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1
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Johann Samuel Traugott Gehler's
Physikalisches
« »
Wörterbuch
neu bearbeitet
toll
Brandes. Gmelin« Hörnen Muncke« PfalT«
Fünfter Band
Zweite Abtheilung»
.1 und K.«
>lit Kupfettafel» XlV bis XXX.
L e i p z i^g,
bei E« B; S c h w i c k e r t.
1 8 S 0.
S^^.xs
I
Physikalisches Wörterbuch
V. B a n d.
Zweite Abt h'e i I u ii g.
I und K.
Artikel Krystall
Herrn Professor HesseJ.
ii
Jahn
Aanus; an, annee; year. Die Zeit, in welcher aia
Sonne zu einer gleichen Stellung am Himmel zurückkehrt,, nach
deren Verlauf daher gleiche Erscheinungen der Tageslänge , der,
Kalte und Wärme , des Pßanzenwuchses u. a. w. eintreten» Die
genaue Bestimmung der Dauer eines Jahres besteht darin ^ da[s
man die Zeit einer Rotation der Erde mit der Dauer eines Um-
lau£s der Erde um die Sonne vergleicht, und so die Anzahl der
Tage bestimmt , die ein Jahr ausmacht. Hierzu boten sich dem
mit wenigen Hülfsmittelo ausgerüsteten Beobachter theils die
Beobachtungen der Aufgänge und Untergänge der Sterne, theils
die Beobachtungen des höchsten und niedrigsten Standes der
Sonne am längsten und kürzesten Tage , als Bestimmungsmitlel,
dar. Schon die ältesten Völker bemerkten nämlich, dals nach
einem Zeiträume von 365 Tagen die Stellung der Sterne gegen
die Sonne sich ebenso wieder zeige, dafs zum Beispiel ^in Stern,
welcher vor 365 Tagen Abends gleich nach Sonnenuntergang am
Östlichen Himmel aufgegangen war , sich auch heute wieder in
eben der Stellung zeige. Diese Beobachtung, die in einem
einzigen Jahre keine hinreichend genaue Bestimmung der Länge*
des Jahres geben würde, kann, mehrere Jahre durch fortgesetzt,
wenigstens sehr nahet richtige upd für das hürgerliche Leben
zoreichende Resultat? geben., und es ist von den Aegyptiem be-«
kannt, dafs sie durch die Achtsamkeit auf den heliakischen Auf«
gang (Frühaufgan^g) des Sirius erkannten, dafs das Jahr sehr
nahe 365i Tage umfasse. Die Solstitien gaben eine wegen
des Vorrückens der Nachtgleichf n noch passendere Bestimmung
der Länge des Jahres. Man beobachtete nämlich den Tag , wo
der Schatten eines Gnomons um Mittag kürzer, als an den vor-
hergehenden und folgenden Tagen, war, und die Wiederkehr
V. Bd. Uu
664 Ja hl-.
dieser Erscheinung gab den Zeitraum zwischen den beiden läng-
sten Tagen , die Dauer des Jahres an. Aber da um den läng-
sten Tag die Mittagsliöhe der Sonne sich wenig ändert, so war
diese Beobachtung nicht gut genau auszuführen, und deswegen
zog schon HiPFAKCHUS die Beobachtung der Aequinoctien vor ;
er stellte nämlich einen grofsen Ring in die Ebne des Aequators
und bemerkte den Zeitpunct , da der Schatten^ der vorderen
Hälfte genau die hintere Hälfte bedeckte. . Diese Beobachtung
würde ^ so weit die Gröfse und richtige Aufstellung des Instru-^
mentes es erlaubte, ganz vollkommen den Zweck erfüllen , wenn
nicht die Strahlenbrechung eine Ungleichheit in dem täglichen
scheinbaren Wege der^Sonne hervorbrächte. Wenn man indefs
solche Beobachtungen, viele Jahre durch oder in sehr weit
«US einander liegenden Jahren angestellt, benutzt, so kann man
' die wahre Län<)e des Jahres sehr wohl daraus bestimmen. Un-
sers jetzigen Instrumente und Methoden zur Bestimmung des
Ortes dtr Sonne geben uns Mittel, die Zeit der Nachtgkiche
genauer zu erhalten ; aber wenn wir uAsere jetzigen Beobach-
tungen mit jenen sehr alten vergleichen, so giebt die lange
Reihe der seit dem verflossenen Jahre einen höchst genauen
Werth der Länge des Jahres. Hii'PARCH beobjichtete zum Bei-
spiel eine Nachtgleiche, die^ nach unserer Zeitrechnung am
24» März des Julian ischen Kalenders 146 Jahre vor Christi Ge-
bnrt in Alexandrien 1 Stunde vor Mittag, also 2 Stunden 51'
i&' vor dem Pariser Mittage eintrat; da nun Cassivi 1880
Jahre später im Jahre 1735 am 10. Märe des Julianischen Ka-
lenders 2 Uhr 20' 40" Morgens als Zeitpunct einer beobachte-
ten Nabhtgleiche angiebt , so waren 1880 Julianische Jahre we-
niger 14 Tagen 6 St. 48' 4" (24. März 9^ 8' 44" — 10. Mära
2^ 20' 40''), .oder, da ein Julianisches Jahr 365^ Tage enthält,
686655 Tage 17 St. 1 J' 56" für 1880 wahre Jahre verflossen;
ein Jahr^ der Zeitraum zwischen zwei Nachtgleichen, beträgt
elso hiernach ^ 365 Tage 5 Stunden 49 Min. 3| See. , und
dieses ist nur um wenige Secunden von der durch neuere Be-
stimmungen gefundenen Dauer des Jahres verschieden , welche
,. Lalandb === 365 Tage 5^ 48^ 48".
vosr Zach = 365 — 5 48 50,875. -
PiAzzi =1 365 — 5 48 50,27.
1 loBLBis Handbnch der Chronologie. !• 34*
Jahr. 605
Dsi^AXBHKy inreichem C^auvi folgt ^)t
^ 365 Tage 5' 48" 51,3936. .
LiTTiiowr= 365 — 5 48 50,832.
alft das genaue Mittel zwischen den beiden letzteh Bestimmungen
annimmt. Hiernach kann man also 365 Tage 5 Standen 48^
51'' als sehr genau der Wahrheit entsprechend anse)\en , wenn
gleich eine Unsicherheit Ton wenigstens 0)5 Secunden dabei
übrig bleibt.
Die bisher aufgesuchte Länge des zwischen zwei Nacht-
gleichen verfliefsenden Jahres ist für die menschliclie Gesell-
schaft am wichtigsten, da die Rückkehr der Sonne zur Frühlings-
Nachfgleiche und die an eben so groisen Zeiträumen statt fin--
dende Bückkehr der längsten Tage, der kürzesten Tage u. s. w«
das)enige ist, worauf es bei der Beobachtung der Jahreszeiten
und bei der Anordnung unserer, in nothwendiger Beziehung zu
den Jahreszeiten stehenden, Geschäfte am meisten ankämmt.
Aber die Beobachtung zeigt , dafs die Zeiten , in welchen die
Sonne zu einerlei SteUung gegen die Sterne zurückkehrt, nicht
ganz einerlei mit dem Zeiträume zwischen zwei Frühlings-
Nachtgleichen ^ ist; ferner dafs nicht jeder einzelne Zeitraum
cwischen zwe; auf einander folgenden Frühlings -Nachtgleichen
vollkommen genau gleich grofs ist.
Die letztere Bemerkung fuhrt uns zu üer Ueberzeugnng,
dats wir die mittlere Länge des Jahres von der , hiervon bald
im Mehr bald im Minder etwas abweichenden, Länge eines ein-
zelnen Jahres unterscheideo müssen , und dafs die vorigen Be-
trachtungen uns das mittlere Jahr kennen lehnen , statt dafs %ine
Berechnung der auf die Bewegung der Erde einwirkenden Stö-
inngen der Planeten und des Mondes erforderlich ist, "um die
Länge jedes einzelnen Jahres genau anzugeben. Die erste Be-
merkung dagegen führt uns zu dem Unterschiede des tropi-
schen und des siderischen Jahres.
Das mittlere tropische Jahr Qanrrue solaris tropicus) ist
die Lange des vor bin bestinunten Zeitraums zwischen zwei
Frühlings - Nachtgleichen, zwischen zwei Herbst - Nachtglei-
cheo , zwischen zwei längsten Tagen, zwischen zwei kürzf^ten
Tagen u. u w», aber da der Nachtgleichenpunct unter den Ster«
_*) Esposisiotte di nn nnoro netodo dt costruire le tsTole a«troa
applicato alle tarole del Sole di F. Cabliiti. MiUno 1810.
Uu 2
666 Jahn
nen fortrückt, und die Fixsterne ihk'e Lfing^ jäfi/lich um 50'',1
vermehren, so ist 'das' siderische Jahr (annus sidericus')^ das
ist, die Zeit eines ganzen scheinbaren Umlaufs der Sonne
um den Himmel, • bis sie wieder zu demselben Fixsterne
gelangt, um so viel langer, als das tropische Jahr, als die
Sonne gebraucht,, um durch 50'^l fortzurücken. Diese Zeit
50",!
= r~' \ .ii^ • mult. mit der Dauer des tropischen Jahres
359*> 59' 9 ,9 ^'
ist = 20' 19",96; und das siderische J^r ist also = 365 Tage
6 Stunden 9' ir',35 S wenn man DBLAMBRE^sBestimmung an-
• nimmt, oder 365 Tage 6 Stunden 9' 11" als »ehr nahe richtige
Angabe.
Da die elliptische Bahn der Erde nicht genau eine unver-
änderte Lage im Welträume behält , sondern die Hauptaxe der
Ellipse, die Apsidenlinie, ihre Lage gegen die Sterne jährlieh
tim 11 ",8 verändert, so ist. diejenige 21ert, welche die Sonne
gebraucht , um zu einer gleichen Stelle ihrer elliptischen Bahn
zurückzukehren , oder eben die Anomalie wieder zu erreichen^
noch um 5' 12'' Zeit gr^öfser^ und so viel länger ist also das
hjiomalistlsche Jahr^ (denn so nennt man die «wischen glei-
chen Anomalien verfliefsende Zeit) als das sideristhe Jahr, oder
25' 32" gröfser, al^ das tropische Jahr.
Ehe ich die Bemühungen, unser bürgerliches JiOir dem ^
wahren tropischen Jahre entsprechend s^u machen, erzähle , mufs
ich noch die zweite Art von Jahren anführen, nach welcher
mehrere Völker gerechnet haben , nämlich die Mondenjcüine,
Die schon sehr früh gemachte Bemerkung, dafs nach zwölf
Mondwechseln die Sonne ziemlich zu denselben Sternen und
zu denselben Stellungen gegen den Aequator zurückgekehrt sey,
gab die Veranlassung , diese Zeit ein Mondenjahr zu nennen«
Da die mittlere Dauer eines synodischen Monats, nämlich von
ein^m Neumonde bis zum andern , 29 Tage 12 Stunden 44' 3^'
ist, so beträgt das mittFere Mondenjahr 354 Tage 8 Stunden
48^ 36"» Aber die Abweichung dieses Jahres vom Sonnenjahre,
welche 11 Tage beträgt, macht, wenn nicht die Jahreszeiten
alle Monate des Jahres durchlaufen sollen, eine Einschaltung
nöthig. Diese Einschaltung besteht darin , dafs man einzelnen
1 Nach Laplacb z= S65 Tage 6 StiUiden ^ ir,5a4. Expos, da
tjit dii monde p. 116,
Jahr. 667
Jahren ) di« alftjanii Schaltjahre (anni bissextileä) heifseiif
entweder einen Tag (dies ißtercalaris) oder einen ganzen
Monat QwnensU intercalaris) mehr als den übrigen^ die gemeine
Jahre Qtirmi communes) heifsen, beilegt.
Die Anordnung der bürgerlichen Jahre (armi ciuihs)
1>ei den yerschiedenen Völkern gründet sich entweder auf das
Sonnenjahr oder anf das Mondenjahr, und bei den meisten Völ-
kern wird selbst das Mondenjahr durch Einschaltungen an das
Sonnenjahr angeknüpft; nur die Türken haben ein reines Mon-.
denjahr, dessen Anfang durch alle Jahreszeiten durchrückt. •«
Die KenntniiSy dab das Sonnenjahr 36S( Tage umfaCit, ,
besaCsen schon die Aegyptier« Da sie aber durch Festtage und
heilige Gebräuche an die Zahl der 365 Tage gebunden w^^rt,
so behielten sie ein unveränderliches Jahr von 365 Tagen ohne
Einschaltung bei \ und vier ihrer Jahre waren tim einen Tagrsa
kurz, so dafs nach 365| • 4 = 1461 Jahren erst der Anfang
des Jahres wieder in die genaue Jahreszeit, auf den Tag des
Soniien Jahres (so fem man hier 365i ak dessen genaue Länge
annimmt) zurückkam^ wo er allezeit zu Anfang dieses Zeit-
raumes gewesen war. ~ Diese Periode ist die HiindssternsperiodB
{^annui magnus s« caaiQularis) ^ und'weiln man anniqimt, daGs
beim Anfange oder bei Einführung dieser Zeitrechnung der
Frühaufgang des Sirius mit dem Anfange des Jahres zusammen
traf y so trat eben dieses Zusammentreficn erst im 1461. Jahre
dieser Zeitrechnung wieder ein. Nach Censorit^us traf im
Jahre 139 unserer Zeitrechnung der Anfang des Aegyptischen
Jahres mit dem Friihaufgange des Sirius^ zusammen , und 1322
Jahre Tor Christo scheint also dieses unveränderliche , aber in
Beziehung auf die Erscheinungen« 'der Sonne und der Jahreszei-
ten bewegliche Jahi^ eingeführt zu seyn.
Da es hier nicht der Ort ist, die Jahre der verschiedenen
Völker y deren Kenntnifs nur in Beziehung auf die Geschichte
-wichtig ist, anzugeben, sa gehe ich sogleich zu den Einschal-«
tnngsarten über, die bestimmt waren , äas bürgerliche Jahr mit
dem wahren Sonnenjahre in Uebereinstimmung zu bringen.
1 iDELca I. 126. Ich werde mich Hier immer svr auf Idelers
trrfBiches Bach beziehen , nod darf dieses um so mehr, da er wirklich
808 den Quellen geschöpft, und, wo es nÖthig ist, diese wörtlich ange-
führt bat; die minder wiclitigen dtcllen sind wenigslens vollständig an-
gezeigt.
668 Jahr.
Das Jahr der R^mer <rar in den ältesten Zeiten seht ab—
weichend von dem nnsrigen; dafs es zehn Monate hatte, darf
man liach Idslik's MeinuTig nicht in Zweifel ziehen , aber
diese Monate waren vermuthlich * nicht nach dem LIlufe des
Moikies geordnet, sondern (wie PlütakcU dngiebt) nngleich
lang isind also entweder nach andern Erscheinungen am Himmel
Cetwa den Aufgängen und Untergängen der Sterne), oder nach
den Beschäftigungen , die jede Jahreszeit forderte, eingetheilt;
und so konnte dennocK ihr zehnmonatliches Jahr so genau, als
ein ungebildetes Volk es fordert, sich an das Sonnenjahr an-
8<Sk-}iefsen. Diese uralte Anordnung des Kalenders soll schon
Ni^llA abgeschafft und ein Mondenjahr eingefiihn haben, wel-
ches' jedoch schon von ihm oder von spätem Verbesserem des
Bömischen Kalenders mit dem Sonnenjahre durch einen Schalt-
DibiUit in Verbindung gesetzt wurde. Da nämlich das Monden-
jahrum H Tage kürzer als das Sonnenjahr ist, so würden die
Tage des Kalenders, welche jetzt mit irgend einer Stellung der
Sonne zusammen treffen, im nächsten Jahre 11 Tage, im zwei-
teu Jahre 22 Tage und so ferner, früher, als eben die Stellung
der Sonne eintreffen. Um dieser Ungleichheit auszuweichen,
schalten die Völker, die sich gern, ganz an den Mondlauf ar»-
schli^lsen wollen, zu angemessenen Zeiten einen Monat von
29 oder 30 Tagen, einen ganzen Mondenmonat ein; die Rö-
mer hingegen haben alle zwei Jahre einen Schaltmonat von 22
oder 23 Tagen zu Hülfe genommen. Nach den Angaben der
•Iten Schriftsteller ^ war es Regel , diese Einschaltung $o statt
finden zulassen, dafs der Februar in diesen Schaltjahren nur
23 Tage hatte, und dann der mensis intercalaris folgte, wel- ^
eher 27 oder 28 Tage erhielt. Ioelsh bemerkt, dafs diese Ein-
schaltung, nach einigen Aeufserungen der alten Schriftsteller
zu urtheilen , wohl manchen Unregelmafsigkeiten unterworfen /
seyn mochte ; sie hat aber für uns eine Merkwürdigkeit , weil
noch jetzt unser Schalttag nach dem 23* Februar eingeschoben
wird , und seit CAE8AJi*b Zeiten im Schaltjahre der 24. Februar
als Schalttag angesehen wird.
Obgleich aber durch diese Anordnung der gleichmäfsige
Fortgang d^ Jahre und ihr Zusammenstimmen mit dem Laufe
1 JOBtSR II. 39.
t Die loBLE» U. 57* anführL
Jahr. 660
in Sonne gesichert schien , so haben doch die Willkörlicbkei-
teo, die man sich, gewisser Feste und anderer Rücksichten haU
Wr, erlaubte,' die gröüsten Unordnungen hervorgebracht^, so
dals kurz vor Cabsah's Zeit die Kalenderfeste, die sich auf die
Emdte bezogen, nicht im Sommer, und die sich auf die Wein-*
kse bezogen, nicht im Herbste gefeiert ^ wurden ^. Julius
Cabsaü fand daher nöthig, die Schahjahre bequemer zu ordnen,
imd ihm verdanken wir die im JulLanischen Kalender angenom-
mene Anordnung der Schaltjahre. Um zuerst die bis zu seines
Zeit entstandene Abweichung des Kalenders von denjenigen
Zeitpnncten der Jahreszeiten , mit welchen gewisse Tage über-
einstimnren soUten, zu corrigiren, fand er nÖthig, dem 'Jahre
708 nach Erbauung Roms , oder 46 vor unserer Zeitrechnung,
obgleich es schon einen Schaltmonat am Ende des Februars ge-
habt hatte, noch zwei Schaltmonate von 67 Tagen zuzulegen,
so dafs dieses Jahr 445 Tage erhielt. Der Anfang des Jannars
war nämlich, nach Ioeleh^s Bestimmung, am 13* October des
rück^rärts fortgerechneten Julianischen Kalenders, und das Jahr
würde also, des regulären Schaltmonates ungeachtet, sich mit
dem 25. Julian. October geschlossen haben > aber die zwischen
November und December eingeschalteten 67 Tage brachten
den 1. Januar an den Ort, wohin er gehörte. Der Anfang des
Jahres sollte, wie sich aus der Berechnung zeigt,, wenn gleich
die Schriftsteller darüber schweigen, nicht allein um die Zeit
des kürzesten Tages, wie ehemals, fallen, sondern zugleich auch
mit dem Neumonde zusammen treffen; da die Rechnung näm-
lich den Neumond gerade als auf den so angeordneten 1. Januar
709 nach Erbauung Roms fallend ergiebt , so kann man daraus
am besten Caesak^s Absicht und den Grund, warum er nicht
den kürzesten Tag selbst zum Anfangstage des Jahres machte,
errathen.
Die Länge des Jahres ward jetzt für drei hinter einander
folgende Jahre auf 365 Tage gesetzt, das t^ierte Jahr, als Schalt»
iahr, erhielt einen Tag mehr, und nach Caesah^s Anordnung
sollte hiermit unausgesetzt durch jeden Zeitraum von 4 Jahren
fortgefahren werden. Dem Schalttage gab Gaesah die Stelle,
welche ehemals der Schaltnionat euinahm , nämlich zwischen
1 Ideles II. 99«
2 SnetoD« Caes. cap. 40L
670 Jahr.
dem7ten und 6ten antä Caiendaa* Mariias i und dies.er Tag
wurde als bissextus ante Calend€u Martias angegeben, dem der
ueptimus (xnte Calendas voranging ; so entstand der Name iÜäg
bUsextilU und annus bissextilis, der nach Idvler's Bemerkung
unrömisch ist , und erst später statt dies bisstxtus , annua 6m-
eexlus. vorkommt. Diese Stelle des Schalttages behielt Caesa&
darum bei , weil er überhaupt die Festtage , so weit es nur mög-
lich war, in ihrer Ordnung lassen wollte^ und daher den Schalt-
tag zwischen dieienigen Tage setzte, wo das Volk. ohnehin
scl^on eine Einschaltung gewohnt war« Auch di.e Zahl der Tage,
welche er jedem Monate in dem von da an verlängerten Jahre
beilegte , stand mit ähnlichen Rücksichten in Verbindung.
Die so von Julius Gaesaa angeordnete, von ihm theils
nach eignem Studium, theils auf des Sosioknes Rath gewählte
Einschaltungsmethode macht das Wesentliche des Julianischen
Kalenders aus, dessen man sich bei chronologischen Ver-
gleichungen , wegen der Einfachheit der Einschaltungen , gern
selbst auch fiir die Zeitpuncte bedient , die seiner Einfuhrung
vorausgehen.
DilB kurze Verwirrung, die nach CAESAK^s^Tode noch ein--
mal einrifs , weil die Priester nicht begriffen hatten , dafs vier
Viertel eines Tages erforderlich wären , um einen ganzen Tag
einzuschalten , sondern schon am Anfange jedes vierten Jahres,
das ist am Ende des dritten Jahres, den Schalttag einrückten^
ward von AuOustus bald bemerkt und gehoben, so dafs seit
dem Jahre 757 Roms (3 nach Christi Geburt) die Anwendung
des Julianischen l^enders keine Störung litt.
Diese Julianische Einsphaltungsmethocje würde das bür*
gerliche Jahr mit dem Sonnenjahre beständig einstimmig erhal-
^ ten, wenn das tropische Sonnen jähr 365 Tage 6 Stunden hielte ;
aber daran fehlen H Min. 10 See, welche in 129 Jahren fast
genau einen Tag ausmachen. Im Julianischen Kalender wurde
also in 129 Jahren ein Tag zu viel eingeschaltet, und es ent>*
femte sich daher das bürgerliche Jahr zwar langsam , aber doch
je mehr und mehr, von den Erscheinungen, mit welchen ge«
wisse Tage ehemals zusammengetroffen waren. - Man wurde
hierauf im fünfzehnten Jahrhundert aufmerksam, und Pbtads .
DE ALLiACOund NicoLAüS CusAVUS wünschteu eine Verbesse«
rung des Kalenders. Sixtüs IV. wollte eine solche Verbesse-*
rang durch den Astronomen Regiomovtakus veranstalten lassen,
J a li r. 671
Atmen Tod ab«r die Ansfuhrnng hindeite. Erst unter dem.
Piibete GAEBoa XIII. kam die Verbesseriing su Stande, wobei
des A1.018IUS Ltlius Vorschläge zum Grunde gelegt wurden«
Die Bulle yom 24* Februar 1581 bestimmte die neue An-
ordnung des Kalenders ,' die durch eine Schrift der vom Pabste
niedergesetzten Gommission : Canon$$ in GaUndOrium Grega*
rianum perpetuum, und durch eine Schrift des, mit zur ^Com«
Biisftion gehörenden, Clatius: Romani Calendarii a Gab*
eoKio XIII. pont. jnax. resiituti explicatio-, erläutert wurde.
Der Zweck dieser Verbesserung , die den Namen dk% Gr$goria»
nischen KalenderB erhalten hat, war ein doppelter, erstlich für
jenen Zeitpunct Mti Tag der Frühlings - Nachtgleiohe auf den
21. März 'zurückzuführen und dem Osterfeste (wovon im Art«
Kalender die Rede seyn wird ) seinen richtigen Platz anzuwei-
sen, zweitens . aber künftigen ähnlichen Abweichungen durch
eine neue Einschaltungsmethode vorzubeugen. Um den ersten
Zweck, so weit er hier betrachtet werden kann, zu erreichen,
sollten im October des Jahres 1582 zehn Tage weggelassen und
sogleich nach dem 4ten Oft. der l^te Oct. gezählt werden ; um
den zweiten zu erreichen, sollten in vier Jahrhunderten 3 Schalt-
tage ausgelassen 'Verden. Da nämlich das wahre Sonnenjahr
fast genau fordert, dafs in 129 Jahren ein Schalttag ausfalle,
oder dafs in 387 Jahren 3 Schalttage ausfallen , so wird diesem
genauen Werthe des Sonneojahrs auf die bequemste und von
der strengen Richtigkeit wenig abweichende Weise Genüge ge«
leistet, wenn man unter den Secularjahren , mit welchen sich
ein Jahrhundert schliefst, und welche nach der Julianischen
Begel sämmtlich Schaltjahre seyn sollten, Mir jedes vierte, näm- '
lieh 1600, 2000, 2400 und so ferner StJialtjakre seyn läfst,
den übrigen aber (nämlich den Jahren 1700, 1800» 1900, 2100y
2200, 2300 u. s. w.) keinen Schalttag zulegt. Dieses ist die
wichtige Anordnung, wodurch der Gregorianische Kalender
sogleich von Anfang um 10 Tage vom Julianischen abwich,
und sich in der Folge noch weiter von ihm entfernte. Vermöge
jener im October 1S82 weggelassenen zehii Tage traf nämlich
der Julianische 5« October mit dem Gregorianischen 15. Octo-
ber, der Julianisohe 1. Januar 1583 mit dem Gregorianischen
11. Januar zusammen. So blieb es bis zum Jahre 1700 ; da aber
der Julianische Kalender im Februar 1700 einen Schalttag hatte,
welcher im Gregorianischen Kalender fehlt, so war von da an der
672 ' Jahr.
Jaüanisdie Erste jedes Monats mit dem (kegorianischen Zwölf*
ten einerlei , bis zufu Februar 1800 9 seit welcher Zeit aus glei^
chem Grunde der erste Tag jedes Monats im Julianischen Ka^
I«nder mit dem dreizehnten Tage jedes Monats im Gregoriani->
sdien Kalender zusammentrifft. * .
Diese Einschaltung würde völlig genau seyn, wenn das
Sonnenjahr 363 Tage 5 Stunden 49' iT enthielte ; da es aber
ungefähr 22 Secjinden kürzer ist, oder nach Lalakue 24 Se-»
cunrden , so beträgt die Abweichung in 3600 bis 3900 Jahren
einen Tag , der in 36 bis 39 Jahrhunderten zu viel eingeschaltet
wird.
Wollte man blofs nach mathematischen Regeln , ohne auf
die Bequemlichkeit ftlr das bürgerliche Leben zu sehen , eine
. Einschaltung erfinden , so müfste man den Ueberschöfs des Sod-*
nenjahrs über 365 Tage durch einen continuirlichen Bruch aus-
drücken und die Näherungswerthe desselben aufsuchen. Jener
üeberschufs betragt nach Lalawdb 5 St. 48' 48" = 20928"^
und da 1 Tag =: 86400'^ ist , so erhält man jenen Bruch =
20928 109 t
ÖÖ400 450 4 +
7 +
3 +
Die Näherungswerthe sind : ^, das heifst man mufs jährlich
i Tag oder in 4 Jahren einen Tag einschalten; -3^, das heifst
e^ müssen in 29 Jahren nur 7 Tage eingeschaltet werden , der
Schalttag des 28sten Jahres mufs allemal bis zum 29sten Jahre
ausgesetzt werden ; al|er do wie ein Schalttag in 4 Jahren etwas
zuviel beträgt, so betragen-^ Schalttage in 29 Jahren etwas zu
wenig, und man erhält als dritten Nähern ngswerth 7V9 ^a& ist
in 33 Jahren sollen nur 8 Tage eingeschaltet, • nicht das 32ste
Jahr soll zum achten Schaltjahre erwählt werden , sondern das
33ste Jahr; der vierte Näherungswerth ist yVir» das. heifst in
.128 Jahren sollten nur 31 Schaltjahre seyn, statt dafs die Julia-
hische Regel 32 Schalttage giebt; der fünfte Näherungswerth
'At fordert 39 Schalttage in 161 Jahren, und so ferner.
Als eine Anwendung einer Einschaltungsmethode , die ge-
nauer als die Gregorianische sey, giebt Gatte aer die von dem
Sultan Dschelal - roDiir Melek -^ Scrah eingeßihrte an. Er
und seine Astronomen, unter welchen Omar Alcheijam ge-
J ah r. §73
mont wird , fanden nikniich , dafs man nicht alle 4 lahr« einen
Tig einschalten dürfe, sondern dkts die Einschatfnng zuweilen
mi <Us fan/te Jahr hinübertreten müsse. Es scheint daher 4i*
EiBricbfang statt gefundeif zu haben, dafs die Jahre 4, 8, 12,
16, 20, 24, 28, 33, 37, 41, 45, 49, 53, 57, 62 Schaltjahre
waren, wobei in 3487 Jahren um einen Tag gefehlt würde, statt
dafs die Gregorianische Anordnung'erst in 3600 Jahren um einen
Tag fehlt. Diese neue Jahrrechnung nahm mit demjenigen Jahr»
den Anfang, wo die Sonne ziemlich genau bei ihrem Aufgange
in den Widder eintrat, nämlich 1079 am 15« März des Juliani-^
sehen Kalenders , uild der Eintritt in den Widder sollte immer
auf den Anfang des Jahres fallen. Ein solches Jahr hätte, w^nnr
fortwährend die Anordnung beobachtet worden wäre, den Vor-
tag, dafs auch in den Zwischenjahren der Jahresanfang nie
von dem richtigen Phncte ab\Yiche, welches im Gregorianischen
Kalender allerdings der Fall ist, aber die minder bequeme Be«
Technung der Schaltjahre macht eine solche Einschaltungsme-
tbodedoch zum bürgerlichen Gebrauche weniger angemessen«
Nach der Absicht der Urheber dieser Jahresordnung sollten, wie
Ibeler erzählt, sogar die einzelnen Monate sich strenge an den
Lanf der Sonne binden ^ , es sollte nämlich der erste eines Mo-
nats derjenige Tag seyn , wo die Sonne in ein neues Zeichen
eintrat, und die Länge jedes Monats also durch astronomische'
Berechnung bestimmt werden; aber diese Anordnung scheint
nicht zur Ausführung gekommen zu seyn^ Dagegen versichert
MoNTUCLA ^, der vorzüglich aus Leo E.vriL^s Nachrichten ge-
schöpft hat, dafs bei den Indiern solche Monate von einer unbe-
stimmten , allemal erst astronomisch zu berechnenden , Anzahl
Tage statt fanden. Ihre Monate bestanden , wie er angiebt , aus
Tagen und Thcilen von Tagen , welche nach dem Zeitpuncte,
da die Sonne den dreifsigsten Grad des Zeichens vollendet, be-
stimmt werden. Die Rücksicht auf diesen genauen Anfang der
Monate sey ihnen darum wichtig , weil es viel darauf ankomme,
die Stunde zp. kennen , wo ein gliickllöher oder unglücklicher
Tag sich endiget oder anfängt.
Alles bisher Angeführte betraf das Schaltjahr, welches mit
dem bürgerlichen Sonnenjahre verbunden werden mufS| lun die-
1 IftELBE II. 526.
2 lliat. d. Math. I. 434.
074 Jabr.
ses mit dem Himmel in Uebereinitimmaiig zo Erhalten» iy»9
Mondenjahr führt zu andern Einschaltungen. '
Wenn das M ondenj^hr ds reines Mondenjahr in Gebrauch
ist, wie bei den Arabe/n und Türken, so ist von irgend eii^er
Einschaltung gar nicht die Rede. Der Mon^ fängt an , wenn
der Neumond zuerst gesehen wird , und zwölf solche Monate
heifsen ein Jahr , ohne dafs man sich um das Znsammentrefi^n
mit gewissen Stellungen der Sonne bekümmert. Idelcr macht
die sehr wahre Bemerkung ^ , dals bei Völkern in heifsen Ge-
genden , welche meistens Nachts mehr als am Tage thätig sind,
und durch keinen sehr auffallenden Wechsel der Jahreszeiten an
das Sonnenjahr erinnert werden, 2umal wenn sie als Nomaden
.keinen Landbau treibea^ ein solches^ blofs vom Mpnde abhän*
giges, Jahr sich gar wohl bilden^konnte , und dafs dieses wohl
4er Grund ist, warum wir es eindg bei den herumziehenden
Arabern finden, vou denen Mobaiuued es annahm und mit
seinen religiösen Festen in Verbindung setzte* Die jetzige Zeit-
rechnung der Mohammedaner rechnet diese Jahre voti Moham-*
»lEn's Flucht an, jedoch so, dafs nicht der Tag dieser Flucht
den Anfang des Jahres macht, sondern der 1. Moharrem, ob-^
gleich er 68 Tage vorher fiel, als Anfang des Jahres angenom-»
men ward , den man auf den 15. oder 16« Juli des Jahres 622
fallend findet 2* ^
Jene/ Monatsbestimmung , die vom Wahrnehmen des Neu-
monds abhängt, kann bei regelmäfsigen Angaben nicht gebraucht
werden, weshalb Alferoasi und Ulugh-Bcigh die Monate
abwechselnd zu 29 und 30 Tageu anrechnen« Aber ein solches
Alondenjahr von 354 Tagen ist gegen das wahre Mondenjahr 8
Stunden 48^ zu kurz, es müssen daher in 30 Jahren 1 1 Tage ein-
geschaltet werden, und dieses geschieht in den Jahren 2, 5) 7,
10, 13, 16, 18, 21, 24, 26, 29 des 30 jährigen Cyklus, näm-
lich in den Jahren, wo der Ueberachufs mehr als 12 Stunden be-
trägt. Hiernach lassen sich die Tafeln für die Anfangstage des
Türkischen Jahres beurtheilen , wie zum Beispiel Littruw sie
mittheilt K Dals der Nöujahrstag dieses Kalenders in etwa 33
1 iDBLBa II. 28,
2 Idblee giebt an, warnm jeder dieser beiden Tage als Anfang
diefe« Jahres kÖone angesehen werden. II. 486»
S Calendariographie. S. 149»
Jahr. 675
lahm aSe Jahreszeiten durch wandert, ISfst sich leicht über*
sebeo.
Eine ganz andere Einschaltung ist nötUg, .wenn man das
Mbndenjahr immer in naher Uebereinstimmong mit dem Wahren
Sonnenjahre erhalten will. Dann wird , weil dss Mondenjahr
um 11 Tage zu kurz ist, die öftere Einschaltung eines ganten
Mooats n((thig. Schon die Griechen , die filiher sich nach des
Wahrnehmnng des wieder erscheinenden Neumondes richtete»,
fiiUten das Bedürinif s , eine Reihe von Sonnenjahren aufzufin*
den, in denen eine Reihe ganz vollendeter Mondmonate enthaltea
waren, und sie fingen deshalb an, a^uerst ein Jahr i^ms andre,
s^er nach anderen ungenügenden Regeln dem aus zwölf Monden-
monaten bestehenden J^re noch einen Schaltmonat beizufügen*
Erst MzTOV und EuKTZMOir machten die selbst in unserm Ka-
leader noch berücksichtigte Bemerkung , dafs I9 Sonnenjahre
fcdnahe 6940 Tage enthalten , und daüs damit die Zeit von 235
synodischen Mond -Umläufen sehr genau übereinstimme, dafs-
dso in 19 Jahren im Ganzen 7 Schaltmonate Platz finden müb-
tm. Die Anordnung der dem zu Folge bestimmten Monate
wich von der früheren auch darin ab , dafs nicht mehr die Mo-
nate von 29 und Ton> 30 Tagen geradezu wechselten , sondern ^
unter den 235 Monaten nur 110 dreilsigtägige waren.' Wahr*-
scbeinlich machte Metov das dritte, fünfte, achte, eilfte, drei-v
zehnte , sechzehnte und neunzehnte Jahr zu Schaltjahren ^ , gab
aber dem Schaltmonate nicht immer 30 Tage, sondern bestimmte
seine Länge sowohl, als die Abwechselung der 30tägigen und
29tägigen Monate so, wie es der Uebereinstimmung mit dem
Himmel am gemäfsesten schien^«
Unter den Völkern, die jetzt noch ein mit dem Sonnenjahre
in Terbindang stehendes Mondenjahr anwenden, sind die Juden
uns am nächsten. Schon seit sehr alter Zeit haben sie nach Mon--
denjahren gerechnet, aber durch Einschaltung eines ganzen Mo-
nates setzten sie in der altern Zeit den Anfang ihres Jahres, der
damals auf den Anfang des jetzt Nisan genannten Monats fiel,
immer in die Zeit der anfangenden Eindte y so dals die Noth-
1 loZLEB I. SSU
2 Ja Hinsicbt aaf genauere Bestimmangen glaube ich auf iDKLcm
▼enreiscn zn dürfen, da eine Anleitung aar Kenotnits de« athenieosi-
tdien Kalenders nicht hierher 'gehört.
076 .Jahreszeiten.
«rendigkeft, «inonMcftaat einzuschalteDy vielleicht nach dernocH
nicht weit genug vorgerückten Reife der Gerste hestimmt wurde.
In 'der epfttern. Zeit ward eine bestimmtere Regel der Einechal—
tungen eingefiihrt und der Anfang des Jahres sechs Monate spä—
tejr» .nämlich mit dem. Anfange des Monats TUchri ^meiste^9 ia^
September) angenompiep. JQ^r Schahifaoqat wird aber nicht am
Ende des Jahres , sondetn gegen das ehemalige Ende desselben,
welches' sich mit dem Mopate Adar schlofs, jeingeschaltet ,. doch,
bemerkt Id«i.br, dab nicht der im Schaltjahre auf den Monat
Mcar folgende Feadar tis Schaltmonat anzusehen sey , sonderia
vielmehr jener erste AUar. Die Monate haben theils SOytheils
29 Tage , und zwar £ndet dieses in den regelmäfsigen Gemein-»
Jahren so statt, dafs 30 nnd 29 Tage- abwechselnd vorkommen^
ia den regeUnäfsigfjn, Schaltjahren kommt ein SOtägiger Schalt« '
Bfionat hinzu; aber um die me$glichste Uebereinstimmung mit
liem Monde zu erhalten, bekommt suweilen der Monat Mar^
thMvan (der zweite des Jahres) 30 Tage, wodurch das Jahr eia
überzähliges wird, und zuweilen wird dem KUUp ein Ts^g. ge-
nommen , wodurch es ein mangelitaftes wird. Das regeknäf^^
Gemeinjahr hat 354, das iiberi^ählige 355, das Mangelhafte 3ä3
Tage. Ip jedem Cyklus von 19 Jahren sind die Jahre .3} 6« %
11» 14, 17) 19 Schaltjahre, und man findet ^e Schaltjahrei
v^enn man. die jüdische Jahrzahi, die sie von Erschaffung der
Welt an gerechnet annehmen, mit 19 dividir^, wo pämlich
diejenigen Jahre Schaltjahre sind,^ welche die eben erwähnten
Keste lassen. Die Regeln , nach welchen die luigleiche Länge
der Gemeinjahre bestimmt wird , giebt Idslkr vollständig an^
da sie aber nicht eigentlich auf astronomischen Gründen beni-
^ hen , so %ty es mix erlaubt, sie liier zu übergehen^* J?;
Jahreszeiten.
Quatuor tempora anni ;Ie8 Saisons; the seasons.
Jahreszeiten heifsen diejenigen Abtheilungen des Jahres, welche
durch die ungleiche Tageslange , durch die Verschiedenheit von
Wärme und Kälte , durch bestimmte Ungleichheit der Witte-
rung, durch das Ausbrechen der Blätter oder ihr Abfallen und
1 IoBi.ma T. 548. BeaoATio: <or fierechoang aad Getchichte daa
Jttduchen Kalenders. Berlin 1817.
Jahrejseiten. 677
ikith aimlidbo UmstSnde bettknmt werden* Wir pflegen vier
Uveszeiten.aDXttiiehmeny deren Aofang iiiidEnd# eich aus dem
Stande der Sonne aetrononaiech bestimmen lasten , nnd von die--
leo werde ich zuerst handeln, dann aber die Ungleichbeiteni wel«
cbe in verschiedenen Gegenden der Erde statt finden , angeben.
Der Wechsel der Jahreszeiten hängt von der« ungleichen
BähB ab , welche dje Sonne über dem Horizonte desselben Or«-
tes in den verschiedenen Theilen des Jahres erreicht« Fiele die
Ebee des Aeqnators der Erde mit der Ebne ^er Erdbahn zusammen}
so wurde an einem bestimmten Orte der Erde die Sonne immer
eben gleichen täglichen Lauf am Himmel haben, und die Abwech-
sdnog von Sommer und Winter fiele dann weg» Aber die schein-
bare Bahn der Sonne am Himmel ist gegen den Aequator ge-
neigt, die Sonne befindet sich daher bald nördlich, bald südlich
Von demselben , erscheint den Bewohnern der nördlichen Hälfte
der Erde höher ül^r dem Horizonte und giebt ihnen einen län«;
geren Tag,, wenn sie nördlich v(An Aequator steht. Hiervon
bogt theils die Ungleichheit der Jshresze^en an demselben Orte,
theib die entgegengesetzte Beschaffenheit der Jahreszeiten aufdeis
beiden durch den Aequator der Erde getrennten HaIb)KUgeIn ak
Wenn die Sonne sich nach ihrer AnkunCt im Nachtgleichenpuncte
des Widders nördlich vom Aequator entfernt, so tritt fiir die
nördliche Hälfte der Erde eine gröfsere Mittagshöhe der Sonne
and ein längerer Tag ein , und dieses Höhersteigen , so wie die
Znnahme der Tageslänge dauert fort, bis die Sonne beim Ein*
trifte in den Krebs ihre grölste Entfernung vom Aequalor erreicht
hat; dann nehmen auf der nördlichen Halbkugel die Tage wie«
der ab und die Tageslänge ist der Länge der Nacht gleich, wena
die Sonne in der Waage den Aequator wieder erreicht* So ent-
steht der Frühling , während die Sonne vom Aequator bis zn ih*
ler höchsten Stellung, der Sommer, während sie von dieser bis
com Aequator fortrückt^ der Herbst dauert von diesem Zeitpuncte
btt zur tiefsten Stellung der Sonne und der Winter endlich vom
tiefsten Stancjpuncte der Sonne , bis sie höher steigend den Ae-
quator wieder erreicht Oafs unterdefs die südliche Halbkugel
kürzere Tage gehabt hat, während die Tage auf der nör41ichea
Halbkugel am längsten sind, erhellet leicht ; denn da die nördlich
vom Aequator stehenden Gestirne in den Gegenden der südli-*
«ben Halbkugel einen niedrigen Bogen am Himmel durchlaufen
mid nicht so lange, als die Sterne im Aequator, über dem Ho«
678 Jähre«2eiteiu
riconte verweSen, so ist dieses auch mä der Sbime der.Falli
i^enn sie nördlich vom Aequator steht; es Dinnint daher die Mit-
tagshöhe .der Sonne anf der südlichen Halbkugel ab^ wenn sie,
hei uns zunimmt , die Tage sind dort am kürzesten , wenn sie
^bei uns am längsten sind, nnd die Jahreszeiten geben dort ge-
.rade die entgegengesetzten Erscheinungen von denen, welche
^r zu eben der 2^it bei uns beobachten. ' Wenn wir also bei
•dem J^tritte der Sonne in den Nachtgleichenpunct des Widdeis
sagen, die Sonne sey in der Frühlingsnachtgleiche, so beziehen
wir dieses auf die nördliche HalbkugeL
Um zu übersehen , wie diese Ungleichheit bei der wahren
-Bewegung der Erde um die Sonne hervorgebracht wird, dacf
-man sich nur erinnern , dafs die Axe der Erde bei dem Umlaufe
nm die Sonne immerfort eine parallele gegen die Ebne derErd«
bahn geneigte Lage behält. Ist nun die Erde an der Seite der
-Sonne, wo sich unser Nordpolarstern beJindet, gegen welchen
hin der nördliche Theil derErdaxe gerichtet ist, so ist der Nord-
|>oi der Erde von der Sonne weggewendet, und wird nicht voa
der Sonne beschienen. Der Nordpol selbst und die ihm nahe
liegenden Gegenden kommen um diese Zeit, obgleich die Erde
sich um ihre Axe dreht, dennoch nie über dieLichrgrenze, wo
die Beleuchtung der Erde von der Sonne sich endigt, hinaus,
nnd haben daher längere Zeit Nacht ; die über 23i Gr. w^eit vom
Pole entfernten Gegenden der nördUchen Halbkugel treten zwar,
l>ei der Umdrehung der Erde , auf die Seite , welche Lacht voa
der Sonne empfängt , aber da der gröfsere Theil der nördlicheo
Halbkugel in der Nachtseite liegt, so verweilen jene nicht lange
in dem Räume , welcher dann Licht von der Sonne empfängt,
die Tage sind daher auf der nördlichen Halbkugel kurz und vor-
süglicli kurz in der Nähe der nördlichen kalten Zone. Dieses
ist der Fall, wenn die Sonne uns in den südlidisten Gestirnen
der Ekliptik erscheint, weil nämlicli dann die Erde, von der
Sonne aus gesehen , sich in den nördliclisten Gestirnen oder an
der Seite, wo der Nordpolarstern steht, befindet. Gelangt die
Erde in die Stellung , wo sie den Sonnenbewohnem 90 Grade
vom Nordpolarsterne und eben so weit von den Sternen steht, die
nnserm Südpole entsprechen , so befindet sieh die Sonne in der
Ebne des Erdäquators und erscheint auf beiden Erd polen im Ho*
risonte; die erhellet e Hälfte der Erde umfalst dann^den hadben
Aeqnator nnd jeden ParoUelkreis halb, daher verweilt, bei der
labresee^iten. 670
&olt6oo iet Erde in 24 Standen >eder Ort eben lo lange in der
T^ite, als in der Nachtseite, und es ist auf der ganzen Erde
Tag und Nacht gleich lang. Je weiter die Erde auf die Seite der
Sonne hinübergeht, die dem Nordpolarsteme gegenüber liegt,
desto tiefer tritt der Südpol der Erde in. ihre Nachtseite und de-
sto mehr entfernt sich der l^ordpol der Erde von der Nacht-
grense, tiefer in die* erhellete Hälfte eintretend;, die Sonne
steigt daher über dem Homonte des Nordpoles hQher , die ihm
nahe liegenden Gegenden haben fortwährend Tag, und da, je
mehr der Nordpol deSiErde sich, von der Nachtgrense entfernt,
desto mehr Gegenden in den erhellten Raum , welcher wahrend
der UrndTdinng* stets erleuchtet bleibt, gelangen, so nimmt
die Gegend , in welcher die Sonne nicht mehr untergeht, von
Tage zn Tage ku, bis die Erde den Punct ihrer Bahn ge*-
tadt dem Nordpolarsterne *) gegenüber erreicht hat , wo dann
; die Nachtgrenze allmälig wieder anfängt , sich dem Nordpole
[der Erde za nühern. Dafs unterdefs der Tag an jedem Orte
[der nt$rdlichen Halbkugel länger als die Nacht ist, und dals
diejenigen Orte, die dem Pole ziemlich nahe liegen, nur auf
Imxe Zeit in die Nachtseite eintreten, also kürzere Nächte lu^
1)en ,. als die dem Aeqoator näheren Orte , lälst sich leicht
ubmehen*
Diese Bestimmungen ergeben die Dauer der astronomischen
Jahreszeiten; die meteorologischen Jahreszeiten sind zwar an
diese geknüpft, aber doch manchen Ungleichheiten theils in
den einzelnen Jahren , theils an verschiedenen Orten unterwor-
fen« Was den regelmäfsigen Gang der Witterung in der nörd-
lichen gemäfsigteq Zone betrifft, so tritt der Frühling, so
fem wir darunter das Grünwerden der Bäume, das dauernde
Fortwähren angenehmer Witterung verstehen, bei uns erst ziem-
lich lange nach der Frühlingsnaciitgleiche und in den nördlichen
Gegenden noch später ein. Um nur etwas von dieser Verschie-
denheit mitzutheilen , setze ich hierher die Angabe der mittlem
Wärme jedes Monats für Petersburg , Mannheim • und Rom,
I worin sich die ungleichen Wechsel der Temperatur in südli-
chem und nördlichem Gegenden übersehen lassen»
*) Statt Nordpolarstern müfite ee eigentlich Nordpol heifteff;
ich ^ehalte indef«, nm Yerstandlicher an sejua, jenen Aüsdmck bei.
V. Bd. X X
680 Jahresa&eiteii.
'
Rom. Mannheim. . Peterabor^.
Janaar
6,6' R. : i .+ 0,7"R. . -*• 8,6'B.
Febraar
6,8 .... 2/) : . •#• 7,6
Mfin
8,6 ... . 3,9 . . •*-5,5
ApriL
11,1 .... 8,5 . . + 1,2
Mai
14,4 . . . . 12,5 ... 5,7
Juni
17,6 ... . 15,2 . . 11,5
JuU
19,6 . : 4- , iß,1 ' ' 14,1
August
19,7 16,0 . , 13,3
September 17,5 . . ... 13,2 . : 8,6
October
13,6 ... . 8,1 . . 2,-9
Novembei^
, 9,7 ... . 3,1 . . -i- 23.
December
74 . . • . 03 . » -^ 5,9
Die gröfste Kälte ist überall b«Jd nach dem Anfange dea JaHref,
die gröfste Warme zwischen dem 20« Jali andjS. August, ndd «w«r
in den nördlichen Gegenden am frühesten ; die mittlere Temperatür
des ganzen Jahres tritt ein nm den 20^ April und um den -20. Octo«
her. Aber obgleich dieser Gang der Warme ziemlich für die ganzen
.gemäfsigten Zonen gilt, so ist er doch nach der Lag« der Ojrte
•in der Mitte des festen Landes oder am Meere , auf Bergen oder
in der Ebne und nach andern Umständen sehr Verschieden., .
In der kalten Zone ist die Zunahme und Abnahme der
Wärme zwar der in der gemäfsigten Zone ähnlich, aber der
.Uebergang von einem heftigen und mehr gleichförmig kalten Win-
ter zur Sommerwärme erfolgt plötzlicher und auch im Herbste
sinkt bei Abnahme der Tageslänge die Wärme Schneller, als in
den nördlichen Theilen unsrer gemäfsigten Zone.
Auf die heibe Zone ist unsere £inlheilun<; der Jahreszeiten
gar nicht wohl anzuwenden. Die Tageslänge, die auf dem Ae->
quator selbst immer der Nacht gleich bleibt, ändert sich auch
in den wenig vom Aequator entfernten Gegenden nur unbedeu-
tend. Die Aenderungen der Wärme sind ebenfalls viel gerin-
ger als bei uns; die Bäume stehen niemals längere Zeit entlaubt,
sondern erhalten schon neue Blätter, während die alten Blätter
sich entfärben und abfallen, Bliithen und Bl-üchte aber sieht man
zu jeder Jahreszeit an den Bäumen ^. Was man in jenen Ge-
genden Winter nennt, ist die Regenzeit, und das ganze Jahr
theilt sich dort in zwei Jahreszeiten , die trockne Jahreszeit and
1 Yollmert Gemälde der TropenISnder« 8. 216.
Inflammabilien* ^1
ia^ Begensait. -Diese tritt indefi nidit dam» ein, wann d^
SoQDe aicfa am weitesten vom Zenitli entfernty tondern^ obgleich
«(? TOD Örtlichen Umstanden abhängt , meistens, dann , wenn^ia
^nqe das Zenitfa des Ortes erreicht« Nach voir Huxsqldt's
£naUung ist in den tropischen Gegenden nördlich vomAequAr
Joi vom December bis Febniai: der Himmel vollkommen heij^r
und der Ostnordostwind ununterbrochen« Gegen Anfang dasMär^
xeigen sichSpuicen von Feuchtigkeit in der Luft, es treten Windr
ftillen ein, und im April fängt die Regenzeit an« Diese ^Z^ei^
der Regen und Stürme tritt sehr nahe dann ein, wenn die Sonna
4as'2enith des O^es erreicht, und v. Humboldt suc^t.di^Ur-
^chen nachzuweisen, die diese Aenderung der Witstervng bef
wirken K Dab mit dieser Angabe die Regenzeit im i&itüen^
Africa, nördlich vom Aequator, und in Arabien , die Zeit daf
Nil-Ueberschwemmungen, die Regenzeit in Bengalen. Ts^sam-?
iiieotii£ft| lälst sieb aiu Reisebeschreibungen leicht nacbv^en«
I n f 1 a m m a b i 1 i e n«
Unter diesem Worte Versteht man bald sltmmtliche brenn«,
bare Stoffe, bald blofs- die nicht metallischen einfachen Stoffe,
die sich durch Brennbarkeit auszeichnen, Gw ' "
Inflexion des Liclites,
BengQ^g oder Diffraotion des Licli^
tes; Inßexio 8. diffractio luminia ; inflexion ou dlf*
fraclion de la lumiere; inßexion ordiffractionoflight*
Die Erscheinungen der Beugung des Lichtes aeigen sich am «
Rande des Schattens der Körper, indem theils Lichtstrahlen in-;
nerhalb des Raumes hingelangen, der ganz von Schatten bedeckt
seyn sollte, theils hejlere und farbige Streifen sich am äuüseren
Randa des Schattens zeigen. Diese Erscheinungen sindindels
za mannigfaltig und zu sehr zusammengesetzt , um kurz darge-
stellt zu werden'; es inag daher hier geniigen zu bemerken, jdals
eine Ablenkung der Lichtstrahlen von ihrem geraden Wege,^ wejl-;
che beim Vorübergehen an dem Rande fester Körper eintritt|
1 Anaales de Gh. -et PL 'TUT. p. 179.
Xx 2
683 Innexion des Lichte^
Beugimg iSes Lichtes Iieiftt« Um die mannigfaltigeii nnd tintev
verschiedenen Umständen sehr nngleicb sich darstellenden Er^
scheinungen der Beugung des^ Lichtes so vollständige als es die
Wichtigkeit des Phänomens fordert , kennen zu lernen, iüt es
vortheilfaaft, sie in der Ordnung , wie sie entdeckt sind, darzu-
stellen.' Ich werde daher die Bemühungen der einzelnen Phy«^
isiker meistens nach der Zeitfolge erzählen und ihre Meinungen
übet diese Erscheinungen mittheilen , indels mich zugleich he*-
muhen , bei der Verschiedenheit der Erscheinungen stets auf
den Cruhd dieser Verschiedenheit hinzudeuten«
Oaimaldi machte zuerst in der Mitte des 17. Jahrhandert*
Versuche^, Wodurch er zeigte, dafs Lichtstrahlen beim Vor«
{ibergehen an festen Körpern eine Beugung erleiden , und zwar
theils nach atiTsen , als ob der Lichtstrahl sich von dem KOrper
entferne, theils nach Innen, als ob er nach dem Innern des
Schattens hineingezogen werde. Er setzte nämlich schteale un-^
durchsichtige Körper dem in das dunkle Zimfher fallenden
Strahle aus, undfand^ ^^fs ihr auf weifsem Papiere üul^efangenex
Schatten breiter sey, als er nach dem geradlinigen Fortgänge der am
iland.e<^ vorbeigehenden Lichtstrahlen seyn sollte ; aber umgekehrt
fj^nd er auch, dafs der erleuchtete Raum, welchen der ins dunkle
Zimmer einfallende Strahl beschien, gröCser war, als, er nach d^
geometrischen Bestimmung fiir gerade Lichtstrahlen seyn sollte.
Er nannte diese Erscheinung Diffraction. Et beobachtete rich-
tig die Farbenränder , welche den Schatten eines schmalen Kör«
pers theils im Innern des Schattens , theils aufaeifaalb qmgeben.
Diese Versuche sind von späteren Beobachtern wiederholt und
mit andern in Verbindung gesetzt, und ich brauche daher hie-
bet nicht zu verweilen. Aber merkwürdig, und erst durch
neuere Beobachtungen als recht merkwürdig ins Licht gestellt,
ist eine Beobachtung GniiiiALDrs, die in folgendem Theorem '
dargestellt ist: Ein erleuchteter Körper kann dunkler werden,
wenn ein neues Licht zu dem ihn schon erleuchtenden hinzu*
komqoit. Die Beobachtung , die er zur Bestätigung dieses Satzes
anfiihrtj scheint mir zwar unvollkommen, aber die neuesten Beob-
achtungen werden zeigen, dafs die Behauptung richtig ist,
und sich weit vollkommener darthun läÜstf als es aus Gaimal-
1 Orimardi pkysico-oiatheiis de lamine, colonbna et iride; It^
hn dao. Bologna 1665«
luflexioo des Lichtes« (83
vf% Beobachtmig hervorgeht. Er liels sw«i Lichtstrahlen dardi
kMse OeflTnuDgen in das dunkle Zimmtr fallen , und fing si«
' ^aof, wo die erleuchteten Klreise, welche iie auf einer Ta£el
danteUten, in einander griffen. War nur eine der kleinen Oeff«
mugen frei , so bemerkte man, da(s der erleuchtete Kreis mitten
bdUcTy ab nach den Rändern erschien; waren beide Oeffnun«
g«B frei , so zeigte sich freilich derjenige Theil beider Kreise,
wo fie auf einander fielen , im Uebrigen stärker erleuchtet, abec
£e RandHnie jedes .Kreises war in diesem erhellten Räume ak
dnükler zu erkennen. Unstreitig empfing diese Gegend, die dem
^ Bande des einen Kreises , hineintretend in den andern, entsprach|
tben das Licht von der einen Oeffnung , die anderö mochte frei
ivyn oder nicht, und gewifs empfing sie auch von der andern
Oeffiiung hinzokommendes Licht , dennoch erschien sie minder
editUt, als die übrigen gegen den Rand hinliegenden nur durch
eineOeffnung erhellten Theile 4«r einen oder andern Kreisfläche«
GftiiULni sucht die Ursache hiervon in einer in dem Lichte ent«
itandenen Wellenbewegung oder Fluctuation, welche an den
Bindern der Oeffnung hexvorgebracht wird , und verm^e wel-
dwrdie so erschütterten Lichtstrahlen dem Auge des Beobachters
UoeB so lebhaften Sindruck bringen, als andre Lichtstrahlen "*}•
NiwTOv scheint nachGiiiMAi.ni der erste gewesen zu seyn^
«dcher diese Versuche wiederhiolte und in einigen Rücksichten
teDkommenev anstellte, doch aber nicht auf alles, was schon Gri«*
«iu» gesehen hatte, gehörig achtete. Nj^wto v liels durch eine
wk enge Oeffioiung einen Lichtstrahl in das dunkle Zimmer £sl-
Im and mais den Schatten ab, den dünne K(»rper hervorbrach«
teor, wenn sie diesem Lichtstrahle ausg^setat wurden; er fand
&ieD Schatten breiteiCi als er seyn sollte, indem zukn Beispid
ttt Henschenhaar, ungefähr rhr ^^ ^i^^ f 12 ^^ von der klei«
11^ Oeffnung aufgestellt, in 4 Zoll Entfernung hinter dem Haare
«nenSchatten ae ^ Zoll breit, 2 F. hinter dem Haare einenSchat^
teils: ^2oll breit, 10 Pub hinter dem Haare einen Schatten «l
M breit hervorbrachte. Er fand, dafs diese Schatten gleich
Bicit blieben, auch wenn das Haar im Wasser zwischen Glasplat«^
Ha s&gebracht war, und hieraus zog er den SchluCs, dafs es
aicht eine Brechung des Lichtes in der Luf^ sey, welehe diese
Veiindemng in 4er Richtung der lichtstrahlen heivoc bringe^
0 Tergl. Ann. de CK et Ph. X. 806.
684 InfUxion des Liehte«;
p. sondern ^mch efaieBengung werde das Licht in eine andre Ricli«
l^.tnng gebmcht« Er scMofs ans dem Umstände, dafs nach c, •
keine Strahlen zn gelangen schienen , dafs schon in einigem AIh^
Stande vom Haare a die Lichtstrahlen bc, de nicht nach c, #
kommen, wohin sie den gewöhnUchen Gesetzen gemäfs gelan^
gen sollteni sondern nach f, g zu gehend dem Schatten jene gre-
isere Breite geben. ^ Diese Beugung schien starker zu seyn. bei
nüher vorbei gehenden Strahlen, indem die Verbreiterung des
Schattens in der Nähe stärker war. Sie betrug nämlich in 4ZoIl
Entfernung ,V — ttv= tW ^öII j und hiernach hätte die ver-
grö(serte Breite in der sechsfachen Entfernung =s .ji^ Zoll , also
idie ganze Breite =s ^Vtr + Trirr =^ ^ ^^11 seyn miissen , si«
war aber nur ^ Zoll oder nur etwa halb so breit; sie hätte in
10 Fnfs Entfernung =« 30.^^ + tItt = ** +Ttir = IR^tt
seyn müssen , war aber nur = ^ =3 ,y^ Zoll ; dieses schien den
. Schlufs zn begründen I dafs die entferntem Strahlen hi, kl den
Raum f g zutn Theil erleuchteten , welchen die in m n den
Schatten begrenzenden Strahlen dunkel lassen wurden.
Die Schatten der so dem Lichte ausgesetzten Körper zeig-
ten drei Farbenränder, unter welchen der dem Schatten am
nächsten liegende am breitesten und lichtvollsten warJ Um di«
Farben dieser Ränder deutlicher zn sehen, wurde der Schatten
auf einem schief gegen die Richtung des Lichtsti^ahles aufgestellt
ten Papiere aufgefangen , und dann iiels sich wahrnehmen , dafs
der innere, dism Schatten nächste, Farbenrand an der inneren
Seite Violett und Dunkelblau, dann lichteres Blau', Grün, Gelb,
Roth zeigte ; der zweite hatte Blau an der inneren Seite, worauf
Gelb und Roth folgte , und eben so , nur noch schwächer , war
der dritte Rand gefärbt« Die Bläschen und Ritzchen , die sich
znfallig im Glase fanden, hatten eben solche Farbenränder um
)hre Schatten, und Nbwtov erklärt die farbigen Bogen, wel-
the man sieht, wenn man die Sonne durch eine nahe vor d«s
Auge gehaltene Feder ansieht , auf ähnliche Weise, indem die
auf die Netzhaut geworfenen Schatten eben solche FarbennLii^
der um sich haben.
Zn einer andern Reihe von Versuchen diente der schmde
Spalt zwischen zwei gerade geschliffenen Messerscharfen , die
entweder einander parallel, oder unter einem kleinen Winkel
gegen einander geneigt in dem durck eine enge Oe£fnung in
das dunkle Zimmer eingelassenen Lichtstrahle aufgefstellt wurden.
Inflexion de« Licfites. 685
Hier^^aren die Erscheinungen , die sich anf einer, das dnrcli
den Späh dnrehgelassene Licht äuffongenden , kbene zeigten^
ifeib' nach der Entfernnng dieser Ebene, theil^ nach defT grdfsem
oder geringem Weite des Spaltes verschieden. Fing man das
licht nicht allznweit hinter dem Spalte auf^ und war dieser
durch diepstfallel gehahenen Schärfen der Messer begrenzt , s^
atzten sich drei Farbenränder an jeder der Messen^chneideti
a» dem Rande des hellen Hanmes, die deutlicher und breiter
worden, so wie man den Spalt verengerte; bei weiterem Ver-
engern des Spaltes verschwand zuerst der äulsere Farben 8 treif,-
^ann der zweite, dann der innerste; und wenn man die alt-
mälige Verengerung fortsetzte , wobei der erleuchtete Raum si^h
Vreiier zeigte, so entstand in derMitte dieses erleuchteten Raumes
cbdmikler Schatten, welcher bei noch gröherer Verengerung
des Spaltes breiter wurde, und endlich den lichten Raum ver-
deckte.
i Wenn die beiden Messerschneiden , statt parallel zu seyn,
OBeii sehr kleinen Winkel von nicht v(dlig 2 Graden mit einan-
fo machten, so erhielt man auf ^iner nur etwa 1 Zoll von
^vm Spalte entÜsrnten Tafel eben die Farbenstreifen an >eder
iti beiden Messewehneiden , mit den Grenzen ihrer Schatten
pnallel; diese Streifen bildeten eben so grolse Winkel mit ein-
ander als der, welchen die Schneiden selbst mit einander mach-
ta, und gingen nicht über den Scheitel des Winkels hiaattS)
var aber die Tafel zum Autfangen des Lichtes in hinreichender
Entfernung aufgestellt, so- erstreckten sich die Farbenstreifen hy-
perbolisch in den Schatten hinein. Um diesen sch&nen Versueh
deotlich ztt übersehen mufs man sich auf einer mit den einan-
iei gegenübesstehenden Schneiden parallelen Ebene , auf wel«
eher das BiM mit seinen Farbenrändern auijgefangen werden soll,
die beiden geraden Linien gezeichnet denken , die bei geradem
FoVtgange der Lichtstrahlen die Grenzen der Schattens darstel-
len würden« ^£>a wo der Spalt noch ziemlic];i breit ist, sieht
aan diesen Raum erleuchtet und die drei Farbenränder liegen
i&Btthalb desselben parallel mit der Grenze des Schattens ; da
kiikgegen, wo der Spalt zu eng wird, um diese Farbenninder
noch zu fassen , durchschneiden sich die den entgegengesetzten
Sckarfen angehörigen Ränder and gehen in den entgegenger
setzten Schatten hinein, so dafs jeder der Farbenstreifen eine
Vp^bolische Krümmung erhält, deren Asymptote eine gerade
686 Inflexiou des Lichtes.
Linie ist, die durcli den Scheitel des dem gertdlinigea Fort*
gange der Lichtstrahlen gemäüii gezeichneten Winkek senfarecl^
gegen die Halbimngslinie dieses Winkels gezogen ist. Man.
▼ersteht den Ursprang dieser Hyperbeln am besten, wenn
man in eben der Entfernung, wo man ihr Entstehen bei einer
Neigung der Schneiden gegen einander beobachtet, die Beoh-
achtubg mit parallel gestellten Schneiden wiederholt und dsi
sieht 9 wie, bei sehr starker Annäherang der Schneiden, die
Farbenstreifen immer tiefer, aber nun parallel mit den Schneiden
bleibend, in den Schatten hineinriicken und einen hellen Raum
zwischen sich lassen. - Das was hier nach und nach bei engerem
Zusammenrücken geschieht, das stellt sich dort an den ungleich
nahen Theilen der Schneiden zugleich dar, indem die gegen den
Scheitel des Spaltel einander ungemein nahe liegenden Theile
der Schneiden ihre Farbenränder sehr weit entfernt, in den
Schatten hineingeriickt , neben, sich. haben«
Ich tbeilb hier die Messung Niwtoi's nicht mit, da ähn-
liche Messungen aus neuern Versuchen noch belehrender se jn
werden* Dagegen mufs ich noch den wichtigen Versuch er*
sählen, wo die Beugung des ungleich farbigen Lichtes unter«*
sucht ward. Der durch eine enge Oeffnung in das finstere Zim«*
mer eingelassene Lichtstrahl fiel auf ein Prisma, und der Kdr«
per, dessen Schatten und Farbenränder am Schatten man be«
obachten wollte, wurde einem bestimmten Farbenstrahle ausge«
•etzt» Dann waren die Farbenränder nur einfarbig, aber breiter
im rothen Lichtstrahle, schmäler im grünen und am schmälsten
im violetten Lichte.
Nkwtoh's Erklärung der Phänomene ist unvollkommen
und geht ungefähr dahin, dafs das Licht von seiner geraden
Bichtung abgelenkt wird, und deshalb in der Mitte des engen
Spaltes, bei gewissen Stellungen der Tafel, gar kein Licht ^urch«
zugehen scheint , weil nämlich das hier durchgegangene Licht,
abgelenkt nach beiden Seiten , nicht den mittlem Raum tnffV,
welchen es bei geradem Fortgange der Lichtstrahlen treffen
sollte. Er stellt über die Entfernung, in welcher die in jedem
der einzelnen Farbenstreifen kenntlich werdenden Lichtstrahlen
am Rande des festen Körpers vorbei gehen , nähere fietrachtun«»
gen an , und bemerkt vorzüglich , dafs die weniger brechbaren
Strahlen , die rothen nämlich , einer stärkern Beugung unter«
werfen sind , als die , welche brechbarer sind«
Inflexion des Lichte«. ^
Nach Newtov kt £»ftt im gan/en «ohtztfhQi«n Jahrlmiidert«
seil wenig {ur diese L^hre gescheheD. Djb L'Islx und Maaaldx
9l«0ten einige Versuche an, die hierher gehleren« Der erste
Jwb den Schatten einer runden Scheibe i die dem. ins dunkle
Zimmer eintretenden Lichtstrahle ausgesetzt war , auf eine
Ebene fallen und bemerkte den hellen Rand um den Schatten;
diesen verglich er mit dem bei totalen Sonnenfiostemissen um
den Mond gesehenen Binge K Makaxdi hing eine Kugel oder
änen Cylinder im freien Sonnenlichte auf, upd bestimmte die
Länge des Schattens , die er erheblich kürzer fand , als sie nach
der Gföfse des ^onnenSurchmessers , bei geradem Fortgange
der Lichtstrahlen , seyn sollte« Er bemerkte den helleoi Ring,
womit der Schatten sich umgeben zeigt , und die vermfinderte
Schwärze des Schattens durch gebeugte StraUen selbst in dem
Ranme, wohin nach den gewöhnlichen Regeln der Optik kein
Sonnenstrahl gelangen konnte* Andere Versuche, auch im dun-
keln Zimmer angestellt, will ich nicht erzählen, um nicht einer-«
Id Gegenstand öfter zu wiederholen ^.
ft' Gaatesajtds ' eignel den Körpern in der Nähe eine an-
sehende Kraft zu, in gröberer Ferne eine abstofsende, welche *
die Beugung der Lichtstrahlen in den Schatten hineinwäjts und
Tom Schatten abwärts hervorbringe. Er bediente sich eines In^
stmments, welches auch FLAuaiaGUBS undBiOT beiihroa Ver-
soeben anwendeten , welches nämlich so eingerichtet ist , dals
zwei Stahlplatten, entweder genau parallel, oder unter einem
kleinen Winkel gegen einander geneigt, einander genähert wer-
den können* Durch den so erhaltenen engen Spalt liels er den
in das dunkle Zimmer eingelassenen Lichtstrahl gehen und fand,
iaü der helle Raum, welcher sich zwischen den Schatten d^r
sehr genäherten Stahlplatten zeigte, zwar zuerst mit der Annä-
herung der Platten gegen einander abnahm, dafs aber, bei sehr
eng werdender Spalte , drei Farbenränder sichtbar wurden , und
bei noch mehr verminderter Weite des Spaltes der helle Raum
nch verbreiterte, die FarbenstreiCen aber, da sie, wie er sagt,
ans dem nach beiden Seiten angezognen Lichte entstehen , sich
seitwärts entfernen und einen dunkeln Raum zwischen sich lassen.
i }ä4m. de Paris 1715. p. 147.
S M^o. de Paris 1725; p. 111«
S FhysScea eleaienta p. 725«
688 In.fl«zioii dea Lichtes«
Diese? vergröbert sich nach s' GaAVBSA^rov's Meinung b^fgrO
Iserar Annäherung der Platten darum, weil die von der einen Pliat
angezogenen Strahlen in den AbatoCsungskreis der andern Plai
gelangen. Er beobachtete ferner, da£s die an beiden Seiten des]
hellen Zwischenrattmet erscheinenden hellen Linien oder Farben«-»
streifen durch jede: ein«elne der beiden Scharfen der Stahlplatt ettl
afificirt wurden ; denn eine zitternde Bewegung einer Platte bracfatel
die Farbetfränder an beiden Seiten in zitternde Bewegung. Auch^
er bemerkte, da£s nach Entstehung des dunklen Zwischenraumes -3
in der IVlitte bei noch gröfserer Verengerang des Spalts die in* \
nern SireUen zuerst verschwanden. sTjRAve8 4VDE stellte d^n
VersuQfh auch so an , dafs die beiden Stahlplatten nicht in einer«-
lei, auf den Lichtstrahl senkrechten, Ebne einander genähert
wurden , sondern dab die eine das Licht empfing und in einiger
Enlfertmng hinter jener die zweite so aufgestellt war, dafs das,
beim Vorbeigehen an der ersten Schärfe , gebeugte Licht sie traf
und aa. ihr vorbeiging. Hier wurden, nach s^ Okavcsanob^s
Ansicht , beim Vorbeigehen an der ersten Schärfe einige Strah«
)en angezogen, andere abgestoben, die ersteren, als in den
Schatten hinein gebeugt, wurden deutlicher sichtbar, die an«^
dern vermischten sicJi, so lange keine zweite Platte sie auffing,
mit dfm direct oder, ungebeugt einfallenden Lichte. Ad
der zweiten Schärfe verhält es sich eben so , So lange noch «in
hinreichend breiter Raum für die zwischen beiden durchgehen-»
den Lichtstrahlen offen bleibt. Wird aber die zweite Platte so
nahe herangerückt, dafs bloCs den Lichtstrahlen Raum bleibt,
welche der Wirkung der ersten Platte unterworfen gewesen wa^
ren , so bemerkt man bei sehr verengertem Zwischenräume , dafs
die Farbenstreif en an der Seite der zweiten Schärfe (die das Licht
später au£fängt) verschwinden^ wahrend die an der andern Seite
noch, bestehen.
Auch Mar AT ^ hat die hierher gehörigen Versuche mit ei^
nigen auf neue Weise angeordneten bereichert. Er bemerkt, dalj
das Licht, welches durch eine runde, kleine Oeffhung fällt, am
Rande heller, in der Mitte weniger hell erscheine, dafs man
aber auch, bei richtig gewählter Entfernung der Ebene, welche
das Licht auffängt , nachdem es durch eine enge runde Oefinung
1 Masat'« EotdeckoDfiea übor das Licht; über«» Toa Waigel«
Leipzig 1785. 8. 2. i. u. s. w.
InflexioQ des Lichte«. C99
gsgugen itt, in dem «rlencliteteo runden Raome nritteii cioeii^
lidtpfiDef ivrahniehive. Diese Verschiedeiiheit , ob ein stärke«
lesoder tcbwächeres Licht im Miltelpuncte erscheint, hängt won
dar fintfemong der erlenchteten Ebne ab* -o
BadvoRAM gab sich viele Mühe, bestimmte Gesetze für ei«*
; sige hierher gehOäge Phänomene aufzufinden^, indeüs sind doch
mrterseinen Versuchen, die zara Theil Wiederholungen der New-»
toa'schen waren , nur die von hinreichendex Wichtigkeit ,* um*
Ucr erwähnt .zu werden , welche die durch Reflexion entstehen««
deaFarbenbildev betrefiep» £r liefs im dunkeln Zimmer das Licht
anf ein« polirte Nadel fallen , und üng die bunten Sonnenbilder,
&.wir an solchen Körpern oft, als durch zurückgeworfene
Sinblen entstehend^ bemerken, auf einer Ebne auf. W^urde
& Nadel im prisi|iatischen Farbenbilde so gehakeh , dafs die
flinsslnen FarbeustraUen sie in verschiedenen Puneten, nach
der Lange der Nadel, trafen, so waren die Bilder, die jeder ein«*
sdne FarbenstfaU* machte, kenhtlich und getrennt, und es £and
ach das rafche Bild am breitesten , das violette am schmälsten,
Bö einem andern Versuche wurden die eingelassenen Strafaleti
doch ein Prisma in Farbenstrahlen zerstreut; diese wuvden durch
. eise Glaslinse aufgefangen, wo sie dann jenseits des Brennpun^
des wieder divei^iftcto; hier fielen sie auf ein zweites Prisma, da»
die. divergirenden Farbenstrahlen in einen weifsen Stsahl verei«
nigte, und- dieser weilse Strahl fiel endlich auf die Nadel, um die
farbigen Bilder durch Reflexion hervorzubringen. Ward dann
hioter dem ersten Prisma irgend ein Farbenstrahl durch einei^
Sdiinn aufgehalten und gehindert , die Linse zu erreichen , so
fehlte dieser in dem reflectiften Farbenbilde.
Baoügkai& scUielst ans diesen Experimenten, dafs hier die
]iiittl«ni Strahlen unter einem dem Einfallswinkel gleichen Win-«
kel, die rothen unter einem kleinern, die violetten unter einem
gidfsem Winkel refiectirt werden* £i< überzeugte sich, dals die
von jeder Farbe eileuohteten Bäume eben die verhältniJsmäfsige
Ausdehnung, vne im priematischeü Farbenbilde, haben. Eben-
derselbe bemeKkt, dals nur die spiegelnden Körper, welche auf
iber Oberfläche streifig sind, solche Büder geben; bei ebnen
Flächen aber zeigen sie sich nicht so leicht , als bei Flächen Von
sehr Ueifveo) Krtimqiungsha|bme)»sei:|. weil meisteu« dis zwei
1 PhiL^r. Ibr ITIW. p. 3«7.
890 Inflexion des JUichtea.
■
benächbttten in einander faUen und eine weibe Fatben
geben« Ana diesen bei der Zonickwerfnng entstriienden Farben!
dem eiUaxt er die sarten Farbenbilder, 'die wir so oft an Geg(
standen mit feinen Haaren sehen ^ wenn diese gehörig derSoi
ausgesetzt werden , o« s. w« '
Einige hierher gehörige Bemeikungen von ns Chavi.
nnd HsasCHBL ^, die gewisse Versuche Nswtom's betroffeaj
darf ich wohl übergehen , nnd eben so Johüah^s Versuche ^,
sie zwar in jener Zeit (1799) einigen Werth hatten, aber do(
zu dem Bekannten wenig hinzufugen , nnd manche seiner Ein*
würfe gegen Newtov nicht ganz richtig sind. Er legt zu visl
Werth anf die Bemerkung, dab das durch die engeOeffnung in
das dunkle Zimmer eindringende Licht dort durch Beugung
eine Divergenz eihalte. Seine Beobachtungn|i über die Schatten
schmaler Körper sind den von FLAVOBaouKs «DjgesteUten
ähnlich.
Der Zeitfolge nacfai würden hier Thomas Torao's Untersu-
chungen folgen müssen, da sie aber eine ganz neue Idee zar Spracke
brachten , die Flaugeroues , Biot und andern Physikern un-
bekannt blieb , so lasse ich zuerst die Untersuchungen folgeOf
die sich am nächsten an das Vorige anschlieben K Die Akade-
mie zu Mismes hatte im Jahre 1811 einen Preis anf die beste
Abhandlung über diesen Gegenstand gesetzt, den Flauoebgues
erhielt, nnd den Inhalt seiner Abhandlung mnis ich hier zu-
nächst mittheilen \
Man hange im vollen Sonnenlichte , nicht im finstem Zim-
mer, eine mit Rnb geschwärzte Kugel auf und lasse ihren Schatten
auf eine weiCie Tafel &llen, so zeigt sich der Schatten nngleicfay
ie nachdem man die weilse Tafel mehr oder minder entfernt
Steht die Tafel sehr nahe, so ist der gleichförmig dnnUe Schätz-
ten mit einem schmalen Halbschatten nnd dieser mit einem sehr
schmalen hellem Kreise umgeben; entfernt man sie, so wird
der Schatten kleiner , der Halbschatten wird breiter ^ und der
1 Mte. de Pacad. de Paris poor 1756. 156^ Phil« Tnasact tf^t
1807. $. 85.
8 6. xvni. 1.
S Unter den altern Uatersacbongen tckeiaen mir die von Mai-
ran (M<m. de Pari« 17S8. p. 5.), als blofte hypothetische EMiiuagett
enthaltend 9 wenig Werth zu haben.
4 Jonnal de Phjrriqne LXXY. 16L LXXTt 141. tfS.
Inflexion de» Lichtes. 091
MteKrrfs mrd bfritef nnd matter; bei einer Bntfenraitg von fi
KigeUiirchoieeseni wird die Mitte des Sohattent der Kngel, jgleick
OMmHalbsehettenf matt erlenchtet^ der Rand des Schattens a&er
Malt seine Scbwane; entfernt man die Kugel bia auf 104 oder
ms Kngeldarcbmesaer, so ist in der Mitte des Schattens diefir^
kttckaog so concentriit, dafs sie fast wie ein weifserPanctmit^
tniin dem schwarzen Schatten erscheint; bei noch grltfsererBn^
fasiiDg yersdiwindet der helle Punct und ein dttnkhr Punct
yM kenndich , der et^vra in der Entfernung von 107 Kogel^
dvrdnnesseni aobh Tersehwindet. Diese Entfernung, die sich
wk der scheinbaren GrObe der Sonne etwas ändert, ist diejenige,
beiiifelcher der Rand der Sonne vom Rand derKngel verdeckt wird.
DicsePhinomene bleiben dieselben, es mag der schattenwerfende
KOrpereine Kugel ^eyn, oder eine blofse Kreiescheibe. Wenn man
Italiener dichten Scheibe eine in derACtte durchbohrte anwen^
dct, so tritt eine doppelte Erscheinung ein ; an der Seite derOeil^
mag indet eiiie Beugung der Strahlen vom Rande abwärts nach
der Mitte %n und vom Rande einwärts gegen den Schattenring
n statt, und ebenso werden am Kaisern Rande der ^Scheibe
Slnhlen nach dem Innern des Schattens und Strahlen vom Schale
1« kinaoswärts abgelenkt; die in den heDen Raum in der Mifee
kiaein gebeugten machen einen hellen Punct auf darin der Mitte -
ctkeUtf n Fläche , und auf dem ringft^f migen Schatten bemerict
Bum in der Mitte mehr ErheÜang, umschlossen von sehwänern
Kreisen, FLAUGiaeuKS macht hierbei die Bemerkung, dafs def
Sdntten, indem man a}s seine Begrenxmag den schwareen Kreift
ifif Ange fabt, immer genau so grob ist, als es ohne Beugung
der Fall seyn w#rde, imd dafs dar Schatten sich da endigt, wo
der Halbmesser der Scheibe mit dem Abstände der l'afel divi-
dirt gleich wird der Tangente des halben Sennendnrchmessers,
pxa so , wie es dem gw«den Fortgange der Lichtstrahlen ge-
aus ist; aber obgleich diese richtige Gren2e des Schattens kennt«
Kch bleibt, so ist doch das Innere de$ Schattens durch gebeugte
StftUen erhellet. Eine andere Reihe von Versuchen zeigt, dab
die Oberfläche und die innere Beschaffenheit der Ktfrper keinen
Unterschied machen , indem polirte und matt geschliffene Me-
talle, Kugeln von Holz, Metall oder Harzen, Scheiben voi>
I ^mchiedeuen Metallen und Tropfen Quecksilber oder Dinte^
' zachen Gläsern platt gedrückt, gleiche Erscheinungen gebeik
j ^,B *o gleich blieben die Erscheinungen , wenn man Metall<<>
68) Zniliexioii de« Lichtea.
s^hfiil^en swisdMn ebntf Glaspkttcnlegto nni sie hM not Lmkf
ib«ld mit Wasser, bald xnitWeidgeistumgebeii beobachtete« Auch
luvgleiebe Temperatur hatte keinen Einflnfs} SoodLern kalte ßiamiv»
kogela und Sisebkugeln bis anim Glühen eriiil2t zeigten glei^
4]he Erscheinungen des Schattens, wenn man nur bei den letzta-
jren den Lufuug, welehen heibe K(5rper b^Mnntlieh neben sich
veranlassen , durcli Versobliefsen in Gbsge&fee hinderte«
. , , Den JUnfiuCs » welcbAn ; das: Jlnnähern «^ine» )zweiten acbat-
tenwarfenden Körpers hat^ eeigt Ki^ivastembi /auf iölge«|de
Weite;. Wenn die hinteii det JSugel avfgestellte weifse Fjäoh«
so entfernt ist, dafs der Schatten in d«r Mkte erhellet und Aur
von einem dunkeln Rande, umgeben eirsi^heinty^^ so bringe man
einen, andern dunkeln Körper näher bei der den Schatten anf«*
jEang^nden Ebne in den Schattenkegel , und^ dieser wirft einea
jehr kenntlichen Schatten auf jenen Schatten; isti«abet dieser
^iVieite dunkle Klbrper mehr als einige Zolle von der Eben« ent*
lernt;, so ist der Schatten nicht mebt kenntlich. Wenn man
das Auge, selbst (am besten gedeckt dtxeh ein .Venlunkelung»*
glas; «m den^Glans zu ertragen) in den Solüattenkegel hinter
der Kugel bringt , so. sieht man diese von einem leuchtenden
Hinge .umgeben , der immer glänzender wird , }e mehr das Ange
eiotdcir Spitte des Schettenkegels näheit Dieses Ton» Rande
der Kugel in den Schatten 'hereingebeugte .Licht ist auch die
Ursache, das* SdiattenS| den man von einem zweite* Körper, gt^
' Worten Mehl , obgleich er im Schatten des eisten ist *)• Wenn
man im Schattonkegel das. Auge so bewjpgt» da£i es der Grenze
des Schattenkegels nahel kommt ^ so sieht man den Rand der
Kugel da 9 Wo der »Sonnenrand zu erscheinen' i*i Begriff ist, ah-
Flg. geplattet, v/^elches dahet kommt, weU die gebeugten Stralilen in
1^- einer Richtung, wie AB, zum Auge kommet und daher dem A»ge
inB, wenn es sich in der Spitze des Kegels der gebeugten
Strahlen befindet, den Sonnenrand nach der Richtung BA zu
suchen Veranlassung geben ; ruckt das- Auge nach C oder c , so
siebtes den wahren Somienrand nach CA und es ist so, «Is
ob der Rand der Kjigel ungefähr nach D zkiriickgerückt wäre,
*) Hiergegen findet indefs ron Göthe'« Einwarf statt, dals man
iii(^t immer auf das von den Seiten her eiafaUende, vom hellen I)im-
mel herkommende Licht gcaag Rücksicht genommen habe ; nud in
der That raaoht dieftea alle im freien Sonnenlicfate angeatelltd Yersn*
che weniger brauchbar«
Inflexion de« Lichteii 003
. odtf ilsoB an der Stell«» wo det ,wahr# Söntenrind IiMrrotlritr,
ifft Halbmesaei der Kogel veriniBd«it wäre». Eine ähnliche Er-*
tcheiimiig zeigt sieb auch » .wenn mao nach biaem KenMnIichte
oder aoüem helleo Gegenstände am Rande «ioeactonkelnK/^fpexa
UaUickt.
Im dunkeln Zimaal^ triederholle FiiA'volciiftVita die ▼(»
NiWTOjr und anderi) angoitsUtenVevnebe'y. zeigt adbergenaüex
! dsdiefruharn Beobachter, wie die EgsAetrtUgen .aicbünden»»
wott'der schatteniwecfemU' Körper «ehx ecbmsJl ist. tinß mit
! Bah geedbwarzte Heaiingi^te .wanl,.de«t. Sonnenstrahk im
: 'oak#b Zinmez ausgesatsl: pa4 Uejr &ttd ^i>b.nttn.»dec<eigent««
\ Kdie Scbatten so breit, «b ex'naoh deft'G^seitseb des gee4dlini#r
' gtiiFortgapges deii Lich^atraUesi seyn vuifste, aber eo jedev
&itßbiglatet(Von dreijadte viei: Farbenstreifen) die dem Bande
i« Schattens parallel aind* Diese helleren »Streifen, .haben Faiw
beoiäame, und zw^ alle^^dae Blau ge^n den Schatten hin, des
, Gdb ofid Roth am aniexn Hände » abev- disise Farben mit abneh-'
ninderliebhaftigkeit beim zweiten, dritten Yind vierten Streifen^
vdfihe oamliich weither von der Grenze des. Schattens entfernt
äod. Die hellen mit Farbensäamen versehenen Streifian sind
I üiier Mitte ^eifs und üofctvoUer^ als das jnbrige direpte Sonnen«»
' ^H fangt, man das licht anC einer hintseiehead sdhief g^nei|^
I ^ Tafel auf, so erkennt man in dem Weifs die ganze Farben«
Uge, .Wenn die den Schatten auffang^dsi. Tafel nahe hintef
^r Platte stand,, so war dar Schatten scbari abgeschnitten, abet
^giöfserer Entferntiog erhelken sich die Bänder des' Schatten«
ösd wurden einem Halbschatten ahnlich; bei erheblich grofs^
Bveite der Platte enaichte diese ErhellUk^ disr Biändeir noch nicht
4»Mm^
Wurde der einfallende Strahl durch ein Prisma in Farben«*
.itrahleD zerlegt». und ^ ein S.Linien breites Kupferblech in diese
Parbeostrahlen gehalten , . ao zeigten sich eben&Us drei dem
^de des Schattens parallele Streifen 9 ebenso gefärbt, wie das
anf&llende Licht es forderte, aber mit lebhafterer Färbung, als
'äeiRaum, wo die durch das Prisma gehenden Strahlen nnge«
<ündeit auf&elen. Wenn der Rand des Schattens die ungleichen
Farbenstrahlen, die vom Prisma ausgingen, durchschnitt, ao
«f^t&rnten sich die im rothen Theile des prismatischen Farfaen-
oMti erscheinenden Streifen etwas mehr,. als die violetten, vom
^de des Schattens« Die Beugung wirkt also» wie -schon
694 Xnflexion de« Lichtes.
Kki9VCB es bemetkt Hatte, stitrker auf 4ierotfaenStniUeii| all anf
die yicletteii; aber dirWiederholang derselben Farben, in den
dreifachen und selbst mehrfachen Rändern, seigt, dab hier
nicht eine stetige Wirkung statt £ndet, sondern da(s diese in
gewissen Abständen sich ändert und in grdtseren Abständen
t^^itfder eintritt, und sioK 'also iii Hinsieht auf diese Wiederho«
holungen (wie Fcauokaouss .bemedct) den NewUmschegi
uihmmnMungen ähnlich Jteigti
*'• ' Bei einem schmalen schatteawedfenden Körper' "v^area
nicht bloCi jene Streifen an dem äulsern Rande der Schaf«
tens, sondern der Schatten selbst war seiner ganzen Laagn
nach in parallele farlnge Streifen getheilt« Hatte ein solcher
schmaler Körper, etwa ^ Linie breit, die Form- eines rechten
Winkels oder eines gro&en Griechischen Gamma (P), so
durchschnittefi sich dieäulsem Farbenstreifen an der Seite , \ro
der Winkel von 90 Graden lag , an der andern Seite umgeben
sie gekrümmt die Ecke des Schattens, der selbst ebenso wie
ein schmaler, gerader Körper in farbige Streifen getheik "war;
dabei zeigten sich an dieser Ecke dunkle Qoerstreifen^ welche
die hellen Ränder durchschnitten«
Um die Verschiadenheit der Erscheinungen bei einem 1»^
teren und einem schmaleren Körper zu zeigen, wandte Fjla0«>
GKiiouBS eine Platte an, welche die Gestalt eines gleichschenk*
ligen Dreieckes hatte; die Grondlinie war ss 1"', 269 die
Höhe't=s 8"'% 50; das Dreieck ward vertical mit der Spitse
Mch oben aufgestellt, 4 Fufs von der Oeffnung im Laden , die
weifse Ebene stand 4 bis 5 Fufs hinter jener. Hier zeigte sich
an dem breiteren Theile , gegen die Basis zu , blofs einige Er«-
hellung innerhalb der Ränder des Schattens und colorirte Strei*
fen aufserhalb. Da wo der Schatten schmäler wird , zeigen sich
im Innern des Schattens an jeder Seite drei dunkle Streifen , die
gegen die Spitze hin divergirend und immer lebhafter werden ;
Weiter gegen die Spitze laufen die hellen Streifen in einander,
so dafs der Schatten hier ganz verschwindet, ganz mit dem
Lichte der gebeugten Strahlen bedeckt ist. FLAUGsaouzs zieht
aus seiner Abmessung den Schluls, dals ein 0,7 Linien breiter
Körper in jener Entfernung gar keinen eigentlichen Schatten mehr
wirft , und fuhrt einen eigenen Namen : Poikilogramm ( poici«»
logramme, &rbiger Fleck) ein, um diesen Raum eigenthümlich
SU bezeichnen. Dieses Poikilogramm nannten GiiiMALni nnd*
Inflexion des Lichten« / ^ 095
HiWTOV Schatten 9 und fo fem hatten sie Recht, von* einem
Breitiiwerden cles Schattens tu reden« Eine Nadel giebt statt
des Schattens einen gelben Streif en, begrenzt Von zwei dunklem
liDieo. Damit diese Erscheinung entstehe, mnfs der Ktfrper
sehr schmal seyn und beide Ränder zugleich einwirken kennen.
Biisgt man an .einer Stelle eines so schmalen Körpers an der
einen Seite ein angeklebtes Stück Papier oder eine andere schatten-
weifende Materie an , so erhält man sogleich einen ordentlichen
Schatten, und statt dafs der Rand des Poikilogramm's gerade
VfWy ist nun der Rand des Schattens an der Stelle, welche den
sogeklebten Stücke an der andern Seite entspricht , eingebogen,
nicht mehr geradlinig zusammentreffend mit der Grenze der
«BToUkommenen Beschattung des schmalen Theils. Die Stiei-
feo, die im Innern des bunten Halbschattens ( Poikilogramm's )
CQtitehen , scl^einen in der Nähe des breiteren Stückes sich ein-
wärts zu beugen. Hieraus folgt also, dafs die Einwirkung eines
sähe hegenden zweiten Randes oder der an einem zweiten
Bande vorbeigehenden Strahlen nöthig ist , um die Farbenzev-
«teonng bei der Beugung hervorzubringen, statt dab eine blofiM
Hineinbeugung aller Strahlen , eine matte ErheUung des Scha^-
tens in seinem Rande, statt findet, wenn bei einer breiten Platte
nv ein Rand einwirkt. Diese zur Hervorbxingung der Fat«
Wtreifeo nothwendige Einwirkung eines zweiten Randes, an
wdchem die Strahlen hinstreifen , zeigt sich noch auf eine an-
^e Art Haf man nämlich eine nicht sehr schmale Platte auf-
gestellt, bringt aber hinter dieser den Rand einer zweiten
Platte, parallel dem Rande der erstem, so gegen die Grenze
des Schattens heran, dafs die zweite innerhalb des von des
entern geworfenen. Schattens in die gebeugten Strahlen- ein-
tritt, so bemerkt man, dab aus den, bis dahin blols den Schatten
etwas erhellenden , Strahlen alsdann farbige Streifen hervorge-
hen, die also aus einer neuen Beugung und Zerlegung in Far-
henstrahlen an der zweiten Platte entstehen. Flau^IKROUKS
gUnbt hieraus schliefsen zu dürfen , dals man zwei Krüfte an^
n^men müsse, eine anziehende, wodurch die Strahlen in den
Schatten hinein gebeugt werden und welche auf alle Farben*-
strahlen gleichmafsig wirke, also blofs matte Eileuchtung ohne
Farben hervorbringe ; eine zweite repulsive , durch welche die
Stnhlen sich von dem eigentlichen Schatten entfernen, tind
Wehe, stärker wirkend auf die am wenigsten brechbaren Stralb-
V. Bd, Yy
' 696 Inflexion des Lichtes,
len, die Farbenriinder hervorbringe, zngleich aber, als nicht
stetig >Tirkend, sondern in gewissen Entfernungen zu und wieder
abnehmend, die Wiederholungen der Farben hervorbringe ; eine
Erklärung, die. schwerlich als genügend angesehen werden kann,
^o wie der letzte Versuch dienen sollte zu zeigen, Mrie die
Erscheinungen sich ändern, wenn der schattenwerfende Kör-
per sehr schmal ist, so sollten die folgenden Versuche den Ein-
ÜvS» einer zweiten dunkeln Platte zeigen , wenn der Spalt zwi-«
sehen beiden sehr eng ist. Es ward hierzu eine Vorrichtung
mit zwei Stahlplatten , die in gerade geschliffene Schärfen sich
endigten , angewandt. Diese Stahlplatten lassen sich vermittelst
einer feinen Schraube einander so nähern , dals der Spalt zwi-
-schen beiden sehr eng wird , und dabei kann man ihnen entwe-
,der die parallele Stellung lassen, oder auch der einen Platte mit
• Hülfe einer andern Schraube eine kleine Drehung geben , damit
: die Schärfe dieser Platte mit der Schärfe der andern einen klei-
.nen Winkel mache. Diese beiden feinen Schärfen geben, wenn
-man sie parallel an einander bringt , Schatten , zwischen denen
•der durch die Sonnenstrahlen noch erleuchtete parallelogrammi-
sche Raum übrig bleibt , und die Grenzen der beiden Schatten
sind nach aufsen, das heilst, in das Innere des. hellen Raumes
hinein,. mit Farbenstreifen umgeben. Rücken die Platten ' all-
mälig immer näher , so nähern sich jene Streifen einander und
gehen bei noch grOfserer Nähe üb^r einander hin, ohne sich za
vermischen , ja selbst in den entgegengesetzten Schatten gehen
•diese Farbenstreifen hinein und man sieht sie, mit dem Blau
zunächst am Schatten, mit dem Roth am meisten davon entfernt,
deutlich in beide Schatten eingerückt Wenn die Schärfen bis
4iu£ etwa ^ Zoll einander nahe gekonimen sind , so sieht man
^ allmälig in beide Schatten ein weifses licht sic}i verbreiten. Bei
noch gröfserer Annäherung fährt zwar zuerst noch die Breite des
-. ^jleuchteten Parallelogrammes fort abzunehmen; aber bei der
151, Entfernung = ^ Lin. hat es seine geringste Breite erreicht, und
4er erhellete Raum wird breiter, wenn die Schärfen noch mehr
gegen einander zu rücken; bei ^V i^i°* Abstand fängt in der
J^tte eine dunkle Linie an sichtbar zu werden. Sind die Schär-
fen gegen einander geneigt, so sieht man zuerst eine dreieckige^
erhellte Fläche mit den oft erwähnten Rändern an der Aufsen-
seite jedes Schattens, die sich da, wo die Platten schon einander
nahe kommen, durchkreuzen» Da sie unter sehr spitzem
I^nflexion des Lichtes. 697
^lokel einander begegnen, so entsteht an der Spitze ein dunk-
ler Zwischenraum in der Mitte, Die hyperbolische Form der
Streifen, die auchFLAuÖERGUES ausgemessen hat, will ich hier
nicht noch einmal beschreiben^ da sie mit Newton's Angaben
übereinstimmen. .
Nach ähnlichen Gesetzen , wie hier die Streifen sich erwei-
tem, ändern sich auch die Erscheinungen, welche durch die
Sonnenstrahlen hervorgebracht werden, die 'durch enge Ldcher
gehen. Läfst man dem Loche eine Weite von 3 bis 4 Lin,, so
ist det helle Krei^ mit Farbenringen umgeben ; wählt man L(5«
eher von kleinerem Halbmesser, so gehen «diese Farbenrioge im-
aermehr nach der Mitte zu; bei noch engern Löchern ver6ini-
gen sie sich in der Mitte, und so wie man allmelig immer engere
Löcher wählt, treteo sie wieder aus der Mitte hervor, und ge-
hen endlich in den Schatten über, statt dafs sie bei nicht so en--
gen Löchern im Hellen erscheinen. Hierbei wird ein immer
gleicher Abstand der das Bild autfaiigenden Tafel vorausgesetzt.
Dieses ist der Inhalt der Abhandlung von Fl^^ugeroues,
im ich, weil seine Versuche sich so leicht nachmachen lassen
nnd so viel belehrende Mannigfa^igkeit darbieten , etwas ge-
nauer angegeben habe.
Was vov GöTHB über die Beugung sagt^, fiigt zu dem
Bisherigen nur wenig Neues hinzu. Seine Versuche «ind mei-
stens nur Wiederholungen der schon bekannten, und obgleich die
Bemerkung , dafs man auf das Ausgehen von Lichtstrahlen von
dem die Sonne umgebenden hellen Himmel Rücksicht nehmen
nols, wahr ist, so erklärt doch weder diese Bemerkung, noch
das Hervorbringen der Doppelschatten durch zwei Lichter die
mehrfachen Farbenringe^ und im ünstem Zimmer verliert jene
Bemerkung ganz ihren Werth« Dafs die farbigen Sonn^nbildez
tn Metallsaiten , an Spinn enfäden n. s. w. hiej^her gehören ^ hat
vos GöTBE richtig bemerkt. Ich werde auf diese Erscheinungen
später zurückkoaunen«
Zu den wichtigem Beobachtungen , die zu einer wahren Er-
weiterung des Vorigen dienen, gehören dagegen* Biqt'b Versu-
che, die er mitPouiLLET vereinigt austeilte^. BiOT fängt seine
Betrachtungen mit einer Bemerkung an, die hier einen Platz fin-
1 Farbeulehre t 161.
^ Bio- Tratte deph^s- IT» p- 74S.
Yy 2
698 Inflexion des Lichtest»
den mag, Mreil sie zugleich angiebt, wie wenig im finstem Zim-
mer der Halbschatten das Entstehen der Beugungsphänomene er-
klärt. Wenn ipan in das dunkle Zimmer das Licht durch eine
Oefifnung von 1 Lin. Durchmesser einläfst, und in 10 oder 12
Fufs Entfernung eine Platte mit einer sehr kleinen Oeffnung,
etwa einem blofsen Nadelstiche , aufstellt , so ist der ganze an{
diese letztere OefTnung fallende Strahlenkegel so schmal und zu-
gleich so bestimmt, dafs man seine dem geradlinigen Fortgänge
d^s Lichtes entsprechenden Grenzen ganz genau angeben kann;
der erleuchtete Kreis aber, den das durch diese Oeffnung ge-
hende Licht auf einer dahinter gehaltenen Tafel darstellt, ist grö-
fser , als es diese Bestimmung erlaubt. Dafs aber diese Aende-
. rang in der Richtung der Lichtstrahlen bei dem Durchgänge
durch die kleine OefTnung selbst statt findet, erkennt man theils
daran, dafs die Farbenränder, die sich in bedeutendem Abstände
hinter der OefTnung yergröfsert zeigen , schon gleich hinter der
OefTnung und zwar so verkleinert, wie es dem Ausgehen der
Lichtstrahlen von der OefTnung gemäls ist , sich zeigen , theils
erkennt man es an den Farbenringen , mit welchen man , beim
Hindurchsehen durch diese kleine Oefihung, die gröfsere Oeff-
' üinng umgeben sieht.
« Einen Hauptgegenstand von Biot's und Pouillkt's Un-
tersnchuDgen machten die Abmessungen der Farbenränder, so
wie sie bei verschiedenffurbigem Lichte erscheinen , aus. Nach-
dem sie die Versuche , die ich als von Flaugeroues schon an-
gestellt erzälilt habe , gleichfalls angestellt hatten^ wo zwei feine
gescfaMte Stahlplatten nahe an einander gerückt wurden , und
wobei sich dann die verschiedenen Erscheinungen den unglei-
chen Abständen gemafs darstellten, gingen sie zu folgenden
Versuchen über, die ich umständlich mittheifen mufs«
Der Sonnenstrahl wurde in das finstre Zimmer durch eine
Oe£fnang von nur 1 Millimeter Durchmesser eingelassen , durch
ein in diesen Lichtstrahl gestelltes Prisma wurde das Licht in
Farbensirahlen zerlegt und ein Farbenstrahl nach dem andern
auf jenen engen Spalt des Instruments geworfen , an dessen fei-
nen Schärfen die Beugung statt finden sollte ; die durch diesen
Spalt gegangenen Lichtstrahlen wurden auf einer an der Hinter*
p. Seite matt geschliffenen Glasscheibe in grolser Entfernung aufge-
152« fangen. Die Farbenstreifen, welche so entstanden, und die hier
einfarbig, der Farbe des auffallenden Lichtes gemäls , erschie»
Inflexion des Liohtet. 099
mn, waren durch vollkommen schwarze ZwischeitrSume ge* *
traiiit, und man sah eine grofse Zahl solcher Streifen an beiden
Sdren des Mittelstreifes, indem das matt geschliiFene Glas sie
flBgemein gut '«wahrzunehmen erlaubte, Ihr Licht nahm mit der
Entfernung von der Mitte ab, so dafs die letzten immer minder
ieutlich wurden« Jeder einzelne dieser hellen Farbenstreifen er**
•chien gleich breit und ebenso auch jeder der dunkeln Streifen, nur
wenn die zum Einlassen des Lichtes bestimmte OefTnung erheb-
lich erweitert wurde , nahmeh die schwarzen Streifen , wegen
eines dann mehr ausgebreiteten Lichtkegels und Halbschattens,
ab, aber die Mitte jedes Streifens blieb, bei Anwendung des-
Klben Farbenstrahles , genau an derselben Stelle. Die Abstand«
lex einzelnen Streifen von der Mitte wurden abgemessen und zMrar
bd jeder Farbe anders, aber doch immer so gefunden, dafsder Ab-
sUnd des zweiten dunkeln Streifes von der Mitte gleich dem Dop-
peltes, der Abstand des dritten dunkeln Streifes gleich dem Dreifft- *
ckea n, 8. w. des beim ersten stattfindenden Abstandes war , die<
ieDen Streifen aber dazwischen genau in der Mitte lagen. Nennt pi
sun nämlich die Entfernung von der Mitte der ganzen Erscheinung 153.
bis zur Mitte des ersten duAkeln Streifes =s 4 e, so war die Entfer-
tfnog TOD jener Mitte bis zur Mitte des zweiten dunkeln Streifes ss
8e, bis zur Mitte des dritten = 12e, bis zur Mitte des vierten =3
16e; dagegen bis zur Mitte des ersten hellen Streifes =:6e, bis
nir Mitte des zweiten hellen Streifes = 10 •» bis zur Mitte des
Glitten = 14 e, und so ferner. In dieser Ordnung zeigen sichdi«
Streifen und ebenso auch die das Bild einer runden OefTnung
umgebenden Ringe bei jedem auf die OefTnung fallenden ein-
fachen Farbenstrahle ; aber der Werth von e ist nicht für alle
Fvbenstrahlen einerlei, .das heifst, die Gr(5ße aller Ringe oder
dieGrölse der Abstände jener parallelen Streifen ist bei verschie-
denen Farben anders« Hat man für den äufsersten rothen Strahl
ita Halbmesser irgend eines Ringes = 1 gefunden , so findet
"»0 — 0,9243 für die Grenze des Roth und Orange, = 0,8855
&die Grenze des Orange und Gelb; endlich =r; 0,6300 iur die
äufsersten violetten Strahlen. Diese Zahlen stimmen aber mit den
Anwandlungen ganz genau überein , und es ergiebt sich daher
das Gesetz: dafs diefentfemung der farbigen Streifen oder Ringe
von der Grenze, ^ie der gerade fortgehende Lichtstrahl angeben
vürde, genau proportional ist der Länge der Anwandlungen de?
^wdnen Farben. Diese Länge der Anwandelungen wird näm-
700 Inflexion ders Lichtes*.
lieh daroh die Dicke der Luftschichten an den S^ellep , wo sich
in den Newtonschen Farhenringen der Ring irgend einer Ordnung
im Roth, Orange, Gelb^u. s. w. zeigt, bestimmt, und diese
Dicken sind für die äufserste Grenze des Roth, für die Grenze des
Roth und Orange ^ für die Grenze des Orange und Gelb, für das
äufserste yiolett
6,35 ; 5,85 ; 5,60;^ 4,00,
und die3e Zahlen verhalten sich wie
1,000 ; 0,921 ; 0,882 ; 0,630 ^
Die Beugungen hängen, wie schon s^ Gratest vde und
nachher mit noch mehr Sorgfalt Fi^augeroues gezeigt haben,
nicht von der Natur der Körper ab, an welchen das Licht hin-
streicht, .sondern bei gleichen Abständen der Ränder von einan*
der bleiben die Erscheinungen der Beugung ungeändert ; dieses
stimmt ' ebenfalls mit der Natur der Aocesse überein , welche bei
senkrechtem Durchgange des Strahles durch ein Medium bloCs
von der Beschaffenheit dieses Medii abhängen. An diese Be«
trachtung knüpft sich aber die zweite, dafs, so wie die Länge der
Aocesse eine andere ist, in einem anderen Mittel, so auch die
Beugung eine andere sey n müsse , wenn sich jene scharfen Kann-
ten nicht in der Luft, sondern in einem andern Medio befinden.
Schon NcwTOir hatte, um den Einilufs verschiedener A|ittel za
bestimmen, ein Haar zwischen Glasern mit Wasser umgeben
und die Farbenringe ebenso gefunden , wie sie sich zeigten , als
das Haar sich in der Luft befand. Biot und Pouillet stellten
diesen Versuch so an , dals sie den Apparat mit dem schmalen
Spalt in .ein kleines Wassergefäfs setzten , dessen Wänd^ aus
parallelen Glasplatten, 2 Gentimeter von einander entfernt, be-*
ständen ; auch hier zeigten sich die Farben streifen , wenn man
sie entfernt von jenem Gefäfse auf einer Tafel auffing, genaa
gleich , es mochte sich der enge Spalt im Wasser oder in der
Luft befinden. Dieser Erfolg zeigt also, dafs die Ablenkung bei
der Beugung in den verschiedenen durchsichtigen Mitteln so ge-
lindert wird, dals die nachherige Brechung beim Hervordringen
in die Luft diese Aenderung genau compensirt. Nach den He'*
geln, die sich für die Gröfse der Anwandlungen in verschiede*
nen Mitteln ergeben , ist die Länge der Anwandlungen dem Bre-
fhungs- Exponenten proportional^; ebenso sollte also auch hier
1 Vergl. Art.. Anwandlungen. Th. I. S. 812. 2 Th, I. S. 316.
Inflexion des Lichte«. 70i
die Ablenlnog beim Wasser «= 0,77 e seyn y vrenn sie s= e in
der Luft ist ; ab^r der unter diesem Winkel vom Einfalislothe
anf die Fläche, wo der Strahl in die Luft eintritt , abweichende
Stnhl geht unter dem Winkel =se' geneigt in der Luft fort, und
die Erscheinungen nach dem Hervordringen in die Luft bleiben
abo ganz ungeandert. JJm indef» die in dem andern Mittel ein*
tretenden Aendern^gen wahrzunehmen , ehe der Strahl in die
Luft übergeht y und jenes wichtige Gesetz , dafs sich die Beu-
gung wirklich dem Brechungs Verhältnisse gemäts ändere, deut-
lich zu bestätigen , wurde ein 2 Meter langes GefäTs genommen,
wn darin jene beiden den engen Spalt bildenden Schärfen ein-
zotanchen, und dieses ward am Ende mit einem matt geschlif*
fenen Glase geschlossen. Das Gefäls mulste eine bedeutenda
lÄige haben , damit das matt geschliiFene Glas, auf welchem die
Barbea sich zeigen sollten i denjenigen Abstand habe i^ in wel-
chen sich schon alle Farbenstrei&n gehörig darstellen. Der
Yetsack wurde zuerst angestellt, wenn das Gefär« bloCs mit Luft
gefuUtwar, die Farbenstreifen wurden genau abgemessen und dann
dasGe&fs mit Wasser geftillt In derThat nahmen die Abstjinde
der Streifen ab und» wurden |> dessen , was sie vorhin waren,
ganz so, wie es das Verhältnifs der Brechung fordert. Eben
der Versuch ward so wiederholt, dale (|ie den «Spalt bild enden
Flachen von Crownglas waren, eingetaucht in l^erpentinöl,
welches fast eben so stark als Glas bricht; aber auch da bestätigte
fidi dasselbe Gesetz , dafs die Ablenkungen den Accessen , so
wie sie in diesem Medio seyn müssen , gemäfs sind.
Ich habe wohl nicht nöthig, bei den Schlüssen zu verwei-
len^ welche BiOT hieran knüpft; denn wenn die Abweichung.
der Strahlen bei der Beugung so bestimmten Regeln folgt , so ist
es klar, dafs man da, wo gemischte Farbenstrahlen auffalleni
den Ort bestimmen kann , wo der Farbenstteif der einen Farbe,
und den Ort, wo der Farbenstreif der andern Farbe hinfällt,
hSs man also anch die Mischungen von Farben angeben kann,
die da entstehen , wo eine Erleuchtung von beiden Farben zu-
gleich statt findet. Ist das auffallende Licht ein weifses Licht,
10 zeigt sich in der Mitte Weifs , weil alle Farbenstrahlen dort
Licht hin gelangen lassen; dieses Weifs ist mit Roth umgrenzt,
weil das Roth sich weiter erstreckt , als alle andern einzeln auf-
fallenden Farben, oder weil der Abstand des ersten dunkeln
Stieils für das Roth grö&er ist, als für die ü|>rigen. Aber da
702 Inflexion des Lichtes«
wo das Dankel zwischen den rothen Farbenstreifen erscheinen
würde, wenn das rothe licht allein auffiele/ da fallen schoa
die Grenzen des zweiten violetten und dann des blauen Streifes
hin y die sich daher sogleich an dem ersten Roth zeigen ; und so
kann man d^ie Entstehung aller sich dicht an einander wieder<-
holenden Farbenstreifen bestimmen, die eine genau den New-
ton^schen Farbenringen entsprechende Erscheinung darbieten.
Die Uebereinstimmung würde, wieBiOT bemerkt, ganz vollkom-
men seyn, wenn die Intensität der einzelnen Farbenstreifen eben
die wäre, wie bei den Newtpn'schen Farbenringen ; da aber
hier die von der Mitte entferntem Streifen weniger Intensität
haben, so ist ihr Einflufs bei dem Aufeinanderfallexi der Farben
verschiedener Ordnungen schwächer«
Zu den bisher angefiihrten Versuchen, die alle die Streifen
auf einer in beträchtlicher Entfernung aufgestellten Tafel betref-
fen , fugten Bioi» und Povillzt noch eine zweite Reihe hinsu«
Wenn mah die Tafe), auf welcher die Farbenstreifen si6h dar-
stellen sollen, weit genug «von der Oeffhung entfernt, 9o dab
die sämmtlichen Farbenstreifen sich schon alle deutlich ent^^k-
kelt haben, so verändert ein noch weiteres Entfernen der Ta-
fel nur die, Dimensionen der Ringe oder Streifen , aber ihre An-
ordnung bleibt dieselbe; nähert man dagegen die Tafel der
Oeffnung , so lernt man genauer die Bildung der Farbenstreifen
kennen , und nähert sich der Bestimmung des Weges der sie
bildenden Strahlen.
Bei den folgenden Versuchen wurde der Lichtstrahl doich
eine Oeffnung von 1 Millimeter in das dunkle Zimmer gelassen,
dann wurde er durch ein vertical stehendes Prisma gebrochen
und die gebrochenen Farbenstrahlen auf den Spalt jenes sehr ent- .
femt stehenden Instruments mit zwei scharfen Kanten geworfen,
wobei man durch Drehung des Prisma'sjede einzelne Farbe. auf
den Spalt bringen konnte. Die mattgeschliffene Glastafel war
an einem langen Lineale so befestigt, däfs man sie anfalle be«
stimmten Entfernungen stellen konnte. Hier ergab sich non
Folgendes. Dem Spalte wurde eine Oeffnung von 1 Millimeter
gegeben und fast die äulsersten rothen Strahlen auf denselben
gelenkt. Stand nun die matt geschliffene Glasplatte in 2 Milli«
meter Entfernung , so sah man , selbst mit einet starken Loupef
nur einen gleichfCJrmig erhellten Streifen , 1 Millimeter breit,
mit scharf abgeschnittenem Schatten f entfernte man aber allmä-
Inflexion des Lichtes. 703
Kg das matt gesdififfent Ghs, so ssh iiuin das liclit ati den
Soten lebhafter irerden , während der innerhalb an diesen Rän-
dtro anhegende Theil etwas von seinem Glanse verlor; bei 32,6
KOimeter Entfernung sieht man an jader Grenze des erlench«
ttten Rechtecks (nämUch an den Grenzen j die dnrch die Schat*
fea beider Schärfen hervorgebracht werden) eine helle Linie, an
welcher sich innerhalb eine dunkle Linie seigt \ beide sind der
Gfrtze des Schattens parallel ; der zwischenHegende erlenchtete
Bamn erscheint noch gleichförmig hell« Entfernt man die Glast*
platte noch etwas mehr, so sieht man unter dem einfachen Ver-*
giObcrangsglase diesen Raum gestreift, mit einer Menge höchst
feiner dunkler Linien gefüllt^ die durch sehr zarte glänzende Li-
neu von einaoder getrennt sind, und deren Helligkeit, beträcht-*
Kch geringer, als die der ersten hellen Linien am Rande, sieh
gegen die Mitte zu vermindern scheint. Lälst man die Entfer«
Boog abermals zunehmen , sb sieht man die hellen und glänzen*
te Linien' an Zahl abnehmen, wobei aber die Breite der noch
ninig bleibenden gtöUex nhd kenntli^cher wird« Ist man so fort-
genickt, so kommt man zu einer Stellii , wo man diese Streifen .
ahleo kann , z« B. bei d^m hier erzählten Versuche waren es
5beBe und 4 dunkle in dem Räume eines Millimeters , indem die
Mitte hell war ; entfernt man die mattgeschMene auffangende
Gfatttafel aber etwas weiter , so gehen die beiden dunkeln , die
der Mitte am nächsten waren « zusammen , und der helle Streif
vt atis der Mitte verschwunden ,, so dafs man nur noch 4 helle
vnd 3 dunkle Streifen hat ; dieses war deutlich eingetreten bei
91,8 Millimeter Entfernung, wo der ganze erleuchtete Raum
>och iijimer 1 Millimeter breit und in sieben ziemUch gleiche
Strafen zerlegt schien. Bji»i einer noch grOfsern Entfernung
weiden die dunkeln und hellen Linien wieder unbestimmter;
^r wenn man in dieser anscheinenden Verwirrung die Verän-
^ngen des mittlem Streifens genau beobachtet, so sieht man
^ alimälig schmaler werden , die hellen Streifen , die ihn be-
penzten, nähern sich einander, decken dann einander, so dafs
SV zwei schwarze und drei helle Streifen übrig bleiben , wenn
£s Glasplatte bis zu 134 Millimeter weggerückt ist. Ebenso
vennindert wieder, bei noch grOfserer Entfernung der(^8platte,
der helle Mittelstreif seine Breite, die ihn begrenzenden schwär«
zen Streifen gehen zusammen und decken sich , wenn der Ab-
'^d 197 Millimeter beträgt, so dala dann nur ein dunkler
704 Inflexion des Lichtes.
MIttelstreif mit zweilielleiiSU'eifeiiiadem noch immer IMalhmeter
' breiten Räume übrig bleibeo. Endlich bei noch gröberer £iit«
femung vereinigen sich die zwei hellen Streifen und der ganze
1 Millimeter breite Raum ist gansr erleuchtet« Aber wenn man
die Tafel abermals weiter entfernt, so fangen die Streifen, durch
einander hindurch gehend, an, sich in den entgegen<^esetzten
Schatten hinein ausseubreiten, and je ^weiter man die Glastafel ent-
fernt, desto breiter wird der nicht mehr von dunkeln Linien
unterbrochene helle Raum in der Mitte, welcher ako durch zwei
von jeder der beiden Scharfen sich ausbreitende und durch ein-
. ander hindurch gehende Lichtsl^ahlen gebildet zu werdep scheint.
154* Die Figur stellt dar, wie BfOT sich hiernach den l&ang der
Strahlen glaubte «vorstellen', zu müssen, und sie zeigt aUerdings
leicht den Oit, wo 6 dunkle, wo 5 dunkle, 4 dunlle, SMunfcle
Zwischenräume u. s« w. sichtbar sind. Man erkennt auch in
dieser Figur ,^ wie außerhalb des mittlem Raumes Farbenstreifen
mit dunkeln Streifen abwechselnd entstehn. Sobald nämlich
der von der rechts liegenden Schärfe am' entferntesten ausge*
hende dunkle Streif über die Grenze jenes Raumes hinaus fällt,
sobald der erste helle Streif, der twjeite dunkle und so ferner die-
sen Platz erreichen, so zeigen sich diese a^s Farbenstreifen außer-
halb jenes mittlem Raumes. Hiernach schien es, als ob. man
sich den ganzen Weg der lichtstrahlen, die senkrecht in den
engen Spalt eintreten, so denken k($nne, als ob diese Lichtstrah-
len sich in eine Menge kleiner Strahlen theilten, so als ob sich
das Licht in diesen kleinen j getrennten Strahlen verdichtet, in
den zwischenliegenden Räumen dagegen verdünnt hätte ; diese
Verdichtung mülste in der gröfsten Nähe an der Schärfe, an
welcher der Lichtstrahl vorbeigeht, am stärksten und die Ab«
lenkung geringer seyn, als weiter nach der Mitte des Spaltes,
In Rücksicht dieser Ablenkung glaubt Biot folgende Gesetze
feststellen zu können *)• Der unmittelbar an dem festen Körper
selbst vorbeigehende Lichtstrahl ist gar nicht abgelenkt, und
deshalb ist der Schatten so strenge auf gleicher Breite mit dem
Spalt begrenzt, so lange die Strahlen, welche Abwechselungen
von Hell und Dunkel bilden, noch nicht alle aus diesem Räume
♦) Und die«e Gesetze, wenn sie auch den Gang der gebengten
Strahlen selbst nicht angeben, seigen doch den Ort der dimkela imd
hellea Linien an«
. Inflexion des Liebte«« 705
liemtrgegaDgen und« Neben diesem ersten lichtstrafale, de«-»
sen entferntere Theile.ein wenig abgelenkt sind, liegt der lerste
B^iffl verdünnten Lichtes, der zweite mehr abgelenkte , aber
mattere Strahl verdichteten Lichtes grenzt hieran , u. s. w« Das
Uebnge erläutert die Zeichnung zureichend , und was hier für
äae Art von Farbenstrahlen gezeichnet ist , das fände für jede
ebzeloe Art Farbenstrahlen statt, nur mit eines mindern Abwei-
cfaaog fär die , welche brechbarer sind«
Noch eine geometrische Bestimmung war bei diesen Versn«
chen zu erhalten, nämlich wie die Ablenkung des ersten, fast
ohne merklichen Abstand von der Schärfe des Seitenrandes aus-
gehenden, dunkeln Raumes, de» ersten Strahles verdünnten Lieh«
tes, wie Biot es nennt, sich ändert mit der Weite des Spaltes;
dazu diente oämlich die Abmessung des Abstandes , bei Wel-
chem der erste dunkle Streif die Mitte. des erhellten Raumes er-
reichte. Hieraus ergiebt sich
hei einer Weite des Spaltes =: 0,35 Millim. Ablenk. =:35'. 49^'.
0,50 •••... 18. 41.
0,75 ..;•.• 10. 44.
1,00 ••»••'• 6. 3.
1,25 . • . ; • . 5. 19.
1,50 «••... 4. 28.
1,75 .•••;. 3. 16.
2,00 ..... . 3. 13.
3eoe Abweichung 'des ersten p die dunkeln Zwischenräume her-
voihringenden , Strahles hängt also , obgleich dieser Strahl in
einer ungemeinen Nähe an der einen Schärfe, vorbei 9 gleichsem
voD der Oberfläche 'dieser Scharfe selbst ausgeht, dennoch von
itm Abstände der zweiten Schärfe ab ; und eben diese Abhän-
gigkeit muCs daher bei allen ^att finden , «da , wie wir gesehen
haben, die Lage aller dunkeln Zwischenräume, in regelmäfsiger
Anordnung sich gleichroäfsig bei allen erweitert oder verengert«
Vftun man den beiden letzten Angaben für 1^ und 2 Millimetec
tnnen kann , wo die so wenig gegen einan46r geneigte Rich^
tang beider Strahlen keine strenge Bestimmung erlaubt, so
icheint die Ablenkung sich einer Grenze zu nähern, welche als
diejenige anzusehen wäre, die selbst bei völliger Abwesenheit
einer zweiten Schärfe blofs als dem Rande des einen K.örpex]|
angehörend müfste angesehen werden.
Auf dieser bei grölserer Weite des Spaltes geringer wer-
TOft* InflexioB de« Lichtes.
denken Äblenkmig benibt es, AaSs man auf einer sehr entfernt
vom Spalte aufgestallten Tafel, wenn der Spalt sehr eng ist, die
Farbenstreifen so weit ans einander treten äieht, da(s sie bei
gröberer Erweiterung des Spaltes sich gegen die Mitte zusam-
mendrängen und endlich einer nach dem andern in den mitt-
lem erhellten Raum hineingehen. Dafs darin zugleich auch die
Erscheinung hyperbolisch gekrümmter Streifen bei einem gegen
das eine Ende hin verengerten Spalte mit begaffen ist, leuchtet
von selbst ein. i
DaEi auch die eine Seite des Spalts schon hinreiche, um
für sich allein Lichtstreifen oder Farbenstreifen vermöge der
Beugung hervorzubringen, und dafs diese sich daher an jeder
Kante eineis festen Körpers zeigen müsse , zeigt auch der Ver-
such im dunkeln Zimmer dadurch, dafs man die Ränder des
Schattens aller dem Lichtstrahle ausgesetzten Körper mit Licht-
rändern umgeben sieht. Die abgelenkten oder gebeugten Licht-
strahlen gehen von der Kante abwärts und zeigen daher um den
Schatten auüserhalb Lichtstreifen ; aber da die Ablenkung in die-
sem Falle sehr geringe ist, so mufs man sich weit entfernen,
um eine Folge ven heUen- Streifen deutlich zii sehen«
Die merkwürdigen Erscheinungen , die sich da zeigen , wo
ein schmaler dunkler Körper das Licht aufTängt, und w^o die
grofse Nähe einer zweiten Grenze des schattenwerfenden Kör-
pers auf die Farbenstreifen an der ersten Kante einen grolsen
Einfluls zeigt, hat Flauoeroites Vollständiger t}s Biot beobach-
tet und Letzterer versucht es nicht , diese Erscheinungen zu er-
klären. FftZSiTEL üud YousG haben auf sie ganz vorzüglich
ihre Aufmerksamkeit gerichtet«
Auch bei der Reflexion finden Farbenränder durch Diffraction
statt. Ist eine sdiön polirte Fläche* sehr schmal, oder giebt
man ihr eine so schiefe Richtung, dafs sie nur in einem sehr
schmalen Räume die Lichtstrahlen auffängt, so erleidet das zu-
rückgeworfene Licht eben die Einwirkung, als ob es durch
einen so schmalen Raum , wie die Zurückwerfungs - Ebne ihn
angiebt, durchgelassen würfle. Wäre ein $o enger Spalt statt
der zurückwerfenden fläche da gewesen, so würde sich das
durchgelassene Licht iit einzelne Strahlen zerlegt haben, und
desto mehr gegen die Mitte abgelenkt worden seyn , je mehr
entfernt von den Rändern es vorbeiging. Ganz diesem ent-
sprechend zeigt sich auch der reflectirte Strahl gebeugt: Auch
lafJexion des liielitea 707
Idermrd das einfarbig» I»iobt, wenn die «nriickweifeiide Ebene
not parallelen Seiten begrenzt itt, Lichtliiiien, den Hindern
fviilel, «eigen, nnd auch luer gehen die einselnen Strahlen von
dereinen Seite durch die von der andern Seite kotfimenden , te
ixls das Verschwinden eines Streifens nach dem andern bei zn^r
Dornender Entfernung wahrgenommen wird. Auch die Ver*
idiiedenheit bei ungleichen Farben, tritt gane- ebenso eitf ^ wie
bei den dorch einen engen Spalt dorcfagekssenen Strahlen ; .die
Verhältnisse der Ablenkungen bei verschiedenfarbigen SCrah-
len scheinen ein wenig von dem Verhaltnisse der Accesse ab*
znweichen, aber da diese selbst vom Einfallswinkel abhängen
nad dieser bei den Versuchen 85^ betrug, so läfst sich dieses
Termnthlich aus dieser Aenderung erklären«. Da der anfgefan-«
gene Lichtbtischel sehr schmal sejn mufs , wenn die Erschein
oniigen sich zeigen' sollen, so mufs man bei einer breiteren Spie«-
gelfläche sie nm so mehr gegen den Lichtstrahl neigen oder den
vom Perpendikel an gerechneten Winke! um so mehr vergrO-
(sem; und vrenn die Zunlckwerfung unter sehr schiefen Win«^
kein geschieht, so bringt jede kleine Aenderung des Winkels
eine.groCse Aenderung in den Erscheinungen der Farbenstrah-
len hervor. Die bei einer solchen Beflexion hervorgebrachten
Faibemiüider scheinen aber darin von denen v^ die ein enger
Spalt hervorbringt, abauweichen, dafs auch bei einfarbigem
lichte die Abnahme der Intensität des Idohtes der auf einander
blgenden Ränder bedeutender ist«
JoH. Tob. Matea hat die Lehre von der Beugung des
Lkhtes ebenfalls durch einige neue Versuche bereichert. Ich
werde den Inhalt seiner Abhandlung kürzer darstellen kOnnen,
da sich Manches, als mit dem schon Erzählten übereinstimmend^
leicht übersehen läfst K
Matkk beschreibt zuerst Versuche, wo ein dünner cylin*
irischer Körper den freien Sonnenstrahlen ausgesetzt und der
Schatten in mehr oder minder grofser Entfernung aufgefangen
wird, deren Resultat ganz mit den von'FLAüOERöUKS beschne-
benen Versuchen übereinstimmt« Bei der Qeschreibung der £f*
schainangen, die der Schatten eines etwa' 4 Linie dicken Cy*
Baders, dem Sonnenstrahle im dunkeln Zimmer ausgesetzt, dar^
1 Comment. recant. fociet, reg. Gotting. Yol. IV. Clasi. math.
708 Inflexion dea Liohtef.
bietet, bemeilt Mater, dafs, wenn die matt gescMifiWne Glas-
tafel 12 Zolle weit entfernt war , der Schatten jenes Cylinden
anfing weniger dnnkel zä erscheinen , und das Mikrqskop zeigte,
dalis 'dieses dnrcfa eine Menge weifser Lichtlinien , die der Axe
des Schattens parallel mit danklem Linien abwechselten , her-*
Torgebracht wurde; bei 2 FuCs Entfernung' der Glasplatte zeigtea
sich die schwarsen und hellen Streifen schon dem blofsen Auge,
und; man erkannt« zwei schwarze den Schatten beorenzende
o
Linien, daran zwei helle Linien im Innern des Schattens > ao
diese grenzten noch zwei dunkle Linien und dann ein heller
Raum in der Mitte. Bei etwas Termehrtem Abstände zeigen sich
die weiTsen Streifen als farbige , die schwarzen Grenzlinien des
Schattens werden matter und fiielsen mit dem Weils zusammeD,
anfserhalb der Schattengrenze aber zeigen sich die oft erwähnten
den Schatten umgebenden Farberstreifen. Da bei dickeren Cy-
lindem mehrere helle und dunkle Linien in dem Schatten vor*
banden zu seyn schienen, die sich aber undeutlicher zeigten,
so fand Matkb es besser, die Strahlen' nicht auf ein matt ge-
schliffenes Glas , sondern geradezu auf eine Linse von 2 bis
3 Zoll Brennweite fallen zu lassen ; damit das Auge nicht ge-
blendet werde, wurde es mit einem dunkeln Glase beschützt ^
und dann zeigten sich bei richtiger Stellung der Linse sechs und
mehr Streifen.
Die Versuche mit dem durch einen schmalen Spalt durch-
gelassenen Lichte bieten nichts Neues dar. Was die Ursachea
der Erscheinungen betrifft, so glaubt Mater , man könne zwar
eine anziehende und eine abstofsende Kraft als zugleich wirkend
annehmen, aber es sey natürlicher anzunehmen, dafs einige Lkht-
theilchen aus einem mechanischen Grande ohne eine 'eigentlich,
abstofsende Kraft von ihrem Wege abgelenkt werden. So näm-
lich , wie bei dem Anstofsen eines flüssigen Körpers an einen
festen einige Theilchen ihre Richtung behalten, andere dage-
gen abgelenkt werden , so könnte es audi hier statt finden«
An diese Versuche und Erklärungen Matek's schlief se ich
Paarot^s Erklärung der EtscKeiMingea an i. Nach Par^QT
haben sie blofs ihr^n- Ursprung in der ungleichen Erwärmung
des die Köipei umgeb^den Medii. Allerdings lälst sich .wohl
glauben, dafs allemal, und vorzüglich einem staxken Lichte
1 Theoretische Physik. IC. !!€4. G. LI. 247.
Inflexion des Lieble«. 706
«nsgtsetet, die Öbtrlächeii äet Körper iw^baer^ ab die Luft,
Ba^, und daJb sie daher eine verdünnte Atmosphilre nm siek
hhen , die erst in etwas gröfsem Abständen zar gew^fhnlidien
Dichtigkeit der Luit übergeht j aber wenn unt auch davon ab-
seben wollen, dals diese Erwärmnng doch wohl gewifs an dar
Obeifläche einigei Kttrper grdfier, an der ObfrflMche anderer
kldner, damit also dieStaifce der Bengong von der Nator der
Körper abhängig wära , so scheinen anch die Piiänomene nicht
10 einfach zu seyn, als sie nach dieser Hypothese seyn mülsten«
Entlich nämlich erhellet nicht, wie zu- gleicher Zeit eise Ab^
knknng der Lichtstrahlen von der Grenze des Schattens t^nd
sogleich ein Hereinbeugen gegen den Schatten zu statt fihden
sollte, nnd zweitens erhallet noch weniger, wie man das Pe«
liodische, die Wiederholung mehrerer Farbenringe erklären
soU^
Um die bisher beschriebenen Erscheinungen auch ohne
Teidonkeltes Zimmer selbst zu sehen , thut man am besten , am
einen Enda einer R(flire von Pappe oder einem andern undurch*
nchtigen Körper eine Glaslinse von kleiner Brennweite so ein*
setzen zu lassen , dafs hier kein andres Licht eindringen kann»
IMe Röhre mnÜB aus mehreren Auszugröhren , nach Art eines
Ferarohres, bestehen, und am andern Ende ein Ocular, eine
Glaslinse von etwa 1 Zoll Brennweite, haben, ^um hier das Auge
anzobringen. Will man sich begnügen , blob die Erscheinun-
gen der Ränder um einen dunkeln Körper zu sehen, so hat man
nichts weiter nöthig , als irgendwo in der Slitte der Röhre eine
Nadel oder auch einen etwas breitern Körper anzubringen , das
Rohr gegen die Sonne zu richten , damit das Licht durch die
kleine Linse einfalle, und das Ocular zuerst bis so weit, dals
der Körper sich im Brennpnncte desselben befindet , zu nahem,
^nn aber allmälig die Qcularausziige zu verlängern, um die
Erscheinungen in verschiedenen Entfernungen von dem schat-
tenwerfeiiden Körper wahrzunehmen« • Man sieht dann die den
daokeln Körper s^erh^b umgebenden. farbigen Lichtränder, die
iea Schatten umgeben , wenn man den Schatten auf einer Tafel
1 Langer Bei dieser Theorie za verweilea scheiat jetzt annö-
Üiig, da seit 1815 , als Pabrot schrieb , Umstäade bei den Erschein
Bimsea bekanot gewordea sind, die sich nach dieser Theorie se ve-
ug ab zach den übrigen bisher angeführtea erklareii lassen«
710 Xnflexion .defl litchte«.
.«uffifngt ;. tna9 jiebt ßie im Innern eines schitialen Schattens nch
dtiTOteUeDden Ferbenlinien , «die liier äU auf der Nadel selbit
•ihrer ganzen Länge nach erscheinen $ und .deren Zahl gr(jXser ist,
wenn, man das Auge der Nadel nahe bringt. Ist der K&iper
schmal genug, od^r die Nadel zugespiut, so sieht man den hel-
' len Streif an der Alitte, so dals die Nadel an der Spitze gespaL-
ten erscheint« Wenn man andere Erscheinungen beobachten
/'wiU, so mufa man die Röhren so einiiphten, dals man in ihrer
Mitte irgendwo die nöthigen Vorrichtungen, ohne fremdes Liebt
zuzulassen:, anbringen , dabei aber die Öcularlinse nähern oder
.entfernen kann« Bringt man einen schmalen Spalt so an, dsb
das einfallende Licht nur durch ihn cum Auge gelangt, so kann
man bei allmäliger .Entfernung des Ociilars alle die von Bxot
besbhriebenen Erscheinungen seh^n , und thut'am besten da an-
zufangen , wo der Spalt sich in dem Brennpuncte des Oculan
befindet» Das Mayer^sch Inflexioskop ist von dieser Einrichtung
aur darin verschieden , dafs es am einen Ende eine kleine Oeff-
nung zum Einlassen des Lichtes hat ; eine Linse ist aber, wie
Fabskel gezeigt hat, besser, um Lichtstrahlen fast genau von
• einem Puncte ausgehend zu erhalten.
Versuche ,' welche diese Erscheinungen auf die
Theorie der InterferenÄen zurückführen.
Dieses waren ungefähr die Kenntnisse, an welche Thoil
Touv», Frssstbl^ Aaago und Faaushofba diejenigen B^b-
achtungen und Schlüsse anknüpften , welche (der ganzen Lehre
von der Beugung des Lichtes ein andres Ansehn geben , and
ich stelle diese Beobachtungen deshalb hier erst zusammen, ob-
gleich Youvo weit früher als B^ot seine Untersuchungen an-
Btelhe« Seine Abhandlungen sind aus den Jahren 1801 , 180%
1803 und enthalten Folgendes K
Yoüvo war durch mehrere Betrachtungen, die, so weites
n9thig ist , im Art« Interferefi% angeführt werden , darauf gelei-
. tet , dafs zwei Lichtstrahlen , die sehr nahe nach einerlei Rieh-*
tung fortgehen, bei ihrem Zusammentreten nicht immer zur
Verstärkung der Erleuchtung beitragen , sondern dafs unter ge-
1 Auf d« Phil« Trantact« in Tonngf lectnrcs on nataral philoio*
pbj. n. 613. abgedrackt.
InflexioB des Liolitea. 711
tUms^den der eine den andern verstärkt) tt»tt daCi in
•ehr nahen andern Puncte der eine^ Lichtstrahl die durch
im andern bewiihte Erleuohtttng zerstritt, un^ dafe (welches
lue allerwichtigste Bemerkung ist) diese ungleiche Einwirkung
steh der Ungleichheit der Wege heider Lichtstrahlen regelmä-
lag abwechselnd eintritt. £r sieht dieses als die Folge einer
Uodalationsbewegung des Äethers an, welche sich wie der
SchaS fortpflanst $ diese bringt einen verstärkten Licht-Eindmck
iMrror, wenn d^^ verdichtende Theil der einen Welle mit dem
verdichtenden Theile der andern zusammenfällt und dann auch
&itwihrend eben dieiSfs ZusammentrQiFpn. gleichaftiger Wel-
leudieile fortdsueit; sie. bringt dagegen ksiinen Licht -«Eindruclc
knror, wenn sie nlit e}ner nm eine halbe Wellenbreite spüler
a&konmenden Welle: zusatomentriff^ , wo der verdichtende
Thal der einen Welle mit dem verdünnenden Theile d^
eodem, und umgekehrt ,. in demselben Puncte zusammentrifft»
Cehen also an dem Rande einer OefTnung oder überhaupt - ^n
4«r Kante eine« festeuKörpersLichtstrahki^ vorbei,- die h^ dem
Antreffen eine von dieser Kante ausgehende Un^ulation hervor^*
^gcn» so trefiFto diese Wellen mit den gerade eintretenden
'Wellen zusaounen, der Weg jener ist langer als dj^.Weg dil;*^».
sct, und weün AB gepau um eipe h^lbci Wellenbreitn länger 155.'
ab CB ist, so tritt in B eine Interferenz, ein , und B ist dunkel^
M dagegen A D um eine ganze Wellenbreite. länger «Is £ D , '80
ist in D verstndtes Licht, und so mnis abwechselnd eine dunkle
end eine helle, flen Rand d^s Schattens :umgebende, Linie sich
■eigen. Etwas Aebnliehes wird de statt finden , wo vom zwei
Seiten her Strshlen in den Schatten hineingebeugt mit einen*
tezasammeätreAen K,
Die Veisttche, welche Youv^ anstel]t^^> betrafen zu«
siehst die FadbeilstreiCuiy die sich' in dem Schatten eines sehr
scbnalen dunkeln KC^rpers sfieigen, dafs. nämlich, «über den
^Schatten lungehenden Rändern, sich auch der ganze Schat-
ten selbst in' Farhenstreifen zerlegt. zeigte, die an Zahl verschie-
den waren nach der Entfei^ung der den Schatten auffahrenden
^ne. Aber hier iabte er den von Flauoeagubs zwar sorg-
^kig beobsichteften, nber doch nicht gut erklärten Umstand auf^
1 p. 629. 685, .
2 p« 6S9.
V. Bd. Zz
712 Iivflexion Jes Lichtes.
%fs die Farbenstreifen im Innern des Scfeittens sogleich vct-
'schwinden , wenn die am einen Rande des Körpers vorbeige-
gangenen Strahlen micht m€hi sich mit denen vereinigen , die
ant tindern Rande vorbeigegangen sind. Flauosasues hatte
schon, bemerkt, dafs die streifige Erscheinung im Innern 4es
Schattens sogleich in eine gleichförmige matte* Erleuohtmig
durch hineinwarts -gebengte Strahlen überging, wenn man an die
andere Seite des schmalen Körpers ein breiteres Stuck Papier
' toder dergleichen anklebte. Youvo stellte einen SchinA bald vor
%ald hinter den'einen Rand jenes schmalen Körpers, um die an
ihm • vorbeigehenden Strahlen nicht zu dem Orte des aufge&n-
geVietl' Schattens gelangen zu lassen, und dieses hatte den si-
thern Erfolg , auch die dem andei^n Rande angehörenden , ia
Iniiern des Schattens liegenden Streifen zti «zerstören. Wurde
d^i- kleine Schirm zwischen dem schattenwerfenden KK^er und
der den Schatten auffangenden Ebne aufgestellt, so mufste er
hinreichend tief in deh Schatten reinrücken, um die schon sd
weit von diesem Rande nach Innen abgelenkten Sttahlen wirk«
lieh aufzufangen.
Um dieM^sinüng, itti diese Wechsel dunkler und heflei
. ;Litlieu teirklich ans dem angeführten Umstände zn erklären sind,
tn bestS^igen, stellt* er Berechnungen an, umdie Länge des
Von jedem Liehtstrahle durchlaufenen Weges zu bestimmen.
fher Wurde ^auk der Voraussetzung, dafs der eine Lichtstrahl
gerade fortginge, der andere von den Kanten das festen Körpeif
«US s^ihefn Weg forts^itztp, berechnet, wie viel in dem PnncCa^
Wo sJe bereinigt auf der den Schatten auffangenden Tafel anka-
men , ' die Differenz der Wege- betrug, Aus'Nbwtoä's Versu-
chen mit den zwei Messerschneiden findet sich 'diese DifSerens
für das VerscWinden zwischen »0,0000122 und 0,0000182
schwankend , woran offenbar die Schwierigkeit ganz genauer
Messungen Schuld ist. Aus desselben Beobachtnngen des Schat-
tens eines Haares geht hervor, da daS Haar rhr ^H breit war,
144 Zoll von der Oeflnung und 252 Zoll von der Tafel abstand,
der Zwischenraum zwischen dem zweiten Paare heller Linien
aber ^ Zoll gefunden wurde, dafs das Viertel des Unterschie-
des der Wege beider Lrchtstrahlen s= 0,0000 14^ Zoll betrag;
das Viertel aber mufste hier benommen werden, wenn man die
dem ersten Verschwinden entsprechende Differenz der Wege
ausmitteln wollte, denn die erste helle Linie entspricht der dop-
Inflexion des Lichtes. 713
pclten, die zweite heUe Linie der vierfachen Dififerenz oder jene
«ntr ganzen , diese zwei ganzen Wellenbreiten«
Bei Touvo's eigenen Versuchen , die ich sogleich beide
neben einander hersetze, war es der Schatten eines schmalen
Gegenstandes , an welchem der Abstand vorzüglich des zweiten
PuKS der dunkeln änbern Linien gemessen und 4- der Dififerenz
ia bis dahin gehenden Wege berechnet wurde« Hier war t
Btatt des Gegenstandes = 0,434; = 0,083 ; AbsUnd des Gt^
genstmdes vou der OefiTnung =s 125; es 32; Abstand der den
Schatten auffangenden Ebne von der Oeffnung =: 250; =250;
Alkstand zwischen jenen beiden dunkeln Linien = 1,167; =a
li309; f Differenz oder Unterschied der Wege bei dem ersten
Vendiwinden der Erleuchtung =0,0000149; =0,0000137*
Toüie glaubt , dals diese Länge des Raumes , den man nach
dem Vorigen gleich einer halben Lichtwelle angeben mülste,
etwas la grofs ist , wofiir er den Grund aber nicht überzeugend
n^ebt;
Diese Erklärungen vonTouvG scheinen eine Zeit lang wenig
Whtet worden zu seyn , wenigstens kannte Frksvel sie nicht,
>b er die Versuche anstellte, die ich jetzt beschreiben will,
oad Äiieo , der ihn auf Youvo's Bemerkungen aufmerksam
Mdite, scheint doch auch erst um diese Zeit (1815} ernstlich
^ ^sfoe Bficksicht genommen zu haben.
PaisvKL^ bediente sich, auf Aiiaoo's Rath, um ein star-
I b, von einem einzigen Puncto ausgehendes Licht zu erhalten,
I QBet in den Fensterladen des dunkeln Zimmers eingesetzten
' Conveicglases von kurzer Brennweite , dessen Brennpunct die
i <vr fiewirkung der Phänomene erforderlicheniLichtstrahlen aus«
; ttodete; je kleiner dessen Brennweite ist, desto kleiner ist der
I I'toct, in welchem eich das Bild der Sonne vereinigt, und
' dcito besser kann man alle Versuche damit anstellen. Um die
V von dem Rande eines Gegenstandes ausgehenden Strahlen so-
I gleich bei ihrem Ursprünge , recht nahe hinter dem schatten-
Werfenden Körper, zu beobachten, wandte auch Frbsvzl zu-
est ebe matt geschliffene Glasscheibe an , auf welcher er durch
eioe eb&che Linse die Farbenstreifen' beobachtete ; er fand aber
^U, dafs diese Linse ihm nicht blofs die auf dem Glase auf-
Sefangenen Streifen zeigte , sondern dals er die Streifen ebenso
1 Ann. de Chiffli et Phya. I. 239.
Zz 2
714 Iiiflexlou de« Lichtes.
in der freien Luft fortgebend saR, und er tibeneugtä sich h^
dann vollständig , dab die Lonpe die Farbenstreifen genaniso
ceigt , wie sie in ihrem Brennpuncte wirklich vorhanden sind,
oder wie sie sich dort, aufgefangen auf einer Ebne, darstellen
würden *)• So liefs sich also mit Hülfe der Loupe die Entsteh
hung der Farbenstreifen noch genauer verfolgen , uiid es zeagtt
sich ganz deutlich-, da(s die sie bildenden Strahlen vom Handb
des Körpers , ohne einen irgend merklichen Abstand von dem-
selben , ausgingen , indem man den Rand des Körpers^, an we^
ehern die Lichtstrahlen vorbeigehen, ganz rein sieht, wenn
er sich im Brennpuncte der vor das Auge gehaltnen Linse be-t
findet. Um dieses und um zugleich die Erscheinungen zu sehei^
die sich nahe bei dem Körper darstellen, befestigte FjiKSVtt
die Linse selbst auf einer festen Unterlage und verband mit ihr
ein Schief durch ihren Brennpunct gehende Haar, von dem
Itlso einige Thjeile näher bei der Linse dds der Brennpunct y ei'»
nige entfernter Jagen , und da war nur der Theil , welcher m
Brennpuncte lag, von Streifen frei, statt dafs beide diiesseit
oderij'ellseit der Brennweite liegenden Theile mit aufsern Strei*
Iksn umgeben waren.
Um die Winkel zu finden, unter welchen die fitrahleiif
welche die Farbenstreifen bilden^ ^on dier geraden Linie' dtc
eigentlichen Schattenbegrenzung abweichen , wurde d^r Schill
*) Da n)an aich dnrok eigne Erfahrang leicht ron dem gennga-
nanen Uebereinftimmen der Erscheinungen auf einer Tafel find d«K
durch die Linse gesehenen, wenn «amlich der Brennpunct der LioM
da H«gt, ^o eben die Tafel lag, überzeagcq kann, so will ich den
iheor^thchen Grand nur kurz ertrahnen. Die conrexe Linse giebt
auf detnx Boden des Auges ein genaues Bild dessen, was sick Im brenn'*
|)uncte der Linse befindet. Da nun die Streifen , welche auf deni
Glase im Brennpuncte der Linse aich seigen,, dorch «wei sidf dfli«K*
kreuzende Lichtstrahlen hervorgebracht werden^ so stellt sioh mit
Mulfe der Linse auf der Netzhaut das deutliche Bild eben diese«
dunkeln oder hellen Punctes dar. Man kann daher mit der lins»
^on der Kante an, wo das Phänomen seinen Ursprung hat, in allen
Eoffernuogen die Erscheinung der Streifen im Schatten und am Bebst-»
trn wahrnehmen ; die Erscheinungen zeigen sich aber sehr Tiel glaii«
zender, als auf einer Tafel, weil man durch die Linse das vo/le Liebt
der Farbenstreifeu empfängt. Wenn man die Linse so nahe an die
Kante des die Beugung bewirkenden Gegenstandes bringt, dafs der
Brennpunct jenseits nillt, so treten eben die Erscheinungen ein, als
wenn der Brennpunct eben so weit diesseits lüge.
. Inflexioo des Lichtes. 715
tn einet | Millaneter dicken Eisendrabtcs auf ein^r' 1 Meteif
«antfemten Tafel aufgefangen ^ und bei einer Erleuchtung mit
iMBOgenem rothen Lichte der Zwischenraum zwischen den dun*
Un Linien gemessen. Hier fand sich bei verschiedenen Ab*
tttnden des Körpers van dem Licht aussendenden Puncte Fol«'
goodes:
Ablenkungswinkel für Ablenkungswinkel für
AbiCtnd den ersten dunkeln den zweiten dunktini
Meter Streifen Streifen
WTl • . . . 4'. 5". ...... 5.58".
1,991 • . • . 4.4a 6.35.
ft997 ..... 5. ». .. V ... 7. 31.
O;»! • .: ; • 9.11. ...:.. 13. 13.
Bei dem letzten Versaehe war der dunkle Streif der ersten Ord-
w»8 2f 17" Vreit. Uebrigens bemerkt FiiEenL , dafs , wenn
into, nach Nkvttos's Meinung ^ die gebengten Strahlen -alt
idion in einiger Entfernung- vom festen Körper vorbeigehend ,
ansehen wollte, die Beobachtungen fordern würden, diese
Eotfanung 0^45 Millimeter (etwa \ Lin.) anzunehmen , welches
p^ va grofs'ist.
Ungleich wichtiger aber, als diese Abmessungen , erschien
dm Beobachter die Bemerkung , dals ein ' angesetztes Papier-»
stndLchen an der einen Seite des Metalldrahtes alle im Innern des
Schattens entstehenden Streifen ganz aufhob, und erschlofs^ ohne
Toners Untersuchongen zu kennen , eben so wie dieser , dafs
also diese im Innern des Schattens sichtbar werdenden Streifen
▼on der Durchkreuzung der von beiden Rändern ausgehenden
Sttahlen abhängen miibten, und so svie Touvo glaubte er nur
nach dem Undulationssysteme diese Erscheinung erklären zu
bonen« Wenn man den Körper von einem leuchtenden Puncte
W sein LicBt empfangen lälst , so gehen alle Undulatioüen von
einer einsigen Quelle ans, und man kann die Puncto des zur
Terttarkung und aur Schwächung geeigneten Zusammentreffens
angeben. Zuerst nämlich mufs man die Undulationen als von
dm Mittelpuncte S ausgehend, kreisförmig um diesen Punctp;^^
nch verbreitend und in gleichen Abstanden, die man die Breite 156.
einer Welle nennen miÜste , einander folgend zeichnen. Diese
Wallen gelangen dahin nicht, wohin der Körper AB, dessen
Mitte G ist, nach den gewöhnlichen Gesetzen der Optik sei-»
nn Schatten wedEen würde.' In derFigur sind die halben Wel-
716 Inflexion des Lichtes*
lenbrtiten gezeichnet, und die pnnctirfen länien Unoen , nadr
der Analogie des Schalls zu reden , die kleinste Dichtigkeit , di»
Viasgezogenen Linien die grölste Dichtigkeit in jeder Welle an«
geben. Nimmt man nun an , dafs von den Grenzen des KOp*
pers Ä, B neue Undalationen ausgehen, welche durcli die um
diese Mittelpuncte gezeichneten Kreise angegeben werden , so
haben die Wellen dieser Undulationen, weil es dieselbe Art
von licht ist, dieselbe Wellenbreite, und es lassen sich nnii
sowohl die Durchschnittspuncte , wo entweder Verdichtung mit
Verdichtung oder Verdünnung mit Verdünnung zusammentiiffl^
also wo eine Verstärkung des Lichtes eintritt, angeben, als
diejenigen, wo Verdichtung mit Verdünnung, eben deswegen
aber ein Verschwinden der Erleuchtung beobachtet, werden muEi»
In der, ganz nach Fhesskl^s Angabe gez^chneten, Figur stellen
F' F', F« F* und F* F* die Hyperbeln vor, in welchen
sich anJberhalb des Schattens die dunkeln Poncfte befinden miis*
sen; ff, f* f* zeigen eben diese Orte der Interferens inner*
halb des Schattens an.
Hier sieht man nun sogleich , wamm nahe bei dem Körpat
die Zahl der dunkeln Linien in dem Innern des Schattens grtflser
ist ) als wenn man sich weiter von dem schattenw^rfenden Kär«
per entfernt» Auf der Mitte des Schattens tre£Fen die gleichar-
tigen Undulationen zusammen^ oder , um ohne alle Hypothese •
zu reden, hier sind die durchlaufenen Wege beider Lichtstrah«
len gleich , und es ist daher in der Mitte des Schattens hell. In
der ersten dunkeln Linie , rechts und links von der Mitte , ist
die Differenz der Länge der Wege derjenigen bestimmten
Grtflse gleich, welche adlemal das gegenseitige Aufheben der
Erleuchtung zur Folge hat, oder es fallen nach der Undula-
tionstheorie die ungleichen Hälften der Wellen in diesen Fun cten
unaufhörlich auf einander. Wollte man die Orte der nächsten
hellen Linie zeichnen , so müfste man die Puncto verbinden,
wo die Differenz der Wege das Doppelte des Vorigen, nach
der Undulationstheorie eine volle Wellenbreite ist, u. s. w«
Hat man einmal diesen Gedanken als wohl bewiesen anf-
gefa&t, dafs bei der Differenz S3e;s3:3e;=s5eder Weg«
zweier zusammentreffender Lichtstrahlen eine Interferenz, «in
Zerstören ihrer Wirkungen, bei der Differenz = it e ; 6=3 4e;
=zß^ dagegen eine Verstärkung der Wirkungen statt findet, so
ist die Entstehung der Farben in diesen Liehtiinxen und. Scha<^
InflexioD des LicJiteA. 717
tnliiiieD kicht sb erklären. Dar Werth von e ht anglMckbei
iok ungleichfaTbigen StraMen^ oder, mit den Worten der Hy-
pothese, die Breite der. Lichtwellen ist ungleich, am kleinsteii
bdden violetten, am gröisten bei den rothen Strahlen , und da-«
hn zeigen sich die rothen Lichtstreifen als die breitesten, und
bei auffallendem weiTsen Lichte mufs die Farbenfolge und di*
Faibenmischnng so seyn, wie die Erfahrung si<f zeigt Dafs
Wi den äofsern Farbenrändern nur so wenige >Viederfaolungea
Bchtbar lorerden, glaubt FassvsL mit daraus erklären zU müs«
SOI, dab bei gröfserer Entfernung der vom Körper abwärts ge*
banden Strahlen diese sich sehr schwächen«
Einen zuerst nur ans' der Beobachtung gefolgerten und in
& Theorie übertragenen Umstand macht Favsnsl hierbei be-
mecUich, nämlich, dftfs bei den von den Kanten des K<$rpers %
ausgebenden Undulatione'n eine halbe IJndulation verloren geht.
Die Zeichnung macht dieses dadurch kenntlich , dafs d^ erste
ober die Kante hinaus gehende Kreis , dessen Mittelpunct in S
ist, ein punctirter, der erste von A als Mittelpunct gezogene
Knift ein ganz ausgezogener Kreis ist; Hierzu n(^thigte die
Beobachtung deshalb , weil sonst die Verstärkungspuncte genau
in die gerade Begrenzungclinie des Schattens fallen würdeUr
Fig.
um die Orte der Interferenzen zu berechnen sey S ieti^y[
leacbtende Punct, Ä die Kante des festen Körpers, SA = a,
AE sey =b und a -f" h der Abstand, in welchem man in F die.
hterferenz beobachtet, so ist fiir SP =x, PF = y, x'+y*
=(a-|-b)*, und fiiJr den um A gezeichneten Kreis ,
(x-a)« + y»=(b+d;«, ■
b«f d nämlich^ weil nach der eben erwähnten Voraussetzung
eine halbe Wellenbreite = 4 ^ zugelegt werden mufs und die
eiste ungleichartige Welle also um d von jenem Rande entfernt
»t. Daraus folgt für den Durchschnittspunct
o^er, wenn man mit Fabsnsl alle höhern Potenzen des unge-
. ,, . , 1..P T /2b(a + b)d\
mein kleinen d weglafst , jrsrrf I — ^ i— 1 .
Nach dieser Formel liefs sich der Ort der dunkeln aufserhulb
des Schattens erscheinenden Linien berechnen. Da die im \vei-
fsea Lichte angestellten Messungen stets auf den Punct zwischen
718 Inftexiöa des Lichtesi«
dem eisten Roth und dem rvreiten Violett gerichtet gewesen wä-
ren , so muFste auch der Werth von d dem gemäb angenommen
werden. Nun gjebtNEWTOir fiir seine Farbenringe beim Ue-
bergange vom zweiten Roth ' zum dritten Violett 20}- Milliontel
des Zolls = 0,0005t76 Millimeter als Dicke der' diesem Ringe
entsprechenden Luftschicht an , und diesen Werth mufs man
c=ä: d in die Formel setzen *). Will man die zweite Schatten-
Knie haben, (oder bei weii^em Lichte die Trennnngslinie der
Farben der zweiten und dritten Ordnung) so mu& mah 2 d statt
d in die Formel setzen, und die Abstände von der 'wahren
Schattengrenze verhalten sich also bei den auTsern dunkeln Li-
nien, wie 1 : 1^2 : O ; K4 u, s. Wr — .
Nach dieser Fornrel vergleicht Frbsnel seine Beobachtungen*
mit der Theorie und findet bei einer Reihe ' von Beobachtungen
Differenzen , die selten bis auf 045 Millimeter gehn , und nur
in den Fällen, wo die gemessenen Gtölseft Selbst ungemein
klein wurden, bis auf mehr als t^ ihres gafazen Werthes sith
erheben. Ich üb.ergehe diese und theile nur' Sie Vergleichung
lAit, wo durch ein rothes Glas nur das rothe und orangefarbne
Licht durchgelassen wurde. Dieses Licht konnte daher immer
als genau einerlei angesehen werden, d wurde hier den Beob-
achtungen NEWtoH's gemäb = 0i000623 ])IiUimeter für diesen
f ^henstrahl gesetzt«
*) Im Artikel If\terfertnz wird gezeigt, warom die Dicke der
Luftschicht fdr den ersten hellen Ring gleich dem. Yiertel ei«
ner Wellenbreite ist» darnach ist ^also die halbe Wellenbreite
gleich der Dicke der Laftschlcht an dem Orte des ersten dankein
Ringes.
Inflexidu de» Läclite«*
719
Dq>peUnAbstMMir :.:..'
Abttenddes
Oüdnnng
in $iUeifeB» von
Fadens vom
Abstand des
derdupk.
der geometrischen
leachtenden
Fadens vopa
' änfsern
Schatten grenze.
Differenz
Puncte.
Mikiomet.
Streifen.
heobacht.lberechn.
- ,
Meter. .
Myiimeter
Millim. .
1
0,201
1,000
1
5,34
5,46
—0,12
3
e,aoi
1,000'.
2
7,69
7,72 ,
—0,03-,
3
0,997
1,000
1
2,99
3,16
—0,17
4
0,997
1,000
2-
4,37
4,47
—0,10 .
5
1,991
1,000
1
2,79
2,74
+ 0,05.
6
1,991
1,000
2
3,83
ä,87 .
—0,04
7
3,971
1,000,
1
2,38
2,50
—0,12
8
3,971
1,000
2
3,47
3,53
—0,06-;
9
3,828
0,313
1
1,23
1,30
-0^07:
K
3328
0,313
2
1,83
-:l,84
—0,01,.
tl
3,828
1,192
1
2;64
V9
-0,15,
12
3»828
.1,192
2
3,89
3,95.
-0.06 •
13
3,860
0,294
1
.1,26
1,26
0,00
14
3,880
0,294'
2
1,77
1,78
— «;01 -
15
3,860
1,125
1
2,59
2,69
— o.io-.
16
3,860
1,125
2
3,85
331
+ 0,04
17
5,935
1,015
1
2,47
2,43
+ 0,04
18
5,935
1,015
2
3,45
3,44
+ 0,01 •
19| 5,935
1,0J5
3
4,16
4,21
—0,05
2C
1 5,935 •
1,015
4
4,85
4,86
— 0,01
Die letzten* vier Beobachtungen waren mit Vorziiglickar
Sorgfak mit einem Metalldraht -^ Millim. dick angestellt, und
ia hier alle vier Streifen so wohl abereinstimmen , so bestätigt
£eses den Werth von d , so wie er nach Ns wtov angenommen
ist Dab man nur bei Anwendung eines homogenen Lichtes d
genau erhalten kapn , dafs die Mischung der Farben , welche
bei anifallendem weifsen Lichte in den Streifen verschiedener
Ordnungen nicht ganz gleich ist, einen ungleichen 'Werth von
i för die Streifen der verschiedenen Ordnungen zn geben seheint,
KCst sich leicht abersehn. Die grofseUebereinstimmung der für
dor abstand der dunkeln Streifen i^ veüschiedenen Entfernun-
geii berechneten Werthe mit den beobachteten zeigt deutlich,
^ iies6 Interferenzpnncte wirk&ch, wiii die Formel es angiebt^
>iif hyperbolischen Aesten lieget , und nicht «u£ geraden Li*«-
Wßy wie min es sonst anzunehmen geneigt war. Dafs die
pQncte, in welchen man beim weitern Entfernen de» Tafel pder
An Mikrometers die*&elbe dänkle Linie fmdei, nicht in gerader
lUchtong li^^en, zeigt PKKft«£i« ans. einem ander« Vexsuohe,
790 lufl^xidn desLicht^fi.
wo bei den Abstanden de» Mikrome|ter6 =0,012; «s 0,585 ;
== 3^195 die EntferifaDgen von der ceometrischen Schatten-
grenze =3 0,105 ; == 0,880 ; = 3,01 waren ; hier erhielt man
die Neigung der zwischen den beiden ersten Puncten gezpgenen
775 . .
Sehne durch -— = 1,35 j die Neigung der zwischen den bei-
2130
den letzten Punctcfn gezognen Sehne durch ^ttt:^ =*= 0,82 bc-
' . 2bl0
stimmt , also ist die Curve concav gegen die Axe ; sie ist eine
Hyperbel , deren Brennpuncte mit dem leuchtenden Puncte und
der Kante des Körpers zusammenfallen , und deren Aeste freilich
' bald sich so weit der geraden Linie bähern , dafs es schon sebr
genaue Beobachtungen fordert, um die Abweichung von ihr zu
bemerken. Da die Asymptoten dieser Hyperbeln, die man nach
dem bisher Gesagten nicht mehr selbst als gezeugte Lichtstrahlen
ansehen wird, in einiger Entfernung von der Kante des Körpers
vorbeigehei\, so muEste sich leicht der Irrthum erzeugen , dafs
die gebeugten Strahlen nicht die Kante selbst berührten«
Zu eben solchen Betrachtungen, wie sie bisher fiir die nacb
auTsen von der Kante ausgehenden Strahlen odef Lichtwellen
angestellt sind , in Beziehung auf ihr Zusammentreffen mit den
frei bei dem Körper vorbeigehenden Licbtstrahlen oder Wel-
„. len, führen nun auch bei schmalen Körpern die Lichte und
158. Schattenlinien im Innern des Schattens. Zieht man die Mittel-»
linie CD , nennt die auf ihr genommenen Abscissen = x , die
Senkrechten. = y, die ganze Sreite des schattenwerfenden Kör-
per« s=: c, so. sind offenbar
*^+Cy— 40«=xbS und
x* + (y + iO*=(b + + d)«
die Gleichungen für zwei Kreise, die um eine halbe Wellenbreite
verschieden, also so beschaffen sind, dab sie beim Durchschneiden
einen dunkeln Punct geben. Wegen der Kleinheit von d ist ako
y = -— und in irgend einer Entfernung = b hinter dem sckat«
tenwerfenden Körper i^t der Zwischenraum zwischen den zwei
an' beiden. Seiten, der Mittellinie liegenden ersten dunkeln
b.d
Linien = — . Ebenso, da die zweite dunkle Linie von dem
c . '
•# •
Zusammentreffen. der um IJ Wellenbreiten vepschieden^j^Kreiae,
die .dritte |7on den um 2i.W^l^ri^i(ei) verschüedenen Kreisen
Inflexion de« Lickte».;
721
ablängt, so sind . ,
c
6hd
die Abstände der dunkeln Linien der
nreiten und dritten Ordnung von einander* Die oft ansgespro*
cfene Erfahrung, dab die Innern Schattenstreifen gleich weit von
onander entfernt sind , findet sich abo der Hypothese der In»
torierenzen and der Uodolationen gemäfs*
Bei diesen innern Streifen , die auf einer Ebene anfgefan«-
gen' allemal matt erscheinen, fand Faesvel vorzüglich das
Auffangen mit der'L6upe vortheilhaft , und aufser vielen andern
Messungen , die im weifsen Lichtstrahle angestellt wurden , (die
er nicht mittheilt,) ergeben folgende im rothen Lichte (wofür
^ = 0iKXX)623 Millimeter) angestellte Messungen eine nahe
Debereinstimmnng mit der Theorie.
Abttand des
Abst. des
Durch-
Anzahl
lenchtenden
Drahts
messer
der
Abstände von
Pancts vom
vom Mi-
des
Zwi-
der Mitte
Diflerenz.
M»t»JJdWht,
kromet.
Drahts.
schen-
gemes.|bercht.
•
Meter,
Meter
Millim
räume.-
Milliiaeter
Millimeter
t
1,430
0v')4Ö
6,76
1
U,45
U,45
V
2
1,430
0446
1,01
3
0,98
1,01
— 0,03
3
5,95
0,546
1,01
3
0,98
1,01
—0,03
4
1,447
1,093
1,56
3
1,30
1,31
—0,01
5
1,447
1,093
2,56
7
1,90
1,86
+ 0,04
Eigentlich liegen auch Uer die Puncto , zu welchen man Beim
Fortrücken der Tafel gelangt , wenn man auf eben der dunkeln
Linie bleibt, auf einem hyperbolischen Aste, aber die Krüm-
mung desselben ist so klein , dafs die Linien vOllig als gerade
encheinen , wie es auch die Formel , die auf die höhern Glie-
der keine Rücksicht nimmt, schon zeigt«
Die Formel ys= — zeigt,' dafs bei gleicher Entfernung
c
» b der den Schatten auffangenden Tafel der Abstand der dun-
keln Linien von der Mitte beträchtlich wird, wenn 9 klein ist,
and dals daher ein spitzer Körper, wie eine Nadel, einen an der
Spitee gfspaltnen Schatten zeigen mufs., weil die dunkeln Li-
nien da^ wo c auf ein Zehntel abgenon^men hat, zehnmal so
weit von einander absj;ehep , dafa uian aber aus eben dem Grunde
io dem Schatten , ^es breitern T^ils der Nadel mehrere dunkle
Lmien gewahr werden mufs*
Diese einfache Vergleicljuiig . der. Wege reicht^ wie Fäes-
722- InflexioH' des^LicIttes«
p. VEL bemexkt ^, li|er «os, weil dif^ kleioea Wteliep, die von
159.Puncten a, b, entfernt von der Ecke A des festen Körpers, aas-
gelieoi sich in P fiaat vt^Uig serstöcen» Wenn nämlich Aa,
ahy böycd,..* so genommen sind, dafs die Voll den ISuden die-
ser Wellentheile nach P gezognen Wege um eine halbe Wel*
lenläoge verschieden sindy so zerst^^ren ab und cd vereinigt .die
Wirkang der zwischenliegenden b c , und in P wird nur noch die
halbe Wirkung de$ letzten Wellentheiles Aa statt finden, dessen
halbe Wii^ku^g durch ab zerstört ist. Dieses findet genau statt,
so lange man die Wellentheile Aa, ab^ bc, cd . • • • als gleich an-
Sfihen kann, das heiJüit, so lange P noch ziemlich entfernt ist, es
findet auch genau genug statt um die Slitte des Schattens des
Körpers AB, dagegen bei Q darf man nicht mehr so vollkom-
men die EUiTerenz der nach der Mitte von A a und B e gezog-
nen liinieq mit. der Differenz der AQ, BQ vertauschen, upd
' die hier erscheinenden Streifen sind dahev der Mitte des Schat-
tens ein wenig näher, als sie nach der Formel seyn. sollten,
welche die Wege von den Grenzen des Körpers an mifst. «
Weit schwieriger als dieser Fall ist derjenige, wo die
Fig. Strahlen durch eine enge Oeffnung eidtreten unfl wo die E^<*
löO. wj^.J^^ng beider Bänder A, G auf die Wellen des Zwischenrau-
mes betrachtet werden mufs. Indeb ist folgende UeberlegiBig
klar« Es sey. P ein Punct, für. welchen die Wege AP, PG
ym eine ganze Wellenlänge verschieden sind^ und PI sey um
eine halbe Wellenlänge von beiden verschieden. Da I als in
der Mitte zwischen A und G liegend angesehen werden kann,
so nehme man gleiche Stücke, Qa, Ib und so weiter, und es
ist offenbar , dals die von G und I kommenden Wellen in P
eine Dunkelheit hervorbringen , eben so die von a und b kom-
menden Wellen und so femer , und dafs also der dunkle Streif
P sp liegen wird, dafs die Differenz der Wege AP, GP eine
ganze Wellenlänge beträgt; fih* den zweitenr dunkeln Streff wird
die Differenz der Wege zwei Wellenlängen und so femer gleich
seyn. Die Erfahrang bestätigt dieses, indem die dunkeln Strei-*
fen , odet bei Weifsem Lichte die Grenzen der Spectra^. in Ent-
ifernungen, die sich wie 1,2, 3' verhalten, erscheinen, wie
es vorzüglich FfiAUirHOFeK's bald zii erwähnende Beobachtun-
gen zeigen; Dafs diese Bestimmung afufhö^t' genau zu Beytii
' V Anh. dft Chhn. et Ph; Xl. fÜSS.
' Inflexi^n des Lickae«! 733
lAG ^heblich gegen OP itti ventelil ifafc von telttt, da
Hin I' nicht mehr In die^ Mitte zwiicken A Und:' 6 fiBti wnm
AP^lPssIP^GPBejwsdll. ... ;
D« bei d«n"Axrch «in» Oeffnulig gebende» Strabkn^die
Eikbehningen so sebv» ungleich sind, je-nöchdem man dje^Far*-
benstyeifen in einer oder der andern Antfetnuhg von 1dc«:Oeft^
naiig beobaohterv-'so stordit FtL^sßVh' S»-¥tägi'*ziiä baantweited,
vtf die das gebt«^ Xiobt* aiffCfangeiide» Ebene aioh .befindtetopj
wha^i' davnt bei «ttrgkaefatn Oefb otogen A Q[: A'& niie i^ar^ 161.
teB&ad gleich endleine; Eaeey ^Imk'm ^ Cl'^än dinBiritft&r
ang des lettcShteiidett JPanctet Van^-derOüffmingy O'I ss b^
t/\';salf die' zu jeiie« i&9rtcke erfbrdealioluiifidtfisnitiflg ider ,,|
TaM^ AO seye=2s&, A^sssc* Damit nun zuerst hierin« O
snkommenden Strählenteben die ErsckanungentwieiinCy her-
Toibringen , mufs C A -f^ AO ^ CO ä CA! + A'CX — C'O'
str)^o, also, -wenn die 'Kreisle nm C, O, C\ (/ giezogen sind,
Mf.t^r^A'r. Da nun,. . V
•-ilO = r{'(bia-r(a»-icO)*+'*c*}
od«r «Dgenähert • .'. t- .,.'.'.■.
• . «-- «^ ^- • * .• • ab
. ... {a+b)c» (a 4-b')c'* ^ j • :,. ».^ ' -. ,
so amis *^ ' ' - — = ^" '■;, / '■' «eyn: damit die DüFeren* dei'
Wege für O und^O' gleich sey. Sollen auch für P und P" 4i^
glichen Erf aheinungeinpinireten , so.mubil wenn man CP, CV
si(^t| und diese die l^o^en I6, XQl in'M, M* s^aeiden,
M : m'-:=t c: c' seyn; und da auch poiuu.^LiüiL^. ^
fMVa'^+'bS ^ '' '" ^ * '•' ' '
; ^==P'0' seyrt soll, well wir fordern, dafs diegähzcf
Fsib^nerscheinnog; um O und um O^ gane einerlei sey, sof^l^t
/ I 1.x ' ''r * % \J\ 1 (a4-b)c c cc'Ca'+b'j
b , .b , ; a J^ , /
and dieses sollte n4ch der ersten Beclin^ungsgleichung ss.
rp — r also -r- = -T seyn , woraus dann auch a es:
ab b b "^
ab'«
724' Inflexion des- Lichten,
FAsftnzr liit> diese Fjoniiel geprüft,' itideiti er b*i'iiB^ei«>
«den' Qeffnungeit den Ort des leuchtenden- Punctes und des Mi-
krometen zu Abmessung der Farbeoersoheianngen so ai^rachte^
wie eftdie Formel* fefdert-, und- wiiiklich «gleiche Fcorbeiutreifen
erhielt. Aber :en diese leichtem Folgertmgen, welche tut JBie*
stimmwig tder G«Mtze dl^c Beugung de» bieht^e dienen, knüpft
f ABSV8L noch. einige: ackwierigere Uotoaudhuiigen. Wenn wir
das Phändnien genau^ 'W4>llen kenndn^lenveo,^ j so müssen wir
' • • für *jeden einzelnen. Funct . die Inte niMi4f .der Tcjirm^tger . des. vei^
echiedeneb Wellen dorthin gelangenden :£ylettchtung berechoea
Irtfnnen. Jedes BlemelitaItheilche»•'de]r•*1^on C ansgegsangenett
l^|] W«Ue.bringt Anetden.Punct P treffen deOsoillatioa hervor^ und
5^enn wir, den fast als gerade anzoisaehei^den Ih>gen MZ =s %',
Zz = dz nennen I CM bs a, PMtts,b,<-S0'ist, wie, wir oben
gesehen haben ^ Z u = 4^ — ■ ■ , ako, wenn eine Wellenlango
s= 1 ist, so wird i * '^T> ^® Anzahl von Wellen und Wel-
\^ -.abA, .' •-
lentheilen geben, welche auf diesem Abstände Raum hat, und
die Wirkung der Welle ist eine solche pexiodische Function die-
ser Orölse, dafs sie für das Stück dz als aus zwei Theilen
• ^.: z«(a+b) , ^ ,^zfl(a + b)
dz , Sin. > 7.' ■ ■ Pfad d^ Cös^- .T ü\ '
2abÄ, . . . 2abX
unter rechtem Winkel, zusammentreffend angesehen werden
kann*); die gesammte Wirkung aller Vom Bogen z herrührenden
Wellen ist daher s=ar ' •
Diese Integralen müssen von M bif zu.den Grenzen, wo sich
die die Lichtstrahlen aufhaltenden Schirme befinden, genom-
men werden»
Wendet man dieses auf die Verschiedenen hier vorkommen-
den FfiUe an , so findet sich folgendes. Erstlich , wenn man
die Erleuchtung innerhalb der Grenze des Schattens eines die
Sonnenstrahlen ^auffangenden breiten Körpers sucht, so nimmt
■ ' 'T ■ ' ' '
*) Die Herleitung dieser beiden aagleich eintretenden Wirkangen
(Aiin. XL 257. 286.) ist mir nicht so klar, daCs ich sie in wenig
Worte zn fassen wurste» ich verweise daher lieber auf das Original
selbst. Anch Poisson ist mit dieser Theorie nicht ganss zuÜrieden«
Vergi. Ai^n. de Ch. et Ph. XXU. 250. XXIII. 32. HS.
^
Inflexion de« Lichtea« 725
d» Erlendtong imiinterbro«hen ilr, jetiefer imn in 4mi Silitl^
tn hineintritt; es finden keine MudmM, und Minim* itatt*^ vnd
teet ist der Br&iivung genäb, weldkehier keme^hwedMe^
kiDgeB Ton Hell und Bunkel seigt^ Die TJieorie leeigt* iibciu.
dies, dsb die bei Tmrichil»denen£ntfeniaDgen der das Licht «irf^
bogenden Ebene gleich stark erleuchteten Pnocte nicht in ge«-
nder Linie ^ sondern euf- einer hyj>e)eboljscben linie liegen»
Zweitens, wenn der Schirm aar von einer Seite den Dogen ZM
begrenzt, oder wenn^die Kante eines sehr breiten Schirmt den
Schatten wirft und M auberhalb der Grenze des Schirmes li^gt^
so ergeben sich Maxima und Minimar der Brlenchtung, )edoch
ist auch an den am Siftkwächsten erleuchteten Steilen* diese nicht
= 0; da nach Faesvel^s Formeln vs= zV^ ist, so
^ übX ^ ^
labt nch dieser Wechsel in folgenden Zahlen übersehen , wenn ;»>
man y in Theilen des Quadranten ausdrückt :
fär V = 1,2172 ist 4ie Intens, des Lichtes ==? 2,7413 . [
= 1,8726 1,5570
« 23449 .•.-..../.,• .2,3990
= 2,7392 . . V . I56867 '
= 3,0820 #•••...••• 2,3022
= 3,3913 .•...->•♦. 1,7440
= 3,6742. . . ...*.. . 2,252^
= 3,9372 • • . . 1,7783
md so. weiter. Diese Beslimtnuhg weieht^etwas von derfenigea
ab, die sich Mols an die Differenz der W^ge ^w^erLichtstrahlert
Udt, die jetzige Bestimmung nänhlich giebt für die erste dunkle
^i« 13726, statt dafs jene 2 gäbe, FiiKaircL theilt hier eine
Dene Reihe von Versuchen mit, die genauer mit dieser Theorie
ab mit der vorigen übereinstimmen. Drittens, wenn dasXicht
^h eine enge Oeffnung ftllt^ so muls man die Integrale ge->
1^0rig in Beziehung auf beide Ränder derO^fiFnung nehmen, und
^es findet statt sowohl wenn die von P nach.C gezogene Li-»
nie zwischen den Rändern der Oeffnung durchgeht, als auch
^enn sie den Schirm schneidet. Hier gi^bt die Formel wie-
der abwechselnde Maxima und Minima der Erleuchtung^ die
Mb nahe dahin fallen , wo die Beobachtung sito angiebt ; die
^älle, wo die Abweichung bedeutender ist, glaubt FftBSVKr
auf die Schwierigkeit, den genauen Punct- der. geringsten.Er*
72B Infldxion deifl JLichtea.
feens «auch för die in dui Schatten tinet sehr ecbmaleii K^rgm
Iiiaiki .g^Iangendea !Licbit>trahlea Maidna udd Minitaa 4tatt ^t
•den'i' läist iioh aus flem Vorigen sehon -«rWarten. IJnttx rnndera
«rgab sich hier 'einQ rUebereitietimmung «wischen Theorie uAnd
Brfahrong dadurch, ;da£$.! bei gleich; bleibender Breite des Köt*-
f/trsltnd gleichem ÄbSitande der dal Licht auffangenden TaCal
bd^drndes'^likiomeiersMdie .Farbeostreifen sich änderten 9 trenn
deb iAiiatand idei leuchtenden Funptee geändert wurde » Inf
deb! betragen .diese Aendfrungen nur-.einige Hund^it^l des Mil^
limeteirs, und da;di^ AbVreichungen der Beohtmng vom 9««al täte
des .Versuchs atuch nicht in engere Qrens^n. eingesdilossen «tind|
so darf man kein so sehr grofises Gewicht hierauf legen.. Merk-
würdiger sind die Berechjiungen über einige andere Fälle ^ ftUUI
Beispiel, da& sich bei a :=5 5,049 Meter, b == 0,615 Meter, csa
der Breite des dunke}n I^Örp.ers f=i Q,7S M^V^ßtet ^ die beiden
ersten dunkeln Linien so ungemein fein zeigten und die dritte
fast gar nicht erschien ;' die Rechnung zeigte , dafs hier "VdASch
die Erlbüchtüng'ineixlenr sehr engen Räume beträditlich kleiner
seyn mulste , als am Rande eines breiten SchSrtnes, und dals für
die dritte dunkIe*Linie'nur ein sehr schwaches Minimum statt fin-
den konnte« Alte mit derRethnung vi^rglichenen Beobachtungen
geben eben' sbiche Ueberein^nfmitng'mit der Theorie.
Eine Folgerung, Velche PoiSsov aus der Theorie Frks-
velS herleitete, ' bestand darin, dafs' nttch dieser bei einem kreis-
£t;»rmig^n Schirme von, geringer Breite^ der Mittelpunct so erhel-
Uft^Utf aU.pb.gar keiQ /^hirm Vorhanden wäre» Und wirklich
aeigte ein zwei Millimeter in^ Dur.chm^sser l^altender , auf eine
reine Qlasplatte aufgejklebter 'Schirm einen hellen kleinen Kreis
nahc^nm den ;|VIitteIpunct* Berechnet, mptn nach eben den Prin-
^^ien die £rieuchtung;in der Mitte des hellen Raumes , den die
kreisförmige Oeffnung eines Schirms auf der Mikrometerpljatte
darstellt, so. findet man diese dunkel, wenn der Abstand der
^r* ar*
Mikrometerplatte vom Schirme =:B = •.'■" ■ oder = ;; — r r
^ ad— r* 3ad — r*
ar^ ar'
ist, dagegen hell, wenn b = 5— -r j j oder = j— -r j ist«
Da. mmlich a die Entfernung des. leuchtenden Punctes vom
1 Po3)sendorff Ann« ¥• S46.
Inflexion des Lichtes* 737
Schinne, r den Halbmesser der Oeffhung, d eine ganze Wel-;
leoliDge bedeutet, so soll für «ine Verstärkung der Erleuchtung
dmch die vom Rande der Oeifnung ausgehenden Strahlen
a+b+ d = rCa*+r*) + H^'+O
— a+^ + 4^ + 4^ ^^^"^^
dso b = , Die Beobachtung zeigte \trirk1ich bei den
2ad — r*
richtigen Entfernungen einen völlig schwarzen Fleck im Mittel-
poncte jenes Raumes.
So viel indeCs hier erklärt ist » so bleiben doch noch scbwie:«
rige Fälle übrige bei denen man mit der Differenz der Wege al-
\m nicht auAreicht, und deren Berechnung auch nach Faes-
fiL^s Methode nicht so leicht ausführbar scheint. Befinden sich
£e beiden Schirme , welche durch einen an beiden Seiten eng
begrenzten Raum das Licht durchlassen , nicht gerade einander
gegenüber, sondern gelangt das Licht an die Kante des zweiten,
nachdem es schon der Beugung an der Kante des ersten unter-
worfen gewesen ist , so läfst sich leicht einsehen j dafs die Far^
benstreifen nicht mehr an beiden Seiten symmetrisch seyn wet-^
^en, aber es scheint sehr schwer ^ die Erleuchtung^ welche
^n aaf jeden Punct einer hinter dem Orte des zweiten Schir«
Des aufgestellten Tafel fallen mu(s, richtig. zu berechnen. Eben
, <e Terhah es sich, wenn man, wie Fladobagues es that, in«
i nerhalb des Schattens eines breitern Schirmes einen zweiten
i Schirin der Grenze des Schattens so nähen, dafs die in jenen
I Schatten hineingebeugten Strahlen den Rand des zweiten Schir-
I Bei treffen. Dafs das Austoben der Lichtwellen an diesen
zweiten Schirm neue Wellen und ein Interferiren mit den am
I Bande des ersten Schirmes gebeugten Wellen hervorbringen
Äofc, erhellet wohl; aber hier wären wenigstens Versuche zu
Eibischen, ob der Erfolg dem gemäfs ist, was die Differenz dev
Wender einmal und der zweinuJ gebeugten Lichtstrahlen odex*
Jj«htwellen fordert.
Doch, wenn sich gleich noch mehr Fragen hier anfwerfen
llttsen, und manche Zweifel, ob die Undulationstheerie sich fiic
*'« genügend zf^igen wird , übrig bleiben mögen , so läfst sich
dennoch nicht leugnen, dafs diese Theorie ungemein viel lei-»
i^^t, tun diese so mannigfaltigen Phänomene weit besser unter
einfache Regeln zu bringen , als es Vorher je möglich schien.
^•Bd. ^ Aaa .
738 vlnflexiou de« Lichtes«
Einen merkwürdigen Beitrag zu der eben erklärten Heike
▼on Phänomenen hat Arago^ bekannt gemacht* Wenn mao,
statt die von der einen Seite in den Schalten eines schmalen
Körpers hereingebeugten Strahlen durch einen undurchsichtigen
Schirm aufzufangen, sie mit einem durchsichtigen Glase auf-
fängt 9 so verschwinden die Farbenstreifen im Innern des Schat-
tens ebenso wohl. Hier gelangen die durch das Glas gehenden
Strahlen zwar zu den Puncten hin , wo sie vorhin die Erschein
nung ^ der hellen und dunkeln Linien hervorbrachten , aber da
die Undulationen nicht mehr so wie vorhin zusammentreffen,
80 entsteht jene Erscheinung nicht mehr oder entsteht wenig-
stens verändert. Wendet man naöh und nach dickere Gläser an,
«o ^gelangt man allmälig zu der Grenze, wo die Streifen verschwin-
den. Ungemein dünne Glasscheibchen bringen nämlich nidit
das Verschwinden hervor , sondern verändern nur den Ort der
Streifen, und bei grölserer Dicke scheinen die Streifen nur dämm
zu verschwinden , weil sie über die Grenzen des Schattens hin-
ausrücken , wo sie in stärkerem Lichte unkenntlich werden.
Diese Veränderung hängt davon ab , dafs die Lichtwellen im
Glase eine andere Breite erlangen , also die Dicke des Glases
nicht genau so viele Wellen als vorhin erhält, weshalb die glei-
chen Erscheinungen nun nicht mehr genau gleichen Wegen ent-
sprechen, sondern'! statt des wahren Weges der im Innern des
Glases durchlaufene Weg gehörig reducirt in Rechnung gebracht
werden mülste.
Eine ganz eigenthümlich angeordnete Reihe von Versacken
über die Beugung des .Lichtes hat endlich Fraüvhofsr ange*
stellt ^ , die ich jetzt noch im Auszuge mittheilen werde. Der
wichtigste Vorzug, den Faavhhofbr seinen Versuchen gab,
besteht darin, dafs er die durch Beugung modificirten Lichtstrah-
len auf das Objectivglas "^eines Fernrohres fallen läfst , so da(s
man die Erscheinungen dnrch das Fernrohr vergrölsert sieht
Ist dieses Fernrohr auf einem Theodolit befestigt , so erhält
man zugleich die Mittel , die Winkel der Ablenkung des Lichtes
zu messen. Um solche Versuche vollkommen anzustellen, mufs
man sich, wie Fhadithofer es that, eines Heliostaten bedienen,
1 Ann. de Ch. et Ph. I. 190. 199,
2 Denkachr. d. Aciid. cu München, Tiri. Band, and Schnmacher's
attroo, Abb. S. 46.
Inflexion dej Lichte«. 729
damit der SonaenstTaU, des FortrUckeDS der Sonne nngeeditet, fort*
«rihrend in einerlei Richtong mf das Instrument falle. Läüit man
deoLichtstfahl so auf das Objectiv des Femrohrs fallen, dab dieses
genau anf die den Strahl einlassende Oefihnng sieht, dafs nämlich
der Mikrometer£adeh im Femrohre mitten vor der Oe£Pnnng er-
scheint, nnd bringt dann einen Schirm mit einem schmalen, durch
parallele Seiten begrenztisn, Spalte vor dasObjectiv, so sieht man«,
m der Mitte des Feldes einen weifsen, hellen Streifen LX', derlei!
gegen die beiden Seiten gelb nnd am äufsersten Rande roth er-
ficheiiit, in dessen Mitte der Mikrometerfaden K gesehen wird;
dann grenzt an beiden Seiten gleich ein zweites Farbenbild LX",
dessen tiefes Blau an jenes stOfst , und dann alle Farben bis zum
Both, weiter entfernt von der Mitte, zeigt; diesem folgt, weiter
Ton der Mitte , ein nenes Farbenspectmm Uli" , •schwächer als
das vorige, in welchem Blau, Grün, Gelb^ Roth, das le|ztere
am weites^n von der Mitte , an einander gereihet sind-; ein
noch matteres Farbenbild U*^!/^ mit eben der Anordnung der
Falben schlielst sich an dieses an , und so folgen noch mehrere
BÜt zunehmend matteren Farben, und diese endlich in einen
laatten Lkhtstreif übergehenden Spectra dehnen sich sehr weit
nach beiden Seiten aus, indem das Fernrohr hier noch den
sdiTvachen Lichteindrack zu beobachten gestattet, den man mit
einer blolseil Loupe nicht wahrnehmen könnte. . ' .
Die Breite des Spaltes wurde bei jedem Versuche mit ei-
nem an demselben angebrachten Mikroskope und Mikrometer
so genau gemessen j dab ^er Abstand als bis auf ein Funfzigtau^
sendtel des Zolles genau bekannt angesehen werden kann.
.Die Farbenbilder S^eigten sich so , dals die Uebergänge von
noer Farbe zur andern in jedem derselben nicht strenge be«
grenzt sind, und auch Von dem Roth des einen zum angrenzen-
den Blau des andern ein allmäliger Uebergang statt findet DaCs
die Ablenkungswinkel sich mit Hülfe des Theodoliten, an wel-
chen das Fernrohr befestigt war , genau messen liefsen , erhellt
▼on gelbst , und da di^ aus diesen Messungen hervorgehenden
Resultate so ungemein einfach sind, so brauche ich von den
Versuchen nur einige wenige, anzuführen. Nahm Frauhhofkr
den Winkel von der Mitte des hellen Streifes bis zur Grenze des
ersten Koth , wo nämlich das Violett oder Blau des zweiten Far«
henbildes anfing, ferner den Winkel von der Mitte bis zur
Grenze des zweite« Roth, dann bis zur Grenze des dritten, end-
Aaa 2
730 Infioüon.des Lichtes« '
lieh' bis znr Grenze des vierten Roth, so waren die Winkel im
VerJiähnifs der Zahlen 1:3:3:4; zum Beispiel bei einer Weit«
des Spaltes = 0,06098 paris. Zoll waren jene Ablenkungswin-
kel, oder die Breiten jener Farbenbilder von der Mitte der gan-«
zen Erscheinung bis zu den eben genannten Grenzen, t=sl' ll",6;
= 2' :22",7; = 3' 31'' J ; = 4' 44",6. Das zweite Resultat
dieser Messungen war, dais diese Winkel genau in umgekehrt
tem Verhältnisse der Breite des Spaltes standen, zum Beispiel
zu der Weite des Spaltes = 0,06098 gehörte i' i l",6,
zu der Weite = 0,01210 gehörte 6' O"
0,00337 .... 2i' 3"
0,00114 . . . . V4'53:'
Diese und eben so alle übrigen Beobachtungen geben mit zurei-
chender Uebereinstimmung für die rothen StrahUn den Winkel
L =; , wenn y die Breite des ppaUes.ist, (zum. Bei«
/
spiel ^^^^^^^j,^ = 0,000346 = 1' ir',6) und ebenso für den
'^ 0,00096 ^
zweiten rothen Rand h" = 2 ♦ ■' " ■ " , und so iii« die fcl-c
-" ' ■'
genden. ,
Wenn das Licht nicht durch einen engen Spalt, sonderl»
diirch eine kleine kreisförmige Oeffnnng eingelassen wrirde,
ao zeigten die Farbenringe« um die OelTnung sich ganz so im
Fjernrohre, wie es die Farben^treifen neben dem Spähe getha»
hatten , nur mit dem Unterschiede y dals der Halbmesser des er«
st^n rothen RinJes, oder vielmehr der Grenze desselben, Wo er
an die nächste Farben folge grenzte, etwas gröfser war, ^o dafSy
wenn, dem Vorigen gemäfs, L den Halbhiesser dieses Ringes
bezeichnet, y den Durchmesser der OeSnvag in pariser Zollea
j .-w r' 0^0^)0<)^i»'>7 r- .• ri j n-
ausgedruckt, L = war; liir die folgenden Ringe
ward eben die Grenze durch L" = L' -[• '
V'=V + 2.
r
0,0000214
r
angegeben. Den Grund für die Erweiterung des ersten Ringes,
welche bei den folgenden Ringen nicht verdoppelt vorkommt,
giebt Fbaüh HOFBK nicht an ^ «ie mufs indefs wohlf darin liegen,
Inflexion des Lichtes« 731
dafs die nach dtil Sehnen gemessenen geringeren Abstände der
nidisten Wand eine stärkere Ablenknng hervorbringen«
Eine zweite Reihe Ton Versuchen betraf die Ablenkung,
& durch zwei Schirme , welche einander nicht gerade gegen-^
überstehen, hervorgebracht wird. So lange hier die beiden
Sdineiden der Schirme noch so standen , dafs die Breite des
merst an der einen , später erst an der andern Seite begrenzten
Lichtstrahles noch 0,04 bis 0,02 Zoll betrug , so zeigten sich die
Spectra, wie in den früheren Versuchen; bei noch mehr ver-
engerter Oeffnung aber, das ist, wenn die mit der Richtung
des Strahles parallel durch die Schärfen beider Schirme gezo-
genen Linien noch näher an einander rücken, hört die Symme-
tne der Bilder auf, die Bilder verbreitern sich an der Seite,^ wo
der dem Objectiv nähere Schirm ist , mehr , als an der andern
Seite. Wird die OefFnung sehr enge , so breitet zuerst dps ent-
fernteste, z. B. fünfte Bild sich sehr weit aus und wird unkennt-
lich, bei noch grHfserer Annäherung der Schirme geht es mit
dem vierten , dem dritten u. p, w. ebenso ; an deip andern Seite
verschwinden die Bilder nicht so allmälig, sondern erst, wenn
•n der ersten Seite das letzte Bild verschwindet und die Schnei-
den gar kein Licht mehr durchlassen.
Noch einen merkwürdigen Versuch bot eine auf die Gold-
blättchen-Belegung eines Glases" radirtc- Kreislinie dar. Ein^
lokhcs mit Goldblättchen belegtes Glas ist undurchsichtig ; ra-
dirt man auf dem Golde eine gerade Lihie oder befreit man
eine sehr kleine Kreisfläche vom Golde?, so zeigen sich eben
die Erscheinungen, als wenn die gerade Linie oder die Kreis-
fiache Oeftnungen in einem Schirme wären ;* war dagegen die
Tom Golde befreite Linie eine blofse sehr feine Kreislinie , so
cnchienen eben solche Farbenrirge, wie bei einer KreisöfFnung,
iber die Durchmesser dieser Ringe waren nicht durch den Halb-
messer Jfener Kreislinie bestimmt, sondern blofs' durch die Breite
der radirten Linie, so dafs, wenn diese = / war, der Halb*-
messer des ersten Kreises, den die Grenze des R"oth bildet,
_0,000021t^ der HalbÄesscr des zweiten doppelt so grof»
7
war. Diese Ringe blieben noch vollständig, wenn man auch
di* Hälfte des Kreises bedeckte; ward aber ein Segment =
180'4- X bedeckt, so fehlten in den Ringen an zwei einander
gegenüberstehenden Seiten Stücke, die x Grade umfafsten.
732 Inflexion des Lichten.
Um diesen. Versuch riehdg zu, verstehen , rnnff mte rfch
erinnern , dafs die Beobachtungen mit dem Femrohre angestellt
wurden. Wären die durch jene Kreislinie einfallenden StraIi->
len sämmtlich der Axe parallel, so würden sie bloCs einen er-
leuchteten Pnnctim Brentipuncte des Objectivs , also einen klei^
neu hellen Pnnct in der Mitte des Feldes darstellen; wegen der
Neigung der bei der Beugung getrennten Strahlen stellen sich
für jeden sehr kleinen B^gen des Kreises kleine Farbenbilder ne-
ben dem Brennpuncte dar, genau so, wie es der Fall seyQ
würde, wenn ein eben so kurzer Spalt vor der Mitte des Ob--
jectivs läge. Die .Bilder, welche zwei diametral gegen ein«
ander liegenden Bogen zugehören, fallen zusammen, und darum
bleiben cUe Ringe vollständig, wenn auch der Halbkreis bedeckt
ist, bedeckt man aber einen grölsem Theil, so müssen Stücke
der Ringe fehlen.
Eine andere Reihe merkwürdiger Vexisuche, die noch nie
so angestellt worden waren, betrifH: die gegenseitige Einwirkung
gebeugter Strahlen« Um auf der ganzen Fläche desObjectivs eine
grofse Anzahl gleich gebeugter Strahlen zu erhalten, wurden
parallele Fäden, alle von gleicher Dicke und alle in gleicJien
Entfernungen von einander, vor dem Objec^ve ausgespannt,
und kein andres Licht , als das durch diese Zwischenräume ge-
gangene, fiel auf das Objectiv. Das Fernrohr war auf eitie 0,01
Zoll breite Oeffnung gerichtet, durch welche das Sonnenlicht
einfiel, und man sah. nun im Fernrohre erstlich jene Oeffnung
^g|' A am Heliostat ganz so , wie man sie ohne Fadeqgitter auch ge-
sehn hätte, scharf begrenzt , ohne Farben; daran gTen2:te, an
beiden Seiten symmetrisch, ein völlig dunkler Raum AH'; an
diesen zweitens ein Farbenbild H'C', welches das Violett gegen
das erste Bild , gegen die Mitte der ganzen Erscheinung^ vren-
^et ; dann wieder ein dunkler Raum C'H^' ; hieran grenzt drit-
tens ein zweites doppelt so breites Farbenbild H"C" , worin die
Farben eben so wie im vorigen auf einander folgen; ohne
dunkeln Zwischenraum grenzt hieran ein drittes Farbenbild
C"D'" , dessen Violett schon mit dem Roth des vorigen zusam-
« menfällt; ein viertes Bild D'"P'' ,. dessen Blau sich schon in
das Roth des dritten verliert, grenzt an dieses, und so folgen
mehrere Bilder mit schwächer werdendem Lichte, die immer
mehr und mehr auf einander fallen. Wenn das Fernrohr so
' weit ausgezogen war, dafs man ohne Fadengitter die Oeffnung
Inflexion des Lichte«, 733
gMa «lentlich begr^Dzt mJi, so wurden auch bx9Sf wis in dsm
durch d» Prisma zsrstrenteii Sonnenlichte, eben die dunkeln Li»
nien in den Farbenbildern ^ >yahrgenoRinien. Die Grobe dieser
Fvbenbiider hängt nicht von der Dicke der Fäden allein nnd
siebt von der Breite der offenen Zwischenräume aQein ab, son-
dern von der Breite des Zwischenraumes zwischen der Mitte
zweier Fäden , oder von der Summe der Fadendicke und des
offenen Zwischenraumes ; je kleiner diese ist , desto breiter sind
die Farbenbilder, Eben deswegen aber müssen diese Fäden und
ilire Abstände auch genau gleich seyn, damit nicht einige TheiU
des Gitters eini^ andere Breite der Farbenbilder, als andre Theile,
bewiHien , wodurch eine gegenseitige Verdeckung und Undeut-
lickkeit eintreten würde. Am schönsten zeigten sie sich , wenn
entweder feine Parallellinien in Glas eingeschnitten oder auf die
Goldbeleguog eines Glases radirt wurden.
Ich schalte hier die Bemerkung ^in , daTs diese Farbenbilder
ganz dieselben sind, die man schon mit recht schönen Farben
geziert sieht, wenn man durch ein recht gleich gewebtes seid-
ofls Florband nach einem 20 Fub oder weiter edtfernten Lichte
siebt; selbst bei dem Blinzeln mit den Augen, wo die Augen-
vim^m ein ähnliches Gitter darstellen, sieht man» wenngleich
QDTollkommener, eben solche Farbenbilder | wenn man eint
Lishtflamme ansieht ^»
Diese Farbenbilder nennt Paaushofke mittlere Spectn
vollkommenez Art. Sie sind bei groiser Feinheit der Gitter breit
und von ausgezeichnet schönen Farben. Aber wenn die Zwi-
Khemänme zwischen der Mitte der Fäden ziemlich grofs und
eben deshalb diese Spectra von geringer Breite sind , so sieht-
man , vorzüglich bei etwas dickeren Fäden , da , wo diese mitt-
leren Spectra vollkommener Art schwächer werden , andre Spe-
ctn, deren Breite sich blofs nach den freien Zwischenräumen
der Fäden richtet, und die sich so verhalten , wie bei einer ein-
zelnen schmalen Oeffnung, Jene mittlem Spectra vollkommner
Art bestehen aus vollkommen getrennten Farbenstrahlen ^ so dafs
jede einzelne Farbe ganz homogenes Licht enthält. FaAUHHO-
rta zeigte dieses dadurc)i, dals er vor demOculare seines Fem-
lohres ein kleines Prisma anbrachte. Dieses Pxisms^s Axt ist
1 Yergl. Art. Farhm. Th. lY. 8. 77.
t G. XTUl. W.
734 ' Inflexion dei Lichtes.
horizontal, wenn man verticale Streifen beobachten will , «od
man bemerkt dann, dafs da, wo durch eine einzelne OefFnung
das Licht eindringt und diese mit ihren farbigen NebenbiMern
gesehen wird , sich am einen Ende selbst der rothen Strahlen
ein Blau und umgekehrt am andern Ende selbst der blauen
Strahlen ein Roth zeigt, zum Beweise, dafs jene rothen Strahr
len und diese blauen nicht homogen sind« Bei den mittlem
Farbenbildern vollkommener Art findet dieses nicht statt. Die«
ses Ocularprisroa dient noch auf eine andre Weise , um die Ho-t
mogeneitat des Lichtes zu prüfen. Wenn man durch dieses
Prismj^ ins Fernrohr sieht, und es ist der Kreuzfaden mit ho-
mogenem Lichte erlei^chtet, so erkennt man ihn deutlich, i^eil
nämlich nun selbst das Prisma keine Zerstreuung des von ihm
ausgehenden Lichtes bewirken kann, dagegen wird er unsicht-
bar, wenn er von gemischtem Lichte erieuchtet ist. Bei den
Beobachtungen des gebeugten Lichtes ist dieser Faden abwech-
selnd von verschiedenartigem Lichte erleuchtet, indem zum
Beispiel bei' den Farbenbiidern , welche ^as Bild eines einzigen,
das Licht durchlassenden Spaltes begleiten , auf einen Theil des
i^adens das erste, auf einen Thetl das zweite Spectrum fsllt;
habeu nun diese Spectra in ihren einseinen Theilen kein ho-
mogenes Licht ^ so sieht man da den Faden gar nicht; haben sie
in einem Puncte rein violettes, in einem andern Puncte rein ro-
thes Licht, in einem dritten Puncte wieder rein violettes Licht,
so erscheinen diese drei Puncte nicht in gerader Linie, sondern,
während das Bild des Fadens , so wie man ihn in der ganze/i
Farbenfqlge von Violett bis Roth sieht , als schief hinaufwärts
gehend erscheint, fangt er, gleichsam abgebrochen, anten wie-
der an , wo das zweite Violett ihn erleuchtet , und die Stücke
des Fadens bezeichnen daher das Ende der einzelnen Farben-
bilder. Bei den mittlem voUkommnen Farbenbildern sind die
Farben der Bilder rein und homogen, so lange nicht die Gren-
zen derselben auf einander fallen, welches bei dem dritten,
vierten Farben bilde immer mehr und mehr eintritt.
Bei diesen Farbenbildern wurden ebenso, wie bei den
durch eine einzige OefFnung dargestellten Farben , die Abstände
von der Mitte, welche als Mafs für die Ablenkung der ge-
beugten Strahlen erscheinen, abgemessen ; da aber hier die dun-
keln Linien (welche mit strenger Genauigkeit ein Licht von be-
stimmtet Pxecbbaikeit bezeichnen , oder die Stelle im prismati-
I^flexion des Lichte«; 73S
iden Farbenbilde , wo eine bestiomte Drecbimg staU findef|
mgebeq) sichtbav waren , go konnte mit Beslknmtheit für jeden
farliigen Strahl jene Ablenicung angegeben werden. Richtete
DM luf irgend eine dieser Linien aowolil im eisten ab in jedem
folgenden Spectmm die Messung, so ^waren die Abstände von
dffMirte im zweiten Bilde doppelt, im dritten dreimal sq grofs,
ab im eisten, und so ferner. Man erkennt zum Beispiel im
oraDgefarbnen Tkeile des Farbenbiides 4 eine dunkle Linie D, für
welche die Winkel = 38' 19" J . = 1*» 16' SS'* ; = 1« 55* 0" ;
= y 33' 15" gefunden wurden , wenn y + 8= 0,001952 =
der Samme der Fodendicke und des Faden «-Abstan des betrug;
dagegen wnrde fiir eine Linie H , die im Anfange des Violetten
»chtbar ist, der Winkel = 25' 42'', = 51*32" gefunden;
du Mittel aus ienen ist = 38' 19'',2 = 0,0111468 = D, und
0.(^^4.^) — 0,00002176; das Mitlel aus den letztern ist s
J5- 44'' = 0,0074815 = H, und H .(y + Jj = 0,00001461:
IKeie Zahlen D . (/ + ^) 9 ^ • (/ 4* ^) ^^^ ^^ ^^^ übrigen auf ganz
bestiminte Parbenstrahien bezogenen ühden sich bei allen Faden-t
gitteni constant, wenn man unter D.immer eben den bestimm-r
ten Theil des Farbenbildes im Orahge ,' unter H den andern ber
Mimmten Punct im Violett versteht. Fkauhtbofbr giebt dieses
för noch mehr einzelne Puncte des Farbenbildes , wo sich deutr
fich ausgezeichnete Linien zeigen , an und" findet^ es allgemein
bertärigt.
W^rom hier die hellen Farbenbilder desto breiter werden,
j« veiter von der Mitte sie sind , und warum sie über einander
greifen, erhellet hieraus. Bei dem Gitter, welches ich eben
trwähote,^ war die im Violett (also nahe am einen Ende des
Part)enbildes) beobachtete Linie zum ersten Male 25' 44" von
der Mitte entfernt, sum zweiten .Male 51' 28", zum dritten
Male hStte sie 77^ 12" entfernt seyn müssen , w«nn sie da nicht
KhoD mit dem Roth der zweiten Ocdoung zusammen gefallen
wäre; eine Linie, die nahe am rothenEnde des Spectrums li^gt,
iwte die Abstände 44^ 45", 89'^ 30", also war von «em reinen
Bilde in der Mitte an gerechnet ein Zwischenraum von etwa
2S' bis zum nächsten Bilde, dessen Violett bei 25',5 anfing, und
dessen Roth bei 44' 45'^ endigte; der nächste dunkele Zwi-
scfaeBnuqi betrug nur etwa 6\ und dann hätte daa zweite ^per
1 Vergl. Bd. IT. Tab. H. Fig. 19.
736 Inflexion des Lichtes*
ctram von 51' bisSd'^ etwa 38^ breit folgen sollen, wenn nicht
das dritte Violett schon 12' näher bei der Mitte angefangen und
sich daher mit dem Roth gemischt hätte.
Erst in einer spätem Abhandlung^ hat FRAUVHOFKa daranf
aufmerksam gemacht, dafs die Zahlen, von denen ich hier zwei
== D(;' + ^) und s= H(/4~^) mitgetheilt habe, gleich sind
der Länge der Lichtwellen in der von Youvo und FaKSVSi« an*
genommenen Theorie^ und hier genau die Länge derjenigen
Lichtwellen ausdrücken, die ganz bestimmten, Theilen des Far*
benbildes entsprechen.
Warum hier die Farbenbilder genau so, wie das blofse
Ange sie sehen würde, erscheinen, ist leicht zu übersehen, wenn
wir zuerst bei der Vorstellung stehen bleiben , als ob wir blofs
die durch Beugung abgelenkten Lichtstrahlen zu verfolgen
brauchten. Waren nämlich die auf das Gitter auETallenden Strah-
len unter sich parallel, so sind auch die von allen einzelnen
Fäden des Gitters ausgehenden violetten Strahlen der ersten
Ordnung unter* sich parallel, und als parallel auf das Objectiv
des Fernrohrs gelangend vereinigen sie sich in einem, ihrem
Ablenkungswinkel gemäfsen , ., Abstände vom Brennpuncte neben
diesem , und eben das gilt von den rothen Strahlen der ersten
' Ordnung , von den violetten der zweiten Ordnung und so fer*
nf*r, Waren die auffallenden Strahlen nicht genau parallel , so
befanden sich diese Vereinigungspuncte doch immer noch neben
dem Puncte , wo das gewöhnliche Bild jener nur wenig diver-
girenden Strahlen entsteht , und das Fernrohr muTste daher , um
die Farbenstreifen ganz deutlich zu erkennen, genau ebenso
ausgezogen werden , wie es nöthig war^ um jenen divergiren*-
den Strahlen angemessen zu seyn ; darauf beruht es, dafs FK Ausi«
HOFEA das Ocular des Femrohrs so stellen mulste, wie es nö-
thig war, um die Oeffhung am Heliostat ganz scharf zusehen;
bei dieser Stellung waren auch die Farbenstreifen vollkommen
deutlich.
Um die Beobachtung auf die Interferenzen zurückzoßihrenf
mufs man Folgendes überlegen. Wenn die Strahlen, die zu-
nächst um den Mittelpunct des Objectivs einfallen, allein da
wären , so hinge die Bestimmung der Lage eines Punctes , wel-r
eher durch den zusammenwirkenden Einiluls eines directen und
1 G. LXXIT. SS7.
Inflexioii des Lichtes. 737
eine» gebengten StnhU erleuchtet vriri^ davon ab^ dafs, wentip.
AC s= y -^ d ht, BC am n ganze Wellenlängen kürzer als AB 165.
sey; sieht man also den Kreisbogen CD als ein Perpendikel auf
AB an, so soll AD = nd, und folglich, wenn AG = p' -)- d isr,
' nd
Sin. ABC = — ; — r seyn. Da dieses für die durch die Mitte'
r + 0
des Objectivs gehenden Strahlen gilt , so gilt es fiir alle , welche
mit jenen parallel sich in dem Bilde sammeln.
Die Versuche können nur dann , wenn / 4* ^ recht klein
wird, darüber entscheiden, ob der Winkel oder der Sinns dem
Werthe von ^ proportional ist FftAUVKOFsa bediente sich,
um diese Entscheidung durch Versuche zu erhalten, ^eines mit
den zartesten Linien auf Glas gezeichneten Gitters ; die Linien
\raren mit Diamant so gleichförmig eingeschnitten, dals sich,
obgleich / -]- ^= 0,0001223 Zoll war, dennoch keine in den
Farbenbildern irgend merkliche Undeutlichkeit zeigte. Die Ver-
suche gaben fiir einerlei Licht, nämlich für eine im Orange kennt-
liche Linie, die Ablenkungswinkel für die beiden ersten Spectra
= 10^ 14' 31' und = 20» 49' 44".
Die Sinns dieser Winkel sind
= 0,1778052 und = 0,3555783;
so dals der Winkel = 20** 49' 5l", welchem der genau dop-
pelte Sinus des erstem zugehört , nur wenig von dem beobach-
teten abweicht, statt dafs der. doppehe Winkel = 20® 29' 2"
sich um ganze -20 Minuten von der Beobachtung entfernt hätte'.
Die Uebereinstimmung mit der Theorie läfsl: sich noch
vollkommener nachweisen in Versuchen , wo das Gitter nicht
senlLrecht gegen, die auffallenden Strahlen gestellt ist« Hier
müssen die Spectra nicht mehr symmetrisch um die Mitte liegen,
sondern an der einen Seite breiter, als an der andern s^yn.p;.
Stellt nämlich ABC das Gitter, AB es BC die Abstände^ der Li- 166.
oien von einander = / 4* ^ ^o'» >o ^'^ ^^ Unterschied der
Wege für die nach B und- nach C gelangenden Strahlen saz BD
= (/'\-8)Sm»a9 wenn a der Winkel ist, welchen die parallel
einfallenden Strahlen mit dem Einfallslothe einschliefsen ; es
muls also CT — BT = {y + d)Sin,a + nd seyn, wenn in T
das nte Spectrum soll gesehn werden» Sieht man hier den
1 G. UCXIV. 549«
733 InFlexion des Lichtes.»
Bogen BE alt eia Perpendikel auf GT an , so ist offenbar
Tang,BCT=^ V .. ■ (^^g^sin/a +'nd "^ ' '
oder COS.BCT =Sin.q + -^, und,BTC=:90*— ?— BCT.
Datretren für den an dem Faden A nach t gebeugten Strahl mub
Bt — At = nd — (y + S) Sin. a seyn , also
• Tang.ÖAtq=-A ^ + ^/sin. a - n d
lilso Cos.(180**— BAt) = Sin.a — -^p-j und
BtA = 90^ ^ BAt + a.
Unter den VcTSUchen mit eben jenem Gitter, wo y + 4 =
0,0001223 Zoll war, fanden «ich die beiden ersten Spectra an
})eiden Seiten bei q = 55* und für eben den farbigen Licht-
Strahl = 30** 33' 10" und = 15** 6' 36". Da nun für dieses
prangefarbene t'cht d = 0,000Q2175 paris. Zoll und hier n = l
i»^ SQ ergab sich Cps.BCT = Sip.g + 0,17784(4
Cos.(180" — BAt) == Sin.a— 0,1778414,
BCT = 4^ 26' 38"; 90^ — a — BCT == 30' 33' 22"
' ISO* — BAt=50«6'3ü"; 90' + a — BAt.= 15" 6' 36"
beinahe aufs all erstrengste dp.n Versuchen entsprechend.
Zum Schlüsse dieser nut Gittern i^ngestellten Versuche be-
merke ich noch, dafs die Erscheinungen ganz gleich bleiben,
wenn manjzwei genau gleiche Gitter hinter einander stellt, da-
V S^gc>^ die Ci'soheinungen sich so darstellen , wie es dem engern
Gitter angemessen ist, wenn z\yei ungleiche Gitter hinter einan-
der aufgestellt werden«
Eine andere Reihe von Versuchen war bestimmt, um die
Verschiedenheit der eben betrachteten Farbenbilder, welche
Fhauhhofer mittlere vollkommener Art nennt, und derjenigen
näher kennen zu lernen, welciie durch einen einzigen engen
Spali entstehen, und welche Fraunhofer äuTsere Farbenbilder
nennt. Diese Versuche Zeigen die Einwirkung einer geringen
Anzahl gebeugter Strahlen auf einander. Wenn man vor ein
Fadengitter einen Schirm mit einer schmalen OefTnnn^ stellt,
und diese so verengert, da(s nur «in einziger Zwischen-
raum zwischen den Fäden offen bleibt , so sieht man die
Spectra ebenso wie es vorhin bei einem einfachen Spalte an-
Inflexian des Lichtes. 739
gegeben isf, wie Fig. Ii03;' es darstellt, dasheifst, sogleidi'aft
das mit Roth endigende erste Spectiuio schliebt sich das Viplett
eines. eben so bFeiten xweiten, an dasRotfc de« zweiten' das Violett
eines eben so breiten dritten an u« s. W. Oeffoet man den Spalt
des Schirmes so , dafs' er ^etiatr zwei Zivischt nräume des Git-
ters offen läfst, so hat sich das erste Farbenbild verändert, wäh-
rend das zweite, dritte u. s. w. unverändert bleiben. Jene^ *"*^i7»
BunEckbat sich in eiDeJleihe ntfuerFarbenbild^KM^ M'M^V^;x6/
u. s. V. getheiit, . Welche in Riieksicht der Farbenfplge tnit den
▼origen übereinstimmen. FAAUNHOFcn nennt sie mittlere Spe««
ctea unvollkommener Art. Wenn der Sd)irm' das Liciu durch
drei Faden Zwischenräume auffallen läfst, sa theilt das^erstsydez
bei zWei Strahlen eiftstandenCtn neuen Farbenfailder KM' sich
^eder in mehrere, die i daher inner« Farbenbilder heifsen ; daf
sweite und die folgenden jener mittler^ Farbenbilder unvoU^'
fconipener Art bleiben «ien^lich ungeändert. Bei vier Strahlen
"werden die im innersten, Farbenbilde entstandnen Spectra klej*
ner und so fort bei mehreren eingelassenen Strählen, Die mitt-
lern Farbenbilder QnvQllkommener Art (des Jieifst das eweitf^
dritte 9 vierte der Farbenbilder, welche bei zwei Oeifnungfn.io^
Baume, des einer Oeffila'b;g entsprechenden ersten- DildeS' ent-
stehen) bleiben 'weqtg g;^$^dert^ so langet die' Zahl der frei ge-*
laMenen Oeffnungen geringe UX;; bei .^iner grö&ern Anzahl freier
Oeffnungep ändern «ie aijob in Hinsicht ihres Zusammenh^t^geii
und desAbstandes vqn d^r-Mitte iKtld gebe> endlich in die mitt-»
lern Spectra^ voUkooiDlener Art über. .AJs Hauptresultate giebt
F)LAuvHOFCR folgende Sätze an: Bei einem und demselben Git*7
ter, aber einer ungleichen Anzahl frei gelassener Fäden, ver^
halten sich die Abstände der Spectta intierer Art von der Axe
und die Grobe derselben umgekehrt wie die Anzahl der durch
die schmalen Zwi^^iienräOme gebeugten Strahlen. Zum Beispiel
bei dem Gitter, dessen Faden-* Abstände = 0,007745 warep,
dieilte sich für zwei Oeffoniigen das einer einzelnen Oeffhung
entsprechende erste Farbenbild KL' in vier, deren Grenz efi die
Abstände ir =:4'32"; M' = 13' 32"; M"'=22'42"; M«^t=5
31^. 53^' von der Afitte hatten ; bei drei freien Oeffnungen tbe^lte sich
des erste derselben KM' in zwei Spectra innerer Art, deren Breir
teBK'=3'r; N''=5'57" («o aafs N'=^^^^) betrugen •
fiir di« folgenden blieb Ii"al2'l6"; M"'^22'il"; Tl"aa
740. Inflexion des Liclttes.
3l'44"f fast trie vorhin. Wurclen mehr Oeffnniigen frei gdas-
seil 9 80 gingen die Werthe von M"; M'"; M^^... nur ^Tvenig
herunter , so dals sie bei acht Oeffnungen waren M" es 11' 4'' t
M'" = 21'59"; M'=31'31"; aber die Theilung des ersten Rau-
mes gab bei vier Strahlen N' = Z' 15"; N" = 4' 29" 5 3>r"=
6' 35", (also ]r=y-^*^^^ bei fünf Strahlen N' = V 4a'i
N" = 3'34"; N"'=5'21"; bei sechs Strahlen N*=5 1' 29^;
N" =3'4"} N''' = 4' 30"; N'^=5'55"; bei sieben Strahlen
N'=1'16"; N"=2'34-'; N'"=3'50"; N«^=5'ir; bei acht
Strahlen N' = f 4",5; N" =2' 15"; Pr'= 3' 20"; N- =a
4'27";N^=|5'40".
Bei verschiedenen Gittern, aber gleicher Anzahl der ofiTenes
Zwischenräume verhalten sich die Abstände der Spectra innerer
Art (die mit N', N" bezeichnet sind) umgekehrt wie der Ab-
stand zwischen der Mitte zweier Fäden, Im Allgemeinen
Piff
K* = -~ — r—zr i wenn n die Anzahl der Strahlen und y + d
die Summe der Breite der Oeffnung und der Fadendicke he^
ttichneU
Von den Versuchen, wo das Licht durch wenige rnnde
Oeffnungen auf das Objectiv fiel, will ich nur einen anfuhren
und die verkleinerte Zeichnung aus Fraührofer's Abhandlung
jQ^. mittheilen. Hier waren in einem vor dem Objectiv angebrach-
ten dünnen Bleche vier kreisförmige Lacher von 0)01596 Zoll
Durchmesser so gestellt , dafs ihre Mittelpnncte die Eckpuncte
eines Quadrats von 0,02897 Zoll Seite bildeten. Die Verglei-
chung dieser Erscheinung , in welcher die einzelnen Bilder nach
lüinlichen Gesetzen wie bei den Gittern farbig sind, mit den
bisher umständlicher erwähnten Farbenbildem bei schmalen Oeff-
nungen mufs ich übergehen. Ich füge nur die Bemerkung
hinzu, dafs man ähnlich vervielfältigte Bilder, wenn gleich
von minderer Schönheit , sich leicht verschaffen kann , wenn
man nach einem recht hellen , aber nur einen kleinen Sehewhi-
kel einnehmenden Lichte durch ein aus rechtwinklig sich
durchkreuzenden Fäden bestehendes Gitter sieht« Die schon er-
wähnten Florbänder sind dazu als am allgemeinsten zur Hand
zu empfehlen.
Die letzte Reihe der hier zu erwähnenden Versuche Fr aus*
Bon&*8 betrifft die durch gegenseitige Einwirkung gebeugten
Inflexiou des Lichtes. 741
fdlectiiten Strahlen» Er bediente tich eines auf einer Seite
Mrgfähig mit Goldblättchen belegten Planglases, wo in das Gold
ifl genaa gleichen Entfernungen Panllellinien radirt waren. Die-
ses Glas wurde so vor das Objectiv des Fernrohrs gestellt, dafs
die vom Spalt des Heliostates kommenden Strahlen von der un-
helegten Seite auf das Objectiv reflectirt wurden, und man sah
niu alle Erscheinungen im Femrohr , Welche ein durch ein Git-
ter eilendes Licht darstellt, nämlich die mittleren Spectra voll-
kommener Art mit den darin kenntlichen Linien, und die Spe»
ctn aafserer Art. Die Ablenkungswinkel sind gröfser, als wenn
das licht durchgelassen wird , weil wegen der schiefen Rich-
tung die parallelen Linien des Gitters so wirken , als ob sie en-
ger an einander lägen.
Die Farben , welche sich hier «eigen , sind eben die schon
in Artikel Farbe S. 100. erwähnten. Einige Versuche über die-
selben hat schon YoüitG angestellt ^.
FRAUHHOFcn's Abhandlungen enthalten noch viel Lehrrei- *
ches, was ich, um diese Untersuchungen endlich zu schliefsen,
übergehen mufs. Aber bemerken will ich noch, dafs in yov
Utzschitbider's optis<$hem Institute ein ungemein vortrefHicher
Apparat aur Anstellung der wichtigsten hier erwähnten Ver-
'saclie Fravvbofeh's verfertigt wird. Es befinden sich dabei,
iQJser den Stücken, deren Beschreibung nicht zu meinem jetzi-
gen Zwecke gehOrt , eine ganze Beihe solcher Gitter , wie sie
hier erwähnt worden sind« Diese bestehen aus feinen Li-
nien, die bei den meisten in eine auf Glas angebrachte 6o)d-
belegnog radirt , bei einer mit Diamant in Glas geschnitten
sind; sie sind ungemein schön ausgeführt und geben Farben-
spectra von den reinsten Farben. ' Aufserdem befinden sich
dabei die zur Darstellung eines sehr engen Spaltes dienen-
den, durch feinp Schrauben verschiebbaren Platten, das oben
ennrähnte Ocnlarprisma u. %, w. 'Die Gitter und der Spalt
können auf eine vorn am Fernrohre aufzuschiebende Vorrich-
tung eingesetzt werden. Wenn man , da kein Winkelmesser
dabei ist, das Fernrohr auf einem Theodoliten anbringen kann;
so lassen sich auch die Messungen Faaunhofka's mit diesem
Inttmmente wiederholen.
Die im täglichen Leben uns oft vorkommenden , auf Beu-
1 G. XXXIX. 188.
7^ Inklinatorinm«
güng d«^ Lichtes beruhenden^ Phänomene habe ich eam Theü
gelegentlich schon erwähnt« Es gehdren dahin die undeutli-
chen Bänder, die wir sehen, wenn wir. einen dunkeln Körper
vor einem sehr hellen Gegenstande vorbeifuhren^ die dankein
Linien , die mhh zwischen zwei mit parallelen Seiten einander
sehr genäherten dunkeln Körpern vor einem hellen Hintergründe
sieht, das anscheinend su schnelle Gegeneinanderriicked dieser
parallelen Seiten, Wenn bei ungleichem Abstände der beidea
dunkeln Körper Vom Auge der Spalt sehr eng wird. Dia Far*
benbilder , die wir an dünnen cylindrischen Körpern , an Spin-
nenfäden , an unSern eigenen Haaren sehen , die ganz gleich-
mäfsig geordneten Farbenreihen , die sich an vielen neben ein-
ander stehenden kleinen Härchen, am Hutfilz u. dgl. zeigen,
die Farben an feinen Ritzmen in Glas und andern Körpern
gehören hieher. £inige Spiegel zeigen farbige Streifen, wenn
man sich mit einem brennenden Lichte vor sie stellt, vermuth-
' lieh weil ihre Politur eine . gleichförmige Reihe sehr feiner pa-
ralleler Linien enthält; sind dies^ parallelen Linien ungleich
entfernt von einander, so zeigen sich nur unvollkommene Licht-
schweife senkrecht auf die Richtung derParallellinien, und diese
Lichtschweife sind* es , die sich an der Seite einer Lichtflamme
zeigen, wenn wir sie dinrch ein Glas ansehen, auf welchem.
Fetttheilchen und dergleichen, nach einer einzigen Richtung ab-
gewischt, sich in parallelen Liniep angelegt haben. Das Schillern
der Vogelfedern scheint mit den Farben iiberein zu stimmen, die
wir an Glastafeln mit feinen eingerissenen Parallellinien sehen«
Inklination s. Neigung.
Inklinatorium.
Neigungsnadel; jicus inclinatoriai Boussole
d'inclinaison; Dipping needle. Ein Instrument, um den
Winkel zu messen, unter welchem eine vollkommen aequilibrirte
Magnetnadel im magnetischen Meridiane gegen den Horizont ge-
neigt wird.
Die im nördlichen Europa allgemeine Erfahrung, dafs das
Nordende einer gehörig abgeglichenen stählernen Nadel nach
.GeaoHichte. 743
don Ibgnedsireii 'schwerer tvirdi mnfatedcii VerCntigeni Toii
Compassen schon frühe euffallen. Doch onr der Engländer Ro«
vultNokmavs^ Compalsmaeher zu Ratcli£F| war aofmerksam
genug 9 die Wahrnehmung zum Versuche zu erhehen, und diese
Senkung durch eine eigens veranstaltete Einrichtung der Nadel
n messen. £r bestimmte sie im Jahre 1576 zu^London auf 71^
5(/> t>ie Angaben späterer Beobachter an andern Orten zeigten,
da(s die Neigung mit der geographischen Breite zunehme , ja so-
gar, dab sie (wenigstens im nördlichen Atlantischen Meere) auch
mit der westlichen Länge gröfser werde« Dals hierauf bald
Voiscbläge zur Bestimmung der Breite zur See und wohl aucji
nur Findung der so schwierigen Ljinge gegründet wurden » war
oatärliclu Die Möglichkeit des Letztern bemühte sich nebst
Afidem Voi^üglich Hbnat Bohd in einer eigenen Schrift^ dar-
z&thun. Aus Mangel an Beobachtungen war es ihm jedoch nicht
toöglich, diese Idee Yur Attsführnng zu bringen. Besser war
^11 WhiStoM ausgerüstet, welcher die der Beobachtung abge* •
iiende Genauigkeit durch eine untaugliche Verlängerung der Na«
M (von 2 bis 4Furs) erseteen wollte. So wenig sich auch von
diesem Vorschlage erwarten liefs y so ist doch nicht zu läugnen,
dsb ia gewissen Gegenden^ bei anhaltend bedecktem oder neb-
lichten Wetter und ruhiger See eine gute Neigun^sbeobachtung
dem Seefahrer wenigstens zur Breitenbestimmung einigeimalsen
dieoen kann.
Die einüacfaste Darstellung eines magnetischen Inklinato- p| .
nams ist ein in vier Quadranten getheilter , verticaler Kreis , an 169
ttoem Bing)» so aufgehangen , daTs die Ahfangspüncte a nnd b
seiner Quadranten genau in der durchs Centrum c gehenden
VerticaDinie liegen. Auf dem Stege de und einem zweiten da-
lunter liegenden befindet sich bei c in einer Höhlung die Quer*
ae der Nadel, und diese letztere ist so beschaffen , dafs sie im
mchtmagnetischen . Znstande in jedem Azimuth des Ringes ge-
saa horizontal liegt, gleichviel welche Seite der Nadel sich nn«
teihalb oder oberhalb des Centrums, befinde. Die Erfahrung
nigt jedoch, dals diese Bedingung schwerlich mit der riOthigen
Scharfe erreicht werden kann , indem durch die Wirkung des
Erdmagnetismus alle stählernen Werkzeuge schon während der
^beitong mehr oder weniger magneüsch werden , so dafs es
1 The LoBgitade foimd. Lond. 1670.
V.Bd. Bbb
744 Inklinatorium.
beinahe HnmÖglich ist, die »tatische Abgleic|iung der Mägnet-
. nadel für sich allein 2u bewerkstelligen. Die .Reibung, welche
die £nden der Queraxe in den Lagern erleiden , verhindert die
' Nadel , zumal wenn sie schwach magnetisirt und von einigem
Gewichte ist, sich in die Richtung des magnetischen Stromes
zu setzen; Excentricität, Theilungsfehler , Schwierigkeit der
Schätzung beim Ablegen , nicht genau cylindiisebe Zapfen , in-
hitrirender Magnetismus des messingenen Ringes sind ebenso-
viele Quellen von üngenauigkeit , so dafs zuverlässige Neigungs-
beobachtungen zu den soi-gfälfigern physikalischen Versuche»
gehören ^, welche ebensa sehr die Genauigkeit des Künstlers bei
Verfertigung des Werkzeuges, als die Gewandtheit des Kxpm*-
mentators beim Gebriracli^ -desselben in Anspruch nehmen.
Die Mangel der früher gebrauchten Inklinatorien veranlafs-
ten die Pariser Akademiedet Wissenschaften im Jahre 17439 auf
die beste Construction dieses Instruments einen Preis auszusetzen,
den Daviel Bbahoullx erhielt. Dieser sachte der UnvoUkom-
menheit des Aequilibrttens der Nadel durch Anbringung eines
kleinen Gewichtes. zu begegnen-, das um die Axe derselben be-^
17o!^^S^^^^ waf« Auf die Queraxe der Nadel NS war nämlich als
Gewicht, ein kleiner Zeiger CQ aufgesteckt^ dessen veränderli'*>
che Stellung auf dem eingetheilten Kreise A£Q bemerkt wurde.
Es wurden dann alle Neigungen der NadeKnothrt^ -welche die-*
selbe 4^or dem Magnetisiren bei den verschiedenen Stellungen
des Zeigers darbot, wodurch man eine AtqiuUionstafei erhielt,
und eben diese Stellungen des Zeigers wurden sodann auch mit
der magnetisirten Nadel durchprobirt. Die Lage der Nadel, \7el-
eher iii beiden Fällen ein gleicher Stand des Aequations- Zeigers
entsprach , gab die wahre Neigung zu erkennen. Kraft ^ und
Aldcüt £üLEii ^ verfolgten diesen sinnreichen Gedanken und
der Erstere zeigte, wie man durch Anwendung' einer kleinen
Rechnung die Aequationstafel, deren Construction immer müh-^
sam war, entbehrlich machen könne. So grofs auch die Sorg-
falt war, die der geschickte Bj&AirbEn ^ als Künstler auf diese
Inklinatorieh verwendete , so entsprachen sie dennoch ihrem
1 Hakstbrn's Ürthcile in Schumacher'» astron. Nachr. No. 144.
2 Acta Acad. Pctropol. A. 1778. P. 2. p, 170.
S Hiit. tlo l'Acad. de Berlin. A. 1755.
4 Beschreibung det magnet. DecUnatorii and Incliaatorii, Ang«^
bnrg 1779. 8.
Geschiclite. 745
Zwecke nur sehr tmvoIIkomixieD , woran 9owt>hl die Kleinheit
derEintheilnng auf dem Aequationsringe, als auch die eben durch
denselben vermehrte Belastung der Nadel und die Reibung ihrer
Zapfen Schuld war. Dieser suchten die englischen Künstler
durch Anbringung grofser Frictionsrollen zu begegnen, deren
Zipfen aus einer Legirung von Gold und Kupfer bestanden und
in Löchern von Glockenmetall liefen. Allein der zarte Bau die-
ser Räder macht die Genauigkeit ihrer Kreisform sehr zweifel-
haft, und tiberdem waren auch diese Nadeln statt des Zeigers
mit eiaem kleinen Kreuze beschwert, das vier stellbare Kugel-
chen als Momente trug, durch welche die Nadel dergestalt abge-
glichen werden sollte, daCs sie in allen Lagen und auch nach
Timwendung der Pole stets die nämliche Neigung zeigte. Sol-
che Instrumente wurden von Nairive mit grofser Sorgfalt vet-»
fertigt, und auf Cook's zweiter Heise, auf Phifs Reise nach
dem Nordpole, auch auf Kiius£nstehn's Expedition gebraucht;
aDein die mit denselben angestellten Beobachtungen sind keines-^
Wegs fehlerfrei und besonders setzte das angebrachte Abglei-
chungskreuz , wegen der veränderlichen Entfernung seiner Po-
tenzen, noch mehr als der Aequationäzeiger den Beobachter der
Gefahr ans, die Neigung, die er suchte, selbst zu construiren»
In den 'neuern Zeiten ist man mit Vortheil wieder zu der
einlachen ursprünglichen Idee einer Neigungsnadel zurückgekehrt.
Min gleicht die Nadel durch Schleifen bestmt$glich ab, gieht den
Enden der Quera^te möglichst feitae Rapfen und löfst diese auf ^
horizontalen Achatflächen laufen. Das Verdienst dieser Vetb^s-
serang gehOrt Borda zu, und die Beobachtungen, welche Hum-
boldt, Nouet, BiOT in den Jahren 1799 bis 1805 mit einem so
Tereinfuchten Instrumente von kleinen Dimensionen angestellt ha-
hen, sowie die Beobachtungen der neuesten französischen Entdek-
kngsreisen, scheinen die Vorzüge diesÄrConstruction zu bestätigen.
Die Beobachtung selbst bleibt jedoch immer noch verschie-
ienen Einflüssen ausgesetzt, die der Künstler nicht ganz zu ent-
fernen Vermag. Schob die unleugbare Schwierigkeit, eine Na-
clel in Völlig unmagnetischen Zustand zu Versetzen , oder sie
darb zu erhalten , macht eine ge'^aue Aequilibrirung unmöglicH.
Eine geringe Polarität des einen Endes der Nadel wird ihn gUu^-
W machen^ die Nadel sey ihrer Länge nach im Gleichgewicht,
.wifarend dem sie es in Beziehung auf dii^ V^rtheilung'der Mä-
t«rie wirklich nicht ist. Leichter mOchte fes seyn , zu erfahren,
Bbb 2
746 Inkliuatorium.
ob die tragende Axe auch d/$r Breite nach durch die Mitte der
Masse gehe, indem eine Oberlast durch eine Geneigtheit zum
Ueberscfalagen , die Unterlast aber durch eine Tendenz zur ho-
xizontalen Lage sich verrathen würde ; doch können auch diese
Wirkungen durch einen etwelclien Magnetismus der Nadelf noch
einigermalsen verhüllt werden« Man pflegt daher sowohl beim
Abgleichen der Nadel Vor dem Magnetisiren , als auch bei der
wirklichen Beobachtung die Nadel auf ihren Lagern so" umzule-
gen, dafs die untere Seite der Queraxe nach oben zu liegen
kommt. Sodann ist es zweitens die Frage, ob der Theilangskreis
richtig d. h. so gestellt sey , da£s seine beiden Nullpunkte wirk-
lich in der Horizontallinie liegen. Dieses kann direct durch
ein Loth ausgemittelt werden , welches die Theilstriche yon 90^
obep und unten an der Theilung durchschneidet, oder man ver-
sieht das Inklinatorium mit einer verticalen Axe , an welcher es
um 180^ umgedreht werden kann , was die Englander durch die
Benennung face East, face TVeBt bezeichnen. Da aber hierbei
die Nadel eine gegen die Weltgegenden verkehrte Richtung er-
hält , so ist sie genöthigt umzuschlagen , und so wird die Prü-
fung der CoUimation mit der in No« 1. bemerkten Ungewißheit
vermischt. Der Fehler einer Excentricität 3) der Nadel wirjl
durch Ablesen der Eintheilung an beiden gegenüber stehenden
Enden berichtigt. Endlich ist es 4) keineswegs ausgemacht,
dals die. Richtung des Magnetismus in der Nadel genau mit der
geraden Linie zusammenfalle, welche beide Enden derselben
verbinden Dieses kann nur dadurch entschieden werden , dafs
man mit einem hinreichend starken Magnete die Pole der Nadel
umwendet, wodurch zugleich auch die in No. 1. erwähnte un- '
gleiche Schwere der Hebelarihe sich zu erkennen giebt. Die
Beseitigung aller dieser Fragen hat daher allezeit vier Beobach-
tungen nöthig gemacht, um eine magnetische Neigung zu be-
stimmen; nämlich die östliche ifnd westliche, {face Ea»t xknA
face Weei) vor dem Umwenden der Pole, und eben diese nach
demselben , wobei jedesmal das Mittel aus den diametral ein-
ander gegenüber stehenden Theilangsangaben genommen wirdL
Da^ arithmetische Mittel aus diesen vier Beobachtungen wurde
bisher immer für die wahre Neigung angenommen , was eigent-
lich nur in dem Falle zulässig ist , wenn dieselben nur wenig
von einander abweichen. Dem würdigen Sphne des berühmten
Tonus Matkh in G^ttingen gebulirt das VerfUeDst, e«tf diese
Theorie der Messungen. 747
VerntcMamgUDg zuerst aufmerksagi gemacht und das PhHno«
men der Neigung einer genauen Untersuchung nach den Grund-
sitzen- der Statik nnterwoifen zu haben K
TheoH.e der Messungen.
Es bezeichne nämlich c das Centram der verticalen Dewe-]^^'
gong der Neignngsnadel ab , die wir in dem magnetischen Me-
ridiane nns dedken, cn sey die senkrechte Richtung, ocm die
Riditang des magnejtischen Stromes und g der Schwerpnnct der
Nadel Man setze femer die ^beobachtete Neigung der Nadel
gegen die Verticale cn oder den Winkel acn=c^, die wahr»
NeiguDg gegen eben diese Linie oder den Winkel mcn ssscr,
•oAich den Winkel, acgs=:i»f , $o ist die Lage der Nadel das
Resoltat aus den zwei auf sie einwirkenden Kräften , der Kraft
des niagnetischen Stromes und der senkrecht herunterziehenden
Knft des Sch^irerpunctes g. . Man kann sich die ersterjs Kraft,
£e wir mit M bezeichnen wollen, als am Ende des Hebels ac
▼eRioigt denken , und sie durch ac X M ausdrücken , ohne uns
nm die Frage zu bekümmern , ob die Summe der in der Nadel
entiultenen magnetischen Kräfte wirklich im Endpuncte der Na-
del lieh befinde oder nicht, indem wir beide Factoren unbe-.
itimmt lassen. Von 'dieser Kraft wirkt nur der auf m c senk-
lechtf Theil zur Drehung der Nadel ; er ist also = ac X M X
Sin. mca, oder (da mca=smcn-— acn)=acXMX
Sin. (a *- f)). Ebenso wird auch von der vertical wirkenden
Kraft P, welche das Uebei;gewicht der Nadel im Schwerpuncte
iQSÜbt, nur der Theil gd zur Drehung verwendet, indem gf
in der Richtung des Radius zieht« Es ist aber g d = g e . Sin. g e d ;
oad da ged =3 fge =s fcn £=: acn — ^cg» so ist für.
den Hebelarm cg das Drehnngsmoment cg'^V'^Sxu*{q>—ff)0
Wenn also die Nadel in der Richtung ab ruht, so mufs ac X
M.Sij^(a—9) = ge X P . Sin.(y — jy) seyn, (L) Setst man
-------- = e, und entwickelt die Sinus der Differenz zweier
Wmkel, so erhalt man ^
Sia.a. Cos.9 — Cos.a • Sin«^ es e • Sin.^ • Cos.j} -— e • C0S.9 • Sin.^ ;
nnd indem, man durch Cos. 9 dividirt j
1 Gommentatio de aau accaratiori acut inctinatoHae mSgnetic««
ia den Corameat. rec. 80c. teg. aedent« GottiogentM. GL Math. T« lil.
