In
München.
Ohne Bergmanns Brief, aber mit dem vollständigen Anhang der
ed. princ. Nicht frei von Fehlem: 40 Ludo & scortor, 243 suffarcinatae,
297 rehtor, 304 caedo, 324 abest nomenculator, 327 praecüque nil nihil
soluerit, 376 vertis, 426 Adiere interque iudicio, 431 ad id, 4(56
coninges.
•
1614.
21. BENNO l-COMOEDIOLA | RUSTICO -LUDICRA, | a | JOANNE
CAPNIO- I NE PHORCENSE, U.J.D. | ante centum annos scripta, |
et I Nunc iterum publicata. | GELASIMIIS STICHO | Act. 2. Seen. 1.
V. 68. I Logos ridiculos vendo, agito lice- | mini. | Vignette. |
MAGD^BÜRGI, | Excudebat loachimus Boclius, Im-|pensis Am-
brofij Kü-chneri. | ANNO M.DC.XIV.
24 Bl. 8^ Goedeke I, 414, 5x. — In Berlin, Hannover, Werni-
gerode, Wolfenbüttel.
Der Herausgeber, Valentin Cremcow zu Magdeburg, hat sich
willkürliche Änderungen des Textes erlaubt: 33 tantillum statt talentura,
44 adoriar, 47 uti statt quod, 53 rcsarctis, 55 oppidulum, 89 absente,
115 etiam statt clam, 137 scis, 141 Virum, indicet peculii huius ut
furem, 145 quem (diese Änderung ist allerdings richtig, während die
Handschriften und alle Drucke quam haben), 152 fehlt virtute, 160 seu
denique sit praesens aut sit praeterita, 171 credo statt cedo, 191 aus-
gelassen, 195 tecum arcta, 207 egoneti, 220 ancillarier sibi, 222 quia
inter se amant nonnihil Dromo, 228 atque statt usque, 242 super, 256
pannum statt pecuniam, 259 pannum quoque etc.
1615.
22. HENNO I COMOEDIA FESTIVA | lOANNIS | REVCHLIN PHOR-|
CENSIS, I sive | Scenica cjusdem progymnasmata, | ludicnive pni^-
exercitamenta: | HEIDELBERGAE ANNO | Ghrifti 1497. 31. Ja-
nuarij, | IN HONOREM lOANNIS DAL- | BUROH VVORMACIEN-
SIS I EPISCOPI I magna acclamatione & gratulatione, | quod Ger-
manus Pocfa tale quid|tenta£fet, acta: | Anno Christi 1498. | Bafileae:|
Jam vero in ufum Schola) | Budißinenfis denuo edita. | TYPIS NI-
COLAI ZIPSEKI. I ANNO CHRISTI 1615. Am Ende: BUDISSINjE
TYPIS ZIPSERIANIS.
16 Bl. 8^ Goedeke I, 414, 5 y. — In Wolfenbüttel.
Vollständiger Abdruck der ei*sten Ausgabe.
Holstein, Rouehlins Komödien. 11
1G2 BIBUOGRAPHIE.
1765.
23. Gottscheds Abdruck im Nötigen Vorrat 11 , 146 if. enthält folgende
Abweichungen: 56 voluptuarios mihi vires, 62 nostram qnae, 209
caiquam, 461 fragari.
B. Ausgaben mit Spiegels Kommentar.
1512.
24. (1.) lOANNIS REVCHLIN PHORCENSIS | fcsenica progymnafinata,
hoc est ludicra | pneexercitamenta, cum explanati | one lacobi
Spiegel Seleftani. | Am Ende: Tubingse in aedibus Thomae Anshelmi|
Badenfis menfe octobri M.D.XII. | fub iliuftri principe Vdalrico |
Vuirtenbergenli. | Druckerzeichen.
84 Bl. 4«. Foüiert von Ay» — Q 3*=:n— LXXIX. Seite C 4»
ist leer geblieben imd hat folgende Bemerkung: Erratum est hie in
supputatione pofitionis & nihil omüTum. Verte paginam & mox fequitur
Loco uix credito &c. Im Text gröfsere, im Konmientar kleinere Typen.
Melodien zu den Chören.
Panzer VlII, 323 nr. 13. SteifP a. a. 0. S. 93 nr. 36. Knod,
Jakob Spiegel. Schlettstadt 1884. S. 35. — In Berlin, Dresden,
Greifswald, Göttingen, Halle, Heidelberg, München, Nürnberg (Germ.
Museum und Stadtbibüothek) , Schlettstadt, Stuttgart, Tübingen, Wien,
"Wolfenbüttel, "Würzburg.
1519.
25. (2.) lOHANNISI REVCHLIN PHORCEN ISIS SC^NICA PEG |GYM-
NASMA I TA, HGC EST | ludicra prseexercitamenta, cum | explanatione
lacobi Spiegel | Selefkani. Caef. Secret. | Titelbordüre. | Am Ende :
Hagenoae, apud Thomam Anshelmum Badenfem. Anno M.D.XIX.
Menfe Maio. | Druckerzeichen.
82 Bl. 40. Folüert H^LXXVI; so verdruckt statt LXXIX. Im
Text gröfsere, im Kommentare kleinere Typen. Ghne Melodien zu den
Chören.
Panzer VII, 88 nr. 165. — In Breslau, Dresden, Hamburg,
München, Nürnberg (Stadtbibliothek), Stuttgart, Wernigerode, Wien,
Würzburg, Zwickau.
Abweichungen der beiden Ausgaben: 5 stilo — stylo, 104 ad-
mones — admonet, 153 Ptolemeus — Ptolemaeus, 155 celitus — cae-
litus, 156 errorum — erronum, 216 debuisses — debusses, 236 ueneant
— ueneant, 240 uenimi — u^num, 294 Tersita — Thersita etc. Sie
enthalten weder Bergmanns Brief noch die beiden Schluisgedichte, da-
gegen die Didaskalie , welche Spiegel auf Simlers Wunsch mit erklärenden
Anmerkungen begleitete.
II. SERGIÜS. 163
n. Ser^us.
A. Textausgaben.
S. 1. et a.
1. (SomoeMa cui no' \ men Sergius Joannis | (Sapniotd t>utgo ^euc^ | Un
pifovcn ££. 5oc I torid laüne qvece \ et t^ebraice | öoctifp« | ttii.
12 Bl. 4^ — In München.
Ohne Akteinteilung. A 2 Prologus. Am Schlufs : Finit prologus.
A2^ INOIPIT ACTVS | HELYO. Bö*» DEO GRACIAS | CHORVS CVM
CHORAVLE. B 6 med. EPILOGYS. B 6*» leer.
2. (SomoeMa CUt no»|men Sergius loannis Capnionis | vulgo Reuchlin
phorcen. | LL. Doctoris he | braice graece | & latine | doctiffi | mi.
[Am Ende: ImprelTum "Wittenburgii in officina Trebeliana.]
12 Bl. 4^ Panzer IX, 99 nr. 319. — In Wolfenbüttel (Bl. B6
fehlt; Druckort nach Panzer ergänzt.)
Gering abweichend von Nr. 1.
Nr. 1 und 2 die ersten Ausgaben des Sergius, welche aller
Wahrscheinlichkeit nach dem Jahre 1504 angehören. Sie enthalten
einen Chorgesang, der in allen anderen Ausgaben fehlt. Der Text
scheint der ursprüngliche zu sein; er weicht erheblich von dem der
anderen Ausgaben ab, deren Herausgabe dem Verfasser vermutlich nicht
zuzuweisen ist.
Auch Nr. 1 dürfte eine Wittenberger Ausgabe sein. Das Mün-
chener Exemplar befindet sich in einem Mischbande, welcher noch
andere mit einem poetischen Geleite Hermann Trebels aus Eisenach
versehene Schi-iften des Mag. Heimich von Noitheim (Henricus Aqui-
lonipolensis) enthält, z. B. seine 'Sophologia de originibus arcium et
quattuor facultatibus Achademiae AlbiberospoHtanae ' 12 Bl. 4^ 0. 0.
und J.^)
3. Joanniö l^enöfün p^^otfcenpö 8er» | gius vel capitis caput. Bild:
Bischof imd Mönch. — Akteinteilung. Text der 2. Rezension.