^^ lad ia G. XLYÜU ttd. ,
748 Inklinatoriam.
^ ^ Co8,a + e.Co9tij
Der Winkel q> bezeichnet demnach jiie Richtang gegen die Ver-
ticallinie, in welcher die von den Kräften M und P soUlcitiite
Nadel zur Ruhe kommt. Keilnte man e und 17,. so liefse sich
aus der Beobachtung von 9 der Winkel a oder das Complement
der wahren magnetischen Neigung herleiten» Wäre die Nadel
vollkommen aequilibrirt , so wäre ge s= 0; abo auch e = 0,
nnd Tg. 9 = Tg.a, indem die Nadel einzig der Richtung des
' magnetischen Stromes folgen würde. Da aber eine solche Vor^
aussetzung dem Zwecke dieser Untersnohung gerade entgegen
ist, so müssen wir durch Veränderung des Versuchs die unbe-
kannten Gröfsen zu eÜminiren suchen. Kehrt man nämlich dl«
Nadel um , so dafs die untere Seite die obere wird , so liegt g
oberhalb der'Axes die Nadel muls daher unter einem andern
Winkel, als zuvor, ^ux Ruhe kommen; der Winkel f} wird ae»
gativ und yrix erhalten in diesem Falle
, Sin. a — e . Sin. ij
**' ^ Cos. a ^ e . Cos, i;
W£re die Nadel so weit abgeglichen, dafs sie im unmagnetischen
Zustande genau horizontal läge, wobei derSchweppunct g senk-
recht unter c sich befinden würde, so hätte man 1^=90*; also
-, Sin.a + e ,_ , Sin.« — e ...
Tg.y + Tg.9'==2Tg.«. (in.)
Um jedoch auch diese Annahme , deren genaue Erreichung in
der Ausführung ziemlich schwierig seyn dürfte , entbehrlich za-
machen, ist es rathsamer, durch Bestreichen mit einem kräfti«-
gen Magnete die Pole der Nadel umzuwenden. Dadurch erhalten
wir noch zwei neue Bestimmungen von 9), in welchen der
Schwerpunct g gegen den dominirenden Pol in eine Lage kommt,
die den beiden vorigen diametral entgegengesetzt ist. In die«
sem Falle wird der Winkel tj oder acg stumpf, und somit sein
Cosinus negativ , und wir haben
_ „ Sin.a + « • Sin.« .
Tg. cp =r ■ -7; — '' , wobei I statt e gesetzt
® ^ Cos.a •— < . Cos. 9
Fl^^.wird, indem nicht anzunehmen ist, dafs die Nadel nach dem
1^.^ Umwenden der Pole einen gleich starken Magnetismus wie vor«
175. her erhalte. Man hat also für die viar in den Figuren beceich-
Theorie der Md«äuiigen. 749
neteaLagvn der Nadel folgende GleichuDgen, in welcKea wir
, dk Werthe tod 9» durch die Buchstaben F, f, G und g unter-
sdiöden wollen :
ilir Flg. 172. Tg. F = S'"'« + ^'S'">^
Co$.a+ e • Cos.91
fiirFig.173. Tfi.f=g=lfL^JLLS!Bl9
C08. a -t- •, Co», if
für Fig. 174. Tg.G = «»•« + « -^V
Cos. a — « . Co», jy
ii- 17- A-w^ m Sin.a — € . Sin.»
fiir.Eg.l75. Tg.g = - ^ —-y
Cos. a — € . Sm. iy
Aqs der ersten erhalten wir
Tg. F. Cos. a— .Sin.a , ,
• = 5: = — =r-7; und aas der zweiten
Sin. 17 — Tg.F.Cos.);^
Tg.f.Cos.a — Sin.« ^. .;. ^ ^
"^®=^c^ , • rrt 'r r^ • DividiTt man durch
Sin..j»; + Tg. f . Cos. ?i
Cos. ij f so wild
(Tg.F.Cos.ö — Sin.a)X(Tg.i7 + Tg.f)
= (Sin.a — Tg.f.Cos.a)X(Tg.J7-Tg.F)
Also auch 2 . Sin. a . Tg. 17 — (Tg. F -f Tg. f; Cos. a . Tg. 9
* r= Tg. F . Sin. a — Tg. f. Sin, a ; mithin .
_ (Tg.F— Tg.f). Sin.a ,^--^ ^ ;
Tg.fy=' ^, ^ — ■ „/^ r-zz (IV.) Gan» auf
^ ' 2.Sina— (Tg.F + Tg.f)Cos.a ^ ^
dieselbe Weise erhält man aus der dritten und vierten (xleicbung
T^ -- (Tg.G--Tg.g).Sin.a
. ^•^~<Tg.G + Tg,g)Cos.a— 2.Sin.a^ . ' '
Bezeichnet man der Kürze wegen die Summe der Tangenten von
f und f mit M, ihrr Differenz mit m, ebenso die Summe der
Tangenten vonG und g mit N, Ihre Differenz mit n, so ist mit
Weglassung des gemeinschaftlichen Factors Sin.a,
m.N.Cos.a — m.2Sin.a =3: n.2Sin.a— n.M.Cos.af
oder indem man durch Cos. a dividirt
m.N.— m,2Tg.as=n.2Tg.a— h.M; also
m.N + n.M
2Tg.ag=..> ]; .^
m + n
Da man gewöhnt ist j die Neigung der Nadel auf die Horison-
tallinie zu bezieben, so ist i^aQü^ — -a; also
- ^ ^ . m . N , n .M
2.Cotgx=— -— + — — ,
m •{* ^ m -J-a
75D Inklinatorittm«
wobei jedoch die Winkel F, f , G, g ak AbstSnde vom Fab^
ponct gemessen werden. Ist das Instrument so getheilt^ dab
die beiden Nnllpuncte in der Horizontdiinie liegen , so mals
man natürlich die Cotangenten dieser Winkel nehmen« Ist der
Einfluts des Schwerpunctes der Nadel so grofs , dals das N erd-
ende der Nadel in den südlichen Quadranten übertritt , so ist
jener Winkel tmd seine Tangente negativ. Ein Beispiel ans
Matxa's trefilicher Abhandlung , aus welcher diese ganze Dar-
stellung entnommen ist, wird diese fiir genaue Bestimmungen
unentbehrliche Methode erläutern.
. AUtbe beobachtete am 2.Mclrs 1814 in Gtfttingen folgende
Zenithdistanzen der Nadel:
F=56^45'j f~— 32^13'; Gä=50^12'; g=— 28M0r.
Es hf nun
Tg.F= 1,5252 Tg.G=a 1,2002
Tg, f aa >^0,6301 Tg. g = —03354
M n^ ö;8951 N = 0,6648
m » 2,1553 n = 1,7356
m 4- n £9 3,8909
Log. m = 0,33350 Log. n s= 0,23944
; Log. N = 9,82269 Log.M = 9,95187
Log. ?^ = 9,56625 Log.^l^ = 9,60137
Zu diesen Logarithmen gehören clie Zahlen 0,36835 und 0,39931;
ihre halbe Summe ist 038383 gleich der Tangente von 69^ 0',2»
Sind M und N gleich, so ist dieses ein Zeichen, dals die
Nadel ihrer Länge nach richtig abgeglichen sey , und dann be-
darf es des Umwendens der Pole nicht. Wären auch F und f,
und ebenso 6 und g gleich , so wäre die l^idel auch der Quere
aach gleichfljlrmjg , das Umlegen derselben wäre überflussig und
jede einzelne Beobachtung gäbe sogleich die richtige Neigung
an. Da jedoch dieses Umlegen keine Schwierigkeit macht, so
hat maiy nur darauf zu sehen, dafs man der in Formel (III.) aus--
gesprochenen Bedingung genüge, und tj dem rechten Winkel^
möglichst nahe bringe« Man kann jedoch nach dem schicklichen
Rathe von G« G. Schuidt^ jene Umkehrung der Pole dazu be-*
nutzen, um ein- für allemal den Winkel ti an einer Nadel zu
bestimmen , und dann mit Hülfe desselben die Neigung aus ei-
nem einzigen Beobachtungspaare ohne Umkehrung der Pole ab«
1 G. LXUI* 1*^16.
Beobachtangen aufacr d^m Meridiane. 751
ndaitea; vniB um so wöntchenswerdier ist, dt diese Op«vstioii
dann doch die urten Endep der Qaeraxe einer 0ftera Gefahr der
Vevletxiing aussetzt, und ihre Ansfiihning leicht durch Zeit und
Umstände erschwert werden kann« «
Man hat nämlich mit Beibehaltung der angenommenen Be->
«cichnung nach (lY«)
m ^^ m.Sin.g >n.Sln.o
^*' ~ 2.SiD.a_M.Co8.a "^ N.Cos.A— 2.Sin,a
f. ^ 2 — M.Cot.« N.Cot.a— 2
i.otg, ij = =s , nudun
m n '
n. 2 — m.Cot.w n.Cot.w4.2 ^^^ ,
Cotg.« = j^ 1 =: fp-^— • (V.) alao
(m.N+n.M)Cot.i7 = 2M^2N oder
2Tg., = ^ + ^. (VL)
In obigem Beispiel ist M — N = 0,2303 ;
Log. mN = 0,15619 Log.nM = 0,19131
Log.2(M— N) = 9,66332 Log2(M-N) = 9,66332
num. Log. 0,49287 num. Log, 0,52799
» 3,1107 = 3,3728;
ihre Summe 6,4835 ist die Tangente von 17 = 81* 13',9 oder
^ebnehr von 98" 46',1 ; denn da F = 56° > a (= 21**) ist,
so nrals der Schwerpunct g in der südlichen Hafte der Nadel
hegen und 11 oder acg ist hier ein stutdpfer Winkel.« Hätte
man also nur F und f beobachtet , so wäre nach Formel (V.)
Cot*a 5= Tg,i = * '^1 wobei Cot i} das Zeichen
wechselt. Man erhält demnach
Log. m = 0,33350
Log. Cor.jy = 9,iaS19 +2,
num. Log. 9,521Ö9 == + 0,3324
Log. 2,3324 «0,36780
Log.M = 9,95187
Log, Tg. 69^ (f^ = 0,41593
Beobachtungen anfser dem Meridiane«
Man hat auch vorgeschlagen, durch Beobaditungen auCser
dem magnetischen Meridiane die wahre Neigung 2U bestimmen.
An sich scheint es bei so delicaten Beobachtungen nicht rathsam»
752 Inklinatorium«
die obneliin schwache Wirkung des magnetischen Stromes nocb
durch eine ungünstige Richtung zu verringern. Doch möchte in
' seltenen Fällen , wo entweder die Meridianrichtung nicht su er^
halten wäre, oder etwa um die Rundung der Zapfen inverschie-
denen Neigungen zu prüfen, ein solcher Versuch statt finden.
Welche Neigungen die Nadel in den verschiedenen Abweichan-
Fig. &^^ ,vom Meridiane annehme , labt sich leicht aufEnden. £s
i76.sey nämlich MDAF der Azimuthaikreis , MA der magnetische '
Meridian; in C befinde sich die Queraxe der Nadel, welche
ihr nur eine Erhebung und Senkung in der l^chtung des jedes*
maligen Azimuths ' erlaubt ; CA, CD, CF seyen solche Neigun-
gen* Da nun der magnetische Strom einzig nach der Richtungr
des Meridians wirkt, so bleibt von der Kraft, die er im Meri-
diane aasübt, und die durch AI als Tangente der Zenithdi-
stanz der Nadel ausgedrückt wird, in der Richtung ID nur der
Theil ED übrig, und diese Gröfse hat man auf der Richtung
1 D aufzutragen , so dals I B = E D. Die Verlängerung der Na-
del beschreibt mithin auf der Ebene ADMF einen Kreis, des-
sen Durchmesser dem Maximum ihres Zenith-Abstandes AI
pj^ gleich ist. Es ist nämlich ED = IK = IB, und die Dreiecke
177. IKD und IB A , in welchen der Winkel I von gleichen Seiten
eingeschlossen ist, sind eirilwder gleich ; das letztere ist also in
B rechtwinklig, eine Eigenschaft, welche nur dem Winkel an
der.KreisUnie, deren Diameter AI ist, zukommt. Die Zenith-
Abstände der Nadel (IG = HF) nehmen also ab, wenn die Abwei-
chung vom Meridiane zunimmt, und sind Null, wenn die Ebene
der Nadel mit demselben einen rechten Winkel bildet. Alsdann
ist die dirigirende Kraft des magnetischen Stromes ganz wir-
kungslos, weil sie parallel mit der Queraxe geht, und die Na-
del folgt nur dem noch übrigen verticalen Zuge des schief nie-
dergehenden Stromes; sie steht senJbreoht. Bezeichnet nun AI
die Tangeute der magnetischen Zenithdistanz im Meridiane, so
ist im Dreiecke BAI die Linia BI= AIxCos.AIB, also
^^^^ CosTaTb' ^^*'' ^®°" ™*° ^^ magnetische Aiimuth der
Nadel mit a^ ihre in demselben beobachtete Zenithdistanz mit
rbezeichuet, ^g-F =;= T"^!^. Da mau die Nadel auch in
umgekehrter' Lage beobachten muls-, so ist auch Tg.f a=-^^-
Cos. es*
Methode der Schwint^ungen.' 753
^ Cos. C0 Cos. »
ücba Resnltsta erhalt man , wenn man dio' Nadel auch nach der
entgegengesetzten Seite des Meridians um cfren so viel abwei-
dien laTst, so dab diese Operation , insofern man den Abwei-
diungswinkel nicht sehr grofs annimmt, allerdings den Vortheil
gewährt, eine grttfsere Zahl Von Beobachtungen zu liefern, wo-
durch die Ungenauigkeit der einzelnen Angaben einigerma&ea
compensirt wird. Doch ist nicht zu vergessen, dafs man hieraus
sieht das Complement der Wahren Neigung , sondern nur das
Maximum der Zenithdistanzen erhält , wriches für eine gege-
bene Nadel an einem Orte mtf glich ist. Die wahre Neigung mufs
alsdann entweder dn^ch Umwendung der Pole, oder durch Zu-
ziehung des Winkels j; nach Formel (V.) hergeleitet werden.
La&t man die Nadel zu beiden Seiten des Meridians um 45° ab-
weichen, so wird der Winkel bei I ein rechter und man hat
Tg.ar + Tg.»r=Tg.»F.
Metl)ode der Schwingungen.
Noch sind einige indirecte Methoden zur Bestimmung der
Inklination vorgeschlagen worden, die als Mittel zur Controle
der directen Messungen ihren Werth haben, mit dem nämlichen
Apparate sich anstellen lassen, und bei gehöriger Vorsicht eine
hinreichende Genauigkeit gewähren. Sie beziehen sich sämmt*
lieh auf den Satz: dats die Schwingungen , die eine um ihren
Schwerpunct bewegliche Nadel in verschiedenen Ebenen voll-
fdhrt, den Kräften propor^onul seyen, die in diesen Ebenen
auf sie wirken, oder genauer ausgedruckt: dafs die Quadrate
der Schwingungszeiten zweier Pepdel von gleicher Länge sich
nmgekehit, wie die soUicitirenden Kräfte verhalten. SteUen^.^
wir diese durch Linien dar, so daft ca die Kraft des magneti-i78*
sehen Stromes im Meridiane und in der Richtung der Neigungs-
linie ausdrucke, so bezeichnet ad denjenigen Theil dersel-
ben, welcher iii der venicalen Richtung cn (d.h. nach dem
Vorigen, in tfer auf ^den Meridian senkrechten Ebene). wirksam
ist, und cd den Theil, in welchen sie nach der horizontalen
Richtung zerlegt wird. Lassen wir also eine und dieselbe Na-
del in den drei auf einander senkrechten Ebenen, 1. im magne-
tischen Meridiane, 2. index Richtung von Ost und West, und
734 Inkliaatoriaa.
3* in horizontaler Lage um ihr Centram eine gleiche Ansalil Ton
Schwingungen vollenden , so geben uns die Qaadratzahlen die*
ser Schwingnngsseiten drei Groben an die Hand, aus d«reB
Veihäkniasen wir «ach den Lehren der Trigonometrie den Nei-
gungswinkel i bestimmen k(Jnnen. Es ist nämlich, wenn wir
die magnetische Kraft ca in der Richtung der Neigungslinie mit
M, ihren verticalen Theil da mit P, den horizontalen c4 mit
H bezeichnen ,
(1) M:P=il:Sin.i;
(2) M:H»l:CQ&i; und
(3) H:P = l:Tg.i.
Da nun die Quadrate ßer entsprechenden Schwingungszeiten m,
|> , h diesen Kräften umgekehrt proportional sind , so ist
m* m* , ■ h*
SiB.i = ----; Cos,i = -rT-, und Tg,i = — •
p' n* . p'
Ein Beispiel möge dieses zu erläutern dienen. Im September
1821 machte Capt. Sabive^ in London folgende Beobachtungen :
Im Meridiane machte eine wohl abgeglichene Neigungsnadel 70
Schwingungen in 260)25 Zeitsecunden ; senkrecht auf demsel-
ben brauchte sie dazu 268f38 See. und in der horizontalen Lage
445>5 See. Man hat also
Log. m =2,41539 2,41539 Log,p«r2,4l»75
Log. p = 2,42875 Log. h= 2,64885 > 2,64885
9^98664 "9,76&')4 9777990
htaltipl.mit2=:; 9,97328 9,53308 9,55980
Log. Sin. (i ==. 70* 6',5) Log. Cos. 70^ 2',8 Log. Tg. 70* i,%
Der blofse Anblick der Figur zeigt, dafs die erste dieser Me«
thoden, die von La Plack herrührt, desto genauer wird, je ge-^
ringer die Neigung ist; daher sie vorzüglich für geringe Breiten
sich eignet. Die zweite, die Ton Sabivx zuerst ausgeführt
wurde , ist dagegen in hohen Breiten zu empfehlen. Die dritte,
von Coulomb zuerst vorgeschlagen, palst am besten für mittlere
Neigungen.
Bei den Versuchen selbst ist Folgendes zu beobachten: 1.
Die Nadel , die man schwingen läCst, muls möglichst gut aeqoi«
librirt seyn. Man erreicht dieses entweder durch ein angesteckt
tes Xüreuz mit vier Kugeln, oder nach Sabivb's Beispiele
durch einen am leichteren Schenkel umgebundenen Seidienfiiden,
i Philot. Traut, f. 1891 nnd C. LXXVI. 17.
Methode der Schilv'inguiigeu» ' 755
oder iwcdk ein Stock an^klebtes Wacbi. 2. DieSchwii^ungs^
bogen I bei denen aan anfingt zu säUen, dürfen niclit all*
nigrols sejn, wenigstens nicht über 30 Grade betragen. 3^
Beiffl Zählen derselben ist folgendes Verfahren sa empfehlen :
Um bemerke an einer guten , gleichförmig gehenden Secnnden«»
ohr das genaue Ende der 1.» 3., &) 7* und 0. Schwingung,
madie sodann eine Pause während der zehn folgenden , und
ootire wieder das Ende der 10- f 13. t 15* etc. bis sur 19« Auf
gleiche Weise bemerke man die ungeraden Sphwingongen de«
zwaaziger, dreilsiger und der folgenden Reihen. Zieht man
diese Angaben Ton einander ab , so eAält man eine bedeutende
Menge yon Weitfcen, welche die Dauer von 10 Schwingungen
uudnicken. fie genfigtaucb, nur je db 10« , 30^, 30* Schwin<«>
gong zu notiren , oder überhaupt auch greisere Intervalle anzu^
aehmen^. Die' Zeiten sollten, wo möglich, in Zehntelsecundv»*,
Bidi dem Gebrauche der Astronomen, angegeben werden ; nicht
unbequem ist es, sich hierbei .von einem Gehiilfen entweder di^
Secunden zählen oder wenigstens die Momente schreiben zu
hsten. 4* Die Schwingungen in den beiden verticalen fiheneii
hnen sich allerdings am besten durdh die Nadel des InUinato«
riaiDS bewerkstelligen. Um jedoch auch eben diese Nadel zu den
liorizontalen Schwingungen, zu bentttzen, hänge man dieselbe
an einem ungezwimten Seidenfaden anf , welcher an der Quer-^
axe befestigt wird, wozu entweder ein durchgebohrtes LocU
oder auch die in derselben eingedrehte Furche , deren unten ge-
dacht werden soll , dienen kann. DaC» der herabsinkende Pol
der Nadel beschwert werden , überhaupt dafs die Nadel in ho*
montaler' Ebene schwingen müsse, bedarf wohl keiner besen^'^
dem Erwähnung. 5« Auch die horizontalen Schwingungen mti$->'
len in einem verschlossenen Glaskasten vor sich gehen. 6< Die
Beobachtungen der Nadelschwingungen in den verschiedenen
Ebenen sollten wenigstens in der nämlichen Stande und bei
gleicher Temperatur vorgenommen werden. Dab sie an der
nunlichen Stelle und entfernt von Wänden oder Von versteckten
EUenmassen , am besten iln Freien,' geschehen , ist nicht minder
wesentlich.
Bei der groben Genauigkeit , mit welcher sich die Schwin--
1 Beispiele dieser Metliode findet man in G. liXXTI. in SASfSff's
AbWdkng, and ahnHche ron üasstbiv LXYIII. 268.
756 Inklinatorium*
guttgszeiten alsMittelzaU vieler Angaben bestimmen lasseni gielit
diese dreifache Anwendung der Scfiwinganganethode unter Be-
obachtung der angeführten Vorsichtsregel»' Resultate, die an
Genauigkeit und Zuverlässigkeit mit denen der directen Mes-
sung wetteifern kßnnen* Sie hat überdies den Vorzug der Rin—
fachheit, indem nie dep ^ingetheilten Kreis und das Umwenden
der P^ole entbehrlich macht. Die Uhr, deren man sich bedient,
braucht nicht berichtigt* zu seyn , und ihr Gang muls nur auf
kurze Zeit sich gleteh bleiben , was schön von einer guten Cy^
lindertaschenuhr, insofern die Temperatur sich nicht anderT,
eioh erwarten läfst« Auch auf Schiffen mdohte sie bei den lang-
samen Schwankungen^ auf ruhiger See noch ekn so genaue Re-
sultate gewähren,, als «die Messung am Giadbqgen^ mir muls,
wie auch bei der directen Beobachtung , darauf -gesehen werden,
dals während des Versuchs das Schiff sein Azimuth nicht än«-
derei Weniger hingegen möchte die Methode der Schwingun-
gen -zur Untersuchung der geringen täglichen oder stündlichen
Variationeil der Neigung sich eignen, da bei den vevtiealen
Schwingungen die Reibung der Ax^ es unmöglich macht, eine
hinreichend graCse Anzahl derselben sn erhalten. Weit eher
dürfte dieser Zweck durch eine leichte Nadel von ungewöhnli-
cher Länge erreicht werden , die , an ihrem südlichen Ende als
Centrum nach Art der Sortir «* oder Gamwagen aufgehängt , ihre
ganze Ausdehnung, zum Radius des zu messenden Bogens darböte.
Der Vollständigkeit wegen mag hier noch eine Beschreib
bung des Verfahrens folgen, durch welches Coulomb das Ver-
hältnils der magnetischen Kräfte in der horizontalen und in der
Verticalen Richtung zu bestimmen suchte^. Von dem vorher
erwiesenen Satz ausgehend, dals die Summe der Momente aller
Kräfte^ welche eine horizontale Nadel dem magnetischen Meri—
diane zutreiben, durch die Formel ~r ausgedruckt werde, in
welcher p das Gewicht der Nadel, 1 ihre halbe Länge, und X
die Länge des einfachen Pendels bezeichnen , das mit der Nadel
gleichzeitige Schwingungen macht, bestimmte er zuerst durch
directen Versuch das Gewicht der Nadel und die Dauer ihrer
horizontalen Schwingungen , nebst dem Gewichte , mit welchem
ihr südliches Ende beschwert werden muüste, um sie in die ho-
1 Mdm. de rinstliut. T. IV, p. 565.
Instrumente. 757
xizontale Lage za bringen. Ans den beiden enteren Graben
berechnete er mit Hülfe der obigen Formel das horizontale , aus
dem Letztem das verticale Moment der Nadel , beide für die
Einheiten der Länge nnd des Gewichts, nach welchen die Länge
dei Nadel, ihr Gewicht und die £ntfemang des Gegengewichts
angegeben wurden. Da die Nadel nicht aeqoilibrirt war, so
noisten ihre Pole umgewendet und sie geiadd so stark magne«-
tisiit werden , dafs ihre Schwingungszeit von der vorigen nicht
merklich aWich ; auch muiste der Versuch mit dem Gegenge«
'wichte wiederholt werden. Bei Coi^LOttB^s Nadel war p s=s
88,808 Grammes, \=s 213,3 Millimeter, und da sie 50Schwin*-
nnd hieraus das horizontale Moment ^Y" =* 13,824 Gr. auf'l
Hillim. Abstand vom Centrum der Nadel. Um sie horizontd
zu stellen, bedurfte es eines Gewichts voii 0)2 Gr« inl70>5M.M. ,,
Distanz von der Axe, und nachdem die Pole umgewendet und . i
die Nadel wieder bis auf den nämlichen Sättigungsgrad maghe«'
lisirt war, so dais diu« horizontalen Schwingungen mit den voa*
vigeii gleichzeitig worden , war ein Gerwicht von 0)2093 Gr. in
1S4,5 M.M. Distanz «erforderlich. Man erhäk hieraus für das
verticale Moment im Mittel 37)348 Gr. auf IJ^M. Abstand. Der
Qnotient beider Kräfte nämlich ^ '-. giebt 2,70167 = Tg. 69*
4lV3, als die Neigimg in Paris um das Jahr 1798*
Infttrtitneiite.
Wir kommen nun zur Beschreibung der zum Beobachten
erforderlichen Instrumente , und zwar geben wir zuvörderst ein
loUinatorium an , welches bei möglichster Einfachheit die von
einem physikalischen Versuche zu erwartende Genauigkeit sup;^.
gewähren verspricht , Und zugleich den verschiedenen Beobach- ^^^
tuqgsmethoden sich anpassen lafst* a b a' b' ist ein viereckiger i^o.
Rahmen von Messing (bestimmt^ den Kieis c d und das Gestella
der Nadel zu tragen)', welclier auf die Aufsätze p p^ an den hüU
zemen Seitenwänden des Glaskastens AB au^elegt wird. Ei^
ist von hinreichender Höhe und Dicke, um ungeachtet der kreis*
runden. Durchbrechungen nahe an seinen End^n dennoch die
758 laklinatorium.
gehörige Steifheit eu behalten ^ und doch von der Eintheilong
80 wenig als möglich zu bedecken, Au^ seiner AuTsenseite und
in der Mitte seiner Länge sind die beiden Lager 1 und V ange-
p. schraubt, welche zwei schmale hervorragende Achatstiicke e und
181. e% deren Seiten etwas keilförmig geschIi£Pen sind, durch An-
pressung festhalten. Die oberen Kanten dieser Achate miisaen,
wenn sie einmal an dem Rahmen unveränderlich befestigt sind^
zugleich mit einer planen Fläche abgeschlitf en werden, (wozu ein
planer , feiner Schleifstein dienen kann , ) damit ^e genau in ei-
ner £bene liegen. Auf diese m6*glichst polirten Achate werden
die dünnen Zapfen der Queraxe der Nadel sachte hingelegt, Mrai
vermittelst des beweglichen Rahmens m n m' n' bewerkstelligt
wird. Dieser ist der Seitenansicht nach dem Rahmen aba'b'
völlig gleich , und an den gleichen Stellen durchbrochen ^ so
dafs er, wenn die Nadel frei .spielt, von der Seite her gar nicht
lüchtbar ist. In seiner Mitte befinden sich» elwas erhölu^
p. ;rechtwinklige , gabelförmige Einschnitte, welche die Axe der
182. Nadel in swei. eingedrehten Rinnen rr' Tlnterstiitzen, Die Na-
del selbst ist auch nach ihrer Dicke keilförmig gestaltet, damit
ihre EndeU auch beim Umwenden derselben in die Ebene der
Vorderseite des Kreises zu liegen kommen. Da die Enden der
Nadel, wenn sie auf- die Achate abgesetzt ist, die innere Kante
des Kreises beinahe berühren müssen , so mufs dieselbe in einer
schräg herunter steigenden Richtung in ihre Lage gebracht wer-
den. Zu diesem Ende ist der Rahmen mnm'n' an seinem Ende
mm' um einep Zapfen seitwärts beweglich, während die verti-
p{g,cale Erhebung durch die Federung dieses Endstückes möglich
179 wird. Diese Erhebung und Senkung des Rahmens wird an sei-
jgO. ^^^ andern Ende n n' durch eine excentnsche Scheibe u bewirkt^
auf welcher er aufliegt , Und die vermittelst des von aufsen an*
gepafsten Schlüssels y . . • umgedreht wird. Ein Paar abweisende
Stifte im Innern des* Rahmens ab sind hinreichend, die erfor-
derliche Seitenbewegung des Rahmens m n m'n^ hervorzubringen.
Am Gestelle ab hängt an der Rückseite das Niveau fr.«., wel-
ches'den horizontalen Stand der Achatlager versichern soll. Um
es einzustellen , wird über diese ein Spiegelglas von parallelen
Flächen gelegt, auf dieses ein anderes freies Niveau, aind das In-
strument vermittelst der drei Stellschrauben ss^s'' abgeglichen;
nachher giebt das feste Niveau Rechenschaft von dem Stande der
Zapfenlager. Ein kleines Querniveau im Fulse dea^ Kastens wird
In«tr.umente. 759
«of gleicba Art berichtigt, und versichert die HoriiontalitXt anch
in der andern Richtung. Der Kasten ist in der Richtung seiner
grOfsten Ebene durch twei in hölzerne Rahmen verkittete Glas-
tafehi verschlossen , von denen die hintere weggenommen wer*-
den kann , um die Nadel einlegen zu kennen. Die vordere ist
iB der, Bütte durchbohrt, und daselbst ein Gewinde q eingekit-
tet. Welches die Zapfeabewegung zweier Mikroskope rr' an£-
nimmt , die auf die Enden der Nadel gerichtet werden kjinnen.
Man kann dieselben ^ wenn sie aus zwei Linsen bestehen , mit
einer Glasscale versehen, welche die Sübdivisionea der Abthei«
hmgen des Kreises , die bei einem' Durchmesser von 8 Zollen
etw% auf 20 Minuten gehen mögen, enthalt« Das nämlich«
Gewinde dient auch , um , wenn man zur Beobachtung der ho«-
rizontalen Schwingungen den Kasten umlegt, eine Glasröhre
einzuschrauben , welche den Seidenfaden zur horizontalen Auf-
hangung der Nadel in sich schlieIsU Im Boden des Kastens be«»
.findet sich ein Loch, dessen oberer Theil bestimmt ist, einem
Senkel t Raum zu geben ^ das etwa vom Deckel herunter gelas-«
sen wird, und die richtige Stellung der Verticalpuncte der
Theilung zu versichern dient. Der untere Theil e pafst
auf einen hölzernen Zapfen , der bei erforderlicher Drehung
des Instrumentes in verschiedene Azimuthe als Centrum dient.
Da es nämlich rathsam ist, die Beobachtungen nicht im Zimmer,
sondern wo möglich immer im Freien anzustellen , so gehört zu
diesem Inklinatorium ein Bret , in welches sich nöthigen Falls
drei FiiTse einschrauben lassen , utid das an seiner oberii Fläche
weils angestrichen ist, um eine Gradeintheilung zu erhalten,
welche sich mit schwarzem F'imils vermittelst einer. Reilsfeder
mit hinreichender Schärfe auftragen läfst. Im Centrum dieser
Theilung^ ist jener Zapfen befestigt« Vermittelst der Stell^chrau.
ben s,s',s'' wird das Instrument leicht in jeglicher Lage berich-
tigt. Dafs der Kreis mit der Axe der Nadel, so wie sie auf
dem Lager abgesetzt wird, concentrisch sey» so dafs ihre En-
. den in horizontaler und verticaler Lage gleiche Gradtheile ab-
schneiden , ist die Sorge des Künstlers*
Bei der Beobachtung isllvor allem darauf zu sehen, dab
die Achatflächen nach der Richtung ihrer Länge genau horizon-
tal seyen , damit nicht die Axe der Nadel eine Tendenz zum
Vor- oder Rtickwärtsrollen erhalte, AlsdaUn wird die Nadel auf
den beweglichen Rahmet gelegt, und durch Drehung des
V. Bd. Ccc
760 Inklinatorium.
Schlüssel» langsam auf die Achatlager niedergelassen ; eine Ope*
ration , die ein Paar IVf ale wiederholt werden mufs , damit die
Nadel so ziemlich in der erforderlichen Neigung selbst abgesetzt
werde. Hierauf wird die Äxe der Nadel um 180* umgelegt^
und überhaupt dasjenige Verfahren wiederholt, was oben durch
Vorschrift und Beispiel erläutert worden ist. Sollen die Pole
umgewendet werden > so legt man die Nadel auf ein daza be-
stinimtes, stai^kes Bret, in welches dieselbe sammt der einen
Hälfte der Axe eingelassen ist ; eine in der Bichtung der Nadel
auf dem ßrete befestigte Leiste , an welche der künstliche Ma^
'gn'et beim Bestreichen angehalten wird, schützt gegen das Aas—
gleiten. Die Form der Nadel ist gemeiniglich die eines Stabes
von 4 oder mehr Linien Breite, und 4-| 1 bis 14- Linien Dicke;
sie ist entweder ganz prismatisch , oder nach den Enden za in
beiden Sütendimensionen verjüngt. Die Enden sind zuweilen
breit oder ^ kreisförmig abgerundet, zuweilen scharf zugespitzt;
dafs die auf den Endflächen zu beiden Seiten gezogenen Striche
genau übereinstimmen , ist von vorzüglicher Wichtigkeit« Man
hat auch Nadeln aus zwei hohlen Konen Verfertigt, welche nach
Art der Axen von Passageinstrumenten in einen Kubus sich ein-
182. schrauben. Die Queraxe der Nadel ist besonders abgebildet«
An derselben ist der Ansatz o aufgeldthet, und mit ihr zugleich
abgedreht; die Platte p wird aufgeschraubt; beide können von
Messing Verfertigt werden. Bei r und r' sind Rinnen einge*»
dreht, deren Entfernung durch die Breite des Rahmens mnm'n
bestimmt wird. Da die Nadel gewöhnlich nicht viel über zwei
Unzen wiegt, so dürfen die Zapfen der Axe sehr fein verfer-
tigt w^erden ; vorzüglich ist auf ihre genaue Rundung zu sehen.
Havsteeit bemerkt, dafs, da die Unterstützung der Axe nicht
in ihrer Mitte, sondern unterhalb derselben statt findet, die
p. Nadel immer eine gewiss^ Oberlast haben werde. Man könnte
18$. dahei' ihre Enden auch keilförmig zurichten , und für die weg-
genommene Masse unten durch eine Schraube compensiren. Die
Axe müfste sich dann in der Nadel durch Reibung genau um-
drehen lassen , damit die Schärfe des Keils bei jeder Neigung
nach unten gekehrt wäre« Die beiden Schneiden so zu beari)ei-
- ten , daüs ihre Schärfe genau in der Drehungsaxe liege , ist für
den Künstler allerdings eine schwierige , jedoch nicht unerreich-
bare Aufgabe. Diese Einrichtung möchte anch bei gröfsem Na-
deln, namentlich auch bei solchen, die für bleibende, stünd-
Fig.
Iiiftrumente. 761
Gehe Beobachtilogen bei timxnt wiüren , durch ihre sehr geringe
Beibaog sich empfehlen. Um jedoch auch bei den schwenten
Nadebi alle und jede Reibung aufzuheben , k&nnte man folgen-
ies Mittel anwenden. Man stecke an die Queraxe zwei Schei-
ben von hohlem Eisen oder Von Buchsbaumholz, das in Oel ge-
kocht worden ist , und lasse diese in zwei Trägen auf Quecksil-
ber schwimmen ; die äüfsersten. Zapfenenden müssen dabei lose
zwischen zwei vertikalen Schneiden spielen , um die Nadel im
Centram des Kreises zu behalten. Giebt man einer solchen
Scheibe 2 Zoll Durchmesser bei 4- Zoll Dicke , und läfst sie auf
0,7 Zoll in das Quecksilber sich einsenken , so erhält man eine
Tfagkraft Von mehr als 5 Unzen; das Nämliche erhält man mit
Scheiben von H Zoll Durchmesser bei 4 Zoll Dicke ; dagegen
wi^t eine stählerne Nadel, bei einer Dicke Von 04 ZöU, nur
etwa 24 Unzen.
Die Abgleickung der Nadel por dem Magnetisiren gehtirt
u denjenigen Operationen , welche die Sorgfalt und Geduld
des Künstlers am meisten in Anspruch nehmen. Das Schwie-
tigite ist die Entfernung jeder Spür von Magnetismus aus der
noch angestrichenen Nadeh Sollte ein solcher sich bei Anna-
henug. einer empfindlichen Doussole wahrnehmen lassen , so
mag man versuchen, ihn durch Bestreichen ipit den gleichnami-
gen Polen schwacher Magnete aufzuheben , und so die Nadel
in einen neutralen Zustand zu versetzen* Alsdann bringe man
nein eine auf den magnetischen Meridian senkrechte Richtung,
ttad gleiche sie in dieser Lage in Beziehung auf die Länge und
Schwere der Hebelarme sorgMtig ab*
, Um hierhei die Einwirkung der stählernen Instramente zn
Vermeiden , muls man sich durch Abschleifen zu helfen suchen.
Man kann auch noch nach Mater^s Vorschlage der Nadel ein
Wenig Oberlast geben , und in der Nähe der Axe an der un-
tern Kante einen kleinen , etwas schwerern Messingstreif anlö-
ihen , von welchem dann das Nöthige weggefeilt wird. Ebenso
bnnman die Nadel oben und unten mit zwei kurzen Schrau«^
henstiften Versehen, an welchen zwei messingene Kiigelchen
oder Cylinder so lange versetzt werden , bis die gewünschte
Aeqoilibrining erreicht ist. Doch kann , nach den Erfahrungen
^on J. T. MjiTSR und Sabivb , selbst eine merkliche Unterlast
svar sehr abweichende Angaben in den vier Lagen der Nadel,
*het nach Matsr^s Formel berechnet dennoch ein richtiges
Ccc2
762 Inklinatoriuin,
Resultat hervorbringen , und es ist sogar Zuweilen vortbeilhaft,
durch 'willkürliche Versetzungen jener Kügelchen neue und
abweichende Angaben hervorzurufen, um tüit einer einzigen
Nadel eine Verschiedenheit det Resultate zu erhalteti , in Wel—
eher sonst mehrere Nadeln erforderlich gewesen wäreii* Diese
entschiedene Unterlast gewährt iibefdiefs den Vortheil, dafs die
Nadel besser Vermögend ist, die Reibung der Zapfen zu tiber-
winden I . und sich immer iA diejenige Richtung zu v^rsetsftert,
welche dem Verhältnisse der magnetischen Kraft und der Solli*
citatibA des Schwerptonktes entspricht, Während bei einer
ganz abgeglichehen Nadel die magnetische Kraft den Wider-
stand der Reibuhg nicht immer ^U überwinden vermag, Wo-
durch "eine Unentschiedenhieit iti der 5tellüiig der Nadel ent-
steht, di6 der gehauen Beobachtung hinderlich ist. Wesent-
lich ist jedoch, dafs der Schwerpunct möglichst genau in der
Linie liege , welche auf die Länge der Nadel senkretht ist. ße-
treiFend die Härjtung^ welche man der Nadel zu geben hat, be^
ziehen wir uns auf dasjenige, was hierüber im Art. Compcus^
bemerkt worden ist, dem Zufolge die strohgelbe Farbe des
Stahls beim Anlassen als die tauglichste Temperirung empfohlen
wird»
Wünscht man am Inklinatorium genauer abieülesen, und
deil Inklinationswinkel durch Repetition genauer zu erhalten,
so lasse man nach einer der vorhin beschriebenen Arten die
Nadel (ohne Kreis) in einem Glaskasten spielen , und setze vor
diesen einen Kreis, dessen äufserer LimbUs an seiner Peripherie
ein Paar Mikroskope mit Fad^ii trägt, welche auf die Enden
der Nadel gerichtet "^er«äen. Ob iiidefs eine solche astronomi-
sche Genauigkeit mit der Natur eines physikalischen Versuchs
und den Schwierigkeiten , welche Reibung und die nicht genau
geometriische Beschaffenheit der Nadel nach sich ziehen, in
üebereinstimmung stehe, dürfte man wohl bezweifeln.
Dife löklihatörien, Wfelche fiir deh Gebrauch zur See be-
stimmt sind, unterscheiden sich von den eben beschriebenen
hauptsächlich dadurch, dafs sie nicht auf Stellschrauben ge-
stützt, sonderh freischwebend aufgehängt sind, um sich selbst
in die verticale Richtung zu versetzen. Man bedient sich am
besten hierzu eines auf Viet Füfs'en ruhenden , etwa 4 FuCi ho-
I 9. Th. IL d. m.
luitrumente« 763
lim Gestelki, an deften D«ck«l oder Schlaff hret der Glaeka-
sten mit Kreis und Nadel derge9talt zwiichen zwei winkelrecht
auf einander beweglichen Rahiqen aufgehängt ist , dals es allen
Schwankungen des Schiffes folgen kann, ohne jedoch irgend
eine Seitendrehung annehipen zu kQifnen« Die Queraxe der
Nadel liegt entweder auf Frictipnsrollen , oder es sind ihre auf
Achat laufenden Zapfenenden zwischen zwei aufrecht stehen-
den, wohl polirten ßtreifen loße eingeschlossen , so dafs die Na-
del zwar sich frei bewegen, aber nicht von den Unterlagen her-
unter gleiten kann. Da, selbst auch in den Windstillen, die
Bewegung nie ganz aufhört, SQ muls man sich begnügen, durch.
Beobachtung der Extreme den Stand der Nadel zu bestimmen ;
Beobachtung und Rechnung werden "nach den oben gegebenen
Vaischriften ausgeführt. Aucli die drei ^ Methoden , 'durch
Schwiogongen der Nadel die Neigung zu bestimpsen, dürften
deswegen zur See eine besonders gute Anwendung finden, Veil
die lebhaftem Schwünge der Nadel durch die langsame^ Schwan-
kungen des Sphiffe,s wenig Störung erleiden. Ob aber, wenig-
stens^ in hohen Breiten , der Magnetismus des SchifTeisens , der
die Deklination so bedeutend verändert, nicht auch auf die Nei-
gung und auf die Schwingungizeiten der Nadel ^t((rend ein«
wiike (s. Ablenkung)^ ist kaum zu bej^weifeln , ynd schwerlich
mischte hierBABLOw's neutralisirende Eisen^cheibe den erfprderr
liehen Nutzen gewahren« ^Dalj man übrigens Sorge tragen
müsse, bei solchen Beobachtungen die Länge und Breite, der
Station zuverlässig anzugeben, darf deswegen erinnert werd^9j
weil sie oft nur nach der laufenden , durch die Schiffsrechnung
oder einen unsichem Chronometer bestimmten Länge notirt
werden , deren spätere Cprrection auch, auf diese physikalisch«
Beobachtung anzuwenden leicht vergesaen. wird \
Nocli müssen >tir eines Vorschlags zur Beatimmupg det
magnetischen Neigung erwähnen, den die neuem üntdeckungen
über die Darstellung des terrestrischen Magnetismpf im u^ßifs€a$
BUm erzeug^ haben, tuid den* der verstorbene Vbliv in Mün-*
eben wirklich zur Ausführung gebracht hat. Bekanntlich ^eigt
eme vertical gehaltene Eiseiistange oben Süd-| ux^ten NaxdpChf
1 Abbildangen lolcher Inklinatorien mifc ihren Geitellen finden
»icli in W. Baily's astron. Obtenr. za Cook*s Reisen , and in Pbips
Voy. towards the North pole.
764 luklinatortuoi,
larität , und in der Mitte der Stange eine indifierente SteHe, bei
welcher die Nadel' von einer nahe daran gehaltenen Boassole
gar nicht gestört wird. Schon im Jahre 1800 hatte der Profes-
sor Egidius Hkllxh in Fulda eine Reihe von Beobachtungen
über die Entfernung des IhdifferenzpuncteS' vom obern Ende
der Stange oder die Länge ihres siidpolaren obern Theiles an-»
gestellt, und diese je nach Tagen und Jahreszeiten und Aea.
Phasen des Mondes veränderlich gefunden^. Aus den im Art*
uiblenhüng mitgetheilten Beobachtungen Bahlow's ergiebt
sich ferner, dafs die Ende^i einer Eisenstange die stärkste Pola-p
rität zäigen, wenn diese in der Richtung der magnetischen Nei-^
« guiig gehalten wird , und gar keine , wenn sie mit dieser Rieh«
tung einen rechten Winkel bildet. Diese beiden Lagen der
184. Stange zu messen dient folgender Apparat. An der Axe CO
eines mit Theilung und Vernier versehenen verticalen Kreises
AB befindet sich der Bügel DE, in welchem die Stange von
reinem, weichem Eisen DN so befestigt isti dafs ihr eines Ende
D genau dem Centrum der Axe gegenüber stehe. In gleicher
Köhe mit demselben und nahe dabei befindet sich auf einer
hölzernen, Säule die kleine Boussöle O, deren Nadel in der
Röhre F aQ einem ungedrehten Faden aufgehängt /ist. Wird
nun ]^reis und Stange in den magnetischen Meridian gestellt,
so wird , wenn die Stange in der Ebene des magnetischen Ae-
quators liegt, die ost- oder westwärts daneben stehende C^m«
pafsnadel keine Abweichung zeigen, dagegen aber die grdfste
Störung' verrathen , wenn die Stange in der Richtung des ma-^
gnetischen Stromes siph befindet. Es kommt nun darauf an , die
eine odiir andere Lage (oddr, wenn man will, auch beide) mit
der horizontalen Richtung zu vergleichen. Die letztere erhält
man durch Anhängung eines berichtigten Niveau's an die eylin*
drisch abgedrehte Eisenstange, und zwar jedesmal in ^wei um
180^ entgegengesetzten Stellungen. Ist nun der Kreis zum Re-?'
{>etiren eingerichtet, so stelle man erstlich den mic der Eisen-
stange verbundenen Vernierlimbus auf Null, drehe alsdann den
Hauptkreis ACB, bis die Stange horizontal liegt, und. bewege
hierauf den Kreis, bis 4Ue Abweichungsnadel im Meridian steht,
so hat man den Winkel , welchen die Ebene des magnetischen
Ae^uators mit d^r Horizoatalliiiie bildet, Eine zweitß Hon«
-j P
l G. IV. 478.
' Inpcmiderabilien. 705
seotalstelloiig der Stange mit Hülfe des Kreises A und weitere
Drehung derselben in die Lage ihrer magnetischen Unwirksam-
keit giebt das Doppelte des vorhin gemessenen Winkels Eine
Controle für diese Bestimmung liefert die Aufsuchung derjeni-
gen Lage der 5tange, bei welcher die Boussole im Maximo ab-
gelenkt wird f. wobei das im Centrum befindliche Ende abwech-
selnd südliche oder nördliche Polarität erhalten wird. Die letz-
tere Beobachtangsart zeigt , dafs die Eisenstange im Verhaltnifs
SU der Boussole nicht allzu grofs seyn dürfe , weil sonst eine
Ablenkung von 90^ statt finden könnte , noch ehe die Stange in
die gönstigate Neigung gebracht wäre. Auch dürfte vielleicht
die im Art, Compt^fs^ angegebene sehr empi^dliche Einstellung
der Nadel vor der Aufhängung an einem Faden den Vorzug ha- ^
ben, dals die langweiligen Schwingungen sogleich zerstört , die
Nadel selbst aber nicht seitwärts aus ihrer Stellung . gezogen
trerden kannt Die Stange soll in ihrer Fassung bei E sowohl
■Q ihre Axe gedreht , als auch überhaupt umgewendet werden
tonnen. Um ihr 9 nachdem sie ausgearbeitet ist, so viel mög-
lidi jeden Magnetismus zu benehmen , dürfte es^ rathsam seyp,
nein der Richtung des magnetischen Aequators und senkrecht
auf den Meridian auss^Uglühen, und ohne Annäherung oder Be-
räluang von Eisenmassen oder eisernen Werkzeugen in dieser
erkaken zu lassen , auch nachher sie vor Stöfsen oder Erschüt-
terongen zu bewahren, und, wenn nicht beobachtet wird, sie
in einer auf den Meridian' senkrechten Richtung zu erhalten. Der
ganze Apparat kann übrigens vermittelst dreier Stellschrauben,
99 viel erforderlich i^t) pivellirt werden« 47«
Inponderahilien«
Unwägbare Stoffe; Jnpondirahilia. Dieje-
nigen Potenzen, welche die Erscheinungen des Lichtes, der
Wärme, der Biektricität und des Magnetismus hervorbringen,
werden unwägbare 3toffe, Inponderabilien genannt, weil sie sich
^OB den übrigen bekannten materiellen Substanzen dadurch un^
^^ischeiden, da& sie nicht gewogen werden können. Eben
^cse nennt man auch IncoercibilUn ^ weil es keine Hülie
8^bt, welche dieaelbeji bleibend einzuschliefsen vermag. In
1 8; Th. II. ak 186.
766 InponderaMlien.
dieser BezeicTinung liegt, genau genommen , sugkich JUa Be-
kenntnifs , daüs die Erscheinatigen dazu berechtigen , ein diesen
zum Grunde liegendes materielles Etwas anzunehmen, welches
sie erzeugt , von dem übrigen Materiellen ^ber sich durch die
genannte Eigenschaft unterscheidet; denn man ist nicht geneigt
X. B. den Schall, als den Effect gewisser Bewegungen , jener
Classe anzureihen , selbst auch nicht die sogenannte Lebenskraft
oder das problematische Nervenfluidum* Darüber ist man indeb
einverstanden , dafs es noch wohl andere ähnliche Potenzen ge-
ben möge, als die vier genannten, welche vielleicht bei den
verschiedenen Aeufserungen der Lebensthätigheit wirksam sejn.
könnten , und denen dann im Voraus ohne die Gewifsheit ihrer
Exsistenz und um so mehr ohne die Kenntnifs ihrer Wesenheit
diese Eigenschaft beigelegt wird ; inzwischen versteht man ia
der Regel nur jene vier genannten , wenn im Allgemeinen von
Inponderabilien die Rede ist, und da die wirkliche Exsisteas
von diesen keinem Zweifel unterliegt, so bleibt nur zu unter—
suchen , ob und mit welchem Rechte ihnen jenes Prädicat zo-»
komme.
Die genannten Potenzen heifsen zuvörderst in so fem mit
Recht Incoercibilien , als man dieselben bisher in keinen un-
durchdringlichen Hüllen eingeschlossen erhalten konnte) eb
man indefb berechtigt sey^ daraus zu schliefsen , es könne dUesee
überall nicht geschehen , ist eine andere Frage» Inzwischen ist
nach höchster Wahrscheinlichkeit die Auffindung einer sie bleic-
hend einschlielsenden Hülle nicht zu erwarten« Von der andern
Seite werden alle vier Potenzen von verschiedenen Körpern mit
ungleicher Stärke festgehalten, und der Magnetismus dringt
nicht frei durch eiserne Scheiben. Jm. Ganzen genommen ist.
die Eigenschaft, falls sie auch al|i völlig erwiesen betrachtet
wird , das Wesen der zu untersuchenden Potenzen wenig be-
zeichnend, und ea (lelohnt sich daher kaum der Muhe, weit-
lauftige Untersuchungen darüber anzustellen, denn es lälst sich
selbst nicht einmal ein Schlub für oder wider die iMaterialität
derselben darauf gründen* Letzteres ist zwar verschiedentlioh
• geschehen , aber sehr mit Unrecht Einestheils ist nämlich die
Coercibilität der m^eisten Materien aus der Erfahrung abstrahirt,
«her nicht aus dem Wesen derselben gefolgert, weswegen man
auch nicht schliefsen darf, es sey etwas nicht materiell, dem
diese Eigenschaft mangelt; ;3indemtheila ^]feit sind sehr viele ent-
InpoiTderabilien« 7fi7
mideA§n matericlla Bubstanzen, s. B« die elastischen und tropfr-*
bsien Flüssigkeiten, für eine grofse Menge von Körpern incoer-
cäel, so dafs also die genannten Potenzen diese Eigenschaft
ma in einem höheren Grade besitzen 'würden.
Um übet die Wägbarkeit der genannten Potenzen zu ut^
dieiieo, muls zuvörderst der Begriff dieser Eigenschaft genau festr
gesetzt seyn. Versteht man unter Wägbarkeit die Fähigkeit, auf
eines Waage gewogen au werden , so mufs sie ihnen für sich
genommen schon deswegen abgesprochen werden j weil sie sich
nicht in Hüllen einschliefsen oder fds abgesondertes Volumen
darstellen lassen. Sie können indefs insgesammt, mit Ausnahme
des Lichtes , an Körper gebunden werden y und man wollte dar
lier durch dieses Mittel des JVägens eine durch sie erzeugte
Gewichtszunahme erforschen ; allein in dieser Hinsicht zeigen
sie ein wesentlich verschiedenes Verhalten« Zuvörderst ist die
Bindung des Lichtes in den sogenannten Lichtsaugern (Phos'r-
phoren) zu problematisch, und ihrem Wesen nach zu wenig
genau erklart, als dafs dabei von einer Gewichtsbestimmung
Oberhaupt nur die Rede seyn könnte. Die Anhäufung des Ma-
gnetismue , wie sie namentlich beim Eisen , Nickel und Kobalt,
adserdeni aber im Leiter der Elektricität statt findet, besteht in
emer blofsen Scheidung beider Magnetismen , ohne eine Veru-
nehrung oder Verminderung^ und auberdem , unterliegt ein solv
eher magnetischer Körper sogleich dem Einflüsse des telluri-
sdien Magnetismus auf eine solche Weise, dals auch hierbei
ven einer Wägung keine Rede seyn kann. Bei der Elektrici-«
tats- Erregung findet nach der vorzüglichem dualistischen Theo-
rie zwar eine Anhäufung der einen oder andern Elektricität statt,
allein zugleich ein dieses proportionaler Mangel der andern,
weswegen selbst bei einem vorausgesetzten Unterschiede der
specifischen Gewichte beider an keine eigentliche Wägung
eines auf allen Fall höehst feinen Stoffes zu denken ist. Hiwr
nach verschwindet schon an sich die Möglichkeit einer Wägung
bei allen vier Potenzen, ausgenommen bei der Warme,' deren
ganz eigentliche Vermehrung und Verminderung nicht in Abr
rede zu stellen ist, und hierin mag denn auch die Ursache lief
gen, weswegen blols bei der letztem eine wirkliche Wägung
bisher versucht wurde. Man darf in Gemafsheit dessen jenexi
drei Potenzen allerdings das Prädioat der Unwägbarkeit beile-^
gen 9 jedoch nur in so fern, als dio.Bedingungen einer wirkli«^
768 Inpoiiderabilieo«
chen Wägnng nicht gegeben werden ktenen, keineawtgs aber,
um damit eine von der wägbaren Materie charakteristisch un-
terscheidende Eigenschaft zu bezeichnen, deren wirkliche. Esn-
stenz hiemäch gar nicht erwiesen ist« Wenn man indels vom
-der Unmöglichkeit , die Bedingungen einer Wägang zn erhal-
ten, abstrahirt, welche blols bei der AVarme nicht vorhanden
ist, so sind aufserdem die vorläufig als matsiiell angenommenen
Grundlagen , der sogenannten Inponderabilien so fein , da(s es
schwerlich eine für Versuche dieser Art hinlänglich empfindlich^
Waage geben kann; Um aber die mögliche Exsistenz so feiner
Materien zu begreifen , darf man sich nicht weit von bekannten
Erfahrungen entfernen. Verhielte sich nämlich die Dichtigkeit
einer dieser Potenzen zu der des WasserstofTgases unter dem
einfachen ' atmosphärischen Drucke, wie die Dichtigkeit von
letzterem zu der des Platin , oder wären die materiellen Theil-
chen derselben so fein vertheilt, <ds der verbreitete Dunst riech*
barer Stoffe , so würde jede wirkliche Wägung unmöglich sejn,
ohne dafs man ihnen das Prädicat der Unwägbarkeit im streng—
sten Sinne beizulegen berechtigt wäre. Bezeichnet man sie
also dessen ungeachtet mit dem Ausdrucke Inponderabilien,
so darf dieser nur die angegebene beschränktere Bedeutung ha**
•ben, die Untersuchung einer wirklichen Wägung aber, welche
aus oben angegebenen Gründen blofs bei der Warme stattfinden
kann, nebst den daraus erhaltenen Resultaten wird am zweck-*
mälsigsten im Art. Wärme angestellt werden.
Die JSigenschaft der Un^ägbarkeit läCst sich indefs noch
aus einem andern Gesichtspuncte betrachten. Offenbar wird
tiämlich das Gewicht der Materie durch die Kraft gegeben , vro->
mit sie durch die Erde nach dem Mittelpuncte derselben hin an-
gezogen wird, und alles dasjenige ist dem Wesen nach schw^ex
oder ponderabel , was gegen die Erde gravitirt. Hiernach ist
also fraglich , ob den Inponderabilien diese Eigenschaft der Gra*
vitation nicht gleichfalk beizulegen sey. Hierauf lälst sich in-*
zwischen im Allgemeinen nicht fuglich antworten , sondern für
jede der einzelnen Potenzen besonders, und indem dieses' in
-den ihnen gewidmeten Artikeln ausführlicher geschehen mufs,
so genügt es hier, nur im Allgemeinen Folgendes zu J[>emerken.
Das Licht zuvörderst ist entschieden kosmisch, und findet
^ich so gut bei den entferntesten Fixsternen als bei der Sonne
undatiE der Erde, so dafs dabei also von einer Gravitation gegen
laponderabilien, . 739
£e letztere öbeiall die Rede nicht seyo kann. Hiermit fällt dann
die Wägbarkeit desselben, aber keineswegs seine lüateiialität
aus den oben angegebenen Gründen von selbst weg, urid be-
rechtigten die Erscheinungen übrigens dazu , dasselbe für ma-
teriell zu halten, so wäre hiermit ein Inponderabile oder ein
unwägbarer , nicht gegen die Erde gravitirender Stoff gegeben.
Die Erscheinungen des Magnetismus , nach den neuesten Erwei-*-
terungen dieses Zweiges der Physik, sind von der Art, dals sie
ZOT Annahme eines sie bewirkenden , an verschiedene Körper
gebundenen , übrigens aber allgemein über die Erde verbreite-
ten, Substrates fuhren.. Nach den Beobachtungen von Gay-^
LvssAC ^ nimmt die Stärke des tellurischen Magnetismus in
mefsbaren Höhen über der Erdoberfläche^ nicht merklich ab,
nnd da die magnetische Kraft ^ wie die der Newtonschen At-
traetion , den Qnadraten der Entfernung umgekehrt proportional .
ist, so folgert man hieraus, dals auch der Magnetismus kos-
misch sey. Es versteht sich von selbst , dafs dieses nur in Be-^
Ziehung auf beide, «ur Neutralität gebundene Magnetismen gek-
lagt werden kann , keineswegs aber von irgend einer magneti-
schen Erregung, also auch nicht vom tellurischen Magnetismus«
Ist alles dieses richtig, so kann von einer Gravitation dieser Potenz
gleichfalls nicht die Rede seyn , und sie darf sonach mit Recht
unwägbar genannt werden. Die Elektricität hat ein unleugbares
Bestreben, der Erde zuzuströmen, welche gleichsam ihr grofser
Behälter zu seyn scheint: Von hieraus ündßt eine stete Wech-«
felwirkung zur Atmosphäre statt , welche sieh in dem bekann-r
ten Verhalten der Lnftelektricität zeigt. Wenu man aber be-ip
rücksichtigt , dafs hohe Grade der Kälte der Elektricitäts -^ Erre^
gong nicht günstig sind , dafs Paar't auf der Insöl Melville
mit den feinsten Werkzeugen keine Spu|: vpn Luftelektricität
entdecken konnte, und dafs endlich das elektrische Fluidum
den luftverdünnten pnd leeren Raum frei durchströmt, nm an
die festen Kö^er überzugehen, an welche es im Zustande der
Neutralität beider vereinten Elektricitäten gebunden zu seyn
•dkeint, so ist man berechtigt zu schliefsen, dafs dasselbe den
absolut kalten und leeren Raum, in welchem sich unsere Erde
bewegt, gleichfalls nicht durchdringt, und somit an den Erd-
baD gebunden ist, Ist dieses alles richtig , so wäre dem elek-*
I G. XX. IL ,
770 InUrftBrenjH
tiischen Flaldom aüerdlnga. eine Art iet Giavhadon beisi^egeiiy
und es könnte in diesem Sinne keio InponderabOe seyn, ob-
gleich dasselbe ein unverkennbares Bestrebeb zeigt , sieb der
Atmosphäre mitzutheilen ; denn eben dieses findet auch bei den
Dämpfen statt, denen deswegen weder Schwere noch Wägbar^
keit abgesprochen wird. Ob endlich die Wärme gegen die
£rde gravitire , ist eine Frage , welche nur nach vielen voraos*
gehenden schwierigen Untersuchungen beantwortet werden
kann. Wenn man annimmt, dafs sich die Erde in einem absor>
, lut kalten Räume bewege , so mufs jene bejahet werden , findet
nber eine Strahlung gegen jenen hellen Himmelsraum 3tatt^ so
wird hierdurch die ' Entscheidung wieder zweifelhaft. Wäro
die Wärme nicht an die Erde gebunden , so ist kein Grund auf^
zufinden, warum sie diese nicht verlassen und dem kälterea
Räume zuströmen sollte. Dabei mufs dann vorher erst eine
andere Frage er{$rtert werden, nämlich ob durch irgend ein
Mittel, namentlich das' Licht, fortwährend neue Warme erzeugt
werde.- Alles zusammengenommen übersieht man bald, dafe
zuvor das eigentliche Wesen der Wärme n$iher bestimmt seyn
mufs , ehe die vorliegende Aufgabe gelöset werden kann. Nach
meiner individuellen Ansicht, welche ich im Art. H^ärme %n
begründen suchen werde, bildet die Wärme allerdings eine
eigenthümliche , der Erde angehörende Atmosphäre 5 welche an
fliese gebunden sie nicht verlassen kann.
Aus allen diesen Betrachtungen folgt, dals man zwar die
vier bekannten und ihnen ähnliche Potenzen mit dem Namea
3er Inponderabilien belegen ktfnne, dafs es dabei aber immer
noch fraglich bleibt, ob dieser ihnen überhaupt « oder ^ ganzer
ßtrenge zukommt, wobei auf allen Fall das Wes^n derselben
f(.eipe8wegs dadurch erl()ärt wird^ Jf^
I n t e r f 'e r e n z»
Interference; interference *\ Mit diesem Worte
bat Yoirvo zuerst ein Züsamnientretfen der laditstiahlen , we
*) Voo dem engl. Worte: tu iia^r/cr^ysasammentrefieo, wider-
atreitea. Im Lateinisclien wurde man wohl notbwendig aa einer Um*
Schreibung leioe Znflacht nehmen müssen.
Jnt^t£eten%. 771
One Wirlcnngen eibandex anfliebeti, bezeichi^et, tpüterUn ist
es auch auf andere Gegebstände angewandt worden»
Di« bei de* Bewegung def Wellen eintretende Interferei»
macht die hervorgehende Ausgleichntig am besten deutlich <«
Eiregt man in einer schmalen Rinne eine Welle sö^ dafs sie die
ganze Breite der Rinne gleichförmig einnimmt ^ so geht diesd
Welle Aach der Länge der Rinne fort^ tihd mehrere. Wellen
* folgen ihr. So wie die erste Welle das Ende der Rinne er-
reicht , -welches trir uns dnrch eine anf die Richtung der gan-
zen Binne senkrecht stehende £ben« begrenzt denken^ wird
sie zurückgeworfen j ttnd indem nun diese Zurückgehende Welle
mit def irorwärts gehenden, ihr begegnenden zusammentrifFY^
giebt es Zeitpuncte, wo der Wellenberg der einen mit dem
Weüenthale der andern so zusammenfällt, dafs die eine Welle
die andere ausgleicht und die l^asserhöhe dem Zustande des
Gleichgewichts gemäfs ist. Dieses ist eine InUrf%ren%. Um sie
genau zQ verfolgen , wollen wir das Fortrücken • der Welle , de-
ren vorangehende, schon zurückgeworfene Theile den noch
vorwärts rückenden, nachfolgenden Theilen begegnen, näher
betrachten« Wenn wir uns den Wellenberg als vorangehend
denken, so bleibt dieser mit dem ihm folgenden Wellenthale in
gleichförmigem , nngeändertem Fortgange , bis er die Wand, an
welcher die Znrückwerfung erfolgt, erreicht. Wir wollen uns
oan fünf Puncto der Welle, die ungefähr in gleichen Entfer-
snngen .hinter einander folgen, bemerken, erstlich den mit der
' Höhe der natürlichen Oberfläche des Wassers gleich hoch lie-
genden vorangehenden Fufspunct des Wellenberges, zweitens
den Gipfel des Wellenberges , drittens den nachfolgenden FuTs
des Wellenberges , def zugleich der vorangehende Anfangspunct
des Wellenthals ist und in dl»r natürlichen Wasseroberfläche
liegt, viertens den tiefsten Punct des Wellenthales, fünftens
den nachfolgenden Rand oder Endpunct des Wellenthales , der
auch in der Höhe der juhenden Wasseroberfläche liegt und
zugleich wieder der. Anfangspunct eines neuen Wellenberges
ist Wenn der erste Punct an der zunickwerfenden Ebene an-
kommt , so hat die Welle noch ihre gewöhnliche Form \ bei der
Ankuift des zweiten Punctes an der zurückwerfenden Ebene
ist der erste Punct so weit zurückgegangen , dafs er mit dem
1 WBBim's Wellenlehre. S. 225.
772 Interferen«.
dritten ztisanmeiifallt^ die Anschwellung tiber^ die sich Tom
ersten bis zum zweiten Puncto nach und nach erhob , hat sieb
jetzt in umgekehrter Ordnung mit der Anschwellung verbunden^
die als hinterer TheiL des Wellenberges zwischen dem zweiten
und dritten Puncte stait fand, die mit ihrem Gipfel an die
Wand stofsende' Welle ist daher ziemlich genau doppelt so
hoch , als sie im ruhigen Fortgange war , indem die Erhöhung,
die nahe vor dem höchsten Puncte statt fand , sich nun zurück*
gehend mit der Erhöhung , die nahe hinter dem höchsten Puncte
lag y vereinigt , die mindere Höhe in der Mitte der schön z.a-
rückgeworfenen Vordera Hälfte sich mit der mindern Höhe in
der Mitte der hintern Hälfte verbindet u. 8. w. In dem Augen-
blicke also, wo der höchste Punct der Welle antri£Pt, hehäit
der nachfolgende Fufspunct der Welle die Höhe der natürlichen
Oberfläche, und der^ zwischen ihm und der Wand liegende
halbe Wellenberg hat noch eben die Länge , aber die doppelte
Höhe, Ist dagegen im Fortrücken der Welle der dritte Punct
bei der zurückwerfenden Wand angekommen , so trifft der zu-**
rückgehende zweite Punct mit dem vierten , der zurückgehende
erste Punct mit dem fünften zusammen« In diesem Augenblicke
tritt die Interferenz für die ganze Welle ein, oder die ganze
Welle bildet nun eine mit der natürlichen Wasseroberfläche zu-
sammenfallende Horizontallinie , indem jener dritte Punct selbst
in dieser Horizontallinie liegt, der ihm zunächst folgende be—
nachbarte Punct zwar den Anfang des Wellenthales bilden
sollte , aber durch das Zusammenfallen mit dem letzten Theile
des Wellenberges eben so viel vermehrte Höhe erhält, als ihm
vorher fehlte , und ebenso jeder Punct des Wellenthales bis zur
Höhe der Horizontalfläche ausgeglichen wird durch die mit ihm
zusammenfallende äöhe des zurückgeworfenen Wellenberges.
Verfolgen wir die Bewegung der Welle weiter, so ist beim An-
treffen des vierten Punctes an die Wand ein Zusammenfallen
des dritten und fünften Punctes eingetreten, und das halbe Wel-
lenthal, welches zwischen dem vierten und fünften Puncte lag,
hat zwar noch seine ebenso grofse Länge , aber eine in jedem
Puncte doppelte Tiefe. Folgt auf diese Welle eine eben solche
«weite Welle, so giebt die Ankui^ft des fünften Punctes an
der zurückwerfenden Wand wieder eine Interferenz für die
ganze Welle , indem dieser Punct selbst in der HorizontalUnie
der ruhenden Wasserfläche liegt, jeder nahe hinter ihm folgende
Interferenz. ^ 773.
Ptaoct etwas höher lag, aber lOi Zusammentreffan mit dem so*
TÜckgehandea WellantliAle eine genaue Ausgleichung erfolgt.
WcBER hat diese Verdoppelung der Höhe des WeUenber-
gas und der Tiefe des Wallentbales abgemessen und aur um
weniges geringer gefunden, als die genaue Verdoppelung for*
dette. Auch über die Interferenz finden sich dort genauere
Beobachtungen^. War der Wellenberg an der zurückwerfen-
den Ebene angekommen, so bemerkte man für die bei jenem
Versuche erregten Wellen , wenn man einen etwa 8 Zoll von
dieser Ebene entfernten Punct ins Auge fafste, da(s dieser bei
weiterem Fortgange dar vorwärtsgehenden und zurückprallenden
Welle in der nngeänderten Mittelhöhe blieb , während an der
Ebene sich bald ein hoher Wellenberg , bald ein tiefes Wellen-
thal bildete^ in der Mitte zwischen beiden Zustanden war die
ganze von dort bis an die Ebene sich erstreckende Welle durch
Interferenz verschwunden« Eben dieses bemerkt man auch,
miocher zufälligen Unregelmalsigkeiten ungeachtet, im offenen
Wasser, wo Wellen an einen steilen Gegenstand gelangen und
ZQTÜckgehende Wellen bilden. Diese Interferenz findet mehr
oder minder genau statt, je nachdem Wellenberg und Wellen*
tbal vollkommen oder minder vollkommen dieselbe Form haben, ,
und sofern zum Beispiel der nachfolgende Theil des Wellen-
berges mehr Wasser enthielte, als der vorangehende , aber nicht
geoan so der entsprechende Theil des Thaies einen grölsem
Raam darböte, würde die Interferenz unvollständig seyn. Der-
leaige Interferenzpunct aber, wo unaufhörlich die herankom-
mende und die zurückkehrende Welle eine gleiche Höhe unter-
kalten, liegt um ein Viertel der Wellenbreite vom Zurück-
wexfungspuncte.
Eine ähnliche Interferenz beim Schalle haben zuerst E. und
W. WsBza bemerkt, und von dem Letzteren ist sie genauer
untersucht worden K Da der Schall in der Luft durch eine ab-
irechselnde Verdichtung und Verdünnung, durch Vibrationen,
die wellenartig fortgehen, fortgepflanzt wird, so läfst es sich
wohl denken, dals da, wo gleichzeitige Verdichtungen zweier
Schallwellen zusammentreffen, eine Verstärkung des Scjialles
merkbar seyn mnls, und dals gleichzeitig eintreffende Verdün-
1 8. 8. 228.
2 Wellenldire 8. 507. Sokweigg. Joam. XLYIII.
774 Int^rferentf«
littngen eben dieees be^rken müssen, dagegen wifd da, tro
der verdiehtete Theil einer Sehallwelle mit dem im verdünntea
Zustande befindlkhen Tiieile einer. -zweiten Welle zusammen-
trifft, eine Interferenz, eine Unterbrechung der aus abwech«-
selnden Verdichtungen nnd Verdünnungen bestehenden Vibr«-^
tionen statt finden* Gäbe es einen Putoct,- Vro von zwei Puncten
ausgehende Schallwellen sich fortwährend so träfen ^ dals alle^
zeit die Verdichtete Hälfte der einen mit der verdünnten der
andern und umgekehrt gleichzeitig ihn erreichte, so würde man
in diesem Puncte gar keinen Schall hbren , das gleichzeitige
EinttefFen zweier gleichen Schallerregungen würde keine Ver-^
Stärkung , sondern ein gegenseitiges Auslöschen bewirken. Eine
Verstärkung des Schalles durch zusammentreffende Schallwellen
kannte man lange in dem Mitklingen eines tieferen Tones,
wenn zwei höhere angegeben werden* Wenn man auf einer
rein gestimmten Orgel zwdl Pfeifen tönen läfst, deren eine die*
höhere Quinte der 'andern angiebt, so hört man zugleich die
tiefere Octave der tiefsten von beiden als mittönend. Die Ton-
lehre nämlich zeigt , dafs wenn ein Ton irgend eine Anzahl von
Schwingungen in gegebener Zeit macht , so ist für die höhere
Quinte die Anzahl der Schwingungen anderthalbmal so grofs ; es
trifft daher jede zweite Schwingung des einen Tones mit jeder
dritten Schwingung des zweiten zusammen, und unser Ohr
empfindet, aufser den beiden angegebenen Tönen, noch eine in
gleichen Zeiträumen, in Zeiträumen doppelt so lang, als sie
beim ersten Tone , dreimal so lang , als sie beim zweiten Tone
sind, eintretende Verstärkung, welche wegen ihrer in gleich
abgemessenen Zeiträumen statt findenden Wiederkehr als ein
Ton , und wegen der nur halb so oft als beim ersten Tone ein-
tretenden Wiederkehr als tiefere Octave dieses ersten Tones ge->
hört wird.
Eine Unterbrechung des hörbaren Tones giebt ein Veiw
such, den man mit tönenden Stäben oder mit der Stimmgabel
anstellen kann.- Wenn man eine gewöhnliche Stimmgabel
p. während ihres Tönens in verticaler Richtung vor dem Ohre
ISSihält, und so um ihre Axe drehet, dafs bald die Seite ab, bald
^ie Seite b c dem Ohre zugewandt ist , so hört man den Ton
£ast genau gleich, das Ohr mag sicl^in einer auf ab oder in
einer auf b c senkrechten Linie befinden ; ist dagegen das Ohr
in einer Bichtung, welche ungefähr in der Mitte zwischen
Interferenz* 775
i leiden Senbecbten liegt, so TeiscliwiiKlel der ^oniaet
pnz« Um %a seigea, dalSi dieses aueb bei einem ejnfacbeo
Stabe statt findet, bediente Wf WssisA eicb einea 8 p. ZoU
kngen, 2 Linien breiten und dicken, sehr genau gearbeiteten
Messiagstabes» An diesem wurde auf ^ seiner Länge, wo
uUnlidi ein SchwingnngsLnoten liegt, in feinen Einschnitten
ein Faden amgebunden , und so der Stab aqfgehangt ; w^rd nun
der Std> durch Anschlagen an seine Seite in Schwingungen ge-
setzt, so wurden bei der Drehung des Stabes vor dem Ohre
jene Unterbrechungen deutlich bemerkt. Um genauere Be«
Stimmungen des Ortes 9U erhalten ^ wo jen^ Interferenzpuncte
liegen, wandte Wima. die Stimmgabel wieder an. Man hört
bei ihrem Tönen die Unterbrechungen am besten und bestimm-«
testen, wenn man sie über einem mittönenden Glase klingen
lalst *)y und WxBXA gab diesem Glase oben nur eine 03 Linien
weite Oe£Fnung, um sehr genau den Ort au bestimmen, den
diese Oeffnung einnahm. Die Stimmgabel wurde mit einem
WoUastonschen Goniometer so verbunden, dafs sie mit diesem
um ihre Längenaxe gedreht, und dafs an dem Gradbogen des
Goniometers diejenige genaue Lage der Stimmgabel angegeben
wurde, welche mit dem Verschwinden des Mittönens zusam-
■engehörte; denn ebenso, wie bei bestimmter Stellung des
Ohres der Ton der Stimmgabel nicht gehört wird, so verschwin-
det auch das Mittönen der Luftsäule im Glase, wenn jene OeiF-
9mig sich an dem Orte der Interferenz befindet. Die sorgfältige
Abmessung zeigte, dals erstlich die Interferenzpuncte in der*
lelben Entfernung und Winkelrichtuog gegen den Querschnitt
der Zinke der Stimmgabel liegen, man mag, welchen Punct
der Länge der Zinke man will, der OelFnung gegenüber sjteJtlen;
dals aber zweitens die Winkelrichtung, welche man der Stimm-
gabel geben mnb, eine andere ist bei verschiedenen Entfer- *
Hangen der Oe£fnung von derselben. Der geometrische Ort der
*} Dieses Mittonen findet statt, wenn dio Stimmgabel über ein
eyüiidrisches Gla^ gehalten wird, dessen Höhe so grofs ist, dafs die
Laftsättle in demselben bei ihren Schwingaogen eben den Ton, wie
die Stimmgabel, giebtr Ist dieses nicht völlig der Fall, so kann man
bei tu gfofser Höhe des Glases durch ein wenig eingegossenes Was-»
ler ihm die richtige Höhe' geben. Wenn diese statt findet, so hört
aan den Ton der Stimmgabel sehr Terstarkt, statt däfs eine solche
Verstärkung bei einer andern Lüoge der LufUäole nicht eintritt.
V. Bd. . ^^^
776 Interfer^na«
I nterferentpuncte bildet also eine gekiäiiiM^ fttche^ dniM
geradlinige Durchscknittälinien mit der - LängenacKe der Zinke
jparallel sind ; die auf diese senkrechteti Querschnitte sind abes
hyperbolisch , und ufogeben den Querschnitt der Stimmgabel in
. einer Symmetrischen' Stellung, so dafs die Bfennpuncte der Hj-
186. perbeln in den Kanten der Stimmgabel liegen. Die Figur stellt
die aus den Versuchen abgeleitete Lege der Int^ferenzpuncte
dar, ccdd sind die Querschnitte der Zinken, deren Seite 2
lin. betrug , und die Versuche ergaben bei
3"\23 Entfernung , den Winicel e= 30xV%
4j 38 ;*'•.;•'••• 40^
6, 1 ......... 4&h
so dafs die Interferenfepuncte in hyperbolischen Aesten lagen,
deren Gleichung 1,8175 (x* — 0^5) =3 y« ist, w«m man x
und y in Linien ausdruckt.
An diese Versuche knüpft Wsbbr die Frage , wie denn
die Schallwellen beschaffen seyn müssen , damit sie durch ihr
Zusammentreffen diese Interferenxen bilden. Jeder dieser hy-
perbolischen Aeste ab hat seinen Mittelpunct in der Mitte 4ler
ihm zugehörigen Seite c d , und es erhellet , dafs die Halbmes-
ser der um c gezeichneten Kreise eine bestimmte Abhängigkeit
Ton den Halbmessern der um d gezeichneten Kreise haben
müssen, wenn der geometrische Ort ihrer Durchschnittsponcte
jene Hyperbel seyn soll* Nimmt man den Abstand zweierKreis'-
13^] Büttelpuncte A, B=2f, und die Halbmessers^ und=^ 4* S
• so ist, wenn man die Coordinaten beider Kreise von G, mitten
zwischen A , B an rechnet , und die Abscissen x auf AB nimmti
y aber als Ordinate des einen, y als Ordinate des andern Krei-
ses betrachtet,
yt = ji_(f + x)«undy'« = C9+c)t~(x-f)%
' da also, wo beide Kreise sich schneiden,
y * = yS und 4ix = — 2cp — c«. '
Elin^nirt man mit diesem Werthe von p, qz=s — ic ^^ f.
> c
den Halbmesser aus der Gleichung für beide Kreise, so hat
man den geometrischen Ort der Durchschnitte aller Kreise, de«
ren Halbmesser um c verschieden sind« Die Gleichung für die-
sen geometrischen Ort ist
y*'==(^-0^*' "*"'>•
Interferensi, 772
Nteh den empinsch bestimmten Werthen det yorfgen Fonnd
isif =1 nndfolgCch |c* = 0355,
€ = 1,192 par. Lin.
Die Versuche zeigen also, daTs die sich interferirenden Wellen,
die von einer Kante ausgehen , a1)emal eini&n um 1,192 Linien
grSfseren Halbmesser haben , als die .von der andern- Kante aus-
gegaogenen.; die eine Welle ist also um einen Zeitraum von
0,000485 Tertien der andern vergeeilt^ denn in dieser Zeit
darchlänft die Schallwelle 1492 Lin. , Wenn man 1024 Fürs in
i See. rechnet. '
Um dieses Resnitat des Versuches richtig zu übersehen,'
«Kissen wir folgendes überlegen. Indem die Zinke der Stimmt*
gabt! angeschlagen' wird , weicht ihre Sufsere Seite zurück und'
brii^i^ der Lnft eine mit Verdünnung anfangende Welle her-'
▼or, die innere Seite drängt sich gegen die Luft und erregt dort
eine mit Verdichtung anfangende Welle ; diese beiden Wellen-
aber entstehen nicht gleichzeitig , sondern die letztere ein wenig
hiUier, oder wenigstens so, dafs sie beim Fortgange allemal
den Radius q -f- 1,192 hat, Wenn der Halbmesser der andern
s^ist. Da' die' Entfernung der heiden Kanten von einander
= 2 angenommen wurde,.* so erreichen beide Wellen einandef
zuerst, wend 2(> + 1,192 = 2 ist, und in der Entfernung
^ = 0y404 vom äulsem Eckpuncte def Gabel .tritt die erste In-
terferenz ein. D^ die Stimmgabel den Ton g gab, so tritt
der gleiche Zustand der Vibration nach j-^ See. ein , denn die-»
ser Ton macht 384 Vibrationen in 1 See. , und die Schallwellen
folgen also in Entfernungen von VV^ Fufs = 384 Lin. auf ein->
ander , das heilst , wenn die zweite Verdünn ungswelle tou der
anisem Seite der Zinke ausgeht, so ist der Halbmesser der er-
sten Verdünnungswelle, die eben da ausging, = 384 Lin., der
Halbmesser der ersten Verdichtungswelle., die Vöh der andern
Seite ausging, = 385,192 Lin. Die zweite Welle kann also
nirgends mit der ersten ^ eine Interferenz bewirken, weil diesd-
jener bei weitem zn weit Voraus ist ; die Interferenz al^er , wel-
che die beiden ersten Wellen für q = 0,404 zu bewirken an-
fingen, rückt beim Fortgänge! der Welle in der durch die Ver-
suche und die geometrische Betrachtung angegebenen Hyperbel _,.
£e fort, und da eben diese Interferenz aus dem immer um gleich 188/
viel verschieden bleibenden Halbmessier der einander genau aus-
gleichenden Theile der Wellen stetig ,foit hervorgeht, so wird
Ddd2
778 Interferens.
iott fortdauiernd kein Ton geliM» Der zweite Ast der 'Rypw-^
bei, welchen die Geometrie angiebti hat hier keine akastiscbe
Bedeutung. Nehmen wir nSmlich, statt c = 1,1929 c =s 1,3, so
triirde die Interferenz mit Q =s 0i4 und Q^ ss 1,6 anfangen ; die
Kreise mit q =s 0,5, Q = 1,7
^ ^ = 0,6, p' = 1,8
geben wahre Interferenzen; die Geometrie scheint aach ßix
^ == 1,6 und f' s= 0,4
p = l,7 ?'=0,5
Interferenzen zu geben , aber wenn der am meisten Terdiinnt«
TheU der Welle bis ^ = 1,6 vorgedrungen ist) so trifft nicht
der am meinen verdichtete Thetl in f =s 0,4 ein , sondern eiiÄ
Theil , welcher um 2,4 hinter jenem hergeht , der also keines«
Wegs eine genaue Interferenz bewirkt* Abo kann nur diejenige
Seite des Stabes die zwei Aeste der Interferenzhypetbeln neben
, aioh haben, von welcher die etwaji retardirteir Wellen ausgin-
gen. Die Erfahrung an einzelnen Stäben zeigt aber, dafs sich
an allen vier Kanten solche Interferenzlinien finden, und dals
sie bei Stimmgabeln nach der Seite, die auswärts liegt, da
sind, die erste äufsere Welle mag eine mit Verdünnung oder
eine mit Verdichtung anfangende «eyn.
Man ist daher genöthigt anzunehmen, dafs jede mit Ver-
dichtung anfangende Welle jenen kleinen Vorsprung vor der
mit Verdünnung anfangenden Welle gewinnt, wo dann in dem
wechselnden Hin- und Hergange der Zinken beide Hyperbeln
entstehen. Webzr bemerkt, bei der Stimmgabel könne man
die der innern Seite der Zinken zugehtfrenden Interferenzhyper^
beln nicht beobachten , weil aufser den von der innern Seite
der Zinken ausgehenden Wellen auch noch eine zweite AH
Wellen durch das Znsammen drängen der beiden Zinken ent-
stehen, eben"^ diese Art Wellen aber, indem' sie sich tait den
stark seitwärts gebogenen Wellen der Innenseite vereinigen,
machen die Inteiferenz an der Aufsenseite in der H3rperbel, de-
ren Brennpunct der äufsere Eckpunct ist , desto vollkommener.
Ueber die Ursache des Voreilens der verdichteten Welle
hat WzBEA folgende Vermuthung aufgestellt. Wenn die Zit-
terungen der Zinke statt finden, so macht eine quer durch die
ganze Zinke gehende Reihe von Puncten ihre Excursionen
gleichzeitig ; läge diese Reibe von Puncten in einer Senkrechten
gegen die Längenrichtung , so erzitterten zwei einander gegen-
Interfereiis» 779
fibttttobtade Ptanola , folglich aach bttd«Endpfnict# der Zink«
gmM gleichseitig; da da« meht dev FaU ist, so mu(s die Vi«
hndon dte Zii^, welche sugleieh in ^i^ See. als Qaerribra-i
tioDToUcndet wird, und zugleich in eben der Zeit die Länge
der Zinke hin und zurück durchl^uftf bei diesem E^nrchlaufen
au der eiiien Seite um .Qf'',00048 firüher in dem Endpnncte an-
kommeu, und eben das mufs für jede andere zwei sich senk«-
vscht gegenüb^^ehende Puncto gelten« Nimmt man dieses an,
so i^ allerdings der Zeitpunct, da die eine Welle Tom End«
punda ausgeht, um O''',00048 früher, und die Erscheinung ist
aildärt. Aber sollte nicht diese Voreiluqg noch ainen andern
iGnmd haben können? Nach Wibek's Angaben ist die ver-
diiktende WeUe diejenige , welche der verdünnenden um 1,192
litt, vcreilt; aus anderp Schliisaeu aber hat Laflack gefolgert,
dab dio Geschwindigkeit der Schallfortpfianzung in der Luft
VCD der bei jeder Verdichtang frei werdenden , bei j^eder Ver«
duonung gebunden werdenden Wärme abhängt ; soQte es daher
Sicht wahrscheinlich seyn , dals im ersten Momente dex, Ent-
Hehung die verdichtete Welle, als gewaltsamer verdichtet, mehr
Winne frei machte , als es nachher im freien Portgan«e in dec^
Laft der Fall ist, und bei der verdünnenden Welle das Gegen-
tbed statt lande ? Dana würde j[ene in den ersten Thei^Uii ei-
ner Tertie mehr, als der regelmäfsigen Geschwindigkek des
Schalles gemäfii ist, diese dagegen «weniger durchlaufen. Ick
wiH annehmen , dieses betrüge so viel , daff^ in 0,0001 Tertia
die Fortrückung jener Welle 0,260 Linie, die Fortrüdtung
dieser Welle 0,230 Lin. ausmachte ^ dann würden in 0,004
Tettie die durchlaufenen Wege os 10,4 und 3= 9,2 Linien be«
tiagen, und eine wäre schon sehr nahe; na^ph ihrer Entstehong,
ia j^ Tertie , der andern um 1,2 Lin. vorgeeilt f in ^o firolsec
Entfernung von der ersten gewaltsamen Erschütterung kannte
aber der Einflufs dieser nur momentan wirkenden Ursache yov*
iiberseyn, und daher in jeder uns bequem Khelsbaren Entfer-
Hang* die Welle als jenen Vorsprang behaltend angesehen ^er-
den. Doch auch diese Ableitung 4«t Voreilens ist blofso Vex*
niatfanng.
Idi komme iK|n auf die Interferenzen t M^elche das Licht
zeigt. Im Artikel Jn/Uxion waideu die sahireichen Erschei-
aongeii angefahrt, welche eine solche Interferenz als Folge der
Beugung des Liobtas, indem es an festen Körpern ytHrbeigefat,"
780P InterferetiB.
der BeobiMililiiiig daTlSefeti^ ich mU hier &hbf niiv einige FlSSm
anfiihren, die doitfaln. nicht gehören. Im AU^meinen bestellt
diese Einwirkung der Lichtstrahlen anf einander darin, d^fk
zwei Lichtstrahlen , die Ton nner Lichtquelle aasgehend «auf
etwaa verscliiedenen , jedoch sich anter einem sehr kleinen
Winkel durchsc^eidanden Wegen in einem Puncto ankommieii,-
erstlich die Erleuchtung verstärken , wenn- die durchlaufeneia
Wege in einerlei Medio gleich lang sind ; zweitens, dafs bei ei-
ner gewissen Ungleichheit der Wege, die s= d heifsen naag^^
die vereinigten Lichtstrahlen keine Verstärkung der Erleuchtung^
sondern eine fast gänzliche Zerst(jrung derselben , ein Dunkel,
hervorbringen; drittens, dafs dagegen, wenn der Unterschied
der in einerlei Mittel durchlaufenen Wege sc 2 d oder =s 4 d
oder 3= 6 d ist, die Verstärkung der Erleuchtung wie bei glei-
chen durchlaufenen Wegen statt findet, dafs aber, wenn der
Unterschied der, Wege s=3 3d oder = 5d und so femer ^t^
•ben die Zerstörung der Erleuchtung wie bei dem Unterschiede
s=sld stattfindet; viertens, dafs der Werth von d bei jedem
einzelnen verschiedenfarbigen Strahle ein anderer, aber, wenn
der Strahl sich in der Luft fortpflanzt, bei dem rothen immer
gleich, bei dem violetten immer gleich, und so ferner, iet;
endlich, dafs der Werth dieses d beim .Durchgange durch
verschiedene Mittel sich so ändert, dafs. dabei eine gewizse
Uebeteinstimmung mit dem ßrechungsverhältmsse nicht zu ver-
kennen ist.
Da die Emissionstheorie keinen in der Natur der Licht-
dieilchen nachzuweisenden Grund angeben kann , wodurch das
Lichtthedchen in einem Augenblicke die Wirkung des andern
irerstärkt, im andern aber sie zerstört, so ist es nicht wohl an-
ders naöglich ^ als hier derjenigen Darstellung zu folgen, welche
dae Undulationstheorie darbietet, obgleich auch sie bei den Phä-
nomenen , die ich am Schlüsse anführen werde» nicht ganz ohne
Schwierigkeit die Erklärungen zu geb^n scheint; ich werde da-
•her hier meistens nach Youhg's und FAfisvst's Beispiel von
einem verdichteten Theijie und einem verdünnten Theile der
Lichtwelle genau so reden , wie wir es beim Schalle zu thun
•pflegen, und annehmen, dafs zwei fast in. gleichen Richtungen
zn einem Puncte gelangende Lichtwellen, die von demselben
Puncte aasgehend auf versahiedenjsn Wegen ankommen j, dann
\
mA riaaiicler aoEUbfo, wean dio lÄDge ihf«r Wegt an ^lae
lialb« Wellenlänge vexsdüeden ist*
Ab einen Hai^ktversuch fuhrt Faesvei. folgenden «n K
Wenn nen zwei unbeleg^e Spiegelglaeer nimmt, die^ an det
Bbtoneite geKhwäret «ind, um keine doppelten Bilder zu ge«
hukf odei statt dieser Gläser zwei Metallspiegel anwendet, so
kann man , indem, man ihre fiänder in vollkommen^ Berührung
iningt und die Spiegel «inen sehr nahe en 180 Grade kom-
menden Winkel mit einander machen läf^, ja sehr leicht awei
BiMer eines nnd desselben leuchtenden Ponctes erhalteA , zwi'^
schen diesen aber zeigen sich Liichtstreif^n durch die gegensei^.l^l
lige Einwirkung heider Lichtstrahlen auf einander. £s 9ey A 18S
der leuchtende Punct» EG der eine, CD der andere Spiegel,
so labt sich leicht übersehen, dafs das Auge £ im Durchs*
schnittspuncte der reÜectirten Strahlen ein zweifaches -Bild des
leachtenden Fupctes in F und G sieht« Eibenso würde ein Auge
inH zwei Bilder in I und K sehen, nnd es i^t hekanpt, da(s
die Ton dem einen Spiegel kommenden Lichtstrahlen die Rieh-
tuiig haben , als ob sie von dem Bilde V, die von dem andern
Spiegel kommenden ». als ob, sie vpn dem Bilde U ausgingen,
und diese Bilder liegen auf den gegen € 3* und C Q senkrecht
gezogenen Linien A T, AS , so dal» V T = A T und US = AS
ist. Zieht man nun dieJLiinie £CW ^a, daüs sie den Winkel
yCU halbirt, so liegen auf ihr die Durchschnittspuncte derje-^
lügen Strahlen, welche von A bis zum Durchschnittspuncte
gleiche Wege durchlaufen haben« . Denn erstlich ist offenbar
CA:=5CU = CV, nnd da zweitens £W die Mitte der UV
senkrecht trifft, so ist EV^^süU, aher.EV= AF + FE ist.
der vom einen Strahle, EU=:AG4-(^E der vom andern
Strahle durchlaufene Weg« Da diese gleich sind , so kommen
iaE, und ebenso in e, allemal die verdichtenden Theile der
I4chtwellen des einen und andern Strahles zugleich an , ebenso
die verdünnenden Theile zugleich und so immerfort^ so dafs
die Strahlen beide beitragen, den Lichteiu druck. zu verstärken.
In den Puncten wie Lnnd H, oder 1 und h, dagegen ist die
Samme der von dem einen Strahle durchlaufenen Wege A K
-f KH um etwas verschieden von der Summe der Wege
S3 AI + IH> die der andere Suahi durchläuft, und wenn
.^]
1 Poggrad. Ana. JU. 96. T.'2I3.
J
782 -s lnt*rferen«.
dS«8e Verschiedenheit gerade so viel betragt, «le eine Inilb«
Wellenlänge y eo bringen die in fl und ebenso die in L ttnter
einem sehr kleinen Winkel zasammentTeffenden Strahlen keine
Erlettchtnng hervor, sondern müssen nach dieser ^Theorie der
.Interferenzen einander auslöschen. Es Mst sich leicht tiber^
sehen , daCs für Puncte wie m und' n die Differenzen der Weg<»
noch gröfser werden , und wenn sie hier einii ganze Welien—
tenge betragen , so treffen hier wieder zwei einander verstiir—
kende Lichtstrahlen zusammen. Wegen der ungemeinen Kurse
einer Lichtwelle liegen - diese Puncte, wo in e verstärktes Licht^
in h und 1 Dunkel, in m und n verstärktes Licht ist, sehr nahe
bei einander, und nur wenn der Winkel, den beide Spiegel
mit einander machen , ungemein wenig von zwei rechten Win-
keln verschieden ist, wird dieser Abstand grofs genug, un
wahrgenommen zii werden. Bringt man bei so geneigten Spie-
geln eine Linse von kurzer Brennweite etwas jenseit mheln
io an, dafs e im Brennpuncte derselben liegt, also alle diese
Puncte so nahe am Brennpuncte, dafs ein jenseit der Linse
stehendes Auge die Abwechselungen von Hell und' Dunkel
deutlich erkennen kaiin , so mufs man diese neben einander er-
scheinenden hellen und dunkeln Strei&n sehen. Und so ge-
schieht es wirklich; es zeigen sich unter* diesen Umständen,
wenn das Licht bei A von einem nur kleinen Puncto ausgeht,
Lichtstreifen mit dunkeln Zwischenräumen in der hier angege-
benen Richtung neben einander liegend, und ihre Abstände
sind so grofs, dafs man, beim Berechnen der vom Lichte durch-
laufenen Wege, die Differenzen derselben dem gemäfs findet, "was'
vorhin über die zum Verstärken oder Zerstören des Lichtes erfor-
derlichen Verhältnisse gesagt worden ist, und dem gemäls, w«8
andere Versuche über die absolute Länge der Lichtwellen ergeben«
'Dafs diese hellen und dunkeln Streifen wirklich von der
gegenseitigen Einwirkung der zusammentreffenden Lichtstrahlen
abhängen , läfst sich dadurch erweisen , dafs ein Schirm , wel-
cher den Zutritt des einen zurückgeworfenen Lichtstrahls ent-
weder vor oder nach seinem Antreffen an den Spiegel hindert,
die Erscheinung' sogleich aufhebt, so dafs also zu dem vom
einen Spiegel herkommenden und für sich eine Erleuchtung be-
wirkenden Lichte ein«anderer, für sich diein ebenfalls Erleuch-
tung bewirkender Lichtstrahl, kommen mufs , um jenes Dunkel,^
das Zerstören der Erleuchtung 9^ herv^rzüb|rlhg#«h, »*
InterferetiB* |8S
DItttt Virnofk tontirntj dafii di* RKodcr d«r bcÜMi %){«<•
|«I genan ohne Vorsprang an einandet anluigea ; denn dm di«
Libige «nar Licbtw^e so nngeaein klein ist, so machen selbst
Hnndertstel einer Linie grofse Untensthiede ^ weil die Interfe^
lenzen nnr sicliH>«r Werden ^ wenn der Unterschied dar Weg^
Mdev liehtstrahlen Wenige W«UenMi>gen «nsmacht; sobald et
mehrere Wellenltngen beträgt, so wird bei weifsea Lichte
sdion sehr bald di)ft ganze Erscheinung aoflitfren, und selbst bei
dnfaxbigem Lichte ISCst sich keine so strenge Homogeneität er<^
hahiBn, dab nicht auch da ein Verdecken der der einen Wellen«
fimge entsprechenden dunkeln Streifen 'durch die der andern
Wellenlänge entsprechenden hellen Streifen eintrete. Da näm-^
fich die verschieden brechbaren odsr verschiedenfarbigen Stufen
fett nach dem Undulationssysteme eine ungleiche WeHenlÜnge
besitzen , so tritt merst «in Mischen der Farben ein , wenn der
Unterschied der Wege einige Wellenlängen beträgt, dann bei
dner grllfsem Differenz ein Zusammenfallen der Farben, welche
einer gewissen Anzahl von Wellenlängen zugelK$rten , mit dot*
Ben, die der nächst grölsern Atfzahl zngehdren, und eben da^
Airch ein ganzliches gegenseitiges Zerstören der hellen und
dankein Streifen. Bei einfarbigem Lichte ist dieser Nachtheil
nm weit geringer, aber W«tln die DüFefens der Wng« einer
sebr grofsen Anzahl von Wellenlängen gleich ist , so hindert es
dennoch das -Sichtbarwerden der dunkeln nnd hellen Streifen»
Damit dieses Aneinanderpassen der Gläser ohne einen nachthei*-*
hgen Vorsprung des einen vor dem andern erreicht werde , em-«
pfiehk Fnvsvxi. ein Eindrücken beider Gläser in eine Unterlagn
Ton Wachs, damit man durch leise Abändemng der Lage den
Zweck erreichen kdnne.
Dafs die Kleinheit des Winkeb erforderlich ist, um die
Streifen weit genug auseinander zu rücken, läfst sich leicht
übersehen. Stellt nämlich ep einen Theil der dem Bilde V an-
gelrifrenden, eq einen Theü der dem Eilde U angehiJrendea
pq ^
Welle vor, so ist, qep = S CT imd ep = ^ — *-^ — giebt an^
wie weit man auf det einen WeOe fottgehen mub , um einen
gewissen Abstand =3 p ^ der andton Welle zu erreichen. Stellt
also pq eine halbe Wellenlänge i^ötj so ist e q der Abstand des
mitdem hellen Streifes vom nächsten dunkeln , und bei der on«
* gemeinen Kleinheit der Wellenlänge, deren Hälfte nnr etwa
784 Int e r f er e ne«
ehi Adtttansettdstfll eitlbr Llnia iit, taxlb qcfp' nia kiiili seyn,
damit e p eine meitiiche GHSbe erkalte.
Dab der leud^tende Pttoct A eo viel ale n(5gUch'aiif euien
wirkUeh geometriacheD Punct besfibränkt irerden mob, läfst
eich kiemach gleichfalls leicht übersehen; denn bei einem ir--
gend erheblich grofsen leachtendeo Körper verdecken die dem
einen Pnncte desselben eugehcjfrenden Uchtrerstarkongen die
dunkeln Stellen, die dem andern Puncte entsprechen wurden«
Endlich ist auch der Umstand, dab dieser leuchtende Punct
«ine Reihe heller Streifen hervorbringt, leicht zu erklären. Das
nämlich , was die Figur als in einer einzigen Ebene vorgehend
vorstellt, ereignet sich ja nicht in dieser Ebene allein, sondern
w^nn wir uns die Ebenen der Spiegel BC^ CD als auf der Ebene
des Papiers senkrecht stehend denken, so liegt ein wenig vor
und hinter der Ebene des Papiers neben M ein Punct, der
nahe neben e eine Liohtyerstä^ung hervorbringt, und. neben
F ein Punct , welcher nahe neben 1 eine Zerstfjrung des Lichte
herv<Mrbringt, und so müssen Lichtstreifen senkrecht auf der
Richtung, in welcher sie an einapder gereihet sind, erscheinen.
Als Beispiel , wie die Interferenzen >auch andere Phänomene
erkläifen , will ich hier nur bei den Newtonachen Farhenringen
verweilen, und die Erklärung andfrw Phänomene im Artikel
Idcht I wo die Undolationstheotie vollständiger erklärt werden
i9ub, mittheilen.' Wenn man ein an der untern Seite wenig
eonvexes.GIas auf ein ebenes Glas legt, so zeigen sich um den
Punct, wo die untere Platte die Kugelfläche des convexen Gla-
ses berührt , farbige Ringe , welche bei auff^leodem weifäea
Lichte alle verschiedenen Farben zeigen^« Um jetzt nur den
einfachem Fall zu betrachten , will ich das auftaUende Licht als.
einfarbig ansehen , damit nicht von einer ungleichen Länge der
Lichtwellen die Rede zu seyn . brauche* Es ist bekannt, dab-
19o! «^n in A B auffallender uHd in B die untere OberHäo^e des einen.
Gkses erreichender Lichtstrahl hier eine tjieilweise Reflexion
erleidet, so dafs also Lichtwellen von B ausgehend nach der
Gegend A zurückgelangen, ab^r auch von dem bei B nach G
SU fortgehenden Lichte wird in ,G ein Theil zurückgeworfen,
und die von B und C nach ei^ierlei Richtung ziuUckgehenden
Lichtstrahlen miis$en also einaipder verstärken oder schwächen,
Flg.
1 Art. Anwandlungen»
laterferoBs* 785*
ja oachdim ue fo in Irgend ttnom' Ftencla ankommen , dab
gleidiaitige oder nDgleicheitige Weltentheüe snsamBrenfmUen«
Um aber .hier ricbtig über die von B anagehenden Wollen zu
viAeilen^ mob man aus der Undulationstbeorie den Satz ent--
lebaen , da£s bei der Reflexion nach dem Innern des dtchtera*
KSip^s zurück eine Welle von entgegengesetzter Art hervor«
gebracht wird, als die|eniga ist, welche. bei der Reflexion vom
dichteren Körper, in die Luft zurück entstehen wüsde. Wenn
daher der Zwischenraum zwischen B und C selbst in Verglei*
chttog der ungemein geringen Ausdehnung einer Lichtwelle klein
oder =s 0 ist , so bringen die beiden zurückgehenden Wellen
auf ihrem ganzen Wege ein loterferiren hervor, weil ihre durch-
Lmfeneo Wege gleich, sie selbst aber von Anfang an so entge^
gengesetzter Art sind , dab die Verdichtung det einen mit der
Verdünnung der andern znsammenffillt. Ist BG gleich der Hälfto
einer Wdlenlänge, so ist in eben dem Augenblicke, da ein.
verdichteter W^entheil • in C ankommt «nd zurückgeworfen,
wird 9 ein verdünnter Wellentheil in B, der eine zurückgewor—
fene Welle hetvorbringt. Wären. dies« Wellen beim Zurück*
gehen beide den ankommenden gleicbai^kigi so würde, da die
Differenz ihrer Wege eine gante Wellenlänge beträgt, eine
Verstärkung des Lichts hervorgebracht, aber da.^e eitfe beim
Aastritt aus dem dichteren Mittel, die andere beips Eintritt in
das dichtere Mittel reflectirt wird, so ist im einen Fall« eine,
halbe Undulation verloren gegangen , und diese Wellen zerstö-
ren, auf ihrem ganzen Wege einander. . Dagegen wenn BC
gleich dem Viertel einer Wellenläbge ist, so sind die Wege der
von B und von C zurückkehrenden Wellanum eine halbe Wel-
lenlänge verschieden, und die £ntgegensef;|ting der Einwirkung,
welche die eine und die andere bei der Reflexion erlitten hat,
bringt eine zweite Differenz von einer halben Wellenlänge hin-
an, so dals nnn auf dem ganzen Wege nach A zu und weiter
hiiians die verdichteten Theile mit den verdichteten und die
verdünnten mit den verdünnten zusammentreffen , also einem
Auge in A einen versüirklen Uchteindruck gewähren. So ent-
steht für das in A beobachtende Auge in der Mitte , im Beruh-
rungspuncte, ein dunkler Fleck, da wo der Abstand der Gläser
ein Viertel eiiier Wellenlänge beträgt, ein heller Kr.eis^ wo der
AbsUnd die Hälfte einer Wellenlänge beträgt, ein dunkler Kreis,
und so abwechselnd, genau wie es die Erfahrung ergiebt. . Ist das
786i Interf^rens,
licht nieht homogen ^ tp dedkm £o heüea vaA ümMn Baag«^
die den verschiedeBen Farben angehören , einander snm Tfaeil,
denn da die Wellen dea violetten Strahles kinrter aind, so liegt
fiir sie das Viertel einer Wellenlänge dem Mittelpancte dar
Hinge näher, und die violetten Ringe sind kleiner, die rotbea
^ dagegen sind die gröbten , und die Bestimmung des Aufeinan«
deifallens findet so statt, mo es im Art« jinwancUungBa go~
xeigt worden ist ^« >
Nach der Undulationstheorie sind im Wasser, überhaupt in
stärker brechenden Biaterien, die Wellen kürzer, und folglich
18t, wenn sich Wasser zwischen den Gläsern befindet, die Stelle,
die dem Viertel einer Wellenlänge entspricht, näher am Mittel-
pnncte, die Ringe also, kleiner, wie es fich auch wiiklich findet.
Als einen besonders wichtigen Triumph der Undulations*
tlieori^ sehen es die Vertheidiger dersdben an, dafs selbst die
chemischen Wirkuttgen des Lichtes sich , den Interferenzen ge-*
mäfs , da nicht zeigep , wo Wellentkeile entgegengesetzter Art
zusammentreffen. Araoo hat hierfiir folgenden Versnob aus-
geführt^. Erliefs die von zwei Spiegeln auf die oben ange-
führte Weise refieetirten Lichtstrahlen , welche also durch il&re
Interferenzen dunkle und kelle Streifen hervorbrachten, auf
frisch bereitetes Chlorsilber fidlen, und fand hier, data die
Schwärzung, welche die Einwirkung des Lichtes allemal aaf
dem Homsilber hervorbringt, durch Zwischenräume unterbro-
chen, also die Schwärzung nur da entstande;n war, wo die In-
terferenzen der Lichtwellen ein wirksames Zusammentreffen deis.
selben gestattet hatten. Also ist allerdings auch die chemische
Wirkung ebenso d^ch das Znsammentreffen der Lichtstrahlen
bedingt, wie es die Wirkungen auf das Gesicht sind; die che-
mischen Wirkungen hören auf, wo die Differenz der Wege
durch das ], 3, 5, 7fäche einer gewissen Gröfse d ausgedrückt
wird, und sie erreichen ihren grölsten Werth, wo diese Diffe-
renz der Wege das 2, 4« 6> Stäche u. s. w. eben jenes d ist.
Ära OD hat gtzeigt, dafs diese ungleiche, durch Streifen unter-
broi^hene Schwärzung des Chlorsilbers nicht mehr statt findet^
1 Annales de Ch. et Ph. XXII. 337. XXIXI.t29. n. Foggendorff's
Ann. XIU 197.
2 Einen ähnlichen Versuch hat auch Yockg ansgefuhrt, Lectnrea
OD nat. phil. 11. 647.
^pp«ini owii Jen rfam lichtstrahl intch i^aM SehfimMifiKiigt^
da6 also in der That das Zusaumentreffen *w«ier Liofctttfahl«»
«• itt| wovon anch hier die geschwiohfo und selbst sentOrt*
UVufanig des lichtes abhängt.
Es seheint mir hier nieht int^glich ^ die laterferens-EYsehei-
mmgen, welche das polarisirte Licht darbietet, sn eritiileiK'
Attch diese, insbesondere die Erscheinung, dafs bei polarisir«
ten Sirahlen nnter gewissen Umständen die Interferenzen nicht
«niveten, hat Fbesvkl ans seintf Theorie erkl&rt, ind^b hat
er dabei eine neue Hypöfhese za Hülfe genommen , welche we*
nigstens die Einfachheit der bisherigen Betrachtungen snm Theil
mBiebt ^* _ ' Si
I 0 d.
lodine; lodwn^ JocUnaf lode;' Jodine; (röm
toftüf^j veilchenfarbig), von Courtoi» 1811 entdeckt, findet
nch, meist als hydtiodsaures Natron, im Meere, in verschiedenen
im und am Meere wachsenden Pflanzen , in einigen Seethieren,
in manchem Steinsalz, mehreren Salzsoolen und einigen andern
Mineralwässern; Es wird ans der Lange der eingeäscherten See-*
gewächse, nachdem ,man daraas die minder löslichen Salze
dorch Abdampfen und KryMaliisiren geschieden hat, durch Er-
hitzen mit Vitriotol nnd Braunstein subfimirt. Es krystallisirt in
spitzen rhombischen Oktaedenr und dünnen Blättchen, ist weich
nnd leicht zerreiblich, hat nach Gut- LtissAC ein specifisches
Gewicht von 4,948, erscheint bei auiFallendem Lichte eisen-
sdiwarz , bei durch dünne BISttchen fallendem rodi , während
dickere Massen undurchsichtig sind; es schmilzt nach Gat-^
LvsSAC bei 107^ nnd siedet bei 175 bis 180^; sein Dampf ist
dunkel violett nnd hat nach DumaS ein specifisches Gewicht von
8,716 (das der Luft = 1,000).
Das lod lOst sich in 7000 Wasser mit bräunlich gelber Farbe.
Aufser der noch nicht völlig erwiesenen iodigen Säurd
giebt es nur eine Verbindung des lods mit Sauerstoff, nämlich
die lodsäure (125 lod auf 40 Sauerstoff) , wcifs, geruchlos, von
scharfem Geschmack , in der Hitze in loddämpf und in Sauer-
stoffgas zerfallend und mit brennbaren Körpern verpuffend. Sie
1 Po^gendorff Ann. der Phys. XIT. S66.
7« I o A
jh$s«t sich kicht in Wütaer,. !m4: b|fd«t j|i9^ depi Salsbaseo tte
iodsauren Salza^ welch« ia der, Hitze entweder blofs Saaer-
«^o£Pga8 dDtwickeln, wältirendlodmetallUe^t, qder Saner^tofi^
gai und loddampf 9 wahrend Metalloxyd b^ibt, und wd[^e.^u£
^lühe.nden Kohlen Ye;rpufiBn , }«doch «ehwacher ale die chlor-
j^vsttm Sake. .
- Mit dem >V!aß8erstp{r bildet das Jo4A}|9^Jr^d^ä»r«.(^
Iod.und 1 Wasserstoff)«.^ Diese. erMdtlQia^.b^iaiißrwärmeik^ voa
Jodpht^^hpr mit sehr wenig Wassev, als ein farbloses, sauer
xiediendes/i nicht bf^npbares Gas v.en..4»3677 spec. Ge^cht^
4urchSauef Stoff und versQhie4eqeSBi^ei;s|i^^{taItende Verbinda&r
gen und durch Chlor , welche den Wasserstoff' entziehen , e^
wie durch Metalle, welche das lod entziehen, zersetzbar, sich
mit den meisten Metalloxyden i|\ WOser und in lodmetall ver-
wandelnd. Dasselbe wird vom Wasser reichlich verschluckt zu
«iner farblosen, saaem Flüssigkeit, deran specifisches Gewicht
hU zu 1,700 gehen kana, wobei. si« ^ineii Siedpunkt von ]29
bis 128^ zeigt und. ohne Zerset^uag vetdempft. Pja;^? .Hjtr
dxiodsäure mit einigen Metalloxyden schon in der Külte in Was-:
i|er undlodmetaU.zerjfällt, so liefert sie nur mit einem Theito
derselben hydriodsauxe Salze , die aber theils schon beim Kry-
«tallisiren, theils beim Abdampfen zur Trockne und ;£rhitzen
unter Wasserbilduhg ebenfalls in lodnietalle übergehen. D^v
hydiiodsauren Salze lassen bei Anwendo)9g überschüssigen Vi«
triol^ls lod frei werden , und da dieses mit Stärkemehl ^ne
lebhaft violett blaue Verbindung eingeht, so läfst sich in eineüip
Flüssigkeit, die wenig hydriodsaures Salz enthält, durch Ver«^
setzen mit VitrioM und wenig Stärkemehl mittelst der Färbung
des letztern das lod entdecken. Auch geben die in Wasser ge-
lösten hydriodsauren Salze mit Oleisalzen und Quecksilberoxy^
dulsalzen einen gelben , mit Quecksilberoxydsalzen einen schare
lachrothen, mit Silbersalzen einen gelbweifseh Niederschlag;
letzterer, das lodsilber, unterscheidet sich durch seine Unauf-
Jdslichkeit in wässerigem Ammoniak vom Chlorsilber.
Sofern die wässerige Hydriodsäure und die wässerigen hy-
driodsauren Alkalien noch eben sovieliod aufzunehmen verm($-
gen, als sie bereits enthalten, womit eine dunkelbraune Färbung
verbunden ist, kann man eine iodreichere oder Wasserstoff-
ärmere hydriodige Säure ^ so wie hydriodigsaure Salze unter-
scheiden.
Jridinm. 789
Daslod vmmigt Bßhf itom Theil tMdh.mehiäT^n y«rhKlt*f
lussen, mit KohlenstofiP, Phosphor , Schwefel, Chlor, Stick«toS
und Cyan;.e8 löst sich in SchmrefelkohlenAoff mit lebhaft vio«
ktter Farbe.
Das lod ist Qiit den meisten Metallen vexbindbar,- ^snni
Theil unteir Wärme- oder Feuer - Entwickelung. Die lodipf-*
lalle sind im AUgemeinen den Chloripetallen verwandt; sie be-
sitzen keinen Metallglanz i dagegen oft lebhafte Farben« In.deit
Glühhitze treibt der Sauerstoff aus den meisten derselben , da^
Chlor ana aUen, das:Iod aus. Die meisten lösen sich im Was-
ser mid diese Losungen sind als Lösungen hydriodaaurer Metall-
oxyde za betrachten. . G» • ,
I r i d i n m.
Iridium; Iridium; Iridium. Dieses von Wolla-
STOV entdeckte Metall findet sich im Platinerz theils in einzel-
nen Körnern , die fast blob aus Iridium und Osmium bestehen,
theils den Platinkömchen selbst in kleiner Menge beigemischt«
Es bleibt beim Auflösen des Platinerzes in Verbindung mit Os-
mium als ein schwarzes Pulver grölstentheils ungelöst zurück
und wird hieraus auf einem umständlichen Wege für sich dar-
gestellt.
£s erscheint als ein grauweifses Pulver, oder nach dem
Schmelzen, was blofs durch eine starke Voltasche Säule öder
durch das Knallgasgebläse möglich ist , in weifsen , sehr glän-
zenden , spröden Kügelchen von 18>68 specüischem Gewichte«
Das Iridium oxydirt sich oberflächlich bei mäfsigem Glühen
an der Luft , und wird bei heftigem Glühen wieder reducirt ; ea
Scheint mit Sauerstoft 4 Verbindungen zu bilden.
1) Iridiumoxydul (98,7 Iridium auf 8 Sauerstoff). S^chwaiw
zes, schweres Pulver. Bildet mit Wasser ein graugrünes Hydrat,
welches sich in Säuren zu schmutzig grünen Salzen löst und mit
wäasrigem Kali eine Lösung bildet, die an der Luft erst pur-
purn , dann blau wird , sofern sich darin ein mittleres , blaues
Oxyd , zwischen Oxydul und Sesquioxydul , bildet«
2) Iridium^ Se$quioxydul (98,7 Iridium auf 12 S.). Zartes^
schwarzblaues Pulver, welches durch Wasserstofigas in der
Kälte untcfr Wärmeentwickelung reducirt wird , und beim Er-
hitzen mit brennbaren Körpern verpufft. Sein Hydrat ist dun-
7fi0 IrrUaht
fcelbnim^ teliie Ltftiuig in SKonolst hsma oJUt •ohmitfalg pur-
purrotfa.
3) Iridiumoxyd (98,7 Iriai«uii auf 16 Sanantoff). PTicbt fiEi
eich bekannt; bildet mit Salzaäure und Schwefelsänre gelbiotb«
LOaangeBy wekhe nicht durch Alkalien ffällbax aind, in denen
et leicht löslich ist*
4) Iri€Uum''Se§quioxyd (98,7 Iridiom auf 24 Sauentofi).
Sein Hydrat iat braungelb oder grünlichgelb und seine Aufltbung
SB Salssänre ist rosenroth.
Mit Chlor bildet das Iridium 4 entsprechende Verbindungen :
1) Einfach" Ckloriridium (98,7 Iridium auf 35,4 Chlor).
Leichtes dunkelolivengriines «Pulver , kaum in Wasser, wenig,
mit grünlich gelber Farbe, in Salzsäure löslich, bildet mit Chlor^
kalium eine grünliche, stiahlig krystalliairende Verbindung. ^
2) jinderthalh'- Chloriridium (98,7 Iridium auf 53,1 Chlor).
Dunkelbraun« Vereinigt sich mit Chlorkalium zu einem dunkel«
gelbbraunen, nicht deutlich krystallisirenden Körper.
3) Doppelt -Chloriridium (98,7 Iridium auf 70,8 Chlor).
Schwarze Masse , erst in starker JEiitze Chlor verlierend , leicht
in Wasser und Weingeist löslich. Bildet sowohl mit Chlorka-
lium als mit Salmiak rothschwarze Oktaeder von dunkelrothem
Pulver, mit dunkelrother Farbe in Wasserlöslich.
4) Dreifach" CJUoriridium (98,7 Iridium auf 106,2 Chlor).
Nur in Verbindung mit Chlorkalium bekannt, welche Verbin-
dung bei aufTallendem Lichte braun , bei durchfallendem rubin-
roth ist , und sich mit rosenrother Farbe in Wasser löst.
Indem man durch Auflösung der 4 Oxyde in Salzsäure Hy-*
drothionsäure leitet, so Erhält man schwarzbraune Niederschläge,
die als verschiedene Arten von ScJui^efeliridium zu betmchten
aiod« G.
Irrlicht
Irrwisch; Jgnis fatuus, ambulo; Feu fei-
let; fi^ile with the ff^isp. E» ist in der That sonder*
bar, dafs man allgemein von den Irrlichtern als einer durchaus
bekalinten Sache redet und lange Zeit geredet Jiat , ohne dafs
dennoch weder das eigentliche Wesen derselben^ noch auch so-
gar selbst das Thatsächliche bisher genügend ausgemittelt wurde.
Irrlicht »1
SfliMm Gntsft* bemeikte diMes, und fo vi4 aneh seitdem fili
die Efweitemag der Nataduiiide geschahen kt, eo hat dooh in
iroriiegeiide Gegenstand in diesem Zeiträume keine nlthere Aof-
Uinug erfaaken, ja es sind mir selbst ans den zshbeicfaen Zeit-*
Schriften kaum neue ErfiJnrungen bekannt geworden^. Vermuth«»
lidt hat daher Vomrtfaeil und Täuschung manches geschaffen,
was bei aiherer Untersuchung sich nicht bestKtigt.''
Unter Irrlichtern versteht man gemeiniglich kleine Flamm«
ehen« welche nicht hoch über der Oberfläche der Erde zum
VcMSchein kommen , eine hüpfende , unruhige Bewegung «eigen
nnd schnell wieder Terschwinden. Meistens sollen sie an der-
sdben Stelle, wo das erste zum Vorschein kam, sidk wiedexholl
sogen , euch in grobem Zahl an den geeigneten Orten. Insbe*
sondere Kirchhofe, Sumpfige Gegenden, Moore und solche Plätze,
auf denen gestorbene Thiere verwesen , sind diejenigen Orte,
wo sie am häufigsten beobachtet wurden. Dab sie namentlich
aaf Kirchhöfen oft gesehen sind, muls ich nach dem Zeugnisse
eines vorutheilsfreien und wahrhaften Mannes glauben ,. wel-*
eher mir wiederholt erzählte , dals er sie in seiner Jagend beim
Besuche der Frühschule dort häufig gesehen habe; anfiallend
aber scheint es mir, dab ich selbst bei aller Aufmerksamkeit auf
dieses Phänomen nur einmal ein solches Licht- gesehen habe,
ohne wegen zu weiter Entfernung mit Gewibheit gegen. Tau-
ichnng gesichert zu sejn. Man hat nach Volta' diese eigent-
Üchexft Lrriichter für kleine Massen Phosphor^asserstoifgas ge«
kdten, welches allerdings aus vereinten vegetabilischen und
tUerischen modernden Körpern entbunden wird. Nach seiner
Ansicht sollte zwar dieses Gas nur Sumpfluft (Koblenwasser-
stoffgas} seyn , welche er mit etwas atmosphärischer Luft ver-
bmid^ leicht auch durch den elektrischen Funken entzünden
konnte, und die Entzündung desselben war er dann geneigt
auch bei den Irrlichtem von derEIektricität abzuleiten. Gehler
wendet jedoch hiergegen ein , dab die Irrlichter eigentlich' nur
buchten, ohne zu brennen , und ist daher geneigt , sie fiir Wir*
1 Worterb. T. H, 8. 692.
2 Gilbert in seinen Ann. LXX. S. 225. klagt, dafs er nirgends
glaubhafte nevere Beobachtmgen über diese Phänomene finde, wes-
wegen er geneigt aej, ihre JE»istena ganz zu leognen.
5 Lettere suir aria inflammabile naüva delle palndi. Comol776.8.
V. Bd. Eee
792. IrrHoht
klingen einer dnrch Eftalnib erzeugten phosphorescirenjte Ma-
terie SU halten y um so mehr, als tnan sonst die das Gas eotzUn«*
.denden elektrischen Funken hiiyzudenken miilste* O« Bf sc ho» ^^
welcher gleichfalls nur einmal in seinem Leben Irrlichter ge-
sehen zu haben erzählt , bezweifelt die von Volta aufgestellte
Erklärung ^ weil die Irrlichter weder bei Tage gesehen werdeO|
noch auch ein Verpuffen hören lassen, welches beides bein
Phosphorwas^erstoffgas eintritt, Kastsbü dagegen versiehert,
sie oft und anhaltend an» einem sumpfigen Orte neben HeideK
berg beobachtet iu haben , und theilt eine Beschreibung nut,
welche kaum eine andere Erklärung, als diese gewöhnlichei zu«
läfst. Ersah dieselben einige Fufs über det Erde, dem etwas
verstärkten Leuchten der Johanniswürmchen ähnlich, und wie
eine in Kohlensäure getauchte Flamme verteschend» Die hu-
pfende Bewegung schien bei einigen auf einer optischen Täu-
schung zu beruhen und von mehreren in ungleichen Entfer-
nungen schnell entstehenden und erlöschenden Flämmchen her-
zurühren , bei andern dagegen eine bogenförmige Bewegung un-
verkennbar vorhanden zu seyn ^.
Die Hypothese einer Entzündung der aufsteigenden Gas-
blasen durch die Elektricität ist allerdings ganz unhaltbar; nach
all^n übereinstimmenden Beschreibungen aber müssen die eigent-
lichen Irrlichter aus Gasbiesen bestehen, und da sie blo& bei
Nacht gesehen werden , so kann ihr Leuchten nur ein schm-
ches phosphorisches seyn» Berüeksichtigt man femer die Be-
schaffenheit derOerter, wo sie überhaupt oder am sahlreieb-
sten beobachtet werden, an denen Moderung thierischer und
vegetabilischer Körper in einem hohen Grade statt findet, so
1 Kastner Arcliiv. V. 17Öw
2 Kasthbe's Hypothese, wonach die trrliehter eor Clasae der
Sternschnuppen, fliegeuclen brachen nnd Kometen gehören, s. a.a.O.
und dessen Metöorol. L 4l6, verdient wohl keine eigentliche Widcr^
Jegung, da die kletniten Meteore dieser Art, die Stemsehnoppen,
nach den neuesten Untersuchungen von Branobs, a. dessen Unterhal<«
tnngen für Freunde d. Physik u. Astronom. Hft. J. Leipz. 1826, blola
in so bedeutenden Höhen und von aufserordentlich schneller Bewe-
gung gesehen werden. Keine der zahlreich beobachteten war niedri-
ger als eine geographische Meile, und die ältere Erklärung, wonach
sie ans schwefligen Dünsten bestehen sollten, ist hiernach gaus «n-
sttläsaig.
Irrlicht. 783
lügt es ulbr nahe, phosphorhaltiges Waflantoffgas als die Ur-
sache ihres Entstehens anzunehmen , ohne dab dieses gerade das
eigentlicfae , beim Zutritt der atmosphärischen Luft mit vielem
Lichte Yerbrennende I^hosphorwasserstofTgas seyn mufs. Zugleich
iet es immerhin leicht möglich , dafs sie in der neuem Zeit sel«
tenetbeobachtet wurden, als dieses in früheren der Fall war,
vml man Kirchhöfe und sonstige zu ihrer Erzeugung geeignete
Orte mehr ans dem Bereiche der Wohnungen entfernt, über->
liaupt auch mehr auf die Reinheit der Luft gesehen hat; man^*
che Beobachtungen derselben mögen aufserdem aber einet Be<«
kanntmachung nicht werth geschienen hab^en«
So leicht und natürlich es übrigens ist, Irrlichter der ge*
tMunten Art anzunehmen , eben ^ö grofs ist auf der andern Seite '
die Wahrscheinlichkeit, dafs bei manchen Erzählungen dieser
Eiteheinungen Furcht und Aberglaube das wirklich Beobachtete
tvigxölsert haben. Hierauf beruhen ohne Zweifel die Sagen,
da(s die Irrlichter entfliehen sollen , wenn man sich ihnen nä-«
hert, wovon der Name derselben herrührt, insofern sie den
Wanderer irreführen, den Fliehenden dagegen verfolgen. Per
Aberglaube machte sie sogar zu bösen öeistem oder zu Seelen
Iferstorbener Atenschen , welchen Vorurtheilen selbst Physiker, '
wie CAAtiAVus^, äsHVCilT^ und andere huldigten. ~ Unglaublich
ist es auch, was Bbgcaria^ erzählt, dats ein Irrlicht eine Ita-
lianische Meile treit vor einem Beisenden hergegangen sey.
Wenn man berücksichtigt, wie oberflächlich Und gattjs
ohne das Bestreben nach griindlicher Erforschung der Sache
grölstentheils alle 'die Irrlichter beobachtet Wurden, "Vorüber
Nachrichten mitgetheilt sind, so dringt sich die Vermüthung auf,
dats der phosphorische Schein in Zersetzung begriflener Vegetfi-^
bilischer Substanzen wohl nicht selten damit verwechselt worden
sey. 5o erzählt ÖsnBAM ^, er habe einst ein Solches gesehen, wel-
ches um eine modernde £)istel zu hüpfen geschienen, es sey indefs
vor ihäi geflohen , als er sich genähert habe^ In nicht seltenen
Fallen mag auch bloül» einleuchtendes Insect, ein hell scheinen-
des Johanniswürmchen (JLamp/ris noctiiucä) oder eine sonstige
1 De rarieUie terain t. ^Itf. c. fö.
S Bpitome natnr. scient» Anut 1651. 12. L. 11« ^p. %
B Bakow Phjrtica dogmatica. ^. II. p. 2Si.
4 FhiL f ranl. XXXYL n. 41i.
Eee Ü
794 Irrliclif.
Gattang mit {enein Phänomene verwechselt worden seyn , wenn
«uchWiLLoüGHBY, Rat Und Vallisveri * vermuthlich zu weit
gehjsn, insofern nach diesen alle Irrlichter von leuchtenden Inse—
cten herrühren sollen. Hiermit stimmt sehr gut iiberein , dafs sio
vorzüglich häufig in Italien und in Spanien beobachtet worden sind,
wo jenelnsecten in grofser Menge uiid stark leuchtend gefunden
werden, obgleich wärmeren Gegenden auch stärkere Modening
und Gasentbindung eigen ist. Gehler leitet manche derselben
von der Elektricitat ab, und rechnet unter sie daher auch die
durch V. Trebra^ beobachtete nordlichtartige elektrische Er-
leuchtung. Dieses specielle Phänomen kann indefs nicht füglich
unter die Classe der Irrlichter gezählt werden , mit desto gröfse-
rer Wahrscheinlichkeit aber läfst sich annehmen , dafs die nicht
selten sich zeigenden elektrischen Flämmchen an spitzen 'Gegen-
ständen,'das sogenannte Elmsfeuer, für Irrlichter gehalten worden
sind. RsiMi^iius^ hält die Irrlichter nicht für elektrisch, weil ihr
Licht zu wenig hell sey. Da sich diese Aeufserung wenigstens zum
Theil auf eigene Beobachtungen gründet , so geht hieraus deut-
lich hervor , /dafs jene nur aus einem schwachen phosphorischen
Schimmer bestehen kennen , indem das elektrische Leuchten
selbst nicht aufserordentlich hell ist , Und dieses bestätigt um so
mehr die Vermuthung , dafs das ganze Phänomen aus demLeuch-
ten einzelner phosphorescirender Theile aus dem Thier- und.
Pflanzenreiche und zugleich aus schwach phosphorescirendea
Gasen erklärbar sey. Solche Körper, namentlich phosphoresci-^
rende Pflanzentheile und animalische Substanzen, sind in Menge
vorhanden^ und wenn man voraussetzen darf, dafs die Beob->
achter derselben statt näherer Untersuchung yön Furcht ergrüTen
sich entfernten und das wirklich Gesehene vergröfserten ^ so
wird leicht begreiflich , warum früher so viele und grofse , die
vielfachsten Bewegungen zeigende Irrlichter gesehen worden seyn
sollen, da sie doch gegenwärtig nur selten beobachtet werden.
Vorzügliche Aufmerksamkeit verdienen noch die Aussagen
glaubhafter Augenzeugen über eine hiermit auf allen Fall sehr
nahe « verwandte Erscheinung. Dxchales ^ nämlich erzählt,*
1 Opp. .T. I. p. 85.
t Teotscher Merkur. 178!^. Öct.
8 S. die Schrill: Vom 6Utze. .Hauib. 1788. f 100 u. 168.
4 Mandat mathem. T« lY«
Irrlicht 705
RoBEET Fludb habe einst ein Iirlicht rerfolgt, zn Boden ge-
schlagen and eine schleimige Substanz wie Froschlaich gefunden/
Eine ganz gleiche Beobachtung erzählt Chladvi^* Dieser sah
1781 an einem warmen So^nmerabende in der Dämmerung kurz
nach einem Regen 191 Garten bei Dresden viele leuchtende Puncte
im nassen Grase hüpfen, welche sich nach der Richtung des
Windes bewegten und deren einige i(ich an die Rader des Wa-
gens setzten, ßie flohen bei dpr Annäherung , i;ind es war
schwer, sie zu erhaschen; diejenigen aber^ welche Cml ad vi
fing, zeigten sich als kleine gallertartige Massen, iem Frosch-
laich oder gekochten Sagok^^rnem ähnlich. Sie hatten weder
«Ben kenntlichen Geruch, noch Geschmi^ek , und schienen mo-
dernde Pflanzentheile. zn seyn ; möglich bleibt ejs indeCi immer,
dab sie aus dem Tbierrei^he entsprangen seyn konnten. Auch
die$e Beobachtung bestätigt die Richtigkeit der oben gegebenen
EiUärung über den Ursprung der eigentlichen Irrlichter, diejeni-
gen &scheinungen aber, welche MusscHEVBaoEK ^ unter dem
Ksmen amhulonea incendiarii zu den Irrlichtern oder Irrwischen
<a zählen scheint, gehören nicht hierher und sollen im Artikel
Fulcan, Goßpulcan erwähnt werden. Gewisse jDQch räthsel-
hafte Meteorei, welche dejn eigentlichen Irrlichtern am. meisten
gleichen, aus der Erde auf^teJgeQde gröf^ere Flammei;^, die sich
momentan entzünden und. wieder erlöschen, auch ihi;^ Ort
schnell wechseln , finden sich in Italien , namentlich auf einigen
düpran Hiigeln in der Gegend um Ni^za 3. Sie werden Irrlich«
ter genannt , und das Y<^lk l^nüpft viele ^bexgläubige VorsteUun-'
gen an ihr Erscheinen* Sie sollen sich nach älteren Nachrichten
jax den morastigen Wiesen am Po und um Bologna häufig zei-
gen, und mögen wohl aus.phosphQrhahigen,'aiis den n^pdern-
deo Substanzen aufsteigenden, nicht eigentlich brennenden, son-
dern nur leuchtenden Gas^rten und Dämpfen bestehen. Von
dieser Art muls dann auch das Jieuchtebde Metepr gewesen
s^yn, welches sich dem Di;. Doe in einer, moorigen Gegend
naweit Brienne zeigte \ eine Höhe von 10 bis 12 Fufs hatte,
in ei^er Viertelstunde aber, bis etwa 3 Fufs herabsank ^ und
1 Ueber denUrtpmng einiger Eis enmaasen. Leips. 1794,4. S.SM*
« jDtrod. T. II. §. 2508.
3 Histoire natnrelle de« principalet prodoctiona de rEarepe- me-
ridioeale c;et. Par A. Risso. Par. 1826. p. 296.
4 G. LXX. 225.
796 Irradiation.
in der Dunkelheit rine^r sternhellen Nacht so hefl lenchttte , dafs
man dabei lejsen konnte. Kein eigentliches Brennen j sondern
nur ein Leuchten ^ül dfii Beobachter selbst wahrgenommefi
haben. Jlf.
Irradiation.
Irradiatio; Irradiation; Irradiation , ist ein»
durch die Stärke des Lichtes )iervorgebrachte scheinbare Ver»
gr'bfserung des glänzenden Gegenstandes. Sie entsteht wegen
der It.ei9sbarkeit unserer Sehei^erven yorziiglich daraus, dab nicht
blob im strengsten Sinne diejenigen Theile der Netzhaut im
Auge von dem Lichteindrucke eines sehr nellen Gegenstandes
afficirt werden y auf welche das hauptsächlich durch die Kry-*
stalllinse des Auges hervorgebrachte Bild fällt, sondern auch die
beiiachbarten dcr^ Eindruck des Lichtes mit empfangen. Die
bekannteste Wirkung der Irradiation des Lichtes ist die Täu^
schung, dals uns der noch wenig erleuchtete, sichelförmige Mond
die matt erleuchtete, im asch&rbigen Lichte sichtbare Scheibe des
Mpndes zu umfassen, jene Sichel einem gröübem Kreise als die
niHtf erleuchtete Mondscheitfe anzugehören scheint.
Ob alle Augen wegen Irradiation die Himmelsktfrpei an
gleich viel vergrölsert sehen , ist ^pht nngewift , indefs nimmt
ipap an , da£i der Sonnendurchmesser uns um 6 bis 7 See. gr^
^er erscheint I als es ohne Irradiation der Fall seyn wi^e«
64TpaEGLi berechnete ^ bei der Soiineniinsternifs von| 7. Dec
1820, dafs die Pauer derselben um 19 See. verschieden ausfiele,
weqn man den Sonne^durchmesser als um 7 Seo. durch Irradia-
tion vergröfsert ansähe. Ihre Dauer mtilste ^twas kürzer seyn ;
depn wenii keine Irradiation statt fönde , so wäre itir den Halb-
messer = r der Sonne der Eintritt des Mondes dann , wenn der
scheinbare Abstand des nächsten Mondrandes vom Mittelpuncto
der3opne=r ist; T^Hre aber jener Halbmesser aij^s dem eigentli-
chen Halbmesser rsr — 3^ tind der Irradiation = 3" zusammen-
gesetzt, so mula der Mondrand bis auf r — 3'^ dem Sonnenndt—
t^lpuncte nahe gekommen seyn y wenn die Bedeckung des Mon-
des von der Sonne anfangen soll. BÜR& machte bei der auf die
Beohachtung eben dieser Sopoen^nstarnifs gegründeten Rechv
1 De Zach corr. astr. IV. 174«
Irradiation* 797
mmg die Bemeikiingi jab die Beobachtung drs Eintrittes und
AiiHrittef des Mondes eine Verminderang der Summe der Halb-
messer, die Beobachtnng des Ringes • eine Verminderung der
DIfferent der Halbmesser beider Himmelskörper esgebe. Das
entere ist das, was ich vorhin bemerkte; ,was aber die Bildung
des Ringes betri£f);, $o fangt dieser an zu entstehen , \venn die
Entfernung der Mittelp^ncte der Differenz der eigentlichen
scheinbaren Halbn^esser gleich ist. Sein Entstehen tritt also spä*
ter ein, wenn wir, durch Irradiation getäuscht, der Sonne einen
zn grolsen Halbmesser beilegten. Die Beobachtungen deuteten
as, dafs man den Halbn^esser der Sonne 3'',9 kleiner, als ihn
DsLAimaK^ Tafeln geben, und den Halbmesser d^s Mondes
2f'3 kleiner, als ihn BüBo^s Tafeln geben, ansetzen müsse. Ob
dieses als Wirkung der Irradiation , verbunden mit der Wirkung
der Beugung des Lichts, anzusehen sey , glaubt Biine nicht mit
G^mdfaheit entscheiden zu können K
Diese Irradiation ist es , die uns die Fixsterne so zeigt , als
hinten m einen scheinbaren Durchmesser, Auf diese Täuschung
beliehen sich Hbaschbl's Untersuchungen über den richtig
oder unrichtig angegebenen scheinbaren Durchmesser kleiner
Gegenstände. Findet sich nämlich bei verstärkter Vergröfserung,
ja(s der scheinbare Sehewinkel in dem genau richtigen Verhält-
nisse wächst, wie die Vergröfserung es fordert, so darf man
die Messung als den wirklichen scheinbaren Durchmesser enge«
bend ansehen, dagegen fällt die Abmessung des undendicKen
Bildes solcher Gegenstände, deren Halbmesser sehr klein ist,
Iwi stärkeren Vcrgröfserungen nicht so grofs aus, als das Verhält-
nifs der Vergröfserung fordert*. Schhotcr bemerkt in Bezie-
long auf die von Herschel bei diesen Bestimmungen ange-
wandten Vergleichutigen , dafs jeder leuchtende Körper, in grö-
bere Entfernung gestellt, nicht so an scheinbarem Durchmesser
abnehme, wie es die Entfernung fordre, weil die Irradiation
den schon sehr' klein gewordenen scheinbaren Durchmesser nach
Verhältnifs ipehr vergröfsert, als es in Vergleichung gegen den
gtöls^m scheinbaren Halbmesser der Fall war K B,^
1 Astr. Jakrii. 1324« S. 1».
t PbiL Traosact. for ISOi»
8 Schröter'a Beobachtan^en aber die drei neoen Planeten S. ISO.
799 Iflolatoriam.
Isolatorium.
Isolirendea Stativ; Isolatorium; Xsolatoire;
Jsolatory* Diesen Namen fuhrt eine Vomchmng, nm bei
elektrischen Versuchen Körper , denen man Blehtricität mitthai^
leu und in denselben anhäafen will, zu isolirep.' Daza ge-^
braucht man Pech - oder Harzkuchen , at<ix wohl Schwefelku-
eben, auf Icurzen Füben stehende Rahmen, die mit seideii«n
Stricken dttrchflochten sind, vorzüglich aber. Bretohcn, die auf
GlasfiiTsen stehen. Bei der medicinischen Anwendung der BIA^
tricität kommt man (öfters in den Fall , den Kranken isoliren va
müssen. Ein starkes Gestell von gedtfirtem and in Oel gesott««
nem Holze auf starken Glasfdlsen, die wenigstens 3 Zolle hoch
seyn müssen, ist dazu dienlich, und führt im engem Sinne den
Namen eines Isolirscbemels. Im Falle der Kranke auf einem
Stuhle sitzend darauf gebracht werden soll ^ mufs es von znrei«
chender Ausdehnung seyn. Da das Glas an und für sich nicht
zu den vollkommensten Nichtleitern gehört, besonders weil es
sich leicht durch Anziehung der Feuchtigkeit mit einer dünnen
Wasserhaut überzieht, so ist es nothwendig, diese Glasfttlso
^wohl zu über£rnissen , entweder durch wiederholtes Ueberstrei-
chen mit einer Siegellackauflösung in Weingeist, wodurch ein
Siegellacküberzug zurückbleibt, oder noch besser durch lieber«
' streichen mitBernsteinfirnirs, den man gehörig austrocknen lafst«
Auch kann man zu noch vollkommnerer Isolining die Bieter
selbst überfimissen. Dabei müssen alle Kanten und Ecken des
Gestells wohl abgerundet seym Nullit wandte zum Isoliren
von Menschen schon mit hinlänglichem Erfolge Schuhe von ge-
dörrtem und in Oel gesottenem Holze an. Um kleinere Körper
bei^el^trischen Versuchen zu isoliren , kann man sich auch im
Nothfalle eines umgekehrten Trinkglases, einer Porz^antasse
n.S/w. bedienen« Man rnuis aber wohl darauf sehen, dals diese
Unterlagen, so wie auch jene eigentlichen Isolatorien recht
trocken seyen , weswegen man sie besonders bei feuchter Witte-*
lung vorher zu erwärmen pflegt. Harzkuchen , auf jene mit
seidenen Schnüren durchzogenen Rahmen gelegt, welche zur Un^
terlage der zu isolirenden Körper dienen , haben in dieser Hin-
sicht Vorzüge vor Glas und Porzellan » da sie die Feuchtigkeit
weniger anziehen und an und für sich schon volikommnere
Nichtleiter sind. P.
laoliran. 799
- I 8 o 1 i p c n.
Insulare; laoier; Insulate. Emon Ktfrper isoliren
helfet , ihn mit lauter Nichdeiteni der Elektridtät umringen und
▼o» aller leitenden Verhindutig mit dem Erdboden ausschlieisen.
Mir dadurch wird es möglich , Elektridfät bis zu einer merkli-
then Spannung in eihem Körper anzuhäufen und znx sichtbaren
Thätigkeit zu bringen. Wenn die Luft kein Nichtleiter wSre,
to 'wiirde fiär uns das grolse und interessante Gebiet der Elek-
tricitätscrseheinnngen , die wir durch die gewöhnlichen elektri-
•eben Werkzeuge hervorrufen , wohl gar nicht exsistiren. Eine
Hetallstange , die in reiner und trockner Luft' an seidenen
Schnüren hängt, aof einem gläsernen Fufse steht und dergl.,
istisolirt, weil sie nichts als Luft und Seide oder -Glas, mithin
lauter Nichtleiter berührt« So wird ein Mensch isolirt, wenn
er sich auf einen Harz - oder Pe'chkuchen stellt. In einer Luft,
welche mit Wasserdnnsten überladen ist, so dafs wegen des
Deberschreitens des Maximum von Feuchtigkeit für die gege-
bene Temperatur bereits ein 'Niederschlag von Wasser auch nur
in ganz unmerklichen Theilchen statt fihdet', kann man daher
keinen Körper gehörig isoliren, daher auch in einer solchen
Luft, namentlich ako in einem Zimmer, in welchem sich viele
Menschen befinden, die durch das Ausathmen und ihre Aus-
dünstung die Luft mit ^Feuchtigkeit übersättigen, elektrische
Versuche , deren Erfolg Von der gehörigen Isolirung , z. B. des
Leiters der Elektrisirm aschine u. s. w., abhängt, seiir schlecht
von Statten gehen« Aber auch durch Verdünnung hört die Luft
anf y ein Nichtleiter zu seyn, und daher gelingen auch die elek-
trischen Versuche an sehr heifsen Sommertagen weniger gut^
wobei die Wärme an und fiir sich , auch ohne Rücksicht auf die
von ihr abhängige Verdünnung der Luft, das Moment der Iso-
lirung durch dieselbe zu vermindern scheint. Die Absicht der
Isolirung ist, zu verhindern, dafs der Körper die Elektricität, die
er schon hat, oder die man ihm erst mittheilen* will, nicht wie-'
der abgebe , welches geschehen würde , wenn er mit mehreren
Leitern und durch diese mit dem Erdboden zusammenhinge.
Daher mufs z, B. der erste Leiter < oder Hauptleiter, an welchem
man die durch eine Maschine erregte Elektricität sammeln will,
derzeit isolirt seyn.
Gewisse Absichten bei den elektrischen Versuchen erfor-
800 J u n Ot
deni| dafSi man niclit isolizo*, ödet ifjs Sie fsoliraiigi wenn tie
schon veraostaltet ist , wieder aufgehoben werde. Eine Flasche
'S. B. , welche man laden will , darf ftitht isolirt seyn. Wenn
eine Glasmaschine den Conductor stark positiv elektrisiren soll,
so darf das Reibzeag nicht isolirt seyn , so wie im Gegentheil«,
wenn die negative £lektricit%t im Conductor des Reibseugs an^
gehäuft werden soll, dieser isolirt seyn und dagegen die Isoli«-
pxng das ersten Leiters aufgehoben werden muls. Um nun eine
solche vorher statt gehabte Isolirung sogleich aufzuheben , decf
man nur eine metallene Kette von dünneip Drahte um den lUr»
per, schlingen und ihr Ende auf den Fufsboden fallen lassen»
ßo wird ein lL($Bper| z.B. der metallene Conductor) durch eine
leitende Verbindung mit dem Fufsboden, welpher stets Feuch?-
.figkeit genug hat, um bei seiner grofsen Oberfläche sehr gut za
.leiten, und durch diesen mit den übrigen Theilen des Gebäudes
pnd mit der Erde selbst verbunden« Um die Isolirung wieder
herzustellen ist nichts weiter nöthig, als die Kette entweder
.ganz abzunehmen, oder nur zu verhindern , dafs ihr Ende den
Boden und andere Leiter, die zu demselben führep , berühre.
Unter dem Artikel Leiter wird übrigens noch näher von dem
Einflüsse, welchen die verschiedenen Grade des Leitungs * und
Jsolirungs - Vermögens der Körper auf mehr oder weniger voll—
.jLommene Aufhebung und 'Vyie^erl^erstellung der Isolirung ha*
.}je?>, dip Redese^i). ^,
Juno.
Der Name eines der neu entdeckten kleinen Planeten, Ha&-
Diira entdeckte ihn am 1. 3ept. 1804 in den Fischen, und trug
-diesen kleinen Stern als Fixstern in &eine Charte ein, fand ihn
»her am 4. Sept. fortgerückt, und versicherte sich nun bald, dab
es ein beweglicher Stern sey, der, ohne allen Nebel, mit. Ceres
. und Pallas su einer Classe zu gehören schien K Die forlgesetz-»
ten Beobachtungen bestätigten , dafs dieser kleine Stern , der im
Ansehen ganz einem Fi^teme 8ter Grtffse glich, ein Planet ney.
Oaüss berechnete schon aus 16tägigen Beobachtungen seine
. Bahn. Aus den länger fortgesetzten Beobachtungen halben sidi
folgende j^lemente derQahn ergeben;
1 Berlin. Jahrb. 1807. 244.
Inno. ^1
Balbe grobt Axe a 2,668676 » 551540190 itfeilm
Excentricität = 0,259675 ae 14333000 Meilen
Umlanfeseit = 150?,! Tage a» 4 Jt 131,1 Tage.
Tilgl. mitd. trop. Beweg. e= 814**,022.
Neignng Aet Bahn ss IS» 3' 26^.
Lange des aufst. Knoten ts± 171« if 2^^
Lange des PeriheUi = 53<* 25' IS''.
Mittlere Länge 1826, Oct 31. 0^ Mannh. 44^ 55' 23".
^ Diese Elemente sind von Nicolai ans den Beobachtungen bi<
1826 berechnet^.
ScHaÖTBB giebt von den BemüfamigeD, ihre GrOlüie zu be-r
stimmen, folgende Nachrichten?. Der Planet erschien mit 136*
maliger Vergrölserang des ISfüCiigen Qeflectors mit weifsem, rq-
higem Licht« und unterschied sich von den benachbarten klei«-
n^i Fixsternen , die in seiner Nähe, ihrer Irradiation zum Theil
beraubt, nuralsPnncte erschienen, statt dafs der Planet einen,
wenn gleich feinen, doch mefsbaren Durchmesser zeigte. Tfach
ScHn^fTEK^s vind HaIV^ixg^s Beobachtungen war da^ Licht dev
Juno in Vergleichung gegen die umstehenden' Sterpe nicht alle-r
mal gleich, aber eine regelmäfsige Periode dieser Ungleichhei<r
ten Uefa sich nicht entdecken. Messungen des Durchmessers
vermittelst Projectionsscheiben gaben bei verschiedenen Vergri{-
bernngen im September 1804 den scheinbaren Durchmesser 2'^4
bis 2f ,6r Die Messungen sowohl dan)a}s als im December , bei
gri^fserei Eptfernung der Erde vom Planeten angestellt, gaben
übereinstimmend den wahren Durchmesser der Juno =7 309
geogr. Meilen. Eine dichtere, sie nebelithnlich umgebende At-
mosphäre, wie Schrote A bei Ceres und Pallas fand, hat Juqo
laicht,
HBESGHEL*a PeQbachtpngen stimmen hiermit nicht gan^
ubefeint So wie er alle die^e kleinen Planeten , die beinahe in
gleicher Entfernung von der 3onne ihre Umläufe vollenden,
kleiner findet, 90 ist es auch mit Juno der Fall \ Da sie bei
allß|i Vergr^lserungen bis zur 879maligen noch kein regelmäl^-
ges GröEserwerden de^ ^cheinbitf en Durchmessers zeigte^ und nie
1 Schamaeker^a attr. Nachr. Y. 129. Lirraow giebt in d. ^pol.
Astron. Elemente an , die etwas hierrof^ yertphied^n sind.
t Lilienthol« 3eob. der drej neu entdeckten Planeten Geres, Fal-r
las, Jane. (Göttingen 1805»)
S Tgl. Art Cer$i. PhiL Tr. 1807.
SOi Jopiteiv
mit hinreichenfcr Deudidikeit tb Selmbe enchigB| so gkabt
HeascheIi ihran sclMinbareii Darchmessec nicht über 0,3 See
ansetzen zu körnien , wonach ihr wahrer Durchmesser, dem der
Pallas ungefähr gleich, QX)ch keine 30 Meilen betragen würde.
Olbishs bestimmt aus/ der Lichtstärke, welche die Planeten Gen-
res und Juno bei ihrer sehr nahen Zusammenkunft im December
1804 zeigten, den Durchmesser der Juno als nicht einmal gleich
der Hidbe des Cejresdurchmessers K
Das für die Juno eingeführte 2ioicheii ist {^ J7.
Jupiter.
Name eines Planeten , fiir den das Zeichen H eingeführt ist.
£r zeichnet sich durch ein schönes weihes Licht aus und steht
einzig der Venus an Glanz nach. Die. Elemente seiner Bahn
sind folgende fdr 1801 :
Halbe grpfse Axe = 5,202791t = 107525000 Meilen.
Excentricität = 0,0481784 = 5180000 Meileiu
Sider. ümlaufszeit = 11 J. 314 T. 20 St. 13' 40".
Neigung der Bahn = 1** 18* 52^
Länge des aufsteig. Knotens c= 98* 25' 34'-.
Länge des Perihelii ' =11« 8' 35".
Hiernach ist die kleinste Entfernung von der Sonne
= 1Ö2345000 geogr. Meilen,
die gröfste == 112705000 geogr. Meilen*).
Was die scheinbare Bewegung betrifft, so ist die$e, \irie
Bei allen öbem Planeten , um die Zeit der Opposition rücklaufig,
und diese rückläufige Bewegung dauert ungefähr 3^- Monate ; in
dieser Zeit geht er durch ungefähr 10 Grade zurücL Seine
scheinbare Gröfse beträgt bei der Opposition i Min. , dagegen
beinahe 4- Min. , wenn er nahe bei der Spnne steht. •
Jupiter zeichnet sich durch eine sehr von der Kugelgestalt
abweichende Figur aus, indem bei seiner n^ittlerq Entfernung .
von der Erde sein AequatoriaUurchmesser 38^^,442, sein Polaf-
durchmesser 35'^645 nach Stru^e^s Messungen betragt?. Seine
Abplattung ist daher jr-- des AequatoriUdurchmessers. Schon
13,7
1 Berl. Jahrb. 1808. 179.
*) Den Abstand der £rde von der Sonne es 20667000 M.gerechndt
2 Sdnimacb. attn Nachr. Y* 15.
Jupiter. 803
dieser Gestalt ttfit rieb an! eine tehhelile AottfloA gchlielk^ii^
die sich anch dcdrch Beobachtung seiner Flecken bestStigt-
hat. Die ümdrebnngs - Axe des Jnptter Steht befnäfae. senkrecht
anf der Ebene seiner Bahn nnd weieht nnr etwa 3 Grade toa*.
iex senkrechten Lage ab, daher kann Ton einem Wechsel der
Jahreszeiten auf diesem Planeten vermutfaKefa weifig bemerkt
werden« WoDten wir nach der Analogie tinsrer geographischett
Bestimmungen ihm eine wärmere Zonej iMrti gemi^sigte und*
zwei kalte Zonen zuschreiben , so würde die wärmere Zone sieb
nnr bis zu 3 Gr. Breite an jeder Seite des Aequators erstrecken,
die Polarzonen würden nur drei Grade Halbmesser haben« Auf
den Polen des Jupiter erlangt die Sonne nur eine Hdhe vom 3*
Graden über dem Horizonte, und da Jupiter eine äiiehiliofa di^htd'
Atmosphäre zu haben scheint, so mufs Mhst auf dem Pole* ein»
lehr helle Dämmerung die Polarnacht unaufhörlich' erhellen. Be-
rechnet man die Erleuchtung, welche dieser 107500000 Meilen
von der Sonne entfernte Planet von der Sbhne erhält, so ist diese'
ungefähr ^ so grofs als auf der Erde. Die äfohne hat dort einet^
scheinbaren Durohmesser von nicht mehr als 6 Minuten«
Den mittlem Durchmesser des Jupiter* findet man = It,^
Erddurchmesser =s 19300 geogr. Meilen. Seine Oberfläche ist
daher 126mal so grofis, als die der Erde, sein. körperlicher In^
halt über 1400mal so grofs als der der Erde. Nicht ganz dieser
Grölse angemessen findet man die Masse dieses Planeten, die^nuif
■ der Sonnenmasse oder = 31299 der Erdmasse angegeben
lU/Op
wird. Diese Massen -Bestimmung, die BorvARD aus den Per-*^
tnrbationen hergeleitet hat, stimmt nicht ganz mit derjenigen
übeiein, die mau sonst aus den Elongationen der Trabantenr
S3 '^^^ ■ ansetzte, indefs hat Laflace sich für j^ne erklärt^.»
Diese Vergleichung von Gröfse und Masse zeigt, dafs die Dich-
tigkeit nicht einmal ein Viertel der Dichtigkeit der Erde beträgt.
Der Fall der Körper an seiner Oberfläche , der Übrigens am Ae-
qnator erheblich langsamer als am Pole seyn muls i beträgt 38
Fuls in der ersten Secunde. l
Wenn man den Jupiter mit Fernrohren beobachtet ^ so be-
merkt man nach der Riehtolkg seines Aequators. toehrere Streifen,
1 In d. 5. Aasg. d. fizpesit. da syst« da mba^Ae«
9fA Jupiter.
di» abtir»o)ueIiid hell«ra ttnd dunUere Gärtel InUeo. Schon
Hop& beobachtete 1^64 drei dunkle Giktel und einen Fleck^ der
die Rotation des Jupiter zeigte^; er und besonders tijiftsilir be*
«^bacbtete eipen Fleak, dfft üß Umdrehungszeit 9 St. 56' angab.
Die Streifen gehen ineisteus so gleichförmige dem Aequator pa^
railel., nm den Jupiter^ dafs sie nicht wohl zur Beobachtung det
Rotatioaszeit dienen können ; zuweilen aber sind sie untarbro-^
<^hen , so dafs mati das eine Ende in die scheinbare Scheibe des
Jupiter eintreten und sich über sie fortbewegen sieht« Solcher.
Falle, wo das Ende eines kenntlichen Streifes bei der Rotadott,
des Jupiter beobachtet wurde , giebt Cassini mehrere an ^, und^
auch Schroter hat^ einen der grauen Strei£en als abgebrochen
gesehen, wo dann seid ("ortrucken auf der Jupitersscheibe suc,
Bestimmung der Rotation dienen konnte* ^
Unter deti Flecken , die sich zuweilen auf dem Jnpitet zei-
gen, haben sich einige^ die voii Gassikz beobachtet wurden,
durch sehr langes Bestehen ausgezeichnet« Der 1665 beoback«
tete Fleck) der an dem südlichen Streifen lag, ward damals 6
Monate beobachtet, ir verschwand alsdann und erschien in der-
selben Gegend des Jupiter yon 1672 bis 1674 wieder; damals
gaben seine oft wiederhohen Umläufe die Rotationszeit = 9^
55 51'' bis 52"; seine folgenden mehrmals unterbrochenen Er-
«cheinungen gaben immer fast genau dies($lbe Ümdrehungszeit
des Jnpiter. Cassisx bemerkt, dafs et einen Fleck, den er fiir
«ben denselben alten hält, noch im Nov. und Dec. 1689 immer
iik derselben Lage, anhängend an dem südlichen Streifen, beob-
achtet habe. Im Jahre 1686 wurde ein neuer langer Fleck be-
obachtet, der i des Jupitersdurchmessers einnahm, und einen
Umlauf in 9^" 55' vollendete» 169Ö zeigte sich ein neuer Fleck,
der mehrere Umläufe, jeden in 9^5l', vollendete, und auch seine
Gestalt veränderte K Am 1* März 1672 beobachtete Cassivz
einen ganzen Umlauf des einen Flecks in einer ,Nacht. 1699
erschienen drei neue Flecken in dem hellen Streifen , der zwi-
schen den beiden dunkeln liegt | wo auch sonst schon Flecken
1 Piin. transact. l666. p. Ä. 24Ä.
2 U6m. de Parit. T. IL p. 101
S Schröter's JSeitzäfle sa den nene^tes astrbm Entdeck» ErtterTh.
Berlin 1788. S. (tti
4 Uim. de i^aead. de Paris, tome iL p. 12. 107. IC. BIS.
Jupiter. SM
bediMidstet xnsM Aber andi die Steifen hetfeii sich TdMddeit^
der s<$rdliehere , welcher 40 Jaiire lang der breitere geweeeiii
wtti Jbatte in den beiden leteten Jahren an Breite Terloren , der
Zwianbenianm war breiter geworden ^ und auch der aiidliche?
Streif war breiter geworden K • .
Aehnliehe Beobacfatmagen theUt ALkBALni mit ^« Ini Jahre-
1706 wvd ein Fleck ewiechen den beiden südUcheirtt dunkeln
Steifen anhängend an den siidlichen und eiemlich ebeoao dnn-
kel ala jene beobachtet; aber im Januar 1709) ab der Pknet
wieder ans den Sonnenatrahlen herrovging, war der Fleck Ter->
schwnnden und die Steifen hatten sich verändert» In den nach*»*
fiten folgenden Jahren sah man xnweilen nur einen Streifen, en-*
weilen vier« Im Jahre 1712 waren wieder zwei breite dunkle*
Streifen sn sehen, denen ähnlich^ die 1706 am nächsten am
HittelpaDete beobachtet iBNirdeni Im Jahre 1713 zeigte sich
antser diesen noch ein dritter Streif, der auf der einen HaUte^
des Jupiter sehr deutUch nnd breit, auf der andern^ fünf Stnn->-
den spater sichtbar werdenden Hälfte, schmal und nndeiitlich|i
kaum zu erkennen war. Mibaidi bemerkt dabei,. dais dieaee
Mal, und auch sonst es so scheine, «k ob das Entstehen einer
scJchen neuen Zone mit einer Abnahme oder falbst mit eineni
gänzlichen Verschwinden der früher vorhandenen verbunden
uy. Mit diesen Veränderungen war abermals die Erscheinung.
des Fleckes verbanden, den man nach seiner Lage fiir einedei
mit dem ehemals beobachteten halten konnte.
Diese Beobachtungen zeigen wohl deütUeh, dabdie Strei«
fen nicht feste Gegenstände auf der Oberfläche des Jupiter sind,
dsb aber gewisse Gegenden vorzüglich geeignet seyn müssen,
ihr Entstehen zu begünstigen« Ob dieser Fleck, den man im-
mer sehr nahe in derselben Entfernung vom Aequator des Pia-»
neten beobachtete, und der auch ^ wenn man die Zeit der Um"^
drehung auf 9^ 56' setzt , ziemlich gut mit den frühem Erschei-»
Bongen zusammenstimmend in Rücksicht der Zeit seiner Sioht««^
barkeit anf der uns zugekehrten Seite erschien, ein fester Kifr^
per anf dem Jupiter sey, bleibt wegen der Unmöglichkeit einer
ganz genauen Bestimmung der Rotationszeit und wegen der Vei-*
aüderhchkeit andei^er Flecken immer zweifelhaft«
1 Mtfm. de Paris poar'i69$« m^m. p. lÖl.
t M4m. de PaHj poor 1708. p.28S$ 1714. p.-SS.
8QS Jupiter«
Selbfl fieBAOTBa*8 lange fortgaietzts Beobaebtnngmi haben
ober die vevänderiiche Bewegung der Flecken keine ganz genü-
genden Aubchliisse gegeben; aber raeikwüidige Thatsachen bie-*
ten sie vide' dar. Zwiacben dem 12* Nov. 1785 und dem 1&
Jan. 1786 aah SonaoTia gleichsam unter seinen Augen einen
neneü Streiftn entstehen, von welchem am 12* Nov. nur erst
ein kleines, am 14. Nov. ein längeres i mit den übrigen Streifen
paralleles Stück sichtbar war, und der sich, während trübes
Wetter keine Beobachtung gestattete, am. 18» Jan. sn einem über
die ganze Halbkugel, des Jupiter gehenden Streifen ausgebildet
hatte, doch aber sich nicht um die ganze Kugel herum erstreckte.
Auch in den übrigen Streifen zeigten sich Veränderungen , die
sich über weit ausgedehnte Gegenden' eiztreektan« Ein den Ja-»
piter nicht ganz umgebender dunkler Streif wurde im November
1785 anhakend beobachtet, und die Wiederkehr seines^ freilitch
etwas verwaschenen, Endpunctes erfolgte beinahe genau der Gas-
«inischen Rotationsperiode gemäTs; aber am2«,Dec. hatte sich
eben der Streif so sehr verlängert, dafis er schon durch die
ganze Scheibe des Jupiter sich erstreckte,, als er noch lange nicht
so weit vorgerückt seyn konnte; er mufste eife Verlängerung
von 20000 Meilen erhalten haben , die aber wenige Tage nach«
vher wieder verschwunden war. Auch in den" liellen 2^nen
eehi^inen abwechselnde Zustände statt zu finden, indem ihr Licht
zuweilen minder hell ist^ und die Breite der Zonen nicht immer
genau dieselbe bleibt. Die graue Farbe der dunkleren Zonen
rührt nach Schrötzjl's Beobachtungen davon her , dafs sie mit
sehr feinen, dem Aequator des Jupiter parallelen Streifchen be«
deckt sind , und mit eben solchen kleinen streifigen Erscheinnn«
gen sind auch die Polaraonen'des Jnpiter bedeckt Obgleich dia
Streifen nicht ganz genau immer über einerlei Gegend des Jupi;«
ter sich befinden, sondern, wie sich aus dem abwechselnden
Breiterwerden und Schmälerwerden schlleCsen lälst, nicht ganr
strenge in gleichen Abständen vom Aequator des Planeten blei^
ben^ so glaubt doch auch ScHAÖTia, dals gewisse Gegenden
vorzugsweise geneigt sindy die Erscheinungen der grauen Strei-
fen darzubieten«
Die seltner erscheinenden Flecken zngen mannigfaltige
Verschiedenheiten. Einige unter ihnen sind dunkel und andere
heller, als die übrige Fläche des Jupiter, einige sind sehr verän-
derlich und von kurzer Dauer, während andere viele Rotationen '
Jupiter« 807
^■rclft nch mmlich gleich bleiben« Beispiele Vofk dunkeln
Flecken, die schon am n&obslen Tage wieder Teischwadden wa-
ren, fiihit)ScjiAÖTin viele an, tind unter diesen mehrere, wel-»
che sich so schnell doroh die scheinbare Scheibe desJopiter foH^
• bewegten , dals man ans ihrer Bewegung eine viel schnellere
Beution, als die. von Cassivx bestimmte, hätte schlieben miis- -
aen» Einige solche Flecken seigten sieh mit geringer Acnde^*
mng der Gestalt nnd in' so übereinstimmender EntCsmnng vom'
Aeqnator des Jupiter nach mehreren Tagen wieder (z.B. am
36» Oct.« 31» Oct, 5. Nov.), dals man Grund hatte, sie für ei<«
nerlei ztt halten, dann aber attch genOthigt war, ihnen eine Um«
laniszeit von nur etwa 7 Stunden ( bei einem Flecken waren ei
^ H\ bei einem andern 7^^ 7^ u.8«w.) beizulegen. Diese dun-
keln Flecke waren also in Rucksicht auf die Bewegung sehr Toti
den, ebenfalls dunkeln , Flecken, welche GASSivi.beobaehtetei
Terscfaieden; denn wenn es gleich bei den von Cassivi. und
Mahalui beobachteten Flecken nicht gewifs ist, ob der damale
so genannte 41U0 Fleck wirklich immer an eider genau gleichen
Stelle wieder erschien , so hat doch Casszvi ihn so lange Zeit
nnunterbrochen erscheinend und regelmäfsig wiederkehrend be«-
obachtet , dats die Rotationsperiode als ^ 56' bis 56' betragend
mit Sicherheit angenommen werden durfte* Die von SchaOtzü
beobachteten^^ vorhin erwähnten Flecken zeigten aber ihre,
schnellere Bewegung schon merklich, während man sie die sieht-«
bare Hälfte des Japiter einmal durchlaufen sah«
Diese Beobachtungen k((nnen indefs die eigentliche 'Rota«.
tionszeit des Jupiter nicht ergeben, indem das Ende des den*
Jupiter nicht ganz umgebenden Streifes und mehrere helle
Flecke eine nur wenig von Cassivi^s Bestimmung abwjeichendtf:
Periode angeben. Die an den Streifen wahrgenommenen £rschei-«i
nnngen gaben nicht ganz gleiche, aber doch nur wenig unter
sich verschiedene Perioden, , indem im December 1786 eine
Zeit lang die Wiederkehr derselben Erscheinung auf eine Periode
von nicht valiig Q'' 55^ pafste, später dagegen diese Periode sa
9^ SSjS angenommen werden muüste, dann wieder 9^ 54'^ und
ans noch spatem Beobachtungen 9^ 55',75 ; 9^ 53',5 ) 9^ 56' ge-,
folgert wurde» Nicht viel von , diesen Bestimmungen verschieden
fallen die aus, welche aus dem Oftem Wiedererscheinen eines
Lichtflecks hervorgehen , der an der Grenze des hellen Aequa*«
torialstreüs lag« Die Periode dieses hellen Fleckes wurde zuerst
Y.ßd. F"
808 Jupiter.
tn Ö^ 30 li bestimmt , währenil der südliche Streif in eben den
Tagen f^ 55 bis 56^ g^ib^ nachher sohlen er seine Bewegung za
andern. Rin anderer iieller Fleck in der n^rdlicfiem hellen Zone
gab die Umdrehnngszeit fast «[enan der Cossinischen Bestimm ang
gemäfs zu 9^ 55' bis 56^, doch auch mit kleinen Ungleichheiten«
Aus allen diesen Beobachtungen folgt, daTs atmosphärische
Veränderungen an den Erscheinungen dieser Flecken einen be—
deutenden Antheii haben m^gen. Da das £nde des Streifes sehr
bedeutenden Veränderungen unterworfen war, so kann man, auch
da^ wo diese nicht so in die Augen fallend waren, wohl anneh-
men , dafs sie dennoch dnrch eine Aenderung in der Periode der
Wiederkehr sich zeigten, und dafs eine Verlängerung von Osten
nach Westen statt fand, die nach den Beobachtungen vom 1«
Deo;i786 bis 14. März 1787 über 10000 Meilen, öder in jeder'
Secunde etwa 32 Pnfs betragen , mochte , aber bald schneller,
bald langsamer Fortschritt^. Auf ähnliche Weise lassen sich dte^
nur wenig ungleichen Perioden erklären, welche die liebten
Flecken ergaben. Nimmt man nämlich an, dafs diese durch eine
Aufheiterung der Atmosphäre entstanden, und dafs man da, wo
sie erschienen, die feste Oberfläche des Planeten sah, so konnten
gar wohl diese Aufheiterungen der Atmo&phäre, während sie
ziemlich eben die Ausdehnung behielten, nach und nach zu an-
dern Gegenden fortrücken. Nach den Beobachtungen vom 6 bis
13* Jan. mnfste dieses Fortrücken 350 bis 400 Fufs in jeder Se-
cunde, oder in 1 Min. etwa 1 Meile betragen. Scanöt^R glaubt
diese Bewegungen, die man in den atmosphärischen Erschei-
nungen bemerkt, einem Winde zuschreiben zu dürfen, der also
nach unserer Vorstellung sehr heftig seyn müfste ; denn ein
Sturm von 350 bis 400 Fufs Geschwindigkeit würde über drei-
mal so schnell, als die heftigsten Orkane auf der Erde seyn.
Man kann aber Vielleicht folgende Erklärung , auch nach Analo-
gie irdischer Erscheinungen , eben so gut annehmen. Wir be-
merken nicht selten, dafs in sehr kurzer Zeit sich der ganze
uns sichtbare Himmel mit Wolken belegt, und dafs also auf eig-
nem Räume , dem wir 30 Meilen Durchmesser beilegen können,
eine Verdunkelung , in andern Fehlen ebenso eine Aufheiterung
statt findet. Ob diese Veränderung fortschreitend , zum Beispiel
von Westen nach Osten, sich immer weiter verbreite , wissen
1 Schröter 8. €6. 124.
Jupiter. 809
trir nicht» aber Pnx ktfonen es unt wenig«teiis.gar wohl a)i mtg^
lieh denken ; and wenn sie so statt findet, so würde der erhellte
Fleck auf der Erde y bei fortrückender Attüheiterang , mit einer
Geschwindigkeit von mehr als 1 Meile in der Minute fortrücken
können, obgleich Völlige Ruhe auf der Oberiläche der Erde
herrschte. So liefsen sich vielleicht auch die noch schnellern
eigenen Bewegungen der dunkeln Flecken erklären, d^en
Schalter eine ungefähr 3 Stunden kürzere Rotationsperiode zu-
schreibt, als wir dem Planeten selbst beilegen* Wir haben z^ar
in der Meteorologie der Erde schwerlich etwas , das wir mit ei^«
ner so schnell und zugleich ziemlich regeloiafsig fortschreiten--
den Erscheiniing vergleichen könnten ; aber denkbar wenigstens
ist es, dafs eine über uns entstehende Verdunkelung der Atmo-
sphäre sehr schnelLku östlichern Gegenden überginge, ohne ge-
rade die ganze Luftmasse mit fortzuführen« Der Gipfel der
Flathwelle rückt auf- der Oberfläche unserer Meere mit sehxgro-
User Schnelligkeit fort , ohne dafs der Schiffer einen Strom, der
ihn fortrisse, empfindet ; wenn also durch irgend eine Einwir«
kang eine Verdichtung der Atmosphäre in einer Gegend ent*-
stände und sich der nächsten mittheilte , während in jener der
Himmel sich wieder aufheitert, so könnte uns das den Anschein
einer mit Sturmes Eile fortbewegten Masse darstellen. Fälle,
wo in einem Nachmittage halb Europa mit Gewitterwolken um- ^
hüllt wurde, Fälle, wo die gestern in Frankreich und am Rhein
trübe gewordene Luft heute auch im östlichen Deutschland trübe
wird , lassen sich nachweisen ; es fehlte also nur , dafs diese
Niederschläge schneller und um die ganze Erde foftschreitend '
wären, so hätten wir eine jenen schnell bewegten Flecken ganz
ahnliche Erscheinung. Nach Schaötea^s Berechnung ruckten
einige jener dunkeln Flecken , die am öftersten an der Grenze
eines hellen und eines dunkeln Streifes beobachtet wnrden,
11800 ^ufs in 1 See. oder 30 Meilen in 1 Minute fort, und das
ist freilich noch weit schneller, als die Entstehung einer Wol-
kendecke, die vich in denselben Nachmittagsstunden über ganz
Ettropa ausbreitet ; indefs wird auch niemand Gleichheit der Er-
icheinnngen unter ganz versciiiedenen Umständen erwarten.
Waram die atmosphärischen Verdichtungen auf dem Inpi**-
ter so sehr geneigt sind, sich^als Streifen, dem Aequator parallel,
niederzuscklageh/ dävdii k^fhnen wir auch die U^che nicht an-
geben« Doch verdient es als Vergleichung berücksichtigt mi
Fff 2
810 Kadmium«
werden , dafs die tropisclien Regen in einerlei Ptoallelbeise det
Erde ziemlicK gleichzeitig entstehen und also auch dem entfefn«
ten Beobachter als dunkle Gürtel um die Erde erscheinen m^gen ;
mit den Nebeln der Polarzonen mag es, wenigstens übet der
Oberflache der Meere, ziemlich ebenso seyn»
Dafs Jupiter eine Atmosphäre hat» ist schon aus dem Vori-
gen gewifs; es erhellet überdiefs aus der minder deutlichen Sicht*
barkeit der Streifen und Flecken in der Nähe des Randes, wo
die Gesicbtslinie länger durch die Atmosphäre fortgeht, und ans
der Veränderung der Gestalt der hinter den Jupiter tretenden
Monde , wo die Refiraction in der Atmosphäre des Planeten sie
abgeplattet zeigt ^. B*
K a d m i u nu
Cadmitim) Cadmium; Cadmium. Dieses 1818 von
Strometer und Hermavit entdeckte Metall findet sich i^ vie-
len Zinkerzen , jedoch nur in kleiner Menge.
Es krystallisirt leicht in Oktaedern , i$t weich , jedoch här-
ter als Zinn, lälst sich in dünne Platten ausbreiten und za
Draht ziehen; es zeigt einen hakigen Bruch lyid nach dem
Schmelzen ein specüisches Ge\^icht von 8,6 bis S»?) nach dem
*" Hämmern von 8,7 bis 9)0 ; es schmilzt unter der Rothgliihhitze
nnd verdampft etwas über 360% ohne dabei einen besondem
Geruch zu verbreiten.
Die einzige Verbindung des Kadmiums mit Sauerstoff ist
das Kadmiumoxyd (56 Kadmium auf 8 Sauerstoff)* . Es ist braun-
gelb oder rothbraün und in der heftigsten Weifsglühhitze weder
schmelz - noch verdampfbar. Mit Wasser bildet es ein weifses
Hydrat. Seine Verbindungen mit Sauren sind meistens farblos
und zeigen brechenerregende Wirkung ; Zink fället aus ihnen me-
tallisches Kadmium ; Hydrothionsaure fället daraus das Schwe-
felkadmium. Das Salpetersäure , salzsaure und schwefylsaare
Kadmiumoxyd schielst in wasserhellen Säulen an^ Krystallwas«*
1 Berl. Jahrb.' 1817. 8. 186. Zar Berechnang der Stellangen des
Japiter dienen die Tables attronomiquet publikes par le borcan des
long, de France, cont^nans let Tablet d» Jupiter, de Satnrne et d'tTra«
nat, conitruitet d'aprds la th^orie de }a mtfcani^ao Celeste par. M« A.
Bonvard. Paris 1821«
Ka)eidophon. 811
wahdtsnä^j leicht In Wasser I<iilich ; das Kadmianioxyd ist in
Ammoniak lösHth.
Das Chlor JbadnUum (56 Kadmium anf 35,4 Chlor) ist farb-
los, durchsichtig, stark glänzend , blättrig • krystallisirt , leicht
schmelzbar und verdampfbarv-^ 'DdA Ipdhadn^um (56 Kadmium
anf 125lod) schielst in grofsen, wasserhellen, sechsseitigen Ta-
{ein an, #chmil£t äulserst leicht und verliert beim Glühen an der
Luft lod.'— * Das Sci/f/iefMadimwn (56 Kadmium auf 16 Schwe«
fei), durch Fällen eines Kadmiumsalzes mittelst der Hydro-
thionsäure erhalten , ist ein pomeranzengelbes, eine vorzügliche
Malerfarbe abgebendes Pulver, erst in anfangender Weifsglüh-
hitze schmelzend, ohne zx\ verdampfen , und beim Erkalten
Uaniig-kiystallisirendt Oi
Kaleidoplion
oder Phonisches Kaleidoskop (von xqAoq schtfn,
iQo$ die Gestalt, der Anblick, und iqpcov/o» ich tdne) i«t eine von
Whiatstove erfundene akustische und zugleich optische Spie-
lerei, -wozu Th. Youyg die Veranlassung gab. Dieser rieth
nämlich \ die Schall^chwingungen einer grofsen, mit Siiberdraht
übersponnenen Ciaviersaite dadurch sichtbar zu machen, dafs
man auf irgend einen glänzenden Fleck des Drahtes einen Licht-
stnhl durch eine Oe£Pnung im Fensterladen fallen liefse, und die
▼on dem hell erleuchteten Flecke beschriebenen Curven vermit-*
teht des refiectirten Lichtes in dem verdunkelten Zimmer wahr-
nähme« Whbatstohe kam hiernach auf den zwar nahe liegen-
den, aber dennoch allerdings glücklichen Gedanken, statt dei
Saiten elastische Stäbe mit facettirten^ und polirten , das Licht
daher stark reilectirenden, Kn^pfchen zu nehmen , woraus dann
sein interessanter A*pparat hervorging ^« Dieser besteht aus ei-
nem runden, etwa 9 Z. im Durchmesser haltenden Brete, aufp.
welchem die lothrechten Stäbe a, b, p in gleichem Abstände vom 191«
Rande nnd^on einander befestigt sind. Der eine a dieser etwa
einen Fufs langen Stäbe ist rund, 0,1 Z, dick, und trägt oben
ein Kntfpfchen , welc}ies am besten aqi eiper in Messiqg ge-
1 Phil. Trans. 180q.
t Qnarterly Journal of Seieflce. New 8er. N. II. p. 844. Tei^gL
PoggendoriT Ann. X* 470.
^2 Kaleidophon.
fafsten tind aafgeschrobenen , inwendig foliirten, 0^4 Z. Durchs
messerhaltenden Glasperle besteht, deren eine OefFming in der
Fassung steckt, die andrere aber verschlossen oder geschwärzt
wird, um die Regelmafsigkeit-der Lichtreflexion nicht xu stören«
Sollen sie farbiges Licht reflectiren , so müssen undurchsichtige
Farben auswärts auf der Perle aufgetragen werden. Auf dem
zweiten ähnlichen Stabe b befindet sich eine bewegliche Platte,
deren Ebene horizontal , schief oder loth recht gestellt werden
kann und auf geschwärzter Fläche verschiedenfarbige , symme*
trisch geordnete Knüpfe trägt. Der dritte Stab c ist vierkantig
und oben mit einer ähnlichen Platte, als die eben beschriebene,
versehen. Hierzu kommt noch ein vierter, in der IVfitte rechter
winklig umgebogener d, mit einem ähnlichen Knöpfchen, als anf
dem ersten. Aufserdem befandet sich in dem Brete neben dem
erstenStabe noch eine Nufs, mit einer Schraube befestigt, um die
Rigidität desselben zu regyliren; alle Stäbchen aber werden ver-
mittelst eines mit Leder überzogenen Hammers und eines Vio-
linbogens in Schwingungen versetzt, y^ermügt deren die Kntfpf-
<;hen verschiedene Gurven in so kurzer Zeit beschreiben , dafs
der Eindruck des reflectirten Lichtes auf das Auge längere Zeit
dauert , als ihre Vollendung erfordert , weswegen man dieselben
ganz wahrnimmt, wie die ICfeise eiqer umgeschwungenen glti*
lienden K.ohle,
Aus dieser bloften Beschreibung ergiebt sich schon, dafii
die Knöpfe auf den Stäbchen je nach Verschiedenheit der Länge
und Dicke der letzteren und dem Orte, wo sie geschlagen oder
gestrichen werden , also nich der verschiedenen Art der erzeug-*
ten Schwingungen sehr mannigfaltige Curven beschreiben mii«—
sen« Der einfachste Versuch ist , wenn einer der Stäbe nach sei-
ner ganzen Länge schwingt (wobei also sein Schwingungsknoten'
im Pnncte seiner Befestigung , das Ende des Schwingnngsbogens
im leuchtenden Knopfe liegt), in welchem Falle das leuchtende
Knöpfchen eine Ellipse beschreibt, deren grofse Axe stets ab-
nimmt, während die kleine wächst, bis letztere zur groben wird,
und auf diese Weise in verschiedenen Wechseln. Ungleich .zu-
sammengesetztere Curven werden erhalten ,^ wenn das Licht von
mehreren leuchtenden Puncten auf einer horizontalen, noch mehr
auf einer schrägen Fläche refiectirt wird, und der Stab nicht
blofs nach seiner ganzen Länge, sondern auch nach kürzeren
Kaleidofiop. 813
Abtheilaogen tdiwipgt WsBia bemearkt ^ dafsman die ilan-
nigfaltigkeit der Figaren Mchon dadarch vermehren kann , wenn
man versciiiedene leuchtende Pancte, a wischen dunkeln Stellen
hervorragend, symmetrisch t^rdnet, wodurch an sich schon Sym-
metrie gegeben wird, sobald diese durch den schwingenden Stab
10 Bewegung ^gesetzt werden« Ein tonender Körper kann su-*
gleich einen Grundton und einen höheren Flageolett-Ton geben.
Werden beide g]leichzeitig durch die Schwingungen eines Stabef
hervorgebracht, so mufs das leuchtende Knöpf chen in sich selbst
sanickkehrende cykloidische Curven beschreiben. Wenn es dar-*»
auf abgesehen ist,' die Erscheinungen mögliehst brillant zu m^
eben, /wä6 doch eigentlich der ganze Apparat bezweckt, so mu£i
mau hauptsächlich darauf sehen , dafs das Auge durch kein an<«
deres licht, als durch dasjenige afücirt wifd, was tnit möglich«
ster Intensität, am besten von der hellscheinenden Sonne kom-
mend, durch die blanken Stellen der Kpöpfohen reflectirt wird.
Der wissenschaftliche Nutzen des Apparates beruhet allein dar*»
auf, dafs vermittelst desselben die Schwingungen, welche' «uv
Erzeugung der Töine erCordeiUch sind^ dem Auge -aichlbar ge--
iQacht werden« Jtf.
Kaleidoskop,
Caleidoscopium ; caleido^cope , iDulii plicateur^
tran&figurateur ; caleidoacope (von iiaXog schöp, J&$ di«
Gestalt und auoni» ich sehe», beobachte). Der Name zeigt ein
Instrument &n , welches bestimmt ist, etwas Schönes au betrach-
ten , und ist dem hier zu beschreibenden Instrumente deswegen
ertheUt wordeji, weil sich so mannigfaltige und oft recht schönoi
aUem^il »ymmetiiache Bilder darin darstellen.
Das Kaleidoskop besteht aus zwei ebenen Spiegeln, die, pa-
ralldogrammisch geschnitten, unter einem Winkel, der ein
Sedistel, oder ein. Achtel, oder ein Zehntel u« s. w. von vier
Rechten seyn mufs, gegen einander geneigt sind. Diese schma-
len und ziemlich langen Spieget sind unter jenem Winkel an
einander befestigt, in eine Höhre eingeschlossen, an deren ei-
nem Ende sich ein nur mit einer kleinei^ Oeffnung , zum Hin*
einieheji mit rinem Äuge , versehener Boden befindet ; am an<»
1 Scbwcigg. Jettui. L. 490.
814 Kaleidoskop.
dem Ende ist die Röhre mit zwei Gläsern gescMossen, welcÄ«
•parallel, beide gegen die Axe der Röhre senkrecht sind, und
zwischen welchen sich bunte Körper, ein besten durchsichtige
oder ilurchscheineade, befinden, welche beim Drehen der Röhr©
. sich in immer neue Stellungen legen. Damit das Auge beim
Hindurchsehen nicht durch die aufser der Röhre liegenden Ge-
genstände gestört weide , mufs das äufsere Glas ein wenig matt
geschIi£Pen seyn, das innere ist dagegen vollkommen durchsichtig.
Der im Kaleidoskop befindliche Winkelspiegel, in welchen
das Auge durch dieOeffnung hineinsieht, zeigt die zwischen
den beiden vordem Gläsern liegenden Gegeöstände vervielfacht,
und wenn dieser Gegenstände viele mit mannigfaltigen Farben
sind , so bilden die vervielfältigten Bilder bunte , sternartig oder
vieleckig geordnete Figuren. Wegen der Beweglichkeit |ener
Gegenstände erhält man es leicht, daüi ihre Lage sich ändert,
wodurch ein ganz neues Bild hervorgeht , und dieser beständige
Wechsel, ^et mit fast unendlicher Mannigfaltigkeit neue Er-
scheinungen gewährt , ist es vorzüglich, wodurch das Auge sich
so iingenehm abgezogen und unterhalten findet.
p. Um die Entstehung der vervielfältigten Bilder zu übersehen,
l^l', Stelle AC den einen, BC den andern Spiegel vor, die hier ^-
pen Winkel von 60 Graden nut einander machen; ß sey ein Ge-
genstand zwischen beiden Spiegeln , einer der bunten Körper,
die sich Bwischea den parallelen Gläsern am Ende der Röhre be-t
finden. Bekanntlich sieht man im Spiegel allemal die Gegenstände
fo, als ob ihr Bild in dem Perpendikel ebenso weit hinter dem
Spiegel läge, als der Gegenstand vor demselben liegt, und fojr^
einen zweiten Spiegel ist die Abspiegelung dieses Bildes genan
na » aU qb das Bild selbst ein Gegenstand wäre« Sind also ßm^
ßn auf beide Spiegel senkrecht gezogen und so Verlängert , dafs
Vm =/)m, b"n =^n ist, so sind b', b" die beiden ersten Bil-
der des Gegenstandes ß. Zieht man von b' auf den zweiten
Spiegel bp senkrecht und nimmt 'b'p = b p, so ist ^b' das eine
dvirch zweimalige Reflexion erscheinende Bild, und ebenso gtebt
\/^q senkrecht auf d^n ersten Spiegel und %"q = b''^ den Ort
des andern durch zweimalige Spiegelung entstandenen Bildes
^'b", 2^ieht man von V die Senkrechte 'b'r auf den ersten Spie«
ge} und nimmt Vv ?=;= 'br, so ist b^'' das durch drei Znrückwer-
fangep entstandene Bild ; aber wenn man ''b"s auf den zweiten
Spiegel senkrecht zieht, und b'^'s aas ''b'^s nimmt, so fällt dieses
r
Kaleidoskop* 315
fiiU b*^ mit dem* vorigen b"^ «neunmen und die ZeU der Bilder«.
ist damit rolIeDdet. Ebenso würde, wenn der .Winkel ACB^isSi
welchen die Spiegel mit einander machen, c= 45^ ist, ein acht-
faches Bild gesehen werden ; oa' ist nämlich senkrecht auf den
eisten Spiegel, a' V iiaf den SKweiteta^ *^'^\ ^ den ersten,
und V, a'" auf den zweiten; es sind also V, Vj und a"' die
durch mehrmalige Reflexion entstehenden Bilder des Bildes a\
und genau so lassen sich die des Bildes a" bestimmen.
Wollte man den Kreis in 7 oder 9 gleiche Theile eintheileii
360**
and die Neigung der Spiegel =s ■ a" oder cxs 40* nehmen | so ^ ^
fallen die Bilder nicht sobald zusammen. Im Allgemeinen näm--
lieh, wenn AGB = ^. 360'' und ßCB =u ist, hat man furf^*
das Bild b' den Winkel BCb' =, a und für die von diesem Bilde
t
tusgehenden Reflexionen AC'b' «; ACb' = - . 360* + a, BCb
= -. 360^ + a. Bezeichne ich die folgenden mit %'!'bV^b*,
i««tBC'b'=:-.3eO*+«, BCfb' = -.360» + a, •
n n
AC'b' = i . 360» + « =! ACIV,
n
A
BG^b' z=i: ^ . 360'' + e — BC'^b' und so ferner; und
n
wenn ich die vom zweiten Bilde b" herkommenden Bilder mit
V,V/'!b",«^b*' bezeichne, soistAC/?=ACh':=i . 360* — e,
BCb"=;?-,360^^e«BCb^
n
ACb''=^ • 360^ -- a SB AC'V,
n
BG^b"==^ , 360* -« a Ä BC'V, und so weite».
Iitalson=;«6, so ist |. S60* + a + |. 360^ -«* a «360«
o o
und die dritten Wiederholungen beider Bilder fallen susamn^en;
7
wäre dagegen n =3 7» so geschähe dieses erst für -?-. 360* + a
816 Kaleidoskop,
und -^ • 360^ -— a» and die Utaten darch fünf- und teciumalige
n
Zuriickwerfang ent^and^nen Bilder würden zu m<itt werden«
Bei dem Kaleidoskop hat man es am besten gefundf^n, statt
belegter Spiegelgläeer nur unbelegte, aber hinten schwarz lackirt^
Gläser (von reinem, wohl geschliffenen Glase) zu nehmen. Jena
nämlich zeigen , besonders dann, wenn Äuge und Gegenstand
dem Glase sehr nahe stehen, doppelte Bilder, welche die Schön-
heit der vervielfachten Bilder, indem sie jedes als verdoppelt
undeutlich machen, vermindern. Sind die Glaser hinten schwarz;
»o. ist es nur 4ie vordere Spiegelfläche, welche Spiegelbildec
giebt, und die hintere Fläche des Glases reflectirt keine Strah->
len. Die Bilder sind bei ciieser Art von Spieg«hi allerdings mat-
ter^ als bei gev(F($hnIichen Spiegeln, aber die Reinheit jedes JQil-
des giebt ihnen , w^enn man nicht zu viele wiederholte Zurück-
werfungen fordert, dennoch den Vorzug,
Etw^s von d.er Einrichtung des Kaleidoskops ^verschieden
ist das Nürnberger Sira/ilenkästchen, Hier bilden nämlich drei
Spiegel eine gleichseitige ebgek^r^te Pyramide ; die Spiegelflä-
chen sind gegen das Innere der Pyramide gekehrt, und man bringt
vor die kleinere offene Grundfläche ein durchscheinendes, dieser
Dreiecksüäche gleiches Bild ; vor der^Ctte dergrtsfsern Gnindflä-*
che wird eine OefFnung zum Hineinsehen angebracht. Fa&t man
nun eine Ecke jenes dreiseitigen Bildes ins Auge, so sieht man so-
gleich ^ dafs sich diese und mit ihr das ganze Bild,' sechsmal an
einander gefiigt, darstellt ; eben diese Versephsfachung findet an
feder der dreißcken atatt. Aber da jedes dieser an der einen Ecke
entstehenden Bildq; sich als eine Erweiterung des Hauptbildes an
dieses anfiigt, so geben die an der zweiten und dritten Ecke ent^
stehenden Bilder an der ersten Ecke neue Bilder, and das ganze
Gesichtsfeld ist in sehr breiter Ausdehnung mit diesen Bildern
erfüllt Da das Auge sich jn der gröfsem Grundfläche der Pyra-
mide befindet , so treten die Bilder etwas hinter die Ebene der
andern Grandfläche zurück. Uebrigens werden hier, wo die aus
den Vervielfachungen um einen Eckpunct entstehenden neuen
J3ilder durch sehr vielmalige Reflexion hervorgebracht werden,
diese Bilder matter. In dem Strahlenkästchen, welches ich hier
beschrieben habe, eben dem ^ welches Gilbkjlt erwähnt*, sind
1 Ö. LHC. S47.
fCalender. 817
mehrere dreieckige Bilder, die, durchscheinend und gegen das
Licht betrachtet, die beschriebenen Wiederholungen geben;
wenn man, wie bei dem Kaleidoskop, bewegliche K{5rper statt
eines solchen Bildes anbrachte, so würden die Erscheinungen
poch weit mannigfaltiger seyn.
Das eigentlich sogenannte Kaleidoskop wurde von Briw*
STtR zuerst gekannt gemacht und ihm im Jahre 1817 in England
ein Patent darauf ertheilt ; es wurde bald so allgemein, als ange-*
nehmes Spielwerk, naehgemacht, dafs es fast in aller Menschen
Händen war. Indefs machte man sehr bald die Bemerkung, dafs
die Erfindung nicht ganz neu sey, und fuhrt aufser dem Nürnber-
ger Strahlenkästchen auch RiGH, Bradl^t's ähnliche Anordnung
von Spiegeln an *.
Wie man auch aus vier rechtwinklicht gegen einander ge-
stallten Spiegeln ein ähnliches Instrument bilden könne , ist in
den von Gilbert mitgetheilten Abhandlungen angegeben, wo
auch über die grofse Verbreitung dieses Instruments und die Vor-
thcile, die es dem mit einem Patente bevorrechteten Erfinder,
BaiwsTEA, brachte, Nachrichten vorkommen^. j?,
Kalender,
Calendarium; Calendrier; Calendar. Unter Ka-
lender versteht man theils die bei irgend einem' Volke einge-
rdhrte Zeiteintheilung nach bestimmten lahreti, Monaten t^.&. w.,
theils auch das Verzeichnifs der einzelnen Tage, wie sie nach
einer solchen Zeiteintheilung einem bestimmten Jahre entspre-
chen. Im ersten Sinne sagen wir-z.B., der Julianische Kalender
weicht jetzt um 12 Tage vom Gregorianischen ab , . im zweiten
Sinne reden wir von dem Kalender für ein bestimmtes Jahr.
Der Name stammt von den Calenden (Caiendae) der Römer her,
welches in jedem Monate der Name des ersten Tages war , und
▼OD welchem an die Tage des vorigen Monats rückwärts als dies
onuCaUndas gezählt wurden ; und der Name CaUndaeV^^m von
dem Ausrufen (jcaXcS) her, indem einer der Priester zugleich den
beobachteten Neumond und die Zahl der bis zu den ^onen noch
ZQ rechnenden Tage v-erkündigte*
1 New improvements of planting and gardtning by R. Bradley. 1710,
2 G. UX. 365. 869.
818 K^lenaer«
Der Kalender erdnet iie Tage in gewisia Abthallangen Ton
Wochen, Monaten und Jabreq; er umfafst gewöhnlich ein gan«-
^es Jahri von dessen verschiedener Anordnung der Art. Jii^r
handelt. Was zuerst unsem Kalepder betrifft , so ist die Sin-
fbeilung in Wochen von 7 Tagen bekaT^ntUch bei den Hebräern
seit den ältesten Zeiten eingeführt gewesen ; sie wurde bei den
Römern uni die Zeit des Anfangs unserer jetzigen Zeitrechnung
ao bekannt 9 dafs n^an anfing, sich häufig pach dieser Einthei-
]ung VQU 7 Tagen zu richten , obgleich friiher die nuudinae bei
ihnen jedesmal am achten Tage, nach siebentägiger Arbeit, einei|
Feiertag dargeboten hatten^. Die Benennung der Wochentage
knüpfte sich an die astrologischen Meinungen von der Herrschaft
der einzelnen Planeten über die Stunden, wo nach der Ordnung
4^r sieben Planeten Saturn 1, Jupiter 2, Mars 3] Sonne 4^ Vei-
pus 5» Mercurius 6 $ Mond 7) am einen Tage (dies 3atumi) der
Saturn die erste, achte, fünfzehnte und zwei nnd zwanzigste
Stunde beherrschte , also Jupiter die 23ste , Mars die 24ßte , Sie
Soqne die .erste Stunde des folgenden Tages, der also dies Solit,
Sonntag, war. Wenn man so fortrechnet, so erhält man nach
der Ordnung dies Lunae, Martis, Marcurii, Jovis | Veneris, Sa*-
turni u. s. w.
Unsere Monate haben ihre LSnga noch jetzt nach Gassak^s
^Ordnung beibehalten , welcher die elf Tage , um welche das
'Sonnenjahr länger ist, als 12 Mondenmoi^ate, so austheilte, dafa
^r den Monatei) Januarius , Seztilia ( nachher August genannt)
pnd December, welche sonst 29 Tage hatten, zwei Tage zu*
legte, wodurch sie 31 Tage erhielten, der März, Mai, Quintilis
(nachher Julius genannt) undOctober hatten schon in dem äkern
römischen Kalender 31 Tage, Aprilis, Junius, Septeipber, No-
vember, die 29 Tago gehabt hatten, erhielten jetzt 30 Tage, der
Februar behielt in den Gemeinjahren 28 Tage , un^ die Festtage
picht zu ändern , die den Verstorbenen gewidmet waren j und
Februalia hiefsep '•
lieber die Anordnung der Länge unserer Jahre und der Ein-
schaltungen enthält der Artikel Jahr alles hieher Gehörige , und
es ist daher nur noch übrig, vou der Berechnung derjenigen
Tage unsers Kalenders , die von astronomischen Bestinunungtfn
^bhängep , ptyraa zu sagen,
1 Ideler 11. 1S6. 177.
S Arfiim*« rö'm. Altetth. S. 5M.
Ealenden 919
W«s ment die Beitlmmting he/tnSii wekker Tag tmsen
Kalenders .eiii Sodntag ist , eo hnngt die^ea vom $onnencirkel
aad dem Sonntagsbachstaben ab. Man bezeichnet nümlich in
dem Jalianischen und Gregorianiachen Kalender ^ die Tage aller
Jahre vom 1* Janaar an fortlaufend mit A, B, G^ D, E, F^ 6, nnd
fiingt dann mit A 'wiedei an^; ist nun zum Beispiel in einem
Jahre der 3- Januar ein Sonntag , so heilst (} in diesem Jahre der
Sonntagsbuchstabei und der 10. Jantiar, der 7. Februar und alle
mit C bezeichneten Tage sind Sonntage, In deli Gemeinjahreir
geht dieses ohne Anstob fort , aber da in den Schaltjahren der
Schalttag, 24* Februar , mit eben dem Buchstaben F bezeichnet
wird 9 den jetzt auch (so als ob der 248te nicht da wäre) der254'
Februar erhält, so hat nun QQ* Febr. O, 27. Febr. A^ 28. Febr.
By 39. Febr. C, 1. März ebenso vie in andern Jahren D< War
mm aber im Anfange des Jahres C der Sonntagsbuphstabe , also
der.21. Febr« ein Sonntag, so ist auch der 28* Febr. ein Sonntag,
obgleich er den Buchstaben B hat, und der Sonntagsbuchstabe
isl nach dem Schalttage B, wenn er ^or dem Schalttage G war.
Aus diesem^ Grunde hat jedes Schaltjahr zwei Sonntagsbuchsta-;
Ben, Ton welchen der eine vor, der andere nach dem Schalt'%
tage gilt* Kennt man also den Sonntagsbucbstaben, so lehrt ein
Bück in den immerwährenden Kalender alle Sonntage des Jahrea
kennen, und zeigt also zugleich y welchen Wochentag man an.
jedem Monatstage hat.
Um den Sonntagsbnchstaben ZU finden, reieht im Juliani^
sehen Kalender eine höchst einfache Heehnung hin. Der Son-^ .
nencirkel fängt mit einem Schaltjahre an und hat ^e Sonnugs- >
bnchstaben G, F ; in diesem ersten Jahre des Sonnencirkels ist
also der Neujahrstag ein Montag und der letzte Decamber ein
Diianslag, der erste. Sonntag des nächsten Jahres ist also am 5«
Januar, einem mit £ bezeiehnetep Tage, und E ist also der*
Sonptagsbuchstabe im zweiten Jahre des Sonnencirkels. Da der ;
letzte December den Buchstaben A hat, so ist dieser ein Mitt*
woch, wiQ der Nenjahrstag , und der ejcate Sondtag im dritten
Jahre des Sonnencirkels ist-am 4« i »nuar, idso der Sonniagsbuch*
Stabe D. So entsteht folgendes T^felchen der Sonntagtbuchsta-
ben im Julianischen Kalender;
1 Vergl. Art. Jahr»
8 S» den diesem Art» beiijeäigten immerwakrtndtn Salendir*
Kalender.
i. G. F.
a B.
15. C.
2. E.
9. D. C.
16. B.
3. D.
10. B.
17. A. G.
4. C. .
11. A.
la F.
5. B. A.
12. 0.
19- ß.
6. G.
13. F. E.
20. D.
7. F.
14 D.
21. C. B
angegeben ist, dafs man z. B. für 1829 setzt,
labt
820
22. A.
23. G.
24. F.
25. E. D.
26. C.
27. B.
2a A.
Das Jahr 29 ist wieder da$. erste des Cyklus. , Ein solches erstes
Jahr des Socmeiicirkels war das Jahr 9 Vor unserer Zeitrechnung
(nämlich 9 ein Schaltjahr^ 8^ 7> 6 Gemeipjahre , 5 ein Schalt-'
jähr, 4, 3, 2 Gemeilijahfe ^ 1 ein Schaltjahr, und nun die 'Jahre
unserer Zeitrechnung 1, 2, 3 Gemeinjahre, 4 ein Schaltjahr und
so ferner). Daher entsteht die Aegel, die im Artikel Cyklus
1829 + 9
28
ISzumAest, also ist 1829 das 18te,detSonnencij;keU und hat
folglich ini Julianischen ILalender F zum Sonntagsbuchstaben.
Im Gregorianischen Kaiendet ist ^s nicht -so einfach. Da, wie
im Art. Jalir bemerkt worden ist, dieser sich im Jahre 1582 nm
10 Tage vom Julianischen entfernte, so 'waren auch die Sonntage
utn 10 Moiiatstage fortgerückt, und aka- wurden »von 1583 'bis'
zum Februar 1700 die Wochei^tage, di«^flOi Jalianischeta Kaleh«
d«r ectf Tag(^ ttAfr A 4)exeichnet fielen ,. auf Tage mit D bezeick«
net versetzt, und der Sonntagsbuchstabe A in jenem forderte t>
in diesem , B im Julianischen stimmte mit £ im Gregorianischen
übttrein. Da Im Jahre 1700 eine Einschaltung im Gregoriani-*
sehen Kalender ausfiel , so stimmte bis tn 1800 Her Sonntags-
buchstahe A im Julianischen mit E im Gregarianfischen Kalender
iiberein, und endlich in unserem Jahrhundelt stimmt A im Ju-^
liaiiischen mit F im Gregorianischen Kalender zusammen. WIt
haben daher für unser Jahrhundert folgende Tafel der Grego-
xitoischen-Sonntagsbuchstaben'ffir die Jahre des Sonnencirkels :
B.
Demnach hat das Jahr 1829 in unserm Gregorianischen Kaien«
der als 18tes Jalir des Sonnencirkels den Sönntagsbuchstaben D,
1. E. D.
a c. 1
15. A.
22. F.
2. C.
9. B. A. ■
16. G.
23. "E.
aß.
10. G.
17. E. E.
24. D.
4. A.
11. F.
18. D.
2$. C
5. G. F.
12. E.
19. C.
2t). A.
6. E.
13. D. C.
20. B.
27. G.
7.D.
14. B.
21. A. G.
2a Fv
Kalehder. 821
nDJ es sini der 4. Januar | der 1. Februar , der !• März , der 5.
April n.s. w. Sonntage.
Unter den Festtagen unsers Kalenders giebt es bekanntlich
viele, die an bestimmte Monatstage geknüpft sind und daher un-
bewei^Iiche Feste heilsenj andere sind bewegliche Feste, und
diese jiängen alle von der veränderlichen Zeit des Osterfestes ab.
Da dieses nach dem Mondlaufe bestimmt wird, so entstand
schon früh in der christliche^ jvirche das Bediirfniis , nach Re-
geln, die mit astronomischen .Bestimmungen in Verbindung ste*
hen,. das Osterfest zu berechne^«
Die Juden feiertet) ihr Passah am 14 Nisan, das ist, «n dem
Tage desjenigen Vollmondes , der um die Zeit der Nachtgleiche
lunacbst nach derselben eintritt ; der 1. Nisan ist nämlich der Neu-
mond, welcher der Nachtgleiche zunächst fiUt. An dies^ Oster-
feier der Juden knüpften die Christen von jiidi»oker Abkttbft ihr
christliches O^erfitt, ab £rinnerung<stag' der Atiferstehnng Chri-*
sti, und in den frühesten Zeitteil des Chi^tenthntiis behielten sie'
ganz jenen Tag, 14. Nisan, als den dem Passahmahle bestimm«
ten Tag bei , machten aber Ineistens den 16* Nisan cum eigent-
lichen Gedäcbtnilstage der Auferstehung^ Die. von Niohtjuden
abstammenden Christen gaben dagegen einem Freitage und Sonn-
tage in dieser Jahresseit, um die Nachtgleiche, die besond^tf'
Beziehung anf dieee Erinnerung. ' Eine allgemeine Vereinigung
aUer Christen sm eiiMr> gleichzeitigen Osterfeier wurde schon.
.früher, namentlich Ton EuSEBrva, als wiinschenswerth darge*
stellt and auf der lUrchenversamitiluag zuNicaea3259 nnd naeh-
^nicklicher auf der zu Antiochia 341 versucht Es würde festge-
setzt, dafs dieses Fest am Sonntage und nicht mehr an dem ,^ auf
jtden andiem Wochentag fallenden, jüdischen Osterfeste gefeiert
weiden soll«*
Die Regel, das Osterfest an dem Sonntage zu feiern, wel-
cler data Frühlingsvollmonde folgte, war nicht so bestimm^ fest-
gesetzt, aber sie war Schon früher von vielen Christen befolgt
worden, und da die Frühlings -Nachtgleiche' um jene Zeit am
31. März fiel und man daran , dafs sie nicht immer so falle, nicht
dachte, so setzte man den am 21. März oder zunächst nach dem
21. März fallenden Vollmond als Ostervolhnond fest, nacÜ wel-
chem am nächsten Sonntage das Osterfest gefeiert werden sollte; "
fiel der Ostervollmond oder die Oster^renze auf ein^n Sonntag,
822 Kalender/
SO Torschob mtn die Feier bia eom naehsten Sonntage \ Diese
nach und nach angenommene flegel hat schon £rüh za BemuhnD<^
gen 9 den OstervoUmond Toraus zu bestimmen f geflUtrt \ und
der lOjährige Cyk-lus, nach welchem die Vollmonde zu demsel-
ben Tage des Jahres zarackkehren^ scheint "^ von den Aleitandri-»
tiern schon zu Dioci.etiav^s ^eit gegen das Ende des 3. Jahrh.
angewandt Worden zu seyn. Man befolgte dabei das Verüah-»
re«, dafs mai^ von einet einmal bekannteti Ostergrenze des einen
Jfahres 11 Tage zunickging, um die Ostergrenze des zweiten
Jahres zu finden, und dafs man dieses Zurückgehen um 11 Tage
nur dann in ein Vorwärtsgehen um 19 Tage Verwandelte, Wena
)ene8 die Zeit des Vollmonds i>or dem 21. März angab ,t Wohin
die Ostergrenze nicht fallen darfite. Diese Regel blieb richtig
bis zum letzten Jahre des 19 jährigen Gyklus; um aber dann
wieder auf den Anfangstag zurückzukommen , muDste man zwölf
Tage zurückgehen, welches man den stätus iiMae nannte*
WenB man den 5i April %vm Aafangstage oder znr Ostergrenze
des ersten Jahrea macht» Bo hat man 5* April» 2& März, 13*
April, 2. Apr., 22. März, 10. Apr., 3ftMärz, 18. Apr., 7.
Apr., 27* März, 15. Apr., 4* Apr., 24. März, 12. Apr., 1. Apr.,
UO* Apr., 9« Apr., 29. März, 17. Apr* als Ostergrenzen oder
Vollmondstage für alle 19 Jahre, und nun sollte nach der Ab»
augsregel von 11- Tagen der 6* April folgen, aber der vollendete
19jährige Cykhis fordert den 5. April, also eben jene« schon an*
geführten Sprung« Diese 19jährige Periode enthielt nach der
Lage der Schaltjahre 6939 oder 6940 Tage ^ jede vier Perioden
ober enthielten 27759 Tage , welches mit der Von. Kaliffus
herrührenden Verbesserung de$ MetonscJien Cyhlus überein-,
stimmt« Nach dieser Regel wurde schon früh und ziemlich re—
gelmäfsig das Osterfest in den morgenländischen Kirchen ge-
feiert, bei den abendländischen Kirchen galten, theils^andere Be-i
rechnungsmethoden, zum Beispiel der Oster ^ Kanon des ViCTO-
mus , theils wollte die abendländische Kirche die Fälle, wo das
Osterfest nach jener Anordnung sehr spat gefeiert werden sollte,
nicht gelten lassen , und man sah dann den Märzvollmond für
1 Ideler a. a. O. II. S07.
. S Yon den frühesten Bemuhaagen,' die OUer^ewte la berechnen,
•..Idelei: 11. 215*
. 8,., Nach Ideler II. 2l2«
Kalender. 823
die Ostergrenze an, obgleich er f^r 4er Nachtgleiche eiqtrat»
Als einen wahncheinlkhen Grand für die Regel der römischen
lUrche, das Osterfest nicht später als am 21* April zu feiern«
giebtiDXLER nach. einer sich darauf beziehenden Stelle ausPAo--
srta's Chronikon an, dals die Circensischei^ Spiele am 11. ante
Cdendas Maji, an dem angeblichen Tage der ersten Gründung
Roms, noch immer gefeiert wurden, und dala dieie unmöglich *
in der Charcroche gefeiert werden konnten.
Erst dem Bischof Dio!rt8ius Exigüus gelang es, ums Jahr
525, die Anordnung der Osterberechnurtg nach dem 19jährigen
Cykitu allmalig auch in den abendländischen Kirchen einzufüh-
ren, so dals endlich, nachdem bei den Dritten Beoa um 710 die
Einführung derselben Berechnung befördert hatte , die sammtli«
eben christlichen Kirchen gegen das Ende des achten Jahrhun-
derts in diesem Puncte einig waren«
Man glaubte mit dieser Dionysischen Anordnung nun für
immer auszureichen, bedachte aber nipht, dafs weder die Julia«
nische Einschaltung , noch die.Ostekperiode im strengsten Sinne
genau sey. Den Fehler, welchen die um ll' 10'' vom wahren
Jahre abweichende lünge des Julianischen Jahres hervorbrachte,
habe ich im Art. Jahr näher betrachtet ; aber hier kommt auch
der zweite Umstand, dafs der 19jährige Cyklus von 235 syno«
dischen Monaten um 1 St. 28^ Min. zu kurz ist, in Betrachtung.
Wegen des ersten Umstandes traten die Nachtgleichen alle 128
lakre nm 1 Tag fiüher ein, wegen des letzten mulsten die Neu«
monde aflc 310Jahre um 1 Tag (indem ^2i^^J^ = 23^59' 52") .
früher kommen. Jene Regel zur Bestimmung des Osterfestes
ward daher immer minder richtig , und nachdem schon früher
aehrere Gelehrte hierauf aufmerksam gemacht hatten, suchte der
Papst Gaboorius XIII. durch seine Kalenderverbesserung auch
dieser Unsicherheit abzuhelfen. Hierzu diente diejenige allmä-
lige Abänderung des Epakten- Cyklus, welche LxLius in Vor«
schlag brachte. Die Epakte sollte jedesmal das Alter des Mon-«
des am Neujahrstage angeben , und man setzt sie daher I, wenn
der Neumond am 31* Oec. statt gefunden hat. In diesem Falle
kommt nach der Abwechselung der Monate von 30 und 29 Ta-
gten auf den 30- Jan., 28. Febr., 30. März, 28* April u. s^ w.
•in Neumond und alle diese Tage sind im inmerw&hxendea
T. Bd. Ggg
824 Kalender.
Gregorianischen KaUnder mit I bezeichnet^; im nHchsten Iahte
ist der Mond am I.Jan. 12 Tage alt, die Epakte ist XII, ui^d am
19. Jan , 17* Febr. u.s.^w. treten Neumonde ein ; diese Tage sind
mit XII bezeichnet , und alle faiit XII bezeichneten ^age gebea
durchs ganze Jahr die Neumonde des Jahres an, dessen Epakte XJI
ist. So findet es für alleEpakten statt. Indem nämlich vom 1. Jan. ,
der mit ^ bezeichnet ist, an, die Zahlen XXIX am 2. Jaouar,
XXVIII am 3. Jan. geschrieben werden und so fortgefahren wird,
erhält man zum Beispiel für die Epakte IV den ersten J^eumond
am 27«' Januar und so ferner* Bei diesem Riickwärtszählen' hat
der 31. Jan. wieder ^, der 1. Febr. XXIX, aber da im Monden*
Wechsel Monate von 30 und 29 Tagen wechseln , so mufs in
dieser zweiten Zahlenfolge ein Tag ausfallen , daher setzt man
auf den 5- Febr. XXV. XXIV, auf deii 6. Febr. XXIU und so
ferner. So erhält der 1. März und der 31. März *, der 5- Apr.
XXV. XXlV, der 29» April *, der 29. Mal *, der 3. Juni XXV.
XXIV, der 27. Jan. und 27. JiJ. *, der 1. Aug. XXV. XXlV,
der 25. Aug. und 24. Sept. *^ der 29. Sept XXV. XXIV, der
23. Ocn und 22. Nov. * der 27. Nov. XXV. XXIV, der 21.
Dec. % und mit XX am 31. Dec. schliefst sich das Jahr ^, das
ist in demjenigen Jahre, welches am 31. Dec einen Neumond
hat , war die Epakte XX, sie ist also im nächsten Jahre (statt
XXXI, wie ihr Wachsen um elf fordern würde) = I , oder der
Mond am Neujahrstage 1 Tag alt. Dals für jene Doppelzahl, die
an irgend einem Tage zu setzen war, gerade XXV« XXIV gewählt
worden , ist willkürlich. Mit dieser Epakten - Anordnung wäre
jedoch nicht viel gewonnen , wenn man sie immerfort nach dem
19jährigen Cyklus %leichmäfsig wechseln liefse; aber die Bück-
sieht auf die Abweichung des wahren Mondlaufes von dem 19-
jährigen Cyklus macht, so wie die Veränderung der Einschal-
tung an den Secülarjahren , das eigentliche Verdienst der von
LiLius angegebenen und von Gb£GOH'iu^,^II. angenommenen
Verbesserung aus. In dem früher geltenden Mondcirkel traf für
das erste Jahr des Cyklus ein Neumond auf den 23« Jan. , also
für das zweite auf den 12. Jan. , fiir das dritte auf den 1. Jan.
und so ferner. Da durch die Weglassung von 10 Tagen im Jahre
1 8. den immerwähr. Kai. am Schlasse dieses Art.
2 Der diesem Art. angehängte iinmer^äiirende Gregorianiscke^a-
lender zeigt dieses noch betten
Kalender. 825
1582 iet Netimond des ersten Jahres vom 23* 3^* atf den 2«
Febn überging (oder mit andern Worten der Julianische 23. Ja-
Bnar mit dem Gregorianischen 2« Febr. einerlei war) , so fiel im
enten Jahre des^ Cjklos auf den 2. Febr. der zweite, auf den 3.
Jan. der erste nach dem Cyklus berechnete Neumond ; aber dei
Cyklos hatte sich um etwa 3 Tage vom wahren Mondlaufe ent-*
fernt, und Lilius nahm daher den vorhergehenden 31. Dec« als
Neamondstag an , sp dals mit dem ersten Jahre des Cyklus odef
mit der güldenen ZcM 1 die Epakte I im Gregorianischen Kalen*^
der zusammentraL Die Epakte nimmt dann mit jedem Jahre um
XI zu, und macht nur vom 19ten Jahre bis zum ersten des neuen
Cyklus den schon erwähnten Sprung , nämlich Von XIX auf L
Diese Anordnung konnte nur so lange bestehen, als die
Schaltjahre alle 4 Jahre ordentlich Wiederkehrten , und bedurfte
einer Aenderung, wenn am Ende des Jahrhunderts ein Schalttag
•nsfiel« Diese Aenderung nannte man die Sonnengleichung *
Aber noch eine zweite Aenderung war nöthig, weil in 310 Jah-*
Ten oder, wie Lilius rechnet, in 3124- Jahren derMondcyklus um
1 Tag vom wahren Mondlaufe abwich , und dieses wurde die
Mondgleichung genannt» Wegen der Sonnengleichung ni;nmt
die Abweichung des Gregorianischen Kalenders vom Julianischen
am Ende derjenigen Jahrhunderte , die sich mit einem Gemein-^
jähre endigen , um einen Tag su , und die Epakten vermindern
ach um 1. Es ist nämlich offenbar, Mafs bei regelmäfsiger Ein-
schaltung , nach dem Julianischen Kalender, der erste Januar im
eisten Jahre des Cyklus I als Mondesalter bekommen h&tte , abet
wegen des "weggelassenen einen Tages bei ^em Uebergange in
ein neues Jahrhundert der Mond am 1. Januar« erst 0 Tage alt
ist Dieser Fall trat mit dem Jahte 1700 ein , und statt dab die
Epakten I, XII, XXUI u. s. w. für die Anfatigsjahre des Cirkels
gehörten, so gingen sie nun in * XI, XXII, HI und so weiter
ober* Mit dem Jahre 1800, sollte eine gleiche Aenderung in
Beziehung atif die Einschaltung eititretfen, aber da alle 300 Jahre
^er Neumond einen Tag zurück rücket , so hat man für 1800
som ersten Male diesen der Mondgleichung entsprechenden Tag
in Rechnung gebracht und so jene Aenderung aufgehoben. Bi^^
zum Jahre 1900 gut daher die Epaktentabelle , wo der güldenen^
Zahl 1. * entspricht,
mit % Xi, 3. XXII, 4. lU,
5- XIV, 6. XXV, 7. VI,
GggÜ
g26 Kalender.
mit 8. xvn, 9. xxvm, io. ix, .
IJ* XX^ 12. 1, 13. XU,
14. XXIII, 15.1V, 16. XV,
17. XXVI, 18- VII, 19. XVlIt
zusammengehöi-en. Im Jahre 1900 rückt, wegen der Einsclul-
tung oder Sonnengleichung , der Gregorianische Kalender ani 1
Tag Äuriick und der güldönen Zahl 1 entspricht die Epakte
XXIX. So bleibt es bis 2200, weil 2000 ein Schaltjahr ist und
also keine Sonnengleichüng statt findet, 2100 dagegen wegen
der seit 1800 verlaufenen drei Jahrhunderte eine Mondgleichung
fordert, welche die Sonnengleichung aufhebt. Nach 2200 kömmt
zur güldenen Zahl 1 die Epakte XXVIII, nach 2300 zur gülde-
nen Zahl 1 die Epakte XXVlI; aber im Jahre 2400, wo die Ein-
schaltang so wie im Julianischen Kalender statt findet, dagegen
die SOOjährjge Periode der Mondgleichung um ist, erhält das
erste Jahr des Mondcifkels wieder die Epakte XXVHI, die mit
dem Jahre 2500 in XXVII übergeht. Ebenso ist für die femera
Zukunft zu rechnen, wobei nur das zu bemerken ist, dab die
Mondgleichung, da sie eigentlich nach 310 Jahren, oder, wie
LiLius annahm, nach 3124- Jahren erst eintreten sollte, jiicht
unbedingt am Ende jedes dritten Jahrhunderts berechnet w;erden
mufs, sondern nach sieben solchen Perioden einmal um ein Jahr-
hundert hinausgeriickt ^rd; sie wird also zwar in den Jahren
1800, 210a, 2400, 2700, 3000, 3300, 3600, 3900 in Rechnung
gebracht, dann aber erst 4300, 4600 und so femer. Diese Mond-
gleichüng ist zwar auf eine Länge des synodischen Monats be-
rechnet, die nicht genau richtig ist, aber der Unterschied ist auf
lange Zeiten hinaus Von keiner Erheblichkeit*
Das Osterfest läüst sich mit Hülfe dieser Bestimmungen (iir
alle Zeiten finden. Die güldeiie Zahl erhält man nämlich, indem
man die Jahrszahl zu 1 addirt und die Summe mit 19 dividirt,
1830
der Rest ist die güldene Zahl; z. B. für 1829 ist, da -r^ sum
Beste Cläfst, der Mondcirkel = 6« Damit gehört in unserm
Jahrhundert die Epakte XXV zusammen , und diese Zahl steht
in dem vorhin beschriebenen immerwährenden Gregorianischen
Kalender neben dem 6* Januar, neben dem 5« Februar, neben
dem 6. März und 5- April ; diese Tage sind die Neumondstage,
und wenn man 13 zulegt, so hat man für 19. März und 18- April
des Mondes Alter, welches man sonst Luna XIV benannte, und
ItaUiider. 827
imß T«ge geNa dit Otteigseoat. D« der 19» Mar« vor der
Kachtgleiche fallt, so 'iat nicht die^r Vollmond, Bopdern der
folgende am 18» April der Ostervollmppd. Da nun der Sonn-
tigsbiichglab^ 1829 D iat, «o haben wir am 19* April einen Sonn-
tag und dieae« i#t der Ostersonntag i.
Im JuIiMiiachen Kalender ist im 6* Jahre des Mondcirkels
der Neumond. am 28i Januar , 26* Febrpar, 28. März, also der
Ostervollmoiid %m 10* April , und da F der Sonntagsbuchstabo
ist, also der 14 April ^in Spnntag, so ist dieses der Ostertag
des JoUiuiis^hen Kalenders. Dabei ist zu bemerken, dafs ihr
10. April unser 22» April ist, ihrCyklus also den Vollmond irrig
^giebt, aber dennoch findet die Festrechnnng so statt.
Unter den Mängeln , die bei der Gregorianischen Einschal-
iBSguad Festitchnui^g übrig bleiben , muls ich hier noch zwei
bemerken; 1. dab die Nachtgleiche nicht ({epau am 21t Merz
bleibt, sondern w^geii der am Ende der Jahrhunderte auf ein-
mal eintretenden Ausgleichung um diese Zeit am meisten ab-
weicht;. 2f dafs die von Lilius ang^noml^senen Neumonde ^ur
Zät der Kalenderverbcsserung selbst nicht genau sind. Er nahm
jMunlieh die Abweichung des Gyklus bis zu seiner Zeit um e^as
ai geringe an und luitte ataff 3 Tagen 4T^ge f^nsetzen sollen.—
P«s£rstere ist nicht anders möglich, da die Einschaltung nach
ganzen Tagen geschehen muls und auch die Ausgleichung am
(nde der Jahrhunderte am bequemsten geschieht. Das zweite
CDtschnldigt Cla yiu8 dadurch , dafs so der 14. Tag des Mond«
dt^a, Vrie die Kirche es annimmt, nie yor dem wahren Voll-
Iftond falle ; cnie Entschuldigung , die nicht ganz genügt«
Znr Geschichte des Kaleiiders gehört nun noch Folgendes^
dtt Gregorianische Kalander wurde in dem gr{>fsten Theile Ita-**
Kens, in Spi^nien und Portugal der Anordnung des Papstes ge-
&ali sogleich eingeführt. /In Frankreich wurden erst im Decem-
Ui die zehn Tage ausgelassen , welche dort schon zwei Monate
früher weggefallen waren. Auch die katholischen Cantons der
ßdiweiz traten 1583, Polen 1586, Ungarn 1587 der Verbesse-
mng bei. In Deutschland th^ten es nu4* die kathoUscben Stände,
' 1 AndoM Reget» der Berechoong :von Oacss and CrccoLiHit. in
T. Z«ch Monatl. Corr. H. 121. uiid Cqrresp. asfr. VI. 514. Xiy. 24$.
^ X. 417. Uelier cinzeine hierher gehörige Fragen t. Corretp. astr.
XI. 597. Xm. Sl.,;^64f^.«ad Aatroe^ ^ahtb» 1818. 277.
828 KalendeFt
die protestantischen hingegen blieben dem jetzt so genanntea
alten Style treu. Die Weigerung, den Oregorianischen Kaien*
der anzunehmen , setzten die protestantischen Stande Deutsch-?
Iand9 bis zum Jahre 1699 fort, und 4^ erst entschlossen sie siph,
unfer deni Name^ des verbesserten Kalenders einen neuen Ka<^
lender einzuführen. Bs wurden dem zu Folge im Jahre 1700 im
Februar elf Tage ausgelassen^ so dafs nach dem 18* Februar so-
gleich der 1. März folgte. Weil man aber in Rücksicht des
Osterfestes Einiges an der Gregorianischen Anoidnung zu tadela
fand, so setzte man fest, dafs der Vollmond nach deii Rudol-
phinischen Tafeln astronomisch und zwar auf den Uranibnrger
Meridiap berechnet werden sollte , damit so das Osterfest seine
genau richtige Bestimmung erhalte. Diesem Beschlüsse traten
die Vereinigten Niederlande und Dänemark sogleich, die prote-
stantischen Cantons der Schweiz ein Jahr spater bei« In Eng-
land dagegen wurde erst im Jahre 1752 der alte Kalendev abge-
scfhafft, und durch ein Auslassen von elf Tagen im September,
wo nach dem 2. Sept. sogleich dei: 14 Sept. folgte, die Ausglei*
chung zu Stande gebracht. In Schweden geschah dieses 1753
im Februar. In Rufsland und bei der Griechischen Kirche be-
steht noch ein' im Wesentlichen mit dem Julianisohen überein-
stimmender Kalender \ und mau unterscheidet daher dort alten
und neuen Styl.
Jener verbes^erte Kalender stimmte in den meisten Fallen
Tpolt dem Gregorianischen auch in Hinsicht des Osterfestes über-
ein , aber da die cyklische Rechnung nicht allemal mit der astro-
nomischen zusammenstimmen kann, so kamen Fdle vor, wo dia
eine itechnung den Sonnabend, die andere den Sonntag zur
Ostergrenze machte , und wo der letzteren zufolge dann das Fest
erst acht Tage später gefeiert wurde. Da 1778 ein solcher Fall
wieder bevorstand, so bewirkte Fribd Rick II, j dafs die evan-
gelischen Stände der cjklischen Rechnung beitraten, und unter
dem Namen des allgemeinen Reichskalenders wurde nun ein
gleichförmiger Kalender im ganzen deutschen Reiche eingeführt^
deui auch die übrigen evangelischen Staaten beigetreten sind \
1 Ueber elnigo Eiganthämliolikeiten des Bttfi. Cal« i« Littkrow*s
KaleadaviograpHie. . .
2 Im Art Epakte Bd. ITL 8. 791 Z. 12. ist in Besfehting hfenraf
ein Fehler, weichen man hierofteh leicht verbetset«- kann*
Kalender« Q29
leb kann jUeg «n Asdkel nicht «cUiellBeD , o^ne noch einige
Worte über die Spoche unserer Zeitrechnung zu sagen. Es ist
!>ekannt genug, däb erst DiovTftiva Ezieuus diese Zeitrechr
iioig einföbrte , und dafs er in einem viel zu spaten Zeitalter
lebte, um als eine sichere Aat%>rität für die Richtigkeit des von
iim angenommenen Geburtsjahres Christi zu gelten. Diontsius
tcheint, da man allgemein den 25. Dec als den Tag der Geburt
Cbisti, anzusehen pflegte, diesen Tag im ersten Jahre unserer
Zdtrechnung oder im 754aten der Stadt Rom dafiir angenommen
ni liaben. Die' Angaben früherer Kirchenväter ha&en schon
lange Veranlassung gegeben^ das Jahr der Geburt Christi als drei
lahrs früher fallend anzusehen, aber InELza zeigt, dajüs man es
loch früher und zwar mit groifser Wahrscheinlichkeit auf das
Uur 747 der Stadt Rom setzen mub. Der Grund hierfür liegt
Torzüglich in der Zeitbestimmung, die wir für den Tod 4es
EiEODKS besitzen, in dessen letzter Krankheit, nach Josisr^us
Erzählung, eine MondinstemifiB bei einem kurz vox dem PMS&b
eiitsetendes Vollmonde statt fand* Eine solche hat sich ^ber
aa:hInzi.ER*s Berechnung im Jahre Roms 750 in der Nacht vom
12. lom 13* März ereignet , und i/or diesem ^eitpuncte iat ^Iso
die Geburt Christi anzusetzen , aber sehr wahrscheinlich .^uch
iber zwei Jahre früher , da Hbroues alle zweijährigen Kiqder
tödien liels. Dieses würde ungefähr schon auf das Jahr 747
fabeu, zumal wenn man den alten Traditionen gemäls die Ge-
bort Chiisti an das Ende des Jahres setzt. Hiermit vereinigt sich
ncn eine Stelle des Tjsrtvlliah, welcher den Sevtivs Satuil-
iiius als denjenigen eigentlichen Präses von Syrien nennt, uQter
vebhem die Schätzung statt fand, deren der £vange}iet LccAS
gedenkt; dieser SsKTitsSATURNivus war aber nur bis zum Sem-
>Bei 748* im Besitze dieser Stelle. Nach diesen Gründen hßh
Ii»EUR mit grofser Wahrscheinlichkeit 747 der Stadt fü)c das
wahre Geburtsjahr Christi K Hiermit verbindet sich auf ei^e in
der Ibat überraschende Weise ein astrx>nomisches Ereigniis«
Schon Kepler, hat darauf aufmerksmn gemacht , dafs die Er-
scheinung am Himmel, welche die Magier nach Jerusaleui flthrte,
wohl die Conjunction des Jupiter und Saturn gewesen seyn mtf-
1 Hiermit ihid anoK die Kirtorisohen VnterseeliuQAen au verglei-
^eVi die Mustbh anstelltvia leiuer Schrift:- Der Stern der Welteo»
Copenhagen 1827. 8. 96.
SSO Kalender,
ge , die um diese Zeit statt fand. Mtf nxJL hat diesen Gedanken
mit neuen Gründen unterstützt, indem er ^us ,einem rabbioi-
schen Schriftsteller späterer Zeit xeigt , dafs man dieser Con jnn-»
ction eine wichtige Bedeutung beilegte, besonders wenn sie sieb
im Sternbilde der Fische ereignete , und dals ' man die Ankanfi
des Messias damit in Verbindung setzte. Eine solche Gonjan-i
ction des Jupiter und Saturn im Sternbilde der Fische hat nun
allerdings im Jahre 747 nach Erbauung der Stadt Rom statt ge-r
funden. Nach In^LBa's genauer Berechnung ^ waren beide Pla-
neten am 20. Mai dieses Jahres zum ersten Male in Conjunetion
und nur 1 Grad von einander entfernt; bei ihrem Rückgange
fand am 27- Oct. eine zweite Conitinction statt und am 12* Nov.
eine dritte im 15. Grade, der Fische, bei welcher «abermals die
beiden Planeten nur 1 Grad von einander abstanden. Die Plane-i
ten zeigten sich also mehrere Monate durch einandeif so nah^
dafs die Conjunction den auf diese Aspecten achtenden Astrono
men allerdings als med^würdig erscheinen muTste«
Von der Einrichtung des Kalenders anderer Völker za n^
den scheint mir hier nicht der Ort, zumal da das, was die Aar
Ordnung der Jahre, der Schaltjahre u, s. w. betrifi%, schon oben
vorgekommen ist. Wer sich über den Kielender der Russen,
Juden und Türken belehren will , findet alles Erforderliche in
LiTTAOw's Kalendaripgraphie. Wien 1828^.
Als das wichtigste diesen Gegenstand betre£Pende Buch habe
ith schon oft genannt: Idblbh'i^ Handbuch der mathematische
und technischen Chronologie, aus den Quellen bearbeitet. 2Thfet
BerKn 1825—26,
Von altem Schriften nenne ich nur einige der wichtigstdn i
CESSOAiffUS de die natali, ein Buch, das, im Jahre 238 on-
sferer Zeitrechnung geschrieben , in den ersten Capiteln zienlich
unbedeutende Gegenstände enthält, welche sich. auf den Ge-^
burtstag im Allgemeinen beziehen, in dessen zweiter Hälftt aber
die wichtigsten Nachrichten über die altern Zeitein^heilangen
und chronologischen Bestimmungen zu finde^ sind,
Gsifiiri isagoge in A^rati phaenomena»
1 Ideler 11. 406.
2 Ueber die Berechndog des judisGhen Oatel^iMtet nach Gaof^*«
Anleitatg •# v. Zaok Motu Gerr, Ü. 121. und dessen Corr«sp. astro-
nomi(^ue I. 556. 11. 458.
Kalender,
m
DiqsTSii epistpla «d Petroniuar.
D10VT911 epiBtob ad Bonifaciunif
Bbda de temporam xatione,
Clatii explicatio romapi calendar^i a Oregotio XIII. xesd«
tndy Clemeqtis VIII. jnssq «dita.
Immerwährender Jalianischer Kalender,
Januar,
i. A. in.
11. D. xm.
21. G.
2.B.
12. E. n.
22. A. XU,
3.C. XI.
13. F.
23. B. 1.
4.D.
14. G.X.
24. C.
5.KXIX.
15. A.
25. D. IX.
tF. vm.
16. B. XVUI,
26. E.
7. G.
17. C. VIL
27. F. XVII.
a A. XVL
18. D.
2a G. VI.
ft B. V.
Jti. E. XV.
50. F. IV.
29. A.
lac,
30. B. XIV,
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Februar.
31, c. in.
1. D.
11. 6.
21. GL
2. E. XI.
12. A. X.
22. D.
3. F. XIX.
13. B.
23. E. BC.
4 G. Vllt.
14. C. XVffl.
24. F.
5. A.
15. D. VII.
25. G, xvn
6. B. XVl
16. E.
26. A. VL
7. C. V.
17. F. XV.
27. B.
ao.
la G. IV.
28. C. XIV.
9. E. XIII.
19. A.
10. F, II.
20. B. XII.
Mars.
I.D. D;.
11. G. xm. 1
21, C.
2. E. •
12. A. 11.
22. D. XIL
3. F. XL
13. B.
23. E. I.
4. G.
14. C. X.
24. F.
5. A. XI x;
15. P.
25. G. IX.
6. B. VIIL
16. E. XVUI.
26. A.
7. C.
17. F. VII.
27. B. XVU.
a D. XVI. -
18. G.
28. C. VL
9.E. V,
19. A. XV.
29. D.
10. F.
2a B. IV.
30. E. XIV.
.
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3i: F. HL,
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April.
^
i. G.
11. C;
21. F. I.
2. A. XL
12. D. X.
22. G.
3. B.
13. E.
23. A.,IX,
4. C. XIX.
14. F, xvm.
24. B.
5. D. Vlll.
15, G. VIL
25. a xvu.
6. E. XVI.
16. A.
26. D. VL
7. F. V.V
17, B. XV,
V- ^'
8. G.
18. 0. IV.
28. F. XIV.
9. A. xin,
19. D.
29. G. m.
10. B. U,
20. E. xn.
30. A.
i. B. XI. .
11. E.
21. A. 1,
2. C.
12. F. X,
22. B.
3. D. XIX.,
13. G.
23. C. IX.
4. E. VlIL
14. A. xvm.
24. D.
5. F.
15. B. VIL
25. E. XVU,
6. G. XVJ*
16. C.
26. F. VI.
7. A. V.
17. D. XV.
27. G.
a B.
18. E. IV,
28. A. XIV.
9. c. XIU*
19. F.
20. G. xn.
29. B. lU.
la D. IL
30. C.
i
31. D. XI,
J n q i u s.
1. E.
11. A.
21. D. K.
2. F. XIX.
12. B. xvm.
22. E.
3. G. VIU.
13. a VIL
23. F. XVU.
4. A. XVL
14. D.
24. G. VL
5. B. V.
15. E. XV.
25. A.
6. C.
16. F. IV.
26. B. XIV.
7. D. xin.
17. G.
27. C. UJ.
8. E. IL
18. A. XU.
28. D.
9. F.
19. B. h
29. E. XL
10. G. X,
2a c,
30. F.
Julius.
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i. G. XIX,
11. c.
21. F. DC
2. A. VUI,
12. D. XVIIL
22. G. •
3.B.
13. E. VU.
23. A. XVIL
4. C. XVI.
14 F.
24. B. VL
5. D. V.
15. G. XV.
25. C.
6. E.
16. A. IV.
26. D. XIV.
7. F. XIU.
17. B.
27. E. lU.
8. G. U.
18. C. XU,
2& F. '
9. A.
19, D. L
29.G. XL
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20. E.
30. A.
31. B. XIX.
K«lend«v:
883
i. c. vm,
2. D. XVI,
3. E. V,
4. F,
5. G, Xffl,
e. A. IL
7. B.
& C. X,
9. D.'
10. E. XVllI,
1. F. XVI.
2. G. V.
3. A.
4. B. XIII.
5. CIL
6l D.
7. E. X,
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9. a xviir,
la A. vii,
• 1. A, XVI.
2. B. V.
3. C. XIII,
4.D. U,
5. E.
6. F.
7. 6.
8. A.
9. B.
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1. D.
2. E.
3. F.
4.G.
5. A. X.
6. B.
7. c. xvnr,
& D. VII,
9. E.
la F. XV.
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ji. F. vn.
12. G.
13. A. XV^
14. B, IV,
15. C.
16. D. XIL . ,
17. E. J.
18. F.
19. 6. DC .
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11. B.
12. C. XV,
13. D. IV,
14 E.
15. F. XII,
16. O. L
17. A.
18. B. IX,
19. C,
20. D. XV?I.
O c t o fc e r, .
11. D, XV,
12. E, IV.
13. F.
14. G. xii;
15. A. L
16. B.
17. C IX,- .
18. D.
19. E. XVHj
20. F, VI,
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11. G. IV.
12. A.
13. B. xm
14. C. L
15. D.
16. E. HC.
17. F.
1& G. XVII,
19. A. VI, '
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21. B. XVU.
22. a vl
23. D.
^4. E. XIV,
25. F. IIL
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27. A, XI.
28. B.
29. C. XIX.
30. D. VUL
31. E.
21. E. VI,
22. F.
23. G. XIV.
24. A, HI.
25. B.
•26. C. XL
27. D.
28. E. XIX.
29. F. VIII,
30. G,
21. G.
22. A. XIV,
23. B. III.
24. C.
25. D. XL
26. E.
27. F. XIX,
28. G. VIII,
29. A.
30. B. XVT,
31. C. V.
21. G. XIV.
22. D. IIL
23. B.
^24. F, XI,
25. G.
26. A. XIX.
27. B. VIII,
:28. c. ■
29. D. XVL
3Ö. E. V.
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1. F. XI«,
2. G'. II.
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4. B. X.
5. C. •
6. D. XVJII,
7. E. VlL
8. F.
9. G. XV.
^0. A. iV;
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11. B.
12. C. XIIj
131 D. h
14. E. .
15. F. liJf.
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57, A. XVIL
jis: B. VI.
19. C. • •
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21. E. m.
F.
G. XI,
24. A.
25. B. XIX.
'26. C. VIII.
'27. b.
28. E. xvr,
29. F. V,
30. G.
31. A, XIII.
Immerwälireii^^r Oregpr.inuia^I^eT' Kale|ider<,
J • n u « f ,
1. A. *, J
11. D. X^,
12. K XIX. *
21. 0. X
i B. XXI3^.
22. A. IX.
3. C. XXV Hl.
13. F. XVUI. •
23. B. VIII.
4. D.. XXVII.
14. G. XVII.
24. C. VII.
5. E. XXVI.
15. A. XVI.
25. D.VI.
6. F. XXV,
16. B. XV.
26. E. V,
7. G. XXIV.
17, C. XIV,
27. F. IV.
8. A. XXIII.
1& D. XIII. .
2& G. m:
9. B. XXII. .
IW. E. XU. •
29. A. II.
10, C, ÄXI,
20. F. XI,
30. b: 1.
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31. C. %,
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Februar.
1. D. XXCX.
11, G. XVUI.
21, C'VIII.
2. E. X3?vrH..
12. A. XVII,
22. D. VII.
3; F. XXVII.
13. B. XVI.
14. C. XV, - .
23. E, Vt,;
4. G. XXV i.
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5. A.xxv.xxiv»
15. D, XIV..
25. G. IV.
6. B. XXllJ,
16. E. Xlll.
26: A. 111.
7. C..XXII.
17. F. XII,
27. Bi 11.
8. D. XXI.
18. G. XI. . .
28. C, j. .
9. E. XX. ^
l"» *»^ J^\ /
10, F. XIX.
•20. B. IX. .:. .,
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Kalender.
1
M X r s.
1. D, ».
ii. G. XX.*
21. C. X.
'2. E. XXIX.
12. A. XIX.
22. D. IX.
3. F. XXVIII.
J3. B. xviii.
23. E. viir.
4 G. XXVII.
14. C. XVlI.
24. F* VII.
5. A. XXVfc
15. D. XVI.
25. G. VL
ft B. XXV.
16. E. XV.
26» A. V.
7, C. XXIV.
17. f. XIV.
27. B. IV.
8. D. XXI IL
18. G. XIII.
2a C. 111.
9. K, XXII.
19. A. XII.
29. Dv n.
10. F. XXI.
20. B. XI.
April.
30. E. I.
81. F. *.
t G. XXIX.
11. a XVIII.
21. F. VIII
2. A. XXVIII.
12. D. XVII.
22. G. VIL
3. B. XXVII.
13. E. XVI.
23. A, VI.
i C. XXVI.
14. F. XV.
24. B. V.
SD. XXV. XXIV.
15. G. XIV.
25. C. IV.
6. E. XXIII.
46. A. Xtll.
26. D. HL
7. F. XXII.
17. B. Xll.
27. E. 11.
& G. XXI.
la C. XL
2a F. L
9. A. XX. ■
19. D. X.
29. G. ♦.
la B. XIX.
20. E. IX.
Mai.
30. A. XXIX.
1. B. XXVIII.
11. E. XVHL
21. A. ViU.
2. C. XXVII.
12. F. XVII.
22. B. VIL
3. D. XXVL
13. G. XVI.
23. C. VI.
4. E. XXV.
14. A. XV.
24. D. V.
5. F. XXIV.
15. B. XIV.
25. E. IV.
6. G. XXIH.
1& C. Xill.
26. F. III.
7. A. XXII.
17. D. XII.
27. G. II. ♦
a B. XXI.
18. E. XI.
28. A. I.
9.C. XX.
19. F. X.
29. B. ».
la D. XIX.
20. G. IX.
30. C. XXIX.
31. D. XXVlIL
J Q n i u s.
1. E. XXVUl.
11. A. XVI.
21. D. VL
% F. XXVl.
12. B. XV.
22. E. V.
1 G. XXV. XXIV.
13. C. XIV.
23. F. IV.
4. A. XXIII.
14. D. XIU.
24. G. IIL
5. B. XXII.
15. E. XII.
25. A. IL
a c. XXI.
16. F. XI.
26. B. I.
7. D, XX.
17. G. X.
27. C. *.
a B. XIX.
la A. IX.
•2a D. XXIX.
9i F. XVIII.
19. B. VW. .
29. E. XXVlIL
10. G. ;cvii.
20. C. VIL
30. F. XXVII.
839
839
Kalender.
J Q 1 i a s.
1
i. G. XXVI.
11. C. XVI. .
21. P. VI.
2. A. XXV.
12. D. XV.
22. G. V.
3. B. XXIV.
13. E. XlV.
23. A. IV.
4. C. XXIII.
14. F. XIIL
24. B. III.
5. D. XXII.
15. G. XII.
25. C. JI.
6. E. XXI.
16. A. XI.
26. D. I.
7. F. XX.
17. B. X.
27. E. ».
8. G. XIX.
18. C. IX.
28. F. XXIX. ,
9. A. XVIII.
19. D. VIII.
29. o. xxviir.
10. B. XVlI.
20. £. VIL
A a g n 8 t.
30. A. XXVII.
31. B. XXVI.
1. C. XXV. XXIV.
11. F. X»V.
21. B. IV.
2. D. XXUI.
12. G. XIII.
2i C. III.
3. E. XXII.
13. A. XII.
Ö3. D. II.
4. F. XXI.
14. B. XI.
24. E. I.
5. G. XX.
15. C. X.
25. F. ».
6. A. XIX.
16. D. IX.
26. G. XXIX.
7. B. xviir. ,
17. E, VIII.
27. A. xxviir.
8. C. XVII.
18. F. VII.
2a B. XXVII.
9. D. XVI.
19. G. VI.
29. C. XXVI.
10. E. XV.
20. A. V.
30. D. XXV.
31. E. XXlV.
September
i. F. xxm.
11. B. xm.
21. E. ra.
2. G. XXII.
12. c. xn.
22. F; IL
3. A. XXI.
13. D. XI.
23. a I.
4 B. XX.
14. E. X.
24. A. «.
5. C. XIX.
15. F. EC.
25. B. XXIX.
6. D. XVIII.
16. G. vm.
26. C, XXVIIL
7. E. XVII.
17. A. VIL
27. D. XXVII.
8. F. XVI.
18. B. VI.
28. E. XXVI.
9. G. XV.
19. C. V.
29. F.XXV.XXiV.
10. A. XIV.
J|0. D. IV.
O c t 0 b e r.
30. G. XXHL
1, A. xxn.
11. D. xii.
21. G. II.
2. B, XXI.
12. E. XI.
22. A. I.
3. C. XX.
13. F. X.
23. B. ».
4. D. XIX..
14. G. IX.
24. C. XXIX.
5. E. XVIII.
15. A. VIIL
25. D. XXVIIL
6. F. XVIL
16. B. vn.
26. E. XXVIL
7.. G. XVL
17. C. VL
27. F. XXVL
8. A, XV.
18. D. V. .
28. G. XXV.
9. B. XIV.
19. E. IV.
29. A. XXlV.
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30. B. XXIIL
31. c. xxn.
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NoT*iiib«rk
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i. D. XXI.
11. Gl XI.
51. C. L
2. E. XX.
12. A. X.
22. D. ». ^
3. F. XIX,
13. B. K.
23. E. XXlX.
4. 6. XVIIL
14. c. vm.
24. F. XXVlK.
5. A. xvn.
15. D. Vit
25. G. xxvn.
6. ß. XVI
16. E. VI.
26. A. XXVI.
7. C. XV.
17. F. V.
27. B.XXV.XXIV.
8. D. XIV.
la 6. IV.
2a c. xxm.
9. E. XIIL
19. A. in.
29. D. XXII.
10. F. XII.
20. B. It
Dee»mh»tt
30. £. XXI.
1. F. XX.
11. B. X.
21. E.«.
2. G. xrc
3. A. XVUlj
12. C. IX.
22. F. xxrx.
13. D. VHI;
23. G. XXVIII.
4. B. xvn.
14. £. VII.
24. A. XXVIL
5. C. XVI.
15. F. VI.
25. B. XXVI.
6. D. XV.
16. G. V.
26. C. XXV.
7. E. XIV.
17. A. IV.
27. D. XXIV.
8. F. xm.
18. B. m.
2& E. XXIIL
9. G. XII.
19. C. IL
29. F. XXII.
10. A. XI.
20. D. J.
30. G. XXL
31. A. XX.
Ä
Kalium.
Calium; Potassium; Potassium.
Dayt s^elgte 1807, dafs die fixen Alkalien und Erden, wel-«
die bis clahin den Zerlegungarversttchen widetstanden hatten^
Terbindnngen Von Metallen mit Sauerstoff »eyen , und zerlegte
suerst das Kali in Kalium und Sauerstoff. Dieses Metall findet
sich alS'Kali in sehr vielen Treit verbreiteten Steinen, wie
Feldspatb, Glimmer n. s. w.^ in allen auf dem Binnenlande wach-«
senden Pflanzen und in kleiner Menge in den meisten Thieren.
Man erhält das Kalium entweder, nach Dxvt, indem man
schwach befeuchtetes Kalihydrat in den Kreii einer starken Vol-
taschen Säule bringt, wo es sich an den negativen Leiter in
kleinen Kügelcfaen absetzt, die jedoch, wenn sie nicht schnell
unter Steinöl gesammelt werden , sogleich wieder verbrennen ; '
oder, nach GAT-»LtJS8iiG und Tnil^BriiRD, indem man Kalihydrat
aBmalig durch einen beschlagenen FUntenlanf leitet, in welchem
sich fein vertheiltes .Eisen in heftiger ySfM^^vibhiXzt befinde^
838 Kalloni.
welches dttrch Aufnahme, des Stnentoffes den WiMserstoff des
Wassers und das Kalhiin ded Kali's frei macht; oder, nach
CuRAVDSAü) BnunsR n» Ahy indem man kohlensaures Kali mit
Kohle in Gefa/sen aus Schmiedeeisen weifs glüht ^ wobei sich
KoUenoxydgas und Kaliumdampf entwickelt.
Das Kalium ist da» leichteste Metall, üidem sein specific
sches Gewicht ntir 0,865 beträgt« Es ist zinnweifs , bei 0^ C.
brüchig, bei 19* weich wie Wachs, bei 25* nnvoUkommen, bei
58* vollkommen flüssig.; es verwandelt sich etwas unter der
Rothglühhitze in einen grünen Dampf. Es leitet gleich andern
Metallen die Wärme und Elektricität*
Seine Verbindttttgen mit Sauerstoff sind das Kaliumsuboxyd,
das Kali und das Kaliumhyperoxyd*
1) DsiB Kaliumauboxyd bildet sich, wenn fein zertheiltes
Kalium mit viel weniger Luft oder Sauerstoffgas in Berührung
steht, als zu seiner Umwandlung in Kali nöthig ist, oder wenn
es mit Kali erhitzt wird. Es ist grau, nicht metallglänzend, sehr
schmelzbar und spröde und entzündet sich an der Luft schon bei
20* bis 25* C. Vielleicht ist es blob ein Gemenge von Kalium
und Kali.
2} Das Kalij Kaliumoxyd oder if$g$ud}ilisch€ Alkali (39,2
Kalium auf 8 Sauerstoff) bildet sich bei vollständigerer Oxyda-
tion des Kaliums. Die Affinität dieses Metalk zum Sauerstoff
ist so grob , dafs es sich nicht blols bei gewöhnlicher Tempe*
ratur an fiuchter Luft allmälig in Kalihydrat verwandelt, son-
dern es zersetzt auch l>ei gewöhnlicher Temperatur das Wasser
und bei etwas evbOhter die sämmtlichen Sauerstoffsäuren und die
meisten Metalloxyde und ihre Salze, immer unter Wärme- und
meistens auch unter Fenerentwickelung ; auf Wasser geworfen
entwickelt es Wasserstoffgas, welches beim Zutritt von Luft
sich entzündet und seine Entzündung dem Kalium mittheilt In
allen diesen Fällen bildet sich Kali. Man. erhält dieses in rei-
nem Znstande, wenn man das durch Verbren r.en von Kalium in
trocknem Sauerstoffgas erhaltene Kaliumhyperoxyd durch hefti-
ges Glühen vom überschüssigen Sauerstof! befreiet, oder wenn
man Kalihydrat mit so viel Kalium erhitzt, als zur Zersetzung
des Hydratwassers nOthig ist. Das reine Kali ist grau und sprOde,
schmilzt in mäfsiger Glühhitze und verdampft erst in viel stär-
kerer; es ist geruchlos, aber von seHr ätzendem Geschmack, so
wie es von allen Alkalien die stärkste ätzende Wirkung besitzt
Kalium. 830
Ott Kali bildet mit wtDig W«un cbs K(^Ukydtai (d^n
Mt%gtein oiitx fjßpU eoMuticuBj^ welches viel länger bekannt
ist, als das reine Kali, und durch Digestion von koklensauTem
Kali mit Kalk nnd Wasser und Abdampfen der *o erhaltenen
Aetzlauge^ bis sich kein \Tas|er mehr entwickelt, erhaltefi wird«
Es unterscheidet ^iqh.vpm wasserfreien Kali durch weifse Färb«
und leichtere Scbmelssbarkeit nnd Verdampfbarkeit. Ans eineic
ccmcentrirten Ltlsuog^ des Kali's in warmeip Wasser schiefsen ia
der Kälte ]8^rystalle pn» welche viel mehr Wasser enfh^l^p^.els
4as Hydrat. -^ J>as Xali zerÜielst ^d^neU m^ der Lufit und l^t
(ich in Wasser, .vondffnes nur etwas üb/sr j- nttthig hat, ni^itec
Wjirmeentwickelang^^ Pi^ elf Aetzlapge hekannte Lösung i^ um
so specifisch .schwe^ret mtdum ao schwieriger gefnerbari je coo«»
sentrirter sie ist
Das Kali oeutralisirt die Säuren sehr vollständig, so dafi^
bei schwachen Säuren Sfuine alkalische Reaction überwiegen^
bleibt, und bildet dai^it die Kalisalze, Alle Kalisalze sind im
ü^fSfcr löriick# ifdoch ^ige schwierig, wie der Weinsteia
iM». der Kalialaun, ^lyi ^ie^auf, sp wie auf die Fällung derselben
^joh salzf^resPlatinQjLyd gründet sich die Unterscheidung -de«
KaJi's un4 seiner Salze von Natron und den Natronsalzen. Als
vichtigereSabMi d||S:KaIi'4 sind zu nennen saipetersaures KcUi
oder Salpßter* Man bereitet ihn im Gfofseo , indem man stick-f
Stoff haltende organische Materien in Berührung mit kalk- und
Ulihakenden Stoffen en -der Luft verwesen labt ^ die dadurch
gebildeten salpetersauren Salze mit 'Wasser auszieht, aus det
LOseng den Kalk und die Bittererde durch kohlensaures Kali,
fidlet, sie hierauf weiter abdampft, das dabei krystallisirende
Kochsalz herausnimmt und die Fliissigkeit iiji Gefälsen erkältet^
vo der ivhe SalptUr anschielst« Dieser wird durch Auflösen
in heifsem Walser, Klären und Kiystallisiren in gereinigten
oder raffUiiiten Salpeter Verwandelt, welcher jedoch nur durch
^ederholtes Krystallisiren gänzlich vom Kochsalz befreiet wer-
den kann. Der Salpeter schielst in Rectangulär ^ Oktaedern und
nnregelmäisig sechsseitigen Säulen an , welche bald mit 2 9 bald
imt6Flächenbe9njiigt.siod und kein Wasser halten. Er schmeckt
lühlend'* scharf. Er schmilzt unter der Glühhitze ohne Zersez-
zung zu einer klaren Flüssigkeit; beim Glühen entwickelt er un-
ter AuÜK^häumen Sauerstoffgas nebst etwas Stickgas. Mit brenn*
biren Körpern verpuffi ex heftig in der Hi^e, indem der Sauer«
V. Bd. Hhh
840 Kaliam.
ixdftmner SalpetenSbre sicli nnter Feüerenlwickelung mit dem
brennbaren Körper vereinigt und der Stitkstoff ab Gas in Frei-*
heit gesetzt wird.
Der Salpeter braucht bei 0^ C; 8 Theüe und bei 400* we«
inger als ^ Theil Wasser Kor Auflösung; 'Von seinen Gemengen
Initandem Körpern sind am wichtigsten ' das Schiefepuiper (s.
diesen Artikel) , das Xhatlpuh^er und das Sckmelzpulper. Dai^
Knallpulptr besteht aus 1 Theil SchWefel,- 2 l^h. kohlensaures
Kali und 3 Salpeter,* welche in möglildhst trockenem Zust^tfde
innig gemengt wetden. Berührt man dieseii Oiamenge mit eineif
glühenden Kohle, so <6rfolgt allmätige Verbrentiung, von schwa*«
tfaem Verpuffen begleitet;' Erhitzt man es dagegen in dnem ei-(>
semen > oder andern GeMse dlmälig' immer stärker, io wird es-
vom Rande aus braun und teigig und verpu£Pk dann mit äufserst
liefdgetn Knä^Iie und unter Zerschmetterung des Gefkises, sobald
es nicht statrk genug ist\ Wahrscheinlich bildet sich beim all-^
Aiäligen Erhitzen aus dem Schwefel uhd kohlensaurem Kali Schwe-
felleber, also ein Gemisch aus Schwefelkalium und schwefelsau*
rem Kali; mit dieser mischt sich der Salpeter innig; sobald alber
die Temperatur einen gewissen Grad erreicht , reilst^as Kalium:
nebst dem Schwefel den Sauerstoff derSalpetersSure unter Feuer»
entwickelung an sich und setzt den Stickstoff der Salpetersäure
als Gas in Freiheit, i^elches de^n die Explosion veranlafst Die
ehemalige Thebrie, nach welcher sich aus dem Salpeter Sauer—
stoflgas und aus dem Schwefel und kohlensauren Kali hydro-»
thionsaures Gas entwickeln sollten, die dann gemengt eine sich,
entzündende KnalUuft bildeten, ist unrichtig , 1) w^ die Hitze
feu gering ist, als dafs der Salpeter Sauerstoff entwickelte; 2)
weil bei trockenen Ingredienzien , welche gerade die stärkste
Wirkung Zeigen, kein Wasserstotf* gegeben ist, also an die Ent-
wickelung von Hydrothiohsäure nicht gedacht werden kann;
3) weil diese zwei Gase , wenn sie sich auch entwickelten , sich'
nicht in grofser Menge über dem Knallpulver ansammeln , son-
dern mit dem Zöge des Feuers aufsteigen und in der umgeben-«
den Luft verlieren würden ; und 4) weil die explodirende Wir*
kung vom Knallpulver selbst ausgeht und nicht von einem obep*
halb des Knallpulvers befindlichen Räume,
Das Schmelzpulper oder Baume's Schnellflufs ist ein Ge-
menge aus 1 Theil Schwefel, 1 SägSpane und 3 Salpeter; füllt
man hiermit eine NofiMchale oder einen kleinen Tiegel, bringt
Kaliuim 841
Sd die BStte eine Ueine Silber- oder Knpleminiize and entsüa^
det dasPuIveri so reicht die hierdorch erzeugte Hitze zur Schmelz*
sang des Metalls hin , während die Nobschale , weil die Feuer-
entwidcelung bald beendigt ist, wenig verbrannt erscheint.
Das chlorsaurä KaH oder hyperoxygenirt^salzMaure Kali
krystallisirt in meist sehr kurzen , tafelförmigen , schiefen, rhom«
bischen Säulen von salpeterähnlichem Geschmack, die kein Krj-
Stallwasser halten, beim Reiben im Dunkeln Funken entwickeln,
io gelinder Wärme ohne Zersetzung schmelzen ^ sich bei schwa-
dier Glühhitze unt.er Entwickelung von Sauentofigas in Chlorka-
hnm verwandeln, mit brennbaren Küjrpem, wie Kohle, Schwefel|
Phosphor, Zucker u.s.w. theils in der Hitze, theils schon beim
Drücken unter lebhafter Feuerentwickelung verpuffen und mit
Titriolöl Chloroxydgas erzeugen, welches theils vom Vitriolöl
Bit braungelber Farbe absorbirt bleibt , theils sich entwickelt^
Qnd durch theilweise Zersetzung lebhaftes VerpuiFen veranlafst»
Dieses Salz dient, mit Schwefel, Hexenmehl, Holzstaubund
Salpeter gemengt, als Zündpulper oder Percussionapulifer zum
Entzünden von Gewehren durch den Schlag; mit Schwefel,
Harz, Zocker, Traganthschleim und Zinnober gemengt, zur Ver-
üerttgung der rothen oder chemischen Schwefelhölzer oder Ea-
pyrions^ welche sich in Vitriolöl entzünden. Berthollbt ver-
sachte auch, ächiefspulver aus chlorsaurem Kali, Kohle und
Schwefel darzustellen; da jedoch^dieses Gemenge sich schon
durch den Druck entzündet, so ist sowohl die Bereitung als
auch die Versendung dieses Pulvers mit Lebensgefahr verbun-
den und aufserdem müfsten die Gewehre für dasselbe stärker
gemacht werden , da es sonst sie leicht zerschmettert.
Leitet man durch wasserfreies kohlensaures KaU nicht so
viel Chlorgas,* als zur Austreibung sämmtlicher Kohlensäure nö-
tUg ist, so erhält man eine Flüssigkeit von stark bleichender
Kraft, in welcher von einigen Chlorkali als vorhanden angenom-
men wird, von andern eine Verbindung des Kali^s, einerseits mit
Salzsaure , andererseits mit Chloroxyd , welche letztere Substanz
äne bleichende Kraft besitze.
Das einfach achwefelaaiire Kali schiefst in kleine'n, hatten,
ihombischen und Zeitigen Säulen , mit 4 oder 6 Flächen zuge-
spitzt^ an f welche k^ein Krystallwasser enthalten , in der Hitze
veiknistem und schmelzen, schwach bitterlich schmecken, gegen-
Pfianzenfarben neutral sind und sieh in 12 Th« kaltem Wasser
Hhh 2
842 Kalium.
l^fseoi^'^-* Das doppA schwefeisaure Kaii ist leidit 9chmdzhtat^
sehr sauer, schmilzt tinter der Glühhitze, verliert erst in hefti-»
ger das zweite Misohnngsgewicht SchwefeUäure , tost sich leicht
In Wasser und schiefst daraus in wasserhaltenden Säulen und
Ifadeln an.
Das einfach kohlensaure Kali wird dnrch Ausziehen der
Holzasche mit "Wasser und Abdampfen im unreirieren Zustande
als Potasche^ durch Ausziehen des geglühten Weinsteins mit
Wasser im reineren Zustande als TVeinateinsalz dargestellt. Es
ist Weifs , fest , in starker Bothglühhitze schmelzend , von alka-*
lischer Reaction und geringer Aetzkraft , zerfliefät schnell an der
Luft und braucht nur gleichviel Wasser zur Lösung. Die ge-
sättigtere Losung , das Weinsielnöl, hat Oelconsistenz ; sie lie-
fert in der Kälte wasser haltende Krystalle. -*- Das doppelt koh-^
hnaaure Kall krystallisirt leicht in Verbindung mit Wasser^
schmeckt un^ reagirt sehr schwach alkalisch und verliert bei
mäfsigem Erhitzen die Hälfte der Kohlensäure , so dafs einfach
kohlensaures Kali bleibt, und zerfliefst nicht an der Luft.
Das mangansaure Kali ist bereits erwähnt ^.
Mit der Kleesäure bildet das Kali ein einfach-, doppelt-
und vierfach^ saures Salz« Das doppelt kleesaure Kali ist als
Sauerkleesalz bekannt.
Das doppelt weinsaure Kali setzt sich als Weinstein aus
dem Weine ab« £s ist eins der am wenigsten im Wasser lösli-
chen Kalisalze. Durch völlige Neutralisirung mit Kali geht es
in das einfach weinsaure Kali oder in den tartarisirten Wein--
stein über , der sehr leicht in Wasser lösliqh ist, in rhombischen
Säulen enschielst, und aus dessen wässeriger Lösung selbst schwa-
che Säuren , durch Entziehung der Hälfte des Kali's , wieder
Weinstein fällen, so dafs die Flüssigkeit bei hinreichender Con-
centration fast ganz gesteht. Das essigsaure Kali oder die ge^
blätterte JFeinsteinerde , durch Sättigen des kohlensauren Kali's
mit .destillirtem Essig und Abdampfen erhalten , krystallisirt
schwierig und ist besonders durch schnelle ZerfLielsl^chkeit an
der (*uft ausgezeichnet
Als wichtigere Doppelsalze, welche Kali enthalten, sind
ztt nennen : das sehttHt/slsaute Alaunerde^KaU (KaU-^^laun),
1 3. Mineralisclies Chamaeleon Th. IL 8, 91»
Kalium. 843
das fpanuftav Kairon-^Kali {SeignHt9^Sal%) mai das wein^
tmre Antimonoxyd^KuU (BrechtifeüuUtn).
Das Kali ist eodHch noch mit Tielec schwachem Salsbasen
VOL in Wasser theils unauflöslichen, theila lOslicheo Verbindangen
▼ereinhar. So läfst es sich mit der Alaunerde, Süfserde und
Kieselerde znsammenschmelsen und maqht sie, sobald es vor-» '
waltet, im Wasser löslich; die Verbindung mit Kieselerde ist
glasartig'; bei geringem Kaligehait, wo sie unauflöshch ist, stellt
sie das KßUgla» dar , zu welchem das meiste Kronglaa und
Spiegelglas zu zählen ist ; die Verbindung der Kieselerde mit
mehr Kali ist zwar auch glasartig , löst sich jedoch in Wasser
auf und bildet damit die Kieeelfeucfuigheitf Liquor Silicump
ans welcher sich j so wie sie liicbt sehr verdünnt ist , durch ^
Säure die Kieselerde in gallertartigen Flocken fällen labt. Auch,
mit mehreren schweren Metalloxyden , wie Titanoxyd, Tantal-
oxyd, Tellnroxyd, Wismnthoxyd, Zinkoxyd, ^nnoxyd und
Bleioxyd, labt sich das Kali theils auf trockenem, theils auf
nassem Wege vereinigen, und durch seine Vermittelung werdep
BMlizere dieser Oxyde in Wasser löslich.
3) Das Kßliumhyperoxyd ( 39,2 Kalium auf 24 Sauerstoff)
entsteht beim Verbrennen des Kaliums in trocknem Sauerstoff-
gas* Dieses erfolgt bei gewöhnlicher Temperatur langsam» ohne
FenerenfwickelQTig , dagegen bei 60 bis 80^ rasdi Ämter Ent«
Wickelung einer lebhaften, röthlich weifsen Flamme. EaistpOm*
meranzengelb und schmilzt noch unter der Glühhitze zu ein^m
gelblichen Oele, das beim Brkalten blättrig gesteht. Es verwandelt
sich in Kali durch Verlust des überschüssigen Sauerstoffs, so-
wohl bei heftigem Glühen , als auch beim Zusammenbringeii palt
Wasser, in welchem es sich unter Aufbrausen als Kali l^st, und
beim Zusammenbringen mit brennbaren Stoffen, an welche es
den Sauerstoff meistens unter Feuerentwickelung abgiebt.
Das Kalium ist ferner verhindbar mit Fluor , Cnlor , Brom,
lo3, Selen, Schwefel, Phosphor, Cyan und Schv^efel - Cyan.
Die Verbindungen mit den zuerst genannten 4 Stoffen krystalli-
liren alle in farblosen Würfeln,
Da« Fluorhalium (39,2 Kalium /auf 18,6 Fluof) schmilzt
nnter'der Glühhitze, reagirt alkalisch und zerÜielst an der Luft;
in seiner wässerigen Lösung kann es als flubsaurfes Kali bettach*-
tet werden. Es ist sowohl mit Flufssäure als auch mit Fluox-
boron vereinbar.
844 Kaliuoi*
Das Chlorkaliu^n oder Diffestifsal» (39,2 Kälinvi «af 35,4
Chlor) bildet sich sowohl, wenn man Kaliani in Chlorgas bringt,
wo es bei gewöhnlicher Temperatur unter lebhafter Feuerent«-
wickelung verbrennt , als auch beim Vermischen von Kali mit
wässeriger Salzsäure und Abdampfen , sofern hierbei Wasserbil-
dung eifolgt und die entstehenden Krystalle weder Wasserstoff
noch Sauerstoff enthalten« Die Verbindung ist in der Gliihhitxo
schmelzbar und verdampfbar ; sie schmeckt salzig und reagirt
weder alkalisch noch saner; in Wasser geltet kann sie ab aaU^
saures Kali betrachtet werden.
Vom Schßvtefel^ KaHumsindi wenigstens 5 Arten zu untere
scheiden, sofern 3(^,2 Kalium mit 16, 33, 48, 64 und 80 Schwe-
fel verbindbar sind. Die Verbindung des Kaliums mit Schwefel
erfolgt bei mä£siger Warme unter heftiger Feuerentwickelung.
Gewöhnlich stellt rnun das Schwefelkalium dar als KaliBchHße^
fellebery indem man ein Gemenge von 1 kohlensaurem Kali und
4* bis •} Schwefel in einem irdenen oder gläsernen Gefäbe bis zum
Schmelzen und aur Austreibung der Kohlensaure erhitzt. Hier-
bei bildet sich ein Gemenge von Vielfachr, Dreifach-, Vierfach-
oder Fünffach -Schwefelkalium mit wenig schwefelsaurem Kali,
sofern sich ein Theil Schwefel mit Sauerstoff des Kali's zu Schwe-
felsäure vereinigt und das so desoxydirte Kalium einen. andern
Theil des Schwefels aufnimmt. Sämmtliche Verbindungen des
Kaliums mit Schwefel sind braun, in der Glühhitze schmekbar
und verdampfbar und in Wasser löslich. Die Lösung des Ein-
fach - ächwefelkaliums in Wasser ist farblos, und nimmt man an,
das Kalium habe hierbei aus dem Wasser Sauerstoff aufgenom-
men und der Schwefel Wasserstoff, so ist sie als wässeriges
hydrothionaaupes Eali zu betrachten ; die wässerige Lösung des
Fünffach •* Schwefelkaliums ist braun und als wässeriges ky^
drothionigsaures Kali anzusehen, söfem hier auf den aus dem
Wasser freigewordeneu Wasserstoff 5 mal $o viel Schwefel
kommt, als bei der erstgenannten Lösung. Alle wässerigen Säuren
entwickeln aus dem Schwefelkalium Hydrothionsäure» dMiier
diese im Anfang Schwefelleberluft genannt wurde.
Das PhoäphoT'^ Kalium ist rothbraun , schmelq^bsr, ver-
brennt beim Erhitzen an der Luft und entwickelt im W^vser
Phosphorwasserstoffgas.
Das Cyanialium erhält man rein durch Erhitzen von Ka-
lium in Cyangas oder Blausäure -^ Dampf, unrein dureb Glühen
Katoptrik. 845
vcm koUeosanmn K«fi mit stickit^filidltigen orgtmso^n Sub*
stanzen, a(. B^ mit g^lrodknelem Blute, deren Kohleottoff theils
4iept dem Kali den SaqeKgtofi: zu entziehen, theils mit dem
Stickstoff Cyan zu bilden , welches sich dann mit dem reducirr
teq KiJim^ yefeii\igt, Was«er zieht aus der kohligen Masse das
ßyan-Kalium ab bUulaures Küli ; diese L<lsung heilst BltUlatigs
fmd di«Qt vorzüglich aw Darstellung des Benlinevbkfu^s,
Das Schi^i^el^Cyßnt'KaUunk kryjtijlisirt in salpeterahnr
lichen Säulen , kein Wesseir haltend , ist ip der Hitze leicht
schmelzbar, an ^er Luft sehr ze/flieblich. S^iiie LQiiung im
Wasser, die als wässeriges schwefelbIaqsauresKali zu befrachten
ist, dient als Reagens für Eisen r Oxyd -Salze, welch^ dadurch
gelbroth gefärbt werden* G,
Catopirica; Catoptrique; CatQpfrics} derjjqnige
Theil der Optik, welcher voq der Zuriickwerfun^ der Licht*»
strahlen fin Opieoeln handelt. Der ehemals auch ^ebra^ c]ite
Name Anakamj)tik ist nipht mehr gewöhnlich.
Der Inhalt dieser \yis5ens9baft ist sehr leicht zu ube^seh^Uy
indem in derselben nur das Gesetz der ZuriiickweTfung der lichte
Strahlen von spiegelnden Flächen bestimmt und dann die rein
geometrische Anwendung auf die Zurückwerfung ypn gegebenen
Spiegelfiächen gemacht wird. Diese Untersuchungen sind um so
eia£ache£, da «man nur die 'Fälle hier zu betrachten pflegt, wo
^r Zuriickwerbmgs Winkel deqi Einfallswinkel gleich ist und
keine Zerlegung in Farbenstr^len statt findet^ die Falle j tvo
katoptrische Farben ents^eh^n \ rechnet man , als von ähnlichen
Gesetz^ wie die Beugung des Lichts abhängend, nicht hier-
her. Dagegen gehören manche Instrumente, die SpiegelmÜcro*
skope und Spiegelteleskope, der Katoptrik an«
Dieser Theil dei; Optik ist früher als die Dioptrik angewandt
and ausgebildet worden. Spiegel zum gewöhnlichen Gebrauch^
und sogar Brennspiegel ^ sii^d den Alten bekannt gewesen. Bec^K-
1L4W ^ bemerkt ^ daf^ die metallenen Spiegel am frühesten in
1 Art Fark€* 8. JOS. ^nd Art. J^cdrien«
2 S. Art. Br^^napiggeL
3 Beckmann^s Anlelt. z* Technologie etc. 22. Ahs9biiiit.
816 Katoplrik,
Gebrao^h warvn , aber auch die gUaernen schon früh erfaüdan
worden sind. Nach Plixiv» Angaben sdieine die Verfertigung
der Glaisptegel in Sidon erfunden worden zu aeyn ; anfongs haj>e
man dem Glase , um es zu Spiegeln brauchbar zu machen , eine
dunkle Farbe gegeben , dann Blei und endlich Amalgam alt Be*
legang der HintMläche gebraucht. Nach den Ton Bbokmavit
angeführten Stellen ist in der Mitte 5les 13. Jahrhunderts das Gtas,
mit eiller Belegung von Blei (auf das heilse Glas wurde Blei
gegossen) zu Spiegeln angewandt worden.
Die wissenschaftliche Bearbeitung der Katoptrik ist auch
schon in sehr alter Zeit versucht worden. Wenn auch , wie
Grcoort glaubt, die dem Eusllzdks beigelegte Katoptrik* nicht
von diesem grofsen Gf*ometer seyn mag, woran man wegen der
darin vorkommenden, eines grofsen Geometers unwürdigen, un-
richtigen Behauptungen zu zweifelh Ursache gefunden «hat, so
bezeugt doch dieses Buch , dafs man schon früh dia Bestimmung
des Brennpunctes bei hohlen Kugelspiegeln uud ähnliche Be-
, Stimmungen aufsuchte. Auch Ptolemaeus hat in seiner Optik
die Lehre von den Spiegeln aufgenommen, aber auch hier finden
sich, wie Dblambre versichert, Wahrheit und Irrthum ver-
mischt* Von Aachimedes undHEEp^s hierher gehörigen Schrif-
ten ist sehr wenig bekannt'.
Viel mehr hat der Araber Alhazes im 11. Jahrhunderte ge*
leistet'. Erlöste das schwierige Problem auf^ den Ort des Re^
flexionspuncts beim Ki;^elspiegel zu findeni wenn die Lagen des
Auges und des Gegenstandes gegeben sind , und erweiterte auch
auf andere Weise diese Wissenschaft* Vitellio bat zu diesen
Kenntnissen wenig hinzugefügt* Als Schnftstelleri die für diese
Wissenschaft thätig gewesen sind, verdienen genannt zu werden:
AKTBKBiiuS| welcher Untersuchungen über elliptische Spiegel
und über die dem Aachimedes zugeschriebene Anwendung der
' Brennspiegel anstellte, Regiomovtavüs, desseij Schrift über
Brennspiegel verloren zu ^eyn scheint,. Raphabl^Mirami (In-
ttodttzione alle prima parte della specularia o sie ecienza d^U
apecchi* Firenze 1584^» .MAUftOLTOue (Theoremat» delumine
1 In Eoclidis opp« ed. Gregory 1706.
8 Priestley Gesch. d. OptU;. 3. 25 der Uebart.
S Biineri opticao Uietaarat. Basti. 1572*
Katoptrik. 847
et umlnra)^, KKn.BH ( Paralipomena ad Vitellionem. Fnuicol
1604)9 Babrow (lectiones opücae. LoQdri674)«
Die theoretische Katoptrik i^t nachher durch Huosnius
and Slusius, durch Smith (A compleat System of Optics),
Kastxcr u. a. erweitert worden. In der neuesten Zeit hat
QuKTEiyET die Lehre von den ßrennlinien, die durch TschirtT'
UAVSms zuerst bekannt geworden und nachher durch De CA
HiRE, Jag. und Joh.J3e&noulli u. a. bearbeitet worden ist,
sehr vervollständigt*.
Die praktischen Anwendangeq der Katoptrik haben theiU
an den jCy linderspiegeln 5 Kegelspiegeln, convexen Kugelspie-
geln geführt, theils zu den Hohlspiegeln, deren Anwendung zu
Spiegelteleskopen so wichtig geworden ist. Da von allen diesen
Gegenständen einzelne Artikel handeln, so will ich hier nur
karz anfuhren, dals um die Spiegelteleskope früher New toh und
ÜBHSCHSK. und in der neuesten Zeit Amici sich grofse Ver-
dienste erworben haben und dab Amici auch Spiegelmikro-*
ftkopa von grober Vollkommenheit verfertigt,
«- Die Katoptrih ist in den Lehrbüchern der Optik mit abgei»
bandelt« Unter diesen hat lange Zeit Smith's vollständiger Lehr«»
begriff der Optik , mit Anmerk, von Kastveü , Altenb. 1755,
einen vorzüglichen Platz behauptet, und es fehlt uns jetzt an
einem gleich vollständigen, dem jetzigen Zustande der VPis-*-
senschaft angemessenen Werke, Lamösdorf's Grundlehren
der Photometrie (Erlangen 1803, 1805) enthalten zwar viel
Dranchbares , namentlich in der Katoptrik , das Buch ist aber
docb durch eine weitschweifige Art der Darstellung weniger nütz*-
lieh geworden. Vieth hat in seinem Lehrbucbe der physisch
angewandten Mathematik, 2ter Theil, eine sehr brauchbare, aber
kurze Darstellung dieser Wissenschaft geliefert Zur Geschichte
der Wissenschaft ist Päiestlei:'8 Geschichte und gegenwärtiger
Zustand der #ptik, übersetzt von Klügel (Leipzig 1775), noch
immer brauchbar, obgleich seit 50 Jahren viele Zusätze noth«
wendig geworden sind, "' J?.
1 Vgl, Monteola I. S89u tt). 64S.
% NoQT. m^in. de Pacad* de Bruxalles« Tome III, ponr 1825 nnd
ein Anssng in F^russac Ballet, math. 1827. Xaqv.
848 KauaticUat
Kaust icität.
Aetzbarkeit, Aetzkraft; FU causthoy cor^
fosip; Causticite; Caustichnesa ; das Vermögen ver-
^hiedener Substanzen^ thierische iind Pflanzenstpffe i^nf eine
solche Art va veränderny dafs ^i<» ihren Zusammenhalt verlieren|
also zerfressen werden, piese Aetzkraft kommt nur solchen.
Stof&n zu , die als Ganze oder ihren Bestandtheilen na.ch ipit
gröfsern Affinitäten gegen die organischen Materien als Ganze
oder gegen einzelne Bestapdtheile derselben begabt sind. So wir-
ken Salpetersäure und salpetersanres Silberoxyd ätzepd vermög<(
ihres Sauerstoffs, welcher von dem Kohlenstofie und Wasserr
Stoffe der organischen Materie mit Begierde angezogen wird)
fChlbr vermöge seiner Affinität zu Wasserstoff^; Vifriolöl , Salz-
säure, Chlorantimon u. s. w. atzen theils wegen ihrer grofsen
Affinität zum Wasser, dessen Bildung sie aus dem Wasserstoff
lind dem Sauerstoff der organischen Materie veranlassen , tl^eils
wegen ihrer Affinität zu der ganzen organischen Materie, die sie
in einem oft ni)r wenig veränderten Zustande auflösen; auf dem
culetzt genannten Grunde beruht auch die Wirkung der reipen
i^lkaUen , welche besonderj^ die thierischen Stoffe mit Leichti^^
keit auflösen* Diese ätzende Wirkung der reinen Alkalien wird
«chon durch ihre Verbindung mit der schwachen Kohleqsäure
gröfstentheils gehoben, durch die Verbindung mit einer stärkern
Säure vollständig , i^eil dici Affinität gegen, die Säuren gröfser ist,
als die gegen nicht saure orgai^sche Stoffe. Schon langst un-
terschied man , ahne den Gruqd noch zu kennen, die reinen AI*
kalien als ätzende yon d^n kohlensauern, die man ^Idf nanpte.
Dafs der Kalk durch das Brennen ätzend wird, leitete xpan vor-
siiglich von der Aufnahme von Feuer ab ; Meter zugleich von
der Aufnahme einer hypothetischen Substanz , welche er ^d"
^Lum pingufi nannte; mag aber auch der Kalk beim Brennen eine
gewisse Menge von Feuer binden , so wird doph jetzt allgemein
mit Black angenommen, dafs nicht hiervon dessen Aetzkraft
herrührt , sondern von der Austreibung der Kohlensäure beim
Glühen > wodurch er in den freien Zustand versetzt wird, in
welchem er seine Affinität gegen organische Köxper äulsem
KegeUpiegel. 849
Kegelspiegel.
Speculum conicum; l^iroir conique; Conical
mirror» Ein Spiegel, detscn Oberfläche eine convexe Kegel'»
flache hildeL
Man könnte die ]Prage allgemein zu beantworten sucheni
wie sich einem in gegebener Stellung befindlichen Ange ein Ge-
genstand im konischen Spiegel darstelle, ja man könnte die Frag^
sogar auf versohiedene Arten von Kegeln ausdehnen ; aber dieso
wenig Nuts^n versprechende Untersuchung pflegt m^n so zu
beschränken, daTs sie erstlich nur auf den geraden Kegel bezo-
gen wii;d , und dafs man zweitens dem Auge seine Stellung in
eioem Puncte der über die Spitze hinaus verlängerten Axä an-
weiset. Bei dieser Beschmnkuqg ist qs nicht schwer , die dop-
pelte Aufgabe zn lösen , 1) eines gegebenen Gegenstandes Bild
sof die Grundfläche des Kegels projicirt zu zeichnei), 2) diejer
oige Anamorphose zu zeichnen » welche , im Spiegel gesehen|
dem Auge ein bestimmtes Bild darstellen soll.
Es sey F ein gegebener Punct , dessen ßild im Spiegel man Pig.
bestimmen will , so legt man durch ihn und durch die Axe des ^^*
Kegels eine Ebene, welche des Kegels Oberfläche in AD, DB
schneidet ; £ sey.der Ort des Auges. Zieht man nun FQ senk-
recht auf die Verlängerung von BD und nimmt f G = FG, sq
bestimmt £f den Punct H, wo die Zuruckwerfung statt findet,
indem oflenbar DHE = BHf = BHF ist, De^ Durchschnitts-»
(Kinct der £f mit AB giebt die Stelle an, wo das Auge den ge«
spiegelten Pund auf die Grundfläche projicirt sieht» Für einen
bestimmten Gegenstand könnte man auf diese , Weise die Lage
^«r Puncte des Bildes finden«
Will man dagegen eine Zeichnung machen, welche im Spie-
gel gesehen ein bestimmtes Bild darstellt, so yerfttbrt man auf
folgende Weise. Man zeichnet in einen der Grundfläche des
Kegels gleichen Kreis die Figur , welche das gesehene Bild dar**
«teileq soll, zieht dann durch einen in die Ani^morpl^ose einzu-^gl]
tragenden Punct A dieses Budes den Radius OB \ errichtf^t in C
eine auf CB senkrechte laqie lind nimmt ^darauf CD der Höl^e
desl^egel^, DE der H(>he des Auges über der Spitze des Ke-^
gels gleich; zieht ^A, und nimmt an dem Puncte H, wo diese
'in DB einschneidet, den Winkel GQB ==? AHB; 4afin ist d^r
pUTchschnittspunot a der Linie HG mit dem Radius derjenige
föO ' 1 Keil,
Panct der Anamorplio8#^ der sein BiM ni A darstellt. Es er-
hellet daher leicht , dafs die Pimcte ^ welche sich als dem Um-
fiiDge der GrandAäche nahe liegend zeigen sollen , nur wenig
anfserhalb des Kreises gezeichnet werden, diejenigen hingegen,
die dem Mittelpuncte des Kreises nahe liegen sollen , am ent-
ferntesten vom Umfange des Kreises zu zeichnen sind. Die
Grenze des verzerrten Bildes . wird gefunden , indem man BD
nach L verlängert und MDB s= LDE nimmt; alle Pancte ,. die
auf einem um C gezogenen Kreise vom Halbmesser ^ CM lie-
gen , erscheinen dem Auge als im Centro C vereinigt. Hieraus
entstehen die sonderbaren Verzerrungen , dafs* zum Beispiel,
wenn man durch die Spiegelung ein Portrait als^ Brustbild so
sehen soll, dafs der Mund die Mitte ausmacht, die Lippen das
ganze verzerrte Bild umgeben, statt dafs an einer Seite die
Haare y'aü der andern die Bekleidung der Brust unmittelbar a»
dem Umfange des Kreises, den die Grund^äohe de» Kegels be-
deckt, anliegen, B.
Keil.
Cuneua; Coin ; Jf^edge.
Jeder in eine Spitze oder Schneide zulaufende Kö'rper kann
als Keil betrachtet werden , jedoch versteht man hierunter mei-»
stens einen Ktfrper, welcher durch drei quadratische und zwei
dreieckige Flächen eingeschlossen ist« Hiernach entsteht ein
Keil , wenn ein Dreieck sich in der Ebene eines auf eine seiner
Ecken gefällten Perpendikels bewegt, und gehört zu den. sechs
einfachen mechanischen .Potenzen , obgleich* man ihn meisten«
auf die geneigte Ebene zuruckRihrt oder als zwei mit ihren
GrundÜaohen an einander gelegte geneigte Ebenen betrachtet.
Es werden dann an demselben der Kopf, die Seiten oder Sei-
tenflächen und die Schneide oder Schärfe unterschieden*
Ueber die Theorie des Keiles sind schon von den ältesten
Zeiten her Untersuchungen angestellt worden und die Geometet
waren seit Aaistoteles hierüber nicht einerlei Meinung. E*
scheint mir indefs überflüssig, bei einer so einfachen Maschine
die äheren Ansichten von Mehskvne, Guido Ubaldi, Pahent,
Cartesius, Wallis, Decha^les, de La ms, Rbill, Borellt,
Casati, de LA HiKE, Variohov , v. WoLF Und Andern
KeiL dil
■ntxHtfaeikn \ und idi begnüg« micli ail folgender ^geneinea
OarateUang,
Es sey ABC der Dordbschmtt «ines Keiles, DE, lothrechlFIff.
g#geD den Kopf.decselben, dio Bichtong einer auf ihn wirken*^ ^^*
den Kraft = P* Von dem Puncte E, .a^f welchen diese wirkV .
fülle man die Perpendikel £F, FG aaf die beiden Seitenflächen
des Keils, gegen welche der zu überwindende Wideratlmd statt
findet, so sind diese die Componirenden der Kraft P, welche X
nnd, Y heilsen niOgen. Wird dann DE bis zu einem willküiii«
«kea Poncte e Teililngert, nnd zieht man ans diesem die Paral«>
leleft eftmd eg mit E6 nnd.EF, so hat man das Parallelogramoi
der Ktäite, dessen IXagonal^ Ee ist, und es folgt dann
P 1 X : Y = Ee : Ef : Eg.
Es ist aber fessEg, also P:X:Ys£e:Ef:£e, nnd weil die
Seiten des Dreiecks Efe auf den Seiten des Dreiecks AGB loth-^
recht stehen, so sind beide Dreiecke einander ähnlich, also
P : X : Y = AB : AC ; BC,
d. h. es Terhalten sich für den Zustand des Gleichgewichts die
drei ipvirkenden Kräfte bei einem Keile , wie die drei Seiten des
Dreiecks ABC* Es sind. aber diese drei Seiten die Darchschnitüe
dorch die Ebenen de? Kopfes und der beiden Flächen des Kei^
las, und da diese gleiche Höhen haben, folglich sich verhalten
wie diese ihre Durchschnitte , so kann man auch sagen : es ver««
liäll: sich beim Keile die gegen den Kopf desselben anzuwen-
dende Kraft zu dem Widerstände , welcher gegen seine beiden
Seitenwände ausgeübt wird , wie die Fläche des Kopfes zu sei-
nen beiden Seitenflächen^. Da die Form des Keiles willkürlich Fig.
ist, so lassen sich die auf seine drei Seiten wirkenden Kräfte
dvnrch drei Perpendikel.be, ee, ae ausdrücken, welche sich für
den Zustand d^s Gleichgewichts aber in einem Puncte schneiden
müssen , weil sonst eine Drehung erfolgt K Weil aber fiir den
Znstand des Gleichgewichts die erforderlichen Kräfte den Fiä«*
dieu proportional sind, ^ folgt zugleich, dab die Wirkung
eines Druckes oder Sto&es gegen den Kopf eines Keiles unand«
lieh wird, wenn die Fläche dieses Kopfes verschwindet.
■ «
1 Jdan fiodet diese in G. F. Bärmann^s Dissert. de Caueo. Yiteb«
1751. 4. Vergl. A. G. Kästkkr Anfangsgr. der Mechanik. Gört. 1780.
AniD. {. 105. 8. 63. Ludlam's Essay on the power of the Wedge. 1770.
'2 Vergl. Poissoir Trait^ de M^cati. T. J. p. 601.
8 TergU Toang Leoturea T, I. p. 71. T. U. p. 42.
832 Keil.
Die gew0hnUch«te Fonn der Keile ist die eines rechtwink-
ligen oder gleichschenkligen Dreiecks, und dann fällt seine
• Construction mit der einer geneigten Ebene zusammen , wobei
man nicht sowohl den Zustand des Gleichgewichts, als vielmehr
die GrOfse der Kraft untersucht^ welche erfordert wird, um ver^
mittebt des Keiles eine gegebene Last 2u heben. In beiden Fäl-«
len wird dann angenommen , dafs die geneigte Ebene, also der
Keil, gegeh die su hebende Last bewegt wird, welches aufdi»
p. Theorie keinen weiteren Einflafs hat« • Bildet also der Dtorbhft
198. schnitt des Keiles ein rechtwinkliges Dreieck, so komnKt d«i^«»
eelbe vollstündig mit der geneigten Ebene ttberexn, und e> ist
dann auf ihn unmittelbar dasjenige anzuwenden , was in B^ef«
hung auf diese letztere bereits nachgewiesen ist^, nämlich dab
die Kraft sich eu der zu hebenden Last verhält, wie die Höhe
der geneigten Ebene zu ihrer Länge, oder wie AB zu AC Die^
ses Verhältnils ist aber das des Neigungswinkels, und heifst die»
ser also = a, die zur Erzeugung des Gleichgewicht» erforder-
liche Kraft = P, die drückend« Last=Q ^ «o ist P e=Q. Sin. tf.
p. Ist dagegen die Durchschnittsfläche des Keils ein gleichsehen k<»
199. liges Dreieck, so ist derselbe als aus twei mit ihren prundflächen
zusammengelegten geneigten Ebenen AGB pnd A'CB bestehend
zu betrachten. Es wäre hiernach also dasVerhältnifs von AB : AC
und von A'B : AC^ also von AA' : AG gegeben, und wenn der
ganze Winkel , welchen die beiden Flächen des Keiles bilden,
s= a heifst, so ist P=:2Q.Sin. \a. Hierbei wird vorausgesetzt,
dafs die Last senkrecht gegen die Seiten des Keiles drückt, wie
dieses in den allermeisten Fällen statt findet ; ist aber die Rioh-^
tung der Last der Ebene des Keilriickens parallel , so ist für den
rechtwinkligen KeilP^zaQ. Tang, a und für den gleichschenk-,
ligen P=a2 Q. Tang. \x». Aus allen vier Formeln ergiebt sich
übereinstimmend , dafs die Wirksamkeit des Keiles so viel gr(S«
fser seyn wircl , je geringer seine Dicke gegen seine Länge ist.
Zur Kenntnifs des Keils und seiner Wirksamkeit genügt
das bisher Angegebene vollkommen , da seine Anwendung zwar
sehr häufig , aber nie complicirt ist , selbst nicht bei gewölbten
Bögen , deren einzelne Ausschnitte als Keile betrachtet werden.
Meistens bedient man sich des gleichschenkligen Keiles zum
Spalten des Holzes oder zum Hinauftreiben von Balken , La-
1 s. Th. TFT. 8. er.
KeiL 853
sten n. s. w,| nnd da die Dicke der Keile in der Regel tmgleiek
geringer ist, als ihre Länge, so macht eft keinen merklichen Un«>
tersdiied, ob die Berechnung nach dem Sinns oder der Tan«
gente angestellt ^ird; Ueberhaupt aber wird der 'mechanische
E£Fect des Keiles selten berechnet , sondern gewöhnlich bringt
man denselben onr nach allgemeinen Hegeln einer groben Em-
pirie in AxTwendnng. Weit weniger geschieht dieses feiner iH
der Art, dafs drei Kräfte gleichzeitig ^egen den Kopf nnd die
beiden Flächen des Keiles drücken , als dafs gegen ersteren eiü
Stofs ausgeübt wird, um die Flächen zwischen die Widerstand
leistenden Körper ztt treibeii , mid dabei wird dann in der Regei
ohne nähere Unttosuchtfng vorausgesetzt, daTs die Riehtung der
drei Kräfte auf diese Flächen lothrecht sejr. Ist diö&es nicht der
Fall, so kann die Kraft bei bekannter Richtung detselbeh leicht
redneirt werden. Wäre z. B. der Kefl acb und die Richtung der|^*
Kraft ed g^gen denselben gegeben, so ist diese als die Diagonale
der Gomponireliden ef und fd zu betrachten, woron die letzter^
Verschwindet, die erstiere aber als effectiT wirksam bleibt. Es
ist aber ef der Cosinus des Neigungswinkels der Kraft mit der
geometrischen Axe des Keiles, uüd ' Innenn dieser = a ge-
nannt wird , so ist die reducirte Kraft k' = k. Cos. a. Eben
diese Formel ist auch zur Rednction der Kräfte genügend,
welche iq gegebener Richtung gegen die Seitenflächen des Kei-
les wirken.
Nur selten kommt es zur praktischen Anwendung , dafs der
Keil als durch drei auf seine Flächen lothrecht gerichtete Kräfte
im Gleichgewichte erhalten betrachtet Wird , wenn nicht etwar
bei der Gonstruclion gewölbter Bogen. Wenn man sich dessel-
ben bedient, z. B. beim Spalten des Holzes und der Steine oder
sum Hinauftreiben von Lasten , so wird er durch die Reibung
in dem gemachten Spalte festgehalten , woraus schon von selbst
folgt , daüs diese aufserordentlich stark seyn mufs. In d^n mei-
sten Fällen würde er ohne di^se iast seipe ganze Brauchbarkeit
verlieren, wie man unter andern dann wahrnimmt, wenn seine
Flächen zu glatt' sind und er bei jedem Schlage auf seineu Kopf
•wieder zurückspringt. Die starke Reibuqg ist bei ihm dalxer
nothwendig , aber es fol^t daraus auch zugleich , dafs ein grofser
Tbeil der auf ihn verwandten Kraft dadurch wieder verloren
geht. Manche Schriftsteller bringen den Reibnngs - Goefficienten
und die Richtung dieser Reibung gegen* seine Flächen sugleich
IS54 KeiL
mit in Rochnung^y allein der Reibungs - Coefficient ist zu wenig
genau bestimmbar. Am einfachsten ist es daher , mit Huttos ^
dqzutiehmen, dafs die Reibung gerade so stark ist, als der gegen
/ihn ausgeübte Druck; denn wäre sie geringer ^ so würde d^r
vorwärts getriebene Keil bei nachlassender treibender Kraf^ sick
wieder zurückbewegen. In der Regel ist aber die Reibung noch'
ungleich stärker, als diese angegebene Grölse, denn sonst rnjüTste
man einen durch Schlagen hineingetriebenen Keil mit leichter
Mühe wieder zurückziehen können. Hiernach mufs aber zur
Bewegung eines, Keiles die doppelte ]^aft angewandt werden|
wenn mau Lausten durch ihn hej^ien will , , und der durch ihn za
erhaltende mechanische . Effect könnte daher nicht grob seyn,
wenn der Keil, nicht zugleich den Vortheil gtswährte , dftfs fo;
durch den Stofs g.etrieben wird, was bei keiner sonstigen einfa-^
chen mechanischen, Potenz der Fall ist. Es wird aber im Art«
Siofs gezeigt werden, dä(s die. Kraft ^»tofsepder KCirper, z^ Bf
eines geschwungenen Hammers^, eines Schlägels u. s, w., den^
Quadrate der Geschwindigkeit muUiplicirt mit der Masse de^el7
h?n proportienal ist , und eine Masse, ypn 1 $^. mit meiner Ge«
schvvindigkeit von ^1 F* in einerSeounde einen Effect von Oi47£;
giebt. Da aber ein Mensch mit der Hand, einem Körper eine
Geschwindigkeit von 50 F. in 1 See. zu geben vermag ^, so läfs^
sich ein Hamn^er an einem Stiele vielleicht zur doppelten £nd<%
geschwindigkeit bringen , und wurde dann bei einem Gewichte
von 1 S?. zu einer Kraft von 4700 ,{?• gebracht \verden. Will
man aber auch nur j^ne Geschwindigkeit von 50 F. in 1 Seo^
annehmen, so beträgt die Kraft doch 1175 S^« Für die oben
mitgetheilte einfachste Formel, • nämlich P=:Q. Sin. a, ist die
gefundene Zahl der Werth von P, und es ergiebt sich dann
leicht, wie grofs Q seyn darf, oder was für eine Last vermittelst
eines Keiles durch stärkstes Schlagen mit einem Hammer von
1 S. Gewicht gehoben werden könnte, sobald a bekannt ist*
Wäre a = 15^, und rechnet man, dafs durch Reibung die Hälfte
der Kraft verloren wird, so wäre für den obern Werth von P
4700
die gefundene Wirkung Q= r-r: — -— = 9079,7 and für den
1 S. Lasgsdorf Handbach der gemeiaea nnd höheren Mechanik.
18Ö7. 8. 212. •
2 Dictiooaxry T. IL p. 505. . ^
3 &. dieses Wortert.th. IV. 8. 1B52.
KeiL 855
1175
kzieren Q = ^ * ^^ ■ ^ 2270 {?• Die liier erhaltenen Re-
2. Sm. 15*»
soltate sind gewifs nicht übertrieben und die Bestimmungen,
mit Ananahme des allezeit unsichem Reibung8coe£5cienten, hin-
länglich genau , insbesondere ist die Kraft des Stofses nicht za
grofs angenommen , d» die Erfahrung lehrt , dafs durch schwere
Hämmer von 8 bis 10 oder 12 {?• Gewicht starke eiserne Keile
zerschlagen werden. Hüttov ^ sagt daher mit Recht, daüs das
schwerste Schiff vermittelst eines unter dasselbe getriebenen Kei-
les gehoben werden kann.
Bishei^ ist unter dem Widerstände, welchen der Keil zu über-'
\nndlen hat, nur der Druck gegen seine Seiten verstanden worden«
Inder praktischen Anwendung hat jedoch die Schärfe des Keiles
oft ein widerstehendes Hindernifs zu durchschneiden, welches
einen desto gröfseren Aufwand von Kraft erfordert, je härtet
der zu trennende K($rper und je stumpfer die Schneide des Kei-
les ist. In allen Fallen ist daher der mechanische Effect de»
Keiles um so gröfser, je geringer spine Höhe im Verhältnib zu
seiner Länge und je feiner seine Schneide ist , jedoch läfst sich
beides nicht so weit treiben, dafs der Keil die erforderliche
Starke Verliert Uebrigens können Messer, Degen, Säbel, Beile^
Hacken, Pflugscharen, Stemm-, Hebel- und Dreh -Stahle, Gral^-
Stichel , Nägel , Nadeln u. V. 'a. zum Keile gerechnet werden ^.
Um das angegebene Gesetz der Wirkung des Keile». diSch
einen Versuch zu prüfen, hat MvsschevbaÖek.^ einen Ap^ant*
angegeben, welcher durch Latosdorf^ etwas abgeändert und
Gomphometer (von y6(i(f>ög Keil) genannt worden ist. An den uta p«
ibre Axen leicht beweglichen Scheiben a, b sind die gleichen He- äo!
beiarme ad, ag , bd', bh rechtwinklig angebracht, so dais die Ge^
^chte Q,Q' mit ihrer ganzen Kraft die leicht beweglichen Wal-
zen oder Rollen g, h gegen die Seiten des Keiles drücken und
nach dein Verhältnifs des Winkels , welchen diese einsohliefsen,
den durch das Gewicht P herabgezogenen Keil am Herabsinken
1 A Coarsa of Mathematics cet. Lond, 1811. II« p. iSd.
- 2 Die Theorie des Keiles findet man in alleii Lehrbüchern der
Mechanik and der mechanischen Physik, weswegen es überfiüssif ist,
die Literator einzeln anzugeben« ^
3 Introd. §. 466. % l p. 133.
4 Handbach der g^naeinen «od höheren Mechanik. 8« 2l3«
V. Bd- ,• lii
856 Klima.
hinäern. Die Schraube- op dient dann, die Neignng der beiden
Flächen des Keiles za verändern , um yerscbiedene Verhältnisse
von' P zu Q, Q' zu erhalten. ßf.
Klima.*
Clima-y Climat; Climate,
Unter Klima (xXtfia, von %Uvto ich neige) verstand man
ehemals die Neigung der Erdoberfläche gegen die Sonne, welche
ohne Rücksicht auf die veränderliche Deklination der letzteren
unter dem Aequator = 0 und auf den beiden Ilalbkugeln der
Erde den Graden der Breite direct proportional ist. Nach dieser
Neigung wurde dann die Erde vom Aequator an nach jedem der
Pole .hin in Zonen getheilt. Welche, von ungleicher Auadeh«
nung, mit jenem parallel laufen und durch die zunehmende
Länge der Tage bestimmt sind. Nach den alten Geographen ^
begreift nämlich jedes folgende Klima diejenige Zone, in wel-
cher der längste Tag um 30 Minuten wächst, und in so fern
dieser unter dem Aequator 12 Stunden beträgt, unter dem Po-
larkreise aber 24 Stunden , so begreift dieser Raum 24 Klimate.
Die spätem Geographen theilten die Polarzone dann noch in 6
Klimate , in denen die Tagesläng'e um einen Monat zunimmt,
bis unter den Pol selbst, wo das Jahr nur einen Tag und eine
Kacht enthält. Diese nur noch zum Verständnifs der Alten wis*
•enswertfae Eintheilung zeigt folgende Tabelle K
1 Ptolkicabi Geogr. L. I, c. 8. Riccioli Geogr. reform. Lib. VU.
c 9» Tarbhu Geogr. geaer. Sect. YI. c« 25»
S ' Nach Taibvivs a« b. O»
Klima.
857
Ansdehoang
T^fltlliT
Klima.
bis
Breitengrade.
begreift
J^ttUVf
in lüngsten Tages.
• 1
8» 34'
8" 34
12 St. 30 Min.
2
16 44
8 10
13
3
24- 12
7 28
13 30
4
■ 30 48
6 36
14
5
36 31
5 43
14 30
6
41 24
4 53
15
7
45 32
4 08
15 30
8
49 * 02
3 30
16
9
52 0»
2 58
16 30
10
54 31
2 31
17
11
56 38
2 07
17 30
12
58 27
1 49
18
13
60 00
1 33
18 30
14
61 19
1 19
19
15
62 26
1 07 ,
19 30
16
63 23
57.
20
17
64 11
48
20 30
18
64 50
39
21
19
65 22
32
21 30
20
65 48
26
22
21
66 08
20
22 30
22
66 21
13
23
23
.66 29
08
23 30
24
66 32
03
24
25
'67 23
51
1 Monat
26
69 50
2 27
2 —
27
73 39
.3 49
3 —
28
. 78 31
4 62
4 —
29
84 05
5 34
5 —
30
90 0
5 55
6 -
Mit der Entfernntig vom Aeqtiator und der ihr proportional
len gröfseren Neigung der Sonne gegen die Horizontalebene
nimmt die Wärme ab , und dürfte man die Temperatur der Ter*
schiedenen Orte blob als eine Folge jener Neigung betrachten,
so liefse sich dieselbe jganz genau berechnen. Unter Klima ver-
stand man daher später die höhere oder niedrigere Temperatur
der verschiedenen Erdzonen und suchte Formeln auf, wonach
man diese tfus den Graden der Breite ohne oder mit Rücksicht
auf die Erhebung der Orte über die Meeresfiiäche berechnen
l^önnte, wie dieses namentlich durch Hallet, Maiaait, Simi»-
BQV» Tob. Matka^ L. EulbRi Käbtaea n. a. geschehen ist.
Iii2
858 ' Klima.
Weitere Untersuchungen zeigten indefs, dafs die berechneten
Temperaturen mit den beobachteten keineswegs übereinkamen,
und obgleich die herrschende Wärme mit Riicksicht auf ihre
Stärke und Dauer unter die wesentlichsten Bedingungen der Be-
schaffenheit de^ Klimans gehört, so ist sie doch keineswegs die
einzige, indem namentlich Oerter, wo trockene Wärme herrscht,
sich sehr wesentlich von solchen unterscheiden , welche starkem
Regen unterworfen sind. Je genauer und vollständiger über-
haupt die Kenntnifs der Länder und einzelner Gegenden gewor-
den ist, je mehr man den Einflufs der daselbst herrschenden
Witterung auf das Thier- und Pflanzenleben erkannt hat, um
desto mehr ist der Begriff der KilmatologU erweitert , so dafs
letztere in diesem Augenblicke einen weitläufigen yind wichti-
gen Zweig der physikalischen Untersuchungen aasmacht. Man-
che einzelne hierbei in Betrachtung kommende Theile sind au-
Iserdem von grofsem Umfange tind erfordern eine so ausfuhrliche
Behandlung, dafs der Artikel KUma zu einer ungebührlichen
Länge anwachsen miifste , wenn man sie insgesammt darin auf-
nehmen Wolke. Es scheint mir dahei: am angemessensten, dio
wichtigsten Bedingungen des Klimans einzeln namhaft zu ma-
chen , zugleich aber diejenigen blofs anzudeuten , welche in ei-
genen Artikeln näher untersucht werden müssen K
1) Die erste und wesentlichste Bedingung des Klimans ist
die Temperatur, von welcher die Production im Thier- und
Pflanzenreiche in einem solchen Grade abhängt, dafs beide in
Fülle und Ueppigkeit von der gänzlichen Unfruchtbarkeit der
erstarrten Polargegenden bis zur unglaublichsten Production der
äquatorischen Zonen der wachsenden Wärme, proportional zu-
nehmen. Die hierbei bedingende Temperatur ist dann in Be-
Kiehung auf ihre Quelle und ihre verschiedenen Modificationen
eine gedoppelte; zuerst diejenige, welche dem Kerne und der
Kruste der Erde, ihrer Oberfläche, und Atmosphäre in Folge einer
bleibend vorhandenen Wärme -Menge eigenthümlich ist und
durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen erzeugt, in Thätigkeit
gesetzt .oder niodificirt wird. Diese , welche der Erde gleich*-
sam nothwendig zugehörend anzusehen ist , wurde bereits abga«
handelt^, worauf ich daher verweisen dart Zweitens aber wird
1 Yergl. ?. Humboldt in 6. LXXXYU. 1. ff.
t 8. Art. Brie. Th. IlL 8. ^0 fF.
Klima, 659
die Temperatur 'sehr durch Oertlichkeilen modificirt^ ist eine
andere und verstthiedenen Wechseln unterworfen in grofseni
Continenten und auf Inseln oder Küsten , in Thälem und auf
Berten, in feuchten , sumpfigen und vielem Regen ausgesetzten
Gegeuden und in trocknen Sandwüsten , unterscheidet sich aus-«
nehmend rücksicHtlich der Extreme, indem diese an einigen Or-
ten zwischen 12^ C , an andern zwischen 60, ja 80^ C, schwan-
ken, unterliegt aufser diesen jährlichen Veränderungen noch ^
täglichen Schwankungen, welche Sogar an der Oberfläche der
Erde oder in geringen Höhen über derselben ändert sind als in
gröfseren u, s« w. Diese letzteren weitläuftigen Untersuchungen,
wekhe ohnehin mit der Theorie der Wärme genau zusammen-
hängen, müssen einem eigenen Artikel*^ vorbehalten bleiben, *
indem es hier genügt, zu bemerken, daTs das Klima auf zweier-
lei Weise durch die Temperatur bedingt wird ; zuerst durch die
Gröfse der mittleren Warme, wonach sich heilse Zonen von den
gemäfsigten und kaken unterscheiden, und zweitens durch das
Maximum derselben, insofern für das Reifen und den gröfseren
Frtrag der Fruchte, namentlich des Weines, oft nicht sowohl
die Höhe der mittleren Temperatur, ak vielmehr die Intensität
der Wärme in den Sommermonaten bedingend ist.
2) Die zweite Hauptbedingung ^% Klima's ist der Peuch^
tlgkeiU%u8tand der Attrhosphäre , welcher von der Trockenheit
der herrschenden Winde , von der Menge des Thaues , der Ne-»
bei, des Regens unä Schnees ,* kurz der sogenannten IIydron\e-*
teore abhängt. • Alle diese müssen rücksichtlich ihrer verschie-
denartigen Beschaffenheit, ihrer alfgemeinen und örtlichen Stärke,
ihrer mehr oder minder häufigen Wechsel , ihrer Ursachen und
Bedingungen einzeln untersucht werden , welches in den Arti-
keln: Nebel j Regen ^ Thau, Verdunstung xx. s, w. geschehen
soIL Im Allgemeinen unterscheidet man hiernach die feuchten
und trocknen EJimate, indem einige Gegenden durch hauJige
und starke Regen stets feucht sind, in andern, als in Aegypten,
Lima , einigen Sandwüsten Africa's u. »* w. es selten oder gar
nicht regnet , in noch andern zwar starke periodische Regert ge-
wöhnlich sind , zuweilen aber gegen 10 Monate ausbleiben , so
dafs alle Vegetation verdürret, viele endlich nur zwei Wjschsel,
die Zeit der Trockenheit und die Regenzeit, haben , wo dann in
1 8. Art. Temperatur,
860 Klima.
^er er»teren unglaabliclio Trodini& herrscht, in der letzteren die
' furchtbarsten Regengüsse mit kurzen Unterbrechungen den höch-
sten Grad der Fenchtigkeit erzeugen. Nicht wenige Gegenden
der äquatorischen Zone haben sogar einen doppelten Wechsel
dieser Art als feste Regel.
3) Im nächsten Zusammenhange hiermit steht eine dritte be-r
dingende Ursache des Klima's, nämlich die Beschaffenheit des
Bodens, Manche Gegenden sind feucht durch das Wasser, wel-
ches in der Erdkruste von nahen Gewässern aus'an die Ober--
fläche dringt. Dahin^gehören die Ufergegenden der Flüsse, Mo-
räste und Sümpfe, insbesondere aber die Oasen in Africa^. Der
unterscheidende Charakter diesen grolsen Welttheils ist nämlich,
dafs derselbe aufser den Gebirgen unabsehbare Sandebenen ent-
hält, welche sich zwar von geringerer Ausdehnung auch in Asien
und seltener in' America beünden , dort aber die Eigenthümlich-
keit zeigen, dafs mitten in den flachen, ganz unfruchtbaren,
keine Pflanzen und kaum einige seltene wilde Thiere , selbst
keine V^gel darbietenden , Sandwüsten gröüsere oder geringere
Flächen mit der üppigsten Vegetation bekleidet gefunden wer-
den. Die Ursache hiervon liegt darin , ds^s an den meisten Or-
*ten das atmosphärische Wasser sich in dem tiefen Sande verlierti
daher die Dürre aufs Höchste gesteigert wird, und, indem hier-
durch zu£ileich die Luft den höchsten Grad der Trockniüs er-'
reicht, folglich alle Hydrometeore mindestens Monate lang feh-
len , alle Pflanzen verdorren und die Thiere diese nahrungslo-
sen Orte fliehen. Wenn sich dagegen , unter dem Sande eine
feste Grundlage , namentlich Granit, findet, woiiein. das Wasser
nicht dringen kann , welches sich in näheren oder entfernteren
Gegenden aus den Hydrometeoren angesammelt hat, und aus
• diesem Gründe fortdauernd als Quelle zur Oberfläche dringt , so
vereinigen sich Wärme und Feuchtigkeit zur üppigsten Vegeta-
tion und bedingen die kühlen , fruchtbaren und reizenden
Oasen , welche durch den grellen Abstand von der, zum Ver-
schmachten dürren, sie umgebenden Sandwüste so 'viel wunder-
voller erscheinen.
Aber auch ohne diese sehr auffallenden , örtlich wirkenden
Ursachen ist die Beschaffenheit des Bodens von grofsem Ein-
flüsse. Schwarz^ basaltische Strecken werden leicht und st^rfc
1 . Verßl. Th. HI, S, 1134.
IClimiu 861.
durch den Einflofs der Sonneiutralilen erhitzt, feiner Sandboden
trocknet durch Wärme schnell aua und macht tlie Gegenden heib,
wenn sie die durch die Sonnenstrahlen erzeugte Wärme nicht
durch Verdampfung des zurüchgehaltenen atmosphärischen Was-
sers veiüeren* Von einem kalkhaltigen Boden werden die Son-
nenstrahlen stark reflectirt und verbreiten gröfsere Wärme um*
her , statt dafs thonhaltige und mit einer dicken Lage fruchtba-
rer DammerdjS bedeckte Gegenden längere Zeit feucht bleiben.
Insbesondere halten mit Vegetation überzogene , namentlich be-
waldete Gegenden die Feuchtigkeit stärker zurück, werden durch
die Sonnenstrahlen weniger erhitzt als unfruchtbare und ziehen
eben hierdurch die atmosphärischen Niederschläge mehr an, sind
daher nicht blo(s selbst kühl, sondern verbreiten auch eine er-
quickend abkühlende Luftstr(imung über die heifsen Umgegen-
den« Endlich darf map es wohl als ausgemacht ansehen , d^s
die Fossilien von eigenthümlicher BeschafiFenheit, woraus die Erd-
kruste besteht , namentlich diejenigen , welche das Wasser, 'ins-
besondere des Winterschnees, lange zurückhalten und über-
haupt Feuchtigkeit begierig anziehen, die Men^e des auf sie fal-p
lendep atmosphärischen Wassers vermehren,, dadurch selbst kiih-
1er l^eiben und die starke Erhitzung der berührenden Luftschich-
ten verhindern. Man darf n\it Grunde behaupten , dafs, die Be-
schaffenheit des Bodens den atmosphärischen Niederschlag be-.
dingt, woraus dann ^er angegebene klimatische Einflufs von
selbst folgt.
4) Auf das Klims^ haben fetner die herrschenden lFip,de
sowohl rücksichtlich ihrer Richtung als auch ihrer Stärke einen
sehr grolsen Einiiufs« Im Allgemeinen ^nd auf der nördlichen
Halbkugel, hauptsächlich in Europa, die Nord- und Ostwinde
die kältesten und trockensten , weil sie meistens aus kalten Ge-
genden oder über grofse Continental -Ebenen kommen, die
südlichen und südwestlichen aber die wärmsten und feuchtesten,
erstere, indem sie die wärmern Luftschichten herbeifuhren, letz-
tere, weil sie in Europa die über dem Atlantischen Oceane aufge-r
nommenen Wasserdämpfe ei:tha]ten. Aehnliche Ursachen brin-
gen in andern Gegenden ähnliche Wirkungen hervor. Dieser
Einflufs der Winde erstreckt sich bis in die höchsten Polarge-
genden. NachScoAEsnic^ wird der Wind von grofsen Eisflächen
1 G. LXII. 1 ff.
862 Klima.
gleicluain zurtickgesto&en , so daCi eine von diesen ansgehende
liuftströmung und dne^ andere ihr entgegen wehende bis auf
die Entfernung von einigen Hundert Fufs sich gleichsam das
Gleichgewicht halten. Hieraus wird es erklärlich, däfs die v^in
Eise ganz umgebenen Schiffe hierdurch einen Schutz gegen die
- Whid6;erhalten und vom Bise ganz umschlossene Stellen des
Mee^res eine sehr ebene Fläche bilden. Sind die wärmeren Luft-
strömungen von überwiegender Stärke, so verlieret sie ihre
Feuchtigkeit bei der Berührung des Polareises , es giebt daher
^m Rande desselben den meisten Schnee, und auf eben dieser
Ursache beruhet die anhaltende Heiterkeit des Himmels über
dfen durch' Eis ganz umgebenen Ländern. Aus einem ähnlichen
Grunde sind in vielen Gegenden die über hohe und beeisete
Berge kommenden Luftströmungen trocken , wie namentlich die
ßüdr und Südostwinde im südlichen Deutschlande, statt dafs die
südwestlichen und noch mehr die nordwestlichen Regen bringen.
Der Einflufs der Winde auf die klimatkche Beschafienheit d^
Oerter mufs übrigens so viel gröber seyn , je stärker und atihal«-
fender sie selbst sind*
So gewifs und mit vieljähriger allgemeiner Erfahrung übePr
. ^einstimmend dieses übrigens auch ist, so darf man doch auf der
imdern Seite nicht in einen sehr gemeinen Irrthuni verfallen und
die jedesmalige Witterung von der kUmatischen Beschaffenheit ^
derjenigen entfernten Gegenden ableiten , woher die hervschen-
den Luftströmungen scheinbar kommen, indegfi die Winde auf
^ö&ere Strecken vielfach wechseln. Nicht selten herrschen
Dämlich z. B. kalte Winter in den Polargegenden , wenn sitf' bei
pördlichen Winrden unter weniger hohen Breiten gelinder sind,
lind umgekehrt haben die letzteren oft strenge Kälte bei iinge—
^ Wohnlich gelinder Temperatur der Polargegenden.
5) Die Lage der ein schien Orte riicksichtlich ihrer Umge*
bung hat einen sehr entscheidended Einflufs auf das Klima. Am
wesentlichsten ist die Nachbarschaft des Meeres, welches wegen
seiner gröfsereq Wärmecapacitat in den heifsen Jahreszeiten eine
Menge Wärme absorbirt, in den kälteren aber abgiebt, so dafs
die. Extreme der Temperatur in seiner Nähe bei weitem geringer
sind, als in der Mitte grober Gontinente. Nicht blofs das Meer,
sondern selbst auch grofse Seen und Flüsse erzeugen aufserdem
starke Nebel , erhalten die Luft feucht und mildern die Hitze.
Von grofsem Einflüsse auf die klimatische Beschaffenheit der
Klima. 863
Omter ist ferner ibreLage Unnchtlich des Schutzes benachbarter
Qerge gegen den EinilüTs beifser oder kalter Luftströmoogen,
Id mittlen^ utid böhem Breiten ist namentlicb die jiüdlicbe Ab-
dachung der Gebirge ein hauptsächliches Mittel zur Erhöhung
der Temperatur, und die Concentrirung der Sonnenstrahlen in
Schluchten, welche gegen die kalten Winde schützen, macht
es in Norwegen möglich , Obst und namentlich Kirschen zur
Reife zu bringen , ' statt dafs die nördlichen Abdachungen der
nämlichen Berge nicht einmal den Bau der Cerealien gestatten*
Grofse Waldungen sind wegen des erzeugten Schattens und der
zorückgehaltenen Feuchtigkeit stets kühl und mildem daher die
Temperatur der Luftströmungen , welche von ihnen aus bis in
mäfsig entfernte Gegenden flielsen. Ein auffallender Beweis hier-r
für liegt schon in der bekannten Erfahrung , dafs der Samum
seine verheerenden Eigenschaften über Gegenden verliert, auf
denen sich vegetirende Pflanzen befinden. Mit einem entgegAi-
gesetzten Effecte aber können sie auch durch ihre gröbere Wär?-
meoapacität, durch die zurückgehaltene Feuchtigkeit und durch
ihren mechaiiischen Widerstand die kalten und zugleich trock^
nen Luftströmungen mildem , aus welchem Grunde grolse Wal-
dungen in sehr kalten Gegenden, oder auch beträchtliche Er-
höhungen , Bergketten u. s. w. dem Einflüsse der kalten Winde
und Stürme widerstehen , wogegen einmal ausgerottete Wälder
aof keine Weise leicht wieder herstellbar sind.
6) Das Klima wird vorzüglich bedingt durch die Höhe über
der Meeresßäche und selbst durch die Nachbarschaft hoher Berge.
Mit der absoluten Höhe eines Ortes nimmt zuerst seine Tempe-
ratur ab , zugleich aber die Dichtigkeit der ihn umgebenden At-
mosphäre. Beide Ursachen erzeugen die sogenannte scharfe Luft,
welche dem animalischen und vegetabilischen Leben nicht zu-
träglich ist , indem einestheils die Trockenheit und Dünne der
umgebenden Luft die Verdunstung sehr befördert, anderntheils
aber die nicht durch die dickere Luftschicht dringenden , mithin
ungeschwächten, Sonnenstrahlen eine höhere Wärme erzeugen,
welcher die in der Nacht folgende gröfsere Kälte höcihst nach-
theilig entgegenwiikt. Endlich aber erhöhen die Winde, durch
widerstehende Gegenstände in ihrer Bewegung nicht gehindert,
die eben genannten Einflüsse. Zwischen den Gipfeln sehr hoher
Berge sammeln sich aufserdem die Schnee- und Eismassen zu
Gletschern , die Temperatur ^f ihnen ist niedriger als in glei-
864 Klima,
eben Höhen über Ebenen, und es senken sich daher die kalren
Luftschichten von ihnen herab, die über sie hinströmenden
Winde werden abgekühlt und beid^ Ursachen erniedrigen die
Temperatur derjenigen Gegenden , in welche sie herabsinken*
7) Endlich ist wohl nicht zu verkennen , dafs noch hren--
n^nde F'ulcane die Beschaffenheit des Klima's einzelner 3trecken
bedingen. Die Herde derselben liegen zwar im Allgemeinen zu
tief, als dab die Oberfläche des Bodens durch das unterirdische
Feuer erwärmt werden sollte , indem namentlich die Spitze des
Aetna mit Schnee bedeckt ist uqd auf Island Rauch und Flamme
«wischen Gletschern emporsteigen ; oft aber werden eben auf
letzterer Insel ungeheuere Eismassen durch die*Hitze der Vulpane
geschmolzen , die heiisen Quellen erwärmen bedeutende Strek- -
ken und die Luft überhaupt muls in jenen Umgebungen noih-
wendig etwas erwärmt werden, den Einflufs der Dämpfe und
Gasarten nicht gerechnet, welche aus den Kratern und Bergspal-
ten dringen und sich in der Umgegend herabsenken.
In Gemäfsheit dieser hauptsächlichen, einzeln oder gemein-
schaftlich wirkenden, Ursachen giebt es verschiedene eigends be-
^ nannte Klimate. Berücksichtigt n\an einzig oder vorzugsweise
die Temperatur , so hat man in dieser Hinsicht die ganze Erd-
oberfläche in 1000 Theile getheiU) deren 398 auf die Aequato-
rialzone kommen. Die Sonne geht, mit Ausnahme der äufser-
sten Grenzen , zweimal im Jahre durch das Zenith, und es giebt
also a^uf gewisse Weise zwei Winter und zwei Sommer, die
Tage dauern zwischen 10,5 und 13)5 Stunden , und die drük-
kende Hitze wird sehr durch die lange Dauer und in, manchen
Gegenden die bedeutende Kühle der Nächte gemildert. Die ge-
mäfsigten Zonen von den Wendekreisen bis zu den Polarkreisen
nehmen 520 Theile ein , deren Klima aber von dem heifsesten
bis zu dem für Europäer unerträglichen abnimmt und daher
nicht allgemein bezeichnet werden kann. Ein zunehmender un?»
Verscheidender Charakter sind die Jahreszeiten , welche in dea
südlichsten Gegenden als zwei, Sommer und Winter, anfangen, -
allmälig in vier übergehen und nahe am Polarkreise abermals
wieder ab zwei endigen. Kommt man in den übrigen Welt- '
theilen über den 40sten , im westlichen Europa über den 50steii
Breitengrad hinaus, so wachsen annehmend die Unterschiede
zwischen der Hitze des Sommers und der Kalte des Winters
und nehmen weiter nach dem Pfte hin. wieder etwas ab. Die
Klima« 66S
beiden' kalten Zonen entfaaken nnx 82 Theile nnd »ind mit
Ansnaliine der Eoropäischen Länder und einiger Kiistendistiicte
meistens mit ewigem Schnee nnd Eise bedeckt«
Wird auber der Temperatur tioch der Fettchtigkeitsznstand
berücksichtigt, so gieht es namentlich in den heifsen Gegenden
ein feuchtes und ein trocknes JCIima« Am anjGPallendsten sind die
Dtstricte wie Lima , Aegypten u. a. , wo es gar nicht oder nur
in sehr seltenen Ausnahmen regnet ; im Allgemeinen aber haben
die Aeqaatorial2onen tTestimmt, und minder merklich auch die
südlicherh Gegenden der gemäCsigten Zonen, eine oder zwei Re-
geozeiten und* eben so viele Perioden anhaltender Trocknifs« Auf
allen Fall ist eine gewisse Periodicitat beider überall , selbst auf
den Inseln , wo sie zuweilen am wenigsten bemerkbar ist, nicht
za verkennen. Die Regenzeit macht gleichsam den Winter jener
Gegenden aus und ist bei weitem am unangenehmsten. Die
Hitze ist wegen gehemmter Ausdünstung dann noch unerträgli-
cher, insbesondere an den oft eintretenden sonnigen Tagen; alle
Hygroskopischen Körper, als Holz, Elfenbein u. s« w., dehnen
sich durch die atmosphärische Feuchtigkeit aus, das Eisen rostet,
die Salze zerfliefsen , FruchtkOrner keimen, das Fleisch verdirbt
in kurzer Zeit, Vegetation und Erzeugung der Insecten und Wür-
mer sind ungeheuer. In der andern Jahreszeit, welche man
auch Sommer nennen könnte, ist die Luft meistens heiter, sel^
ten wolkiger Himmel nnd die Temperatur auf Inseln und in
gröCserer Erhebung über der Meeresfläche gemäfsigt, in den
Sandwüsten Africa's^ dagegen ganz unerträglich. Daselbst herrscht
nnaasstehliche Dürre , wodurch Gräser und Kräuter ^Terdorren
nod nur einige Saftpflanzen , als Aloe , Cactns u. s. w« , in man<^
eben Districten aber auch nipht einmal diese , sich zu erhalten
vermögen. Dort wehen die heifsen Winde, unter denen die
Sandstürme wegen der Menge des fortgeführten Sandes am furcht-
barsten sind , die Hitze verursi^cht Halsschmerzen , Bersten der
Lippen und der Haut , Entzündung der Augen u. a. Die Dürre
erreicht zuweilen einen solchen Grad , dafs Auflösungen von Al-^
kali trocken werden«
In den gemäTsigten Zonen giebt es keine eigentliche Regen-
zeit, wohl aber lange anhaltende und starke periodische Regen.
Kommt man weiter in höhere Breiten, so' verschlimmert sich
namentlich in« Europa die sonst angenehme Frühlingswitterung,
der kalte Winter geht durch eine kurze regnerische Periode bald
866 l^lima.
in einen ziemlioh heifsen Sommer über, der Herbst dagegen
\nrd länger dauernd , heiter und angenehm« In der n^dliohen
Polarzone giebt es nur den einförmigen , kalten , aber meistens
heitern Winter, welcher im höchsten Norden einen unglaubli-
chen Grad der Strenge erreicht , und wenige Monate, selbst nur
wenige Wochen eines meist trüben, durch Nebel, Regen und
Schnee höchst unangenehmen Sommers. Bei allen diesen Be-
stimmungen muCs aber wohl berücksichtigt werden, dab das
westliche Europa bis zum höbhsten Norden rücksichtlich seiner
Temperatur eine auffallende Ausnahme von den jn aiidern glei-
chen Breiten gültigen Regeln macht , denn in einer nördlichen
Breite von Spitzbergen an irgend einem andern Orte, als eben
dort, zu überwintern ist wahrscheinlich für Menschen über-
haupt, auf allen Fall für Europäer unmöglich.
Kommen zu diesen Hanptbedingungen noch einige der übri-
gen hinzu , namentlich dei^ Einfiufs der Umgebungen , so erhält
man die hiemach eigends bezeichneten Klimate. Dahin gehört
vorzüglich ^dA Continental - Klima, wie' es in überall weiter Ent-
fernung von den Küsten der Oceane oder den Ufern grölserer
Binnenmeere gefunden wird, hauptsächlich im Innern von Africa,
Asten, America, und selbst diesen etwas ähnlich im östlichen
Europa. Als unterscheidenden Charakter triiTt man daselbst einen
auffallenden Unterschied zwischen der Wärme des Sommers und
der Kälte des Winters, der Hitze am T\ig^ und der auffallenden
Abkühlung während der N^cht. Schon lange wufste man, dafs
in Ungarn, Polen und dem südeuropäischen Rufslande die Sonl-*
mer vorzüglich heifs, die Winter dagegen eben so ausgezeichnet
kalt sind, indem namentlich in Dorpat die Temperatur zwischen
38"* unter und 31%5 über dem Gefrierpuncte der hunderttheiKgen
Skale wechselt K In den innem nordamericanischen Provinzen
stehen ein strenger Winter und ein heUser Sommer einander Ge-
genüber, allein gleich auffallend oder noch auffallender zeigt,
sicli dieses in Asien, Von der Wüste Gobi , der ausgedehnte-
sten Hochebene im östlichen Asien, zwischen 32^ bis 43«' N.'B.
ist schon aus der Geschichte des berühmten Dscringis-Chait
bekannt, dais dort nach einer furchtbaren Winterkälte, gefet)
welche sich die Mongolen nur durch ihre Schafpelze zu schützen
1 $• Die Kaiserliche Uaiversität zu Dorpat Denkschrift der Ju-
belfeier. Dorp. 1827. Imp. Fol. S. 53.
Klima. ' 867
wissen, mit dem Anfange JtmVs ein Sommer eintritt, dessen.
Hitze sehr hoch steigt und der bis in den September dauert , in
welcher Zeit dann auf ^oniiigo und warme Tage eine so empfind-
liche Kälte der Nacht felgt^. dafs das Wasser mit einer dicken
Eisrinde überzogen wikd^. In den Sandwiisten Sind, in Kabu-
Hstan und Beludschistan ist der Abstand zwischen der brennen-
den Hitze des Tages und der Kühle während der Nacht so un-*
erträglich, dals namentlich von dem Personale des Gesandten
Elfkiitstohb ^ in den ersten acht Tagen 40 Menschen starben.
Am merkwürdigsten aber ist , de^s nach den neuesten Berichten
der Beisenden im Iranern von Africa jenseit der grofsen Wüste
und fast unter dem Aequator bei Nacht eine empfindliche Kälte
herrscht, indem namentlich der Reisende. Dr. Oudvey an der
Grenze von Bornu unter 13^ N. B. zu Ende Decembers in einer
Höhe von nicht mehr als 1200 F. über der Meeresfläche vor Kälte
mnkam, als das Thermometer mindestens bis 7^)5 G. herabge«-
ionken war^«
Auffallend verschieden hiervon ist das /?MiS/- und Küstern
Klima i insofern es sich durch eine mehr gleiahhieibende Tem«f ~
peratmr, durch einen häufigem Wechsel von Trockenhjait un4
Regen und durch die meistens! reg elmäüsig wechselnden l^pd**
Qod Seewinde , in höheren Breiten aber zugleich durch häufige
Stürme, Wintergewitter und anhaltende starke Nebel auszeichnet,
Die Ursache hiervon liegt in der groisen Wärmecapaci^it des
Wassers, welches durch die eindringenden Sonnenstrahlen kei-
neswegs so schnell und stark erwärmt wird , als die feste Erd«*
onde, zugleich aber auch ungleich später erkaltet, hauptsächlich
aber durch immerwährende Mischung der kalten Polargewässes
ond der wärmeren aus den heifsen Zonen eine mittlere mildere
^Temperatur bis zu ^ohen Breiten hinauf beibehält Die über
demselben abgekuhhen Luftstr(Jmungen dringen bis zu betri^Ght-
liehen Entfernungen von den benachbarten Küsten und mildem
^denEinfluTs derbrennenden Sonnenstrahlen, namentlich in dei;
aqnatorischen Zone. Von der andern Seite aber hindern die übec
* 1 C. Ritter'« Erdkunde Th. I. ».495-
I 2 S. Elphiostone's Geschichte der engl. Gesandtsch. an den Hof
I von Kabul. In Neue Bibl. d. Reis. Weimar 1817.
8 8. y. Humboldt in O. LXXXYII. 34. Weitere Ubtersaelma-
gen hierüber •. Art. Ttmptratur»
868 Klim^.
demselben erwMmiten titid honpts&chUch mit Wasserdampf ge-
sättigten Luftmassen die tiefe Erkaltung nördlicher Gegenden,
indem die grofse specifisohe Wärmccapacität des l^assers um so
vnrksamer ist , je mehr Wärme hiernach im Sommer von dem-
selben aufgenommen und im Winter wieder abgegeben wird.
BuMFOHD ^ hat dieses hauptsächlich erläutert und zugleich noch
den Umstand berücksichtigt, .dafs die Wassertheilchen der Ober-
fläche ihre Warme, an die berührende Luft abgeben , dadurch
schwerer werden, herabsinken und wärmeren aufsteigenden Platz
^machen. Dieser Einflufs findet übrigens nur so lange statt, als
das Wasser nicht mit einer Eisdecke belegt ist, und mufs daher
namentlich in Beziehung auf die Winterkälte an den Küsten des
Meeres stärker seyn , als an den Ufern gtofser Sülswasserseen,
und ist aufserdem am auffallendsten an den westlichen europäi-
schen Küstenländern, wohin der Golphstrom die Ungeheuern
Massen des unter dem Aequator am stärksten erwärmten Wassers
wälzt, weswegen auch schon oben ' bemerkt worden ist, dafs Jen«
ihr hngewöhhlich warmes Klima ohne Zweifel verlieren würden,
wenn nach der Durchgrabung der Landenge von Panama jener
riesenhafte Strom ganz aufhCfren oder mindestens sehr vermin-
*dert werden sollte.
Berge sind von bedeutendem Binfiusse auf die klimaüsiche
Beschaffenheit der Oerter, hauptsächlich weil die auf ihnen an-
gehäuften grofsen Eismassen und selbst ihre eigene überwiegend«
Kälte und grofse Feuchtigkeit die ^uf ihnen ruhenden und sie
amgebenden Luftmassen abkühlen , zugleich auch , weil sie iifi
Richtung und Stärke des Windes bedingen und auf die Regen-
menge der benachbarten Gegenden einen nicht geringen Einflofs
haben. Einzelne hervorragende Pic^s geben daher nicht das ei-
gentliche Bergklima, weil ihre Mafssen hierfür zu unkräftig sind,
ftnd ihr Einflufs erstreckt sich daher nicht viel weiter als auf die
höhere Kälte, welche mit der größeren Erhebung über der Mee-
resfläche nothwendig verbunden ist. Grofse Gebirgsmassen da-
gegen, als die Alpen, die Pyrenäen, die Cordilleren, die Monds-
berge, der Himlaya u. a., kühlen die Luft ab, welche sichdann
in die Thäler und umgebenden Ebenen herabsenkt, wie z. B.
die Hitze in Madrid durch die von den Pyfenäfen kommenden
1 G. I. 445.
2 VcrßL Th, m. 8. lOOS.
Klima. 869
Winde gemildert wird; auf ihnen sammelt aich das Wasaer der
' Hydrometeore , welches dann den Quellen dauernde Nahrung
giebt, die hierdurch gespeiseten Flüsse bringen verhältnifsmäfsig
kälteres Wasser in die Ebenen und bedingen deren Fruchtbar-
keit. Bei einigen Bergziigen ist es sehr auffallend , wie sehr sie
gerade diejenigen Winde ^ welche Regenwolken herbeiführen,
zurückhalten, so dafs letztere sich blofs an der einen Abdachung
der Gebirge ihrer Feuchtigkeit entfaden und zwei durch eine«
Bergkette getrennte Länderstrecken sich durch ungleiche Grade
der Feuchtigkeit sehr unterscheiden, EndlicK scheint es mir
nicht zweifelhaft, wenn es gleich bisher nicht durch eigentliche
Messungen hinlänglich constatirt ist , dafs die Menge des atmo<-
spharischen Wassers, welche auf grofse Gebirgsmassen herabfalit,
gröfser ist, alsbei einem glei(;hen Flächeninhalte ebener Gegenden«
Hieraus scheinen mir a. B« namentlich die häofigen und meistens
plötzlichen Ueberschwemmungen der Donau erklärlich , welcha
den grötsten Theil der von der nördlichen Abdachung der Al-
pen kommenden Flüsse, die Hier, den Lech, die Isar, den ino,
die Traun , «die £ns , die Raab , die Drave und Save aufnimmt
und durch deren plötzliche Anschwellungen zu keiner Jahreszeit^
aulser im Winter , gegen verheerende Ueberschwemmungen ge«-
nchert ist, statt dafs dagegen der Rhein und die Weichsel, wel-
che nach ihrem Ursprünge nicht so vidie eigentliche Gebirgs-
fiEsse aufnehmen., auCser demFriihlingsschwellen^eine weit con-
stantere Höhe haben. Auf den Spitzen hoher Berge ist dasKli-»
ma nicht anders, als die Wihfi über der Meeresfläche und die'
iiieraus folgende gröfsere Kälte mit sich bringt, dagegen zeigen
iit Hochebenen durch ihre klimatische Bescha£Penheit nicht blols
den Einflufs dv grötseren Höhe , sondern die beim Durchgange
durch die dünneren Luftschichten ungeschwächten Sonnenstrah-
len bewirken daselbst eine gröfsere Wärme , welche mit stärke-
rer Kälte während der Nacht wechselt , und aufserdem enreichen
die schwereren Regenwolken jene Höhe nidit; die Berge sind
daher nicht blofs W^erscheiden, wie denn noch namentlich im
Sommer 1828 in Italien die auiFallendste Dürre , in Deutschland
anhaltendes Regenwetter herrschte, sondern zuweilen ist auf den
hohen Berjpbenen heiteres Wetter, wenn im tiefern Lande eine
Menge Regen fällt*
Das Thalhlima ist auf allen Fall ein eigenthümliches» In
heiüsen Gegenden unterscheiden sich die Thäler durch eine grö-
876 Klima.
fsere Ktihle in Folge der kalten Lüft8tz$nlu<igen, die von den
Spitzen der begrenzenden Berge in ^e herabsinken; die über
waldige Bergrücken hin bewegte Luft ist milder , in den Thä-
lem sammelt sich die Feuchtigkeit der Quellen, meistens werden
sie von Bächen oder Flüssen durchströmt , welche Fruchtbarkeit
erzeugen , und sie eignen sich daher vorzugsweise zum Aufent-
halte der Menschen und Thiere , w^wegen man in eigentlichen
Berggegenden die Thäler fast allein be^iV^ohnt findet. Unter nie-
deren Breiten', bei dem höhern Stande der Sonne, ist die Lage
der Thäler gegen die Weltgegenden von gar keiner oder nur ge-
ringer Bedeutung , der EinÜufs hiervon wächst aber mit zuneh-
mender Polhöhe ; unter mittlel-en und etwas < darüber hinausge-
henden Breiten ist derselbe daher schon so, merklich, dafs auf
der nördlichen Halbkugel die südlich gerichteten Thäler warm
nnd höchst fruchtbar, die nach Norden liegenden dagegen kalt
und unfruchtbar &ind ; in Norwegen namentlich reifen in sonni-
gen und gegen denEiafiufs der Winde gänzlich geschützten Thä-
lexn feinere Obstsorten , wo an der Nordseite selbst die Gerea-
lien nicht fortkommen. In den Thälern sind die Extreme dex
Temperaturen bei weitem nicht so grofs , als in den dicht unter
ihnen liegenden Ebenen, weil sie durch Schatten und belaubte
Umgebungen gegen die grelle Hitze , durch die einschliefsenden
Berge aber wieder gegen den EinfluCs der kalten Winde geschützt
sind. Zugleich aber ist das Thalklima im Allgemeinen ein un-
beständiges, insofern sich in den Thälern leicht die kälteren
Luftmassen von den Bergspitzen und die wärmeren aus den
Ebenen mischen und hierdurch unmittelbar wässerige Nieder^
.schlage erzeugen , oder die Gewitter , welche vorzugsweise^ an
den Spitzen hoher Berge gebildet werden, in sie herabsinken«.
Werden einige Theile derselben durch die Sonnenstrahlen vor-
zugsweise erwärmt , so dafs die leichtere Luft daselbst aufsteigt,
so erzeugt dieses eigenthümliche Winde, welche zuweilen tag-
lich, zuweilen in längeren Perioden regelmälsig \\echseln und
nicht selten mit bedeutender Stärke, ohne Rücksicht auf die
übrige allgemeine Luftströmung , wehen. Auch ohne diese spe-
ciellen Bedingungen sind die Thäler in gewissem Sinne Wind-
fänge , weswegen auch nach ihrer Richtung und der Lage der sie
einschüefsenden Berge gewisse Winde einzig oder vorherr-^
sehend, meistens aber unausgesetzt, in ihnen angetroffen werden.
Endlich lagern sich in den Thalern gern die Nebel und machen
Klima. 671
daher namenUich äle nnter mittleren uxki höheren Breiten Be-
genden, hauptsachlich zur Zeit des herannahenden WiotarSi
leicht feucht und trübe.
Sowohl die oben angegebenen Biadingungen , als auch die
Wirkungen derselben zur Erzeugung der genannten individuel-
len KJimate kommen in der Erfahrung mit gr(S(serer oder gerin-
gerer Scharfe der Anwendung vor. Indem es aber unmöglich
ist, die speci eilen klimatischen Verschiedenheiten aller einzelnen
Theile der Erde und selbst einzelner Orte namhaft ^zu machen^
wird es genügen, einige der kenntlichsten aus verschiedenen
Welttheilen und von unterscheidendem Charakter etwas nähet
zu beschreiben.
Das Klima im Innern von Africa ist so gut als gar nicht be«*
kannt , und fast eben so die Westküste dieses Welttheils , weil
ihrer Unwirthbaikeit wegen nur sehen Europäer sich aii dersel-
ben zur See oder zu Lande aufhalten» Vor nicht langer Zeit hat
indets der Gapitain Marwood Kellt über ein Jahr lang dort
die Witterung in den Busen und am Ufer des Meeres beobachtet
nnd macht davon im Wesentlichen folgende Beschreibung K In
der Gegend zwischen 5^ N. B. bis zum Aequator unterscheidet
man die Zeit der Tornado^ 8 , die regnerische , die neblige , die
zweite regnerische und die schöne Jahreszeit. Von der Sierra
L«ona bis Gap Apollonia fangen dieTornado's.in der Mitte April
an nnd dauern bis Mitte Juni« Selten gehen dann zwei Tage
ohne die furchtbarsten Gewitter hin. Die Menge des in eines
Stunde fallenden Regens ist unglaublich ; es folgt heiterer Him-
mel , und die Nässe .verschwindet augenblicklich wieder« Die
Heftigkeit der Tornado's übersteigt alle Vorstellung , sie sind
höchst gefährlich für die Schiffe uiid würden fiUe Cultur am
Ijande zerstören, wenn der Boden bebauet wäre. Sie zeigen sich
zuerst als dunkler Wolkenrand am östlichen Horizonte , weicher
zuweilen ein bis zwei Stunden wächst, ehe die Wolke selbst
sich mit Blitzen und entferntem Donner in Bewegung setzt. Bald
nachher erhebt sie sich höher, steht vorher nochmals still, ba«
"wegt sich dann unter furchtbarem Donnern und Blitzen bis ins
Zenith, wobei eine plötzliche Kälte gefühlt wird, und entladet
sich mit einem alle Vorstellung übersteigenden Sturmwinde und
Regen in etwa einer halben Stunde^ worauf es wieder heiter
1 Mn. of FhiL 1828. Mai« p. 860.
y. Bd. \ Kkk
872 Klima»
^mii. Die Schiffe müssen alle Vorkebrungen treffen , wenn sie
durch den wüthenden Sturm nicht umgestürzt werden sollen.
Während seiner Dauer verkriecht sjich jedes lehende Wesen,
aber nach dem Ende desselben ist der Himmel heiter und das
Wetter Heblich.
' Gegen die Mitte des Juni fängt die Regenzeit an und
dauert bis Anfang November oder wohl noch länger, indem
«ine Periode iiirer Unterbrechung , eben wie das Ende , durch
dicken Nebel bezeichnet ist* In dieser Zeit herrschen die dort
so getährlichen interinittirenden Fieber* Der Nebel vergeht erst
im Anfange oder in der Mitte des Decembers und dann beginnt
der trockne Wind , der Harmattan, welcher bis zum Wiederan-
fange der Tornado^s wehet. Man kann dieses die schöne Jah-
reszeit nennen. Die Hitze ist mäfsig und übersteigt auf der Se^
in der Nähe der Küste seften 23® C.
, Auf der Goldküste, welche etwas höher liegt, fangen die
^ornado's schon iftiMärz an und endigen im Mai, sind aber we-
niger heftig. Auf diese folgen die Regen und dauern von Mitte
Mai an sechs Wochen , während welcher Zeit die intermittiren-
den Fieber , aber minder heftig , herrschen. Die Nebel, welche
Anfangs Juli beginnen, dauern bis August, worauf die schöne
Jahreszeit folgt, bis in der Mitte Septembers die zweite Regen-
zeit beginnt, welche weniger nafs ist und vom Ende Octo-
1>er8 an der schönen Jahreszeit und dem Wehen des Härmattan
weicht, bis die Tornado's wieder anfangen« Die ganze Gegend
iiat keine Brunnen , weil das Wasser im Sande versiegt, und die
Einwohner müssen sich daher mit Cistemen behelfen. Die Ge-
gend von Gap St, Paul bis zum Flusse Ramos , um Benin , ^ hat
gleiches Klima, als die Goldküste, ausgenommen,' dafs die
«weite Regenzeit im September mit weit hefdgera Tqmado^s
' anfängt.
Die Gegenden America^s unter der Linie unterscheiden sich
sehr von denjenigen , welche in Africa einer gleichen Polhöhe
und der etwas nördlicheren zugehören. Statt dafs in den letz-
teren auber der Regenzeit eine verzehrende Dürre herrscht,
giebt es zwar in den ersteren gleichfalls einige Districte, weiche
gegen das Ende der trocknen Jahreszeit entlaubt werden und
wo die Vegetation aus Mangel an Wasser fast gänzlich erstirbt,
allein ganz eigendiche, völlig verödete Sandwüsten sind den-
noch daselbst nur ausnahmsweise und von verhähnifsmäfsig ge-
Klima. 873
ringer Ansdehnnag Torluiideii, ' Aus dieser Untclie fehlen ench
ilaseihst die Sendstorme und die dem Hamattan oder Samnm
ähnlichen Winde ; vielmehr ist da^&Iima im Allgemeinen fencht,
die Temperatnr sehr gleickhieibend und im Ganzen milde. Die
Ursadie hiervon liegt darin, dafs die herrschenden Ostwinde
iiber dem Atlantischen Oceane abgekühlt und feucht werden,
Westwinde aber wegen der hohen Gebirge nicht in die flacheren
Röstengegenden gelangen können« Eben diese hohen,^ auf ihren
Gipfeln stets mit Eis bedeckten Beige sind aber die Ursache^
dab die RiesenstWime , namentlich der Orinoko und der Ama-
sonenflufs, so ungeheure Massen von Wasser in denOcean wal-
ten, die von ihnen ausgehende Verdanstung erhält die Luft
feucht, und da auCserdem daseftst unertnefsliche Strecken mit
Urwiddem bedeckt sind, sa läfst sich die klimatische fieschaf--
fisuheit jener Gegenden aus diesen Gründen sehr leicht erklären^«
Die Abwesenheit des Winters und statt dessen ein Wech-
sel der Regenzeit mit einer periodischen Trocknifs ist allgemein
in den Gegenden innerhalb 10 Breitengraden vom Ae^uator, er-
streckt sich indefs minder kenntlich noch weiter nach beiden
Seiten und fällt nicht überall in dieselbe -Zeit , vielmehr sind
beide auf den verschiedlenen Halbkugeln einander entgegenge-
setzt. Auf Java föngt die Regenzeit im October an , wird an-
haltender im November und December und hört allmdig bis
zum Mite ganz auf- Beim Uebergange aus einer Zeit in die an-
dere ist das Wetter am unbeständigsten, die stärksten Regen fal-
len im December und Januar, am trockensten ist es im Juni und
Jnl^, und dann sind die Tage am heifsesten, die Nächte am kai-
testen* Indeb giebt es auch dann oft, und auf den Gebirgen
fiist täglich , Gewitter, so wie in der Regenzeit die ununterbro-
chenen Regenschauer selten länger als zwei Tage anhalten , wo-
bei aber das Wasser wie in Strtf men vom Himmel fallt« Hier-
durch unterscheidet sich Java vom Indischen Continente. Die
Wärme ist im Mittel 21^,1 bis 23^3 C. am Morgen und 28«,3
am Nachmittage, steigt indefs ausnahmsweise auch bis 30*^,6
und 32^,2* Zugleich ist der Einilub der Seewinde und der gro-
Isen Feuchtigkeit bei diesem Inselklima sehr begreiflich^«
1 Vergl. Dr. Williamso« in Trans, of the Amer, Soc. T. I. p,
272 « kanptsächlicli aber v. Huxboldt ^n «einen Beisen, D. Ueb. Th« I^
II o. III. a. T. O.
2 Rimss Htttefy of lava* T. L p. BOL
Kkk2
874 Klima. ^
Das KilsUnhlima auE dem Vorgebirge ^et gnteti HoShung
ist bereits lange duröh die Beschreibung des La Cailxk' be-
kannt und, diese stimmt mit späteren Angaben genau iiberein«
Jener Astronom war vorzüglich veraolafst, dasselbe zu beach-
ten, welches au<Jh vom Mai 1751 bis Februar 1752 geschah.
Die Temperatur daselbst ist sehr gemälsigt , allein am mnange- .
nehmsten sind die so häufigen heftigen Südostwinde, welche
vier ZehntheUe des Jahres herrschen. Oft gehen dieselben ia
eigentliche Stürme über, welche die Dünen am Ufer des Mee-
res versetzen und grofse Massen Sand fortführen« Sie hindern
die Bäume am Wachsen und zerbrechen sie nicht selten , stür-
zen Mauern um , bringen die Schiff e in der Bucht in Gefahr und
erfordern eigene Vorrichtungen zum Schutze der Häuser und
Gärten. Daneben herrschen dort viele und dichte Nebel, wel-
che picht blolf^auf der See gelagert sind , sondern auch auf dem
Lande, so dafs nur ein Drittheil des Jahr/s eigentlich heiter ist^*
Inzwischen ist dieses Klima der Gapstadt und der Küste, worauf
sie liegt , nur ein sehr specielles und kann nicht als das eigent-
liche von Südafrica betrachtet werd-en. Letzteres wurde mit
gröfserer Allgemeinheit untersucht durch Dr. Kvox^ vermittelst
meteorologischer Register zu Graaf Reynet unter 32® ll' 3. B.
und 135 engl. Meilen vom Meere, bis wohfn eine weite Ebene
ausgedehnt ist» Die Kälte erreichte ini ganzen Jahre den Ge-
frierpunct des Wassers nicht , die Wärme stieg aber einmal im
Februar auf 38* C. bei einem ganzjährigen Mittel von 16^,77 C.
Anhaltende Dürre wird auf der ganzen Colonie leicht nachthei-
lig und die Regen verbreiten sich meistens nur über einzelne
Districte. Die verheerenden Südostwinde der Capstadt findet
man dort nicht und im Allgemeinen ist das Klima sowohl ange-
nehm als der Gesundheit zuträglich.
Diesem Klima correspondirt das von Buenos - Aires, gleich-
falls eines Küstenlandes unter 34® 35' 26" S» B., bis nach As-
sumption in>Paraguay> mehr landeinwärts unter 25* VS 4if* In
letzterer Stadt steigt das Thermometer im Sommer nicht selten
auf 30« C., erreicht aber wohl 38°, sinkt dagegen im Winter
einigemale auf den Gefrierpunct. Die nördlichen Winde sind da-
selbst warm, die südlichen kalt; Westwinde giebt es wegen der
1 G. LXVI/1S6.
t Edinb. FMK Joani. N. X. p. 279.
Klima. 675
ihrer grofsen Entfernung ungeachtet »chütaenden Befge gtr nicht
Die ^herrschenden Winde sind Ost- nnä Nordwincie, Stürme
sind an beiden Orten selten , dann aber zuweilen sehr verhee«
rend« Die Feuchtigkeit ist in jenem ganzen Striche ungemein
grofs, Nebel sind selten 9 Gewitter häufig und gefährHch; ein
einziges im Januar 1793 schlug in Buenos -* Aires 37inal ein und
t^dtete 19 Personen ^
Eine klimatische Eigenthümlichkeit nördlicher Küstenländer
ist diese, dafe daselbst die Gewitter im Winter nicht blofs häu-
figer, sondern fast ausschliefslich vorkommen. Von de» Norwe-
gischen Eust« , Island und den Far<$er- Inseln ist dieses schon
früher^ nebst den Ursachen angegeben worden, welche dieseJben
erzeugen, allein die Sache ist ganz allgemein, denn auch auf din
Shetländischen hisela gehören die Gewitter der Regel iiach den
WinterstSrmen zu , jedoch sollen sie im Allgemeinen doPt sel-
ten seyn, denn Scott ^ hlhte daselbst nur einmal in einem gan-
zen Jahre Donner. Auf Kamtschatka und'den aleutischen Inseln
giebt es nur ab seltene Ausnahmen Gewitter im Sommer^ indem
sie daselbst nach Lavo»dorf ^ gleichfalls fast ausschliefsHch dem
Winter angehören , anderer Zeugnisse nicht zu gedenken , aus
denen die Sache als Hegel hervorgeht.
Unter die schönsten Klinotate, die sehr angenehmen, frucht-
baren und gesunden, gehdren die der Inseln des grofsen OceanSi
wenn die Hitze der heifsen Zone durch die Seewinde gemildert
wird und der Regen die üppige Vegetation unterhält. Dahin
rechnet r. Khusbii9T£ah^ unter andern das der Washington^s-
Insehi, wo die Temperatur fast stets gleichbleibend die des
Sommers unter mittleren Breiten ist. Marchavd giebt z. B« den
Stand des Thermometers auf St. Christina za 33^,75 an, T.
KausEVSTBRiff aber fand in Port Anna Maria fast beständig 28^,5
bis 30^ O. und ak gröfste Hitze nur 34^ C. , dabei die Men-
schen gesund und die Fruchtbarkeit ausgezeichnet, wenn der
Begen nicht fehke, welcher indeJEs zuweilen. 10 Monate ausbleibt*
1 Yoyagea dans I^Am^qae mtfridionale par Don Felix de Azaiu^
•te. Par. 1809. XY Tom. T. I. chap« 1.
2 Art« Gewitter^ Th. IV. 8. 1387*
S Sdinb. PhiL Joani. N. 8^. N. T. p. 120L
4- 8. dessen Beisen Th. II.
5 Deaaea Reisen Tb. I« t. 165.
•876 ' Klima.
Auf den StndTridi- Inseln fand Cook ^ gleichfalb die Tempe«
ratur ungleich milder^ als anf den Westindischen | auch ist der
Regen dort häufiger. Nach den Beobachtungen, welche W*
Ellis^ daselbst vom August 1821. bis Juli 1822 anstellte , war
die höchste Temperatur = 31^4 C, die niedrigste = 15*, die
mittlere = 23^»9t Hierzu waren dort nur 40 Regentage und
übrigens heiterer Himmel; dennach soll nach ihm daslüima
ungesund und für Europäer zu sehr schwächend se3m«
Unter die merkwürdigen InselhlimcUe gehOrt das von St«
Helena unter 16® S. B. Die hohen Bergspitzen daselbst sind
fast allezeit, in den Wolken , der Boden ist stets feucht , höchst
fruchtbar und die Temperatur kiihL Dabei ist es merkwürdig,
dab dort stets Südostwind herrscht, und gerade dann am hef-
tigsten, wenn auf dem genau in Südost liegenden Cap die Nord-
Westwinde am heftigsten wehen 3* Auf den canarischen Inseln,
deren Klima durch L. v* Bircu^ genau beschrieben worden ist,
zeigt sich der Unterschied von dem tropischen darin , dals kein
zweifacher Wechsel der Jahreszeiten herrscht, vielmehr fällt ia
Folge der Abkühlung durch das Meer die grdfste Hitze in den Au*
gust und erreicht meistens 26^)05 C,, die geringste in den Januar
= 17^97 und das Mittel des ganzen Jahres beträgt 21^^64» Au« .
Üserdem haben dieselben keine Spur von eigentlichen tropischen
Regen ^ auch fängt die durch Abkühlung des Wasserdampfes be-
dingte Regenzeit dort erst im November an und dauert nicht
über den März hinaus , statt dab man sie in Italien von der er-
sten Hälfte Octobers bis in den April datiren kann« Im Sommer
dagegen gleicht das Klima v({llig dem tropischen durch die an-
haltende Dauer des nordöstlichen Passatwindes, welcher so an-
haltend wehet, dafs man von Teneriffa nach Ferro in einem Tage
kommt, zurück aber leicht vier oder fünf Wochen bedar£ Zugleich
werden dort die oberen entgegengesetzten Luftströmungen auf
eine interessante Weise kenntlich, indem alle Beobachter ohne
Ausnahme auf der Spitze des Pic*s Westwind antrafen. Aus diesen
beständig über einander hinstreichenden entgegengesetzten Luft—
1 G. XXXV. «53.
2 Kästner ArduT XU. 8. 369.
8 LicBTBvsTBW Reisen II. 8. 594. '
4 Berlm. Denkschriften 1820 a. 21. S.106. Umatändlioher in des*
een: Phyticalitche Betchreibang der canarischen Inteln* Berlin 1825*
gr.4. 8. 68 ff. YcrsL Ann. Ghim. et Phjt. T. XXII.
Klima. 877
Strömungen leitet v, BvCV den ungew9hnli«h hohen Sarorntter-
stand auf jenen Inseln ab , welcher auf 0^ T« and den Spiegel
des Meeres reducirt 339>09 par. Lin. beträgt. Femer scheinen
jene Westwinde schon »über dem atlantischen Oceane sich herab«
susenken und den andringenden Nordwinden den Zugang zu
versperren , woraus die auffallende Eigentliiimlichkeit erklärlich
wird , dafs zu Las Palmas auf Gran Canaria die grölste mittlere
WäAip nicht in den Juli oder August, sondern in die Mitte des
Oetobers fallt, indem sie vom Ende des Septembers an plötzlich
steigt und vom Ende Octobers an noch schneller wieder ab-^
nimmt , so dafs die mittleren Temperaturen des Decembers und
Januars nur wenig von einander abweichen. Eben daher ge<«
deihen die Dattelpalmen daselbst ganz vortrefflich, wovon der
Ort seinen Namen hat« Die Thatsache dieser ausgezeichneten
klimatischen Beschaffenheit jenes Ortes ist wohl nicht streitig,
der Zulässigkeit der Erklärung steht aber der Umstand entgegen,
dals eine so allgemeine Ursache ihre Wirkungen auf allen cana-
Tischen Insem än£sem mülste« Ein Herabsinken dieser westU«
ehen Luftströmungen ersieht man übrigens deutlich ans den
Wolken, welche im October die Spitze des Pjc, von Süden her,
einhüllen, sich inouner tiefer senken , endlich sioh^anf den etwas
über 6000 F. hohen Kamm des Gebirges zwischen Orotava und'
der südlichen Küste lagern, wo sie in furchtbaren Gewittern
aoabrechen, und erst pach einer Woche etwa an der Meeresküste
empfanden werden, wo dann Monate lang Regen herrscheUf
während der Pic 9iit Schnee bedeckt wird.
Auf Madeira unter.32^ 36^ N. B. ist der Sirocco nicht alle
Jahre gleich anhaltend , allein wenn er herrscht , so ist er von
der stärksten Trockeuheit begleitet und kein Wölkchen am
Himmel zu sehen, obgleich er direct von .der africanischen
Küste kommend 300 engl, Meilen über das Meer zurücklegt
Seine Richtuiig ist aus OSO. und er erregt eine Empfindung,
wie ein Strom heilser Luft aus einem Ofen, trocknet unglaublich
ans, ist |iÖchst beschwerlich, ohne selbst bei denen, welche
sich ihm aussetzen, der Gesundheit eigentlicK nachtheilig zu
seyn. Im vollkommenen Schatten steigt die Hitze bei ihm nicht
höher als 30® C.' Die Regenmengen daselbst sind sehr ungleich
und wechseln zwischen wirklich gemessenen 43,35 und 20}43
Zollen, weswegen^ einige 40 Z. , andere 30 Z« als Mittelzahl an-
nehmen. Die Hexbstregen fangen meistens im September an
878 Klima;
und endigen Im December, wobei mehr einzelne Schaner gebil- '
det werden, als dafs der Regen ganze Tage anhaltend seyn sollte.
Die Winterregen im Januar und Februar sind dagegen eigentlich
periodisch. Im März und April kommen abwechselnd einzelne
Schauer, Mai hat wenige derselben, Juni, Juli, August und
Anfang Septembers sind aber die eigentlichen trocknen Monate^
wo selten nur ein Tropfen Regen ^ällt, aufser rfuf den Berg-
fipitzen, wo es stark thauet, und oft regnet, wenn es in ebenen
Gegenden trocken ist« Ueberhaupt kann das Resultat der Beob«
achtungen an irgend einem gegebenen Or^e ^nicht als Regel für'
die ganze Insel angenommen werden. Die wechselnden See-
tind Landwinde sind fast das ganze Jahr regelmäfsig , bufserdem
ist die Richtung des Windes sehr beständig und er wehet zu-
^^ilen Monate lang unausgesetzt aus Nord , Nordost und Ost,
wobei heiteres Wetter* herrscht. Der Ost -Süd -Ost -Wind ist
der Sirocco ; geht- er ganz nach Süden oder Westen, so folgt
drückende Wärme und anhaltendei: R^gen. Der Nordwestwind
bringt Kälte und auf den Bergen zuweilen Schnee. Gewitter
init Blitz und Donner sind im Ganzen selten. Die Temperatur
geht in Funchal nicht leicht unter 10^ C. und übersteigt eben so
selten 28® G. , ist alsofim Ganzen sehr gleichmäfsig^.
' Am bekanntesten wegen des unterscheidenden Charakters
ieines Inselklima's ist Großbritannien, weil Beobachtungen der
Witterung und Vergleichung derselben mit denen an andern Or-
ten des europaischen Continentes am häufigsten sind. Die Städte
Berlin , Amsterdam und London liegen fast unter gleichen Gra-
den N. B. und ohngefähr zwei Grade nördlicher ils Charkow,
aber die klimatische Beschaffen heit dieser Oerter ist ausnehniend
verschieden. Die letztere Stadt hat kältere Winter als Berlin,
dieses kältere als Amsterdam, und in London genügen Gamine
zum Erwärmen der Zimmer, auch kommen in England die Schafe
den ganzen Winter hindurch nicht aus dem Freien. Dagegen
ist die Sommerhitze daselbst gemäfsigter und steigt in der Re-
gel nur auf kaum 27* G., indem die Winterkälte hur etwa
— 7^ C. erreicht , statt dafs in Charkow 30* C. über und fast
toben so viel unter dem Gefrierpuncte nicht als etwas Uhgewöhn-
Eches anzusehen ist. In Manheim sind die Winter strenger als
' i 8. Hbiiibus ia Philot« Ma^as. and Ann. of PhiL Yol. 11. N.
11. p. 862,
Klima. B79
•n der Seekiiste j aber 'schon im Mit» gieht die Wäriiie ^selbst
über die in London hinaus K Selbst das gebirgige Schottland
hat nur gelinde Winter.
Die insularische Beschaffenheit ist irfdöfs nicht allezeit im
Stande, die anderweitigen klimatischen Bedingungen zn über-'
'winden. Kn redendes Beispiel hjervon giebt die Insel Terre^
Neuve, welche sich an der nordamericanischen Küste von 47
bis'51^ N. B. erstreckt; also nicht einmal die Polhöhe von Lon«^
don erreicht, und dennoch 6 bis 7 Monate anhaltend mit be-^
ständigem Schnee bedeckt ist^, so däfs, nach den dort wachsen-
den Pflanzen zu schlielsen^ die miniere Ehrliche Wärme ,1®, 4
bis 3^R. nicht übersteigt. Df Ia Pilatb beobaclitete' daselbst
im Winter — 18® R., im Sommer 1816 stieg aber die Wärme
nie über 18* R., nufser in'Thälern , worin die Sonnenstrahlen
concentrirt wurden. In andern Jahren erreichte sie indefs mei-*
atens 20 bis 22^ R. y ja wohl noch mehr. Hiernach gleicht also
das Klima mehr einem continentalen , als einem insularischen.
Am nördlichen Theile der Insel wurde 1816 nur einmal ein Ge-
witter beobachtet, statt deren die Nordlichter sich dort sehr
häufig zeigen , * am südlichen Ende aber sind tlie Gewitter nicht
sehen. Am 15. Febr. 1820 erlebte De la Pilatb daselbst ganz
unerwartet ein Gewitter, welches auf plötzlich eintretendes ge-
Enderes Wetter folgte und mit starkem Nebel verbunden war.
Stürme -von grofser Heftigkeit sind dort nicht ungewöhnlich,
insbesondere zur Zeit der Herbst -Nachtgleichen; im Sommer
dagegen bringen die vom americanischen Continente herkom-*
inenden Siidwestwinde die gröfste Wärme. Eigentlicher warmer
Sommer fängt erst mit dem Juli an und dauert bis zum 10« Sep-
tember, derOctober bildet den Herbst und der Anfang No-
vembers giebt mit Frost und bleibendem Schnee einen schnellen
Uebergang zum Winter. Auch früher tritt zuweilen plötzliche
Kälte ein, z. B. am 25« August 1816 9 an welchem Tage der
Boden mit Reif bedeckt wurde und die Seen auf kurze Zeit ge-
froren, was sich aus der Wirkung kalter nördlicher Luftströ-
mungen erklären läfst. Das Aufthauen des Winterschnees be-
1 Vergl. Bdaitdes Beitrage sar WitteruDgsiande S. 24./ Rees Gy-
clopaedia cet. Art. Giimate. T. VlII. Ueber das Klima in London t. .
The Climata of London. By L, Howard. In two Vol. Lond« 1818. 8»
t Mtfm. de la 80c. Lind^enne da Paris. T. IV. p. 443.
880 Klima,
ginnt im April |. wird it)>er erst imlani yolUtändig, w^l der-
selbe bei trockner Luft durch Verdunstung schwindet. Der
Schnee fällt meistens in feinen Nadeln, ist sUubartig und wird
durch den Wind stark fortgetrieben , ja selbst duich die Fugen
der hölzernen Häuser gejagt. In den Sommernächten ist es an-
genehm warm , aber die Insecten sind sehr beschwerlich. Au-
fserdem hat die Insel oft dicke Nebel, welche vom Oceane her-
kommen und im Mai und October sehr häufig sind, wogegen die
Heiterkeit des Himmels in den Sommermonaten selten durch Re-
gen unterbrochen wird. Viele von diesen klimatischen Erschei-
nungen werden dadurch erklärlich , dals das Meer um die Insel
wegen dei Strömungen aus dem Polarmeere stets sehr kalt ist.
Es findet dieses in einem so auffallenden Grade statt, dafs das
Baden in der See dadurch unmöglich wird und nur an solchen
Orten geschehen kann, wo das wärmere Wasser aus den Flüssen
die Temperatur des Meerwassers mildert.
Als ein Beispiel 'des Klimans hoher Bergebenen (Plaietnix)
dient insbesondere das der Hochebene von Quito, welche 8000 F.
über der Meeresfläche weit ausgedehnt liegt und wo deswegen
Frostkälte unter dem Aequator eintritt. Diese Kälte dauert vom
Mai bis zum November und die Früchte erlangen die letzte Reife
durch den Frost am hellen Tage im Mai. Die gröfste Kälte dort
ist etwa — 3° C. und die Temperatur oft so gleichbleibend, dafs
das Thermometer wohl 10 bis 20 Tage stets 0' zeigt. Die Wet-
terveränderungen daselbst sollen nach Don Ulloa von den Süd-
winden abhängen. Sind diese nur miifsig stark , so treiben sie
die Wolken gegen die Erhebung , und im flacheren Lande ist
Regen oder Nebel, wenn oben heiterer Sonnenschein herrscht}
wehen aber jene Winde stärker, so treiben sie die Wolken bia
auf die Hochebene und dort entsteht Regent
Nicht selten sind die S.limate zweier sehr nahe gelegenen
Gegenden sehr von einander verschieden , nicht sowohl wegen
ungleichen Höhe über der Meeresfläche, welches unter die be-
kannUn und nothwendigen Bedingungen gehört, als vielmehr,
weil benachbarte Berge einen Schutz gegen die Winde ^eben
und somit den Einflufs von diesen aufheben. Am bekanntesten
in dieser Hinsicht ist die schon erwähnte Nord- und Südseite
der Gebirgszüge, aber ein anderes sehr auffallendes Beispiel giebt
1 Ver^I. T. IlciuoLDT Rei«. Th. I. $. SS8. u. a. a. O»
Klima ^
d«r BÜdHche Thell d«9 Mahratt^n -Staates twiacfaen 14* 20' nai
t6® 26' N. B. , wo also der Einflufs der nOrdlichen oder siidli«
eben Abdachung ganz wegfällt. Von diesem kleinen Tractns
hat nach CHaiSTis^s^ Beobachtungen der westliche Theil eia
aufseilet feuchtes, der östliche dagegen ein eben so trocknes Kli-
ma^ indem dort nicht selten in e\nem Monate so viel Regen
fiillt, als hier im Mittel das ganze Jahr, nämlich 20 bis 26 engl,
Zolle« Allgemein darf man annehmen, .dafs zu Darwar, wie im
übrigen Indien, der Wind, von Mitte April bis Mitte October
südwestlich , in der andern Hälfte des Jahres nordöstlich ist , in
beiden Kachtg^eichen aber veränderlich. Im April und Mai sind
dort häufige Gewitter, aber die periodischen Regen fallen erst in
den Juni und lnli.| der Wind ist dann westlich , aber nach 3
Uhr Nachmittags sammeln sich die dichtesten Wolken im Osten,
welche , endlich unter heftigem Donnern und Blitzen gegen den
westlichen Wind anrücken, bis dieser sich plötzlich umsetzt
und starken Regen, oft mit Hagel, bringt. So dauert es auf
gleiche Weise einige Tage, bis der Südwestwind anhaltend wird.
Es fällt dort zwar ziemlich viel Regen , aber ungleich weniger
als an der westlichen Küste , auch geben die von den 2500 F.
hoben waldigen Gauts - Gebirgen wehenden Winde jenen Ge-
benden bei der grofsen Sommerhitze allezeit einige angenehme
Kühlung, welche der westlichen Küste fehlt, wo hauptsächlich
die Regen eben so stark als anhaltend sind.
Von dem bedeutendsten Einflüsse auf das Klima sini gro/00
Waldungen, hauptsächlich insofern sie in heilsen Gegenden die
Feuchtigkeit der Atmosphäre anziehen , die vorbandet^ länger
zurückhalten und sowohl hierdurch als auch durch Mäfsigung
der durch die Sonnenstrahlen erzeugten Wärme eine sehr auf-
Ssdlende Kühlung hervorbringen. Man sieht dieses sehr deutlich
auf den Cap-Verdischen Inseln und auf Barbados, wo wegen
zu starker Ausrottung der Urwälder zuweilen in drei Jahren iLein
Regen fäUt^ so dais alles verdorret. Auf einigen Westindischen^
Inseln hat man daher Wälder aufs Nene anlegen müssen , auf
andern ist es bei schwerer Strafe verboten, die in Wäldern zum
Regen vorbehaltenen Länder (so nennt man sie) abzuholzen ^.
Dureh die im ameiioanischen Continente noch vorhandenen Uc*«
1 Ediob. PhiU Joara. N. S. Nr. X. p. 88.
t FoBtna Stoffe mm Nachdenken q« •» w« 8. 14.
882 Klima. ,
ipritlder ist jener Welttheil feucht und fruchtbar im Gegentetze
gegen die sandigen Districte Von Asien und AfWca. Moreau de
JossKS^ zeigt, dafs die grofse Hitze und Trockenheit eines
Theils von Persien, der Tartarei, selbst der Gegenden um Ka-
bul und der Wüste Sind eine Folge der ausgerotteten Bäume
aey , welche übrigens in der Umgebung bewohnter Oerter sehr
gut gedeihen und daher keineswegs in Folge der Unfruchtbar*
keit des Bodens so gänzlich mangeln. Nach v. Humboldt^»
Urtheile ' würde America eine gleiche Veränderung erleiden,
wenn es seine Wälder durch gänzliche Ausrottung verlöre. Hier-
durch, sagt er, bereiten die Menschen unter allen Himmelsstri-
chen den kommenden Geschlechtern' gleichzeitig eine -doppelte
Plage , Mangel an Brennstoff und an Wasser. Die Baume ver-
breiten um sich eine kühleret feuchte Atmosphäre und wirken
auf den Reichthum der Quellen , indem sie den Boden gegen
die unmittelbare Einwirkung der Sonnenstrahlen schützen. Die
Zerstörung der Wälder, wie die europäischen Colonisten dieselbe
in America allenthalben' mit unvorsichtiger Eile vornehmen , hat
iie gänzliche Austrocknung oder wenigstens die Abnahme der
iQuellen zur Folge, • ' .
Eben dieses ist nach LiCHTfevsTEift ^ der Fall auf der Süd-
apitze von Africa, Dort gedeihen die Wälder nur, wo Feuch-»
tigkeit ist, also tn den Bergschluchten, in denen die Bäume wie.
derum den Boden gegen das Austrocknen schützen» Diesen Wal-
dungen allein verdankt die ganze Südküste v6n Africa ihre
l^ruchtbarkeit , sie aushauen hiebe diese Gegehden für mehrere
Jahrhunderte unbewohnbar machen. Mehr nördlich und in grö-
Cserer Höhe über der Meeresfläche, am Orangerivier, fand Licir-
TEKSTKiiff^ das Klima ganz anders, als das der südlichen Colo-
nie. Im Winter herrscht daselbst eine trockne, frische Kälte
bei meistens heiterer Luft. Nachts und vorzüglich bei Sonnen-
aufgang sinkt das Thermometer unter den Gefrierpunct, aber nie
unter — 3^ C, eine Stunde nach Sonnenaufgang aber ist der
1 Untertachuagen über die YeräDderangen , die darch die Aqs-
rottaog der Wälder in dem physischen Zustand der Lander entatehea
tt. t. w. Uebers. von Wiedemaon. Tübingen 1828. $• 151.
2 Reisen. Deutsche Ueb. lil. 121. Vergl deaien E$nj Poltt. aar
la Nonr. Eap. L 208.
S Reisen. U. 8. 217.
4 Bbend. U. 8. '938.
Klima. 8B3
Reif schon weggeschmolzen und um lOUhT ist es T(SlIjgerSom*
Hier. Mittags werden die Sonnenstrahlen lästig , doch ist es '
kühl im Schatten , denn es^ streicht ein stets gleichmafsiger Süd-
wind über die Flache. Diese Witterung ist sehr beständig und
ändert sich* selten. Als Vorzeichen einer Aenderung weicht dex
Wind nach Westen und bleibt dann südwestlich, die Luft wird
neblig , der Qeif des Morgens ist dicker , es fallt bald Regen,
bald Schnee, je nachdem ^er Wärmegrad der Tagszeit es mit
sich bringt \ oft bleibt es blob beim Nebel , dtas Wetter wird
nach einiger Zeit wieder heiter und der zurückkehrende Süd7
wind bringt die vorige Witterung wieder« Nux selten Ueibt
der üeif oder Schnee zw^i Tage liegen* Im August und Sep^
tember wird es wieder wärmer, nördliche Winde fangen an zif,
herrschen, aber das Wetter- bleibt trocken bis za den heilsen
Monfiten, wo der Friihling mit anfangenden Gewitterregen be*
' ginnt« Diese Gewitterregen folgen einander in Zwischenzeiten
Ton zwei bis drei Tagen und erzeugen eine unglaubliche Vege^«
tation. Kurz vor diesen Gewittern steigt die Hitze oft auf einen
unerträglichen Grad, sinkt aber bald wieder, selbst wenn das
Gewitter nicht eigentlich ziam Ausbruche kommt , sondern wenn
es nur wetterleuchtet« Die Herbstmonate (der südlichen Halb«
kugel) sind wieder troqken und die angenehmsten im gan*
sen Jahre.
Zwischen dem achten und zehnten Gtade N. B. diesseit de»
Orinoko giebt es nachv* HrMBOLDT^ Districte, wo die Bäume
im Januar und Februar ihr Laub verlieren und bei grofser Wär-
me das Bild einer Winterlandschaft darbieten. Die Ursache
hiervon ist Mangel an Feuchtigkeit , weil jene Zeit von den pe-
riodischen Regen am weitesten absteht und nur die Pflanzen mi|
glänzenden , saftigen Blättern diesen Mangel an Wasser ertra-
gen« Also schützt hier die Vegetation nicht gegen den £influ£i
tdlzulange anhaltender Dürre^; die Ufer des Stromes erhalten
indefs ihre Umgegend feucht, welche sonach jene Erscheinung
nicht z^igt.
Das Klima von Nordamerica ist wegen der grofsen dort
herrschenden Kälte bekannt , wodurch die n($rdlichen Gegenden -
fast vom 50sten Breitengrade an für Europäer unbewohnbar wer-
den. Es ist daher begreiflich , dafs die unter niedrigem Breiten
1 Beisen. D^ Ueb. in« 55.
884 Klima.
gelegenen Distiicte, welche hiernacli dem Biniinsse der liiift*
Strömungen aus der fiqaatoriachen Zone nnd aus den erstantea
nördlichen Gegenden unterworfen sind} häufige nnd suAb
< Wechsel entgegengesetzter Temperaturen zeigen, mit Ausnahme
der Küsten , welche zwar dem Einflüsse des Meeres aukgesetzti
im Allgemeinen aber hauptsächlich unter höheren Breiten un-
gleich kälter sind , als die unter gleichen Breiten liegenden Kü-
stenländer Europa's ^. Nach der Beschreibung vc^n DüVBAa*
ist z. B. in New - Orleans unter 31 •jS N. B. der Wind im ^'Vln-
ter sehr veränderlich, der östliche bringt Regen , der wesfliche
heiteres Wetter, und es wechseln stets wenige kalte, Regen
tind Schnee bringende^ Tage mit eben so wenigen heitern. Der
Frühling beginnt im Februar mit Südwinden, welche zugleich
die übermäfsige Winterfeuchtigkeit entfernen. Während des
Friihlhigs und Sommers herrschen meistens die zwischen S. O«
nnd S. W. liegenden Winde , wobei die Hitze im Juni und der
Ersten Hälfte des Juli den höchsten Grad erreicht, bevor die er-
frischenden Regen anfangen, welche bis in den Anfang desSep«
tembers dauern. Hierauf folgt die äufserst angenehme kühle
Witterung, des Octobers, welche sieben Wochen lang bei 18
bis 23 Graden C. anzuhalten pflegt, aber schon im November
t^rd die Frostkälte der Nacht den Gewachsen ge&hrlich, und
dieses um so mehr, je näher die Oerter den grofsen Waldungen
Segen. Im Thale des Missisippi sind daneben die Herbstnebel
unangenehm. Der Winter beginnt im December, aber südliche
Winde können auch dann eine Wärme von 24*^ G. erzeugen^
welche zuweilen abhaltend ist und schon im Januar grüne Erb«
Sen giebt, statt dafs die Umänderang derselben in Nordwind
einen strengen Winter herbeifuhrt > welcher alle frische Vegene*
tion sogleich tödtet» Jene Gegenden zeichnen sich überdiefs noch
durch die heftigen Winde aus. Blols Mai und October, die an-
genehmsten Monate im Jahre , sind ganz frei von Stüiteen , alle
übrige haben die mit Regen begleiteten von kürzerer Daaer
(ßqutUls) j welche meistens aus N. N. O. kommen , riur einige
^ Minuten anhalten , dennoch aber Hänser und Bäume umwerfen«
ungleich furchtbarer aber sind die anhaltenden Orkane (On
1 Weitere Uoter«uehaDgen hierfiber s. Art Tgmperatur*
2 Trantact« of the American Soc. of Fhilad. T. YL p» 1. Darant
la G. XXXf. 4SI.
Klima. 885
'^anff) im August edler S«pteiDl)er, welche selten tiefer landein-
wärts gehen, als bis New-Oileans, und meistens in der Rich-
tung von Nord nach Süd oder ans Ost und Südost Strecken von
einigen Meilen ganz verheeren , Häuser umwerfen, die BSuma
der Waldungen mit den Wurzeln ausreifsen oder sie abbrechen,
die Emdten fortführen und nicht blofs die SchifTe auf dem Mis-
sisippi umstürzen, sondern auch selbst das Wasser desselben aus
seinem Bette treiben. Nicht selten ereignet es sich dabei , dals
nach einigen Stunden des Tobens dieser Orkane eine plötzliche
8chauerlich*e Windstille eintritt, einige Minuten anhält und dann
der Sturm mit gleicher Heftigkeit in entgegengesetzter Richtnng
zu toben fortfährt. Noch einige Grade weiter nördlich , in Pen-
silvanien, gleicht das Klima vollständig dem im mittleren
Deutschlande» Dr. Pöffio beobachtete in M'Conelsburgh unter
39* 53' N. B. und 78® ^ W. L. von London die gröfste Kähe
= — 19«, die gröfste Wärme = 36* C. und eine Kälte von
— 15^ C. ist durchaus nicht ganz ungewöhnlich , hält aber nie
länger als drei Tage an K
Die klimatische BeschafFenheit hoch nördlicher Gegenden
ist so einfach , dafs sich aufser der Angabb der Temperatur we*
nig darüber sagen läfst, und zugleich sind Beobachtungen in
denselben selten, indem erst der Forsch nngsg eist der neueren
Zeit diese Kenntnisse erweitert hat. Ueber Lappland, wo noch
die meiste Veränderlichkeit Wegen der unverhältnirsmäTsig hohen
Temperatur herrscht, haben L. ^okBucr, Vahoas Beuemaa
und Wahlkvbeho übereinstimmende Nachrichten mitgetheilt.
Nach dem Letzteren ^ ist der Gang der Witterung nach den Jah-
reszeiten im hohen Lappland , namentlich in Enontekis, in der
Regel folgende.r. In der Mitte Septembers wird das Laub der
Birke gelb und &llt ab. Mit dem Anfange des Octobers gefriert
die Erde , di^ Seen werden mit Eis überzogen , es iilllt Schnee,
dann Regen, aber selten so viel, als erforderlich wäre, den iVtiheT
gefallenen Schnee wieder zu schmelzen. Während des Winters
schmelzt der Schnee nie, weswegen die kleinen Flüsse vertrock-
nen. Beides , das Schmelzen des Schnees und das Fliefsen der
kleinen Bäche, fängt erst in der Mitte des Mai an^ jedoch bleibt
1 8. Proriep Notizen. 18t5. Nr. 25S.
2 Geographisk och ekonomitk Beskrifaing. om Kernt- Lappmaik*
Stockh. 18M. 4. Uebars. ron Blambof. Aasgciogen voq 6. XLf. tXB-
88a Klima.
es kalt, ^e Alpengewässer treten dann ans nnd fuluren ihr Eis
fort, worauf mit Anfang Juni die Birken ausschlagen und de^
kurze Sommer wegen der Länge der Tage . mit verhältniTsmäfsig
grofser .Warme beginnt. Genaue thermometrische Deobacbtun-»
gen ergeben dort eine mittlere Temperatur von — 2^.86 C. und
dennoch im Juli eine bia 15^}5 steigende Wärme 5 so dafs Wäl-
der und sogar Küchenkräuter dort gedeihen. Warlehbbro
nennt dieses Klima ein Sibirisches oder Continental -Klima, in-
sofern sich dasselbe vom Insel- oder Küsten - Klima des Norwe-
gischen Lapplandes unterscheidet, welches ein Isländisches ge-
nannt wird; indefs ist das eigentliche Sibirische und noch mehr
das americanische Continental -Klima ungleich rauhei^und käl-
ter« Der Unterschied ergiebt sich schon aus einer Vergleichung
mit Torneö, welches etwa zwei Grade tiefer, aber an der Spitze
des Finnischen Meerbusens, übrigens unter dem Polarkreise,
also fast 67^ N. B. liegt, in welcher Höhe das americaqische
Continent für Europäer unbewohnbar ist. Daselbst fand L. tov
BucH^ die angenehme Herbstwitterung mit mäüsigen Nachtfrö-
sten bis über die Mitte Septembers dauernd , wobei das Ther-
mometer Mittags auf 10° C, stieg, die Bäume behielten noch ihr
Grün und feste Schneebahn bringt erst der October. In Tromsöe
unter 69° 38' N. B. ist zwar kein Kornbau mehr, wohl aber sind
Wiesen daselbst^ und auf dem Festl^nde, dieser Insel gegenüber,
reichen die Bäume bis 600 F. Höhe. Auf der Insel selbst bleibt
die Sonne zwei Monate über dem Horizonte , dann herrscht bei
Nacht milde Wärme , bei Tage aber steigt diese bis 17^,5 C.
In Lyngen , unter fast gleicher Breite, wird Korn gebauet und
Kartoffeln gerathen dort gleichfalls ^ ; am 13- Juli stieg das Ther-
mometer in Altengaard unter 70° N. B. auf 27° C», ja die Mit-
. teltemperatur dieses Monats ist meistens 17^)5 C. Indefs ist
dort der nördlichste^ Kornbau und ein 9 Monate dauernder Win-
ter« Am nachtheiligsten in jenen Gegenden sind die Stürme,
welche von West und Nordwest mit unbeschreiblicher Wuth
blasen. Da, wo in jenen Districten die Sonnenstrahlen ihre
Wirkungen nicht äuFsern können, wechseln lange anhaltende,
wenn gleich nicht übermäfsig strenge Winter mit einer nebligen,
1 Reise dorcb Norwegen ui4 Lapplaad« 2 TMe. Berl. 18iO. 8.
Th. ir. 3. 276.
2 £bend. I. S. 449.
Klima. 887
traben , kalten ' und unßreundltchen kurzen Sommerwitterung,
weswegen zu Kielvig auf Mageröe der Scorbut schon verheerend
wirkt.
Die unter gleich hohen Breiten liegenden Gegenden Sibi-
riens und noch mehr des americanischen Continentes sind für
Europäer unbewohnbar , allein selbst auch südlicher gelegene,
etwa zwischen 50° bis 65^N. B., unterscheiden sich sehr von den
europäischen durch eine unglaublich strenge Kälte dfs Winters«
"welche namentlich im nördlichen America höchst auffallend ist.
Insbesondere haben die neuesten Reisen des Cap0i Faankliv
hierüber sehr entscheidende Auskunft gegeben , dessen erhaltene
Resultate durch Richabdsov der Hauptsache nach zusammen-
gestellt worden sind K Die Expedition reisete ab von Carlton«*
House, unter 53® N. B. und ohngefähr in der Mitte zwischen beiden
grofsen Oceanen gelegen , und gelangte bis an die Mündung des
Kupferminenüttsses unter 67® 47' N. B. durch eine im Ganzen
•bene Länderstrecke mit wenigen Bergen^ unter denen die höch-
sten etwa lOOÖ bis 1200 Fufs über die umgebendet Fläche her-
vorragen. In Cumberland-House unter 53® 57' kam das Ther-
mometer im .Schatten während des ganzen Monats März nicht
va£ den Gefrierpunct, ja am 2. April sank es bis fast — 26® C»
nnd stieg auch an diesem Tage nicht bis auf— 6®* Dennoch
hette die Sonne schon im März an vielen Stellen den Schnee
weggeschmölzen und die Flüsse zu einigem Schwellen gebracht»
Gegen die Mitte des Aprils , am 17ten , stieg die Wärme bis auf
24® C, ging aber am IQten wieder bis — 6 ,1 C. herab und stieg
am 208ten nur bis l',l ; eine in Europa unter gleichen Breiten
gewifs ganz unerhörte Veränderlichkeit. Im Monat Mai wird
dort die Gerste gesäet und im Alonat August nach etwa 90 Ta-
gen geerndtet, während welcher Zeit die mittlere Temperatur
etwa 19®,8 C. ist. Diese letztere ist bedeutend und es gedeihet
dort eher der Mais, welcher nach Hichardson in Edinburg un-
ter 56® N. B. in der Regel durch ungünstige Witterung fehl- .
schlägt, weil dort die mittlere Temperatur in jenen Monaten nur
13® 4 2 C* beträgt« Dagegen ist die ganzjährige mittlere Tem-
peratur in Cumberland - House = 0® C.', in Edinburg aber
=3 8®,7i In Carlton - House , welches nicht volle zwei Grade
südlicher liegt ^ aber an der Grenze einer weiten, zum Theil
1 £dinb. PhÜ. Joium. N. XXIT. p. 197.
y. Bd. LH
888 • ' Klima.
sandigen Ebene, i^rd .die Gerste schon im April g^sSet und
steht im Mai im vollen Grün« Kommt roail bis 50^- N. B. in die
Gegend von Red- River -Colonie, so geht dort die mittlere jähr«
liehe Temperatur nicht über 3^)5 C. , aber da die drei Sommer-
monate bis 22® G. mittlerer Temperatur reichen , so ^^rdo^ dc^r
' Weih dort reifen , wenn die Stöcke der Winterkälte widerste-
hen könnten« Ab etwas Eigenthümliches darf man es hiernach
ansehen , dafs in jenen Gegenden , namentlich in Gumberland^
House, wo das ganz eigentliche nordamericanische Continental^
. Klima herrschend ist , auf einen sehr strengen Winter ein vor«*
süglich heifser Sommet folgt , wobei nach v. Hchbolbt eine
gewisse grofse Reizbarkeit der Vegetabilien und Animalien statt
findet , so dafs erstere schnell wachsen , letztere aber denen ans
südlichem Gegenden gleichen, insofern namentlich die Sticke
der Mosquito^s an der Hudsons - Bay aufserordentlich giftig sind.
Entfernt man $ich weiter nördlich nach Fort Ghepewyan am
Athabasca-See unter 58® 43' N. B., nach dem Sdavehsee unter
-61« 12' N. B. und bis Fort Enterprize unter 64« SS' N. B., so
nimmt die Temperatur schnell ab , es bleibt ziemlich der nam-»
liehe Unterschied zwischen der höchsten und niedrigsten War*«
me, jedoch mit einiger Verminderung ; indefs tödten die schnei-^
len Uebergänge von einer durch südliche Luftströmungen er*
zeugten Wärme zu einer durch nördliche herbeigeführten em*-
pfindlichen Kälte die Cerealien , welche deswegen dort nicht
melir mit Vortheil gebauet werden können. So Stieg das Ther«>
mometer am 12« Juni auf 25^,6 C und ging am 17ten wieder
auf — V^ zurück, Wobei Schnee und Graupeln fielen. Die Ur-
sache hiervon liegt darin , dafs die Gegenden nicht durch Berge
geschützt und daher den Einwirkungen der kalten und der war-
men Luftströmungen frei ausgesetzt sind. Weiter nördlich an
den von Europäern besuchten Plätzen, Winter - Island unter
66^25, Igloolik uhter 69^,3 und Melville- Island unter 74S7S
N«B, nimmt die Zahl der Tage, an denen das Thermometer
über den Gefrierpunct steigt , stets mehr ab , und sie bieten da*»
her, aufser der unglaublichen Kälte, keine der Beachtung werthen
klimatischen Eigenthümlichkeiten dar, indem die übrigen meteo-
rischen Erscheinungen, als die der Nordlichter, Nebensonnen und
dg]., so wie der Eindruck, welchen sowohl die leichter zu ertra-
gende höhere Kälte bei Wii^^^tille und trockner Atmosphäre, als
die schwerer auszuhaltende geringere bei Winden und Nebeln auf
Klima. * ' ' i:f89
den menschlichen Kb'rpet macht , nicht eigentlich in diese Un«
. tersuchungen gehören.
Dem Klima jener letztgenannten Orte correspondirt das der
Ostkiiste Grönlands und namentlich Spitzbergens ', wo die
Strengste Kälte anhaltend im Winter herrscht, im Sommer etwas
mildere Luft mit Nebel, Regen und Schnee wechselt. Die Pe-
rioden eines heitern Himmels, wenn südliche oder westliche
Winde über das vom Eise freie Meer v wehen, dauern meistens
nur Wenige Tage oder selbst nur Stunden ohne Unterbrechung
fort, allein dennoch vermögen die Sonnenstrahlen während der
langen Tage so viele Wärme zu entwickeln, als erforderlich ist^
nm einige wenige Pflanzen zwischen Felsenritzen und an ge«
schützten Stellen hervorzurufen. Der Anblick jener Öden , in
ewiges Eis gehüllten Gegenden, wo Scoaesbt^ nur ein einzi-
gesmal 9^ C. beobachtete^ hat etwas so abschreckendes, dafs
selbst Missethäter es vorzogen , die Todesstrafe zu dulden , als
dort zu überwintern ^ auch blieb bei den angestellten Versuchen
dieser Art der Scörbut selten aus und tödtete meistens im dritten
Monate diejenigen , Welche jenes gefahrvolle Wagestück unter«*
nahmen^. Selbst in den drei Sommermonaten steigt die Tem-*
peratnr selten über 1^,5 C. , obgleich es vier Monate ununter-^
brochen Tag ist« Die Winternacht, Welche vom 22« Octobeif
bis etwa 22. Februar daqert , ist übrigens nicht absolut dunkel,
indem die Sonne nur 13^)5 unter den Horizont sinkt und also
täglich etwas Dämmerung eintritt. Zu dieser geringen Erhellung
kommt das Nordlicht , der helle Glanz der Sterne , der Schein
des Mondes, welcher 12 bis 14 Tage bei jedem Umlaufe nicht
tmtergeht, und der Wi^d erschein des blendend weifsen Schnees^
so dafs es für das ohnehin durch starkes Licht nie gereizte Auge
lieU genug zum deutlichen Erkennen der Gegenstände ist«
Schon am Ende Septembers beginnt dort, nämlich auf Spits^
bergen, der Winter; die Vögel Siiehen in mildere Gegenden,
und schon im October gefroren einst dis Bifcrgefäfse in den
1 ScoRBtSt Aecotint of the Afctle ftegiöni cet. Edinb. 182Ö. ll
Toll« 8. Will. Scoresby^s Tagebuch einer Reise auf den Wallfischfang
n. 8. w, Uebers. ton F. Kries. Hamb. 1825. Tb. A. Latta in Edtnb.
Phil. Joarn. N. Ser. N. V: p. 91. Fahrt ebend. YUL S6$.
ft Accoaot T. I. p. 1264
8 Ebend, I. 48. IL 189.
tll2
690 Klima.
Hütten der Jager bei 8 Fnfs Abstand vom Feuer. So streng in-
defs die Kälte auch vom November an mit dem Verschwinden
der Sonne wird, so kommen doch zuweilen mildere Tage mit
wärmeren südlichen Luftströmungen > an denen auf kurze Zeit
selbst Thauwetter einfällt. December und Januar sind die hei-<>
tersten Monate i aber dennoch vergehen selten vier Wochen
ohne Stiirme, ja man darf zwei Drittheile des Jahres stürmisch
nennen. Die heftigsten Stürme fallen in die Nachtgleichen und
sind meistens südlich. Schneestürme sind gewöhnlich, oft meh-
rere Tage , selbst ^yochen anhaltend ; sie häufen eine Menge
Schnee in den Schluchten auf, über ebenem Grunde liegt er in«
zwischen selten höher als 3 bis 5 Fufs. Weifse Bären sind die
einzigen vierfufsigen Thiere, welche auch im Winter ausgehen,
denn obgleich Füchse undRennthiere dort überwintern, so trifft
man sie in einiger Menge doch nur zu gewissen Zeiten , und
zwar die er&teren vom Februar an, im März aber sehr zahlreich,
zu welcher Zeit auch die Bären häufiger gesehen werden.
Die ersten Menschen, welche sich längere Zeit bleibend
dort aufhielten, waren 9 Engländer» Es geschah durch einen
Zufall, dafs das Schiff, wozu sie gehörten, durch das Eis fort«
getrieben wurde und nicht wieder an jene Stelle gelangen konnte«
Sie starben sämmtlich, aber 1630 wurden auf ähnliche Weise
8 Personen dort zurückgelassen und überlebten alle die Zeit ihrer
grauenvollen Gefangenschaft. Im Jahre 1633 machten 7 Hollän-
der den gefährlichen Versuch, ohne umzukommen, aber eine
gleiche Anzahl anderer starben sämmtlich im folgenden Jahre am
Scorbut. Spätere Versuche wurden der Unsicherheit wegen nicht
gemacht , bis 1734 vier Russen an der Ostküste zunickbliebeo,
weil ihr Schiff gleichfalls durch das Eis weggedrängt wurde. Sie
suchten sich mit den Lebensmitteln zu erhalten, welche von
den Schiffen dort in Menge zurückgelassen und der Kälte wegen
unverdorben im folgenden Jahre wieder gefunden werden ^ auch
liefert die Jagd hinlängliche Mittel der Subsistenz. Einer der*-
selben starb , die übrigen drei aber >vurden nach 6 Jahren und
3 Monaten durch ein zufällig dort landendes Schiff aus ihrer Ein--»
samknt erlöset, nachdem sie sich durch vieles Pelzwerk bedeu-
tend bereichert hatten. Neuerdings überwintern dort nicht sel^
ten Fischer und Jäger von Archangel ^.
1 Amu ot Phil. 1817. Mal.
Klima. 891
Das Klima 9luI ausgedehnten Meere» onterscheidet sich blofs
durch eine mehr gleichbleibende Temperatur , indem die Luft
über denselben stets feucht ist und die anderweitigen Bedingun-
gen, welche auf dem Lande als modiücirend erkannt worden sind,
mit Ausnahme einiger periodischen Winde, dort fehlen. Etwas
bedingend sind aufserdem die gröfseren Meeresstrdme und die
Uenge des vorhandenen Eises in den Polarmeeren*
Die Klimate dar verschiedenen Gegenden sind im ^Uga-
meinen und der Regel nach stets gleichbleibend, schwanken in-
dejüs mit gröberen oder geringeren Abweichungen um ihre mitt-
lere Beschaffenheit; Insbesondere sind die mittleren Tempera-
turen und Regenmengen zwar alle Jahre einander ziemlich gleich,
inzwischen unterscheiden sich dennoch die kalten und gelinden
Winter, die hei£sen und kühlen Sommer an den nämUchen Or-
ten so sehr von einander , da(s ausnahmsweise in einzelnen Jah-
ren Bäume erfrieren, welche viele J^hre hindurch das Klima
ertrugen, und dafs selbst in verschiedenen Sommern nicht blofs
der Wein, sondern selbst die Cerealien mif^rathen. Von gro-
tsejja Einflüsse ist dabei die Vertheilung der Warme und Fcuch-
tiiikeit auf die einzelnen Jajireszeiten. Es können nämlich die .
mittleren Temperaturen und Regenmengen im ganzen Jahre sich
gleich bleiben, und dennoch ist die klimatische Beschaffenheit
eine ganz verschiedene , wenn auf einen gelinden Winter ein .
kühleiC und regnerischer Sommer folgt, als wenn der letztere
durch Hitze tind Trockenheit die Menge des Schnees und dia
Leftige Halte des ersteren compensirt. Mehr als die mittleren
Temperaturen wechseln übrigens die Regenipangen *, wie haupt-
sächlich aus der gröfseren oder geringeren Ergiebigkeit der Quel-
len hervorgeht, auch hat Gay-Lussac durch Vergleichung viel-
jahriger Beobachtungen aufgefunden, dafs die Regenmengen zu-
"Weilen in langen Perioden eine stete Zunahme und dann virieder
Abnahme zeigen« Solche klimatische Wechsel sind zwar allen Ge-
genden eigen , vorzugsweise aber denen unter hclheren Breiten,
indem die unter niederen weit grössere Beständigkeit zeigen^ In
manchen Gegenden der nördlichen Halbkugel ereignen sich aufser-
dem nicht ^Iten sehr auffallende plötzliche Weclisel der Tempera- '
tur, welche 10 bis 20 Grade der hunderttheiligen Scale betragen
und womit dann anderweitige Folgen nothwendig verbunden sind.
1 Tergl. Art. Regen»
Öiaä ' Klima.
Eine wesentlichere Veränderung der Rlimate tnufs aber er-
folgen, wenn die sie bedingenden Ursachen aufgehoben odermo-
diÜcirt werden. Dafs das KÜnia der nördlicher gelegenen Linder
in der vorgeschichtlichen Zeit sehr verschieden von dem jetzigen
gewesen sey, ist oft behauptet worden, und wenn es gleich
schwer ist, hierüber zur vollen Gewifsheit zu gelangen, so lassen
sich dpch allerdings eine Menge triftiger Gründe für diese Hypo-
these aufsteilen. Inzwischen ist dipse Frage schon früher ^ erörtert
und dabei zugleich gezeigt worden, dafs die mittlere TeroperaluT
der gemäfsigten und kalten Zone auf der nördlichen Halbkugel in«
nerhalb des Zeitraumes, aus welcheni sichere Beobachtungen vor-
handen sind^ nicht wesentlich vermehrt oder vermindert worden
seyn könne. Die meisten bleibenden klimatischen Veränderungen
. sind durch Ausrottung der Wälder, durch Austrocknung derSfimpfe
und durch Urbarmachung des Bodens hervorgebracht worden, wie
namentlich Moae^ü de Joitnes ^ durch eine zahlreiche Menge von
Beispielen dargethan h^t. Hierdurch sind verschiedene Districte
der heifsen Zone vertrocknet und gänzlich verödet, manche Ge-
genden unter dem gemäfsigten Himmelsstriche aber warmer,
trockner und milder geworden. Letzteres ist wohl unverkenn-
bar in Italien der Falh Dieses Land hatte nämlich zur Zeit der
Römer ausgedehnte dichte Waldungen, deren Holz vorzüglich
nutzbar war und deswegen Äuch ausgeführt wurde 3, weswegen
aber die Winterkälte ungleich stärker war, als sie jetzt ist, so
dafs die Tiber sogar durch die Menge des Eises unschifFbar
wurde und der Soracte einen anhaltend mit Schnee bedeckten
Gipfel hatte ^^ In Deutschland mufs sich das Klima in so fern
geändert haben , dafs die Sommer heifser ge>Yorderi sind, indem
«u den Zeiten Caesak's^ noch Rennthiere im Hercynischen
Walde gefunden wurden, welche gegenwärtig die Sommerwärme
schwerlich ertragen wurden. Irland war nach W-Hamiltqn* in
früheren Zeiten mit vielen dichtep W4^UPgc^ bedftckt, und eben.
1 Art. Geologi4. Th. IV. S. ISS?.
% Untersuchangen über die Veränderungen , die durch die Aq«~
fottung der Wälder in dem phys. ZustaQ4 der l4äader ent^tdhen.
Tiib. 1828. 8.
3 Vitrur. II. 10. Liy. IX, 96.
4 Liv. V. 13. Inv. Bat. VI. 513. Hör. CariQ. I, 8.
5 De Belio GaU, VI. 23.
fi Trau«. 0f the Acad. of Irland. T. VI.
Klima. 803
dieses' i«t vonEngknd als unbestreitbare Thatsache ausgemacht,
V^eswegen denn daselbst die Menge und Dichtigkeit der Nebeln
des Regens und des Schnees ungleich grüiser war, als yetzt^
Dagegen glaubt Bahbow \ dafs England erst seit dein 15. Jahr-
hunderte eine entgegengesetzte kliinatische Veränderung erlitten
habe und seit jener Zeit bedeutend kälter geworden sey, weil
damals die {istliche Küste Grönlands mit einer Ungeheuern Masse
Polareises umgeben wurde , wodurch die niirdlichen Luftströ«
mungen abgekühlt werden, Als hauptsächlichster Beweis fiir
diese Behauptui^g gilt ihm der Umstand , dafs die H{{mer nach
ßem Zeugnisse desTACiTUS den Weinbau hinbrachten und Aach
Urkunden die Geistlichen später den Zehnten vofn Weine unter
ihren Einnahmen hatten. Ob inzwüschen das Polareis auf solche
Entfernung noch einen Einfluls ausübe , i«t sehr problematisch,
und aulserdem reifen die Trauben allerdings noch jetzt in Eng-
land, abei; der saure Wein, welchen sie geben, kann die an
besseren gewöhnten Zungen nicht wohl befriedigen. Endlich
aber ist es noch die Frage, ob aus solchen Urkunden der wirk-
liche Weinbau gefolgert werden kann , dft nach einer richtigen
Bemerkung von Scbouw^ die Schenkungs t Urkunden der l^Iö-
ster nach einen) allgemeinen Schema abgeffdst und darin Ueber
mehr als weniger Einkünfte aufgenommen wurden«
Die. Scandinavische Halbinsel soll nach Vakoas BinEMAU^
in früheren Zeiten durch dichtere Waldungen gegen den Einflufs
der kalten Winde geschützt gewesen seyn und daher ein milde-
res Klima gehabt haben. Es sprechen hierfür allerdings die in
Gegenden gefundenen Baumstämme« wo sie gegenwärtig nicht
mehr wachsen , allein man weifs lucht , aus welchen Zeiten sie
herrühreii , obgleich die Vermuthung selbst durch keine sichern
ThatsacheQ widerlegt werden kann. Solche Zeichen , deren ei-
gentliche Zeit nicht bestimmt ist, gehören auf allen Fall zu den
finsichern. Dagegen hat Schouw ^ durch eine sehr genaue
luitische Prüfung der vorhandenen Ns^chrichten dargethan, dais
1 Tacitm Agric. c. 1|.
•2 Qoarterly Reyiew 1818. Febr. Nr. 85. Dari^as in G. LXU. 187.
S Hertlia Bd. X. 8. 828.
4 Reise nach dem hohen Norden. 1819. Th. 1. S.44, .165 u. a.a.O.
5 Skildring af Yeirligets TtUtand i Danmark. Kiobeaharn 1826. 8.
Dazaiia in Hertha Bd. X. S. 807.
894 Klima.
die Geschiclite zwar manche einzelne kalte Jahre erwfthnt, wie
i>ie in den neuesten Zeiten nicht mehr votgekommen «ind, allein
manche dieser Angaben, an sich unglaublich, beruhen oft auf
bloCsen Sageii und sind daher zur Begründung einer ausgemaoh* '
ten Wahrheit keineswegs genügend. In derjenigen Periode da«
gegen , aus welcher zirv^erlässige Beobachtungen über Danemark
und die benachbarten Gegenden vorhanden sind und welcha
einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhunderte um-
fasst, haben zwar manche Schwankungen unter und über der
mittleren Temperatur und Regenmenge statt gefunden, eine ei-
gentliche Veränderung kann aber keineswegs daraus gefolgert
' werden.
Es ist sehr zu vermuthen ^ dafs diese genügend erwiesene-
Wahrheit als allgemein gültig angesehen werden kann, %vean
nicht die Ursachen einer Veränderung des Klima's zugleich be-
kannt sind, wie die von Italien und Deutschland angegebenen,
wo in früheren Zeiten die ausgedehnten Waldungen auf die Wit-
terung nothwendig einen Einflufs haben mufsten. Auf gleiche
Weise ist nicht zu vexkennen , dafs einzelne Orte z. B. durch
das tiefere Herabsinken der Gletscher, durch das Vertrocknen der
Flüsse, welche sie bewässerten , oder benachbarter Sümpfe und
Moräste , desgleichen durch das Hinleiten fliefsender Gewässer
in dieselben oder Anhäufung stagnirender, endlich auch durch
zunehmende und abnehmende Cultur des Bodens eine Verände-
rung des Klima's erleiden können , im Grofsen aber lafst sich
dasselbe auf eine solche Weise als gleichbleibend betrachten,
dafs die nur vielleicht möglichen Veränderungen in ungleich län-
geren Perioden wahrnehmbar sind, als wohin die genaue ge-
schichtliche KenntniCs reicht. Aus dieser Ursache sind daher
die verschiedenen Angaben einander geradezu widersprechend.
So behauptet unter andern Dr. Willi amson ^ dafs das Klima
von Nordamerica durch das Ausrotten der Wälder ungleich mil-
der geworden sey, und sucht dieses durch eine Menge Thatsa-
* chen zu beweisen, was auch in mancher Hinsicht gewifs ge-
gründet ist , sofern diese Ursache die genannte Folge nothwen-
dig nach sich zieht; Dcjnbüa^ dagegen beweiset aus seinen Be-
obachtungen , das Klima namentlich von New - Orleans habe
1 TraoMctiODs of the Amerioan Philot. So«. T. I« p. 272.
2 Q. XXXI. 421.
Klimok 805
sich in sofern gditndert, dafs die Winter kiOter, die Sommer
dagegen vrärmer gefunden würden. Das Thermometer, welches
sonst nie unter **3° C. herabgegange^ isey, habs später in jedem
Winter einigemale — 6^,6 bis — 8^,2 und am 12, Dec. 1800
sogar — 11^,1 C. gezeigt. Uebrigens ist es keineswegs unmög-
lich, die. Ansichten beider mit einiinder 9u vereinigen , in wel«
ohem Falle aber im Ganzen ein Gleichbleiben des Klima's voh
selbst folgt» Aufserdem giebt es wohl ohne Zweifel einzelne^
"wenn gleich nicht zahlreiche Veränderungen des Klima's, deren
Ursache nicht wohl aufzufinden ist, weil man die gesammten
mitwirkenden Locjil- Verhältnisse nicht kennte So erzählt unter
andern Lichtenstein^, dafs auf dem Roggefeld's- Gebirge vor
• 50 und mehreren Jahren so viel Wasser war, dafs die Bewohn
ner wegen der Flüsse und Moräste nicht zu einander kommen
konnten. Keine Woche verging damals ohne Gewitter und vie<«
len Regen. Später waren die Gewitter nicht * blofs selten , son*
dern blieben manche'' Jahre ganz aus , und 1803 und 4 litt die
Viehzucht sehr durch übergrofse Dürre.
Die Beschaffenheit des Klima's hat einen entschiedenen
Einflufs auf das Pflanzenreich und das Thierreich. Das Leben
und Gedeihen der Pflanzen ist nur dann möglich, wenn sich die
zu ihrem Wachsthume erforderliche Menge Feuchtigkeit in den «
ihre Wurzeln umgebenden Substanzen vorfindet, unter dieser
Bedingung aber hangt die Exsistenz und die volle Ausbildung
derselben blofs von der Temperatur ab. Man sieht daher, dats
in heifsen Gegenden die bis in die Schneegrenze ragenden Bergß
in ungleichen Höhen mit den verschiedenartigsten Gewächsen
bekleidet sind , und findet auf diese Art von unten nach oben
die tropischen Pflanzen bis zu denen der Polarzone. Diese Un«
tersuchung wird daher am schicklichsten mit den Betrachtungen
der verschiedenen Temperaturen verbunden. Das' Thier geht
unablässig seiner Nahrung nach und wählt diejenigen Oerter, wo
es die ihm zusagende am leichtesten und in gtöüster Menge fin<*
det. Aufserdem aber können gewisse Thier - Species nur in hei-»
fsen , andere nur in kalten Klimaten leben , und so hängt also
ihz Gedeihen gleichfalls zunächst von der Temperatur ab, wobei
indeüs manche mit mehr oder minder bedeutenden Veränderun-'
gen sich in verschiedenen Zonen acclimatisiren» Der Mensch
1 Reiiea. Th. I. 8. 159.
896 Klima,
aUein lebt unter allen Ebunm eisstricken , muh jedoch in den äa->
bersten Extremen verschiedene Hülfsmittel anwenden, um den
äufsern Einflüssen nicht zu unterliegen /und geht bei anhalten-
der Entbehrung • des Tageslichte«, verbunden mit Mangel an
Ausdünstung, in den unterirdischen, blofs gegen die Kälte schüz-
senden Höhlen durch überhandnehmenden Scorbut unter ; denn
Pabht|s Begleiter habven zwar auf MelviUe- Island überwinteit,
und noch jetzt geschieht dieses durch die Archangelschen Jägec
auf Spitzbergen, allein nur vermittelst mitgebrachter, am Orte
selbst nicht zu erhaltender Hüifsmittel und in steter Gefahr,
Opfer des Scorbutes zu werden. Eigentliche Einwohner der
nördlichsten Districte sind die Arküsehm Hqchländer , welche
Ross zwischen 76^ bis 78^ N. B. antraf, ein isolirter Stamot
EsqMumaux^, Ob es noch Bewohnet höhe^ gelegener Länder
giebt und ob die Samojeden sich bis zur äuTsersten Spitze des
Cap Ceverovoslotchnoi, also bis fast zu gleicher nördlicher Höhe,
erstrecken, ist fraglich, gewifs dagegen ist, dafs eigentlich cul-r
tivirte Menschenstämme bis zu so^ hohen Breiten nicht wohnen
können und die Grenze ihres bleibenden Aufenthalts da finden,
wo die für sie geeignete vegetabilische Ifahrung s|ufhört,
Diese Frage ist indels in Beziehung auf die klimatische Be-r
schafiFenheit der verschiedenen Zonen die weniger interessante;
ungleich wichtiger dagegen ist eine seit langer Zeit verschieden
beantwortete , nämlich bis wie weit die psychische und morali-
sche Beschaffenheit der Menschen durch das Klima bedingt wird,
womit sich dann eine zweite Untersuchung über die Vorzüge
und Nachtheile verbinden läfst, welche die Beschaffenheit der
einzelnen Gegenden rücksichtlich der Gesundheit ihrer Efawoh^
xier mit sich bringt.
Wird zunächst der psychische und moralische Einflqfs des
Klimans auf die Bewohner d^r verschiedenen Lander berücksich-
tigt, so ist Montesquieu^ hauptsächlich derjenige, welcher
denselben sehr hoch anschlägt und als einzige oder vorzügliche
Bedingung der geistigen und körperlichen Thätigkeit , des Cha-
rakters und der Sitten dar verschiedenen Völker betrachtet* Mi^
} John Ross EntdeclLUiigsreiie q« ■* w^ Ueb« TQii V* A« ^BfenMU^.
Leips. 1820. 4. S. 59.
2 Esprit des Lois, I4. XIV. u. XVII. .
.^Hma. ff 897
ilrak nbeieinstimmeiid halten FALConR^ und andere die Bei?
-wohner der heifsen Zone {iir4räge , weniger geis^ger und k(jr-;
perlicher Anstrengung fähig » leidenschaftlich , wenig kühn und
unternehmend, eher feige als tapfer und die Sklaverei leicht duW
dend. Den Bewqhnern der kalten Zone wird geringeres Gefühl,
Gutmüthigkeit, Behanrliphkeit , Thätigkeit, zugleich aber Aust
Schweifung im Trunk und Spiels^cht beigelegt ; dagegen solleii
die der gemäfsJgten 2k>ne minder leidenschaftlich , gelassen, thär*
tig, tapfer, freiheitliebend , munter und launig, zum Theil
aber auch unbeständig und unzufrieden seyn« Die Hypothese ist
indefs durch andere und namentlich durch Volnkt^ mit triftige^
Gründen bestritten worden, indem er namentlich zeigt, dafs die
Bewohner der nämlichen Gegenden, also auch dem £influsse des,
nämlichen Klimans ausgesetzt, zu verschiedenen Zeiten moralisch
and psychologisch ganz verschieden sind. Assyrier und Meder,
Palmyrener und Parther waren zu gewissen Zeiten höchst krie")*
gerisch, die Griechen wSiren ganz anders auf den Feldern von
Marathon und in den Thermopylen , als unter Constastiit, und
die Rtfmer unter Scifio anders als unter Stcla* '
Wenn man blof^ den kriegerischen Geist der Nationen al^
den lilaCsstab ihrer innern Kraft betrachtet, so haben die mei-
sten eine' Periode gehabt , in welcher sie sich dadurch auszeich-
neten , und noch jetzt finden wir Beispiele eines wilden ]üi{uthea
bei den Bewohnern der verschiedensten Länder , ja die nämlir
chen Generationen sind zu einer Z^eit tapfer und zur hindern
feige, je nachdem der Gegenstand ist, welcher sie aufregt^ die
Anfuhrung derselben und das Gelingen der ersten WafFenthateut
Ueberhaupt ist der Erfolg der Schlachten kein sicherer Mafsstab
für die Tapferkeit der Völker, auch haben noch neuerdings die
Sadami- ricaner und Griechen, obgleich Jahrhunderte .lang durch
das Joch der Sklaverei gebeugt 9 Beispiele grpisen Muthes ii|i
Kampfe gegeben. Es lassen sich indels der Behauptung des
MoNTBSQUiBU noch andere Gründe entgegensetzen, welche
ihre Allgemeinheit widerlegen. Die wilden Vdlker in Nord-
america , die Mdurischen Stämme in Africa, die Bewohner von
Timor und mehrere Jnseln der Südsee sind falsch und grausam,
1 Remerkiingen über den EiDfloTs des HiminelsstriohB aaft Tem-
perameot, Sitten u. t. w, l^eipz. 17SS. 8, «
2 Keisea ia itegypten und Syrien. Vol. J(«
896 Klima.
die oben erwähnten arktischen Hochländer, die Osagen mid
viele Insulaner des grofsen Oceans sind gutmüthig , und eben so
seigten sich ehemals die Hindas und Peruaner. Es läfst sich da-
her nicht verkennen , dafs aufsex dem Klima noch die Eigen—
thiimlichkeit gewisser Völkerstämme, die Regierungsform , der
Grad der Cultur, die Religion und insbesondere das Bediirfniüs,
wie VoLVRT richtig bemerkt , den psychischen und moralischen
Zustand der Menschen bedingen. Bietet der Boden von selbst
und ohne Mühe hinlängliche Nahrung und Bequemlichkeit dar,
80 wird die Anstrengung seiner Bewohner geringer seyn, als
wenn sie nur darch Mühe und Fleifs sich ihren Unterhalt ver-
schaffen können , dagegen aber werden die Menschen träge und
indolent y wenn sie die Früchte ^ihrer Thätigkeit nicht erndten
können , wie sich bei Leibeigenen und sklavisch unterdrückten
Nationen zu allen Zeiten und unter allen Himmelsstrichen ge-
zeigt hat. So gewib indefs diese letzteren Bedingungen von
grölster Wichtigkeit sind , äufserdem auch die natürlichen An-
lagen der verschiedenen Völker^tämme als einander sehr ungleich
erkannt werden, insofern z. B. namentlich die Bewohner von
Badak und andern Südsee -Inseln zwar gutmüthig, freundlich
und gelehrig, für eigentliche Geistesanstrengung aber zu scl]|Wach
sind ^, so ist doch von der andern Seite ein eigentlicher klima-
tischer Einflofs keineswegs in Abrede zu stellen. Zahlreich«
Beispiele zeigen nämlich, wie die thätigen, beharrlichen und
iLÜhn^n Europäer in heilsen Klimaten auf den Westindischen
Inseln, selbst in Mexico und Brasilien, allmäUg träger, weich-»
lieber , feiger und zur Geistesanstrengung weniger geneigt wcr^
den, wobei es jedoch noch nicht ausgemacht ist, ob das Klima
allein oder in Verbindung ikiit der dortigen Lebensweise, der
bürgerlichen Verfassung n. s, w. oder Letzteres allein als Ursache
hiervon anzusehen ist. Im Allgemeinen ist körperliche und gei-
stige Bildung , so wie vorzügliche Stärke des Geistes und Kör-
pers ein Geschenk der gemäfsigt-en Klimate und dem europäi-
schen Menschenstämme in einem vorzüglichen Grade eigenthüm-
lich, denn namentlich fand Lastgsdorv^ bei den Einwohnern
von Neu - Californien unter 38** N. B. und ohngeachtet der sehr
milden Behandlung, welche ihnen unter der Herrschaft der
1 Kotkbbvb'« Reise,
3 Dosen Reiseo Th. 11. S. 1^.
Klima. bi^
Blitsionen zu Theil wird, einen eben« so hohen als bleibenden
Grad der Dammheit.
Ungleich sicherer ist der Einflafs der Klimate auf den Ge-
sundheitszustand der Menschen, mit der allgemeinen Regel, dafs
^ie £)ngebornen den Krankheiten gewisser Gegenden weniger
unterworfen sind, als die Fremden. Stagnirendes Wasser in
Verbindung n^it Wärme, anhaltendes Modern vegetabilischer
und insbesondere thierlsch er Stoffe und plötzlicher starker Wech«-
sel der Temperatur bei Tage und wahrend der Nacht sind der
Gesundheit am meisten nachtheilig. Daher die Ungesundheit
der stark bewässerten Reis- und Zuckerrohr - Felder , jder PoA-r
tinisichen Sümpfe und der Länder unter der Zone wahrend delr
Regenzeit, wo eben deswegen die tödtlichen Fieber sp anhaltend
Herrschen 1. In Aoepulcoy einem guten H^fen in Mexico^ wii-
thete jährlich eine ansteckende Krankheit. Ein Wundarzt gab
•inen benachbarten Teich als Ursache derselben an,- dieser wurde
ausgetrocknet und die Krankheit hörte auf 2. Der Einflufs, wel-
chen die klimatische Beschaffenheit der verschiedenen Gegenden
auf den Gesundheitszustand ihrer Bewohner hat , ist unter an-
dern hauptsächlich durch Fivu^^f Schhuhri^a^, Robertson ^t
Cababtis^ und Vieret^ untersucht worden. Im Allgemeinen
lassen sich folgende Sätze annehmen :
1) Krankheiten entstehen durch die eigenthümliche klima«-
tische Beschaffenheit gewisser Gegenden und pflanzen sich von
da in andere fort. Ob dieses bei der orientalischen Pest der Fall
ist, dürfte in so feni streitig seyn, als diese vermuthlich nur aus
1 Histoire des Maraia et des Maladiet eao^^et par let tfman««
tions des eaox stagaantes. Par J. B. MontfalcoD. Par. 1825. 8.
2 Langtdorf Reisea. Th. II. S. 188.
S Yerf ach einer medicioisch- practischen Geographie. Leips. 179IL
UlToll. 8.
4 Geographische Nosologie a. s« w, Stattg. 1813. Die Krankhei-
ten des MenscheDgeschlechts historisch und geographisch betracl^tet
TOn Dr. F. Schnurrer. Tüb. 1826. II vol. 8.
5 General Taew of the natural history of the Atmosphere, and öt
its connection with the Sciences of Medicine and Agricaltore, includ-
iDg an £isay on the causes of epidemical Diseaae«. Lond. 1808. II voll. 8«
6 Rapport da Moral et da Physiqae da rkomme. T. II. p. 1 ff.
7 Im Dictionnaira dea Sciences medicales etc. Par. 1813. T. Y.,
wo viele Thattachen kara susammengedrangt sind.
gOO Klima.
übermäfsigerUnreiillichkeit entspringt oder ilbethaupt nur durch
Ansteckung weiter verbreitet wird; mit mehrerem Rechte gilt
es dagegen von der ägyptischen Augen -Entzündung.
2) Manche Krankheiten verändetn sich in andern Klimaten
und werden nach Umständen bösartiger öder gelinder.
3) Andere aagegen gehören einzelnen Ländern eigenthüm*
lieh zn, ja man kann Personen, welche in solchen Gegenden er-
krankt sind , blols durch Veränderung des Wohnortes heilen«
4) Gewisse Krankheiten bleiben in manchen Gegenden blob
«af die Städte beschränkt und verbreiten sich nicht auf dem
Lande , wo frischere Luftströmungen ihre Verbreitung hindern.
Um von den verschiedenen klimatischen Krankheiten nur
einige zu nennen , mögen die Hautausschläge der heiüsen Gegen->
den, als Elephantiasis, Boak und Barras, in Arabien einheimisch,
erwälmt werden« Die Menschenpocken sollen aus dem Innern von
Africa, die Masern erst im Jahre 572 ans Aethiopien über Arabien
und Aegypten nach Europa gekommen 8eyn,was übrigens wenig-
stens bei den letzteren fraglich ist. Der Weichselzopf gehört in
die grofse Tartarei, Siehenbürgen , Ungarn und Polen, und hat
wahrscheinlich mit der Wolosetz , einer Art Haargeschwüre im
südlichen Rufslande , Aehnlichkeit. Die Air ist eine Art von
Betäubung der Glieder, welche in Brasilien von der kalten Mor-
gen ^ und Abendluft erzeugt werden soll. Albinos , Kretinen
und Kakerlaken finden sich- ausschliefslich oder Vorzugsweise in
den engen Bergschluchten , namentlich der Alpengebirge« In
Pondichery findet sich mit der heifsen Jahreszeit ein eigener
Hautausschlag ein, welcher mit feinen Blattern auf Stirn und
Schultern anfängt, mit empfindlichem Jucken und Stechen ver-
bunden ist und bis zur nassen Jahreszeit dauert. Das gelbe Fie-
ber, in Peru Chapetonade, sonst auch Siamsfieber oder schwarzes
Erbrechen genanntj ist ursprünglich in heifsen Ländern, als Peru,
Westindien , Barbados , Mexico u.'s. w. zu Hause , hat sich seit
mehreren Jahren über Nordamerica und von dort über die Kü-
stendistricte Spaniens bis nach Italien hin verbreitet und nimmt
an Heftigkeit ab, je weiter es in nördlichere Gegenden fortschrei-
tet, so dafs es schwerlich bis Frankreich und noch weniger nach
Deutschland vordringen wird. In Aegypten trifft man eine ei-
genthümliche Krankheit, Demeljuja genannt, welche mit Kopf-
schmerzen nebst Augenentzündung anfiingt und leicht in Raser«!
Klinometer« , (K)l
iiitd Schlagilcifs tibergeht, tretin si« sarucktritt. bekannter ist
die ebendaselbst einheimische Angenentzündung, wahrscheinlich
eine Folge der Wärme, der Trockenheit und des heifsen, .durch
den Wind bewegten Sandstaübes daselbst, Welches sich nament-
lich den dort gewesenen französischen und fooch mehr den eng-
lischen Truppen mitgetheilt hat und seitdem epidemisch unter
Riesen geworden ist*. Di« Epilepsie soll vorztiglich in Norwe-
gen beim weiblichen Geschlechte häufig seyn j auch findet man
eben daselbst die Radesyge, eine Art Elephantiasis , welche sich
auch über Schweden verbreitet*, so wie in Rufsland und in kal*^
ten Ländern die Rose sich häufig findet, Katarrhe, Rheumatismen
Q« s.w. aber d^a veränderlichen KÜmaten vorzüglich zngehtfren.
' Klinotneter.
Die zahlreichen Apparate, vermittebt deren die Neigung
einer Linie oder Ebene gegen ^ie Horizontal - Ebene gemessen
Midrd , .nennt man in dieser Beziehung Älincmeter (von tiUvm
ich neige). Sie beruhen insgesammt auf einem eben so leichten
als einfachen geometrischen Principe und deswegen werden sie
mit verschiedenen Modificationen zum jedesmaligen Gebrauche
passend constmirt* Ist nämlich ab eine in die Horizontal -Ebene ^|*
fallende Linie, de eine verticale, so sind bekanntlich die beiden
Winkel bei c rechte Winkel, und da die erstere durch die wa«<-
gerechte Oberfläche jeder Flüssigkeit (Wasserwaage , Nivellir-
-wa^ge, Libelle), die letstere durch die Richtung eines Fadeos,
^07oran ein schwerer Körper hängt (Faltlinie, Senkel), gegeben
'wird, so läfst sich nicht nur aus der einen die andere, sondern ^
auch aus der Veränderung der Winkel bei c die Abweichung
der Linie ab von' der horizontalen Richtung oder die Neigung
derselben gegen den Horizont (Inklination) leicht finden. Wird
1 tTober den EiDflafs de« Aegyptischen Klima's anf die Geaand-
Iieit «. Relatiop hiatorique et chirargicale de rexp^dition de l'Armäe
d'Orient. Par Laerbt. Besser noch sind dessen M^moires et Observa-
tiona snr plusieurs maladies, qai ont affect^ les troapes de TArmtfe
fraD^oise, Sie gehören zor Description de TEgypte.
2 Fr. Holst commentatio de morbo Radesjge etc. Christiania
1818. 4.
902 Klinoroeier.
nämlich die RichtUDg von ab durch eine WadserwSMgQ anTer*
' änderlich erhalten und der Winkel haß oder ba^^ welchen eine
Ebene mit dieser bildet , gemessen y so giebt dieser die Inklina-
tion gegen den Horizont unmittelbar. Ist dagegen de unverän-
derlich auf ab befestigt, so erhält diese Stange bei vorhandener
Neigung die Richtung dd oder dd', und da die FalUinie de des
Senkels sich ^ets gleich J^leibt, so erhält man im ersten Falle
ans dem Winkel ddc = ^ab , im zweiten aus d'dc = ß^ab die
Neigung gleichfalls« Jedes Klinometer bedient sich daher des
Gradbogiens und Senkels unmittelbar zur Messung des Neigung«*
Winkels , oder der Wasserwaage zur Beibehaltung der Horizon*
tal - Ebene und Aufündung des Winkels , welchen die geneigte
Ebene mit dieser macht. Von den zahlreichen Constructionen
der Klinometer, deren man sich entw^eder zum Messen der Nei-
gung einer Fläche , eines Berges u. s. wi , oder hauptsächlich bei
geognostischen Untersuchungen zur Bestimmung des Fallens
eines Lagers, einer Schichte u. s« w* bedient, werde ich nur
'einige beschreiben, ohne dabei die eigentlichen Nivellir-In8tra<*-
mente, als der Canalwaage mit Quecksilber oder Wasser, oder
des Ramsdenschen Nivellir - Apparates mit Wasserwaage , Fern-
rohr und Gradbogen zu erwähnen, obgleich insbesondere dieser
letzte zum Messen der Neigung bequem und zugleich wegen
seiner grofsen Genauigkeit vorzugsweise brauchbar ist.
Das einfachste Werkzeug dieser Art ist die gemeine Setz-
waage der Maurer, Schreiner u. s. w. , welche aber in ihrer ge-
wöhnlichen Gestalt die Abweichung von der horizontalen Fläche
ohne genaue Messung nur anzeigt und in .dieser Beziehung da-
her richtiger Klinosböp genannt werden müfste. Die französi-
schen Geometer bedienten sich zum Messen des Neigungswin-
kels ihrer Mefsstangen eines sehr feinen Apparates» Das recht-
I' winklige Dreieck AGB ruhet auf den völlig plan geschlüfenen
Fülsen A, B, und tragt in seiner Spitze G eine auf dem einge-
theilten Gradbogen sich frei bewegende Alhidade, an welcher
das Niveau aß so befestigt ist, dafs sie beim völlig horizontalen
Stande des Kiinometers mit 0 auf 60^ der Theilung des Grad-
bogens zeigt. Ist die gemessene Ebene nicht horizontal, so ver-
schiebt man die Alhidade nach der einen oder andern Seite so
lange , bis das Niveau wieder den horizontalen Stand zeigt, und
liest den Neigungswinkel ab« Zu gröfserer Genauigkeit wird
die Alhidade zuerst mit der Hand geschoben, dann vermittelst
^linometer. 9Ü3
minn Sohranbe' festgestellt und zoletst durch eim Mikrometeir
•chxaabe bewegt , die Theilung aber mit der Loupe abgelesen^.
Ein ähnliches , sinnreich ausgedacfates Werkzeug , welches
fax feinere und grObere Messungen beqnem /eingerichtet werden
kann , hat IirocBonsop^ in Vorschlag gebracht Der horizon-
tale Balken abcd ruhet auf zwei gleich langen, in stählerne Spiz*.
fcen auslaufenden Fiilsen pp' und trägt den getheilten Bogen mn« 204.
Unter diesem bewegt sich, um eine feine Axe leicht drehbar,' der
Apparat rsq, dessen oberer Theil rs ein gleichfalls getheilter
Halbkreis 9 der untere q aber excentrisch ist, so dafs sein unter
dem Mittelpuncte liegender Schwerpunct allezeit in der yerticä-
kn Linie zur Ruhe kommt , . wobei das 0 beider Theilungen zu-»
sanuneniallt , wenn die FuCsspitzen pp in einer völlig horizon-
talen Ebene liegen j weichen sie aber hiervon ab , so seigt die
Theilung des Halbkreises den Neigungswinkel. Dafs bei beiden
Apparaten die zwei getheilten Bogen zugleich als Nonien die-
nen j versteht sich von selbst, auch ist an dem letzteren ein
Visir vermittelst derOeffnungen aß angebracht, statt deren auch
ein Femrohr mit horizontalem Faden gewählt werden könnte*
Einfacher, aber minder genau als beide ist der Gradbogen,
welcher an einer Schnur aufgehangen den Neigungswinkel durch
ein kleines Senkel angiebt. Witd nämlich das Seil ab mit der j05*
zn messenden geneigten Ebene parallel ausgespannt und der
Gradbogen daran gehängt, so zeigt das kleine Senkel o^, wel-
ches oben im Centrum des getheilten Halbkreises befestigt ist
den ElevationswinkeL Dabei kann die Schnur nicht fiiglich ge-
rade ausgespannt werden, sondern muls sich biegen, worauf
beim Messen Rücksicht zu nehmen und zugleich darauf zu sehen
ist, dafs das Senkel genau über 0® oder 90** der Theilung her-
abhängt, wenn die Schnur die horizontale Richtung hat. Da
dieser einfache Apparat zur Bestimmung des Schichten Falles dem
Geognosten hinlängliche Genauigkeit giebt, zum eigentlichen
Nivelliren aber eins der oben beschriebenen oder ein nach dem
nämlichen Principe construirtes Werkzeug angewandt zu werden
pflegt , so ist es .nicht sachgemäls , solche künstliche Apparate*
namentlich zum Messen der Neigung der Felsschichten zu con-
1 Base da Syildme m^triqne T. 11« Mon. Corr. XYII* S. 5^7.
2 AcU Apad. Pet. III. X. 188.
V. Bd. Mmm
904 Kuotcix.
smiiren , als jnrch Wkb SEYiioün ^ gesclieheil ist. Ein äürch
seine Einfachheit und Kleinheit sich empfehlender Apparat, vrel^
eher leicht transportirt werden und ^r Besümmung des Neigungs-
winkels der Mefsstangen, wo |nicht ein ausgeseichneter Grad dei
Genauigkeit erfordert wird, ebenso wie eines Berges odbr ein»
p. Felsschicht dieneti kann , ist durch Paatt ^ angegeben Worden*
206. Die beiden parallelen Lineale von Buchsbaonholz A und B sind
vermittelst eines Charnieres in der Art beweglich, dafs der
Gradbogen fg den Winkel mi&t^ welchen beide ittit Änauder
bilden. Auf dem oberen Lineale B befindet sich die Libelle ab,
vermittelst deren dasselbe in die horizontale Ebene gebracht und
; in derselben erhaUeil werden kann , und wenn d^nn das ander«
Lineal A auf die Ebene gelegt oder parallel mit derselben ein-»
visirt ist, deren Neigung gemessen werden soll, so giebt die
Theihing des'Bogens f g diese unmittelbar an. Das vom Centrum
entferntere , eben daher gröfsere Theile des Kreises enthaltend«
und somit eine schärfere Messung gewährende Bogenstirck d a
. hat MoTLK^ hinzugesetzt; auch pfiegt man in die Fläche des
unteren Lineals A einen kleinen Compals einzusenken , um ver*
mittelst desselben zugleich das Streichen der Schichten zu
messen. M*
Knoten.
Nodas; Noeud; I^ode. Den Durchschnittspunct
zweier gröfsten Kreis« an der scheinbaren Himmelskugel nennt
man Knoten. Wenn man nämlich die Ebenen der einzelnen
Planetenbahnen, in welchen allen die Sonne sich befindet, sich
vorstellt, so haben je zwei eine gemeinschaftliche DurcKschnitts««
linie, welche ihre Knotenlinie (linea nodorum ; la Herne dee
noeuds; the line ofnodea) heifst. Am meisten beziehen wir
dieses auf die Ekliptik , und die Knoten einer Planeten - oder
Kometenbahn sind daher diejenigen Puncte, wo der Himmelskör-
per von einer Seitt der Ebene der Erdbahn zur. andern über-
geht; derjenige Knoten heifst der aufsteigende (nodus ascendens),
wo er sich nördlich von der Ekliptik zu entfernen anfängt, der»
1 Tran«, of the Geolog. See. T. III. p. 385.
2 AnQ. of Phil. New Ser. I. p. 48. Schweigg. Jonra. XXXIl. 136.
S ADD. of Phil. N. 8. 1824. Febr. p. 122,
Kobalt 905
jenige der diedersteig^ixle (nodus descendens) , wo er auf die
Südseite der Ebene der Erdbahn übergeht; der erstere wird durc]i
^ , det andere durch fS bezeichnet. In Beaiehung auf die
Mondbahn findet derselbe Ausdruck statt.
Diese Knotenlinien bleibet nicht unveründerUch » sottdeni
die Lage der Ebene ^ iti welcher irgend ein Himmelskörper sich
bewegt, ist kleinen Aendernngen unterworfen und daher )end
Durohschnittslinien veränderlich. Bei der Mondbahn beträgt diese
Verriicküng €er Knoten ) welche eine rückgängige ist, so viel,
äafs die Mondknoten in 19 Jahren dntch alle Zeichen des Thier-*
kreisea i'ücken« Dieses Fortrücken der Moudknoten entsteht
durch die Anuehnngskraft der* Sonne , VArmtfge welcher der
Mond bei jedem Umlaufe etwas eher in die Ebene der Erdbahn
eintrifft, als in einem Puncte, welcher Vod der Erde aus ge-*
sehen rückwärts liegt, so dafs die Knoten vom Stier zum Wid-»
der , vom Widder zu den^Fischen u. s. w. zurückgehen. Man
kann sich dieses so Vorstellen , als ob der Mond , ili einer gegen
die. Ekliptik geneigten Ebene laufend, durch die SonUcf gegen
die Ebene der Ekliptik herabgezogen werde und daher etwas
früher in die Ebene der Ekliptik eintreffe, «als es geschehen
'Würde , Wend er seine Bahn , ohne Einwirkung der Sonne , um
die Erde beschriebe. Die Neigung der Bahn gegen die Ekliptik
bleibt dabei fast gana ungeändert^ B* .
Kobalt.
l^obold; Chballum; Cobalt; Cohalt. Daesea
errt seit d^r Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannte Metall fin«
det sich theils im Mefteoreisen, theils in Verbindung mit Schwe-»
fei utid Arsenik im Kobaltkies, Kobaltglatiz und Speiskobalt|
theils als atseliiksanres und als schwefelsaures Kobaltoxyd, theils
als unreines KobalthyperOxyd. Im möglichst reinen Znstande
ist es etwas^ductil^ doch machen es schon geringe Beimischung^
gen von Kohlenstoff spröde ; es ist röthlich-^grau-weifj, z^igt
ein specifisches Gewicht Von üngeföhr 8> 6 » . schmilzt erst in hef-
tiger Weilsglühhitae , jedoch leichter als Eisen, nnd zeigt sich
magnetisch. Nach Wollastoh Verhält sich der Magnetisrnns
des Kobalts zu dem des Eisens =5 bis 6 : 6 bis 9 ; nach Lam^
VADiixa des nicht gana reinen Kobalts zu dem des Eisens
»25 3 55^
Mmm 2
906 Kobalt.
Mit SauerstofiP bildet es ein Oxyd und ein Hyperoxyd. Das
JTohaitoxyd (29,5 Kobalt auf 8 Sauerstoff) ist ein hellgraues^
nicht magnetisches Pulver. Es bildet mit den Säuren Salze,
welche durch lebhaft rothe Farben ausgezeichnet sind. Sie wer-
den durch reines Kali blau, durch kohlensaures rosenroth und
durch hydrothionsaures schwarz gefället; der in ihnen durch
überschüssiges Ammoniak erzeugte Niederschlag löst sich bei
Luftzutritt wieder mit brauner Farbe auf. Das salpe^rsaure
Kobalioxyd schiefst in kleinen rothen Säulen an ; die mit seiner
Lösung auf Papier gebrachte Schrift wird bei jedesmaligem Er-
iiitzen lebhaft roth. Das schwefelsaure Kobaltoxyd liefert rothe
wasserhaltende Krystalle, ganz von der Form des Eisenvitriols.
Das Kobaltoxyd löst sich in schmelzendem Borax und gewöhn-
lichem Glase mit dunkelblauer Farbe auf; letztere Verbindung
stellt nach dem Pulvern die Smalte dar. , Glüht man Alaunerde
mit salpetersaurem Kobaltoxyd , so bleibt eine schöne blaue Ver-
bindung von Alaunerde und Kobaltoxyd , das Leidner Blau,
mit dem auch das Thenardsche Blau, durch Glühen von Alaun-
erdehydrat mit phosphorsaurem oder arseniksaurem Kobaltoxyd
erhalten, verwandt ist. Bittererde mit salpetersaurem Kobalt-
oxyd geglüht liefert eine rosenrqthe Kobaltoxyd -Bittererde.
Das KcbaUhyperoxyd (29,5 Kobalt auf 12 Sauerstoff) ent-
steht beim Glülien des Kobaltes oder des Kobaltoxydes an der
Luft; es stellt eine schwarze zusammenhängende Masse von
muschlichem Bruche oder ein braunschwarzes Pulver dar; es
löst sich in Salzsäure upter Entwickelung von Chlorgas , in er-
Utzter Salpeter- und Schwefelsäure unter Entwickelung von
Sauerstoffgas ^zu einem Kobaltoxydsalze auf. — Es scheint noch
eine KobaUsäure (29»5 Kobalt auf 16 Sauerstoff) zn geben, die
man nicht für sich , sondern nur in Doppelsalzen kennt und die
sich beim Uebersättigen der Kobaltoxydsalze mit Ammoniak bil-
det, sobald Luft hinzutritt.
Pas Chlorkobalt V&t sich durch Abdampfen des Salzsäuren
Kobaltoxydes erhalten; es ist hellblau und etwas flüchtig. Mit
Wasser bildet es eine rothe Lösung von saUsaurem KobaUoxyd,
ans welcher sich wasserhaltende rubiorothe Krystalle erhalten
lassen. Die rothe Lösung wird beim Vermischen mit concen-
trirter Salzsäure oder Schwefelsäure blau, bei W^asserzusatz wie-
der roth. Mit dem wässerigen salzsauren Kobaltoxyd , welches
atieh HitLOT^f sympathetische Tinte heifst, auf Papier gemachte
Kohleniftoff. 007
Schriitziige werden beim jedesmaligen Erhitzen blau^ bein^ Er*
kalten wieder roth. Entweder kommt die blaue Farbe von dem
Uebergapge des saluauren Kobaltoxyds in Chlorkobalt » indem
sowohl die stärkere Säare als auch .das Erwarmen Wasserbil*
düng aus dem SauerstofF des Kobaltoxydes und dem Wasserstoff
der Salzsäure veranlassen kann , oder es exsistirt ein sauiiss salz-
saures Kobaltoxyd , welches, blau ist, dem jedoch durch mehc
Wasser die überschüssige Salzsäure entzogen wird. O.
Kohlenstoff.
Carbonium ; Carbone j Carbon^
So heifst dasjenige Element , aus welchem die gewöhnliche
Kohle fast völlig besteht und welches den Hauptbestandtheil
• aller organischen Körper ausmacht. Lavoisikh unterschied
suerst diesen Stoff, während man früher die kohlenstoffhalten-
den Körper als solche betrachtete , die überhaupt reich an Phlo«
giston seyen« ,
Der Kohlenstoff zeigt in seinen Eigenschaften auffallende
Verschiedenheiten je nach dem Zustande , in welchem «er sich
befindet. Denn entweder ist er. krystallisirt oder nicht krysti^"*
lisirt f wie in der Kohle. Der krystallisirte kann 2 verschiede- '
nen Systemen angehören und ersoh^int daher entweder ab Dia-
mant oder als Graphit,
Der Diamant erscheint in Oktaedern und andern dem re-
gelmäfsigen Systeme angehörenden Formen krystallisirt, meist
mit convexen Flachen und nach den Flächen des Oktaeders spalt-*
bar." Er ist der härteste Körper, zeigt ein specif. Gewicht yon
3,5, ist durchsichtig und farblos (wenn nicht zufällig gefärbt)^
zeigt einen eigenthümlichen Glanz, bricht das Licht im höch-
sten Mafse und leitet nicht die Elektricität. Der Diamant ist
nach allen bis jetzt angestellten Untersuchungen als reiner Koh-
lenstoff zu betrachten« Da er einigemal in einer Gebirgsart ge-
fiinden worden ist, welche den vulcanischen anzugehören scheint*
so dürfte man vermuthen, dafs er .durch das vulcanische Feuer
geschmolzener und beim. langsamen Erkalten der Lava regelmä-
Isig krystaUisirter Kohlenstoff sey.
Der bereits^ kurz erwähnte Graphit kommt theils natürlich
1 8. öbtn Th. HI. 8. 162.
906 Kohlenstoff,
▼or, th^ik wird er kiinstlich erhalten, wenn man Eisen und
einige andere 'Metalle in Berührung mit überschüssiger Kohle
schmelzt und langsam erkalten läfst, wo der vom Metall im Uer
berschnfs aufgenommene Kohlenstoff als Graphit heraoskrystal-
lisirt. Die Krystallform des <jraphits ist eine regelmfifsig 6sei-
tige SMuIe; er ist weich, in dünnen Blättchep biegsam, abfär-
bend, fettig anzufühlen, von i,8 bis 2,0 specif. Gewichte, stahl-
grau , undurchsichtig und ein guter Leiter der Elektricität. Man
hijlt ihn gewöhnlich für eine Verbindung vpn viel Kohlenstoff
mit Eisen oder eipem andern Metalle ; da jedoch nach den Er-
fahrungen von Karstens, Brrzslius u. A. mancher natürliche
uqd künstliche Graphit ohne Rückstand verbrennt, so scheint
der Metallgehalt zufällig und seine Verschiedenheit vom Dia-
iViant wäre at|9 der verschiedenen KrystaiUsatipn zu erklären, so
wie Schwefelkies und Wasserkies bei ganz gleichem chemischen
Bestände eine verschiedene KrystallisatioQ und damit auch in
fmdern Eigenschaften Verschiedenheiten zeigep«
Die fCohU komint theils natürlich Vor, als Anthracit, theils
wird sie künstlich erzeugt , sowohl durch Zersetzung 'der Koh-
lensäure mittelst Kaliums oder Phosphors und des Kohlenwasser-
ftoiPgases durch Glühhitze , als auch vorzüglich durch Glühen
organischer Verbindungen bei abgehaltener Luft. Soll letztere,
ohne Asche zu lassen, verbrennen, so sind hierzu verdampf bare
organische Verbindungen anzuwenden, welche durch das Ver-
dampfen von den beigemischten fixen StofiBen befreiet werden ;
•o erhielt man eine ohne Rückstand verbrennende Kohle beim
Hindurchleiten der Dämpfe von Weingeist ode^ flüchtigem Oele
durch eine glühende Porcellanrlfhre» Ist zur Bereitung der Kohle
^ne gelinde Hitze angewendet worden^ so enthält sie noch merk-
liche Mengen von Vt^asserstofT und Sauerstoff; sie ist brennbarer,
ein schlechter Leiter für Wärme und ein Nichtleiter fürElektrici-
tät; naph stärkerem Glühen dagegen, wobei sie poch Wasserstoff
und Sauerstoff in Gestalt von Wasserstpffgas und Kohlenoxyd-
gas entwickelt , leitet sie die Wärme ziemlich gut und die Elek-
tricität niich den Metallen am besten. Ihr specifisches Gewicht
beträgt 1,5727; sie ist zwar sehr zerreiblich, kann aber durch
heftiges Weiftglühen im Kreise der Voltaischen Säule nach Davt
so hart gemacht werden , dafs %ie Glas ritzt. . Sie zeigt noch
einige andere oierkwürdige Verhältnisse , welche dem Diamant
und Graphit nicht zukommen, nämlich sie absorbirt mit Begierde
Kohlenstoff. 909
ItVasser, Oase und verschiedene riechende Dämpfe*; sie nimmt
4usi wässerigen Flüssigkeiten | welche riechende, schmeckende
und färbende Stoffe enthalten , diese auf und eignet sich hiei;-
durch zur Reinigung des faulen Wassers und vieler gefärbter
Flüssigkeiten, Alle diese Verhältnisse zeigt die Kohle in um so
höherem Gra^e , je mehr Berührungspuncte sie darbietet| Die
Verschiedenheiten ^er Kohle vom Diamant und Reisblei mögen
vorzüglich von ihrem loclLerni. nicht. krystaUisirten Z^^tande
herrühren, vielleicht {luch noch von kleinen Beimischungen von
Wasserstoff und Sauerstoff^ besonders wenn sie nicht einer bef-
ugen Weifsglühhitze ausgesetzt wqrde,
Det Kojilenstoff scheint bis jetzt noch nicht geschmolzen
wordpn zu seyn, wenigstens scheint die geschmolzene Masse,
welche Si(.lxmav und IJAas prhidtep, als «ie Graphit oder
Holzkohle in den Kreis des Deilagrators brachten , wie dieses
wenigstens Vavhcxbm fand» niclit geschmolzener Kohlenstoff
^u seyn , sondern die 4sche dieser kohligen ßubstanzen im ge-
schmolzenen Zustande. £her scheint noch die Verdampfung des
Kohlenstoffes im elektrischen Kreise das Deflagrators erwiesen
ZVL seyn, «ofern nach den Ve^-su^hen von H^ai und Sii.l?mav,
wenn man an jeden Polardraht einen zugespitzten Cylinder von
Holzkohle befestigt, beide. Spitzen erst iu, I(erührung sets^t, dann
mich erfolgtem heftigen Glühen etwas von »inander entfernt, ein
{«bhaft leuchtender Flammenbogen mit aufsteigendem weifsen
Bauche entsteht und , während die Kohle der positiven Seite
schnell ihre Spitze verliert, sich ^n 4®r der negativen ein üf-
f^xs abbrechender nnd sich wieder erneuernder Anwuchs bildet;
welcher unter dem Vergröfs^rungsglase eine warzige, glatte, me-
talJglänzendei graüSchwarze Oberfläche zeigt, schnell iq Vi-
triolöl niedejrsinkt und in der Hitze langsam , unter Erzeugung
von Kohlensäure iind bisweilen unter Rücklassung von Asche
verbrennt,
Die Verbindungen des Kohlenstoffes iiriit dem jSauelrsto& sind
das Kohlenoxyd und die Kohlensäure.
Das Kohl&ioxyd (6 Kohlenstoff auf 8 Sauerstoff) bildet sich
beim Glühen von Kohle ^t Zinkoxyd und andern Metalloxyden, ^
die den Sauerstoff nicht zu lose enthalten, und beim Glühen von
Kohlensäure oder kolüensa^urem Alkali mit Kohle oder Eisen.
1 VcrgK dieaea Wörlcrb. 'Ih. I. S. 86.
910 Kohlenstoff.
Es erscheint ab ein farbloses Gas von 0,9706 spedfischem Ge*
^chte, von schwachem Gerach, beim Einathmen von sehr er-
stickender Wirkang. Es wird wenig vom Wasser verschluckt.
Setzt man einMafs dieser Gasart mit einem gleichen Mafse Chlor*
gas gemengt dem Lichte aus, so verliert das Gemenge seine
gelbe Farbe , verdichtet sich auf die Hälfte und ist in das Pho9^
gengaa verwandelt, welches, ein spec. Gewicht von 3,4249 ht^
sitzt, noch erstickender und unangenehmer als Chlor riecht
und die Augen zum Thränen -reizt und welohes sich in Beruh*
rung mit Wasser in Salzsäure und Kohlensäure zerset9t«
Die Kohlensäure j Luftsäure oist fixe Luft (6 KohlenstoflP
auf 16 S|iuevsto£P) bildet sich vorzüglich beim Verbrennen koh-
lenstoffhaltiger Ktfrper in Luft oder SauerstofFgas. Diamant und
Graphit bedürfen zum Verbrennen einer viel starkem Glühhita«
als Kohle. Die Verbrennung ist besonders im Sauerstofigas sehr
lebhaft und geht beim Diamant bis zum Schmelzen des Platins,
worauf er sich befindet. ImSauerstoIFgas fährt der Diamant, nach-*
dem er einmal entzündet ist, zu brennen fort; in atmosphäri-*
scher Luft erlöscht er, wenn man nicht ihn zu erhitzen fort-
fährt, wegen der erkältenden Wirkung des in der Luft enthal-
tenen Stickgases. Das durch das Verbrennen von Diamant in
Sauerstoffgas erzengte kohlensaure Gas hat dasselbe Volumen,
wie das verbrauchte Sauerstofi^gas , und es kann dahes das koh«
lensaure Gas angesehen werden als Sauerstoffgas , in welchem
sich Kohlenstoff gelöset hat, ohne dab irgend eine Volumena-
änderung des Gases eingetreten wäre. Ein Gemenge aus 1 Mab
Kohlenoxydgas und \ Mais Sauexstofi^gas , verpufft durch den
elektrischen Funken oder einen flammenden Körper mit unmerk-
lichem Knalle und liefert 1 Mafs kohlensaures Gas. Man ver«
schafft sich die Kohlensäure durch Zersetzung eines kohlensaa-
ren Salzes , wie des kohlensauren Ammoniaks oder Kalkes mit*
telst einer starkem Säure. Erfolgt diese Operation in dem einen
Ende einer starken ziligeschmolzenen Glasröhre, wahrend das an-
dere Ende erkältet wird , so sammelt sich im letzteren die Koh-
lensäure als eine wasserhelle, tropfbare Flüssigkeit an, in grober
Kälte nicht erstarrend , das Licht vi^ schwächer brechend ab
Wasser^. Unter gewöhnlichem Luftdrucke entwickeh sich die
Kohlensäure als ein farbloses Gas, von 1,5252 spedfiscbem Ge-
1 Vergl. oben Tii. HT. 8. 1020,
Kohlenstoff. OH
Wichte, miTerlireiiiilich, das VerbreniMii andever Körper nioht'
miterhaltend , Lacknrastinctur schwach r0th6ti4i von stechei^dem
Geruch und sehr erstickender Wirkung beim Einathmen. Nor
iprenige Stoffe , wie Kalium , Natrium und , bei Gegenwart einer
starkem Salzbasis, auch Phosphor und Boron, vermOgen der
Kohlensäure den Sauerstoff zu entziehen und den EohIensto£F in
Gestalt einer kohligen Materie abzuscheiden«
Das kohlensaure Gas ist in Wasser zu gleichen Mafsen ab-
sorbirbar' ; das natürliche und künstliche Sauertposs^r ist' durch
verstärkten Druck mit grtffseren Mengen von Kohlensäure Ter«
btmdenes Wasser, welches aufiierdem noch einige Salze enthält;
Die Verbindungea der Kohlensäure mit Salzbasen sind nicht
sehr innig ; die Glühhitze treibt aus den meisten derselben und
stärkere Säuren treiben aus allen die Kohlensäure aus; sie brau- ,
sen daher mit tropfbar flüssigen Säuren auf* Die Verbindungen .
der Kohlensäure mit Ammoniak , Kali , Natron und Lithon rea«
giren noch alkalisch , weil die schwache Saure nicht iik Stande
ist, diese stärkeren Basen zu neutralisiren. Die meisten koh-
lensauren Salze sind nicht in Wasser löslich, auiser bei Ueber-
schuls an Kohlensäure,
Mit Wasserstoff bildet der Kohlenstoff das oUrzeugauU und
das KohUnwatnerstoffgaa. Das dierzeugende Gas (6 Kohlenstoff
auf 1 Wasserstoff) entsteht bei der Zersetzung verschiedener or-^
ganischen Verbindungen und wird vorzüglich erhalten durch Er-
hitzen von 1 Weingeist mit 4 Vitriolol und Sdiütteln des ent-
"wickelten Gases mit Wasser und Kali , um es von Aether und
schwefeliger Säure zu befreien« Es ist farblos» von 0,9706 spe-
cifischem Gewicht und starker lichtbrechender Kraft; es zeigt
«neu unangenehmen Geruch und wirkt beim Einathmen in rei^
nem Zustande sehr erstickend. 1 Mafs dieses. Gases hält 2^afs
Wasserstoffgas; wird es daher durch Glühhitze oder Öfteres Hin-
durchschlagen elektrischer Funken veranlabt, seinen Kohlen-
stoff abzusetzen, so zeigt es sich in reines Wasserstoffgas von
verdoppeltem Umfange verwandelt. Es verbrennt , an der Luft
entzündet, mit äuberst lebhafter Flamme; ein Gemenge von 1
Mals Olerzeugendem und 3 Mab Sauerstoffgas, durch den elek*
frischen Funken in einer dicken Bi5hre ( die hierbei leicht zer-
schmettert wird) entzündet, verwandelt sich in Wasser und in
1 Tergl. oben Tb. I. 8. 46 ff.
906 Kobalt
Mit Sauentofif bildet es ein Oxyd und eiti Hyperoxyd« Das
KdhoHoxyd (29,5 Kobalt auf 8 Sauerstoff) ist ein hellgraues,
nicht magnetisches Pulver. Es bildet mit den Säuren Salze,
welche durch lebhaft rothe Farben ausgezeichnet sind. Sie wer'-^
den durch reines Kali blau, durch kohlensaures rosenroth und
durch hydrothionsauxes schwarz gefället; der in ihnen durch
überschüssiges Ammoniak erzeugte Niederschlag löst sich bei
Luftzutritt wieder mit brauner Farbe auf. Das salpeteraaure
Kobalioxyd schiefst in kleinen rothen Säulen an ; die mit seiner
Ldsung auf Papier gebrachte Schrift wird bei jedesmaligem Er-
hitzen lebhaft roth. Das schtpefelaaure Kobaltoxyd liefert rothe
wasserhaltende KryStalle, ganz von der Form des Eisenvitriols«
Das Kobaltoxyd löst sich in schmelzendem Borax und gewöhn-
lichem Glase mit dunkelblauer Farbe auf; letzter^ Verbindung
stellt nach dem Pulvern die SmalU dar. . Glüht man Alaunerda
mit salpetersaurem Kobaltoxyd , so bleibt eine schöne blaue Ver-
bindung von Alaunerde und Kobaltoxyd , das Leidner Blau^
mit dem auch das Thenardsche Blau, dnrch Glühen von Alaun-
erdehydrat mit phosphorsaurem oder arseniksaurem Kobaltoxyd
erhalten 9 verwandt ist. Dittererde mit salpetersaurem Kobalt-
oxyd geglüht liefert eine rosenrothe Kobaltoxyd -Bittererde*
Das KchaUhyperoxyd (29,5 Kobalt auf 12 Sauerstoff) ent-
steht beim Glühen des Kobaltes oder des Kobaltoxydes an der
Luft; es stellt eine schwarze zusammenhängende Masse von
muschlichem Bruche oder ein braunschwarzes Pulver dar; es
löst sich in Salzsäure upter Entwickelung von Chlorgas , in er-
hitzter Salpeter- und Schwefelsäure unter Entwickelung von
Sauerstoffgas Ieu einem Kobaltoxydsalze auf. — Es seheint noch
eine Kobaltsäure (29|5 Kobalt auf 16 Sauerstoff) zn geben, die
man nicht für sich , sondern nur in Doppelsalzen kennt und die
sich beim Uebersättigen der Kobaltoxydsalze mit Ammoniak bil-
det, sobald Luft hinzutritt.
Pas Chlorkobalt ]äüt sich durch Abdampfen des salzsauren
Kobaltoxydes erhalten; es ist hellblau und etwas flüchtig. Afit
Wasser bildet es eine rothe Lösung von salsLeaurem Kobalioxyd,
ans welcher sich wasserhaltende rubiorothe Krystalle erhalten
lassen. Die rothe Lösung wird beim Vermischen mit concen-
trirter Salzsäure oder Schwefelsäure blau, bei Wasserzusatz wie-
der roth. Mit dem wässerigen salzsauren Kobaltoxyd , welches
aneh Hillot^ »ympathetiecke Tinte heibt, auf Papier gemachte
Kohlenstoff. 907
Schriftztige werden beim jedeimaligen Erhitzen blau^ beini Er-
kalten wieder roth« Entweder kommt die blaue Farbe von dem
Uebergange des ealzsauren Kobaltoxyds in Chlorkobah , indem
sowohl die stärkere Säure als auch .das Erwärmen Wasserbil«
duDg aus dem Sauerstoff des Kobahoxydes und dem Wasserstoff
der Salzsäure veranlassen kann, oder es exsistirt ein saures salz«
saures Kobaltoxyd, welches blau ist, dem jedoch durch mehc
Wasser die überschüssige Salzsäure entzogen wird« tf.
Kohlenstoff.
Carbonium ; Carbone j Carboni
So heifst dasjenige Element , aus welchem die gewöhnliche
Kohle fast völlig besteht und welches den Hanptbestandtheil
. aller organischen Körper ausmacht. Lavoisier unterschied
amerst diesen Stoff, während man früher die kohlenstoffhalten-
den Körper als solche betrachtete , die überhaupt reich an Phlo-
giston seyen. ,
Der Kohlenstoff zeigt in seinen Eigenschaften auffallende
Verschiedenheiten je nach dem Zustande , in welchem er eich
befindet. Denn entweder ist er^ krystallisirt oder nicht krysta^-
lisirt , wie in der Kohle« Der krystallisirte kann 2 verschiede« '
nen Systemen angehören und erscheint d^her entweder als Dia-
mant oder als Graphit»
Der Diamant erscheint in Oktaedern und andern dem re-
gelmäfsigen Systeme angehörenden Formen krystallisirt, meist
mit convexen Flächen und nach den Flächen des Oktaeders spalte
bar.- Er ist der härteste Körper, zeigt ein specif. Gewicht yon
3^5, i^t durchsichtig und farblos ( wenn nicht zufällig gefärbt}|
zeigt einen eigenthümlichen Glanz, bricht das Licht im höch-
sten Mafse und leitet nicht die Elektricität. Der Diamant ist
nach allen bis jetzt angestellten Untersuchungen als reiner Koh-«
lenstoff zu betrachten. Da er einigemal in einer Gebirgsart ge«-
fnnden worden ist, welche den vulcanischen anzugehören scheint«
so dürfte man vermuthen , dals er ^durch das vulcanische Feuer
geschmolzener und beim- langsamen Erkalten der Lava regelmä-
fiug krystallisirter Kohlenstoff sey.
Der bereits^ kurz erwähnte Graphit kommt tbeils natürlich
1 8. ebtn Th. HI. 8. 162.
906 Kohlenstoff,
▼or, thdik wird er künstlich erhalten, wenn man Eisen und
einige andere 'Metalle in Berührung mit überschüssiger Kohle
schmelzt und langsam erkalten läfst, wo der vom Metall im XJe^
berschnfs anf^enornmene Kohlenstoff als Graphit heraoskryatal-
lisirt. Die Krystallform des Graphits ist eine regelm&|sig 6sei«
tige Sä^le ; er ist weich , in dünnen Blifttchep biegsam , abfär-
bend, fettig anzufühlen, von iß bis 2,0 specif. Gewichte, stahl->
grau , undurchsichtig und ein guter Leiter der Elektricität. Man
hiilt ihn gewöhnlich für eine Verbindung vpn viel Kohlenstoff
mit Eisen oder eipem andern Metalle ; da jedoch nach den Er«
fahningen von KiRSTEVS, Bbrzclids u. A« mancher natürliche
pqd künstliche Graphit ohne Rückstand verbrennt, so scheint
der Metallgehalt zufölljg und seine Verschiedenheit vom Dia-
mant \^äre ai99 der verschiedenen KrystalUsatipn zu erklären , so
wie Schwefelkies und Wasserkies bei ganz gleichem chemischen
Bestände eine verschiedene Krystallisation und damit auch in
ftndern Eigenschaften VerKhiedenheiten zeigen.
Die fCohla kommt theils natürlich Vor , als Anthracit, theils
wird sie künstlich erzeugt , sowohl durch Zersetzung 'der Koh-
lensäure mittelst Kaliums oder Phosphors und des Kohlenwasser-
stoffgases durch Glühhitze , als auch vorzüglich durch Glühen
organischer Verbindungen bei abgehaltener Luft. Soll letztere,
ohne Asche zu lassen , verbrennen , so sind hierzu verdampfbare
organische Verbindungen anzuwenden, welche durch das Ver«
dampfen vpn den beigemischten fixen Stoffen befreiet werden ;
•o erhielt man eine ohne Rückstand verbrennende Kohle beim
Hindurchleiten de^ Dämpfe von Weingeist ode^ flüchtigem Oele
durch eine glühende «Porcellanr^hre. Ist zur Bereitung der Kohle
eine gelinde Hitze angewendet worden, so enthält sie noch merk-
liche Mengen von Wasserstoff und SauerstofF; sie ist brennbarer,
ein schlechter Leiter für Wärme und ein Nichtleiter für Elektrici-
tät; nach stärkerem Glühen dagegen, wobei sie poch Wasserstoff
und Sauerstoff in Gestalt von Wasserstpffgas und Kofalenoxyd-
gas entwickelt , leitet sie die Wärme ziemlich gut und die Elek-
tricität nqch den Metallen am besten. Ihr speciflsches Gewicht
beträgt 1 ,5727 ; sie ist zwar sehr zerreiblich, kann aber durch
heftiges Weifsglühen im Kreise der Voltaischep Säule nachDAVT
so hart gemacht werden , dafs sie Glas ritzt. Sie" zeigt noch
einige andere oierkwürdige Verhältnisse , welche dem Diamant
und Graphit nicht zukommen, nämlich sie ahsorfairt mit Begierde
Kohleuitoff. 9Ö9
WMser, Oase und verschiedene riechende Dampfet; sie nimmt
aus wässerigen Flüssigkeiten , \yelche riechende, schmeckende
und färbende Steife enthalten , diese auf und eignet sich hie^-
durch zur Reinigung des faulen Wassers und vieler gefärbter
Flüssigkeiten* Alle diese Verhältnisse zeigt die Kohle in um sp
J^öherem Grade , je mehr Berührungspuncte sie darbietet, Die
Yeischiedenheiten ^er Kohle vom Diamant und Reisblei mögen
vorzüglich von ihrem lockern,, nicht. krystallisirten Zustande
lierrühren , vielleicht $^uch noch von kleinen Beimischungen von
Wasserstoff und Sauerstoff, besonders wenn sie nicht einer hef-
tigen Weifsglühhitze ausgesetzt wurde,
Dei* Kojilenstoff scheint bis jetzt noch nicht geschmolzen
worden zu seyn, wenigstens scheint die geschmolzene Masse,
welche Si^uvljlv und Üaek ^rhidten, als «ie Graphit oder
Holzkohle in den Kreis des Deilagrators brachten , wie dieses
wenigstens Vashuxi^m fand} nicht geschmolzener Kohlenstoff
^u seyn , sondern die Asche dieser kohligen ßubstanzeu im ge-
schmolzenen Zustande«. Eher scheint noch die Verdampfung des
Kohlenstoffes im elektrischen Kreise des Deflagrators erwiesen
SU seyn, sofern nach den Versuchen von Haas und SiLLmAN,
wenn man an jßden Polardraht einen zugespitzten Cylinder von
Ilolzkohle befestigt, beide. Spitzen erst in Berührung set^t, dann
nach erfolgtem heftigen Glühen etwas von einander entfernt, ein
lebhaft lei^chtender Flammenbogen mit aufsteigendem weifsen
Rauche entsteht und, während die Kohle der positiven Seite
^chaetl ihre Spitze verliert, sich f^n ^er der negativen ein öf-*
tßm abbrechender und sich wieder erneuernder Anwuchs bildet;
welcher unter dem Vergröfserungsglase eine warzige, glatte, me-
talJglanzende I graußchwarze Oberfläche zeigt, schnell iu Vi-
trioksl niedersinkt und in der Hitze langsam , unter Erzeugung
von Kohlensäure und bisweilen unter Rücklassung von Asche
verbrennt,
Die Verbindungen des Kohlenstoffes uiit dem jSauelrstoff sind
das Kohlenoxyd und die Kohlensäure.
Das KohUnoxyd (6 Kohlenstoff* auf 8 Sauerstoff) bildet sich
beim Glühen von Kohle ^it Zinkoxyd und andern Metalloxyden,
die den Sauerstoff nicht zu lose enthalten, und beim Glühen von
Kohlensäure oder kolilens%urem Alkali mit Kohle oder Eisen.
1 Vergl. dieaes Wörterb. l'h. I. S. 86.
9Ö6 Kobalt.
Mit Sauerstoff bildet es ein Oxyd und eiti Hyperoxyd. Das
Kohaltoxyd (29,5 Kobalt auf 8 Saaerstoff) ist ein hellgraues,
nicht magnetisches Pulver. Es bildet mit den Säuren Salze,
welche durch lebhaft rothe Farben ausgezeichnet sind. Sie wer-'
den durch reines Kali blau, durch kohlensaures rosenroth und
durch hydrothionsaures schwarz gefallet; der in ihnen durch
überschüssiges Ammoniak erzeugte Niederschlag löst sich bei
Luftzutritt wieder mit brauner Farbe auf. Das Salpetersäure
Kobaltoxyd schiefst in kleinen rothen Säulen an ; die mit seiner
Ldsung auf Papier gebrachte Schrift wird bei jedesmaligem Er-
liitzen lebhaft roth. Das schwefelsaure Kobaltoxyd liefert rothe
wasserhaltende KryStalle, ganz von der Form des Eisenvitriols.
Das Kobaltoxyd löst sich in schmelzendem Borax und gewöhn-
lichem Glase mit dunkelblauer Farbe auf; letzterö Verbindung
stellt nach dem Pulvern die Smalte dar. . Glüht man Alaunerda
mit salpetersaurem Kobaltoxyd , so bleibt eine schöne blaue Ver-*
bindung von Alaunerde und Kobaltoxyd, das Leidner Blau j
mit dem auch das Thenardsche Blau, durch Glühen von Alaun-
erdehydrat mit phosphorsaurem oder arseniksaurem Kobaltoxyd
erhalten 9 verwandt ist. Dittererde mit salpetersaurem Kobalt-
oxyd geglüht liefert eine rosenrothe Kobaltoxyd -Bittererde.
Das KobdUhyperoxyd (29,5 Kobalt auf 12 Sauerstoff) ent-
steht beim Glühen des Kobaltes oder des Kobaltoxydes an der
Luft; es stellt eine schwarze zusammenhängende Masse von
muschlichem Bruche oder ein braunschwarzes Pulver dar; es
löst sich in Salzsäure upter Entwickelung von Chlorgas , in er-
hitzter Salpeter- und Schwefelsäure unter Entwickelung von
Sauerstoffgas ^zu einem Kobaltoxydsalze auf. — Es seheint noch
eine Kobaltsäure (29|5 Kobalt auf 16 Sauerstoff) zn geben, die
man nicht für sich , sondern nur in Doppelsalzen kennt und die
sich beim Uebersättigen der Kobaltoxydsalze mit Ammoniak bil-
det, sobald Luft hinzutritt.
Pas Chlorkobalt läfst sich durch Abdampfen des salzsauren
Kobaltoxydes erhalten; es ist hellblati und etwas flüchtig. Mit
Wasser bildet es eine rothe Lösung von salzsaurem Kobaltoxyd,
aus welcher sich wasserhaltende rubiorothe Krystalle erhalten
lassen» Die rothe Lösung wird beim Vermischen mit concen-
trirter Salzsäure oder Schwefelsäure blau, bei Wasserzusatz wie-
der roth« Mit dem wässerigen salzsauren Kobaltoxyd , welches
aneh Hillot^ sympathetische Tinte heifst, auf Papier gemachte
Kohleuartoff. 907
Schriftziige werden beim ^edeimaligen Erhitzen blau^ beini Er-
kalten wieder roth. Entweder kommt die blaue Farbe von dem
Uebergange dea aalzsauren Kobaltoxyda in Chlorkebalt , indem
sowohl die stärkere Saure als auch .das Erwärmen Wasserbil*
duDg aus dem Sauerstoff des Kobaltoxydes und dem Wasserstoff
der Salzsäure veranlassen kann, oder es exsistirt ein sauüas salz-
saures Kobaltoxyd, welches blau ist, dem jedoch durch mehc
Wasser die überschüssige Salzsäure entzogen wird. tf.
Kohlenstoff.
Carhonium ; Carbone j Carbon»
So heifst dasjenige Element, aus welchem die gewöhnliche
Kohle fast völlig besteht und welches den Hauptbestandtheil
aller organischen Körper ausmacht. Lavoisikr unterschied
merst diesen Stoff, während man früher die kohlenstoffhalten-
den Körper als solche betrachtete , die überhaupt reich an Phlo«
giston seyen. ,
Der Kohlenstoff zeigt in seinen Eigenschaften aufCdlende
Verschiedenheiten je nach dem Zustande, in welchem «er sich
befindet. Denn entweder ist en krystallisirt oder nicht krysta^-
lisirt , wie in der Kohle. Der krystallisirte kann 2 verschiede- '
nen Systemen angehören und erscheint daher entweder als Dia-
mant oder als Graphit,
Der Diamant erscheint in Oktaedern und andern dem re-
gelmäfsigen Systeme angehörenden Formen krystallisirt, meiit
mit convexen Flächen und nacH den Flächen des Oktaeders spalt«-
bar.^ Er ist der härteste Körper, zeigt ein specif. Gewicht yon
^j5, ist durchsichtig und farblos (wenn nicht zufällig gefärbt)!
zeigt einen eigenth^mlichen Glanz, bricht das Licht im höch-
sten Mafse und leitet nicht die Elektricität. Der Diamant ist
nach allen bis jetzt angestellten Untersuühungen als reiner Koh-
lenstoff zu betrachten. Da er einigemal in einer Gebirgsart ge-
funden worden ist, welche den vulcanischen anzugehören scheint«
so dürfte man vermuthen, dals er^durch das vulcanische Feuer
geschmolzener und beim- langsamen Erkalten der Lava regelmä-
£üg krystallisirter Kohlenstoff sey.
Der bereits^ kur^ erwähnte Graphit kommt tbeils Batürlic]i'
1 8. eben Th. HI. 6. 162.
906 Kohleniitpff,
▼or, thdik wird er kiinstlich erhalten, wenn man Eisen ond
einige andere 'Metalle in Benihrang mit überschüssiger Koble
schmelzt und langsam erkalten läfst, wo der vom Metall im Uer*
berschnfs anf^genommene Kohlenstoff als Graphit heraaskrystai-
lisirt. Die Krystallform des -Graphits ist eine regelmä|sig 6sei*
tige Sfi|ile ; er Ut weich , in dünnen BISttchep biegsam , abfÜr*
bend, fettig anzufühlen, von iß bis 2,0 spedf. Gewichte, stahl->
grau , undurchsichtig nni ein guter Leiter der Elektricität. Man
hült ihn gewöhnlich für eine Verbindung von viel Kohlenstoff
mit Eisen oder eipem andern Metalle ; da jedoch nach den Er«
fahrangen von K^rstems, Bbrzbliüs u. A. mancher natürliche
liqd künstliche Graphit ohne Rückstand verbrennt, so scheint
der Metallgehalt sufallig uud seine Verschiedenheit vom Dia-
mant wäre aqs der verschiedenen Krystailisatipn zu erklären, so
wie Schwefelkies und Wasserkies bei ganz gleichem chemischen
Bestände eine verschiedene KrystalUsation und damit auch in
fmdern Eigenschaften Verschiedenheiten zeigep.
Die fCohle kommt theils natürlich Vor , als Anthracit, theils
wird sie künstlich erzeugt , sowohl durch Zersetzung 'der Koh-
lensäure mittelst Kaliums oder Phosphors und des Kohlenwasser-
Stoffgases durch Glühhitze , als auch vorzüglich durch Glühen
organischer Verbindungen bei abgehaltener Luft. Soll letztere,
ohne Asche zu lassen , verbrennen , so sind hierzu verdampfbare
organische Verbindungen anzuwenden , welche durch das Ver-
dampfen von den beigemischten fixen Stoffen befreiet werden ;
so erhielt man eine ohne Rückstand verbrennende Kohle beina
Hindurchleiten de^ Dämpfe von Weingeist oder flüchtigem Oele
durch eine glühende Porcellanr^hre. Ist zur Bereitung der Kohle
eine gelinde Hitze angewendet worden, so enthält sie noch merk-
liche Mengen von Wasserstoff und Sauerstoff ; sie ist brennbarer,
ein schlechter Leiter für Wärme und ein Nichtleiter für Elektrici-
tät; naph stärkerem Glühen dagegen, wobei sie poch Wasserstoff
und Sauerstoff in Gestalt von Wasserstpffgas und Kofalenoxyd-
gas entwickelt , leitet sie die Wärme ziemlich gut und die Elek-
tricität nach den Metallen am besten. Ihr specifisches Gewicht
beträgt 1,5727; sie ist «war sehr zerreiblich, kann aber durch '
heftiges Weifsglühen im Kreise der Voltaischep Säule nachDAVT
so hart gemacht werden , dafs 91« Gla« ritzt. Sie zeigt noch
einige andere oierkwürdige Verhältnisse , welche dem Diamant
und Graphit nicht zukommen, nämlich sie absorfairt mit Begierde
Kohleuitoff. 909
WMser, Oase und verschiedene riechende Dampfet; sie nimmt
au4 wässerigen Flüssigkeiten, welche riechende, schmeckende
und färbende Stoife enthalten , diese auf und eignet sich hie^-
durch zur Reinigung des faulen Wassers und vieler gefärbter
Flüssigkeiten* Alle diese Verhältnisse zeigt die Kohle in um so
höherem Grade, je mehr Berührungspuncte sie darbietet. Die
Yeischiedenheiteo ^er Kohle vom Diamant und Reisblei mögen
vorzüglich von ihrem lockern,, nicht. krystallisirten Zustande
herrühren , vielleicht ftuch noch von kleinen Beimischungen von
Wasserstoff uud Sauerstoff^ besonders wenn sie nicht einer bef-
ugen Weifsglühhitze ausgesetzt wurde,
Deif Kojilenstoff scheint bis jet^t noch nicht geschmolzen
worden zu seyn, wenigstens scheint die geschmolzene Masse,
welche Sii*i.iVAV und ü^as ^hidten, als sie Graphit oder
Holzkohle in den Kreis des Ueilagrators brachten , wie dieses
wenigstens Vavhuxbm fand, nicht geschmolzener Kohleustoff
^a seyn , sondern die Asche dieser kohligen Substanzen im ge«
schmolzenen Zustande. Eher scheint noch die Verdampfung des
Kohlenstoffes im elektrischen Kreise des Deflagrators erwiesen
%u seyn, sofern nach den Versuchen von Haak und SiLLtHAH,
wenn man an jeden Polardraht einen zugespitzten Cylinder von
Holzkohle befestigt, beide. Spitzen erst iu Berührung set^t, dann
n4ch erfolgtem heftigen Glühen etwas von einander entfernt^ ein
lebhaft leuchtender Flammenbogen mit aufsteigendem weifsen
Hauche entsteht und, während die Kohle der po^tiven Seite
schnell ihre Spitze verliert, sich nn ^er der negativen ein öf-
ten abbrechender und sich wieder erneuernder Anwuchs bildet;
welcher unter dem Vergröfserungsglase eine warzige, glatte, me-
taUglänzepde, graußchwarze Oberfläche zeigte schqell iu Vi-
tridiöl niedersinkt und in der Hitze langsam , unter Erzeugung
von Kohlensäure u^d bisweilen unter Rücklassung von Asche
verbrennt,
Die Verbindungen des {Kohlenstoffes uiit dem Sauerstoff sind
das Kohlenoxyd und die Kohlensaure.