10 Bl. 4". — In Göttingen.
Auf der letzten Seite Bild mit einem Bande, das das Drucker-
zeichen W. B. trägt. Das Bild zeigt einen Henker, der einen jungen
Höfling im Beisein zweier Mönche im Kerker zum Geständnis seiner
Verbrechen zu bringen sucht.
4. Joannid 2lett(^|lin Phorcensis Sergius vel | Capitis caput. || Am Ende:
ImPRESSVM HEYDELBERGE.
12 Bl. 4°. — In Berlin. — Text der 2. Rezension.
1) AUg. deutsche Biogr. XXIV, 22. Die obige Schrift ist hier nicht genannt.
11*
1G4 BIBUOGRAPIUE.
i:)i7.
."). Joanie HettC^ilm ipt^OfCCnfi^ ££. 6o.|ctoris celebratiffimi Sergius
vel I Capitis oaput-:- Bild: der heilige Georg tötet den Drachen.
Titclbordürt\ Am Ende: Lipfie in sedibus Valentini Schuman | Anno
domini Alillefimoquiogeu- j tcfimodecimofeptimo. Druckerzeichen.
12 Bl. 4°. Panzer Vü, 200 nr. 627. — In Dresden, München.
Text der 2. Rezension.
1520.
0. Jod nie Heit(^«jUll Pl^orcetlPd ££. ^0d0> |ris celebratülimi Ser-
gius vel Capi - \ tis caput. | 2 lateinische Disticha des Joh. Homburg,
ein griechisches des Christoph Hegendorffor. Am Ende: Lipsiie in
a'dibus Valentini Schuman | Anno domini Miliefimoquingente | fimp
\'igeßmo,
12 Bl. 4*. Panzer VJI, 215 nr. 762. — In Breslau, Hamburg,
München, Wernigerode.
Der Herausgeber ist Andreas Althamer.
B. Ausgaben mit Simiers Kommentar.
1507.
7. (1 .) JfMSXtf Änuflhl IP^f i cenfis Sergius uel Capitis ca | put cum com-
mentario \ Geoigy Symler.
»Ü die Abhandlung des Euanthius-Donatus 'de comoedia.' aüj— k^
der Text der Komödie mit eingefügtem Kommentar, kij Brief Sim-
iers an Reuchlin. kij** med. unter dem Briefe: Phorce in aedibus
Thom;v Anshelmi Anno. M.D. VH. menfe | Septembri. Darunter Ans-
bolins zweites Druckerzeichen. kiü— k6 JnbtX in Sepgil Cömentarioö.
.y» Bl. 4*. Foliiert von aij» bis k* = I — LXXXVII (dabei iir-
ti*mlirb kL XIX statt XXIX), dann folgen noch 4 unbezifferte Blätter.
Im TfXT d*r Komridie grOfeere, im Kommentar klemere Typen.
PiaKT VIII. 229 nr. 19. Serapeum XXU, 121 nr. 24. — In
HrtslML ^-.«mi:«, Heidelberg, Klostemeuburg, Leipzig, Stuttgart, Wien,
U,i>h-i.>«n«:. Wurihttrg, Zürich (StadtbibL).
S *"* AaOBW XrtÄ4i« P^« «nfis Sei^us uel Capitis caput | cum
^rifWtiiTK^: woi^ij Simler Vuimpinelis. BL kij»» med: Phorce in
l^ihii> l\»:«yr Aaslwlmi Anno. M.D.Yin menfe | Ayrili.
: w«.ai<c=ii.wo-i ir.it Nr. 7, doi^h findet sich richtig fol. XXIX
T^^,^ Vi::, i*.* a?"- ~ Serapeum XXU, 121 nr. 24. — In
Sx..-m ":vir:m;su:, H«t>«^T^^ Let|vni:. München, Stuttgaii, Wolfenbüttel,
II. SERGIUS. 165
9. (3.) 3oannx^ ^eud^ün Ißhov \ cenlis Sergius uel Capitis ca | put cum
commontario | Georgij Symler.