Das Kohlenoxid (6 Kohlenstoff auf 8 Sauerstoff) bildet sich
beim Glühen vonKphle ^it Zinkoxyd und andern Metalloxyden,
die den Sauerstoff nicht zu lose enthalten, und beim Glühen von
Kohlensäure oder kolilens%urem Alkali mit Kohle oder Eisen.
1 Vcrgh dieses Wörterb. 'ili. I. S. 86.
920 Komet«
gen eine neae VöransbereclinaDg auf Jas Jahr 1825 9 ^e mit
den jin diesem Jahre von vielen Astronomen angebellten Beob«
achtungen so vollkommen zusammentraf, dafs sie als das glän-
zendste Beispiel astronomisdier Berechnungen allgemeine Be-
wunderung erregte« Auch im Jahre 1828 hat sich die Vorans-
berechnung bei abermaliger Erscheinung des Kometen bewahrt^«
Dieser Komet vollendet in 3 Jahren HO Tagen einen Umlauf
um die Sonne und nähert sich ihr auf 64* Millionen Meilen , statt
dafs der entfernteste Theil seiner Bahn 85 Millionen Meilen
(nicht so weit als Jupiter) von der Sonne entfernt ist. Die ge-
nauef Berechnung dieser wiederholten Umläufe zeigte , dafs man
bei diesem Kometen eine kleine, nicht in der Theorie der At-
traction begründete Correction anbringen mufste , um die Beob-
achtungen darzustellen. Es scheint eine Verzögerung der Rück-
kehr zum Perihelio statt zu finden , die mit Abnahme der Bx-
centricität der Bahn verbunden ist und die ganz das Ansehen
hat, als ob sie von einem WiderStande des Aethers •hervoi^»-'
bracht würde; und ein solcher Widerstand wäre hier wohl nicht
so ganz Unerwartet, da ein so wenig dichter WeltkGrper , ^e
es dieser Komet gewifs ist, weit mehr die Folgen vom Widci^
Stande eines vorhandenen Aethers zeigen mufs , als die so sehr
viel Masse enthaltenden Planeten. Dafs der Komet namentlich
in der Materie des ZodiakalUchtes , durch welche er sich fortbe-
wegt und die wohl eine in Vergleichung gegen den Kometen
nicht ganz unerhebliche Dichtigkeit haben mag, einen Wi-
derstandleiden könne, darauf hat besonders Olbbrs aufmerk-
sam gemacht.
Noch ein Komet von kurzer Ümlanfsperiode ist im Jahre
1826 bekannt geworden. Schon früher hatte disr am Ende des
Jahres 1805 erschienene kleine Komet die Aufmerksamkeit der
Astronomen auf sich gezogen und vorzüglich hatte Gauss über
ihn die doppelte Bemerkung gemacht', dafs sein scheinbarer
Lauf stark von einer Parabel abweiche und dafs seine Bahn sehr
nahe mit derjenigen übereinstimme, in welcher der Komet von
1772 aich bewegte. Da sich indefs über die Periode der Wie-
1 Aitr. Jahrb. 1822. S. 195. 1823. S. 211. Id2ß. S. 106. 129. 1828.
8. 200. De Zach corr. aÄtr. XlIL 183. 382. ScHüxicHEft's Astroa.
Nachr. Nr. 148. 150. 102.
' 2 Ol Zach Mon. Com XFIf. 85. XIV. 73.
Bahnen derAolbeu. 921
detkehr Und i^OL Gilincl der Ungldchheit in den Elenieiiten
beider Bahnen nichts mit Gewißheit schlieiben lieb, so blieb die
Frage , ob ein und derselbe Komet zweimal beobachtet worden
sey, damals unentschieden» Erst 1826» als im März ein Komet er*
schien, dessen Bahn mit den Bahnen jener heiden Kometen nahe
übereinstimmte , machte von Biela bekannt y dals er die Rück-
kehr, dieses Kometen vermuthet habe« Er hatte also^ wie es
scheint, die Zwischenzeit vom Februor 1772 bis zum Ende De-
cembers 1805 als einen Zeitraum mehrerer Umläufe betrachtet
und bemerkt, dab eine Umlaufszeit von 6 Jahren und 9 Mona-
ten in jener Zwischenzeit 5 mal aufgehe , eine solche Umlaufs-^
zeit aber den Kometen zum dritten Male seit 1805 im März
1826 in die Sonnennähe bringe« Die Beobachtungen von 1826
zeigten auch zwei andern Berechnern, Clauskn und Gambaat,
dafs der Komet sich in einer Ellipse von 6i Jahren bewege, und
so baben alle drei einen Antheil an der Entdeckung , dab auch
dieser Komet eine so kurze Periode hat^» Die Sonnennähe die-*
SM Kometen liegt der Erdbahn sehr nahe und in der Sonnen-
feme enreicht er eine Entfernung von 127 Millionen Meißen* Da
derselbe bei seiner Sonnennähe der Erdbahn sehr nahe kömmt,
so ist ein sehr nahes Zusammentreffen mit der Erde selbst mög-*
lieh; bei seinem letzten Erscheinen war der kleinste Abstand,
seiner Bahn von der Erdbahn nur 66 Erddurchmesser, aber die
Erde befand sich weit von diesem Puncte entfernt* - Vkäme er
gerade am Anfange des Decembefs in der Gegend seiner Bahn
an, welche der Erdbahn so nahe ist, so würde er sehr in der
Nähe der Erde, die sich an diesen Ta^en in eben der«Gegend
befindet, vorbeigehen, so wie es schon einigermafsen 1805 der
Fall war. Für seine nächste Wiederkehr giebt Olbkas, zum
Theil nach DAMOisiAu'e Berechnungen , folgende Bestimmun*
gen^. Der Komet gelangt am 28» Nov. 1632 zum Perihelio
und seine Bahn ist in dem nächsten Puncte nur 41 Erdhalbmes*
ser von der Erdbahn entfernt, <|ber der Komet erreicht diesen
Pnnct schon am 20. Oct., statt dafs die Erde erst am 30. Nov.
dahin gelangt. Ein nahes Zusammentreffen beider Weltkörper
ist also sobald wenigstens nicht möglich.
Als einen merkwürdigen Kometen von kurzer Umlaulszeit
1 SchnmacberU astr. Kachr. IV. 466. 4?0« «
2 Spbamachex's astr. Nashr. Nr. 129. Astn Jfhrb. id29.. 8.124. i4|.
Nnn2
922 KomeU
mala icH noch den von 1770 erwäinen , dessen damalige Bahn-
eine in 54- Jahren zu durchlaufende Ellipse war, der aber, wie
Laylace gezeigt hat, durch Störungen des Jupiter im Jahro
1767 in diese Bahn gezogen und im Jahre 1779 durch ähnliche
Störungen wieder in eine viel weitere Bahn versetzt wurde K
Von andern Kometen, deren Umlaufszeit man berechnet
hat , kann ich hier, der Kürze wegen, nichts anfuhren, sondern
mufs auf die oben erwähnte Olberssche Tafel verweisen.
Ob alle Kometenbahnen Ellipsen sind, ist nngewils ; bei ei-*
nigen wenigen scheint die Abweichung von der Parabel so zu
seyn, dafs man die Bahn für hyperbolisch halten miifste. Na-»
mentlich ist dieses bei dem Kometen von 1771 and dem zwei«
tenvon 1818 der Fall ^.
Die Bahnen der Koifieten sind aber nicht blofs darin sehr
ungleich, dafs einige ziemlich kurze, andere so lange Ellipsen
sind, dafs die Umlaufszeit mehrere Jahrtausende betragt, andere
endlich vielleicht gar Hyperbeln seyn mögen , sondern auch in
Rücksicht der Abstände, welche die Kometen in der Sonnen«
nähe erreichen , findet sich die gröfste Ungleichheit« Der Ko«
met, welcher unter den berechneten der Sonne am nächsten ge««
kommen ist, war der von 1680, der bei seiner Sonnennähe nur
128000 Meilen vom Mittelpuncte der Sonne, also nur 32000
Meilen von ihrer Oberfläche entfernt blieb ; der Komet von 1729
dagegen näherte sich ihr nicht weiter, als bis auf 84 Millionen .
Meifen, so dafs selbst die nächsten Theile seiner Bahn nur
wenig innerhalb der Jupitersbahn liegen. In Rücksicht der Lage
der Bahnen ündet di6 mannig^tigste Verschiedenheit, sowohl
in der Lage der Knotenlinien, als in der Neigung, statt. Es giebt
ungefähr eben so viele rückläufigie als rechtläufige Kometen und
der Neigungswinkel der Ebene ihrer Bahn ist bei einigen sehr
nahe ^in rechter Winkel.
Die Zfthl der Kometen mufs sehr grofs seyn , denn da jetzt
deren in jedem Jahre beobachtet werden , so läfst sich auf einc^
grofse Anzahl derer, die in unsern Gesichtskreis kommen, sckiie«
fsen, und sehr viele m^gen ihre Umläufe um die Sonne so völl-
ig' Eine nach Laplacb's Angaben gezeichnete Figur in Brandes
Vorlei. über die Astronomie I. Tafel X. macht diefs noch deutlicher.
Laplace Mtfc. ctfl. T. JV. p. iS2.
t Aiitr. Jahrb. 1824. S. 145. De ?Jach Corr. astr. Y. iS7.
Bahnen tleraelbeu. 923
•ndeti , dafs sie auf der Erde nie sichtbar werden. GewiTs mnfs
ih#e AnzM'in die Tausende gehen« Wie grofs der Ranm ist,
in welcben diö'KcAneten kommen müssen, um uns sichtbar zn
VFerden, darüb^ lefst sich, da er nach der Gröfse und dem
Glänze derKometen sehr ungleich seyn mufs, nichts bestimmen«
Der grofse Komet Ton 1811 ward entdeckt, obgleich man von
•feiner Ankunft nichts wissen konnte, als er noch 56 Millionen
Meilen von der Sonne und 40 Millionen Meilen von der Erde
•ntfemi war, und er wurde im folgenden Jahre^ als man seinen
Qrt kannte, noch wieder aufgefunden, als er 90 Millionen Mei*
len von der Sonne und 70 Millionen Meilen von der Erde ent-
fernt war. Diese J^ntfernungen möchten auch wohl ungefähr
die Grenzen seyn , über welche hinaus kaum noch eine Sicht-«'
ba]f:eit^ wenigstens mit den gewöhnlichem Hülfsmltteln , statt
findet.
Die Frage , ob je ein Komet mit der Erde zusammentrsfFen
kZfnne, hat mehrmals die Aufmerksamkeit des gröfsern Publi-
cums auf sich gezogen. Jede Kometenbahn durchschneidet die
Ebene, worin die Erdbahn liegt , in zwei Puncten; diese Puncto
liegen in den meisten Fällen weit entfernt von der Erdbahn,
indem es schon ein seltenes Zusammentreffen ist , wenn der Ko-
hlet gerade dann, wenn er eben so weit als die ^rde von der
Sonne entfernt ist, von 'der nördlichen Seite der Ebene der Erd-
bahn zur südlichen, oder umgekehrt^ übergeht; es ist also in»
Allgemeinen nur bei sehr wenigen Kometen die Möglichkeit
eines nahen Zusammentreffens mit der Erde vorhanden , indem
höchst selten einer jener Durchschnittspuncte in die Linie selbst,
welche die Erde durchläuft, fallen wird. Aber wenn dieses
auch der Fall ist, wie es bei dem. Bielaschen Kometen beinahe
zutrifft, so kann der Komet an 364 Tagen im Jahre dutch die-
sen Punct gehen, ohne der Erde irgend nahezu, kommen, und
nur wenn er an demselben Tage, wo die Erde sich in jenem
Puncte befindet, dahin gelangt, kann er ihr nahe kommen« Ja
diese Zeit ist noch in viel engere ^Grenzen eingeschlossen. Die
Erde durehläuft 1000 Meilen in 4 Minuten; um der Erde bis
auf 8000 Meilen nahe zu kommen , muls der Komet also schon
in jenem Puncte in eben der Stunde , in welcher die Erde ihn
erreicht, ankommen. Die Wahrscheinlichkeit des Zusammen-
treffens ist also in jedem Falle, höchst gering. Das Jithr hat
8766 Stunden und unter diesen iist.nur eine, die gefährlich seyn
924 Kämet
iönnte^. Auf diese DetMchtungon gründet sich dicjeDigeWabr^
scheinliclikeitsrechnung, welche angiebt, wie viele Falk des
Nichtzusammentrefl^ns dem einzigen Falle des Zosammentref*
fens gegenüberstehen. Da£s übrigens, selbst bei sehr bedeo^
tender Annäherung des Kometen , die Erde von seiner anzie-
• henden Kraft Wenig Nachtheile erfahren würde, lälit sich bei
der geringen Masse dieser Himmelskörper wohl mit Sicherheit
annehmen. Nach Laflagb^s Berechnung * irt der Komet voa
1770 sehr nahe an dem Jupiter und seinen Jtfonden vorbeige^
gangen , ohne in deren Laufe merkliche Störungen za bewirken*
Natur der Kometen.
Ueber die Natur der Kometen wissen wir 99 wenig, daü
wir selbst die wichtige Frage, ob sie mit eignem Lichte leuchten
oder ihr Licht blofs von der Sonne empfangeui,, nqch nicht voll-
kommen beantworten können. Für die Meinung , dafs sie seihst
leuchtend sind, hat man angeführt, dafs man niemals sie halb
erleuchtet oder Lichtph^sien zeigend gesehen habe, da(s ihx
Licht zuweilen zu glänzend sey, um für zurücl^eworfenes ge-
halten zu werden, und dafs die Abnahme der Intensität ihres
Lichtes nicht den zunehmenden Abständen von der Sonne an^
gemessen aey, Dals Laiüar an dem Kometen von 1682, Cag-»
ciAToas an dexa von 1819Lichrphasen zu beobachten glaubten,
kann hier nicbt sehr in Betrachtung kommen , da in Rücksicht
auf die ersteren Beobachtungen Hooxjb's gleichzeitige Beobach«
tungen zeigen , daJb es keine Phasen eines kugelförmigen Ker«»
pea waren, was Lahias beobachtete, und CACcxAToaB's Be-r
obachtungen wohl Veränderungen im Kometen selbst andeuten
können, aber nicht durch eine Erleuchtung von der Sonne er-
klärt werden , indem der am meisten erleuchtete Theil eine Zeit
lang nicht gegen die Sonne zugekehrt war , sondern die durcli
die liörner gezogene Li^ie na«h dem Schweife zu ging 9« Abeir
1 Eine TolUtandige Beantwortung der Fra^e , welohe Wahrsokeini.
Itcbkett ein Zusammentrefiea eia^i Kometea mit der Erde liabe, .ist
Ton Olbbri gegeben worden. V. Zach Mon. Gorr. XXIf« 409. und
Schamacher astr. Nachr. Nr. 128. Unvollkommener hat ov Sejova eben
die Frage beantworte! : Traittf «or le« comdte«,
S M^an. ctfl. Tome IV. p. 2Sf.
9 Aon. de Qlu 6t Ffijs. XIY. il7.
Beschaffenheit derselben. {Jüi
l«)f|in gleich'solcfae^Lichlpluiaeii nicht «Mt finden, lo ist dock
dieses daram kein Grand gegen eine Erleuchtung von derSonue^
"Weil idelleicht k«in Könnet einen sp dichten kugelförmigen Kern
bat, der e^en Schatten \yerfen oder dessen von der Sonne ab-
gekehrte Seite dunkel erscheinen könnte. Selbst der dichteste
Theil d«5 Kometen mag wohl als eine blofs verdichtete Dunst-
piasse durch und durch erleuchtet werden und daher nichts
«iner Phase Aehnliches darbieten.
Auf den grofsen Glans des Kometen von 1807 hat beson*>
ders ScHAüTEA^ viel'^ewicht gelegt, um die Meinung, er habe,
^enthümliches Licht gehabt, zu unterstutzen. Aber Oxjbeiis
lwnr\ei;kt^, -dafs dieser allerdings unter den Kometen sich aus-
zeichnende und mit vorzüglich lebhaftem laichte glänzende
Weltkörper doch weit hinter dem zurückblieb , was ein Planet
in derselben Stellung hätte zeigen müssen« Nach der Entfer-
nung von des Sonne , die er im Anfange seiner Erscheinung
hatte, würde die Intensität seines Lichtes in jedem einzelnen
Pnncte 50 mal so grofs , als die des Jupiter gewesen seyn, wenn
er das Licht eben so gut, als dieser, zurückgeworfen ^ätte;
• statt dessien aber war die beobachtete Intensität des Lichtes nur
wenig gröfser, als die des S.aturn. Und so ist, bemerkt Olber^,
hei allen Kometen der Grad ihrer Helligkeit imtner sehr geringe,
wenn auch die gesammte Lichtstärke, wegen der scheinbaren
Grälse ihres Lichtnebels zuweilen recht bedeutend ist.
Ueber die Zunahme der Erleuchtung bei der Annäherung
zur Sonne und über die Abnahme derselben bei der gröfsern Ent-
fernung Von derselben läfst sich wegen der Veränderungen,
die der Komet selbst erleidet und welche zuweilen höchst, auf-
fallend sind , nicht genau urtheilen. Indefs bemerkt Olb9|IS in
der schon angeführten Abhandlung , dafs die gesammte Licht-«
Stärke keineswegs allein nach Mafsgabe des gröfsern Abstandes
von der Erde , sondern vorzüglich auch nach Mafsgabe des grö-
V fsern Abstandes von der Sonne abnehme und dafs insbesondere
beim Verschwinden des Kometen nicht seine geringe scheinbare
GrO&e , sondern das imraerlnatter welrd^nde Licht desselben die
Ursache des Unsicfatbarwerdens sey'«
1 Ueber den groüSien Gometen ron 1807 (Gottidgen, Tandeiihoek.
18110 S. 74. 105.
2 Astr. Jahrb. 1819. 8. 195,
& Eben das bemerkt FuiuozJiouss^ Joarn. d^ Phyt. LXX^Y. 179.
yse Komet»
Der bedeutendste Grand für ein eigenthSqulitbes Licht des
Cometennebeh ist noch der'vönHsksGnL mehrmals angeführte,
dafs ein so dünner Nebel , der das Licht der Sterne ohne irgend
eine merkliche Schwächung durchlasse ,: wohl nicht Sonnenlicht
genug zurückwerfen könnd^ um uns sichtbar ta werden. Indeb
scheint doch auch dieses unerwiesen , und man kann wohl nicht
anders, als Olbeivs beistimmen, der x)ie Kometen für an sich
dunkle Körper hält, welche uns durch ein zurückgeworfenes
Sonnenlicht sichtbar werden K Und diese Meinung hat kürzlich
^eine neue Stütae durch Ar AOO^a Behauptung erhalten , dafs sich
an dem Kometen von 1819 Spuren von Polarisirung des Lichtes
zeigten, die sich nur hei refiectirtem Lichte so zeigen können^.
Die eben schon erwähnte Frage , ob die Kometen einen
festen Kern haben , ist zwar auch nicht gerade völlig entschie«
den , doch scheinen sich viele Gründe für die Meinung zu ver-
einigen, dafs selbst der glänzendste Theil des Kometen, dei|
man als den eigentlichen Kern ansehen müTste , nur verdichteter
Nebel ist. Die beste Gelegenheit , um hierüber zu entscheiden,
wäre der Vörübergang eines Kometen vor der Sonne, wo ein
undurchsichtiger Kern sich uns als dunkler Fleck zeigen mülste ;
aber eine solche Beobachtung eines Kometen vor der Sonne ist
noch nicht mit Sicherheit oder wenigstens nicht mit Genauigkeit
angestellt worden^. Der Komet, welcher im Juli 1819 beobachtet
wurde^ war, wie die nachherige Berechnung zeigte, am 26. Juni
Morgens durch die Sonne gegangen ; aber da dieses allen Beob«»
achtungen des Kometen vorausging, so hatte niemand seine Auf-
merksamkeit darauf richten können. Unter den Beobachtern,
welche zufällig um diese Zeit die Sonne beobachtieten, habea
vovGAUiTHtTisi^N, WiLDT uud Pastorf einen Fleck mitten
in der Sonne gesehen, voii welchem man glauben kann, dafs
es der Komet gewesen sey^ aber diese Beobachtungen sind zu
unbestimmt, um viele Belehrung daraus herzunehmen^. Eine
1 ScQBÖTBA hat mehrmals die estg^gen^esetzie Meiaan^ geaa*
fsert, M. Beobaoht. über denCom^teo Too iSli (Göttiagen 1815} ^2^
und ebenso Herscqei..
8 BiUioth. ubivert, XXZIV. p. 241/.. Aanal. de Gfaim. et Phys.
XIII. 108.
S Vcrgl. Aair. Jahrb. 1804, S. 185. 208.
4 Schumacher astr, Nachr* JHu 8?« Aitr. Jahrb. 1829. S. 188.
Beschaffenheit derselben. S27
dKe Angabe, als ^oV einmal ein Komet den Mond veidnnkefe
habe , ist ah mifst^ntanden nachgewiesen -worden ^.
Der Umstand l d^fs o^an nie den Schatten eines Kometen**
kemes oder eine unerleuchtete Seite wahrgenommen hat*, macht
es wahrscheinlich, da(8 diese Kerne der Kometen entweder keine
festen KOrper sind, oder eine höchst nnhedentende GrOfse haben
müssen. Dieses wird noch mehr dadurch bestätigt, daft man
zuweilen in dem Nebet des Kometen auch nicht eine Spmr-eines
nur nvt einigem Rechte so zu nennenden Kernes hat finden kön-
nen , und dafs man mehrmals Fixsterne , Selbst durch die Mitte
des Kometen, eit>lickte. In dem Kometen vom December 1708
konnte OlbxAs gar keinen Kern entdecken , und der Xera, den
Messisr gesehen zu* haben glaubt , konnte auch nur 27 Meilen
Durchmesser haben. Bei Gelegenheit dieses Kometen bemeikt
Olbehs , dafs er nur in einem einzigeh d^r bis dainn Ton ihm
beobachteten Kometen einen Kern , den man för einen fasten
Körner halten konnte, gesehen habe, und in jenem ein»geB
Falle war es aubh ein sehr schlecht begrenzter Kern , also Ter«
muthlich kein fester Körper^. Olbehs Sah einen Stern 7ter bis
8ter Grafse fastdurch die Mitte des im Juni 1825 erschieneaea
Kometen, und das Licht dieses Sternes brachte ein beinahe Töl«
figes Unsichtbarwerden des Kometennebels hervor, wihrend das
Licht des Sternes ungeändert blieb K Eben diese Skfatbaikeit
Ton Sternen durch den Kometen hat Öfter statt gefunden ^. AU
den mattesten Nebel, den je ein Komet ihm gezeigt habe, be^
schrieb Pons den Kometen vom Februar 18t8^*
Bei andern Kometen hat man freilich einen ziemlich deutli-
chen Kern gesehen, aber meistens sehr klein, immer schlecht
begrenzt imd stets TOtt viel matterem Lichte, als es dem von
einem festen Ktfiper zurückgeworfenen Sonnenlichte angemessen
wäre. In dem Kometen vom December 18ß5 , den ich unter
dem Namen des Bielaschen angeführt habe, zeigte sich ein Kern,
1 De Zach Mon. Gorr. XXIII. 196, De Zach Gonetp. artrono-
miqae. YHI. 188. 390,
2 Astr. Jahrb. 1802. 8. 200.
9 iistr. Jahrb. 1^. S. 151, Ebeoio der Enkesche Komet. Scham.
astr. Nachr. Nr. 154.
4 Mehrere. Beispiele giebt voa Zach an, Gorresp. astroD.VII.2d2.
TIU. 87., ond Hbrscübi. Phil. Tr. 1795. p. 60. and 1807. p. 266.
5 Astr. Jahrb. 1821. S. 159.
929 Komet .
den Sc&jiOTKR zä 30 Mulen Diurcfiikiefli«& beraphnet^» • la dtm
gröfsern j^ometen von 1825 beobaditete Hkr^crkl zwar einen
Kern, der aber keinen lebheften Glans hatte, f^ondera ^Uecht
begrenzt, doch nur ab ein mehr glänzender Nebel e&Bchien^.
Selbst in dem groJben Kometen von 1811 hatte.der KOzper^ den
Hbrsckbl planetarifch nennt, nur etwa lÖO Meilen im Durch.-
messet , und obgleich ScKAO'TBa den Kern grö&er angiebt, so
kann, man doeb den von ihm abgemeaaenen Ktfrper woU sicher
nicht iiir einen festen Körper annehmei;^ \ Mehc hervorglacsend
zeigte sich ein Kern in dem Kometen vom Juli 1819^ und an&,
meisten mit hellem Lichte iu dem von 1807- B^i dem letztem
findet sich, in Rücksicht auf die Bestimmung der scheinbaren
GrtiTse dieses Kernes, eben die Verschiedenheit Zwischen Hsa-
sCHBi^'a und Schrütea's Angaben, wie bei dem Kometen von
1811, indem Hbr«chei< ihm nur einen . Durchmesser = yV
des Erddurchmessers beilegt, Scbötsk dagegen seinen Durch-
messer nahe an 1000 Meilen findet^. Welche Angabe man aber
auch annimmt, so bleibt die Vermuthung , dals dieser Kern kein
fe^er'KiJrper «eyn konnte, weil sein Glanz dazu nicht lebhaft
genug wWr, immer gleich beacfatenswerth« Als eine noch ganz
einaeln dastehende Beobaohtiuig , die vielleicht auch mehr ,die
neblige Hülle, als den Kern des Kometen betrifft, erwähne ich
hier noch Du vIiüf's Behauptung, da£s die periodisch wieder-
kehrenden gleichen Erscheinungen des einen Kometen von 1825
auf e^ne Rotation in 19 St, 36' hindeuteten und dafs die fiota«
tionsaxe in der Richtung des Schweifes lag ^.
Id Rüoksicht ihrer übrigen Beschafi[enheit scheinen die Ko-
meten, wiewohl sie alle in einen Nebel gehüllt sind und die
meisten einen von der Sonne abgeMhrten Schweif haben , den-»
noch sehr, verschieden zu seyn.
Ueber den Kometen von 1807 hat ScHaoTKR sehr voUstän*
dige Beobachtungen angestellt und den Durchmesser seines Lichte
nebeis 30000 bis 44000 Meilen gefunden. Dabei war es merk-
1 Attr. Jahrb. 1809. S. 142. 1829. 8. 124.
2 Bibl. qnir. XXXIV. 87.
5 Phil. Tr. 1812. p. 118. ScBao'Taa über d« Com. r. 1811. 8.228.
4 Astr. Jahrb. 1821. S. 179.
6 Phii. Tr. 1808. p. 156. Scb^ötir a. a. 0. 3. 170.
6 Edinb. Journ* of Science 1827« Jan. 2^.
Beschaffenheit derselben. 029
-«iFlMig, jtab diese Orfifte, ^rilhrend der. Kernet tick von' der
ErBe und von der Sonne entfernte , in vierzehn Tagen von
26000 bis aof 44000 Meilen zugenommen hatte nnd auch nach«
her, bei noch mehr wachsender Entferauibg von der Sonne, nicht
eehx abnahm* Diese heUe Atmosphäre scheint bei manchen Ko^
mecen zwar gegen die Afitte hin etwas dichter zu seyn , aber
keineÄ- dichtem Rem zn umhüllen. Bei manchen Kometen ist
sie nach aufsen hin e^as mehr begrenzt, bei andern mehr ver-^
waschen* Oft verhiiUt sie den eigentlichen Kern so , dafs man
diesen gar* nicht als irgend deutlich begrenzt sehen kann^, in
mdcvn Fällen' scheint sie dagegen den Körper, den man den
Kern nennen müfste, fast ganz nnverhüllt zu zeigen^* In vie-«
Jen Fsflien ist diese atmosphärische Hülle, die den Kopf des
Kometen ausmacht, die ihn, verwaschen naoh aufsei hin sich
verli erbend, als Haar umgiebt-, nach der von der Sonne abg^
wandten Seite ausgedehnter imd bildet dort den Schweif; in
andern Fällen dagegen ist . sie von dem Schweife durch einen
leeren Zwischenraum , in welchem sich keine leuchtende oder
erleuchtete Materie befindet, getrennt. Das letzte war bei dem
schönen Kometea von 1811 der Fall, dessen kleiner Kern mit
einer glänzenden Atmosphäre von 27000 Meileb im Durchmes-»
ser umgeben war; aber über dieser befand sich ein dunkler
Raum, dessen Durchmesser nahe an oder vielleicht über 100000
Meilen betrag, der von einer aweiten leuchtenden Hülle, deren
ganzen Durchmesser Schröter zu 205000 Meilen angiebt, nm«
geben war, und diese erst bildete, nach der ven der Sonne. ab-»
gekehrten Seite ausgedehnt, den langen, schönen Schweif des
Kometen 3. Diese einzelnen Theile erlitten während der langen
Zeit der Sichtbarkeit dieses Kometen mani;herlei Aenderungen,
von denen ich bei der Beschreibung seines Schweifes noch Ei-«
niges ^anführen mufs< Aehnlrche A enderangen zeigen die Ko-^
meten sehr oft, und dadurch wird es so schwer, zu entscheideui
1 ScHR^TKR ersHhIt dietei zum Beispiel TOn dem Kometen Ton
1807 am 6. Dec. (S. 149.)
2 Das war nach HEBfcnEL's Bemerkang bei dem swetten Kometea
TOB 1811 der Fall. Phil. Tr. 1812.
S Hesscrbl's ond BcbrÖtbe's Meis^ng^n stimmen hier nicht gans
iiVerein, offenbar weil die yerwasehenen Grenzen der dunkeln Atm(K
Sphäre keine strenge Bestimmung gestatteten« Phil« Tr. 181^ p* 118,
ScBaÖTsa am ang. Orte $• 267.
930 Koa^ti
welche Aendtertnigett dein VeianäerteneBlUde gfiged Sonne oImI
Erde zuzuschreiben sind und welche, dagegeti in der ^bterie des
Kometen slatt finden. Aber eben diese Aendterungen .mächen es
aiich desto mehr zweifelhaft , ob selbst der Kern ein fester pla*-
netarischer Körper ist, und. lassen eher rermuthen, duls Tön
diesem selbst, wie Von einem derVexffiichtigungfiähigenJCifupffrt
bedeutende Theile in die sich eben dadurch verdichtende Atm>«
Sphäre übergehen und als 'den Schweif biidend ganz vdm Ko^
, meten getrennt werden mögen. Sokbe oft sehr grofse Verände«»
yungen hat man an mehreren Kome'tea beobachtet« .OLBBma.hiifc
dieses zum Beispiel an dem von Messier beobachteten Koilieten
von 1780 nachgewiesen. Da dieser nach 4er Entdeckung «ich
der Erde näherte, so Hätte er, wenn er -selbst lenchtenfl war,
such allmälig etwas besser zeigen müssen , dagegen | wnntk er
sein Licht von der Sohne «mpfipg, von welcher er sieh Dnt«-
feinte , so mufste er ein nach und nach stark abnehmendes Lieht
zeigen. Beides war nicht der Fall, sondern ein/e Zeit lang nahm
der Komet an LicKtstäilLe zu , so daCs er, Am 8. NoV^ gut mit
bloüsem Auge a;n sehen war, statt dafs man ihn am 26. Oct«
noch nicht mit einem Nachtfernrohre von 2 Fu£b hatte erkennen
können ; dagegen war er am 21. Nov. wieder ganz schwach
und hörte mit dem- 3« Dec. auf ^ sichtbar .zu seyn, obgleich er
linterdefs der Erde naher gekommen war^ Ganz ahnliche Ver-r
gleichtmgen stellt Evk.« über den sehr lichtschwachen Kometen
im Febr. 1818 an. Man mochte ihn als selbstlenchtend oder
als Von derSowne erleuchtet ansehen, so hätte er am 1, Mai,
als man ihn aus, dem Gesichte verlor^ viel mehr Lioht haben
sollen, als im Februar , wo er sich am besten zeigte ; es mufste
also in ihm nach seiner Sonnennähe eine Veränderung , die fast
einer allmäligen Auflösung ähnlich sah, voigegangen seyn 2,
Aehnliche Beobachtungen liefsen sich mehrere anführen ^^ Die
merkwürdigste ist vielleicht die, welche Burckhaaiit von
dem Kometen von 1770 anführt, der gegen das Ende seiner
Sichtbarkeit 48 mal so grob» als bei den frühem Beobachtun-
gen war.
1 Astr. Jahrb. 1819. 8. 197.
a i«tr. Jahrb. 1821, S. 165.
S De Zach Con. ättr. IV. 619.
Schweife. 931
Schweife der Kometen«
Dbr Schweif des Kometen (cauda cometae} la gueued'ela
c o m ^ t e ; ihe iail ofa Cotnet) iit eine den Kometen begleitende,
von seiner Nebelhülle fast immer nach der von der Sonne ab*
gewandten Seite ausgehende, Lichterscheinuug , die von nebli-
gem Ansehen und allemal dünne genug ist, um das Licht der Sterno
beinahe ganz ungeschwächt durchzulassen. Man hat das An-
sehen der Kometenschweife mit dem Nordlichte verglichen und
daran denn freilich auch die Vermuthung , dals sie mit eignem
Lfichte glänzen, geknüpft«'
jDer Schweif der Kometen hat oft eine sehr grofse Länge,
so dafs er am Himmel zuweilen 90 Grade eingenommen hat,
und auch in Fällen , wo seine scheinbare Länge nicht so viel
betrug, zeigt doch die Berechnung, dafs die wirkliche Länge
oft sehr grofs war« Da ich an einem andern Orte' die Länge
and Gestalt der Schweife mehrerer Kometen angegeben habe%
so will ich nur von dem Kometen von 1811 anfuhren, dafs sein
deutlich sichtbarer Schweif eine Länge von 12 Millionen Meilen
batte und dafs sein Durchmesser in der Nahe des Kometen
liOOOOO Meilen, gegen datf Ende hin 1200000 Meilen betrug,
Heaschel fand die Länge des Schweifes sogar, indem er ohne
Zweifel die fiir andere Beobachter zu ichwach ^leuchtenden ent-
ferntem Theile des Schweifes noch wahrnehmen konnte, 22
IVIillionen Meilen.
Die Gröfse dieser Schweife richtet sich bei den verschiede-
nen Kometen nicht allein danach, ob sie im Perihelio der Sonne
sehr nahe kommen. Denn obgleich allerdings die Kometen von
1680, 1665, 1769, 1577, 1744 als solche angeführt werden
können, die bei grof^er Annäherung zur Sonne sehr schtfne
Schweife hatten , und obgleich es einigermalsen als Regel gilt,
dafs die der Sonne nahe kommenden Kometen 8ch(Jne Schweife
zeigen , so haben doch auch andere sich durch lange Schweife
ausgezeichnet , ohne der Sonne so nahe zu kommen. Unter die-
sen gehört der erste Komet von 1811 zu d^n merkwürdigsten,
da er sich der Sonne nicht einmal bis Zu der Entfernung, wo
die Erde sich befindet , näherte und doch als einer der Kome-
ten, die einen ausgezeichneten Schweif hatten ^ genannt werden
mufs. Andere«Kometeo , die des Sonne n&hex kamen und die
1 Unterhaltangon fElr Freunde d. Phys. a. Astroii. 8. 78;
932 Komet
auchgrofs genug waren, um, wie wix artheilen würden, Ma-
terie genug zu einem langen Schweife zu enthalten, haben den-
noch keinen bedeutenden Schweif gehabt, zum Beispiel der von
1652 , dessen Durchmesser gegen 3(XKX) Meilen , die Länge des
Schweifes höchstens 700000 Meilen betrug. Indefs ist es wohl
gewifs I dals die Schweife erst um die Zeit , da der Komet die
Sonnennähe erreicht, sich ausbilden, und bei der grdfsern Ent-
fernung von der Sonne nehmen sie wieder ab.
Nach Verschiedenheit der Stellungen des Kometen und sei-
nes Schweifes gegen die Erde können die scheinbaren Formen
des Schweifes sehr verschieden seyn , wenn auch in der wahren
Gestalt desselben keine Veränderung vorgeht, und auf solchen
Verschiedenheiten beruhte es zum Theil, wenn man ehemals
die Kometen bald bärtig , bald geschweift u. s. w* nannte. Aber
auch in der wahren Gestalt des Schweifes sind mannigfaltige
Versehiedenheiten^ so da& eine Beschreibung mehrerer Kometen
nöthigwäre, um alle Merkwürdigkeiten aufzuzählen. Als Haupt-
umstände, die immer vorkommen, kann man indefs angeben,
dafs der Schweif Vi)n der Sonne abgekehrt ist^, dafs er seiner
Haujptrichtung nach in der Ebene der Kometenbahn liegt , dafs
er in einiger Entfernung vom Kometen eine Zurückbeugung zeigt,
daEs seinp in der Bahn vorangehende Seite schärfer begrenzt
scheint.
Um bei der Reichhaltigkeit des Gegenstandes nicht über die
Grenzen der hier angemessenen Darstellung hinaus au gehen,
werde ich blofs aus den Beschreibungen deijenigen zwei neuern
Kometen , über welche Hersobel und Schröter vollständigere
Beobachtungen angestellt haben, einige Umstände mittheilen und
von andern Kometen nur gelegentlich etwas erwähnen.
Der Komet von 1807 ^ wurde erst nach seiner Sonnennähe
sichtbar. - Er hatte ein schönes weitses Licht , dessen Intensität
aber doch Schröter, am 9- Oct. , als der Komet 16 MilUonen
Meilen von der Sonne entfernt war., nur etwas gröfser als bei
dem Uranus angiebt. Der Schweif litt mehrere Veränderungen.
Am 19* Oct. war er gegen das Ende hin breiter als am Kopfe,
am 20« Oct. hatte er die beträchtliche Breite am Ende fast ganz
1 Und doch leidet selbst diese Regel Ansnahtnen.*
2 Schrötze's BeobacbtuDgeD des grorsen Gometen ron 18^.
Göttingen 1811. «ad Phil. Trans. 1808. p. 145.
▼erioren und lief in swei Spitzen ans i die an den folgenden Ta«
gen noch aufFallender wurden. Schon am 20* Oct. hatte Olbers
bemerkt , dafa die nördliche , vorangehende Seite des Schweife^
»ich in gerader Richtung stark verlängert Jiatte und dala so ain
doppelter Schweif entstanden war, indem der breitere, schon
immer etwas gekrümmte Schweif, von diesem geraden Schweife
abweichend, getrennt fortlief« Diese Trennung beider Schweife
beobachtete in den folgraden Tagen auch ScHR^TKrt und fand
am 22. Oct. den Durchmesser des Lichtnebeb 294OO9 die Länge
des Schweifes 1820000 Meilen ; aber nach Olbbrs Beobachtung
konnte man ihn noch in viel gWffserer Entfernung erkennen. Am
23. October konntet ScstrOtea Anfangs von diesem nördlichen
Schweife nichts mehr auffinden, sondern blofs der südliche brei-
tere Schweif war noch zu sehen ; aber nachher ward abwech^
selnd, momentan hervorglänzend, auch der gerade, n(Jrdliehe
Sehweif wieder kenntlich und zwar , gegen die sonst gewöhn««
liehe Art der Erscheinung, erschien dieser in gröfserem Abstände
Vöm'Katneteh heller, als in den zwisohenliegenden Theilen*
Ebenso zeigte er sich am 25« Oct. , so wie die Nordlichtstrahlen
fortzuschiefsen scheinen , bald theilweise , bald ganz ; der süd-«
liehe Schweif, dessen convexe Seite mehr Licht als die andere
hatte, zeigte sich beständig und ohne solche Strahlenschiisse»
Am 29* Oct. erschien! der südliche Hauptschweif viel kürzer, ala
einige Tage früher, und von dem nördlichen Schweife blieben nur
ebenso schwäche Spnren noch sichtbar. Der Durchmesser des
Lichtnebels hatte am Ende des Octobers bis auf 35000 Meilen im
Durchmesser zugenommen und nahm auch nachher noch mehr
zu. Die folgenden Beobachtungen übergehe ich*
Bei diesem Kometen erschien , wie Scbrötkr ausdrückh'ch
bemerkt , der Schweif wie eine Fortsetzung des den Kopf des
Kometen ausmachenden Lichtnebels; der grofse Komet von 1811
zeigte »ich dagegen ganz anders K Alle Beobachter erkannten
an ihm mit zureichender Deutlichkeit einen dunkeln Zwischen-
raum zwischen dem kugelförmigen, nebligen Hauptkörper, in
welchem Herschel und Schröter einen dichtem Kern wahr-
nahmen, und der konoidi^cheh Hülle, die jenen Hauptkörper
gegen die^ Soitoe hin halbkugelförmig umgab und sich von der
/ 1 ScBEOTEA's Beobachtapgen über den gtoüea Gotiieten von 1812.
Gottingen 1815. PkiL TravMet. 1812. p. 115..
g34 Komet.
Sönna abwirta in Form zweier langon Schweife oder eigentfich
in der Fprm eines hohlen Konoides fort erstreckte. Es war
nämlich aus der ganzen Ansicht dieses Schweifes wohl tu schlie«
den, dafs er nur dämm an beiden'Seiten "^iel glänzender, in
der Mitte dagegen der ganzen Länge nabh matt erschien , we3
die Gesichtslinie an den Seiten durch viele hinter einander lie^
gende Theilchen d«r nur dünnen , unge&hr einen hohlen Kegrf
bildenden , Schicht ging ^ die uns das Licht zusendete ; da wo
die Gesichtslittie diese dünne Schicht ungefähr senkrecht dorch*
schnitt; traf sie auf zu wenige solche Theilchen und deswegen
war hier das Licht so sehr sohwachb •
' Derjenige Raum ^ welcher zwischen dem hellen kugelförmi«
gen Körper und diesem konoidischen Mantel dunkel ersohieii)
war so durchsichtig^ dafs Herschel sehr kleine Sterne durch
ihn erkannte} ob er, wie Herschel glaubt, mit einer elasti^
sehen Atmosphäre erfüllt war, bleibt wohl sehr zweifelhafif^ da
^ wir diese unsichtbare Atmosphäre mit gleichem Rechte als im
Innern des SchWeitkonoids bis auf 12 IVCUionen Meilen eusge»
dehnt annehmen könnten. Ueber die Veränderungen, die der
Schweif nach und nach seigte ^ besitzen wir mehrere Beobach*
tungen, unter welchen die von ScHHÖTBa, Herschbl und
HARniv& die vorzüglichsten sind« Aus diesen werde ich das
Wichtigste nebst den Von mir aus den Be6bachtungen berechne-
ten Resukaten hier mittheilen K
Bei den ersten Beobachtungen dieses Kometen ist auf den
Schweif, der nicht sehr bedeutend gewesen seyn muCs) nicht viel
Rücksicht genommen worden ; aus den gegen Ende des August
angestellten Beobachtungen scheint sich schon eine sehr ansehn-
liche wahre Grtffse des Schweifes zu ergeben^, indefs erlaubte
die ungünstige Stellupg des Kometen keine genaue Angabe; aber
schon am 10. Sept. ward die (vorangehende Seite des Schweif-
kottoids 10 Millionen , die nachfolgende 12 Millionen Meilen
lang gefunden und in dieser Länge erhielt der Schweif sich
lange Zeit. Die konoidische Dunsthülle hatte um diese Zeit schon
in einer Entfernung von 4 Millionen Meilen vom Kometeii einen
Halbmesser von 600000 Meilen ; aber diese Weite des hohlen
glänzenden Schweifes nahm schon im November so ab , dafs am
1 < Aitroo« Zeitscbr. von t. Lindenan. I« 594*
2 Olbbki Beob. in t* Zach's nton. €orr. XXV. 4*
Soll weife. 0ä6
!& NöV. Jl«f Halbneuer mir noch 160000 Melleh oder am 2|.
Nov. 240000 Meilen in etwa 5 MillicHien Meilen Etitfernnng
▼om Kometen betrag; tind ungefähr so verhielt es sich'anch im
December, wo jedoch Hardivo am 9« Dec. den Halbmesser in
eben der Entfernung noch wieder ztt 290000 Meilen angab.
Wenn man dieses Schweifkonoid als einen Kegel mit etwas ge«
krümmter Axe ansieht, so machte die Seitenlinie des Kegels mit
aeiner Axe am 18. Sept. einen Winkel Von 74 Gr., am 1]. Oct.
einen Winkel von 5 Gr., in der Mitte des November einen'
Winkel von Ij^Gr., am 6« Dec. einen Winkel von 1 Grad.
ScRROTEa giebt mehrere kleine Veränderangen an^ die der
Komet selbst und sein Sch^reif erlitten ; den dunkeln Raum swi-*
sehen der Kometenkugel und der konoidischen LichthUlle glaubte
er zuweilen genau dem umgebenden Blau des Himmels glelehi
zuweilen etwas heller zu sehen; am 16. Oct. zeigte sich auf
kurze Zeit ein Nebenschweif am vorangehenden Schweife, so wie
einige Tage früher Olbias etwas Aehnliches am nachfolgenden
Schweife gesehen hatte; aber im November traten aulfallendere
. Aenderungen ein« Am 7* Nov. zeigte sich an dem nachfolgen-*
den Schweife ein an der den Kofi umgebenden NebelhüUe an<^
fangender dritter Schweif^ der aufserhalb des grofsen Schweifes
lag; am 9* Nov. hatte sich noch ein zweiter solcher Neben«!
schweif an der andern Seite gebildet, so dafs das Schweifkörioid
ungefähr aussah , als ob es noch von einem zweiten, das erstere
umfassenden und berührenden, Schweifkonoide umgeben sey,
oder es erschienen noch • zwei Schweife , die beiden Haupt->
schweife umfassend und am Scheitel berührend. Beide Neben«»
schweife zeigten sich einige Tage nachher nicht mehi'. Im De*
cember waren die beiden Schweife in der Nähe deä Konteten
nicht mehr gut als getrennt zu unterscheiden, weil ihr Z\Vl'
, schenraum mit Lichtdünsten gefüllt war, und ebenso wai* dei'
dunkle Raum um den Kometen herum nicht mehr gut zu et*
kennen , weiter vom Kometen entfernt aber trennten sich b^lüe
Schweife; indeüs zeigted sich darin an verschiedenen Abenden
Ungleichheiten, indem zuweilen schon in geritigerer Entfernung
Vom Kometen, zuweilen erst in greiserer Entfernung, diese
Trennung der beiden Schweife von einander kenntlich wurde
und bald der eine, bald der andere Schweif der längere war;
am 18* December war wieder ein Nebenschweif sichtbar. — •
Aehnliche Veränderungen zeigen Hakdiko's scbdne Abbildung
T. Bd. ' Ooo
936 Komet.
gen dieses Kometen^, nach welchen man den doppelten Haupt*
schweif am 8'« October als durch einen dunklern' Zwischenraum
gi^theilty am 16- October einen kleinen Nebenschweif, am
6* und 16* December wieder einen Nebenschweif sah u. s. "w»
PiAzzi bemerkt, dals die Aenderungen oft so schnell auf ein-*
ander gefolgt seyen , dals es nöthig gewesen wäre , jede Stunde
eine neue Zeichnung zu mAchen , wenn man sie alle hätte dar-
stellen wollen ; besonders in dem nördlichem Schweife hätten
sich so oft abgerissene Stellen , Sprünge und Ungleichheiten ge-
zeigt , er sey bald zweispitzig , bald dreispitzig u. s; w. gewe-
sen^. Allerdings stimmen hiermit manche von ScHaOTBa's Be-
obachtungen überein, zum Beispiel am 8- Nov., am 21* Nov., am
18« Dec.) auf welche ScHaÖTia selbst vorzüglich aufmerksam
macht. In Rücksicht der wichtigsten und dauernden Verände-
rungen bemerkt HzascHEi., dals schon um den 9« Nov. die
planetarische Scheibe, wie er den in dem runden Nebel beob-
achteten Kern qennt^ nicht gut mehr zu erkennen und am 13»
Nov. ganz verhüllt war. Um eben diese Zeit fing der leere
Zwischenraum zwischen dem kugelförmigen Kometennebel und
der konoidischen Umhüllung an , sich zu verlieren , und beide
leuchtenden Erscheinungen vermischten sich mit einander; aber
am 9« Dec. zeigte sich eine schmale Trennung wieder, die indefs
nicht von langer Dauer war. Die Frage, ob diese als Doppel-
schweif den Kometen umgebende Lichterscheinung wirklich als
ein Konoid anzusehen sey, oder ob es nicht als ein ebener Bing,
der in zwei Schweife auslief , angesehen werden könne, hat
Hcas.cBEL bestimmt beantwortet, indem er zeigt, dals ein sol-
cher ebener Bing nicht in den verschiedenen Stellungen des Ko-
meten gegen die Erde, als ihn halbkreisförmig umgebend, er-
scheinen konnte. Meine Berechnungen über die Gestalt dieses
Schweifkonoids zeigen auch eben das in Beziehung auf die vom
Kometen entfernter liegenden Theile, indem sie wohl nicht so
gut unter sich übereinstimmen könnten, wenn die beiden schein-
baren Schweife als zwei in der Ebene der Kometenbahn lie-
gende wirklich getrennte Schweife anzusehen wären.
Es ist wahrscheinlich , dafs unter den altern Kometen meh-
rere , die uns als zw^ oder mehr Schweife zeigend beschiieben -
1 T. Zach't Mon. Gorrespond. XXVIL 999.
2 Della cometa drll' anno 1811, osserv. nellft-«pec. di Palenno.
Schweife. 937
^pr^rden, 2üm Beispiel der von 1769^ ^V'en solche Sch^e}fko<*«-
noide um sich hatten nod dafs dieses auch bei dem schönen
Kometen von 1744 9 an welchem db Chssiaux sechs Schweife
beobachtete, der Fall war*.
Unter den zahbeichen Merkwürdigkeiten, welche die Ko-
metenschweife darbieten, miifs ich noch die erwähnen, dafs der
Komet von 1824 eine kurze Zeit lang einen gegen die Sonne
zu gerichteten Schweif hatte ^, von dem Olbers glaubt, man
k($nne ihn ni'i6ht als blofs scheinbar in die gegen die Sonne
gerichtete Linie fallend ansehen. Etwas Aehnliches^ bemerkt
Strotk bei der im Jahre 1828 beobachteten Erscheinung dM
Eükeschen Koiheten^, dafs nämlich der hellste Theil desselben,
in welchem man zwar keinen Kern entdecken konnte , der sich
aber doch als Kernn«bel hinreichend auszeichnete , nicht an der
der Sonne zugekehrten Seite lag , und dafs ^der Nebel , der die-
sen hellem Theil umgab, sich an der beinahe gegen die Sonne
zugewandten Seite, der Lage jenes Kemnebels gegenüber, so
matt verwaschen zeigte , wie map es am Ende des Schweifes zu
sehen gewohnt ist, statt, dafs die entgegengesetzte Begrenzung,
xiMmlich an der von der Sonne abgekehrten Seite, bestimm-^
tcr war.
Endlich darf ich ein, wahrscheinlich nicht im Kometen-
schweife selbst liegendes , Phänomen doch nicht ui^erwähnt las^
sen , welches von vielen Beobachtern wahrgenommen und selbst
von ScHR($TER noch als dem Kometen eigenthümlich angefahrt
worden ist. Dieses ist das Scintilliren oder Strahlenschiefsen,
'Was man im Schweife der Kometen oft bemerkt hat. Von altern
Beobachtungen will ich nur die von Cysatus und Kefleh am
Kometen von 1618 angestellten anfuhren^, die mehrmals ein
ptotzliches Sichtbarwerden der entferntem Theile des Schweifes
und ein eben so plötzliches Verschwinden beobachteten ; Ctsa-
Tus sagt zum Beispiel , am 7, Dec. habe man zuweilen ein Fun^
kein des Kometen selbst bemerkt und dann habe zugleich der
Ir Loys de Gheseauz trait^ de 1a com^te eto. Laosanne 1744.
2 Attr. Jahrb. 18271 8. 138. 185.
^ 8 Schumacher astr. Nachr. Nr. 154. ^
4 Gysati jnathemata astroii. de loco, mota, fnagnitadina et caaiis
eometae anno 1618, 1619 pbierr. logolst. 1619. Kepler! libri tres de
cometis. Flaugbrgoss . führt noch mehr Beobachtungen an. Journ« de
Phy«. LXXXIV. 177.
Ooö 2
938 Komet
Sc]>weif eine wellenaTlige Bewegung gezeigt, eine plötzIic}M
Verlängerung und ein Breiterwerden und dann wieder ein Ver-
kürzen der Schweifstrahlen. Schröter beobachtete eben diese
£rscliemung, die er mit dem Strahlenschiefsen der Nordlichter
vergleicht, an dem Kometen von 1807 und hält sie fiir einen
Beweis einer wirklichen Veränderung in dem Lichte des Kom«^
• ten , die von einer Naturkraft bewirkt werde , welche der elek-
trischen oder galvanischen ähnlich aey^ indem diese Lichtwech-
sel sich in wenigen Secunden auf 1 Million Meilen fortpflanzen
mülsten. So sehr aber auch Schröter diesen momentanen Licht-
wechsel als etwas den Kometenschweifen £ige\)thiimliches ver-*
theidigt , so gestehe ich doch , dafs ich mir diese Veränderungen
durchaus nicht anders als blols scheinbar denken kann und
,hierin auch Olbers Autorität für mich hat. So wie nämlich
das Funkeln der Sterne durch den ungleichen Zustand unseret
Atmosphäre^ durch ein Vorüb erziehen ungleich brechender Luft—
und Dunstmassen, bewirkt wird, so scheint auch jenes Strahlen-
schiefsen nur in der ungleichen Durchsichtigkeit der Atmosphäre)
deren momentane Aenderungen uns nur bei so matt leuch*»
tenden Gegenständen kenntlich werden, seinen Grund zu haben.
Einen Hauptgrund gegen eine im Schweife selbst vorgehende
Veränderung hat Olbers angefahrt und diesen halte ich for
unwiderleglich. Wir wissen, dafs das Licht ungefähr 24 See.
braucht, um 1 Million Meilen zu durchlaufen, und haben gar
keinen Grund 'anzunehmen, dafs das Licht eines Kometenschwei-
fes sich hierin anders verhalte. Gesetzt nun, das eine Ende des
Kometenschweifes sey 1 Million Meilen weiter von unserm Auge
entfernt, als das andere, und beide würden vollkommen gleich-
zeitig.heller leuchtend, so könnte jene wahrhaft momentan den
ganzen Schweif durchfliegende Erhellung uns doch anf entfern-
tem Ende erst 24 Secunden später als am nähern Ende sichtbar
werden. Da nun in einigen Fällen diese Erscheinungen für noch
gröfsere Unterschiede der Entfernungen statt gefunden haben,
ohne merkliche Zeitverschiedenheit, so scheint es, dafs man gar
nicht annehmen darf, dafs sie auf reellen Veränderungen im Zn-
stande der Kometen beruhen K
1 SciiRÖTEa^s Sitiwürre hingegen (In den Beobacbtangen des C<v>
metea von 1811, S. 281.) scheiaen mir nicht jiinreichend begründet.
9Ildu|i^ der Schweife; 939
Visrmuthungen über die Entstehung der
Schweif^ und über die Ausbildung der
Kometen überhaupt
Unter den Meinnngen nber die Bildung der Schweife will
ich zuerst diejenige anfiihren , welche zu mathematischen Unter-
suchungen geeignet mir am meisten fiir sich zu haben scheint.
Obgleich Kbpleii schon etwas Aehnliches geäufsert hatte , so ist
doch wohl Newto» als der Erste au nennen, der die Behaup-
tting, die Schweife entständen aus Theilchen, welche mit gro-
sser Schnelligkeit von der Sonne abwärts getrieben werden , nä-
her untersucht hat^. Er zeigt, dafs alle Erscheinungen der
Schweife, namentlich ihre ZhrückheqgUDg hinter den verlän-
^rten Radius Vector des Kometen, ihre Krümmung, die un-
gleiche Grtlfee' dieser Krümmung, die uns nur dann kenntlich^
wird , wenn unser Auge von der Ebene der Kometenbahn ziem-
lich entfernt ist, beweisen, dafs die Schweife aus Theilen ent-
stehen, die vom Kopfe des Kometen von der Sonne abwärts
aufsteigen. So wie der Rauch in der Luft gerade aufsteigt von
^inem ruhenden Körper, aber eine schiefe RauchsÜnle giebt^
wenn der Körper immer den Ort verläfst, von wo die ^iiher
aufgestiegenen Theile ausgingen , so müsse auch dies6 vom Ko-
meten aufsteigende Materie einen rückwärts abweichenden Schweif
hervorbringen , und diese Abweichung müsse geringer seyn in
der Sonnennähe, wodas Aufsteigen der Theikhen schneller sey.
Die gröfsere Helligkeit der vorangehenden Seite des Schweifes»
w^elche man so sehr oft viel schärfer begrenzt und glänzender^
«Is die nachfolgende, gesehen hat, erklärt New tobt, wohl nicht
ganz genügend, daraus, dafs der den Schweif bildende Dunst
hier etwas neuer und deshalb dichieK sey. Die Zeit, in welcher
diese Matecie vom Kopfe bis zum Ende des Schweifes aufsteige, '
k^ne man ungefähr kennen lernen, wenn man vom Ende des
Schweifes eine gerade Linie nach der Sonne ziehe und den
Panct bemerke, wo sie die Kometenbahn schneide; dieser Punct
wUrd^ der genaue Funct seyn , von welchem die am Ende an-
^ekomiAenen Theile ausgegangen waren, wenn die Schweif*
th eilchen nicht die mit dem Kometen* schon erlangte Geschwin-
digkeit'behielten]^ bei ^ einer cenauera Bestimmung miU&e man
X Prinotp. phil. aat. Ed. 8. p. 51L
940 Komet.
hierauf Rücksicht nehmen. Auf diese Weise ergebe eich , dab
bei dem Kometen von 1680 der am 10« Dec. beobaehtete Schweif
in zwei Tagen , der am 25. Januar beobachtete Schweif in 45
Tagen aufgestiegen sey, und dafs' der wahrend der ganzen Sicht-
barkeit des Kometen gebildete Schweif fast alle die Theilcfaen
enthielt 9 .die seit der Zeit des Perihelii aufgestiegen waren. Die
folgenden Schlüsse scheinen mir nicht so klar. NfiWTOir sagt
nämlich zuerst, da die schnelle Bewegung dieser feinen SchweiS-
theilchen ungeandert fortdauere, so finde gar kein Widerstand
im Himmelsraume statt; dann sagt er aber doch auch, dieHim-
melsluft {aura aeiherea) «i^erde durch die Sonnenstrahlen er-
wärmt, werde dadurch specifisch leichter und reibe so, indem
sie von der Sonne aufsteige, die Schweiftheilchen mit sich fort,
die uns durch ihre Zunickwerfiing des Lichtes sichtbar werden«
Kbflba's Meinung, dafs die Sonnenstrahlen diese Theilcfaen
mit fortreifsen , scheint ihm weniger angemessen.
Aehnliche Vorstellungen, wie Newtov sich von dem Ent«-
stehen der Schweife machte , haben auch andere nachher mehr-
mals dargelegt, jedoch, so viel mir bekannt ist, ohne die Un-*
tersuchung weiter zu forden, Hciirsivs ^ sucht die einzelnen
Umstände, welche in Beziehung auf den Kometen von 1744
eine Verlängerung des Schweifes begünstigen )oder hindern
mubten, genauer anzugeben und thut dieses,' so weit es ohne
strenge Rechnung möglich ist , auf eine recht genügende. W^i^e,
wenn er gleich darin zu fehlen scheint , dab er die Veränderun-
gen alle theoretisch zu erklären sucht und auf zuMlige Aende-
rungen, die bei andern Kometen wenigstens oft ganz unleugbar
scheinen , keine Rücksicht nimmt. D« Cbeskaux hat eben die-
sen Schweif ganz nach Newtov's Anleitung berechnet und
auch über den Kometen ron 1577 und den von 1680 einige Be-
rechnungen angestellt; so sehr er sich aber auch als gründlichen
Forscher zeigt , so sdbeinen mir seine Bemerkungen doch kein
neues Licht über diesen Gegenstand zu verbreiten \
Dafs sich der Schweif als ein vom Kometen aubteigender
Dunst betrachten lasse, der durch irgend eine Kraft von der
Sonne abwärts getrieben werde, entweder indem er als leichtere
Materie in dem den Weltraum erfüllenden Aether aufsteige, oder
1 BetchreibuDg des 1744 erschienenen Oometen, S. 4{2.
t Traitrf cte la comdte ^e 1744. p. 162. 170. 171.
Bildung der Schweife. 941
indem er durcli eine eigenthiiiiiliche abstofsende Kraft von der
Soime zurückgestofsen werde, oder indem die Sonnenstrahlen
ihn mit fortrissen , ist von Mehreren behauptet worden ; na- ,
mentlicli haben Hersobkl, LAFLACs^nnd Nicollbt^ diesen
Gedanken geäuTsert; Fiscbkr nennt diese Kraft ^ eine negative
Schwere ; alle aber, begnügen sich , nur bei der Betrachtung im
Allgemeinen stehen ku bleiben. Ob man nun dabei an Elektri*
cität, wie dbLuc^ undBBLLAVi^, oder an eine Entstehung aus
der Sonnenatmosphäre, wie Mai ras ^, denkt, ist ziemlich gleich«-
giiltig, da wir über die physische Beschaffenheit des Schweifeüs
so sehr wenig wissen.
FcAvoBaGüBS hat in seiner Kritik aller Meinungen iiber die
Kometenschweife auch diese Newtonsche Hypothese zu wider-
legen gesucht 7. Er bemerkt allerdings mit Recht, dab es nicht
erwiesen Bey^ dafs die Wärme, welcher die Kometen in der
Nähe ^er Sonne ausgeseta^ sind, so sehr grofs sey *, dafs auch-
Kometen , welche eich der Sonne nicht so sehr näherten , lange
Schweife gehabt haben, und dafs bei der Berechnung Nbwt ob's,
bis zu ^elcheni verdünnten Zustande Luft und ähnliche elasti-
sche Fluide sich ausdehnen können , der Zweifel übrig bleibe,
ob so verdünnte Materien denn noch Licht genug, um uns
sichtbar ztt wenden , refiectiren können. Diese Einwürfe, wel-^
che die uns unbekannte natürliche Beschaffenheit der Sctiweife
betreffen, lassen sich nicht widerlegen. Derjenige Einwurf aber,
welcher den mathematischen Theii der Newtonschen Theorie
betrifft, ist \inrichtig. FLAuefiROUBS nämlich glaubt, nach dieser
Theorie müsse der Schweif immer dem Kometen folgen , da er
doch nach dem P^nhelio, als von der Sonne abgewandt ,' dem
1 Expos, da syst, du monde. Liv. 2. qliop* 5«
2 Biblloth. univ.' XXXIV. 247.
S Astt. Jahrb. 1825. S. 96.
4 Astr. Jahrb. 1605. 8. 92.
5 Johtd. de Pfaysique. XGI. 401.
6 Tratte de raurojre bortfale. Pari« 17S2.
7 Joarn. de Phyt. LXXXIV. l73. LXXXT. 193. LXXXVL 101.
lÄXXVII. 81.
8 Fladcxagcbs berecbnet sie für die ganten 55 Taga» die der
Komet in einer geringem £ntfern\iog, als die der Erde von der Sonne,
zubrachte, als etwa der Wärme dos koclmenden Wassers gleich. Aber
alle diese Recbnungen sind sehr unsicher.
D42 Kopiptr
Koii>eten vielmehr eiqigerraafsei) vorangehe«'. Alkrdsiigs bleiben
rlie entferntem Schw^ifrheilchea nicht blob nach dieser Theoris,
sondern auch n^ch den I^eobachtungefi etwas hinter dem Radius
Vector des Kometen zurück, aber Flaü&br&ubs hätte nur die
Berephnuog auf nähere Theilchen anwenden' und darauf Riickr-
^icht nehmen sollen , dafs gewifs eine Kraft, welche die Theil-»
f.hen ypQ ^ex Sonne abwärts tveibt, da seyn murs, so würde er
diesen Einwurf y der sich durch meine nachhev folgenden Aech«
nungan poch mehr widerlegt zeigt, nicht gemacht haben. Da&
dagegen die Ansicht INTkwtqn's, als ob der 3chweif ia einen^
Medium aufstiege , weder recht deutlich , noch auch recht an-
gemessen scheine, hal^e ich schon ben^erkt und führe daher nicht
Qii, was fLAUQS^oüBS über diesen Gegenstand sagt. Was end-
lich die weitläuftigen Qeweise betrifit, welche Flauqkhqvss
gegen Kesle&'s Meinung aufführt , dafs die Sonnenstrahleii di^
^chweiftheilchep mit sich fortrjeilsep , so wird das Kesuhat, dab
Ctw^s Aebnliches auf d^r Erde durchaus nicht hfimerkbar »ey,
wo|il von niemand bezweifelt werden.
Woher aber anch jene hypothetisch angenommene absta-r
f^ende Kraft der Sonne auf die Theilchea des Kometenschweifes
(entstehen möge, sq Ipif^t sich doch ni^ht leugnen, dab einPhä-r
Qon^en , ^elche^ so klar auf eine abstofsende Krafi hinzudeoten
scheint, uns wobl zu Versuchen, dasselbe vermittelst einer sol-?
chen Kraft zu erklaren , auffordern mufs ; ich gehe daher zu dea
Qeucfu auf diese Hypothese gegründeten Betrachtungen foul.
QifBEns ^1 veri^filafst durch die merk^fürdige Gestalt de«
Sclivveifߧ des Kometen yon 1811 9 kn(ipfte an die Ansicht, dab
(tin^ abstofstode Kraft die Schweiftheilchen von der Sonne ent-r
ferne, folgende Schlüsse« Da bei jenem Kometen die Schweif-*
{uaterie ein hohles Konpid , vom Kiirper des Kometen getrennt
und diesen umgebend, bildete, so ipufste man, bemerkt Olbeas,
annehmen, dafs die von dem Kometen und seiner eigpnthümli-
pheu Atmosphäre entwickelten Dämpfe sowohl von. ihm, aU
i;uch von der Sonne abgestofsen werden. Sie müssen sich also
üort anhäufen,, wo die Kepulsivjuraft des Kometen von der Re-
piiUivkraft der Sonne überwogen zu weiden anfängt, und wi^
s^hen daher das Phänomen eines hohlen Schweifkonoids nuv
dano , wenn die abstoC^pqde K^aft de^ Kometen grob genup ist,
4 V. Zach Mbo. Gerr. XXV. 1.
um die Schwelfiheilohe» an der g«gM» die Sonite an g«i|0lilfe|^
Seite bis übeor die kagelföfmige Atmosphäre' de« Kometen hin«
ans EU treiben. Der Komet von 1811 blieb weit von der Sonne
entfernt und da jene Repulsi^taft der Sonne vermnthlich in
greiseren Entfernungen von der Sonne abnimmt^ so konnte bei
ihm jene Erscheinung um so eher entstehen^ 'da selbst eine nieht
so sehr starke Repulsivkraft des Kometen schon hinreichle , die
l>ei ihm so reichlich entwickelt» Schweifmaterie über die Gren-v
aen der eigentlichen Atmosphäre hinaus , gegen die Sonne hin,
so entfernen* Dieser Betrachtung gemäb künnen wir, wie Ol^
BBH8 bemerkt, vermuthen, dafs es erstliqh Kometen giebt, wel«-»
che keine der Repnkivkraft dev Sonne unterworfsne Materia
antwiokeln und daher ohne Schweif erscheinen, zweitens Kome-r
ten, deren Schweifmaterie von derSonoe abgestofsen wird, ohns
dafs der Komet eine merkliche abstolsende Kraft auf sie ausübt^
drittens Kometen, deren Schweifimaterie der Repulsivkraft beidea
Kärper, der Sonne und des Kometen, in merklichem Grade un<«
terworfen ist. Wenn sich von einem Kometen ungleichartige
Stoffe- entwickeln , so können mehrere Schweife entstehen. Dia«
jenigen Theilchen , welche mit mehr Qewalt von der Sonne ab^
-wärts fortgestolsen werden, müssen einen weniger zurückge-»
Ibaugten Schweif bilden , und auf diese Weise scheinen die bei-i
den Schweife des Kometen von 1807 nnd die ähnlichen an älv
tern Kometen beobachteten Phänomene erklärt werden zu müs*»
sen« Wenn von dem Kometen verschiedenartige Materien srch
entwickeln , die auch vom Kometen selbst mit ungleicher 6e-
"walt abgestafsen werden, so können sich mehrere einendes'
umgebende Konoide bilden^ und dieses scheint bei dem Kometen
von 1769 der Fall gewesen zi; seyn, wo Mbssizil am 30« Aug^
und 1. Sept. zwei neue SeiteofUigel des Schweifes wahrnahm,
die sich nachher in zwei neue helle Streifen , den beiden bis
dahin gesehenen den Schweif bildenden Streifen parallel, ver-?
wandelten^; auf die Materien , welche in einem solchen Falle
das äufsere Schweifkonoid bilden, muJEs die abstolsende Kraft
des Kometen stärker, als auf die das innere Konoid bildenden,
wirken. Die Geschwindigkeit, mit welcher dieser, Sch\i^eifst off'
vom Kometen aufstieg , mufste auch bei dem Kometen vod 1811
sehr grofs se^n. O1.11KA8 berechnet aus Beobachtungen am 11«
1 M^m. de l'aead. de Paris poor 1775. p. 592.
.944 Komet.
nnd 13» Qet, dols dio Scfaweiftheilclieii die Läoge desselben,
bis auf 12.MilIio&ea Meilen weit, in 11 Tagen dorchliefeiu
Ich muis die übrigen vonOLBiRS noch angefahrten Bemer-
kungen übergehen und nun das Wichtigste aus den Untersu^
ohuDgen, 2X1 welchen jene mir selbst Veranlassung gegeben ha-
ben, mittheilen. 'Die erste Untersuchung ^ betrifit die Frage,
welche Gurve, wenn man jene Olberssche Hypothese von der
zugleich wirkenden Repulsivkraft der Soone «md des Kometen
annimmt, diejenige ist, auf welcher ein ruhender Körper ver«
möge jener beiden Kräfte blofs nach der Tangente fortgetrieben
würde , oder wo , in irgend einem Puncto , die aus der Repul-
sion der Sonne entstehende, au£ die Tangente senkrechte Kraft
eben so grofe ist, als die aus der Repulsion des Kometen nacd»
entgegengesetzter Richtung entstehende, auf die Tangente senk«-
rechte Kraft. Nimmt man an , dafs die abstofsenden Kräfte den
Quadraten der Abstände umgekehrt proportional sind , so ergiebt
die Entfernung des Scheitelpunctes des Schweifkonoids das Ver-»
hältnifs dieser Kräfte. Jene Curve läfst sich leicht bestimmen,
aber sie ist nicht diejenige , welche das von beiden Kräften fort->
getriebene Söhweiftheilchen wirklich durchläuft, sondern weoa
ein auf dieser Curve ruhender Körper, plötzlich freigelassen, der
Einwirkung beider Kräfte folgen könnte , so finge er seine Be*
wegung nach der Richtung dieser Curve an, ginge aber bei fort-
dauernder freier Bewegung darüber hinaus. Welche Curve er
weiter durchläuft, läfst sich annähernd ebenfalls bestimmen, und
diese Curve miifste nun den wahren Umrifs des Schweifes dar-
stellen ; da aber die Beobachtung so grofjse Schärfe der Bestim-
' mung nicht gestattet, als nöthig wäre, um über die strenge
Uebereinstimmung zwischen Theorie und Erfahrung zu entscheid
den , so ist es hier wohl genug zu bemerken , dals die theoreti-
sche Betrachtung, die sich übrigens wohl noch vollkommener
anstellen liefse, eine Form des Schweifes in der Nähe des Kopfes
ergiebt, welche nicht sehr von der beobachteten abweicht.
Eine zweite Untersuchung über diesen Gegenstand , der ich
viel Zeit gewidmet habe, betrifft die Richtung des ganzen Schwei-
fes, wenn man blofs auf die abstofsende Kraft der Sonne Rück--
sieht nimmt ^« Jedes von dem Kometen sich trennende Schweif-
1 Y. Zach monatl Com XXVI. 538. '
2 Als einxelne hienpit in Ver^indang ttehaado Untertachongon
Bildung der. Schweife. filS
thejichen wind hier aogMehen , als oh es ehsn die Qesdifwio*-
digjkeit,. wie der Komet selbst, nach der Richtuiig derTangeote
seiner Bahn hatte , und wenn die abstofsende Kraft der Sooae
im . umgekehrten Verhaltnisse des Quadrates der Entfernungen
wirkt, so beschreibt das Theilchen eine Hyperbel, in deren
entfernterem Brennpnncte die Sonne steht. Das Schweiftheil-
chen bewegt sich auf dieser Hyperbel so, dafs die zwischen dett
Radien enthaltenen Sectoren, in bestimmten Zeiten, denjenigen
Sectoren gleich sind, die der Komet, selbst beschreibt; Man
nmb daher für eine ganze Folge von Zeitpuncten diejenigen Hy«v
perbeln berechnen , welche die von dem Kometen losgerissenen
Theilchen durchlaufen werden, Und auf jeder von ihnen den
Punct angeben , welchen d^s Theilchen in einem gewissen Zeit«-
puncto erreicht hat; dann giebt die Reihenfolge dieser Puncte,
wohin verschiedene Theilchen in einem und demselben Augen««-
blicke gelangt sind ^ die Gestalt des Sdhweifes an« Hierbei wird
freilich vorausgesetzt, dafs man die absolute Grölse der absto-
faenden Kraft der Sonne kenne, und obgleich diese eist aus den
Beobachtungen gefunden werden kann , so ist es doch angemes»
sen," solche Schweife, unter Voraussetzung einer bestimmten
Greise dieser Kraft^, zu berechnen, um im Allgemeinen die sich
eigebenden Gestalten der Schweife kennen zu lernen ; nachher
labt sich dann aus den Beobachtungen untersuchen , wie grols
die im einzelnen Falle wirksamen Kräfte gewesen seyn müssen«
Wenn man zuerst animmt, dafs die abstobende Kraft der
Sonne, mit welcher sie auf das Schweiftheilchen wirkt, nur
eben so grob sey, als die anziehende Kraft, mit welcher sie
auf den Kometen wirkt , so ergeben sich für drei Stellungen des
Kometen folgende Resultate. Der Komet gebraucht eben so lange
Zeit, um von dem Pnncte, wo der Radius Vector = 0,8221 • p
-war , bis zu dem Puncte , wo er = 0,5 • p ist , zu gelangen , ab
er von dem Puncte , wo der Radius Veotor s=: 0,5 • p ist , bis zur
Sonnennähe gebraucht und ab er von der Sonnennähe bis zu
dem Puncte, wo der Radius Vector = 0,5 «p ist, gebraucht«
wir wollen daher in den Stellungen, wo erstlich der Radius
Vector =s 0,5 • p. ist vor der Sonnennähe , wo er zweitens
sind die über die wahre Creatalt der Kometenschweife , wie die Beob-
achtangen sie gsTgeben , aasnsehen« Astr. 'Zeitschr. I. 394« and Unter*
haltoogea ^r Freunde d. fbj$, n. Astr. Bd. L Hft« 9.
946 Koinet-
s= 0,25 -p ist in der Sonnennähe nni wo er drittens s==0,5. p
ist nach der Sonnennähe , die Lage bestimmen , welche die in
jener eben erwähnten Zeit von ihm ausgegangenen Theilchen
erreicht haben, am so die Form des SchweHes, so fern er' jedes-
mal ans den in diesen Zeiträumen «bgestoftenen Theilchen be-
steht, kennen zu lernen. Dafs hier p den Parameter der para-
bolischen Kometenbahn bezeichnet , erhellet von selbst Wenn
nun r den Radius Vector desjenigen Punctes bezeichnet, wo
das Theilchen den Kometen verlieb ^ q den Radius Vector und
ip ä¥n Winkel , welchen er mit der Axe der Komete^ibahn'
macht, für denjenigen Punct, in welchem jenes Theilchen an-
gekommen ist, in dem Augenblicke, da der Komet die angege-
bene Stellung einnimmt, so ergiebt sich Folgendes. Für die
erste Stellung des Kometen , por der Sonnennähe,' wo sein Rad.
V« sc 0,5 • p 9 gehören zusammen :
r = 0,8221, p=» 0,605, V'^Äi'ST^SS^
r = 0,6, . p«? 0,5156, V=*90 11 17
r = 0,5, (» = 0,5, V=9()
Alle diese Theilchen sind also auf eine Lange , die etxva 0,1 . p
beträgt, zusammengedrängt, imd die Zuriickbeiignng ist so,
dafs der Schweif von der Sonne aus ' beinahe 3 Grade lang er-
scheinen würde. Für die zweite* Stellung, in 'der Sonnennähe
selbst, gehören zusammen)
r = 0,5, c» =0,4S33,* ^= 38* 55-23*'
r = 0,4, Q = 0,419, ^. = 25 48 6
r = 0,3, (»=0,327, V= 8 32 56 .
r =0,287, ^ =1 0^3095, . ^=7 6 33
r = 0,2563; Q = 0,2633» Mf beinahe ^ 0»
r = 0,25, Q = 0,25, V = 0.
Die in eben so langer Zeit vom Kometen losgerissenen Theü-r
chen bilden als« einen stark gekrümmten Schweif, dessen Länge
weit erheblicher, als die zwischen den Endpuncten gezogene
3efine = 0,32. p ist und dessen Zurückbeugung so viel be-
trägt, dafs er, vx)d der Sonne ans gesehen, 30 Grade lang er-
scheinen würde^ Für die dritte Stellung nack der Sonnennähe,
wenn der Radius Vector wieder ==s0,6<p geworden ist, gehüren
zusammen :
» = 0,25. Q = 0,9075, p = 58« 52'—^
r=50,27, e = 0,7650, ^ = 74 37 29
r = 0,3, «»a6566i S;^S3 3 36
Bildung der Schweife; 947
r = 0,4, «=0^73, ^=Ä89*2r
r s 0,46i 9 =? Ot5035^ ^ beioahe=sgQo
Hier bat dl« Sehne des ^chweifee eine Länge von 0^55 »p- nrid
dieser Schweif erscheint ^ Von der Sonne i^ns gesehen ^ über 31
Gr. kng K Wenn* also diese Sebweifthdile eile gleich got ge-
sehen würden, so fände in starkem Malke eine. Verlängerung des
Schweifes um die Zeit des - Perihelii statt; aber diese Vorauf
Setzung' läfst ^ich nicht annebmem Um also die Frage zn be-.
antworten, wie unsere berechneten Schweife in Rücksicht der
Intensität ihres Lichtes und in Rücksicht ihrer liinge erscheinen,
würden, wollen wir nach atwei verschiedenen Voraussetzungen*
rechnen« Wir wollen erstlich, wenn dieses tSi^oh wenig wahr-*
scheinlich ist, annehmen, die Menge der vom Kometen aus*
gehenden Theilchen sey blob der Zeit proportional, un^ die
Intensität des Lichtes werden wir. mit ollem Rechte der in glei-
chem Räume vorhandenen Anzahl der Theilchen proportional
setzen. Es lälst sich leicht zeigen , da£i die Zeiten , welche der
Komet gebraucht, um von
r = 0,8221 bis r=±: 0,6,
öder von r ss 0,5 bis r = 0,1?87j
oder von r £= 0,25- bis r =» 0,4 2tt gelangen , ziem-
lich nahe gleich sind, ^ebenso die ^Zwischenzeiten zwischen
r = 0,6 und r = 0,5, oder r = 0,287 «nd r = 0>25, oder
r s=3 0^4 und r = 0)5-^ nahe> gleich sind, und dafs diese Zeiten
sich verhalten wie 7 KU 3* Nun betragt die Länge des der. letz-
ten Zwischenzeit entsprechenden (aus den in dieser Zeit ausge-
gangenen Theilchen bestehenden) Schweifes in den drei Stellun-
gen des Kometen 0,015. p, 0,070. p» 0|027.p, und die mittlere
Intensität des Lichtes fiir diesen zunächst am Kometen liegen-
den Theil des SchweiÜBS stände in umgekehrtem Verhältnisse
dieser Zahlen« Nimmt man dagegen , als. zweite Voraussetzung,
an, wozu wir ziemlich berechtigt zu seyn scheinen^ dafs die
Menge der vom Kometen losgerissenen Theilchen der Gr^^lse der
abstoben den Kraft proportional sty , so findet man , dafs für die
in den eben erwähnten Zeiten entstandenen Theile des Schwei- .
fes die Längen
1 Diese Schweife slnct In meinen Vorlesangen über die Astron«
Taf. X. im 2. Th. darge»tellt.
948 Komet.
= 0,015, =0,0?0, =0,027
bleiben , aber ihnen eine mittlere LichtstäilKe "
= •96, =100, =80
zukommt , dafs also Tor der Sonnennähe , als die Anomalie des
Kometen = 90* war, der nur0,015 lange Schweif nicht mehr
mittlere Intensität des Lichtes besafs, als der von = 0,t)70 Lange
in der Sonnennahe, und dafs nach der Sonnennfihe bei 90*
Anomalie der ungefähr doppelt so lange Schweif doch in sei-
ner ganzen Lange noch eine fast gleiche Intensität des Lichtes
besafs , wie der kürzere vor der Sonnennähe. DieCs sind Resul-
tate, die der Erfahrung nahe genug entsprechen, und da'das
Gesetz der Aussendung der Schweiftheilchen gewifs sich nicht
ganz genau an die GfOfse der abstofsenden Kraf^ bindet , da es
o£Penbar Abänderungen nach Mafsgabe der Materie, welche zum
Aussenden da ist, leidet, so'k^Snnte man mit dieser Ucfberein-
Stimmung immer zufrieden seyn.
Ich theile noch die Berechnung eines zweiten Falles mit,
wo in gleichen Entfernungen die abstofsende Kraft 48 mal so
grols, als die anziehende Kraft angenommen ist. Da ich hier
eben die drei Stellungen des Kometen nehme, -so kann ich mich
kürzer ausdrucken. Für die erste Stellung gehören zusammen :
T = 0,6221, Q = 2,010,, V = 104*55' 36"
r = 0,6, Q = 0,8196, ip = 92 50 6
X = 0,5, Q = 0,5, V = 90 0 0.
Hier hatte also der in dem letzten Zeiträume entstandene Schweif
eine Länge = 0,320 , bei ungefähr 2^ 50^ Zurückbeugung. Für
die zweite Stellung geh($ren zusammen : ^
r = 0,5,
Q = 2,7420,
V
= 78» 16* 13"
r = 0,29,
Q = 1,1247,
V
= 29 1 24
r = 0,256,
Q = 0,4816,
V
= 6 42 25
r = 0,25,
p = 0,25
V
=* 0 0 0.
Für di« dritte Stellang gehttreti zusammen :
r = 0,25>
Q =. 4,279,
V
= 15»45'26r.
r = 0,3,
Q = 2,423,
V^'
=« 61 17 2
» = 0,4,
9 = 1,003,
^
= 84 28 13
t =» 0,46,
C = 0,585,
V
=»89 30 33
t = 0,5,
f = 0,5.
V
= 90 0 0.
Wenn yrir blofs auf
die Lange des entstandenen Schweifes sehen
und ans auf die tiemlioh gleichen
Zeiten beschränken,
da der
Komet Ton
/
Bildung der" Schweife. 94d
T = 0,6 bis t *= 0,5,
da er von t s^ 0,20 bis t es 0,25,
und Ton r axs 0,4 bis r = 0,5
gelangte, so sind die entstandenen Langendes Schweifes
= 0,32, = 0,95, =* 0,52.
Aber die mittlere Intensität des Lichtes dieser drei Schweife ist,
wenn ich die Menge der Licht aussendenden Theitchen auf die
Weise , wie «vorhin , der GrOfse der abstolsenden Kraft gemUi|
bestisiiae , in den drei Füllen
= 0,61, fca J,00, = 0,56.
Wenn man dagegen sich auf einen nodi kleinem Theil des'
Schweifeis beschränkt undiiir die beiden lettten Stellungen des
Kometen nur denjenigen Theil betrachtete der in den letaten
zwei Fünfteln der eben angenommenen Zeit entstanden ist^
nämlich während iei Komet von
r = 0,256 bis r = 0,25
und da er von r c=s 0,46 bis r = 0,5
fortgeht, so findet man die mittlere Intensität des Lichtes bei-
nahe' gleich =3 1,58 im einen und = 1,46 im andern Falle , die
Länge aber im ersten- Falle =sQy24, also dreimal so grols, als
im zweiten =; 0,08.
Diese Folgerungen über die Zunahme des Schweifes um die
Zeit des Perihelii und kurz nachher und über die Abnahme des-
selben, wenn der Komet sich mehr von der Sonne entfernt,
stimmen , w^nn man noch auf keine ganz strenge Yergleichung
mit den Beobachtungen eingeht, recht wohl mit denselben
überein*
Wir haben bisher die vom Kometen ausgehenden Schweif«
theilchen so angesehen , als ob sie genau die anfängliche Ge«
schwindigkeit des Kometen selbst hätten ; aber das ist nicht
nothwendig und scheint offenbar bei den Kometen nicht der
Fall zu seyn , die einen gegen das Ende hin sehr ausgebreiteten
Schweif haben. Wenn der Komet selbst eine abstofsende Kraft
auf die^Schweif theil eben ausübt, so müssen die gegen die Sonne
zu abgeAolsenen Theilchen , nachdem sie ihre gröfste Entfer-* '
nnng vom Kometen erreicht haben , von der Sonne abwärts zu
stKknen anfangen ; sie haben also , wenn sie auf der Kometen-
bahn ^ankommen , läne etwas andere Geschwindigkeit, als der
Komet selbst, und zwar die ihm vorangehenden eine etwas grtf-
fsere, die nachfolgenden eine etwas kleinere, verbunden mit
950 Komet.
einer von der Sonne ähnnhU gehenden Geschwindigkeit Um
nur ungefähr zu zeigen, welchen Einfluls eine solche Geachwin-
digkeit der Vorauseilenden und der zurückbleibenden Theilchen
auf die Gestalt des Schweifes hat, habe ich ein Beispiel berech-
net, wo die abstofsende Kraft der Sonne der auf den Körper
4es Kometen wirkenden anziehenden Kraft gleich, die auf den
Rfldiua Vector senkrechte gegen den Kometen relative Geschwin*-
digkeit der Theikhen aber halb so grofs als die Geschwindigkeit
des Kometen selbst und die Geschwindigkeit nach , der Richtung
des Rad. Vect. der des Kometen gleich ist. . i>ann ergiebt sich,
yrffon (»'» V^' sich auf die vorangehenden, (>", ^' sich auf die nach-*
folgenden Theilchen beziehen , für die erste Stellung des Kome—
teni wo r=7 0^5 war, als zusammengehörend:
x^0,6... 9=0,6557, p' =0,6376, ^^=86^32', V'''=9r«53|.'
x=0,5... p'=p"=.0,5, ^'==yÄ=gö«0',
für die zweite Stellung, r==0,25 J
r=0,4, (» = 0,7734, 9'= 0,6178, v=36« IS', v'=65«9i',
^=0,287, (?'=0,5073, ^'=0,4377, ^^=10» 8', v"=32n',
r=0,25, p'=:p"=0,25, V'=V"=0«0',
für die dritte Stellung, 1=0,52
ri=0,3, p = 1,0428, (>' =0,9232, ip=79»59^, y'=58«244',
^=0,4, (»'=0,6997, (»"=0,670, v=92«44V v' = 79«30,
r=0,5, q'=q''^0,5, ^'=y/'=90'*tf.
Um hier die Lichtstärke der einzelnen Theile zu berechnen,
mUfste man noch mehrere Voraussetzungen über die Austheilung
der mit verschiedenen relativen Geschwindigkeiten (in Bezie-
hung auf den Kometen) begabten Theilchen annehmen. Hierbei
zu verweilen , würde jetzt noch zu voreilig seyn ; ich bemerke
daher nur,, dafs man die fächerförmig ausgebreitete Form des
Schweifes weniger breit erhalten würde und damit eine den
Beobachtungen mehr entsprechende Form erhielte, wenn man
die relative Geschwindigkeit senkrecht auf den Radius Vector
geringer setzte*
Diese Folgerungen alle wegichen nicht so merklich von der
Erfahrung ab, dafs man sich nicht geneigt finden könnte, die
Theorie als die richtige anzusehen^ aber bei einer schärferen
Vergleichung bieten sich dennoch Zweifel dagegen dar« Sehen
wir nämlich jetzt nur auf die Axe.des Schweifes, auf die Mittel-
Bildung, der Schweife. ftSl
Hnie zwitchen seinen beiden Grenzen ^9 90 ktenen wir« die
TheOchen , die sich in dieser befinden , so ansehen , als ob sie
Uofs die eigene Geschwindigkeit des Kometen als Anfangsge-
schwindigkeit besafsen, ond nun lidTse sich aus den BeobachtuQ«»
gen finden, wie grofs die abstolsende Kraft seyn müfste, damit
das Schweiftheilchen in den beobachteten Panct gelange. Die
Formeln zeigen (und selbst eine oberflächliche Untersuchung
filier die Gleichheit der Sectoren in gleichen Zeiten zeigt), dafs
man die Gröfse der abstoftenden Kraft und den Ort, wp das
Theilchen den Kometen verliefs, aus den in der Beobachtung
gegebenen Gräben finden kann , und nun sollte sich der Werth
der abstobenden Kraft in Vergleichung gegen die anziehende
gleich grofs finden , welchen Punct des Schweifes man auch in*
Betrachtapg zage. Dieses findet aber nicht statt und nötlugt un»
au dem Gestandnisse, dafs die Theorie noch in wesentlichen
Puncteu einer Conrection bedarf Diese Rechnungen, auf einige
Beobachtungen des grolsen- Kometen von 1811 angewandt, ge-
ben Folgendes» BfiSSKL beobachtete am 11. Sept. die Lage der ,
Axe des Schweifes und bestimnfte einen Punct in ihr, der
=sO,0248.p, ungefähr 2 Millionen Meilen von dem Kometen ent-
fernt war; die Berechnung zeigt, dafs das dortbeobachteteTheil-
ohen vor ISi Tagen den Kometen verlasseü haben und dafs die
abstofsende Kraft ^ss 2,4Ö der anziehenden se3m mufste, wenn
übrigens unsere bisherigen Voraassetzungen gelten: Eine andere
Beobachtung vpn Bbssbl am 5.0ct., gerichtet auf ein 0,0238. p
-vom Kometen entferntes Theilchen, giebt die Kraft £=:5,7* Aber
entscheidender spricht sich die Abweichung der Theorie von
der Erfahrung aus , wenn man für einerlei Zeitpunct zwei un-
gleich vom Kometen entfernte Puncte des Schweifes berechnet«
Die Zeichnung des Kometen von 1811 für den 11. Oct giebt
für einen, nur um 0,0130. p, ungefähr 1 Million Meilen vom
Kometen entfernten, Punct der Schweifaxe eine so starke Zpriick-
beugung, dafs, nur eine abstofsende Kraft es 0,9 erfordcriioh
wäre , um die Schweiftheilchen in die der Beobächtmig entspre*
chende Lage zubringen; führt man dagegen für eben die Zeit
die Rechnung für ei«en 0,1348. p, ttnge£ähr 10 Millionen Meilen
vom Kometen eflitfsroten Punct, sOteäfste man die Kraft c!siQ,85
1 Wie man die wahre Axe des Schweifkonoidt so genaa als
mngllck findet 9 habe toh in der asir.Ziitiokr. L 6M. geseigt
V. Bd. Ppp
952 Komet.
annehmen. Diese Abweichung der Theorie von der Erfahhing
zeigt sich zwar um etwas vermindert, "v^enn man an die anfaDg-
liehe Geschwindigkeit denkt ^ mit welcher selbst die in der Axe
des Schweifes liegenden Thieilchen« vom Scheitel des Schweif-^
konoids her ankommen mochten, als sie beim Fortgehen von der
Sonne abwärts, vor dem Kometen Vorbei gingen ; aber dennoch
zeigt sich immer, dafs der Schweif sehr nahe am Kometen stär*
ker zurückgebeugt ist, als er nach dieser Theorie seyn sollte«
Vergleichungen ^er Theorie mit den Beobachtungen des Kome-^
ten von 1744 geben eben solche Abweichungen,
Hieraus scheint sich das Resultat zu ergeben , dafs die von
der Sonne abwärts aufsteigenden Schweiftheilchen nicht blob
dieser abstolsenden Kraft folgen , sondern zugleich einen merk-
lichen Widerstand finden und daher sogleich sehr merklich hin-
ter dem Kometen zurückbleiben ; und es verdiente nun eigent-
lich die Frage , ob die Rücksicht auf einen splchen Widerstand
die Phänomene genügend erkläre, eine genaue Beantwortung»
Dieses I^oblem auf eine irgend genügende Weise zu Idsien» ist
fnir nicht gelungen, und ich mu£s es daher gänzlich unentschie-
den lassen , ob die vorhin angeführten Umstände , ;^elche in der
Erfahrung so sind , wie die Theorie sie ergab , zu einiger Be-
gründung der Hoffnung führen , dafs jene Theorie , mit Rück-
sicht auf den Widerstand verbessert , richtig seyn könne. DaJs
die auf die Schweiftheilchen wirkende abstofsende Kraft bei ver-
schiedenen Kometen verschieden seyn könnte, dafs einige vom
Kometen aufsteigende Materien stärker, andere schwächer abge-
stofsen werden könnten und dapn zwei oder mehr Schweife von
ganz ungleicher Ktümmung sich bilden mülsten , das liefse sich
wohl einsehen, und eine Anwendung der Rechnung auf einzelne
Kometen würde hier mannigfialtige Belehrung gewähren , wenn
die Hauptsätze der Theorie erst festgestellt wären. Wie man
die nach der Sonne gerichteten Schweife, oder die, deren Rich-
tung sehr weit von der Opposition abweicht, erklären solle,
würde alsdann eine besondere Erwägung V-erdienen^
Unter den von andern Schriftstellern angegebenen Meinun-
gen über die Entstehung der Kometenschweife sind nur wenige •
von der Art , dafs sie hiejr Yiäl^er betrachtet zu WMden verdienen.
PiAzzi's Meinung^ scheint mir weder an sich glaublich, noch
1 Delltt cometa dell* anno 1811.
Bildung der Schweife. 0S3
sor ErUXrang iei Encheinungen recht geeignet* Wenn es «nch
gegründet seyn mag, was dieser Astronom annimmt, dafs der
Komet materielle Theilchen an sich zieht, so ist es doch gar
nicht anzunehmen, dals diese Anziehung bis nof 10 oder 20
Millionen Meilen merklich seyn und noch da eine solche Ver«
dichtnng der angezogenen Theilchen bewirken sollte , dals sie
durch eignes oder reflectirtes Licht sichtbar 'würden, und es er-
hellet gar nicht, warum sie nur in der der Sonne beinahe gerade
entgegengesetzten Richtung vorhanden seyn oder nur da' so be-
schämen seyn sollten , dafs sie uns reflectirtes Licht (denn mxt
das scheint PiAzzi ihnen beizulegen) znsenden*
Etwas mehr durchgeführt, aber ganz unhaltbar, ist LbH'*
MAVH^s Hypothese^. Er nimmt an, dafs diejenigen Kometen^
'welche keinen Schweif haben , sich wie die Hauptplaneten so
tun ihre Axe drehen , dafs sie der Sonne abwechselnd ihre yer*
schiedenen Seiten zuwenden, dafs hingegen die geschweiften
Kdmeten der Sonne immer dieselbe und zwar diejenige Seite
zuwenden , welche die meiste Masse hat* Er nimmt femer eine
Expansivkraft der den Kometen umgebenden Materie an , ohne
jedoch zu sagen , dals diese nach der Richtung von der Sonne
abwärts stärker wirken solle, sondern erkliut die nur nach der
einen Richtung gröfsere Ausdehnung der Kometen - AtmosphMre
daraus , dab die Schwungkraft an der von der Sonne abgewand«*
tan Seite gröfser und die Anziehungskraft der Sonne dort kleinst
sey; so entstehe also ein Uebergewicht der Expansivkrafit , oder
die atmosphärischen Theilchen werden, wie er glaubt, durch
eine Art von Fluth an jener Seite angehäuft. Hierbei erscheint
es aber als ganz willkürlich angepommen , dafs die Expansiv«»
kraft un^ nur da ihre Wirkung zeigt, wo jener doch in dev
That höchst geringe Unterschied der gegen die Sonne wirkenden
Kraft statt findet; Wäre eine nach allen Richtungen gleich wir-*
kende Expansivkraft vorhanden, so erhellet durchaus nicht, war-
um sie nicht auch nach einer auf den Radius Vector senkrech*
ten Richtung die Kometen •* Atmosphäre erweitem sollte , und
die Verlängerung nach der Richtung des Radius Vector könnte
gewib, so wie bei der Ebbe und Fluth auf der Erde, nur höchst
unbedeutend seyn. Lermavit bezieht sich zwar auf die Resul*
täte seines Calculs, allein auch dieser ist nicht so weit fortge«
1 Astr. Jahrb. 18% 8. 161.
Ppp2
954 Komet.
iiihrt, als zur festen Begründting seiner Hypothese erforderlich
gewesen wäre^«
' Vielleicht die allemngenügendste ErklSrang der Kometen-»
schweife ist die von Cardabtus angegebene, die noch neoerlich
Ton PoMfEB DE Lauvb wiedcf T^rtheidigt worden i^t. Nach
des Letztem Meinung sind die Kometen aus einem durchsichti-
gen Flüssigen zusammengesetzt, und so wie man sich einer
Glaskugel mit Wasser gefüllt bediene, nm ein mehr gesammeltes
licht zu erhalten, so sammle die Kometenkugel das Licht hin-
ter.sich und stelle den Schweif dar ^. Flavogrouvs zeigt, dals
die Phänomene des Schweifes dieser Hypothese nicht einmal
entsprechen und da(s das von Cahdahu9 angeführte Experiment
gerade das Gegentheil von dem betveise f i^as es beweisen soll.
Cardavus nämlich liefs in ein übrigens verdutikeltes Zimmer
das Licht durch eine Glaskugel einfallen ; da zeigte sich freilich
ein heller Strahl dtgrch den Wiederschein an Sonnenstäubchen
und andern sichtbaren Theilchen, aber Flaugergubs bemerkt
mit Recht, er hätte nur die Fensterladen Offnen sollen, um sieh
sa iib erzeugen , dafs dann kein Schweif der durchsichtigen Ku-
gel mehr sichtbar bleibe^
Ich schlieüse diese Bemerkungen über die Kometenschweife
mit der Erwähnung der Frage, welchen Einflufs der Kometen-
schweif auf unsere Atmosphäre haben würde, wenn er sie er-
reichte. Beantworten kann niemand diese Frage und die altem
Hypothesen, die die Siindlluth von einem Kometen herleitl'tea
XL s. w., brauchen nicht mehr erwähnt zu werden. Es ist einiger-
mafsen glaublich, daCs am 26« Juni 1819 die Erde durch den
Schweif ^% damals erschienenen Kometen gegangen ist; aber
eine Wirkung hat, niemand wahrgenommen, da die grofse Hitze
um jene Zeit oft auch statt gefunden hat, wenn kein Komet in
unserer Nachbarschaft vorhanden war.
lieber die allmälige Ausbildung der Kometen und über den
Einflufs, den jede Rückkehr zur Sonnennähe auf diese Ausbil-
dung haben mag, hat vorzüglich Hkrschbl eine umständlich
entwickelte Meinung angegeben. Nach seiner Meinung^, der
1 Dtfqnisitiones nonnullae mechanicae de ongine caadamm eo-
meUram cet. Gott. 1821 8.
2 Trait^ et defioition des comdtes. Aooen IBIS.
8 Philo«. Tratisact. 1812. p. 115. 229.
Bildung der Schweife. 055
ttiich Laplack seinen Beifall gegeben hat', bestehen die Kome--
ten aus eben solcher Materie , wie diejenigen Nebelflecke , die
nach seinen Beobachtungen als noch unausgebildete Massen
fin^r sehr dünnen , selbst leuchtenden Materie im Welträume
schweben und vilelleicht sphon fiir sich allein zu einer allmäligen
Verdichtung gelangen. Wenn diese unserer Sonne nahe genug
kommen, um ihrer Attraction zu folgen, so beschreiben sie, eben
so gut I wie es dichtere Körper thun würden , eine Ellipse , Pa-
rabel oder Hyperbel um die Sonne. Diese Materie ist aber der
Verdünnung durch den Einflufs der Sonne oder durch die Son«
nenwärme so sehr fähig , dafs ein Anschwellen der Kometen-
Atmosphäre besonders an. der der Sonne zugekehrten Seittf ent-
steht, weshalb der Kern auch bei dem Kometen von 1811 nicht
geqau in der Mitte des den Nebel bildenden Kopfes des Kometen
erschien. Die neblige Materie des Kometen , die vermuthlich
in gröfserer Entfernung * von der Sonne eine sphärische Form
hatte, steigt also voor dem Kometen auf und wird nun durch den
Impuls der Sonnenstrahlen (so drückt Hbrschel es aus) in ein«
kleine Bewegung gesetzt, so allmälig von der Sonne entfernt
und in einer etwas divergirenden Richtung der Region der Fix-
sterne zugefi^hrt. Da nun auf diese Weise ein^ sbhr grofse
Menge feiner Flüssigkeiten , wenn gleich in sehr verdünntem
Zustande, dem Kometen entrissen wird, so ist zu vermuthen,
dafs der Komet dadurch in einen verdichtetem Zi^stand übergeht
und dafs diejenigen Kometen , die schon öfter ihre Sonnennähe
erreicht haben , zu einem mehr verdichteten Zustande gelangt
sind und daher keine so grofsen Schweife zeigen, als diejenigen,
die noch viele Materie , welche der Verflüchtigung in der Son-
nennähe noch nicht ausgesetzt gewesen ist, mitbringen. Auf
diese Weisa könnte man die grofse Länge eines Kdm et en Schwei-
fes entweder als einen Beweis ansehen , dafs der Komet noch
selten oder nie in die Sonnennähe gekommen sey, oder auch,
dah er bei dem Durchlaufen seiner wßit ausgedehnten Bahn
neue , noch unverdichtete Nebelmaterie aufgenommen habe.
Laclace hat in Hinsicht auf diese Veränderung noch den
Gedanken geäufsert, dafs diese Verflüchtigung, die dem Ver-
dunsten. 4uf der Erde gleicht, die grofsen Einwirkungen der
1 £xpos. da syst, da nmtfde. Liv. 2. cluip. 5. und Connoiss. cUss
Tems. 1816^ p. SIS.
956 Kraft.
Sonne oiet Sonnenwarme anf den dichtem Theil des Kometen
vermindere, indem bei diesem Processe eine grofse Menge
Wärme in den latenten Znstand versetzt werden mOge.
Laflacb hat an Hcasghel's Hypothese noch eine Unter-
suchung geknüpft^. Wenn die Kometen aus Nebelmassen be-
stehen, die nach allen möglichen Richtungen und mit allen m0g*
liehen CSeschwindigkeiten in den Wirkungskreis unserer Sonne
eintreten , so müDsten diese eben so gut Hyperbeln als Ellipsen
beschreiben kOnqen ; es scheint daher der Umstafod , dafs noch
kein Komet , der eine auffallend hyperbolische Bahn durchläuft,
beobachtet worden ist, dieser Hypbthe$e entgegen zu seyn. La-
FI.ACK zeigt, dafs, obgleich im Allgemeinen eine Hyperbel hier
ebenso wohl statt finden könnte, als eine Ellipse, dennoch die~
jenigen Fälle , wo ein Komet der Sonne so nahe kommt, dafi er
von uns beobachtet werden kann, vorzugsweise den elliptischen
Bahnen angehören und dafs daher nur sehr selten ein Komet
erscheinen kann, dessen Bahn in merklichem Grade h3icperbo«
lisch wäre. ^Uebrigens fugt Laplack an die Vermuthungen
Herschel's noch den Schluis, dafs die Koipeten bei jeder An«
kunft in der Sonnennähe an Masse verlieren müssen und daher
wohl auch ganz aufgelöst werden könnten, wenn gleich der an-'
dere Enfolg, dafs zuletzt ein immer mehr verdichteter Kern
übrig bleibe, auch statt finden könne. Milyk glaubt in dem
geringem Glänze , den der Halleysche Komet bei seiner letzten
Sichtbarkeit zeigte, eine Bestätigung dieser Hypothese zu^nden,
^e man indefs nicht eher vollkommen anerkennen kann, als bis
noch mehrere Beobachtungen zu gleichen Schlüssen berechtigen.
Merkwürdig ist es aber, dafs schon Kkflkr ähnliche Ansichten
gcäubert und hinzugesetzt hat: sicut bombyces filo fundendo, sie
cpmetas cauda exspiranda consumi ac deni^ue mori^^ B.
Kraft.
Fia; Force; Force , Power*
Der Ausdruck Kraß wird unzählig oft gebraucht , ohne
dab bei weitem in den meisten Fällen irgend eineUndeutlichkeit
oder ein Mifsverständnifs dabei obwaltet, und dennoch ist eine
1 Connoias. des T^ma. 1806. p. t^
2 Kepler de cometit. p. 101.
Arten derselben« 057
aUgameine und scharfe Feststellung des daihlt zu verbindenden
B^riffes vielen önd groben Sohwierigkeiten unterworfen , wel-
ches hauptsächlich auf der Vielfachheit seiner Anwendung be-
ruhet. Man sagt nämlich, die Kraft des Geisips und Verstandes,
die Kraft der Gesetze, der Gewohnheit, die Kraft des Lichtes,
räies Menschen, des Schielspulvers, eines Rammklotzes u.s.w.,
und bedient sich aUo dieses Ausdruckes bei geistigen und kör-
perlichen , lebenden und leblosen Gegenständen« Die gewöhn-
liche Definition , wonach Kraft alles dasjenige bezeichnet, was
Bewegung erzeugt oder hindert und ändert, ist zunächst aus
der Mechanik entnommen, aber es fragt sich, ob sie alle Anwen-
dungen des Wortes umfafst. 'VV^fd^n diese in ihrem ganzen
Umfange genommen, so genügt die gegebene Definition nichti
sondern das Wort Kraft bezeichnet >ede Ursache irgend einer
Wirkung, welche diese noth wendig erzeugt und durch dieGrölse
der letzteren meXsbar ist« Hiernach sind dann die Kräfte zwei-
facher Art , nämlich geistige und der Materie inhärirende , wo-
von die ersteren durchaus nicht in das Gebiet der Physik gehören
tind daher auch bei allen nachfolgenden Untersuchungen und
Bestimmungen ^überall nicht berücksichtigt werden \ Auch die
der sinnlich wahrnehmbaren Natur eigenthümlichen Kräfte sind
aufserordentlich vielfach, bewirken, hindern und modificiien
-wohl ohne Ausnahme Bewegung , und auf diese pafst daher die
oben mitgetheilte Definition mindestens ungleich besser.
Die physischen Kräfte, welche die vielfachsten und man-
nigfaltigsten Bewegungen erzeugen , werden in den Encyklopä-
dien meistens alphabetisch geordnet vorgetragen. Indem aber
hierbei viele Wiederholungen unvermeidlich sind, eine klare
Uebersicht des Ganzen dadurch aber mehr erschwert als erleich-
tert wird, so scheint es mir* am zweckmäfsigsten zu seyn, die
-veichtigsten Untersuchungen der verschiedenen Kräfte , von dem
Allgemeineren zum Speciell^n übergehend , auf einandei; folgen
zu lassen.
1) £ine wichtige naturphilosophische Erörterung betrifft
sanächst die Frage, ob es selbstständige, für sich bestehende,
physische Kräfte geben k(^nne oder ob jede Kraft an irgend ein
aröberes materielles oder ein ätherisches Vehikel gebunden seyn
müsse« Nach der Ansicht einiger deutschen Naturphilosophen
1 Yergl. Art. NaturUhre.
958 Kraft.
der neneien Zeit sollte die eelbstständige Exsistens von Kräften
''hickt blob möglieb 8ey.a» 9Qadera alle Materie sogar aus zwei
Kräften, der Debnkraft und Ziehkraft , bestehen und untes Vor*
aussetzung einer Theilbarkeit ins Unendliche wieder in diese
zurückkehren können, wonach dann allerdings diese beiden
Kräfte selbststündiger seyn i^iiifsten, als alle Materie. Alleia
diese sogenannte dynamische Theorie ist, oder war vielmehr^
eigentlicher ein Spiel der Phantasie , als eine acht Wissenschaft*
liehe Bestimmung, und es lohnet sich daher kaum der Mühe,
auf eine ernstliche Widerlegung derselben einzugehen. Fast auf
gleiche Weise gehaltlos sind die Hypothesen derjenigen, welche
die unwägbaren Potenzen ( Inponderabilien , Incoercibilien) als
blofse Kräfte oder Thätigkeiten betrachteten oder ihr eigentli-
ches Wesen durch die Einführung eines solchen Namens erklärt
zu haben wähnten. Ueberhaupt wurden solche Namen ohne
scharfe ßestimniung der Begriffe mit einer gewissen Leichtfertig-
keit aufgestellt und eine oberflächliche Anwendung derselben
Rollte den Abgang einer eigentlichen Erklärung der Sache er-
setzen. So war unter andern gar nicht bestimmt i ob diese so-
genannten Kräfte (jrhätigkeiten) für sich oder nur in ihren Wir-
kungen wahrnehmbar wären , ob ihre Exsistenz als eine selbst-
ständige und an irgend einem gewissen Orte fortdauernde za
betrachten ifiy oder ob sie zugleich mit ihrer Aeufsemng auf-
hörten , demnächst aber wieder entständen, und Letzteres dann
entweder durch sich selbst oder durch irgend ein anderes höheres
schaffendes Princip. Die unwissenschaftliche Oberflächlichkeit
bei der Aufstellung solcher Theorien wird augenfällig, sobald
man nur die ausgesprochenen Sätze im Einzelnen prüft. Wird
also namentlich die Elektricität eine blofse Kraft oder Thätigkeit
genannt, so fragt sich, wenn z. B. ein geladener Conductor
durch einen abgegebenen Funken in seinen ursprünglichen Zu-*»
stand zurücktritt, ob dieser Funke, welcher doch eigentliche
Elektricität, also Ktaft oder Thätigkeit ist, eine leuchtende oder
eine mechanisch wirkende oder eine aus beiden zusammenge-
setzte Kraft sey, ob beide Aeufserungen als nothwendig ver-
bunden und im Wesen derselben Kraft gegründet oder nur «n«-
fällig vereinigt erscheinen , oder ob die ihrem Wesen nach nnr
leuchtende Kraß eine zweite mechanisch wirkende als hinzuge-
kommen besitzt, wo dieselbe und in welchem Zustande sie nach
ihrer Vereinigung mit der Erde bleibt, ob sie als dauernde Kraft
Arten derselben. 959
stets zn wifksn d« k. sn leachtsn nnd mechanische, Effecte zu
erzeugen fortfahrt , oder erstirbt (sur Unkraft wird), und durch
^reiches in ihr' oder aufiBer ihr liegende Agens sie wieder zoi
thätigen d. ii. sur wirklichen Kraft zurückkehrt. Auf alle diese
K^nd ähnliche nothweodige Fragen wird bei der Allgemeinheit
and Unbestimmtheit solcher Ausdrücke keine Rücksicht genom-p
men, ja sogar nicht einmal erwogen, dafs eine unwirksame Kraft
oder^ine upthätige Thätigkeit einen logischen Widersprach ein«
schliefst und mit der Aufhebung des Effectes einer Kraft durch
den Effect einer andern ihr entgegen wirkenden nicht verwechselt
werden darf. Die Erscheinungen der physischen Welt , selbst
auch diejenigen, welche die sogenannten Inco^rcibilien darbie*"
ten , lassen sich di^semnach nicht fuglich auf eine blofse Kraft
' zurückführen, vielmehr zeigen gründliche und genaue Untersu-*
chungen derselben, dafs ihnen auf allen Fall ein materielles
Substratum, wenn auch kein eigenthümlichet Stoff, wie nam'ent^
lieh bei den Schallwellen , zum Grande liege.
2) Die Schallwellen äulsern eine Wirkung auf die Gehör-
werkzeuge , die Undulationen des Lichtes aef die Organe des
Auges (HuTOBv's Theorie einmal als richtig angenommen}, und
wenn nach Rumvord, Datt n. a, die Warmephünomene auf
ähnlichen Schwingungen (Rß^onsJ berahen , so erzeugen auch
diese unverkennbare ££fecte ; es könnte also gefragt werden , ob
diese Wellen an sich, also nicht die Substanz, worin sie statt
finden, sondern nur dieser Zustand des Undulirens, mithin et*
was nicht Materielles , eine Kraft besitze. Genau genommen ist
indels nicht sowohl der Zustand des Bewegtseyns an sich die
Ursache der erzeugten Wirkung, als vielmehr der bewegte Kör-»
per, jedoch nur in so fern, als eine Bewegung desselben statt
findet, nnd es Uifst sich daher nicht eigentlich sagen, dafs ein
bloiser Zustand eine Kraft besitze, sondern nur ein Körper,
wenR er sich in einem gewissen Zustande befindet. So laist
sich namentlich beim Schalle nicht dem Zustande des Undulirens
der Luft die Wirkung beilegen, welche auf die Gehörwerkzeuge
hervorgebracht wird, sondern der Luft, insofern sie wellenartige
Schwingungen macht , und will man z. B, den Magnetismus als
eine eigenthumliche Beschaffenheit gewisser Körper betrachten,
so bleibt es allezeit der Körper oder die ihm angehörige Potenz,
welche die beobachteten Wirkungen äufsert, woraus>sich also
abermals ergiebt, dafs die den genannten Wirkungen zum Gmnde
060 Kraft.
liegenden Kräfte an irgend eine materielle Baftii gebunden sind.
Ueberhanpt scheint mir im Gebiete alles dessen, was zur Natuc-
lehre gehdrt , überall keine selbstständige und an kein materielles
Substratum gebundene Kraft vorhanden oder auch nur möglich
zu seyn.'
3) Der bewegenden Kräfte giebt es im Allgemeinen zwei
Classen, nämlich die dauernden und die fforilberffehendefif beide
bestimmt ynterscheidbar, wenn sie auch in vielen Fällen in ein--
ander übergehen K Vorübergehend sind diejenigen , welche im
Momente ihrer Wirksamkeit erschöpft werden , z. B. die Kraft,
womit ein bewegter Körper einen ruhenden oder bewegten stölst^
ein Hammer den Nagel, eine Geschützkugel die Mauer trüfk,
oder womit eine gegebene Wassermenge gegen die Schaufel des
Mühlrades stöfst, oder das aus dem entzündeten Schiefspulver
entwickelte Gas gegen die umgebende Hülle drückt. Dahin ge-
hört dann auch diejenige Kraft, mit welcher alle bewegten oder
schwingenden Wellen die verschiedenen Körper und Organe tref-
fen ; denn jede einzelne Schallwelle z« B. , deren eine gewisse
Menge in einer gegebenen Zeit erfolgen müssen , wenn die Em-
pfindung eines eigenthümlichen Tones erzeugt werden soy, ver-
schwindet selbst, und somit auch die wirksame Kraft derselben,
in dem Augenblicke, in welchem sie diese äufsert. Ab Beispiele
fortdauernder Kräfte , die man meistens absolute genannt hat,
können dagegen vorzüglich dienen die Newtonsche Anziehung,
die Kraft der Cohäsion und die der Repulsion , welche die Ele-
mente der Körper hindert , mit einander in unmittelbare Berüh-
rung zu kommen , die Elasticität der gesperrten Gase und selbst
der aufgewundenen Uhrfedern u. s* w. Ob indels die letztere
nicht mit der Zeit unmerklich abnimmt, insofern die stets ge-
spannten Theile allmälig in ihrer Wirksamkeit nachlassen, bleibt
mindestens fraglich. Unter die Kräfte endlich, welche zwischen
beiden in der Mitte liegen, gehören diejenigen, womit die durch
Wülensthätigkeit angespannten thierisichen Muskeln wirken ,, in-
1 Man antertcheidet sonst aach drei Arten von bewegenden Kräf>
ten : 1 ) aagenblicklioh wirkende, welche eine gieichinärsige Bewegung
erzeugen, wenn nic^t Hindernisse eine Veränderong hervorbringen;
2) stetig nud gleichmaräig wirkende, welche eine gleichmafsig be-
tchlennigte ^ewc^^nng zur Folge haben; 3) stetig und nngleichmafsig
wirkende, deren Demonsli f^'.ion am schwierigsten ist. 8. Rees Cyclop.
T. XV. Art. Force.
Arten derselben« 961
dem diese £W«y im Momente ihrer Wirksamkeit ^nfhttrenv zn-*
gleich aber auch länger dauern können , endlich aber durch die
nothwendig eintretende Ermüdung erschöpft werden müssen,
' 4) Eine von denjenigen Untersuchungen der bewegenden
Kräfte , womit sich die alten Geometer am meisten beschäftigt
haben, ist die Bezeichnung derselben durch todie und lebendigst
Man könnte diejenige Kraft eine todte oder richtiger eine latente
nennen , welche awar in so fern als vorhanden seyend su be-r
trachten ist, als sie jederzeit hervorgerufen werden kann und
also in ihren Bedingungen vollständig V4>rhanden ist , zur gege<P
benen Zeit aber allerdings nicht als wirkend, folglich auch, ge-»
nau genommen, gar nicht exsistirt. So darf man z. B« dem
Schiefspulver die Kraft beilegen , einen gewissen Widerstand zu
überwinden, diese aber zugleich so lange latent nennen, bis
dasselbe entzündet ist Hierbei wird aber o£Fenbar das Vermö-
gen oder die Fähigkeit eines ^raftäufserung mit einer vorhande-r
nen Kraft selbst verwechselt , welche letztere in dem nicht entr
zündeten Schiefspulver keineswegs schon wirklich vorhanden
ist; nach der Entzündung eicsistirt aber das Schiefspulver selbst
nicht mehr, sondern ist in Gase verwandelt, welche dann in
einen engen Raum comprimirt die Kraftäuberung zeigen. Sine
latente Kraft , insofern das Wesen der letzteren durch ihre
Wirksamkeit gegeben wird , ist also eigentlich ganz undenkbar
nnd liegt dabei offenbar die Verwechselung der Möglichkeit mit
der Wirklichkeit einer Kraftäulserong zum Grunde.
Die Abtheilung der Kräfte in (odte und lebendige, welche
im Jahre 1686 zuerst durch Lkibvitz^ aufgestellt wurde, um
das von ihm angegebene Mals der Kräfte zu erläutern, bezeichnet
übrigens etwas ganz, anderes. Hiemach ist nämlich eine todte
Kraft eine wirklich vorhandene und wirkende , aber nur keine
Bewegung hervorbringende , z. B. diejenige , womit ein schwe-r
fer Körper auf seine Unterlage drückt, oder womit er einen par
den straff zieht, an welchem er herabhängt. Jok. Bersoulli?
nimmt daher Druck und todte Kraft als. gleichbedeutend. Es ist
ihdefs einleuchtend , dab beide grobe Geometer in diesen Irr-
thum durch das Bestreben gefuhrt wurden , das Mafs der Kräfte
1 AcU Brad. Ups. a. 1695. Apr. p. 145^
2 Acta Erad. 1795. Mai. p;210. Diseoun aar le Monvement €kap.
VI. def. 2.
962 Kraft,
«US der ensengten Bewegung %xx finden , wonach also eine jede
Kraft = 0 oder, sie selbst todt seyn muCs» wenn sie g^r keine
Bewegung hervorbnngt. Nach dieser Bestimn^ung müüiten alle
in der Statik .betrachteten Kräfte todte seyn, weil man blofs das
durch sie erzeugte Gleichgewicht coqstruirt. Aber auch aufser-
dem erkennt man bald die Unzulässigkeit dieser angenommenen
Bezeichnung, insofern sie der. Kraft selbst etwas beimifst, was
keineswegs in dieser und selbst nicht einmal in demjenigen Kör-
per liegt, dem sie angeh($rt, sondern in der Beschaffenheit de««
jenigen, gegen welchen die Kraft ausgeübt wird. Soll ferner
das Prädicat todty jenem Sprachgebrauche gemäfs, dasAufhöreii
der Wirksamkeit bezeichnen , so führt dieses in der Anwendung
2u seltsamen Folgerungen. Wenn n^an z. ß. in die eine Schale
einer über 'einem Tische befindlichen Waage ein Gewicht legt,
SO wird sie niedersinken und auf der unbeweglichen Unterlage
ruhen; Diese bleibende Wirkung müTste also durch eine todte
Kraft erzeugt werden , * welche augenblicklich wieder lebetfdig
würde, wenn mah die Unterlage wegnähme. Zwei gleiche Ger
Wichte auf beiden Waagschalen wären lebendig , so lange die
Waage oscillirt, und würden beide todt, sobald sie still steht«.
Obgleich es sich hier nun blols von einer Bezeichnung und
eii^em Ausdrucke handelt, in der Sache selbst aber nichts geän-
dert wird, so ist es doch besser, solche blofs willkürliche Be^
Stimmungen aus der Wissenschaft zu entfernen ; denn offenbar
wird keine Veränderung in der Kraft selbst dadurch hervorge-
bracht, dafs ihr eine andere gleich starke widerstrebt und nicht
sie selbst, sondern blols ihre Wirkung =3 0 macht.
Leibvitz nennt diejenige Kraft lebendig, welche nicht
Uob ein Streben nach Bewegung 1, sondern wirkliche Bewegung
erzeugt, und in diesem Sinne ist der Ausdruck auch von Wolf ^
verstanden worden, Jon. Behnoulli? dagegen dehnt den Begriff
zugleich auf diejenigen Kdrper aus, welche durch ihre eigene Be-
wegung andere in Bewegung setzen könnten , wenp sie diesel-
ben trafen , z. B. eine fallende Kugel , welche in sich die Kraft
habe, eine andere f ortzustofsen , obgleich sie dieselbe nicht trifft
und daher auch nicht fortstöfst. Indem aber die Kraft eines be-
wegten Körpers nicht aufhören kann, so lange sie nicht in
1 £Iejn* Math. Mech. Gap. L def. 7.
2 AcU Erud. 17S5. Mai. p. 210. Opp. T. UI. Nr. 145.
Arten deraelben. 963
einem aädeni eiB'Hindemiifs findet oder durcb eine eatgegett*
wirkende Yemiclitet \Hrd , dnröh den Stofs eines bewegten K<5r*
pers gegen einen ruhenden aber wieder eine proportionale Be«^
wegnng erzeugt wird , so kam Behsouli:.! hierdarch anf den
Satz, dals in der K(5rperwelt alleseit eine gleiche Summe leben-
diger Kräfte erhalten werde. Nach Leibvitz soll die lebendige
Kraft aus nnzäblifi oft wiederh(^en Bindrücken der todten Kraft
bestehen, insofern z. B. die 6chwere eines Körpm in jedem
Augenblicke durch einen andern, Widerstand leistenden^ aofge«
hoben wird und also nur Drtick, aber keine Bewegung ent*
steht. Ist dieses Hindernifs nicht vorhanden , also die schwere
Masse in Bewegung, so giebt ihr die Schwere in jedem Zeittheil*
^hen einen Druck oder ein unendlich kleines Vermögen, andeze
Körper zu bewegen, woraus dann in endlicher Zeit eine (endliche
Kraft entsteht« Hiernach sollen also D^hiöh und Stols gar nicliA
vergleichbar seyn. .
HufTOV ^ dagegen bemerkt, dafa die Wirkung desStobes
eines bewegten Körpers stets eine gewisse Zeit ^erfordert , und
dann folgt , dals ein blolser Drück , also eine todte Kraft , ge««
dacht werden könne, welche in derselben Zeit eine gleich starke
Wirkung herl^orbringt , wodurch aber der Unterschied zwischen
einer lebendigen und todten Kraft Verschwihdeli
Wichtigere und fi^uchtbarere Untersuchungen haben in den
neuesten Zeiten diese von den alteren Oeoinetern mit dem leb^
haftesten Interesse ventilirten Streitfragen vergessen gemacht 2.
5) Einen Gegenstand der lebhaftesten Discnssionen bei den
Idteren Geometern, welcher aber offenbar anf einem Milsver*
Ständnisse und einer Verwechselung der Begriffe beruhete , gab
die Besjri'mmnng des sogenannten Maftes der Ktaft^ Die Sach^
selbst kann gegenwärtig blofs noch historisches Interesse haben,
welches aber -Wegen der Celebrität der darin verwickelten Män«^
ner nicht geringe ist, Folgende kurze Angabe der Hauptsachen
wird hier genügen.
Die bewegende Kraft irgend einer Masse läfst sich offenbar
durch das Gewicht messen, womit sie gegen ihre. Unterlage
1 Dict. T. I. p, 539.
2 Ueber die Geschichte dieses Streites s. BoscottCH in Cmnm.
SocBonoD« Toin.nL P.lir^p.269., «reicher die Anoabme «iner leben-
digen Kraft überhaopl D&r üiuaUissig erklart.
964 Kraft.
drückt aiid eineii hiisrdavoh beweglichen l%rper in wiiUiche
Bewegung setzt. Nennt man also das absolute Gewicht eines
Körpers =sP, so ist die bewegende Kraft desselben x=P. Zu«
, gleich aber mufs die Intensität einer Kraft so viel gröfser eeyn,
je grtffser der Raum ist, durch welchen eine gegebene Last in
der Einheit' der Zeit durch sib bewegt wird^ weil ebensowohl
die Kraftanstrehgung als andern Theib der NntzefFect so vid
gröüser ist. Wird also die durch das Gewicht ansgedriickte
Masse eines Körpers =: M, die Geschwindigkeit desselben s^ G
genannt und "ßbt er eine seiner Bewegung proportionale Kraft
gegen irgend einen andern Körper atM , so ist das Mals dieser
letztem offenbar k' = MG. Hierbei ist aber wohl zu berück-
sichtigen, däls man ein verschiedenes Mafs der Kraft erhält^
wenn ein beweglicher Körper durch einen andern , mit einer
gegebenen Geschwindigkeit bewegten , in steter Bewegung er-
halten wird| als Wenn letzterer gegen einen ruhenden stö£st und
ihni die giinze Kraft seiner Bewegung nkit einem Male mittheilt|
auch wird jenes bekanntlich das mechianische , dieses des Trag-
heits-Moihent der Bewegung genannt. Schon äiiistotelbs^
hat angegeben, dafs man beide unterscheiden müsse, worin ihm
Galilki', BoreliiI^u. A. folgten; jedoch wurde durch Ver-
wechselung beider Bestimmungen im Aligemeinen angenommen,
das Mals der Kräfte sej unter jeder Bedingung gleich, und Caa-
9BS1U8 setzte dasselbe daher ohne nähere Bestimmung dem Pro«
ducte aus der Masse in die Geschwindigkeit proportionaL Durch
die Voraussetzung der Bichtigkeit dieses Satzes befangen mab
Mbrsevnb^ den Effect der mit 'ungleichen Geschwindigkeiten
bewegten Körper und fand ihn jenem Producte gleich , womit
auch die Resultate der durch Gassevdi^, Riccioi^i®, ns La-
iris ^ u. A. angestellten Versuche , jedoch nur unvollkommen,
übereinstimmten. Es war zuerat Hut&bss ^, welcher gegen Ca-
TALAV zeigte, daCi der Effect eines bewegten Körpers gegen
1' Median. Qaaest 20.
8 Dial. mechan. dial'. 4.
8 De yi percussionis. Ia B. 178S. 4. Prep. XC, p. 162.
4 CogitaU Phjsico.mathein. Par. 1644. 4. cap. YIU.
5 Epist. ad Gazremn. Nach Matschenbroek Inst. I. p. 85«
6 Almagett« Lib. IX. Sect. 10. p. 59S.
7 Magitt. Nat. et Art. Vol. I. Tract. 8. cap. 2. p. 160*
8 Horch öicil. part. 4. in Opp» T. I« p. Stö.
Arten derselben. 065
einen mhenden dein Prodaote der Masse in das Quadrat der Ge-
schwindigkeit gleich seyn tnusse , abei: Ljsibvitz ^ führte seinen
Beweis hierfür weiter aiis. Fallt nMmlich eine Masse =s 1 Pfd.
von einer Höhe = 4 F. , so erhalt sie dadurch eine Kraft, nm
wieder 4 F. zu steigen; eide andere Masse = 4 Pfd., welche
T<m der Höhe=lFt herabföllt^* wird dadurch vermocht W^rden^
nur 1 F. zu steigen. Beide Kräfte sind gleich , weil 1 Pfd. auf
4 F. Höhe zu heben gleidie Kraft erfordert werde, als 4^fd4
auf 1 F. , und wollte man das Cartesische Mafs der Kräfte hier^
anf anwenden, -so mülsten die Producte aus den Massen in die
Geschwindigkeiteii gleich seyn« Nach den Gesetzen des Falles
schwerer Körper • ist aber die durch 4P. t^all erlangte Geschwin-*
digkeit dopj[Jelt so grob als die durch 1 F. (da v=s2}^g8); mit-^
hin geben die Massen mit den Geschwindigkeiten multiplicirt
1X2 und 1X4» also 2 s= 4, welches .unmöglich ist. Man
mufs daher das Mafs der Kraft =mv' setzen, wenn m die Masse
und V die Geschwindigkeit bezeichnet.
£s ist auffallend , dafs man bei diesem lange nnd mit grd-*
Iser Heftigkeit geführten Streite die Mafse der Räume in Fulsen
nnd die Maston der Körper in Pfunden ausgedrückt blofs nach
dem Werthe der Zahlengröfsen nahm, ohne zu berücksichtigen^
dals Pfunde und Fulse ihrem Wesen nach keineswegs unmittel«^
bar vergleichbare Gröfsen sind. Hiernach sind zwar die Pro-«
ducte der Zahlen 1X4»= 4X1 allerdings vergleichbar, wenn
aber einer von beiden Factoren eine benannte Zahl ist, so kann
die andere nach den Regeln der Mültiplication nicht geradezu
als benannte Zahl angesehen werden, sondern gilt zur Erhaltting
des Productes ^lur als unbenannte Zahl. Aufserdem aber zeigt
selbst eine blols oberÜäcliUche Betrachtung sofort, dafs hier blofs
von der beim fifeien Falle der Körper erlangten Endgeschwin-
digkeit die Rede ist, welche jedoch wohl unmöglich als einzige
Regel bei der Bestimmung des Maises der Kräfte gelten kann.
Handelt es sich dagegen von einer gleichmäbigen Bewegung, so
ist hierbei bekanntlich die Geschwindigkeit dem Räume direct
nnd der Zeit umgekehrt proportional \ also V = -. Wären also
1 Acta Srud. 1686. Mart. p. l&U
2 Vcrgl. oben Bd, JV. S. 6.
8 Vergl. oben Bd. I. 8. 947.
gOQ / Kraft.
bti jenem aas der Bewegung mit bescMeunigter Oe^chwindig«
kett iiergenommeiien Beispiele die' Zeiten gleich oder dürfte
man diese bei der Bestimmnng des Mabes der Kräfte vernech«
lassigen und die letzteren dem t^roducte aus den Massen in die
durchlaufenen Räume ohne Rücksicht auf die dazu erforderliche
Zeit gleich setzen , so wäre allerdings 1 X 4 = 4 X 1. Wenn
man dagegen bei der beschleunigten Geschwindigkeit auch die
ungleiche Zeit als mitbestimmend ansehen wollte, welche bei
dem Falle durch 4 Fufs doppelt so grofs ist als bei dem durch
einen Fufs, so würde jenes oben ang^ebene Verhältnils nicht
1X2 = 1X4 bleiben, sondern -~^ = ±^^, und könnte
1 2
hiernach nicht zur Widerlegung des Cartesischen Gesetzes die«
neu. Kastvbr^ nennt daher den ganzen Streit hiember eine
Uofse Logomachie, .weil beide Parteien offenbar von ganz ver*
aehiedenen Dingen reden*
Catalav und PAPivtm widersprachen LsiBriTZfev, wel*
ehes dann mehrere Abhandlungen Teranlafste , indem letzterer
namentlich den Unterschied zwischen, den lebendigen und todten
Kräften zur Unterstützung seiner Meinung eufstellte % worauf
der Streit sehr allgemein wurde. Für die Leibnitzische Behaup«
tung erklärten sich unter andern hauptsächlich JoHAirif und Da-
KIBL BZRVOÜLLI^, HeRMAHV ^, PoLEJTUS ^, WOLF ^, s' GbA-
vcsANDK 7, BÜtPiHoaa ?) Camus ® und .Musscuevbroek ^d-
1 Anfangtgr. d. hohem Mech. Abtchn» lU. $.202. 2. Aasg. S. 565«
Vergl. Kaestem Lchrbegr. T. IV. Abschn. XVII. J. 269. Sehr deutlich
über diese verschiedene Beftimmuog dei Kräftemafses itt Viga. in
Vorles. über d. Mathem. Bd. Ilf. Wieö 1818, J. 52. S. 49.
2 LcibniU in AcU Erud. An. 16S7, 1690, 1691, l695.
8 Nouv. de la Rep. des Lett, 1786 u* 87. Comm. cpist. intcr
teibnitium et Bernoalliom» T. I, Ep. 21. p. 108. ep. 24. p. 14S. H3'-
drod.'Sect. L
4 AcU Fetrop. T. I. p» 2. Phorön. p. 119»
5 De castellis aquamm. $• 119.
6 AcU Fet. I. p. 217. Mechan. Gap. ViL {. 825.
7 Hist. Liter. An. 1722. p. 1 a. 190. Fh3's. £ieiii« matb. Lib. II.
cap. 2 n. 8. Phil. Trans. 1788. XXXVUI. 148.
8 Comment. Fet T, I. .. . : •
9 Hist. de l'Acad. 1728. p. 159..
10 liitrod. J. 270. T. I. p, 83.
Arten derselben« 067
gegen dieselbe aber eben so beriibmte Männer, z, B« PsMBn-
TovS DBSAeuLiSBs^, EiiMKs', C1.AR&K 4, Maib AV ^ JviLzv!^,
Mac' Laubiv^, Bobibs^, Haitsbb' nnd mehrere Andere ^<^.
Der Streit hatte indirect einen grofsen Nutzen haben können,
wenn dadurch das VerhältniCB des erzeugten ESPectes zur 6e«
schwindigfceit bewegter Körper genau ansgemittelt worden wäre;
denn viele der genannten Gelehrten suchten ihre Behauptungen
durch Versuche zu beweisen , indem sie Körper aus ungleichen
Höhen herahÜaJlen liefsen und aus der Wirkung ihres Aufischla-
gens die Kraft derselben zu finden sich 1l>emiiheten. Ihre Versuche
waren aber zu unvollkommen , so dals keine befriedigenden Re-
sultate daraus hervorgehen konnten, noch viel weniger also
solche, durch die eine Entscheidung . der vorliegenden Streit-
jiage möglich gewesen VRure. Hauptsächlich ist dieses der Fall
bei den ausführlichen Untersuchungen nnd Berechnungen von
L. JSuLU ^ über die Tiefe, bis zu welcher Körper beim Zusam-
menstolsen eingedrückt werden, ans denen hervorging, dals
'^eder das Leibnitzische, noch das Cartesische Kräfte -Mals das
richtige sey.
6) Aeltere nnd neuere Mathematiker unterscheiden ferner
eiuM. beschleunigende Kräfte welche auch wohl ^ine beeiändige
genannt wird. Auch hierbei liegt in gewissem Sinue eine Ver-
wechselung der Ursache mit der Wirkung zum Grunde , denn
jene Kraft ist keine andere als diejenige, welche die Körper fal-
len macht, also die Schwere, mithin auch die nämliche, ver-
möge welcher jene gegen ihre Unterlage drücken. Ist indels die
I PMU Tram. 17«2. XXXU. ^. 57.
S Ebead. 1728. XXXII. p. 269 n. 285.
8 Pbü. Trans. 1726L XXXIY. p. 188.
4 PluL Trans. 1728. XXXV. p. 881.
5 Bist, de TAcad. 1728. p. 1.
6 Dissert. Pfays. Math. Diis. IX. im Aussage in Philof. Tm§»
XU. p. 607. XLIII. p, 428. o. XLIV.'p. 108.
7 Account of Sir Is. Newton's philos« discorenes.'Bookll. cluip.2.
8 TracU. T. II. p. 185 a. 178.
9 Heinsios diss. de Tiribbs .motric, Praes. Hansra. Lips. 1788. 4.
10 Ueber die Geschickte des Streites s. AaaoLD Biss. diiae de tI-
rihos Wvis earomqae mensora. Sri. 1754. 4.
II Gomm« Fet. Y. 159. M^m. de Bedin. 1745« p. 21.
V. Bd. ' Qiq
968 Kraft.
Unterlag» stark genug, so bringt dieselbe nicht einmal Bewegung
hervor, viel weniger eine beschleunigte, und dafs letztere beim
Falle der Körper entsteht , ist blofs Folge der stetigen Einwir«
kang der Schwere auf die beweglichen Massen , wobei es aber
fraglich ist , ob man hierdurch berechtigt sey, die Kraft selbst
allgemein eine beschleunigende zu nennen, obgleich sie eine
beschleunigte Bewegung , aufserdem aber Druck und auch Ver-
zögerung der Bewegung bei aufwärts geworfenen Körpern er-
zeugt« Was Newtok^ beschleunigende Kraft nennt, ist offen-
bar nichts anderes als die Schwere , welche , als stetig wirkend
und zu der schon erzeugten und vermöge der Trägheit fort-
dauernden stets eine neue Bewegung hinzufügend, nothwendig
eine beschleunigte erzeugen mufs, ohne dals deswegen die Krafit
selbst eine beschleunigte genannt zu werden verdient. Nbwtov
sagt daher auch ausdrücklich , dafs diese Benennungen blofs der
Kürze wegen gewählt seyen. Weil sich aber die Wirkungen
wie. die wirkenden Kräfte verhaken müssen , so folgt nothweA-
dig, dafs eine stetig wirkende Kraft m einem Elemente der2^eit
eine ihrer Stärke proportionale Zunahme der Bewegung erzengen
müsse. Heilst also die Geschwindigkeit = v, die Zeit :=t, die
einer Zeiteinheit (einer Secunde) zugehörige Bewegung (der
Fallraum in 1 See.) = g , die bewegende Kraft = f, und ist die
in einem verschwindenden Zeittheilchen = dt hervorgebrachte
Bewegung = 2gdt, so erhält man die Proportion dv:2gdt
s= f : 1, woraus die Fundamentalgleichung folgt :
dv = 2gfdt.
Daitiel Beanoulli^ wandte hiergegen ein, die Natur der wir-
kenden Kräfte sey zu unbekannt,« als dab sich aus der Wirkung
bestimmt auf die Ursache schliefsen la^se , indem dv auch eben
so gut dem Quadrate oder einer andern Potenz von f proportio-
nal seyn könne. Hierdurch wurde L. Euleh ^ veranlafsl, einm
ihm völlig befriedigend scheinenden Beweis hierfür uifzustellen.
1 Princ. Def. VII. et VIIT. T. I. p.4. ed. Tesaanneck. „Vim ao-
celeratricem ad locum corporis, tamqaam efficaciam quaDdam, de cen«>
tro per loca singula in circnita difFüsam , ad inovenda corpora , quae
in ipsis •nat,** VergU Axiomata« Lex II; p. 14.
2 Conjm. Pet. I. p. 127,
5 Mecbanica, aive Monis Scientia cet. Petrop. 17S6. II voll. 4.
T. I. L. I. §. 146«-15S. Theoria root. teorp. solid.
\ Arten derselben. 969
%^eTcher auf das Axiom hinauskommt , claTs iie bekannte Wir-
kung allezeit das Mafs der wirkenden Ursache seyn müsse , wo-
gegen sich geometrisch nitht wohl etwas einwenden läfst» Damit
ist indels keineswegs atisgemacht , dafs man die Kraft an sich
deswegeti eine beschleuhigende nennen müsse, weil die durch
sie erzeugte Bewegung vermöge steter Einwirkung derselben
eine beschleunigte witd , indedi es offenbar nicht die Kraft ist,
sondern die Bewegung, welcher dieset Beisatz zukommt.
D'AlemsIeht^ will deswegen jenen zu erweisenden Satz viel-
mehr als eine Definition betrachten und die beschleunigende
Kraft schlechtweg das Element der Geschwindigkeit nennen.
Dieses stimmt mit einer Ansicht überein, welche kürzlich Schu-
BEAT ^ scharfsinnig ausgeführt hat, nämlich dafs man in der
Mechanik die Untersuchung dei^ Kraft ganz entbehren Vmd alles
anf den Effect^ also auf die Geschwindigkeit der erzeugten Be-
d^s
wegung zurückfuhren ktfnne. Hiemach würde dann -j-j =f die
Fundamentalgleichung seyn. Auf allen Fall gehört die Unter-
suchung der beschleuhigihii Sert>egung in die Mechanik und mit
ihr zugleich die Betrachtung der dieselbe erzeugenden Kraft»
ohne dafs deswegen diese letztere eitae beschleunigende genannt
zu werden verdient , wie sich schon daraus ergiebt , dafs eben
die nämliche zugleich auch tetarditende oder verzögernde ge-
nannt wird.
7) Ungleich richtiger unterscheidet man die verimderHchen
und unveränderlichen Kräfte. Wirklich ist die Schwere eines aus
geringer Höhe gegen die Erde fedlenden Körpers unveränderlich
oder läfst sich wenigstens als solche betrachten , sie verändert
sich aber für grölsere Entfernungen und wird eben wie die Gra-
.vitation der Himmelskörper gegen einander den Quadraten der
Entfernung proportional geringer. Werden die oben angenom-
menen Bezeichnungen beibehalten, so sind die Fundamental-
gleichungen für den Raum =.s, die Zeit = t, die Geschwin-
digkeit = v und die bewegende Kraft :r= f 9 wenn letztere als
unveränderlich angenommen wird:
1 Traittf de Dynamique. Art 19.
% Mdp. de Petersboursh« T. X. N. YIL
0qq2
970 Kraft.
ds dv - vdv dv
dt = - =?r:r, f =
V ~2gf' ~2gds ~2gdt'
Diese Formeln lassen sich, wenn f als^ beständig angenommen
\viid., leicht integriren und geben die Ausdrücke der Gesetze
des freien Falles der Körper ^, indem die wirksame Kraft der
Schwere .= f in den verhältnilsmälsig geringen Entfemungeil
von der Oberfläche der Erde als unveränderlich und = 1 ange-
nommen wird, wonach also v = 2gt ist. liT gröberen Höhen
r«
= h ist aber nach dem Newtonschen Gesetze f = ; — r-rrr ^md
(r + h)*
r*
man erhält also v = 2 g,; — r-rrr tf wenn r den Halbmesser der
^^^Cr + li)*
Erde bezeichnet. Aulserdem giebt es übrigens der veränderli«
eben Kräfte in der Mechanik sehr viele , welche einzeln aufzu-
zählen überflüssig seyn würde. Dahin gehört z. B. die Muskel-
kraft der Menschen und Thiere, welche bei anhaltender Anstren-
gung allmälig abnimmt , die Elasticität einelr aufgewundenen und
sich wieder abwickelnden Uhrfeder, die mit der Ausdehming
abnehmende Spannkraft der Gasarten und Dämpfe und viele
andere.
8) Die wichtigste Untersuchung der Kräfte bezieht sich auf
die Betrachtung derjenigen , welche bei den Maschinen wirksam
sind und daher bewegende Kräfte der Maschinen (Potentias
jnopentes ; puissances *ou forces mouvantes; moping
forcee) genannt werden. Es giebt deren eine ungemein zahl-
reiche Menge, welche sich jedoch insgesammt auf folgende
Classen zurückbringen lassen ^.
A« Thierische Muskelkraft
Die Muaheln sind diejenigen fleischigen SubstanzeBi welche
von sehr ungleichem Volumen einen bedeutend grofsen Theil
des thierisohen Körpers bilden und überall in demselben ver-
breitet angetroffen werden. Im Allgemeinen ist ihre Gestalt die
• 1 S. Fall. Thi IV. 8. 1.
2 Allgemelae Untersnchnngen über die Kräfte lebender und todter
Körper toq L. Eülbr findet man in Nov. Comm. Pet. 111. i265.
M edianlsche« Muskelkraft. 971
iSngHch ninde, sie sind meistens solid, einige aber, z. B. das
Herz , sind hohl und nicht wenige ringfö'roiig ; sie bewegen sich
gröfstentheib durch Wiliensthätigkeit, einige aber blofs auto-
matisch, wie unter andern die Spanner der Gehörknöchelchen,
das Herz, die das Atbmen bewirkenden Brustmuskeln u. a. m.
Bei den Menschen und den Thieren der vier höheren Classen
sind sie zusammengesetzt aus dem Muskelgewebe (tela camea)/
aus Verzweigungen von Blutgefafsen, aus Nerven und dem jene
verbindenden Zellgewebe, welches die aus Fasern und Fäden
bestehenden kleineren und die aus diesen gebildeten gröfseren
Bündel zusammenhält. Die Dicke und Derbheit der Muskeln ist"
so viel stärker, je reicher die genossenen Nahrungsmittel an Fa-
serstoff und Kleber sind und je energischer die Verdauung wirkt,
um diese zur Bildung der Muskeln dienenden Substanzen in das
Blut zu bringe^. Im Allgemeinen sind sie dicker und derber
beim männlichen Geschlechte als beim weiblichen, wachsen
durch Uebung und mafsige Anstrengung, nehmen dagegen ab
durch alle krankhaften Affectionen des Körpers. Sie werden er-
nährt durch die zahlreichen in ihnen vorhandenen Arterien^
welche in den dickeren Muskeln stärker sind und sich durch die
kleineren Bündel in zunehmend kleineren Verzweigungen über-
allhin verbreiten« Venen sind in ihnen gleichfalls zahlreich
vorhanden , deren Durchmesser so viel gröfser sind , je weniger
die Mnskeln angestrengt Werden und je reichlicher daher das zu
ihrer Ernährung nicht verwandte Blut weggeführt wird. Die
Saugadem in ihnen dienen dazu, die durch die Muskelaction
entbildeten Materien in das Blutsystem zurückzuführen, zugleich
aber bewirken sie das schnelle Schwinden derselben in krank-
haften Zuständen.
AUe Mnskeln haben Nerven , jedoch sind diese im Herzen
und allen automatisch sich bewegenden ungleich kleiner als in
solchen, deren Bewegunj; willkürlich ist, namentlich sind sie
am grölsten in den zur Bewegung der Gliedmafsen dienenden
Muskeln und in der Regel der Gröfse von diesen proportional,
treten meistens mit den Blutgeföfsen in si^ ein und verzweigen
sich neben diesen in die kleineren Bündel, indeih sie sich ver-
muthlich in dem, diese letzteren verbindenden, Zellstoffe endigen
und verlieren. Blols beim Herzen verbreiten sie sich netzförmig
über dasselbe.
Nicht minder haben alle Muskeln die Eigenschaft, sich in
972 Kraft.
Polg® gewisser Reize zusammenzuziehen und lieim NacUassen
desselben wieder auszudehnen , welches Vermögen seit Hallkb.
die Muskelreizbarkeit (^Irrileibilltcui) genannt wird« Unter den
verschiedenen Reizen können hier nur diejenigen in Betrachtiuig
kommen , welche vom Willen abhängen , weil nur durch diese
die KraftäuTserungen der Menschen und Thi^re erfolgen , indem
die Muskeln kürzer, dicker und ba'rter werden, wellenförmige
Erhabenheiten bilden, ihre Enden sich nähern und dadurch <ine
Bewegung der Gliedmaben erzeugt wird. Schon Glisson ^
ScHWAMMZapxu^ u.Ak behaupteten nach ihren Versuchen, das
Volumen der Muskeln nehme bei diesen Zusammenziehungen
ab, und eben dieses ist auch später durch die von Ermxv.',
Gauithuisvi^ ^ u, A. angestellten Versuche erwiesen worden.
Die Muskeln insgesammt ermüden durch anhaltende An-«
strengung und werden unempfindlicher gegen Reize, selbst die
automatisch wirkenden, wie z. B. das Herz und die den Ath-»
mungsprocefs bedingenden Brustmuskeln , weswegen der Puls«*
schlag des Abeqds minder kräftig ist und in Beziehung auf die
Respiration das Gähnen eintritt. Dagegen werden die Muskeln
durch aubaltende Ruhe empfindlicher gegen Reize , weswegen
die Irritabilität bei denen erhöhet wird , welche eine sitzende
Lebensart führen, namentlich beim weiblichen Geschlechte in
den höheren Ständen, so dals sie in eine Geneigtheit zu Kräm-p>
pf^n und Convulsionen übergebt« Zu lange anhaltende gänz^
liehe Ruhe erzeugt dagegen sogar Lähmung, weswegien Men-*
scheu nach langem Liegen weder stehen noch gehen können«
Auf gleiche Weise hindert zu starke und zu lange anhaltende
Austreng^g, z, B. bei Märschen U- s, w., die Ernährung der
Muskeln, vermindert ihr Volumen und macht sie weniger reizbatr,
Hallbr und einige Physiologen nach ihm hielten die /rr/-
taibilUät für eine von der Sensibilität ganz getrennte Krafty
weil sich bei MoUpsken, Würmern und Strahlthieren Bewegung
uqd dennoch keine Nerven fänden und letztere sogar dem Her-o
zen der Menschen mangelten, Muskeln auch zuweilen ihreReiz-r
barkeit beibehielteu, wenn keine Nerventhätigkeit mehr vorhan-*
i Opp. oma. 1691. T. lU. p. 191«
% Bibi. nat. p.. 839.
S G. XL. 1.
4 Beiträge a- «• w. MiiacHen 1812. 8»
Mechanische. MuskelkraTt. ' 973
den se^y wie bei geschlachteten Thieren. Andere dagctgen hiel-
ten die Sensibilität för das höchste Princip des thierischen Le-
bens und die Irritabilität fiir ganz von ihr abhängig , weil in der
Regel beide gleichzeitig erhöhet und herabgestimmt würden und
man auf die Muskeln eben so gut durch die Nerven , als unmit-
telbar einwirken und Zusammenziehungen derselben erzeugen
könne Der hauptsächlichste Punct zur Entscheidung dieser viel
bestrittenen Frage war wohl ohne Zweifel die Beseitigung des
Argumentes, dafs es ganze Thierclassen und einzelne Muskeln
ohne Nerven gebe. Seitdem aber dieser Satz durch die genaue«
«ten anatomischen Untersuchungen widerlegt worden ist, kann
wohl nicht zweifelhaft seyn , dafs die Irritabilität von der Sen-
sibilität abhängig und selbst die Ernährung der Muskeln durch
die Nerven bedingt sey, obgleich man die Irritabilität oder
Muskel-Reizbarkeit (Mu9helkrafi) mit der Sensibilität oderNer-
ven^-ReizbarkeitCiVerf^eni&ra/I^J nicht eigentlich identisch nennen
kann. In abgeschnittenen Muskeln bleibt die 'Nervensubstanz
noch eine geraume Zeit fiir mechanische und hauptsächlich für
elektrifiche Reize empfänglich , leitet sie und bewirkt dadurch
Bewegung derselben, welche sonach gleichfalls vom Einflüsse
der Nerven abhängig ist. Der Einflufs selbst^ getrennter Ner-
venzweige auf die Bewegungen der Muskeln ist hiernach also
nicht zweifelhaft, und da£y die Thätigkeit der Muskeln warm-
blütiger Thiere, namentlich der Menschen, hauptsächlich von
der Einwirkung des Gehirns und. Rückenmarks abhängig sey, ist
durch die zahlreichsten Versuche genügend dargethan worden^.
Auf welche Weise endlich die Nerven auf die Muskeln ein-
wirken und eine Bewegung derselben erzeugen , hierüber ist es
schwer , irgend etwas Sicheres aufzustellen , da man selbst die
Art und Weise nicht kennt, wie die Rei^^e in denselben fort«
gepflanzt werden '. Eine Spannung der Nerven anzunehmen
und die Fortpflanzung der Eindrücke in denselben aus Schwin*
gungen zu erklären widerstreitet den bekanntesten Thatsachen*
1 Vergh KÖHLsa Praes. Ni.sss J^im, de ▼! mnaoiiloxinn abeque
cerebro et diedulla spirali. Halae 1818.
2 Die verschiedenen älteren mit der Anatomie und Phytiologie
unvereinbaren Hypothesen über die Ursache der Maskelbewegungen
übergehe ich mit Stiliicbweigen. Man findet sie aasfohrlich in Haller
BU Phys. «orp« ham. T. lY« Üb. XI.
074 Kraft.
Durch die AnBahme eines Nerven -Fltiidanis ist die Aufgabe
keineswegs geldset , weil damit weder die .eigenthümliche Be*
echa£Penheit desselben, noch die Art seiner Wirksamkeit sngleich
bestimmt ist, ohne welche eine blobe Bezeichnung nicht als
Erklärung dienen kann. A^ v. Hixmboi.dt ^ ist geneigt, die
Wirksamkeit der Iferven auf eine Art von elektiisdiem Reize
SBuriickzufohren, womit Paetost, Dumxs u, A. übereinstimmen.
Ausgemacht ist allerdings , dals namentlich die Schnelligkeit deof
Fortpflanzung des Nervenreizes durch die Nerven mit der Ge-
schwindigkeit der elektrischen Strömung eine auffallende Aehn-
lichkeit hat , und da die Elektricitat selbst aufserdem einen Reis
der Nerven und dadurch Bewegung der Muskeln erzengt, so
liegt diese Hypothese allerdings sehr nahe bei. der ^ache. Allein
es firagt sich dann ,. ob da& in den Nerven thätige Agens eigent*
liehe Elektricitat oder nur ein dieser ähnliches Fluidum sey. Im
letzteren Falle wäre eigentlich nichts erklärt, weil einer hypo-
thetisch aufgesteUten Aehiilichkeit mit der Elektricitat ungeachtet
das eigentliche Wesen jenes 'Agens unbekannt bliebe; die Ent-
scheidung des Ersteren beruhet aber darauf, ob vermittelst der
gegenwärtig bekannten höchst feinen Elektrometer ein Vorhan-
denseyn von Elektricitat bei der Nerventhätigkeit nachgewiesen
werden kann. Hierüber sind jedoch bis jetzt nur wenige Ver^
suche vorhanden und nach ded von Pouillbt^ angestellten
ist weder der Frocefs der Nerventhätigkeit, noch anch der des
Blutumlaufes mit Entwickelung von Elektricitat verbunden«
Drähte nämlich , welche mit einem empfindlichen Mnltiplicator
' iit Verbindung gesetzt xmd niit den Enden eines Nerven oder
eines Nerven und einer Blutader in Verbindung gesetzt waren,
zeigten nur dann geringe Spuren von Elektricitat, wenn sie oxy-
dirt wurden , so dafs diese also eine Folge der Oxydation und
nicht des animalischen Prooesses seyn mulste. Anderweitige
Versuche von Vasalli-Eavdi ^ und Bellivgbri ^ über die
durch den Lebensprocels entwickelte (Mer ihn begleitende Elek-
tricitat sind zur Entscheidung dieser speciellen Frage ungenü-
gend und es bleibt daher vor der Hand noch dunkel , was das
in den Nerven thätige Agens seiher Natur nach sey.
1 Ann. Chim. et Phyi. II. p. 197.
8 8. Jooro. de Piiysioi. par Magendie. T. V. p. 1. '
f Joom. de Phyi. T. V. p. 896.
' 4 Mtn. della R» Accad. delle Sc di Torino. T« XXIY« n. XXY.
Mechauiaclieb Mnakelkraft 075
Der Zatritt des Blutes ist fiir die BewegGcIikeit der Mas-
keln nnwläfslidi, indem diese nifli({rt, wenn man die dahin
fährenden Aiterien drückt oder unterbindet. Selbst ein nur
mäfsiger Druck auf die Pulsadern bringt zuweilen eine momen«
tane Unbewegliohkeit der Muskeln hervor, wie beim sogenann-
ten Einschlafen der Glieder; jedoch scheint bei der Contraction
der Muskeln weniger Blut durch die Arterien wegen Verminde-
ning ihres Volumens einzustrOknen , mehr dagegen durch die
Venen abgeführt zu werden.
Die Geschwindigkeit , womit die Zusammenziehungen und
Wiederausdehnungen , die Spannungen und Erschlaffungen der
Muskeln wechseln, ist ganz unglaublich, wie sich namentlich
bei manchen feineren Arbeiten und Künsten , z. B, der Finger-
bewegung des Spielers , und noch unglndi auffallender bei dem
Flügekchlage der Insecten und dem Laufen der vielfufsigen Ar-
ten unter ihnen zeigt, indem es kaum möglich ist, die Zahl der
hierbei in einer gegebenen Zeit wechselnden Contractionen und
Expansionen der Muskeln zu bestimmen« Man nimmt an , dab
bei einem englischen Wettrenner, welcher in jeder Secunde
84 F. in 14 Sprüngen, jeden zu 6 F. gerechnet, zurücklegt, für
jaden Sprung zum Aufheben, Fortfiihren, Niedersetzen und An-
stemmen des Fufses 4 bis 5 Contractionen gehören^ wonach auf
jede Secunde 56 bis 70 abwechselnde Zusammenziehungen und
Relaxationen kommen« Wenn ein Mensch, nach Hallba's
Versuchen , in einer Minute eine Stelle aus der Aeneide herlie-
set, in welcher 1500 Buchstaben vorkommen, so erfordert die-
ses wenigstens eben so viele Zusammenziehungen und Relaxa-
tionen der Sprachorgane in der angeg^enen Zeit. Es giebt aber
einige Buchstaben, z« B. das r, welcfie allein 10 und mehrere
Zttsammenziehnngen und Relaxationen erfordern, so dafs also
die Zeitdauer einer einzigen weniger als eine Tertie betragen
nmls. Ist es indels nach Messungen aus der Höhe des erzeugten
Tones oder der erzeugten Geschwiifdi^eiten erwiesen, dafs eine
gejagte Stubenfliege im schnellsten Fluge 4000 Flügelschläge in
1 Secunde macht ^^ so wäre die Summe der hierzu erforderlichen
Contractionen und Relaxationen =s 8000 in der angegebenen
Zeit und die Zeitdauer einer einzelnen hierbei ohne Widerrede
von einet kaum vorstellbaren Kürze.
1 8. oben Th. IT. 8. 1861
»76 Kr^fe.
Eben so entannenswördig ist die Kraft» mit welcher diese
Mnskei - CoQtractioaen geschehen. Schon die gewöhnlichen Be-
wegungen der Thiere und namentlich auch der Menschen , fiir
welche genauere Messungen vorhanden sind, geben hiervon
überzeugende Beweise. Die Muskeln der Schenkel s. B. halten
den Körper aufrecht , dessen Gewicht zu 150 ^* gesetzte werden
Hann, und da es Menschen giebt, welche noch 300 &• aufsex-
dem tragen , so betragt die drückende Last an sich schon 450 £"•
Um indefs unter den Beispielen ausgezeichneter Stärke nur einige
anzuführen y habe ich selbst einen Mann gekannt, welcher un-
vorbereitet und auf zufällig gegebene Veranlassung 6 rhein. Ca-
bikfufs (braunschweig. Himten) Weizen und oben darauf einen
grofsen , starken Mann eine Treppe von etwa 8 Stufen hinauf-
trug. Diese blobe Last kann sicher auf 450 ü* und das Gewicht
des Trägers hinzugenommen im Ganzen auf 600 S' geschätzt
werden, welche auf den Füfsen und Beiqep jenes Mannes ruhe^
ten. Man hat indeb mehrere Beispiele einer noch ungleich grö-
fseren Kraftäufserung , welche durch die Extensores der Beine
erzeugt wird, wie denn namentlich Dksaoulibrs^ erzählt, dab
ein Mann hierdurch ei^en Strick zerrissen habe, welcher 1800 fi^«
trug , ja er selbst und noch einige andere hoben. 1900 S- Gewicht
vermittelst eines über die Hüften herabhängenden Riamenf da^
durch, dab die etwas gekrümmten Beine in die gerade Richtung
gebracht wurden. Ich selbst habe gesehen, dafs ein starker
Mann 2000 ff* aufhob , indem er sich in gebückter Stellung un«»
ter ein Bret stellte, worauf diese Last ruhete, den Schwerpunct
derselben ohngefahr in die Gegend der Hüften brachte, die
Arme über den Knieen stützte und dann die gekrümmten Beine
geri(de machte. Die hierbei anzuwendenden Muskeln vermögen
unter allen am menschlichen Körper die gröbten Lasten zu wäU
tigen , und daher hebt ein Mensch auf die angegebene Weise
bei weitem schwerere Gewichte, als auf den Schultern. oder mit
dem Oberleibe , wenn dabei zugleich das Rückgrat in gerade
Richtung gezogen werden mub« Eben daher hob D£SAGui»iKfts
mit beiden Armen , indem er seinen ganzen Körper gerade zog,
nur mit Mühe 300 ff. Die Muskeln des Gebisses wiegen beim
Menschen kaum 2 ff. und doch hat man Beispiele, dab Pürsich-
kerne zerbissen wurden, welche zum Zerdrücktwerden 200 bis
1 Court de Pbyiiqae. T. I. p. 279 a« $83.
Mechanische. Muskelkraft. 977
300 ff. Gewicht erford^en. loh selbst kannte einen Mann, wel-
cher am kleinen Fio^elr der rechten Hand mit ausgestrecktem
Arme einen Centner vom Stufale anf den Tisch fach, und dieies
aasgezeichnete Beispiel ist noch keineswegs das stärkste , schon •
nach dem zu urtheilen, was glaubhafte ErsäUungen angeben;
eben so sah ich , dals der oben erwähnte Hercules , welcher die
2000 ff« hoby mit seiner rechten Hand eine lothreehte, hinläng-*
lieh befestigte Eisenstange nmfafste und tnit ausgestrecktem Arme
seinen ganzen Körper etwa 5 Secnnden in horizontaler Lage
freischwebend erhielt Es wäre wiinschensweVth , vermittelst
genauer Dynamom^isr ^ sichere Bestimmungen der Muskelkraft
aofzufinden.
Die ungeheure Kraft, welche die Natur den Muskeln gege-*
ben hat, wird noch anCfallender, wenn man berücksichtigt, dafs
die Knochen als Hebel bewegt werden, wobei die zu wältigende
Last sich am längeren Hebelarme befindet Hierüber hat insbe-
sondere BoEKLiii ^ sehr gehaltreiche Untersuchungen angestellt,
welchem alle übrigen Schriftsteller seitdem gefolgt sind und wo«*
▼on ich hier nur Einiges mittheile. Ist nach Musscbbmbilokk. ' p.
der ausgestreckte Arm AEH eines Menschen an den Fingern bei 207.
H mit einer Last von 20 ff • = P beschwert und wird' sein Hu-
hepqnct in der Achsel bei C angenommen, so ist die Richtung des
Mnskek^ welcher den Arm ausgestreckt hält (deltoideB)^ :±=£DF
und der Abstand der Kraft oder das Perpendikel ans C auf diese
Richtung ist c= CD , der Abstand der Last dagegen ist = CH.
MusscHBMBaoBK sctzt im Mittel CD : CH =3 3 : 100 oder
li3333<*.-9 wonach das Moment der LastP = 20X3333. ••
=^ 666 wird und der Muskel also diese Kraft äulsem mufs , um
nur 20 ff« sn heben , so dab also in dem oben angegebenen Bei<-
spiele für 100 ff* Last eine Kraft tou 3333 ff. erforderlich war.
Genauer betrachtet BoabliiI ^ den Arm als eine Zusammensez-»'
znng mehrerer Hebel und berechnet die Kräfte aller bei seiner
Ausstreckung i|iitwirkenden Muskeln i selbst derer in den Fin-
1 S. diesen Art. Th. II. 8. 715.
2 De mota aoimtliam. Rom. 1680. 4. Die weiteren Ansgabeii
dieses classischen Werkes sind Lagd. Bat. 1685. Gen^7el685. Bologna
1699. L. Bat. com Jo. Bernonlli medit, de motu matculomin. 1710. Mea*
pel 1734. Hagae Com. 1741.
9 lotrod, T. l {. 43«,
4 A. a. O. prop. 45.
978 Kraft
gern. Pur ien^dekoid^s insbesondere setzt. er das VerhfltniCi
der Längen CD : GH es 1 : 30, wonach also, die zu hebende Last
P=20ff- angenommen, eine Kraft von 600 i?. angewandt wen-
den miifste, und weil der Muskel durch Zusammenziehung wirkt,
also nach beiden Seiten mit gleicher ll^rafr, so wäre deren Summe
auf 1200 {?• zn setzen. Hierzu kommt das Gewicht des Armes
selbst, welches zu 7 ff* angenommen und im Schwerpuncte ver-
einigt eiäen Zusatz von 15 X 7 = 105 ff. tind dieses doppelt
gerechnet von 210 ff. , also im Ganzen 1410 ff. giebt. Die
Summe der gesammten Kraftanstrengung aller Muskeln findet
BoaxtLi bei einejr Belastung von 20 ff. = 4190 ff* oder 209 mal
grdfser als die zu hebende Last. Allein diese Grobe mufs noch
Texmehrt werden, weil die Fibern des Muskels tnit seinen flecb-
senartigen Enden schiefe Winkel von etwa 8 bis 10 Graden
bilden.
Um die Kraft des deltoides genauer zu prüfen mofs nach
dem Verfahren von Borblli^, StüRM^ und SegHer^ die Last
in der Gegend des Ellbogens bei G angebracht werden. Setzt
man hierbei CG =s 3D£ und den Winkel DBA = 10% so wird
die Kraft des Muskeb =s 3 X Cosec. 10* X P = 17 P' (nach
BÖKEVLt ist CD : CGss 1 : 14, wonach ako 14 P gefunden
wird). Weil* dann der Muskel nach beiden Seiten wirkt, so
ist die Kraft as 34 P anzunehmen, welche Gröfse aber noch mit
der Secante des Neigungswinkels der Muskelfibem mit den End-
flechsen multiplicirt werden mufs. Setzt man diesen Winkel
= 30^, so ist See. 30^=sl45 und die gesanimte zusammenzie-
hende Kraft des Muskels ist 34 X 145 X P« Ein gew^jhnlicher
starker Mensch kann am Ellbogen eine Last von 50 ff., aIso mit
Einschlnb des Gewichtes des Armes 55 ff. tragen , wonach also
die Contractionskraft des deltoides = 30X55=2145 ff. (nach
BoRiLiiE 1760) betragt. Diese ungeheure Kraft der, Muskeln
war indeis nothwendig , wenn die erforderlichen Bewegungen
ohne Verunstaltung des Körpers geschehen sollten , weil nach
mechanischen Gesetzen dasjenige an dem durchlaufenen Räume
einer bewegten Last gewonnen wird ^ was an Kraftaufwand zu-
1 A. a. O. prop. 82 u. 84.
2 Ephemerides Nat. Gariot. Dec.II. Ann. III. p.466. Ana. lY. App.
S Nieawetyt Gebrauch d. Weitbetrachtvng. Aas d. Hell, lena
1747. 4. 8. 104.
Des Menschen. 079
gesetzt werleii nrals, und manche nodiwendigd BewegongeD^
X. B* beim Aufheben der Gegenstände vom Bodeui beim Werfen,
Fortschreiten , Laufen und bei zahllosen Handarbeiten konnten
ohne dieses Mittel gar nicht erreicht werden* Sollte z. B. 1 ff*
mit aasgestrecktem Arme durch die geringe Kraft des Muskels
von nur 0,25 £• 2 F. hoch gehoben werden , so mufste der län-
gere y durch den Muskel bewegte , Hebelarm einen Raum von
8 F. durchlaufen, welches ohne einen höchst ungestalteten Kör-:
perbau unmöglich einzurichten ^gewesen wäre. Bei dem durch
die Natur gewählten Verhältnisse der zu wältigendeft Last zu der
anzuwendenden Kraft bewirkt eine geringe, den Bau des Körpers
nicht entstellende Verkürzung des Muskels eine Bewegung durch
einen beträchtlichen Raum. So bewegt sich der Arm bei einer
Verkürzung des dekoideä um 2 Z. durch einen Halbkreis vom
Radius = 3F#, und da diese Verkürzung in einer sehr geringen
Zeit geschehen kann, so ist hierdurch die namentlich zum Wer-
fen und sonst vielfach erforderliche Geschwindigkeit erreichbar.
Uebrigens giebt es im Thierreiche noch ungleich stärkere
Moskelcontractioneny als bei den Menschen, "Reiche indeis nicht
so genau nbtersucht wurden , oder die Resultate solcher Unter-
smchungen blieben mir anbekannt. Hauptsächlich sind dieRaub-
thiere mit einer aufserordentlichen Muskelkraft versehen ; filr das
verhältniDunälsig stärkste Thier gilt aber wohl mit Recht der
Floh, indem ein Individuum nach Versuchen, welche gelesen
zu haben ich mich erinnere, 6 gleich groJse fortzuschleifen ver-
mag , statt daÜB ein Pferd oder sonstiges' Thier kaum ein einziges
auf diese Weise über den Boden hinziehen kann, auch springt
ein Floh sicher durch einen Raum ß welcher seine Länge 500*
mal übertriA, statt dafs andere Thiere meistens kaum ihre fünf-
fache Länge zu überspringen vermögen. Vorzugsweise hat man
indeis die Kräfte der Menschen und Thiere in der Beziehung
untersucht , um anszumitteln, in wiefern dieselben als Mittel zur
Bewegung von Lasten anwendbar sind.
a) Die Anwendung der menschlichen Muskelkraft ist unter
allen die einfachste, weil sich der Mensch am leichtesten den'
verschiedenen Maschinen und der eigenthümlichen Art, sie zu
bewegen, anfugt. Man benutzt dieselbe daher auf die mannig-
fachste Weise, z.B. zum Auf- und Abwärtsziehen , zum Fort-
tragen und Fortschaffen ohne oder mit verschiedenen erleich-
ternden Maschinen 4ind Vorrichtungen, zum Drehen an Kurbeln
980 Kraft.
und auf sonstige so ^elfach© Weise , dafs die Attf^Hhlung der
dnfcelnert, meistens hinlSnglich bekattnten, Arten hief triel za
weit führen würde. Dabei kommt aber hanptsSchlich der Nats-
efFect, welcher durch die Anwendung der menschlichen Muskel-
kraft erhalten wit-d, oder die Last, welche ein Mensch in gegebe->
Her Zeit d\Xfch einen gleichfalls gegebenen Rattm ztt bewegen V'er-
mag, zunächst in Betrachtung. Um aber hierbei eine VefgleSchting
mit demjenigen zu erhalten, ^as durch andere ntechaniscihe Mit-
tel geleistet wird ; fuhrt man alle Bestimmungen auf das mecha-
nische Moment zurück, indem man die Lasten vergleicht, wel-
che in einer gegebene^ Zeit bis zu einer gleichfalls gegebenen
Höhe gehoben wenden, mit Rücksicht auf die Dauer dieser An-
strengütig durch eiüen ganzen Tag oder lüngef. Hierbei kommt
es also keineswegs darauf ah , das Maximum der Last, ^^elcha
«in vorzüglich starker Mensch zu heben , zu schieben odel" sonst
2ü W&Itigen Vermag, also nicht djis Maximum def momentanen
KVaftäufseMng zu bestimmen, sondern den)eDigen KrafkauFi^and,
Welchen det Mensch ohne Nachtheil seiner Gesundheit Wochen
und Monate anhaltend leisten kann. Diejenigen Bestimmungen,
welche man hiernach für die Kraft det Menschen ' erhält , fallen
etwas ungleich aus, jb nachdem er mit oder ohne Hül6werk-
zeuge und zugleich mit vortheilhafter oder unvortheilhafter An-
wendung seiner Muskelkraft arbeitet.
Es giebt übet die Kräfte der Menschen eine grofse Menge
Bestimmungen, wovon aber die älteren fast insgesammt un-
brauchbar sind , weil sie entweder blofs das Maximum der mo-
mentanen Ansttengung geben , oder die Versuche . zu kurze Zeit
angestellt wurden. Dahin gehören die übrigens schätzbaren
Bestimmungen von Borkllt^, de la Htre^, Parevt*, Amov-
TOHS*, D. BsavouLLi^und Andern. Was Desaouliers® dar-
über mittheilt, bezieht sich gleichfalls meisten« auf eine nur
kurze Zeit dauernde Anstrengung und speciell solcher Trager,
welche allerdings aoberordentliche Lasten zu tragen vermögen ;
i J)e motu anim. p. 77. M^m« de TAcad» I. 70,
2 M^m. de l'Acad. 1699. Hist. p. 96. M<{m. p. 155»
8 Ebend. 1702. Bist. p. 95. An. 1714. Hitt. p. 93.
4 MfSm. de TAcad. 1705. Hist.
5 Prix de FAcad. T. Vlll. p. 4.
6 Cour« de Vhvn. 4mo Le^. Note«. T. I. p. 285. ed. Par. 1751. 4-
Des Menschen. 961
jedoch gesteht er zu, daTs die Geschwindigkeit nnd Dauer der
Bewegung zu beriickBichtigen sey, ohne dafs die gesammte
Summe der von den Trägem in einem Tage und, dann mejirere
Tage anhakend fortgeschafften Lasten genau von ihm angegeben
wird. Inzwischen enthalten DI LA Hir£^ Dksaoülieas und
andere ältere Schriftsteller schon einige sehr richtige Bestimmun-',
gen. Nach ihnen beträgt nämlich die Kraft des horizontalen^
Zuges biei einem Pferde 200 ff. auf 8 Stunden des Tages mit
einer Geschwindigkeit von 12000 F. in 1 Stunde* Wird die
Last bis 240 $?. vermehrt, so kann dasselbe nur 6 Stunden ar-
beiten. Bei Menschen ist dagegen im horizontalen Zage die
Kraf^äufserung am geringsten-, indem ein starker Mann an einem-
Schiffe ziehend nur 27 ^. b6wegt , wonach 7 Menschen 1 Pferd*
ersetzen würden. Dieses stimmt sehr genau tbit den Messungen^
4er absoluten Kraftäulserung beider iiberein| dennRcaviSH^^
fand vermittelst seines Dynamometers die absolute Kraft eines
Pferdes im horizontalen Zuge £= 720» eines Manqe^ aber nur
= 100 bis höchstens = 120 fi^. Beim. Pferde dagegen findet die
nachtheiligste Kraftanwendung statt , wenn es eine Lasjt bergauf
bewegen soll , indem ein Mensch leichter mit 100 S^* Last eine
Habe hinaufsteigt,, als cnn Pferd mit300S'.r^OBJich 3 Manschen
das Äequivalent eines Pferdes gäben. El^en daher wird maD
finden , dafs Fuhrleute allezeit die längeren und minder steilen
Wege wühlen , Fnisgänger dagegen die kürzeren , wenn gleich
steileren, insbesondere dann, wenn die zurückzulegende Strecke
des Weges nicht sehr grols ist, indem sonst das Bergsteigen
überhaupt zu grofse Ermüdung herbeiführt. Die stärkste Kraft-»:
äufserung des Menschen findet beim Rudern statt , indem er
hierbei die meisten Muskeln und in der vortheilhliftesten Stel- >
lung anstrengt. Vorzüglich suchten die älteren Geometer die-
Kraft der Menschen namentlich beim Ziehen von Lasten aus der.
Neigung ihres Körpers u|id ;dem, Gewichte desselben » für sich
allein oder wenn derselbe noch mit. einer Last beschwert war,
zu bestimmen und auf eine. allgemeine Formel zuriickzubringen,
was aber nicht leicht zu befriedigenden Resultaten führt.
Unter die grölseren und bedeutendem -Versuchsreihen ge-
hört namentlich die durch Schulzs^ angestellte, wodurch er
1 G. II. 91.
2 M«m. de Beriln. Ao. I78S. Beri. 1785. p. S33.
«82 Kraft*
die von L« EüLfta aiig«geI>eBa iJIgcmeine Formel für die Kraft-
äuTserung der Siensqhpn und Thiere. bestätigt gefunden hat.
Hiernach ist nämlich p = P (1*^^) 9 wenn P die absolute,
p die geleistete Kraft und eben so V die absolute ^nd v die an-
gewandte Geschwindigkeit, erstere wie sie ohne Belastung seyn
würde, bezeichaen« Die absolute . Kraft , .welche ein Mensch
fortzuschaffen vermag,, beträgt nach Edlsr 60 9*9 nach Lam-
BEAT ^ 75 $?• Wenn also die absolute Geschwindigkeit oder
diejenige, mit welcher sich der Mensch ohne Last bewegt (wo-
bei p=0 wird), zu 6 par. F. in 1 Sec^ angenommen wird, so
giebt die Formel furvs=l (also 1 F. Geschwindigkeit in iSec.)
nach £uLKA p = 41,66 •• •» «ach Lawbbrt p = 52,08 S* Das
Bcoduct pv giebt den Nutzeffect der menschlichen Kraütäuüse-
V
rung, welcher fUr v = — am grölsten ist. Eine andere Formel
von fiuLVii setzt p =: P (1 — ^jt welche für den grOlsten
Nutzeffect v ssjf erfordert, aber 'mit den Versuchen weniger
genau.. übereinstimmt Thom.Touv»^ bemerkt indels richtig,
dafsajene Bastimmungeo auf ganz willkürlichen Principien be*
ruhen.
Es giebt aufm den bisher erwähnten noch viele sohlitzbare
Untersuchungen über die Krafiäulserungen der Menschen , x« B.
von Camus ^ Babthxz \ Ecbhabd <, J« Baadkb ^ und Ändern ;
allein diese bleiben insgesammt zurück- gegen die auf viele Ver-
suche gestützte gründliche Abhandlung von Coulomb ^, welche
eben so wohl wissenschaftlich interessante, als praktisch an-
wendbare Biesultate enthält. Werden die von ihm gebmichten
1 M^m. de Berlin. Annie 1776i p« 19»
3 Lectarei. T. II. p. 1$5.
3 TnAti des forcas moarantet. Par. 1722. 8.
4 Noarelle mtfoaniqae det moaTemens de Pfaomme et des animaoi;.
Careatsonne. An. VI. 4. Neue Meokanik n. •• w. übers, yon Sprengel.
Hiüle 1801. 8.
5 Repertory of Acts and Manuf. Vol. IT. p. 361, ToL XY. p.8l9.
6 Köhler'f Bergmann. Joam. Jahrg. II. Bd. II. p. 754.
7 M«Sm. de l'Inst, Sc« ülath. et f hjs. T. II. p« 308.
Des Menschen. 963
Meter in par. Fufs verwandelt (1 Met. = 3 F. 11,296 Lin. ge-
rechnet) und die Kilogramme in Pfunde (1 Kilögr. =2S*» ange-
nommen), 80 ergiebt sich Folgendes.
Zuvörderst kann eine Ver«;leichung zwischen dem, was
durch die eine oder die andere Kraft geleistet wird, nur dann
statt finden, wenn man die Leistungen auf ein gemeinschaftliches
Mafs reducirt, und dieses geschieht, indem man die gevraltigten
Lasten , die Geschwindigkeiten, womit sie bewegt werden, und
die Zeitdauer, während welcher die Arbeit ohne übergrofse Er-
müdung verrichtet werden kann^in Rechnung nimmt, wie zu-
erst rtii*ifE^i^ Berwoulli gethan und hiernach die Kraft eines
ausgewachsenen Mannes = 1728000 ff. zu 1 F. Höhe gehoben
angenommen hat.- Hierunter ist das gesammte Gewfcht zu ver-
stehen, welches ein Mann in einem Tage zu der angegebenen
Höhe zu heben vermögend seyn soll, und wenn man dann zur
leicWeren üebersicht 8 Stunden Arbeit täglich annimmt und die
angegebene Xeistung auf 480 Minuten vertheilt, so erhält man
3600 ff. in 1 Min. zu 1 F. bei Sstündiger täglicher Arbeit ge-
hoben, welches mit späteren Angaben hinlänglich genai^ über-
einstimmt.
Coulomb wünschte zu wissen, was für einen KraftefFect
ein Mensch zu erzeugen vermöchte , wenn er blofs sein eigenes
Gewicht durch Hinaufsteigen auf eine Treppe höbe, und verlangte
daher von den Trägern , sie sollten unbelastet eine Treppe so
oft in einem Tage hinauf- nnd hinabsteigen, als dieses ohne
zu grofse Ermüdung geschehen könne, welches sie aber als etwas
Unnützes zu thun verweigerten« Aus der Besteigung des Pic
von Teneriffa durch de Boada und seine Begleiter ergab sich
aber, dafs nicht ausgezeichnet starke Personen ihr Gewicht, wels-
ches Coulomb = 70 Kilogramme annimmt, während 8 Stun-
den bis zur Höhe von 2923 Metern ohne grofse Ermüdung ho-
ben , die zugleich zurückgelegte als eben angenommene Fläcbe
nicht in Anschlag gebracht. Dieses beträgt
1) Für die lothrechte Erhebung eines unbelasteten Mannes,
sein eigenes Gewicht als gehobene Last betrachtet, 205 Kilo-
gramme zu 1 Kilometer Höhe während 8 Stunden des Tages
gehoben, oder auf die allgemeine vergleichbare Normalgrofse
reducirt giebt dieses einen NutzefFect von 2629,5 ff. in 1 Min.
zn 1 F. Höhe gehoben«
V. Bd. Rrr
984 Kraft.
2) Um die Kraftäalserung eines Mannes zn finden, welcher
mit einer Last beschwert diese zu einer gewissen Höhe fördert,
wähUe CouLOUB die Holzträger. Diese* trugen 68 Kilogramme
Holz auf einer 12 Meter hohen Treppe 66nial in einem Tage.
Zu dieser gehobenen Last das eigene Gewicht mit 70 Kilogram-
men gerechnet giebt 138 X 66 X 12 oder 109 Kilogramme zu
1000 Meter Höhe gehoben. Auch diese auf das allgemeine Mafs
reduckt, wenn 8 Stunden Arbeit angenommen werden, beträgt
1400 ff. in 1 Min. zu 1 F. Höhe gehoben. Es verhält sich dem-
nach diese Gröfse zu der unter Nr. 1, gefundenen wie 100= 188,
jedoch wird dieses Verhältnifs von Coulomb noch für zu ge-
ringe gehalten, indem er lieber 1 : 2 annehmen möchte, im ^yi-
derspruche mit Dav. Bernoulli, Lambert und den meistea
Ülteren Geometern , wonach die Kraftaufserung der Thiere und
Menschen bei jeder Belastung gleich seyn soll , sobald nur dio
zu wähigende Last ihre Kräfte nicht übersteigt. Ein vorzüglich
starker Arbeiter Versicherte einst 129 Kilogramme zu 1000 Me-
ter Höhe gehoben zu haben , wonach er jedoch wegen übergro^
fser Ermüdung die beiden folgenden Tage nicht arbeiten konnte.
Letzteres giebt 1657 S*. zu 1 F. in 1 Min. gehoben und das Ver-
hältnifs beider Gröfsen wird nahe genau 14 : 16« Nimmt man
blofs die geförderte Last ohne das eigene Gewicht des Menschen
zur Bestimmung des durch ihn beim Hinauftragen von Lastea
zu erhaltenden Nutzeffectes, so beträgt dieses nur 54 Kilogramme
zu 1 Kilometer Höhe gehoben, oder, 8 Stunden Arbeit angenom-
men, 901 'S* in 1 Min. zu 1 F. Höhe gehoben. Es ergiebt sich
hieraus , dafs die Kräfte der Menschen für lothrechte Erhebung
von Lasten durch Tragen einen nur geringen Nutzeffect geben,
welcher übrigens bei Thieren, wie oben erwähnt wurde, noch
geringer ist.
Hierbei zeigt sich dann ein interessantes Resultat. Wenn
ein Mensch eine Last durch Tragen auf eine gegebene Höh»
schafft, so ist der wirkliche Nutzeffect nur diese Last und nicht
sein eigenes, zugleich l^ewegtes Gewicht. Wird die Last ver-
mehrt, 80 nimmt der NutzeiFect ab, bis die erstere auf etwa
300 ^. steigt , unter welcher der Mensch sich nicht bewegen
kann, also gar keine Höhe erreicht,, so dafs demnach der Nutz-
effect = 0 ist. Zu eben diesem Resultate gelangt derselbe, wenn
die Höhe phne Last ^ hinaufgestiegen wird, und es mufs also
zwischen beiden ein Maximum des Nutzeffectes liegen. Die Be-
' Des Menschen. 965
rechncmg ergiebt ^ dafs eine BelMtnng mit 53 Kilogrammen den
gröbXen Nutzeffect giebt, und da das Gewicht des Menschen zu
gleicher Höhe gehoben 205 Kilogramme beträgt, so folgt aus
205
-— =4, dafs ein Mensch fast viermal so viel Kraftaufwand äu-
Isert und einen eben so vielmal gröfseren Nutzeffect leisten
könnte , werin er unbelastet zu 3er erforderlichen HOhe stiege
und die Last durch Herablassen seines Gewichtes aufwärts zöge.
Der Nutzeffect bei d?r gewöhnlichen Belastung mit 68 Kilo- >
grammen zu dem mit 53 verhält sich wie 53,8(> : 56, so dafs
also derselbe beim Tragen von Lasten auf eine gegebene Höhe
s= 1455 S^. in 1 Min. zu 1 F. Höhe gehoben beträgt. ^ Dafs sich
.die Träger hiernach unvortheilhaft mit gröfseren Lasten be->
schweren, als welche den gröfsten Nutzeffect geben, obgleich
beide nicht merklich von einander verschieden sind , leitet Cou*
XOHB von dem Bestreben ab , stark zu scheinen ; indefs kommt
^wohl noch ohne Zweifel auch der Grund hinzu, dafs die Träger
beim Aufnehmen der Lasten die mit der zunehmenden erstlege*
nen Höhe wachsende Ermüdung, welche die Geschwindigkeit
der Bewegung vermindert und dadurch den Nutzeffect verringert,
nicht gehörig schätzejD.
3} Ein unbelasteter Mensch kann in der Ebene gehend füg-
lich 50000 Meter oder 153920 F. oder 6,7 geogr. Meilen zurück-
legen und bewegt also, wenn sein eigenes Gewicht, wia oben
zu 70 Kilogrammen genommen, als'die gehobene Last and der
horizontale Baum als die Höhe betrachtet wird, auf welche
diese Last gehoben ist , eine Last von 3500 Kilogrammen auf
ein Kilometer Höhe. Nach der angenommenen Beduction auf
Pfunde und Fufsmafs beträgt dieses die enorme Gröfse von
44894 ^. auf 1 F. Höhe in 1 Min. gehoben, weni gleichfalls
8 Stunden Arbeit gerechnet werden. Coulomb verglich diesen
Krafteffect mit der Anstrengung der Meublenträger, welche 6mal
in einem Tage eine Last von 58 Kilogrammen auf 2 Kilometer
Entfernung tragen, ohne dafs sie diese Anstrengung mehrere
* Tage anhaltend auszuhalten vermögen. Beide Gewichte ^ ihr . ,
eigenes und das der transportirten Last , betragen also 128 Kilo-
gramme auf 12 Kilometer Entfernung, wovoadas Product 1536
Kilogramme auf 1 Kilometer Entfernung beträgt. Hierzu kommt .
dann der Rückweg tnit 12 Kilometern, worauf sie etwa O925 ihrer
Kraft verwenden , da die Grölse eines unbelastet zurückgelegten
Rrr 2
986 Kraft.
Weges 5= 50 Kilometer gefanden wurde« Fliernach betragt die
gesammte Kraftäurserung eines mit 58 Kilogrammen belasteten
IVfannes nahe genau 2048 Kilogramme zu 1 Kilometer gehoben
oder nach der. allgemeinen Art zu messen, gleichfalls 8 Stunden
Arbeit gerechnet , 20269 '/?. in 1 Min. zu 1 F. Hßhe gehoben.
Beide Gröfsen verlialten sich: wie 7 : 4« Aus den Angaben soU
eher Träger, welche gröfsere Lasten auf weitere Entfernungen
transportiren, ergab sich, dafs 44 Kilogramme auf 19 Kilometer
Entfernung getragen die gröfste zu wältigende Last ist, welches
2166 Kilogramme auf 1 Kilometer gehoben beträgt. Wenn man
nun berücksichtigt , dafs die Träger weder die Lasten noch die
Wege völlig genau schätzen, so glaubt Coulomb in runder
Zahl 2000 Kilogramme auf 1 Kilometer transportirt als Kraftanf-
w^and ein^s Mannes bei einer in horizontaler Ebene bewegten
Last annehnlen zu können. Dieses beträgt 25654 ß* auf 1 F*
Höhe in 1 Min. gehoben.
Auch hierbei geht durch die Beschwerung mit der Last ein
Theil des Kraftaufwandes verloren und es mufs also zwischei»
der Belastung mit gar keiner Last, welche die gröfste Entfernung
giebt, und mit einer so grofsen, dafs der Mensch sich nicht
darunter bewegen kann , ein Maximum der Belastung zur Er*
Zeugung des stärksten Nutzeffectes geben. Da bei keiner Be-
lastung die Kraftäufserung = 3500 Kilogramme und mit 58 Ki-
logrammen Belastung = 2000 Kilogramme gefunden wurde, fiir
beide gleiche Entfernungen gerechnet, so giebt jene Belastung
einen Verlust von 1500 Kilogrammen. Wird dann der Verlust
an Kraft der Belastung proportional gesetzt, die letztere = P,
die erstere = x genannt, so erhält man die Proportion 1500:x
= 58 : P, xvoraus x =^25,86 P gefunden wird. Die Kraftäu-
fserung ein e^ Menschen unter einer Last = P ist also^ derjenigen
gleich, welche er unbelastet beweiset, weniger dem Verluste
durch die Belastung, oder sie ist = 3500 — 25,86 P- Wird
diese Gröfse =s= Q gesetzt d. h. wird die I^Tist so grofs ange-
nommen, dafs der Mensch gar keinen NutzeiFect durch ihrePort-
schafFung erzeugt, so ist P = 135,4 Kilogramme oder==271 {?.
dasjenige Gewicht, welches der Mensch auf keine bedeutende
Entfernung zu tragen vermag oder wodurch seine Kraft ganz
erschöpft wird. Wenn also der Mensch sein eigenes Gewicht
= 70 Kilogramme = Q und dazu die Last P durch den Raum
= 1 bewegt, 80 giebt dieses ( P + Q) 1 = 3500 — 25,86 P,
Dea Men^cben. 067
woraus die von ihm auf die Länge dei Weges s= 1 fortzuschaf-
fende Last P oder PI = ■ ^ und hieraus das Ma-
admüm ,Yon P = 0,72 Q ^= 50,4 Kilogramme gefunden \^ird.
Hiemach ist also diese Gröfse oder 100 i^. diejenige Belastung,
unter welcher der Mensch ^uf horizontaler £bene tragend den
gräfsten Nntzeffect giebt. Bei diesem Tragen der Lasten gehen
die Träger leer zurück. Nimmt man hierauf und auf ihr eigenes
bewegtes Gewicht keine Hdcksicht, so findet Coux.omb aus den
von ihm gehrauchten Formeln , dafs der r^iue NutzefFect eines
JMenschen 692,4 Kilogramme Last auf 1 Kilometer Höbe geho-
ben beträgt. Dieses kommt nahe genau mit der anfangs enge«
gebenen Gröfse überein , wonach die Lastträger 6mal eine LasI
von 58 Kilogrammen auf 2 Kilometer Entfernung zu tragen ver-^
»(jgen. Letzteres giebt also, die horizontale Entfernung der
Höhe gleich gesetzt , den eigentlichen Nntzeffect eines in der
Ebene tragenden Menschen = 696 Kilogramme auf 1 Kilometer
H(>he gehoben oder 8930 ^. 9uf 1 FuAk H<>he in 1 Minute, 8
Stunden tägliche Arbeit gerechnet«
Endlich ergiebt die Vergleichpng der Höhe, welche Men«
sehen unbelastet ersteigen, mit der Entfernuqg, bis zu welcher
sie in der Ebene gehend gelangen, dafe beide Gröfsen für gleiche
Ermüdung sich ungefähr wie 1 zu 17 verhalten. Man sieht hier-
aus, warum das Ersteigen steiler Berge so angreifend ist und
insbesondere schwache Personen leicht eine beträchtliche Strecke
in der Ebene gehen , bergige Stratsen aber vermeiden müssen.
4) Wenn Erde oder Steine auf einem Schubkarren trans«
portirt werden , so ist der Arbeiter nicht mit der ganzen Last
beschwert, sondern er hebt nur einen Theil derselben und über-«
windet die Reibung des Rades, Nach genauen Versuchen för-
dert in diesem Falle ein Mann 70 Kilogramme auf 14,61 Kilo-
meter horizontaler Entfernung , welches , die Länge des Weges
der Höhe gleichgesetzt, 1022,7 Kilogramme auf 1 Kilometer giebt.
Nach der angenommenen Reduction heträgt dieses 13i^8 ^N in
1 Min« auf 1 F. Höhe gehoben. Das VerhäUnifs dieses Nutz-p
effectes zu dem vorigen ist also 13118 : 8930 oder nahe
147 ? 100, wonach also ungefähr 2 Arbeiter eine. gleiche Last
in der horizontalen Ebene auf dem Schubkarren transporliren,
als 3 Träger auf gleiche fentfernung durch Tragen zu fiiidern*
vermögen; . - - ^
988 Kraft,
5) Um Aen Nutzeffeet aufzufinden, welchen ein Mann beim
Heben .eines RammVlotzes leistet , hat Coulomb, alle Bedingun-
gen bei dieser Art Arbeit verglichen, woraus als Endresultat her-
vorgeht, dafs dabei 75,2 Kilogramme zu 1 Kilometer Höhe ge-
hoben werden. Nach genauen Beobachtungen wird diese Arbeit
in 3 Stunden vollendet, indem die Arbeiter oft ruhen und viele
Zeit auf anderweitige Verrichtungen verwenden müssen. Der
Vergleichung wegen mufs aber diese Gröfse gleichfalls auf 8
6tunden Vertheilt werden und gtebt dann nur 964,6 ^. in 1
Min. auf einen Pub Höhe gehoben. Die Ursache dieses gerin-
gen NutzefiPectes liegt offenbar darin , dafs hierbei die Kraftäa«-
fserung dem Baue des Menschen weniger angemessen ist, ins-
besondere aber in dem Umstände, dafs die zu hebende Last
grofs und die auf ihre Hebung zu verwendende Zeit kurz ist.
Um nämlich den Rammklotz recht hoch zu heben oder ihn viel-»
mehr in die Höhe zu schnellen (weswegen derselbe auch höher
geschnellt wird als die Tiefe des herabgezogenen Seiles beträgt),
wendet der Arbeiter die gröfste Anstrengung an und ermüdet
daher so viel schneller, vermindert aber dadurch den Nutzeffect
auf gleiche Weise, als beim Tragen zu schwerer Lasten. Uebri-
gens mfag immerhin diese Bestimmung durch Coulomb etwas
geringe seyn, ungeachtet die durch Beobachtung gegebenen
Gröfsen, worauf sie beruhet, keine eigentliche Einwendung lei«
den und die aufserordentliche Genauigkeit jenes Gelehrten g&r.
nugsam bekannt ist. Es giebt übrigens auch andere keineswegs
verwerfliche Bestimmungen, welche die Kraftäufserung beim Zie-
hen der Rammklötze gröfser angeben. Nach Perroket^ z. Bl
hob ein Arbeiter an einem Rammklotze 26 & auf 4,5 F. Höhe,
und solcher Züge geschahen 30 in 1 Minute. ^ Hiernach betrug
also der Nutzeffect 30 X 4,5 X 26 Ä*. =3510 ff. in 1 Min. 1 F.
hoch gehoben, welches allerdings sehr viel wäre, wenn maa
annehmen dürfte, dafs ein Arbeiter diese Anstrengung 8 Stunden
auszuhalten vermöchte ; allein man kennt allgemein die langen
Pausen, welche awischen den Touren des Rammens gehalten
werden , damit die nach einer langen Tour erschöpften Arbeiter
sich erholen , und die zahlreichen Nebenarbeiten , welche zwi»
sehen das eigentliche Heben des Rammklotzes fallen. Wenn
daher bei jenex Bestimmung durch Pbrrovet nni: 3 Stunden
1, Description des Projets et de la Gonstrnction des Fonts etc.
Des Mensclien.
eigentlicher Arbeit angenommen werden, so geht sie auf 1316 i^.
in 1 Min. zu 1 F. Höhe gehoben heg-ab und kommt der obigen
ziemlich nahe. Fär das Heben des Wasseiß aus einem Brunnen
vermittelst der Eimex findet Coulomb einen noch geringeren
Nutzeffect, nämlich 71 Kilogramme auf 1 Kilometer Höhe ge-
hoben, wriches nach der angenommenen Weise reducirt 911 ff-
in 1 Min. auf 1 F. Höhe gehoben giebt Bei dieser Art von >Ar-
beit geschieht indefs die Anwendung der Muskelkraft auf eine
noch weniger vortheilhafte Weisen
6) Bei Arbeitern , welche an einer Kurbel drehen , z. B. ap
einem Schwun^ade bei Schleifsteinen' u. s. w. , berechnet man
den Kraftaufwand in der Hegel au 25 ^. 9 allein Coulomb be-
stimmt denselben nur zu 7 Kilogrammen. Die Handhabe be-
schreibt meistens einen Kreis Ton 67^5 par. F., statt deren Cou-
z«ouB 23 Deoimeter oder fast 7 par. F. annimmt , und dann sol-
len 30 Umdrehungen in 1 Minute oder in «jeder Secunde eine
lialbe vollendet werden, Coulomb meint, diese letztere Grcilse
müsse auf 20 herabgesetzt werden , selbst wena die Last nur 7
Kiloüaeter betrage. Die Zeitdauer dieser Anstrengung betragt
dann nicht mehr als 6 Stunden täglich. Diese Bestimmungen
^eben nur. einen geringen Nutzeffect und andere Schriftsteller
setzen denselben meistens höher; allein ich glaube dennoch,
daJGs diese durch Coulomb gegebenen Bestimmungen für mittlere
Stärke der Menschen eine richtige und daher sichere Norm ab-
geben, wie aus einer von mir zufallig angestellten genäherten
Messung noch mehr hervorgeht. Bei ^iner Maschine nämlich^
vermittelst . welcher durch ein von «wei Menschen bewegtes
Schwungrad Wasser aus der Tiefe geftSrdert wurde, erforderte
die Handhabe einen Druek von etwa 30 {?., um bewegt zu wer-
den, ihr Abstand von der Axe der Welle betrug 13 par. Zolle
und die Zahl d^r Umdrehungen war bei der Probe 25 in 1 Mi-^
90le, jedoch glaube ich, dafs man sie im Ganzen auf 20 herab-
setzen mufs. Allerdiiigs rrbeiteten die Arbeiter 12 Stunden des
Tages, wurden, aber alle Stundeavon 2 andern abgelöset«, weil
die Maschine nie still stand, und so kommen also nur 6 Stunden
tüglich auf jedea Arbeiter. Hierbei sind Täuschungen sehr leicht
möglich , denn es wurde mir selbst nicht übermäfsig schv^er, das
Schwungrad allein mit der erforderHchen Geschwindigkeit um-
' ^udrehen« alMq io^etwa 3 Dünnten war die Ermüdung so grofs,
dals ich die Anstrengung nicht weiter fortsetzen konnte. Cou-,
990- ' ICr^ftr
LOMB erhält aus den von ihm angenommenen .Groben , nämlich^
7 Kilogrammen , 23 Decimetern , 20 Umdrehungen und 6stün-
diger Arbeit täglich, einen Nutzeif ect c= 1 16 Kilogramme auf 1
Kilometer Höhje gehoben. Wird diese Gröfse auf 8 Standen
täglich vertheilt und auf die angenommenen Mafse xeducirt , so
giebt sie 1487 ff. in 1 Min. auf 1 F. Höhe gehoben.
Christian^ glaubt dagegen, dafs Coulomb gerade diese
Grörse^vi/sl, zu geringe angenommen habe. Nach einer von ihm
selbst gemachten Beobachtung bewegte 1 Arbeiter eine Kurbel,
welche einen Kreis von 25,12 Decimetern beschrieb und 14 Ki-
logramme Kraft erforderte, 24mal ip 1 ^Un. 7 Stunden des Tages.
Diese Bestimmung ist allerdings schätzbar, da alle Gr^^Isen der
Angabe nach genau gemessen worden sind und selbst die Zahl
der Umdrehungen ah einem Zähler abgelesen wurde. Sie übertrifft
die durch CouLOiUB erhaltene um mehrals das Doppelte und giebt
den Nutzeffect = 4547 ff. zu 1 F. Höhe in 1 Min. bei Sstiin-
diger Arbeit gehoben» Chhisti^n bemerkt, dafs der Mann sehr
robust und an diese Art von Arbeit gewöhnt gewesen sey, allein
14 Kilogramme mit der angegebenen Geschwindigkeit unausge-
setzt und ohne zu ruhen mindestens stundenlang zu bewegen
scheint an sich schon viel , aber merkwürdig ist zugleich , daCs
Coulomb, ein so genauer Beobachter, diese Gröfse gerade au^ .
die Hälfte herabsetzt. Dürfte man also annehmen, dafs statt
eines Arbeiters zwei die Kurbel bewegten,, so käme die Bestim-
mung mit der durch Coulomb gefundenen ziemlich genau über-
ein und gäbe als Nutzeffect 2273 ff. in 1 Min. zu 1 F. Höhe ge-
hoben. Jedoch liegt die Bestimmung so, wie sie Christiah
giebt, und noch^ obendrein für einen robusten, an diese Arbeit
gewöhnten IMann , keineswegs aufser dem Gebiete der Möglich-
keit. Mehr ist dieses der Fall bei einer Angabe von LesAes',
wonach der Kurbelgriff eines Paternosterwerkes von den Arbei-
tern eine Stunde anhaltend mit 6)94 F. Geschwindigkeit in 1
See. und 26 ff. Kraft umgedrehet wurde. Wäre mit dieser einen
Stunde das ganze Tagewerk vollendet gewesen, so ergäbe sich
ein nur geringer Nutzeffect; müTste aber vorausgesetzt werden,
dafs jeder der Arbeiter 8 Stunden taglich gearbeitet habe (4Stun«ip
t M^can. indaftt. Par. 1822. UI toU. 4. T. 1. p. 114.
2 Recneil de dirert M^. extraita de la Bibl. Roy. det Poota et
Cbausi^es ttc. II roll. 4. T. I.
jyea-H^^schojif 991
den Bahe:^eit eiogescbaltet), so erhielte man einen Nutzeffect
= 6,94 X 26 X 60 = 10826 i?. in JL Min. zu 1 F. Höhe ge^
iioben ,. welches «Coulomb's Angabe um das »y^ache übertrifft,
£in solcher Nutzeffect vermittelst einer Kurbel ist aber kaum
dettkbar, und hauptsächlich ist die Bewegung durch einen so
grofsen Kreis von fast 7 F- in 1 See. für die Dauer sehr un-*
wahrscheinlich. Setzt man diese dagegen auf 20 Umdrehungen
in 1 Min. herab, so ^ndet man mit CnaiSTiAV nahe überein-p
stimmend einen Nutzeffect von 3608 £^- in 1 Min. zu 1 F? Höhe
gehoben. Noch gröfser ist eine Angabe, welche Belidda^ auf
eigene Beobachtungen gründet« Hiernach soll nämlich eine Kur^
bei von 16 par. Zoll JLänge mit 35,5 ^* Kraft 55mal in einer
Minute' umge dreh et «worden ^eyn, welches, den Halbmesser des
beschriebenen Kreises zu 14 Z. angenommen, einen Nutzeffect von
14312 ^. in 1 Min. zu 1 F. Höhe gehoben giebt, ein. Resultat,
-welches Belidöa selbst für zu grofs hält, und wirklich ist auch
eine solche KraftäuTserung für die Dauer von 8 Stimden täglich
ganz unmöglich. PEnaoNET^ giebt dagegen bei einer Last von
16'^. (mit den 7 Kilogrammen nach Coulomb nahe übereinstim-*
mend) die Geschwindigkeit der Kurbelbewegung = 47 Z. in 1
See an« Hieraus ergiebt sich ein Nutzeffect von 3760 &« in 1
Min, zu 1 F. Höhe gehoben.
Vergleicl^t man alle diese verschiedenen, sammtlich auf ge-»
Baue Beobachtungen gestützten und dennoch um mehr als das
Doppelte von einander abweichenden, Bestimmungen miteinan-
der , so scheint für eine anhaltende , 6 bis 8 Stunden täglich zu
leistende und mehrere Tage fortgesetzte Kurbelbewegung Gou-
x.omb's Angabe, welche etwa in runder Zahl auf 1500 vermehrt
werden könnte, für gewöhnliche, nicht eben ausgezeichnet starke
nnd geübte Arbeiter die richtigste zu seyn. Da aber die Pater*
nosterwerke , Schleifmaschinen u. dgl. in der Kegel nur wenige
Stunden oder etwa einen Tag in Bewegung bleiben, so kann in
diesem Falle der durch Pjuliiovet gefundene Nutzeffect füglich
erhalten werden, obgleich dabei nicht angegeben ist, wie viele
Stunden die j^rbeiter täglich gearbeitet haben. Chaistiab's
Angabe, wobei ;eine fortdauernde Drehung angenommen wird,
mufs wahrscheinlich auf die Hälfte herabgesetzt werden , ent-
1 Architect. Hydraol. T. I. $. 680.
^ A. a. 0.
992 K.rsilt,
^eder indem 2 Arbeiter ail der Kurbel dreheten , oder sich aUe
Standen ablijseten. Hiermit stimmt dann auchBuOHAHABr's^ An«
gäbe iiberein , nach dessen Versuchen ein an der Kurbel arbei-
tender Mann, die Reibung mit inbegriffen, in 9Secunden 12,684
Kilogramme auf 5,185 Meter Höhe hebt, welches einen Nutz-
cfFect von 2700 ff. in 1 Min. zu 1 F. H^he gehoben giebt, wenn
inan 8 Stunden Arbeit täglich annimmt.
7) Endlich sucht Coulomb auch die Kraftanstrengung und
den Nutzeffect aufzufinden, welche dem Graben mit dem Spaten
zugehören. Nach seinen Beobachtungen kann man in genäher-
ten Werthen annehmen^ "dafs ein mafsig starker Mann mit dem
Spaten grabend 100 Kilogramme zu 1 Kilometer Höhe hebt,
welches reducirt 1282 ff. zu 1 F. Höhe in 1 M*in. gehoben be-
trägt. Diese Gröfse ist in Vergleichung mit andern NutzelFectcn
geringe und dennoch findet Coulomb selbst sie grofs , weil der
Arbeiter, von welchem sie entnommen wurde, stark und in die-
sem Geschäfte vorzüglich geübt war. Es ist indefs leicht be-
greiflich , dafs das Graben mit dem Spaten keinen seht grofsen
Nutzeftect geben kann , weil die zu wältigende Last -auf diese
Weise sehr unbequem angegriffen wird.
CpuLOMB^s hier mitgetheilte Bestimmungen sind sehr scliätz-
bar und im Ganzen zur Beurtheilung- der Sache genügend* Einige
derselben wurden bereits mit den durch andere Gelehrte gefun-
denen Resultaten verglichen, und es wird erlaubt seyn, noch
einige der bedeutenderen Angaben über die Kraft der Menschen
hinzuzufügen , welche man hauptsächlich in den Werken über
praktische Maschinenlehre , z.B. von Guenttveau ^, BouGtris^,
CtiHiSTiAN^ und andern findet. Nach Pahtinoton < hebt ein
Arbeiter, welcher 10 Stunden täglich arbeitet, in 1 Minute
3750 S*. 2U 1 F- Höhe. Wird vorausgesetzt, daCs er die hierbei
angenommene Anstrengung nur 8 Stunden anwenden könne, so
kommt jene Gröfse auf 3000 i?. herab, welches mit den von an-
deren für einen an der Kurbel zur Förderung des Wassers aus
der Tiefe arbeitenden Mann gefundenen Werthen übereinstimmt.
1 Repcrtory of Arts -XV. p. 819.
2 Essai sur la Science des Machines etc. p. 8.
S Trait^ do M^oanique etc. p. 4* a. v. O. ^
4 Mdcanique iaduitrieile etc.
5 Steam Eogine. p. VU.
1)^9 Mep^phew, 993
BvcHAffAV^ finJIet den Natzeffect bei einem Rndcrer =4278ff.,
übereinstimmend mit der oben bereits mitgetheilten Bemerkung^
dafs bei dieser Arbeit die Anstrengung der Muskeln am yorth^iU
haftesten geschieht, mit Ausnahme des Tragens auf horizonta-
ler Ebene; fiir einen Arbeiter an einer gewöhnlichen Pumpe
BS 1663 ^. und fiir einen Arbeiter an einem Rammklotze hoch
= 3673 ff. Nach GüBHYVEAtr'a Beobachtungen beträgt der mitt-
lere Nutzeftect der Lastträger, welche die Waaren an den Canal
von GiVors tragen, mehr als Coüiomb für die pauiserMeublen-
träger fand , nämlich 9530 ff. , bei den Trägern in den Berg-
werken 3848 ff. , beides auf die angenommene Weise , nämlich
SU 1 F^Höhe in 1 Minute qnd Ssttindigo Arbeit täglich gerech-^
net. Zieht ein Mann an einem Seile über die Schultern , so bei-
trägt der Nutzeffect nur 2565 ff. Bei den Arbeitern, welche
die Erze und Steine in den Bergwerken auf kleinen Schlitten
über feuchten, thonigen Boden hinfahren, betragt der Nutzeffect
8042 fff, wenn man die gesammte geförderte Last und nich^
hlots die zur Ueberwitidung der Reibung erforderliche Kraft be-
rechnet. In eben diesem Sinne leistet ein Mann beim Trans-
porte der Lasten in den Bergwerken auf kleinen vierrädrigen
Wagen in horizontaler Ebene, die Wagen auf Bretern gezogen,
12827 ff., aufrauhen Wegen dagegen nur 7696 ff. Ein eigen-
thiimlicher, sehr grofser, durch Mnskelanstrengung des Men^
sehen erhaltener Nutzeffect , der gröfste, Welcher überhaupt da-
durch erhalten werden kann, ist bereits oben ^ erwähnt worden«
Nach RoBfSON hob nämlich ein alter Mann 580 ff* Wasser HF.
hoch in 1 Min. 10 Stunden des Tages, ein junger 766 ff. zu der
nämlichen Höhe. Werden diese Gröfsen auf die angenommene
Weise fiir 8 Stunden berechnet , so'beträgt jenes 7975 ff. , die-
ses sogar 10532 ff. einer wirklich zu 1 F. Höhe in 1 Min, ge-
hobenen und nicht blofs in der Ebene fortgetragenen oder durch
ein Fuhrwerk fortgeschafilten Last.
Sehr ausführlich über dieKraftäubening der Menschen han-
delt endlich auch \. Lavosdorf^, welcher jedoch weniger die
Resultate gemachter Erfahrungen mittheilt , als vielmehr die von
1 Rcpcrtory of ArU XV. p. 319,
2 S. Art. Druckpumpe, Th. II. S. 629«
3 Aasführl. System der Maschinen- Kqd de a«t.w. Heidelb. 1826.
4. Th. I. S. 75.
994 l^rfkft
$
/
Bou6ireE gegebene allgemeine Formel einer vieUeitigen Anwen-
äuog zum Grunde legt.' Es ist nämlich hiernach p<=Pf 1 — ~ 1,
wenn p die bei einer Bewegung mit der Geschwindigkeit^ v an-
gewandte Kraft gezeichnet , P die absolute ^Kraft, welche der
Mensch oder das Thier anzuwenden vermag , und V deren ab-
solute Geschwindigkeit. Für P wird dann 120 S*. Cöln. ange-
nommen und bei.Fufsgangem die Geschwindigkeit =5 F. rheiiu
in 1 Secunde« Weil aber die letztere so viel mehr abnehmea
tnuCS| je gröfser die Belastung ist, so wird p = 120 ( 1 — t j j
und da aä^h die Elevation die Tragkraft vermindert, so wird
endlich
p = 120 (l — J — 2Sin. aV
für den Erhöhungswinkel = a gesetzt. Die Zeitdauer der An-
strengung endlich soll 9 Stunden von den 12 Tagesstunden, ako
mit 3 Buhestunden täglich, betragen. Sind gleich diese Bestim-
mungen nicht aus genauen Versuchen entnommen oder auf
nothwendige Naturgesetze gegründet, so giebt dooh die Anwen-
dung der Formel Besultate , welche mit der Erfahrung sehr ge-
nau übereinstimipen. Die oben mitgetheilte Ueberisicht zeigt
jedoch , dafs die verschiedenen Arten der Anwendung der Mus«>
kelkraft sehr bedeutende Aenderungen des zu erhaltenden Nutz-
efi^ectes hervorbringen. Für die Kraft des Drückens und Ziehens
ändert v. Lasgsdoaf die gegebene Formel in sofern ab, als
statt 120 gesetzt wird (1 — 0,005 t') 80, worin r die Stunden-
zahl der täglichen Arbeiter bezeichnet, welche hier zu 8 Stunden
als normal, statt der obigen 9 Standen, angenommen wirr«» Auch
die Kraftanwendungen beim Ziehen eines Rammklotzes oder bei
der Bewegung eines Schwengels werden dort ausführlich untere
sucht. Im Ganzen stimme ich jedoch mit Thom. Young darin
überein , dafs es bei einer so vielfach modificirten Aufgabe un-
gleich besser, ist, sich an die Erfahrung unmittelbar zu halten,
als eine allgemeine Formel aufzusuchen, welche doch uothwen-
dig vielfach modi£cirt werden mufs, wenn sie mit den Versu-
chen übereinstimmende Resultate geben soll.
EndUch darf als allgemein bekannt angesehen werden , dafs
der NufzeiFect der Arbeiter sowohl nach ihrer Stärke und Aus-
dauer, als auch nach der Uebung und Fertigkeit, welche sie
Der Thiere. 095
sich in den eigenthiltnllchftn Arten von Arbeiten erworben ha*
ben y sehr verschieden ist. Aufserdem kommt aber die Tempe-
ratur sehr in Betrachtung, in welcher die Arbeiten verrichtet
werden , denn Codlomb fand , dafs die nämlichen Personen auf
Martinique unter 14* N. B«, wo das Thermometer selten unter
20° R. herabging und sie beständig y6n Schweifse trieften, kaum
halb so viel leisteten als in Frankreich. Nach Moreau nc Joir-
VE8 ^ werden die Europäer auf den Antillen durch die Hitze so
geschwächt, dafs sie in den Monaten Juli und August am Tage
»ich nur mit grofser Anstrengung zu bewegen vermögen. '
Die bisher mitgetheilten Bestimmungen über mechanische
NutzeiFecte,* welche durch die menschliche Muskelkraft erhalten
virerden , beziehen sich auf arbeitsfähige und an Anstrengung ge^
wohnte Männer von mittlerer Stärke. ' üeber das Verhältnifs
des weiblichen Geschlechtes zum männlichen in dieser Bezie-
hung sind mir zwar Bestimmungen vorgekommm^ii , aber keine
eigentlich zuverlässigen und auf genügende Erfahrungen gegrün-
deten; indefs glaube ich, dafs man das Verhältnifs hoch wie 2:3
oder niedrig wie 4 : 5 einnehmen könne« In Beziehung auf die
Menschen verschiedener Völkerschaften und Stämme correspon-
* dirt der mechanische NntzefFect derselben höchst wahrscheinlich
der absoluten Kraftanstrengung , deren dieselben fähig sind , in-
defs dürfte es bei einer ohnehin so complicirten Aufgabe grofse
Schwierigkeiten haben, hierüber zu genauen Bestimmungen zu
gelangen. »
b) Ueber die Muskelkraft der Thiere sind ungleich weniger
Erfahrungen vorhanden, als man erwarten solhe, selbst nicht
über den Nutzeffect aus der Mtiskelkraft des Zug- und Lastvie-
hes,, obgleich diese Frage nicht Mob an sich interessant, son-
dern auch in ökonomischer Beziehung nützlich ist. Für letztern
Zweck ist insbesondere das Dynamometer^ zu empfehlen, indem
vermittelst desselben 'der Landwirth ificht blofs die absolute
Kraft des Zugviehes messen, sondern auch diejenige Kraftan-
strengung auffinden könnte, welche zu den verschiedenen Ar-
1 Leroax Jonrn, de Med, T. XXXVII. Sept. 1816.
2 S. diesen Art. oben Bd. 11. Sehr genaue, nach verbesserter Con-
strnction eingerichtete Dynamometer rerfcrtigt der Mechanicus Schmidt
Jn Heidelberg für 8 Ldore mit Emballage. Sie zeigen von 0,5 bis
tOOO Kilogramme oder in einer sonst beliebigen Gewichts.bestimmnng.
996 Kraft s
Leiten, als s. B« zum UmpEügen det ungleichen Attan toq
Ackerland u. s. w. erforderlich ist, und welche Leistungen daher
von gutem oder schlechterem Zugviehe zu erwarten sind. Am
meisten hat man die Zagkraft des Pferdes zu finden sich bemii-
liet^ und mit verwandten Leistungen des Menschen verglichen,
wie bereits oben (unter a. im Anf.) erwähnt worden ist, jedoch
ohne genaue und scharfe Bestimmungen zu erhalten. Schätzbai'
i$t das durch Reo vi eh vermittelst des Dynamometers erhaltene
Resultat, wonach das Maximum der horizontalen Zagkraft eines
Pferdes 720 ff. beträgt, und ich glaube nicht, dals man dasselbe
höher annehmen könne, wenn gleich die Pferde, indem sie noit
einem Sprunge gegen das Geschirr stofsen , eine vielleicht auf
das Doppelte oder Dreifache steigende Kraft ausüben und Seile
zerreifsen , welche 2000 ^. und mehr zu tragen vermögen.
Unter den bekannt gewordenen Untersuchungen über diesen
Gegenstand zeichnen sich vorzüglich die durch Beunacci^ mit-
getheilten vortheilhaft aus, wozu er die Thatsachen aus den Er-*
fahrungen der Ingenieur« beim Fuhr- und BauWesen , der Fuhr-
leute und anderer erfahrnen Personen hernahm und die am besten
is^lt einander übereinstimmenden zusammenstellte. Aus den mei-
sten Angaben geht jedoch die eigentliche, mit der menschlichen
genau vergleichbare Muskelanstrengung nicht hervor, indem
blofs die in gegebener Zeit auf bekannte Entfernungen geförder-
ten Lasten mitgetheilt sind , ohne das Gewicht des Fuhrwei'kes
und den Umstand zu berücksichtigen, dafs bei solchen Tpans-
portirungen blofs die Reibung überwunden wird, welche noch
obendrein nach dem ungleichen Baue des Fuhrwerkes . verschie-
den ist. Dessen ungeachtet sind diese schätzbaren Bestin^mungen
nicht blofs unter sich vergleichbar, sondern einige derselben
gestatten auch eine Vergjeichung der Leistungen des Zugviehes
mit denen der Menschen. Im Allgemeinen geht daraus hervor,
dafs die Daner der Anstrengung in dem nämlichen Verhältnisse
abnimmt, in welchem die Geschwindigkeit deif Bewegung wächst,
und dafs der Nutzeifect durch Verminderung der Geschwindis-
keit vermehrt wird. Es zogen nämlich von 2 Pferden jedes eine
Last von 849,4 Kilogrammen mit 11,3 Kilometer Geschwindig-
keit in 1 Stunde nur 3 Stunden, täglich , dagegen 1715,2 Kilo-
• 1 Bnignatelli Gioro. di Fis. 1817. T. X. ,p. 205. Daraas in G.
LXI. 415.
Der Thie're.
gramme mit 3,57 Kilometer Geschwinäigkeit H Stunden taglich,
wovon die Producte dae Verhältnifjs = 28787 : 67355 geben»
Auberdem zog *%in einzelnes Pferd mit einem zweirädrigen
Karren mehr als jedes der zwei oder noch mehr als jedes der
vier Pferde vor einem vierrädrigen Wagen. Ein Maulthier lei*
stete fast eben so viel als ein Pferd, welches Resultat aus der
schlechteren BeschaiTenbeit der Italienischen Pferde und dervor*-
aüglichen der dortigen Maulthiere erklärlich ist ; Stiere aber lei--
steten weniger als beide, hauptsächlich wegen der Langsamkeit
ihrer Bewegung. Eine unmittelbare Vergleichung mit der
menschlichen Kraftanstrengung gewähren die Angaben der La-
sten, welche Pferde und Maulthiere auf verschiedene Entfer-
nungen zu tragen vermochten, desgleichen der Strecken, welche
beide unbelastet zurücklegten , wobei abermals das JVlaulthier
ungleich mehr leistete. Nimmt man aus den verschiedenen An-
gaben die mittleren Werthe, so giebt dieses folgende Giöfsen.
1) Vor einem vierrädrigen Wagen zogen von 2 Pferden
jedes mit Inbegriff des Wagens 56^:^95 Kilogramme mit einer Ge-
schwindigkeit von 6} 18 Kilomeiern 799Stundeii des Tages. Die-
ses zur leichtern Uebersicht auf - bekann tereMafse und eine solche
Geschwindigkeit reducirt, womit in 2 Stunden eine deutsche
Meile zurückgelegt wird , die Meile in runder Summe zu 23000.
par. F. gerechnet (gedgrapli.c= 22840 per. F.), giebt 1137 ff. auf
6,53 Meilen transportirt« Weil aber ausdrücklich, bemerkt wird,
dals die Pferde bei dieser Arbeit nur 4 Tage arbeiten konnten,*
am 5ten aber ruhen mufsten, so können nur 5,23 Meilen täglich
gerechnet werden. Nach der oben für die Leistungen der Men-
schen befolgten Norm und unter Voraussetzung achtstündiger.
Arbeit täglich, die Last des Wagens wegen der Vergleichung
, mit nachfolgenden Bestimmungen zu 400 ff* angeschlagen und
mit Rücksicht auf den Rasttag , giebt dieses einen Nutzef^eot von
234710 ff- in 1 Min. auf 1 F. Höhe gehoben.
2) Drei Pferde vor einem vierrädrigen Wagen zogen jedes
559,93 Kilogr. mit einer Geschwindigkeit von 4,46 Kilom. in 1
Stunde 11,3 Stunden lang, welches reducirt 1120 ff« auf 6,74
Meilen und mit Rücksicht auf den Rasttag nahe 5,4 ^Meilen giebt.
Der NufajefFect hiervon beträgt 255176 ff.
3) Wird für 4 Pferde diejenige Bestimmung weggelassen,
wobei eine auffallend geringe Last mit grofser Geschwindigkeit
transportirt wurde , so giebt das Mittel aus drei Bestimmungen
g98 ' Kraft*
^79y3lSjlogr&rAme mit 4^46 Kilon* Geschwindiglceit in 1 Stnnde,
welches reducirt 958,6^« auf 6,56 Meilen und mit Rücksicht
aaf den Rasttag 5,2 Meilen beträgt. Am brancfibaTSten zur Vcr^
glelchung mit demjenigen , was in Deutschland bei Frac^tfuhren
darch Pferde geleistet wirdj ist diejenige Angabe, welche die
gröfste Last mit der geringsten Geschwindigkeit bewegt enthält,
nämlich 588,6 Kilogramme mit 3,57 Kilom. Geschwindigkeit in
1 Stunde bei 10 Stunden Arbeit taglich. Dieses reducirt giebt
1177,2 ^' auf 4,3 Meilen und mit Rücksicht auf (den Ruhetag
auf 3,4 Meilen. Nach obiger Weise berechnet giebt dieses einen
Nutzeffect von 197310 ff.
4) Mit einem zweirädrigen Karren zog ein einzelnes Pferd
1748,9 ff. 5,2 Meilen weit; von zweien jedes 1679,4 ff. 4,58
Meilen weit; von dreien 1505,5 ff. 6,05 Meilen, und von vie-
ren jedes 1552,8 ff« 6,16 Meilen, Diesig giebt im Mittel einen
Nutzeffect von ungefähr 319702 ff.
5) Mit einem zweirädrigen Karren zog ^in Maulthier
1749 ff. 4,96 Meilen ; von zweien jedes l456 ff. 5 Meilen ; von
dreien jedes 1701,5 ff. 5,69 Meilen; von vieren jedes 1542 ff.
5,57 Meilen , welches als Nutzeffect 305656 ff. im Mittel giebt.
6) Ochsen zogen mit einem vierrädrigen Wagen, wenn
jKwei vorgespannt waren, jeder 1142,86 ff« 2,89 Meilen ; wenn
vier vorgespannt waren , jeder 886 ff. 3,77 Meilen weit. Der
Nutzeffect hiervon beträgt im Mittel 160739 ff.
Im Allgemeinen folgt aus diesen Angaben, dafs die drei
Arten Lastthiere , wenn mehrere vereint angespannt sind , klei-
nere Lasten , aber mit gröTserer Geschwindigkeit bewegen , was
ohne Zweifel in der wechselseitigen Ermunterung derselben ge-
gründet ist. Merkwürdig , wahrscheinlich aber aus der Eigen-
thiimlichkeit der zufällig hierfür gewählten Beobachtungen er-
klärlich, ist zugleich der Umstand, dafs die Leistungen der
Pferde vor dem vierrädrigen Wagen auffalleud geringer sind,
als vor zweirädrigen Karren. Wird der Nutzeffect dem Pro-
ducte aus den Lasten in die Geschwindigkeiten proportional ge-
setzt , so verhält sich dieser beim Pferde , Maulthiere und Ofch-
sen , letzter vor einem vierrädrigen Wagen , erstere vor einem
zweirädrigen Karren, im Mittel w\e 89199 : 85436 : 33781.
7) Auf einem hügeligen und bergigen , übrigens aber gut
gehaltenen Wege zog ein Pferd 700 ff. -3, 12 Meilen; ein Ochse
748,5 ff. 2,44 Meilen weit.
Der Thiere. 609
8) Eine genaue Vergleichang mit dem dnrch die menscli-
liehe Muskelkraft erzeugten NiitzefTecte geben die B'eobachtungen
über die Kraft im Tragen der Lasten bei Pferden und Maulthie-
ren, 'wobei die letzteren die ersteren bei weitem übertrelFen.
Unbelastet legte ein Pferd auf ebenem Wege im Mittel täglich
8,6 Meilen zurück, ein Mauhhier aber 9,76 Meilen ; die mittlere
L^ast bei ersterem beträgt 182,4 ^. für 6,23 Meilen täglich, bei
letzterem 261 9t • für 6,15 Meilen; die gFöfste getragene Last aber
beträgt bei jenem 208 ii' auf 4,23 Meilen, bei diesem 300 ^.
auf 4,73 Meilen. Wird nach dieser letzteren Gröfse der Nutz-
effect beider auf die oben befolgte Weise berechnetj^ 8 Stunden
tägliche Arbeit angenommen , die EntfernuDg aber als Höhe be--
trachtet, so hebt ein Pferd 421Q1,5 if*, ein Maulthier aber
68034 ff. täglich zu 1 F. Höhe in 1 Minute. Auf einer gut er-
haltenen Bergstrafse trug ein Pferd 184 /^\ 3,34. Meilen täglich,
ein Maulthier dagegen 274 ff- auf eben jene Entfernung ; mit
•1^ ff* Last beschwert legte jenes 3,5 Meilen, dieses dagegen
mit 168 ff. Last 5,2 Meilen zurück, wdVon jenes 28480 ff-, die-
ses 44866 ff. zu 1 F. Höhe in 1 Min. gehoben beträgt.
Eine grofse Menge schätzbarer Beobachtungen über die Kraft-
anstrengung der Pferde hat WessRUA^sr ^ mitgetheilt, worin
aber «licht überall die Dauer der Arbeit während^ eines ganzen
Tages oder die Länge des Weges, bis auf welche die Lasten
transportirt wiirden, angegeben sind. Nach ihm kann ein gutes
Pferd auf horizontaler , guter Strafse ohne zu. starke Ermüdung
eine Zugkraft von 400 ff. 3 Stunden fortgesetzt aushalten und
trägt ohne Schwierigkeit 300 ff«, als gröfste Last 510 ff. auf
gleiche Entfernung, ohne auszuruhen. Auf ebener Strafse , und
ohne beim Ansteigen derselben um 5 Grade in einzelnen Strek-
ken des Vorspannes zu bedürfen, zieht ein Pferd füglich 1500 ff.,
aof ganz ebener wohl 1800 ff. und sogar 3000 ff. Ein Drei-
spänner fuhr aaf ebener Strafse eine Ladung, welche für jedes
Pferd 2053 ff. betrug, mit einer Geschwindigkeit von 11000
par. F. in 1 Stunde , und da die Fracht^ahrer meistens 5 Meilen
in einem Tage auf ebenen Wegen zurücklegen, so stimmt dieses-
mit Brukacci's Angaben recht gut überein.. Aus den verschie-
1 Taschenboch für Strafaen- und We^baabeamte. Diiaseld, 1814.
^ Yoa mir entlehnt an« t. Laogsdorf ausf. System der Maschinenkandf.
Th. I. S. 92.
V. Bd, Sss
K»0 Kraft
denen Messungen bestimmt Wesvrm An die KnütiSafaemitg eii
Pferiics zu 175 Ä*. mit der angegebenen Geschwindigkeit. Wird
dann zngleich angenommen, dafs diese Anstrengung 8 Standen
dou^rt , so darf man sagen , dafs ein Pferd im horizontalen Zöge
3'2()<S3 ^'. in' 1 Min. zu 1 F. Höhe hebt. Diese GrO(se stimnt
sehr genau mit derjenigen Bestimmung tiberein, 'welche man
seit langer Zeit mit geringen Abänderungen angenommen hat,
indem blofs die hier dnrch 175 ^* ansgedrückte mittlere Kraft
etwas verschieden an<^enomm'en wird. Nach Amohtoss^ be-
tragt diese beim Ziehen eines Pfluges nnr 150 9» 9 welche Be-
stimmung wef>en des Gehens der Pferde auf unebenem nnd wvi-
ehern Boden wohl richtig seyn mag. Die Angabe deT 175 i^*
rührt schon von Sauybur aus dessen Versuchen her, wurde
aber durch Desaguliers auf 180 erhöhet, nnd im Allgemeinen
-rechnet Aian auch 12000 F. Geschwindigkeit auf 1 Stunde, -wo •
nach dann der NutzefFect nach jener Bestimmung 35000 9 nach
dieser dagegen 3Ö000 ff. wird. Die Engländer setzen die Ge-
schwindigkeit meistens =3,5 engl. Meilen in 1 Stunde, die Zug-
kraft des Pferdes aber im Minimum = 150, im Maximnm
= 200 ff. und die Daner der Arbeit = 8 Stunden. Watt
wollte den NutzefFect der Pferde hoch angeben, damit seine
Dampfmaschinen auch bei einem kleinen Ausfalle dasjenige wirk-
lich leisten möchten , was von ihnen versprachen wurde , wenn
man ihren NutzefFect nach Pferdekräften bestimmte, und er setzte
daher die Zugkraft eines Pferdes bei achtstündiger Arbeit taglich
= 180 ff. in 1 See. zu 3 F. Höhe gehoben, welches =^180X60X3
s=3 32400 ff. in 1 Min. zu 1 Fufs Höhe gehoben oder in runder
Zahl = 33000 ff. giebt ^. Smvatov nimmt statt dessen nur
22916 ff. an, Heaoit de Villbfossb^ dagegen gleichfalls 175 ff«
in 1 Stunde zu 12000 Fufs gehoben , welches den NutzefFect
= 35000 ff. giebt. Man darf daher allgemein sagen , dais die
Angaben der Pferdekräfte zwischen 24000 und 36000 liegen nnd
dafs 33000 die gangbarste Bestimmung ist
Ueber die Kraft der Maulthiere sind ungleich wenigere
Beobachtungen vorhanden, als über die der Pferde, nnd die
1 Mrfm. de Paris 1703.
2 RoBisoif Syst of Mcoh. T. II. p. 145. Vergl. dieies Wörterb
Th. II. S. 476.
9 Richeste Min^r, T. III. p. 66 n. 86.
Der Thiere. 1001
oben mitgetheilten von BrüVacgi sind daher fo vid Schätzbai-
rer , obgleich das Maalthier in d^r nördlichen Hälfte von Europa
diejenige Stärke nicht erreicht, "welche ihm in der südlicbeQ '
eigen ist. Aufserdexn giebt Cazaüd ^ an, dafs die Maulthiere
bei den Zuckermühlen in Westindien von 18 Stunden 2 mit einer
Kraft = 150 9' und einer Geschwindigkeit von 3 F. in 1 See.
arbeiten. Wird hierbei auf die Zeitdauer keine Rücksicht ge*
nommen, so giebt 150X3X60=27000 ein Product, wonach
4ier Nutzeifect dieser Thiere dem der Pferde ziemlich nahe
kommt, und dieses ist nach den Untersuchungen von BnvKACCi
sehr wahrscheinlich. Rechnet man dagegen nur 2 Stunden Ta-
gearbeit , oder höchstens 3) so erreicht er noch nicht ganz die
Hälfte von diesem. Endlich ist fraglich , in wie weit das heifsere
Klima auf Martinique eine gröfsere Ermüdung des Maulthieres
bewirkt, so dafs die Angabe für >veniger heifse Gegenden gar
nicht als Norm dienen kann , obgleich das Maulthier die heiisen
Klimate beSser erträgt , als das Pferd« * /
Anstatt noch einzelne , hier und dort zerstreute Angaben
aufzusuchen, scheint es mir zweckmäßiger, die bereits mitge-
theilten NutzeiBFecte der Menschen und Lastthiere auf die ange-
nommene Normalgröfse , nämlich die in 1 Min. zu 1 F. Höhe
gehobene Last reducirt^ wenn 8 Stunden tägliche Arbeit gerech-
net xwerden, zur bequemem Uebersicht tabellarisch raitzutheilen.
Dabei versteht sich von selbst, da£s nicht überall genau 8 Stun-
den lang gearbeitet wird , sondern bei einigen Arbeiten ist die
verwandte Zeit länger, bei andern kürzer, und wenn man die
ans der Natur der Arbeit folgenden Verzögerungen als ztir Ar-
beit mit verwandt rechnen wollte, z. B. das Vorrichten der
Werkzeuge und des Materials u. s. w. , so ist bekanntlich die
Zeit des Arbeitens länger dauernd als 8 Stunden des Tags. In
solchen Fällen wird allerdings eine gröbere Kraftanstrengung er-
fordert , ohne dafs ein eigentlich gröfserer Nutzeffect berechnet
-werden kann. Namentlich ist beim Lasttragen der Menschen
der Rückgang ohne Last nicht mit berechnet, ungeachtet der-
selbe nicht als ein eigentliches Ausruhen betrachtet werden kann,
vielmehr noch einen Theil von Kraftaufwand erfordert, ohne
jedoch den geleisteten Nutzeifect zu vermehren. Hieraus ent-
steht demnach allerdings eine unvermeidliche Ungenauigkeit,
1 Fhil. Trans. 1780. p. 818.
• Sss 2
1002 Kraft.
welche jedoch hinsichtlich der nicht scharf zu bestimmenden
Dauer der Arbeit entweder überall nicht exsistirt, oder von gti
keinem Einflüsse, ist. Es kann nämlich in Beziehung auf den
NutzefFect sowohl , als auch die durch die Arbeit erzeugte Er-
müdung ganz gleichgühig seyn , wie lange Zeit darauf verwandt
wird , wenn nur , wie in der Voraussetzung liegt , die' Zeit dei
Ruhe hinreicht, «um die verlorenen Kräfte wieder zu ersetzen,
damit die nämliche Arbeit von dem nämlichen Individuum am
folgenden Tage wieder geleistet werden kfjnne. So dauert na-
mentlich im Sommer sowohl bei den Menschen als auch beim
.Zugviehe die Zeit des Arbeitens regelmäfsig 14 Stunden mit 2
Stunden Ruhezeit , allein die übrig bleibenden 12 Stunden wer-
den nie ganz unausgesetzt zur Arbeit verwandt, und wird noi
das Erforderliche geleistet , so ist es gleichgültig ^ ob dieses in
längerer oder kürzerer Zeit geschieht.
. Es ist also der Nutzeffect:
a) Bei Menschen von mittlerer Stärke.
Beim Lasttragen auf eine Treppe , . 1400 $?. Coulomb.
— ' — — auf horizontaler Ebene 8930 - derselbe.
Desgleichen 9530 • GukiTTTCiV.
Beim Lasttragen in den Bergwerken • 3848 - ders.
-^ — — auf einer Tragbahre . 3207 ^ ders.
Beim Ziehen an einem über die Schulter
gehenden Seile . 2565 - ders.
Mit einem Schubkarren . • • . » 13118 - Cout.09fB.
Auf kleinen Schlitten in Bergwerken . 8042^ -> Güshtveait.
Auf vierrädrigen Wagen über Breter . 12827 - ders.
Desgleichen auf rauhen Wegen • • ' • 7696 - ders.
Letzteres beides in Bergwerken.
Beim Heben eines Rammklotzes • . • 965 *- CoüLOMk
Desgleichen . . ; 3673 - Buchavat.
De^L wenn Sstünd. Arbeit möglich wäre 3510 - Perrombt»
Desgl. wenn 3 Stunden gearbeitet wird 1316* ders.
Beim Heben des Wassers mit Eimern 911 - Coulomb. '
Desgl. vermittelst einer Pumpe • . . 1663 - Buchavat.
Desgleichen 3750 - PAiiTiwoTor.
Desgl. durch das Gewicht .eines alten Man-*
lies gehoben 7975 - RoBisov.*
Desgl. eines jnngen Mannes • • • . 10532 - ders.
Der Thiere« , 1003
Beim Drehan eiocr Kurbel ^ • « . • 1487 S» CorLOMB.
Desgleichen • . , « ^ ^ • , , 4^47 - Christian,
Desgleichen • » 3760 - P«bkohet.
Desgleichen ••*•«•••, 3608 * LssAOFt
Desgleichen ; • 2700 -* Buguasan.
Beim Graben mit einem Sps^ten • • • 1282 * Coulomb.
Beim Rudern • • ^ 4278 r Buc|iayAir« <^
b) Bei Pferden von mittlerer Starke«
Vor einem vierrädrigen Wögen abso-
lute geförderte Last . • : . . 2347108?.'Bäuwacci,
Desg1ei<^hen *• '• • 255176 - ders.
langsame Bewegung* 197310 - ders^
Desgleichen . 230000 - Wesermanit.
Vor eioem zweirädrigen Karren desgl. 319702 - Britvacci.
Desgl. auf hügeliger und bergiger Strafse 103922 - ders,
Tragkraft der Lasten in der £bene 42101 - ders.
Desgleichen , , . . ' 55000 - Wesermajt».
Desgleichen auf hügeliger Strafse , 28480 - Brunacci.
Eigentliche oder absolute Kraftäufserung 32085 *- WESERMAirir.
Desgleichen 3240O - Watt.
Desgleichen ..•..,«•. 35000 - Sauveur.
Desgleichen ...•.».,. 36000 -Desaguliers.
Desgleichen • 35000 - Heroit de
VlLLEFOSSK« -
Desgleichen .. ^ ..... . 22916 -* Smeatoj.
Gewöhnhche mittlere Angabe . . . 33000 - ,
Vor einem Pfluge ....... 30000 - Amoktovs.
c) Bei Maulthieren von mittlerer Stärke.
Vor einem zweirädrigen Karren absolute ^
geförderte Last 305656 5?. BrünaCCI.
Beim Lasttragen in der Ebene . . , 68054 - ders.
Desgleichen auf hügeliger Strafte . . 44866 - A^ts,
Eigenüiche Zugkraft ♦ » ^ * . . 27000 - Cazaüd.
d) Bei Ochsen, von mittlerer Stärke.
Vor einem zweirädrigen Karren . . . 16073Q S*. Brujiacci.
Desgl. auf hügeliger und bergiger Strafse 86904 - ders.
10Ü4 Kraft.
Ans den bisher mkgeth eilten Unterstichungen ergiebt sidi
klar, dafs die meistens üblichen Vergleiohungen , 'wonach die
Kraftäufserang eines Pferdes der- von 5 oder 7 oder 12 oder 14
Menschen gleich seyn soll,, ganz unzulässig sind, weil die ver-
schiedenen Arbeiten sehr ungleiche Resultate geben. Inz^nscheo
läfst sich dennoch fiiglich eine Vergleichung für die vorzüglich-
sten gleichartigen Kraftaufserungen anstellen. £$ ist denmach
die Kraft bei der Fö'rderung von Lasten durch Trage a ia der
Ebene
des Menschen 1 nach Coui:.omb,
des Pferdes • * 4)8 nach BHUfrACCr,
desgleichen •*•.••••• 6,1 nach WsSERMAsr,
des Maulthiers 7)6 nach Brubtacci.