Übereinstimmend mit Nr. 8, aber mit dem Druckfehler der Aus-
gabe von 1507 (Nr. 7): fol. XIX (statt XXIX). — In München.
1513,
10. (4.) Joanntd Keuc^Ün Tßt^OVCen \ fis LL. doctoris celebratiffimi Ser-
gius I uel Capitis caput, cum commen | tario Georgii Simler | Vuim-
pinenfis.
A** die Abhandlung 'de comoedia.* Aiij* — H4* Text der Ko-
mödie mit eingefügtem Kommentar. H4^ — Jiij^ Brief Simlers an
Reuchlin und der Index. Am Endo (J4* med.): Tubingae in iedibus
Thema) Ansholmi | Badenfis. Anno M.D.XIII. | Menfe Aprili. |
Druckerzeichen.
44 Bl. 40. Foliiert bis gegen den Schlufs hin = U— LXXVU,
dann noch 5 ungezählte Blätter. Im Text der Komödie gröfsere, im
Kommentar kleinere Typen.
Panzer YlII, 324 nr. 19. Serapeum XXII, 122 nr. 24. Steiff
a. a. 0. S. 100 nr. 44. — In Breslau, Dresden, Kulm, München, Stutt-
gart, Tübingen, Wien, Zürich (Stadtbibl.). ^
in. Comoediae duae (Scaen. prog. et Sergius.)^
1519.
1. foelix Colonia | lOAN. | REVCHLIN | PHORCEN|ris. LL. doctoris
com(rdia3 dua^, | SCENICA PROGYM | nafmata, hoc eft ludicra
praecx- 1 ercitamenta. Et | SERGIüS VEL CAPI | tis caput. | Pracht-
volle Titelbordüre. | Am Ende: Coloniae in aedibus Eucharii Coi*ui-
corni, | Anno uirginei pailus. M. D. | XIX. menfo Maio.
20 Bl. 4°. Goedoke I, 415, C d. — In Göttiugen, Oldenburg.
Enthält imr den Text und am Ende das Gedicht des Dracoutius mit der
sonderbaren Überschrift: Jacobi Dracontii in Joannis Reuchlin Forcenfis
comoL'dias comendatio. B4 beginnt der Sergius, die 'comoedia posterior
Joannis Reuchlin, in qua non minus leporis quam eloquentiae. '
1) Dem Breslauer, aus dem Convontus Gliuicenfis ad s. Crucem stammenden
Exemplare fohlt Bl. J4a, dagegen enthält es noch die letzton Bogen dos Anshelmschen
Druckes dos Dialogus mythologicus dos Bartholomaeus Coloniensis vom Jahre 1511.
2) Die Annahme , dafs die beiden Komödien in vereinigtem Druck zuerst Tüb. 1512
und Tüb. 1513. 8^ erschienen seien, ist eine irrtümliche. S. auch Steiff a. a. 0. S. 199
nr. 2. 3. Dasselbe gilt von den von Goedoke 1, 415, 6 c und angeführton Ausgaben
Lips. 1514. 40. und Lips. 1521. 4"., welche wahrscheinlich mit den zu derselben Zeit
erschienenen Kinzoldruckon der Scaen. prog. und des Sergius verwechselt worden sind.
166 BIBLIOGRAPHIE. III. COMOEDIAE DUAE.
Der Buchdrucker Eucharius Hirtzhom (Cervicomus) druckte von
1517 — 1526 in Köln, besondei-s für den Buchhändler Gottfried Hittorp,
der gern Werke der klassischen litteratur verlegte.*
1534.
2. IOANNIS|REVCHLIN PflORCENSIS. LL. | doctoris comoediae du«,
Scenica progymnafma { ta, hoc est, ludicra prseexercitamenta | Et,
Sergius uel Capitis | capui | Colonise excudebat loannes Gymnicus |
ANNO MDXXXim. | Am Ende: Comoediarum Joannis Beuchlin
Phor- I cenfis finis
24 Bl. 4^ Panzer IX, 437 nr. 767 c. — In Bremen.
Enthält nur den Text; die Melodien zu den Chören der Scaen.
prog. sind genau nach drei Stimmen: Discantus, Tenor und Bassus
gegeben.
Johann Gymnich, Buchdrucker und Buchhändler zu Köln 1516
bis 1544, verlegte meist griechische und lateinische Klassiker.*
1537.
3. IOAN|NIS REVCHLIN Phorcenfis. LL. doctoris co | moediae duse,
Scenica progy- | mnafmata, hoc eft, ludicra | pneexercitameta Et Ser|
gius uel Capitis caput. | Colonise excudebat loan | nes Gymnicus
Anno D.M. XXXVn. (!) — Am Ende: Comoedianim loannis Reuch-
lin Phor- | cenfis finis.
24 Bl. 8®. — In München (un vollst.), Zwickau.
Übereinstimmend mit Nr. 2.
1540.
4. 10 ANNIS I REVCHLIN PHOR - 1 CENSIS LL. DOCTORIS CO - 1 mcedi»
duse, Scenica progymnafmata, hoc | est, ludicra pi*aBexercitamenta. |
Et Sergius uel Capi- | tis caput. | COLONE AE apud Joann. Gymni-
cum. I Anno M.D.XXXX. Am Ende: Comoediarum loannis Reuch-
lin Phorcenfis | FINIS.
24 Bl. 8*». — In Leipzig (Univ.-BibL), Zwickau.
Übereinstimmend mit Nr. 2.
1544.
5. Eine bei Joannes Ciinitus zu Antweipen 1544 20 Bl. 4® erschienene
Ausgabe nennt Brünet IV, 1254.
1) Allg. deutsche Biogr. IV, 92.
2) Allg. deutsche Biogr. X, 244.
D. Personenverzeichnis.
(Dor Stern weist auf die Anmerkung der betreifenden Seite.)
Accius 141.
Afranius 141.
Agrikola, Rudolf 3. 145.
Agrippa von Nettelsheim , Heinr.
Corn. 68.
Alexander de Villa Dei 62.
Althamer, Andreas 134. 153. 164.
Anshelm, Thomas 56. 57. 62. 64.
153.
Apuleins 142.
Aratus 143.
Aristophanes 74.
Arnoaldus, Beatus 62.
Ayrer, Jakob 87.
Banza, Hugo de 43.
Baumgärtner, Hieron. 79.
Bebel, Hoinr. 9. 54.
Bergmann von Olpe, Job. 50. 52.
53. 59. 146.
Betz, Job. 77—81. 84. 86. 90.
Birck, Sixt 67. 69.
Blancbet, PieiTe 41.
Boetbius 142.
Bonomus, Franz 4; Peter 1. 9*.
Borne, Theodoricus de 57.
Bosch, A. 47.
Beuchet, Jean 41.
Brant, Sebastian 31. 50. 51. 52*.
53. 57. 130.
Brassicanus, Joh. Alex. 69.
Brucker, Jakob 135.
Bruyes 44. 46. 47.
Bühel, Joh. 30.
Bünau, Heinr. v. 4 — 6.
Burckhard, Jakob 70.
Busch, Hermann v. d. 133.
Camerarius, Joh. 55*. 139.
CasteUus 126*.
Cato 154.
Celtes, Konrad 3. 4. 8. 51. 53. 139.
Chounus, Matth. de Blasio 63.
Cicero 131. 147. 152.
Colinäus, Simon 44.
Columella 151.
Connibert, Alex. 44.
Coustelier 41.
Cremcow,Valent. 41*. 67. 68. 95. 161.
Crocus, Comol. 65.
Dalberg, Friedrich v. 2; Joh. v.
1 — 6. 30. 31. 34. 35. 49—51.
63. 66. 67. 70. 126. 131. 135.
145. 146.
Daubmann, Joh. 78.
Diomedes 142.
Doraenichi 47. 68.