Die Kraft bei der Förderung von Lasten auf Schubkarren oder
Wagen ist
des Menschen auf Schubkarren .. • • 1 nach Coulomb,
des Pferdes vor vierrädrigen Wagen . 17,5 nach W^sbämahi^
_ — vor einem Karren . . • 24,3 nach Bkuvacci,
des Maulthiers desgl 23>3 nach dems»
des Ochsen desgU .••..•. 12,2 nach dems.
Nach Gi/EiTYVÄAü ist der Nutzeffect des Menschen im Fördern
der Lasten auf einem Wa^en dem nach Coulomb auf einem
Schubkarren statt findenden fast gleich, so dafs die angegebene
Vergleichung fiir die Kraft beim horizontalen Zuge überhaupt
' gelten kann.
Die hier gegebenen Bestimmungen sind wohl ohne Widei^
rede genauer und der Wahrheit näher kommend , als die durch
Hassesfratz ^ aufgesteliten. Hiernach ist, die Kraft des Men-
schen beim Tragen von Lasten = 1 gesetzt:
die des Pferdes = 8
des Maulthieres = 8
des Esels = 4
des Kameeis =£ 31
des Dromedars es 25
des Elepbanten = 147
des Hundes c=: 1
des Rennthiers = 3.
Dagegen ist die Kraft des Ziehens im horizontalen Ziige, die des
Menschen = 1 gesetzt:
die des Pferdes = 7
des Maulthiers = 7
des Esels = 2
des Ochsen = 4 bis 7
des Hundes := OS
des Rennthiers = 2*
1 Sncj-clop; m^thodi. Phys. T. III. p. äOS.
Mechaniache* 1005
B. Das Gewicht der Körper,
ocler , wenn man will , dessen Ursache , die Schwere , )st eine
der bedeutendsten Kräfte, deren man sich in der praktischen
Maschinenlehre zur Erzeugung von Bewegungen bedient. Hier-
bei ist allgemein die bewegende J^roft dem absoluten Gewichte,
also der Masse der Körper, oder der Summe der in ihnen ver-
einten schweren Körperelemente proportionaL In vielen Fällen
"Wird dieses durch unmittelbare Wägung des angewandten Kör-
pejs genau, in andern durch blofse Schätzung als mittleres Ge-
wicht bestimmt und in den üblichen Normalgewichten ansge-
driiclt, z. B. in Grammen und deren Theilen oder Vielfachen,
in Pfunden u. s. w. , deren relative Werthe sich im Art. Mafs
finden« £ine genaue Bestimmung wählt man z. B. bei Uhrge-
wichten , eine genäherte bei der Angabe des Gewichtes der
Menschen und Thiere, welche ein Laufrad, eine Tretscheibe
n. s. w. in Bewegung setzen. In andern Fallen wird das abso-
lute Gewicht des drückenden Körpers aus seinem Volumen und
specifischen Gewichte gefunden, indem man seinen Kubik- In-
halt mit dem Gewichte eines normalen Kubus von Wasser und
dem spec. Gewichte des Körpers zum Wasser muhiplicirt. So
wird z. B. das. Gewicht, womit ein Gasometer* auf das unter,
ihm eingeschlossene Gas drückt und dadurch das Ausströmen
desselben mit einer gewissen Geschwindigkeit bewirkt, aus dem
kubischen Inhalte des Metalles in par. Fiifs und aus dem spec.
Gewichte des Körpers gefunden. Die fUr solche Berechnungen
erforderlichen Bestimmungen sind im Art. Maffi und im Art.
Sj)ec. Gewicht mitgetheilt.
C. Die Stofskraft, oder eigentlicher der Stofs,
womit bewegte Körper robende oder bewegte treffen und diese
in Bewegung setzen , wird sehr häufig in der Mechanik ange-
wandt« Hierbei wirken dieselben nicht im Verbal tnifs ihrer
Masse allein, sondern ihre Kraft oder der hierdurch erzeugte und
ihr zum Mafs dienende Effect ist eine Function von dieser und
der Geschwindigkeit ihrer Bewegung. In vielen Fallen wirkt
der Stofs nicht aliein, sondern zugleich auch das Gewiclit. Hier-
her geh(jrt das Wasser bei unterschlächtigen fund aum Theil auch
bei oberschlächtigen) Mühlrädern, der Wind bei Windmühlen,
1 Vcrgl. Th. IV. S. 1090.
1006 Kraft
l
der Hämmer, der Rammklot^, der Schlägel n;s«w. Sowohl'itbei
die Gesetze desStofses, als auch über die hauptsächlichsten daz«
gehörigen Maschinen wird in eigenen Artikeln gehandelt werden.
D. Auch die Centrifugal- oder Schwung-
kraft wird ?ju den bewegenden Kräften gezählt und kommt
unter andern bei v. Langsdorf*s Saug - Schwungmaschine ^,
dem Segnerschen Wasserrade, dem Schwengel bei Pumpbrunnen
u. s. y^. von ^
£• Die E I a S ti C 1 1 ä t ist eine der vorzügllchsfen bewe-
genden Kräfte , wx)von der vielfachste Gebrauch gemacht wird.
Dahin gehört der Bügel der Armbrust , die Uhrfeder , die com-
primirte Luft, der Wasserdampf und überhaupt die Dämpfe
nebst den Gasarten. Ferner ' gehört dahin namentlich auch die
Kraft dbs explodirenden Schiefspulvers , welches in der Ballistik
das Hauptagens ausmacht, aufserdem aber wiederholt als Mittel zur
Bewegung* der Maschinen in Vorschlag gebracht worden ist. Unter
'andern geschah dieses schon früher durch DioarYSics Pafinus^,
jüngsthin abermals durch RouRnsHAUssif ^, indem ein ähnlicher
Vorschlag, entzündetes Knallglas als explodirendes und nachher
ein Vacuum erzeugendes Mittel zu benutzen, wie dieser von
Cecil ^ gemacht wurde, mit ihm nahe zusammenfällt. Alle
solche heftig explodirenden Substanzen sind jedoch , wegen der
plötzlich auf die in Ruhe befindlichen Maschinen wirkenden
-Gewalt, blofs zum Fortschleudern der Körper geeignet, keines-
wegs aber zur ruhigen Bewegung von Maschinen, anderer damit
verbundener Schwierigkeiten nicht zu gedenken. Thom. Yockg
sagt übrigens ^, dafs die Kraft des Schiefspulvers zwar ungeheuer
grofs , der dadurch erzeugte Nutzeff ect aber nicht gröfser ist, 4ils
welcher durch menschliche Arbeit erzeugt wird. ^
F. Endlich gehört auch die Wärme, sofern sie die Aus-*
dehnung der Körper und durch ihre Abnahme die Zusammen-
ziehung derselben bewirkt, unter die bewegenden Kräfte. Bisher
hat man jedoch in der Mechanik in sofern noch keinen Gebrauch
1 S. oben Th. II. S. 82.
S 8. Art Dampfmaschine. Tb. II. 8. 424 Q. 437.
S Schweigg. Journ. XXXH. S. 482.
4 Edinb. Phil. Jooni. N. XII. p. 427.
5 Lectares. T. II. p. 167.
Geheime» 1007
davon gemacht, dab man dieie VennahruDg und Verminderung
des Volumeos , namentlich der Metalle ^ als eigentliches bewe-
gendes Agens benutzt hätte, obgleich Zusammenziehungen durch
erkaltende Metalle oft bewirkt und als aufserordentlich starke
mechanische Mittel benutzt werden. Namentlich bediente sich
Mol ABO der Zusammenziehüng erhitzter eiserner Anker , um
die gewichenen Mauern eines grofsen Magazines wieder gerade
za richten ^, bei der geringen Volumensvermehrung der Körper
durch Hitze würde jedoch dieses Mittel schwerlich in^der Me«
chanik mit Vortheil anzuw.enden seyn , wenn die Erwärmung
durch absichtlichen Aufwand von Brennmaterial geschehen
miilste K
9) Nicht wenige und mitunter übrigens vortheilhaft be-
kannte Gelehrte haben verschiedene Mtnbekannte Kräfte in der
Natur und namentlich bei den Menschen angenommen.^ Dafs es
dergleichen geben könne, aus deren Wirkung manche' noch nicht
enträthselte Erscheinungen des vegetabilischen und thierischen
Lebensprocesses ^ erklärlich werden könnten, lälst sich im All-
gemeinen und in Voraus nicht geradezu leugnen , aber ganz ge->
wifs ist es dagegen , dafs bei der Annahme derselben die gröfstej
Versiebt upd ein dem Physiker sehr zu empfehlender Skepticis*
mus .nicht fehlen dürfen* Dieses gebieten übereinstimmend die
bekannten Newtonschen Regdn und die zahlreichen Erfahrungen
wirklicher Verirrungen des Verstandes aus dem natürlichen
Hange der minder scharfsinnigen Menschen zum Glauben an das
Wunderbare, worunter die Einwirkungen der Geister, der Ge- ^
spenster, der Dämonen und die in manchen Zeiten allgemein ge«
glaubte» Zauberkünste gehören. Es ist nicht zu erwarten , dafs
- die wissenschaftliche Aufklärung vorerst oder überhaupt so tief '
wieder sinken sollte, um dergleichen Mährchen für wahr zu
halten, aber sehr nahe an dieselben grenzen die bis auf die
neuesten Zeiten behaupteten und vertheidigten verborgenen Kräfte
siebst ihren v.ermeintlichen Wirkungen.
Es könnte immerhin gefragt werden , ob die Untersuchung
von dieseA überhaupt in das Gebiet der Naturlehre gehöre« Wird
angenommen, dafs letzteres nur die/enigen Erscheinungen in sich
1 Biot Tndt^da Phys. T« L p* 181.
S Ann. Ghim* et Phys. T. iX. p. 92 a. 196.^
8 Vergl. [04h€n$hrqft*
1008 Kraft.
begreife^ welche mter den nämlichen Bedingungen nach festcB
Gesetzen allezeit wieder zam Vorschein koQinien, »o würden
die meisten der berichteten Phänomene dieser Art ansznschlies-
sen seyn, weil sie sich in der Regel nicht allgemein und nach
festen Gesetzen, sondern bei einzelnen Individuen als Abnormität
zeigen sollen. Indem* aber die Anhänger solcher seltenen ond
wundersamen Kräfte zugleich annehmen, dab diese aU wirkliche
und in der Natur vorhandene Kräfte exsistiren , so gehören sie
hiernach nicht blo& in das Gebiet der Physik , sondern mässen
sich auch überall auf gleiche Weise wirksam zeigen , wo nicht
hindernde Bedingungen ihre Wirksamkeit modifidren oder auf-«
heben« Es kann übrigens sehr wohl der/ Fall seyn , dafs Wir-
kungen Ton Kräften lange Zeit verborgen bleiben , weil sie in
einem hohen Grade fein sind , wie dieses z. B. bei dem thenno-»
magnetischen Einflüsse ungleich erwärmter Metalle auf die Ma-
gnetnadel geschehen ist; hat man sie aber einmal aufgefunden
und ihre Bedingungen erkannt, dann müssen sie sich jederzeit
und allgemein wieder erzeugen lassen. Einer ächten Naturfor-
echung durchaus fremd, ja sogar ihr widerstreitend ist jedoch.
die Behauptung , dafs zur Erzetigung der Wirkungen verborgener
Natarkräfte der Glaube des Beobachters erforderlich sey. Alle
Kräfte der Natur sind nothwendig und ihre AeuTserungen brin-
gen durch unausgesetzte Wiederkehr auch bei den befangensten
Beobachtern Ueberzeugung hervor, ein vorgefafster Glaube aber
hat schon .oft Erscheinungen wahrnehmen lassen, welche überall
nicht exdistirten, wovon der Aberglaube der finstern Jahrhunderte
die sprechendsten Beweise liefert.
Es würde überflüssig seyn, alle verborgenen Kräfte \ind die
sämmtlichen durch sie erzeugten mystischen Erscheinungen, wel-
che bisher als exsistirend angenommen worden sind, nebst den
verschiedenen Behauptungen für und wider und den vielfachen
Ei^ählungen zu ihrer BeglaulTJigung hier aufzunehmen, da ohnehin
die meisten nur eine kurze Zdt von leichtgläubigen Beobachtern
als wirklich exsistirend geglaubt wurden, nach genauerer Prü-
fung aber bald wieder in ihr Nichts zurückfielen. Dagegen aber
gehört in ein vollständiges physikalisches Werk allerdings eine
kurze geschichtliche Angabe des Wesentlichsten, damit die9e
Kräfte nicht aus Unkunde übergangen scheinen und bei künftig
unausbleiblich zu erwartenden ähnlichen Behauptungen dasjenige
aufgefunden werden kann, was in frühern Zeiten bereits als
Geheime. 1009
nichtig erkannt wurde. Wer nümlich mit der Geschichte der
7. ahlreichen Verirrnngen des menschlichen Verstandes vertraut
ist , wird leider zu der Ueberzeugnng gelangen , dals der Hang
zum Wunderglauben viel zu grofs un4 allgemein ist, als dafs
auf diesem Boden nicht in wiederkehrenden Perioden stets neue
Früchte des Aberglaubens wuchern sollten. Die Hanptclassei»
sind folgende :
a) Sympathie oder Mltleidenschafim Es giebt deren zwei
Arten y die moralische und die physische. Die erstere, weiche
man aach eine psychische nennen könnte und die nicht eigentlich
hierher gehört, besteht darin, dafs zwei oder mehrere Personen
in Folge gleicher Afficirungen des Gemüths gleiche Em^^dan«*
gen haben, also gleichzeitig Schmerz, Freude, Zorn, Unwillen
u. s. w. empfinden. In der Regel werden diese Gemüthsaffeotio-'
nen in der einen Person durch vorhandene Ursachen erzeugt, und
die von einer oder' mehreren anderen wahrgenommenen AenJse-
rungen derselben , so wie auch die bibfse Kenntnifs der wirken-*
den Ursachen , erzengen dann in ihnen gleiche Empfindungen,
indem sie durch lebhafte Vorstellung die Persönlichkeit des be^i'
obachteten Leidenden zu der ihrigen machen« Ist dann gleich
die Affection des GemÜths bei den mitleidenden Personen in
der Regel weniger stark, als bei den eigentlich zunächst und
unmittelbar afficirten , so 5u(sert doch auch bei den erstehen die
rein psychische Ursache einen physiologischen Einfiufe, welcher
aus der innigen Verbindung der Seele mit dem Körper sehr
leicht erklärlich wird« Hierauf beruhet der wohithätige Einflufs
froher Umgebungen und der hachtheilige trauriger, insbesondere
auf reizbare,' zur psychischen Sympathie geneigte Personen, wo*
durch diese letztere allerdings indirect zur physischen wird«
Man hat indefs auch behauptet, dals durch Aehnlichkeit der
Geister verwandte Personen ohne änfsern Eindruck und in unbe*
stimmter Entfernung von einander sympathetisch afficirt würden
und diesemnach ohne eine bekannte Ursache gleichzeitig Freude
oder Traurigkeit empfänden ; ja man will viele Fälle beobachtet
haben, in denen vermöge einer cdgenthiimlichen, zunächst phy*
sischen , Sympathie gleichzeitig die nämlichen Krankheiten bei
verwandten, aber von einander weit entfernten Personen ausger
brechen seyn sollen, welches insgesammt gewissen unbekannten
Kräften der Sympathie zugeschrieben wird.
E^ ist allerdings richtig , daCs anfEallende Fälle dieser Art
iblO Kraft
vorkommen. Zu ihrer Erklärung und Entfernung aus dem Ge-
biete des Wunderbaren mufs man aber Folgendes wohl überle-
gen. Gewisse Personen, namentlich verwandte, insbesondere
Zwillingsgeschwister, können leicht einander psychisch and
physisch sehr ähnlich seyn. Haben dann aufserdem die nämli--
eben llulsern Verhältnisse auf sie einen gleichen oder äBnlichea
Einflofs , selbst wenn sie von einander entfernt leben , so ist es
keineswegs unnatürlich , dais beide gleichseitig traurig oder hei-
ter, vergnügt oder mifsvergnügt sind. Ist ohnehin die eine oder
die andere von diesen Stimmungen bei beiden vorherrschend,
so ist es in gewisser Hinsicht fast nothwendig , dals eine gleiche
Gemüths- und Denkuagsart gleichzeitig ähnliche Handlungs-
weisen und deren Wirkungen hervorbringt, ohne dab es im
mindesten erforderlich ist; zu geheimen sympathetischen Kräften
Seine Zuflucht zu nehmen, um die Gleichzeitigkeit gewisser Be-
gebenheiten und ochicksale zu erklären, welche solche verwandte
Personen betreffen. Nimmt man das vielfache Spiel des Zufalls
hinzu und übersieht xpan nicht, dafs namentlicl^ verschiedene
Krankheiten gewissen Lebensperioden der Regel nach zugehö--
ren und sich daher ohne auffallend deutliche äufsere Ursachen
in gleichmäfsig organisirten Individuen sehr leicht gleichzeitig
entwickeln können, so verschwindet das absichtlich gesuchte
Wunder; Sympathien, mystische und verborgene Kräfte sind
unnöthig und alles läJGst sich aus bekannten Gesetzen recht gut
erklären.
Viele Menschen glauben aufserdem noch fortdauernd an
^ eine blofs physische oder physiologische Sympathie. Hiernach
soll zwischen gewissen Körpern, Handlungen, Formeln u. s.w.
und Personen eine Mitleidenschaft exsistiren, wodurch Wunden,
Krankheiten u. dgl, . geheilt und sonstige Uebel abgewandt wer-
den können. Dahin gehören also hauptsächlich die sympatheti-
schen Guren, wenn man die zum Theil dem religiösen Aber-
glauben angehörigen Wunderwirkungen geweihter Gegenstände,
eis diesen Untersuchungen f^md , ausschliefst. Wer bei hart-
näckigen Uebeln alle ihm bekannten Mittel vergebens angewandt
hat , dem wird man es leicht verzeihen , wenn er dann auch zu
sympathetischen seine Zuflucht nimmt; sollten sie aber bei ruhi-
ger UeberlegUDg zulässig erscheinen, so mülste es nothwendig
auch ähifliche Mittel geben , welche Krankheiten zu erzeugen
oder vor&andene unheilbar zu machen vermöchten. Indem Letz-
Geheime. 1011
teres'aber niclits anderes, alf das fnifaer geglaubte Bezaubern
oder Behexen ist, und dieses gegenwärtig nur noch unter d^
ungebildeten Individuen solcher Provinzen gläubige Anhänger
ündet, welche überhaupt auf einer geringen Stufe der Cultur
stehen , so mufs auch jener ganz analoge Glaube durchaus als
Aberglaube verworfen werden. Die physische Sympathie und
die hierauf gegründeten Erzählungen sind daher gaiiz in das Ge- ,
biet der Mährchen zu verweisen und es lassen sich überall keine
Xräfte mit 'Bestimmtheit darthun, welche hierbei als witksaoa
anzunehmen wären.
Dagegen läfst sich nicht ganz in Abrede stellen , dafs bei
verschiedenen Personen eine nicht deutlich nachzuweisen dTe
Sympathie und* auch Antipathie gegen andere Personen und auck
gegen Thiere angetroffen werden , welche sich durch grofse Zu-
neigung oder grofsen Widerwillen äufsern. In Beziehung auf
Thiere entsteht beides oft aus einem undeutlichen Vorurtheile
jhres Nutzens oder Schadens , welches nicht selten aus den lehr-
haften Juaendeindrücken herstammt und bei den Zoologen nicht
angetroffen wird , weil diese genauer mit den Eigenschaften der
Thiere bekannt sind. In nicht seltenen Ftillen kann auch die
Ausdunstung anderer lebender Wesen, wenn auch durch den
Geruch nicht kenntlich nachweisbar, doch etwas Widerliches
und die Nerven unangenehm Aificirendes haben od^r im Ge-
gentheil angenehm seyn. In Beziehung auf Menschen liegt aber
der Zuneigung oder dem Widerwillen unstreitig viel Psychi-
sches zum Grunde, indem sie durch den Eindruck, welchen
sie machen , die gegründete oder ungegründete Vorstellung der
Klugheit und Gutartigkeit oder eines bösen Willens , der Scha-
denfreude und der Immoralität erzeugen. Auf allen Fall ist nicht
erforderlich, bei diesem allen zu geheimen Kräften seine Zuflucht
zn nehmen.
b) Geheime etehtri^^ und diesen ähnliche Kräfte. Ob-
gleich die Elektricitätslehre sehr einfach und bestimmt aufgefafst
werden kann und das Verhalten dieser Potenz scharf bestimmten
Gesetzen unterworfen ist, so haben doch allezeit einzelne Na-
turforscher mystische Wirkungen und verborgene Krähe dersel-
ben zu finden geglaubt und unter andern liefs sich sogar der
eben so besonnene als gelehrte Physiker Winklee in diese Irr-
thümer verstricken. Es wurde nämlich den in verschlossenen
Glasröhren oder Kugeln befindlichen Arzneien nach der Elektri-
1012 Kraft.
sirung dieser Hülkn ein aufserordentlicher Biaflufs aaf den
menschlichen X(5xper und eine Heilkraft fiev verschiedensten
Krankheiten beigelegt^ wenn man sie blols berührte oder «üe
Glieder damit bestrich. Joh« Fr. Pitati^ machte dieses nebst
;den Beobachtungen der wunderbaren Phänomene bekannt , w^I*
che in Italien vielen Beifall und allgemeinen Glauben fanden ;
XToLLKT dagegen, welcher exprefs deswegen dorthin reisete,
konnte sich von der Wahrheit der mitgetheilten auffallenden £r-
^^ählungen nicht überzeugen. Desto glaubiger war WiNKi^cn,
welcher die Versucht nicht blofs wiederholte , sondern auch die
Resultate fremder und eigener Erfahrungen in England bekannt
machte und dadurch Bakea veranlafste, dafs die Sache dort
näher geprüft wurde ^. Hierdurch erschien aber das Ganze nach
.den genauen Versuchen, welche Watsoit in Gegenwart von
FQLK.E8, Mastit, Moatimer , Daval Und Cantoit mitR<ihren
anstellte, die er theils selbst elektrisirte , theils von WiirE.i.KA
jlurch dessen Freund ScHKÖOEa erhalten hatte, als ein Mähr-
chen^, wovon >ener sich dann bald selbst überzeugte und seinen
•unbegreiflichen Irrthum eingestand ; ein warnendes Beispiel gegen
Leichtgläubigkeit.
Nicht ganz gleiches. Aufsehen erregten die bekannten Ver-
suche Schäffea's mit dem Elektrophore , welche indefs schon
.oben^ erwähnt worden sind, und es bedarf hier nur der Bemer-
.kung, dafs nach dem Zeugnisse des eben so gründlichen als vor-
.urtheilsfreien Plag. Heinrich die Nichtigkeit der ganzen Sache
,und die Ursache der Täuschung unlängst durch STEiOLEHVEa
.genügend nachgewiesen worden ist ^, so dafs also auch hierbei
.von keinen verborgenen elektrischen Kräften die Rede seyn kann«
Am bekanntesten unter allen durch verborgene und mysti-
sche Kräfte angeblich erzeugten Erscheinungen sind diejenigen
geworden, welche zur Classe der TVl^inscIielruthe, des Wasser-
und Mineralien - Fühlens und überhaupt der sogenannten orga--
1 Della Elettricitd mcdica. Lettera del chiarissimo Signore J. F.
-Pivati al celebre Signore F. M. Zanotti. Lucq. 1747. 8. Riflessioni
üsiche sopra la Medicina elettrica. A Vcnezia. 1749. fol.
2 Phil. Tran», abr. X. p. 406.
8 PhU. Trans. 1748. XLV. p. 262. 1751. p. 231.
4 Bd. in. 3. 771.
5 G. XXV». 328.
Geheime. 1013
jtiscAen oder mineraU9chen EtektricitHt g«b8ren« Die Mährr
chen von den Kräften der Wünschelruthe, einer in zwei Spitzen
oder Zweige auslaufenden , zu einer bestimmten Zeit und unter
gewissen Zauberformeln oder auch ohne diese geschnittenen Ha*-
selmthe, weiche^ über verborgenen Metallen in der Hand gehal-
ten , durch den mikrokosmischen Einflufg des Haltenden gewisse
eigenthün^licfae Bewegungen machen soll , sind alt und wurden
anlangst von den Gebildetem als nichtig erkannt» An diese
jreihen sich die verschiedenen Schwingungen kleiner, an einem
Faden hei;abhängender Körper, namentlich eines goldenen Fin->
gerringes , welcher in einem Glase gehalten durch die Zahl sei-
nes Anschlagens an die Wände desselben die Tages^seit angebep
sollte, und endlich die Behauptungen v^n der Fähigkeit gewisser
Personen , die Anwesenheit von Wasser , Metallen und Mine-
ralien durch ein eigenthümliches Gefühl wahrzunehmen. Am
auffallendsten wird es depi vorurtheilsfreien Forscher erscheinen,
dafs gerade alle drei Thats^chen, nachdem sie schon einmal als
Betrügereien öffentlich bekannt geworden waren, zum zweiten-
male hervorgerufen werden und sehr allgemeinen Beifall erhalten
konnten^. ^
Die Wunach^ruthe ist seit sehr langer Zeit bekannt^
und wird durch die Habsucht der Einfältigen , den übermäfsigen
Hang zum Glauben an das Wunderbare und die feinen Künste
schlauer Betrüger unter der ungebildeten Classe der Menschen
1 Ueher den Beifall, welchen diese Gegenstände in neuerer Zelt
erhalten haben, ist schon oben Tb. IIT. S. 776. geredet worden und
ich theile daher yorzogsweise nur das Gesehiohtliche mit«
2 Die älteste Nachricht von ihr findet sich beim Paracbisüs,
welcher von ihr als von einer bekannten Sache redet. Spater wird
sie erwähnt Burch Smcasa in Ars magnetica. Gol. 1643. p. 6S5., Gasp.
Schott in Pbysica cariosa. Herbip. 1667. p. 1286., Anleitung zu denen
cnriösen Wissenschaften. Frankf. 1717. S. 480., Vallemoht in LaPhy-
aiqoe occalt^y ou trait^ de la bagaette divinatoire. Par. 1696. n. A»
Sehr vollständig findet man die Literatur in: Beitrage cur literäri«
sehen Geschichte der Wüi^chelruthe von Chr. Freiherrn v. Aretiv«
Ifünchen 1807. Ausgezogen in G. XVII.^ 158 u. 482. Ganz kürzlich
bat dieaelbe noch im Grafen J. de Tristan einen gläubigen Anhaoger
gefunden, indem sie selbst mit allen ihren zauberischen Wirkungen
durch diesen in einem aosfdhriichen Werke beschrieben worden ist 8
Recherches sur quelques ElTluves tcrrestres. Par le ComteJ. de Tristan.
Par. 1^26. 4S0 S. 8, Mit einer Kupl'crtafel.
1014 Kraft
noch lange Zeit Anhänger finden , welche meistens ihrö Leicht-
gläubigkeit theuer bezahlen müssen. Zugleich aber sind haupt-
sächlich zwei Fälle bekannt, in denen der Glaube an ihre Wir-
kungen, verbunden mit dem an die geh eimhifsvollen Schwin-
gungen kurzer Pendel und die eigenthümliche Kraft des Metall-
und Wasserfühlens bei gewissen Individuen, unter allen Ständen
Verehrer und Bewunderer fand, und wobei zugleich die höheren
Classen, insbesondere aber die Gelehrten, grofsentheils sich
weit leichtgläubiger bewiesen, als die niederen Volksciassen
jemals gethan haben, unter denen in der Regel nur einzelne In-
dividuen*, und diese nur insgeheim , so lange ihr Interesse sie
trieb und niemand sie auf die Möglichkeit des Betrugs aufmerk-
sam machte , auf die Kraft der Wünschelrathe Vertrahen setz-
ten; am alleraufIFallendsten aber ist, dafs beide Begebenheiten
in ihrem Entstehen und Verlaufe die gröCste Aehnlichkeit , ja
fast völlige Gleichartigkeit hatten.
Sowohl KiiiCHER als auch Caspar Schott bezweifelten
die Wirkung der Wünschelruthe und auch des Ringes, welcher
an einem Faden in ein Glas herabhängend durch seine eigen-
thiimlichen Schwingungen und das Anschlagen an die Wände
des Glases gewisse Anzeigen geben, namentlich die Tageszeiten
bestimmen Sollte, und bei dem hohen Ansehen, worin diese
Gelehrte zu ihrer Zeit standen , konnten diese Gaukeleien nicht
wohl anders als nur einzelne sich selbst verbergende Anhänger
finden. Allein um 1690 fing der bekannte Aymar an,> allgemeir
nes Aufsehen zu erregen. Zuerst zeigte er blofs die Wirkungen
der Wünschelruthe und die magischen Schwingungen des Ringes
am Faden , bald aber brachte ihn die Leichtgläubigkeit seiner
Bewunderer dahin , dafs er Wasser , Metalle und sonstige Fos-
silien in seiner Nähe durch ein eigenthümliches Gefühl 'wahrzu-
nehmen vorgab , endlich aber wollte er sogar die Spur entlau-
fener Mörder auffincfen, ging dieser nach und wufste die Behör-
den , welche ihm hierbei Vorschub leisteten , so zu täuscheni
dafs des Nichtgelingens ungeachtet sein Ansehen noch vergröfsert
wurde. Grofses Aufsehen machte er überall in Paris, bis er durch
die Mitwirkung des aufgeklärten Prinzen CosoE entlarvt wnrde,
in dessen Zimmern er einzelne Nägel und Stücke von Tressen
entdeckte, wovon er glaubte, dafs man sie absichtlich verborgen
habe , von grofsen vorhandenen Metallmassen aber nichts em-
pfand , deren Anwesenheit er nicht ahndete, £r selbst gestand
Geheime. |Q|5
dem Prinsen^ clafs sav die LeichtgUabigkeil des f&blicpiiis ihtl
zum etriiger gelnacht I^be ; die Polizei machte die Entlarvung
desselben bekannt und er entfernte sich mit einer votn P^ni(QD:
erhaltenen Unterstützung aus der Stadt, worauf die yielbeipro-^
cheden Wunder allmäUg in Vergessenheit kamen ^» , Inzwischen,
sagte Batlk bei dieser Veranlassung yoraus> dals dieses Aus«>
gangs ungeachtet ähnliche Betrüger wieder aufheten ;würdeOj .
weil die Menschen einmal betrogen sejn wollten, und ich trage ■
kein Bedenken, < diese so vollkommen eingetrofienö Pxopbeaeiung
auch noch als für die Zukunft gültig zu wiederholen, ; . .;. ,.
Gerade ein Jahrhundert nach diesen Begebenheiten erteg^a .
ganz gleiche Betrügereien die allgemeine Aufmerksamkeit. 4^9
Publicums, gingen von Italien aus, fanden im südlichen Deutsc^Tf,
lande viele Anhänger, konnten aber im nördlichen. keinq festepi
Wurzeln fassen^ Hauptsächlich versuchte TH0üyip!r^;^,f^4ie,
Mährchen von den Kräften der Wünschelruthe , den Schwin-r^;
gungen kleiner I^endel und der Kunst de'ft Was3evr- pi^ MeU^
Fühlens aus ihrer Verborgenheit bei einigen Leichtgläubigen un«^
ter den ungebildeten Volksciassen ii^ die höheren Sphären her-
aufzuziehen und den ernsten wissenschaftlichen Forschungen
anzureihen. Sein Haüptheld War ein gewisser PEiriTEi^, wchJhet*
hauptsächlich die geheime Kraft besitzen sollie, tm^ejöfa 'tief ^
verborgene Mineralien durch einen säuerlichen oder alkaHscheil
Geschmack undallgemeine NervenafFectioti zu fühlen ,' 'V^enb er"
sich denselben näherte , und dana am stärksten, wenn* et sich ^
lothrecht oder in gröfserer Nähe über denselben b^&nd^' Taov-^'
VBSEL erhielt an dem Grafen Belladora und Gazolo ^ des-»'
gleichen dem Abte Foatis gläubige Anhänger ^^ an SrAiLAH'^'
1 Von ihni handelt aäsfahrlldh Vallamofat ä. a. Ö.
2 M^m. phjTs. et tn^d. moDtraat les rapporti ^videns eatte lei
ph^aomdnes de la baguette divinatoire , du magn^tisme et de l'ilec-r^
tricit^. Load. et fur. 1780. Secoii4 miiA. cbe^d. ^785. 8. I^ecB^ 4«
M^moires conccrn. l^dlectricit^ organique et rälectricitid min^rale eto^
poor servir de saite anx m^moires publi^t en 1780 et 83 ior lei rftp*^
porti, qai existent entre les phioomäqes da .ma^jn^isttei de Wle^ri-
citd et de la bagaette divinatoire. Bresci 1799. Nottvelles piices^re- ~
latives a T^l. orgaii. etc. Vicenza 1793. 8. Raggua'gli dcll' espe^iepi^e,.
deir elettrometria esegoita in Brescia. Vdine e Verona ii eil' Anl'1793.
Venezia 1794. . • • -
3 Esperien^e esegoite da Pennet in Ver0At sei Mete di OiagsHo
1793 per Dionigi Ramanaini. Verona 1793« j ^
V. Bd. , ttt
lOld Kraft.
ZAVi a!>er nach genauerer Prüfung einen Gegner ^ Greiseren
und allgemeineren Beifall, als die Kunst des Wasserfiihlens, er-
hifeh^h dife magischen Kräfte der kleinen Pendel aus Schu^efel*
iiesen an Fäden aufgehangen , und es ist in def That merk^riir-
dig ^ diöTs diese Mährchen bis auf die neuesten Zeiten herab noch
mitunter gläubige Anhänger finden. Fortis wollte beobachtet
haben, dafs solche Pendel in der Hand des Grafen Favtvzzi
schwebend gehalten über Wasser und Metallen in SchwinguDgen
geriethen und verschiedene , aber regelmafsige und nach be-
stimmten Gesetzen wechselnde, Curven beschrieben. Der scharf-
sinnige Al. V. Humboldt^ erklärte sich sogleich dagegen, und
Detrtschland wäre ohne Zweifel mit einem so weit verbreiteten
Glauben ' an diese Mährchen verschont geblieben , wenn dieser
gfofse Gelehrte schon* damals seinen jetzigen wohlbegründeten
Küf errüngien gehabt hätte , indem er nicht blofs gleich an&ngs
die 'ganze Sache belächelte, sondern auch den psychologischen
Gtund d ei' Hanges zum Glauben an solche Wtmderkräfte acht
n^turphilosophisch nachwies. '
Ii^sbespndere war München der Centralpunct, 1^on wo ans
die durch geheime Kräfte erzeugten Wunderphänomene verbrei-*-
tet wurden, unter deren lebhaften Vertheidigem hauptsächlich
RlTTI^R, S.CHELLIÄO, FaAVZ BAAnER , GfiHLEN 3, WiHTERI.*
undrfiuc^HOLZ^ sich .als solche auszeichneten, denen die Ver-
suche vorzugsweise gut gelangen. Dort fanden nicht blofs die
Schwingungen der Schwefelkiespendel sehr allgemeinen Glauben^
sondern die Kraft des Erz- und Wasser- Fühle ns sollte sich
aucl)^, keineswegs als etwas Aufserordentliches bei P« vir et allein
finden, indem sie vielmehr bei zwei Frauenzimmern, GANnoLri
und Anfossi,' dem Abt Amoretti, dessen Enkel und vielen
andern Personen in gleichem Grade gefunden wurde. Freilich
war die Leichtgläubigkeit so ungeheuer grofs, dafs irgend jemand
nur die Behauptung aufstellen durfte , er besitze diese Kunst,
1 Brogviatelli Ann. dl Ghim. T. IV.
2' Tersoche über die gereiste Maskel« nnd Nerrenfaser. BerL
1797. i. B.W.
S Dessen Joarn. 'Bd. IT« 8. 9&
4 tbfmä. Ilf. S. 79S.
5 Ebend. V. 8. 575«
Geheime. 1017
ein ohne weitm PriiFang sogleich fUr einen Wundermann ge*
halten tu werden. Der bis dahin allein bekannte Apparat der .
Würischellruthe wurde durch einen neuen vermehrt, nämlich
einen Degen , welcher twischeü den Fingerspitzen gehalten
eig^Mthümliche Drehungen zeigen sollte, }a Rittka erfand noch
einen n^uen , seinen sogenannten B^ancier^ einen kleinen ku-
pfernen Stab Von reotangnlärem Querschnitte, 6 Z. lang, 0,5 Z«
Breit Und von willkürlicher Dicke, welcher auf dem senkrecht
gehaltenen Mittelfinger lAraagerecht liegend bei verschiedenen
Personen in eine drehende Bewegung geriethi Diese Phänomene
erfolgten jedoch schwerer, als die mit der Wünschelruthe , und
ihr Zusaiümenhang mit den elektrischen wurde dadurch beur-
kundet, dafs der Balancier nicht isolirt seyli und ni^t ans Schel-
lack, als der am besten isölirenden Substanz, bestehen durfte^.
Hauptsächlich wurde aber noch ein den PfivirET übertreiFendeir
Wasserföhler, Namens Campjetti , aufgefunden und auf könig-
liche Kosten nach München gebracht, wo er hicht blois diese
seine Kunst , sondern auch die VerWandtAs in einem vorzügli«^
chen Grade , jedoch Uoft für dip ohnehin Wnndergläubigen be-
friedigend, zeigte^.
Da es kaum ohne Gefahr^ als durchaus unphilosophisch
Verschrieen und verketzert zu werden, möglich war, Zweifel
gegen diese Thatsachen zu auTsern , welche von den sich vor-
zugsweise Naturphilosophen nennenden Gelehrten lebhaft ver-
theidigt und als der Anfang einer ganz neuen, alles Frühere um-
stofsenden und bei weitem übertretenden Periode des Studiums
der Naturwissenschaften dargestellt wurde, so wagte es zuerst
Gilbert' mit grofser Heftigkeit, aber eindringender und schar-
fer Kritik als Gegner aufzutreten. Siiid gleich manche in sei-
nen Aufsätzen enthaltene Persönlichkeiten nicht ganz zu bilLgen,
so müssen es ihm doch die deutschen Physiker danken, dafs er
die damals allerdings erforderliche Kühnheit hatte, dem stets
weiter sich^verbj'eitenden Strome der Irrthümer in den Weg zu
1 Der Sideritma» heraaagegeBen von 1. W. Ritter; Tutiin^. 18^.
Bd. 1. St. 1.
2 Morgetiblatt fdr gebildete Stände. 1807. Jan. N. 'XQ. Bibl. Brit.
XXXV. p. 80 fF. 0. a. a. O.
8 Desien Ana. der Fhjs. JOCVl. S. 069.
Tttü
1.018 .Kraft.
treten und dadairch zii K^erTiüten , dafs nicht tioch mehret^ das
Schicksal derer theilten , welche beiin Verschwinden der -ver«
meintlichen Wunder bIs abergläubig und einer scharfsinnigen
Prüfung und Erforschung der Wahrheit unfähig im In- und
Auslande erscheinen mulsten* Auch Marecravx, insbesondere
Erman und C. H. Pfa ff erklärten sich als Gegner^, viele da-^
gegen blieben gläubige Anhänger , indem sie lugleicli versicher*»
ten , dafs namentlich die Versuche mit Schwefelkiespendeln bei
ihnen und andern eigenthümlich organisirten Personen nie ohne
den entschiedensten Erfolg blieben. Als jedoch nach einiger
Zeit Campbtti's vorgebliche Kunst des Wasser- und Metall-
fühlens bei genauen in München scAbst angestellten Proben nich-
tig befunden Wurde und das Geschrei seiner wundergläubigen
Anhänger verstummte, verloren auch die Schwingungen det
Schwefelkiespendel allmälig von ihrem Ansehen /um so mehr
seitdem C. H. Pfaff ^, Zimmbrmaitv ^ u. A. die Ursachen der-
selben^ als in der gleichzeitigen Fixirung des Pendels und seiner
Unterlagen gegründet, durch genaue Versuche nachwiesen. Man
nahm übrigens zu diesen Pendeln nicht blofs Schwefelkiese^
sondern auch andere Körper, namentlich goldene Fikigertingei
vermuthlich aus Unkunde des Umstandes, dafs eben diese schon
zu den 2eit«*n des Caspar ScHoff gekannt, aber in das Gebiet
der Ammenmährchen verwiesen \Varen. Die damit so leicht an-
zustellenden Versuche blieben nicht lange das Eigenthum der
Physiker, sondern sie wurden auch in gesellschaftlichen Kreisen
und namentlich von Damen angestellt, weswegen danqi der
Glaube an dieselben sich noch eine geraume Zeit in diesen Sphä-
ren erhielt, nachdem die eigentlichen Physiker unlängst die
Nichtigkeit der Sache erkannt hatten. Cine vorzügliche Ursache
des Glaubens an so ofV und so vollständig widerlegte Irrthiimer
lag in der Verbindung derselben mit den Erscheinungen des so-
genannten animalischen Magnetismus , welche tief in das Gebiet
der Physiologie und Psychologie eingreifend auf dem Wege rein
physikalischer Prüfung nicht so leicht widerjeglich waren. Unter
die späteren öffentlichen Vertheidiger derselben geboren unter
1 Ebend. XXVII. 1 ff.
2 G. XXVII. 41.
S Ebend. S$7.
Krummzapfen. 1019
anJtera Girboiv^, S»ivi>i.Ba^ Cavai.1^, Kvoch*^ mit sehr
mäbigenden (Modificationen, und hauptsäcMich Amorbtti, wel-
cher das Ganze in einem ansführlichen Werke behandelte ^. In
diesem Augenblicke kann die Sache als abgethan betrachtet wer-«
den f .wenn nicht in künftiger Zeit aufs Nene eine Veranlassung
gegel^en wird,' sie abermals wiederholt ins Publicum su bringen.
c. Geheime ma^eiische Kräfte^ Wie der ETektricitat wer-
den auch dem Magnelistnus geheime Kräfte und wunderbare
Einwirkungen auf den menschlichen Körper beigelegt. Sofern
sich dieses auf den .mineralischen Magnetismus bezieht, gehört es
unter den Art. Magnet^ allein die vorzüglichsten und unbegreif-
lichsten Wunder geh<Jren in d%s Gebiet des sogenannten thieri-
sch^n Magnetismus, Auch diese ganze Lehre ist gegenwärtig
fast gänzlich unter die Classe der Mälirchen verwiesen. Weil
aber die Sache ein grpfses geschichtliches Interesse hat , sa ver-
dient fie in einepi eigenen Artikel (|>e}ianclelt z^ w«r4eA. M.
' j^rumvizapfeii^
Kurbelj Manubrium; Maniyelle; Cra'nk.
Die Kurbel und der Krummz.^pfen werden zuweileu (ür
gleichbedeutend genommen, in vielen Fällen aber unterschie-
den, und dann bedeutet AT^^r^je/ denjenigen Hebel ipit HaAdb^b.ey
vermittelst dessen man \yellen ohne und mit Rudern umdrehet,
z,B. bei CafPeemühlen, Elektri^irmaschinen, Schleifsteinen, Spinn*
rädern und andern kleinen Maschinen ; Krummzapfen aber eine
ähnliche VorrichtuYig, durch welche gröfsere Räder, sogenannte
Künsträder, den horizontalen, v«rticalen oder unter irgend ei-
nem Winkel gmieigten Stangen | namentlich den Feldgestängen,
Bewegung mittheilen oder diese von ihnen erhalten. Die grö-
Ikeren Kurbeln oder Krummzapfen haben ^lehre^ex Festigkeit
X Recherchea exp<frimentalea aar i^n nouveaa mode de TAction
«»lectrique! Straftb. 1809. &
% Ueber das Priacip des MdnsokenmagnetisQns. Närnb. 1811. 8«
S G. LV. 4i4.
4 Ebend. J^YIL S60. Wagner^ Urtbe^ über sie ebaad. LIX. 828.
5 Dieaes ist in DeaAchland meistens nur aus deia Aaszage in G«
IiX% 225. bekannt.
1030 Krummzapfen.
p. wegen ein in die Wdle des Rades, eingeli^tseiies bi^eites Bledi^
9o8! eine mit dem fialse der Kurbel in Eins gegossene Platte a b cd,
der Blät^l oder Pläuel genannt, woran sich der Hals e£ befio*
det I welcher meistens zugleich als Zapfen der W^Ue au dienen
pflegt An diesem ist rechtwinklig der gerade odtfr in ein^r auf
die Axe der Welle lothrechfen Ebeiie krummgeliBOgene Theil f g,
das Kni0 oder der ^r^, befestigt, an dessen Ende sich die Wctrse
gh befindet, welche bei kleineren Maschinen verlängert und
mit einer Handhaf>e , einem Handgriffe, versehn ist, wenn die
Kurbel durch Menschenhände gedreht werden soll.
k^ dieser einfachen Kurbel wird durch geringe Modifica-*
tiön eine gedoppelte, selten eine vielfache^ Soll nämlich die
Welle des gröfseren erforderlichen Kraftaufwandes wegen durch
Fig. z'^^i oder mehrere Mensphen gedreht werden , so bringt man
209. an beiden Seiten derselben eine Kurbel abc und o/}/ an, ist
aber die Kraft ^ welche die Kurbel umdreht, stark genug, nm
zwei oder mehrere Maschinerien zugleich in Bewegung zu 'säz^
zen, so werden an beiden Seiten der Welle Kurbeln angebracht
oder die eine wifd zweimal gebogen (doppelt gekröpft), ja dieses
kann auch bei beideq geschehn und es ist selbst eine mehr-
fache Kröpfung leicht möglich , wozu jedoch selten Kraft genug
2 j§* vorhanden ist. Hierbei sind die dopipelten Kröpfungen abc,
ap*ji rucksichtlich der Lange des Hebels entweder gleich oder
^ngleich^ je nachdem die Bewegungen der axr ihnen angebrach-
ten Gestänge und Maschinerien langsamer otter schneller seyn
sollen«
. Bei grofsen Maschinen müssen die Krummzapfen^stark, mas-
siv und, mit Ausnahme der eingesetzten Warze, aus einem Stücke
gegossen seyn. Map hi|t daher an ihrer Stelle , namentlich in
England, unlängst die Scheiben eingeführt, welche bei gerin*
gerer Masse gröfsere Di^nerhaftigkeit besitze!) , leichter zu befe-
stigen sind pnd ^ufserdem den Vortheil gewähren, dafs die
]Länge des Hebelarms ^ei ihn^n verände^ werden kann. Eine
211.* solche Scheibe wird m;t der viereckigen OefTpung a auf den
Zapfen der Welle gesteckt und vermittelst einer Schraube daran
befestigt. Die ungleich weit vom Centrum entfernten Löcher
Oyßf/yd dienen zu^ Aufnahme der Wa^rze| welche gleJchfaUs in
sie hineingesteckt und mit einer Schraube befestigt wird. Man
übersieht bald, dafs die Anwendung dieser Scheibe ganz die
Krnmmsapfep. 1021
nidnliche ab die des gemeinen Kmmmsapfipns ist, sie gewUirl
aber auTeer grü^l^erer Dauerhaftigkeit noch den Vortheil, dala
einzelne zerbrochene Theile leichter wiedelr ergänzt werden
lF0nneq.
Der Krammzapfen gehört rUckaichtlich des dabei zum
Grunde liegenden mechanischen Princips zum Hebel und bildet
•e^ne 'so einfache Anwendung hiervon, dafs es auf den ersten
B|ick befremdend' scheint y wie es eine Theorie desselben geben
könne» Es ist aber hierbei Folgendes zu bemerken. Wenn der
Krummzapfen in seiner eigentlichen Gesteh oder als Scheibe
durch die Welle , woran er befestigt ist , umgedreht wird , so
ist die auf die Warze von der Welle aus wirkende , also die ge-
gebene Last wältigende Kraft stets gleich, vorausgesetzt, dafs
die Umdrehung der Welle selbst mit unveränderter Kraft erfolgt.
Geschieht dagegen die Umdrehung der Kurbel vermittelst einer
die Warze ersetzenden Handhabe dqrch Menschen, so ist es
für diese wegen der verschiedenen Stellungen, die sfe dabei
annehmen müssen , unm()glich , unausgesetzt eine gleiche Kraft
anzuwenden« In diesem Falle pflegen die an beiden Seiten der
Welle anzubringenden Kurbeln in einem Witkel von 180 Gra-
den gegen einander gerichtet zu werden , so dafs die geringsten
und gröfsten Kraftaufsernngen beider eusammen&llen und sich
einander compepsiren. Meistens aber wird durch die Bewegung
der Kurbel im Kreise zunächst eine geradlinige hervorgebracht,
indem das an der Warze hängende Gestänge sich in horizontaler
oder verticaler Richtung bewegt , und eben so oft wird durch
ein in gerader Richtung bewegtes Gestänge eine Kurbel in Be-
w^egung gesetzt« Eine einfache Betrachtung ergiebt aber/dafs
die hiernach ausgeübte Kraft veränderlich ist und zweimal ihr
Maximum und zweimal ihr Minin^um bei jedem von der "V^arze
durchlaufenen Kreise erreicht, Ersteres wenn die Richtung des
Gestänges auf den Arm des Krummzapfens oder den Radius der
Scheibe vqm Centrum bis zur Warze lotbrecht ist. Letzteres
, wenn beide in eine gerade Linie fallen. Indem hiernach also
zweimal ein Uebergang vom Maximum zum Minimum und zwei-
mal ein umgekehrter statt findet, so fordert die Theorie anfzu-
finden , wie grofs die Kraft in jeder Lage und somit die Summe
der ganzen , bei einer Umdrehung ausgeübten, sey, desgleichen
auf welche Weise bei diesen vorhandenen Bedinj^ungen der
gröfste Nutzeffect erhalten werde. Die Theorie selbst, um
1022 Kryopborns.
welche «ich unter andern p» la Hire*, Lambert', Kastveil',
Eytelweih* und hauptsächlich Lanosdorf* verdient gemacht
haben , wurde hier nicht am rechten Orte seyn , und ' es genügt
vielmehr die Bemerkung, dafs eine gröfsere Gleichheit der Kraft
schon durch das angegebene Mittel , zwei Kurbeln in entgegen-
gesetzter Sichtung anzubringen, erhalten wird, ungleich zweck-
mausiger aber und die Ungleichheit der Kraft völlig aufhebend
ist die bel^qte Anwendung des Schwungrades. M.
Kryophorus.
Ein von Wollastox ^ angegebenes Instrument, vermittelst
Jessen Wasser durch ^eine eigene Verdunstung zum Gefrieren
gebracht wird. Die Benennung ist entlehnt aus dem Griechi-»
^chen von ac^vciy gerinnen machen , in Eis verwandeln , daher
%Qioq Eis, Frost^ dazu ffi^uv tragen, bringen. Die richtige
ßchreibart ist daher Kryophorus ^ sfatt dessen auch Qhryofhonu
find Cryophorua gebraucht wird/
Der l^ifinder dieses sinnre|cheq App^riites ging dabei von
folgende^ Theo^e aus. N^^ch der gewöhnlichen Annahme erfor*
d^rt Eis 140'' F. Wärme , um zu schmelzen, und Wasser 960""
F. , um in Qampf verwandelt zu werden 7. jHat map also 32
Orains Wasser von 62^ F. und wird 1 Grain vqu diesen ia
960
Pam|)f ye^rwapdelti^ so verliert das Ganze -^ = 30^F. Warme
dß
l Htfm. de TAcad. T. tK. p. 15%
% Nora Acta Helretica. T. I* p. 7£i.
9 Not. Gomm. Soo. Re£[. Gott. T. V^
4 fierl, penkschr. 1912-r-13. 8. 95.
5 . Grundleliren der mecbanischen Wi|tenfchaften. Erlang. 1802.
$• 8. 587, Theorie de« l^omiazapfens a. s« w. Erlaag. 180S. 32 Si. 8.
Handbaoh der gemeinen and höheren Mechi^nilL fester and fliigsiger
Koiiper* Heidelb. 1807. 8. 858. Aasführiiches Sjstem der Masckiae»*
kund« a. s. w. Heidelb. 1826. 4. Th. I. S. 469.
6 PhiL Trunt. 1818. p. 71. Daraos in G. XLYUI. 174.
7 Die 140<^ F. hetrag^en 77,78 a nnd 960« F. 583,4 G. Gewöhn-^
}ick wird jene Qrofse aaf 76<^ C, diese aof €i4Q<> C. geseUt^ weaa
man bei beiden Bestimmungen yon 0^ C* aQ<9gelit. Der Unterschied
dieser Bestimmangea U% für den roriie^eaden Zv^eck Ton keiner Be-
deatung.
ErystalL 1023
und wird also anf 32* F, oder den sogenannten Grefrieipnnct her-
absinken. Werden dann noch 4 Grains in Dampf verwandelr,
^nronach also nur 27 Grains übi;ig bleiben, so verlieren diese
4
^ X 960 =5 142^ F- Wärme, wodurch ^Iso d?s Ganze voll-
ständig in Eis verwandelt werden kann. Dafs beim wirklichen
T^elrsuchen ein den Zahlenbestimmungen nach so genaues Resul-
tat wegen fortdauernder ZustrCfmung der Wärme von Anfsen
nicht statt finden' könne, versteht sich von selbst, obgleich das
Princip durchaus richtig ist.
Das Instrument selbst besteht aus einer etwa ^ Z. weiten 2i§*
Glasröhre a a (deren nicht bestimmte Länge zwischen 12 bis 24
Z. beträgt) mit zwei Glaskugeln A, B, welche mit etwas Was-
ser gefüllt werden, so dafs die eine Kugel, nicht völlig zur Hälfte
damit erfüllt ist. Hauptsächlich wird dann erfordert, den Ap*
parat durch anhaltendes Sieden des Wassers völlig luftleer au
machen und die Spitze der einen Kugel an der Lampe zu ver«
schliefsen. Alsdann senkt man die eine leere Kugel in eine
kaltmachende Mischung , damit sie Wasserdämpfe aus der an-»
dem in sich aufnimmt und das Wasser in derselben durch die
entstehende Verdampfurig in Eis verwandelt. Statt der kalt^
machenden Mischung aus Salzen, oder Schnee und Salzen, wen-
det Mai^oeiT Schwefeläther oder noch besser Schwefelkohlenstoff
an , womit er die mit etwas Baumwollenzeug überzogene Kugel
benetzt und dann zur Verstärkung des Verdampf ens Luft piit
einem Blasebalge zuführt. Der Versuch gelingt noch besser
und schneller , wenn die zu erkaltende Kugel in eine Campane
eingeschlossen und letztere zur EJrhöhung des Veipdampfens hdt*
leer gemacht wird, ^*
KrystalL
Gry st all; Cr jst alias } Cristal; CrysiaL So hcifijt
jeder natürliche Körper von fester gleichartiger Masse , welcher
hei der Annahme der ihni jetzt zustehenden Beschaffenheit nach
eigenthümlichen, von seinem Wesen abhängigen Gesetzen durch
mehr o^er weniger vollkommene Ebenen begrenzt wurde«
Körper I die zwar eine von Eibenen begrenzte Form bc-^
sitzen , ähnlich d^m Krystallo'^ diese aber durch äulsere Verant»
lassung /uizunehmen gezwungen worden waren, können eis.
1024 Kry^lalh
Naöhahmungm von Kiyatallen oddr als uneigenüinhe KrjytaJb
betrachtet werden. Hierher gehören i; Ausfüllungen krj^tall*
förmiger, leergewesener Räume durqh eine Masse, welche für
sich solche Gestalten zu bilden nicht imSt^nde seyn würde wie
diejenige ist, welche sie hier durch den gegebenen Raum , den
sie erfüllen muCs, anzunehmen gezwungen ist (^ßerJbrysiaäe
von Manganerz, Rotheisenstein u. s« w, in Formen, welche ver-
lier von Kalkspatlikrystallen eingenommen worden waren u. s, w.).
2) Krystaliförmig ges,taltete Massen, entstanden durch Umwand-
lung oder durch ganze oder theilweise Zersetzung anderer Mas-
sen mit Beibehaltung der Form, welche diese vor der Zerstörun«'
einnahmen {Pseudomorphosen von Bleiglanz oder Schwefelbld^
entstanden aus Krystallen von phosphorsaurem Bleioxyde , mit
Beibehaltung der Krystallgestalt dieser Substanz). 3) Durch
Menschenhand absichtlich gebildete Modelle von Krystallen
und so weiter«
Das Wort Krystall (jc^i/oto^c) heilst Eis , wurde später
angewandt zur Bezeichnung des Bergkrystalls und erhielt end-
lich diejenige Ausdehnung des Sinnes , in welcher wir es jetzt
anwenden.
Die Wissenschaft von den Krystallen heifst KrystaUhundt
(Crystallologia), Sie zerr4lU in die Lehre von den mathemati-
schen Eigenschaften der Krystalle, KryatcUloinetrie ^ und in die
Lehre von der Krystallisirung oder Entstehung der Krystalle,
KrystcUlogenie. Die Krystallometrie, insofern sie eigenthümliche
Gesetze entwickelt, von denen die verschiedenen geometrischen
Eigenschaften der fraglichen Körper abhängen, heifsl Kryslallo-
nomU oder Krystallgesetzlehre, Insofern es aber eine der wich-
tigsten Gegenstände der Krystallometrie , ist , Krystalle mit Hülfe
einer , in Worten oder Zeichen bestehenden , Kunstsprache be->
schreiben zu lehren , heilet sie auch Krystallographie,
Die Krystallometrie hat es sonach zu thifn mit Gröfse und
Form der Krystalle und ihrer Theile, der Flächen, Kanten,
Ecken u. s« w. ,
Die Gröfse der Krystalle vcph einer und derselben Masse ist
im Allgemeinen sehr vers^shieden \ deshalb sind genaue Angaben
darüber von geringem Interesse, obgleich es keineswegs unwich-
tig seyn durfte, dafs manche Substanzen kaum die Gröfse einer
oder einiger Kubiklinien erreichen, wie z.B. der Diamant, wah-
rend andere bis zu | Kubikfufs und darüber Körpeiinhalt haben
Krys.lallonietrie. ißüS
klSonen^'z.B. die GranUeDf und noch andere selbst dia CröU^
dnes Kubikfufses übersteigen, z, B. der Bergkrystall ; wahrend
^voo der andern Seite Kxystalle derselben Substanz yorkommen,
"Von so geringem Volumen, dafs sie dem freien Auge kaum
«chtbajT sind.^
Von der Gröfse dex Krystalle ist .natürlich auch, die Gröfse
ihrer Flächen und die Länge der diese begrenzenden Seiten, bei
übrigens gleichen Umständen, abhängig und dsher eben so ver-
iLnderlich. Soll aber die Form von zwei Krystallen gleich seyn
und nur die GrOfse verschieden , so mub in beiden die Gröfse
der einander entsprechenden Winkel dieselbe seyn. Messung
der Vl^inkel also ist für die Krystallometrie ein Gegenstand von'
Wichtigkeit. Die Krystalle haben nämlich, gleich allen von
Ebenen begrenzten Körpern, Kanten (d. h. gegenseitige Begren-
zungen je zweier benachbarter Oberflächentheile eines Körpers
in Linien) und Ecken (entstehend durch das Zusammentreffen
von 3 oder mehreren Krystallflächen in einem Puncte, in wel-
chem sich auch 3 oder mehrere Kanten schneiden).
Bei Ecken sowohl als bei Kanten kommt in Betracht: 1) die
Länge der Kantenlinien, 2) die Gröfse jeder Kante, d. h. die
Gröfse der Neigung der beiden sie bildenden Flächen gegen ein-
ander , und 3) die Gröfse der ebenen Winkel , welche je zwei
in einem Puncte zusammentreffende Kantenlinien bilden. Die
Grölse der Neigung zweier Flächen aber wird bestimmt durch
die Gröfse eines Winkels , gebildet von zwei geraden I^inien,
eine in jeder der beiden Flächen liegend und senkxeoht .^r fr^g*
liehen Kantenlinie, aus ein und demselben Puncto errichtet^» .
In der frühesten Zeit pflegte man die Winkelbestimmangen
an den Krystallen dadurch vorzunehmen , dafs man Seiten und
einzelne Diagonallinien der Flächen derselben mit dem (Zirkel
mals und daraus ebeqe Wiokel und Neigungswinltel berechnete«
1 Um 4ie durch Messung oder Rechnaog gefbndene ^eigang aweier
Flachen anszodrücken, dient das'Zeichen || , eo daft zom Betspiel A || B
ssSO^ oder ]nno|| mnpss 7Q* Aosdrücke sind, welche die Netgf^ng
Too A gegen 3 oder Tqn mno gegen map aogebeo« _
Dasselbe Zeichen gebraucht man gleiphCfiUs, wepn rpn dor Nei-
gung zweier Linien gegen einander die Bede ist und deren Pnrch-
schnittspunct nicht mit einem bespndern Buchstaben' bezeichnet ist, so
wie auch, w^nn man die N^ignag einer Linie gegen eine Bbeno f^n-
geben will*
1026 KrystalL
Spatet erfand CaüASOsaü das sogenannte jiniege^n Goniometer
oder Hand -Goniometer (Goniom^tre par application),
mit dessen Hülfe Rome de l'Isle und später Haut und andere
weit genauere Angali^en zu liefern im Stande waren, als ihre
_. Vorgänger. Dieses Goniometer besteht aus zwei linealartigen
Sil. Vorrichtungen ab und df, die der Länge nach mit Spalten gh
und Im versehen sind, weiche dazu dienen, eine kleine Axe c
anzubringen, zur Umdrehaog ftir das eine Lineal df und zur.
Verschiebung beider, um beliebige Verkürzung der Scke&kel
ac und de erisengen zu können. Das Lineal ab ist mit seiner
Mittellinie gk an einem Arm« ck befestigt mittekt der Axe bei
c und mittelst eines Stiftes bei e, welcher Arm mit einem in
« Grade getheilten Halbkreise rts zusammenhängt. Die Befesti-
gung mufs so seyn, dafs der Arm cl auf der Ebene des Kreis-
bogens aufliegt und die Linie n f sich jedesmal in der Richtung
eines der Radien befindet; ebenso muTs auch die eine durch die
Mitte der Axe c und durch die Mitte des Stiftes bei e gehende
gerade Linie gk diePuncte des Kreisbogens 0 und 180 mit eia-
ander verbinden. Die Spalte ik in dem Lineale ab dient mit
2tir Verschiebung dieses Lineals an dem Stifte bei e.
Beim Gebrauche hält man den zu n^essenden Kry stall in der
linken Hand , während man mit dem Daumen und Zeigefinger
der rechten das Lineal df bewegt und zu bewirken sucht, dals
die einander zugekehrten' Ränder der Schenkel ca.und cd beid«
Lineale den zu messenden Neigungswinkel einschliefsen, und~da
diese Ränder eine kleine Breite haben , so beurtheilt man durch
ilasGeföhl und durch das Auge, ob ein so vollkommenes Anlie-
gen statt findet, dafs zwischen den fraglichen Krystallfiächen
Und den sie berührenden Theilen der Lineale kein Lichtstrahl
hindurch drii^gen' k^nne. Die Stelle , in welcher sich dann die
Kugeschärfte , in der Richtung des Halbmessers liegende, Kante
n f des Lineals d f befindet, giebt die Anzahl der Grade an, wel-
che der fragliche Neigungswinkel mifst. Ist aus irgend einem
(jxunde die grössere Länge der Schenkel c a und c d hinderlich,
90 wevden sie durch die erwähnte Verschiebung verkürzt; oft
ist dann auch zugleich der Theil t s des Gradbogens selbst der
genauea Anlegung im Wege und deshalb ist der Halbkreis bei
t getheilt und mit einem Gelenke verbunden; die Feder co ist
jbestiqia\t^ den;Bogeats 9iit dsn; ^deirn tr und dem Mittelpunct
c in^ einerlei Ebene zu erhaben. Wird ihre Verbindung bei o
KrystaJ^lometrie. J027
gelöst nnd sie nach or hin zurückgeschlagen ^ so läfst sich flBfiI)L
der Viertelkreis ts nach tr hin zarücM^gen. Man hat andi
ahnliche Werkzeuge, heiwelchen die beiden Lineale und die
sie verbindend^ Axe von dAm Halbkreise. zum Behuf der Mes**
suiig des Winkfit a^bgenommen, mittelst einer Schraut)e. be^ det
Messung ^stgesteUt und sodann auf dem Halbkreise wieder be-
festigt werden können j um die Ablesung der Grade zu be\^erk-«
stelligen. Jedoch scheint jene erst« Art bei weitem vor^UgUch^f.;
piit ihr können bei günstigen Umstfinden die Messungen bis d^yX
-^ Grad genau statt finden, wenn einmal die nüthige Fertigk^^^
14 der*Handhabttng4qr&^ljben erworben worden ist«
Da es in den mei^te^ Fiillen dasum-zu thun.ist, eine ann^t
bernde Bestimmung. d^r Winkel aa erhalten, und diesem Zweck«
durch da^Anlege-^Goniometerin hohein Grade entsprochen wird^
SO wir4 dasselbe durch kein anderes Instrument ersetzt weiden
LOnnen und stets seinen bedeutenden W^rth bebalten. Zu mög^
liehst genauen Winkelbestimmungen aber ist dasselbe; nicht g^
eignet« Deshalb Mrurde Ton Wollastov das nach ihm geaanntA
Jigfiexiona •* Goniometer (goniom^tre k reflexion). er-
funden. Schon Haut benutzte das Spiegeln der KrystaUfläehen,
um die Neigung zweier solcher an einem Krystalle mit der be*
kannten Neigung zweier Flächen an einem andern durch* das
gleichzeitige Zurückwerfen der Lichtstrahlen Ton den ein^i^ndei^
fninähernd parallel gestellten Flächen zu vergleichen. .
Das Messen durch Zurückstrahlung des Lichtes von spie*
gelnden Krystallfiächen beruht auf folgender Betrachtung. Es
sey 1 d ein bestimmter Lichtstrahl , der auf eine spiegelnde FlftTj^if]
^he gb bei d auffällt und unter dem Winkel adb = ]|dg. iv^ich,
s hin zurückgestrahlt wird, so dals die Ebene cda auf derJSbei;»^
gb senkrecht äteht; bh sey eine zweite spiegelnde Ebene, die
mit bg einen Winkel gbh macht, und die Durchschnittskante
bei b sey senkrecht auf der Ebene Ida. Errichtet man in den»
Pancte d eine auf die Ebene gb senkrechte Linie eo, halbirt
man den Winkel gbh durch eine Linie bp und, fällt von c .fjf(ji|.
eine Senkrechte c f auf die Ebene bh, so ist wegen Glleichhei^
der Dreiecke bdc und bfc die Linie cf =;: der Linie cd- und
4er .Winkel dcf is| di«. Ergänzung von d bf oder gbh zu J80%
lyleildas Viereck d b{c bei d und f 2 rechte Winkel hat^ ^.^^^
man. sich nun in dfn& PiS?ict^ c eint» <\uf /die Ebene der G^ajammt^-
figur senkrtcbte,ü^xsj ^\^e det Du^ffJ^a^i^^tskante der beidett
1028 Kryatall. '
Flächen gb und bfa parallel ist, und dreht man um diese den
Körper, an welchem die beiden spiegelnden Flachen gb und bh
Vorkommen , so dafs die Linie cf in der Ebene dcj sich bewe-
gend an die Stelle von cd kommt, Während zugleich die auf cf
senkrechte b h diejenige Stelle einnimmt , diÄ Vorher von g b
eingenommen wurde, so mufs wieder der nanlliche Lichtstrahl
Id in derselben Linie da wie früher in das Auge bei a zariick-
gewoffen werden* Wird also der Winkel dcf gemessen, 50
wird dadurch der gesuchte Neigungswinkel gbH gefunden, denil
erist = 180''— dcf.
Es kommt also darauf an , irgend ein zu. genauer Winkel^
messung taugliches Instrument mit einer Vorrichtung z\i verbin-*
den , mittelst welcher der Ki'ystall gehalten und in verschiedene
Stellungen gebracht werden kann , damit die Linie der zu mes-*
senden Kante senkrecht auf die Ebene des iu Grade getheihen
Kreises gerichtet sey, und wodurch wenigstens annähernd die
Erzeugung einer solchen Stellung erhalten werde, in welcher die
beiden Krystallflächen, wodurch die zu messende Kante gebildet
ist, sich in gleicher Entfernung von der ihnen parallelen Linie,
welche in dem Mittelpunct'e des eingetheilten Kreises senkrecht
auf denselben gedacht wird, befinden, und endlich, wenn diese
Stellung eri'eicht ist, Umdrehung um diese als Axe des Winkel*
mafses dienende Linie statt finden könne.
„. *Das Wollastonsjche Goniometer besteht daher aus einem
Piff.
215. Gestelle , welches zwei Füfse d und e und einen an diesen be-
festigten Nonius c trägt, aus einem in Grade getheilten Hinge
ab, befestigt an einer Nabe (d^ h. röhrenförmigen Axe) , in wel-
cher ein kegelförmiger Stift ff, dessen Axe am Mittelpuncte des
Gfadkreises auf der Ebene desselben senkrecht steht, drehbar
ist. Mit der Aufsenfläche der Nabe ruht diese Vorrichtung in
cinetr Hülse j die am obern Ende des Gestelles angebracht ist.
Die am Rande gekörnte Scheibe k ist an der Nabe fest, dreht
diese und somit auch den Gradring, wobei zu gleicher Zeit auch
Jener kegelförmige Stift ff sich mit, drehen mufs. Die zweite an
dem Rande gekörnte Scheibe i dient dazu, den Stift ff allein in
umdrehende Bewegung zu versetzen , ohne dafe der Gradring
sich mit bewegt, welchei*, um diesen Zweck za ei4eichtern, oh
noeh bei x durch eine Feder, die am Gestelle befestigt ist, '\tah-
tend sie znglei<ih einen Vorsj^ung- der itinehr Fläche des Ringes
benihirti festgehalten wirf} Der Stift ff tilgt- ^nen Bogen fr,
Kr^fltallometrie. 1(X29
iRreloher iwrch ein einfaches Gelenk mit einem zweiten Bogen
t o verbanden ist. Dieser trägt einen cylindrischen, in der Hülse
p drehbaren und seiner LSiige nach verschiebbaren Stift o o. Att
das obere £nde desselben wird bei h der Kt^tall- mit Wachs
befestigt) so dafs die zu messende Kante annähernd dem Au-*
genmafse nach senkrecht auf der eingetheihen Kfeisscheibe sich
befindet« wie dieses die Figur zeigt. Das Instrument ist so ge«*
stellt y dafs 2 Horizontallinien w und v an einem hinreichend ^
entfernten Gegenstande mit der Axe ff desselben parallel sind*
Durch Drehung des Griffes i sucht man den Krystall abwech-»
«eind iti jene zwei Stellungen tu versetzen, in welchen die eine
oder die andere der Flächen der zu messenden Kante die oberli
Linie w so abspiegelt, dafs ihr Bild mit der untern direct ge*
sehenen Linie v zusarnmenfällt. Das Auge mufs dabei derKry-
stallfläche möglichst nahe seyn. Das erwähnte Zusammenfallen
"wird nicht auf den ersten Versuch statt finden und man mufs
alsdann durch Anwendung der drehenden Bewegungen , welche
der Stift oo in der Hülse p gestattet, und jene Bewegung, die
das Gelenk bei i erlaubt , dahin zu wirken suchen , nach und
nach die Linie der zu messenden Kante' möglichst vollkommen
senkrecht auf die Ebene der Kreisscheibe zu stellen ^ indem als-«
dann auch beide Kantenflächen auf diese Ebene senkrecht sind.
Ob dieses vollkommen gelungen sey, erkennt man daran,
daCs durch blofse Umdrehung des Griffes i es m^^glich ist, ab-<
Wechselnd auf der einen und der andern dkr Kry stallflächen,
welche die zu messende Kante bilden , die Linie W sich so ab-
spiegeln zu lassen, dafs das Auge ihr Bild mit der direct ge'*
sehenen Linie v genau zusammenfallend erblickt. Die Verschieb-
bnng des Stiftes o o in .der Hülse p hat namentlich den Zweck,
die Krystallkante der Verlängerung der geometrischen Axe votr
frnäl^ern zu können I damit in dem Viereck dcfb die Seiten
d c und c f einander gleich gemacht werden* Man sucht daher
gleieh anfangs dahin zu wirken , dafs die beiden Kantenfläched
der geometrischen Umdrehungsaxe des Kegels ff sehr nahe lie-
gen , ohne jedoch in sie zu fallen , und ma^ hat dann nur eine
kleine Verschiebung des Stifts oo nöthig, um mit hinreichender
Genauigkeit die Gleichheit der Entfernungen beider Kantenflä-*
chen von dieser Axe zu bewirken«
Ist nun auf solche Weise die richtige Stellung des Krystallt
in Beziehung zu den Theilen des Krystalihaltei^ durch vielfach
1030 Krystalh
wiederholte Versuch« en^eicht , so beginnt die eigentliclia H
sang» Der Gradring stehe aof 180^ der Griff i bringe den Ery
stall in die Stellung , in welcher diejenige der Kry stallfläche
welche bei, gleichoiäfsiger Neigung der Kantenfiachen gegen di
Horieont, wenn diejenige Kante sich oben befindet, \re\d
- dem Beobachter (der das Instrument so vor sich stehen har, wi
^ die Abbildung zeigt) nicht zugekehrt ist, die Linie xv ^
spiegeh, so dafs das erwähnte Zusaaioaenfallen des Bildes dei
selben mit der Linie v statt hat« Mit dem GrilTe 1^ wird sodan
Umdrehung bewirkt, bis die andere. Fläche dieselbe Lage
welche vorhin die erste einnahm. Der Gradkreis hat sicli vor«
wärts beWegt und der Noniüs aeigt nun auf einen Winkel, wcl«
eher um so viel kleiner ist ^Is 180?, als derjenige Winkel be^
trägt, welcher die geschehene Umdrehung angeben würde. DtZ
mittelst des Nonius abzulesende Winkel giebt dann also die
Grölse der gesuchten Krystallkante unmittelbar an.
Will man dieses Instrument als Repetitions ^ Winkelmessef
benutzen , so stellt man den Gradkreis auf 0% bringt mit dem
GrüQF i die dem Beobachter unter der oben angegebenen Bedin^»
gung zugekehrte Kanteviläche in die erforderliche spiegelnde
Lage, dreht dann den Gri£F k so^ dafs die andere Fläche an
die Stelle der ersten versetzt wird, sodann den Griff i, um die
erste Fläche wieder an jene Stelle zurückzubringen , dann den
GrüF k wieder vorwärts, um die zweite Fläche abermals an die
Stelle der ersten in die gehörige Lage zu versetzen, u. s.f. ab-
wechselnd, so dafs jedesmal der Stand des Instruments vor jeder
neuen Drehung abgelesen wird, damit etwaige zufällige Ver-
rückungen des Krystalls dem Beobachter nicht entgehen und er
überhaupt im Stande sey, wenn er über 180" oder über 3&f
•in* oder mehrmals hinaus mifst, die richtige Summe von Graden
der wahren Umdrehung zu erhalten K
Mkn nimmt hierdurch also eine Anzalil von Messungen
einerund derselben Kante vor, für welche man als Summe f^le
Mittelgröfse erhält, die mit der Anzalil der Beobachtungen divi''
1 Atich kann ifian den Stan<) des Instrnmtfnts vor jeder neneo
MessQDg utii etwa 10 Grade vorwärts verrüclen und so ikaCh ond nach
S60
-jg- oder 66 Messnngen eiaer uad derselben ISlante vornebmen , derep
jede gleichftattt einem neuen Nulljiuilcte des Iast,rameats entspricht
Krystalloxnetrie. 1031
dirt ein ResnTtat liefert , welches mit dem wahren Werthe der
gemessenen Kante um so näher übereinstimmen wird , je gröfser
die Anzahl der möglichst sorgfältig angestellten Beobachtungen
ist , indem hierdurch die' etwa vorgekommenen kleinen Fehler
sich gegenseitig aufheben. 'Bei einiger Uebnng.in dieser Art
von Messung mit einem gut gearbeiteten Goniometer aind bei
einer zweckmäfsigen Wahl der beiden Parallellinien, Ton denen
die eine die gespiegelt werdende und die andere die bei der
Beobachtung direct gesehene ist (besonders hinsichtlich des
Grades der Erleuchtung, die für die obere stärker als für die
untere seyn muls) \ kann man es dahin bringen , dafs die ein-
zelnen Beobachtungen von einem solchen Mittel aus vielen Mes-
sungen um nur 4 bis 5 Minuten verschieden sind'«
1 Mail wählt deshalb am besten einen Qaerttab an einem Fenster
des Zimmers, in welchem die Messung vorgenommen wird, oder viel-
mehr die Grenze zwischen ihm nnd der Glasscheibe als gerade hori-
coiktale Linie, die ?on der Krystallfläche gespiegelt werden soll, nnd
eine ootei .demselben Fenster an der Wand damit parallel gezogene
Xiioie von der erforderlichen Stärke, daCs sie mit freiem Auge anf $ -'
bis 10 Fufs Entfernung deutlich gesehen werden kann (am besten eine
achwarzo Linie auf weifsem Grunde), und von einer Länge, die 4 und
mehr Fufs betragt, welche dient, um direct gesehen zu werden. We->
gen der bessern fieleuchtnng dieser unteren Linie sind die Messungen
wo möglich in einem Eckzimmer vorzunehmen, das Ton zwei Seiten
Licht erhalt.
2 Von der Richtigkeit des Grades der Beleuchtung ond von der
hierdurch bedingten Schärfe der Beobachtung über das genaue Zu-
sammenfallen der Bilder hängt die Richtigkeit einer Messung in weit
höherem Grade ab, als von der gröfseren Entfernung der zum Visiren
dienenden Bilder. Namentlich mufs hinsichtlich des unteren Gegen*
Standes alles, was Blendung des Auges verursachen kann, möglichst
sorgfältig vermieden werden. Man mufs zu bewirken suchen, dafs das
von der Krystallflaohe gespiegelte und das direct gesehene Bild in
gleichem Grade dem Auge deutlich erscheine, däls aber die gröfsere
Entfernung der beiden Visirlinien w und v von geringerem Einflüsse
Ss,t, als man denken sollte, ergiebt sich aus folgender Betrachtung.
Ein Strich von etwa 1 Linie Breite ist anf eine Entfernung von
8 — 10 Fufs noch deutlich erkennbar, und wenn also die Grenze des
gespiegelten Bildes von w einigermafsen deutlich ist, %o wird nicht
leicht'' ein Fehler von -fj Zoll an der wirklichen Congmens beider
Bilder statt finden dürfen, den man nicht beobachten sollte. Es ist
aber ^ : 8 = y^^r < ^^ng* ^'» indem Tang« B' ungefähr =tAt ^*^Pig.
Wenn nun ein Lichtstrahl Ic von anveräoderücher Lage anf eine 216.
Y, Bd- Ü u U
1032 Krystall.
Der gröfste Grad von Oenauigleeit wird nur dann crr'eidit,
wenn alle Beobachtungsregeln gehörig befolgt sind, und nantent-
lieh auch jene (gegen welche am häufigsten gesündigt 2a vrer-
den pflegt), dafs man eine möglichst genaue Gleichheit der Ent-
fernung beider Kry stallflächen von der geometrischen Umdre-
hungsaxe des Gradringes mittelst Verschiebung des Stiftes o o in
der Hülse p zu erreichen sich bemühen mufs. Dafs die Kry-
stallflächen vollkommen glatt und spiegelnd seyn müssen , wenn
man eine genaue Messung anzustellen Mrünscht, Verstellt sieb
wohl von selbst.
Was die Anwendung von Fernrohren fnit Fadenkreoz bei
diesen Messungen an Krystallen betrifft, so scheint sie nicht in
'dem Grade, in welchem man es erwarten* sollte, von Vortheil
zu seyn. Um dieses und zugleich den Grad von Genauigkeit,
welchen solche Messungen verstatten , zu versinnlichen , möge
folgende Zusammenstellung von Messungen der Kante an einem
Quarzkrystalle, welche KuFFFsa^ angestellt hat, dienen«.
•piegelode Flache s p so einfallt, dafs er mit ihr einen Neignngsvin»
kel ict =3 a 4- b macht» so ist der Winkel lc7y den die Verlänge-
rung €▼ dei Borückgeworfenea Strahlet co mit dem eingefalleaea
Lichtstrahle Ic bildet, = 2 a -f 2 b. Tritt an die Stelle des Spiegels
sp ein anderer s'p', der nicht gans mit der Lage, die jener vorher
einnahm« zusammenfallt, sondern blofs einen Winkel = b mit dem,
eiafallenden Lichtstrahie Ic bildet, so wird auch hier der Winkal
Icv' awiBchen der Verlängerung er' des zuriickgcworfenea Licht«
Strahls co' und zwischen dem einfallenden Lichtstrahie cl := 2b
seyn, folglich der Winkel Ict' von dem Winkel Icv um 2a ver-
^achieden seyn. Stellt daher a den Fehler Tor, deo die 2te KrystslU
flache macht, wenn sie nicht genau mit der Stelle zusamdiennilt,
welche vorher die erste einnahm, so ist einleuchtend, dafs dieser
Fehler als verdoppelt sich zu. erkennen geben wird. Setzt man daher
2a = S Minuten, so ist die GroTse dieses Fehlers a = 1,5 Minuten,
der, wie leicht einzusehen, nicht leicht statt finden kann. Dagegen
kommt es weit mehr auf genaues Zusammenfallen der beiden Bilder
an , dessen Beobachtung dadurch , dafs bei grofserer Entfernung die
Rander des gespiegelten Bildes sich gleichsam verwis^chen, schwierig
wird, indem bei vielen 'Krystallen ein noch ziemlich deutliches Bild
ar. B. von einer Fenstersprosse bei 6 — 8 Fufs- Entfernung gesehen
wird , das bei 12 — 16 Fufs Entfernung bereits ganz unsichtbar ist,
indem die Stärke des Lichtes, also die Schärfe des Bildes, abnimmt
im Verhältnifs des Quadrates der Entfernungen.
1 Vergleiche dessen gründliche Freisschrift: Üeber genane Met-
tiiDg der Winkel von Krystallen.
Eryttallometrie. 1033
Eigene M^ssnngen , angestellt mit eineifi sehr guten Wölln^^
Menschen Winkelmesser, der von Apbl und LttDKRS in GOt-
tingen gefertigt ist ^ und einen Nonins hat , welcher nicht blofs
Verschiedenheiten Von 3 za 3 Minuten, sondern Ton 1 tu 1
Minute angiebt^ weichen unter einander nur um höchstens 6
Minuten ab, so dafs Abweichungen vom Mittel aus vielen Mel-
dungen nur 3 Minuten betragen«
1) Messungen ohne F^rnrohf !
Ancahl
Größter
Kleinstet
der
MittleWrWerth.
beobachteter
beobachtetet
Beobachtungen.
Werth.
Werth.
32
46 15',4
46» 21'
46» 12'
78
46» ll',9
46» 16'
46» 5'
39
46» 13',7
46« W
46» 11
39
46- 15',!
46<» 22'
46» 11'
39
46"' 15',0
46» 2(f
46» lOT
89
46» 13',9
46» 22'
46» 5'
89
46» 17',0
46» 23'
46» 11'
39
46* 16',4
46« 20'
46» 12*
39^
46» 17',0
46*22'
46» 12
39
46» 16',0
46" 23'
46« 11'
S) Messungen mit Fernrohr t
Anzahl
der
fieobachtudgen.
Mittiefer Werth.
Gröfster
beobachteter
Werth.
Kleinster
beobachtetet
Werth.
39
39
, 39
46« 16',0
46» 16',3
46» 17'3
46" 18;
. 46« 19^
46» 20'
46» 14'
46" 12'
46» 15'
Zu denen, die am frühesten genaue Messungen mittelst Re«
flexioneh det Lichtstrahlen von Krystallen anstellten, gehört
Malus. Er bediente sich des gewöhnlichen horizontalen Repe««
titioDskreises.
Verdienstci um Vorschläge zu Reflexionsgoiuoitteterfi , di«
noehr oder weniger von dem WoIlaStonschen versehieden tind^
1 Der Kfiastier liat die Gradtiitilolig äiit Aet titütti ltreitfl£ohe
lud nicht aaf der Cylioderfläche angebracht, wodorch die Binthei«
lang sehär£er nnd riehtiger gewordea ist^ ala «ie •ontt Seyu würde*
Uüu a
1034 Krystall.
haben sich erworben Muhcke^, RuDBsae^, Riesb ' and
Andere.
Genaue Winkelmessungen an Krystallen in bedeutender An-
zahl haben besonders geliefert : Mai.CS 9 WoLLÜSTOV, BrEW-
STER, BrOOKE, l^HILLirS, MoBS , DRElTMAUFTy HAIDIHGKly
KurFFER, Gustav Rose u. A«
Formenlehre.
Eine 'wissenschaftliche Kenntnifs von den Formen der Kry-
stalle , die allen Anforderungen genügt, setzt voraus, dafs man
mit den allgemeinen Principien vertraut sey, welche die Gestal«
tenlehre bei Untersuchungen der verschiedenen möglicheD Ge-
stalten überhaupt zu befolgen hat. Da diese Principien jedoch
in Werken über reine Mathematik noch nicht so bestimmt aus*
gesprochen sind , indem die allgemeine Gestalten lehre in der
Ausdehnung, wie sie jetzt vorliegt, eine noch jugendliche Wis-
senschaft ist, $0 muCs sie hier erst entwickelt werden, um so-
dann die Anwendung derselben auf die Krystallgestalt folgen xa
lassen.
Von den Flächen.
Jede Fläche, abgesehen von etwaiger Begrenzung dersel-
ben , theilt den unbegrenzten Raum in wenigstens 2wei Stücke,
ist also Grenze für jedes dieser Raumstucke.
Die Art und Weise, wie sie Grenze für eins von zwei
durch sie getrennten Raumstücken ist , heifst ihre eine Flächen^'
Seite (superßcies plant). Jede Flache hat also (ohne Rücksicht
auf ihre Begrenzung) zwei Flächenseiten. Bei einem Kugel-
flächenstück z. B. ist die eine Flächenseite hohl', die andere er-
haben, bei der Ebelie sind bdde Flächenseiteh von gleicher
Beschaffenheit , d. h. eben ^. "
1 Beschreibung eines Repetitions-Goniometers von G.W. Mancke
Sn ▼• Leonhard's mineralogischem Taschenbuche. XIII. 4S8.
2 Kastoer's Arehir X. 461.
3 Vorschläge za einem neaen Goniometer, mit welchem nun
sowohl spiegelnde als matte Krystalie so genau, als es die Natur ihrer
Oberfläche nur gestattet, messen kann u. s. w. Yon F. C« ▼. Riese.
Bonn 1829.
4 Das Unterscheiden der beiden Flächenseitea einer Flache itt
Krystallometrie. ' 1035
* JadeFIächenseite einer ganz oder theilweise darcii Linien
begrenzten Flache, gewOholich einer Ebene, Heifse ein Bild
Cfigurd), Das Bild, welches die eine Flächenseite einc»^ be-
grenzten JEbene darbietet , heilse in Beziehung zu dem, welches
die andere Flächenseite zeigt, das Gegenbild von diesem und
umgekehrt. dieses das Gegenbild von jenem.
Wenn man von allen Winkelpuncten eines Bildes senkrechte
Lrinien zieht naph einer in derselben Ebene liegendeni geraden
Liinie, diese Senl^rechten über die erwähnte Linie hinaus ver--
längert, jedesmal die Verlängerung gleich dem Verlängerten
Aiacht und dieEodpuncte der Verlängerungen zweckmäfsig durch
Linien verbindet, so entsteht ein neues Bild, das mit dem Ge*
genbilde des gegebenen übereinstimmt. Zwei Gegenbilder, die
in einer solchen Stellung mit einander verbunden gedacht wer-«,
clen, heiCsen Nebengegenhilder, Das Dreieck a'bV ist ein Ne- 218.
ten^ei^enbild vom Dreiecke a b c und umjzekehrt.
Wenn von zwei Bildern a und b das eine a an die Stelle ajS'
des andern «b gesetzt werden kann, so dafs kein Unterschied
vorhanden ist, so sagt man, das eine a sey das Ebenbild des
andern b,, sey dem andern ebenbildlich gleich oder congrnent,
verhalte sich zu dem andern ebenbildlich u. s« w. Das Zeichen
für das Ebenbildiichseyn ist ^^ z. B. a^^b. Ist^dagegen das
eine Bild a gleich dem Gegenbilde des andern b, so sagt man,g2o!
die beiden Bilder a und b verhalten sich gegenbildlich , seyen
gegenbildlich gleich, seyen Gegenbilder; das Zeichen des Ge-r
genbildlichseyns ist |=|, z. B. a |=| b oder das Dreieck abc [=[2^^]
a'bV. Es seyeix a, b, c, d vier Bilder und a |=| b und b |=| c
und c 1=1 d , so ist auch a |=| c und b )=| d und a |=j d
und b 1=1 c, ^
Wenn ein Bild' durch eine gerade Linie so in zwei Theile
' aerlegt werden kann , dafs sich diese beiden Theile gegen1)ild-
lieh zu einander verhalten , so müssen auch die Gegenbilder der
beiden Hälften sich zu einander gegenbildlich verhalten Ist
nun auch die Verbindungsart der beiden Theile des Bildes so,
da£s dieselben sich zu einander als Nebengegenbilder verhalten,
besonders wichtig in der Körperlehre, demi wenn itaan ven der Ober-
flaofae eipes Korpers. spricht, so ▼erstellt man darönter sehr oft nor
die aalsere Fläohenseite dieser Oberfläche, weil sie es ist, die den
Sinnen boi der BeCrachtong aunäcbst«ioh' darbietet«
1036 Krystall,
/ 80 wird dieses auch auf der andern Flachenseite des Gesaaeunt?
biUes auf dieselbe Weile der Fall seyn und es ist dann das
Gesampatbild seinem Gegenbilde ebenbildlicb. Das Gesaountbild
22Lae wird durch die Lijiie bd in 2 Hälften getheilt, die sich m
einander |=:| verbalten« Die Gegenbilder beider Hälften verhal-
ten sieb gleichfalls zu einander |=|, aber die Verbindung beides
Hälften ist nicht so , dafs x ein Nebengegenbild von y ist. Das
gll' Ge^ammtbild a b d dagegen wird durch die Linie b c in 2 Half-*
ten getheilt, so dafs x das Nebengegenbild von y ist. Das Ge-r
genbild von x, es heifse x', ^mufs daher auch zu dem Gegeabilde
von y, das durch y bezeichnet werden mt(ge ^ sich als Neben^
gegienbüd verhalten» Hier ist also :
« N y
Pbensi^
y
1=1
y
y
1=1
X
•d
1=1
X
y
<>^
X
folglich X und y zusammengenommen ^ mit y' und x' zusam-r
ipengenommen.
, Umgekehrt, wenn ein ebenes Bild seinem Gegenbilde eben-
bildlich ist, so giebt es auch wenigstens eine gerade Linie, welx
che dasselbe in zwei Hälften theilt, die sich wie TSTebengegen-
^^1' bilder verhalten, Es sey A B E irgend ei|i beliebiges Bild , da|
seinem Gegenbilde ebenbildlich seyn soll. Beschreibe ein Ne^
(engegenbild desselben § b e , zieh^ im gegebenen Bilde irgend
eine gerade I^inie und die dieser entsprechende Liqie im Neben-r
gegenbilde , lege das Nebengegenbild sp auf das gegebene Bild|
y(i» beide sich decken, so sind nun folgende Fälle möglich:
X) Die gezogene Hiilfslinie im Gegenbild^ fallt zusammen
mit jener ihr entsprechenden im gegebenen Bilde, und zwar:
a) so, dafs die gleichnamigen Enden beider ^uf einander
falleq, wie z.B. die {^inie MN mit der Linie mn so zusammen-^
fällt, daf^ M und m, N und n sioh decken^; es werden dann
m...b..,n und M...D.,.N, m,..d,..n und M,,.E(...N
^ich deckep, ^9 ist also ;
1 Diese« Ut für swef Bilder blofti aaf eiaevlti Weise m^gltc]^
«rühreiid bei zwei Bbenca es auf zweifache Weise denkbar ist, näm-
lich eimnai 40, daft das Bild ABB ron dem Bilde a'b o gedeckt wird,
nrähread.es das anderfmal ron dem Gegenbilde von abe gedeckt wird.
Krytftallouetrie. 1037
m...b...n ^ M,..D...N
Aber in.^:b...p |=(M...B,..N
M...D...N|=| M...B...N.
Zieht man eine beliebige, durch irgend einen Punctfl in MN
anf M N senkrechte Linie P Q , so. wird die entsprechende Linie
p q im Gegenbilde gleichfalls senkrecht auf m n seyn müssen,
und da.mr = MR und der Winkel narq = MRP =90®, so
^^erdeli auch bei dem oben erwähnten Auf ein anderliegen beider
Bilder die Puncte q und P, p und Q siph declten. Es ist also;
q ^ P
aber q (=| Q
P 1=1 Q
«nd ebenso PR (=:j QR,
IDa nun dasselbe gilt für jede mit PQ parallele Linie, so ist
M-..D...N das Nebengegenbild von M...B...N unä MN die
Linie selbst, welche die Theilung iu zwei Nebengegenbilder
bewirkt \
' b) sa, d^rs die ungleichnamigen Enden beider auf einan-a
der liegen,, wie z.B. die Linie PQ mit der Linie qp so zusam-
xpenfall^n würde, dafs P und q, Q und p sich decken. Der
Ilalbirungspunct R der Linie PQ ist dapn der einzige Punct
dieser Linie , welcher mit dem ihm gleichnamigen Puncte r in
der gegeijDildUchcn Linie pq zusammenfällt ^ Ziehe die MN
durch den Punct R senkrecht auf P Q und im Nebengegenbild©
durch r die m n senkrecht auf p q^ , so wird hei dem Sichdeckea
beider Figuren wegen des Zusammenfallens von PR mit qr und
K mit r und w^gen der rechten \yinkel bei R und i^ die Linie
inn mjt MN zusammenfallen müssen , und zwar so , dafsder ii\
qap liegende Punct 19 nxit dem, in PAQ liegenden Puncte M^
% Djesej i&t für zwei Bilder bh)rt i^,Df einerlei Weise ,. niuQlick
80 möglich, daft q...a...p mit P.*.A«..Q zusammenfallt ti. s. w^,
denn der 2te Fall (welcher beiVergleichnng zweier begrenzten Ehenen
möglich wäre), gemäla welchem q...a...p und P...E...Q sich
deckei\< wurden , fordert, dajTs fu^ eines der beiden genannten Fla-
chenstucke q^. . ,,a . . . p Q.der P ...£.., Q, z. B. für q . «. a . • .p ^i mitbin
für die ^anze Fläehe a.«.b.^.e, von welcher e* «inen Th^iil aus-
macht, Umkehrung d. h. Yertauschung der beiden Flachonseiten statt
finde, wodnrch also das Gegenbtld von af.1i«-«a (mithin dasEben-
hild Ton A...B..«£) und nioht a«..b.,.e aelbst mit A.,.B...E
▼ergUchen werden würde.
1036 KrjttalL
mithin n mit N snsamniMifaDt, folglich, gcmib den Falle a},
die Linie MN eine solche ist, die das Bild AB E in z^rei wm-
hengegenbildliche Hälften theilt.
2) Dil gezogene HöUslinie im Gegenbilde fallt nicht znsam^
men mit der ihr entsprechenden Linie im gegebenen Bilde,
sondern
a) sie schneidet sie so, dab also in jedem der beiden Bilder
zwei derartige Linien vorhanden angenommen -werden können,
die vier Winkel nm einen Scheitel bilden. T V sey eine solche
^. Linie nnd TV die andere, welche mit der nebengegenbildli-
chen Linie jener, nämlich mit tv zusammenfallt, wenn beide
Bilder sich decken. Die entstehenden Durchschnittsponcte R ond
r decken sich, wenn beide Bilder auf einander liegen, ^ond es ist
tr ^ T'R
•her • tr 1=1 TR
rR H TR.
Halbirt man den Winkel TRT" durch eine Linie RN oder MN,
so ist M N eine solche Linie , die ^ ihrer gegenbildlichen Linie
m n ist (weil es fiir einen bestimmten Winkel nur eine einzige
Linie giebt, die ihn halbirt), auch mufs der Punct N, welcher
innerhalb der Schenkel des Winkels TRT* liegt, bei dem Auf-
einanderliegen beider Figuren zusammenfallen mit dem Puncte
n , welcher im Nebengegenbilde dieselbe Bedeutung hat. Die
^ Linie M N hat mithin die Eigenschaft wie im Falle a) , bewirkt
also auch die fragliche Theilung der Figur AB'E in zwei Ne-
bengegenbilder ; oder
b) sie ist ihr parallel. Es ist dieses der Fall a) , wenn man
den Winkel TRT' immer kleiner werdend denkt, so dafs zu-
letzt beim Parallelseyn von T V mit T'V er == o wird. Eine
zwischen diesen beiden parallelen Linien in gleichem Abstände
von beiden und mit ihnen parallel hinlaufende Linie ist datia
diejenige, welche die Theilung des Bildes in zwei nebengegen-
bildlicbe Hälften bewirkt.
Jedga Bild ist nun entwed^ meinem Gegenbilde ehenhildn
^^5*/*cÄ oder nicht. Wenn ein Bild a einem andern b cbenbildlich
und auch dem Gegenbiide von b ebenbildlich ist , so ist es dem
b Aenbildlich und gegenbildlich %ugUichy ist das ebenbildliche
Gegenbild von b. Dieses setzt voraus, dafs jedes der beiden
Bilder a und b seinem Gegenbilde ebenbildlich d. h. congnient
Eryatallotnetrie. 1039
sey, Zeichen für das EbenbildlichgegenbiMlichseyn |^| , z; B.
a 1^1 b.
Für 2 einander gleiche Bilder oder Theile von Bildern gtebt
es demrfach folgende Arten des Gleichseyns oder Glekhwerrhig-»
seyns hinsichtlich auf Form :
1) die beiden Bilder sind einander ebenbildlich und gegeth*
Mldlich zugleich , z. B. a |^| b,
2) nicht, dann sind sie einander entweder „.
A. blofs ebenbildlich , z. B. a ^ b , öder 219.
B. blofs gegenbildlich ; so ist a |=| b und das Dreieck S20.
abc 1=1 dem Dreiecke a'bV. 218.
Nähere Untersuchungen der Eigenschaften einer Fläche^
müssen nun auch zur Verdeichuns der Theile derselben nnter
eixiander führen , -wobei zu achten ist auf die Menge von Thei-
len, die als gleichwerthige sich erkennen lassen, und auf die Art
dieser Gleichwerthigkeit. Theile einer ebenen Figur können
aber einander gleichwerthig seyn in Beziehung auf ihr Verhalten
2U irgend einem gegebenen Pnncte innerhalb der Fläche , oder
abgesehen hiervon d. h, als Theile der Figur an sich. Denkt
man sich irgend eine gegebene Figur und einen in ihr gegebenen
besfimmten Punct c und errichtet aus ihm eine Linie senkrecht
zur ebenen Figur, ohne sie über den Punct c hinaus zu ver-
längern , so dafs sie also blofs auf der einen^ Flächenseite der
£bene aufsteht, und nennt diese Linie die Normale für den
Puqct c, so kann man sich auch noch eine 2te solche Figur den-
ken, die nebst der dazu gehörigen Normale so beschaifen ist,
dafs, wenn beide Normalen und- beide Ebenen zusammenfallen,
auch eine Stellung , welche dieser Bedingung entspricht , für die'
2te Figur möglich ist, in welcher sie die gegebene deckt. Dies»
2te Figur mit ihrer Normale kann gebraucht werden , um mit- '
telst ihrer die Theile der gegebenen Figur in Beziehung auf das
Gleichartige ihres Herumliegens um den gegebenen Punct sa
untersuchen, und heifst darum Vergleichungsfigur der gege-
benen; Die Vergleichung geschieht dadurch ,* dafs man die mit
der Vergleichungsligur sich deckende gegebene Figur um die
gemeinschaftliche ruhig bleil^ende Normale so ' dreht , wie ein
Rad um seine Axe , während die Vergleichuagsfigur ihre Stei--
lung unverändert behält^ d. h. unbewegt bleibt. Es wird dann
während der ganzen Umdrehung die Ebene, in welcher die ge*
gebene Figur liegt, stets zusammenfallend bleiben mit der Ebene,
1040 ftryatall, .
ia welcher die Vergleichungsfigar liegt.' 'Man achtet dann auf
die Anzahl der unter den angeführten Bedingungen mö'glicilen
Stellungen der gegebenen Figur, .i;^ denen sie die ruhig hf^i-
bende VergUichungsfigur deoki (mit der Vergleichqngsfigur sich
in identischer oder ebenbildlicher Stellung befindet), wobei die
nas^k j^der ganzen Umdrehung eintretende Stellung, als mit der
ursprünglichen Stellung vollkommen übereinstimmend, nicht als
eine besondere Stellung betrachtet wird, so dafs beide nur fiir
^ine Stellung gezählt werden. Das hierdurch erhaltene Resultat
heifst dann, allgemein ausgedrückt: Jedes gegebene Bild habe,
in Beziehung zu der gegebenen Nortnal^, p identische Stellun-
gen einer besiin^n^en A^t^ wo p ^ine ganze Zahl bedeutet. Da
• die ursprüngliche an sich willkürlich ist, so ist bei einem der-*
artigen Bilde, in Beziehung auf die bestimmte Normale, die
Anzahl identisaher Stellungen von jeder Art = p. Man sagt
s^uch, das Bild habe, in Beziehung auf die Normale, p identi-
sche Stellungen jeder Art. So hat z. B. ein Bild des gleichsei-
tigen Dreiecks in Beziehung auf die in seinem Mittelpuncte auf-
stehende Normale 3) ein solches des Hhomboids, in Beziehung
^uf die in seinem Mittelpuncte aufstehende Nc^male, % ebeq-
Itildliche Stellungen jeder Art. •
Wenn zwei Puncte oder Theile A und B eines ebenen Bil-
des hinsichtlich ai\f ihr Verhalten zu einem in diesem Bilde lie-r
genden gegebenen Puncte C und zum Bilde selbst , in welchem
&ie liegen , so mit einander übereinstimmen , daXs der eine A in
einer Stellung des Bildes, welche durch Umdrehung uui die
Normale des Punct^s C erhalten wurde , an dem Orte sich be-
findet , den in der ursprünglichen Stellung der Punct oder Theil
B- eiiinahm, während zugleich diese ne^e Stellung des Bildes
eine der ursprünglich gegebenen ebenbildliclie Stellung ist, so
sagt man, die beiden Puncte oder Theile A und B seyen ein-
Qfider ebenbildlich hinsichtlich auf ihr Verhalten zu Hem Puncte
C, seyeo durch Umdrehung des Bildes um den P^nct C mit eia^* ,
ander vertauschbar.
Jede ebepe Figur hat unendlich viele Normalen, inBezie-;
bung a(u welchen es für sie zu jeder bestimmten Stellung keine
andere ebenhildliche giebt. Wenn eine ebene Figur eine Nor-
male hat , in Beziehung zu welcher sie 2 oder mehrere eben-
hildliche Stellungen jeder Axt gestattet , so hat sie Heine «indere
Normale aufser dieser , in Beziehung a^u welcher ae gleichfalls
Kr;)r8taUp?netrie, 104t
^wei oder mehrere tbeobiUliche Stellungen gestattet. Die Vigat
hat dann einen eimtigen bestimmten MUtelpunct ^ und die Nox- ^
male, wejohe in diesem Mittelpqncte aufsteh^,, ist die einzige,
in Beziehung auf welche dem Bi^de zwei^qd^r xpehr ebenbild-r'
liehe Stellungen jeder Art eigen sind«
Wenn 2 Puncte oder Theile A und B eines ebenen I}ilde$
einander ebenbildlich sind , hinsichtlich auf ihr Verhalten zu ir-r
gend einem Puncte C in diesem Bilde, der nicht Mittelpunct der.
Figur ist, so sind sii» auch einander ebenbildlich hinsichtlich
anf ihr Verhalten zum Mittelpuncte , d. h. sie sind als Theil^
der Figur selbst einander ebenbildlich« Von einem Bilde , weU
ches, in Beziehung zu der in seinem* MHtelpuncte aufstehenden
Normale, p ebenbildliche Stellungen jeder Art hat,, sagt man,
es entsprephe eineqi pgliedriqtn ebenen, Strahlensystetne , se j
eine pgliedrige ebene Figur, ein pgliedriges ebenes Bild; deqa '
die Anzahl der in eipem solchen Bilde denkbare^ ebenbildlichen,
irom Mittelpuncte ausgehenden Strahlen jeder Axt ist=:p. So Fig..
iat in den Abbildungen jede der Figuren a,b,c und a,b,,c,d, e|^*
eine 2gliednge ebene Figur Cßgura binoradiata) ; jede def> Fi-?
gnren8,b,e und a,b, o eine ägliedrjge (Jlguna ternoradifiUa) ;fSU
jede von denFigpren a und b und;ay b, c eine 4gliedrige (ßgura^^^
qiutternorßdiata) u. 8. w. Für p ^: 1 ' entsteht die igliedrige
ebene Figur (figura singuipradiatd) , hierher gehlen 9? B, die
Figuren a, b) c, d und a, b, c,d u. s. w. ^5.'
£in pgliedriges Bild hat sonach p ebenbüdUche Theile je*,
der Art.
Eine 2te Art der Vergleichung der Theile eines ebenen BiU
des hinsichtlich ihres Verhaltens zu einem in diesem Bilde ge«
gebenen Puncte hat den Zweck zu untersuchen, qb nicht Theile
vorhanden, sind, die in der genannten Beziehung sich zu den
der Vergleichung unterworfenen Theilen gegenbildlich verhal-
ten. Sie geschieht dadurch , dafs mau als Hülfsfigur oder Veit
gleichungsiigur das Gegenbild der gegebenen Figur sich denk(
mit der entsprechenden Normale und dafs man sodann diese
Hülfsfigur nebst ihrer Normale so stellt, dafs die Normale der
gegebenen Figur mit der Normale der Plülfsfigur zusammenfällt
und zti gleicher Zeit die Ebene, in welcher die gegebene Figur
liegt , mit der , in welcher die Hülfsfigur liegt, zusammenfällt,
und sodann, «wenn es ptfthigist, duroh Drehung der gegebenen
Pignr um die genieinachaftliche Normale erfovscht, ob unter den
1042 Kry stall. / »
ncrnmehr statt findenden Bedingungen eine Stellang der gege-
benen Figur möglich ist, in welcher sie mit dieser nnbe^^eglidi
gebliebenen Hülfsfij^ur ebenbildlich' erscheint. Dieser Fall kana
nur eintreten, wenn das gegebene Bild seinem Gegenbilde ^ ist
Wenn von 2 Theilen A und B einer gegebenen Figur der
eine A' bei dieser Vergleichungsart zusammenfällt mit dem Tfaeile
B', der Vergleichungsfigur , welcher zu dem Theile B der gege-
benen Figur sich gegenbildlich verhalt , so müssen auch A und
B in der gegebenen Figur einander gegenbildlich seyn hinsicht-
lich auf ihr Verhalten zu dem Puncte , in welchem die gegebene
Normale aufsteht.
Wenn 2 Puncte oder Theile A und B eines ebenen Bildes
einander gegenbildlich sind in Beziehung auf ihr Verhalten xa
einem' in diesem Bilde liegenden gegebenen Puncte C,«so tnüs*
sen sie auch einander gegen bildlich -seyn in Beziehung aaf ihr-
p. Verhalten zum Mlttelpuncte der Figur, d. h. als Theile der Figur
2SI. selbst einander gegenbildlich seyn. Die Theile qor, uöp, sot
des Bildes c sind ^« Jeder aber verhält sich |=j zu jedem der
Theile sor , «ot und qöp, die unter sich wieder ^ sind. Da
es nun einleuchtend ist, dafs von jeder pgliedrigen Figur aacJi
das Gegenbild eine pgliedrige I'*igur seyn rafufs , so ist auch er-
sichtlich, dafs eine Figur, welche nebst der Normale eines be-
stinimten Puhctes c derselben ihrem Gegenbilde hinsichtlich auf
ihr Verhalten zu der Normale desselben Puiictes c ^ ist , an-r
gesehen werden könne, als seyen in ihr gleichsam 2 einzelne
pgliedrige Strahlensysteme vereinigt , von denen das eine aich
zum andern gegenbildlich verhält, und dafs man daher eine sol-
che Figui' eine 2fach pgliedrige nennen könne. So ist z. B. jedes
230. der Bilder a,b, c,d,e ein 2fach 2gliedriges (Jigura dupUciter
231. hinoradiata) ; jede der Figuren a, b^- o eine !2fach pgliedrige.
^iXßg^^^ ^^P^'^<^^^^^ ^^^^^^^^<'^^)y i**^® ^^^ Figuren a, b, c ist
eine 2fach 4gliedrige (^figura duplicUtr quatemoradicuä)^ Die
227. Bilder aber, welche durch a, b, c dargestellt sind, sind tfach
$29. 2gliedrige {figura simpliciter binorndlata) ^ die Bilder b und c
aber sind Ifach Sgüedrige {figura simpiiciler temoradiatd)
und so weiter, ^ r
Auch bei der 2fach pgliedrigen Figur ist für p = 2 oder
gröfser der Punct c, in w*elchem die berücksichtigte Normale
p. aufsteht, der Mittelpunct derselben. In jeder 2faeh SgUedrigeo
231. Figur z. B.,wie a oder c, ^sind vom Mlttelpuncte aoagehend
Krystallometrie. j^043
möglich: 3 Strahlen bp, or und ot von einerlai Art, die sich
(in Beziehung auf die Art^ihrer Lag» in der Gesanüntfigur) |^|
verhalten , und 3 andere Strahlen o q , o u und o s einer 2ten
Alt,. die ebenfalls einander |^| zugleich sind. Jeder Strahl,
der zwischen o p und o q liegt , ist ^ mit einem solchen zwi-
schen or und os und einem 3ten zwischen ot und ou, aber|.cs|
mit einem ihm sonst gleicfhwerthigen zwischen o r und o q , so
'wie einem solchen zwischen ot und os und wieder zwischen
op und ou.
Nennt man die ebenbildlich und gegeobildlidi zugleich sich
verhaltenden Strahlen 23eitige oder doppelte Strahlen (radii du^
pl£ce$)y während man die übrigen blofs ein fache'S trahlen (rcuiii
'simplices) nennt , so kann man sagen : in jeder 2fach pgliedri«-
gen ebenen Figur können gedacht werden p doppelte Strahlen
einer ersten und p doppelte Strahlen einer zweiten Art, wäh-
rend die Anzahl von einfachen Strahlen jeder Art = 2 p. ist,
"Wovon jedoch die p einen unter sich eben bildlichen zu den p
andern unter sich ebenbildlichen sich gegenbildlich verhalten.
£s werden hier sonach 2 Strahlen (Puncte^ Theile u.s,Vr.} einer
. ebenen Figur als gleichwerthig betrachtet, sowohl wenn sie
blofs gegenbildlich sind, als auch, wenn sie blofs ebenbildlich
sind« Jede 2fach- pgUedrige Figur kann als eine pgliedrige be-
trachtet werden, nicht. aber jede pgliedrige Figur ist eine 2fach
pgliedrige. Die pgliedrigen Bilder sind demnach entweder
«) 2fach pglUdrlgy wenn ein solches Bild mit seinem Ge-
genbilde vertauscht d. h. in identische Stellung gebracht wer-
den kann^ oder
b) ifach pgliedrige wenn Vertauschung eines pgliedrigen
Bildes in diesem Sinne nicht möglich ist.
Werden die p einen 2seitige Strahlen der ersten Art ge«-
nannt, so heifsen die p andern 2seitige Strahlen der 2tep Art.
Jeder andere Strahl halfst ein einundeinseitiger oder einjacher
(radius simplex)» Die Anzahl einfacher Strahlen jeder Art ist
2p, indem die p einen unter sich für einerlei Flächenseite iden-
tischen nicht zusammenfallen mit den p andern sich zu ihnen
wie rechts und links verhaltenden ^| die unter sich wieder füc
einerlei Flächenseite identisch sind.
\- 1 Die FignrSSSa stellt ein Sfach SgUedriget, dte Figar 283b
ein ^aoh 4gliednge8 Strahlensysteja dar, ohne Yerbindaag itfiie. einer
l>estlmmten tbeben Fi^ar« Die doppelten Strahlen der einen , ; iu B»
1044 Kr y stall.
Cs r^efäen hier sonach sowohl 2 StraMen (Püncte ^ Tbdk
U.S.W.) einer ebenen Figur, die für einerlei Flächen sei te linb
und rechts sich verhalten , als auch solche ^ die ideatiscli sind,
als gleichuferthig betrachtet, t^renn man eine 2fach pgliecirige
Figui* als eine 2fach pgliedf ige ansieht^ während blofs XLeile,
die für einerlei Ffächenseite identisch sind , als gleickn^er-lhig
betrachtet Werden , wenn man sagt ^ die 2facfa pgUedrige Figur
sey eine pgliedrigei
Die Anzahl der denkbaren Arten Von einlachen Strahlen in
'einer 2fach pgliedrigen ebenen Figur ist unendlich , was iiier so
viel sagen Will als gleich der Menge Von Strahlen^ die innerhalb
I 3go
der Schenkel eines Winkels von - — öraden Vom Scheite] ans-
2.p
gehend gedacht Werden können , die beiden Schenkel selbst
nicht mitgezählt, während bei der pgliedrigen ebenen Figur die
Anzahl der denkbaren Arten von Strahlen gleich der Menge von
Strahlen ist ^ die innerhalb der Schenkel eitles Winkels von
P
Graden Vom Scheitel ausgehend, gedacht werden können, den
, einen dör Schenkel selbst mitgezählt, indem dort alle Strahlen
einfache sind.
Was von den 2fach pgliedrigen Figuteü im Allgemeinen
für ihren bestimmten Mittelpünct gilt , das gilt bei dem Werthe
Von p = 1 von den 2fach Igliedtigen Figuren fiir jeden Panct
in der einen Linie , durch welche sie in zwei sich ebenbildlick
Verhaltende Hälften getheilt werden können. Der Oleichwerlhs»-
' mittelpünct einer 2fach. Igliedrigen Figur ist daher blofs in einer
bestimmten Linie willkürlich annehmbar, während der der
Ifach Igliedrigen ebenen Figur in der ganzen £rstreckung der
'Ebene, in der sie liegt, willkürlich angenommen werden kann,
l'^^'Die Figuren a, b, c, d etc. sind 2fach Igliedrige Figuren {figu*-
226. ^<^ dupUciter singuloradiatae), während die Figuren a, b, c^ d . . •
Ifach Igliedrige Figuren {figurae simpliciter ainguioradiataey
sind.
etilen Art sind mit or, die der zweiten Art mit fi 4>ezeiciiQet, ton den
einfachen sind nur eine oder ein Paar Arten y und 8 angegeben. Die
zur Vergleichong dabei gezeichneten einfach pgliedrigen Strahlen-
«ysteme, das ifach Sgliedrige Strahlentystem Fig. 2S4a uud das U%ph
4gliedrige dtrahlensjsteni Fig. 234 b enthalten blofs einfache Strah-
len, Yon denen nar ein Paar Arten angegel^en sind«
- f.
Krystallometrie. 1045
Es wäre jarch clas Vorhergehende dargethau X
1) dafs jede gegebene oder denkbare Figur überhaupt eine
pgliedijge Figur seyn müss^y Wenn p eine der ganzen Zahleti
1, 2^ 3 . • • . 00' bedeutet;
2X dafs jede pgliedrige Figur efitweder eine 2fach pgliedrige
oder blofs eine Ifach pgliedrige seyn könne; "euch ist
3) ersichtlich, dafs Figuren Von gleich grofser Anzahl det
Seiten sehr verschiedenen Strahlensystemen entsprechen , daft
aber die Menge ebenbildlicher Seiten = p und dafs höchstens
die Menge gleich werthiger Seiten = 2p scy, in welchem Falle
dann die p einen untet sich ebenbildlichen zu den p andern un-
ter sich ebenbildlich^n sich gegenbildlich verhalten rücksicht-
lich aller der Eigenschaften, die ihnen als Seiten der Gesammt^
figur zugeschrieben werden können.
Um die nähere Beschaffenheit einer untersuchten Figur b^*-
zeichnen zu können , setze man fest, dafs, wenn man von ^iner
Menge von 6 Dingen z. B. andeuten will , dafs die 3 einen un^
ter sich und wieder die 3 andern unter sich mehr zusammenge-
hörig sind, als eines von den ersten drei mit einem von den
2ten drei , wahrend man doch die sämmtlichen 6 Dinge .unter
einem gemeinschaftlichen Namen vereinigen will, man sagt, es
seyeh 2^3 Dinge (zu lesen zwei mal drei Dinge) , während,
wenn alle 6 Dinge auf gleiche Weise zusammengeht^ren , mati
den Ausdruck 6 Dinge unmittelbar gebraucht. Gleiches gelte
von den beiden allgemeinen Ausdrücken q X r und qr, wovon
der erstere q X r dem 2X3» der andere qr dem 6 entspricht^
ebenso 2 X P und 2 p (zu lesen zweimal p der eine , %t4fei p
der andere)» Man wird danta auch eine Menge von Dingen,
die aus drei Sechsheiten und aus zwei Dreiheiten ^ besteht ^ be-
zeichnen durch den Ausdruck 3X6 und 2X3 Dinge u, s. w«,
allgemein nX^ ^^^ i^^P Dinge.
Es sey femer t = 2p, so dafs p irgend eine ganze Zahl
bedeutet, n h^y irgend eine beliebige ganze Zahl, so schreiten
bei den Ifach pgliedrigen Figuren die Ausdrücke für die An-»
zahl sammtlicher Seiten fort nach dem Gesetze lp,2pi 3p ••••np.
Es giebt daher Ifach Igliedrige Figuren^ welche 3 X Is^itig«.
sind, wie a, oder 4X ls«itig, wie b, 5 X l^eitig, Wie c,226!
1 Statt Binton , Ternion a. •. Vr. mögen , die Ausdrücke Zweiheit^
Dreiheit 0.8.W4 abolich Einheit, Vielheit gebraucht werden.
1046 KrystalL
^>ff- 6 X Iseitig wie d u. s. w. ; Ifach 2gIiodrige Figuren , "w^lcbt
^.2 X Sseitig wie a, 3 X 2Äeitig wie c u.8. w. Die Ifach 3glie-
drigen Figuren a, b, c sind 1 X Sseitig die erste , 2 X 3seitig
229. die 2te und 3X3seitig die 3te. Die Ifach 4gliedrigeD Figuren
sind 4seitige wie a, 2 X 4#eitige wie b, 3 X 4seit]ge u« s. w.
Bei den 2fach pgliedrigen Figuren schreitet der Ausdruck für die
Gesammtseiten - Anzahl fort nach dem Gesetze p, 2p9 t, t und p^
p. t und 2p, 2«t nt, nt und Ip, nt und 2p So ist
:eSO.a eine 2X2seitigey b eine 4seiti^e, c eine 4 und 2aeitige, d
eine 4 und2X2seitige, e eine 2 X 4seitige 2fach: 2glie-
äSl.drige Figur I ferner a eine Sseitige, b eine 2 X 3seitige, c eine
2S2.6seitige.... 2fach 3gliedrige Figur , und wieder a eine 4seitige^
b eine 2 X 4seitige, c eine Sseitige 2fach 4gliedrige Figur«
Es sey hier zu gleicher Zeit erlaubt, einige zweckmäiaige
Benennungen einzuführen zur Bezeichnung von Figuren , ^nrelche
„. für den vorliegenden Zweck vorzüglich wichtig sind. Die Aus-
226. drücke Dreieck, Vieteck, Fünfeck u. s.w. {trigonoide^ , ieira-
gonoidea, pentagonoides) mögen sowohl ein Dreieck, Viereck
u. s. w. bezeichnen , von dem man im Namen keine besondere
Jlegelmäfsigkeit ausdrücken will, als auch ein Ifach lgUe->
driges 3X1 ^^i^ ,4X1 seit u. s. w., dem keine höhere Rjtgel^
■p. mäfsigkeit zusteht. Von den ihrer Form nach 2fach Igliedrigen
2S5.heifse die 2 und Iseitige oder das gleichschenklige Dreieck a
Keilflächi oder Keil {^sphenoides oder isosceloides)\ die 2 X
2seitige c heilse LxaizenflcLche oder Lanze (Doroides); von
den schwalbenschwanzaitigen 2fach Igliedrigen 4 Ecken b und
5 Ecken d mOgen die letzteren mit dem Ausdrucke Sterimflä--
chtn oder Sterzen* (Uroides) belegt werden, während die er-
steren als Spreizflächen oder Spreizen nicht unpassend benannt
werden dürften.
1 Der Ausdrack Sterze bezieht sieb vorzüglicli aaf lolche Schwäazo
voa Vögeln , bei denen ein Hervortreten dieses Körpertheiis in jener
geraden Aichtnng statfc hat, durch welche (derselbe auf ähnliche Weite
in 2 nebengegenbildiiche Hälften sertheilt ist^ wie 2fach Igliedrige
Figuren überhaupt zertheilt >verden können. Die Achnlichkeit yob
Figur 235 d, ß mit den Sohwalbensterzen und den Pflugsterzen bedarf
wohl kaum noch hervorgehoben zu werden. Da die 2fach pglledrige
iseitige Figur 231 c, so lange sie ringsum begrenzt ist, stets zuaaiii~
nengesetzt geducht werden kann aus ^einzelnen Lanzenflächen rqos,
puoq, tson,'to biefse eine solche Figur ein Lanzen pHng^ s. B.
ILry«taliometi'ie* 1047
Von den Axen eines Körpers und ton
der Gleichwerthigkeit der Theile des
Körpers, in Beziehung auf ihre Verbin-
dung mit einer Axe sowohl als auch im
Allgemeinen«
Wenn man sich einen gegebenen Körper in einer bestimm-
tei^ gegebenen Stellung im Räume und einen aufserhalb des
Körpers gegebenen Panct {Anfangspunct) denkt, dessen Ent-
fernung von jedem Tuncte des Körpers unveränderlich ist, so
kinn man von diesem Puncto aus gerade Linien nach jedem Eck-'
ptincte des Körpers ziehen und über den Anfangspuncl hinaus
rückwärts verlängern und die Verlängerung gleich machen der
Xiinie., welche. verlängert wurde. Die sonach diesseit und jen^
seit des Anfangspunotes in gleichem Abstände befindlichen End-
pancte einer und derselben solchen Linie nenne man Gegen-
puncte« Durch die Gegenpuncte der Winkelpuncte einer jeden
Begrenzungsebene lege man eine Ebene ; sie ist die Gegenfläche
der ihr entsprechenden Degrenzungsflache des gegebenen Kör-
pers. Der von der Gesammtheit der Gegenilächen der Oegren-
ztingsfiächen eines gegebenen Körpers eingeschlossene Raum
heilst der Gegenhörper des gegebenen Körpers. Umgekehrt ist
dieser der Gegenkörper von jenem. Alle Geg'enkörper, die für
einen und denselben gegebenen Körper entstehen, je nachdem
man von einem andern Anfangspuncte ausgeht, sind unter sich,
-wenn sie in einerlei Stellung gebracht werden , congruent. Die
äufiiere Flächenseite jeder einzelnen Begrenzungsebene eines
Lanzen -Drilling, Lanzen -Tierling (ditrigonum^ dttetragonum) n.s. w.
Die dem Lanzen - ZwilKng entsprechende Figur ist die Kaute, bei wel-
cher jede der beiden Lanzen zu einem Keile geworden ist Die von
p ebenbildlichen Seiten begrenzte Figur, sie sey eine Ifach pgliedrige
oder eine Slach pgliedrige, Heifse ein pBeit, so also Sseit, 4seit,
5seit (trigonum, tetragonum, pentagonum) n. s. w., statt gleichsei-
tiges, gleichwinkliges 3eck, 4eck, 5eck u. •• w. Das 2faeh pglie«
drige pseit kann sonaoh betrachtet werden als ein Lanzen- p- ling,
in welchem das Verhältnifs zwischen der Lauge eines doppelten Quer-
Strahls der ersten Art und eines' solchen derSten Art=:Cos.l -^ — l:i«
>r umgckihrt = 1 : Cos. fTT-.
^^
V. Bd. Xxx
1048 Kryatall,
Körpers ist congment der inneim F]ä9hens«ile der ihr entopre*
chehden Begrenzungsebenb seines Gegenkörpers, d. h. die äusse-
ren Flächenseiten von einander entsprechenden Flächen zweier
Gegenkörper verhalten sifeh |=| *. Zwei sich wie Gegenkörpec
zu einender verhaltende Körper stimmen außerdem iibereio rück-»
sichtlich auf Gröfse der sich entsprechenden Kanten und Winkel,
so wie in Hinsicht auf Gröfse des umschlossenen Raumes. Die
Gegenecken zweier Gegenkötper verhalten «ich* wie zwei Ecken,
von denen die eine bei Verlängerung der Ebenen und 'Kanten
der anderen über den Spheitel hinaus, als die von den Scheitel«
winkeln dieser gebildete, entsteht.
Wenn ein Körper auf einer Ebene stehend gedacht vrird in
bestimmter Stellung und man fällt von allen seinen Eckpuncten
senkrechte Linien auf diese Ebene und vereinigt die hierdurch in
dieser Ebene bestimmten Puncte so mit einander, dafs für jede
Kante des Körpers eine ihr entsprechende Linie in der horizon*
talen Ebene entsteht, so hat man eine horizontale Projection des
Körpers für die bestimmte Stellung. Verlängert man die aus den
Ecken des Körpers auf' die horizontale Ebene gefällten Perpen-
dikel, so dafs jede Verlängerung gleich lang gemacht wird mit
.der verlängerten Linie, so .entstehen unterhalb der horizontalen
Ebene Puncte, die als Eckpuncte eines neuen Körpers betrachtet
werden können , an welchem jede Begrenzungsfigur das Gegen-
bild ist von der Figur, welcher sie im gegebenen Körper ent-
spricht, so dafs mithin dieser 2te Körper ein Gegenkörper des
ersten ist. Man sieht daraus , dafs das hier betrachtete Bild der
horizontalen Projection des 2ten Körpers das Gegenbild ist von
der Horizontalprojection des Isten Körpers und .daCs man daher
auch sagen kann, Gegenkörper oder gegenbildliche Körper seyen
solche, die so bescliafTdn sind, dafs die Bilder der einander ent-
sprechenden Horizontalprojectionen Beider sich als Gegenbilder
verlialten. Zwei gegenbiWlich sich verhakende Körper, die in
solcher Stellung mit einander verbunden gedacht werden, wie
die hier betrachtete ist, heifsen auf einerlei Horizontalprojection
1 Könnte man die Gpaammtoberflarhe eines gegebenen Körpers
nmstul^<*ii (wie man einen linken Handschuh timstülpt, am ihn rechts
zu machen), «o würde dieselbe nach dieser Veränderung einen Raum
um&chiiersen, der dem. des Gegeukörpers des ^egel^eoeu» weoa er mit
•ihm in einerlei Stellang gebritcht wärOf jedenfalls coagracnt sejn
Würde,
Krystallometrie. 1049
stehende, ocler gUichsieUige , gegenbildliche KBrper; ein Aus-
druck I welcher für Körper das ist , was der Ausdruck neben«;
gegenbildlich für ebene Figuren.
Wenn ein Körper und ein Anfangspunct und eine durch
diesen Anfangspunct gehende Linie so gegeben sind , dafs die
Lage des Punctes und der Linie in Beziehung zum Körper be-«
kannt . und unveränderlich ist und man die Beschaffenheit des
Körpers kennt, so kann man in Beziehung zu irgend einem b^-,
liebigen andern Anfangspuncte und einer von diesem ausgehen-
den Linie sich einen Körper denken, der dem gegebenen, w^enn
er mit ihm in einerlei Stellung gebracht wird, congruent ist,
"Während zugleich jene Linien und deren Anfangspuncte für
beide Körper congruiren. Insoferq ein solcher Körper sammt
der ihm angeh^rigen Linie und deren Anfangspuncte dazu dient,
um die Theile eines gegebenen Körpers in Beziehung auf das
Gleichartige ihres Verhaltens zu einer solchen mit ihm in Ver-»
bindung' stehenden Linie und zu deren Anfangispuncte mit ein^
ander zu vergleichen , so heifst er VergUichungahörper des ge-
gebenen Körpers. Der leichteren Dar»tellimg wegen ruhe der
Vergleichungskörpei so auf einer Horizontalebene, dafs wenig-
stens ein Punct desselben in , aber keiner unter die Horizontal-*
ebene fällt, während die Linie, von der es sich handelt, auf
dieser Ebene senkrecht steht. Diese Linie selbst heifse in dieser
llinsicht vorläufig die ümdrehimganormale des Körpers für die
gegebene aufrechte Stellung desselben auf der.Horizontalebene.
Unter dieser Umdrehungsnormale sind jedoch nicht die beiden
ip ihr (als blolse Linie genommen) denkbaren Richtungen, son^-
dern es ist nur die eine davon gemjeint, die andere Biohtung,
beilse Umdrehunge-^ Gegennormale*
Insofern hier nur von der einen der 2 in einer Linie liegen-?,
den Richtungen die Rede ist, hat man auch hier wieder 2 A^teiy
der Vergleichung der Theije eines Körpers in Hinsicht auf,
glf^ichmäfsiges Vertheiltsejn gleichwertiger Theile um eine
4^hp Normale,, die jenen Vergleidhungsarten bei ebenen Figi^«,
Tjßnganz ähnlich sipd. Bei der ersten Ar% der VergUichurig
b|;ingt man den gegebenen Körper nebst dessen Umdrehu^^.
i^Ofjnale in einerlei Pfeilung mit dem,yergleiohungskörper, so;
4s(I^ Kongruenz statf hf^^^ dreht dani^ dej;i gegebenen Körper jjua
die Normale seines Anfangspunctes als Axe der Umdrehu;iig und
l^ctj^f^^et dieAnZ|.ahl 4^^ unter den hier vorb^ndenen Bedingpugep '.
" Xxic2
Fi
1050 -Kryatall.
inniglichen SteUungen des gegebenen Körpers , in denen er sei»
nem Vergleichnngskörper ebenbildlich (congruent) ist, die nach
der ganzen Umdrehung nothwendig eintretende, mit der tot
der Drehung statt gefundenen ursprünglichen Stellung identische,
nicht als eine besondere betrachtend , so dafs beide nur fiir ein^
Stellung gezählt werden. Man ethält so das Resultat : der Kör^
per habe für diese bestimmte Umdrehungsnormale p identische
cder ebenbildUche SteUungen einer, folglich auch jeder, j^rt.
Wenn eine gerade Säule mit quadratischer Basis mit einer
ihrer Grundflachen auf einer Horizontalebene steht, so hat sie
ftir die durch die Mittelpuncte ' beider quadratischen Flächen ge-
legte Umdrehungsnormale d. h. (lir die eine Richtung in dieser
Umdrehungsaxe 4 ebenbildliche Stellungen jeder Art. Eine ge-
rade Pyramide mit gleichseitig - dreiseitiger Basi^, die in der Ho-
rizontalebene liegt , hat für .die durch die Spitze gehende Um-
drehungsnormale 3 identische Stellungen jeder Art. Denkt man
|[ sich unter der Figur b einen Körper , der von einer 2 X Sseiti-
gen Fläche und 3 gröfseren und 3 kleineren Preieckilachen be-
grenzt ist, so dals die letzten 6 Flächen sich in einem Puncto
schneiden, der über dem Mittelpuncte jener 2'X3seitigen Fläche
in der Mittelpunctsnormale derselben liegt, so hat dieser Kör-
per für diese Normale 3 ebenbildliche Stellungen jeder Art. Für
irgend eine bestimmte gegebene Stellung eines Körpers auf einer
Horizontalebene kann jede auf der Horizontalebene senkrechte
in Beziehung zum K6rper in unveränderlicher Lage gedachte
Linie als Umdrehunganormale angesehen werden. Unendlich
Viele von diesen Normalen sind eo beschaffen , dafs, wenn man
den Körper um sie, als Umdrehungsaxen, dreht, derselbe keine
sweite Stellung erhält ^ die der ersten identisch wäre (denn die
nach der ganzen Umdrehung statt findende ist wieder die erste}*
IVenn bei einet bestimmten Stellung eines Körpers.^nf der Ho-
rizontalebene eine der unendlich v^len denkbaren Normalen so
beschaffen ist, dafs in Beziehung zu ihr der Körper 2 oder meh-
rere identische Stellungen jeder Art hat, so ist unter den übri-
gen dieser Normale parallelen Linien keine andere mehr , in Be-
ziehung zu welcher der Körper, wenn sie als Umdrehungsnormale
für denselben gedacht wird , noch eine 2te der nrspriingliehta
identische Stellung hätte« Bildet man dnrch Fällung von Per^
pendikeln ans allen Eckpuncten des Körpers auf die Horizontal-'
ebene und Vereinigung je zweier solcher durch die P^endikel'
Ki'yatallomotrie. 1051
;in« 4«Q btfidtn Enjjeo einer jeden Kante des Körpers bestimoit^
Puncte in dieser Ebene mittat gerader Linien die Horizontal-'
projeciion des Kdrperf , so trifft eine solche Normale den einzi-
gen bestimmten Mittelpnnct, welchen diese Projection in solchem
. Falle hat. Zwei Puncte oder Theile A und 'B eines Körpers,
die so mit einander übereinstimmen, dals der ein^ A in einer
durch Umdrehung um eine bestimmte Normale entstandenen, der
i^rsprüngli^hen Stellung identischen, Stellung des Körpers an
dem Ortesich befindet, den in der ursprünglichen Stellung der
fkndere Punct oder Theil B einnahm, heifsen in Beziehung zu
dieser Normale ebenbildliche oder identische Puncte oder Theile
4es Körpers« Ahstrahirt man von der bestimmten Normale , so
sind aUgeniein zwei Pnncte qder Theile a und b eines Körpers
eini^nder ebenbildlich oder identisch m weqn der Körper sich in
«ine solche identische Stellung mit einem beliebigen Verglei^
chungskörper von ihm setzen laust , in welc|ier der Punct oder
Theil 4 des gegebenen Körpers mit dem Puncte oder Theile b
def Vergleichungskörpers zusanimenftfUt.
Wenn ein Körper in Beziehung zur Normale des Mittel-
punctes einer fiir ihn möglichen If orizQntalprojection p identi-
sche, durch blofse Umdrehung um diese Normale mit einander^
Tertauschbare Stellungen jeder Art hat, so nennt man jjhn einen
in BezMung zu dieser Norn^de pgliedrigin Körper und diese
yrnd^ehungsnormale selbst eine pgUedrige ^xe dee Körpere if^^\m
ist z. B. die Linie , welche durch den JV^ittelpunct der Et\dflächen 229
«iner geraden Säule q|lit 2 X 4seitiger 4gliedriger Basis geht, ^*
eine viergliedrige Axe, ^xie qußtemoalatua) ; denn wenn man
jeden/ der beiden durch diese Axe von einander getrennten
Theile einer jeden durch diese Axe legbarefn E^bene eine FU^
geUkene ode^ Flügelfläche dieser Axe Qenht, so ist die Ansahl
der in Beziehung zu eiper und derselben Richtung in dieser
Axe ebenbildlichen Flügelebenen jeder Art = p. Wenn für
eine gegebene Stellung eines Körpers auf eine^ Horizontalebene
Iteine Normale möglich ist , in Beziehung zu welcher der Körper
jnehr als igliedrig würe , so ist hierdurch noch kein« Bestim«
mung gegeben, welche von diesen einander parallelen Normalen
ab die firagliche \gliedrpge Axe (nxis eipgulonkUtu) anzusehen
eey, so dafs, wenn keine weitere Bestimmung gegeben ist, jede
auf der Horizontalprojection in diesem Falle senkrechte Linie
fiir diese Igliedrige Axe angenommen werden kann. Jede auf
^05ä Kry stall,
eine pgliedrige Axe senkrechte Ebene ist eine in Beäiehnng auf
die eine Richtung in dieser Axe pgUedrige Fignr, denn die
Menge in ihr liegender, in Beziehung auf eine solche Ricktang
in jener Akc ebenbitdlicher Puncte oderTheile jeder Art ist = p.
Ihrer Form nach, als ebene Figur an sich betrachtet, rnnfs sie
gleichfalls eine pgliedrige Figur im weiteren Sinne des Wortes
eeyn, d. h. eine x .pgliedrige oder 2fach x . pgliedrige, wo nickt
X, wohl aber p verschiedene Werthe haben kann fiir die ver-
schiedenen einander parallelen solchen Ebenen; Auch die aof
eine Axe senkrechte Horizontalprojection eines in Beziehung auf
die eine Richtung in dieser Axe pgliedrigen Körpers ist eine in
Beziehung auf diese Richtung pgliedrige Figur. Jede pheit nn-
ter sielt in genannter Besiehung ebenbildlicher FlSgelflächen
dieser Axen entspricht einer in der Horizontalprojection liegen-
den pheit von unter sich eb'enbiidlichen Strahlen. Jede pheit
unter sich in Hinsicht auf ihr Verhalten zu der einen Richtung
in jener Axe ebenbildlicher, der Axe paralleler Linien steht auf
einer p heit unter sich ebenbildlicher Puncte der Horizontalpro-
jection u. s. w.
Bei der zweiten Art der Vergleichung der 79te£le einet
Körpers, in Beziehung auf ihr Vertheilteeyn um eine 6^-
etinhmte Axe, bildet man den zu dem bestimmten Anfangspuncte
der fraglichen Normale gehörigen Gegenkörper des Vergleichungs-
körpers , bringt den zu untersuchenden gegebenen Körper in
identische Stellung ijiit dem Vergleichungskörper so, dab auch
die zu untersuchenden Normalen und deren Anfangspuncte für
beide Körper congruiren , setzt dann an die Stelle des Verglei-
chungskörpers seinen Gegenkörper dadurch, dafs man jene Noi*»
male dieses Gegenkörpers in einer beliebigen, durch sie gelegten
Ebene um den Anfangspunct sc/ dreht, dafs sie 180*^ durchläuft
und dann zusammenfallt mit der Umdvehungsnormale des gege^
benen Körpers, so dafs der zu der umgekehrt gewordenen Nor»
male gehörige Körper selbst umgekehrt d. h. ans der antinor^
malin Stellung in die normale versetzt ist, läfst diesen nun
rnhig bleiben, dreht den gegebenen Körper um seine Nor-
male und beachtet, eb für ihn unter diesen Bedingungen ein^
Stellung möglich ist , in welcher er mit dem erwähnten Gegen-
körper des Vergleichungskörpers congruent ist oder nicht. Zwei
Pancte oder Theile a und b eines Körpers heifsen in Beziehung
auf ihr Verhalten zu einer bestimmten Normale gegenbildlich
^ ILry«tallom«^rie. 1053
gleich, weifii für-^en gegebenen Körper eine solche Stellung
möglich iat, In der er seinem Gegenk^frper congrnent wird,
i^ährend zugleich die fraglichen Normalen und deren Anfangs-
puncto zusammenfallen und der Pundt oder Theii a des gegebe-
nen Körpers mit demjfenigen Punote oder Theile des Gegenkör-
pers ausammenfällt , welcher der dem Pnncte b erUnprechend^
Gegenpunct ist. Allgenfein und ohne Rücksicht auf eine be-
stimmte Normale sagt man : swei Piincte oder Theile a und b
eines seinem Gegenkörper in ebenbiMKcher Stellung cpngrnenten
Körpers seyen gegenbildiich gleich , wenn der gegebene Körper
sich mit dem Gegenkörper so in identische SteNung brhigen läfst,
dab der Punct a des gegebenen Körpers mit dem , dem Puncte
a. s.w.b als Gegenpunct ü. s. w. entspveckenflen, Puncte desGe-
genkörpe^ f ongruirt. Denn wird z. B. der dem Puncte b ent-
sprechende Pttoct des Gegenkörp^s mit b^. bexeiciwet, so ist
also X b' (=1 b,
ist 'dann • ^ bV ' '
so muf« auch >' - a * \=sz\ 1^ . seyn«
Ist die UmdrehuAgsnohnole ,' in Beziehung sii welcher eine
sokhe Uebereinstimmung zwischen Körper und Gegenkörper statt
hat, eine pgliedrige Axe des Körpers, «o ist der Ktfrpev in Be-
süehung au dieser Axe ifack pglUdmg- und umgekehrt- die Axe
selbst in Beziehung auf d.en Körper eine. 2ftich pghedcige (so ist
». B. #io6 geivde P^Tamride mit gleichseitig - dreiseitiger Bvsis in
ä^iehung auf die durch die Spitze und durch dan Mittelpnnot
der GAindQadie gehende Axe em 2fach 3gliedriger Körper und
diese ieine Axe e^ne* 2£ach 3gUeUrige, axis bis timoalatus)\
denn es können in einem solchen Körper gleichsam 2 zu einer
«nd derselben Richtung dieser Axe gehörige pgliedri^ge Flüge}*
Hächensysteme mit einander vesbunden gedacht werden, auf
Umliche Weise, wie in d^ 2faoh pgliediigen ebenen Figur zwei
pgliedrige ebene Sirahlensysteme miteinander verbunden gedacht
wurden. Analog den doppelten Strahlen imd den einfachen bei
ebenen^ Fig«ren hat man hier 2 Arten doppelter, unendlich yiele
Arten M»/acAtfi»' Flügelflächen und das rücksichtlich der Anzahl
Ton Strahlen jeder Art und rücksichtlioh der Menge von Strali;-
lenarten Gesagte lä£st sich für eine hesiimmte 2fach pgliedrige
Axe , hinsichtlich der einen von beiden in ihr als einer Linie
liegeDdea Bichtttngea zunächst betrachtet, unmittelbar auf die
Iilügelebene anwenden« Eine doppelte Flügelfläche iheilt, wenp
1054 Krystall.
sie verlängert \^rd, den Körper in 2 gleiciäielHg geg$nbildliA
Hälften, gleich wie ein über den Mittelpunct hinaus verlangeitct
doppelter Strahl eine ebene >Figur in 2 nebengegenbildliche Hal-
ten zerlegt. Eine pgliedrige Axe, die nicht 2&ch pgliedrig ist,
heif&t Ifach pgliedrig. Ein KiSrper heiiÜBt sonach in Besiehonj
^ zu einer pgikdrigeo Axe ein 2 fach pgliedriger, oder man sagt^
eine pgliedrige Axe sey eine 2rach pgliedrige, wenn das Vef-
hältnifs sämrAtlicher Theile des KOrpers au der einen Richtni^
in dieser Axe ein solches ist , welches d^n^ Verhältnisse der
Theile des Gegenk^rpers zu der in diesem jener Aichtoog der
fraglichen Axe entsprechenden Richtung ebenbildlich ist» Es
sind dann also die einander entsprechenden Richtungen der Axe
des gegebenen Körpers und jener des Gegenkörpers rücksicktlich
auf das Verhalten zu aäipmtUchen Theilen des Körpers, dea
die Axe angehört, einander thenbildlioh und gegmibUdUA
zugleich.
Wenn ein Körper in Beziehung zu keiner Normale einer
bestimmten Horizontalprojection von ihm höher als 2fach IgUe^
drig ist, so liegen sämmtliche Normalen jener Projection, in
Beziehung zu denen der Körper 2fach Igliedrig ist, in einer
einzigen bestimmten , auf der Horizontalprojection senkrechten
Ebene und die Annahme einer von ihnen 2ur 2 fach Igliedriges
Axe für d^e hier statt findenden aufrechten Stellungen des Köd-
pers kann , wenn keine anderweitigen Bestimmungsgräoile vor*
handen sind, willkürlich geschehen. Wenn man eine 2fach .
pgliedrige Normale als eine 2fach pgliedrige betrachtet, so siebt
man die in Beziehung zu ihr sich gegeabildli«^ verhaltenden
Theile des Körpers sowohl, als die bldis ebenbildlichen , fiir
^eichwerthig an« Sagt man von einer 2fach pgliedrigen Nor-
male , sie sey eine pgliedrige , so achtet man blols auf die in
Beziehung zu ihr ebenbildlichen Theile^ Jede auf einer 2£ach
pgliedrigen Axe senkrechte Ebene ist eine in Beziehung auf die
^ eine Richtung in dieser Axe 2fach pgliedrige; denn die Menge
in ihr liegender, ip Beziehung auf die eine Richtung in jener
Axe ebenbildlicher Strahlen jeder Art ist p und je zwei solche
pheiten verhalten sich in Beziehung zu derselben Richtung jener
Axe gegen bildlich. Die AnzaKl der, durch das Zusammenfal-
len zweier sich gegenbildlich verhaltenden Strahlen in einen
einzigen gebildeten, Doppelstrahlen der einen Art sowohl als der
andern Art ist p.
Krystallometrief 1055
Jede auf eine 3fach pgliedrige Axe ;Midurechte SoImittebeDe
des K^Jrpars ist «3s ebene Figur en sich betrachtet nothwendig
eine 2fach pgliedrige ebene Figur im weiteren Sinne desWortes,
d« h, eine 2Ctuch x. pgliedrige, wo x, nicht aber p für die ver-
schiedenen einander parallelen Ebenen der Art verschieden seyn
kann* Die hier erwähnte Eigenschaft der Horizontalschnitte ist
^eins das wichtigsten Erkennungsmittol einer 2fach pgliedrigen
Axe, Die auf die 2fach pgliedrige Axe senkrechte' Horizontal-r
projeotion eines K(frpers ist in demselben Sinne eine 2fach pglie-r
drige ebene Figur* Jeder einfachen Flügelfläche entspricht ein
einfacher Strahl in der Horizontalprojection, Zwei sich in Be^r
Ziehung auf eine Richtung in der^Axe gegenbildlich verhaltende,
einander gleichwerthige Flügelflächen stehen auf sich gegenbild«?
lieh verhaltenden Strahlen der Horizontälprojection«
Bisher war immer nur von der.einen in einer Axe liegen-
den Richtung die Rede« Vergleicht ^an beide solohe Richtun«-
gen mit einander, so ergiebt sich schon aus dem Vorhergehen^
den, dab der Kdrper, der in Beziehung zur einen Richt^ung in
einer Axe sich als ein Ifach pgliedriger oder als ein 2fach
pgliedriger zeigte , auch hinsichtlich der andern Richtung eben-
falls Ifach pgliedrig oder 2fach pgliedrig seyn müsse. Man
kann dieses ausdrücken durch den Satz : die beiden Richtungen *
einer jeden Axe seyen gleichnamig (oder die beiden Enden einer
Axe seyen gleichnamig). Die zwei entgegengesetzten Richtun-
gen einer Axe können aber^seyn
a) gUichwer^hi^ in Beziehung zum Körper im Allgemeinen
nnd dantt nennt man die Axe em% gUiehendigt oder. iemüge^
b) TÜchi gleich$4^rtJ}ig in dieser Hinsicht und dann heilst
sie eine ungleichendige oder 2 X lendigs Axe«
Die einfachste Art des Gleichendigseyns einer Axe odey,
was dasselbe ist, des Gleichendigseyns eines Körpers in Bezie^
hnng zu einer Axe ist nun aber diejenige, bei welcher der Kör-
per durch eine auf diese Axe senkrechte £bene so in 2 gleiche-
werthige Hälften getheilt werden kann , dafs jedes der aus den
Functen der oberen Hälfte auf die mittlere Hoiizontalfiäche ge-
fällten Perpendikel, wenn man es unter diese Ebene hinab so
weit verlängert, dab die Verlängerung gleich dem Verlängerten
ist, einen Funct der unteren Hälfte trifft, der dem oben dazu
gehörigen gleichwerthig ist. Es folgt daraus, dafs in diesem
Falle jede der fraglichen Axe parallele Linie im Körper eine
1056 Krjstall. ,
'gleichendige sey. Eine solcho gleichendige Axe, bei inrelc^cr
je()e der Axe parallele Linie eine gleichendige ist, nenoe Man
'eine gleichstellig 2end]ge Axe.
Bei einer gleichstellig 2endigen Äste verhalten sich -die bei-
den £nden iiothwendig «(^genbildlich. Ist dabei die Axe eioe
2fachpgliedrige, so sind ihre beiden Enden zugleich ebeAbild-
lich. . Bezeichnet nran die Endiin der einen Axe mit e «od b,
die derselben Axe im Gegenkdrjper mit a' und b', so ist a |^ a'
lind b 1^1 b', weil die Axe Jfach pgliedrig ist. Da nun abec
eben angeführt wurde | dab a (^ b , mithin augh a' |=| b' aaja
müsse , so folgt
aus a ^ a*
und <b^ 1=1 a\
dafs avich a |=| b .
Da aber auch b [~{ b' istj weil b |^{b',
$0 mufs a ^ b seyn.
So wie bei jeder 2fach pgliedrigen Axe ist auch bei der
gleichstellig 2endigen 2fach pgliedrigen Axe der mitten auf die
'Axe senkrechte Schnitt, rücksichtlrch seines Verhaltens za der
"Axe , eine 2fach pgliedrrge Figur. Auch als ebene Figur an sick
betrachtet mul\s sie nicht nothwendig eine mehrgliedrige aeyn.
Ist die gleichstellig 2endi^e Axe eine Ifach pgliedrige-, so sind
ihre beiden Enden blofs gegenbildlich , ohne zugleick ebenbiid-
^ch zu seyn. Der mittlere, auf einer gleiohstetlig Seadigen
Ifach pgliedrigen Axe senkrechte Schnitt ist in Beziehung so
jeder der beiden Richtungen in der Axe eine Ifach pgliedrtge
Figur und auch als ebene Figni^ an sich betrachtet mufs er
nicht noth\^ndig mehrgliedrig seyn. Der Ausdruck, eiu auf
eine Axe senkrechter Schnitt sey in Beziehung zu dieser Axe
Ijfach pgliedrig oder auch Ifach pgliedrig, bezieht sich immer
auf sein Verhalten zu jeder der beiden Richtungen in der Axe
einzeln genommen , sowohl hier als noch im Folgenden.
Um dte ifbrigen m^lichen Arten des Gleichendigseyns von
Axen zu finden , dient folgende Betrachtung, Da fiir jede be-
stimmte pgliedrrge Axe ' ei ne^ Körpers nur eine mittlere, auf ihr
senkrechte Schnittebene möglich ist , so ist einleuohleiid | dafs,
wenn der Körper durch diese Ebehe in 2 gleich wert hfge Theile
gethcilt werden soll, es für jede pheit unter sich ebenbildiiclier
Strahlen in der oberen Plächenseite dieser Horizontalebene, die
in irgend einet bestimmten Beziehung zur oberen KörperhäUte
Kryttallometrie. 1057
stehen {der oberm XTörpurhälßB anffehdren)^ «och einW pheü
unter sich ebenbiUlichey, der unt^ten KOrperhälfte atigeböriger
Strahlen in der unteren Flächenseite dieser Ebene geben tüÜBie^
'^^elche sowohl rücksichtlich auf das Verhalten zu der Körper*
llälfte , der sie angehören ^ im Aligemeinen, als auch rücksichtr
lieh auf ihr Verhalten in Beziehung' an der idittteireti Horizontal«»,
ebene seihst jener zuerst genannten Strahlen-p-heit gleichwerthig
)eeyn mufs. Das Gleichwertlitigseyn 2er Strahlen in dem- mittleren
Horizontalschnitte ist aber, insofern man der Allgemeinheit we-
gen blofs voti einfachen Strahlen redete auf 26rlei W^ise m^g^
lieh* Sie sind nämÜcb entweder für das Bild eine« und'dersel-»
ben Flächenseite ebenbildlich oder gegenbildlich«
a) Sie seyen ebenbildlioh ftir das Bild der einen Mäohen-
seite des Horizontalschnitts als ebene FigTir an sich betfachtet.
Soll nun nicht, wie bei dem GleichsteliigSendigseyn der Axe,
das unmittelbare Zusammenfallen derjenigen Sir^len - p - hedt,
Vielehe dei< obem Kdrperhälfte angehiM, mit derjenigen Strah-
len-p»heit des Horizontalschnitts, welche sieh auf die untere
Hälfte bezieht, statt finden, so ist ersichtlich, dafe man eine
Menge = 3p für das Bild der einen Fläehenseite dee Horizon*
taischnitts ebenbildlicher Strahlen vor sieb hsiben wird und dsA
also dann das Bild des mittlerem Horidbfitalschnkte eine nicht
"Weniger ikls tgliedrige ebene Figur seyn darf (wenn t =:= 2 p ist).
Es mufs dann jeder der p Strahlen , wefche sich auf die untere
360
K()rperhälfte bezieben , den Winkel von — Graden balbiren,
den 2 benachbarte zu ihnen gehörige Strahlen nlit einaAdef bil-
den , weiche sich eben so auf die obere Hälfte des Körpers be-
ziehen , d. h. jede Flügelfläche der fraglichen Axe , die für die
ixntere Körperhälfte eine bestimmte Bedeutung hat, «dofs die
360 . .
Neigung von Graden balbiren, welche von zweien einander
in Beziehung zur oberen Körperhälfte ebenbildlichen Flügelllä^
chen dieser Axe mit einander gebildet wird , deren jede in Be-
ziehung aaf jene Bedeutung filr die obere Körperhälfte sicli zu
jener in Beziehung auf ihre Bedeutung zur unteren K^rperhälfte
als gleichwerthig oder als gegenbildlich gleich verhält. Die b^-
den Körperhälften verhalten sich demnach selbst zu einander geU
genbildlich.
Wenn bei einer gleichendigen Axe nicht jede ihr parallele
1058 KtjmUH
Linie iis» glelchendig« ist aod dennoch die beiden KUrpeASiUr
ten , folglich auch die beiden ihnen eptsprechenden Richtangao
der ztt untersuchenden Axe sich gegenbüdlich verhalten, so s^t
xnan, die Axe sey gereosteUig oder 2endig. Bei der 2faok
pgliedrigea gtrenUeüig 2sndiffen Ax9 verhaken sich die beidea
Kdrperhälften zugleich auch als elfflnbiidlich und der niittlen
Horizontalschnitt ist, als ebene Figur an sich betrachtet, oa
Sfach tgliediiger , i^ährend er für jede einzelne Richtung in der
Axe blofs ein 2fach pgliedjiger ist« Bei der blols If^ch pgH^^
drigen geren^teliig 2endigen Axe aber Verhalten sich die beidco
KOrperhälften nicht ala dtenbildUch und df r mittlere Horizoor
talschnitt ist, als ebene Figur an sich betrachtet, ein tgiiedrigtr^
wähYend er in Beziehung auf jede der. beiden Richtungen in der
Axe einzeln genomoaen blo£s, ein pgliedriger ist.
b) Die in der mittleren Hprizoi^talebeiie liegende p heil vmi
in Beziehung zur obern Ktfrperhälfte einander- ebenbildUchen
einfachen Strahlen verhält sich zu der ihr gleichwerthigen pheit
linter sich in Beziehung zur untern Körperhälfte ebenbildlicher,
in derselben Horizontalebene liegender Strahlen für das Bild def
einen Flächenseite dieses Schnittes als gegen bildlich gleich. Dar<-
aus folgt, dafs die mittlere, auf die fragliche Axe senkrechte
Schnittebene, als ebene Figur a^ sich gedacht, für eine jede
pgliedrige Axe eine 3facli pgliedrige seyn müsse , in welcher p
doppelte Strahlen der einen und p doppelte Strahlen der andern
Art vorkommen und in welcher der Winkel, welchen 2 be-
nachbarte gegenbildliche gleichwerthige einfache Strahlen mit
einander bilden, durch den dazwischen liegenden doppelten
£tr2^hl (der Isten oder der 2ten Art) halbirt wird. Wird der
ganze Körper um einep solchen doppelten Strahl seines mittlem
Horizonlalschnittes als eine Umdrehungsaxe umgedreht, so wer?
den je 2 Strahlen der Horizontalebene, deren Winkel, den sie
init einander bilden , durch jenen doppelten Strahl halbirt wird,
mit einander vertauscht, woraus folgt, dafs ebenso die diesen
Strahlen angehangen FlügelBächen mit einander vertauscht wer-
den, so dafs in diesem Falle beide Hälften des Körpers eben-
bildlich sind.
Wenn nun die beiden Enden einer Axe demnach ebenbild-
lich sind, aber nicht zugleich sich gegenbildlich verhalten, so
heifse die Axe eine ehenbildUci Wendige (im engem Sinne). Für
die ebenbiidlich gleichendige pgliedrige Axe ist d^ mittlere auf
K^rjrstallometrie» 1059
ilnr senlurecht» Schnitt 9 als ebetie Figur in sieh gedacbt, 2fach
pgliedrig, wftlirend et in Beziehung anf eilie jede der beiden
Richtungen in dieser Axe blofs Ifach pgliedrig ist. Jeda Axa
ist sonach hinsichtlich ihres Charakters entweder
a) gUichendig oder üwndig^ und dann ist sie
a) gleichsteitig 2€ndigy wenn Jede der Ax9 parallela Linie
gleichendig ist.
I» aä) gleichettUig Wendig ^fath pgliedrig ; tB sind dann
leide Enden ebenbildlich gegenbildlicfa. .
11.^ Pß) gleichsiellig Wendig ißtch pgliedrig ; es sind dann
beide Enden blofs gegenbildlich und nicht eben bildlich.
ß) ungleichetellig oder niökt gleickstellig 2endigf
(ta) gerenstellig 2endige Alce, wenn die beiden Enden
einer solchen Axe sich gegenbildlich verhalten.
IIL 9a) gererutteÜig iendig Tfach pgliedrig , wenn beide
Enden einander ebenbildlich und gegenbildlich zugleich sind.
. IV. bb) gerenetellig iendig ißich pgliedrig ß wenn die
beiden Enden einander blofs gegenbiidlich und nicht zugleich
ebenbildlich sind.
V. ßß) ebenbildäch gUichendig ißtch pgliedrig, wenn
die Axe nicht gegenbildlich gleichendig , aber doch gleichendig,'
mithin ebenbildlich gleichendig ist. Sie kann ans diesem Grande
avch nicht 2fach pgliedrig seyn.
b) ungUickendlg oder 2 X tendig, nud 4ann ist sie
VI. aa) ungleichendig 2 fach pgliedrig,
Vn. ßß) ungUichendig \f ach pgliedrig*
Man kann diese Verhaltnisse auch auf folgende Weise ta-^
bellarisch darstellen. Bei jeder Axe ist entweder
. 1) jedes Ende seinem Gegenbilde d. h. der entsprechenden
Bichfung im Gegenkörper ebenbildlich d. h. ihr ebenbildlich und
gegenbildlich zugleich. Die Axe ist dann eine 2fa6h pgUedrige.
a) Die beiden Enden sind gleichwerthig , folglich einander
ebenbildlich und gegenbildlich ^ zugleich , gleichendige 2fach
pgliedrige Axe oder iendige 2fach pgliedrige Axe.
a^ Jede der Axe parallele Linie ist gleichendig ; dann ist
die Axe gleichstellig, 2endig 2fach pgliedrig;
ß) nicht yec/e der Axe parallele Linie ist gleichendig, dann
ilt die Axe gerenstellig 2endig 2fach pgliedrig;
b) die beiden Enden sind ungleichwerthig, ungleichendige
ifach pgliedrige Axe* / . '
lOfJQ . . KryatalL
.2) Jbde» Eitdft der A^e ist s^nem Gegeobfldo nicAi thit^
bildlioh, dknn ist die .Ax« blofs ifach pgliedrig*^
•: 9t) beid« Enden sind gleichwerthig , gleichendige ^fack
pgUedrige Axe,^ Sie können einander nicht ebenbildlich und
gegenbildlich EUgleioh seyvi, sondern sind blofs
' ;* a)' einander ehenlfildlichf ohne zugleich gegenbildlich zu
seyn; ebenhildlich gleichindige \fach pgUedrige Axt\ oder
r ,'^).einai|d er nicht ebenbildlich , folglich gegenhildlichj ge-
genbildlich gleichendige \fach pgUedrige Axe*
CM»}' Jede- der Axe parallele' Linie .ist gleichendig, gleich"
Heilig Wendige i fach pgUedrige Axe;
ßß) nicht jede der Axe parallele Linie ist gleichendig, ge^
vmßtfitlig lendige Ifach pgUedrige Axe;
b) beide Enden der Ifach pgKediJgen Axe sind ungleich-
y/^ihigf KungUicAendige oder % X lendige Ifach pgUedrige Axe,
. Um.die beiden Enden einer Axe hinsichtlicli ihrer etwaigen
GleiQbvt^^rthigkeit mit einander zu vergleiche n^ kann man auch
dtitf Gea^mu^heit .4f',,a^f. dieser Axe senkrechten Schnittebeoen
untersuchen, dadurch dafs man je '2 derselben, die gleich weit
vom HAlbirung«puiicte der Axe abstehen , hinsichtUch auf das
liild.i welches ihre dem Mittelpuncte des Körpers nicht zuge^
kehrte ' d« h. ihre., fiufs^r« Flüchenseite - darbietet, vergleicht*
Sind nun die Bilder der äufsern Flächenseiten je 2er zusammen-
gehöriger, aufdie Axe senkrechter Schratte ebenbildlich , so ist
die Axe ebenbildlich gleichendig , sind sie aber gegenbildlich,
so ist auch die kyip gegenbildlich gleicliendig , und sind endlich
dieselben ebenbildüch und gegenbildiich . zugleich , so ist auch
die Axe ebenbildlich gegenbildlich gUicIiendig und zugleich ist
dann natürlieh die Axe eine ^fach pgUedrige.
Mittelpunot des Gleichwerthes.
Wenn ein Körper eine gleichendige Axe hat, so sind von
dem Halbirungspuncte derselben die einander in Beziehung za
der Axe (d, h. für beide Richtungen in der Axe) gleichwcrthigen
Puncte desselben gleich weit entfernt. Ist der mittlere Schnitt
senkrecht auf eine 2endige Axe ein solche]?, der als ebene JB'igur
1.. £»'i!iid kier stet«, Aar Axe parallele Linien rorhanden, welche
QDgleichendig sind«
Krystallometrie. 1061*
an sich betrachtet sowohl i l^b auch in HiD^Ubtauf das Ver-
hältnifs desselben zu jeder der beiden Bipbtung^n in jeoj^r. A^.
einzeln genommen . nicht blol^ Ifach odetiiAdi: Igliedrig i^t, so
hat diese Schnittebene einen bestimmten Mittelp^nct und dieser
ist zugleich Mittelpunct des Körpers, von welchem die untex,
sich gleichwerthigen Puncte und Theile derselben gleich weit
abstehen , d. h« ist Mittelpunct des Gl^chnfertJis ßir dfJi jJTör-,
per^ Wenn ein Körper keine 2endige Axe besitzt, fiii^ Nyelqhe.
der nüttlere auf ihr senkrechte Schnitt in der erti^ähnten JBeSfl^.^^
hung mehr als Ifach oder S^^^'^ IgHedrig ist, so hat der K^rpei,
qüch kc^jnen <H^&qlut b^fUtifimten Miiielpunct des GUichwerlhea.,
Ueberhaupt kann man folgende Falle unterscheiden ;
a) tPer Körper, ha^ einen einzigen bestimmten IVJUttelpunct
des Gleichwerthes. ' , ' . j . . ' .
b) Es ist ein0 gerade »!in Beziehi49g.;zum Körper in he-»,
stimmter Lage befindliche Linie denkbi^r, in welcher jeder Puoct
uls Mittelpunct des (Jl^ichWörtbs für cj^fi. Körper ^pgenp,i|fimen
-v^iQrd,en kann , z. B. ixi;dei; einfach geraden, Pyramide mit r^gpl-«
iDüfsiger Gsei^iger Basi^ rdi» auf der Basis im MiUe)puQCte, ä^Tu
selben senkrecht stehende Linie.
c) Es ist eine Ebene ii9 Körper denkbar, in welehe^. :]ede)Cf
Papct als Mittelpunct ,des Gleichvi^evth»-. eQgehQnjmen .v^r^^rd^g^:
h^nn» In einer Gestalt z, B; ; Welche 'e^tsteJI^ti . we«n ^^^ zw^^
sich gegenbildlich verfialtende Pyramiden, mit- Ifach l^iedri-^.
gen dreieckigen GrundÜA^hen mit. dipsen GrAindiläche^n so ^n eip-|
ander legte, dafs di« p?ue Gestalt ein^.f^f dergemeinschaixlicheQj
Ebene beider HälftejRjsejikrechte gleichAtelltg 2^ndige, Ifaclu,
Igliedrige Axe erh^U^ wiirde .eben die4e. genteinschaftli^^ Eb^P^
beider Hälften die fragliche Eigenschaft besitzen. ;
d) Jeder in Beziehung zum Körper gedachte PuQct k^nAc
als Mittelpunct des Gleich^yerthes angesehen M^erden; dieses ^sjtr
der Fall, wenn derKöVper keine 2 gleichwerthigen Puncte irgeiK^T
einer Art hatj z. B« bei einer von vier ungleichschenkligen Drei-
ecken umschlossenen Gestalt. Dafs nicht umgekehrt alle voiHv
Mittelpuncte des Gleichwerthes '^gleich weit abstehende. Piipctft
eines Körpers auch gleichwerthig seyen, ist unmittelbar ein-
leuchtend. Man kann von nun an den BegrifF der Axe dahin'
beschränken: Axe sey jede der durch den, für den Körper seiner
Besch äffen heit gemäfs angenommenen, jyiittelpunct des GUicJi-f^
werthi; gejienden Jinicn., / , ,,
1062 Krystall/
Bei derVefgleiohn^g cweier oder mehreretÄxen euiesESr-
pkn mit einander findet man
1) ob sie hinsichtlich ihres Charakters mit einander übci^
einstimmen oder nicht) d. h« ob sie gleichnamige oder unffleieh^
hornig sind;
2) ob gleichnainige A)ren anch gteichttferthig sind oJef
nicht. £ine* Axe ^ die keiner andern Axe desselben K<Srpeis
gleichwerthig ist, heilse eine einheitliche Axe des KtSrpers {axii
einguiatis) , weil sie für sich eine Einheit bildet nnd sich da^
durch Von solchen einzelnen Axen unterscheidet, die mit andern
susammengenommen Zweiheiten^ Dreiheiten u. s* w» von Ajceo
gleicher Art bilden^
Wenn ein Körper nur eine Axe besitzt , Welche eine «ui-
keitliche Ate ist, so sind seine wichtigsten Stellongen die, bd
denen diese Axe senkrecht steht; diesa Asce keifst dann JSaupi^
äxe des Körpers {axis principtUis')»
Wenn ein Körper mehrere einheitliche Axen besitzt, so ist
kein Grund vorhanden , warum man nicht eine derselben \nll«-
kfitlich (oder wegen anderer nicht rein mathematischer Rück-
sichten) sollte als Hauptaxe betrachten können* Haben die ver-*
»chiedenen einheitlichen Axen eines Körpers auch einen ver-
abhiedenen Charakter, so wird man ihn, je nachdem man die
^ne oder die andere solche einheitliche Axe als Hauptaxe an-
sieht, als Glied in verschiedenen Reihen von Gestalten-Familien
betrachten müssen, wenn man die Gesammtheit sämmtlicher
denkbarer Gestalten in Abtbeilungen bringt , die von den £igen-
Schäften und dem Charakter der Axen entnommen sind. Wenn
din Körper keine einheitliche Axe besitzt, so kann für ihn andi
keine Axe als Hauptaxe angenommen werden , wenn man nicht
abwischen wesentlich Gleichwerthiges eine Verschiedenheit setzen
will, die in der Beschaffenheit des Körpers nngegründet ist*
Man nennt eine Gestalt , in welcher eine Axe als Hauptaxe an-
genommen werden mufs oder angenommen werden kann, eine
haupiaxige Gestalt ^ wfihrend man eine solche, die keine Haapt-
axe hat , eine hauptcueentose Gestali nennt»
Straiilensysteme haup taxiger Geatalteo.
Man denke sich in jeder Axe die beiden, vom Mittelpuncte
des Köipers ausgehenden , in^ ihr Hegenden Richtungen einzeln
nnd nenne diese Richtungen Strahlen oder Radien , so ist er-
Kryjtalloinetrie. 1063
sichtlich y itSs in jedem KOrper so yiele StiaUen mtfgUcIi seyn
x^erden, als in einer Kugel Radien denkbar sind. Durch die
Hauptaxe und durch jeden Strahl aufser ihr kann eine Haupt«
£ügelfläche (Fliigeliläche der Hauptaxe) gelegt werden; Durch
einen in einer bestimmten Hauptflügelfläche liegenden Strahl
kann eine auf jene Flügelfläche senkrechte Ebene gelegt werden«
Durch einen und denselben solchen Strahl kann nur eine denuc«?
tige £ben6 gelegt werden ^ weil durch ihn auch' nur e//»e Flü-
gelfläche der Hauptaxe geht. Wenn nun aber durch einen Strahl
zwei auf einander senkrechte Ebenen gelegt sind, so bilden
diese in Beziehung zu dem Strahle selbst vier Flügelflächen des*-
selben. Die auf solche Weise entstehenden vier Flügelilacheii
eines Strahles, der nicht in die Hauptaxe fälh, können nicht
alle vier gleichwerthig seyn, sondern nur höchstens je zwei ein^
ander diesseit und jenseit des Strahles gegenüberstehende , weil
in dem einen solchen Paare die Hauptaxe liegt, im andern nicht.
Aus dem Gesagten folgt, dafs bei hauptaxigen Gestalten
ein Strahl , der nicht in die Hauptaxe fällt , höchstens 2gliedrig
aeyn könne , d» h. dab er entweder >
1) 2fach 2gliedrig oder
2) Ifach 2gliedrig öder
3) 2fach Igliedrig oder
4) Ifach Igliedjljlg seyn müsse» ^
Welche von diesen vier verschiedenen Benennungen ihm ge«-
b^l^'o» hängt von der Beschaffenheit der beiden erwähnten,
durch ihn gelegten Ebenen und von der Art und Weise ab, wie
er in jeder derselben liegt* Ist die Flügelfläche der Hauptaxe,
in welcher er liegt, eine doppelte, so wird sie auch für ihn 2
doppelte Flügelflachen bilden« Die Hauptaxe hot aber nur dann
doppelte Flügelflächen , wenn sie eine QJach pghedrige ist. SoU
ein Strahl ein 2gliedriger seyn , so mu£s er in der FlügeU
fläche der Hauptaxe so liegen, dals er mit beiden Strahlen der
Hauptaxe gleiche Winkel bildet, d« h. er mufs auf die Hauptaxe
senkrecht seyn; denn an jedem 2g1iedngen Strahle müssen je 2
einander gerade entgegenstehende (d. h. einen Winkel von 180*
mit einander bildende^ Flügelflächen einander ebenbitdlich seyn,
was nicht möglich wäre, wenn ein solcher Strahl mit dem einen
Strahle der Hauptaxe einen gröfs er en Winkel bildete, als mit
dem andern. ' Es mufs aber auch ferner aus demselben Grunde
der mittlere Querschnite den ganzen Körper nebst jener ^inzel*
-^V. Bd. Yyy
1Q64 • Krystttik .
Den HMiptflägdfläch« , in welcher ^er fragliche Strahl liegt , in
zwei ebenbildliche Hälften zertheilen, so dafs hierdarch das
Bäd jeder einzelnen Flächenseite dieser Hauptflügelflache, ab
ebene Figur an sich betrachtet, in zwei neben gegen bildliche
Hälften getheilt wird, wenn der Strahl ein l^gltedriger seyn- sofl.
Theilt der mittlere Horizontalschnitt den K(}rper in 2 gleich*
stellig gegenbildliche Hälften , so bildet er für jeden in ihkn Ite-
»genden Strahl 2 entgegengesetzte doppelte Flügelflächen. 2£M:h
3gliedrige Strahlen müssen daher entweder in dopp^ten
Hauptflügelflächen oder in einem solchen mittleren Horizontal«
-schnitte liegen, der den KOrper in 2 gleichstellig gegenbildliche
Hälften theilt.' £in Strahl , der diesen beiden Bedingungen zn^
■gleich entspricht , ist 2fach 2g1iedng. Ein Strahl, der weder in
einer doppelten Hauptflügelfläche, noch auch im mittleren Quer-
schnitte liegt, wenn dieser für jeden in ihm liegenden SttaU
.doppelte Fiügelflächen bildet ,^ ist ira<5h Igliedrig. Da die Menge
Ton ebenbildlichen Stellungen eines Körpers , mithin auch eines
Strahlensystems, wobei ein bestimmter (Ifach oder 2fach) xglie-
driger Strahl aufwärts gerichtet ist, von dem Wert he der Zahl
X abhängt, die seinen Charakter bestimmt, d.h. = x ist, so-
wird , wenn n die Menge ebenbildlicher xgliedriger Strahlen be«
zeichnet, auch n.x die Menge von Stellungen jeder bestimmten
Art seyn, bei welchen ein solche% xgliedriger Strahl aufwärts
gerichtet ist. Die in der vertical gestellten Hauptaxe liegenden
beiden Strahlen heifsen Hauptatrahlen ^ deren Flügelflächen
Haupißügelfldch^fin Die in dem mittleren Horizontalschnitte
(mittleren Querschnitte) liegenden Strahlen, heifsen QuersiraUoh
die gegen die Horizontalebene geneigten Strahlen , di6 auf eiser
oder der anderen Flächenseite der Horizontalebeni schief auf«
stehen , heifsen Stnbeatrahlen. Die Ausdrücke radius princi»
palis, transpersuBj obUquua dürften diese Unterschiede be«
zeichnen können.
Nach diesen Erläuterungen wird nun die Auffassung der
Verschiedenheiten von Strahlensystemen in hauptaxigen Gestal-
ten^ möglich seyn.
1 Da ei ■chwierig ist, ilch die .körperlichen Strahlensjttemt
^eatlich TorzuftelleD, ohne sie an einzelaea Gestalun entwickelt s«
haben, so wird bei der nun fol^en^en Untersuchung der Eigenschaf-
ten der einzelnen Reihen tob Strahlensyitemen jedesmal eine Terwei-
Erystallomefri«. 10fl5
' I. ' Dito ^Hiiaptaxe $ey gl^^chstellig J^e^dig
2fach pgliedrig, z, B. ^
Fig. 236 gleichstellig 2endig 2faoh Igticcfrig
--237 — 2 ^ 2 — «2 —
— 238. — 2 — 2— 3 — ;
— 239 — 2—2—4 —
— 240 — 2— 2— 6 —
^ Man hat dann.
1) Ztpei ifach pgUedrige |^j «ich verhaltende Haupt-
itrählen, weloh^ zarämmen die gleichstellig 2endige Haupttfc»
bilden.
2) p Querstrahlm der ersten Art^ wielche 2fach 2gliedrig
sind, sich |^| verhalten und in den der Hauptaxe ang'eh{lrigeii
doppelten FlügelAächen der Isten Art und' im mittleren Quer«
schnitte liegen. Je 2 benachbarte bilden einen Winkel von
360 ., , " .
Gradenf.
-JP ' , . . .
3) p QuerstraJilen der2ten Art, die gleichfalls 2fach 2glie'-
drig sind^ sich daher unter einander als |^| verhalten und in
den doppelten HauptÜügelilachen der 2ten Art liegen. Jeder bildet
mit jedem ihm benachbarten der ersten Art einen Winkel von
Graden.
P.
4) Die übrigen Querstrahlen, deren jeder ein Ifach iglie»
driger QuerHrahl ist, dessen doppelte Flügelflächen in dem
mittleren Querschnitte liegen« Die Anzahl 2fach Igliedrigei
Querstrahlen einer Art ist = 2p; in Beziehung zum einen Haupt-
Strahle verhalten sich, die p einen (von denen je 2 benachbaita
sang auf einige abgebildete Gestalten Torangeschickt werden, an de«
nen derai^tige Strahlensysteme für einzelne . benimmte Zahlenwerthe
yon p erkannt werden können» Man hat Atmlich nnr nö'thig, in der
allgemeinen Beschreibung an die Stelle der Zahl p die einzelne be-
stimmte Zahl zu setzen, die ihr entspricht, so hat man die specielle
Beschreibung des einzelnen Strahlensystems, welches dieser oder jener
abgebildeten Gestalt entspricht. Die Abbildungen der körperliehen
Gestalt sind (wenn nicht ausdrücklich eine Abweichung von diesem
Gesetze augegeben ist) stets so gezeichnet, ' dafs die als Hauptaxe za
betrachtende Liöie parallel liegt mit den kürzeren Seiten der recht-
winkligen Einfassung der ganzen Tafel, auf welcher die Abbildung
sich beEndet.
Tyy2
1060 KrystalL
360
unter Winkeln von — Graden ibrerAtv!) txnter rieh als ^ben-
P
biUBch nnd zu den p andern unter sich iq^derselben Beztehm^
obenbildlichen als gegenbildlich ; In Beziehung zur ganzen Haopt-
axe aber, so wie in Beziehung zum ganzen Körper^ sind die p
SU einer und derselben Art gehörigen '2fach Igliedngen Quer^^
strahlen |^|. Die Anzahl von Art^ 2fach Igliediiger Qaer*
strahlen ist unendlich , d. h. hier so. viel' als gleich der Menge
Ton Strahlen, welche innerhalb der Schenkel eines ebenen "WIb-
360 .
kels Ton — — Graden Ton dessen Scheitel divergirend an^gelieiid
gedacht werden können , die beiden Schenkel selbst nicht mit'»
gezählt^*
5) Die Strebestlrahlen in ien Jtäuptßilgelßäc^ ersierAri,
deren jeder ein ^fach igliedriger Strehestrahl ist, dessen dop*
pelte Fitigelflachen in jener durch ihti gehenden Hauptflügel»
• fläche liegen. Die Anzahl solcher Strahlen einef Art ist s= 2 p*
Je 2 einer Art liegen in einer und derselben Hanptflägelfläche
und der Winkel, den jeder mit dem ihm zunächst liegenden
fiauptstrahle bildet, ist für' beide Strebestrahlen von gleicher
Gröfse. Die Ahzaht von Arten solcher Strebestrahlen ist un*
endlich, * d. h; gleich der/Mengd Von Strahlen , die ein rechter
Winkel fafst.
6) Die ^fach igUedrigen Stretestrdhlen in den HauptßS^
gelßäcfien ^ter Art, für deren jeden die ihm angehangen dop-
Igelten Flügelflächen in der Hauptflügelfläche 2te^ Art, die durch
ihn geht, liegeh. Von ihnen gilt, ^as von denen gesagt wor«
den i^t, die in den Hauptflügelflächen erster Art liegen.
7) t)ie übi^igen Strebestrahlen sind Ifach Igliedrige. Je
2 Ifach Igliedrige I sich gegenbildlich verhaltende^ gleid^
,1 Um ähDlicbe AasAc(|lcke kurzer getieta zu koaaen, bedente
Menge dtr Strahlen f die ein Winkel von n Graden fafst, >die Anzahl
Ton Strahlen , die in einem WiokeX von n Graden innerhalb der bei-
den Scheokel liegend, TOm Scheitel autgehend gedacht werden koa-
aen^ die beiden Schenkel aelbtt nicht mitgerechnet»
Aehnlich diesem ist der Aasdruck: Menge von Strahltn^ die vo%
einer (auf anstigebende WeiMs) bestimmten Ecke gefafst werden,
=: Menge von Strahlen ) die inoerhalb dieser £cke liegend ron dem
BckpuQcta aasgehen können, die in den Bbenen, von denen die£cke
gebildet wird, liegenden Strahlen nicht mitgesählt.
Kr^stallometrie. 1067
"weitliige StrebestraMen liegen in einer und derselben einfachen
HaviptfliigeUläche y di« 2 p einfachen Hauptfliigelfiächen anthal-
tei| daher 2 • 2p = 4p Ifach jgTiedrtge Strebestrahlen einer
Art; die 2p einen unter sich ebenbildlichen verhalten sich ^bu
den p andern unter sich eben bildlichen als gegfsnbildlich gleich«
X)ie Anzahl ebenbilßlicher Ifach Igliedriger Strebestra^len einer
Art ist daher = 2 p. ^ 1^16 Menge von Artep Igliedidger Strebe««
strahlen ist op , d. h. gleiph der Anzahl von Strahlen , die eine
360
Bck^ ffüEsty welche voi) 2 rechten und einem Winkel ygn— -
P
ßraden gebildet ist»
Ist p eine gerade Zahl , so ist nicht blols die Hauptakaeine
gleichendige Axe, sondern je 2 entgegengesetzte Strahlen sind
gleichwerthig und bilden eine gleichendige Axe. Von den übri-
gen Axen sind alle 2fach 2gliedrigei\ Axeq dann ^leichsUUig
Wendig y alle 2fach. Igliedrigen und alle Ifach Igliedrigen ^bet
ftind gerenstelUg 2endig. Ist p eine 9.ngQrade Zahl, ^o ist
ja ein 2fach 2gliednger Querstrahl der ersten Art einem solchen
der 2ten Art entgegengesetzt und bildet mit ihm eine ungleich-
andige Queraxe, je 2 a^u eines 2fech 3gliedrigen Que^xe ^enk«-
rechte Querstrahlen bilden danq eine gleichstellig 2andigei 2|§cl4
Igliedrige Qaeraxe« Jede andere Axe de^ l(.örpers,. die in eiqa
d^rch die Hauptaxe und durch eine gleichstellig 2endige 2fach
Igliedrige Querai^e gelegte Ebene fällt ^ ist eine ebenbildlich
gleichendige Ifach Igliedrige Axe. Alle übrigen 2fach Iglif dri^
gen SQWohl , als^ auch Ifaph Igliedrige^ A]|en sii^d i^ngleichr
andige Axen.
Die Menge von ebei^bildlichen Stellungen einer jeden ein-
zelnen beliebigen Art ist iiir jede Gestalt mit gleichsteltig 2endi-
ger 2fach pgliedriger Hauptaxe = 2p ; denn die Producte aus
der Anzahl n von ebenbildlichen Strahlen einer Art in die Zahl
X, welche die Menge von ehenbildlichen SfelltMigen bein^ senk-
rechten Aufv^firtsgeriphtetseyn eines solchen Strahles angiebt, ist
stets = 2pf
Es ist nämlich
ip69
KrysialL
Der Werth
von n
DerWeidi
von X
Bei den 2fach pgliedrigen ebenbildli-
.cheo Hanptstrahlen S
Bei den p 2£Bick 2gliedrigcua Qaeratrah-t
len jeder der beiden Arten • • p
Bei den 2 p einander ^enbildllchen
2fach oder Ifach Igliedrigen Strah- ' 1
IcÄ 2p I 1
Aach ist ersichtlich , dafs das Product der sämmtllclieii Zahlen
in jedem der einzelnen Theile a,|},/,d des Ausdracks:
„Zu e^ner Art von Strahlen gehören entweder a) 2 Strahlen,
„die 2fachpgliedrigy oder ß) pStrahlen, die 2fach 2gHedrig,
„oder y) 2p Strahlen, die 2rach 1 gliedrig, oder dj 2 X 2p
.„Strahlen , die Ifach 1 gliedrig sind'*
ein und dieselbe Gröfse habe, denn 2.2p = p.2.2 = 2p.2.1
c=2.2p.l9 ^^^ Gesetz, welches von den|jdie Menge der eb*n-
bildlichen Stellungen betreffenden hier sowohl als bei den fol-
genden Strahlensystemen abhängt«
IL Die Hauptaxe sey glei^stellig Sendig
Ifach pgliedrig, z B.
Fig. 241 gleichstellig 2endig Ifach 2gliedrig
— 242 — 2 — 1 — 4 -
— 243 , — 2 — 1 — 6 —
Es sind dann vorhanden :'
1) Zwei \fach pgUedrige HauptBtrahlen^ die sich! gegen-
büdlich verhalten (nicht aber ebenbildlich sind); sie. haben kein»
doppelte Flügelfläche.
2) QaerstraJtlen, Jeder Querstranl ist 2fach Igliedrig, so
djib der mittlere (Querschnitt seine doppelte Flügelfläche enthält.
Die einer und derselben Art angehörigen Querstrahlen sind in
Beziehung zum ganzen Körper und auch in Beziehung auf das
Bild jeder einzelnen Pläcfienseite des mittleren Querschnitts eben-
bildlich« Die Anzahl von Querstrahlen einer Art ist = p. Die
Anzahl von Arten der Querstrahlen ist = oo , d. h. gleich der
360
Menge von Strahlen, die ein Winkel von Graden (den zwei
P
benachbarte Quentrahlen einer Art mit einander bilden) fafst,
den einen Schenkel des Winkels dazu gerechnet.
Krystallometi^ie. lOtitt
3) StrfheMtrahlen. Jeder Strebestrahl iat Ifach Igliedrig.
X>ie einer und deraelben Art angehörlgen , auf einerlei Flächen-
seite des n^ttleren Querschnittes schief aufstehenden sind eben«
Bildlich. Die Menge ebenbildlicher Strebestrahlen einer \Art ist
s= p. Die auf entgegengesetzten Flächenseiten jenes Schniltea
arufstehenden solchen Strahlen einer Art verhalten sich gegen-
bildlich. Die Anzahl von Strebestrahlen einer Art ist also =:2p.
Oie Menge von Arten solcher Strahlen ist gleich der Menge von
Strahlen, die eine £cke fafst, welche von zwei rechten und
360
einem Winkel von Graden eingeschlossen ist, -|- der Menge
P
von Strahlen , die ein rechter Winkel fafst. Ist p eine gerade
Zahl, so sind je zwei einander entgegengesetzte Strahlen gleich-
Mrerthig , mithin ist jpde Axe gleichendig , und zwar die Raupt-
axe gleichstellig 2endig Ifach pgUedrig, jede Queraxe gerenstel-«
lig 2endig 2fach Igliedrig, jede Strebeaxe gerenstelli|; 2endig
Ifach Igliedrig. Ist p aber ungerade , so ist nur die Haupjtaxe
gleichsteilig 2endig Ifach pgUediig, jede andere Axe ist aber
ungleichendig.
Die Menge ebenbildlicher Stellungen jeder einzelnen Art
bei senkrecht aufwärts gerichtetem Hauptstrahle ist liier blofs
= 1 . p, so wie auch die Menge von Stellungen jeder einzelnen
andern Art = p . 1 ist. Auch hier ist 1 .p = p . 1.
Hl, Die Hauptaxe sey gerenstellig 2endig
2fach pgliedrig, z. B.
Fig. 244 A u. B, gerenstellig 2endig 2fach Igliedrig
_ 245 — 2 — 2— 2 —
~ 246A,B,C,D,E,F, — 2 — 2 ^ 3 r-
Man hat dann
1) Zf4fei Hauptstrahlen ^ deren jeder ^f ach pgliedrig U%\
sie verhalten sioh wie |^|. Die doppelten Flügelflächen der
ersten (oder zweiten) Art für den einen Hauptstrahl fallen mit
den doppelten Flügelflächen der zweiten (oder ersten) Art des
andern Hauptstrahls in eine und dieselbe doppelte Flügelfläche
der ganzen Axe zusammen.
2) 2p Quersirahlen der ersten Art^ deren jeder in einer
der p doppelten Flügelflächen der ersten Art des einen, mithin
auch in einer der p doppelt;en Flügelflächen der andern Art des
andern Hauptstrahls liegt und ein Ifach \gliedriger ist, dessen
doppelte Flügelflächen in jener Flügelfläche des Hauptstrahls
1070 Kryalall.
liegen ; man kt^nnte einen solchen durch den Aosdruck strebe-
strahlenartig 2fach Igliedriger Qaerstrahl bezeichnen* Die p einen
Strahlen der Art sind einander in Beziehung zur obern Kdrper-
halfte j die andern in Beziehung zur iintern |^| , in Beziehung
zum ganzen Körper sind diese und jene einander |^|.
3) 2p Quersirahlen tUr 2ten Art^ deren jeder den WinU
360
Yon -^ — Graden, dpn 2;\Yei benachbarte Querstrahlen der ersten
Art mit einander bilden, halbirt und ein Ifach 2gliedriger
Querstrai^l ist, Die p einen verhalten ^ich sowqhl in Beziehung
zu'jeder einzelnen Kdr|)erhäifte , ab a^ch in Beziehung zu den
p andern als |=|.
3) Die übrigen Querstrahlen, welchfe \fach igUedriff sind«
Von einijr und derselben. Art solcher Strahlen sind in Beziehung
zu einer jeden der beiden (oberen und unteren) KOrperhälften
einzeln genommen p unter sich ebenbildliche vorhanden , die zu
p andern , ihnen in derselben Beziehung gleichwerthigen , sich
gegenbildlich verhalten , für beide Hälften des Körpers zusam-
men sind 2p ebenbildliche, mithin 2 -2^ gleichwerthige Ifacfa
Iglie'drige Querstrahlen einer Art möglich. Die Anzahl der Ar-
tyn Ifach Igliedriger Querstrahlen ist gleich tjer Menge von
360
S|rs|hlen % die eia Wiukel von - — Graden fafstt
4p
4) pie 2/acÄ igliedrigen Strehestrahlen; sie liegen in den
doppelten Flügelflächen der Hauptaxe, die auch für sie die dop-
pelten'Flügelflächen enthalten. Die einer Art angehörigen sind
1^1 und ihre Anzahl ist 2p9 indem in jeder der 2p doppelten
Flügelfläc;hen nur einer von jeder Art liegt. Die Gesammtheit
2fach Igliedriger Strebestrahlen, die in jeder doppelten Flügel-
fläche der Hauptaxe liegt, zerfallt durch den 2^ch Igliedrigen
Querstrahl in 2 Abtheilungen , deren eine der doppelten Flügel-
fläche Ister Art für den einen Hauptstrahl, die andere der dop-f
pelten Flügelfläche 2ter Art für den andern Hauptstrahl ange-
hören. Die Anzahl von Arten für jede Abtheilung ist gleich der
Menge von Strahlen, die ein rechter Winkel fafst,
5) Die übrigen Strehestrahlen, welche {fach Igliedrig sind.
Nur eine solche Flügelflache der Hauptaxe , welche durch einen
Ifach 2gHedrigen Querstrahl geht, enthält zwei gleichwerthige
Ifach Igliedrige Strebestrahlen, und zwar ebenbildliche; jede
andere einfache Flügelfläche der Hauptaxe aber enthält keine
Kryatallometrie. 1071
2gleichwertliige solche Strahlen« Die Anzahl in Beziehung zn
einem Haapfstrahle ebenbildlichef Ifach IgUedriger Sfrebestrah^
len jeder Art ist =3 p , in Beziehung zum ganzen Körper einf^n-
der ebenbildlich sind je 2 p solcher Strahlen, die sich zu 2 p son-
dern ihnen gleich werthigen \yie gegenbildlich verhalten , so dafs
die Anzahl Ifaoh Igliedriger Strebestrahlen einer Art = 2 . 2p .
=£ 4 p ist. Die Oesämmtheit der in einer und derselben Haupt-
flügelflache liegenden 'Strebestrahlen wird durch deh in dersel-
ben Flügelfläche liegenden Querstrahl in 2 Abtheilungen geson-
dert, daher man auch* im Allgemeinen die Ifach Jgliedrigen
Strebestrahlen in 2 Abtheilungen theilt. Die Menge von Arten
Ifach Igtiedriger Strebestrahlen beider Abtheiltfngen zusammen-
genommen ergiebt sich daher = dev zweimal genommenen Menge
von Strahlen, welche eine Ecke falst, die von 2 rechten und
360
einem Winkel von — Graden gebildet ist, + der Menge yon
Strahlen , die ein rechter Winkel folst.
]st p eine gerade Zahl, so ist jede 2fach Igliednge Quer-
fxe gleichstellig 2endig, jede Ifach l^gliedrige, so wie jede
Queraxe ebenbildlich 2endig^ jede in d^r durch die ^auptaxe
und durch die Ifach 2gliedrjge Queraxe gelegten Ebene Ke-
gende Ifach igliedNge Strebeaxe ist ebenbildlich gleichendig^
jede andere As^e aber ungleichendig. Ist aber p ungerade , so
ist jede Axe gleichendig, und zwar die 2gliedrige Queraxe
fileichstellig 2eDdig, jede andere Axe aber gerenstellig 2endig
Ifach Igliedrig. Die Menge eben bildlicher Ste^ungen jeder ein-
zelnen Art bei senkrecht aufwärts gerichtetem pgliedrigen Haupt-
st^ahle i^t hier , \Yeil die 2 Hauptstrahlep ebenbildlich sind,
s== 2 X P 9 wenn einer der p ebenbildlichen ifaph 2gliedrigei|
Querstrahlen senkrecht aufwärts gerichtet ist , =^ p X 2 , un4.
^eder, wenn irgend einer der 2p ^ (Jfach oder 2fach} Igli^-
drigen Strahlen seqkrecht aufwärts gerichtet ist, =5 2f >^ 1. ^s
ist aber ? Xp = p X 2 = 2p X 1.
IV. Die Hauptaxe säy gerenstellig 2eadlg
Ifach pgliedrig, z« B.
Fig. 247 gerenstellig 2endig lfa<:h Igliedrig
^248 - 2— 1- 3 ~
Man'hat in diesem Falle:
1) 2 glcichwerfhigft sich wie |==|, nicht ^, verhaltende
107JJ, ; . .Kry«talL . -
Ifaich pgliedriga Haaptstrableo (die abo keine doppeken Flii^el-
Sachen haben). . ' •
2} Quersircütlen ^ deren pder \fQoh igliedrig ist; je p
^nd in Beziehung zm einem Hauptetrsjtle ^ nod T-erhalten
flieh zu den p ihnen gleichwerthigen , die hinter sich in Bezie-
hung zum andern Hauptstrahle einander ^ sind , in Beziehnng
zum ganzen Körper als gegenbildlich gleich. Die Anzahl Qaer-
fltrahien einer Art ist also =^ 2p9 die Anzahl der Aiten von
Querstrahlen ist gleich der Menge von. Strahlen , die ein Winkel
360
Ton -; — Graden fabt. den einen der Schenkel dieses YFinkels
selbst dazu gezählt.
3) Strebes^rahlen , deren jeder gleichfalls ifack i^Hedrig
ist. Die p einen, unter sich in Beziehung su einem Haupt-
strahle ebenbildlichen , verhalten sich zu den p andern, die mit
ihnen zu derselben Art gehören (und nnter sich in Beziehang
zum andern Hauptstrahle einander ^ sind), in Beziehung zam
ganzen Körper als gegenbildlich gleich. Djther ist die Anzahl
von Strebestrahlen einer Art = 2p. Die Menge der Arten von
Streb e'stra hl en ist gleich dem Doppelten der Summe aus der
Menge von Strahlen, die eine Ecke fafst, welche von 2 rechten
^ ' ^fin
und einem Winkel von -—^ Graden eingeschlossen ist, nnd der
Menge von Strahlen , die ein rechter Winkel fafst.
Ist p eine gerade Zahl^ so ist jede Queraxe ebenbildlich
gleichendig, jedeStrebeaxf aber ungleichendig. Ist aber p unge-
rade, so ist jede Axe gleichendig und zwar gleichendig gerenstelli^.
Die Menge von ebenbildlichen Stellungen jecjler einzelnen
Art bei senkrecht aufwärts gerichteten Hauptstrahlen ist , da die
beiden Hauptstrahlen nicht ebenbildlich sind , blols = i X p.
Da von sämmtlichen übrigen Strahlen stets nur je p einander ^
sind und da jeder Strahl , der nicht Hauptstrahl ist, blofs Iglie*
drig ist , so ist bei dem senkrechten Aufwärtsgerichtetseyn von
Quer- oder iStrebestrahlen irgend einer Art die Anzahl ebenbüd-
licher Stelhjngen c= p X !• E» ist 1 X p => p X 1»
V. Die Hauptaxe sey eben.bildlich 2endig
Ifach pg^liedrig', z. B.
i Gestalten, denen- «olche 6traUeiuj«teme etattprechen, afnd von
Jeder Art swet möglich^ die tich aa einander geg•nbil(^ioh rarhalteo,
Krystailometrie. 107ß.
• . '
Fig. 349 A, ebenbildlich gleichendig Ifach SgUediig
-*- 249 B* ebenbildlich gleichendig Ifach 3gli«drig.
Es sind dann vorhanden :
1} 2 ebenbildliche Ifach pgtiedrige Haiiptstrahlen,
2) p ebenbildliche Ifach 2gliednge Qaerstrahlen der er*
8ten und ^
3) p ebenbildliche Ifach 2g1iedrige Querstrahlen der zwei«
ten Art. Jeder 2gliedrige Querstrahl der ersten oder 2ten Art
ist ein doppelter Strahl der ersten oder 2ten Art in der ebeneli
Figur, die der mittlere Hori^^ontalschnitt bildet und welche eine
2fach pgliedrige ist.
4) Jeder andere Qicerstrahl ist blofs Ifach Igliedrig. I^ia
p einen , in Beziehung zum einen Hauptstrahle einander eben-
bildlichen , verhalten sich zu den ihnen gleichwerthigen in Be-
ziehung zum andern Hanptstrahle einander ebenbildlichen ^p an*
dern, wenn man sie in Beziehung zum ganzen Körper vergleicht^
als ebenhildlich, wahrend sie in Beziehung auf einerlei Flächen-
seite des als ebene Figur (d. h. ohne Rücksicht auf Bedeutung
im Körper) betrachteten mittleren Querschnittes sich gegenbild-^
lieh verhalten. Die Anzahl Igliedriger Qnerstrahlen einer Art
is^ also =3 2p' Die Anzahl der Arten solcher Strahlen ist ssder
360
Menge von Strahlen , die ^in Winkel von ^r^ Graden fafst.
5) StrthestraJiUn ; sie sind ifach igliedrig , je 2 p gehö-
ren zu einerlei Art und sind in Beziehung zum ganzen Körper
ebenbildlich, die p einen sind einander ebenbildlich in Bezie-
hung zum einen , die p andern zum andern Hauptstrahte. Nur
in denjenigen Hauptflügelflächen , in welchen 2gliednge Quer-
strahlen liegen , sind auch zu beiden Seiten dieses Querstrahls
gleichwerthige (namentlich ebenbildliche) Strebestrahlen befind-
lich. Die Anzahl von Arten der Strebestrahlen ist' gleich der
Nenge von Strahlen , die »ine Ecke fafst ^ welche 2 rechte und
360
einen Winkel von Graden hat, + der Menge von Strahlen,
P
die ein rechter Winkel falst»
ohne ebeobildiioh sa t eyn i dastelbe ' gilt daher auch Ton den Strah-
l^Dsyttemeu «elbtt, die swai solchen Gestalten angehören. £§• ist
keine Stellaog für die eine Gestalt möglich ^ . in der sie mit der ihr
ähnlichen und gleicheo eongrolrte.
1074 Kry«talL
Ist p leipe g<;ra^e Zahl, sq sind die It^ch 2g1ie4rigen Qaei-
axen sowohl als auch die Ifach Jgliedrigeq ebenbildlich 2endig|
die in eine durch die Hauptaye upd eine Sgliedrige Qneraxe
celegte Ebene fallenden Strebeaxen sind ebenbildlich gleichen-
dig , die übrigen aber ungleichendig. Ist p eine ungerade ZaU,
SQ ist jede Ifach 2gliedrige Qiieraxp ungleichen dig| jede auf etoe
3gliedrige Queraxe ^enkrfsehte Ifach Igliedrige Queraxe ist eben-
bildlich gleichendig ^ jede findere Queraxe aber ist ungleichen-
dig; jede in einer durch die Hauptaxe und durch eine ebenbild-
lieh gleichendige Queraxe gelegten Ebene liegende Strebeaxe ist
ebepbildlich glei9hendi^, jed^ apdere S(rebeaxe s^ber i^% unr
gleichendig.
Die Menge der ebepbildlicheo 3te)luQgep fHt die senkrecht
Stehende Hauptaxe ist = 2 p , weil die Hauptaxe aus 2 ebeni)ild-
pichen pgliedrigen Hauptstrahlen besteht ; bei dem senkrechten
Aufwärtsgerichtetseyn eines 2gliedrigen Querstrahls 3= p X 2,
^eil die Anzahl 2gliedriger Querstrahlen finer Art == p ist, nnd
endlich bei den) senkrechten Aufwärtsgerichtetseyn eines Iglie-r
drigen Quev undStrebestrable9=?2p X 1» weil je 2p der Iglier
driget) Strahlen einander etienbildlich siqd tind jeder nu^ eine
einzige aufrechte Stellung jeder Art gestattet. Es ist 2 X p
c=pX2 = 2pXl.
•VI. Die Hauptaxe sey ungleicheqdig 2fach
ngliedrig, z.,D.
» Fig. 250 ungleichendig^ 2fqch 2gliedrig,
- — 251 ungleichendig 2fach Sgüedrig.
Es ist dann vorhanden :
2)Ein£««r} ^•^'^* P8ili'driS['r HauptsiraJ^l, beide
Kauptstrahlen ungleichwerthig.
3) p Querstrahlen der ersten Art, ) , , , ,.
A\ f\ * ui j '.k 1 \ welche strebestrahlen-
4) p Querstrahlen der zweiten Art, f
«tig 2fach Igliedrig sind. Die von einerlei Art sind also ein-
under |^|,
5) Die übrigen Qaerstrahlen, deren jedec Ifach Igliediig
ist ; je p sind ebenbildlich und gleichwerthig mit p andern unter
sich ebenbildlichen , 2« denen sie sich gegenbildlich verhalten.
Die Anzahl Ifach Igliedriger Querstrahlen einer Art ist also
Kryatallometrie« 1075
ac= 2 p« Die Mebge der Arten derselben ut gleich det Mengd
360
der Strahlen • die ein "Winkel voü r~ Graden fabt.
2p .
6 u. 7) Die 2fach Igliedrigen Strebestrahlen , dU (gleick
den 2fÄch Igliedrigen Querstrafalen ) m i//a doppelten Haupt^
flügelflächen der Braten ode^ der sft^iien Art fallen. Die An-
zahl 1^1 2fach Igliedriger Strebestrahlen einer Art ist p, die
Menge Yon Arten ftir jede dieser beiden Abtheilungen 2fach
Igliedriger' Strebestrahlen ist gleich dem^ Doppelten der AUäabl
von Strahlen ^ die ein rechter Winkel fafst«
8) Die \fach igliedrigen Strebeetrahlen ß Ton denen je p
unter sich ebenbildliche mit p andern unter sich ebenbildlichen,
die sich zu ihnen gegedbildlich verhalten , 2ü einerlei Art gt-^
hören ^ so dals die Anzahl solcher Strahlen einer Art = 2 p ist«
Die Menge von Arten Ifach Iglieddger Strebestrahlen ist gleich
dem Doppelten der Menge voll Strahlen, die eiheEcke fafst, \veU.
360
che Von 2 techten und einem Winkel von — ^ OrAden gebildet
P ,
ist Ist p eine gerade Zlahl, so sind die 2fach Igliedrigen^Quer»
axen gleichstellig 2endig9 die andern Querai^eä aber sind eben«*
bildlich gleichendig. Die Strebeaxen sind ungleichendig. Ist p
ungerade^ So sind blofs die auf die 2£ach Igliedrigen (^ueraxea
senkrechten Ifaph IgUedrigeii Queraxen gleichendig, und v^ar
gleichstellig 2end]g , alle Übrigen Axen aber sind ungleichendig«
Die Menge der ebenbildlichen Stellungen für eine Gestalt
mit ungleichendiget 2fach pgliedi-ig^r Hauptaxe ist fiir den senk«*
recht aufgerichteten Hauptstrahl der einen Art =i iXp^ ffir
einen senkrecht aufwärts gerichteten Ifach Igliedrigen Strahl
aber, weil immer nur p ebenbildliche Strahlen der Art vorhan-
den sind, =p X 1 ; PX 1-«= 1 X P*
Vn. Die ÜauptaXe sey ungleichendig Ifach
pgliedrig^ z. B.
Fig. 252 A. utigleichendig ifach Ighedrig
— 252 B. — 1 - 2 —
— 252 a — 1 — 3 —
— . 252 D. — 1 — 4 —
So hat man
1) einen Haupisirakl der ersten uirt» ) , . «
2) einen Hauptstrahl der xwtiten Art, \
Ifach pgliedriger dem andern nicht 'gleichwerthiger Strahl ist*
1078 Krystall.
eben Axen ein^ als die Hauptaxe ansutfehen« Auch kaditet es
von selbst ein, dals, wenn zwei Strahlensysteme gegeben nnd,
. die mit einander verglichen werden sollen , und für beide ^ der
Wehh von m.^gleich grob ist, im einen Systeme aber die Qner«
axen erster und zweiter Art nothu^endiffe , im andern dagegen
zu w'dbiende sind, man in diesem die Lage der beiden Arten
von Qaeraxen gegen einander so zvl wählen habe , wie sie in
jenem gegeben ist* Nennt lUan daher die Queraxen erster und
Zweiter Art die Messungsqueraxen (Qaerdimensionsaxen) und
fafst man diese beiden Arten von Axen und die Hauptaxe unter
deüi gemeinschaftlichen Namen Messungsaxen zusammen^ so
sieht man leipht ein, dafs die hauptaxigen Strahlensysteme tu
mehreren in Familien vereint werden binnen, zo daTs diejeni-
gen, welche einerlei Anzahl Von Messungs^ueraxen einer Art^
besitzen , ±U einer und derselben Familie gehören und 1- und
mmafsige Gestalten benahnt werden können^
Wenn m ungerade ist, so bildet je eine Qaeraxe «weiter
Att Uiit biner solchen erster Art einen rechten Winkel ; ist nber
m gerade, so bilden zwei gleichnamige Queraxen rechte Winkel
mit einander; je eine solche, erster Art mit einer der 2ten aber
bildet einen halben rechten Winkel. I3er Wetth von p ist ent-
weder. = m oder = 2 m.
Als 1- und Suiafsige Strahlensysteme sind zu betrachten :
1) <)ds [gleichstellig 2endige 2^ach] 6gliedrige System
2) das [gleichstellig 2ehdige|| Ifach 6 — —
3) das ebenbildlich 2endige [ifach] 6 — —
4) das uiigleichebdige [2fach] ß -^ _
5) das ungleicbendige Ifach 6 — * -^
6) das gleichstelli^ 2endige 2fach 3 — • , —
7) das gleichstellig 2endige Ifach 3 — —
8) das [gerenst ellig 2endige 2fach] 3 — —
9) das [gerenstellig 2endige] Ifach 3 — —
10) das ebenbildlich 2endige Ifach 3 — —
11) das ungleichendige [2fach] 3 — — '
12) das ungleichendige ifach 3 — —
Setzt man hier statt Sgliedrlg den allgemeinen Ausdruck (2n+l)-
gliedrig und statt Ggüedrig 2 (2n + l)gliedrig , so hat man die
12 Strahlensysteme, welche 1- und mmafsig sind, wenn m eine
1 Fol^Uck aoch der andern Art.
Kryatallpmetrie. 1070
^ungerade Zahl = (2n + 1) Mt. Füf n =0 oder m sss 2ii «f- 1 s=3 1
hat man die 1- und Imalsigen Systeme ^.
Als 1- und 2mafaige *Sti;ahlensy8teme sind zu betrachten :
1) das [gleichstellig 2endige 2fach] 4gliedrige System
2) da* [gleichstellig 2endigfe] Ifach 4 — ' •—
3) das ebenbiidlich 2endige [Ifach] 4 -— —
4) das ungleichendige [2ftich] ' 4 — ^- ^
5) das ungleichendige Ifach - 4 — —
6) das gerenstellig 2endige [2fach] 2 — "^ .
7) das gerensteUig 2cndige Ifach 2 — — •
Setzt man statt des Ausdrucks 2gliedrig den allgemeineren
2ngliedrig pnd statt 4gHedrig den Ausdruck 4ngliedr]g, so hat
man die 7 Strahlensjsteme, welche 1- und mmafsig sind, wenn
m eine gerade Zahl =ac= 2 n ist. Dafs hier von den 2gliedri^en
(2ngliedrigen) nur die gerenstellig 2endigen vorkommen und
also hier nur 7 Systeme aufgezählt werden , während , wenn m
ungerade ist, die Anzahl 12 beträgt, liegt darin, dafs bei den
übrigen 2gliedr]gen Strahlen Systemen nur je eine Messungsaxe
einer Art vorhanden ist, und nicht 2 einander gleich wert h ige
Messungsöxen erster Avt , und 2 gleichwerthige solche sweitec
Art y oder allgemein , dafs bei den übrigen SugÜedrigen Strah-*
lensystemen nur n gleich\^erthige Queraxeu erster. Art und ja ,
solche gleichwerthige Queraxen zweiter Axt vorhanden eind^« -
1* Von den 1* und Imafsigen Systemen ist das 2te mit dem 8ten,
das 4te mit dem 6ten, das 5te mit dem lOteo, das 7te mit dem Uten
•o verwandt, dals das eioe an die Steile des andern gesetat werden
l^önnte , wenn es erlaubt wäre, die Haoptaxe ' des einen mit einer an«
dem einheitlichen Axe desselben zu vertauschen. Dafs dieses jedoch
nicht überall erlaubt sey, geht daraus hervor, dafs die menschliche
Gestalt, wenn man die rechte and linke Hälfte als gleichwerthig be-
trachtet und von den Verschiedenheiten im inneren Baae absieht^
^inem Strahlbosysteme entspricht , .welches eine ungleichendige 2flich
Igliedrtge Hauptaxe hat, welche von Jedem unmittelbar für die rich-
tige wird angesprochen werden, obgleich andere einheitliche Axea
Yorhaffden sind, welche, rein malhematisch genommen, eben so gut
sur Hauptaxe gewählt werden könnten , als diese.
2^ Dafs dessen ungeachtet Yerhältnisse statt finden können, ge-
mäfs welchen ein gleichsteliig Sendiges Sfach Sgliedriges Strahlen-
System z. £. in sehr naher Verwandtschaft stehen könne mit. einem
gleichsteliig Sendigen Sfach 4gliedrigen, ist von selbst einleuchtend,
•ach wird dieses in der Folge berührt werden«
V. Bd. Z»«
1080 Krystall.
Da es von Nutzen seyn dürfte, kürzere Benennui^en für
t die wichtigsten Strahleoeysteme zu haben , so werde festgesetzt,
dafs, wenn der WcVth von p bekannt ist, man aUo weils , ob
.p gerade ist oder ungerade, folglich auch bekannt ist, ob die
gleichendigen Axen vorherrschen oder die ungleichendigen, die-
jehigen Systeme, bei denen die gleichendigen Axen vorherr-
schen , als die wichtigeren angesehen werden und eine abge-
kürztere Benennung erhalten sollen. Dieses kann dadurch ge-
schehen , dafs man den Theil der Benennung , welcher bei der
hier beispielsweise stattgefundenen Aufzählung der 1- und 3nia-
fsigen Gestalten und der 1- und 2mafsigen in [ ] eingeschlossen
ist, vernachlässigt. Dieselbe Art der Abkürzung, wie bei den
1- und 3malsigen Systemen, findet natürlich statt bei allen 1- und
(2n 4- 1) mafsigen , folglich auch bei den 1- und Imafsigen Sy-
. Sternen, und eben so tritt die bei den 1- und 2mafsigen Systemen
angedeutete Abkürzung für alle 1- und 2nmalsige Systeme ein.
Flächen, Kanten und Ecken an Gestalten.
Wenn einer Gestalt ein Strahlensystem etitspricht, so kann
man umgekehrt die Bewegungsflächen und Kanten der Gestalt
nach den Strahlen jenes Systems benennen, die auf ihnen senk-
reoht sind , so wie die Ecken nach den den Eckpunct treffenden
Strahlen. Wegen der Begrenzungsflächen ist weitere Erläute-
rung überflüssig , da von ihnen im Wesentlichen dasjenige gilt,
was von den Schnittebenen in einem KiJrper gesagt wurde. Die -
Kapten anlangend , so ist in ihnen ein Pliar von Richtungen in
der Linie der Kante selbst gegeben , welche als abgesondert be-
trachtet werden müssen. Die Kanten können daher blofs seyn
1} 2fach ^gUedrige Kanten, wenn auf ihnen ein 2fach
3gliedriger Strahl des Strahlensystems, das dem K(5rper ent-
spricht, senkrecht ist. Man kann von einer solchen Kante sa-
' gtn , sie sey ebenbildlich gegenbildlich gleichendig und eben-
bildlich gegenbildlich gleichseitig* ,
2) ifach ^gliedrige Kanten, die senkrecht auf Ifach 2glie-
drlgen solchen Strahlen sind. Dergleichen Kanten sind eben-
bildlich gleichendig, ebenbildlich gleichseitig«'
3) .ifach igliedrige Kanten, die senkrecht auf 2fach Iglie-
drigen solchen Strahlen sind ; sie zerfallen in ,
Krystallometrie. 1061
a) ungleichendigg oder, waa dasselbe ist, gegenbildlich
gleichzeitige ifaph igliädrige Kanten and in
b) gegenbildlich gleichendige oder , was damit einerlei
ist, ungleicheei^ige 2/ach igUedrige Kanten»
Bei jenen geht die Ebene der doppelten Flügelflachen des
2fach Igliedrigen Strahles im KOrper, auf welchen die Kanto
senkrecht ist, durch die Kante selbst, so dafs diese in ihr liegt;
bei diesen ist die Kante senkrecht auf jener Ebene.
4) ifach igliedrige Kanten senkrecht auf Ifach Igliedrigen
Strahlen des dem Körper entsprechenden Strahlensystems ; sie
änd weder gleichendig noch gleichseitig.
Eine senkrecht stehende Säule mit regelmafsig sechsseitiger
oberer und unterer HorizontaUäche hat 6 vertikale Kanten, wel-
che dem Falle 1, und 12 horizontale Kanten , welche dem Falle
3 b entsprechen. Ein Parallelepipedon, welches von 6 gl^i-*
chen und ähnlichen Rauten umschlossen ist, hat in Bezug auf
das ihm entsprechende Strahlensystem 6 Kanten , die dem Faüe
2, und 6 Kanten, die dem Falle 3,a entsprechen. Bei einem
-von vier ungleichen ungleichschenkligen Dreiecken umschlosse-
nen K()rper ist jede der Kanten eine Ifach Igljedrige. Eine jede
lElcke ist aus denselben Gründen im Allgemeinen entweder eine
Ifach pgliedrige «oder eine 2fach, pgliedrige. Die Ifach pgliedrige
ist wieder eine p- oder 2Xp-oder3Xp- oder nXpkantige, je
nachdem in ihr 1 oder 2 oder 3-«* öderen verschiedene p-^heiten
vpii Kanten zusammentreiFen , von denen die zu jeder p-heit
gehörigen einander ebenbildlich sind« Die 2fach pgliedrige Ecke
ist eine pkantige oder 2 X pkantige oder tkantige u. s. w., allge*
mein eine n X tkantige oder n X ^ wnd pkantige oder n X t
und 2Xp^^"^^g®) Ausdrücke, welche, wenn man statt des Bei-
worts kantige setzt das Wort winklige, den Schnittebenen
senkrecht auf den Strahl des Strahlensystems, dem jene Ecke
ang^^ört, entsprechen, wenn sämmtliche Kanten der Ecke von
der Schnittebene getroffen werden. Der Buchstabe t bedeutet
eine Zahl = 2p von Kanten^ wovon die p einen unt£r sich
ebenbildlich und zu den p andern , ihnen gleichwerthigen , ge-*
genbildlich sind. Die Zahl n bedeutet die Menge solcher ver-
gchiedenwerthiger t-heiten, der Buchstabe p in obiger Formel
aber bezieht sich auf die Menge von ebenbildlich gegenbildli«
chen Kanten. Kommt der Ausdruck 2Xp vor, so sind 2 ver-
schiedenwerthige p-heiten solcher Kanten an /der Ecke zu finden*
Zzz 2
1082 Krjrstall.
Die wichtigsten 2fach pgliedrigen Ecken sind die pkantigen nnd
die 2 X pkantigen. Von den 2fach 2gli^drigen insbesonder«
sind wichtig die 2 X2kantigen, die'4kantigen u. s.w.; von den
2fach Igliedrigen die 2- und Ikantigen, die2- und2Xlkanfigen,
die 2 X 2kantigen , die 2X2- und Ikantigen, die 2X2- und
2X J^sin^'o*^" U'*'^^» * *
* Jede Fläche einer ' hauptaxigen Gestalt aber ist entweder
senkrecht auf einen Hauptstrahl , und dann heifst sie Horizont
talllache oder Tafelßächey oder senkrecht auf einen Querstrahl,
und dann heifst sie Vcrticalfläche' oder 5fla/en^tfcÄ^,*S'e//e7i^"'cÄ*,
Seiten wand y oder endlich senkrecht auf einen Strebestrahl, nnd
dann heifst sie Strebefläche oder schiefe Wand.
Eine Ecke , in deren Eckpuncte die Haiiptaxe sich endigt,
heifst ein Säheitel der Gestalt (vertex, PoUfike, Spitze u. 8.Mr,)«
Eine Gestalt hat also höchstens 2 Scheitel.
Kanten, die im Scheitel zusammenlaufen , heifsen Scheitel^
honten {crurä i^erticis, Polkanten). Kanten, welche die Flä-
chen des einen Scheitels von denen des andern trennen, heifsen
Mittelkanten (aciea mediae). Bildet die Gesammtheit der Mit-
telkanten mit ihren Enden aneinanderstofsend einen in sicH selbst
Sttsammenlaufenden Kantenring , so heifst dieser, gleichviel ob.
jene Kanten in einerlei Ebene liegen oder ob sie ei^n Zickzack
bilden , Rand der Gestalt {margo) und die Kanten , die ihn
bilden, heifsen Randkanten {acies marginales). Ecken, die
dem Rande anliegen, heifsen Randecken {acumind marginaliäy
Ecken, die den Mittelkanten anliegen, heifsen Mittelecken {acu^
mina media). Kanten parallel der Hauptaxe heifsen Seiten-
kanten oder Säulenkanten {acies laterales). Trifft ein Ende
der Hauptaxe in eine einzige Kante, so heilst diese Kante
Gipfelkante {acies culnUnalis).
Gestalten, die gegebenen hauptaxigen Strah-
lensystemen entsprechen.
Bishex wurde (zum Behuf der Auffindung sämmtlicher denk-
barer Arten von hauptaxigen Strahlensystemen) die Gestalt als
das Gegebene betrachtet und für sie dasjenige körperliche Strah-
iensystem aufgesucht, welch<^s ihr entspricht, wenn man alles,
was an ihr möglicher Weise als gleichwerthig betrachtet werden
kann, wirklich als gleichwerthig betrachtet. Es wurde daher
iiir jede hanptaxi^e Gestalt ein bestimmtes StrahUnsystenk auf*
Kryatjallometrie« 1083
. g^fuodefi , das ihr entspricht. Geht man aber umgekehrt von
einem gegebenen Strahlensysteme aus und sucht die ihm mi^gli*
eher Weise entsprechenden Gestalten zu finden, so ist einleuch«
tend, dafs innerhalb bestimmter Grenzen eine und dieselbe Ge-
stalt verschiedenen Strahlensystemen entsprechen könne ; denn
es ist hie^ nun nicht mehr blofs die Rede von der Gleichwer-*^
thjgkeit der Thäile eines Körpers an sich , sondern von dieser
Gleichwerthigkeit in Beziehung zu dem bestimmten gegebeneu
Strahlensysteme, welche letztere Gleichwerthigkeit die erste bei
den betreffenden Theilen voraussetzt, während nicht nmgek^hrt
Xheile eines Körpers, die an ^ich gleichwerthig sind ,' auch sich
als gleichwerthig verhalten müssen in Beziehung zu dem gege-r
benen Strahlensysteme *.
. .' l^Ian erhält aber Gestalten ,* die einem gegebenen Strahlen-
Systeme entsprechen , wenn man Ebenen so um den Miltelpunct
desselben herumlegt, dafjs, wenn eine solche Ebene einen be-
stimmten >Stra4il in einer bestj[mmten Enlfernung vom Strahlen«
mittelpuncte so schneidet, dafs sie auf diesem Strahle senkrecht
ist, auch jeder andere, dem erwähnten gleichwerthige, ' Strahl
eben so durch eine Ebene geschnitten wird- Die Menge von
Sti-ahlenarten , welche auf solche Weise aU Normalen von Be*
grenzungsebenen ^iftr^ten , bedingt daher die Menge von Fla-*
chenarten, welche eine Gestalt haben kann; die Menge von
Strahlen einer. Art bestimmt .die Anzahl dejr gleichwerthigen Be«
1 Denn gleichwie 'nian die ZM 6 betrachten kann nicht hlofi
•1s CID GHed der t^t-hsheiclichen Zahlenreihe S, 12, 18, 24..., deren
Httttptcharaktpr sie bedingt, sondern auch als aolchea der dreiheitH-
cfcen Sf 6, 9, 12. J«, ferner- der sweiheitHchen 2, 4, 64 8... und end«
iKch der einheitlichen Zahlenreihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 . . .^ wobei si^
als ein bedingtes Glied bloPs erscheint, wahrend man nicht nmgpkehrt
die Zahl 5 oder 4 u. s. w. als Glied der sechsheitiichen Zahlenreihe
lietrachten kann, so auch kann man eine Cestatt, die ihrer Beschaf-
fenheit nach als eine aolche mit 6g1iedriger Huuptaxe 2U betrachten
ist, auch ansehn als eine solche mit SßUednger oder 2gliedrigeV oder
'Igliedriger Hanptaxe, nicht aber umgekehrt. Gleichwie fernef d^
Sfach pgliedrige ebene' Figur sich als eine Ifach pgUr.drige hctrach-
ten liefs, eben so lafst sich auch eine Gestalt mit 2fach pgliedriger
Baaptaxe ansehen als eine mit Ifacli pgliedriger Axe. Die verschie-
denen Arten des GJeichendigseyns der Hauplaxe sind ebenfalls nur
Arten des Bestehens aus awei gleichnamigen nicht nothwendig gleich-
werthigen Strahlen.
1084 Krystall
grtetizuögsflSchen der Gestalt , auf derea Flächen jene StraUen
senkrecht sind.
Bei keinem der hanptaxigen Strahlensysteme wird durch
blofse- Tafelflachen oder durch hiofse Seitenwände eine Gestalt
ringsum begrenzt. • Bei einigen Systemen reichen auch die Stre-
beflächen einer, selbst zweier und mehrerer ; Arten nicht hin,
einen Raum ringsum einzuschliefsen. Wenn man daher sagt,
eine einfache, einem bestimmten Strahlensysteme entsprechende,
Gestalt (Jbrma aimplex) sey eine solche, die durch Flächen
von einerlei Art begrenzt ist, d. h. deren Normalen Strahlen
von einerlei Art in dem gegebenen Strahlensysteme sind, so
dafa jeder der dieser Art angehörigen Strahlen in gleicher Ent-
fernung vom Mittelpuncte durch eine ihm angehörige Fläche,
fivr 'die er Normale ist, ge8phhitt£«i wird, so «rgiebt sich von
selbst, dafs man eine Gestalt in Beziehung auf ein in ihr gege-
benes Strahlensystem »usammen^esetste GestaU {forma compo^
siia, Cotnbinationsgestalt) nennen wird, wenn sie von Flächen
verschiedenen Werthes, in Beziehung auf jenes Str^hlensystem,
umschlossen ist. Um eine zusammengesetzte Gestalt in ihre ein-
fachen Gestalten zu zerlegen, beachtet man die Gesammtheit
von Flffchen einer jeden Art an derselben als eine für sich be-
stehende einfache Gestall ausmachend und deilCt sich deren Fla^
chen so weit verlängert, dafs sie, wo möglich, eine endlich rings
ümgvenzte oder eine in den möglichst wenigsten Richtangen hin
unbegrenzte Gestalt bildet , >die dem Strahlensysteme entspricht,
ßind auf solche Weise mehrere Gestalten , die diesem Gesetze
entsprechen , möglich , so mufs anderswoher bekannt seyn,
welche davon man als die fragliche einfache Gestalt zu betrach-»
ten hatk In der Regel pflegt man von zwei derartigen einan-»
der umschliefsenden Gestalten zunächst die innere aufzufassen \
Jede einfache hauptaxige Gestalt ist sonach entweder eine Tafel
[polepipedujn) , oder ein Seiten wandner {prtfißpipeduiß) , odef
ein Schief tifondner {clifiepipedum^f
1 Einfache Gestalten , die nicht rlnginm endlich begrenzt «ind,
incht man sich am sweckinärsigsteo dadurch «u versianlichen , dafs
man sie an zusi^mengetetzten Gestalten aofsuelit und aas dieseii
darch Zerlegung entwickelt; so betrachtet man auch Raamtheite, die
Ju einer oder in mehreren Richtungen eine unendliche Ausdehnung
haben, wenn sie nur hach einer oder nach mehreren Richtungen hiu
darch Ebenen begrenzt sind, als Gestalten oder Körper.
Kry^talloiiietrie.. 1085
Da Winkel von 0«^ ^ei 90^ gleichfalls Winkel sind, so
ist einleuchtend , dafs das , was im Allgemeinen für einen Stre-
bestrahl gilt, der mit der Hau|>taxe einen Winkel == x bildet,
mit der entsprechenden Veränderung auch gelten müsse für den
Werth von x = 0* oder =90% d. h. für einen Qaerstrahl oder
Hauptstrahl. Die schiefwandij^en Gestalten sin'd sonach die allge-
meineren in jedem Systeme, die Tafelflächner und Seitenflächner
aber sind nur als besondere Fälle zu betrachten. Da, wo Strebe-
strahlen vorkommen, die2fach Igliedrig sind,*.neben solchen, die
Ifach 1 gliedrig sind, werden aus gleichen Granden Gestalten, deren
Flachen senkrecht zu 2fach Igliedrigen Strebestrahlen sind, alsbe-v'
stimmte Varietäten solcher Gestalten betrachtet werden können, de-
ren Flächen senkrecht auf Ifach Igliedrigen Strebestrablen stehen.
Einfache Gestalten mit gleiclistellig 2endig
' Sfach pgliedriger Hauptaxe;
gleichstellig 2endig 2fach pgliedrige Gestalten«
Es liegen in jeder hier möglichen Hauptflügelfläche je 2«.
gleichwert)iige Strebestrahleu so, dafs der Querstrahl den Win- 253,
kel, den sie bilden , halbirt. Es sey aä' die Hauptaxe, er ^in
Querstrahl, die Ebene durch rc undaa' folglicli eine Haupt-
ilügelfläche , c p iind c p^ seyen zwei in ihr liegende gleichlange,
gleichwerthijje gegebene Strahlen, ar sey in p senkrecht auf
cp, so wird durch a^r eine auf cp senkrechte Ebene gelegt
-werden können und ebenso durch a'r eine' auf cp' senkrechte,
I)iese beiden Ebenen schneiden sidh mit ara' in dem Puncte r
^o, dafs si^'doit Ecken bilden, die 2 rechte Kanten ra und ra
baben, Die*3te Kante steht sonach senkrecht auf der Ebene der
beiden rechtep Kanten, d.h. auf ara ist also eine horizontal-*
liegende Kante, wenn §ira' eine Verticaleb^ne ist. Diese Quer'»
kante ist auch senkrecht auf dem 'l^uerstrahfe er.
Es sey nun zuerst er ein Qüerstrahl der ersten Art, so sind
p dergleichen Strahlen vorhanden; es entsteht daher eine Ar^-»
^ahl = p von Querkanten, die im mittlem Querschnitte Hegen.
Ist p =3 oder gröfser, so ist die von p solchen Kanten um-
schlossene ebene Figur im mittleren Querschnitte eine geschlos«^'
sene und zwar ein regelmfifsiges pseit. Somit kann man sagen : •
die fragliche Gestalt bilde einen in der mittleren Horizontalebene
liegenden Randj^ einen ebenen Rand um die Hauptaxe, sie sey
ein JSbenrandner Cdipyramts, Doppelpyramide), und zwar, da
j066 KrjstalL
rig.ihre t(=2p) Flächen ebenbildlich «nd, ein tfiächiger Kben-
^ randner i^dipyrands t . edricq) ; z, B. 6ilächiger Ebenrandner odcf
b! dipfr^mis hexaedrica , S^ächiger Ebenrandner oder dlpjrraims
octaedrica, quadratischer Achtflachner '^ quadratisches Oktaeder,
gleichschenkliges Oktaeder, viergliedriges Oktaeder, gleich-
schenklig vierseitige Pyramide, (etragonale P3rramide, octa^dre
C. k base carr^e etc., 12flächiger Ebenrandner , dipyramis do^
decaedrica, sechsseitige Doppelpyramide, Bipyramidaldodekae-
der, dodeca^dre bipyramidal, sechsgliedrige Doppelpy-
ramidn, Dihexaeder, Quarzoide, gleichschenklige sechsseitige
Pyramide , Dirhomboeder u. s. w.
Jeder tflächige Ebenrandner | als Gestalt an ,sich betnch-
tet, hat:
1) p obere und p untere |^| sich verhaltende Flächen,
welche 2fach Igliedrige 2- und Iseitige Figuren oder Keilüä-
chen sind ; " ^ '
2) 2 1^1 sich verhaltende Scheitel a), welche pkantige
Sfach pgliedrige Ecken sind ;
3) p 1^1 sich verhütende 2 X 2kantige 2fach 2gliedjrige
Randecken e;
4) p dem oberen und p dem unteren Scheitel angehörige
1^1 Svheitelkanten i ^ welche gleichseitige ungleicheadige 2fach
Igliedrige Kanten sind ;
5) p Rand kanten r, welche |^| und 2fach 2gliedrige Kan-
ten sind.
Wegen der gleichschenkligen Dreieckflächen kann man
einen 'solchen Körper auch einen gleichschenkligen Ebenrandner,
dipyranüs isoscetoidea, nennen, wenn man die Zahler Flachen
nicht anzugeben beabsichtigt. Die Hauptflügelflachen der er-
eten Art liegen hier so , dafs sie auf den Randkanten in deren
llalbirungspuhcte sefikH^rtir -sind. Die Querstrahlen der 2ten
Art, folglich auch die Hauptflügelflachen der 2ten Art, gehen
doreh die Ran decken. i
Flächen teqkrecht auf Strebestralilen in Hauptflügelflächen
der 2ten Art liefern unter ähnlichen Bedingungen gleichfalls
einen tflächigen Ebenrandner , und zwar einen solchen der 2ten
Stellung, wenn man jenen als einen der ersten Stellung betrach-
tet und die Lage dit% Strahlensystems als unverändert sich denkt«
Bei ihnen gehen die Querstrahlen der erstep Art durch die Rand-
ecken j folglich die der 2ten Art durch die Halbirungspuncte
Krystallometrie. JÖ87
der Randlkanten, Ist ein tfiächiger Ebenrandner einem gegebe-
nen 2fach pgliedrigen Stralilensysteme entsprechend gebildet, so
ist auch umgekehrt das ihm entsprechende Strahlensystem ein
2fach pgliedriges, das mit jenem übereinstimmt. Denkt man
sich eine Reihe von tflächigen Ebenrandnern von gleicher Stel-
lung und, von gleich grofsem Bande, aber verschieden grofser
Houptaxe^ so wird auch der Fall eintreten müssen, dafs dia
Hauptaxe = 00 ist, und man hat dann eine pflächige Säule
prisma p . edrum (pseitige Säule), z, B. SÜächige Säule (prisma
triedrumy trigonales Prisma, dreiseitige Säule u. s/w.); 4fläch]ge
Säule {prisnta tetraedrum^ tetragonales Prisma, quadratische
Säule U.8.W.); Gflächige Säule {^prisma hexaedrum^ hexagona-.
les Prisma , sechsseitige Säule u. s. w.), '
Die pflächige Säule I insofern sie eine gleichstellig. Seidige
2fach pgliedrige Gestalt ist, hat p Seitenflächen, welche einan-
der ebenbildlich gegenbildlich sind . und die Bedeutung 2fach
2gliedriger Figuren haben, indem sie auf 2fach 2gliedrigen Quer-
strahlen der eine^ oder der andern Art senkrecht sind, eine Be.-
d^eutung, die namentlich dann erkennbar ist, wenn mit diesen
Flächen der Säule noch andere Flächen zu einer ringsum end-
lich* begrenzten gleichstellig 2endigen 2fach pgliedrigen Ge-
stalt verbunden sind. Sie hat ferner p Seitenkanten, welche
einander |^[ sind und die Bedeutung 2fach 2gliedriger Kanten
haben (indem sie auf 2 fach 2gliedrigen Strahlen senkrecht sind).
Auch dieser Charakter der Seitenkanten spricht sich an zusam-
mengesetzten Gestalten, an deaen die Flächen einer solchen
, Säule vorkommen , aus. ^ '
Es sey ferner 2tens aa' die Hauptaxe, er ein 2fach tgÜe- 25I'
driger Querstrahl, so ist die durch aa' und er gehende Flügel-
fläche der Hauptaxe eine einfache, cp und cp' seyen wieder
zwei in ihr liegende gleichwerthige Strebestrahlen und a r so •
wie a'r seyen die darauf senkrechten Flächen, so ist ersichtlich,
1 Jede Säole aa sich ist nämlich in^'der Richtung der Ende»
der Haaptaxe unbegrenzt und wird blofs von Fiächeo anderer Art, alt
die Säulen oder Seitenflächen sind, in zusammengesetzten Gestalten
begrenzt. Hanfig. jedoch wird die Säitle als eine darch honzontale
oder schiefe Endflächen begrenzte betrachtet und so die zusammen-
gesetzte Gestalt nach der wichtigsten in ihr enthaltenen einfachen
benannt'^ was in allen den -Fällen, in welchen hierdurah keiiie Mifs-
Verständnisse entstehen, erlaubt scjto dürfte.
1088 Kvy.tall.
dafs auch hier Mittelkant^n entstehen 9 die im mittleren Quer-*
schnitte liegen , und ( da ihre Anzahl = der jener einfachen
Haiiptflügelflächen = 2p = t ist) wenn p = 2 oder gr^sCser,
mithin t :^ 4 oder nröEser ist, einen eheqen Rand bilden müs-
sen , so daTs avich die a^f solche Weiße entstehende Gestalt ein
Ebenrandner {dipyramis) ist, s|ber die Anzahl seiner Flachen
ist = 2 X t, daher man ihp 2X,tßächigen Ebenrandner (di-
^IgPjrramls di-t-edricUj tseitige Doppelpyramidö u. s. w,) am zweck*
^5 mäfsigsten nennt', z. B. 2X4flächiger Ebenrandner, dipyramis
^tetraedrica^ rhombisches Oktaeder, Oktaeder mit ungleich-
- Schenkligen , dreiseitigen Flächen, Doppelpyramide mit rhombi->
scher Basis u. s. w. (octa^dre a bas^ ihombe);
B. 2 X 6flächiger Ebenrandner [dipyramis dihexaedricd^ ;
G, 2X8flächiger Ebenrandner {dlpyranüs dioclaedrica, acht-
seitige Doppelpyramide, 4- und 4kantiges Diol^taeder, ungleich-
schenklige achtseitige Pyramide) ;
2X lOflächiger Ebenrandner [dipyramis 'didecaedrica) ;
D, 2 X 1211ächiger Ebenrandner ( dipjrairUs dulodecaedricoj
12seitige Doppelpyramide ^ Didodekaeder, Sechs- und Sechs-
kantner, ungleichschenklige X2seitige Pyramide^ dopnelt 12sei-
tige Pyramide).
Der Rand ist hier ein 2fach pgliedriges tseit (ein Lanzen-
p-liqg), das nur in dem einen Falle ^ wenn es gleichwinklig
wird, seiner Form nach mit einem regelmäfsigen tseit überein-
stimmt, anfserdem aber stets abwechselnd peben einaq<^er fol-
gende gröfsere und kleinere Winkel hat , so dals yon jeder der
beiden Arten von Winkeln eine Anzahl = p vorhanden i^t*
J^er 2X t^^c^^g^ Ebenrandner hat wonach ; \
1) 2 X.t Flüchen 'V^ welche Ifach Igliedrige Figuren und
zwar Dreiecks sind (die nur in^ Falle der Gleichwinkligkeit des
Randes ihrer Form nach 2- und Iseite werden, wodurch die
Gestalt das Aqsehn eines vflächigen Ebenrandqers erhält [wenn
V = 2t ist], ihrer Beziehung nach zu dem Strahlensysteme
aber, von welchem ihre Bildung ausgehend gedacht worden,
die Bedeutung eines2X^^^chigenEbenrandners behaupten}. Die
t einen sind unter sich ^ und verhfdten sich zu den t andern^
die unter sich ^ sind , |==:|,
2) 2 Scheitels, welche |^| sind und die Bedeutung von
2XP^^n^ö®>> 2rach pgliedrigsn Ecken haben,
3) p Randecken der ersten Art e und
Kr^iBtallom^triCf 1089
4) p Randeclea der zweiten Art E« Die einelf und der-*
selben Art angelidrigen |^|« Jede Randecke 2 X 2kantig 2fach
2gKcdrig.
Die beiden Arten können in der Regel durch die Bezeich<#
xiung spitslgfre oder stumpjire unterschieden werden/ wobei
jedoch stets die Stellung zu berücksichtigen ist^ weil sowohl
die der ersten als auch die der 2ten Art die stumpferen seya
k&ntien,
5) 2 p Scheitelhanten der ersten Art s.
6} 2 p Scheitelkanten der %tPeiten Art a j die man in dev
Reg^l durch die Benennungen schärfere und stumpfere unter-
scheiden kann. Die einer und derselben Art angehörigen \hc\:
Jede Scheitelkante ist ungleichendig (oder gleichseitig) 2fach'
Igliedrig. Von jeder Art gehöceh j> einem und demselben
Scheitel an," *
7) 2 p oder t Randkanten r, welche J^| und ungleichendig
(odef gleichseitig) 2fech Igliedrig sind*. Die Querstrahlen der
ersten Art gehen durch die Randecken der ersten Art , die der
2ten Art dutch jene der 2ten Art. Je zwei in einer Randecke
zusammenstofsende Randkanten Terhalten sich in Beziehung zu
einem der beiden Hauptstrahlen als |=[, folglich sind in der-»'
, selben Beziehung nur die p einen unter sich ^ und zwischen
je zwei in Beziehung zu einem und demselben Hauptstralile
^ sich verhaltenden Randkanten liegt immer eine , die auf die-»
selbe Weise dem andern Hanptstrahle angehört*
Verlängert man die p unter sich in Beziehung zu einem'
Hauptstrahle ebenbildlichen Randkanten , so bilden sie , wenn p
gröfser als 2 ist, ein regelmäfsiges pseit, und denkt man sich
dabei zugleich mit jeder solchen Randkante auch die zwei Flä-^
chen, deren Durchschnittslinie sie ist, verlängert, bis die' so
verlängerten 2 p Flächen eine ringsum geschlossene Figur bil-
den , so ist diese ein tilachiger Ebenrandner , der aber in seiner
Stellung dem gegebenen Strahlensysteme nicht entspricht , wenn
' die Hauptaxe ihre Bedeutung als 2fach pgUedrige gleichstellig
2endige nicht umwandeln soll in die einer Ifach pgliedrigeq
1 Da die Flächen die Bedeutung nngleichsohenkliger Dreiecke
habcQ, 80 nennt man einen derartigen Körper, wenn man die Zahl
aeiner Flächen nicht angeben will, twn ungleUhsGh^nkligen Eb^w
randner (dipyramiB trigonoidea)*
1090 KryatalL
gleichstellig 2epdigen. Dieses Begrertztseyn von Flächen
tilächiger Ebenrandner,. die durch Verläogerang der entspre-
chenden Flache desselben erzeugt werden können, erklärt dis
Benennung 2 Xtflüchiger Ebenr^ndner,
Die Beschaff e^eit eines J^Xtüächigen Ebenrandners hängt
•b von der Cröfse eines der beidea gleiches Hauptstralilen , von
•derGröfse qines Querstrahls der ersten und von der Gröfse eines
Querstrahls der 2ten Art, so aufgefafst, daCs diese Strahlen vom
Mittelpuncte des Strahlensysteins anfangen und i|i den Ecken
. der Gestalt ihre äufsern' Enden haben.