Domberger, Jakob 30. 35. 36;
Thomas 35.
PERSON EX^-EHZEICHKIS.
Drakontius, Jakob 4. G. 32. ül. 59. ■
DuraDÜus, Bembard 43. j
Ebcrhnrd I., Herzog v. 'Württcin- !
l«rg 1, 2; n., Herzog v. Würt- '
tembei^ 1. G. |
Fxik, Johann 62.
E!tz, Jakob m. 30.
Emscr, HicroD. 130.
EoniuM 141.
Epiinenides 143.
Eustauho, Guillaume 44.
FeHtuN 142. I
Finniciia Matenms 142. i
Friiidliob, Frans s. Irenikus.
Friedrich, Herzog v. Sachsen 5.
Frisehliii, Nikod, CO.
FulKentiuH 142.
«.ihwisiler, Hieron. 62.
(Ifiignr, I.uüw. 72.
(Icilur, Joli. V. Kaiscrsberg 63.
Oelliax m. 142.
Outiiiiiitigor, Georg 49.
Uöni
41.
Oennep, Jaspar v. G5.
Geotfroy-Chüteau 41.
Gerlaoh, Melchior 69.
Gli,i1.)i.>ufi, Wilhelm 59.
Gnypo, Joh. 30. 36.
Goldoni, Carlo 47.
Gütlsühe.! 70. 71. 74. 136.
GrazKini 47.
Greseniimd, Dietrich 145.
Grüninger, Joh. S. 52. 53.
Grünpeck, Joseph 8. 9*.
OiJJfnmimd, Hans 78.
Gastav Adolf, Herzog v. Mecklen-
burg 87.
Gyiiinich, Job. 166.
Han, Jakob 49.
HegeadorfTer, Christoph 9. 134.
Hegewiseh, Vietr. Herrn. 72. 135.
Helönt. Talent 30. 35. 51.
Helvetins, Eonrad 133.
Heoneuhorg, lleinr. Graf v. 49.
Ilcrarlitus 15J.
Herber. Mathäus 145.
Hessos, Eoban 68.
Hirtzhom, Eucharius 166.
Hobnann, Crato 61. 62.
Holzinger, Eourad 1. 6. 127.
Homer 84.
Horleniua, Joseph 57. 5b.
Homburg, Johann 134.
Hütten, Ulrich v. 8, 57. 127. 133.
1.34.
Jacob, Paul 41. 43.
Johann, Herzog v. Sachsen 6.
Irenikus, Franziskus 54.
Ischyrius, Christian 65.
Juvenil 95.
Kercknieister, Joh. 7.
Kettner, Leonhard 79.
Kierher, Joh. 131 •,
Kirchner, Hermann 09.
Klyher, Jakob 87.
Knyp, Joh. s. Gnypo.
Koberger, Anthoni 130*.
Kürfsner, Fabian 87.
Laberius 141.
Lacroix, Paul s. Jacob.
Lnuiiaberg llai'tiii ll56.
Ijim]>, Jak. \, Ül 148.
Leontorius, Konrad 4, 130.
Lessing 46.
Liiideiier Mitliaot 78.
Link, "Wenzoslaus 56.
Lithoms, "Wolfgang 79.
lirius 74.
Locher, Jakob 7. 9.
PERSONENVERZEICHNIS.
169
Ijonginus, Vincentius 9*.
Lncian 74.
Lucilius 141.
Lupus, Laurentius 62.
Luther, Mai-tin 55. 56. 62. 79. 130.
Lutz, Jakob 30. 36.
Macrobius 142.
Mai, Heinrich 60. 70.
Makropedius, Georg 9. 64 — QQ,
Manutius, Aldus 63.
Maiia Bianca 4.
Marsilius v. Inghen 36*.
Martianus Capeila 142.
Maximilian L, deutscher Kaiser 1.
8. 9. 63. 74. 84. 132.
Megel, Daniel 30. 36. 52.
Melanchthon, Philipp 41. 54. 55.
79. 126*. 131. 133.
Menander 143.
Merck, Joh. Konrad 67.
Merkel, Jakob 30.