Denkt man sich die beiden Arten von QuerstraUen con-
•tant, aber den Uauptstirahl veränderlich, so ist eiiier der Werthe,
4i^ er erhalten kann, = co;' der 2Xtfiäch]ge Ebenrandner
wird dann eine SäuU (in .we}cher die Anzahl der ßeitenfläcfien
s= t und de£ auf die Seitenkanten senkrechte Schnitt ein 2fach
pgliedriges tseit ist), die man wegen der Eigenschaft , gemalk
welcher sich aus ihr durch Verlängerung der abwechselnd ge^
nommenen Flächen 2 einzelne gleichwerthige pilachige Säulen
entwickeln lassen, eine 2'^pßächige Säule (prisma di-p-etlrum,
2Xp&eiüge Säule) nennt, z. B. 2'X 2flächige Säule (prUma
didiedjeum^ rhombische Säule, Kliombeoprisaia u.s.w.); 2X3*
flächige Säule (prUma diiriedr^m y ditrigonales Prisma, 2X3-
seitige Säi^le); 2X4flächige Säule i^ prisma dlteiraedru/ß, dite-
tragpnale Säule, 2X2seitige Säule); 2X6ilächigeSäule, (jjrU-
ma dihexaedrum, dihexagonales Prisma, 2 X Ö^eitige Säule)
und so weiter.
Jede 2Xpfi^chige Säule, sofern sie eine gleichstellig 2en-
dige 2fach pgliedrige Gestalt ist, hat, wenn sie nach beidea
Enden hin als unbegrenzt gedacht wird, t Seitenflächen, welche
der Bedeutung nach einander |^| und zwar 2fach Igliedrig sind.
Auch hat sie p Seitenkanten einer ersten und p Seitenkanten einer
2ten Art, di^ in Hauptilügelflächen erster oder 2ter Art fallen
\ind in der Regel durch die Benennungen schärfere^' oder stum-
pfere unterschieden werden können. Jede Seitenkante hat die
Bedeutung einer 2fach 2gliedrigen Kante ^ die p Seitenkanten
von einer Art sind demnach einander |^[.
Unter den möglichen Verhältnissen für die Langen der bei-
den Arten von Qneraxen in einem 2 Xtüächigen Ebenrandner
i^t von besonderer Wichtigkeit das der Gleichheit oder 1:1.
Der 2XtAächige Ebenrandner hat dann die Form des oben an-
Kry^eaHometrie. 1091
geführten vfläcliigen Ebenrandners, welcher seiner Bedeutung
nach in Beziehung zudem gegebenen Strahle'nsy Sterne mit gleich-*
Stellig i^endiger 2fach pgliedrigerHauptaxe als 2tflächiger Eben-
^ randner zu betrachten ist, wahrend, wenn man ihn abgesondert
betrachtet und das ihm entsprechende Strahlensystem' aufsucht,
dieses sich als ein solches mit gleichstelljg 2endiger 2fach* tglie-
drigerHauptaxe zu erkennen giebt, indem bei dieser Gesjtalt jeder
Querschnitt ein regelmäfsigcs tseit ist. Er ist das Zwischenglied,*
welches die 2 Xtflächigen*EbenraYid'nerin'2 Abtheilungen trentat,'
deren cine^ bei denen das Verhältnifs eines Querstrahls der ^
Isten Art zu einem solchen der 2ten Art kleiner als 1 : 1 ist,*
man als solche der Isten und die andern, bei welchen dieses
Verhältnifs gröfser als 1:1 ist, als solche der 2ten Äbtheilung
ansehn könnte.
Tritt iiier zugleich der Fall ein, dafs der HauptstrahN= oo
ist, so hat die so entstehende 2Xpflächige Säule die Form einer
tflachigen Säule. Denkt man sich z. B. in einer 2 X 2flächigen
Säule, deren Querschnitt bekanntlich eine Raute ist, die gröfsere
der Diagonalen in diesem Schnitte tonstant, während die klei-
nere wächst, so wird diese einmal jener gleich werden müssen,
ehe sie gröfser wird, und wenn beide gleich sind, istdieRhombe
zum Quadrat , folglich die Säule pit rhombischem Querschnitte,
d. h. die 2X2fläöhige Säule, zu einer solchen mit quadratischem
Querschnitte , d. h. zu einer 4flächigen geworden , die aber in
Beziehung zu dem gegebenen Strahlensysteme n)it 2fach 2gliedri-'
gerHauptaxe sich als eine 2X311ächige betrachten läfst, eben sa
gut wie das Quddrat als eine Species des Genus Rhombe angesehn
3fJQ0 •
werden kann. Es w^rde im Allgemeinen Cos, -^ — bezeichnet
• 2p
durch q, so dafs q von dem Wert he von p abhängt. Es sey
zuerst p > 2 , so wird , wenn das Verhältnifs eines Querstrahls
der Isten Art x zu einem solchen der 2ten Art y = q : 1 ist,
der-2X^ßÄchig« Ebenrandner sieh umwandeln in einen tflachi-
gen Ebenrandner der ersten Stellung, so wie umgekehrt, wenn
jenes Verhältnifs = 1 : q wird, er ein tflächiger 'Ebenrandner
der 2ten Stellung werden mufs. Wenn das Verhältnifs x : y in
. einem 2 >< tflachigen Ebenrandner kleiner als q : 1 oder gröfser
als 1 : q wird , so werden bei ihm die Scheitelkanten der einen
oder der andern 'Art einspringende Kanten. Denkt man sich die-j.
Flächen P der Figur verlängert, bis die Seitenflächen M der 267*
1092 Krystall.
Säule Terschwindeiiy ßo hat man einen 2Xll£BXchigeii Eben-
randner der Art.
360
I^t p = 2, so wird Cos. — - = Cos. 90*= 0. Ist nun
1) x:3r=q: l=Otl =? 1: oo, so wird ans dem 2X4flacliigen
Ebenrandner der Stellvertreter des 4flachigen Ebenrandners der
Isten Stellung , ein quersäuliger ^flächiger ScJuef wandner {cU^
nepipedum tetraedrum trcatspersoprUmaticum) , eine QuersäuU
(prisma transperaurn) erster Stellung. Ist 2) x : y = oo : 1,
so entsteht auf gleiche Weise ^in quersäuliger 4flächiger Schief*
-wandner 2ter Stellung , eine Quersäule 2ter Stellung.
QuQ^säule im Allgemeinen ist ein von 4 gleichwerthigen
Flächen, denen eine und dieselbe Queraxe parallel liegt, be*
grenzter Raum, gleichsam eine auf einer ihrer Seitenkanten
liegende Säule, die, wenn sie vertical stände, als 2X2ilächige
Säule (mit rautenförmigem Querschnitte) betrachtet werden würde.
Jede Quersäule hat 2 Gipfelkanten und 2 Mittelkanten \ die 4
Kanten liegen einander parallel und horizontaL
Wenn die Quersäule als 2fach 2gliedrige gleichstellig 2en->
dige Gestalt auftritt, so sind ihre 4 Flächen |^| gfach Igliedrig,
ihre 2 Gipfelkanten sowohl, als auch ihre 2 Mittelkantea sind
2fach 2gliedrige Kanten und je 2 gleichnamige Kanten sind
einander |^|. Jede Gipfelkante vertritt die Stelle 2er |^| sich
verhaltender gleichseitig ungleichendiger 2fach Igliedriger Schei-
telkanten, die unter einem Winkel von 180^< am Scheitel za-
sammenstolsen. Stellt man sich vor, die vier Kanten dieser
Quersäule, vorwärts sowohl- als rückwärts verlärigert, schnitten
sich in unendlicher Entfernung vom Mittelpuncte , so erhält die
Gestalt 2 unendlich spitzige 2X2kan|ige 2fach 2gliedrige Rand-
ecken und kann dann fiiglich mit den übrigen tflächigen Eben*
randnern zusammengestellt werden^, obgleich jene Randecken
1 Denkt man aich bei einem Sxtflacbigen Ebenrandner über-
haupt die Hauptstrahlen und die Qoerstrahlen der lersten oder Sten
Art oonstant, während die Querstrahlen der Sten oder laten Art tra«h-
aen, bis sie unendlich sind, so wird dadurch, wenn diese Grenze er-
reicht ist, eine Gestalt entstehen, in welcher die p Scheitelkantea
der einen Art in einem jeden Scheitel horizontal liegen, die p Schei-
telkanten der andern Art aber werden nach aufsen hin einspringend
(d. h. rionenarttg yertieft) seyn. Auch hier wird die Gestalt keinen
geschlossenen Hand haben und sie wird nicht mehr ein Ebenwandoer
' Krystalloraelrie. 1093
im Innern desKtfrpers verbunden geclt^cht werden können durch
ei De Fläche eines tüächigen Ebenrandners , der von dem pfach
quersäuligen Schiefwandneir umschlossen seyn 'würde. So ist
z. B. die von den Flächen M gebildete Gestalt , -wenn man von ^i^'
dem Daseyn der übrigen Flächen absieht und die Linie di als
gleichstellig 2endige !2fach 4gliedrige Hauptaxe sich vorstellt,
ein 4£ach quersäuliger Schiefwandner , der als 2X8flächige Ge-
stalt betrachtet werden mufs, obgleich je 2 seiner Flächen in
^ine und dieselbe Ebene fallen* Denkt man sich einen 2fach
Sgliedrig gleichstellig 2endigen 3fach quersäuligen Schiefwandner,
so werden bei ihm von der Mitte aus anfangend 3 Quersäulen
unter Winkeln von 120^ divergiren. Man sieht daher, dafs der*
quersäulige 4fiächige Schiefwandner zugleich auch in dif Reihe
der pfach quersäuligen Schiefwandner gehört und, wenn er eine
2fach 2gliedrige Gestalt ist, den Namen 2fach quersäuliger
Schiefwandner erhalten würde ; von den^ beiden Quersäulen in
ihm ist die eine als Verlängerung der andern über den Mittel-
punct des Körpers hinaus zu betrachten. Wenn die Flächen P Fig.
angesehn werden als einem 4flächigen quersäuligen Schiefwand-
ner erster Stellung angehörig , so bilden auch die Flächen M
einen solchen 2ter Stellung, wenn die ganze Gestalt ein Eben-
zandner mit 2 X 2seitig 2fach 2gliedrigem rechtwinkligen Rande
ist, dei; als eine zusammengesetzte Gestalt (als ein sogenanntes
Rectanguläroktaeder, octa^dre k base rectangle) zu be-
trachten ist Gleichwie der tflächige Ebenrandner durch Ver-
längerung der Hauptaxe bis ins Unendliche zu einer pflächigen
Säule wurde , so wird der qnersäulige 4äächige Schiefwandner
zu einem 2Bächigen Seitenwandner oder 2ili^chigen Gegenseiten-
wandner (firthepipedum diedrum der ersten oder der 2ten Stel-
~lung)« Ein 2flächiger Gegenseitenwandner hat 2 einander pa-
rallele Seitenflächen , welche, wenn die Gestalt eine gleichstellig
2endige 2£9ch pgliedrige ist, die Bedeutung 2fach 2gliedriger
genannt werden können, sondern allgemein als ein pfach qnersaaliger
Schiefwandner be^^lchnet werden müssen ^ bei dem , wenn p eine ge-
rade 2alii ist, gleichfalls jede der 2xt Flachen mit einer andern
in die Verlängerung einer und derselben Ebene fallen wird; beide
Stücke dieser einen Ebene erscheinen hier ab6r getrennt von einander
dnrch ein Paar dazwischen hervortretende, eine horizontale -Scheitel'
kante bildende Flächen, weshalb sie als t abgesonderte Flächen be-
trachtet werden.
1094 Krystall.
• Figuren haben und diese in zusammengesetzten endlich begrenz-
ten Gestalten erkennen lassen. Er hat keine Seitenkant&n , vro-
durch eic Wn den pflächigen Säulen verschieden ist, die ihm
sonst entsprechen *. %
Ist p gerade, so fallen je 2 Flächen eines solchen Seiten-
"wandners in die Verlängerung einer und derselben Verticalebene
(d. h. sie 5lnd seitliche Verlängerung der Seitenfiachea einer
' pflächigen Säule). £s ist ersichtlich,- dafs der ^flächige Gegen-
seitenwandner als .2fach pgliedrige Gestillt in die Reihe der
2 X pflächigen Gegenseitenwandner gehört. Ist x : y > 1 : q
o.der ^'^ 2 1 j so wird der Querschnitt der 2 ^pflächigen Säule,
gleich dem des analiogen 2Xtflächigen Fbenrandners, sternför-
mig , d. h. Von den p Winkeln de^ einen Art wird jeder grölser
als 180^
Wenn die Hatrptaxe gleichstellig 2endig 2fach Igliedrig ist,
so hat man sta'tt des tflächigen £benrandners einen *2ßäcJidff^m
quernuttelkantigen Schief wandner , d, h. einen von 2 Ebenen,
die in einer horizontalen Mittelkante zusammentreffen, begrenz-
ten, Raum. Sofehi er 2fach Igliedrig gleichstellig 2ejndig ist^
haben seine Flächen die Bedeutung 2fach IgUedriger Figuren
und seine Mittelkante ist dann eine 2fach 2gliedrige Kante ; auch
hat man 2flächige solche Schiefwandner der Isten und 2ten Stel-
lung zii unterscheiden. Die Mittelkanten der einen sind senk-
recht auf dem 2fach 2gliedrigen Querstrahle der Isten Art, die
der anderia auf dem der andern Art; die Mittelkanten beider
Arten daher einander parallel. Dem 2 X ti)achige|;i Ebenrandner
entspricht dann ebenso ein ndtteltcblger ^yCjlflächiger SchUf^
iifondner. Seine . vier 'gleichwerthigen Flächen haben die Be«
1 Werden bei einem 2x tflächigen Schiefwandner, bei dem die
Qaerstrahlen der ersten (oder 2ten) Art = oo sind, auch die-Haupt-
strahlen = oo , während die Querstrahlen der 2ten (oder ersten) Ait
p. unverändert bleiben, so entsteht ein 2xpflächiger.G'e|;enseitenwaDd-
257^ ner. So ist z. B. die in dor Figur von den Flächen o gebildete Ge-^
stalt, *'-wenn man irou dem Daseyn der Flächen P und M abstrahirt
und die Linie di als Hanptaxe ansieht, ein 2x4flächiger Gegensei-
tenwandner, welcher von den 2x4Qächigen Säulen, mit denen er zu-
p. nächst verwandt ist, dadurch abweicht, dafs .sein Querschnitt keine
259. geschlossene ^''8"<' i*t> ihm daher 4 Seitenkanten der einen Art feh-
len, io dafs nur die 4 der andern Art (als Binkerbungen oder ein-
•pringendo Kanten) an ihm vorhanden sind.
Krjtftalloraetrie. 109}
imatamg ÜMh igVmingBt FUch«o , jede derselben Terhält tkh
zu jeder der beiden ihr snoächstliegenden, gegenbildlich, diese
beiden sind ako einender ebenbildlich. Sie bilden eine 2 X 2-
kantige 2fach SgUedrige Mittelecke , in welcher 2 |^| sich ver-
haltende, 2fach IgUedrige, horizontale Mittelkanten und 2 nach
den Enden derHauptaxe hinlaufende, |^j sich verhaltende, 2fach
Igliedrige, schiefliegende Gipfelkanten sich vereinigen. Die...
Flächen P bilden einen quermittelkantig 2flächigen9 die ]l^liichen]26o!
Meinen mitteleckigen 2X2Bächigen Schiefwandner, wenn die
ganze Gestalt ein zusammengesetzter Ebenrandner mit 2 - und
Iseitigem Querschnitte (gerade Doppelpyramide tnit gleichschenk-
liger dreiseitiger Basis) ist. Die Flachen P haben in dieser zu-
sammengesetzten Gestalt die Form gleichschenkliger, die Flächen '
M aber die nngleichschenkliger Dreiecke. Da hier nur ein
jQuerstrahl der ersten und ein solcher der 2ten Art vorhanden
sind , welche zusammen die einzige 2fach 2gliedrige (ungleich-
endige) Qneraxe ausmachen, so kann hier eine und dieselbe
Fläche des regelmäfsig 2 X 2fiächigen Schiefwandners nicht
Qoerstrahlen beider 2fach 2gliedrigen Arten schneiden.
Gleichwie aus dem 2X^A^c^^g^'i Ebenrandner ein schein-
bar vflächiger wurde, wenn die Randkanten von jenem parallel
mit einem 2&ch 2gliediigen Querstrahle wurden (was dort statt
fand, wenn x : y = 1 : 1 war) , so wird auch hier, wenn die
beiden Mittelkanten des 2X2ilächigen Schiefwandners parallel
der 2fach 2gliedrigen Qneraxe , folglich einander selbst parallel
werden , aus diesem Körper ein scheinbar 4flächiger quersäuliger
Schiefwandner, welcher aber ebenso die Bedeutung einer 2X2-
flächigen Gestalt behält , wie jener Ebenrandner die Bedeutung
eines 2Xtfl&chigen behielt Der 2Xpfiäckigen Säule entspre-
chend hat man hier den 2 X 1 flächigen Seitenwandner oder
2 X Iflächigen Nebenseiten wandner ( orihepipedum dimono^
edrum), den man sich entstanden denken kann ans einem 2X2-
flächigen Schiefwandner, dessen Mittelquerschnitt constant ge-
blieben ist, dessen Hauptstrahlen aber = oo geworden sind, so
dafs, wenn jener eine Mittelecke hatte, dieser zwei sich in einer
Seitenkante schneidende Flächen hat; hatte jener keine Mittel-
ecke, so hat auch dieser keine Seitenkante und der Seitenwand-
ner erhält die Form eines 2flächigen Gegen seitenwandners. Der
pfiächigen Säule analog ist hier der ißächige Seitenu^andner
(orthepipedum monoedricum) , eine einzige Seitenfläche, welche
?. Bd. ' A a a a
\
1096 - Kry stall. -
auf einem 2fach 2gli^drigen Qiierstrfthl« $«nlarec&t fllÄt^ ymun
der 1 flachige Seiten wand ner ein 2£ach Igliedriger ist.
^* Die gleichstellig 2endige 2fach Igliedrige Gestalt, Mrelche
A.B. alft Beispiel dnrch di(& Abbildung Versinnlicht ist, läfstsich be-
trachten als ztisammdngesetzt aus den 2 Flächen M eines 2X 1-
flachigen Nebenseitenwandners , den 2 Flächen T eines 2flücfai«
gen Gegenseitenwandners nnd ans der Fläche q eines Iflachi-
gen Seitenwandners. Die Flächen« o bilden einen 2iläclugen
quennittelkantigen Schiefwandner erster nnd )ene mit o' bezeich-
neten einen solchen zweiter Stellung. Die Flächen P biUea
einen mitteleckigen 2x2flächigen Schiefwandner.
Auf ähnliche Weise lälst sich die abgebildete 2gliedbige
237] Gestalt zerlegen in zwei verschiedene 2X4flächige£benrandiier
P nnd n und in 2 verschiedetie quersäulige 4fl^chige Schiefwand-
ner erster Stellung o und r, iq eine 2X2flächige Säule d, in
einen 2flächigeh Gegenseikenwandner Ister Stellung b und in
einen solchen 2ter Stellung s. ' Die Zerlegung der andern 2glie-
2S§*.drigen Gestalt ist. ans dem eben Entwickelten ohne weitere
2S9, Schwierigkeiten möglich. Die 4gliedrige Gestalt besteht ans
den Flächen P eines Sflächigen Ebenrandners erster Stellung,
wenn s die Flächen eines solchen 2ter Stellung sind. Die Fli-
ehen z bilden ftir sich allein einen 2X8flächigen Ebenrandner,
die Flächen g gehöreii einer 4fiächigen Säule 2ter Stellung an
nnd die Flächen r bilden eine 2X4flächige Säule. Die Zerle-
Fiff« gung der abgebildeten 6gUedrigen Gestalt in 2 verschiedene 12flä-
chige Ebenrandner t und u erster Stellung , einen solchen 2ter
Stellung s, einen 2Xl2flä€higen Ebenrandners, in die 2flachige
Tafel P und in die 6flächige Säule Ister Stellung M ist ohne
weitere Anweisung ausfuhrbar»
JSinfaclie Gestalten tnit gleichstellig26ndiger
^ Ifach pgliedriger Uauptaxe
(gleichstellig 2endig Ifach pgliedrige Gestalten).
Jeder einfache derartige Schiefwandner ist, ^sofern er eine
ringsum endlich begrenzte Gestalt ist, ein tflächiger Ebenrandner,
dem, abstrahirt von seiner Verbindung mit dem gegebenen
Strahlensysteme, ein 2fsch pgliedriges Strahlensystem entspre-
chen würde» In dieser Verbindung aber hat er blofs die Bedea-
tung einer pgliedrigen regelmäfsig gleichendigen Gestalt, eines
Ifach pgliedrigen tflächigen Ebenrandners, den man der Kürze
Krystallom^tri^. 1097
wtgen/ itL-ek keinen 2 X tflachigen pgliedrigen giebt, blob
Schlechthin ißtch pgliedrigen Ebenrandner nennen kannt
Deriicksichtigt man die Theile eines solchen Körpers hin-»
sichtlich anf iht Verhalten za dem gegebenen Strahlensysten^is,
So folgt, dafs ihre Bedeutung eine andere seyn müsse, als die,
\relche ihnen zustehen \nirde , wenn tnan den Körper in Be«-
Ziehung auf das ihtd entsprechende Strahlensystem betrachtet. So <
verhalten sich also seine Flachen als Ifach pgliedrige, seine
Scheitel als pgliedrige Ifath pkantige £cken , seine Randecken
«la 2fach Igliedrige 2-* und 2Xl^e°tige Ecken, seine Rand-
kanten als gleichseitige ungleichendige Kanten , seine Scheitel-
kanten als (ungleichendige ungleichseitige d. h. als) Ifach
Igliedrige Kanten. Auch sind die Flächen der oberen K(5rper-
kilfte denen der Unteren nicht |^| , sondern bloFs |=| , und nur
die einer und derselben HMlfte sind ^* Diese Art des Verhal-
tens der Theile ist aber nur bemerklich , wenn die Gestalt mit
andern Ifach pgliedrigen gleichstellig 2endigen Gestalten eine
zusammengesetzte Gestalt ausmacht, die so beschaffen ist, dafs
das ihr entsprechende Strahlensystem sich unmittelbar als ein
lüach pgliedriges gleichstellig 2endige8 erkennen VAx, Würden
bei unveränderten Querstrahlen die Hauptstrahlen in einem Ifach
pgliedrigen Ebenrandner s= oo , so wird er zu einer pflächigen
Säule, die gleichfalls nur die Bedeutung einer gteichstellig 2en-
digen Ifach pgliedrigen Gestalt hat* Für p=^ 1 ist jeder Scliief-
wandner eiii mittelquerkantiger 2fiächiger und jeder Seiten* p.^
wandner ein Iflächiger. Ein Ebenrandner mit 3 X l8eitigeml26L
Querschnitte b c d und 3 X Ikantigen Igliedrigen Scheiteln aa^'
z. B« ist anzusehen als eine zusammengesetzte Gestalt aus drei
^flächigen Schiefwandnern« Eine gerade Säole mit 3Xl8eiti-
gem Querschnitte ist zu betrachten als zusammengesetzt aus drei
Iflächigen Seitenwandnem und der 2flächigen Tafel« Fiirp=2 ^
ist jeder Schiefwendner ein 4ilächiger quersäuliger Schiefwand-
ner, dessen FUchen, in zusammengesetzten Gestalten, ilp sich
als solche mit gleichstellig 2endiger Ifach 2gliedriger Hisiuptaxe
zu erkennen gaben , die Bedeutung von Ifach IgÜedrigen Fla-
chen nicht verleugnen. Ebenso ist ersichtlich, dafs seine Mit-
telkanten gleichseitige (ungleichendige) Sfach Igliedrige und
seine Gipfelkanten Ifach 2gliedrige sind, ...
Der Ebenrandner mit langrautenförmigem Rande (rhomboi-26l'
disches Oktaeder) hat 4 Flächen P, welche einen 4ilächigen der- ^'
Aaaa 2
lOgS KrystalL
artigen Schiefwand ner bilden, und 4 Plachen M, die einen 2tm
begrenzen, so dafs die ganze Gestalt angesehen werden kann als
aus 2 verschiedenen 4iläch]gen quersäuligen Schiefwandnem
zusammengesetzt^. Jeder Seitenwandner ist ein ^flächiger Ge*
geriseitenwandner, bei weichem jede Fläche die Bedeutung einer
2fach Igliedrigen Figur hat.
^' Das Bild der Ifach Sgliedrigen Gestalt läfst erkennen, daCi
sie zusammengesetzt sey aus zwei 4flächigen quersäuligen Schief-
wandnem f und 1 und aus den 2 Tafelflächen P, Die Ifacb
2^|'4gliedrige Gestalt, welche als Beispiel dient, ist aus vier ver-
schiedenen Sflächigen Ifach 4g1iedrigen Ebenrandnern g, a, P, b
243. zusammengesetzt Das als Beispiel ge\9'ählte Bild einer Ifiacli
Ogliedrigen Gestalt ist das einer solchen , welche zusammenge-
setzt ist aus den fiinf verschiedenen Ifach 6gliedrigen 12fläclii-
gen Ebenrandnern x, z, a, s, u, aus den Tafelflächen P und ans
den Seitenflächen dreier Gflächiger Ifach 6gliedriger Säulen M, c, e^
Einfache Gestalten mit geren^iellig 2endig
2fach pgliedriger Hauptaxe
. (gereuptellig 2endig 2fach pgliedrige Gestalten).
Es liegen hier nicht in jeder Hauptflügeliläche die Strebe-
strahlen gepaart. Man denke sich zwei gleichwerthige benach-
barte doppelte Flügelflächen des einen (z. B. oberen) Haupt-
strahles, und zwar zuerst so , dafs sie beide gegen einander eine
Neigung kleiner als 180^ bilden ; dazu nehme man die zwischen
diesen beiden liegende doppelte Flügelfläche des andern Cunteni)
Hauptstrahles, welche bekanntlich jene Neigung halbirt. In
jeder dieser 3 Flügelflächen nehme man einen Strebestrahl so,
dafs die drei Strebestrahlen zu einerlei Art gehören. Man denke
sich die Begrenzungsfiächen , für welche diese Strebestrahlen als
Normalen zu betrachten sind , gleich weit vom Mittelpuncte des
Strahlensystems entfernt* Es ist einleuchtend, dafs die dem
unteren solchen Strebestrahle entsprechende Begrenzungsfläche
sich gegen die beiden andern hinsichtlich ihrer Lage auf gleiche
Weise verhalten müsse. Daraus ergiebt sich , dafs die entste-
henden Mittelkanten der Gestalt einen regelmäfsig kronenarlig
^1' 1 Die Ebenrandner mit Ifach Sgliedrig 2xSscitigem Bande oder
e, mit Ifach 4gliedng 2x48eitigem Rande sind die ähnlichen CcstaUea
d. in dem bttrefl*eDdeQ Sgliedrigeo and 4gliedrigen Cestultensytteme.
Kry^lfillojnatrie. 1099
»UkuwkfBrmigen KABteining d. fa. «inen kroneh«idg sacldgenpi«.
Bftnd bilden miiieeo. ; Man erhält «o snnftchst eine Gestalt, die^^
man tflächigen Kzonrai|loef (stepf^anoides i-^^edricd) nennen kann ; 264.
wAbo s.B. ßflüchigen Kronrandner (j^iephandideB kexaedricay Rau->
tmflSchner, Ratttenfiach, Rhomboeder, rhombo^dre, rho m-»
•beide,, geschobener Würfel , köiperjicher Rhombus u. s. w.) ; P'^*
6flächiger Kronrandner (jstephcuioides octqedrica) ; lOflächiger, , ^
12fläc]ttger n. s« w. jEroorandner {st^phanoidßs deoaedricux ^ A*
decaedrica etc^^ Jeder tflachige Kronrandner hat als Gestalt an '
sioh betrachtet , ao wie auch als gcfrenstellig 2endig 2fach pglie*
drige Gestüt,
1) p obere und p'Ontere Flächen P, welche |^[ sind und die
Bedeutung 2fach Igliedriger 2 X 2s^ite oder Lanzenyiereeke
haben ;
2) 2 Scheiief a, welche pkantige 2fach pgliedrige Ecken
tind unter sich |^| sind ;
3) p obere und p untere Randechtn e, deren jede eine
2-^ und Ikantige 2fach Igliedrige Ecke ist; sie alle sind |^|;
4) p dem oberen und p dem unteren Scheitel angehörige
ScheitelJtanten s, welche |^| sind; jede ist gleichseitig ungleich«
endig, folglich 2fach Igliedrig;
5} 2Xp Randkanten r, welche 2gtiedrige Kanten sind;
jiie p einen sind unter sich ^ , verhalten sich aber ^=] zu den
p andern, die unter sich ^ sind.
Man kanif einen tflächigen Kronrandner auch im Allgemei-*
neu, wenn man nicht die Zahl seiner Flaohen angeben wiU,
einen ghio/iachenHigeii Kronrandner {steplumpides doroideä)
nennen.
Die doppelten Hauptflügelflächen liegen so, dafs jede durch
beide 'Scheitel und eine Randecke geht; sie ist also begrenzt
von der Hauptaxe, von, einer Scheitelkante und von einer nach
dem Scheitel hinlaufenden Diagonale {^SqheUeldiagonale) einer
der lanzenförmjgen Flächen. Sie ist daher ein 3X1'®^^* ^^^
mittlere QuerscI^itt geht durch die Halbirungspuncte aller Rand-
kanten und ist ein regelmärsiges tseit. Der Querschnitt durch
die p oberen oder dm:ch die p unteren Randecken ist ein regel-
inäC^iges pseit« dessen Seiten Querdiagonalen der Flachen sind.
Die beiden solchen Schnitte sind [^^j. Eine und dieselbe dop*
pelte HauptflUgelfläche schneidet diese beiden Querschnitte so,
dzh sie im oberen (oder unteren) durch eine Linie geht , die .
1100 KrjÄtalL
von dem Mittelptincte dieses pseita nach eiofent Winkel deaMÜ«
b^n binansstrahlt y während sie in dem unteren (oder oberen)
durch eine Linie geht, dft von dem Mitt^nncte cUeaes pseits ans
senkrecht auf eine Seite desselben gezogen Verden kann. JDiess
beiden Linien aber verhalten sich au einander (da die b^dea
360?
regelmäßigen pseite gleich sind) =: Siq. Tot, : Cq«. -7; — , Stellt
S. . . 2p
11 daher die Figur eine doppelte Hauptfliigelfläphe dar. , in weichet
ef und d c jenen beiden Querschnitten durch die Randecken om
oberhalb dem mittleren Querschnitte angehOiren, so i^t,
Cos. -^ ==? q genannt wird,
aber
ef
: de = q : 1
pm
— ef + de
-
2
ef
^ dp : ef ==
1 + q:
q
2 q m : e f =;
t.+ q:
q
.
"-dl-
2 . am
ob
: eb = om :
ef
ab — ob
: ob = om —
- ef : om
po
: ob = om — r— ; — •
2
_i.-q
"i+q
: t
jifst
1 + q
» oh.
2pm : om
360"
Fuif p=3 wiyd q = Cos. — - == Cos. 60® = |, also oe =5
. f
-^ . ob =? iob, folglich be =; ea = da, d.h. im 6ilächi<f
1+4
gen Kronrandner wird die Hauptaxe von den beiden Qner-t
schnitten durch die Randecken so geschnitten ^ dafs sie in drei
gleiche Theile getheilt ist. Wenn b e == e d , so ist auch
bf = fc, d. h. die Scheiteldiagoi^Ie bc einer der Flächen dcM
6iläch]gen Kronrandners wird durch ^e Querdiagonale (welche^
ah Seite des Querschnitts durch die Randecken der Punct f an«*
Kryatallonuelrie. ^ 1101
^ie]»Brt) JtilMrt'. Da. tum in jedem tfiädiigen Kronrandner die
.QaAxdügonaJe. der.Fläcl^e dUrch die Scheiteldiagonale in zwei
gUicha Theile getheilt wird, so i^ufs die 2fach Jgliedrige 2mal
Sffealige Flache dea gfläcbigen Kronrandners so beschaff en.seyn,
dA£i in ihs die beideii auf einander senkrechten Diagonalen sich
gegenseitig lialbicen^ d, h. sie muis als Fläche an sich betrachtet
^n gleichseitiges (janzenvierecl^ , eine Raqte oder eine Rhombe
•eynr *, :
' Jst p = 2, so ist Cos. f ~?) =Cos. ga^ = 0, also ^=5
\2.Z / 1 +^
c= 1^ d* h. die Entfernung einer durch die oberen oder^ unteren
Randecken ^e§ Körpers gelegten Eb^ne vom Mittelpuncte ist =
der luAten Hauptaxe',' d. h. der obere Endpunct der Axe fallt
mit den beiden oberen Rande.cken und deir untere mit deii bei-
den unteren in einerlei gerade Honxontallinie. Daher hat der
^ßä^hige Kronrandn^r statt ^e% Scheitels ^nd der zwei Scheitel- 263*
kanten, die er haben miilste^ an >edem Ende der Hauptaxe blofs /
eine 2fach 2gliedrige horizontale Gipfelkante g und bei jeder
seiner Flächen P ist« die lanzenförmige Figtir dadurch , ds^fs ihr
Winkel , welcher am Ende der Hauptaxe anliegt , = 180^ ist,
cu einem gleichschenkligen Dreiecke geworden. Gleichwie der
Sfach pgliedrige tfiachige Kronrandnev, wenn p eine ungers^de
Zahl 9) 5) 7 U* s. w. ist , siph so beschaffen zeigt , dalüs je eine
der p oberen Flächen einer der p unteren parallel liegt ^ mithin
beide auf einer und derselben, durch die Hauptaxe gelegten^
Ebene senkrecht stehn , welche doppelte HauptQügelfläohen bil-
det, so mufs auch, wenn p=:l ist^ die Gestalt aus einer oberen
nnd einer unteren Fläche bestehen, welche einander patallel
liegen, und beide müssen auf der einzigen möglichen, durch
die Hauptaxe gelegten , * Ebene senkrecht seyn , in welcher die
' doppelten Hauptflngelfiächen liegen. Y^ct Stellvertreter des 2{ach
pgliedrigen tfilächigen Kronrandners i«t daher ftir die 2fach l^lie-*
drige gerenstellig i 2endige Hauptaxe ein kantenloser ^flächiger
Schiefwandner, dessen FJächen die Bedeutung 2fach Igliedriger
Figm'en haben. Ein 2Xtflächiger Kronrandoer (stepha^oides
dh-t'-4dTicd)%*B. ist der2><4flä^igeKron»ndner(«i^/7A4znp/<^«I^S*
1 (Daher die bereita^ angegebeaen Benennungen Rantengechsflach-
ner, Raotenflach , Rhomboedcr, Rhombo^dre, Rhomboide, korper-
lieher Rbembes u« •• v.)
UÖa KryttalL
P2 JitUntedriea, ttttagonalet Skakntndtr); der 2X
^iKrotkrandner (hczagonal«! Skalenender,' 3- und 3kantD«r,
3- und Skantiges Dodekaeder, aDgleichtchenklige GsMtig« Pjm-
269. mide, B.ipyramoide, Kalkpyramide) ; ^der 2 XSfläoiuge Kson-
randner (Mtephanokles diootaedrica') hat 2XtFIäpiienP, wmkhm
aaf Ifach Igliedrigen StrebestraUen senkrecht atehen und in det
Regel Ifach l^Iiediige d. h. ungieiohaohenkUge Dreiecke sind*
Mich beiihm bilden die Bandkanten einen kronartigen xicKzad*
förmigen Kantenring/ Die p einen der Randkanten r sind ein*
. ander ebenbildlich und verhalten sich zu den p andern gegen»
bildlich^ sie sind Ifach 2gUedrige. Die Scheitelkanten sind von
zweierlei Art, )ede liegt in einer doppelten Haaptflügelfläclie
und ist eine ungleiohendige gleichseitige d. lu 2fach Igliedrige
Kante, Die einen s können von den andern a im Allgemeinen
sowohl durch Länge als Grölse unterschieden werden* Von ieder
Art sind p obere und p untere vorhanden. Eine obere der ersten
Art und eine untere der 2ten Art, oder umgekehrt, liegen in
einer doppelten Hanptflügelfiäche, so dafs diese, von ihnen bei-
den und der Hauptaxe begrenzt, ein Dreieck bildet. In ^eder der
p oberen und p unteren iUndecken'e, die einander |^|, 2'*nnd
2Xlkft°tige, 2fach Igliedrige Ecken sind, laufen 2 gegenbild*
liehe Randkanten und 2 ungleichwerthige Scheitelkanten zusann-
men. Die beiden Scheitel sind |^|, 2Xpkantige, 2f#ch pglia-
drige Ecken.
Als ^igenthümliche Arten der 2Xtflächigen Kronrandner
sind anzusehen jene Gestalten , bei denen die Flächen senkrecht
auf solchen Ifach Igliedrigen Strebestrafalen stehen, die in
. Hauptfliigelflächcn liegen , welche durch die 2gliedrigen Qoer-
strahlen gehen. Weil nämlich in einer solchen Hauptflügelfläche
2 gleichwerthige derartige Strebestrahlen sich befinden , so Colgt^
dafs sich die beiden gleichwerthigen, zu ihnen senkreehten Flä«
chen in einer horizontalen Randkante schneiden müssen , so dab •
also die bfi andern 2 X tfiächigen Kronrandnem vorhandene
Neigung jeder Randkante gegen den mittleren Querschnitt hier
s= o wird. Die Gestalt an sich betrachtet hat dann das Ansehen
eines vflächigen Ebenrandners, wenn v ss 2t ist, dmsen Flä-
chen aber gleich denen der 2 X tfiächigen Krönrandner in zn«
sammengesetzten Gestalten sich als Ifach 'Igliedrige Flächen ver*
halten; seine Randkanten sind ebenso 'ifach 2gliedrig, seine
Scheitelkanten , obwohl alle gleich an Liänge , Grölse u. s. w..
_A_.^-^—
KrysUllometrie, 1103
jmsoch von xveiirki An in B^sklrang anf ihr Verluihen
XU dem gegtbenen Axens^rtteme , Ühnttck den Scheitelkanten
deaSXtflächigenKroniändners. Auch dieBedeutnng der Ecken
diesea Ktfrpers ist von der der analogen Ecken im 2Xt^c)ügen
Kronrandner nicht verschieden.
' Wenn p eine ungerade Zahl ist, »o sind die 2Xtfli(chtgen
Kronrandner- im Allgemeinen parallelflächige, Ist p aber eine
gerade Zahl, so ist Parallelismus der Flächen nicht vorhanden.
Bei 2£sch Igtiedriger gerenstelbg g}eiohendiger Hanptaxe wer*
den daher die 2X2 Flächen der Gestalt, welche mit den 2Xt-»
flächigen Krohrandnem in efne Reihe geh(5rt, paarweise parallel
seyn müssen,, so dafs also 4 einander parallele Kanten entstehen*
Es ist diese Gcstale ein 2X2- oder 4flächiger strebesäuligei
Schiefwandoer, der, wenn seine Kanten senkrecht ständen^ d. h.
der Hanptaxe parallel wären, eine Säule mit rautenförmigem
Qoenchnitte seyn würde. Zwei der Kanten dieser Strebesäule
sind schiefliegende 2fach Igliedrige Gipfelkanten i, die beiden
«i«lem sind Ifach SgÜ^drige Mittelkanten ^ je 2 einerund der-
selben Mitlelkante anliegende Flächen verheben sieh ^; fe 2
einer und derselben Gipfelkant^ anliegende aber, so wie >e 2
•inander parallele, verhaken sich |xs|. Sämmtliohe 4 Rächen
sind Ifach Igfiedrige. Alle aufgeführte TfaeSle laMen die ihnen
sogeschriebeben Eigeneckafiten an suaammengeeetsten Gestalten
erkennen. "
Denkt man sink an einem tfiächigra -Kronrandner die Haupt»
«xe wachsend , wüurend. die Ifaoh 2gliedrigen Qnerstvahien un-
verändert bleiben, 'ao «eriiält man , wenn die Hanptaxe as oo iatp
aiae tflächigB SOuU, deren Seitebwände auf den (strebestrahlen <*
«rtig) 2fach Igliedrigen Qnerstrahlen senkrecht stehen« Die p
einen der Flächen derselben gehören auf dieselbe Weise dem
oberen Hanptstrahle an , wie die p andern dem unteren. Die
Seitenkanten sind Ifach 2gliedrig.
Läfst man an einem 2X^fiÄch]gen Kronrandner die Haupt*
strahlen wachsen, bis sie unendlich sind , während sowohl die
Ifach 2gliedrigen als auch die 2fach IgUedrigen Querstrahlen an
JLiänge unverändert bleiben , so erhält man eine 2 X tfläcMge
Säule, deren Flächen auf Ifach IgUedrigen Querstrahlen senk-
recht stehen. Die t Seitenkanten der einen Art sind Ifach 2glie<-
drig und die beiden einer solchen Kante anliegenden Flachen
sind einander ebenbihfUch ; die t andern Seitenkanten sind 2fach
1104 Kryfltall;
IglieJEig gleichseitig nngkichendig und die 8. elaes sol<&ei|
Kante anliegenden Flüchen sind einander gegenhiidlich.
Auf ähnliche Weise entsteht aus dem erwähnten vfiachigen
Ebenrandner eine tflächige ^Säole 2ter Art » deren Flächen nof
Ifach 2gliedrigen Querstrahlen senkrecht stehen* Ihre Seiten-«-
kanten sind Sfach Igliedrige gleichseitig npgleichendige Kanten,
)e 2 einer Seite anliegende Flächen verhalten^ sich {^=|.
Für p = 1 erhält man ab Stellvertreter der tfiächigea Saole
mit 2fach Igliedrigen Flächen den Sflächigen Gegenseitenwand-
net mit 2fach Igliedrigen Flächen , statt der- tflächigen Säule
mit 2fach 1 gliedrigen Flächen einen 2fltchigen Gegenseiten wand-
ner mit Ifach 2gKedrigen Flächen« Jeder besteht ans 2 parallelen
Flächen ; die des einen stehen aqf denen des andern senkrecht»
weil aach hier die 2iach Igliedrigen Strahlen, auf den Ibck
2gliedrigen senkrecht sind. Die 2 X 2flächige Säule tritt als
solche auch» hier auf nnd b^t den Charakter der oben eiwähnlen
IHl* Als Beispiele von zqsammengesetzten gere^ellig 2eBdigon
A|B.2fach pgUedrigen Gestalten midgen dienen: 1) nine 2fach Iglie-i
245.drige A mit ihrer Horizontalprojection B^; 2) eine 2fach2gli»i*
^ drige und 3) einige 2&ch 3gUedrige, welche mehr oder wenige«
C,D,sueammengesetzt önd ntxi leicht in die einfachen G^stahen zeiv*
\^S^ werden können , aus denen sie zusammengesetzt sind. Nor
p. eine derselben möge hier beispielsweise zerlegt werden. Dia
$i6 Bächen P eines ^flächigen Kvonrandnera sind rerbunden mit
^* denen m eines eben solchen Körpers. denaeUen 3tellung, dee-i
^nn Seheitel .spitziger ist, als der desKronrandners.?. Dief lächon
r und y gehören verschiedenen 2X6flächigen'Kroniandnem uod
die Flächen c derGflädugen Säule ePs w^i^h^ 2(|cb IgUedrign
Flächen hat«
'1 Man pflegt einselne mindctr saaammengeaetfte Iglicdrigc Qe-
«. s^a]tea mit besonderen Nflimea zo belegen. So heifst z. B. die Gestalt,
214] weiche aas derYerbindang der Flaclienpaare P, r und 1 entsteht| eroe
ichiefe rectangaläre Säule (prisme oblique a base rectangle),
jene, welcbe tqd den Placben M und P gebildet isti heifst sebiefe
rhomhw'htSamle {Htndxotdtr, prtame oblique a base rboinbe),
^ine Verbindung VQp Flacheo, wie M and o,, nennt man ein rbom-
boidisches Ditetri|e4ery rhomboidischea Oktaeder n.a. w. Wie ^af aha-
Hebe Weise die Verbindangen t, 1, r oder t, r, V u. s^ w, %ind wieder
0| r oder o, t n. s. w. und M, 8 oder 0, • ; o, n 0. ■• w. zu beoeaoen
•eyen^ ist eine leicht zu lö'aende Ajufgabe.
Kr^vtallometriet HOS
Einfache Gestallen mit- ger-enatellig Sandig
Ifach pgliedrigen Haopt^axen
(gerenstellig 2en3ig Ifach pglieärige Gestalten),
Wenn p gröfser aU 1 ist , so sind di^ Ifach pgliedrigen^
Iderher gehörigen^ SphiefwandQer |m Allgeineine;i tilächigeKron-;
randner, die aliex in zusammengesetzten <}estaIteQ , an welchen
daa Axensystem sich als ein gerenstellig 2endig Ifach p^liedrige«
zu er](fi]uiea giebt, oder, w^ da^selhe Hff$ die in Beziehung
zu eii)'em gegei>enen sqlchen Axensysteme deq Charakter annehrt
mei^ der ihnen yerUehep wird dadurcb| dafs ihre Flächen senk-
recht sind duf Strebestxsihlen desselben, d^ hier alle Ifach Iglle-»
drig sind. Die p oberen Flächen verhalten sich daher zu dei^
p unteren gegenbildlich i ohne ihnen zugleich ^ V^ seyn. Die
$i;hßite) sind bloCi Ifaph pgliedrig, die Spheitelk^nten verhalten
sich «|ls. ungleichseitige ungleichendige d. h* Ifach Igliedrige
Kanten, Das Nämliche gilt von den Raqdkenten und auch diq t
lUndecken verhalten sich blofs al? If^cb Igliedrige Gpkeq,
Die hier 'Vorkommenden $äi4e|i ^d tflächige und zwas
sind ihre Flächen lfa«h Igliedrig* Alle Seitenkanten sind voi^
gleichnr Grobe und sind Ifa^h IgUedrig. Je 2 benachbarte sin4
|±=|; je 2 einer und derselben Seiteqkiinte o^liegeud^ flächeq
▼e^Iten^ai^^h ebenCsilla l^lt :. , >
Für den Wertfa von pe»! erhalt man als Stellvetfretev de«
ihtA pgliedrigen tfiäcl^gen Kronrandners einen Ifach Igliediin
gen 2ilächigen' kantenloeaB Sehiefwandnery bestehend aus 2 eint'
ander parallelen Flächen, die «ich |=s| zu i^nandev vorhalten und
Ifaoh Igliedrige Flächen sind. Als Stellvertreter der tfläohigen
gäule hat man ebenso einen Qfiächigen.Gegenseitenwandner, .deet
een 2 Flächen sich |=s| su einander verhalten und l&ch ]glie«f
drige Figuren sind. Als Beispiele gerenstellig 2endiger Ifach
pgliedriger Gestalten mögen dienen 1) eine Ifach Igliedrige , an 247)
welcher je 3 Flächenpaare ein unregelmäTsiges Parallelepipedon»
bilden, d{is man häufig mit dem Namen schiefe Thomboidische
Säule (prieme oblique 4 base de parallelogramme
obliquangle) belegt. Nur je swei einander parallele (ein
I^aar ausmachende) Flächen eines solchen Par allelepipeds sowohl,
als auch der ganzen abgebildeten Gestalt, gebilren zu eines
und derselben einfachen Gestalt und bilden einen 2flächigen
kantenlo^en Schiefwand ner oder einen 2flächigen Gegenseiten^
HO© Kryatall,
1^* wandner; 2) eine llftobi^Iiedrigd mit'ikrerHorisontalprojecfioB
A.B.B. Sie besteht ausz^vm verscfaiedeneo Ifach 3gliedrigen Kiod-
randnern R und b und aus den Tafelflachen o«
Gefltalte^ mit ebenbildlioh Wendiger Ifacb
pgliedriger Hauptaxe
(ebenbildlich gleichendige Ifach pgUedrige Gestalten).
Obwohl hier alle Nebenstrahlen Ifach Igliedrig «ind, so
sind^doch zu unterscheiden als besondere Hauptarten 1) dieje-
nigen , welche in solchen Hauptfltigelfläcfaen liegen , in denen
auch die Ifach 2gliedngen Querstrahlen sich befinden , indem in
^iner solchen Flügelfläche stets 2 gleichwerthxge Stit<dilen vor*
handeti sind unter gleidier Neigung gegen den Ifabh 2gHedrigen
Strahl ; 2) jene , welche in Hauptflügelflächen liegen , die den
Winkel «wischen* je 2 nachbarlichen Hauptflügelflächen der eben
erwähnten Art halbiren , und 3) solche , die in keiner der 2
bisher'bezeichneten Arten von Hauptflügelflächen sich befinden.
Denkt man sich nun bei ebenbil41ick 2eBdig Hsoh pglie-
' driger Hauptaxe, wenn p zuerst gröber als 2 ist, Flädien senk*
recht auf StrebestraUen der 3ten Hauptart gleich west vom
Bfittelpuncte des Strahlensystems ' entfernt , so ist einleachtend,
dab, da hier jeder oberer solcher Strahl in einer Flügelfläche des
oberen Hkuptstrahles liegt. Welche weder ih- die" Verlängemng
einer ihr gleichwerthigen Flügelfläche des onteren Hanptstraä«
las fällt, noch aiieh den Winkel hälbÄrt, den. 2 ihr gleich^en»
^ge , einander naehl^arliche, FUigeiflechen des onterMi Heopl*
itrahles mit einander bilden ,^ die oberen und unteren Flächen
der Gestalt sich in Mittelkanten von «weinrlei » Art sohneiden
müssen, welche snsanimen einen unregelmäbigen zickaaokfiir*
PI« migen d.hi einen sMgeartig zickv^kfOrmigen .Kantenring bilden«
' ißt Derartige Gestalten werden daher bezeichnet durch den Ans*
' «druck tfl&chige Sägerandner (ßrionoides t^edrUsaj ; z. D, ßflächi*
270. ger Sägerandner (/»rionoidiea hexaedrica^ trigonales Trapezoeder);
S71.Sflächiger Sägerandner (prianoidea oolaedrioa, tetragonales Tr*-
^ pezoeder) ; 1 Oflächiger Sägerand ner (prionoides decaedrica) u« s. w.
Jeder tflächige. Sägerandner hat t ebenbildliche ] fach IgUe—
drige Flächen P, die im Allgemeinen Vierecke sind, mit 2 gleich
langen Seiten, welche einen der Winkel eins(ihlieisen , ui|d 2
5flMi einander sowohl, als auch von den beiden übrigen an Länge
Kryatallometrio» ÜOT
^enehiedenen Seiten. Jede der tebenbildHdnti Scheitelkanten •
ist ene nngleichsekige ungleichendige d. h* Ifech Igliediige
Kante» Di» p einen gebttren dem einen nnd die p andern dem
andern Scheitel an nnd >eder Scheitel a igt eomit eine pkantige
llach pgliedrige Ecke» Beide Scheitel sind einander ^« Die
p Bandkanten der einen Art R sowohl , ab auch die p solcfaea
der andern Art r sind Ifach 2gliedrige Kanten» Die einer nnd
derselben Art angeh^frigen sind einander ^. Die t Randecken
e sind SXlkantige Ifach Igliedrige Ecken. In jeder sind ver^
einigt eine Scheitelkante s, eine Randkante der ersten R und
eine solche der 2ten Art r, Alle t Randecken sind einander ^«
Bei einem tilachigen Sägerandner sind parallele Flächen Yor*
handen oder parallele Kanten. _.
'Fl ff.
Für p=2 erhält man den 4flächigen Sägerandner, derjYonj/l]
den übrigen Sägerandnem sich dadurch unterscheidet , dafs sein^
dem Endpnncte eines Hauptstrahles angehOrigen 2 Scheitelkan«
ten einander gerade entgegengesetzt liegen, so dafs sie eine Ifack
2gliedrige horizontale Gipfelkante g bild^en. Die beiden Gipfel«
kanten sind einander nicht parallel, die Halbirpngspuncte der-
selben vertreten die Stelle der 2 ScheiteL Die Flächen P selbst
haben die Form Von Dreiecken, weil statt des Winkels am
Scheitel hier ein Winkel von 180^ vorhanden ist.
Für psal hat man als Stellvertreter des Sägeran4n0rs einen
^chUfimtUlkcmtigen %ßäehigen SehUf wandner ^ bestehend aas
2 Flächen, die ^ mit einander eine nicht horizontale, Mittelkante
bilden, welche die Bedeutung einer Ifach 2gliedrigen Kante hat,
währen^ die beiden Flächen selbst als einander ^ Ifach Iglie*
drige Fignren zu betrachten sind.
Flächen, welche senkrecht sind auf Strebestlrahlen der« oben
(erwähnten 2ten Hauptart, bilden tflächige Kronrandner, die
jedoch blofs die Bedeutung von Sägerandnem haben , bei 'denen
die beiden Arten von Randkanten gleich lang und gleich gro£l
geworden sind; Nur die einander ^ Randkanten haben die
Bedeutung von Randkanten gleichen Werthes. Scheitelkanten,
.Randecken, Flächen erscheinen als Ifach Igliedrig, wenn die
Gestalt in Verbindung mit andern öine zuiiammengesetzte Ifach
pgliedrige ebenbildlich gleichendige ausmacht. Als Stellvertreter
dieser Kronrandner hat man bei Ifach 2gliedriger ^ gleichendi-
ger Hauptaxe die 4^ächigen Kronrandner; bei Ifach jgliedriger
solcher Axe aber kantenlose 2nächige Schiefwandner.
1108 KrystalL
nSchen iftnkncht atif StrebestrAliIeii det fersten jtfaer 3
llauptarten begrenzen tfläcMge Ebenr«ndne^, die jedocli'^ag^
•ehen werden müssen als Sägerandner^ ^bei denen jede Rand-
kadte der einen Art = o geworden ist , während die anden
Randkanten dadnrch in den mittWeb Querschnitt gelangt* sind.
Die Bandecken 'eines solchen Ebenrandners haben daher hier
blofs den Charakter von Ifach 2gliedrigen Ecken , die Randkan*
ten den Von Ifach 2gliedrigen Kanten, die Scheitelkanteü sind
Ifach Igliedrig, auch die Flachen verhalten sich als Ifac^i Iglie-
drige und die Scheitel sind'pkandge Ifach pgliedrige Ecken» ob-
gleich die ganze Gestalt an sich , abgesehen von dem bestimmtaa
in ihr gegebenen StrAlensysteme , mit einem gewöhnlichen ifia«
chigen Ebenrandner übereinstimmt.
Ab Stellvertreter dieses Ebenmndners , wenn p =s 2 ist^
ha.t man auch hier quersäullge 4fläch]ge Schiefwandnet und,
wenn p=sl ist^ quermittelkantige SflächigeSchiefwandner, und
die Charaktere dieser beiden Gestalten verändern sich auf eine
dem in ihnen gegebenen Strahlensysteme entsprechende Weise.
Senkrecht auf den Ifach 2gUedng^n Querstrahlen eine Art fla-
chen gedacht geben eine pflächige Säule mit ebenbildlichen
Flächen und ebenbildlichen Seitenkanten. Die Seitenkanten sind
Ifach 2gliedrig. Dasselbe gilt Von den Seitenflächen* Die pflä-
chige Säule, deren Flächen senkrecht stehen auf den ifach 2glie-
diigeo Querstrahlen der andern Art, haben denselben allgemeinen
Charakter.
Flächen , welche auf l&ch Igliediigen Qderstrahlen senk-
recht sind, bilden 3 X pflächige Säulen, welche als Querschnitt^
wenn man ihn als ebene Figur an sich betrachtet, ein 2tsch
pgliedriges tseit, einen Lanzen -»p">ling haben. Die sänuntli-
chen Flächen einer solchen Säule sind einander ^, die Seiten-
kanten von 2erlei Art sind Ifach 2gliedrige Kanten. Halbireo
jene Querstrahlen den Winkel , der von 2 nachbarlichen l&ch
2gliedrigen Querstrahlen gebildet wird, so werden die Seiten-
kanten der 2Xpflächigen Säule von gleicher GröJse und die
Säule daher übereinstimmend in dieser Beziehung mit einer
tflächigen, deren Querschnitt ein regelmäfsiges tseit ist, hin-
sichtlich auf den, Charakter ihrer Theile aber stimmt sie mit den
2Xpnäcliigen, hierher gehörigen , Säulen überein.
Für den Werth p=2 hat man ab hierher gehörige 2XP'
flächige Säulen die 2X3flächjgen, als tflächige die 4flächigen
Krjatallometrie. 1109
(jsiit qiiadratischtm Querschnitte) nnd, tat SiaUveitretet de t pflS^
chigen Saiden , die Süächigen Gegenseitenwandiiep, welche i)ier
als von 2 ^ llach 2gliedrigen pinander parallelen Flächen be«
grenzt zu denken sind.
Wenn I^ =■ 1 ist , so sind die StellvemMet der tfläckigen
SSnIen !2flächige Gegenseiten\randiler, die hier begrenst zu den-
ken sind von 2 ^ parallelen Ifäch Igliedrigen* Flächen, Die
Stellvertreter der 2 Xpfiächigen Säulen sind 2Xlfl^chige oder .
2iläch]ge Nebenseitenwandner^ an denen die beiden ^ Ifkck
Igliedrigen Seitenflächen sich in ein^r Ifach 2gliedr]gen Seiteil-
<kante schneiden. Statt der pilächigen Säalen hat man in diesem *
Falle Iflächige Seitenwandner , deren einzige Begrenznngsebene
auf eine der beiden ifach 2gliedrigen Querstrahlen senkrecht ist.
Bei den hierher gehörigen tflächigen Ebenrandnern sowohl,
als auch den tflächigen Kronrandnern, so wie auch bei den pflä-
chicen Säulen und endlich' auch bei den Stellvertretern dieser 3
Formen, wenn der^Werth von p == 2 oder 1 ist, hat man eine
Iste und 2te Stellung zu unterscheiden. Aus einer solchen Stel-
lung läfst sich die andere herleiten durch Umdrehung der Gestalt
um die Hauptaxe, so dab jeder Querstrahl einen Winkel von
Graden beschreibt«
P
Denkt man sich an einem gleichstellig 2endig 2X tflächigen
Ebenrandner die Gesammtheit der t einen unter sich ebenbildli-
chen Flächen so weit verlängert , dafs sie die Gestalt allein be-
grenzen, so erhält man einen tflächigen Sägerandner, der zu
dem , welcher auf ähnliche Weise durch Verlängerung der t an-
dern unter sich ebenbildlichen Flächen entsteht, sich gegenbild-
lich verhält. Auf ähnliche. Weise kann man an einem 2Xtflä-
chigen Kronrandner durch die Verlängerung der t einen unter
' sich ebenbildlichen Flächen desselben einen tflächigen Sägerand-
ner erzeugen, der zu dem, welcher von den gehörig verlänger-
ten t andern unter sich ebenbildlichen Flächen jener Gestalt um-
schlossen wird, sich gegenbildlich verhält. Die ebenbildlich
2endige Ifach 2gliedrige Gestalt A un4 Sgliedrige Gestalt ß las«- 249
sen, wenn man sie in die einfachen Gestalten zerlegt, aus denen '^^
man sich dieselben bestehend denken kann , die wichtigsten der
an solchen Gestaltensystem'en vorkommenden Verhältnisse er-
* kennen und dienen zu deren Versinnlichun^
illO KrystalL
Sinfache Gestalten mit nngleiohendiger (öder
t'il X leudiger) 2fach pgliediriger Hiaii^axe
(angleichendige 2fftch pgliedrige GestalteD).
.Wenn p zuerst gröfser als 2 ist nnd taan denkt sich FlSchen
senkrecht auf 2fach l^Hedrige Strebestrahlen einer Art, so erhält
man einen pßächigefi Spit%ling ^ (^acroidea p^-edrica^. erster
oder zweiter Stellung, z. B. Sfiächiger Spitzling (acroidss tri»
edrica), 4flächigeT Spitzling (acroidea ietraedrica), Gfiächiger
Spitzling {acroidea hexeiedrica), ,Die p Flädien einer solchen
Gestalt vereinigen sich sämmtlich in einem gemein schaftUohea
Eckpuncte, dem Scheitel. Die Flachen sind 2fach Igliedrig und
die p Scheitelkanten sind gleichseitige 2fach Igliedrige Kanten,
Der Scheitel ist eine pkantige 2fach pgliedrige Ecke. In jedem
Systeme sind zu unterscheiden pflächige Spitzlinge der Isten und
2ten oberen und wieder «olche der Isten ui^ 2ten unteren Stel-
lung. Bei jeneA liegt der Scheitel am äuTsern Ende des obent
Hauptstrahlsy bei diesen an dem des unteren. Für p=2 erhalt
man , anstatt des pflächigen Spitzlings , einen quergipfelkantigen
2flächigen Schiefwandner« Die beiden Flächen einer solchen
Gestalt sind zu betrachten als 2fach Igliedrige nnd die horizon-
tale Gipfelkante, welche sie bilden, ist eine 2fach 2gliedrige
Kante. Sie ist Stellvertreter von 2 Soheitelkanlen, die hier
nnter einem Winkel von 180^ sm äufsern Ende des Hauptstrahls
zusammenlaufen. Für p = 1 erhält man Iflächige Schiefwandner.
Seine Fläche iiat hiör die Bedeutung einer 2fach Igliedrigen Figur.
1 Das Wort Spüzling ist ahnlich den Worten Frühling, Spätling
gebildet und bedeutet etwas, dessen Haopteigenschaft im Spitsigseyn
besteht. Des Wort Pyramide bezeichnet einen Spttaling, der dnrcb
das Hiosntreten einer Grandflache an einer ringsum endJick begrena-
ten Gestalt geworden ist, welche aber, da sie demnach Flacheo ver-
schiedener Art besitzt (Scheitelflächen und Grund- oder Tafelfiachea)
nicht mehr als einfache Gestalt betrachtet werden darf. Man kann
an den tflächigen Ebenrandnem und an den tflachigen Kronraodneni
die pfläc.higen Spitzlinge und an den 2xtflächigen Ebenrandnem, so
vie an den 2x tflächigen Kronrandnern die 2x pflächigen Spitslinge
kennen lernen, wenn man die Soheitelkanten , die im einen Scheitel
jener Gestalten zusammenlaufen, über die Randecken hinana T^rlän-
gert und die dieser Verlängerung entsprechende Verläogemng der
Flächen dieses Scheitels gleichfalls statt finden läfst, während man
die Flächen und Kanten des andern. Scheitels nicht mit in Betrach-
tong zieht. . ^
Krj«tallomelrie« Uli
< ' Amh b«i A^n Uor tfwShnttB 2BJkhigm sowohl ab IflXdu-
gen,Schi6(watidn«ni hat man eine Iste ond 2te obtro und abaaso
wie lata und 2ta nntare sa untarschaidaii.
Flächen sanHrecht auf iCich Igliedriga Strabeatrahlan ba-
grenzen im Allgemeinen 2Xpflächiga SpitzliogCy deren Quer-
schnitte 2rach pgUedrige tseite oder Lanzen - p - linge sind, z. B*
2 X 2ilächige Spitzlinge {acroides didiedricd)^ 2X3flächige
&^\tzhnge (aqroides dUriedrica)j 2X4flächigeSpitzlinga (acroi--
> des ditetratdrica). An 'ihnen haben die Flächen die Bedeutung
Ifach Igliedriger Figuren. Dia p einen verhalten sich abanbild-
lieh zu einander, aber gagenbildlich, zu den p übrigen, die un«
ter sich ebfi^ildlich sind« D^ 3^haitel ist eine 2><pkaniige.
2fach pgliedrige Ecke« Dia Schaitelkantan sind von aweierlei
. Art. Die p einen sowohl als die p andern sind gleichsailige
2£ach Igliedriga ganten. Die Grdfse bezeichnet den Unterschied
. 4ar beiden Arten. Werden die Scheitelkanten der beiden Arten
an Gröfse gleich, so hat der Spitzling scheinbar die Fornv eines
tflächigen, aber die Bedeutung seiner Theila bleibt dennoch die-,
salbe als beim 2Xp^chigen Spitzlinga.
Für den Werth p = l hat man als Stellvertreter des 2Xp*
flächigen Spitzlings einen 2X lÜächigen oder 2fläehigen schief-
gipfelkantigen Schiefwandner. Die beiden Flächen einer solchen
Gestalt sind gegenbildlich Ifach Igliedrige ; die Gipfelkante ist
eine gleichseitige 2fach Igliedrige Kante. Dem scheinbar' tflä-
chigen Spitzlinge entspricht hier der Fall, wobei die schi,efe
Gipfelkante sich umwandelt in eine horizontale, man mithin
einen 2fläohigen quergipfelkantigen Scjiiefwandner hat , dessen
Flächen aber blofs |=:| und nicht ^ sind, dessen Gipfelkante
gleichfalls eine gleichseitige 2fach Igliedrige Kante bleibt*
Denkt man sich den HanptstraU, welcher einem pfläehigan
Spitzlinge angeh($rt, wachsend, während der Querschnitt un*.
verändert bleibt, so wird der Scheitel der Gestalt immer hitzi-
ger, und wird jener Hauptstrahl = oo , so hat man eine pllä-
chige Säule, die sich als eine ungleichendige verjült. Ihre Sei-
tenflächen sind2fach Igliedrig, ihre Seitenkanten aind.ebenfaHa
gleichseitig 2fach Igliedrige. Für p^=2 ist auch hier ein 2flä«
chiger Gegenseitenwandner vorhanden, dessen Flächen als 2fach
Jlgliedrige sich verhalten. Für p = 1 hat man einen 1 flächigen
Seitenwandner^ dessen Fläche eine 2fach jgliedrige ist. Auf
ähnliche Weise kann man aus dem 2Xp^Ächigen Spitzlinge
T. Bd. Bbbb
1112 Kry stall, . ,
die 12Xpflächige Saale ableiten, dere« SeitendSehen Bier ab
Ifach Igliedrige erscheinen, "vrährend ihre SeitenkanteiL gl«idi*
seitige 2fach Igliedrige Kanten sind; Je 2 einer und derselbe»
Kante anliegende Flächen verhalten sich gegenbildlich.
Für p = 1 hat man als Stellvertreter der 2 X pfläcfaigen Saole
einen 2Xlflächigen oder 2fläc)iigen Nebenseitenwandner , d.h.
2' Flächen, die in einer gleichseitigen 2fach Igliedrigen Seiten«
kante zusammen treffen und sich |=| zu einander Verhalten und
Ifach Igliedrig sind. Die Querschnitte der 2Xp^chigen Sauie
sind auch im Allgemeinen 2fach pgliedrige tseite oder Lanxen-
p-linge". • Werden in diesem Querschnitte die zweierlei Winkel
einander gleich, so erhält die Säule scheinbar die Form einer
tfil^higen- mit regelmjrfsigem tseitigen Querschnitte, Die ' Be-
deutung ihrer 'Theiie aber ist wie bei der geW(»hnIichen 2Xp-
flächigen Säule mit ungleich endiger 2fach pgliedfiger Hauptaxe.
Für p 2i3 1 hat man als Stellvertreter einer solchen , Saale einen
pflächigen Gegenseitenwandner, dessen Flächen hier die Bedeo«
tung von Ifach Igliedrigen, einander 1=1 Figuren haben.
Als Beispiele ungleichendiger 2fach pgliedriger Gestalten
25o!in^g«P dienen: 1) eine 2fach 2gliedrige und 2) eine 2fadi
251. 3gliednge. Durch Zerlegung in die einfachen Gestalten, aas
denen sie bestehen , kann man sich den Charakter dieser Ge-
stalten und .Gestaltensysteme versinnlichen«
Einfache Gestalten mit ungleichendiger
Ifach pgliedriger Hauptaxe
^ungleichendige l£ach pgliedrige Gestalten).
Wenn p gröfser als 2 ist, so begrenzen Flächen, welche
senkrecht sind auf irgend eine Art von Strebestrahlen , gleich«
falls wieder pfiachige Spitslinge , die an Form den 2fach pglie-
dfigen Spitxlingen möglicher Weise gleich seyn können, aber
hier siifid ihre Flächen Ifach Igliedrig und ihre Scheitelkanlen
gleichfalls Ifach Igliedrig. Ihr Scheitel ist pkantig Ifach pglie-
drig, Wefinps=2 ist, so hat man, statt eines solchen pfiächi-
I gen Spitzlings, einen qiiergipfelkantigen 2flächigen Schiefwand-
ner, dessen beide Flächen als ebenbildliche Ifach Igliedrige Fi-
guren zu betrachten sind , während die Gipfelkante eine Ifach
2gliedrige ist. Für prrs 1 entsteht ein Iflächiger Schiefwandneri
dessen Flache Ifach Igliedrig ist.
Kry«talloinetri#. 1113
Flächen lenkreclit auf Querstrahlen irgend einer Art bilden
Allgemeinen pflächige Säulen , deren Seitenflächen eich als
^S verhalten und Ifach Igliedrig sind.' Auch die Seitenkanten
-verhalten eich als ungleichseitige ungleichendige d. h. als Ifach
Igliedrige Kanten. Auch in d^r Reihe dieser pflächigen Säulen
treten für den Werth p=2 2ilachige Gegenseiten wand ner, auf,
Die beiden Flächen derselben verhalten sich hier ^ und sind
Ifach Igfiedrig. Für den Werth p =s 1 erhält man eben so Iflä-
<;faige Seitenwandner, deren Fläche Ifach Igliedrig ist.
Hauptaxenlose Strahlensysteme.
1) Bei hauptaxenlosen Gestalten ist die geringste Ansaht
gleichwerthiger Axen = ^»
2) Diese 3 Axen müssen ebenbildlich gleich seyn.
3) Wenn von einer Art Strahlen die Anzahl 4 beträgt, so
können nicht zwei derselben in eine gerade Linie zusammen-
faUen.
4) Auch können in diesem Falle nicht 2 Strahlen sich ge-
genbildlich verhalten , Weil sonst die beiden, in deren jeder ein
solches Paar liegen würde , sich in einer Hauptaxe schneiden
nsiiTsten.
5) Die Anzahl eb^nbildlicher Strahlen einer Art mnis daher
wenigstens grOfser als zwei seyn.
' 6) Eine hauptaXenlose Gestalt muls Axen haben, die höher
als Igliedrig (Ifach oder 2fach) sind.
Es seyen in ilir a und b zwei nicht in einerlei gerader Li-
nie liegende ebenbildliche Strahlen, welche Igliedrig sind ; man
gebe jeder auf gleiche Weise einige Flügelflächen , bringe dann
a auf irgend eine Weise an die Stelle , welche vorher b ein-
nahm , so dafs die neue Stellung des Strahlensystems der alten
ebenbildlich ist ; es wird dann entweder : 1) b dieselbe Stell»
oder 2) eine andere Stelle einnehmen müssen 9 als diejenige ist,
welche zuvor a inne hatte.
Ist b an die Stelle von a getreten , wenn a in jene von b
gebracht worden , so mufs , wenn man den Winkel zwischen a
• und b mittelst eines dritten Strahles v halbirt, dieser Strahl so
beschaffen seyn , dals , wenn er als Umdrehungsaxe angewendet
wird , die beiden Strahlen a und b durch Umdrehung um 180^
mit einander vertauscht werden können ; der Strahl v ist daher
Bbbb 2
1114 \ Kry«tall.
ein wenigstens üglledrlgen Ist aber b nicht ift die Stelle von
a versetzt , wenn a in die von b gerückt worden , so mufs b die
Stelle einnehmen , Welche vorher ein dritter ^ mit a und b eben-
bildlicher , Strahl einnahm. Legt man nuD durch gleichweit von
Mittelpuncte entfernte Puncte in diesen drei Strahlen eine Ebene
und zieht durch den Mittelpunct des Sttahlensystems die auf sie
senkrechte Axe ^ so ist einleuchtend, dals in Beziehung aaf eise
Richtung in dieser Axe die drei Strahlen a, b und c sich eben-
bildlich verhalten y dals also diese Axe eine mindestens Sglie*
drige seyn müsse.
7) Wenn ein hauptaxenloses Strahlensystem 2gliednge Axen
besitzt, st> hat es auch A^en, welche drei oder mehrgliedrig
sind.
Es seyen a und b zwei ebenbildliche 2gliedr]ge Strahlen,
welche nicht dn eine und dieselbe Linie zusammenfallen. Man
bringe das Strahlensystem in eine der ersten gegebenen Stellung
•l^enbildliche Stellung , so dafs a* an die Stelle kommt , welche
vorher b einnahm, so mnfs b entweder 1) an die Stelle von«
gerückt seyn oder 2) eine ande/e Stelle einnehmen«
Im ersten Falle wird der Strahl , welcher den Winkel zwi*
sehen a und b halbirt, gleichfalls ein 2gliedriger Strahl c seyn
müssen. Man hat also in einerlei Ebene liegend 3 StrahleOi
welche 2gliedrig sind und von denen man weifs , dafs die bei-
den äufsersten ebenbildlich sind in Beziehung zum mitderen.
Ab« ebebso müfs in derselben Ebene jeder dieser beiden äuTse-
Ten Strahlen a und b ein mittlerer seyn für zwei ebenbildliche
2gUedrige Strahlen, von denen der, eine jener erste mittlere
Strahl c ist. Nennt man die mit c als ebenbildlich, erkannten
beiden neuen Strahlen d und e , so mufs der Winkel , welchen
c mit d oder mit e macht, gleich dem Winkel seyn , welchen a
mit b macht und daher kleiner als l80^ Die Ebene, in weichet
diese sämmtlicben Strahlen liegen , hat daher in den 3 StiaMen
c^ d und e eine Anzahl ebenbildlicher 2gliedriger Strahlen, wel-
che gröfser als 2 ist. Zwei 2gliedrige ebenbildliche in einerlei
Ebene liegende Strahlen sind aber ^uch einander ebeqbildlich in
Beziehung auf die eine Bichtung in der auf dieser Ebene senk--
recht stehenden Axe, wenn sie einander ebenbildlich sind in
Beziehung auf einen in der Ebene befindlichen zwischen ihnen
liegenden Strahl. Es ist nämlich jede der beiden in der erwähn--
ten Ebene liegenden Flügelfiacben des einen der leiden verglt-
Kryataliometrie. 1115
chenen Sgliedfrigen Strahlen ebenbildlich einer jeden' der beiden
in derselben Ebene liegenden Fltigejüaehen des andern, weshalb
auch jede der beiden auf diese Ebene senkrechten Flügelflächen
des einen dieser Strahlen ebenbildlich einer jeden der beiden
auf dieselbe Ebene senkrechten Fliigelüachen des andern seyn
mufs , so dafs also durch Umdrehung um die auf der erwähnten
£bene senkrechte Axe der eine 2gliedrige Strahl so an die Stelle
des andern gebracht werden kann , dafs jede der 4 <lei* Bet^ach*
tung unterworfenen, iblglich jed^ Flügelfläche desselben, an die
Stelle einer ihr ebenbildlichen getreten ist und also diese beiden
2gliedrigen ebenbildlichen Strahlen auch einander ebenbildlich
sind in Beziehung anf den aof der Ebene, in welcher sie lie-
gen, senkrechten Strahl. Insofern also die drei Strahlen c, d
und e in Beziehung zu dem auf der Ebene, in der sie liegen,
senkrechten Strahl einander ebenbildlich sin«l, so muls dieser
Strahl 3- oder mehrgliedrig seyn.
Im 2ten Falle wird b eine Stelle einnehmen müssen, welche
vorher ein dritter mit a und b ebenbildlicher Strahl c einnahm«
Legt man hier wieder eine Ebene durch drei Puncte, deren jeder
in einem dieser 3 Strahlen a, b, c in einerlei bestimmter Entfer*
nung a vom Mittelpuncte des Strahlensystems angenommen wor-
den, so wird die auf diese Ebene senkrechte Axe eine 3- oder
^ehrgliedrige seyn müssen , weil durch Umdrehung des ganzen
Strahlensystems_ um sie der Strahl a an die Stelle von b rückt,
wenn b an jene gelangt, die vorher c einnahm, während zu«-
gleich J) die Flügelfläche von a , welche durch b geht , an die
Stelle der ihr ebenbildlichen Flügelfläche von b, die durch c
geht, getreten ist, mithin a eine Stellung erhahen hat, die n)it
derjenigen ^ welche b zuerst hatte , ebenbildlich ist ; und 3) die
Flügelfläche von b , welche durch a geht , an die Stelle der ihr
ebenbildlichen Flügelfläche von c, welche durch b geht, gelangt
ist, so dafs b eine mit der vorigen von c ebenbildliche Stel-
lung hat.
8) Die höchst vielgliedrigen Strahlen in hauptaxenlosep Ge«
Stalten können nicht höher als 5gliedrig seyn. Man nehme an,
es seyen ögliedrige Strahlen in hauptaxenlosen Gestalten mög-
lich, so Verden, wenn man zwei ebenbildliche Strahlen , die
den kleinsten Winkel mit einander bilden ,. den zwei solche
Strahlen eii^schliefsen können, nachbarliche ebenbildliche Strah-
len nennt , einen OgUedrigen Strahl 6 nachbarliche ihm eben-
1116 KrysialL
bildliche Strahlen so utngebei^ miisseii, dab sie bei der daxA
tJoidrehung dea ganzen Strahlensystema um jenen ersten Qglie-
drigen Strahl bewirkten Vergleichang sich in Beziehung zu ihm
als einander ebenbildliche Strahlen verhidten. Von den 6 FIn*
gelflächen, in denen sie liegeui müssen also je 2 benachbarte ua
360®
*-^^ — == 60® g^gcn einander geneigt seyn und alle jene 6 Strah-
len müssen gegen jenen einzelnen gleichgeneigt seyn , so dab
jeder mit ihm einen Winkel a bildet. £s sey ca jener erst«
275. Strahl^ cb und cd seyen 2 der 6 nachbarlichen ihm ebeabild-
lichen Strahlen , welche in benachbarten Flügeläächen a c b und
aod liegen; man lege durch einen Punct q in ca eine Ebene
dqb senkrecht auf ca^ so dafs also die Winkel dqc und bqc
rechte Winkel sind, mithin der Winkel dqb als Neigungswin-
kel von dca auf-bca» betrachtet werden kann. Ks wird dub,
da auch dca=:bca=a ist, auch d q = b 4 seyn ; weil aber
d.qb hier als Neigungswinkel zweier benachbarter ebenbildli-
cher Flügelflächen eines 6gliedrigen Strahls = 60* ist, so ist das
Dreieck d q b ein gleichseitiges, also d b=: b q. Aber das Dreieck
dcb ist gleichschenklig und dbc ein spitzer Winkel. Zieht
man d v durch, d senkrecht auf c b, so ist die Kathete d v kleiner
als die Hypotenuse d b im Dreieck d v b , folglich auch kleiner
als qb ; da nun dc=bc, so i8tvd:dc<;qb:bc, d. h.
der Winkel d c b <^ b c a. Da nun aber b.c a =s a , d. h. der
* kleinste Winkel seyn soll, den zwei solche Oglied'rige ebenbild-
liche Strahlen einschliefsen können , so heifst dieses : in haupt-
axenlosen Gestalten müssen zwei ögl^adrige ebenbildliche Strah-
len cd und cb einen Winkel einschliefsen , welcher kleiner ist,
als der kleinste, den zwei derartige 6gliedrige Strahlen ein-
schliefsen k(5nnen , was ein wahrer Widerspruch ist. 6- und
mehrgliedrige Strahlen sind also in hauptaxenlosen Gestalten
nicht möglich«
9) Nur bei der hauptaxenlosen Gestalt mit unisndlich vielen
unendlich vielgliedrigen Axen, bei der Kugel, verschwindet die
Ungleichheit zwischen den unendlich kleinen Winkeln, die un^
Sern Winkeln b c a und b c d entsprechen.
10) Wenn ein pgliedriger Strahl in einem hauptazenlosen
Strahlensysteme 3 - oder mehrgliedrig ist , so ist die Anzahl der
ihm nachbarlichen ebenbildlichen Strahlen nicht gröfserals p. Dab
sie nicht kleiner als p seyn darf, ergiebt sich ans dem pgliedrig-
Kryatallometrie. iUJ
seyn, m Mnnlenber 2 p oder allgemeiner npseyn ; da aber der
kleinste Werth von p=:3 ist, so würde 2p schon Q geben. Es
rnjiTste dann einer der 3 einen awischen zweien der 3 andern
liegen, entweder beiden in gleichem Grade benachbart, oder dem
einen mehr als dem andern. Jedenfalls würden dann awei eben-
bildliche derartige Strahlen einander mehr benachbart seyn , als
zwei nachbarliche solche Strahlen, was mit dem oben gegebenen
Begriffe der nachbarlichen Strahlen im WiderKpruch« »relit.
11) Wenn daher ein 3- oder mehrgliedriger Strahl a' zu
den nachbarlichen Strahlen eines andern ihm ebenbildlichen
Strahles a gebärt und in einer FlügelAäche ß desselben liegt, so
mufs auch der Strahl a ein eben solcher nachbad icher Strahl
von a' seyn und in einer Flügelfläche /}' von diesem auf gleiche
Weise liegen, so dafs die Flügelfläche ß' ^e& Strahles a' eben«-
bildlich ist der Flügelfläche ß des Strahles a.
12) Beide Flügelflächen ^und^' fallen aber zusammen in
die Ebene zwischen a und a'; der Strahl d^ welcher den IVinkel
%ufi8chen a und d halbirt, mufs eonach ein Igliedriger Strahl
feyn; denn wenn durch Umdrehung um ihn die beiden Strahlen
a .und a' vertauscht werden , so sind au?b die eben bildlichen
Flügelflächen /J'und,/?' vertauscht, die deshalb auch für den
Stsahl d ebeubildliche Flügelflächen sind, weshalb er, da die
3Q0O
Neigung dieser Flügelflächen =; —r-' == 180* ist, ein 2gliedr]ger
Strahl seyn mufs,
13) Wenn ein Strahl in einem hauptaxeulosen StraMen«
Systeme 4 -^ oder 5gliedrig i^t , so sind je zwei ihm nachbarliche
und ebenbildliche Strahlen , welche in nachbarlichen ebenbildli-
' chen Flügelflächen desselben liegen, auch gegen einander nach- „.
barbche ebenbildHche Strahlen« £s sey ca jener erste, cd und 274
cb die beiden andern derartigen Strahlen. £s ist dann acd
=: ach oder der Bogen ad = dem Bogen a b«, Ist dann d cb
nicht = acb oder der Bogen db nicht ==: dem Bogen ab, so
' miÜste der Bogen db gröfser als der Bogen ab seyn \ denn wäre
db<^ab, so Würden ca und cb nicht nachbarliche Strahlen
aeyn. Es sey daher der Bogen db ^ ab, so wird auch in dem
gleichschenkligen sphärischen Dreiecke b a d der Winkel d a b
gröfser als der Winkel a b d seyn müssen. Es sey nun femer
ach eine Flügelfläche von ca, die zu acb die rechte nachbar-
liche ebenbildliche ist, wenn acd die linke ist, und ch sey der
1118 Krystalt
in ihr liegende, sa ca nacbbailiche ebenbiUIiche Stnlil.^ Dm
nun c a und c b ebenbfldliche nachbarliche 3 -* oder 4glM^gm
Strahlen sind', so ist der Strahl cn, welcher den Winkel rwi-
schen beiden halbirt, ein Sgliedriger Strahl Nimmt man iha
als Umdrehnngsaxe , um cb mit ca zu vertauschen, so 'wird
der. Winkel ahb, da er = abd ist, kleiner als dafa sejm
und daher die Seite bh zwischen ad und ab liegen müasen,
z. B. so wie af, so dafs baf = abd ist. Umgekehrt wird ak
nicht zwischen b a und b d , sondern über b d hinaus falkn müs-
sen, weil bah = bad, also >* abd ist. Sie liege wie b^ so
dab abf «== bad ist; es ist dann der Strahl c{, als ein deaa
Strahle ch ebebbildlicher, auch den Strahlen ca und ob nnd
cd ebenbildlich. Es ist nun af ==: bd, aber auch ag =3 bg
(weil gab = gba.ist), daher ^uch gd'=sgf. Es kann aber
df nicht kleiner als ab seyn, weil sonst c a und cb nicht Qadi-
barliche Strahlen seyn würden. Ist aber df=5abs=a'd, so
mufs auch dbf = dba, mithin abf =bad = 2abd seyn^
ist df >» ab oder df ;> ad, so mufs dbf >> dba, mithin abf
(= bad) >» 2abd seyn. In dem gleichschenkligen sphäri-
schen Dreiecke dab aber sind {bei unverändertem Winkel bad
die Winkel abd und adb um so kleiner, )e kleiner die Bogen
a d nnd a b sind ; sie werden daher am kleinsten seyn , wenn
ad= bdssNuU wird« Dann ist abd4-adb=:s2R-^bad nnd
abd = 4\(2R — bad).
Ist dann ca ein Sgliedriger ^trahl, so ist d ab = 4R =33 72* =:
dem Mittelpunctkwinkel des regelmälsig^en Fünfecks, daher =7
4(2R — 7T) s^M^ = dem halben Um&ngswinkel des regel-
mäbigen Fünfecks. Da i^un 2 X 54® = 108"^ > 72'' ist, so
kann abf oder bad nicht ^ 2ab d seyn, weil selbst der klein-
ste Werth von abd, welcher hier nicht erreicht werden darf
(indem sonst die Strahlen ca, cb, c^l u. s.w.' in einen und den-
selben Strahl zusammenfallen würden), gröfser als ^bad ist.
Es mufs daher für die Sgliedrigen Strahlen ca, cb} cd gelteui
dals Bogen b d = b a = d a.
Ist der Strahl ca 4gHedr]g, so ist bad =3 90* =s R nnd
i (2R — R) = IR = 45*, folglich der kleinste Werth von
abd=45*, so dafs2abd= bad seyn könnte. Dieser kleinste
Werth darf aber nicht erreicht werden, wenn nicht die Strahlen
^Eryfltallometrie. 1110
oa^ cb, eä tu iu w. snsammen in •Inen fidlen sollen; daher',,
mub «nck hi^r Bogen bdsssbassda 8e3m.
' Sowohl bei SgUedrigen als auch bei 4gliedrigen Strahlen
ca, ob, cdtt.ft«w. ist dann also dba = bda sä bad; folglich
für den Strahl cb die Flügelfläche dcb ebeobildlich der Flügel-
fläche acb» In Beziehung auf cb ist also cd ebenbildlich mit
oa und ebenso umgekehrt in Beziehung auf cd iat cb^ca»
folglich sind c b und c d nachbarliche ebenbildliche Strahleil.
14) Nimmt man daher in drei solchen 4 - oder SgUedrigen,
•inander gegenseitig nachbarlichen, Strahlen Puncte an , welch0
gleichweit entfernt vom Mittelpuncte des Straklensystems sind,
und legt durch diese drei ebepbildlichen Puncte eine Ebene, so ist
der auf diese Ebene senkrechf zu fällende Strahl ein 3gliedriger«
15) Sind die Strahlen c^, cb, cd dreigliedrige Strahlen,
so ist b ad = 120*. Es i»t dann i (2R— 120°) == 30^ und
2 X 30 < 120. Es kann daher hier sowohl b d = a b oder ad
«eyn, als auch 'gröfser.
16) Wenn bd = ab =ad ist, so mpis abd = adb =
biad :=? 120® seyn. Legt man durch die Puncte b, a und d eine
Ebene , so ist dann der auf diese. Ebene senkrechte Strahl c e ein
dreigliedriger, der aber nicht mit ca, cb, cd ebenbildlich seyn
kann, weiter mit ca einen V^Tinkel eca bildet, der kleiner al^
neb ist, was daraus sich ergiebt, dals aeb = 120® and eba
= 60® ist, folglich kleiner als aeb, so daüs der Bogen ae <^ab
- seyn mufs ; es würde dann c b nicht ein dem c a iiachbarlicher *
Strahl seyn* Die drei SgUedrigen Strahlen ca, cb und cd
schneiden sich im Mittelpuncte c, so dals die drei Ebenen acb,
bcd, dca eine 3kantige Swinklige Ecke bilden, bei der jede
Kante =s 120® mifst.
17) Ist bA >> ab, so mufs der Strahl, welcher senkrecht*
auf die Ebene , die durch a, b, d gelegt werden kann , ein 4-
oder 5gliedriger seyn ; denn dafs er nicht 3gliedrig seyn könne,
ist ans dem eben Gesagten einleuchtend ; dafs er aber höher als
2gliedrig seyn müsse , ergiebt sich daraus ^ dafs durch Umdre-
hung des Strahlensystems um ihn c d an die Stelle von ca kommt^
wenn ca an die Stelle von cb. tritt u. s. w.
16) Ist der auf die Ebene durch a, l>, und d senkrechte
Strahl 4gliedrig, so mufs abd = adb=a=^X 120® =60® und
ander den 3 Strahlen c a , c b , cd mufs noch ein vierter 3glie-
driger Strahl vorhanden seyn, der in Beziehung zu jenem 4glie-
«2ft Kry.atall.
diig^n mit d«n 3 genannten eb«nbildUcb ist, und diese 4 Straft*
len schneiden sich im Mittelpuncte c^ so dab die durch je xw«i
»achbarliehe derartige Strahlen gelegten Rhenen 4kantig6 4iräik-
lige Ecken bilden, an denen jede Kante 120* müat.
19) Ist der auf die Ebene, die durch a, b, d gtlegt
wurde y senkrechte Strahl ein Sgliedriger, so mufs er von 5
solchen in Beziehung zu ihm ebenbildlichen Sgliedrigen Strah-
len y wie c a , c b / cd u. s. w. , zunächst umgeben seyn , nnd die
'Mittelpunctsecke, fiir welche jene 5 Strahlen als Kanten dieneD,
ist eine 5kantige Swinklige Ecke , in welcher jedä der 5 Kanree
s=: 120° mifst. Die Beschaffenheit der verschiedenen haupC-
tixenlosen Strahlensysteme hängt also vorzüglich ab von den
Eigenschaften der Skantigen oder 4kantigen oder 5kantigen Mir*
telpunctsecken, deren Kantenlinien Sgliedri^e Strahlen sind und
von denen man daher weifs, dafs jede ihrer Kanten =i-X360*
^. =5 120« ist.
275] Es sey c, d e f eine 3kantige Ecke mit Kanten von 120*.
Man mache cd = ce=cf, lege durch d, e, f die Ebene d e ^
halbire e f in g und d e in h , so bestimmt sich die Lage der
Hülfsebenen dcg und fch und] aufser den Linien cg,ch,dg,
hf die Linie ^b so, dafs cb lothrecht auf def ist u.s.w. Aach
ergiebt sich nun die Ebene bce (== bcf =5 bqd). Ziehe hg,
dann .von dem hierdurch bestimmten Puncte o aus die Linie oi
lothrecht auf ce, so ist hierdurch die Ebene hig so besiimmt,
dafs ce lothrecht auf hig ist und der Winkel hig = 120*
der Winkel hio =5gio=60«. Daher io; ig : og =1;2:|^
oder auch gbo = 60«, also ob : bg : og =s 1 ; 2 : |^3, also
' bg = ig. Aber eg: bg = 1^3: 1, cg==bgy"3. Daher
eg : ig = bg; TS, ig =^ r 3 : 1 = eg Ti
• ie =^Keg» — ig» =s 1^3. lg» — ig» =igl^2
oder ie:ig = eg:cg=:k: 1, und og = 1 gesetzt ist
eg =r2, ce = ir3, bg = ig = rj
ie =p3 = fr3»ci = ir3=n,
cb =rcg» — bg«=:'ri = ijr3
hg = «g = t» ho = og = 4k = jr*
bo =sio=iig=iO = r*
be,= 2n=4n, dg = 3n=6ri
CO = Kbo* + cb* =f+.
Krystallometrie. 1131
Dennis folgt:
*g. bcg = J-S = O = 1^2, bcg = 54*44'8"
Tg. bcf = J-* = ^ = 2r2. bcf =70»3r44''
Tg. ecg = ^ = t^ = 0, ecg = 54»44'8"
P o Cg 1 r ' o
Tg. iec,_ ^_^^ ^^^^ _ ^_2 _ iri
Tg. 4tcg= il = ^ = 1, ^hcg =45% hcg = 90«
2ecg = ccf = 2R - bcf =* 109*28'16".
20) Die Anzahl Skantiger Swinkligei Mitrelpunctsecken
mit Kanten von 120® ist aber, sofern je 2 derselben nur eine
ihrer Flächen ' gemeinschaftlich haben sollen, d. h. neben ein-»
ander, nicht ganz oder eum Theil in einander liegen sollen, = 4*
Es iey c, abf eine solche Ecke« Legt man durch ca die^lS*
£bene acd so, dals fca || dca = 120°) und ebenso durch cf
die Ebene fcd So, dafs afc || dcf =: 120*) so ist auch wegen
des gemeinschaftlichen Winkels fca die Ecke c,afd ^ c, abf,
folglich acd |j fcd = 120°- Wird nun durch ob und cd ein«
£bene gelegt, so ist die Ecke c,abd ^ c, abf, weil die Kante
ca der ersten = der Kante ca der 2ten = 120®. (indem 360 —
2 X 120 = 120) und die beiden diese Kante einschliefaenden
Winkel ach und acd der ersten gleich sind den einschliefsen-
den Winkeln acf und ach der andern. Es ist dann auch jede
der beiden Kanten ob und cd der Ecke c,abd = 120®« Die
' drei Ebenen bcf, fcd und dcb bilden aber nun eine Ecke
c,bfd, in welcher jed^ der 3 Kanten =360*—2X 120® = 120®,
^ so dafs diese Ecke die 4te Mittelpunctsecke ist. .
21) Wenn daher keine Strahlen vorhanden seyn sollen, die
höher als 3gliedrig (d. h, die 4 - oder Sglisdrig) sind , so mub
die Anzahl ebenbildlicher 3gliedriger Strahlen :v 4 seyn. Die
Sgliedrigen Strahlen müssen hier nämlich so liegen , dab die
Skantigen Mittelpunctsecken entstehen ; denn entständen die 4*
oder die Skantigen, so würden auch 4- oder Sgliedrige Strahlen
vorhanden seyn müssen. Es werden daher in diesem Falle Sglie«*
drige Strahlen von zweierlei Art vorhanden seyn, nämlii^h anfser
den 4 einen, die als Kanten der 4 Mittelpunctsecken betrachtet
1122 - KrystalU
\
werden, noch 4 andere, deren jeder ab mittlerer Stvafal
halb einer dieser Mittelpanctsecken anzuseilen ist ( gleich^c ii
den beiden andern Fällen die 4gliedrigen oder 5gliedrigen Stnk-
leo solche mittlere Strahlei^ in den 4kantigen oder 5kan|iga
Mittelpunctsecken sind).
£)s ist einleuchtend , d^fs die rier SgUedrigen Strahlen der
einen Art nicht ebenbildlich seyn können nüt denen der anders
Art , während die 4 einer und derselben Art angehörigen nnts
sich ebenbildlich sind. Zwei ebenbildliche nachbarliche 3gli»-
drige Strahlen , sowohl der einen als auch der andern Art, bil-
den mit einander einen Winkel ^von 109^ 28^ 16''- Je einer der
• einen Art bildet itiit jedem der 3 ihm nächsten der andern Ait
einen Winkel von 70* 31' 44"/ mit dem 4ten aljer eipen solches
von 180', d. h. er ist dessen Verlängerung,
22) Da nun um jeden 3gliedrigen Strahl 3 ebenbildlichs
2gliedrige Strahlen auf gleiche Weise gelagert seyn lAüsseB, abci
jeder 2gliedrige Strahl zwischen zwei ebenbildlichen SgUedrigea
Strahlen in der Mitte liegt, also £u 2 solchen gehört, so müssen
4.3
^u den 4 ebenbildlichen 3gUedrigen Strahlen -4- oder 6 eher*
bildliche 2gliedrige Strahlen gehören. Der Winkel, den ein
3gliedriger Strahl mit jedem der zwei nachbarlichen ebenbildli-
chen 3gliedrigen Strahlen der ersten Art bildet, zwischen deaea
er Legt, m = = 549 44 ff . Anch mit jede«
der beiden nachbarlichen ebenbildlichen Sgliedrigen Strahles
der 2ten Art , die ihm zunächst liegen , bildet er Winkel voa
54° 44' 8'' und liegt demnach auch zwischen diesen, den Wlnkeli
den sie bilden , halbirend.
23) Jeder 2gliedrige Strahl ist auf die Ebene zweier anden
eben solchen 2gliedrigen Strahlen senkrecht, die 6 ebenbildli-
ohen 2gliedrigen Strahlen machen also 3 ebenbildlicha gleich-
endige 2gliedrige Axen aus , deren jede auf die beiden andern
senkrecht ist. Alle übrigen Axen, aufser den aufgezählten 3glit-
drigen der ersten und 2ten Art und den 2gliedrigen , sind bioEi
Igliedrige Strahlen.
278! *^^^ ^^® wichtigsten Verhältnisse einer Akantigen Ai^inkU--
geh Ecke mit Kanten von 120^* ermitteln sich, wenn man bei
einer solchen Ecke d, e b g h in den Kantenlinien de=db=:dg
nimmt, durch e, b, g die Ebene ebgh und durch h, d, b die
Krystallometrie. 1123
EBcne hdb nnd imch e»d«g die Eben« «dg legt, woditfch di«
X^inien de, eg nnd hb entstehen, deren ente de, 'wie leicht
«anzusehen , im Puncto o senkrecht auf den beiden andern auf
^nander senkrechten e g nnd h b ist. Fället man e a aus c senk-^ /
recht auf d b und legt durch e, a, g die Ebene e a g , so ist der
.'W^inkel e a g der Neigungswinkel , welcher die GrHfse der Kante
db milst, also = 120*, nnd eae =3 60** Zieht man nun cf
lothrecht auf eb und dann df nnd wieder fi parallel mit eg nnd
verbindet d nnd i durch di, so hat man für cf =3 1 >
ef = bf = 1, eb = 2 ^Ei!
cb = ec = tl»+l» = K2
«c : ec rr Cotg. 60» : 1 = O •* 1 = 1 : f^
ac = ecn = n £f:
ae : ac = 1 : Cos. 60" = 2 : 1.
ae =2ac = 20 •
ab = Tcb» — ac« =: ir2—i = Ti = 2f\, Sl
ac :ab =dc: cb.
y^ : 2r*i= de : f"2.
1 : y"2 = de : f2, de = 1.
di = df = O
de=db^f"3
d a = rs -^ 2 n = n - o = n-
Tg. fdo = ^ = I = 1, fdc = 45».
Tg. edte = ^ = 1^ = y^, edc = 54»44'8".
Tg. edf = ^ =t ^ = n. edf = 35»15'52^'.
Sin. 4fdi = t^ = ^ = i, f di = 60».
edb 11 hdg I ' .^^
= edh||bdg( = 2X45o=90«.
edb = 2 X 35« 15' 52" = 70» 31' 44".
edg = 2 >< 54^44' 8^^ =;:t.l09«28'16".
25) Sind die Sgliedrigen Strahlen so vertheilt, daTs 4kaii-|7§[
tige 4winklige Mittelpunctsecken entstehen, so ist die Anzahl -
dieser Ecken =: 6« Es sey c^bihd eine solche Ecke mit Kanten
t^on 120®. Legt man durch den Sgliedrigen Strahl cd die Ebene
dcf, so da£s sie gegen dch, folglich auch gegisn dcb um 120^
tl24 KrysUll.
geneigt ist) aö wird iki ihr der Strahl cf so liegen miissen , dals
der Winkel dcf = dob zz: dch. Legt man durch ihn die
Eben« feg und durch ch die Ebene heg, so dab f cg f| fcd
s= heg II hod = 120^ so ist die Ecke c,dfgh ^ G,bdh],
folglich der Winkel feg izzhcg^zdchzzzfcd, mithin cg der
z« cf , cdf ch gehörige vierte Sgliedrige ebenbildliche StrafaL
Wird .nun durch cf dio Ebene acf und durch cb die Ebene
acb so gelegt, dals acf || dcf.=: ach || dcb = 120S ^^ ^
die Ecke c,ab df ^ c, b i h d o. s* w. , mithin der Winkel a cb
z:bcd:=:acfzz dcf, folglich ca der zu cb, cd, cf gehörige
4te ebenbildliche 3gliedrige Strahl, welcher zu cb sowohl als
2?u c f nachbarlich ist. Es ist dann acb || ich =: 120** Winl
durch ca die Ebene kca und durch ci die Ebene kci so gt^
' )egt, dals kca || bca =: kci |j bei =l2lO* ist, so ist dieEcke
^ c, ab i k ^ c, b dh i u. s. w. , folglich der Winkel a c k := a c b
. rz bci:=ick und also ok der zu ca und ci nachbarliche
ebenbildliche Sgliedrige Strahl, welcher zu ca, cb^ ci ab 4ter
Strahl, gehört. Wird durch ck und cg eine Ebene gelegt , so
wird die Ecke c,afgk ^ c, dbih seyn müssen, weil sie mit
ihm übereinstimmt in Ansehung dinier Winkel und der 2 von
diesen Winkeln eingeschlossenen Kanten« Es mufs daher feg
II kcg = ack II gck = 120« und der Winkel kcg =: f cg
u. s. w. seyn, so dafs ck auch ein zu cg nachbarlicher eben-
bildlicher Sgliedfiger Strahl ist* Die nun noch, übrigbleibende
Ecke c,kghi hat 4 Kanten, deren jede = 360« — 2 X 130«
= 12p« ist und -deren einander gleiche Winkel mit denen der
5 bisher betrachteten Ecken übereinstimmen ; es ist daher die
6te solche Mittelpunctsecke.
26} Es ergiebt sich daraus die Anzahl der ebenbildlichen
4gliedrigen Strahlen zz6j die der ebenbildlichen SgUedrigen
6X4
Strahlen ——.:=• 8 und die der ebenbildlichen 2gliedngen
2 2
Flg. , ^ ^
28Q* Es seyfdc ein gleichschenkliges rechtwinkliges Dreieck
=:fdc von Fig. 278. Man bilde das aus 8 solchen Dreiecken
p.^ bestehende Quadrat ff'f" f". Ferner sey die Verbindung der
281. beiden Dreiecke dec und deg gleich der ebenso bezeichneten
von Fig. 278 und cd, ed und gd seyen über d hinaus so weit
verlängert, bis die Verlängerung dem Verlängerten gleich und
KrysUlIometrie, liaS
Meydiirch HäTignt • g'go besfSnmt i»t, so ^td, W0an du ;^ ec
htj auch das Dreieck d n e i=; ecd seyn. Auch sey fdi gkicli
dem gleichseitig«» Dreiecke fdi in Fig. 278 und* das Sschseob
sey eine Verbindnng von 6 solchen Dreiecken» Zwei nachbar-^
Kche Sgliedrige Strahlen bilden einen Winkel a =: 70^/31' 44"
CedbFig.278).
Zwei nebennachbarliehe 3gliedrige Strahlen bilden eine»
Winkel j}=rlÖ9*28'ltf' f«dgFig.278)^ sodafs/J=180*— a.
Zwei 3gliedrige Strahlen büden eine ebedbiMIich fgleichendigta
Axe ; die 8 derartigen Strahlen geben mithin 4 ebenbildÜch
gleichendige 3gliedr]ge Azen. Jeder 4gliedr]ge Strahl liildet mit
jtdem ihm nachbarlichen ebenbili^ichen Strahle einen Winkel
:;r.2X45= 90« (2fde Fig. 278,. cdc" Fig. 280 ;. Daher
l)ildf n die 6 4gliedrigen 3trahlen 3 «uf einander seokiachte eben^
bddlich.glQicbendige 4gliedrige Axen.
IKe NeigulDg des 4gliedrigen Strahles sn den nächsten 3glie-
drigen =; M«" 44' i^' (edc Fig. 278 und 2ei> Die Nei^un^
deMelbea.su den entfernteren
= 54* 44' 8'' + 7Ö^ 31' 44"
/ ■' :\ = 125* 15' sa"
,,. r> .. . =.180*— 54«44'8"(cde'.Fig.281> .
Jeder 2gliedr]ge Strahl macht mit jedem der beiden, ihm,
nächsten 3gliedrigen Strahlen Winkel von 35® 15' 52' (f de und ^
f d b Fig. 278) 9 mit den 4 weiter entlegenen aber solche von •
90® (fdg und fdh Fig. 278), mit den 1} entferntesten solche
von 180®— 35® 15' 32^^ z= 144® 44'8"lpdg Fig.281). Mit den
beiden ihm nächsten 4gliedrigen Strahlen, bildet er Winkel von •
45® (fdc Fig. 278); auf die beiden weiter entfernten ist er
senkrecht ( cdn und c' dn Fig. 281). Mit den-beiden am wei-
testen entfernten 4gliedrigen Strahlen macht er Winkel von 135^
(fdc"' und f d c' Figl 280). Jeder 2gliedrige Strahl bildet mit
jedem der 4 ihm nachbarlichen ebenbildlichen Strahlen Winkel
von 60® (fdi Fig. 278 und 282). Auf die beiden entfernteren
ist er senkrecht (f df und f df" Fi^. 280). Mit j^dem der 4
noch weiter entfernten macht er einen Winkel zz 120® (idn
Fig. 282).
lyei 12te fallt in die Verlängerung von ihm übler den Mit-
telpunct hinaus, so dafs also die 12* ebenbildlichen 2gliedrigen
Strählen 6 ebenbfldlich gleichendige 2gliedrige Axen bilden
( f df ' Fig. 280 und 282). Jeder andere Strahl ist IgUedrig.
1136 ^ Kryatall.
Ecke Oydbehm mit Kanten Ton 120^ ergeben sich, "weno
drei einander snnächst liegende Kantenlinien od, ob, oe der-
selben gleich lang macht und durch die so entstehenden 3 £nd-
pancte dieser I4nien eine Ebene dbphm Jagt. Sie ist eine
regelmäfsig i^nfseitig begrenzte Ebene und durch sie "v^erdea
alle 5 Eantenlinien der fraglichen Ecke in. gleicher Länge abge-
schnitten , so dais omrrohz=od:z::obrzoe ist. Eine tob
o aus auf diese Eb^ne senkrecht gefällte Linie trifft den Mittel-
> punct c derselben» Die Linien ce, cb, edu.s.w* sind daher
ieakrecht auf oc.
284) E^ sey behmd dieses regelmäbige Fünfeck, in weichest
die Diagonalen de, em, mb, bh, hd und die Perpendikel d^
285.1)k, el, hg und mf gezogen sind; o,cdbe sey der Theii, in
welchem die Linien cd, cg, cb, cf, ce, de jenen gleiduM-
migen entsprechen» Man ziehe en senkrecht auf ob und ver-
binde d und n durch dn, so ist der Winkel end der Neigong»-
Winkel, eob || dob =r l'iO^ ; der Punct a, in welchem de and
cb sich schneiden, werde durch an 'mit n^ verbunden, so ist
and := ane zi: -J-dne rr 60^* Zieht man og und of ond g^
so wird gf thit gf von Fig. 264 übereinstimmen. Itfan hat dann,
treiin'c a r;: 1 istj •
F»g- ca 'lii: 1
^•'' ab=rr5
tb = cd = Y^+i -
gg ; gf = ae = ad =t. rr5(r5 4-2)
e d — 2 rr5(r5+2) *
. be = r2r5(r5-j-1)
b£ = Arscrs+i;
ic = n^+rs) = icrs+iy
gf; an = r^r5(r5+2)
en = 2Kir5(r5 + 2)
bn = Kirscrs-i)
oc = TS +2.
ob =r rWsoTETl) '
of =i{rs+i) rrEWi+W^
= 2rr5(r5+2j
Kryatallometrie. jl27
'Setzt man o e =s 1, $o hat man
ocr= 1 ' .
of = ^Xs + i = ^*»^5(r5-l).
bc = 3 — O
f 0 = 4 crs- 1)
-bf = nr5(r5-2)C3-r5)=r4n^^^
= 4cr5--i)rr5(r5~v)
be = (f5— 1) jTQcrs-aj
•a = gf = r^^^zz rrscrs-»
an = ae f i = KirSCr^— 2}
'ne= 2rir5(r5— 2)
f5 = 2,23606753... .
Tg. boc = ^ = 3 — rs, boc=:37''22'38rM2
Tg. oof =^=:+(r5-l)J cof = 31»43'2",91
Tg. 2 cof = 2, ) 2cof= 63»26'5", 82
Tg. bof = ^= 4(30), bof = 20«54'18",5a
Sin. 2bof = I, boe = 41"»48'37",13
«• ,A —"«—iri l4dofc = 35M5'5r,77
Sin.idoa-. --Tt, i dae =70»31'43",55
Sin.igof= ^'=i(r5-l).)igof = 18*
gof = 36«
rs+i'
!•
360'
gof s bme := bcf =: —ttt- Z2 36*
mbe = 2X36'' = 72«
dbe ZS3X36« = 108»
gf e = 4 X 36" = 144'
cbe =:3X18* = 54»
V. Bd. C«««
1128 , Krystalh
27) Ebenso erhält man in dem Falle , in ^«reichem £i
Sgliedrigen Strahlen so vertheik sind , dab 51^antiga öwinkligi
Mittelpanctsecken mit Kanten von 120® entstehen, folgende
Sätze. £s sind vorhanden :
1) 12 solche Mittelpanctsecken ; ^aher
2) 12 ebenbildliche Sgüedrige Strahlen ;
3) 20 ebenbildliche Sglicdrige Strahlen ;
4) 30 ebenbildliche 2gliedrige Strahlen.
5) AaCser den erwähnten Strahlen sind alle andern Igliedrige.
6) Die 2-* 9 3- und Sgliedrigen.Äxen sind ebenbildlid^
gleichendig.
' Es ist nämlich die Neigung eines Sgliedrigen Strahles m
jedem der 5 nachbarlichen, ihm ebenbildlichen Strahlen :^t>.cof
= 63*26'5",82, zu jedem der 5 folgenden = 116* 33^ 54'M&
zu dem 12ten rr 180®* Die Neigung eines SgUedrIgen Strahki
zu den drei ibiA nachbarlichen ebenbildlichen
= 2.bof=boe= 4l«48'3r,13;
zu den 6 nächstfolgenden r= doe = 70*3r43', 55,
zn den 6 folgenden ' = 109* 2*^ 16^, -tt
zu den 3 entfernteren = 138* 1^22^ 87,
zu dem 203ten ^ = 180%
zu jedem der 3 nächsten Sgliedrigen Strahlen
= boc = 37«22'38^,12;
zu jedem der 3 folgenden Sgliedrigen Strahlen
= boe+boc = 79'll'l5^2i
Die. Neigung eines 2g|iedrigen Strahles zu den vier oachbazli*
eben , ihm ebenbildlichen Z=: g o f Z= 36^»
zu jedem der nächsten = 60^9
zu den 4 folgenden ' =1 2.gof = 72%
zu den 4 folgenden r= 90^,
zu den ^ nächsten Sgliedrigen z=:bof=:21^54' IST, 5&
zu den 2 nächsten Sgliedrigen =r cof =: 31*43' 2", 91-
28) Aus der Eigenschaft der 2gliedrigen Strahlen, das dop-
pelte Vorhand enseyn eines jeden andern Strahles so zu bedingen,
dafs in einer und derselben Ebene mit ihm je 2 ebenbildlichs
Strahlen liegen müssen, die mit ihm gleiche Winkel bilden, und
aus der Eigenschaft des Igli^drigen Strahles als eines solchen,
nicht zu zwei Strahlen sich ebenbildlich zu verhalten, geht her-
vor, dafs die Anzahl der eben bildlichen Igliedrigen Strahlen
jeder Art in jedem Falle zweimal so groifs seyn müsse, als die
Krjrstallometrie. 1129
der 2gli6drigen Strahlen ; sie ist daher , wenn die h^khatviel*
^liediigen Strahlen '
1) Bgliediig 8ind,=: 2 X 6 = 12,
2) 4gHedrig, = 2 X 12 = 24, '
3) Sgliedrig, = 2 X 30 = 60.
29) In hauptaxenlose^ Strahlensystemen sind die 5gliedri-
gen , 4gliedKigen nnd die 2gUedrigen Axen stets ebenbildlich
gleichendig , die 3gliedrigen aber nur dann , wenn sie nicht die
höchstvielgliedrigen Axen sind.
30} Sind aber die 3gliedrigen Axen die höchstvielgliedri-
gen, so sind sie nicht ebenbildlich gleichendig, und es sind hier
2 Fälle möglich, entweder a) sind sie gegmbUdlich^ nicht eben-
bildlich gUichendig, oder b) ungleicliendig.
31) £in Sgliedriger Strahl kann aber entweder 2fach oder
Ifach 3gliedrig seyn , d. h. ein solcher Strahl kann dem ihm im
Gegenbilde des gegebenen Strahlensystems entsprechenden Strahle
ebedbildlich seyn oder nicht. Ebenbildlich glei^hendige 3glie-
drige Axen müssen daher entweder ebenbildlich gegenbildlich
gleichendig seyn oder blols ebenbildlich gleichendig.
32) Wenn die Sgliedrigen Axen in hanptaxenlosen Gestal-
ten gleichendig sind , so können sie nicht gleicbsißlUg Üendig
seyn. Bei den blols ebenbildlich gleichendigen Ifach Sgliedri-
gen Axen ist dieses an sich klar. Bei den blofs gegenbildlich
gleichendigen Ifach Sgliedrigen nnd den gleichendigen 2fach
Sgliedrigen folgt es daraus, dals jeder Sgiiedrige Strahl 3 ihm
nachbarliche Sgliedrige Strahlen hat, deren Verlängerungen über
den Mittelpunct hinaus sich zu seinem solchen Verlängerungs-
strahle als die zu diesem gehörigen nachbarlichen einander eben-
bildlichen Strahlen verhalten, so dafs ^also Flügelilächen jener
mittleren 3gliedrigen Axe vorhanden sind , in welchen jede die-
ser Axe parallele Linie eine ungleichendige ist. Die (ebenbild-
lich oder nicht ebenbildlich) gegenbildlich gleichendigen Sglie-
drigen Axen in hanptaxenlosen Gestalten - oder Strahlensyste-
men können daher blofs gerenstellig gleichendig seyn.
33) Die sämmtlichen möglichen Falle sind daher folgende.
Es sind vorhanden entweder
1) 4 ungleichendige Ifach Sgliedrige Axen , oder
2) 4 ungleichendige 2fach Sgliedrige Axen^
3) 4 gerenstellig gleichendige Ifach Sgliedrige,
4) 4 ebenbildlich gleichendige Ifach Sgliedrige,
Cccc 2
1130 Kryatall. .
5} 4 gerenstellig gleichendige 2fach 3gliedrige,
6) 10 ebenbildlich gleichendige Ifach Sgliedrige,
7) 10 gefenstellig gleidiendige 2£ach 3gliedrige Axen. .
Man' kann daher die samnntlichen hauptaxenlosen StraJiIensy*
Sterne auf folgende Weise abtlieilen und benennen :
A. Hauptaxenlose Strahlensysteme mit 4 SgUedrigen Axeo,
Aaxige Strahlensysteme.
Diese zerfallen in
1) solche, bei welchen die^S vorhandenen 3gliedrigen Strah-
len ebenbildlich sittd ;
Sstrahllffe Systeme (im weitern Sinne).
a) Diese Strahlen sind 2fach Sgliedrig ;
Qfach ^liedrig S^trahliges System ^ regeUnäf^^
%strahliges System; abgekürzt: ^trahligee System
(im engern Sinne^«
b) Ifach 3glied|[ig ;
ifach, Sgliedrig Sst/'ahligesSystemf unregelmäfe^u
^trahliges Syst ein.
3) Die 8 3gliedrigen Strahlen zerfallen in 2 Abtheilnngen,
deren jeder 4 ebenbildliche 3gliedrige Strahlen angehören , 6k
den 4 andern nicht ebenbildlich sind ;
Astrahliges System (im weitern Sinne).
a) Die 4 einen sind den 4 andern gleichwerthig , aber nick
ebenbildlich, sondern gegenbildlich;
\fach Sgliedrig 2^ Astrahliges System; abgekürzt:
ü ^Astrahliges System,
b) Die 4 einen sind den 4 andern nicht gleichwertig;
i^ Astrahliges System.
aa) Diese Strahlen sind 2fach Sgliedrig;
Qfach Zgli^driges Astrahliges System, auch schlecht-
hin Astrahliges System (im engern Sinne).
bb) Diese Strahlen sind Ifach Sgliedrig ;
ifach Sgliedrig Astrahliges System,
unregelmäfsiges Astrahliges System.
B. Hauptaxenlose Strahlensysteme mit 10 Sgliedrigea Axen,
\Qaxiges Stralilensystem,
iOstrahlige Systeme (im weitern Sinne).
1) Die 20 Sgliedrigen Strahlen sind 2fach Sgliedrig;
2fach Sgliedrig QQstrahliges System,
Kryatällom^trie. 1131
regetmdfsiges ÜOsirahlsg^s Sfsiem oder schlechthin
aOstrahliges System (im engern Sinne},
2) Die 20 Strahlen sind Ifach SgUedrig;
\fach Zgli^drig QOatrahliges System^
I unregehmäfsigen ^Qstrahliges System.
G. Hanptaxenloses Strahlensystem mittun endlich vielen un-*
endlich vielgliedrigen Axen , oo strahliges System , Kngel.
34) Die Fliigelflachen eines 2fach SgUedrigen Strahles, we}-*
die durch die ihm ebenbildlichen nichbarlichen Strahlen gehen^ ^
flind doppelte Flügelflächen desselben. Daher sind auch jene Flü-
gelflächen von ihm, die diesen über den fraglichen Strahl hinans
gerade entgegengesetzt sind , d« h. '-welche die 120** betragende
Neigung Kweier solcher gieiehwerthigen doppelten Flügelflächen
halbiren ^ ebenfoUs doppelte Flügelflächen.
35) Sind die 3gliedrigen Strahlen 2fach SgHedrig , so sind
auch die vorhandenen 2* und 4- oder 5gliedngen Strahlen 2iaoh
pgliedrige Strahlen. Denn die doppelten Flügelflächen der 3gHe-
drigen Strahlen sind auch doppelte Flügelflächen für die in. die-
sen Flügelflächen liegenden 2gliedrigen Strahlen sowohl» als
auch für die 4- ode? 5gliedrjgen.
36) Sind 2fach SgHedrige iingteichendi^e Axen vorhanden,
80 müssen die dazu gehörigen 2fach 2gliedrigen Axen gerenstel*
Ug gleichendig seyn. Als 2fach pgliedrige Axen können sie bloCs
gleichstellig oder gerenjjtellig 2endig seyn. Wären sie gleich-
steliig 2endig , so müfste j^ede eiaer solchen Axe parallele Linie
eine gleichenidige seyn^ Da nun sj>er der 2gliedrige Strahl in
der Ebene 2er ebenbildlichen SgUedrigen Strahlen liegt,' den
Winkel , den sie bilden , halbirend , und da die Verlängerungen
Äer Sgliedrigen Strahlen nicht den verlängerten gleichwerthig
sind, -so ist einleuchtend, dafs demnach die 2fach 2gUedrige
i^xe in diesem Falle Flügelflächen habe, in denen. jede dieser
Axe parallel liegende Linie eine ungleichendige ist. Da nun
die 2fach 2gUedrige Axe sonach nicht gleichstellig 2endig seyn -
kann , so mufs sie gerenstellig 2endig seyn.
37) Wenn in einem hauptaxenlosen Strablensysteme Ifach
Sgliedrige gerenstellig gleichendige Axen vorhanden sind, so
sind die vorhandenen 2gliedrigen Axen gleichstellig 2endig 2fach
Sgliedrig. Dafs sie 2fach 2gliedrig sind, ergiebt sich daraus,
d^, wenn bei Vergleichung des fraglichen Strahlensystems mit
dem Gegenliilde desselben die einen 4 ebenbildlichen Sgliedrigen
1132 KryatalL ,
Strahlen edsammenfaQen mit den Gegenbildem der 4 andern
Sgliedrigen Strahlen (die za den 4 eisten sich, wie bekannt ist,
gegenbildlich verhalten), die Gegenbilder der 2gliedrigen Strah-
len mit den 2g1iedrigen Strahlen selbst zusammenfallen müssen,
-weil in dem gegebenen Strahlensysteme keine andern Sgliedri-
gen Strahlen mehr vorhanden sind, aufserdenO, welche ein-
ander ebenbildlich sind. Oafs dani^ yene F lugelllächen eines
solchen 2fach 2gUedngen Strahles , welche durch die nachbarli-
chen 2gliedrigen Strahlen gehen, aus demselben Grunde aach
mit Gegenbildetn derartiger Flügelflächen znsammenfidlen , also
doppelte Flügelflächen seyn müssen, ist aus demselben Grande
ebenfalls einleuchtend. Weil nun die drei 2gliedrigen Axen auf
einander senkrecht seyn müssfln , indem ihre Anz|ihl nicht grtf-
fser als 3 ist, so folgt, dafs in jeder doppelten Flügelfläche einer
solchen Axe ein 2fach 2gliedriger Strahl so liegt , daCi er senk-
recht auf die fragliche Axe ist, und daher mufs diese eine gleich-
stellig Dendige seyn.
38) Auf dieselbe Weise wird dargethan, dafs , wenn 3 auf
einander senkrechte 2fach 4gHedrige Axen vorhanden sind, diese
gleichstellig 2endig seyn müssen. Man kann nämlich sowohl
die auf eine 2fach 4gliedrige Axe senkrechten 2fach 4gliedrigen
Strahlen, als auch die den Winkel zwischen zwei nachbarlichen
ebenbildlichen 4gliedr]gen Strahlen halbirenden , in der auf die
fragliche2fach 4gliedrige Axe senkrechten Ebene liegenden 2fach
2gliedrigen Strählen als in doppelten Flügelflächen jener Axe lie-
gende 2fach 2gliedrige, auf sie senkrechte , Strahlen betrachten.
39) Ebenso, wie es von den 2fach Sgliedrigen gleichendi-
gen Axen bewiesen wurde, dafs sie gerenstelUg gleichendig,
seyn mufsten , wird auch von den 2fach Sgliedrigen Axen (die
stets gleichendige sind) dargethan, dafs sie nur gerenstellig
gleichendig seyn kennen. Die in den doppelten Flügelflächen
der 2fach pgliedrigen Strahlen liegenden Igliedrigen Strahlen
, sind 2fach Igliedrige» mithin sind die einer und derselben Art
angehörigen einander ebenbildlich gegenbildlich.
Die Anzahl 2fach Igliedriger Strahlen einer Art ist:
im 2fach SgHedrig Sstrahligen Systeme = ^^^^=24;
im 2fach Sgliedrig 4atrahligen Systeme = ^ ^ ' = 12 ;
Kryttällometrie. 1133
im Ifach 3gliedng 2 X 4strahligen Systeme = — — — r—
im 2fach SgGedrig 20stniUigen System« =: — ■ ■
= 60.
In den Systemen mit 2fach Sgliedrigen Strahlen lassen sich
die 2fach Igliedrigen Strahlen in 3 Abtheilungen bringen :
a) solche zwischen einem höchstvielgliedrigen (2&ch 5«»
4- oder Sgliedrigen) und einem 2fach Sgliedrigen;
b) solche zwischen einem höchatvielgliediigen Strahle und
einem 2fach 2gliedrsgen;
c) solche zwischen einem 2fach Sgliedrigen und einem
2raGh 2gliedngen ^.
In dem 2X4slrahligen Systeme sipd solche Abtheilungen
der 2fach Igliedrigen Strahlen nicht vorhanden i die 2fach Iglie«
drigen Strahlen liegen hier zwischen zwei 2fach 2gliedrigen«
Bei dem 2fach Sgliedrig 20strahligen sowohl , als auch
gstrahligen, so wie auch bei dem Ifach SgH^drig 2X4strahli«
gen Systeme sind die vorhandenen 2fach Igliedrigen Axen ge«
renstellig gleichendig 2fach jgliedrig, wie dieses die Beschaffen-
heit derjenigen höheren 2fach pgliedrigen Axen mit Sich biingt|
in Beziehung zu welchen sie als 2fach jgliedrige Strebeaxen
auftreten , wenn >ene verticalstehend gedacht werden« Bei dem
2fach Sgliedrig 4strahligen Systeme aber sind die 2fach. Igliedri-
gen Axen, welche nicht auf eine der drei 2fach 2gliedrigen
Axen senkrecht sind , stets ungleichendig ; die sechs glpichwer-
thigen, auf 2fach 2gliedrjge Axen senkrechten, 2fach Igliedrigen
Axen aber sind gleichstellig 2endig 2fach Igliedrige. Eine sol-
che 2fach Igliedrige' gleichstelGg 2endige Axe aher liegt so, dab
der Winkel, welchen zwei einander zunächst liegende ungleich-
wertfaige 2fach Sgliedrige Strahlen bilden, durch sie halbirt wird.
Da in dem 2fach Sgliedrigen 20strahligen , so wie in dem
2fach Sgliedrig SstraUigen pnd in dem Ifach Sgliedrig 2X4-^
1 Dafg hier in dem Falle, bei welchem nngleiohendigex Sfaeh
Sgliedrige Axen vorkommen, die Sfach Sgliedrigen Strahlen der einen
Art als höchttvielglicdrige betrachtet werden , wahrend die der air-
dern Art so angesehen werden, als seyen sie die gewöhnlichen Sfach
$gliedrigen Strahlen hauptaxenloser Sirahlensysteme , wird ohne wei-
tere AoaeinandersetJiiing eioleachten.
1134 KrystalL
itnJiIigett System« die SgUedrigen Axen gerenstelBg 2tadig»
•ind, 80 folgt, daby wenn man eine derselben senkrecht stellt,
jede Igliedrige Axe gleichwie bei hauptaxigen gerenstellig 2eii-
digen Sgiiedrigen Gestalten eine gerenstellig 2endige Ifacji Iglie*
drige seyn müsse«' Da bei dem 2fach Sgliedrig 4strahligeii Sy^
eteme die 2gliedrigen Axen gerenstellig 2endige sind , so mafii,
weil bei hauptaxigen gerenstellig 2endi^en 2fach 2gliedrigeii Ge-
stalten jede auf die Hauptaxe senkrechte Ifach Igliedrige Qaer-
axe eine ebenbildlich 2endige ist, auch hier jede auf eine 2glie-
drige Axe senkrechte Ifacb Igliedrige Axe eine ebenbildlick
l^endige Ifach Igliedrige seyn. Jede andere Ifach Igliedrige
Axe ist aber hier eine nngleichendige , weil der Fall , gemfifs
welchen dort Axen, welche in einerUi Ebene mit der Hauptaxe
und einer 2gliedrigen Queraxe fielen , gleichendige waren , hier
dieselben ehenbilcUich 2endigen Ifach Igliedrigen Axen, welche
eben erwähnt wurden , betrelFen würde. -*
Für die Ifach Sgliedrig 20-, 8- und 4strahligen Systeme
gilt, weil in ihnen ebenbildlich 2endige Ifach 2gliedrige Axee
vorkommen, der Satz: jede Ifach Igliedrige Axe, die auf einer
solchen Ifach 2gliediigen senkrecht ist, müsse eine ebenbildlich
' 3endige seyn« Dasselbe gilt von den auf ebenbildlich 2eDdigt
Ifach 4gliedrige Axen senkrechten Ifach Igliedrigen im Ifach
Sgliedrig Sstrahligen Systemie« Alle übrigen Ifach Igliedrigen
Axen .sind aber ungleichendig.
Das Ifacli^gliedrig ^trahlige System, oder das 8itrahiig9
System im engern Sinne , hat
1) 3 ett£ einander senkrechte gleichstellig 2endige 2fadk
AgUedrigB Axen a;
2) 4 gerenstellig 2end]ge ^fach ZgUedrige Axen b; jeder
2fach Sgliedrige Strahl Hegt ip der Mitte zwischen 3 nachbarli-
chen 2fach 4gliedrigen ;
3) 6 gleichstellig 2endige %fach igliedrige Axen c; jeder
2fach 2gliedrige Strahl liegt in der Mitte sowohl zwischen 2
nachbarlichen 2fach 4gliedrigen , als auch zwischen 2 nachbarli-
chen 2fach Sgliedrigen Strahlen;
4) %fach igliedrige gerenstellig 2endige Axenj die AmaU
2fach Igliedriger Axen einer Art stets = 12* Die 2&ch Iglie-
drigen Axen unterscheiden sich in' '
a) 4- undQetändige oder kürzer 4standige; jeder Strahl
einer solchen 2fach Igliedrigen Axe liegt in der Ebene zwischea
Krystallomelriei 113$
•inam Sfacli 4gliedrig«n nnd einem za diesem nachbarlSchen
Sfach 2glie<irigen Strahle. Es sind so viele Arten 4atänd]ger
2fach Igliedriger'Axen möglich, als der Winkel von 45 Grad,
' den der 2fach 4gliedrige mit dem ihm nachbarlichen 2£ftch 2glie-
drigen Strahle bildet, Strahlen zu fassen vermag. ^
ß) 3- und 2ständige oder kürzer Sständigeß jeder Strahl
«iner solchen Axe liegt in der £bene zwischeh einem 2fach.
3gliedrigeD und einem zu diesem nachbarliohen 2fach 2gliedri«
gen Strahle. Die Menge von Arten solcher Axen ist gleich der
Menge von Strahlen ^ die ein "Winkel von 35* 15' 52" (Neigung
von b gegen c) fafst.
/) 4- und ZständigB 2fach igliedrige jixen; jeder 4- und
Sständige 2fach Igliedrige Strahl liegt in der Ebene' zwischen
einem 2fach 4gliedrigen und einem zu diesem nachbarlicheu
2fach 3gliedrigen Strahle. Die Menge der Arten solcher Axen
ist gleich der Menge von Strahlen, die ein Winkel von 54* 44' 8^
(Neigung von a gegen b) zu fassen vermag. ' *
5) gerenstellig 2endige Ifach Igliedrige Axen, von jeder
Art 24. Die Menge der Arten ]fach Igliedriger Axen ist gleich
der Menge von Strahlen, die eine Ecke falst, in welcher die
360^ 360^
Kanten folgende Werthe haben: = 90* die eine ;
•360*
= 60® die andere : r . =3 45** die dritte : oder bei welcher
2X4
die ebenen Winkel der erste 54* 44' 8", der zweite 45*, der
dritte 35® 15' 52" halten. Da diese Ifach Igliedrigen Axen geren-
stellig 2en(dig sind , so verhalten sich die beiden , in einer sol«
chen liegenden, Strahlen gegenbildlich , nicht ebenbildlich.
Jeder der 8 ebenbildlich gegenbildlichen 2fach 3gliedrigen
Strahlen ist umgeben von 2X3 odei 6 Ifach Igliedrigen Strah-
len jeder Art , so dafs diese 6 Strahlen auf gleiche Weise nach-
barlich zn ihm sich verhalten ; die ä einen ebenbildlichen ^ ver«
1 Durch Umdrehang des Strahl eiMyitems ' am jenen Bgliedrigen
Strahl» all die Umdrehuogsaie , mit einander TerCi^Mchbareä ^
2 . 1 , 1 . 24
= 2 . 2 . 1 . 12
= 2.2.2.6
Ä 2 . 2 . 3 . 4
= 2.2.4. S = 48.
tm Kry.UlI.
halten sich zu den 3 andern unter sich ebenbildltchen ab ge-
genbildlich gleich werthig.
Das ifach Sgliedrlg S^trahlige System hat
1) 3 ebenbildlich Sendige Ifach 4gliednge
2) 4 ~ 2—1—3 —
7) 6 — 2- 1—2 —
Äxen, welche hinsichtlich auf Lage sich ebenso verhalten, wie
^e 2fach 4-9 3- und 2gliedrigen Azen des Sstrahligen Systeas-
4) Ifach Igliedrige Axen; ,
a) ebenbildlich ^endige , von jeder Art 12
aa) 4ständige,
ßfi) Sständige,
y/) 4- und Sständige,
hinsichtlich auf Lage , Zahl und Menge der Arten mit den ahn-
lich benannten 2fach Igliedrigen Axen der Sstrahligen Systeme
übereinstimmend ;
ß) ungleichendige ^ von jeder Art 24, hinsichtlich auf L^
und Menge der Arten mit den Ifach Igliedrigen Axen des 6strah*
ligen Systems übereinstimmend.
3.2.1.4
= 4.2.1.3
= 6.2.1.2} =: 24-
= 12 . 2 . 1 . 1
r= 24 . 1 . 1 . 1
> cg > w
I: SPS-
B 8
tr
S- so- 2.|
a '^
• a
Jeder der 8 ebenbildlichen Ifach SgUedrigen Strahlen ist
umgeben von 3 ebenbildlichen Ifach Igliedrigen Strahlen jeder
Art, die sich «u ihm auf gleiche Weise nachbarlich verhalten
und durch Umdrehung des Strahlensystems um ihn mit einander
vertauscht werden können«
% Krystallometrie« ' 1137
Dts UfauA ZgUtdrig Aßtrahlig0 ßygimm mlcv im drahtige
System (im «ngern Sinne) hat:
1)3 anf einander senkrechte gerenstelfig 2endige ^aeh
QglUdrige Axen,
2) 4 ungleichendige 2fach Sgliedrige Axen; jeder 2fach
Sgliedrige Strahl der einen Art liegt in der Mitte zwilchen 3
aolchen der andern Art , während jedex; 2fach Sgliedrige Strahl
in der Mitte zwischen '3 zu einander nachbarlichen 2£ich 2glie->'
drigen Strahlen liegt.
3) 2fach Igliedrige Axen,
' a) 3- und ^ständige d. h. solche , bei denen jeder Strahl
in der Ebene zwischen 2 nachbarlichen ungleichwerthigen 2fach
Sgliedrigen Strahlen liegt;
aa) gleichstellig 2endige 2fach Igliedrige Axen. Ihre Anr
zahl ist 6. Jeder Strahl einer solchen Axe liegt in der Mitte
zwischen 2 nachbarlichen ungleichwerthigen 2fach Sgliedrigen
Strahlen und zugleich in der Mitte zwischen 2 nachbarlichen
Sfach 2gKedrigen ; . ,
ßß) ungleichendige 3* und Sständige Axen. Die Anzahl
solcher Axen einer Art == 12* Die Menge der Arten ist gleich
der Menge von Strahlen, die der \7inkel von 35® 15' 52'' fafst,
welcher die kleinste Neigung einer 2fach Sgliedrigen gegen eine
gleichtftellig 2endige 2fach Igliedrige Axe mifst;
ß) 3- und ^ständige oder kürzer Ständige ungleichen'^
dige Axen, Jeder Strahl einer solchen Axe liegt in der Ebene
zwischen einem 2fach Sgliedrigen und einem dazu nachbarlichen
2fach 2g1iedrigen Strahle. Je 12 dergleichen Axen sind von
einerlei Art; die Menge der Arten ist gleich der Menge von
Strahlen , die ein Winkel von 54° 44' 8^', welcher die Neigung
eines 2fach Sgliedrigen zu einem 2fach 2gliedrigen Strahle mifsti
XU fassen vermag.
4) Ifach Igliedrige Axen,
, a) ebenbildlich 2endige. Jeder Strahl einer solchen Axe
liegt in der Sbene zwischen einem 2£ach 2gliedrigen nnd einem
dazu nachbarlichen Strahle einer gleichstellig 2endigen 2fach
Igliedrigen Axe und die Menge der in dem von 2 solchen
Strahlen eingeschlossenen Winkel möglichen Strahlen bestimmt
die Menge der Arten ebenbildlich gleichendiger Ifack Igliedriger
Axen. '
1138 Krystall.
Je 2X6 soIch<!« Axeo gabören xu einerlei Art; die 6<
verhalten sich zu den 6 andern gegenbitdlich.
ß) angleichendige. Von jeder Art 2X 12 oder 24. Die 13
einen zu den 12 andern gegenbildlich. Jeder der 4 ebenbildlich
gegenbildlichen 2fach Sgüedrigen Strahlen ist umgeben von
2X3 oder 6 gleich werthigen Ifach Igliedrigen SOrahlen, die
«uf gleiche Weise nachbarlich zu ihm sich verii^Iten. Die 3
^inen unter tiph ebenbildlichen verhalten sich gegenbildlich za
den 3 andern.
Die Menge der Arten Ifach Igliedriger ungleichendiger Axes
ist gleich der Men^e vgn Strahlen , die eine Ecke fafst, an wel-
che? die Kanten 90*>, 60* und 45° »ind,
3.2.2,2
4 • 1 . 2.3
6 . 2 . 2 . 1 J = 24.
12 . 1 . 2 . 1
24 . 1 . 1 . 1
Das 1/ach "ZgUedrig Astrahligß System hat :
1) 3 ebenbildlich 2endige Ifach 2gliedrige Axen;
2) 4 ungleichendige Ifach 3gUedrige Axen ;
3) Ifach Igliedrige Axen.
Jeder der 4 ebenbildlichen Ifach Sgüedrigen Strahlen einer Alt
ist umgeben von 3 gleichwerthigen eben bildlichen Ifach Iglie-
drigen Strahlen jeder Art, so dals also 12 ebenbildliche Ifach
Igliedrige Strahlen jeder Art vorhanden sind«
Die Ifacb Igliedrigen Axen zerfallen in
a). ebenbildlich 2endige, je 6 von einerlei Art. Die Strahlen,
aus denen eine solche Axe besteht, liegen in der Ebene awischen
2 nachbarlichen 2gliedrigen Strahlen. Man unterscheidet
a) die 3- und ^ständigen, von denen es nur eine Art giebt^
bestehend aus Strahlen , deren jeder zwischen 2 ungleichwetthi*
gen ßgliedrigen Strahlen in der Mitte liegt ;
ß) die gewöhnlichen ebenbildlich 2endigen Ifach Igliedii-
gen Axen.
b) ungleichendige Ifach Igliedrige Axen, je 12 von einerlei
Art Man hat
o) 3* und Sstandige \
ß) ^ und Sstandige > ungleichendige Ifach Igliedrige Axeo,
t) gewöhnliche )
von denen die ersten aus Ifach Igliedrigen Strahlen bestehen,
= 12.
Krystallometrie. 1189
^welch« in äet Ebene zwischen 2 ungleichwerthigen Sgliedrigeo
nachbarlichen Strahlen liegen , während die Strahlen, dorch
iBvelche eine der 3- und 2ständigen gebildet ist, in der Ebene
z^T^ischen einem SgHedrigen und einem nachbarlichen 2^iedri-*
gen Strahle sich befinden und die gewöhnlichen in keiner sol-
chen Ebene liegen. Die Menge der Arten gew()hnlicher un-
gleichendiger l/ach Igliedriger Axen ist 2mal so grofs, als die
Menge von Strahlen , die eine Ecke fafst , deren Kanten 90*i
60* und 45^ sind.
3.2.1.2
4.1.1.3
6.2.1.1
12 . 1 . 1 . 1
Das ifachSgliedrig 2'XAsirahlige System oder das 2X4^
sirahllge System hat :
1) 3 auf einander senkrechte gleichstellig 2endige, 2fach
3gliedrige Axen ;
2) 4 gerenstellig 2endige Ifach Sgüedtige Axen ;
3) gerenstellig 2endige 2fach Igliedrige Axen , von jeder
Art 6. Sie liegen so, dafs jeder ihrer Strahlen in der Ebene
zwjscben zwei nachbarlichen 2fach 2gliedrigen Strahlen sich be-
findet. Man hat :
a) 3- undSständige, von denen es nur eine Art giebt. Jeder
Strahl einer solchen Axe liegt zugleich in der Ebene zwischen
zwei nachbarlichen gegenbildlichen SgHedrigen Strahlen ;
b) gewöhnliche. Die Menge der Arten ist gleich der dop«
pelten Menge von Strahlen, die ein Winkel von 45* fafst J
4) gerenstellig 2endige Ifach Igliedrige Axen , von jeder'
Art 12. Man untierscheidet:
a) 3- und 3ständige i
b) 3- und2ständigef Ifach Iglii^drige Axen.
c) gewöhnliche j
Von den erstem liegt jeder Strahl in der Ebene zwischen 2 nach«
barlichen gegenbildlichen Ifach SgHedrigen Strahlen ; von den.
zweiten aber iii einer solchen ^^s wischen einem SgHedrigen und
einem 2gliedrigen ; von den gewöhnUchen aber in keiner sol-
chen Ebene.
Die Lage der verschiedenen Axen einer Art hängt ab .von
den bekannten Eigenschaften der SgHedrigen und der 2gHedrigen
Axen, gemäls welchen
1140 KrystalK
1) {edtr Sgliedrige Strahl ningiben ist von 3 einanda
ebenbildlichan Ifach Igliedrigen Strahlen, die durch Umdrefamig
des StraUensystems um ihn sich mit einander verunscheft
lassen;
2) unter gleicher Neigung gegen einen und denselben 2glie-
drigen Strahl , in einerlei Ebene mit ihm , ebenbildliche Strahlea
liegen.
Die Henge der Arten gewöhnlicher Ifach Igliedriger Axen
ist doppelt so grofs, als die Menge yon Strahlen, welche eine
Ecke fafst, in welcher die Kanten 90"», 60<* und 45"^ sind.
3.2. 2.2 j
s=s 4.2.1.3|=s349 Anzahl der gleichwerthigen
c= 6 • 2 . 2 . 1 1 Ifoch Igliedrigen Strahlen einer Ait.
= 12 . 2 . 1 . 1 ]
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Zur Uebersicht der sämmtlichen Sgliedrig 4axigen Systeme
diene folgende Tabelle , in welcher die einen der entsprechen*
den Axen der verschiedenen Systeme neben einander gesullt
sind«
In dieser Tabelle bedeutet die Abkürzung:
gist, das
grst. —
ebbdL—
Wort gleichstellig
— - gerenstellig
— ebenbildlich
end. —
— gliedrig
— endig
ungL —
f. —
— - ungleich
— fach
u. —
— . und.
Kryatallometrie.
1141
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1142 KrjstalL
" Das ^fach ZgH^drig ÜOstrahlige System^ oder das 20siFak-
Hge System im engern Sinne, hat.:
1) 6 gerenatellig 2endige 2fach 5gliedrige Axen. Jeder 2lack
Sgliedi-ige. Strahl steht in der Mitte zwischen 5 ihm nachbarliches
.ebenbildlichen Strahlen und. bildet mit je zwei derselben die
Kantenlinien einer* Skantigen Mittelpunctsecke , deren Kantea
durch den Mittelpunctswinkel der regel'mäfisigen Sseitigen Figor
360*
gemessen werden , also = — — = 72* sind.
o
2) 10 gerenstellig 2endige 2fach SgÜedrige Azen. Jeder
der 2fach 3gliedrigen Strahlen liegt in der Mitte yon 3 gegensei*
tig nachbarlichen 2fach Sgliedrigen, während umgekehrt jeder
2fach Sgliedrige^ Strahl in der Mitte von 5 ihm nachbarlichea
2fach Sgliedrigen Strahlen liegt, welche als Kantenlinien eioer
5kantigen 5winkligen Mittelpunctsecke angesehen werden IeOo-
360®
nen , an der jede Kante = — — c=3 120® beträgt.
3) 15 gleichstellig 2endige 2£ach 2gliedrige Axen. Jeder
2fach 2gliedrige Strahl halbirt sowohl a) den Winkel tod
63® 26' 5^82, den 2 nachbarliche 2fach SgUedrige Strahlen bil-
den, als auch b) den, welchen 2 nachbarliche 2fach Sgliediige
einschliefsen , dessen Gröfse = 41® 48' 37", 12 ist,
4) gerenstellig 2endige 2fAch Igliedrige Axen, von jeder
Art 30. Man hat:
4) 5 * und 2ständ]ge oder kürzer Sständige. Jeder StraU
einer solchen Axe liegt zwischen einem 5gliedrigen und einen
zu diesem nachbarlichen, das heifst unter einem Winkel tob
3t®.43'2", 91 .dagegen geneigten, 2gliedrigen Strahle. Die Menge
der Arten Sständiger 2fach Igliedriger Axen ist gleich der Menge
Ton Strahlen, die der eben erwähnte Winkel zu fassen vermag.
b) 3 - und 2ständige oder kürzer 3ständige. Jeder Strald
einer solchen Axe liegt zwischen einem Sgliedrigen und einem
zu diesem nachbarlichen d. h. unter einem Winkel von 20® 54'
18", 56 dagegen geneigten Sgliedrigen Strahle. Die Menge der
Strahlen, die der angegebene Winkel fafst, ist gleich der mög-
lichen Menge von Arten 3standiger 2fach Igliedriger Axen.
c) 5- und Sständige. Jeder Strahl einer 5- und Sständigea
2fach Igliedrigen Axe liegt izwischen den Schenkeln des Win-
kels von 37® 22' 38'',12-, den ein 5gli«driget mit einem ihm
nachbarlichen Sgliedrigen Strahle bildet, und die Menge der
Krystallometrie.
1143
Arten 5- nnd ^stSndiger 2fach Iglied.riger Axen ist gidch der
Menge von Strahlen , die dieser Winkel zu fassen vermag.
5) gerenstellig 2endige Ifach Igliedrige Axen, von jeder
Art 60> Die Menge von Arten ist gleich ' der Menge von Strah-
len , Welche eine Ecke zu fassen vermag , in welcher die GrHfse
der Kanten
360*
= 90«
3()0'
2X3
= 60«
360»
2X5
= 36«, der
2X2
ebenen Winkel aber
' 37« 22' 38", 12
31«» 43' 2", 91
20» 54' 18^', 56 beträgt ^
Bei dem \fach ZgUedrig IQstraJiligen Systeme hat man
6 ebenbildlich 2end]ge Ifach Sgliedrige Axen
10 — 2—1—3— ~
15 — 2—1—2— —
30 — 2—1—1— — -
von jeder Art, und zwar
a) 5- und 2stä'ndigey
b) 3- und 28tandigo,
c) 5- und 3fltandige,
60 ungleichendige Ifach Igliedrige Axen von jeder Art K
6.2.6.2
10 . 2 . S . 2
15 . 2 . 2 . 2
SO . 2 . 1 . 2
60 , 1 . 1 . 2
, /
= 120 (Menge der Ifach IgUedrigenStralH
leo einer Art). V
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Dddd
Fi/
1144 Krystall. , .
Hanptaxenipse Gestalten.
Dem unendliph vielstrahligen Systeme entspricht bloE» die
einzige Gestalt , die wir Ku^el nennen*
- In jedejn der übrigen hauptaxenlosen Strahlensysteme sind
aber 7 Hauptarten von Strahlen vorhanden; daheir auch in jedem
hauptaxenlosen Grestaltensysteme 7 Hauptarten von Gestalten
möglich seyn müssen. Die der Auffassung zunächst liegenden
einlachen Gestalten der Art sind jene , welche entstehen, wenn
man in gleicher Entfernung vom IVIittelpuncte des Strahlensy-
stems senkrecht auf alle Strahlen einer bestimmten Art Ebenen
legt und diese Ebenen nur so weit verlängert , bis sie sich
schneiden und den Raum rings umschliefsen K
I. Die Sgliedrig 4axigeu Gestalten.
A^ Die %8trahligen Gestalten {Octarcta), homosphäroedri«
sehe Gestalten , homotessulare Gestalten.
I' 1) Der Würfel oder ^flächner {Hexaedrmn^ Hexaeder,
Cubus) hat 6 |^| Flächen W, die auf den 2fach 4gliedrigen
Strahlen senkrecht stehen und 2fach 4gliedr]ge Flächen, näm-
' . 6X4
lieh Quadrate sind. Er hat — - — oder 12 |^j Kanten r, welche
auf 2fach 2gliedrigen Strahlen senkrecht stehen und 2fach 2glie-
drige Kanten sind j in denen die Flächenneigung = 90^ lat. Die
i Die BenenDQiig der einEelnen Arten von einfachen hanptax»»
losen Gestaltea wird am zweckmäftfigstea gegrüadet
X) auf die Anzahl ihrer ( wie sich von selbst versteht, gleichwer-
thigen) Flachen (6flächner, Sflachoer, 4flächDer, ISflächaery £Oflächner}y
wenn die Flächen derselben regelmäfsige Vielecke sind;
2) auf die Form der Flachen in Terbindung mit ihrer Ansahl
(12-Raatenflächner, 30-Raatenflachner, 12wandiger» 24wandiger und 60-
wandiger LanEenflächner, I2wandiger Sterzenflachner , diwandiger, 4S-
wandiger und ISOwandiger Dreieckfiächner^ 24wandiger ViereckfiAch«
ner, 12wandiger, 24wandiger and 60wandiger Fünfeckflachner) ;
S) auf das Yerbundenseyn von mehreren za einer Gruppe Ton
Flachen, so dafs dann die Benennang angieht, wie viele Flachen s«
einer Gruppe gehören und wie viele solcher Gruppen vorhanden «iad*
Dieses betrifft die hauptaxenlosen Gestalten, welche von gleichschenk-
ligen Dreiecken oder Keilflächen begrenzt sind' (4:^5wandigery 6x4*
wandiger, 8 x3wandiger, 12x5 wandiger und SOx^waadiger Keil*
fläehner). '
Krystallometrie. 1145
"^ oder 8 1^1 Ecken o desselben sind Skantige 2fach 3gHe«-^
drige EcKen und ihre Scheitel sind die Endpnncto der Sfach
Sgüedrigen Strahlen. Sie sind 3fach rechtwinklige, mithin aach
3fach rechtkantige Ecken, Die wichtigsten Schnittebenen des
Wiirfels (Hauptschnitte), d. h. jene, in denen wichtigere Aken
dieses Körpers liegen , sind *
a) die 2fach 4gliedrigen oder quadratischen Hauptschnitt«
des Würfels. Jeder, von den 3 solchen Schnitten ist senkrecht
auf einer der 3 zu einander senkrechten 2fach 4gliedrigen Axen,
liegt daher zwei parallelen Würfelflächen parallel. Die beiden
andern 2fach 4gliedrigen Axen liegen in ihm den Seiten des
Quadrates parallel , die beiden Diagonalen desselben sind 2fach
2gliedrige Axen des Würfels.
b) die 2fach 2gliedrigen Hauptschnitte. Sie sind recht**
winklige Parallelogramme , deren eines Seitenpaar mit Würfel-
kanten , das andere mit Würfelilachen diagonalen züsammenfällr.
Das Verhältnifs der Seiten derselben ist also = 1 : Y^2. JParallel
deli kürzeren Seiten liegt in jedem dieser Schnitte eine 2fach
4gliedrige , parallel den längeren Seiten eine 2fach 2gliedrige
Axe und die beiden Diagonalen sind 2fach 3gliedrige Axen« Die
Würfelkante = 1 gesetzt ist also :
die 2fach 4gliedr]ge «Axe = 1 = 1
— 2—2— — =)^2 = 2^4
— 2 — 3 — — = r3 = 3r4. '
Senkrecht auf jedem 2fach 2gliedrigen Hauptschnitte steht eine .
der sechs 2fach 2gliedrigen Axen , daher die Anzahl der Haupt-
tfchnitte dieser Art = 6 ist.
c) die Sfach 3gliedrigen Hauptschnitte* Sie* sind regelmä-
fsige Sechsecke ; auf jedem solchen Schnitte steht eine der 4
,£ckenaxen :oder 2fach 3gliedrigen Axen des Würfels senkrecht,
daher die Anzahl dieser Hauptschnitte = 4 ist. In jedem liegen
3 der 2fach 2gliedrigen Axen als Diagonalen.
2) Der Sßäc/mer Qoctaedrum, Oktaeder, regelmäfsiges oderl^S*
' gleichzeitiges Oktaeder , Sflach). 8 |^| Flächen o , die auf den
2fach 3gliedrigen Strahlen senkrecht stehen , 2fach 3gliedrige
8 >^ 3
Flächen, und zwar 3se2tige, sind. Seine — -— oder 12 Kanten
r sind |^I 2fach 2gliedrige, auf den 2 fach 2gliedrigen Strahlen
senkrecht stehende Kanten^ von denen je 4 in einer der 6 |^|>
, Ddad2
1146 Kryatall.
4^antigen 2fach 4gHedrigen Ecken w sich vereinigen, deren
Scheitel die Endpuncte der 2fach 4gliedrigen Strahlen sind. Die
Neigung 2er Flächen an eirter Kante ergiebt sich aus derPfeigong
zweier nachbarlichen 3gliedrigen Strahlen als 109^ 28^ 16". Die
ebenen Winkel betragen 60°.
Die, Hauptschnitte des SHachners sind:
a) die 2fach igliedrigen , welche Quadrate sind , deren
I>iagonalen2fach 4gliedrigen Axen entsprechen, während die aof
den Seiten senkrechten Durchmesser derselben 2fach 2gliedrige
Axen sind. Ihre Seiten sind Kanten des 8fiächners.
b) Die 2fach 2gliedrigen , welche Rauten sind, deren län-
gere Diagonalen 2fach 4gliedrige und deren kürzere Diagonalen
2fach 2gliedrige Axen sind. Jene sind einerlei mit Diagonalen,
diese sind gleiche Seiten quadratischer Hauptschnitte, so dafs
das Verhältnifs beider Diagonalen = (^2 : 1 = t : jT^ ist. Die
auf den Seiten der Raute senkrechten Durchmesser derselben
aind 2fach 3gUed^ige Axen des 8flächners. Die SgHedrige Axe
Verhält sich zu der 4griedrigen, wie die halbe 2gliedrige zur Seite
der Raute. E^s ist daher , wenn
die 2fach 4gliedrige Axe =: 1 ist , auch
die 2 — 2 — — = f^4^ und
die 2 — i — — = O.
c) die 2^ach Sgüedrigen Hauptschnitte, welche auch hier
regelmäfsige Sechsecke sind , in denen 3 der 2fach 2gliedrigen
Axen als Diagonalen liegen.
3) Der \2t4>caidige Rautenflächner oder der 12 -*2Zait/«n^
flächner (dodecaedrum rhoTribeum, Rauten d od ekaeder, dode-
ca^dre a plans rhombes, Rauten I2flach, Granatdodekae*
der, Granatoeder, Ikantrges Tetragönal- Dodekaeder u. s, 'W.\
288>at 12 \^\F/äc/ien r, die auf den 2fach 'igliedrigen Strahlen
senkrecht stehen und 2fach 2gliedrige Flächen und zwar 4seitige
4X12
d. h. Rauten sind. Die -~j — oder 24 Kanten sind |^| 2fach
Igliedrige gleichseitig ungleichendige Kanten 1, die anf jenen
2fach Igliedrigei) 4- und 3ständigen Strahlen, von welchen jeder
in der Mitte zwischen 2 nachbarlichen 2fach 2gliedrigen Strah-
len liegt, ^senkrecht stehen, so dafs sie deshalb 4- und Sständige
Kanten genannt werden könnten. Die 2 >^ 12 spitzen ebenen
2X12
Winkel sind zu je vieren in einer der — ; — oder 6 1^1 4^«»-
'4
Krystallometrie. ' 1147
tigm 2fach 4gHedrigen Echm w vereinigt, während die 2X12*
2X12
stumpfen Winkel zu je dreien in einer der — 5— oder 8 |^(
3tantigen 2fach SgHedrigen Bcken o verbunden sind.
Die Hauptschnitte der 12-Hautenflächner sind:
•)» die 2fach 4gliedrigen, Sie sind Quadrate , deren Dia-
gonalep 2fack 4gKedrigen Axen entsprechen. Die den Seite»
parallelen Durchmesser sind 2fach 2gliedrige Axen. Die Seiten
dieser Hauptschnitte sind gröfsere Diagonalen der Flächen de»^
Körpers. Das Verhältnifs der 2fa€h 2gliedrigen %n den 2fach
4gliedrigen Axen ist sonach , wie beim gflächner , = 1 : >^2«
* b) Die 2fach L>gliedrigen Hauptschnitte sind 2fach 2gHednge
4- und 2seitige Figuren. Die 4 gleichen Seiten entsprechen ^
Kanten des Körpers , die 2 andern, unter sich gleichen, stimmen
überein mit kürzeren Diagonalen der Flächen desselben In ihnen
liegen zwei Ifach 3gliedrige Axen , eine 2fach 4gliedrlg* und
eine 2fach 2gUedrige, Diese kürzeren Diagonalen stehen senk-
recht auf einer 2fach 2gliedrigen Axe und werden dadurch be-
grenzt, dafs 2 nachbarliche 2fach 2gHedrige Strahlen sie ab«*
ichneiden, so dafs also das Verhähnirs der 2fach 3g1iedrigeti
zur 2fach 2gliedrigen Axe hier eben so ist, wie beim Würfel^
d. h. 1^3 : 1^2. Daraus geht hervor , dafs , wenn die 2fach
4gliedrige Axe = l ist, auch die 2fiich 2gHedrige =4)^2=1^4 '
und die 2rach 3gliedrige = 4K"3 = if^r *^y" xnuh.
c) Die 2fach 3gliedrigen, Hauptschnitte sind regelmäfsiga
Sechsecke, in denen die 2fach 2gliedrigen Axen als DurchmeS'^
ser liegen , welche senkrecht auf die Seiten sind.
4) Dex a^Awandigt Keilßäckner, 6X4ilä ebner (J^^f^rac^'«-
tetraedrum iaosceloideum y Pyramidenwürfel, He:>takistetraeder,
iTetrakishexaeder, Hexatetraeder, Würfel, der auf jeder seiner Flä-
chen eine niedrige 48eitig« Pyramide trägt, Würfel mit 4seitig
trichterförmigen Vertiefungen auf seinen Flächen , hexaedrisches
Trigonal, Ikositetraeder, hexaedrisch pyramidales Ikositessaraeder
u. 5. w.) hat 24 1^1 Flächen v, die, falls die Ifache Gestalt eine^ss.
endlich begrenzte ist, worauf es hier zunächst ankoinmt,> auf 2fach
Igliedrigen 4^ und 2ständigen Strahlen senkrecht stehen , mithin
2fach Igliedrige Flächen und zwat2«und Iseitige d. h. gleich-
schenklige Dreiecke oder Keililächen sind. Je 4 solche Flächen
liegen also dem Ende eines 2fach 4gliedrigen Strahles zunächst.
12 Kanten dieses Körpers sind 3- und Sständige |^| 2£ach 2glie- .
1148 KryßtaU,
drig« Kaiitra r, die auf 2f ach 2gliedrigoii Strahlen fenkredit stdtc
Pie 24 übrigen Kanten 1 sind 4- und Sständige |^| 2&ch 1|
drige gleichseitige ungleichendige Kanten. Ihr'^ines Ende
in eine der 6 |^| ]4kantigea 2fach 4gliedrigen Ecken w der
Gestalt, während ihr anderes in einer der 8 |^| 2X3hintigeii
3fach 3gliedrigen jgcken o liegt. Das Verhältnifs de» SgUrangen
sor 2gliedrigen Axe ist wie im Würfel ; die 4gliedrige Axe aber
. i0t veränderlich und von dieser Veränderlichkeit hängt di^ ver*
achiedene Bescha^enheit der QX4waiidigen Keilflächner aib.
5) Der 8 X Säwitm?*^^ Keilflächner oder 8 • Sflächner (Octa^
ciatrißdriim ieosoeloideunh^ Triakisoktaederi Pyramidenoktaeder,
oktaedrisches Trigonal, Ikositetraeder, oktaedrisch pyramidales
Ikositessaraeder, Pyr^midenSflach , Oktaeder, das aaf jeder FläU
Igg' phe eine 3seitige Pyramide trägt ^ u. s. w.) hat 24 1^| Flächen d,
die jiof 2fach Igliedrigen 3- und 2ständigen Strahlen senkrecht
«tehen und KeilQiichen oder gleichschenklige Dreiecke sind. Ja
3 dieaer Flächen liegen dem EJnde eines 2£atch 3gliadrigen Strah-
les zunächst. 12 Kanten des Körpers sind 4* und 4ständige
1^1 2facb 2gliedrige Kanten r , die 24 übrigen Kanten 1 ^sind 4^
Vnd Sständige |^| 2fach Igliedrig gleichseitig ungleichendige;
das eine Ende jeder solchen Kante trifft in eine der 6|^| 2x4«
kantigen 2fach 4gliadrigen Ecken w, das andere in eine der
9 1^1 Skantigen 2fach 3gliedrigen Ecken o. Das Verhältnirs der
4gliedrigen Axe zur 2gliedrigen ist wie im 8flächner, aber die
Sgliedrigen Axen sind veränderlich, und hierdurch werden die
mtfgUchen Arten der 8X3fiächner bedingt,
6) Der 24fi>andige JJmzenfläcJmer {Jcosüetraedrum dtn
roideum, Leucitoeder, Leucitpide, Leucite, Trapezoeder,
2kantige Tetragonal-^Ikositetraeder, trapezoidale Ikosites^arae«
^^'der) hat 24 j^| Flächen 1, die auf 2fach lgliedrige,4- und
Sständige Strahlen senkre^cht und lanzenförmige Vierecke sind,
( Dio 24 I ^1 4** tind, 2ständigen 2fach Igliedrigen Kanten v sowohl
als die 24 |^| 3* und 2ständigen d sind 2fach Igliedrig gleich*
'Seitig ungleichendige Kanten. In jeder der 6 |^ 4kanfigeQ
2fäch 4gliedrigen Ecken w treffen vier der 4-* und 23tändigea
1 Auch solche Gestalten, welche statt der Pyramide eine Sfla-
ohige trichterartige Tertiefang tragen (wie sie z. B. manche unvoU-
Jtommen aosgebildete Kry&talLe Ton Eisenkies zelten), können die Fern
Ton 8x&wand3gen Keilflächnem haben;
Kry«taIlometrie, 1149
Kanten ausatnmen. In jed«r der 8 |^| dianligen 2facli 3gli«- ^
drigen Ecken o sind vereinigt drei der 3 - und üständigen Kan-
ten. In teder der 12 t^| 2X2kaAtigen 2factL 2gliedrigen Ecken ^
y «ind verbunden 2 Kanten der einen und % Kanten der andern
Art. In den verschiedenen 24wandigen Lanzenfiächnem ist das
Terhältnils^er4gliedrfgen Axe zn der SgUedrigen veränderlich
^nd hedingt die verschiedenen Arten.
* 7) Die ^wqndigen Direiechßächner^ ^^SJtächner ( Tetra^
ContooctaedruT^ trigono,ideum , Hexakisoktaeder ad er 6 X 8-
flächner, Pyramiden r Granatpeder j^ Tetrakontaoktaeder, Trigo-»
^alpolyed^iTj^ Py]^ainidepr£^utenl2flach, 2 >< 24flächner) haben .
2X24 Flächen e, die 1^4 einen ^ zu einander, aber |=| zu29|!
Aeti 24 andern^ die unter sich ^ sind. Sie sind Ifach Iglie-
drige Flächen urid zwar unregelmäfsige Dreiecke, Es befindet;
$ich an ih^en dreierlei Arten von Kanten , von jeder Art 24«
Jede Kante ist 2fach Igliedrig gleichseitig ungleichendig, die
^inen 14-'' und Sständig, die andern v 4- und 2ständig, die
dritten d 3 - und 2ständig. In jeder der 6 |:^| 2mal 4kantigen
2fach 4gliedrigen Ecken w sind vereinigt 4 der 4- und 3ständi-? ^
gen und 4 der 4 •* und 2ständigen Kanten« In jeder der 8 |^l
^pa.al 3kantigen 2fach 3gHedrigen Ecken o treffen 3 der 4 t und
3ständigen und 3 der 3- und 2ständigen Kanten zusammen. In
jeder der 12 |^| 2mal 2kantigen 2fach 2gliedrlgen Eckeu r aber
sind 2 der 4- und 2ständjgen mit % der 3- und Inständigen Ka^^
ten verbunden^
B« J}U ißnch Zghedrlg Sitrahligm Gestalien^
Die Gestalten dieses Systems sind, den 48wand]gen. Drei-«
eckflächner ausgenommen , welcher hier nicht als l£ache Gestalt
auftritt und statt dessen der 24wandig«Ftinfeckflachner betrachtet
werden mufs, dieselben, wie in dem Sstrahligen Gtestaltensysteme,
nämlich der Würfel, derSfiächuer, der 12^Ilautenflächne£, der
6X4flÄclmer, der 8 X 3flächoer und der 24 wandige Lanzen^
fiäohner. Aber di^enigen Theile dieser Gestalte», welch« 2lack
4-9 3-) 2* oder IgUedrig Waren , haben hier blols die Bedeu-r
tung von ifaoh 4**, 3 ^9 2« oder Igliedrigen solchen Theilen
erhalten , welche Bededtung sich ausspricht , wenn die Flachen
von einer oder mehreren derselben in Verbindung treten mit
•inem^ 24wandigen Fünf eckflächner , der hier diejenige; Gestalt
ist| welehe niobt nur dem ge^ebe&eo StraUensyateme entspricht,
1150 , Kryalall,
sondern welohe «ach den Charakter des fraglichen Stralileiis]f-
stems selbst ansdrückt.
Der 2^wandige Fünfechflächner { Icositetraedrwn pentt^
Qi^% ffonoideum, Pentag(^n-lkositetraeder) hat 24^.1 fach IgUedrige
41. b Flächen e, im Allgemeinen Fünfecke, in denen die Seiten von
dreierlei Länge sind, 2 sich schneidende der einen, 2 anders
sich gleichfalls schneidende der andern und die 5te Seit« der
3ten Art entsprechend» Die 24 ^ 4ständigen Kanten v sowohl
«Is die 24 ^ 3ständigen d sind Ifach Igliedrige KanleD;^ die
12 übrigen Kanten r sind ]fach 2gliedrige. In jeder der 6 ^
4kantigen Ifach 4gliedrigen Ecken \^ sind 4 Kanten der ersten
Art, in jeder der 8 ^ Si^^antigen Ifach 3gliedrigen Ecki^n o sind
3 Kanten der 2ten Art und' in jeder der 24 ^ 3 X Ikantigen
Ifach Igliedrigen Ecken i sind Kanten aller 3 Arten vereinigt.
Der 24 wandige Fiinfeckflächner ist seinem Gegen bilde nicht
ebenbildlich. Werden von den Wähden des 48wandigen Drei-»
eckflächners im 2fach 3gHedrigen Sstrahligen Systeme die 24
einen unter sich^ so weit verlängert, bis sie sich schneiden und
einen Körper für sich allein ringsuna begrenzen , so entsteht ein
24wandiger Fünfeckflächner , der zu dem, welcher durch Ver-
längerung der 24 andern unter sich ebenbildlichen Wände ent-
steht , sich gegenbildlich verhält. Wenn a ein rechter 24wan-
diger Fünfecküächner genannt, wird, so ist b ein linker*
C. Die 2 X A8tj;(ihUgen Gestalten (^Ditetrarctä).
Von den Gestalten des Sstrahligen Systems kommen hier
als 1 fache Gestalten vor der Würfel, der Süächner, der 12-Rau-
tenQächner, der SXSwandige Keililächner, der 24-Lanzen-
fläehner. Diejenigen ihrer Theile aber, welche 2fach 4gliedrig
waren, haben hier die Bedeutung 2fach 2gliedriger; diejenigen,
welche 2fach 3gliedrig waren, sind Ifach 3gliedrig geworden,
und diejenigen, welche 2fach 2gliedrig waren, sind hier 2fach
igUedrig« Diejenigen 2fech IgUedrigen Theile , welche 4* und
Sständig oder 2- und 3ständig waren ^ sind Ifach Igliedrig ge-
worden, und nur jene, welche 4* und 2ständig waren, sind
2fach igliedrig geblieben. Als eigen thiimliche Gestalten aber
treten auf statt der 6X4wandigeo Keilflachner die 12 -Sterzen-
flächner und statt der 48wandigeji Dreieckflächner die 24wandi7
gen Viereckfiächner.
Der i2 "SUrzenfläc/mer {^Dodeccmdrum uroideum, Penta«
gott- Dodekaeder, hexaedrisches Pentagon -Dodekaeder, dach-
Krystallometrie. 1151
ftfniuges Dodfakaeder, Kieftzwdlfflach, Pyiitoeder) hat 12 1^| Flä^ F>^.
chen V, welche 2facl]^lgliedrige Figuren und zwar Sterz enfiächen^l,^
aind y> bei denen das eine Paar gleichwerthiger Seiten dem an^
d«rn Paare gleichwerthiger Seiten an Länge gleich ist. Die Kan-
ten sipd von zweierlei Art. Die 6 einen w sind |^| 3fach
Sgliedrig, die 24 andern i sind Ifach IgKedrige Xanten. Die
12 ein^n^ die nnter sich ^ sind, verhalten sich zu den 12 an-
dern gegenbildlich. Er hat ferner 12 |^| 2fach Igliedrige 2-
und Ikantige Ecken g und 6 dergleichen o, welche ifach 3glie-*
drige 3kantige sind. Die 4 einen von diesen 8 Ecken , welche
^ sind / verhalten sich zu den 4 andern |=|. Denkt man sich
•inen 6X4wandigen Keilflachner als eine 2 X4strablige Gestalt
und verlängert 12 dieser Voraussetzung geme£s als gleichwer-
thig zu betrachtende Flachen desselben so weit, bis sie einen
Körper für sich allein begrenzen , so entsteht ein 12~Sterzen->
flachner, der von dem, welcher durch die Verlängerung der 12
andern Flächen hervorgeht , sich blofs durch die Stellung unter-
scheidet. Man hat daher 12 - Sterzenflächner der ersten a.und
solche der 2ten Stellung b.
Der 2iu>andige ViereckfläcJmer {Icositetraedrum Mrago^
noideum, Dyakisdodekaeder , gebrochenes Pentagon - Dodekae- 1
der, Skantiges Tetragonal-lkositetraeder, heterogonales Ikosi«^
tessaraeder, Kies24flach) hat 24 Flächen e, welche Ifach Iglie- ^95
drige 4ecke mit Seiten von Serlei Länge sind, in denen 2**^*
gleiche Seiten als Schenkel für einen Winkel dienen. 12 diesei^
Flächen sind unter sich ^ und verhalten sich zu den 12 andeni
|=2J. 12 Kanten einer Art v und eben so viel einer 2te^ Art f
^ind 1^1 2fach Igliedrige gleichseitig ungleichendige Kanten.
Beide Arten von Kanten tinterscheiden sich an Grijfse und Länge,
Die 24 übrigen Kanten d sind Ifach Igliedrig. Die 12 einen
sind unter sich ^ und verhalten sich zu den 12 andern |=:|.
Die Ecken sind dreierlei; 6 derselben sind |^| 2fach 2gliedrige
2X2kantige'W, 8 andere sind Ifach Sgliedrig Skantige o. Von
diesen verhalten sich die 4 einen, die unter sich ^ sind, zu
den 4 andern als |=|. Die 12 Ecken qp der 3ten Art sind |^
2fach. Igliedrige 2- m|d 2einkant}ge. Denkt man sich einen
48flächner als eine 2X4strahlige Gestalt und verlängert 24 von
seinen Flächen, die dieser Annahme gemäfs als gleichwerthig
betrachtet werden müssen, so ^eit, bis sie einen Körper allein
Jbegrensen , so ist dieser ein 24wandiger 4«ckfläGhnsr| welohec
1152 Krystail,
von dem , der durch die VerläDgemng der 24 andern Flachen
entsteht , nur durch die Stellung verschieden ist , so dafs beide
als 24wandige 4eckfiachner Ister und 2t^r Stellung betrachtet
werden kOnnen. a stellt einen solchen der Isten , b einen der
2ten Stellung dar.
D. ^ Die ^trahligen Gestalten^ Tetrarcta.
1) Auch hier kommt der Würfel als Ifache Gestalt vor, aber
seine Flächen , so wie auch die auf ihnen senkrechten Strahka
haben die Bedeutung deif 2fach 2gHedrigen erhalten. Seine Fla-
chen sind hier nur rechtwinklige Rauten. Von seinen Ecken
sind nur je 4 solche gleichwerthig , die durch Flächendiagonalm
verbunden werden können. Je 2 » den Enden einer Eckenaxe
entsprechende, Ecken sind ungleich werthig. Seine 12 Kanten
eind |^| 2fach Igliedrige gleichseitig ungleichendige Kanten
geworden.
2) Der ^zVjr^dcAn^r (7l?^raߣ&'£f7i», Ifache Sseitige Pyramide^
2^' reguläres Tetraeder, Tetraeder) hat 4 |^| 2fach SgHedrige Fla*
«•b.chen o, Welche regelmäfsige Sseitige Figuren sind; 6-|^j 2fach
3gliedrige Kanten w, 4 {^| 2fach SgHedrige Skanljge Ecken (D*
Neigung der Flächen = 70* 21* 44'*.
Die Flächen dieses Körpers sind entweder senkrecht anf
den 2fach 3gliedrigen Strahlen der ersten oder auf denen der
2ten Art; daher unterscheidet man einen 4fiächner der ersten
und einen solchen der 2ten Stellung; beide verhalten sich zn
einander |^|, wenn sie von gleicher GrOfse sind, sind aber
darum in Beziehung zu dem 4s^&^^gc<^ Axensysteme nicht ab
gleichwerthig zu betrachten. Denkt man sich, es hätten die
^ 2fach Sgliedrigen Axen des Sflächners die Bedeutung der 4 un*
gleichendigen 2fach Sgliedrigen Axen im 4strahbgen Systeme
und zerlegt man sonach jede solche Axe in 2 ungleichwerthige
entgegengesetzte 2fach 3gliedrige Strahlen und verlängert die-
jenigen 4 Flächen des Körpers, welche den 4 gteichwerthigen
^ Strahlen der einen Art entsprechen, so weit, bis durch sie aliein
ein Raum ringsum begrenzt ist ^ so entsteht ein 4flächner der
ersten Stellung a, während durch eben solche Verlängerung der
4 andern Flächen ein 4nächner der 2ten Stellung b hervorgeht
S) T>eT t2' Rautenßächner. Er yerhält sich im 4strahligeB
Systeme blob als eine besondere Art der folgenden Gestalten.
4) Der i2t4?and£ge Lanzenßäc/mer oder der i2 -Lanzen*
flächner {podecaedruni doroidet^m ^ Trapezdodekaeder, Trape*
Krystallometrie, 1153
zoid-Dodekaedary tiapesoidales Dodekaeder, 2kantigeg Tetrago-^&
nal-Dodekaeder) hat 12 |^| 3fach IgUedrige und zwar lanzen-n.l,,
fijrmige Flächen 1, welche auf 3* und Satändige Strahlen senkrecht
sind ; 2 Arten von Kanten v und k , von jeder Art 12* Jede
Kante ist 2fach Igliedrig gleichseitig ungleichendig. Die von '
einerlei Art |^|. Sie sind unterschieden von einander an lünge
und Neigung d^r sie bildenden Flachen. Er hat ferner 4 |^|
Skantige 2fach SgUedrige Ecken d^r ersten Art o und ' eben so
viel der 2ten Art (D« In der einen sind bloCs Kanten der ersten,
in der andern Kanten der 2ten Art vereinigt; 6 |^| 2X2kan-r
'tige 2fach 2gliedrige Ecken w, in jeder 2 Kanten der einen und
fl Kanten der andern Art verbunden. Man unterscheidet die
Ijanzenflächner der ersten und die der 2ten Stellung a und b..
Die Kanten der ersten Art des einen haben «gleiche Beschafienhek
mit denen der 2ten Art der andern ; dasselbe gilt von den dkan-*
tigen Ecken, Als Gestalten an sich betrachtet sind beide, wenn
sie gleich sind, auch |^| und nur die Stellung in Beziehung
zum Strahlensysteme bedingt den Unterschied.
Zwischen dem 12-Lanzenflachner der ersten und denen der
2ten Stellung in der Mitte stehend ist derjenige 12-LanzeniIäch-
ner, bei welchem die Kanten beider Arten an Länge und Grobe
einander gleich sind und nur an Werth in Beziehung zum
Strahlensysteme sich unterscheiden » nämlich der 12 «-Rauten«»
flachner.
Wenn ein 8X3wandiger JSLailflächner als eine 4strahl]ge
Gestalt betrachtet wird, die 12 einen seiner Flächen, 'welche
dieser Annahme gemäia gleichwertig sind , so weit verlängert
werden , bis sie einen Körper fiir sich allein begrenzen , so ist
dieser K6rper ein 12wandigerLanzenflächner der einen Stellung,
während der durch die Verlängerung der 12 andern entstehende
Ktfrper ein 12-Lanzenfiächner der andern Stellung ist.
S) Di^ 4>^3ti'andigenICeil/IäcÄner oder 4X3-Ke£lßäch^
TUT (^Tetraciatriedrum isoscehideum, Pyramiden - Tetraeder, -
Viermaldreiflächner , Trigondodekaeder , Trigonal «- Dodekaeder, p.
pjrramidales Dodekaeder) hat 12 |^| 2fach Igliedrige 2-* und $Sk
Iseitige Flächen d.h. Keilflächen d, 6 |^| 2fach 2gliedrigeKatt*"*^*
ten w und 12 |^| 2fach Igliedrige S-» undSatändige Kanten 4,
4 1^1 3kantige 2fach SgUedrige Ecken o und4|^|2mal 3kantige
2faGh 3gliedrige Ecken (D« Werden am 24*Lanzenflächner 12
sich in Beziehung auf ein in ihm gedachtes 4*trabUges Axen-
1154 Kvy«tall.
System ^Is gleichw^rthig verhaltende Flachen desselben verlän-
gert, bis zum Verschwinden der -12 übrigen, so entsteht «in
4^ 3>vatidiger KeilÜächner der einen Stellung a, während ebenso
die 12 andern Flachen jenes Körpers einen 4X3vvandigenKeil-
fiachner der 2ten Stellung b bilden.
6) lL>ie ^>^4ti^aridigen Keilßächner Haben hier blofs dis
iBedentung der folgenden Art.
7) Die 24H'andigen Dreißckßächneroäer 24- DreieckflSch-
ner (^Jcositetraedrum trigonoideum ^ Hexakistetraeder , gebfo-
p,. ebenes Pyramiden -Tetraeder, tetraedrisches Trigonal -» Ikosite-
299 traeder, skalenisches Ikositessaraeder) haben 24 Flachen e, vos
**^' denen die 12 einen, die unter sich ^^ind, zu den 12 andnn
sich |:=:| verhalten. Sie sind Ifach Igüedrige Dreiecke. An
ihnen sind ferner dreierlei Arten von Konten, von jeder Art 12;
die von einerlei Art |^| 2fach Igliedrig gleichseitig ungleicb*
endig. Die einen sind 3 -* und 3ständige 1 , die beiden andern
V und k aber sind 3 - und 28tändig und unterscheiden sich im
Allgemeinen durch Lage , Länge und Grtffse. Sie haben 4 |^
3X3kantige 2fach Sgliedrige Ecken der ersten Art o, in deren
jeder 3 der 3 - und 3ständigen Kanten mit 3 der 3 - und 2stän-
digen der ersten Art verbunden sind ; 4 eben solche Ecken einer
2ten Art (D » in jeder sind 3 der 3 * und 3stähdigen Kanten mk
3 der 3- und 2ständigen Kanten der andern Art verbanden-,
6 1^1 2X2kantige 2fach 2gliedrige Ecken w, deren jede 3 dci
3-* und 28tändigen Kanten erster und 2 dergleichen der 2ten
Art enthält.
Wird der 48wand]ge Dreieckflächner als eine 48trahlige
Gestalt betrachtet und werden die 24 einen Flächen desselben,
welche dieser Voraussetatung nach gleichwerthig sind , verlän-
gert , so dafs sie den Kaum allein umschliefsen , so bilden sie
einen 24wandigen Drei eckfläch ner der ersten Stellung a, wäh-
rend auf ähnliche W«ise die 24 andern Flächen jenes Körpen
einten 24wandigen Dreieckfiächner der 2ten Stellung b begren-
zen. Denkt man sich einen 24 wandigen Dreieckilächner in der
Art sich verändernd, dals nach und nach die beiden Arten ik»
2X3kantigen Ecken desselben einander gleich werden, so wird
er zu einem ^^4u>andigen Keilfläohnw. Schreitet diese Ver-
änderung noch weiter fort , so erreicht er die Eigenschaft eines
24wandigen Dreieokiiächners der 2ten Stellung, wenn er vorher
ein solcher der ersten war.
'
Kryatallometrie. , 1155
E. DU ifach Zgliedrigen Aftrahligen Gestalien.
" Sämmtliche Gestalten des 2fach Sgliedrig 48trahl]gen Sy«
Sterns, mit Ausnahme des 24wandigen Dreieckflächners und des
6>^4wandigen Keil fhichn eis , lassen sich auch als einfaehe Ge-
stalten in Beziehung auf ein Ifach Sgliedriges 4strahliges Axen«
system denken. Diejenigen Theile aber, welche 2fach 3-» 2*
oder Igliedrig waren , haben hier blofs die Bedeutung von Ifach
3-, 2- oder Igliedrigen erhalten^ So also treten auch hier auf:
.der Würfel, der 4nächoer, der 12-Rantenflächner, die 12-Laii-
zenflächner, die 4X Ständigen Keililächner.
Der 24wandige Dreieckflächner aber, wenn er als «ioe l^ch
Sgliedrige 4strahlige Gestalt betrachtet werden soll , ist eine zu-
sammengesetzte Gestalt; denn werden dem Ifach Sgliedrig
4strahligen Axensysteme gemäfs 12 ebenbildliche Flächen des- ^
selben so weit verlängert, dafs sie den Rautn allein umschliefsen,
so entsteht ein üwandiger fHinfechßuchner, ii-^Filnfeckfläch"
ner {Dodecatdrum penlagonoideum ^ tetraedrisches Pentagonal-
Dodekaeder) , das zu dem , welches durch Verlängerung der 12
andern Flächen des Körpers entsteht, sich |=| verhält. Die^'K«
12 Flächen e eines solchen Körpers sind ^ Ifach lgli«drige, |,^
Fünfecke. Jede hat 2 Seiten von einer, 2 von einer andern undc,d.
eine von einer 3ten Länge; 6 Kanten w des^ Körpers sind ^.
Ifach 2gliedrig, die 24 übrigen Kanten sind Ifach Igliedrig und
von zweierlei Art. Beide Arten d und 9 sind verschieden' an
Länge, Gröfse und Lage. Der Körper hat 4 ^ Skantige Ifach
Sgliedrige Ecken der einen Art o , ebensoviel einer 2ten Art <D
und aufserdem 12 ^ 3 X Ikantige Ifach Igliednge Ecken i.
Aus dem 48wandvgen Dreieckflächner lassen sich durch Verlän-
gerung von je 12 zusammengehörigen Flächen desselben 4solcho
12wandige Fünfeckfläch ner erzeugen. Zwei davon sind ^, abez
zu den übrigen |=|. Die 2 einen a und c oder b und d, welch»
einander ^ sind , sind nur an Stellung verschieden. Gieichwi*
aus dem 24wandigen Dreiei:kfläohner 2 ^ 12^andige Fünfeck«
fiächner gebildet wurden , so entstehen auf ähnliche Weise aut!
einem 6 X 4wandigen Keilflächner zwei \2ti^andige Sterzen^
ßäb?merj bei denen , wenn sie als Ifach Sgliedrige 4strahlige
Gestalten auftreten, die 2fach 2glieclrigen Kanten als Ifach
2gliedrige, die 2fach Igliedrigen Flächen als Ifach. IgUedrige,
die sich |=:| verhaltenden Skantigen Eeken als verschiede nw^r.
Fi
1156 Krystall.
thige and die 2&cblgGedrigeii Ecken als blofse l&ch Igliedrige
" 2VL betrachten sind*
II. Die Sgliedrig lOaxigen Gestalten. .
A* DU ÜOsirahligen Gestalten ^ Icosiarcta.
Sf • 1) D^r Zwolfß&clmer (Dodecaedrum, regelmäfsiges Pento-
*gondodekaeder)« Bei ihm bilden 12 |^| 2fach SgUedrige 5sei-
tige Flächen regelmäfsige Fünfecke; er hat 30 |^| 2fach 2glie-
drige Kanten ; 20 |^| Skantige 2fach Sgliedrige £cken. Gröisa
der Kanten 116^ 33' 54".
^* 2) Der Z$ifanzigflächner (Icosaedrum) haf 20 |^| 2£ach
*3gliedrige Sseitige Flächen; 30 |^| 2fach 2gliedrige Kanten;
12 [^1 5kantige 2fach 5gliedrige Ecken. Gröfse der Kanten
138Ml'22^a
3) Der ^^RautenßäcTiner (Triacontaedrum, regelmäfsiges
Triakontaeder)'hat 30 |^| 2fach 2gliedrige und zwar rautenfor«
mige Flächen mit ebenen Winkeln von 116^ 33' 54"; 60 |^
2fach Igliedrige gleichseitige ungleichendige Kanten; 12 |^
5kantige 2fach 5gliedrige und 20 |^| 3kantige 2fach 3gliedrigs
Ecken. Grölae der Kanten 144^
4) Der 12 X 'Sufandige Ktilfläckner ( VodecacUpeniae-'
drum^ Fyramidendodekaeder'(zum Theil)) hat 60 |^| 2fack
Igliedrige Keilfiächen ; 30 |^| 2fach 2gliec|rige Kanten von der
Lage der Kanten des 12ilächner8 ; 60|^|2fach Igliedrige gle]ch<«
seitig ungleichendige Kanten , welche. 5- und 3ständige Kanten
^nd ; 12 1^1 5kantige 2fach 5gliedrige Ecken und 20 |^| 2&ch
3gliedrige 2X3kantige Ecken.
Flg. 5) Der 20 ^Zwandige Keilßächner ( IcosacUtriedrum
*i808celoideum, Pyramiden -Ikosaed er) hat 60 |^| 2facfa Iglie-
diiga Keilfiächen; 30 |^| 2fach 2gliedrige Kanten, an Lage mit
denen des 20flächners übereinstimmend ; 60 |.^| 2fach Igliedrige
gleichseitig ungleichendige 3- und 5ständige Kanten ;, 12 |^|
2fach5gliedr]ge 2X5kantige und 20|^| 2fach SgUedrige 3kan-
tige Ecken.
Fix* 6) 60 -^ -Lonxenßächner {Jlexecontaedrumdoroideum) hit
60 1^1 2fach Igliedrige lanzenftfrmige Flächen; 60 |^[ 2fsch
Igliedrige 5- und 2ständige und ebensoviel solche 3* und 2stän-
dige Kanten; 12 |^| 2fach 5gliedrige 5kantige, 20 I-^| 2fach
Fi
Krys.tallometrie. 1157
Sglieärige SkaiHige und 30 |^| 2fach 2gIiearieB 2 X Skantiga
Ecken.
7) D«T VüQwandige Vreieahflächner (Hecatonicoaaedrum
trigonoideuni) hat 120 Flächen, welche Ifach Igliedrige Drei-^.
ecke sind. Die 60 einen unter sich ^ verhalten sich zu den
,60'andem unter sich ^ als deren Gegenbilder. Die Kanten
aind von Serlei Art/ alle aber sind 2fach Igliedrige gleichseitig,
nngleichendige Kanten, die 60 einer jeden Art angehörigen ein<«
ander |^|. Die einen sind 5- und 3standig, die andern 5*
und 2ständig und die dritten sind^S-tUnd 2ständig. 12 Ecken
. desselben sindj^l 2fach 5gliedrig 2X5kantig, 20 andere Ecken
sind 1^1 2fach SgÜedng 2X3kantig; die 30 übrigen Ecken abec
«ind |ä| 2fiach 2gliedrig 2X2kantJg.
B« ifach Sgliedrige QOstrahlige Gßstcdteiu
Der 12flächner, der 20flächner, der 30-RautenflächDer, des
12X5wandige Keilflächner, der 20 X 3wandigo Keililächner
und der 60 - Lanzenilächner sind auch als Ifach 3gliadrige 20-
strahlige Gestalten zu betrachten \ aber diejenigen ihrer Theile,
-welche 2fach 5^ » 3- ) 2* oder Igliedrig waren , sind hier blofs
Ifach 5"} 3-:9 2- oder Igliedrig. Eine eigenthümliche Gestalten«
V Art aber in dem Ifach 3gliedrigen 20strahligen Systeme entsteht,
-wenn man den 120wandigen Dreieckfiachner als eine dem frag«
liehen Strahlensysteme entsprechende Gestalt betrachtet und 60
^ Flächen desselben so weit verlängert ^ bis sie einen Körper
^ allein umschliefsen , dessen Gegenbild durch die Verlängerung
der 60 andern unter sich ^ Flächen des 120wandigen Dreieck«
ilächners entstehen würde. . Die so entstehenden Gestalten sind :
Der QOwancUge ^eckflächner ( Jlexecontaedrum pentago-
noideum). Dieser hat 60 ^ Ifach Igliedrige 5e^kige Flächen
«, jede mit 2 Seiten einer, 2 Seiten einer andern und % Seite
von dritter ^änge , je 2 gleich lange Seiten einen der Winkel
einschUeÜBend. Die Kanten sind von dreierlei Art. Die 60 einen,
sind 5ständige Ifach Igliedrige v, die 60 andern d sind 3stän«
dige Ifach Igliedrige, die übrigen 30Kanten r sind Ifach Sglie«
drige^ die 12 Ecken d sind Ifach 5gliedrige 5kantige, die 20
Ecken i sind Ifach Sgüedrige 3kantige und die 60 Ecken y sind
Ifach Igliedrige SXlkantige. Die Theile einer Art sind alle
einander ebenbildlich gleich.
Eben so wie es^ zwei einander gleiche und ähnliche jsich*
gegenbildlich verhaltende 24wandige Fünfecküächnex gab, einen
1158 KryslalJ. ,
Fig. rechten und einen linken, hat man auch swei solche GOwandige
^^' Fünfeckfiächner K
Bezeichnung der einfachen hauptaxigen
Gestalten.
Wenn man von einer Gestalt blofs angiebt, sie sey z. B.
eine gleichstellig 2endige 2fach 6gliedlrige und sey ein 2X12-
flächiger Eb^nrandner, so ist dadurch die Beschaffenheit ihrer
Form noch keinesweges vollständig bestimmt'; denn bei gleicher
Beschaffenheit und Gröfse de^mittferen Querschnittes kann die
Gröfse der Hauptstrahlen verschieden seyn zwischen 0 und oe,
und nur dieses sind die Grenzen , wo die Gestalt aufhört ein
2 X 12flächiger Ebenrandner zu seyn, auch können bei unver-
änderten 2fach 2glifedrigen Querstrahlen Ister Art diei2fach !^glie-
drigen Querstrahlen 2ter Art verschieden seyn zwischen 0 und u>
und die Gestalt bleibt immer noch ein 2 X12ilächiger Ebenrand-
ner. Es ist also eine bestimmte Angabe nötliig, aus welcher die
Gröfse des Hauptvtrahles, des 2fach2glie\)ngen Querstrahles 2ter
Art erkannt werden kann , wenn die Gestalt eine vollständig be-
stimmte seyn soll. Die Aufgabe, aus der hinreichenden Anzahl
gegebener Stücke einen solchen 2X 12fiächigen Ebenrandner zu
bestimmen , kann auf sehr verschiedene Weise gestellt werden.
Ist aber der Zweck vorhanden , den die Aufgabe Lösenden mög-
lichst schnell fin deutliches bestimmtes Bild gewinnen za lassen
Von der Gestalt, die er sich denken oder in seinem Geiste gleich-
sam wieder erschaffen soll, so leidet- es wohl keinen Zweifel,
dafs die unmittelbare Angabe der Gröfse der 3 wichtigsten Strah-
Ifenarten hierzu am meisten geeignet ist«
Ein Sieichen^ bestehend aus einer Zusammenstellung dreier
Gröfsen , deren eine die Gröfse des (lauptstrahls , die andere die
6rö£se des 2fath 2gliedrigen Querstrahls Ister Art und die Ste
1 Die Abbildong dieser Gestalt ist die Sgliednge Frojection
einer 'aolcheii, wahrend die des 120wandigen Dreieckfiachners aod der
lieistea übrigen Gestaltea Ifach Igliedrige Proiectionen sind, bei
denen die hiotci;e dem, Beschaoer nicht xogekehrte Seite darch pvnc-
tirte Linien gleichfalls abgebildet ist, während diese hier weggelas-
sen sind. Würde eine Sgliedri^ Aze senkrecht auf die Ebene der
2ieichnang angenommen worden seyn, so hatte man dieiSgliedri^
Projeotion erbalten a« s. w.
Krystallometrie. 1150
jene ien 2fach 3gliedrigen QuentraUs 2t«r Art ist, in ainer
gleicfastellig Sendigen 2fach 6gliedrigen Ifachen Gestalt, dient
daher besser , als eine noch so aosführliche Beschreibung oder
etwaige besondere Benennung derselben, um sie von jeder an-
dern gleichstellig 2endigen 2fach 6gliedrigen Gestalt zu unter-
scheiden.
Berücksichtigt man, dafs die Strahlen nichts anderes sind, als
Linien I deren je zwei zusammen in einer und derselben Axe,
nur in entgegengesetzter Richtung , liegen , so ist einleuchtend,
dals fiir d^e als Beispiel gewählte gleichstellig 2endige 2facli
6gliedHge Gestalt und fiir jede gleichstellig 2endige 2fach pglie-
drige überhaupt, deinen p eine gerade Zahl ist, die 2fach 2gli>«
drigen Qaerstrahlen Ister Art in 2fach 2gliedrigen Qneraxen
Ister und jene Querstrahlen 2ter Art in eben solchen Queraxen
2ter Art liegen, mithin die beiden wichtigsten Arten ^von Qner-
axen bei der Bezeichnung zum Grunde liegen, wenn di« beiden
wichtigsten Arten von Queistrahleo im Zeichen enthalten sind«
Bei gleichstellig 2endigen 2fach Sgliedrigen und' überhaupt bei
solchen gleichstellig 2endtgen 2fach pgliedrigen Gestalten, deren
p eine ungerade Zahl ist, liegt jeder 2fach 2gliedrige Querstrahl.
2ter Art mit einem 2faGh 2gliedrigen Querstrahle Ister Art in einet
2fach 2gliedrigen ungleichendigen Queraxe. Eine Bezeichnung,
welche sich hier auf die ])eiden wichtigsten Queraxenarten mit
beziehen soll , muls abo enthalten : einen der beiden ungleichen
Strahlen einer ungleichendigen 2Cach 2gliedngen' Queraxe und
einen solchen Strahl, der in einer gleichstellig 2endigen 2faoh
IgUedrigen Queraxe liegt, während die Bestimmung, welche
sich auf die beiden wichtigsten Querstrahlenarten bezieht, einen
2fach 2gliedrigen Querstrahl erster und einen solchen zweiter
Art enthält*
Die nachbarlichen Querstrahlen Ister und 2ter Art R und x
in irgend einem 2fach pgliedrigen Systeme bilden mit einander
^ ' 360"
einen Winkel = -;; — . Der Strahl, welcher diesen Winkel hal-*
360*
birty-heifse q , der Winkel — — sey = ip und Cos. 2t/i = q. '
_ 2Rr.Cos>i/i _ R.r K2(q + 1) , "
^Jf— B, + x ^ R + r
n\ . _ g ' ^ -. 9^' ^
^^ aR-Cos-tp-p Rr2(q + J)-P '
V. Bd* Eeee.
F5
116Ö KryatalL
3) R _ g'^ _ P*^
2r.Co8. ^— p r^2{q + i) — ^^
Ans dar eiii«ti Bezeichnang läfst sich demnach die andere her*
leiten und umgekehrt«
360^
Nur in dem Falle , wenn p =s 1 , also ^ = -j— :^ 90*
und Cos. tii =?: o wird , hat man r = ^ — = — R,
ako R 4- ' ^^ o
2R.r.o 2R.r,o
so dafs also r durch R und ^ als =s ^^ R bestimmt wird, wlh*
rend nicht umgekehrt f dnrch R und r bestimmt werden kann.
Es mag hier geniigen , blofs diejenige Bezeichnung und Be-
stimmung der Gestalten der verschiedenen hanpttxigen Sjrsteme
aufzustellen , bei welcher , aufser dem einen Strahle der Hanpfr-
axe , Strahlen der beiden wichtigsten Arten von Qaeraxen ßk
^ jede einfache Gestalt angegeben werden. Bei ihrer Anwendang
wird das minder Regelmäfsige aus dem Regelmäfsigerea abge-
leitet. Es ist daher mit den regelmüfsigsten hauptaxigen Gesta}*
tensystemen y den gleichstellig 2endigen 2Udi pgiiedrigen, denn
p eine gvrade Zahl ist, zu beginnen.
y Bs seyen A, B, G Horizontalprojaptionen von 2x4-» 2X&-
und 2Xl3flächigen Ebenrandnern , welche als Beispiele von
solchen 2 Xtflächigen Ebenrandnern gewählt sind, bei denen t
das Doppelte einer geraden Zahl p ist. Die 2fach 2gliedrigcn
Querstrahlen der Isten Art mögen mit R, die der 2ten Art mit
r bezeichnet werden , so dafi^ R oder ^ die Länge eines solchen
Strahles angiebt. Die Länge der halben Hauptaxe, die aaf fedec
solchen Protection senkrecht im Mittelpuncte c aufstehend za
denken ist, sey = a. Es. ist einleuchtend, dafs der 2Xlfiä-
diige Ebenrandner, in welchem der Hauptstrahl =a, derQaer-
strahl Ister Art = R und der Querstrahl 2ter Art = c ist, .ein
solcher von bestimmter Form und Grölse seyn wird , wenn a, B,
r und t bestimmte bekannte Gröfs^n sind. Von dem Verhältnisse
a : R : r hängt die Beschaffenheit der Form der fraglichen Gestah
ab« Ist die Gtdlse von a oder von R oder von r und aniserdem
das Verhältnifs a : R : r bekannt, so ist auch Gröfse und Form I
der Gestalt bekannt, wenui wie in der Folge stets vorausgesetzt
wird, t bekannt ist.
Kry^tallometrie. 1161
Es wy C9L ein Stcahl a und cR' ein Strahl R und c/ ein
xa cR' nachbarliclier Strahl r, so [wird das Dreieck a'R'r' eine
der Flächen des 2 X tilächigen Ebenrandners darstellen , deren
Lage durch die 3 in ihr gegebenen Puncte a', R' und x' be-
stimmt ist.
Nennt man die am Mittelpuncte c entstehende Ecke, für
-welche die Bestimn^ungsstrahlen ca\cR', er als Kantenlinien
und die Ebenen a' c r , a' c R', R' c r' als die die Ecke bildenden
£benen anzusehen sind , oder vielmehr den Raum , ^en diese 3
£benen begrenzen, eine Zelle (cellulä^^ so kann man sagen:
die Fläche a'R'r gehöre dieser Zelle an. Um einen und den-
selben 2fach 2gliedrigen Querstrahl herum liegen also 4 Zellen.
Diese 4 Zellen bilden zusammengenommen einen Hauptaxenfld« '
gel, der von 2 ebenbildlichen doppelten Flügelflächen einge-<-
schlossen ist. Es ist hier also bei hauptaxigen Gestalten jede
Zelle ein Flugelspiertef. Bezeichnet man daher die Strahlen R „.
und r mit Nummern I, II, III . . ., als RS R", RP^... r^ r "^,8o8
r'^ . • • uild auch den aufwärts gerichteten Hauptstrahl duroh
a^y den abwärts gerichteten durch a^', so kann durch das Zei-
chen (a',R', ri) eine der Flächen des 2Xtfiäch]gen Eben*-
randners besonders bezeichnet werden , während eine zweite
durch (a^ R", r'), eine 3te durch {a^ R«, r^^) n. s. w. be-
zeichnet wird. Ebefa so hat man abwärts die Flächen (a"^,R^,r'},
(a^, R« r^)^ (a", R» rii) u. s. w. Es wird hierdurch also
.zugleich angegeben, in welchem Hauptaxenfliigel und in wel-
chem der 4 Viertel desselben, d. h.in welcher Zelle, die be-
zeichnete Fläche liegt. Das Zeichen a' R' r' oder a', R', x (ohne
Klammer) bedeutet daher eine bestimmte Zelle«
Es ergiebt sich wohl von selbst, dafs man, wenn kein be-
sonderer Grund vorhandei) ist, die gleichwerthigen Flächen ein-
zeln aufzuzählen und zu betrachten , bei einer 2fach pgliedrigen
gleichstellig 2end^gen Gestalt mit Flächen von einerlei Art nur
»(jthig hat , die Fläche eines einzigen Fliigelviertels anzugeben,
indem die der übrigen Flügelviertel zugleich dadurch mit bedingt
-werden. Man setze daher vorerst fest, es sey das Flügelviertel, in
welchem diese zu bestimmende Fläche liegt, das erste und die ihm
angehörigen Strahlen a ^ , R' und r ' . Sollten Theile einer und der-
selben Ebene in verschiedenen Flügelvierteln der Hauptaxe als
Begrenzungsflächen bei einer gleichstellig 2endigen 2fach pglie-
drigen Gestalt vorkommen , so ist jeder solcher Theü innerhalb
Eeee 2
llCa KrystalL
desjenigen Flügelvierteb 9 in welchem er liegt , «b eine beson-
dere Begrenzungsfläche zu betri^chten und als solche \rird er
auch im ersten Flügelviertel vorhanden seyn miissen und sich
besonders bestimmen lassen in dlesenu^
Wenn in der Formel (a', R', r') dieWerthe von a', R' oder
t sich ändern , so 'wird dadurch die Lage der Fläche (a', R', /}
in dem bestimmten Fliigelviertel a\RV' derHauptaxe, über wel-
ches hinaus sie als Begrenznngsfläche einer gleichartigflächigcn
$fach pgliedrigen gleichstelDg 2endigen Gestalt sich nicht er-
streckt , verändert. Umgekehrt, wenn dia L^ga dieser Fläche in
dem Flügel viertel, dem sie angehört, eine andere^ wird, so än-
dern sich Auch die Werthe für a', R', r . Hat sich z.B. dieFIadia
310. ^ ^ ^ ^™ ^^® ruhig gebliebene Randkante R' r' als um eine in
ihr liegende Umdrehungsaxe gedreht, so lange, bis sie auf dem
mittleren Querschnitte cR'r' senkrecht steht, %o dafs sie nim
den Strahl a' desjenigen Flügelviertels, dem sie angehtSrt, nicht
-mehr schneidet,, sondern ihm parallel liegt, so wird der Werth
'Vt)n a' = 00 und das ganze Zeichen ( 00 a', R', /}. Die ganze
'Gestalt des 2Xtflächigen Ebenrandners wird dadurch zo einer
2Xpflächigen Säule, ihr Querschnitt wird gleich dem Mitfel-
querschnitte des Ebenrandners, aus dem sie hervorgegangen isl^
und das Zeichen (qp,R,r) bezeichnet diese Säule. Dreht sich
die fragliche Fläche a'R'/ auf diese Art noch weiter fort, so
wird sie miit dem Strahle a' ihres Flügelviertels 4ivergiren und
nur ihre Verlängerung über die Randkante hinaus wird die Ver-
längerung des Strahles a' über den Mittelpnnct hinaus schneiden,
so dafs hier also der Werth von a' durch 00 in das Negative
übergeht Die Fläche wäre dann zu bezeichnen durch ((-^a'],
R', r) und der ganze von solchen Flächen gebildete 2Xtfii-
chige Schiefwandner * durch ( ( — a), R, r).
Läfst man die Fläche des Flügelviertels a', R', r' sich nocä
weiter fort auf die angegebene Weise bewegen, wo wird das
1 Eine ihre Lage verändernde Ebene » wenn sie durch mehr alt
ein Flügcl?icrtel hindarch sich erstreckend gedacht wird, kann nack
geschehener LageDändernDg in einem andern Flügelviertel so liegen,
wie sie vorher im ersten lag.
p. 2 Bei ihm ist jeder Schnitt, in welchem die Haaptaxe liegt, da
81i!p ^^^^ gerade Zahl ist, eine Figur wie klmn, jeder Qaertchaitt eia
Sfoeh pgliedriget tselt.
Krjstallometrie. 1163
-*-'a' eine immer kleinere negative Grö&e and vrird zuletit
1 1 /
t= — — ■. Der Ausdruck (f * — »0>R'j O bedeutet dah^rFIä-
00 ^ ^ CO '^ ' /
cheDy die in die Verlängerung des mittleren Querschnittes fallen,
während der Ausdruck ( — a', R', r) Flächen anzeigt, die mit
CO
diesem Querschnitte selbst zusammenfallen ^.
Fig.
Läfst man umgekehrt die Fläche a'R'/ sich um eine, durch 310.
den Punct a' gehend gedachte , mit R' / parallele Linie be-
wegen, so dafs zuerst die Strahlen cR' und er' sich dabei ver-
gröfsenii so wird bei Fortsetzung dieser Bewegung einmal
bB.'x' parallel mit cR'r' werden müssen , und dann sind die
Strahlen R' und r unendlich , die" Fläche t! R' r' ist dann
= (a'y ocRy oor'); das Zeichen (a, oo,.oo^ bedeutet daher in
dem gleichstellig 2endigen 2fach pgliedrigen und in jedem gleich-
endigen Gestaltensysteme die beiden Tafelflächen. Findet die
Fortsetzung dieser Bewegung der Fläche a' R' / statt, so tritt der
Fall ein , in welchem die über den Scheitel rückwärts hinausge-
hend gedachte Verlängerung dieser Fläche sich mit den , über
den Mittelpunct des Strahlenaystems rückwärts hinausgehend zu
denkenden, Verlängerungen der Strahlen R' und r schneidet. Ihr
Zeichen erhält dann die Form (a', ( — R'), ( — r )). Dem Zeichen
(a, ( — R), ( — r)) entspricht ein Ö Xtflächiger Schiefwandner,
dessen Mittelc^uerschnitt eine unendliche Ehetkß ist, während
jeder Hauptschnitt, sofern p eine gerade Zahl ist, eine Figur „.
wird wie m nk 1 2, Sil!
Durch das bis jetzt Entwickelte ist ersichtlich , welche Be-
deutung das Vorhandensein von negativ^en Werthen für die
Gröfse der Strahlen a',R', r' in, dem Zeichen, durch welches eine
Begrenzungsfläche einer 2fach pgliedrigen gleichstellig 2endigen
Gestalt mit gleichwerthigen Flächen bestimmt wird , hat. Auch
1 Um Dicht positive und negative NoIIen unterscheiden lo miis^
sen, wird liier lL. nicht =3 0 gesetzt*
2 Für p = 6 und B : r r:^ 1 : Cos. -5— s=. 1 : O hat man
einen hierher gehörigen Schiefwandner , wenn man an den GflÜchigen
Säulf^n mit ^flächig trichterartig vertieften Ende'q, wie sie se. B. beim
Apatit vorkommen, von den Seitenflächen der Säule absieht. Vergl.
Iieoohard't Mineralog. Zeitachrift Jahrg. 1826. J. 439.
1164 KrystftU,
ergiebt sich, dab der Strahl R', um die aHgemeinen Verpcliie*
denheiteq der Lage einer Begrenzangsfläche zn entwickeln , ia
folgenden Werthen betrachtet werden müsse ;
1) .ab eine ppsitive endliche Grobe , die za dem liier toi*
liegenden Zwecke =1 gesetzt werden kapn;
2) al» oo;
3) als eine negative endliche Gröfse , die = -~ 1 anziF»
nehmen ist ;
4) als eine negative uneiidlich Ueine GröCia = — — Bf
6) als eine positive unendlich kleine Grölse aa «— ^ R^ . R^
während auf ähnliche Weise die 5 Werthe, welche a haben
kann , fiir jeden der 5 Werthe von R' auszudrucken sind durdi
1) a', 2) <?o, 3) - a*, 4) — i*'» 5)^ a'5 die Werthe abei^
welche r' haben kann für den Werth von R' eis 1 , haben notk«*
wendig eine der folgenden 11 Formen z
11 .,11
360^
wenn nämlich q === Cos, ■ ■ und die Buchstabeu v, x« y uads
2p
unbestimmte Gr^fsen von solcher Beschaffenheit sind, dab
1 ' ' * j,
q-^v >-^ r und-<q und ebenso q + y^7>^ a^®' <C 1» ferner
1 1 11
rX ^ 1 9bex <— , und endlich -^ + * > ""• Setzt man
a— v=;;r undq4-x==Rund y=c5 ' TT + * = T» ^
hat man demnach fiir R'=s 1 folgende Ausdrücke für R',/ %a
beachten^;
1, -r l 1, -^-IM 1, -^ M t M 1» 9 I 1. W I 1, 1 I 1,^ I
1» •-' 1 If 7- II»*»*
•^r» ^-^h -ST^» ^-^^» qi q+Xi if r"^y» 7:+*» »»
t Alt blofse Verhältnisse sweier Gr^I^en sind diese Ansdnicke
iticlit in betrachten, weil es hier sugMich noch ankummt auf das Ver»
hSltnift R' ; a' und r' ; a' und auf die GroTse ron a' oder R' oder r*.
, Kryatallometrie. 11Q5
Daraus folgt, iats für R' =:^ --^ 1 ab dia vonüglicb viclitigen
Arten des Aufdruckes R", r" anzusehen sind:
1 1 *
— 1, «>.
Ist R^=: o« oder ::3=*^R oder=s— --^R, so kommt es zunächst
darauf an , ob r^ endlich und. positiv oder endlich und negativ
oder unendlich klein und positiv oder unendlich klein und* ne-
gativ oder ob r unendlich grois ist, so. d als für jeden jener
drei Werthe von B.' die 5 W^i^the für r ausgedrückt werden
ki>nnea durch
-ii-4-'i4-'iii. «•
and also noch folgende Ausdrücke für R', t' entstehen :,
oo, — 1 I oo^-r-jj-r 1^ oo,^^r I oo^l I oo, eo
iR,-^l[±R,— lr|^H,l.rl4.R,i|±H, ^
Die Verbindung sämmtlicher Ausdrücke von R', r mit jeden»
der Ausdrücke für a' giebt die wichtigsten Hauptarten des Aus-,
druckes (a', R', r)-, wobei jedoc^, wenn 2 oder 3 unendlicb-
11 1 1
kleine Wterthe C±.'^a, i "So* ' ^^^ i'So' ^j ± -^ ^ ,o^«'
1 1
4- — B, + — ^ r) verbunden sind, wieder das Verhältnrfs der-
1 1
selben ein verschiedenes se3nD kann, indem hier z, ^•'37^'**^'
r^ R : r ist. Berücksichtigt man , dafs die Fälle , wobei unend-
lich kleine positive oder negative Werthe dev Strahlen a.VR', r,
vorkommen, untergeordnet werden können jenen, wobei l^Ieiue
endliche Werthe decselhen Strahlen vorhanden sind, sp hleiUen
als Werth»
von a'
von R'
Da« ,
1) 1
2) «
2) oe
3)-a
3)-l ,
1106 Krystall.
und ab Wmthe des Ansdnu^es R', i^
1,
1 1
-1,
— 1
1,9t
*'£?
~1, -K
. 1
1, q
*'^'
— 1, — q
— 1 -- —
q
9
K^,
'.4
-1, -t
. 1
1, -~
•
i, «
• • • •
— 1, oo
1,-^t
-1, r
• • •
und aufsexdem noch die Werthe
CO , 1 und CO , — 1 und oo , oo .
Man bat daher folgende verschiedene Hauptarten des Zeichens
Ca, 1, 1)
(•,i,q)
(«,1,0
(•,i,(-0)
(•,00,1)
(a,oo,oo)
(a,l,^)
•,(-l).(-l)'
(a,(-l),(-SX))
(•,(-i),(-0)
(•.(-l),r)
C«,oo,(-l))
(a,(-l),C— ^»
(a, (-1), (—- ^))
(a,(-l),(— -|-))
(«, (-1), oo)
C«», l,,!)
(«,l,9l)
("»,!, q)
(o»,l,t)
(*4,(-r))
(oo,oo,l)
(o».l.gt)
(00,1,1)
(«,1,7)
(00,1,00)
<«,(-l),(-l)
(oo,(-l),(-Dt))
(«,(-i),(-q)3
(oo,(-l),(-t))
(»,(-l),0
(oo,(-l),(— i»
(«>,(-l),(— ^))
(oo,(-l),C-7))
Krysiallo^nxetrie«
im.
((•Ol,<«)
((-a),(-l),(.t))
((-a),(.l),(-SX))
((•a),(.i),(.q))
CC-a:,M),(-t))
((-a),(-l),i)
'((-a), oo,(.l))
((-a),(-l),(-|))
(C-a), (-!),(-{))
(C-a),(.l),C-f)>
((-a),(-l),(ao)
«-a), j, 1)
((-aM,9i)C(-a)l,|)
C(-a),l,q)(C'a),l,-|)
((-a),l,r)
((-a),oo,l)i
Es sipd hier die Fälle (( — a), 00,00) und ( 00 , (— 1), 00 ) und
( 00 , oc y ( — 1)) nicht mit aufgeführt, weil sie Flächen bezeich-
nen, welche nicht in der Zelle a',R',r' liegen können, indem
sie die Grenzen bezeichnen, welche (a,R', r) nicht erreichen
darf, ohne aufzuhören, eine hierher gehörige d« h. in der Zelle
a'^R',/ auftretende Begrenzungsflächä zu aeyn.
S^tzt man 00 a oder 00 R oder oor in diejenigen Stellen,
^orin' statt a oder R oder r ein blofses 00 Zeichen jsich befindet,
und multiplicirt man jedes der 3 Glieder in jeder der 59 Formeln
mit -^9 80 erhält man 59 neue Formeln , unter welchen dieje»
nigen , die kein — Zeichen enthalten , 1) wenn sie' vor dieser
Veränderung kein 00 Zeichen enthielten , blofs Zeichen für den
IVIhtelpunct des Strahlensystems sind , in so fern er als das erst9
Element dieser oder jener ringsum endlich begrenzten Gestalt
betrachtet wird, gleichsam eine solche Gestalt von unendlich
kleinen Abmessungen ist; 2} wenn sie vorher ein 00 Zeichen
hatten und also jetzt eine der 3 Formen (a,-3jR,— r) oder
11 11
(■^a,R, — r) ode'r (-55- a, — R, r) haben, die Strahlen a, R, i
selbst bezeichnen , sofern diese als diö ersten Elemente der Ge-
stalten (00a, R, r) oder (a, 00 R, r) oder (a, Ry oor) angesehen'
werden können ; 3) wenn sie vorher Zfi^ei 00 Zeichen enthielten,
jetzt also im Allgemeinen eine der Formep (^g^a, R, r) oder
1 1
(a,— R, r) oder (a,R, — ' r) haben , Ebenen bezeichnen, von
denen die erste dem mittleren Querschnitte, während die 2te
sowohl als die 3te einer doppelten Hauptflügelfläche (der Isten
lies Kry^talL
pier 2ten Art) entspriobt, die als Grenze des Fliigelvierlebi
von dem es sich handelt, auftritt ) diejenigen endlich, welche ein
oder awei oder drei — Zeichen enthalten , Gestalten bezeidmeiiy
deren Flächen im Mittelpuncte des Stzahlenaystems aicb vei-
einigen *.
Bisher wurde zum Behuf der Bestimmung der Lage einer
Begre^zungsfläche in einer Zelle bei gleichstellig 2endigen 2facli
pgUedrigen Gestalten, deren p eine gerade Zahl ist, vorausge-
setzt, dafs in jeder Zelle jeder der 3 BestimmungssUahlea der-
selben in seiner natürlichen Richtung vom Mittelpuncte des
Strahlensystems an nach aufsen hin positiv. zu nehmen sey, und
kein Unterschied gesetzt zwischen die 2 Xt Flügelviertel oder
Zellen , die in einem solchen Strahlensysteme vorhanden sind.
Stellt man sich aber vor , der Strahl R', insofern er der ZeBe
a'R'r' angehört, sey der Stellvertreter für die Verbindung (Com-p
bination) der Strahlen R^ R^^, R™, R^»' . . . ., wie sie in dem
fraglichen Strahlensysteme statt findet, in derjenigen Stellang
des Strahlen&ystems , in welcher jeder der Strahlen a',R',r' als
der erste, a;. ß. oberste, seiner Art auftritt, d.h. in einer bestimm-
ten solchen Stellung des Strahlensystems ^ bei welcher irgend
ein in dem Flügelviertel a^ R' r' liegender Ifach Igliedriger (er
heifse x) senkrecht aufwärts gerichtet ist , so ist einleuchtend,
dals der Strahl R^ für das Flügelviertel a'R''r ' z. B. gleichfaDs
als Stellvertreter sammtlicher verbundenen (combinirten} Strahlen
B zu betrachten sey; dafs aber dieser Strahlen combination eine
andere Stellung (Versetzung, Permutation), als vorher, eigen seyn
müsse , indem jetzt der Strahl R'' als der oberste seiner Art auf«
tritt und die Stelle einaimmt, welche vorher R' einiiahm, ynäh^
1 GröTsere Ansftihrliclikext über die»e and über tUe jenen ein-
facben Gestalten, welche yon gleichwertbigea Flächen begrenzt sind,
in deren Zeichen der Werth von - einem oder von zwei oder voa
drei der Bestimmangastrählen a% R', r negativ iat , scheint erst spfiter
für die Krystallkaade von Wichtigkeit zu werden, wenn die bisher als
zufällige gestörte Bildungen betrachteten Gestalten mit trichtenirtigea
YertiefuDgen , statt dieser oder jener Fläche (Apatit, Eis, Kochsalz,
WisJnuth tt.s.w«), und alle jene Formen, hei denen gleichsam nur das.
Gerippe zu einem Krystalle ansgebüdet ist (Schneeflocken, Gestrick-
tes u. s. w.), noch sorgfältiger werden nntersucht seyn. Oessennngeaeh-
tet aber werden, wenigstens für die KryvUllkunde , jene GesUlten
steu die wichtigsten bleiben, in denen keiner der Werthe der Strah-
len a',E',r' negativ i«t«
Kr^stallometrie, llßa
rend dfcr Strahl a' für die Zellen a R'' t" aieselbe Stelle ein^
nimmt y die er för das Flügelviertel a' R' r' vorher einnahm,
Aach ist der dem Strahle x' entsprechende Strahl x'' an die Stelle.
▼OQ X getreten« Man setze fest, die combinirten Strahlen einer
Art seyen für jede Zelle so aufzuzählen , dafs , wenn der Strahl
JL der Zelle aufwärts gerichtet ist, derjenige Strahl der fraglichen
Art z. B. R^ welcher am meisten sich der senkrecht aufwärts
gerichteten Lage nähert, die erste Stelle einzunehmen habe in'
der Permutation und dafs die übrigen in derjenigen Ordnung
lULch einander folgep sollen, in welcher sie sich mehr und mehr
von der senkrecht aufwärts gerichteten Lage entfernen* Es wird
dann z. B. bei einer gleichstellig 2endigen 2fac|i 6gliedrigen
Gestalt
dem Flügelviertel entsprechen die Strahlenpermutation
• • , R^ R" R^ R'" RT R'^
... U I m VI IV V
... U lU I IV VI V
... III U IV I V VI
... III IV U V I VI
... IV III V IT VI I
... IV V m VI II I
... V IV VI m I II
... V VI IV im II
... VI V I IV n m
... VI I V n IV m
... I VI B V in IV
Auf ähnliche Weise erhält man ftir a'R'r' und a^'R'r' mit
einander übereinstimmende Permutationen der Strahlen r, aber
wieder verschiedene für a' R' r , a' R" r', a' R" j" u. s. w. Für
sämmtliche Flügelviertel ^ welche a' enthalten , gilt di» Permu--
tation a^ a^ und für alle , welche a" enthalten , die Permutation
a^a'f Sieht man nun den Gegensatz zwischen den beiden binä-
ren Permutationen 1 . 2 und 2.1 als ähnlich dem Gegensätze
zwischen vorwärts und rückwärts, zwischen -)- und — an und
bezeichnet von 2 Permutatiooen derselben Combination^ welche
mit einander übereinstimmen hinsichtlich auf die Stellung aller
ihrer Elemente , bis auf 2 derselben, die mit einander gegensei-
tig vertauscht werden mufsten , um die eine der beiden Permu-t
tationen in die andere zu verwandeln , die eine mit «f* ^^^ ^^
a' R' r' <
oder
a"R' r'
a' R" r'
-s-
a"R" r'
iCK'x"
..*
a"R" r"
Ä^R'"r"
_
•"R"'r"
a'R'"r'"
...
a n r
a'R^^r'"
—
a-'R^r'"
a'R^TriT
— ,
a"R'^r'T
a'R^r»^
-^
a"R*i>^
a'R^r^
..»
a"R» r»
a'R^r^
— ^
a"R"t'
a'R^r^
..^
."R^r"
a'R' r^
—
a"R' t^
1170 Kryatall.
andere mit -— ^, so können auch die hier vorkotnmenden Per-
mutationen in dieser Rücksicht betrachtet werden \ Setzt
die Permptation I U VI UI V IV als positiv, so hat man^:
1 80 ist alio 8. B«, wann 12S4 poiitiv {st, 21S4 negatir, wen
fghiklm positiy iat, auch fgmikl^ negatiT.
2 Vergleiche Hbssbl: Ueber positive and nagatire Permatati»-
nen. Marborg bei Garthe 182S. Hier möge nur so viel zQr Eriaate-
rang dienen, da£p, wenn eine Pennntation aU 4* gesetzt, gegeben oder
angenommen ist und man von einer andern Permutation derselben
Blementenoombinntion wissen will, ob sie -f* oder — zu bezeicfanea
eey, man nach folgender Regel verfahren könne, die gleich aaf irgend
ein Beispiel angewendet dargestellt werden möge.
Anfgabe« £s sey^ gegeben 4> 125456; man will wiaaaii, ob
865214 mit »f oder *- an bezeiehnen sej.
A n f 1 o s n n g. Sache in der gegebenen posidren Parmotatioa vea
links an das erste Element, welches Hii cht mit dem in derselben Stelle
stehenden der zn bestimmenden Fermntation gleichnamig ist (hier alao 1),
und yertansche es mit dem Elemente (S), das in der za bestimmendea
Fermntation an dieser Stelle steht.' £s wird so ans der gegebene«
positiren Permotation (4* 128456) eine neue enuteben (321456),
welche wegen der stattgefandenen gegenseitigen Vertanschung zweier
JBIemente eine negative ( — 3i2l456) seyn wird. An dieser aucht
man nun wieder das erste Element, von links an gezählt, auf, wel-
ches von dem in derselben Stelle der zu bestimmenden Permotatioa
stehenden abweicht, und vertauscht 'es mit dem dahin gehörigen ge-
genseitig , so entsteht eine positive Permutation (ans — S 2 1 4 5 6 wird
H«56l452)* So fäbrt man. fort, ans jder jedesmal erhaltenen ne«ea
positiven oder negativen Permutation eine andere negative oder positift
an erzeagen, die der zu bestimmenden ( hinsichtlich auf die StellaBg
von wenigstens einem Elemente mehr) naher verwandt ist, als die, aas
trelcher sie entwickelt warde, bis man eine solche erhält, die mit der
sn bestimmenden Permutation vollkommen einerlei ist. Man erhalt
also nach und nach die Pennuta tionen
865214
wenn man aas «f 128456 macht
die Permutation — 821456 and aus dieser
— — + 861452 — — ^
-^ — —865412 — — —
— .^ 4. 865214,
so daXs also die Permutation 865214 positiv ist, wenn 123456 po-
sitiv war. ^
8 Zur Erläuterung möge hier die Ableitung jeder folgenden aas
der vorhergehenden solchen Permutation stehen. Dia mit dem Zei^
eben (*) versehenen sind die hierher gehörigen , aaf deion Votwn*
chen es ankommt.
Kryitallooietrie.
1171
+ I n VI m V IV
— II I m VI IV V
— n ffl I IV VI V
+ m uiv I V VI
+ III IV n V I Vi
— IV m V II VI I
-^ IV V m VI n 1
+ V IV viiu I n
+ V viiv im n
— VI V I IV II in
— VI i V n IV m
+ I VI n V m IV
1
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
4
4
4
4
63
63
36
3
1
1
1
4
4
2
2
2
5
35 2
5 32
54»
5-4.
54
5»
5
5»
5
5.
6«
6
6,*
6
6
1»
61
45
54
54
54
56
56
65
65
65
61
6 1
1 6
1 6
16
62
62
3 2
3 1
3 1
13
13
1*
1
1
2»
2
2«
2
2
3«
3
3»
3
43
3 4»
Man kann daher den Strahl R' in jeder der beiden Zellen
a'R'r' ittid a"R'r als positiv = +'R' betrachten, während er
in den beiden anliegenden a'R'r^^ und a''R'r^' gleichfalls als
positiv erscheint , so dalÜB der 2fach 2gliedrige Strahl R' gleich-
sam aus 4 einzelnen Ifach Igliedrigen positiven Strahlen zu-
sammengesetzt erscheint Eben so muTs dann jeder der Strahlen
j^in^ iß\ 2|ls 1^129 4 positiven Ifach f gliedrigen Strahlen bestehend
gedacht werden, während die den negativen Permutationen ent-
sprechenden Strahlen R^, R'^, R^' . als aus 4 negativen Ifach
jgliedrigen Strahlen bestehend zu denken sind, da jeder dersel-
ben für "jedes der 4 Flügelviertel, denen er angehOrt, einer ne-
gativen Permutation der Strahlen , welche R heilsen , entspricht^
gleichsam Stellvertreter derselben ist.
Setzt man ebenso den Strahl r als aus 4 positiven Strahlen
bestehend , so ist jeder der Strahlen r', r^", r^ für jede der vier
Zellen, die ihn umgeben, als positiv zu setzen und jeder der
Strahlen r^, r^, r"^ gleichfalls für j6de der vier Zellen, denen
1172 KrystalL
er aogASit) als negativ zu nehmeiu D^r obere HanptstnU i
entspricht der positiven Permutatioii a' ^' für sämmtliclie obcs
Fitigelviertel y ^während der untere Hanptstrahl a'' die Stelle &
negativen Permutation ^' vi für sämmtliche untere Flogelvieitel
vertritt; a' ist also positiv , a'' negativ zu setzen. Ueberhaopt
ift bei jeder gleichstellig 2endigen 2fach pgliedrigen Gestalt, &
welche p das Doppelte einer ungeraden Zahl ist (d.h. furp=2
oder 6 oder 10 u« s. w.)» jeder Strahl R oder r mit ongeiader
Zeigezahl I, IH, V . . . (R' R°', R^..., so wie r', r% r^....;
für jedes der vier Fliigelviertel , denen er angehört , positiv-,
jeder mit gerader Zeigezahl II, IV, VI . . • . (R", R^, R^i
r", r^, r^.^O aber für jedes der vier Fliigelviertel, denen a
angehört, negcUip.
Bei gleichstellig 2endigen 2fach pgliedrigen Gestalten , be
denen p das Doppelte einer geraden Zahl ist (d. h. für p = 4
oder =: 8 oder = 12 • • . ) » hat jeder 2fach 2gliedrige StnU
(R sowohl als r) die Bedeutung von 4 (in einen einzigen Strahi
zusammenfallenden nicht mehr divergirenden) Ifach IgUedrigea
Strahlen , von denen 2 positiv und 2 negativ sind. Es ist näm-
lich der Strahl R', wenn er für die Zelle a'R'r' positiv ist, auc^
positiv für a"R'r', aber negativ für* a'R'r^ und für a"R'r^.
Ebenso ist dann R'" positiv für a R^'V" unda"R'"r% aber ne-
gativ für aR'"r' und a"R'"r". Allgemein R2n + * ist positir
für a R2n+i r^^a+i und für a"R2a-*-* r»«+S aber negatiT»
für a^ R2a + i r«« und für a"R«ft + * r«», wahrend R«« positir
ist für a'R^ft r^»-* und für a^R^« r^»-*. Dieselben Gesetxs
gelten für r. Auch hier ist a' als 4" und a" als — a zu betncb-
ten. Das Zeichen (•f'a, +R, +0 umfafst daher jede Flacht
(a,R, r)k, welche in einem solchen Flügelviertel liegt, von wel-
chem jeder der Strahlen a,R,r als Stellvertreter einer positives
Permutation der sämmtlichen combinirten Strahlen derjenigee
Art , zu welcher er gehört , zu betrachten ist '.
1 rw soll andeatea r mit der letzten Zeigesahl, also bei 4glie-
*drigen Gestalten r«^, bei SgliedHgen r^"* a. s. w.
2 Wie dieses sich für R' modificirt, iit bereits geseilt. £s wiri
hier dämlich n = o und sUtt r» tritt r^ an die Stelle.
5. Es sind demnach diese Torseichen H» und — , namentlicb das
letztere, nicht zu verwechseln mit Youeichen, welche sich aof die
GröTse des Wertlfes toa a~ oder A oder r beaiehen \ denn aadi hier
Kryatallotnetrie. 1173
Beseicbnet man jede Zelle ^ •{« a, 4*^ ^"^ ^^ o vind jede Flg.
dem Zeichen <— a, 4*1^9 4"^ entsprechende mit a, so wird aach '
4- a, — R, 4-' ™it ß und — a, — R, 4-r mit fif bezachnet
-werden können u.8*w«; man erhält daher:
+ a, +R, +t s a
+ a, — R, +x = ß
4-a, — R, —r = r
+ a, 4.R, —t=d
— a, +R, +r = a'
— a, -R, +r = /r
_a, — R, — r = /
— a, +R, — r =a'
und (+a, ^R, — r) ist daher z» B. da» allgemeine Zeichen fUr
Begrenzangsflächeni die in Flügelyierteln y liegen ^s= (y) a.8.w.
£s shid nun folgende Fälle möglich :
I. Beachtet man die Vorzeichen 4" oder — bei keinem der
drei Strahlen a, R, r, so wird zwischen der Bezeichnung der 8
Arten von Zellen ayßy/yd und «,/?',/, 3' kein Unterschied seyn^
d. h« sie werden alle als gleichwerthig betrachtet :
a, R,r = a=:/J=:y = d = a==j3' = / = *;
(a,R,r) = Ca) = (/J) = C;^) = (Ä)
= («) = (/5')=(/)=^((r)
daher hat das Zeichen bei gleichstelllg Wendigen ü/ach fglie-
drigen einfachen Gestalten, wenn p eine gerade Zahl ist, kein
Vorzeichen , welches eine Verschiedenheit der Flügelviertel er-
'Zeugte y und ist allgemein = (a, R, r^.
n. Beachtet man das Vorzeichen bei einem der 3 Strahlen^
so kann dieses geschehen
1) bei a ; es sind dann verschieden die Fltigelviertel -4 ^
H, r von — a, R, r und die Flächen (+a, R,r) von ( — ejR,r),
jene gehören oberen , diese unteren Zellen an. Treten an einer
zusammengesetzten Gestalt Begrenzungsflächen (4- ^y R» r) allein
auf, ohne dafs die Flächen (-^a, R, r) zugleich vorhanden sind,
oder umgekehrt diese ohne jene^ so ist die^ Gestalt eine i«o-
konnen die Werthe sowohl der positiven als aach der negatiren
Strahlen negativ werden ; es bedeutet nämlich z. B. der Aosdrnck
(-fa/>4- C— R), ^^C— r)) eine Fläche, die so in den Flügelvierteln
•I- a, H- 1^> H- r liegt, wie (a, ( — H),( — r)) in jedem Flügelviertel liegen
vürde D. s. w.
1 Da immer zwei durch gleichnamige Buchstaben bezeichnete
Zellen, 2. B. a und a% über einander liegen, so kann man sich mit
Hälfe der Bilder AyB,C die gegenseitige Lage der Zellen hinreichend
versinnlichen*
1174 Krystall.
gleichendige-^cKh pglhdrigej wenn p, wie bishei^ eine gerade
ZaÜ ist.
2) bei«R« Es sind dann die Flügelviertel
^a = d=ia =d' = a,ffR,r
und eben so die Flächen i
(a) = (i) = (aO = C«') - C«, +R, 0
(^) = (r) = {/?') = (/) = (a, -R, r).
Bine Gestalt, welche von Flächen wie (a, +'R,r) (die man sich
so weit verlängert denkt , dafs sie, wo möglich, fiir sich alldn
eine ringsum endlich begrenzte Gestalt einschliefsen ^) begrenit
ist, ohne dafs die Flächen (a, — R, r) zugleich vorhanden -wiurea
(und umgekehrt (a, — R, r) ohne (a', +R, r)), ist eine gleich-
stellig iendige 2fach mgliedrige ^ wenn m eine ganze Zahl
E^ 4-? bedeutet, so dafs m gerade oder ungerade seyn kann«
Das Zeichen (a, + R,r) oder (a, — R,r) dient daher vorzüglich,
um gleichstellig 2endige 2fach mgliedrige 1 fache Gestalten^
der Isten oder 2ten Stellung zu bezeichnen , bei denen m eine
ungerade Zahl ist. Die Strahlen r sind hier also in dem 2fach
mgliedrigen Strahlensysteme nicht die Querstrahlen 3ter Art^
sondern solche Querstrahlen, welche den Winkel zwischen zwei
nachbarlichen ungleichwerthigen 2fach2gliedrigen halbiren, d-h.
sie liegen in gleichstellig 2endigen 2fach Igliedrigen Queraxen.
3) ' bei r. Die Unterschiede der Formen (a, R, +0 ^^
(a, R^ — r) sind ganz ähnlich denen zwischen (a, 4*^iO "^^
<a,-R,r). ■
lil. Berücksichtigt man die Vorzeichen bei zwei von den
drei Bestimmungsstrahlen, so kann hier auf zweierlei Weise
verfahren werden.
A. Man setzt Zellen als gleichwerthig, wenn sie mit ein-
Tmder übereinstimmen hinsichtlich auf das -f~ oder — Zeichen,
welches dem Verhältnisse der beidefT zu beachtenden Strahlen
rzukommen würde , nach der bekannten Regel , gemäfs welcher
gleiche Zeichen der Glieder des Verhältnisses für dieses Ver-
hältnifs selbst das Zeichen -f~ bedingen , während ungleiche
'Vorzeichen der Glieder ebenso für das Verhältnifs ein — Zeichen
fordern. Dieses kann £eschehen :
1 .Was für p = S nickt möglich ist.
2 Gewöhnlich also Sxmflachige Ebenrandner.
Kry^tallometrie. 1175
1) bei dem Hauptstralile a und bei einem der Qaerstrahlen
R oder r, s.B. bei R. ^ Es ist dann
(«) = Cd) = (/T) = Cr) = (±a,±R.r)
tind (/}) = (;') = («'} = {9) = (±a, + R,0
indem hier +a:4-R = '^»»'— R = + S*
und wieder -J-*^ — Rs=5 — a: + R=---— .
Die Flächen C^^jiR, r) fiir sich allöin so weit verlängert ge-
dacht, dafs sie, wo möglich, eine ringsum endlich begrenzte
Gestalt einschliefsen ^ liefern eine gerenatelllg Wendige ^fäch.
mgliedrige Gestalt erster Stelhmg, während ebenso (^a,4rR,r)
eine solche 3ter Stellung bedingen« Man sagt daher, eine ge-
renstellig 2enä]ge 2fach mgliedrige Gestalt sey eine flächenhalb-
2ählige (hemiedrische) gleichstellig Sendige 2fach pgliedrige.
Die Strahlen R sind hier die 2fach Jgliedrigen ond die Strahlen
r die Ifach Sgliedrigen Querstrahlen des -gerenstellig 2endigen
2fach mgliedrijgen Strahlensystems ^.
2) Bei den 2 Querstrahlen R und r. £s ist dann
(«) = (.y^ = («) = (/) = (a, ±R, ±0
(/J) = (Ä) = ClT) = CO = (a, + R,±r)*
ßie gleichstcllig 2endige 2fach pgliedri^e Gestalt (a, R, r) wird hier
zerlegt ih 2 einzelne gUiöhsteliigiendigeXfaehpgliedrige, de'ren
erste durch genügsame Verlängerung der Flächen (a, +R, +;r)
.entsteht, während die zweite ebenso durch (a^ Zj^R, ±^t) sich
bezeichnen läfst.
B. Man fordert, dafs Plügelviertel , T^elche als gleichwer-
tig betrachtet werden sollen , mit einander übereinstimmen so-
tvohl rticksichtlich auf das Vorzeichen bei R , als auch auf jenes
bei r, ohne dab hier auf das Vorzeichen des Verhältnisses der
beiden zu beachtenden Strahlen gesehen wird.
1) Die beiden mit Vorzeichen versehenen Strahlen seyeil
der Uauptstrahl a und ein Querstrahl R oder r z. B. R^ so istt
(o) = («)=(+a,+R,r)
((J) =(/) = (+ 8, -R,0
(|J') = (/) = (-a,-^R,r>
1 Aehnlicli sind die Ergebnisse bei Beacb'tilDg der Torseichen
TOti a und r.
V. Bd, Ff ff
1176 Krystall.
Es wird hier (a,B, r) zerlegt in 4 einzelne ungleiöh€nd£^^faik
mgliedrige GeaiaUmbezeichnungen^ denen eine der vier so eba
aufgestellten Formen eigen ist, ^nd sie dienen vorzüglich £r
solche iingl^ichendige 2fach mgliedrige einfache Gestalten, dem
m ungerade ist,
2) Die hinsichtlich a\if ihr Vorzeichen ^u beachtenkt
Strahlen seyen die beiden Querstrahlen R und r, so ist
(«) = («') =Ca,+R,+r)
(^) =(/r) = (a,-R,+r)
(/) =(/) = Ca,--R,-r) .
(«) =:s(0 = (a,+R,-rX .
Jede dieser Vier Bezeichnungen dient zur Bestimmang
gUichaUllig Wendigen \fdch mgliedrigen Gestalt^ and zunacfe
einer solchen | bei welcher m ungerade i^t.
IV« Nimmt man Rücksicht auf die' V<orzeichen bei allen 3
Bestimmungsstrahlen a, R und r, so sind folgende Fülle mjSglich:
A\ Man fordert, dafs Zellen, welche als gleichwerthig be-^
ttachtet werden sollen , sich gleich sind in Beziehang nnf die
Vorzeichen der Verhältnisse des Hauptstrahls zu jedem der bei-
den Querstrahlen, so dals
-fas-)-R=3->^a:«^KaB-)-^
R
4-a: — R = -i-ai-|-R=^ — 5"
R
gedacht wird ; solche Flügelviertel stimmen denn anch tnitciB«-
ander überein hinsichtlich auf das Vorzeichen^ welches dctt
Verhältnisse R : r gebührt. Es ist dann :
. («) = Cr) = (±«, ±R, ±0»
(/J)=(0=«(±a,+R,±r)*
(>')=(«') = C±«,+R,+r)«
(0 = (/»') = C±a,±R,+r)».
Flächen , die einem dieser vier Zeichen entsprechen, begrenzen
bei hinreichender Verlängerung gerenstelligiendige ifochmgUi-.
1 Es ist nämlich Hier 4-a.'*t«K=:£->-a:— R und -f a ; H-r
== — a : — r and zugleich auch -fR:«|-r=— R:— r.
2 +a: — R=:— .ä: + R und ^laiH-rss — a:— r
und auch — R:-|.r=:4.R: — r.
3 In den beiden letzten Zeichen wiederholen sich dieielbea Yer^
häilatssey wie in den beiden ersten Fallen^ nur in anderer Verbiados^
Krystallometrie. 1177
drigB Gestalten^ und diese Zeichen dieüen dahef Ssur Bestimmung
solcher Formen ^ wobei m sowohl gerade alf auch ungerade Ist.
B. Man fordert, dafs gleichwerthige Fliigelviertel mit ein-
ander übereinstimmen rticksichtlich auf das Vorzeichen, welches
dem Veirhältnisse des Hauptstrahls a zU dem Verhältnisse det
R
beiden Qnerstrahlen •— gebührt , nach der bekannten Regel, ge«
näls welcher + a • +^" = — ft s «nd + a : — — =a
t t t ^
• — a : 4- — , so dafs, wenn in dem Ausdrucke a, tl,r eine gerade ^
Anzahl von — Zeichen (0 oder 2) vorkommt, das ganze Ver-
hältnifs ein positives wird, während es bei ungerader Anzalil
von — Zeichen (1 oder 3) negativ seyn mufs. Es ist dann
(a) = (r) =« i§l) = (f) = + (a, R, r)
(I?) = (J) ==(«') = {/) =- - (a, R, r).
Die heiden Zeichen + C^) I^i 0 ^°^ — (^9 ^> 0 beziehen sioh
auf die beiden ebenbildlich 2endigen \fctch pgUedrigen Gestal--
terij welche sich aus jeder gleichstellig 2endigen 2fach pgliedri-»
gen öestalt durch Verlängerung der einen oder der andern Hälfte
ihrer Flächen entwickeln lassen.
C. Man setzt Flügelviertel nur dann als gleichwerthig,
-wenn sie einander' gleich sind in Beziehung auf das Vorzeichen,
vrelches dem Verhältnisse zweier Strahlen zusteht, und in Bezie-».
hung auf das Vorzeichen , welches dem 3ten Strahle eigen ist.
Der auf solche Weise einzeln zu betrachtende Strahl kann seyn
entweder der Hauptstrahl a, oder eitler der Querstrahlen R oder
t^ z. B. r»
1) Ist a der einzeln zu berücksichtigende Strahl| sö ist
(a) = (y) = (+a,±R,±r)i
(/?) = (*) =(+a.+R,±r)
(a') = (/) = (-a,±R,±r)
('|J')s=(a') = (-a,+R,±r).
Cs sind dieses die allgemeinen Ponneb für die Beteiciknuog un-
gleichendiger \fach pgliedriger einfacher Gestalten.
2)' Ist t det einsein zu berücksichtigende Strahl, so hat
man .
1 d. ii. (+a, +fi, 4r) =2 (+«, -», -rj.
FfffÜ
1178 Kry.tall.
(«)=,(|J') = (±a»+R,+0
(/Ji;s=(a')=C±«,+R,+r)
(y)=(0 = (±«,+R,-r)
(«) = (/) = (+a.+^-0*-
Flächen, die finem solchen Zeichen entsprechen, begreneen ein
ebenbildlich 2m(iige ijac/i mgliedrige einfache G^stcdU Diöi
Bezaichnung ist vorzüglich wichtig für den Fall , wobei m tm
ungerade Zahl ist«
D; , Man hält Zelleü nur dantt ßir gleichwerthig, weon «
einander gleich sind in Beziehung auf das Vorzeichen einfl
jeden der drei Bestimmungsstrahlen. Es ist dann
(«) = (+ 4, +R,+r)
(/») = C+",-R,+r)
(o') = (-a, +R, +r)
(^) = C-a ,-R, +r>
(/) = C-.,_R,-r)
(«';c= (_a,+R,_r).
Gestalten, die blofs von den Flächen begrenzt sind, welche
einem dieser 8 Zeichen entsprechen, sind ungleichendige l/oc^
mgliedrige y eine vorzüglich dann t,ix gebrauchende Bezeiclt-
nung , wenn m eine ungerade Zahl ist.
Wenn man demnach Von einem Axenkreuae ausgeht, be-
stehend aus den drei wichtigsten Arten von Axen, nämlich einer
Hauptaxe und m Queraxen erster und m Queraxen zweiter M
' und man bezeichnet in Beziehung auf dasselbe die Gestalten ^
verschiedenen Systeme, denen dieses Axenkreuz zum Gnio<^
liegt, so sieht man, dafs die einen nur die halbe Anzahl der
Flächen besitzen , welche diesem Axenkreuze möglicher Weise
entsprechen kennen ) andere nur deb vierten und noch andeit
blofs den achten Theil dieser Anzahl. Man kann • daher vA
mittelst det Bezeichnung die sämmtlichen Gestalten , bei «ien«
aufser der HauptaXe m Queraxen Ister und folglich auch m Qut^
axen 2ter Art als Mafslinien dienen , zusammenfassen unter den
allgemeinen Ausdrucke 1- und mmafaige Gestalten (z.B. 1-niJ
1 Diesem Ergebnisse ähnlich würde seynt
(a)s=(«r) =(±a, +R, ±0
(^) =(/) = (±«, -R, ir)
(y) =(/S') =(±a,-B,HKr)
' {6) =(«') r= (±a, + R,H:r)
wenn R der einzeln rücksichtlich auf seine Vorzeichen an betchteo^
Eestimmungsstrahl wäre.
Kry^tailometrie. 1179
Sma^rsige öestalty ß)rma r^onocgeirimetricay 1- undj-^mafsige, for-
fiut monocqedimeirioa f l-rund tm^higCj forma monocaemononie^
trica, u. BfW.); damit jedoch der auf dem Wege der Bezeichnung
gevronnene Begriff der 1t und mmaCsigen Gestalten vollkommen
l»it dem rein geometrischen bereits oben entwickelten Uberein«
»ümme, mufs «uch hier festges/etzt werden, dafs als IVfessungs-
queraxen von einerlei Art nur solche betrachtet werden dürfeni
vrelcbe auch in der nicht vollzählig flächigen Gestalt sich als
glelchwerthig verhalten ; dann werden, wenn m gerade ist, die
gleichstellig 2endigen Ifach und 2fach mgliedrigen, so wie die
ebenbildlich gleichendigen ifach mgli^drigen und wieder die
ungl eichendigen Ifach und 2fach mgliedrigen Gestalten nicht zu
4en l-und mmaTsigen gehören, wohl aber wftnn m ungerade ist. '
£s ist d^t^ 3B.B, jed^ 1- 0nd Smafsige Gestalt entweder
Zeichen der einfa-
1} eine flächenvollzählige {fornut mon<H chen Gestalten.
pßetrlr/Metrica homoedrlcaj; sie ist eine
gleichstellig 2endige 2fach 6gliedrige . • (a, R, ?)
2) eine flachenhalbzf|hlige (/. m^ hemief
4ricä). Diese ist
^) gleichstellig 2epdjg Ifajch 6sK^drig , | ^^' J J' P^
h) gleichstellig 2endig 2fach 3glicdrig . I ?' J \
I Qa, — n, r^
p) geienstellig 2endig 2&ch 3gliedrig . | C±*» ±^» »)
a) ebenbildUch 2endig Ifach 6gliedrig , ) + J*' ^' ^^
e) ungleichendig 2fach 6glicdrig . , , j(+«»RiO
I (— a, R,t)
3) eine flächeoviertelsa^ählige (/I m, tetqr^
^Oßdricay^ und «war
0 gleichstellig 2endig Ifach 3gUedrig
(a,+R, +r)
(a,— R,-r)
(a,-R,+r}
(a,+R,-r).
b) gerenslellig 2endi£ Ifach 3gliedrig • |C±a, + R, ±r)
i (±a> +R, ■4-r)'
( (±a,±R,Tr|
1180
K.rystalU
./
c) ebenbUdlidi Sendig lf«ch Sgliedrig
ä) tuigleichendig Ifach 6gliedrig
4) eine flSchenachtekzäUige (f. m. fftmi-
fetarloedrica) , no ist
(±.,—11,^:
(±a,+R,^:
(+«, ±R, ±
(+«,±R,+
ungleicheDdis Ifach Sgliedrig
(+a, — R, +
(+•,— R,~
(+., +R,-
(-a,+R,+
(-a, — R, +
(-..— R.—
(-^a, +R, -
Was von den 1- mti Smafsigen Gestaltea gesagt worden ist,
gut von den 1- nnd mmafsigen , wenn man statt 3 die Zahl m
lind statt 6 die Zahl p = 2m setzt, so lange m ungerade ist;
ist aber m gerade^ ^o fallen die Abtheilungen 2 a, 3 a, 3c
nnd 4 hinweg, indem sie, wenn m=:2n ist, blofs 1- nod
nmafsige Gestalten enthalten« Fordert man aber blols , dals
Gestalten, welche man 1- und mmafsige nennt, m gleich-
werthige Messungs^ueraxen tintr Art haben müssen , -welche
Graden schneiden,
ffich npter Winkeln von
m
ohne
fordern , daüi auch' die Quermafslinien , welche zwischen diesen
360
liegen, den Winkel von Graden halbirend (die Messnngs-
4tieraxen zweiter Art), einander gleichwerthige Queraxen seyea,
so fällt dieser Unterschied zwischen der J[leihe der 1- nnd mma-
Isigen Gestalten, der durch einen geraden oder ungeraden Wertk
von m bedingt wird , hinweg, -
Man sieht leicht ein, dafr die Bezeichnung durch die drei
wichtigsten Axenarten bei solchen 1- und Imafsigen Gestalten,
welche mehr als 3 Arten einheitlicher Axep besitzen, nicht ge-
rade nothwendig durch 3 gegen einander senkrechte Axen ge-
schehen muTs und dafs man, ohne dals die Art der Anwendung
B^rystallometrie* 1181
der Voraeichea lich ändert , in einem solchen Falle jje 3 nicht
in einerlei Ebene Hegende Axen bei der Bezeichnung zum
Grunde legen kann, wenn nur in der Gestalt keine andern Axen
vorhanden sind, denen eine höhere Wi<;htigkeit zusteht. So
also wird man z. B.^bei den gerenstellig 2endigen 2fach Iglie-
drigen oder bei den gleichsteUig 2endigen Ifach Sgliedrigen Ge-
stalten die 2gliedrige Axe und irgend zwei (der unendlich vielen
auf diese sen^echten) einander unter beliebigem Winkel schnei-
dende 2fach Igliedxige Axen als die drei wichtigsten As^en be-
trachten können, eben weil hier jede der 2fach Igliedrig^n Axea
«ine einheitliche Axe ist, welche eben so gut wie jede ändere
vorhandene einheitliche Axe gewählt :^u werden fähig ist, um
aus ihrem Charakter (einej gerenstellig 2endigen 2fach IgUedri-
gei^i Axe) die Beschaffenheit jeder andern Axe des ganzen Ai^en-r
Systems zu entwickeln^. Aus demselbqp Grunde kann bei ge-
renstellig 2endigen Ifach Igliedrigen. Gestalten jede Verbindung
dreier unter beliebigen Winkeln sich schneidenden , nicht in
einerlei Ebene liegenden Axen zur Bezeichnung gebraucht wer-
den, weil hier jede denkbare Axe eine einheitliche Axe ist
Man wird jedoch von einer solchen Bezeichnung durch unregel-
xnäfsige Zejlen nur dann Ge^brauch machen , wenn besondere
Gründe dieses fordern«
Abgekürzte Bezeichnung hauptaxrger
einfacher Gestalten.
V Wenp es sich blofs von den wichtigsten Gestaltenarten han-*
^elt, .nämlich von jenen, fiir wekhe keiner der Werthe von
a',R',r' die Grenzen zwischen 0 und oo überschreitet, d.h. wenn
kein solcher Wexth negativ ist^ und wenn namentlich 4ieGrO£)e
1 Dasselbe gilt mit der fehörigeii Teranderang für alle gleich-
ytelUg Sendigen Ifa/oh pgliedrigen Gestalten i in denen p eine gerade
Zahl ist ; aach hier könqen je p Qneraxen einer beliebigen 2(en Art
nebst der Hanptare als rorzüglich wichtige Aaen gelten.
2 Oder wenn Ton den flächeuTollzähligen 1** und mmafsigen
liVichen Gestalten . aeßier den rhigsum endlieh begrenzten nev solche
betnichtet werden sollen, welche 1) Säulen oder 2 X pflachige Ge-
geuscitenwandner , 2} pfach qnersaulige SxtQachige Scliiefwandaer
(wdche bekanutlich für daS 1- und Imafsige Azenkreuz zu 4Qächigeu
qaersäoligen Schisfwanduern werden) nnd B) 2fläcbige Tafeln sind
1174 Rrystall.
gleUhendige^fach pgUedrige^ wenn p, wie bisher; eine gerade
ZaJd ist.
2) bei^R. £s sind dann die Flügelviertel
^a = d==as==d' = e, +R, r
^«s/^Ä/r^/ssa, — R,r
nnd eben so die Flächen i
(a) = (d) = (aO = C^) == Ca, +R, r)
(/9) = (y) = (/T) = C/) = (a, -R, r).
Eine Gestalt, welche von Flächen wie (a, +'R»0 (A^^ ^^^ ^^
so weit verlängert denkt, dafs sie, wo möglich, fiir sich alleis
eine ringsum endlich begrenzte Gestalt einschliefsen ^) begrenzt
ist, ohne dafs die Flächen (a, — R, r) zugleich vorhanden wären
(und umgekehrt (a, — R, r) ohne (a', 4-R, r)), ist eine gleiche
stellig Wendige %fach mgliedrigey wenn m eine ganze Zahl
s= 4-p bedeutet, so dafs m gerade oder ungerade seyn kann«
Das Zeilen (a, -|-R,r) oder (a, — R, r) dient daher vorzüglich,
um gleichstellig 2endige 2fach mgliedrige Ifache Gestalten^
der Isten oder 2ten Stellung zu bezeichnen , bei denen m eine
ungerade Zahl ist. Die Strahlen r sind hier also in dem 2rach
mgliedrigen Strahlensysteme nicht die Querstrahlen 2ter Art,
sondern solche Querstrablen, welche den Winkel zwischen zwei
nachbarlichen ungleichwerthigen 2fach 2gliedrigen halbiren, d.h«
sie liegen in gleichstellig 2endigen 2fach Igliedrigen Queraxen«
3) ' bei r. Die Unterschiede der Formen (a, R, +r) and
(a,R, — r) sind ganz ähnlich denen zwischen (a, -1~R)T) ^"^'
<a,^R,r).
UL Berücksichtigt man die 'Vorzeichen bei zwei von den
drei Bestimmnngsstrahlen. so kann hier auf zweierlei Weise
verfahren werden.
A. Man setzt Zellen als gleichwerthig, wenn sie mit ein-
"•tidet übereinstimmen hinsichtlich auf das -f' oder — Zeichen,
welches dem Verhältnisse der beiderr zu beachtenden Strahlen
;9ukommen würde , nach der bekannten Regel , gemäfs welcher
gleiche Zeichen der Glieder des Verhältnisses för dieses Ver-
hältnifs selbst das Zeichen -[" bedingen , während ungleiche
'Vorzeichen der Glieder ebense für das Verhältuifs ein — Zeichen
fordern. Dieses kann geschehen:
. 1 Was fjir p = fi «Sekt moglich ist.
2 Gewöhnlich also Sxmflächige Ebenrandner.
Kryatallpmetrie. 1183
die Hälfte od«r den vierten oder den achten Theil der Flächen
1>esit9ien, die den Qachenvollzähligen Gestalten dieser Art eigen
sind , können hier natürlich, bloüs in Beziehung auf den Haupt-
strahl z oder a und den^ .Querstrahl y oder r berückaichtigt wer-
den^ Man erhält hierdurch Gestalten , in Beziehung apf welche
sich diejenigen, welche von'dem Vorzeichen bei R mit abhän-
gen , als ilächenhalba^ählige. verhalten , und es fcOnnen die Ver-
schiedenheiten 9 die von -f* oder — bei R herrühren , dadurch
angedeutet wqiden , daCs in dem Zeichen y | z der Zwischen-
strich I eine der folgenden Gestalten erhält ^ ^ J* ] [ •
Stellt nämlich die erste der nebenstehenden Figuren die.
beiden Flqgelviertel a nnd q dar, im Durchschnitte senkrecht
9uf r, vom Mittelpuncte de» Strahlensystems aus gesehen, so ist.
a für den obem Hauptstrahl ein linkes und u für den untern
Hauptstrahl ein rechtes Flügelviertel. Pas Zeichen ~^ bedeute
linkes, das Zeichen J* aber rechtes Flügelviertel für den Haupt-
strahl a, welcher dem. Flügelviertel angeh£$rt, so ist, wie au#
der Betrachtung der nebenstehenden Figuren erhellet,
(«) = +*X+y. (<*') = -^JT+y
(y)=+*X-y (/) = -*_r-y
Man hat hierdurch die Bezeichnungen für die ungUichen^lgen
\fach mgliedri^en 1 - und mmafsl^en Gestalten.
Wenn (a) = (^) ist, so ist 4-^X^"^ "^^ +* JT + X *^.
vereinigen in 4- z | -{" y f ^^^ erhält auf solche Weise bei de^
i^nglpichendigen 2fach mgliedrigen Gestalten ^
für (a) = (ß) das Zeichen -{-z | 4*7
ir) = {9) - . +a|-y
(«) = (ir) - . -M+y .
(/) = (^ - - -»l-y .
und daher auch bei den ungleichendigen 2fach pgliedrigen Ge-r
stalten
• (a) = (/9) = (y) = (d) = +z|y
(«') = (!»') = (/y=(a^) = -z|y,
1 Der Fall, wobei (a) =3 (S) ond (y) =2 (j?) nnd (a') sr (a*)
lind (/) = (/}') ist, läfst sich auf diesen hier dadurch reducireo, daPi
man R mit r rertauicht, also dasjenige r nennt, was durch K be-
seichnet ist, und umgekehrt.
1184 Krystall.
Ist (a") a=\^^ so hat man z"|_+y
- (*) = (/) ' ' -r- *_r— y.
-^bepsQ
(«) = (^) - . , ±zX±y
(r')'=(^)- - - ±«X+y
(«) == («') . w > ±z_r+y.
Beide Bezeichnungen sind gültig fiir ebenbildlich 2end^re Xfadi
Vtgüedrige 1- und mmafsige Gestalten, ja nachdem sie «la fli-
chenhalbzählige betrachtet werden, VOQ den gleichst flliff'^leik-
digen-2inch n^liedrigen*, fiir welche
odler als flächenhalbzähUge Gestalten von den gßrenstell^ 2eii-
^j^(&7>2/bcÄ iT^g-^/^c/r^^/^, fiir welche
(a) = iS) = (/S) =. (/) = ±z I .+y
(y) = (|J') = (i!) == (a*) = ±z I +y,
für den Fall, wobei (a) == (a) gesetzt werden moTs, dient
das Zeichen^ }, um anzudeuten, dafs ein in Beziehung zum
obern Ende der Hauptaxe linkes Flugelviertel und ein in Bezie-
hung zum unteren Ende der Hauptaxe sich als rechtes verhal«
tendes als gleichwerthig gesetzt seyen, Ettr (/J) = (/J') hat
inan das entgegengesetzte Zeichen [. Es ist daher fiir die gieick*
^telUg 2endigen \fach mgliedrigen Gestalten
(a) = (a') = z]+y
r^) = (/J')=:z[+y
(y) = (/) = *]— y
und daher auch für die gleicIistelUg 2endigen Xfaeh pgUedrigoh
1* und mmafsigen GestalteuL
1 Wäre (a) = [S) = (O = (a-) und {ß) :zz (y) = 0?*) = (rOt
fio nenne ma« r , was' mit R bezeichnet ist , und umgekehrt H , w«s r
heifstj und'inan hat dann die Bezeichnung. f iir ^diesen Fall.
2 Gowisserniardeii eine Yerblndun^ von f^, so wie [ eine Ye^-
bindang von -1 •
Kr^stallometrie. 1185
Wenn ( a) = (y ) ist , «o wird + 2^1^+ y nnd + z^L — J
verbunden in -f'^^Ly« ^^^ ^^^ daher für die imgleicTiendlgei^
^fachpgliedrigen Gestalten
(/j) = («) = +z_ry ,
(«') = (/) = -zjy
Wenn («)= (^') ist, so ist zu verbinden +z"L + y
mit — z JP — y, d. h. ein für den oberen Hauptstrahl als links
sich verhaltendes mit einem für den unteren Hauptstrahl als
rechts zu betrachtenden Flächenzeichen 9 daher ± z ] ± y stat^
£s ist 4^er für die. gerenstelUg 2endigen Ifach mgliedrlgen
Gestalteq
(a) = C/)=±2]±y
(/J) = (3') :p+z[±y
(r) = («') ;=±«]+y
Ist endUch («) = {§) = (y) = « = («') = C/0 = C/)
s= ( d') , so ist das- Zeichen für die flächenvollzähligen 1 «- und
mmalisigen d« b; für die ^leichstellig 2eiidigen 2fach pgliedrigeq
Gestalten ;= z | y*
Beseichnung der hauptaxenlosen
Gestalten.
Was die hauptaxenlosen Gestalten anlangt , so werden aucl^
diese am ungekünsteltsten durch A)igabe der »Strahlen der 3 wich«
tigstep Arten von Aicen derselben bestimmen«
Bei der allgemeinsten Gestalt im Sstrahligen jSysteme , dem
48wandigen Dreieckflächner, genügt die Angabe eines 4gliedrigen
Strahles a, eines 2gliedrigen R und eines SgUedrigen Strahles r.
1186
Krystall«
Das Zeichen (»,R,r) ist^
beinn
Sflachiier •
Würfel . .
IS^RaoteDfiacIiDer
' 8 X Swandigen
Keilflaehner .
6 X 4waDdig«n
Keilflächoer •
24wandigen Lan-
seoflachner •
48wandigen Drei-
eckflaehner
(i,vra,vr3)
od«r
(1, «n. Sri)
(1, n, in)
an. in)
a.pr4»ipn)
(i.»n.^n)
a,in.in)
oder
(xr3,jri>i}
Jede Begrenzungsebene des 48wandigen Dzeieckflächners befin*
det sich in einer Zelle , foi welche, wenn man sie als eine £cke
betrachtete , ^in 4gliedriger Strahl a , ein Sgliedriger r and ein
2gUedr]ger Strahl R als Kantenlioien erscheineii | wählend ihre
3 Wickel bestimmt werden durch
Tg. m = 1, also m = 45*
Tg. n =: f^ r n = 54« 44'.. ,
Tg, 1 = r+ -r 1 = 35^ i&
wenn m der Winkel von a gegen R und n der Winkel von a
gegen r und 1 der Winkel von r gegen R ist. Bezeichnet man
auch hier wieder die Bestimmungsstrahlen einer und derselben
Art, um sie von einander uaterscheiden su können, mit Niim-
inero, so hat ipan für a
' a I a
3 4
R
1
(üx r'
R
6
r
4
R
9
t
7
R
10
r
8
R
11
1\
12
1 Getulten de« ifteh SgUedrig Sttntliligeii Syttemi, bei denea
einer oder swei too den 8 Strahlen •« R und r nuendlioh oder noU-
oder negatlvwerüiig und, miu«en hier Ton'der Betrechtuog autg«.
•cbloxen bleiben. Die deroitigen — Zeichen find aach hier wieder
mit dem Strahle, welchen aie betreffen, in) Zeicheii der Geitalt in
Klammern (X eiuKaachliefseD [z. B. (— a, (— R), r)], um von den
~ Zeichen, die «ich auf den Charakter der Strohlenpematatioaea
besiehen, oaterachieden an werden.
Kryslallometrie. 1187
und 'es lassen sich dann ^ie einzelnen ZeUen wieder anterschei-
den, z.^B. a, R, r oder a,R,r vus. w.
111121
Die Abbildung stellt einen Wig-^el dar, in welchem die 6^
Strahlen ä durch Linien Mrie • ., die 12 Strahlen R
durch Linien wie -*-.. — ..^— ..^ die 8 Strahlen r durch solche
•^e — . — . •^. nnterscl^eden sind. Jeder solcher Strahl ist an
seinem ^£nde mit dem ilim beigelegten Namen R, R, R • • •
12 3
a, a, a«.. r/r, r . 4 . Versehen. Die Numerirang der Strahlen
•12 3 12 3
einer Art ist als eine ^willkürlich gewähke zu betrachten. Stalt
des Würfels könnte jede andere ringsum geschlossene 2fach
3gliedr]g Sstrahlige Gestalt , z. ä. ein 48wandiger Dreieckilach-
ner^ gesetzt werden , indem hier blols der Zweck ist, die sämmt-
lichen Bestimmungsstrahlen in ihren gegenseitigen Lagenverhält-
nissen darzustellen.
Setzt man nun : e^ sey für die Zelle aRr jeder derSStrah-
111
len positiv, so mufs die Permutation der Strahlen a sowohl und
die der Strahlen R, als auch jene* der Strahlen r (welche z. B.
entsteht, wenn man einen Ifa^h Igliedrigen, in der Zelle aRr
.111
befindlichen, Strahl Hc senkrecht aufwärts richtet und dann die
Strahlen einer Art in der Ordnung aufzählt, in welcher sie mit
dem Strahle x mehr nnd mehr divergiren , so dafs der stärker
divergirende nach dem minder divergirenden (folgt) als eine po-
sitive gesetzt werden.'
Man erhalt die Permntation der Strahlen a , welche das -f-
oder — Zeichen des Strahles a einer andern Zelle z. B. a R r
121
Isestimmt , wenn man den dem Strahle x in aRr gleichwerthi-
111
gen Strahl in der Zelle aRr senkrecht stellt und dann dieStrah-
121
len a in der Ordnung aufzählt, gemär» welcher jeder folgende
mit dem Strahle 5 mehr divcrgirt, als der vorhergehende. Auf
ahnliche Weise wird die Permutation der Strahlen R oder r ge-
funden, welthe für den Strahl R oder r das in dieser oder
jener Zelle gültige + oder — Zeichen bestimmt. Es ist jedoch
nicht gerade nothwendig, dafs man zur Bestimmung des 4" oder
1186
Kryatall.
.^ Zeichens ßir R in einer Zelle denselben Strahl x senkredit
aufwärts gerichtet stelle, welcher hei der Bestimmung des -f-
oder — Zeichens yE^r a in dieser Zelte gedient hat, nur muts fiir
jeden Strahl R (odef r) in Jeder Zelle so verfahren werden , i^c
•in der Zelld aRr mit R (oder r) der Anfang gemacht ^rorilen ist
111
Das -|^ oder -^ Zeichen ^ welches einer jeden Permutation zu-
kommt, wird auf die früher angegebene Weise aufgefunden und
dem Strahle a oder R oder r der fraglichen Zelle, welcher alt
Stellrertreter dieser Pen^utation angesehen wird^ beigelegt» Es
entspricht sonach
ia der
ZeUe
det Strahl a.
der
Permutation
der StraM R
det Permutation
der Strahl r
der PermutatioB
aRr
111
aa aa aa
+ 146532
RRRRRRRRRRRR
+125346710911812
rrrrrrrr
+ 14235867
aRr
121
411
fl4
^14
+ 164355
+ 416523
— 145632
-415623
— 216310511497128
-13425 7611810912
+ 1524 3 6791081112
-14352 7681191012
+ 12435ß87
+145823«7
+41328576
+ 41853276
Es ist nicht ndthig, auch die übrigen/ Fermutationen aufzustel-
len f da aus den hier bereits angegebenen erhellet :
1} daljB für je 2 Zellen (wie aRr und aRr), welche einen
111 121
4gliedrigen und einen Sgliedrigen Strahl gemeinschaftlich habeoi
der 4gliedrige Strahl sowohl als auch der Sgliedrige in beiden
gleicJie Vorzeichen hat, während dem 2gliedrigen Strahle der
einen ein — Zeichen gebührt, wenn der der andern ein -{- Zei*
chen hat ;
2) dab fdr je 2 2ell€fn (wi« aRr und aRr oder wie aRr
111 114 411
und a R r)^ welche einen 4gliedrigen und einen 2gliedrige]i
444 '
Strahl gemeinschaftlich haben, der 4gliedrige Strahl fiir die eine
negativ zu setzen ist 9 wenn er für die andere positiv ist, dab
aber dem 2gUedrigen Strahle , so wie den beiden dgUedrigen
Strahlen in beiden Zellen gleiche Vorzeichen zustehen ;
KrystaUoi^etrie. üSti
3) ish fiir 2 Zellen ^ wdcbe (wie aRr asd aRr oder \9iß
111 411
aRr und aRr) «inen SgUedrigen und einen SgUedrigen Strahl
114 414
gemeinschaftlich haben, der Sgliedrige Strahl fiir beide Zellen
gleiche, der 2gliedrige aber ungleiche Vorzeichen besitze, wäh-
rend die 4gliedngen Strahlen beider Zellen gleiche Vorzeichen
haben ;
4) daTs der 3gtiedrige Strahl, ^wie aus den drei rorhep-
gehenden Sätzen folgt, in jeder 2^1Ie positiv zu setzen sey,
wenn der der einen als positiv gesetzt ist«
Stellt man sich daher unter den Quadraten r r r r und r r r rFig.
1432 1485^?*-
eben so bezeichnete Flächen des Würfels rrrrrrrr vor, 313.
12345678
sieht man femer jedes der Dreiecke aRr oder aRr u. s, w« als 314.
111 114
den 31 ^11 Vertreter einer der 48 2ellen an und schreibt in jeden
Winkel dieser Dreiecke das Vorzeichen ein, welches dem Strahle,
der sich in deih Scheitel des Winkels endigt , für die Zelle ge-^
bührt, deren Stellvertreter das fra<;liche Dreieck ist, so läfst
sich aus Figur 314 leicht die Figur 315 ableiten. Sie stellt diegj^gj
Gesammtheit der Flächen des Würfels (Netz des Würfels) dar
in einer solchen Verbindung, dafs man) wenn jede solche
Fläche mit der andern durch ein Scharniergelenk ^ verbunden
und um dieses beweglich wäre, durch Benutzung der Bewegung,
1 ' Man rerfertigt aas Pappe Modelle von ebeuflachigen Körpern
da^areh, dafs man Netze derselben auf ein eigenes Stück Pappen-
deckel zeichnet, diese ihren aofseren Grenzlinien gemafs besphoeidet
nnd diejenigen Grenzlinien der einzelnen Flächen, mit welchen sie im
Netze an einander stofsen, durch einen, nur die halbe Dicke der Pappe
durchschneidenden Einschnitt zq Stellvertretern der oben erwähnten
Scharniergelenke umwandelt und dann nach und nach darch Benua-
zung der so gestatteten Bewegung die Umschliefsung eines ko'rperli«
chen Raums za bewirken sucht, indem, man die Flächen an den
Kanten, welche sich bilden, da wo es nöthig ist, ToHaofig mit (6iner
hierzu Torzuglich geeigneten möglichst schlechten Sorte von) Siegel-
lack heftet 9 welche nachher zn besserer Befestigung mit Leim über-
atrichen werden« Die ersten KrystallmodtlU der Art hat Aogüstibt
Philipp Bbtzold gefertigt. Vergleiche WAj^asaKAGEL'a Netze an Raa«
mer's ABC- Bach der Krystallkunde. Berlin 18^.
1 DiMe Gestalt wird, ^enn % \ y gleicli ifti
I I 1 der Sflächner,
III der Würfel,
} j } der 12-Rftatenflac1iner»
X I z ein 8 X Swandiger Keilflachner#
s I I ein 6x4wandiger Keilfl&clinery
X I •- — -j-^ ein 24wandiger LaDzenfladmer,
X I y ein 48wandiger Dreieckfläcliner.
Anfser den Gf sulten 1 | 1 nnd | | } nnd } | } kommen an CiystiD'
gesUlten gewöhnlich rot 2 rersehiedene 8 X 3wandige KeUflächnni
nüffllich i I i der eine nnd 4 | f der andere^ B ▼enchiedene 6X^
sandige KeiJflüeliner, entlich 1 1 }, iweiteni 1 1 f und drittem 1 1 h
1190 Kry«talL
die auf diese Weise gestattet ist, leicbt eioeo wiarfelftnaigeB >
Raam mittelst dieser Fhichen einzaschlielsea im Stande wäre.
Es xerfalleo sooach die 48 Zelie^ 10 folgende 4 Aztea :
oder
*tf)+a, +R,+r =+a,+R,t
ß) +a, — R, +r = +*,-R, r
r) — a, — R, +t t=± — a, — R, r
d) _«, +R, +r =.-•> +^ ^•
-Man nebt hierans, dab es am cweckmiibigsten ist^ den Sgliedii*
>gen Strahl r =: 1 ztt setzen und, den Werth, welchen a lut,
durch X, den aber, welched R hat^ durch y zu bezeichnen, wenn
Ton Flächen SgUedrig 4axiger Gestalten oder von diesen Ge-
stalten selbst die Rede ist nnd es nicht auf die Gtöfse der ein-
ziehen Gestalt ankommt. Der allgemeinste Ausdruck für (a,R,r}
ist dann = (xf^d, yY^h l)i ^^^ ^^°> können füglich die Gt^
fsen 1^3 nnd |^4 ^^^ 1 wegbleiben, wenn man unter x | y skk
stets (x|^3, yO> 1) vorstellt, so dals
jeder Strahl
a =x|r3 = dem xfacheü des Strahles a beim Sflachiier
r=l =-1- - - r-
angesehen wird, mithin blols die Angabe von x und y nothweiH
dig bleibt.
Das Zeichen x | y =i(a,R,r), in welchem kein Vofzeicliai
angegeben ist, bedeutet daher eixte flächeniH}llzählige ^Uedrig
Aaxige d. h« eine (2fach SgUedrig) ^strtihUge Ifache GtitaÜ,
in welcher die ZeUen a,j},y,d alle als einander gleichwerthig bt*
trachtet werden müssend
Kry«t«lIometrie. ^ 1191
Eins der beiden Zeichen + ^ f T := (+^ R» Ot welches
aie FUohen (a) und ( /J) umfalst, oder — x | y = (•--•, R, r),
^welchee für (f) nnd (d) gilt, bedingt eine flechenhalbzählige
(hemiedriiche) Zgliedrig ^axigt OeJ^iali und zwar eine (2fech
Sgliedrig) ^trahlif^e. Es bedeutet alSo 4- x | y die frsgliche
Gestalt der ersten und — xj y jene der 2ten Stellung für ein
und dasselbe unbewegt bleibende Strahlensystem« Diejenige
Zeichen, bei denen y z:: |> ist, bedeuten in ihren beiden For-
men , nämlich + x | -1 und -:- x | } , eine und diesribe Gestalt
in einer und derselben Stellung oder vielmehr es ist bei ihnen
kein Unterschied zwisdien Ister und 2ter Stellung; daher ist:
fiir den Würfel + i I * = — * | |
für den 12-Rautenaächner . 4. | ] } = ^ } ||
für den 6X4\7«»digen Keilflächner + x | 4 = — • x | |^
Vebrigens ist
+ 1 I 1 ^^' 4fläohi)er Ister Stellung^
— 1 1 1 der 4flächner 2tef Stellung,
4- X ( X ein 12 - Lanzenfläc)iner Ister Stellung,
— X I X ein 12*Lanzenflächner 2ter Stellung,
4x
+ X I .: — r-T ein 4><3wandiger Keilflächner Ister Stellung
3x + l **
4x
— X I ■■ ein 4X3wandiger Keilflächner 2ter Stellung,
öx-f- 1
4- X I y ein 24wandiger Dreieckflächner Ister Stellung,
— X I y ein 24wandiger Dreieckflächner 2ter Stellung j
für y =: X ist :
beim Sflächner 1 I 4- 1 = 1 I — 1
beim 12-Rautenflächner |) + |- = f | ^ f
bei den 8X3wandigenKeiIflächnem x | 4" 3C z^ x | — x; '
^. - 4x
für y ZE : — ist:
y — 3x4-1 "*•
beim Sflächner 1 | + 1 ST 1 | -- 1
beim Würfel * | 4. 1 = + I — f
beiden 24wandigen Lanzen-
«... I I 4x , 4x
flachnem x\ +
3x4-1 ' 3x4-1
ferner 2 ▼ertchiedene S^wandige Lanzenflächner , erstlich f | | und
zweitens 4 1 1* ^^^ eodlich S Terfcliiddeae 48waDdise Dreiecküäcluier,
erstlich } 1 1, aweiteos i \ i und drituns ^ | i»
V. Bd. Gggg
1192 KryatalU
Dagegen ist aoGBerJlem
X I -f- I- das Zeichen für einen. 12wandigen Sterzenfiächner isis
Stellung,
31; I — I- das Zeichen für ^inen solchen Körper 2ler Stelfaug^.
Eins der beiden Zeichen, nämlich x 1 + y r=:^a, -|-R? «i
welches (a) und (8) begreift, und x l — y =r (a, — R, r), wel-
ohes (ß) und <;^) als . glerchwerthig umfafst, bestimmt eise
ßächen/ialbzäklige Zgliedrige 4axige Gestalt und zwar eise
(Ifach Sgliedrig) 2 X AfitraMige. Ist dabei y = x od«
y —2 80 fällt der Unterschied Ister und 2ter Stellas
^ : 3x + l' ^
welcher zwischen -f" ^ 1 y und -— x | y vorhanden ist, hinweg;
daher ist
X {. -{- y das Zeichen fiir einen 24wanäigen Viereckfiächner Ista
Stellung , * I
X I -^ y das Zeichen für einen solchen 2ter Stellung 2.
Jedes der beiden Zeichen :
+ X I Hh y = (+ a, +R, r), welches fiir (a) und (;^) gilt, nal
+ X I + y = (+ a, 4rR,r) , welches (§) und (S) ijs gleichvo-
thig betrifft,
liefert eine fläcJienhalbzahlige .ZgUedrig iaxige Gestalt, weich
eine ifack Sgliedrig Sstrahlige ist* Die erste dieser beides
Gestalten '+ x | + y verhält sich, zur 2ten gegenbildlich | jem
ist eine rechte, wenn iliese eine linke genannt wird.
4x
Wenn y einen der 3- Werthe y r= 5— r-r odery — x (ab
ox-^ 1
auch y s= X =1 1) oder y z=*4 hat, so verschwindet der UdW^
schied zwischen der rechten Gestalt + x | Hh y und der lioka
4^ X I T y* sofern sie als einfache Gestalt auftritt; aolserdea
aber ist dieser Unterschied vorhanden und die einfachen hierbet
gehörigen Gestalten sind die 24waod]gen Fünfeckflächner; z.B.
+ II + 1 und + || + | o4er + f I + t imd+ f j + J o«i j
so weiter.
1 z. B. 4 I Hh } and 4 I ~ } oder || 4- | nnd i [ — } od« I
41 + } und 41^}.
2 «. B. } I + 4 und 1 1 — I oder iI+4 nndij — Jod«
Krystallom^trie. 1193
«
JedM in Zäohen
+ x| + 7 = (+a,+R,r) = (a)
4-x|-y = (+«,-R,r) = (/o
— X I — y = (— a, ^ R, r) = (y)
-xH-y = (-^+R,r) = W
giebt eine fläcJienpierteUz'akUge ZgUedrig Aaxige d. h. eine
\fach igliedrig 4strahlige eio£aiche Gestall, Die beiden Ge->
•Ulten +x(-|-y und — x| — y sind ebenbildlich; dasselbe gilt
für +x| — y und — xj+y. Zwei Gestalten -f-xj+y und
+x| — y (oder — x| — y und — x | + y) verhalten sich gegen-
bildlich. Wenn
+ x|-|-y <l^o rechte solche Gestalt Ister Stellung bedeutet,
80 ist auch
•— x| — y die rechte 2ter Stellung,
•I- xj — y die linke Ister Stellung,
— X 1 4- y ^0 linke 2ter Stellung.
Wenn y = f und x zr 4- oder =: f ist, so fällt die Unter-
scheidung in rechte und linke Gestalten, so wie in solche Istei
und 2ter Stellung weg, wenn die Gestalt als einfache auftritt.
Wenn y = }, «o ist+xj + l und — x|+f ein 12wandige£
Sterzenflächner von einer und derselben Form und Stellung«.
Dasselbe gilt für — x| — f und +ii\ — f für den 12wandigen
Sterzenflächner 2ter Stellung. Bei der nämlichen Bedingung
gehören die beiden Ausdrücke -fr^j-l-l- und — 3c|-{-|. einem
und demselben 12wandigen Sterzenflächner Ister Stellung an»
Ebenso giebt — x | — | sowohl als -f- ^ | — f einen solchen Kör-
per 2ter Stellung.
Wenn y=x ist, so ist +x | +x sowohl als -f-x ( — y ein
12 -Lanzenflächner Ister und — x | — y sowohl als — x | -f-y
•in 12 -Lanzenflächner 2ter Stellung. Wenn y =: ^ ist«
3x+l ^
»0 ist + X I +3^1:1 »^^^'** •^ +* I ~3rJl ~"*4X3-
4x
wandiger Keilflächner Ister und — x | — ■ sowohl als
4x
auch —X I 4-0 — T7 ®*° »olcher 2tcr Stellung. Aufserdem ist
ox "pl
+ x I +y ein 12wandiger Fünfeckflächner, der von dem ihm
cbenbildlichen -*x | — y durch Verschiedene Stellung sich un-
Gggg2
im Kry stall.
tericheidet, während er zu den beiden im TenebicisdMiaD Stel-
lungen befindlichen einander ebenbildKchen lioten K&rpeni
+ x I — y und — X I +y sich gegenbildlicfa verfaüt.
Auf ähnliche Weise sind bei Sgliedrig lOaxigen Gestalten
120 Zellen vorhanden , von denen jede als eine Ecke betrachtet
werden kann, deren Scheitel oder Spitze im Mittelpuncte dei
Körpers liegt und deren Eantenlinien zusammenfallen die eins
mit einem 5gliedrigen Strahle a, die andere mit einem daxo
nachbarlichen 2gliedrigen Strahle R und die 3te mit einem gegen
beide nachbarlichen Sgliedrigen Strahle r, welche als die Be-
stimmungsstrahlen dieser Zelle betrachtet werden müssen , wenn
man auch hier die 3 wichtigsten Arten von Axen bei genan«
Bestimmung der verschiedenen Gestalten zum Grunde legt« Es
ist fiir den 12fiächner
(a, R, r) = (1, rWi CrS- 1), KsT^ (^5 -2))-
Aus den oben gegebenen Formeln über die wichtigsten Verhält-
nisse einer v5kantigen Swinkligen Ecke mit Kanten von 120*
lassen sich dieWerthe des Ausdrucks (a,R,r) für denSOflnchner
und den 30-Hnutenfiächner leicht ableiten, so wie die aUge*
meinen Formen desselben für die 20X3wandigen Keilflädmer
und für die 60wandigen Lanzenfiächnet^.
Nimmt man auch hier an, dafs in einer der Zellen jeder itt
drei Bestimmungsstrahlen a, R und r einer positiven Permutation
der sämmtlichen Strahlen seiner Art entspreche und daher fir
diese Zelle als positiv zu setzen sey, und bestimmt man td
ähnliche Weise , wie bei den Sgliedrig 4axigen Gestalten ange-
geben ist, die Permutation der Strahlen a, so wie jene derStnli*
len R und der Strahlen r für jede Zelle, so ergiebt sich :
1) dals für jede Zelle der SgUedrige Strahl derselben einii
positiven Permutation der Strahlen seiner Art entspreche, mitUn
als ein positiver zu betrachten und mit -}~^ 2u bezeichnen sey;
2) dafs ebenso der SgUedrige Strahl fiir jede ZeDe einer
positiven Permutation der sämmtlichen Strahlen^ seiner Art ent-
spreche und also =i 4* ' ^^ setzen sey ;
1 yergleicbe anch Rotsb's Arbeiten : „Ueber die regulären geo-
metrischen Körper y die daraas entstehenden Rhombotdalkörper oo^
insbesondere über das Rhomboidal-Triacontaeder** in Kastner^s Arcluv
f. d. get. N. 1825. IT. 2. S. 1—180 und S. 8» 257—800.
Kryatallometrie. 1195
3) dafs der 2gliedrige Strahl fiir je 2 Zellen, welche ihn
nnd einen und denselben SgUedrigen Strahl gemeinschaftlich
hiaben , Permutationen der sämmtlichen Strahlen R mit entge-
gengesetztem Vorzeichen entspreche , also fiir die eine = 4- R,
für die andere = — R zu setzen sey ; ^
4) daTs eben so für 2 ZeJIen, welche einem und demselben
SgUedrigen und einem und demselben Sgliedrigen Strahle ange-
hören, die Strahlen R Permutationen der Strahlen ihrer Art mit
entgegengesetztem Vorzeichen entsprechen, so dafs also, wenn
der eine für die fragliche ihm angehörige Zelle = -|- R ist,
der andere fiir die seinige , von der die Rede ist, = -^ R zu
fetzen sey^
Der durch eine Abbildung versinnlichte Theil des Netzes
eines 12ilächners zeigt, wie auf solche Weise jeder Strahl R fur^^^
2 der ihm angeh^^igen Zellen als 4* ^ V-^^ ^ü' ^^ beiden an-
dern = — R zu setzen ist und wie 2 benachbarte 2gliedrige
' Strahlen sich in dieser Hinsicht verhalten. Jedes der 10 Drei-
ecke, in welche jedes der regelmäfsigen Fünfecke zerlegt ist,
dient nämlich gewissermaCsen als Stellvertreter einer der 120
Zellen, von denen nur 30 in der'' Abbildung angedeutet sind,
a|i^ denen die übrigen sich leicht ergänzen lassen.
Alle Zellen «ind daher entweder
«= + a, + R, +1
oder ==: -|- a,. — R, + "^j
•o dafs der Unterschied sich ausdrücken lälst durch a, -f* 1^» ^ und
9,.^-R,r. Reachtet man das Vorzeichen bei R nicht, so hat
man das Zeichen (a,R,r) für eine flächenpoUsählige igliedrig
iOaxige d. h« für eine 2fach SiglUdng IQstrahlige Gestali.
Achtet man aber auf diesen Unterschied , so bedingt jedes ein-
zelne der beiden Zeichen (a, + R» 0 utid (a, — R, r) eine fiächen-
halbzählige 3gliedrig lOaxige d. h.eine Ifach3g1iedrig20strahlige
Gestalt, Beide Gestalten ((a,-fR,r) und (a,-r- R, r)) verhalten sich
jm Allgemeinen gegenbüdlich. Diese« spricht sich aus bei den
ßOwandigen Fiinfeckflächnern, bei welchen das Verhältnils a 1 R :r
ein solches ist, welches einem 120wandigen Dreiecküächner ent-
sprechen würde, wenn von dem -|- oder — Zeichen bei R abge-
sehen würde. Ist dieses Verhältnifs aber kein -solches, so sind die *
beiden Zeichen für eine Gestalt gültig, welche, als einfache Gestalt
für sich betrachtet , ihrem Gegenbilde ebenbildlich ist.
1196 Krjriitan,
Bezeichnung, -welche eine und dieselbe
Fläche in ihrer Erstreckung durch die
yerschiedenen Zellen eines i^ und in-»
mafsigen Axenkreuzes erhält«
Wenn eine Begrenzungsebene irgend einer happtaxige«
Cestalt über die Zelle hinaus , in Welcher sie bestimmt 'wurde,
verlängert gedacht und in ihrer unendlichen Ausdehnung, di«
ihr als einer unbegrenzten Ebene zusteht, betrachtet ^rd, so
ist einleuchtend, dafs, wenn sie nicht durch den Mittelpanct
des Strahlensystems geht, einer der folgenden Fälle statt finden
müsse :
1) sie schneidet alle Bestimmungsaxen , wenn diese hinr«i*
chend verlängert werden , d. h« sie schneidet die halbe Anzahl
der Strahlen a sowohl als die halbe Anzahl der Strahlen H and
fene der Strahlen r ;
2) eine Bestimmtmgsaxe liegt ihr parallel,
a) aber keine 2te; sie schneidet dann die halbe AnzaU
aller Bestimmungsstrahlen weniger einen, der in jener ihr pa-
« rallelen Axe liegt ;
ß) auch eine 2te Bestimmungsaxe liegt ihr parallel; dann
schneidet sie blob alle jene Bestimmungsaxen, die nicht in die
Ebeqe fallen , in welcher jene beiden ihr parallelen Axen liegen.
Der erste Fall ist der allgemeinere, welcher den 2ten « nnd
ß einschliefst , weil man sagen kann ; die der Ebene parallelen
^ig* Axen würden von ihr in unendlicher Entfernung geschnitten» Es
A. seyen A, B, C Mittelquersohnitte von solchen 2 X tfiächigen
^* Ebenrandnern , fiir welche p = 4 ^ == 2 m eine gerade ZaU
' 2» 4, 6 f. ist, so ergeben sich folgende Gesetze:
1) Bei dem Mittelquerschnitte A der 1- und lmafs(gen Ge*
•talt schneidet die gehörig verlängerte Randkante ef nur bei
einer oberen Zelle die beiden dieser angehangen Strahlen R
und r^ bei dem der 1- und 2mafsigen B findet dieses in 3
oberen Zellen statt und bei dem der 1-» und Sm^Isigen C in 5
solchen oberen Zellen ] bei dem der 1- und mmafsigen Gesteh
wird dieses in 2 m — 1 oberen Zellen der Fall seyn,
2) Eine Fläche (a',R',r) wird sich daher durch 2m-^l
obere Zellen hin so erstrecken, dafs sie die 3 Bestimmungsstrah-
len jeder dieser 2 m — 1 Zellen schneidet, olme dafs diese nick-
Kryslallanietrie. 1197
Wkrts Jiber den Mittelpunct hinaus verlängert xn werden brau-
eben. Die Längenwerthe , welche den Strahlen a, R und r in
jeder dieser 2 m --> 1 Zellen Tpm Mittelpuncte c ah bis zu dem .
PutiGte zukommen , in welchem sie sich mit der Verlängerung
der Fläche (a^, R'^, r') schneiden , wefden daher alle drei positiv« .
Beyn, Wenn z. B. bei B fiir die diirch den oberen Scheitel und
durch die Linie dg gelegte Ebene der Ausdruck in der Zelle Fig.
a'R'r = (a', cf, ce) ist, so wird er in der Zelle a'R'r^^ fiir |^^
dieselbe Fläche =s (a', cf, cg), in der Zelle a R" x' aber.
«=(a', cd, ce),
3) Dieselbe Fläche (a', R\r) wird noch durch 2 obere Zel*
len (von denen die eine vor der ersten, die ändert nach dex
letzten von den 2m — 1 erwähnten Zellen liegt) sich sa er«
strecken, dafs sie in jeder von beiden den Strahl a und einen 4er
beiden übrigen Bestimmongsstrah^en derselben (R oder r) , nichfe
id>er auch den andern (r oder R) , schneidet ; von diesem aber»
den sie nicht schneidet, wird sie die Verlängerung nach r^ck»
wärts über den Mittelpunct c hinaus schneiden, so da£s also des-
sen Werth ein negativer ist. Es wird also das Zeichen für di»
durch den oberep Scheitel (welcher hier mit s bezeichnet ge-
dacht werden möge, während man den untern Scheitel als mit v
bezeichnet sich vorstellen kann) und durch dg gelegte Ebene
sdg in der Zelle a'R»^ r*^, da a = es ist, = (es, ( — c d)> cg)»
in der Zelle a'R"r" aber= (es, cd, — cg) werden müssen«
- 4) Sie durchschneidet ferner die 2m — 1 noch übrigen
oberen Zellen so, dafs sie nur den Hauptstrahl a derselben
schneidet , nicht aber deren Strahlen R undr, vielmehr schnei-
det sie die rückwärts über den Mittelpunct c hinausgehendeix
Verlängerungen dieser Strahlen , und es steht dafher dem Strahle
R sowohl als auch dem Strahle r in feder von diesen Zellen fiic
die Fläche sdg ein negativer Längenwerth zu. In der Zelle
« R'"^ r *' wird daher für die Fläche sdg das Zeichen =q
(es, (-cd>,(-oe)), in der Zelle a^R*"r'" aber = (es, (-cf), (-cej)
und in der Zelle aR^'r' gebührt der Fläche ad^ da$ Zeichen.
(cs,(-.cf),(-^cg)).
5) In 2 m — 1 unteren Zellen, die jenen unter 2. aufge-
führten anliegen , schneidet die fragliche Fläche (sdg) die bei-
den Querstrahlen Rwr, aber nicht den Hauptstrahl a" derselben,
sondern dessen Verlängerung nach rückwärts über den Mittel-
punct c lünaus. Für diese Zellen wird also der Längenwerth
1198 Hry stall.
von a' ein Mgjkdvtt. In der ZeUe a"* R' r' ist die Flache slg
SS ((^^cs), cf, et), in der ZeUe a" R' i^ wird sdg rs
((— C5),cf , cg), in der ZeUe 9l'B!'i abec^s ((— «^O» «^ «•)•
6) In den beiden unteren ZeHen , die den unter 3. anfge-
führten oberen anliegen , wird auüser a' auch noch der eine der
beiden einer solchen Zelle angehfjrigen Strahlen R oder r eines
negativen Längen werth erhalten. Es ist also in a" R^r^ die
Fläche sdg = (( — es), ( — cd), cg) , in a"R"r" aber ist sd{
((— C5),cd,(— og)).
7) In den 2 m — • 1 übrigen unteren Zellen wird keiner von
den 3 einer solchen Zelle angehörigen Strahlen a, R und r durch
die fragliche Fläche sdg geschnitten , wohl aber schneidet diese
die Verlängerung dieser Strahlen über den Mittelpnnct hinaus.
Die Fläche sdg wird also, wenn sie auf eine dieser 2m — 1
Zellen, welche sie nicht durchschneidet, bezogen und mittelst
einer solchen bezeichnet werden soll , fiir jeden der Strahlen a,
R und r in dieser Zelle einem negativen Längenwerthe entspre-
chen. Demnach ist in a'^ R^^ r " die Fläche s d ^
= ((_<.,),(_ cd), C-ce)),
in a-'R'^r"' ist sdg
= ((-€s),(-cf),(-ce)), ,
ina^R^'r" aber ist sdg
= ((-cs),(-cf),(-cg)).
Es versteht sich, dars ( — cf) z. B. bedeutet: es soll in den
Strahle R"' ein Stück = cf abgeschnitten werden, welches aber
in der der Richtung cR'" entgegengesetzten Richtung vomPoncte
c anfangend zu nehmen ist.
Nennt man unter den^oberen Zellen die Zelle a' R' r dit
Anfangszeile für die Fläche sdg und die Zelle a'R'' r die erste
folgende oder-f-lste, folglich a' R" r" die 2te folgende oder
+ 2te, so wird die Zelle a'R'r^ (wo r^ wieder den mit der
höchsten Zeigezahl w versehenen Strahl seiner Art bedeutet) die
erste vorhergehende oder — - Iste seyn. Eben so ist danna'^R'r
die untere Ote oder Anfangszelle, a'R^r die + Iste oder die
erste folgende u. s» w. Es hat dann das Zeichen einer Fläche
»dg: I
Kryatallometrie.
1199
Bei dar i^
nn(
1 1
mafsigen Gestalt. A
i
%
•
derWerth
dar Wailh 1"
des
des
in der oberen
Strahles
in der nnteren
ZeUe,
wdche ist die
Strahles
ZeUe,
a R r
M^l/
welche ist die
das
das
Vorzeichen
Vorzeichen
Ote oder — 4te
+
+
+
Ote oder — 4te
_
+
+
+ 1- - -3-
+
+
+ 1- - -3-
-^
+
+ 2^ . — 2-
+
+ 2- 2-
—
—
<—
+3. - -1-
+
+
—
+ 3- 1-
—
+
—
Bei der 1- nnd 2oiat
sigen Geltalt B • fjg
der Werth
>
dar Werth T
des
des
ia der oberen
Strahles
in der unteren
ZeUe,
welche ist die
Strahles
^elle,
welche ist die
a 1 R r
a|R|r
das
das
Vorseichen
Vorzeichen
Ote oder — 8te
+
+
+
Ote oder — 8te
—
+
+
+ 1 7-
+
+
+
+ 1- - ~7-
—
+
+
+ 2- - — 6-
+
+
—
+ 2- - — 6-
—
+
+3- - — 5-
+
—
+ 3- - — 5-
—
—
+4 4-
+
—
—
+ 4- r -4-
—
—
— .
+5- - — 3-
+
+ 5_ - —3-
-—
-^
..^
4-6- - -2-
J.7_ _ 1.
+
^^_
+
+ 6- - —2
-^
+
_L
J_
j_
j_ 7_ _ — .<-
-J_
ll^
Bei der 1<- und 3nia
:8igen Gastalt C .^^
der Werth
derWerth c.
des
des
in der oberen
Strahles
in der unteren
Zelle,
welche ist die
' Strahles '
ZeUe,
welche ist die
a R| r
a R|r.
dai
das •
Vorzeichen
Vorzeichen
Ote oder— 12t€
+
--
+
Ote oder — 12te
-^
+
4-
+ 1 11-
+
+
+
+ 1 11-
— -
+
+
+ 2 10-
+
+
+
+ 2- 10-
—
+
+
+ 3 9-
+
»
+
+ 3- - — 9-
.•
+
+ 4 8-
+
— ^
4-4. 8-
m^
+ 5 7-
+
+ 5 7-
—
-^
— -
+ 6- - — 6-
+
+ 6 6-
^.
•«
— *
+ 7- - - 5-
+
+ 7- 5-
-«
—
+ 8 4-
+
-^
—
+ 8t - - 4-
.1-
-T-
+ 9- 3-
+
+
+ 9 3-
+
->
+10 2-
+
+
+
-flO 2-
1
+
+
+11 1-
+
+
+
+11 1-
+
+
1200
Kryctail.
Bei der 1- nnd mmafsigaii Oeitalt, wen«
(t asSp =s4inond) m eine gerade Z«hl ist:
in der obereo
der Werth
des
Strahles
SU der nntereii
Zelle,
welche ist die
der Werth
des
Strahles
Zelle,
welche ut die
a|Rir
a|R|r
das
Vprxeichen
das
Vorzeicheo
0teoder-^4mte
•fm- •! *^3m-
+2m- - —2m-
«|«3m-* m-
+
•
+
■i-
•
+
e
•
+
•
e
•
+
•
Oteoder — 4mte
+ m- 3m-
+2m 2m-
4-3m- -r — m«^
•
•
+
+
•
•
+
•
•
-i-
•
Bei der 1- ond mmafsigen Gestalt, wenn
(t s=2p =4m und) m eine ungerade Zahl ist:
' io der oberen
dei Werth
des
Strahles
t
in der unteren
ZeUe,
welche ist die
dex Werth
des
Strahles
ZeUe,
IL 1 R 1 r
a|R|r
welche ist diQ
das
Vorzeichen
das
Vorzeichen
Ote oder— 4mte
«X^ ni"* "• -'-*3m^
4- 2m- - -^201-
4- 3m- - — m-
+
m
+
•
+
•
+
+
e
•
e
+
•
+
•
•
Ote oder -p-4mte
-fr m- - — 3mi-
+2m*. 1 -1.2m-
4.3m ^m-
•
•
•
•
+
e
•
+
•
+
+
•
•
•
Nennt man dagegen die Anfangszelle die Iste und bezeich-
net sie mit a und versieht man die sämmtlichen Zellen mit den
Bachstaben a,ft;^, d, a\ jJ',/, d*, in der Ordnung, wie es in Folge
d^r Berücksichtigung der positiven und negativen Stralilenper-
mutationen geschah (wobei , wenn m eine gerade Zahl war, wie
$0^', bei B , die Qachstaben a, ß, y^ 8 in der entgegengesetzten Ord-»
3l7.Qmig iQii R'r"A"'..,. liefen, während, wenn m eine ungerade
Zahl war, beide Zeichen reihen in einerlei Ordnung fortsehnt«-
FJg,
Krystalloinetriß*
laot
ten) , und fiüurt van ndt dei Numerirang der ZeUeo fort in dei
Ordnung von der Anfangszelle a nach der nächsten oberen Zelle
ß , inrelche dadurch die zweite wird , so wird die 3te mit f, die
4te mit dj die'Ste mit a, die 6te mit ^ • . . • bezeichnet seyn«
Eben so ist die Iste tmtere Zelle eine mit a , die 2te untere eine
mit ^ bezf^ichnete u. s. w. Es ist dann f\\xjede l-r und jßmafaige
Gestalt ym ^nag gerode oder ungerade seyn^
«I
Vor
a
das
zeic
bei
R
tien
r
für die Iste obere Zelle , : *
für die (m -f l)te obere Zelle
•
+
•
+
für die (2m + l)te obere Zelle, , . . . •
fiir die (3m+l)te obere Zelle » , . . ,
+
•
+
•
+
-^
fiir die Iste untere Zelle ••••«••
ftir die (m 4" l)te untere Zelle • • * , ^
für die (2m -{-l)te untere Zelle ; • • • .
für die (3m 4- l)te untere Zelle ••'••«
• • • f » ♦ • • '
•
•
•
•
+
•
•
•
+
•
Um die Abhängigkeit der Werthe der verschiedenen Strah-»
len r oder R von einander, vom Mittelpuncte c an bis an die
Linie ef oder an deren Verlängerung gemessen, darzqstelleni ley
der Winkel ' *
f ce = k und Cos, k s= q i ,
,f =|unac.=^ "*{ gegeben.
818.
^el)t tnan ct senkrecht auf ef, bezeichnet die Winkel ecv
nit (r and f ct mit x nnd zieht f n senkrecht aof ce^ so ist
i) ef = Ty +V'— 2St/>Co».k
2) cv =, *-^-,5i '^ g.tp,rr^"
«V- inr^«'
Bszeidinet nan nnn die den Stiehleo.R^R", R
kommenden Weithe cf, cd ... mit R,R,R und die den Stiab-
12 3
len r , (", t"! « . « « xnkonunenden ce, c b . . , . mit r, r, r . . .,
123
•ft J»t
— SS Cos. ff s= Co«, (k— t)
— := Co8.<2k + ff) = Coi. (8k~T)
'• . . .
— = Co». t4k + ff) => Cos. (5k— t)
•
cv
•
Cos.
•
.(2(x
• • >
• •
Cq6,(ÖX.
-.l)k-
-»)
CV
Gos.
(k-
ff) SS Cos. t
.
^ =s Cose (k^-a) = Cos. (2k-^T)
^ = Co». (3k+ff) = Cos. (4k— O
CV
gl == Coi.((2x— 3)k + a)=Cos.(2Cx-l)k— T).
Wepn durch r, r, r . • . und R,R,R • • , die Werthe der
123 12 3
GrOfcen r und R bezeichnet werden , welche von c v links lie-
gen, so wie sie in der Ordnung nach links hin auf einander
folgen, so dafs z.B. ^r =s r^ = ce, aber ^r = cg u. s. w. , so
hat man
c V
— = Cos. ff =s Cos. (k— t)
Kry«tallometrie. 190t
— S3 Cos. (2k— a) := Cos. (k+r)
t' ' ■
— = Cos. (4k— <r) =s Cos.(3k+»)»
*' ' .
^ == Cos. (2Cx-l)k-ff) « Cos. ((2x-l)k+»)
rl
*4 = Cos.(k— o)=.Co«.*
5T -: dos. (3k — O) = Cos. (2k+T) .
,K ' ■ •
^ = Cos. (5k-ff) = Cos. (4> + *)„
^ = Cos: ({2x-l)k-ff) = Co.. (2(x-l)k4-*r'
Es ist dann
5) Jii ,R = C68.t:Cos.(2(x— i)k+0 : f '
6) Rx: B.. =Co8.t: Co8.(2(x— l)k— c)
7) xT : it =Cos.ff :Co8.(2(x;^-^l)k— «f)
8) r, : ij = Cos.« : Co8.(2(x— l)k+0).
Filr die 1- und Imafsige Gestalt ist q = o und ce =: 9
ef=rs«+p»
ce . cf = ef • ov
9 ^
C0S.T=S
. =sCo6.t: — Cqs. T.
Es ist also
,R = — 1**-
und ebenso
ar BS — jT,
wie
dieses schon an und fSr sich anlenc^et.
laM . Kryatall.
Fiii die 1- nnd' Umfläg« Gestalt üt q := f^i
ef = rr+ip»— agvT*
ev =r-
R, : R, = Co<. T : Cos. (90— t) = Cos. t : Sin. «
,r : |i := Co«, a : Cos. C90 — ff) =: Cos. o : Sin. a
• 21
Setattmaa .V'=9>^4»
so wild 9 =r rpir2 und
■ Rr:Rx = 49!(5— 49) nni
folglich
Sf R.=R.(j^)=ca
Für die 1- und SmaTsige ist q = y^^i folglich
Cos. a =:
JL
Cos. T = .. . '^
2rs«+v*-5'pr»
2rs»+v*-5'»'r3
c- _ 2£ — i/>r3
^"'-"2n«4-V'-iVl^3
R^iRi = Cos. T : Cos. (2k— r)
= Cos. t : Cos. (60* — f )
= Cos. r : iCos. t + O Sin.-r
Kryatallometrie. 120S
,R: »R = Co«. T : Co», (eO'-fcT)
=r Cos. T 3 i Co«. T —y)t Sin.»
», ; r, rrCo«. a -. Co«.(60°4-ff) _ _ . _ .
^ Co«, a : |Cos. a — Y^ <^>''- ^
= |:(2« — VO) ' - -
,t : ,r =5 : a$ + (2i^ _||r3)K4) - . . -
= |:(tpr3-6). '
Setift man ! , - • - . ; - -
v=9ri=it>r3
also (>=vr4=2vri« -
so 'wird
R. : R. = ^n s 4i)ri + <26- >v)r*
«r = «r |- cl zs cgJ
Es ist demnach das Zeicben einer bestimmten Flüche:
Bei der 1- und Imafsigen Gestalt A^ wenn sie bezogen ^fc
wird " . - .. - ♦ A,
auf die fste obere Zelle a ir (a, R, r)
- . 2te - - /J = (a,(— R),r)
- - 3te - . y =(a;(— R),.(— r))
. . 4te . - d = (a,R,<-r)) - -
- - Iste untere Zelle a =: ((— a), R, r)
. . »e .. - ^=((i-a),C-R),r)
. . 3te . - y'=C(_a),(_R),C-r))
. . 4te . ^ a'=(C-r),R,C-i)). - -
Bei der l-,und 2maJsigen Gestalt ^B fiii; R.s: S.und?&
r r= p)^4f wenn si^ bezogen wird B^
' 19W Kryst«!!.
auf die Ist« oben Zelle ^ :s (a,^]r) '
- - 2t. - - |J==C«»R.pr|'?).
- - 4te - - ^-(.,(__-l_R),_r)
- - 5te - - o = (Ä,(~R),C-t))
- - 6te - ■■■'- ^ = Ca,(-R),(-j^r))
. . 7te - . ^ = Ca.5J?::^R,(-^>r»
- • 8ta ^ •. aÄ(ii,.5|^R,r>
Setzt man 8t|tta ein ( — |t).in.di9s* 8 ZticBeni Bö erhSit man
die Zeichen ftir die Iste, 2te .... 8te unter« Zelle a,/.»..
1^» Bei der 1- und dbsaftigen Gestalt fiir | =z R und p f"| = r,
Q^ wenn sie bez9gen wird
auf die Iste obere Zelle a =r (a, R, .r)
- - 2te - - ^-=(.,21^ »,0
• - 5te . -
- - 6te -
_,_ 7t.* - - y = (ai(~R),(-r)>
- - 8te -
Erjttallometrie. 1207
anf aie Ute obere Zelle / = (a,^ ^ R, r)
- - 12te' - - a=(a, R,^-L,r).
Setzt man statt a ein ( — a), so hat man die Zeichen flitr dl«
ISte, 2te, 3te • ; • untere Zelle.
Bezeichnung Ton Flachen verschiedener
Zellen durch die Bedtimmungsstrahlen
einer einzigen Zelle eines i- und mma-
fsigen Axenkreuzes.
Sollen umgekehrt gleichwerthige FlScheh, welche Terschie-
denen Zellen angehören , bezeichnet werden hinsichtlich auf ihr
Verhalten gegen «ine einzige Zelte, z.B. ge^en die Zelle a'R'r,
so ist ersichtlich , dafs (wenn man diese Zlelle er wieder die Ote
obere, die näc|iste ß die -f- Iste obere ti.s.w. n. s.w. üennt)
f ) die Fläche , welche in der jf Isten oder Hh 3ten oder
^ 5ten • . ; • Zelle dutch (a, R, i) bezeichnet ist, ftir die Ote
(Kelle so wird bezeiehnet werden miisseri, wie die Fläche (a/R^r)
Aer Oten Zelle fi^ die Hh Iste oder + 3te oder ± 5t« Zell« be^u
a^eichnet wurde , dais aber <
2) die Fläche, welche tut die + 2te oder + 4te oder
^ 6te >•• . Zelle mit (a,R,r) bezeichnet ift , in der Oten Zelle so
wird zu bezeichnen sdyn , wie die in der Oten Zelle mit (a, R, r)
bezeichnete Fläche in der ^ 2ten oder !jp 4ten oder + gten Zelle
bezeichnet werden mufste, so dafs hierbei die oberen Vorzeichen
einandelr entsprechen und wieder die unteren. Eine Fläche,
Welche in Beziehung zu den drei Be&timmung&strahlen der ersten
Zelle a'R'r sich so Terhält, dafs (gleichviel ob sie diese Zelle
wirklich durchschneidet <^der nicht) -für sie dem Strahle a' ein
Werth =: f , dem Strahle R' ein Werth = g, dem Strahle r'
ein Werth x= d zusteht, werde bezeichnet mit (y^ Qj i) '• ,
Bezeichnung Ton Flachen hauptaxiger
Gestalten mittelst der Beütimmungsstrah-
len einer 3fach rechtwinkligen Zelle.
Ea sey sef eine Fläche, welche in der ersten Zelle a'R' ' ^'$*
liegt (oder dooh.fiir diese erste Zelle bezeichnet ist), so wird^
V. Bd. . , Hhhh
120B KrystalL
wenn es senkreclit vor dem Beobachter steht und cf mA
rechtshin gerichtet ist, ein Strahl c u ihögllch seyn senkrecht aif
die Ebene (f es) der beiden Strahlen 9! und R', so dafs cu yo
hinten nach vorwärts gerichtet ist.
Dieser Strahl wird von der Verlängerung der Ebene tf«
geschnitten, so dafs ihm ein Werth cu =: x für diese Fläcb
sfe eigen ist (welcher entweder positiv und endlich, wie ii
der Figur, oder unendlich oder negativ und endlich oder od!
seyn kann). Kennt man die Gröfse dieses Werthes, so kaua
man die Lage der Fläche usf auch dadurch bestimmen, dals
man die 3 a^uf einander senkrechten Strahlen [cs,cf, cu]^fi:
sie angiebt, welche der bestimmten ersten Sfach rechtwinkliges
Zelle c,ifu angehören } gleichyiel'ob der \yerth, den jeder die-
ser Strahlen erhält, positiv und endlich oder negativ und en^
lieb oder unendlich grofs oder =: Null wird. Ist nun wieda
.cv senkrecht auf e f und der Winkel f c v s x\ so ist
€u : cf s cv : vf = Cotg* t : 1
cu rr cf . Cotg. t' =: 6f .-r: — -—r*
Sin. T
Ist nun die fragliche Fläche für die erste Zelle a'R'r' (gleichviel
ob sie in ihr liegt oder nicht) bezeichnet- durch '(^, Qj^yf^
ist, wenn Cos. fce =z q,
' Tp' + d» — 2?aq
mithin
cü r= ^ »^— V»
^ — Jq
£s ist also für die Fläche (y, Qi i)^
ir, Q, w = i/. ?. '^^i^ J»
für eine andere Fläche, welche in der ersten Zelle a'R'rbe*
xeichnet trat durch (g , (, b) *, hätte man
Cd. r, f] = [a, r, -7— j;^]-
1 So dtfi die reelitwlnUlge Klammer [.««l gebraacHt «ird bei
der Bazeichaoog durch die drei auf einander «eakreohten Strahles«
/ Kryfta.lIom«tri«4 J20Ö
Für das 1 '^ nnd Imafsige AxerAtent ist q b O9 abo
für das !<> und 2mabige ist q =: Y^i ,' also
oderi Wenn hier b = IK4> a^<> l = bK^
und d = If"*» «l?o 1= dr2
gesetzt vrird,
tr» ft ?J = [y, ^ 2^^1-
Ptir das 1- Und 3ma&ige Axenkren2 ist q = f^| , tnithitl >
mW«
[y, ?» g>1 = t^ ft 2?3dO^*
odet 9 wenn b;S=: (f^i vmi i sz Xf^i gesetzt wird|
[d»r,f] = [9,e, ^^-^Ij]
Gleicbungen ^wischeii den ^Mössüilgd«
oder Beatimmungastrahlen und den tti'^
gonöiiietri&chen Functionen ton hief
vorzüglich wichtigen Winkelgrofsen«
Da für die J7eigüiig x zweier in Be^ieliung ta einer und
demselben 3fach' recbtwinkligen Zelle durch [/, ^1 qp] und
^ (^9(9 f] bezeichneten PläcKen^ wie dieses durch einfache tri"«
gonometrische Rechnung sich ergiebt, allgemeitl
ilty «0 ymif ,webn man statt 9 aod f deren Weithe
Hhhh üi
1210 Krystall.
(© = ^ j. ^ und f Ä —p—r---) •****-
©). Cos. X =
rfw Gleichung seyn für die Neigung irgend zweier, in Be-
ziehung auf die iete Zelle eines 1- und mmafsigen Axenkrew
zes durch {y, Q, d)^ und (g, r, b)' heatimmten, Flächen gegenr
einander. Setzt man in die mit' 0 bezeichnete Gleichm^
A ^^ I V und ( :^ o und b ^S 9-^ sö erhäh maii
L Cos. X — ^, ^, ^^_^, j ^ y, ^» _ jj^a ^3q + yM» •
Setzt man in die Gleichung© die Werthe 9=r undc=:f,
abei b = r-r^ , »o hat man
IL Co».x" =
_ p« g» ( 1 — qt) + y« p« — 2?>* g^q — y« j« + 2y» a« q'
p» d» (1— q') + y" ?* — 2;*» pdq + y» *».
Setzt man ferner in die Gleichung © dii Werthe 8=/ und
b=:3, aber t =: ,-t— ^ v» so hat man
ipq — J
DI. Cos. x" =t
_ptj« (l^q«)-_j,»p«— 2y»pdq + y«d* +2y«p«q*
ß^d^d— q*)4-yV — ^j-^pdq + y^d» "
Es ist dann x"" die Randkante, x'' die Scheitelkante ans q und
x^'' die Sßheitdkantd aus d füi den 2 >< tMcbigeti EbenrandBCt
Cr» *> *)^
Setzt man Cos. x'^x^ und Cos. x"^x^^ und Cos.x'^szx^,
so ist
IV.
V,
VI.
also
VII. ;^:p*:d^ =
V + '^-.s
d*
1+x, _
~d^'
Kr74talloi|ietrie. 1211
Ftraef f(>lgta^IV:
VIII. ,^«^^(x„~x. )-,,,,,
Ebenso aus V:
Am VI, hat man :
Auberdem ist «iber
»y- ».= :jx«a-x„)-i,
XV. r.-fx -Ml^»+.„ ^ rz:(;;+J3
ftpd
XVI,
, IJL±i^.^l+i^ == r :=:ör+l^
XK. X,, =-i+(rr:::? r- (x,+xj -q ri + x/.
Fiix den 2 X pfiächigen Ebenrandner (a, -f* ^ ^ ) <>der
(a^-^-R^r), wenn p das Doppelte einer ungeladen Z^hl jpa. ist,
so wie für den 2Xpflächigen Ebenrandner (a, B, 4"^) oder
(a,R, — r), wennp das Doppelte einer geraden 2^hl m ist, Uat
man , wenn a : R : r = / : ^ : d ist , die Gleichung I zur Bestim-
mung der Randkante und die Gleichung II zu jener der Schei*
12ia .Kxf^lflL
telkante yon f pach q^^ zur Bestinimang der Soheitelluntt "x
von f nach . . ^ . p ab^y di» Gleichung
XX. Coi. '"x =5
odpr
Cos. '''x =
— g«y Sin, k» + y»(p» Co8>4k — 2ci3 Cos.SJc + ^ Cos. 31]
' " p» a^ Sin. k^ +V (?' — 2 « J Cos: k :|. «*).
W^nn p das Doppelte einer ungeraden Zahl a^ ist und im
2><! pflächigen Ebenrandner das Zeichen (a, R, -}- r) oder («, B,-^]
fIBgehCfrt , so wie wenn ~ } p = m eine gerade 2«ahl und in
2 X pflächige Ebenrandner durch das Zeichen (a, -f-R, r) oih
(a» -:-R>r) bestimmt ist, wonach also fi : R: x = / : ^ : 4, «
wird die Randkante eines solchen ](örpers bestimmt durch £§
ßleichung I, die Scheitelkante von y nach d durch die Gleichoif
III, aber die Scheitelkante "x von / nach ^ ^ ^ . i iaaä
' • ^ / 2dq — ^
die Gleichung
XXI. Cos. ''x =
— p'^^Cl-q^)+y^CgM2q^-l)-2paC4q»-3q)-fyC8q^-8qHt))
' ' ^'d*(l — q^) + /^* — 2r*pda+y'd^,
Für den 2Xpilächigen Kronrandner, welchem als fläch«»-
halbzähliger 1- und mmafsiger Gestalt , wenn m ungors4ci^
• das Zeichen (± a>, ±R, r) oder (+_ a, 4- R, r) entspricht, »
wie für einen solchen, der, wenn m gerade ist, dem ZeiclM
(+a,R,ir) oder (ia, R, 4r^^) entspricht, gilt für die ScIwJ-
felkanto yon / qach q die Gleichung II, für die von / md
r ; f Q die Gleichung XX und für die Randkante 'x &
a^q — o ▼ ^
Gleichung »
Eben so gilt bei dem 2 X pflächigen Kronrandner (^ a, R, +t)
oder (Jl^a, R, 4?r), wenn in ungerade ist, so wie bei dem, vd-
1 ' ^ h. die Kante, Ton i^elclier die Kantenlinie die aolse«*
Bnden der ihrer Länge and Lage nach bekannten Strahlen y aoJ (
mir einander rcrbiadet.
Kryatallametrie« 1213
eher das Zeichen (±a, + R,») odeij (+•, +11, r) imt, wenn m
geradeiist^v die Gleichung III fiir die Scheitelk^nte von;' nach
ö und die Gleichung XXI fiir die Scheitelkante von ^ nach
^■^pJ^— - . d, aber für die Randkante? die Gleichung
p^d'U— q^) + /Hf'— 2pd^ + d^)
Setzt man (Jos, \ = pc und Cos. x"=x^.un4Cos/"xs=s^^x,
so hat man für den ,2 X pflächigen l^onrandner (+ •, ±R, r)
oder (+a, ^R,r)| wenn m ungerade, oder fiir den 2 X pfiä-r
chigen Krönrandner (+a, R, ,+, r) oder (+a, R, +" r), wenn m
gerade ist, folgende Gleichungen zur Bestimmung des Verhält««
nisses der Malsstrahlen yzQid => a:Rir. .
XXIV. i— ?'^ = 5L + ^^
?^V.>^=4q(|)-4^\
woraus sich ergiebt
XXVI A - ^ ("^--^\ I n:^>-"'»+^^*<*~^)
'y* löc^*(i-.x)«
Die Abhängigkeit der dreierlei Kanten x, x^^, ^^^x eii^es
aolchen Körpers von einander ist gegeben durch die Gleichung
XXIX.
_'. 4(l-x>
C«-»,.+ 4q*(l-.x))»-
Die den Ofeichungen XXIV bis XXIX entsprechenden für den
2 X pflächigen Xronrandner (+ a, R, jf) ^^^^ Ct^t 5^> T0>
wenn m nngei^ade ist, und für (+ a, iR,i*) oder (+ a,^R,r),
wenn pi gerade ist, erhält ip.an a\is diesen, wenn i^an in ihnen
i statt Q und (f statt d setzt und den Cosinus der Randkante
x mit z_ bezeichnet statt jn und jenen ^ev Scheitelkante aus d
1214 KrystalL
mit x^^^ beznchnet itatt %^^ und den derScbutelkanto von / nadk
— r^ mit X bezeichnet statt X.
2dq— « -* 1'
Für das j- und Imafsige Axepkieuz inti q=:Co8.90r=:0^
al^o die Gleichung Q hier zn
Statt der Gleichungen I, II, III hat man dann :
1) Co*, x' = ej£_0^_^ für die Randkant«,
2) Cos.x^'= ~ffj'ffr'(f ^ *• Scheitelkante aus»
3) Cos. x'^'= ~fS~ff^fJ' Kr dIeSqheitelkante aast
Die für den 2x4flächigen Ebenrandner (/, p, d) oben ge-
gebenen Gleichungen IV — XIV sind, al$ von q abhängig, aa£&
hier gültig , XV uqd XVI aber werden hier
15)l+x,,= -(x, + xJoder
16) 1 + x,„=:- (x, + x,) d. h. l + x,+x,+ x,=0.
Daher wird hier die Gleichung VII einerlei mit :
7)y»:e»:d» =
(l+0Cl+O'(t+x)(l+xJ: (l+x;(l+xj,
tUtt XVII, XVm und XIX hat man daher '
17)»:, =-(l+x„+xJ
18)x„=-(l + x,+xJ
19)x„, = -(l+x,+x,p.
Die Gleichung XXQI vixd hier
23) Cos. r =
z ist hier die Mittelkante und x'" die Gjpfelkante des stxebe-
fäuligen 2X 2flächigen Schiefvvandners ^ der die Stelle eiflei
2 ><2fiächigen Kronrandners vertritt.
Da bei di^s^m Stellvertreter des 2 X 2ftachigen Kroonnd-
ners die 3te Kantenart fehlt (indem hier ;r¥^~ — ^ — d, mi^r
^H — 9
hin ^ da ..» d für r" einerlei ist mit + d für r, folglich i^
Kry«tallom|»trie. |21S
Scheitelkante ''x von y nach t-t in r" eine und dieselbe
ist mit x'^ von y nach i in r , was noch ans XXI erhellet; wenn
mai) darin q3=0 einfuhrt und den Wertb für Oes* "x vergleicht
mit Cos. x'" aii^ der Gleichung 3?9 so ist ersichtlich,, dalj die
Gleichungen XXIV bis XXVIII hier nicht dienen kennen , um
die Verhältnisse der Mafsstrahlen aus den gegebenen Kanten die-
ser Gestalt zu finden. Ist aber eines der Verhältnisse ^ : y, oder
Q : i oder i : y mittelbar oder unmittelbar bekannt, so hat mai|
au3 der der Gleichung XXiy entsprechenden Gleichpng
oder
1— i[ — ^» "*" a»>
-wenn q'.i begannt Ut,
oder, wenn ^:/ bekannt ist,
und, wenn j:^ bekannt ist,
Fiir die Ir undSmafsigen Gestalten wird, weil hier qs)^^
ist , , die Gleichung 0 an^ folgender ;
Cos. X =
— \Qti^ +7q8(gr + ^b ~ (Hb + r^)ri)
oder^ wenn j=l)^4 und b^pIlT-j^ ist,
Cos. X :=
-T- yfl(e-n)(t-iI) + tXUy8 + pt)
"** t7Js==WFTW{f^t^T^^ (t-iO* + Vi Ca' + ^^
Pie Gli^ichung I wird dann
Aus dieser Formel für den Cosinus der Randkante de^
2X8flächigen Ebenxandners {y^ ^y i) entsteht jene für den Co-
1216^ Kryalall.
sinas iti Jl^ndl^nf^ de^ SfläciiigeQ ]ßbenFat|dner9 (^, 99^fi\i
wenn mai^in ihrX=(» seUt; es ist dann
Die Randkante des Sflächigcn ElbenTs^ndneTS (r,p,2p|^i
bestimmt sich aus der Gleichuqg I^ \veiio man in ihr ]t=;2f
^efzt, und man hat
Cos. X a= Vr^2 ^"^ Tang, ix = i.
Die Gleichung II wird hier
2) Co», x" = -^(^'f-^-^p'--y'pV
oder
Für ]f :;z (» bestimmt man die Scheitelkante des SfiiichigenEbco-
randners (y, f, ^Kt) durch die Gleichung
- Cos. x" = 2^ oder T,n^. ^x" =;: ^Jl+f!.
Pie Gleichung III ist hier
oa«r Tang. Ix = ^^j^__^y'
Setzt man X = 2p9 so bestiqimt sich die Scheitelkante te
gfisichigen Ebenrandners (jf, q\ ^qY^^) durch die Formel
Co- X" = p=^, o4er T«-. ^x"' = f^Sf ,
piie Gleichungen XV und XVI werden hier
15) rui+\) 1 22+1^ >^-(^+o
16) ri+x,. + rsa+xj- r-(x.+xj,
woraus
17) if. =?: - 3--2(x„ + xJ + 2r2(l +xj (I +ij
18) x,= - l+^(r-(x+xj - Kl +xj
19) x„= -« i+i(r-(x +x„) - rt+xj-
KryuUUoroetrie. t217
Für den 8BiloIiigen Ebennndpflr , wenn it$ Coainiu Mum
Scheittflkante s^ 7 and ^n Hiatx Ranilkanf :p z i^t, Iiat maa
das Gesetz
2y + » = — If
Für die Kanten des2X4Büchig(BD ^oiirandnen (+ «, ±R,r)
iuit man die Gleichungen
-ip'y^y^p^ + 4y'^' } Scheitelkante
3) Oos-x: _ ^^,j^, ^ y»^»_y»jl + ^y»X« { aas a
',, Cos "X - -*P'^- + ^-^^-^^-^' i '^"TT
21) Cos,. 5C ^ ^^,^, ^ ^^,_ y»^^ ^ ^^,^, j.„ _i__^
Parier hf t i9:ian bie^
1—1 y'
E +f «; - -^ + 1 oder -^'- = 2--^^>-*
^ Stellvertreter für die Gleichaogen XXIV und "Xp^Y', and
^ 8) (1-i) (H-„x) = (,x-%,,.+ 2(l-i)),
statt der Gleichung XXIX. Für i.:=Q hat man
Cos,x" j^-^.l «.,d Cos, "x =? - (^^)
nnd Cos. x = '» ^ 2y* '
folglich auch 2 Cos. 7 = 1 -^ Cos. "x, «o dafe "x die Gi-
pfelkante und z die lUndlunte dfs 4fl4cUgen Krctnrandnei«
Für. d|^ 1- und Smafsige Axenkfeoz ist q S? )^i. Pie
Gleichung 0 wird daher
Cos. X =:
— ypgr + |pdt> + dybft — yfl(gfc— t^)rf
oder, wenn Ö = ij^t und t ;= If"* geselsit wird,
Cos. X ^
3yA(ecH-M-(pI+t^)+gt(yfl + |Xr)
Mao CTliält daoB «Mit der Gleidiiuig«n 1,11,01 die daidbpiigK
1) Cos. x" ^ k^z=iimr:9)*±j^
für die dreierlei Kanteq de« 2><12fläcliigenEbeiixaqdneis(^,^|)
Die Gleichangen ^CVH, XVUI und XIX werden hieifiir:
17) if; = - x„ -V2rmr+ räö+o)*.
= - ^,, - (2ri+x„,+ r3(t4-xj)*
18) X, = - 1 + Hr-cx+xj-^nd-hxjy
19) x„= - 1 + Kr-(x+x,)-r5!T^:i;;)..
Wenn l = p wird , so verwandeln »ich die GleichungeB
1, 2, 3 in jene für die Kanten des 12i)äciugeD Ebennodncn
Cos. x' « 3 p' -4^'
3 «* + 4^»
Cos. X" = =i|lzi2£
3e» + Af.
Dann ist x = — 4x, — 3 und x^,=s— ^^i=-?,
auch ist C = .C<-x) (1+xJ
p* ''(H-x.) ^.*a+2x;-
Setzt man Ö = i^Ti, also X = «g, »o wird
Co..x' =?lllil*
P' + /
Cos. x'" = - 2£+JL.
I
Krjtftallcrnitftrie. t319
auch ist je =s — 4^^ .^-^3 und x = t ■ '
?* 1+* . U+2xJ'
Diese« si<)d die Gleichungen ,ftit den . iSflächigen Ebenrän^er
Die GleichuDgeh für die Kanten des 2X6flÄchigen JiLron«-
randners Ci«>i^> 0 *^"*^
92^ Co. ', = Vg'^^+ly'p*-2y'g^+y^X'
Die Gleichung XXIX wird hier ' .
29) (i+,„x) =» cri+T, - ri^)*,
sie druckt die Art der Abhängigkeit der dreierlei Kanten eitfe«
jeden 2 X GHächigen Kroitfandners von einander aas , wedn
X = Cos. 'x und x^^ = Cos.^" und ^x = Cos. '"x und 'x die
Kandkante', x'^ die sfmmpfe und '"x die scharfe Scfaeitelkante
bedeuten.
Die Gleichungen 22 und 20 Verwandeln sich In jene für
den CflSchigen Kronrandner (i/, +.p> T?)^i)* "^««in X=s^q
« gesetzt wird :
Cos. X = TTT^T"; — jr, Cos. x = — ,,^_, . _^
2fe^ + ;^^)' • 2(e* + ;^y .^
also ,„X .=a — Xj
auch ist ^ Ä= * — = '"--r.
ya 2(1- X) 2(1 + „x)-
BezeickiLung^ 'irelclie eine, itn^d üeaeMif
Fläche in ihrer ' Br-streckang» durch die
yerschiedenen Zellen eine» ' ?glledrig
4axigen Strahieii8yfftenr«--et*ält
Bi(S«)^n mlio^ kti^a., kfeij.bfö, h^by^meo üech* FUU' Fii?.
-chen eines 48wandigen Dreieckflächners , welche den 7U\l9»^^'
1220 Kry«t«W.
aRr, nUt, aRr, aRr, aRr angehtfren, ao dab em in da
111 411 431 621 121
Richtung von a and ck in jener von a und cb in jener von a
1 - 4 6
liest und wieder cti iü R und oe in R und crf in R, xraiiTend
1 ' 2 3
CO in r sich befindet. (Vergl. Fig. 3t3).
1 •
Die Fläche mno sey in der ZeÜe attr, t^elch^ die enk
111
heifsen mtfge^ iait (x y*3, yl^T» 21)* bezeichnet, so dals
€uts=sx)^3) en desyfT^ Und cos« ist« Verlaogeit maa
die £beri6 mno^ bis sie die Ebenen aca und aca und aca
14 4 6 6 1
achneidet 9 9d wird sie aiü mhs, und Theile voll ifahs sind
mnO| hno, sio, suo, mno/ Es ist daher zunächst anzu*
geben ^ wie jeder dieser Theile ift der Zelle^ in welcher er liegt^
die Bestimmongsstrahlen a, R, r derselben schneidet. Da c ni,
e n und c o gegeben sind , so mi;issen noch die Ausdrücke fih
oh| ci, 0 8 und cü bestimmt werden.
Es ist nun, weil mck a=^^ und mch txskcnsss4S^f
ch : cm c= cnY^i : (cm — cnj^i)
«h : x|^3 =;y : (2x — y)
ch =« ^^^^^^ 1^3
2x— y '
und w6tl Sin. mcb = )^| und Cosiiiüs mcosa f^i ui^d der
Winltel mci = 90S
ci : cm =r ctf^i i (Cm — co>^J) .
ci : xf"3 = Är2 1 (3ifi — 2:)
2xz ^
W^fenil^hc«c=90"andhcicct6i = 45*> a6iat,
OS : oh 3= oif^i : <*li — oiO)
e» : yy*3 s= « : (3y — 22)
•• = 3^'^' ■ •
und Weil hon 2=30* And Sin. hcc:sf^i uadCosi keo2±i|^j|
so ist
Kryatallometrie. 1221
Cd : «rh s coy^ : (ch =>cof"|)
ca t jcyO = »O J (3xy — 2xs + ye)
*" = 3xy_2xl + y«'^^
Es ist dah«t die FlSch^ mno in ihrer Erstreckang durch
die
ZeUe
aRr
111
aRr
411
aRr
431
aRr
631
aRr
621
aRr
121
kn bezeichnen dnrch
(cm, c», cd) = (xy-3, yO» »)
(ch,cn,co) = (^-H-ira, y|r|, ,^
Cch,ci,e.o)=(^-J^r^,^l^n,.)
Ccci, CO) ,,(3-3^0,3-1^^.0
(c. c«. CO) = fe,r3,3-?;4'^y,n.O
Ccm', c«, CO) = (x f-3, 3-yi^^' + y,0. *)• .
In der Sfiftck rechtwinkligen Z«Ue eaa. ist di« FläoiM «ao B8
164
mhs 2a bezeichnen darch ^
[cm, CS, ch] =- i^rS, 33^r3, äS^^^].
Setat man [cm, as, ch]» := [gK*3, ^O, vOL
80 ist;
l)8 = x
3) 9-^^z::^
4)x=:|
5)y-54.p
nnd
•m I
8) CS =vO
9) ch =90
10)cn = g^n
13) CO — . 3gV>g
1222 . KFystalL
Ist nnn clie Präge za beantworteir, iveklier LJkignivQi
kommt jedem dertibrigea 4-'^ 2* nnd Sgliedlngeki Strahlend
Sgliedrig 4axigen «Strahlensystems zu vom Mittelpancte c en )k
zu dem Puncto, in welchem er von der Fläche m n o oder Sufl!
Verlängerang g(>8chnitten wird, so ergiebt sich, wenn masA
Strahlen so mit Zeigezahlen versieht, wie dieses in dem Wis-
Ft^felbilde früher ge$chehen ist» dafs dem Strahle a der 'SYdi
C-cs)= C-V^rS) 1= {~ZY^ ra), dem Strahle, k
Werth (— ch) = r ~^y. 1^) und deto StraJile a k
Werth C — em') rc — xV"3 zukommt.- Den Werth voar
findet man a wenn iftaft in dem Ausdrucke z i ■ ^' r-y
SV + V^+ff
statt z setzt ( 1 1 ak Zeichen fiir den Weith von r und s&fi
(r\ S^i^P
11= i — ; — ;: ^
V Sv + VP— p5
V z x^
Ud hier dieWerthe gzsx nnd v^zr oyl^^iii °"^ ♦^'^Oi^
(r\ Svsf
4/ ~ A H '
Auf ähnliche Weise erhält man für — ff
/. /^^\- /^ :3|v>r \_ 3»yg ^
W *" \-i^ + ^Q + 9U^ 3xy + 2yz-4ii
und fiir — I
3St//gi ^ 3xz
{tp— VP + p£ ~ Si— 2ä*
übrigen» ist
(3')=-(0
{i)=r
— 3xz
3x — 2z
(a) = (-0 = (^)
(s) = (-2) = Gxy + 2y'l^-4«x}
Krjratallometrie. 122$
DerWwth (J) ^«rird »vM (J) =(««).= j4f|n
entwickelt y wenn man ia dieser Gleichung statt ( ^ j dieGrtffse
iyj und statt ^ die Grölse — ^ setzt und statt $und ^ die
"Weithe ans den Gleichungen 1 und 2 einfuhrt
£s ist dann
(8)= (~2)=3xy + yl-2.x^*
Vliy~ V 57 — — 3xy + yx+2zxf *•
Tg j wird aus (^^^ = cn = rJT'^^^ ^®"" statt f ge-
setzt wird — Q und dann die Werthe £ und ^ aus 1 und 3 sub-
stituirt werden. Man bat dann
©=(-?)=-'"'«
YJ^ wird aus Q) = ^* = "^4?" ^* 8«*»*«»» ^«n»
statt Y/ gesetzt wird — '^ und dann statt ^ und ^ die Werthe
aus 2 und 3 eingeführt werden. Man erhält so:
e)=(-s)=i^«.
YR\_y R\ -2xyz ^
VIO/"" V 4>' — — 3xy-yz + 4zx''^
-Aof solche Weise wird gefunden, welcher LMngenwerth
jedem der 6 Strahlen a und jedem der 12 Strahlen R und jedem
der .8 Strahlen r zustehe für eine in Qea^ehung zum 3gUedri|^
4sxigeii Strahlensysteme in bestimmter Lage befindliche gt^gebetie*
Y.Bd. liii
i224
KrystalL
Ebene 9 folglich kann nun unmittelbar angegeben werden, wd-
ches Zeichen dieser 'Ebene in jeder der 48 Zellen entspreche.
£6 sey k. B. die Ebene gegeben in der Zelle a R r dorck
111
(V^ji7^7i V) oäet i^ der 3fach rechtwinkligen Zelle a«
164
durch [O» 40, 20] , 10 iat aie
2
in d«i
a
in der
?
ZeUe
bestimmt durch
p^
ZeUe
beftimmt dntca
N ^
a Ri
mit der
Zeige-
zahl
rsir*! 1
o 3
r
aRr
mit der
Zeige-
zahl
rairti 1
H
mit dem Factor
mit dem Factor
1)
111
1
♦
i*
25)
5 54
— 4
1^
V
2)
4 11
2
f
V
26)
5 44
—4
8
V
8
4 Sl
2
*
V
27)
2 75
— 1
— 4
— Ü
6 31
4
4
V
28)
2 115
— 1
— *
—II
6)
6 21
4
i
V
29)
30)
3 10 2
—2
— 8
4
6)
1 21
1
t
V*
3 62
-2
4
7)
1 14
1
i
•/
31)
5 53
—4
Ü
8)
4 14
2
4
V
32)
ä 48
^4
— 4
9)
4 35
2
f
— 12
33)
2 78
.-1
— *4
— 4
10)
6 35
4
i
— 12
34)
2 116
— 1
— -}
-V
11)
6 22
4
1
4
35)
3 10 6
—2
— 8
-V
12)
1 22
1
. 1
4
36)
3 63
—2
tf
13)
1 54
1
f
V
37)
38)
rs 9 3
—4
— ^
12
14)
15)
4 44
2
8
V
5 88
—4
-— *
— 4
4 75
2
—4
— 12
39)
2 88
— 1
— |-
— 4
16)
6 115
4
— T
— 12
40)
212 6
— 1
— i
-V
17)
6 10 2
4
-8
4
41)
3 12 6
-2
—4 -V
18)
1 62
1
4
•4
42)
3 93
—2
—4 12
m
1 53
1
1
12
43)
5 97
— 4
~^T
— V
20)
4 48
2
8
- 4
44)
5 87
-4
-— |.
— V
21)
4 78
2
— 4
— 4
45)
2 87
-1
— 5
— V
22)
6116
4
-*
-V
46)
2127
— 1
— f
— V
23)
610 6
4
—8
-V
47)
48)
3 12 7
—2
— 4
— V
24)
1 63
1
4
12
3 97
—2
8
T
-V
Unter de
n 48 Zellen befinden sieb d«mn«ch 15, in «kica
jeder
1* 1
dieSBi
wtimn
1
inngsi
(trahlen
1
a,R,r
1
derselb
• ••
»n vo
m der
fir.«-
liehen Fläche geschnitten werden, ohne üt^er den MrttelpnacC
hinaus verlängert werden zu müssen ^^ in 9 andern Zellen wer-.
; {
1 Es 'sind dieses in dem gewählten BejtpSele die den fbrtlaa"!
fiMden Nammeni 1,2,6,^ 5, 6, 7, 8 and 11^ 11^ Id, 14^ 18^ ^ tti
e^tspteckenden»
Krystallomeitrie* 1225
dei» bloffl 2 ä&t BeituuDinigsstraUen a, R,'r auf solche Weite
geschnitteD, der 3te aber mufs über den Mittelpunct hinaus ver-
längert werden \ in noch andern 9 Zellen wird blob einier der
Bestimmnngsstrahlen unmittelbar geschnitten, von den beiden
anderen Strahlen aber werden blofs die Verlängerungen über
den Mittelpunct hinaus geschnitten K
Die dann noch übrigen 15 Zellen werden von der in Rede
seyenden fläche nicht durchschnitten, jeder der 3 Strahlen einer
solchen Zelle mufs über den Mittelpunct 'hinaus, also nach
xückwarts, verlängert werden, ehe er von dieser Fläche geschnit-»
ten wird«
I)araus geht zugleich hervor, dafs 48 in Beziehung auf ihre
liege zu einem Sgliedrig 4a3dgen Strahleosysteme einander
gTeichwerthige Ebenen 33 verschiedenen 2fach Sgüedrig Sstrah«
ligen Gestalten als Grenzen oder Wände dienen , nämlich 15
verschiedenen ringsum endlich begrenzten Räumen , deren jeder
-ein 48wandiger Dreieckflächner ist, und 18 zwar begrenzten
iL h. von Autsen gänzlich abgeschiedenen j aber nach mehreren
Aichtungen hin unendlichen Räumen ^«
Bezeichnung von Flächen, die in. Ter»
Bchiedenen ZellBi) liegend gegeben 9ind
in einer und^ derselben Zelle«
Es ist leicht einzusehen, dafs eine Fläche , welche in der
Zelle aRr bezeichnet ist durch ()^3| 40» V)> m der Zelle
121
N 1 Dieaes ist der PalL in den Zellen 9^ 10, 47» ti, fIS, S8,
eo, Sl, 36.
2 So in den .Zellen 15, 16,21, 23, 25, 29^ 82, S7, 42« ■
9 Dtz« kommt nock, dalt gleichfalU der äufsdre .Q&endUclie
Bftuin, -welcher eine dieser 93 Gestalten, nrngiebt (gleichsam, die hohle
Form für einen solchen ist), wieder alk 'beeOndere.Hohl^eBtalt be->
tra'chtet- werden kann, wodorch jene 99 Gestalten sich Terdoppelo and
sa 66 werden. Die «a der Gestalt (2^9, 8)r4, V) gehörige Hohl-
gestalt ((— 2ir9}, (— ^Yi)f (—V)) ^^^^ dargestellt werden durch
)2rs, »n, v*(» »0 ^»« ^'« ««^ (2rs, (— 4ri)> (—12)) gehörige
darch )2r9, (— 4r4)i (— 12)( nnd die zu ((— 2r9), 4ri, 12) ge-
hörige dorch )(— 2rÄ), .4r4> 1*0
Iiii2
1226
KrystalL
• Rr wifd ebeii so beztiduitt werden aoeseD , wie die fficb^
111
welche in der Zelle aRr (gezeichnet iet diucfa (9^3» iY^it r)i
111
in der Zelle aRr zu bezeichnen war. wahrend die in derZelb
121
aRr durch 0^3« fO» V) bezeichnete Fläche in der Zelk
431
aRr do wird bezeichnet werden müssen, wie die in aRr nä
111 111
(O^tY^I, V)'bM«i<^««te Fläche in der Zelle aRr bezekh-
621
net wurde. BehSlt man dieNomerirung der48ZeQen bei, welcki
bei der Tabelle über das Verhalten der Fläche (fTS» i^f, V)
der ZeUe «Rr in den sämmtlichen 48 Zellen gewählt wurde , n
111
kann man sagen , die 6te Zelle verhalte sich in dieser Besiehim«
zur Isten, wie die Iste zur 6ten, und die 3te zur taten, wie die
Iste zur 5ten , während die 5te zur Isten sich verhält wie £i
Iste zur 3ten. Sagt man daher : eine Fläche F <]«r nien Zdb
sey in der Isten. Zelle so zu bezeichnen, wie die Fläche F der
Isten Zelle in der mten Zelle zu bezeichnen war, so siod die
einander rentsprechenden Werthe von n* uiid'di in folgeadtf
Tabelle aeben einander gestellt:
n
m
• n
m
n
m
. L J
m
1
1
13
12.^
25
9
;J7
3a
2.
2
14
11
26
10
38
35
3
5
15
30
27
27
39
34
4
4
16
29
28
28
40
40
5
3
17
17
29
16
41
41
- 6
6
18
18.
30
15
42
22
7
7
19
i9
31
20
43
43
8
8
20
31
32
32
44
48
9
25
21
36
33
33
45
45
40
26
22
42
34
39
46
46
11-
14
23 37 1
35
38
47
47
12
13
34'.
lU 1
36
21
4»
44
Krystallometrie« 1227
i Gleichungen zwischen den trigonome-*
^ trigchen Functionen der Kanten einer
Sgliedrig 4axigen Gestalt und den Wer-
then.der Bestimmungsstrahlen*.
Es «eyen.die Wtrthe der Bestimmungsstrakleo zweier Flä-
chen in der Isten Zelle aRr (gleichviel ob sie als Degreozungs-
111
theile einer gegebenen Gestalt darin liegen oder nicht) für die
' eine = {ylTiy QY^^y iy und TviT die andere (if^Sytfh b) \
so ist, wenn jene in der 3i%ch rechtwinkligen Zelle aaa durch
; * 164-
; B.rs» ^r3^*,r3] ' «»^ die., durch [^..rs, v^x^ pxs] ^
ausgedrückt wird,
» 5 = y und W = - — » und p = ■ ^ >
*- ^ ^' 3(> — 2Ä^ ^' 2r—^
5«= a «"»d V'«= 3^312^ und f, = j^p-^.
I Heifst dann die Neigung der beiden fraglichen Flächen a;^ x^
, so ist^i
I ' 0. dos. X CS
setzt man für £^, ^"^j ^^, y,^, p^, p,^ .die ihnen zustehenden
Werthe , so wird
3). Cos. X =
, m4MmHMiHm)-{^)
oder wenn man
i=,,u^,3(l)-.(i)=»,-a,(i)-(i)=.,
i=>...a3(l)-,(i)=».».aa(i)-(l)=.„
1 Vergleiche die Formeln ^ ffir 4ia hanptaxigeD Geataiten, ini-
betondesa die Fornel 0 für die 1- and Imalugen.
1218 K.ryat»llr
Man e)rl)ilt dana «tittt dai Glei<!faaiig«n 1,11,01 die düclMingcn:
1) Cos x' - ♦»-A'-rH3a-g)»+g*)
pda, Ta.g.*.' = !:ZiSpS!)
ieU'+/(3(X-e)'+«*)
oder Tang.4x = / 3y»(X_g)»
för die dreierlei Kanten da« 2X «flächigen Ebennndner» (>, j, ^
oder 0',p,'if"i). »
Die Gleichungen %yU, XVfflnndXIX werden hierfür t
17) ,; = - x,„ -V2nTlC+ ^3(i+xjy,
= - X,. - (2ri+x,,+ r3(l + 0)'
18) x„= - 1 + i(r-(x+xj^r3(n-x,j)»
19) x„= - 1 + icr-cx,+x„)-r5xT^^)«.
Wenn X =: ^ wird , so verwandeln sich die Gleichaogea
jl, 2, 3 in jene für die Kanten •!«> 12flächigeD Ebenrantlne»
Q'jg, ^y^i) pnd n«an hat
Cos. X = 5-^5— i — r^
_ „ -3g^-2y*
^'' " = -37+1?:
X — a
D4nn i^t x = — r 4x — 3 und x,, =5 ^
Setzt man i = |^|^^, also ]t= |^, so >vird
Co.. x' = ^-il
Cos x" - 2g' + y*
I
Krjatalloni^trie. t319
W-. X — -*3
auch ist X =ss — 4^ —^3 und x = i ■ '
»9
c
Dieses siiyl die Gleichupgen .ftit den . l^ächigen Ebenräo&ier
I
Die GleichuDgeh für die Kanten des 2X6flächigen JCron^
randners C+.a, +^R, r) sind
Dk 61ei«hn«g XXDC wird hier
29) (t + ,„x) «= er finr, - r T^)^
sie diriickt die Art der Abhängigkeit der dreierlei Kanteti eiifiBt
jeden 2 X 6ilächigen Krornrandners von einander a«s, wedn
X = Cos. 'x und x^^ = Co», x" und ^ x = Cos. '"x und 'x die
Ratadkante, x^ die Stumpfe und '"x die scharfe Scheitelkantd
bedeuten.
Die Gleichungen 22 und 20 Verwandelli sieh in jene fiir
den 6fiächigen Kionrandner (+:/> + ?> ^QY^i^t wenn 1 = ^^
' gesetzt wird :
ako ,,x = — xj
, . p* l+2x 1—2 X
auch ist — =s= ■ ^^^- • = •— ^ «^-rr.
ya 2(1- X) 2(1 + „x)-
Bezeich:xta&gy 'irelclie eine, mid dieael^f
Fläche in ihrer Br-streckuDg' durch die
yerschiedenen Zellen eine^ ' 7gliedrig
4axigen Strahlensjfftems- -eriiält.
Esise^n mnoy kn^Q^ k£o>,.bfö, b^o^joeo sech^FUUrFig.
-chen eines 48wandigen Dreieckfiächners , welche den Ze}lea^^'
1330 Kryatall.
Wen» mu 1^ = (Cof. ^x )•= c,« und ^^^ = «J
ond i:=^'=: (Sin. Ix ")»=.,„« nnd ^^ =s c^,« «««,
SO wird
^^^ n 7 2(s * — c ») — c O Ks *— c » — c
Daher ist
n 2c.+c„r2 y »J-C-c,
r 2c, + c„r2 '
{olgUch
19) 7:|4=(2r.-J=^-(2c. + o„r2)):
y^K^-o^' Kc„r2+2r.„«-c„«>
Die Cleichungen 8 bis 13 uod 15 bis 18 dienen dama , ms
die Werthe der Verhaltnisse der HülfsgröEsen m, n, I zu finden,
wenn die Kanten eines 48wandigen Dreieckflächners ak der all-
gemeinsten Gestalt in dem 3gliedrig4azigenGe8taltens7stenie ge*
geben sind.
Die Gleichung 19 drückt das Verhältnils der Werthe r^^i
in der Gestalt (xK*3» 9'K*4> 9) unmittelbar ans« Die Gleichong
14 giebt das G^etz der Abhängigkeit der dreierlei Kanten eines
derartigen Körper^ von einander.
Da aus der Gleichung ^ alle übrigen ngch nicht entwickehea
Formeln sich leicht ableiten lassen , so dürfte eine weitere Aus-
einandersetzung derselben hier wegbleiben könnend
i*i
1 Die Gleichnogen für die Ssliedris lOazigeti Gestalten nutse«
hier wegbleibeo, weil diete Gettalten selbit, wie «Ute dem Folgeadea
KrystAUometrie. 1231
Bezeichnung von Strahlen«
Wenn in einet Ebene zwei von einem Pancte c «asgehende
Strahlen B und D ihrfer GrÖEse und Richtung nach gegeben sind,
so läfstsich, wenn man durch das freie Ende «von jedem eine
Ldnie parallel dem anderen Strahle zieht, ein Parallelogramm bil«
. den» Ein 3ter Strahl S in dieser EbeniA, welcher vom Anfangs*
puncto der Ausstrahlung anfängt und die Lage und (ftötse d^r*
jenigen Diagonale dieses Parallelogramms hat , für welche die-
set Anfangspunct einander beiden Enden ist, ist daher ein nach
Lage und Gröfse vollkommen bestimmter StrahL Man nenne
den Strahl S den Gerenstrahl von B und D (Diagonalstrahl vqn
B und D) und bezeichne ihn durch £B,D].
Geht von dem Puncte C ein Strah} A tos 9 welcher nicht
in die Ebene BD fällt, und ist seine Lage i^nd Länge gegeben,
so ist zwischen S uqd A ein Strahl mt^glicl^ , welcher der Ge«
renstrahl von A und S ist und durch (A, S] oder, wenn man
statt S seinen Werth setzt, durch [A, B^ D] bezeichnet werden
kann«
Wenn die üichtnngen von 3 Strahlen a, b, d gegeben sind,
welche, nicht in einerlei Ebene liegend, ^vom Anfangspdncto
ausgehen, und es ist von irgend einem vierten Strahle x, wel«
eher, von demselben Anfangspuncte ausgeht, die Richtung und
GrdCse bekannt, so lassen sic^ stets die Längenwertfae A, B nnd
D aufiinden, welche den Strahlen a,b, d eigen seyn müssen, da*
mit jener Strahl x ia Beziehung auf die Strahlen a, b, d ausge«
drückt sey durch [A, B, DJ.
Es sey ca der Strahl a, cß^ ier Strahl b, c^ der Strahl d||§*
nnd cy" der Strahl [A, B,D}. Die Richtungsverhähnisse die-
ser. 4 Strahlen mögen durch irgend beliebige Winkelangaben ge«
geben seyn, so wird stets ,^ wenn man
den Winkel aepF durch' JD txikA alclf \\ (fc9 durch b,
- dcg - a - äc^ II Ifcff - 6,
- - ßcg' -V « - dtßW a'cV . a
bezeichnet , aus der Angabe selbst die Beschaffenheit dreier der
sechs Stücke % 29, S>, a» &» b der Ecke c^d ^9 so folgen müs«
erbellen wird, dem Gebiete der Krystallkunde fremd find. Vergleiche
übrigene Bothb: Ueber die regulären geometriichen Körper o. s, w.
in Kastner's Archiv etc. 1&25 £ J. ;
1?32 • Kryatall.
sen , dab ans ihnen sich nach den ^«wMinlichen Gesetzen 8«
Eckenlehre (von welcher die sogenannte sphärisohe Trigonome-
trie e^nen Theil ausmacht) die übrigen drei sich bestinaimen las-
sen. Eben so muTs aus den Wiinkelangabeii über den SüaU
cy sich ableiten lasaien die Gröfse des Winkels z'' o^ =^5
u^d des Winkels /" c d* = ^ und aus $ und % und dem Win-
kel 3C jene der Neigungen /"c/J' || d'c|5'=p und ^"^ cdT [| ^cif
^= t uud dann läfst sich aus p und b die GrOfse der Netgon*
f"cp 11 /"cijg' =P und aus t und'b d^e der Neigung /"cd" [| f cJ
s= T fiodeq , denn p + P ==: b und t + T = l^. Eine Linii^
welche von d aus senkrecht auf cj^T, und eine apdere» vrelcb
von i aus senkrecht auf c^ gefallt würden^ müCs.ten sich ver-
balten wie Sin. p : Sin. P |[ da nun jene sich ausdrücken lab
durch ca. Sin. ^ und di^se durch cd* .Sin. %^ %o ist:
G « Sin. C : cJT Sin. % = Sin. p : Sin. P
oder cd X cd^'sSin. % • Sin.p:Sin.® •Sin.P^
Eben so hat man :
cd ic^ = Sin. 9 . Sin, t > Sin. 93 . Sin.T»
mithin A : B : D = cof' : c^ : c^z=s
Sin. $( .Sin.p.Sin. t ;Sin. 93.Sin.p . Sin*T>Sin. S) .Sin.t« Sin.P.
Dab 4®r WsithA oderB aderD, welcher einem sokben^StraU»
a, b oder d für irgend eine gegebne Einheit siwteht, positiv
oder negativ, unendlich grofs oder Nnll seyn, da£i er xattoed
oder irrational sayn bSnne u^s,w.^ ist an sich UaTu
Das Gerengesetz oder Gesetz Tom Paral-
lelogramme der Strahlen«
Es laust siQh iu der ^ene aweier nach Zilnge und I^aga
gegebener Strahlen B und !>, die nicht in einer und derseibett
geraden Linie liegen , stets ein neuer ^3ter Strahl S' denken»
-welche der Gerenstrahl von B 'und D und daher nach Länge
und Lage bestimmt ist. Zwischen S' nnd B ist daher abennals
ein neuer Strahl S" mtfglioh, welcher Gerenstndil von S' ond B
ist; ebenso entsteht auch ein Geren:stt«dil S"' von S' und IX
Durch Verbindung von S'^ mit B oder D oder S'' entstehen aber^
mals neue Strahlen und es lafst sich auf solche Weise eine
uneqdliche Menge von Strahlen nach und nach aus zwei sol-
chen gegebenen Strahlen B und D ableiten, von denen jeder
neue immer wieder Gerepstrahl ist- von zwei älteren, welche
KrystalloQietrie, 1233
sohon als OtrenstraUen yon wieder aadern bef^to bettimmtea
Straklen erkannt sind u. e. w. Ein Gesetz , welches diese Art "
der Abhängigkeit irgend einer Strahlenmenge von einander und
von zwei ursprünglich gegebenen fordert , nennt man Geren-
strahlengesetz oder Chrengesetz öder auch das Gesetz von /'o^
raUelo^ramme der Strahlen K
Wird in der Ebene BD der Strahl S verbanden mit dem
Strahle B nnd der Gerenstrahl von D und S betrachtet, so ist
einleuchtend, dab [B, S] =3 [2B, D] sey. Ist z.B« cVsss B
und cd'ssD, so ist cs^ = S nnd es" liegt ab Gerenstrahl zwi-f!^^*
sehen es' und cb' und wieder als Gerenstrahl zwischen cd'*
isnd ob" d. h. zwischen D und 2B. ' Ebenso ist femer der Ge«
renstrahl von es" und Gb'=3 [3B, D] u« s. w. Auf ähnliche
"Weise ist der Gerenstiahl zwischen es' und D= [B, 2D] und
der von [B, 2D} und D wird [B, 3D]. Allgemein ist der 6e-«
zenstrahl von [mB, D} und B nichts anderes als der Strahl
[ (m + 1) B, D] und jener von [B, n D] und D ist [B, (n 4. 1) D],
Der. Gerenstrahl von [SB, D] und D ist ebenso =3 [3B, 2D],
"wie es z, B. bei dem Strahle c" s"' wohl ohne ausführlichen Be-r i ''
weis einleuchtet, dafs er sowohl Gerenstrahl von cd' and es"'
als auch von od"=s 2D und cb'"s= 3B seyn müsse.
Dals man die beiden gegebenen Strahlen B und D auch
darstellen könne durch ^B, oD] den ersten und [oB, D] den
aweiten, ist gleichfalls einleuchtend. Es ist daher jeder bishe»
aus den beiden gegebenen Strahlen B und D gerengesetzlich ab-«
geleitete Strahl in der Ebene B D unter dem allgemeinen Zei^
eben . [mB, n D] begriffen, so dafs jeder der Buchstaben B und
D die ursprünglich gegebene Länge des seiner Richtung nach
bekannten Strahles B oder D bedeutet, welche gleichsam ala
Mafa dient für die in der Richtung von B oderD liegende Linie,
während jeder der Buchstaben m 'oder n eine rationale Zahl ist,
welche angiebt, wie vielmal dieses Mäfs zu nehmen sey, und
die man daher den Mafszähler für B oder D nennen kann.
Sind nun irgend zwei Strahlen bezeichnet durch [m'B, n'D]
und [m'^B, n'DI in Beziehung zu den beiden gegebenen Strah«*
len B und D, so ist der Gerenstrahl von diesen beiden ^
[xB, y D] , so dafs x und y rationale ganze Zahlen sind, wenn
1 Es gründet sich a6f dieses Gesets die Iiohre Tom Parallelo»
gramme der Kräfte.
1234 KryttalL
-l m', n\ m'Vn'' ntiöii«!« ganse Zahlen wartn« Es may ■■»«■■
8sSicb<"'>=m'B and Gd<"<>csii'D nQdcl^<n»> ss ni'B und cd^^
s=;nD, 60 ist ca s= [m'B, n D] und es s= [m^B, n^D]. D«
Gerenstrahl c Jl? von co and es ist nun sagleiah Gereastralil- tw
cbW und cd^y>. Abe^ cbc«^=cb c»*) + bc»0 b« = cb^^^ + cb<^,
dennb^'> b<^)s=ar s=; cb^"^">y wsil das Dreieckar^ ^dea
Dreieck cb^'^'^s, wie leicht einzusehen ist; daher ist cb^ =
m' B + m" B = (m'+ m") B and ebenso c d <7> = n D + n'D
= (n' + n'OD, folglich p2= [(«' +«')B, (n'^-n^JD],
£s läfst sich daher jeder zu den beiden Strahlen B und 0
. in gerengesetzlicher Abhängigkeit' stehende Strahl «asdzücktt
durch [mBy nD], so dab B und D die gegebenen WerUio^f«
B und D, die GrüCsen m and n aber latioqale Malsaüilüttr fir B
and D sind«
Dafs nuQ auch umgekehrt jeder Strahl, welcher auf aolcb
Weise durch [mB, nOJ ausgedrückt werden kana, an gerea*
-gesetzlicher Abhängigkeit von B und D stehen müsse, ist leick
einzusehen.
Wenn eine Gesammtheit von Strahlen gegeben ist , weicht
in gerengesetzlicher Abhängigl^eit von swei ursprünglich gegS'
benen Strahlen B und D stehen ( d. h. eine Gesammtheit vm
Strahlen, deren jeder durch das allgemeine Zeichen £yB, zD]
dargestellt ist, so dals y und s rationale Mabzähler, B ondB
aber die Malse .der ^wei ursprünglich gegebenen Strahlen äai\
so ist jeder einzelne Strahl darunter in gerengesetzlichM* Ahhoi*
" gigkeit von je zwei beliebigen andern su derselben Gesamint«
heit gehörigen Strahlen ß und d ( d. h. lälst sich auadrückMi
durch l^ßf ^d], so dafs y/ und f rationale MabzäUer aind
und ß und i die Werthe bedeuten , welche den Strahlen ß and
i vermöge ihrer gegebenen Abhängigkeit von B und D sastelieq)^
JjjgDenn es My ob^*> = xB und cd^y>s=yD; ferner aey die Länge
voncgs: p.ir und jene von ca =t«T, so dab n ein Strahl ia
c a und x ein solcher in c s liegender ist und n = [ m' B, n D]
und x=s [m^'B, n'D], so ist ca =^[p,m'Bj p.n D] und es =s
[t . m'^ B, t . n" D] ; femer sey c o und c s so bestimmt, dafs c J
Gereoatrahl von es und ca ist. £s mula daher
Cp.m' + t.m") B =s xB
und (p.n + t.n") D =s yD
oder 1) m'.p ^- m".t = x
2) n.p +. n'.t = y seyn.
Dftimai folgt
Kryatallometrie. 1235
3) p = — r-» zyrr
k -^ m n
fto dab ab0 p und t raiioiiale Zahlen sind , wenn m', V, tn^', n^',
X nnd y rationale Zahlen eind« Strahlen, weloh« in gerengesefii«'
licher Abhängigkeit von zweien nnter ihnen etehen , sind daher
auch in gerengeaetzlicher Abhängigkeit von je sweien unter ihnen,
Wenn 3 von einem Puncte c ausgehende Strahlen A» B, D
gegeben sind , die so liegen , dafs nar je zwei in eine Ebene
und nicht zwei in eine nnd dieselbe gerade Linie fidlen , so ist
A = [A, oB, oD]
B = [oA, B, oD]
D =s [oA, oB, D]
nnd aofser [A,B] = [A, B, oD]
[B,D] = toA,B,D]
£A,D] = [A,oB,D]
hat man hier noeh den Strahl [A, B, D}, so dafs jejfer von die*
sen 7 Strahlen dem Zeichen [lA, mB, nD] entspracht, indem
1, m nnd n rationale Zahlen bedeuten , weil Null und Eins ra-
tional sind, während A,B, D die einbchen Maße der ihrer Lage
nach gegebenen ersten drei Strahlen slhd«
Fährt man fort durch Verbindung von )e zwei bereits Be^
sämi^teB Strahlen im Ranme immer ein^ neuen Strahl - zu be-».
stimmen I welcher der Gerenstrahl dieser beiden ist, so erhält
man eine unendliche Menge von Strahlen , die in gerengesetz-
licher Abhängigkeit von den drei zuerst gegebenen Strahlen
A, B, D stehen , von denen jeder daher sich ausdrücken lÜst
durch das allgemeine Zeicheii [tA, mB^ nD], so dafs 1, m, n
irgend drei rationale Mafszähler ^nd ,' wenn A, B, D die ur-
sprünglich gegebenen Mafse der drei* gegebenen Strahlen sind«
Es ist nämlich auch hier, wie leicht einzusehen, der Gerenstrahl
von [l'A, m'B, n'D] und JT A, m"B, n'Uj wieder
= [a'+nA,\m^+«n'')B, (u'+n'ODJ.
Ist z.B. CVS [TA, m'Bj-n'D], mithin cass TA und cb=s.
m'D und cd == n'D, ferner cw =;= [r A,.m''B, n'P] =;:
[ca, eß, cd] und et = [ca, c6, cb] = [xA, jrB, zD],
so ist cd As ca 4"' ^9 weil aber die Ebene Ht i|ji aw-ipav 0 b d
und die lime c v t*wt nnd c v a^ wt isttind cra dieaelbe Rieh-
1236 KryttalL
tnng hat vne ca, so ist aa = ca, folglich ca = ca -4- «& =
(r+O A. ' Ebenso ist e6 ^ cb + c/J = (W + in')B a
jcb = cd 4" <^' = (n'-|-n'')D. Wenn also Strahlen imRaiB
ili gerengesetzUcher Abhängigkeit yon drei gegebenen nidf i
einerlei Ebene liegenden Strahlen A, B, D sind, so lassen »
sich. ausdrücken durch [lA, mB, nD] , so dab 1, m^ n, A^Ik,§
die bereits erwähnte Bedeutung haben.
Umgekehrt, läfst ein Strahl sich auf solche Weise a
drucken durch [lA, mB, nD], so ist er in gerengesetzHckr
Abhängigkeit von A,B,D*
Ist eine Gesammtheit von Strahlen gegeben , deren jeder k
gerengesetzUcher Abhängigkeit steht von drei derselben A,B,Ii
die nicht in einerlei Ebene liegen, so ist jeder einzelne zu die-
ser Gesammtheit geh(5rige Strahl in gerengesetzUcher Abhang^
keit von je drei unter diesen gegebenen, die beUebig, jedoch»
zu wählen sind , dafs nicht zwei in eine gerade Linie and nidt
alle 3 in einerlei Ebene faUen. Es sey nämUch gegeben
ein Strahl a = [l'A, m'B, n D]
. - P= [1"A, in"B, n'DJ
... y= [r A, m'"B, n'"D]
« d = [1*^ A, m»^B, n»^D],
so ist, wenn man d=3 [x«, y/J, z/] setzte ein Strahl m^iid^
ao dals
f = [x«, y^] = [(xV+yr) A, (xm'+ym'OB, (xn'+yn'-jBJ
Da nun d= [xa, y/J, zy], so ist auch d=s [9, 2,yJ
= [Cxl'+yr+2ir'')A, (xm'+ym"+zm"')^, (xn'+yn"+zn'^;D}
Man hat daher
1) l'x + r'y + r'z = l^
2) mx + m'y + m'"z= m^
S) n'x + n'y + n "z = n»^
(V m " n"'+ m' u '1'" + nT m'") — (a mT^+m'!^' n ' +1' a" m*")
Crm'-'n' + in"n'"r.4- ii"r'm') — (n"m'"r + m"l'"ii' + ra'"'«)
-T (ym'uir. ^ m^n'^ly H* n*rm>T) ^ (n'm"h^ -j^m'V'n^r ^ ra"»«^)
Kryaiallometrie. 1237
lo dafs also in dem Aiisdracke 8s=s [xOf yß^^/i di^ Wertho
7on Xy y und z rational sind, mithin aach 8 in ^orengesetzlicher
M>h&ngigkeit von a, ß und / steht, wenn a, ß^ y und d in ge* «
rengesetzlicher Abhängigkeit von A, B, D sind*
Wird !»▼ csa 1 , m*^ s=: n**^ =s 0 und der gemeinschaftliche
Nenner in den d)rei Ausdrücken fiir x, y tuxd sssN gesetM,
id wird
B m — • m n
N
n"'m'
y = N
n m — m n.
m n
N
n m — m n n m — m n ^ n m — m n
BHud man hat
Auf Umliche Weise erhält man für m*^ xa 1 und a*^ = l«^a= 0
das Zeichen
n-«-nl in — ni^ln — n- 1 r™. / . ,
— « «» N ^^ —- N— d ■'
änd fiir u^=: 1 und.!"" =: m*^ = 0 das Zeichen ^
_^ rm 1 — im ml— -im^ ml— "Im |
D « L— «, 5J |J, JJ-^.f J,;
SO dafsi wenn die Zeichen vieler Strahlen zu übersetzen sind
aus einer Form wie [!»▼ A, m>\B, n'^D] in eine andere wie
Fxa, y/J, 2y]j man nur nöthig hat, den Ausdruck für A mit
dem jedesmaligen Werthe von 1»"^ in allen Gliedern zu multipli-
ciren, um l'^A zu erhalten , und ebenso rn^^B und wieder n^^D*
zu bilden und die drei so gefundenen Ausdrütke gliedweise zu '
addiren, wonach dann
1^ A =s
r „/l"n"'-n'T"\ , /l"V-n"'I'\, ^/l'n"-n'l"\ 1
[„/m"l"'-rm"'\ /m'"l'-rm'\^ „/mT'-lWx 1
1238 KrysUll.
p"Ä, m«^B, »»»DJ =s
{l''(n"m"'-in"ii"')4- in«^(r'n'"-i/'n+ n«'C«"l"'-l"m'^
" — ' — " Tl ^
l«'Cn"'m'— m''V)4.in«'(l'V— n"'r)+ »»'("'"r— r-'m') .
■■ -^ — : ^— ^ft
jf . /J.
Wenn blofs von iet gereirgesetzKchen Richtang der Snah-
len die Rede ist , so kann N vernachlässigt werden und es ist
denn die Aufgabe, für stfmmtliche Strahlen eines gerengesetxfi-
chen Strahleni^ereins, welche in Beziehung zu drei urspriingKcb
gegebenen Strahlen A, B, D bezeichnet sind | die neue Bezeick-
Dung zu finden, bei welcher drei andere von diesen StFaUeB
a,/},;^ als die der Bezeichnung zum Grunde liegenden engenoBH
men werden sollen , ungemein leicht aufzulösen.
. Wenn eine Verbindung von mehreren Strahlen in einer
Kbene, deren jeder von je zweien ^derselben in gerengeeetxliciicr
Abhängigkeit steht , mit einer zweiten solchen Verbindung von
in derselbeüEbetfe liegendün Strahlen, deren jeder von je zweien
nnter diesen in gerengesefslicher Abhängigkeit steht, von einen
und demselben Mittelpuncte ausgeht, und es sind unter der
Verbindung dieser beiden Strahlengruppen zwei nicht in einerltt
gerader Linie liegende Strahlen Vorhanden , deren jeder sowoU
von zwei Strahlen der einen Gruppe , als auch von zwei Strah-
fen der andern Gruppe in gerengesetzlicher Abhängigkeit steht,
80 verhält sich jeder Strahl des ganzen nunmehrigen StraUen-
vereins gerengesetzlich zu je zwei Strählen , die demselben an-
gehören , d. h. beide Vereine bilden dann einen einzigen gererk-
gesetzlichen Strahlem^erein in der.Ebene*
Von ein^r Gesammtheit von Strahlen im Räume (d. h. die
nicht alle in einerlei Ebene liegen) , deren jeder von je dreien
derselben in gerengesetzlicher Abhängigkeit steht, kann
1 Da es tich ron telbtt yertteht, dafs zwei Strahlen, diirdi
welche npae Strahlenrichtangen bestimmt werden sollen, nicht in eiat
gerade Linie fallen dürfen, so mag diese Bestimmung wegfallen.
Bbenso rersteht es sich von selbst, dafs, wenn durch S gegebeoe
Strahlen neue Strahlen bestimmt werden sollen, die nicht^alle in eine
Bbene fallen, nach nicht mehr aU zwei derselben in einerlei Sbeae
liegend- "gegeben sejd dürfen. £s kann daher aneh dieser fieisata
▼eroaihlassigt werden.
KryjtsUometrie. 1239
sag^n, ria gahtfreo ra e,inMi und €lmnuiUn g9rengMaMÜcb$n
Strahlenpertine im Räume.
"Wenn zwei geretigesetzliche StTahlenvereine im Ramne mit
•«inander varbunden werdeii, so dab sie einen gammnaaman
Mittelpuno^ haben , und e$ sind dann unter der so verbundenen
Sbahlenmaiige drei Strahlen vorhanden , deren jeder sich geren-
gesetzlich verhalt zu drei Strahlen des einen der beiden Vereine
so^QTohl, ab za drei Strahlen des andern Strahlenvereios , so
Iniden beide Vereine zusammen einan einzigen gr($Jseren garen«
gesatzliohan Strahlenverein»
Wann zwei Strahlen b und d einen Winkel c bilden , des«
^aen Cosinus ss q^ist, Qud die LSnge von h durch B, die von d
dnroh D ausgedrückt wird , so ist der Strahl [B, DJ an Lange
= T^B« + D*4-2BD.q, und wenn sein Winke! mit b durch x
und jener mit d durch y bezeichnet wird , so ist
Sin. X : ri — q^ = D ; Kb»+D^ +2BQ.q
. Sin. y : A — q* =« B : Kß^+D^ + aBD.q
Cos. (x 4-y) ~ q*
Wenn D s=bB ist^ so 'wird die Länge des Strahls [B, DJ oder
. . S = B r2a+.q). ■
Dw Weirth von S.wird daher nur danb rational ,. wenn 1 4* 4
•aine ungerade Potenz von 2 d# h. sss 2 '" "*" ^ ist; es wird dann
q Ä= ,2 **■*■* -rl seym Von den Winkeln, welche bei pglie-
drigen ebenen Strahlensystemen am Mittelpuncte die bezeich-^
senden Winkel für zwei eb^pbildliche Strahlen sind» deren
3gQ0
jeder = ist, so dafs p eine ganze Zahl bedeutet, haben
blofs folgende die fragliehe Eigenschaft : 1) —r— , dann ist
q=4.1 und l+q = 2«; ferner *2) ^ = ISCT, denn
Cos. ISO* =—1, also ^1 + 1=50, «o dafa S=0 wird, und
3) ^=120*, denn Cos. 120*=— *, also l + q=xl — J
=s4.=s2-S also S=B» Jeder andere Winkel, Welcher
360
= — Graden ist, hat einen irrationalen Cosinus. . Es folgt
P
hieraus , dafs bei 1 - und mmafsigen Strahlensystemen , deren m
:grö£ser.als 3 ial# Üe Gasammtheit der ebenbildlichen Strahlen
V. Bd. Rkkk
1240 KryatalK !
einez Axt nicii tu einem und demselben gerengv^eiaiickmSbi
' lent^ereine gehören könne.
-^Bei den 2fach 3gliedrig Setrahligen Äxensjstemei Ui
die 4gli^ngen StnKlea eihen gereogesetslichen StiaUeBToi
im Räume , einen 2ten bilden die 2gliedrigeii und eineo )
die 3glicdrigem Ob alle drei Arten von Strahlen za eines i
demselben gerengesetzlichen Strahlenvereine gehören, haogti
dem Läxigenverhältnisse derselben ab. bt a s R : r = if
• y Y"^ i z und sind x^ y und. z rationale Mafssählerj so ge^i
sämmtliche Strahlen a, R, r zu einerlei gerengesetzlichem Sia
lenvercinew Wie dieser Satz auf alle Sgliedrig 4axigen StnU
Systeme anzuwenden sey, bedarf keiner besondern Erbiileni
In den 3gliedrig 20strahligen Systemen gehören i»edcii
Sgliedrigen Strahlen zu einem und demselben gerengeseti&c)
Strahlenvereine l noch ulle 2gtiedrigen / noch anch alle ^
drigen , daher ist es auch unmöglich, dafs die Gesammtheit^
Strahlen aller dieser 3 Arten zu einem und demselben getoi
setzlichen Strahlen vereine gehöre. Wenn durch je zwei Stni
len eines gerengesetzlichen Strahlen Vereins eine Ebene ^A
wird) so liegt diese so, dafs jede ihr [»arallele Ebene je i
nicht in einerlei Ebene liegende Strahlen des Vereins so st^
det, daCs das Verhältnils derselben =it:la t mß z nd ist, i*
a, ß und 'd die deil drei' fraglichen Strahlen zugefatfrigea '
fachen gegebenen gerengesetzlichen Werthe und l^m^n r*^
nale Mafszähler derselben sind«
Figr Es sey co die Richtung des Strahles m und ciriiic''
^^- Strahles ^ und ct die des Strahles j. Die beiden Strahl»^
und S'\ von denen man Weifs^ dafs sie .der fragUchenEba
parallel liegen , seyen in Beziehung auf a, ß und d g^
durch die gerengesetzlichen Formeln fL'a, M'/? |N'i] d« ert
und [L"a, M"/J, N" J] der andere. Da es hier blofc vÜ
Richtung dieser beiden Strahlen ankomnit, so kann
. S' = [«, g/?, ^d} und S" = [«, ~ß,^.i]
gesetzt werden» Ist nun co 3= a utid os = p-^ und oc*
-j-Tj ß und or = r-7 J und o^ = pjiJ, so ist S'säcI •
S"= et/'. Die durch c g und c^ gelegte Ebene gehörig ef««
tert ist t c p. Ihr parallel sey die Ebene t^it^ ^•ist ey: cn-^
Kry«talIometrie. 1241
=: o c : o p : o t. Es ist nun otssor*!* ^t = r-,<f •{- tt,
"■ber, rt : iS t=s $z : z^'oder
tt : 08 = (or — o(f) : (oo — os)
b>f '* — L' Vm"L'-M'L'7 *
^*^U' "*" L'VM"L'-M'L";r- iM"L'-M'L'7
^. ot : op r= (N'L"— N"L')« : (M"L'- M'L") |J
{= (M"L'— M'L")/? /M"N'-M'N"\ /M"N'-T»I'N"'^ ^
* P (N'L"— N"L')<J \M"L'— M'L'7 VN'L"— i\"L7 '^'
iaher ist
•^ M"N'— M'N" - ArN'-^]\rN" ,.
'1^ VM"N'— M'N'7 " * N'L"-N"L' ^ ' M"L'— M'L" ^"
'^a nnn c/ in die über den Mittelpunct c hinaus gehende Verlän-
^'»ening von «fällt, so ist cy negativ, wenn co positiv war;
i-laher schneidet die FlSche xny die drei Strahlen a, /$ und J in
l*m Verhältnisse 1 a : m ^ : n d =3
'Cm'N''— W"N7 " ; VkL"— N'L'j '' ■ (l'M"^L'M7*'
Dafs diese Gleichung diene, um das Zeichen (I a, nx^, n S)
einer Flache zu finden, wenn man die Lige von zwei in ihr
iiegenden Kanten kennt, so dafs die diesen Kanten parallelen
Strahlen als durch [L'a, M'j5, N'«J und [L'a, M"/?, N"^] aus-
gedrückt betfachtet werden können, bedarf kaum erinnert 2a
virerdftn.
Eine Gesammtheit "TonPläfchen» deren jede zwei nicht in
einerlei gerade Linie fallenden Strahlen eines gerengesetzlichen
Strahlenvereins im Räume parallel liegt , Qder, was dasselbe ist,
deren jede sich in Bezieliung zu drei nicht in einerlei £bene
liegenden Strahlen des Vereins ausdrücken oder bestimmen läCst
Kkkk 2
1242 Krystall,
durch ein gerengesetzllches Zeichen {la^ tnßi n8y\ heilse
gerengesetzlicher Flachenv.erein» Gleichwie zwei oder mefarac
gerengesetzliche Strahlenvereine von einem gemeinsamen Alittd-
puncte ausgehen können ^ ohne deshalb nothwendlg sa ein
und demselben, greiseren gerengesetzlichen Strahlen vereine
gehören, so ist dieses auch bei den .diesen Strahle nveveiiMi
entsprechenden gerengesetzlichen Flächenvereinen der FalL
Wenn 2 Ebenen in Besiehung zu drei gegebenen Sdrahk
sich durch gerengesetzliche Zeichen ausdrücken lassen , so k
ihre DurchschifAtsIinie einem Strahle parallel, welcher sich sa-
ner Richtung nach in Beziehung, tu denselben drei StraUa
durch ein gerengesetzliches Zeichen ausdrücken lafst«
Die Zeichen beider Flachen in Beziehung zn den ddi
nach Lage und Länge gegebenen Strahleii a, j3, d seyen
Da es hier blofs auf die Richtung der beiden Flächen ankon^
(V V y^
<*i "^ ßi ~~r ^ \ *"*^ diö xwan
Ci" r N
a, —TT i^f "77 ^ ) ausgedrückt werden. Sind dann ci»
f^'cB, cD die Richtungen der 3 gegebenen Strahlen nnd ca s«^
cb = -7 /^ cb' = -~7^ ^y cd = -7 ^ und cd' = -^Lm
m m n n
ist abd die eine und ab'd' die andere Fläche and ax dk
Di]^rchschnitlskante beider* Wird xy parallel De und xspe>
raHel B c gezogen , so ist die Kante a x parallel einer Axe, is
welcher die beiden Strahlen
[ca,(— cy), (— cz)] und [(— ca), cy,ca]
liegen« £s ist aber c a = a und
einerseits
xy : yb' zz cd' : cb'
cz : (cb' — cy) rz cd' : cb'
(r \ l" Y'
cz
n\ß .cz + m\d .cy=z VßÖ
andererseits
xz : dz zi: cb : cd
cy : (cd — cz) = cb : ci
cy : (^d^cz)=Lß:il
n.ß. cz + m'. d. cy = t ßl
1 Ein Zeichen (I«, m>5, n ^) iit nicht garengesttzUchf
di« Mafszähler I, m» n nicht rational iind.
Kryatallometrie. 1243
_ ~m"iA'ßd+tn'S.l"ß9 _ /TW— Ym"\ .
" - n"ß.m'd~B'ß.m"d \m'n''-m"n'J *
— n'l» . r'/?3 + n"|> . Vßd _ /-l'n" -, r'n'N ^
mo.J)p-*-ino.tip Nm n — m n y *^
D«her üt (-^ ca) : cy : es
-r-77 37-7 j ^ : { -/-7/ 77-7 J 0-
mn — may* V.mD — m ny
Es sind daher die beiden der Kante parallelen Strahlen beatimmt
3urch:
I — ca):cy:ca=i: (m'n '-» m"n') « ': (n'l" — n'T) ß : (l'm" — TmO ^
5 a ; (- cy) : (- cz) n (m"n — ni'n") a : (n*'!' — n'O /?: (VW— -f^Nn") i-
Die Kanten rpn Gestaheny deren Flachen zu einem und
lemselben gerengeaetzlichen Flachenvereine gehören, liegen
ieninach parallel mit Strahlen , die zu dem bestimmten gerenge-
retzlichen Strahlenvereine gehören , von 'W'elchem die Lage der
dächen des Flächenvereins abhängt. Wenn ein gerengesetzli-
;her Strahlenverein in Ser Ebene gegeben ist, so läfst sich zu
edem der Strahlen desselben ein senkrechter Strahl in derselben, '
Ebene bilden. Die Gesaimmtheit dieser Strahlen bildet unter
pcb gleichfalls einen gerengesetdicben Strahlen verein,
Ist nämlich ob ein Strahl des gegebenen Strahlenvereins ^^*
;r X « b und c d ein zweiter ;=: y « d , so liegt b d einem Strahle
[ ( — X . b ) , y . d ] parallel. Wird cy senkrecht auf b d und c i
senkrecht auf cb und c|S senkrecht auf cd gezogen , dann z.B.
lurch d die Sy jji aß und durch y die yß^ cd gelegt , so ist das
Dreieck cdd cv? c^b, daher der Winkel dcd ^ ^ch rrk;
luch iat das Dreieck did ro oibro ric, daher der Winkel
iddznibci^ricrirrq} und weil das Dreieck crn cu crd^
lo ist auch der Winkel ncrizcdrsu. Nun ist
)d : cb zz Sin. q : Sin. u
zß t cd zu Sin. q : Sin. u
.,.., = ..... = A.^ ^ Q)Q , (IXO-
Wenn also im gegebenen gerenges etzlichen Strahlenvereine
feder Strahl von den beiden Bestimmun'gsstrahlen b und d so ab-
hängt, dafs er durch ein gerengesetzliches Verhältnifs ( — xb): yd
seiner Lage nach bestimmt werden kann , so wird der auf ihm
1244 KpystalL
senkrechte voq den auf b find d senkrepliten StraUen ,
t > t '
deren Mabe ?-- und ^ sind, abhängig duKb das gereogesetzlicb
1111 i
Verhahnifs — . 7- : — • —.
•'ig. X b y d . '
3^. Es aeyen c a , c b , c d irgend 3 von e ausgehende , nicht ia
einerlei Ebene liegende Strahlen , deren Richtung bekannt noi'
deren Längenverhältaifs durch xa : yb : zd gegeben ist. Mtf
lege durch je 2 derselben eine Ebene und mit jeder von dieses
Ebenen parallel eine 2te durch das Ende des Strahles, der nkk
in jenei Ebene liegt , so entsteht ein Parallelepiped a g <• £ioi
Eben^rwelche senkrecht ist zu einem jener 3 Strahlen, ist a&ck
senkrecht zu den 3 Übrigen Kanten des Körpers, welche dieses
Strahle parallel liegen, und auch senkrecht zu den vleir EbeDM,
deren Durchschnitte jene Kanten sind. So ist z. B. die durcb c
gelegte Ebene ciou, wenn sie senkrecht auf ca ist, auch senk-
recht auf df, gh und be und auf die Ebenen cf, ce, dhiu^
b h und auf jede Ebene , welche sich mit einet von diesen ia
einer Kant^ schneidet, die parallel mit ca ist; daher ist se
auch senkrecht auf die Ebene dff e b, Linien, welche von c aai
« senkrecht gefallt werden auf eine der Ebenen, denen derSmU
ca parallel' liegt, müssen daher in der Ebene cioa liegen und
senkrecht seyn auf die Durchschnittslinien dieser Ebene mk
' ümen. Die Durchschnittslinie von dh mit co ist aber 00, £«
von bh mit CO ist ciund die von fb mit co ist ui* Es stj
cd senkrecht auf uo, so ist sie auch die einzige von c ans mdg-
1 Zu ihm gehoVen die Flächen ah = (xa, «ob,. 00 d) and bh
= (40a, yb, eod) und dh=(oea, oobySd), weil jede denelbci
zweien der Strahlen a, b, d, -Vielehe als zu einem gerengesetzüchet
«Strahlenvereine gehörig betrachtet werden können oder eioedei ge-
rengesetzlichemFlächeavereine angehören, parallel liegt. Zu dcmtel*
ben FlächenTereine gehören auch Flächen, die aU Schnittebeaea duck
je vi^r Ecken betrachtet werden könaen, wie febds=(ooa, yb, zd\
daeg = (za, 00b, cd) und f abg = (xa, yb, oed) ond fencr
die Schnittfläche durch die dr^i £cken a,b,d= (xa, yb, zd)*
2 Ebenen , denen ein Strahl x parallel liegt, nennt man Sanlea-
flächen der Axe x, weil sie die Bedeutung von Säulenflächen erhalte%
wenn x die Bedeutaifg der Axe (d, h. der Hauptaxe) erhält. Die Ge-
sain mtheit, der Säulenflächen von x bildet die Säule von x oder Zoae
ron X {zona)*
KryatalloBs^trie. 1345
iicK» auf die Eben« d h «eDkre^fato Linie ; ihre Richtung be-
^anmt daher die Richtung der Ebene dh und u'mgekehrt. JVfau
imim eie den IV^äger oder dU NormaUder Ebene dfa nennen.
Lben so ist dann cßdet Träger von bh und cy der Träger von
> £. Vergleicht man die Träger einer Gesammtheit von J^ächen,
lie zu einem gerengeeetzlichep Flächeqvereine gehören, mit
rinander und mit dem gerengeaetzlichen Strahlen vereine, wel-^
»Imen die den Kanten des Flächen Vereins parallelen Strahlen
€£de kanlentAümiichen Strahlen) bilden , so findet man folgende
1) Die Träger derjenigen untev diesen FUicheni welche
>äalenflächen ^ines und desselben kantenthümlichen Strahles
ind (einer und derselben Säule oder Zone angehören) , bilden
finen ebenen gerengesetzlichen Strahlen verein. Es seyen z. B,
^ej^eben die Flächen fg:zi(ooa, oob, zd) und bh iz:
ooa, yb, 00 d^ und f b r= (ooa, yb> zd) als Säulenflächen
les Strahles a \ind die auf ihnen senkrechte Ebene, durch c sey
^i QU und cßf cd, c/ seyen die Träger. Es läfst sich nun c/
n Beziehung auf c/9 und cd ausdrücken durch \\pßj 9^Ji ^^
1 1
lafs ^tß: od :=s «^ : — ist. Man bat «iber ei s ob .Sin« ebi
^■^ ^ ci cu
=r yb.Sin. acb, oder wenn man den Winkel acb ~ D (und
sb^nso den Winkel a c d r= B und den Winkel b c d ~ A) setzt,
c i z=: y b • Sin. D. Eben so ist c u =z z d • Sin. B, daher
•o dafs, wenn die Wickel B,P und die -Mafse b,d in den Strah-
len cb und cd unveränderlich sind und nur die Mafszähler y
und z*als verälidprlich gelten, wenn cb:cdz2y'b:zd wird,
11
==-7 : — >, folglich fiir die Richtung c ^ und c d unveränderliche
1 i
Mafse ßwd, nämlich --—: — fr und ^-^. — — vorhanden sind,
^ b Sin. D d Sin. B
während das VerhäUnifs der Mafszähler von ß und 8 das umge-
kehrte ist von dem der Mafszähler von b und d.
2) Die Träger sämmtlicher Flächen eines gerengesetzlichen
Flächenvereins bilden einen gerengesetzlichen Strahlen verein im
Raunte.
dsi
Fi
1246 Krystall.
[• bts.B. ad b einer Fliehe i^(xa,7b,sd), teweliWaa,
*dAb sie eine SaalenflSehe des paraUel mit db oder f • liegmdü
kantenthiimlichen Strahles sey, daHi* also ihr Trügmw in
Ebene fallen müsse mit denen aller übri'gen SänlenftacfaeQ
kantent^ümKchen Strahles, felglich in einerlei Ebene mit cs^
dem Trager von afhe, und cy, dem Triiger von febd. Ab
denselben Gründen muts ihr Träger aber ,tuoh io einerlei Ebcor
fallen mit dem von aegd nnd behg tind wieder snic dem v«
abgf und fhgd. Diese drei Ebenen, in denen er demnach
liegt', müssen daher eine Linie gemeinschaftlich haben und m
mnfs in dieser Linie liegen»
^] Es sey dargestellt die Richtung des Trägers 1^ von abi
durch c/"; 2) von ah durch c« ; 3) von bh durch c^j 4)t<s
d h durch c 9. Legt man durch c a', c^ und durch c ^, cl
und durch cd', Cß Ebenen und durch einen in cy^' beliebig
angenommenen Punct /* die Ebenen //' ü d*/? und y^ 9 af
und yyf' fi ß 3^ und zieht die Strahlen c;^, c/^ cy\ so müsset
sie die Richtungen der Träger von febd, aegd und afgb
seyn. Man hat nun
er"' ^ [c«', oyj ^ [«/»', 0/'] = [cg, er"];
femer ist;
m er := [e^, carj auch c^ : 0«' = y^^^ ? ,-J^
und ebenso
für er =^ [ca'i cd*] auch ca ; 03* ä3 — — — -* : ■ -
für c/' =3 [ca,c/J'] auch ca : cd* = g. ^ : • . g. a
*■ * ^ xaSin.B ybSiD.A
folglich fiir c/" == [ca, cf^ c/] auch ca' i c^ : c/ =
____ 1 1 1
xa Sin.D.yb Sin« L) ybSiq.Atyb Sin. D ' ybSin, A,zdSiB.B
-V 1 vv 1 ry i ^
xVaSin.ß.Sin.D/WbSin,D.SinA^*zVdSin.Ä.Sin.B/
Es verhalten sich daher die Mafse a : ^ : d in den Tragen
der drei Flächen af he, behg und fhgd vrie
1 1.1
a Sin. B . Sin. D * b Sin. D . Sin, A ' d Sin, A • Sin.B
und die Mafszahlen \\yb\Qvci diesen Trägern wie — : — : ->
^ ^ ' *• X y 1
Krystailcmerrie, 1247.
renn' a, b, d: die Mabt in dtei kaDtevftb&inUchto Stfahkb uad
Ly'B, D -die ^Mtn Strahlen gegeniibiurU«geiideii Wjjitel bedeiw.
iif (90 .dftfs A der. Winkel von b und d a. «. w. itf) upd x, y
Ad e die MaCuMÜiler. io diesen kanteothäoitiGhtea Strahlen sind«
Jede Fli<;be (xa,.yb,, %d) fofdett dtbeip ibyen Trauer
l — a,-^',Ä, — S I und umgekehrt, Dafs nun ebenso wie-
tx -y "^ »«• J ^ • t
ler jeder kantentbümlicbn : Strahl [za, y.h\ ed] eine Fliklie>
— a , -^ ^, — (J j eines von a, ß, d abhängigen' neuen ge-^
rengesetzliobeB Flächenverexns fordere , iiiv die «r Träger ist/
sirgiebt sich unmittelbar. • Man hat daher diese Flechen , derenf
jeder swei oder mehrere Träger parallel liegen , als TrägerflÖF*
chtn Ton Atu Begrenztengaflächeii zii, untersobeiden, deren jedei*
zwei oder 'mehrere kantenthümliche Strahlen parallel liegen.
Dab die Winkel, welche je zwei Träger mit einander bilden,
den Neigungswinkel der beiden von ihnen getmgenen Flachen
ZQ 180^ ergänzen , ist unmittelbar einleuchtend.
Ans dem eben Entwickelten lencbtet ein, dab man ans dem
fl 1 1 1
— a, — jJ, — 3 I des Trager» einer Fläche sehr
leiöhtdas Zeichen (xa, yb, sd) der Fläche selbst entwickeln
kdnne, ja dafs man auf gewisse Weise das erstere als Stellver*
treter des letzteren anzusehen im Stande sey, sofern man den
Träger, welcher die Fläche bedingt, nur zn bestimmen ntithig
hat, damit auch die von ihm getragene Fläche bestimmt sey.
£s ist daher zu zeigen ,.• wie durch ein buchst einfaches geome-«
trisches Bild die Zeichen vieler Träger sicl:^ ans einender ableiten
und versinnlichen lassen.
Die Richtung jedes Trägers wird, wie die jeder geraden
Linie , durch zwei darin liegende Puncte bestimmt Ein Panct
des Trägers ist sein Anfangspunct, der Mittelpunct des Strahlen-
systems, dessen Ort bekannt ist. Es kommt also noch auf einen
2ten Punct an. Auf den ersten Blick möchte es angemessen
scheinen, um den Mittelpunct herum eine Kugelfläche' zu be-<
schreiben und den Punct. auf derselben, welcher von jedem
Trägerstrahl getroffen wird, als den zweiten bezeichnenden
Punct desselben zo betrachten. Man steht aber sogleich ein,
dab hierdurch zwar die Richtuagsverschiedenheiten , nicht aber
auch die gerengesetzlichen Längenmabverschiedenheiten ver^
1248 KryitalL.
^-aiRiilicbt wurden. Sind nun c A, cti, cD die Bichtnngeo
'ursprünglichen (d. h. ursprünglich gegebenen) ixntor beliebigen
gegebenen Winkeln aiisetrahlenden Träger a,|9, d und e A = ic
und cp e= 1^ und cq acs Id die ennfachen LängenmaCie in die-
sen Trägem , so ist einleuchtend , dafs djis natürliche £nde des
abgeleiteten Tragers [a, /!, od] in g, das von [er, o^, ^j in fa,
das von [a,|$,d] in m , das von [a, 2ßj d] in n u. s. w., über-
haupt also das von £o, yß^ zd] in einem Piincte derTrägerfliü^
A g h m ( und deren Verlängerung) , welche parüllel der Ebenr
der beiden Strahlen B und D ist, liegt, und zwar in dieser be-
Stiflfioit wird durch die Gröfae der beiden Mause y/l in derlUch-
lang vqn A aus parallel cB su nehmen und zd in derRichla^
parallel dem Strahle cD» So %* B. ist das Ende des Strahles
[a,2|J,2d] inl so, dafs Af {=il) =w 2/» und fi (= AiJ
=b: 2d und Af JH CB und f 1^ CD ist. Für [o, ß, 2d] liegt der
Endpunct in fc, so dars Hg=;= fl und gk = 2d u. s, w. Mai
bat daher nur ntftbig, diese QuerträgerBäche darzustellen nit
den in ihr liegenden Endpuncten der Träger, so kann man rück-
wärts aus dem Stande jedes Endpunctes in ihr wieder ganz ein-
fach dae Zeichen des Trägers^ dem «r apgebörti ablesen.
Ist für irgend einen THigev der Mabsahler von a in dem
allgemeinen Zeichen [xa, y/}, sd] desselben nicht gleich dfr
Einheit, so ist doch der in der B.ichtung dieses Tragers liegende
V z
Strahl [a, ~ ^f — d] ein solcher, von welchem [xflP, yft zi]
•in rationales Vielfaches (ein xfaches) ist, der also als ein klei-
neres gerengesetzliches Mais in der fraglichen Richtung belracb-
tet werden kann, von dem alle übrigen gereng esetzlichen Maiie
in dieser Richtung rationale Vielfache nach ganzen oder gebro-
chenen Zahlen seyn müssen. Man kann daher auch das in der
durch das Ende von la gelegten Quertragerfläche liegende
Ende als Ende eines gerengesetzlichen Mabes für die Richtung
V z
[xa,y|), zd] ansehen und dieses durch — ß und -^d in der
berührten QuertragerBäche bestimmen. So also ist z.B. der find-
pnnot des Mafses in der Richtung des Strahles [24r, 3ßj 2d]
in der Ebene Afli gefunden, wenn man in Af von A aus ^ß
nach f zu und dann parallel Ai-oder cD noch um id fortgeht
Man kann nun die Träg^riläche, in welcher die Enden der Tra-
Kryatallometrie. J249
ger' betnclitet werden , die Z^igtrfl'dehe (plemnm indiete) nen-
nen , sofern sie äen Stand der einzelnen Träger anzeigt.
Wenn man die ein&chen Malgp in den beiden Strahlen A f f J!$*
SSO«
und Ai dex Zeigerflache gleichfalls mit ß und d bezeichnet und
▼on A aus ein in dieser Ebene" liegendes gerengesetsliches
Strahlensystem sich vorstellt , von welchem jeder Strahl 'nach
Riehtnng und Länge durch [y/}| zd] bestimmt ist, so kann
man demnach sagen, das £nde des Trägers [er, y/}, zd] liege
in demStrahle [y|S, zd] der Zeigerfläohe und zwar in dessen
gerengesetzlichem Ende. Für einen Träger [a, ny|9, nzd]
fallt idaher ebenso das Ende zusammen mit dem des Strahles der
Zeigerfläche, welcher durch [ny^, nzd] bestimmt ist. Dieser
ist an Richtung gleich dem Strahle [y|3, zd], aber an Länge
nmal so grofs; daher ist sein Zeichen s= n [yj9, -zd].
Träger , welche parallel der Zeigerfläche liegen, für welche
also der Mafszähler in a zu Null geworden ist , deren Zeichen
also = [oa, yj9, zd] ist, schneiden sich mit dem 'Strahle
[y^, zd] der Zeigerfiäche in unendlicher Entfernung (d. h. sie
liegen ihm parallel), daher das Ende von [oa, y^, zd] in
öo[yi9, zd].
Träger, welche die Zeigerfläche erst schneiden, wenn sie
nach rückwärts über den Mittelpunct hinaus veifcingert werden,
haben ihr eigentliches Ende in einer zweiten Zeigerflache, die
der ersten parallel ist und durch das Ende des Trägers ^^ 1 a
gelegt gedacht werden kann. Ihr uneigentliches läfst sich auf
der ersten (oberen) Zeigerfläche darstellen. Man hat daher nur
eine Zeigerf)äche nöthig.
Da die Träger der Flächen einer und derselben Säule oder
Zone itk einer und derselben Ebene liegen , so müssen ihre En-
den alle in einer und derselben geraden Linie , in der Zeiger«
fläche, liegen und zwar in der Durchsthnittslinie jener Ebene
(Zonenebene) mit der Zeigerfläche.
Wenn die Durchschnittslinie der Zonenebene der Säule
einer kantenthümlichen Axe x mit «der Zeigerfläche durch die
Benennung Zeigerlinte oder Zeigen der Säule x (index zonae x)
belegt wird , so kann man sagen , das Ende eines'Trägers , der
in zwe^t bekannten Zonenebenen liegt , sey der Durchschnitts«^
punct der Zeigerlinie beider Zonen« Es giebt hierdurch die. Zei-
gerfiäche ein brauchbares Hülfsmittel ab , um das Zeichen eines
Trägers [xa, y/J, zd] zu finden, wenn zwei Zonenebenen
USti ICryitall.
gegeben .siod^ ia denen er liegt, i, h. ^ireon zwei TrSger , die
in der einen Zonenebene li^en, und zwei eokha ^ die in dec
2ten, liegen, gegeben sind*
Es sey z.B, gegeben eine Gestalt, begrenzt dnrch eine Ge-
sammtheit von flächen., von denen je ziwei einander peralU
fegende (ein Paar ausmaphende) durch «gleifilitiainige DucbsUbea
bezeichnet sind , jedoch die hintere dem Beobachter nicht »y
hehrte durch den AcQent(') unterschieden . wird ^ wie s.B.a
vnd a'* .
, Von den an dieser Gestalt vorhandenen Zonen eeyen gege-
ben: 1) die Zone (gebildet von den Flachen) BqmAns, 3)
DrlAoh, 3) fkAb, 4) aiAg, 5) fquivh, 6) ftnaow,
7)fpjnx, 8) fiagys, 9) aqthpr, 10) aumlz, tl) avony,
12) ahwlxs. Auch sey der Träger A der Fläche A nnd du
Jräger Q der Fläche B und der Träger D der Flache O nack
seiner Richtung im Räume gegeben (z,.B. durch das Gegeben-
feyn der 3 Winkel AGB, BCD, DCA und durch das Gege-
benseyn der Stellung der Zelle A, B, D in Beziehung sa den
Beobachter); man soll diese als di^ 3 ursprünglichen Träger be->
trachtep und in Beziehung auf deren Zelle A,B,D die cibri««
Träger bezeichnen,' wenn die Richtung von einem Trager k ge-
geben ist, diir $0 liegt, dafs er in die Zelle A,B,D selbst, nick
aber in eine der Ebenen AB, Bf) oder DA fallt und dessca
Zeichen :ss [ 1 a , Ißj Id] geatzt werden soll. Seine Uu^
ist gegeben. Man legt durch das Ende von k ain^ Ebene pa-
rallel BD, ein^ zweite parallel der Ebene AB, eine dritte pa-
rallel der Ebene A D, so werden in den Trägern A, B, D Stücb
abgeschnitten, deren Längen gleich den Mafsen a,ß,i sind.
. Um nun die Zeigeriläche darzustellen, bilde man eiaeo
^f[ Winkel BAD gleich dem Winkel, welchen die beiden Trager
B und D mit einander bilden sollen, mache A m =:: /} und A I =1
und beschreibe das Parallelogramm AmkL Es sey nun dis
Ebene Am kl die Ebene der Zeigerfläche; das Ende des Träges
A sey in A , das des Trägers B in der Richtung A m und zwar
in oo|}, das des Trägers D in A D in ood, so ist auch das des
Trägers k in dem Puncte k« Der Träger f liegt in einnlei Zo-
nenebene mit B und D, schneidet daher die Zeigerfläche in un-
endlicher Entfernung von ihrem Anfangspuncte A« Er liegt aber
auch in der Zonenebene Ak (d. h. die hestimrot wird dadnrdi,
da£s die 2 bereits bestimmten Träger A und k in ihr liegen),
Kryftallome-trie.
4251
^ahet nrafs sehi Ende in der Zeigerlinie A k mid zwar in oö A k
= oo (ßy d') liegen. Die Fläche 1 liegt in der Zone A D nnd in
der Zone. kB» Für die erste ist die Zeigerlinie die Linie A D in
der ZeigerflSche , fiir die zweite mafs dttrch das Ende k des
TTragers k nach dem in der Entfernung ocß in AB liegenden
Knde des Tragers B eine Zeigerlinie kfr gezogen werden, wel'*
che, wie Ton selbM einleuchtet, mit AB parallel seyn mufs,
"weil sie die Linie A B in nnendlicher Entfernung von A schnei-
den soll.
Man erhält so nach und nach folgende Entwickelung :
Fläche
ist bestimmt
dadurch, dafs
sie liegt in
den bekannten
zwei Zonen
daher das Ende ihres Tra-
gers in der Zeigerfläche be-
stimmt durch
folglich die
Mafszährer
in Zeichen
de« Trägers
[ko, yß, z8}
A
10 0
B
0 11
D
0 0 1
k
• •
• •
111
1
m
f
a
S
i
0
n
q
r
s
h
t
y
u
p
z
w
V
AD
AB
BD
ml
Aa
bi
ka
ba
ba
mf
na
nf
if
ka
t
if
kB
kD
Ak .
BD
kl
Ak
kD
AD
AB
AB
AD
AB
AD
ka
^
ba
ma
If
la
of
oa
roAm,iAi]=ro/j,ia]
[lAm,OAI] = fl/J,Oai
ooAk= oo[l/», laj
1/j', ly
iß, iy
Oß, i9
1^, oa
2p, oa
o/j, 2a
2$, oa
o/j, 2a'
'^b ^\
\ßy ^a'
\ßy ia
*^' ^i
^ß,\i
10 1.
110
0 11
0 1 1'«
111
111'
1 11'
10 1'
1 l'O
120
102
, 1 2'0
10 2'
2 3 1
23^1
2 3'1'
2 3 1'
2 13
2 1'3
2 1'3'*
2 13'
1 Liest 'man hier das Zeichen des Accentes für ein Minnizef-
chen and druckt also den Träger a ans darch [Oa, Ifl , (. ij;], so
1252 Krysti^ll
Man Trird ans diesem Beispiele aeben , wie leicht es ist^ &
Zeichen der Trägerenden ip dei^ Zeigerfläche ahzales«n.
Sollte ein Trägerende q so liegen , dafs man seio Zeicbn
nicht sogleich abzulesen vermöchte, so hat man nur nöthig, doni
die Zeigerfläche einige Parallellinien zu legen mit einer der hi-
den Zeigerlinien, deren Dnrchschnittspunct das fragliche Tn-
gerende ist, nnd zwar so, dals diese parallelen Linien gleici
weit von einander abstehen nnd durch Puncto gezogen sindb dii
mit dem fraglichen Puncto f hinsichtlich auf die Lage in einoB
der auf der Zeigerflache bereits vorhandenen kleinen Paralleb-
gramme so übereinstimmten, dars, Wenn ein solches Paralleb-
gramm parallel mit seiner ersten Stellung bleibend fortbewe«!
wurde 9 bis es mit dem Parallelogramme zusammenhele, in wel-
chem Q liegt , auch der erwähnte Punct mit f zusammenträfe,
damit hierdurch ein bekanntes gerengesetzliches Längeomafs '»
der andern Zeigerlinie in mehrere gleiche Theile getheilt oml
die Entfernung des Punctes q von einem solchen Theilpunde
oder sein Zusammenfallen damit. leichter erkannt werden könne.
Silf * Wenn z. B.' der Punct q der Durchschnittspunct wäre vob
der Zeigerlinie, Welche durch h und k gelegt werden kann, imt
der, welche durch z und t bestimmt ist, so reichen die vier
mit t z parallelen punctirten Linien hin , um anschaulich zu bu-
cheu) dafs k(» =b4- X |kn s=:^kn sey, dafs also auch k^
css^mk, folglich m^ = ^mk =s ^d sey, und wieder dafs M
= ikg, folglich Sg= 4kg = J X2/^= iß, folghch Ji
s=(^i^^i)ß =s^ ißi dafs also das Zeichen für q seyn müsse
Lißi i^lf dafs diese punctirten Linien durch Puncto gefaefl
müssen, die in einem der kleinen Parallelogramme Am kl u.s.\:r.
so liegen, wie t in mqipk, wenn in ihnen Puncto liegen sol-
len , die ihrer Lage in einem solchen Parallelogramme nach mit
Q in dem seinigen übereinstimmen»
Allgemein ist folgende Auflösung -einer solchen Aofgabe.
Man zieht in der Zeigerfläche parallel mit jeder der beiden Zei-
gerlinien, deren Durchschnittspunct das fragliche TrÜgerentie
ist, eine Trägerlinie durch den Mittelpunct A der Zeigerfläche
und liest in dieser neuen Linie das Zeichen des Trägerendes ab,
ist hierdarch sein Zeichen ansgedriickt darch die Iste Zelle A, ByD,
obgleich er nickt in ihr liegt, sondern in de^ Zelle A, B, D'. Aehnlicli
.ist die 3edeatiiDg de« Accents iiß den übrigen FällcD*
KrysUllotoatrie. .1253
welches in nqeiidlicher Entfarnafig von A lie^t , mithin hat man .
las Zeichen des Trigeta» welches in der Ebene ^ fliegt nnd in
ler Zoilenebene, mit deren Zeigerebene er parallel liegt. Der
bo gefundene 'Träger, parallel der eineh 2eigerfiDie^, heifse
^ o a, n"^, p"i], der parallel der ändern heifse [oa, N*'/J,,I!"d].
Der eine gegebene Träger, . welpher mit dem gesuchten und
[paj Ti'ßt p'd] in einerlei Zonenebene liegt, heifse [a, n j}*, p'^
lind dfer ebenso zu [oa, N"|9, F'd] und dem gesuchten gehiJrigfe
heifse [er, N'jS, P'J], so ist, wenn x und y unbekannte Grfffsen
bedeuten, der gesuchte Träger einmal gleich der Verbindung
von [a, n'^, p'J] mit x [oa, n"jJ, p"J], also
=* t«, (n' + n-x)/», (p' + p"x)d]
das andere Mal gleich dei Verbindung Von [a, N'/?, P'^] luft
y [oa, N"/J,.I>"a], also
= [«, (N'+NV)/?, (P' + P"y)»],
so dals aho , '
1) tt' 4- h"« = N' + N'V
2) p' + p"x = P' + ry
' I . »I I . ■■ ..1. ., , . ■ -H » I« I fc. ■ 11 'i 1 ■ ■!■*> iil^l. IM*
• 3) n"x — N"y — (N'— n') =* 0
4)p'x-^P"y -(P-— p')=»0 ^
_ _ N"CP'-p^j ^ K(y--n')
*-' p"n" 1- nV "
n"(P'-p')-p'^CN'-n>)
y = p"N" — n"P"
Wird dann det gefbndene Werth VOn X in das erste für
den gesuchten Tfäger aufgestellte Zeichen
[«, («'+n''5c)(J, Cp' + p"x)a}
oder der t^on y in das andere Zeichen eingerührt, so ist das
Zeichen des gesuchten Trägers und also auch das seines Endes '
durch bekannte Gr^fsen ausgedrückt.
So kann man die Zone, deren Zeigerlinie nk ist, bestim-ol';*
men durch den Träger n = [la, ( — 1^), Oi] und durch den
Träger [Oa, 2/J, 1 d] und die Zone tz durch den Träger t =*
[la, 4/i,id] wnd durch den Träger [Oa, (^ 2^), 1 J], so
dafs n =3 — 1 und p' = 0 und n" = 2 pnd p"e=j^ während
^=4 und P'=?4. und N"=~2 und P"=l ist. Es wird da-
her xsj-, folglich
125» :*Kxyit*ll.
X2/r, *X1«]
._, rn«, (
;Waa die beiden einander gerade entgegengesetzten TiSp
jeder Art anbetrifft, die in der Ebine ß8 und zugleich inte
Zonehebene von [«, x'^, yd] und [a, x"/J, y"*] liegen , d»
umaittelbare Ablesung hier als möglich vorausgesetzt vrird, «
ist das Ende des einen in oo [(/'— yV. (x"— »') JJ, dasto
▼om Mittelpancte A der Zeigeriläche angenommen.
Bezeichnung der Zeigerlinien.
Jede ZeigerÜnie ist entweder ein Strahl [y/J, zd]inii\
- Zeigerfläche von deren Miltelputicte A ans, oder sie liegt iigeJ
einem solchen Strahle paraUel, .und dann ^eht sie entwea«
durch diB Enden der in der Zeigerflache liegenden StitU«
+ nyjJ und — -nz* oder durch jene der beiden Strahlen — nj/
und + nzd. Bezeichnet man die durch + ny(f und — nW
gehende durch X+ »Xi»' ^ nz^X» ^o wird die daii
— nyjJund + Bzd gehende durch "L—ny^, +nz«la
bezeichnen seyn. Den gemeinschaftlichen Factor n kano ««
absondern und hat dann im ersten Falle X+ Yß^ '^ \
und im zweiten X^ rß^ + ^^"- ^" ^^ mit demSöahk
r vÄ zdl zusammenfaUende Zeigerlinie wird n = Null niid*
^ZLni-L+yß, - -^Xo = ^r^^l+^^l-a ?
die «it dem Strahle [-yß, +*dj oder [+ y|J, — «'P*
Zeiaeraäche parUIele Zeigerlinie, wenn sie durch + ny/J«-
+ n*« geht, mit Xf nyft +n zdX oder X+y/J, +«n'
«nd die durch -ny/J und -nzd gehende mitX'nyft '»^L
oder 1 — y/J. — **X° *•* bezeichnen sey, ergiebt sichTflei
selbst. n-s-rl
Die Zeigerlinie, Welche durch die Enden der Tup]
[«,x'iJ,yd] und [«,x"|J, y"d] geht, ist ^^ ^ .
und sie liegt paraUel-dem Träger. [0«, (x-.x")ij, (y— x")'!*
vras leicht einzusehen ist.
Kryjtallometrie. 1355
Mafse in den Zeigerliniem
Für die Zeigerlinie 'Xyßt ^^^^ ist ^i^ Länge desStrahlfs
[y ß, -^ zd] das einfache gerengesetzliche Mab und jede Ent-
fernung zweier Trä'gerenden in ihr von einander muTs ein ra-
tionales Vielfachea von diesem Mafse seyn, wie dieses ans dem
bisher Entwickelfen ohne weiteren Beweis einleuchten wird,
Parallele Zeigerlinien haben daher ein gemeinschaftliches sol-
ches Mab.
Giesetz für die Neigung der in einerlei ,
Zonenebene liegenden Träger«
Auf jede Zeigerlinie kann vom Mittelpuncte des räumfi-'
chen Strahlensystems aus eine Linie senkrecht gej&Ilt werden,
-welche TV-äger der Zeigerlinie oder Stütze derselben heilsen
möge. Es seyen cm, cn, co, cp,' cq, er, et einige in^^l]
einerlei Zonenebene, liegende Träger^ mt sey die Zeigerlinie
^\jyß9 '^T.^ dieser Zone und es die Stütze dieser Zeigerlinie«
Jedes Stück der Zeigerlinie,, welches zwischen zweien der Trä-
gerenden m, n, o, p, q, r, t liegt, mufs ein rationales Vielfaches
des StraUes [yßt z^] seyn, dessen Grölse ,
= ry'/J' + z«d» — 2y/» . zd . Co8«d||/l
durch y ausgedruckt werden möge« Es ist daher ^x wenn mn ss
HO = op =: pq s=: qr s=s rt =s /^ ist,
Tang. p||s := sp : so
Tang, qijs =:: (/ + spj : so
Tang. r||s = (Zr + ^t) s ««
Tang, t ||s = (3r+»p) : 3c
Tang. o||s = — (/ — sp) j sc
Tang. n||s = — (2;^— »p) : »c
,Tang.m||s = — (3;'— ap) : sc
d. L in einer und derselben Zonenebene schreiten die Tangen-
ten^ der Neigungen der Träger gegen die Stütze der Zeigerlinie
fort nach eiäer arithmetischen Reihe, deren Differenz / ist.
Einschaltungen in diese Reihe können nur nach rationalen Bruch-
theileü von y statt finden.
Es sey sc rz p und sp = ff, so wird ftlr zwei verschie-
dene Träger in der Zone die Grölse der Tangente der Neigung
V. Bd. Uli
1256 KrystalL
derselben gegen die Stütze ausgedrückt werden kdnnen ^
C^y -{- o) : Q für den einen und durch (yy -|- a) : ^ für ü^
an<3[eren. Für die Differenz z beider Nei^mgen d. h. iiif M
Nei«jung z der beiden fraglichen Träger gegen einander hat-^
daher •
xr + (T yr + ^
Tang.E sr
odei- Tang, z 3= — ■ - ^ . — ^^
Gehört auch die Stütze mit den übrigen 'Trägern su einem lai
demselben gerengesetzlichen Strahlenvereine , so ipufs a : / f «
rationales Verhältnifs seynr und es kann dann a = f / gesett
trerden , so dafs dann
oder, wenn X 4* (= S ^^^ y + f =: i^ gesetzt wird, anch
gesetzt werden kann.
Umgekehrt kann aus der allgemeinen Gleichung Q Jede Ja
Gröfsen p, /, <f, so wie auch jede der Grössen x und y leicht^
funden werden, indem diese Gleichung für q oder ^ oder o eiie
solche des 2ten Grades, für x oder y aber eine des Isten Gn^s
ist. Es leuchtet abet ein , dafs die Bestimmung der raticoal»
Gröfsen x und y auf solche Weide im Allgemeinen nur als mek
oder weniger genügend zu betrachten sey, wenn Tang, x ^
eine vermittelst der gewöhnlichen Tafeln. gefundene, von äea
Werthe des Winkels z abhängige Gröfse in die Rechnung ein-
geführt werden mufs , weil Winkel, deren Tangenten einer ge*
gebenen Gröfse gleich seyn sollen, nur in Wenigen Fällen fkh
mit vollkommener Genauigkeit durch Grade, Minuten und 5e-
tsnnden angeben lassen. Dasselbe gilt, wenn aus der allgemei-
nen Gleichung (für die Neigung ^ eines fraglichen Tragers gege«
die Stütze g der Zeigerlinie) Tang, o zz oder für d«
Q
Fall-, dafs a =: 0 ist, aus der Gleichung Tang, q :z: ^ i^
rationale Werth von x gefunden werden soll.
Tang. 71° 30' =
Krystallometrie. • 1257
^ Wären z. B. die Marse a\ ß, 9 in den' drei nrsprüngUchen
Frägern einander gleich und ihre Richtungen auf einander senk-^..
recht, so würde für die Zeigerlinie AD der Träger« zugieichS3l.
lie Stütze g seyn und man könnte hier Al==;' = ^=o = l
setzen. Wüfste man nun, dafs in A D das Ende eines Trägers -
iege , welcher einer angesteUten Messung zu Folge mit der
Elichtung a einen Winkel von 7Jt Graden bildet, so hätte man
'^-l = X
1 ' .
iber Tang. 71° 34' =: 3,0002820,
;o dafs, wenn man hier x = 3 setzen will, der gemessene Win-
tel um ungefähr 4 Minuten corrigirt werden mufs. Ob dieses
ingehe, hängt natürlich von dem Grade der Genauigkeit der
yiessnng des Winkels q ab und das Zeichen des fraglichen Trä- •
jers [la, Oß, 33], welches auf diese Weise gefunden wird,
r»t nicht als ein in aller geometrischen Schärfe richtiges zu
betrachten. "^
Noch weniger Anspruch auf vollkommene Richtigkeit hat
3a» Zeichen eines Trägers, wenn dasselbe bestimmt worden ist ,
3urch das Gegebenseyn der Neigung des gesuchten Trägers ge-
gen zwei bekannte Träger, mit denen er nicht in eine und die-
selbe Zonenebene fällt, und man weifs, zu welcher der beiden
Flächenseiten der Zonenebene, in welcher jen^J^eiden liegen,
er als aufstehende Linie sich verhält. Man setzt hier nämlich
diesen Strahl als einen mittleren zwischen den beiden und einem
dritten , gleichfalls bereits bestimmten , entwickelt die Werthe,
welche diesen drei Strahlen zustehen , .sofern der gesuchte zwi-
schen ihnen der mittlere ist, wie dieses am Schlüsse der Lehre
von der Bezeichnung der Strahlen gezeigt worden ist, und erhält,
■wenn man die dort gebrauchte Bezeichnungsweise beibehält,
die Gleichun'* ca' : c/J' : cd' =a Fig«
SSi»
Sin. 3( Sin.p Sin.t : Sin. 33 Sin.p Sin. T : Sin.© Sin.t Sin.P,
80 dafs hier ca : cß> : cd' = na : yß : zd gesetzt werden
kann und x : y : z =s
1 1 1
•^ Sin. Jt Sin. p Sin. t : — Sin. 95 Sin. p Sin.T : — Sin. © Sin. t Sih. P
aß 0
gefunden wird. Sind hierbei a, ß, d die drei der Bezeichnung
zum Grunde liegenden Strahlen , so ist die fragliche Aufgabe
gelöst; sind sie nicht mehr^ diese ursprünglichen Strahlen, so
' , ' ' LJ112
1258 KryatalL
moTs du Zeichen des so bestimmten StnJiles eist auf £e b>
angegebene Weise übersetzt werden in dasjenige , bei wcU
diese ursprünglich gegebenen Strahlen der Bezeichnoog i
Grunde liegen*
Bedingungen für den Fall^ wenn Tri{
und kantenthümliche Strahlen eines ;
rengeaetzlichen Flächenvereins zu eine
lei gerengeaetzlichem StrahlenYereii
gehören.
Es fragt sich nun , unter welchen Bedingungen jcU
die beiden auf solche Weise von einander abhängigen gff
gesetzlichen Strahlenvereine , nämlich der der Träger oo^ i
der kantenthümlichen Strahlen, zu einem und demselbei j
Iseren gerengesetzlichen Strahlenvereine ?
Die nächste Antwort ist : wenn 3 nicht in einerlei Bi
liegende Träger in Beziehung auf Länge und Richtung k g^
gesetzlicher Abhängigkeit stehen von drei nicht in diJ
Ebene liegenden kantenthümlichen Strahlen. Ist dieses jerfj
so müssen sie, was zuerst ihre Richtung angeht, in gotf
setzlicher Abblngigkeit stehen von je drei beliebig zu viU>
den nicht in einerlei Ebene liegenden kantenthümlichen St*
len, folglich auch von jenen dieien, deren jeder »(t***
von ihnen senkrecht steht. Bezeichnet man die drei tA^
einerlei Ebene liegenden Träger, deren Richtung g^f^^
durch a, ßy i und den auf ß und d senkrechten kanteDthtioüc^
Strahl durch a , den auf (x und 8 senkrechten durch b uo^ ^
auf a und jS senkrechten durch d, so ist einleuchtend, difti'
alle diese 6 Strahlen ihrer Richtung nach sowohl za i^t
rengesetzlichen Vereine der kantenthümlichen Strahlen, ak *
zu dem d^r Träger gehören müssen, auch jeder Strahl, v^
senkrecht ist auf eine der Ebenen von tt und a, a und b, ffH
d, /),und a, ^ und h^ und d, d und a, 8 und b oder jno^
gleichfalls seiner Richtung nach zu dem gemeinschiftlidie«
rengesetzlichen Strahlenvereine gehören müssef Da nun x.
senkrecht ist auf /J und d, so werden, wenn man den »viti
senkrechten Strahl mit b bezeichnet, die Strahlen a, jj, b ^rt\
in einerlei Ebene liegende auf einander senkrechte, deoi g«^
Krysfallofnetrie. 1250
1 gerengesetzlichen Strahlen vereine angeh(Jrige, Strahlenrichtüa'-
n seyn mitissen, oder allgemeiner ausgedriickt , jeder beliebige
ntenthiimliche Strahl x wird mit dem auf ihm und einem be->
»bjgen andern kante nthiimlichen Strahle y senkrechten Träger
und dem auf ihm und tp senkrechten Strahle } in Beziehung
if Richtung zu dem gemeinsamen gerengesetzlichen Strahlen- .
^reine gehören.
Was zweitens die Länge betrifft , so folgt auf demselben
^ege, dafs dann das Mafs, welches jedem der zur Vergleichung
t^ogenen Strahlen zusteht, sofern er Träger ist, mit dem
afse, welches ihm zusteht, in sofern er kantenthümlicher Strahl
ij in rationalem Verhältnisse stehen müsse. Dieses mufs also
Lch der Fall seyn bei den drei gegen einander senkrechtea
irahlen a, ß und b*
Da nun im Allgemeinen die Malse in den Trägem a, jS, b,
enn diese nicht gegen einander senkrecht wären, von den
[aDseti in den 3 kante nthiimlichen Strahlen , deren erster auf ß
tid b senkrecht ist, während der zweite auf b und a und der
ritte auf a und ß senkrecht ist, sp abivingen würden, dafs,
renn diese durch a und b und d bezeichnet werden und jene
urch a und b und d und die Winkel von a auf b^ durch D,
on b auf d^ durch Ä und von d^ auf a^ durch B,
1 . 1 1
' a^Sin. B Sin. D * b Sin. D Sin. A ' d. Sin. A Sin. B '
o nrab hier, weil der Winkel A == B = D = gO" und Sin.
10« S3 1 üt,
111 '
^^''«•^«rT- b/ d; *^'
VoVLen nun dip Mause a^, b^, d^^ rationale Vielfache von a^, b^, d^
(eyn , so kann man setzen :
xa^ = a^ und yb^^ = b^ und zd^^ = d^
:>der
111
X — = a und yr- = b und z --i = d .
a ^ -^ b ' d '
also
•/' : 1>^* : d^« =3 X : y : z,
d« h. die Quadrate der Malse in den drei auf einander senkrech-
ten Strahlen, sofern sie kantenthümliche sind, folglich auch
1260 -- Krystall
r' V • V • d7 = X = 7 ' TJ **'^*"' "« Trager «Bi
müssen durch rationale Zahlen sieh ausdrücken lassen.
Wäre daher z. B. a .• h .• d^ = |^2 : Y^ : |^5, so vi«
a^^rb^^: d^^ = ^| : |^| : j^l seyn. Man hätte dann
2a/: 3b, : 5d^, = r4><T : Toxi : "Tä^xT
= r2 : ra : rS = a, : b : d,.
Wäre aber n^ : b^ : d = |^2 : |^7 ; f"6, so würde
1 1 1
^.^^.•^.. = "^r-TT-' »II =^4-' ri^Ti »^n* x:y:i=
r 4 : r49 : rSO seyn. Für a^ = 1 + >^5 würde x = V =
( 1 + 1^5)' = (6+ 2 K^o), also irrational seyn n. s. w.
Anwendung der Lehre von der Zeigc^
fläche auf einen gerenges etzliclien Tlh
chenverein^ sofern dieser einem ht
stimmten bekannten Gestalte^p Systeme
/^ (ingehort *.
Was die 1- und Imafsigen Gestalten betrifft, so ist to
die Anwendung mit keinen Schwierigkeiten verbunden« fc
die Ifach Igliedrigen, als dem allgem^einsten Falle entsprecbf«4
ist bereits durch ein Beispiel diese Lehr^ erläutert worden. &>i
hßi ihnen zwei der ßezeichnungsaxen auf einander senkreclit, »
y vereinfacht sich die Arbeit bei der Zeichnung der Zeigerfläck
Noch mehr ist dieses der Fall, wenn alle drei auf eioaiwi«
senkrecht sind. Eine gleiche Vereinfachung findet nalüHii
1 Daf« die Möglichkeit, eine gegebene Strdhl^nmeqge noter e>BO
einzigen gerengfsetzlichen Strahlenvereiii zusammenzuraMea, w^*-
aucl^ die Nothsveiuligkelt bedinge, c» stets zu thnn, ist nnmiUel^
einleuchtend. Bei Gestalten, welche in mehrere gleichwerthigc Zeii^
oder Zellrngru^pen getheiit werden können, ist cd vicljjiehr iwf*'
inär«ig, den ganzen gerengesetziichf a Strahlenverein aus eben so tst
len einzelnen kleineren dergleichen Vereinen bestehend zu denke«i
als gleich.wcrthige Zellen oder Zellenjrujppen vorhanden sind, «'^
man dann nur nöthig hat, den einen dieser kleineren Vereine beso»
ders zu untersuchen, um dadurch zugleich die anderen, ihm gl««^
werthigeii, mittelbar kennen sn lernen. ,
Rrjstallometrie«
1261
Btt. b«i den jgliedrigen oder den Ifach 3g1iedrigen Gestalten,«
ei denen eine Axe (die' 2gliedrige) auf einer notliwendig als
erengesetzlich zu beiri^chtenden Ebene senkrecht ist. Ist z. B. ^j^*
nie solche Igliedrige oder Ifoch 2g<icdrige Gestalt, wie die a.b.
tavch ein Ifach 2gliedriges Bild A und durch ein 2fach Iglie-
riges Bild B versinnlichte, gegeben, so dafs Messung und ße«
bachtuDg des Zonenzusammenhangs möglich ist, und man soll
iejenige Zeigerfläche bilden, welcher die Träger der.Flächen
und M und 1 u^s. W, parallel liegen, ^so lehrt hier dieDeschaf-
enheit der Gestah, dafs die Träger von r und 1 auf einander
enkrecht sind; man wird daher zwei auf einander senkrechte
«eigerlinien 1 1 und rr ziehen. Messung giebt die Grüfse derxif*
12 12 ^^'
9'eigung der Träger M gegen die Träger r oder 1 ; man zieht
laher die Linien MM und MM so, dafs derWipkel MPr =
1122 111
tet gemessenen Neigupg des Trägers M gegen den Träger r
1 1 j
2. 8, w. Nimmt man nun als die drei Bezeichnungsträger die
Träger P, r vnd 1 an , so ist das ^nde des Trägers P im ^
Durchschnittspuncte P, d^s des Trägers t kann nunmehr in
1
eineiq willkürlichen Puncte t dev Lini[e t r, welcher zwischepP
• . 1 12 i
und r liegt, angenommen werden. Die Enden der Träger r, M
2 '
und 1 liegen in den 'für sie dargestellten Zeigerlinien ( r r und
12
MM und MM und 1 1) in unendlicher Entfernung von P. Die
11 2 2 12 1 ^
]3eobachtung der parallelen Kanten der Gestalt erdebt dann, dafs
liegt
zwischen den Trägern
P und 1
1 1
. t und 1
1 1
z und r
1 1
der T(äger
s
1
z
1
a.
i
und
zwischen den Trägern
t und M .
1 " 1
s .und M
1 2
s und ]V(
1 1
Setzt man. daher das Mab in P = a » das in r =3 ^ und das in
1 1
1362
Krys
talL
•
Isainnd nimmtdieLiniePt — 0" — — 19, Ps~l«ni
1 11 "^ 11
bezeichnet man die Mafse in den kantenthiimlicheo 3tnhkBf
welche die diesen dreien entsprechenden sind, darch a, b,d, •
dafs a ü der Kante r auf 1 and b ü der Kante P auf 1 und d | d«
Kante Pauf r, so ist:
üirdenTAger
das Ende in
daher in seinem
Zeichen
[xa,yß, zS]
die Maiszähler
folgfich ia im
Zeicha
der Fläch« seik
die Mafssähbr
lOft Od}
1
Ü
u
1
oo «
»tlft 0*1
0
1
p
oo
1 •
M
o
1
»[Oft 13]
0
0
1
oo
CO
1
oo[lftlfl
0
i
1
oo
1
1
£1^, 08}
1
1'
0
.1
1'
s
[OA 1«]
1
0
1
1
oo
1
[l/»',2«]
1
1'
2
1
1'
4
[Ift 2*]
1
1
2
1
1
•
i
Dats auch bei drei Bestimmungsaxen , die nickt alle dia
auf einander senkrecht sind , fiir die in ihnen liegenden Beslia-
mungsstrahlen dieselben Permntationsgesetze gelten, hinaichtU
auf das positive und negative Verhalten jedes Strahles zu des
Bestimmungszellen, denen er angehört, ergiebt sich von selbst
Es ist daher die Gesammtheit
der 2 Flacheil P
bezeichnet durch
oder durch
'
C+1«, +oob, ood)
±^l±l
— 2 —
X
(±ooa, +lb, ood)
±M + ^
— 2 —
l
(+ooa, i:Mh, Id)
± oo 1 + 00
— 4 — .
M
(+00., +lb, Id)
+ 00 1 + 1
— 2 ~
t
C+la, +lb/oed)
■+-^14: -1
— 00 1 •*• »^
— 4 r-
s
(±1». ±«>b, Id)
±1 1 ± «
- 4 ~
z
C±l«. +lb, +d) .
±2| +2
- 4 —
o
(+la,+lb,id)
±2 1 +2
Kryslallometiie« 1^
Will flian die so gefuadeneQ Zeichen fiir die l^räger in dem
eben abgehandelten Beispiele übersetzen in jene, welche man
I erhalt I wenn man statt des Trägers von P jenen von t in der
Bezeichnung mit zam Grande legt nnd z= a setst, wahrend
M = [ 1 /}, Id] und P = [ 1 a, 1 /}] ist, so dient dieselbe Zei*
1
gerfltjche zur anmittelbaren Ablesung der Mafszähler von a, ß
und d für jeden Träger, Diese sind dann
für t = 1 0 0
1
für P = 1 1 0
1
für r = 0 1 0
1
für 8 =: 1 1 1
. 1
für 1 = 0 0 1
1
für z = 1 0 2
1
für M =: 0 1 1
1
für 0 = 1 2 2.
1
Beachtet man , dals P und t fast gleiche Neigung haben gegen
eine kantenthümliche Axe , die ^den Flächen m und 1 parallel
liegt 9 so erscheint es nicht unpassend, die beiden genannten
Flächen so zu betrachten, dafs der Träger der einen P für
irgend einen (statt P oder t ) = a gesetzten zwischen P und t
11 11
liegenden Triiger und für r == /} das Zeichen [Iff} 1/}] erhält,
1
'veährend t=:[la, 1^] gesetzt wird. Ist dabei 1 S= ^ und
1 «1
M := [1(9, Id], so ist, wenn man die Linie P t halbirt und
1 11
durch den Halbirungspunct Linien parallel 1 1 und MM und MM
12 11 T2
zieht, auch hier die Ablesung der Mafszähler für alle Träger *"
leicht zu bewerkstelligen« Sie sind nämlich
für X = 0 1 0
1
für t = 1 1' 0
1
für 1 =00 1
1
für »= 1 1 2
1
f ür M = 0 1 1
, 1
fiir z = 1 1' 4
1
für P = 1 1 0
1
für o = 1 3 4.
1
Um für dieselbe Gestalt die l&ch 2gliedrige ZeigerfiSche,
bilden zu kiSnn^ , nässen (durch Messung) bekannt seyn die
1264 KrystalL
f'ig- Winkel der Träger P|| r und t [| r. Diese Winkel werden ab '
SS5. ^ i j j
PJ r und 1 1 r aufgetragen , die Gr<(fsa der Linie I M wiid will-
^, 111 111 * 11
0^ kürlich oder :^ Pt der 2fach IgUedrigen Zeigeriläche ^ngenom-
11
555. n^ei^ upd . al3 Ma(seinheit in der Richtung r gebraucht , sofera
M= [Ir, 11] = [1/3, 14] vpn vorhin bleiben soU^ Di«
1 11
finden der Träger 1, M, P, t, r, von denen die drei letzten oo
11111
entfernt von 1 liegen , ergeben sich dann von selbst, s aj^ zwi*
sehen M und t und zwischen 1 und P liegend ist wieder zuent
11 11.
zu ermitteln; durch sM und 1 1 bestimmt sich z und durch % r
12 11 1 11
Vn4 Ms wird o gefunden,
11 1
Für M = [H, Ir] wird s = [11, IP]
1 11 1
und t = [IP, Ir'] z = [ll,4r' *PJ
1 11 1
;=[lP,lr] ü=;[ll,ir,iP].
1 2 1,
Es möge hier zugleich bemerklich gemacht werden , dals
die Zeigerilachen ein nicht unwichtiges Hülfsmittel bei der Zeich-
' nung von Bildern gegebner ebe«flächiger Gestalten rnttnentlich
dann abgeben, wenn die Ebene des Bildes eine der Zeigerflache
?!|*pavillel zu denkende ist, wie dieses bei den Bildern der so eben
A.^! beispielsweise erwähnten Gestalt und bei den zwei füi^ dieselbe
1^' dargestellten Zeigerflächen statt findet. Es ist nämlich dann das
Bild einer ILapte parallel mit einer senkrecht auf .die ZeigerHnte,
durch welche die Enden derT*räger jener zwei Kantenflachen
mit einander verbunden werden, gezogenen Linie, so^ dals sich
also die Richtungen der Bilder aller Kanten auf diese Weise «ius
der ZeigerfLäcfie bestimme^ lassen un(^ pur der Ort,^ welchen
das Bild der Kante ein:;unehme^ hat, auf andere Weise bestimmt
werden mufs.
Fi/;. ' Um für die als Beispiel dienende 2fach 2gliedrige Gestah
die Zeigerfläche , welche senkrecht auf die Kante b | d ist , dar-
556. zustellen , kann man swei auf einander Keokrocbte liinien b'b
Krystallometrit. 1?65
nnd-ss^ welch« den Tragern der Flechen b und s parallel ge-
dacht werden , unfei dem Winkel dab (gleich der durch Mes-
1
«ung oder Rechnung bekannten Neigung des Tragers von b und
d ) , desgleichen die Linie d d und ihr analog die Linie d d
13 42
ziehen, {erner in c^b die ar willkürlich anqehmen und ihr ge-
1
mäfs die ar bestimmen. Werden dann die Puncto b, ^, d in
2
unendlicher Entfernung von a gedacht, so können die Puncto
b, b', d, d, d, d, s, »', r, r als bereits bestimmte Trägerenden
12 3 4 12
der mit denselben Buchstaben bezeichneten Flächen, welche
ebenso an der Gestalt vertheilt sind , wie die fraglichen Poncte
in der Zeigerfläche, betrachtet werden. Es bestimmt sich dann
21 als ^wischen a und d und zwischen r und s liegena, weil
1 1 1
1) die Fläche d an der Gestalt mit parallelen Kanten aultfit^
1
. zwischen n obeq und n unten , während ^) r mit parallelen
13 1
Kanten z>vischen p und n liegt. Um das Trägerende vop o be-r
14 1
stimmen zu k(5nnen, ist ]Messung der Neigungen der Träge^
r und o gegen a (oder gegen b, woraus jene g^gen a folgt) und
11
Untersuchung des Verhältnisses Tg. o || <?: Tg, r\\a nöthig.
1 1
Ist die Neigung der beiden oberen Flächen o gegen einaur
der 2C 128® 3l' und die der beiden oberen Flächep y gegei^
einander z= 92** 4', so wird
^ /180° — 138*»3r\ ' /1800— 92M'\
Tg. (-T— 2 ) ' ^^' { IT—)
==Tg. 25« 44' :Tg.,43<>58'
=z 4819842 : 9651268 =:: I : 2,002 . .,
wofür 1:2 zu nehmen und deshalb in der Zeigerfläche
ao zr {-ar zu machen ist. Dann ergiebt sich P als zwischen o
11 11
und s und zwischen n und n liegend (n, durch n zugleich mit be-«
12 2 1
stimmt, ist als bereits bekannt tu betrachten).
12G6 KrystalL
Setzt man nun ? = [!«, 1/}, 1 j], so ^rd
1
a ß 9 a b ^
der Träger b = 010i iOrloo
-s=00lJ |»o»l
1 > ako die Fläche desselben z= /
-, - o = 1 lol J 11»
- - r = 1201 / 1 *«
- - d=02l/ ( ooH
durch Ablesung aus der Zeigerfläche erkannt.
Warf n die Flächen ö nicht vorhanden gewesen , so hattr
Messung oder Berechnung der Neigung der Flächen n||ii and
1 2
wieder der Flächin P || P ergeben, dab für die Träger
T,»(r|i)=tT,.,(;|;)
~ aeyn müsse , und daraus hätte sich dann das Trägerende von F
in dn und zwar ziziÖn gefunden.
11
Für die 1 - und 2malsigen Gestalten kann man als horizon-
tale Zeigerfläche ein Quadrat beschreiben, dieses durch Linien
parallel den Seiten in kleinere einander gleich grolse Quadrate
eintheilen , so daTs der Mittelpuhct ein Theilungspunct ist, und
durch die ganze Figur wieder Linien ziehen paralleLden Diago-
nalen, welche jedes kleine Quadrat in 4 gleiche gleichschenklig
rechtwinklige Dreiecke zertheilen. Die übrigen Zeigerlinien
hängen von der besondern Bescha£Fenheit der Gestalt ab , des-
gleichen die Menge der erforderlichen kleinen Quadrate, die
in dem grofsen vereinigt sind. •'
^lj£' In der beigefugten Abbildung ist die horizontale Zeigerfläche
der 4gliedrigen Gestalt, welche früher (in Fig. 239) schon als
Beispiel diente, dargestellt« Nimmt man die Puncte s, s, s, s
12 34
als die Trägerenden der vier oberen Flächen s, so ergiebt sich
Kl y»laiiomeli*it;. ±267
P ak zwischen s und s in der Mitt^ liegend l^weil P sich gegen
beide anliegende Flächen s auf gleiche Weise verhält), g als in
1
coas liegend ist an sich anleuchtend* Durch Messung und Be-
rechnung sey gefunden Cotg. r||g zr } und deshalb sey in ay
1 1
die au :=:3aP und in uh die un zr 2aP genomiiien und da-
durch ff r als der Richtung nach mit an zusammenfallend be-
1
sdmmt. Das Ende von r liegt unendlich eiitfemt von ou Da
1
der Träger z in einerlei Zonenebene liegt mit P P und da die
1 14
Fläche r mit der Fläche z in horizontaler Kante uch schneidet,
1 1
also der Träger z auch zwischen dem Träger a der 2Leigerfläehe
1
und dem Träger i liegt, so fallt z mit dem Puncte n zusammen.
1 1
Ist nun in dem von den Flächen s gebildeten 8flächigen
Ebenrandner das Verhältnifs der Hanptaxe zur Queraxe erster
i 1
Art und zur Queraxe zweiter Art = a: 1 : |^2 =: 1 ;— :,— 1^2,
also das Zeichen einer Fläche desselben in Beziehung zu einer
Zelle, die von drei einander nachbarlichen ungleich werthigen
1 1
Strahlen dieser Bestimmungsaxen gebildet wird, =: (1,— , — K2)>
so muls das entsprechende Zeichen des Träjgers dieser Fläche
(weilSin. 45^= Oi^t) =: M, j_ ^^ , i 1^2 f'i) = t'^*''^^^
seyn. Nimmt man aw =: a1^2, so ist as= a und as z=
4 1
[aw, as]. Es sind daher die innerhalb des Winkels /ah lie-
4 1
senden Trägerenden auf der Zeigerfläche auszudrücken durch
•die in den Richtungen ay und ag liegenden Mä&einheiten aw
2 4
und a», wie dieses auch daraus einleuchtet, dafs man, der
4
1268
Krystall.
allgemeinen Begel gemafs, die einer gegebnen dorcH lantn-
thümliche Strahlen A, B, D bestimmten Zelle entsprechende Tii-
ger2ella erholt , wenn man die auf A und B , auf Ä add D md
auf ß und D senkrechten Träger auFsncht a.s.w. Hier nämlid
ist a^^eoktecht auf o g und auf die Hauptaxe und «r ▼ senkredtt
2 1
auf ah und auf die Hauptaxe und die Hauptaxe (als Tnga)
senkrecht auf ag und ah..
Aus der Zeigerfiäche sind nunmehr leicht ablesbar dieMafs-
zahler in dem Zeichen
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1 AU Halfsmittel^ die Mafso ia ag nnd «r ss sählen, kann ibU
benatzeo, dafs aP in aw so ofb'enlhaüen iat als as in a7 ond >Tia-
der «s zu at gleichfalls sich verhalt wie'aW : rz i. t. w.
A
Krystallometrie.
1269
' Wo8 die 1-^ und Smafsigen Gestalten betrifft , so ist hier
die Entwerfung der Zeigerflächen so sehr derjenigen älinlich|
Avelehe bei 1- und 2mar9igen statt findet, dafs es nicht nöthig
iat, darüber noch besonders zu redeii^ ' £s möge daher hier
zuerst die tabellarische Zusammenstellung der aus der horizon-
'talen Zeigerfläche einer Ifach GgHedrigen Gestalt, welche früher ^^'
(in Fig. 243) bereits beispielsweise erwähnt worden ist, absujie-
senden wichtigsten BezieKungsarten mitgetheilt werden«
.a.,
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1
1270 Kryatall.
Da hier riicksichtlich der Flfichen n eine ÜJhwSibS^bA
Torhanden ist, so ist zu bemerken, dafs die oben entwickdM
Permutationsgesetze sich auf jedes der entwickelten Zeichea toi
n anwenden lassen, welchem die dreierlei Mafsstrahlen P, h
und e zum Grunde liegen ( dafs also s. B. die Gesammtheit im
12 Träger ti begriffen ist in^ dem Zeichen [1, ±1, ±2]*) wifc-
rend bei einer Bezeichnung, wie die darch P,M, M oder duck
P, e, e ist, andere zusammengesetzte HüUsmittel in Aii^irefidai|g
kommen müssen, «, B. — * * — ^, wobei der Divisor 2ia*
deuten soll , dafs blofs die halbe Anzahl der 24 Flächen 'vw
banden ist, welche das Zeichen (1, 4» 4-) fordern würde, wak-
rend der oben stehende Buchstabe I andeutet , dals die vorhu-
denen Flächen u am obem Ende die links von x liegenden sio^
während die am unteren Ende vorhandenen als die rechts liegn-
den durch das unten befindliche r angedeutet Werden. Das Zei-
chen , welches die 6 Träger o znsammenfabt, ist nach der er-
steren Weise s= [0, +.1} ±.2]» während das Zeichen der i
1 r ^ 'x 9 ^
Flächen c nach der andern Methode s= — . ^ — - — ^ — ^ sera
r 2
würde.
Dafs auch bei den Sgüedrig 4axigen Gestalten die Zdge^
fläche das beste Hülfsmittel sey, den Zonenzusammenfaano n
versinnlichen und eine unerschöpfliche Menge wichtiger Ver-
hältnisse, welche sonst nur mühsam gefunden und deshalb nicfe
beachtet werden wurden , so darzulegen , dafs sie gleichssB lor
einem Blicke aufgefafst werden können, möge durch den Tkol
1^' der der Würfelfiäche parallelen Zeigerfläche daigethan wetdea,
in welchem die Enden der Träger sich befinden, die dies»
Würfelfiäche treffen | ohne daCi dieselbe «verlängert- zu
braucht.
Der Punct W ist das Ende des Trägers der als Zeigerflickel
1 «
dienenden Würfelfiäche; R, R, R, Rsind die Enden der Trioer
12 3 4
von eben so vielen Flächen des 12-Rautenflächners, A, A,A,A
1234
1 Rrchtnog and Grofie der Mafse 'braacht als bekanat mcht k-
«onders im Zeieken angedeutet zu werden.
Krystallometrie. 1271
ene von Trägern 3er Wände des Silächners. Es sind ferner
mgedeutet die Trägerenden P, p, n von drei verschiedenen
}X4>vandigen und H, h von zwei'Verschiedenen 8X3wandi-
;en Keilflächnern ,• so wie L und I, welche zwei 24 -Lanzen-
lachnern angehören , und endlich G, y, g als Trägerenden für
111
sben so viele 48wandige Dreieckflächner. Namentlich sind es
)ie Träger der sämmtlichen bestimmten Gestalten, von denen
Tüher bereits angeführt wurde , dafs sie die wichtigsten an Kry-
itallen vorkommenden hierher gehörigen einfachen Gestalten
leyen. Bei Betrachtung dieser Zeigerfläche ist sogleich ersichtlich,
1) dafs die Linie WA durch RR in L halbirt ist, dafs
11 12 1
folglich auch Wp = pL = i WR ist; .
11 11 11
2) dafs die Linie WA durch R A und H R so gctheilt wird,
11 12 12
aafs Wl = |WA, dafs also auch WP = Tl = ^ WR und'
11 1 t 1111 11
aafs Wir = |WR ist;
1111
3) dafs pL durch jede der beiden Linien WH und RA in
11 1112
G halbirt wird , so dafs p G = ^ W R , dafs also auch die Ent-
1 1111
femnng de& Punctes G von der Linie WA sn^^RL, von der
I 1111
Linie WR = T^^A sey u. s.w.;
11 11
4) dafs R A durch die Linien A R upd die dieser parallelen
41 43
Linien in 5 gleiche Theile getheilt wird und dais P/ = |p A,
11 11
mithin die Entfernung des Punctes y von der Linie WR :=
1 11
^.RA, von der Linie RA = |pR = f WR und von der
11 11 11 1 1
Linie WA = $p 1= §RL sey;
11 11 11
5) dafs ferner gL == |-p 1 (weil gA = f p A), folglich,
II 11 11 11
= 4RL sey.
11
V. Bd. " Mm mm
1272 Krystall.
Will man nun die Zeichen «ämmdicher jder Zelle WRi
111
angehöriger Träger mittelst der Zeigeriläche entwickeln, so kaa
dieses geschehen :
1) dadurch^ dafs man dieselben ausdrückt durch cÜe Be-
stimmunasträger oder Mafsstrahien W, R, A dieser Zelle selbst,
111
wobei, wenn das MaTs in W = l gesetzt wird, das in R=:}'i
N 1 1
und das im Träger A = |^3 gesetzt werden kann, so dals die-
1
selben sich verhalten wie die 4gliedrige, 2gh'edri^e und Sgl»-
drige Axe des Würfels. Da nnn die Strahlen W, R, A nick
1 1 1
selbst in der Zeigerfiäche vorhanden sind , so zahlt man £f
Mafse in ihnen dadurch, dafs man die Entfernung des Esdes
eines Trägers, z. B« G , dessen Zeichen gesucht wird , vod d<i
1
Zeigerlinien RA, WA und W R vergleicht mit den ihnen pi-
1111 11
rallel liegenden, die Entfernungen der Trägerenden W^H,1
von eben diesen Zeigerlinien messenden Linien WR, RL nci
1111
RA, wodurch drei Verhältnisse oder Zahlen hervorgehen, wekk
1 l
sich zu einander verhalten, wie die Mafszahler in W,R^uo^A
11 1
für den Träger , ^ dessen Zeichen gesucht wird*. So ist z. B»
für den Punct G die Entfernung von RA = ^WR, daher
11 11
der Mafszahler in W = 4 j jene von W A ist = ^ R L , also d^
1 11 11
Mafszahler in R=i, und jene von WR oder die Linie GpiÄ
1 11 11 I
s= i R A , daher ist auch der Mafszahler in A = ^ ; es
11 1
sonach in dem Zeichen des Trägers G ausgedrückt durcJi dii
1
Zelle , deren Mafsstrahien die Träger "SV, R, A mit dem Mife*
111
1 Eine Yerfalirnn^sweise , die aach bei den übrigen Gestallff*
«ystemen und bei jeder Zeigerfläche derselben Ton praktischem Wertiht
ist für die Uebersetzung einer Bezetchiiaogsart in eine andere.
Kryalalloraetrie. 1273
Verhältnisse i : fTi : |^3 sind (welc!ie Bezeichnungsart die I.
heifsen möge), das Verhältnifs der Mabzähler = 4 : ^ : | =:
2:1:1-
2) dadurch, dafs man diejenige Zelle aufsucht, deren Mes-
snngsstrahlen senkrecht sind auf die drei Wände der Zelle
"WRA, deren Messungsstrahlen also die Strahlen RRW sind,
111 35 3
und durch diese das Zeichen des Trägers ausdrückt, indem man
das Mafsverhaltnifs = y"'2 : 2f^2 : 3 setzt, damit die Umkehrung
des Verhältnisses der MaTszahle^ für jeden Träger das Verhält-
nifs der Malszähler gebe fiir das Zeichen der von ihm getrage-
nen Fläche , ausgedrückt durch die Mafsstrahlen W R A , mit
111
dem Mafsverhältnisse 1 : Y^^ : y^\ = |^3 : Y^^ : 1. Es wird
dann in der Zeigerfläche der Punct Q. zum An&ngspuncte und
3
die Richtungen R|9 Cals parallel dem Strahle R) und R^ (als
3 5 3
parallel dem Strahle W) dienen dann, um durch sie die Trä*-
3
gerenden aaszudrücken« Es liegt z. B. das Trägerende A in
1
[IR^, l^l'] "* ^* '^' Dabei dient als Erleichterung, dafs die
3 3
Ijinie Rt/i oder L A in demselben Verhältnisse durch ^ie parallel
3 3 1
11/? liegenden Linien getheilt wird , wie die Linie R d, und dafs
3 3
ebenso die Eintheilungen der Linien RR und Rj9 durch die pa-
. ;) 3 13
rallel Rd liegenden Linien einander entsprechen (IL Bezeich-
3
nungsart)... .
3) dadurch, dafs man jeden Träger ausdrückt durch sein
Verhältnifs zur 3fach rechtwinkligen Zeile W,W,W, dasMafe-
12 3
verhältnifs =1:1:1 setzend. Dieser (111.) Bezeichnungsart
entspricht äie Bezeichnung der getragenen Fläche durch diesel-
ben Mafsstrahlen mit demselben MaCsverhältnisse und mit um*
gekehrtem Vieihaltnisse der Mafszäbler.
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1274
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Setzt man in der Bezeichnung II. der Träger das Vcrhälr-
iiifs der Mafse in den Mafsstrahlen = RR W = V^2 : 1^2 • I
3 5 3
so sind in der Zeigerfläche die Linien RR tind RA als Ma&t
34 32
Kry^laJlometrie.
1275
za gebr«U9heD und es wird dann das entsprechende Verhältnjfs
dlerMaäe in den Strählen WR A für die entsprechende Flächen«
1 11
l>ezeichnung = 1 : }^ : j^S, Man erhalt dann folgende Ver-
liältnisse der Malszähler : /
für die Traget
für aie Flächen
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1:4:4
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2 =
3 : 5 : 6
* : i : 4
1
Die Lösung der Aufgabe, den Theil einer 4gUedrigen oder
2gliedrigen Zeigerfiäche fiir die hier angegebenen Träger und
flächen zu zeichnen , welcher der Zelle W R A entspricht , so
1 11'
dafs aus ihm^ auf gewöhnliche Weise, Ablesung der Mafszähler-
Verhältnisse u.s.w. fiir die I. Bezeichnungsart statt finden kann»
so wie auch die Darstellung und Vergleichung d^t vollständigen
4gliedrigen I 2gliedrigen und 3gliedrigen, einiger 2fach Iglie-
1276 Kryatall.
drigen and Ifach Igliedrigen Zeigerflachen für diesa merkwiiidi«»
Gestaltengruppe , möge dem Leser selbst überlassen bleib«D«
Beiden 1-und 2ma£sigen und bei den l-'und 3mafsigea
hauptaxigen , so wie bei den Sgüedrig 4axigen Gestalten sici
demnach die Bezeichnnngsarten der Trä'ger,sovvohl , als ancladiff
der 'Flachen durch die einfachen Zeilen (deren jede nar eioeB
Strahl jeder Art oder nur eine Fläche jeder Art umfatst} mroU zs
unterscheiden von den Bezeichnungsarten , welche sicix 'anf zo-
sammengesetzte Zellen (deren jede aus zwei oder mehreren, g
zen oder zertheilten, einfachen Zellen bestehend gedacht vrer(ki
k,ann) beziehen. Obwohl nun jede dieser Bezeicbnungsaitet
von vielfachem Nutzen ist bei der Untersuchung der Eigen-
schaften eines gerengesetzlichen Flächen veteins oder des iiia
entsprechenden Trägervereins u. s. w«, so ist doch ^^wohl roa
selbst einleuchtend, dafs, wenn blofs-von einer möglichst ge-
drängten Darstellung der einzeln oder zu mehreren an bestimoH
ten Gestalten verbunden auftretenden Flächen * oder Traoeraitn
eines Vereins die Rede ist, die Bezeichnung durch einfach
Zellen die zu wählende sey. Auch ergiebt sich von selbst, di&
>die Trägerbezeichnung durch die einfachen Zellen am einfacb-
sten ,eine Uebersicht sämmtlicher auf gerengesetzlichen Zusaa-
menhang hinweisender Verhältnisse gestattet und dämm dei
Vorzug verdient vor dei^ sämmtlicheVi übrigen Bezeichnung
weisen, wenn es blofs um eine möglichst ' kurze und einfack
Darlegung dieses Zusammenhangs zu thun ist.
< Ge'stavlten der RrystnUe.
Man kann sich vorstellen , als sey das Wachsen and Est-
stehen der Krystalle abhängig von Kräften , deren Richtungen
senkrecht sind auf die Krystallflächen , gleichviel, ob i^irklicl
physische Kräfte in diesen Richtungen unmittelbar gewirkt ha-
ben oder in andern Richtungen, für. welche eine solche ab mitt-
lere erscheint Es ist nicht unwahrscheinlich , dafs die so ver-
einten Kräfte in irgend einem gesetzlichen Zusammenhange ste-
hen. Zerlegt man eine derartige Kraft in zwei oder mehrere
andere, nach der Lehre vom Parallelogramme der Kräfte, so
dals man sucht, sie durch 2 oder 3 solche auszudrücken, dertt
Richtungen gleichfalls auf vorhandene Krystallflächen senkrecb
sind, so ist es wahrscheinlich, dafs die GröCie der Kraft, vrelckt
Geistalt und Zusaniinensatzuhg. 1277
in einer jeden von diesen Riebtangen an sich wirkt, mit der
Gröfse der Kraft ^ welche man ihr beilegen mufs^ sofern du^ch
ihr Zasammenwirken mit der andern (oder den andern) jene
mittlere entstehen soll, in einem gesetzroäfsigen Verhältnisse
stehe.. Eine Vergleichung der bis jetzt 'bekannten Krystal!(ge-
stalten fuhrt dann zur Annahme folgender Erfahrungssätze.
' 1) Die sämmtlicTieii Flächen an einem und demselben Kri-
stalle gehören zu einem und demselben ^erengesetzlichen Flä-
chent^erelne i so dafs also auch deren Träger zu einem gerenge-
setzlichen Strahlenvereine gehören und die - Kanten des Kry-
stalls parallel liegen mit Strahlen eines gerengesetzlichen Vereins
kantenthümlicher Strahlen.
V Daraus folgt dann unmittelbar, 2) dafs unter den bekannten
Kry.stallg.e stalten sich keine finden könne, die ernemGestaltensy-*
Sterne angehört, in welchem nicht einmal die Bestimmungsstrah-
len jeder einzelnen Art unter sich (obgleich sie in Axen liegen,
-welche eine von den 3 wichtigsten Arten von Axen ausiAachen)
zu einem und demselben gerengesetzlichen Strahlenvereine ge^
hören , so dafs also 1 - und mmalsige Gestalten , bei denen nx
gröfser als 3 ist, und hauptaxenlose 3gliedrig lOaxige Gestalten
als Kiystallgestalten nicht möglich sind. Man hat daher fol-
gende Hauptabtheilungen von Krystallgestalten :
1. Klasse hauptaxenloser Krystallgestalten. Sie umfafst nur
eine Ordnung, nämlich die Ordnung der (3gliedrig) 4axigen
Gestalten.
^ IL Klasse hauptaxigei Krystallgestalten. Sie hat zwei Ord-
nungen :
1) Ordnung der Ifach faxigen, ,
a) Familie der 1 - und 3marsigen,
b) Familie der 1 - und Smafsigen ;
2) Ordnung der mehrfach laxigen oder 1 - und Imafsigen.
Mit dieser Eintheilungsart stimmt auf eine merkwürdige
Weise, das Verhalten der durchsichtigen Krystalle gegen das
Licht iiberein. Krystalle der Klfisse I besitzen keine doppelte
Strahlenbrechung^, während diese Eigenschaft denen der Klasse
II zusteht. Die der ersten Ordnung IL Klasse haben eine Axe
doppelter Strahlenbrechung, welche mit der einzigen einheitlichen
1 Mit Ausnahme des Boracits.
1278 Krystall.
Axe, derHauptaxe, susammenrallt; jene der zTreiten Osfai
besitzen zwei Axen doppelter JBrechung.
Bei flächenvoUzähligen 1- und ImaTsigen Gestalten b^
diese 2 Ldchtbrecbangsaxen so , da£s sie mit irgend 2 ^
wenblgen 2facb Igliedrigen Axen zosammenfallen , folgLci
dafs jeder der vier Winkel, 'welche entstehen, indem sieb h
beiden Lichtbrechungsaxen durchschneiden, halbirt wird
einem 2fach2gHedrjgen Strahle, d. h« zwei der drei einbei!&d
2fach 2gliedrigen Axen fallen in die Ebene der beiden gfcii
werthigen Lichtbrechungsaxen , die 3te ist auf dieser Ih
senkrecht.
Aber nicht blofs diese Lichtbrechangsverbaltnisse der h
stalle , sondern alle diejenigen ihrer physikalischen Eigens^
ten , die in verschiedehen Richtungen verschieden sich am
können, stehen mit dieser Abtheilung im Zusammenhange ft
hin gehört vorzüglich Glanz, Elektricität, Harte und tnti
Zusammenhang der Theile, in sofern er sich durch 21erschli|4
Zerspalten u. s.' w. zu erkennen giebt (wovon später nock »
fiihrlicher die Rede seyn wird^, Krystalle atis der Klasse 1 k
ben nie blofs eine Flächenrichtung , welche durch vorzüglich
Glanz sich auszeichnet, sondern stets mehr als 2 solcher Bi^
tungen, die einander in dieser Beziehung gleich sind; scU
aus der ersten Ordnung II. Klasse zeigen auf der HorizontalSia
Öfters andern Glanz als auf SeitenAächen ; besitzen sie Periot:
terglanz , so gehören sie den Tafelflächen an u. s. w. W«
Krystalle der I. Klasse durch Erwärmen polarisch elekHi
werden, so erhalten sie nicht eine elektrische Axe, soatm.
mehrere, die beim Boracit z. D. mit den vier Sgliedrigen iia
zusammenfallen , während bei hauptaxigen Gestalten stets «j
einß elektrische Axe sich zei<^t , die bei solchen in der IsM
Ordnung IL Klasse mit der Hauptaxe zusammenfallt (wie I
Turmalin) und bei solchen der 2ten Ordnung mit der aas
dern Gründen als Ilauptaxe angenommenen Axe übereinstiffliBi
Jeder Gypskrystall ist in einer Richtung leichter spahsi
und weicher, als in jeder andern, in einer zweiten Richte
biegsam , in jeder andern zeigt er einen höheren Grad von 2»
brechlichkeit u. s. w. , so dals man schon daraus zn schliefü
im Stande ist , es werde ihm eine hauptaxige Krystallfonn
zwar eine solche eigen seyn , in welchra^ mehr als eine ctaiifit*
liehe Axe möglich ist , d. h. eine l-> und Imafsige«
Gestalt und Zu^aiiiiiiensetzung. 122(9
3) Vergleicht pnan die Flächenarten , die in einer und der*
selben Gestaltenfamilie m(iglich sind, hinsichtlich auf die Häu-
£gkeit ihres Vorkommens als Kry stallflächen mit einander, so
findet mauj dafs SgÜedrig 4axige Gestalten, deren Flachen
senkrecht sind auf 4gUedrige oder SgUedrige oder 2gliedrige
'Träger, häufig als Krystallgestalten ausgebildet sind, während
solche , deren Flächen 2fach Igliedrige oder Ifach Igliedrige
"Träger haben , weit seltener sind. Hauptaxige Krystallgestalten,
Vielehe 1- und 2mafsig oder 1- und 3mafsig sind , zeigen häufig
Flächen senkrecht auf dieHauptaxe oder auf 2fach 2gliedrige
Queraxen Ister und 2ter Art ; etwas seltener schon solche, wel-
che senkrecht auf 2fach Igliedrige Queraxen oder auf 2fach
Igliedrige Strebeaxen, am seltensten aber solche, deren Träger
Ifach Igliedrige Strahlen sind. *
Aus diesem Grunde ergiebt sich von selbst , daft gewisse
Arten von Gestalten , welche früher als flächenhalbzählige, vier-
teis - und achtelszählige aufgeführt worden sind , als Krystalle
selten beobachtet werden können , nicht Z|i gedenken des Um-
Standes, dafs es meistens nur Bruchstücke oder Theile von Kry-
stallen sind, welche dem Beobachter vorliegen, indem die ringsum
mit Ebenen begrenzten Krystalle (die eingeschlossen oder ein-
gewachsen gewesenen) bei weitem seltener sind, als die nur an
ihrem freien Ende regelmäfsig ausgebildeten , an dem andern
aufgewachsenen Ende nicht krystallartig begrenzten, wodurch
mancher Krystall zu einem flächenvollzähligen mag ergänzt
Worden seyn , der es nicht wirklich war. Dessen ungeachtet
bleiben auch diese niediigeren Grade von Begelmäfsigkeit , da
wo sie deutlich beobachtbar sind, für das tiefere Naturstudium
von Wichtigkeit. Es möge daher hier die Aufzählung der wei-
teren ünterabtheilungen für die Ordnungen und Familien von
Gestalten, welche als Krystalle möglich sind, statt finden mit
beispiels weiser Angabe des Namens von wenigstens einer Sub-
stanz, deren Krystalle solche Gestalten besitzen, und mit Angabe
der synonymen Benennungen, welche von den Krystallographen
Weiss und Mohs gebraucht werden zur Bezeichnung des all-
gemeinen Charakters solcher Formen,
Krystallgestalten können seyn:
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dem Gebiete der Krystallkunde nicht ganz fremd sind, ^rird spjter
bei der Lehre von den gesetzmalsigen ZasommenwaehsuDgcii zwei«r
oder mehrerer Krj«talle (den ZwilliogeO| DnUingen u. t« w.) eia-
leachtea.
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1 Dafs unsere Abthei tan gen der Igliedrigen und der Ifach Iglie*-
drigen Gestalten unabhängig sind yoh jeder Besiehung auf Gerenge-«
setzlicbkeit der ihnen zun Grande liegenden Strahlensysteme , ist ana
1284 Erystall.
4) W«nQ man die Gesammtheit Tenchieiener
Krystallformen ans einer und dejrsetben Unterabtheiloag
Krysfallgestaltep , vrelche so beschalFen sind y dafs, ^s^enn sie ii
übereinstimmender Stellung sich befinden, die Fiachen aller &
einem nnd demselben gerengesetzÜchen Flächen vereine gekarei^
zusammenfafst ab za einer nnd derselben Kry 9t allreihe geh^ki^
so dafs die Classen, Ordnungen, Familien und Unterabtheiloa-
gen von Krystallgestalten zugleich als den Classen , Ordnnagfe.
Familien und Arten von Krystallreihen entsprechend erscheiacs,
80 iiat man folgende Erfahrungssätze :
a) Krystalle, welche zu verschiedenen Kryatallr^hen ge-
hören, zeigen sich auch in mehreren von den ^resentliehsM
ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften verschiedet.
Dafs zwei Krystalle, welche in verschiedene Classen , Ordoci*
gen und Familien von Krystallreihen gehören, auch aodne,
nicht blofs die Gestalt angehende, Verschiedenheiten besitzen, k
oben bereits erwähnt worden, dafs aber auch die Arten Verschie-
denheit der Krystallreihen auf andere VerschiMenheit za schlie-
ij»en berechtige, ungeachtet etwaiger sonstiger Ueberernstimmsn-
gen , dafiir mögen folgende Beispiele sprechen* Zwischen dea
beiden bekanntesten Kobalterzen ist die wichtigste äufsere Ver-
schiedenheit gerade darin begründet, dafs die Krystalje At% eines
(Ifach Sgliedrig) 2X4strahlige sind, während die des aaden
nur als (2fach SgHedrig) Sstrahlige erscheinen ; die vvichtiaMt
innere Verschiedenheit, welche dieser äufseren entspricht, liegt
der Art, wie der Begriff derselben gewonnen wnrde, einlenehteDd. Ei
kann daher, in gerengesetzlicher Hinsicht, bei manchen Igliedrigea
Gestalten zweckmärsig seyn, in der Bezeichnung anszngehen von 24-
lea mit 2 rechten und einem schiefen Winkel (2f«ch reditwinUigt
oder monoklinometrische Zellen), während bei andern gl«iclifalb
Igliedrigen Gestalten ihrer Eingliedrigkeit unbeschadet zweckmafsiftr
Ton Sfach rechtwinkligen (orthometrischen) Zellen ausgegangen wird.
Ebenso ändert sich der allgemeine Charakter der Ifach Igliedriget
Gestalten y als solcher» nicht, obgleich für die gerengesetzliche Be-
zeichnung möglicher Weise bei den einen yoa dfach rechtwiokKgeai
bei den andern von 2fach rechtwinkligen , bei den 3ten tod Ifacä
rechtwinkligen (diklinometrischen), bei den 4ten rob Sfach achiefWial-
ligen (triklinometrischen), und zwar hier wieder entweder von Ifacft
rechtkaiitigen (diklicioedrischeo) -oder fon Sfach schiefliaatigeB (tri-
Uiooedrischen) Zellen ausgegangen wird, wenn man die eiafaduu
Barstellaog des Zonenansammenhangt erhalten will.
Gestalt und Zasammensetzung. 1285
darin ^ daf« jenb ans Schwefel, Arsenik und Kobalt, diese blofs
Wts Arsenik und Kobalt bestehen. Bei 1« und dmafsigen geren-
stellig 2endig .2fach Sgliedrigen Krystallen finden andere Ver-
Hältnisse des Zusammenhaltes und der Theilbarkeit statt, aU
bei gleicbstellig 2end]gen 2fach Qgliedrigen u. s. w. Noch , auf-
fallender sind die Verschiedenheiten bei 1 - und Imalsigen Kry-
stallen, je nachdem sie zu Krystallreihen gehören, welche 2glie-
drig oder Igliedrig oder Ifach Igliedrig sind.. So ist der was-
serfreie schwefelsaure Kalk 2g)iedrig, der wasserhaltige aber
2f&ch Igliedrig u. s« w. Als ganz vorzüglich wichtig mufs es
aber gelten , dafs bei Krystallreihen einer Art , die nur in Be-
ziehung auf das ursprüngliche gerengesetzlidie .Maüsverhaltnifs
verschieden sind , stets wesentliche Verschiedenheit hinsichtlich
^u£ chemische und physikalische Eigenschaften vorhanden ist.
b) Umgekehrt, wenn Krystalle zu einerlei Krystallreihe
gehören, so besitzen sie auch (sofern sie nljht in die Ciasse deir
baaptaxenlosen Krystalle zu zählen sind , welche in physikali-
scher und chemischer Hinsicht sehr verschieden seyn Jkbnnen^
obgleich sie Glieder einer und. derselben Krystollreihe sind^, in
der Regel eine unverkennbare Uebereinstimmung hinsichtlich
auf ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften, selbst
dann , wenn ihre äulsere Form verschieden ist« £s- dürfte diese
Regel zwar nicht ohne Ausnahme seyn, wahre Ausnahmen aber
möchten doch wohl zu .den Seltenheiten gehören. Als solche
scheinbare Ausnahme ist anzuführen , dafs z. JB. die Krystalle
der Verbindungen von K^ohlensaure mit Kalk, mit Bittererde^
mit Manganoxydul , mit £isenoxydul, so wie die det* genannten
Säure mit mehreren der genannten Basen zugleich , scheinbar za
einer und derselben .Krystallreihe gehören oder dafs andererseits
die Verbindung des Bleioxyds mit Phoßphorsaure und die der-
selben Basis mit Arseniksäure eben so als scheinbar gleich ge-
staltet auftreten. Allein erstens hat die genauere Beobachtung
nachgewiesen, dafs hier blofs scheinbare Gleichheit der Form
mit wirklicher Gleichheit verwechselt worden ist \ und zweitens
1 Bleiglanz nnd Flafsspath sind beide in ganz gleichen Sstralili-
I gen Gestalten kryatallisirt; Fahlerz und Boracit erscheinen beide in
4fltrahligen, Eisenkies und Glanzkobalt in 2x4>trahligen Gestalten.
2 Der GAachige Kronrandner des kohlensaaren Kalks hat Schei-
telkanten von 105° 5\ der der kohlensanern Bittererde solche von
1286 Krystall.
findet hier auch wirklich sowohl in physikalischer al» -^d ciiei»-
i^cher Hinsicht ein gewisser Grad von Oleichartigkeit tder znsan-
m engestellten fast gleichgestalteten Substanzen ^tatt, xv^tha
diese formelle Gleichartigkeit minder auffallend tiiaclit. \Teit auf-
fallender dagegen ist es, dafs Substanzen von oft S^hr T^erachieie-
nem Charakter fast gleichgestaltet (oder, wie man es aach soBd
nennt, isomorph) sind, wie z. B. salpetersaares ■ Natron sai
kohlensaurer Bittererdekalk u. s. w.
c) Wenn Krystalle in allen ihren wesentlichen physikafi-
sehen und chemischen Eigenschafteh vollkommene UebereiB. [
Stimmung zeigen , so gehören sie auch zu einer and derselbe I
Krystallreihe , ihre Form sey scheinbar noch so verscli]ede&
Kohlensaurer Kalk erscheint z. B* als Katkspath in vielen hnndot
verschiedenen Krystallformen , welche alle einer nhd derselbei
Krystallreihe angehören. Es kötinen zwar Krystalle in dtemf*
scher Hinsicht keine wesentliche Verschiedenheit zeigen (wie
dieses z. B. zwischen Arragon und Kalkspath \ zwischen SlraU-
kies und Eisenkies der Fall ist) und dennoch verschiedenen K17-
stalireihen angehören, aber dann ist stets mehr oder xireoigei
beträchtliche Verschiedenheit hinsichtlich der physiklailisGhenEi*
genschaften vorhanden. Bestimmt man daher den Begriff fnr die
Species der festen homogenen Körper dahin, dafs nian sagt, za
einer solchen Species gehöre alles, was in Beziehung anf sammt-
liche vresentliche physikalische und chemische Eigenschafiea
Uebereinstimmung -zeigt, so* kann man sagen, die Krystafle eia9
lind derselben solchen Species gehören zu einer und derselbca
Krystallreihe in einer und derselben Classe, Ordnung, Familie
und Unterabtheilung von Krystallgestalten ; es lieg^ jedem ein»
seinen ein Axen- oder Strahlensystem zum Grunde, welcher
1070 25', der der Verbindung von 1 Atom (oder Mischoogsgeirjcbt}
kohlensauren Kalkes mit 1 Atom kohlensaurer Bittererde hat solche
von 4. (IO50 5' + 1070 25) = 106» 15' n. s. w. ; ein Gesetz, aa(
welches «uerst Bbdoakt aufmerksam gemacht hat, das aber noch dard
vielfach wiederholte Beobachtungen an ändern Substanzen aeiae yoU*
' ständige Begründung erhalten muls, '
1 Wenigstens ist ein dem kohlensauren Kalke beigemtschtsr
Antheil kohlensauren Strontians, der dadurch, dafs er vou S bis 0
Frocent varürt, zu erkennen giebt, dafs er im Armgon nipht wesent-
lich >sey, ungenügend 9 die Verschiedenheit beider Sabstanzen xu er*
klaren.
Geatalt nnd^Z^iMAineiiaetsiing* 1287
mk Ami aUtr iäitigmi Krysit^ jdbndbtn'SpMlei iiiclir nur hin-
sfehtlich •«£ dk «Ogeaekieii Bl|g«tt«bluftoa jeder einaelnon
'Ax««iart (Besehafeiiheit der Flügel und Enden einer Ake) über«
«ttostimint^ eondern auch in jedet Bicfatnifg daeselbe Urmab be«
milatf da» dieser Richtung in jenem JSjHeme eigen iet^ wenn daa
Urnnäls in einer hestiminten Richtttng (r/i3. in der Hichtuag der
üauplexe) jedemul a»l gesetzt wird, dasselbe Urmafs nämlich^
Ton welchem jede gesetzliche LKng^ itt dieser Richtung ein
iilofilee Vielfaches nach rationalen MabsMhIem ist.
'5) Wenn bei dAn Krystall^n einer nnd derselben Speciea
VdA Sabstan« luneiehtUch eitf die Menge der Flächenarten eine
so grobe ManaigCaltigkeit statt lande, dab, wenn man aosgeht
von den Trägem defFkdieti, die sich am wichtigsten machen^
tind durch sie die Träger der Übrigen Fliehen nach ttnd nach
entwickelt in einer solehen Ordnnng^ y/Ü9 ae der gerengesetzli«^
eben fintwickelttiigiiadi der AttllFassong snaächst liegen, man
bis ztt sehr entfernt liegenden Oliedem fortschreiten miibtef d. b«
«tf solchen , iUr welche die Verhältnisse der Mafszähler durch
immer grbbere nnd gröbere Zahlen ausgedrückt werden müfsteni
aro würde die Nachweisong der Oerengesetslichkeit in der Ery«»
Mdl^nwelt an das Uninögliche grensen; es ist daher eine nicht
«inwichtige Erfahrung I dab nur die ersten ursprünglichen und
die ihnen aunächst -liegendeui durch die ein&chsten ttnd leichte-*
nten Eotwickelungsoperationen bestimmbaren, Glieder eines ge^*
tengesetslichen Trägerrereins den Gegenstand dnr Untersnchnng
Ammathen , wenn von den Krystallen «ioer und derselben Spe««
cies von Snbstana die Hede ist, so dab bei nicht ganz tinsweck'*
mäbiger WahH der als nrsprÜBgtich gegeben x«i betraohtenden
. Träger nnd deren Mabe das Verhältnib der Matnlhler für die
2U ihnen gehörigen abgeleiteten Träger, sofern sie durch ein
gereDgesetaliches Zeichen in 'Besiehung an jenen ausgedrückt
werden , ein solches ist , dessen Glieder . sicK in sehr einfachen
Ideinen ganzen Zahlen ausdrücken lassen, welche sehen die
Grobe der Zahl 6 erreichen, noch seltener über diese Grenze
hinaus sich erstrecken.' So ist, um nur ein Beispiel anzuführen,
ens dem Vorhergehenden erinnerlich , dab in dem Verhältnisse
der Mafszähler ßir die I. Trägerbezeichnung bei den wichtigsten
-der in der Natur rorkommenden 4ax]gen Ifachen Gestalten kein
1 Da ttändich, wtf eina solche statt findet*
V. Bd. Nn nn
. ton Flächenart^n ^s fXlfäg^xajrt^n ipii^ht {deiner.^ 13 ist.
Es soll je49<^ hierdi;wqhr JiLcdoes^egi , ^e^iiaiiptet werdf^ jUfc
. höhere MabzäUep.g^^^fvfiiillt ^prkämeit; y^Imehr scheint m,
als ob die Natur sici^, JlMeiiQikjsine bestimintj^ Grenze gestockt
habe, aber Fälle, in Nirelchi«,'ein Malszäiiler «al^^^ip^ der hö-
heren zweizitferigen Zsibleft.pder wohl gay a)^ ei'iie dreiziifec^
ZahljQothwendig a^sg^rijhc]it frerdea mu($., ^^ fiuTserst sdjttt
und zun(i Theil durch sQ.upvqllhPIPioe^ei.Mj^ssv^gQn be«t)9i^
dafs hieraus keine J^inwendung gegen, d!as ^er,,;QffaoiBDtheit
der. bekannten Erfahrungen entsprec.tieB(det^el^AI^9Y.£*uifaGU^
der Mafszäble^ entnomoiien werden k^nn. /I^.i!. : ;tu-
' 6) Was di^ ^ragebWrilfti, o.b.b«^ 4qn; j^rj^lei^ s^ets .d«
Verein der Träger mit id^oi : der ka|DtQntJ|[ifi|iUiQbeu^,StraliIen si
einem und demselben ^g^en^esetzIi9hei)i§K(^UlQPfMeF^ei9p gehöie
oder nicht, so ist es zw^r)J)ifi()^.gefadeH90^al^stI>bji^l4¥^h, d^
dasfr^Kche Zusammepgehöfec^lftets st^ .ftn4e ; aber die ^^ach**
Weisung^ dals es wirklich so sey,.ist in manchen Fä|lf)n mit
Schwierigkeiten verknüpft , .die : davon abhängep^.daf«« b^i jdm
gerengesetzlichen Bezeichnung der, Träger durch kan^^nduinK:
liehe Strahlen , so wie •umgekeihrt;bei d^r Bezeichnii,^g dieM
flurcb jene , die Mafszähler mitunter seh^ bet^f^htlich von iea«
holten Einfachheit abweichen , welphe iha^n soQSt ge^öhnlict
ei&en zu.seyn pflegt«
..Wichtig is^ die in Rede befindliche Frage besonders des^
ji^lb, weil von ihrer Bejahung oder Verneinung eS/ abhängt, A
bei den.jln der Krystallkunde besonders häufig vorkommendes
Iglißdrigen und.l^ach Igliedrigen Gestehen die gerengesetzlicfae
Bezeichn^i^gsweise vpn 3fach rechtwinkligen Zellen ausgehen
dürfe, :(.^odurch fdle mathematischen Untersycnungen solcher Ge-
stalten» besonders aber die mehr trigonometrisch rechnenden, un
ein. Bedeutendes vereinCa^^htv^n^ erleicl^tert werden würden),
oder ni<9ht. , Da nun aber die mehr .geoPfielri^ejie^UntersuchuBg
geradf; )um .^sp finfache^ wird, je kJLeioer .dieJVfafszählcr sind,
welche in Qetra(;ht kommest, m>d df ferner auf dem geometri-
schen W^go» besonderf^ mit; Hülfe der Vortheile, welche eine
g^schicjit^e ,, durch vielfähige Uebun^ ^n Bei^elen praktisch er-
If^nite, Jßenutzuug.dej; jZßig^ril2{ch,enL gewährt, auch« die AofltfsMBg
aller trigonometrischen dann noch zu lösenden Aufgaben in der
vArt vorbereitet wird, da£^ sie;. nur noch, eine sehr geringe M^e
Gestalt und Znaammensetzting. 1289
yreninaeht und, wie gezeigt worden, Mubent «mfacK ist, so
«[ibciife es nicht sweckmäbig seyn, dieBezeichnaog durch nicht
3&cli rechtwinklige Zellbn, welche jedoch einfache kleine Mafs-
zUüer giebt, za veitaaschen mit jener, wekhe von 3fach recht*
winkligen Zellen auch1)ei den Igliedrigen und Ifach Igliedrigen
Gestalten ausgeht^ aber MafszäUer liefert, welche durch. so
grofse Zahlen ausgedrückt werden müssen , dafs es zweifelhaft
werden kann , ob nicht das so ausgedrückte Verhältnifs dersel-
ben blofs ein annähernder Ausdruck für ein hier etwa statt fin-
dendes^ irrationales Verhältnifs sey , ja selbst dann nicht , wenn
im letztem Falle die Mafszahler zwar nicht so grob , wie eben
angedeutet worden, aber doch bedeutend gröber werden, hU
|>ei nicht 3£iich rechtwinkligen Zellen.
. . Von der andern Seite scheint .gerade die Abwesenheit dea
Vorkommens dreier auf einander senkrechter Kanten in solchen
(pestaltenreihen darauf hinzudeuten, dab es nicht naturgemäfa
^y 9 von driei auf einander senkrechten , ala kantenthümlich
geltenden Strahlen bei der naturwissenschaftlichen Betrachtung
dieser Gestaltenreih'en auszugehen.