Morula, G. 139.
Metzler 133.
Morellus, Ivo 44.
Mosellanus, Peter 133.
Münch, Erasmus 30. 36.
Murmellius, Joh. 57. 68.
Musculus, Andreas 82.
Nävius 141.
NoudÖrfer, Johann 78.
Nigidius Figulus 141.
Nikolaus de Cues 5.
Northeim, Heinrich v. 163.
Nuenar, Hermann Graf v. 133.
Occo, Adolf 1.
Osteimincher, Martin 67.
Ovid 95.
Pacuvius 141.
Pantzer, Paul 85*.
Uol stein, Reuchlins Komödien.
Pape, Ambrosius 85*.
Papeus, Petrus 59.
Parmentier, J. 47.
Pasquier, Etienne 41.
Patreolus, Gabriel 60.
Paul, Franz 96*.
Paulus, der Apostel 82.
Peiper, R. 72.
Pellion, Johann 134. 153.
Petronius 142.
Peutinger, Konrad 4. 131*.
Pfeffer, Marcus 85*.
Pflüger, Georg 60.
PhiHpp, Kurfürst 1. 4. 9. 36. 126.
145. 146.
Phrygio, Paulus 62.
Pirkhoimer, Wilibald 4.
Plautus 6. 48—50. 73. 139. 140.
Pleningen, Dietrich v. 4.
Pücleus, Konrad 63.
Pontanus 64.
Porta, Konrad 85*.
Priscianus 142.
Pruckman, Christoph 82.
Prudentius 64.
Pythagoras 84.
Quaich, Hieron. 30.
Rappolt, Laurentius 66.
Reuchlin, Elisabeth 54.
Rhenanus, Beatus 61. 62. 64.
Richartshuser, Joh. 30. 52.
Ringmann, Matthias 62.
Rollenhagen, Georg 68. 93—95.
Rosefeldt, Jakob 66.
Rosenplüt, Hans 78.
Rosvitha 139.
Sachs, Hans 65. 73 — 77. 81. 84.
85. 90. 92.
Sapidus, Johann 62.
12
170
PERSONENVERZEICHNIS.
Schadäus, Abraham 67. 68.
Schaumburg, Karl 73.
Schedol, Hai^tmann 5.
Scherer, Wilhelm 72. 73.
Schlecht, Wilhelm 78.
Schlick, Graf Stephan 56. 147.
Schnurrer, C. F. 87.
Schöferlin, Bernhard 1.
Schuller, Kaspar 69.
Schumann, Valent. 59.
Schui'er, Matthias 62.
Seneca 83. 95.
Sergius gramm. 143.
Seyter, Joh. Melchior 79.
Simler, Georg 55. 60. 61. 131—133.
149. 151.
Sisenna 141.
Sokrates 154.
Spiegel, Jakob 30. 35. 36. 52. 60
bis 64. 96. 97. 148. 149.
Stabius, Johann 62.
Statius Cäcilius 141.
Staupitz, Johann v. 55.
Stiller, Kaspar 87.
Stoffler, Johann 62.
Sturm, Jakob 96; Martin 96.
Terenz 6. 34. 37. 48—50. 140.
Trebel, Hermann 163.
Tritheim, Johann 3. 5.
Tunnicius, Anton 40. 57. 58. 67. 68.
Turpilius 141.
Ulsenius, Theodor 9*.
Vanegas, Alexius 59.
Varro, M. Terentius 141. 151.
Vassalo, Petrus 43.
Vigilius, Johannes 4 — 6.
Villinger, Jakob 64.
>Yagner, Gregor 81—87. 90.
Weise, Christian 11.
Werner, Adam 4. 33. 51. 52. 59.
Wickram, Jörg 91 — 93.
Wied, Hermann Graf v. 133.
WüUch, Jodokus 82.
Wut, BasiUus de 56. 147.
Wimar v. Erkelenz 52.
Wimpheling, Jakob 3. 7. 9. 35.
49. 50. 60. 61. 63. 96. 98.
Wolrab, Nikolaus 81.
Zasius, Ulrich 4.