Es gründet sich ferner auf die erwähnte Frage und.illdE de<n
Ten Beantwortung eine andere Frage, nämlich die, ob nicht,
w^enn' man von dem Gesetze der einfachen Mabzähler' absieht,
die Strahlensysteme aller verschiedenen Krystallreihen zu eiaeii»
und. demselben jgerengesetzlichen Strahlen vereine gehören unii
also zuletzt zu betrachten seyen als blofse Abt4*eiohungen voa^
dem gerengesetzlichen Strahlen vereine , welcher den Sgliedri^
4axigen Krystallgestalten zum (gründe liegt hinsichtlich nufidens
eigentJiümlichen Classencharahter der Hauptaxenloaigkeit ^ in-
dem eine oder die andere' der Axen der hauptaxenlosen Kry-
sj(allreihe den Charakter der Hauptaxe anniihmt und zwai: nodv
das Urmafs , das ihr und den ihr gleichwerthig gewesenen eigen
war, beibehält, jedoch vervielfältigt durch einen rationalen ]V|f|is-^
Zähler. So leitet namentlich Baeitradft^ in der neues^euLZe^
aus dem Sflächner, der dabei als Sfiächiger Ebenrandner mit
dem Axenverhältnisse la:lR;lr=:l:l: Y^i betrachtet wird,
oder aus dem dazu gehörigen fiflächigen Ebenrandner 2ter Stel-^
lung (la : IR ; 2r) = (1 : 1 : 2)^4-) andere Sflächige Eben-
randner dadurch ab, dafs er das Mafs der 4gUedrigen , nun als
1 ScHweigger's J. d. Gb. 1823 ond 1829«
Nnnn 2
1290 Kryatall.
Hauptaxe geltendleD, Axe desselben mit ein«» BraoiM iiiiilti(£di^
Jessen Nenner die Zahl 730 <= dem Prodacte 1X2 X3X4
X5X6 der gewöhnlich vorkommenden Mabz&hler) nnd kk-
sen Zähler irgend eine ganse (nic^t ellza sehr von 720 vtniat
dene) Zahl ist, und nnn das Verhähnils der so erhaltenen HsofC-
axe zu den unveränderten Qaeraxen Ister (und 2ter) Art akii
Axenverhältnifs >des neuen 8flächigen Ebenrandnen und Mal
auch als das primäre kantenthümliche MabverhältBÜs ein« k-
stimmten 1 - und 2niafsigen Krystallreihe betrachtetw Auf ib-
Hche Weise entstehen dann natürlich auch , wenn solche Vo-
andernngen bei einer einseinen der vielr Sgli^rigeo Axea itt
haben, Axenverhähnbse für 1 * und Smabige Gestatten o. s» «
Es lädst sich über diese, wenigstens in Beziehung anfdieetM
willkürlich erscheinende Zahl 720, neue Lehre eki grundficbi
Urtheil erst dann fallen, wenn sie durch alle Kr3rttallreiheii, ■-
■lentlich auch durch die 1- und Imabigen, hindurch gaM
aeyn wird; denn es ist dabei gar sehr zu beriicktichtigen, U
, ' 1 720
die dem Anfangsgliede — oder ^— zunächst liegenden Gliedff
der Reihe
718 719 720 721 722
•• • • 720' 730' 720' 720^ 720 '
wenn sie als Tangenten von Winkeln angFSehen werden, M^
kel bestimmen, die nur sehr kleine Differenzen besitzen,«^
diifil diese Differenzen noch bedeutend kleiner ^eerdeo, «<^
man zwischen die Glieder dieser Reihe einschahet die Qbii
der Reihe
513" 514^ 515^516^
welche den Vervielfältigungen der Hauptaxe bei dem SflAchipi
Ebenramdner (a, R, 2r) entsprechen, während jene denen ^
Hauptaxe des zum Sflächigen Ebenrandner (a, R, r) geworden«
8flächners angeh<$ren, und dafs solche kleine Differenzen oidit
mehr'ioiit der nöthigen Schärfe beobachtet werden köo&eo* ^
ist nämlich z. R i^= Tg. 44* 58' und ^^2= T|.44*Ä
720
«nd — = Tang. 45* u,s.w.
7) Bei Vergleichung zweier auf gleichwerthigf n Wg*
senkrechten Flächen eines und desaelbenKryetaDSySO wieü»^
Geitalt und Z'ii«amineiisetzttng. i^l
Natur miinitt«liHur dhactk ^n ActderKrystollisining lief«it, findet
man,, dafs hänfig die eine derselben dem Mittelpnncte dee Kb'r-
p«rt naher liegt, «II die andere, folglich grtffser ist als diese
«. s. w;, nnd der Krystallkiindige mafs daher je. B. einen von 8
Flächen begi^nztea K(frper für einen Sfläcbner {im engern Sinne)
halten , 'wenn nnr seine Flächen senkrecht sind auf die 4 Paare
▼on Trägern, welche 4 Axen bilden, die so gegen einander
geneigt sind, wie die 3gliedrigen Axen im 4axigen Strahlen-
ajateme , gleichviel ob auch wirklich die 8 Flächen gleich weit
▼om MittelpuQCte des Strahlensystems entfernt sind oder nicht,
▼oraasgesetst, dafs nicht andere Gründe vorhanden sind, durch
welche die Ungleiohwerthigkeit der 8 Flächen sich ausspricht.
Es geht daraus hervor, dafe bei einer Krystallgestalt das Gesetz-
licha fUr jede Fläclie 2anächst nnr in dem Senkrechtsejn auf
einen Träger von (im Verhältnis3e sü den Trägern der. übrigen
Flächen desselben) bestimmter Richtung zu suchen sey^ nicht
aber in dem bestimmten Orte, in welchem sie sich befindet.
Am svipeckmäfsigsten ist es daher, wenn man bei Untersuchung
der allgemeinen Beschaffenheit eines gegebenen Krystalls
a) eine Gnatalt sich vorstellt, welche entsteht, wenn min
in gleicher Entfernung von einem als Mittelpunct dienenden
Pancte sämmtlicben Flächen des Krystalls parallele Ebenen sich
dtokt , nm an dieser Gestalt das Gleichwerthige als gleichwer-
thig zn erkennen,, und dafs man
b) auf das etwa Gesetzn^äbige in der ungleichen Verlhei-
Inng soleher Flächen des wirklichen Krystalls achtet, welche
mit in jenem Bilde als gleichwerthig erscheinenden parallel lie«
gen , nnd zugleich die etwaigen anderweitigen Verschiedenhei-
ten solcher scheinbar gleich wert higen Flächen berücksichtigt,
nm Verschiedenwerthiges nicht für gleichwerthig anzusehen.
Als solche Verschiedenheiten ungleichwerthiger Flächen treten
auf: ungleiche Stärke und Art des Glanzes, ungleiche Vollkom-
menheit des Ebenseyns ( Glätte und Rauh hei t und ganz beson-
ders Streifen , die auf gleichwertbigen Flächen eine gleichwer-« n
thige Lage haben, nur bei einer oder der andern Flächenart als
kleinere oder gröbere Unvoll kommenheit in der Bildung einer
solchen Fläche auftreten und namentlich als Andeutungen der
Bildung anderer Flächen anzusehen sind , die mit diesen sieh in
Kanten schneiden, deren Kantenhnien mit solchen Streifen pa-^
rallel liegen würden), häufig auch ungleiche Theilbarkeit und
12« / J£ry**all.
HMrto des KiysUlk io vendmdtfneii betdoiialieo
c) den gegebenen Krystall mit andern Crystdira AenAm
Substanz vergleicht , xxm den wahren allgemeinen CSharakter da
Krystallreihe (d* h. den des ihr sam Grande liegendeix Strahles-
systems) derselben zu ergründen^ wenn er nicht bereits befam
ist und bei Bestimmung des gegebenen, in Untexaooluing h^
findlichen, Krystalls benutzt werden ka'nn.
8) Merkwürdig ist es , dals KryatdUreiheo , in deren Aze»-
systeme ungleichendige Axen vorkommen ^ im ABgeaieiiieti sel-
ten sind und dafs daher fast stets jeder KrjEstaüftiielfte eiw
zweite, ihr parallele, an demselben Krystallo' gegencü>erste^
welches um so merkwürdiger ist, da ungleiehendige Axen mei-
stens nur den Kr3r8taUen eigen sind', welche durch Erwarmeng
polarisch elektrisch werden CTurmalin, Boracit, Topas, GaliM
u* S.W,)« wie dieses, .bereits oben angedeutet worden ist, Dacus
geht aber hervor, dafii jene Unterabtheilungen der'Ktystallge-
stalten, welche sich auf .parallelflächige Formen benehen, bd
weitem die wichtigsten sind für die Krystallkunde, ja euch sa*
ter diesen steht einigen ein bedeutend häufigeres Voikommes
zu, als den andern. So z.B» ist unter den 4axigen die Abthei-
lung der Sstrahligen Gestalten die vorherrschende und unter des
hauptaxigen sind als vorzüglich hf ufig zu bezeiditten die 3glie-
drigen, die 2gliedrigen , die Igliedrigenund die Ifach IgÜedo»
gen, weit seltner sind die 4gliedrigen und die figüedrigen Kiy-
stallreihen.
9) Nicht blois Sufserlich auf der Oberfläche des Kiystalb
sind ebene, gesetzmäfsig liegende Fläohenrichtungen zu sodies,
sondern auch im Innern. Ein Krystall von Kalkspath z. B. zer-
fällt beim Zerschlagen mit dem Hammer in eine Menge von
Theilungsstücken , deren jedes , wenn es von lauter Theilongs-
flächen begrenzt ist, ein Farallelepiped darstellt, das, wem
' seine 6 Flächen in gleichem Abstände von einem Mittelpancte
sich befinden, ein 6flächiger Kronrandner mit Scheitelkantes
von 105<* 5' ist. Jedes solches Theilungsstuck läfst dieselbe
Theilung noch /^'eiter zu und so kann man fortfahren in dies»
Zertheilung , so weit als unsere Sinne und unsere Thedlungs-
Werkzeuge reichen, denn es ist von selbst einleuchtend, dajj,
wenn man sich einmal überzeujgjt hatj die ebene Beschaffenheit
der Theilungsflächen rühre nicht von der Beschaffenheit des
Geitalt and.tZttäataMensetzuiig. £293
TthiifciigB Willi ifags'iter und VMi^d«r*Ait, wito 'ei aageWandt
vnvJlj* Mohdmm'i9y*im intieitt Baue des KVysfaUs gegründet, man
»ki^rdberer Aelnilaamkeit, «1» 4ie ist, welche die 'rohe-An-
iMt#t)diiiig«de$ Bammei« gestattet 'y^veifahreu wird, umdie Rich-
tOtog nnd «Beaehaff^nheit der d«rob Spaltung zu erhaltenden
Tileilungsebenen 2u erforschen , üiid dafs man daher Messer
iiikI Meif&el ab. u^wische^miltel^ aufwendet, um die' Wirkn/ig<
des Hamoaerschlags vorzüglich nach derjenigen Eichtung hin*
2U lesten ^ in welthetwdMn vermoihiet oder w^ifs , dafs die Spal-
tnog milglicb seyi Bei Subaianzen , welche leicht spaltbar und*
»iche^sehr hart »nd, -kann ma^ dSen Hamimerenftbehren, b;ei sehr
harten "wendet man «weckoiälsig eine Beifs- o'der Keeipzange'
ttiit soharfem Maule an, deren WiHcung dann oft noch durch
den Hamaaevschlag i>e£ördett wird* Verfolgt man bei der Spei«'
tong bJoEs eine der Spal^uingsr^chtungen , so ssertheilt man den
Kryetall in ein« baliebige Menge Bhitter vorn beliebig kleiner.
Dicke. Die Eigenschaft i eines Krystalls^ sich nach einer BAoh-^
tun^ in solche Blätter theilen zu lassen , heilst ein Blätterdtnrtfh«'
gang desselben. Ein und derselbe. Krystall besitzt daher meh-
rere BlatterduTcbgänge,-wenn er nach mehreren Richtungen hin
ein Zerspialten in Blätter 'zulafst. -Zuweilen sind in KrystaTlen
aaehr öden mindei: deutlich sichtbare einzelne Spalten oder Risse
vorhai^deOt wdche (durch zufalligen Schlag, Stofs n, s.w. ent-
standen) mit Durchgängen «pavallel liegen und dadurch deren
KicHtungen verrathen. Pie ßpaUung.jiu, der Richtung eines und
desselben Durchgangs Endet an klleo Stellen und Theilen des
Krystalls' mit. gleicher Leichtigkeit statt /und nuT ein zufällig
schon vorhandener Rils . in einer solchen Richtung macht die
Trennung in. der Ebeue dieses Risses leichter, als in eiqer an-
dern ihr parallelen , also derselben Durohgangsrichtung entspre-
chenden, Ebene. Solche meist sichtbare Spalten sind daher ge-
wissermafsien bereits halb eqlbli>fsre Durchgänge.
Senkrecht auf gleichwerthige Axenrichtungen eines Krystalls
ßtnd glei^^ leicht entblöfsbare Durchgänge vorhanden , welche,
unter übrigens gleichen Umständen, gleich vollkommen ebene
Theilungsfläclien liefern. Verschiedenwertbigen Axenrichtungen
entsprechen ebenso, mehr oder minder auffallend, verscliieden-
werthige Durchgänge. So besitzt z. Jl. der Gyps drei Artpn von
zunächst ins Auge fallenden Durchgänge^, die einen sind höchst
leicht spaltbar und liefern spiegelnde Spaltungsflächen , die an-
1204 Kv^aUIS* V
dem beidto 4ltflli mi wsil ^qtadbrdMtfttlh «W
dM-Zexbrc^hen diimiec %|^bl«Uob«A.hiabaal>tH;
dieser beiden JUcbtUngen erfalll dei Zjwbiecjiai leidbt wid I»-
fert glatte gIaeartlg:gUiafteDde.FJäoheii, die dmdk mipenlMÜgre
Urach anterbroohep sind, io.dsr «weiten mt- dnn^ 7<tfciatlMi
durch die Biegteiakeii des Qlättlckel^ etWAS en^wwt «nd dn
gewonnene flache h«t ein KdlMUtes» ^eichtamfifwi^«» Anr
'»eben»
Spdtungsflfichen^ die mweikn aiienJicii g^^idi
nee Anheben habeni unterscheiden m|^ nft enfifaUaBd^
«sie sehr n»be an das Auge t^ringinnd entCsmlci >j
darauf abgespiegelt beobacbtett &kßißi. die fiiider 9 «7«1cIm d»
eine der beiden deutlichsten Durc^gapgsricbtfuigen 4* x, .Bb bw
KaIifeUspatb|,liefert| weit deutlich 'ids jens^ wekhe^^Me eftdt
giebt Die TrSgei der Darohga^gsehsnen geh^ireninit^ 4m Ti*'
gern der Flachen .de» KrystaUs« fulglich mich mit 4««e|i «fa
flächen derselben l^atalhreihe , »n eintm und deie^ihi" t^
rengesetzli(;faen Strahlenvereifie) daher liegen di» IX^KlkghBlp
häufig ipit Fiächtq parallel, welche alt Begc«nznng»thcile du
Krystalls wirklich vorhyidei;! si^t So ist ein WttiMbTsnl
von Bieiglans. iipaltbar» parallel den WürfeiilacheB« in Uciai
rechtwinklige Parallelepipedei welche bei gleicher GrtJiCl# ihi<
Flächen wieder Würfel sind i ein Sflächner von Flnhepnrh al
•paltbar parallel seinen Flächen UfS^w« .
AUe Krystalle einer und derselben Sabslaii«^ «eigen , wüt
eile übrigen Unistände (namentlich der Grad von Reiiibeit im
lüasse nnd.der Qi;«d Ten Votthommenheit der Anebüdang vai
Ebenheit der KrystalUUiehen) dieeelbed sind, seihst bei nt*
ecbiedener änfserer Gestak denneok dieeeihen Durehgengsiiek-
tnngen in ^f|ise}ben Grade der VoUkomnienheit. SReduw
von BleiglanK find spaltbar -in euC.ihre ^gliedrigen Asbm senl«
rechten Richtungen und die iron Theflhmgsfliehen ringen» ii
. gleichem Abstände btgreneten Theilüngsstiadke sind Wäi4
eben so wie jene, die aus eineni BteiglenswiifM otMiMk wnrdea
1 Dafs liior nicht Dmge fiir einerlei Soh^tanx gelteo« wMo
opr einander höchst nahe yerwandt» nicht, aher wirklich gleich siu<Ii
versteht sich von aelbsti aber anch auf »olche erstreokt sich di»«
Regel in vielen fallen, i. B. bei Kaüfeldspath und Natronfeidfpatk»
bei kohlensaurem )LaIk nu4 kohieosanrer Bittervrde u* •• v.
GeitaU «od SSttitiomeiiiet^aiigt 1299
Stf»u»g beüii We^ttt «ines kryttaUs li<t ilfi»» Unebeobtit
^rmt Miiat'«lmt)ei> SpdliingsflfUili«!! «nr Pelg». 80 seigt manchex
Fkiteimth deutlichere Durchgänge, ab mancher andere feinere
"V^O «beneren Kiy«taB|l8cheii begreitxta u«9.w«
Bei nanefae? ^lufani^ besitsen die Krystalle nsr Diurch^
gü*g« p«PilM tnft KiyntaHflücboi einer An (BleigUnz, Zink-^
blende , GrlimoMr n» s* w.) , bei mancher andera aber mit sol«
eben sweiei^ oder mehrerer Arten (Anhydrit, Gyps, Antimon*
ghn» u,e.w#). Bfinder deutliche Durchgänge werden in befOn«#
der« reinen Kryatallen oft erstbemel'kbar, während sie in min<«
der remep nicht wahrgenommen werden können und die dent«
Kchereo eneh ab jenen, wiewohl minder vollkommen, beobachte«
ber sind» So sSnd beim Kalkspath die Dqrchgäoge parallel den
Fiüohen de$ (^6l)äcUgen ) Kronrandnere , dea^en 9cheitelkanteii
105^ Sf meaien. Allen Kalkspathkryetallen eigen , aber nnr in
beycnders reinen 9ttieken,' seigep sich noch Durchgänge parallel
den Fltfeheii' anderer, su der in Hede stehenden Krys^Ureifae
gebOrigei*, einfacher Gestalten. Pie Krystalle mancher Substanzen
leeaen nift s^br unyollkoinmene Oorcbgänge erkennen, in denen
enderer Ist Wabmehmnng von Spaltbarkeit nicht mdgUclu Die
bypothetische Annahme, dafs, parallel mit jeder Krystallfläche^
Darcbgänge vorhanden seyen , welche hloTs wegen ihres gerinn
geren Grades der Deutlichkeit durch unsere Sinne - nnd nnsere
Sjtaltnngiwerkzenge sich nicht wahrnehmen lassen, bat^ wenn
sie euch nicht gerade bewie^n werden kunn , doob nucb n^cbl
viel gegen eich.
Bei I^rystallreiben, in welchen echiefwsindige <3eitahea
vorherrschen, in denen die Länge der Hauptaxe besonders über«
wiegend hervortritt, kommt Spaltibarkeit senkrecht anfdieHanpt«
exe , bei solchen , in welchen die knrzaxigen Gestalten häufige«
mnd, kommt jene senkrecht auf die Queraxen gew(0inlicher vor*
Bei Snbstansen, deren Krystalle dentHche Durchgänge besitzen^
tritt oft der Fall ein , dafs grObere oder kleinere einzelne (sov
genannte krystalUnisch blätterige) Massen derselben, welche
scheinbar verhindert waren , sich mch aqfsen bin mit Krystall-»
flächen zo begren:^en , dennoch die Durchgänge eben so voller
kommen zeigen, als ^ß Krystalle selbst. Bei sonst gleichem
Grade der Vollkommenheit der. Durchgänge wird die Spaltung
oft besonders erleichtert 1) durch elastische Biegsamkeit der
Blättchen, vrie beim Glimmer ; 2) durch gemeine Biegsamkeit,
wie' beim TaHc; 3) flavck ^eriagfff» ifibtt ;^?v«* <• & Ifec4ii|
KalkspcthdarchgiSngen oder den DaiohgSii^n^^.b«! loTStaHiartw
Rohrzacker, in Vergleich mit deneb0D.aö.¥QUkoilimc«eirDin^
gangen beim Topas. Wieder ia 'aadetn Pälle« fegfriifa ja
Vörbaddleiiaeyn von. sehr deudichen Doioiibgäog«!!) etnen.fek
bohen Grad von Zexbrecklickkeit b^ H^nitt niofat» unbedesttak
Härte',, wie z. B« beim Euklas.
ErsoLv^emAg des Spaltens odet Vermindernng d» EbnUk
und Reinh«it der Spaltungafläohen oder Abi^«icbiiDg vom Fi-
raUelismtts derselben findet statt
a) beim Vorhände nseyn vo n Einschlüssen fremder jSnbslaia.
Dahin gehören m) Einschlüsse fester KÄrptr in KxicslaUen «te
krystallinischen Massen, a/ß. Quar» in Kalifeldspatf & oderKft*
tron£eldspath eingescfalpsaen , wie im sogeaanoten Sdhrif^noii)
Sandän KalkspatbkrystäHen enthalten» wie im sogenaonteD kif-
Stalliaiiteo Sandstein von Eontaia^bleau« n^ s*w. ,i/}) EuucUufie
tnopf bar .flüssiger Körper, die .zum Theil U^berrsate voo ^
Mutterlauge sind) aus welcher, die Krystalle bei ihrer Bildoj^
sich ausgeschieden haben, ind^m Beispiele bekannt sind, daft
solche. Flüi^igkeiten gleich nach dem Zerschlagen ihrer Umgi*
bubg oder auch durch andere Einflüsse erhärteten, )a selbst krf*
slallisirten, während andere dergleichen Einschlüsse utkA
seines* Wasser vierholten u. s. w.'^. y') Einschlüsse g^s-tdn
loftftirmigdr FlttssigkeitAn* Hierher z.B. das bei oianchen schwat-
zen Hornblebdekr^stallen vorkommende schwammartig Blasig
gleichsam Bimssteinartige, der Masse, welches nngeachtet <i9
MgiBhaibigen änlseren Gestalt und «ngeaohtet dM vorhaodeDefi
Blättergefüges zuweilen in hohem Gfade statt Jiat, dann das aock
in Andern KryStallen nicht seltenen einzßlnen grö&eoen oder Uei-
neren eingeschlossenen blasenartigen Bäume.
b) beim regelmäbigen oder unregelmäfsigen VerwachMB-
seyn eines Krystalls u« s. w. mit Krystallen oder krystaliinisdiei
Theilen derselben Masse, aber von einer abweichenden Stelian^ j
1 Ueberbaupt ist die fiesohtfieafaeit der in Kryttellen o. s. «•
>eiDgeschIoMeii' verkonmendea FlüvsigkeUea , wie es scheint, eiae «ebr
verschiodenartige. Sie sind besonders in neuem Zeiten ein Gegta-
stand «orgfdlLigerer Aufmeriwsamkcit geworden und daher in den Zeit-
Schriften, welche vorzüglich für Ph^'sik, Chemie und Mineralogie ge-
stimmt sind, ein im Verhaltnifs znr Seltenheit der Erscheinoog i^^H
zur Spruche kommender Gegenstand.
Geatalt und Znsaminensetzung. 1297
wenn hierbei die SpdnMgi^beiie im einen Hieite dei? Masse
BifAt euch in derselben Riehtnng im andinrn Theile^ fortsetttj
wie s. B. bei manchen sonst sehv lekht spaltbaren krystaUini-^
schea Stileken veii Zinkblende^uvS* w.
' c^ in meddien Fäikn ,' in welchen der einzeln^ Kry^tätl
oder^dae krystallartige IndlVidaum eine mehr oder weniger rön
der e¥enftächigen' abweichende äufsere Oestalt besitzt, so däfs
dann iSttfseve und innere Unrijgelmäfsigkelt des Baues von einer
gemeineannen Ursache heraurtihren seheinen. Weim nämliiDh
Abweichungen von der Ebenfläcfaigkeit bei Kr^rstalien vorkom-^
men , so findet theib keine St($rung in der Regelmäfsigkeit und
BbenflKchigkei< des Btötlergefliges derselben 9Catt^ so z; B. bei
Kalkspaüikrystallen, deren E^ken nnd Kanten id der Art abge^
mndet sind, dafs sie dar Ansehen haben, als hätte eine ober-^
flächltche Sehmelzung sie in ditisen gleichsam- gefiessenen Za-«
stand versetzt, ferner bei DiamantkrystiJten mit, wie ^ scheint,
anf eine nicht ganz regellose Weise gekrümmten Flächen,. bei
Gjpskrystallen, von denen man namentlich sagen kann, es habrf
bei ihrer Bildung in der 'Regel ein die Iprystallbildende Thätig-
keit beschränkendes * Bestreben statt gefcmden, dergleichea
Krümmangeu von gewissen Stellen der Krystalloberflsiche »a^
mehr oder weniger weit, ja selbst über den gansen Krystall'hin
SU verbreiten, nm ihn zn einer linsenförmig krummfläbkigen Ge^
stalt umzuwandeln, ohne dab dabei^ selbst wenn er keinen ebenen
Oberflächentheil mehr zeigt, die Ebenfiädiigkeit der Derehgäbga
beeinträchtigt würde n. s* wi Theils aber ist mit solchen Un-*
regeimäfsigkeiten in der Form auch Sttfmng in der- Lage nnd
Ebenflächigkeit der Bftetterdorchgänge verbunden, indem da^n
Durchgangsrichtnngen , dieeonst einander parallel seyn worden^
oft mehr öden weniger iKchetattig divergken , so dais an nicht
sehr weit von Einander entfernten Stellen paralld seyn sollende
Blätter einen Winkel von 90 und mehr, ja selbst von 180 Gra-
. den mit einander bilden ; so z. B. bei' solchen Turmalinkrystal-
len, deren Hauptaxe, statt eine gerade Linie za seyn, hnfei-'
senförmig gekrümmt ist, bei Prehnitkrystallen , welche ihrer
Form nach mehr oder weniger derjenigen Hälfte eines Doppel-
kegels ( 00 flächigen Ebenrandners ) gleichen, welche entsteht,
wenn eine durch die Hauptaxe gelegte Ebene die Theilung die«
ser Gestalt bewirkt u. s. w. Oft wird auch gleichzeitig mit der
aufsen statt findenden Krümmung eine ähnliche, nicht selten
1298 Kr/»iall. ./r
«iemUcli jfeg«li»itlkig«| Kfttinfiimg derfip^kiAi^iflKclfte» bcbUck
i^, wi# s* B, bei vianphett Sp«thti8«iisl«iiikr3!«telfeii , bei ^
#ogeiianBt«fi Mttelformigen lioieo (ttuopfo OPftcfalge
ney mit ponciiv gelpväinmt^n flach«« s«gMuiid«tMi
und bst irowohwiiicleTidcim MmML) rtm Bmiiiipsth v, t. vJ
Als merkwürdig «ind in dieter Hinticht braer »»-
mue in Finnland vcivkommende tStiriimedaTSi^Ue , bei
die den OfimmAni eignen ungemein deqlliciien und laicht «i^
htefsbaren Spaltungaflaphen ao gekrümmt atttd^ daJk
hulbeo Kugelob^rAiehe gleiehen.
Doycb solehes allmiligea Veiaehwttiden der gb#nligi hijM
der Ckatalt imd der parallelen StelliiDg der einzelnen TheikM
in welche ein einzelner I^r^stall jseriegt werden kann, fiote
natürlich ein eben ao aUmäliger Uebergang statt in solche Masut
gleichartiger fester Substanaen , deren äalsere Gestalt mehr tci
iuiIsecUchen Zofälligkeiten (IJeschaflfenheit und Gestalt des gegt*
benen Hanmes ^ den aie zu erfüllen gezwungen waren , n. s, w^
und von allgemeinen Gohäsions* und Adhasionsge$etzen a^
hängt, als voq dem ihnmi inwnfanenden fiestvabem, sickia-
gelfflä&ig ^tt gestalten (kugelfiSrmige, tranUge, tropCsteinartfi
und, andere gerundete Gestüten ^ ^plattenfitrmige A«8fiilkm{is
von blasenartigen Räumen u« s. w«), während ihr Geljigt mi
dem divergirend Blütterigen in das divergirend Strtthlige wi
F^erige und -wieder in das pandlel Faserige iibeigebt« Fmiä
ein solchea unragelmärsigea Weiden in der Stelbmg der cimi*
nen Theü« hei solchen Massen stiklt, welche aehön in ibim
tegelmäbSgen 2luatande als Znsammensets^nngen, Verwachspi^
n. s. w« zweier oder melnrerer , oft nnendiidi« vieler Kiystalie ss^
gesehen werden miissen^, und betrifft dabei die ettmälige Ab««-
^ng von der lUgetmüCugkaii anck di# Art der
X Aach f olohe SnkriI|itea•tielg^flder f ■ velabe eiaea Qjrlxwler wt
eiawärtsgel^rümmter Seitenfläche oder mit bedeatead coocareo» glück-
•am triehterfö'rmigcDy Enden darsteUeD| besonders die letzteren, seigci
ein Blattergefuge der sie versteinernden KaD^spathm^sse , weichet 10
beschaffen ist, dafs die durch Spaltung erseugtea Kronraadner t^
gelmäfsig krumxaflichige sind.
t Die Gesetze, denen solche Terwachtangen antenroifea tia^
werden in der Folge dieses Artikels aoeh aaafuhrliehef' erliatertwerdfla
Gestalt und- EdfammensetKung. 13M
ftetsnng mittelbar öJLer 'mniittelW niidi'ir^uMgrfilHliW^W stellt
Mn« ftolch» MhienUMsse sicfc iils «inft Mngelig' od«r ktftnig ab-^
^fesonderte (ddar kiyrtaffiaiseh k9nilga)'dar/aii tvblcbar dilf
[AlMoiideniiigsflKcban theiU eioe besondera laichte Treaitnag ga«'
stattet» 9 wie bei inatichär derartigen Kalkapathmaaae, b^ tttatt^
ehern Amethyst y theiU nicht , ^e bei sogenaiintem carrariacitfad
Marmor 9 hei aia&cheni krystaOiiiisch atängeligen Quarte, der
iGaagkliifte im Gebtrgsgestein erfüllt tt. s. w« Attf dieaet Ter-*
hältnifemäiaig leichtern Trennbarkeit beruht iTbrxiiglich der Un«^
terschie^ «wischen der Art der Zusansmenset^nng ^ wekhe mau
gewöhnlich k6rnig abgesondert nennt ^ und fenery welche maaf
j äda ein krystalllniseh kOmigea G^ge an untersdieidea pflegt* ^
13af8 auch dnrc^ stängelige Zusammensetzung mehrerer In;^
dividaen zu einer gröfseten Masse fester Substanz ein sehr al^
' mäliger Uebergang in solche Massen statt £ndet|i die aus geradea
oder^ekrtimn^ten, divergirenden oder parallelen Fasarn bes.te«
' hen, zeigt sich unter anderu sehr deutlich an den hierher gehUS^
zigen Arten de^ Vorkownens Voti Arragon*
I ' - ' 1.
Mit dem krystallinisch grolskömigen Gefifge ist Verwandt
, die Art daa Gefiigea, welches grObere gescbmolzena Metallmas^^ ^
aen nach der Abkühlung annehmen , wie dieses am' leichtesten
, hei Zink, 'Wismuth u. s. w. beobachtet ttrerdea kann^ indeni'
auch hier gewöhnlich gröfsare Tkeile der Maas^ sich nebeÄ eiii'
ander befinden, die, wenn sie einander in ihrer Ausbildung nach'
Aufsen hin nicht beschränkt liätten« zueintelnen gröfseren Kry'*'
stallan geworden seya würden , wie de dieses durch ihr Geftige
heurlqindeii. Aus dem krystallinisch kleinkörnigen Geifige zeigt
sich ein ununterbrochener Uebergang in das Dichte, wobei die^
einzelnen Körner oder Theilohen unmelsbar klein werden* Fin«
det hierbei eine leichte Trennbarkeit, ein deutlicheres Abge«
sondertseyn der einzelnen pulverförmigen Theile statt, so ist
das Gefiige erdig (wie bei Kreide, Bergmilch u.s. w.) Dem er«
digen GefUge zunächst steht endlich die Pulverform»
1 Dann behalt dai emeelne, eine noregeltnar»]ge stSiigaliga oder-
platteDförmige Gestalt oder aoch eia grofsere« oder kleiaeret, toheinbar
geietcloi geitaltete», Korn darstellende KryatalliDdividoDm in leinem
Innern noch den regelmlrsigen Bao nnd ist in ebenen Eiehtnngen anf
gewöhnliche Weicd spaltbar, wie a. B. atSingeliger Kalkspatlu .
jl( . ' Aaf «IM «flHf «B(g^9iQ|ge Wefw ff^hfk'sich <rft das Dasvyn
yp9 P.9pc]^gpüi0»o. «PW^bl,.^ «t|c^ :vop ^«mnieiisetziing aas
ilflgleichaictig gastelllen /Tiwilfii m exbniMieii'beim scbwacheren
oder släKker^n Erliiuen, beim £iii.wirk|»n vop Säuren, vonWtiB^
set^p^ andern Auli^ungsmitteln» 3o,9efigt z,B. der ApophTÜit
92^\ Entblänem oder Zerblätleni, getnafs der sehr deatli<sh in
JibfD vorhandenen Durchgangsrichtang^ sowohl bei schi^achem
£f b^tzen vor dem Lt(t)>rphre , als auch beim Zusammenbringen
SHt^jsolchen Säuren,, die sein Pulvex zu zersetzen im Stande sind.
Pex.Bergkiystall und andere harte Körper werden gegliiht and
^111^ Theil in Walser gelöscht, nm die Spahnng tn erletditeni
oder za befördern«. Da|>selbe geschieht bei dem K,Iüben oder
Gliven (cliper) des Diamants durch die Diamantschleifer, \Tenn
Ae unreine Thevle desselben abspalteb wollen. Bleiglanz, Hoch-
hält und andere krystallisirte Sübstatiren zerknistern hüiifig,
^enn man sie rasc'h erhitzt, und zerspringen in der Richtung
ihf ^r 'Dürdigäng*' u. s. T^. *'
* ^' Bereits hatberitblöfste, aber nobh^ "mtM sichtbare, den Dutcli^
gangen parallele Spalte'h in durchsichtigen Krystaüen (besonders
ip, Edelsteinen ) entdeckt man öfters dadurch, dafs man ^io er^
wärmt in eine Flüssigkeit legt , deren lichtbrechende Eigensehaft
Ijpträchtl^ch verschieden ist von der des Krystalls. Einsangong
'^eriFlpssigkeit macht die Spalte sich^ba^'., Oft giebt sich die
4f.g? yorhandener Durchgangsrichtungen sowohl , als auch jene
yorhapdener Zosammensetzungsrichtungen zu erkennen durch
oberÜächliche erhabene und vertiefte Sfreifung auf den Krystall-
{[ächen oder Druchflächen u.s.w* Oft auch werden solche Streifen,
die von der Beschaffenheit des innern Baues Kunde geben , er-
zeugt durch oberflächliche Einwirkung von Auflösnngsmitteln, in-
dem auch gegen chemisch oder mechanisch wirkende Au flösnngs-
mittel die geometrisch verschiedenwerthigen Theile der Kr/stall-
Oberfläche einen verschieden grofsen Widerstand ausüben. So z. B»
zeigt Quarz, der schnaale Gebirgsklüfte ausfüllt, durch blofses
Zerbrechen oder Zerschlagen >sein im hohen Grade krystalUni-
sches, stängeliges Gefüge meistens nicht, wohl aber läist er
es wahrnehmen, wenn er während einer geraumen Zeit der
1 Auf solcher Diosaagiing beruht^ wenigstens zam Theil, auch
die durch Kunst hervorgchrachtc Färbung mancher Edqlstcine, Zoo-
litne u. s. w. durch Juwelen- and MineralicnhandJer. ,
Gestalt and 2i«^4i«i(nen8etzung. IMM
j^ff^rkuiv eiQ«f DücAcnole amgetettt .iPlModer ^»n «t^cftl
tpn, iiMt di^eifi cU* Ekiwivkttsg de« glattf^Mitw-.eilittci» äu^
^bea.9Q sejge||0fc}|fn9l«Q«l.]Mfel»IlAL^uEMNi fime^^H^ QbeitT
üiohßf .aber wa An sie«. iov g«ozcui!StÜQU»P !dariEmwMuw3i<miiW
Säure imfgeMtftV^ardea » welc^A tt4 «Stfl^MAikantf/imil ivmmI
npterbricht die EinwirKoog des.fSäure^so enoheioen mekteM
ggreifcft. .^0» verschiedener BiphtuBg.» 00 ..<fcib Tfivchiedi^m
Winkel dadnrch gebildet, werden, w^kbreod.ifiuidelcn. Fällen p»f
xf^llel , jqder so}cb9|i lUc^tung mehrere^ .oft eefav ^vide, Streifiiil
Üt^fi^H* Pa nundiiüs^ 3<3'Qifen in der RegeLaU ntit Kanten von
|W.ry$^s|llge8taItea , vorzüglich ,4kb^ V^n Tk^ilungegeetalten |. pa-^
■alle} liegend betrachtet werden können^, 40 wird darcheie i^nd
4vrphirdie. v^p ü^ien gel^f^n Winkel ;ia n^rnicheif F^ljlen eifffi^
MutJliwufsupg^egFSpil^Jk wh/Du.dm B^s<ih#eftheit des vonDmch,-n
, giMig^eo^n eiqgesci4o8ft«J9^^ / Theilungi^f »alten d«fi .M«ti|Uey
%flh9t wenn die Theil^ng auf mechanischen, Wege. iiicht^n^gfljLc^
'^yn.4q}\t% . AU idie 4imw»anteiitep }i^^s^ gehörigen Jß^ji^}^
aindiai^bufuhrcfn die.Ssigb^if«» fiejf^^^^.;^» ^^^H^%'^if%'^m!S
ßlB^f^H^imk ^»j^if^^ ÄU<,]>5tj;eorai|^S^Hif^en 1^1»^« ,aa)p,^7,
teuaMure*,:* Die b^ /i^^s^.4^ Y^p^cfeBn^er?;eagten Streifen. d^^l^lf^
auf.4eil«iB^chnm^%,/)4e eat«prech^d^^Tk€ilüiig«gf«ytfaf.j,^P^
kryit^Uifti^Ahe Geftige. deij Y^?¥>P?^i^; <4«s ^-eifsen Eifteiibjei^^s^
welchee'<Lh44^ch ist .4)ea^:desFensfer^i^##^.wird gleichfalls dofcjjh
8olchp«,.yV^t«en., kenntlich gei^acht,. up^n QEuf. diese >y«ifq..4ffi;
(vifeg^n, ei?ig.eii4»^ni4ch^ifc.i^it 4en^9^df#?Mg,. weldba^McSfi^
genannt >wir^ sogff^a^^e J^tallmpJbr^Oiloir^e mftalli^que)^
«seugt. .• ,. ,i> . '.-^ . M , ;.• .* .', ,M' t.
Ganz besonders. :g^ aehe^pt ferner dAV^fiipfluIs deft I^j;«^
der Dor^hgänge B^i,,^^^Atf,^,yfie 4ie {)laalicität. in krystallisi^ten
Körpern, .fiich ,äalVf^)^ Jind^m ypn. der. Lage ^ dei:.|Dpj;chgMngß.
" 1 Man kaan .gQfiiwtffnwJaaa. ai^eo, die Xanten 4ea KfyslliUsy
welche bfi^ Enu^ehea dess^elbea im AUgei^eiaea #ich früher aQ»ci-T
bjU^en scheioen, als die von i^hae^i ein£e;cl)los«enea Flachen ^ werdea
d'a'rcli Eiowirkung von Aufiosungsmittela auch spater zerstört, als diö'
Flachen. - ^ ^
2 T. 8cHKC\iKa*s Eeiträge zur Geschichte und Kenntnifa meteori-
•&er Steirt- und 'Mc^lfinässcn. S. 70. '
3, Vergl. liE^^L üb^r JEIikryatalle und über die Natur dei Fen-
aterelses in KaslnerU'Archiy. *,
lam KryslalL
die Lag« '4er ir«neUedtetiW«rtliigeti £Usticiliilitt«it abUbgL
SiAYAftT^ äUnlUh h«t dadurch, dalW « kfaisMrmiga PiaCteit tm
Hob) die In 'fenefaiedeaett swBekuMUeig gewüMten HiofaEtmigca
hl Besi^v^g sitr Lage dar lahitittge tarn Tbeil mos dtmacn
Aeaten mid «mn Theil a<u dicken MUnmen nahe an der Biaide
(wo für klahie Stöcke die lahrringe fast eben nnd parallel sind)
geschnitten waren ^ in ttfnende fichwingnngen reraetste md
Klangfigortn anf ihnen erzeugte ^ die VerMndemngen kennen sa
lernen gesndht , welche gewisse ienSamniengehOrige Klangfigmen
beiden , je nachdem die Kreisfläche der schwingenden PliAte
als eine, «ü den verschiedenen in dem Holze nnler den gewiU«
ten Bedingnngtn laicht erkennbaren , l^on der Lage der Fase»
abhSngigen Axen der grdfsten ^ mittlem nnd kkrinsten ElnsticiiiC
anf verschiedene Art genügte, Schnittebenc sich Verhielt, vrobai
€t zugleich die Hdhe nnd Tiefe der entsprechenden T<lne als
vorzüglich wichtig l^etttoksichtigte , nnd hat dann, nachdem- er
hiarhei ztt wichtigen ^Efgebnissen gelangt war, seine Methode
dagewandt anf kreisfi^mtige, ans gröberen Krystallan anf gMch»
iaUl ' iNTAckniifsig bestimmte Weise gesehninene, ihrer Lage
Aach in BMÜehnng zMi Aatensjsteme genJa bekanntä Platten von
Sßnerdien. ^ Es ergab sich, dab auf dietett W«g^ die wich«
tigstenBlasticitStsajcen eines Krystalb ( v6n ^dara , Spathaiaen
stein n. s« w.) sich als ihre» Zahl und Lage nadi von dem Fa«
niiKen ^ nnd Artencharakter der Krystall^eihe , die der Snbalans
eigen ist, voüsüglich tAet ifon der Lt^ der DurcAffongwrSek^
iungen bedingt , leicht aikennen lassen , indem sie ihres Rieh«
long nach mit verzilgGdi wichtigen geoknetriachen Axen das
Krystalls znsammenfiillen , dals also umgekehrt durch die in
Rede stehenden Untersnchungen über di« Lage der £Iasticitats«
axen AnCichlofs erhalten wird über den Familien« und Arten-
Charakter der Srystallreihe und über die Lege der Durchgangs«
richtungen«
10) Wenn man diejenigen Fälle ausnimmt, in denen bei dem
Znsammengewachsenseyn zweier oder mehrerer vollständig oder
unvoilstftndig ausgebildeler Krystalle an einzelnen Stellen, da
1 Et möge bief genügen, doreh die wenigen im Text gegebeaea
Andeutangen der SararUehen Lehre anf die Wichtigkeit deneiben for
die KrjtUllkaadt aöfflierktam gemacht zu haben. TolUtändig bt sie
wiedergegeben In PoggendorTs Annalen XHh t06 und SI8* ,
Gestalt und Zusaknmenselzung. idOä
'wcr die OI^HMIishi» -äe« ei#m i[!r^Ml£i nit der dfes aiidern sni-
-MiDfliietitffiffV, einspiifk^ende, timi^Mttige Kanten entstehen, so
geht^e« bei^Ktystallen die e^fispringenden Kanten und folglich
aueh die trlttfiterattfg -tertial^en'^ek'en zn den Seltetiheiten , fa
man kaMi/*den bishengen '£l^alDtnige& zu Polge, dergleichen
Kjystfl^e 0t«|s ftit solche ansehen , 'die in ihrer Ansbildung ge--
sttlrt wnrdeti nifd 'iAat*aiB unvoIlkbdimeneKrystallgM^ildle genannt
>^^rden kHaifkeW^ 'Hierher die W&fei mit trithterartig Vertieften
Flächen (6><4wandigeKeilflädiner mit einem Axenverhähnisse,
'inwelohMB die. 4gKedrige Axeklei'net als R. 1^4 ist, wenn R
4ie*3gliedrige Alte' bedetHet) (beim Kochsalz, beim Wismuth,
davnach-dem'^Schflleken krystallisirt, n,s, tr. Wenn daher eiife
-einzelne • Krjra(»Hgeitiilt Pteehew vBischiedener Arten d« h« ver«
"* «ehiedenen Wtoitbei hat j afco ■ eSn^ ' zusammei^gesetete Krystall-
. gestüflt (CdttMuatloiiigevtaIr)isfV aii welcher die Flüchen zweier
tider me4ii«reir -eiitfaelierf'Oestai^ (sie seyeii ringsum endlich
«%M^1renzt oder ni6ht) "trorbaadet» i/kid y so können die Flächen
'jeder eint^lneh nur so weit Thefite der Begrenzung dee Krystalta
^yi^j bitilBie.'Ufit^eh •ihnen zunächst liegenden Piäehen andvrer
Alten in Kanäle» Mer Ecken zusammentreffen. Wenn man da*
her zwei KryettfTle'hat, welche mit einander in Beziehung auf
ihre Form s» weif übereinstitamen , dafs alle Flächenarten des
«rsten auch a\n »weiten in denselben entsprechenden Abständen
irom Mittelpuncte vorhanden sind , während der 2te noch eine
^ Fläehesart mehr besitzt ala der erste, so wird, wenn man beide
«dit einander vergleicht, der letztere das Ansehen haben, als ob
«r aus dräi' ersten dadurch entstanden wäre,- dafs an diesem ge-*
wiese' Theile hinweggeschnittenh (abgestumpft^ scheinen • Es ist
daher, in manchen Fällen wenigstens, nicht nnvortheilbaft, von
-der eben angedeuteten VorstellungsWeise Gebranch zu macheui
-aus einer Gestalt durch solches Hinwegechneiden Von Theileii
andere Gestalten sich zu bilden und die so von einander abge-
leiteten Gestehen ztl vergleichen mit den ihnen entsprechenden
-Krystallgest^ten. Die gebräuchlichen Ansdräcke Abstumpfung
lEuschärfung und Zuspitzung , wovon der 2te sich auf zwei, der
dritte auf mehr ah zwei Schnittflechen bezieht ,, deren jede allein
den fraglichen Theil abstumpfen würde , sind deshalb nicht un-*
|>aäsend^ um eine mehr oder weniger genügende Vorstellung
rota der Verwandtschaft zweier Krystallgesulten zu geben , be«
sonders dann^ wenn die Theile^ au welchen, und die Art, wie
V. Bd. / Oooo
1304 ErystalU
die Abstumpfung statt finden mufs , auf mathematisch bestimiiitB
Weise angegeben wird. Die verschiedenen Mittelkrystalle zwi-
schen dem Würfel und dem 12-Rautenil^chner kö^nnen x. B. auf
diese Weise angesehen werden , als seyen sie ihrer Form nach
gleich mit Gestalten, welche. man erhalten wurde, wenn man an
einem Würfel die Kanten oder an einem 12-Rauteiifiachner die
4gliedrigen Ecken regelmäCsig, d. h. so , dab man das Gleichwer-
thige als gleichwerthig -beijücksichtigt, mehr oder weniger tie^
abstumpfte u. s* w*.
11) Beim Zusammehg^wachsenseyn zweier oder mehreier
Krystalle einer und derselben Substanz Von einer und derselben
ForUL findet meistens eine ei genthüm liehe Gaset zmäfsigkeit • statt
. und solche ZwilKngs-, Drillings »^ Vierlings- u.s.w. BiUnn-
gen sind in der Regel keineswegs blofs aufäUige Erscheinungen.
ISIur selten findet ein blofses Aneinandergewachsenseyn zweier
Krystalle statt, ohne dafs der eine Krystall, eban durch die Be^
rilhrung, den andern in seiner Ausbildung gehindert hätte. Mei-
stens hat bei dem Wachsthume der beiden Krystalle der eine
nur diesseit der Berührungsfiache und der andere nur ienseit
derselben sich vergröisern und ausbilden känaen; daher ist die
Erscheinung oft so, als ob blofs 2'Krystallhälften oder überhaupt
Theile von Krystallen zusammengewachsen wären. IVIan unter-
scheidet Zwillinge , bei denen die Zusammeasetzungsfiäche eine
einzige Ebene ist (Nebenzwillinge), und solche, an welchen sich
beide Krystalle in mehr als einer Ebene oder aueh in einer nn-
regelmälsigen Flache berühren (Durchwaclisungen). Fällt hd
Durchwachsungen der Mittelpunct des einen Krystalls mit dem
des andern zusammen , so nennt man sie am fiiglichsten Kzeus-
zwilUnge.
Man erkennt Zwillinge u. s. w. theils daran , dafs die Spal«-
tungsrichtungen der einen Zwillingshälfte, wenn- sie geneigt sind
gegen die Zusammensetzungsfläche, oft nicht in der andernZwil«
lingshälfte fortsetzen , theils daran , dafs sie meistens einsprin-
gende Kanten zeigen , theils an der deutlich sichtbaren Zusanoh-
mensetzungsflache u. s.w. Jede ZwillingsbiJdung iafst sich (w|e
MoHS zuerst folgerichtig durchgeführt hat) so darstellen, dab
man zw^i gleiche Krystalle zuerst in paralleler Stellung mit dem.
einen der i^n Zwillinge verbundenen Krystalle sich denkt und
dann den einen um eine bestimmt an^uigebende,- von der Be-
schaiTenheit des Zwillinge abhängende Aace.(dj^t^ so weit^ l^js
Gestalt und Zasammenaetzung. 1303
jeder anfsefhalb dieser Axe liegende Pnnct desselben einen Bo-
gen von 180 Graden beschrieben hat ; jeder der beiden einzel-
nen Krysralle erhält dadurch die Stellung des ihm entsprechen-'
den Zwillingstheiles. Man hat daher die Neben^willinge , bei
denen dieses Gesetz der Halbttmdrehung am augenfälligsten war^
mit dem Namen Hemitr^opieen belegt. Da aber, besonders bei
demNebeneinandergetvachsenseyn, die Art der Zusammen fiigung
in Betracht kommt, so ist noch die Zusammensetzungsfläche an-»
zugeben.
Da der Zwilling ein aus zwei einzelnen Theilen bestehen«*
des neues Ganze, eine neue Gestalt ist, so kommt auch die Be-»
BchaiTenheit des Strahlen- oder Axensystems in Betrachtung,
welches dieser Gestalt eigen ist. Bei Neben zwilUn gen hat jeder
der beiden verbundenen Theile die Bedeutung einer Hälfte der
ganzen Zwillingsgestalt, hat gleichsam aufgehört, eine 'Einheit
fiir sich zu seyn; daher hat die auf die Zusammensetzungsflächer
senkrechte Axe fiir jeden der beiden einzelnen Theile die Be-«
deutung einer ungleichendigen Axe. Für den ganzen Zwilling
aber ist didse Axe, den bisherigen Erfahrungen zufolge, stets
eine gleichendige« Sie heifse Nebenzwillingsdxe. Bei weitem
am häufigsten ist die Nebenzwillingsaxtf im ganzen Zwillinge
^ine gleichstellig 2endige Axe« So ist der beim Magneteisen ^«
2. B. vorkommende Nebenzwilling, welcher aus zwei (unvoll- 340!
ständigen) SHächnem besteht , eine gleichstellig 2endigQ Sfach
Sgliedrige hauptaxige Gestalte Eine der gerenstellig 2endigen
2^ach Sgliedrigen Ajcen des Sflächners, wenn er einzeln ist, hat
fiir ihn , als Zwillingshülfte ^ die Bedeutung einer ungleichendi-
gert 2fach Sgliedrigen Hauptaxe erhalten; die Vereinigung beider
Zwillingshälften bewirkt^ dafs diese auf die Zusammenset^ungs-
ebene a b c d senkrechte Axe für den Zwilling selbst eiite gleich-»
stellig 2endige 2fach Sgliedrige wird. Ganz ähnlich verhält sich
der eitste dargestellte Kalkspathzwilling ; die fiir den einzelnen 3^1)
2 Xßflä'chigen Kronrand ncr als gerenstellig 2endige 2fach Sglie*-
dtige Axe au betrachtende Hauptaxe ist in jeder Zwillingshälfte
iln gleichendig geworden, der Zwilling selbst aber ist eine gleich-»
stellig 2endige 2fach Sgliedrige Gestalt , weil seine Nebenzwil-«
lingsaX'e, welche die Puncto a und b verbindet, diesen erlangten
Charakter auf ihn übertragt. Für den zweiten abgebildeten^.
Kalkspathzwilling fällt die NebenzwilUngsaxe in jeder der bei-j^^'
den ZwillingsbäifteB ZttSammeQ mit eitaer A^te, wdlche im voll«-
, Oooo 2
1306 KrystalL
stänijigen einzelnen Krystalle eine gerensteüig 2enJiige 2fiDicb
Igliedrige Queraxe seyn würde, und ist eine gleichsteliig 2en*
dige 2fach tgliedrige Ax«. Parallel mit der Linie, welche föc
den einzelnen vollständigen Krystall die gierenstellig !2endiga
Sfach 3gliedr]ge Hanptaxe ist , Hegt die ( in der Zitfaminense«-«
Zungsebene abcd e durch d nach dem Halbirnngspuncte von ab
gehende) ungleichendige 3fach Jgliedrige Axe des Zwillings;.
Die andere gleichstellig 2endige 2faoh Jgliedhge Axe liegt pa«
rallel der Linie, die von £ nach e gehen würde. Jede Zwillings*
hälfte ist gröfser, als die Hälfte des Oilächigen KrbnraadnerSy von
welchem sie ein Theil ist.
Fig. Als 4tes Beispiel möge ein Malachit- Zwilling dienen. I>eokt
'man sich die hinter der Zusammensetzungsfläche aßyä liegende
Zwillingshälfte ruhig bleibend , die vordere aber um die mal
die Ebene s (oder aßyd) senkrechte Nebenzwillingsaxe gedrehti
' «nd zwar so weit, bis jeder bewegliche Punct einen Bogen von
180^ duVchlaufen hat, so bilden beide Zwillingshälften in ihrer
nunmehrigen Verbindung eine Gestalt, ähnlich dem einzelnen
entsprechenden Malachitkrystalle, dessen parallel mit abliegende
. Hauptaxe eine gerenstellig 2endige 2fach Igliedrige ist und bei
welchem auch die auf s senkrechte Queraxe denselben allgemein
Ben Charakter besitzt; im Zwillinge aber ist die auf s senkrechte
Nebenzwillingsaxe eine gleichsteilig Wendige 2f4ch Igliedrige
und die parallel mit ad liegende Axe ist die. ungteichendige 2facb
2gliedrige u. S. w.
Fig. Die Abbildung eines der beim Albit vorkommenden Zwil*
^^ Unge stellt den Fall dar, in welchem die auf die Zusammens'ez-
Zungsfläche aßydi senkrechte Nebenzwillingsaxe eine gleich-
stellig 2endige Ifach Igliedrige ist, wobei also jede in aßyi$
liegende Axe (folglich auch die mit ß/ parallele) eine ungleich-
Fig endige Ifach Igliedrige ist, während bei dem einzelnen voll-
' 'ständigen Krystalle jede denkbare Axe eine gerenstellig 2endige
^ Ifach Igliedrige ist.
Sehr selten dürfte bei Nebenzwillingen der Fall vorkommen^
daJCs die Nebenzwillingsaxe eine ebenbildlich gleichendige Ifack
pgliedrige ist, denn er setzt voraus, dafs die Zusammensetzungs-
ebene, als ebene Figur an sich betrachtet) eine 2fach pgliedrige sey<,
1 Oder allgemeiner: eine 2fach xXpgHedrige, wenn z eine
ganze Zahl bedentet. Bt tetst dieies Crieiofaheit TOa Winkeln Tonna,
. Gestalt und Zusammensetzung. 1307
wahrend die auf sie senkrechte Axe eine blofse Ifach pgliedrige
Axe i^t. MoHS^ fuhrt einen hierher geh(5rigen Periklinzwilling
an. Als eine besondere Merkwürdigkeit ist es daher zu betrach-
ten, dafs bei den durch Kalkspathmasse versteinerten Enkri-
niten - Stielgliedem je zwei an einander sitzende Glieder in ße-
aiehung auf die Durchgänge der Kalkspathmasse zu betrachten
sind als Nebenzwillinge, bei denen fast jedesmal die Neben«
zwillingsaxe eine ebenbildlich 2endige Ifach Sgliedrige ist^.
Oft zeigt sich wiederholt die Znsammensetzungsart nach
dem Gesetze der Nebenzwillingsbildung so^ dafs an dem 2ten
Krystalle ein 3ter u.s.w. anliegt. Dabei sind entweder die Zu-
sammensetznngsflachen einander parallel oder nicht. Sind sie
parallel, so besteht das Ganze aus plattenförmigen Theilen, wel-
che, was die Stellung angeht, ausgedruckt werden kOnnen durcH
- a • b • a . b . a , b . a • b • • . , wenn die Verbindung der beiden Buch-
staben a^ b oderb,a einen NebenzwilHng bedeutet. Zuweilen
eind die Platten der einen Stellung dicker als die der andern,
"Welche letztere zuweilen so dünn sind , dafs das Ganze auf den
ersten Blick' das Ansehen eines einzelnen , vollständig ausgebil-
deten Krystalls hat , bei näherer Betrachtung aber ergiebt sich,
dals er in Platten zerschnitten ist, welche von einander getrennt
sind durch zuweilen fast unmefsbar dünne Lamellen von dersel^
ben Substanz , Aber von anderer Stellung u. s. w. Dadurch er-
hält der scheinbar einzelne Krystall auf einigen seiner Flächen
ein gewissermafs^n gestreiftes Ansehen, was oft seine wahre
Beschaffenheit erst verrath. Man beobachtet Gebilde solcher Art,
vrie sie' dieser Zusammensetzung entsprechen, besonders häufig
bei Albit, Periklin , OligokUs, Labrador, Arragon u. s.w. Sind
die Znsammensetzungsflächen nicht alle parallel, so entstehen
oft Krystallgmppen , welchen , wenn man sie als Ganze für sich
betrachtet, gleichfalls Strahlensysteme entsprechen, die von denen
des einzelnen Krystalls oft sehr beträchtlich verschieden sind,
oft aber auch denselben allgemeinen Charakter besitzen.
difl aurserdem vngleieh seyn könnten, ohne dafs der Charakter der
eiDseinen Gestalten ein anderer wäre. .*-
1 Grandri(5 der Mineralogie II. 8. S95. Fig. 9a
^ Vergleiche über diese, aach in anderer Beziehung höchst in-
teressante, Erscheinung die Schrift: Einflafs des organischen Körpers
auf den unorganischen, nachgewiesen an Encriniten, Feutacriniteu nnd
anderen Thier?ervteinerangett ton Hessel.
' 1308 Kryatall.
Bei den Dordhwachsungen zveierKryatalle, l>e8ondeirs aber
bei dea KreazzwiUingen , findet eine weit g^ölsere Mannigfal-
tigkeit statt hinsichtlich des ßtrahlen - oder Axensystems , d^a
einer solchen Zwillitigsgestalt zusteht Ourchwachsuogen zweier
4sUabligen Gestalten liefern gstrahlige Zwillingsgestalten , scJche
:^\veier 2 >< 4strahligen Gestalten bilden gleichfalls 8strahlige
. ZwiUingsformen , 3glie|lrige gestalten liefern häufig 6gUedrige
256. Zwillinge u. s. w. So stellt die Abbildung eiqen ÜxeazswilUog
dar, in vf elchem zwei gleiche 6flächige Kronrandner so mit ein*
<^nder verbunden sind, dafs, wenn der eine in erster Stellung
sich befindet , der andere die zweite Stellung hat, Die geren-
. stellig 2endige Sfacb SgUedrige Hanptaxe des einen Kronrand-
Tiers fä^t zusanimen mit der des andern uqd die ihrer Richtung
entsprechep'de Axe ap des Z^wilUngs is( glf»iphsfeUig 2endig2fach
6gliedrig.
Fig- Der Staurolith zeigt Kreuzzwillinge vefschiedenev Art ; dio
'der einen Art apgehörigen sind, wenn beide Krystalle gleiche
Gröfse pqd einen gem<sinsamen Mittelpunct haben ; glejcbsteUjg
2endige 2fach 4gliedrigp Gestalten, deren Haupfsxis der Linie
von d nacii i entspricht, jeder einzelne Staurolith krystaU aber
\p\ eipe gleichstellig 2endige 2fach 2gUedrige Gestalt,
Krystallbeschreibang.
Jede Beschreibung eines räumlichen Gegenstandes mn£i,
wenn sie auf den Grad von VoUkommenheil Anspruch machea
will, der ihr möglicher Weise zustehen kann , den mit den nö--
thigen Hülfsoutteln und Kenntnissen ausgerüsteten Leser in den
Stand setzen , ein dem fraglichen Gegenstande entsprechendes-
, räumliches oder ebenes Abbild (Modell, Zeichnang) beliebig
darstellen a;a können; denn erreicht sie dieses* Ziel nicht, so
erzeigt sie auch nur eine unvollkomu^ene Vorstellung von dem.
Gegenstande.. Sie h^t aber i^qcb ihr Z^el i^uf den^ kürzesten
*. Wege zu erreichen und mufs nicht verwechselt werden mit der
ausführlichen l^jehre über den Gegenstand« Ist daher bei einem
Krystalle die Richtung, seiner. Flächen in Beziehung zu einem
in ihm vorhandenen bestimmten charakteristischen Axen- oder
^trahlcfisysteme das geständige , das seinen Charakter Ausma-
chende, und wird es als Grundsatz anerkannt, dafs die sämmt-
]4chen 1^'l^chen eines KrystaUs und einer ganzen Krystallreiha
Beachreibung. 1309
dnen gerenge^etzSchen Flaohenverein bilden , so wird bei der
Beschreibung eines Krystalls oder einer Krystallreihe diejenige
Methode di« "zwecktnäfsigste seyn,' "welche diese Verhältnisse» anf
die es vorzüglich «nkoTnmty am schnellsten aufzufassen verstattet.
Es dürfte daher bei der Beschreibung eines Krystalls (oder '
einer Krystallreihe) eine Angabe , aus welöher die Classe , Ord-
nung , Familie und Art der Krystallreihe erkannt werden kann,
in welche er gehört , des erste Erfordemifs seyn. Ist dann aus-
gemacht, dafs der gerengesetzliche Zusammenhang der verschie-
denen Flächenarten einer Krystallreihe, das Ineinandergreifen
der verschiedenen Zonen u« s. w, sich am einfachsten ai;<s dem
Systeme der Träger dieser Flächenarten erkenrien und entwik«
kein lasse, so mufs es am zweckmälsigsten seyn, die Bestimmung
des gerengesetzliohen Zusammenhangs der Träger bei der Kry-
stallbeschreibung zum Grnnde zu legen, damit aus dem nnmit-^
telbar zu Gebenden das vom Leser selbst zu Findende möglichst
leicht gefunden werden könne. Auch ist es von selbst einleuch-
tend, dafs man in dieser Bestimmung von den einfaehen Zellen
auszugehen habe , wenn von 1 - und Smafsigen oder 1 «> und
3mafsigen oder von 4axigen Gestalten die Rede ist*
Eine ziweQkmäfiäige uqd kurzgefafste Beschreibung einer
Krystallreihe hat daher folgende Angaben (von denen einige,
wenn sie sich von selbst aus den andern bestimmen , weggelas-
sen >yerden können ) zi; enthalten X / '
1) den Namen der Art der Krystallreihe ;
2) die Stellung der Mafsstrahlen a, R, r in der als erst^ bo«
trachteten Zelle, angedeutet durch Zusammenstellung der Buch-
Stäben Rr oder rR, welche dem Bilde der äufseren Flächenseite
einer Ifach IgUedrigen Fläche in dieser Zelle entspricht;
3) die ebenen Winkel (und als nützliche Zugabe die Nei-
gungswinkel) der Wände der Isten Trägerzelle (a || R , a || r,
R||r, aR||ar, aR||Rr,«r||Rr); . ^
4} das Verhältnifs der ursprünglichen Mafse für die 3 Mes-»
sungsträger a,Il, r in Zahlen ausgedrückt, welche rational oder
irrational seyn können , je nachdem sie aus der Beschaffenheit
der Gestalt sich ergeben^}
1 Für die 1- aad BmafsigeD Gestalten ist B : r sa jf^S : 2 eder
; 2 : T^, für die 1- and 2mar8igen Gestalteo R : r = 1 : )r2 oder
1310
KryjtalL
5) f die tabellarische Aufzahlung der MarsBäbkr^erhalti:
in den Zeichen der den beobachteten f lächenartea entspreoibeiH-
den Xrägerarten. Findet der Fall ateu, dais niaht alle Zellen
»ich gleichwerthig verhalten, so ist bei dieser Aufsählaog di«
l^nterabtheilung nach den Zellenarten zu wahren, so daf» die
Mafszählerverhältnisse für die einer und derselben Zellenair
angehörigeji Träger zusammengestellt werden in einer Columae,
welche als Ueberschnft das besondere Zeichen der Zelle exliailt,
in welcher jene Träger auftreten. , Dabei ist es bequem, neben-r
her jede Trägerart mit einem besondern ein^laen Bucitttebea
SU bezeichnen (der sich leichter, als jedss noch so einüaclie
aus mehreren einzelnen Theilen zusammengesetzte Zeickeo, in
etwaigen Abbildungen auf das Bild der getragenea Flacheo qbo«
schreiben läfst) und diesen als Stellvertreter für eine nieht aos^
fiihrbare wörtliche Benennung der einzelnen ihrer Richtung nmch
durch das g/pgebene Zeichen bestimmten Träger* oder Flächeaact
zu betrachten. Dieser dient zugleich^ um auf etwa voiJiandene
beigefugte oder in anaufiihrenden Werken bejQjidliche Abbildon-*
gen zu verweisen , wenn auf diesen die Flächen durah, solche
Buchstaben bezeichnet sind.
Eine solche tabelkrischeZusammenstellting würde daher bei
einer SgUedrigen Krystallreihe ^ z. B. folgende Form haben ;
«.
R, »
0
c
n
1
0
0
0 0
1 0
0 1
±«i ±R. '
p
110
m
14 0
1 1 l
X
r
112
y
1 1 4
±«, +R»x
X
2 10
12 0
2 4 3
Daran kann sich füglich reihen die Angabe von einem oder
mehreren der 6 Winkel , welche jeder fragliche solche Träger
PS )r2 : 1, nur bei den i- apd lmar<igen findet manoigfache Veiw
schied enbeit binsichtlioh anf das Yerhältnifs R : r statt. Da(s eiae
Angabe Toa Winkeln , au^ welchen mittelbar der Werth des Verhäit-
nisses a : R : r erkannt werden kann, gleichfulU genast, bedarf der
£rinneriing nicht.
1 Die Tabelle bezieht sich auf mehrere der wichtigsten Kalk*
spathkrystalle , deren einige auch durch die Abbildangen Fig. 246 A,
B, C veriinnlicht sind« Es ist aamlich A =9 mo and B =$ cP und
G =; y.r.P.c.m.
Geschiciitliciica. 1311
»
bildet mit a, mit R, mit r, mit der£bene aR, mit av und mit
Rr, def Zelle, in- der 'et liegt ^.
6) Aogdba etwaiger besonderer EigenthümUchkciten und
Kennzeiehen einzelner Flacbenarten» Dahin gebijrt Art and Grad
der Spaitbarfceit , Verschiedenheit an HSrte, Gestreifbeyn,* Raa-
higbait; Glätte , Stärke und Art des Glanzes u.s% w«
7) Aufzählung der beobachteten Verbindnogen von Flä-
dienarteii (der Combinatioo9ge$taIten) durch ZusaiomensfellaDi^en
der voUfttandigen Zeicheb ihrer Träger oder der die Stelle des
Namens vertretenden Buchstaben in solcher Ordnung , dafs der
Träger der gewöhnlich den • gröfst^n Theil der Krystallober^
iläohe einnehmenden Flächenart vor dem der minder, ansgedehn-»
ten aufgeführt wird, oder auch in solcher Ordnung , dafs man
von den bei senkrechter Uauptaxe steileren au den flacheren,
oder umgekehrt, fortsahreiiet»
8} Angabe etwa beohofehleteir Zwillingsbildungen u.s. w«
9) Angabe anderweitiger physikalischer und chemischer.
Sigoosobaffen und Verhältnisse der beobachteten Kfystalle (be«
soodM Härte, Gewicht, Verhaltfn gegen das Licht, gegen che^
]nisdie**Prtifttngsnaittel , £rgAh>iifil der chemischen Zerlegung u«
•• w.) , sofetu dieselben dieneiv, den I^eser die £inerleihei^
der besbhriebenän KrfstaUe mit selchen , die er-selbst zu beob-«
achten Geiegeiiheit hat ( ja uiaterielier Hinsicht), erkennen zu
lassen, und ihn .dahiex in denSlefid seUen, die Richtigkeit der
mitgetheilten , Angaben 'ZU prüfen; Es ist deshalb oft manche
unbedeutend.flcheinende geschichtliche Angabe (über Bereitungs«
art. Vorkommen a.s*ffn)v.vcm nicht gmuger Wichtigkeit.
Das Wichtigste aus der Geschichte der
Krjfitallkunde.
Die sorjjfältigere Beachtung der Krystallformen begann erst
mit WsAif EH und Home de lMslc« Der erstere besonders suchte
den Zusammenhang der Krystallformen einer und derselben kry-*
stolllsirten Substanz dadurch auszudrücken, dafs er die einen
1 Statt dieier WiDkeUogaben kann, da wo die Fläehenart eine
ringsum «ndlick begrenstt Gestalt bildet, die Aogube' der Qrc^fsea
der Kanten dieser Gestalt stehen. Jene Angabe ersetat diese atets,
diese aber ist nicht überall anwendbar«
läia - Krystall.
9iisah als ähnlich solohen Gestalten , welche durch AbstampfeiH-
gen, Zuschärfungen oder Zuspitzungen einzelner Theile andere^
Gestalten entstehen , -wahrend die andern mit den dieser Bear*
beijitung unteTWorfenen Gestalten selbst übereinstimmten. Einige
einfache oder nicht sehr »i^ammengesetzte Gestalten ^feordeii
nämlich bei dieser Ableitung zum Grande gelegt and hie£sen
Grundgestalten. Ab solche' Grandgestalten wurden betrachleti
1) das Hexaeder, 3) die Pyramide, 3) die SäuU, 4) die Tafii^
5) die Linse. Die P3rramiden , die Säulen und Tafeln wnnlen
wieder unterschieden in dreiseitige , vierseitige a« s« w« Ana
einer bereits abgeleiteten Gestalt wurden dorch iieue Abstnm^
pfangen abermals andere Gestalten hergeleitet u. s. £, während
wieder mehrere verschiedene Grundgestalten bei einer und der-
selben Krystallreihe statt finden sollten^. RoMi bb 1.U8I.B
machte sich verdient durch viele , mit dem zu seiner Zeit erfan-
denen Handgonion;eter angestellte, Wiakelmessungen en Kry-^
ftallen.
Als Gründer der wissenschaftlichen Krystallkunde ist ohne
Widerrede Haot* zu betrachten, ja m»D kann sa^en, dafs er
nicht nur den Gruhd zu deiti Gebäude dieser Wissenschaft
gelegt, sondern vielmehr das ganze Gebäude in einer nicht
unzweckmäfsigen Beschaffenheit dergestdlt habe und dafs die
Arbeiten des nenern Krystallograplieii ^ was das eigentlich kry-
atallometrische und krystallonomische Fach;* betrifft, nar als
neues Anstrich oder als theils mehr) theils «ninder wichtige Ver-
sohOneiungen ttud als Ausbau einiger nicht vollendeten Theiie
des von ihm gelisferleo Gebäudes, aaa vbeiraefaten sind« £r was
der Erste , welcher durch seine Lehre vom Ebenoiafsgesetze bei
der Krystallbildung den allgemeinen Charakter der Arten von
Krystallreihen andeutete , indem er nachwies, dafs zum Würfel
X Sq die l^rystallbeachreibungen ia deb nut 4^^ Wernerschea
Schule l^ervQrgegaugeiieu l^ehrbüchern dßrMiueralogie, z.B. imHaqd'
bacbe der Miaeraiogie von G. A. S. HovirMAsHy fortgesetzt von A«
BABITHA.UPT.
2 Trait«! de Miaeralogie. — Ueberaetadng dieses Werkes Ton
KaAstba und Weiss unter dem Titel: Lehrbuch der Mioeralogie von
Uauy.— Tableau comparatif des rosultaU dei lu Cristallographio et de
Tanalyse chimiqne rclutiTcinent d la olaatificatioo des miueraux. — 2te
Auflage d^f Trait« de Mineralogie. -» TraiU de Cristallogcaphie, —
Mehrere eioselae Abhandlungea in Craasdsiiche«. Joornaieiu
Geschichtliches. 13(3
blofi» 8o.Ioli«43«st«Itea gi»hdreiiy wi« dsr Sflächneri dtt- i2'^IUa"<>
t*DAücha»r u. s, w», welche naoh unserer Ordnung den SgUedrtg
4axigen Gestalten heizusählen sind, daCs dasselbe gehe toq^
8iiächntr undvvieder eben so vom 12-fIlanteDflächner, da(s mit
dem 4M€hnev blofs andere Gestahen von solcher Deich afTen helft
vorkommen, wie die oben mit dem Namen der 3gliedrig 4strah^
ligen belegten u, s« w«, daTs mit 2X4flächi}>en Ebenrandnern
gerii4e Säulen mit rautenförmiger oder rectangulaser Basis und
and^e sueammengesetzte solche Gestallen in Verbindung stehen,
welche oben als 2gUedrige Gestalten bezeichnet wurden, daJüi
mit der schiefen Säule mit rautenförmiger oder rectangulärer Ba-r
sis (prisme oblique k base rhomhe ou rectangn-
laire) und andern solchen Gestalten, die wir zu de^ tgliedrl«^
geu zählen , nuf solche Gestalten bei einer und derselben Snb«!
«taoa zugleich .vorkämen , welche in unserer Sprache als lglie->
drige Gestalten benannt werden mufsten u. s, w. Da er sein»
Uptersuchungeo über alle ihm während seines nicht kurzen Le>«
bens bekannt gewordenen Krystalle ausgedehnt hat, so ist zu
•rwasftfa , dals ihm auch die meisten der wichtigsten Arten von
Kxjlst^Urdihen bekannt geworden seyn werden, und es ist a}sQ
aifiht BiMhig , noch mehr Beispiele zum Beleg de^ aosgeflprojche?f
Va Beh^^ufig beia^ubringen« ....
. Er. war absr auch zugleich der Erste, welcher ,den geieiifv
geset^chMi Zosammenhai^g zwischen den verschiedenen Flä--<
ohenanen, die bei einer und derselben E^rystallveihe verkommen,
nacbwies« Indem erSiämlich bei der Betrachtung sämmtliches
ILrystalleeiiner Substanz von einer möglichst einfachen, dem
Arten-!- Charakter der Kryatalireihe entsprechenden Gestalt aus^
ging , der^n Flächen mit vorhandenen Durchgängen parallel lie-i
gen CMler bei Abwesenheit van Durchgängen durch anderwei-t
tige besondere Wichtigkeit (Häufigkeit des Vorkommens) sich
auszeichnen, von einer Urform (faxme primitive, Kern-^
förmig y so ^twickelte er abgeleitet» oder aecundäiie OestalteUi
ähnlich den verschiedenen CLrystallen der fmgUchen Substanz,
dadurch,, dafsier seine Urform sich wachsend dachte durch all-r
mäligen Ansatz von nevien Lamellen (Ueberlagerungsblättchen)
auf die Flächen der bereits vorhandenen Gestalt und diefe all-r
niälig angesetzten Lamellen von Seiten oder Winkeln ihrer Grund-
fläche au? abnehmen (^deprescireti) liefs nach bestimmten Ge-
setzen QAÖnahifteg^seixe oder JDucreßoenzgeqelsf^ ^ lois de d4r-
1314 KrystalL
croissemtnt) am einfache oder sosammengtsetzt» Reiiieii
von, parallelepipeclisch geitalteten sobtractiven Massenüaeilclien
(molecules aoustra^ctives), So also baute der»«lbe z« B^
wenn die Urform ein Wiiffel war, aus uoendlicli Ueinm Wor-
feln (subtractiven Massentheilchen) eine qoadratiscka Lamulle,
welche die Udhe eines subtractived Massentheilehens und die
Würfelfläche zur Grandflache hatte, legte. dieselbe aaf eiae
Würfelfläche so, dafs sie diese deckte, und nahm dann von jeder
der vier Seiten dieser Lamelle eine Reihe von sabfracttwa Mae-
eentheilen weg ( die Seite der Flache eines würfeligen subtracti-
ven Massentoeilchens = 1 und die der Urform = x geecttf
würde die Lamelle vor der Abnehme aus z' subtractiven Maseea-
theilchen bestehen und nach der Abnahme =3 (x-— 2)* solcher
Massentheilchen werden); auf diese erste Lamelle würde ein«
sweite ihr gleiche gelegt und abermals an jeder der vier Smttn
um eine Reihe subtractiver Massentheilchen veiUeinert (so dab
sie zuerst s:^ (x-<-2)'y pach der Abnahme aber = (k — «*- 4)*
einzelner sdbtractiver Massentheilchen war). Dieses wurde forS-
gesetzt ^ bis sich auf der Fläche der Urform eine vierseit^ Py^
ramide befand, mit treppe nförmigen Seitenfläohen« Die Avbeit
auf jeder der & Würfelüächen gleichzeitig vorgenomiAeii v««
wandelte den Würfel nach und nach in eine Gestais, ^weld^^
wenn man von dem Treppenförmigen ihrer Flachen (bei onend-
lieh kleiner Dicke der Ueberlagerungsblattohee-) absieht, ein
12 - Rautenflächner ist. Es ist dieses ein Beispiel von etnrnhi*
ger, von den Kanten «ausgehender, Abnahme der Ueberlagemogs-
blättchen , wenn die sämmtlichen Seiten der Fläche der Ürfonn,
auf welcher die Ueberlagerung statt findet, als Kanten derUr**
form gleichwerthig sind. Findet diese Gleichweithigkeit nicht
statt, so versteht sich von selbst, dafs nur Gleichwerthiges anf
gleiche Weise modificirt werden dürfe (eine Lehre, welche
Haut das Ebenmalsgesetzc;bei der Krystallbildung nannte und
die er als allgemein gültiges Gesetz betrachtete^,- das die Natur
bei der Krystallbilduirg nur in seltenern unbedeutenden Fällen
verletze). In andern Fällen wurden von jedem einzelnen Ueber-
Isgerangsblättchen zwei oder mehrere, den Kanten parallele,
Reihen von subtractiven Massentheilchen weggenommen (zwei-
1 Hi.cy'8 Ebeomafigfsetz der Krystallbildung, übersetat and mit
AntnerkUDgea begleitet von Hesse!.
Geschichtliche«. . 1315
oder mehrreihige BrteileDälmalime von d^n Kanten), eder eft
xrurde von jedem, aus zwei oder mehreren einfachen beste*
henden-, sosamitiengeaetsten UeberlagerungsbiKttchen eine ein-
eiige, derH^he nach snsammengesetzte Reihe subtractiTer Mas*
sentheile abgenommen ( zwei -> oder mehrreihige 'Höhenabnahme ,
an den Kanten) , oder endlich es fand die Abnahme an jedem,
ams zwei oder mehreren einzelnen Lamellen bestehenden , zu-
sammengesetzten Ueberlagernngsbl^ttchen um mehrere Reiben in
diieBrMte statt, so dafs also die an einer Seite eines solchen
Ueberlogerongfiblättchens abgenommene Reihe subtractiver Mas-^
sentheile einf sowohl nach der Höhe als auch nach der Breite
xnsammengesetzte war (gemischte Abnahme an den Kanten), s;
B« die 3fache Breite and die 2fache Höhe einer Ifachen Reihe
Ton snbtractiven MaSsentheilen besafs, und so wurden Flächen
secnndärer Gestalten erzeugt, die mehr oder weniger stark gegen
die Flachen der Urgestallf geneigt waren , je nachdem in der ab«
genommenen zusammengesetzten Snbtractivreihe das Verhältnifs
der Anzahl von Höhen subtractiver Massentheilchen , aus we)-^
eher ihre Höhe bestand, zn der Anzahl von Breitenmafsen sol«
eher Atome, aus der ihre Breite zusammengesetzt war (welches
Verhältnifs das AbnahoMgesetz heilst), einen verschiedenen Zah«
lenwerth haltte.
Fand die Abnahme der Ueberlagernngsblättchen so statt,,
dafs , wenn man das einfache Ueberlagerungsblättchen in seine
paraUelepipedischen subtractiven Massentheilchen zerlegt dachte,
wodurch folglich die Auflag erungsiläche in ( unendlich kleine)
Parallelogramme getheilt gedacht wurde, die abgenommene
Reihe ^. subtractiver* Massentheilchen ihrer Längenerstreckung
liach parallel mit einer in der Auflagerungsfläche liegenden Dia-^
gonale des Subtractivtheilchens war, so hiefs die Abnahme eine
gewöhnliche einreihige Abnahme am Winkel (der Auflagern ngs«*
fläche, welcher Winkel angegeben wurde) , indem nämlich hier^
bei dem ersten Ueberlagerungsblättchen, der Anfang der Abnahme
mit dem im Scheitel des erwähnten Winkels liegenden Sub«
traiBtivtheilchen gemacht werden mufste. Wenn von jedem ein«
X 1 Da wo diese sich all solche darstellt und ihrer Lange nacl|
aas mehr als einem Subtractivtheilchen besteht, was bei dem ersten
einfachen Ueberlagerungsblättchen in dem hier entwiokelten Falle
nioht statt findet.
1316 Kl-ystttlL
llchcftÜebfeirlageriingsU^ttcheii allemal %wei ödef metit^t« sofche
Reihen abgenommen wurden , ao wat dieses zwei ^ oder tnehp-
veihige gew(jhnliche Breitenabnahme am Winkel. Was gewöhn-
liche Höhenabhahme und gewöhnliche gemischte Abnahme am
Winkel »ey , ergiebt sich aus dem , was über die derartigen At^«
nahmen an den Katiteri gesagt worden ist^
War endlich die Langenrichtung der abgenommenen Reih«
▼OD Subtractivtheilchen parallel mit einer Diagonale der Anfla-
gerungsflftche eines (nach den Richtungen der beiden Schenkel
des fraglichen Winkels hin nicht aus gleich grofser Anzahl ein-
facher Subttactivtheilchen) zusammengesetzten parallelepipedi-»
Beben Subtractivtheilchens und bestand demnach jede sabtra-
hirte Reihe aus eben solchen zusammengesetzten Subtractivtheil-»
eben , so wat die Abnahme eine mittlere Abnahme am Winkel
(d^croissement interm^diaire), und auch diese 'war
wieder entweder einreihig oder mehrreihig nach der Breite oder
mehrreihig nach der Hdhe Und Breite^ zugleich (gemischte
mittlere Abnahme). Mit der gewöhnlichen nicht einreihigen
Abnahme am Witikel auf einer Fläche der Urgestalt war stets als
Hiilfsabnahme eine mittlere Abnahme der U^berlagerungsbliitt-'
cheil auf audern Flächen der Urgestalt verbunden.
Die Axenverhältnisse der Urgestalt sowohl, als auch des
für «ine und dieselbe Substanz Unverlrnderiichen , stets paralie-
lepipedisohen , subfractiven Massentheilchens , bei welchem dai
Verhältnifs dreier in Betracht kommender Axenlängen stets Sber^
einstimmt mit dem der ihnen parallelen Axen der Urgestalt^
wurden Ton Haut bei jeder Substanz ein fäi^ alleraal angegeben,
Eckpuncte und Kantenlinien jeder Art der in Abbildungen stets
beigefügten Urgestalt mit einfachen Buchstaben bezeichnet, und
es ward ein Zeichen gebildet, welches bestand aus dem die
Stelle des Namens einer Kanten- oder Eckenart vertretenden
Buchstaben und aus ddm Decrescenzgesetze (Breite zu Hdhe
c:^ b:h in Form eines Bruches r^ geschrieben), das dem Buch*
ctaben in einer Weise angefagt Wurde , welche die Lage der
Fläche der Urgestalt, auf der die abnehmenden Ueberlagerungs-
blättchen sich auflegten , angeben sollte. So z. B. bedeutete G^
%ine zweireihige, Von der Kante G ausgehende Breiteuabnahme
an den Ueberlagerungsblättchen , welche auf einer rechts Von
der Seitenkante G liegenden Seitenfläche angesetzt wurden;
Geapiilclttlit^heff« . ;131!7
A wai* eine zweireihige, Vom Wintel A aitsgehendle Höheiiatf-'
mhme an den Ueberlagerungsblättchen derjenigen Fläche der
TTrgestalt, Welche in der Abbildung oberhalb des Endpunktes
A lag. Bei öiittleren Abnahmen' mufste aufserdem hoch di^ ^rt
der Zusammensetzün'? "des 'ziisaih'mencesettteh subtracHven iVlas-
sentheilchens angegeben werden nach den beiden in Öpträcht
]comi9ß0deii Ri^^htUPgen hifi; so war A (B%jC^) eine jnittleri?
Abnahme an den auf der Ebene der beiden Kanteiplinien B und
,C angesetzten Ueberlagerungsschichtei^, welclie ausging von dfiff^
.^Vinkel A und an jedem .einfachen UeberlagerungsbJättche»
eine Keihe von zusammengesetzten .subtr;)c;iv,^ Massentheilchea
betraf, deren jedea in der^Richtung- von C djreimal und in der
BichtuD^ von C zweimal sq-Iang war, ;a]s das^ einfache« • ■
Ä (B^C^) war ebenso eine mittlere gemischte Abnahme an
"^^ einer jeden, über der Ebene BC liegenden, aus drei einfachen
Blattchen bestehenden , der Höhe nach zusammengesetzten Ue-
berlagerungsschicht um zwei Reihen in die Breite , wobei die
Subtractivtheilchen in der Richtung von B zweimal so lan^, als
die einfachen , wareti.
Jedes solche Zeichen diente, die I^lächenart, welche da-*
durch hervorgerufen wurde , anzugeben und zu bestimmen* Die
Flächen der Urgestalt wurden, wenn sie Von dreierlei Art
waren, mif den Buchstaben *P, M, T (l?ri-Mi-*!fif ),,oder mit
1* und"M, wenn sie nur .von zwei Arten, oder mit P, wenn .sie
^ur von einer Art Wareli, bezeichnet und di^se Buchstaben^
w^erin die Flächen der Urgestalt nicht verschwunden waren , mit
den Zeichen der übrigen Flächenarten eines Krystalls zusammen-
gestellt. Diese Zusammenstellung bildete das Repräsentativzei-
cheti (signe repr ^s^entatif) der ganzen. Gestalt. Auch
die Bezeichnung der secundären Flächenarten (auf den Abbil-^
düngen) durch einfache Buöhstaben wurde in da$ RepraseUtativ-
beliehen mit aufgenommen. . •
Man sieht leicht ein , dafs die dirrdi solche Art von Mau^
rerei »entstandenen einfachen Gestalten hinsichtlich auf das Ver-
Mhnifs ihrer drei wichtigsten Axenarten tiach rationalen Mafs-
'Zählern mefsbar seyn müssen dufch die ihnen parallel liegertdeü
Axen.des subtractiven Massentheilch^ns oder, was dasselbe
ist, der Urgestalt und dafs also hierdurch^ auf in4ircct^, Wei^i^
1318 - . Krystall*
der gerengesetzliche Za^ftoimeobAng det va^Uledeiiea Flachi
arten einer Krystallreihe gegeben ist.
Dafs die Haaysche Ableitongsweise der secundären GestaV»
ten zugleich als Erklärung, des wirklichen Wachsens and Ent-
stehens der Krystalle gelten soll , ist ohne weitere Auseinander-
setzung einleuchtend. Mit dieser Theorie stand dann noch die
Idee des integrirenden Massentheilchens in Verbindung, vrel<-
theSj^'wenn mehr Durchgänge vorhanden waren, als «nr Bil-
dung eines Paraflelepipeds erfordert werden, durch Zerlegung
der Urgestalt gemäfs jenen Durchgängen gebildet gedacht ^^rde
tind dann entweder die Form einer dreiseitigen Sädle oder einer
dreiseitigen Pyratnide,^ (eines sogenannten Tetraeders) hatte,
während ^s aurserdem'mit dem parall^Iepipedischen sabtractiven
Massentheikhen von gleieher Gestalt war« Dieses integrirende
Masseqthe^cheu aollte das nicht weiter ^theilbare. Atom sevn,
welches bei dem Vf rsuche weiterer Zertheilung nothwendig in
die Atome der chetnischen ^estaodtheile zerfallen mufste, ans
denen die Substanz, wenn sie nicht selbst ein chemisches Ele-
ment ist 9 bestehend gedacht wurde.
Jede Krystallform, sie sey eine einfache oder eine von
mehreren Flächenarten begrenzte, e;-hielt bei Haut ihren be-
sondern Namen , welcher auf mannigTache Weise gebildet und
dem Namen der krystallisirten Substanz als Beiwort hinzugefügt
wurde« Solche Nam^n sind z.B. equiaxe, metastatique,
parall^lique, binaire, nnibinaire^ prism^, P7^^*
nrid6, perihexa^dre, alterne, bisalterne tu s.w.;
die Menge solcher Namen ist nicht unbeträchtlich ; sie dürften
am Besten der Vergessenheit übergeben werden.
Gegen die Methode Haut^s läfst sich, sofern man hier, wie
. überall, die Atomistik als zulässig erklären raufs, wenn man
ihr auch nicht gerade huldigt, nur Folgendes einwenden:
1) Sie 'legt bei der Wahl der Urgestalt einen zu hohen
Werth auf die Durchgänge, ohne jedoch i wie es düe Conse«
quenz erfordern würde, jedesmal die deutlichsten .vorhandenen
1 Der booten, welcker darin Ueg^ dafs j^^j.oktaedmchea Urge-
Btalten die TJieilnng stets sowohl oktaedrische , als auch tetraedrUche
Formen liefert, warde durch Vernachlässigung der oktaedrischeaTheile
heseitigt und die tetraedriichen Theile wurden alt integrirende Mas-
aentheilchen aögenomiaeo.
Geschichtliches. 1319
DtnrchgSnge vomigswdse zu berücksichtigen. Zngleich entsteht
in dieser Wahl da eine Unbestimmtheit und Unsicherheit, wo
Durchgänge .rorhanden sind, welche die ßegrenznng verschie-»
dener Gestalten gestatten, die als Urgestalten angesehen werden
können n« s. w. ^
2) Sie hebt aus%eben diesem Grande das Gleichartige ver-
wandter, zu einer und derselben Art gehöriger Krystallreihen
nicht scharf und bestimmt genug hervor, indem sie bei zwei
Krystallreihen gleicher Art für die der einen Substanz von
einer andern Urgestalt ausgehl, als für die der zweiten Substanz
snstehende, ja sogar gezwungen ist, für die Ablejtnng derSglie-
drig 4azigen Krystailgestalten beim Bleiglanz vom Würfel, beim
Flttfsspath vom Sflächner und bei der Blende vom 12 «-Rauten«
fiächner auszugehen«
3) Die von der parallelepipedischen Form abweichenden
Urgestalten erschweren unntfthiger Weise die ganze Arbeit; denn
wenn man , den Werth der Durchgänge zwar nicht verkennend,
aber ihre Berücksichtigung nicht für wichtiger haltend als ndthig
ist, überall von parallelepipedischen Urgestalten ausgeht, so er-
halt man eine atomistische Darstellung , welche genügt und in
mehrfacher Hinsicht der Hauyschen vorzuziehen ist.
Im Geiste der Hauyschen Schule haben ausgezeichnete ein-
seine Arbeiten geliefert : Mohtsiao, Bouahov, CoEDisa, So-
HCT, l«VT, BaooKB und Andere,
Unter den Deutschen hat Weiss * zuerst den von Haut
gebahnten Weg l^etreten.un^ auf gründliche Weise das Studium
der Kiystallographie betrieben. Er hat zuerst das Bedürfnib ge-
fühlt , die zu einerleix Art gehörigen Krystallreihen zusammen-
1 Dynamische Anticht der KryttalHsation reo Ca. 8. Wbiss, ia
d«r UebenetzDog des Lehrbuchs der Mineralogie Ton Haay I.8rd65ff*
I>e indagando formaram crystalliDamm charactere geometrico priocU
pali. Lipsiae 1809. Mehrere ia den Schriften der Berliner Akademie
der Wissenschaften und in dem Magazin der Berliner natnr forschen-
den Freunde aerstrente wichtige Abhandlangen über Peldspath, Gypsy
Bpidot, Zwillinge beim Quarz, Ghabasit, Bisenkies a. s. w. Ueber
eine ausführlichere , für die mathematischa Theorie der Krystalle be-
sonders Yortheilhafte Bezeichnung der Krjstallflache des spharoedri-
tohen Systeme. Betrachtung der DimensiönsTerhältaitte in den Haupt-
körpern des spharoedrischen Systems und ihrer Ge^enk^^rper, in Ter«
jgleich mtUden harmonischen Verhältnissen der Töne. Bezeichnung
der Flächen eines Krystallisationssystems u. •• w«
V. Bd. Pppp
1320 Kry«talL
^ zustellen und in höhere Classificationsstnfen (ahnlich
Classen , Ordnungen , Familien und Arten von KrystallrelheD)
zu vereinigen. -Die ihm eigenthiimlichen Benennungen det
vnchtigsten Arten von Krystallreihen sind oben bereits en^ähnt.
Vorzügliche Verdienste hat sich derselbe um die erste voUstän«
digere Berücksichtigung und Aufstellung der. Gesetze der Zo«
nenlehre erworben. Als Hauptbedingnng des vollständigen Be*
kanntseyns der geren gesetzlichen Beziehungen einer FJächenaxt
(die in einer Krystallreihe als neubeobachtete auftritt} zu den
übrigen bereits bekannten Fiächenarten wurde von ihm snerst
mit Bestimmtheit die Forderung ausgesprochen, dafs jede solche
Fläche parallel liegen müsse mit zwei bereits bestimmten, kau-
tenthümlichen Strahlen , d. h« dafs sie in zwei bereits bekannt«
Zonen gehörep müsse. Er ^war ferner der £rste, welcher die
Wichtigkeit der Axen vorzüglich beachtete und eine auf die
Axen gegründete Bezeichnung der Krystallilächen einführte.
Seine Bezeichnungsweise stimmt , wenn man von dem Aulser«
wesentlichen (nämlich der Einschliefsung in rechtwinklige Pa-
rallelogramme oder Dreiecke u. s« w.) absieht , bei den 1 - und
Smafsigen Gestalten mit der Bezeichnung der Flächen durch die
kantenthümlichen Mafse der doppelten Zellen überein, bei
, sämmtlichen übrigen Familien von Krystallreihen aber stimmt sie
mit der Flächenbezeichnung durch die Bestimmungsstrahlen der
3fach rechtwinkligen Zellen undT durch deren MafsverhältniGsy
sofern sie kantenthümliche Strahlen sind | überein, so dafs z. B^
Fig*wenn bei dem Zinnerzkrystall a : R (nach uns) ==: c : a (nach
Weiss) und die Flächen s == [la, IR, IR] = c : a ; a j
nach Weiss sind, auch die Flächen z= [la, |-R, ^RJ, bei
Weiss = c : | a : 4 ^ seyn müssen u. s. w.
Nach der Methode von Weiss wirkend sind schrifbtelle-
risch aufgetreten G.Rose, Kupffer , Köhler u. s.w.
Eine neue Bahn hat sich Neumann ^ eröffnet. Ihm ver-*
dankt die ganze Trägerlehre und die Lehre von der Zeigerfläche
einen grofsen Theil ihrer Begründung. Er hat sich nämlich nur
1 Beiträge zar, Krj»tallonoaiie von Nsoiaiir I.Heft» (Schade,
dafs diese ausgczeichuete and gründliche Arbeit, der aar mehr Ein-
fachheit uad Klarheit dei Vortrags zu wuaschea wäre, nicht rasch
fortgesetzt wird.)
Geschichtliches. J321
auf jene FXITe BeschrHnkt, in denen der gerengesetzliche Verein
^er kantenthifmifchen Strahlen mit dem der Träger ^^ einerlei
grtffserem gerengesetzlichen Strahlenvereine gehtJrt. Da er die
Weifsisch'e Flächenbezeichnung zum Grunde legt, so ist die Von
ihm gegebene Bezeichnung der Trägerenden {Flächenorte von
ihm genannt) auch bei den 1^ und Smafsigen Gestalten diejenige,
-welche zu der Trägerbezeichnung durch 2fach rechtwinklige
Zellen, deren 3ter Winkel = 120** ist, gehört, während ^ie
hei den übrigen Kry stallgestalten eine solche^ ist, welche auf
3fach rechtwinklige Trägerzellen sich bezieht.
Mit den Arbeiten Nbumann's auf das Innigste verwandt sind
Aiß eben so classischen Arbeiten Grassmabtn's^. Ohne, wie er
selbst gesteht , die Arbeiten Von Weiss und , wie zugleich aus
der Arbeit hervorgeht , ohne die von Neümasv zu kennen , hat
auch er die Trägerlehre auf eine sehr einfache fafsliche Weise
bearbeitet, und obgleich er die Lehre von der Zeigerfläche nicht
henutzt. Während bei Neuuaitn alles auf sie bezogen wird, so
ist doch nur der wesetitliche Unterschied zwischen beiden vor--
handen, däfs GaAssMAirar bei denl- und Imafsigen Gestalten
^ich nicht blofs auf diejenigen Fälle beschränkt, in welchen von
3fach rechtwinkligen Zellen die Rede ist. Man kann sagen,
GaassmaniT rechne und combinire, während Ne um Ainr zeichnet.
Da oben bereits das von beiden Gelehrten Gegebene 2u gröfserer
Vollständigkeit ergänzt und in Zusammenhang mit der gesamm-.
ten Strahlenlehre gesetzt ist, so dürfte Weitere Ausführlichkeit
hier überflüssig seyn.
Abweichend Von diesen sKmmtlichen Methoden ist jene von^
MoHS^. Auch er hat, geleitet von demselben feinen mathema-
tischen Tacte , wie Weiss , und gleich diesem nur die HaUpt-
puucte, worauf 6s anzukommen scheint, berücksichtigend, die
Ery stallreihen in Classificationsstufen höherer und niederer Art
vereinigt. Seine Eintheilung stimnjt daher, gleich der Weifsi«
sehen , mit der von uns gegebenen (auf voUständige Beachtung,
1 2ar pbysiflchen ItryitalloDOmie ond geometrischen Gombina*
tioDflIehre I. Hefl.
•8 Grondrifs deif Mineralogie von P^ Mors; ein für das Sttidiom
der Mineralogie and besonden der Krystallkonde unentbehrliches Werk,
•OS vekhem anch mehrere der Abbüdongen, die an dem rorlieffenden
Artikel gehören, entnommen sind.
Pppp2
1322 Krystall.
der BeschdiTenheit der den Gestalten eigenen Axen- oderStrah-
lensysteme' gegründeten) rein mathematischen Eintheilan^ aller
denkbaren Gestalten^, wenigstens hinsichtlich auf die 'wichtigsten
dar hier in Betracht kommenden Eintheilungsstufen , tiberein ^«
Statt auf mehr unmittelbare Art den gereiigesetzlichen Zusam-
menhang der Flächenarten einer Krystallreihe nacfazuweiieo,
bewirkt er dieses erst auf ejnem Umwege. Er geht nämlich tax
jedeKjystalhreihe von einer Grundgestalt aus und leitet auf mehr*
fach verschiedene Weise aus ihr unmittelbar oder aus bereits
von ihr abgeleiteten einfachen oder zusammengesetzten Gestal-
ten theils einfache , theils zusammengesetzte Gestalten her und
zerlegt diese letzteren erst, um zu den in ihnen enthaltenett
einfachen Gestalten zu gelangen, welche einzeln auftretend oder
zu zweien oder mehreren verbunden (combinirt) die einfaches
oder zusammengesetzten Krystaligestalten C Combinationsgestal<-
ten) ausmachen« Für die 1 - und 3inafsigen Krystallreihen ist
jedesmal ein (6ilächiger) Kronrandner (BJiomboeder) die Grund-
gestalt, für die 1 - und 2mar8igen aber ein Sflä'chiger Ebenrand-
ner (gleichschenklig vierseitige Pyramide'), bei den 1- und
Imafsigen 2gUedngen ist sie ein 2X4fläch]gerEbenrandner(ttn-
gleichschenklig vierseitige Pyramide), bei den Igliedrigen aber
und bei den Ifach Igliedrigen ist die Grundgestalt eine zusam-
mengesetzte Gestalt, welche bei den Igliedrigen in Beziehung
auf ein System von 8 (wenigstens) 2fach rechtwinkligen Zellen
mit kanten thümlichen MaCsstrahlen a, R, r von dreierlei Werth,
wann r senkrecht ist auf a und B., auszudrücken ist als eine
Verbindung aus den zwei einfachen Gestalten (ila> +.1^ ^0
1 la welcher also auch jene der Krystallformen eathalten ist.
2 Wie diesei auch oben bereits dargelegt worden ist. Uoicre
Familien von Krystallreihen entsprechen der Hauptsache nach deoif
was MoHs Kristallsysteme nennt; so also hat er ein teMnlarischea
System (4axige Gastalten), ein rhomboedrisches (1- ond Smafsige Cre-
•talt), ein pyramidales (1- nndSmalsige Gestalt) nnd ein prismatisches
(1- und Imalslge Gestalt). Unsere Arten von Krystallreihen gebea
bei MoHs das, was er den Charakter der Combinationen nennt. So
haben also' z, B. die Krystallreihen des prismatischen Systems theils
einen prismatischen Charakter der Combinationen (Sgliedrige Gestal-
ten), theils einen hemiprismatischen (Igliedrige Gestalt), theils einen
tetartoprismatischen (ifach Igliedrige Gestalt).
3 Mors wendet datchgäogig den Aasdruok Pyramide für Dop-
pelpyramide an.
Geachichtlichea. 1323
und (+l»i TlRj 10 (ungleichschenklige vier8e]trgeP3rrainiäe
mit Abweichung der Axe in der Ebene der kleinen [oder gro-
fsen] Diagonale = + n Grad m Minuten, wo n* m' auch =0*0'
seyn kann), während jene der ifach Igliedrigen Krystallreihen
in Beziehung auf irgend ein bestimmtes System von 8 Zellen
mit dreierleiwerthigen kantenthiimlichen Mafsstrahlen a, H, r
ausgedrückt werden mufs als eine Verbindung der vier einfachen
Gestalten (+ 1<^> ±1R> +1^), (± la, + IR, +lr),
(+ la, +1R, +lr) und (ila, +1R, + Ir), deren jede
«in 2flächiger Gegenwandner ist (ungleichschenklige vierseitige
Pyramide mit Abweichung der Axe in den Ebenen beider Diago-
nalen [welche Abweichung angegeben wird ; sie kann auch = 0
8eyn]}. Für die 4axigen (tessularischen) Gestalten gilt der Würfel
(das Hexaeder) als Grundgestalt. Bei den haüptaxigen Krystall-
reihen, welche gleichnamige Grundgestalten haben, findet Ver-
schiedenheit ^tatt hinsichtlich der diesen Grundgestalteh eignen
Abmessungen, welche im Allgemeinen den ursprünglichen Mafs-
verhältnissen kantenthümlicher . Mabstrahlen entsprechen oder
doch deren Stelle vertreten«
Die Arten der Ableitung bei haüptaxigen Gestalten sind
folgende :
1) Durch sämmtliche Scheitelkanten der gegebenen Gestalt
werden berührende Ebenen gelegt, deren jede, wenn diese
Scheitelkanten ungleichendige 2seitige Kanten sind, wie hier
vorausgesetzt wird, gegen beide betreffende Kantenflächen gleich
geneigt ist. Sind die Scheitelkanten der gegebenen Gestalt
gleichwerthig , so umschliefst die Gesammtheit der Berührungs*
ebenen eine neue einfache Gestalt, sie ist die gesuchte abgelei-*
tete ; sind aber die Scheitelkanten der gegebenen Gestalt nicht
von einerlei Werth , so ist die neue Gestalt eine zusammenge-
setzte (Hülfsgestalt), aus welcher durch Zerlegung in die ein-
fachen Gestalten , aus denen sie eine Combination ist , diese ein-
fachen Gestalten , welche die abgeleiteten gesuchten Gestalten
sind, gefunden werden.
2} Die zweite Art der Ableitung findet an Rhomboe4em
ohne weitere Vorbereitung , an andern Pyramiden aber erst dann
vtatt, wenn jede ihrer Flächen über die Randkanten hipaus ver- ,
äogert und zu einem Parallelogramme umgewandelt ist, für
welches diese Rand kante als eine der 2 Diagonalen auftritt.' Die
Ableitung selbst besteht nun darin, dafs die Hauptaxe a der
1^24 Kryatall.
gegebenen Gestalt über beide Enden hinaus um beliebig«, jcAoek
gleiche Stücke verlängert wird , so dafs die verlängert^ Axe «ia
rationales Vielfaches von a nach einer gansen oder gebroche-
nen' positiven Zahl m ist , welche gröfser ab' 1 und bei ^Ablei«
tungen aus der gleichschenkligen vierseitigen Pyraaiide «itch
> 1 + 1^2 seyn soD.
Von dem so bestimmten neuen Ende eines jeden der beides
Hauptstrahlen werden Linien gezogen nach, den sämmtlichea
nicht in die Hauptaxe fallenden Winkelpuncten derjenigen (pa-
rallelogrammatischen) Flächen , die dem fraglichen Hauptstrahle
angehören y und durch je 2 solche Linien wird eine JBbeoe ge-
legt. Die von den neuen Ebenen umschlossene Gestalt ist ent-
weder eine einfache abgeleitete oder eine zusammengesetzte
(Hülfs*) Gestalt , welche in die zwei einfaoheii , aus denen sie
besteht, zerlegt^ werden mufs.
3) Bei dem dritten Verfahren werden durch die Scheitelt
kanten einer gegebenen Gestalt , die auch eine der unter 1 oder
H erhaltenen Hülfsgestalten seyn kann , Ebenen in solcher An«
zahl und Neigung gelegt , dafs die neuen oberen und unteren
Flachen, indem sie sich schneiden, liorizontale Mittel <>- oder
Randkanten bilden , welche eine ebene Figur umschliefsen , die
der horizontalen Projection einer gegebenen Gestalt ähnlich und
parallel ,ist,
Sei den tessularischen Crestalten dient ein mit den übrigen
drei Ableitungsarten nicht im Zusammenhange stehendes viertes
Verfahren, welches darauf hinausläuft, die 7 verschiedenen Ar-
ten einfacher Gestalten mit Sstrahligem Axensysteme im Allge-
meinen zu entwickeln durch dia Betrachtung der 7 verschiedenen
möglichen Hauptarten der Stellung irgend einer Ebene in Be«
- Ziehung zu einem Würfel , wenn sie durch einen Eckpunct die-
ses KtSrpen als festen Punct gelegt ist und dann auf alle mög-
liche Weise bewegt wird, ohne dafs sie den Würfel je dmch-
schneidet.
Man siejit leicht ein , dafs die 2 ersten Mohsischen AUei-
tungsarten , gleich den Hauyschen Ableitungsmethoden, Gestal-
1 Die ZerlegQDg einer easaäimeDgesetsten OeMalt nach Mobs itt,
übereinstimmend mit der ¥00 nne gebrauchten, uichta anderes, %U
die Verlängerung der Flächen einer Art und Abttraedon von den
Uaieya der übrigen Fl^ichenartea« .
Geschichtlichea. 1325
ten eneugen, welche die gegebene Gestalt amschlierseb , nur
sind die duich Abnahme , welche von einem Winkel ausgeht
Cwohin aach die mittleren Abnahmen gehören), bewirkten Hauy-
sehen Ableitungen aus derUrgestalt ersetzt durch solche, welche
al» durch Abnahmen , die von Kanten secundärer Gestalten aus-
gehen, bewirkte angesehen werden können, ein Verfahren, wel*
4:hes Hauy selbst öfters angewandt hat. Die Ableitungszahl m
ist nämlich zwar nicht geradezu gleichbedeutend mit der das
Hauysche Ahnahmegesetz bestimmenden Anzahl subtrahierter Rei-
lien, aber doch auf gewisse Weise ein Analogon derselben,
denn sie ist, gleich jener, blofs Stellvertreter der Angabe einer
2ten, derzu bestimmenden Fläche eignen, bereits früher be*
stimmten kantenthümlichen Richtung. Bei der 3ten. Ableitungs-
art findet ein Bestimmen der Lage jeder neuen Fläche durch
zwei in ihr liegende , bereits bekannte , altere Kanten der Kry-
stallreihe unmittelbar statt. Qa bei der ersten Ableitungsart aus
einem Rhomboeder oder aus einer gleichschenkligen vierseitigen
Pyramide die abgeleitete Gestalt wieder eine mit der gegebenen
Gestak gleichnamige Gestalt mit stumpferem Scheitel wird , so
lafst sich aus dieser abgeleiteten auf dieselbe Weise eine neue
Gestalt herleite)!, die gleichfalls wieder ein Rhomboeder oder
eine gleichschenklig vierseitige P3rramide ist Ut s.w. ; auch läfst
sich Jeicht durch Umkehrung des Verfahrens aus der letzten, so
abgeleiteten, die nächst vorhergehende ableiten und dieses
umgekehrte Iste Ableitungsverfahren kann natürlich nicht blofs
bis zur Grundgestalt, von der man ausging , sondern noch über
diese hinaus, so weit man will, fortgesetzt werden, so dafs aus
der Grundgestalt hie^fdurch eine neue ihr gleichnamige Gestalt
mit spitzigerem Scheitel hervorgeht. Die Gesammtheit der auf
solche Weise aus der Grundgestalt unmittelbar oder mittelbar
ableitbaren Gestalten nennt Mobs die Hauptreihe (von Gestalten
der Kry stallreihe) und er legt gerade auf dieses Zertheilen der
ganzen Krystallreihe in solche und andere Gestaltenreihen einen
besonders grofsen Werth^, £ls ist nämlich^ wenn z, B* ein
1 Dieser grofke Werth würde für die Krystallkoode wirklich
darin za snchen seyn, wenn nicht in der Regel die X^atur nar sehr
wenige solche Glieder einer derartigen. Geatalten reihe hervorbrächte,
•0 daft man oft kaum S oder 4 (in vielen Fallen nur 1) der Glieder
einer derartigen Reihe an den Krystallen einer Subitans kennt, und
wenn die Natur nicht gerade dvrch die Hervorbriogung von diurcli
1326 Kryatalk
Glied einer solchen Reihe von Rhomboedern ^ (^a, "Hl, r\
so dafs a:R:r das AxenverhältniCi 4^TSteUt und R:r =3 y^:2
ist, das nächste stumpfere Glifd = (i: a, + 2R, 12r) c=
(+^4'*i + R» ')• Wenif man daher- von der verachiedeoea
Stellung absieht, so hat für dieselbe GrOfse derQueraxeii R uai,
r das spitzigere eine Haoptaxe , die zweifach so groCs ist , ab
die des stumpferen ; bei gleichen Horisontalprojectioneii schrei-
ten also die Hauptaxen der Glieder der fraglichen Reihe vos
Rhomboedern fort , wie die Zahlen 1, 2, 4| 89 16 • • . 9 and rück-
wärts hinaus wie die Zahlen +•••••}' ^ ii i 1 ^* .^ ^^^ die Polen-
xendeTZahl2: '
* + 1 2 4
2-«».... 2-»... 12-» 2-' 2« 2* 2*...- 2»...- 2*.
Fängt man bei dem als Grundgestalt dienenden Rhomboeder sa
zählen an j so dafs es das Anfangsglied oder das Ote Glied ist, so
entspricht d^m ersten folgenden (dem 4" Isten) Gliede die Axc
2+*.a, dem 2ten folgenden ( oder -j- 2ten ) die Axe 2+*-a,
dem^ nten Gliede die Axe 2'^'* .fl| und ebenso dem ersten tof-
hergehenden (oder -— Isten) Gliede die Axe 2""^ a^ dem 2tea
vorhergehenden die Axe 2"^^.^^ dem — nten Gliede die Axe
2 - '^ • a. Die Z«ihl 2 ist hier die Grundzahl der Reihe.
Auf solche und ähnliche fleihendarstfeUungen grondet sich
dann auch die von Mohs gebrauchte Bezeichnung einfacher (ge-
stalten. So also heilst R (=sR + 0) das Anfangsglied oder die
Grundgestslt, R -)- 1 ^^^ ^^* ^''^^^ folgende d.h. das nächst spit-
zigere Glied, R — 1 heif&t das erste vorhergehende oder das nach
der Grundgestalt folgende stumpfere Glied in der Hauptreihe der
aus dem bestimmten R ableitbaren Rhomboeder; R4-n ist also
i
andere Ableitungsmethoden darstellbaren EinsebaltaagsgUedem ia dea,
durch 10 wenige Glieder gegebenen, derartigen Reihen zeigte, dafs es
ihr mit dieser Reihenbildang doch nicht so recht Ernst sej. Den»
an^genommen, bei irgend einer Natnrerscheinnng finde ein Portschrei- J
ten nach den Zahlen i, 2, S, 4, 6, 8 sUtt und der Kreis der Beob-
achtung sey hierdurch erschöpft, so wird es nicht leicht Jemandes
in den Sinn lommeo, als das Hanptgesetz dieses Fortschreitens die i
geometrische Reihe 1, ^ 4, 8 zu bezeichnen und die übrigen Glieder ^1
als Einschaltnngeo (die Tielleicht andern Reihen angehören) anzn- f\
sehen | da man eben so gnt anch sagen liann , es sey das Fortschrei-
ten bezeichnet dnreh die Reihe der natürlichen Zahlen 1» 2, S, 4»*.9
in welcher blofs einige Glieder aolaUig fehlen.
■I
Geachiciltlichei. 1327
der Ausdruck für irgend ein Glied dieser Hauptrtihe. Für einen
geraden Werth von n ist R +n = (+ 2".«, ±.R» ')» för einen
ungeraden aber =ä(+^2".«, T^j ')• Als Grenzen der Hau pt*
reihe erscheinen R -f- ^ ^1^ die Säule (+ ooa, dt^> ') ^^^
R — 00 als die Tafel (+a, + ooR, oor). '
Aus jedem 6flächigen Kronrandner R + n der Hauptreihe
läfst sich nach der 2ten Ableitungsart, gemäfs der Ableitungszahl
in, ein 2X6ilächiger Kronrandner (eine ungleichschenklig 6sei-S'
tige Pyramide nachMoHs) herleiten, dessen Randkanten mit
denen von R-f-n zusammenfallen, währiond seine Axe tnmal so
grofs ist, als die Axe dieser Gestalt, d, h. mmal so grofs als
2'^'^« a. Er erhält statt des Buchstabens R den Buchstaben P
(P)rramide), dem die Zahl n, wie vorher demR, angefügt «vrird,
"Während die Zahl m in Form eines Exponenten beigesetzt ist, so
dafs das Zeichen der neuen Gestalt =s (P + n)» wird. Ist n
gerade , so wird
(P+n)- = (±2-.m.,±^^R.r),
ist n ungerade , so hat man
(P + n)- = C+ 2-.ma, + jl^ R, r),
80 dafs für einerlei m 3^9 verschiedenen 2X6flächigen Kronr
randner einerlei Mittelquerschnitt haben, der das diagonale Ver<-
LältniTs ( — -; R : r | besitzt, wahrend ihre Hauptaxen ab-
V3m+1 / ^
hängen von 2 ^ und also fortschreiten nach Potenzen der Zahl 2.
Die von einerlei m abhängigen 2 X Gfiächigen Kronrandner
(P«|-n)» bilden daher wieder eine Reihe, deren Glieder durch
die Ordnungszahl n vorzüglich charakterisirt werden.
Auf ähnliche Art verhält es sich mit den Sflächigen und den
2X8ilächigen Ebenrandnern, nur dafs hier die Grundzahl der
^Reihe nicht29 sondern y^2 oder 2* ist. Das Fortschreiten der
Hauptaxen hat also hier statt nach der Reihe
2-^:..(2V% (2VS (2V, (2*)S (2^)S (2*)» .•..2+*-
Wenn demnach P= (a, R, r) gesetzt wird, so dafs
R:r=l:]^2 und n eine gerade Zahl bedeutet, so ist P-(-n
n
s=s ('2'^^.«f R, r); ist aber n eine angevade Zahl, so wird
w + 1
1328 EryBtall
■±1
P4-Q= (2 2 »a, 2R, r). Setat man in beiden FäII«ii smI
St und r ihre Werthe, so ist d^ Axe^verhält^ils für ein gerada|
n = 2^.a: 1:|^2 und für ein ungerades n = 2 * . a ; 2: f"2
I n
P^ 2^f a ; Y^2 : 1. jBbenso ist Jann auch für ein gerades n
(P + n)«
pnd fiir ein tpgei^ides n
»±JL 2m
(P + n)» = (2 2 .ma, JR, ^^ r),
also das Axenverhältnifs im ersten Falle
m-f-1
omd im zweiten Falle
= 2V^.ma;2;-^r2 = 2*-ma : ^2^ -^-
m,+ l ' m+1
piese Beispiele mögen hinreichen, um eine Vorstellung von der
Art der Anwendung der höchst sinnreichen Mohsischeo Ablei-
tungsmethoden zu geben, Sie h$^bcn das Gvite, bei jeder be-
stimmten Fläche auf einige der wichtigsten Zonen, denen sie
angehört, unmittelbar oder mittelbaV aufmerksam zu »machen,
rein mathematisch zu seyn und nicht, gleich den Hauyscheoi
abzuhängen von einer die Entstehung der verschiedenen Kiy
staliformen erklären wollenden Hypothese. Betrachtet man sie
als blofse Angaben , in welchen Zonen eine Fläche liege , so ist
ihnen die Angabe der Lage des Trägerendes der fraglichen Fläche
in irgend einer Zeigerßäche der Krystallreihe vorzuziehen , weil
die ' Zeigerfläche gestattet, jede beliebige Zone, zu der eine
Fläche gehört, unmittelbar zu beachten, ohne sich blofs auf
irgend ein Paar bestimmte Zonen zu be3chräqken.
Als Hüifsmittel aber zur Darstellung des Fortschreitens der
,Axen nach geometrischen Reihen möchten sie durch keine andern
Ableitungsmethoden zu ersetzen seyn. Die Bezeichnung , wel-
che gewissernqafsen blofs ein symbolischer Ausdruck für die Ab-
leitung selbst ist, hat eben deswegen, in Vergleichung mit an-
dern Bezeichnungsarten, den Fehler, dafs einer und derselben -
bestimmten einfachen Gestalt niciit ausschliefsUch ein und das-
selbe bestimmte Zeichen entspricht , indem verschiedene Ablei-
Geschichtlichest 1329
atigeB vevschieden« Zeichen fordern , ungeachtet die Grandg»^
talt eine und dieselbe ift ^ ein Fehler, dem durch die wilikür-r
iche Beschränkung des Werthes Ton m nur zum Theil abgeholt
'en wird. Das Durcheinanderwerfen der Gestalten erster und 2ter ,
Stellung (was zunächst dadurch veranlafst worden seyn mag, dafs
ede sogenannte einzelne «Reihe ^uÜBerdem gar zu wenige Glie*
1er erhalten hab0n würde) fuhrt unter andei^ auch den Nachtheil
herbei , dafs , wenn z. B. bei den 1 - und 2mafsigen iPyramideQ
P -|-n =: P-f- 00 wird, erst wieder durch besondere Hülfszei-«
chen [ ] der Unterschied zwischen der 4ilächigen SäüIe P -|* oo
erster Stellung von jener [P+ oo] zweiter Stellung fingedeutet
ipv^erden muTs.
Die yer^chiedenen Artep der Hemiedrie erfqrdern bei dieser
Bezeichnungsart ohnehin nicht blols -f~ oder — Zeichen ( deren
Anwendung eine beschränkte und noch nicht auf di^ voUstän-r
dige Erkennung des ihr zum Grunde liegenden , die Gegensätze .
in den Stellungsordnungen [Permutationen] der betreifenden
' Theile angehenden, Gesetzes gegründet ist) ^ sondern aufserdem
poch Anwendung der Buchstaben r und 1, welche die Wort«
rechts und links bedeuten, und öfters noch eine besondere An-
deutung der Worte oben und unten t wi^ durch Ausdrücke wie
.^ , |- y j- 1 — bewerkstelligt wird , von denen eins der beiden
ersteren dem mit einem Divisor 2 versehenen Zeichen vorge^
* setzt v^ird, wenn die henaiedrische Qestalt eine ebenbUdlich
gleichendige ist, während die beiden letzteren gebraucht werden
für gegenbildlich gleichendige solche Gestalten. Für tetartoe-
drische Gestalten dient der Divisor 4 U« s* w. Da das 4te Ablei-r
tungsverfahren kein wahre« Ableitungsverfahren im Sinne der 3
übrigen ist, so sind also auch keine wahren , durch die Methode
bedingten Mohsischen Zeichen für die 4Axigen Gestalten vor-
handen, vielmehr dienen hier die Anfangsbuchstaben der Namen
der einfachen Gestalten Hexaeder^ Oktaeder u. s. w« oder da,
wo diese nicht zureichen , die Buchstaben A, B, G nebst Zahlen,
welche da , wo es nöthig ist , angeben , die wievielste der be-
kannten Varietäten einer solchen Qestalt die fragliche sey, wenn
diese. Varietäten In der Ordnung aufgeführt werden^ in welcher
sie iu dem Werke von Mons auf einander folgep«
Die Wichtigkeit der Mohsischen Arbeiten und die Verbrel«
tang, welche seiner Methode in Deutschland und England be«
1330 KryitalL
veits zu Theil geworden ist, macht es nothwendig, £ar die
gemeinsten Arten der Mohsischen Bezeichnung eine Uebersetzoag'
in die Bezeichnung durch die 3 wichtigsten kantenf hiimlichfs
Axenarten mitzutheilen.
Prismatisohe Gestalten 1* und Imafsige Gestaltea
Wenn P = Ca,R,r) und R>r, so ist:
= (2-.a,R,r)
s=s (2".ina, mR, r)
Bt= (2".ma, R, mr)
'"-±l.Pr + n « (Iüii.2»:.. COR. r)
»±i.P% + „ « (^.2...,R,oor)
WO n eine ganze positive oder negAive Zahl ist, die auch = 0
und auch = -f* ^ ^^^ = — - oo werden kann , m aber eiac
ganze oder gebrochene positive rationale Zahl , die auch = f
werden kann.
Dafs diese Art der Uebersetzung auch von den Zeichen
hemiprismatischer Gestalten selbst dann gelte, wenn die Mohsi-
sehe Grundgestalt eine ungleiehschenklige vierseitige P/ramide
ist| an welcher nicht alle 3 Eckenaxen auf einander senkrecht
sind , bedarf wohl nicht erst besonders hervorgehoben zu wer-
den. Wenn z. B. der Theil der Mohsischen Grundgestalt einer
P
tetartoprismatischen KrystallreUie, welchen er mit -f- r^ oder
4
p p _
r -j bez^chnety =(±0, + R, + r) und + 1 T = (±a, + R>±')
irt, 80 ist «ach — t ^^ « (+2«, + R, f/und r (^'+ **)'
= (+ ooa, + R, + 20 und l Üli±2i21 = (+ 00., + R, + 20
uod to weiter.
P + n
(P + n)«
OP + n)-
(Pr + n)-
(Pr + n)»
P + n
Pr 4.n
Pi+ n
GesehiohtlioHe«. 1331
Pyramidale Gestalten 1- und 2nMCnge Gestalten
Wenn P == (a,R,r) und R:r= 1;|'"2 und n eine gerade,
1^ aber eine ungerade Zahl bedeutet, lö ist:
m4-l
2
m+l
P + n
P + 06
P + N
[P + ooj
(P + n)-
(P + 00)»
(P + N)»
[P + 00]»
.P + n
.P + N
=: (2'.a,R,0
= (ooa, R, r)
w'+i.
:= (2~a .«, 2R, 0
= (ooa, 2R, t)
2m
=! <2^.iaa.
m + l
R,r)
= (ooa,
2m
R,r)
m + l
= (2 * .'"•.aR,-^"-,)
= (ooa, R,
m
m+l
m + l
= (=+± J*... R. ,)
= (!l±i2'^...2B,,).
So werden z» B. fiir den abgebildeten Zinnerzkrystall die^j^
einander entsprechenden Bezeichnungen (neben einander gestellt
in einer Tabelle ^ in welcher die erste Columne den Buchstaben
der Fläche auf der Abbildnng, die 2te die Bezeichnung nach
MoHS und die 3te die Bezeichnung durch die drei wichtigsten
kantenthümlichen Axenarten a, R, r, deren Mafszählerverhält-
nisse sie enthält, angiebt) auf folgende Weise sich darstellen:
Mohs
a R
T
p
s
z
r
g
1»
P + 1
(P)»
(P +«)•
[P+00]
1 1
1 1
t i
00 i
00 2
1
i
i
1
Für Jen Scheelerzkrystall, wenn die e^^te Zelle =(+R+')Sf'
ist, hätte man ebenso folgende Uebersetzung :
1332
8
a
P
b
M6hs
-2)'
P
p + i
i(p+i)'
r 2
Erystall.
a, R, ]f
1 + 1 + 1
1± 1 + *
l±l±i
1±* + +
oder wenn ntan bei g
und P die Vorzeichei
Vernachlässigt
1 1 1
i±i±i
1 1^ *
Rtiomboediuche Gestalten 1- und Stnafalge Gestalten
Wenn Ä = ( + a, + R, r) und R : r = f"3 : 2, n eiae
gerade und N eine ungerade Zahl ist:
4
3m 4- 1
4
R + n
(R + N)
Ä 4- 00
(P + n)»
(P -f N)«
(P+ 00)-
. R + n
. Ä + N
P + n
P + N
P + 00
= C±2».a,±R, r)
=7 (±2*'.a, +R,.r;
-X (ooa, +R, r)*
= ( + 2«.ma, + ^4^ H, 0*
3ni + l
(±2».ma, + *""
4«
3m+l
R, r)
R,i)
^'*''3m+l
(±^-^.2«..,±R,r;
C±^*.2-.a.TB.r)
(2-.a, 2R, *r)
(2».a, 2R, |t)
(ooa, 4R, 3r}.
Wird2»±iÄ+N=.3><i±l^^jj^^^^jj
* 4
^ C±|2^.a, +R,r)= (+2^-'*.a, + R, r) und N— l=n,
«o ist 4. Ä + N =s Ä 4- n (aber nicht an SteUung ) und es wrd 1
dann dieser zweite Ausdruck TZ + n da£ur gebraucht, so daff
Ä + nXÄ + nöder2(Ä+n) = (2»a,R, r), und ebenso ist
(P + n)»X(P+u)» = 2CP + n)*=^(2».ma, ji^R,r),
3m + l
1 Der Allgenieinhelt wegen wird hier der Werth m
ausgeschlosacn.
1 nidit
GescniolitlicBes.
1333
irobei n sowohl ttbgerade ^ als attch gerade sey ti kabti. Dieses
st die Bezeichnungsatt der dirhomboediischen (6gUedrigeii),
gestalten»
- Als Beispiel , wie hei hemirhöinboedrischen Gestalten die
Jebersetzung statt findet ^ . n^ge der abgebildete Krystall Vonj243'
ixotomem Eisenerz ( 'Titan eis eit ans Gastein) dienen, dessen Ge-rA.B.
italt hemirhomboedrisch von parallelen Flächen (Ifach Sglie-
irig) isti
Mohs I A» li, ^
Wenn die ^rste ZeHe
(+ R+ r)
±4 + 4 + 3 J ündR:r£=i/'3:2.-
Für die 4axigen öestalten i^t in folgender l*abelle in dex
Columne M eindVeteichnung nach Mohs und in der Columne
r4^ die Bestimmung der fraglichen Gestalt ciurch das Zeichen der
Gesammtbeit der Träger ihrer Flächen, bezogen auf die einfa-
chen Zellen W,R,A, deren ertte = ( I p i,a) 8®^®*^* ^**>
mit dem Mafsverhältnlsse W i R a A = 1 1 0 .' f^S-
M
h
R — 00
R
r P + 1
1 2
+ 1 +00 + 00
+1+1+1
MI
N
H
100
O
001
D
010
An
lyO
Bn
Oly
Cn
lOy
Tn
1
lyz
M
N
AI
2 1 0
A2
1 1 0
A3
120
Bl
0 1 1
Cl
1 Ol
C2
201
Tl
2 21
T2
1 1 1
T3
21 1
+1
_ö
2
Bn
^ 2
Bn
^ 2
_Cn
2
^21
_Tn
21
N-
M
N
-001
An
■*■ 2"
+ l+yO
+ 001
An
2
±1 + 70
— Oly
^ 211
±i±y«
+ 01y
Tn
-211
il+y»
— lOy
i Tn
-1-^y«
+ 10y
+ i?
-1+yx
-ly*
Tn
^'4
+ l-y»
+ iyz
_ll2«
+ l + y»
l-,Die Richtfgleit der tTebersetsong dieier vier Antdrtickc hanist
ab von dem Bc^riiTo, den man mit den fiocbcUben r ood 1 rerbindet.
1334 Kry»tall.
M
N
Tn
' 2m
2m
*
1 + 7«
1-y*
Ab im Geiste und in der Methode von M ohs ^rkeiid kt
Torzüglich sein ausgezeichneter Schüler Hausmava' za nennen^.
In Hausmahn's neuern krystallogrephischen Arbeiten^, ^nrelche
, Klarheit, Gründlichkeit und Eigenthiimlichkeit mit einander vei^
binden, tritt besonders hervor:
1) das Streben , die Familien der Krystallieihen vorzüglich
herauszuheben. Er stellt sie (ab Classen) in folgender \Teise
auf: a) das isometrische oder gleichaxige System. Grundform:
das reguläre Oktaed^. b^ Monodimetrisches System. GruDd-
form: ein Quadratoktaeder, o) Trlmetriäche SysteDpie .*• Gmnd-
form : ein Rhorabenoktaeder. . d ) Monotrimetrische Sy^eme.
Crundform: ein Bipyramidaldodekaeder. b, c und d werden
auch zusammengefafst unter dem gemeinschaftlichen Nans^en der
anisometrischen Systeme«
JBs verhält sich Dämlich jede Zelle zu einer ihr anliegenden aU eh«
linke (oder rechte), während sie zur andern sich aU eine rechte (oder
linke) verhält , nnd die Aasdriicke, links und rechts » sind ohne as-
derweitige besondere Bestimmnng nieht hinreichend, die veraohiedonei
hier in Betrachtung kommenden Verhältnisse gegenbildlicher Thetle
vollkommen zweckmäfsig zu bezeichnen.
1 Dieselbe Bemerkung gilt hinsichtlich auf die beiden 24-FJinf-
eckflächner.
2 £r hat sich Verdienste erworben durch die Besorgung der dem
Originale in ma neben Stücken vorzuziebenden Uebersetzung des Grund-
risses der Mineralogie von Mobs ins Englische | durch genau« kij*
stalle graphische Untersuchungen über einzelne Mineralien, Diallagoa,
Apatit, Kupferkies u. s. w. and durch eine kurze, fafsliche Darsiel-
lang der wichtigsten Lehren der Mohsiscben Methode a«<c. w. in sei-
nem classischen Werke; Anfangsgründe der Mineralogie.
$ Untersuchungen über die Formen der leblosea Natur. Hand-
buch der Mineralogie 2te -Ausgabe. Arbeiten über einzelne Gegen-
stände in verschiedenen Werken zerstreut. *
.4 1- nnd Imalsige Gestalten«
Gesehiolitliclies* .1335
2) Die Anerkennang der Wichtigkeit der Zonen. Hänpt-
zonen nnd Nebenzonen werden nnterscfaieden. Die Zonenebene'
«ner Hanptzone ist senkrecht entweder anf die Terticale (Haupt-)
Ajce (horizontale Zone), oder auf eine Randecken^Qaeraxe, oder
cnif eine Randkante (verticale Zonen), oder anf eine Scheitelkante
^transversale Zonen) der Grandgestalt. Die Zonenebene einer
der Ne'benzonen ist senkrecht auf Randkanten oder Scheitelkan-
ten abgeleiteter Gestalten (yerticale oder transversale Neben«
Zonen). «
3) Anerkennung des Gesetzes für die T^eignngen der Flä-
chen in einer Zone , so wie des Satzes , dafs jede nene Krystall-
dQäche erst als völlkomnien bestimmt zu l>etrachten sey, wenn
ihre Lage in zwei bereits bekannten Zonen nachgewiesen ist.
4) Eine eigenthiimliche Bezeichnung derTheile der Grund-
form durch Buchstaben (welche Bezeichnung auch bei den der
Grundform zu substituirenden abgeleiteten Gestalten gebraucht
-wird) , durch welche es möglich ist, jede der Hauptzonen durch
2 Buchstaben^ auszudrücken und zu bezeichnen.
5) Die Darstellung der Wichtigkeit der Stütze jeder Zone
(ein Begriff, welcher seinem Wesen nach mit dem der Stütze
der Zeigerlinie einer i^one gleichartig ist). Die Tangente der
Neigung jeder Flache der Zone gegen die Stütze wird ausge-
drückt als ein rationales Vielfaches nach ganzen oder gebroche-
nen Zahlen von der Tangente einer solchen Neigung , welche
den Namen : primäres Neigungsverhältnifs ( Sin. : Cos.) in der
fraglichen Zone erhält, während das einer bestimmten Fläche*
entsprechende Vielfache dieses primären Neigungsverhältnisses
das (diese Fläche charakterisirende) secundäre Neigungsverhält-
nifs heifst.
6) Die eigenthümliche Art der Bezeichnung der verschie-
denen Flächen einer Krystallreihe,
a) der Grenzflächen d. h. der ein&chen ^geraden Abstum-
pfungsflächen der Ecken und Kanten der Grundform. Der Buch-
Stabe, welcher jene Ecke oder Kante bezeichnet, bezeichnet
" auch die Abstumpfungsfläche derselben* v
b) der secundären FlächeUi
1 Sie TertreteD gleichsam die Stelle der Angabe Ton 8 der wich-
tigsten in der Zeigeriinie dej Zone liegenden Tragerenden.
V. Bd. ' Qqqq
1336 KrysiaU«
a) in den Haupizonen » darch.<laB Zeicheii der HanptxoiK,
welchem die Vervielfältigungs^ahl des priväcen Neigung;
hältnisses der Zone , die dem der Flache angehörigen se<
dären Neigungsverhältmsse entspriclit, angehängt 'wird. So ist
z.B. A£2 eine Fläche, deren Träger in der Ebene der x\ra
auf einander senkrechten Strahlen CA und C£ (wenn C der
Mittelpunct der Grundform ist) liegt, welche Strahlen sie in den
Verhältnisse 2 C£; CA schneidet. Hier ist CA die Stütze lud
C£:CA das primäre Neigungsverhältnifs der Zone EAu
ß) In den Nebenzonen , durch Angabe des Zeichens eins
der Grundform substituirten abgeleiteten Gestalt, begleitet tos
der Angabe des Zeichens der Nebenzone ^ und des Moltiplicaton
des primären Neigungsverhältnisses in dieser Zone ; so z« B. des
Zeichens (A£2,BD2), worin A£ 2 die der Grundform snb-
stituirte abgeleitete Gestalt bedeutet, während BD2 anzeigt*
dafs die zu bezeichnende Fläche in der für diese stellvertre-
' tende Form ak transversale Hauptzone zu betrachtenden Zone
liege und dem Doppelten des primären Neigungsverhältnisses
entspreche. Im isometrischen Systeme wird jede einfisiche Ge-
stalt mit dem ersten oder mit dem ersten und zweiten Anfangs«
buchstaben des vonHjiusMAnrv gebrauchten Namens bezeichnet
und da, wo es nöthig ist, die Zahl beigefügt, welche andeutet,
die wievielste der aufgeführten Varietäten derselben Art genemt
sey u. s. w.
7) Die zu geringe Beachtung derjenigen Zonen , deren Zo-
nenebene auf Ifach Igliedrigen kantenthiimlidien Aken der (fla-
chen voll zähligen) Grundformen senkrecht sind , deren gehörige
Beachtung nur bei ausgedehnter Benutzung der Lehre von der
Zeigerfläche leicht ist.
8) Die Idee der Ableitbarkeit aller Krystallreihen aus der
• isometrischen, auf eine Weise ähnlich der vonBaEiTH^AUFT ver-
suchten , oben bereits angedeuteten , doch ohne eine der Zahl
720 entsprechende bestimmte AbleitungszahL
1 Die IQ Beziehang Sa dieser abgeleiteten Gestalt ebenso
gedrückt wird, wie eine Hanptzone in Beziehang zur Grandform«
2 D ist nämlich der Bochstabe der ' Scheitelkante , GS eiii aof
den Träger CD der Scheitelkante senkrechter Querstrahl, welcher ab
Stfttse dient.
* Geachiiolitlioliefl. 1337
NaümaVK ^ Aieht dA8 in der MofasUcheo Methode liegende
X3ögma der nach Potenzen fortsohnsitenden Reihen ^ zu vermei«
den und kommt daher zu einer Bezeichnung jeder Fläche durch
3 Coordinatenaxen , welche, wenn man von dem Aufserwesent-
Üchen abstrahirti mit der von Weiss g.egebenen übereinstimmt
oder vielmehr sich zu ihr verhält, wie unsere abgekürzte Be«
sseichnungx | y ssu der vollständigen (xa, yR, r)^ d.h. erläfst
auTserwesentliche und auch solche Theile der vollständigen
Weifsischen Bezeichnung weg, welche, wenn man our eine
IVIethode der Bezeichnung durchgängig gebraucht, ihrer Bestän-
digkeit wegen sich leicht ergänzen lassen; er fügt aber auch
-wieder AuTserweaentliches hinzu , nämlich den Anfangsbuchsta-
ben O oder P des JNamens seiner Grundgestalt , welche ohnehin
bekannt seyn mufs, wenn von irgend einer Ableitung aus ihr
die Rede, seyn solL
Wenn f ) bei den l'- und Imafsigen Gestalten die erste ein-
a
fache Zelle :=:± Rr^, 2) bei den 1- und SmaTsigen und bei den
1 - und Smafsigen Gestalten die erste doppelte Zelle = 'i^ (R) r
s=: r^r und 3) bei den 4atigen die erste 3fach rechtwinklige
Zelle = a^a gesetzt wird, so dafs die angegebenen Buchstaben
zugleich das lytafsverhältnifs der bezüglichen kantenthümlichen
Mafsstrahlen bedeuten, und im Isten Falle P = (a, R, r), im
2ten Falle P=t(a,r,r) und im 3ten Falle O (Oktaeder) =ä (a, a, a)
' liezeichnet , so ist durch die Gleichungen
1. inPn = («°«»R>") j wenn R>r gesetzt trird
IL mPn =s (ma, nR, r) )
III. mPn =x (ma, nr, r)
IV. mOm= (ma, na, a)
die Naumannische Bezeichnung erläutert, so Weit sie sich con-
sequent bleibt, und es ist nur noch zu bemerken | dals m von
1 Graadrirs der Krystallographie Von Nadmamit ( mcbt zu ver-
wechseln mit Neomann). Lehrbuch der Mineralogie (mit einem schö-
nen Atlas Ton 26 Tafeln). Üeber die Dimensionen der Grondgestalr '
ten in Oken's Isis X. S. 108^. Einzelne Arbeiten.
t Die erste Heraushebang solcher Reihen rührt Ton ^jllüs her«
Vergleiche Theorie de la doahle rtffraction de la lamiere dans let
substances cristallis^es pax £• L. Malos. 1810. p* 122.
8 Wobei nicht bloXs Sfach rechtwinklige Zellen gemeint sind.
Qqqq2 .
1333 Kr^italL
o bis öo und n von i bis oo jeden ntionifen Werth luilwa
kann und dafs die Zeichen 4- und — ^ nnd r nnd 1 anf ähnKciw
Weise angewendet werden , wie bei Mohs in Verbindung mit
Divisoren 2 oder 4 « nm fläciienhslbzählige oder flachenvierfcfa«
zählige einfache Gestalten zu bezeichnen. Ab Abweichang von
der Consequenz , die durch die Wichtigkeit der Sgliedrigen Ge*
Stalten entschuldigt wird , ist es anzusehen , da(s bei III. snar
4* uiP oder — mP gesetzt wird -J- ^^ oder <— mR, m
die verschiedenen Rhomboeder zu bezeichnen, ohne dmik da-
durch die Bedeutung des Zeichens sich ändert. Als betrachdi*
obere Abweichung aber ist es zu betrachten , wenn Naum avt
in seinem Lehrbuche der Mineralogie die zweite Mohsische Ab-
leitungsart aufsein mR anwendet und den 2X6flächigenKr<»n-
. randner, welcher mit mR gleichen Rand, «ber eine nmal to
grobe HauptVixe hat , durch m R» bezeichnet , wo n die Bedeu-
tung der von Mohs gebrauchten Ableitungszahl m erhält, mitliin
+ mR'> = (j:m.n,a, ± ^^^ ^ R, r)
und — mR» es ( + m.n.a, X •- --7 R, r)
^•^ 3n + 1
a
ist, wenn Rr die einfache Zelle bedeutet, in welcher R Q r ^30*
und a : R: r = a : |^3: 2 ist.
Die Eintheilung der 1 - und 1 mausigen Gestalten nach dec
BeschafiPenbeit der bei der Bezeichnung zum Grunde liegenden
Zellen in örthometrisch-monoklinometrische, diklinometrisch-
triklinoedrische , triklinometrisch - diklinoedrische und triklino-
metrisch- triUinoedrische, welche von Naumavv besonders her-
vorgehoben wird, ist oben bereits beurtheilt worden. Auch
sucht Naumavv bei seinen Grundgestalten \ welche Rhomben*
Oktaeder (2X4flächige Ebenrandner) sind, nachzuweben, dals
R = a + r oder = J-a -f- r oder = a 4- 4-^ *®y 1 wenn a:R:r
das Verhältnib der drei 2gliedrigen Azen bedeutet.
BcRMHAaDi^ hat sich besonders in neuerer Zeit Verdienste
1 Die mit den ?on Mobt angenommenen in der Regel ubereia-
sttmmeD.
2 Beitrage ZQr nahem Kenntnift der regelmalsigenKryitallformea.
Auch muU hier erwähnt werden deuen: Nene Methode, Krjstalle xv
beichreibea, in Gehler*« J. f. Gh. u. Ph. 1808, and: Ueber krystallo-
graphischefiezeiohniiDgtmeüioden, in Schweigger'i J. f. Gh, 1828.
Geflchichtlicbes. 1339
^Hrwerben durch Untermcbübgen über die 4axigen Gestalten.
Auch in seinen Arbeiten liegt das Bestreben , die gerengesetz-
liche Ableitbarkeit aller Krystallgestalten ans den hauptaxenlosen
3gliedrig 4axigen wahrscheinlich za machen. Er ist ferner be«
snöht y eine Art von Abhängigkeit nachzuweisen «wischen den
Krystillformen chemischer Verbindungen und denen der vor-
"bundenen Urstoffe. ',
' Breithaupt's eigenthümliche Ansichten sind oben bereits
erwähnt. Er bedient sich theils der Weifsischen, theils der
P^auroanniscben Zeichensprache« Genauere Bestimmungen der
iirspriin glichen Mafse bei den Krystallreihen sehr vieler Sub-
stanzen hat ihm die Wissenschaft zu danken.
Raümkr^ hat sich vorzüglich bemüht, die ersten Elemente
jler Krystallkunde auch solchen zngängig zu machen, die vorher
noch nicht sich mit mathematischen Studien beschäftigt haben.
£r behandelt eine nicht geringe Menge einzelner Lehren auf eine
sehr fafsliche zweckmafsige Weise.
Es bleibt nunmehr noch zu bemerken, dafs die wissen-
schaftliche Kiy stall künde bereits sich in allen bessern neueren
and neuesten Werken über Mineralogie und zum Theil auch
über Chemie und Physik ihren Platz errungen hat und cJaCs
diese mitunter reich sind an einzelnen , in das Gebiet der Kry-
stallkunde einschlagenden, eignen oderfleifsig zusammengetrage-
nen fremden Beobachtungen , mitunter auch durch eigenthiim-^
liehe Art des Vortrags der in ihnen enthaltenen krystallographi-
schen Lehre u. s. w. sich auszeichnen.
In dieser Beziehung mögen hier noch erwähnt werden die
Namen v. LionrHAaD^, Hartmavs^i PaiLLirs^i Beupast^.
und L. Gmclih ^.
1 Tersnch einet Abc -Backt der Erystallkande.
2 Handbuch der Oryktogootie.
3 Die Mineralogie la lechi und zwanzig Yorlesnngen.
4 Elemeivtary introduction to mineralogy/ dte Aasgabe* (Vei^-
züglich reich an vielen neoen Beobachtongen ond Winkel meuoiigen,
die jedoch zum Theil nicht den erforderlichen Gmd von Genauigkeit
zo haben tcheiuen.)
5 TraiU ^Itfmentairfe de mintfralogie.
6 Handbach' der theoretiichen Chemie« Ste Auflage«
1340 ErystalK
Es wurde sna sein ins Bintelne fuhren , hier die in den be-
kannten naturwissenschaftlichen Zeitschnften ^ WörterbHchefiB*
u. s. w. , in den Schriften gelehrter Gesellschaften u. s, ^vr. xer*
streuten einielnen krystallographischen Arbeiten der bereits snf-
geföhrten Naturforscher sowohl , als auch der nicht namenllick
erwähnten aufzuzählen* Die allgemeine Verweisung auf solche
Schiiftensammlungen möge daher hier genügen^»'
MesseL
Kry-stallogenie.
Crystallogenia; Krystallbildung; die I«ebre
von dem Entstehen der Krystalle nach «lies
seinen Beziehungen.
Wahrscheinlich sind alle einfachen StoiFe und ihre propor«
tionirten chemischen Verbindungen unter einander fähig, unter
den gehörigen Umständen Erystallgestalt anzunehmen. Dafs
man mehrere einfache und zusammengesetzte Stoffe noch nicht
im krystallischen Zustande kennt, rührt theils davon her, daft
einige überhaupt nicht im festen Zustande bekannt sind, wie
SauerstoflP u. s« w. , theils daher, dab es bei manchen schwierig
ist, die zur Kiystallisation nOthigen Bedingungen gehörig so
erfüllen«
Die Bedingungen der Krystallbildung sind :
1) Der Körper mufs sich zuerst in dem tropfbar oder ela«
stisch flüssigen Zustande befinden, wahrscheinlich danut die
Vertheütheit und Beweglichkeit der einzelnen Theile ihre Ver-
einigung nach bestimmten geometrischen Gesetzen zalasse&
Fälle, wo blofse feine Pulverisirung eines festen Körpers die
Krystallbildung 'bewirkt habe, sind bis jetzt zweifelhaft. £io
fester Körper kann auf doppelte Weise flüssig werden.
a) Durch Vereinigung mit Wärme , aho entweder durch
Schmelzung oder durch Dampfbildung. So kxystallisiren Scbwe-
1 So z« B. im Dictionnaire des tciencei saturellet der Aitikel
cristallhatlon yon Bbocbaht db ViLiiRas«
^ 2 Ausfulirlichere literarische nnd geschichtlicha NachweituDgen
enthält die im Jahre 1825 erschieneoe Geschichte der KrystaUkonde
von Marx.
Krjstallogenie. 1341
fei , lod , Campher und Benzoesäure sowohl nach dem Schmel-
zen, als auch nach dem Verdampfen ; Viele Metalle nach dem
Schmelzen , Salmiak nach dem Verdampfen.
h) Durch Vereinigung Wt einem wägbaren Stoffe entwedet
1>ei gewöhnlicher oder bei höherer Temperatur^ wofern die hieraus
entspringende Verbindung tropfbar oder elastisch flüssig ist.
1-Iierher gehört die Auflösung vieler Salze und anderer Materien
in Wasser, die Auflösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff^
•von schwefelsaurem Baryt in Vitriolöl , von Salzen , Chlorme-
tallen , Benzoesäure, Campher und Harzen in Weingeist und die
Auflösung von lod in Wasserstoff zu hydriodsaurem Gas.
2} M^n hat hierauf solche Umstände eintreten zu lassen,
-welche den Körper veranlassen , wieder in den starren Zustand
zurückzutreten. *
a) War Wärme die einzige flüssig machende Ursache oder '
trug sie wenigstens dazu bei , den Körper in gröfserer Menge in
einer wägbaren Flüssigkeit löslich zu machen , so hat man Er-
kältung anzuwenden. Lälst man demnach geschmolzenen Schwe-*
fe},|tt^schmolzenes Wismuth u. s.w. erkalten, so geben sie in
den festen krystallischen Zustand über. Um hierbei deutliche
Krystalle zu erhalten , läfst man nur die Hälfte des Geschmolze-
nen erstarren , durchstöfst die Krystallrinde und giefst den noch
flüssigen Theil ab , welcher sonst mit den früher erzeugten Kry<-
stallen ein Ganzes l>ilden würde, in dem die einzelnen Krystalle
nicht wohl zu unterscheiden wären. Eben so wird bei der Sub-
limation des Schwefels , lodes , Salmiaks n. s. f. der Dampf die-
ser Körper in einem Theile des Apparats so weit abgekühlt, da&
er zu mehr oder weniger deutlichen Krystallen erstarrt. Des-
gleichen setzt eine in der Wärme bereitete Lösung verschiedener
Salze in Wasser, der Benzoesäure, des Gamphers u. s. w. ia
Weingeist, beiin Erkalten den Theil dieser Körper im krystalli^
jBchen Zustande ab, den dieselbe bei der erniedrigten Tempera/«^
tur nicht mehr aufgelöst erhalten kann.
Uebrigens zeigt sich beim Krystallisirenlassen von tröpfbar.
ren Flüssigkeiten' durch Erkältung die Anomalie , dafs diese in
der Ruhe und in verschlossenen Gefäfsen oft weit unter die
Temperatur gebracht werden können, bei der sie unter andern
Umständen Krystalle liefern, ohne ihren flüssigen Zustand za
. verlieren. Bekanntlich gefriert das Wasser in offenen Ge&fsen
^icht unter 0^ zu einer krystallischen Masse ; dagegen kann et
i342 . Krystall.
in verschlossenen Flaschen oder in Thermometerkageln etnigi|
Grade unter O9 selbst bis zu— 6^ abgekühlt weisen , ohne
gefrieren , und erst beim Erschüttern oder Oeffnen des Gelabci 1
oder Hineinwerfen von einem Stück Eis tritt eine sich schneQ ]
ausbreitende Krystallisation ein , mit welcher die Temperatv
des Wassers auf 0^ steigt« Die höphst concentrirte Kssigsäure,
4er Eisessig , gesteht in offenen Gefälsen etwas unter -f- 13^ CL,
in verschlossenen kann man denselben auf — 12^ erkälten, obne
dafs er gesteht ; (öffnet man jedoch das GeföJs und schüttelt , so
erfolgt, selbst wenn die von Aufsen eindringende Luft waimci
ist, als der Eisessig, eine Krystallisatian , die von obeo anfiiii^
und sich schnell durch die ganze Masse fortsetzt. Anisöl läht
sich in verschlossenen Gefafsen' in der Ruhe oft einige Grade
unter seinen Gefrierpunct erkälten, ohne zu gestehen, was
jedoch bcfim Schütteln augenblicklich eintritt Der Brannkoh-
lencampher oder Scheererit , welcher bei 45^ schmilzt, gestahe
oft erst nach mehrtägigem Erkalten beim Hineintauchen eines
Platindrahtes oder Giasstabes. Auf dieselbe Weise verhalten
sich die Auflösungen vieler Salze in warmem Wasser ; aq^^uf-
fallendsten zeigt sich die^e Erscheinung bei schwefelsaurem uad
essigsaurem Natron , minder stark bei kohlensaurem , phosphor-
^ saurein pnd boraxsaürem Natron , bei salzsaurem Kalk , bei der
schwefelsauren Bittererde , bei salpetersaurem Kupferoxyd nnd
bei Bleizucker, welche Salze sämmtUch beim Krystallisiren Kiy-
stallwasser aufnehmen. Dagegen krystallisiren Salmiak, schwe-
felsaures und salpetersaures Kali, Kochsalz, Baryt, Strontian,
Alaun, Bleisalpeter, Eisenvitriol, Kupfervitriol, Kleesäure ond
überhaupt die meisten Salze auch in verschlossenen Ge&fsen aus
eigner in der Hitze stark gesättigten Lösung beim Erkalten so*
gleiph heraus und nur wenn die warme Lösung nicht viel mehr
Salz enthält, als auch in der Kälte gelöst bleiben würde, so
schüebt dieser kleine Ueberschufs beim Erkalten in verschlösse*
neu Ge&tsen nicht an , auCser beim Bewegen oder Hineinbzin-
^n ebes Salzkrystalls.
Die mannigfachsten Versuche sind mit dem-schweCelsaaren
Katron angestellt worden. Eine aus gleichviel Wasser und kiy«
stallisirtem Glaubersalz bereitete heilse Auflösung krystalUsirt
.«icht bei langsamem oder bei durch Eintauchen ii| kakes Wasser
bewirktem raschen Erkalten, wenn sie sich in einer ansgekochtea
Barometerröhre oder in einem luftleeren, wohl verschlossenen
Kryatallogenie. .j[348 ,
GefaCse oder io einem oiFenen Geiafse mit einer Lage Terpentinöl
überschüttet oder in einem lufthaltenden , wohl verschlo^stnen
oder auch nar mit einem losen Deckel versehenen Gefälse oder
in einem offenen Gefäfse unter einer lufthaltigen, mit Wasser
gesperrten Glocke oder in ruhig stehenden offenen Flaschen
oder in einem Gläschen befindet, welches in einer verstopften .
Flasche eingeschlossen ist, welche Luft und, um sie auszu-
trocknen, etwas Potasche enthält, wo Glaubersalz auswittert
und nicht einmal beim Herabspülen Krystallisation veranlafst«
Die Krystallisation einer also erkalteten Auflösung wird äugen*
blicUich oder nach kurzer Zeit bewirkt 1) durch Bewegung,
-wenn nämlich die Auflösung in einem offenen Gefäfse erkaltet
"war; 2) durch Zutritt der freien Luft, mittelst Oeffnens der
Gefäfse, wo die Ejrystallisation um so schneller eintritt, je wei-
ter die Oe£fdung ist, und wobei immer auch etwas Bewegung
nöthig zu seyn scheint. Die Krystallisation fängt hier von oben
an, da wo Auflösung, Gefäfs und Luft mit einander in Berüh-
rung treten, und nur dann ein wenig unter der Oberfläche^
vreni| ein Stäubchen beim Oeffnen hineinfiel. Bei einer im^ luft-
leeren Räume erkalteten Auflösung reicht auch schon ein Bläs-
chen Luft, Wasserstoffgas, kohlensaures Gas oder Salpetergas
Iiin , die Krystallisation zu bewirken. 3) Durch Berührung der
Auflösung mit einem festen Körper, wie Glasstab, Feuerstein,
Eisendraht, Glaubersalzkrystall, oder in der Luft schwimmenden
Stäubchen* Diese Körper bewirken nicht die Krystallisation,
wenn sie mit der heifsen Auflösung erkalteten, desgleichen nicht
(mit Ausnahme des Glaubersalzkrystails ) , wenn sie nafs oder
erwärmt in die Auflösung gebracht werden. Die Krystallisation
geht hier vom firemdartigen Körper aas. Wenn die Lösung von
51 krystallisirtem Glaubersalz in 49 warmem Wasser bis unter
10^ C. abgekühlt und durch eines def genannten Mittel zum
plötzlichen Krystallisiren gebracht wird, %o schieisen beinahe
I- des Glaubersalzes an* und hiermit erfolgt eine Temperaturer-
höhung von 13^ C. Diese leitet TbohsojS von dem Uehergange
flüssigen Wassers in festes Krystallwasser ab, womit die Be-
rechnung ziemlich übereinstimmt.
Die.Angabe von Thevaro, dab nach dieser Krystalliiatioi^
eine Mutterlauge bleibe, die nicht mehr bei der gegebenen Tem-
peratur mit Salz gesättigt sey, scheint auf einem Irrthnme zu be<*
ruhen; im Gegentheil fand Thomsov» dals die übrige Flüssig-
1344 KrjstaU.
keit| ^e3 ihre Temperatur gestiegen ist, eine entsprechende
Menge Glaubersalz gelöst behält, von welchem noch ein grofser
Theil bfeim Erkalten auf dem vorigen Puncto von 10* anschielst.
Ist die Glaub ersalzauflßsung zu gesättigt , so schiefst schon -VTäh-
rend des langsamen Erkaltens ein geringer Theil in sehr hacrten
durchsichtigen Krystallen an , die nicht , wie das gewöhnliche
Glaubersalz, 10, sondern nur 8 Misch ungsgewichte Kryslall-
Wasser enthalten und die, wenn man die iibrise Auflösung
durch die angeführten Mittel zum Krystallisiren bringt, in dem-
selben Augenblicke weifs und undurchsichtig werden und so
bleiben. Löst man 24 krystallisirtes kohlensaures Natron in 100
warmem Wasser und kühlt die Lösung unter 10^ G. ab , so er-
folgt beim OefifVien und Schütteln des OefäTses sogleich Krystal-
lisation und die Temperatur steigt um 8* G. Eine stark abge-
dampfte Auflösung Von essigsaurem Natron krystallisirt oft län-
gere Zeit nicht bei 10® G. ; beim Ausgiefsen in ein anderes Ge-
fäfs gesteht sie nach einigen Secunden zu einer faserigen Masse,
wobei ihre Temperatur von 10* C, auf 52**, 5 in die Höhe geht«
Durch Erhitzen eines Gemisches von Salpeter und Schwefel-
säure erhielt' Grebv eine klare Flüssigkeit, welche nach dem
Erkalten erst bei dem Hineinwerfen eines Salpeterkrystalls fest
wurde, und zwar unter Wärmeentwicklung. Die Lösung des
salzsauren Kalks in warmem Wasser bleibt nach Coxs in ver-
schlossenen Gefäfsen oft flüssig und krystallisirt dann, ohne
dafs Oeffnen nöthig wäre , beim Schütteln unter besonders star-
ker Wärmcentwickelung und die warm bereitete Bittersalzlö-
sung bleibt auch in offenen Gefäfsen beim Erkalten oft flüssig
und giebt dann beim Schütteln körnige Krystalle. In einer heifs
bereiteten Auflösung von Salpeter und Glaubersalz bringt nach
LowiTZ während des Erkaltens ein Salpeterkrystall blofs das
Anschiefsen von Salpeter, ein Glaubersalzkrystali blofs das An-
schiefsen von Glaubersalz hervor, während aus der für sich ge-
lassenen Auflösung beide Salze durch einander krystallisiren«
Diese Anomalie erklärt Berthollkt (statique chimique
L32.) und Gay-Lttssag aus einer Trägheit der kleinsten Theile,
so wie Th^nard annimmt, dieselben würden durcl^ dos Schüt-
teln in eine andere Stellung gegen einander gebracht Allein
Schütteln in verschlossenen Gefäfsen bewirkt meistens nicht die
Krystallisation. Auf jeden Fall läfst sich annehmen, dafs die
Cohäsionskraft eines Körpers sich oft erst auf eine mechanische
^rystallogenie. 134i
Veranlassung hin in solchen I^en Hubert , in welchen sie übet
andere Kräfte, z. B. über die Affinitat des Körpers gegen Wärme
oder gegen wägbare Anflösungsmittel ^ das Uebergewicht er-
langt hat^
b) War der zu krystallisirende Körper durch Verbindung
mit einem andern wägbaren Stoffe flüssig gemacht , so hat man
ihm. diesen wieder zu entziehen. Dieses wird bewerkstelli<:t
entweder durch Entfernung des letzteren in Da'mpfg estalt, ei
sey dieses in der Siedhitze oder bei niederer Temperatur an der
Luft oder im lufdeeren Baume. So krystallisirt das Kochsalä
beim Einkochen seiner wässerigen und manches Harz bei frei*
TTilligem Verdampfen seiner weingeistigen Lösung. Oder der
flüssig machende Stoff wird durch einen andern wägbaren StofF
entzogen , der sich damit zu einer Flüssigkeit verbindet, welche
den zu krystallisirenden Körper entweder gar nicht oder wenig*
stens in geringerer Menge aufgelöst zu behalten vermag. So
krystallisirt Salpeter und Kupfersalmiak aus der wässerigen Lö-
sung bei Zusatz von Weingeist und umgekehrt Campher aus der
weingeistigen bei Zusatz von Wasseh
Die bei der Krystallbildung bemerkbaren U/nstände und
JSrfol^e sind folgende :
1) Je langsamer die Bedingung Nr. 2» nMinlich Zunickfuh*
rang des flüssig gemachten Stoffes in den starren Zustand, erfüllt
wird und je ruhiger die Flüssigkeit steht , desto wenigere, grö-*
bere und deutlichere Kzystalle bilden sich ; je schneller man er-»
kältet oder das Auflösnngsmittel entzieht, desto mehrere, kleinere
und undeutlichere« Denn im ersten Falle haben die Theilchei^
des fest werdenden Körpers Zeit, sich regelmäisig an diejenigen
anzulegen, welche sich zuerst im starren Zustande aus derFlüssig-*
keit ausgeschieden hatten, und sich mit ihnen allmälig zu grofseu
Krystallen zu vereinigen; werden dagegen bei schneller Kry«r
stalUsation viele Theilchen auf einmal starr, so bildet jeder der-*
1 Vergl. LowiTs in Grell's Anoalen 1790 Bd. T. 8. 209. CiT-Lrs-
uc la M^moiret d'Aocaeil B. III. daraas io Schweigger's J. B. IX.
8.70.* Ferner: Annalei de Ghimie et Physiqae T* XI. p. 80U
ScaWEiGGva in Sobweigger^a J. B. IX. 8. 79. Coxs in Thomaon's An-
naU of Fhilosopby YoLI. p.380 und Vol. VI. p. 101. Ziz in Schweig-
ger*« Jonrn. Bd.X. 8.160. Gsicsa in Schweigger's Jonrn. B.XT.S.231.
TaoMsoa in Phillip^s AnnaU of Phllosopby Vol. III. p. 169-
i346 Kryatall.
selben fiix sich einen Kern %m Anlegmig der übrigen
den Theilchen und es bilden sich vide Kiystalle, von denen
vielleicht keiner vollständige Ausbildung erhält. Hierauf grai»-
det sich der Unterschied des Kandiszuckers und des Hatzuckeia^
so wie LbBlang's Weise, aus verschiedenen Auflösungeo mög-
lichst regelmälsige Krystalle zu erhalten.
Man läfst z. B. die Lösung eines Salzes in warmem "Wasser
sehr langsam erkalten | so dafs nur einzelne Krystalle entstehen,
ynan sucht von diesen die am besten ausgebildeten aus und legt
sie, von einander getrennt, in die Auflösung desselben Salzes^
welche durch gelindes Erwäru^en mit überschussigen Salzen
nur etwas reichlicher mit diesem beladen ist , als sie bei ge-
wöhnlicher Temperatur behalten kann, und daher diesen kleines
Ueberschufs allmälig an den hineingelegten Krystall absetzt.
IVIan wiederholt dieses so lange , bis die einzelnen Krystalle die
gewünschte Gröfse haben , wobei man sie jedoch jedesmal auf
eine andere Seite zu legen hat, weil die den Boden berührende
(lache am wenigsten Gelegenheit hat zu wachsen. Man er»
spart sich die Mühe der wiederholten Bereitung einer etwas
übersättigten Lösung, w^nn man in dem oberen Theile einer
gesättigten Lösung , auf deren Grunde die Krystalle liegen, etwas
von dem Salze in einem Florbentel oder Trichter -aufhängt.
Denn da immer et\^as Temperaturwechsel eintritt und die wär-
mere Flüssigkeit nach oben steigt, daselbst mit dem aufgehsbg-
fen Salze in Berührung kommt, alsdann aber durch Aufnahm«
Von Salz specifiisch schwerer wird und sich zu den Krystalleo
herabsenkt, so geht hier ein allmäliges Wachsen der letzteren,
die man nur' öfters zu wenden hat, vor sich.
2) Die Krystalle zeigen, so weit man dieses bemerken
kann, bei ihrem ersten Entstehen dieselbe äufsere Gestalt , wie
Später; namentlich bildet sich nicht etwa zuerst die primitive
Gestalt aus , die dann durch weitere Anlegung von Masse nach
bestimmten Gesetzen in* die seeundäre Form überginge. So be*
merkt man bei Alaun, dessen Grundgestalt ein regehnäfsiges
Oktaeder ist, beim ersten Entstehen der Krystalle dieselben Ab-
stumpfungen der Ecken und Kanten , die sich bei den ausgebil-
detern Krystadlen zeigen.
3) Oie Krystalle entstehen zuer^ da, wo ihnen das Flüs-
sigkeitsprincip entzogen wird oder wo sie durch Adhäsion sich
jfestzusetzen veranlaüst werden j daher auf der Oberfläche der
Krystallogenie. 1347
Fltissigkeit, sofern hier V^dkinstong oder AUtihlang durch die
latift und Adhäsioü der Luft an die Kristalle gegeben ist ; ferner
am Boden und an den Wandungen der Gefafse , sofern sie theib
die Wärme hindnrchlassen , theils Adhäsion gegen die Krystalle*
mfsern. Dafs letzterer Grand mit in Anschlag kommt, beweist'
die Erfahrnng , dals ans ihrer wässerigen Auflösung krystallisi-'
rende Salee sich schwieriger an gläserne als an porcellanene-
und gar nicht an mit Fett übersogene Wanifungen absetzen.
JBodlich legen sich auch die 'Krystalle an Holz und andere mit
Adhäsion gegen sie begabte Körper an , die man in die krystal-
lisirende Flüssigkeit bringt. Nach Lüdbckb^ soll auch die Nähe
zweier magnetischer Pole das KrystaUisiren an bestimmten Stel-
len veranlassen.
Indem die ersten Krystalle sich an bestimmten Stellen be-
festigen und hier weiter wachsen , so entsteht in den Fällen, wo
der krystalUsirende Körper in einer wägbami Flüssigkeit gelöst
ist, eine Strömung, indem die einzelnen K^stalle dem Theile
der Lösung y mit welchem sie in Berührung sind , so viel Kry-
Stallmasse entziehen , als es bei den gegebenen Umständen mög-
lich ist-, wodurch dieser Theil der Lösung speciiisch leichter
wird nnd in die Höhe steigt, um der übrigen noch beladeneren
Flüssigkeit Platz zu machen.
4) Krystallisirt ein Körper aus einer Auflösung in einer
tropfbaren Flüssigkeit heraus und wird diesr nicht durch Ab-
dampfen völlig entfernt, so bleibt bei den Krystallen die Mut-'
terlauge übrig. Diese Mutterlauge ist die Flüssigkeit, in wel-
cher der krystallisirende Körper gelöset gewesen war und welche
noch so viel hiervon gelöst enthält ^ als bei den gegebenen Um-
ständen, besonders bei ihrer Menge und der stattfindenden Tem-
peratur, darin surüekgehalten werden konnte. Enthielt die
Auflösung neben dem krystaUisirenden Körper etwa noch eine
andere minder kicht krystallisirbare Materie gelöst, so bleibt
diese, neben der angegebenen Menge des krystaUisirenden Kör-
pers , vorzugsweise in der Mutterlauge. Hierauf gründet - sich
eine s^ gebräuchliche Reinigungsweise leichter krystallisirbarer ,
Körper von weniger krystallisirbaren , denn durch wiederholtes
Auflösen derselben, Krystallisiren, Abwaschen mit kleinen Men-
gen des kalten Auflösungsmittels und Auspressen zwischen Fliefs«
1 G. LXVIU. 76.
1348 KryjtaU:
papier erhalt uiAii zuletzt Eiystalle^ welche vlflllg frei Von dit
minder krystallisirbaren Materie sind f sofern diese in dar Mtt«
lellange zurückblieb. Bei dieser , besonders bei Salzen ^ -m
Salpeter, Alaun u. s. w., häufig vorkommenden, Reinigungsinneiae
aieheti Manche die Erzeugung kleiner Krystalie durch ragchei»
Erkälten der Erzeugung grofser durch langsames Erkälten vo^
sofern im erstem Falle weniger Mutterlauge zwischen die Blatt*
eben eines Krystall^ eingeschlossen werden kdnne, und hiewtad
gründet sich die neufranzösische Reinigungsweise des Salpelcis.
Berücksichtigt man jedoch , dals bei gleichem Gewichte soldie
kleine Krystalie viel mehr Oberfläche darbieten ^ als gitliaere^
dafs ihnen daher viel mehr Mutterlauge äufserlich anhängt , die
sich durch Abwaschen nicht so vollständig entfernen l䣻t, und
dals bei sehr langsamer Krystallisation , wo die Krystalltheilchen
i^it haben , sich gehörig an einander zu fugen , gerade ^reniger
Mutterlauge in die Krystalie eingeschlossen ^werden möahte , so
mub man mit Clemevt und Dssormbs^ der Einwendaegen
Yon LoNOCHAMP ^ ungeachtet y der langsamen Krystalliaimog
den Vorzug geben»
Von der Mutterlauge Werden öfters 9 besonders bei rasche*
rer Krystallisation, kleine, bei derselben Materie sehr veränder*
liehe, Mengen in die 6lättchen des kiystallisirenden Körpers als
ZerJbnisteruN^sM^asier eingeschlossen* Werden solche Krystalie
erhitzt und schmelzen sie nicht unter dem Siedpuncte der an-
geschlossenen Mutterlauge ^ so zeigen sie das Zerknistem oder
Decrepitiren, sofern die aus der Mutterlauge entwickelten Dämpfe
mit Gewalt die Krystalie zersprengen , um sich einen Ausgang
m verschaffen. Kochsale» durch Verdampfenlassen der wässeri-
gen Auflösung bei gewöhnlicher Temperatur krystallisirt, ver-
knistert nicht beim Erhitzen , heftig dagegen das diu ch rasches
Einkochen der wässerigen Lösung erhaltene; mancher Kalkspalh
verknistexty anderer nichts
Von diesem nur zufallig in unbestimmter Menge und me-
chanisch beigemengten Zerknisterungswasser ist das wesentlich,
in bestimmter Menge und chemisch beigemischte KrystaUtpaster
sehr zu unterscheiden« Viele. Körper nehmen nämlich bei ihrem
Anschiefsen aus einer wässerigen Auflösung eine bestimmte
1 Annaies de Chimie. Tome XCH. p. S48.
2 Aonalei de Chimie et Physiqne. Tome IX. p. 800.
Krystallogenie: 1349
IVIenge Wasser auf eiAe «olche \Yeise in ihre Krystalle'atif, dab
sie nun nicht mehr die Krystallform und übrigen Eigenschaften
d.es was5erfreie9 Körpers aeigen, sondern verschiedene^ wie sie
^iner solchen proportionirtto Verbindung desselben mit Wasser
zukommen^. Auch Weingeist geht auf dieselbe Weise in manch»
aas ihm anschiefsende Erystalle über ^ so dafs auch ein Kr^etU^
liacUionsMfeingeist zu unterscheiden ist*
5) Jede Krystallbildung ist mit Wärmeentwickelung ver*
bunden ; manche auch mit Lichtentwickelung. Die Wärmeent-«'
vrickelung rührt ohne Zweifel Von der beim Uebergange der ilüs-^
sagen Stoffe in den festen Zustand freiwerdenden Flüssigkeits^.
'wärmc^ her. Sie ist besonders bei rascher KrystalLisation deutlich
zu bemerken, daher vorzüglich in dem ob;en beschriebenen ano-
malen Falle , wo Wasser oder die Lösung von Glaubersalz , es^
sigsaurem Natron u. s. w», in der Ruhe unter ihren Krystallisa«.
tionspunct abgekühlt, durch eine äufsere Veranlassung zu fasoher<
Krystallisation gebracht werden« Die Lichtentwickelung zeigt
sich' bei der Sublimation der Benzoesäure und bei der Krystalli^
sation mehrerer Salze , besonders des schwefelsauren Kali's > des
schwefelsauren Kobaltoxydkali's, des flufssauren Natrons und des
salpetersauren Strontians aus ihrer wässerigen Lösung ^.
6) Hinsichtlich des Verhältnisses der Krystallform^ welche
die Stoffe annehmen ^ zu ihrer chenüschen Natur ist Folgendes
zu bemerken :
a) Einerlei Materie kann in vielerlei Formen krystallisiren,
welche jedoch in den meisten Fällen nur einem einzigen Kry-
Stallsysteme angehören und welche in Hinsicht der Winkel mit
einander vereinbar und von einer gemeinschaftlichen Grundform
abzuleiten sind. So kommen vom Kalkspathe mehrere hundert
verschiedene Krystallformen vor^ welche jedoch alle dem 3-'
und 3gliedrigen Systeme angehören und als deren Grundform ein
stumpfes Rhomboeder angenommen wird. Kennt man von einer
Materie auch nur eine einzige Krystallform , so darf man doch
annehmen, dafs sie unter gewissen Umständen auch alle die
übrigen Formen zeigen könnte, welche demselben Krystallsy«
steme angehören. Woher es komme, dafs dieselbe Materie bald
diese, bald jene Form desselben Krystallsystems annimmt, ist
1 Vergl. Art. Wasserstoff.
Z S. Art. Lichu
1350 Kry«talL
noch müht hinreiclMDd ausgemittelt ; so viel ist jedoch dtirdk
BsuDAVtf^S Versuche^ ausgemacht , dafs hieraaf nicht so^voU
Temperatur, elektrischer Zustand, Concentration und VolaoM
der Flüssigkeit, Gestalt und Materie der Gefalse, Barometerstaiid
und Hygrometerstand einfliefsen, als vielmehr Gegenwart fremd-
artiger Stoffe, von denen die meisten chemisch, einige vielieicirt
auch nur mechanisch wirken. Zu letzterem Falle zählt Beudavt
die Erfahrung , dab die mit zartpulverigem Bleivitriol gemengte
Auflösung des Alauns oder Eisenvitriols einfachere , mit inreni-
geren und matteren Flächen versehene Krystalle absetzt, als v^elia
diese Auflösungen fiir sich krystallisirt wären ; doch ist es nicht
unmöglich, dafs sich eine Spurvon Bleivitriol auflöste und so eine
chemische Wirkung auf die krystallisirende Flüssigkeit ätifserte.
Auf ausgemacht chemischer Wirkung beruhen 'folgende Falk«
Salmiak,. der aus einer Auflösung in reinem WasSiftr in Oktae>
dern anschiefst , schiefst bei Gegenwart von viel HamstoflT in
, Würfeln , von weniger Harnstoff oder von Boraxsäure in Cabo-
Oktaedeili an. Das für ^ich in Würfeln krystallisirende Kochsalz
nimmt, wenn die Lösung zugleich Harnstoff enthält , die okta-
edrische, wenn sie Boraxsäure enthält, die cubo-oktaediische
Form an.- Fügt man der Alaunlösung etwas Alkali hinzu, so
giebt sie keine Oktaeder, sondern Würfet, während sie bei Zu-
satz von Salzsäure Gubo -Ikosaeder und beim Zusätze von Bonx
Cubo -Okto-Dodekaeder liefert. Der mit Kupfervitriol versetzte
Eisenvitriol schiefst in einfachen schiefen rhooibischen Säulen
an ; der mit Zinkvitriol oder Bittersalz versetzte in denselben
Säulen, welche an den spitzen Endecken stark abgestumpft
sind, der reine Eisenvitriol in denselben Säulen, an den spitzen
Endecken, den stumpfen Endkanten und den stumpfen Sei*
tenkanten schwach abgestumpft, und der mit Borax, phosphor-
saurem Natron oder Salzsäure versetzte Eisenvitriol in densel-»
ben Säulen, an sämmtlichen Ecken und Kanten abgestumpft.
In vielen dieser Fälle ist es erwiesen, dafs der fremdartige
Zusatz mit in die Krystalle übergeht; so bei mit Kupfern-
. triol oder Zinkvitriol versetztem Eisenvitriol« Man kann hier
annehmen, dafs mit der so veränderten chemischen Mischnbg^
eine veränderte Kry stallform gegeben ist. In andern Pälleo,
wie bei Harnstoff und so weiter , ist ' eine' solche Beimiscfauag
1 Annales de Ghimie et Phjsiqae. Tome YIII. p. 5.
Krystallogenie. 1351
des fremdlartigen Zusatzes nicht erwiesen und weniger wahr-
scheinlich und die Einwirkung dieser Stoffe ist vielleicht blofs
daraus zu erklären , dafs sie in der Mutterlauge bleiben und
hierdurch einen nicht weiter zu erklärenden Einflufs auf die
Vereinigung der krystallisirenden Theilchen nach bestimmten
Gesetzen ausüben, welcher eine andere Form zur Folge hat.
Von der so eben aufgestellten Regel , dals einerlei Materie
olofs die Formen eines und desselben Krystallsystems annimmt,
die mit einander vereinbar und von einer gemeinschaftlichen
Grundform abzuleiten sind, giebt es jedoch mehrere Ausnahmen^
sofern manche Substanzen dimorph und selbst trlmorph sind,
d. h. Krystalle liefern kennen, die zwei oder drei verschiedenen
Systemen angehören , oder wenn auch einerlei Systeme , doch
xnit solchen ^inkelverschiedenheiten , dafs sie nicht aus einer
gemeinschaftlichen Grundform abgeleitef werden JiLÖnnen. Auf
diesen JDimorphismus und Trimorp/iismus hat zuerst Mitsc HER'«
1.1 CH aufmerksam gemacht. Die im Mineralreiche vorkommen-
den Fälle sind folgende. Der kohlensaure Kalk gehört im Kalk->
spathe dem rhomboedrischen SysteAae an 5 im Arragonit dem 2-
lind 2gliedTigen ; das Doppelschwefeleisen zeigt im Schwefelkies
aum regulären Systeme, im Wasserkies zum 2- und 2gliedrigen
Systeme gehörende Gestalten ; das Titanoxyd kommt als ^Ratil
und als Anatas vor und wiewohl die Formen beider Mineralien
dem quadratische!^ Systeme angehören , so sind doch die Win-
kel so beschaffen , dafs sie sich nicht auf einander zurückführen
lassen* Der KohlenstolF zeigt , als Diamant, zum regulären Sy-*
Sterne gehörende Kry stallgestalten , als Graphit zum ögliedrigen
Systeme gehörende«' Mit der verschiedenen Krystallform sind
auch Verschiedenheiten hinsichtlich des specifischen Gewichts,
der Härte , der Farbe u. s« w* verbunden. Zwar läfst sich gegen
diese Ausnahmen einwenden, dafs durch Staomeybr im Arra-
gonit eine kleine Menge von kohlensaurem Strontian gefunden
worden ist, der dem Kalkspathe fehlt, dafs im Graphit dem
Kohlenstoffe etwas Eisen beigemischt zu seyn pllegt , während
der Kohlenstoff des Diamants rein ist, und dafs vielleicht bei ge-*
nauer Untersuchung auch bei den übrigen genannten Mineralien
chemische Verschiedenheiten aufgefunden werden möchten« AI«*
lein theils isif die Menge des Strontians im Arragonit sehr geringe
und mancher Graphit scheint reiner Kohlenstoff zu ^eyn, theils
f lassen' die folgenden Erfahrungen über künstliche Bildung von
V. Bd. Rrrr
1352 , Krystall.
Krystallen, die versckiedeneD Systemen angehören, keinen Zxrei-
fei an der Exsistenz solcher Ausnahmen, so dafs man geneigt
wird , auch die genannten Falle hierfür gelten zu lassen. 'We
man die Auflösung von Schwefel im SchwefelkohlenstoflT 6et
Kälte aussetzt, so schiefst er in denselben dem 2r ^^^ 2g1iedii-
gen Systeme angehörenden rhombischen Oktaedern an , in yx^
chen er sich in der Natur vorfindet; läfst man dagegen ge-
schmolzenen Schwefel langsam erkalten und giefst nach einiger
Zeit den noch flüssigen Theil desselben ah, so erhält man nach
M iTSC HR ALI cif schiefe rhombische Säulen von ganz andern Win-
keln nnd dem 2«- und Igliedrigen Systeme angehörend. Diese
sind anfangs völlig durchsichtig, jedoch einige Tage bei ge^vöhn-
licher Temperatur aufbewahrt werden sie undurchsichtig- Hier-
aus läfst sich schiiefsen , dafs bei niedrigeren Temperataren die
Theilchen des Schwefels sich auf eine solche Weise an einander
lagern , dafs ein rhombisches Oktaeder entsteht, bei der höheren
Temperatur dicht unter dem Schmelzpuncte dagegen auf eine
andere Weise , um schiefe rhombische Säulen zu bilden. Wenn
letztere Kiystalle einige Zeit in der Kälte verweilen, so behalcea
sie zwar ihre äufsere form, weil jedoch die Theilchen des
Schwefels sich in der Kalte auf andere Weise zusammenfugeo^
so scheint dieses selbst im starren Krystalle noch einigerma/seii
zu erfolgen und damit Undurchsichtigwerden gegeben za se jn.
Während das gediegene Kupfer meistens in Würfeln und andern
Formen des regelmäfsigen Systems vorkommt, so krystallisirt es
nach Seebegk nach dem Schmelzen in Krystaiten des 3* und
Sgliedrigen Systems und Haut fand auch einmal gediegenes
Kupfer als doppelt Gseitige Pyramide an den Grundkanten abge-
stumpft. Dampft man eine wässerige Lösung des Zinkvitriols
unter 52^ C. ab , so erhält man die gewöhnlichen durchsichtigen
geraden rhombischen Säulen, dem 2- und 2gliedr]gen Systeme
angehörend ; beim Abdampfen in höherer Temperatur dagegen
entstehen, wie Haidutgek fand, minder durchsichtige schiefe 1
rhombische Säulen des 2- und Igliedrigen Systems. Beide Ar*
ten von Krystallen haben nach Mitschkhlich genau dieselbe
Zusammensetzung, nämlich aus 1 Mischungsgewicht Zinkoxyd,
1 Schwefelsäure und 7 Wasser. Erhitzt man einen* Krystall der
ersten Art über 52** C. in Oel oder in einer Glasröhre , so wirf
er an einzelnen Puncten der Oberfläche matt und von diesen
Päncten aus nach dem Innern des durchsichtigen Krystalis schie-
Kry«taIlogenie. 1353
fsen divergirend* Bündel von milchweifsen Krystallen an , bis
«ndlich alles in ein Aggregat von diesen Krystallen verwandelt
ist. Bei diesem Erhitzen verliert der Krystall kein Wasser, aufser '
«t^nra mechanisch adhärirendes. Kühlt man die in der Uitze er-
zeugten schiefen rhombischen, Säulen nach dem Trocknen lang-
sam .ab, so bleiben sie ziemlich klar; kühlt man sie dagegen,
ehe sie getrocknet sind , rasch tth , so werden sie undurchsichtig
und zeigen sich beim Zerbrechen oft als ein Aggregat von Kry-
stallen des 2 - und 2gliedrigen Systems , welche sich zuerst in
der noch anhängenden Mutterlauge erzeugten und dann durch
den schon gebürdeten Krystall fortpflanzten. Das Bittersalz ver-
halt sich gerade so, wie der Zinkvitriol, und liefert bei niederer
Temperatur gerade, bei höherer schiefe rhombische Saiden und
aiicli hier werden erstere Krystalle über 70^ C undurchsichtig
xind zu einem Aggregate von Krystallen der zweiten Art. Schwe-
felsaures Nickeloxyd schiefst aus der wässerigen Lösung unter
15^ C. in rhombischen Säulen, zwischen 15 und 20^ in qua-
dratischen Oktaedern an; wenn man die rhombischen Säulen im
Sommer dem Sonnenlichte einige Tage darbietet , so schmelzen
sie weder , noch verlieren sie ihre Form , jedoch beim Zerbre-
chen zeigen sie sich aus lauter Quadratoktaedern zusammenge-
setzt, die manchmal einige Linien grols sind. Mit dies» £r-
üahrung Mitscherlicm^s ist die friihere Annahme von Bkookb
und R. PhiIiLips^, als enthalte das quadratische Salz gegen 2
Frocent mehr an Säure und weniger an Wasser , als das rhom-
bische, widerlegt. Ueber 30® krystalüsist das schwefelsaure
IMickeloxyd in schiefen rhombischen Säulen und sonach ist die-
ses Salz trimorph. Selensaures Zinkoxyd kryst^allisirt unter 15° C.
in geraden rhombischen Säulen , welche man blofs einige Au-
genblicke auf Papier der Sonne auszusetzen braucht, um sie in
ein Aggregat von Quadrafoktaedern zu verwandeln,^ die man
beim Zerbrechen des KrystaUs erkennt; aus einer etwas wärmeren
Lösung schiebt dieses Salz sogleich in Quadratoktaedern an.
Das doppeltphosphorsaure Natron schiefst in zweierlei Reihen*
von Gestalten an, die zwar beide dem 2- und 2gliedrigen Kry-
stallsysteme angehören , jedoch mit Winkeln, die nicht auf ein-
ander zurückTiihrbar sind. Datsdie bei einer gewissen Temper
rattir erzeugten KrystaUe.bei einer vef änderten Temperatur in
1 Phillips AnoaU of Pbilosopby. Vol. VI. p. 457.
Urrr 2
1354 Krystall.
eia Aggregat von Kryst^en eines andern Systems ubergebea,
fuhrt MiTSCHERLiCH zu dem Schiasse, dafs die Atome <i«r fe-
sten Körper an 'einander verschiebbar sind , wenn gewisse Um*
stände eintreten, welche eine andere Anordnung derselben (eise
andere Ivrystailform ) nothwendig machen. Hieraas erklärt
MxTSCHKALiCH auch den Uebergang der in der Hitze erlialteecB
glasigen , durchsichtigen , arsenigen Säure bei längeren^ Aufbe-
wahren bei gewöhnlicher Temperatur in den undarchsicbtigea
und selbst erdigen Zustand^. Auch die Bildung des Reaumor-
sehen Porcellans aus Glas möchte hiervon abzuleiten seyn.
b) Indem nur wenige Ivrystalisysteme und mehrere taaseod
brystallisirbare Materien exsistiren , so kommt natürlich einerlei
Krystallsystem sehr vielen , übrigens sehr' von einander abwei-
chenden Alaterien zugleich zu, und da einerlei Materie vielleicht
alle Formen des Systems , zu welchem sie gehört, anneboMn
kani), so wiederholen sich diese einzelnen Formen bei sehr ver-
schiedenartigen Materien. £s hängt von dem Krystallsysteme
ab, ob .die einzelnen Formen verschiedener, zu demselben Sy«
Sterne gehörender Materien auch in den Winkeln übereinkom-
men oder nicht. Das Erstere findet beim regulären KrystaIL> -
Sterne statt, wo wegen Gleichheit der drei Axen keine Winkei-
Verschiedenheiten gegeben seyn können. So kommt der 'Wärfei
des Kochsalzes völlig mit dem des Flufsspaths, Analcims, ßZef-
glanzeS| Schwefelkieses überein, das Oktaeder des Salmiaks mit
dem des Diamants , Spinells, Alauns, das Dodekaeder des Gra-
nats mit dem der Blende u. s. f. ; da hingegen bei den übrigen
Krystallsystemen eine Ungleichheit der^ Axen statt. findet und
diese Ungleichheit bei verscliiedenen Materien eine verschiedene
ist, so sind hiermit auch mehr oder weniger auffallende Win-
kelverschiedenheiten der verschiedenen Materien angehörenden
Krystalle gegeben. So ist das quadratische Oktaeder des Gelb-
bleierzes niedriger, als das des Zirkons, und dieses niedriger,
als das des Anatas; die gerade rhombische Säule des Bittersalzes
ist nur wenig von einer quadratischen abweichend, die des
Schwerspathes ist stärker geschoben und noch mehr die des To-
pases u. s. f. Oft sind jedoch diese Wipkelverschiedenheiten
unbemerklich ; so betragen die stumpfen Kantenwinkel der Säule
beinl Bittersalz 90° 30', bei Kinkvitriol 91° 7', u«d die Winkel
der Scheitelkanten des Rhomboeders betragen bei Kalkspath
105^5', bei Manganspath 106° 51', bei Eisenspaih 107° 2', bei
Krysfallogenie. • * 1355
Bitterspath 107** 22' und bei Zinkspath 107* 40'. Mit dieser
Verwandtschaft hinsichtlich ^der Winkel ist oft eine Verwandt-
schaft hinsichtlich der Zusammensetzung gegeben, denn im Bit-
tersalz ist 1 Mischungsgcwicht Schwefelsäure und 5 Mischungs-
gewichte Wasser mit 1 Mischungsgewicht Bittererde vereinigt
lind im Zinkvitriol ist di« Bittererde durqh 1 Mischungsgewicht
Zinkoxyd vertreten ; in den genannten Späth öTi ist allezeit t
Mischungsgexvicht Kohlensäure ipA 1 Mischungsgewicht Basis
-verbunden , nämlich mit Kalk oder Manganoxydul oder Eisen-
ÖKydul , oder Kalk und Bittererde zugleich , oder Zinkoxyd.
Zwar haben nicht alle in ihren Winkeln wenig abweichende
Krystalle auch eine ähnliche Zusammensetzung. So zeigt der
Tfatrolith eine gerade rhombische Säule, deren stumpfer Kanten-
•winkel 91'^ SS' beträgt, die also der des Bittersalzes und Zink-
vitriols sehr nahe steht, während die Zusammensetzung eine
sehr verschiedene ist; eben so steht das stumpfe Rhomboeder
des salpetersauren Natrons dem des Kalkspaths und Manganspaths
• Bchr nahe, da der Winkel der Scheitelkanten 106* 30' beträgt.
Allein die obigen Beispiele zeigen deutlich, dafs ein Zusammen-
hang stattfindet zwischen chemischer Mischung undKrystallform.
Hierauf gründet sich Mitscherlich's Lehre vom Isohwr-
phismus , von Welcher hier das Wesentlichste in atomistischei
Sprache folgt.
Man kann Stoffe , sie seyen einfach oder zusammengesetzt,
isomorph nennen, wenn sie nicht blof» für sich dieselbe Kry-
stallgestalt , entweder mit gar keinen oder mit nur kleinen Win-
iLelverschiedehheiten, zeigen, sondern auch in ihren Verbindun-
gen mit andern Materien nach denselben atomistischen Ver-
hältnissen. So ist A isomorph mit B , wenn x Atome A 4^ y
Atome C dieselbe Form zeigt, *wie x AtomeB-f-y Atome C, und
wieder, wenn einerlei Gestalt zeigen einerseits x Atome A -f~ 7
Atome C+z Atome D und andererseits x Atome B -f-y Atome C4- «
Atome D« Nur ist hierbei zugleich der Dimorphismus mehrerer
Materien zu berücksichtigen , welcher scheinbare Ausnahmen
hervorbringt, wenn z. B. eine Verbindung von A die eine der
beiden Gestalten zeigt, die möglich sind , Und die entsprechende
von B die andere.
Isomorph sind : Schwefel , Selen und Chrom ; zwar ist nur
die Krystallform des ScRwefäla bekannt, allein ein Atom jedes
der 3 Stoffe bildet mit 3 Atomen Sauerstoff isomorphe Säuren,
1356 KrystalK
nämlich jlie Schwefelsäure , die Seleasfiiire und die CIiroiii4iai«| |
welche bei ihrer Verbindung ifiit eiper gl^chefi Zahl von Aton
derselbei) Sf^lzbasi« gleichgeforqite Salze bUden. N'amendick I
haben einerlei l^rystaljforqi : einfach Qchwefelsaures .^lali und
einfach seleqsaures l^ali, welche beide Salze wwserfinei sind;
fernef wiisserfreies schwefelsaures und selensaures Natron, mm
de^ lyasserigen Auflösung über 33® C. dargestellt; ferne^r ge-
wässertes schwefelsaures , selensiiures und chromsaar«s Nattn^f
aus der wässerigen Auflösung in der I^älte kr3r8tallisirt, in deren
;jedeni 1 Atom ßäure, 1 U^sis und 10 Wasser vorhanden sind;
fernpr wasserhaltiger Schwefelsaurer und selensaurer K«Ik, wie
sie aqs der Auflösuug in Walser anschiefsen; schwefelsani«
Bittererde oderZinkoxyd ^chieJjsen unter 15^0, in derselben ge-
radeu rhqmbi$ehen Säule a^y wie ^elensaure Bittererde odec
,^inkoxyd; schwefelsaures Nickeloxyd schiefst zwischen 15 bis
20® in denselben Quadratokti^edern ^n , in welchen* das aeien*
ffaure Nickeloxyd iiumer erfcheinf. ' ßeleusaurei Kapferoxjd
schiefst in derselben Form ap, wie schwefeUaures^ JsoipQfph
sind ferner Phosphor uqd Arsenik, denu 1 Atqm Phpsphorsiiui«
(=s 1 Atom Phosphor -f- 24- Atome SauerstoQ^) bildet mit i Atom
Ammonial^ )ind H \Yasser dieselbeu depi 2 t und Igliedrigen
gysteqfie f^ngehörenden Krystalle , wie 1 Atom ArseniksanT«
(= i Atom Arsenik -^ 2^^ Atome Sauerstoff) mit 1 Atom Ammo^
i^iak und Ij^ Atomen Wasser; auch ist gleich kryst^lisirt das ein-
fach phosphorsaure und das einfach arseqiksaure Natroq , wapn
b^ide Salze 12 Atome Krystallwasser enthalten; ferner das dop-
peltphosphorsaure Ammonif^k (2 Atome Phosphorsäure , 1 Am-
inouiak und 14- Wasser) und das doppeltarseniksaure Ammoniak
(2 Atp.n^e Arseqikfiäure y 1 Ammoniak und H Wasser); (en^er
das| doppeltiphosphorsaure und das doppeltarseniksaure Natron
l^ei 4 Atoiuen Krystall weisser C^^ur dafs das phpsphors^ure Salz
dimorph ist und alsq noch eiue andere Krystallgesfalt zeigt);
fforner das doppelt phosphorsaure uud doppelt arseuiksaure Kali,
l>ei 2 Atomen l^rystallwa^ser^ deren KrystalUbrm zugleich mit der
^es doppeltphqsphQrsauren Aipmoniaks iibereiukouimt , und endr
|ich zeigt dt^ natürlich vorkommeude phosphorsaure Bleioxyd
^i^selbe Farm, wie das ebenfalls natürliche arseniksaure,
ferner ist ein bouiorphisn^us anzunehmen zwischeu 1 Atom
Kali einerseits und zwischeu 1 Atom Ammoniak + 2 Atomen
Wasser ^andrerseits ^ spferu si^h ßnde/t, dal? 9i9h beide in ihren
K^ryntiillog^iiie. J3S7
Verbindungen bei gledoheT Krysullform vertreten. So haben^
^^nrie bereits erwähnt ist, doppeltphosphorsanres und doppeltar-
aenil^saores Ammoniak, welche 4 Atome Krystallwasser euthalteni
einerlei Form mit den^ doppeltphospbprsanren nnd doppeltarse-r
xiiksaorenRali, worin nii^r 2 Aton^^ Krystallwasser enthalten sind«
Andere Beispiele finden sich bei den unten 2a erwähnend eq
IDoppelsaken des Ammoniak^ oder Jvali'^ fnit Qittererde , Zink-t
oxyd, EUenoxydul u.s.f,
Ferner sind isomorph Natron und Silberoxyd, denn sch\ye-T
felsfiures und selensaures Natron, aus der wa3ser]gen Lösung
anschiebend , bilden wasserfreie Krystaüe von derselben Form^
'^e das schwefelsaure upd selensapre Silberoxyd besitst«
Die bede^itendste Keibe VQu isomorphen Stoffen ist folgende ;
Calcium, Magnium, Mangan, Zink, ßisen, Kobalt, Nickel,
Kupfer, Baryum, Strontium und Blei« Aus der Verbindung von
1 Atom dieser Metalle m\% i Atoip Sauerstoff entsteht : Kalk,
Sittererde, Manganoacydul, Zinkoxyd, Eisenoxydul, Kobahoxyd,
Nickeloxyd, Kupferoxyd,^Bar3rt, Strontian und Bleioxyd. Alle
4iese Qxyde erzeugen , soweit der Dimorphismus keine. Aus^
nahmen mac)it, pait derselben Säure gleichgeformte Verbindun«
gen, ^o bilden die 5 zuerst genannten Oxyde mit i Atom Koht
lensäure die verschiedenen, oben betrachteten, nur geringe Win ^
kelytrs^hiedenlieit zeigenden rhoipboedrischiin Spathe. Aller«
dings JÜnd die iVerbindui^gen von 1 Atom Baryt, Strontian ödes
Bleipxyd mit 1 Atom Kohle^isäure anderf kry^tallisirt, sofern
ihre Formen dem 2- und Sgliedrigen Systeme ^gehören. Dieses
> ist vom Dimorphismus abzuleiten; man hat anzunehmen, dab
die 8 erstgenannten Oxyde von den beiden Formen, die üe mit
Kohlensäure annehmen kannten, vorzugsweise die rhomboedri?
sehe annehmen und die 3 zuletzt genannten Oxyde vorzugs-r
weise die prismatische,. Diese Annahme wird dadurch sehe
^^«cheinlich , daüs der kohlensaure Kalk wirklich in doppelten
Form auftritt , im K^Ikspath rhomboedrisch , im Arragonit dage-*
gen prismatisch , \yodurch er sieh völlig dem natürlichen kob-v
lepsauren Baryt, Strontian und Bleioxyd anschliefst. Als wei-<
tere Belege für den Isomorphismus der 11 genannten ^alzbasen
dienen folgende Thatsaphen. Der phosphprsanre Kalk (der Apatit)
hat dieselbe Krystallform , wie das phosphorsi^ure Bleioxyd (das
Grünbleierz). Der unterschwefelsaure Kalk krystallisirt auf die*
selbe Weise, in 6eeitJgen Säulen, wie der unterschwefelsaure
1358 ^ Kty»talL
Strontiaii und das antersohwefelsaure Bleioxyd , wobei immer 4
Atome Krystallwasser' gegeben sind; dagegen krystalUsirt da
unterschwefelsaure Baryt bei demselben Wassergehalte in gera-
den rhombischen Säulen , was wohl vom Öimorphismus abso-
leiten ist. Sind die genannten' SaUbasen mit 1 Atom Schx^refel-
säure oder Selensäure und 4 Atomen Krystallwasser verbtinden,
so gehören ihre iCrvstalle dem 1- und Igliedrigen Systeme an. So
krystaliisiren schwefelsaures und selensaures Manganoxydul über
5*, selensaures Zinkoxyd und Kobaltoxyd über 3Ö bis 40^- D«
Kupfervitriol (1 Atom Kupferoxyd , 1 Atom Schwefelsäure und
5 Atome Wasser) zeigt auch dem 1 - tind Igliedrigen Systeme
angehörende Krystalie , deren Winkel sich aber nicht mit den
obigen vereinigen lassen. Sind die genannten Salzbasen mit 1
Atom Schwefelsäure oder Selehsäure und 6 Atomen Wasser ver-
einigt, so entsteht die schiefe rhombische Säule des Eisenvitriols.
Diese zeigen namentlich das schwefelsaure Eisenoxydul, Kobalt-
oxyd, Eisehoxydul* Zinkoxyd, Eisenoxydul -Kupferoxyd, Ku-
pferoxyd-Zinkoxyd, Kupferoxyd •»► Nickeloxyd , Kupferox>'d-
Bittererde, Manganoxydul ** Zinkoxyd und Manganoxydul - ßit-
tererde, wenn diese Salze bei gewöhnlicher Temperatur krystal-
iisiren ; ferner das selensanre Kobaltoxyd, wenn es bei 10®, und
das schwefelsaure Manganoxydul, wenn es unter -f- 5® anschiefst.
Treten endlich zu 1 Atom der genannten Basen und 1 Atom
Schwefelsaure oder Selensäure 7 Atome Krystallwasser , so ent-
stehen bei niedrigster Temperatur getade rhombische Säulen,
kaum von der quadratischen abweichend , bei einer mittleren
Temperatur Quadratoktaeder und bei noch höherer schiefe rhom-
1»iscbe Säulen, nicht mit denen des Eisenvitriols vereinbar. Die
gerade rhombische Säule zeigt unter 4- 15^ krystallisirte schwe-
fekaure Bittererde, schwefelsaures Zinkoxyd und Nickeloxyd,
selensaure Bittererde und selensaures Zinkoxyd. In Qutdrat-
oktaedern krystaliisiren sch^Ti^felsaures Nickeloxyd und selen-
f aures Zinkoxyd »wischen 15 und 20* und selensadres Nickel-
. oxyd bei gewöhnlicher Temperatur. In der schiefen rhombi-
»chen Säule schiefsen an seh wefelsaure Bittererde, schwefelsaures
Zinkoxyd und schwefelsaures Nickeloxyd über 30*, schwefel-
saures .Kobaltoxyd bei 20®, selensaure Bittererde und selensaures
Kobaltoxyd über 15«,
Auch entsteht immer dieselbe schiefe rhombische ^äule,
mrenn 2 Atome Schwefelsäure und 6 Atome Wasser verbunden
^ Krystallogenie, 1359
vrerden mit 1 Atom Kali (oder statt des Kali's mit 1 Atom Am<^
monialc und 2 Atomen Wasser) und mit 1 Atom Bittererde, Man««
ganoxy^ul, Zinkoityd, ßisenoxydul, Kobaltoxyd, Nickeloxyd
oder Kupferoxyd; Im Augit, der I}ornblende und einigen an«*
dern kieselsapren Salzen finden sich häufig Kalk,^ Bittererde,
IMiaDganoxydul und Eisenoxydul wechselseitig durch einander
vertreten , ohne Aenderung der Kr.y stall form. So bildet auch
die Alaunerde, ein regelmälsiges Oktaeder, sie sey mit Bittererde
vereinigt, im Spinell, oder mit 2^inkoxyd, im Gahnit. Endliche
bilden Baryt, Strontian und ßleioxyd mit Schwefelsäure Krj^-*
j»talle des 2*- und 2gliedrigen Systems,' die in ihren Winkeln
nur sehr wenig abweichen, und der mit 3 Atomen Walser kry*-
atallisirte essigsaure Baryt hat dieselbe Kry&tallform, wie das. mit
3 Atomen Wasser krystallisirte essigsauiTe Bleioxyd oder derBlei-
zucker.
Ferner sind isomorph ) Alaunerde, Eisenoxyd, Manganoxyd
und Chromoxydul. In allen diesen 4 Oxyden kann man 1 Atom
Metall auf 1^^ Atome Sauerstoff oder, was dasselbe ist, 2 Atome
Metall auf 3 Atome Sauerstoff annehmen. Die natürliche Alaun-»
erde, derSapphyr, sowohl, als auch das uatilrliche Eisenoxyd,
der Eisenglanz, sind ia spitzen Rhomboedern mit nur wenig
abweichenden Winkeln krystallisirt. Der gewi>hnliche Alaun hält
auf 4 Atome Schwefelsäure, 24 Wasser und 1 Kali 2 Atome Alaun-
erde (in der Alaunerde 1 Atom Alomium auf l^- Sauerstoff vor-»
ausgesetzt); diese 2 Atome Alaunerde ki5nneu vertreten werdea
durch 2 Atome Eisen oxyd, Mangan oxyd oder Chromoxydul und
immer bleibt dieselbe regelmäfsig oktaedrische Form des Alauns»
ferner zeigen auch einerlei Krystallform , dem quadrati-
schen SystemeL angehörend , das Zinnoxyd als Zinnstein und das
Titanoxyd als Rutil; beide Oxyde kann ipan als aus 1 Atoo)
Metall und 2 Sauerstoff zusammengesetzt ansehen,
Endlich sind als isomorph anzunehmen ; Platin , Palladium,
Iridittip und Osmiuu), da nach Beiizei.iu3 jedesmal reg^lmäfsige
Oktaeder entstehen , das Chlorkalium verbinde sich mit Chlor-r*
platin oder mit Chlorpalladium oder mit Chloriridium oder mit
Chlorosmium nach denselben atomistischen Verhältnissen.
Viele andere einfache und zusammengesetzte Stoffe sind
hinsichtlich ihres Isomorphismus noch nicht bekannt. Das bis
^ jetzt Bekannte berechtigt jedoch zu dem Schlüsse , dals die Kry-
stallform der verschiedenen Stoffe abhängt 1) Von ihrer chemi-
1360 Kugeljpiejgel
sehen Natar und zwar, wenn sie zusammengeeetst siiid, von «
Natur der Bestand theile und von dem atomistischen VeThälfnisfc^
nach welcheip diese vereinigt sind , und 2) von der respecdve«
Lage , welche die einfachen oder zusammengesetzten Atome M
der Krystallisation gegen einander annehmen *•
Die Ursaciie der Kry^tallisaiion ist vor allen Dingen im
der Cohäsionskraft zu suchen. Da jedoch hierdurch allein di«
ßilduag regelmäfsig gestalteter fester Kdrper nicht erklärt vrerda«
kann, so hat man entweder der atomistischen Theorie gernafi,
eine bestimmte Form der Atome, die vielleicht noch mit An-
Ziehungspolen und Abstofsungspolen versehen sind, xa Hälfe
zu nehmen , oder, der dynamischen Theorie gemals , eine nach
gewissen Richtungen hin verschieden grobe Cohäsionskraft, wo-
von nicht blols die Bildung regelmafsiger Kdrper, sondern auck
ihre leichtere Spahbarkeit nach gewissen Richtungen, nach
denen die Cohäsion minder grols ist, «ib^uieiten seyn wurdet.
'K u g e 1 s p i e g e 1.
Speculnm sphaericwn convexum; Miroir sphe-
r.iquej Sphericßl Mirror^
Der kugelförmige convexe Spiegel bietet , obgleich er lu
jMraktischen Anwendungen weniger, als der Hohlspiegel, geeignet
ist, doch Gelegenheit zu einigen bemerkenswerthen theoreti-
schen Untersuchungen dar. Wenn der Ort des leuchtenden
A^'Punctes P und der Punct A, wo die Zurückwerfung des Strahles
von der Kugeloberflache AB DE stattfinden soll, gegeben ist,
so hat es keine Schwierigkeit, die gerade Linie AQ zu finden,
in welcher sich das Auge Q befinden mub , um den Gegenstand
1 lieber Dimorphismui and Isomorphismas s. B^itdavt in Anoalet
de Chimie et Physique VoK IV. p. 72. * Vol. VIF. p. 899. Vol. VIII.
p.5. VoLXIV p.S26. W0LX.ASTOK ia ThomsoD*s AnnaU Vol.lV. p.28S.
MiTscHB^LicH ia Annales de Chimie et Phjsiqae Vol, XIV. p. 17^ VoL
XIX. p. 359. Vol. X}CfV. p. 264 and 555- Ferner in Pogsondorr»
Ann. XI. S. 323. IIaut in Aaaales de Chimie et Physique Vol. XI?.
p. 305. Marx in Kästner'« Archiv Bd. IT. S. 18. ÜAiuuiCfia in Folgen-
doiITs Ann. B. VI. S. 191 und ^. XI. $. 173.
$ Vergl. Art. Materie.
KngelapiegeL 1361
P in A gespiegelt zu sehen ; aber weif schwieriger ist die nntev
dem Namen des AlhazmtiBcihen ProhUmea bekannte Frage , wo
A liegt y wenn P und Q, die Oerter des leuchtenden Pnnctes
'Ond des Auges^ gegeben sind« Die Bemühnngen, dieses Pro-
blem aufzulösen, haben Barrow ^ und Kastsea^ efzählt^ ich
^will daher in dieser Hinsicht auf diese verweisen und blofs eine
geometrische Auflösung von Barrow mittheilen, demnächst
aber an die Kästnersche Formel einige Betrachtungen anknüpfen*
Barrow setzt zwar den Mittelpunct C des Kagelspiegels
als gegeben Voraus , aber niclu den Halbmesser , und sucht den
geometrischen Ort aller Reflexionspuncte für alle möglichen, um
jenen Mittelpunct beschriebenen Kugelspi^gel. Dafs dieser Re*
ilexionspnnct immer auf dem gröfsten Kreise liegt, dessen Ebene
durch die beiden Puncte geht, von wo der Strahl kommt und
-wohin er gelangen soll , Versteht sich von selbst.
Um die einzelnen Poncte jenes Verlangten geometrischen'
Ortes zu finden , wird zuefst um den Mittelpunct G der durch P
gehende Kreis Pab gezeichnet und ein "zweiter Kreis Pa/J,
dessen Durchmesser CP ist. Man zieht dann nach einem auf
dem letzteren Kreise willkürlich angenommenen Puncte a die
Linie Ca, ferner Pa, die bis an den grofsen Kreis nach a ver«
längert wird, dann von a durch Q die Linie aQ, die mah nach
A so weit verlängert , bis sie C a in A scimeidet ; dieser Pnnct
A ist einer der verlangten Puncte , nämlich auf dem mit dem
Halbmesser CA gezeichneten Kreise ist A der Reiiexionspnnct*
Die C|9, P/5b, bQ, welchedie verlängerte CjJin B schneidet,
geben ebenso den Punct B, und C£, Pce, eQ, welche Cc in
' £ schneidet, geben ebenso den Punct £ und auf gleiche Weise
fände man die ganze Curve DCAQBCBP, in welcher ich nur
A,B,D, E, um die folgenden Betrachtungen daran zu knüpfeui
auf demselben Kreise gezeichnet habe«
Es scheint nämlich sonderbar , dafs es auf derselben KugeI->
fläche AB DE vier Reflexionspuncte geben soll, da doch nur in
einim Puncte A der an der convexen Seite zurückgeworfene
Strahl von P nach Q gelangt und in einem Puncte D die Zu-
TÜchwerfung aa der hohlen Fläche den von P «ausgegangenen
Strahl nach Q bringt ; aber das geometrische Problem umfalst
1 Lectlones opticae. Lect. 9*
2 Nov. Gomm. Guttiog. Vol. 7,
1362 Kugelspiegel.
nicht Mofs diejenigen Fälle, wo die beiden Winkel, Ti^elche di
von P und Q ausgehenden Liniei^ mit dem Radius CE bilden
an verschiedenen Seiten des Radius Uegen und gleich sind, son-
^ dern auch die Fälle, wo sie an einerlei Seite der NormalÜnic
liegen und gleich sind. Der Kugelspiegel giebt in B und in E
keine Reflexion des von P kommenden Strahles nach Q hin,
aber die Linien P B, Q B und PE, QE machen dennoch gleic!»
Winkel mit der an den Kreis in B, E gezogenen Tangente.
KaSTITER findet es am bequemsten , die trigonometrische
"Darstellung so anzuordnen, dafs P CQ = 2a gesetzt wird und
die Winkel RCA = qp von der Halbirungslinie CR an gerech-
net werden. Dann wird Tang. P A a = Tang. Q A a =
a Sin, (a-^-if,) A . Sin, (a + y)
a Cos. (a—qp) — ^ A . Cos. (a + 9) — r '
wenn CQ= a, CP = A ist. Daraus ergiebt sich
> a A Sin. 2q>
A Sin. (a + 9)) — a Sin. (« — 9)*
Hier zeigt sich sogleich, dafs r zweimal =0 wird, so^^ohl
wenn<p = 0, als auch, wenn <p = 90« ist; dieses zeigt die
vorhin gezeichnete Curve, die in C einen doppelten Punct hat.
Für <p = a wird r = a, da^ heifst, ein unmittelbar an die Ku-
gelfläche angelegtes Auge würde den leuchtenden Punct in eben
dem Puncte sehen, wo "es sich dicht an der Kugelflache befindet.
Und ebenso wird r = A für 9) = -r a. Die Curve geht daher
durch P und durch^Q.
Die Curve hat eine gerade Linie zur Asymptote. Man findet
nämlich r = 00 , wenn a . Sin. (a — qp) = A . Sin. (a + gi) oder
^ (a — A) Tang, a , , .^
Tang, (p '=Ä ■ — , das heifst, wenn 9) derjenige ne-
gative, von R gegen P gerechnete, Bogen ist, dessen Tangente
A— a
=s= •— - — Tang, a , so ist r unendlich. C S , C T sind die bei-
A "T" a
den Enden dieser Asymptote. *
Die allgemeine Gleichung zwischen r und <p"giebt
dr (A Sin. (a-^tp) — a Sin. {a — cp))
,= 2aAd(j) Cos. 2(p — rdcp (ACos. (a-f-qp) + aCos.fa— ^))
11 - ^ 2äA.d(p ^. rii. ,.
und dr wird = — ~: . wenn o) = 0 ist, folglich ist
(A — a) Sin. a ^ °
Kugelspiegeh |3ß3
^ r
, in diesem Falle, nncL auch dann , wenn g> s= 90® ist, un-
endlich. In beiden Fällen ist daher dex Radius eine Tangente
der Cuxve, wie CR, CU es zeigen.
Mehr geometrische Eigenschaften dieser Curve anzugeben,
gehört nicht hierher, obgleich sich zu Xastkek's Bestimmungen
noch Einiges hinzufügen Üefse.
Um die scheinbare Grölse des im convexen Spiegel gesehe-
nen Gegenstandes zu finden , würde erfordert, dafs man angäbe,
um wieviel sich der Winkel CQ A ändert, wenn der Lichtstrahl
nicht von P, sondern von einem etwas von P entfernten Puncte
herkäme. Da die Aufgabe sich nur näherungsweise aufidsen
läfst, so will ich bei einem leichten Falle stehen bleiben. Es
sey O das Auge und die eine Grenze des Gegenstandes, den ich
als aehr entfernt annehme, liege in der verlängerten CO, die
andere Grenze des Gegenstandes erscheine von C aus gesehen
in P und p A sey der mit PC parallele, den Spiegel treffende
Lichtstrahl, der nach AO zurückgeworfen das Auge in O trifft.
Da das Auge die eine Grenze des Gegenstandes in B gespiegelt
sieht, die andere in A, so ist BOA die scheinbare Gröfse des
unendlich entfernten Gegenstandes im Spiegel, OCP die
scheinbare Gröfse des direct gesehenen Gegenstandes. Es sey
CO = a, CB = r, OCP = a, COA = 9, so ist O CA
= a— ACP undOCA+(p = ACP, also OCA = |(a — 9)
und a : r = Sin. J- (a + cjp) : Sin. 9 = aSin.yssrSin.^-fa + y).
Die Entwickelung führt zu einer Gleichung vom dritten Grade ;
ich will mich aber begnügen , die Anwendung auf den Fall zu
machen, wenn a und folglich noch mehr q> ziemlich klein ist:
dann hätte man
ag>— i&qf^=ita + it(p— V^'C«* +3a*9+3a92 +»'),
r •
woraus 9 = • a + Ba^ folgt, B aber
2a — r
*== a~T: [(*^ - *0A* ~^rA^~^VrA^ Ar].
, Die Sonne also wird, in einem Eugelapiegel von 6 Zoll
Halbmesser schon in der Entfernung von 8^ Fufs nur 1 Min.
im Durchmesser erscheinen. Wenn der Halbmesser des Mondes
= tIt; seiner Entfernung von uns ist, so würde die Sonne, im
Monde abgespiegelt, um die Zeit des Vollmondes nur unge£ihr
V. Bd. - Ssss
1364 Kupfer.
4 Secundcb im Durchmesser erscheinen^. I)ie ec^jlpbare Klein-
heit auch derjenigen Gegenstände , die nnr mafsig entfernt sind,
'wenfi «ie im Kugelspiegel gesehen w^i^den-, erklart sich gleich-«
falls hieraus. B.
Kupfer-
Cuprum; Cuivre; Copper.
Das Kupfer ist seit den «Itesten Zeiten bekannt« Es findet
sich gediegen, als Kupferoxydul, als JK.upferpxyd in Verbindang
mit Kohlen-, Phosphor-, Schwefel-, Salz-, Arsenik- oder
Kieselsäure , als theils «reines , theils mit vielen lindern Schwe-
felmetallen verbundenes Scliwefelkupfer und als Selenkupfer.
Es wird theils auf dem trocknen , theils auf dem nassen Wege
dargestellt. Bestehen die Erze aus gediegenem Kupfer, Jvupfier-
oxydul und koMensaurem Kupferoxyd, so bedarf es blofs des
Schmelzens mit Kohle und einem Flufs , der die Schmelzung
der beigemengten Erden m^^lich macht. Enthalten sie dagegen
Schwefelkupfer , so ist zur Entfernung des Schwefels wieder-
holtes Aösten und Schmelzen nöthig, welches letzteres neben
den Schlacken im Anfange ein unreines, sehr schwefelarmes
Schwefelkupfer, ien Kupferstein ^ liefert, dann nach wieder-
holtem Jl4[)ste,n und Schmelzen dieses Steines ein unreines, schwe-
felhaltendes Kupfer, das Schufarzkupjerm Dieses wird durch
Schmelzen an der Luft im Kupfergarheerde vom Rest der (Jn-
reinigkeiten befreiet , gar gemacht. Indem man das geschmol-
cene Kupfer in Gruben von oben nach unten erstarren läfst und
nach ^ind nach in Scheiben abhebt, erhalt man es als Scheiben^
'oder Rosettenkupfer, Die Darstellung auf nassem Wege beruht
auf der Niederschlagunjg des Kupfers aus Wasser, welche^ Ku-
pfervitriol gelbst enthalt, durch Eisen; sie liefert idACement^
hupf er. *
Das Kupfer krystallisirt meistens in Formen des regelmafsi-
gen, se}|en^n' Formen des 3* und SgUedrigen Systems; es zeigt
''nach dem Schmelzen ein specifisches Gewicht von 8,788 und
nach defm Ausziehen zu Dfilht i^oA 8,878; es ist bedeutend hart
und zähe; es ist, nebst dem Titan, das einzige rothgefärbte
1 Kästkrr's Rechnongen geben ahnlfehe Remltate. Not. Comm.
Ootting, Till. 118.
Kupfei;. 1365
Metall; 'seto Scbmelzpunct liegt übe/ dem des Silben, «ntec
dem de» Goldes, und zwar bedarf es «um Schmelzeo einer star-
ken Hothgliibbit'ze ; in sehr höhet Temperatur geräth es ii»
Kochen.
Daa Kupferoxydul (64 Kupfer aof 8 SaüerktofiP) kommt na-
tiirlioh d!h Roihkupferer» io regeknaffigen Oktaedern und andern
Gestaken des ri'gelmäbigen ^atems vor und ist rodi. gefärbt.
Sein Hydrat- ist pammeransengelbr Es verbindet sich nur tnit
wenigen Säuren , . sofern es beim Zusammenbringen mit mehre-
ren , indem sich des Sauerstoff blols auf die Hälfte des Kupfers
>.virft, in sich a\)iflp4endes Oxyd und asurückbleibendes Metall
zerfallt. Die KupferoxyduUalfiß sind theils üadilos, wie das
salzsaure und essigsaure, theils lotfa, wie das scbwefligsaure
Kupferoxydul. Mit wässerigem Ammoniak bildet das Oxydul
eine farblose Losung, die sich an ^derLuft schnell von oben
nach unt^n bläuet^ im Verhältnissei als sich das Oxydul in Oxyd
verwandelt» ' % •
Das Kupferoxyd (^^Kti^ht auf 8 Sauerstoff), welches steh
in unreinem Zustande als Kupfera^htifitrze vorfindet, bildet sich
beim Glühen diA% Kupfers an der Luft als eine braunschwarze
pulverige oder schuppige Masse, nur in heftiger Hitze schmelz-
bar , durch Kohle leicht reducirbar. Das KupferoxydhydroM^
welches beim Versetzen eines Kupferoxydsalzes mit überschüs-
sigem wässerigen Kali niederfallt, ist hellblau. Die Kupfer^
oxydsahe sind im wasserfreien Zustande meistens weifs, im ge-
wässerten blau oder grün ; ihre Lösungen schmecken sehr me-
tallisch; Zink, Eisen, Blei und viele andere Metalle schlagen
aus ihnen metallisches Kupfer nieder; kohlensaure Alkalien fäl-
len sie bläulich grün, blausaures Kali gelb, blausaures Eisen*
oxydal-Kali dunkelroth, Hydrothionsänre braunschwars und der
'doroh ätzendes oder kohlensaures Ammoniak hervorgebrachte
Niederschlag wird in einem Ueberschusse derselben mit lebhaft
UsUiblauer Farbe gelöst» Folgendes sind die wichtigsten Ku-
pferoxydsalze: ealpetereauree Kupferoxydy grolse blaue Tafeln,
sehr ztrflielslich; schwefeleaurea Kupferoxyd oder Kupferpi^
iriol, in blauen Tafeln des 1- und Igliedrigen Systems krystal*
lisirt, beim Erhitzen erst unter Wasserverlust weifs werdend^,
danb m heftiger Glühhitze alle. Säure verlierend | in 4 Theilen
Wauer löslich.
Einfach sahsauree Kupferpxyd^ ematagdgrun, achwiirig
Ssss2
1366 Kapfer*
•
krystftlUiir^ncl, serflieblich, beim ErwICnDen in Chlorknpfer über-
gehend« yiertelsaliuaures Kupferoxyd j des Selzkopfererz der
Mineralogen, emeragdgiiin, nicht in Waseer löeli«^ PhoBphar^
^aurtB Kiipferoxyd^ natürlich alt PseudomalachU voikommend,
nicht in Wasser toslich. KohUneaurea Kupferoxjd j -von ^w^
ehern natürlich 2 Arten, ^^Kupferkuur und der MaleoAdt, vor-
kommen f unter denen der letztere weniger Kohlensäare enthill^
künstlich alr grünes Palver darstellbar, nicht in Wasser, abec
mit blauer Farbe in kohlensaurem Ammoniak oder Kali l^fslich.
Arsenikaaures Kupferoxyd, von welchem die Natur veradiia-
dene theik blaue, theils grüne Arten liefert, im Gehelt von
f Saure und- Wasser abweichend, wie LUieenerx^ Euehroü, OU^
ifenerMy Sirahlenerx und Kupfergtimtner , arsenikeaur^s Mu^
pferoxydf wohin das Seheele^ohe und Schwmnfurther Cfrvn
und andere theils gelbgrüne, theils smaragdgrüne Farbstoffe ge^
höretL Das ueigeäure Kupferoxyd im neutralen Zustande ist
Atx krystallisir{e Grünspan ^ welcher in dunkelgrünen schiefeo
rhombischen Säulen atischiefst und leicht in Wasser toslich ist.
Der gemeine Grünspan ist ein basisches Salz und deshalb nur
unvoUkomqüen in Wasser Ittslich, Das Kupferoxyd ist in wäs^^.
serigem Ammoniak mit dunkellasnrblauer Farbe Itfslidu Die
Verbindung des Knpferoxyd- Ammoniaks mit schwefetsanrem
Ammoniak odto der Kupferealn^iai schielst in lamvUanen
Säulen an«
. Das H^lbMorkupfir (64 Kupfer auf 36 CUor) ist ein wei^
fses Pulver , welches nach dem Schmelsen su einer gelblichen
krystallinischen Masse gesteht, in der Hitze das Chlor nicht
verliert und sich nicht in Wasser , aber in wässeriger Salzsaare
zu einer farblosen Flüssigkeit aafldst« Das Einfaphchiorhupfer
(32 Kupfer auf 36 Chlor) ist braungelb, verliert in der Hitze die
Hälfte- des Chlors und last sich in Wasser zu salzsaorem Kupfer«
oxyd auf.
Das HalbschH^felkupfer (64 Kupfer auf 16 Schwefel) fin-
det sich als Kupferglanz in dunkelbleigrauen , dem 6gliedrigen
Systeme angehörenden Säulen ; es ist etwas geschmeidig, kichter
schmelabar als Kupfer und verliert, bei abgehaltener Lnft er-
hitzt, keinen Schwefel. In der Natur kommen viele Verbin-
dungen des Haibschwefelkupfers mit ahdern Schwefelmetsllen
vor, wohin Kupferkies, Buntkupfererz, Silbeikupferglanz ils,w.
gehören.
Kyanometerv < 1367
Das Elnfachsohipefilhupfer (32 Kupfer auf 16 Sehwefel) .
'vrard darch Fällung der Kupferoxydsalze mit H^^drothionsäure
in braunschwarzen Flocken erhalten, die, bei abgehaltener Luft
erhitzt, die Hälfte des Schwefels veilieren und, im feuchten
Zustande der Luft dargeboten , sich zu schwefelsaurem Kupfer^
oxyd oxydiren.
Das Halbselenhupfer (64 Kupfer auf 40 Selen) findet sich
«natürlich ; es ist stahlgrau und schmilzt weit unter der Glühhitze.
' Das PhoBphorhupfer ist weifs und hart; bei sehr wenig
Phosphor ist es noch röthlich und dem Stahle an Härte nahe
kommend.
Das Mnfacheyanhupfer (32 Kupfer auf 26 Cyan) feilt beim
Vermischen von Kupferoxydsalzen mit wäss^igem blausaurem
Alkali als eip gelbes Pulver nieder, dieses verwandelt sich beim
Erhitzen der Flüssigkeit unter Bntwjckelung der Hälfte desCyans
in weibes Hßlboyanbupfßr (64 Kupfer auf 26 Cyan). Dasselbe
bildet mit Cyankalium und andern Cy anmetallen zusammenge-
setzte Cyanmetalle , von denen sich mehrere in Wasser zu Ver-
bindungen des blausauren Kupferoxyduls mit einem andern blau-
sauren Salze auflösen. Beim Versetzen der Kupferoxydsalze mit
Schwefelblausänre und Eisenvitriol fallt schwefelblausaures Ku-
pferoxydul als ein weibes Pulver nieder, welches sich beim
Erhitzen unter Wasserverlust in HMacht^^Jelcycaihupfer ver-
wandelt.
Als wichtigere Verbindungen des Kupfers mit andern Me-
tallen sind anzuführen : Araenikhupfer, durch Glühen von Ku-
pfer mit arseniger Saure und schwarzem Flub zu erhalten, weiTs
und spröde ; Goldhupfer^ sehr ductil, um so röther und schmelz-
barer, jemehr es Kupfer hält, und bei 7 Gold auf 1 Kupfer i^m
härtesten ; SiWerhupfer$ hart und um so rSther, je kupferhalti-
geresist'« C»
Kyanometer.
Gyanometer; Cyanometrumj * cyatiometre ^.
Ein Instrument^ um die verschiedenen Grade desjenigen Blau,
1 Ändere Legirangen 8. Art. Zink und Zinn*
8 Das Wort ist von moj'of, dunkelUan angelaafeiier Stahl, La«
zaistein, blaue KornbluiuCy blau« Farbe sum Anstreicheo, abgeleitet.
1368 Kyanometer.
weichte das Hiaim«kgewöU>« uns darbiotet, zu bestimmen« Da
CS nämlioh in meteorologischer Besiehung wichtig schien ^ niciit
l>lob anzugeben , dals das eine Mal der Hunmel weifslicli bla:%
das andere Mai dunkelbiaia aussah, sondern auch die üeinereo
Abstufungen genau zu bestimmen und dadurch eineVergleichong
verschiedener Beobachtungen möglich zu machen, so gab Sads-
siriiB ein Instrument an , um durch Verg^leichung mit vorliegen-
den Farbentafeln diese Bestimmung zu erhaken K Sein Kyaao-
meter. besteht daher aus Farbenti^feln , die von den schwächsten
blauen Färbungen bis zu den tiefsten fortschreiteii. Nr. 0 ist
die gänzliche Abwesenheit des Blau , ein weiber Papierstreifen,
der ehereinen etwas gelblichen Teint zeigt; Nr. 1 das schwächste
Blau; Nr. 2 stäilisres Blau und so ferner bis zu dem dunkelsten
Blau, welches man mit fein geriebenem, vollkommen guten,
mit Gummiwasser angemachten Berliner Blau erhalten kann«
lieber dieses Blau hinaus gehen dann noch bis zum 'Schwarz
Mischungen von Blau mit Beinschwarz bis zu Nr. 52, dem voll-
kommenen Schwarz hin. Um aber diese Abstufungen in den auf
einander folgenden Nummern zu erhalten und sie so zu bestim-
men, dab eine Regel der Verfertigung und eine Vergleichbarkeit
mehrerer Kyanometer statt finde, setzt Saussuse Folgendes fest.
Man nehme einen schwarzen Kreis von 1| Linien Durchmesser
auf weifsem Grunde und lasse ihn nach und nach in immer gr6-
fseren Entfernungen aufstellen , bis ihan ihn nicht mehr unlei-
scheiden kann ; in eben dieser Entfernung lasse man die Tafel O
und die Tafel 1 aufstellen und der letztern gerade die schwache
Färbung geben , dafs man in so grofser Entfernung beide Farben
nicht mehr unterscheiden kann ; ebenso lasse man in derselben
Entfernung die Tafeln Nr. 1 und Nr. 2 aufstellen und Nr. 2 die-
jenige Färbung geben , die in dieser Entfernung nicht mehr als
von Nr. 1 verschieden erscheint , in jeder geringem Entfercung
aber als etwas dunkler erkannt wird ; indem Saussurb so darch
alle Abstufungen fortschritt und dabei die durch den Kreis von
]f Linien bestimmte Entfernung als Mafs gebrauchte, erhielt er
jene 53 Abstufungen. Wollte man sich auf wenigere, beschrän-
ken , also die Unterschiede von einem Blau zum andern gröfser
^ nehmen , so würde man gröbere Entfernungen wählen müssen
1 Joaraal de Phytique* 1791. Mars, 199 und Grenze Joaraal dtr
Pbjtik. VI. 93«
Kyanometer. 1369
o A^r 'did Entfernung, wo «f n pröfserex «cBwaner Kreis anf wei-
fseiD Grunde unkenntlich wird, afum Mabe der Entfernungen
zMhztt«n müssen. Diese Farbentafeln werden dann mit dem Hirn-
BEi«l verglichen und es erhellet also~,' was es heifst, wenn das
Blaa des Himmels einer gewissen Nummer gleich angegeben
TTird* Man klebt die Farbenbläher am besten auf den Rand
einer Scheibe von weifser Pappe nach der Reihe auf, stellt diese
Scheibe zwischen den Himmel und das Auge und stellt dieVer-
gleichung an. Die Farbentafel muJb dabei volBfommen hell er-
leuchtet seyn.
Ungeachtet dieset Vorschriften scheint es wohl immer noch
schwierig zn seyn , zwei 'töUig correspondirende Farbentafeln
SU erhalten, und die Abgaben Terschiedener Beobachter über
das Blau des Himmels kennen also wohl etwas ungleich ausfal-
len , was jedoch nach Plrttv•os^r'8 ürtheil nicht eifheblich ist*.
SArssv&E hat mit diesem Instrumente Beobachtungen an-
gestellt, und da er, wdhl^ mit Recht, die w%ifse Färbung des
Himmels als Folge der in der Luft schwebenden Dunste ansah,
so glaubte er, aus- der Zahl der kyanometrischen Ai^gabe die
Menge der Dünste bestimmei^ zit können« •.D'afs diese Menge in
ziemlich gleic)iem Fortschritt^^ niit jep9i|^ Zahlen zusammenge-
höre, glaubte er durch folgenden Versuch beweist zu können.
Er nahm eine sehr dunkelblaue Kupferauflösung, welche den
Nummern 48 bis 49 entsprach, und eine zweite weilseMischuncr
(Nr. 0 entsprechend), welche aus 2 Unzen Alaun, in 12 Unzen
Wasser aufgelöst und mit 1 Unze Ammoniak in 6 Unzen Was-
ser niedergeschlagen, bestand ; diese Flüssigkeiten zu gleichen
Theilen gemischt stimmten mit Nr. 23 oder 24» dagegen 3
Theile Blai^ mit 1 Theil Weiis gemischt stimmte mit Nr. 34
bis 35 iiberein.
Die Beobachtungen zeigen, dals das Blau des Himmels am
Horizonte am meisten ins Weib übergeht, dafs aber auch in
gleichen Höhen über dem Horizonte das Blau nnterhalb der
Sonne blasser ist,- als an der entgegengesetzten Seite des Him-
mels. Auf Bergen ist das Blau des Himmels dunkler als in der
Ebene, weil die dünne Luft über den Bergen, zumal da sie bei
vorwaltender Heiterkeit wenig Dünste enthält, überhaupt nur
wenig Licht reflectirt und daher sich dem Schwarz schon nähert.
1 O. XX!V. at
t^O Kyanomet^r/
y^s der Himmel «eigen müfste, wenn gar keine das lAtht %
riickwerfende Luft vorhanden wäre. Auf dem Montblanc fand
Sav68ukk das ßlau des Himmels mit Nr. 39 übeieinstiniiiieiid«
U.m den Unterschied der Bläue des Himmels auf Bergen nad ia
nijedrigen Standpuncten , so Wie zu verschiedenen Tageszeiten
flu zeigen I dienen folgende Beobachtungen, die SAUSsnax anf
i^m Col du G^nt (10578 FuTs über dem Meere), L^Evbqub ia
Chaipoiiny (3144 Fufs hoch), Ssvebiea und Pictst in Genf
(1252 F. bocii).ian dasZenitb.und ^ gleichen Zeiten anstellten.
Auf dem ersten Standpudcte war die Blaue des Himmeb tun 4
Uhr Morgens' 15 bis 16, nm 6 Uhr 27, nm 10 Uhr bis 2 Ubr
31, um 4 Uhr 24, um 6 Uhr ISi', nm 8 Uhr 54 ; in Chamonay
um 4 Uhr 14j-, um 11 Uhr 18 bislO , Nachmittags bis 6 Uhr
ziemlich ungeandert, Abends 8 Uhr 16; in Geni um 6 Uhr 15^
um 8 Uhr 21, um 10 Uhr 224^, lAn 4 Uhr 20, nm 6 Uhr 16.
Dals der Hinnnel im Chamouaytbjilie weifslicher, als in dem
tiefer liegeiiden Genf erschien ,«. ist: «ps der Eigenschaft der
Thäler , mehr Dünste zu enthalten, 'Zu erklären. Die Abstufiin-
gen der Farben vom Horizont bisisum Zenith waren:
t
•' 'aufdem iß^ant'' •
in Genf
H«h«o
15. Juli 1790
21
. April 1790
0 Grad«
11
4
10 -
20
•
9
20 -
31
ß
40 - -
37 '
in
60bi890 -
37
20.
Prevost hat ^versucht , diese Beobaclitungen so zu berechnen,
dafS' er den abnehmenden Grad der Bläue als entsprechend der
Länge derjenigen geraden Linie setzte, welche der Strahl in der
Atmosphäce durchläuft. Richte icK mein Auge nach der schein-
baren Höke = a, so ist die in der dichteren Atmosphäre durch-
laufene Linie = a Cosec. a und b — a Cosec* a mülste fiir alle
Höhen die Zahlen ausdrücken , welche die Beobachtung angab,
a und b aber niüfst*en constante Werthe behalten. Prevost
zeigt, dafs dieses nahe genug statt findet, indefs stützt er sich
dabei viel zu sehr auf einzelne Beobachtungen, als dals man
eben grolses Vertrauen auf diese Schlüsse setzen k()nnte*..
1 G. XXIV. 77.
s Kyanpmeterp 1371
' Ein wesentlich verschiedenes Instrument , das a])er densel«-
ben Zweck zu erfüllen dienien soll, h^t Biot unter deoi Namen
Colorigrade, Io9tmmeii,t , d^e Farbenabstufungen der Körper
zu bestimmen, angegeben.
^ ' Bei den Farben der Ringe , die sich durch Zuriickwerfung
MB dünnen Körpern darstellet}, müfsten, nach Newtoh's Theo-
rie, alle Farbenmischungen und also alle möglichen Abstufunj>en
dex färben sich zeigen; in ihn^n. und in den ihnen entsprechen-
;den, durch Palarisirung 'des Lichtes hervorgehenden Farben
«nufs man daher die »gegebene Farbe irgend eines Körpers wie-
der^nden, und nach der Stelle in jenen Hingen, welcher sie
^nlspficht, sie strenge bezeichnen köjinen. £)je Gründe, ^vorauf
jliiese Behauptung beruht, kommen in den Artikeln jinwand^
langen und Polarisirung des Lichtes vor upd ich mufs mich
^er begnügen, nur Bxox's Anweisung zur Darstellung des Co-
Jiorigrade mitzutheilen. Vor das Rohr eines Fernrohrs setzt man
«in schwarzes Glas so ein, dafs es vern^itt^lst einer Schraube
die Neigung erlangen kann, welche erforderlich ist, um den
nach der Richtung der Axe des Rohres durchgehenden Strahl
vollkommen zu polarisiren. Ein am andern Ende des Rohres
eingesetztes achromatisches Prisma von Kalkspath zeigt, daCs
diese Bedingung erfüllt ist, wenn es vier Stellungen desPrisma^
^iebt, wo der Strahl sich, nicht mehr in zwei Strahlen zerlegt
Um nun die Farben, deren man zur Vergleichung mit einer ge-
^benen bedarf, hervorzubringen, setzt man zwischen da^
schwarze Glas und das Prisma eine senkrecht auf die Axe ge-*
schnittene Platte eines krystallisirten Körpers, die man in einejr
Einfallsebene, welche einen Winkel von 45 Graden mit der
Reflexionsebene auf dem schwarzen Glase macht, in verschie-
dene Neigungswinkel stellen kann. Dann erscheinen die Far-
ben, die sich mit der Neigung ändern. Um langsame Farben-
anderungen zu erhalten , nimmt man am besten zwei Gliromer-
blattchen, die man aus einem einzigen rechtwinkligen Blättchen
geschnitten und so auf einander gelegt hat, dafs die gemein-
schaftliche Grenzlinie des Schnittes in der einen rechtwinklig .
gegen die in der andern ist. So lange diese Blättchen senkrecht
gegen den Strahl sind , nehmen sie keiner Farbe ihre Polarisa^
tion; bei einiger Neigung zeigt sich ein leichtes Blau, bei stär-
kerer Neigung das Weib der ersten Ordnung, dann blafsgelb,
orange, roth und die ganze Reihe der Farben in Newton^s
1372 Kyanomcter.
Tafel. Zum Kyanometer schlägt Biot statt' der Glimmerplatt«
eine 3 Millimeter dicke Platte von Bergkrystall senkrecht auf
die Axe geschnitten vor, die bei dieser Dicke einen x^eifsen,
ungewöhnlich gebrochenen Strahl zeigt , welcher bei einer Dre«
hung des Prisma's links oder rechts allmSlig in bläulich und eod-
lieh in tiefes Blau tibergeht | SO also zum Abmessen der BLac
des Himmels' dient ^.
Aeaoo hat . hiergegen die nachher auch von Biot
kannte Bemerkung gemacht, dafs wegen der nicht vollkommene
Durchsichtigkeit der Körper einige Strahlen verloren gehen not!
daher das in der Theorie allerdings richtige Hervorgehen tdl^r
Farben abstuf ungen wohl nicht strenge statt finde; indeb sey-
dennoch dieses Instrument vollkommen geeignet zu einer nnver^
änderlichen und vergleichbaren Farbenbestimmnng. Zum Kya-
nometer hält aber Araoo eine andere Einrichtung, die der in
der Atmosphäre statt findenden Beimischung von Weils zu einenSL
und demselben Blau noch mehr entspreche, für angemessener.
Das der Atmosphäre eigene Blau findet sich in der Reihe der
Farben, welche man erhält, wenn man eliien polarisirten weifsen
Strahl, welcher durch eine Bergkrystallplatte von 6 Millimeter
J)icke, senkrecht auf die Axe geschnitten, durchgegangen ist,
, mit einem doppelt brechenden Kry stalle zerlegt. Dieses Blaa
neigt sich mehr zum Weifs hin, wenn es minder oder mehr
unpolarisirtes Licht enthält. Läüst man die Strahlen, welche durch
jene Krystallplatte gedrungen sind, von einem Glase unter 35^
Neigung zurückgeworfen werden, so erhält man ein sehr schönes
Himmelblau , das allmälig in Weifs übergeht , wenn man den
rfeigungswinkel verändert, so dafs der Strahl mehr und mehr
senkrecht einfällt. B*
1- Ann. de Ch. et Phy«. IV. 91.
Ende des fünft«»« Hflnd«»».
rZ^- -^
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